Wo geht`s lang?
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Wo geht`s lang?
forum das magazin der man gruppe 01/2013 Nachhaltige Mobilität Wo geht’s lang? Effiziente Transportlösungen für die Zukunft entdecken sie das als digitales dossier auch auf dem ipad forum DAS MAGAZIN DER MAN GRUPPE 01/2013 der Zukunft auf der spur Effiziente Transportlösungen In einer immer stärker vernetzten Welt wächst die Menge der zu transportierenden Güter rasant. Damit die Waren weiterhin schnell, sparsam und umweltfreundlich ans Ziel kommen, sind neue Technologien gefragt. Im Dossier der aktuellen MAN Forum-Ausgabe gehen wir mit dem Lkw auf große Reise und erzählen auf 24 Seiten Geschichten rund um das Thema Transport effizienz. Wie müssen sich Fahrzeugtechnologien angesichts wachsender Großstädte und Transportströme verändern? Und welche Lösungen bieten intelligente Vernetzungs- und Fahrassistenzsysteme? Das Dossier gibt es auch als App fürs iPad. Sie bietet zusätzlich jede Menge dynamischer Illustrationen, Multimedia und Nachhaltige Mobilität WO GEHT GEHT’S LANG? EFFIZIENTE TRANSPORTLÖSUNGEN FÜR DIE ZUKUNFT Interaktionen mit Ihnen, den Lesern. Jetzt im App-Store. SO GEHT’S direkt ZUM dossier: QR-Code einscannen und Impressum MAN Forum – das Magazin der MAN Gruppe erscheint viermal pro Jahr in Deutsch und Englisch. Herausgeber MAN SE Andreas Lampersbach, Unternehmenskommunikation, Ungererstraße 69, 80805 München, www.man.eu Chefredaktion Ute Hofmann, Florian Wöst Tel.: +49. 89. 36098-384, Fax: +49. 89. 36098-382, E-Mail: forum@man.eu 02 MANFORUM 01/2013 Verlag Burda Creative Group GmbH, Konrad-Zuse-Platz 11, 81829 München, Tel.: +49. 89. 30620-0, Fax: +49. 89. 30620-100, www.burdacreativegroup.com Redaktion & Autoren Klaus-Peter Hilger (Ltg.), Vanessa Plodeck (Stv.), Katharina Becker, Christoph Hus, Dr. Martin Kaluza, Wladimir Kaminer, Kirti Letsch, Sarah Paulus, Sarah Siebert, Prof. Dr.-Ing. Frank Straube, Franziska Wiegard MANAgiNg editor Marlene Freiberger, Bojana Milankovic Konzeption Stefan Lemle, A new kind ArtDirector Michael Helble Grafik Micheline Pollach Bildredaktion Michelle Otto (Ltg.), Elke Latinovic, Ann-Kathrin Wagner, Laura Walter Titelbild Alain Delorme TOTEM 11 Bildbearbeitung Rüdiger Hergerdt Lektorat Dr. Michael Petrow (Ltg.), Jutta Schreiner produktioN Wolfram Götz (Ltg.), Rüdiger Hergerdt, Cornelia Sauer Druck Pinsker Druck und Medien GmbH, 84048 Mainburg, Germany Gedruckt auf Galaxi Supermat Nachdruck mit Quellenangabe gestattet. Änderungen sind mit der Redaktion abzustimmen. Copyright ©2013 bei MAN SE und Burda Creative Group GmbH Foto: APPLE INC. Pr App downloaden inhalt 01/2013 section 1 man at work DAS MAGAZIN DER MAN GRUPPE 04 gentlemen, start your engines Ein Boot, wie für James Bond gemacht: So funktioniert das Cockpit einer Luxus-Motorjacht. 06 wo wir gerade sind Notfallschlepper im Nordpolarmeer, Lkw-Testfahrten am Polarkreis, Turbinen für ein Solarkraftwerk in der Wüste Abu Dhabis: aktuelle Einsatzorte von MAN 12 aktuell Neuigkeiten aus der MAN-Welt section 2 dossier man think tank 16 Effizient Unterwegs Auf neuen Wegen Wie innovative Technologien den Warentransport effizienter machen Profiteure und Verlierer des Welthandels Gastbeitrag von Pietra Rivoli, Professorin für internationale Wirtschaft die wegbereiter Drei Bürgermeister über Citylogistik Vernetzte Fahrzeuge auf dem Vormarsch Wie Car-toCar-Communication den Warenverkehr der Zukunft lenkt Bausteine des Fortschritts Saubere und sparsame Nutzfahrzeugantriebe transport und Handel im wandel Gastbeitrag von Logistikfachmann Prof. Dr.-Ing. Frank Straube Schöner tanken Ästhetische Tankstellen muskelkraft statt pferdestärke Alternative Transportmittel aus aller Welt Ein bonsai auf vier rädern Kolumnist Wladimir Kaminer über die Bedeutung des Lkw in seinem Leben section 3 man projects 40 zwei herzen und eine seele Angetrieben von MAN-Motoren und seit fast 100 Jahren in Zentralafrika im Einsatz: eine Schifffahrt mit der Liemba 48 Nachhaltig in die zukunft Die Klimastrategie von MAN 50 Sauberer schiffstreibstoff Ozeanriesen setzen auf verflüssigtes Erdgas. 54 size matters Gigantische Energieerzeuger – Dampfturbinen standards 02 Impressum 03 Inhalt 01/2013 MANFORUM 03 1 man at work gentlemen, start your engines Das durchdesignte Cockpit der 23 Meter langen Motorjacht MCY 76 vom italienischen Hersteller Monte Carlo Yachts ist mit vielen technischen Raffinessen ausgestattet. Die Luxusjacht verfügt über zwei MAN-V8-Motoren mit je 1 200 PS. 01 Kartenplotter Elektronische Seekarte mit Zoomfunktion, durch die das Seegebiet in verschiedenen Maßstäben, Auflösungsstufen und Detaillierungsgraden angezeigt werden kann. 02 Zündschlüssel Eine Umdrehung, und die zwei MANV8-Motoren werden 01 07 gestartet. Links der Zündschlüssel für den Backbordmotor. Der Steuerbordmotor wird über den Zündschlüssel auf der rechten Seite gestartet. 03 03 Joystick zum Manövrieren Das multifunktionale Joysticksystem übernimmt die Koordination der Maschinen mit den Bug- und Heckstrahlrudern. So kann ohne Lenkrad und Schalthebel gesteuert werden, was das Manövrieren im Hafen erleichtert. 04 Gashebel Schiebt man den Gashebel ganz nach vorne, so bringen die MAN-Motoren die Jacht mit voller Kraft auf 31 Knoten, rund 57 Stundenkilometer. 04 MANFORUM 01/2013 02 05 KontrollMonitor (EMS) Mit dem Electronic Management System (EMS) können sämtliche Funktionen der Jacht über ein einziges Touchscreendisplay abgerufen werden. 06 Trimmsystem Das automatische 05 Trimmsystem sorgt 07 für optimale Beschleunigung und minimalen Kraftstoffverbrauch. Je nach Konfiguration minimiert es den Widerstand bei der Gleitfahrt, reduziert 04 das Kielwasser, erhöht die Schnelligkeit und optimiert die Ausrichtung und 02 Neigung des Schiffs. 07 MotorenKontrollMonitor Pro Motor gibt es einen Touchscreenmonitor, der alle wichtigen Parameter anzeigt – beispielsweise Drehzahl, Verbrauch, Öldruck, Foto: Monte Carlo Yachts pr 06 Temperatur. Links der Monitor für den Backbordmotor, rechts der für den Steuerbordmotor. 01/2013 MANFORUM 05 1 man at work wo wir gerade sind Abu Dhabi Wüstenstrom Flirrende Hitze über der Wüste des Emirats Abu Dhabi. Mitten aus der kargen Landschaft sticht etwas hervor: aus der Vogelperspektive ein silbriger See, bei näherer Betrachtung Tausen de Parabolspiegel. Das erste solarther mische Kraftwerk auf Wüstensand, „Shams 1“, zu Deutsch „Sonne eins“, 120 Kilometer südwestlich der Stadt Abu Dhabi gelegen, erzeugt 125 Mega watt Strom und kann bis zu 20 000 Haushalte versorgen. Wegen des Wassermangels und der aufwendigen Bodenpräparation wurde in Wüsten gebieten bisher kein Solarkraft-Groß projekt umgesetzt. Die Shams Power Company setzt nun eine Concentra ted-Solar-Power-Anlage mitten in die Arabische Wüste. In Betrieb ging „Shams 1“ Ende 2012. Die weltweit größte Dampfturbine, die bislang in einem Solarkraftwerk zum Einsatz kam, lieferte MAN Diesel & Turbo. Verbaut wurde die Turbine im Ma schinenhaus (links hinten im Bild). 06 MANFORUM 01/2013 01/2013 MANFORUM 07 Foto: Shams one/shamspower pr 08 MANFORUM 01/2013 Fotos: MAN (3), icemakers.se wo wir gerade sind 1 man at work Schweden Testfahrt am Polarkreis Temperaturen bis unter minus 40 Grad Celsius, zugefrorene Seen und schneebedeckte Straßen. Eine perfekte Kombination, um MANLkw unter extremen Bedingungen zu testen. Seit über 25 Jahren passiert genau das, von November bis März, an zwei Orten in Schweden: in Arjeplog und am Volkswagen Konzern erprobungsstandort Slagnäs. Während die Fahrzeuge in Arjeplog auf öffentlichen Straßen auf ihre Funk tionen getestet werden, finden in Slagnäs die sogenannten Dauerlläufe auf abgesperrten Testarealen statt. Bis zu 100 Mitarbeiter sind para llel vor Ort, um die Erprobungsfahrten durchzuführen, das Fahrzeug abzusichern und, wo nötig, zu opti mieren. Dazu gehören Mechaniker und Ingenieure aus Forschung und Entwicklung. Aktuell steht am Po larkreis die finale Funktionsabsi cherung der neuen TG-Fahrzeuge mit Euro 6 im Vordergrund. 01/2013 MANFORUM 09 1 wo wir gerade sind man at work Norwegen Allzeit einsatzbereit Wenn die Esvagt Aurora im Nord polarmeer vor der norwegischen Küste ausrückt, zählt jede Sekunde. Das 7 000 PS starke Rettungsschiff wurde für Notfalleinsätze auf Bohr inseln gebaut. Seine Aufgaben: Brän de löschen, Meeresverschmutzung eindämmen, Notfallschleppen. Das Besondere: Das Schiff kann unab hängig von Wind und Wetter Hilfe leisten. Dafür sorgen neueste Techno logien der Satellitensteuerung, die eine zentimetergenaue dynamische Positionierung erlauben. So kann der Notfallschlepper auch bei stür mischer See präzise eingreifen und schnell helfen. Seit Juli 2012 ist die 87 Meter lange Esvagt Aurora 24 Stunden am Tag einsetzbar. Das 4 000 Tonnen schwere Schiff wird von einem Diesel-Elektro-Set-up mit vier MAN 6L21/31-Motoren angetrieben. 10 MANFORUM 01/2013 01/2013 MANFORUM 11 Foto: Esvagt/Aurora PR 1 aktuell 01/2013 man at work European truck racing Erfolgreiche Titelverteidigung Nach einer spannenden Truckrace-Saison fiel die Entscheidung am Ende unerwartet schnell: Schon nach dem ersten Rennen auf dem legendären Circuit Bugatti in Le Mans konnte sich MAN-Fahrer Jochen Hahn als Europameister des Jahres 2012 feiern lassen. Mit einem Sieg hatte der Titelver teidiger den Vorsprung auf seinen Team Hot-Stand-By-Kraftwerk in Aracruz. 17 MAN-Motoren erzeugen hier bald Strom. kollegen Antonio Albacete auf uneinholbare 49 Punkte ausgebaut. Der Spanier war in diesem Lauf wegen eines technischen Defekts vorzeitig ausgeschieden. Für Neue Kraftwerksaufträge MAN liefert Motoren nach Brasilien und Angola MAN ist der Erfolg von Jochen Hahn der zwölfte Einzeltitel in den vergangenen Jahren. Die insgesamt elf Rennwochen Vom brasilianischen Energieproduzenten Companhia Termoelétrica do Espírito enden besuchten knapp 49 000 Zuschauer. Santo (CTES) hat MAN Diesel & Turbo den Auftrag zur Lieferung von 17 MAN 18V32/40-GenSet-Motoren für ein Hot-Stand-by-Kraftwerk in Aracruz erhalten. Brasilien deckt seinen Energiebedarf zu rund 80 Prozent mit Wasserkraft. Hot-Stand-by-Kraftwerke springen dann ein, wenn zu wenig Wasser für die Stromerzeugung zur Verfügung steht. Die MAN-GenSets werden ab Juli 2013 mit 150 Megawatt rund 400 000 Menschen mit Strom versorgen. Ein weiterer Auftrag kommt aus Angola: Für ENE, den staatlichen Energieversorger Angolas, liefert MAN 49 Generatorsets. Die GenSet-Motoren mit einer Gesamtleistung von 200 Megawatt kommen in sieben neuen Kraftwerken auf dem afrika nischen Kontinent zum Einsatz. IMO TIER III Wegweisendes AGR-System MAN Diesel & Turbo hat zusammen mit Hyundai Heavy Industries in Südkorea den ersten IMO-TIER-III-konformen Dieselmotor mit Abgasrückführung (AGR) vorgestellt. Im Jahr 2016 tritt die neue IMO-TIER-IIIEmissionsgesetzgebung für Schiffsantriebe in Kraft. Stickoxidemissionen müssen dann um 75 Prozent reduziert werden. Das AGR-System ist ein Meilenstein in der Umsetzung der strengen Emissionsgesetzgebung. 