Korrosionsschutz - Verband der deutschen Lack
Transcription
Korrosionsschutz - Verband der deutschen Lack
Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. Bundesverband Korrosionsschutz e.V. Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme Leistungsbereich DIN EN ISO 12944 Autoren der überarbeiteten und aktualisierten Ausgabe 2010: Dr. Frank Bayer Alfred W. H. Capell Guido Gormanns Dr. Oliver Nicolai Joachim Pflugfelder Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. Frankfurt/Main Bundesverband Korrosionsschutz e.V. Köln Kugelgasbehälter Stuttgart 4 Vorwort Die Schrift „Korrosionsschutz von Stahlbauten Grundlagen des Korrosionsschutzes von Stahl- durch Beschichtungssysteme“, herausgegeben vom bauten durch Beschichtungssysteme und den dafür Verband der deutschen Lack- und Druckfarben- eingesetzten Materialien vertraut zu machen. industrie e. V., Frankfurt am Main, und dem Bundesverband Korrosionsschutz e. V., Köln, Die Korrosionsschutz-Basisnorm DIN EN ISO 12944 erschien in der ersten Auflage im März 1999 bildet die Grundlage für viele Regelwerke und nach Einführung der Normenreihe DIN EN ISO Spezifikationen. Der Schwerpunkt dieser Broschüre 12944 – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch liegt deshalb auf den einzelnen Teilen dieser Norm. Beschichtungssysteme. Darüber hinausgehende Festlegungen in anderen Regelwerken und Spezifikationen können aufgrund Die jetzt überarbeitete Fassung der Broschüre der Vielfalt nicht gesondert betrachtet werden. entspricht dem Stand des Jahres 2010. Sie soll allen, die sich mit Korrosionsschutz befassen – Planern Den Herren Dr. Wolf-Dieter Kaiser, Dr. Philipp und Konstrukteuren, Lehrenden und Lernenden, Öchsner und Rainer Schmidt danken wir für die vor allem den Praktikern – eine Hilfe sein, um Erarbeitung der ersten Ausgabe von 1999. sich mit den gültigen Normen, aber auch mit den Herausgeber und Autoren 5 Inhaltsverzeichnis Vorwort _________________________________________ 1 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme 1.1 Stahl als Baustoff 1.2 ________________________________ DIN EN ISO 12944 und ihr Anwendungsbereich ___________________ 5 9 9 4.4 Verfahren der Oberflächenvorbereitung ____________________ 4.4.1 Reinigung mit chemischen Mitteln 4.4.2 Mechanische Verfahren 4.5 Oberflächenvorbereitungsgrade 4.6 Rauheit 4.7 Bewertung der Oberflächen 24 __________ 24 ______________________ 24 ____________ 27 _________________________________________ 28 _________________ 29 _______________ 29 2 Korrosion von Stahl 4.8 Temporärer Korrosionsschutz 2.1 Ursachen und Mechanismen der Korrosion ___________________________________ 12 4.9 Vorbereitung verzinkter Oberflächen 4.10 Vorbereitung sonstiger Oberflächen 2.2 Erscheinungsformen der Korrosion 2.3 Unterteilung der Korrosion 5 2.3.1 Atmosphärische Korrosion Korrosionsschutz durch Beschichtungssysteme 2.3.2 Korrosion in Wasser und im Erdreich 5.1 Einleitung 2.3.3 Korrosion unter besonderer Belastung 5.2 Aufbau und Eigenschaften von Beschichtungsstoffen ________________________ 31 5.3 Übergang vom Beschichtungsstoff zur Beschichtung ______________________________ 33 5.3.1 Physikalische Trocknung 5.3.2 Oxidative Vernetzung 5.3.3 Chemische Härtung Aufbau und Eigenschaften von Korrosionsschutzsystemen 2.4 Beschichtungs- und Korrosionsschäden _________ 13 ____________________ 13 ___________________ 13 ________ _________________________ ____________________________ 15 15 16 3 Verfahren des Korrosionsschutzes 3.1 Prinzipien des Korrosionsschutzes 3.2 Maßnahmen durch Veränderung des angreifenden Mediums ___________________ 17 5.4 Maßnahmen durch Planung und Konstruktion 5.5 3.3 3.4 3.5 4 _____________________ 17 17 Maßnahmen des elektrochemischen Korrosionsschutzes (Kathodischer Korrosionsschutz) ____________ 19 Korrosionsschutz durch Überzüge und Beschichtungen ______________ 19 Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung 4.1 Anwendungsbereich 4.2 Arten der Oberflächen 4.3 Ausgangszustand der Oberflächen 6 __________ ___________________________ 21 _________________________ 21 _________ 21 _______ 29 ________ 29 ______________________________________ 31 _____________________ 33 _________________________ 34 __________________________ 35 Schichtdicke von Beschichtungssystemen _____________ 35 ______________________ 37 5.6 Auswahl der Beschichtungssysteme 5.6.1 Beschichtungssysteme für atmosphärische Umgebungsbedingungen ____________________ 41 5.6.2 Beschichtungssysteme für den Stahlwasserbau _______ 40 ______________________ 42 _______________________________ 44 ____________________________________ 44 5.7 Duplex-Systeme 5.7.1 Definitionen 5.7.2 Aufbau und Eigenschaften von Duplex-Systemen ________________________ 44 5.7.3 Eigenschaften der Beschichtungen ________ 46 5.7.4 5.8 Oberflächenvorbereitung der verzinkten Oberflächen und Haftfestigkeit der Beschichtungen __________ _________________________ 48 5.8.1 Beschichtung im Werk ________________________ 48 5.8.2 Beschichtung auf der Baustelle 5.9 Schutzdauer und Gewährleistung 6 49 Anwendungsbereich 6.2 Prüfverfahren 6.2.1 Belastung 6.2.2 Prüfung und Bewertung der Beschichtungssysteme _________________________ 53 __________________________________ 53 ______________________________________ 54 __________________ 6.3 Einheitliche Prüfung und Bewertung 7 Ausführung und Überwachung der Beschichtungsarbeiten 7.1 Anwendungsbereich 7.2 Qualifikation des Auftragnehmers ________ 55 Planung von Korrosionsschutzarbeiten bei der Instandsetzung _______________________ 63 8.5 Gewährleistungsansprüche 9 Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz 9.1 Einleitung 9.2 Arbeitssicherheit bei der Oberflächenvorbereitung Zustand der Oberfläche vor der Beschichtung _________________________ 58 7.4 Qualität der Beschichtungsstoffe 7.5 Ausführung der Arbeiten ___________ _____________________ 58 58 Eisenglimmerhaltige und aluminiumpigmentierte Beschichtungsstoffe und ihre Verarbeitung _________________________ 59 7.7 Überwachung der Arbeiten 7.8 Anlegen von Kontrollflächen 8 Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung 8.1 Anwendungsbereich 8.2 Nutzungsdauer, Schutzdauer und Gewährleistung __________________________ 62 __________________ _________________ _________________________ 60 ____________________ 65 67 9.4 Maßnahmen zum Umweltschutz 9.5 Sicherheit von Anfang an 9.6 Gesetze, Verordnungen und andere Vorschriften zur Arbeitssicherheit und zum Umweltschutz _______________________ 71 9.6.1 Gesetze und Verordnungen 9.6.2 Konkretisierungen und Verwaltungsanweisungen zu Gesetzen und Verordnungen 57 57 _______________________________________ 63 Arbeitssicherheit beim Aufbringen von Beschichtungen __________________________ 68 __________________________ ____________ _________________ 9.3 55 7.3 7.6 8.4 51 ___________ Laborprüfungen zur Bewertung von Beschichtungssystemen 6.1 Planung von Korrosionsschutzarbeiten im Erstschutz __________________________________ 63 46 Beschichtung im Werk und auf der Baustelle _____________ 8.3 9.6.3 ___________ _____________________ 68 70 __________________ _____________ 71 72 Ausgewählte Vorschriften und Regeln der Berufsgenossenschaften zur Unfallvermeidung ________________________ 73 10 Regelwerke und Normen 10.1 Regelwerke 10.2 Normenverzeichnis Impressum _____________________________________ 74 ____________________________ 74 __________________________________ 78 61 62 7 Neue Messe Stuttgart 8 1 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme Stahl ist als Baustoff sehr weit verbreitet. Er ist wirtschaftlich, vielseitig verwendbar und weltweit verfügbar. Ungeschützter Stahl korrodiert in der Atmosphäre, im Erdreich und im Wasser. Um Korrosionsschäden zu vermeiden, werden Stahlbauten durch verschiedene Maßnahmen geschützt, damit sie den Korrosionsbelastungen während der geplanten Nutzungsdauer standhalten. Hauptsächlich wird der Schutz durch spezielle Beschichtungssysteme sichergestellt. Die Schutzdauer von Beschichtungssystemen lässt sich durch regelmäßige Inspektion und Instandhaltung deutlich verlängern. 1.1 Stahl als Baustoff Erfolgreicher Korrosionsschutz beginnt bereits in der Planungsphase. Neben der Auswahl des Stahl ist ein weit verbreiteter, sehr vielseitiger Bau- richtigen Verfahrens können konstruktive Maß- stoff, der weltweit verfügbar ist. Die Gestaltungs- nahmen Korrosionsschäden „bereits am Reißbrett“ möglichkeiten von Stahlbauten sind sehr vielfältig, vermeiden. entsprechend groß ist der Einsatzbereich. Aus Stahl – darunter ist normalerweise unlegierter und Die vorliegende Broschüre dient dazu, das Wissen niedriglegierter Stahl (Baustahl, S 235) zu verste- im Bereich des Korrosionsschutzes von Stahl ver- hen – werden beispielsweise Brücken und Stahl- ständlicher zu machen. Dazu werden erläuternde bauten, Hafenanlagen, Schleusentore und Schiffe Hinweise zu Korrosionsschutznormen gegeben gebaut; Stahl wird im Kraftwerksbau, beim Bau von und Erfahrungen aus der Praxis vermittelt. Sie Chemieanlagen und Raffinerien, für Tanklager und richtet sich hauptsächlich an Planer, Architekten, Gittermasten verwendet. Mit anderen Baustoffen Stahlbauer und Korrosionsschützer und soll zur kombiniert, wird er als Verbundwerkstoff, z. B. mit Ausbildung genutzt werden. Beton, zu Stahl- und Spannbeton. 1.2 Stahl hat aber auch einen Nachteil, er korrodiert. DIN EN ISO 12944 und ihr Anwendungsbereich Bei Kontakt mit Sauerstoff und Feuchtigkeit bildet sich Eisenoxid – die chemische Bezeichnung für Stahl lässt sich durch Beschichtungssysteme wirk- Rost –, das nicht nur den optischen Eindruck von sam vor Korrosion schützen. Dabei können aus Stahlbauten beeinträchtigt, sondern im Laufe der einem großen Angebot die für den Anwendungsfall Zeit auch die Stabilität der Bauwerke durch Quer- geeigneten Produkte ausgewählt werden. Beschich- schnittsreduzierung herabsetzt. Je nach korrosivem tungen erlauben zudem eine farbliche Gestaltung Angriff können ungeschützte Stähle um bis zu von Bauwerken nach individuellen Wünschen oder 200 μm pro Jahr abgebaut werden. sachlichen Anforderungen, z. B. zur Kennzeichnung. Der Begriff Korrosionsschutz fasst verschiedene Verfahren zusammen, die Kapitel 3 näher erläutert. 9 Farbgebung eine gestalterische oder technische Funktion? Die Auswahl des am besten geeigneten Beschichtungssystems orientiert sich an folgenden Fragen: Z Wo steht das Bauwerk? In ländlicher Umgebung oder im Industriegebiet, an der Küste, ganz oder teilweise im Wasser oder im Erdreich? Z Welchen zusätzlichen Belastungen ist die Beschichtung ausgesetzt? Salzen, Industrieabgasen, dauernder Kondenswasserbelastung, mechanischer Belastung etc.? Z Welche Nutzungsdauer ist für das Bauwerk vorgesehen? Z Wie lässt sich die zu erwartende Schutzdauer abschätzen? Sind Instandsetzungszyklen vorgesehen? Z Wie kann das Beschichtungssystem appliziert werden? Gibt es objektbezogene Besonderheiten (z. B. bei Gittermasten, Brücken, Spundwänden im Meer)? Z Welche ästhetischen Anforderungen werden an das Bauwerk gestellt? Spielt der optische Eindruck eine untergeordnete Rolle, übernimmt die All diese und weitere Fragen lassen sich nicht pauschal beantworten. Ebenso wenig lässt sich eine Liste erstellen, aus der man sicher das richtige Beschichtungssystem auswählen kann. Es bedarf des Verständnisses für die Ursachen der Korrosion und die Prinzipien des Korrosionsschutzes, um sich dem Problem zu nähern. Diese Ausführungen können die qualifizierte Beratung durch Fachleute allerdings nur ergänzen. Die internationale Normenreihe DIN EN ISO 12944 – „Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme“ bildet die Grundlage zur Planung und Ausführung von Korrosionsschutzarbeiten. Weitere Normen, z. B. Korrosionsschutz von Stahl durch Überzüge, sind im Anhang aufgeführt. Tab. 1-1: Anwendungsbereich von DIN EN ISO 12944 Angaben zum Objekt Bemerkungen Art des Bauwerks Bauwerke aus unlegiertem oder niedriglegiertem Stahl von mindestens 3 mm Wanddicke, die entsprechend einem Sicherheitsnachweis ausgelegt sind; Stahlbeton ist nicht behandelt Art der zu beschichtenden Oberfläche und der Oberflächenvorbereitung Z unbeschichtete Oberflächen Z Oberflächen mit thermisch gespritztem Überzug aus Zink, Aluminium oder deren Legierungen Z feuerverzinkte Oberflächen Z galvanisch verzinkte Oberflächen Z sherardisierte Oberflächen Z Oberflächen mit Fertigungsbeschichtungen Z andere beschichtete Oberflächen Art der Umgebungsbedingungen Z sechs Korrosivitätskategorien für atmosphärische Umgebungsbedingungen Z drei Kategorien für Bauwerke in Wasser oder im Erdreich Art des Beschichtungssystems Beschichtungsstoffe, die unter Umgebungsbedingungen trocknen bzw. härten, also keine Z Pulverlacke Z Einbrennlacke Z wärmehärtenden Beschichtungsstoffe Ebenso ausgeschlossen sind: Z Beschichtungen mit mehr als 2 mm Trockenschichtdicke Z Auskleidungen von Tanks Z Produkte für die chemische Oberflächenbehandlung Art der Maßnahme Erstschutz und Instandsetzung Schutzdauer des Beschichtungssytems drei Zeitspannen für die Schutzdauer 10 Abb. 1-1: Funkmast mit Flugwarnanstrich Abb. 1-2: Leuchtturm Roter Sand DIN EN ISO 12944 besteht aus acht Teilen, die viele der zentrale Teil 5 zuletzt im Jahre 2008 überarbei- Aspekte des Korrosionsschutzes von Stahlbauten tet. Sie stellt eine gute Grundlage zur Orientierung durch Beschichtungssysteme umfassen: dar. Darüber hinaus besteht immer die Möglichkeit individueller Vereinbarungen zwischen den Vertragspartnern. DIN EN ISO 12944-1 Allgemeine Einleitung DIN EN ISO 12944-2 Einteilung der Umgebungsbedingungen DIN EN ISO 12944-3 Grundregeln zur Gestaltung DIN EN ISO 12944-4 Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung (Tab. 1-1). DIN EN ISO 12944-5 Beschichtungssysteme Die DIN EN ISO 12944 beschreibt nur Korrosions- DIN EN ISO 12944-6 Laborprüfungen zur Bewertung von Beschichtungssystemen schutzsysteme. Beschichtungssysteme mit anderen DIN EN ISO 12944-7 Ausführung und Überwachung der Beschichtungsarbeiten Der Anwendungsbereich von DIN EN ISO 12944 DIN EN ISO 12944-8 Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung ist durch verschiedene Angaben charakterisiert Schutzfunktionen, beispielsweise gegen chemische oder mechanische Belastung, gegen Mikroorganismen oder Einwirkung von Feuer, sind nicht berücksichtigt. Entgegen dem Motto: „Was rostet, das kostet“ Die Normenreihe wird regelmäßig auf Aktualität schützen Beschichtungssysteme Stahlbauten wirt- überprüft und gegebenenfalls revidiert. So wurde schaftlich vor Korrosion. 11 2 Korrosion von Stahl Stahl korrodiert in Gegenwart von Feuchtigkeit und Sauerstoff, wobei die Geschwindigkeit der Korrosionsreaktion durch den Einfluss von Stimulatoren wie Chloride und Sulfate erheblich erhöht wird. Art und Geschwindigkeit der Reaktion hängen vom Standort des Bauwerks und von den Umgebungsbedingungen ab. In der Norm sind diese Bedingungen aufgrund von Belastungen kategorisiert. Die Korrosivitätskategorie der Umgebung dient als Grundlage für die Auswahl der Korrosionsschutzmaßnahmen. 2.1 Ursachen und Mechanismen Die Reaktion lässt sich wie folgt beschreiben: der Korrosion Eisen und andere unedle Metalle liegen in der Natur meist als Oxide vor und müssen in aufwän- Anodische Teilreaktion: Fe ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 digen Prozessen unter Energiezufuhr zu Metallen Kathodische Teilreaktion: reduziert werden. H 2O + ½ O2 + 2 e– ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 Eisenoxid ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 Eisen Verhüttung Fe2+ + 2 e– 2 OH – Summenreaktion: Fe + H 2O + ½ O2 ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 Fe (OH)2 Nachfolgende Oxidation und Bildung von Rost: Das Oxid ist gegenüber dem Metall thermodyna- 2 Fe (OH)2 + ½ O2 ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 2 FeO(OH) + H 2O misch stabiler, deshalb strebt das Metall danach, wieder in die oxidierte Form überzugehen. Die elektrochemische Korrosion ist an das VorEisen ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯9 Eisenoxid Korrosion handensein von Sauerstoff, Wasser und einem Elektrolyten gebunden. Dabei kann die Oxidation nach einem rein che- An frisch gestrahlten Stahloberflächen lässt sich mischen oder nach einem elektrochemischen dies bereits bei niedriger Luftfeuchtigkeit beob- Mecha nismus ablaufen. Die festhaftende blaugraue achten. Korrosion tritt zudem besonders schnell Eisenoxidschicht (Walzhaut/Zunder), die sich beim auf, wenn Stimulatoren wie Chloride oder Sulfate Walzen des Stahls bei Temperaturen von mehreren vorhanden sind. Dies lässt sich experimentell durch hundert Grad bildet, entsteht ausschließlich durch den Evans’schen Tropfenversuch nachstellen. die Reaktion mit Sauerstoff (chemische Korrosion). Daraus folgt, dass Stahl nicht rostet, wenn an die Der Rost auf den Stahloberflächen wird dagegen Oberfläche auf elektrochemischem Wege gebildet: Eisen wird Z kein Wasser, anodisch gelöst, Sauerstoff kathodisch reduziert. Z kein Sauerstoff und Z keine Stimulatoren gelangen. Genau dies verhindern Beschichtungssysteme. 12 2.2 Erscheinungsformen der Korrosion Unabhängig von den Umgebungsbedingungen tritt Korrosion in unterschiedlichen Erscheinungsformen auf, denen bestimmte, meist elektrochemische Ursachen zugrunde liegen (Tab. 2-1). Die Korrosionsgeschwindigkeit hängt unter anderem ab: Z von der Umgebung (Atmosphäre, Wasser oder Erdreich), Z von der Konzentration von Korrosionsstimulatoren, Z von der Temperatur, Abb. 2-1: Evans’scher Tropfenversuch 1 Anodische Auflösung von Eisen, 2 Elektronenfluss zur Kathode, 3 Kathodische Reduktion von Sauerstoff, 4 Bildung von Eisenhydroxid, 5 Ablagerung von Eisen-Korrosionsprodukten Z von weiteren Belastungen während der Nutzung, z. B. mechanischem Abrieb. Art und Erscheinungsform der Korrosion sind da- 2.3 Unterteilung der Korrosion 2.3.1 Atmosphärische Korrosion von weitgehend unabhängig. DIN EN ISO 12944-2 nimmt eine „Einteilung der Atmosphärische Korrosion tritt an allen Bauteilen Umgebungsbedingungen“ vor in oder Bauwerken auf, die sich im Kontakt mit der Z atmosphärische Korrosion, Atmosphäre befinden. Sie wird beschleunigt durch Z Korrosion in Wasser und Z steigende relative Luftfeuchte, Z Korrosion im Erdreich. Z Kondenswasserbildung, Z korrosive Stoffe in der Atmosphäre und Aus diesen Umgebungsbedingungen lassen sich spezifische Schutzmaßnahmen ableiten. Z steigende Temperatur. Tab. 2-1: Erscheinungsformen der Korrosion Korrosionsform Definition Gleichmäßige Flächenkorrosion Korrosion mit nahezu gleicher Abtragsrate auf der gesamten Oberfläche Muldenkorrosion Korrosion mit örtlich unterschiedlicher Abtragsrate, bedingt durch das Auftreten von räumlich getrennten Anoden- und Kathodenflächen Lochkorrosion (Lochfraß) Korrosion auf nahezu punktförmig kleinen Anodenstellen, verursacht z. B. durch Chloridionen an Fehlstellen der Beschichtung Bimetallkorrosion (Kontaktkorrosion) Korrosion, die auftritt, wenn zwei Metalle mit unterschiedlichem elektrochemischem Potenzial leitend miteinander verbunden sind und durch Elektrolyte ein elektrochemischer Kreislauf hergestellt wird Risskorrosion Korrosionsrisse, die sich durch gleichzeitigen Angriff von aggressiven Medien und Zugspannung bilden und die den tragenden Querschnitt beeinträchtigen Wasserstoffinduzierte Korrosion Korrosionsrisse, die durch Aufnahme von atomarem Wasserstoff entstehen 13 Dabei ist sowohl das Gesamtklima, also Wetter und durch die Verunreinigungen der Atmo- Z Klimatyp, sphäre, z. B. Gase oder gelöste Salze. Z ländliche oder Industrieatmosphäre, Aus diesen Angaben lässt sich jedoch noch keine Z Stadt- oder Küstenbereich, Korrosionsgeschwindigkeit ermitteln. Deshalb teilt als auch das Kleinstklima von Bedeutung, etwa die die DIN EN ISO 12944-2 die korrosive Wirkung Z Sonnen- oder Schattenseite eines Bauwerkes, der Atmosphäre anhand des Massenverlustes von Z Luftfeuchtigkeit im Innenraum (Schwimmbad, Brauerei), unlegiertem Stahl und Zink in sechs Korrosivitätskategorien ein (Tab. 2-2). Z spezifische chemische Belastung lokalen Charakters. Zur Bestimmung der Kategorien wurden Standardproben aus niedrig legiertem Stahl und Zink in Die verschiedenen Klimatypen sind in ISO 9223 mit unterschiedlicher Umgebung (ländliche Atmosphä- den Extremwerten für Temperatur und Luftfeuchte re, Industrieatmosphäre, Meeresklima) ausgelagert. definiert. Hinzu kommen die Einflüsse durch das Anschließend ermittelte man den Massenabtrag. Tab. 2-2: Korrosivitätskategorien für atmosphärische Belastungen und typische Umgebungen Korrosivitätskategorie Typische Umgebung innen Typische Umgebung außen Korrosionsbelastung C1 Beheizte Gebäude Atmosphären mit geringer Verunreinigung unbedeutend C2 Unbeheizte Gebäude Ländliche Bereiche gering C3 Räume mit hoher Feuchte und geringer Luftverunreinigung Stadt- und Industrieatmosphäre mäßig C4 Chemieanlagen, Schwimmbäder Industrielle Bereiche und Küstenbereiche mit mäßiger Salzbelastung stark C 