EmmiCox-Leseprobe Salz
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EmmiCox-Leseprobe Salz
5 „Och nö! Nicht den! Ich streike!“, wettert Emmi, als ihre Mutter einen bestimmten Pullover aus dem Schrank holt. „Ach, Schatz, Tante Hetty freut sich doch, wenn du den Pullover trägst“, versucht Mama einzulenken. „Die freut sich auch so und schlabbert uns auch vor lauter Wiedersehensfreude wieder alle ab. Bäh! Bei dem Gedanken wird mir jetzt schon schlecht“, wehrt sich Emmi weiter. „Emmi, komm sei lieb und zieh den Pullover an. Wir wollen los. Und kämm dich noch mal!“, bittet ihre Mutter nachdrücklich. „Mann ey! Kann ich nicht zuhause bleiben?“, nörgelt Emmi und protestiert immer noch gegen Pullover: „Der kratzt, Mom!“ 6 “Oh nooo! Not that one! I absolutely refuse!” rants Emmi as her mother pulls a certain jumper from the wardrobe. “But my dear, aunt Hetty will be happy when you wear the jumper,” her mother tries to coax her. “She’ll be happy anyway and will slobber all over us again, just because she’s happy to see us. Yuck! I already feel ill just at the thought of it,” Emmi continues her objections. “Emmi, come on, be a good girl and put on the jumper. We want to go. And please comb your hair again,” pleads her mother insistently. “Hey, seriously! Can’t I stay home?” moans Emmi and continues her protest against the jumper: “It scratches, Mum!” 7 „Du kannst ihn ja dann gleich ausziehen, wenn das Essen kommt. Dann sagst du, du ziehst ihn besser aus, damit er ja nicht schmutzig wird, wenn du vielleicht mit Soße kleckerst. Zieh einfach ein hübsches T-Shirt drunter“, unterbreitet Mama ihren Kompromissvorschlag. „Na gut“, willigt Emmi endlich ein und wühlt in ihrem Kleiderschrank nach einem passenden T-Shirt. „Gehen wir eigentlich wieder in dieses Fisch-Stinkorant?“, fragt Emmi immer noch etwas genervt. „Nein, nein. Das Restaurant heißt zwar „Goldener Anker“, ist aber kein Fischrestaurant. Es ist ein besonders gutes Restaurant. Schließlich feiert Tante Hetty ihren 70. Geburtstag. Da soll es eben mal was ganz Besonderes sein“, erklärt Mama. Während sich Emmi gerade noch kämmt, ruft Papa von unten hoch: „Freddi, Eddi, Emmi, einsteigen! Wir müssen los!“, und setzt sich ins Auto, das er gestern extra noch an der Tankstelle hat waschen lassen. Als Emmi zum Auto kommt, sitzen ihre älteren Brüder Freddi – eigentlich Frederik – und Eddi – eigentlich Edvard – schon hinten auf der Rückbank und wippen mit den Köpfen zu der Musik aus Freddi’s Smartphone. „Das Ding bleibt aber hier!“, sagt Mama ins Auto hinein und streckt die Hand nach dem Smartphone aus. 8 “You can take it off, once the food is being served. Then you can say that it’s better you take it off, so that it doesn’t get dirty just in case you dribble with the gravy. Just wear a nice T-shirt under it” mum suggests as compromise. “All right,” Emmi finally agrees and digs around in her wardrobe for a suitable T-shirt. “Are we actually going to this fish stinkyrant again?” asks Emmi, still slightly on edge. “No, no. The restaurant is called the “Golden Anchor” but it’s not a fish restaurant. It’s a particularly good restaurant. After all, aunt Hetty is celebrating her 70th birthday. That’s why it’s supposed to be something extra special,” explains mum. While Emmi is still combing her hair, dad calls from below: “Freddi, Eddi, Emmi, get in the car! We have to leave,” and gets in the car, which he got cleaned at the petrol station yesterday especially for the occassion. When Emmi gets to the car, her two older brothers, Freddi – actually Frederik – and Eddi – actually Edvard – are already sitting on the back seat and nodding their heads to the music from Freddi’s smartphone. “That thing is staying here!” calls mum into the car and holds out her hand for the smartphone. 9 „Mama, bitte!“, flehen die Brüder, aber die Mutter kennt kein Erbarmen: „Was wollt ihr da mit dem Ding? Wir sind in einem sehr guten Restaurant, um Tante Hetty’s Geburtstag zu feiern. Bei Tisch gehört sich so ein Handy nicht, also her damit!