Funktionaloptometrie in der deutschen Augenoptik - DOZ

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Funktionaloptometrie in der deutschen Augenoptik - DOZ
OPTOM E TR I E
Funktionaloptometrie
in der deutschen
Augenoptik
Michaela Friedrich
Hans-Jürgen Grein
– eine Ist-Analyse, Teil 3
Teil III: Aus- und Weiterbildung
Der nachfolgende Artikel versucht die Ist-Situation der
Funktionaloptometrie in Deutschland aufgrund von
Ergebnissen einer Umfrage zusammenfassend darzustellen. In Teil I wurden die berufspolitische Ausgangssituation und Tätigkeitsfelder der Funktionaloptometristen dargestellt. In Teil II wurde versucht, ein
Stimmungsbild der deutschen Augenoptiker bezüglich
der Funktionaloptometrie zu zeichnen. Die Ausbildungssituation und die in Deutschland angebotenen
Kurse zur Funktionaloptometrie werden in Teil III
beschrieben. Der IV. Teil diskutiert die Ergebnisse der
Umfrage im Gesamtzusammenhang.
■ Funktionaloptometrie an deutschen
Fach- und Fachhochschulen
Ist die Funktionaloptometrie überhaupt ein Thema für die Ausbildung? Derzeit gibt es berufspolitisch kein Einvernehmen darüber, ob
und in welchem Maße Inhalte der Funktionaloptometrie in der Ausbildung vermittelt werden sollten.
Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer (68%) sind der
Meinung, dass die Funktionaloptometrie zur augenoptischen Ausbildung dazu gehören sollte (Quelle: FH Jena, Umfrage ZVA
Report, Stand: Mai 07).
Der derzeitige Ausbildungsstand an deutschen Fachschulen stellt sich wie folgt dar (Quelle: Umfrage durch ZVA,
Stand: März 07): An einigen Einrichtungen wird Funktionaloptometrie zurzeit gar nicht unterrichtet. Andere Einrichtungen gaben an,
Lehrinhalte zur Funktionaloptometrie zu vermitteln. Viele der genannten Lehrinhalte (z.B. Pulfrich Pendel, MKH, Cover-/ UnCover
Test) müssen jedoch eigentlich zur klassischen Optometrie oder
Physiologischen Optik gezählt werden. Dies zeigt auch deutlich die
Unklarheit zum Begriff „Funktionaloptometrie“.
An den deutschen Fachhochschulen zeigt sich folgendes Bild: Einige Einrichtungen planen sich zukünftig im Rahmen
der Bachelorausbildung mit der FO zu beschäftigen. Als grobe
Inhalte wurden angegeben: Entwicklung des Sehens, neuronale
Verarbeitung und Wahrnehmung, Begriffe und Zusammenhänge zu
Akkommodation, Augenbewegungen und Vergenz.
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Wenn in den deutschsprachigen Bachelor- oder Masterstudiengängen der Hochschulen eine Ausbildung zur Funktionaloptometrie
angeboten wird, geschieht dies innerhalb der verschiedenen Einrichtungen in unterschiedlichem Umfang und Inhalt. Detailliertere
Informationen dazu sind in den Modulplänen und Modulbeschreibungen der verschiedenen Studiengänge beschrieben und können
bei der jeweiligen Einrichtung eingesehen bzw. angefordert werden.
Die Inhalte zur FO werden in diesen Studiengängen hauptsächlich
von deutschen Dozenten vermittelt. Teilweise unterrichten aber
auch Dozenten aus USA zu Themen wie Vision Therapy oder Sports
Vision.
In anglo-amerikanischen Masterkursen werden an den Fachhochschulen Aalen und Berlin Inhalte zur FO in Kooperation mit
Hochschulen im Ausland angeboten. Die Vorlesungen und Praktika
finden entweder an einer amerikanischen Hochschule oder an einer
deutschen Hochschule mit amerikanischem Dozent statt. Im Bereich
„Behavorial Optometry and Vision Therapy“ werden Kenntnisse zu
Theorie und Praxis der Funktionaloptometrie vermittelt.
Insgesamt muss festgestellt werden, dass es in den deutschen
Ausbildungsstätten weder ein einheitliches Bild von den Inhalten der
Funktionaloptometrie gibt, noch ein vergleichbares Konzept der
Vermittlung. Aufgrund der teilweise nur wagen Angaben zu Lehrinhalten ist ein echter Vergleich nicht möglich.
■ Kursangebot in Deutschland
Das Kursangebot zur Funktionaloptometrie ist recht vielfältig und
reicht von kurzen Einführungskursen bis zu recht aufwändigen Kursfolgen. Nicht immer ist die Grenze zwischen Vermittlung neutraler
fachlicher Informationen und „firmenbezogener Veranstaltung“
scharf zu ziehen.
Tabelle 1 stellt eine Übersicht zu angebotenen Kursen bzw. Seminaren der einzelnen Anbieter mit Umfang und Inhalten zur Funktionaloptometrie dar.