5-I Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation und starker Verunreinigung Industrielle Bereiche mit hoher Feuchte und aggressiver Atmosphäre sehr stark (Industrie) C 5-M Gebäude oder Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation Küsten- und Offshore-Bereiche mit hoher Salzbelastung sehr stark (Meer) Tab. 2-3: Korrosivitätskategorien für atmosphärische Belastung und ermittelte Massenverluste (verkürzt nach DIN EN ISO 12944, Tab. 1) Korrosivitäts kategorie Flächenbezogener Massenverlust /Dickenabnahme (nach dem ersten Jahr der Auslagerung) Unlegierter Stahl Massenverlust g/m 2 Dickenabnahme μm Zink Massenverlust g/m2 Dickenabnahme μm ≤ 10 ≤ 1,3 ≤ 0,7 ≤ 0,1 gering > 10 – 200 > 1,3 – 25 > 0,7 – 5 > 0,1 – 0,7 C3 mäßig > 200 – 400 > 25 – 50 > 5 – 15 > 0,7 – 2,1 C4 stark > 400 – 650 > 50 – 80 > 15 – 30 > 2,1 – 4,2 sehr stark (Industrie) > 650 – 1500 > 80 – 200 > 30 – 60 > 4,2 – 8,4 sehr stark (Meer) > 650 – 1500 > 80 – 200 > 30 – 60 > 4,2 – 8,4 C1 unbedeutend C2 C 5-I C 5-M 14 Abb. 2-2: Schiffshebewerk Niederfinow Im Anwendungsfall kann anhand dieser Tabelle Korrosion im Erdreich hängt ab die Korrosivitätskategorie abgeschätzt werden, die zur Auswahl der geeigneten Korrosionsschutz- Z von Art und Menge der löslichen Salze im Erdreich, maßnahme dient. Z vom Gehalt an Wasser und an Sauerstoff, Z vom pH-Wert des Erdreichs, 2.3.2 Korrosion in Wasser und im Erdreich Z von den organischen Bestandteilen. Stahl korrodiert in Wasser oder teilweise auch im Erdreich deutlich schneller als an der Atmosphäre. Die Korrosivitätsparameter der verschiedenen Nach Untersuchungen der Bundesanstalt für Bodenarten sind in dieser Norm nicht berücksich- Wasserbau liegt die Abrostungsrate an der deut- tigt. Hier sei auf EN 12501-1 „Korrosion metalli- schen Küste in der Wasserwechselzone jährlich bei scher Werkstoffe – Korrosionswahrscheinlichkeit 250 μm, an einzelnen Stellen sogar bis zu 1 mm in Böden“ verwiesen. pro Jahr. Für Bauten im Wasser oder im Erdreich können Korrosion in Wasser hängt von folgenden Parame- feste Korrosivitätskategorien nur schwer definiert tern ab: werden, daher sind verschiedene Umgebungen mit Z von der Art des Wassers (Süßwasser, Brackwasser, Salzwasser), typischen Beispielen grob charakterisiert (Tab. 2-4). Z von der Temperatur, dem Sauerstoffgehalt, der Art und Menge gelöster Stoffe, 2.3.3 Korrosion unter besonderer Belastung Die bisher beschriebenen, in Korrosivitätskatego- Z vom eventuellen Vorhandensein pflanzlichen oder tierischen Bewuchses rien eingestuften Umgebungsbedingungen lassen sowie von der Belastungszone, z. B. die Einstufung von Sonderbelastungen. Darunter Z Unterwasserzone, d. h. ständige Belastung durch Wasser, sind chemische und mechanische Belastungen und Z Wasserwechselzone, d. h. abwechselnde Einwirkung des Wassers und der Atmosphäre, Temperatur zu verstehen, die die Korrosion erheb- Z Spritzwasserzone, d. h. periodische Belastung mit Wasser. tungssystem besondere Anforderungen stellen. sich relativ leicht zuordnen. Problematischer wird solche durch Kondenswasser oder höhere bzw. hohe lich verstärken können bzw. die an das Beschich- 15 Tab. 2-4: Kategorien der Belastung im Wasser und im Erdreich Kategorie Umgebung Beispiele Im 1 Süßwasser Flussbauten, Wasserkraftwerke Im 2 Meer- oder Brackwasser Hafenbereiche mit Schleusentoren, Sperr werke; Offshore-Anlagen wie Bohrinseln Im 3 Erdreich Behälter, Stahlspundwände, Stahlrohre 2.4 Beschichtungs- und Korrosionsschäden führen zur Beeinträchtigung Korrosionsschäden der Funktion des Bauteils. Im Extremfall wird die Standsicherheit eines Bauwerks gefährdet. Beschichtungsschäden machen sich z. B. durch Roststellen, Blasen, Abblättern der Beschichtung Nicht selten werden bereits während der Planungs- oder Risse bemerkbar. Bei regelmäßiger Inspektion phase die Korrosionsbelastungen falsch eingeschätzt des Bauwerkes können diese Schäden erkannt und und falsche Beschichtungssysteme spezifiziert. mit geringem Aufwand beseitigt werden. Je nach Viele weitere Ursachen können zum Versagen eines Ausmaß der Schädigung können Ausbesserung, Beschichtungssystems führen. Teilerneuerung oder Vollerneuerung notwendig werden. Besonders die Beseitigung von Korrosionsschäden ist mit hohen Kosten verbunden. Darunter fallen Werden Beschichtungsschäden nicht rechtzeitig nicht nur die unmittelbaren Kosten für die Instand- erkannt und beseitigt, können Korrosionsschäden setzung oder den Austausch eines korrodierten Tei- an Bauwerken auftreten. les. Ein Vielfaches betragen meist die Folgekosten, wie Ausfallzeiten, Schadenersatzansprüche bzw. völlige Erneuerung des Gesamtsystems. Abb. 2-3: Korrosion an einem Brückengeländer 16 3 Verfahren des Korrosionsschutzes Stahl kann vor Korrosion geschützt werden, in dem die Korrosionsreaktionen verlangsamt oder unterbunden werden. Der Korrosionsschutz durch Beschichtungssysteme beruht im Wesentlichen auf der Trennung der Stahloberfläche und des korrosiven Mediums. 3.1 Prinzipien des Wasser in Kühl- und Leitungssystemen wird durch Korrosionsschutzes Zusatz von Inhibitoren so verändert, dass innerhalb des Systems keine Korrosion entsteht. Um die Korrosionsgeschwindigkeit zu reduzieren, gibt es mehrere Prinzipien, die in entsprechende Im Stahlbau findet dieses Prinzip nur selten An- technische Verfahren umgesetzt sind (Abb. 3-1). wendung. 3.3 Prinzipien des Korrosionsschutzes Maßnahmen durch Veränderung des angreifenden Mediums Maßnahmen am zu schützenden Werkstoff Maßnahmen durch Planung und Konstruktion Trennung des Werkstoffs vom angreifenden Medium Werkstoffauswahl Maßnahmen durch Planung und Konstruktion Metallische Überzüge zur Vermeidung von Korrosionsschäden. Kathodischer Korrosionsschutz Nichtmetallische Überzüge Beschichtungssysteme Abb. 3-1: Prinzipien des Korrosionsschutzes, auf denen die technischen Verfahren aufbauen Die Auswahl des richtigen Werkstoffs ist bei der Planung von Bauwerken ein wesentlicher Schritt Bei der Betrachtung der Wirtschaftlichkeit sollten sowohl die Werkstoffkosten als auch die Instandsetzungsintervalle berücksichtigt werden. Korrosionsschutzgerechte Gestaltung Konstruktive Maßnahmen haben entscheidenden Einfluss auf die Wirksamkeit des Korrosionsschutzes. In DIN EN ISO 12944-3 werden „Grundregeln zur Gestaltung“ beschrieben (Abb. 3-2). 3.2 Maßnahmen durch Veränderung Weitere Regelungen zu Planung, Konstruktion und des angreifenden Mediums Ausführung von Stahlbauten werden in der Normenreihe DIN 18800 „Stahlbauten“ beschrieben. Im Dicht geschlossene Hohlkästen aus Stahl benötigen Zuge der europäischen Harmonisierung wird diese keinen Korrosionsschutz. Solche Bauteile können Norm durch die DIN EN 1993 und die DIN EN 1090 im Falle besonderer Anforderungen mit Stickstoff ersetzt. geflutet werden, um Sauerstoff und Feuchtigkeit aus dem Innenraum zu verdrängen. Im Wesentlichen werden in der neuen europäischen Norm ebenfalls Regeln zur Planung, Auslegung und Ausführung von Stahlbauten festgelegt. 17 Abb. 3-2: Korrosion an einem Funkmast Korrosionsschutztechnisch relevant ist dort bei- gezielter Korrosionsschutz durch Beschichtungen spielsweise die Festlegung, dass zukünftig alle notwendig; letztere werden nicht beschichtet, sie Kanten bei einer hohen korrosiven Belastung (C 5-I müssen aber dicht sein. und C 5-M) mit einem Radius von mindestens 2 mm abgerundet werden müssen. Bei der Verbindung von Metallen mit unterschiedlichem elektrochemischem Potenzial besteht bei Ein- Aus korrosionsschutztechnischer Sicht sollten wirkung von Feuchtigkeit die Gefahr der Bimetall- Oberflächen von Stahlbauten möglichst klein und korrosion (Kontaktkorrosion). Dabei korrodiert das wenig gegliedert sein. Um Elemente zu verbinden, unedlere Metall (Anode). Die Geschwindigkeit der sind aufgrund der glatten Flächen Schweißnähte Bimetallkorrosion ist abhängig von der Potenzial- den Niet- oder Schraubverbindungen vorzuziehen. differenz und dem Größenverhältnis der verbun- Unterbrochene Nähte und Punktschweißungen denen Oberflächen. Die ungünstigste Kombination sollten hingegen vermieden werden. In Spalten und ist eine kleine Anode und eine große Kathode Fugen, die nicht abgedichtet sind, kann sich Wasser (z. B. Kupferdachrinne mit Stahlnagel befestigt). und Schmutz sammeln. Generell sind Oberflächen- Müssen Metalle mit unterschiedlichen elektro- formen, in denen sich Wasser ansammeln kann, chemischen Potenzialen verbunden werden, sind problematisch. besondere Korrosionsschutzmaßnahmen erforderlich (z. B. Isolation der Verbindungsflächen). Zur Durchführung, Prüfung und Instandsetzung von Korrosionsschutzmaßnahmen müssen alle Handhabung, Transport, Montage und spätere Bauteile zugänglich oder mindestens mit Werkzeu- Inspektionen des Bauwerks müssen bereits beim gen erreichbar sein. In der Norm sind Maße und Entwurf berücksichtigt werden. Es ist ebenfalls da- Grenzwerte für Zugänglichkeit und Erreichbarkeit für zu sorgen, dass im Werk aufgebrachte Beschich- angegeben. tungen beim Transport und auf der Baustelle nicht beschädigt werden. Hohlkästen und Hohlbauteile werden in offene und geschlossene Bauteile unterteilt. Bei ersteren ist 18 3.4 Maßnahmen des elektroche- lichen Verfahren in verschiedenen Schichtdicken mischen Korrosionsschutzes auf den Werkstoff aufgebracht. Zinküberzüge spie- (Kathodischer Korrosionsschutz) len beim Korrosionsschutz von Stahlbauten neben Beschichtungen eine sehr große Rolle. Die Geschwindigkeit der Korrosionsreaktionen hängt stark von der elektrochemischen Potenzial- Es gibt eine Reihe nichtmetallischer anorganischer differenz ab. Beim kathodischen Korrosionsschutz Überzüge, die zum Teil aus dem Werkstoff selbst, mit galvanischen Anoden („Opferanoden“) oder mit z. B. durch Oxidation, zum Teil aus völlig anderen Fremdstrom erfolgt eine Potenzialabsenkung bzw. Materialien, z. B. Email oder Keramik, hergestellt eine gezielte Polarisation in einen Potenzialbereich. werden. Dies führt zu einer verminderten Korrosionsgeschwindigkeit. Das zu schützende Objekt erhält Beschichtungen die Funktion einer Kathode. Dies kann sowohl Beschichtungsstoffe sind Materialien auf Basis durch Verbindung mit elektrochemisch negativeren unterschiedlicher Bindemittel, mit oder ohne Metallen wie Magnesium, Zink oder Aluminium Korrosionsschutz pigmente, die in der Regel in oder durch das Anlegen von Gleichstrom aus einer Lösemitteln und/oder Wasser gelöst oder disper- Fremdstromanlage erfolgen. giert sind. Sie werden nach sehr unterschiedlichen Verfahren auf das Bauteil aufgebracht und härten Der kathodische Korrosionsschutz ist besonders zu einer festen Beschichtung mit gleichmäßiger wirtschaftlich, wenn der zu schützende Stahl be- Schichtdicke aus, die auf dem Substrat haftet. schichtet ist. Einerseits fallen dadurch die ständigen Stromkosten geringer aus, andererseits werden Zu den organischen Beschichtungen im weiteren die Einsatzzeiten der Opferanoden länger. Die Sinne gehören auch Gummierungen und Ausklei- Beschichtungsstoffe müssen zuvor auf ihre Eignung dungen (DIN EN 14879-1). für diesen besonderen Anwendungsfall hin untersucht werden. Der Korrosionsschutz durch Beschichtungen hat einen besonderen Stellenwert: Etwa 80 % aller vor 3.5 Korrosionsschutz durch Korrosion zu schützenden Flächen werden durch Überzüge und Beschichtungen Beschichtungen geschützt. Der Grund dafür liegt in der Vielfalt der Möglich- Die Trennung des Werkstoffes vom angreifenden keiten Medium ist das Prinzip des sog. passiven Korro- Z des Materials und sionsschutzes. Sie kann erfolgen durch Z der Applikation. Z metallische Überzüge, Z nichtmetallische anorganische Überzüge, Z organische Beschichtungen sowie Z Kombinationen unterschiedlicher Überzüge und/ oder Beschichtungen. Bei der Instandsetzung ist die Applikation von Beschichtungsstoffen meist die einzige Möglichkeit, vor Ort die schützende Wirkung des Korrosionsschutzsystems zu verlängern und somit der Nutzungsdauer des Objektes anzupassen. Metallische und nichtmetallische anorganische Überzüge Es gibt sehr viele Objekte, die durch konsequente Überzüge aus Zink, Kupfer, Nickel, Chrom, Zinn Inspektion, Ausbesserung und Erneuerung des oder Edelmetallen sowie aus Legierungen wie Korrosionsschutzsystems bereits mehr als 100 Jahre Messing und Bronze werden nach sehr unterschied- zuverlässig ihre Funktion erfüllen. 19 Korrosionsschutzarbeiten an einer Moselbrücke 20 4 Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung Die richtige Oberflächenvorbereitung ist die notwendige Voraussetzung für ein langlebiges Korrosionsschutzsystem. Das hochwertigste Beschichtungssystem versagt auf unzureichend gereinigten oder vorbereiteten Oberflächen. Art und Intensität der Oberflächenvorbereitung müssen dem Ausgangszustand und der zu erwartenden Belastung angepasst werden. 4.1 4.2 Anwendungsbereich Arten der Oberflächen Als Grundlage für eine einwandfreie Beschichtung Die Oberflächen und die darauf befindlichen Ver- ist eine gründliche Vorbereitung der Oberfläche unreinigungen lassen sich wie in Tab. 4-1 charakte- erforderlich. In der Praxis wird unterschieden risieren. zwischen Z mechanischer Oberflächenvorbereitung, d. h. abrasive Reinigung der Oberflächen vor dem Beschichten und 4.3 Ausgangszustand der Oberflächen Z chemischer Oberflächenvorbehandlung (schichtbildend), d. h. Aufbringen von Konversions- oder anderen Schichten. Stahloberflächen sind mit haftungsmindernden und DIN EN ISO 12944-4 „Arten von Oberflächen dukten zu unterscheiden gilt. korrosionsfördernden Verunreinigungen belegt, wobei es zwischen arteigenen und artfremden Pro- und Oberflächenvorbereitung“ behandelt nur die Oberflächenvorbereitung, also das Entfernen von Charakteristische arteigene Schichten auf Stahl Oberflächenverunreinigungen und das Aufrauen sind: der Oberfläche vor der Beschichtung. Die Norm Z Zunder (oder Walzhaut), lässt sich anwenden auf Bauteile aus unlegiertem Z Rost in seinen verschiedenen Modifikationen mit Verunreinigungen, z. B. Salzen, die zu den artfremden Stoffen zu rechnen sind. und niedriglegiertem Stahl mit Z unbeschichteten oder beschichteten Oberflächen, Z metallischen Überzügen. Tab. 4-1: Arten der Oberflächen Art der Oberflächen Bemerkungen Unbeschichtete Oberflächen Stahloberflächen, bedeckt mit Zunder, Rost oder anderen Verunreinigungen; der Rostgrad ist nach ISO 8501-1 zu bewerten Thermisch gespritzte Oberflächen Überzüge aus Zink, Aluminium oder deren Legierungen, die durch Flamm- oder Lichtbogenspritzen nach ISO 2063 aufgebracht sind, bedeckt mit Korrosionsprodukten von Zink und/oder Aluminium und anderen Verunreinigungen Feuerverzinkte Oberflächen Überzüge aus Zink oder Zinklegierungen, die durch Schmelztauchen nach ISO 1461 aufgebracht sind, bedeckt mit Korrosionsprodukten von Zink und anderen Verunreinigungen Oberflächen mit Fertigungsbeschichtungen Gestrahlter Stahl mit Fertigungsbeschichtungen Beschichtete Oberflächen Stahloberflächen bzw. Oberflächen von metallischen Überzügen mit Resten von Beschichtungsstoffen einschließlich Rost und anderen Verunreinigungen 21 Z wasserlösliche Verunreinigungen wie Salze, Säuren und Laugen etc. Typische artfremde Verunreinigungen der Stahloberfläche sind: Z Öle, Fette, Wachse, Seifen u. ä., Des Weiteren können Altbeschichtungen mit unter- Z Feuchtigkeit, Z andere wasserunlösliche Verunreinigungen wie Staub, Asche und Schlackenreste von Schweißarbeiten etc., schiedlichen Alterungs- und Oberflächenzuständen und bereits korrodierte metallische Überzüge vorgefunden werden. Tab. 4-2: Verunreinigungen der Oberfläche und Verfahren zu deren Entfernung nach DIN EN ISO 12944-4, Anhang C Verunreinigungen Verfahren Anmerkungen Wasserlösliche Verunreinigungen, z. B. Salze Reinigen mit Wasser Sauberes Wasser mit oder ohne Zusatz von Reinigungsmitteln, ggf. mit Druck (< 70 MPa entspricht 700 bar); Nachreinigen mit sauberem Wasser Dampfstrahlen Strahlen mit sauberem Wasser, ggf. mit Reinigungsmitteln; Nachreinigen mit sauberem Wasser Fett und Öl Reinigen mit Emulsionen Nachreinigen mit sauberem Wasser Reinigen mit Alkalien Metallische Überzüge können durch Alkalien angegriffen werden; Nachreinigen mit sauberem Wasser Beizen mit Säure Nicht auf der Baustelle anwendbar; gründliches Nachreinigen mit sauberem Wasser Trockenstrahlen Geeignete Strahlmittel verwenden, Staub durch Absaugen entfernen Nassstrahlen Verschiedene Verfahren; Nachreinigen mit sauberem Wasser Flammstrahlen Strahlen mit Acetylen/Sauerstoff-Flamme, Verbrennungsprodukte und Staub entfernen Walzhaut/Zunder Rost Beschichtungen Zinkkorrosionsprodukte Gleiche Verfahren wie für Walzhaut/Zunder, außerdem Reinigen mit maschinell angetriebenen Werkzeugen Klopfen, maschinelles Bürsten bei losem, Schleifen bei fest haftendem Rost, Staub und lose Ablagerungen entfernen Druckwasserstrahlen* Entfernen von losem Rost ohne Beeinflussung der Rauheit des Stahls Spot-Strahlen Lokales Entfernen von Rost Abbeizen Lösemittelhaltige oder alkalische Pasten, gründliches Nachreinigen mit sauberem Wasser Trockenstrahlen Geeignete Strahlmittel verwenden, Staub durch Absaugen entfernen Nassstrahlen Verschiedene Verfahren; Nachreinigen mit sauberem Wasser Druckwasserstrahlen* Hochdruckwasserstrahlen bei schlecht haftenden Beschichtungen (70 bis 170 MPa), Ultrahochdruck-Wasserstrahlen (>170 MPa) bei fest haftenden Beschichtungen Sweep-Strahlen Aufrauen der Beschichtung oder Entfernen der obersten Schicht Spot-Strahlen Punktuelles Entfernen der Beschichtung Sweep-Strahlen Bei Zink mit Korund, Silicaten oder Olivinsand Alkalisches Reinigen Ammoniaklösung für kleinere Stellen, alkalische Reinigungsmittel für größere Flächen; bei hohem pH-Wert wird Zink angegriffen * In der Norm DIN EN ISO 8501-4:2006 werden hierzu die folgenden Begriffe verwendet: Hochdruck-Wasserwaschen (oberhalb von 70 MPa) und Ultrahochdruck-Wasserwaschen (über 200 MPa). 22 Abb. 4-1: Beschichtungsarbeiten an einem Stadiondach in Hamburg Auf feuerverzinktem Stahl ist mit löslichen Zink- hängt vom Ausgangszustand der Oberflächen, salzen, Zinkkorrosionsprodukten und Flussmittel- den Anforderungen an den gewünschten Grad der resten zu rechnen. Oberflächenvorbereitung und den zu erwartenden Belastungen ab. Der Ausgangszustand ist durch verschiedene Rostgrade charakterisiert, die für beschichteten Die Art der Oberflächenvorbereitung bei der Teil- Stahl in ISO 4628-3 und für unbeschichteten Stahl oder Vollerneuerung wird bestimmt durch in ISO 8501-1 beschrieben und durch fotografische Z den eingesetzten Werkstoff, Vergleichsmuster belegt sind. Z das Alter und den Standort des Bauwerks, Z Rostgrad A: festhaftender Zunder, frei von Rost, Z die Qualität der Oberfläche, Z Rostgrad B: beginnende Rostbildung und Zunderabblätterung, Z die Schutzwirkung des vorhandenen Beschichtungssystems, Z Rostgrad C: Zunder meist abgerostet, ansatzweise Rostnarben, Z das Ausmaß der Beschichtungs- und/oder Korrosionsschäden, Z Rostgrad D: Zunder abgerostet, Rostnarben sichtbar. Z die Art und Intensität der zu erwartenden Belastung, Z das vorgesehene neue Beschichtungssystem, Die Auswahl der geeigneten Maßnahmen zur Vorbereitung der Oberflächen beim Erstschutz Z die zu erwartende Nutzungsdauer. 23 Alle Arbeiten zur Oberflächenvorbereitung müs- 4.4.1 Reinigung mit chemischen Mitteln sen von qualifiziertem Personal ausgeführt und Wasserlösliche Verunreinigungen werden mit saube- überwacht werden, die vorbereitete Oberfläche rem Wasser oder mit Wasserdampf entfernt, denen muss geprüft und dokumentiert werden. Die Maß- ggf. Reinigungsmittel zugesetzt sind. Ebenso wer- nahme muss wiederholt werden, wenn der verein- den Emulsionen oder wässrige Alkalien verwendet. barte Oberflächenvorbereitungsgrad nicht erreicht Werden Reinigungsmittel zugesetzt, ist stets mit rei- wurde. nem Wasser nachzuwaschen. Organische Verunreinigungen, wie Öle oder Fette, werden mit geeigne- 4.4 Verfahren der ten, zugelassenen Reinigungsmitteln entfernt, wo- Oberflächenvorbereitung bei die strengen Vorschriften zur Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes zu beachten sind. Um die beschriebenen Verunreinigungen wie Öle, Fette, Salze, Walzhaut/Zunder, Rost und ggf. alte Zunder und Rost lassen sich durch Beizen mit Beschichtungen oder alte Überzüge zu entfernen, Säuren im Tauchbad unter Zusatz von Inhibitoren sind in der Norm alle chemischen und mecha- entfernen. Gründliches Spülen nach dem Beizen nischen Reinigungsverfahren einschließlich des ist unerlässlich. Dieses Verfahren kann nur in ge- Strahlens beschrieben und in Anhang C in einer schlossenen Anlagen angewendet werden. Tabelle zusammengefasst (Tab. 4-2). 