Berichte und Studien 3–4/2001
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Berichte und Studien 3–4/2001
à O e s t e r r e i c h i s c h e Nat i on a l b a n k B e r i c h t e u n d St u d i e n 3Ð4 / 2 0 0 1 Medieninhaber: Oesterreichische Nationalbank Fu¬r den Inhalt verantwortlich: Wolfdietrich Grau, Sekretariat des Direktoriums/O¬ffentlichkeitsarbeit Unter Mitarbeit von: Redaktion: Stephan Barisitz, Rene« DellÕmour, Ralf Dobringer, Arturo Estrella (Federal Reserve Bank of New York), Patricia Fahrngruber, Gerhard Fenz, Jarko Fidrmuc, Sylvia Fru¬hwirth-Schnatter (Wirtschaftsuniversita¬t Wien), Heinz Glu¬ck, Ingrid Haar-Sto¬hr, Sylvia Kaufmann, Markus Knell, Janos Kun, Frederic S. Mishkin (Graduate School of Business, Columbia University und National Bureau of Economic Research), Gabriel Moser, Thomas Reininger, Fabio Rumler, Franz Schardax, Paul Schmidt, Martin Schneider, Jack Selody (Leiter der Abteilung Monetary and Financial Analysis, Bank of Canada), Katrin Simhandl, Martin Spitzer, Christine Stecyna, Maria Teresa Valderrama, Isabel Winkler, Robert Zorzi Karin Fischer, Christiana Weinzettel Abteilung fu¬r volkswirtschaftliche Analysen Satz, Druck und Herstellung: Ru¬ckfragen: Hausdruckerei Oesterreichische Nationalbank Sekretariat des Direktoriums/O¬ffentlichkeitsarbeit Wien 9, Otto-Wagner-Platz 3 Postanschrift: Postfach 61, A-1011 Wien Telefon: 01/404 20 DW 6666 Telefax: 01/404 20 DW 6696 Nachbestellungen: Internet: Papier: Oesterreichische Nationalbank Dokumentationsmanagement und Kommunikationsservice Wien 9, Otto-Wagner-Platz 3 Postanschrift: Postfach 61, A-1011 Wien Telefon: 01/404 20 DW 2345 Telefax: 01/404 20 DW 2398 http://www.oenb.at Salzer Demeter, 100% chlorfrei gebleichter Zellstoff, sa¬urefrei, ohne optische Aufheller DVR 0031577 Inhalt Impressum Editorial 2 7 Wirtschaftliche Entwicklung in der Wa¬hrungsunion und in der EU Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU ¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O ¬ sterreich Konjunkturelle Entwicklung in O Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ische Integration 12 20 45 54 Moneta¬re Entwicklung in O¬sterreich Gescha¬ftsta¬tigkeit der inla¬ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 ¬ sterreichs im Jahr 2000 Internationale Vermo¬gensposition O ¬ Direktinvestitionen Osterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬hlter Indikatoren 102 Internationale Wirtschaft Entwicklungen in ausgewa¬hlten Industriela¬ndern au§erhalb der EU Entwicklungen in ausgewa¬hlten Reformla¬ndern Zusammenarbeit im internationalen Wa¬hrungs- und Finanzsystem 120 134 153 Studien ãTransmission der GeldpolitikÒ Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬genspreise in der Geldpolitik Dieser Beitrag untersucht u¬ber den traditionellen Zinskanal hinausgehende Transmissionsmechanismen der Geldpolitik. Den Schwerpunkt bildet die Frage, wie geldpolitische Impulse u¬ber die Preise anderer Vermo¬genswerte auf die Wirtschaft u¬bertragen werden. Es wird dargestellt, wie sich die moneta¬ren Transmissionsmechanismen u¬ber Aktienkurse, Immobilienpreise und Wechselkurse auf das Investitionsverhalten und die Konsumentscheidungen der Unternehmen wie auch der privaten Haushalte auswirken. Angesichts der entscheidenden Rolle der Vermo¬genspreise im Transmissionsmechanismus lie§en sich die Zentralbanken bisher ha¬ufig dazu verleiten, ihre Geldpolitik an den Vermo¬genspreisen auszurichten. Dieser Beitrag macht deutlich, dass eine Orientierung der Geldpolitik an den Vermo¬genspreisen seitens der Zentralbanken trotz der beachtlichen Rolle dieser Preise in der Geldpolitik wahrscheinlich schlechtere wirtschaftliche Ergebnisse zeitigt und unter Umsta¬nden sogar die Unabha¬ngigkeit der Zentralbanken in ihren Grundfesten erschu¬ttern ko¬nnte. Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬sterreichischer Bankbilanzen Der vorliegende Beitrag untersucht die Querschnittsasymmetrie und die zeitliche Dimension der Asymmetrie in der Reaktion der Kreditvergabe der Banken auf Zinsa¬nderungen. Die Querschnittsasymmetrie entsteht auf Grund der unterschiedlichen Fa¬higkeit der einzelnen Banken, Einlagenru¬ckga¬nge durch externe Liquidita¬tsaufnahme zu substituieren. Im Zeitablauf stehen asymmetrische Reaktionen im Zusammenhang mit der jeweiligen Wirtschaftslage, wobei in Zeiten geda¬mpften Wachstums Liquidita¬tsrestriktionen sta¬rker einschra¬nkend wirken. Es werden sowohl die Gruppenindikatoren als auch der Zeitindikator in die Modellscha¬tzung einbezogen. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 58 71 89 156 172 3 Inhalt Die Ergebnisse dokumentieren eine je nach Konjunkturverlauf signifikant unterschiedliche Reaktion in der Kreditvergabe. Die meisten Banken fallen in eine Hauptgruppe, wa¬hrend sich der Rest auf die anderen Gruppen verteilt. Dabei sind das Ausma§ der A¬nderungen in der Kreditvergabe und die Reaktionszeit auf Zinsa¬nderungen ma§geblich fu¬r die Klassifizierung. Bankspezifische Merkmale (wie Gro¬§e und Liquidita¬t), die allgemein als Bestimmungsfaktoren fu¬r den Kreditvergabekanal gelten, erweisen sich hingegen fu¬r die Klassifizierung als nicht bestimmend. 4 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬sterreichischer Firmen Da Innen- und Fremdfinanzierung nicht vollkommen austauschbar Ð das hei§t nicht vollkommen substituierbar Ð sind, kann die Geldpolitik reale Effekte sowie Verteilungswirkungen auf die Realwirtschaft u¬ber den Kreditkanal haben. Im vorliegenden Beitrag wird der Bilanzkanal und der Kreditvergabekanal in O¬sterreich untersucht. Um die Auswirkungen der Geldpolitik abscha¬tzen zu ko¬nnen, werden Finanzvariablen sowie unternehmensspezifische Kapitalnutzungskosten in eine Investitionsnachfragegleichung miteinbezogen. Die Scha¬tzungen zeigen, dass Finanzvariablen signifikante Determinanten der Investitionsnachfrage darstellen, was die Existenz eines Bilanzkanals in O¬sterreich besta¬tigt. Zur Feststellung, ob ein Kreditvergabekanal existiert, werden Unternehmen nach dem Grad ihrer Kreditabha¬ngigkeit in Gruppen unterteilt. Im vorliegenden Beitrag wird gezeigt, dass kleine und junge Unternehmen sta¬rker auf einen moneta¬ren Schock reagieren. Die Intensita¬t des Effekts ha¬ngt jedoch von der Definition von ãkleinÒ und ãjungÒ ab. Die Auswirkungen der Geldpolitik werden Ð erwartungsgema¬§ Ð durch die Mo¬glichkeit, eine kurzfristige Verschuldung sowohl u¬ber einen Handelskredit zu ersetzen als auch durch die Existenz so genannter Hausbanken, geda¬mpft. 194 Finanzinnovationen und der moneta¬re Transmissionsmechanismus Die Finanzma¬rkte bilden die Schnittstelle zwischen Notenbank und Realwirtschaft. Folglich kann jedes die Struktur und die Bedingungen der Finanzma¬rkte vera¬ndernde Pha¬nomen auch Auswirkungen auf den Transmissionsmechanismus haben. In den letzten 20 Jahren hat eine Reihe von Innovationen die Finanzma¬rkte der meisten Industriela¬nder nachhaltig vera¬ndert. Dieser Beitrag entwirft einen auf aktuellen Forschungsergebnissen aufbauenden Analyserahmen zur Untersuchung des Transmissionsmechanismus und geht der Frage nach, wie diverse Formen von Finanzinnovationen in den letzten Jahrzehnten jeweils Elemente des Analyserahmens beeinflusst haben. Der Autor stellt die These auf, dass Finanzinnovationen Ð vor allem seit 1980 Ð das Potenzial haben, beinahe jeden Aspekt des moneta¬ren Transmissionsmechanismus zu vera¬ndern. Daru¬ber hinaus la¬sst vorliegende empirische Evidenz im Fall von Deregulierung und Verbriefung darauf schlie§en, dass dieses Potenzial tatsa¬chlich zum Tragen gekommen ist und eine Schwa¬chung der Geldpolitik in den Industrienationen nach sich gezogen hat. 214 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Inhalt Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬nderu¬bergreifende Studie Im Rahmen dieses Beitrags wird die Rolle von Arbeitsmarktinstitutionen in der Transmission geldpolitischer Impulse auf den Arbeitsmarkt untersucht. Die empirischen Ergebnisse aus einer la¬nderu¬bergreifenden Studie mit einem Sample von 19 La¬ndern zeigen, dass ho¬here Ersatzquoten sowie eine ho¬here Steuerbelastung und Gewerkschaftsdichte den Effekt geldpolitischer Impulse auf die zyklische Arbeitslosigkeit tendenziell vergro¬§ern, wa¬hrend eine aktivere Arbeitsmarktpolitik und ein hohes Ma§ an Koordination zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern den Effekt eher da¬mpfen. Andererseits wurde festgestellt, dass die Bezugsdauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung, Arbeitsstandards und der Anteil gewerkschaftlich ausgehandelter Lohnabschlu¬sse keine signifikante Auswirkung auf die geldpolitische Transmission haben. 234 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts Ð einige vorla¬ufige U¬berlegungen Der Prozess der geldpolitischen Transmission unterliegt einem laufenden Wandel, der sich nicht nur aus gea¬nderten o¬konomischen Strukturen und Verhaltensweisen ergeben kann, sondern auch aus neuen institutionellen Rahmenbedingungen. In diesem Beitrag wird die Frage behandelt, inwieweit eine konkrete derartige institutionelle Vera¬nderung, na¬mlich die Implementierung des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts im Rahmen der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion, den Transmissionsprozess der Geldpolitik beeinflusst. Einige einfache Simulationsexperimente fu¬r O¬sterreich zeigen, dass die Beru¬cksichtigung fiskalischer Regeln, die sich aus dem Stabilita¬ts- und Wachstumspakt ergeben, die Wirksamkeit eines geldpolitischen Schocks deutlich erho¬ht. 253 Prinzipien fu¬r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Mathematische Modelle zum moneta¬ren Transmissionsmechanismus stellen sowohl fu¬r geldpolitische Entscheidungstra¬ger als auch fu¬r O¬konomen mit beratender Funktion nu¬tzliche Analyseinstrumente dar. Da die Funktionsweise des Transmissionsmechanismus nur begrenzt nachvollziehbar ist, ist es fu¬r Modellbauer eine gro§e Herausforderung, ein mathematisches Modell zu konstruieren, das diesen Mechanismus in seiner Gesamtheit abbildet. Damit Modelle des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik im Hinblick auf die Ableitung geldpolitischer Empfehlungen optimal eingesetzt werden ko¬nnen, sollten sie bestimmten Kriterien entsprechen. Es werden zehn Prinzipien vorgeschlagen, deren Beachtung die Zweckma¬§igkeit dieser Modelle wesentlich erho¬ht. 265 Die im Teil ãStudienÒ dieses Hefts zum Ausdruck gebrachte Meinung des jeweiligen Autors kann im Einzelfall von der Meinung der OeNB abweichen. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 5 Inhalt Hinweise Abku¬rzungsverzeichnis Zeichenerkla¬rung Kundmachungen der Oesterreichischen Nationalbank Verordnungen der Europa¬ischen Gemeinschaft Bekanntmachungen der Oesterreichischen Nationalbank U¬bersicht u¬ber Berichte, Studien und Sonderdrucke U¬bersicht der Studien zu Schwerpunktthemen Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank Adressen der Oesterreichischen Nationalbank 6 × 283 284 285 286 287 288 291 293 297 Berichte und Studien 3Ð4/2001 Editorial ¬ konomische Analysen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik O sollen Erkenntnisse liefern, die dazu beitragen, die Effektivita¬t der Zentralbankpolitik zu verbessern. Da geldpolitische Impulse unterschiedlich und stark zeitversetzt auf die Realwirtschaft wirken, muss die Geldpolitik vorausschauend konzipiert werden. Diese mittelfristige Orientierung wa¬re bei zu starker Beru¬cksichtigung aktueller Daten oder voru¬bergehender Entwicklungen auf den Finanzma¬rkten gefa¬hrdet, was umfassende o¬konomische Analysen der Wirkung geldpolitischer Ma§nahmen umso wichtiger macht. Die Analyse des Transmissionsmechanismus ist daru¬ber hinaus auch aus dem Blickwinkel der Finanzmarktstabilita¬t wichtig. Wenn die Geldpolitik entgegen fru¬herer Meinung realwirtschaftliche Effekte hat, wird die Frage, wie geldpolitische Ma§nahmen die Finanzlage von Unternehmen und Banken beeinflussen, auch Relevanz fu¬r die Finanzmarktstabilita¬t haben. Die OeNB tra¬gt diesen Entwicklungen mit einem Finanzmarktstabilita¬tsbericht, der seit dem Jahr 2001 zweimal ja¬hrlich herausgegeben wird, Rechnung. Was ist u¬ber die Wirkungsweise des Transmissionsmechanismus bekannt? Geldpolitische Impulse ko¬nnen auf unterschiedliche Art und Weise auf die Realwirtschaft u¬bertragen werden. Allgemein besteht Einigkeit daru¬ber, dass es zumindest vier Kana¬le gibt: den Zinskanal, den Vermo¬genspreiskanal, den Wechselkurskanal und den Kreditkanal. Diese Kana¬le schlie§en einander nicht aus, vielmehr sind sie untereinander vernetzt, was es schwierig macht, einzelne Kana¬le zu isolieren. Wa¬hrend die drei erstgenannten Kana¬le bereits eingehend untersucht sind, bescha¬ftigt sich die akademische Literatur zum Transmissionsmechanismus erst seit kurzem versta¬rkt mit dem Kreditkanal. Die Theorie zum Kreditkanal konzentriert sich auf Unvollkommenheiten auf den Finanzma¬rkten, z. B. auf asymmetrische Informationen. Es ha¬ngt vom jeweiligen Finanzmarktgefu¬ge ab, wie stark ein Kreditkanal ausgebildet ist und wie stark die Geldpolitik die Realwirtschaft und die Finanzmarktstabilita¬t infolgedessen u¬ber diesen Kanal beeinflussen kann. Ist in einem Land der Kapitalmarkt von hoher Liquidita¬t und Markttiefe gekennzeichnet, kann davon ausgegangen werden, dass geldpolitische Impulse weniger stark u¬ber den Kreditkanal u¬bertragen werden als in La¬ndern, in denen die Unternehmensfinanzierung vorwiegend u¬ber Bankkredite erfolgt. Mit dem Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion hat das Interesse am Transmissionsmechanismus der Geldpolitik zugenommen. In der Wa¬hrungsunion ist es angesichts der Unterschiede zwischen den nationalen Finanzsystemen wichtig, etwaige asymmetrische Effekte der Geldpolitik zu kennen. In diesem Zusammenhang wird das Monetary Transmission Network (MTN) des Eurosystems, in dem sich Experten der teilnehmenden Nationalen Zentralbanken schwerpunktma¬§ig mit der Kreditkanaltheorie auseinandersetzen, wichtige Erkenntnisse im Hinblick auf die geldpolitischen Strategie der EZB liefern. Dieses Schwerpunktheft von Berichte und Studien will die Ergebnisse aktueller Zentralbankforschungsprojekte einem interessierten Publikum na¬her bringen. Die Beitra¬ge stammen teils von internationalen Autoren, teils wurden sie in der Hauptabteilung Volkswirtschaft der OeNB erstellt. Ausgehend von unterschiedlichen Fragestellungen wird versucht, mit dieser Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 7 Editorial Ausgabe eine umfassende Analyse des moneta¬ren Transmissionsmechanismus zu bieten. Die ersten drei Beitra¬ge Ð von Frederic S. Mishkin, Sylvia Fru¬hwirthSchnatter und Sylvia Kaufmann sowie Maria Teresa Valderrama Ð sind klassische Money-View-Analysen bzw. Credit-View-Analysen des Transmissionsmechanismus. Drei weitere Beitra¬ge gehen auf die Bedeutung von Institutionen im Transmissionsmechanismus ein. Der abschlie§ende Beitrag bescha¬ftigt sich damit, wie sich geldpolitische Entscheidungstra¬ger dieses Wissen in der Praxis zunutze machen ko¬nnen. Der erste Beitrag zu diesem Schwerpunktheft ist ein U¬berblicksartikel von Frederic S. Mishkin zur Rolle der Vermo¬genspreise im Transmissionsmechanismus. Mishkin zeigt die verschiedenen Mechanismen auf, u¬ber die die Geldpolitik die Wirtschaft beeinflusst, darunter Aktienkurs- und Wechselkursa¬nderungen und Investitionsgu¬ter- und Immobilienpreisa¬nderungen. Wa¬hrend Mishkin die Schlu¬sselrolle der Vermo¬genspreise im moneta¬ren Transmissionsmechanismus unterstreicht, veranschaulicht er zugleich anhand neuer Erkenntnisse aus verschiedenen La¬ndern, wieso die Geldpolitik nicht auf die Vermo¬genspreise ausgerichtet sein sollte. Da makroo¬konomische Studien kein koha¬rentes Bild von den nationalen Unterschieden zeichnen konnten, gibt es immer mehr mikroo¬konomische Studien, die sich mit der Rolle der Wirtschafts- und Finanzstrukturen im Transmissionsmechanismus bescha¬ftigen. Sylvia Fru¬hwirth-Schnatter und Sylvia Kaufmann untersuchen den Kredit¬ sterreich anhand von Bankbilanzdaten. Mit ihrem Modell vergabekanal in O bilden sie zwei asymmetrische Effekte der Geldpolitik ab. Einerseits ergibt sich ein asymmetrischer Effekt aus der je nach Bank unterschiedlichen (weil durch bankspezifische Merkmale bedingten) Reaktion bei der Kreditvergabe auf Zinsa¬nderungen; andererseits ergeben sich je nach Verlauf des Konjunkturzyklus asymmetrische Reaktionen auf die Geldpolitik. Zur Abrun¬ sterreich untersucht Maria Teresa Valderrama dung der Kreditkanalanalyse in O die realen Effekte und Verteilungswirkungen der Geldpolitik auf die Investititionsta¬tigkeit der Unternehmen, und zwar anhand der Effekte der Geldpolitik auf die Finanzlage der Unternehmen bzw. anhand der Frage, ob ¬ sterreich einen Kreditvergabekanal gibt. Beide Beitra¬ge belegen, dass es in O ¬ sterreich der Kreditkanal bei der U¬bertragung geldpolitischer Impulse in O eine wesentliche Rolle spielt. In den drei folgenden Beitra¬gen wird der Effekt der Geldpolitik auf die Realwirtschaft mit einem Schwerpunkt auf der Bedeutung von Institutionen untersucht. Im Mittelpunkt des Beitrags von Arturo Estrella steht die Rolle, die Finanzinstitutionen vor dem Hintergrund des Strukturwandels auf den Finanzma¬rkten bei der U¬bertragung geldpolitischer Impulse auf die Realwirtschaft spielen ko¬nnen. Estrella geht auf die Frage ein, welchen Einfluss die Finanzmarktderegulierung und die sta¬rkere Verbreitung von verbrieften Krediten, Derivativgescha¬ften sowie Risikomanagementpraktiken auf den Transmissionsmechanismus haben, und zieht folgende Zwischenbilanz: Es spricht viel dafu¬r, dass das institutionelle Gefu¬ge nachhaltigen Einfluss auf den moneta¬ren Transmissionsmechanismus hat. Bemerkenswert ist, dass 8 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Editorial dieser Beitrag die Ansicht widerlegt, dass geldpolitische Impulse zunehmend unwirksamer werden; im Gegenteil wird gezeigt, dass zwar die traditionellen Transmissionskana¬le eine geringere Rolle spielen, aber andere Kana¬le an Bedeutung gewinnen. Markus Knell und Fabio Rumler untersuchen die Rolle von Arbeitsmarktinstitutionen im moneta¬ren Transmissionsmechanismus. Die Autoren fu¬hren eine umfassende la¬nderu¬bergreifende Analyse des asymmetrischen Effekts der Geldpolitik durch. Sie gehen dabei von der Hypothese aus, dass la¬nderspezifische Asymmetrien anhand bestimmter Indikatoren erkla¬rt werden ko¬nnen, die Unterschiede zwischen Arbeitsmarktinstitutionen beru¬cksichtigen. Wichtigstes Ergebnis ist, dass la¬nderspezifische Unterschiede bei Arbeitsmarktinstitutionen die asymmetrischen Auswirkungen der Geldpolitik auf die Realwirtschaft erkla¬ren helfen. Der letzte Beitrag in diesem Abschnitt stammt von Heinz Glu¬ck und untersucht das Verha¬ltnis zwischen Fiskalpolitik und Geldpolitik. Die Haupthypothese des Autors ist, dass auf Grund der engen Verflechtung zwischen der Geldpolitik und den Finanzinstitutionen der Fiskalsektor in die Transmissionsanalyse einbezogen werden muss. In diesem Sinn konzentriert sich der Beitrag auf EU-Institutionen und insbesondere auf den abschwa¬chenden oder versta¬rkenden Effekt, den der Stabilita¬ts- und Wachstumspakt auf die Geldpolitik der EZB haben kann. Um die Kriterien des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts zu beru¬cksichtigten, erweitert Glu¬ck ein urspru¬nglich fu¬r das BIZ-Transmissionsprojekt 1995 konzipiertes o¬sterreichisches Modell um eine Fiskalregel. Da eine der Hauptaufgaben einer Notenbank darin besteht, die Effekte geldpolitischer Ma§nahmen auf die Realwirtschaft zu analysieren, mu¬ssen im Hinblick auf die Ableitung praktischer geldpolitischer Empfehlungen Aspekte des Transmissionsmechanismus bei der Konstruktion mathematischer Modelle entsprechend beru¬cksichtigt werden. Jack Selody von der Bank of Canada, von dem der letzte Beitrag in diesem Schwerpunktheft stammt, stellt zehn Prinzipien auf, die Modellbauer beachten sollten, damit ihre Modelle im geldpolitischen Entscheidungsprozess optimal genutzt werden ko¬nnen. Diese Ausgabe von Berichte und Studien erhebt keinen Anspruch auf eine vollsta¬ndige Kla¬rung der Frage, wie die Geldpolitik die Realwirtschaft beeinflusst; wir hoffen allerdings, zu einem besseren Versta¬ndnis des Transmissionsmechanismus beitragen zu ko¬nnen. Von den hier vero¬ffentlichten Beira¬gen lassen sich unserer Meinung nach drei klare Aussagen ableiten. Erstens erweisen sich fru¬here Anschauungen, wonach die Geldpolitik keine realen Effekte auf die Wirtschaft hat, als u¬berholt. Zweitens zeigt sich, dass diese Effekte auf Grund unterschiedlicher institutioneller Gegebenheiten zeitlich asymmetrisch ausfallen, und dass sie unternehmensspezifisch von ¬ sterreich Land zu Land unterschiedlich stark ausfallen. Zudem la¬sst sich fu¬r O die Existenz eines Kreditkanals schlu¬ssig belegen. Martin Schu¬rz Maria Teresa Valderrama Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 9 Wi rt s c h a f t l i c h e E n t w i c k l u n g in der W a¬ h r u n g s u n i o n und in der EU Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU Gabriel Moser Redaktionsschluss: 4. Oktober 2001 Eurogebiet Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal 2001 nahezu zum Stillstand gekommen Im zweiten Quartal 2001 wuchs das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Euroraums auf Quartalsbasis um 0.1%. Gegenu¬ber dem Vorjahr wurde ein . Zuwachs von 1 7% verzeichnet. Damit befand sich die Wirtschaft des Euroraums im zweiten Quartal nahe an einer Stagnation. Verursacht wurde diese Entwicklung sowohl durch binnen- als auch durch au§enwirtschaftliche Faktoren. Wa¬hrend sich die Wachstumsraten der Investitionen seit dem vierten Quartal 2000 noch einmal deutlich verringert haben, sind die Wachstumsraten des privaten Konsums nach einem Einbruch im dritten Quartal 2000 wieder leicht angestiegen. Die Exporte und Importe, die im Jahr 2000 im Durchschnitt mit etwa 2.8 bzw. 2.5% gegenu¬ber dem Vorquartal wuchsen, brachen im ersten Quartal 2001 deutlich ein. Da sich die Wachstumsrate der Importe im ersten Quartal 2001 sta¬rker als jene der Exporte verringerte, wurde die Auswirkung der Abschwa¬chung des Weltwirtschaftswachstums auf das BIP-Wachstum im Euroraum im ersten Quartal 2001 u¬berdeckt, um sich dann erst im zweiten Quartal voll zu zeigen. K om po ne nt en de s B I P i m Eur ora um 1999 2000 2000 1. Quartal 2001 2. Quartal Vera¬nderung zum Vorjahr bzw. zum Vorquartal in % Bruttoinlandsprodukt zu Marktpreisen Binnennachfrage Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE1) Konsumausgaben des Staats Bruttoanlageinvestitionen Au§enbeitrag Exporte Importe . + 2. 6 + 3. 2 + 2.8 + 2. 1 + 5. 4 Ð22.4 + 5.1 + 71 . + 3. 4 + 2.8 + 2. 6 + 1. 9 + 4. 3 +34.7 +12.0 +10 7 . + 1. 0 + 0.8 + 0. 7 + 0. 5 + 1. 6 +10.6 + 2. 9 + 24 . +0.8 +0.9 +0.8 +0.4 +0.6 Ð4.9 +2.4 +2 8 3. Quartal 4. Quartal 1. Quartal 2. Quartal . + 0. 5 + 0.2 + 0. 2 + 0. 2 + 1. 0 +16.5 + 3. 1 + 24 . +0.6 +0.5 +0.1 +0.6 +0.3 +6.8 +2.6 +2 3 . + 0. 5 + 0.0 + 0. 8 + 0. 6 Ð 0. 9 +24.3 + 0. 3 Ð 11 . +0.1 +0.3 +0.6 +0.1 Ð0.2 +2.4 Ð1.2 Ð0 6 Quelle: EUROSTAT. 1 ) POoE: Private Organisationen ohne Erwerbszweck. Die zuletzt wieder ansteigenden Wachstumsraten des privaten Konsums ko¬nnen auf die positiven Wirkungen der gegenu¬ber dem zweiten Halbjahr 2000 niedrigeren Erdo¬lpreise sowie auf die in einigen europa¬ischen La¬ndern langsam einsetzenden expansiven Effekte der Steuerreformen auf die verfu¬gbaren Einkommen der privaten Haushalte zuru¬ckgefu¬hrt werden. Die seit dem ersten Quartal 1998 zunehmend schwa¬cher werdende Investitionsdynamik ist das Resultat von drei aufeinander folgenden Schocks. Erstens durch die geringere Exportdynamik infolge der Asien- bzw. Russlandkrise, die zu einer raschen Aktivierung der Leistungsbilanzen der betroffenen La¬nder fu¬hrte, zweitens durch den ho¬heren Erdo¬lpreis und drittens durch die Abschwa¬chung des Welthandels seit dem ersten Quartal 2001. Mo¬gliche zusa¬tzliche investitionsda¬mpfende Effekte du¬rften von der negativen Ertragslage ausla¬ndischer Tochterfirmen, insbesondere in den USA, und der damit einhergehenden niedrigeren Eigenkapitaldeckung ausgehen. Die in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2001 (um durchschnittlich rund 5%) 12 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU ru¬ckla¬ufige Aktivita¬t in der Bauwirtschaft du¬rfte in engem Zusammenhang mit dem zu beobachtenden Ru¬ckgang der Investitionen zu sehen sein. Die rapide Verlangsamung des Wachstums in fast allen Wirtschaftsra¬umen der Welt erkla¬rt die Stagnation im ersten bzw. die Schrumpfung der Exporte im zweiten Quartal 2001. Kurzfristige Vorlaufindikatoren (Daten bis August 2001) signalisieren weitere Wachstumsabschwa¬chung im dritten Quartal 2001 Ein wichtiger kurzfristiger Vorlaufindikator fu¬r das BIP ist die Industrieproduktion, die 25% des BIP im Euroraum ausmacht. Im Juli 2001 setzte sich der seit Beginn des Jahres 2001 bestehende (wenngleich von kurzfristigen Anstiegen unterbrochene) Schrumpfungsprozess mit Ð1.1% (im Jahresvergleich) fort, allerdings ohne sich merkbar zu beschleunigen. Die Entwicklung der Industrieproduktion im Euroraum folgte, mit einer Zeitverzo¬gerung von etwa vier Monaten jener in den USA. Bis zum Juli 2001 war in den USA eine geringfu¬gige Verlangsamung des Ru¬ckgangs der Industrieproduktion erkennbar, was allgemein als ein Anzeichen fu¬r eine Erholung gedeutet wurde. Die Auftragsbesta¬nde der Industrie im Euroraum waren im Juli 2001 ru¬ckla¬ufig, ebenso wie der Index des Industrievertrauens. Der Produktionsindex der Bauwirtschaft, der seit Beginn des Jahres 2000 ru¬ckla¬ufige und seit Beginn des Jahres 2001 negative Wachstumsraten zeigt, fiel im Juni 2001 weiter, allerdings etwas weniger stark als in den Vormonaten. Der Index des Bauvertrauens ist zwar ebenfalls seit etwa Mitte 2001 ru¬ckla¬ufig, konnte aber sein Niveau besser halten als bei wirtschaftlichen Abschwu¬ngen in der Vergangenheit. Die realen Einzelhandelsumsa¬tze, die ebenso wie die Konsumausgaben vom zweiten auf das dritte Quartal 2000 einbrachen, zogen im Juni 2001 etwas an, nachdem seit Beginn des Jahres 2001 bis zum Mai 2001 ein geringfu¬gig fallender Trend erkennbar war. Der Index des Konsumentenvertrauens war im Juli 2001 weiter ru¬ckla¬ufig, nachdem er im zweiten Quartal 2000 den ho¬chsten Stand seit Beginn der Neunzigerjahre erreicht hatte. Das Konjunkturbarometer der belgischen Notenbank hatte in den drei wirtschaftlichen Abschwu¬ngen des Euroraums in den Neunzigerjahren gute Vorla¬ufereigensschaften fu¬r das BIP im Euroraum, mit einer Vorlaufzeit von etwa einem Quartal. Dieser Index ist von Februar 2000 bis April 2001 gefallen und war seither bis Juli 2001 stabil. Der Ifo-Gescha¬ftsklimaindex fu¬r Deutschland, der ¬ahnliche Vorla¬ufereigenschaften aufweist, war im Zeitraum Juni bis August 2001 stabil, nachdem er von Mai 2000 bis Juni 2001 erheblich gefallen war. Der Einkaufsmanagerindex, der den Anstieg des BIP nach dem leichten konjunkturellen Abschwung im Jahr 1999 mit einer Vorlaufzeit von etwa einem Quartal korrekt vorhersagte, ist zum ersten Mal seit dem Beginn des zweiten Quartals 2000 gegenu¬ber dem Vormonat gestiegen. Diese drei wichtigen Vorlaufindikatoren stabilisierten sich alle auf einem Niveau, das jenem zum Zeitpunkt des Wiederaufschwungs aus der ãWachstumsdelleÒ des Jahres 1999 entspricht. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 13 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU Kurzfristige wirtschaftliche Auswirkungen der Terroranschla¬ge in den USA vom 11. September 2001 und mittelfristige Rahmenbedingungen des Wirtschaftswachstums Vor den Terroranschla¬gen in den USA am 11. September 2001 wurde allgemein mit einem Wiederaufschwung des Wachstums gegen Ende des Jahres 2001 gerechnet, wobei allerdings die Entwicklung der US-Wirtschaft ein erhebliches Abwa¬rtsrisiko darstellte. Die Hauptargumente fu¬r diesen Wiederaufschwung waren im Wesentlichen die in vielen europa¬ischen La¬ndern eingeleiteten Steuerreformen, zu erwartende niedrigere Rohstoffpreise, ein weiterhin hohes Wachstum der Bescha¬ftigung, ein der Exportwirtschaft fo¬rderlicher Wechselkurs, im langfristigen Vergleich niedrige Realzinsen sowie die gesunden gesamtwirtschaftlichen Finanzierungssalden des Euroraums. Unter diesen gu¬nstigen Rahmenbedingungen erscheinen u¬ber mehrere Quartale negative Wachstumsraten des BIP und ein u¬beraus rascher und deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit im Euroraum unwahrscheinlich. Wa¬hrend eine Rezession in den USA, nicht zuletzt auf Grund der Terroranschla¬ge, aber auch auf Grund der in den vergangenen fu¬nf Jahren entstandenen Vera¬nderungen in der Struktur der aggregierten Nachfrage nunmehr wahrscheinlicher erscheint, ist nach momentanem Wissensstand nicht damit zu rechnen, dass sich die Erwartungen der Unternehmer und Konsumenten im Euroraum derart verschlechtern, dass ein nachhaltiger Vertrauensverlust der Unternehmer und Konsumenten zu Verhaltensa¬nderungen fu¬hrt, die die o¬konomischen Effekte der erwa¬hnten positiven Rahmenbedingungen u¬berkompensierten. Investitionen und Konsumausgaben im Euroraum während des Jugoslawienkriegs Veränderung zum Vorquartal in % 2'0 Jugoslawienkrieg 1'5 1'0 0'5 0'0 0'5 1'0 1'5 1998 1999 2000 2001 Konsumausgaben der privaten Haushalte und POoE Bruttoanlageinvestitionen Quelle: EUROSTAT. Als Evidenz dafu¬r kann das Verhalten der Hauptaggregate der Binnennachfrage, wa¬hrend der durch den NATO-Angriff auf die Bundesrepublik Jugoslawien erzeugten und vom Ende des ersten Quartals bis zum Ende des zweiten Quartals 1999 andauernden zusa¬tzlichen Unsicherheit, herangezogen werden. So kam es im zweiten Quartal 1999 zu einem Einbruch 14 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU der Quartalswachstumsrate der Investitionen auf 0.1, nach 2.3% im ersten Quartal 1999. In den na¬chsten beiden Quartalen erholten sich die . . . Investitionen auf 0 9 und 1 8%. Der private Konsum brach von 1 auf 0 3% ein und erholte sich bereits im darauf folgenden Quartal auf 0.9%. Offensichtlich kam es durch die mit den kriegerischen Handlungen verbundene erho¬hte Unsicherheit im Wesentlichen zu einer zeitlichen Verschiebung der Nachfrage, insbesondere der Investitionsnachfrage, aber nicht zu einem Nachfrageausfall. Dass sich die Binnennachfrage so schnell erholte, du¬rfte auf den raschen Abbau der Unsicherheit nach einem anfa¬nglich betra¬chtlichen Schock zuru¬ckzufu¬hren sein. Der Vergleich der jetzigen Ereignisse mit den damaligen erscheint vor allem fu¬r die Einscha¬tzung des Konsums angemessen, wa¬hrend die Aufschiebung von Investitionen auf Grund der gro¬§eren wirtschaftlichen Bedeutung von Investitionen, die direkt oder indirekt mit dem Au§enhandel mit der USA zusammenha¬ngen, auch umfangreicher und dauerhafter ausfallen ko¬nnte. Arbeitsmarkt weiterhin stabil Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote im Euroraum war im Juli 2001 mit 8.3% gegenu¬ber dem Vormonat unvera¬ndert und gegenu¬ber dem ersten Quartal 2001 um 0.1 Prozentpunkt niedriger. Damit ist der Abbau der Arbeitslosigkeit seit Beginn des Jahres 2001 zum Erliegen gekommen. Dagegen betrug das Wachstum der Bescha¬ftigung im ersten Quartal 2001 . 0 4% gegenu¬ber dem Vorquartal und blieb damit in etwa im Trend des Jahres 2000. Anhand dieser Zahlen ist die konjunkturelle Abschwa¬chung derzeit nicht erkennbar, allerdings mehrten sich bis September 2001 die Meldungen von Stellenabbau bzw. geplantem Stellenabbau insbesondere im Telekommunikations- und Computersektor. . Inflationsrate im August 2001 auf 2 7% gesunken Die Jahreszuwachsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte im Mai 2001 mit 3.4% einen Ho¬chststand, und sank bis August 2001 wieder auf einen Wert von 2.7%. Der Ru¬ckgang in den letzten drei Monaten ist auf in diesem Zeitraum leicht ru¬ckla¬ufige Teuerungsraten von unverarbeiteten Nahrungsmitteln und stark ru¬ckla¬ufigen Inflationsraten der Energiepreise bei gleichzeitig konstanten Inflationsraten von Dienstleistungen (2.6%) und industriellen Gu¬tern (1.6%) zuru¬ckzufu¬hren. Die Entwicklung der Inflationsrate wurde seit dem Niedrigststand im Juli 1999 von zwei aufeinander folgenden Schocks bestimmt. Erstens durch die ho¬heren Energiepreise auf Grund des gestiegenen Erdo¬lpreises und zweitens durch die ho¬heren Preise fu¬r unverarbeitete Nahrungsmittel auf Grund von Tierseuchen. Ebenfalls inflationserho¬hend wirkte die Wechselkursentwicklung des Euro im Jahr 2000. Der quantitative Zusammenhang zwischen geringeren BIP-Wachstumsraten und der Inflationsrate ist ungewiss, allerdings kann davon ausgegangen werden, dass die momentane wirtschaftliche Abschwa¬chung da¬mpfende Auswirkungen auf die Inflationsrate hat. Der Ru¬ckgang der Inflationsrate in Deutschland im September auf 2.1, nach 2.6% im August 2001, Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 15 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU Komponenten des HVPI: Beiträge zur Inflation in Prozentpunkten 3'0 2'5 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 0'5 1998 1999 2000 2001 Ernährung und Getränke Industriegüter ohne Energie Energie Dienstleistungen Quelle: EUROSTAT. untermauert den fallenden Trend der Inflationsrate in einem gro§en WWULand. Unter der Annahme geringer Zweitrundeneffekte sollte die Inflationsrate im ersten Halbjahr 2002 auf ein mit dem Ziel der mittelfristigen Preisstabilita¬t konsistentes Niveau fallen. Der IWF sagt in seiner Prognose . vom September 2001 Inflationsraten im Euroraum von 2 7% fu¬r 2001 und . 1 7% fu¬r 2002 voraus. Rohstoffpreise und Erzeugerpreise ru¬ckla¬ufig Der Anstieg der Erdo¬lpreise und die Wechselkursentwicklung waren in den vergangenen Quartalen fu¬r das ho¬here Niveau der Inflationsraten mitverantwortlich. Im ersten Halbjahr 2001 fluktuierte der Preis fu¬r Roho¬l der Marke Brent zwischen 23 und 30 USD und damit weitgehend innerhalb des von der OPEC annoncierten Preisbands von 22 bis 28 USD (der Preis von Roho¬l der Marke Brent liegt zwischen 1 und 2 USD u¬ber dem von der OPEC anvisierten Preisindex). Der mittlere Barrelpreis fu¬r Roho¬l der Marke Brent lag in den ersten zehn Monaten des Jahres 2001 bei rund 26 USD und damit um rund 7% unter dem Niveau des Vorjahresdurchschnitts. Der Anstieg des Preises in Reaktion auf die Terroranschla¬ge vom 11. September 2001 war moderat und um ein vielfaches geringer als vor dem Golfkrieg, als der Preis innerhalb von drei Monaten von 15 auf 40 USD gestiegen war. Die Preisreaktion nach den Terroranschla¬gen kehrte sich um, als die obere Grenze des von der OPEC annoncierten Preisbands erreicht war. Derzeit (1. Oktober 2001) liegt der Erdo¬lpreis bei etwa 21.3 USD und damit deutlich unterhalb der unteren Grenze des Preisbands. Bezu¬glich der ku¬nftigen Entwicklung des Erdo¬lpreises ist die weitere Effektivita¬t des OPEC-Preisbands wesentlich; die obere Preisgrenze des OPEC-Preisbands war seit Beginn des Jahres 2001 bereits dreimal wirksam, wodurch diese mittlerweile mit einer gewissen Glaubwu¬rdigkeit ausgestattet ist. Dadurch erscheint ein Ansteigen auf u¬ber 30 USD in den na¬chsten Monaten unwahrscheinlich. Die untere Preisgrenze wurde dagegen im 16 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU Umfeld der momentanen Finanzmarktturbulenzen deutlich unterschritten. In einer Erkla¬rung der OPEC nach dem ju¬ngsten Preisverfall wurde ein gewu¬nschter Preis von 25 USD genannt. Bei vielen anderen Rohstoffen besteht derzeit ein betra¬chtlicher Angebotsu¬berhang, der auch bereits zu fallenden Preisen gefu¬hrt hat. Die niedrigeren und bislang eher fallenden Rohstoffpreise sowie die bisherige Effektivita¬t des Erdo¬lpreisbands untermauern den positiven Ausblick auf eine ru¬ckla¬ufige Inflationsrate im Euroraum und sind ein Faktor, der auf wieder anziehende reale Wachstumsraten hoffen la¬sst. Die Erzeugerpreise im Euroraum reflektierten in den vergangenen zwei Jahren die Entwicklung des Erdo¬lpreises und des Wechselkurses besonders stark, wobei die realwirtschaftliche Entwicklung ebenfalls eine Rolle gespielt haben du¬rfte. Nach einer Phase fallender Preise von Mitte 1998 bis Anfang 1999 stiegen die Erzeugerpreise bis Ende 2000 um insgesamt etwa 10%. Seither hat sich die Preissteigerungsrate deutlich verringert, was hauptsa¬chlich auf den gefestigten Eurowechselkurs und den weitgehend stabilisierten Erdo¬lpreis zuru¬ckzufu¬hren ist. Diese Entwicklung der Erzeugerpreise spricht dafu¬r, dass die momentan hohe Inflationsrate ein voru¬bergehendes Pha¬nomen ist. Erzeugerpreisentwicklung im Euroraum Veränderung zum Vorjahr in % 6 5 4 3 2 1 0 1 2 3 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Erzeugerpreisindex HVPI Quelle: EUROSTAT. Ho¬here Inflation schla¬gt sich bislang nicht in ho¬heren Lo¬hnen nieder Die Arbeitskosten pro Stunde in der gesamten Wirtschaft sind im ersten Quartal 2001 um 3.1% angestiegen. Damit ist die Steigerungsrate der Arbeitskosten nach 3.6% in den ersten drei Quartalen 2000 und 3.2% im vierten Quartal 2000 sogar zuru¬ckgegangen. Die ru¬cklaufige Entwicklung zeigt sich sowohl in den Lo¬hnen als auch in den Lohnnebenkosten. Die . Bescha¬ftigung ist im ersten Quartal 2001 mit 2 2% und das reale BIP mit 2.6% gewachsen, wa¬hrend die Inflationsrate in diesem Zeitraum 2.6% Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 17 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU betragen hatte. Damit entspricht der Anstieg der nominellen Arbeitskosten ungefa¬hr der Summe aus Inflationsrate und Produktivita¬tswachstum pro Bescha¬ftigten. Von einer durch den hohen Erdo¬lpreis induzierten LohnPreis-Spirale bzw. von Lohnsteigerungen auf Grund von Exchange-RatePassthrough-Effekten ist bislang nichts zu bemerken. Wachstum von M3 im Zeitraum Juni bis August 2001 bei 6.4% Die Geldmenge M3 ist im August 2001 mit 6.7% auf Jahresbasis gegenu¬ber dem Vormonat deutlich sta¬rker gewachsen (Juli 2001: 6.4%). Die fu¬r die Geldpolitik relevante Gro¬§e des Drei-Monats-Durchschnitts (Juni bis August 2001) betrug 6.4%. Damit setzte sich der seit Ma¬rz 2001 bestehende Trend ansteigender Wachstumsraten fort. Das Wachstum des Aggregats M1 ist nach einem raschen Abfall im ersten Quartal 2001 im zweiten Quartal geringfu¬gig und in den folgenden Monaten bis August etwas sta¬rker auf 3.6% angestiegen. Das momentan sehr hohe und ansteigende Wachstum von M3 ist hauptsa¬chlich auf Umschichtungen aus langfristigen Anleihen und Aktien zu Wertpapieren, die in der Geldmenge M3 minus M1 enthalten sind, zuru¬ckzufu¬hren. Die Ursache dafu¬r ist die derzeit flache Zinsstruktur und die gro¬§ere Unsicherheit bezu¬glich der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum sowie die Schwa¬che der Aktienma¬rkte. Die Zahlen fu¬r das Wachstum von M3 sind um die Haltung von Geldmarktfondsanteilen durch nicht im Euroraum Ansa¬ssige bereinigt. Eine weitere Korrektur von M3 um die Haltung von Schuldverschreibungen mit einer Fristigkeit von bis zu zwei Jahren durch nicht im Euroraum Ansa¬ssige ist von der EZB bis Ende des Jahres 2001 in Aussicht gestellt worden. Die Wachstumsrate der Kredite an den privaten Sektor ist weiter . . ru¬ckla¬ufig (Juli: 8 2% und August 2001: 7 6%). Die ru¬ckla¬ufigen Wachstumsraten der Kreditvergabe an die privaten Haushalte ko¬nnen sowohl auf einen statistischen Basiseffekt, als auch auf die geringere Kreditnachfrage angesichts des schwachen Wirtschaftswachstums zuru¬ckgefu¬hrt werden. Angebotsfaktoren spielten bislang offenbar keine Rolle. Effektiver Eurowechselkurs konstant In den Neunzigerjahren bestand ein tendenziell negativer Zusammenhang zwischen den Vera¬nderungen des nominell-effektiven Wechselkurses und dem Wirtschaftswachstum im Euroraum, das hei§t, den drei Trendwenden des Wechselkurses nach unten folgten mit einer gewissen Verzo¬gerung Trendwenden im BIP nach oben, wa¬hrend Trendwenden des nominelleffektiven Wechselkurses nach oben von Trendwenden des BIP nach unten gefolgt waren. Die Zeitverzo¬gerung bei einem fallenden Wechselkurs war ungefa¬hr konstant, wa¬hrend sich die Zeitverzo¬gerung bei einem steigenden Wechselkurs tendenziell verku¬rzte. In der ersten Jahresha¬lfte 2001 war der nominell-effektive Wechselkurs gegenu¬ber dem Vorjahr nahezu konstant, die deutliche Aufwertung gegen Ende des Jahres 2000 hatte sich nicht fortgesetzt. Damit gingen vom Wechselkurs im Jahr 2001 bislang keine zusa¬tzlichen unmittelbar expansiven Effekte fu¬r die Realwirtschaft, aber auch keine zusa¬tzlichen (direkt) inflationserho¬henden Wirkungen aus. 18 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU Verringertes Leistungsbilanzdefizit, versta¬rkte Kapitalabflu¬sse Im Zeitraum Ja¬nner bis Juli 2001 verzeichnete der Euroraum ein Leistungsbilanzdefizit in Ho¬he von 15.3 gegenu¬ber 23.2 Mrd EUR im Vorjahreszeitraum. Dies ist auf eine Erho¬hung des Handelsbilanzu¬berschusses auf Grund eines das Importwachstum u¬bersteigenden Exportwachstums im Jahr 2000 zuru¬ckzufu¬hren. Die weitere Verbesserung im ersten Halbjahr 2001 ist dagegen auf stagnierende Exporterlo¬se und auf ru¬ckla¬ufige Zahlungen fu¬r Importe auf Grund fallender Importpreise zuru¬ckzufu¬hren. Die Daten der Handelsbilanz sind damit mit den Import- und Exportzahlen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung weitestgehend konsistent. Bei den Direktinvestitionen und den Portfolioinvestitionen verzeichnete der Euroraum im selben Zeitraum in Summe Kapitalabflu¬sse in Ho¬he von 84 gegenu¬ber 47.4 Mrd EUR im Vorjahreszeitraum. EZB senkt Leitzinsen um insgesamt 75 Basispunkte Am 30. August 2001 beschloss der EZB-Rat, die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 4.25% zu senken. Innerhalb der ersten Sa¬ule bestanden keine inflationa¬ren Risiken mehr, was durch ein um Sonderfaktoren bereinigtes Geldmengenwachstum in der Na¬he des Referenzwerts und ein geringeres Kreditwachstum signalisiert wurde. Innerhalb der zweiten Sa¬ule hatten sich die inflationa¬ren Risiken etwas verringert. Dies war nachfrageseitig auf die versta¬rkte Wachstumsabschwa¬chung und angebotsseitig auf fortgesetzte Lohnmoderation trotz Erdo¬lpreisschock zuru¬ckzufu¬hren. Am 17. September 2001 erfolgte ein weiterer Zinsschritt im Ausma§ von 50 Basispunkten in Reaktion auf die Terroranschla¬ge vom 11. September 2001. Die Zinssenkung erfolgte in Form einer Telekonferenz und in Abstimmung mit der amerikanischen Notenbank, die kurz davor die Zinsen um 50 Basispunkte gesenkt hatte. Die Notenbanken von Japan, Kanada, Neuseeland, der Schweiz, dem Vereinigten Ko¬nigreich, Schweden, Da¬nemark, Hongkong, Su¬dkorea und einer Reihe anderer La¬nder senkten die Zinsen ebenfalls, zum Teil im selben Ausma§. Andere EU-La¬ nder In Da¬nemark blieb die HVPI-Inflationsrate im August 2001 mit 2.5% erneut unter jener des Euroraums. Das Preisniveau Schwedens stieg im Jahres. vergleich um 3%, jenes des Vereinigten Ko¬nigreichs im Juli um 1 4%. Damit hat sich die Inflationsrate in Schweden in den letzten Monaten stabilisiert, wa¬hrend sie im Vereinigten Ko¬nigreich gefallen und in Da¬nemark gestiegen ist. Bezu¬glich der realwirtschaftlichen Entwicklung zeigt sich der globale Konjunkturabschwung auch in diesen La¬ndern; im Vereinigten Ko¬nigreich fiel die Wachstumsrate des realen BIP im zweiten Quartal 2001 auf 2.3, nach 2.7% im ersten Quartal. In Schweden sank das BIP-Wachstum im zweiten Quartal 2001 auf 1.4, nach 2.3% im ersten Quartal. In Da¬nemark betrug das . Wachstum im zweiten Quartal 1 3% und war damit ho¬her als erwartet. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 19 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O¬sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Gerhard Fenz, Martin Schneider Martin Spitzer Redaktionsschluss: 30. November 2001 20 1 Zusammenfassung Die OeNB erwartet in ihrer vorliegenden Herbstprognose eine deutliche Abschwa¬chung des Wirtschaftswachstums in den Jahren 2001 und 2002, bevor im Jahr 2003 wieder mit einer Beschleunigung der wirtschaftlichen Dynamik gerechnet wird. Fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 wird ein reales BIPWachstum von 1.2, 0.9 und 2.3% prognostiziert. Gegenu¬ber der Fru¬hjahrsprognose bedeutet das eine deutliche Revision nach unten. Die gegenwa¬rtig schwachen Wachstumsaussichten fu¬r 2001 und 2002 sind erstens auf die sich stark abku¬hlende internationale Konjunktur und zweitens auf eine geschwa¬chte inla¬ndische Nachfrage zuru¬ckzufu¬hren. Der Tiefpunkt des Konjunkturzyklus wird in der vorliegenden Projektion fu¬r die zweite Jahresha¬lfte 2001 erwartet (Grafik 1). Die zu Beginn des Jahres 2002 langsam wieder an Dynamik gewinnende externe Nachfrage sollte ebenso wie die gu¬nstigen (Au§en-)Finanzierungsbedingungen die Investitionsta¬tigkeit der o¬sterreichischen Unternehmen stu¬tzen. Dies fu¬hrt gemeinsam mit einer leichten Erholung des privaten Konsums zu einer allma¬hlichen Belebung des BIP-Wachstums ab dem ersten Quartal 2002. Der Aufschwung wird sich in der zweiten Jahresha¬lfte beschleunigen und im Jahr 2003 weiter an Dynamik gewinnen. Die Terroranschla¬ge in den USA vom 11. September 2001 haben die bereits zuvor bestehende Unsicherheit bezu¬glich des Zeitpunkts des Aufschwungs weiter erho¬ht. Bezu¬glich der Entwicklung des Euroraums wird der vorliegenden Projektion die Annahme zu Grunde gelegt, dass es zu einer nur voru¬bergehenden Beeintra¬chtigung des Vertrauens der Unternehmer und ¬ sterreich wurde angenommen, dass die EreigKonsumenten kommt. Fu¬r O nisse des 11. September 2001 zu einer leichten Verzo¬gerung des Investitionsaufschwungs fu¬hren. Spu¬rbare Auswirkungen auf das Verhalten der o¬sterreichischen Konsumenten werden nicht erwartet. Im Vergleich mit anderen zu Redaktionsschluss verfu¬gbaren Prognosen ¬ sterreich ist die OeNB in ihren Wachstumserwartungen insbesondere fu¬r O fu¬r das Jahr 2002 pessimistischer, wofu¬r vor allem die Annahme der vergleichsweise schwachen weltwirtschaftlichen Entwicklung, die eine langsamere und verzo¬gerte Erholung der externen Nachfrage im Lauf des Jahres 2002 zur Folge hat, verantwortlich ist. Die Dynamik des privaten Konsums wird in den ersten beiden Jahren des Prognosehorizonts durch die deutliche Verlangsamung des Wachstums der real verfu¬gbaren Haushaltseinkommen geda¬mpft. Dies ist einerseits im Jahr 2001 auf die unerwartet hohe Inflation als Folge des Erdo¬lpreisanstiegs und auf die Belastungen auf Grund der Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung zuru¬ckzufu¬hren, wa¬hrend andererseits im Jahr 2002 die erwartete Stagnation der Bescha¬ftigung dafu¬r verantwortlich zeichnet. Nur durch einen Ru¬ckgang der Sparneigung der Konsumenten kann in den Jahren 2001 und 2002 der . Konsum Ð moderat Ð um jeweils 1 4% ausgeweitet werden. Im Jahr 2003 werden ein ho¬heres Bescha¬ftigungswachstum und eine niedrige Inflationsrate zu einer Beschleunigung des Wachstums des privaten Konsums auf 2.1% bei einer gleichzeitigen Zunahme der Sparquote fu¬hren. Die Ma§nahmen zur Budgetsanierung bewirken einen Ru¬ckgang des o¬ffentlichen Konsums in den × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Tabelle 1 H a u p t e r g e b ni s se de r O eN B- P r o g n o s e vo m H e r b s t 2 0 01 ¬ s t e rr ei ch fu ¬rO 2000 2001 2002 2003 Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Wirtschaftliche Aktivita¬t Bruttoinlandsprodukt (BIP) Importe insgesamt Exporte insgesamt Privater Konsum ¬ ffentlicher Konsum O Bruttoanlageinvestitionen . + 3. 3 + 7.5 +10.3 + 2. 7 + 0. 6 + 34 . +1.2 +3.1 +4.1 +1.4 Ð0.5 Ð0 4 in % des nominellen BIP . Ð 28 Leistungsbilanzsaldo . Ð2 8 . +0.9 +3.0 +2.9 +1.4 Ð0.6 +0 8 . +2.3 +5.0 +5.0 +2.1 +0.9 +3 4 . Ð2 9 . Ð2 8 . 1. 0 0. 0 00 . 2. 1 0. 1 00 in Prozentpunkten des BIP Wachstumsbeitra¬ge zum realen BIP Inlandsnachfrage (exkl. Lagervera¬nderung) Nettoexporte Lagervera¬nderungen . 2. 2 1.3 Ð 02 . 0. 7 0. 5 00 Vera¬nderung zum Vorjahr in % Preise Harmonisierter Verbraucherpreisindex (HVPI) Deflator des privaten Konsums Lohnstu¬ckkosten in der Gesamtwirtschaft Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer (zu laufenden Preisen) Produktivita¬t in der Gesamtwirtschaft Arbeitnehmerentgelte je Arbeitnehmer (zu Preisen von 1995) Importpreise Exportpreise Terms of Trade . 2 .0 1. 9 03 . +2.3 +2.6 +1 9 . +1.3 +1.4 +1 4 . +1.3 +1.3 +0 8 . + 2. 2 + 25 . +2.8 +0 9 . +2.4 +1 0 . +2.6 +1 7 . 0. 3 5.1 2.4 26 . +0.2 +2.4 +1.9 Ð0 5 . +0.9 +0.7 +0.4 Ð0 3 . +1.3 +1.2 +1.1 Ð0 1 . 37 . 38 . 39 . 