Solothurner Zeitung, vom: Montag, 11. Juli 2016

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Solothurner Zeitung, vom: Montag, 11. Juli 2016
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MONTAG,
11. JULI 2016
André Schluchter
Eines der Gründungsmitglieder
verlässt den Verbund «Musesol»
Stefan Graf
Der Solothurner Architekt hat
das Haus der Religionen geplant
Simonetta Sommaruga
Die Bundesrätin
schweigt sich aus
KANTON SOLOTHURN 16
STADT SOLOTHURN 18
INLAND 4
Portugal macht blau
Montagsinterview
CVP-Chef Pfister
kritisiert Bundesrat
 Erster Titelgewinn für die Portugiesen nach dem Sieg im EM-Final gegen Les Bleus
 Ein Drama mit Happy End um Cristiano Ronaldo, der früh verletzt ausscheidet
 Ersatzspieler Eder erzielt in der Verlängerung den 1:0-Siegtreffer gegen Frankreich
BERICHTERSTATTUNG: SEITEN 7 - 9
Eigentlich hätte der Bundesrat noch
vor den Sommerferien zumindest die
Stossrichtung der Verhandlungen mit
der EU über die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative festlegen
wollen. Daraus wird nichts. Im Montagsinterview spart CVP-Präsident Gerhard Pfister nun nicht mit Kritik an der
Regierung. Deren Mitglieder machten
nicht den Eindruck, als verfolgten sie
eine kohärente Linie, sagt er. «Von einer Kollegialbehörde würde ich erwarten, dass sie sich um eine einheitliche
Position bemüht. Im Bundesrat aber
herrscht Kakofonie.» SEITEN 2/3
Leichtathletik
Drei Medaillen zum
Abschluss der EM
Die Schweiz errang am letzten Tag der
Leichtathletik-EM in Amsterdam gleich
drei Medaillen. Tadesse Abraham wurde
im Halbmarathon Europameister und
führte das Schweizer Team zu Gold.
Lea Sprunger gewann in ihrem erst
zwölften Rennen über 400 m Hürden
Bronze. Daneben gab es drei weitere
Klassierungen unter den ersten acht.
Die
Steeple-Läuferin
Fabienne
Schlumpf wurde ebenso Fünfte wie die
Schweizer Frauen-Staffel (4×100 m). Die
helvetische Sprint-Staffel der Männer
klassierte sich im 7. Rang. SEITE 9
Solothurn
Der Vollendete: Cristiano Ronaldo (Mitte mit Pokal) gewinnt mit seinen portugiesischen Teamkollegen den ersten Titel überhaupt.
Der Fussball als Retter? Portugal, ein Armenhaus der Europäischen Union, ist
Fussball-Europameister. Fast immer,
wenn ein kleines, gebeuteltes Land im
Sport einen Coup landet, ist die Hoffnung auf den Aufschwung allgegenwärtig. So war es, als Griechenland 2004
Europameister geworden ist. So ist es
auch jetzt in Portugal, nach dem FinalSieg gegen Frankreich.
dass der Fussball nicht alles
verändern kann. Gewiss
wird das Selbstbewusstsein, vielleicht auch das
Wir-Gefühl gestärkt. Aber
die sozialen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Probleme kann der Fussball nicht eliminieren. Erst
recht nicht in einem Land
wie Portugal, das so tief im
Schuldensumpf steckt.
Bestimmt werden die feiernden Menschen auf den Strassen ihren tristen Alltag für einige Momente vergessen. Im
Rausch verflüchtigen sich die Sorgen,
mit 1000 Euro pro Monat oder weniger
über die Runden zu kommen. Aber der
Morgen kommt. Und damit auch der Kater. Und mit dem Kater die Gewissheit,
Sowieso ist Portugal ein seltsamer Europameister. Aber das passt zu dieser seltsamen Europameisterschaft. Von 16 auf
24 Mannschaften aufgebläht, erwachte
der Anlass erst in der K. o.-Phase aus
seiner taktischen Schockstarre. Es gab
durch die Aufstockung zwar ein paar
putzige Exoten wie Island und Wales.
VON FRANÇOIS SCHMID-BECHTEL
Aber punkto Unterhaltungswert und spielerischem Niveau war diese
Endrunde enttäuschend.
Für die Uefa ist die EM mit
830 Millionen Euro Gewinn
ein famoses Geschäft. Das
ist es, was zählt in der europäischen Machtzentrale des
Fussballs. Nur das.