12 MANFORUM 01/2013 der mannschaftsbus diesmal: Hamburger sv 01 Stefan Kliche Physiotherapeut 11 Mario Reicherz Physiotherapeut 02 Ronny Teuber Torwarttrainer 12 Philip Catalá-Lehnen Mannschaftsarzt 03 Frank Heinemann Co-Trainer 13 Marcus Berg 04 Patrick Rahmen Co-Trainer 05 Thorsten Fink Cheftrainer 06 Jörn Wolf Pressesprecher 07 Marinus Bester Teammanager 08 Nikola Vidovic Athletiktrainer Fotos: MAN (4) 09 Frank Arnesen Sportdirektor 10 Mario Mosa Zeugwart 14 Per Skjelbred 15 Petr Jiracek 16 Jaroslav Drobny 17 Jeffrey Bruma 18 Jacopo Sala 19 René Adler 20 Rafael van der Vaart 21 Heung-Min Son 22 Artjoms Rudnevs 23 Gojko Kacar 24 Milan Badelj 25 Michael Mancienne HSV gibt Vollgas Zum 125. Geburtstag hat sich der HSV selbst ein ganz beson- 26 Paul Scharner deres Geschenk gemacht: 27 Marcell Jansen MAN Lion’s Coach L in VIP- 28 Tolgay Arslan 29 Dennis Diekmeier 20 Robert Tesche 31 Heiko Westermann 32 Dennis Aogo den neuen Mannschaftsbus Ausstattung. Mit Bordküche, Getränkeautomat, Clubtischen, Flachbildschirmen und viel Beinfreiheit lässt der exklusive Reisebus keine Wünsche offen. Getauft wurde das neue Teammitglied mitten auf der Elbe auf den Namen „RautenExpress“. Der 480 PS starke MANJubiläumsbus sorgt dafür, dass die Spieler gut erholt und sicher am Spielort ankommen. 01/2013 MANFORUM 13 1 aktuell 01/2013 man at work Künstlermobil Jan-Holger Reithmeyer, Tourneebusfahrer der Tabaluga-Solisten on the way Solisten an Bord Wenn eine volle Tasse Kaffee nach 500 Kilometer Autobahnfahrt immer noch steht, dann sitzt Jan-Holger Reithmeyer am Steuer. Der 41-Jährige arbeitet seit seiner Studienzeit freiberuflich als Tourneebusfahrer. „Musik war schon immer meine Leidenschaft, genauso wie Reisen. Da hat sich dieser Job einfach angeboten“, sagt Reithmeyer. Zuletzt war er bei der Musicaltournee „Tabaluga und die Spitzenplätze für MAN Zeichen der Zeit“ mit Peter Maffay und dessen Crew unterwegs. Seine Aufgabe: die Solisten der Show von Spielort zu Spielort zu bringen. Sein Fahrzeug: ein MAN Lion’s Coach mit 440 PS, großzügigem Innenraum, Bordküche, exklusiver Bordtoilette und modernem Video- und DVD-System. Dass er für die Aufgabe Im aktuellen TÜV-Report für ausgewählt wurde, war pures Glück, gibt Reithmeyer zu: „2011 fiel für den zweiten Nutzfahrzeuge konnten die Teil der Tournee von Peter Maffay und seiner Band kurzfristig der Stammfahrer MAN-Lkw der TG-Familie aus, und ich bin eingesprungen. Die Chemie stimmte von Anfang an. Als dann besonders beeindrucken. die Tabaluga-Tour anstand, bekam ich einen Anruf, ob ich gerne dabei wäre.“ Sie nehmen ausnahmslos Was einen guten Tourbusfahrer ausmacht? „Natürlich eine sensible Fahrweise, Spitzenplätze ein. Die ein- bis denn die Künstler wollen sich auf der Fahrt erholen und nicht aus den Sitzen fünfjährigen Fahrzeuge der kippen. Wichtig ist aber auch eine gewisse Bescheidenheit und Demut“, erklärt Baureihen TGL, TGM, TGS und Reithmeyer. Man dürfe nicht Gefahr laufen, sich selbst für einen Rockstar zu TGX wiesen die geringste halten, nur weil man ständig mit welchen unterwegs sei. Reithmeyer weiß, wovon Mängelquote auf: 78 Prozent er spricht. Immerhin war er schon mit Stars wie Carlos Santana, Eros Ramazzotti mängelfreie Fahrzeuge bei oder Earth, Wind and Fire auf Tour. Mit das beste Arbeitsklima aber, sagt er, habe den ganz neuen und 48,8 Pro- er bis jetzt auf der Tabaluga-Tour erlebt. zent bei den fünfjährigen. In der Kategorie „Erhebliche Peter Maffay am Steuer eines der TGX-Lkw auf Tour Mängel“ konnten sich die einjährigen MAN-Lkw deutlich abheben. Während die Prüfer nur bei 4,7 Prozent der einjährigen Lkw von MAN einen erheblichen Mangel feststellten, lag die Mängelquote des letztplatzierten Herstellers bei 10,4 Prozent. In den Bereichen „Karosserie/ Fahrwerk“, „Bremsanlage“, „Antriebsstrang“ und „Sicht“ erwiesen sich die MAN-Lkw als überdurchschnittlich zuverlässig und solide. 14 MANFORUM 01/2013 Mit den Künstlern hält Reithmeyer in den Fahrpausen auch mal ein kleines Schwätzchen. 15 tgx-lkw hat MAN für die Tour zur Verfügung gestellt. MAN-Studie What Cities Want Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Wird wie Menschen künftig in den Städten unterwegs sein werden? MAN und die TUM finden es heraus. es bald sechsspurige Stadtautobahnen geben? Wird das öffentliche Personennahverkehrssystem verstärkt ausgebaut? Diese Fragen stellen derzeit Wissenschaftler der Technischen Universität München (TUM) 15 internationalen Städten auf fünf Kontinenten – von Shanghai über London bis Los Angeles. Mit MAN will die Technische Universität herausfinden, wie Städte Mobilität zukünftig gestalten werden. Im Mittelpunkt der MAN-Studie „What Cities Want“ stehen Pläne für die Infrastruktur projekte bis 2030 sowie der Einfluss von Klimawandel, Lärm und Abgasen auf die Verkehrspolitik. Die Studienergebnisse sollen in diesem Jahr erscheinen und detaillierte ??? Einblicke in die Verkehrsplanung der befrag- Fotos: fotofinder, MAN (4), Corbis/Ivan Smelov ten Städte geben. frage & antwort Wie lange braucht der Strom Vom Kraftwerk in die Wohnung? Wie schnell Strom sich bewegt, hängt von der magnetischen Spannung (Ampere) und vom Material des elektrischen Leiters ab. Die elektrischen Leiter bestehen aus Metallatomen und Elektronen. Die Elektronen sind zuständig für den Transport des Stroms. Zwischen den winzigen Metallatomen klaffen verhältnismäßig riesige Lücken. Die noch viel kleineren Elektronen können sich in diesen Lücken ziemlich ungehindert bewegen, in Kupfer beispielsweise mit einer mittleren Geschwindigkeit von etwa 1 500 Kilometern pro Sekunde. Sobald das Kabel unter Spannung gesetzt wird, fließen die Elektronen vom Minus- zum Pluspol und wieder zurück. Der elektrische Impuls, der dadurch entsteht, beträgt gut zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit und ist damit sogar schneller als ein Blitz. 01/2013 MANFORUM 15 2 man think tank dossier 01/2013 Effiz Unter Transportlösungen so erreichen Waren 16 MANFORUM 01/2013 ient wegs weltweit – in Zukunft ihr ziel 22 Ideal Technologien, mit denen Unternehmen nicht nur schnell, sondern auch umweltfreundlich und bezahlbar fahren können. Made by MAN. 30 Progressiv Wegweisende Entwicklungen für sauberen und effizienten Transport: die neuen Euro-6-Motoren im TGX und der Hybrid-Lkw Metropolis 34 Global Wie verändern sich die Welthandelsströme? Was bedeutet das für die Transportbranche? Ein Gastbeitrag des Logistikexperten Frank Straube. 39 entscheidend Kolumnist Wladimir Kaminer über einen Bonsai auf vier Rädern und die Bedeutung des Lkw in seinem Leben 01/2013 MANFORUM 17 18 MANFORUM 01/2013 Foto: Okapia/Bios/C Weiss Mittelmeer, korsika Dieser Grindwal macht Karriere ... Obwohl auf den Ersten Blick etwas klobig, hat der Grindwal, eine Delfinart, einen sehr geringen Strömungswiderstand. Dadurch kann er sich nicht nur schnell, sondern auch sehr energiesparend fortbewegen. 01/2013 MANFORUM 19 20 MANFORUM 01/2013 Messegelände, Hannover ... als Model für MAN Foto: MAN Der Grindwal war Inspirationsquelle für Die LKw-Studie MAN Concept S. nach seinem vorbild wurde der aerodynamisch optimierte Sattelzug entworfen. Mit dem Fahrzeugkonzept, Publikumsmagnet der IAA Nutzfahrzeuge 2012, sind Kraftstoffeinsparungen von bis zu 25 Prozent möglich – bei gleicher Ladekapazität. 01/2013 MANFORUM 21 2 dossier 01/2013 man think tank Auf neuen Wegen Die Warentransporte nehmen zu. MAN entwickelt deshalb Technologien, mit denen Unternehmen AUCH IN ZUKUNFT effizient UNTERWEGS SIND. D er Gütertransport auf der StraSSe wird in Zukunft weltweit wachsen. Dafür sprechen mehrere Gründe: Nach Schätzungen der Vereinten Nationen (UN) werden im Jahr 2030 rund 8,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben – 20 Prozent mehr als heute. Eine wachsende Weltbevölkerung bedeutet auch steigenden Konsum. Insbesondere in boomenden Schwellenländern wie China und Indien wird der Pro-Kopf- 22 MANFORUM 01/2013 Staus Abgase Mautgebühren Umweltzone Illustration: Helen Gruber Spritkosten TEIL 1 – Das problem: Die Zahl der großstädtischen Ballungsräume wächst – und damit der Warenverkehr. Weil immer mehr Transportfahrzeuge benötigt werden, kommt es zu verstopften Verkehrswegen und immer stärkeren Belastungen durch CO 2 -Emissionen. Für Transportunternehmen stellen vor allem steigende Kraftstoffpreise und Mautgebühren eine Herausforderung dar. Neben dem erhöhten Kostendruck erfordern Null-Emissions-Zonen und andere Einfahrts beschränkungen in vielen Städten neue Fahrzeugkonzepte, um umweltfreundlich und effizient transportieren zu können. 01/2013 MANFORUM 23 2 dossier 01/2013 man think tank Spurassistenzsystem Abstandsradar Teil 2 – Die Lösung: Telematik Ein Satellit sendet optimale Routen an die Fahrzeuge und informiert die Transportzentrale laufend über Zuordnung der Container, genaue Position der Lkw und Kraftstoffvorrat. Lang-Lkw Mehr Ladekapazität Die Ware wird von Lang-Lkw zur Verteilerstation außerhalb der Stadt transportiert und auf kleinere Lkw umgeladen. Wegen der vergrößerten Ladekapazität werden insgesamt weniger Fahrzeuge benötigt. Aerodynamik Verteilerzentrum Assistenzsysteme Spurhalteassistent, Abstandsradar und weitere Fahrerassistenzsysteme helfen, Unfälle zu vermeiden. Aerodynamik Strömungsoptimierte Fahrzeugformen verringern den Kraftstoffverbrauch. HybridTechnologie Vor der Einfahrt in die Null-EmissionsZone werden die Güter auf HybridLkw umgeladen und von diesen bis ans Ziel gebracht. 24 MANFORUM 01/2013 Umladestation Satellit Ziel Verbrauch weiter steigen. „Außerdem Mio km nimmt die Arbeitsteilung weltweit zu“, 2012 sagt Dirk Lohre, Professor für Verkehrs- Die ersten Modelle der schweren Bau- Transporter in Innenstädten unter- reihen TGX und TGS, die diese beson- wegs sein werden. ders strenge Norm erfüllen, rollen be- betriebswirtschaft und Logistik an der Wohin die Reise gehen könnte, zei- Hochschule Heilbronn. „Damit neh- gen Großstädte wie Kopenhagen. Die men auch die Warentransporte zu.“ Dänen wollen bis zum Jahr 2025 welt- weniger emissionen Wie sich der Transportverkehr genau weit die erste CO 2 -neutrale Haupt- Künftig wird es in erster Linie darum verändert, wird von Land zu Land un- stadt sein. 50 Projekte sind geplant, gehen, den CO2 -Ausstoß zu minimie- terschiedlich sein. In den BRIC-Staaten um Abgasemissionen zu senken. In ren. Das funktioniert vor allem über beispielsweise wird der Güterverkehr der Innenstadt will man Zonen ein- einen niedrigeren Spritverbrauch. richten, die nur umweltfreundliche „Eine weitere Reduzierung des Kraft- Transporter befahren dürfen. Die Flot- stoffverbrauchs ist auch aus ökono 2000 bis zum Jahr 2025 um bis zu 80 Prozent steigen, schätzt der VDA. reits dieses Jahr auf den Straßen. te städtischer Autos und Lastwagen mischer Sicht zwingend notwendig“, soll gänzlich auf Elektro- und Hybrid- erklärt Maierhofer. Schließlich ist Eine besondere Rolle kommt den Städ- antrieb umgestellt werden. Europa ist Treibstoff in den vergangenen Jahren ten zu. Sie werden in Zukunft größer längst nicht allein. Um die Luftqua immer teurer geworden. Dieser Trend und voller sein. Statt heute drei wer- lität zu verbessern, hat ausgerechnet wird auch in Zukunft anhalten. MAN den laut UN 2050 sechs Milliarden die chinesische Automobilmetropole hat daher ein ganzes Paket von Tech- Menschen in städtischen Ballungszen- Guangzhou die Zahl der Pkw-Neu nologien geschnürt, welche die Total tren leben. Außerdem verändert sich zulassungen drastisch reduziert. Eine Cost of Ownership senken sollen. das Konsumverhalten. Schon heute ähnliche Regelung hatte Peking be- ist das zu beobachten. „Immer mehr reits vor zwei Jahren eingeführt. Waren werden im Internet gekauft“, erklärt Dirk Lohre. „Deshalb steigt die Quelle: VDA MeHr Transport mehr effizienz Die MAN-Lkw-Studie Concept S zeigt, welche Einsparpotenziale der Bereich Aerodynamik birgt. Der strö mungso ptimierte Sattelzug unter- Zahl der Belieferungen und der Retou- Wer künftig weltweit Waren trans scheidet sich durch weiche Linien ren, besonders in den ohnehin schon portieren will, muss besonders um- führung und eine schlanke Front vom weltfreundlich fahren. „Wir müssen kubischen Äußeren konventioneller Mobilitätslasten wie Emissionen, Lärm, Lkw. Rahmen und Kraftstofftanks sind Ressourcen- und Flächenverbrauch in die Karosserie integriert. Auf Rück- noch deutlicher als bisher minimie- spiegel wurde zugunsten von inte stark belasteten Städten.