38 . +0 0 . +0 5 . Ð0 3 . Ð0 3 + + Ð + + + Ð in % Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote (EUROSTAT-Definition) Vera¬nderung zum Vorjahr in % Bescha¬ftigung . + 09 . +0 3 in % des nominellen BIP Budget Budgetsaldo . Ð 15 . Ð0 2 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. Jahren 2001 und 2002, bevor im Jahr 2003 wieder mit einer Zunahme gerechnet wird. Die anhaltende Rezession im Bausektor und ein konjunkturell bedingt nur schwaches Wachstum der Ausru¬stungsinvestitionen fu¬hren zu einem Ru¬ckgang der gesamten Investitionen im Jahr 2001 um 0.4%. Im Lauf des Jahres 2002 wird die Investitionsta¬tigkeit auf Grund der sich verbessernden . Exportperspektiven allma¬hlich wieder an Dynamik gewinnen (+0 8%) und sich im Jahr 2003 weiter beschleunigen (+3.4%). Die starke Verbesserung der preislichen Wettbewerbssituation der o¬sterreichischen Exporteure im Jahr 2000 da¬mpft die Auswirkungen des Ru¬ckgangs der schwachen internationalen Konjunktur auf die Exportnachfrage in den Jahren 2001 und 2002 leicht. Demnach werden nach einer noch relativ guten Entwicklung im ersten Halbjahr 2001 fu¬r das dritte Quartal ru¬ckla¬ufige Exporte erwartet. Im Verlauf des Jahres 2002 wird mit einer Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 21 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Grafik 1 Prognose des realen Bruttoinlandsprodukts für Österreich Veränderung zur Vorperiode in % 4'0 3'0 2'0 1'0 3'3% 0'0 1'2% 0'9% 2'3% 1'0 2000 2001 2002 2003 Annualisierte Quartalswachstumsraten Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. kontinuierlichen Beschleunigung des Exportwachstums gerechnet. Empirisch feststellbar ist, dass sich die heimischen Importe weitgehend parallel zu den Exporten entwickeln. Das bedeutet, dass die Auswirkungen des Einbruchs der internationalen Konjunktur auf die o¬sterreichischen Nettoexporte vorla¬ufig gering sind. Das infolge der schwachen Inlandsnachfrage zusa¬tzlich gebremste Importwachstum impliziert fu¬r das Jahr 2001 noch einen betra¬chtlichen Beitrag der Nettoexporte zum BIP-Wachstum von 0.5 Prozentpunkten. Im Jahr 2002 geht von den Nettoexporten kein Wachstumsbeitrag aus, dagegen werden im Jahr 2003 10% des Gesamtwachstums wieder auf das Nettoexportwachstum zuru¬ckgehen. Das Leistungsbilanzdefizit wird sich in erster Linie Ð bedingt durch die Verschlechterung der Einkommensbilanz (starke Zunahme der abflie§enden Einkommen aus Portfolioinvestitionen) Ð leicht ausweiten (2001: Ð6.0 Mrd EUR, 2002: Ð6.2 Mrd EUR, 2003: Ð6.2 Mrd EUR). Bezogen auf das nominelle BIP bleibt der Leistungsbilanzsaldo u¬ber den gesamten Prognosehorizont knapp unter 3%. Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt wird vor allem konjunkturell determiniert. Die Arbeitslosenquote nach EUROSTAT-Definition steigt, nach 3.8% im Jahr 2001 auf 3.9% im Jahr 2002, ehe sie 2003 wieder auf 3.8% sinkt. Die Inflation wird in den Jahren 2002 und 2003 ru¬ckla¬ufig sein (2001: +2.3%, 2002: +1.3%, 2003: +1.3%). Die Steigerungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte im Juli 2001 mit 2.9% den ho¬chsten Wert im Jahr 2001 und sank bis Oktober auf 2.5%. In den na¬chsten Monaten ist auf Grund des Ausklingens der Preiseffekte fiskalischer Ma§nahmen, die im Jahr 2000 wirksam geworden sind, und den derzeit stark ru¬ckla¬ufigen Energiepreisen mit einem weiteren deutlichen Ru¬ckgang des Preisauftriebs zu rechnen. Auf Grund der unerwartet starken Steuereinnahmen gegen Jahresende erwartet die OeNB bereits fu¬r 2001 ein nahezu ausgeglichenes Budget (Ð0.2%). Die konjunkturelle Entwicklung fu¬hrt dazu, dass im Jahr 2002 mit einer leichten Verschlechterung des Budgetsaldos zu rechnen ist. Im Jahr 2003 wird die budgeta¬re Entwicklung durch die konjunkturelle Erholung 22 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 zwar grundsa¬tzlich begu¬nstigt, allerdings kommt es infolge erwarteter nicht konjunktureller Effekte zu keiner Verbesserung. 2 Rahmenbedingungen der Prognose Die vorliegende Prognose der OeNB wurde in Zusammenarbeit mit der Europa¬ischen Zentralbank und den Nationalen Zentralbanken des Euroraums erstellt. Um die Konsistenz der einzelnen Prognosen zu gewa¬hrleisten, bauen diese auf gemeinsamen internationalen Annahmen auf. Es handelt sich um eine Prognose, die Ð basierend auf Quartalswerten Ð auch die unterja¬hrige Dynamik beru¬cksichtigt, wobei der Prognosehorizont vom dritten Quartal 2001 bis zum vierten Quartal 2003 reicht. Die letzte Revision der . . VGR-Daten (BIP-Wachstum 2000: 3 0 statt 3 3%) konnte in der vorliegenden Projektion nicht beru¬cksichtigt werden, da die Revision zu Redaktionsschluss noch nicht auf Quartalsbasis vorlag. Der Informationsstand ist mit dem 20. November 2001 begrenzt. 2.1 Entwicklung der Weltwirtschaft Seit der Fru¬hjahrsprognose haben sich die Perspektiven der internationalen Konjunktur deutlich verschlechtert. Betrug das Wachstum der Weltwirtschaft im Jahr 2000 noch 4.7%, so ist Ð ausgehend von der Rezession in den . . USA und Japan Ð mit einem Ru¬ckgang auf 2 0% im Jahr 2001 und auf 1 5% im Jahr 2002 zu rechnen. Die einsetzende Erholung der Weltwirtschaft ist Ð beginnend mit den USA Ð erst fu¬r Mitte 2002 zu erwarten. Im Jahr 2003 wird wieder von einer kra¬ftigen Wachstumsbeschleunigung auf 3.7% ausgegangen. Ein ¬ahnliches Muster zeichnet sich fu¬r die Entwicklung des . Welthandels ab. Auf das kra¬ftige Wachstum von 12 5% im Jahr 2000 folgt eine mit Anfang des Jahres 2001 beginnende Kontraktion, die sich in einem Ru¬ckgang des Welthandels im Jahr 2002 niederschla¬gt. Lediglich das hohe Anfangsniveau (der statistische U¬berhang1) am Ende des Jahres 2000 betrug 2.8%) ha¬lt das Jahreswachstum des Welthandels im Jahr 2001 auf 0.9%. Der wieder einsetzende Aufschwung ab dem ersten Quartal 2002 wird aber erst im Jahr 2003 in einer Jahreswachstumsrate von 6.1% sichtbar werden. Vor diesem Hintergrund entwickeln sich die Exportaussichten fu¬r den Euroraum geda¬mpft. Das Wachstum der o¬sterreichischen Exportma¬rkte wird im Jahr 2001 Ð nach dem Rekordwert von 11.4% im Jahr 2000 Ð nur noch 3.3% betragen. Beginnend mit dem ersten Quartal des Jahres 2002 ¬ sterreichs Exportma¬rkten wieder wird sich die reale Importnachfrage auf O merklich versta¬rken. Nach wie vor ein erho¬htes Prognoserisiko stellt die wirtschaftliche Entwicklung in den USA dar. Im dritten Quartal 2001 betrug das Wirtschaftswachstum der USA laut vorla¬ufigen Zahlen Ð0.4% (im Vergleich zum Vorquartal und annualisiert). Wie erwartet erwiesen sich im ersten Halbjahr 2001 die Investitionen der Unternehmen als hauptverantwortlich fu¬r den Ru¬ckgang, wa¬hrend der private Konsum und die Nettoexporte die Konjunktur noch begu¬nstigten. Die aber bereits sichtbaren Schwa¬chen im 1 Der statistische U¬berhang ist definiert als prozentuale Differenz zwischen dem Jahresendwert und dem Jahresdurchschnittswert einer saison- und kalenderbereinigten Zeitreihe (siehe IFO-Schnelldienst 27/99). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 23 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 privaten Konsum werden sich in den folgenden Quartalen nicht zuletzt auf Grund der tragischen Ereignisse vom 11. September 2001 noch weiter versta¬rken, sodass von einem starken Ru¬ckgang des privaten Konsums im zweiten Halbjahr 2001 ausgegangen werden muss. Das Notfallfiskalpaket der USA von 40 Mrd USD (rund 0.4% des BIP) wird im dritten und im vierten Quartal 2001 die einzige Konjunkturstu¬tze darstellen. Insgesamt wird das Wirtschaftswachstum in den USA im Jahr 2001 1.1% betragen. Trotz der bereits erwa¬hnten versta¬rkten o¬ffentlichen Ausgaben und der zusa¬tzlichen Lockerung der Geldpolitik wird das Wirtschaftswachstum aber auch im ersten Quartal 2002 nur schwach positiv sein und sich in der Folge erst im zweiten Halbjahr 2002 merklich erholen. Insgesamt wird das niedrige Ausgangsniveau und der zo¬gerliche Aufschwung im ersten Halbjahr 2002 ein nur geringes Wirtschaftswachstum von 0.1% im Gesamtjahr 2002 ergeben. Dies wird um so versta¬ndlicher, fu¬hrt man sich die Reaktion der USHaushalte auf die Steuererleichterungen vom Sommer 2001 vor Augen, die im dritten Quartal 2001 beinahe zur Ga¬nze zu einer Erho¬hung der privaten . . Sparquote von 1 1 auf 3 8% des verfu¬gbaren Einkommens gefu¬hrt haben. Fu¬r das Jahr 2003 wird eine allma¬hliche Ru¬ckkehr zum Potenzialwachstum erwartet, das reale BIP-Wachstum wird 0.7% betragen. Allerdings sind die Auswirkungen der Ereignisse vom 11. September 2001 auf das Konsumenten- und Unternehmervertrauen unsicher. Sollten sich die negativen Vertrauenseffekte nicht als tempora¬r herausstellen, ko¬nnte die Rezession sta¬rker und dauerhafter ausfallen als in dieser Projektion unterstellt. In diesem Zusammenhang sind die niedrigen Inflationsraten, auch auf Grund der niedrigen Erdo¬lpreise, als ermutigend zu werten, da dadurch ein gro¬§erer Spielraum fu¬r geld- und fiskalpolitische Ma§nahmen gegeben ist. Die Ereignisse vom 11. September 2001 haben Japan in einer denkbar ungu¬nstigen Situation getroffen: Die nach wie vor bestehenden strukturellen Schwa¬chen lassen den Ru¬ckgang des Weltwirtschaftswachstums besonders stark auf die japanische Realwirtschaft durchschlagen. Die Betrachtung diverser Konjunkturindikatoren wie Unternehmensgewinne, Auftragseinga¬nge oder Investitionspla¬ne deutet darauf hin, dass sich die japanische Wirtschaft in einer weiteren kra¬ftigen Korrekturphase befindet. Die realen Investitionen des privaten Sektors reduzierten sich zwischen dem vierten Quartal 2000 und dem zweiten Quartal 2001 um 3.8%. Daru¬ber hinaus wird der schwache Verlauf der Industrieproduktion die Investitionen weiter da¬mpfen. Die erwartete Ð und aus heutiger Sicht auch notwendige Ð Korrektur der Lagerbesta¬nde auf Grund der nachlassenden internationalen Nachfrage hat bis jetzt noch nicht eingesetzt. Dies gilt insbesondere fu¬r den Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT-Sektor) und wird fu¬r die kommenden Quartale erwartet. Niedrige Zuwa¬chse im verfu¬gbaren Haushaltseinkommen sowie gestiegene Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt werden auch die bisher als Konjunkturstu¬tze fungierende Kauflust der privaten Haushalte da¬mpfen. Diese Anzeichen fu¬hrten zu einer Korrektur der Wachstumsannahmen nach unten, sodass nun davon ausgegangen wird, dass Japan in den Jahren 2001 und 2002 in eine anhaltende Rezession abgleiten wird. Im Jahr 2003 wird sich Ð zusammen mit der Erholung der globalen wirtschaftlichen Situation und den beginnenden 24 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Auswirkungen der Strukturreformen Ð auch Japans Wirtschaft wieder um . 1 3% ausweiten. Trotz dieser schlechten Aussichten deuten die Risiken der Prognose der japanischen Wirtschaft weiter nach unten. Zum einen ko¬nnte die Erholung der internationalen Nachfrage nach IKT-Produkten weniger rasch einsetzen als angenommen, zum anderen ko¬nnten die Kosten der Strukturreformen insbesondere im Bankensektor und in Bezug auf die Fiskalkonsolidierung ho¬her als angenommen ausfallen und so die inla¬ndische Nachfrage weiter dru¬cken. Die asiatischen La¬nder ohne Japan lassen sich derzeit im Wesentlichen in zwei Kategorien einteilen: Die aufstrebenden Industrienationen sind besonders vom internationalen Nachfrageeinbruch nach IKT-Produkten betroffen. Die eher geschlossenen Volkswirtschaften wie Indien und China sind hingegen weniger von der internationalen Nachfrage abha¬ngig. Der Nettokapitalzufluss in den gesamten asiatischen Wirtschaftsraum ohne Japan wird sich von 60.5 Mrd USD im Jahr 2000 auf rund 38.1 Mrd USD verringern. Die Nettodirektinvestitionen aus dem Ausland werden sich nur geringfu¬gig von 52 Mrd USD im Jahr 2000 auf 53 Mrd USD im Jahr 2001 erho¬hen. Diese verringerten Kapitalzuflu¬sse aus dem Ausland basieren auf der Ð infolge der Finanzkrise in Argentinien Ð zunehmenden Vorsicht internationaler Anleger. Insgesamt wird das BIP-Wachstum dieser Region in . . den Jahren 2001 und 2002 mit 3 4 und 3 1% deutlich niedriger als noch im Jahr 2000 ausfallen. Fu¬r das Jahr 2003 wird in U¬bereinstimmung mit der sich erholenden internationalen Nachfrage das Wirtschaftswachstum wieder auf u¬ber 6% steigen. Die Konjunktur der mittel- und osteuropa¬ischen La¬nder (MOEL) erwies sich zuna¬chst trotz der sich verschlechternden au§enwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auf Grund der starken Inlandsnachfrage als recht stabil. Nunmehr wird die Wachstumsverlangsamung im Euroraum u¬ber die internationalen Handelsverflechtungen aber auch auf die MOEL u¬bertragen. Die geringsten negativen Effekte sind fu¬r die Wirtschaft Russlands zu erwarten, die im Jahr 2002 immer noch mit 3.4% wachsen du¬rfte. Am sta¬rksten betroffen werden die EU-Beitrittskandidaten sein: Nach einem prognostizierten Wachstum dieser La¬nder von 3% fu¬r 2001 wird fu¬r 2002 eine weitere Verlangsamung auf 2.7% erwartet. Fu¬r die La¬nder Lateinamerikas zeichnet sich ein dem Rest der Welt a¬hnliches Bild ab. Der gesamten Region steht in den Jahren 2001 bis 2003 ein prognostiziertes Wachstum von 1.4, 1.1 und 3.3% bevor. Die Gru¬nde dafu¬r liegen hauptsa¬chlich im Ru¬ckgang der globalen wirtschaftlichen Aktivita¬ten. Die Rezession in Argentinien scheint auf das Jahr 2001 mit einem Ru¬ckgang . des BIP von 1 6% beschra¬nkt zu bleiben. Allerdings liegen die Risiken der Wachstumsannahme fu¬r diese Region Ð wie im Rest der Welt auch Ð am unteren Ende, da auch fu¬r diese La¬nder nur eine langsame Erholung beginnend mit dem ersten Quartal des Jahres 2002 unterstellt wird. Vor allem ko¬nnte sich auf Grund der Ereignisse vom 11. September 2001 und deren Auswirkungen auf die Finanzma¬rkte der Aufschwung zeitlich verzo¬gern. Auch die Wachstumsprognose fu¬r den Euroraum musste weiter zuru¬ckgenommen werden. Betrug das reale BIP-Wachstum im Jahr 2000 noch Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 25 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 3.4%, so erwartet das Eurosystem in den ju¬ngsten Projektionen fu¬r 2001 eine Verlangsamung des BIP-Wachstums. Fu¬r das Jahr 2002 wird eine weitere Reduktion der konjunkturellen Dynamik nicht ausgeschlossen. Frankreich und Spanien sind die Tra¬ger des Wirtschaftswachstums im Euroraum. Deutlich schwa¬cher wird das Wachstum im Jahr 2001 beim ¬ sterreichs, Deutschland, ausfallen. Der wichtigsten Handelspartner O Beitrag der Nettoexporte zum realen BIP-Wachstum Deutschlands du¬rfte im Jahr 2002 verschwinden, nachdem er 2001 noch bei u¬ber 1 Prozentpunkt liegen wird. Tabelle 2 An na hm en u ¬ ber d ie E ntw ic klu ng der internatio n alen Rahmenbedingungen der Prognose 20001) 2001 2002 2003 Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Bruttoinlandsprodukt Welt USA Japan Vereinigtes Ko¬nigreich Transformationsla¬nder EU-Erweiterungsla¬nder Asien ohne Japan . +4.7 +4.1 +1.5 +2.9 +6.3 +3.9 +7 2 Au§enhandel Importe i. w. S. Welt Welt au§erhalb des Euroraums . +12.5 +13 2 Preise ¬ lpreis (in US-Dollar pro Barrel) O Drei-Monats-Zinssatz in % Langfristiger Zinssatz in % Euro-US-Dollar-Wechselkurs Nominell-effektiver Wechselkurs (Index) . 28.3 4. 4 5.45 0.923 85 7 . +2.0 +1.1 Ð0.6 +2.3 +3.9 +3.0 +3 4 . +0.9 +0 2 . 24.4 4.24 4.99 0.895 86 9 . +1.5 +0.1 Ð0.4 +1.7 +3.0 +2.7 +3 1 . +3.7 +2.7 +1.3 +2.5 +3.7 +4.0 +6 4 . +0.4 Ð0 5 . +6.1 +6 4 . 18.7 3.34 4. 6 0.888 86 2 . 19.2 3.34 4.57 0.888 86 2 Quelle: EZB. 1 ) Realisierte Werte. 2.2 Technische Annahmen Um die wirtschaftliche Entwicklung bei unvera¬nderten geldpolitischen Rahmenbedingungen zu prognostizieren, werden im Rahmen der OeNBPrognose sowohl die kurzfristigen Zinssa¬tze als auch der Wechselkurs u¬ber den gesamten Prognosehorizont konstant gehalten. Der fu¬r den Prognosehorizont angenommene kurzfristige Zinssatz basiert auf dem Drei-MonatsEURIBOR (3.34%)1). Fu¬r das Jahr 2001 ergibt sich unter Beru¬cksichtigung der tatsa¬chlichen Entwicklung in den Monaten Ja¬nner bis Oktober 2001 ein durchschnittlicher Jahreswert von 4.24% (Tabelle 2). Die langfristigen Zinssa¬tze orientieren sich an den Markterwartungen langfristiger Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren und liegen fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 bei 4.99, 4.60 und 4.57%. Im Vergleich zur Fru¬hjahrsprognose bedeutet dies einen Ru¬ckgang des langfristigen Zinsniveaus zwischen 15 und 1 26 Dies entspricht dem Durchschnitt der Tageswerte u¬ber sechs Gescha¬ftstage unmittelbar vor und einschlie§lich des 16. November 2001. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 59 Basispunkten. Fu¬r die weitere Entwicklung des Wechselkurses zwischen . Euro und US-Dollar wird von einem Kurs von 0 888 USD/EUR ausgegangen. Beru¬cksichtigt man die bisherige Wechselkursentwicklung, so ergibt sich fu¬r das Jahr 2001 ein durchschnittlicher Kurs von 0.895 USD/EUR. Dieser Wert liegt knapp unter der Annahme der Fru¬hjahrsprognose. Der in der Prognose verwendete nominell-effektive Wechselkurs liegt deutlich u¬ber dem Wert von 2000 und spiegelt den im ersten Quartal 2001 stattgefundenen Anstieg wider (Grafik 2). Grafik 2 Lang- und kurzfristige Zinssätze in Österreich in % 10 Technische Annahme1) 8 6 4 2 0 1988 1991 1994 Langfristiger Zinssatz (10 Jahre) 1997 2000 2003 Kurzfristiger Zinssatz (3 Monate) Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. ) Technische Annahme bezüglich der Entwicklung der kurz- und langfristigen Zinssätze während des Prognosezeitraums. 1 Das Verhalten der Roho¬lpreise ist gegenwa¬rtig durch eine hohe Volatilita¬t gekennzeichnet. Die der Prognose zu Grunde gelegte Entwicklung der Roho¬lpreise orientiert sich an den Terminkursen fu¬r Roho¬l. Im Vergleich zur Fru¬hjahrsprognose liegen die Preise mit 24.4, 18.7 und 19.2 USD/ Barrel Brent fu¬r die Jahre 2001 bis 2003 deutlich niedriger. Grafik 3 Nominell-effektiver Wechselkurs des Euro Index 100 Technische Annahme1) 95 90 85 80 1997 1998 Prognose vom Herbst 2000 Prognose vom Herbst 2001 1999 2000 2001 2002 2003 Prognose vom Frühjahr 2001 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 1 ) Technische Annahme bezüglich der Entwicklung des nominell-effektiven Wechselkurses während des Prognosezeitraums. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 27 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 3 Au§enwirtschaft Die o¬sterreichischen Exporteure konnten im Jahr 2000 auf Grund hoher Produktivita¬tszuwa¬chse, moderater Lohnerho¬hungen und damit sinkender Lohnstu¬ckkosten sowie des niedrigen Eurowechselkurses ihre preisliche Wettbewerbsfa¬higkeit deutlich verbessern. Wa¬hrend die Preise der exportierten Gu¬ter und Dienstleistungen Ð gemessen am Exportdeflator Ð um lediglich 2.4% stiegen, erho¬hten sich im gleichen Zeitraum die Preise der Wettbewerber auf den o¬sterreichischen Exportma¬rkten um 10.3%. Diese sehr gu¬nstige Entwicklung der preislichen Wettbewerbsfa¬higkeit wird auch noch in den Jahren 2001 und 2002 zu weiteren Marktanteilsgewinnen fu¬hren. Die Auswirkungen der flachen internationalen Konjunktur und das daraus resultierende Nachlassen der Exportnachfrage werden durch diesen Effekt leicht geda¬mpft werden. Vor diesem Hintergrund wird sich das reale Wachstum der Exporte i. w. S. (das hei§t inklusive Dienstleistungen) . . von 10 3% im Jahr 2000 auf 4 1% im Jahr 2001 deutlich abschwa¬chen (Tabelle 3). Der Tiefpunkt der Exportentwicklung wird im dritten Quartal 2001 erwartet; in diesem Quartal sind die Exporte sogar leicht ru¬ckla¬ufig. Die OeNB erwartet jedoch Ð basierend auf der Erholung der externen Nachfrage Ð ein Anspringen der Exportdynamik im ersten Quartal 2002, die im weiteren Verlauf des Jahres an Kraft gewinnen wird. Bedingt durch die schwache Exportentwicklung in der zweiten Jahresha¬lfte 2001 wird hin. gegen die Jahreswachstumsrate fu¬r 2002 mit 2 9% geringer ausfallen als fu¬r das Jahr 2001. Fu¬r 2003 wird infolge der verbesserten weltwirtschaftlichen Wachstumsperspektiven mit einem weiteren Anstieg des Exportwachstums . gerechnet (+5 0%). Tabelle 3 Wa chst um und P r ei sentwi ckl ung in der o ¬ ste rr ei ch is ch e n A u §e nw irt sc ha f t 2000 2001 2002 2003 Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Exporte ¬ sterreichs Reale Importnachfrage auf O Exportma¬rkten ¬ sterreichs Preise der Wettbewerber auf O Exportma¬rkten Exportdeflator ¬ sterreichische Exporte i. w. S. (real) O . +11 4 . +3 3 . +2 6 . +5 7 . +10.3 + 2.4 +10 3 . +1.2 +1.9 +4 1 . Ð0.3 +0.4 +2 9 . +0.7 +1.1 +5 0 Importe Preise der internationalen Wettbewerber auf dem heimischen Markt Importdeflator ¬ sterreichische Importe i. w. S. (real) O Terms of Trade + + + Ð . 7 .6 5.1 7.5 26 . +1.0 +2.4 +3.1 Ð0 5 . Ð2.3 +0.7 +3.0 Ð0 3 . +2.1 +1.2 +5.0 Ð0 1 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001, EZB. ¬ sterreich in den Die realen Exporte und Importe entwickelten sich in O letzten Jahren weitgehend parallel (Grafik 4). Mo¬gliche Ursachen dieser Verflechtung sind ein hoher Anteil von importierten Vorleistungen an den Exporten und internationale Handelsgescha¬fte, die u¬ber den Standort ¬ sterreich abgewickelt werden. Dieser strukturelle Zusammenhang wird O 28 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 grundsa¬tzlich auch u¬ber den Prognosehorizont hinweg unterstellt. Im Jahr . 2001 wird das Importwachstum (+3 1%) aber auf Grund der schwachen . Inlandsnachfrage hinter dem Wachstum der Exporte (+4 1%) zuru¬ckbleiben. Die Wachstumsbeitra¬ge der Nettoexporte zum realen BIP sind seit 1996 durchwegs positiv und erreichten im Jahr 2000 mit 1.3 Prozentpunkten ihren vorla¬ufigen Ho¬hepunkt. Im Jahr 2001 wird sich dieser Wachstums. beitrag auf 0 5 Prozentpunkte reduzieren. Erst im Jahr 2003 ist wieder mit einem positiven Beitrag des Au§enhandels zu rechnen. Grafik 4 Exporte, Importe und Investitionen in Österreich Veränderung zum Vorjahr in % 8 Prognose 4 0 4 1989 1991 Bruttoinvestitionen 1993 1995 Exporte i. w. S. 1997 1999 2001 2003 Importe i. w. S. Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001, Statistik Austria. Der in erster Linie durch die kra¬ftigen Erdo¬lpreiserho¬hungen und den niedrigen Wechselkurs des Euro verursachte starke Anstieg der Importpreise und die nur moderate Zunahme der o¬sterreichischen Exportpreise fu¬hrten zu einer deutlichen Verschlechterung der Terms of Trade im Jahr 2000 . (Ð2 6%). Obwohl der Preisauftrieb bei den importierten Gu¬tern und . Dienstleistungen bereits im Jahr 2001 (+2 4%) nachzulassen begonnen hat, wird er u¬ber den gesamten Prognosehorizont leicht u¬ber der Dynamik der Exportpreise verbleiben. Damit einhergehend werden sich auch die Terms of Trade weiter verschlechtern, wobei sich das Ausma§ der Verschlechterung aber verringern wird und im Jahr 2003 nur noch Ð0.1% betragen sollte. Die Nettoposition aus Gu¬tern und Dienstleistungen der o¬sterreichischen Leistungsbilanz wird sich Ð bedingt durch die schwache Entwicklung der Importe Ð im Jahr 2001 gegenu¬ber 2000 (Ð1.9 Mrd EUR) spu¬rbar auf Ð1.3 Mrd EUR verbessern. Fu¬r die Jahre 2002 und 2003 wird jedoch eine Verschlechterung auf Ð1.6 Mrd EUR erwartet (Tabelle 4). Eine regionale Betrachtung der Importe und Exporte laut Leistungsbilanz zeigt, dass auf Grund der schwachen Weltnachfrage 2001 und 2002 das Wachstum der Exporte au§erhalb des Euroraums deutlich hinter dem der Exporte in den Euroraum zuru¬ckbleiben wird. Vor allem die Einkommensbilanz wird sich ab 2001 deutlich verschlechtern. Hohe Zuflu¬sse an Portfolioinvestitionen (insbesondere langfristige festverzinsliche Wertpapiere) in den letzten Jahren fu¬hren seit der ersten Jahresha¬lfte 2001 zu einer starken Zunahme der Kapitaleinku¬nfte aus Portfolioinvestitionen an das Ausland. Der Saldo der Transferbilanz stagniert . bis 2002 bei Ð1 5 Mrd EUR, bevor fu¬r 2003 eine leichte Verschlechterung Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 29 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 auf Ð1.6 Mrd EUR zu erwarten ist. Insgesamt prognostiziert die OeNB einen kontinuierlichen, wenn auch nur moderaten Anstieg des Leistungsbilanz. . defizits von 5 8 Mrd EUR im Jahr 2000 auf 6 3 Mrd EUR im Jahr 2003. Bezogen auf das BIP verbleibt der Leistungsbilanzsaldo u¬ber den gesamten Prognosehorizont knapp unter 3%. Tabelle 4 E n t wi c k lu ng d er o ¬ ster reichi sc hen L ei st ungsbi la nz 2000 2001 2002 in Mrd EUR (nominell) Gu¬ter- und Dienstleistungen Exporte i. w. S.1) Intra-Euroraum Exporte Extra-Euroraum Exporte Importe i. w. S.1) Intra-Euroraum Importe Extra-Euroraum Importe Einkommen Laufende Transfers Leistungsbilanz insgesamt Leistungsbilanz in % des nominellen BIP 2003 . Ð1 9 . Ð 13 . Ð 16 . Ð 16 . 57.1 45 9 . 58.6 46 5 . 60.7 47 7 . 63.7 50 0 . 67.0 37.9 Ð 2. 4 Ð 1. 5 Ð 5. 8 Ð 28 . 68.0 38.5 Ð 3. 2 Ð 1. 5 Ð 6. 0 Ð 28 . 70.4 39.7 Ð 3. 1 Ð 1. 5 Ð 6. 2 Ð 29 . 73.5 41.6 Ð 3. 1 Ð 1. 6 Ð 6. 3 Ð 28 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 1 ) Laut Zahlungsbilanz. 4 Preise, Lo ¬ hne, Kosten 4.1 Preise Der erwartete Verlauf der Inflation u¬ber den Prognosehorizont ist von einem steten Ru¬ckgang der Preissteigerungen bis zum dritten Quartal 2002 und dem Verharren auf niedrigem Niveau bis Ende 2003 gekennzeichnet. Im . Jahresdurchschnitt betra¬gt die Teuerung Ð gemessen durch den HVPI Ð 2 3% . . fu¬r 2001, 1 3% fu¬r 2002 und 1 3% fu¬r 2003. Der bisherige Ho¬chststand der Inflation wurde im Juli 2001 mit 2.9% erreicht. Diese Spitze resultierte aus dem Zusammentreffen von fiskalischen Ma§nahmen, die in den ersten Monaten des Jahres 2001 wirksam wurden (Erho¬hung des Preises der Autobahnvignette im Ja¬nner, Einfu¬hrung der Ambulanzgebu¬hr im April), und von indirekten Effekten, die durch den hohen Anstieg der Import- und Roho¬lpreise wa¬hrend des Jahres 2000 ausgelo¬st wurden. So war z. B. im Tourismus (vor allem bei Pauschalreisen) eine starke Teuerungsrate zu beobachten, die zumindest teilweise auf indirekte Effekte der Erdo¬lpreiserho¬hungen zuru¬ckzufu¬hren war. Die Inflation ist seit Juli 2001 ru¬ckla¬ufig. Dafu¬r sind vor allem das Ausklingen der Inflationseffekte fiskalischer Ma§nahmen, die im Jahr 2000 wirksam wurden (Einfu¬hrung einer Elektrizita¬tsabgabe, Erho¬hung der Tabaksteuer), die derzeit stark ru¬ckla¬ufigen Erdo¬lpreise sowie die Preiseffekte der Liberalisierung des Strommarktes verantwortlich. Die Preise fu¬r unverarbeitete Lebensmittel stagnieren seit Mai mit tempora¬ren Ru¬ckga¬ngen im Juli und August (auf Grund von Ru¬ckga¬ngen bei Obst und Gemu¬se). Die Einfu¬hrung der Studiengebu¬hren, die im Oktober 2001 wirksam geworden sind, wirkt hingegen leicht inflationserho¬hend. In der zweiten Jahresha¬lfte 2003 wird auf Grund der allgemein zunehmenden wirtschaftlichen Dynamik und dadurch wieder sta¬rker 30 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 steigenden Haushaltseinkommen nachfragebedingt mit einem leichten Anstieg der Inflation gerechnet. 4.2 Lo¬hne Fu¬r die Entwicklung der Lo¬hne u¬ber den Prognosehorizont wird auch weiterhin die in der Vergangenheit im Hinblick auf die Verbesserung der internationalen preislichen Wettbewerbsfa¬higkeit der o¬sterreichischen Exportindustrie praktizierte Zuru¬ckhaltung unterstellt. Die prognostizierte Lohnsteigerung von nominell 2.8% im Jahr 2001 ist unter Beru¬cksichtigung der wirtschaftlichen Eckdaten des Jahres 2000, die in die Lohnverhandlungen Eingang fanden, als gema¬§igt zu betrachten. Auf Grund der deutlich niedrigeren Inflationsraten und eines Ru¬ckgangs des Produktivita¬tswachstums im Jahr 2001 wird fu¬r 2002 mit einem Lohnzuwachs von nominell 2.4% gerechnet. Im Einklang mit den sich verbessernden Wirtschaftsperspektiven . wird fu¬r 2003 ein etwas sta¬rkerer Lohnanstieg (+2 6%) prognostiziert. Der im Jahr 2000 erzielte hohe Produktivita¬tszuwachs der Gesamtwirtschaft wird fu¬r 2001 und 2002 nicht erreicht werden. Erst im Jahr 2003 ist wieder mit einem deutlichen Produktivita¬tsgewinn zu rechnen. Gemeinsam mit den Lohnzuwa¬chsen resultiert daraus ein voru¬bergehend starker Anstieg der Lohnstu¬ckkosten in den Jahren 2001 und 2002. 4.3 Volkswirtschaftliche Deflatoren Bei der Preisentwicklung der volkswirtschaftlichen Deflatoren zeigt sich bei allen Aggregaten eine gleichlaufende Entwicklung: Seit Mitte 2001 schwa¬cht sich der Preisanstieg ab. Die Entwicklung des Deflators des privaten Konsums wird Ð a¬hnlich wie im Jahr 2000 Ð hauptsa¬chlich von der Erdo¬lpreisentwicklung determiniert. Fu¬r 2002 und 2003 wird ein Ru¬ckgang des durch die Import- und Roho¬lpreise verursachten Preisdrucks erwartet. U¬berwa¬lzungen der Erdo¬lpreiserho¬hungen erzeugen jedoch auch einen moderaten Preisdruck auf Export- und Investitionsgu¬ter, sodass der BIP. Deflator im Jahr 2001 auf 1 5% steigen wird (Tabelle 5). Mit den schwa¬cher werdenden indirekten Effekten sinkt der BIP-Deflator 2002 auf 1.0%. Fu¬r das Jahr 2003 wird ein moderater Preisdruck seitens der privaten Nachfrage den BIP-Deflator auf 1.3% steigen lassen. Die bereits seit Ende 2001 sinkenden Unternehmensgewinne werden sich erst Ende 2002 mit der steigenden Auslastung der Produktionskapazita¬ten wieder positiv entwickeln. Tabelle 5 ¬ st err ei ch Aus g e w a¬ h lte p re is lich e In di kat or en fu ¬rO 2000 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % (real) Deflator des privaten Konsums BIP-Deflator Investitionsdeflator Importdeflator Exportdeflator Lohnstu¬ckkosten Produktivita¬t . +1.9 +1.2 +1.5 +5.1 +2.4 Ð0.3 +2 5 . +2.6 +1.5 +1.8 +2.4 +1.9 +1.9 +0 9 2003 . +1.4 +1.0 +1.2 +0.7 +0.4 +1.4 +1 0 . +1.3 +1.3 +1.2 +1.2 +1.1 +0.8 +1 7 Quelle: Statistik Austria, OeNB-Prognose vom Herbst 2001. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 31 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 5 Inlandskonjunktur 5.1 Konsum Der private Konsum stellt u¬ber den gesamten Prognosehorizont eine Stu¬tze der o¬sterreichischen Konjunktur dar. Allerdings kommt es im Verlauf des Jahres 2001 zu einer spu¬rbaren Abschwa¬chung der Konsumdynamik auf Grund eines Einbruchs im Wachstum der real verfu¬gbaren Haushaltseinkommen von +3.1% im Jahr 2000 auf +0.7% im Jahr 2001. Dies ist auf mehrere Faktoren zuru¬ckzufu¬hren (Tabelle 6): Die Arbeitnehmerentgelte sowie die Selbststa¬ndigen- und die Vermo¬genseinkommen entwickeln sich im Jahr 2001 im Vergleich zum Vorjahr relativ moderat. In Kombination mit den fiskalpolitischen Ma§nahmen im Zuge der Budgetsanierung ergibt sich ein Wachstumsru¬ckgang des nominellen verfu¬gbaren Haushaltseinkommens von 5.0% im Jahr 2000 auf 3.3% im Jahr 2001. Die unerwartet hohe Inflation fu¬r 2001 da¬mpft die Entwicklung der real verfu¬gbaren Haushaltseinkommen. In den Jahren 2001 und auch 2002 bewirkt das Bestreben der Konsumenten zur Gla¬ttung ihres Konsumprofils, dass die tempora¬ren Belastungen durch ein Zuru¬cknehmen der Sparneigung zum Teil ausgeglichen werden. Dadurch ko¬nnen die realen privaten Konsumausgaben fu¬r . 2001 um 1 4% ausgedehnt werden. Die Sparquote lag 1995 noch bei fast 12% und nimmt seither kontinuierlich ab. Fu¬r 2002 wird der Tiefpunkt mit 7.0% prognostiziert; fu¬r 2003 wird eine leichte Zunahme auf 7.3% erwartet. Die Terroranschla¬ge vom 11. September 2001 haben derzeit noch keine erkennbaren Auswirkungen auf die Stimmung der o¬sterreichischen KonTabelle 6 ¬ st er r ei ch D e t ermin a n te n des pr i vat en Konsum s in O 2000 2001 2002 2003 Vera¬nderung zum Vorjahr in % (nominell) Arbeitnehmerentgelte Selbststa¬ndigeneinkommen (netto) und Vermo¬genseinkommen Transfers abzu¬glich direkter Steuern1) Empfangene Transfers der Haushalte Geleistete Transfers der Haushalte Direkte Steuern . +3 5 . +3 3 . +2 4 . +3 2 . +6.0 +1.5 +4.6 +3.3 +2 0 . +5.1 -0.5 +2.9 +2.6 +6 7 . +2.3 -2.6 +3.6 +2.1 +4 2 . +4.9 Ð0.4 +3.0 +2.3 +4 6 Wachstumsbeitra¬ge zum verfu¬gbaren Haushaltseinkommen (nominell) in Prozentpunkten Arbeitnehmerentgelte Selbststa¬ndigeneinkommen (netto) und Vermo¬genseinkommen Transfers abzu¬glich direkter Steuern1) Empfangene Transfers der Haushalte Geleistete Transfers der Haushalte Direkte Steuern . +3 0 . +2 7 . +2 0 . +2 7 . +1.8 +0.2 +1.8 Ð1.2 Ð0 4 . +1.5 Ð1.0 +1.1 Ð0.9 Ð1 2 . +0.7 Ð0.1 +1.4 Ð0.7 Ð0 8 . +1.5 Ð0.5 +1.2 Ð0.8 Ð0 9 Vera¬nderung zum Vorjahr in % Verfu¬gbares Haushaltseinkommen (nominell) Konsumdeflator Verfu¬gbares Haushaltseinkommen (real) Privater Konsum (real) Sparquote in % des verfu¬gbaren Haushaltseinkommens . +5.0 +1.9 +3.1 +2 7 . +3.3 +2.6 +0.7 +1 4 . +2.6 +1.5 +1.1 +1 4 . +3.7 +1.3 +2.4 +2 1 . 79 . 73 . 70 . 73 Quelle: Statistik Austria, OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 1 ) Negative Werte bedeuten eine Zunahme der (negativen) Transfers abzu¬glich direkter Steuern, positive Werte eine Abnahme. 32 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 sumenten gezeigt. Der von der Europa¬ischen Kommission erhobene Consumer Confidence Indicator ist der einzige zur Zeit verfu¬gbare Indikator, der Ru¬ckschlu¬sse auf die durch die Terroranschla¬ge verursachten Vertrauenseffekte zula¬sst. Im Oktober nahm der Wert des Index um 1 Punkt gegenu¬ber dem Septemberwert ab, der noch vor den Terroranschla¬gen erhoben wurde. Im Vergleich zu dem durch die allgemeine Konjunkturabschwa¬chung ausgelo¬sten Ru¬ckgang des Konsumentenvertrauens von Mai bis September um 11 Punkte ist dieser Ru¬ckgang sehr moderat und liegt im Bereich der statistischen Unscha¬rfe. Im Jahr 2002 wird die Entwicklung der Haushaltseinkommen vor allem durch die erwartete Stagnation der Bescha¬ftigung geda¬mpft. Durch die ho¬heren Nettotransfers an die Haushalte (Kindergeld) geht vom o¬ffentlichen Sektor kein nennenswerter negativer Impuls auf die verfu¬gbaren Haushaltseinkommen aus. Der sich abschwa¬chende Preisauftrieb und ein weiterer leichter Ru¬ckgang der Sparquote ermo¬glichen ein Wachstum des realen . privaten Konsums um 1 4%. Fu¬r das Jahr 2003 erwartet die OeNB auf Grund der sich versta¬rkenden wirtschaftlichen Dynamik und des positiven Bescha¬ftigungswachstums eine Zunahme des nominellen verfu¬gbaren Einkommens um 3.7%. In Verbindung mit der ru¬ckla¬ufigen Inflation ermo¬glicht dies einen starken Anstieg der . realen privaten Konsumnachfrage um 2 1% bei gleichzeitig zunehmender . Sparquote um 0 3 Prozentpunkte. Der reale o¬ffentliche Konsum entwickelt sich auf Grund der Konsolidierungsbemu¬hungen in den Jahren 2001 (Ð0.5%) und 2002 (Ð0.6%) ru¬ckla¬ufig. Erst im Jahr 2003 wird wieder mit einem Anstieg (+0.9%) gerechnet. 5.2 Investitionen Nachdem die Bruttoanlageinvestitionen im Jahr 2000 real um 3.4% stiegen, wird fu¬r 2001 ein Ru¬ckgang der Investitionsta¬tigkeit um 0.4% erwartet. Neben der Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung werden die Investitionen durch die Rezession in der Bauwirtschaft und die zuru¬ckhaltende Investitionsta¬tigkeit der o¬ffentlichen Hand geda¬mpft. Bereits im zweiten Quartal 2001 ergab sich im Vergleich zum Vorquartal ein Ru¬ckgang der realen Bruttoanlageinvestitionen um 1.1%. Die OeNB erwartet auch fu¬r das dritte und vierte Quartal ein negatives Wachstum der Investitionsta¬tigkeit, ehe die sich langsam erholende Nachfrage nach o¬sterreichischen Exporten in der ersten Jahresha¬lfte 2002 den Beginn des na¬chsten Investitionszyklus markiert. Wie aus Grafik 4 ersichtlich wird, ¬ sterreich seit besteht zwischen Exporten und Bruttoanlageinvestitionen in O Jahren ein relativ stabiler Zusammenhang. Bedingt durch die ru¬ckla¬ufige Investitionsta¬tigkeit in der zweiten Jahresha¬lfte 2001 ergibt sich fu¬r 2002 mit +0.8% noch ein relativ schwaches Jahreswachstum. Im Jahr 2003 wird sich das Wachstum auf 3.4% beschleunigen. Die einzelnen Komponenten der Bruttoinvestitionen zeigten in den vergangenen zwei Jahren unterschiedliche Verla¬ufe (Grafik 5). Die Ausru¬stungsinvestitionen entwickelten sich im Jahr 2000 noch sehr dynamisch. Die pessimistischeren Produktions- und Exporterwartungen der Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 33 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 o¬sterreichischen Unternehmen als Folge des Konjunkturabschwungs lassen aber fu¬r 2001 nur ein schwaches Wachstum der realen Ausru¬stungs. investitionen (+1 6%) erwarten. Diese Einscha¬tzung wird durch die Ergebnisse des letzten WIFO-Konjunkturtests vom Oktober 2001 gestu¬tzt. Im Vergleich zum Jahr 2000 weisen alle relevanten Indikatoren nach unten. Die Beurteilung der Auftragsbesta¬nde durch die Unternehmen ergab im Jahr 2000 einen durchschnittlichen Wert von +12% (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent aller Antworten); bis Oktober 2001 sank dieser Wert kontinuierlich auf Ð18%. Einen ¬ahnlichen Verlauf weisen die Produktionserwartungen und die Einscha¬tzung der Gescha¬ftslage fu¬r die kommenden sechs Monate auf. Auch die Kapazita¬tsauslastung nahm von 83.6% im Jahr 2000 auf 81.6% im Oktober 2001 ab. Die Gewinnspannen der Unternehmen entwickelten sich im Jahr 2000 a¬u§erst gu¬nstig. Seit Ende des Jahres 2000 ist allerdings ein Ru¬ckgang der Gewinnspannen zu beobachten. Nach einem Wachstum von 1.4% im Jahr . 2000 werden sie in den Jahren 2001 und 2002 um jeweils 0 4% sinken, . bevor sie 2003 wieder steigen werden (+0 4%). Eine Ursache fu¬r den Ru¬ckgang sind die auf Grund eines geringen gesamtwirtschaftlichen Produktivita¬tswachstums relativ stark steigenden Lohnstu¬ckkosten. Zudem erzeugt der sich intensivierende internationale Wettbewerb Druck auf die Absatzpreise der Unternehmen. Die Selbstfinanzierungskraft der Unternehmen wird sich daher in den Jahren 2001 und 2002 relativ ungu¬nstig entwickeln. Die daraus resultierenden negativen Folgen fu¬r die Investitionsta¬tigkeit werden allerdings durch die gu¬nstigen (Au§en-)Finanzierungsbedingungen Ð nicht zuletzt auf Grund der in den letzten Monaten durchgefu¬hrten Leitzinssenkungen des Eurosystems Ð geda¬mpft. Auf Grund der steigenden externen Nachfrage, der gu¬nstigen (Au§en-) Finanzierungsbedingungen und des sich durch den Investitionseinbruch 2001 ergebenden Nachholbedarfs erwartet die OeNB, dass die Ausru¬stungsinvestitionen im Jahr 2002 um 2.6% und im Jahr 2003 um 5.2% steigen werden. Der fu¬r 2001 erwartete Ru¬ckgang der gesamten Bruttoanlageinvestitionen ist vor allem auf den starken Einbruch der Bauinvestitionen ab dem zweiten Quartal zuru¬ckzufu¬hren. Die Bauwirtschaft befindet sich seit Grafik 5 Entwicklung der Investitionstätigkeit in Österreich Veränderung zum Vorjahr in %, annualisierte Quartalswachstumsraten 10 Prognose 5 0 15 10 1999 Bau 2000 Ausrüstung 2001 2002 2003 Insgesamt Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001, Statistik Austria. 34 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 la¬ngerer Zeit in einer hartna¬ckigen Krise. Sowohl der niedrige Wert des von der Europa¬ischen Kommission erhobenen Indikators des Vertrauens in der Bauwirtschaft als auch die stark steigenden Arbeitslosenzahlen in diesem Sektor deuten darauf hin, dass die Krise in der Bauwirtschaft und damit verbunden der Abbau der bestehenden U¬berkapazita¬ten auch noch im Jahr 2002 anhalten wird. Der Hochbau ist auf Grund der stark sinkenden Nachfrage nach Wohnungsneubauten besonders stark betroffen, nur die Nachfrage nach Bu¬robauten entwickelt sich derzeit gut. Die Entwicklung im Tiefbau wird zwar durch die Konsolidierungsbemu¬hungen der Gemeinden etwas geda¬mpft, ist aber trotzdem gu¬nstiger als im Hochbau. Fu¬r die Jahre 2001 und 2002 wird ein Ru¬ckgang der realen Bauinvestitionen von 2.0 bzw. 0.8% prognostiziert, bevor im Jahr 2003 ein Anstieg von 1.5% erwartet wird. 6 Arbeitsmarkt Die Gesamtbescha¬ftigung zeigte sich in den ersten drei Quartalen 2001 vom Wirtschaftsabschwung noch eher unbeeindruckt und wuchs um durchschnittlich 0.6%. In der Dynamik der Monatswerte spiegelte sich die Konjunktureintru¬bung jedoch bereits wider. Die Entwicklung der Bescha¬ftigung dokumentiert das Verhalten vieler Unternehmen, die von einem Abbau von Arbeitspla¬tzen Ð angesichts der ju¬ngsten Erfahrung eines Mangels an qualifizierten Arbeitskra¬ften Ð Abstand nahmen. Da der wirtschaftliche Abschwung jedoch la¬nger als erwartet andauert, ist anzunehmen, dass sich diese Strategie zunehmend als nicht tragfa¬hig erweisen wird. Die OeNB erwartet daher gegen Ende 2001 und fu¬r 2002 eine Stagnation der Bescha¬ftigung. Erst gegen Ende des Prognosezeitraums im Jahr 2003 wird . mit +0 5% wieder mit einem sta¬rkeren Wachstum der Gesamtbescha¬ftigung gerechnet. Die Stagnation der Bescha¬ftigung im Jahr 2002 erkla¬rt sich zum Teil durch die Gewinnsituation der Unternehmen. Erstmals seit der Rezession im Jahr 1993 wird fu¬r 2001 und 2002 ein Ru¬ckgang der Gewinnspannen erwartet. Als wichtigster Grund dafu¬r kann die verzo¬gerte Reaktion der Bescha¬ftigung auf den Auslastungsgrad in der Produktion im Jahr 2001 angefu¬hrt werden. In der Folge kommt es daher auch zu einer deutlich schwa¬cheren Produktivita¬tsentwicklung und dadurch zu steigenden Lohnstu¬ckkosten. Die u¬ber der Produktivita¬tssteigerung liegenden Lohnabschlu¬sse fu¬r 2001 und 2002 sind jedoch nicht als eine Abkehr von der Politik der Lohnmoderation zu interpretieren, sondern stellen vielmehr eine Folge der Ð gemessen am nationalen Verbraucherpreisindex Ð Reallohneinbu§en in der ju¬ngsten Vergangenheit dar. Die verzo¬gerte Reaktion der Bescha¬ftigung da¬mpft zwar kurzfristig die negativen Effekte der Konjunkturabku¬hlung, da die Einkommen der privaten Haushalte gestu¬tzt werden, fu¬hrt aber u¬ber verschlechterte Gewinnaussichten in weiterer Folge zu einer Versta¬rkung der negativen Effekte auf die Investitionen und die Bescha¬ftigung. Hinsichtlich der Entwicklung der o¬ffentlich Bescha¬ftigten folgt die OeNB-Prognose im Wesentlichen den Pla¬nen der Bundesregierung. Die Zahl der Selbststa¬ndigen wird einem langja¬hrigen Trend folgend auch weiterhin ru¬ckla¬ufig sein. Dieser Trend wird durch Ma§nahmen der Bundesregierung Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 35 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 aber leicht abgeschwa¬cht werden. Insbesondere Personen, die von Ma§nahmen, wie der Abschaffung der kostenlosen Mitversicherung kinderloser Ehepartner und der Einfu¬hrung von Studiengebu¬hren, betroffen sind, werden vermehrt Ð ha¬ufig als freiberufliche Mitarbeiter Ð auf den Arbeitsmarkt dra¬ngen. Tabelle 7 ¬ sterreic h Det erm inanten des A rbeitsk ra¬ ft eangebot s in O 2000 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % Arbeitskra¬fteangebot Gesamtbescha¬ftigung ¬ ffentlich Bescha¬ftigte O Selbststa¬ndige Unselbststa¬ndig Bescha¬ftigte Arbeitslosenquote laut EUROSTAT in % Produktivita¬t Gewinnspannen Lohnstu¬ckkosten BIP-Deflator . +0.2 +0.9 Ð0.8 Ð0.8 +1.3 3. 7 +2.5 +1.4 Ð0.3 +1 2 . +0.4 +0.3 Ð0.4 Ð0.2 +0.5 3. 8 +0.9 Ð0.4 +1.9 +1 5 2003 . +0.1 Ð0.0 Ð0.4 Ð0.1 +0.0 3. 9 +1.0 Ð0.4 +1.4 +1 0 . +0.3 +0.5 Ð0.4 Ð0.0 +0.7 3. 8 +1.7 +0.4 +0.8 +1 3 Quelle: Statistik Austria, OeNB-Prognose vom Herbst 2001. . Das Angebot an Arbeitskra¬ften wird in den Jahren 2001 bis 2003 um 0 4, . . 0 1 und 0 3% steigen (Tabelle 7). Im Wesentlichen sind es zwei Faktoren, die fu¬r diese Entwicklung verantwortlich zeichnen: Zum einen die fu¬r ¬ sterreich typische Flexibilita¬t des Arbeitsangebots, zum anderen die O Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung bzw. strukturelle Arbeitsmarktreformen. Demografische Faktoren spielen wa¬hrend der Prognoseperiode hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Die Flexibilita¬t des Arbeitskra¬fte¬ sterreich spiegelt sich einerseits in einer zeitlich leicht angebots in O verzo¬gerten Reaktion auf aktuelle Bescha¬ftigungsentwicklungen wider und andererseits in der hohen Reallohnflexibilita¬t. Die ru¬ckla¬ufigen Wachstumsentwicklungen beeinflussen das Arbeitskra¬fteangebot daher vor Ende 2001 nicht negativ. Dementsprechend wirkt sich der fu¬r die erste Jahresha¬lfte 2002 erwartete Aufschwung erst gegen Ende der Prognoseperiode positiv auf das Arbeitskra¬fteangebot aus. Die strukturellen Arbeitsmarktreformen und die Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung, die die o¬sterreichische Bundesregierung in den letzten Jahren getroffen hat, tragen andererseits zu einer leichten Erho¬hung des Arbeitskra¬fteangebots in den na¬chsten Jahren bei. Die Erho¬hung des Mindestalters fu¬r Fru¬hpensionierungen und die Abschaffung der Fru¬hpensionierung auf Grund verringerter Erwerbsfa¬higkeit za¬hlen in diesem Zusammenhang zu den wichtigsten Ma§nahmen. Als Folge ist eine steigende Erwerbsquote der Altersgruppen zwischen 55 und 59 bei Frauen und zwischen 60 und 64 bei Ma¬nnern zu erwarten. Weitere Reformen umfassen die Abschaffung der kostenlosen Mitversicherung kinderloser Ehepartner und die Einfu¬hrung von Studiengebu¬hren. Der Effekt jeder einzelnen Ma§nahme ist gering, zusammen sollten sie das Wachstum des Arbeitskra¬fteangebots jedoch um etwa 0.1% erho¬hen. Auf Grund der restriktiven Einwanderungspolitik sollten Migrationseffekte vernachla¬ssigbar gering sein. Der in den vergangenen Jahren zu beobachtende Trend steigender Frauenerwerbsquoten wird sich nicht zuletzt 36 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 auf Grund sich verschlechternder wirtschaftlicher Aussichten abschwa¬chen und wa¬hrend des Prognosezeitraums nur einen marginalen Beitrag zum Wachstum des Arbeitskra¬fteangebots leisten. Weiterhin nicht eindeutig zu bestimmen sind die Gesamteffekte, die von der Einfu¬hrung des Kindergelds ausgehen werden. Wa¬hrend sich auf Grund der im Vergleich zur bisherigen Karenzgeldregelung la¬ngeren Bezugsperiode das Arbeitskra¬fteangebot verringern wird, wirkt die Erho¬hung der Zuverdienstgrenze in die entgegengesetzte Richtung. Da der Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt nach Ablauf der Karenz ganz wesentlich von der eingeschra¬nkten Verfu¬gbarkeit freier Kinderbetreuungspla¬tze abha¬ngt, erwartet die OeNB-Prognose einen leicht negativen Gesamteffekt. Zusa¬tzlich wird der Trend zur Teilzeitarbeit versta¬rkt. Die prognostizierte Entwicklung der Bescha¬ftigung und des Arbeitskra¬fteangebots fu¬hrt zu einer Erho¬hung der Arbeitslosenquote nach EUROSTAT-Definition auf 3.8% im Jahr 2001 und auf 3.9% im Jahr 2002, ehe sie am Ende des Prognosezeitraums wieder leicht sinkt. Das Produk. . tivita¬tswachstum geht von 2 5% im Jahr 2000 auf 0 9% im Jahr 2001 zuru¬ck. Fu¬r 2002 ist keine wesentliche Verbesserung zu erwarten, erst 2003 wird es sich wieder auf 1.7% erho¬hen. 7 Prognoserisiken, Alternativszenarien, Prognosevergleich 7.1 Prognoserisiken Die Unsicherheiten der vorliegenden Prognose sind ungewo¬hnlich hoch. In na¬chster Zukunft wird vor allem die Einscha¬tzung der Unternehmen bezu¬glich der wirtschaftlichen Entwicklung im In- und Ausland und die damit verbundenen Investitionsentscheidungen u¬ber den weiteren Konjunkturverlauf bestimmen. So ha¬tte eine Verzo¬gerung des Aufschwungs um ein Quartal ein um 0.4 Prozentpunkte geringeres Wirtschaftswachstum im Jahr 2002 zur Folge (Tabelle 8). Dies spiegelt die besondere Unscha¬rfe von Prognosen wider, deren Ausgangspunkt in der Na¬he eines konjunkturellen Wendepunkts liegt. Daru¬ber hinaus wird das Prognoserisiko in besonderem Ma§ durch die Entwicklungen in den USA bestimmt. Wie stark und wie lange der Vertrauenseinbruch bei Konsumenten und insbesondere bei Unternehmen anhalten und wie stark die Wirtschaftsleistung der USA von diesem Vertrauenseffekt beeinflusst wird, la¬sst sich aus heutiger Sicht nicht beantworten. Auch die Wirkung der expansiven Geld- und Fiskalpolitik in den USA, die eine schneller als angenommene Erholung der US-Wirtschaft ermo¬glichen ko¬nnte, ist aus derzeitiger Sicht nur schwer abzuscha¬tzen. Die starken Auswirkungen der Terroranschla¬ge vom 11. September 2001 auf das Konsumentenvertrauen und auf das Gescha¬ftsklima haben binnen kurzem zu Revisionen der Prognosen nach unten gefu¬hrt. In diesem Zusammenhang ist der hohe konjunkturelle Gleichlauf im Lauf des letzten Jahrzehnts hervorzuheben. Dieser Gleichlauf deutet darauf hin, dass die internationalen Auswirkungen sta¬rker sein ko¬nnten als noch vor kurzem angenommen. Eine mo¬gliche Begru¬ndung wa¬re, dass zu den typischen U¬bertragungskana¬len, wie internationale Handelsverbindungen, neue hinzugekommen sind. Dazu Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 37 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 sind insbesondere die Globalisierung der internationalen Finanzma¬rkte und die Bedeutung multinationaler Unternehmen, die u¬ber ausla¬ndische Direktinvestitionen auf allen wichtigen Ma¬rkten der Welt vertreten sind, zu za¬hlen. Als zusa¬tzlicher Risikofaktor sind die in der ju¬ngsten Vergangenheit von hoher Volatilita¬t gepra¬gten Erdo¬lpreise zu nennen. Die schwa¬cheren weltwirtschaftlichen Wachstumsaussichten lassen ein weiteres Absinken der Erdo¬lpreise mo¬glich erscheinen. Auch die ju¬ngsten Vereinbarungen der OPEC lassen eine weitere Entspannung des Erdo¬lmarktes erwarten. Andererseits deuten die ju¬ngsten Terminpreise darauf hin, dass derzeit eine U¬bereinkunft von OPEC- und Nicht-OPEC-Produzenten als wahrscheinlicher angesehen wird als ein Preiskampf. Die Auswirkungen des daraus resultierenden ho¬heren Erdo¬lpreises werden in Szenario III na¬her behandelt. Der Ru¬ckgang der privaten Sparquote auf ein historisches Tief im Lauf des Jahres 2002 stellt einen heimischen Risikofaktor dar. Die OeNB nimmt an, dass die privaten Haushalte Ð ¬ahnlich wie in der Vergangenheit Ð zur Gla¬ttung ihres Konsums auf das geringe Wachstum der realen Haushaltseinkommen in den Jahren 2001 und 2002 mit einer Reduktion der Sparquote reagieren. Angesichts des unsicheren wirtschaftlichen Umfelds ko¬nnte sich diese Annahme insbesondere dann als zu optimistisch erweisen, wenn die Unsicherheiten bezu¬glich der verfu¬gbaren Einkommen noch weiter zunehmen. Auch die erwartete Entwicklung der Wachstumsbeitra¬ge der Nettoexporte ist als optimistisch einzustufen. In der Vergangenheit war nur selten ein la¬ngerfristig ho¬heres Wachstum der realen Exporte im Vergleich zu den realen Importen laut VGR zu beobachten. Sollten die im Jahr 2000 errungenen Vorteile preislicher Wettbewerbsfa¬higkeit fu¬r 2001 und 2002 nicht in Form von Marktanteilsgewinnen zu realisieren sein, so wu¬rde das die Wachstumsaussichten betra¬chtlich schma¬lern. Insgesamt weisen angesichts der hohen Unsicherheiten u¬ber Zeitpunkt und Verlauf des fu¬r die erste Jahresha¬lfte 2002 erwarteten Aufschwungs die Risiken fu¬r die Wachstumsprognose 2002 auf eine weitere Da¬mpfung der Konjunktur. Die Risiken fu¬r 2003 erscheinen hingegen ausgeglichen. 