In Deutschland bietet die Wissenschaftliche Vereinigung für Augenoptik und Optometrie (WVAO) in Zusammenarbeit mit der EGO
(Europäische Gesellschaft für Optometrie) seit 1999 Kurse zur Funktionaloptometrie an. Das WVAO-Kurssystem besteht aus einem
Grundkurs und fünf Aufbau-Seminaren zu verschiedenen Schwerpunkten (Tab. 1). Des Weiteren werden zurzeit Ergänzungskurse zu
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Tabelle 1
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den Themen „Ophthalmoskopie“ „Van Orden Stern“, „Practical I bis
III“, „VOR“ (Vestibular okulare Reflexe) und „Trauma“, „Syntonics/
Syntonics-Vertiefung“ und „Sports Vision“ sowie sechs Kurse zur
praktischen Umsetzung von Visualtraining angeboten. Die Hauptreferenten sind Stephan Collier, Egon Weiler und Wilfried Steiper.
Derzeit sind insgesamt mehr als 800 Augenoptiker gelistet, die
nach Angaben der WVAO alle sechs Basiskurse besucht haben.
Schätzungsweise sind davon die Hälfte im Bereich Funktionaloptometrie aktiv (Quelle: WVAO, Stand: März 08).
Nach Abschluss der Seminare besteht die Möglichkeit eine
Prüfung zum „anerkannten Fachberater für Funktionaloptometrie“
abzulegen. Die Prüfung ist jedoch nicht Voraussetzung zur
Ausübung der Funktionaloptometrie, da es hierzu keiner näher
definierten Voraussetzungen bedarf und die FO in Deutschland
grundsätzlich mit Bestehen der Meisterprüfung (oder vergleichbarem Abschluss) ausgeübt werden darf.
Derzeit sind etwa 115 Funktionaloptometristen mit Prüfung bei der
WVAO gelistet (Quelle: WVAO, Stand: März 08).
Abb.8: Seminar zur
Funktionaloptometrie der
WVAO mit Stephan Collier
[23]
Die Firma Bach Optic bietet ein anderes Konzept an: eine internetbasierte und interaktive Datenbank (train your eyes.com) für Visualtraining. Bevor mit der Nutzung der Datenbank begonnen werden
kann, besuchen die Augenoptiker ein dreitätiges Seminar bei der
dänischen Optometristin Maria Beadle Kops. Danach können die angeschlossenen Kursteilnehmer die Datenbank bzw. Internet-Trainingsplattform nutzen und bekommen online Anleitungen zu Übungen.
Die Trainingsprogramme können individuell für jeden Kunden aus
der Datenbank abgerufen werden. Dadurch wird der Aufwand und
die Arbeit für den Augenoptiker auf ein Minimum reduziert, da er die
Übungen nicht mehr selbst konzipieren muss. Bei dem Trainingsprogramm handelt sich um ein abwechslungsreiches Übungsprogramm, welches sowohl für Erwachsene als auch für Kinder mit
visuellen Problemen geeignet ist. Es ist so konzipiert, dass der Kunde
speziell für ihn zusammengestellte Übungen zu Hause per Internet
durchführt und der Augenoptiker (Trainer) diese Übungen zur
Erfolgskontrolle mitverfolgen kann [19].
Nach Aussagen der Anbieterin Kops nutzen in Deutschland
derzeit ca. 40 Augenoptiker diese Plattform (Quelle: Stemmermann,
Bach Optic, Stand: Juni 08).
Das CLRF (Contact-Linsen-Refraction-Fortbildung) Institut in
München bietet seit kurzer Zeit unter der Leitung von Dr. Carmen
Helm-Koch Kurse zur Funktionaloptometrie an. Der Seminaraufbau
folgt einem „stringenten“ Muster und gliedert sich in drei Einheiten
zu den Themen: Einführung in das Visualtraining, Analyse visueller
Fähigkeiten und Anwendung der Funktionaloptometrie. An dieser
Ausbildung können Augenoptiker-Meister, Diplom-Ingenieure
Augenoptik (FH) bzw. Diplom Augenoptiker/ Optometristen (FH)
und neuerdings auch Gehilfen teilnehmen. Gesellen müssen aber
bevor sie diese Ausbildung beginnen einen dafür konzipierten
Vorbereitungslehrgang absolviert haben [20].
Die Teilnehmer erhalten nach erfolgreich absolvierter Ausbildung
ein CLRF-Zertifikat mit dem Titel: FUNKTIONATOPTOMETRIST
(CLRF). Der Anbieter, Herr Scigalla, gibt zum Zertifikat folgendes an:
„Dieses dokumentiert, dass der Teilnehmer in seiner Ausbildung mit
unseren neusten Erkenntnissen aber auch modernen Geräten - wie
dem PRISMA eyemeasure und der EYEBinObox - vertraut ist und seine zukünftige Arbeitsweise entsprechend gestalten kann“.
Bis jetzt haben 18 Teilnehmer den Kurs belegt (Quelle: Scigalla,
CRLF, Stand Juli 08).