4.4.2 Mechanische Verfahren Die Norm unterscheidet zwischen Reinigen mit che- Oberflächenvorbereitung mischen Mitteln und den mechanischen Verfahren mit verschiedenen Werkzeugen der Oberflächenvorbereitung, wobei der Schwer- Mechanische Verfahren ermöglichen es, die art- punkt auf den im Korrosionsschutz im Stahlbau eigenen Verunreinigungen wie Zunder und Rost, üblichen mechanischen Verfahren liegt und hier aber auch Schmutz und Staub zu entfernen. Bei besonders auf dem Strahlen. Teil- oder Vollerneuerungsmaßnahmen können auf diese Weise auch Oberflächen mit Altbeschichtungen vorbereitet werden. Tab. 4-3: Charakterisierung der Strahlverfahren Trockenstrahlen Feuchtstrahlen Nassstrahlen Schleuderstrahlen Z stationär Z Strahlmittelumlauf Feuchtstrahlen Z Zudosierung geringer Wassermengen Z umweltfreundlich Z Staubbindung Nass-Druckluftstrahlen Z Druckluftstrahlen mit Frischwasserzusatz Z Staubbindung Druckwasserstrahlen* Hochdruckwasserstrahlen Z 70 bis 170 MPa Z Abwaschen und Reinigen Druckluftstrahlen Schlämmstrahlen Ultrahochdruckwasserstrahlen Z Freistrahlen Z feinkörniges Strahlmittel Z über 170 MPa Z Kabinen, Strahlräume usw. Z meist Einwegstrahlmittel in Wasser aufgeschlämmt Saugkopfstrahlen Druckflüssigkeitsstrahlen Z Strahlmittelumlauf Z Strahlmittel im Z staubfrei Z vorzugsweise Reinigung Z gleichmäßige Oberflächen Flüssigkeitsstrom Z begrenzte Leistung * In der Norm DIN EN ISO 8501-4:2006 werden hierzu die folgenden Begriffe verwendet: Hochdruck-Wasserwaschen (oberhalb von 70 MPa) und Ultrahochdruck-Wasserwaschen (über 200 MPa). 24 Abb. 4-2: Rhein-Neckar-Arena Sinsheim Zu den einfachen mechanischen Verfahren zählen Strahlmittel. Beide sind in ISO 8504-2 charakteri- die Oberflächenvorbereitung mit Handwerkzeugen siert und kategorisiert. und mit maschinell angetriebenen Werkzeugen. Typische Handwerkzeuge sind Drahtbürsten, Umgang mit Strahlmitteln Spachtel, Schaber, Kunststoffvlies mit Schleif- Prinzipiell unterscheidet man Einweg- und Mehr- mitteleinbettung, auch Schleifpapier sowie wegstrahlmittel. Erstere können nur einmal ver- Rost klopfhämmer. Typische maschinell angetrie- wendet werden, sind in der Regel nichtmetallischer bene Werkzeuge sind Maschinen mit rotierenden Natur und gelangen fast ausschließlich beim Drahtbürsten, verschiedene Arten von Schleifern, Freistrahlen zum Einsatz. Rostklopfhämmer und Nadelpistolen. Einzelheiten Mehrwegstrahlmittel werden im Kreislauf geführt, zu diesen Verfahren sind in ISO 8504-3 aufgeführt. sind meist metallischer Natur und werden in Oberflächenvorbereitung durch Strahlen entsprechenden Anlagen eingesetzt. Durch Im Korrosionsschutz von Stahlbauten mit Be- den mehrfachen Einsatz verändern sie sich in schichtungen gilt das Strahlen als die mit Abstand der Korngröße und Form; sie müssen daher regel- wichtigste Form der Oberflächenvorbereitung. mäßig durch neues Strahlmittel ergänzt werden Je nach Art der Anwendung kann das Strahlen (Tab. 4-5). durch verschiedene Strahlverfahren, unterschiedlich arbeitende Strahlanlagen und eine Auswahl an In Abhängigkeit von der ursprünglichen Kornform Strahlmitteln optimiert werden. Auf der Baustelle werden folgende Kategorien von Strahlmitteln gibt es keine wirkungsvolleren Alternativen. unterschieden (Tab. 4-4). Unter Strahlen versteht man das Auftreffen eines Strahlmittels mit hoher kinetischer Energie auf die vorzubereitende Oberfläche. Das Strahlmittel ist der feste Stoff, der zum Strahlen benutzt wird, das zu strahlende Objekt ist das Strahlgut. Tabelle 4-3 gibt einen Überblick über die gebräuchlichen Strahlverfahren, Tabelle 4-4 und 4-5 über die Tab. 4-4: Bezeichnung der unterschiedlichen Strahlmittelformen Strahlmittelart Strahlmittel form Bezeichnung (ISO 8504-2) Shot Rundkorn S Grit kantig, unregelmäßig G Zylindrisch scharfkantig C 25 Tab. 4-5: Einteilung der Strahlmittel Metallisch (M) Nichtmetallisch (N) Umlaufstrahlmittel Einwegstrahlmittel Umlaufstrahlmittel Hartguss, kantig synthetisch Kupferhüttenschlacke Schmelzkammerschlacke Hochofenschlacke Nickelhüttenschlacke synthetisch Elektrokorund Z Typ A Normalkorund Z Typ WA Edelkorund feste Kohlenstoffdioxid-Pellets nicht genormt sind: Glasperlen Glasbruch Siliciumcarbid Keramik Aufschlämmungen von Strahlmitteln wie Mikroglaskugeln, Elektrokorund oder Siliciumcarbid in Wasser Stahlguss kugelig oder kantig natürlich Granatsand Olivinsand (begrenzt können diese auch als Mehrwegstrahlmittel eingesetzt werden) Sonstige flüssiger Stickstoff Aufschlämmungen von mineralischen Strahlmitteln in Wasser Beim Strahlen fällt Strahlschutt an, der aus benutz- werden, um zu entscheiden, ob er als Wirtschafts- tem Strahlmittel, Rost und Zunder sowie – beim gut einer weiteren Verwendung zugeführt werden Abstrahlen von Altbeschichtungen – Beschich- kann – somit kein Abfall ist – oder als Sonderabfall tungsresten bestehen kann. Da die Komponenten behandelt und entsprechend deponiert werden der abgestrahlten Beschichtungsstoffe nicht immer muss oder ob er der Hausmülldeponie zugeführt bekannt sind, muss der Strahlschutt analysiert werden kann. Tab. 4-6: Oberflächenvorbereitungsgrade bei primärer Oberflächenvorbereitung Oberflächenvorbereitungsgrad Zustand der vorbereiteten Oberflächen Sa 1 Lose(r) Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Sa 2 Nahezu alle(r) Walzhaut/Zunder, nahezu aller Rost, nahezu alle Beschichtungen und nahezu alle artfremden Verunreinigungen sind entfernt. Alle verbleibenden Rückstände müssen fest haften. Sa 2½ Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Verbleibende Spuren sind allenfalls noch als leichte, fleckige oder streifige Schattierungen zu erkennen. Sa 3 Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind restlos entfernt. Die Oberfläche besitzt ein einheitliches metallisches Aussehen. St 2 Stahloberflächen bzw. Oberflächen von metallischen Überzügen mit Resten von Beschichtungsstoffen einschließlich Rost und anderen Verunreinigungen. St 3 Lose(r) Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Die Oberfläche muss jedoch viel gründlicher bearbeitet sein als für St 2, sodass sie einen vom Metall herrührenden Glanz aufweist. Fl Walzhaut/Zunder, Rost, Beschichtungen und artfremde Verunreinigungen sind entfernt. Verbleibende Rückstände dürfen sich nur als Verfärbung der Oberfläche (Schattierungen in verschiedenen Farben) abzeichnen. Be Walzhaut/Zunder, Rost und Rückstände von Beschichtungen sind vollständig entfernt. Beschichtungen müssen vor dem Beizen mit Säure mit geeigneten Mitteln entfernt werden. 26 Strahlen mit Quarzsand ist nach wie vor verboten, Es wird unterschieden zwischen der auch wenn auf Baustellenschildern immer wieder Z primären (ganzflächigen) Oberflächenvorbereitung, bei der die gesamte Oberfläche bis zum blanken Stahl gereinigt wird (Tab. 4-6) und der das Wort „Sandstrahlen“ zu lesen ist. Allerdings können im Einzelfall die Berufsgenossenschaften und die in den Bundesländern jeweils zuständigen Behörden (z. B. Gewerbeaufsichtsämter/Ämter für Arbeitsschutz, Bezirksregierungen) Ausnahme- Z sekundären (partiellen) Oberflächenvorbereitung, bei der die intakten Beschichtungen oder Überzüge verbleiben (Tab. 4-7). genehmigungen erteilen. Bei der primären Oberflächenvorbereitung werden 4.5 Oberflächenvorbereitungsgrade Walzhaut/Zunder, Altbeschichtungen und andere Verunreinigungen entfernt und die Vorbereitungs- Der Zustand einer Oberfläche nach der Reinigung grade Sa (durch Strahlen), St (durch Vorbereiten ist in sogenannten Oberflächenvorbereitungsgraden mit Werkzeugen), Fl (durch Flammstrahlen) und festgelegt und lässt sich visuell nach den Normen Be (durch Beizen) erreicht. Sie sind in Anhang A ISO 8501-1 und 8501-2 beurteilen. Die Tabelle 4-5 von DIN EN ISO 12944-4 definiert. bzw. die Anhänge A und B der DIN EN ISO 12944-4 beschreiben die Oberflächenvorbereitungsgrade. Bei der sekundären Oberflächenvorbereitung werden Rost und andere Verunreinigungen ent- Andere Grade der Oberflächenvorbereitung können fernt und die Vorbereitungsgrade P Sa, P St, P Ma z. B. anhand von Referenzflächen am Bauwerk erreicht (P = partiell). Sie sind in Anhang B des vereinbart werden. gleichen Teils der Norm definiert. Tab. 4-7: Oberflächenvorbereitungsgrade bei sekundärer Oberflächenvorbereitung Oberflächenvorbereitungsgrad Zustand der vorbereiteten Oberflächen P Sa 2 Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose Beschichtungen und nahezu alle(r) Walzhaut/Zunder, nahezu aller Rost, nahezu alle Beschichtungen und nahezu alle artfremden Verunreinigungen entfernt. Alle verbleibenden Rückstände müssen fest haften. P Sa 2½ Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose Beschichtungen und Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Verunreinigungen entfernt. Verbleibende Spuren sind allenfalls noch als leichte, fleckige oder streifige Schattierungen zu erkennen. P Sa 3 Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose Beschichtungen und Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Verunreinigungen entfernt. Die Oberfläche besitzt ein einheitliches metallisches Aussehen. P Ma Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose Beschichtungen und Walzhaut/Zunder, Rost und artfremde Verunreinigungen entfernt. Verbleibende Spuren sind allenfalls noch als leichte, fleckige oder streifige Schattierungen zu erkennen. P St 2 Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose(r) Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen entfernt. P St 3 Festhaftende Beschichtungen müssen intakt sein. Von der Oberfläche der anderen Bereiche sind lose(r) Walzhaut/Zunder, loser Rost, lose Beschichtungen und lose artfremde Verunreinigungen entfernt. Die Oberfläche muss jedoch viel gründlicher bearbeitet sein als für P St 2, sodass sie einen vom Metall herrührenden Glanz aufweist. 27 Segment 4 Segment 1 1 mm Segment 3 Abb. 4-3: Rauheitsvergleichsmuster für Grit-Strahlung (kantiges Strahlmittel) Segment 2 Abb. 4-4: Mikroskopische Aufnahmen der Segmente 1 bis 4 des Rauheitsvergleichsmusters Grit-Strahlung ISO 8501-1 enthält für die Oberflächenvorberei- ISO 8501-4 Vergleichsnormale und darüber hinaus tungsgrade Sa, St und Fl repräsentative fotografi- Bilder für die Flugrostbildung (flash rusting) in drei sche Beispiele (Vergleichsnormale), die auch den Intensitätsstufen enthalten. jeweiligen Ausgangszustand berücksichtigen. Das Erscheinungsbild der Stahloberfläche nach 4.6 Rauheit der Oberflächenvorbereitung hängt stark vom ursprünglichen Rostgrad und dem verwendeten Die Rauheit der vorbereiteten Oberfläche beein- Strahlmittel ab. Der Einsatz von Stahlguss als flusst die Haftfestigkeit der Beschichtung. Am bes- Strahlmittel führt beispielsweise zu helleren ten geeignet für Beschichtungssysteme sind mittle- Oberflächen als Kupferhüttenschlacke. re Rauheitsgrade mit kantigen Strahlmitteln (Grit). Für die Vorbereitungsgrade Be und P sind keine ISO 8503-1 legt die Anforderungen an Rauheits- speziellen fotografischen Beispiele vorhanden. vergleichsmuster fest. Diese Muster dienen zum Sicht- und Tastvergleich von Stahloberflächen, die Für das Druckwasserstrahlen (Hochdruckwasser- mit rundem oder kantigem Strahlmittel gestrahlt waschen) ohne abrasive Bestandteile sind in der wurden. Die Rauheit einer Oberfläche kann z. B. mit einem Tastschnittgerät bestimmt werden. Im Allgemeinen wird als Maß für die Rauigkeit der Tab. 4-8: Nennwerte der Rauheitsgrade für Grit- und Shot-Strahlung gem ISO 8503 Wert Ry5 (bzw. R z; gemittelte maximale Rautiefe) angegeben. Nennwert R y5-Grit Nennwert R y5-Shot Rauheitsgrad In Abb. 4-3 ist ein Rauheitsvergleichsmuster für eine 1 25 μm 25 μm Fein Grit-Strahlung dargestellt. Die einzelnen Segmente 2 60 μm 40 μm Mittel unterscheiden sich in den Ry5-Werten (vgl. Tab. 4-8). 3 100 μm 70 μm Grob 4 150 μm 100 μm Segment Kommt diese Norm zur Anwendung, sind engere 28 Einstufungen nicht notwendig, andernfalls müssen sie zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden. 4.7 Bewertung der Oberflächen Die visuelle Bewertung der vorbereiteten Oberflächen ist in Anhang A bzw. B von DIN EN ISO 12944-4 beschrieben und in ISO 8501-1 und 8501-2 durch Vergleichsnormale belegt. Zur Prüfung der vorbereiteten Oberflächen auf visuell nicht feststellbare Verunreinigungen sollten die Prüfmethoden der DIN EN ISO 8502 oder des Abb. 4-5: Unter Laborbedingungen durch Sweep-Strahlen vorbereitete Feuerverzinkung DIN-Fachberichts 28 zum Einsatz kommen. Andere Prüfungen können zwischen den Vertragspartnern vereinbart werden. einem geringen Abtrag. Nach dem Sweepen muss die Zinkober fläche einheitlich matt sein. Andere 4.8 Temporärer Korrosionsschutz Vorbereitungsverfahren und Parameter müssen zwischen den Beteiligten vereinbart werden. Kann die Beschichtung nicht direkt im Anschluss an die Oberflächenvorbereitung aufgebracht wer- Unbewitterte Zinkoberflächen (t Zn k, nach ISO den, muss die vorbereitete Oberfläche ggf. mit einem 1461) können mit geeigneten Beschichtungsstoffen temporären Korrosionsschutz versehen werden. ohne weitere Oberflächenvorbereitung beschichtet In diesem Fall ist es unerlässlich, die Oberfläche werden. Dabei sind die besonderen Hinweise des kurz vor dem Beschichten nochmals entweder mit Herstellers zu beachten. Wasser, durch Strahlen oder Schleifen zu reinigen. Anschließend muss der Staub entfernt werden. 4.10 Vorbereitung sonstiger Oberflächen 4.9 Vorbereitung verzinkter Oberflächen Sind Beschichtungen vorhanden, die überbeschichtet werden sollen, so ist bei der Vorbereitung darauf DIN EN ISO 12944-4 unterscheidet zwischen der zu achten, dass die nachfolgenden Beschichtungen Vorbereitung bewitterter und unbewitterter Zink- fest haften. Roststellen müssen beseitigt, Verunreini- ober flächen. gungen und lose Beschichtungsteile entfernt werden. Das Anlegen von Probeflächen, um das geeignete Zur Vorbereitung bewitterter Zinkober flächen wird Verfahren festzulegen, wird empfohlen. Sweep-Strahlen mit nichtmetallischem Strahlmittel empfohlen. Vor der Beschichtung muss die Ober- Thermisch gespritzte Überzüge werden nicht vor- fläche frei von Fett, Öl und Flussmittelresten sein. bereitet, sondern sind sofort zu beschichten. Sweep-Strahlen ist eine besondere Form der abrasi- Die Oberflächenvorbereitung von NE-Metallen und ven Oberflächenvorbereitung. Ein geringerer Strahl- Edelstählen erfolgt meistens durch Sweep-Strahlen druck, feinkörniges (ferritfreies) Strahlmittel und mit ferritfreien Strahlmitteln. Nach dem Sweepen ein flacherer Strahlwinkel führen im Ergebnis zu muss die Oberfläche einheitlich matt sein. 29 Dachkonstruktion des Olympiastadions Berlin 30 5 Korrosionsschutz durch Beschichtungssysteme Stahl lässt sich durch Beschichtungen optimal gegen Korrosion schützen. Beschichtungssysteme bestehen aus mehreren Schichten, die als Grund-, Zwischen- oder Deckbeschichtung unterschiedliche Funktionen erfüllen. Die Kombination aus metallischen Überzügen und nachfolgenden Beschichtungen wird als Duplex-System bezeichnet. Sowohl unterschiedliche Beschichtungssysteme als auch Duplex-Systeme sind unter dem Begriff „Korrosionsschutzsysteme“ zusammengefasst. Um eine möglichst hohe Schutzdauer zu erreichen, müssen Korrosionsschutzsysteme dem Substrat und dessen Oberflächenvorbereitung, den Umgebungsbedingungen und den spezifischen Anforderungen der jeweiligen Nutzung angepasst sein. 5.1 Einleitung In DIN EN ISO 12944-5:2008-01 „Beschichtungssysteme“ werden Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme beschrieben, die zum Korro- Lösemittel Additive sionsschutz von Stahlbauten verwendet werden. Ausführliche Tabellen erlauben die Auswahl geeigneter Systeme für die jeweilige Anwendung, Füllstoffe Pigmente die Umgebungsbedingungen und die geforderte Schutzdauer auf der Basis praxiserprobter Be- Bindemittel schichtungssysteme. Neben zusätzlichen Informationen und Erfahrungen zu Beschichtungsstoffen und -systemen wird die Auswahl von geeigneten Abb. 5-1: Bestandteile von Beschichtungsstoffen Korrosionschutzsystemen beschrieben. Die Eigenschaften der daraus hergestellten Be- 5.2 Aufbau und Eigenschaften von schichtungen werden durch die Art und die Menge Beschichtungsstoffen der einzelnen Bestandteile bestimmt. Beschichtungsstoffe bestehen aus vielen einzelnen Bindemittel sind überwiegend synthetisch her- Bestandteilen, die sich in fünf Gruppen zusammen- gestellte Polymere (Harze), deren chemische fassen lassen: Eigenschaften von den eingesetzten Grundstoffen Z Bindemittel, (Monomeren) abhängen. Neben der chemischen Zu- Z Pigmente, sammensetzung bestimmen das Molekulargewicht Z Füllstoffe, Z Additive, Z organische Lösemittel und/oder Wasser. (die Kettenlänge der Polymere) und die Molekulargewichtsverteilung weitere Eigenschaften. Niedermolekulare Bindemittel benötigen immer einen Reaktionspartner (z. B. Härterkomponente oder 31 Luftfeuchtigkeit) zur Filmbildung, während höher- Kennzeichnung des Pigmenttyps „Zn(R)“ und an- molekulare Bindemittel für flüssige Beschichtungs- deren Grundbeschichtungen des Pigmenttyps „div.“ stoffe in organischen Lösemitteln gelöst oder in (Grundbeschichtungsstoffe mit verschiedenen Wasser dispergiert vorliegen. Durch ihre chemische Korrosionsschutzpigmenten) unterschieden. Natur und ihre physikalischen Eigenschaften bestimmen sie maßgeblich die Eigenschaften Füllstoffe beeinflussen insbesondere die mecha- des Beschichtungsstoffes, die Art und Dauer der nischen Eigenschaften der fertigen Beschichtung. Filmbildung und das Verhalten der Beschichtung Neben Naturprodukten und davon abgeleiteten während des Gebrauchs (z. B. bei Witterungs- Substanzen werden auch synthetisch hergestellte einflüssen). Beschichtungsstoffe werden überwie- Füllstoffe verwendet. Häufig wird in Korrosions- gend nach der Art des hauptsächlich eingesetzten schutzbeschichtungsstoffen sog. Eisenglimmer Bindemittels klassifi ziert, z. B. in Alkydharz- als funktionaler Füllstoff eingesetzt. Beschichtungsstoffe, Epoxidharz-BeschichtungsBindemittel, Pigmente, Füllstoffe und die festen stoffe usw. Anteile der Additive stellen zusammen den Festkörpergehalt von Beschichtungsstoffen dar, d. h., Applikation flüssiger pulverförmiger Spritzen, Streichen, Rollen Elektrostatisches Sprühen Physikalische Trocknung oder chemische Härtung Thermische Aushärtung bei 150 – 220 °C Beschichtungsstoff sie bilden die Beschichtung. Lösemittel – herkömmlich werden darunter organische Lösemittel verstanden – sind nur Bestandteile flüssiger Beschichtungsstoffe. Es ist ihre Aufgabe, Trocknung/ Härtung das Bindemittel zu lösen und ihm eine geeignete Konsistenz zu verleihen, sodass Pigmente und Füllstoffe eingearbeitet werden können. Sie beeinBeschichtung flussen u. a. das Fließverhalten des Beschichtungsstoffes bei der Applikation und die Filmbildung. Abb. 5-2: Übergang des Beschichtungsstoffes in eine Beschichtung (schematisch) Während der Filmbildung verdunsten die Lösemittel in die Umgebung als VOC-Emission. Pigmente sind die farbgebenden Bestandteile eines Unter VOC (Volatile organic compounds) sind alle Beschichtungsstoffes. Sie können aus anorgani- flüchtigen organischen Substanzen zu verstehen, schen oder organischen Substanzen bestehen und die während der Filmbildung und Aushärtung in sind im Gegensatz zu Farbstoffen in den einge- die Atmosphäre abgegeben werden. Möglichkeiten setzten Lösemitteln nicht löslich. Es werden bunte, zur Verringerung von VOC-Emissionen sind der weiße, schwarze oder metallische Farbmittel einge- Einsatz von High-Solid- oder wasserverdünnbaren setzt, die dem Beschichtungsstoff Farbe und Deck- Beschichtungsstoffen. In der VDL-Richtlinie 04 vermögen verleihen. Zusätzlich gibt es funktionelle wird der Lösemittelgehalt von lösemittelarmen Pigmente, die sich durch eine besondere Funktion Beschichtungsstoffen (High-Solid-Beschichtungs- auszeichnen, z. B. Korrosionsschutzpigmente. stoffe) für den Korrosionsschutz von Stahlbauten mit maximal 25 Masseprozent festgelegt. Gängige Korrosionsschutzpigmente sind vor allem 32 Zinkstaub, daneben Zinkphosphat und Zink- In wasserverdünnbaren Beschichtungsstoffen ist oxid. In den Tabellen der Norm wird zwischen das Bindemittel entweder in Wasser gelöst oder als zinkstaubreichen Grundbeschichtungen mit der sehr kleine Bindemittelteilchen in Wasser disper- giert. Zur sicheren Filmbildung enthalten auch wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe eine kleine Ausgangszustand Dispersion Menge organischer Lösemittel. Additive sind Hilfsmittel, die dem Beschichtungs- Verdunstung und Aufkonzentration stoff in der Regel nur in sehr geringen Mengen zugesetzt werden. Sie können dazu dienen, die Deformation Eigenschaften des Beschichtungsstoffs während der Herstellung und Lagerung, aber auch bei der Koaleszenz und Interdiffusion Applikation und Filmbildung zu verbessern oder unerwünschte Eigenschaften zu verhindern. Entschäumer oder Thixotropiermittel sind nur zwei Beispiele für eine Vielzahl von Additiven Abb. 5-3: Filmbildung wasserverdünnbarer Beschichtungsstoffe auf der Basis von Acrylat-Copolymerdispersionen (mit freundlicher Genehmigung der BASF SE) mit unterschiedlichsten Zusammensetzungen und Wirkungsweisen. 