SZ-Archiv: A49515512 - Bürgerinitiative ETZ LANGTS!

Transcription

SZ-Archiv: A49515512 - Bürgerinitiative ETZ LANGTS!
SZ-Landkreisausgaben
Dienstag, 31. Mai 2011
Bayern Region,München City,München Nord,München Süd,München West Seite 47
Dutzende Kampfhubschrauber knattern täglich über die Hausdächer rund um die US-Kaserne Katterbach. Die Anwohner protestieren, doch das Recht ist auf Seite der US-Army.
Fotos: Jim Albright
Belagerung in Freundesland
Der Lärm amerikanischer Kampfhubschrauber raubt den Bürgern von Obereichenbach den Schlaf – ihre Beschwerden perlen an der US-Armee ab
Von Frederik Obermaier
Ansbach/Katterbach – Dieter Hiemer ist
eigentlich ein friedliebender Mensch. In
seiner Freizeit zählt der Krankenpfleger
Mönchsgrasmücken-Nester und kartographiert Biberbauten. Erst kürzlich hat
ihn Umweltminister Markus Söder
(CSU) dafür als „Grünen Engel“ ausgezeichnet. Wenn der 45-Jährige jedoch
auf die Hubschrauber der US-Armee zu
sprechen kommt, platzt es aus ihm heraus: Der Lärm sei „die Hölle“, einfach unerträglich, „da wackeln die Teller im
Schrank“, das Wohnen werde zur Qual,
ruhiger Schlaf zum seltenen Luxus.
Hiemer – schwarzer Vollbart, goldener
Ohrring, Trekking-Sandalen – lebt schon
seit 20 Jahren in Obereichenbach, einem
Ortsteil oberhalb von Ansbach. Mit seiner Frau zog er in das Haus seiner
Schwiegereltern. Es ist ein schöner Flecken Erde. Wären da nicht die Hubschrauber: Im Minutentakt knattern sie
über Hiemers Haus, kurz vor Ansbach
drehen sie um und fliegen noch mal über
Ein Gentlemen’s Agreement –
nur leider halten sich die
Amerikaner nicht daran.
Obereichenbach – zurück in die nahe USBasis Katterbach. „Das ist die Platzrunde“, erklärt Hiemer und erzählt von Studien über erhöhte Krebsraten durch
Lärm. „Etz langt’s“ heißt die Bürgerinitiative, die Hiemer vor vier Jahren mitgegründet hat. „Hubschrauber zu Windrädern“ fordern sie auf ihren Flyern. Etwa
200 Mitglieder hat die Bürgerinitiative.
Tendenz steigend, denn der Widerstand
gegen den US-Stützpunkt in Katterbach
wächst.
Die Kaserne, etwa einen Kilometer
von Obereichenbach entfernt, war einst
Standort des NS-Kampffliegergeschwaders 53 – das in Hitlers Auftrag als Teil
der sogenannten Legion Condor in den
Spanischen Bürgerkrieg eingriff. Jetzt
beherbergt die Kaserne hinter Nato-
draht und Maschendrahtzaun die
12. Combat Aviation Brigade der US-Army: 3100 Soldaten sowie mehr als
100 Hubschrauber vom Typ Black Hawk
und Chinook – es sind die Helikopter-Typen, die auch bei der Tötung Osama Bin
Ladens im Einsatz waren.
Das mittelfränkische Ansbach ist
schon seit dem 17. Jahrhundert Garnisonsstadt. Die Zivilisten haben gelernt,
mit den Militärs auszukommen – auch
mit den Heeresfliegern der US Army, die
seit den siebziger Jahren in Ansbach stationiert sind. Schon bald nach ihrer Ankunft schloss der damalige Bürgermeister mit dem Kommandanten ein sogenanntes Gentlemen’s Agreement: Die
Kampfhubschrauber sollten möglichst
nicht über bewohntes Gebiet und nicht
nachts fliegen.