“ bekräftigt die Mutter und bringt das Smartphone noch schnell ins Haus, während der Vater die Adresse des Restaurants ins Navigationsgerät eingibt. „Wow! Was für’n schöner Pullover, Schwesterchen!“, lästert Freddi. „Da wird sich Tante Hetty aber freuen!“, setzt Eddi nach. „Wartet nur, bis Tante Hetty ihre fetten, rot geschminkten Lippen auf eure Wangen drückt und euch mit ihrem schmierigen Lippenstift so richtig schön abschmatzt … „Seid ihr aber groß geworden!“ wird sie sagen und euch wieder drücken, dass euch die Luft weg bleibt!“ reagiert Emmi gereizt und mit Aussicht auf Schadenfreude. „Dich knuddelt sie auch, Schwesterchen“, entgegnet Freddi. „Nee, diesmal werde ich vorher ausweichen und unter ihren schwabbeligen Schlauchbootarmen durchschlüpfen!“, meint Emmi. „Das will ich sehen!“, freut sich Eddi schon und reibt sich die Hände. „Ihr werdet schön lieb sein und euch gut benehmen, ist das klar?!“, fordert Mama. Papa ist ganz ruhig. Er hält sich zurück, was Tante Hetty angeht. Ist ja auch Mama’s Tante. Am Restaurant angekommen, lässt Papa erst mal alle aussteigen und sucht dann in Ruhe nach einem guten Parkplatz. Tante Hetty umarmt gerade Tante Minze und begrüßt deren Freund Moritz. Tante Minze heißt Tante Minze, weil sie andauernd Pfefferminzbonbons lutscht und immer nach Minze riecht. 10 “Mum, pleeease!” plead the brothers, but mother shows no mercy: “What do you want this thing for? We’ll be in a good restaurant to celebrate aunt Hetty’s birthday. And the dining table is not a place for a mobile phone, so hand it over!” affirms mother and quickly takes the smartphone into the house while the father enters the restaurant address in the navigation device. “Wow! What a beaut jumper sister darling!” taunts Freddi. “Aunt Hetty will really be thrilled about that!” adds Eddi. “Just wait until aunt Hetty presses her fat, red, made-up lips against your cheeks and really gives you a big, gross, slobby kiss with her greasy lipstick … “My goodness, how you’ve grown!” is what she’ll say and hug you until you can’t breathe anymore!“ is Emmi’s irritable reply with a hint of spitefulness. “She’ll hug you too, sister dear,” replies Freddi. “Nope, this time I‘ll avoid her beforehand and escape underneath her wobbly tuck shop arms,” comments Emmi. “That, I want to see!” rejoices Eddi and rubs his hands. “You’ll be nice and polite and behave yourselves, is that clear?” demands mum. Dad is cool, calm and collected. He’s staying out of it, when it concerns aunt Hetty, after all she’s mum’s aunt. Once at the restaurant, dad lets everyone get out of the car and then looks for a good parking spot in peace and quiet. Aunt Hetty is just hugging aunt Mint and is welcoming her friend Moritz. Aunt Mint is called aunt Mint because she always sucks peppermint lollies and always smells of mint. 11 „Das ist ja … Das schmeckt ja … echt salzig!“, staunt Emmi. „Ach nee! Klar schmeckt das salzig!“, freut sich Gwendolin und krabbelt voraus, um Emmi noch etwas zu zeigen. „Schau mal hier …“, ruft Gwendolin mit ihrem Spinnenstimmchen. „Was ist das? Es leuchtet so wunderschön wie ein Kristall!“ Emmi ist begeistert. „Nicht wahr?!“, stimmt Gwendolin ein. „Es ist ja auch ein Kristall. Mit dem Licht kommt die Schönheit des Salzes erst richtig zur Geltung. Durch die Lichtbrechung erscheint der Kristall weiß. Eigentlich sind Salzkristalle aber durchsichtig“, weiß Gwendolin. Emmi bewundert das beleuchtete Salzkristall für einige Minuten. Sie kann sich gar nicht daran satt sehen. Es funkelt und wirkt irgendwie beruhigend. Plötzlich hört Emmi Schritte. „Gwendolin?“, fragt Emmi ins schummerige Dunkel. „Gwendolin? Bist du das?“, fragt sie noch einmal, obwohl der Detektivin eigentlich klar ist, dass so eine kleine Spinne wohl kaum solche Schritte machen kann. Schatten werfen sich an die Wand. Die Schritte kommen näher. Emmi will weglaufen. Aber wohin? Es ist alles so dunkel! 