Einhorn - Greifenberg

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Einhorn - Greifenberg
Einhorn
Zeitung für Schondorf
Frühling 2015
Editorial / Seniorenausflug 2 ● Mal- und Schreibwettbewerb / Gemeinderat in
Klausur 3 ● Zeit für Schondorf 4 ● Über die Kunst 5 ● Thema Asyl 6 ● Nachruf 7 ●
Buchtipp / Impressum 8 ● Verschiedenes 9 ● Leserbriefe 10 ● Veranstaltungen 11 ● Ostern 12
EDITORIAL
Liebe Bürgerinnen
und Bürger,
wir bewegen uns mit großen
Schritten auf den Frühling zu.
Die ersten frostfreien Tage
liegen hinter uns, und in den
Gärten sprießen die Frühblüher und bringen wieder Farbe
in die Natur.
Auch im Rathaus steht vor allem das Bauamt in den Startlöchern und wartet auf mildere
Witterung. Viele Projekte, die
der Gemeinderat bereits letztes
Jahr beschlossen hat, warten
auf ihre Umsetzung. Neben
dem Umbau des Bahnhofs und
der Fertigstellung der Feuerwehrhalle sind es vor allem
die Renovierung des gemeindlichen Bauhofes sowie Straßenbauarbeiten, die dringend
in Angriff genommen werden
müssen. Aber auch in den Gemeindehäusern fallen einige
Renovierungsarbeiten an.
SENIOREN
Besuch der Staatskanzlei
Die Januarfahrt des Seniorenbeirats der Gemeinde Schondorf
führte per Bus in die Landeshauptstadt zum Besuch der Bayerischen Staatskanzlei.
Das Interesse der Senioren war mit
42 Teilnehmern überwältigend. Bei
einer sehr kompetenten einstündigen Führung durch einen Mitarbeiter des Hauses lernten wir den riesigen Bau und seine Geschichte
kennen. Im Jahre 1905 als Armeemuseum errichtet, wurde das Haus
im Zweiten Weltkrieg bis auf den
Sockel und den mittigen Kuppelbau zerstört. Nach schwierigen
Entscheidungsprozessen erfolgten
von 1989 bis 1993 die Sanierung
des Altbaus und der Neubau der
Staatskanzlei unter Einbeziehung
des fast unzerstörten Mitteltraktes.
Am interessantesten war der dritte
Stock, in dem unser Weg vorbei an
den Räumen der Minister und
Staatssekretäre sowie des Ministerpräsidenten Herrn Seehofer direkt
in den Sitzungssaal der Staatskanzlei führte. Dort konnten wir dann
am großen ovalen Besprechungstisch Platz nehmen. Die Fahrtteilnehmer waren alle sehr beeindruckt, da sie diesen Raum ja nur
aus den Fernsehberichten kannten.
Anschließend ging es zum Mittagessen in den großen Festsaal des
Hofbräuhauses.
Danach wurde noch die historische
Hofbräuhaus-Kunstmühle besichtigt, wobei uns der Chef der Mühle
persönlich durch die drei Stockwerke mit den vielen Maschinen
und Vorrichtungen führte und uns
deren Geschichte und die Arbeitsweise der einzigen verbliebenen
Mühle in der Münchner Innenstadt
erklärte. Im zugehörigen Mehlund Getreideladen sowie in der Bäckerei bestand die Möglichkeit, die
dortigen Bio-Produkte zu erwerben.
Erwin Ehle
Der Schondorfer Haushalt lässt
dieses Jahr sicherlich keine
großen Sprünge zu, und trotzdem wollen wir weiterhin daran arbeiten, dass unser Dorf
lebenswert bleibt.
Alle Bilder: E. Ehle
Ihr Bürgermeister
Alexander Herrmann
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PANORAMA
Wie Schondorf zu seinem
Baumschutz
Einhorn kam
Alle Schondorfer Bäume mit
einem Stammumfang von mehr
als 80 cm, gemessen in 100 cm
Höhe über dem Erdboden, sind
durch die Baumschutzverordnung geschützt. Das bedeutet,
dass diese Bäume nicht entfernt,
zerstört oder verändert werden dürfen. Ausgenommen von
dieser Regel sind Obstbäume,
sofern es sich nicht um Apfel-,
Birn- oder Walnußbäume von
über 10 m Höhe und einer Kronenbreite von über 10 m handelt.
Mal- und Erzählwettbewerb für Kinder bis 14 Jahre
In den letzten Wochen wurden
wir oft gefragt, warum Schondorf
ein Einhorn mit Ring auf dem
Horn als Wappentier hat. Die
Antwort möchten wir jetzt von
euch wissen. Schreibt uns eure
Geschichte, wie Schondorf zu seinem Einhorn kam. Oder malt ein
Bild oder eine Bildergeschichte.