Doch die Ruhe währte nur kurz. Mittlerweile ignorieren die Amerikaner das
Übereinkommen schlichtweg. Bis zu
130 Hubschrauber wummern Tag für
Tag, Nacht für Nacht über Dieter Hiemers Garten. „Ich komme aus der Arbeit
heim, und es geht los“, sagt er und holt einen Stapel Papier aus dem Haus. In langen Zahlenreihen, auf Umweltpapier notiert, hat er tageweise die Beschwerden
aufgelistet – 22.23 Uhr: „An- oder Überflug“, 22.25: ebenso, 22.26: auch, zwei Minuten später wieder. Der tiefste Überflug, das hat Hiemer gemessen, war mehr
als 90 Dezibel laut, also lauter als ein
Presslufthammer. Erst nach Mitternacht
war endlich Ruhe. „Und dann kann ich
auch schlafen“, sagt er. Aus dem Bett
muss er aber bereits kurz nach fünf Uhr.
Frühschicht. „Da können Sie sich vorstellen, wie mich das zermürbt“, sagt er.
Hiemer und seine Nachbarn stört der
Lärm, doch dagegen können sie wenig
tun. Das Gentlemen’s Agreement ist nur
eine Absichtserklärung. Wenn sich die
Amerikaner nicht daran halten, who
cares? Auch der einstimmige Beschluss
des Ansbacher Stadtrats, wonach sämtliche Flüge von 22 Uhr an zu untersagen
seien, hilft den Anwohnern nicht. Denn
Bundesrecht bricht Landesrecht und erst
recht den Beschluss einer fränkischen
Die Anwohner der US-Kaserne im fränkischen Katterbach haben genug vom
Lärm. Ihre Protestplakate zeigen durchgestrichene Helikopter.
40 000- Einwohner-Stadt. Das Verteidigungsministerium erlaubt den Amerikanern, bis Mitternacht zu fliegen. Im Mai
und August sind Trainingsflüge bis 1.30
Uhr gestattet, in den Sommermonaten Juni und Juli sogar bis zwei Uhr nachts.
Die Stadt kann nur auf das Entgegenkommen der Amerikaner hoffen. „Und
da passiert einfach nichts“, sagt Oberbürgermeisterin Carda Seidel (parteilos).
Die vergangene Sitzung der Lärmschutzkommission – ein Gremium aus Vertretern der US-Armee und den Bürgermeistern der umliegenden Städte und Gemeinden – endete Anfang Mai ohne konkrete
Zusagen. Briefe blieben unbeantwortet,
Proteste ungehört. Auf eine Anfrage der
SZ antwortete der Garnisons-Kommandeur ebenfalls nicht.
Bürgermeisterin Seidel ist genervt, sie
versteht die Klagen der Anwohner. Dennoch ist das Thema für sie eine Gratwanderung. Denn die Bürger von Ansbach
sind in zwei Lager gespalten: Auf der einen Seite die, die an den Amerikanern
verdienen, weil sie ihnen Häuser vermieten oder „Bavarian Motor Cars“ verkau-
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
fen. Ein Abzug der GIs würde ihnen das
Geschäft ruinieren. Auf der anderen Seite die Bewohner der Einflugschneisen,
die sich über den Lärm ärgern und einmal pro Monat mit „Lärm macht krank“Plakaten vor der Kaserne protestieren.
„Für ein gedeihliches Miteinander ist es
wichtig, dass die Amerikaner Rücksicht
nehmen“, sagt Seidel diplomatisch, um
dann doch hinterherzuschicken: „Das
tun sie momentan aber nicht.“
Nachts leuchten die
Suchscheinwerfer der
Helikopter die Stube aus.
Lediglich 2010 kehrte kurz Ruhe ein.
Die Einheit war im Kriegseinsatz, in Afghanistan und im Irak. Fast kein Hubschrauber flog mehr, zur Freude von Hiemer und seinen Obereichenbacher Nachbarn. „Wir sind abends auf der Straße gesessen, jeden Tag bei jemand anderem“,
erzählt er und wirkt für einen Moment
jung und unbeschwert. „Wir haben ge-
grillt, gefeiert und gelacht.“ Im Dezember 2010 kamen die Helikopter jedoch zurück – und damit auch der Lärm. Er ist
derzeit schlimmer denn je, erzählen Anwohner. Rund 500 Beschwerden sind heuer bereits bei der Stadt eingegangen, so
viele wie nie zuvor.