“ CO 2 in Mio t Die Politik reagiert bereits. In Ländern der Europäischen Union reglementieren viele Städte Warentransporte. Gerade in Innenstädten dürfen Güter vielerorts nur innerhalb bestimmter Zeitfenster angeliefert werden. Hinzu kommen Nachtfahrver bote. In London etwa dürfen Lkw über zwölf Tonnen gemäß der „London Lorry Control“ nachts nur auf einigen wenigen Straßen fahren. Tagsüber wird für Lastwagen, die in das Stadtzen Illustration: Helen Gruber vielerorts nur noch Null-Emissions- Erste Erfolge Trotz der stark gewachsenen Fahrleistung sind die CO 2 -Emissionen des Straßengüterverkehrs in Deutschland seit 2000 nur leicht gestiegen. Die Effizienzsteigerungen der Nutzfahr zeuge in den letzten Jahren tragen somit schon heute zum Klimaschutz bei. ren“, sagt Bernd Maierhofer, Vorstand grierten Kameras verzichtet. Durch Forschung und Entwicklung bei MAN die strömungsgünstige Silhouette Truck & Bus. „Die Hybridisierung des könnte der Concept S die Luftwider- Antriebsstranges etwa bietet hohe standswerte eines Pkw erreichen. Noch Effizienzpotenziale.“ Der vor zwei Jah- ist der aerodynamische Sattelzug ren in Serie gegangene Stadtbus MAN allerdings nicht auf deutschen Straßen Lion’s City Hybrid spart bis zu 30 Pro- zugelassen – die heute geltende Län- zent Kraftstoff und CO2 ein. Mit dem genbeschränkung von 16,5 Metern rein elektrisch angetriebenen Müll- müsste dafür gelockert werden. sammelfahrzeug Metropolis erprobt Zusätzliches Effizienzpotenzial Vor allem bei den Schadstoffemis- MAN für zwei Jahre den emissions bieten sogenannte Lang-Lkw, die der- sionen werden Städte in Zukunf t freien innerstädtischen Betrieb von zeit in einem bundesweiten Feldver- wohl genauer hinschauen. Experten schweren Lastwagen. Auch bei konven- such getestet werden. MAN beteiligt der Unternehmensberatung Roland tionellen Motoren legt MAN vor: Ab sich mit einem 25,25 Meter langen Berger schätzen, dass im Jahr 2030 2014 gilt die neue Abgasnorm Euro 6. Lastwagen im Ersatzteilverkehr zwi- trum wollen, eine Gebühr fällig. 01/2013 MANFORUM 25 2 110 100 dossier 01/2013 man think tank 90 schen den MAN Logistic Centern Dachau und Salzgitter. Der Transpor- potenzial besteht. Transporte lassen sich Truck & Bus. „In Deutschland hat sich so zuverlässig und vor allem effizient die Technik bereits etabliert, nun kon- 5,1 abwickeln. Der Disponent kann seine zentrieren wir uns auf die Steigerung 2020 Flotte optimal auslasten, Leerfahrten der Verkaufszahlen in ganz Europa.“ 6 ter80packt rund 40 Prozent mehr Volu- 5 men als ein konventioneller Sattelzug. 70 spart Kraftstoff und senkt den Das 4 CO2 -Ausstoß, weil insgesamt weniger 60 Fahrten notwendig sind. 3 Ein weiteres wichtiges Instrument zur 40 Effizienzsteigerung: Telematiktechnik. Sie nutzt moderne Möglichkeiten der 30 Informationsund Datenverarbeitung per GPRS und macht damit Logistik 20 deutlich einfacher. Lkw und Spedition, Fahrer und Disponent stehen ständig Quelle: Oliver Wyman 50 Optimal vernetzt 2 1,4 2011 1 und Umwege vermeiden. Der Kraftstoff Hinzu kommen Fahrassistenz verbrauch kann so um bis zu 20 Pro- systeme, die den Lkw-Fahrern helfen, zent gesenkt werden. Bei einer Ge- sicher, plangemäß und damit auch samtlaufleistung von sechs Millionen möglichst effizient unterwegs zu sein. Kilometern schont das die Kostenseite In den neuen Modellen der Baureihen des Sped iteurs um mehr als 120 000 TGX und TGS warnt ein Notbrems Euro. Zusätzlich analysiert das System assistent vor Hindernissen. Im Ernst- die Wirtschaftlichkeit der Fahrweise. fall reduziert er die Geschwindigkeit Die Daten bieten die Grundlage für von selbst. Die Hilfe setzt an der richti- 0 Fahrercoachings – speziell auf den gen Stelle an: „Unsere Studien zeigen, 0 Connected Trucks auf dem Vormarsch: Bis zum Jahr 2020 werden Schätzungen zufolge über fünf Millionen Lkw telematisch vernetzt sein. einzelnen Fahrer zugeschnitten. Das dass Lkw-Fahrer solche Assistenzsys eröffnet weitere Sparmöglichkeiten. teme zu schätzen wissen“, sagt Ver Denn der richtige Einsatz von Tempo- kehrslogistik-Forscher Lohre. Spedi- mat, Gas und Bremse minimiert nicht teure profitieren davon gleich doppelt: nur den Spritverbrauch, sondern auch Ihre Fahrer freuen sich über einen Verschleiß und Wartungskosten. „Die professionellen Arbeitsplatz. Und die Nachfrage nach Telematikdiensten Unternehmen minimieren Ausfälle, samtgewicht und Topograf ie der Fahr- steigt“, erzählt Daniela Max, Projekt- sodass die Waren ihrer Kunden sicher strecke offenbart, wo noch Einspar managerin MAN TeleMatics bei MAN und pünktlich ihr Ziel erreichen. in10 Kontakt. Die MAN-Lösung TeleMatics zeigt nicht nur, wo sich welches Fahr0 gerade befindet; sie liefert auch zeug jede Menge Fahrzeugdaten. 45 technischer 50 Die Analyse aus Einsatzdaten, Zugge- kurzporträt Schleife, sachsen RENÉ Reinert, 41 ist Herr über einen Fuhrpark, der fast 500 Lkw umfasst. Was sind die größten Kostenfaktoren für ein Transportunter nehmen? Früher waren das Personal- und Kraftstoffkosten zu etwa gleichen Teilen. Mittlerweile haben die Spritkosten deutlich die Oberhand gewonnen. Gewicht, Aerodynamik und verbrauchsarme Motoren können da eine Menge einsparen. Welche Rolle spielt der Fahrer beim Thema Effizienz? Teure Technik hat keinen Wert, wenn der Fahrer nicht weiß, wie er sie bedienen soll. Deshalb sind Schulungen sehr wichtig. Wie viel sollte ein sparsamer Lkw auf 100 Kilometer ver brauchen? Die 74 MAN TGX EfficientLine, die zu meinem Fuhr- park gehören, verbrauchen circa 28 Liter – zwei Liter weniger als normale Sattelzüge. Das ist sehr gut. 26 MANFORUM 01/2013 Illustration: Helen Gruber, Fotos: reinert-logistic.com, Stephen Voss Der Geschäftsführer des Logistikunternehmens Reinert Logistics Profiteure und Verlierer des Welthandels Pietra Rivoli, Wirtschaftsprofessorin an der Georgetown University in Washington, D. C., über den Nutzen des weltweiten Handels und des Warentransports Frau Rivoli, viele Menschen haben Vorbehalte gegen den Transport von Waren rund um den Globus. Sie argumentieren, eine Beförderung über weite Strecken könne nicht sinnvoll Pietra Rivoli beschäftigt sich mit internationaler Wirtschaft und den sozialen Aspekten der Ökonomie. In ihrem Buch „Reisebericht eines T-Shirts“ erklärt sie die komplexen Strukturen des Welthandels. türlich entstehen so wiederum Kosten es darum ging, mit den technischen für den Warenverkehr, doch der ist und unternehmerischen Herausforde- mittlerweile sehr viel günstiger gewor- rungen des Baumwollanbaus fertig zu den. Es waren Innovationen im Be- werden. Zusammengenäht werden die regelrechte Gegenbewegung gegen reich Transport und Logistik, die ein T-Shirts dann meist in China, weil es den freien Handel entstanden. Die be- deutliches Wachstum im globalen dort günstig ist. Danach werden sie teiligten Gruppen befürchten, dass Welthandel ermöglicht haben. überall auf der Welt verkauft. Ohne sich die ungebremsten weltweiten Sie haben diese ökonomische Theo- diese internationale Lieferkette wären Marktkräfte negativ auf Arbeiter und rie in der Praxis überprüft. Für Ihr T-Shirts viel teurer. Umwelt auswirken könnten, wenn die Buch „Reisebericht eines T-Shirts“ Und was bedeutet der weltweite Warenproduktion globaler wird. Dem haben Sie untersucht, wie ein T-Shirt Warentransport für die Menschen? halten das wirtschaftliche Establish- und seine Vorprodukte quer über Profitieren auch sie? Gerade das ment und die meisten Ökonomen ent- den Globus transportiert werden, bezweifeln Kritiker ja. gegen, dass der freie Handel die Wirt- bevor das Produkt schließlich im Es wird immer Menschen geben, schaft positiv beeinflusst. Laden ist. Zu welchem Ergebnis sind die durch den globalen Wettbewerb Wie begründen Ökonomen das? Sie gekommen? und den Handel benachteiligt werden. sein, man solle besser in der Nähe der Konsumenten produzieren. Wie nehmen Sie diese Diskussion wahr? In den vergangenen Jahren ist eine Mit dem Begriff des komparativen Die Lieferkette der T-Shirt-Indus Das offensichtlichste Beispiel sind Ar- Kostenvorteils. Das bedeutet: Nicht je- trie ist sehr stark auf die Kostenvorteile beiter in reichen Ländern, die ihren des Land produziert alle Güter selbst, verschiedener Länder ausgerichtet. So Arbeitsplatz verlieren, wenn die Pro- sondern konzentriert sich auf das, was stammt ein Großteil der weltweit pro- duktion an einen anderen Standort es im Vergleich zu anderen besonders duzierten Baumwolle zum Beispiel aus mit niedrigeren Kosten verlagert wird. gut beherrscht und effizient umsetzen Texas. Die dortigen Baumwollf armer Insgesamt betrachtet, profitieren je- kann. Durch diese Spezialisierung haben immer wieder ihre bemerkens- doch Arbeiter und Verbraucher, wenn steigt der weltweite Wohlstand, und es werte Kreativität und Anpassungs Handelsbarrieren gelockert werden werden Arbeitsplätze geschaffen. Na- fähigkeit unter Beweis gestellt, wenn und das Handelsvolumen steigt. 01/2013 MANFORUM 27 2 dossier 01/2013 Wachsende GroSSstädte brauchen innovative Logistiklösungen: drei Bürgermeister stellen ihre Ideen vor. die wegbereiter man think tank 28 MANFORUM 01/2013 boris Johnson Der 48-jährige gebürtige New Yorker ist seit 2008 Bürgermeister von London. london Antonio Villaraigosa Der 59-Jährige ist seit 2005 im Amt. Der Demokrat hat an der Universität von Kalif ornien Geschichte studiert. Los angeles sten nordin Seit 2008 ist der 56-Jährige Bürgermeister von Stockholm. Er ist Mitglied der bürgerlich-konser vativen Partei. stockholm Mit welchen Strategien versucht Ihre Stadt, den Verkehr zu steuern? Das Verkehrsaufkommen in London konnten wir durch die seit 2003 fällige Maut („London Congestion Charge“) stark reduzieren. Zudem gibt es seit 2008 die London Low Emission Zone (LEZ). Dieselbetriebene Lkw über 3,5 Tonnen, die die Abgasnorm Euro 4 nicht erfüllen, zahlen zum Beispiel eine Tagesgebühr von 200 Pfund. 