Die drei schönsten Geschichten
und die drei schönsten Bilder werden wir in unserer Zeitung veröffentlichen. Die Gewinner erhalten
jeweils einen Einkaufsgutschein
in Höhe von 20 € für einen Einkauf in der Buchhandlung Timbooktu.
Gebt eure Geschichte oder euer
Bild bis spätestens 25. Mai 2015
im Rathaus ab oder schickt eine
Mail an: redaktion@schondorf.de
Teilnahmeberechtigt ist jedes
Schondorfer Kind im Alter von
1-14 Jahren.
Einsendeschluss: 25. Mai 2015
Auf Antrag kann eine Ausnahmegenehmigung durch die
Baumschutz-Kommission der
Gemeinde erteilt werden.
Für einen Ortstermin wenden
Sie sich bitte an Frau Lüdcke im
Rathaus.
(luedckevg@schondorf.de)
Gemeinderat in Klausur
Mitte Januar trafen sich im Schullandheim Wartaweil am Ostufer des Ammersees die Mitglieder des Schondorfer Gemeinderates mit Bürgermeister Alexander Herrmann zu einer eintägigen
Klausur zum Thema Bauen.
Die Anreise erfolgte für die meisten Gemeinderäte bereits am Freitagabend; so bot sich Gelegenheit,
die Kollegen besser kennenzulernen.
Der Samstag begann mit einer
Einführung in die Historie des Bebauungsplans Prix-Gelände. Architekt Helgo von Meier erläuterte
das Ergebnis der Untersuchungen
zu den Rahmenbedingungen wie
Schallschutz und Verkehr sowie
den aktuellen Stand der Planung.
In der Diskussion waren sich die
Gemeinderäte einig, dass das Ziel
des Bebauungsplans die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für
Schondorfer Bürger und Neubürger
sein soll. Das Hauptaugenmerk soll
hierbei auf Familien mit Kindern
sowie Senioren und Erstwohner
(junge Menschen, die zum ersten
Mal eine eigene Wohnung beziehen) gelegt werden. Von Meier hat
die Ergebnisse des intensiv geführten Gespräches in einen Plan eingearbeitet und dem Gremium in einer
der folgenden Gemeinderatssitzun-
gen in drei Varianten präsentiert.
Am Nachmittag folgte ein zweieinhalbstündiger Vortrag von Geschäftsleiter Ralf Müller zum Thema Bauleitplanung und Baurecht.
Die Gemeinderäte machten im Anschluss reichlich Gebrauch von der
Möglichkeit, Müller zu den Feinheiten des Baurechts zu befragen.
Die Klausur endete am Samstagnachmittag um halb fünf.
AH
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ZEIT FÜR SCHONDORF
Verschenken statt verkaufen – das Tauschfest
Die beiden Vereine Tauschring und Transition-Region Ammersee e.V. haben am 31. Januar 2015 zum
gemeinsamen Tauschfest in die Aula der Schondorfer Grundschule geladen, und 80 Menschen sind
gekommen. Ein besonderes Erlebnis hatte Waltraud Kamm-Willy:
Ich selbst ertauschte unter anderem ein Buch von Greta Kadereit
mit dem Titel Mein Leben in Kanada - Eine deutsche Auswanderin
erinnert sich. Zu Hause fand ich
in dem Buch ein Briefkuvert mit
mehreren Fotos. Sie zeigten eine
hübsche Frau mittleren Alters,
freundlicher, aufmerksamer Blick,
mit einem kleinen Hund im Arm,
im Hintergrund eine gediegen
und gepflegt wirkende Wohnung.
Das Kuvert mit aufgedrucktem
Absender war sehr elegant. Ich
entschloss mich, die Fotos an die
Adresse zu senden, und berichtete,
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dass ich antiquarisch ein Buch mit
diesem Inhalt erstanden hatte und
nun die Fotos schicke, in der Hoffnung, dass die Empfängerin die
Bilder irgendjemandem zuordnen
kann. Zwei Tage später rief mich
eine Dame mit lebhafter, freundlicher Stimme
an. Sie nannte
ihren Namen,
es war der von
dem Briefkuvert, und fragte
nach dem Titel
des Buches. Ich
schilderte ihr
die Tauschaktion und nannte
den Buchtitel.