Der Ton zwischen den Ansbachern
und den Amerikanern ist rauer geworden. Denn zum Lärm kommen die Neubau-Pläne der Army hinzu: Ein KleinAmerika mitten in Mittelfranken entsteht derzeit nahe der B 14. Für den Bau
der riesigen Wohnsiedlung samt Hotel
und Einkaufszentrum planierte die USArmee ein Vogel-und-Frosch-Biotop. Ohne Genehmigung wurden Stacheldrahtzäune errichtet, von Schwarzbauten war
die Rede. Anwohner klagen über die amerikanischen „Besatzer“ mit den „RamboManieren“. „Army go home!“ heißt es in
Leserbriefen an die Lokalzeitung. Immer
häufiger hängen Bilder von durchgestrichenen Kampfhubschrauber in den Vororten von Ansbach – es sind die Fahnen
der Bürgerinitiative „Etz langt’s“.
Aus Partnern werden in Ansbach allmählich Gegner. Die Zeit der Diplomatie
geht zu Ende, sogar von „Krieg“ ist die
Rede. Der beginne schließlich dort, erklärte Ansbachs Vize-Bürgermeister
Hannes Hüttinger beim diesjährigen Ostermarsch, „wo Bürger durch den Hubschrauberlärm terrorisiert werden“.
Und von Terror spricht auch Hiemer.
Er kann nicht mehr schlafen, ständig
glaubt er, einen neuen Hubschrauber zu
hören. Ständig rechnet er damit, dass die
Scheiben vibrieren oder Suchscheinwerfer die Stube ausleuchten. „Ich kann
bald nicht mehr“, sagt er. Seine Augen
sitzen schon jetzt tief in den Höhlen, seine Hände haben ihre Ruhe verloren.
Beim Verabschieden will er sich auch keinen schönen Abend wünschen lassen.
„Schnelle Schwerhörigkeit, das ist, was
ich brauche“, sagt er und lacht. Das Lachen aber ist nur noch zu sehen. Zu hören
ist es nicht mehr: Es wird erstickt vom
Lärm eines Kampfhubschraubers, der
über Hiemers Haus in Obereichenbach
knattert.
A49515512
ObermaierF
SZ-Landkreisausgaben
Dienstag, 31. Mai 2011
Bayern Region,München City,München Nord,München Süd,München West Seite 47
Dutzende Kampfhubschrauber knattern täglich über die Hausdächer rund um die US-Kaserne Katterbach. Die Anwohner protestie
Belagerung in Freundes
Der Lärm amerikanischer Kampfhubschrauber raubt den Bürgern von Obereichenbach den Sch
Von Frederik Obermaier
draht und Maschendrahtzaun die
12. Combat Aviation Brigade der US-ArAnsbach/Katterbach – Dieter Hiemer ist my: 3100 Soldaten sowie mehr als
eigentlich ein friedliebender Mensch. In 100 Hubschrauber vom Typ Black Hawk
seiner Freizeit zählt der Krankenpfleger und Chinook – es sind die Helikopter-TyMönchsgrasmücken-Nester und karto- pen, die auch bei der Tötung Osama Bin
graphiert Biberbauten. Erst kürzlich hat Ladens im Einsatz waren.
ihn Umweltminister Markus Söder
Das mittelfränkische Ansbach ist
(CSU) dafür als „Grünen Engel“ ausge- schon seit dem 17. Jahrhundert Garnizeichnet. Wenn der 45-Jährige jedoch sonsstadt. Die Zivilisten haben gelernt,
auf die Hubschrauber der US-Armee zu mit den Militärs auszukommen – auch
sprechen kommt, platzt es aus ihm her- mit den Heeresfliegern der US Army, die
aus: Der Lärm sei „die Hölle“, einfach un- seit den siebziger Jahren in Ansbach statierträglich, „da wackeln die Teller im oniert sind. Schon bald nach ihrer AnSchrank“, das Wohnen werde zur Qual, kunft schloss der damalige Bürgermeisruhiger Schlaf zum seltenen Luxus. ter mit dem Kommandanten ein sogeHiemer – schwarzer Vollbart, goldener nanntes Gentlemen’s Agreement: Die
Ohrring, Trekking-Sandalen – lebt schon Kampfhubschrauber sollten möglichst
seit 20 Jahren in Obereichenbach, einem nicht über bewohntes Gebiet und nicht
Ortsteil oberhalb von Ansbach. Mit sei- nachts fliegen.