22 “That is … That tastes … really salty!” Emmi comments astonished. “Oh gosh! Of course that tastes salty,” Gwendolin gloats happily and crawls ahead to show Emmi something else. “Take a look at this …” calls Gwendolin with her little spider’s voice. “What’s that? It shines as beautiful as a crystal!” Emmi is thrilled. “Yes, indeed!” agrees Gwendolin. “After all, it really is a crystal. The beauty of the salt comes into its own with the light. The crystal appears to be white through the light refraction. Actually, salt crystals are transparent,” knows Gwendolin. Emmi admires the lit salt crystal for a few minutes. She simply can’t take her eyes off it. It sparkles and somehow has a soothing effect. Suddenly Emmi hears footsteps. “Gwendolin?” asks Emmi into the dim darkness. “Gwendolin? Is that you?” she calls out once again although the detective is actually aware that such a small spider could hardly take such steps. Shadows are thrown against the wall. The footsteps are coming closer. Emmi wants to run away. But where to? It’s all so dark! 23 24 Wuuusch! Emmi steht plötzlich im Scheinwerferlicht. Sie ist total geblendet und kann nicht erkennen, wer oder was da vor ihr steht. Emmi kriegt Angst. Sie dreht sich um und läuft los. Der dunkle Gang ist ja jetzt hell erleuchtet. Aber … wo geht’s lang? Emmi will einfach nur schnell wieder zurück zu Mama und Papa und Freddi und Eddi und Tante Hetty. Sie zieht auch den blöden Pullover an, wen es sein muss. Sie will nur weg von hier. Whoosh! Suddenly, Emmi stands in a spotlight. She is totally blinded and can’t see who or what is standing in front of her. Emmi is frightened. She turns around and runs off. The dark tunnel is now brightly lit. But…. where to go? Emmi just wants to go back quickly to mum and dad and Freddi and Eddi and aunt Hetty. She’ll put the stupid jumper on, if it has to be that way. She only wants to get away from here. 25 „Hallo? Stehen bleiben!“, ruft eine Männerstimme aus der Richtung, aus der das Licht kommt. „Wohin? Wohin?“, fragt sich Emmi orientierungslos. „Links? Rechts? Verdammt!“ „Jetzt bleib doch stehen! Du verirrst dich doch sonst nur! Wenn das nicht längst schon passiert ist!“, keucht der Mann hinter ihr. Emmi weiß nicht, wohin sie laufen soll. Es sieht alles gleich aus. „Jetzt bleib stehen! Du musst keine Angst haben, im Gegenteil! Mensch, Mädelchen – ich bin hier Bergmann und für die Sicherheit der Besucher zuständig. Also mach keinen Scheiß und bleib endlich stehen!“, ruft der Bergmann, der Emmi inzwischen fast eingeholt hat. Endlich bleibt Emmi stehen. Sie ist – wie der Bergmann auch – total außer Puste. „Glück auf! Sag mal, was treibst du hier so allein, Mädelchen?“, befragt der Aufseher die Forscherin, während er mit einer zweiten Taschenlampe so leuchtet, dass Emmi sein Gesicht sehen kann. Er trägt einen gelben Bauhelm, an dem eine Lampe befestigt ist. DAS war das Scheinwerferlicht! „Glück auf?“, fragt Emmi irritiert. „Glück auf – so begrüßen sich Bergleute. Sie wünschen sich damit Glück und Erfolg bei der Arbeit“, erklärt der Bergmann. „Was machst du nun hier? Wo sind deine Eltern? Das Besucherbergwerk hat seit einer halben Stunde geschlossen“, sagt er und sieht dabei recht freundlich aus, findet Emmi. „Ich – äh – meine Eltern sind im Restaurant und als ich den Salzstreuer gesucht habe, bin ich wegen Gwendolin – äh …“, stottert Emmi. Sie ist noch ganz durch den Wind. 26 “Hello there? Stop!” calls a male voice from the direction from which the light is coming. “Where to? Where to?” Emmi asks herself, disoriented. “Left? Right? Damn it!” “Just stop, please! You’ll only get lost otherwise! If that hasn’t already happened!” pants the man behind her. Emmi doesn’t know where to run. It all looks the same. “Just stop now! You don’t have to be afraid, on the contrary! Good grief, young lady – I’m a miner here and