„Das Buch ist
von mir, ich
habe es verfasst, um mir
meine kanadischen Erlebnisse von der Seele zu schreiben, und
vor Jahren jemandem im Allgäu
geschenkt“, behauptete sie. „Aber
Sie haben doch einen anderen Namen genannt!“, warf ich ein. Sie
berichtete, dass sie es unter einem
Pseudonym geschrieben habe, damit in ihrem Wohnort nicht jeder
ihre persönliche Geschichte kennt,
und gab an, dass es ein zweites
Buch gebe, denn sie habe nochmals ein Jahr in Kanada verbracht.
Sie kündigte an, mir dieses als
Dank für die Fotos zu schicken.
Ein paar Tage später kam das zweite Buch per Post, es heißt Karotten
in Eis – Zweites Glück in Kanada
von Greta Kadereit, mit einem Begleitbrief. Darin bedankte sich die
Dame nochmals für die Fotos mit
ihrer Hündin Nelly. Sie berichtete
auch, sie habe ab Ende 1988 ihre
Erlebnisse in Kanada schriftlich
als Tagebuch festgehalten und
nicht geahnt, dass daraus Jahre
später Bücher werden würden.
Kanadische Tagebücher
Sie betonte, der Inhalt beider Bücher sei durchwegs wahr, nichts
sei hinzuerfunden. Den Brief hatte
sie mit ihrem richtigen Namen und
mit Greta Kadereit unterzeichnet.
Na, das war ja eine große Überraschung! Zumal der Brief in gestochener, hübscher Schrift und auf
wertvollem Papier verfasst war
und obendrein einen äußerst liebenswerten Inhalt hatte.
Als ich mich bei der Dame telefonisch für die Buchsendung
bedankte, erzählte ich ihr von
unserem Schondorfer Literaturkreis „60 plus“ und von dem
spannenden Buch Solange ich atme, in dem die ebenfalls mutige
Schondorfer Reiseschriftstellerin
Carmen Rohrbach ihre Flucht aus
der früheren DDR schildert. Nachdem dafür Interesse bekundet wurde, schickte ich es der Dame als
mein Geschenk.
Waltraud Kamm-Willy
im Februar 2015
Alle Bilder: C. Herrmann
Ich begab mich mit einem Karton
voller Tauschartikel zur Schule,
wo zahlreiche Schondorfer Bürger
mit Begeisterung tauschten, und
wir genossen die temperamentvolle Musik sowie köstlichen Kuchen
und Getränke.
ÜBER DIE KUNST
Andreas Kloker
Seit 1972 in Schondorf als freischaffender Künstler tätig im
Bereich der Kunst im halböffentlichen und öffentlichen Raum, der
Installation und Performance.
Vita, Bilder und Filme unter:
www.kunst-am-ammersee.de
www.andreaskloker.de
oder auf YouTube
Künstler in Schondorf – Andreas Kloker
Alle Bilder: Andreas Kloker
Essay von Gila Stolzenfuß
Andreas Kloker ist ein Waldenser. Er gestaltet den Mehrwert im
Überdruss über den Überfluss in
einer orientierungslosen Sozietät.
Er handelt mit Wüstenfüchsen die
Sonne aus und kleidet den Tag
und die Nacht mit Schmelzwasser
und Schnee. Das Gespräch, das er
mit den Verdunkelungen führt
fließen ihm aus den Gelenken.
Die Botschaften sind gewusst sie
werden umgeschrieben. Sie handeln vom Handkuss und ornamentaler Orphik.
Die Gebete in den Rinnsalen und
goldenen Pfützen laden die
Schläfrigkeiten ein, die allhier
und dort einen Plastikbecher zur
Verfügung stellen für die Inbetriebnahme unserer Würfel. Der
Himmelsbewegung zur Folge
überbieten dann Scheinwerfer das
herausgehobene Erz.
Andreas Kloker kümmert sich um
den Bestand, auch wenn der
Herbststurm die Schalldämpfer
spaltet kurz vor dem Podest.
Er veranlasst den Trommler die
gebrauchten Gegenstände dem
Wasserstand zu überreichen. Es
gibt solche Schiffe, die sich vom
Anker lösen durch einen Feuerbesen in weißem Wasser. Somit ergeben sich entlastete Zusammenhänge und der widernatürliche
Vorgang von Ursache und Wirkung schnellt die Angelegenheiten von dannen. Am liebsten jedoch feilt Andreas Kloker den
Kelch entzwei und es tauchen hintereinandergehende Menschen auf
in einem unsäglichen schwarzen
Rot.
Dieses wird im Hintergrund verrückt. Doch um diesen Zustand in
die Einmaligkeit zu führen,
schwingt Andreas Kloker einen
äolischen Schiefermonolithen in
den ausgeschüttelten Kreis.