ner Frau zog er in das Haus seiner
Doch die Ruhe währte nur kurz. MittSchwiegereltern. Es ist ein schöner Fle- lerweile ignorieren die Amerikaner das
cken Erde. Wären da nicht die Hub- Übereinkommen schlichtweg. Bis zu
schrauber: Im Minutentakt knattern sie 130 Hubschrauber wummern Tag für
über Hiemers Haus, kurz vor Ansbach Tag, Nacht für Nacht über Dieter Hiedrehen sie um und fliegen noch mal über mers Garten. „Ich komme aus der Arbeit
heim, und es geht los“, sagt er und holt einen Stapel Papier aus dem Haus. In lanEin Gentlemen’s Agreement – gen Zahlenreihen, auf Umweltpapier notiert, hat er tageweise die Beschwerden
nur leider halten sich die
aufgelistet – 22.23 Uhr: „An- oder ÜberAmerikaner
nicht daran.
SZdigital:
Alle Rechte vorbehalten
– Süddeutsche flug“,
Zeitung22.25:
GmbH,
München
ebenso,
22.26: auch, zwei MiJegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
nuten später wieder. Der tiefste ÜberObereichenbach – zurück in die nahe US- flug, das hat Hiemer gemessen, war mehr
Die Anwohner der US-Kaserne im fränkischen
Lärm. Ihre Protestplakate zeigen durchgestriche
40 000- Einwohner-Stadt. Das Verteidi- fen. Ein
gungsministerium erlaubt den Amerika- Geschä
nern, bis Mitternacht zu fliegen. Im Mai te die
und August sind Trainingsflüge bis 1.30 die sich
Uhr gestattet, in den Sommermonaten Ju- mal pro
ni und Juli sogar bis zwei Uhr nachts.
Plakate
A49515512
Die Stadt kann nur auf das Entgegen„Für ei
ObermaierF
kommen der Amerikaner hoffen. „Und wichtig
da passiert einfach nichts“, sagt Oberbür- nehmen
über Hiemers Haus, kurz vor Ansbach
drehen sie um und fliegen noch mal über
SZ-Landkreisausgaben
Ein Gentlemen’s Agreement –
nur leider halten sich die
Amerikaner nicht daran.
Obereichenbach – zurück in die nahe USBasis Katterbach. „Das ist die Platzrunde“, erklärt Hiemer und erzählt von Studien über erhöhte Krebsraten durch
Lärm. „Etz langt’s“ heißt die Bürgerinitiative, die Hiemer vor vier Jahren mitgegründet hat. „Hubschrauber zu Windrädern“ fordern sie auf ihren Flyern. Etwa
200 Mitglieder hat die Bürgerinitiative.
Tendenz steigend, denn der Widerstand
gegen den US-Stützpunkt in Katterbach
wächst.
Die Kaserne, etwa einen Kilometer
von Obereichenbach entfernt, war einst
Standort des NS-Kampffliegergeschwaders 53 – das in Hitlers Auftrag als Teil
der sogenannten Legion Condor in den
Spanischen Bürgerkrieg eingriff. Jetzt
beherbergt die Kaserne hinter Nato-
Tag, Nacht für Nacht über Dieter Hiemers Garten. „Ich komme aus der Arbeit 40 000- Einwohner-Stadt. Das Verteidi- fen. Ein
heim, und es geht los“, sagt er und holt ei- gungsministerium erlaubt
den AmerikaGeschä
Dienstag,
31. Mai 2011
nen Stapel Papier aus dem Haus. In lan- nern, bis Mitternacht zu fliegen. Im Mai te die
Region,München
City,München
Nord,München
Seite 47
genBayern
Zahlenreihen,
auf Umweltpapier
no- und
August sindSüd,München
TrainingsflügeWest
bis 1.30
die sich
tiert, hat er tageweise die Beschwerden Uhr gestattet, in den Sommermonaten Ju- mal pro
aufgelistet – 22.23 Uhr: „An- oder Über- ni und Juli sogar bis zwei Uhr nachts.
