Einhorn - Greifenberg
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Einhorn - Greifenberg
Einhorn Zeitung für Schondorf Frühling 2015 Editorial / Seniorenausflug 2 ● Mal- und Schreibwettbewerb / Gemeinderat in Klausur 3 ● Zeit für Schondorf 4 ● Über die Kunst 5 ● Thema Asyl 6 ● Nachruf 7 ● Buchtipp / Impressum 8 ● Verschiedenes 9 ● Leserbriefe 10 ● Veranstaltungen 11 ● Ostern 12 EDITORIAL Liebe Bürgerinnen und Bürger, wir bewegen uns mit großen Schritten auf den Frühling zu. Die ersten frostfreien Tage liegen hinter uns, und in den Gärten sprießen die Frühblüher und bringen wieder Farbe in die Natur. Auch im Rathaus steht vor allem das Bauamt in den Startlöchern und wartet auf mildere Witterung. Viele Projekte, die der Gemeinderat bereits letztes Jahr beschlossen hat, warten auf ihre Umsetzung. Neben dem Umbau des Bahnhofs und der Fertigstellung der Feuerwehrhalle sind es vor allem die Renovierung des gemeindlichen Bauhofes sowie Straßenbauarbeiten, die dringend in Angriff genommen werden müssen. Aber auch in den Gemeindehäusern fallen einige Renovierungsarbeiten an. SENIOREN Besuch der Staatskanzlei Die Januarfahrt des Seniorenbeirats der Gemeinde Schondorf führte per Bus in die Landeshauptstadt zum Besuch der Bayerischen Staatskanzlei. Das Interesse der Senioren war mit 42 Teilnehmern überwältigend. Bei einer sehr kompetenten einstündigen Führung durch einen Mitarbeiter des Hauses lernten wir den riesigen Bau und seine Geschichte kennen. Im Jahre 1905 als Armeemuseum errichtet, wurde das Haus im Zweiten Weltkrieg bis auf den Sockel und den mittigen Kuppelbau zerstört. Nach schwierigen Entscheidungsprozessen erfolgten von 1989 bis 1993 die Sanierung des Altbaus und der Neubau der Staatskanzlei unter Einbeziehung des fast unzerstörten Mitteltraktes. Am interessantesten war der dritte Stock, in dem unser Weg vorbei an den Räumen der Minister und Staatssekretäre sowie des Ministerpräsidenten Herrn Seehofer direkt in den Sitzungssaal der Staatskanzlei führte. Dort konnten wir dann am großen ovalen Besprechungstisch Platz nehmen. Die Fahrtteilnehmer waren alle sehr beeindruckt, da sie diesen Raum ja nur aus den Fernsehberichten kannten. Anschließend ging es zum Mittagessen in den großen Festsaal des Hofbräuhauses. Danach wurde noch die historische Hofbräuhaus-Kunstmühle besichtigt, wobei uns der Chef der Mühle persönlich durch die drei Stockwerke mit den vielen Maschinen und Vorrichtungen führte und uns deren Geschichte und die Arbeitsweise der einzigen verbliebenen Mühle in der Münchner Innenstadt erklärte. Im zugehörigen Mehlund Getreideladen sowie in der Bäckerei bestand die Möglichkeit, die dortigen Bio-Produkte zu erwerben. Erwin Ehle Der Schondorfer Haushalt lässt dieses Jahr sicherlich keine großen Sprünge zu, und trotzdem wollen wir weiterhin daran arbeiten, dass unser Dorf lebenswert bleibt. Alle Bilder: E. Ehle Ihr Bürgermeister Alexander Herrmann 2 PANORAMA Wie Schondorf zu seinem Baumschutz Einhorn kam Alle Schondorfer Bäume mit einem Stammumfang von mehr als 80 cm, gemessen in 100 cm Höhe über dem Erdboden, sind durch die Baumschutzverordnung geschützt. Das bedeutet, dass diese Bäume nicht entfernt, zerstört oder verändert werden dürfen. Ausgenommen von dieser Regel sind Obstbäume, sofern es sich nicht um Apfel-, Birn- oder Walnußbäume von über 10 m Höhe und einer Kronenbreite von über 10 m handelt. Mal- und Erzählwettbewerb für Kinder bis 14 Jahre In den letzten Wochen wurden wir oft gefragt, warum Schondorf ein Einhorn mit Ring auf dem Horn als Wappentier hat. Die Antwort möchten wir jetzt von euch wissen. Schreibt