Der Kassenbericht könnte nicht
schöner sein. Festlich feiern die
Kegel auf der vorderen Stirn, sie
könnte der Übergang sein vom
Leierkastenmann zum Spiel mit
den Figuren in einem angrenzenden Garten. Der Flieder ist in diesem Jahr eine herausgefallene
Akelei, oftmals allerdings beliebt
dem trotzigen Brunnen die Mittellosigkeiten zu übergehen.
Andreas Kloker hält sich den Tagesanbruch vom Leibe, er setzt
die Armutsbewegung in Gang, die
eine Renaissance befleißigt hatte,
auf ihre Sackgassen zu verzichten. In diesem Sinne ist Andreas
Kloker ein Hund. Das ist mehr als
ein Künstler.
Gila Stolzenfuß
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THEMA ASYL
Leben im Asyl
Wer sich freiwillig mit Hunderten anderer Menschen, darunter kleinen Kindern und schwangeren
Frauen, in ein kleines Boot setzt und fünf Tage ohne Essen und Trinken bei schwerer See auf dem
Mittelmeer dahintreibt, tut das nicht aus Abenteuerlust.
Fünf Familien, fünf unterschiedliche Schicksale. Allen ist jedoch
eines gemein: Was sie Heimat
nennen, ist längst nicht mehr das,
was Heimat sein soll – ein Ort der
Sicherheit und Geborgenheit. Für
sie ist Heimat zu einem Ort der
Bedrohung geworden, die viele
Gesichter hat: Gefängnis, Folter,
Armut, Tod.
Niemand verlässt seine
Heimat ohne Not
Wir (Helga Gall und ich) sitzen
in der kleinen Küche im gemeindeeigenen Haus in der Schulstraße. Svetlana R., die Ukrainerin,
hat Tee gekocht, die junge Syrerin
Darin A., die gut deutsch spricht,
wartet mit einem Tiramisù auf.
Sie ist vor drei Jahren mit ihrem
Mann Tareq vor Krieg und Terror
geflohen. Tareq hatte nach Gefängnis und schwerer Folter nur
noch einen Ausweg gesehen: die
Flucht, zunächst in den Libanon,
zurück nach Syrien, dann nach
Ägypten, weiter nach Sizilien und
schließlich nach Deutschland. Auf
der Fahrt über das Mittelmeer
kam das dritte Kind des Paares
zur Welt. Tareqs zuckerkranke
Schwester hingegen starb. Sie
hatte keine Chance zu überleben.
Tareq und Darin sind inzwischen
anerkannte Flüchtlinge und suchen dringend eine bezahlbare
Wohnung.
Olexandr und Svetlana R. flohen
aus der Ukraine vor Willkür und
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Terror. Junge Männer werden,
wie Olexandr erzählt, mit körperlicher Gewalt zum Militärdienst
gezwungen. Um sich diesem
Schicksal zu entziehen, verließ er
mit seiner Frau und dem kleinen
Sohn das Land. Seine Angst: Abgeschoben zu werden, denn wer
zurückkehrt, gilt als Verräter und
landet im Gefängnis.
Nigeria. Ein anderer Kontinent,
ein anderer Kulturkreis, andere Menschen, aber ein ähnliches
Schicksal. Felix S., einer der
Flüchtlinge aus Nigeria, die in
Schondorf Schutz suchten, floh
aus seiner Heimat, nachdem sein
Vater ermordet worden war; er
hatte sich geweigert, sein Grundstück abzutreten, auf dem sich
eine Ölquelle befand. Aus Angst,
das gleiche Schicksal zu erleiden,
floh Felix mit seiner Frau zunächst nach Libyen.
Lange Odyssee
Dann kamen die islamistischen
Gotteskrieger und machten Jagd
auf Christen. Pech für das junge
Paar: Beide sind gläubige Christen. Als ich Felix nach seiner
Geschichte frage, erzählt er von
der dramatischen Bootsfahrt über
das Mittelmeer, tagelang ohne
Verpflegung, die Passagiere seekrank. Felix schaut vor sich hin
auf den Tisch und erzählt, immer
atemloser, er berichtet nicht über
etwas Vergangenes, er erlebt es
in diesem Moment von neuem.
Weitere Stationen waren Schweden, wiederum Italien, schließlich
München. Die andere Familie aus
Nigeria: ein Paar mit drei kleinen
Kindern. Die junge Frau, die zum
Christentum konvertierte, floh vor
ihrem muslimischen Vater, der
sie bedrohte und am Schulbesuch
hinderte.
Glück im Unglück
Auf der Flucht lernte sie Kester, ihren jetzigen Mann, kennen.
Auch sie haben, jeder für sich, eine wahre Odyssee hinter sich. Niger, Italien, Belgien, Deutschland.