Die Portugiesen sind die
Nutzniesser dieser neuen
EM. Als Gruppendritte wären sie in früheren Jahren ausgeschieden. Der neue
Modus eröffnete ihnen aber die Chance,
in sieben Spielen mit nur einem Sieg
nach 90 Minuten den Titel zu gewinnen. Dabei haben sie nie künstlerisch
überzeugt, geschweige denn entzückt.
Nein, die Portugiesen haben ihren ers-
JUBILÄUMSFEIER
KEYSTONE
ten Titelgewinn der Solidarität, dem
Herzen, der Leidenschaft und natürlich
ihrem Weltstar Cristiano Ronaldo zu
verdanken.
Wobei ausgerechnet Ronaldo im Final
schon nach sieben Minuten vom Franzosen Payet einen üblen Schlag aufs
Knie bekommt und in der 25. Minute
ausgewechselt werden muss. Auch das
passt zu dieser komischen EM. Der Captain, der Star, die Weltmarke, der Torgarant macht sich mit dem Sieg im EM-Final, in dem er gar keine entscheidende
Rolle spielt, unsterblich. Zumindest in
seiner Heimat. Aber vielleicht haben Ronaldos Tränen im Stade de France in Paris für jenes Quantum Kraft und Solidarität gesorgt, das entscheidend war.
Endspurt für das
neue BBZ-Gebäude
In der Solothurner Vorstadt wird für
rund 30 Mio. Fr. ein Erweiterungsbau
des Berufsbildungszentrums BBZ realisiert. Die Arbeiten befinden sich im
Endspurt und sollen rechtzeitig auf den
16. August fertig werden, wenn 1200
Lernende den Bau in Beschlag nehmen
wollen. «Wir brauchen keinen Plan B»,
zeigt sich Projektleiter Thomas Schwaller hinsichtlich des Zeitplans zuversichtlich. Der Bau ist mit neuster Gebäudetechnik ausgestattet und wird
auch das Rechenzentrum des Kantons
beherbergen. SEITE 15
SZ
francois.schmid@azmedien.ch
BADIWETTER
FEUERWEHRWETTKAMPF
Bucheggberg gehört seit Grosser Ansturm in der
625 Jahren zu Solothurn Badi in Solothurn
Das Sandlochfest
fand zum 20. Mal statt
Mit einer Fahnenzeremonie und vielen Reden feierten die Bucheggbergerinnen und Bucheggberger die Zugehörigkeit zum Kanton Solothurn.
Dabei wurden die bucheggbergischen
Besonderheiten historisch untersucht
und erklärt. SEITE 20
49 Feuerwehr-Mannschaften aus
der ganzen Schweiz, aus Deutschland und Österreich kämpfen bei
einem Spass-Parcours gegeneinander. Sieger war wie immer die
Freude, und in der Wärme war
Bier völkerverbindend. SEITE 19
Nachdem die Badesaison bisher zu
wünschen übrig liess und auch das
Schwimmen in der Aare nicht ratsam
war, wurde die Badi dieses Wochenende von den Daheimgebliebenen gestürmt. Schattenplätze waren schon
bald rar. SEITE 18
MONTAG, 11. JULI 2016
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SZ/GT
www.solothurnerzeitung.ch
SOLOTHURN
KANTON, STADT UND REGION
«Es braucht keinen Plan B für das BBZ»
Berufsbildungszentrum Der neue Erweiterungsbau ist fast fertig und wird wie geplant am 16. August eingeweiht
VON HANS PETER SCHLÄFLI
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«Das schaffen die nie», wird manch
ein Passant denken, wenn er in der
Solothurner Vorstadt am Erweiterungsbau des Berufsbildungszentrums BBZ vorbeigeht und einen
Blick auf die laufenden Arbeiten im
Erdgeschoss wirft. «Wir schaffen
das», sagt Thomas Schwaller, der
als Gesamtprojektleiter die Verantwortung dafür trägt, dass das neue
Schulhaus am 16. August eingeweiht werden kann. «Es braucht
keinen Plan B.»
Rund ein Dutzend Lieferwagen
verschiedener Baufirmen stehen
da und im BBZ geht es zu wie in einem Bienenhaus. «Der erste Eindruck täuscht etwas, weil die letzten Arbeiten von oben nach unten
ausgeführt
werden»,
erklärt
Schwaller. «Jetzt sind wir im ersten
Stock daran, den Innenausbau abzuschliessen.»
Tatsächlich ist der oberste Stock
schon herausgeputzt. In der Mitte
werken die Elektriker, unten arbeitet ein Gipser an seiner letzten
Wand während draussen die Gartenbauer Erde um die neu gepflanzten Bäume verteilen. «Schon diese
Woche kommen die ersten Möbel»,
sagt der Gesamtprojektleiter.