7.2 Alternativszenarien Entsprechend den wichtigsten Prognoserisiken wurden drei Alternativszenarien berechnet: Im ersten Szenario wird eine im Vergleich zur Basislo¬sung tiefere Rezession in den USA angenommen, im zweiten eine raschere Erholung in den USA und im dritten ein sta¬rkeres Ansteigen der Erdo¬lpreise. Die Alternativszenarien beginnen jeweils im ersten Quartal 2002. Die gea¬nderten externen Rahmenbedingungen wurden in Zusammenarbeit mit der EZB unter Verwendung des NIGEM-Weltmodells ermittelt. Szenario I: Tiefere Rezession in den USA Hintergrund dieses Szenarios ist der Versuch, die Auswirkungen einer Korrektur jener Ungleichgewichte, die im Verlauf des letzten Jahrzehnts in den USA entstanden sind, auf die Entwicklung der o¬sterreichischen Wirtschaft abzubilden. Dabei wird davon ausgegangen, dass das Leistungsbilanzdefizit der USA (in Prozent des BIP), die private Sparquote und das Kurs/Gewinn-Verha¬ltnis der an den amerikanischen Bo¬rsen notierten Aktien 38 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 auf das Niveau der ersten Ha¬lfte der Neunzigerjahre zuru¬ckkehren. Es wurden drei wesentliche U¬bertragungskana¬le identifiziert: Die ersten beiden Ð internationale Handelsverflechtungen und die Abwertung des US-Dollar gegenu¬ber dem Euro als Folge der Rezession Ð stellen bekannte Kana¬le dar. Der dritte Kanal versucht die U¬bertragung internationaler Vertrauenseffekte und die Globalisierung der Finanzma¬rkte zu erfassen: Die Korrektur an den US-Aktienbo¬rsen (Sinken des Kurs/Gewinn-Verha¬ltnisses) wird durch einen Anstieg der Risikopra¬mie in den USA simuliert und fu¬hrt in der Folge auch ¬ sterreich zu ho¬heren Kapitalkosten und einer in Europa und somit auch in O Verringerung des Vermo¬gens der privaten Haushalte. ¬ sterreich sinkt im Vergleich zur Basislo¬sung bis 2003 Das reale BIP in O . um 0 8%, wobei 60% des Ru¬ckgangs auf den niedrigeren Welthandel, 30% auf eine ho¬here Risikopra¬mie, aber nur 10% auf die US-Dollar-Abwertung zuru¬ckzufu¬hren sind. Die wesentlichen Ursachen fu¬r das deutlich schwa¬¬ sterreich sind ein Ru¬ckgang der realen Exporte auf chere Wachstum in O Grund der schwa¬cheren externen Nachfrage und die im Vergleich niedrigeren Investitionen auf Grund der ho¬heren Kapitalkosten. Bei den Preisen, die gemessen am HVPI um 0.35% steigen, dominiert hingegen der Wechselkurskanal. Die Abwertung des US-Dollar wirkt u¬ber niedrigere Energiepreise direkt und indirekt da¬mpfend auf die Konsumentenpreise. Szenario II: Raschere Erholung in den USA In diesem Szenario werden die Auswirkungen eines expansiven Fiskalschocks in den USA untersucht. Dabei wird angenommen, dass der amerikanische Staat nach den Terroranschla¬gen vom 11. September 2001 die wirtschaftliche Entwicklung mit einem zusa¬tzlichen Fiskalimpuls in Ho¬he von 1% des BIP unterstu¬tzt, der gleichma¬§ig in den ersten beiden Quartalen 2002 zum Tragen kommt. Diese tempora¬re Ma§nahme erho¬ht unmittelbar die externe Nachfrage ¬ sterreich. In der Folge steigt das reale BIP-Wachstum in O ¬ sterreich fu¬r O noch im Jahr 2002 um rund 0.2 Prozentpunkte und bleibt im Jahr 2003 unvera¬ndert. Der nachfrageseitig induzierte Preisauftrieb in ¬ahnlicher Gro¬§enordnung folgt mit einer Verzo¬gerung von mehreren Quartalen. Die Gesamteffekte sind deutlich niedriger als in Szenario I. Szenario III: Ho¬here Erdo¬lpreise Der in der Prognose verwendete Erdo¬lpreis liegt zum Jahresende 2002 bei knapp u¬ber 18 USD/Barrel. Angesichts dieses sehr niedrigen Werts erscheint die Wahrscheinlichkeit eines Preisanstiegs wa¬hrend des Prognosezeitraums bis Ende 2003 gegeben. In Szenario III werden daher die Auswirkungen eines permanenten, rund 40-prozentigen Preisanstiegs beginnend mit dem ersten Quartal 2002 untersucht Ð was eine Ru¬ckkehr in die Mitte des von der OPEC angestrebten Preisbands bedeutet. Die gestiegenen Energiepreise erzeugen u¬ber die Importpreise einen deutlichen Preisauftrieb, der sich mit einer zeitlichen Verzo¬gerung auch bei Exportpreisen, Lo¬hnen und Konsumentenpreisen niederschla¬gt. Die HVPIInflation steigt dabei im Jahr 2002 um 0.5 Prozentpunkte und im Jahr 2003 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 39 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 noch einmal um rund 0.9 Prozentpunkte. Das reale Import- und Exportwachstum bleibt niedriger als im Basisszenario, das BIP-Wachstum verringert sich gegenu¬ber dem Basisszenario in den Jahren 2002 und 2003 jeweils um rund 0.1 Prozentpunkte. Tabelle 8 Hauptergebni sse der Alt ernati vszenar ien Szenario 2002 BIP 2003 2002 HVPI Abweichung vom Basisszenario in % Tiefere Rezession in den USA ¬ bertragungskanal: davon durch U Welthandel Wechselkurs Risikopra¬mie Raschere Erholung in den USA Ho¬here Erdo¬lpreise 2003 . Ð0 44 . Ð0 80 . Ð0 10 . Ð0 35 . Ð0.25 Ð0.05 Ð0.14 0.17 Ð0 14 . Ð0.48 Ð0.07 Ð0.24 0.20 Ð0 27 . Ð0.02 Ð0.08 0.00 0.10 0 52 . Ð0.12 Ð0.18 Ð0.05 0.20 1 38 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 7.3 Prognosevergleich Im Vergleich mit den derzeit vorliegenden Prognosen anderer Institutionen liegen die Erwartungen der OeNB bezu¬glich des realen BIP-Wachstums sowohl fu¬r 2001 als auch fu¬r 2002 zum Teil deutlich niedriger. Weiters erwartet die OeNB auch fu¬r 2002 ein sich weiter abschwa¬chendes Gesamtjahreswachstum und erst fu¬r 2003 wieder eine Beschleunigung der Wirtschaftsdynamik. Die Unterschiede zu den Prognosen anderer Institutionen sind einerseits auf die deutlich pessimistischere Einscha¬tzung der au§enwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und andererseits auf den langsameren wirtschaftlichen Aufschwung im Jahr 2002 zuru¬ckzufu¬hren. Diese Entwicklung spiegelt den durch die Terroranschla¬ge vom 11. September 2001 verursachten weltweiten Vertrauensschock wider, der zu einer prognostizierten Verzo¬gerung des vorher angenommenen Aufschwungs gefu¬hrt hat. Die Unterschiede in den externen Annahmen werden vor allem bei der Entwicklung des Welthandels deutlich (Tabelle 9). 40 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Tabelle 9 ¬ sterreich Vergl ei ch der aktuellen W ir tschaftsprognosen fu ¬rO OeNB November 2001 2001 2002 2003 WIFO September 2001 IHS September 2001 OECD November 2001 2001 2002 2001 2002 2001 2002 IWF Oktober 2001 EU-Kommission November 2001 Euroframe November 2001 2003 2001 2002 2001 2002 2003 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % Hauptergebnisse BIP, real Privater Konsum, real Bruttoanlageinvestitionen, real Exporte, real Importe, real BIP-Deflator VPI HVPI Lohnstu¬ckkosten . +1 2 . +0 9 . +2 3 . +1 3 . +1 9 . +1 4 . +1 7 . +1 2 . +1 5 . +2 7 . +1 6 . +2 6 . +1 1 . +1 2 . +2 4 . +1 3 . +1 5 . +1 4 . +1 4 . +2 1 . +1 5 . +1 9 . +1 5 . +1 7 . +1 5 . +1 8 . +2 4 x x . +1 4 . +1 6 . +2 3 x x . Ð0.4 +4.1 +3 1 . +0.8 +2.9 +3 0 . +3.4 +5.0 +5 0 . Ð0.9 +4.6 +4 2 . +0.5 +4.6 +4 1 . . . +0.31) +2.11) -0.5 +4.8 +4.4 +5.3 +3 7 +4 0 +4 6 . +0.3 +3.8 +3 3 . +3.6 +7.0 +6 3 x x x x x x . Ð0.2 +5.3 +4 4 . +0.8 +4.0 +3 3 . +3.5 +7.5 +7 6 x x x x x x . +1 5 .x +2 3 . +1 0 .x +1 3 . +1 3 .x +1 3 . +1.4 +2 6 x . +1.6 +1 9 x . +1.9 +2 6 x . +1.6 +1 6 x . +2 0 x x . +1 8 x x . +1 9 x x . +1.7 +2 3 x . +1.5 +2 0 x . +1 4 .x +2 4 . +1 5 .x +1 7 . +1 0 .x +1 8 .x +2 6 .x +1 7 . +1 9 . +1 4 . +0 8 . +1 9 . +1 0 x x x x x x x . +1 3 . +0 9 . +0 5 x x . 39 . 38 . 38 . 38 . 38 . 40 . 48 . 53 . 51 . 37 . 36 . 39 . 43 . 42 . 38 . 39 . Ð2 8 . Ð2 9 . Ð2 8 . Ð2 6 . Ð2 5 . Ð2 4 . Ð2 1 . Ð2 5 . Ð1 9 . Ð1 5 . Ð2 9 . Ð2 6 . Ð2 7 . Ð2 4 . Ð2 7 x x . Ð0 2 . Ð0 3 . Ð0 3 . Ð0 7 . Ð0 3 . Ð0 7 . Ð0 2 . 00 . Ð0 4 . +0 1 . Ð0 7 . 00 . Ð0 2 . Ð0 4 . 04 . Ð0 8 . Ð0 4 . 24.4 09 . 18 . 7 0 89 . 19 . 2 0 89 . 28.0 09 . 28 . 0 0 95 . 25 . 0 0 91 . 25 . 0 0 96 . 24 6 x . 21 5 x . 25 0 x . 26 . 8 0 92 . 24 . 5 0 89 x x x x x x . 23 7 x . 21 0 x . +1 0 .x +5 0 . +2 0 .x +5 6 . +1 0 .x +2 5 . +2 3 .x +7 0 . +1 1 .x +0 3 . +0 7 .x +2 0 . +3 8 .x +8 7 . +1.3 +2.6 +3 6 . +2.2 +3.5 +5 3 . +0.9 +2.1 +0 9 . +0.5 +2.2 +1 8 . +3.4 +3.7 +6 1 . +1.0 +2.0 +0 3 . +1.0 +2.2 +2 3 x x in % Arbeitslosenquote2) . 38 in % des BIP Leistungsbilanz ¬ ffentliches O Defizit Externe Annahmen ¬ lpreis in O USD/Barrel3) USD/EUR3) Vera¬nderung zum Vorjahr in % BIP, real USA BIP, real Welt Welthandel . +1.1 +2.0 +0 9 . +0.1 +1.5 +0 4 . +2.7 +3.7 +6 1 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001, WIFO, IHS, Europa¬ische Kommission, IWF, OECD, Euroframe. 1 ) Bruttoinvestitionen. 2 ) EUROSTAT-Definition; fu¬r OECD: Definition der OECD. 3 ) OeNB: externe Annahme der EZB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 41 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Tabellenanhang Tabelle 10 Na c hfr a g ekom p o n en te n ( re a l) zu Preisen von 1995 2000 2001 2002 2003 2000 in Mio EUR 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % 2003 Privater Konsum ¬ ffentlicher Konsum O Bruttoanlageinvestitionen Inlandsnachfrage (exkl. Lagervera¬nderung) 109.411 37.514 45.358 110.963 37.341 45.159 112.540 37.130 45.522 114.911 37.477 47.058 + + + . 2. 7 0. 6 34 . +1.4 Ð0.5 Ð0 4 . +1.4 Ð0.6 +0 8 . +2.1 +0.9 +3 4 192.283 193.463 195.193 199.446 . + 24 . +0 6 . +0 9 . +2 2 Exporte insgesamt Importe insgesamt Nettoexporte Bruttoinlandsprodukt 96.077 92.896 3.182 195.385 99.982 95.811 4.171 197.777 102.859 98.669 4.190 199.656 108.038 103.573 4.466 204.185 . +10.3 + 75 .x +3 3 . +4.1 +3 1 .x +1 2 . +2.9 +3 0 .x +0 9 . +5.0 +5 0 .x +2 3 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. Tabelle 11 Na c hfr a g ekom p o n en te n ( la u fe nd e P re i se) 2000 2001 2002 2003 2000 in Mio EUR 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % 2003 Privater Konsum ¬ ffentlicher Konsum O Bruttoanlageinvestitionen Inlandsnachfrage (exkl. Lagervera¬nderung) 116.735 40.013 48.948 121.419 40.773 49.633 124.931 41.202 50.638 129.185 42.434 52.993 + + + . 4. 6 2. 3 49 . +4.0 +1.9 +1 4 . +2.9 +1.1 +2 0 . +3.4 +3.0 +4 7 205.696 211.826 216.771 224.613 . + 42 . +3 0 . +2 3 . +3 6 Exporte insgesamt Importe insgesamt Nettoexporte Bruttoinlandsprodukt 100.362 101.459 Ð 1.097 206.040 106.383 107.120 Ð 737 211.758 109.855 111.051 Ð 1.196 215.837 116.652 117.983 Ð 1.331 223.544 . +12.9 +13 0 .x + 45 . +6.0 +5 6 .x +2 8 . +3.3 +3 7 .x +1 9 . +6.2 +6 2 .x +3 6 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. Tabelle 12 Na c hfr a g ekom p o n en te n ( D efla to ren ) 2000 2001 1995 = 100 Privater Konsum ¬ ffentlicher Konsum O Bruttoanlageinvestitionen Inlandsnachfrage (exkl. Lagervera¬nderung) Exporte insgesamt Importe insgesamt Terms of Trade Bruttoinlandsprodukt 2002 2003 2000 . 106.7 106.7 107 9 . 109.4 109.2 109 9 . 111.0 111.0 111 2 . 112.4 113.2 112 6 . 107 0 . 109 5 . 111 1 . 104.5 109.2 95.6 105 5 . 106.4 111.8 95.2 107 1 . 106.8 112.5 94.9 108 1 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % 2003 . +1.9 +1.7 +1 5 . +2.6 +2.4 +1 8 . +1.4 +1.6 +1 2 . +1.3 +2.0 +1 2 . 112 6 . +1 7 . +2 4 . +1 4 . +1 4 . 108.0 113.9 94.8 109 5 . +2.4 +5.1 Ð2.6 +1 2 . +1.9 +2.4 Ð0.5 +1 5 . +0.4 +0.7 Ð0.3 +1 0 . +1.1 +1.2 Ð0.1 +1 3 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 42 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Tabelle 13 Arb e itsmar kt 2000 2001 2002 2003 2000 Anzahl Erwerbsta¬tige insgesamt Privater Sektor Unselbststa¬ndig Bescha¬ftigte lt. VGR 4,045.508 3,473.508 3,279.809 in % Arbeitslosenquote lt. EUROSTAT 2001 2002 Vera¬nderung zum Vorjahr in % 2003 4,059.032 3,489.102 3,294.676 4,058.541 3,491.157 3,294.767 4,080.351 3,515.175 3,316.734 . +0.9 +0.7 +1 3 . +0.3 +0.4 +0 5 . Ð0.0 +0.1 +0 0 . +0.5 +0.7 +0 7 . 38 . 39 . 38 x x x x . 100 9 . 102 3 . 103 2 . Ð0 3 . +1 9 . +1 4 . +0 8 . 37 1995 = 100 Lohnstu¬ckkosten in der Gesamtwirtschaft1) . 99 0 zu Preisen von 1995 in 1.000 EUR Arbeitsproduktivita¬t in der Gesamtwirtschaft Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer, real2) . 48 3 . 48 7 . 49 2 . 50 0 . +2 5 . +0 9 . +1 0 . +1 7 . 30 5 . 30 5 . 30 8 . 31 2 . +0 3 . +0 2 . +0 9 . +1 3 . 34 2 . 35 1 . +2 2 . +2 8 . +2 4 . +2 6 . 112.725 9 . 116.387 1 . +3 5 . +3 3 . +2 4 . +3 2 zu laufenden Preisen in 1.000 EUR Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer, brutto . 32 5 . 33 4 zu laufenden Preisen in Mio EUR Arbeitnehmerentgelte insgesamt, brutto . 106.639 8 . 110.114 2 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 1 ) Bruttolohnsumme durch BIP. 2 ) Bruttolohnsumme durch Deflator des BIP. Tabelle 14 Leistu ng sbil anz 2000 in Mio EUR Leistungsbilanz . Ð5.771 0 2001 2002 . Ð5.995 4 . Ð6.205 0 2003 . Ð6.169 6 2000 2001 2002 in % des nominellen BIP . Ð2 8 . Ð2 8 2003 . Ð2 9 . Ð2 8 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 43 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬ r O¬ sterreich 2001 bis 2003 vom Herbst 2001 Tabelle 15 Arb e itsmar kt 2000 2001 2002 2003 2000 2001 2002 2003 1. Qu. 2. Qu. 3. Qu. 4. Qu. 1. Qu. 2. Qu. 3. Qu. 4. Qu. 1. Qu. 2. Qu. 3. Qu. 4. Qu. 1. Qu. 2. Qu. 3. Qu. 4. Qu. Vera¬nderung zum Vorjahr in % Preise, Lo¬hne, Kosten HVPI HVPI (ohne Energie) Privater Konsum Bruttoanlageinvestitionen BIP-Deflator Lohnstu¬ckkosten Lo¬hne pro Bescha¬ftigten, nominell Produktivita¬t Lo¬hne pro Bescha¬ftigten, real Importdeflator Exportdeflator Terms of Trade + + + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.0 +2.3 +1.3 +1.3 +1.8 +1.9 +2.1 +2.1 +2.0 +2.7 +2.6 +2.0 +1.8 +1.3 +1.1 +1.1 +1.0 +1.2 +1.4 +1.6 1.1 +2.4 +1.7 +1.4 +1.0 +1.1 +1.1 +1.2 +1.7 +2.4 +2.9 +2.7 +2.2 +1.9 +1.4 +1.3 +1.1 +1.3 +1.4 +1.6 1 9 +2 6 +1 4 +1 3 +1 3 +1 7 +2 1 +2 3 +2 4 +2 6 +2 7 +2 6 +2 2 +1 6 +1 1 +0 9 +1 0 +1 2 +1 4 +1 5 + + Ð . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5 +1.8 +1.2 +1.2 +1.4 +1.4 +1.5 +1.8 +2.1 +2.1 +1.8 +1.4 +1.1 +1.1 +1.2 +1.3 +1.4 +1.3 +1.2 +1.0 1.2 +1.5 +1.0 +1.3 +0.7 +0.2 +2.9 +0.9 +1.8 +1.2 +1.6 +1.6 +0.9 +1.3 +0.9 +0.8 +0.8 +1.2 +1.5 +1.6 0 3 +1 9 +1 4 +0 8 Ð0 2 Ð0 2 Ð0 5 Ð0 2 +0 9 +1 6 +2 3 +2 7 +2 4 +1 9 +1 0 +0 3 +0 4 +0 6 +1 0 +1 4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . + 2.2 +2.8 +2.4 +2.6 +2.1 +2.2 +2.2 +2.3 +2.5 +2.8 +2.9 +3.0 +2.8 +2.5 +2.2 +2.1 +2.2 +2.5 +2.7 +2.9 + 2 5 +0 9 +1 0 +1 7 +2 4 +2 4 +2 7 +2 4 +1 6 +1 1 +0 6 +0 2 +0 3 +0 6 +1 2 +1 7 +1 8 +1 9 +1 7 +1 5 + + + Ð . 0.3 5.1 2.4 26 . +0.2 +2.4 +1.9 Ð0 5 . +0.9 +0.7 +0.4 Ð0 3 . +1.3 +1.2 +1.1 Ð0 1 . +0.8 +5.5 +2.2 Ð3 1 . +0.4 +7.7 +2.7 Ð4 7 . +0.1 +2.9 +3.7 +0 8 . +0.0 +4.5 +1.0 Ð3 4 . +0.1 +4.0 +2.0 Ð1 9 . +0.2 +3.0 +2.4 Ð0 6 . +0.2 +1.9 +2.0 +0 1 . +0.4 +0.7 +1.2 +0 4 . +0.6 +0.1 +0.2 +0 1 . +0.8 +0.4 Ð0.0 Ð0 4 . +1.0 +1.0 +0.4 Ð0 5 . +1.2 +1.1 +0.8 Ð0 3 . +1.2 +1.4 +0.8 Ð0 6 . +1.2 +1.3 +1.0 Ð0 2 . +1.3 +1.0 +1.2 +0 2 . +1.4 +1.2 +1.4 +0 2 zu Preisen von 1995, Vera¬nderung zum Vorjahr (Jahreswerte) bzw. Vorquartal (Quartalswerte) in % Wirtschaftliche Aktivita¬t BIP Privater Konsum ¬ ffentlicher Konsum O Bruttoanlageinvestitionen Ausru¬stungsinvestitionen Bauinvestitionen Exporte Importe + + + . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 +1.2 +0.9 +2.3 +1.1 +0.6 +0.6 +0.5 +0.3 +0.2 -0.1 +0.0 +0.2 +0.4 +0.6 +0.7 +0.5 +0.6 +0.6 +0.5 2.7 +1.4 +1.4 +2.1 +0.8 +0.5 +0.5 +0.4 +0.4 +0.2 +0.2 +0.2 +0.3 +0.5 +0.6 +0.7 +0.5 +0.4 +0.4 +0.5 0 6 -0 5 Ð0 6 +0 9 +0 1 Ð0 1 Ð0 2 Ð0 3 +0 0 Ð0 0 Ð0 1 Ð0 3 Ð0 2 Ð0 1 Ð0 0 +0 0 +0 3 +0 4 +0 4 +0 4 . + 3.4 + 6.3 + 1.3 +10.3 + 75 . Ð0.4 +1.6 Ð2.0 +4.1 +3 1 . +0.8 +2.6 Ð0.8 +2.9 +3 0 . +3.4 +5.2 +1.5 +5.0 +5 0 . +1.1 +1.7 +0.3 +2.7 +1 5 . +0.8 +2.4 Ð0.0 +2.2 +1 6 . +0.2 +1.1 Ð0.0 +1.8 +1 3 . +0.4 +0.6 +0.1 +1.5 +1 1 . +0.4 +0.1 +0.4 +1.2 +1 0 . Ð1.1 Ð0.1 Ð2.0 +0.6 +0 8 . Ð0.9 Ð0.2 Ð1.6 Ð0.5 Ð0 7 . Ð0.3 +0.2 Ð0.6 +0.2 +0 1 . +0.4 +0.8 +0.3 +0.7 +0 8 . +0.8 +1.1 +0.4 +1.3 +1 5 . +1.0 +1.3 +0.5 +1.4 +1 5 . +1.0 +1.3 +0.5 +1.4 +1 4 . +0.9 +1.3 +0.3 +0.8 +0 8 . +0.7 +1.3 +0.3 +1.3 +1 2 . +0.6 +1.2 +0.3 +1.5 +1 3 . +0.7 +1.1 +0.3 +1.5 +1 5 Wachstumsbeitra¬ge zum realen BIP in Prozentpunkten Inlandsnachfrage Nettoexporte Lagervera¬nderungen + + Ð . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 +0.7 +1.0 +2.1 +0.6 +0.4 +0.2 +0.3 +0.2 +0.2 Ð0.1 Ð0.0 +0.2 +0.4 +0.6 +0.6 +0.5 +0.5 +0.5 +0.5 1.3 +0.5 +0.0 +0.1 +0.6 +0.3 +0.3 +0.2 +0.1 Ð0.1 +0.1 +0.0 +0.0 Ð0.1 Ð0.0 +0.0 Ð0.0 +0.1 +0.1 +0.0 0 2 +0 0 Ð0 0 +0 0 Ð0 1 Ð0 0 +0 0 +0 0 +0 0 Ð0 0 Ð0 0 Ð0 0 +0 0 +0 0 +0 0 +0 0 +0 0 +0 0 +0 0 +0 0 Vera¬nderung zum Vorjahr (Jahreswerte) bzw. Vorquartal (Quartalswerte) in % Arbeitsmarkt Arbeitslosenrate lt. EUROSTAT Gesamtbescha¬ftigung davon privater Sektor Unselbststa¬ndig Bescha¬ftigte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.7 3.8 3.9 3.8 4.0 3.7 3.6 3.6 3.7 3.8 3.9 4.0 4.0 3.9 3.9 3.9 3.9 3.8 3.7 3.6 + 0.9 +0.3 Ð0.0 +0.5 +0.1 +0.1 +0.1 +0.1 +0.1 +0.1 Ð0.0 Ð0.0 Ð0.1 +0.0 +0.0 +0.1 +0.1 +0.2 +0.2 +0.2 + 0 7 +0 4 +0 1 +0 7 +0 0 +0 1 +0 1 +0 1 +0 2 +0 2 +0 1 Ð0 0 Ð0 1 Ð0 0 +0 0 +0 1 +0 2 +0 2 +0 3 +0 3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . + 1 3 +0 5 +0 0 +0 7 +0 2 +0 3 +0 2 +0 2 +0 2 +0 1 Ð0 1 Ð0 1 Ð0 0 +0 1 +0 1 +0 1 +0 2 +0 2 +0 3 +0 3 Zusa¬tzliche Variablen Verfu¬gbares Haushalts. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . + 3 1 +0 7 +1 1 +2 4 +0 8 +0 8 +0 7 +0 5 +0 1 Ð0 2 Ð0 4 Ð0 1 +0 4 +0 6 +0 7 +0 7 +0 6 +0 5 +0 5 +0 5 einkommen, real Sparquote der privaten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Haushalte in % 7.9 7.3 7.0 7.3 7.6 7.9 8.1 8.1 7.9 7.5 7.0 6.7 6.9 7.1 7.1 7.1 7.2 7.2 7.3 7.4 Output-Gap in % des BIP 1 1 0 3 Ð0 5 Ð0 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 0 0 5 0 1 Ð0 3 Ð0 5 Ð0 6 Ð0 6 Ð0 4 Ð0 3 Ð0 2 Ð0 1 Ð0 1 Quelle: OeNB-Prognose vom Herbst 2001. 44 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Konjunkturelle Entwicklung in O¬sterreich 1 ¬ berblick U 2 Ru ¬ ckla¬ ufige Dynamik des Produktionswachstums Gerhard Fenz, Das Wachstum der o¬sterreichischen Wirtschaft schwa¬chte sich im Verlauf Martin Schneider des Jahres 2001 deutlich ab, wobei zum derzeitigen Zeitpunkt noch keine Zeichen fu¬r einen unmittelbar bevorstehenden Aufschwung erkennbar sind. Redaktionsschluss: Nachdem das reale BIP im ersten Quartal 2001 noch um 2.6% im Jahres- 30. November 2001 abstand zugenommen hat, betrug die Wachstumsrate im zweiten Quartal nur noch 0.9%. Verantwortlich fu¬r die Verlangsamung zeichnen sowohl der private Konsum, dessen Dynamik sich auf Grund nur schwach wachsender Realeinkommen deutlich abschwa¬chte, als auch die Investitionen, die im zweiten Quartal sogar ein negatives Wachstum aufwiesen. Die Wachstumsabschwa¬chung der Realeinkommen wurde durch den starken Anstieg der Verbraucherpreise sowie durch die Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung verursacht. Der o¬ffentliche Konsum entwickelt sich bereits seit Ende 2000 Ð ebenfalls bedingt durch die Konsolidierungsbemu¬hungen Ð ru¬ckla¬ufig. Der im Jahr 2000 ¬au§erst dynamische Au§enhandel bu¬§te im Verlauf des Jahres 2001 deutlich an Schwung ein. Die Entwicklung der nominellen Warenexporte erreichte im Mai mit Ð2.5% ihren bisherigen Tiefpunkt. Das Defizit der Leistungsbilanz (laut Cash-Daten) verbesserte sich in den ersten neun . . Monaten um 0 62 Mrd EUR auf Ð3 85 Mrd EUR. Die internationale Konjunkturabschwa¬chung zieht nun auch die o¬sterreichische Industrieproduktion stark in Mitleidenschaft. Im Durchschnitt der ersten drei Quartale 2001 ist eine Stagnation auf dem Niveau des Jahres 2000 festzustellen, wobei das zweite Quartal 2001 sogar ru¬ckla¬ufig war. Die im Rahmen des WIFO-Konjunkturtests fu¬r das vierte Quartal 2001 erhobene Einscha¬tzung der zuku¬nftigen wirtschaftlichen Lage durch die Unternehmen zeigt deutlich nach unten, wobei sich die Einscha¬tzung der Auftragsbesta¬nde besonders stark verschlechtert hat. Die aktuellen Umfrageergebnisse der Europa¬ischen Kommission fu¬r Oktober besta¬tigen die Unsicherheit der Unternehmer nach den Terroranschla¬gen vom 11. September 2001. Die Bauwirtschaft ka¬mpft bereits seit Anfang des Jahres 2000 mit massiven Problemen; ein Ende der Talfahrt ist derzeit noch nicht in Sicht. In der ersten Jahresha¬lfte 2001 beschleunigte sich der Preisauftrieb. Der Anstieg des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) erreichte im Mai und Juli mit jeweils 2.9% den ho¬chsten Wert in diesem Jahr. Seit Juli ist die Teuerung wegen ru¬ckla¬ufiger Energiepreise und des Auslaufens der Inflationseffekte fiskalischer Ma§nahmen, die in der ersten Jahresha¬lfte 2000 wirksam wurden, wieder im Abklingen. Der Konjunkturru¬ckgang wirkt sich nun auch auf den Arbeitsmarkt aus. Seit Mai steigen die Arbeitslosenzahlen im Jahresabstand kontinuierlich. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote laut EUROSTAT-Definition ergab fu¬r Oktober einen Wert von 4.0% (nach 3.9% im September). Die nationale nicht saisonbereinigte Arbeitslosenquote stieg . . auf 5 8% und lag damit um 0 6 Prozentpunkte ho¬her als im Oktober 2000. Die Bescha¬ftigtenzahlen wachsen zwar noch im Jahresabstand, das Wachstumstempo ist aber ru¬ckla¬ufig. ¬ sterreichs schwa¬chte sich im Lauf Das Wachstum der Industrieproduktion O des Jahres 2001 Ð ausgehend von einem durchschnittlichen Zuwachs im Jahr Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 45 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich 2000 von 6.9% Ð immer mehr ab. Im ersten Quartal konnte die Produktion . zwar noch um 5 6% gesteigert werden, im zweiten und dritten Quartal . . waren mit Ð1 2 und Ð1 9% jedoch bereits Ru¬ckga¬nge zu verzeichnen. Im September fiel der Produktionsru¬ckgang mit Ð5.9% besonders drastisch aus. Die gesamte Produktion der ersten neun Monate 2001 u¬bertraf das Vorjahresniveau nur unwesentlich (+0.6%). Betrachtet man die Produktion in den ersten drei Quartalen nach Verwendungskategorien, so zeigt sich, dass die Produktion von langlebigen Konsumgu¬tern (Ð3.5%) und von Investitionsgu¬tern (Ð1.8%) am sta¬rksten von der Konjunkturabku¬hlung betroffen war. Aber auch die Produktion von kurzlebigen Wirtschaftsgu¬tern entwickelte sich 2001 sehr schwach (Ð0.9%). Die Auftragslage des produzierenden Bereichs ist allerdings noch relativ gu¬nstig. Ende August standen noch um 12.9% mehr Auftra¬ge (nominell) in den Auftragsbu¬chern der Unternehmen als 2000. Die Dynamik der Auftragseinga¬nge schwa¬chte sich zuletzt allerdings spu¬rbar ab (August: . +4 5%). Nachdem die Produktion der Bauwirtschaft in den Jahren 1997 und 1998 noch hohe Zuwachsraten verzeichnen konnte, schwa¬chte sich das Wachstum 1999 bereits stark ab. Im Jahr 2000 war bereits ein Ru¬ckgang um 0.3% zu verzeichnen. Der Produktionsindex des Bauwesens inklusive Bauneben. gewerbe konnte im ersten Quartal 2001 zwar noch um 4 5% zulegen, entwickelte sich aber in den beiden folgenden Quartalen wieder ru¬ckla¬ufig . . (Ð2 9 bzw. Ð2 7%). Die Entwicklung verla¬uft dabei fu¬r die beiden Bereiche Hoch- und Tiefbau sehr unterschiedlich. Wa¬hrend die Produktion im Tiefbau im dritten Quartal noch um 4.5% ausgeweitet werden konnte, nahm der Hochbau im selben Zeitraum um 5.4% ab. Eine detaillierte Betrachtung zeigt, dass die positive Entwicklung im Tiefbau insbesondere auf die Bereiche Industrie- und Ingenieurbau sowie Tunnelbau zuru¬ckzufu¬hren ist, wa¬hrend sich der negative Trend im Wohnbau und bei den Adaptierungen fortsetzte. Die Auftragsbesta¬nde im Bausektor lagen Ende August mit +3.3% (nominell) zwar noch leicht u¬ber dem Vorjahreswert, die Auftragseinga¬nge waren im August im Vorjahresvergleich allerdings bereits um 7.0% ru¬ckla¬ufig. Der Handel, der im Jahr 2000 noch ein Umsatzplus von real 2.7% erzielte, musste in den ersten acht Monaten 2001 einen Ru¬ckgang von Ð1.5% hinnehmen. Der gro¬§te Einbruch wurde fu¬r den Gro§handel (Ð2.1%) registriert. Ungebrochen negativ ist auch der Trend im Kraftfahrzeughandel. Nach Ð2.1% im Jahr 2000 ging der Handelsumsatz in den ersten acht Monaten 2001 um Ð2.0% zuru¬ck. Bedingt durch die sich abschwa¬chende Dynamik der Konsumnachfrage stagnierten die Einzelhandels. umsa¬tze (+0 1%). Diese Entwicklung findet auch bei den Kraftfahrzeugneuzulassungen ihren Niederschlag. Die Zahl der Neuzulassungen sank in den ersten zehn Monaten des Jahres 2001 um 5.5%, nachdem bereits im Jahr 2000 ein Ru¬ckgang um Ð1.7% zu verzeichnen war. 3 Schwache Inlandsnachfrage im zweiten Quartal 2001 Die o¬sterreichische Wirtschaft ist nun stark von der internationalen Konjunkturabschwa¬chung betroffen. Die Daten der VGR fu¬r das zweite ¬ sterreich Quartal 2001 spiegeln die Verlangsamung des Wachstums in O 46 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich deutlich wider. Das reale BIP nahm im Jahresabstand nur um 0.9% zu, . nachdem es im ersten Quartal noch um 2 6% gestiegen war. Wa¬hrend das Wachstum in den letzten Jahren bis einschlie§lich des ersten Quartals 2001 in erster Linie vom privaten Konsum getragen wurde, drehte sich das Bild im zweiten Quartal. Das Wachstum wurde vor allem von der Au§enwirtschaft gestu¬tzt. Trotz der sich eintru¬benden internationalen Rahmenbedingungen, ¬ sterreichs wichtigstem Handelspartner, Deutschland, insbesondere bei O . trugen die Nettoexporte mit 1 0 Prozentpunkten ma§geblich zum BIPWachstum bei (Grafik 1). Grafik 1 Wachstum des realen Bruttoinlansprodukts in Österreich Wachstumsbeiträge in Prozentpunkten des BIP 5'0 4'0 3'0 2'0 1'0 0'0 1'0 2'0 3'0 1999 Privater Konsum Öffentlicher Konsum Bruttoinvestitionen 2000 2001 Nettoexporte Statistische Differenz BIP real Quelle: OeNB, WIFO. Das Wachstum des privaten Konsums wurde durch die Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung und durch die etwas ho¬here Inflation spu¬rbar gedrosselt und trug nur noch mit 0.3 Prozentpunkten zum Wachstum bei. Die Bruttoinvestitionen gingen im zweiten Quartal zuru¬ck und verlangsamten damit das BIP-Wachstum um Ð0.7 Prozentpunkte. Der Ru¬ckgang bei den Investitionen wird durch den Einbruch der Bauinvestitionen bestimmt; die Ausru¬stungsinvestitionen stagnierten hingegen. Ebenfalls ru¬ckla¬ufig entwickelte sich der o¬ffentliche Konsum; er reduzierte das gesamtwirt. schaftliche Wachstum um 0 2 Prozentpunkte. 4 Wachstum des Au§enhandels seit Ende des Jahres 2000 ru ¬ ckla¬ ufig Das Jahr 2000 war von einer a¬u§erst dynamischen Entwicklung der Exporte gepra¬gt. Die nominellen Warenexporte laut Statistik Austria stiegen im Jahr . 2000 um 15 6%. Auch die Einfuhren verzeichneten, bedingt durch das starke Wirtschaftswachstum, einen kra¬ftigen Anstieg um 14.7%. Allerdings setzte bereits um die Jahresmitte 2000 eine deutliche Verlangsamung der Exportdynamik ein. Nach einem Wachstum von 12.7% im ersten Quartal 2001 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 47 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich stiegen die Warenexporte im zweiten Quartal nur noch um 3.8%. Die . Warenimporte zeigen eine ¬ahnliche Entwicklung: Nach +13 6% im ersten . Quartal, nahmen die Einfuhren im zweiten Quartal nur noch um 3 9% zu. Im Durchschnitt des Zeitraums Ja¬nner bis August 2001 stiegen die Warenexporte damit um 7.3% gegenu¬ber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, die Warenimporte um 7.1%. Grafik 2 Nominelle Warenimporte und -exporte in Österreich Veränderung zum Vorjahr in % (gleitender Drei-Monats-Durchschnitt) 20 15 10 5 0 15 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Exporte Importe Quelle: Statistik Austria. Die Daten der Cash-Bilanz fu¬r die Monate Ja¬nner bis September 2001 zeigen, dass sich das Defizit in der Leistungsbilanz im Vergleich zur Vor. . jahresperiode um 0 62 auf Ð3 85 Mrd EUR verringerte. Diese Verbesserung beruht auf einer Zunahme des U¬berschusses der Dienstleistungsbilanz um . 0 53 Mrd EUR und einer Verringerung des Defizits der laufenden Transfers um 0.25 Mrd EUR. Das Defizit bei den Warenzahlungen und bei den Einkommen blieb nahezu unvera¬ndert. Die bedeutendste Komponente der Dienstleistungsbilanz, der Reiseverkehr, verzeichnete mit 1.51 Mrd EUR in den Monaten Ja¬nner bis September 2001 einen mit +0.1% nahezu gleichen U¬berschuss wie im Vergleichszeitraum 2000. In der bisherigen Sommersaison (Mai bis September 2001) wurden laut Statistik Austria 53.8 Mio Na¬chtigungen geza¬hlt, ein leichter Ru¬ckgang von 1.2% im Vergleich zur Vorjahresperiode. 5 Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern sich Der o¬sterreichische Arbeitsmarkt entwickelte sich noch in den ersten Monaten 2001 sehr gu¬nstig. Allerdings kam es im Mai 2001 zu einer Trendwende. Erstmals seit Februar 1999 ist die Zahl der vorgemerkten . Arbeitslosen wieder leicht im Steigen begriffen, im Mai zwar nur um 0 5%, . im Oktober jedoch bereits um 14 5% im Jahresabstand. Fu¬r die Erho¬hung der Arbeitslosenzahlen ko¬nnen mehrere Gru¬nde angefu¬hrt werden. Erstens spiegelt die Entwicklung die sich bereits seit Mitte des Jahres 2000 eintru¬bende Konjunkturlage wider. Zweitens muss auf den starken Ru¬ckgang der Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2000 verwiesen werden. Drittens kommt es im Zuge der Budgetkonsolidierung zu einem weiteren Abbau von 48 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich Bescha¬ftigten im o¬ffentlichen Sektor. Und viertens haben sich die Arbeitsmarktperspektiven im Bausektor drastisch verschlechtert. Insgesamt stieg die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition im Oktober 2001 auf 5.8% (Oktober 2000: 5.2%) bzw. nach EU-Konzept auf 4.0% (Oktober 2000: 3.6%). Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen betrug im Oktober 2001 196.272 und lag damit um 24.808 ho¬her als im Vorjahresmonat. Der Bausektor ist am sta¬rksten von der Zunahme der . Arbeitslosigkeit betroffen (+25 9%). Betrachtet man die Entwicklung der Arbeitslosigkeit nach Altersgruppen, so zeigt sich, dass vor allem die Altersgruppe der Jugendlichen u¬berdurchschnittlich stark (+20.5%) von der Zunahme der Arbeitslosigkeit betroffen war. Die Anzahl der offenen Stellen Ð traditionell ein Indikator mit guten Vorlaufeigenschaften Ð ist bereits seit Dezember 2000 ru¬ckla¬ufig. Im Oktober 2001 wurden 25.791 offene Stellen gemeldet, ein Ru¬ckgang um 24.5% gegenu¬ber dem Vorjahresmonat. Die Zahl der unselbststa¬ndig . Erwerbsta¬tigen stieg im Jahr 2000 um durchschnittlich 25.800 oder 0 8%. Dieses Wachstum wurde hauptsa¬chlich von zwei Faktoren bestimmt: Die gute Konjunkturlage erho¬hte einerseits die Nachfrage nach Arbeitskra¬ften. Andererseits war vor dem In-Kraft-Treten der neuen Fru¬hpensionsregelungen eine Welle von Fru¬hpensionierungen zu beobachten, die sich negativ auf das Bescha¬ftigungswachstum auswirkte. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2001 konnte zwar noch immer . eine kontinuierliche Zunahme der Bescha¬ftigung erzielt werden (+0 5%), allerdings schwa¬cht sich das Wachstum von Monat zu Monat ab. Lag das Bescha¬ftigungswachstum im Ja¬nner noch bei 0.9%, so sank es bis Oktober auf 0.3%. Im Oktober 2001 waren damit 3,163.767 Personen unselbststa¬ndig bescha¬ftigt, eine Zunahme von 10.798 im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das Nachhinken der Bescha¬ftigung im Vergleich zur allgemeinen Konjunkturlage ist durch die unmittelbar mit Ku¬ndigungen verbundenen Kosten fu¬r die Unternehmen zu erkla¬ren. Die Unternehmen versuchen daher, die Anzahl der Bescha¬ftigten nicht durch Ku¬ndigungen, sondern durch das Nichtersetzen von Abga¬ngen zu regulieren. Dazu kommt, dass viele Unternehmen auf Grund des Mangels an qualifizierten Fachkra¬ften versuchen, diese im Unternehmen zu halten. 6 Ho ¬ hepunkt des Preisauftriebs u ¬ berschritten, Reallo ¬ hne weiter ru ¬ ckla¬ ufig Nach einem sehr geringen Preisauftrieb im Jahr 1999 begann sich die Entwicklung der Verbraucherpreise im Jahr 2000 zu beschleunigen. Die Inflationsrate betrug im Jahr 2000 2.3% gema¬§ nationalem Verbraucher. preisindex (VPI) bzw. 2 0% gema¬§ HVPI. In der ersten Jahresha¬lfte 2001 nahm die Dynamik des Preisauftriebs weiter zu. Im Juli erreichte die Inflation (HVPI) ebenso wie im Mai mit +2.9% einen Ho¬chstwert. Seither verringern sich die Inflationsraten wieder. Wesentlich zum Preisauftrieb trugen im Jahr 2001 indirekte Effekte der Erdo¬lpreise, die Erho¬hung des Preises der Autobahnvignette, der Dienstleistungsbereich und die Lebensmittel bei. Fu¬r den hohen Inflationsbeitrag der Dienstleistungen zeichnen einerseits diskretiona¬re Ma§nahmen wie die Einfu¬hrung der Ambulanz- Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 49 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich gebu¬hren im April 2001 und anderseits Teuerungen bei medizinischen Dienstleistungen und im Tourismussektor verantwortlich. Der Preisauftrieb bei Lebensmitteln resultiert aus den Folgen der BSE-Krise und der Maulund Klauenseuche. Grafik 3 Beiträge zur Inflation (HVPI) in Prozentpunkten 2'5 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 0'5 1998 1999 Dienstleistungen Energie Industrielle nicht energetische Güter 2000 2001 Lebensmittel Gesamtindex Quelle: OeNB, Statistik Austria, EZB. Die Inflationswende seit Juli 2001 ist wesentlich von Basiseffekten bezu¬glich der im Juni 2000 wirksam gewordenen Ma§nahmen zur Budgetkonsolidierung bestimmt. Weiters schwa¬chte sich der von der Energie ausgehende Preisauftrieb im Verlauf des ersten Halbjahres 2001 ab. Seit August sind die Preise fu¬r Energie im Jahresabstand ru¬ckla¬ufig. Die Einfu¬hrung der Studiengebu¬hren im Oktober 2001 da¬mpft diesen Ru¬ckgang leicht. Der Anstieg der Gro§handelspreise entwickelte sich nach Zuwa¬chsen Grafik 4 Entwicklung der Löhne und Preise in Österreich Veränderung zum Vorjahr in % 3'0 2'5 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 1999 2000 2001 Tariflohnindex Nationaler Verbraucherpreisindex Harmonisierter Verbraucherpreisindex Quelle: Statistik Austria. 50 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich von u¬ber 4% im Jahr 2000 wieder ru¬ckla¬ufig. In den ersten zehn Monaten 2001 lag die durchschnittliche Teuerungsrate der Gro§handelspreise bei . . 2 1%. Im Oktober war ein Ru¬ckgang um 0 5% im Jahresabstand festzustellen. Der Tariflohnindex entwickelt sich seit Juni 2000 langsamer als der fu¬r die Lohnverhandlungen ma§gebliche nationale VPI. Da sich die Ist-Lo¬hne wa¬hrend der letzten Jahre au§erdem um durchschnittlich Prozentpunkt langsamer als die durch den Tariflohnindex erfassten Kollektivvertragslo¬hne entwickelten, nehmen die Realeinkommen der unselbststa¬ndig Bescha¬ftigten seit dem Jahr 2000 deutlich ab. Im Oktober 2001 liegt die Zunahme des Tariflohnindex (+2.8%) Ð wie auch schon in den beiden Monaten zuvor Ð zwar leicht u¬ber der des nationalen VPI (+2.6%), die realen Ist-Lo¬hne du¬rften aber trotzdem noch ru¬ckla¬ufig sein. Auf Basis der vorliegenden Lohnabschlu¬sse fu¬r 2002 ist mit einem Ru¬ckgang der Lohndrift (= Differenz des Wachstums der Mindest- zu . . den Ist-Lo¬hnen) von derzeit rund Prozentpunkt auf etwa 0 2 bis 0 3 Prozentpunkte zu rechnen. 7 Vertrauensindikatoren signalisieren weitere Wirtschaftsabschwa¬ chung Das derzeitige wirtschaftliche Klima ist von einem hohen Ausma§ an Unsicherheit gepra¬gt. Die Vertrauensindikatoren deuten auf eine weitere Abku¬hlung der o¬sterreichischen Wirtschaft hin. Die Umfrageergebnisse der Europa¬ischen Kommission fu¬r Oktober 2001 besta¬tigen die Unsicherheit der Unternehmer nach den Terroranschla¬gen vom 11. September 2001. Der Indikator des Vertrauens in der Industrie lag im Oktober mit Ð23 Punkten deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 1990 bis 2000 (Ð12 Punkte). Gegenu¬ber September 2001 ist die Stimmung im Einzelhandel und bei den Dienstleistungen besonders stark zuru¬ckgegangen. Das Vertrauen im Dienstleistungsbereich ist allerdings bereits seit dem Fru¬hjahr stark ru¬ckla¬ufig. Der Wert des Indikators des Vertrauens in den Dienstleistungen nimmt seit Mai (22 Punkte) kontinuierlich ab und erreichte im Oktober mit 1 Punkt seinen bisherigen Tiefststand. Gegenu¬ber September bedeutet dies eine Verschlechterung um 5 Punkte. Einzig die Ð bereits sehr pessimistische Ð Einscha¬tzung durch die Bauwirtschaft hat sich im Oktober nicht weiter verschlechtert. Das Konsumentenvertrauen erwies sich in der Vergangenheit als wesentlich stabiler und folgt Abschwu¬ngen im Unternehmervertrauen Ð wenn u¬berhaupt Ð mit einer zeitlichen Verzo¬gerung. Die Entwicklung des Indikators des Verbrauchervertrauens spiegelt daher zuna¬chst noch das konjunkturstu¬tzende Verhalten des privaten Konsums wider. Seit dem zweiten Quartal 2001 entwickeln sich jedoch erstmals beide Indikatoren gleichzeitig nach unten. Wa¬hrend der Zusammenhang zwischen Unternehmervertrauen und Investitionsta¬tigkeit jedoch gut abgesichert ist, lassen sich vom Konsumentenvertrauen nur sehr bedingt Ru¬ckschlu¬sse auf die Entwicklung des privaten Konsums ziehen. Die im Rahmen des WIFO-Konjunkturtests fu¬r das vierte Quartal 2001 erhobene Einscha¬tzung der zuku¬nftigen wirtschaftlichen Lage durch die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 51 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich Unternehmen zeigt ebenfalls deutlich nach unten. Der saisonbereinigte prozentuelle Saldo der positiven und negativen Antworten ist seit dem Konjunkturho¬hepunkt im zweiten Quartal 2000 um 20 Prozentpunkte zuru¬ckgegangen und ist mit Ð4.1% erstmals seit dem vierten Quartal 1996 wieder negativ. Besonders verschlechtert hat sich die Einscha¬tzung der Auftragsbesta¬nde. Die Anzahl der negativen Antworten ist gegenu¬ber dem letzten Quartal um 9.6% gestiegen. 52 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Konjunkturelle Entwicklung in O¬ sterreich ¬ s ter rei ch Ent wicklun g ausge w a¬ h lt e r Ko nju nk tu rind ik ato re n in O 1999 20011) 2000 20021) Letztverfu¬gbare Periode 1999 2000 2001 Vera¬nderung zum Vorjahr in % Gesamtwirtschaft, real zu Preisen von 1995 BIP Bruttoinvestitionen Private Konsumausgaben ¬ ffentliche Konsumausgaben O Exporte Importe BIP je Erwerbsta¬tigen . +2.8 +2.2 +2.7 +2.2 +8.7 +8.8 +1 8 . + 3.0 + 3.6 + 2.5 + 0.9 +12.2 +11.1 + 16 . +1.3 Ð0.8 +1.5 +0.8 +4.6 +4.2 +0 8 . +1.9 +1.3 +2.0 +0.8 +4.6 +4.1 +1 4 Sachgu¬tererzeugung Produktionsindex inkl. Bauwirtschaft Stundenproduktivita¬t . +5.0 +3 8 . + 7.0 + 84 .x +2 2 .x +3 5 Arbeitsmarkt Unselbststa¬ndig Bescha¬ftigte Vorgemerkte Arbeitslose . +1.0 Ð6 8 . + 0.8 Ð12 4 . +0.4 +2 6 . +0.7 +2 6 . 3.9 67 . 3.7 58 . 3.8 60 2. Quartal . +1.4 +3.8 +2.0 +2.9 +8.3 +4.7 +0 4 . + 4.2 + 1.5 + 2.5 + 1.1 +13.1 + 9.9 + 30 . + 0.9 Ð 2.8 + 0.6 Ð 0.9 +10.3 + 8.3 + 03 Ja¬nner bis September . +3 6 x . + 75 x . + 06 x Ja¬nner bis Oktober . +1.0 Ð6 1 . + 0.9 Ð12 6 . + 0.5 + 17 . 3.8 61 . 4.0 76 . 3.8 58 . 3.8 58 . +2 6 x x . +1 9 x x . +0.4 +0.3 Ð1 6 + + + . +2 5 . + 20 . + 27 in % Arbeitslosenquote laut EUROSTAT-Konzept laut nationalem Konzept Vera¬nderung zum Vorjahr in % Preise Nationaler VPI HVPI Gro§handelspreisindex . +0.6 +0.5 Ð0 8 + + + Lo¬hne Tariflohnindex . +2 5 . + 21 . +2 72) . +2 62) Lohnstu¬ckkosten in der Gesamtwirtschaft in der Sachgu¬tererzeugung . +0.9 Ð0 5 . + 0.1 Ð 60 . +1.9 +0 8 . +1.0 Ð0 5 x x x x x x Relative Lohnstu¬ckkosten3) gegenu¬ber den Handelspartnern gegenu¬ber Deutschland . Ð1.5 Ð0 1 . Ð 6.5 Ð 26 . +0.5 Ð0 4 . Ð0.5 Ð0 9 x x x x x x Au§enhandel laut Statistik Austria Importe, nominell Exporte, nominell . +6.7 +7 0 . +14.7 +15 6 . +7.8 +7 3 . +7.6 +7 8 . +4.8 +4 1 . +14.4 +17 7 . + 7.1 + 73 . 5.7 3.0 1.0 15 . Ð5.5 Ð3 6 .x +1 7 . Ð5.4 Ð3 7 .x +1 8 Ja¬nner bis September . 4.12 5 56 . x 5 00 . x 4 70 . 2.3 2.0 40 . 2.1 1.8 36 + + + . 2.8 2.4 21 Ja¬nner bis August in Mrd EUR Zahlungsbilanz4) Leistungsbilanzsaldo Gu¬terbilanz Dienstleistungsbilanz Reiseverkehrsbilanz . Ð6.3 Ð3.4 +1.6 +1 7 Ð Ð + + . Ð3.2 Ð4.2 +3.5 +1 7 Ð Ð + + . 4.5 5.8 3.3 15 Ð Ð + + . 3.8 5.9 3.9 15 in % Zinsen EONIA Sekunda¬rmarktrendite (Bund)5) . 2.74 4 69 Oktober . 2.50 5 53 . 4.76 5 52 . 3.97 5 85 x x . Ð13.3 Ð12 7 . 7.6 94 . Ð3 3 . Ð 39 . Ð 19 x x x x x x Vera¬nderung zum Vorjahr in % Effektiver Wechselkurs des Euro Nominell Real Indikator der preislichen ¬ sterreichs6) Wettbewerbsfa¬higkeit O x x . Ð10.4 Ð10 1 x x x x . Ð1 1 . Ð 36 . +0 5 . +0 2 . Ð 1.4 Ð 11 . Ð1.27) Ð0 57) . Ð1.0 Ð0 3 September in % des BIP Budget Finanzierungssaldo7) des Bundessektors des Staats . Ð2.4 Ð2 1 Quelle: OeNB, Statistik Austria, WIFO, AMS O¬sterreich, Hauptverband der o¬sterreichischen Sozialversicherungstra¬ger. 1 ) WIFO-Prognose vom September 2001. 2 ) Vera¬nderung der Bruttoverdienste je Arbeitnehmer. 3 ) Relative Lohnstu¬ckkosten in der Sachgu¬tererzeugung, in einheitlicher Wa¬hrung. 4 ) Jahreswerte gema¬§ Transaktionsbilanz, unterja¬hrig gema¬§ Cash-Bilanz. 5 ) Bundesanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren (Benchmark). 6 ) Bis Dezember 1998: real-effektiver Wechselkurs des o¬sterreichischen Schillings. 7 ) Gema¬§ budgeta¬rer Notifikation (Stand: September 2001). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 53 Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ische Integration Paul Schmidt Redaktionsschluss: 4. Oktober 2001 54 ECOFIN-Rat/Euro-Gruppe Am 30. August 2001 pra¬sentierte die Europa¬ische Zentralbank (EZB) die neuen Eurobanknoten, die ab 1. Ja¬nner 2002 ausgegeben werden, erstmals ¬ ffentlichkeit. Weiters senkte der EZB-Rat den Mindestbietungssatz fu¬r der O die Hauptrefinanzierungsgescha¬fte des Eurosystems um 0.25 Prozentpunkte auf 4.25%. Dies galt erstmals fu¬r das am 5. September 2001 abzuwickelnde Gescha¬ft. Der Zinssatz fu¬r die Spitzenrefinanzierungsfazilita¬t und die Einlagefazilita¬t wurde mit Wirkung vom 31. August 2001 um 0.25 Prozentpunkte auf 5.25 bzw. 3.25% gesenkt. Begru¬ndet wurde die Zinssenkung vor allem mit einer Verminderung des inflationa¬ren Drucks durch die konjunkturelle Abku¬hlung. Auf Grund mo¬glicher Auswirkungen der Terroranschla¬ge in den USA auf die Finanzma¬rkte vereinbarten am 13. September 2001 die EZB und die USNotenbank einen Austausch von Wa¬hrungsreserven. Dieses Swapgescha¬ft . sah vor, dass die EZB bis zu 50 Mrd USD (55 2 Mrd EUR/759 Mrd ATS) aus den Besta¬nden der US-Notenbank erhalten wu¬rde. In einer Telekonferenz am 17. September 2001 fasste der EZB-Rat den geldpolitischen Beschluss, den Mindestbietungssatz fu¬r die Hauptrefinanzie. . rungsgescha¬fte des Eurosystems um 0 50 Prozentpunkte auf 3 75% zu senken. Der Zinssatz fu¬r die Spitzenrefinanzierungsfazilita¬t wurde mit Wirkung vom 18. September 2001 um 0.50 Prozentpunkte auf 4.75% und der Zinssatz fu¬r die Einlagefazilita¬t mit Wirkung vom 18. September 2001 . . um 0 50 Prozentpunkte auf 2 75% gesenkt. Nach Ansicht des EZB-Rats wirkten sich die Geschehnisse in den USA ungu¬nstig auf das Vertrauen im Eurowa¬hrungsgebiet aus; die kurzfristigen Aussichten fu¬r das Wachstum im Euroraum verschlechterten sich. Da dies die Inflationsrisiken im Euroraum weiter einda¬mmen du¬rfte, war eine Senkung der EZB-Leitzinsen angemessen. Wa¬hrend der Tagung des informellen ECOFIN-Rats in Lu¬ttich, die vom 21. bis 23. September 2001 stattfand, ero¬rterten die Minister und Notenbankgouverneure vor allem Themen im Zusammenhang mit den Terroranschla¬gen in den USA. In seiner Einscha¬tzung der wirtschaftlichen Lage hielt der informelle ECOFIN-Rat fest, dass die Volkswirtschaft der EU vom Abschwung in den USA sta¬rker als erwartet ungu¬nstig beeinflusst werden wu¬rde. Die Terroranschla¬ge in den USA versta¬rkten die ungu¬nstigen Aussichten fu¬r das weltweite Wachstum. Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten der EU seien jedoch Ð auf Grund der bereits erreichten Budgetkonsolidierung Ð solid. Weitere Themen waren die Beka¬mpfung der Finanzaktivita¬ten von terroristischen Einrichtungen und Fragen der Globalisierung. Die EU-Kommission erhielt den Auftrag, einen Bericht zu Fragen der Globalisierung und der Entwicklungszusammenarbeit vorzubereiten. Die Vorverteilung des Eurobargelds an die Banken und an den Einzelhandel verla¬uft zufrieden stellend. Der informelle ECOFIN-Rat verwies jedoch darauf, dass weitere Informationsanstrengungen gegenu¬ber ¬ ffentlichkeit und insbesondere gegenu¬ber Klein- und Mittelder breiten O betrieben notwendig wa¬ren. Er unterstrich, dass die Euroumrechnung nicht nur durch den o¬ffentlichen Sektor, sondern auch durch den Privatsektor × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ ische Integration preisneutral zu erfolgen ha¬tte. Es wurde beschlossen, ein europa¬isches Netzwerk zum Zweck des Informationsaustausches u¬ber die Euroumwechslung zu errichten. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 55 M o n e t a¬ r e Entwicklung i n O¬ s t e r r e i c h Gescha¬ftsta¬tigkeit der inla¬ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Ralf Dobringer1) Bilanzsummenzuwachs reduziert sich deutlich Das erste Halbjahr 2001 war durch ein deutlich abgeschwa¬chtes Bilanz¬ sterreich ta¬tigen Kreditinstitute gekennzeichnet. summenwachstum der in O . . Nach einem Zuwachs von 37 43 Mrd EUR oder 7 1% in den ersten beiden Quartalen 2000 erho¬hte sich die Gesamtbilanzsumme im Jahr 2001 nur noch um 5.46 Mrd EUR bzw. 1.0%. Obwohl das schwa¬chere konjunkturelle Umfeld einen Mitgrund fu¬r diese Entwicklung darstellte, war die eigentliche Ursache in den Umstrukturierungsma§nahmen der Bank Austria AG (BA) im Zuge der Integration mit der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG (HVB) zu suchen. Die BA schloss im Berichtszeitraum die Filialen Mailand (mit 31. Ma¬rz 2001), London (mit 3. Juni 2001) sowie Mu¬nchen (mit 30. Juni 2001), was sich auf Grund der starken Marktposition der BA u¬ber eine deutliche Abnahme des Auslandsgescha¬fts in der Gesamtbilanzsumme niederschlug. Wu¬rde man das Bilanzsummenwachstum der o¬sterreichischen Kreditinstitute ohne BA betrachten, so erga¬be sich fu¬r 2001 immerhin ein Plus von rund 6% Ð ein nur geringfu¬gig schwa¬cherer Zuwachs als 2000. Bilanzsumme der inländischen Kreditinstitute Veränderung zum Vorjahr in % in Mrd EUR 12 600 10 500 8 400 6 300 4 200 2 100 0 0 1998 1999 2000 2001 Veränderung zum Vorjahr in % (linke Achse) Bilanzsumme (rechte Achse) Quelle: OeNB. Da die BA dem Sparkassensektor angeho¬rt, spiegelten sich deren Umstrukturierungsma§nahmen bei sektoraler Betrachtungsweise besonders stark wider: So reduzierte dieser Sektor seine aggregierte Bilanzsumme seit Anfang des Jahres 2001 um 15.38 Mrd EUR (Ð7.2%), wogegen im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch ein Wachstum von 12.93 Mrd EUR (+6.8%) erzielt worden war. Ohne BA wa¬re das Bilanzsummenwachstum des Sparkassensektors bei +6.6% gelegen. Alle anderen Sektoren konnten ihre Bilanzsumme Ð wenn auch nicht mehr im selben Ausma§ wie im Jahr 2000 Ð wieder steigern: Den prozentma¬§ig sta¬rksten Zuwachs erzielte der Raiffeisensektor (+7.7%), gefolgt vom Volksbankensektor (+7.5%) und den Sonderbanken (+6.3%). Der Marktanteil der fu¬nf gro¬§ten (Einzel)Kreditinstitute gemessen an der Bilanzsumme verringerte sich Ð ebenfalls auf Grund der BA Ð gegenu¬ber 1 58 Unter Mitwirkung von Gudrun Mauerhofer und Walter Waschiczek. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Marktanteil der in Österreich tätigen Kreditinstitute in % der Bilanzsumme und kumulative Veränderung seit Anfang 2001 in % 7'69 (+6'25) 3'30 (+1'35) 22'03 (+4'75) 4'66 (+7'54) 21'58 (+7'72) 34'82 (7'21) 5'92 (+5'31) Aktienbanken Sparkassen Landes-Hypothekenbanken Raiffeisenbanken Volksbanken Bausparkassen Sonderbanken Quelle: OeNB. Dezember 2000 von 45.9 auf 44.1%. Grundsa¬tzlich war in den letzten Jahren aber sehr wohl ein Konzentrationsprozess zu bemerken, da der Marktanteil der fu¬nf gro¬§ten Kreditinstitute im Jahr 1990 erst rund 35% betragen hatte. Fast analog zum Vorquartal wiesen zum 30. Juni 2001 vier Kreditinstitute eine Bilanzsumme von mehr als 30 Mrd EUR aus, weitere fu¬nf Kreditinstitute meldeten eine Bilanzsumme zwischen 30 und 10 Mrd EUR. Der Rest von 917 Kreditinstituten wies eine Bilanzsumme von weniger als 10 Mrd EUR aus. Seit Anfang des Jahres 2001 ging die Anzahl der Bankstellen um 17 Standorte auf 5.462 zuru¬ck. Die Anzahl der Hauptanstalten erho¬hte sich um 3 auf 926, die Anzahl der Zweigstellen verringerte sich hingegen um 20 Standorte. Ba n k s te llen 31. 12. 2000 30. 6. 2001 Vera¬nderung Akteinbanken und Bankiers Sparkassensektor LandesHypothekenbanken Raiffeisensektor Volksbanken sektor Bausparkassen Sonderbanken Insgesamt H H H H H H Z 61 751 64 730 +3 Ð21 Z 70 1.397 68 1.393 Ð2 Ð4 Z 9 154 9 164 Ð +10 Z 625 1.741 627 1.724 +2 Ð17 71 72 +1 Z 472 471 Ð1 Z 5 34 5 49 Ð +15 H 82 81 Ð1 Z 7 5 Ð2 H Haupt- und Zweiganstalten insgesamt Z 923 4.556 926 4.536 +3 Ð20 5.479 5.462 Ð17 Quelle: OeNB. H = Hauptanstalten. Z = Zweiganstalten und Wechselstuben. Zwischenbankverkehr als aktivseitiger Wachstumsmotor Der inla¬ndische Zwischenbankverkehr war im ersten Halbjahr 2001 jene Aktivposition, die mit 6.30 Mrd EUR (+6.2%) am sta¬rksten wuchs. Gegenu¬ber der Vergleichsperiode des Vorjahres war dieser Anstieg zwar um Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 59 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 2.3 Prozentpunkte niedriger (+9.20 Mrd EþUR bzw. +8.5%), passivseitig stellt der (in- und ausla¬ndische) Interbankverkehr dennoch inzwischen die bedeutendste Bilanzposition (noch vor den Einlagen) der Kreditinstitute dar. Der ausla¬ndische Zwischenbankverkehr erho¬hte sich auf Grund der BA aktivseitig nur noch um 1.83 Mrd EUR oder 2.3% (2000: +10.12 Mrd EUR bzw. +15.2%), passivseitig um 3.25 Mrd EUR oder 3.9% (2000: +12.77 Mrd EUR bzw. 16.9%). Der Anteil des Interbankverkehrs an der Bilanzsumme der Kreditinstitute lag im Durchschnitt sowohl aktiv- als auch passivseitig bei rund 34%. Wa¬hrend die Sonderbanken (inklusive der OeKB) einen sehr gro§en aktivseitigen Anteil des Zwischenbankverkehrs an der Gesamtbilanzsumme aufwiesen, war dieser bei den Bausparkassen (sowohl aktiv- als auch passivseitig) relativ gering. Anteil ausgewa¬ hlter Bilanzposten an der Bilanzsumme der Sektoren Direktkredite Einlagen Zwischenbankverkehr aktivseitig in % Aktienbanken Sparkassen Landes-Hypothekenbanken Raiffeisenbanken Volksbanken Bausparkassen Sonderbanken Globalsektor . 