responsible for the safety of the visitors. So, don’t do anything stupid and stop running away now!” calls the miner who has nearly caught up with Emmi in the meantime. At last, Emmi stops running. She is – just like the miner – totally out of breath. “Good luck! Tell me, what on earth are you doing here all by yourself young lady?” the foreman questions the researcher, while using a second torch to light things up so that Emmi can see his face. He’s wearing a yellow hard hat with a lamp attached to it. THAT was the spotlight! “Good luck?” asks Emmi somewhat irritated. “Good luck – that’s how miners greet each other. They wish each other luck and success for their work,” explains the miner. “Now, what are you doing down here? Where are your parents? The visitors mine has been shut for the last half hour,” he says and looks quite friendly, thinks Emmi. „I – er – my parents are in the restaurant and when I was looking for the salt shaker, because of Gwendolin I – er …” stutters Emmi. She’s still totally in a tizz. 27 „Du bist aber schön“, flüstert Emmi und bewundert einen Flamingo, der dicht neben ihr steht und im flachen Wasser nach Nahrung sucht. „Danke für das Kompliment. Wer bist du? Ich habe dich hier noch nie gesehen. Hier kommen eigentlich sowieso nur Flamingos und einige andere Vögel her. Na, und das Salzwasser scheint dir auch nicht zu schmecken“, lächelt der Flamingo. „Salzwasser? Das ist alles Salzwasser? Äh, Emmi. Ich bin Emmi und ich … eigenartig…“, wundert sich Emmi über das Gewässer und einen Stein, den sie vom Ufer aufhebt. „Der ist wie eine Wolke geformt“, urteilt sie. „Salzkristalle. Schön nicht?“, kommentiert der rosafarbene Vogel. „Ich heiße Sally und ich liebe diesen Salzsee!“ 48 “My goodness, you are beautiful,” whispers Emmi and admires a flamingo, who is standing close to her, looking for food in the shallow water. “Thank you for the compliment. Who are you? I’ve never seen you here before. Normally only flamingos and some other birds come around here. Well, and you don’t seem to like the salt water either,” smiles the flamingo. “Salt water? All of that is salt water? Er, Emmi. I‘m Emmi and I … strange…” wonders Emmi about the water and a stone, which she picks up from the bank. “This is shaped like a cloud,” she judges. “Salt crystals. Beautiful, isn’t it?” comments the pink coloured bird. “My name‘s Sally and I love this salt lake!” 49 „Ist das nicht furchtbar langweilig hier?“, fragt Emmi, während sie kleine Kiesel ins Wasser wirft. „Nein, wieso? Hier kann man ganz in Ruhe im Wasser waten und das reichhaltige Nahrungsangebot genießen“, erwidert Sally. „Na ja“, schnauft Emmi, „mir wäre das zu langweilig. Was gibt’s denn hier Leckeres?“ „Algen, Plankton, kleine Krebschen!“, schmatzt der Flamingo. „Na toll!“, kommentiert Emmi. „Krebse sind so ziemlich das letzte, was ich jetzt essen wollte. Da hätte ich mit meinen Eltern auch in dieses Fisch-Stinkorant gehen können. Ich mag keinen Fisch! Und Krebse und so Zeug auch nicht.“ „Fische mag ich auch nicht“, stimmt Sally ein. „Sie fressen mir die Nahrung weg.“ „Das heißt, hier im See gibt’s wohl keine Fische“, mutmaßt die Forscherin. „Genau! Das Wasser hier ist so salzig, da drinnen hält es kein Fisch aus!“, freut sich Sally. „Wunderbar!“, freut sich Emmi ebenfalls und steht auf, um neben Sally durchs Wasser zu waten. „Das Wasser ist ja ganz rot“, stellt Emmi gleich fest. „Ist das irgendwie vergiftet oder sowas?“ „Nicht doch! Das Wasser ist nicht rot, es sieht nur rot aus. Und das Rote, mein Schatz, das ist das Plankton“, weiß der Flamingo. „Cool!“, findet Emmi. Solche Farben hat sie noch nie zuvor gesehen. 