uns eure Geschichte, wie Schondorf zu seinem Einhorn kam. Oder malt ein Bild oder eine Bildergeschichte. Die drei schönsten Geschichten und die drei schönsten Bilder werden wir in unserer Zeitung veröffentlichen. Die Gewinner erhalten jeweils einen Einkaufsgutschein in Höhe von 20 € für einen Einkauf in der Buchhandlung Timbooktu. Gebt eure Geschichte oder euer Bild bis spätestens 25. Mai 2015 im Rathaus ab oder schickt eine Mail an: redaktion@schondorf.de Teilnahmeberechtigt ist jedes Schondorfer Kind im Alter von 1-14 Jahren. Einsendeschluss: 25. Mai 2015 Auf Antrag kann eine Ausnahmegenehmigung durch die Baumschutz-Kommission der Gemeinde erteilt werden. Für einen Ortstermin wenden Sie sich bitte an Frau Lüdcke im Rathaus. (luedckevg@schondorf.de) Gemeinderat in Klausur Mitte Januar trafen sich im Schullandheim Wartaweil am Ostufer des Ammersees die Mitglieder des Schondorfer Gemeinderates mit Bürgermeister Alexander Herrmann zu einer eintägigen Klausur zum Thema Bauen. Die Anreise erfolgte für die meisten Gemeinderäte bereits am Freitagabend; so bot sich Gelegenheit, die Kollegen besser kennenzulernen. Der Samstag begann mit einer Einführung in die Historie des Bebauungsplans Prix-Gelände. Architekt Helgo von Meier erläuterte das Ergebnis der Untersuchungen zu den Rahmenbedingungen wie Schallschutz und Verkehr sowie den aktuellen Stand der Planung. In der Diskussion waren sich die Gemeinderäte einig, dass das Ziel des Bebauungsplans die Schaffung bezahlbaren Wohnraums für Schondorfer Bürger und Neubürger sein soll. Das Hauptaugenmerk soll hierbei auf Familien mit Kindern sowie Senioren und Erstwohner (junge Menschen, die zum ersten Mal eine eigene Wohnung beziehen) gelegt werden. Von Meier hat die Ergebnisse des intensiv geführten Gespräches in einen Plan eingearbeitet und dem Gremium in einer der folgenden Gemeinderatssitzun- gen in drei Varianten präsentiert. Am Nachmittag folgte ein zweieinhalbstündiger Vortrag von Geschäftsleiter Ralf Müller zum Thema Bauleitplanung und Baurecht. Die Gemeinderäte machten im Anschluss reichlich Gebrauch von der Möglichkeit, Müller zu den Feinheiten des Baurechts zu befragen. Die Klausur endete am Samstagnachmittag um halb fünf. AH 3 ZEIT FÜR SCHONDORF Verschenken statt verkaufen – das Tauschfest Die beiden Vereine Tauschring und Transition-Region Ammersee e.V. haben am 31. Januar 2015 zum gemeinsamen Tauschfest in die Aula der Schondorfer Grundschule geladen, und 80 Menschen sind gekommen. Ein besonderes Erlebnis hatte Waltraud Kamm-Willy: Ich selbst ertauschte unter anderem ein Buch von Greta Kadereit mit dem Titel Mein Leben in Kanada - Eine deutsche Auswanderin erinnert sich. Zu Hause fand ich in dem Buch ein Briefkuvert mit mehreren Fotos. Sie zeigten eine hübsche Frau mittleren Alters, freundlicher, aufmerksamer Blick, mit einem kleinen Hund im Arm, im Hintergrund eine gediegen und gepflegt wirkende Wohnung. Das Kuvert mit aufgedrucktem Absender war sehr elegant. Ich entschloss mich, die Fotos an die Adresse zu senden, und berichtete, 4 dass ich antiquarisch ein Buch mit diesem Inhalt erstanden hatte und nun die Fotos schicke, in der Hoffnung, dass die Empfängerin die Bilder irgendjemandem zuordnen kann. Zwei Tage später rief mich eine Dame mit lebhafter, freundlicher Stimme an. Sie nannte ihren Namen, es war der von dem Briefkuvert, und fragte nach dem Titel des Buches. Ich schilderte ihr die Tauschaktion und nannte den Buchtitel. „Das Buch ist von mir, ich habe es verfasst, um mir meine kanadischen Erlebnisse von der Seele zu schreiben, und vor Jahren jemandem im Allgäu geschenkt“, behauptete sie. „Aber Sie haben doch einen anderen Namen genannt!