46.79 34.03 60.23 39.49 51.24 73.47 16.26 40 31 . 37.90 26.29 20.21 35.94 41.55 87.20 2.16 31 44 . 23.63 36.37 16.19 38.22 26.52 13.76 59.35 33 33 passivseitig . 31.21 40.02 12.39 42.98 33.85 7.70 23.79 34 48 Quelle: OeNB. Gesunkenes Kreditwachstum Nach einem Wachstum der aushaftenden Direktkredite von 5.78 Mrd EUR (+2.7%) im ersten Halbjahr 2000 verlor der Zuwachs im Jahr 2001 Ð analog zur sich abschwa¬chenden Konjunktur1) Ð an Dynamik und reduzierte sich auf 4.12 Mrd EUR (+1.8%). Die im zweiten Quartal angefallenen debitorischen Zinsen (1.84 Mrd EUR) waren hingegen Ð trotz des sinkenden Zinsniveaus Ð um 0.25 Mrd EUR ho¬her als im Jahr 2000. Dies la¬sst sich unter anderem durch den Trend in Richtung ho¬her verzinster Eurokredite (im Vergleich zu den Krediten in Fremdwa¬hrung2)) erkla¬ren. Die seit 1995 anhaltende versta¬rkte Nachfrage nach Fremdwa¬hrungskrediten hat sich im Jahr 2001 vorerst etwas abgeschwa¬cht. Lag im Jahr 2000 . . der Zuwachs der Direktkredite in Euro nur bei 0 26 Mrd EUR (+0 1%), . jener der Fremdwa¬hrungsausleihungen jedoch bei 5 52 Mrd EUR . (+16 7%), so betrug der Anstieg bei den Eurokrediten im ersten Halbjahr 1 2 60 Bezu¬glich des Zusammenhangs zwischen Kreditwachstum und Konjunktur siehe Finanzmarktstabilita¬tsbericht 1 der Oesterreichischen Nationalbank, 2001. Die Gesamtbelastung eines Fremdwa¬hrungskredits ergibt sich jedoch zusa¬tzlich zum Zinsrisiko auch aus dem Wechselkursrisiko. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 2001 2.18 Mrd EUR (+1.2%), jener der Kredite in Fremdwa¬hrungen . . jedoch nur 1 95 Mrd EUR (+4 9%). Erstmals seit 1997 lag somit das absolute Wachstum (Vera¬nderung zum Vorjahr) der Schilling- bzw. Eurokredite u¬ber dem der Fremdwa¬hrungskredite. Der Anteil der Kredite in Fremdwa¬hrungen an den gesamten vergebenen Direktkrediten erho¬hte sich folglich seit Anfang des Jahres 2001 nur noch geringfu¬gig um 0.6 Prozentpunkte auf 18.1%. Direktkredite an inländische Nichtbanken Veränderung zum Vorjahr in Mrd EUR 10 5 0 15 1997 1998 1999 2000 2001 Euro Fremdwährung Quelle: OeNB. Sektoral betrachtet konnten vor allem die Sonderbanken ihren Fremdwa¬hrungsanteil am Kreditportefeuille seit Anfang des Jahres 2001 um 15.2% steigern. U¬ber dem Durchschnittszuwachs lagen weiters der Volksbankensektor (+9.3%), der Sparkassensektor (+6.2%) und der Raiffeisensektor (+5.0%). Die Entwicklung der Anzahl der Fremdwa¬hrungskredite, aufgegliedert nach der Kreditho¬he, legt den Schluss nahe, dass diese Ð urspru¬nglich prima¬r fu¬r gro§volumige Finanzierungen im Unternehmensbereich vorgesehen Ð seit 1999 eindeutig die bevorzugte Kreditform der privaten Haushalte sowie der Klein- und Mittelbetriebe sind. So verzeichneten Fremdwa¬hrungsKredite an inländische Nichtbanken Anzahl in 1.000 120 100 80 60 40 20 0 1997 Juni 1998 Juni Bis 50.000 Fremdwährung 50.000 bis 1 Million Fremdwährung 1 Million bis 5 Millionen Fremdwährung 1999 Juni 2000 Juni 2001 Juni 5 Millionen bis 20 Millionen Fremdwährung 20 Millionen bis 50 Millionen Fremdwährung Über 50 Millionen Fremdwährung Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 61 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 ausleihungen bis zu einer Ho¬he von 5 Mio ATS die weitaus gro¬§ten Zuwa¬chse. Zwar waren im Juni 2001 mehr als die Ha¬lfte aller aushaftenden Fremdwa¬hrungsausleihungen in Schweizer Franken denominiert, ihr Anteil ist aber im Sinken begriffen, da sie sich seit Anfang des Jahres 2001 Ð bei in etwa gleich bleibendem Wechselkursniveau Ð um 1.9 Mrd EUR (Ð7.7%) reduzierten. Kredite in japanischen Yen erfreuten sich hingegen weiterhin gro§en Zuspruchs: Ihr Anteil an den gesamten Fremdwa¬hrungsausleihungen erho¬hte sich seit Anfang des Jahres 2001 auf Grund eines Zuwachses von 3.7 Mrd EUR (+26.1%) von 33.7 auf 40.5%. Da der Wechselkurs des japanischen Yen im Verha¬ltnis zum Euro gleichzeitig nur um etwa 1.5% stieg, handelte es sich hier offensichtlich um tatsa¬chliche Neuzuwa¬chse. Kredite in US-Dollar spielten mit einem Anteil von rund 7% weiterhin eine untergeordnete Rolle. Struktur der Fremdwährungskredite in Mrd EUR 25 20 15 10 5 0 1998 Juni Schweizer Franken Japanischer Yen 1999 Juni 2000 Juni 2001 Juni US-Dollar Restliche Währungen Quelle: OeNB. Zu Ende Ma¬rz 20011) lag der o¬sterreichische Anteil an im Euroraum an Nichtbanken vergebenen Ausleihungen Ð betrachtet in allen Wa¬hrungen Ð . . bei 3 1%. 29 9% aller im Euroraum vergebenen Kredite in Schweizer ¬ sterreich; im Bereich der Kredite in Franken entfielen jedoch auf O japanischen Yen waren es sogar 31.2%. Bei regionaler Betrachtungsweise fa¬llt auf, dass der Zuwachs der Fremdwa¬hrungskredite in den o¬stlichen Bundesla¬ndern2) seit Jahresbeginn (+6.6%) etwas sta¬rker ausfiel als in den westlichen (+5.3%). Der Anteil der Fremdwa¬hrungskredite an den gesamten Ausleihungen lag im Osten ¬ sterreichs mit einem Wert von 14.9% dennoch deutlich niedriger als im O Westen (31.5%). 1 2 62 Bei Redaktionsschluss lagen noch keine Daten fu¬r Juni 2001 vor. Als o¬stliche Bundesla¬nder wurden Niedero¬sterreich und das Burgenland definiert. Die Bundesla¬nder Vorarlberg, Tirol und Salzburg wurden als ãO¬sterreich WestÒ eingestuft. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Etwas weniger als die Ha¬lfte aller Direktkredite bestand aus Einmalkrediten1). In diesem Kreditsegment erzielten die Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 einen Zuwachs von 2.07 Mrd EUR (+2.0%) gegenu¬ber . . 5 39 Mrd EUR (+5 8%) im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die zweitwichtigste Kreditform waren mit einem Anteil von jeweils rund 27% an den gesamten Direktkrediten sowohl die Darlehen als auch die Kontokorrentkredite2). Letztere erho¬hten sich seit Anfang des Jahres 2001 um 1.55 Mrd EUR (+2.6%) gegenu¬ber nur 0.34 Mrd EUR (+0.6%) im Vorjahr und entwickelten sich somit gegenla¬ufig zu den Einmalkrediten. Langfristig betrachtet existiert jedoch ein eindeutiger Trend in Richtung niedriger verzinster Einmalkredite. Der o¬ffentliche Sektor nahm Ð im Gegensatz zum ersten Halbjahr des Jahres 2000 Ð im Jahr 2001 weniger Kredite in Anspruch. So reduzierte sich der Ausleihungsstand des Sektors Staat seit Anfang des Jahres 2001 um 0.19 Mrd EUR oder 0.6%. Auch auf lange Sicht verliert die Finanzierung des Staats u¬ber Kredite zunehmend an Bedeutung, da sich dieser immer sta¬rker . u¬ber Anleihen finanziert. Wa¬hrend aber vor allem der Bund (Ð3 5%) und die La¬nder (Ð10.1%) weniger Kredite aufnahmen, erho¬hte sich die Kreditnachfrage der Sozialversicherungen Ð zur Ga¬nze im kurzfristigen Bereich Ð um . . beachtliche 0 78 Mrd EUR oder 73 1%. Der Kreditstand der Gemeinden blieb im ersten Halbjahr 2001 hingegen beinahe unvera¬ndert. 5.7% aller Kredite nahm der o¬ffentliche Sektor in Fremdwa¬hrungen auf, im Dezember . 2000 war dieser Wert noch bei 6 4% gelegen. Der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Kommunaldarlehen in Euro verringerte sich seit Anfang des Jahres 2001 um 0.2 Prozentpunkte auf 5.11%. Die Unternehmen weiteten Ð kontra¬r zum o¬ffentlichen Sektor und trotz der ru¬ckla¬ufigen Konjunktur Ð ihren Ausleihungsstand auch in den ersten beiden Quartalen 2001 um 1.88 Mrd EUR (+1.5%) und somit sogar etwas . . sta¬rker als im Vorjahr (+1 63 Mrd EUR oder +1 4%) aus. Vor allem . langfristige Kredite waren sehr gefragt (+2 9 Mrd EUR oder +3.5%). In der Unterkategorie der freien Berufe und der selbststa¬ndig Erwerbsta¬tigen betrug das Wachstum 0.36 Mrd EUR oder 2.3% und war somit nicht mehr so stark wie noch im Jahr 2000 (+0.55 Mrd EUR oder +3.7%). Der Anteil der Fremdwa¬hrungskredite an den gesamten Ausleihungen der Unterneh. . men erho¬hte sich seit Anfang des Jahres 2001 von 18 9 auf 19 2%. Der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Kommerzkredite in Euro verringerte sich im selben Zeitraum um 0.42 Prozentpunkte auf 6.53%. Die Kreditvergabe an die privaten Haushalte nahm im ersten Halbjahr 2001 mit einem Zuwachs von 2.02 Mrd EUR (+3.4%) etwas geringer zu als . . noch in der Vergleichsperiode des Vorjahres (+2 73 Mrd EUR oder +5 1%). Der Zuwachs fu¬r 2001 wurde Ð analog zum Vorjahr Ð ga¬nzlich im lang. fristigen Bereich erzielt. Mit einem Prozentsatz von 22 5% war der Anteil 1 2 Ein Einmalkredit ist dadurch gekennzeichnet, dass bei Vertragsabschluss mit dem Kunden eine fixe Ausleihungssumme mit einer festgelegten Laufzeit vereinbart wird und dieser Kredit nicht wieder ausnu¬tzbar ist. Das sind Kredite, bei der die zeitlich und betragsma¬§ig beliebige Ausnu¬tzung wa¬hrend der Dauer eines Vertragsverha¬ltnisses bis zu einem vereinbarten Kreditlimit mo¬glich ist. Somit fallen auch U¬berziehungen von Girokonten in diesen Bereich. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 63 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 der Fremdwa¬hrungsausleihungen an den gesamten Ausleihungen bei den privaten Haushalten von allen volkswirtschaftlichen Sektoren am gro¬§ten. Der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Privatkredite in Euro sank seit Ultimo 2000 von 7.81 auf 7.32%. Die fu¬r die Beschaffung und Erhaltung von Wohnraum vergebenen Kredite erho¬hten sich seit Anfang des Jahres 2001 um 1.26 Mrd EUR oder 3.0%. Der Anteil der Fremdwa¬hrungsausleihungen an den gesamten Ausleihungen in dieser Kreditart stieg hingegen seit Jahresbeginn 2001 um 1 Prozentpunkt auf 9.1%. Der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Eurokredite zur Wohnraumbeschaffung sank um 0.22 Prozentpunkte auf 6.16%. Der Wertberichtigungsbedarf bezogen auf die Kundenforderungen geht seit Jahren kontinuierlich zuru¬ck, lag aber mit 30. Juni 2001 bei 3.2% und somit um 0.1 Prozentpunkt geringfu¬gig ho¬her als im Juni 2000. Wertberichtigungen in % der Kundenforderungen 3'8 3'6 3'4 3'2 3'0 2'8 2'6 1997 1998 Stand zum Berichtstermin 1999 2000 2001 Gleitender Durchschnitt (4 Perioden) Quelle: OeNB. Anders als die Direktkredite reduzierte sich das Volumen der verbrieften Kredite seit Anfang des Jahres 2001 um 0.57 Mrd EUR (Ð2.3%), wa¬hrend es im Vergleichszeitraum des Vorjahres noch um 0.70 Mrd EUR (+2.8%) gewachsen war. Der Ru¬ckgang resultierte hauptsa¬chlich aus den Bundesschatzscheinen und den anderen Schuldtiteln o¬ffentlicher Stellen, die um 0.49 Mrd EUR (Ð25.3%) bzw. 0.31 Mrd EUR (Ð1.7%) reduziert wurden. Einzig im Bereich der Schuldverschreibungen und der anderen festverzinslichen Wertpapiere stockten die Kreditinstitute ihr Portefeuille um 0.33 Mrd EUR oder 22.7% auf. Der Fremdwa¬hrungsbereich spielte auch im Jahr 2001 nur eine untergeordnete Rolle. Bei sektoraler Betrachtungsweise konnten lediglich die Volksbanken (+21.6%) und die Sonderbanken (+3.4%) ihre verbrieften Kredite steigern, alle anderen Sektoren verringerten diese teilweise relativ stark. Konstantes Einlagenwachstum Das Mittelaufkommen aus Einlagen erho¬hte sich seit Anfang des Jahres 2001 . . um 2 84 Mrd EUR (+1 6%) und damit beinahe analog zum Vergleichs. halbjahr 2000 (+2 74 Mrd EUR oder +1.6%). Wa¬hrend aber im Jahr 2000 der Einlagenzuwachs noch zu mehr als einem Drittel von Fremdwa¬hrungen 64 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 getragen worden war, resultierte der Anstieg des Jahres 2001 zur Ga¬nze aus Euroeinlagen. . Speziell die Landes-Hypothekenbanken (+8 3%), die Volksbanken (+6.2%) und die Aktienbanken (+3.0%) konnten ihr Einlagenaufkommen u¬berdurchschnittlich steigern, wogegen die Sonderbanken sogar eine Einbu§e von 6.1% hinnehmen mussten. Der Zuwachs der Sichteinlagen in Euro, zu denen auch die Gehalts- und . . Pensionskonten za¬hlen, verlangsamte sich von 2 27 Mrd EUR (+7 5%) im Jahr 2000 auf 0.74 Mrd EUR (+2.1%) im ersten Halbjahr 2001. Die privaten Haushalte steigerten ihre Sichteinlagen um 0.63 Mrd EUR (+3.9%) und somit ebenfalls deutlich geringer als im Jahr 2000 (+1.27 Mrd EUR oder +9.5%). Auch die Unternehmen reduzierten ihren Sichteinlagenzuwachs von 0.75 Mrd EUR (+5.7%) auf 0.45 Mrd EUR (+3.3%). Sowohl der Staat (Ð2.7%) als auch die Nichtbanken-Finanzintermedia¬re (Ð15.5%) verringerten hingegen ihre Sichteinlagen. Zum Berichtstermin waren rund 47% aller Sichteinlagen im Besitz der privaten Haushalte. Der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Einlagen auf Gehalts- und Pensionskonten blieb seit Anfang des Jahres 2001 konstant und betrug 0.33%. Die Entwicklung der Termineinlagen in Euro verlief in den ersten sechs Monaten 2001 analog zum Vorjahr (2001: +1.84 Mrd EUR oder +10.1%, . . 2000: +1 84 Mrd EUR bzw. +11 3%). Mehr als die Ha¬lfte des Zuwachses entfiel auf die Unternehmen, die ihre Termineinlagen um 1.02 Mrd EUR . . . (+10 8%) steigern konnten. Um weitere 0 78 Mrd EUR (+17 2%) stockte der Staat seine Termineinlagen auf. Auch die privaten Haushalte erho¬hten ihren Termineinlagenstand um 0.12 Mrd EUR (+3.3%), jedoch nicht mehr so stark wie noch im Jahr 2000 (+0.64 Mrd EUR oder +36.7%). Trotz des sinkenden Zinsniveaus Ð der durchschnittliche Zinssatz fu¬r Spareinlagen u¬ber zwo¬lf Monate verringerte sich seit Ultimo 2000 um Spareinlagen inländischer Nichtbanken in Mrd EUR 123 122 121 120 119 118 117 116 115 114 113 1998 1999 2000 2001 Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 65 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 0.34 Prozentpunkte auf 3.26% Ð erho¬hten die privaten Haushalte ihre . Sparguthaben in Euro seit Anfang des Jahres 2001 um 0 40 Mrd EUR . (+0 3%). Noch im Vergleichszeitraum des Jahres 2000 waren sie um 2.34 Mrd EUR oder 1.9% gesunken. Angesichts der anhaltenden volatilen Situation auf den internationalen Kapitalma¬rkten und dem damit einhergehenden Bedu¬rfnis vieler Privater, weniger aber dafu¬r sichere Ertra¬ge zu lukrieren, scheint die Abschaffung der Sparbuchanonymita¬t zu keinen nachhaltigen Vera¬nderungen im Sparver¬ sterreicher gefu¬hrt zu haben. Der Anteil der Einlagen am halten der O privaten Geldvermo¬gen bleibt somit nach wie vor hoch. Seit dem Ultimo 2000 blieb die Anzahl und die Struktur der Spareinlagen relativ unvera¬ndert. Nach wie vor bestanden rund 80% der Spareinlagen aus Betra¬gen bis zu 100.000 ATS. Weitere 17% lagen im Bereich zwischen 100.000 und 500.000 ATS. Die Zusammensetzung der Spareinlagen nach ihrer Ho¬he a¬nderte sich unter anderem wegen der Abschaffung der Sparbuchanonymita¬t zwischen Juni und Dezember 2000 geringfu¬gig zu Gunsten jener Sparbu¬cher mit Betra¬gen unter 200.000 ATS. Bis zu einem Betrag von 200.000 ATS ko¬nnen Sparbu¬cher na¬mlich als so genannte ãLosungswortsparbu¬cherÒ1) gefu¬hrt werden. Vergleich der Spareinlagen mit den Investmentfonds Veränderung zum Vorjahr in Mio EUR 20 15 10 5 0 1 15 1996 Investmentfonds 1997 1998 1999 2000 2001 Spareinlagen Quelle: OeNB. Die derzeitige Baisse auf den Kapitalma¬rkten ist auch zum Gro§teil dafu¬r verantwortlich, dass das von den heimischen Kapitalanlagegesellschaften verwaltete Fondsvermo¬gen2) seit Anfang des Jahres 2001 nur mehr um 3.8 Mrd EUR oder 4.6% anstieg. Auch im Jahr 2000 waren die Zuwachsraten (+10.7%) bereits deutlich unter jenen der Jahre 1998 (+31.2%) und . 1999 (+38 9%) geblieben. Obwohl der Anteil der Rentenfonds am gesamten Fondsvolumen noch rund 52% betrug, entwickelten sich die Zuwachsraten der Aktien- und der gemischten Fonds deutlich besser (siehe Grafik ãFondsvolumina nach AnlagekategorieÒ). 1 2 66 Die Identita¬t des Kunden ist dem Kreditinstitut aber in jedem Fall bekannt. Quelle: VO¬IG. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Fondsvolumina nach Anlagekategorie in % und kumulative Veränderung seit Anfang 2001 in % 0'90 (+2'09) 2'05 (+8'45) 24'53 (+0'60) 51'90 (+2'69) 20'61 (+2'37) Rentenfonds Aktienfonds Gemischte Fonds Geldmarktnahe Fonds Kurzfristig orientierte Rentenfonds Quelle: VÖIG. Auch die Pensionskassen konnten ihren Vermo¬gensbestand im Jahr 2001 mit einem Zuwachs von 0.14 Mrd EUR oder 1.8% nicht mehr so stark wie im Jahr 2000 steigern. Im ersten Halbjahr 2000 war die Zunahme noch bei 0.50 Mrd EUR oder 6.9% gelegen. Zuru¬ckzufu¬hren ist dies ebenfalls auf die ungu¬nstige Entwicklung auf den Kapitalma¬rkten sowie auf den Umstand, dass die u¬berbetrieblichen Pensionskassen keine gro¬§eren Gescha¬ftszuwa¬chse verzeichnen konnten. Beinahe analog zum Jahr 2000 erho¬hte sich das Volumen der eigenen Inlandsemissionen der o¬sterreichischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 um 2.43 Mrd EUR (+4.6%). Schon seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass diese Form der Refinanzierung beinahe doppelt so rasch wa¬chst wie der Einlagenstand. Rund 88% der eigenen Emissionen waren in Euro denominiert, ihr Zuwachs seit Anfang des Jahres 2001 lag bei 1.53 Mrd EUR (+3.3%) gegenu¬ber 1.99 Mrd EUR bzw. 4.7% im Vorjahr. 0.89 Mrd EUR . wurden in Fremdwa¬hrungen neu emittiert (2000: +0 95 Mrd EUR). Ru ¬ ckla¬ ufiges Auslandsgescha¬ ft In den letzten Jahren gewann das Gescha¬ft mit dem Ausland Ð unter anderem auch deswegen, weil die Auslandsverflechtung der Kreditinstitute immer gro¬§er wird Ð zunehmend an Bedeutung. Die Restrukturierung der BA und die damit verbundene Schlie§ung mehrerer Auslandsfilialen hatte jedoch, wie bereits in der Einleitung erwa¬hnt, derartig massive Auswirkungen auf das Globalergebnis des Auslandsgescha¬fts (und somit auch der Bilanzsumme), dass sowohl die Auslandsforderungen als auch die Auslandsverbindlichkeiten im ersten Halbjahr 2001 absolut untypisch zuru¬ckgingen. Wa¬ren ohne BA die Auslandsforderungen im ersten Halbjahr 2001 um 18.7%, die Auslandsverbindlichkeiten um 16.4% gestiegen, so reduzierten sich die Auslandsverbindlichkeiten inklusive der BA um 3.27 Mrd EUR oder 1.9%, die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 67 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Auslandsforderungen gar um 4.25 Mrd EUR bzw. 2.7%. Im Jahr 2000 hatte . die Steigerung bei den Auslandsforderungen noch 20 01 Mrd EUR oder . . 15 2% betragen, jene der Auslandsverbindlichkeiten 19 95 Mrd EUR oder 13.5%. Aktivseitig sanken die Schuldverschreibungen und die anderen festverzinslichen Wertpapiere ausla¬ndischer Emittenten mit 5.44 Mrd EUR (Ð30.6%) am sta¬rksten, gefolgt von den Forderungen an ausla¬ndische Kunden (Ð2.06 Mrd EUR oder Ð4.1%). Die Forderungen an ausla¬ndische . . Kreditinstitute erho¬hten sich hingegen um 1 83 Mrd EUR oder 2 3% Ð im Vergleich zum Jahr 2000 (+10.12 Mrd EUR oder +15.2%) jedoch auch relativ gering. Passivseitig reduzierten sich die ausla¬ndischen verbrieften Verbindlichkeiten mit 4.70 Mrd EUR (Ð8.8%) am deutlichsten. Starke Abnahmen wurden aber auch bei den Verbindlichkeiten gegenu¬ber ausla¬ndischen Kunden (Ð2.83 Mrd EUR bzw. Ð9.4%) gemeldet. Parallel zur Aktivseite erho¬hten sich hingegen die Verbindlichkeiten gegenu¬ber ausla¬ndischen Kreditinstituten (+3.25 Mrd EUR oder +3.9%), wenn auch . . nicht mehr so dynamisch wie noch 2000 (+12 77 Mrd EUR oder +16 9%). Im Jahr 2000 stammte noch rund ein Drittel des Zuwachses des ausla¬ndischen Gescha¬ftsvolumens von den Auslandsfilialen. Im Jahr 2001 halbierte sich hingegen deren Bilanzsumme auf einen Stand von 21.15 Mrd EUR. Somit reduzierte sich auch die Kennzahl des Auslandsgescha¬fts der inla¬ndischen Kreditinstitute in Prozent der Bilanzsumme seit Jahresbeginn aktivseitig von 28.0 auf 27.0% und passivseitig von 31.0 auf . 30 2%. Auslandsgeschäft der inländischen Kreditinstitute in % der Bilanzsumme 31 29 27 25 23 21 19 1996 1997 Auslandsaktiva 1998 1999 2000 2001 Auslandspassiva Quelle: OeNB. Derivativgescha¬ ft wa¬ chst nicht mehr so stark Das Volumen der Derivativgescha¬fte wuchs im ersten Halbjahr 2001 nur noch um 60.28 Mrd EUR (+7.7%) und somit deutlich abgeschwa¬chter als . noch in der Vergleichsperiode des Vorjahres (+184 03 Mrd EUR bzw. . +28 0%). Mit Stand Juni 2001 lag das Verha¬ltnis der Derivativgescha¬fte zur Bilanzsumme bei 149.1%. Das Volumen der Zinssatzvertra¬ge Ð der gro¬§te Posten innerhalb der Derivativgescha¬fte Ð wuchs in den ersten sechs 68 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Besondere außerbilanzmäßige Geschäfte in % der Bilanzsumme 150 140 130 120 110 100 90 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: OeNB. Monaten um 65.95 Mrd EUR (+10.8%) gegenu¬ber 166.22 Mrd EUR (+34.1%) in der Vergleichsperiode 2000. . Eigenmittelausstattung bei 14 5% ¬ sterreich ta¬tigen Kreditinstitute Mit Stichtag 30. Juni 2001 hielten die in O 40.30 Mrd EUR an Eigenmittel, um 2.87 Mrd EUR oder 7.7% mehr als noch zu Beginn des Jahres 2001. Somit erho¬hte sich auch die (unkonsolidierte) Eigenmittelausstattung in Prozent der Bemessungsgrundlage um . . 0 7 Prozentpunkte auf 14 5%, was im internationalen Vergleich einen durchaus guten Wert darstellt. Die Mindestausstattung betra¬gt gema¬§ Bankwesengesetz 8%. Analog zu den Vorperioden bestanden rund zwei Drittel der Eigenmittel aus dem Kernkapital (26.93 Mrd EUR). Die Kernkapitalquote1) der Kreditinstitute erho¬hte sich gegenu¬ber Dezember 2000 geringfu¬gig um 0.6 Prozentpunkte auf 9.7%. Die anrechenbaren . . Eigenmittel2) beliefen sich auf 39 05 Mrd EUR, um 3 19 Mrd EUR mehr als noch zu Jahresbeginn 2001. Das nur fu¬r das Marktrisiko verwendbare Tier-III-Kapital verringerte sich hingegen um 0.32 Mrd EUR auf . 1 25 Mrd EUR. . . Da die risikogewichteten Aktiva3) mit 11 71 Mrd EUR (+4 9%) . deutlich sta¬rker als die Bilanzsumme (+1 0%) wuchsen, stieg auch die Kennzahl der risikogewichteten Aktiva in Prozent der Bilanzsumme im . . ersten Halbjahr 2001 um 1 7 Prozentpunkte auf 44 4%. 1 2 3 Die Kernkapitalquote errechnet sich aus dem Kernkapital dividiert durch die Bemessungsgrundlage. Die Mindestausstattung gema¬§ BWG liegt bei 4%. Sie errechnen sich aus dem Kernkapital und den erga¬nzenden Eigenmitteln minus den Abzugsposten. Es handelt sich dabei um jene um Wertberichtigungen geku¬rzten Aktiva, die gema¬§ ¤22(3) BWG nach Risikoklassen zu gewichten sind. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 69 Gescha¬ ftsta¬ tigkeit der inla¬ ndischen Kreditinstitute im ersten Halbjahr 2001 Eigenmittel in % der Bemessungsgrundlage . 13.98 16.46 11.52 13.03 11.84 9.43 24.46 14 52 Aktienbanken Sparkassen Landes-Hypothekenbanken Raiffeisenbanken Volksbanken Bausparkassen Sonderbanken Globalsektor Kernkapitalquote in % . 9.14 9.80 7.52 9.53 8.31 8.07 21.16 9 70 risikogewichtete Aktiva in % der Bilanzsumme . 46.82 41.93 43.91 52.19 59.55 40.18 19.92 44 41 Quelle: OeNB. Risikogewichtete Aktiva in % der Bilanzsumme 45'5 44'5 43'5 ) 1 42'5 41'5 40'5 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: OeNB. 1 ) BWG-Änderung. 70 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 20011) Ð Leichte Zunahme des Leistungsbilanzdefizits durch ho¬heren negativen Saldo der Einkommen und ungu¬nstigeres Ergebnis der Gu¬ter- und Dienstleistungsbilanz. Ð Bei sich insgesamt verringernden grenzu¬berschreitenden Kapitaltransaktionen dominieren Wertpapiergescha¬fte weiterhin den Kapitalverkehr. ¬ sterreichs im Ausland erreichen neuen Ho¬chstÐ Direktinvestitionen O wert. 1 Rene« DellÕmour, Patricia Fahrngruber, Christine Stecyna, Isabel Winkler, Robert Zorzi Leistungsbilanz Die o¬sterreichische Leistungsbilanz auf Transaktionsbasis (siehe Tabelle 1) zeigte im ersten Halbjahr 2001 mit 2.360 Mio EUR im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 einen Anstieg des Defizits um 280 Mio EUR.2) Wesentliche Ursachen fu¬r diese Entwicklung waren der ho¬here negative Saldo der Einkommensbilanz und das ungu¬nstigere Ergebnis der Gu¬ter- und Dienstleistungsbilanz. 1.1 Gu¬ter und Dienstleistungen Im Bereich der Gu¬ter- und Dienstleistungen zeigten sich im Verlauf des zweiten Quartals deutlich Signale einer Abschwa¬chung. Die Exporte und die Importe, die bis etwa April des Jahres 2001 noch an die hohen Zuwachsraten des Jahres 2000 anschlie§en konnten, reduzierten sich deutlich (erstes Quartal 2001: Exporte: +11%, Importe: 9%; zweites Quartal 2001: Exporte: ±0%, Importe: +2%). Dadurch Verschwand der im gleichen Zeitraum 2000 gemessene U¬berschuss von 150 Mio EUR. Die von der EZB fu¬r den gesamten Euroraum vero¬ffentlichten Daten fu¬r Gu¬ter und Dienstleistungen des ersten Halbjahres 2001 zeigen Ð mit einem im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 um 15 auf 24 Mrd EUR erho¬hten U¬berschuss Ð eine entgegengesetzte Tendenz. Die folgenden Ausfu¬hrungen gehen genauer auf die Teilbilanzen der o¬sterreichischen Leistungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 ein. 1.1.1 Gu¬ter Wa¬hrend die Gu¬terexporte und -importe im zweiten Halbjahr 2000 noch stark zunahmen, ist im Verlauf des ersten Halbjahres 2001 eine deutliche Verlangsamung der Wachstumsraten zu beobachten, die auf ein Nachlassen der Auslands- bzw. Inlandsnachfrage zuru¬ckzufu¬hren ist. Importseitig spielten zusa¬tzlich die niedrigeren Rohstoffpreise (insbesondere das Fallen des Erdo¬lpreises) eine Rolle. 1 2 Transaktionsbilanz. Redaktionsschluss: 31. Oktober 2001. Seit Beginn des Jahres 1999 werden die Daten der o¬sterreichischen Zahlungsbilanzstatistik in ãBerichte und StudienÒ der OeNB in der Wa¬hrungseinheit Euro . (unwiderruflicher Euroumrechnungskurs 1 EUR = 13 7603 ATS) vero¬ffentlicht. In der Publikation ãStatistisches MonatsheftÒ der OeNB werden die Daten sowohl in Euro als auch in Schilling dargestellt. Die Transaktionsbilanz folgt Ð anders als die monatliche Cash-Bilanz, die eine erste Schnellinformation darstellt Ð einem hohen Qualita¬tsstandard, der Periodenberichtigungen und andere Adaptierungen verlangt. Wa¬hrend die Cash-Bilanz fu¬r den Beobachtungszeitraum eine leichte Ergebnisverbesserung signalisierte, wird dies durch die Transaktionsbilanz nun Ð anders als noch fu¬r den Zeitraum Ja¬nner bis Ma¬rz 2001 Ð nicht mehr besta¬tigt. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 71 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Die folgende Analyse des o¬sterreichischen Au§enhandels nach La¬ndern (siehe Tabelle 2) basiert auf den Au§enhandelsdaten der Statistik Austria: Die Au§enhandelsverflechtung mit den anderen La¬ndern des Euroraums1) ergab Zuwachsraten fu¬r Exporte und Importe von 8 bzw. 5%. In absoluten Zahlen wurden Warenlieferungen in den Euroraum in Ho¬he von 20.350 Mio EUR und o¬sterreichische Einfuhren aus den La¬ndern des Euroraums in Ho¬he von 23.390 Mio EUR verzeichnet, wodurch sich das Defizit um 400 auf ¬ sterreich verzeichnete vor allem gegenu¬ber 3.040 Mio EUR verringerte. O den Beneluxstaaten, Frankreich und dem wichtigsten Handelspartner Deutschland Saldenverbesserungen. Gegenu¬ber den La¬ndern au§erhalb des Euroraums lagen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 die Zuwachsraten der Importe (14%) deutlich u¬ber ¬ sterreichs Exporte in La¬nder au§erhalb des jenen der Exporte (6%). O ¬ sterreichs Importe aus Euroraums betrugen 16.000 Mio EUR und O Drittla¬ndern 15.700 Mio EUR. Der Aktivsaldo verringerte sich damit um etwas u¬ber 1 Mrd EUR auf 300 Mio EUR. Die Ausfuhren in die osteuropa¬ischen La¬nder stiegen im Berichtshalbjahr mit 8% bzw. 430 Mio EUR schwa¬cher als im Vergleichszeitraum 2000 (+21%). Ein Ru¬ckgang der Zuwachsraten der Exporte war andererseits gegenu¬ber mehreren europa¬ischen La¬ndern au§erhalb des Euroraums zu verzeichnen (insbesondere gegenu¬ber der Schweiz). Bei den Importen kam es vor allem zu deutlichen Anstiegen bei Gu¬tern . aus osteuropa¬ischen La¬ndern (+13 5%). Nennenswerte Einfuhrsteigerungen gab es auch aus au§ereuropa¬ischen Entwicklungsla¬ndern. 1.1.2 Dienstleistungen Der U¬berschuss der Teilbilanz Dienstleistungen stieg im ersten Halbjahr 2001 um 90 auf 1.340 Mio EUR. Demgegenu¬ber erho¬hte sich der in dieser Teilbilanz enthaltene negative Saldo der ãNicht aufteilbaren LeistungenÒ (NAL)2) im ersten Halbjahr 2001 um 530 Mio EUR auf Ð2.240 Mio EUR. 1.1.2.1 Reiseverkehr Nach einer guten Wintersaison hat auch die in den letzten Jahren meist schwa¬chere Sommersaison mit steigenden Na¬chtigungszahlen begonnen. Im zweiten Quartal 2001 ist die Zahl der Ausla¬nderna¬chtigungen um mehr als 4% auf 13.8 Mio Na¬chtigungen gestiegen, womit der Verlust des Vorjahres zur Ga¬nze ausgeglichen werden konnte. Fu¬r das erste Halbjahr 2001 . insgesamt ergab sich eine leichte Zunahme um 2 6% (siehe Tabelle 4). Mehr . als die Ha¬lfte des Zuwachses von 1 1 Mio Na¬chtigungen im ersten Halbjahr 2001 entfiel auf Ga¬ste aus Deutschland. Starke Zuwa¬chse meldete die Statistik Austria auch fu¬r niederla¬ndische und Schweizer Ga¬ste, sowie Ð relativ gesehen Ð Tschechen, Ungarn und Russen. Nennenswerte Ru¬ckga¬nge 1 2 72 Seit 1. Ja¬nner 2001 inklusive Griechenland; die Vergleichswerte fu¬r 2000 wurden ru¬ckgerechnet. Die Position ãNicht aufteilbare LeistungenÒ (NAL) ergibt sich daraus, dass von den Banken mehr Import- und Exportzahlungen fu¬r Gu¬ter gemeldet wurden, als die Summe der Gu¬terimporte und -exporte der Au§enhandelsstatistik der Statistik Austria ergaben. Nach internationaler Konvention werden fu¬r die Position Gu¬ter der Zahlungsbilanz die Au§enhandelszahlen der Statistischen A¬mter verwendet. Die Position NAL entha¬lt damit die Differenz zwischen Gu¬terzahlungen und Au§enhandelswerten. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 gab es nur bei franzo¬sischen Ga¬sten und Besuchern aus Ozeanien (Australien, Neuseeland, sonstiges Ozeanien). Noch gu¬nstiger als die Na¬chtigungen entwickelten sich die Reiseverkehrseinnahmen mit + 9.5% im zweiten Quartal, nach 5.9% im ersten Quartal. Die Einnahmen des ersten Halbjahres 2001 beliefen sich auf 6.080 Mio EUR, das waren 410 Mio EUR mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres 2000 (siehe Tabelle 3). Die nicht mehr im Reiseverkehr enthaltenen Einnahmen aus dem internationalen Personentransport stiegen um 18.8% auf 910 Mio EUR. Sta¬rker als die Einnahmen wuchsen die Reiseverkehrsausgaben der ¬ Osterreicher. Nach Ru¬ckga¬ngen in den Jahren 1998 und 1999 ist seit eineinhalb Jahren ein stetiger Anstieg zu beobachten. Die Ausgaben nahmen um 9.9% auf anna¬hernd 4.470 Mio EUR zu. Der U¬berschuss der Reiseverkehrsbilanz blieb mit 1.610 Mio EUR gegenu¬ber dem Jahr 2000 nahezu unvera¬ndert. Die Aufwendungen fu¬r den internationalen Personen. transport entwickelten sich mit einem Ru¬ckgang um Ð6 5% auf 390 Mio EUR gegenla¬ufig zum Reiseverkehr. 1.1.2.2 Andere Dienstleistungen Eine Reihe von Einzelpositionen der anderen Dienstleistungen wies im Beobachtungszeitraum Saldenverbesserungen auf und kompensierte dadurch die erwa¬hnte Erho¬hung des negativen Saldos der Position ãNicht aufteilbare LeistungenÒ (NAL); in Summe verringerte sich der negative Saldo der anderen Dienstleistungen im ersten Halbjahr 2001 um 80 auf 270 Mio EUR. Gu¬nstig entwickelten sich insbesondere der Transport, die Versicherungsdienstleistungen, die sonstigen Handelsleistungen und die technische Beratungsta¬tigkeit. 1.3 Einkommen Das Defizit aus der Teilbilanz Einkommen belief sich im ersten Halbjahr 2001 auf 1.610 Mio EUR und erho¬hte sich damit im Vergleichszeitraum um 270 Mio EUR. Wa¬hrend Einku¬nfte aus dem Erwerbseinkommen wie schon in den Vorperioden einen U¬berschuss ergaben, waren die Vermo¬genseinkommen negativ (1.880 Mio EUR). Das ho¬here Defizit der Einkommensbilanz ist somit fast ausschlie§lich auf die weitere Passivierung des Vermo¬genseinkommens (Ð260 Mio EUR) zuru¬ckzufu¬hren. Die regionale Analyse des Nettovermo¬genseinkommens zeigt, dass die meisten Ertra¬ge in den Euroraum flossen und die ho¬chsten Zuflu¬sse aus Osteuropa eingingen. Der Saldo des gesamten Vermo¬genseinkommens war im ersten Halbjahr 2001 zu zwei Drittel von den Ertra¬gen aus zinstragenden1) Finanzanlagen und zu einem Drittel von Ertra¬gen aus risikokapitalorientierten2) Veranlagungen bestimmt. 1 2 Ertra¬ge aus Schuldtiteln (festverzinsliche Wertpapiere, Einlagen und Kredite, unabha¬ngig ob sie in den funktionellen Kategorien Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstige Investitionen oder Wa¬hrungsreserven enthalten sind). Alle Einku¬nfte aus der Veranlagung in Form von Beteiligungen und Anteilspapieren. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 73 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Komponenten des Vermögenseinkommens Österreichs 1 ) Saldo in Mio EUR 1.100 1.200 1.300 1.400 1.500 1.600 1.700 1.800 1.900 1.000 1998 1999 2000 2001 Vermögenseinkommen aus zinstragenden Investitionen (festverzinsliche Wertpapiere, Einlagen und Kredite) Vermögenseinkommen aus risikokapitalorientierten Investitionen (Direktinvestitionen und Anteilspapiere) Vermögenseinkommen insgesamt Quelle: OeNB. 1 ) Bis 1999 endgültige Daten, 2000 revidierte Daten, 2001 provisorische Daten. Strukturiert nach den wichtigsten Teilaggregaten (siehe Tabelle 5) zeigten sich Nettodefizite bei den Einkommen aus Direktinvestitionen in Ho¬he von 610 Mio EUR sowie bei den Einkommen aus Portfolioinvestitionen von 1.670 Mio EUR, aber ein U¬berschuss bei den Einkommen aus sonstigen Investitionen von 400 Mio EUR. Die Verschlechterung im Bereich Einkommen aus Portfolioinvestitionen gegenu¬ber der Vorjahresperiode in Ho¬he von 390 Mio EUR wurde nur teilweise durch eine Verbesserung (150 Mio EUR) bei Einkommen aus Einlagen- und Kreditgescha¬ften sowie der Veranlagungsta¬tigkeit der OeNB kompensiert. Eine Analyse der drei Teilaggregate des Vermo¬genseinkommens in einer la¬ngerfristigen Beobachtungsperiode (erstes Quartal 1992 bis zweites Quartal 2001) zeigt, dass sowohl aktiv- als auch passivseitig zu Beginn der Beobachtungsperiode die Einku¬nfte aus sonstigen Vermo¬genseinkommen die Haupteinflussfaktoren waren, mit Abstand gefolgt von Einkommen aus Portfolioinvestitionen. Langfristig gesehen verlor jedoch das Einkommen aus ãSonstigemÒ an Bedeutung. Einku¬nfte aus Direktinvestitionen lagen zwar in der gesamten Beobachtungsperiode an dritter Stelle, zeigen aber einen leichten Anstieg und befinden sich im ersten Halbjahr 2001 bei rund 10% des gesamten Vermo¬genseinkommens. ¬ sterreich u¬ber Da der Bestand ausla¬ndischer Direktinvestitionen in O jenem o¬sterreichischer Direktinvestitionen im Ausland liegt, und au§erdem die passiven Direktinvestitionen im langfristigen Vergleich wegen ihres durchschnittlich ho¬heren Alters ertragreicher sind, ergibt sich in der Bilanz der Einkommen aus Direktinvestitionen regelma¬§ig ein Defizit. Die vorla¬ufig gescha¬tzten Periodengewinne o¬sterreichischer Eigentu¬mer beliefen sich im ersten Halbjahr 2001 auf 810 Mio EUR, die Ertra¬ge o¬sterreichischer Firmen in ausla¬ndischem Besitz hingegen auf 1.420 Mio EUR. Der ãDeckungsgradÒ 74 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 erreichte mit rund 60% einen historischen Ho¬chstwert. Absolut betrachtet bewegt sich der Nettoabfluss mit 610 Mio EUR in einer u¬blichen Gro¬§enordnung. Auffallend waren Ð a¬hnlich wie schon in der Vergleichsperiode des Jahres 2000 Ð sehr hohe Gewinnausschu¬ttungen auf beiden Seiten, sodass die ¬ sterreicher im Ausland sehr viel geringer ausfallen Reinvestitionen der O du¬rften als jene der ausla¬ndischen Eigentu¬mer in ihre o¬sterreichischen Tochterfirmen. Auf Grund des in den letzten Jahren erfolgten deutlichen Aufbaus an ¬ sterreicher im Ausland und des Auslands Wertpapierbesta¬nden der O ¬ sterreich spielen die Einkommen aus Portfolioinvestitionen innergegenu¬ber O halb des Vermo¬genseinkommens nunmehr eine zentrale Rolle. Das aus solchen o¬sterreichischen Veranlagungen im Ausland erzielte Einkommen erreichte im ersten Halbjahr 2001 einen Wert von 2.450 Mio EUR (erstes Halbjahr 2000: 2.180 Mio EUR). Im selben Zeitraum lagen die Aufwa¬nde ¬ sterreichs gegenu¬ber aus der korrespondierenden Verschuldungsposition O dem Ausland mit 4.110 Mio EUR (erstes Halbjahr 2000: 3.460 Mio EUR) deutlich daru¬ber. Der Haupteinflussfaktor in beiden Fa¬llen ist die Position Ertra¬ge aus langfristigen festverzinslichen Wertpapieren. Im ersten Halbjahr 2001 ¬ sterreich Zinsertra¬ge in Ho¬he von 2.250 Mio EUR zu, denen flossen O Zinszahlungen o¬sterreichischer Schuldner in Ho¬he von 3.800 Mio EUR gegenu¬berstanden. Eine sektorale Analyse dieser Positionen zeigt: Ð Rund 60% der Zinsertra¬ge aus dem Ausland kamen dem inla¬ndischen sonstigen Sektor, vor allem den institutionellen Anlegern, zugute, gefolgt von den Banken (37%); Ð andererseits entfielen rund 50% der Zinszahlungen an das Ausland auf den Staat, gefolgt von den Banken (40%). Im ersten Halbjahr 2001 betrug das Einkommen aus sonstigen Investitionen und Wa¬hrungsreserven 400 Mio EUR, um 150 Mio EUR mehr als im ersten Halbjahr 2000. Dieses gu¬nstige Ergebnis ist eine Fortsetzung der Entwicklung des ersten Quartals 2001 und ist vor allem auf die Ertragsentwicklung des Bankensystems (OeNB und Banken) zuru¬ckzufu¬hren, das in der Berichtsperiode Nettoertra¬ge von 510 nach 360 Mio EUR im Vergleichszeitraum 2000 verzeichnete. Bei den Nichtbanken (Staat und sonstiger Sektor) reduzierte sich das Nettodefizit im ersten Halbjahr 2001 von 120 auf 110 Mio EUR. 1.4 Laufende Transfers Der negative Saldo aus den laufenden Transfers war im ersten Halbjahr 2001 mit 730 um 160 Mio EUR niedriger als im ersten Halbjahr 2000. In den laufenden Transfers des o¬ffentlichen Sektors von Ð610 Mio EUR ¬ sterreichs an die dominieren die Transaktionen mit der EU. Die Beitra¬ge O EU beliefen sich in der Berichtsperiode auf 1.130 Mio EUR, die Ru¬ckflu¬sse (exklusive der Beitra¬ge der EU zu Infrastrukturma§nahmen) auf 570 Mio EUR, woraus eine Nettozahlung in Ho¬he von 560 Mio EUR (gegenu¬ber 660 Mio EUR im ersten Halbjahr 2000) resultierte. Das Defizit aus den privaten Transfers belief sich auf 120 gegenu¬ber 90 Mio EUR in der Vergleichsperiode. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 75 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 2 Vermo ¬ gensu ¬ bertragungen 3 Kapitalbilanz Die Vermo¬gensu¬bertragungen schlossen im Berichtszeitraum mit einem negativen Saldo von 110 Mio EUR; das Defizit war damit um 80 Mio EUR geringer als im ersten Halbjahr 2000. Die unentgeltlichen Vermo¬gensu¬bertragungen des o¬ffentlichen Sektors beinhalten vor allem jene Ru¬ckflu¬sse aus der EU, die Infrastrukturma§nahmen dienen und daher nicht den laufenden Transfers zuzurechnen sind; diese betrugen im ersten Halbjahr 2001 rund 60 gegenu¬ber 100 Mio EUR im Vergleichshalbjahr. Die unentgeltlichen Vermo¬gensu¬bertragungen des privaten Sektors fu¬hrten zu Abflu¬ssen von 130 gegenu¬ber 270 Mio EUR im Vergleichszeitraum, dies ergibt sich zu einem Gro§teil aus geringeren Forderungsverzichten im ersten Halbjahr 2001. Die entgeltlichen Vermo¬gensu¬bertragungen spielen in der o¬sterreichischen Zahlungsbilanzstatistik volumensma¬§ig eine relativ geringe Rolle. ¬ sterreichs schloss im ersten Halbjahr 2001 mit einem im Die Kapitalbilanz O Vergleich zur Vorjahresperiode niedrigeren Kapitalimport (siehe Tabelle 6). Gleichzeitig hat sich das Volumen der neuen grenzu¬berschreitenden Forderungen und Verpflichtungen deutlich reduziert: Sowohl die o¬sterrei¬ sterreich chischen Investitionen im Ausland als auch jene des Auslands in O verringerten sich um jeweils rund 45%, das Investitionsvolumen der ¬ sterreicher im Ausland erreichte einen Wert von 15.950 Mio EUR, jenes O ¬ sterreich 16.900 Mio EUR. der Ausla¬nder in O Eine regionale Analyse der Kapitalbilanz fu¬r das erste Halbjahr 2001 zeigt folgende Entwicklung: Einerseits drehte der im Vergleichszeitraum 2000 beobachtete Kapitalabfluss in den Euroraum in einen Kapitalzufluss aus dem Euroraum in Ho¬he von 3.510 Mio EUR (siehe Tabelle 7). Der Forderungs¬ sterreichs gegenu¬ber den La¬ndern des Euroraums war im Vergleich aufbau O zur Vorjahresperiode um rund zwei Drittel niedriger und erreichte ein Volumen von 6.620 Mio EUR, wa¬hrend sich gleichzeitig der Aufbau der Verbindlichkeiten inla¬ndischer Schuldner gegenu¬ber dem Euroraum um rund ein Drittel verringerte und ein Volumen von 10.130 Mio EUR erreichte. ¬ sterreichs gegenu¬ber den La¬ndern au§erhalb des Bei den Investitionen O Euroraums war eine Drehung von einem Nettokapitalimport im ersten Halbjahr 2000 in einen Nettokapitalexport in Ho¬he von 2.550 Mio EUR in der Berichtsperiode zu beobachten. Der Anstieg der o¬sterreichischen Anlagen in La¬nder au§erhalb des Euroraums fu¬hrte im ersten Halbjahr 2001 zu einem Abfluss von Kapital mit einem Transaktionsvolumen von 9.320 Mio EUR (erstes Halbjahr 2000: 7.870 Mio EUR). Deutlich ru¬ckla¬ufig entwickelte sich hingegen der grenzu¬berschreitende Kapitalzufluss aus La¬ndern au§erhalb des Euroraums: Dieser betrug im Beobachtungszeitraum 6.770 Mio EUR, deutlich weniger als in der Vergleichsperiode 2000. 76 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Kapitalbilanztransaktionen nach ausgewählten Teilbilanzen im ersten Halbjahr 2001 in Mrd EUR 16 14 12 10 8 6 4 2 0 12 14 DirektPortfoliosonstige investitionen investitionen Investitionen DirektPortfoliosonstige investitionen investitionen Investitionen Investitionen Österreichs im Ausland Investitionen des Auslands in Österreich Euroraum Rest der Welt Quelle: OeNB. Eine Analyse der Kapitalbilanz nach volkswirtschaftlichen Sektoren zeigt im ersten Halbjahr 2001 folgendes Bild: Das Bankensystem (OeNB und Banken) exportierte netto Kapital in Ho¬he von 790 Mio EUR, wa¬hrend das Nichtbankensystem (Staat und sonstige Sektoren) netto Kapital in Ho¬he von 1.750 Mio EUR importierte. In Bruttostro¬men gemessen erho¬hte der Sektor OeNB und Banken seine Auslandsforderungen im ersten Halbjahr 2001 um 4.570 Mio EUR. Die Auslandsverpflichtungen wurden mit 3.780 Mio EUR deutlich schwa¬cher als im Jahr 2000 ausgeweitet. Der Sektor Staat baute seine Forderungsposition im ersten Halbjahr 2001 um 2.990 Mio EUR aus. Gleichzeitig reduzierte er Ð verglichen mit dem ersten Halbjahr 2000 Ð seine Nettokapitalaufnahmen im Ausland (9.720 gegenu¬ber 10.650 Mio EUR im ersten Halbjahr 2000). Somit wurde vom Staat per saldo netto Kapital in Ho¬he von 6.730 Mio EUR importiert. Der sonstige Sektor1) exportierte in der Berichtsperiode netto Kapital in Ho¬he von 4.980 Mio EUR, deutlich weniger als im ersten Halbjahr 2000 (12.190 Mio EUR). Dies ist auf den wesentlich geringeren Forderungsaufbau (8.380 Mio EUR) und auf den gleichzeitig sta¬rkeren Aufbau von Verbindlichkeiten zuru¬ckzufu¬hren (3.400 Mio EUR). Die strukturierte Betrachtung der Kapitalstro¬me nach zinstragenden2) und risikokapitalorientierten3) Investitionen zeigt, dass inla¬ndische Anleger im ersten 1 2 3 Dieser umfasst sonstige Finanzinstitute, Versicherungsunternehmen und Pensionskassen sowie Unternehmen und private Haushalte. Festverzinsliche Wertpapiere, Einlagen und Kredite, unabha¬ngig ob sie in den funktionellen Kategorien Direktinvestitionen, Portfolioinvestitionen, sonstige Investitionen oder Wa¬hrungsreserven enthalten sind. Veranlagung in Form von Beteiligungen und Anteilspapieren. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 77 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Halbjahr 2001 mit einem Investitionsvolumen von 10.510 Mio EUR wie in fru¬heren Beobachtungsperioden vor allem in zinstragende Finanzanlagen investierten (66% der gesamten o¬sterreichischen Investitionen im Ausland). ¬ sterreich waren wie in Auch bei den Investitionen des Auslands in O fru¬heren Beobachtungen die zinstragenden Investitionen dominierend (14.390 Mio EUR). Der Anteil an den gesamten ausla¬ndischen Investitionen ¬ sterreich betrug im ersten Halbjahr 2001 85%. Bei den risikokapitalin O orientierten Veranlagungen war in der Berichtsperiode ein Nettokapitalzufluss von 2.510 Mio EUR zu verzeichnen. 3.1 Direktinvestitionen Ausgehend vom verlangsamten Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten und als unmittelbare Folge der stark gesunkenen Bo¬rsenkurse wurde allgemein mit einem Ende des Booms an ãMergers & AcquisitionsÒ, und damit auch an weltweiten Direktinvestitionen im Jahr 2001 gerechnet (siehe UNCTAD: World Investment Report 2001). Auf europa¬ischer Ebene wie ¬ sterreich a¬u§ert sich dieser Effekt bisher in sehr asymmetrischer auch in O Weise. Wa¬hrend na¬mlich die passiven Direktinvestitionen tatsa¬chlich merklich schwa¬cher wachsen als in den Jahren zuvor, erweisen sich die aktiven Direktinvestitionen als sehr robust. Die aktiven Direktinvestitionen o¬sterreichischer Unternehmen im Ausland beliefen sich im ersten Halbjahr 2001 auf netto 1.650 Mio EUR und erreichten damit den ho¬chsten jemals in den ersten 6 Monaten eines Jahres erreichten Wert. Das Halbjahresergebnis 2001 bewegt sich in der Gro¬§enordnung der 1996 oder 1997 innerhalb eines ganzen Jahres geta¬tigten Investitionen. Der Betrag von 1.650 Mio EUR setzt sich vor allem aus Beteiligungen in Ho¬he von 1.510 und 120 Mio EUR an reinvestierten Gewinnen zusammen, wa¬hrend die konzerninternen Kreditbeziehungen lediglich 10 Mio EUR beitrugen. Im Beteiligungskapital enthalten sind Bruttoneuinvestitionen von rund 2.730 Mio EUR, denen 1.210 Mio EUR an Desinvestitionen gegenu¬berstanden. Die relativ hohen Desinvestitionen stehen in Zusammenhang mit der Restrukturierung eines europa¬ischen Finanzkonzerns. Diese Restrukturierung fu¬hrte zu Nettodesinvestitionen innerhalb der EU und umgekehrt zu hohen Beteiligungen in U¬bersee (Offshore Financial Centers). Ein gro¬§erer Anteil als je zuvor (1.410 Mio EUR) floss nach Mittel- und Osteuropa. Das ist mehr als alle bisherigen Jahresgesamtergebnisse mit Ausnahme des Jahres 2000. Spitzenreiter war die Slowakische Republik (560 Mio EUR) vor Ungarn (210 Mio EUR), Slowenien (200 Mio EUR) und Polen (100 Mio EUR). Neben Osteuropa sind nur noch die Investitionen in Deutschland und der Schweiz bzw. Liechtenstein mit 230 und 110 Mio EUR erwa¬hnenswert. Unter Branchengesichtspunkten dominierten Finanzdienstleistungen, Telekommunikation und Handel, obwohl angesichts von mehr als 500 Fa¬llen, in denen neues Kapital bereit gestellt worden ist, fast alle Branchen vertreten sind. ¬ sterreich waren mit Die passiven Direktinvestitionen des Auslands in O 1.350 um 300 Mio EUR geringer als die aktiven Direktinvestitionen. Verglichen mit den Jahren 1998 bis 2000 ist dies eine merkbare Abschwa¬chung des Kapitalzuflusses. Die Nettoneuinvestitionen resultieren 78 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 aus Bruttoinvestitionen an Beteiligungskapital in Ho¬he von 1.010 Mio EUR, denen Desinvestitionen von 230 Mio EUR gegenu¬berstehen, und gescha¬tzten reinvestierten Gewinnen von 700 Mio EUR. Die Entwicklung der konzerninternen Kreditbeziehungen fu¬hrt schlie§lich zu einem Abzug finanzieller Mittel im Ausma§ von 120 Mio EUR. Dem langja¬hrigen Durchschnitt entsprechend kam der Gro§teil des investierten Kapitals aus Deutschland (37% bzw. 490 Mio EUR). Es folgen die Vereinigten Staaten (370 Mio EUR oder 28%), die Niederlande (260 Mio EUR oder 19%) und die Schweiz (140 Mio EUR oder 11%). Diese vier La¬nder waren auch in der aktuellen Statistik der Direktinvestitionsbesta¬nde (mit Jahreswechsel 1999/2000) die wichtigsten Herkunftsla¬nder ¬ sterreich. ausla¬ndischen Kapitals in O Der Telekommunikationssektor Ð in den vergangenen Jahren stets ein bevorzugtes Ziel ausla¬ndischer Investitionsprojekte Ð spielt im Jahr 2001 bisher keine Rolle. Gro¬§ere Projekte betrafen unternehmensbezogene Dienstleistungen Ð ha¬ufig mit IT-Bezug, Banken und den Fremdenverkehr, im produzierenden Bereich waren die Sparten Elektronik, Steinwaren, Druck- und Verlagswesen, Chemie und Maschinenbau vertreten. 3.2 Portfolioinvestitionen Die grenzu¬berschreitenden Transaktionen aus Wertpapierka¬ufen und -verka¬ufen ergaben im ersten Halbjahr 2001 per saldo einen Kapitalexport in Ho¬he von 1.070 Mio EUR. Betrachtet man die entsprechenden Bruttowerte, so zeigt sich, dass die Veranlagungen von Inla¬ndern in ausla¬ndische Wertpapiere anna¬hernd die gleiche Ho¬he wie im Vergleichszeitraum 2000 erreichten, dass sich aber das Engagement der ausla¬ndischen Investoren in inla¬ndische Wertpapiere um 4.370 Mio EUR (bzw. um 23%) verringert hat. ¬ sterreicher erwarben ausla¬ndische Wertpapiere mit einem Marktwert O von 16.020 Mio EUR, dabei entschieden sie sich zu 77% fu¬r festverzinsliche Wertpapiere. Eine sektorale Betrachtung ergab, dass mehrheitlich Banken und der sonstige Sektor Ð hauptsa¬chlich institutionelle Anleger1) und Unternehmen Ð als Investoren ta¬tig waren. Inla¬ndische Emittenten konnten Wertpapiere im Ausma§ von 14.950 Mio EUR im Ausland absetzen. Zu 93% handelte es sich dabei um festverzinsliche Wertpapiere; dabei kauften ausla¬ndische Investoren mehrheitlich Wertpapiere, die vom o¬sterreichischen Staat und von den Banken emittiert wurden. 3.2.1 Portfolioinvestitionen im Ausland Im ersten Halbjahr 2001 erwarben o¬sterreichische Anleger ausla¬ndische Anteilspapiere im Ausma§ von 3.720 Mio EUR und damit um 42% weniger als in der Vergleichsperiode des Jahres 2000. Davon entfielen 3.170 Mio EUR auf ausla¬ndische Aktien, vor allem bo¬rsennotierte Aktien des Finanz-, Industrie- und Technologiesektors. Es wurde u¬berwiegend in Aktien von Unternehmen aus den USA und der Europa¬ischen Union (jeweils 48%) investiert. Auf den Euroraum entfielen 38%, mit Schwerpunkt auf Unter1 Diese umfassen sonstige Finanzinstitute (z. B. Investmentfonds), Versicherungsunternehmen und Pensionskassen. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 79 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 nehmensaktien aus den Niederlanden und Frankreich. Mehrheitlich wurden diese Wertpapierka¬ufe von institutionellen Anlegern geta¬tigt. Inla¬ndische private Haushalte verkauften im ersten Halbjahr 2001 per saldo Aktien, im Gegensatz zum ersten Halbjahr 2000, in dem sie Aktien gekauft hatten. Die Veranlagungen in ausla¬ndische Investmentzertifikate betrugen im ersten Halbjahr 2001 540 Mio EUR und waren damit um 83% niedriger als in der Vergleichsperiode des Jahres 2000. Regional gesehen konzentrierte sich das ¬ sterreicher vor allem auf luxemburgische InvestmentKaufinteresse der O zertifikate, gefolgt von irischen und britischen Papieren. Inla¬ndische Investmentfonds, die dominierende Anlegergruppe in diesem Bereich, veranlagten vor allem in ausla¬ndische Aktien- und gemischte Fonds, dagegen wurden Anteilspapiere ausla¬ndischer Rentenfonds abgegeben. Inla¬ndische Banken und private Haushalte verringerten ihren Portefeuillebestand in dieser Wertpapierart. Der Erwerb ausla¬ndischer Wertpapiere durch o¬sterreichische Anleger erfolgte u¬berwiegend in Form festverzinslicher Wertpapiere. Mit 12.300 Mio EUR lag der Nettoerwerb nicht nur u¬ber dem Vergleichswert des ersten Halbjahres 2000, sondern auch u¬ber den im gesamten Jahr 2000 verzeichneten Veranlagungen in diesen Wertpapiertyp. Zwei Drittel der grenzu¬berschreitenden Wertpapierinvestitionen entfielen auf langfristige Wertpapiertransaktionen nach Finanzierungsinstrumenten1) in Mrd EUR 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 1999 2000 2001 1. Halbjahr Investitionen Österreichs im Ausland Anteilscheine 1999 2000 2001 1. Halbjahr Investitionen des Auslands in Österreich festverzinsliche Wertpapiere Quelle: OeNB. 1 ) 1999 endgültige Daten, 2000 revidierte Daten, 2001 provisorische Daten. 80 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 festverzinsliche Wertpapiere (10.150 Mio EUR). Rund 70% des investierten Kapitals wurde in Schuldverschreibungen aus dem Euroraum angelegt; insbesondere deutsche, griechische, italienische, niederla¬ndische und ¬ sterreicher von Interesse. Au§erdem franzo¬sische Emissionen waren fu¬r O investierten inla¬ndische Anleger vor allem in den USA (32%) und im Vereinigten Ko¬nigreich (7%). Abgesto§en wurden Emissionen insbesondere aus dem asiatischen Raum. Die dominierende Anlegergruppe bei dieser Wertpapierart waren die o¬sterreichischen Banken (rund 60%), gefolgt vom sonstigen Sektor (rund 40%) Ð vorwiegend institutionelle Anleger. Die Investitionen erfolgten zu 94% in Eurowertpapieren und nur zu 5% in USDollar-Schuldverschreibungen. Ausla¬ndische Geldmarktpapiere, mehrheitlich Commercial Papers und ¬ sterreichern im Ausma§ von 2.140 Mio Depotzertifikate, wurden von O EUR erworben, davon entfielen rund 50% auf kurzfristige festverzinsliche Wertpapiere aus dem Euroraum. ¬ sterreich 3.2.2 Portfolioinvestitionen in O Im Berichtszeitraum wurden o¬sterreichische Wertpapiere in Ho¬he von 14.950 Mio EUR von ausla¬ndischen Anlegern erworben und damit zwar deutlich weniger als im ersten Halbjahr 2000, aber mehr als 50% des Jahresergebnisses 2000. Von den vom Ausland erworbenen o¬sterreichischen Anteilspapieren im Ausma§ von 1.040 Mio EUR entfielen 540 Mio EUR auf inla¬ndische Aktien. Im Beobachtungszeitraum 1997 bis 2001 ist dies der zweitho¬chste Halbjahreswert (1999: 560 Mio EUR). Die Mehrheit des investierten Kapitals entfiel auf den inla¬ndischen Emittentensektor Wirtschaftsunternehmen und 10% auf die Banken. O¬sterreichische Investmentzertifikate fanden um 500 Mio EUR Abnehmer im Ausland und damit um 36% weniger als im ersten Halbjahr 2000. Das Kaufinteresse konzentrierte sich vor allem auf Aktien und gemischte Fonds. Am attraktivsten fu¬r ausla¬ndische Anleger waren auch im ersten Halbjahr 2001 die inla¬ndischen langfristigen festverzinslichen Wertpapiere (14.680 Mio EUR). Im Beobachtungszeitraum 1997 bis 2001 ist dies der zweitho¬chste Halbjahreswert, wobei die Verringerung gegenu¬ber dem Jahr 2000 nur 7% betra¬gt. Neben in Euro denominierten Emissionen waren vor allem in USDollar denominierte Wertpapiere fu¬r ausla¬ndische Investoren von Interesse. ¬ s t e rr ei ch Ten d e r- un d S y nd ik a ts a n le i hen der Republ i k O im e rs te n H a lb ja h r 20 0 1 1 ) ISIN Auslandstransaktionen in Mio EUR . 5.875% Bundesanleihe 1996Ð2006/7 5.25% Bundesanleihe 2001Ð2011/1 3.4% Bundesanleihe 1999Ð2004/3 6 25% Bundesanleihe 1997Ð2027/6 Insgesamt AT0000383518 AT0000385067 AT0000384862 AT0000383864 950 6.745 1.310 679 9.684 Quelle: OeNB. 1 ) Transaktionswerte: positives Vorzeichen = Verkauf ins Ausland. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 81 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Eine sektorale Analyse der Schuldverschreibungen ergibt, dass 58% der Investitionen von ausla¬ndischen Anlegern auf Emissionen des Staats und 33% auf Bankenemissionen entfielen. Von den im ersten Halbjahr 2001 durch die ¬ sterreich emittierten oder aufgestockten Anleihen (10.560 Mio Republik O EUR) betrug der Absatz an das Ausland 9.680 Mio EUR (92%). Die Verbindlichkeiten gegenu¬ber dem Ausland aus inla¬ndischen Geldmarktpapieren haben erstmals seit 1997 abgenommen (770 Mio EUR). Nach Wertpapierarten strukturiert zeigt sich, dass ausla¬ndische Anleger kurzfristige Anleihen erwarben, jedoch inla¬ndische Commercial Papers und ¬ sterreich abgaben. Depotzertifikate an O 3.3 Sonstige Investitionen Im ersten Halbjahr 2001 wurde in der Teilbilanz sonstige Investitionen ein Nettokapitalabfluss von 550 Mio EUR beobachtet. Im Vergleich dazu war der Kapitalexport im ersten Halbjahr 2000 deutlich ho¬her (2.580 Mio EUR). Die Ausweitung von Forderungen und Verpflichtungen dieser Teilbilanz ist im ersten Halbjahr 2001 im Vergleich zum ersten Halbjahr 2000 deutlich zuru¬ckgegangen. In der Berichtsperiode wurden Forderungen in Ho¬he von 940 Mio EUR aufgebaut, wa¬hrend der Forderungsaufbau im ersten Halbjahr 2000 12.290 Mio EUR betragen hatte. Dies ist vor allem darauf zuru¬ckzufu¬hren, dass die Banken im kurzfristigen Bereich ihre Forderungen deutlich abbauten (4.590 Mio EUR). Auf der Verpflichtungsseite wurden einerseits die TARGET-Verpflichtungen der OeNB um 2.480 Mio EUR reduziert (siehe Abschnitt 3.5) und andererseits auch Kredite von o¬sterreichischen Banken stark abgebaut (1.890 Mio EUR). Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2001 Verpflichtungen in Ho¬he von 390 Mio EUR aufgebaut, im Vergleich zu 9.700 Mio EUR im ersten Halbjahr 2000. 3.4 Finanzderivate Die Position Finanzderivate umfasst im Wesentlichen Optionen, FuturesKontrakte und Swaps, die sowohl auf Kapitalprodukten (z. B. Devisen, Wertpapiere) als auch auf Zinsprodukten basieren ko¬nnen. Als Transaktionswerte werden einerseits die Ka¬ufe bzw. Verka¬ufe der in Wertpapieren verbrieften Finanzderivate erfasst, andererseits die Transaktionen, die sich aus Optionszahlungen (inklusive Pra¬mien) im Zuge des OTC-Handels bzw. aus den Nachschusszahlungen bei Futures-Kontrakten sowie aus Swapzahlungen ergeben. Die Position Finanzderivate schloss im ersten Halbjahr 2001 mit einem Nettokapitalzufluss von 140 Mio EUR. Die zinsbasierenden Derivate fu¬hrten zu einem Kapitalexport von 340 Mio EUR, der durch andere Transaktionen in derivaten Instrumenten mehr als kompensiert wurde. 3.5 Offizielle Wa¬hrungsreserven Die offiziellen Wa¬hrungsreserven verringerten sich im ersten Halbjahr 2001 transaktionsbedingt um 2.720 Mio EUR. Dieser Ru¬ckgang der Wa¬hrungsreserven ist vor allem auf den Abbau von Wertpapieren im Ausma§ von 2.500 Mio EUR und auf den Verkauf von Gold im Wert von 270 Mio EUR zuru¬ckzufu¬hren. Der u¬berwiegende Teil dieser 82 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Transaktionen fand bereits im ersten Quartal 2001 statt. Bei Einlagen und Sonderziehungsrechten zeigte sich im Beobachtungszeitraum ein geringfu¬giger Anstieg von 50 Mio EUR. Auf Grund von Bewertungsgewinnen verringerte sich der Bestand an Wa¬hrungsreserven trotz der transaktionsbedingten Abflu¬sse im ersten Halbjahr 2001 nur um 1.490 Mio EUR von 18.880 auf 17.390 Mio EUR. Die Erlo¬se aus dem Verkauf von Gold sowie der Wertpapiere wurden zum u¬berwiegenden Teil fu¬r eine Reduktion der Intra-ESZB-Verpflichtungsposition genutzt (TARGET). Die Verpflichtungssta¬nde aus dem Titel TARGET wurden von 5.020 Mio EUR Ende Dezember 2000 auf 2.540 Mio EUR Ende Juni 2001 fast halbiert. Daraus ergibt sich auch ein positiver Effekt fu¬r die grenzu¬berschreitende Einkommensbilanz. 4 Tabellenanhang Tabelle 1 Ges a mtu ¬ b er s ich t 1. Halbjahr 20001) 1. Halbjahr 20012) Vera¬nderung zum Vorjahr in Mio EUR Leistungsbilanz Gu¬ter, Dienstleistungen und Einkommen Gu¬ter und Dienstleistungen Gu¬ter Dienstleistungen Reiseverkehr Andere Dienstleistungspositionen Transport davon internationaler Personentransport Bauleistungen Finanzdienstleistungen Patente und Lizenzen Sonstige unternehmensbezogene Dienstleistungen davon Transithandelsertra¬ge Restliche Dienstleistungen NAL Einkommen Erwerbseinkommen Vermo¬genseinkommen Laufende Transfers o¬ffentlicher Sektor privater Sektor Vermo¬gensu¬bertragungen und Kapitalbilanz Vermo¬gensu¬bertragungen o¬ffentlicher Sektor privater Sektor Erwerb/Vera¬u§erung von nicht produzierten oder nichtfinanziellen Vermo¬gensgegensta¬nden Kapitalbilanz Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven3) Statistische Differenz ÿ2.082 ÿ1.194 150 ÿ1.106 1.256 1.601 ÿ 345 699 348 99 40 ÿ 171 667 587 25 ÿ1.704 ÿ1.343 276 ÿ1.619 ÿ 888 ÿ 801 ÿ 87 1.831 ÿ 194 97 ÿ 272 ÿ2.357 ÿ1.627 ÿ 13 ÿ1.355 1.342 1.610 ÿ 268 838 520 142 ÿ 203 ÿ 123 1.026 657 289 ÿ2.237 ÿ1.614 266 ÿ1.880 ÿ 730 ÿ 610 ÿ 120 840 ÿ 114 52 ÿ 125 ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ 275 433 163 249 86 9 77 139 172 43 243 48 359 70 264 533 271 10 261 158 191 33 991 80 45 147 ÿ 19 2.025 889 3.115 ÿ2.582 333 270 251 ÿ 42 955 ÿ 296 ÿ1.070 ÿ 547 144 2.725 1.517 ÿ 23 ÿ1.070 ÿ1.185 ÿ4.185 2.035 ÿ 189 2.455 1.266 Quelle: OeNB. 1 ) Revidierte Daten. 2 ) Provisorische Daten. 3 ) Oesterreichische Nationalbank: Gold, Devisen, IWF-Position, Sonderziehungsrechte etc. Zunahme: Ð / Abnahme: +. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 83 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Tabelle 2 Wa re nv erk e hr g ema¬ § Au§enhandel sst at i st i k Gliederung nach La¬ndergruppen1) 1. Halbjahr 2001 Export Vera¬nderung zum Vorjahr in % EU Euroraum2) davon: Deutschland Italien Frankreich La¬nder au§erhalb des Euroraums davon: Schweiz und Liechtenstein Osteuropa3) USA Japan Insgesamt Import Saldo Anteil am Gesamtexport Vera¬nderung zum Vorjahr Anteil am Gesamtimport . 8.6 81 . 63.3 56 0 . 4.4 50 . 64.4 59 8 . 7.7 5.2 13 7 . 33.9 8.9 47 ÿ . 4.7 6.6 19 . 57 . 44 0 . ÿ20.0 8.0 14.3 12.1 70 . 5.5 16.2 5.1 1.2 100 0 Vera¬nderung zum Vorjahr in Mio EUR ÿ2.190 ÿ3.041 748 401 . 39.3 7.2 43 ÿ3.060 416 27 186 ÿ 15 241 . 13 7 . 40 2 294 ÿ1.028 . 4.1 13.5 6.3 ÿ 4.4 83 . 3.1 13.4 5.6 2.5 100 0 799 639 ÿ 336 ÿ 541 ÿ2.747 ÿ ÿ ÿ 545 189 100 93 627 Quelle: Statistik Austria. 1 ) La¬ndergruppen gema¬§ WIFO-Definition. 2 ) Inklusive Griechenland. Seit 1. Ja¬nner 2001 ist Griechenland Ð als zwo¬lfter EU-Staat Ð Mitglied der dritten Stufe der WWU und somit im Aggregat Euroraum inkludiert. 3 ) Albanien, Bulgarien, Estland, Nachfolgestaaten Jugoslawiens, Lettland, Litauen, Polen, Ruma¬nien, Russland, Slowakische Republik, Tschechische Republik, Ukraine, Ungarn, Wei§russland. Tabelle 3 R e is e ve rk eh r u n d i nter nat i onal er Per sonent r ansp or t 1. Halbjahr 20001) 1. Halbjahr 20012) Vera¬nderung zum Vorjahr in Mio EUR Reiseverkehr Einga¬nge Ausga¬nge Saldo Internationaler Personentransport Einga¬nge Ausga¬nge Saldo in % 5.666 4.065 1.601 6.076 4.466 1.610 + 410 + 401 +9 765 417 348 909 390 520 + 144 Ð 27 + 172 42.462 43.550 +1.089 in 1.000 Ausla¬nderna¬chtigungen + + + . 7. 2 9. 9 06 . + 18.8 ÿ 6. 5 +49 4 in % . + 26 Quelle: OeNB, Statistik Austria. 1 ) Revidierte Daten. 2 ) Provisorische Daten. 84 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Tabelle 4 ¬ sterreich nach Herkunftsla¬ ndern Ausla¬ nderna¬ chtigungen in O 1. Halbjahr 2001 ¬ berU nachtungen Vera¬nderung zum Vorjahr in 1.000 in % Anteil Deutschland Niederlande Vereinigtes Ko¬nigreich Belgien, Luxemburg Schweiz, Liechtenstein Da¬nemark Italien Frankreich Schweden Spanien Polen Ungarn Tschechische Republik Kroatien GUS Slowenien Slowakische Republik USA Japan Sonstige La¬nder Insgesamt 27.454 4.565 1.707 1.104 1.439 630 849 607 412 152 581 481 476 183 257 130 99 789 238 1.399 43.550 644 99 53 ÿ 24 88 61 8 ÿ 50 ÿ 18 16 29 31 39 ÿ 1 56 ÿ 14 10 ÿ 12 11 63 1.089 . 2.4 2.2 3.2 ÿ 2.1 6.5 10.8 0.9 ÿ 7.7 ÿ 4.2 11.8 5.2 7.0 9.0 ÿ 0.4 27.7 ÿ 9.6 10.8 ÿ 1.4 4.8 4.7 26 . 63.0 10.5 3.9 2.5 3.3 1.4 1.9 1.4 0.9 0.3 1.3 1.1 1.1 0.4 0.6 0.3 0.2 1.8 0.5 3.2 100 0 Nachrichtlich: Inla¬nder 15.161 167 . 11 x Quelle: Statistik Austria. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 85 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Tabelle 5 Vermo ¬ genseinko mmen 1. Halbjahr 20012) 1. Halbjahr 20001) Vera¬nderung zum Vorjahr in Mio EUR 3 Vermo¬genseinkommen, Saldo ) Vermo¬genseinkommen vom Ausland Vermo¬genseinkommen an das Ausland ÿ1.619 5.548 7.167 ÿ1.880 6.645 8.525 ÿ 261 1.097 1.358 Ertra¬ge aus Direktinvestitionen, Saldo3) Ertra¬ge aus Direktinvestitionen im Ausland ¬ sterreich Ertra¬ge aus Direktinvestitionen in O ÿ 589 684 1.273 ÿ 611 812 1.423 ÿ 22 128 150 Ertra¬ge aus Portfolioinvestitionen, Saldo3) Ertra¬ge aus ausla¬ndischen Anteilspapieren Ertra¬ge aus inla¬ndischen Anteilspapieren Ertra¬ge aus ausla¬ndischen langfristigen festverzinslichen Wertpapieren Ertra¬ge aus inla¬ndischen langfristigen festverzinslichen Wertpapieren Ertra¬ge aus ausla¬ndischen Geldmarktpapieren Ertra¬ge aus inla¬ndischen Geldmarktpapieren ÿ1.277 248 160 ÿ1.668 140 156 ÿ 391 ÿ 108 ÿ 4 1.907 2.253 346 3.187 3.804 617 30 114 52 154 247 2.680 2.433 399 3.387 2.988 152 707 555 4.634 5.712 1.078 5.737 6.949 1.212 914 932 1.430 1.575 145 319 ÿ 336 ÿ 655 Ertra¬ge aus Sonstigem, Saldo3) Ertra¬ge aus Sonstigem, Aktiva4) Ertra¬ge aus Sonstigem, Passiva Vermo¬genseinkommen aus ausla¬ndischen zinstragenden Investitionen5) Vermo¬genseinkommen aus inla¬ndischen zinstragenden Investitionen6) Vermo¬genseinkommen aus ausla¬ndischen risikokapitalorientierten Investitionen7) Vermo¬genseinkommen aus inla¬ndischen risikokapitalorientierten Investitionen7) Nachrichtlich: Finanzderivate basierend auf Zinskontrakten, Saldo8) 22 40 18 Quelle: OeNB. 1 ) Revidierte Daten. 2 ) Provisorische Daten. 3 ) Ertra¬ge aus ausla¬ndischen Investitionen minus Ertra¬gen aus inla¬ndischen Investitionen. 4 ) Ertra¬ge aus Einlagen, Krediten und Wa¬hrungsreserven. 5 ) Ertra¬ge aus festverzinslichen Wertpapieren, Einlagen, Krediten und Wa¬hrungsreserven. 6 ) Ertra¬ge aus festverzinslichen Wertpapieren, Einlagen und Krediten. 7 ) Ertra¬ge aus Direktinvestitionen und Anteilspapieren. 8 ) Bestandteil der Kapitalbilanz, Finanzderivate. 86 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Tabelle 6 K ap it al bi lan z 19991) 20002) 1. Halbjahr 20002) 1. Halbjahr 20013) Nettowert in Mio EUR Kapitalbilanz Forderungen Verbindlichkeiten 6.614 ÿ39.421 46.034 5.584 ÿ47.343 52.926 2.025 ÿ28.705 30.730 955 ÿ15.944 16.899 Direktinvestitionen im Ausland Beteiligungen Reinvestitionen Sonstiges Kapital im Inland Beteiligungen Reinvestitionen Sonstiges Kapital ÿ ÿ ÿ ÿ 306 3.098 2.591 666 159 2.792 1.309 1.431 51 6.537 ÿ 3.642 ÿ 3.213 ÿ 140 ÿ 288 10.179 9.463 667 49 889 ÿ 635 ÿ 582 233 ÿ 286 1.524 1.063 356 105 ÿ 296 ÿ 1.649 ÿ 1.513 ÿ 123 ÿ 13 1.353 779 698 ÿ 123 Portfolioinvestitionen ausla¬ndische Wertpapiere Anteilspapiere langfristige festverzinsliche Wertpapiere Geldmarktpapiere inla¬ndische Wertpapiere Anteilspapiere langfristige festverzinsliche Wertpapiere Geldmarktpapiere ÿ 2.553 ÿ27.207 ÿ 4.935 ÿ22.114 ÿ 158 24.654 2.002 19.120 3.532 1.085 ÿ28.276 ÿ16.684 ÿ10.775 ÿ 816 29.360 2.039 25.529 1.792 3.115 ÿ16.204 ÿ 6.445 ÿ 8.707 ÿ 1.051 19.318 750 15.760 2.809 ÿ 1.070 ÿ16.017 ÿ 3.722 ÿ10.151 ÿ 2.144 14.947 1.035 14.683 ÿ 772 Sonstige Investitionen Forderungen Handelskredite Kredite Sicht- und Termineinlagen sonstige Forderungen Verbindlichkeiten Handelskredite Kredite Sicht- und Termineinlagen sonstige Verbindlichkeiten 7.925 ÿ10.571 ÿ 639 ÿ11.452 1.589 ÿ 69 18.496 1.181 1.863 14.924 527 ÿ 2.884 ÿ16.012 ÿ 959 ÿ 9.963 ÿ 5.175 84 13.129 156 3.514 9.329 129 ÿ 2.582 ÿ12.289 ÿ 567 ÿ 6.762 ÿ 5.113 153 9.707 ÿ 76 373 9.640 ÿ 229 ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven4) ÿ 415 1.963 333 270 144 2.725 Nachrichtlich: Zinstragende Investitionen Forderungen Verbindlichkeiten 10.675 ÿ31.597 42.272 13.353 ÿ27.404 40.757 6.508 ÿ22.053 28.561 3.931 ÿ10.457 14.387 Sektorale Gliederung OeNB und Banken Forderungen Verbindlichkeiten 7.204 ÿ17.014 24.219 18.275 ÿ16.779 35.054 5.406 ÿ12.611 18.017 ÿ 791 ÿ 4.574 3.783 o¬ffentlicher Sektor Forderungen Verbindlichkeiten 15.087 440 14.646 8.941 ÿ 2.487 11.427 8.808 ÿ 1.839 10.647 6.721 ÿ 2.994 9.715 sonstige Sektoren Forderungen Verbindlichkeiten ÿ15.676 ÿ22.846 7.170 ÿ21.632 ÿ28.077 6.445 ÿ12.189 ÿ14.255 2.066 ÿ 4.976 ÿ 8.376 3.400 6 839 547 941 91 5.040 4.557 367 394 211 1.979 2.695 111 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. 3 ) Provisorische Daten. 4 ) Oesterreichische Nationalbank: Gold, Devisen, IWF-Position, Sonderziehungsrechte etc. Zunahme: Ð / Abnahme: +. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 87 Zahlungsbilanz im ersten Halbjahr 2001 Tabelle 7 1 K ap it al bi lan z Ð Re gi on alg li ed er un g ) Investitionen in den/aus dem Euroraum2) Investitionen gegenu¬ber dem/ vom Rest der Welt 20003) 20003) 1. Halbjahr 20014) 1. Halbjahr 20003) 1. Halbjahr 20003) 1. Halbjahr 20014) Nettowert in Mio EUR Kapitalbilanz Forderungen Verbindlichkeiten 14.133 ÿ31.493 45.626 ÿ 5.109 ÿ20.835 15.726 3.505 ÿ 6.622 10.126 ÿ 8.549 ÿ15.850 7.300 7.134 ÿ 7.870 15.004 ÿ2.550 ÿ9.322 6.773 Direktinvestitionen im Ausland im Inland ÿ 8.471 214 8.685 1.293 194 1.099 1.391 624 767 ÿ 1.934 ÿ 3.428 1.494 ÿ ÿ 404 829 425 ÿ1.687 ÿ2.273 586 Portfolioinvestitionen ausla¬ndische Wertpapiere inla¬ndische Wertpapiere 7.920 ÿ20.142 28.062 5.684 ÿ10.120 15.803 3.392 ÿ 9.578 12.970 ÿ 6.835 ÿ 8.134 1.298 ÿ 2.569 ÿ 6.084 3.515 ÿ4.462 ÿ6.439 1.977 Sonstige Investitionen Forderungen Verbindlichkeiten ÿ 3.342 ÿ10.176 6.835 ÿ12.026 ÿ10.670 ÿ 1.355 ÿ 2.930 677 ÿ 3.607 458 ÿ 5.836 6.294 9.444 ÿ 1.619 11.062 2.383 ÿ1.618 4.001 1.391 x ÿ 1.077 839 ÿ1.247 2.725 Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven5) 1.083 x ÿ 60 x 393 270 Quelle: OeNB. 1 ) Wa¬hrend bei Direktinvestitionen und sonstigen Investitionen von Ausla¬ndern in O¬sterreich der ausla¬ndische Kapitalgeber identifiziert werden kann, kann bei Portfolioinvestitionen nur das Land, u¬ber das die Transaktion abgewickelt wird, festgestellt werden. Dadurch ergibt sich fu¬r Portfolioinvestitionen keine aktuelle bzw. nicht durchgehend verla¬ssliche Gliederung der Gla¬ubiger. Allerdings zeigen laufende Untersuchungen, dass ein gro§er Anteil der Wertpapiere, die in den Euroraum gegangen sind, Anleihen der Republik O¬sterreich sind, die im Rahmen des Tender- bzw. Syndikatsverfahrens an ausla¬ndische Teilnehmerbanken verkauft wurden. Da in diesem Fall der Sekunda¬rmarkt relativ geringe grenzu¬berschreitende Transaktionsvolumina verursachte, kann hier die regionale Struktur der Basisdaten als hinreichend aussagekra¬ftig betrachtet werden. 2 ) Inklusive Griechenland. Seit 1. Ja¬nner 2001 ist Griechenland Ð als zwo¬lfter EU-Staat Ð Mitglied der dritten Stufe der WWU und somit im Aggregat Euroraum inkludiert. 3 ) Revidierte Daten. 4 ) Provisorische Daten. 5 ) Oesterreichische Nationalbank: Gold, Devisen, IWF-Position, Sonderziehungsrechte etc. Zunahme: Ð / Abnahme: +. 88 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬gensposition O¬sterreichs im Jahr 20001) 1 Eckpunkte ¬ sterreichs mit den Weltfinanzma¬rkten ist Ð durch das Die Verflechtung O In-Kraft-Treten der dritten Stufe der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion (WWU) im Jahr 1999 Ð sprunghaft angestiegen, ein Trend, der sich auch im Jahr 2000 fortgesetzt hat. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Internationalen Vermo¬gensposition (IVP) wider, die das grenzu¬berschrei¬ sterreichs Ð gegenu¬ber dem Ausland und vice tende Finanzvermo¬gen O versa Ð misst. Sowohl das Auslandsvermo¬gen als auch die Auslandsverpflichtungen ¬ sterreichs haben sich zum Jahresende 2000 gegenu¬ber dem Vorjahr O ¬ sterreicher im Ausland merkbar gesteigert. Das Finanzvermo¬gen der O . erho¬hte sich um 51 3 Mrd EUR oder 23% und belief sich zum Stichtag 31. Dezember 2000 auf 276.3 Mrd EUR (siehe Tabelle 1a). Wesentlich fu¬r diese Entwicklung auf der Aktivseite war der weitere Aufbau des grenzu¬berschreitenden Wertpapierbesitzes. Dies zeigt sich auch in Strukturverschiebungen, denn der Anteil der Portfolioinvestitionen nahm zu Lasten aller anderen Finanzierungsinstrumente zu (siehe Tabelle 1b). ¬ sterreichs standen zum Jahresende 2000 Dem Auslandsvermo¬gen O . Auslandsverpflichtungen im Wert von 311 3 Mrd EUR gegenu¬ber. Im Vergleich zum entsprechenden Stichtag des Jahres 1999 ergibt sich eine Steigerung um 49.5 Mrd EUR oder 19%. Auch auf der Passivseite ging die Dynamik der grenzu¬berschreitenden Vermo¬gensausweitung vor allem auf Investitionen in Wertpapiere zuru¬ck, was sich ebenfalls in Strukturverschiebungen Richtung Portfolioinvestitionen manifestierte. Patricia Fahrngruber Grafik 1 Auslandsvermögen und Auslandsverpflichtungen Österreichs 1 ) in % des BIP in Mio EUR2) 140 300.000 120 250.000 100 200.000 80 150.000 60 100.000 40 50.000 20 0 0 1996 1997 Auslandsvermögen (linke Achse) Auslandsverpflichtungen (linke Achse) 1998 1999 2000 Auslandsvermögen in % des BIP (rechte Achse) Auslandsverpflichtungen in % des BIP (rechte Achse) Quelle: OeNB. 1 ) Bis 1999 endgültige Daten; 2000 revidierte Daten.. 2 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR=13'7603 ATS. 1 Redaktionsschluss: 17. September 2001. Seit Beginn des Jahres 1999 werden die Daten der IVP in ãBerichte und StudienÒ der OeNB in der Wa¬hrungseinheit Euro (unwiderruflicher Euroumrechnungskurs 1 EUR = . 13 7603 ATS) vero¬ffentlicht. Im ãStatistischen MonatsheftÒ der OeNB werden die Daten sowohl in Euro als auch in Schilling dargestellt. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 89 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Die o¬sterreichische Internationalisierungsquote Ð als Kennzahl fu¬r das ¬ sterreichs Ð erho¬hte sich Ausma§ der au§enwirtschaftlichen Verflechtung O zum Jahresende 2000 sowohl fu¬r die Auslandsaktiva als auch fu¬r die ¬ sterreichs. Sie erreichte zum Berichtsstichtag 31. DezemAuslandspassiva O ber 2000 eine im internationalen Vergleich hohe Quote von 134 bzw. 151% des BIP (siehe Tabelle 2). ¬ sterreichs abzu¬glich Die aus dem Saldo aller finanziellen Forderungen O aller Verbindlichkeiten gegenu¬ber dem Ausland resultierende negative ¬ sterreichs hat sich zum Stichtag 31. Dezember Nettovermo¬gensposition O 2000 im Vergleich zum Vorjahr von Ð36.8 auf Ð35.0 Mrd EUR reduziert. Dieses Faktum resultierte im Wesentlichen aus geringeren Negativsalden in den Bereichen Portfolioinvestitionen und sonstige Investitionen. Die Nettovera¬nderungen der einzelnen Finanzierungsinstrumente lassen sich weitgehend u¬ber Transaktionen erkla¬ren, wa¬hrend die so genannten nicht transaktionsbedingten Vera¬nderungen, wie Effekte aus Wechselkursen und Preiseffekte, eine untergeordnete Rolle spielten (siehe Tabelle 3). Die regionale Betrachtung der finanziellen Verflechtungen verdeutlicht, dass der Euroraum fu¬r die grenzu¬berschreitenden Finanzinvestitionen ¬ sterreichs im Jahr 2000 noch sta¬rker an Bedeutung gewonnen hat. Der O Anteil des Auslandsvermo¬gens gegenu¬ber dem Euroraum erreichte zum 31. Dezember 2000 einen neuen Ho¬chststand von 45%. Besonders hoch war dieser Anteil bei den ausla¬ndischen Wertpapieren, die zu 59% . (124 7 Mrd EUR) von La¬ndern des Euroraums emittiert wurden (siehe Tabelle 4). Auf Grund der rasch gestiegenen grenzu¬berschreitenden Vermo¬genswerte sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite ist eine Betrachtung der unterschiedlich langen Laufzeiten, das hei§t kurz-1) oder langfristig2), ebenfalls von Interesse. Diese Analyse erfolgt auf Basis der so genannten Gla¬ubiger- bzw. Schuldnerposition. Sie entha¬lt nur jene Finanzforderungen ¬ sterreichs, die keinen Beteiligungscharakter bzw. Finanzverpflichtungen O 3 aufweisen. ) Gema¬§ dieser inhaltlichen Abgrenzung hat sich die Netto¬ sterreichs im Jahr 2000 von Ð48.8 auf Ð58.3 Mrd EUR schuldnerposition O verschlechtert, was vor allem auf die Nichtberu¬cksichtigung der Anteilspapiere zuru¬ckzufu¬hren ist. Die Verschuldung gema¬§ Nettovermo¬gens. . position hat sich, wie bereits erwa¬hnt, von Ð36 8 auf Ð35 0 Mrd EUR reduziert. Eine Strukturierung dieser Kenngro¬§e nach Laufzeiten la¬sst Folgendes erkennen: Mit Ende des Jahres 2000 betrug Ð gemessen an der urspru¬nglichen Laufzeit Ð der Anteil des kurzfristigen Auslandsvermo¬gens ¬ sterreich rund 38%. Auf der Passivseite wurde ein a¬hnlich hoher Anteil, in O na¬mlich 41%, erhoben. Von den insgesamt im Auslandsbesitz befindlichen 1 2 3 90 Laufzeit von weniger oder genau einem Jahr. Laufzeit von mehr als einem Jahr. Neben der Gesamtdarstellung aller Finanzwerte gibt es eine Kenngro¬§e, die jene Vermo¬genswerte ausschlie§t, die Beteiligungscharakter haben. Gema¬§ einer internationalen Konvention, die allerdings derzeit diskutiert wird (IWF ãExternal Debt StatisticsÒ), entha¬lt die Gla¬ubiger- bzw. Schuldnerposition im Vergleich zur Bruttovermo¬gensposition keine Direktinvestitionen, keine Anteilspapiere und nur einen Teil der offiziellen Wa¬hrungsreserven. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 festverzinslichen Wertpapieren mit einem Marktwert von 150.3 Mrd EUR . entfielen 141 4 Mrd EUR auf langfristige Wertpapiere (siehe Tabelle 5). Im Zusammenhang mit Analysen von grenzu¬berschreitenden Kapitalbewegungen bzw. Kapitalsto¬cken im Jahr 2000 ist die Fusion der Bank Austria AG mit der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG zu beru¬cksichtigen. Es handelt sich um ein quantitativ gro§es Einzelgescha¬ft, das in der IVP in den Aggregaten ãDirektinvestitionen/PassivaÒ und ãPortfolioinvesti. tionen/AktivaÒ sichtbar wird (Ausma§: 6 3 Mrd EUR). Dazu ist jedoch festzuhalten, dass sich die Grundaussagen u¬ber die Dynamik des grenzu¬berschreitenden Vermo¬gensaufbaus auch ohne Beru¬cksichtigung dieses Gescha¬fts nicht vera¬ndern. 2 Funktionelle Kategorien 1 Die im Rahmen der IVP vero¬ffentlichten Daten u¬ber Direktinvestitionen enthalten gema¬§ internationalen Konventionen auch den grenzu¬berschreitenden Grundstu¬cksbesitz. Die in der Beilage ãO¬sterreichische Direktinvestitionen im Ausland und ausla¬ndische Direktinvestitionen in O¬sterreichÒ zum Statistischen Monatsheft 6/2001 vero¬ffentlichten Detailinformationen u¬ber Direktinvestitionsbesta¬nde beziehen sich ausschlie§lich auf Unternehmensbeteiligungen; das hei§t, Grundstu¬cksbesitz im Ausland ist nicht enthalten (quantitative Details siehe Tabelle 8). ¬ sterreichern im Ausland gehaltene Investitionsstock aus DirektDer von O . investitionen1) hatte zum Jahresende 2000 einen Wert von 23 8 Mrd EUR. Gegenu¬ber dem Vergleichszeitpunkt 1999 bedeutet dies eine Steigerung um 3.5 Mrd EUR (+17%). Gleichzeitig war bei den passiven Direktinvestitionen eine noch deutlichere Steigerung von 30% (+7.2 Mrd EUR) zu verzeichnen. ¬ sterreich wurde durch zusa¬tzliche Direktinvestitionen von Der Standort O ausla¬ndischen Firmen weiter ausgebaut, wodurch der Beteiligungsstand zum Stichtag 31. Dezember 2000 einen Wert von 31.1 Mrd EUR erreichte. Wesentlich beeinflusst wurde diese Entwicklung durch die Fusion der Bank Austria AG und der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG. Die Portfolioinvestitionen bestimmten die Struktur der grenzu¬berschreitenden Vermo¬genspositionen nachhaltig. Der Marktwert der in o¬sterreichischem Besitz befindlichen Wertpapiere lag zum Berichtsstichtag 2000 um 35% u¬ber dem entsprechenden Wert des Jahres 1999 und betrug . 125 1 Mrd EUR. Inla¬ndische Anleger erho¬hten dabei nicht nur ihren Besitz an festverzinslichen Wertpapieren, sondern vor allem an Anteilspapieren (von 28.8 Mrd EUR im Jahr 1999 auf 46.1 Mrd EUR zum Jahresende 2000). ¬ sterreichs ging die Auch bei den gesamten Auslandsverpflichtungen O Dynamik der grenzu¬berschreitenden Vermo¬gensausweitung vor allem auf Investitionen in Wertpapiere zuru¬ck: Ausla¬ndische Investoren erho¬hten ihre Portefeuilles in inla¬ndischen Wertpapieren zum Berichtsstichtag 2000 um 20%. Der Marktwert der im Auslandsbesitz befindlichen Wertpapiere betrug 166.8 Mrd EUR, wobei fu¬r ausla¬ndische Anleger die o¬sterreichischen Schuldverschreibungen wie schon in vorangegangenen Jahren die attraktivste Wertpapiergruppe waren (150.3 Mrd EUR). ¬ sterreicher an Krediten, Einlagen und Das Auslandsvermo¬gen der O sonstigen Forderungen wurde gegenu¬ber dem Vergleichszeitpunkt 1999 um 17% gesteigert und betrug zum Jahresende 2000 108.5 Mrd EUR. Die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 91 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 ¬ sterreich grenzu¬berschreitenden Einlagen und Kredite des Auslands in O . erreichten einen Wert von 113 4 Mrd EUR (+14%). Die offiziellen Wa¬hrungsreserven blieben mit Ende des Jahres 2000 mit einem Wert von 18.9 Mrd EUR im Vergleich zum Jahr 1999 nahezu unvera¬ndert. Die wichtigste Kategorie innerhalb dieses Vermo¬gensbestands war der Besitz von ausla¬ndischen Wertpapieren (10.5 Mrd EUR). 3 Sektorenstruktur in den grenzu ¬ berschreitenden Vermo genswerten ¬ Die sektorale Analyse der grenzu¬berschreitenden Vermo¬genswerte im Jahr 2000 zeigt, dass einerseits der sonstige Sektor1) und die OeNB Nettogla¬ubiger und andererseits die Banken und der o¬ffentliche Sektor Nettoschuldner waren. Der sonstige Sektor hat zum 31. Dezember 2000 seine Gla¬ubigerposition deutlich ausgebaut (von 35.2 Mrd EUR im Jahr 1999 auf 57.9 Mrd EUR im Jahr 2000), die Position der OeNB in Ho¬he von . 21 3 Mrd EUR ist in etwa gleich geblieben. Die Banken und der o¬ffentliche Sektor haben auch im Jahr 2000 ihre Nettoverschuldung weiter aufgebaut. Mit 31. Dezember 2000 erreichte die Verschuldung der Banken einen Wert . von 42 Mrd EUR, die des o¬ffentlichen Sektors 72 3 Mrd EUR (siehe Tabelle 6). Zum Stichtag 31. Dezember 2000 hielten die Kreditinstitute Auslandswerte in Ho¬he von 122.1 Mrd EUR. Somit entfielen zum Jahresende 2000 auf den Sektor Banken Ð wie im Jahr 1999 Ð rund 45% des gesamten o¬sterreichischen Auslandsvermo¬gens. Fast drei Viertel davon waren auf Einlagen bei Ausla¬ndern und Kredite an Ausla¬nder zuru¬ckzufu¬hren. Zusa¬tzlich hielten die Banken neben Direktinvestitionen auch ausla¬ndische . Wertpapiere mit einem Marktwert von 31 9 Mrd EUR, wobei die Rentenwertpapiere als wichtigste Wertpapierart dominierten (siehe Tabelle 7). Auf der Passivseite war die Position der Banken in Ho¬he von 164.0 Mrd EUR sowohl von den grenzu¬berschreitenden kurzfristigen Einlagen und Krediten als auch von Wertpapieremissionen bestimmt. Der grenzu¬berschreitende Aushaftungsstand aus Portfolioinvestitionen des Auslands erreichte einen Marktwert von 67.9 Mrd EUR, wobei vor allem die langfristig festverzinslichen Wertpapiere in Ho¬he von 57.5 Mrd EUR das Ergebnis im Jahr 2000 beeinflussten. Der o¬ffentliche Sektor konnte sein Geldvermo¬gen im Ausland im Jahr 2000 von 2.3 auf 5.1 Mrd EUR mehr als verdoppeln. Von den gesamten Auslandsforderungen entfiel fast die Ha¬lfte auf Wertpapiere, mit einem Marktwert von rund 2 Mrd EUR. Auf der anderen Seite erreichten die Auslandsverpflichtungen ein beachtliches Ausma§ von 77.4 Mrd EUR. Auf der Aktivseite u¬bernahm der sonstige Sektor erstmals die Rolle des bedeutendsten inla¬ndischen Akteurs und u¬bertraf damit die Banken. Der sonstige Sektor baute im Jahr 2000 seinen Anteil am gesamten o¬sterreichischen Auslandsvermo¬gen von 41 auf 45% aus und erreichte ein Auslandsvermo¬gen von 122.7 Mrd EUR. Die grenzu¬berschreitenden Aktiva setzten sich im Wesentlichen aus Portfolioinvestitionen zusammen (70%); 1 92 Dieser umfasst sonstige Finanzinstitute, Unternehmen und private Haushalte. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Grafik 2 Grenzüberschreitende Vermögensbestände nach Sektoren 1 ) in Mio EUR2) 120.000 Auslandsvermögen Österreichs 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 1 120.000 1 140.000 1 160.000 1 180.000 100.000 120.000 140.000 160.000 180.000 Auslandsverpflichtungen Österreichs 1996 OeNB Banken 1997 öffentlicher Sektor sonstige Sektoren 1998 1999 2000 Nettovermögensposition Quelle: OeNB. 1) Bis 1999 endgültige Daten, 2000 revidierte Daten. 2) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13'7603 ATS. das Portefeuille an ausla¬ndischen Wertpapieren betrug zum Berichtsstichtag 31. Dezember 2000 86.3 Mrd EUR. Innerhalb des sonstigen Sektors waren die institutionellen Anleger1) mit etwas u¬ber 50% die wichtigsten Vertreter, gefolgt von den Unternehmen (rund 38%) und den privaten Haushalten (rund 12%). Passivseitig hatten die in der Gruppe sonstige Sektoren zusammengefassten Marktteilnehmer zum Berichtsstichtag Auslandsverpflichtungen von 64.8 Mrd EUR, wovon der gro¬§te Anteil (81%) auf die Unternehmen fiel, gefolgt von den institutionellen Anlegern und den privaten Haushalten. Die Positionierung des sonstigen Sektors als Nettogla¬ubiger gegenu¬ber dem Ausland hat sich im Jahr 2000 mit netto . 57 9 Mrd EUR weiter gefestigt. 1 Dazu za¬hlen Investmentfondsgesellschaften, Vertragsversicherungsunternehmen und Pensionskassen. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 93 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Anhang Tabelle 1a Internati onale Ver mo ¬ g enspo siti on Periodenendstand Aktiva Passiva 1 2 1999 ) Saldo 1 2 2000 ) 1999 ) 2000 ) 19991) 20002) 3 in Mio EUR ) Direktinvestitionen Beteiligungskapital und reinvestierte Gewinne sonstiges Kapital Insgesamt 18.663 1.702 20.364 21.950 1.883 23.833 22.998 883 23.881 30.145 944 31.089 ÿ 4.336 819 ÿ 3.517 ÿ 8.196 940 ÿ 7.256 Portfolioinvestitionen Anteilspapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren festverzinsliche Wertpapiere insgesamt langfristig festverzinsliche Wertpapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Geldmarktpapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Insgesamt 28.803 1.448 55 2.530 24.771 64.068 62.287 2.904 146 22.775 36.461 1.782 659 1 773 349 92.872 46.119 1.448 61 2.518 42.092 78.997 75.859 2.992 143 28.940 43.784 3.138 601 1.717 421 399 125.117 14.677 0 0 3.043 11.634 123.740 116.444 0 61.296 43.738 11.410 7.296 0 2.156 4.536 603 138.417 16.491 0 0 3.697 12.794 150.287 141.360 0 71.655 57.473 12.232 8.928 0 1.936 6.740 251 166.778 14.126 1.448 55 ÿ 514 13.137 ÿ59.671 ÿ54.157 2.904 ÿ61.149 ÿ20.963 25.051 ÿ 5.514 659 ÿ 2.156 ÿ 3.763 ÿ 254 ÿ45.545 29.628 1.448 61 ÿ 1.179 29.298 ÿ71.290 ÿ65.500 2.992 ÿ71.511 ÿ28.533 31.553 ÿ 5.790 601 ÿ 219 ÿ 6.319 147 ÿ41.661 Sonstige Investitionen Handelskredite Kredite insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute davon langfristig sonstige Sektoren Sicht- und Termineinlagen insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute davon kurzfristig sonstige Sektoren Sonstige insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Insgesamt 3.658 47.123 990 13 39.707 29.873 6.413 35.811 3.227 481 31.376 26.367 727 6.217 118 1.574 3.023 1.502 92.809 4.617 58.092 100 0 49.626 35.336 8.366 39.544 2.342 1.496 34.880 29.359 826 6.252 118 1.685 2.877 1.572 108.505 3.511 12.009 952 2.832 3.678 2.485 4.547 80.308 5.161 0 75.147 71.042 0 3.663 0 716 438 2.509 99.491 3.667 15.911 104 2.702 6.187 3.417 6.918 89.940 5.031 0 84.909 80.464 0 3.921 0 1.069 706 2.146 113.439 147 35.114 38 ÿ 2.819 36.029 27.388 1.866 ÿ44.497 ÿ 1.934 481 ÿ43.771 ÿ44.675 727 2.554 118 858 2.585 ÿ 1.007 ÿ 6.682 950 42.181 ÿ 4 ÿ 2.702 43.439 31.919 1.448 ÿ50.396 ÿ 2.689 1.496 ÿ50.029 ÿ51.105 826 2.331 118 616 2.171 ÿ 574 ÿ 4.934 Finanzderivate 0 0 0 0 Offizielle Wa¬hrungsreserven Gold4) SZR Reserveposition IWF Devisen insgesamt Bargeld und Einlagen insgesamt bei Wa¬hrungsbeho¬rden bei ausla¬ndischen Banken Wertpapiere insgesamt Anteilsscheine langfristig festverzinsliche Wertpapiere Geldmarktpapiere Finanzderivate Sonstige Insgesamt 3.793 145 1.057 13.952 4.651 3.376 1.275 9.301 0 7.603 1.698 0 0 18.947 3.555 144 675 14.500 3.952 2.723 1.229 10.548 0 8.612 1.936 0 0 18.874 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 3.793 145 1.057 13.952 4.651 3.376 1.275 9.301 0 7.603 1.698 0 0 18.947 3.555 144 675 14.500 3.952 2.723 1.229 10.548 0 8.612 1.936 0 0 18.874 Brutto- bzw. Nettovermo¬gensposition 224.992 276.329 261.789 311.306 ÿ36.797 ÿ34.977 Gla¬ubiger- bzw. Schuldnerposition i. w. S. 175.363 206.401 224.113 264.670 ÿ48.751 ÿ58.269 0 0 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. . 3 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. 4 ) Bewertung zum Marktpreis. 94 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 1b Internati onale Ver mo ¬ g enspo siti on Ð Str uk tur daten d e r Ka teg ori e n Periodenendstand Aktiva Passiva 19991) 20002) 19991) 20002) in % der Vermo¬gensposition Direktinvestitionen Beteiligungskapital und reinvestierte Gewinne sonstiges Kapital Insgesamt . 8.3 0.8 91 . 7. 9 0. 7 86 . 8.8 0.3 91 . 9. 7 0. 3 10 0 Portfolioinvestitionen Anteilspapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren festverzinsliche Wertpapiere insgesamt langfristig festverzinsliche Wertpapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Geldmarktpapiere insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Insgesamt . 12.8 0.6 0.0 1.1 11.0 28.5 27.7 1.3 0.1 10.1 16.2 0.8 0.3 0.0 0.3 0.2 41 3 . 16.7 0. 5 0. 0 0. 9 15.2 28.6 27.5 1. 1 0. 1 10.5 15.8 1. 1 0. 2 0. 6 0. 2 0. 1 45 3 . 5.6 0.0 0.0 1.2 4.4 47.3 44.5 0.0 23.4 16.7 4.4 2.8 0.0 0.8 1.7 0.2 52 9 . 5. 3 0. 0 0. 0 1. 2 4. 1 48.3 45.4 0. 0 23.0 18.5 3. 9 2. 9 0. 0 0. 6 2. 2 0. 1 53 6 Sonstige Investitionen Handelskredite Kredite insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute davon langfristig sonstige Sektoren Sicht- und Termineinlagen insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute davon kurzfristig sonstige Sektoren Sonstige insgesamt Wa¬hrungsbeho¬rden o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren Insgesamt . 1.6 20.9 0.4 0.0 17.6 13.3 2.9 15.9 1.4 0.2 13.9 11.7 0.3 2.8 0.1 0.7 1.3 0.7 41 2 . 1. 7 21.0 0. 0 0. 0 18.0 12.8 3. 0 14.3 0. 8 0. 5 12.6 10.6 0. 3 2. 3 0. 0 0. 6 1. 0 0. 6 39 3 . 1.3 4.6 0.4 1.1 1.4 0.9 1.7 30.7 2.0 0.0 28.7 27.1 0.0 1.4 0.0 0.3 0.2 1.0 38 0 . 1. 2 5. 1 0. 0 0. 9 2. 0 1. 1 2. 2 28.9 1. 6 0. 0 27.3 25.8 0. 0 1. 3 0. 0 0. 3 0. 2 0. 7 36 4 Finanzderivate . 00 . 00 . 00 . 00 Offizielle Wa¬hrungsreserven Gold SZR Reserveposition IWF Devisen insgesamt Bargeld und Einlagen insgesamt bei Wa¬hrungsbeho¬rden bei ausla¬ndischen Banken Wertpapiere insgesamt Anteilsscheine langfristig festverzinsliche Wertpapiere Geldmarktpapiere Finanzderivate Sonstige Insgesamt . 1.7 0.1 0.5 6.2 2.1 1.5 0.6 4.1 0.0 3.4 0.8 0.0 0.0 84 . 1. 3 0. 1 0. 2 5. 2 1. 4 1. 0 0. 4 3. 8 0. 0 3. 1 0. 7 0. 0 0. 0 68 x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x . 100 0 . 100 0 . 100 0 . 100 0 . 77 9 . 74 7 . 85 6 . 85 0 Brutto- bzw. Nettovermo¬gensposition Gla¬ubiger- bzw. Schuldnerposition i. w. S. Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 95 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 2 Internati onale Ver mo ¬ g en s p o s i t i o n Ð K e nn z a hl en Periodenendstand in Mio EUR1) in % des BIP in % der Exporte im weiteren Sinn in % der Auslands- in % der Schuldnerverpflichtungen position Auslandsvermo¬gen (Bruttovermo¬gen Aktiva) 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) 129.801 152.598 166.414 224.992 276.329 . 72.9 83.5 87.6 114.2 134 2 . 184.1 195.5 201.3 253.2 274 3 . 85.5 83.6 82.4 85.9 88 8 x x x x x Auslandsverpflichtungen (Bruttovermo¬gen Passiva) 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) 151.886 182.620 201.936 261.789 311.306 . 85.3 100.0 106.3 132.8 151 2 . 215.5 233.9 244.2 294.6 309 0 x x x x x x x x x x Gla¬ubigerposition 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) 114.445 127.308 135.280 175.363 206.401 . 64.3 69.7 71.2 89.0 100 2 . 162.4 163.1 163.6 197.3 204 9 x x x x x . 88.0 84.3 79.6 78.2 78 0 Schuldnerposition 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) 130.019 150.963 170.054 224.113 264.670 . 73.0 82.6 89.5 113.7 128 5 . 184.5 193.4 205.7 252.2 262 7 . 85.6 82.7 84.2 85.6 85 0 x x x x x Nettovermo¬gensposition 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ 22.085 30.021 35.522 36.797 34.977 . 12.4 16.4 18.7 18.7 17 0 . 31.3 38.5 43.0 41.4 34 7 . 14.5 16.4 17.6 14.1 11 2 x x x x x Nettoschuldnerposition 19962) 19972) 19982) 19992) 20003) ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ 15.574 23.655 34.774 48.751 58.269 . 8. 7 13.0 18.3 24.7 28 3 . 22.1 30.3 42.1 54.9 57 8 x x x x x . 12.0 15.7 20.4 21.8 22 0 Quelle: OeNB. . 1 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. 2 ) Endgu¬ltige Daten. 3 ) Revidierte Daten. 96 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 3 Internati onale Ver mo ¬ g enspo siti on Ð Z usa mmensetzu ng der Ver a¬ nder ung Periodenendstand 19991) Vera¬nderungen der Positionen 2000 insgesamt Transaktionen nicht transaktionsbedingte Vera¬nderungen Periodenendstand 20002) in Mio EUR3) Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven Auslandsvermo¬gen (Bruttovermo¬gen Aktiva) 20.364 92.872 92.809 0 18.947 224.992 3.469 32.245 15.696 0 ÿ 73 51.337 3.554 28.791 16.066 0 ÿ 839 47.572 ÿ 85 3.454 ÿ 370 0 766 3.765 23.833 125.117 108.505 0 18.874 276.329 Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Auslandsverpflichtungen (Bruttovermo¬gen Passiva) 23.881 138.417 99.491 0 261.789 7.208 28.361 13.948 0 49.517 10.173 29.312 13.704 0 53.189 ÿ2.966 ÿ 951 244 0 ÿ3.672 31.089 166.778 113.439 0 311.306 Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven Nettovermo¬gensposition ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ 6.619 ÿ 521 2.362 0 ÿ 839 ÿ 5.617 2.880 4.404 ÿ 614 0 766 7.437 ÿ ÿ ÿ ÿ 3.517 45.545 6.682 0 18.947 36.797 3.739 3.884 1.748 0 73 1.820 7.256 41.661 4.934 0 18.874 34.977 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. . 3 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 97 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 4 Internati onale Ver mo ¬ g en s p o s itio n Ð Re gi onal gl i eder ung Periodenendstand 20001) insgesamt gegenu¬ber der EU-15 gegenu¬ber dem Euroraum davon gegenu¬ber Deutschland gegenu¬ber Gebietsansa¬ssigen au§erhalb des Euroraums davon gegenu¬ber Zentral- und Osteuropa den USA in Mio EUR2) Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Anteilscheine festverzinsliche Wertpapiere Sonstige Investitionen davon Sicht- u.Termineinlagen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven Auslandsvermo¬gen (Bruttovermo¬gen Aktiva) 23.833 125.117 46.119 78.997 108.505 39.544 0 18.874 9.239 87.177 29.902 57.275 56.844 34.308 0 x 5.913 73.650 26.941 46.709 45.105 28.471 0 0 2.823 40.685 14.461 26.224 19.225 11.485 0 0 17.920 51.466 19.178 32.288 63.400 11.073 0 18.874 7.857 3.410 612 2.798 18.017 997 0 x 1.760 17.034 9.447 7.587 4.595 578 0 x 276.329 x 124.668 62.733 151.660 x x Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen davon Sicht- u.Termineinlagen Finanzderivate Auslandsverpflichtungen (Bruttovermo¬gen Passiva) 31.089 166.778 113.439 89.940 0 24.660 x 67.172 55.927 0 22.540 x 53.025 45.112 0 14.344 x 24.954 19.381 0 8.549 x 60.414 44.828 0 56 x 5.415 5.489 0 1.576 x 9.045 6.711 0 311.306 x x x x x x Quelle: OeNB. 1 ) Revidierte Daten. . 2 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. 98 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 5 Internationale Vermo ¬ gensposition Ð Laufzeitengliederung (urspru ¬ ngliche Laufzeit) 19991) 20002) insgesamt kurzfristig langfristig insgesamt kurzfristig langfristig Periodenendstand in Mio EUR3) Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven Gla¬ubigerposition 1.702 64.068 91.702 0 17.890 175.363 0 1.782 59.339 0 6.349 67.470 1.702 62.287 32.363 0 11.541 107.892 1.883 78.997 107.321 0 18.199 206.401 0 3.138 69.278 0 5.888 78.304 1.883 75.859 38.043 0 12.311 128.097 Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Schuldnerposition 883 123.740 99.491 0 224.113 0 7.296 87.618 0 94.914 883 116.444 11.873 0 129.200 944 150.287 113.439 0 264.670 0 8.928 100.134 0 109.062 944 141.360 13.305 0 155.608 ÿ 48.751 ÿ27.444 ÿ 21.307 ÿ 58.269 ÿ 30.758 ÿ 27.511 Nettoschuldnerposition Laufzeitensegmente in % der Gesamtposition Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Offizielle Wa¬hrungsreserven Gla¬ubigerposition . 100.0 100.0 100 0 .x 100.0 100 0 . 0.0 2.8 64 7 .x 35.5 38 5 . 100.0 97.2 35 3 .x 64.5 61 5 . 100.0 100.0 100 0 .x 100.0 100 0 . 0.0 4.0 64 6 .x 32.4 37 9 . 100.0 96.0 35 4 .x 67.6 62 1 Direktinvestitionen Portfolioinvestitionen Sonstige Investitionen Finanzderivate Schuldnerposition . 100.0 100.0 100 0 .x 100 0 . 0.0 5.9 88 1 .x 42 4 . 100.0 94.1 11 9 .x 57 6 . 100.0 100.0 100 0 .x 100 0 . 0.0 5.9 88 3 .x 41 2 . 100.0 94.1 11 7 .x 58 8 Nettoschuldnerposition . 100 0 . 56 3 . 43 7 . 100 0 . 52 8 . 47 2 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. . 3 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 99 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 6 Internati onale Ver mo ¬ g enspo siti on Ð Sekt org li ed er ung 19961) 19971) 19981) 19991) 20002) Periodenendstand in Mio EUR3) Vermo¬gensposition OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Auslandsvermo¬gen (Bruttovermo¬gen Aktiva) 21.311 1.309 71.283 35.898 x x x 129.801 20.792 2.246 81.186 48.377 18.461 22.227 7.689 152.601 23.647 2.667 81.468 58.628 25.522 24.937 8.170 166.410 28.294 2.270 102.131 92.298 48.880 32.836 10.582 224.992 26.475 5.102 122.051 122.701 62.139 46.191 14.371 276.329 OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Auslandsverpflichtungen (Bruttovermo¬gen Passiva) 7 31.728 81.786 38.363 x x x 151.884 0 36.525 98.265 47.832 9.714 37.551 567 182.622 0 50.291 103.489 48.158 8.858 39.206 94 201.937 6.113 67.000 131.550 57.126 8.949 47.765 411 261.790 5.135 77.362 164.033 64.777 11.918 52.573 285 311.306 OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Nettovermo¬gensposition ÿ ÿ ÿ 21.305 30.420 10.503 2.465 x x x ÿ 22.083 ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ Gla¬ubiger- bzw. Schuldnerposition i. w. S. OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Gla¬ubigerposition 20.667 381 69.884 23.515 x x x 114.448 19.272 1.068 78.713 28.531 12.939 11.567 4.026 127.585 21.591 1.586 79.060 33.041 17.699 11.574 3.768 135.278 25.789 1.108 97.712 50.753 32.665 14.408 3.680 175.362 24.352 3.857 116.911 61.281 40.461 17.462 3.359 206.401 OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Schuldnerposition 7 31.728 80.224 18.059 x x x 130.017 0 37.812 94.891 18.909 586 17.757 567 151.612 0 50.373 99.013 20.665 544 20.055 66 170.051 6.113 67.000 127.405 23.595 357 22.882 355 224.113 5.135 77.362 155.884 26.290 1.966 24.143 181 264.670 OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Nettoschuldnerposition ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ 20.661 31.348 10.339 5.457 x x x ÿ 15.570 20.792 34.280 17.078 545 8.747 15.324 7.122 30.021 19.272 36.743 16.177 9.622 12.353 6.190 3.459 24.027 23.647 47.624 22.021 10.471 16.664 14.269 8.076 35.527 21.591 48.787 19.954 12.376 17.155 8.481 3.702 34.774 22.181 64.731 29.420 35.172 39.930 14.929 10.171 36.798 19.676 65.892 29.693 27.158 32.308 8.474 3.325 48.751 21.340 72.259 41.982 57.924 50.221 6.383 14.085 34.977 19.217 73.504 38.972 34.991 38.495 6.681 3.178 58.269 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. 2 ) Revidierte Daten. . 3 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. 100 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Internationale Vermo¬ gensposition O¬ sterreichs im Jahr 2000 Tabelle 7 1 Portfo lio in ve s titio n e n 2 00 0 ) Ð Sekto rgl iederu ng Insgesamt Anteilscheine insgesamt Festverzinsliche Wertpapiere Aktien Investmentzertifikate insgesamt langfristige Wertpapiere Geldmarktpapiere Periodenendstand in Mio EUR2) OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Portfolioinvestitionen Ð Aktiva 5.041 1.921 31.880 86.275 59.703 12.650 13.922 125.117 1.448 61 2.518 42.092 20.918 10.689 10.484 46.119 154 21 1.740 34.068 17.449 9.235 7.385 35.984 1.294 40 778 8.024 3.470 1.455 3.099 10.136 3.593 1.860 29.361 44.183 38.784 1.961 3.438 78.997 2.992 143 28.940 43.784 38.422 1.937 3.425 75.859 601 1.717 421 399 362 24 13 3.138 OeNB o¬ffentlicher Sektor Kreditinstitute sonstige Sektoren insgesamt sonstige Finanzinstitute Unternehmen private Haushalte Portfolioinvestitionen Ð Passiva x 73.591 67.911 25.277 10.325 14.943 x 166.778 x x 3.697 12.794 8.795 4.000 x 16.491 x x 3.697 4.899 900 4.000 x 8.596 x x 0 7.895 7.895 0 x 7.895 x 73.591 64.214 12.483 1.530 10.943 x 150.287 x 71.655 57.473 12.232 1.530 10.692 x 141.360 x 1.936 6.740 251 0 251 x 8.928 Quelle: OeNB. 1 ) Revidierte Daten. . 