Was macht der DBV ohne Bittners Kohle? - box

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Was macht der DBV ohne Bittners Kohle? - box
Hans Reski
Was macht der DBV
ohne Bittners Kohle?
Vor knapp zwei Jahren schwärmten DBV-Präsident Jürgen Kyas und DBV-Sportdirektor Michael
Müller von einer Box-Revolution. Von neuen Dimensionen im Boxsport. Die World Series of Boxing (WSB)
sollte die Box-Welt besser und interessanter werden
lassen. Der Plan der AIBA, dem internationalen BoxVerband: die Weltherrschaft im Boxen. Mit der WSB
der Halbprofis, einem Ländervergleich von zwölf Nationen, hat man begonnen. Die APB mit den AIBA-Profis
wird demnächst gestartet.
Der DBV durfte mit seinen „Adlern“ von AIBAs Gnaden
ein Jahr mitmischen, ohne die 300.000 Euro Lizenzgebühr zu zahlen. Dann kam Ulrich Bittner, der gut
betuchte Präsident vom Boxring Hanau, ins Spiel, traf
sich mit AIBA-Präsident
Wu in Mexiko und war
gleich Feuer und Flamme. Als Franchisenehmer
unterschrieb er für sieben
Jahre.
Es könnten sieben magere Jahre werden. Denn
wer interessiert sich für
diese Fehlgeburt? Da reisen Boxstaffeln aus zwölf
Ländern durch die Welt.
Dabei tritt das Team Italien manchmal ohne Italiener an und die USA ohne
Amerikaner. In der deutschen Presselandschaft finden die Ereignisse so gut
wie gar nicht statt, kein großer TV-Sender überträgt.
Dies alles glaubte Bittner ändern zu können. Er wollte
Deutschland zum Paradepferd machen, mit Veranstaltungen voller Pep und guter Laune. Mit Schlagerparaden, mit Festen für die ganze Familie. Aber alles, was
er in diese Richtung wollte, wurde ihm verboten. So
auch der Länderkampf gegen Kasachstan in der Arena von Palma de Mallorca, obwohl er angeblich eine
mündliche Zusage der WSB hatte. Seine Rache: Der
Länderkampf fand in Hanau ohne Zuschauer statt.
Der Eklat war da, der Kladderadatsch. Zum Rückkampf in Almaty konnte er nicht fliegen, weil er kein
Visum für Kasachstan bekam, wo der Vizepräsident
der AIBA Timur Kulibajew regiert. Inzwischen hatte
sich auch DBV-Präsident Jürgen Kyas zu Worte gemeldet, nachdem er in den letzten Monaten die WSB-Veranstaltungen von Bittner gemieden hatte. Er prangerte
an, dass jedes Event eine Bittner-Show gewesen wäre
und es so nicht weitergehen könne. Wäre es nicht besser gewesen, wenn er versucht hätte, als Vermittler die
Wogen bei dem Affentanz zu glätten? Denn einen solchen Goldesel wie Bittner wird man nicht noch mal
finden.
Es war auch abzusehen, dass der dynamische Geschäftsmann aus Hanau nicht die Musik macht, wenn
er nichts zu sagen hat im eigenen Haus. Wenn es tatsächlich zu einer Trennung zwischen dem deutschen
Franchisenehmer und der WSB kommt, dann gute
Nacht DBV. Wer zahlt
dann die Zeche?
Weil die Situation um das
deutsche Amateurboxen
so brisant ist, berichten
wir dieses Mal auf sechs
Seiten über die skandalösen Vorfälle rund um das
WSB-Team und können
nur hoffen, dass da noch
ein vernünftiger Kompromiss gefunden wird. Denn
inzwischen ist auch Bittner klar geworden, dass
sein Plan, erst investieren
und dann kassieren, auf
ganz wackligen Beinen steht und dass Deutschland in
diesem Millionen-Spiel keine große Rolle spielen kann.
Es zeigt sich erneut, dass die DBV-Boxer lediglich Kanonenfutter für die großen Nationen des olympischen
Boxens sind, für Kasachstan, Aserbeidschan, Russland,
die Ukraine und last but not least Kuba.
Für seinen neuen Berater Ebby Thust, dem Kult-Promoter im Profi-Boxen, ist es schon lange klar, dass
Bittner bei den Profis besser aufgehoben wäre und mit
Kusshand begrüßt würde.
BoxSport
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