50 “Isn’t it dreadfully boring here?” asks Emmi, while she throws small pebbles into the water. “No, why? You can wade around the water in peace and quiet and enjoy the extensive offer of food,” replies Sally. “Well, yes,” sniffs Emmi, “that would be too boring for me. What sort of delicious food do you have here?” “Algae, plankton, little crabs,” smacks the flamingo. “Oh great!” comments Emmi. “Crabs are just absolutely the last thing I would like to eat right now. I might just as well have gone to this fish stinkyrant with my parents. I don’t like fish! And I also don’t like crabs and stuff like that.” “I don’t like fish either,” agrees Sally. “They eat all my food.” “That means that there are probably no fish in this lake, or are there,” ponders the researcher. “Exactly! The water is so salty, the fish can’t stand that,” is Sally’s gleeful reply. “Wonderful!” Emmi joins in happily and stands up to wade through the water next to Sally. “The water is all red,” declares Emmi at once. “Is that poisoned, or what?” “Of course not! The water isn’t red, it only looks red. And the red, my dear, that is the plankton,” explains the flamingo. “Cool!” thinks Emmi. She’s never seen such colours before. 51 Als Emmi aufwacht, sieht der See irgendwie anders aus. Das Wasser ist zwar noch rot. Aber das Rot-Orange am anderen Ende des Sees ist nicht mehr zu sehen. Die Flamingos scheinen fort zu sein. „Alle weg. Schade!“, denkt Emmi. Dafür entdeckt sie weiße Haufen auf dem See. Hübsche weiße Kegel. Und hübsch nebeneinander aufgereiht. Eigenartig. „Was es damit wohl auf sich hat?“, fragt sich Emmi. „Schon wieder ein neues Rätsel! Die ganze Salz-Geschichte ist spannender, als ich dachte!“, freut sich die Gewürzdetektivin. „Ach guck mal!“, sagt Emmi zu sich selbst. „Der ganze See ist ja in rechteckige Becken aufgeteilt.“ Emmi spaziert auf einem der Stege entlang und möchte sich einen Überblick verschaffen über dieses Geometrie-Gewirr. An einem der Becken balancieren Kinder. Sie haben eine Schaufel oder etwas Ähnliches dabei. Das muss sich Emmi aus der Nähe ansehen … 58 When Emmi wakes up again, the lake looks different somehow. The water is still red. But the red-orange at the other end of the lake can’t be seen anymore. The flamingos appear to be gone. “All gone. What a shame!” thinks Emmi. Instead, she discovers white heaps on the lake. Pretty white cones. And neatly arranged next to each other. Peculiar. “What does it mean?” asks Emmi herself. “Another new mystery! The whole salt story is more exciting than I thought,” the spice detective thinks happily. “Oh wow, take a look!” says Emmi to herself. “The whole lake is divided into rectangular basins.” Emmi walks along one of the piers and wants to get an overview of this geometric maze. There are children balancing at one of the basins. They have a shovel or something similar with them. Emmi needs to take a closer look at this … 59 SALZ Salt Salz ist eigentlich kein Gewürz, das sei vorweg gesagt. Salz ist ein Mineral. Salz ist das Produkt aus der Verbindung der chemischen Elemente Natrium und Chlorid. Der chemische Name für Salz lautet daher Natriumchlorid (chem.: NaCl). Salz ist ein Kristall mit würfelförmiger Form. Unter dem Mikroskop kann man das sehr gut erkennen. Weißes Gold? Salz ist auf der Erde sehr reichlich vorhanden, also keine Seltenheit, warum wird es dann als „weißes Gold“ bezeichnet? Salt is not really a spice, this should be said in advance. Salt is a mineral. Salt is a compound of the chemical elements sodium and chloride. The chemical name for salt is therefore sodium chloride (chem.: NaCl). Salt is a crystal with a cubic shape. You can see that beautifully under the microscope. White gold? Salt is quite plentiful on our earth, it‘s not a rarity, so why then is it called “white gold”? Salzkristall unter dem Mikroskop Salt crystal under the microscope 90 Photos: © k+s, Solveig Ariane Prusko Quellen / Sources: Besucherbergwerk Bad Friedrichshall, Deutsches Salzmuseum Lüneburg, www.k-plus-s.com, www.lexikon.huettenhilfe/gewuerze/salz, www.wikipedia.de Die Salzvorräte sind zwar riesig, aber Salz liegt nicht einfach überall herum. Die Salzgewinnung war sehr aufwändig und der Transport in die