“, warf ich ein. Sie berichtete, dass sie es unter einem Pseudonym geschrieben habe, damit in ihrem Wohnort nicht jeder ihre persönliche Geschichte kennt, und gab an, dass es ein zweites Buch gebe, denn sie habe nochmals ein Jahr in Kanada verbracht. Sie kündigte an, mir dieses als Dank für die Fotos zu schicken. Ein paar Tage später kam das zweite Buch per Post, es heißt Karotten in Eis – Zweites Glück in Kanada von Greta Kadereit, mit einem Begleitbrief. Darin bedankte sich die Dame nochmals für die Fotos mit ihrer Hündin Nelly. Sie berichtete auch, sie habe ab Ende 1988 ihre Erlebnisse in Kanada schriftlich als Tagebuch festgehalten und nicht geahnt, dass daraus Jahre später Bücher werden würden. Kanadische Tagebücher Sie betonte, der Inhalt beider Bücher sei durchwegs wahr, nichts sei hinzuerfunden. Den Brief hatte sie mit ihrem richtigen Namen und mit Greta Kadereit unterzeichnet. Na, das war ja eine große Überraschung! Zumal der Brief in gestochener, hübscher Schrift und auf wertvollem Papier verfasst war und obendrein einen äußerst liebenswerten Inhalt hatte. Als ich mich bei der Dame telefonisch für die Buchsendung bedankte, erzählte ich ihr von unserem Schondorfer Literaturkreis „60 plus“ und von dem spannenden Buch Solange ich atme, in dem die ebenfalls mutige Schondorfer Reiseschriftstellerin Carmen Rohrbach ihre Flucht aus der früheren DDR schildert. Nachdem dafür Interesse bekundet wurde, schickte ich es der Dame als mein Geschenk. Waltraud Kamm-Willy im Februar 2015 Alle Bilder: C. Herrmann Ich begab mich mit einem Karton voller Tauschartikel zur Schule, wo zahlreiche Schondorfer Bürger mit Begeisterung tauschten, und wir genossen die temperamentvolle Musik sowie köstlichen Kuchen und Getränke. ÜBER DIE KUNST Andreas Kloker Seit 1972 in Schondorf als freischaffender Künstler tätig im Bereich der Kunst im halböffentlichen und öffentlichen Raum, der Installation und Performance. Vita, Bilder und Filme unter: www.kunst-am-ammersee.de www.andreaskloker.de oder auf YouTube Künstler in Schondorf – Andreas Kloker Alle Bilder: Andreas Kloker Essay von Gila Stolzenfuß Andreas Kloker ist ein Waldenser. Er gestaltet den Mehrwert im Überdruss über den Überfluss in einer orientierungslosen Sozietät. Er handelt mit Wüstenfüchsen die Sonne aus und kleidet den Tag und die Nacht mit Schmelzwasser und Schnee. Das Gespräch, das er mit den Verdunkelungen führt fließen ihm aus den Gelenken. Die Botschaften sind gewusst sie werden umgeschrieben. Sie handeln vom Handkuss und ornamentaler Orphik. Die Gebete in den Rinnsalen und goldenen Pfützen laden die Schläfrigkeiten ein, die allhier und dort einen Plastikbecher zur Verfügung stellen für die Inbetriebnahme unserer Würfel. Der Himmelsbewegung zur Folge überbieten dann Scheinwerfer das herausgehobene Erz. Andreas Kloker kümmert sich um den Bestand, auch wenn der Herbststurm die Schalldämpfer spaltet kurz vor dem Podest. Er veranlasst den Trommler die gebrauchten Gegenstände dem Wasserstand zu überreichen. Es gibt solche Schiffe, die sich vom Anker lösen durch einen Feuerbesen in weißem Wasser. Somit ergeben sich entlastete Zusammenhänge und der widernatürliche Vorgang von Ursache und Wirkung schnellt die Angelegenheiten von dannen. Am liebsten jedoch feilt Andreas Kloker den Kelch entzwei und es tauchen hintereinandergehende Menschen auf in einem unsäglichen schwarzen Rot. Dieses wird im Hintergrund verrückt. Doch um diesen Zustand in die Einmaligkeit zu führen, schwingt Andreas Kloker einen äolischen