2 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. Tabelle 8 ¬ berleitungstabelle zu den Ergebnissen laut Direktinvestitions(DI)-Befragung 1999 U 19991) Periodenendstand in Mio EUR2) Aktiva Direktinvestitionen im Ausland lt. IVP abzu¬glich Grundstu¬cke im Ausland ergibt Direktinvestitionen lt. DI-Befragung3) davon Eigenkapital sonstiges Kapital 20.364 1.325 19.039 17.337 1.702 Passiva Direktinvestitionen im Inland lt. IVP ¬ sterreich abzu¬glich Grundstu¬cke in O ergibt Direktinvestitionen lt. DI-Befragung4) davon Eigenkapital sonstiges Kapital 23.881 517 23.364 22.490 874 Quelle: OeNB. 1 ) Endgu¬ltige Daten. . 2 ) Unwiderruflicher Euroumrechnungskurs: 1 EUR = 13 7603 ATS. 3 ) Siehe Beilage zum Statistischen Monatsheft 6/2001, ãO¬sterreichische Direktinvestitionen im Ausland und ausla¬ndische Direktinvestitionen in O¬sterreichÒ Tabelle 1.1. 3 ) Siehe Beilage zum Statistischen Monatsheft 6/2001, ãO¬sterreichische Direktinvestitionen im Ausland und ausla¬ndische Direktinvestitionen in O¬sterreichÒ Tabelle 1.2. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 101 Direktinvestitionen O¬sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬hlter Indikatoren Rene« DellÕmour Der vorliegende Bericht gibt einen kurzen U¬berblick u¬ber die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung u¬ber den Stand der Direktinvestitionen zum Jahreswechsel 1999/2000. Gleichzeitig dient er als Fortschreibung fu¬r einige in Berichte und Studien, Heft 4/1995 vorgestellte Indikatoren. Detaillierte Strukturergebnisse nach Regionen und Branchen sind der vollsta¬ndigen Publikation der Befragungsergebnisse zu entnehmen, die als Beilage zum Statistischen Monatsheft 6/2001 erschienen ist. Unter http://www2.oenb.at/ zabil/down_ dirinv99_p.htm kann man diese Publikation im Internet finden. Ergebnis 1999 und Ausblick 2000 Nach den Ergebnissen der ju¬ngsten Direktinvestitionsbefragung der OeNB erreichte der Gesamtstand der o¬sterreichischen Direktinvestitionen im . Ausland (aktivseitig) per Jahresende 1999 19 0 Mrd EUR (262 Mrd ATS), ¬ sterreich der Gesamtstand der ausla¬ndischen Direktinvestitionen in O . 1 (passivseitig) betrug 23 4 Mrd EUR (321 Mrd ATS). ) Seit der Osto¬ffnung wuchs der Gesamtstand auch 1999 auf der Aktivseite mit rund 28% sta¬rker als auf der Passivseite (16%). Das Wachstum der Direktinvestitionen erreichte erneut Ho¬chstwerte. Sowohl die Zunahme der o¬sterreichischen Investitionen im Ausland um mehr . als 4 1 Mrd EUR (56 Mrd ATS) als auch die Zunahme der passiven Direktinvestitionen um 3.2 Mrd EUR (44 Mrd ATS) u¬bertrafen die in der Vergangenheit bisher beobachteten Volumina. Insgesamt hat sich die ãLu¬ckeÒ zwischen den Sta¬nden an aktiven und passiven Direktinvestitionen auch 1999 weiter reduziert: Die aktiven Direktinvestitionen erreichten mehr als 81% ¬ sterreich, wa¬hrend des Niveaus der ausla¬ndischen Direktinvestitionen in O sie zehn Jahre zuvor weniger als ein Drittel betragen hatten. Die u¬berdurchschnittliche Aktivita¬t o¬sterreichischer Investoren la¬sst sich auch anhand internationaler Statistiken nachweisen: Der weltweite Bestand an Direktinvestitionen hat sich laut ãWorld Investment Report 2001Ò (WIR2001) der UNCTAD zwischen 1990 und 1999 beinahe verdreifacht.2) ¬ sterreich hat sich Ð gemessen in Der Wert passiver Direktinvestitionen in O US-Dollar Ð im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt, wa¬hrend sich gleichzeitig die aktiven Direktinvestitionen mehr als vervierfacht haben. Freilich besteht weiterhin ein Aufholbedarf: So zeigt die Relation zwischen Direktinvestitionen und Bruttoinlandsprodukt (BIP) eine nach wie vor ¬ sterreichs mit der Weltwirtschaft. unterdurchschnittliche Verflechtung O 1 2 102 Auf Anregung der Europa¬ischen Zentralbank (EZB) und mit dem Ziel einer internationalen Harmonisierung enthalten das Eigenkapital der Direktinvestitionsbesta¬nde und damit auch das Gesamtkapital nunmehr auch den im Berichtsjahr erzielten Jahresgewinn (bzw. -verlust). Er war bisher mit dem Argument ausgeschlossen worden, dass er mo¬glicherweise ausgeschu¬ttet und nicht reinvestiert werden ko¬nnte und damit dem Unternehmen nicht mehr zur Verfu¬gung stehen wu¬rde. Innerhalb des Europa¬ischen Systems der Zentralbanken (ESZB) hat sich aber letztlich die entgegengesetzte Auffassung durchgesetzt, dass man den Gewinn einbeziehen sollte, solange er nicht tatsa¬chlich ausgeschu¬ttet wird. Die OeNB hat Ru¬ckrechnungen mit der gea¬nderten Definition bis 1989 vorgenommen. Die passiven Direktinvestitionen sind von 1,888.672 auf 5,196.046 USD, die aktiven Direktinvestitionen hingegen von 1,717.444 auf 5,004.931 Mio USD angestiegen. Die Diskrepanz zwischen den theoretisch identen aktiven und passiven Direktinvestitionen macht deutlich, dass die Daten nicht auf 1 Mio USD genau sind. Fu¬r einen weltweiten Datensatz sind die beobachteten Diskrepanzen von 3 bis 4% jedoch durchaus befriedigend (WIR2001, S. 301 und S. 307). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Wa¬hrend der Direktinvestitionsbestand 1999 weltweit rund 17% des BIP ¬ sterreich passivseitig 11.2 und betrug, lauteten die Vergleichswerte fu¬r O . aktivseitig 9 2% (WIR2001, S. 325). Der Wert auf der Passivseite bela¬uft sich auf die Ha¬lfte, der Aktivwert auf knapp ein Drittel des EU¬ sterreich haben in der Durchschnitts (22.2 bzw. 29.6% des BIP). Neben O EU nur Griechenland, Portugal, Spanien, Irland und Belgien/Luxemburg eine passive Direktinvestitionsposition, das hei§t, nur in diesen La¬ndern u¬berwiegen die passiven Direktinvestitionen die eigenen Aktivita¬ten im Ausland. Die Zunahme aktiver Direktinvestitionen erfolgte bei gleich bleibender Anzahl o¬sterreichischer Investoren (rund 900), die sich an einer gro¬§eren Zahl ausla¬ndischer Unternehmen (+89) beteiligt haben. Im Jahr 1999 arbeiteten insgesamt 199.200 Ausla¬nder1) in 2.095 o¬sterreichischen Tochterunternehmen im Ausland; dies entspricht einem Wachstum von 6%. Die Zunahme der passiven Direktinvestitionen ging mit einer Konzentration der Investoren einher. Ihre Zahl nahm um 21 auf 2.992 ab, wa¬hrend die Zahl direkt abha¬ngiger Unternehmen um 17 auf 2.442 anstieg. Die Zahl ¬ sterreicher, die fu¬r ausla¬ndische Eigentu¬mer arbeiten, blieb mit der O 228.400 Personen gleich. Die hohen aktiven bzw. die wegen der Fusion der Bank Austria AG mit der Bayerischen Hypo- und Vereinsbank AG extrem hohen passiven Direktinvestitionsumsa¬tze der Zahlungsbilanzstatistik 2000 (aktive Netto. . neuinvestitionen: 3 6 Mrd EUR, passive Nettoneuinvestitionen: 10 2 Mrd EUR) lassen eine markante Bestandsausweitung zwischen Ende 1999 und 2000 erwarten. Fu¬r den Jahreswechsel 2000/01 errechnet sich auf der Aktivseite ein Wert von etwa 23 Mrd EUR. Auf der Passivseite wa¬re eine blo§e Addition der Zuflu¬sse wegen der Unterschiede zwischen den Marktwerten (Transaktionswert der Zahlungsbilanz) und den Buchwerten der Bestandsstatistik irrefu¬hrend. Das Resultat der kommenden Befragung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den Wert von 30 Mrd EUR an investiertem Kapital nicht u¬berschreiten (siehe Tabelle 1). Regionale Struktur Die sta¬rkste Ausweitung erfuhren die aktiven Direktinvestitionen im Jahr 1999 in Schweden, auf das 15% des Zuwachses entfielen. Schweden wurde damit zum neuntwichtigsten Zielland und erscheint erstmals in der Gruppe der 15 wichtigsten La¬nder. Deutschland folgt mit 10% des Zuwachses an zweiter Stelle: Seine dominierende Position als wichtigstes Ziel o¬sterreichischer Auslandsinvestitionen ist damit zwar nicht gefa¬hrdet, doch hat sich sein Anteil am gesamten, im Ausland investierten Unternehmenskapital innerhalb von zehn Jahren von 28 auf 14% halbiert. Auf den na¬chsten Pla¬tzen folgen die USA, das Vereinigte Ko¬nigreich, die karibischen Offshore-Finanzzentren und Singapur. Die Ausweitung der Direktinvestitionen in den mittel- und osteuropa¬ischen La¬ndern war 1999 Ð zumindest 1 Die Angaben zu den Bescha¬ftigten in diesem Bericht sind stets ãanteilsgewichtetÒ. Das verwendete Gewicht ergibt sich aus dem Anteil des Ausla¬nders am stimmberechtigten Nominalkapital. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 103 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren gemessen am Wachstum des Kapitalstocks Ð relativ schwach.1) Jeweils mehr als 100 Mio EUR betrug die Ausweitung in Ungarn, Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, in Russland und Slowenien. Insgesamt hat sich die Struktur jedoch kaum gea¬ndert: Zu Jahresende 1999 entfielen etwa 45% der o¬sterreichischen Direktinvestitionsbesta¬nde im Ausland auf die Europa¬ische Union (EU), etwas weniger als 30% auf Mittelund Osteuropa, 8% auf die USA, 6% auf die Schweiz (einschlie§lich Liechtenstein) und 5% auf die karibischen Offshore-Finanzzentren. Auf den ¬ konomien Asiens und Rest der Welt, darunter auch die aufstrebenden O Lateinamerikas, entfallen nur 4% des Direktinvestitionskapitals in o¬sterreichischem Eigentum. Betrachtet man die Zahl der Beteiligungen bzw. die Bescha¬ftigtenzahlen stellt sich die Situation allerdings anders dar: Die Zahl der Beteiligungen ist vor allem in Mittel- und Osteuropa (ohne Ungarn) stark gewachsen, na¬mlich um 66 bei einer Gesamtzunahme von 94 Beteiligungen. A¬hnlich ist das Bild beim Bescha¬ftigungszuwachs: Er fand u¬berwiegend in Mittel- und Osteuropa (ohne Ungarn) statt: Mehr als 10.000 von insgesamt 11.500 zusa¬tzlichen Bescha¬ftigten entfielen auf diese Region. Drei Viertel des Zuwachses an ausla¬ndischem Direktinvestitionskapital ¬ sterreich (insgesamt +3.25 Mrd EUR im Jahr 1999) waren nur in O drei La¬ndern zuzurechnen: Gro¬§ter Neuinvestor war die Schweiz mit 900 Mio EUR gefolgt vom Vereinigten Ko¬nigreich und Deutschland mit 760 bzw. 740 Mio EUR. Gro¬§ere Verschiebungen in der Rangreihe der Investoren haben sich dadurch nicht ergeben, wenn man davon absieht, dass das Vereinigte Ko¬nigreich Japan und Frankreich u¬berholt hat und nun an sechster Stelle liegt. Mittelfristig la¬sst sich eine wachsende Bedeutung von Geldgebern aus der EU feststellen. Ihr Kapitalanteil ist von rund 60% Ð zu Beginn der Neunzigerjahre Ð auf u¬ber 70% angestiegen. Auf Deutschland, das wichtigste Herkunftsland, entfallen rund 40%. Auf Grund der Rekordinvestitionen im Jahr 1999 konnte die Schweiz ihren zweiten Rang festigen. Langfristig ist jedoch ein Ru¬ckgang unu¬bersehbar. Ausgehend von beinahe 20% im Jahr 1989 ist der Anteil der Schweiz am Bestand auf 12% im Jahr 1998 gesunken und im Berichtsjahr nur leicht auf 14% angestiegen. Die wichtigsten au§ereuropa¬ischen Investoren sind die USA mit 7%, Japan mit 3% und die Golfstaaten mit 2%. Anders als bei aktiven Direktinvestitionen entspricht die Struktur der Bescha¬ftigtenzahlen anna¬hernd den Kapitalanteilen. Branchenstruktur ¬ sterreichs im Ausland konzentrierten sich 1999 zu Die Neuinvestitionen O rund drei Viertel auf den Dienstleistungssektor (siehe Tabelle 3). Damit setzte sich die Tendenz der wachsenden Bedeutung dieses Sektors fort. Auf ihn entfallen bereits 70% der aktiven Direktinvestitionsunternehmen im Ausland, wa¬hrend nur 28% im Produktionsbereich (einschlie§lich Bau1 104 Die Zahlungsbilanzstatistik des Jahres 2000 weist hingegen Rekordwerte fu¬r neue Direktinvestitionen in Mittel- und Osteuropa aus, sodass per Ende 2000 mit einem starken Anstieg auch der Kapitalbesta¬nde zu rechnen sein wird. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren wesen) liegen. Die u¬brigen 2% betreffen den Sektor Bergbau und Energie. Die ho¬chsten Zunahmen gab es bei den unternehmensbezogenen Dienst. leistungen (+ 1 6 Mrd EUR; einschlie§lich Holdinggesellschaften) und im Finanzsektor, wo der Zuwachs 855 Mio EUR betrug. Innerhalb der Sachgu¬terproduktion (+1 Mrd EUR) sind vor allem die NACE-Unterabschnitte DL1) und DI2) mit Kapitalaufstockungen um je 260 Mio EUR erwa¬hnenswert. Mehr als verdoppelt (+130 Mio EUR) hat sich das o¬sterreichische Engagement in der Holzindustrie. Nennenswerte Desinvestitionen waren 1999 in keiner Branche zu beobachten. Entgegen dem Trend der letzten Jahre waren auf der Passivseite starke Investitionen in der Sachgu¬tererzeugung zu verzeichnen: Der hohe Anteil von 42% war vor allem der Elektronikindustrie zu verdanken, in der das ausla¬ndisch beeinflusste Kapital um rund 900 Mio EUR anstieg und sich damit mehr als verdreifachte. Noch sta¬rker war die Ausweitung im Handel (+1.1 Mrd EUR) und in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen . (+1 2 Mrd EUR). Sich verringernde Kapitalbesta¬nde gab es im Kredit- und Versicherungswesen, bei Verkehr und Nachrichtenu¬bermittlung und im Maschinenbau. Insgesamt hat sich damit die Struktur leicht zu Gunsten der Produktion verschoben: Ihr Anteil stieg von 1998 auf 1999 von 29 auf 31%, wa¬hrend der Dienstleistungssektor von 70 auf 68% zuru¬ckging. Ertragslage und Rentabilita¬ t Ein Rekordniveau erreichten die Ertra¬ge der unter ausla¬ndischem Einfluss stehenden o¬sterreichischen Direktinvestitionsunternehmen. So konnte das Jahresergebnis um 600 Mio EUR auf nunmehr 2.55 Mrd EUR gesteigert werden, gleichzeitig reduzierte sich allerdings der Saldo aus Gewinn- und Verlustvortra¬gen von +470 auf +130 Mio EUR, sodass ein Bilanzgewinn von . insgesamt 2 67 Mrd EUR resultiert. Das Jahresergebnis war fu¬r jedes der zehn wichtigsten Herkunftsla¬nder, wie auch in allen Branchen mit Ausnahme des Verkehrs- und Nachrichtenwesens, bzw. des Beherbergungs- und Gaststa¬ttenwesens positiv. Die Ertragslage o¬sterreichischer Beteiligungsunternehmen im Ausland hat sich 1999 ebenfalls weiter deutlich verbessert. In allen relevanten Zielregionen und in allen Branchen mit Ausnahme des Verkehrs- und Nachrichtenwesens war das Jahresergebnis 1999 positiv. Insgesamt erwirtschafteten die aktiven Direktbeteiligungen 1999 ein Jahresergebnis von 1.1 Mrd EUR, beinahe doppelt so viel wie 1998. Der bisher stets negative Saldo aus Gewinn- und Verlustvortra¬gen konnte erstmalig von Ð90 Mio EUR in einen Gewinnvortrag von 320 Mio EUR gedreht werden. Im Berichtsjahr 1999 standen 1.224 Beteiligungen mit einem Bilanzgewinn 948 Beteiligungen mit einem Bilanzverlust gegenu¬ber. Der Anteil positiv bilanzierender Beteiligungsunternehmen erreicht bereits 56% und entspricht damit der Situation bei den passiven Direktinvestitionen (57% mit positivem Nettoergebnis). 1 2 Herstellung von Bu¬romaschinen, Datenverarbeitungsgera¬ten und -einrichtungen; Elektrotechnik, Feinmechanik und Optik. Herstellung und Bearbeitung von Glas; Herstellung von Waren aus Steinen und Erden. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 105 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Die Analyse der Verteilung betrieblicher Kennzahlen belegt, dass die im Aggregat beobachtbare gute Ertragslage der aktiven Direktinvestitionen tatsa¬chlich von einer Mehrheit der Beteiligungen getragen war. Der Median der Eigenkapitalrentabilita¬t1), der sich seit 1993 fast kontinuierlich verbessert hatte, erreichte 1999 mit 4.9% den besten Wert seit 1989 . (siehe Tabelle 5), wobei der bisherige Ho¬chstwert aus 1997 von 4 5% deutlich u¬bertroffen wurde. Die Verschiebung ru¬hrt vor allem daher, dass besonders verlustreiche Unternehmen entweder den ãturn aroundÒ geschafft haben oder aber ausgeschieden sind. Dies zeigt sich darin, dass sich vor allem die Eigenkapitalrentabilita¬t der schlechtesten 10 bzw. 25% der Unternehmen verbessert hat, wa¬hrend die Eigenkapitalrendite der besonders erfolgreichen Unternehmen unvera¬ndert blieb. Auch bei den unter Auslandseinfluss stehenden o¬sterreichischen Direktinvestitionsunternehmen hat sich der ho¬here Jahresgewinn in einem Anstieg des Medians der Eigenkapitalrentabilita¬t niedergeschlagen. Er stieg von 5.9 auf 6.1% und erreichte damit den ho¬chsten Wert seit 1991. Nach wie vor bildet das Alter der Direktbeteiligung eine wesentliche Erkla¬rung fu¬r die einzelbetriebliche Ertragssta¬rke: Aktive Beteiligungen, die bereits fu¬nf oder mehr Jahre bestehen, weisen mit 8.1% eine signifikant ho¬here Eigenkapitalrentabilita¬t auf als ju¬ngere Betriebe, bei denen der . Median nur 0 8% betrug. Das Gleiche gilt fu¬r die passiven Direktinvestitionen: Auch hier liegt die Ertragskraft der ¬alteren Betriebe mit 7.8% deutlich u¬ber jener der ju¬ngeren. Deren mittlere Eigenkapitalrentabilita¬t erreichte . nur einen Wert von 0 0%, das hei§t, dass rund die Ha¬lfte der Unternehmen mit Gewinn, die andere mit Verlust abschloss. Damit ergibt sich erstmals die Situation, dass sowohl bei jungen Beteiligungen als auch bei ¬alteren To¬chtern die mittlere Ertragskraft aktiver Direktinvestitionen ho¬her war als jene der passiven. Die scheinbar u¬berlegene Ertragskraft ausla¬ndischer Beteiligungen ¬ sterreich gegenu¬ber o¬sterreichischen Beteiligungen im Ausland ru¬hrt in O daher im Wesentlichen von der unterschiedlichen ãAltersstrukturÒ her. 75% der passiven, aber nur 58% der aktiven Direktinvestitionen sind a¬lter als vier Jahre. Wenn junge Beteiligungen von Anlaufverlusten gekennzeichnet sind, dann ist in den na¬chsten Jahren Ð falls kein neuer Investitionsboom einsetzt Ð nur durch den ãAlterungsprozessÒ2) eine gu¬nstige Ertragsentwicklung zu erwarten. Die mittlere Eigenkapitalquote ist im Jahr 1999 sowohl bei den aktiven als auch bei den passiven Direktinvestitionen leicht angestiegen. Der Wert von 30.2% fu¬r aktive Direktinvestitionen entspricht dem langja¬hrigen Durchschnitt, 24.9% der passiven Direktinvestitionen bedeuten hingegen den ho¬chsten Wert seit zehn Jahren. Die Entwicklung der Rentabilita¬t wird im produzierenden Sektor, wie die Kennzahlen zeigen, von jener der Arbeitsproduktivita¬t begleitet. Nachdem der mittlere Umsatz pro Bescha¬ftigten aktiver Direktinvestitionen . im Zuge der Osto¬ffnung von 1 5 auf unter 1 Mio ATS gesunken war, ist seit 1 2 106 Hier wird der Jahresgewinn Ð wie in den Vorjahren Ð zum Eigenkapital ohne Jahresgewinn in Beziehung gesetzt. Im Jahr 1994 waren weniger als 30% der aktiven Direktinvestitionen a¬lter als vier Jahre gewesen. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren 1993 ein stetiger Anstieg zu beobachten. Im Jahr 1999 wurde bereits wieder . . ein Wert von 0 10 Mio EUR (1 37 Mio ATS) erreicht, was eine Steigerung des Medians der Arbeitsproduktivita¬t im produzierenden Sektor um mehr als 10% gegenu¬ber dem Vorjahr bedeutet. Der Umsatz pro Bescha¬ftigten in ¬ sterreich stagnierte im Jahr 1999 ausla¬ndischen Tochterunternehmen in O . auf dem hohen Niveau von 0 16 Mio EUR (2.3 Mio ATS). A¬hnlich stellt sich auch die Entwicklung der Umsatzrentabilita¬t1) des Produktionssektors dar. Einem markanten Anstieg auf der Aktivseite von 1.3 . auf 1 9% steht bei passiven Direktinvestitionen ein leichter Ru¬ckgang, allerdings auf dem erheblich ho¬heren Niveau von 2.3% gegenu¬ber. Bescha¬ ftigung Im Jahr 1990 hatten die o¬sterreichischen Direktinvestoren im Inland 260.800 Personen bescha¬ftigt; ein Bescha¬ftigtenstand, der im Zuge des aktivseitigen Direktinvestitionsbooms bis zum Jahr 1995 eine Ausweitung auf rund 350.000 erfuhr. Wa¬hrend diese Expansion in erster Linie auf die gestiegene Zahl der investierenden Firmen zuru¬ckzufu¬hren war, war der 1996 beobachtbare Ru¬ckgang um rund 60.000 Personen vor allem durch den Ausstieg eines einzigen gro§en Unternehmens des Transportsektors aus dem Kreis der Direktinvestoren zu erkla¬ren. Im Jahresdurchschnitt 1999 waren bei den o¬sterreichischen Investoren im Inland mit 258.300 Personen, das . sind um 1.800 oder 0 7% weniger als 1998, bescha¬ftigt; davon entfielen 156.700 auf Betriebe des produzierenden Bereichs2) und 101.600 auf die Dienstleistungsbranchen. Insgesamt entsprach dies etwa 8.3% der inla¬ndischen Gesamtbescha¬ftigten. Im Jahr 1999 arbeiteten insgesamt 199.200 Bescha¬ftigte in 2.095 o¬sterreichischen Tochterunternehmen im Ausland, was einem Wachstum . von 6 1% entspricht. Die Zahl der Bescha¬ftigten in den o¬sterreichischen Direktinvestitionsunternehmen im Ausland hat sich damit zwischen 1990 und 1999 mehr als vervierfacht. Die Einbeziehung von Enkelunternehmen im Ausland wu¬rde die Zahl der Bescha¬ftigten um weitere 46.700 oder beinahe 25% erho¬hen. Mit einer Ausweitung von 124.000 auf 128.900 Bescha¬ftigte im Jahr 1999 ist der produzierende Bereich weniger stark gewachsen als der Dienstleistungssektor (von 63.700 auf 70.200 Bescha¬ftigte). Wa¬hrend also 70% des investierten Gesamtkapitals dem Dienstleistungssektor zuzurechnen sind, gilt dies nur fu¬r 35% der Bescha¬ftigten. Vergleicht man Inlands- und Auslandsbescha¬ftigung o¬sterreichischer Direktinvestoren, so zeigt sich, dass in der Industrie auf 100 Bescha¬ftigte beim Investor bereits 82 Personen in direkt abha¬ngigen Auslandsto¬chtern kommen. Der Sektor Dienstleistungen steht dem produzierenden Bereich nur mehr wenig nach: Auf 100 Bescha¬ftigte beim Mutterunternehmen kommen 69 Angestellte im Ausland. 1 2 Jahresertrag bezogen auf den Umsatz. Die Branchenzuordnung basiert auf der Systematik der Wirtschaftsta¬tigkeiten gema¬§ O¬NACE. Die hier verwendete Zusammenfassung von Branchen zum produzierenden Bereich umfasst die Abschnitte C bis F. Eine Ru¬ckrechnung liegt bis 1994 vor. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 107 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Viel weniger eindrucksvoll stellt sich das Ausma§ der Auslandsbescha¬ftigung dar, wenn man sie nicht nur zur Bescha¬ftigung beim Investor, sondern zur gesamten inla¬ndischen Bescha¬ftigung in Beziehung setzt.1) Auf 100 ¬ sterreich kommen 6.6 Personen, die im Ausland fu¬r Bescha¬ftigte in O o¬sterreichische Tochterunternehmen arbeiten (vor 1990 war es nur 1 Person gewesen). Dennoch gibt es Branchen, in denen die Auslandsbescha¬ftigung beachtliche Gro¬§enordnungen erreicht: In der Branche ãGlas und SteinwarenÒ kommen auf 100 Inlandsbescha¬ftigte 36 Personen in ausla¬ndischen To¬chtern, in der Chemiebranche (Chemie, Gummi, Kunststoff, Mineralo¬l) und in der Elektrobranche sind es 27 (siehe Grafik). Das intensive Engagement der o¬sterreichischen Finanzintermedia¬re in Mittel- und Osteuropa hat dazu gefu¬hrt, dass auf 100 Inlandsbescha¬ftigte immerhin schon mehr als 20 Auslandsbescha¬ftigte kommen, was einer Verdoppelung gegenu¬ber 1995 entspricht. Die regionale Verteilung der Auslandsbescha¬ftigten weicht erheblich von der Struktur des investierten Kapitals ab. Hinsichtlich des Bescha¬ftigtenstands ist Osteuropa schon seit la¬ngerem die wichtigste Region.2) Zum Jahreswechsel 1999/2000 arbeiten 128.100 von 199.200 Auslandsbescha¬ftigten in Mittel- und Osteuropa (davon 49.300 in Ungarn, 32.900 in der Tschechischen Republik, 14.500 in Polen, 11.800 in der Slowakischen Republik und 5.000 in Kroatien), wa¬hrend in der EU rund ein Viertel (50.400), und au§erhalb Europas deutlich weniger als 10% der Bescha¬ftigten zu finden sind. ¬ sterreicher, die fu¬r Auf der anderen Seite hat sich die Zahl der O ausla¬ndisch beeinflusste Unternehmen arbeiten, nicht vera¬ndert. Wie schon 1998 arbeiten anteilsgewichtet 228.400 Personen in Unternehmen, die unmittelbar unter ausla¬ndischem Einfluss stehen. Geringfu¬gige Verschiebungen gab es unter regionalen Gesichtspunkten, weil die Zahl der Arbeitspla¬tze unter deutschem Einfluss um 1.100 gewachsen ist, wa¬hrend die Zahl der Arbeitspla¬tze in Schweizer Eigentum um 1.000 abgenommen hat. Auch die Tertiarisierung hat sich fortgesetzt, indem 3.600 Arbeitspla¬tze vom Produktionssektor zu den Dienstleistungen u¬bergegangen sind. Damit ergibt sich erstmalig die Situation, dass die Mehrheit der ausla¬ndisch beeinflussten Arbeitspla¬tze im Dienstleistungsbereich liegt. ¬ sterreich bedeutet Bezogen auf die Gesamtzahl der Bescha¬ftigten in O . dies, dass rund 7 4% der Arbeitspla¬tze direkt ausla¬ndischen Investoren . zugerechnet werden ko¬nnen. Im Produktionssektor sind dies 12 3%, im . Dienstleistungssektor 5 5%. Die Branche mit dem sta¬rksten Auslandseinfluss ist der Bereich ãElektrotechnik, EDV-Gera¬te, OptikÒ mit 36%, gefolgt von der Chemieindustrie und dem Fahrzeugbau mit 31 bzw. 28% der unselbststa¬ndig Erwerbsta¬tigen in Betrieben mit Auslandseinfluss. Einen besonders niedrigen Auslandseinfluss gibt es im Bauwesen und dem Bergbau- und Energiesektor mit weniger als 2%. Unter den Dienstleistungssektoren spannt sich der Auslandseinfluss von 14% im Handel und 11% im Kredit1 2 108 Dabei handelt es sich nicht um einen ãAnteilÒ, die Werte ko¬nnen theoretisch auch u¬ber 100% und weiter ansteigen. Gegenu¬ber einem Kapitalanteil von 30%. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren und Versicherungswesen bis zu 0.1% bei den o¬ffentlichen und sonstigen privaten Dienstleistungen. Vergleicht man das Ausma§ der Auslandsbescha¬ftigung o¬sterreichischer Mu¬tter mit der Zahl der unselbststa¬ndig ¬ sterreich, die fu¬r ausla¬ndische Unternehmen arbeiten1) Bescha¬ftigten in O (siehe Grafik), so kann man Branchen mit starker aktiver Verflechtung (Glas-, Steinwarenindustrie bzw. Kredit- und Versicherungswesen) und solche mit stark passiver Verflechtung (Fahrzeugindustrie, Maschinenbau) identifizieren. Eher ausgeglichen, aber mit hoher Verflechtung sind die Textilbzw. die Chemieindustrie, wa¬hrend Ð wenig u¬berraschend Ð die o¬ffentlichen und sonstigen Dienstleistungen bzw. das Beherbergungs- und Gaststa¬ttenwesen kaum von grenzu¬berschreitenden Beteiligungen bzw. daraus resultierenden Bescha¬ftigungseffekten betroffen sind. In diese Berechnungen sind jedoch nur die Bescha¬ftigten der jeweils ersten Ebene an Direktinvestitionsunternehmen einbezogen. Rechnet man zu den 228.400 unmittelbar unter Auslandseinfluss stehenden Arbeitspla¬tzen auch die indirekt Bescha¬ftigten2) hinzu, so steigt die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer um 68.000 und der Anteil an auslandsabha¬ngigen Arbeitspla¬tzen erho¬ht sich auf etwa 9.7%. Umgekehrt steigt auch die Zahl der o¬sterreichisch beeinflussten Arbeitspla¬tze im Ausland, wenn man das indirekte Eigentum an ausla¬ndischen Enkelfirmen in die Betrachtung einbezieht. Zu den 199.200 direkten Auslandsbescha¬ftigten kommen weitere 46.700 indirekt bescha¬ftigte Personen hinzu, sodass sich die ãAuslandsbescha¬ftigung ¬ sterreich im weiteren SinnÒ auf 8.1% der unselbststa¬ndig Bescha¬ftigten in O bela¬uft. 1 2 Gemessen als Relation der im Ausland bei o¬sterreichischen Tochterunternehmen (aktiv) bzw. der in O¬sterreich bei ausla¬ndisch beeinflussten Unternehmen bescha¬ftigten Personen (passiv) zur inla¬ndischen Gesamtbescha¬ftigung je Branche. Die erste Kennzahl ist nach oben theoretisch unbegrenzt, bei der zweiten handelt es sich um einen echten Anteil, der nicht gro¬§er als 100% werden kann. Darunter sind Personen zu verstehen, die innerhalb O¬sterreichs in ãEnkelfirmenÒ ausla¬ndischer Eigentu¬mer arbeiten. Deren Anzahl wird ãdoppeltÒ gewichtet: zum einen mit dem Anteil des Ausla¬nders im inla¬ndischen Direktinvestitionsunternehmen, zum anderen mit dem Anteil dieses Unternehmens am Enkel. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 109 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 1 Besta¬ nd e u nd S tro ¬ m e an den ak tiv en und p assiven ¬ sterreich D ir ek tin ve s titi onen i n O ¬ sterreichische O Direktinvestitionen im Ausland Kapitalbestand, Kapitalbewegung Ausla¬ndische Direktinvestitionen ¬ sterreich in O in Mio EUR Bestand an Direktinvestitionen Ende 1998 Beteiligungskapital sonstiges Kapital (Konzernkredite) Transaktionen lt. Zahlungsbilanz 1999 Neues Beteiligungskapital Desinvestitionen abzu¬glich private Grundstu¬cke + Geba¬ude Beteiligungskapital Reinvestierte Gewinne Kreditgewa¬hrung netto Bewertungsunterschiede, Bewertungsa¬nderungen1) Bestand der Direktinvestitionen per Ende 1999 Beteiligungskapital sonstiges Kapital (Konzernkredite) 13.235 1.678 3.607 ÿ 1.016 ÿ 253 Prognose der Direktinvestitionen per Ende 2000 Beteiligungskapital sonstiges Kapital (Konzernkredite) 14.912 2.338 666 ÿ 159 2.327 ÿ 1.018 ÿ 201 1.282 17.337 1.702 Transaktionen lt. Zahlungsbilanz 2000 Neues Beteiligungskapital Desinvestitionen abzu¬glich private Grundstu¬cke + Geba¬ude Beteiligungskapital Reinvestierte Gewinne (gescha¬tzt) Kreditgewa¬hrung netto Bewertungsunterschiede, Bewertungsa¬nderungen1) 19.616 501 4.344 ÿ 1.143 ÿ 250 0 22.490 874 ÿ ÿ 10.406 949 368 0 73 20.504 1.990 22.494 1.109 1.431 51 656 19.039 2.951 143 288 20.117 23.364 9.090 667 49 ÿ 2.616 29.631 923 30.553 Quelle: OeNB. 1 ) Zum Beispiel Wechselkursa¬nderungen, Unterschiede zwischen Transaktionswert und Buchwert, unterschiedliche Abgrenzungen. 110 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 2.1 Stand d er a kti ven Dir ek tinvesti tio nen 1992 1993 in Mrd EUR Nominalkapital Sonstiges Eigenkapital1) Eigenkapital insgesamt Konzernkredite Gesamtkapital Anzahl der Beteiligungen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Prognose 2000 . 3.3 1.1 4. 3 1.1 54 . 4. 4 1. 1 5. 5 1. 5 70 . 4. 7 1. 6 6. 3 1. 4 77 . 5. 2 1. 8 7. 0 1. 7 87 . 6. 0 2. 6 8. 7 1. 7 10 4 . 6. 8 4. 4 11.2 1. 6 12 9 . 7. 9 5. 4 13.2 1. 7 14 9 . 9. 3 8. 1 17.3 1. 7 19 0 1.340 1.562 1.698 1.796 1.897 2.020 2.078 2.172 Marktwert in % des Eigenkapitals x 1999 in % in Mrd EUR Gesamtkapital nach Zielregionen EU-15 davon: Eurogebiet Deutschland Niederlande Italien Frankreich Vereinigtes Ko¬nigreich Mittel- und Osteuropa davon: Ungarn Tschechische Republik Slowakische Republik Rest Europa davon: Schweiz, Liechtenstein Amerika davon: USA Karibische Staaten2) Asien, Afrika, Ozeanien Insgesamt x x 20 2 22 . 28 . 35 . 34 . 40 . 47 . 53 . 68 . 85 . 44 5 . 2.3 1. 3 0.5 0.1 0.1 0.4 13 . 2. 8 1. 4 0. 5 0. 2 0. 1 0. 6 19 . 2. 7 1. 3 0. 5 0. 2 0. 1 0. 5 24 . 3. 4 1. 7 0. 7 0. 2 0. 2 0. 4 24 . 4. 1 2. 0 0. 8 0. 2 0. 3 0. 5 30 . 4. 2 2. 0 0. 7 0. 4 0. 3 0. 9 40 . 4. 9 2. 3 0. 7 0. 4 0. 5 1. 4 43 . 5. 5 2. 7 0. 9 0. 5 0. 5 1. 7 55 . 29.1 14.4 4. 9 2. 5 2. 8 8. 8 28 8 . 0.9 0. 2 0. 1 08 . 1. 2 0. 4 0. 1 09 . 1. 3 0. 6 0. 1 10 . 1. 2 0. 7 0. 2 11 . 1. 3 0. 9 0. 2 11 . 1. 5 1. 0 0. 4 14 . 1. 4 1. 1 0. 5 13 . 1. 7 1. 3 0. 6 15 . 8. 8 6. 8 3. 0 78 . 0. 8 04 . 0. 8 06 . 0. 9 07 . 0. 9 10 . 0. 9 13 . 1. 1 20 . 1. 0 23 . 1. 1 28 . 5. 7 14 9 . 0.2 0. 0 0. 1 54 . 0. 3 0. 1 0. 1 70 . 0. 4 0. 0 0. 1 77 . 0. 4 0. 2 0. 2 87 . 0. 5 0. 4 0. 2 10 4 . 1. 2 0. 4 0. 2 12 9 . 1. 2 0. 6 0. 2 14 9 . 1. 5 0. 9 0. 8 19 0 . 7.6 4. 6 4. 1 100 0 . 41 94 . 51 92 . 53 84 . 67 95 . 79 91 . 10 5 93 . 13 3 100 . 17 3 100 x x Quelle: OeNB. 1 ) Einschlie§lich Gewinn bzw. Verlust des Berichtsjahres. 1 ) Niederla¬ndische Antillen, Barbados, Bermuda, Jamaika, St.Kitts & Nevis, Kaimaninseln, Montserrat, Britische Jungfern-Inseln. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 111 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 2.2 St a nd der p a ssiven D ire k tin ve s titio n en 1992 1993 in Mrd EUR Nominalkapital Sonstiges Eigenkapital1) Eigenkapital insgesamt Konzernkredite Gesamtkapital Anzahl der Beteiligungen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 Prognose 2000 . 4.4 4.5 9. 0 1.0 99 . 4. 5 4. 6 9. 2 1. 5 10 7 . 4. 7 5. 6 10.3 1. 5 11 8 . 5. 2 7. 9 13.1 1. 3 14 5 . 5. 4 9. 1 14.5 1. 1 15 6 . 5. 7 11.4 17.1 0. 8 17 9 . 7. 0 12.6 19.6 0. 5 20 1 . 7. 2 15.3 22.5 0. 9 23 4 3.260 3.092 3.056 3.094 3.190 3.246 3.266 3.230 Marktwert in % des Eigenkapitals x 1999 in % in Mrd EUR Gesamtkapital nach Herkunftsregionen EU-15 davon: Eurogebiet Deutschland Niederlande Italien Frankreich Vereinigtes Ko¬nigreich Mittel- und Osteuropa Rest Europa davon: Schweiz, Liechtenstein Amerika davon: USA Asien davon: Japan Golfstaaten2) Afrika, Ozeanien Insgesamt x x 29 1 30 . 63 . 68 . 72 . 97 . 10 6 . 12 5 . 14 6 . 16 7 . 71 4 . 5.7 3. 8 1.0 0.4 0.3 0.4 0. 1 18 . 6. 2 4. 1 1. 0 0. 4 0. 4 0. 4 0. 1 18 . 6. 4 4. 3 0. 8 0. 4 0. 5 0. 5 0. 2 20 . 8. 8 6. 1 1. 4 0. 4 0. 5 0. 6 0. 2 22 . 9. 6 7. 0 1. 3 0. 4 0. 5 0. 6 0. 3 21 . 11.5 8. 2 1. 7 0. 7 0. 5 0. 6 0. 3 23 . 13.2 8. 3 1. 6 1. 6 1. 0 0. 7 0. 3 25 . 14.3 9. 1 1. 7 1. 6 1. 1 1. 4 0. 1 34 . 61.4 38.8 7. 2 6. 7 4. 8 6. 2 0. 4 14 6 . 1. 8 12 . 1. 8 14 . 2. 0 14 . 2. 2 12 . 2. 0 15 . 2. 2 16 . 2. 3 17 . 3. 2 19 . 13.8 80 . 1.2 04 . 1. 3 04 . 0. 9 07 . 1. 1 08 . 1. 4 08 . 1. 5 09 . 1. 6 10 . 1. 7 12 . 7. 4 50 . 0.3 0. 2 0. 0 99 . 0. 3 0. 1 0. 2 10 7 . 0. 3 0. 3 0. 3 11 8 . 0. 4 0. 4 0. 3 14 5 . 0. 4 0. 4 0. 4 15 6 . 0. 5 0. 4 0. 2 17 9 . 0. 6 0. 4 0. 1 20 1 . 0. 7 0. 4 0. 2 23 4 . 3.1 1. 7 0. 7 100 0 . 12 4 139 . 13 1 142 . 14 1 137 . 18 4 140 . 21 3 146 . 26 0 152 . 24 9 127 . 30 5 136 x x Quelle: OeNB. 1 ) Einschlie§lich Gewinn bzw. Verlust des Berichtsjahres. 2 ) Bahrain, Irak, Jemen, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate. 112 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 3 B r a n c h en s t r u ktu r d er ak t iv en un d p a s s iv en Di r e kt i nv est i t io n en Aktive Direktinvestitionen 1995 1997 Passive Direktinvestitionen 1998 1999 1995 1997 1998 1999 in Mio EUR Bergbau und Energie 192 215 304 392 156 166 280 289 Sachgu¬tererzeugung inkl. Bauwesen Nahrungs- und Genussmittel Textilwaren, Bekleidung, Leder Be- und Verarbeitung von Holz Papier, Verlagswesen, Druckerei Chemie, Gummi, Kunststoff, Mineralo¬l Glas, Steinwaren Metall Maschinenbau Elektrotechnik, EDV-Gera¬te, Optik Fahrzeugbau Mo¬bel, Sportgera¬te, Recycling Bauwesen 2.772 236 71 134 197 574 369 403 217 262 54 31 224 3.641 277 83 113 360 636 566 568 242 298 41 64 392 4.200 330 91 114 383 716 826 614 262 366 37 84 376 5.239 381 102 243 403 803 1.086 738 299 630 87 68 398 5.480 522 192 43 511 1.771 300 208 597 630 482 97 127 5.599 312 192 56 697 1.986 341 284 683 390 413 106 139 5.820 334 170 50 665 2.150 368 375 799 347 407 73 83 7.175 396 232 22 803 2.379 404 493 673 1.232 387 74 81 Dienstleistungen Handel inkl. Kfz Beherbergungs- und Gaststa¬ttenwesen Verkehr und Nachrichtenu¬bermittlung Kredit- und Versicherungswesen Realita¬ten, unternehmensbezogene Dienste ¬ ffentliche und sonstige Dienstleistungen O Gesamtkapital1) 5.710 1.053 108 35 1.690 2.746 78 8.674 9.007 2.028 167 40 2.697 3.999 74 12.863 10.408 2.118 68 43 3.291 4.764 124 14.912 13.409 2.564 118 64 4.146 6.396 121 19.039 8.821 3.311 102 273 1.925 3.196 13 14.458 12.158 3.930 161 579 3.349 4.081 58 17.922 14.016 4.214 191 1.580 2.520 5.457 55 20.117 15.899 5.290 202 1.444 2.234 6.658 72 23.364 Quelle: OeNB. 1 ) Einschlie§lich Gewinn bzw. Verlust des Berichtsjahres. Tabelle 4.1 Er tra¬ ge au s o ¬ st err ei chischen Dir ek tinvestit io nen i m Ausl and na ch Regi onen ¬ sterreichischer Anteil am O Jahresergebnis 1992 Saldovortrag 1995 1998 1999 1992 Bilanzergebnis 1995 1998 1999 1992 1995 1998 1999 in Mio EUR EU-15 (ohne Deutschland) Deutschland Schweiz und Liechtenstein Osteuropa (ohne Ungarn) Ungarn USA, Kanada Restliche La¬nder Insgesamt Ð124 Ð118 18 10 178 34 169 165 4 Ð 78 Ð 72 Ð347 74 Ð381 249 Ð411 Ð120 Ð196 Ð 54 Ð337 252 418 Ð347 Ð 245 86 58 41 73 137 208 273 275 223 266 314 348 Ð 9 5 Ð 36 Ð33 Ð229 Ð29 3 Ð 4 39 95 Ð 38 162 67 135 580 216 225 31 245 1.125 Ð 1 Ð 12 Ð132 Ð 75 Ð157 Ð109 Ð106 Ð134 14 Ð545 Ð166 Ð 44 47 109 Ð 90 Ð195 82 144 178 322 Ð 11 Ð 7 Ð168 Ð109 Ð387 Ð137 Ð103 Ð138 53 Ð450 Ð205 118 114 244 489 21 307 174 424 1.447 Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 113 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 4.2 ¬ ster reich n ach R eg ionen Er tra¬ ge au sl a¬ n di s ch er D ir ek t in ve s t i t io ne n i n O Ausla¬ndischer Anteil am Jahresergebnis 1992 Saldovortrag 1995 1998 1999 1992 Bilanzergebnis 1995 1998 1999 1992 1995 1998 1999 in Mio EUR EU-15 (ohne Deutschland) Deutschland Schweiz und Liechtenstein Osteuropa (ohne Ungarn) Ungarn USA, Kanada Restliche La¬nder Insgesamt 133 321 409 656 580 997 1.041 835 Ð 92 179 Ð 12 208 Ð 56 232 17 47 41 500 397 864 523 1.229 1.058 882 103 176 217 251 Ð 92 Ð 97 Ð 58 Ð 44 11 79 159 208 Ð 6 Ð 0 Ð 10 0 0 2 Ð 7 Ð 2 148 324 78 336 Ð 13 38 65 86 686 1.604 1.920 2.548 Ð 3 Ð 3 94 Ð 20 65 Ð 16 Ð 4 19 Ð107 Ð 8 1 Ð 6 442 Ð 66 468 2 11 188 Ð 73 126 Ð 8 Ð 17 Ð 9 3 Ð 3 Ð 2 Ð 14 Ð 13 242 344 501 524 Ð 33 Ð 69 Ð 1 13 751 1.596 2.388 2.674 Quelle: OeNB. . Tabelle 5 1 P er f o r m a n c e -I n d i k a t o r e n a k t i v er D i r e k t i nv est i t i o ne n 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1999 Alter der Beteiligung < 5 Jahre > = 5 Jahre in % Insgesamt Eigenkapitalrentabilita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil Eigenkapitalquote Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil Anzahl der Unternehmen . 35.7 13.5 0. 7 ÿ 10.2 ÿ 52 2 . 42.9 14.2 1. 0 ÿ 9. 2 ÿ 52 5 . 52.5 18.2 3. 1 ÿ 5. 1 ÿ 34 6 . 53.1 20.6 4. 5 ÿ 4. 6 ÿ 36 4 . 53.1 20.0 4. 0 ÿ 6. 0 ÿ 43 8 . 53.2 21.3 4. 9 ÿ 4. 5 ÿ 38 0 . 44.7 14.7 0.8 ÿ11.7 ÿ53 2 . 58.2 26.4 8. 1 0. 0 ÿ 25 7 . 95.5 68.4 32.1 12.0 26 . 92.7 63.2 31.3 12.0 24 . 93.7 62.4 28.8 11.4 13 . 88.8 59.5 28.0 11.0 21 . 88.2 59.8 29.6 12.5 27 . 87.3 59.0 30.2 12.0 25 . 93.3 63.3 31.8 12.9 37 . 81.9 55.8 28.9 11.6 23 1.617 1.718 1.810 5.066 2.971 2.095 876 1.219 . 10.9 4. 9 0. 6 ÿ 4. 8 ÿ 27 0 . 9. 5 4. 4 0. 6 ÿ 3. 7 ÿ 22 6 . 12.0 5. 6 1. 3 ÿ 1. 8 ÿ 20 7 . 12.7 5. 9 1. 4 ÿ 1. 8 ÿ 15 9 . 14.7 6. 1 1. 3 ÿ 2. 9 ÿ 18 3 . 14.5 7. 0 1. 9 ÿ 2. 0 ÿ 15 4 . 13.2 5.4 0.6 ÿ 5.9 ÿ24 4 . 15.1 8. 4 2. 5 0. 0 ÿ 90 . 4. 7 2. 4 1. 1 0. 4 02 . 5. 6 2. 5 1. 1 0. 4 01 . 4. 6 2. 5 1. 2 0. 5 02 . 5. 1 2. 6 1. 2 0. 5 02 . 4. 8 2. 6 1. 2 0. 5 02 . 5. 1 2. 8 1. 4 0. 6 02 . 4.9 2.4 1.1 0.5 02 . 5. 3 3. 1 1. 6 0. 7 03 581 621 768 2.156 1.270 886 384 502 1 Produktionssektor ) Umsatzrentabilita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil in Mio ATS Produktivita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil Anzahl der Unternehmen Quelle: OeNB. 1 ) Bis 1995 Fachverband ãIndustrieÒ; ab 1996 NACE-Abteilungen C bis F (Bergbau, Energie, Sachgu¬tererzeugung, Bauwesen). 114 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren . Tabelle 5 2 Per f or mance-Indik ato ren p assi ver Dir ek tinvestiti onen 1994 1995 1996 1997 1998 1999 1999 Alter der Beteiligung < 5 Jahre > = 5 Jahre in % Insgesamt Eigenkapitalrentabilita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil . 79.4 26.7 5. 6 ÿ 4. 0 ÿ 49 9 . 81.5 27.1 5. 9 ÿ 2. 8 ÿ 50 0 . 65.8 22.6 4. 2 ÿ 5. 6 ÿ 50 7 . 67.3 23.3 4. 7 ÿ 4. 2 ÿ 50 0 . 78.1 28.0 5. 9 ÿ 3. 2 ÿ 50 7 . 73.7 26.5 6. 1 ÿ 5. 6 ÿ 48 5 . 77.2 16.4 0.0 ÿ28.4 ÿ94 5 . 72.8 28.6 7. 8 ÿ 0. 3 ÿ 31 8 Eigenkapitalquote Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil . 72.2 44.4 21.5 7. 6 ÿ 63 . 74.6 45.2 22.7 7. 6 ÿ 64 . 77.6 47.1 23.4 7. 5 ÿ 75 . 79.6 46.9 23.6 7. 4 ÿ 99 . 82.8 48.0 23.5 7. 4 ÿ 91 . 80.2 49.2 24.9 7. 4 ÿ 10 6 . 97.3 55.6 22.8 6.8 ÿ 72 . 75.3 47.8 25.5 7. 9 ÿ 11 9 2.205 2.262 2.362 2.464 2.525 2.542 633 1.909 . 12.2 6. 3 2. 1 ÿ 0. 9 ÿ 73 . 12.8 6. 0 1. 7 ÿ 1. 2 ÿ 83 . 12.5 5. 6 1. 3 ÿ 1. 2 ÿ 11 3 . 11.8 6. 4 1. 7 ÿ 0. 1 ÿ 84 . 13.4 6. 9 2. 4 0. 0 ÿ 94 . 13.9 7. 0 2. 3 ÿ 0. 4 ÿ 96 . 9.8 4.3 0.6 ÿ 5.5 ÿ38 9 . 14.6 7. 9 2. 7 0. 0 ÿ 51 . 4. 7 2. 9 1. 8 1. 2 09 . 4. 8 3. 0 2. 0 1. 3 10 . 5. 0 3. 0 2. 0 1. 4 09 . 5. 4 3. 2 2. 2 1. 5 10 . 5. 8 3. 4 2. 3 1. 5 11 . 6. 1 3. 5 2. 3 1. 5 10 . 6.3 3.4 2.3 1.5 08 . 5. 9 3. 6 2. 3 1. 5 11 549 2.195 682 1.513 833 680 153 527 Anzahl der Unternehmen Produktionssektor1) Umsatzrentabilita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil in Mio ATS Produktivita¬t Oberes Dezil Oberes Quartil Median Unteres Quartil Unteres Dezil Anzahl der Unternehmen Quelle: OeNB. 1 ) Bis 1995 Fachverband ãIndustrieÒ; ab 1996 NACE-Abteilungen C bis F (Bergbau, Energie, Sachgu¬tererzeugung, Bauwesen). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 115 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Tabelle 6 D ir ek tin ve s titi onen u nd B esc ha¬ ftig ung 1990 1995 1996 1997 1998 1999 in 1.000 Personen Aktive Direktinvestitionen Bescha¬ftigte bei o¬sterreichischen ¬ sterreich) Direktinvestoren (in O Produzierender Bereich Dienstleistungen . 260 8 x x . 346.6 173.2 173 4 . 84.0 177.2 106 8 . 269.1 162.7 106 4 . 260.1 162.0 98 0 . 258.3 156.7 101 6 . 11.3 18.3 87 . 9. 3 19.2 53 . 8. 8 17.6 53 . 8. 5 17.5 48 . 8. 3 17.0 49 . 43 6 x x . 125.0 83.6 41 4 . 135.4 88.4 47 1 . 161.4 100.6 60 8 . 187.7 124.0 63 7 . 199.2 128.9 70 2 17 x x 36 48 24 48 50 44 60 62 57 72 76 65 77 82 69 . 43.6 6.0 16.1 2. 0 2. 3 3. 3 7. 5 3. 9 27 . 125.0 11.7 21.1 2. 8 2. 4 33.9 44.2 3.2 57 . 135.4 12.8 23.8 2. 5 2. 5 39.4 46.0 2.8 57 . 161.4 12.5 23.7 3. 2 2. 5 54.5 51.7 6.3 69 . 187.7 12.6 32.9 5. 0 2. 5 68.6 52.5 6.6 68 . 199.2 13.9 33.7 2. 7 2. 6 78.8 49.3 9.0 91 . 235 8 x x . 207.7 116.3 91 4 . 211.7 118.9 92 9 . 211.5 117.2 94 3 . 228.4 117.1 111 3 . 228.4 113.1 115 4 . 6. 8 12.3 46 . 6. 9 12.9 46 . 6. 9 12.7 47 . 7. 4 12.6 54 . 7. 4 12.3 55 in % Anteil an den Gesamtbescha¬ftigten Produzierender Bereich Dienstleistungen . 89 x x in 1.000 Personen Bescha¬ftigte1) in o¬sterreichischen DI-Unternehmen (im Ausland) Produzierender Bereich Dienstleistungen Relation Ausland : Inland Produzierender Bereich Dienstleistungen Bescha¬ftigte1) nach Zielland/-region EU-11 (ohne Deutschland) Deutschland Sonstige EU Schweiz und Liechtenstein MOEL-19 (ohne Ungarn) Ungarn USA und Kanada Restliche La¬nder Passive Direktinvestitionen Bescha¬ftigte1) in ausla¬ndischen ¬ sterreich) DI-Unternehmen (in O Produzierender Bereich Dienstleistungen in % Anteil an den Gesamtbescha¬ftigten Produzierender Bereich Dienstleistungen . 81 x x Quelle: OeNB, Statistik Austria. 1 ) Gewichtet mit dem Anteil am Nominalkapital der Tochter. 116 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Direktinvestitionen O¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬ hlter Indikatoren Beschäftigte in österreichischen Direktinvestitionsunternehmen im Ausland (aktiv) sowie Beschäftigte in ausländischen Direktinvestitionsunternehmen in Österreich (passiv) in % der inländischen unselbstständig Beschäftigten Insgesamt Glas, Steinwaren Kredit- und Versicherungswesen Be- und Verarbeitung von Holz Bauwesen Möbel, Sportgeräte, Recycling Papier, Verlagswesen, Druckerei Textilwaren, Bekleidung, Leder Bergbau, Energie Nahrungs- und Genussmittel, Tabak Öffentliche und sonstige Dienstleistungen Metall Beherbergungs- und Gaststättenwesen Chemie, Gummi, Kunststoff, Mineralöl Verkehr und Nachrichtenübermittlung Realitäten, unternehmensbezogene Dienste Handel inklusive Kfz Elektrotechnik, EDV-Geräte, Optik Maschinenbau Fahrzeugbau 0 5 10 Beschäftigte im Ausland unter österreichischem Einfluss 15 20 25 30 35 40 Beschäftigte im Inland unter ausländischem Einfluss Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 117 I n t e r n a t i o n a l e Wi r t s c h a f t Entwicklungen in ausgewa¬hlten Industriela¬ndern au§erhalb der EU Ingrid Haar-Sto¬hr Redaktionsschluss: 3. Oktober 2001 USA Wachstumsaussichten der US-Wirtschaft durch Terroranschla¬ge kurzfristig mit gro¬§eren Risiken behaftet Der direkte o¬konomische Schaden der Terrorangriffe in den USA du¬rfte sich im Verha¬ltnis zur gesamten Wirtschaft in sehr engen Grenzen halten. . . Bisherige Scha¬tzungen gehen von 10 bis 40 Mrd USD bzw. 0 1 bis 0 4% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Von gro¬§erer Bedeutung sind die indirekten Folgen hinsichtlich des Konsumenten- und Unternehmervertrauens, der Investitionsausgaben sowie der Risikoneigung der Investoren. Diese werden die bereits vor den Terroranschla¬gen relativ schwache amerikanische Wirtschaft vermutlich zumindest kurzfristig deutlich belasten. Vor den Anschla¬gen deuteten einige Indikatoren bereits auf ein Erreichen des Rezessionstals hin (z. B. im Industriesektor, der sich seit dem dritten Quartal 2000 in einer Rezession befindet), andererseits gab es erste Anzeichen, dass der private Konsum, bedingt durch die steigende Arbeitslosenquote und das nachlassende Konsumentenvertrauen, weiter sinken ko¬nnte. Die US-Wirtschaft, die bereits im zweiten Quartal 2001 nahezu stagnierte (nach der letzten Revision: reales BIP-Wachstum von 0.3% annualisiert gegenu¬ber dem Vorquartal), du¬rfte im dritten Quartal 2001, insbesondere als Folge eines tempora¬r stark ru¬ckla¬ufigen Konsums sowie kurzfristiger Produktionsausfa¬lle nach dem 11. September 2001, ein negatives reales BIP-Wachstum von rund Ð1/2 bis Ð11/2% (annualisiert gegenu¬ber dem Vorquartal) verzeichnen. Die Aussichten fu¬r die folgenden Quartale sind mit gro§en Unsicherheiten behaftet, abha¬ngig von den Annahmen bezu¬glich der Nachhaltigkeit des Vertrauensschocks. Die aktuellen Prognosen fu¬r das vierte Quartal 2001 schwanken zwischen leicht positiven bis deutlich negativen realen BIP-Wachstumsraten, wobei der Gro§teil bei Ð1 bis Ð2% Wachstumsru¬ckgang liegt. Der Konsum war in den vergangenen Jahren die Stu¬tze des rund zehn Jahre andauernden Konjunkturaufschwungs und bis zu den Terroranschla¬gen ruhte auf ihm die Hoffnung einer raschen U¬berwindung der Wachstumsschwa¬che. Als Folge der Anschla¬ge sackte das Vertrauen jedoch sta¬rker als Privater Konsum und Verbrauchervertrauen Veränderung zum Vorjahr in % 140 Aktiencrash Oktober 1987 Irak besetzt Kuwait Russlandkrise/ LTCM-Kollaps Index 6 120 4 100 2 80 0 60 2 4 40 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Privater Konsum (rechte Achse) Indikator für US-Verbrauchervertrauen (linke Achse) Quelle: Datastream. 120 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU befu¬rchtet ab. Der Index fu¬r das US-Verbrauchervertrauen des privaten . . Forschungsinstituts Conference Board fiel im September 2001 um 16 4 auf 97 6 Punkte. Dieser Index ging damit innerhalb eines Monats so stark zuru¬ck wie seit Oktober 1990 nicht mehr, als irakische Truppen Kuwait besetzt hatten. Damals erholte sich das Verbrauchervertrauen allerdings rasch, als Klarheit u¬ber die geplanten Milita¬raktionen herrschte. Der Konsumklimaindex der Universita¬t Michigan zeigt ebenfalls einen . . deutlichen Ru¬ckgang fu¬r September 2001 von zuvor 91 5 auf 81 8 Punkte (niedrigster Wert seit acht Jahren). Am sta¬rksten gingen die Zukunftserwartungen zuru¬ck (von 85.2 auf 73.5 Punkte). Als Folge rechnen die meisten Experten derzeit mit einem Ru¬ckgang des privaten Verbrauchs in den kommenden Monaten. Zu der Stimmungsverschlechterung tragen zweifellos auch die im Zuge der Terroranschla¬ge angeku¬ndigten Massenentlassungen bei. Nach einem deutlichen Einbruch des Konsumentenvertrauens zu Beginn des Jahres 2001 stabilisierte sich dieses bis August auf einem Niveau, das mit moderaten realen Konsumwachstumsraten von 2 bis 3% konsistent war. Im zweiten Quartal 2001 steigerten die Amerikaner ihre Konsumausgaben noch mit einer Jahresrate von 2.5%. Der in der Dynamik Ð weniger vom Niveau Ð u¬berraschende Anstieg der US-Arbeitslosenquote und die fallenden Aktienma¬rkte haben im September 2001, zum Teil bereits vor den Terroranschla¬gen, zu einem deutlichen Nachlassen des Konsumentenvertrauens gefu¬hrt. Belastend fu¬r die Zukunft du¬rften sich die gesunkenen Aktienkurse auswirken, die u¬ber den Vermo¬genseffekt den ku¬nftigen privaten Konsum eher da¬mpfen werden. Das Hauptrisiko liegt jedoch insbesondere in der weiteren Dynamik der Arbeitsmarktentwicklung, die die Einkommen, die Stimmungsindikatoren und letztendlich die Konsumausgaben rasch negativ . beeinflussen ko¬nnte. Die Arbeitslosenquote ist von 3 9% im Oktober 2000 Dynamik der Arbeitslosenentwicklung in % Annualisierte Veränderung zum Vorquartal in % 30 15 20 10 10 5 0 0 10 5 20 10 30 15 40 20 25 50 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 BIP-Wachstum (rechte Achse) Gleitende 6-Monats-Veränderungsrate der Arbeitslosenquote, invertiert (linke Achse) Quelle: EUROSTAT, BLS. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 121 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU auf 4.5% im Juni bzw. 4.9% im August 2001 angestiegen. Insbesondere der Industriesektor baut Bescha¬ftigte ab. Der Abschwung du¬rfte nun in gemilderter Form auch den Dienstleistungssektor erfasst haben, der zuletzt deutlich weniger Personen anstellte. Die Arbeitslosenentwicklung hat bereits eine Dynamik erreicht, die mit fru¬heren Rezessionen anna¬hernd vergleichbar ist. Fu¬r das Jahr 2002 rechnen manche Prognostiker bereits mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosenquote auf rund 6%. Die perso¬nlichen verfu¬gbaren Einkommen stiegen im August 2001 unter anderem auf Grund von Steuerru¬ckzahlungen um 1.9%, und die perso¬nlichen Konsumausgaben erho¬hten sich um lediglich 0.2% (Ru¬ckgang des Konsums langlebiger Gu¬ter um 0.8%). Daraus resultierte ein Anstieg der perso¬nlichen Sparquote auf 4.1% (Juli 2001: 2.5%). Unterstu¬tzend fu¬r ein Anspringen der Konjunktur ko¬nnten folgende Faktoren wirken: Ð Die massiven Zinssenkungen der US-Notenbank, Ð die Steuerentlastungen sowie Ð die geplanten finanziellen Stu¬tzungsma§nahmen der US-Regierung fu¬r besonders stark betroffene Branchen, wie z. B. Fluggesellschaften, Versicherungsunternehmen und Tourismusbetriebe. Gegen eine rasche Erholung der US-Wirtschaft sprechen, abgesehen von den Unwa¬gbarkeiten betreffend die Entwicklung des Konsumentenvertrauens, vor allem jene strukturellen Probleme, die fu¬r die Wachstumsda¬mpfung der vergangenen Monate hauptverantwortlich sind: ¬ berkapazita¬ten in vielen Industriezweigen, Ð Massive U ¬ Ð die Uberbewertung vieler Unternehmen an den Bo¬rsen, Ð die niedrige Sparquote und Ð das hohe Leistungsbilanzdefizit. Es wa¬re durchaus denkbar, dass der notwendige Strukturbereinigungsprozess der US-Wirtschaft durch die Folgen der Terrorattacken, insbesondere den dadurch ausgelo¬sten beschleunigten konjunkturellen Abschwung, rascher als erwartet erfolgt. Die Industriezweige, die von einem erho¬hten Sicherheitsbewusstsein oder von niedrigeren Fremdenverkehrsausgaben (z. B. die Unterhaltungselektronik) profitieren, ko¬nnten eine rascher als erwartete Erholung verzeichnen. US-Notenbank lockert die Geldpolitik vor der Wiederero¬ffnung des US-Aktienhandels Als Reaktion auf die von Unsicherheit gepra¬gte wirtschaftliche Situation infolge der Terroranschla¬ge senkte die amerikanische Notenbank die Fed Funds Rate vor Ero¬ffnung des US-Aktienhandels am 17. September 2001 um 50 Basispunkte auf 3%. Dieses Signal erfolgte zwischen zwei regula¬ren FOMC-Sitzungen und wurde damit begru¬ndet, dass mit Blick auf den ku¬nftigen Verlauf der US-Wirtschaft die Rezessionsrisiken gegenu¬ber einer Gefa¬hrdung der Preisstabilita¬t weiterhin im Vordergrund stu¬nden. Da die US-Notenbank angesichts des derzeit geringen Inflationsdrucks noch Spielraum fu¬r weitere Zinsschritte besitzt, senkte sie die Fed Funds Rate am 2. Oktober 2001 anla¬sslich ihrer turnusma¬§igen Sitzung um weitere 50 Basispunkte auf 2.5% (der niedrigste Stand seit Einfu¬hrung des Fed- 122 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Funds-Zielsatzes als vorrangiges geldpolitisches Instrument im Jahr 1987) zur zusa¬tzlichen Unterstu¬tzung der Konjunktur. Die sich seit Ende 2000 verschlechternde gesamtwirtschaftliche Entwicklung, ein von nach unten gerichteten Risiken gepra¬gter Konjunkturausblick und die Erwartung sinkender Inflationsraten veranlassten das Federal Reserve System (FED), die Fed Funds Rate seit Jahresanfang um insgesamt 400 Basispunkte auf 2.5% Anfang Oktober 2001 zu senken. Die Geldpolitik stellt sowohl fu¬r den privaten Konsum als auch fu¬r den Unternehmenssektor die gro¬§te Hoffnung fu¬r eine U¬berwindung der Wachstumsschwa¬che dar. Die ersten Zinssenkungen der US-Notenbank liegen etwa drei Quartale zuru¬ck und sollten in Ku¬rze auf die Realwirtschaft zu wirken beginnen. Zinsentwicklung vom 1. Juli 1999 bis 4. Oktober 2001 in % 7'0 6'0 5'0 4'0 3'0 2'0 1'0 0'0 1999 2000 2001 10-jährige Staatsanleihen Fed Funds Rate Quelle: Datastream. Lockerung der Fiskalpolitik, Ru¬ckgang des Budgetu¬berschusses Der ungu¬nstigere kurzfristige Wirtschaftsausblick vermehrt die Stimmen, die nach staatlichen Unterstu¬tzungsma§nahmen zur Stimulierung der schwachen US-Konjunktur rufen. Bislang wurden 40 Mrd USD fu¬r erste Hilfsma§nahmen sowie 15 Mrd USD fu¬r die krisengeschu¬ttelten Luftfahrtgesellschaften durch den Kongress bewilligt. Es wird derzeit u¬ber weitere Ma§nahmen sowohl steuerpolitischer Natur als auch u¬ber zusa¬tzliche Finanzhilfen verhandelt. Der Vorsitzende der US-Notenbank Greenspan gab die Empfehlung, vor zusa¬tzlichen Ma§nahmen die genauen Reaktionen der Wirtschaft auf die Terroranschla¬ge abzuwarten. Falls die Regierung sich dann zu Interventionen entscheiden sollte, mu¬sste das gesamte Hilfspaket mindestens 100 Mrd USD betragen, um wirkungsvoll zu sein, das hei§t, um die gesamte Wirtschaft anzukurbeln. Greenspan warnt auch vor der Gefahr eines Anstiegs der langfristigen Zinsen durch verunsicherte Anleiheinvestoren. Manche Prognosen gehen von einem fiskalpolitischen Paket in der Gro¬§enordnung von insgesamt 175 Mrd USD bzw. 13/4% des BIP aus. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 123 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Bereits vor den Terroranschla¬gen waren die Budgeteinnahmen ru¬ckla¬ufig, und zwar das erste Mal seit 1983. Das Congressional Budget Office (CBO) erwartet fu¬r das am 30. September 2001 abgelaufene Fiskaljahr einen nur etwa halb so hohen Budgetu¬berschuss wie im Vorjahr von rund 120 bis 130 Mrd USD (der vierte Budgetu¬berschuss in Folge, der den positiven Saldo der Sozialversicherung inkludiert). Darin spiegelt sich die deutliche Verschlechterung der Wirtschaftslage im Fiskaljahr 2001 wider. ¬ berwindung der Rezession im Industriesektor du¬rfte sich angesichts U des gesamtwirtschaftlichen Umfelds verzo¬gern Seit Anfang des Jahres 2001 werden die Lager in der Industrie abgebaut, sodass die Lager- bzw. Umsatzverha¬ltnisse zuletzt meist wieder gefallen sind. Der Lageraufbau und die schwa¬chere Nachfrage fu¬hrten ab Oktober 2000 zu einer ru¬ckla¬ufigen Industrieproduktion, insbesondere in der High-Technology-Branche. Im August 2001 zeigte der Industriesektor erste Anzeichen einer leichten Erholung; es gab allerdings Hinweise, dass die Konjunkturschwa¬che auf den Dienstleistungssektor u¬berzugreifen beginnt. Die kurzfristigen Produktionsausfa¬lle im September 2001, mo¬gliche tempora¬re Produktionsku¬rzungen auf Grund gestiegener Absatzunsicherheiten sowie der kurzfristige Ausfall des (Finanz-)Dienstleistungszentrums New York und ein landesweiter voru¬bergehender Konsumeinbruch fu¬hrten im September zu einem Ru¬ckgang des Index fu¬r den Industriesektor. Dieser fiel allerdings mit knapp 1 Prozentpunkt auf 47 geringer als erwartet aus. Dennoch zeigt der Index, dass die Industrieproduktion sich den 14. Monat in Folge in einer Rezession befindet. Im derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Umfeld ist ein rascher Aufwa¬rtstrend des Industrieindex daher eher unwahrscheinlich. Einkaufsmanagerindex (PMI) und BIP-Wachstum Index Veränderung zum Vorquartal in % 3'0 60 2'5 55 2'0 1'5 50 1'0 45 0'5 0'0 40 0'5 35 1.0 2000 2001 BIP (linke Achse) PMI ohne Sachgütererzeugung (linke Achse) PMI-Sachgütererzeugung (rechte Achse) Quelle: NAPM, ESA. 124 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Industrieproduktion (saisonbereinigt) Veränderung zum Vormonat in % 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 0'5 1'0 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: Federal Reserve Bank. Terroranschla¬ge belasten auch die Finanzma¬rkte Als Folge der Terroranschla¬ge gab es nach der Wiederero¬ffnung des Aktienhandels in New York deutliche Kursverluste (Dow Jones: Ð7.1%, NASDAQ: Ð8.3%, S&P 500: Ð4.9%), die jedoch nicht das Ausma§ eines Bo¬rsenkrachs erreichten. Aktienru¬ckkaufprogramme (die Bo¬rsenaufsicht lockerte die entsprechenden Bestimmungen kurzfristig) konnten den Fall bremsen. Besonders stark betroffen waren Aktien der Luftfahrtgesellschaften, der Versicherungsunternehmen und der Banken. Die Abwa¬rtsbewegung auf dem Aktienmarkt ist mit jener von 1974 zu vergleichen. Damals war allerdings privater Aktienbesitz deutlich weniger stark verbreitet ¬ lpreisschock die Realeinals heute, andererseits verringerte der erste O ¬ lpreiskommen der privaten Haushalte wesentlich sta¬rker als dies beim O schock 1999/2000 der Fall war, dessen Realeinkommenseffekte au§erdem bereits nachlassen. Seit dem 17. September 2001 stabilisierte sich die Lage auf dem Aktienmarkt wieder, und die Kursausschla¬ge bewegen sich in normaleren Bandbreiten. Privater Konsum und Aktienmarkt Veränderung zur Vorjahresperiode in % Veränderung zur Vorjahresperiode in % 60 6 40 4 20 2 0 0 20 2 4 40 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 Privater Konsum (rechte Achse) S&P 500 (linke Achse) Quelle: Datastream. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 125 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Yield Curve 1 ) und BIP-Wachstum in Prozentpunkten Veränderung zum Vorquartal in % 2'0 4 1'5 3 1'0 2 0'5 1 0'0 0 0'5 1 1'0 2 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 BIP (linke Achse) Yield Curve (rechte Achse) Quelle: Datastream, ESA. ) Yield Curve: US-Treasury-Benchmark (10 years) minus US-Treasury-Bill (3 months). 1 Wirtschaftsabschwung wirkt inflationsda¬mpfend Die schwache Dynamik der US-Wirtschaft fu¬hrt zu einem Ru¬ckgang der Inflationsrate. Trotz bereits deutlicher Senkungen des Zielsatzes fu¬r die Fed Funds Rate im Jahr 2001 ko¬nnte der Ru¬ckgang der Inflation sich la¬nger und sta¬rker fortsetzen als bisher prognostiziert, allerdings mit der Einschra¬nkung, dass die Terrorbeka¬mpfung und weitere eventuelle Anschla¬ge nicht zu steigenden Warenpreisen (vor allem Erdo¬lpreisen) fu¬hren. Die nach oben gerichteten Prognoserisiken fu¬r die Inflationsentwicklung liegen, abgesehen von den Erdo¬lma¬rkten, bei ho¬heren Versicherungs- und Sicherheitsgebu¬hren. Es liegen jedoch auch niedrigere Erdo¬lpreise, als Folge eines konjunkturbedingten Nachfrageru¬ckgangs, im Bereich des Mo¬glichen. Die expansivere Fiskalpolitik in den USA du¬rfte auf Grund der derzeitigen Unterauslastung der Wirtschaft mittelfristig zu vernachla¬ssigbaren Crowding-Out-Effekten fu¬hren. Langfristig kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass eine expansive, auf Sicherheits- und Milita¬rausgaben ausgerichtete Fiskalpolitik, das Produktivita¬tswachstum bremst und damit die Inflationsrisiken im Fall einer fortgesetzten Aufschwungphase zunehmend nach oben gerichtet wa¬ren. Die US-Inflationsrate belief sich im August 2001 auf 2.7% (gleich hoch wie im Juli bzw. um 0.5 Prozentpunkte niedriger als im Juni 2001, jeweils im Vorjahresvergleich). Der IWF prognostiziert einen Ru¬ckgang der Preissteigerungsraten auf 2.3% fu¬r 2001 bzw. 2.1% fu¬r 2002. Das FED erwartet einen Anstieg des Index der Perso¬nlichen Konsumausgaben (PCE) um 2 bis 21/2% im vierten Quartal 2001 und von 13/4 bis 21/2% im vierten Quartal 2002. Gru¬nde fu¬r die Erwartung eines schwa¬cheren Preisanstiegs sind die aktuelle Konjunkturschwa¬che, die niedrige Kapazita¬tsauslastung, die steigende Arbeitslosigkeit, die Erwartung, dass die Erdo¬lpreise stabil bleiben, sowie die Annahme von mittelfristig weiterhin relativ hohen Produktivita¬tssteigerungsraten. 126 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Preisentwicklung in den USA in USD in % 6'0 35 5'0 30 4'0 25 3'0 20 2'0 15 1'0 10 0'0 5 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Inflation (linke Achse) Erdölpreis (rechte Achse) Quelle: Datastream. Wirtschaftlicher Ausblick fu¬r die USA Die Terroranschla¬ge haben die Wahrscheinlichkeit, dass die USA doch noch in eine Rezession schlittern, deutlich erho¬ht. Nachdem die US-Wirtschaft im zweiten Quartal 2001 stagnierte, du¬rfte das dritte Quartal, insbesondere auf Grund der Ereignisse im September 2001, ein negatives Wachstum aufweisen. Erste Scha¬tzungen sprechen von einem realen BIP-Ru¬ckgang von etwa Ð1/2 bis Ð11/2%. Sehr uneinig sind ¬ konomen, wie sich das vierte Quartal 2001 entwickeln wird. Die sich die O Vermutungen reichen von leicht positiven bis stark negativen Wachstumsraten, je nachdem ob der 11. September 2001 das Konsum- und Investitionsverhalten nachhaltig vera¬ndert hat oder nicht. In den letzten Tagen ha¬uften sich jene Prognosen, die fu¬r das vierte Quartal 2001 ein BIPWachstum von etwa Ð1 bis Ð2% erwarten. Sollten diese Prognosen zutreffen, du¬rfte die US-Wirtschaft im dritten und vierten Quartal 2001 negative Wachstumsraten aufweisen, womit sie sich gema¬§ der inoffiziellen Definition in einer Rezession befinden wu¬rde. Fu¬r das Gesamtjahr 2001 du¬rfte das reale BIP-Wachstum zwischen rund 1 und 11/4% zu liegen kommen. Japan Johann Elsinger Keine Erholung der Konjunktur in Sicht Die japanische Wirtschaft du¬rfte sich zum vierten Mal innerhalb eines Redaktionsschluss: Jahrzehnts in einer Rezession befinden. Nach einem geringen realen BIP- 2. Oktober 2001 Wachstum im ersten Quartal 2001 (Vorquartalsvergleich: 0.1%) da¬mpften Unsicherheiten u¬ber die Arbeitsmarktlage Ð die Arbeitslosenquote bewegt . sich auf historischen Ho¬chststa¬nden und verharrt seit Mai 2001 bei 5 0% Ð die Konsumausgaben, und die schwache internationale Nachfrage wirkte sich negativ auf die japanische Exportwirtschaft aus. Im zweiten Quartal 2001 verringerte sich die japanische Wirtschaft im Vorquartalsabstand um 0.8%, wobei vor allem die Inlandsnachfrage einbrach (Ð0.7%). Die Aussichten fu¬r wichtige BIP-Komponenten sind pessimistisch, sodass auch fu¬r das dritte Quartal von einem Ru¬ckgang des realen BIP ausgegangen wird. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 127 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Beiträge zum BIP-Wachstum 1 ) Veränderung in % bzw. in Prozentpunkten 2'5 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 0'5 2 1'0 ) 1'5 2'0 1998 1999 2000 2001 2000 2001 Nettoexporte Inlandsnachfrage Reales BIP Quelle: EK, nationale Quellen. 1) Veränderung zur Vorperiode; saisonbereinigt. 2) 2001: Im August abgegebene IWF-Prognose der EK für das Gesamtjahr. Die Bank of Japan (BoJ) hat ihren Wirtschaftsausblick im vierten Monat in Folge nach unten revidiert. In ihrem letzten Quartalsbericht ãTankanÒ, der eine Mischung aus Stimmungsbarometer und Konjunkturanalyse ist (die Angaben der befragten Unternehmen stammen teilweise noch aus der Zeit vor den Anschla¬gen in den USA) zeigt folgendes Bild: Die Stimmung hat sich nun auch bei den Dienstleistern verschlechtert, die bislang die Indexwerte deutlich gestu¬tzt haben. Der Stimmungsindex sackte fu¬r die gro§en Industriebetriebe im September 2001 auf Ð33, nachdem er im Juni erst bei Ð16 gelegen war.1) Damit hat sich der Index das dritte Quartal in Folge verschlechtert und zugleich den sta¬rksten Ru¬ckgang seit Ma¬rz 1998 verzeichnet. Japanische Gro§firmen planen eine Reduzierung ihrer Kapitalinvestitionen um 3.1% im Fiskaljahr 2001. Der IWF erwartet in seiner ju¬ngsten Prognose Ð bedingt durch die schwache japanische Au§enwirtschaft fu¬r das Gesamtjahr 2001 Ð einen Ru¬ckgang des realen BIP um 0.5% (2002: +0.2%). Wa¬hrend private japanische Prognoseinstitute in ihren aktuellsten Einscha¬tzungen fu¬r das Fiskaljahr 2001 (per 31. Ma¬rz) sogar bis zu Ð1.5% realen BIP-Ru¬ckgang erwarten, hat die japanische Regierung ihre BIP-Wachstumsprognose von +0.5% noch nicht gea¬ndert (Fiskaljahr 2000: +0.9%). Allerdings geben die Prognoseinstitute an, mit ihren Vorhersagen angesichts der ju¬ngsten Anschla¬ge in den USA besondere Schwierigkeiten zu haben, da es dafu¬r keinen Pra¬zedenzfall gibt. Mit Blick auf die mittelfristigen Konjunkturaussichten erwarten sie, dass die Wirtschaft ihren Tiefpunkt fru¬hestens im 1 128 Ein negativer Index bedeutet, dass es mehr Pessimisten als Optimisten gibt. Der Diffusionsindex misst die Beurteilung der gegenwa¬rtigen Situation und die Erwartungen der Firmen fu¬r die kommenden drei Monate. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Tankan und Wirtschaftswachstum Veränderung zum Vorjahresquartal in % 0 4'0 10 2'0 20 0'0 30 40 2'0 50 60 4'0 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Reales BIP (linke Achse) Japan Business Conditions/All Industries (rechte Achse) Quelle: EUROSTAT, BoJ. zweiten Quartal 2002 erreichen wird, um sich anschlie§end langsam zu erholen. Zunehmende Risiken fu¬r die Realwirtschaft gehen von den stark sinkenden Aktienkursen (der Nikkei 225 notierte unter der symbolischen Marke von 10.000 Punkten) sowie von dem angeschlagenen Finanzsektor aus. Entwicklung der Industrieproduktion Veränderung zur Vorjahresperiode in % 8''0 6'0 4'0 2'0 0'0 2'0 4'0 6'0 8'0 10'0 12'0 1997 1998 1999 2000 2001 Quelle: EUROSTAT, METI. Bedingt durch eine versta¬rkte Kfz-Produktion verzeichnete die japanische Industrieproduktion im August 2001 Ð im Vergleich zum Vormonat Ð zum ersten Mal seit Ma¬rz einen schwachen Anstieg (+0.8%). Seit Februar 2001 befindet sich die Industrieproduktion im Vorjahresabstand (August: Ð11.7%) im Abwa¬rtstrend. Die Lagerbesta¬nde sind Ð im Jahresabstand Ð deutlich gestiegen. Gru¬nde dafu¬r sind insbesondere die weltweit gesunkene Nachfrage fu¬r Halbleiter und Elektroprodukte und eine fallende Inlandsnachfrage. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 129 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU Die seit zwei Jahren anhaltende Deflation bleibt bestehen Die Verbraucherpreise sanken im August 2001 Ð im Vergleich zum Vorjahresmonat Ð um 0.7% (Juli 2001: Ð0.8%); ohne frische Nahrungsmittel fiel der Ru¬ckgang jedoch deutlicher aus. Die Verbraucherpreise im Gro§raum Tokio (ein vorauseilender Indikator fu¬r die landesweite Entwicklung) fielen bereits das zweite Jahr in Folge, wobei im August 2001 der Ru¬ckgang mit 1.2% sta¬rker als erwartet war. Die Deflation wird auf Restrukturierungs- und Deregulierungseffekte, auf eine schwache Konsumnachfrage sowie auf den technologischen Fortschritt und eine gro¬§ere ¬ ffnung fu¬r Importe zuru¬ckgefu¬hrt. Fu¬r das Gesamtjahr 2001 wird O allgemein ein Ru¬ckgang der Preise um bis zu 0.7% erwartet (IWF-Prognose . 2002: Ð 0 7%). Entwicklung der Verbraucherpreise Veränderung zum Vorjahresmonat in % 0'0 0'5 1'0 1'5 2'0 1999 2000 2001 VPI Ohne frische Nahrungsmittel Großraum Tokio Quelle: EUROSTAT, Japan Statistics Bureau. Taggeldsatz durch geldpolitische Ma§nahmen seit Ende Ma¬rz 2001 bei null Mitte Ma¬rz 2001 setzte die BoJ die Ho¬he der Einlagen der Gescha¬ftsbanken bei der BoJ als Zielgro¬§e fest. Der Saldo dieser Einlagen wurde mehrmals erho¬ht, und der kurzfristige Ausleihesatz liegt bei null. Gemeinsam mit den anderen geldpolitischen A¬nderungen legte sie eine ãVerbraucherpreisindexRichtlinieÒ fest. Danach sollen die Ma§nahmen solang beibehalten werden, bis der Ru¬ckgang der Verbraucherpreise zum Stillstand gekommen ist. Wa¬hrend die BoJ die Einfu¬hrung eines expliziten mittelfristigen Inflationsziels nach wie vor ablehnt, unterstrich sie mit dieser Richtlinie doch die zunehmende Notwendigkeit, weitere Preisru¬ckga¬nge zu vermeiden. Im Juni 2001 erweiterte die BoJ ihre Refinanzierungsmodalita¬ten fu¬r Banken, indem sie auch Staatsanleihen (indirekte Finanzierung des Budgetdefizits) und Wechsel mit kurzen Restlaufzeiten ankaufte. Am 14. August 2001 wurde die Geldpolitik weiter gelockert. Dabei wurde der Zielwert fu¬r die freien Liquidita¬tsreserven der Banken erneut erho¬ht und eine Ausweitung der monatlichen Staatsanleiheka¬ufe von den Banken beschlossen. Am 18. September 2001 wurde der Ð wenn auch eher symbolische Ð Diskontsatz von . . 0 25 auf 0 10% gesenkt. Damit wurde eine weltweit konzertierte Aktion der Notenbanken unterstu¬tzt, um die Folgen der Anschla¬ge in den USA abzufedern. Fu¬r den Zeitraum 16. September bis 15. Oktober 2001 weitete 130 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU die BoJ die Ausleihefrist fu¬r Lombardkredite von fu¬nf auf zehn Werktage aus, da der Halbjahresabschluss nahezu aller japanischen Finanzinstitute und Industrieunternehmen auf den 30. September 2001 fa¬llt. Die Rendite 10-ja¬hriger Staatsanleihen pendelt seit Ma¬rz 2001 zwischen . 1 1 und 1.4%. Obwohl die Geldmenge M2 im August 2001 um 3.4% gegenu¬ber dem Vorjahresmonat wuchs, ging die Kreditvergabe der japanischen Banken im . Jahresvergleich um 4 2% zuru¬ck. Die Banken haben die Kreditvergabekonditionen verscha¬rft. Standard & PoorÕs hat Mitte September die Bonita¬t fu¬r neun japanische Banken herabgestuft. Unter anderem wird angefu¬hrt, dass sich die Banken zu sehr auf ihre Einnahmen aus dem Kreditgescha¬ft verlie§en, obwohl die Nachfrage nach Krediten trotz der niedrigen Zinsen in Japan schwinde. Zinsentwicklung vom 1. Juli 2000 bis 1. Oktober 2001 in % 2'0 1'5 1'0 0'5 0'0 2000 2001 10-jährige Staatsanleihen Taggeldsatz Quelle: Datastream. Geldmenge und Kreditvergabe Veränderung zur Vorjahresperiode in % 6'0 1'0 5'0 2'0 4'0 3'0 3'0 4'0 2'0 5'0 1'0 6'0 0'0 7'0 1998 1999 2000 2001 M2 (linke Achse) Kredite (rechte Achse) Quelle: BoJ. Fiskalische Konsolidierung wird bereits im laufenden Fiskaljahr eingeleitet Die Sanierung der stark gestiegenen Staatsverschuldung soll mittels Reformen erfolgen, wobei unter anderem die Neuverschuldung begrenzt wird, was eine Reduzierung nahezu aller Budgetlinien zur Folge hat. Im Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 131 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU laufenden Fiskaljahr wurde dieses Ziel durch die mit 30.000 Mrd JPY limitierte Ausgabe von Staatsanleihen festgelegt. Davon sind bereits rund 28.000 Mrd JPY verplant, sodass fu¬r den geplanten Nachtragshaushalt zu Strukturreformen und die Beka¬mpfung der steigenden Arbeitslosigkeit 2.200 Mrd JPY (rund 0.5% des BIP) verbleiben. Der IWF erwartet bis zum Kalenderjahr 2006 Ð trotz reduziertem Budgetdefizit Ð eine Ausweitung der Verschuldungsquote auf 150% des BIP (2000: 131%). Reformma§nahmen Am 26. Juni 2001 wurde ein Reformpaket beschlossen, das unter Federfu¬hrung von Wirtschaftsminister Takenaka ausgearbeitet wurde. In gro§en Zu¬gen stu¬tzt sich das Programm auf das im April 2001 von der Vorga¬ngerregierung beschlossene Wirtschaftsfo¬rderungspaket, geht jedoch hinsichtlich der in Aussicht gestellten Wirtschaftsreformen weit u¬ber dieses hinaus; weitere Strukturma§nahmen wurden angeku¬ndigt. Die Realisierung des vollsta¬ndigen Programms du¬rfte auf Grund der derzeit vorherrschenden schwachen Wirtschaftslage schwer durchsetzbar sein. Die Ma§nahmen sind im Einzelnen: Ð Eine Verscha¬rfung der Bankenaufsicht im Zusammenwirken mit unabha¬ngigen Wirtschaftspru¬fern. Unter anderem wird der Abbau des Volumens an Not leidenden Krediten der Banken angestrebt. Anfang September 2001 wurde mit dem IWF vereinbart, dass internationale Inspektoren die Kreditwu¬rdigkeit japanischer Banken kontrollieren ko¬nnen. Damit du¬rfte der IWF eine Schlu¬sselrolle in der Sanierung des japanischen Finanzsektors erhalten, um die geplanten Mittel des Einlagensicherungsfonds dafu¬r freizumachen. Ð Die Intensivierung der bereits im Ja¬nner 2001 eingeleiteten Reform der Administration, die eine Neuordnung der Aufgabenverteilung zwischen o¬ffentlicher Hand und Privatwirtschaft einschlie§t (z. B. Privatisierung der Post). Ð Die Neustrukturierung und Verkleinerung des o¬ffentlichen Bauwesens. Ð Die Neugestaltung des Lastenausgleichs zwischen zentraler und regionaler Ebene. Ð Deregulierungsma§nahmen (Energie- und Telekommunikationssektor). Ð Verbesserungen im Bereich der Gesundheits- und Pensionsvorsorge sowie der Bildung. Starker Wechselkurs des japanischen Yen gegenu¬ber dem US-Dollar und dem Euro Ð trotz Interventionen Ð gefa¬hrdet die Wettbewerbsfa¬higkeit japanischer Exporte Die BoJ hat nach den Attentaten in den USA mehrfach interveniert, um der Abschwa¬chung des US-Dollar gegenu¬ber dem japanischen Yen entgegenzusteuern. Auch das Eurosystem beteiligte sich an diesen Aktionen. Die Interventionen wurden von der BoJ unsterilisiert belassen, das hei§t, die in den Markt gepumpte Liquidita¬t des japanischen Yen wurde nicht durch heimische Geldmarktoperationen absorbiert. Die u¬bertriebene, nicht fundamental begru¬ndete Sta¬rke des japanischen Yen erfordert weiterhin, 132 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Industriela¬ ndern au§erhalb der EU flexibel und angemessen auf den Ma¬rkten in Aktion zu treten. Eine weitere Aufwertung des japanischen Yen ko¬nnte Ð je nach Ausma§ Ð das Au§enhandelsgleichgewicht Japans empfindlich sto¬ren. Wechselkurs des japanischen Yen vom 1. Juli 2001 bis 1. Oktober 2001 125 Beginn der Interventionen 120 115 110 105 1. Juli 2001 10. August 2001 9. September 2001 JPY/EUR JPY/USD Quelle: Datastream. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 133 Entwicklungen in ausgewa¬hlten Reformla¬ndern Stephan Barisitz, Jarko Fidrmuc, Janos Kun, Thomas Reininger, Franz Schardax, Katrin Simhandl Redaktionsschluss: 31. Oktober 2001 Wachstumsabschwa¬ chung Unter den betrachteten La¬ndern (Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, Slowenien, Ungarn und der Russischen Fo¬deration) stieg das reale BIP in der Russischen Fo¬deration im ersten Halbjahr 2001 mit +5.3% (Gesamtjahr 2000: +8.3%) weiterhin am sta¬rksten.1) Ungarn lag mit 4.2% (Gesamtjahr 2000: 5.2% ) erneut an zweiter Stelle. Sowohl in der Russischen Fo¬deration, als auch in Ungarn gab es jedoch eine Wachstumsabschwa¬chung gegenu¬ber dem Gesamtjahr 2000. Dies gilt auch fu¬r Polen und Slowenien. Fu¬r den deutlichen Wachstumsru¬ckgang waren in der Russischen Fo¬deration und in Ungarn die geringeren Zuwa¬chse der realen Exporte (insbesondere im zweiten Quartal 2001) sowie der realen Investitionsnachfrage (inklusive Lagervera¬nderung) verantwortlich. In Polen brachte der reale Ru¬ckgang der Bruttoanlageinvestitionen das BIP-Wachstum fast zum Stillstand, wa¬hrend der Wachstumsbeitrag des Au§enbeitrags (Nettoexporte) sogar noch anstieg, da das Importwachstum auf Grund der schwachen Investitionsnachfrage sta¬rker zuru¬ckging als das Exportwachstum. Ein sehr a¬hnliches Bild wie in Polen bietet sich in Slowenien. Im Gegensatz dazu gab es in der Tschechischen Republik und in der Slowakischen Republik ein Konjunkturbild, das eine Beschleunigung des BIPWachstums zeigt, die auf die Binnennachfrage (sowohl auf den privaten Konsum als auch auf die Investitionen) zuru¬ckzufu¬hren war. Wa¬hrend in der Tschechischen Republik das sta¬rkere Wachstum der Inlandsnachfrage das Importwachstum nicht erho¬hte und das Wachstum der Auslandsnachfrage nur ma¬§ig nachgab, war die Entwicklung in der Slowakischen Republik markanter. Die Wachstumsbeschleunigung der Binnennachfrage war viel ho¬her, das Importwachstum stieg deutlich an und das Wachstum der Auslandsnachfrage ging sta¬rker zuru¬ck. Die Beschleunigung des BIPWachstums ist auch vor dem Hintergrund relativ niedriger Wachstumsraten in beiden La¬ndern im Jahr 2000 zu sehen. Die Wachstumsrate der Tschechischen Republik und die der Slowakischen Republik lag auch noch im ersten Halbjahr 2001 unter der Ungarns. Besondere Beachtung verdient, dass in allen betrachteten zentraleuropa¬ischen La¬ndern die realen Exporte Ð trotz eines deutlichen Ru¬ckgangs der Jahressteigerungsraten im zweiten Quartal 2001 Ð die Nachfragekomponente mit dem bei weitem gro¬§ten Wachstumsbeitrag auch im ersten Halbjahr 2001 blieben. Dies zeigt auch, wie gro§ das Risiko fu¬r den Fall einer deutlichen Abschwa¬chung des BIP-Wachstums im Euroraum ist. Die Ho¬he der Arbeitslosenquote sticht in Polen und in der Slowakischen Republik mit 15 bis 20% deutlich hervor. U¬berdies ist die Quote in beiden La¬ndern zuletzt deutlich gestiegen, was in der Slowakischen Republik statistische Ursachen hat. Nur noch in Slowenien u¬berstieg die Ð jedoch ru¬ckla¬ufige Ð Arbeitslosenquote ebenfalls die 10-Prozent-Marke. Auch in der . Tschechischen Republik (August 2001: 8 5%) und in der Russischen 1 134 Sofern nicht anders angegeben, wird sowohl in der Einleitung als auch bei den einzelnen La¬nderbeitra¬gen jeweils auf die Vera¬nderung zum Vorjahr bzw. zur gleichen Vorjahresperiode Bezug genommen. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Fo¬deration (August 2001: 8.2%) sowie in Ungarn (August 2001: unter 6%) ging die Arbeitslosenquote zuru¬ck. Die Entwicklung der realen (verbraucherpreisbereinigten) Bruttolo¬hne spiegelte sowohl die Lage auf dem Arbeitsmarkt, als auch die Wachstumssituation wider. In Polen und in der Slowakischen Republik wuchsen die realen Bruttolo¬hne nur sehr schwach bzw. fielen sogar in wichtigen Bereichen; in der Tschechischen Republik und in Ungarn stiegen sie im Einklang mit der realen BIP-Entwicklung deutlich an. Unter den betrachteten La¬ndern wiesen im September 2001 Polen nach kontinuierlichen Ru¬ckga¬ngen die niedrigste Verbraucherpreisinflation aus (4.3%) und die Tschechische Republik nach Ru¬ckga¬ngen, die einem u¬berraschend starken Inflationsanstieg von Ja¬nner bis Juli 2001 folgten, die zweitniedrigste (4.7%). In der Slowakischen Republik, in Slowenien und in Ungarn lag die Inflation nach zum Teil starken Ru¬ckga¬ngen im dritten Quartal im September 2001 zwischen 7.4 und 8.0%. Die Disinflation wurde durch die Erdo¬lpreisru¬ckga¬nge begu¬nstigt. Daneben spielten auch la¬nderspezifische Faktoren eine gro§e Rolle, wie z. B. die Schwa¬che der Binnennachfrage in Polen und die Sta¬rke des polnischen Zloty sowie ein gu¬nstiger Basiseffekt bei den Lebensmittelpreisen und die Ausweitung des Wechselkursbands in Ungarn. Demgegenu¬ber verharrt die Inflation in der Russischen Fo¬deration seit Ende des Jahres 2000 bei u¬ber 20%. Die unterschiedliche Konjunkturentwicklung spiegelte sich auch in der Entwicklung der Leistungsbilanz wider. Im ersten Halbjahr 2001 wiesen Polen, Slowenien und Ungarn geringere Leistungsbilanzdefizite als in der entsprechenden Vorjahresperiode aus, wa¬hrend in der Tschechischen Republik und in der Slowakischen Republik ein Anstieg dieser Defizite erfolgte. Die sehr starke Ausweitung des Defizits in der Slowakischen Republik war im ersten Halbjahr 2001 allerdings noch in hohem Ausma§ durch umfangreiche Nettodirektinvestitionen finanziert. Im Gegensatz zu Polen la¬sst sich die Leistungsbilanzentwicklung Sloweniens und Ð zu einem geringen Teil Ð der Tschechischen Republik auch mit der Entwicklung des Wechselkurses erkla¬ren. Der Leistungsbilanzu¬berschuss der Russischen Fo¬deration wurde etwas geringer, was mit dem Ru¬ckgang des Erdo¬lpreises sowie mit der realen Aufwertung des russischen Rubels zusammenhing. Unter den Wa¬hrungen der betrachteten La¬nder wiesen der polnische Zloty (+12.2%), die tschechische Krone (+4.3%) und der russische Rubel (+5.6%), der sich sta¬rker am US-Dollar als am Euro orientiert, im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2001 gegenu¬ber der entsprechenden Vorjahresperiode eine nominelle Aufwertung gegenu¬ber dem Euro auf. Schon im Gesamtjahr 2000 war die nominelle Aufwertung im Jahresvergleich in Polen . mit +5 5% am ho¬chsten gewesen, gefolgt von der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik. Bei relativ hoher Inflation war die reale Aufwertung des russischen Rubels sowohl im Jahr 2000 als auch im ersten Halbjahr 2001 noch ho¬her als beim polnischen Zloty. Die Auswirkungen der Argentinienkrise und die verschlechterten Exportaussichten reduzierten die nominelle Aufwertung in Polen auf unter 6% im Durchschnitt des dritten Quartals 2001 im Jahresvergleich, wa¬hrend die Ausweitung des Wa¬hrungsbands in Ungarn zur Jahresmitte 2001 eine nominelle Aufwertung des Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 135 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern ungarischen Forint um 3.7% im Jahresvergleich herbeifu¬hrte (erstes . Halbjahr 2001: nominelle Abwertung um 1 6%). Der slowenische Tolar wies im ersten Halbjahr 2001 mit Ð6% die gro¬§te nominelle Abwertung gegenu¬ber dem Euro im Jahresvergleich aus, nachdem er bereits im Gesamtjahr 2000 um 5.9% abgewertet hatte. Die relativ hohe Volatilita¬t der Wa¬hrungen einiger Reformla¬nder entspricht der strategischen Ausrichtung der Wechselkurspolitik auf ein Floating, mit dem unter anderem fu¬r spekulative kurzfristige Kapitalveranlagungen die Unsicherheit erho¬ht und diese somit gebremst werden sollen. Die ju¬ngsten zinspolitischen Schritte entsprachen durchaus der unterschiedlichen Inflationsentwicklung. Wa¬hrend in der Tschechischen Republik Ende Juli 2001 eine Anhebung erfolgte und sowohl in der Slowakischen Republik als auch in Slowenien seit Anfang April 2001 eine abwartende Haltung eingenommen wird, gab es Zinssenkungen in Ungarn und Polen. In Polen waren die nominellen Zinssenkungen jedoch nicht ausreichend, um das sehr hohe Realzinsniveau substanziell zu verringern. Beim Vollzug des Budgets 2001 zeigten sich in Slowenien und Polen wachstumsbedingte Einnahmenausfa¬lle, die in Polen bereits zu einem Nachtragshaushalt fu¬hrten. Slowenien du¬rfte jedoch weiterhin das mit Abstand niedrigste Defizit des o¬ffentlichen Sektors ausweisen (1 bis 3% des BIP), wa¬hrend das Defizit des o¬ffentlichen Sektors in Polen erstmals auf dem Niveau von jenem in Ungarn liegen wird, das 3 bis 5% des BIP erreichen du¬rfte. In Ungarn liegt das Defizit na¬her bei 5%, falls Kreditaufnahmen der staatseigenen ungarischen Entwicklungsbank eingerechnet werden. Fu¬r die Tschechische Republik erwartet der IWF Ð mit u¬ber 6% des BIP Ð das unter den betrachteten La¬ndern ho¬chste Defizit des o¬ffentlichen Sektors im Jahr 2001, wobei in diesem Defizit der Fehlbetrag, der aus der Abdeckung vergangener Verluste des Bankensektors resultiert, bereits nicht mehr enthalten ist. Im Gegensatz dazu, wird die Russische Fo¬deration erneut einen Budgetu¬berschuss von mehreren Prozent des BIP aufweisen. Polen Einbruch der Investitionsnachfrage infolge restriktiver Geldpolitik Das reale BIP stieg im ersten Halbjahr 2001 um nur 1.6% (Gesamtjahr 2000: +4.0%), wobei es im zweiten Quartal mit +0.9% noch deutlich schwa¬cher . wuchs als im ersten Quartal (+2 3%). Die realen Exporte du¬rften zwar Ð auf Grund eines starken Ru¬ckgangs der Jahressteigerungsrate im zweiten Quartal Ð im ersten Halbjahr 2001 etwas geringer als im Gesamtjahr 2000 gestiegen sein, jedoch weiterhin die Nachfragekomponente mit dem ho¬chsten Wachstumsbeitrag darstellen (rund 4 Prozentpunkte des realen BIP). Der Ru¬ckgang der realen Bruttoanlageinvestitionen um 3.5% (Gesamtjahr 2000: +3.1%) sowie das hohe Ausma§ des Lagerabbaus konnten vom anhaltend niedrigen Wachstum der Haushaltsnachfrage um 1.6% (Gesamtjahr 2000: +2.6%) nicht ausgeglichen werden. Dass die Vera¬nderung des realen BIP u¬berhaupt positiv ausfiel, beruht auf dem Anstieg des Au§enbeitrags, der fu¬r das BIP-Wachstum den gro¬§ten Beitrag (gemessen in Prozentpunkten des realen BIP) leistete. Dieser Wachstums- 136 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern beitrag ist gegenu¬ber dem Gesamtjahr 2000 noch weiter angestiegen, was ausschlie§lich auf den Ru¬ckgang des Importwachstums und die dahinter liegende Schwa¬che der Investitionsnachfrage zuru¬ckzufu¬hren sein du¬rfte. Angebotsseitig gab es auf Wertscho¬pfungsbasis sowohl bei der Industrie als auch bei der Bauwirtschaft Ru¬ckga¬nge, die vom (geringen) Anstieg der Dienstleistungen allerdings kompensiert werden konnten. Die industrielle Bruttoproduktion ist im ersten Halbjahr 2001 mit +1.6% deutlich . schwa¬cher expandiert als im Gesamtjahr 2000 (+7 1%), im zweiten Quartal ist sie sogar um 0.9% geschrumpft. Die offiziell registrierte Arbeitslosenrate lag im ersten Halbjahr 2001 bei knapp unter 16%, die Arbeitslosenrate nach ILO-Methodologie bei knapp u¬ber 18%. Diese Raten waren jeweils um etwa 2 Prozentpunkte ho¬her als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Die realen Bruttolo¬hne stiegen im ersten Halbjahr um 1.6% in der Gesamtwirtschaft (Gesamtjahr 2000: +2.5%), sie stagnierten jedoch in der . . Industrie mit 0 4% (2000: +0 2%). Die deutliche Wachstumsabschwa¬chung in der Industrieproduktion bremst seit dem zweiten Halbjahr 2000 auch die Steigerungen in der industriellen Arbeitsproduktivita¬t. Im ersten Halbjahr 2001 betrugen sie nur mehr +6.6% (Gesamtjahr 2000: +14.3%). Dadurch begannen die nominellen Lohnstu¬ckkosten in polnischen Zloty, die zuvor (insbesondere im ersten Halbjahr 2000) ru¬ckla¬ufig waren, im zweiten Quartal 2001 im Jahresvergleich wieder moderat anzusteigen. Die Verbraucherpreisinflation betrug im September 2001 nur 4.3%, nach 6.7% im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2001 und 10.1% im Jahresdurchschnitt 2000. Das Zielband der polnischen Nationalbank fu¬r die Inflation vom Dezember 2001 betra¬gt 6 bis 8%. Der Index der Produzentenpreise der Industrie stieg von September 2000 bis September 2001 . um nur 0 6%, wobei der Subindex fu¬r Elektrizita¬t, Gas und Wasser um . 11 1% ho¬her und jener fu¬r die verarbeitende Industrie um 1.4% tiefer lag. Das Exportwachstum beschleunigte sich im ersten Halbjahr 2001 auf 13.6% (Gesamtjahr 2000: +7.2%), wobei jedoch die Wachstumsrate im zweiten Quartal 2001 (9.8%) schon deutlich tiefer als im ersten Quartal 2001 (17.6%) lag. Die zuletzt sinkende Wachstumsrate beruht sowohl auf der starken Konjunkturabschwa¬chung im Euroraum, als auch auf einem positiven Basiseffekt im ersten Quartal 2001. Obwohl sich trotz der schwa¬cheren Binnennachfrage auch das Importwachstum im ersten Halbjahr 2001 auf 4.2% leicht beschleunigte (Gesamtjahr 2000: +1.7%), fu¬hrte die viel ho¬here Exportdynamik zu einem Ru¬ckgang des Leistungsbilanzdefizits . (inklusive ãkleinem GrenzhandelÒ) im ersten Halbjahr 2001 auf 4 4 Mrd USD . . bzw. 5 2% des BIP in diesem Halbjahr (erstes Halbjahr 2000: 5 6 Mrd USD bzw. 7.5%; Gesamtjahr 2000: 6.3%). Die Schwa¬che der Binnennachfrage und die bis ins erste Quartal 2001 andauernden Ru¬ckga¬nge der Lohnstu¬ckkosten sowie die (bisherige) Sta¬rke der Auslandsnachfrage u¬berwogen somit die Sta¬rke des Wechselkurses im ersten Halbjahr 2001 sowie im Gesamtjahr 2000. Die Nettodirektinvestitionen des Auslands lagen im ersten Halbjahr . . 2001 mit 2 7 Mrd USD bzw. 3 2% des BIP in diesem Halbjahr in Ho¬he der Vorjahresperiode (2.7 Mrd USD bzw. 3.6%; Gesamtjahr 2000: 5.2%). Die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 137 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern offiziellen Bruttoreserven lagen zur Jahresmitte 2001 mit 27.5 Mrd USD . nur geringfu¬gig tiefer als zu Ende des Jahres 2000 (27 1 Mrd USD bzw. . 17 4% des BIP). Die Bruttoverschuldung im Ausland betrug zur Jahresmitte 2001 68.7 Mrd USD (inklusive unternehmensinterner Kredite) bzw. 60.6 Mrd USD (exklusive unternehmensinterner Kredite) und war damit fast unvera¬ndert gegenu¬ber Ende 2000, als sie 43.7 bzw. 38.3% des BIP 2000 erreicht hatte. In Euro gemessen lag der polnische Zloty im Durchschnitt des ersten Halbjahres 2001 um 12.2% nominell ho¬her als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Durch die Auswirkungen der Argentinienkrise sowie auf Grund der verschlechterten Aussichten fu¬r das Exportwachstum kam es im Juli zu einer deutlichen Abwertung des polnischen Zloty. Dennoch lag der Durchschnitt des dritten Quartals 2001 noch immer um 5.8% u¬ber dem Wert der entsprechenden Vorjahresperiode. Die polnische Nationalbank nahm im Lauf der ersten drei Quartale 2001 vier Zinsschritte vor. Sie senkte den Zinssatz fu¬r 28-ta¬gige Offenmarkt. gescha¬fte Anfang und Ende Ma¬rz um jeweils 1, Ende Juni um 1 5 Prozentpunkte und Ende August um 1 Prozentpunkt. Dadurch wurde das extrem hohe Realzinsniveau im ersten Halbjahr 2001 gegenu¬ber dem vierten Quartal 2000 aber kaum verringert. Die annualisierten realen Monatszins. sa¬tze betrugen im ersten Halbjahr 2001 20 3% (viertes Quartal 2000: . 22 2%) bei Deflatierung mit dem Produzentenpreisindex der Industrie. Diese sehr restriktive Geldpolitik pra¬gte sowohl die konjunkturelle als auch die fiskalische Entwicklung. Der sehr restriktive Charakter der Geldpolitik zeigt sich auch an der Entwicklung der moneta¬ren Aggregate von Mitte 2000 bis Mitte 2001. Die nominelle Geldmenge M2 (inklusive Fremdwa¬hrungseinlagen) stieg um 7.1%, dies bedeutete real (bereinigt mit dem Verbraucherpreisindex) fast eine Stagnation. Daru¬ber hinaus war der Beitrag der Inlandskredite zum nominellen Wachstum der Geldmenge gleich null, wa¬hrend dieser Anstieg fast zur Ga¬nze von der Position ãSonstiges Inlandsvermo¬gen des BankensystemÒ herru¬hrte. Die realen Nettokredite an den o¬ffentlichen Sektor fielen um 18.3%, die realen Kredite an private Haushalte um 8.5% und die realen Unternehmenskredite um 0.5%. Die Budgetlage ist 2001 dadurch aus dem Gleichgewicht gekommen, dass das nominelle BIP deutlich niedriger als urspru¬nglich erwartet ausgefallen ist. Dies ha¬ngt zu gleichen Teilen sowohl mit tendenziell u¬berzogenen Erwartungen bzw. Fehlannahmen seitens des Finanzministeriums bei der Budgeterstellung zusammen, zum anderen mit der u¬berzogen restriktiven Geldpolitik der polnischen Nationalbank, die zu einer markanten Wachstumsabschwa¬chung und u¬ber das Notenbankziel hinausgehenden Disin-flation fu¬hrten. Die neue Regierungskoalition hat sich grundsa¬tzlich darauf geeinigt, dass das zentralstaatliche Budgetdefizit im Jahr 2002 auf 40 Mrd PLN (knapp 5% des BIP) begrenzt werden soll. Der am 1. Oktober 2001 dem Parlament zugeleitete Entwurf des Budgetgesetzes 2002 der alten (bis 19. Oktober 2001 amtierenden) Regierung sah dasselbe Ziel fu¬r den Zentralstaat vor, wa¬hrend fu¬r das gesamtstaatliche nachfragewirksame . Defizit 2002 4 5% des BIP angestrebt wurden, wobei fu¬r das entsprechende gesamtstaatliche Defizit fu¬r 2001 4.3% des BIP angenommen 138 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern wurden. Die neue Regierung geht von einem noch ho¬heren Defizit fu¬r 2001 aus. Im Bereich der Strukturreformen u¬bten die Spannungen innerhalb der alten Regierung sowie die anstehenden Parlamentswahlen (am 23. September 2001) eine bremsende Wirkung aus. Dies gilt auch fu¬r den Privatisierungsprozess, der zusa¬tzlich von der internationalen Bo¬rsenentwicklung betroffen war. E n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in Pol en 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 48 BIP real zu Periodenende in % . 10 4 Arbeitslosenquote1) . + 41 . + 40 . 13 0 . 15 0 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . +11 8 Inflationsrate (VPI) . + 73 zu Periodenende in % des BIP . Ð 32 Budgetsaldo2) . Ð 27 . +10 1 . Ð 28 in Mio USD Leistungsbilanzsaldo Ð 6.810 Ð11.660 Ð 9.946 Quelle: WIIW, nationale Quellen, OeNB. 1 ) Nationale Definition. 2 ) ãO¬konomisches DefizitÒ des gesamten o¬ffentlichen Sektors. Slowakische Republik Sanierung des Bankensektors Im ersten Halbjahr 2001 konnte mit +2.9% eine Beschleunigung des realen BIP-Wachstums erreicht werden (Gesamtjahr 2000: +2.2%), wobei das Wachstum im zweiten Quartal 2001 mit +2.8% nur gering unterhalb von . jenem im ersten Quartal 2001 (+3 0%) lag. Nachfrageseitig waren die Exporte weiterhin die Komponente mit dem ho¬chsten Wachstumsbeitrag, der mit 7.7 Prozentpunkten des realen BIP jedoch markant geringer als im Gesamtjahr 2000 (12.2 Prozentpunkte) war. Das reale Exportwachstum schwa¬chte sich auf +10.0% ab (2000: +15.9%). Im Gegensatz dazu beschleunigte sich in beiden Quartalen das Wachstum sowohl der privaten Konsumnachfrage (erstes Halbjahr 2001: +2.8%; Gesamtjahr 2000: Ð3.4%) . als auch der Bruttoanlageinvestitionen (erstes Halbjahr 2001: +14 2%; . Gesamtjahr 2000: Ð0 7%). Diese starke Erholung der Binnennachfrage bewirkte einen deutlichen Anstieg des Importwachstums (erstes Halbjahr . . 2001: +15 4%; Gesamtjahr 2000: 10 2%). Dadurch wurden die im Jahr 2000 etwa ausgeglichenen Nettoexporte stark negativ und der Wachstumsbeitrag des Au§enbeitrags (Nettoexporte) drehte von 4.4 Prozentpunkte im . Gesamtjahr 2000 auf Ð4 0 Prozentpunkte im ersten Halbjahr 2001. Auch angebotsseitig beschleunigte sich die Entwicklung: Die industrielle Bruttoproduktion wuchs im Zeitraum Ja¬nner bis Juli 2001 um 6.4%, das Produktionswachstum in der Bauwirtschaft erreichte 5.4%. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 139 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Die Arbeitslosigkeit lag im Juli 2001 mit 18.8% um 0.9 Prozentpunkte ho¬her als Ende 2000. Diese Steigerung ist vor allem auf das Auslaufen von Arbeitsmarktprogrammen, durch die die ausgewiesene Arbeitslosigkeit Ende des Jahres 2000 gesenkt wurde, zuru¬ckzufu¬hren. Die realen Bruttolo¬hne in der Industrie stiegen im ersten Halbjahr 2001 um 2.0%, jene in der Bauwirtschaft und im Einzelhandel fielen um 1.7 bzw. 5.7%. Die Verbraucherpreisinflation verringerte sich auf 7.4% im September . . 2001, nach einem Ho¬chststand von 8 0% im Juni bzw. Juli und 7 5% im Durchschnitt des ersten Halbjahres. Die Kerninflation (ja¬hrliche Preissteigerung ohne Effekte der regulierten Preise, der indirekten Steuern und Subventionen) ging parallel auf 4.4% im September zuru¬ck, nach einem Ho¬chstwert von 5.4% im Juni, dem ho¬chsten Wert seit Mitte 2000. Im ersten Halbjahr 2001 hatte die slowenische Notenbank (NBS) ihr Ziel fu¬r die Kerninflation 2001 leicht auf 3.6 bis 5.3% (vorher: 3.2 bis 5.3%) revidiert. Dessen ungeachtet sollte der ja¬hrliche Anstieg des gesamten Verbraucher. . preisindex mit voraussichtlich 6 7 bis 8 2% im Dezember unter den urpru¬nglichen Erwartungen bleiben. Das negative internationale Umfeld und das starke Wachstum der Binnennachfrage spiegelten sich in einer Verschlechterung der Au§enwirtschaft wider. Das Leistungsbilanzdefizit, das im ersten Halbjahr 2000 . 156 Mio USD bzw. 1 6% des BIP im ersten Halbjahr und im Gesamtjahr 2000 713 Mio USD bzw. 3.7% des BIP betragen hatte, weitete sich im ersten . Halbjahr 2001 auf 785 Mio USD bzw. 8 1% des BIP im ersten Halbjahr aus. Diese Verschlechterung ist vor allem auf die Handelsbilanz zuru¬ckzufu¬hren. Allerdings blieben die Nettodirektinvestitionen des Auslands im ersten Halbjahr 2001 mit 662 Mio USD bzw. 6.8% BIP im ersten Halbjahr sehr hoch, wobei in den Sommermonaten noch weitere Investitionen folgten. Die . Bruttoauslandsverschuldung blieb beinahe unvera¬ndert (10 6 Mrd USD Ende Mai 2000) und die offiziellen Devisenreserven gingen seit Ende 2000 auf 3.8 Mrd USD (etwa vier Importmonate) nur leicht zuru¬ck. Im Vergleich zu vorangegangenen gro¬§eren Fluktuationen des Wechselkurses der slowakischen Krone blieb der Wechselkurs gegenu¬ber dem Euro in den ersten zehn Monaten 2001 relativ stabil bei etwa 43 SKK/EUR. Die NBS fu¬hrte im Jahr 2000 Repos mit einer Laufzeit von 1 Tag bzw. 14 Tagen ein. Der passive Ein-Tages-Repo-Satz liegt derzeit (nach mehreren Senkungen, zuletzt am 23. Ma¬rz 2001) bei 6.0%, der aktive Repo-Satz bei 9.0% und der Zinssatz fu¬r 14-ta¬gige Repo-Operationen bei 7.75% (Mindestsatz fu¬r aktive und Ho¬chstsatz fu¬r passive Transaktionen). Das Zwischenziel der Geldpolitik ist M2, das im Jahr 2001 um 16% wachsen sollte. Trotz der verbesserten o¬konomischen Lage bleibt die Entwicklung der o¬ffentlichen Haushalte kritisch. Nachdem sich das Budgetdefizit des Zentralstaats bereits im Jahr 2000 auf 3.1% des BIP erho¬ht hatte, wird der Fehlbetrag im ersten Quartal 2001 auf 2.5% des BIP und im zweiten Quartal auf 5.6% des BIP gescha¬tzt. Die Privatisierung wurde seit 2000 deutlich beschleunigt: Die Deutsche Telekom erwarb eine 51-Prozent-Beteiligung an der Slovak Telecom. Die ungarische MOL erwarb eine strategische Beteiligung an der Rafinerie Slovnaft. Die deutsche Westfa¬lische Ferngas (WFG) AG Dortmund u¬ber- 140 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern nahm 34% am Erdgaskonzern Nafta Gbely. Daru¬ber hinaus wurden zum Jahresende 2000 87% der Slovenska sporitelna (SLSP) um 425 Mio EUR an . die Erste Bank verkauft. Im Juni 2001 wurden 94 5% der zweitgro¬§ten Gescha¬ftsbank des Landes, der Vseobecna uverova banka (VUB), um 550 Mio EUR an die italienische Finanzgruppe IntesaBci verkauft. Die Privatisierung weiterer Kreditinstitute und Unternehmen wird vorbereitet. Zu diesem Zweck erhielt die Slowakische Republik im August 2001 von der . Weltbank einen EFSAL-Kredit in Ho¬he von 177 3 Mio USD mit einer Laufzeit von 14 Jahren. Die Notwendigkeit der Fortfu¬hrung der strukturellen Ma§nahmen im slowakischen Finanzsektor wurde durch die Einfu¬hrung der Zwangsverwaltung in der Devin Banka am 24. August 2001 unterstrichen. Au§erdem befinden sich drei weitere (kleine) Banken im Ausgleich. E n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in der Sl owa ki sc hen R ep ub li k 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 41 BIP real zu Periodenende in % . 15 6 Arbeitslosenquote1) . + 19 . + 22 . 19 2 . 17 9 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 67 Inflationsrate (VPI) . +10 6 zu Periodenende in % des BIP . Ð 26 Budgetsaldo2) . Ð 18 . +12 0 . Ð 31 in Mio USD Leistungsbilanzsaldo Ð 2.063 Ð1.083 Ð713 Quelle: WIIW, nationale Quellen, OeNB. 1 ) Nationale Definition. 2 ) Zentralbudget. Slowenien Durchbruch in der Bankenprivatisierung Das reale BIP stieg im ersten Halbjahr 2001 um 3.0% (Gesamtjahr 2000: +4.6%), wobei es im zweiten Quartal 2001 mit +2.7% etwas schwa¬cher . wuchs als im ersten (+3 2%). Die realen Exporte stiegen zwar auf Grund eines starken Ru¬ckgangs der Jahressteigerungsrate im zweiten Quartal im gesamten ersten Halbjahr 2001 etwas geringer als im Gesamtjahr 2000, sind jedoch weiterhin die Nachfragekomponente mit dem ho¬chsten Wachstumsbeitrag (rund 5 Prozentpunkte des realen BIP). Der Ru¬ckgang der realen Bruttoanlageinvestitionen um 3.9% (Gesamtjahr 2000: +0.2%) sowie das hohe Ausma§ des Lagerabbaus konnten vom sich beschleunigenden Wachstum des privaten Konsums (erstes Halbjahr 2001: +1.8%; Gesamtjahr . 