85 Prozent der städtischen Fahrzeuge sollen bis 2013 alternative Treibstoffe nutzen. Und: Dank eines Verkehrsmanagementsystems, das ein Maximum an grünen Ampelschaltungen ermöglicht, konnten wir die Wartezeit vor Ampeln im Durchschnitt um 32 Prozent reduzieren. Seit August 2007 gilt die Citymaut, die sogenannte Trängselskatt (Gedrängelsteuer). Fahrzeuge werden automatisch an bestimmten Kontrollpunkten registriert. Jede Fahrt in der Innenstadt kostet je nach Tageszeit bis zu 20 Schwedische Kronen (SEK). Maximal zahlen Fahrer am Tag 60 SEK, knapp sieben Euro. Welche ERfolge haben sie erzielt? Vor Einführung der Maut war die Luft sehr belastet. Jetzt fahren pro Tag 60 000 Autos weniger in der Mautzone. Mehr als jeder zweite Autofahrer ist auf die öffentlichen Verkehrs mittel umgestiegen. Das Stauaufkommen konnten wir um 30 Prozent reduzieren, die Emissionen um 15 Prozent. Durch das sogenannte Clean-Trucks-Programm wurden im Hafen von Los Angeles seit 2008 insgesamt 16 000 Lkw ausgemustert. So ließen sich die Abgasemissionen im Vergleich zu 2007 um etwa 80 Prozent verringern. Seit Januar fahren im Hafen 9 800 „saubere“ Lkw, unter anderem 880 Erdgasfahrzeuge. Durch die Maut hat sich der Verkehr in Stockholm seit 2007 um 20 Prozent reduziert. Die Abgasemissionen sind zwischen 1990 und 2009 um 24 Prozent gesunken. Das bestätigen die Einwohner: 70 Prozent sagen, dass sich die Luftqualität verbessert hat. 2010 wurde Stockholm erste grüne Hauptstadt Europas. Welche pläne gibt es für die zukunft? Seit diesem Jahr kauft die Stadt London ausschließlich Hybridbusse. Busfahrer erhalten zusätzlich Trainings, um möglichst sprit sparendes Fahren zu lernen. Damit die Einwohner einen Anreiz zum Kauf von Elektro autos erhalten, werden diese zu 100 Prozent von der Maut befreit. Über den geplanten E-Highway sollen die Häfen von Los Angeles und Long Beach mit einer elektrischen Oberleitung verbunden werden. Mehr als 25 000 Lkw fahren täglich die Strecke zwischen den beiden Häfen. Lkw mit Hybridantrieb können dann automatisch an die Oberleitung andocken. Aktuell wird das sogenannte Kombiterminal Årsta ausgebaut. Das 15 000 Quadratmeter große Lager- und Logistikzentrum soll den Warentransport in die Stadt verbessern. Vom Terminal aus können Warentransporte auf Schienen in die Stadt gelangen. Das trägt zu einer Reduzierung der Treibhausgase bei. 8,2 Mio 3,9 Mio 0,8 Mio einwohner einwohner einwohner Vernetzte Fahrzeuge auf dem Vormarsch Die Entwicklung intelligenter, vernetzter Kommunikationssysteme ist derzeit Inhalt verschiedener Forschungsinitiativen. Fahrzeuge sollen künftig miteinander kommunizieren, um Staus zu vermeiden und vor Gefahren zu warnen. Die Technik könnte schon bald Realität werden. Fotos: mauritius images (2), shutterstock, MAN; Illustrationen: Bernd Schifferdecker D Eberhard Hipp koordiniert die Forschungsinitiative UR:BAN zur Entwicklung intelligenter und kooperativer Verkehrsmanagementund Assistenzsysteme für Großstädte. er Fahrer eines Verteiler-LKW liefert des Center of Automotive Management in Bergisch Glad- seine Fracht an ein Geschäft in der Innenstadt. bach. Car-to-Car-Kommunikation ist eine der wichtigsten Sein Navigationsgerät bestimmt dafür die effi- Neuerungen. Fahrzeughersteller forschen intensiv daran, zienteste Route, inklusive der Positionsdaten wie Kommunikationssysteme den Verkehr sicherer und vorausfahrender Autos. Daraus errechnen Ver- effizienter machen könnten. Sie planen bereits konkret, die kehrsleitsysteme wiederum die Fahrzeugdichte auf Über- Technik auf den Markt zu bringen. Ein Konsortium von landstraßen und in der Stadt. Auf der Landstraße warnt das zwölf Fahrzeugherstellern, darunter auch MAN Truck & Bus, System vor einer Baustelle einige Hundert Meter später. sowie weiteren Zulieferern und Forschungsinstituten will In der Innenstadt bekommt der Fahrer die optimale Ge- die Technik ab dem Jahr 2015 einführen. Dann könnten Last- schwindigkeit angezeigt, um die nächste Ampel während wagen und Autos Informationen über Position und Ge- der Grünphase zu passieren. schwindigkeit austauschen, über eine sogenannte Car-to-X- Wie kommunizierende Systeme in der Praxis funktionieren, testet derzeit das Forschungsprojekt simTD Kommunikat ion auch mit Teilen der Infrastruktur – also (Sichere Ampeln, Baustellen, Verkehrsleitsystemen. „Die dafür not- Intelligente Mobilität – Testfeld Deutschland), an dem meh- wendige Technik ist bei Lastwagen und Autos weitgehend rere deutsche Unternehmen beteiligt sind. In der Modell identisch“, sagt Bratzel. „Im Falle schwerer Unfälle ist das region Rhein-Main fahren seit Mitte 2012 über 100 vernetz- umso sinnvoller.“ te Pkw auf Autobahnen, Bundesstraßen und städtischen MAN engagiert sich zudem in dem Anfang 2012 gestar- Straßen. Ihre Bordcomputer tauschen sich sowohl unterein teten Projekt UR:BAN. 30 Projektpartner aus Industrie und ander als auch mit den Verkehrszentralen der Straßenbe- Forschung arbeiten bis Ende 2015 an Fahrassistenz- und treiber aus. Die Fahrer bekommen Informationen über Ge- Verkehrsmanagementsystemen, um den Straßenverkehr fahrenbremsungen vorausfahrender Wagen, Baustellen und gerade in Städten sicherer und effizienter zu machen. „Der Ampelschaltungen. Außerdem senden die Computer ihre Stadtverkehr ist anspruchsvoller als die Autobahn“, sagt Daten anonymisiert an die Verkehrszentralen, die daraus Eberhard Hipp, UR:BAN-Programmkoordinator und Leiter optimale Streckenempfehlungen ableiten. Bereits in weni- Forschung, MAN Truck & Bus. „Auf Fernstraßen ist die Fahr- gen Jahren könnten solche Konzepte im Alltag Realität sein. zeugumgebung schlicht, innerstädtisch ist die Infrastruk- „Assistenzsysteme sind derzeit der dynamischste Bereich tur komplexer und nicht so regelmäßig gebaut. Das ist für bei der Fahrzeugentwicklung“, sagt Stefan Bratzel, Direktor Mensch und Technik eine größere Herausforderung.“ 01/2013 MANFORUM 29 2 dossier 01/2013 man think tank Bausteine des FortschrittS Mit den neuen Euro-6-Motoren setzt MAN einen Meilenstein bei sauberen und effizienten Nutzfahrzeugantrieben. Noch einen Schritt weiter Geht der Hybrid-Lkw Metropolis, der in Zukunft emissionsfrei durch Innenstädte rollen könnte. in geschultes Auge erkennt die Motoren- reduzieren. Das entspricht in etwa der Menge, die von der ersten bis zur fünften Euro-Norm insgesamt einzusparen war. Möglich gemacht hat das nicht eine einzelne neue Technologie, sondern die Kombination sämtlicher Innovationen der vergangenen Jahre. Die zweistufige Turboaufladung beispielsweise wurde aus den Euro-5-AGRMotoren von MAN weiterentwickelt. technik von TGX und TGS bereits von „Es war eine Menge Arbeit, das kom- außen. Vorne auf Höhe der Stoßfänger plette Technikpaket am Motor und tragen die neuen großen MAN-Model- im Fahrzeug unterzubringen und auf- le strömungsoptimierte Einlässe. Die einander abzustimmen“, sagt Georg Sechszylindermotoren bekommen so Oehler, Projektleiter Euro 6 für die mehr kühlende Luft, um den Diesel- Modelle TGX und TGS. „Aber der Auf- kraftstoff besonders effizient und wand hat sich gelohnt.“ schadstoffarm zu verbrennen. Nur eines von vielen Details, die die neuen Maximale EffizienZ Motoren der Baureihen TGX und TGS Kein Grund, sich auszuruhen. MAN fit machen für die kommende Abgas- Truck & Bus trimmt seine Modelle wei- norm Euro 6. Die Masse der Rußparti- ter auf Effizienz und Umweltfreund- kel etwa mussten die Techniker im lichkeit, damit Logistiker und Spe Vergleich zur bislang geltenden Euro-5- diteure trotz ständig steigender Norm um satte 66 Prozent senken. Anforderungen beim Klimaschutz Geschafft haben sie sogar 90 Prozent. auch in Zukunft wirtschaftlich arbei- Eine weitere Herausforderung: die ten können. Die Speerspitze der Tech- 30 MANFORUM 01/2013 Front- und Fahrgestellverkleidung Das Aeropaket und die Fahrgestellverkleidung verbessern den Luftwiderstand deutlich. Das hilft beim Spritsparen. Gewichtsreduzierte Ausstattungen Druckluftbehälter, Tankanlage und Felgen aus Aluminium sowie der Wegfall des Ersatzrads reduzieren das Fahrzeuggewicht und steigern die Nutzlast um über 200 Kilogramm. Euro-6-Motoren Zentrale Komponenten sind die Common-Rail-Einspritzung, die gekühlte und geregelte Abgasrückführung, zweistufige Turboaufladung sowie die Abg asnachbehandlung. Das senkt den Dieselverbrauch und bedeutet weniger CO 2 -Ausstoß. Foto: Hokolo 3D E Stickoxidemissionen um 80 Prozent Fahrerkabine Das 12-Gang-TipMaticSystem legt automatisch den effizientesten Gang ein und senkt dadurch den Verbrauch. nologie sind die schweren Modelle der Baureihen TGX und TGS, die in der neuesten Entwicklungsstufe die Abgasnorm Euro 6 einhalten. Ab 2014 müssen alle neu zugelassenen Lkw die- Verkleidung Die aerodynamische Vollverkleidung am Chassis verringert Kraft stoffverbrauch und CO 2 -Emissionen merklich. se Norm erfüllen. Bei MAN werden die ersten Modelle mit Euro 6 bereits dieses Jahr ausgeliefert. alltagstaugliches HighTech Um die Euro-6-Schadstoffgrenzen einzuhalten, haben die Ingenieure den Motoren ein stattliches Paket aus dem Hightechbaukasten mit auf den Weg gegeben: Die Abgase werden gekühlt in die Brennräume zurückgeführt und reduzieren dort die Entstehung von Stickoxiden. Ein Oxidationskataly sator samt Harnstoffeinspritzung „AdBlue“ plus elektronisch überwachtem Partikelfilter reinigt die Abgase, bevor sie schließlich aus dem Auspuff strömen. Das Common-Rail-System mit Einspritzdruck bis zu 1 800 Bar schafft den Spagat, Stickoxide, Partikel und Verbrauch jederzeit im optimalen Bereich zu halten. Außerdem müssen die Fahrzeuge die Stickoxidemission erstmals mit Sensoren und aufwendiger Elekt ron ik laufend überwachen. Ein kleiner und ein großer Turbolader sorgen dafür, dass der Motor in einem Leichtlauf-bereifung Energiesparreifen reduzieren den Rollwiderstand. Die Reifenluftdruckkont rolle, TPM, zeigt fehlenden Luftdruck an. Bei optimaler Reifenfüllung kann man Kraftstoff im Wert von bis zu 2 250 Euro pro Jahr einsparen. möglichst breiten Drehzahlband schnell Drehmoment aufbaut und besonders effizient läuft – eine der vielen Techn ikkomponenten, um Spritverbrauch und CO2-Ausstoß auf gewohnt niedrigem Niveau zu halten. Das ist nicht selbstverständlich. Denn eine geringere Stickoxidemission hebt zuKonsequent Effizient Im TGX EfficientLine werden die neuen Euro-6-Motoren verbaut. Insgesamt ist die Ausstattung des Sattelzugs auf größtmögliche Effizienz ausgelegt. nächst einmal den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß an. Die Ingenieure achten zudem darauf, dass die Technik die Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge verbessert. Bei- 01/2013 MANFORUM 31 2 dossier 01/2013 man think tank spiel „AdBlue“: Bei den neuen Modellen sinkt der Verbrauch um rund die Hälfte. So ist das Nachfüllen bei Fernverkehrsfahrzeugen nur noch bei jedem zweiten bis dritten Tankstopp nötig. Während MAN die neuen TGXund TGS-Lkw bald an die ersten Kunden ausliefert, rollt die Zukunft für den innerstädtischen Schwerlast Ladegerät Pro Stunde speist das Ladegerät 9,6 Kilowatt in die Batterie ein. verkehr in diesem Jahr erst einmal versuchsweise über die Straßen. Seit Januar fährt das Erprobungsfahrzeug Metropolis im Praxistest durch die Region Antwerpen-Brüssel. Das Be sondere: Statt von einem herkömm lichen Diesel- wird der weiße Riese