Schiefermonolithen in den ausgeschüttelten Kreis. Der Kassenbericht könnte nicht schöner sein. Festlich feiern die Kegel auf der vorderen Stirn, sie könnte der Übergang sein vom Leierkastenmann zum Spiel mit den Figuren in einem angrenzenden Garten. Der Flieder ist in diesem Jahr eine herausgefallene Akelei, oftmals allerdings beliebt dem trotzigen Brunnen die Mittellosigkeiten zu übergehen. Andreas Kloker hält sich den Tagesanbruch vom Leibe, er setzt die Armutsbewegung in Gang, die eine Renaissance befleißigt hatte, auf ihre Sackgassen zu verzichten. In diesem Sinne ist Andreas Kloker ein Hund. Das ist mehr als ein Künstler. Gila Stolzenfuß 5 THEMA ASYL Leben im Asyl Wer sich freiwillig mit Hunderten anderer Menschen, darunter kleinen Kindern und schwangeren Frauen, in ein kleines Boot setzt und fünf Tage ohne Essen und Trinken bei schwerer See auf dem Mittelmeer dahintreibt, tut das nicht aus Abenteuerlust. Fünf Familien, fünf unterschiedliche Schicksale. Allen ist jedoch eines gemein: Was sie Heimat nennen, ist längst nicht mehr das, was Heimat sein soll – ein Ort der Sicherheit und Geborgenheit. Für sie ist Heimat zu einem Ort der Bedrohung geworden, die viele Gesichter hat: Gefängnis, Folter, Armut, Tod. Niemand verlässt seine Heimat ohne Not Wir (Helga Gall und ich) sitzen in der kleinen Küche im gemeindeeigenen Haus in der Schulstraße. Svetlana R., die Ukrainerin, hat Tee gekocht, die junge Syrerin Darin A., die gut deutsch spricht, wartet mit einem Tiramisù auf. Sie ist vor drei Jahren mit ihrem Mann Tareq vor Krieg und Terror geflohen. Tareq hatte nach Gefängnis und schwerer Folter nur noch einen Ausweg gesehen: die Flucht, zunächst in den Libanon, zurück nach Syrien, dann nach Ägypten, weiter nach Sizilien und schließlich nach Deutschland. Auf der Fahrt über das Mittelmeer kam das dritte Kind des Paares zur Welt. Tareqs zuckerkranke Schwester hingegen starb. Sie hatte keine Chance zu überleben. Tareq und Darin sind inzwischen anerkannte Flüchtlinge und suchen dringend eine bezahlbare Wohnung. Olexandr und Svetlana R. flohen aus der Ukraine vor Willkür und 6 Terror. Junge Männer werden, wie Olexandr erzählt, mit körperlicher Gewalt zum Militärdienst gezwungen. Um sich diesem Schicksal zu entziehen, verließ er mit seiner Frau und dem kleinen Sohn das Land. Seine Angst: Abgeschoben zu werden, denn wer zurückkehrt, gilt als Verräter und landet im Gefängnis. Nigeria. Ein anderer Kontinent, ein anderer Kulturkreis, andere Menschen, aber ein ähnliches Schicksal. Felix S., einer der Flüchtlinge aus Nigeria, die in Schondorf Schutz suchten, floh aus seiner Heimat, nachdem sein Vater ermordet worden war; er hatte sich geweigert, sein Grundstück abzutreten, auf dem sich eine Ölquelle befand. Aus Angst, das gleiche Schicksal zu erleiden, floh Felix mit seiner Frau zunächst nach Libyen. Lange Odyssee Dann kamen die islamistischen Gotteskrieger und machten Jagd auf Christen. Pech für das junge Paar: Beide sind gläubige Christen. Als ich Felix nach seiner Geschichte frage, erzählt er von der dramatischen Bootsfahrt über das Mittelmeer, tagelang ohne Verpflegung, die Passagiere seekrank. Felix schaut vor sich hin auf den Tisch und erzählt, immer atemloser, er berichtet nicht über etwas Vergangenes, er erlebt es in diesem Moment von neuem. Weitere Stationen waren Schweden, wiederum Italien, schließlich München. Die andere Familie aus Nigeria: ein Paar mit drei kleinen Kindern. Die junge Frau, die zum Christentum konvertierte, floh vor ihrem muslimischen Vater, der sie bedrohte und am Schulbesuch hinderte. Glück im Unglück Auf der Flucht lernte