Regionen, in denen es kein Salz gab, war schwierig, die Salzsteuer immens hoch. Mehr dazu später. Salz ist zum größten Teil im Meerwasser enthalten, in Salzwasser eben. Salz ist wasserlöslich, das heißt, es löst sich in Wasser auf. Durch Verdunstung des Wassers erhält man das so genannte Meersalz. Salz kommt aber auch als festes Kristall unter der Erde vor. Man nennt es Steinsalz, welches allerdings auch durch Verdunstung von Salzwasserseen vor Millionen von Jahren entstanden ist. Ton- und Gesteinsschichten wälzten sich über die Salzschichten, die man heute in Salzbergwerken abbaut. Eine Art „Zwischending“ ist das Sole- oder Siedesalz. Sole ist salzhaltiges Wasser und stammt aus natürlichen, unterirdischen Salzwasserquellen. Salt stocks are huge but salt doesn’t really lie around everywhere. Salt production was very complex and transport into the regions, where there was no salt, was difficult, the salt tax huge. More about this later, though. For the most part, salt is contained in seawater, said simply, in saltwater. Salt is water soluble, which means it dissolves in water. By evaporation of the water you get what is called sea salt. But salt is also found as solid crystal below ground. This is called rock salt which, however, was also created by the evaporation of saltwater lakes millions of years ago. Layers of clay and rock rolled over the salt layers which are today mined in salt mines. A kind of “in between thing” is the brine or evaporated salt. Brine is water containing salt and comes from natural, underground saltwater sources. Salzbrocken aus einem Salzbergwerk Lumps of salt from a salt mine 91 Meersalz Meersalz stammt, wie der Name schon sagt, aus dem Meer. Bei der Gewinnung von Meersalz wird Meerwasser in große flache Becken, sogenannte Salzgärten, gepumpt. Mit Hilfe starker Sonneneinstrahlung verdunstet das Wasser und das Salz kristallisiert aus. Zunächst entstehen zarte Salzblumen, die auf der Oberfläche schwimmen. Die Struktur dieser Salzblumen ist sehr fein. Salzblumen kennt man heute eher unter dem französischen Begriff Fleur de Sel oder spanisch als Flor de Sal. Sea Salt Sea salt, as the name already says, comes from the sea. When extracting sea salt, seawater is pumped into large, flat basins, so-called salt marshes. With the help of strong sunshine, the water evaporates and the salt crystallizes. First we get delicate flowers of salt which swim on the surface. These flowers of salt have a very fine structure. Flowers of salt are today better known by the French term of Fleur de Sel or in Spanish as Flor de Sal. 96 Photo: © Solveig Ariane Prusko Salzblumen abschöpfen Scimming flowers of salt Diese Salzblumen werden in Handarbeit vorsichtig mit einem Schieber abgeschöpft und auf feinsten Sieben getrocknet. Die Becken müssen täglich kontrolliert und „abgeerntet“ werden. Die Salzblumen entstehen nur bei besonders günstigen Witterungsbedingungen, also viel Sonne, leichtem Wind und geringer Luftfeuchtigkeit. These flowers of salt are carefully skimmed off by hand with a slide and dried on the finest sieves. The basins need to be checked and “harvested” daily. The flowers of salt are created only under especially favourable weather conditions, which means plenty of sun, light winds and low humidity. Das „normale“ Meersalz wird wie das Solesalz in Salinen gewonnen. Das Salzwasser durchläuft langsam die verschiedenen Becken, die abschüssig angeordnet sind. Das Salzwasser bewegt sich somit automatisch abwärts. “Normal” sea salt is produced in salt works just like the brine salt. The saltwater runs slowly through the different basins, which are arranged in a sloping manner. The saltwater therefore moves downwards automatically. Photos: © Solveig Ariane Prusko 97 Libanon Lebanon Mittelmeer mediterranean Sea Syrien Syria SEE GENEZARETH SEA OF GALILEE D AN NL A D NK BA WE S WE T J ST OR Tel Aviv JORDAN JORDAN RIVER Jerusalem TOTES MEER DEAD SEA ZA