Generator Die Leistung des RangeExtenders wird hier in Strom umgewandelt. Ladedose Zum Aufladen genügt eine übliche Starkstromsteckdose. Dieseltank Der Tank fasst 120 Liter für den Range-Extender. Das reicht für eine komplette Arbeitswoche. von einem Elektromotor angetrieben – und fährt damit 100-prozentig emissionsfrei. Fit für Null-Emissions-zonen In Zukunft könnte das ein wichtiges Kriterium für Unternehmen werden, deren Lastwagen viel in Städten unterwegs sind. „Es ist absehbar, dass mehr und mehr Ballungszentren weltweit in Zukunft ‚Null-Emissions-Zonen‘ einführen“, sagt Ben Kraaijenhagen, leitender Produktstratege bei MAN Truck & Bus. Dann könnten schwere Elektrolastwagen wie der Metropolis als Abfallsammelfahrzeuge oder als Transporter im städtischen Verteilerverkehr etwa für Supermärkte und Modegeschäfte unterwegs sein. Um die teure Batterie so klein wie möglich zu halten, hat der Metropolis einen so Batterie 105 Kilowatt Leistung können hier gespeichert werden. Range-Extender Der V6-Diesel-Verbrennungsmotor dient als Reichweitenver längerer und leistet 150 Kilowatt. Elektromotor Der Antriebsmotor leistet dauerhaft 203 Kilowatt, in der Spitze bei Bedarf 283 Kilowatt. genannten Range-Extender an Bord: Der V6-Dieselmotor im Pkw-Format probungs-Lkw für 150 Kilometer. Dann bleiben müssen. „Unternehmen und stammt aus dem Volkswagen Konzern. kommt das Fahrzeug an die Steckdose. Kommunen können damit die Last Bei Bedarf funktioniert er als Genera- Weiterer Vorteil: Der Metropolis fährt wagen deutlich effizienter einsetzen tor und produziert Strom. Sobald der deutlich leiser als andere Lkw. Deshalb als herkömmliche Fahrzeuge“, sagt Lkw außerhalb der Stadt unterwegs ist, darf er auch nachts durch Innenstädte Kraaijenhagen. Der Metropolis schafft schaltet sich der Generator an, um die rollen, wenn andere schwere Fahrzeu- nachts zwei Abfallsammelzyklen zu je Batterie zu entlasten. Sie reicht im Er- ge aus Lärmschutzgründen draußen vier Stunden plus eine Stunde mit 32 MANFORUM 01/2013 größten Teil der Arbeit nachts erle digen, wenn die Straßen frei sind. Er fährt pro 24 Stunden auch einen Zyk lus mehr als herkömmliche Müllfahrzeuge, die nur zwei Zyklen schaffen. Damit kann der Metropolis wesentlich mehr Abfall entfernen als Standardmüllsammler. Pro Runde transportiert der Elek tro-Lkw die gleiche Menge Müll wie ein gewöhnliches Fahrzeug. Während andere Hybridlastwagen oft Einbußen beim Transportvolumen und beim Gewicht hinnehmen müssen, weil die aufwendige Technik mit zwei Motoren viel Platz kostet, packt der Metropolis an, dass der große Dieselmotor kom- Ismaning, bayern Hugo Siewert, 53 plett wegfällt. Den frei werdenden Trainer bei MAN ProfiDrive Platz unter der Fahrerkabine haben die Was sind die Ziele eines Profi- Ingenieure für die Batterie genutzt. Drive-Trainings? Die übrige Technik ist im Chassis handene Potenzial an Tech- verbaut: Der vergleichsweise kleine nik, Können und Wissen der Range-Extender im Pkw-Format findet Fahrer optimal einzusetzen. hinter der Vorderachse Platz, wo Der Verbrauch kann dadurch gewöhnlich das Getriebe sitzt. Der erheblich reduziert werden. kompakte Elektromotor und das Wie funktioniert das Trai- 2-Gang-Automatikgetriebe verrichten ning? dahinter ihren Dienst und treiben die eine vorgegebene Strecke nach Hinterachse an. eigenem Ermessen. Nach dem motorisierten Pendants. Das liegt dar- Im Praxistest Der Hybrid-Lkw Metropolis fährt seit Januar als Müllsammelfahrzeug durch die Region Antwerpen-Brüssel. Der Kunde fährt zuerst Völlig emissionsfrei fähr t der Theorieteil fährt er erneut – Metropolis zwar nur vor Ort – schließ- hier gebe ich Tipps, wie man lich muss der Strom für die Batterie den Kraftstrang im Zusammen- irgendwo produziert werden. „Seine CO 2 -Bilanz kann sich aber in jedem Fall sehen lassen“, sagt Kraaijenhagen. Über die gesamte Lebensdauer von der Range-Extender auf dem Weg zur De- Produktion über den täglichen Betrieb ponie. Das Laden der Batterie dauert bis zur Verschrottung verursacht er rund sechs Stunden. Bleibt noch genü- beim aktuellen deutschen Strommix gend Zeit für einen weiteren Zyklus am lediglich 25 Prozent eines herkömmli- Tag. Unter dem Strich macht das drei chen Abfallsammel-Lastwagens. „Jetzt Zyklen innerhalb von 24 Stunden. Der schauen wir, wie sich der Metropolis in Metropolis kann damit nicht nur den der Praxis schlägt.“ Fotos: Hokolo 3D; Thilo Härdtlein/MAN Truck & Bus Birdview-Kameras Dank vier Kameras rund um das Fahrzeug mit 360-Grad-Sicht kann der Fahrer alles sehen, was um den Lkw herum passiert. Das vor- spiel mit der Topografie optimal nutzt. Werden die Ergebnisse ausgewertet? Die Verbrauchsdaten werden über MAN TeleMatics ausgewertet, der Fahrer be- kurzporträt genauso viel wie seine konventionell kommt Verbesserungspotenziale über eine Checkliste aufgezeigt. 01/2013 MANFORUM 33 2 dossier 01/2013 328 190 Transport und Handel im Wandel nordamerika 143 86 Europa 226 241 217 346 39 lateinamerika 506 118 Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Frank Straube er Warenver- kehr hat im vergangenen Jahrzehnt Globale Warentransportströme in Millionen Tonnen, 2011 Logistikexperte Frank Straube Als Leiter des Fachgebiets Logistik an der TU Berlin erforscht Prof. Dr.-Ing. Frank Straube unter anderem das Fachgebiet Globales Logistikmanagement. Er ist außerdem stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung Logistik (BVL). kommenden Jahre zwei Trends er- knüpfen, vorhandene Kapazitäten bes- kennbar. Erstens nimmt der Waren- ser zu nutzen und Transportwege zu handel innerhalb von Schwellenlän- optimieren. dern wie China, Indien und Brasilien Zwischen den Kontinenten wird zu. Zweitens werden mehr Waren aus der Warentransport weiterhin vor diesen Ländern heraustransportiert. allem mit Containerschiffen abge Besonders die Strecken von Asien wickelt werden. Durch den Anstieg der nach Europa und Nordamerika werden Transportmenge wird allerdings auch immer stärker frequentiert. In den der Hafenhinterlandverkehr zuneh- westlichen Industrieländern, auch in men. Aus diesem Grund ist es enorm Deutschland, ist dagegen mit einem wichtig, Straßen, Schienenverbindun- leicht abnehmenden Güterverkehr zu gen und Routen der Binnenschifffahrt Jahr 2000 weltweit Güter im Wert von rechnen, weil die Bevölkerungszahl auszubauen. 6 186 Milliarden US-Dollar den Besitzer zurückgeht. gewaltig zugenommen. Während im Eine weitere Herausforderung für wechselten, waren es zehn Jahre später Ein Ausbau der Transportkapazi Transport und Handel der Zukunft: die schon 14 851 Milliarden US-Dollar. Ein täten ist dringend erforderlich. Die Versorgung von Ballungszentren. Die beeindruckender Zuwachs um 140 Pro- heutige Infrastruktur wird nicht aus- Urbanisierung schreitet unaufhaltsam zent. Das Wirtschaftswachstum ist nur reichen, um den zunehmenden Wa- voran. Bereits heute lebt mehr als die ein Grund für diesen Boom. Durch die rentransport zu bewältigen. Notwen- Hälfte der Menschheit in Städten. In fortschreitende Globalisierung verlän- dig ist vor allem, die Straßen- und der Citylogistik sind neue Konzepte gern sich die Lieferketten vieler Pro- Bahnnetze in Schwellenländern zu er- nötig, um die Versorgung aller Ein- dukte. Mehr Arbeitsteilung führt zu weitern. Lkw kommt eine besondere wohner sicherzustellen. Denkbar sind mehr Handel und Transpor t. Im Bedeutung zu, insbesondere um länd- zum Beispiel Kooperationen verschie- Durchschnitt legte der Warentrans- liche Regionen ohne Bahnanschluss dener Dienstleister, um Anlieferfahr- port daher fast doppelt so stark zu wie zu versorgen. Gefragt sind dabei Last- zeuge optimal auszulasten. Eine wei das Welt-Bruttoinlandsprodukt. wagen, die große Mengen über weite tere Option: kleine Fahrzeuge, die Die meisten Waren werden inner- Entfernungen transportieren können. intelligent und flexibel einsetzbar sind halb Europas, Amerikas und Asiens Darüber hinaus sind Technologien und über alternative Antriebe verfü- transportiert. Daran hat sich kaum et- nötig, die es ermöglichen, verschiede- gen, um Lärm- und Schadstoffemis was geändert. Allerdings sind für die ne Verkehrsträger intelligent zu ver- sionen in den Städten zu senken. 34 MANFORUM 01/2013 Fotos: Hans Scherhaufer, BWP/REFLEX D asien 844 Quelle: Global Insight (Deutschland) GmbH, 2011 man think tank Schöner tanken Highlights am StraSSenrand: Diese Kunstwerke aus Designerhand laden nicht nur zum tanken ein. USA Ökodesign Nachhaltigkeit ist das Schlüsselwort dieser Tankstelle, die vom kalifornischen Büro Johnston Marklee & Associates entworfen wurde: Das sogenannte Helios House in Los Angeles setzt sich aus dreieckigen Solarpaneelen zusammen und versorgt sich so teilweise selbst mit Strom. Die verwendeten Materialien des organisch geformten Stahlgebildes sind – natürlich – recycelbar. 01/2013 MANFORUM 35 2 dossier 01/2013 man think tank Spanien Benzin rot-weiß Corporate Design am Straßenrand: Stararchitekt Norman Foster schuf in den Neunzigerjahren für die spanische Öl- und Gasgesellschaft Repsol Tankstellenarchitektur mit Wiedererkennungswert: Die Dächer der einzelnen Zapfsäulen tragen die Repsol-Farben Rot, Weiß und Orange. Sogar aus der Luft sind sie durch die einprägsame Optik sofort zu erkennen. Deutschland Ausweitung der Kunstzone Die bunten Schirmkonstruktionen sind aus leichten Einzelteilen zusammen Von einem Dörfchen in Zentralfrankreich ging gebaut. So konnten die über 200 Repsol- es für diese Tankstelle 2003 nach Weil am Tankstellen, quer über Spanien verteilt, Rhein: Hier wurde die 1951 von Designer Jean einfach und kostengünstig zur Prouvé entworfene Tankstelle auf dem Campus Designerstation umgestaltet werden. des Vitra Design Museums wiederaufgebaut. Georgien Betont anders Dänemark Form follows function Wie massige Hieroglyphen wirken die Raststättengebäude in Gori – ein Entwurf des Berliner Danish Design zum Tanken: Sein „Egg Chair“ ist Architekturbüros J. Mayer H. Neben Tankstellen ein Möbelklassiker – dass Stardesigner und und Supermärkten finden sich hier auch Aus- Architekt Arne Jacobsen in den Fünfzigern auch stellungsflächen für Kunst und Kultur. Insge- Tankstellen im Stil des Funktionalismus entwarf, samt 20 solche Stationen wurden vom Straßen- zeigt das Örtchen Skovshoved bei Kopenhagen. bauamt Georgiens in Auftrag gegeben. 