Plakate
flug“, 22.25: ebenso, 22.26: auch, zwei MiDie Stadt kann nur auf das Entgegen- „Für ei
nuten später wieder. Der tiefste Über- kommen der Amerikaner hoffen. „Und wichtig
flug, das hat Hiemer gemessen, war mehr da passiert einfach nichts“, sagt Oberbür- nehmen
als 90 Dezibel laut, also lauter als ein germeisterin Carda Seidel (parteilos). dann d
Presslufthammer. Erst nach Mitternacht Die vergangene Sitzung der Lärmschutz- tun sie
war endlich Ruhe. „Und dann kann ich kommission – ein Gremium aus Vertreauch schlafen“, sagt er. Aus dem Bett tern der US-Armee und den BürgermeisN
muss er aber bereits kurz nach fünf Uhr. tern der umliegenden Städte und GemeinFrühschicht. „Da können Sie sich vorstel- den – endete Anfang Mai ohne konkrete
S
len, wie mich das zermürbt“, sagt er.
Zusagen. Briefe blieben unbeantwortet,
He
Hiemer und seine Nachbarn stört der Proteste ungehört. Auf eine Anfrage der
Lärm, doch dagegen können sie wenig SZ antwortete der Garnisons-Kommantun. Das Gentlemen’s Agreement ist nur deur ebenfalls nicht.
Ledig
eine Absichtserklärung. Wenn sich die
Bürgermeisterin Seidel ist genervt, sie Die Ein
Amerikaner nicht daran halten, who versteht die Klagen der Anwohner. Den- ghanist
cares? Auch der einstimmige Beschluss noch ist das Thema für sie eine Gratwan- schraub
des Ansbacher Stadtrats, wonach sämtli- derung. Denn die Bürger von Ansbach mer und
che Flüge von 22 Uhr an zu untersagen sind in zwei Lager gespalten: Auf der ei- barn. „W
seien, hilft den Anwohnern nicht. Denn nen Seite die, die an den Amerikanern sessen,
Bundesrecht bricht Landesrecht und erst verdienen, weil sie ihnen Häuser vermie- erzählt
recht den Beschluss einer fränkischen ten oder „Bavarian Motor Cars“ verkau- jung un
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
A49515512
ObermaierF
SZ-Landkreisausgaben
Dienstag, 31. Mai 2011
Bayern Region,München City,München Nord,München Süd,München West Seite 47
Die Anwohner protestieren, doch das Recht ist auf Seite der US-Army.
Fotos: Jim Albright
reundesland
henbach den Schlaf – ihre Beschwerden perlen an der US-Armee ab
grillt, gefeiert und gelacht.“ Im Dezember 2010 kamen die Helikopter jedoch zurück – und damit auch der Lärm. Er ist
derzeit schlimmer denn je, erzählen Anwohner. Rund 500 Beschwerden sind heuer bereits bei der Stadt eingegangen, so
viele wie nie zuvor.
Der Ton zwischen den Ansbachern
und den Amerikanern ist rauer geworden. Denn zum Lärm kommen die Neubau-Pläne der Army hinzu: Ein KleinAmerika mitten in Mittelfranken entsteht derzeit nahe der B 14. Für den Bau
der riesigen Wohnsiedlung samt Hotel
und Einkaufszentrum planierte die USArmee ein Vogel-und-Frosch-Biotop. Ohne Genehmigung wurden Stacheldrahtzäune errichtet, von Schwarzbauten war
die Rede. Anwohner klagen über die amerikanischen „Besatzer“ mit den „RamboManieren“. „Army go home!“ heißt es in
aserne im fränkischen Katterbach haben genug vom Leserbriefen an die Lokalzeitung. Immer
zeigen durchgestrichene Helikopter.
häufiger hängen Bilder von durchgestrichenen Kampfhubschrauber in den Vororten von Ansbach – es sind die Fahnen
Das Verteidi- fen. Ein Abzug der GIs würde ihnen das der Bürgerinitiative „Etz langt’s“.
den Amerika- Geschäft ruinieren. Auf der anderen SeiAus Partnern werden in Ansbach alliegen. Im Mai te die Bewohner der Einflugschneisen, mählich Gegner. Die Zeit der Diplomatie
flüge bis 1.30 die sich über den Lärm ärgern und ein- geht zu Ende, sogar von „Krieg“ ist die
ermonaten Ju- mal pro Monat mit „Lärm macht krank“- Rede. Der beginne schließlich dort, erUhr nachts.