Hier sind sie erst einmal zur Ruhe
gekommen, aber wie es weitergehen wird, wissen sie nicht. Zehn
Jahre lang ist Kester nun schon
unterwegs in der Fremde.
Vor kurzem wurde eine Roma-Familie von Schondorf nach Serbien abgeschoben, obwohl sie als
Minderheit in ihrer Heimat von
albanischen Nachbarn attackiert
worden war und nun in ein inzwischen verwüstetes Haus zurückkehren musste. Der Bayerische
Rundfunk hat die Familie am Tag
ihrer Abschiebung ausführlich interviewt und den Bericht am folgenden Tag gesendet.
Letztlich will sie alle keiner haben. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung brachte es neulich auf den Punkt: „Da wird mit
Menschen Pingpong gespielt.“
Susanne Lücke
NACHRUF
Erinnerung an Renate Rose
Alle Bilder: Studio Rose, A. Foresti
Gut fünf Monate nach Vollendung ihres 100. Geburtstages, den sie noch in kleiner Runde im Dießener
Wohnstift Augustinum gefeiert hat, ist Schondorfs Ehrenbürgerin am 15. Dezember 2014 friedlich eingeschlafen.
Ein langes, ereignisreiches Leben
ist zu Ende gegangen. Ein Leben, in
dem sich das ganze Jahrhundert widerspiegelte: Verzweiflung, Hunger
und Entbehrungen, Hoffnung und
Freude, Liebe und Trauer. Erster
Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise,
Niedergang der Weimarer Republik, die Schrecken des Dritten
Reichs, Zweiter Weltkrieg, die Not
der Nachkriegszeit – dies alles hat
sie erlebt und ertragen und dabei nie
ihre Würde verloren.
Drei Wochen vor Beginn des Ersten
Weltkriegs in Hamburg als jüngstes von drei Kindern der Familie
Schlachter zur Welt gekommen,
blieb sie nur kurz in Hamburg – die
beruflichen Verpflichtungen des
Vaters führten die Familie durch
ganz Deutschland. Dennoch konnte
Renate Rose eine solide Ausbildung
zur Kostüm- und Bühnenbildnerin
absolvieren, war an der Staatsoper
Dresden und am Deutschen Theater
in Budweis tätig.
1945 kam sie dann nach Schondorf,
wo ihre Schwester, Eva Schlachter,
im Landheim arbeitete, den älteren
Schondorfern sicher noch als engagierte Naturschützerin bekannt.
Bald lernte Renate den Maler Heinz
Rose kennen und schätzen, den
Sohn eines beliebten Mathematiklehrers im Landheim. Sie heirateten
1947, im gleichen Jahr kam Sohn
Matthias zur Welt.
Heinz Rose, ehemaliger Meisterschüler von Max Slevogt, ein ebenso
lebensfroher wie ernsthafter Künstler, dem als „Entarteter“ während
der Nazizeit nur wenig echte Entfaltungsmöglichkeiten gegeben waren, konnte in den Folgejahren sein
künstlerisches Werk auf beachtliche
Weise weiterentwickeln. Sein viel
zu früher Tod im Jahr 1971 setzte
seinem erfolgreichen Schaffen ein
Ende. Nur ein Jahr später starb Matthias, der einzige Sohn.
Renate Rose ertrug auch diese
Schicksalsschläge. Kraft gab ihr in
dieser leidvollen Zeit wohl auch die
Konzentration auf ein Projekt, das
für Schondorf große Bedeutung erlangen sollte. So beauftragte sie den
Architekten Christian Elingius, im
Garten neben dem Wohnhaus einen
kleinen Pavillon zu errichten, in dem
das Werk ihres Mannes öffentlich
zugänglich gemacht werden und der
auch den Werken anderer Künstler,
bevorzugt aus der Region, offenstehen sollte. Im Oktober 1987 wurde
die erste Ausstellung eröffnet. Seit
damals fanden unzählige kulturelle
Veranstaltungen statt – nicht nur die
bildende Kunst, auch Musik und
Literatur fanden hier eine Heimat.
Kurz: Das „Studio Rose“ wurde zu
einem kulturellen Kristallisationspunkt, der mittlerweile auch über
die Schondorfer Grenzen hinaus Beachtung findet. Die Verleihung der
Ehrenbürgerwürde an Renate Rose
anlässlich ihres 90. Geburtstags
im Jahr 2004 ist ein angemessener
Ausdruck der Anerkennung und des
Dankes der Gemeinde Schondorf,
die diese tapfere und vornehme Frau
immer in guter Erinnerung behalten
wird.