5.3.1 Physikalische Trocknung Bei der physikalischen Trocknung entsteht die 5.3 Übergang vom Beschichtungs- Filmbildung, indem sich die Bindemittelmoleküle stoff zur Beschichtung unter Abgabe des Lösemittels oder Wassers (Verdunstung) zusammenlagern, ohne sich durch eine Beschichtungsstoffe werden in flüssiger Form auf chemische Reaktion zu verbinden (Abb. 5-4). Dieser das zu beschichtende Substrat (z. B. Stahl) auf- Vorgang ist reversibel, d. h., durch Zugabe des gebracht und bilden dort eine feste, zusammen- verwendeten Lösemittels löst sich die Beschichtung hängende Beschichtung. Dieser Vorgang wird als wieder auf. Filmbildung bezeichnet und ist für die Qualität der Beschichtungen von entscheidender Bedeutung Typische Bindemittel physikalisch trocknender Be- (Abb. 5-2). Die Filmbildung von Beschichtungs- schichtungsstoffe sind Acrylharze (AY), Copolymeri- stoffen für den Korrosionsschutz von Stahlbauten sate des Vinylchlorids (PVC), Chlorkautschuk (CR). erfolgt bei Umgebungstemperaturen in den vom Hersteller angegebenen Grenzen. Pulver- oder Einbrennbeschichtungen bilden erst bei höheren Temperaturen zwischen 80 und 250 °C stabile FilApplikation me. Pulverbeschichtungsstoffe für den Korrosionsschutz von Stahlbauten werden in der DIN 55633 Substrat beschrieben und können nur in der Werkstatt unter den entsprechenden Bedingungen verarbeitet Lösemittel Abgabe von Lösemittel (physikalische Trocknung) werden. Grundsätzlich ist bei der Filmbildung zwischen Substrat physikalischer Trocknung und chemischer Härtung zu unterscheiden. In welcher Weise die Filmbildung erfolgt, hängt von der chemischen Struktur des Substrat Vernetzung eingesetzten Bindemittels ab. Abb. 5-4: Schematische Darstellung der Filmbildung und Härtung von Beschichtungsstoffen auf der Basis von Reaktionsharzen 33 Die Filmbildung bei Beschichtungsstoffen auf Basis 5.3.2 Oxidative Vernetzung wässriger Dispersionen unterscheidet sich grund- Die oxidative Vernetzung ist die älteste bekannte sätzlich von derjenigen auf Basis gelöster Binde- Form der Filmbildung, denn natürliche, ungesät- mittel. Sie erfolgt durch Verdunsten des Wassers tigte Öle pflanzlichen Ursprungs härten auf diese und Koaleszenz (Zusammenfließen und Mitein- Weise. Die Bindemittelmoleküle werden über Sauer- anderverkleben) des dispergierten Bindemittels stoffbrücken miteinander verbunden. Die relativ (Abb. 5-3). Dieser Vorgang ist nicht reversibel. langsam verlaufende, oxidative Härtung kann durch Trockenstoffe beschleunigt werden. Tab. 5-1: Eigenschaften von Beschichtungsstoffen auf unterschiedlicher Bindemittelbasis Art des Beschichtungsstoffs Typische Bindemittel Eigenschaften Physikalisch trocknende Beschichtungsstoffe Lösemittelhaltige Beschichtungsstoffe Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Lösemittels, der Vorgang ist reversibel Wasserverdünnbare Beschichtungsstoffe (Dispersionen) Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Wassers und Koaleszenz des Bindemittels. Der Vorgang ist nicht reversibel. Z Acrylharze (AY) Z einkomponentig Z Vinylchlorid-Copolymere (PVC) Z hohe Wasserbeständigkeit Z Chlorkautschuk (CR) Z thermoplastisch Z Acrylharzdispersionen Z einkomponentig Z Vinylharzdispersionen Z hohe Wetterbeständigkeit Z Alkydharze (AK) Z einkomponentig Oxidativ härtende Beschichtungsstoffe Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Lösemittels und Vernetzung des Bindemittels durch die Reaktion mit dem Luftsauerstoff Z leichte Verarbeitung Z gute Benetzungseigenschaften Z gute Wetterbeständigkeit Z begrenzte Beständigkeit bei Wasserbelastung und auf Verzinkung Z verseifbar in alkalischen Medien Reaktions-Beschichtungsstoffe Zweikomponenten-Epoxidharz-Beschichtungsstoffe Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Lösemittels und Reaktion zwischen Stamm- und Härterkomponente Stammkomponente Z zweikomponentig Z Epoxidharze Z hohe chemische und mechanische Z Epoxidharz-Kombinationen Härterkomponente Z Polyamine Z Polyaminoamide oder deren Addukte Beständigkeit Z hohe Haftfestigkeit und Nasshaftung auf Stahl Z geeignet als Grund- und Zwischenbeschichtungsstoffe Z begrenzte Wetterbeständigkeit Zweikomponenten-Polyurethan-Beschichtungsstoffe Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Lösemittels und Reaktion zwischen Stamm- und Härterkomponente Stammkomponente (Polyol) Z zweikomponentig Z Acrylharze Z höchste Wetterbeständigkeit Z Polyesterharze Z gute chemische und mechanische Z Polyetherharze Härterkomponente Z aliphatische Polyisocanate Feuchtigkeitshärtende Beschichtungsstoffe Filmbildung erfolgt durch Verdunsten des Lösemittels und Reaktion des Bindemittels mit der Luftfeuchtigkeit 34 Beständigkeit Z geeignet als Deckbeschichtungsstoff Z Polyurethane (PUR) Z einkomponentig Z Ethylsilicat (ESI) Z hitzebeständig der Komponenten, z. B. aliphatische oder aromatische Polyisocyanate, lassen sich Beschichtungsstoffe nach Maß konzipieren. Je nach erforderlichen Bedingungen stehen dann Beschichtungsstoffe zur Verfügung, die z. B. bessere Benetzungseigenschaften oder eine höhere Farb- bzw. Chemikalienbeständigkeit aufweisen. Beschichtungsstoffe, die im Korrosionsschutz eingesetzt werden, basieren auf einer relativ kleinen Zahl von Bindemitteln (Tab. 5-1). Diese Bindemittel lassen sich vielfältig modifizieren und kombinieren, sodass eine ganze Palette von Produkten mit Abb. 5-5: Trocknung von Beschichtungsstoffen unterschiedlichen Eigenschaften und Beständigkeiten bereitsteht. Die größte Gruppe oxidativ trocknender Bindemittel sind die Alkydharze (AK). 5.4 Aufbau und Eigenschaften von Korrosionsschutzsystemen 5.3.3 Chemische Härtung In Reaktionsbeschichtungsstoffen reagieren zwei Als Korrosionsschutzsysteme für Stahlbauten mit unterschiedliche Komponenten miteinander, eine mindestens 3 mm Dicke werden Beschichtungs- sogenannte Stammkomponente und eine Härter- systeme sowie metallische Überzüge in Kombina- komponente (2K-Beschichtungsstoffe). Stamm- und tion mit Beschichtungen eingesetzt. Härterkomponente werden getrennt geliefert, erst kurz vor der Verarbeitung vermischt und innerhalb Beschichtungssysteme bestehen in der Regel aus der vom Hersteller angegebenen Verarbeitungszeit Z einer Grundbeschichtung, („Topfzeit“) verarbeitet. Sie reagieren nach der Applikation auf dem Substrat miteinander zu gut Z einer oder mehreren Zwischenbeschichtung(en) und haftenden, vernetzten und beständigen Polymer- Z einer Deckbeschichtung. filmen (Abb. 5-4). Einschicht-Beschichtungen gelten normgemäß Zu den Reaktionsbeschichtungsstoffen gehören auch als Korrosionsschutzsysteme. In diesen sind Epoxidharze (EP) und Polyurethane (PUR). die Funktionen von Grund- und Deckbeschichtung vereint. Beschichtungsstoffe auf der Basis feuchtigkeitshärtender Polyurethane (1K-PUR) und Ethylsilikat (ESI) härten nach einem anderen Mechanismus aus. Beide Bindemittel reagieren im ersten Schritt Tab. 5-2: Beispiel eines klassischen Beschichtungssystems für den Korrosionsschutz Schicht Bindemittel Pigmente Grundbeschichtung Zn (R) EP Zinkstaub werk und bilden die Matrix für stabile Filme. Zwischenbeschichtung EP Eisenglimmer, Buntpigmente Der Vorteil von Reaktionsbeschichtungsstoffen ist Deckbeschichtung PUR Eisenglimmer, Buntpigmente mit der Luftfeuchtigkeit. Die daraus gebildeten reaktiven Spezies reagieren zu einem stabilen Netz- ihre große Variabilität. Durch geschickte Auswahl 35 Das „klassische“ Beschichtungssystem für den Kor- Je nach Art und Menge der eingesetzten Korro- rosionsschutz von Stahl ist in Tab. 5-2 angegeben. sionsschutzpigmente unterscheidet DIN EN ISO 12944-5:2008-01 zwischen zinkstaubreichen Die Grundbeschichtung dient dem Korrosionsschutz Grundbeschichtungsstoffen (zinc rich primer, und der Haftvermittlung. Sie ist die erste Schicht Pigmenttyp „Zn(R)“) und Grundbeschichtungs- eines Beschichtungssystems und muss so einge- stoffen, die verschiedene Korrosionsschutz pigmente stellt sein, dass sie auf dem Substrat optimal haftet, (Pigmenttyp „div.“), z. B. Zinkphosphat (Tab. 5-3) eine gute Basis für die nachfolgenden Zwischen- enthalten. In Zinkstaubbeschichtungsstoffen beschichtungen darstellt und durch ihre Pigmen- (Zn(R)) muss der Anteil des Zinkstaubs im Fest- tierung (z. B. Zinkstaub, Zinkphosphat oder andere körper mindestens 80 Masseprozent betragen. aktive Korrosionsschutzpigmente) die wesentliche Schutzfunktion übernimmt. Den darauffolgenden Zwischenbeschichtungen kommt eine Reihe von Aufgaben zu. Sie müssen Grundbeschichtungsstoffe lassen sich durch das das Substrat egalisieren, alle verarbeitungsbeding- verwendete Bindemittel und die eingesetzten ten Unebenheiten ausgleichen und ggf. die Farbe Korrosionsschutzpigmente charakterisieren. Dabei des Substrates abdecken, wenn z. B. ein dunkleres kommt Alkyd- und Epoxidharzen die größte Bedeu- Objekt heller beschichtet werden soll. Hauptfunk- tung zu. tion ist ihre Barrierewirkung. Die Bindemittelbasis Tab. 5-3: Typische Beschichtungsstoffe für Grundbeschichtungen Bindemittel-Basis Kurzzeichen Pigmenttyp Zinkstaub Beschichtungsstoff Diverse Alkydharze und deren Kombinationen AK 1-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Acrylharze AY 1-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Epoxidharze EP 2-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Polyurethane PUR 1-K, 2-K – lösemittelhaltig Ethylsilicat ESI 1-K, 2-K – lösemittelhaltig Aufgrund zu hoher Lösemittelgehalte heute nur noch in geringem Umfang eingesetzt Vinylchlorid-Copolymere und deren Kombinationen PVC 1-K – lösemittelhaltig Chlorkautschuk CR 1-K – lösemittelhaltig Tab. 5-4: Typische Beschichtungsstoffe für Zwischen- oder Deckbeschichtungen Bindemittel-Basis Kurzzeichen Beschichtungsstoff Alkydharze und deren Kombinationen AK 1-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Acrylharze AY 1-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Polyurethane PUR 2-K – lösemittelhaltig und wasserverdünnbar Aufgrund zu hoher Lösemittelgehalte heute nur noch in geringem Umfang eingesetzt Vinylchlorid-Copolymere und deren Kombinationen PVC 1-K – lösemittelhaltig Chlorkautschuk CR 1-K – lösemittelhaltig 36 Neben den Bindemitteln müssen auch die eingesetzten farbgebenden Pigmente eine hohe Farbbeständigkeit aufweisen. 5.5 Schichtdicke von Beschichtungssystemen Nicht nur die Art der Beschichtungsstoffe, sondern auch die Schichtdicke, in der sie auf das Bauteil oder Bauwerk aufgebracht werden, ist von entscheidender Bedeutung für die Schutzdauer des gesamten Korrosionsschutzsystems. Die einzelnen Begriffe zur Schichtdicke sind in der Tab. 5-5 zusammengefasst. Abb. 5-6: Genietete Stahlkonstruktion Die in den nachfolgenden Tabellen festgelegten Sollschichtdicken müssen in den definierten Toleranzen (vgl. Tab. 5-5) eingehalten werden. Zu muss an die der Grundbeschichtung und die der geringe Schichtdicken können zu einem vorzeitigen nachfolgenden Deckbeschichtung angepasst sein. Verlust der Schutzwirkung des Korrosionsschutz- Zwischenschichten oder Füller können auch funk- systems führen, zu hohe Schichtdicken können tionelle Füllstoffe und Pigmente, z. B. Korrosions- unter Umständen deutlich verlangsamte Trocknung schutzpigmente mit Barrierewirkung, enthalten. und Härtung oder auch Adhäsions- bzw. Kohäsionsprobleme nach sich ziehen. Sie sollten daher aus Eine spezielle Art der Zwischenbeschichtung ist wirtschaftlichen und technischen Gründen vermie- der Kantenschutz, der als zusätzlicher Schutz an den werden. Schwachstellen wie Kanten oder Schweißnähten aufgebracht wird. Die geforderten Schichtdicken sind auf den Typ des Beschichtungsstoffes und auf die zu erwartenden Die Anzahl und die Schichtdicke von Zwischen- Umgebungsbedingungen abgestimmt. Dies zeigen schichten richten sich nach der Qualität des zwei Beispiele für unterschiedliche Korrosivitäts- Substrates und den Anforderungen an das fertige kategorien in den Tab. 5-6 und 5-7. Objekt. Aus den Tabellen kann entnommen werden, dass Die Deckbeschichtung ist die letzte Schicht eines Be- eine geringere Schichtdicke die zu erwartende schichtungssystems. Sie ist verantwortlich für die Schutzdauer herabsetzt. gewünschten optischen Eigenschaften wie Farbe, Glanz, Reflexionsverhalten und Effektwirkung. Sie Vor Beginn der Beschichtungsarbeiten sollte ist auch als erste allen Belastungen ausgesetzt: me- zunächst geprüft werden, ob sich die vereinbarte chanischen Belastungen, z. B. Abrieb und Kratzer, Schichtdicke mit dem vereinbarten Material und Belastungen durch Chemikalien, Fette und Öle und dem gewählten Verfahren erreichen lässt. nicht zuletzt dem Wetter mit UV-Strahlung und Wasser und ggf. aggressiver Atmosphäre (Tab. 5-4). 37 Tab. 5-5: Definitionen der Schichtdicke Sollschichtdicke (NDFT = nominal dry film thickness) Vorgegebene Schichtdicke für einzelne Beschichtungen oder das gesamte Beschichtungssystem, um die geforderte Schutzdauer zu erzielen Mindestschichtdicke Diese Schichtdicke muss an jeder Stelle des Bauteils erreicht werden. Trockenschichtdicke Dicke einer Beschichtung, die nach der Härtung auf der Oberfläche verbleibt. (DFT = dry film thickness) Als Abnahmekriterien für die Trockenschichtdicke werden in der Norm folgende Festlegungen getroffen: Z Der Mittelwert aus allen Messungen muss mindestens gleich oder größer der vereinbarten Sollschichtdicke sein. Z Alle Einzelwerte der Trockenschichtdicke müssen gleich oder größer als 80 % der Sollschichtdicke sein. Z Maximal 20 % der Messwerte dürfen die Sollschichtdicke unterschreiten. Z Kein Wert darf die festgelegte Höchstschichtdicke überschreiten. Dies bedeutet, dass bei einer Sollschichtdicke von 100 μm kein Einzelwert unter 80 μm liegen darf und dass der Mittelwert aus allen Messungen gleich oder größer 100 μm sein muss. Bei 100 Messungen dürfen höchstens 20 Einzelwerte kleiner als 100 μm sein. Höchstschichtdicke Höchste zulässige Schichtdicke, oberhalb der die Eigenschaften einer Beschichtung oder eines Beschichtungssystems beeinträchtigt sein können. Die Höchstschichtdicke soll das Dreifache der Sollschichtdicke nicht überschreiten. Es können nach Rücksprache mit dem Hersteller besondere Vereinbarungen getroffen werden. In anderen Regelwerken (z. B. ZTV-ING, ZTV-W) sind geringere Höchstschichtdicken festgelegt. Tab. 5-6: Sollschichtdicken für gängige Beschichtungssysteme bei geringer atmosphärischer Belastung (Korrosivitätsklasse C 2) Grundbeschichtung Deckbeschichtung Gesamtsollschichtdicke in μm erwartete Schutzdauer AK div. AK 80 niedrig (L) 120 mittel (M) 160 hoch (H) 120 mittel (M) 160 hoch (H) EP div. EP oder PUR Tab. 5-7: Sollschichtdicken für verschiedene Beschichtungssysteme bei starker atmosphärischer Belastung (Korrosivitätsklasse C 4) Grundbeschichtung Deckbeschichtung Gesamtsollschichtdicke in μm erwartete Schutzdauer AK div. AK 200 niedrig (L) EP, PUR, ESI Zn(R) EP oder PUR 160 niedrig (L) 200 mittel (M) 240 hoch (H) 200 niedrig (L) 240 mittel (M) 280 hoch (H) EP div. 38 EP oder PUR Abb. 5-7: Prüfung einer Rohrinnenbeschichtung Prinzipiell werden Sollschichtdicken des Gesamt- bestimmt. Die Kalibrierung der Geräte erfolgt auf systems gemessen. In begründeten Einzelfällen planer Metalloberfläche. können die Schichtdicken der einzelnen Schichten auch getrennt gemessen werden. Die in den Empfehlungen der Beschichtungsstoffhersteller, den Prüfzeugnissen der Prüfinstitute Um Schichtdicken auf gestrahlten Oberflächen zu und in den meisten Spezifikationen angegebenen messen, stehen zwei Verfahren zur Verfügung (DIN Schichtdicken basieren auf der Methodik nach EN ISO 2808 und ISO 19840). ISO 19840 nimmt DIN EN ISO 2808. eine Korrektur des Messwertes in Abhängigkeit des Daher empfehlen die Fachverbände VdL und BVK, Rauheitsgrades vor. In den meisten europäischen dieses Verfahren, das sich in der Praxis bewährt Ländern ist die Messung der Schichtdicke nach DIN hat, zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer EN ISO 2808 etabliert. als Grundlage für die Messung der Schichtdicke zu vereinbaren. Die Verfahren zum Messen der Schichtdicke, die in DIN EN ISO 2808 beschrieben sind, einschließ- Es empfiehlt sich, bereits während der Applikation lich der Messgeräte und der Kalibrierung, sollten die Einhaltung der Schichtdicke durch Messung ebenfalls Bestandteile der Vereinbarung zwischen der Nassschichtdicke zu überprüfen. Dabei wird den Partnern sein. Auf Baustahl wird die Trocken- die Dicke des noch flüssigen Films mit Hilfe eines schichtdicke mit magnetinduktiven Verfahren, auf Nassschichtdickenkamms bestimmt. nichtmagnetischen Untergründen (z. B. Feuerverzinkung oder Edelstahl) mit Wirbelstromverfahren 39 5.6 Auswahl der der Oberflächenvorbereitung kann das Beschich- Beschichtungssysteme tungssystem mit Hilfe der Tabellen in der Norm DIN EN ISO 12944-5:2008-01 ausgewählt werden. In der Praxis sollten im ersten Schritt die zu Die dort beschriebenen Beschichtungssysteme erwartende Korrosivitätskategorie und die ge- sind bewährte Beispiele aus der Praxis für den wünschte Schutzdauer festgelegt werden. Nach Erstschutz von Stahl, feuerverzinktem Stahl und der Definition des Untergrundes (z. B. Stahl) und thermisch gespritzten Metalloberflächen. Tab. 5-8: Auswahl von Beschichtungssystemen nach DIN EN ISO 12944-5 : 2008-01 Anhang A DIN EN ISO 12944 Beschichtungssysteme für Korrosions belastung Substrat Korrosivitätskategorien Tabelle A 1 (Überblick) oder Tabellen A 2 bis A 5 Stahl C2 C3 C4 C 5-I C 5-M Atmosphäre gering mäßig stark sehr stark (Industrie) sehr stark (Meer) Tabelle A 6 Stahl Im 1 Im 2 Im 3 Immersion Süßwasser Meer-, Brackwasser Erdreich Tabelle A 7 feuerverzinkter Stahl C2 C3 C4 C 5-I C 5-M Atmosphäre s. oben Tabelle A 8 Stahl mit thermisch gespritzten (Metall)Überzügen C2 bis Im 3 Atmosphäre und Immersion s. oben Tab. 5-9: Beispiele zur Systematik der Einstufung der zu erwartenden Schutzdauer Niedrig (L), Mittel (M) und Hoch (H) von Beschichtungssystemen bei verschiedener Korrosionsbelastung in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5, Anhang A, Tabelle A.1 System Nr. Grundbeschichtungen Bindemittel Pigment Anzahl A1.05 AK div. A1.18 EP, PUR A1.21 Nachfolgende Schichten Beschichtungssystem NDFT μm Bindemittel 1 80 AK 3–5 200 div. 1 80 EP, PUR 3–5 200 EP, PUR div. 1 80 EP, PUR 3–5 280 A1.24 EP, PUR div. 1 80 EP, PUR 3–5 320 A1.17 EP, PUR Zn (R) 1 80 EP, PUR 2–3 160 A1.20 EP, PUR Zn (R) 1 80 EP, PUR 3–4 240 A1.23 EP, PUR Zn (R) 1 80 EP, PUR 3–4 320 40 An zahl NDFT μm Erwartete Schutzdauer C3 L M C4 H L M C5 H L M H Hinsichtlich der Instandsetzung kann analog vorgegangen werden. Die Tabellen 5-8 und 5-9 verdeutlichen anhand von Beispielen aus DIN EN ISO 12944-5:2008-01, wie die Bewertung (Einstufung) von Beschichtungssystemen bei unterschiedlicher Korrosionsbelastung erfolgen kann. Sind zusätzliche Belastungen, beispielsweise durch erhöhte oder hohe Temperaturen, besondere mechanische oder chemische Einwirkungen usw. zu erwarten, müssen diese genau beschrieben und bei der Auswahl der Systeme berücksichtigt werden. Beispiele solcher Sonderbelastungen sind in DIN EN ISO 12944-2, Anhang B2, enthalten (Tab. 5-10). Abb. 5-8: Beschichtete Fahrleitungsmasten 5.6.1 Beschichtungssysteme für atmosphärische Umgebungsbedingungen von Beschichtungssystemen für atmosphärische Um Stahl unter den verschiedenen atmosphärischen Belastung auf. Bedingungen wirksam vor Korrosion zu schützen, steht eine Vielzahl geeigneter Korrosionsschutz- Diese Systemtabellen stellen Korrosionsschutz- systeme zur Verfügung. Tabelle 5-11 listet einige systeme dar, die sich in der Praxis bewährt haben. prinzipielle Beispiele von Beschichtungssystemen Durch Variationen, z. B. der Sollschichtdicken für geringe bis sehr starke Belastung auf. oder der Art und der Anzahl von Einzelschichten Die Vielfalt der Möglichkeiten wird auch in den ergeben sich weitere Möglichkeiten. Es wird aus- Systemtabellen der DIN EN ISO 12944-5:2008-01 drücklich betont, dass auch andere Beschichtungs- deutlich. Die Tabellen A1 – A5 und A7 (Duplex- systeme mit der gleichen Schutzwirkung zum Systeme) führen etwa 60 grundsätzliche Beispiele Einsatz kommen können. Tab. 5-10: Sonderbelastungen nach DIN EN ISO 12944-2, Anhang B2 Nr. Belastung B.2.1 Chemische Belastungen durch betriebsbedingte Immissionen (z. B. Säuren, Alkalien, Salze, organische Lösemittel) B.2.2 Mechanische Belastungen B.2.2.1 in der Atmosphäre, durch vom Wind mitgerissene Teile (z. B. Sand) und sonstigen Abrieb B.2.2.2 im Wasser, schwache, mäßige, starke Belastung (z. B. durch Strömung, mitgeführtes Geröll oder Sandmengen, Bewuchs, Wellenschlag) B.2.3 Belastungen durch Kondenswasser B.2.4 Belastungen durch erhöhte (60 bis 150 °C) oder hohe (150 bis 400 °C) Temperaturen B.2.5 Verstärkte Korrosion durch kombinierte Belastungen 41 5.6.2 Planer und Spezifizierer von Korrosionsschutzmaß- Beschichtungssysteme nahmen müssen, zugeschnitten auf den jeweiligen für den Stahlwasserbau Fall, das optimale System auswählen. Differen- Zum Stahlwasserbau zählen Stahlbauten und zierter Korrosionsschutz bedeutet, dass vor dem Anlagen, die am oder im Wasser stehen, z. B. Hintergrund der zu erwartenden Belastung und Schleusentore, Wehrverschlüsse, Kanalbrücken, der Nutzungsdauer des Objektes Korrosionsschutz- Hafenanlagen und Sperrwerke. Im weiteren Sinn systeme ausgewählt werden, die wirtschaftlich sind kann man auch Offshore-Anlagen, wasserführende und guten Schutz bieten. Stahlrohre (z. B. Druckrohrleitungen) und Stahl- Dabei sollten auch effiziente Fertigungs- und behälter zur Wasseraufbereitung dazuzählen. Montageabläufe, die einfache Ausbesserung mechanischer Beschädigungen und die spätere Früher wurden Beschichtungen auf Basis von Sanierungsfähigkeit eines Beschichtungssystems Teerpech eingesetzt. Diese wurden in den 60er- wichtige Entscheidungskriterien sein. Jahren durch Beschichtungsstoffe auf Basis von Epoxidharz-Teer abgelöst, die aus technischer Sicht Viele Berater, unabhängige Institute und die Be- auch heute noch bestehen können. Aus Gründen schichtungsstoffhersteller bieten bei der Auswahl der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes des geeigneten Beschichtungssystems fachliche kommen inzwischen teerfreie Beschichtungsstoffe Hilfestellung an. Tab. 5-11: Allgemein erforderliche Sollschichtdicke von Beschichtungssystemen nach DIN EN ISO 12944-5 Umgebung Korrosivitätskategorie Korrosionsbelastung Erwartete Schutzdauer GesamtSollschichtdicke μm Bindemittelbasis der Beschichtungssysteme außen innen Atmosphären mit geringer Verunreinigung und trockenem Klima. Unbeheizte Gebäude, in denen Kondensation auftreten kann, z. B. Lager, Sporthallen C2 mittel (M) 120 AK, AY gering hoch (H) 160 AK Produktionsräume mit hoher Feuchte und geringer Luft ver un reinigung, z. B. Anlagen zur Lebensmittelherstel lung, Wäschereien, Brauereien, Molkereien C3 mittel (M) 160 AK hoch (H) 200 EP/PUR AK Industrielle Bereiche und Küstenbereiche mit mäßiger Salzbelastung Chemieanlagen, Schwimmbäder, Bootsschuppen über Meerwasser C4 mittel (M) 200 240 EP(Zn)/PUR AK, AY, (PVC) stark hoch (H) 240 280 EP(Zn)/PUR EP(div.)