GA Israel NEGEV Jordanien Jordan Ägypten Egypt Israel ist ein besonderes Land. Der Staat Israel ist mit rund 20.000 km2 recht klein und noch jung. Andererseits hat dieses Gebiet eine sehr alte Geschichte. Den Staat Israel gibt es erst seit 1948 – der Name Israel bezeichnet aber ein Volk, welches sich aus den Stämmen zusammensetzte, die sich im 13. Jahrhundert vor Christi Geburt am Fluss Jordan niedergelassen hatten. Früher führte der Jordan, der ins Tote Meer mündet, viel Wasser. Daher war diese Gegend sehr fruchtbar. Israel Eilat Merken: Die Juden bezeichnen sich selbst als das Volk “ Israel", und zwar alle Juden weltweit. Es besteht also ein Unterschied zwischen dem Volk Israel“ und dem Staat "Israel! Re m em be r: T he J ew s ca ll th em se lv es th e “p eo p le of I sr ae l” an d th is m ea ns al l the Jews worldwid e. There is therefore a differ ence between the “people of Israel” and the State of Israel! 110 ISRAEL Israel is a special country. The State of Israel with its approximately 20.000 km2 is rather small and still quite young. On the other hand, this area has an ancient history. The State of Israel has only been existing since 1948 – the name Israel, however, describes a people who consisted of tribes that had settled in the 13th century before Christ along the River Jordan. In the past, the Jordan, which flows into the Dead Sea, carried a lot of water. That is why that area was very fertile. Quelle / Source: Michel Rauch: Israel – Palästina – Sinai (Dumont, 2011) Einen großen Teil Israels nimmt die Wüste Negev ein. In der Vergangenheit blühte hier das Leben, was man an zahlreichen Ausgrabungen sehen kann. In vielen Ausgrabungsstätten gibt es so viele gut erhaltene Gebäudeteile, dass man das Treiben zur Zeit des Alten Roms gut nachempfinden kann. Tipp: In Massada sind tolle Ausgrabungen zu sehen! Von hier oben hat man einen überwältigenden Blick über die Wüste bis zum Toten Meer! Es führt eine Seilbahn nach oben und hinunter – so spart man stundenlanges Laufen! A large part of Israel is taken up by the Negev desert. In the past, life flourished here and this can be seen at numerous excavations. There are so many well-preserved building parts in many excavation sites, that one can well understand the hustle and bustle at the time of Ancient Rome. Tip: Fabulous excavations can be seen in Massada! From up here you have a spectacular view across the desert, all the way to the Dead Sea! A cableway leads to the top and down again – this saves hours of walking! Massada Photos: © Solveig Ariane Prusko 111 124 DER FLAMINGO THE FLAMINGO Typisch für den Flamingo (Phoenicopterus) ist sein rosa bis hellrotes Gefieder. Damit hat es was Besonderes auf sich: Flamingos ernähren sich hauptsächlich von Plankton, aber auch von Samen von Wasserpflanzen. Das Plankton vor allem in Salzseen enthält Algen und kleinste Krebstierchen, die den Stoff Carotinoid – das ist ein roter Farbstoff – enthalten. Der Flamingo nimmt beim Fressen dieses Carotinoid mit auf. Die Leber der Flamingos verwandelt The pink to pale red feathers (also called plumage) are characteristic for the flamingo (Phoenicopterus). There is a special reason for this: Flamingos mainly feed on plankton, but also the seeds of water plants. Plankton in salt lakes contains algae and miniature crustaceans which contain carotenoid – a red colouring. When feeding, the flamingo ingests this carotenoid. The liver of flamingos then changes Photo: © Jack F/fotolia.com Quellen / Sources: Zoo Berlin (Interview), www.tierchenwelt.de, www. wikipedia.de, Disney nature: Das Geheimnis der Flamingos (DVD) den roten Farbstoff dann in winzige Farbteilchen. Über den Nährstoffkreislauf wandern die Teilchen in den Körper und färben die Federn und Beine, den Schnabel und die Augen des Flamingos rot oder rosa. Flamingos, die diese carotinoidreiche Nahrung nicht fressen, haben helle Beine, schwarze Augen und ein weißes Gefieder. the