Michael Sorger
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BUCHTIPP
Bücherei – unser aktueller Buchtipp
Öffnungszeiten der Bücherei:
Dienstag:
Mittwoch: Donnerstag: Freitag: 10 – 13 Uhr,
15 – 18 Uhr
15 – 19 Uhr,
15 – 17 Uhr
In den Osterferien und den
Pfingstferien gelten die üblichen
Öffnungszeiten!
Jonathan Crown
SIRIUS
Sirius ist die herrlich skurrile Geschichte eines kleinen Foxterriers
vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges. Sirius wächst als Levi im
Berlin der dreißiger Jahre bei der
jüdischen Familie Liliencron auf.
Die Familie flieht samt Levi, der
inzwischen Sirius heißt, gerade
noch rechtzeitig ins Exil nach Hollywood. Dort arbeitet Familienvater
Carl, in Deutschland ein bekannter
Planktonforscher, als Chauffeur
für einen berühmten Filmstar. So
gerät Sirius an den Set der Warner
Brother Studios, wo er von einem
Produzenten entdeckt wird. Als
gefeierter Filmstar namens Herkules trifft er auf jede Menge Prominenz wie John Wayne, Mies van
der Rohe, Marlene Dietrich, Cary
Grant und Billy Wilder. Herkules
beschließt nach einer Art Burnout,
mit einem Zirkus auf Tour zu gehen, wird bei einem Zauberkunststück dummerweise verwechselt
und landet auf Umwegen ausgerechnet mitten im Krieg in Berlin.
Der SS-Offizier, der ihn aufnimmt,
gibt ihm den Namen Hansi. Der
kluge Foxterrier lernt eine Art Morsealphabet, wird zum Schoßhund
Adolf Hitlers im Führerhauptquartier und zum Informanten für den
Widerstand.
Der Geschichte wohnt trotz der historischen und menschlichen Tragik
eine unglaubliche Leichtigkeit und
Heiterkeit inne.
„Irrsinn erfordert Irrwitz“ – unter
diesem Motto kann man die abenteuerliche Geschichte nur genießen!
Sirius (auch als Hörbuch verfügbar) und weitere Neuerscheinungen
finden Sie in der Gemeindebücherei und auf unserer Internetseite:
http://webopac.winbiap.net/
schondorf
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ihr Bücherei-Team,
Christiane Ernst und Simone Nölke
Einhorn, Zeitschrift für die Gemeinde
Peter-Henlein-Straße 1, 91301 Forchheim
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben
Schondorf am Ammersee
Verantwortlich:
nicht unbedingt die Meinung der Redaktion
Die Schondorfer Gemeindezeitung Einhorn
Für den amtlichen Teil:
wieder.
erscheint vierteljährlich und wird an alle er-
Der Erste Bürger­meister der Gemeinde
Für nicht gelieferte Zeitungen infolge höherer
reichbaren Schondorfer Haushalte kostenlos
Schondorf, Alexander Herrmann
Gewalt oder anderer Ereignisse kann kein
verteilt.
Für den redaktionellen I­ nhalt:
Ersatz gefordert w
­ erden.
Herausgeber: Gemeinde Schondorf am
Das Redak­tionsteam Einhorn,
Weitergehende Ansprüche, insbesondere auf
Ammersee, Rathausplatz 1, 86938 Schondorf,
Christiane v. Bechtolsheim, Susanne Lücke,
Schadenersatz, sind ausdrücklich ausgeschlos-
vertreten durch: Alexander Herrmann, Erster
Alexander Herrmann,
sen.
Bürgermeister
Rathausplatz 1, 86938 Schondorf
Druck und Verlag:
redaktion@schondorf.de
Linus Wittich KG
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Alle Bilder: Kiepenheuer&Witsch
Impressum
VERSCHIEDENES
Endlich ist es so weit!
Ab sofort können unsere Leserinnen und Leser über den OnleiheVerbund „eMedien Bayern“ elektronische Medien leihen.
Das heißt, Sie können an einem
beliebigen Ort mit Internetzugang,
egal ob zu Hause, im Urlaub oder
in einem Internet-Café, in der Online-Bibliothek stöbern, sich Ihre
Auswahl herunterladen und die
Medien auf dem PC, MP3-Player,
Smartphone,
Tablet
oder
E-Book-Reader nutzen – und das
sieben Tage in der Woche rund
um die Uhr. In der Onleihe gibt es
ePaper, also elektronische Zeitun-
gen und Zeitschriften, eBooks und
eAudios, sprich Hörbücher.
Nähere Informationen erhalten
Sie zu den gewohnten Öffnungszeiten in der Bücherei Schondorf.
Das Team der Bücherei freut sich
auf Ihren Besuch!