sie Kester, ihren jetzigen Mann, kennen. Auch sie haben, jeder für sich, eine wahre Odyssee hinter sich. Niger, Italien, Belgien, Deutschland. Hier sind sie erst einmal zur Ruhe gekommen, aber wie es weitergehen wird, wissen sie nicht. Zehn Jahre lang ist Kester nun schon unterwegs in der Fremde. Vor kurzem wurde eine Roma-Familie von Schondorf nach Serbien abgeschoben, obwohl sie als Minderheit in ihrer Heimat von albanischen Nachbarn attackiert worden war und nun in ein inzwischen verwüstetes Haus zurückkehren musste. Der Bayerische Rundfunk hat die Familie am Tag ihrer Abschiebung ausführlich interviewt und den Bericht am folgenden Tag gesendet. Letztlich will sie alle keiner haben. Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung brachte es neulich auf den Punkt: „Da wird mit Menschen Pingpong gespielt.“ Susanne Lücke NACHRUF Erinnerung an Renate Rose Alle Bilder: Studio Rose, A. Foresti Gut fünf Monate nach Vollendung ihres 100. Geburtstages, den sie noch in kleiner Runde im Dießener Wohnstift Augustinum gefeiert hat, ist Schondorfs Ehrenbürgerin am 15. Dezember 2014 friedlich eingeschlafen. Ein langes, ereignisreiches Leben ist zu Ende gegangen. Ein Leben, in dem sich das ganze Jahrhundert widerspiegelte: Verzweiflung, Hunger und Entbehrungen, Hoffnung und Freude, Liebe und Trauer. Erster Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise, Niedergang der Weimarer Republik, die Schrecken des Dritten Reichs, Zweiter Weltkrieg, die Not der Nachkriegszeit – dies alles hat sie erlebt und ertragen und dabei nie ihre Würde verloren. Drei Wochen vor Beginn des Ersten Weltkriegs in Hamburg als jüngstes von drei Kindern der Familie Schlachter zur Welt gekommen, blieb sie nur kurz in Hamburg – die beruflichen Verpflichtungen des Vaters führten die Familie durch ganz Deutschland. Dennoch konnte Renate Rose eine solide Ausbildung zur Kostüm- und Bühnenbildnerin absolvieren, war an der Staatsoper Dresden und am Deutschen Theater in Budweis tätig. 1945 kam sie dann nach Schondorf, wo ihre Schwester, Eva Schlachter, im Landheim arbeitete, den älteren Schondorfern sicher noch als engagierte Naturschützerin bekannt. Bald lernte Renate den Maler Heinz Rose kennen und schätzen, den Sohn eines beliebten Mathematiklehrers im Landheim. Sie heirateten 1947, im gleichen Jahr kam Sohn Matthias zur Welt. Heinz Rose, ehemaliger Meisterschüler von Max Slevogt, ein ebenso lebensfroher wie ernsthafter Künstler, dem als „Entarteter“ während der Nazizeit nur wenig echte Entfaltungsmöglichkeiten gegeben waren, konnte in den Folgejahren sein künstlerisches Werk auf beachtliche Weise weiterentwickeln. Sein viel zu früher Tod im Jahr 1971 setzte seinem erfolgreichen Schaffen ein Ende. Nur ein Jahr später starb Matthias, der einzige Sohn. Renate Rose ertrug auch diese Schicksalsschläge. Kraft gab ihr in dieser leidvollen Zeit wohl auch die Konzentration auf ein Projekt, das für Schondorf große Bedeutung erlangen sollte. So beauftragte sie den Architekten Christian Elingius, im Garten neben dem Wohnhaus einen kleinen Pavillon zu errichten, in dem das Werk ihres Mannes öffentlich zugänglich gemacht werden und der auch den Werken anderer Künstler, bevorzugt aus der Region, offenstehen sollte. Im Oktober 1987 wurde die erste Ausstellung eröffnet. Seit damals fanden unzählige kulturelle Veranstaltungen statt – nicht nur die bildende Kunst, auch Musik und Literatur fanden hier eine Heimat. Kurz: Das „Studio Rose“ wurde zu einem kulturellen Kristallisationspunkt, der mittlerweile auch über die Schondorfer Grenzen hinaus Beachtung