36 MANFORUM 01/2013 Fotos: mauritius images (3), Prouvé Petrol Station, Architecture: Jean Prouvé, Foto: Julien Lanoo/Vitra (www.vitra.com), AUTO BILD/Andreas Lindlahr, Reststops Gori – Georgia, Photographer: Jesko M. JohnssonZahn, Gasstation, Guadalix: www.lindmanphotography.com, GAS-atelierSAD/Tomas Souce, Prisma/VIEW PICTURES, Prog. Architettonica Arch. Duilio Damilano damilanostudio architects) con Arch. Alberto Pascale Foto: Andrea Martiradonna flüssige Kurven Wie ein Vogelschwarm, der am Horizont entlanggleitet: Im Vorbeifahren wirken die geschwungenen Dachkon struktionen dieser Tankstelle in San Agustín del Guadalix, 30 Kilometer vor Madrid, so leicht, als würden sie gleich abheben. Die kunstvolle Tankstelle mit Dächern aus rostbraunem Corten-Stahl wurde vom Architekturbüro Moneo Brock entworfen. England Pop-up-Station 2014 soll die King’s Cross Filling Station am Ufer des Regent’s Canal in London abgerissen werden. Bis dahin hat in der Slowakei Futuristisch verlassenen Tankstelle ein Pop-up-Lokal sein temporäres Ein schwebendes Raumschiff oder überdimensionale Pilze, die in Zuhause: Nach dem Umbau den Himmel ragen: Im slowakischen Matúškovo machen tankende durch die Londoner Architekten Autofahrer eine Reise in die Zukunft. Gleichzeitig erinnern die Carmody Groake zog das runden Formen an die Tankstellendesigns der Fünfzigerjahre. Restaurant „Shrimpy’s“ ein. Kanada Teatime Die Teapot Dome Station in Zillah, Washington, ist mehr als eine Tankstelle: 1922 erbaut, erinnert die Touristenattraktion an den „Teapot Dome Scandal“, eine Schmiergeldaffäre um die Vergabe von Ölfeldern. Dem „Teapot Dome“, einer teekesselförmigen Felsformation inmitten eines der Ölfelder, verdankt die Tankstelle ihr außer gewöhnliches Design. Umfunktioniert Kein Geringerer als Architektur-Ikone Mies van der Rohe entwarf in den Sechzigerjahren eine kleine Tankstelle im Südwesten von Montreal. Nach seiner Stilllegung 2008 wurde das Gebäude aus Stahl und Glas umgebaut. Seit 2012 hat es seine Türen als Kulturzentrum geöffnet. Italien Alles im Fluss Auf den ersten Blick sieht diese Tankstelle im italienischen Cuneo, Piemont, wie ein vorbeirauschender Zug aus. Schmal und lang gezogen: ein dynamisches Gebäude mitten im Fluss des Verkehrs. Das Architektenbüro Studio Damilano wollte sich mit seinem Entwurf von der statischen Tankstellenarchitektur abheben. Das Gebäude besteht aus einem loungeartigen, an den Ecken abgerundeten Betonrahmen, der mit großzügigen Glasflächen gefüllt ist. Witziges Extra: der heulende Wolf, der auf knallrotem Hintergrund die Aufmerksamkeit für dringende Geschäfte auf sich zieht. 01/2013 MANFORUM 37 2 dossier 01/2013 man think tank Muskelkraft statt Pferdestärke Es muss nicht immer der Lkw sein. Mancherorts überwinden Hundeschlitten, Kamele oder FlöSSe anspruchsvolle Strecken effizienter. alternative transportmittel aus aller welt. A uf manchen Strecken ist Originalität wichtiger als PS: So wie in Costa Rica, wo Bana nenbündel mit einer Drahtseilkonstruktion bis zu 20 Kilometer über die Plantagen gezogen werden. Einziger Antrieb: die Muskelkraft der Arbeiter. Insgesamt werden auf diese Weise täglich sieben Tonnen Bananen geerntet. Körpereinsatz ist auch in Afrika gefragt: „Kayayoo“ wird in Ghana als anerkannter Beruf geschätzt. „Kaya“ steht für Gepäck und „yoo“ für Frau. Die Kopfträgerinnen arbeiten auf dem Markt und helfen ihren Kunden beim Transport der Lebensmittel. Im Kongo wird ein Lastenroller namens „Chukudu“ für die Beförderung von Im äuSSersten Nordosten Kanadas, auf Great Baffin Island in der Arktis, liegt das Städtchen Iqaluit. Neun Monate im Jahr ist die 6 000 Einwohner zählende Stadt von Eis umschlossen. Während dieser Zeit werden die nötigen Versorgungsgüter per Hundeschlitten angeliefert. der Welt. Fast das gesamte Holz aus Peru gelangt über den Fluss Ucayali nach Lima – ohne Schiff. Die Stämme werden einfach ins Wasser gelassen und später wieder herausge fischt. In der Sahara sind Kamele ein wichtiges Transport mittel, besonders für die Nomaden. Für den Handel mit Salz ziehen sie bis zu 1 000 Kilometer weit durch die Wüste. Gleichzeitig sind die Tiere Nahrung und Rohstofflieferant für Kleidung, Werkzeug und Behausung. Auf der anderen Sei te der Erde, in Iqaluit auf Great Baffin Island in der Arktis, Holz und Lebensmitteln aus dem Bergland ins Tal verwen werden Hundeschlitten als Beförderungsmittel eingesetzt. det. Dabei rollt er von selbst. Benannt ist er nach dem Ge Denn Schiffe können hier nur während der kurzen Sommer räusch, das er verursacht. Er braucht keine aufwendigen zeit anlegen, um die 6 000 Einwohner mit Versorgungs Wartungen und fährt ohne Benzin. Auf ganz andere Weise gütern zu beliefern. Von Mitte Oktober bis Juni ist der Ozean wird Holz in Südamerika transportiert: In der peruanischen zugefroren und die Stadt nur noch auf dem Luftweg zu errei Stadt Pucallpa befindet sich der größte Holzumschlagplatz chen. Oder per Hundeschlitten. kurzporträt Dachau, Bayern – Salzgitter, niedersachsen Mario Feustel, 41 Der Lkw-Fahrer fährt für einen bundesweiten Feldversuch seit Oktober einen Lang-Lkw von Salzgitter nach Dachau und zurück. Wie fährt sich ein 25 Meter langer Lkw? Sehr angenehm. Der Lastwagen ist fast wendiger als ein normaler Sattelzug. Warum sind Lang-Lkw so effizient? Sie können circa 40 Prozent mehr Ladung als normale Lkw transportieren. Gleichzeitig kann Sprit und C02 eingespart werden. Braucht man eine Schulung, um diese Lkw zu fahren? Ja, das Fahrtraining dauert sieben Stunden. Am Ende bekommt man eine Teilnahmebestätigung. Ohne die darf man nicht fahren. 38 MANFORUM 01/2013 Z Ein Bonsai auf vier Rädern eine kolumne von wladimir kaminer um ersten Fotos: Laif/EXPLORER/Eric CHRETIEN, Vuk Latinovic, Thomas Meyer/Kaminer pr Mal habe ich Lkw in der sowjeti- wir damit durch den Wald gefahren, Folgen: Ich wurde nicht Lkw-Fahrer, um kleine Reparaturen an der Ab- sondern fing in einem Berliner Tanz- wehrtechnik zu erledigen. Alle sechs und Bewegungstheater an. Ein Theater, Soldaten konnten ihn fahren, obwohl das ständig auf Reisen ist, braucht keiner einen Lkw-Führerschein hatte. einen Lkw. Wir kauften für 20 000 Aber während der zwei Jahre im Wald D-Mark einen alten Mercedes mit einer hat uns auch keiner danach gefragt. sieben Meter langen Ladefläche, auf der schen Armee kennen- und schätzen Wieder zu Hause, beschloss ich, die ganze Dekoration Platz fand. Unter- gelernt. Ich diente im zweiten Verteidi- für alle Fälle doch einen Lkw-Führer- wegs demontierte sich der Wagen gungskreis der Moskauer Raketenab- schein zu machen. Mit dem SIL 130, ei- selbst. Auf dem Weg von Berlin nach wehr. Zu unserer Raketenabwehrsta nem Viertonner der Fahrschule, durch Freiburg blieb das Gaspedal immer wie- tion gehörten neben einer Radaranlage das verschneite Moskau zu fahren war der stecken, man musste es jedes Mal drei Raketen, die auf Lkw stationiert ein Albtraum. Die Moskauer Verkehrs- mit einer Seilschlinge nach oben zie- waren. Für uns Soldaten war vor allem teilnehmer haben es mit den Regeln hen. Bereits die 800 Kilometer lange der „Bonsai“ wichtig: unsere mobile noch nie besonders genau genommen. Anreise wurde so zu einem Tanz- und Werkstatt auf vier Rädern, ein sehr Verrückte Omas sprangen im Minu Bewegungstheater. In Freiburg blieb großer Lkw. Die Ladefläche dieses Wa- tentakt vor die Räder. Dazu kam noch der Transporter endgültig stehen. Mei- gens war die einzige vernünftig be- die ungünstige Jahreszeit, im Winter ne Theaterarbeit war beendet. Ich blieb heizbare Fläche in unserem Waldlager. verschwanden die meisten Verkehrs- zu Hause und begann, Kolumnen und Lange Nächte haben wir in diesem Lkw schilder, die Streifen-Mosaike auf der kleine Erzählungen zu schreiben. verbracht, haben Kartoffeln gebraten, Straße, die Lichter der Ampeln unter Seitdem bin ich in keinem Lkw Karten gespielt und sogar versucht, einer dicken Schneedecke oder im mehr gesessen, aber mein Leben ha- mithilfe der Werkstatt selbst gebrann- schlimmsten Fall unter einer Eis- ben sie auf jeden Fall bereichert. Ich ten Schnaps zu produzieren. Wenn schicht. Man musste sich unglaublich habe viel über Freundschaft und die einer der Soldaten Besuch von seiner konzentrieren. Bedeutung der Kunst gelernt, auch Freundin bekam, fand das Rendezvous Als ich 1990 nach Deutschland darüber, dass man mit Mehrtonnern in diesem Wagen statt. Der Lkw war kam, war dann dieser mit Schweiß und besonders vorsichtig umgehen muss. unsere Küche, unser Schlaf- und Gäs- Tränen verdiente sowjetische Führer- Wer weiß, wie mein Leben ohne Lkw tezimmer in einem. Ab und zu sind schein natürlich ungültig. Das hatte verlaufen wäre. Autor statt Brummifahrer Dass Wladimir Kaminer heute Schriftsteller ist, hat er genau genommen einem Lastwagen zu verdanken. Unser Kolumnist über die Bedeutung des Lkw in seinem Leben. 01/2013 MANFORUM 39 Fotocredit: 40 MANFORUM 01/2013 3 man projects Auf Deck wird jeder Platz genutzt. Die Liemba ist für einige Passagiere die einzige Verbindung zur Außenwelt, da es in vielen Gegenden keine befahrbaren Straßen gibt. Schiff mit historie Zwei Herzen und eine Seele Fotos: Rolf G. Wackenberg/ Text: Sarah Paulus Eine Reise mit der Liemba, die seit fast 100 Jahren über den Tanganjikasee in Zentralafrika fährt. Angetrieben wird sie von zwei Man-Motoren. 01/2013 MANFORUM 41 3 man projects später stand das Schiff auf der Helling. ßen gibt“, erklärt Abdul, der sieben Zusammengeschraubt, nicht genietet. Jahre in Südafrika lebte und mit Nach der technischen Abnahme wur- Tanzanite handelte, einem weißen de es wieder in Einzelteile zerlegt, in Stein, der in der Nähe von Arusha 5 000 Holzkisten verpackt und nach gefördert wird. „Jetzt verkaufe ich Kigoma im damaligen Deutsch-Ost Seife und pendle regelmäßig zwischen Goetzen, benannt nach Gustav Adolf E Graf von Götzen, Entdecker des Kiwusees und ehemaliger Gouverneur der Kolonie, der deutschen Präsenz am Tanganjikasee Ansehen und Stärke verleihen. Versenkt – und geborgen Was sie auch tat, allerdings nur für ine steile Ei- sentreppe führt in die Tiefe. Das Alle zwei Wochen startet die Liemba zu ihrer Reise von Tansania nach Sambia. Sie fährt von der tansanischen Kleinstadt Kigoma am Nordostufer des Tanganjikasees bis zum sambischen Hafen Mpulungu am Südende des Sees und wieder zurück. Kirando und Kigoma – wie andere auch“, ergänzt er und zeigt auf Jakob, der Ananas und Trockenfisch vertreibt. Man kenne sich, ebenso wie etliche der mitreisenden Familien, die Verwandte besuchen oder ihren Geschäften nachgehen. Darunter ist der 29-jährige Kongolese Anderson Nkwayu aus Lubumbashi. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von kurze Zeit. Nach ihrer Jungfernfahrt Bürgerkriegen und Flüchtlingslagern. im Juni 1915 ins damalige Bismarck- Heute spricht er fünf Sprachen und burg, das heutige Kasanga, verging arbeitet als Rechtsanwalt für die Lake nur ein Jahr, bis die deutschen Stel- Tanganyika Floating Health Clinic. lungen in Kigoma geräumt werden mussten. Die Goetzen wurde kurzer- weltenbummler an Bord hand versenkt, um nicht in Feindes- Für die mitreisenden Wazungu, auf Geländer vibriert. Mit jeder Stufe wird hand zu geraten. Ein zunächst erfolg- Kiswahili die Bezeichnung für Fremde es dunkler und stickiger. Schweiß reicher Schachzug, denn selbst ein oder Weiße, gleicht die Fahrt mit der rinnt aus allen Poren. Die Pupillen wei- Hebungsversuch der Belgier nach ten sich langsam, irren umher. Auf der Kriegsende scheiterte kläglich. Erst Suche nach Halt. Nach Konturen, die den Briten gelang das komplizierte nur schemenhaft wahrnehmbar sind. Unterfangen. Nach zwei Jahren Ber- Plötzlich reflektieren zwei weiße Aug- gungsarbeiten und insgesamt acht äpfel das spärliche Licht. Eine dunkle Jahren unter Wasser tauchte die Goet Silhouette, schweißgebadet, nähert zen am 16.3.1924 in erstaunlich gutem sich mit nacktem Oberkörper. Die Luft Zustand wieder auf. Technische Daten Liemba Länge: 67 m Breite: 10 m Tiefgang: 3,2 m Bruttotonnage: 1 200 Tonnen Zielgeschwindigkeit: 9,5 Knoten Personenkapazität: 900 Mann Besatzung: 33 Mann Antriebsmotoren: 2 x MAN B&W Alpha Typ 5L 23/30 625 kW Liemba einem Abenteuer, der Erfüllung eines Traums. Man trifft Filmteams aus aller Welt, Pärchen auf Hochzeitsreise, Weltenbummler, sogar Verrückte, die mit dem Fahrrad quer durch Afrika strampeln. Sie alle eint die Hoffnung, dass die alte Dame noch recht lange auf Kurs riecht nach Öl und Eisen. Es ist der Seitdem pendelt die 1927 nach dem Maschinenraum tief unten im Bauch südlichen Teil des Tanganjikasees der alten Dame Liemba. Wo ihr Herz benannte Liemba als Passagier- und schlägt. Das Reich von Chefingenieur Frachtschiff zwischen Kigoma im Nor- Mathias Joseph. den und Mpulungu am sambischen trieb mehr gewährleisten und stand bleibt. Denn schon einmal schienen ihre Tage gezählt. Zunehmend stör anfällig, konnte sie Anfang der Siebzigerjahre keinen zuverlässigen Fahrbe- Ein Dampfschiff, das sich ausein- Südufer des Tanganjikasees. Auf der kurz vor der Verschrottung. Zu dieser andernehmen und andernorts wieder etwa 500 Kilometer langen Strecke Zeit kam der pensionierte irische zusammensetzen lässt. So lautete der fährt sie derzeit 16 Haltepunkte an, Schiffsingenieur Patrick Dougherty Auftrag, den die Papenburger Meyer darunter viele Dörfer, die lediglich aus nach Kigoma. Fasziniert von der Ge- Werf t im Dezember 1912 von der einer Ansammlung von Lehmhütten schichte des Schiffs, gelang es ihm, Deutsch-Ostafrikanischen Eisenbahn- bestehen. „Wir brauchen das Schiff, da den damaligen Staatspräsidenten gesellschaft erhielt. Keine elf Monate es vielerorts keine befahrbaren Stra- Nyerere von der Erhaltung der Liemba 42 MANFORUM 01/2013 Fotos: Rolf G. Wackenberg/Text: Sarah Paulus afrika transportiert. Dort sollte die man projects Chefingenieur Mathias zeigt stolz auf einen der zwei MANFünfzylinder, die das Schiff seit 1993 antreiben und sicher über den See bringen. 01/2013 MANFORUM 43 man projects Alltag auf der Liemba Ein Zubringerboot legt an. Passagiere beten auf der Kapitänsbrücke. Reisende ruhen sich auf dem Oberdeck aus. Manche von ihnen fahren mit dem Fahrrad durch Afrika. 44 MANFORUM 01/2013 3 man projects zu überzeugen und Kapital für ihre und Wetter, bei Tag oder Nacht. Sobald Instandsetzung zu besorgen. das Schiffshorn ertönt, setzt sich eine unermüdliche Motoren gern mit bunten Holzkähnen in Bewe- Zurück im Schiffsbauch der Liemba. gung. Am Ruder ackern muskulöse „Ka…ri…buuu!“, zu Deutsch „Willkom- Männer gegen Strömung und Wellen- men!“, brüllt Chefingenieur Mathias, gang, um Reisende aus dem Dorf und selbst Ohrenschützer tragend, gegen der nahen Umgebung zum Schiff zu Armada aus einheimischen Zubrin- bringen und sich damit ein beschei das Getöse der Maschinen an. Angesichts der Besucher hat er sich schnell ein Hemd übergeworfen und führt in die Steuerwarte, wo es etwas ruhiger ist. Ein kleiner Raum mit Schaltschränken, Tisch und Stuhl nebst Blick in den Maschinenraum. denes Zubrot zum Lebensunterhalt zu verdienen. Ziel der Regatta ist ein günstiger Platz an der Schiffsluke, möglichst in vorderster Reihe, um nicht nur die zahlenden Passagiere effizient zu entladen, sondern zu- Links zwei Generatoren, Messta- gleich viele neue Fahrgäste vom Schiff feln und Uhren, jede Menge Rohre, aus an Land transportieren zu können. denen es nicht selten tropft. Rechts Entsprechend wehrhaft werden lukra- eine Werkbank mit Werkzeugen und tive Positionen notfalls mit dem Pad- Schraubstock. In der Mitte des Raums del verteidigt, während ungeduldige zwei Maschinenblöcke, Fünfzylinder- Insassen unerschrocken von einer Dieselmotoren der Marke MAN B&W schwankenden Nussschale zur nächs- Alpha. Massiv, mächtig, metallisch ten klettern. Einige entern das Schiff blau leuchtend, unermüdlich stamp- sogar über die Außenwand. Mit viel fend. Das Herz der fast 100-Jähr igen. Geschrei, Gerangel und Gepäck, ver- Ein kräftiges Doppelherz, das seit 1993 steht sich. Mit Strohsäcken, Stoffbeu- unermüdlich schlägt. „Laufen gut. teln, Rollkoffern, Hühnern und Babys. Probleme nur ganz selten“, schreit Fotos: Rolf G. Wackenberg/ Text: Sarah Paulus Kapitän titus benjamin mnyanyi Seit 15 Jahren fährt der 48-Jährige auf der Liemba, seit zehn Jahren als Kapitän. Mathias in gebrochenem Englisch und eine kabine ist luxus ergänzt: „Eigentlich bin ich schon pen- Bis zu 200 Tonnen Fracht und 600 Pas- sioniert.“ Der Schiffsbetreiber, die tan- sagiere finden Platz an Bord. Die meis- sanische Marine Services Company ten von ihnen im Unter- oder Zwi- Ltd., habe ihn zurückgeholt, weil er schendeck. Zusammengedrängt auf den barocken Organismus des Schiffs sperrigen Holzbänken oder bloßen wie kein anderer kenne. Von seiner Schif fsplanken. Zwischen allerlei Warte aus schaltet und waltet er nun Händlern, die Ananas, Kekse, Zahnpas- wieder und führt eine Truppe von ta, Seife oder Flipflops feilbieten. Nur neun Männern, deren Arbeitsalltag wenige können sich eine Kabine leis- von Hitze und Lärm geprägt ist. Jen- ten, geschweige denn die erste Klasse seits von Tageslicht. Tief im Rumpf des des Oberdecks, wo man auf luftigen Schiffs. Nichts für Feingeister. fünf Quadratmetern residiert. Mit Wie auch die Fahrt mit der Liemba Doppelstockbett, Tisch, Stuhl, Wasch- selbst. Mangels passabler Hafenanla- becken, Schrank und Fenster. Um gen ankert das Schiff meist Hunderte geben vom Charme einer Jugendher- Meter vom Ufer entfernt. Bei Wind berge vor 30 Jahren. Fürs leibliche Wohl 01/2013 MANFORUM 45 3 man projects sorgt eine Handvoll Köche, die in Die seien teuer und schwer zu bekom- der winzigen Kombüse ganztägig im men, erläutert er. Zudem sei der Diesel- Akkord kochen. Fisch, Huhn oder Rind. verbrauch der fast 20 Jahre alten Moto- Dazu Chips, Reis oder Ugali, eine Art ren relativ hoch. 12 500 Liter werden für Maisbrei. Gegessen wird in der Kanti- die Strecke von Kigoma nach Mpulun- ne, hier liebevoll Bordrestaurant ge- gu und zurück benötigt. Eine echte nannt, an Holztischen mit Blümchen- Herausforderung für den wirtschaft tischdecken. Unter den Augen von Staatspräsident Jakaya Kikwete, dessen Bild über der Durchreiche hängt. Für den Durst gibt es eine Bar, wo das Bier niemals ausgeht und immer eiskalt ist, zur Ablenkung einen Bildschirm, über den stundenlang Musikvideos flimmern. Ein Luxusschiff ist die Liemba nicht. Touristischen Schnickschnack sucht man vergebens. Auf der Liemba reist, wer keine Alternative hat oder ein Stück echtes Afrika erleben will. Jenseits von Safaris und Palmenstränden. Museumsreifes Schauspiel Ein MAN-Lkw in Kasanga. Die scharfkantige Version des Ponton-Kurzhaubers wurde zwischen 1956 und 1975 hergestellt. Dieses Exemplar ist noch fahrtüchtig. Regelmäßig transportiert der Lkw tonnenweise Fracht zum Hafen, die dort auf die Liemba verladen wird. lichen Betrieb eines Schiffs, das, wenn überhaupt, im Frachtgeschäft Geld verdient. Tonnenweise Mais, Trockenfisch, Zement, Holzkohle. Selbst Maschendrahtzaun und Möbel finden Platz im Frachtbereich. Auf dieser Fahrt ist er bis zum Anschlag vollgepackt. Das Verladen hat sich vielerorts stundenlang hingezogen. Mit fast anderthalb Tagen Verspätung wird die Liemba ihren Heimathafen Kigoma erreichen. technisches kulturgut Oder auch, wer an Bord Arbeit Auf die Frage, ob er einen Wunsch habe, gefunden hat. Insgesamt 33 Männer antwortet Kapitän Titus, dass er sich zählt die Besatzung. Darunter Alex, über einen Besuch der MAN-Leute freu- der seit fünf Jahren hinter dem Tresen en würde – damit sie sehen, wie gut die steht. Ronaldo, einst Kellner, nun zum Motoren noch immer laufen. Und na- Matrosen befördert. Steward Cedrik türlich würde er gern selbst noch viele und Ingenieur Mike, die beide in Jahre auf der Liemba fahren. Eine Gene- Daressalam studieren und auf der ralüberholung sei dringend erforder- Liemba ihr Praktikum machen. Nicht lich. Dafür setzen sich auch in Deutsch- zu letzt Kapitän Titus Benjamin land diverse politische Instit utionen, Mnyanyi, der seinen Ersten Offizier Unternehmen und private Initiativen Mande Mangabi Mwambila ablösen ein. Denn die Liemba soll erhalten blei- muss und daher zum Plaudern auf die ben. Als historisch-technisches Kultur- Brücke lädt. 48 Jahre alt ist er. Verhei- gut. Als Aushängeschild deutsch-tansa- ratet. Drei Kinder. Zwei Mädchen und nischer Zusammenarbeit, für „made in ein Junge, der auch einmal Kapitän Germany“ schlechthin. Nicht zuletzt werden will. Wie Vater Titus, der nun jedoch als lokales Verkehrsmittel – und schon seit 15 Jahren auf der Liemba zwar für Einheimische und Touristen fährt, zehn davon als Kapitän. gleichermaßen. Pannen gibt es nicht auch weiterhin über den See stampfen „Starke Maschinen“, lobt er die MAN- möge. Stoisch und kraftvoll. Stunde Motoren. Keine Pannen, Havarien oder um Stunde. Unter kundiger Führung gar Unfälle. Nur mit den Ersatzteilen von Kapitän Titus und seinem Chef müsse manchmal improvisiert werden. ingenieur Mathias. 46 MANFORUM 01/2013 Auf dass die alte Dame Liemba 3 man projects Fotos: Rolf G. Wackenberg/ Text: Sarah Paulus Geschäftiges Treiben an einer Anlegestelle. Passagiere schauen bei Verladearbeiten zu. Kapitän Titus steuert die Liemba danach weiter in den Hafen von Kigoma. 01/2013 MANFORUM 47 3 man projects haben Gebäudemodernisierungen zu Klimastrategie Nachhaltig in die Zukunft bis 2020 will MAN dIE CO2-Emissionen in den Werken um ein Viertel senken. Davon Profitiert Nicht nur die Umwelt, Sondern auch das Unternehmen samt seinen kunden. D en AusstoSS mehr Energieeffizienz beigetragen. Am chinesischen Standort Changzhou hat sich der Energieverbrauch fast halbiert. Das Werk gehört damit in China zu den energieeffizientesten Fabriken. Die Klimaanlage kühlt im Sommer nicht auf unter 26 Grad Celsius ab, die Drucker gehen automatisch in den Offlinemodus. Statt Komplettbeleuchtung werden Lampen in den Büros den Lichtverhältnissen entsprechend einoder ausgeschaltet. In der Produktion wurde der Luftdruck in den Leitungen ein Bar schwächer eingestellt. effizienz, Dialog, Kontrolle Die zweite Säule der Klimastrategie zielt darauf ab, das Portfolio effizienter Produkte und Services konsequent auszubauen. „Das bedeutet maximale Wirtschaftlichkeit bei größtmöglicher klima- Darauf hat MAN reagiert. Bis 2020 will Schonung unserer Umwelt“, so Benkert. schädlicher Treibhausgase das Unternehmen gegenüber 2008 ein Lkw und Busse verbrauchen 90 Prozent zu reduzieren ist eine glo- Viertel der CO2-Emissionen an seinen der Energie in der Nutzungsphase. Das bale Herausforderung. „Der Standorten einsparen. Seit letztem Unternehmen setzt daher auf sprit Transportsektor verursacht Jahr arbeitet das Climate-Expert-Team sparende Lösungen wie den MAN TGX rund 15 Prozent des weltweiten Koh an der Umsetzung. Fünf Kerninitiati- EfficientLine. Auf 100 Kilometer ver- lendioxidausstoßes und trägt damit ven stehen im Mittelpunkt. braucht der Lkw bis zu drei Liter Kraftstoff weniger als Standard-Sattelzug- maßgeblich zum Klimawandel bei“, Erstes Ziel: den Energieverbrauch sagt Yvonne Benkert, Head of Corpo- an den Produktionsstandorten welt- maschinen. Bei jährlich 150 000 Kilome- rate Responsibility bei MAN. weit senken. Aktuell realisiert MAN ter Laufleistung über vier Jahre erspart ein Leuchtturmprojekt am NEOPLAN- das der Umwelt rund 47 Tonnen CO2 – Standort in Plauen. „Das Werk wird in und den Kunden bis zu 18 000 Liter Als weltweit agierendes Transport- und puncto Energieversorgung und CO2 - Diesel. Spediteure und Logistikunter- Energieunternehmen hat MAN daher Verbrauch konsequent die MAN- nehmen können so ihre Kraftstoffkos- eine besondere Verantwortung. „Unse- Klimastrategie umsetzen“, erläutert ten um bis zu 20 000 Euro senken. re Mitarbeiter, Kunden, Geschäftspart- Benkert. Bis Mitte 2013 soll das weg- „Für uns stehen die Kunden im ner und Investoren erwarten, dass wir weisende Energiekonzept fertiggestellt Mittelpunkt unseres Handelns“, er- einen Beitrag zur globalen CO2 -Redu- sein. Im MAN-Werk im österreichi- klärt Benkert. „Wir wollen voneinander zierung leisten“, so Benkert. Das gilt schen Steyr wird bereits heute die lernen und gemeinsam weitere Schrit- auch für die Politik. Viele Staaten geben Abwärme der Motorenprüfstände ge- te zur Emissionsminderung unterneh- verbindliche Klimaschutzziele vor. Die nutzt, um die Produktionshallen zu men.