/PUR Industrielle Bereiche mit hoher Feuchte und aggressiver Atmosphäre Gebäude oder Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation und mit starker Verunreinigung C 5-I mittel (M) 240 280 EP(Zn)/PUR EP(div.)/PUR sehr stark hoch (H) 320 EP/PUR Küsten- und Offshorebereiche mit hoher Salzbelastung Gebäude oder Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation und mit starker Verunreinigung C 5-M mittel (M) 240 280 EP(Zn)/PUR EP(div.)/PUR sehr stark hoch (H) 320 EP/PUR Meistens ländliche Bereiche Stadt- und Industrieatmosphä re, mäßige Verunreinigungen durch Schwefeldioxid. Küstenbereiche mit geringer Salzbelastung 42 mäßig zum Einsatz, vornehmlich auf Basis von Epoxiden und Polyurethanen. Im Stahlwasserbau findet im Unterwasserbereich und in der Wasserwechselzone eine Dauerwasserbelastung durch Süßwasser, Salzwasser oder auch Abwasser statt. Für den Korrosionsschutz von Objekten im Stahlwasserbau kommen deshalb nur dauerhaft wasserbeständige Beschichtungssysteme in Frage, die eine Reihe von zusätzlichen Belastungen aushalten müssen. Das können z. B. Abrieb und Stoß, Bewuchs und Mikroorganismen sein, Belastungen durch Witterungseinflüsse oberhalb der Wasserwechselzone sowie durch gewollte (kathodische Polarisation beim zusätzlichen kathodischen Korrosionsschutz) oder ungewollte Elementbildung (Metallkombinationen). Für den Stahlwasserbau werden heute hauptsächlich lösemittelarme und lösemittelfreie Beschich- Abb. 5-9: Montage eines beschichteten Schleusentores tungsstoffe auf Epoxidharz- und Polyurethanharzbasis eingesetzt. Im Stahlwasserbau sind Schichtdicken von 500 μm Die Beschichtungssysteme lassen sich in Ein- (Regelschichtdicke) bis 2000 μm (in besonderen (hauptsächlich für die Korrosivitätskategorie Im 1) Fällen) für hochabriebfeste Beschichtungen üblich. und Mehrschichtsysteme (Im 2 und Im 3) unter- Die Tabelle A.6 der DIN EN ISO 12944-5:2008-01 teilen, wobei u. a. die Geometrie des Bauteils für gibt einen allgemeinen Überblick über mögliche den jeweiligen Einsatz mitentscheidend ist. Beschichtungssysteme. Diese Systeme lassen sich auf Beschichtungen im Erdreich übertragen. Tab. 5-12: Beschichtungssysteme für den Stahlwasserbau in Anlehnung an DIN EN ISO 12944-5 Substrat: Niedriglegierter Stahl, Oberflächenvorbereitung: Sa 2 ½, Rostgrad: A, B, C Grundbeschichtungen Nachfolgende Schichten Beschichtungssystem Bindemittel Pigment Anzahl NDFT μm Bindemittel Anzahl NDFT μm EP, PUR Zn (R) 1 60 EP, PUR 2–4 360 EP, PUR Zn (R) 1 60 EP, PUR 2–5 500 EP, PUR div. 1 80 EP, PUR 2–4 380 EP, PUR div. 1 80 EP, PUR 2–5 540 – – – – EP, PUR 1–3 400 – – – – EP, PUR 1–3 600 Erwartete Schutzdauer Niedrig Mittel Hoch 43 5.7 Duplex-Systeme 5.7.2 Aufbau und Eigenschaften von Duplex-Systemen 5.7.1 Definitionen Bei der Auswahl geeigneter Beschichtungsstoffe Der Begriff Duplex-System (lat. duplex = doppelt) müssen die anwendungsbedingten Eigenschaften, wurde in den frühen 50er-Jahren für Feuer- z. B. UV-Stabilität, Alkalibeständigkeit, Diffusions- verzinkung + Beschichtung geprägt. dichte etc. berücksichtigt werden. Voraussetzung für einen langfristigen Schutz ist insbesondere eine Die Dauer des Schutzes eines Duplex-Systems ist einwandfreie Haftfestigkeit auf der Verzinkung. Es erheblich länger als die Summe der Schutzdauer sollten prinzipiell nur solche Systeme verwendet von Feuerverzinkung oder Beschichtungssystemen werden, die sich auf Verzinkung bewährt und ent- auf Stahl. Je nach Anwendungsbereich und sprechende Eignungsprüfungen bestanden haben, Duplex-System werden Synergieeffekte mit einem außerdem müssen mindestens die Anforderungen Verlängerungsfaktor von 1,5 bis 2,5 erreicht; eine der DIN EN ISO 12944-6 erfüllt werden. Schutzdauer von 25 bis 50 Jahren ist möglich. Beschichtungen für Duplex-Systeme werden mit Beschichtungsstoffen auf unterschiedlicher Tab. 5-13: Allgemein erforderliche Sollschichtdicke von Beschichtungssystemen auf Feuerverzinkung gemäß Tabelle A.7 der DIN EN ISO 12944 Umgebung Korrosivitätskategorie Korrosionsbelastung außen innen Atmosphären mit geringer Verunreinigung und trockenem Klima. Unbeheizte Gebäude, in denen Kondensation auftreten kann, z. B. Lager, Sporthallen C2 Produktionsräume mit hoher Feuchte und geringer Luft ver un reinigung, z. B. Anlagen zur Lebensmittelherstel lung, Wäschereien, Brauereien, Molkereien C3 Industrielle Bereiche und Küstenbereiche mit mäßiger Salzbelastung Chemieanlagen, Schwimmbäder, Bootsschuppen über Meerwasser C4 Industrielle Bereiche mit hoher Feuchte und aggressiver Atmosphäre Gebäude oder Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation und mit starker Verunreinigung C 5-I Küsten- und Offshorebereiche mit hoher Salzbelastung Gebäude oder Bereiche mit nahezu ständiger Kondensation und mit starker Verunreinigung Meistens ländliche Bereiche Stadt- und Industrieatmosphäre, mäßige Verunreinigungen durch Schwefeldioxid. Küstenbereiche mit geringer Salzbelastung 44 Erwartete Schutzdauer GesamtSollschichtdicke μm Bindemittelbasis der Beschichtungssysteme hoch (H) 80 AY (PVC) hoch (H) 120 EP/PUR 160 AY (PVC) 160 EP/PUR 240 AY (PVC) mittel (M) 240 EP/PUR sehr stark hoch (H) 320 EP/PUR C 5-M mittel (M) 240 EP/PUR sehr stark hoch (H) 320 EP/PUR gering mäßig hoch (H) stark Abb. 5-10: Bahnhof Straßburg Bindemittelbasis hergestellt (vgl. Tab. 5-1). Die für Ein- oder Zweikomponenten-Wash-Primer haben Duplex-Systeme speziell formulierten Beschich- sich als Haftvermittler für freibewitterte Beschich- tungsstoffe unterscheiden sich, auch bei gleicher tungen auf feuerverzinktem Stahl nicht bewährt. Bindemittelbasis, zum Teil erheblich von den Beschichtungsstoffen für Stahloberflächen. Beschichtungsstoffe auf Basis trocknender Öle können im Laufe der Belastung ihre Haftfestig- Der Hersteller von Beschichtungsstoffen muss die keit verlieren, da die enthaltenen Fettsäuren mit Eignung der Beschichtungsstoffe und des Beschich- der Zinkoberfläche unter Bildung von Zinkseifen tungssystems für verzinkten Stahl ausdrücklich reagieren. Das schließt auch die Anwendung von bestätigen, beispielsweise in technischen Merkblät- sogenannten Universal-Primern auf Alkydbasis aus. tern. Allgemein gilt unabhängig vom zu beschich- Diese werden nur im dekorativen Bereich und nicht tenden Substrat, dass die Beschichtungsstoffe für im Anwendungsbereich der DIN EN ISO 12944 ein Beschichtungssystem aufeinander abgestimmt eingesetzt. sein müssen und vom gleichen Hersteller stammen sollten. 45 5.7.3 Eigenschaften der Beschichtungen Abhängig vom jeweils vorliegenden Fall kommen geeignete Grund- und Deckbeschichtungen oder auch Einschichtbeschichtungen zum Einsatz. Da der elektrochemisch wirksame Zinküberzug vorliegt, sind in den Beschichtungen im Prinzip keine aktiven Korrosionsschutzpigmente erforderlich, können aber eingesetzt werden. Voraussetzung für ein wirksames Duplex-System ist ein guter Schutz des chemisch reaktionsfähigen Zinküberzuges. In Tabelle 5-13 sind die Sollschichtdicken angegeben, die nach DIN EN ISO 12944-5: 2008-01 allgemein für Beschichtungssysteme auf Feuerverzinkung bei unterschiedlicher Korrosionsbelastung und erwarteter Haltbarkeit gelten sollen. Insbesondere im Bereich sehr starker Korrosions- Abb. 5-11: Beschichtete Achterbahn in Rust belastung (Korrosivitätskategorie C 5) sollte sehr sorgfältig geprüft werden, ob ein Duplex-System als Korrosionsschutzsystem geeignet ist. Vor allem bei erheblich unterscheiden, sind in Tabelle 5-14 praxis- sehr hoher Salz- oder Chemikalienbelastung u. a. relevante Beispiele für Duplex-Systeme aufgeführt. durch Säuren oder Laugen sind Duplex-Systeme nicht geeignet. Besonders kritische Anwendungen 5.7.4 Oberflächenvorbereitung der für Duplex-Systeme sind beispielsweise Verzinke- verzinkten Oberflächen und reien (Säurebelastung), Viehställe und Rottehallen. Haftfestigkeit der Beschichtungen Eine einwandfreie Haftfestigkeit der BeschichtunDies erklärt auch den scheinbaren Widerspruch, gen auf dem Substrat ist eine wesentliche Voraus- der in der Tabelle A.7 der DIN EN ISO 12944-5: setzung für geeignete Korrosionsschutzsysteme 2008-01 zu finden ist. Im Bereich der hohen zu er- mit langer Haltbarkeit. Dies gilt insbesondere für wartenden Schutzdauer auf Ebene der sehr starken Duplex-Systeme. Belastungen C 5-I/C 5-M werden Schichtdicken von 320 μm analog zu den Beschichtungssystemen auf Die Zusammensetzung der Beschichtungsstoffe hat gestrahltem Stahl empfohlen. Für diese Fälle sind einen erheblichen Einfluss auf die Haftfestigkeit der nach Ansicht des Normengremiums die Beschich- Beschichtungen auf Feuerverzinkung. Organische tungssysteme auf Stahl die bessere Alternative. Substanzen, die mit der Zinkoberfläche reagieren und lösliche, instabile, haftungsmindernde Schich- Der Einsatz von Duplex-Systemen in diesen Korrosi- ten bilden, dürfen nicht enthalten sein. Bei der vitätskategorien sollte daher sehr gründlich geprüft Bindemittel- und Pigmentauswahl, aber auch beim werden. Da sich die Angaben zu Beschichtungs- Einsatz von Lösemitteln und Additiven muss dies systemen sowohl in der Norm als auch in ver- konsequent beachtet werden. schiedenen Publikationen (z. B. Merkblatt 405 vom 46 Stahl-Informationszentrum, Verbände-Richtlinie Beschichtungsstoffe, die auf physikalisch trocknen- Duplex, Institut Feuerverzinken) und Spezifika- den Bindemitteln basieren – wie PVC oder Acryl- tionen (ZTV-ING, Teil 4, Abschnitt 3) teilweise harz – haften auf Stückverzinkung sehr gut und Z Verwendung von Beschichtungsstoffen, die nicht ausdrücklich für frische, ungesweepte Feuerverzinkung geeignet sind, verhalten sich „unkomplizierter“ als Zweikomponenten-Beschichtungsstoffe auf Basis der herkömmlichen Epoxidharz- oder Polyurethan-Bindemittel. Z durch ständige Wassereinwirkung (z. B. Kondensation oder Immersion) werden hohe Korrosionsbelastungen erwartet. Eine zunehmende Bedeutung verzeichnen die wasserverdünnbaren Beschichtungsstoffe auf Acryl-Copolymerisatbasis, z. B. beim Neubau von Aus der Prüf- und Baustellenpraxis hat sich er- Freileitungs- und Fahrleitungsmasten. geben, dass eine sichere Beurteilung der Haftfestigkeit von Duplex-Systemen nur nach einer Wasser- Sehr gute Voraussetzungen für den Einsatz von belastung möglich ist (vgl. die vielfältige Literatur Beschichtungsstoffen auf nicht gesweepten Feuer- zu dieser Thematik). verzinkungen liegen immer dann vor, wenn die Beschichtung direkt im Verzinkungsbetrieb in einem Tabelle 5-14 fasst praxisrelevante Duplex-Systeme der Feuerverzinkung nachgelagerten Prozess durch- für verschiedene Anwendungen zusammen. geführt wird. Geeignet sind speziell formulierte ein- und zweikomponentige Beschichtungsstoffe. Im Stahlbau werden immer wieder bandverzinkte Der Hersteller muss die Eignung der Beschichtungs- Bauteile angetroffen, die beschichtet werden sollen. stoffe für diese Anwendung beschreiben. Aus Gründen des Umweltschutzes haben die Hersteller auf Cr(VI)-freie chemische Passivierungen Eine Oberflächenvorbereitung des feuerverzink- der Verzinkung umgestellt. In DIN EN 10346:2009-07 ten Stahls durch Sweep-Strahlen oder eine gleich wurden die technischen Vorgaben von vier Normen wirksame Vorbereitungsmethode ist immer dann zusammengefasst und zum Teil neu definiert. erforderlich, wenn folgende Ausgangszustände Generell müssen Beschichtungssysteme auf Band- vorliegen: verzinkung auf ihre Eignung hin geprüft werden. Z freibewitterte Feuerverzinkung mit beginnender oder bereits erfolgter Weißrostbildung, Eine sinnvolle Aussage ist auch in diesem Fall erst nach einer Wasserbelastung möglich. Tab. 5-14: Praxisbewährte Duplex-Systeme für unterschiedliche Anwendungen Grundbeschichtungen Beschichtungssystem Anwendungsbeispiele Bindemittel Anzahl NDFT μm Bindemittel Anzahl NDFT μm PUR 1 AY 1 60 – 80 – 1 60 – 80 Dekorative Beschichtung ohne korrosive Belastung 1 1 100 – 1 100 Neubau von Hochspannungs- und Fahrleitungsmasten, Werksbeschichtung EP 1 AY 1 80 PUR 2 160 Brückengeländer, Signal- und Schilderbrücken EP 1 80 PUR 2 160 Fuß- und Ankerplatten, Berührungen zwischen Beton und Stahl EP 1 80 EP, PUR 3 240 Konstruktion mit ständiger Kondensat- oder Feuchtebelastung EP 1 150 EP, PUR 3–4 500 Im Erdreich oder bei dauernder Wasserbelastung AY 1 Nachfolgende Schichten In der Regel wasserverdünnbar 47 Praktische Hinweise über Zusammensetzung, Oberflächenart und -vorbehandlung sowie zur Beschichtung können dem Merkblatt 229 „Beschichten von oberflächenveredeltem Stahlblech“ vom Stahl-Informations-Zentrum (www.stahl-info.de) entnommen werden. 5.8 Beschichtung im Werk und auf der Baustelle 5.8.1 Beschichtung im Werk Die Applikation von Korrosionsschutz-Beschichtungsstoffen erfolgt teilweise maschinell, teilweise manuell. Es wird zunehmend dazu übergegangen, u. a. bedingt durch den Trend zum typisierten Bauen, auch bei großen Bauwerken wie Brücken oder Stahlhochbauten die einzelnen Elemente industriell zu beschichten. Mindestens eine Schicht wird häufig bereits im Werk appliziert, z. B. die Grundbeschichtung und die Zwischenbeschich- Abb. 5-12: Werksbeschichtung tung, aber auch der sogenannte Shop Primer, der auf der Baustelle wieder entfernt wird. teile vor Ort weiter beschichtet werden, möglichst Die Beschichtung im Werk weist folgende Vorteile gering zu halten. auf: Z Steuerbarkeit von Temperatur und relativer Luftfeuchte, In jedem Fall müssen Schäden, die bei Lagerung Z größerer Durchsatz und dadurch geringere Kosten, ausgebessert werden. Dort erfolgt auch die letzte oder Montage entstanden sind, auf der Baustelle Deckbeschichtung. Z keine Beeinflussung durch schlechtes Wetter, Z bessere Qualitätskontrolle als auf der Baustelle. Folgende Beschichtungssysteme kommen zum Einsatz: Dem stehen auch einige Nachteile gegenüber, wie Z mögliche Begrenzung bei größeren Bauteilen, Z mögliche Schäden an der Beschichtung durch Handhabung, Transport und Montage, Z mögliche Verschmutzung der letzten Werksbeschichtung bei langer Zwischenlagerung und Notwendigkeit einer zusätzlichen Oberflächenvorbereitung. Um die Schäden bei Transport und Lagerung möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich, die Zwischenstandzeit, d. h. den Zeitraum, ehe die Bau- 48 Z Einfache Systeme auf Basis schnelltrocknender Alkydharz-Bindemittel und auf Basis von wässrigen Acrylharzen, Z dickschichtige Einschichtsysteme auf Basis lösemittelarmer Epoxidharze und Polyurethane, Z Mehrschichtsysteme mit dem klassischen Aufbau: Grundbeschichtung (GB) Epoxidharz / Zinkstaub Zwischenbeschichtung (ZB) Epoxidharz/ Eisenglimmer Deckbeschichtung (DB) PUR-AY In der Verarbeitungstechnik spielt das AirlessSpritzen die hauptsächliche Rolle. Filigrane Stahl konstruktionen werden mit Pinsel und Rolle Z Applikationsmängel wie Taupunktunterschreitung, zu geringe Kantenabdeckung, nicht nachgearbeitete Schweißnähte. beschichtet. In der Vergangenheit wurden bei großen Bauwerken 5.8.2 Beschichtung auf der Baustelle wie beispielsweise Stahlbrücken die Korrosions- Erstbeschichtung schutzsysteme bis zu einem relativ hohen Schädi- Bei Erstbeschichtung auf der Baustelle ist mit gungsgrad am Bauwerk belassen und dann voll- erschwerten Bedingungen zu rechnen. Dies betrifft ständig durch ein neues Korrosionsschutzsystem sowohl die Oberflächenvorbereitung als auch die ersetzt. Inzwischen werden auch Ausbesserungen Applikation und Trocknung bzw. Härtung der bzw. Teilerneuerungen als Instandsetzungs- Beschichtungsstoffe. Bei stark profilierten Stahl- alternative eingesetzt. Im Vordergrund stehen dabei konstruktionen wird auch hier mit Pinsel und Rolle gearbeitet. Instandsetzung Die Beschichtung unterliegt im Laufe der Zeit einem natürlichen Abbauprozess. Die Folgen zeigen sich zunächst in der Beeinträchtigung der optischen Eigenschaften. Durch Abbau des organischen Bindemittels kreidet die Beschichtung, der Glanz oder andere optische Effekte gehen verloren, die Farbe verändert sich. Die Schichtdicke nimmt ab, die Beschichtung versprödet und es treten kleine Risse auf, durch die Wasser, Sauerstoff und ggf. Salze bis zum Substrat vordringen können. Auf Stahl wird Rostbildung ausgelöst, die sich schnell als Punktrost zeigt, der sich zum Flächenrost ausbreitet und die Beschichtung flächig absprengt. Gravierender als Schädigungen durch vorhersehbares Abbauverhalten können nicht vorhersehbare Schädigungen sein, die durch mangelhaftes Material oder Mängel bei der Verarbeitung verursacht sind, z. B.: Z Mangelhafte Oberflächenvorbereitung, d. h., Reste von Walzhaut, Rost, Eisensulfatnester oder andere Verunreinigungen wurden nicht sorgfältig entfernt oder die Rautiefe ist zu gering, Z Mängel am Material, das sich in Blasenbildung, Runzelbildung, Verbundstörungen oder mangelhaftem Korrosionsschutz äußert, Z Überforderung des gewählten Systems z. B. durch zu hohe Temperaturen oder unerwartete chemische Belastung, Abb. 5-13: Vorbereitete Stahlbauteile 49 Abb. 5-14: Abblätternde Altbeschichtung sowohl Aspekte der Wirtschaftlichkeit oder des Zustand der Altbeschichtung beurteilt werden. Umweltschutzes als auch das Interesse an einer Dazu müssen zunächst Informationen über die Alt- Auffrischung bzw. einer neuen Farbgebung für die beschichtung vorliegen. Dazu zählen u. a. Hinweise gesamte Stahlkonstruktion. Die Tabelle 5-15 fasst zur Oberflächenvorbereitung, zu dem verwendeten die verschiedenen Alternativen zusammen. Beschichtungssystem anhand von Spezifikationen oder Datenblättern sowie zur Korrosionsbelastung und zum Alter. Tab. 5-15: Definition von Instandsetzungsmaßnahmen Als nächstes muss der Zustand der Altbeschichtung Ausbesserung Wiederherstellen des Korrosionsschutzes an kleinflächigen Fehlstellen Teilerneuerung Wiederherstellen des Korrosionsschutzes an Fehlstellen und Aufbringen von mindestens einer ganzflächigen Deckbeschichtung Vollerneuerung Restloses Entfernen des alten Korrosionsschutzes und Aufbringen eines neuen Korrosionsschutzsystems geprüft werden, und zwar Z visuell auf Risse, Blasen, Runzeln, Abblätterungen, Durchrostung der Beschichtung, Z durch Messung der Schichtdicke, Z mechanisch durch Gitterschnitt, Kreuzschnitt, Spanprüfung, Schaben, eventuell Haftzugprüfung, Z ggf. durch Entfernung der Altbeschichtung, um die Unterrostung festzustellen. Bevor am Bauwerk eine Entscheidung darüber Für eine Vollerneuerung sprechen getroffen wird, ob eine Teilerneuerung ausreichend Z großflächige Unterrostung der Altbeschichtung, z. B. mehr als 20 %, oder eine Vollerneuerung notwendig ist, muss der 50 Z Verlust der Haftfestigkeit zum Stahl, Eine genaue Festlegung der Schutzdauer von Z intensive Blasenbildung bis zum Substrat sowie Beschichtungssystemen ist nicht möglich, da sie Z Versprödung der Altbeschichtung (Gt > 3). bekanntermaßen von vielen Parametern beeinflusst wird, z. B. von: Entscheidet man sich für eine Teilerneuerung, Z der Art des Beschichtungssystems, muss noch das geeignete Verfahren zur Z der Gestaltung des Bauwerks, Oberflächenvorbereitung ausgewählt werden, Z das intensiv genug ist, um arteigene und artfremde Verschmutzungen und lose Beschichtungen zu entfernen, Z das aber auch schonend genug ist, um die noch intakte Altbeschichtung nicht unnötig zu schädigen. Z dem Zustand der Stahloberfläche vor der Vorbereitung, Z der Wirksamkeit der Oberflächenvorbereitung, Z der Ausführung der Beschichtungsarbeiten, Z den Bedingungen während des Beschichtens, Z der Belastung nach dem Beschichten. Bleibt bei der Teilerneuerung auf der Oberfläche In DIN EN ISO 12944 werden aus den genannten noch Rost zurück, muss für die Grundbeschichtung Gründen drei Bereiche definiert (Tab. 5-16). ein restrostverträglicher, sogenannter „oberflächentoleranter“ Beschichtungsstoff auf Basis modifi- Im Einzelfall können aufgrund langjähriger Erfah- zierter Alkydharze, Urethanalkydharze, 1K-PUR- rungen durchaus genauere Angaben zur Schutz- Bindemittel oder spezieller penetrationsfähiger dauer, teilweise auch mit längeren Standzeiten, ge- EP-Bindemittel eingesetzt werden. geben werden. So wird z. B. in den ZTV-ING, Teil 4, Die Auswahl geeigneter Instandsetzungssysteme Abschnitt 3 mit einer besonders hohen Schutzdauer lässt sich anhand von Probeflächen am besten von mindestens 25 Jahren geplant. treffen. Die Tabellen von DIN EN ISO 12944-5 enthalten eine 5.9 Schutzdauer und Vielzahl von Beispielen von Beschichtungssystemen Gewährleistung für den Einsatz in verschiedenen Umgebungsbedingungen mit unterschiedlichen Korrosivitätskatego- Unter Schutzdauer versteht man die erwartete rien bzw. Kategorien für Wasser und Erdreich. Standzeit eines Beschichtungssystems bis zur ersten Instandsetzung. Dabei wird angenommen, Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die dass eine Instandsetzung aus Korrosionsschutz- Beschichtungssysteme für die höchste Belastung gründen normalerweise notwendig ist, wenn die der jeweiligen Kategorie geeignet sein müssen. Vom beschichteten Flächen einen Rostgrad Ri 3 nach Beschichtungsstoffhersteller können entsprechende ISO 4628-3 aufweisen. Aus ästhetischen oder Bestätigungen oder Eignungsnachweise verlangt technischen Gründen wird eine Ausbesserung oder werden. Instandsetzung der Beschichtung aber meistens schon bei wesentlich geringerem Schädigungsgrad vorgenommen. Tab. 5-16: Definition der zu erwartenden Schutzdauer Die Schutzdauer ist keine Gewährleistungszeit. Bezeichnung Zu erwartende Schutzdauer Bei der Auswahl und dem Vergleich von Beschich- hoch (H) über 15 Jahre mittel (M) 5 bis 15 Jahre niedrig (L) 2 bis 5 Jahre tungssystemen, der Planung von Korrosionsschutzmaßnahmen sowie der Festlegung von Instandsetzungsprogrammen bietet sie aber viele Vorteile. 