findet. Die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Renate Rose anlässlich ihres 90. Geburtstags im Jahr 2004 ist ein angemessener Ausdruck der Anerkennung und des Dankes der Gemeinde Schondorf, die diese tapfere und vornehme Frau immer in guter Erinnerung behalten wird. Michael Sorger 7 BUCHTIPP Bücherei – unser aktueller Buchtipp Öffnungszeiten der Bücherei: Dienstag: Mittwoch: Donnerstag: Freitag: 10 – 13 Uhr, 15 – 18 Uhr 15 – 19 Uhr, 15 – 17 Uhr In den Osterferien und den Pfingstferien gelten die üblichen Öffnungszeiten! Jonathan Crown SIRIUS Sirius ist die herrlich skurrile Geschichte eines kleinen Foxterriers vor dem Hintergrund des 2. Weltkrieges. Sirius wächst als Levi im Berlin der dreißiger Jahre bei der jüdischen Familie Liliencron auf. Die Familie flieht samt Levi, der inzwischen Sirius heißt, gerade noch rechtzeitig ins Exil nach Hollywood. Dort arbeitet Familienvater Carl, in Deutschland ein bekannter Planktonforscher, als Chauffeur für einen berühmten Filmstar. So gerät Sirius an den Set der Warner Brother Studios, wo er von einem Produzenten entdeckt wird. Als gefeierter Filmstar namens Herkules trifft er auf jede Menge Prominenz wie John Wayne, Mies van der Rohe, Marlene Dietrich, Cary Grant und Billy Wilder. Herkules beschließt nach einer Art Burnout, mit einem Zirkus auf Tour zu gehen, wird bei einem Zauberkunststück dummerweise verwechselt und landet auf Umwegen ausgerechnet mitten im Krieg in Berlin. Der SS-Offizier, der ihn aufnimmt, gibt ihm den Namen Hansi. Der kluge Foxterrier lernt eine Art Morsealphabet, wird zum Schoßhund Adolf Hitlers im Führerhauptquartier und zum Informanten für den Widerstand. Der Geschichte wohnt trotz der historischen und menschlichen Tragik eine unglaubliche Leichtigkeit und Heiterkeit inne. „Irrsinn erfordert Irrwitz“ – unter diesem Motto kann man die abenteuerliche Geschichte nur genießen! Sirius (auch als Hörbuch verfügbar) und weitere Neuerscheinungen finden Sie in der Gemeindebücherei und auf unserer Internetseite: http://webopac.winbiap.net/ schondorf Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Ihr Bücherei-Team, Christiane Ernst und Simone Nölke Einhorn, Zeitschrift für die Gemeinde Peter-Henlein-Straße 1, 91301 Forchheim Namentlich gekennzeichnete Artikel geben Schondorf am Ammersee Verantwortlich: nicht unbedingt die Meinung der Redaktion Die Schondorfer Gemeindezeitung Einhorn Für den amtlichen Teil: wieder. erscheint vierteljährlich und wird an alle er- Der Erste Bürgermeister der Gemeinde Für nicht gelieferte Zeitungen infolge höherer reichbaren Schondorfer Haushalte kostenlos Schondorf, Alexander Herrmann Gewalt oder anderer Ereignisse kann kein verteilt. Für den redaktionellen I nhalt: Ersatz gefordert w erden. Herausgeber: Gemeinde Schondorf am Das Redaktionsteam Einhorn, Weitergehende Ansprüche, insbesondere auf Ammersee, Rathausplatz 1, 86938 Schondorf, Christiane v. Bechtolsheim, Susanne Lücke, Schadenersatz, sind ausdrücklich ausgeschlos- vertreten durch: Alexander Herrmann, Erster Alexander Herrmann, sen. Bürgermeister Rathausplatz 1, 86938 Schondorf Druck und Verlag: redaktion@schondorf.de Linus Wittich KG 8 Alle Bilder: Kiepenheuer&Witsch Impressum VERSCHIEDENES Endlich ist es so weit! Ab sofort können unsere Leserinnen und Leser über den OnleiheVerbund „eMedien Bayern“ elektronische Medien leihen. Das heißt, Sie können an einem beliebigen Ort mit Internetzugang, egal ob zu Hause, im Urlaub oder in einem Internet-Café, in der Online-Bibliothek stöbern, sich Ihre Auswahl herunterladen und die Medien auf dem PC, MP3-Player, Smartphone, Tablet oder E-Book-Reader