Plakaten vor der Kaserne protestieren. klärte Ansbachs Vize-Bürgermeister
SZdigital:„Für
Alle Rechte
vorbehalten Miteinander
– Süddeutscheist
Zeitung
das Entgegenein gedeihliches
es GmbH,
HannesMünchen
Hüttinger beim diesjährigen OsJegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
hoffen. „Und wichtig, dass die Amerikaner Rücksicht termarsch, „wo Bürger durch den Hubsagt Oberbür- nehmen“, sagt Seidel diplomatisch, um schrauberlärm terrorisiert werden“.
A49515512
ObermaierF
orten von Ansbach – es sind die Fahnen
Das Verteidi- fen. Ein Abzug der GIs würde ihnen das der Bürgerinitiative „Etz langt’s“.
den AmerikaGeschäft ruinieren. Auf der anderen SeiAus Partnern werden in Ansbach allSZ-Landkreisausgaben
Dienstag, 31. Mai 2011
iegen. Im Mai te die Bewohner der Einflugschneisen, mählich Gegner. Die Zeit der Diplomatie
Bayern
Region,München
City,München
Nord,München
Süd,München
West Seite 47
flüge bis 1.30 die sich über den Lärm ärgern und ein- geht zu Ende, sogar von „Krieg“ ist die
ermonaten Ju- mal pro Monat mit „Lärm macht krank“- Rede. Der beginne schließlich dort, erUhr nachts.
Plakaten vor der Kaserne protestieren. klärte Ansbachs Vize-Bürgermeister
das Entgegen- „Für ein gedeihliches Miteinander ist es Hannes Hüttinger beim diesjährigen Oshoffen. „Und wichtig, dass die Amerikaner Rücksicht termarsch, „wo Bürger durch den Hubsagt Oberbür- nehmen“, sagt Seidel diplomatisch, um schrauberlärm terrorisiert werden“.
el (parteilos). dann doch hinterherzuschicken: „Das
Und von Terror spricht auch Hiemer.
Lärmschutz- tun sie momentan aber nicht.“
Er kann nicht mehr schlafen, ständig
m aus Vertreglaubt er, einen neuen Hubschrauber zu
n Bürgermeishören. Ständig rechnet er damit, dass die
Nachts leuchten die
e und GemeinScheiben vibrieren oder Suchscheinwerhne konkrete
fer die Stube ausleuchten. „Ich kann
Suchscheinwerfer der
nbeantwortet,
bald nicht mehr“, sagt er. Seine Augen
Helikopter die Stube aus.
e Anfrage der
sitzen schon jetzt tief in den Höhlen, seins-Kommanne Hände haben ihre Ruhe verloren.
Lediglich 2010 kehrte kurz Ruhe ein. Beim Verabschieden will er sich auch keist genervt, sie Die Einheit war im Kriegseinsatz, in Af- nen schönen Abend wünschen lassen.
wohner. Den- ghanistan und im Irak. Fast kein Hub- „Schnelle Schwerhörigkeit, das ist, was
ine Gratwan- schrauber flog mehr, zur Freude von Hie- ich brauche“, sagt er und lacht. Das Lavon Ansbach mer und seinen Obereichenbacher Nach- chen aber ist nur noch zu sehen. Zu hören
n: Auf der ei- barn. „Wir sind abends auf der Straße ge- ist es nicht mehr: Es wird erstickt vom
Amerikanern sessen, jeden Tag bei jemand anderem“, Lärm eines Kampfhubschraubers, der
äuser vermie- erzählt er und wirkt für einen Moment über Hiemers Haus in Obereichenbach
Cars“ verkau- jung und unbeschwert. „Wir haben ge- knattert.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
A49515512
ObermaierF