51 Chemikalienprüfung 52 6 Laborprüfungen zur Bewertung von Beschichtungssystemen Bevor ein Beschichtungssystem auf einem Stahlbauwerk eingesetzt wird, muss es auf seine Leistungsfähigkeit geprüft werden. Die Prüfung der Schutzdauer und des Korrosionsschutzverhaltens im Freien würde viele Jahre in Anspruch nehmen, sodass Verfahren zur sogenannten „künstlichen“ Korrosionsprüfung entwickelt wurden, mit deren Hilfe man die zu erwartende Belastung im Labor nachstellen kann und dabei in Stunden oder Tagen zu aussagefähigen Ergebnissen gelangt, die zumindest für eine erste Orientierung geeignet sind. 6.1 Anwendungsbereich im Vergleich mit dem „besseren“ oder „sehr viel besseren“ Korrosionsschutzverhalten das neue, geprüfte System beurteilen zu können. In DIN EN ISO 12944-6 sind künstliche Korrosionsprüfungen beschrieben, die eine Grundlage für einen objektiven Vergleich darstellen und vor allem 6.2 Prüfverfahren für solche Systeme wichtig sind, für die noch keine praktischen Erfahrungen vorliegen. Prinzipiell setzen sich Laborprüfungen zusammen aus Es sind Prüfverfahren, Prüfbedingungen und Bewertungskriterien für Beschichtungssysteme festge- Z der beschleunigten Alterung der Beschichtungssysteme und legt. Die Angaben beschränken sich allerdings auf die Prüfung der korrosionsschützenden Wirkung anhand der Beständigkeit gegen Wasser, Feuchtigkeit und Salzsprühnebel. Sollten weitere Aussagen über das Korrosionsverhalten von Beschichtungen sowie über Licht- oder Chemikalienbeständigkeit erforderlich sein, können zwischen den Vertragspartnern weitere Prüfungen vereinbart werden. In den Prüfbedingungen werden die Belastungen nachgestellt, die entsprechend den Korrosivitätskategorien zu erwarten sind. Bewertungen der Prüfergebnisse können zur Beurteilung des Beschichtungssystems beitragen. Allerdings sind die derart erhaltenen Prüfergebnisse nur ein Hilfsmittel, das sich nicht dazu eignet, die Schutzdauer von Beschichtungssystemen genau zu bestimmen. Daher werden praxiserprobte Bezugssysteme zunehmend an Bedeutung gewinnen. Es empfiehlt sich also immer, ein oder zwei erprobte Systeme als Referenzmaterial mitzuprüfen, um Abb. 6-1: Kurzbewitterungstest 53 6.2.1 Belastung Beschleunigende Prüfverfahren nach DIN EN ISO 12944-6 sind sowohl durch die Art der Belastung gekennzeichnet: Z Eintauchen in Wasser, Z Einwirken von Chemikalien, Z Kondensieren von Wasserdampf, Abb. 6-2: Farbmetrik Z Einwirkung von neutralem Salzsprühnebel, Z Kondensieren von Wasserdampf mit SO2-Zusatz Z der Beurteilung, die visuell oder durch weitere Prüfverfahren erfolgen kann. als auch durch die Dauer der Belastung, die mit Z den Korrosivitätskategorien C 1 – C 5 aus DIN EN ISO 12944-2 und Vor und nach der Belastung müssen bestimmte Z der Schutzdauer (niedrig (L), mittel (M), hoch (H)) aus DIN EN ISO 12944-1 korrespondiert. Kennwerte erreicht werden, die als Mindest-Prüfwerte charakterisiert sind. Tab. 6-1: Belastungskriterien für Beschichtungssysteme auf Stahl Kategorie Schutzdauer Belastungsdauer in Stunden (h) ISO 2812-1 * Einwirken von Chemikalien ISO 2812-2 Eintauchen in Wasser ISO 6270-1 Kondensieren von Wasserdampf ISO 9227 Einwirken von neutralem Salzsprühnebel C2 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 48 48 120 C3 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 48 120 240 120 240 480 C4 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 120 240 480 240 480 720 C 5-I niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 240 480 720 480 720 1440 C 5-M niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 720 1440 480 720 1440 Im 1 Im 2 Im 3 168 168 168 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 2000 3000 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 2000 3000 720 1440 niedrig (L) mittel (M) hoch (H) 2000 3000 720 1440 * Die Belastung nach ISO 2812-1 darf durch Belastung nach ISO 3231 (Kesternich-Test: Kondenswasser + SO2) ersetzt oder ergänzt werden. Dabei gilt: 10 Zyklen für Schutzdauer „niedrig (L)“, 20 Zyklen für „mittel (M)“ und 30 Zyklen für „hoch (H)“. 54 6.2.2 Prüfung und Bewertung der Beschichtungssysteme Die Bewertung der Beschichtungssysteme erfolgt nach den einschlägigen Prüfnormen (Tab. 6-2). Als zusätzliche Kriterien werden Messungen der Haftfestigkeit nach der Abreißmethode und die Gitterschnitt-Prüfung herangezogen. Im Anhang dieses Teils der Norm findet sich ein Formular zum Erstellen des Prüfberichts. 6.3 Einheitliche Prüfung und Bewertung Die Tatsache, dass Laborprüfungen in eine Norm zum Korrosionsschutz aufgenommen wurden, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einheitlichen Prüf- Abb. 6-3: Korrosionsschutzprüfungen unter maritimen Umgebungsbedingungen verfahren und Bewertungskriterien für Beschichtungssysteme im Anwendungsbereich der Norm. Auf diese Weise werden nationale, branchen- oder gar firmenspezifische Methoden zurückgedrängt. Mit anderen Worten: Steigende Aggressivität der Umgebung wird bei den Laborprüfungen durch Die Hersteller von Beschichtungsstoffen werden erhöhte Belastungsdauer simuliert. in Zukunft ihre Produkte nur noch nach den hier Die Belastungskriterien sind in Tabelle 6-1 zusam- zitierten Normen prüfen oder von neutralen Ein- mengefasst. richtungen prüfen lassen. Tab. 6-2: Anforderungen an ein Korrosionsschutzsystem Bewertungsverfahren Kenngröße Anforderung Bewertung vor der Belastung ISO 2409 Gitterschnitt-Kennwert * 0 oder 1 (für Beschichtungssysteme mit einer DFT <250 μm) ISO 4624 Haftfestigkeit Kein Adhäsionsbruch zum Untergrund bei Werten <5 MPa zulässig Bewertung sofort nach der Belastung ISO 4628-2 Blasengrad 0 (S 0) (Bewertung sofort) ISO 4628-3 Rostgrad Ri 0 (Bewertung sofort) ISO 4628-4 Rissgrad 0 (S 0) (Bewertung sofort) ISO 4628-5 Abblätterungsgrad 0 (S 0) (Bewertung sofort) Bewertung nach weiteren 24 Stunden Konditionierung bei Raumklima ISO 2409 Gitterschnitt-Kennwert * 0 oder 1 (für Beschichtungssysteme mit einer DFT <250 μm) ISO 4624 Haftfestigkeit Kein Adhäsionsbruch zum Untergrund bei Werten <5 MPa zulässig * bei Schichtdicken >250 μm Kreuzschnitt nach DIN EN ISO 16276 55 Überwachung und Prüfung 56 7 Ausführung und Überwachung der Beschichtungsarbeiten Um für ein Stahlbauwerk den Korrosionsschutz mit Beschichtungssystemen mit möglichst langer Schutzdauer sicherzustellen, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: Z normgerechte Oberflächenvorbereitung, Z Ausführung der Beschichtungsarbeiten von einem qualifizierten Betrieb, Z geprüfter Beschichtungsstoff, der den Anforderungen des Auftraggebers entspricht und nach den Angaben des Herstellers gelagert und verarbeitet wird. Diese Forderungen werden in einer für Auftraggeber und Auftragnehmer verbindlichen Spezifikation festgelegt. Es wird vereinbart, auf welche Weise die Einhaltung der Spezifikation und der Ablauf der Arbeiten überwacht werden. 7.1 Anwendungsbereich 7.2 Qualifikation des Auftragnehmers In DIN EN ISO 12944-7 werden grundlegende Hinweise und Details zur „Ausführung und Über- Die Firmen, die Beschichtungsarbeiten überneh- wachung der Beschichtungsarbeiten“ im Werk und men, müssen personell und technisch so ausgestat- auf der Baustelle beschrieben. tet sein, dass sie Im strengen Sinn gilt dieser Teil der Norm nur für Z die Arbeiten fachgerecht und betriebssicher ausführen können, das Aufbringen von Beschichtungen. Er gilt also Z über qualifiziertes Personal verfügen, nicht Z für jeden Verfahrensschritt die geforderte Qualität erreichen. Z für Oberflächenvorbereitung und ihre Überwachung (geregelt in Teil 4 der DIN EN ISO 12944), Z für das Aufbringen von anorganischen Überzügen, z. B. Spritzverzinken, Diesen Nachweis kann der Auftragnehmer am Z für Vorbehandlungsverfahren, z. B. Phosphatieren und Chromatieren sowie system z. B. nach der DIN EN ISO 9000-Reihe Z für spezielle Beschichtungsverfahren wie Tauchen, Pulverbeschichten und Bandbeschichten. standards mit den einzelnen Verfahrensschritten Im weiteren Sinn lassen sich die Angaben über Eine spezifische Qualifikation für fachlich beson- die Qualifikation des Auftragnehmers, über die ders anspruchsvolle Arbeiten lässt sich beispiels- Ausführung und Überwachung von Arbeiten, die weise durch einen Korrosionsschutzlehrgang, der mit den Beschichtungsarbeiten im Zusammenhang die Anforderungen der ZTV-ING, Teil 4, Abschnitt 3 stehen, wie Oberflächenvorbereitung und -vorbe- (ehemals ZTV-KOR-Stahlbauten) erfüllt, nach- handlung, auch auf diese übertragen. weisen. besten durch ein zertifiziertes Qualitätssicherungs- erbringen, aus dem die allgemeinen Ausführungs- hervorgehen. 57 7.3 Zustand der Oberfläche Die Beschichtungsstoffe müssen nach dem vorgege- vor der Beschichtung benen Verfahren, das ggf. vorher durch Prüfungen ermittelt wurde, zu verarbeiten sein. In der Spezifikation muss die Anforderung an die vorbereitete Oberfläche beschrieben sein. Die Ober- Die auf dem Gebinde angegebene Lagerzeit ist flächen sind auf die Einhaltung der Spezifikation ebenso einzuhalten wie eine Lagertemperatur in Bezug auf Reinheit (visuelle und ggf. chemi- zwischen +3 und +30 °C. Insbesonders wässrige sche Verfahren) und Rauheit – wie in DIN EN ISO Beschichtungsstoffe können nach Gefrieren un- 12944-4 beschrieben – zu prüfen. brauchbar werden. Die Anforderungen an Bei Lagerung und Transport von Lösemitteln oder Z die Überwachung der Reinheit und Rauheit, kennzeichnungspflichtigen Beschichtungsstoffen Z die Häufigkeit und sind die entsprechenden sicherheitsrelevanten Verordnungen zu beachten. Z die zu prüfenden Flächen sind in der Spezifikation festzulegen. Gebinde sollen bis zur Verarbeitung geschlossen Abweichungen des Oberflächenzustandes von den bleiben. Angebrochene Gebinde, die wieder Vorgaben sind dem Auftraggeber mitzuteilen. verschlossen wurden, sind als solche deutlich zu kennzeichnen. Die Temperatur der Oberfläche muss während der Arbeiten mindestens 3°K über dem Taupunkt der 7.5 Ausführung der Arbeiten umgebenden Luft liegen. Jedes angelieferte Gebinde muss auf deutlich erIm Übrigen sind die Vorgaben hinsichtlich der kennbare Mängel geprüft werden, z. B. auf Ober flächenvorbereitung und der klimatischen Bedingungen in den Datenblättern der Beschich- Z Abweichung des Inhalts von der Gebindeaufschrift, tungsstoffhersteller zu beachten. Z Verunreinigungen, Z unzulässige Hautbildung, 7.4 Qualität der Beschichtungsstoffe Z Bodensatzbildung (nicht aufrührbar) und Z Verarbeitungsfähigkeit bei den gegebenen klimatischen Bedingungen. Beschichtungsstoffe müssen vom Hersteller zusammen mit Die Wahl des Beschichtungsverfahrens, die in der Z einem technischen Datenblatt, das alle Angaben zur Verarbeitung enthält, und Spezifikation angegeben ist, hängt ab vom Z einem Sicherheitsdatenblatt, anhand dessen der Verarbeiter die Betriebsanweisung erstellen kann, Z der Oberfläche, geliefert werden. Z der Art und Größe des Bauwerks und Z den örtlichen Gegebenheiten. Für die technischen Angaben im Datenblatt müssen Als Beschichtungsverfahren kommen Streichen, die angewandten Prüfverfahren genannt werden, so- Rollen und die verschiedenen Arten des Spritzens dass die Angaben nachvollziehbar sind. Sind über in Frage, wie das technische Datenblatt hinausgehende Angaben Z konventionelles Druckluftspritzen mit niedrigem Druck, erforderlich, sind sie vom Hersteller mitzuliefern. 58 Z Beschichtungsstoff, Abb. 7-1: Sony Center Berlin Z Airless-Spritzen, Vor Beginn und während der Arbeiten muss geprüft Z Airless-Spritzen mit Druckluftunterstützung und werden, ob die Umgebungsbedingungen, also Tem- Z elektrostatisches Spritzen. peratur und Luftfeuchte, den im technischen Datenblatt des Herstellers angegebenen Vorgaben ent- Alle Parameter bei der Applikation, z. B. sprechen. Frisch beschichtete Flächen sind – wenn Z Viskosität und Temperatur des Beschichtungsstoffes, notwendig – zu schützen, z. B. gegen Regen, Staub oder Lackspritznebel aus benachbarten Gewerken. Z Spritzdruck und Spritzdüse, Z Spritzabstand und Spritzwinkel 7.6 Eisenglimmerhaltige und aluminiumpigmentierte Beschichtungs- sind so zu wählen, dass geschlossene Schichten mit stoffe und ihre Verarbeitung einheitlicher Schichtdicke entstehen. Die Messverfahren und die zulässigen Toleranzgrenzen – und Eine wesentliche Funktion von Eisenglimmer in zwar nach unten und nach oben – sind vorher zu Beschichtungsstoffen ist die erhöhte Korrosions- vereinbaren. schutzwirkung. Eisenglimmer- und Aluminiumteilchen decken wegen ihrer blättchenförmigen Um die Sollschichtdicke in den zulässigen Toleranz- Struktur den Untergrund besonders wirksam ab grenzen zu erreichen, ist während des Beschichtens und werden daher für Beschichtungsstoffe im Kor- die Nassschichtdicke regelmäßig zu prüfen. rosionsschutz bevorzugt eingesetzt. Die Pigmentstruktur führt bei sachgemäßer Rezeptierung und Schwer erreichbare Flächen sowie Ecken und Verarbeitung zu einer diffusen Lichtreflexion, Kanten sind besonders sorgfältig zu bearbeiten d. h., Unebenheiten der Metalloberfläche treten, (z. B. Vorstreichen mit Pinsel oder Rolle). im Gegensatz zu hochglänzenden Beschichtungsfilmen, deutlich zurück. 59 Die Blättchenstruktur von Metallpigmenten führt Die Art und Häufigkeit der Überwachung wird zur Ausbildung des sogenannten polychromati- durch die Art und Bedeutung des Bauwerks schen Effektes. Diese Vielfarbigkeit kommt z. B. bei bestimmt und zwischen den Vertragspartnern intensiven Blau- und Grüntönen sowie bei hellen, vereinbart. Für die Überwachung ist fachkundiges aluminiumpigmentierten Farben besonders zum Personal erforderlich. Alle Unstimmigkeiten sind Ausdruck. Unterschiede in der Applikationsart ver- zwischen den Vertragspartnern zu klären, ggf. stärken je nach Lichtverhältnis und Betrachtungs- müssen Vereinbarungen geändert werden. winkel diese Mehrfarbigkeit und können zu einem optisch sehr unterschiedlichen Erscheinungsbild Die Beschichtungen müssen entsprechend der führen. Auch Materialüberlappungen zeigen durch Spezifikation geprüft werden auf erhöhte und unterschiedliche Schichtdicke dieses Z Gleichmäßigkeit, Farbe und Deckvermögen, optisch sehr unterschiedliche Bild. Das Aussehen Z Mängel wie Fehlstellen, Runzeln, Krater, Luftblasen, Abblätterungen, Risse und Läufer, der Eisenglimmer-/Aluminiumbeschichtung sollte daher immer in Relation zu ihrer unbestrittenen Z Trockenschichtdicke nach ISO 2808 oder ISO 19840, Schutzwirkung betrachtet werden. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass Z Haftfestigkeit nach ISO 2409, DIN EN 16276 und ISO 4624, unterschiedliche Verarbeitungsverfahren zu Farbabweichungen führen. Für Ausbesserungen oder Z in Sonderfällen: Porosität mit Nieder- und Hochspannungsgeräten. Nacharbeiten ist das gleiche Auftragsverfahren wie bei der ursprünglichen Arbeitsausführung anzuwenden. Wo dies nicht möglich ist, sollten immer Zur Messung der Trockenschichtdicke müssen zwi- geometrisch abgeschlossene Teilflächen bearbeitet schen den Vertragspartnern festgelegt sein: werden. Z Messverfahren und Messgeräte, Z Einzelheiten zur Kalibrierung der Geräte, 7.7 Überwachung der Arbeiten Z Berücksichtigung des Einflusses der Rauheit, Z Art und Anzahl der Messungen für jede Oberflächenart (Messplan) sowie Alle Arbeiten sind grundsätzlich vom Auftragnehmer (Eigenüberwachung), zweckmäßig auch Z Form der Dokumentation der Messergebnisse und deren Abgleich mit den Abnahmekriterien. vom Auftraggeber (Fremdüberwachung) zu überwachen. Gegebenenfalls ist der Hersteller der Da in der Praxis Schichtdickenschwankungen Beschichtungsstoffe hinzuzuziehen. unvermeidbar sind, legt die DIN EN ISO 12944 zu- Tab. 7-1: Empfohlene Anzahl von Kontrollflächen (Höchstwerte) Größe der zu beschichtenden Fläche [m²] Höchstzahl von Kontrollflächen Prozentualer Anteil der Kontrollflächen zur Gesamtfläche Gesamtfläche der Kontrollflächen [m²] < 2.000 3 0,6 12 2.000 – 5.000 5 0,5 25 5.000 – 10.000 7 0,5 50 10.000 – 25.000 7 0,3 75 25.000 – 50.000 9 0,2 100 > 50.000 9 0,2 200 60 lässige Toleranzen für Über- und Unterschreitungen fest. Diese gelten für die Vertragspartner, sofern keine abweichenden Regelungen vereinbart wurden. Vor allem in kritischen Phasen, z. B. bei Änderung der Verantwortlichkeit oder nach längeren Lagerzeiten zwischen der Applikation einzelner Schichten, ist die Trockenschichtdicke unter Beachtung der Soll-, Mindest- und Höchstschichtdicke zu messen. Bei zerstörenden Messverfahren, z. B. für die Haftfestigkeit, müssen die beschädigten Stellen ausgebessert werden. Die DIN EN ISO 16276-1 und -2 geben Hinweise zur Beurteilung der Adhäsion/ Kohäsion einer Beschichtung auf der Baustelle. 7.8 Anlegen von Kontrollflächen Kontrollflächen am Bauwerk werden angelegt, um Z einen verbindlichen Standard für die Ausführung der Beschichtungsarbeiten festzulegen, Z die Angaben des Beschichtungsstoffherstellers oder Auftragnehmers zu verifizieren und um Z das Verhalten der Beschichtungen zu jedem Zeitpunkt beobachten und prüfen zu können. Abb. 7-2: Airless-Verarbeitung Ihre Größe und Anzahl muss technisch und wirtschaftlich im angemessenen Verhältnis zum gesamten Bauwerk stehen (Tab. 7-1). Kontrollflächen können dauerhaft gekennzeichnet Kontrollflächen werden in der Regel nicht für werden und sind im Korrosionsschutzplan zu Gewährleistungszwecke benutzt. Sie können jedoch dokumentieren. nach Vereinbarung zwischen den Vertragspartnern für diesen Zweck herangezogen werden. Die Bewertung der Beschichtungen muss nach Verfahren erfolgen, die zwischen den Vertragspartnern Kontrollflächen werden in Gegenwart aller vereinbart sind, am besten nach den einschlägigen Vertragspartner an repräsentativen Bereichen an- Normen. gelegt, wo die Korrosionsbelastungen des Bauwerks typisch sind. Sie sollten auch Zonen wie Schweiß- Wenn Kontrollflächen für Gewährleistungszwecke nähte, Schraubenverbindungen, Kanten etc. mit- herangezogen werden, müssen Mängel an der einbeziehen. Beschichtung und ihre Ursachen in Einzelfallentscheidungen von qualifizierten Sachverständi- Kontrollflächen müssen in Gegenwart der Vertrags- gen beurteilt werden. partner angelegt und dokumentiert werden. Neben den Beschichtungsarbeiten sind auch die Art und Beschädigte Kontrollflächen werden ausgebessert, der Zustand der Oberflächenvorbereitung zu proto- die Ausbesserungen gelten dann aber nicht mehr kollieren. als Kontrollflächen. 61 8 Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung Die Basis jeder vertraglichen Vereinbarung zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer bei Beschichtungsarbeiten im Stahlbau ist die genaue Beschreibung der zu erbringenden Leistung. In Spezifikationen wird das zu beschichtende Objekt in allen Details beschrieben, die auszuführenden Arbeiten und das zu verwendende Material werden festgelegt und die Art der Überprüfung wird vereinbart. Schließlich muss eine Gewährleistungsdauer vereinbart werden. 