“ Die dritte Initiative der MAN- Länder der Europäischen Union ver- beheizen. In Augsburg sowie im däni- Klimastrategie ist daher ganz klar auf schärfen stetig ihre Abgasnormen. schen Frederikshavn und Holeby Austausch mit den Kunden ausgerich- Beitrag zum Klimaschutz 48 MANFORUM 01/2013 C tet. Derzeit testet MAN zusammen mit dem Entsorgungsunternehmen unser Beitrag Zum Klimaschutz zhou g an Ch augsb urg frederikshavn Fotos: MAN (4), istockphoto, fotolia, shutterstock (3) Plauen maximale wirtschaftlichkeit – gröSStmögliche umweltSchonung SUEZ Environnement für zwei Jahre die Müllabfuhr mit einem HybridForschungs-Lkw in der Region Antwerpen-Brüssel. Auf CO 2 -Einsparungen entlang des Produktlebenszyklus konzentriert sich die vierte Säule der Klimastrategie. Zur Berechnung der Treibhausemissionen nutzt MAN den „ProductCarbonFootprint“ (PCF), den „CO 2 -Fußabdruck“. Dieser lässt sich für jedes Produkt bestimmen. Für verschiedene Produktgruppen zeigt er bei MAN den CO2 -Ausstoß – von der Gewinnung der Rohstoffe über Produk tion und Nutzung bis hin zum Recycling. Damit lässt sich leicht erkennen, wo in der Wertschöpfungskette weitere Einsparpotenziale liegen. SpitzenPerformance Fortschritte bei der Umsetzung der Klimastrategie werden kontinuierlich mit Kennzahlen gemessen – das ist die fünfte Kerninitiative. Die Ergebnisse zeigen: Der Einsatz lohnt sich. Im September 2012 wurde MAN nach fünf Jahren wieder in den Dow Jones Sus tainability Index aufgenommen. „Als einziges deutsches Unternehmen aus dem Maschinenbausektor“, ergänzt Benkert stolz. Damit gehört MAN mit seiner Nachhaltigkeitsperformance zu den Klassenbesten der Branche. Es gibt aber auch Nachholbedarf – etwa beim Material- und Rohstoffverbrauch oder bei den Umwelt- und Sicherheitsstandards der wichtigsten Zulieferer. Das ist ein weiterer Ansporn für Benkert und ihre Kollegen. „Die Ergebnisse motivieren uns, noch besser zu werden. Das kommt letztlich nicht nur dem Klima zugute, sondern auch unserer Bilanz und den Kunden.“ 01/2013 MANFORUM 49 Foto: shutterstock 3 man projects verFlüssigtes erdgas Sauberer Schiffstreibstoff Neue Abgasgrenzwerte sind die treibende Kraft: verFlüssigtes erdgas könnte Diesel als Schiffstreibstoff bald den Rang ablaufen. nicht nur für Neubauten, sondern für alle Seeschiffe. Da der Schiffsbetrieb heute meist deutlich über diesen Grenzwerten liegt, sind die Schiffs eigner zum Handeln gezwungen. Bislang war Diesel für die meisten Schiffe der wirtschaftlichste Treibstoff, einige fahren mit Schweröl. ür die seeschifffahrt Beides sind nicht die saubersten Energieträger. Wenn die neuen Emissions- wird 2015 ein wichtiges Jahr. Seine grenzwerte in Kraft treten, hat das ver- Schatten wirft es bereits voraus. In f lüssig te Erdgas LNG (Liquef ied Emissionsüberwachungszonen (ECAs) Natural Gas) gute Chancen, Diesel zu gelten dann deutlich strengere Abgas- verdrängen. Mehrere Gründe spre- grenzwerte für die Seeschifffahrt. chen dafür: Auf den Brennwert umge- ECAs existieren bisher in Nord- und rechnet, ist LNG günstig. Bei seiner Ostsee, an der nordamerikanischen Verbrennung wird zwischen 90 und Küste und in der Karibik. Schiffstreib- 95 Prozent weniger Schwefel freige- stoffe dürfen in den Schutzgebieten setzt als bei normalem Schiffsdiesel. dann nur noch 0,1 Prozent Schwefel Der CO2-Ausstoß ist um ein Viertel ge- enthalten. Ab 2020 muss der Schwefel- ringer. Mit LNG betriebene Schiffe anteil von Schiffstreibstoffen außer- könnten ohne Einschränkungen in halb der Schutzzonen unter 0,5 Pro- den Schutzzonen fahren. Überdies zent liegen. Die Regelungen gelten liegt der Ausstoß von Stickoxiden 01/2013 MANFORUM 51 schinen. Das ist niedrig genug, um Grenzwerte einzuhalten, die 2016 in Kraft treten. Die Medien kündigen deshalb schon einen grundlegenden Wandel der Schifffahrt an – vergleichbar mit dem historischen Wechsel von Kohle zu Dieselöl. Ist das übertrieben? LNG auf dem VormARSCH Dirk Thum, Leiter der Abteilung Emissionen und Gas in der Anwendungsentwicklung im Bereich Medium LNG-Tanker Castillo de Santisteban Der 300 Meter lange Tanker der Reederei Empresa Naviera Elcano transportiert Flüssiggas. Die fünf MAN-Viertakter an Bord können nicht nur Schweröl oder Marinediesel verbrennen, sondern auch Erdgas, das kontinuierlich aus den LNG-Tanks entweicht und normalerweise verloren ginge. hält.“ Technisch gesehen, ist es heute LNG-Tanker „Castillo de Santisteban“ kein Problem, Schiffe mit LNG fahren an. Im letzten Jahr schloss MAN mit zu lassen. Am Motor sind im Vergleich Sovcomflot, der größten russischen zu einer Dieselmaschine nur kleine Reederei, einen Vertrag über die Liefe- Veränderungen nötig. „Die Bohrung rung von Dual-Fuel-Maschinen für und der Hub werden vergrößert“, sagt zwei LNG-Tanker. Bei diesem Schiffs- Thum. „Im Prinzip machen wir aus typ bietet sich der Antrieb an, weil einem Diesel- einen Ottomotor.“ ohnehin LNG an Bord ist. Gas, das MAN hat bereits 2010 fünf Hybrid- beim Transport verdampfen würde, hauptmaschinen an die spanische kann hier sinnvoll als Kraftstoff ge- Reederei Empresa Naviera Elcano nutzt werden. geliefert. Die Maschinen des Typs 51/60DF sind als Dual-Fuel-Motoren Umrüsten oder nachrüsten? ausgelegt. Das heißt, sie können mit Der Mischbetrieb ist technisch gese- Einschätzung für gar nicht so unrealis- LNG, aber auch einer ganzen Bandbrei- hen ein Kompromiss: Da Bohrung und tisch: „Mittelfristig wird es sicherlich te von flüssigen Brennstoffen betrie- Hub der Hybridmaschinen größer sind einen massiven Trend hin zu LNG ge- ben werden – nämlich mit Schweröl, als bei den entsprechenden Diesel ben. Die Vorkommen sind so groß, Marinediesel und Marinegasöl (MGO), motoren, arbeiten sie mit geringerem dass es auf viele Jahre ein Überangebot einem schwefelarmen Diesel. Die Ma- Druck. Das geht zulasten der Energie- geben wird, das die Preise niedrig schinen treiben den 300 Meter langen effizienz im Dieselbetrieb. Für LNG- Speed, MAN Diesel & Turbo, hält die 52 MANFORUM 01/2013 Fotos: shutterstock, Pedro Calcedo/marinetraffic.com 80 Prozent unter dem von Dieselma- 3 man projects Tanker lohnt sich das derzeit trotz gaswerte zu erfüllen: die Verwendung mmBTU (million British Thermal dem: Wenn sie beladen sind, fahren von schwefelarmen Destillatskraft Units, entspricht 26,4 Kubikmeter Gas) die Schiffe mit Gas, das aus der Ladung stoffen wie Marinegasöl. „Welche der rechnet sich je nach Schiffsgröße eine abgezweigt wird. Auf der Leerfahrt zu Maßnahmen sich lohnt, hängt vom LNG-Anlage mehr als eine Abgasreini rück stellen sie auf Diesel um. Fahrtgebiet ab“, erklärt Thum. Für ein gung. Die norwegische Zertifizierungs Bei anderen Schiffen ist der Auf Schiff, das nur drei Tage im Monat in gesellschaft DNV geht davon aus, dass wand ungleich größer. Zum einen geht ECA-Gebieten unterwegs sei, würde die zehn Prozent, die LNG-betriebene durch die größeren Tanks Laderaum sich der Betrieb mit schwefelarmen Schiffe mehr kosten als Dieselschiffe, verloren. Zum anderen benötigen die Kraftstoffen rentieren. Diese sind zwar in weniger als einem Jahrzehnt aus Tanks teure Oberflächen, die vom Gas teuer, aber auf den Schiffen sind keine geglichen sind. nicht angegriffen werden. Sie müssen Umbauten nötig. absolut dicht sein, um das Entweichen Bevor es dazu kommt, müssen die Hafengesellschaften jedoch noch die von Schlüpfgas zu verhindern. Und sie Pioniere: Container-feeder müssen das Gas auf 162 Grad unter null Bei Schiffen, die fast ausschließlich in fügung stellen. In Deutschland kön kühlen, denn sonst bleibt es nicht flüs ECAs unterwegs sind, lohnt sich hin nen Schiffe bislang noch gar nicht mit sig. Schiffe, die bislang mit Diesel fah gegen der LNG-Antrieb. Eine gemein verflüssigtem Erdgas betankt werden. ren, lassen sich sogar auf LNG umrüs same Studie von Germanischer Lloyd Die Vorreiterrolle hat Norwegen. Dort ten. Doch die Umrüstung ist – nicht und MAN zeigt: Container-Feeder könn befüllen vier Bunkerstationen See zuletzt durch den entgangenen Ge ten zu den Pionieren der LNG-Antriebs schiffe mit LNG. Zehn weitere Hafen winn in der Umrüstzeit – 15 bis 20 Pro technik werden. Es handelt sich dabei terminals sind entsprechend aus zent teurer als eine LNG-Anlage in um kleinere Containerschiffe, die zum gelegt. Ende 2011 zählte die DNV in einem Neubau. „In vielen Fällen lohnt Beispiel innerhalb der Ostsee die Zulie Norwegen bereits 25 LNG-betriebene sich statt eines Umbaus auf Gasbetrieb ferfahrten für die großen Container Schiffe, darunter Fähren, Chemietan eine Nachrüstung mit Anlagen zur häfen übernehmen. Der Untersuchung ker, Patrouillenschiffe und Versor Abgasnachbehandlung“, sagt Thum. zufolge kommt es auf den Preisunter gungsschiffe für Plattformen – ein Neben LNG-Betrieb und Abgas schied zwischen verflüssigtem Erdgas schwimmender Beweis für die Zu reinigung bleibt den Schiffseignern und Marinegasöl an: Ab einer Diffe kunf tsfähigkeit von LNG in der noch ein dritter Weg, die neuen Ab renz von sechs bis acht US-Dollar pro Seeschifffahrt. entsprechende Infrastruktur zur Ver 01/2013 MANFORUM 53 3 size matters man projects Gigantische Dampfturbinen werden in den Werkshallen von MAN Diesel & Turbo in Oberhausen gefertigt. Sie wiegen an die erbringen eine Leistung von bis zu 160 Megawatt. 54 MANFORUM 01/2013 Foto: MAN 160 Tonnen und MAN-Blog zu Transporteffizienz der Dialog ist eröffnet! Auf dem MAN Effizienz Blog. Kommunikation 2.0 Expertentalk im Internet Mit dem Effizienz Blog gibt MAN interessierten Leserinnen und Lesern einen Einblick in die Welt der Transporteffizienz. Jede Woche werden hier spannende Artikel, Videos und Interviews rund um das Thema Transporteffizienz veröffentlicht. Wie jedes gute Blog lebt das MAN Effizienz Blog vom Dialog. In diesem Sinne: Machen Sie mit! Antworten Sie, widersprechen Sie, ergänzen Sie. Wir freuen uns auf einen spannenden Gedanken- und Meinungsaustausch und Ihr Feedback. SO GEHT’S direkt ZUM blog: einfach QR-Code einscannen http://blog.transport-efficiency.com