Abb.10:Seminar
Funktionaloptometrie
im CLRF in
München [20]
Das bfw (Berufsfortbildungswerk – staatlich anerkannte Fachschule für Augenoptik – Ergänzungsschule Baden-Württembergs) in
Karlsruhe bietet den Kurs Funktionaloptometrie und Visualtraining
an. Der stark auf die Praxis ausgelegte Kurs, vermittelt an einem 2-tägigen Wochenendseminar die Grundlagen im Bereich der FO.
Neben den Grundlagen und der Vorstellung einzelner Teste zu verschiedenen Bereichen, werden auch optometrische Verknüpfungen
zu anderen Testmethoden angesprochen. Als Referenten fungieren
ausgebildete Funktionaloptometristen, die über große praktische
Erfahrung verfügen – meist sind die Referenten als FO in eigenen
Praxen tätig.
Die Kurse finden regelmäßig statt und werden auch von
den Meisterschüler(innen) des bfw genutzt, da sie kostenlos am
kompletten Seminarprogramm des bfw teilnehmen können.
Abb.11: Großer Lernerfolg
in kleinen Gruppen am bfw
in Karlsruhe
Abb.9: Seminar zu „Train
your eyes“ mit
Maria Beadle Kops [19]
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Am ifb (Institut für Berufsbildung) in Karlsruhe kann man unter
dem Begriff „Visualoptometrie“ vier Wochenendkurse (72h) zu Theorie und Praxis der FO belegen. Dieses Seminar richtet sich in erster
Linie an diejenigen, die bereits eine Meisterprüfung im Augenoptikerhandwerk mit Erfolg abgelegt haben, somit fundierte RefraktionsDOZ 9-2008
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kenntnisse haben und sich im Bereich Funktionaloptometrie weiter
bilden wollen [21]. Der Referent ist Diplom-Physiker und staatl. gepr.
Augenoptiker Oliver Wondratschek.
Den aktuellen Kurs haben derzeit vier Augenoptiker belegt und 21
Augenoptikermeister haben dieses Intensivseminar mit Erfolg am ifb
besucht (Quelle: ifb, Stand: März 07).
Abb. 12 Seminar
„Visualoptometrie“ am
ifb Karlsruhe [21]
Die Firma Visus GmbH Stuttgart bietet unter Leitung von Peter
Fanti zwei Kurse unter dem Namen „Fit für Visualtraining“ nach den
Prinzipien der „Optometrischen Verfahren der Binokularfunktionen“
an (amerikanische optometrische Verfahren nach Griffin und Scheiman mit vorgeschlagenen Vorgehensweisen zur Ermittlung von Binokulardefiziten). Einen Basiskurs an vier Tagen und einen Kompaktkurs an zwei Tagen. Der Basiskurs ist für Neueinsteiger gedacht.
Der Kompaktkurs richtet sich an Augenoptiker, die bereits Seminare
zu Visualtraining besucht haben und sich den Einstieg in die Praxis
erleichtern oder ihr Wissen auffrischen möchten [22]. Der praktische
Teil für Einzelübungen zum Visualtraining wird von Klaus Schopp
gelehrt. Der spezielle Teil über „frühkindliche Reflexe“ wird durch
Dr. Regine Ringeisen vermittelt.
Der erste Kurs fand im Frühjahr 2007 statt (Bericht in DOZ 8/
2007), seit Herbst 2007 werden die Seminare regelmäßig angeboten.
Die Fachakademie für Augenoptik in Knechtsteden bietet in
Anlehnung an die Inhalte der WVAO Kurse einen 2-tägigen Kurs zur
Funktionaloptometrie an. Dieses Seminar wendet sich an alle Interessierten, die im Alltag immer wieder merken, dass selbst die beste
binokulare Vollkorrektion nicht immer zur vollsten Zufriedenheit des
Kunden führt [24]. Im Seminar vermittelt Liane Schmidt einen
Überblick über die Möglichkeiten und Grenzen sowie Chancen und
Risiken der Funktionaloptometrie. Außerdem wird aufgezeigt,
welche Materialien und Ausstattungen benötigt werden und wie die
Umsetzung der Testverfahren im Geschäft bzw. in der Praxis aussehen kann [24].
Durchgeführt wurde das Seminar bis jetzt ca. vier bis fünf Mal, mit
durchschnittlich acht Teilnehmern (Quelle: Neukirchen, Fachakademie Knechtsteden, Stand: Mai 08).
Fortsetzung folgt …
Autoren:
Michaela Friedrich, M.Sc. Dipl.-Ing.(FH), Studiengang
Augenoptik, Fachbereich Sci Tec, Fachhochschule Jena
Carl-Zeiss-Promenade 2, 07745 Jena
Abb.13: Seminar „Fit für
Visualtraining“ der Visus
GmbH Stuttgart [22]
Prof. Dr. med. Dipl.-Ing. (FH) Hans-Jürgen Grein
Fachhochschule Lübeck, FB Angewandte Naturwissenschaften, Studiengang Augenoptik/Optometrie
Mönkhofer Weg 239, 23562 Lübeck
E-Mail: grein@fh-luebeck.de
inform-broschüre Nr. 21:
Rechtsanwalt Peter Schreiber
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