Ab dem 16. August werden pro
Woche rund 1200 Schüler in den
27 Räumen ein- und ausgehen.
Würde jetzt noch eine massive
Fehlplanung entdeckt, dann wäre
es zu spät. «Wir haben drei Wochen für Mängelbehebungen eingeplant. Aber ich weiss, dass alles
funktionieren wird. Es wird nichts
zum Vorschein kommen, das die
Schlüsselübergabe
gefährden
könnte.» Kein Zucken im Augenlid,
kein nervöses Wippen mit dem
Fuss. Thomas Schwaller gibt so gelassen Auskunft, dass man ihm
glauben muss.
Synergien dank Datencenter
Fast zwei Jahre hatte sich der
Baubeginn wegen verschiedener
Einsprachen verzögert. Die Zeit
wurde intensiv genutzt, um das
Projekt weiterzuentwickeln. Im Untergeschoss wurde Platz für ein Rechenzentrum der kantonalen Verwaltung geschaffen. «Es sind Synergien entstanden, die sich auf das
INSERAT
HAUSTECHNIK
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Redundanz in
allen Bereichen
Doppelt gemoppelt. Das hat
beim neuen BBZ System.
Zwei Glasfaserkabel sorgen
für einen rasanten Zugriff aufs
Datennetz, selbst wenn einmal eines der beiden Kabel
unterbrochen sein sollte. Mit
zwei unabhängigen Grundwasserzuleitungen ist auch
das Kühlsystem für das Datencenter im Keller auf der sicheren Seite. «Redundanz»,
nennt man das im Fachjargon
der Architekten. Die Stromversorgung der sensiblen
Computer ist sogar über drei
unabhängige Systeme möglich. Sollte das normale
Stromnetz ausfallen, übernehmen sofort die Batterien die
Stromversorgung, die einen
ganzen Kellerraum füllen. Als
drittes System wird ein Notstromaggregat mit einem Verbrennungsmotor gestartet.
Das BBZ ist «fertiger», als es aussieht. Der Innenausbau und die Umgebungsarbeiten laufen auf Hochtouren.
ganze Schulhaus positiv auswirken», erklärt Thomas Schwaller. «Auf die ursprünglich auf dem Dach vorgesehene Luftkühlung konnte verzichtet werden, weil jetzt
mit der Kühlung des Datencenters über
das Grundwasser auch einige Schulräume
klimatisiert werden können.» So kann
Energie gespart werden und das BBZ erfüllt den Standard Minergie-P-Eco. Geheizt
wird es mit Fernwärme, eine Photovoltaikanlage produziert Strom auf dem Dach.
Den Kern des Schulhauses bildet das
grosszügige Treppenhaus, das in schlich-
tem, sichtbarem Beton gehalten ist. «Weil
die Fluchtwege für einen möglichen
Brandfall peripher durch die Schulräume
angelegt wurden, konnten wir das zentrale
Treppenhaus über alle Stockwerke offen
gestalten», erklärt der Gesamtprojektleiter.
Über das Glasdach wird so das Schulhaus
von innen mit Tageslicht durchflutet und
es entsteht ein freundliches Ambiente –
ideal für die Erholung in den kurzen Pausen zwischen den Lektionen. Eine grosszügige Loggia mit Blick auf die Aare und die
Altstadt ermöglicht es den Schülern und
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HANS PETER SCHLÄFLI
Lehrern, einen Moment an der frischen
Luft zu verbringen ohne das Gebäude verlassen zu müssen. Die Schulzimmer gewähren mit ihren raumhohen Fenstern königliche Aussichten auf die umliegenden Solothurner Stadtteile.
Kosten im grünen Bereich
«Auch bei den Kosten sind wir auf
Kurs», sagt der Gesamtprojektleiter. Der
Erweiterungsbau des Berufsbildungszentrums dürfte also wie geplant knapp unter
30 Millionen Franken kosten. Die einge-
plante Reserve für unvorhergesehene Ausgaben, der sogenannte
«Pool», sei bisher nicht angegriffen
worden, sagt Thomas Schwaller.
Bis zur Eröffnung des Schulhauses
sieht er Stress und Zeitdruck nur
auf einer Ebene: «Die Schulverwaltung und die Lehrkräfte werden
noch extrem gefordert. Sie werden
vor dem Ende der Schulferien ihr
ganzes Material zügeln und gleichzeitig das neue Schuljahr vorbereiten müssen.»