Tag der offenen Baustelle
Am 11.04.2015 öffnet die Schondorfer Feuerwehr die Türen der
Baustelle an der Bahnhofstraße.
Seit dem 28. August 2014 wird
nun am neuen Feuerwehrhaus an
der Bahnhofstraße gebaut. Bis zu
sieben Gewerke haben teilweise
gleichzeitig auf der Baustelle gearbeitet. Die Rohbauarbeiten konnten
noch im letzten Jahr abgeschlossen
werden, und der Ausbau schreitet
mit großen Schritten voran. Seit-
dem jedoch die Fenster und die
Tore eingebaut sind, kann man von
außen vom Baufortschritt wenig bis
gar nichts erkennen. Aus diesem
Grund veranstaltet die Feuerwehr
einen Tag der offenen Baustelle.
Am 11. April können sich Interessierte von 13 - 17 Uhr ein Bild vom
aktuellen Stand der Arbeiten machen. Im Halbstundentakt finden
sachkundige Führungen mit Architekt und Kommandant Florian
Gradl statt.
Wahl zum
Seniorenbeirat
Am Dienstag, dem 05.05.2015,
wird um 15:00 Uhr in der Aula der
Grundschule Schondorf der Seniorenbeirat der Gemeinde Schondorf
gewählt. Wahlberechtigt sind alle
in der Wahlversammlung anwesenden Einwohner der Gemeinde
Schondorf, die das 60. Lebensjahr
vollendet haben und seit mindestens
drei Monaten ihren Hauptwohnsitz
in Schondorf haben. Wahlvorschläge sind bis spätestens Montag, den
20.04.2015, in der Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft
Schondorf einzureichen. Wählbar
sind alle Schondorfer Einwohner,
die das 60. Lebensjahr vollendet haben, ihren Hauptwohnsitz seit mindestens drei Monaten in Schondorf
haben und nicht dem Gemeinderat
angehören.
AH
Bürgerversammlung
Die diesjährige Schondorfer Bürgerversammlung findet am Mittwoch, dem 20. Mai, um 19:00 Uhr
im Seerestaurant Café Forster statt.
Anträge für die Bürgerversammlung müssen bis spätestens 12. Mai
im Rathaus abgegeben werden.
Alle Bilder: A. Herrmann
Erdgas
Die Planungen für die Verlegung der Erdgasleitung bis nach
Schondorf werden konkreter. Wenn
alles gut geht, soll die Leitung bis
Ende 2015 im Boden sein. Damit
wäre dann das ganze Westufer an
das Erdgasnetz angeschlossen.
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VERSCHIEDENES
KORF und sein
Bäume in Schondorf
Dorf
Ob sie nun auf öffentlichem oder privatem Grund wurzeln, sie
bestimmen wesentlich das Ortsbild, nicht anders als Häuser,
Kirchen, Straßen und Wege. An dieser Stelle soll jeweils ein
besonders erwähnenswertes Exemplar vorgestellt werden.
Im Februar gab es wieder mal eine
Vorlesestunde im Studio Rose.
KORF hat auch zugehört. 25 Paar
Ohren hörten, was Heinrich Heine
1824 von Göttingen hält und überhaupt vom Harz, der nördlich davon liegt. Auch KORF kennt den
Brocken. Vor 25 Jahren, als alle
den Harz hin und her erforschen
konnten, liefen auf dem Brocken
sowjetische Soldaten herum und
langweilten sich. KORF erinnert
sich vor allem an sein Gefühl der
Überlegenheit und des Mitleids den
Männern gegenüber. Es war Sonntag, und viele Ausflügler besuchten den Gipfel. Auf den Panzerstraßen, die hinaufführten, gingen
viele Menschen. KORF hörte nur
hunderte von Füßen, menschliche
Stimmen nur als Murmeln. KORF
weiß, dass Bürger der DDR nie
laut sprachen, schon gar nicht auf
Straßen. Schweigende Menschen,
die den ganzen Harz jetzt besuchen
können. So ein Erlebnis hatte Heinrich Heine nicht. Froh über alles,
wie es gekommen ist mit dem Harz
und Deutschland ist
euer KORF
Blutbuche, Fagus sylvatica ‚Atropunicea‘, auf dem Gelände des Landheims. Geschätztes
Alter: 130 bis 150 Jahre
Ergänzung zum Thema Asyl
In zwei Zeitungen las ich, dass das
Kloster St. Ottilien 20 Asylbewerber aufnehmen wird. Hoffentlich
kommen keine Schwarzafrikaner!