red colouring into tiny colour particles. The particles wander into the body by way of the nutrient cycle and so colour the feathers and legs, the beak and the eyes of the flamingo red or pink. Flamingos, which don’t eat this food rich in carotenoid, have bright legs, black eyes and white feathers. Rote Krebstierchen im Salzwasser Red crustaceans in saltwater Interessant!!! .. er KubaIn einer Studie ub ermittelt, flamingos wurde .. taglich 270 dass jeder Vogel zu sich nimmt, Gramm Nahrung ektenlarven was 50.000 Ins Gruppe von entspricht. Eine verzehrt 1500 Flam..ingos 75 Millionen demnach taglich Larven! Interesting!!! A study of Caribbean flamingos showed that eac h bird eats 270 grams of fo od daily, which corresponds to 50,000 insect larvae. A group of 1500 flamingos therefore eats 75 million larvae each day! Photo: © Solveig Ariane Prusko 125 Dieser „Carotinoid-Trick" funktioniert sogar beim Menschen! Babys, die viel Karottensaft trinken, bekommen eine gelb-bräunliche Gesichtshaut. Karotten enthalten den roten Farbstoff Carotinoid nämlich auch. Bei weißen Kaninchen funktioniert das jedoch nicht. Ihr Fell wird auch mit vielen Karotten nicht orange oder rosa. This “carotenoid trick” even works with people! Babies who drink lots of carrot juice, get a yellow-browny facial skin. Carrots also contain the red colouring carotenoid. But this trick doesn’t work with white rabbits. Their fur doesn’t turn orange or pink, no matter how many carrots they eat. Seihschnabel Beak for straining Flamingos haben einen gebogenen, hochspezialisierten Seihschnabel. Seihen bedeutet „durch ein Sieb gießen“. Am Rand des Schnabels befinden sich Lamellen, das sind kleine Blättchen, die schräg nebeneinander stehen. Zusammen mit der Zunge bilden die Lamellen einen Filterapparat, mit dem Flamingos Plankton aus dem Wasser filtern können. 126 Photos: © Jearn/fotolia.com, © alexya/fotolia.com Flamingos have a bent, highly-specialised beak which strains their food. Strain means to “pour through a sieve.” The edge of the beak is lined with lamellae, these are small leaves which are arranged slantwise next to each other. Together with the tongue, the lamellae form a filtration device which the flamingos use to filter plankton from the water. Der Schnabel funktioniert so ähnlich wie die Barten der Bartenwale. The beak works similar to the baleen plates of a baleen whale. Flamingos kommen in Südamerika, Afrika sowie Südeuropa und Südwestasien vor. Sie sind sehr gesellig und leben in Gruppen von Zehntausenden Vögeln zusammen. In Afrika wurden sogar Gruppen von einer Million Flamingos beobachtet. Flamingos halten sich nur in Gebieten auf, in denen sie ungestört sind, wo es ausreichend Nahrung gibt und es warm genug ist. Flamingos are found in South America, Africa as well as Southern Europe and South-West Asia. They are very sociable and live in groups of tens of thousands of birds. In Africa even groups of a million flamingos have been seen. Flamingos only stay in areas where they are undisturbed, where there is enough food and where it is warm enough. Ausnahme: Andenflamingo!.. Andenflamingos leben in Hohen bis zu 4500 Metern. Den Winter verbringen sie in den Bergen, wo die Temperaturen.. nachts auf -30 °C sinken konnen! Diese Temperaturen halten ..andere iFlamingos nicht aus. Sudamer .. kanische Flamingo..-Arten konnen mit speziellen Drusen das Salz aus dem Wasser herausfiltern und somit sogar Salzwasser trinken. Andere Flamingo-Arten haben .. solch eine Druse nicht. Exception: Andean flaming o! Andean flamingos live at hei ghts of up to 4500 meters. Th ey spend winter in the mount ains, where the temperatures can fall to -30 °C at night! Ot her flamingos cannot live in th ese temperatures. South Ameri can flamingo species can filter salt from the water with speci al glands and so even drink sal twater. Other flamingo speci es do not have such a gland. Photo: © kapyos/fotolia.com 127