nutzen – und das sieben Tage in der Woche rund um die Uhr. In der Onleihe gibt es ePaper, also elektronische Zeitun- gen und Zeitschriften, eBooks und eAudios, sprich Hörbücher. Nähere Informationen erhalten Sie zu den gewohnten Öffnungszeiten in der Bücherei Schondorf. Das Team der Bücherei freut sich auf Ihren Besuch! Tag der offenen Baustelle Am 11.04.2015 öffnet die Schondorfer Feuerwehr die Türen der Baustelle an der Bahnhofstraße. Seit dem 28. August 2014 wird nun am neuen Feuerwehrhaus an der Bahnhofstraße gebaut. Bis zu sieben Gewerke haben teilweise gleichzeitig auf der Baustelle gearbeitet. Die Rohbauarbeiten konnten noch im letzten Jahr abgeschlossen werden, und der Ausbau schreitet mit großen Schritten voran. Seit- dem jedoch die Fenster und die Tore eingebaut sind, kann man von außen vom Baufortschritt wenig bis gar nichts erkennen. Aus diesem Grund veranstaltet die Feuerwehr einen Tag der offenen Baustelle. Am 11. April können sich Interessierte von 13 - 17 Uhr ein Bild vom aktuellen Stand der Arbeiten machen. Im Halbstundentakt finden sachkundige Führungen mit Architekt und Kommandant Florian Gradl statt. Wahl zum Seniorenbeirat Am Dienstag, dem 05.05.2015, wird um 15:00 Uhr in der Aula der Grundschule Schondorf der Seniorenbeirat der Gemeinde Schondorf gewählt. Wahlberechtigt sind alle in der Wahlversammlung anwesenden Einwohner der Gemeinde Schondorf, die das 60. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten ihren Hauptwohnsitz in Schondorf haben. Wahlvorschläge sind bis spätestens Montag, den 20.04.2015, in der Geschäftsstelle der Verwaltungsgemeinschaft Schondorf einzureichen. Wählbar sind alle Schondorfer Einwohner, die das 60. Lebensjahr vollendet haben, ihren Hauptwohnsitz seit mindestens drei Monaten in Schondorf haben und nicht dem Gemeinderat angehören. AH Bürgerversammlung Die diesjährige Schondorfer Bürgerversammlung findet am Mittwoch, dem 20. Mai, um 19:00 Uhr im Seerestaurant Café Forster statt. Anträge für die Bürgerversammlung müssen bis spätestens 12. Mai im Rathaus abgegeben werden. Alle Bilder: A. Herrmann Erdgas Die Planungen für die Verlegung der Erdgasleitung bis nach Schondorf werden konkreter. Wenn alles gut geht, soll die Leitung bis Ende 2015 im Boden sein. Damit wäre dann das ganze Westufer an das Erdgasnetz angeschlossen. 9 VERSCHIEDENES KORF und sein Bäume in Schondorf Dorf Ob sie nun auf öffentlichem oder privatem Grund wurzeln, sie bestimmen wesentlich das Ortsbild, nicht anders als Häuser, Kirchen, Straßen und Wege. An dieser Stelle soll jeweils ein besonders erwähnenswertes Exemplar vorgestellt werden. Im Februar gab es wieder mal eine Vorlesestunde im Studio Rose. KORF hat auch zugehört. 25 Paar Ohren hörten, was Heinrich Heine 1824 von Göttingen hält und überhaupt vom Harz, der nördlich davon liegt. Auch KORF kennt den Brocken. Vor 25 Jahren, als alle den Harz hin und her erforschen konnten, liefen auf dem Brocken sowjetische Soldaten herum und langweilten sich. KORF erinnert sich vor allem an sein Gefühl der Überlegenheit und des Mitleids den Männern gegenüber. Es war Sonntag, und viele Ausflügler besuchten den Gipfel. Auf den Panzerstraßen, die hinaufführten, gingen viele Menschen. KORF hörte nur hunderte von Füßen, menschliche Stimmen nur als Murmeln. KORF weiß, dass Bürger der DDR nie laut sprachen, schon gar nicht auf Straßen. Schweigende Menschen, die den ganzen Harz jetzt besuchen können. So ein Erlebnis hatte Heinrich Heine nicht. Froh über alles, wie es gekommen ist mit dem Harz und Deutschland ist euer KORF Blutbuche, Fagus sylvatica ‚Atropunicea‘, auf