8.1 Anwendungsbereich 8.2 Nutzungsdauer, Schutzdauer und Gewährleistung DIN EN ISO 12944-8 „Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung“ behandelt Die realisierbare Schutzdauer eines Beschichtungs- das Erstellen von Spezifikationen für den Korro- systems ist im Allgemeinen kürzer als die erwartete sionsschutz von Stahlbauten mit Beschichtungs- Nutzungsdauer des Bauwerks. Aus diesem Grund systemen muss bereits bei der Planung und Gestaltung die Z beim Erstschutz und Möglichkeit der Instandsetzung oder Erneue- Z bei der Instandsetzung. rung von Beschichtungssystemen miteinbezogen werden. Später nicht mehr zugängliche Bauteile Die vorgeschlagenen Schemata und Formblätter müssen von vornherein so geschützt werden, dass lassen sich auf Arbeiten im Werk und auf der Bau- der Korrosionsschutz während der Nutzungsdauer stelle, für den Erstschutz und die Instandsetzung des Bauwerks sichergestellt ist. anwenden. Dabei können die Korrosionsbelastungen, die Umgebungsbedingungen und eventuelle Für den Erstschutz eines Bauwerkes mit langer Sonderbelastungen sehr unterschiedlich sein. Nutzungsdauer ist ein Beschichtungssystem mit der längsten zu erwartenden Schutzdauer („hoch“ Dieser Teil der Norm enthält: gemäß DIN EN ISO 12944-5) wirtschaftlich, weil Z Verfahren zum Erarbeiten einer Spezifikation für Erstschutz oder Instandsetzung, dadurch der Umfang der Instandsetzungsmaß- Z Inhalt einer Spezifikation, Nutzungsdauer auf ein Minimum reduziert wird. Z Angaben zu einer Spezifikation für Beschichtungssysteme für Erstschutz und Instandsetzung, Aus der zu erwartenden Schutzdauer kann unter nahmen oder Erneuerungsarbeiten während der Berücksichtigung der zu erwartenden Nutzungs- Z ein Formblatt für das Anlegen von Kontrollflächen, dauer ein Instandsetzungsprogramm abgeleitet Z Schemata für den Planungsablauf von Erstschutz- und Instandsetzungsarbeiten, Planung Berücksichtigung findet. Demgegenüber Z Formblätter für eine Spezifikation von Beschichtungssystemen für Erstschutz und Instandsetzung und Begriff und somit Gegenstand vertraglicher Ver- Z Formblätter für den Abschlussbericht und den Prüfbericht. werden, das in der mittel- und langfristigen ist die Gewährleistungsdauer ein juristischer einbarungen. Der entscheidende Zeitpunkt für die Gewährleistung ist die Abnahme der erbrachten Leistung. Innerhalb der Gewährleistungsdauer kann der Auftraggeber die Beseitigung von Mängeln an der 62 Beschichtung verlangen, die auf vertragswidrige Z eine Teilerneuerung oder Leistung zurückzuführen sind. Die Tatsache eines Z eine Ausbesserung Schadens allein genügt zur Begründung eines An- des Beschichtungssystems erfolgen soll. spruchs jedoch nicht. Der Schaden könnte ja auch durch eine unvorhergesehene, hohe Belastung des Diese Entscheidung hängt vom Zustand der Objektes oder durch normale Abnutzung entstan- Altbeschichtung ab sowie von deren notwendiger den sein. Bearbeitung vor der Applikation neuer Beschichtungsstoffe. Oft ist es ratsam, neben den eigenen 8.3 Planung von Korrosions- Experten externe Sachverständige hinzuzuziehen, schutzarbeiten im Erstschutz um den Zustand des alten Beschichtungssystems zu analysieren und ggf. verschiedene technische Möglichkeiten für das neue System aufzuzeigen. Bei der Planung des Korrosionsschutzes durch Beschichtungssysteme müssen alle technischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte Berücksichtigung 8.5 Gewährleistungsansprüche finden. Dazu gehören die Umgebungsbedingungen, die spätere Nutzung des Bauwerks, die Kosten für Zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer wird unterschiedliche Beschichtungssysteme, die Kosten eine Verjährungsfrist für Gewährleistungsan- für Erstschutz und Instandsetzung, aber auch die sprüche – meistens Gewährleistungsfrist genannt Anforderungen in Bezug auf Arbeitssicherheit und – vereinbart, innerhalb derer der Auftraggeber die Umweltschutz. Diese Arbeit kann durch projekt- Beseitigung von Mängeln verlangen kann. Dabei ist bezogene Pläne und Phasenablaufpläne für den zu unterscheiden zwischen Mängeln als Folge ver- Erstschutz unterstützt werden. tragswidriger Leistung und Mängeln als Folge von Umständen, die der Auftragnehmer nicht zu vertre- Sorgfältige Planung und Spezifikation sowie Kom- ten hat. Je größer die Zeitspanne zwischen Abnah- munikation zwischen Auftraggeber, Auftragnehmer me der Leistung und Ende der Gewährleistungsfrist und allen anderen Beteiligten zum frühestmög- ist, umso schwieriger wird diese Unterscheidung. lichen Zeitpunkt tragen dazu bei, Probleme zu vermeiden, die später nur mit viel Zeitaufwand und Da Mängel als Folge fehlerhafter Ausführung erfah- hohen Kosten beseitigt werden können. rungsgemäß schon kurze Zeit nach Fertigstellung erkennbar werden, ist in § 13 Absatz 4 der VOB/B 8.4 Planung von Korrosionsschutz- (Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen) arbeiten bei der Instandsetzung die Regelverjährungsfrist für Gewährleistungsansprüche nach sorgfältiger Abwägung aller Inter- Die Planung von Instandsetzungsarbeiten wird essen generell auf vier Jahre festgesetzt worden. wesentlich erleichtert, wenn man auf eine gute Dokumentation des Erstschutzes oder der voran- Gemäß § 634 a Absatz 1 Nr. 2 Bürgerliches Gesetz- gegangenen Instandsetzungen zurückgreifen kann. buch verjähren Mängelansprüche bei Bauwerken in Gute Dokumentation in der Gegenwart schafft fünf Jahren. Auch hier beginnt die Verjährung mit günstige Verhältnisse für die Zukunft. der Abnahme des Werkes. Beim Erarbeiten einer Spezifikation für Instandsetzungsarbeiten ist zunächst zu klären, ob Z eine Vollerneuerung, 63 Eingehauster Pylon einer Brücke in Ludwigshafen 64 9 Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz Vor allen technischen Maßnahmen genießen die Vorsorge für die Gesundheit der Mitarbeiter und der Schutz der natürlichen Umwelt, also von Luft, Wasser und Boden, höchste Priorität. In Gesetzen und Verordnungen sind diese Schutzziele definiert. In nachgeordneten , Richtlinien und Normen sowie in den Schriften und Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften sind die Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele detailliert beschrieben. 9.1 Einleitung Neben den rechtsverbindlichen Bestimmungen des Arbeitsschutzgesetzes, der Betriebssicherheits- und der Gefahrstoffverordnung greift auch die DIN EN Z Gewässer und Böden während der Korrosionsschutzarbeiten gegen eindringende Schadstoffe geschützt werden, Z Abfälle ordnungsgemäß entsorgt oder ggf. recycelt werden. ISO 12944 -1 die Aspekte der Arbeitssicherheit und des Umweltschutzes auf. Die Vorschriften, an denen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer orientieren müssen, basieren auf Es ist die Pflicht von Auftraggebern, Ausschreibenden, Auftragnehmern, Beschichtungsstoffherstellern, Aufsichtspersonal für Korrosionsschutzarbeiten und allen anderen Personen, die an einem Objekt arbeiten, die unter ihrer Verantwortung stehenden Arbeiten so zu planen und auszuführen, dass weder die eigene Gesundheit und Sicherheit noch die ande- Z Gesetzen, Verordnungen, Technischen Regeln und Vorschriften, die vom Gesetzgeber erlassen sind, und Z dem Vorschriften- und Regelwerk (BGVR), das von den Berufsgenossenschaften herausgegeben wird und für die Mitglieder der jeweils betroffenen Berufsgenossenschaft genau so bindend ist wie die Vorschriften des Gesetzgebers. rer gefährdet wird. Dabei muss jede Partei sicherstellen, dass alle gesetzlichen Auflagen des Landes, in dem die Arbeiten ganz oder teilweise durchgeführt werden, eingehal- Z Alle Vorschriften und Regeln zur Arbeitssicherheit basieren auf dem Arbeitsschutzgesetz. Mit dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) wurde die europäische Arbeitsschutz-Rahmenrichtlinie 89/391/EWG in Deutschland umgesetzt. ten werden. Das heißt insbesondere, es sollen Z weder toxische noch krebserregende Stoffe vorgeschrieben oder verwendet werden, Z Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) reduziert werden, Z Maßnahmen gegen schädliche Einwirkungen von Rauch, Staub, Dämpfen und Lärm sowie gegen Brandgefahren getroffen werden. Z Die Bereitstellung und Benutzung von Arbeitsmitteln wird über die Betriebssicherheitsverordnung geregelt. Z Alle Regelungen über den Umgang mit gefährlichen Stoffen und Zubereitungen beruhen auf dem Chemikaliengesetz und den nachgeordneten Verordnungen, z. B. der Gefahrstoffverordnung. Z Alle Vorschriften zur Regelung der Emission basieren auf dem Bundes-Immissionsschutzgesetz. Weiterhin müssen, wenn es vorgeschrieben ist, Z Alle Verordnungen zur Begrenzung der Schadstofffracht im Abwasser gehen auf das Wasserhaushaltsgesetz zurück. Z persönliche Schutzausrüstungen wie Augen-, Haut-, Gehör- und Atemschutz verwendet werden, Z Die Behandlung von Abfällen wird über das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz geregelt. 65 Gesetze und Verordnungen haben Gesetzeskraft. Alle Beteiligten haben bestimmte Pflichten einzu- Demgegenüber sind Technische Regeln, Richtlinien halten: und Normen, die von Fachleuten erarbeitet wurden und die gesetzlichen Vorgaben präzisieren, als Auftraggeber/Bauherr: Stand der Technik anzusehen. Wer sich daran hält, Die Pflichten für den Auftraggeber eines Bauvor- wird im Streitfall immer auf der sicheren Seite sein. habens ergeben sich im Wesentlichen aus der Baustellenverordnung (BaustellV): Parallel dazu geben die Berufsgenossenschaften ein Vorschriften- und Regelwerk heraus. Dieses besteht einerseits aus den Unfallverhütungsvorschriften, die als BG-Vorschriften (BGV) bezeichnet werden und in vier Kategorien eingeteilt sind: Z BGV A (Allgemeine Vorschriften / Betriebliche Arbeitsschutzorganisation) Z BGV B (Einwirkungen) Z BGV C (Betriebsart / Tätigkeiten) Z BGV D (Arbeitsplatz /Arbeitsverfahren) Die BG-Vorschriften stellen für jedes Unternehmen und dessen Mitarbeiter verbindliche Pflichten bezüglich Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz dar. Hinzu kommt das berufsgenossenschaftliche Regelwerk, das BG-Regeln (BGR), BG-Informationen Z Berücksichtigung der allgemeinen Grundsätze nach § 4 Arbeitsschutzgesetz, Z Übermittlung einer Vorankündigung an die zuständige Behörde (in der Regel Gewerbeaufsichtsamt, Staatliches Amt für Arbeitsschutz), Z Bestellung eines geeigneten Koordinators (SiGeKo), wenn Beschäftigte mehrerer Arbeitgeber auf der Baustelle tätig werden, Z Erstellung eines Sicherheits- und Gesundheitsschutzplanes (SiGe-Plan) für Baustellen, auf denen Beschäftigte mehrerer Arbeitgeber tätig werden und eine Vorankündigung zu übermitteln ist oder auf der Beschäftigte mehrerer Arbeitgeber tätig werden und besonders gefährliche Arbeiten nach Anhang II BaustellV ausgeführt werden, Z Zusammenstellung einer Unterlage für spätere Arbeiten an der baulichen Anlage. Auftragnehmer/Unternehmer: (BGI) und BG-Grundsätze (BGG) umfasst. Dieses Regelwerk richtet sich vornehmlich an den Unternehmer und dient diesem als Hilfestellung bei der Umsetzung seiner Pflichten aus gesetzlichen Arbeitsschutzvorschriften sowie Unfallverhütungsvorschriften. Der Unternehmer kann bei Beachtung der in BGRegeln enthaltenen Empfehlungen davon ausgehen, dass er die in Unfallverhütungsvorschriften geforderten Schutzziele erreicht. Bei der Ausführung von Korrosionsschutzarbeiten mit Beschichtungsstoffen gelten allgemeine Sicherheitsmaßnahmen nach Arbeitsschutzgesetz und Maßnahmen, die für den Umgang mit gefährlichen Stoffen und Zubereitungen aufgrund der Gefahrstoffverordnung und der Betriebssicherheitsverordnung vorgeschrieben sind. 66 Z Prüfung des Arbeits- und Sicherheitsplans auf Unstimmigkeiten; Z Objekt-/ baustellenbezogene Gefährdungsbeurteilung: Z Beurteilung möglicher Gefährdungen (z. B. Absturzrisiko, Stromschlag), Z Abschätzung und Bewertung der Risiken, Z geeignete Schutzmaßnahmen auswählen und umsetzen, Z Wirksamkeit der gewählten Schutzmaßnahmen überprüfen und ggf. anpassen, Z Ergebnisse der Gefährdungsbeurteilungen und der festgelegten Schutzmaßnahmen schriftlich dokumentieren, Z Unterweisung der Mitarbeiter; Z Sofern Gefahrstoffe im Sinne der GefStoffV verwendet werden: Erstellen von Betriebsanweisungen anhand der Sicherheitsdatenblätter und Produktinformationen des Stoffherstellers und aufgrund der Kenntnisse der Arbeitsgänge sowie Unterweisung der Arbeitnehmer (TRGS 555); Abb. 9-1: Schutzausrüstung beim Strahlen Z messtechnische Überwachung des Arbeitsplatzes auf Einhaltung von Grenzwerten (TRGS 900); 9.2 Arbeitssicherheit bei der Oberflächenvorbereitung Z Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstungen. Beschäftigte/Arbeitnehmer: Die Oberflächenvorbereitung umfasst Reinigungs- Z Einhaltung aller einschlägigen Vorschriften, arbeiten von nicht beschichteten Untergründen Z Befolgen der Betriebsanweisungen, sowie die Entschichtung von Stahlbauwerken, vor Z ggf. Tragen persönlicher Schutzausrüstungen. allem durch Strahlen. Dabei treten Stäube auf, es fallen Strahlschutt und verunreinigtes Abwasser an. Betroffen sind mehrere Komplexe: Z die Oberflächenvorbereitung einschließlich der Entfernung von Altbeschichtungen, z. B. durch Strahlen, Die Entfernung von Altbeschichtungen im Zuge Z die Applikation von Beschichtungsstoffen im Werk oder auf der Baustelle, Als Schadstoffe kommen in Betracht: Z Emissionen bei der Härtung der Beschichtungen, Z Behandlung von Abwasser im Rahmen der Oberflächenvorbereitung oder der Reinigung von Anlagen und Arbeitsgeräten, Z die Entsorgung von Strahlschutt, Resten von ausgehärteten und nicht ausgehärteten Beschichtungsstoffen sowie von entleerten Gebinden und Arbeitsmaterial. der Instandsetzung ist problematisch, da Altbeschichtungen Gefahrstoffe enthalten können. Z Pigmente wie Bleimennige, Bleiweiß und Zinkchromat in allen Korrosionsschutzbeschichtungen, Z Asbest als Füllstoff in dicken Schichten, vor allem im Stahlwasserbau, Z Teer in Beschichtungen im Stahlwasserbau, bei erdverlegten Rohrleitungen, für Druckrohre in Stollen und Kühlwasserleitungen, 67 Z Polychlorierte Biphenyle (PCB) in Beschichtungen und Fugendichtungsmassen. können bei der Härtung durch chemische Reaktion Alle diese Stoffe sind als „Verdacht auf krebserzeu- Durch die Einführung festkörperreicher Ein- und gend“, „krebserzeugend“ oder „fruchtschädigend“ Zweikomponenten-Beschichtungsstoffe sowie durch (CMR-Stoffe) eingestuft und sollen in den Mit- den verstärkten Einsatz wässriger Systeme konnte gliedsstaaten der EU nicht mehr in Beschichtungs- der Lösemittelanteil erheblich reduziert werden. Spaltprodukte freigesetzt werden. stoffen eingesetzt werden. Der Hersteller von Beschichtungsstoffen muss dem Das gesamte Objekt muss eingehaust werden, die Abnehmer der Produkte ein Sicherheitsdatenblatt Stäube aus der Luft müssen durch entsorgende liefern, das neben allen technischen Kennwerten Luftumwälzung des Innenraumvolumens entfernt Angaben über den sicheren Umgang mit diesem werden. In der Abluft müssen die Grenzwerte der Produkt beinhaltet. Anhand dieser Sicherheits- TA Luft eingehalten werden. Die Beschäftigten, die datenblätter muss der Arbeitgeber Betriebsanwei- derartige Arbeiten ausführen, unterliegen arbeits- sungen erstellen, die die Arbeitnehmer über die medizinischer Überwachung und müssen ggf. Vorschriften beim Umgang, über Verhalten im während der Arbeit persönliche Schutzausrüstun- Gefahrenfall und über die Entsorgungswege von gen tragen. Stoffen und Zubereitungen informieren. Vonseiten der Berufsgenossenschaften gilt insbe- Insbesondere bei der Verarbeitung von Epoxydharz- sondere die BGR 500 „Betreiben von Arbeitsmitteln produkten und Antifoulingfarben sollten geeignete (Kapitel: Arbeiten mit Strahlgeräten)“ 1, in der u. a. Körperschutzmittel (Schutzhandschuhe, Schutzbril- Grenzwerte für die Schadstoffe in Strahlmitteln len und ggf. Atemschutzfilter) eingesetzt werden. angegeben und Angaben für die technische Ausrüstung von Maschinen und Geräten enthalten sind. 9.4 Maßnahmen zum Umweltschutz Beim Druckflüssigkeitsstrahlen ist ebenfalls die Die Gesetzgebung zum Umweltschutz begrenzt die BGR 500 (Kapitel „Arbeiten mit Flüssigkeitsstrah- Emission von Schadstoffen in die Luft, in Gewässer lern“) zu berücksichtigen. Beim Flammstrahlen und das Abwassersystem und definiert Vorschriften gilt BGR 500 (Kapitel „Schweißen, Schneiden und über die Entsorgung von Abfällen. Belastungen verwandte Verfahren“). der Luft treten bereits beim bestimmungsgemäßen Gebrauch durch Lösemittelemissionen aus zu ver- Bei Strahlarbeiten im Stahlwasserbau, bei denen arbeitenden Beschichtungsstoffen auf der Baustelle, auch mit dem Vorhandensein von Antifouling- aber auch an anderen Orten auf. Beim Abfall ist Additiven zu rechnen ist, sind außerdem die Vor- die Entsorgung des Strahlschuttes das zentrale schriften des Gewässerschutzes zu beachten. Thema, wobei hier durch die in der Vergangenheit verwendeten Korrosionsschutzbeschichtungsstoffe 9.3 Arbeitssicherheit beim besonders belastete blei-, teer- und asbesthaltige Aufbringen von Beschichtungen Abfälle entstehen können. Im Rahmen von Instandhaltungsarbeiten müssen Oberflächen gereinigt Beschichtungsstoffe können Lösemittel enthalten, werden. Oft geschieht dies durch Hochdruck- die beim Verspritzen als Aerosole die Gesundheit wasserstrahlen, wobei das entstehende Abwasser der Arbeitnehmer belasten, aber auch bei der entsprechend behandelt werden muss, bevor es in Härtung an die Umwelt abgegeben werden. Ebenso die Kanalisation eingeleitet wird. 1 68 Vormals BGV D26 Luft Der Eintrag von Lösemitteln in die Luft wird durch Immissionsschutzgesetze und Verordnungen begrenzt. Für die anlagenbezogen und im Werk durchgeführten Korrosionsschutzbeschichtungen gilt die 31. BImSchV, die abhängig von der jährlich emittierten Lösemittelmenge Lösemittelbilanzen oder eine Nachbehandlung der Abgase verlangt. Die 31. BImSchV gilt jedoch nicht nur für stationäre Werksbeschichtungen, sondern auch für Baustellen wie z. B. Brückenbauwerke, wenn der jährliche Lösemittelverbrauch bestimmte Schwellenwerte überschreitet. Die Deco-Paint-Richtlinie, deren Umsetzung in Deutschland die ChemVOCFarbV ist, verfolgt einen produktbezogenen Ansatz, um Lösemittelemissionen auf Baustellen zu reduzieren. Beschichtungsstoffe, die in verschiedene Produkt kategorien eingeteilt sind, dürfen nur noch bestimmte Maximalmengen an Lösemitteln enthalten. Die Deco-Paint-Richtlinie betrifft den Korrosionsschutz an Gebäuden wie z. B. Bahnhofshallen etc., jedoch nicht an Ingenieurbauten (Tunnel, Brücken etc.). Wasser Das Wasserhaushaltsgesetz und die Abwasserverordnung regeln auf Bundesebene; Landeswassergesetze und Indirekteinleiterverordnung auf Landesebene, wie Belastungen der Gewässer durch Abb. 9-2: Absturzsicherung bei Beschichtungsarbeiten in großer Höhe Korrosionsschutzarbeiten zu vermeiden sind. Dazu zählen zum einen Maßnahmen, die bei der Lage- Abfall rung von Beschichtungsstoffen verhindern, dass bei Die Entsorgung der Strahlmittelabfälle und die Unfällen Beschichtungsstoffbestandteile (Löse- Entsorgung restentleerter Gebinde sind die wesent- mittel) ins Erdreich und damit ins Grundwasser lichen Punkte, die über das Kreislaufwirtschafts- gelangen (VAWS). Zum anderen wird festgelegt, und Abfallgesetz im Korrosionsschutz geregelt wer- dass belastete Abwässer aus Reinigungsarbeiten den. Entsprechend dem Europäischen Abfallkatalog aufgefangen, gegebenenfalls vorbehandelt und so werden Strahlmittelabfälle nach vorheriger Unter- über die öffentliche Kanalisation den Abwasser- suchung auf ihren Schwermetallgehalt klassifiziert reinigungsanlagen zugeführt werden (Indirekt- und anschließend entsorgt. Die Mehrfachnutzung einleiter verordnung). eines Strahlmittels in Kreislaufprozessen kann die Abfallmenge deutlich reduzieren. Durch Voruntersuchungen muss geklärt sein, ob die zu entfernenden Beschichtungen gefahrstoffhaltig sind (Asbest, 69 Das Kreislaufwirtschaftsgesetz verlangt eine Verwertung von Verpackungsmaterialien. Restentleerte Gebinde können über bundesweite Recyclingsysteme zurückgenommen werden. Die Hersteller der Beschichtungsstoffe haben die Verwertung der Gebinde bereits bezahlt, sodass diese kostenlos zurückgegeben werden können. Im Gegensatz dazu sind Gebinde mit Restinhalten von Beschichtungsstoffen meist als gefährlicher Abfall einzustufen und können nur mit Zusatzkosten entsorgt werden. 