Vorsicht: Ironie! Denn im Augenblick ist das Missionsmuseum geschlossen, ich wünschte, es bliebe
geschlossen. Ich stelle mir vor, wie
eine afrikanische Familie das Mu-
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seum besucht. Nicht vorstellbar,
was sie denkt, wenn sie die Exponate (z.B. Schrumpfköpfe und Waffen) aus ihrer Heimat sieht. Ob sie
das Wort Missionsorden so versteht
wie wir? Es war höchste Zeit, dass
St. Ottilien die ehemaligen Internatsräume Asylbewerbern zur Verfügung stellt. Braucht es dazu zwei
größere Artikel in der Zeitung? Für
etwas Selbstverständliches? Dann
las ich noch, dass für die Neugestaltung des Missionsmuseums
Geld aus Brüssel kommt! Dagegen
ist die Selbstverständlichkeit, mit
der hier in Schondof ehrenamtlich
geholfen wird, ohne Zeitungsartikel, bemerkenswert und nicht hoch
genug zu loben! Chapeau!!!
Susanne Sticker
Alle Bilder: S. Lücke
Leserbriefe
WAS SO LOS IST
Veranstaltungen April bis Juni 2015
So. 05.04.
05:30 Uhr
kath. Pfarrgemeinde, Osternachtsfeier, Hl.-Kreuz Kirche
Mo. 06.04.
18:00 Uhr
kath. Pfarrgemeinde, Festgottesdienst zum Ostermontag, Hl.-Kreuz Kirche
Mi. 15.04.
19:00 Uhr
Bürger-Sprechzeit
19:30 Uhr
Gemeinderatssitzung
15:00 - 18:30 Uhr Transition-Region Ammersee e.V., World Café, Aula Grundschule
So. 19.04
Di. 21.04.
Fr. 24.04.
Sa. 25.04.
So. 26.04.
Fr. 01.05.
20:00 Uhr
N.N.
Musikzentrum Schondorf e.V., Jahreshauptversammlung, Ensembleraum
TSV Schondorf, Jahreshauptversammlung, Sportheim
07:00 - 16:00 Uhr TSV Schondorf, Flohmarkt, Sportplatz
10:00 Uhr
kath. Pfargemeinde, Erstkommunion, Hl.-Kreuz Kirche
N.N.
19:00 Uhr
19:30 Uhr
Maifeier, Bahnhofstraße
Fr. 15.05.
N.N.
TSV, Abteilung Eisstock, Dorfvereine-Turnier (Freitag und Samstag !)
So. 17.05.
Mi. 20.05.
18:00 Uhr
Kirchenchor Schondorf, Kirchenkonzert
19:30 Uhr
Bürgerversammlung, Seerestaurant Café Forster
Sa. 23.05.
N.N.
Sa. 30.05.
07:00 - 16:00 Uhr TSV Schondorf, Flohmarkt, Sportplatz
ab 9:00 Uhr
Altpapiersammlung
Mi. 03.06.
19:00 Uhr
19:30 Uhr
Bürger-Sprechzeit
Gemeinderatssitzung
Do. 04.06.
08:45 Uhr
kath Pfarrgemeinde, Fronleichnam Festgottesdienst, Seeanlage, anschließend Schiffsprozession nach Utting
Sa. 06.06.
15:00 Uhr
Heimat- und Volkstrachtenverein D‘Kirchseer, Grillfest, am Vereinsheim
Sa. 13.06.
09:00 Uhr
Yachtclub Schondorf e.V. & SSCA, Schondorfer Einhorn, Regatta
So. 14.06.
N.N.
Ruderclub Wilde Woge, Ammersee-West Cup
Mi. 17.06.
19:00 Uhr
19:30 Uhr
Bürger-Sprechzeit
Gemeinderatssitzung
Fr. 19.06.
09:30 - 12:30 Uhr Grundschule, Sommerfest
Sa. 20.06.
10:00 Uhr
kath. Pfarrgemeinde, Firmung, Hl.-Kreuz Kirche
14:30 - 17:00 Uhr Musikschule, Tag der offenen Tür, Grundschule, Blaues Haus
So 21.06.
N.N.
Sa. 27.06.
07:00 - 16:00 Uhr TSV, Flohmarkt, Sportplatz
N.N.
Schützengesellschaft Diana, Dorfvereine-Turnier, Schützenheim
So. 28.06.
N.N.
Mi. 06.05.
Bürger-Sprechzeit
Gemeinderatssitzung
Musikzentrum Schondorf e.V., Konzert „Best of...“, Landheim Vortragssaal
Stadtradeln, Auftakt-Tour nach Eching
Theater Schondorf, Sommerfest, N.N.
! Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr !
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Idee und Illustration: irene.sarre@t-online.de
Frühlingsglaube
Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.
Ludwig Uhland (1787 - 1862)