dem Gelände des Landheims. Geschätztes Alter: 130 bis 150 Jahre Ergänzung zum Thema Asyl In zwei Zeitungen las ich, dass das Kloster St. Ottilien 20 Asylbewerber aufnehmen wird. Hoffentlich kommen keine Schwarzafrikaner! Vorsicht: Ironie! Denn im Augenblick ist das Missionsmuseum geschlossen, ich wünschte, es bliebe geschlossen. Ich stelle mir vor, wie eine afrikanische Familie das Mu- 10 seum besucht. Nicht vorstellbar, was sie denkt, wenn sie die Exponate (z.B. Schrumpfköpfe und Waffen) aus ihrer Heimat sieht. Ob sie das Wort Missionsorden so versteht wie wir? Es war höchste Zeit, dass St. Ottilien die ehemaligen Internatsräume Asylbewerbern zur Verfügung stellt. Braucht es dazu zwei größere Artikel in der Zeitung? Für etwas Selbstverständliches? Dann las ich noch, dass für die Neugestaltung des Missionsmuseums Geld aus Brüssel kommt! Dagegen ist die Selbstverständlichkeit, mit der hier in Schondof ehrenamtlich geholfen wird, ohne Zeitungsartikel, bemerkenswert und nicht hoch genug zu loben! Chapeau!!! Susanne Sticker Alle Bilder: S. Lücke Leserbriefe WAS SO LOS IST Veranstaltungen April bis Juni 2015 So. 05.04. 05:30 Uhr kath. Pfarrgemeinde, Osternachtsfeier, Hl.-Kreuz Kirche Mo. 06.04. 18:00 Uhr kath. Pfarrgemeinde, Festgottesdienst zum Ostermontag, Hl.-Kreuz Kirche Mi. 15.04. 19:00 Uhr Bürger-Sprechzeit 19:30 Uhr Gemeinderatssitzung 15:00 - 18:30 Uhr Transition-Region Ammersee e.V., World Café, Aula Grundschule So. 19.04 Di. 21.04. Fr. 24.04. Sa. 25.04. So. 26.04. Fr. 01.05. 20:00 Uhr N.N. Musikzentrum Schondorf e.V., Jahreshauptversammlung, Ensembleraum TSV Schondorf, Jahreshauptversammlung, Sportheim 07:00 - 16:00 Uhr TSV Schondorf, Flohmarkt, Sportplatz 10:00 Uhr kath. Pfargemeinde, Erstkommunion, Hl.-Kreuz Kirche N.N. 19:00 Uhr 19:30 Uhr Maifeier, Bahnhofstraße Fr. 15.05. N.N. TSV, Abteilung Eisstock, Dorfvereine-Turnier (Freitag und Samstag !) So. 17.05. Mi. 20.05. 18:00 Uhr Kirchenchor Schondorf, Kirchenkonzert 19:30 Uhr Bürgerversammlung, Seerestaurant Café Forster Sa. 23.05. N.N. Sa. 30.05. 07:00 - 16:00 Uhr TSV Schondorf, Flohmarkt, Sportplatz ab 9:00 Uhr Altpapiersammlung Mi. 03.06. 19:00 Uhr 19:30 Uhr Bürger-Sprechzeit Gemeinderatssitzung Do. 04.06. 08:45 Uhr kath Pfarrgemeinde, Fronleichnam Festgottesdienst, Seeanlage, anschließend Schiffsprozession nach Utting Sa. 06.06. 15:00 Uhr Heimat- und Volkstrachtenverein D‘Kirchseer, Grillfest, am Vereinsheim Sa. 13.06. 09:00 Uhr Yachtclub Schondorf e.V. & SSCA, Schondorfer Einhorn, Regatta So. 14.06. N.N. Ruderclub Wilde Woge, Ammersee-West Cup Mi. 17.06. 19:00 Uhr 19:30 Uhr Bürger-Sprechzeit Gemeinderatssitzung Fr. 19.06. 09:30 - 12:30 Uhr Grundschule, Sommerfest Sa. 20.06. 10:00 Uhr kath. Pfarrgemeinde, Firmung, Hl.-Kreuz Kirche 14:30 - 17:00 Uhr Musikschule, Tag der offenen Tür, Grundschule, Blaues Haus So 21.06. N.N. Sa. 27.06. 07:00 - 16:00 Uhr TSV, Flohmarkt, Sportplatz N.N. Schützengesellschaft Diana, Dorfvereine-Turnier, Schützenheim So. 28.06. N.N. Mi. 06.05. Bürger-Sprechzeit Gemeinderatssitzung Musikzentrum Schondorf e.V., Konzert „Best of...“, Landheim Vortragssaal Stadtradeln, Auftakt-Tour nach Eching Theater Schondorf, Sommerfest, N.N. ! Alle Angaben nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr ! 11 Idee und Illustration: irene.sarre@t-online.de Frühlingsglaube Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden. O frischer Duft, o neuer Klang! Nun, armes Herze, sei nicht bang! Nun muß sich alles, alles wenden. Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiß der Qual! Nun muß sich alles, alles wenden. Ludwig Uhland (1787 - 1862)