9.5 Sicherheit von Anfang an Das oberste Prinzip sicheren Arbeitens ist immer noch die Vermeidung von Belastungen des Menschen und der Umwelt. Schon bei der Auswahl von Beschichtungsstoffen soll als Kriterium nicht nur deren technische Leistungsfähigkeit herangezogen werden, sondern es müssen bereits zu diesem Zeitpunkt auch Fragen der Belastung der Mitarbeiter, Abb. 9-3: Schutzausrüstung bei der Spritzapplikation der Emission und der Entsorgung geprüft werden. Das frühzeitige Einbeziehen dieser Aspekte schont Blei, Teer), da dies nicht nur Konsequenzen für die die Gesundheit der Mitarbeiter und spart Geld, Abfallentsorgung, sondern auch für den Arbeits- denn die Entsorgung von Sonderabfall ist teuer, die schutz und die Wahl des Entschichtungsverfahrens Einleitung schadstoffbelasteten Wassers ebenfalls. hat. Außerdem können Zuwiderhandlungen als Straftatbestand gewertet oder als Ordnungswidrigkeit Wegen der Menge und der fallspezifischen Zu- ausgelegt und mit einem entsprechenden Bußgeld sammensetzung des Strahlschutts ist es empfeh- belegt werden. lenswert, frühzeitig mit einem Entsorger Kontakt aufzunehmen, um die Abfalleinstufung als gefährlicher Abfall (Abfallschlüssel 12 01 16* – „Strahlmittelabfälle, die gefährliche Stoffe enthalten“) oder nicht gefährlicher Abfall (Abfallschlüssel 12 01 17 – „Strahlmittelabfälle mit Ausnahme derjenigen, die unter 12 01 16* fallen“), dessen Wiederaufarbeitungsmöglichkeit und die Details des Entsorgungsverfahrens zu klären. So kann die Baustellenorganisation passgenau zu diesen Arbeiten gestaltet und unnötiger Platzbedarf für die Zwischenlagerung des Strahlschutts vermieden werden. 70 9.6 Gesetze, Verordnungen und andere Vorschriften zur Arbeitssicherheit und zum Umweltschutz 9.6.1 Wichtige Gesetze und Verordnungen, Stand 2010 Bezeichnung Titel AbwV Abwasserverordnung Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer und zur Anpassung der Anlage des Abwasserabgabengesetzes ADR Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße ArbSchG Arbeitsschutzgesetz ArbStättV Arbeitsstättenverordnung BaustellV Baustellenverordnung BetrSichV Betriebssicherheitsverordnung Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Bereitstellung von Arbeitsmitteln und deren Gebrauch bei der Arbeit, über Sicherheit beim Betrieb überwachungsbedürftiger Anlagen und über die Organisation des betrieblichen Arbeitsschutzes BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vorgänge 2. BImSchV 2. Bundes-Immissionsschutzverordnung Verordnung zur Emissionsbegrenzung von leichtflüchtigen halogenierten organischen Verbindungen 4. BImSchV 4. Bundes-Immissionsschutzverordnung Verordnung über genehmigungsbedürftige Anlagen 5. BImSchV 5. Bundes-Immissionsschutzverordnung Verordnung über Immissionsschutz 11. BImSchV 11. Bundes-Immissionsschutzverordnung Verordnung über Emissionsschutzerklärungen 12. BImSchV 12. Bundes-Immissionsschutzverordnung Störfall-Verordnung 31. BImSchV Verordnung zur Begrenzung der Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen bei der Verwendung organischer Lösemittel in bestimmten Anlagen ChemG Chemikaliengesetz Gesetz zum Schutz vor Gefahrstoffen GefStoffV Gefahrstoffverordnung Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen GPSG Geräte- und Produktsicherheitsgesetz IndV Indirekteinleiterverordnung Verordnung des Umweltministeriums über das Einleiten von Abwasser in öffentliche Abwasseranlagen LärmVibrationsArbSchV Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung LasthandhabV Lastenhandhabungsverordnung KrW-/AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz Gesetz zur Förderung der Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen Beseitigung von Abfällen PSA-BV Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Gebrauch persönlicher Schutzausrüstungen bei der Arbeit REACH Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 18. Dezember 2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe WHG Wasserhaushaltsgesetz Gesetz zur Ordnung des Wasserhaushalts 71 9.6.2 Konkretisierungen und Verwaltungsanweisungen zu Gesetzen und Verordnungen Bezeichnung Titel TRbF Technische Regeln über brennbare Flüssigkeiten TA Luft Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft TA Lärm Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm TA Abfall Technische Anleitung zur Lagerung, chemisch-physikalischen oder biologischen Behandlung, Verbrennung und Ablagerung von besonders überwachungsbedürftigen Abfällen VwVwS Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Wasserhaushaltsgesetz über die Einstufung wassergefährdender Stoffe in Wassergefährdungsklassen Verwaltungsvorschrift wassergefährdende Stoffe – VwVwS RAB zur BaustellV Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen ASR zur ArbStättV Arbeitsstättenregeln Die alten Arbeitsstätten-Richtlinien gelten weiter fort, jedoch nicht länger als bis zum 31. Dezember 2012 und werden in dieser Zeit in zwangloser Folge durch die Technischen Regeln für Arbeitsstätten ersetzt. TRBS Technische Regeln für Betriebssicherheit Nach § 27 BetrSichV gelten bis zum Inkrafttreten neuer Technischer Regeln für Betriebssicherheit die vorhandenen Technischen Regeln, die von einem Ausschuss im Rahmen einer Rechtsverordnung nach § 11 Gerätesicherheitsgesetz (jetzt § 14 Geräte- und Produktsicherheitsgesetz) erlassen wurden (TRbF, TRA, TRD etc.), entsprechend den nunmehr neuen Anforderungen fort. Die TRBS werden im Gemeinsamen Ministerialblatt (GMBl.) der Bundesregierung und der Bundesministerien bekannt gegeben. TRGS zur GefStoffV Technische Regeln für Gefahrstoffe Gefahrstoffe: Ausgewählte Technische Regeln und Richtlinien Die neue Gefahrstoffverordnung ist am 1.1.2005 in Kraft getreten. Sie enthält keine Übergangsbestimmungen für das technische Regelwerk (TRGS), da diesem nach § 8 Abs. 1 der Verordnung zukünftig eine andere rechtliche Bedeutung zukommt. Der Ausschuss für Gefahrstoffe stellt fest, welche der bisherigen TRGS – ggf. nach redaktioneller Anpassung – auch nach der neuen Verordnung weiter gelten können und welche einer inhaltlichen Überarbeitung bedürfen. Die bisherigen Technischen Regeln können jedoch auch künftig als Auslegungs- und Anwendungshilfe für die neue Verordnung herangezogen werden. Dabei ist jedoch zu beachten, dass die noch nicht überarbeiteten Technischen Regeln nicht im Widerspruch zu der neuen Verordnung stehen dürfen. Bezeichnung Titel TRGS 001 Das Technische Regelwerk zur Gefahrstoffverordnung – Allgemeines – Aufbau – Übersicht – Beachtung der Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 200 Einstufung und Kennzeichnung von Stoffen, Zubereitungen und Erzeugnissen TRGS 201 Einstufung und Kennzeichnung von Abfällen zur Beseitigung beim Umgang Bekanntmachung 220 Sicherheitsdatenblatt TRGS 400 Gefährdungsbeurteilung für Tätigkeiten mit Gefahrstoffen TRGS 401 Gefährdung durch Hautkontakt – Ermittlung, Beurteilung, Maßnahmen TRGS 402 Ermitteln und Beurteilen der Gefährdungen bei Tätigkeiten mit Gefahrstoffen: Inhalative Exposition TRGS 500 Schutzmaßnahmen TRGS 505 Blei TRGS 507 Oberflächenbehandlung in Räumen und Behältern 72 Bezeichnung Titel TRGS 514 Lagern sehr giftiger und giftiger Stoffe in Verpackungen und ortsbeweglichen Behältern TRGS 515 Lagern brandfördernder Stoffe in Verpackungen und ortsbeweglichen Behältern TRGS 519 Asbest: Abbruch-, Sanierungs- oder Instandhaltungsarbeiten TRGS 524 Schutzmaßnahmen für Tätigkeiten in kontaminierten Bereichen TRGS 551 Teer und andere Pyrolyseprodukte aus organischem Material TRGS 555 Betriebsanweisung und Information der Beschäftigten TRGS 559 Mineralischer Staub TRGS 610 Ersatzstoffe und Ersatzverfahren für stark lösemittelhaltige Vorstriche und Klebstoffe für den Bodenbereich TRGS 612 Ersatzstoffe, Ersatzverfahren und Verwendungsbeschränkungen für dichlormethanhaltige Abbeizmittel TRGS 615 Verwendungsbeschränkungen für Korrosionsschutzmittel, bei deren Einsatz N-Nitrosamine auftreten können TRGS 900 Arbeitsplatzgrenzwerte TRGS 901 Begründungen und Erläuterungen zu Grenzwerten in der Luft am Arbeitsplatz Eine Zusammenstellung aller aktuellen Technischen Regeln für Gefahrstoffe wird von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin unter www.baua.de veröffentlicht. 9.6.3 Ausgewählte Vorschriften und Regeln der Berufsgenossenschaften zur Unfallvermeidung Bezeichnung Titel BGV A1 Grundsätze der Prävention BGV A2 Betriebsärzte und Fachkräfte für Arbeitssicherheit BGV A3 Elektrische Anlagen und Betriebsmittel BGV A4 Arbeitsmedizinische Vorsorge BGV C22 Bauarbeiten BGV C28 Schiffbau BGR 500 Betreiben von Arbeitsmitteln Das gesamte Vorschriften- und Regelwerk der Berufsgenossenschaften in der jeweils aktuellen Fassung ist im Internet unter www.arbeitssicherheit.de veröffentlicht. 73 10 Regelwerke und Normen 10.1 Regelwerke Bezeichnung Beschreibung DASt Richtlinie 007 Lieferung, Verarbeitung und Anwendung wetterfester Baustähle; herausgegeben vom Deutschen Ausschuss für Stahlbau (Mai 1993); Stahlbau Verlags- und Service GmbH, Düsseldorf MES-93 Merkblatt zur Entnahme repräsentativer Strahlschuttproben; herausgegeben von der Bundesanstalt für Straßenwesen, Brücken- und Ingenieurbau; Wirtschaftsverlag NW, Bremerhaven RI-ERH-KOR Richtlinien für die Erhaltung des Korrosionsschutzes von Stahlbauten; 2006; Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung RKK 91 Richtlinien für Kontrollprüfungen von Korrosionsschutzarbeiten; herausgegeben vom Bundesminister für Verkehr; Verkehrsblatt-Verlag, Dortmund TL/TP-KOR-Stahlbauten Technische Lieferbedingungen – Bau- und Stadtentwicklung – und technische Prüfvorschriften für Beschichtungsstoffe für den Korrosionsschutz an Stahlbauten, Ausgabe 2002; herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; Verkehrsblatt-Verlag, Dortmund ZTV-ING, Teil 4 Stahlbau, Stahlverbundbau, Abschnitt 3 Korrosionsschutz von Stahlbauten Zusätzliche technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten; herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung; Verkehrsblatt-Verlag, Dortmund ZTV-W 218 Zusätzliche technische Vertragsbedingungen – Wasserbau (ZTV-W) für Korrosionsschutz im Stahlwasserbau; herausgegeben von der Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe RPB Richtlinien für die Prüfung von Beschichtungssystemen für den Korrosionsschutz im Stahlwasserbau, herausgegeben von der Bundesanstalt für Wasserbau, Karlsruhe Leitfaden Leitfaden für die Entschichtung von Asbest- bzw. PAK-haltigen Altanstrichen im Stahlwasserbau und auf Betonbauwerken; BMVBS/BAW (www.baw.de) 10.2 Normenverzeichnis Zusammenstellung der im Text genannten und weiteren wichtigen Normen für den Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme Internationale Norm Umsetzung als Deutsche Norm (DIN) Umsetzung als Europäische Norm (EN) Titel ISO 554 – Normalklimate für die Konditionierung und/oder Prüfung; Anforderungen ISO 1461 DIN EN ISO 1461 Durch Feuerverzinken auf Stahl aufgebrachte Zinküberzüge (Stückverzinken) – Anforderungen und Prüfungen ISO 15528 DIN EN ISO 15528 Beschichtungsstoffe und Rohstoffe für Beschichtungsstoffe – Probenahme ISO 1513 DIN EN ISO 1513 Beschichtungsstoffe; Prüfung und Vorbereitung von Proben ISO 2063 DIN EN ISO 2063 Metallische und andere anorganische Schichten – Zink, Aluminium und ihre Legierungen ISO 2409 DIN EN ISO 2409 Beschichtungsstoffe; Gitterschnittprüfung ISO 2808 DIN EN ISO 2808 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Schichtdicke 74 Internationale Norm Umsetzung als Deutsche Norm (DIN) Umsetzung als Europäische Norm (EN) Titel ISO 2812 DIN EN ISO 2812, Teile 1 bis 3 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Beständigkeit gegen Flüssigkeiten Teil 1: Eintauchen in Flüssigkeiten außer Wasser Teil 2: Verfahren mit Eintauchen in Wasser Teil 3: Verfahren mit saugfähigem Material ISO 3231 DIN EN ISO 3231 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Beständigkeit gegen feuchte, Schwefeldioxid enthaltende Atmosphären ISO 3549 DIN EN ISO 3549 Zinkstaub-Pigmente für Beschichtungsstoffe – Anforderungen und Prüfverfahren ISO 4624 DIN EN ISO 4624 Beschichtungsstoffe – Abreißversuch zur Beurteilung der Haftfestigkeit ISO 4628 DIN EN ISO 4628, Teile 1 bis 8 und 10 Beschichtungsstoffe – Beurteilung von Beschichtungsschäden – Bewertung der Menge und der Größe von Schäden und der Intensität von gleichmäßigen Veränderungen im Aussehen Teil 1: Allgemeine Einführung und Bewertungssystem Teil 2: Bewertung des Blasengrades Teil 3: Bewertung des Rostgrades Teil 4: Bewertung des Rissgrades Teil 5: Bewertung des Abblätterungsgrades Teil 6: Bewertung des Kreidungsgrades nach dem Klebebandverfahren Teil 7: Bewertung des Kreidungsgrades nach dem Samtverfahren Teil 8: Bewertung der von einem Ritz ausgehenden Enthaftung und Korrosion Teil 10: Bewertung der Filiformkorrosion ISO 6270 DIN EN ISO 6270 Beschichtungsstoffe – Bestimmung der Beständigkeit gegen Feuchtigkeit Teil 1: Kontinuierliche Kondensation Teil 2: Verfahren zur Beanspruchung von Proben in Kondenswasserklimaten ISO 8501 DIN EN ISO 8501 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen; Visuelle Beurteilung der Oberflächenreinheit Teil 1: Rostgrade und Oberflächenvorbereitungsgrade von unbeschichteten Stahloberflächen und Stahloberflächen nach ganzflächigem Entfernen vorhandener Beschichtungen Teil 2: Oberflächenvorbereitungsgrade von beschichteten Oberflächen nach örtlichem Entfernen der vorhandenen Beschichtungen Teil 3: Vorbereitungsgrade von Schweißnähten, Kanten und anderen Flächen mit Oberflächenunregelmäßigkeiten Teil 4: Ausgangszustände, Vorbereitungsgrade und Flugrostgrade in Verbindung mit Hochdruck-Wasserwaschen ISO 8502 DIN EN ISO 8502, Teile 2 bis 6, 8 und 9, 11 und 12 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen – Prüfungen zum Beurteilen der Oberflächenreinheit Teil 2: Laborbestimmung von Chlorid auf gereinigten Oberflächen Teil 3: Beurteilung von Staub auf für das Beschichten vorbereiteten Stahloberflächen (Klebeband-Verfahren) Teil 4: Anleitung zum Abschätzen der Wahrscheinlichkeit von Taubildung vor dem Beschichten Teil 5: Messung von Chloriden auf vorbereiteten Stahloberflächen (Verfahren zum Ionennachweis mit Prüfröhrchen) Teil 6: Lösen von wasserlöslichen Verunreinigungen zur Analyse – Bresle-Verfahren Teil 8: Feldprüfung zur refraktometrischen Bestimmung von Wasser (Feuchte) Teil 9: Feldverfahren zum Bestimmen von wasserlöslichen Salzen durch Leitfähigkeitsmessung Teil 11: Feldverfahren für die Bestimmung von wasserlöslichem Sulfat durch Trübungsmessung Teil 12: Feldprüfung zur titrimetrischen Bestimmung von wasserlöslichen Eisenionen 75 Internationale Norm Umsetzung als Deutsche Norm (DIN) Umsetzung als Europäische Norm (EN) Titel ISO 8503 DIN EN ISO 8503, Teile 1 bis 5 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen – Rauheitskenngrößen von gestrahlten Stahloberflächen Teil 1: Anforderungen und Begriffe für ISO-Rauheitsvergleichsmuster zur Beurteilung gestrahlter Oberflächen Teil 2: Verfahren zur Prüfung der Rauheit von gestrahltem Stahl – Vergleichsmusterverfahren Teil 3: Verfahren zur Kalibrierung von ISO-Rauheitsvergleichsmustern und zur Bestimmung der Rauheit – Mikroskopverfahren Teil 4: Verfahren zur Kalibrierung von ISO-Rauheitsvergleichsmustern und zur Bestimmung der Rauheit – Tastschnittverfahren Teil 5: Abdruckverfahren zum Bestimmen der Rauheit ISO 8504 DIN EN ISO 8504, Teile 1 bis 3 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen – Verfahren für die Oberflächenvorbereitung Teil 1: Allgemeine Grundsätze Teil 2: Strahlen Teil 3: Reinigen mit Handwerkzeugen und mit maschinell angetriebenen Werkzeugen ISO 9000 DIN EN ISO 9000 Qualitätsmanagementsysteme – Grundlagen und Begriffe ISO 9001 DIN EN ISO 9001 Qualitätsmanagementsysteme – Anforderungen ISO 9223 – Korrosion von Metallen und Legierungen; Korrosivität von Atmosphären; Klassifizierung ISO 9226 – Korrosion von Metallen und Legierungen; Korrosivität von Atmosphären; Bestimmung der Korrosionsrate von Standardproben zur Ermittlung der Korrosivität ISO 9227 DIN EN ISO 9227 Korrosionsprüfungen in künstlichen Atmosphären – Salzsprühnebelprüfungen ISO 11124 DIN EN ISO 11124, Teile 1 bis 4 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen – Anforderungen an metallische Strahlmittel Teil 1: Allgemeine Einleitung und Einteilung Teil 2: Hartguss, kantig (Grit) Teil 3: Stahlguss mit hohem Kohlenstoffgehalt, kugelig und kantig (Shot und Grit) Teil 4: Stahlguss mit niedrigem Kohlenstoffgehalt, kugelig (Shot) ISO 11126 DIN EN ISO 11126, Teile 1, 3 bis 10 Vorbereitung von Stahloberflächen vor dem Auftragen von Beschichtungsstoffen – Anforderungen an nichtmetallische Strahlmittel Teil 1: Allgemeine Einleitung und Einteilung Teil 5: Strahlmittel aus Nickelhüttenschlacke Teil 8: Olivinsand Teil 3: Strahlmittel aus Kupferhüttenschlacke Teil 6: Strahlmittel aus Hochofenschlacke Teil 9: Staurolith Teil 4: Strahlmittel aus Schmelzkammerschlacke Teil 7: Elektrokorund Teil 10: Granat ISO 12944 DIN EN ISO 12944, Teile 1 bis 8 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme Teil 1: Allgemeine Einleitung Teil 2: Einteilung der Umgebungsbedingungen Teil 3: Grundregeln zur Gestaltung Teil 4: Arten von Oberflächen und Oberflächenvorbereitung Teil 5: Beschichtungssysteme Teil 6: Laborprüfungen zur Bewertung von Beschichtungssystemen Teil 7: Ausführung und Überwachung der Beschichtungsarbeiten Teil 8: Erarbeiten von Spezifikationen für Erstschutz und Instandsetzung 76 Internationale Norm Umsetzung als Deutsche Norm (DIN) Umsetzung als Europäische Norm (EN) Titel ISO 14713 DIN EN ISO 14713, Teile 1 bis 3 Zinküberzüge – Leitfäden und Empfehlungen zum Schutz von Eisen- und Stahlkonstruktionen vor Korrosion Teil 1: Allgemeine Konstruktionsgrundsätze und Korrosionsbeständigkeit Teil 2: Feuerverzinken Teil 3: Sherardisieren ISO 16276 DIN EN ISO 16276, Teile 1 und 2 Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme – Beurteilung der Adhäsion/Kohäsion (Haftfestigkeit) einer Beschichtung und Kriterien für deren Annahme Teil 1: Abreißversuch Teil 2: Gitterschnitt- und Kreuzschnittprüfung ISO 19840 – Beschichtungsstoffe – Korrosionsschutz von Stahlbauten durch Beschichtungssysteme – Messung der Trockenschichtdicke auf rauhen Substraten und Kriterien für deren Annahme – DIN EN 10025, Teile 1 bis 6 Warmgewalzte Erzeugnisse aus Baustählen Teil 1: Allgemeine technische Lieferbedingungen Teil 2: Technische Lieferbedingungen für unlegierte Baustähle Teil 3: Technische Lieferbedingungen für normalgeglühte/normalisierend gewalzte, schweißgeeignete Feinkornbaustähle Teil 4: Technische Lieferbedingungen für thermomechanisch gewalzte, schweißgeeignete Feinkornbaustähle Teil 5: Technische Lieferbedingungen für wetterfeste Baustähle Teil 6: Technische Lieferbedingungen für Flacherzeugnisse aus Stählen mit höherer Streckgrenze im vergüteten Zustand – DIN EN 10238 Automatisch gestrahlte und automatisch fertigungsbeschichtete Erzeugnisse aus Baustählen – DIN EN 12501, Teil 1 und 2 Korrosionsschutz metallischer Werkstoffe – Korrosionswahrscheinlichkeit in Böden Teil 1: Allgemeines Teil 2: Niedrig- und unlegierte Eisenwerkstoffe – DIN EN 1090, Teile 1 bis 3 Ausführung von Stahltragwerken und Aluminiumtragwerken Teil 1: Konformitätsnachweisverfahren für Bauteile Teil 2: Technische Regeln für die Ausführung von Stahltragwerken Teil 3: Technische Regeln für die Ausführung von Aluminiumtragwerken – Normenreihe DIN EN 1993 Bemessung und Konstruktion von Stahlbauten – DIN EN 14879, Teile 1 bis 6 Beschichtungen und Auskleidungen aus organischen Werkstoffen zum Schutz von industriellen Anlagen gegen Korrosion durch aggressive Medien Teil 1: Terminologie, Konstruktion und Vorbereitung des Untergrundes Teil 2: Beschichtungen für Bauteile aus metallischen Werkstoffen Teil 3: Beschichtungen für Bauteile aus Beton Teil 4: Auskleidung für Bauteile aus metallischen Werkstoffen Teil 5: Auskleidung für Bauteile aus Beton Teil 6: Kombinierte Auskleidung mit Plattierungen (Plattenanlagen) und Ausmauerungen – DIN 18800, Teile 1 bis 7 Stahlbauten Teil 1: Bemessung und Konstruktion Teil 2: Stabilitätsfälle – Knicken von Stäben und Stabwerken Teil 3: Stabilitätsfälle – Plattenbeulen Teil 4: Stabilitätsfälle – Schalenbeulen Teil 5: Verbundtragwerke aus Stahl und Beton – Bemessung Teil 7: Ausführung und Herstellerqualifikation 77 Impressum Herausgeber: Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e. V. Bundesverband Korrosionsschutz e. V. Mainzer Landstraße 55 Kalscheurer Weg 12 60329 Frankfurt/Main 50969 Köln Stand: Dezember 2010 Neuauflage der Broschüre von 1999 Fotos: Alle Abbildungen in dieser Broschüre wurden freundlicherweise von den Mitgliedsfirmen der beiden herausgebenden Verbände zur Verfügung gestellt. Geholit + Wiemer Lack- u. Kunststoff-Chemie GmbH, Graben-Neudorf Titelbild; Seiten 11, 16, 18, 28, 29, 35, 41, 45, 46, 50, 54, 55, 59 Sika Deutschland GmbH, Stuttgart Seiten 4, 8, 11, 15, 25, 30, 37, 39, 43, 48, 49, 52, 53, 56, 61, 64, 70 Massenberg GmbH, Essen S. 20 Franz Dietrich AG, Hannover S. 23 Litterer Korrosionsschutz GmbH, Mannheim S. 67 Werner Diener GmbH & Co. Industrieanstrich KG, Köln S. 69 Graphische Gestaltung: Seippel & Weihe Kommunikationsberatung GmbH, Offenbach Druck: Dr. Cantz’sche Druckerei GmbH & Co. KG, Ostfildern © Deutsches Lackinstitut GmbH 2010, Frankfurt am Main Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Broschüre darf ohne ausdrückliche Genehmigung der Herausgeber in irgendeiner Form reproduziert, bearbeitet oder übersetzt werden. 78