2000: +0 8%) und dem fast konstanten Anstieg des o¬ffentlichen Konsums (erstes Halbjahr 2001: +2.7%; Gesamtjahr 2000: +3.1%) nicht ausgeglichen werden. Dass die Vera¬nderung des realen BIP positiv ausfiel, beruht auf dem Anstieg des Au§enbeitrags, der fu¬r das BIP-Wachstum den gro¬§ten Beitrag (gemessen in Prozentpunkten des realen BIP) leistete. Dieser Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 141 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Wachstumsbeitrag ist gegenu¬ber dem Gesamtjahr 2000 nur in geringem Ausma§ gesunken, da der Ru¬ckgang des Importwachstums und die dahinter liegende Schwa¬che der Investitionsnachfrage den Ru¬ckgang des Exportwachstums gro§teils kompensierten. Auf der Angebotsseite (auf Wertscho¬pfungsbasis) gab es die ho¬chsten Zuwa¬chse in der verarbeitenden Industrie (+4.8%), bei Verkehr und Kommunikation (+4.4%) sowie im Finanzsektor (+5.6%), wa¬hrend die . . Land- und Forstwirtschaft (Ð2 2%), der Bergbau (Ð7 8%) sowie die Bauwirtschaft (Ð4.3%) die ho¬chsten Ru¬ckga¬nge verzeichneten. Insgesamt bietet sich das Bild eines weiteren Strukturwandels. Die industrielle Bruttoproduktion (einschlie§lich Bergbau) legte im ersten Halbjahr 2001 um 3.2% zu. Die Arbeitslosenquote lag im Juni 2001 bei 11.1%, im Juni 2000 hatte sie noch 11.8% betragen. Die Verbraucherpreisinflation sank im September 2001 auf 7.9% und lag damit deutlich unterhalb des Durchschnitts der Periode Ja¬nner bis Septem. ber, der 8 8% betrug. Dabei waren weiterhin die Dienstleistungen die preistreibende Komponente, mit einem Anstieg von 10.3% im Zeitraum Ja¬nner bis September und 10.6% im September. Im ersten Halbjahr 2001 belief sich das Leistungsbilanzdefizit auf 99 Mio USD (erstes Halbjahr 2000: 353 Mio USD). Wa¬hrend der Export in die EU im ersten Halbjahr 2001 zuru¬ckgegangen war, versta¬rkte Slowenien seine Pra¬senz auf den Ma¬rkten des ehemaligen Jugoslawiens weiter. Insgesamt stieg der slowenische Export im ersten Halbjahr 2001 um 6.5% gegenu¬ber dem Vorjahreszeitraum. Die Importe expandierten lediglich um 0.6%. Die Direktinvestitionen des Auslands betrugen im ersten Halbjahr 2001 190 Mio USD. Im Februar und April 2001 platzierte Slowenien 10-ja¬hrige Eurobonds im Wert von 400 Mio EUR. Die Bruttoauslandsschuld . . stieg dementsprechend von 6 2 Mrd USD Ende 2000 auf 6 5 Mrd USD Ende Mai 2001. Das Wechselkursregime der slowenischen Zentralbank ist ein ãmanaged floatÒ. Seit Jahresbeginn hat der slowenische Tolar gegenu¬ber dem Euro um knapp 3% abgewertet. Die slowenische Geldpolitik, die sich eines Geldmengenzwischenziels (M3) bedient, aber auch der Entwicklung des Wechselkurses gro§e Bedeutung beimisst, wurde in Reaktion auf die seit 1999 steigenden Inflationsraten weiter gestrafft. Mit 1. April 2001 hob die Wa¬hrungsbeho¬rde den Diskontsatz von 10 auf 11% und den Lombardsatz von 11 auf 12% an. Obwohl die Geldmenge M3 in Slowenien in den ersten Monaten sta¬rker wuchs als in der Bandbreite angestrebt, geht die slowenische Zentralbank davon aus, das Wachstum im Gesamtjahr 2001 zwischen den angesetzten 11 und 17% halten zu ko¬nnen. Die Regierung strebt fu¬r das Jahr 2001 ein Budgetdefizit (gesamter o¬ffentlicher Sektor) von 1% des BIP an. Auch wenn im Budget nach dem ersten Halbjahr 2001 erst 40% der geplanten Einnahmen tatsa¬chlich zu verbuchen sind, ist das Finanzministerium weiter optimistisch, das geplante Defizit mit Jahresende 2001 erreichen zu ko¬nnen. Die slowenische Zentralbank meldet sta¬rkere Bedenken an und rechnet mit einem Fehlbetrag von 2.7%. Ab 2002 sollen zweija¬hrige Budgets erstellt werden. Der Entwurf 142 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern fu¬r die Jahre 2002/03 wurde von der Regierung bereits angenommen. Fu¬r . 2002 wird mit einem Defizit von 2 5% gerechnet. Die Strukturreformen haben in der ersten Ha¬lfte des Jahres 2001 mit der Regierungsentscheidung u¬ber die Privatisierung der beiden gro¬§ten Banken des Landes (Nova Kreditna Banka Maribor/NKBM und Nova Ljubljanska Banka/NLB) einen Impuls bekommen. Im Mai 2001 konnte innerhalb der Regierung Einigkeit erzielt werden, dass der Staatsanteil jeweils auf 25% plus eine Aktie reduziert werden soll. Der Verkauf der Aktienanteile der NKBM soll bis Ende 2001 abgeschlossen sein, die Ausschreibung hat bereits stattgefunden. Gesucht wird ein strategischer Investor fu¬r den Erwerb von 65% minus eine Aktie. Es haben sich bereits mehrere Interessenten gemeldet. Weitere Anteile werden von Pensionsfonds gehalten. Die Privatisierung der NLB hat mit der Ausschreibung Mitte September 2001 begonnen und soll bis Ma¬rz 2002 abgeschlossen sein. Dabei wird eine gro¬§ere Vielfalt an Investoren angestrebt, wobei ein Key-Investor 34% der Aktien erwerben soll. Im April 2001 kaufte die franzo¬sische Socie«te« . Ge«ne«rale 96 5% der SKB Banka, der drittgro¬§ten und bereits privatisierten slowenischen Bank, zum Preis von 126.8 Mio USD. Ende Oktober 2001 beschloss die Regierung den Verkauf einer kleineren Bank, der Postal Bank. 62% der Aktien sollen im Lauf des Jahres 2002 an einen strategischen Investor verkauft werden. Die Privatisierung von Versicherungen verzo¬gert sich, da das Verfassungsgericht das betreffende Gesetz aufgehoben hat. Das Parlament wird nun einen neuen Gesetzestext ausarbeiten. Im Lauf des Jahres 2001 wird sich das Parlament au§erdem mit dem Entwurf fu¬r das neue Zentralbankgesetz befassen, in dem einige A¬nderungen auf Vorschlag der Europa¬ischen Kommission vorgenommen wurden. Ausla¬ndische Direktinvestitionen sollen nun auch durch ein Regierungsprogramm gefo¬rdert werden. Die Direktinvestitionen des Auslands lagen im ersten Halbjahr 2001 u¬ber der Ho¬he der FDIs fu¬r das Gesamtjahr 2000. Seit Juli 2001 sind die Beschra¬nkungen fu¬r ausla¬ndische Portfolioinvestitionen aufgehoben; unter anderem ist nun der Erwerb von langE n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in S lo w e n ie n 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 38 BIP real zu Periodenende in % . 14 6 Arbeitslosenquote1) . + 50 . + 46 . 13 6 . 12 2 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 80 Inflationsrate (VPI) . + 61 zu Periodenende in % des BIP . Ð 08 Budgetsaldo2) . Ð 06 . + 89 . Ð 14 in Mio USD Leistungsbilanzsaldo Ð147 Ð 783 Ð 594 Quelle: WIIW, nationale Quellen, OeNB. 1 ) Nationale Definition. 2 ) Defizit des gesamten o¬ffentlichen Sektors. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 143 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern fristigen Wertpapieren fu¬r Ausla¬nder auf dem slowenischen Kapitalmarkt vereinfacht. Ausla¬ndische Investoren mu¬ssen nun keine quartalsweisen Gebu¬hren mehr entrichten. Die Zusammenarbeit in der Balkanregion hat mit der Einigung der Nachfolgestaaten u¬ber die Aufteilung des Vermo¬gens und der Verbindlichkeiten des ehemaligen Jugoslawiens Ende Mai 2001 einen Impuls bekommen. Tschechische Republik Kra¬ ftige Erholung der Binnennachfrage u ¬ berkompensiert Verschlechterung des externen Umfelds Im ersten Halbjahr 2001 konnte mit +4.0% eine Beschleunigung des realen . BIP-Wachstums erreicht werden (Gesamtjahr 2000: +2 9%), wobei das . Wachstum im zweiten Quartal 2001 mit +3 9% nur geringfu¬gig unter jenem im ersten Quartal 2001 (+4.1%) lag. Nachfrageseitig waren die Exporte weiterhin die Komponente mit dem ho¬chsten Wachstumsbeitrag, der mit . 12 7 Prozentpunkten des realen BIP jedoch etwas geringer als im Gesamtjahr 2000 (13.5 Prozentpunkte) ausfiel, wobei die Abschwa¬chung ausschlie§lich auf das zweite Quartal zuru¬ckzufu¬hren war. Das reale Exportwachstum . . schwa¬chte sich auf +15 6% (2000: +18 7%) ab. Im Gegensatz dazu beschleunigte sich in beiden Quartalen das Wachstum sowohl der privaten . Konsumnachfrage (erstes Halbjahr 2001: +3 8%; Gesamtjahr 2000: . +1 8%) als auch der Bruttoanlageinvestitionen (erstes Halbjahr 2001: +7.7%; Gesamtjahr 2000: +4.2%). Dies fu¬hrte wider Erwarten zu keiner . Erho¬hung des Importwachstums (erstes Halbjahr 2001: +17 1%; Gesamt. jahr 2000: 18 7%), weshalb der Wachstumsbeitrag der Nettoexporte mit . . Ð2 2 Prozentpunkten nicht viel negativer als im Gesamtjahr 2000 (Ð1 3 Prozentpunkte) ausfiel. Im weiteren Jahresverlauf 2001 erwarten die meisten Beobachter eine geringfu¬gige Abschwa¬chung des realen BIP-Wachstums auf Grund der nachlassenden Exportnachfrage. Das Finanzministerium prognostiziert einen Anstieg des realen BIP um 3.7% fu¬r das Gesamtjahr 2001. Der Wirtschaftsaufschwung fu¬hrte zu einer leichten Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote von 8.5% im August 2001 liegt sowohl unter dem Stand zum Jahresende 2000 als auch unter dem Referenzmonat des Vorjahres (9.0%). Im ersten Halbjahr 2001 wurde ein kra¬ftiger Anstieg der realen Bruttolo¬hne um 4.5% verzeichnet. Auf Grund massiver Produktivita¬tsgewinne wurde zu Jahresbeginn 2001 in der Industrie dennoch sogar ein Ru¬ckgang der nominellen Lohnstu¬ckkosten verzeichnet. Die Verbraucherpreisinflation verzeichnete von Ja¬nner (etwa 4%) bis Juli 2001 (5.9%) einen u¬berraschend starken Anstieg. Bis September 2001 kam es jedoch wieder zu einem Ru¬ckgang auf 4.7%. Die von der tschechischen Notenbank als Zielgro¬§e verwendete Nettoinflationsrate befand sich im Juli 2001 mit 4.7% erstmals seit langer Zeit oberhalb des Zielkorridors von 2 bis 4% fu¬r das Jahresende 2001. Auch sie ging jedoch bis September zuru¬ck, und zwar auf 3.1%. Allgemein wurde der voru¬bergehende Inflationsanstieg nur teilweise auf Nachfragefaktoren zuru¬ckgefu¬hrt. Bei steigenden Ausfuhren fu¬hrte die Erholung der Binnennachfrage zu einer weiteren deutlichen Expansion des Leistungsbilanzdefizits auf 144 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern 1.130 Mio USD bzw. 4.3% des BIP im ersten Halbjahr 2001 (erstes Halbjahr . 2000: 690 Mio USD bzw. 2 8% des BIP). Allerdings werden nur etwa zwei Drittel des Anstiegs des Leistungsbilanzdefizits im ersten Halbjahr 2001 im Vergleich zur Referenzperiode des Vorjahres durch die Vergro¬§erung des Handelsbilanzpassivums erkla¬rt. Die im Gesamtjahr 2000 verzeichnete Ausweitung des Leistungsbilanzdefizits auf 4.7% des BIP (2.27 Mrd USD) ist zu einem wesentlichen Teil mit dem Erdo¬lpreisanstieg zu begru¬nden. Erneut wurde das Leistungsbilanzdefizit im ersten Halbjahr 2001 von den Nettodirektinvestitionen im Ausma§ von 2.275 Mio USD bzw. 8.6% des BIP im ersten Halbjahr u¬bertroffen, obwohl nur 27% der Zuflu¬sse auf Privatisierungstransaktionen zuru¬ckzufu¬hren sind. Bei den offiziellen Devisenreserven und der Bruttoauslandsverschuldung kam es im bisherigen Verlauf des Jahres 2001 nur zu geringfu¬gigen Vera¬nderungen: Die offiziellen Devisenreserven nahmen bis Ende August 2001 auf 13.47 Mrd USD zu (Jahresendbestand 2000: 13.14 Mrd USD); die Bruttoauslandsverschuldung der Tschechischen . Republik belief sich zum 31. Ma¬rz 2001 auf 21 37 Mrd USD (Jahresend. bestand 2000: 21 39 Mrd USD). Im Verlauf des Jahres 2001 behielt die tschechische Wa¬hrung mit einer (nominellen) Aufwertung gegenu¬ber dem Euro um 4.2% von Jahresbeginn bis Ende Oktober 2001 ihre seit dem zweiten Quartal 1999 anhaltende ma¬§ige Aufwertungstendenz gegenu¬ber der europa¬ischen Einheitswa¬hrung bei. Die tschechische Notenbank greift selten direkt auf dem Devisenmarkt ein. Vertreter der tschechischen Notenbank haben sich im Verlauf des Jahres 2001 mehrfach kritisch hinsichtlich der Sta¬rke der Krone gea¬u§ert. Wegen des vorher erwa¬hnten steigenden Inflationsdrucks nahm erstmals seit 1998 die tschechische Notenbank Ende Juli 2001 eine Erho¬hung aller Leitzinssa¬tze um 25 Basispunkte vor. Der geldmarktbestimmende zweiwo¬chige Repo-Satz . . . liegt nun bei 5 25%, Diskont- und Lombardsatz betragen 4 25 bzw. 6 25%. Im neuesten Inflationsbericht der tschechischen Notenbank kommt eine wesentlich besorgtere Haltung hinsichtlich zuku¬nftiger Inflationsrisiken zum Ausdruck, was weitere Leitzinserho¬hungen wahrscheinlich macht. Das Defizit des o¬ffentlichen Sektors (exklusive Privatisierungserlo¬sen) ko¬nnte laut IWF im Jahr 2001 den extrem hohen Wert von 11.5% des BIP erreichen (2000: 5.1% des BIP). Von diesem Betrag wa¬ren 5.1% des BIP auf die Abdeckung von in der Vergangenheit entstandenen Verlusten des Bankensektors zuru¬ckzufu¬hren. Die Finanzierung des Defizits des o¬ffentlichen Sektors soll gro§teils mit Hilfe von Privatisierungserlo¬sen erfolgen, die einen Umfang von 9.8% des BIP erreichen sollen. Mo¬glicherweise ko¬nnten die Privatisierungserlo¬se unter den Erwartungen bleiben, weshalb das Finanzministerium die erstmalige Emission eines Eurobonds erwa¬gt. Nach der Verabschiedung des Budgets durch das Parlament wurden jedoch weitere Ausgabenprogramme (der so genannte Big-Bang-Plan) von der Regierung beschlossen. Fu¬r 2001 sind jedoch nur geringe Auswirkungen dieses Plans zu erwarten, da zum einen zwei Drittel der unter diesem Titel vorgesehenen Ausgaben bereits im Budget geplant worden waren, und zum anderen bedarf es fu¬r die Umsetzung in fast allen Belangen der Zustimmung des Parlaments, die kaum zu erreichen sein du¬rfte. Im Jahr 2002 ko¬nnte dieser Plan allerdings zu erho¬hten Ausgaben fu¬hren. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 145 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Im Bereich der Strukturreformen lag der Schwerpunkt auf Privatisierungsprojekten in den Sektoren Finanzdienstleistungen, Energie, Telekommunikation und Erdo¬l/Chemie, wo auf Grund des hohen Budgetfinanzierungsbedarfs gro§e Fortschritte erzielt wurden. Mit der Vera¬u§erung eines 60-prozentigen Aktienpakets der Komercni Banka an die franzo¬sische Gro§bank Socie«te« Ge«ne«rale im Juli 2001 wurde die Privatisierung des Bankensektors abgeschlossen. Der von Marktbeobachtern als hoch einge. scha¬tzte Vera¬u§erungserlo¬s betrug 1 19 Mrd EUR. Die Privatisierung des Elektrizita¬tssektors soll ebenfalls noch im Lauf des Jahres 2001 erfolgen. Weiters kam es zu einer wichtigen Transaktion im Telekommunikationssektor. Wesentliche Bestandteile der Novellierung des Notenbankgesetzes, die im Ja¬nner 2001 in Kraft getreten war, wurden im Juni 2001 durch den Verfassungsgerichtshof aufgehoben, was eine Neufassung dieses Gesetzes erfordert. Kritik an dieser Novelle, die als Beeintra¬chtigung der Notenbankunabha¬ngigkeit gesehen wurde, war zuvor unter anderem durch die Europa¬ische Kommission und die EZB gea¬u§ert worden. E n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in de r T s ch ech i sc he n R ep ub li k 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . Ð 22 BIP real . Ð0 8 . +2 9 . 94 . 88 zu Periodenende in % . 75 1 Arbeitslosenquote ) Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . +10 7 Inflationsrate (VPI) . +2 1 zu Periodenende in % des BIP . Ð 16 Budgetsaldo2) . Ð1 6 . +3 9 . Ð2 4 in Mio USD Leistungsbilanzsaldo Ð1.336 Ð1.567 Ð2.273 Quelle: WIIW, nationale Quellen, OeNB. 1 ) Nationale Definition. 2 ) Zentralbudget. Ungarn Wechselkurs- und Kapitalverkehrsliberalisierung Das Wachstum des realen BIP schwa¬chte sich im ersten Halbjahr 2001 auf +4.2% ab (Gesamtjahr 2000: +5.2%), wobei das Wachstum im zweiten Quartal mit +4.0% unterhalb von jenem im ersten Quartal (+4.4%) lag. Nachfrageseitig waren die Exporte weiterhin die Komponente mit dem . ho¬chsten Wachstumsbeitrag. Mit 9 8 Prozentpunkten des realen BIP war er jedoch geringer als im Gesamtjahr 2000 (12.0 Prozentpunkte), wobei die Abschwa¬chung fast ausschlie§lich vom zweiten Quartal herru¬hrte. Das reale Exportwachstum schwa¬chte sich auf +15.5% ab (2000: +21.8%). Parallel zur Auslandsnachfrage ging auch das Wachstum der Inlandsnachfrage zuru¬ck . . (erstes Halbjahr 2001: +3 9%, Gesamtjahr 2000: +5 0%). Allerdings kam 146 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern es innerhalb der Inlandsnachfrage zu einer Verschiebung. Wa¬hrend der . private Konsum sta¬rker wuchs (erstes Halbjahr 2001: +4 2%, 2000: . . +3 3%), ging das Wachstum der Bruttoanlageinvestitionen auf +4 2% (2000: +6.6%) zuru¬ck und der Wachstumsbeitrag der Lagervera¬nderungen war weniger positiv. Die Abschwa¬chung des Wachstums der Bruttoinvestitionen wird mit der gro¬§eren Unsicherheit bezu¬glich des globalen wirtschaftlichen Ausblicks erkla¬rt. Das ru¬ckla¬ufige Wachstum der Inlands. nachfrage schwa¬chte das reale Importwachstum auf +14 7% ab (2000: +21.1%), wodurch der Au§enbeitrag zum Wachstum weiterhin neutral blieb. Auf der Angebotsseite sind die verarbeitende Industrie (+5.0%), die Bauwirtschaft (+7.5%), das Hotel- und Gastgewerbe (+6.3%) und der Bereich Verkehr und Kommunikation (+5.8%) hervorzuheben. Die Phase der zweistelligen Wachstumsraten (im Jahresabstand), die die Industrie im Jahr 2000 und bis Februar 2001 charakterisierten, ist zu Ende gegangen. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2001 legte die . industrielle Bruttoproduktion um 6 6% zu, die Bauwirtschaft entwickelte sich etwas dynamischer. Die Arbeitslosenquote liegt seit Ma¬rz 2001 unter 6%, in Nordwestungarn knapp u¬ber 4% und in der Hauptstadt darunter. Die realen Bruttolo¬hne erho¬hten sich im ersten Halbjahr 2001 um 5.8%, was prima¬r auf die Erho¬hung des gesetzlichen Mindestlohns zu Beginn des Jahres 2001 um 57% auf 40.000 HUF (rund 160 EUR) zuru¬ckzufu¬hren ist. Die Verbraucherpreisinflation verharrte von September 2000 bis Juni 2001 auf u¬ber 10%. Nach dem Ho¬chststand von 10.8% im Mai sank die Inflation bis September 2001 auf 8.0%, in erster Linie infolge des Basiseffekts.1) Seit Anfang Mai trug auch die gea¬nderte wa¬hrungspolitische Strategie der ungarischen Nationalbank zur Verminderung des Preisauftriebs bei. Mitte Juni 2001 gab die ungarische Nationalbank ein Inflationsziel bekannt: 7.0% fu¬r Ende 2001 und 4.5% fu¬r Ende 2002 mit einer Abweichungsmo¬glichkeit von ±1%. Das Leistungsbilanzdefizit belief sich im ersten Halbjahr 2001 auf 816 Mio EUR bzw. 3.1% des BIP in diesem Halbjahr (Defizit im ersten Halbjahr 2000: 866 Mio EUR bzw. 3.7%). Die Verbesserung war hauptsa¬chlich auf den Tourismus zuru¬ckzufu¬hren. Bis Ende August 2001 verbesserte sich das Leistungsbilanzdefizit auf 351 Mio EUR, was wieder auf der Entwicklung des Tourismus beruhte. Die Nettodirektinvestitionen des Auslands lagen im ersten Halbjahr 2001 bei 3.7% des BIP in diesem . Halbjahr. Die offiziellen Bruttoreserven von 13 6 Mrd EUR lagen deutlich . ho¬her als Ende 2000, als sie 12 1 Mrd EUR bzw. 27.8% des BIP betragen hatten. Allerdings stieg auch die Bruttoauslandsverschuldung auf . . . 33 9 Mrd EUR, von zuvor 29 7 Mrd EUR bzw. 68 3% des BIP. Am 4. Mai 2001 a¬nderte die ungarische Nationalbank ihre wa¬hrungspolitische Strategie, indem das Fluktuationsband des ungarischen Forint . gegenu¬ber dem Euro von den bisherigen ±2 25 auf ±15% ausgeweitet wurde. Dies hatte bis Anfang Juli eine nominelle Aufwertung von etwa 10% gegenu¬ber dem Euro zur Folge. Dann kam es Ð vor dem Hintergrund der 1 . Die Lebensmittelpreise stiegen im Juli 2000 gegenu¬ber dem Vormonat um 3 2%. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 147 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Wirtschaftsprobleme in Argentinien, der Tu¬rkei und Polen Ð zu einer Abwertung von rund 6%, und seitdem fluktuiert die Wa¬hrung zwischen 3 und 6% u¬ber dem Niveau vor der Ausweitung des Fluktuationsbands. Die Terroranschla¬ge in den USA hatten keinen wesentlichen Effekt auf die ungarische Wa¬hrung. Mitte Juni wurden alle noch bestehenden Devisenverkehrsbeschra¬nkungen aufgehoben, mit der Begru¬ndung, dass das breite Fluktuationsband einen liquideren Devisenmarkt erfordert. Am 21. August 2001 wurde angeku¬ndigt, dass die seit 1995 bestehende automatische monatliche Abwertung (Crawling Peg) Ð die seit April 2001 0.2% betra¬gt Ð am 1. Oktober beendet und der ungarische Forint mit dem seit Mai bestehenden Fluktuationsband von ±15% fix an den Euro gebunden wird. Die ungarische Nationalbank erho¬hte den Basiszinssatz Mitte Juli 2001 von 11 auf 11.25%. Er erreichte damit das Niveau des (unvera¬nderten) Zinssatzes fu¬r Zwei-Wochen-Einlagen. Der Schritt stellte nach Angaben der Wa¬hrungsbeho¬rde eine technische Vereinfachung der Zinsstruktur dar. Die Zinssa¬tze wurden am 10. September um 25 Basispunkte gesenkt. So betragen der Basiszinssatz bzw. der zweiwo¬chige Einlagezinssatz 11%, der Overnight-Einlagezinssatz 9% und der Overnight-Repo-Zinssatz 13%. Die Entscheidung wurde mit der Verlangsamung der Inflation in Ungarn und mit der Zinssenkung der EZB begru¬ndet. Das Budgetdefizit des gesamten o¬ffentlichen Sektors betrug in den ersten sieben Monaten des Jahres 2001 151.3 Mrd HUF (etwa 600 Mio EUR). Dies . entspricht 30 7% des fu¬r das Gesamtjahr 2001 geplanten Fehlbetrags von . 3 4% des BIP. Diese gu¬nstige Entwicklung ist unter anderem auf die Inflation im ersten Halbjahr 2001 zuru¬ckzufu¬hren, die ho¬her als erwartet ausfiel. Ferner werden einige im Jahr 2001 vorgenommene o¬ffentliche Gro§investitionen mit Kreditaufnahmen der staatseigenen ungarischen Entwicklungsbank finanziert, die im Budget nicht aufscheinen. Das ungarische Parlament verabschiedete Mitte Juni 2001 ein neues Notenbankgesetz, das mit der EU-Gesetzgebung konform la¬uft. Das neue Gesetz verbietet die Kreditvergabe durch die ungarische Nationalbank an den Staat. Als Hauptaufgabe der ungarischen Nationalbank wird die Erreichung bzw. Wahrung der Preisstabilita¬t bestimmt, wa¬hrend die Wirtschaftspolitik der Regierung nur insoweit unterstu¬tzt werden soll, als die Erfu¬llung dieser Hauptaufgabe nicht gefa¬hrdet wird. Das Parlament modifizierte im Juni 2001 das Wertpapiergesetz: Die Regeln fu¬r das Erreichen oder Erwerben von Beteiligungen an Aktiengesellschaften, die oberhalb bestimmter Schwellenwerte liegen, wurden verscha¬rft. Auf der Herbstsession des Parlaments soll das Wertpapiergesetz novelliert und mit den Gesetzen u¬ber Investitionsfonds und u¬ber die Bo¬rse vereinheitlicht werden. Mit der bevorstehenden Novellierung des Gesetzes u¬ber Spareinlagen sollen die anonymen Sparbu¬cher mit 1. Ja¬nner 2002 abgeschafft werden. Laut Entwurf wird sich der Inhaber des Sparbuchs bei der ersten Ein- oder Auszahlung nach dem 1. Ja¬nner 2002 identifizieren mu¬ssen. Die Regierung beschloss, die im Zuge eines ãbail outÒ im Jahr 1998 verstaatlichte Postabank an die ungarische Post (ein staatliches Unternehmen) zu verkaufen. Die U¬bertragung der Aktien ist noch nicht erfolgt, die 148 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern E n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in Ung arn 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . + 49 BIP real . + 45 . +5 2 . 57 . 60 zu Periodenende in % . 70 Arbeitslosenquote1) Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . +14 3 Inflationsrate (VPI) . +10 0 zu Periodenende in % des BIP . Ð 55 Budgetsaldo2) . Ð 30 . +9 8 . Ð 29 in Mio USD Leistungsbilanzsaldo Ð2.298 Ð2.076 Ð1.497 Quelle: WIIW, nationale Quellen, OeNB. 1 ) ILO-Methodologie. 2 ) Zentralbudget. Post hat aber die Leitung der Bank bereits u¬bernommen. Um die U¬bernahme zu ermo¬glichen, wurde das Bankwesengesetz modifiziert, weil in Ungarn im Allgemeinen eine Nichtbank an einer Bank ho¬chstens einen 15-prozentigen Eigentumsanteil erwerben kann. Russische Fo ¬ deration Wachstumsabschwa¬ chung, aber Reformbeschleunigung und Widerstandsfa ¬ higkeit gegenu ¬ ber Emerging-MarketsTurbulenzen Das Wachstum des realen BIP fiel in den ersten acht Monaten 2001 auf etwa 5.3%, nach einer Rekordexpansion des BIP im Jahr 2000 um real 8.3%.1) Fu¬r das Gesamtjahr 2001 wird eine Zunahme des BIP von mindestens 5% erwartet. Der leichte Ru¬ckgang des Erdo¬lpreises auf dem Weltmarkt, die Abschwa¬chung der Abwertungseffekte des russischen Rubels nach der russischen Finanzkrise von 1998 und die weltwirtschaftliche Schwa¬che du¬rften fu¬r den Wachstumsru¬ckgang verantwortlich sein. Die Expansion der Investitionsta¬tigkeit verringerte sich stark. Die (hohen) Nettoexporte gingen leicht zuru¬ck, ebenso der Staatsverbrauch. Nachfrageseitig wurde der private Konsum zur Hauptstu¬tze der Konjunktur. Der Einzelhandelsumsatz expandierte im Zeitraum Ja¬nner bis Juli 2001 (gegenu¬ber der Vergleichsperiode des Vorjahres) um etwa 10%. Die industrielle Bruttoproduktion wuchs in den ersten sieben Monaten um 5.4%, die Agrarerzeugung um u¬ber 6%. . . Die Arbeitslosenquote fiel von 9 6% Ende 2000 auf 8 2% im August 2001. Au§enwirtschaftliche U¬berschu¬sse erreichten im Jahr 2000 beachtliche . . Ausma§e. Das Handelsbilanzaktivum wuchs auf 60 7 Mrd USD (24 2% des . . BIP), der Leistungsbilanzu¬berschuss belief sich auf 46 3 Mrd USD (18 5% 1 . . Urspru¬ngliche Angaben u¬ber BIP-Zunahmen von 3 2% fu¬r 1999 und 7 0% fu¬r 2000 wurden im Fru¬hjahr . . 2001 von Goskomstat auf 5 4 und 8 3% revidiert. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 149 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern des BIP). Nach Scha¬tzungen der russischen Notenbank erreichte das . Leistungsbilanzaktivum im ersten Halbjahr 2001 21 2 Mrd USD (etwa 15% des BIP im ersten Halbjahr). In der Vergleichsperiode des Vorjahres waren es 23 Mrd USD gewesen. Die Kapitalflucht ist allerdings nach wie vor von gro§er Bedeutung. Nachdem Russland im Jahr 2000 erstmals seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion einen Staatshaushaltsu¬berschuss (2.5% des BIP) erwirtschaftete, kletterte das fo¬derale Budgetaktivum im ersten Halbjahr 2001 auf etwa 4% des BIP im ersten Halbjahr. Diese weitere Steigerung du¬rfte nicht mit dem Erdo¬lpreis (der leicht ru¬ckla¬ufig war) zusammenha¬ngen, sondern mit der fortgesetzten o¬konomischen Expansion, vor allem aber mit dem Wirksamwerden von Steuerreformen (unter anderem mit der Anfang 2001 in Kraft getretenen 13-Prozent-Flat-Tax-Einkommensteuer, die offenbar zahlreiche Einku¬nfte aus der Schattenwirtschaft zuru¬ckholte), verbesserter Steuereintreibung und Zuru¬ckhaltung bei den Ausgaben. Nachdem die Inflation des VPI im Jahresabstand bis Ende 2000 auf . 20 2%1) gefallen war, verharrte die Geldentwertung im Lauf des Jahres 2001 auf relativ hohem Niveau (August: rund 21% im Jahresabstand). Eine anhaltend hohe Expansion der Rubelgeldmenge du¬rfte der wesentliche Grund dafu¬r sein. So wuchsen die Geldbasis und M2 von Juni 2000 bis Juni 2001 um 47 bzw. 48%. Diese Geldmengenexpansion ha¬ngt mit dem weiterhin umfangreichen Zufluss von Ausfuhrerlo¬sen, der (bis vor kurzem gu¬ltigen) Rubelumtauschpflicht der Exporteure fu¬r 75% ihrer Erlo¬se2) und der Politik der Zentralbank zusammen, den Wechselkurs des russischen Rubels gegenu¬ber dem US-Dollar mo¬glichst konstant zu halten. Diese Wechselkurspolitik begegnet dem durch Devisenzuflu¬sse erzeugten Aufwertungsdruck auf die russische Wa¬hrung durch Marktinterventionen. Offenbar ist die russische Notenbank bestrebt, eine nominelle Aufwertung des russischen Rubels zu verhindern, um die Wettbewerbsfa¬higkeit der russischen Nichtrohstoffindustrien zu sichern und einen mo¬glichen Ausbruch der Òholla¬ndischen KrankheitÒ in Russland zu unterbinden. Mit diesem Bestreben scheint sie bisher auch erfolgreich zu sein. Von Anfang 2001 wertete der russische Rubel bis Ende Oktober 2001 nominell um 5% gegenu¬ber dem US-Dollar ab, gegenu¬ber dem Euro wertete er in diesem Zeitraum nominell um nur 0.5% auf. Die reale Aufwertung des russischen Rubels setzte sich damit jedoch erneut in substanziellem Ausma§ fort. Die anhaltenden Devisenka¬ufe der russischen Notenbank fu¬hrten zu einem starken Aufbau der Wa¬hrungsreserven, die (inklusive Gold) von 27.9 Mrd USD Anfang des Jahres 2001 auf 37.1 Mrd USD Mitte September 2001 expandierten (etwa sieben Importmonate). Der Marktentwicklung folgend, reduzierte die russische Notenbank den Refinanzierungszinssatz bis September 2001 auf 25% p.a. Auf Grund ungenu¬gender Instrumente war die russische Notenbank nicht ausreichend in der Lage, die resultierende u¬berschu¬ssige Liquidita¬t des russischen Rubels zu sterilisieren. Diese Aufgabe wurde allerdings zu einem erheblichen Teil 1 2 150 . Der Jahresdurchschnitt 2000 belief sich auf 20 8%. Diese Umtauschpflicht wurde im August 2001 auf 50% herabgesetzt. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern durch die Fiskalpolitik (Budgetu¬berschu¬sse) und die Ru¬ckzahlung der Auslandsschulden wahrgenommen. Zu Ende 2000 belief sich die Brutto. auslandsschuld Russlands auf 144 5 Mrd USD. Nach Zahlungsverzo¬gerungen in den ersten Monaten 2001 gegenu¬ber dem Pariser Club kam Russland seinen Zahlungsverpflichtungen uneingeschra¬nkt nach. Im April 2001 versta¬ndigten sich Russland und der IWF auf ein PostProgram Monitoring Arrangement, das keine Finanzhilfe vorsieht. Die vorher erwa¬hnten makroo¬konomischen Fundamentaldaten (ãtwin surplusesÒ in Budget und Leistungsbilanz, hohe Wa¬hrungsreserven) machen das Land gegenu¬ber einer mo¬glichen Ansteckung durch Turbulenzen auf den Emerging Markets weniger empfindlich. Der russische Rubel scheint derzeit nicht unter Abwertungs-, sondern unter Aufwertungsdruck zu stehen. Obwohl Russland zahlreiche Strukturprobleme aufweist, und sich der Bankensektor noch immer nicht vo¬llig von der Finanzkrise 1998 erholt hat, ist gerade die bescheidene volkswirtschaftliche Bedeutung und mangelhafte Intermediationsfunktion des russischen Bankensektors mit ein Grund fu¬r die geringere aktuelle Sto¬ranfa¬lligkeit des Landes gegenu¬ber internationalen Finanzkrisen. Struktur- und Institutionenreformen erhielten im Fru¬hjahr und Sommer 2001 durch die Verabschiedung zahlreicher wichtiger Gesetze einen substanziellen Schub. So beschloss das Parlament im Mai Novellen zum Gesetz u¬ber die Insolvenz von Kreditinstituten, zum Gesetz u¬ber die russische Notenbank und zum Bankwesengesetz. Die A¬nderungen zielen darauf ab, die Funktionsfa¬higkeit und Transparenz des Bankensystems zu verbessern und Gla¬ubigerrechte zu sta¬rken. Unter anderem werden die Mo¬glichkeiten der russischen Notenbank gesta¬rkt und pra¬zisiert, ungenu¬gend solventen Kreditinstituten die Gescha¬ftslizenz entziehen zu ko¬nnen. Im Juli 2001 novellierte das Parlament das Ko¬rperschaftsteuergesetz, in dem die existierenden Steuersa¬tze auf einheitliche 24% (Flat Tax), bei gleichzeitiger Ausmerzung verschiedener steuerlicher Begu¬nstigungen, gesenkt wurden. Ebenfalls im Juli erfolgte die Verabschiedung eines E n t wi c k lu ng au s ge wa¬ h lt er W irt s c ha ft sd at e n in der Ru s si schen Fo ¬ derati on 1998 1999 2000 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . Ð 49 BIP real zu Periodenende in % . 13 3 Arbeitslosenquote1) . + 54 . + 83 . 12 2 . 96 Vera¬nderung zur Vorjahresperiode in % . +27 6 Inflationsrate (VPI) in % des BIP . Ð 59 Budgetsaldo2) in Mrd USD . + 07 Leistungsbilanzsaldo . +85 7 . +20 8 . Ð 13 . + 25 . +24 6 . +46 3 Quelle: Nationale Quellen, IWF, WIIW. 1 ) ILO-Methodologie. 2 ) Bundesbudget. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 151 Entwicklungen in ausgewa¬ hlten Reformla¬ ndern Gesetzes gegen die Legalisierung von Einkommen krimineller Herkunft (Geldwa¬schegesetz). Vier weitere Gesetzestexte, die Unternehmen vor willku¬rlichen staatlichen Inspektionen schu¬tzen, die Registrierung neuer Unternehmen erleichtern, die Zahl der bewilligungspflichtigen Gescha¬ftsaktivita¬ten von etwa 500 auf 120 reduzieren und die Rechte von Minderheitsaktiona¬ren in Aktiengesellschaften besser wahren sollen, wurden beschlossen. Die meisten dieser legislativen Neuerungen sollen Anfang 2002 in Kraft treten. Inwieweit damit tatsa¬chlich eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen herbeigefu¬hrt werden kann, wird vom Ausma§ und der Qualita¬t der Implementierung abha¬ngen. Ein sta¬rkerer Ru¬ckgang bzw. eine gro¬§ere Volatilita¬t der Erdo¬lpreise ebenso wie eine ausgepra¬gtere Abschwa¬chung der Weltwirtschaft infolge der Terroranschla¬ge vom 11. September 2001 in den USA ko¬nnten auch die ¬ konomie treffen und die relativ gu¬nstigen Wachstumsaussichten russische O fu¬r 2002 beeintra¬chtigen. 152 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Zusammenarbeit im internationalen Wa¬hrungs- und Finanzsystem IWF Paul Schmidt Am 3. August 2001 schloss der IWF die neunte U¬berpru¬fung der Tu¬rkei im Rahmen des Stand-by-Arrangements ab und gab weitere 1.51 Mrd USD Redaktionsschluss: 4. Oktober 2001 frei. Das Executive Board des IWF beendete am 7. September 2001 seine ¬ berpru¬fung des Stand-by-Arrangements von Argentinien und approvierte U bierte das Ansuchen um eine Aufstockung des Programms um 10 Mrd USD. Das Executive Board scha¬tzte dieses Programm als eines der bislang risikoreichsten ein. Der IWF bewilligte Brasilien am 15. September 2001 einen Stand-byKredit in Ho¬he von 15.58 Mrd USD mit einer Laufzeit von 15 Monaten. Als Begru¬ndung fu¬r den neuerlichen Kredit wurden das unsichere internationale Umfeld und die brasilianische Energiekrise genannt, die einen negativen Einfluss auf den Realwechselkurs sowie die Zinsen hatten. Die fu¬r Ende September 2001 geplanten Jahrestagungen des IWF und der Weltbank in Washington wurden wegen der Terroranschla¬ge auf unbestimmte Zeit vertagt. Der IWF-Jahresbericht fu¬r das Gescha¬ftsjahr 2001 wurde am 19. September vero¬ffentlicht. Das Finanzinstitut verfu¬gte am 30. April u¬ber Reserven in Ho¬he von 101.5 Mrd USD (109.6 Mrd EUR bzw. 1.508 Mrd ATS), um 5% mehr als im Jahr 2000. Die Wa¬hrungsreserven waren auf Grund hoher und teilweise vorzeitiger Ru¬ckzahlungen im vergangenen Finanzjahr auf Rekordho¬he gestiegen. In dem Bericht bescheinigte der Gescha¬ftsfu¬hrende Direktor des IWF, Horst Ko¬hler, der Organisation gro§e Fortschritte bei den Reformvorhaben, die bei der Jahrestagung im Jahr 2000 in Prag beschlossen wurden. Am 26. September 2001 vero¬ffentlichte der IWF den World Economic Outlook (WEO). Die Terroranschla¬ge in den USA haben die bereits bestehenden Risiken versta¬rkt. Das Weltwirtschaftswachstum wurde auf . . . . 2 6% fu¬r 2001 und 3 5% fu¬r 2002 revidiert (USA: 1 3% fu¬r 2001 und 2 2% . . fu¬r 2002; Euroraum: 1 8% fu¬r 2001 und 2 2% fu¬r 2002). Die WEO¬ sterreich wurden fu¬r 2001 auf Prognosen fu¬r das Wirtschaftswachstum in O . . 1 6% (Ð0 4%) reduziert; fu¬r 2002 hingegen ging der IWF von einem beschleunigten Wachstum von 2.6% (+0.3%) aus. Sonstige internationale Gruppen und Gremien In einer in Rom verbreiteten Erkla¬rung vom 12. September 2001 gaben die Finanzminister und Notenbankchefs der sieben fu¬hrenden Industrienationen (G-7) bekannt, dass sie eine Sto¬rung der Weltwirtschaft durch die Terroranschla¬ge in den USA nicht zulassen werden. Die G-7-La¬nder erkla¬rten sich bereit, Liquidita¬t zur Verfu¬gung zu stellen, damit die Ma¬rkte normal arbeiten ko¬nnen. Der World Investment Report 2001 der UNO-Konferenz fu¬r Handel und Entwicklung (UNCTAD) wurde am 18. September 2001 in der OeNB pra¬sentiert. Weltweit beliefen sich die Besta¬nde an Direktinvestitionen auf mehr als 15% des globalen Bruttosozialprodukts. Direktor Peter Zo¬llner wies darauf hin, dass die internationale Verflechtung der o¬sterreichischen Unternehmen zwar steigend, aber im weltweiten Vergleich immer noch Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 153 Zusammenarbeit im internationalen Wa¬ hrungs- und Finanzsystem unterdurchschnittlich ist. Besonders gro§ ist der Ru¬ckstand bei den aktiven Direktinvestitionen. Zwar setzte seit der Osto¬ffnung ein rasanter Aufhol¬ sterreich Ð im Gegensatz zu den meisten hoch prozess ein, dennoch ist O entwickelten Industriestaaten Ð netto immer noch ein Investitionsnehmer. ¬ sterreich allerdings inzwischen als Investor in Mittel- und Weltspitze ist O ¬ sterreich Ð auch absolut gesehen Ð Osteuropa. In den Nachbarla¬ndern liegt O unter den drei wichtigsten Auslandsinvestoren. In einer Telefonkonferenz am 25. September 2001 beschlossen die G-7Finanzminister das Einfrieren von Bankkonten mutma§licher Terroristen. Weiters rechneten sie mit einer Verzo¬gerung der Wirtschaftserholung als Folge der Terroranschla¬ge in den USA. 154 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 B e i t r a¬ g e z u r T r a n s m i s s i o n d e r G e l d p o l i t i k Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬genspreise in der Geldpolitik Frederic S. Mishkin1) Obwohl sich das klassische geldpolitische Instrumentarium auf Zinssa¬tze stu¬tzt, schlagen geldpolitische Ma§nahmen nicht nur u¬ber die Preise von Schuldtiteln, sondern auch u¬ber die Preise anderer Vermo¬genswerte auf die Wirtschaft durch. Aus diesem Grund sollte den Preisbewegungen der anderen Vermo¬genswerte Bedeutung beigemessen und ihre Rolle in der Geldpolitik definiert werden. Der Beitrag bescha¬ftigt sich mit dieser Frage und untersucht zuna¬chst die U¬bertragung geldpolitischer Impulse u¬ber den Kanal dieser anderen Vermo¬genspreise. Im Anschluss daran wird ihre Rolle bei der Durchfu¬hrung der Geldpolitik beleuchtet. 1 Die Rolle der Vermo ¬ genspreise im moneta¬ ren Transmissionsmechanismus Neben den Preisen fu¬r Schuldtitel fu¬hrt die Literatur zum moneta¬ren Transmissionsmechanismus drei Kategorien von Vermo¬genspreisen an, die als wichtige Kana¬le fu¬r das Wirken der Geldpolitik auf die Wirtschaft fungieren: 1. Aktienkurse, 2. Immobilienpreise und 3. Wechselkurse. Aktienkurse Schwankungen auf dem Aktienmarkt, die von geldpolitischen Ma§nahmen beeinflusst werden, haben wesentliche Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft. In Verbindung mit dem Aktienmarkt wird zwischen folgenden Arten von Transmissionsmechanismen unterschieden: 1. Auswirkungen des Aktienmarktes auf die Investitionsta¬tigkeit (Investitionseffekte), 2. Auswirkungen auf Unternehmensbilanzen (Bilanzeffekte), 3. Auswirkungen auf das Vermo¬gen der privaten Haushalte (Vermo¬genseffekte) und 4. Auswirkungen auf die Liquidita¬t der privaten Haushalte (Liquidita¬tseffekte). Auswirkungen des Aktienmarktes auf die Investitionsta¬tigkeit Ein bedeutender Mechanismus fu¬r die mo¬glichen wirtschaftlichen Auswirkungen von Aktienkursschwankungen wird in Tobins q-Theorie (Tobin, 1969) aufgezeigt. Tobin definiert q als das Verha¬ltnis zwischen dem Marktwert eines Unternehmens und seinen Wiederbeschaffungskosten. Ist q hoch, so ist der Marktpreis eines Unternehmens im Verha¬ltnis zu seinen Wiederbeschaffungskosten ebenfalls hoch, und neues Anlage- und Ausstattungskapital ist daher im Verha¬ltnis zum Marktwert des Unternehmens gu¬nstig. In diesem Fall kann ein Unternehmen Aktien begeben und dafu¬r, verglichen mit den Kosten der erworbenen Anlagen und Ausstattungen, einen hohen Preis erzielen. In der Folge steigen die Investitionsausgaben, da das Unternehmen bei lediglich geringer Aktienemission eine vergleichbar gro§e Menge neuer Investitionsgu¬ter erwerben kann. Die Besonderheit von Tobins q-Modell besteht darin, dass zwischen Aktienkursen und Investitionsausgaben ein Zusammenhang hergestellt wird. Wie wirken sich allerdings geldpolitische Ma§nahmen auf die Aktienkurse 1 156 Frederic S. Mishkin Ð Graduate School of Business, Columbia University und National Bureau of Economic Research. Dieser Beitrag spiegelt die Ansichten des Autors wider und nicht die der Columbia University oder des National Bureau of Economic Research. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik aus? Eine expansive Geldpolitik, mit der eine Senkung der Zinssa¬tze einhergeht, la¬sst Anleihen im Vergleich zu Aktien weniger attraktiv erscheinen und kurbelt dadurch die Aktiennachfrage an, was wiederum die Aktienpreise in die Ho¬he treibt. Bedenkt man weiters, dass mit den Aktienkursen auch die Investitionsausgaben steigen, so ergibt sich ein geldpolitischer Transmissionsmechanismus, der sich wie folgt darstellen la¬sst M" > Ps" > q" > I" > Y" ; 1 wobei M" fu¬r eine expansive Geldpolitik steht, die zu einem Anstieg der Aktienpreise Ps" fu¬hrt, wodurch sich wiederum q q" ; und in der Folge die Investitionsta¬tigkeit I" erho¬hen, was ein Anwachsen der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und somit der Produktion Y" bewirkt. ¬ berlegung, dass UnternehDerselbe Mechanismus ergibt sich aus der U men ihre Investitionen nicht nur durch Anleihen, sondern auch durch die Emission von Anteilswerten (Stammaktien) finanzieren. Wenn die Aktienkurse steigen, wird die Finanzierung von Investitionen fu¬r die Unternehmen entsprechend gu¬nstiger, da pro emittierter Aktie mehr Ertrag erzielt wird. Ein Anstieg der Aktienkurse mu¬ndet daher in wachsenden Investitionsausgaben. Aus diesem Grund la¬sst sich dieser Mechanismus auch wie folgt skizzieren: Eine expansive Geldpolitik M" , bei der die Aktienkurse Ps" steigen, verringert die Kapitalkosten c# und kurbelt somit die Investitionsund Produktionsta¬tigkeit I" ; Y" 1) an: M" > Ps" > c# > I" > Y" 2 Auswirkungen auf die Unternehmensbilanzen Auf Grund von Informationsasymmetrien ergibt sich ein weiterer U¬bertragungskanal der Geldpolitik u¬ber die Aktienkurse. Dieser ha¬ufig als ãcredit viewÒ bezeichnete Mechanismus wirkt u¬ber den Einfluss der Aktienkurse auf die Unternehmensbilanzen; daher leitet sich auch die Bezeichnung ãBilanzkanalÒ ab.2) Mit der Verringerung des Firmenwerts verscha¬rfen sich die Negativauslese wie auch die Moral-Hazard-Problematik bei der Kreditvergabe. Ein geringeres Reinvermo¬gen bedeutet, dass effektiv weniger Sicherheiten fu¬r die an eine Firma vergebenen Kredite vorliegen, wodurch auf Grund adverser Selektion das Verlustpotenzial steigt. Eine Abnahme des Firmenwerts, durch die das Problem der Negativauslese noch akuter wird, fu¬hrt zu einer restriktiven Vergabe von Krediten zur Finanzierung von Investitionsausgaben. Durch einen geringen Firmenwert erho¬ht sich auch der Moral Hazard, da der Eigenkapitalanteil ebenfalls an Wert eingebu¬§t hat, wodurch der Anreiz fu¬r Unternehmenseigentu¬mer steigt, sich auf risikoreiche Investi1 2 Bosworth (1975) und Hayashi (1982) zeigen, dass diese alternative Beschreibung der Verbindung zwischen Aktienkursen und Investition Tobins q-Ansatz entspricht. Untersuchungen zum ãcredit viewÒ finden sich in Bernanke und Gertler (1995), Cecchetti (1995), Hubbard (1995) und Bernanke, Gertler und Gilchrist (1999). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 157 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik tionsprojekte einzulassen. Je riskanter ein Investitionsprojekt ist, desto gro¬§er ist die Ausfallwahrscheinlichkeit; somit gehen mit sinkendem Firmenwert auch die Kreditvergabe und in Folge die Investitionsausgaben zuru¬ck. Ein Durchschlagen der Geldpolitik auf die Unternehmensbilanzen und auf die aggregierte Nachfrage ist u¬ber folgenden Mechanismus mo¬glich: Eine expansive Geldpolitik M" , die ein Ansteigen der Aktienkurse Ps" auslo¬st, erho¬ht den Wert der Unternehmen NW" , wodurch die Negativselektion abgeschwa¬cht wird und der Moral Hazard sinkt; und weiters zu einer versta¬rkten Kreditvergabe fu¬hrt L" . Eine expansivere Kreditvergabe fu¬hrt zu ho¬heren Investitionsausgaben I" und ho¬heren gesamtwirtschaftlichen Ausgaben Y" . Daraus ergibt sich fu¬r den Bilanzkanal der moneta¬ren Transmission folgende Darstellung: M" > Ps" > NW" > L" > I" > Y" 3 Auswirkungen auf die Liquidita¬t privater Haushalte Ein weiterer Ansatz zur Untersuchung der Bilanzkana¬le der moneta¬ren Transmission umfasst die Analyse der Bilanzpositionen privater Haushalte, insbesondere die Liquidita¬tseffekte auf den Gebrauchsgu¬terkonsum und die Wohnungsausgaben.1) Aus der Perspektive der Liquidita¬tseffekte wirken Bilanzeffekte eher u¬ber die Kaufbereitschaft der Konsumenten und nicht so sehr u¬ber die Kreditvergabebereitschaft der Gla¬ubiger. Auf Grund asymmetrischer Information hinsichtlich ihrer Qualita¬t sind langlebige Gebrauchsgu¬ter und Wohnungseigentum illiquide Vermo¬genswerte. Wenn Konsumenten infolge eines massiven Einkommensschocks gezwungen sind, Gebrauchsgu¬ter oder Wohnungseigentum zu verkaufen, um ihre Liquidita¬t zu erho¬hen, mu¬ssten sie mit gro§en Verlusten rechnen, da sie bei einem Notverkauf nicht den vollen Wert dieser Vermo¬gensgegensta¬nde erzielen wu¬rden. Falls die Verbraucher im Gegensatz dazu u¬ber Geldvermo¬gen verfu¬gen, z. B. in Form von Spareinlagen, Aktien oder Anleihen, so ko¬nnten sie diese sehr rasch zu ihrem vollen Marktwert absto§en und ihren Barbestand entsprechend aufstocken. Wenn Verbraucher mit erho¬hter Wahrscheinlichkeit finanzielle Schwierigkeiten voraussehen, werden sie bestrebt sein, weniger illiquide langlebige Gebrauchsgu¬ter oder Immobilien sowie versta¬rkt liquideres Geldvermo¬gen zu halten. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Konsument mit einer finanziellen Notlage rechnet, sollte im Wesentlichen von seiner Bilanzposition abha¬ngen. Insbesondere wenn Konsumenten im Verha¬ltnis zu ihrem Verschuldungsgrad ein betra¬chtliches Geldvermo¬gen besitzen, scha¬tzen sie die Wahrscheinlichkeit finanzieller Schwierigkeiten gering ein und sind eher zum Erwerb von Gebrauchsgu¬tern oder Wohnungseigentum bereit. Ein Ansteigen der Aktienpreise bewirkt eine Wertsteigerung des Geldvermo¬gens F A" ; ebenso werden die Ausgaben fu¬r Gebrauchsgu¬ter zunehmen, da die Konsumenten von einer besseren finanziellen Situation ausgehen und mit geringerer Wahrscheinlichkeit mit finanziellen Schwierigkeiten F D# 1 158 Siehe Mishkin (1976, 1977). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik rechnen. Auf Grund dieses Zusammenhangs zwischen Geld und Aktienkursen ergibt sich ein weiterer moneta¬rer Transmissionsmechanismus: M" > Ps" > F A" > F D# > Cd" ; H" > Y" ; 4 wobei Cd" fu¬r wachsende Ausgaben fu¬r langlebige Gebrauchsgu¬ter und H" fu¬r einen Anstieg der Ausgaben fu¬r Wohnungseigentum steht. Auswirkungen auf das Vermo¬gen privater Haushalte Ein weiterer Bilanzkanal, der u¬ber die Konsumenten wirksam wird, beruht auf Vermo¬genseffekten. Nach dem Lebenszyklusmodell von Modigliani wird der Konsum durch die einem Verbraucher wa¬hrend des gesamten Lebens verfu¬gbaren Ressourcen bestimmt. Eine wichtige Komponente dieser Lebenszyklusressourcen ist das Finanzvermo¬gen, von dem ein Gro§teil auf Stammaktien entfa¬llt. Damit erho¬ht eine expansive Geldpolitik, die einen Anstieg der Aktienkurse bewirkt, den Vermo¬genswert privater Haushalte. Gleichzeitig vermehren sich dadurch die Lebenszyklusressourcen der Verbraucher, dies bewirkt wiederum ein Konsumwachstum. Daraus ergibt sich folgender Transmissionsmechanismus: M" > Ps" > W" > C" > Y" ; 5 wobei W" und C" einen Anstieg des Vermo¬gens und des Konsums der privaten Haushalte anzeigen. Forschungen zufolge ist dieser Transmissionsmechanismus in den USA relativ stark, doch bleibt das Ausma§ des Vermo¬genseffekts bislang umstritten.1) Immobilienpreise Eine weitere Art von Vermo¬genspreisen, die im moneta¬ren Transmissionsmechanismus eine entscheidende Rolle spielt, sind die Immobilienpreise. Diese ko¬nnen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage u¬ber drei verschiedene Kana¬le beeinflussen: u¬ber 1. direkte Auswirkungen auf die Wohnungsausgaben, 2. das Vermo¬gen der privaten Haushalte und 3. die Bankbilanzen. Direkte Auswirkungen auf die Wohnungsausgaben Eine moneta¬re Expansion M" mit zinssenkender Wirkung verringert die Kosten der Wohnungsfinanzierung, wodurch die Wohnungspreise Ph" ansteigen. Sind die Wohnungspreise in Relation zu den Baukosten ho¬her, so ist es fu¬r die Baufirmen rentabler, Wohnbauten zu errichten; aus diesem Grund nehmen die Wohnungsausgaben H" und somit auch die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y" zu.2) Dieser Transmissionsmechanismus la¬sst sich wie folgt ableiten: 1 2 Siehe Modigliani (1971) und Lettau, Ludvigson und Steindel (2001). Dieses Modell fu¬r Wohnungsausgaben ist tatsa¬chlich eine Variante der q-Theorie von Tobin, wobei q als Investition in Wohnungseigentum fu¬r den Preis des Wohnungseigentums relativ zu seinen Wiederbeschaffungskosten steht. Eine aktuelle empirische Analyse eines Modells dieses Typs findet sich bei McCarthy und Peach (2001). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 159 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik M" > Ph" > H" > Y" 6 Auswirkungen auf das Vermo¬gen privater Haushalte Die Wohnungspreise sind eine wichtige Komponente im Vermo¬gen privater Haushalte, das sich auf die Verbraucherausgaben auswirkt. Daher erho¬ht eine expansive Geldpolitik M" , bei der die Wohnungspreise Ph" ansteigen, auch das Vermo¬gen der privaten Haushalte W" , das die Konsumausgaben C" und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y" in die Ho¬he treibt: M" > Ph" > W" > C" > Y" 7 Bankbilanzen Der Credit-View-Ansatz zum moneta¬ren Transmissionsmechanismus geht von einer speziellen Rolle der Banken im Finanzsystem aus, da sie besonders gut dafu¬r geeignet sind, das Problem asymmetrischer Informationen auf den Kreditma¬rkten zu lo¬sen. Einigen Kreditnehmern wu¬rde demnach der Zugang zu den Kreditma¬rkten verwehrt bleiben, au§er sie nehmen Kredite bei Banken auf.1) Die Banken engagieren sich stark in der Vergabe von Immobilienkrediten, bei denen der Wert des betroffenen Immobilienobjekts als Sicherheit dient. Wenn auf Grund moneta¬rer Expansion die Immobilienpreise steigen, verringern sich die Kreditverluste der Banken, dadurch erho¬ht sich deren Kapital. Der Anstieg ihres Kapitals erlaubt es den Banken, die Kreditvergabe auszuweiten. Nachdem Banken insofern ein Sonderfall sind, als zahlreiche Kunden von ihnen abha¬ngen, werden in der Folge die Investitionsta¬tigkeit und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage steigen. Dieser u¬ber die Bankbilanzen wirksame Transmissionskanal kann folgenderma§en beschrieben werden M" > Pr" > NWb" > L" > I" > Y" ; 8 wobei eine expansive Geldpolitik M" , bei der die Immobilienpreise Pr" ansteigen, zu einer Vermehrung des Bankkapitals NWb" fu¬hrt und somit bewirkt, dass die Banken mehr Kredite vergeben L" , woraus ein Anwachsen der Investitionsta¬tigkeit I" und des Output Y" resultiert. Tritt das Gegenteil ein und die Immobilienpreise fallen, so wird dieser Wirkungsmechanismus ha¬ufig als ãcapital crunchÒ oder Kapitalverknappung bezeichnet. In den USA wurde dieser Mechanismus in den fru¬hen Neunzigerjahren wirksam (Bernanke und Lown, 1991). In Japan trug er in den letzten Jahren wesentlich zur wirtschaftlichen Stagnation bei. Wechselkurse Im Bereich der Wechselkurse kommen zwei Prima¬rmechanismen zum Tragen: 1. Wechselkurseffekte auf den Au§enbeitrag und 2. Wechselkurseffekte auf die Bilanzen. 1 160 Siehe Kashyap und Stein (1994) sowie Gertler und Gilchrist (1994). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Wechselkurseffekte auf den Au§enbeitrag Angesichts der weltweit zunehmenden Internationalisierung der Volkswirtschaften und des Aufkommens flexibler Wechselkurse wird nun vermehrt darauf geachtet, wie die Geldpolitik die Wechselkurse beeinflussen kann, die sich auf den Au§enbeitrag und die gesamtwirtschaftliche Produktion auswirken. Dieser Kanal funktioniert nicht bei La¬ndern mit einem fixen Wechselkurs; umgekehrt wirkt er umso sta¬rker, je offener eine Volkswirtschaft ist. Eine expansive Geldpolitik hat Einfluss auf die Wechselkurse, da in der heimischen Wa¬hrung denominierte Einlagen Ð im Vergleich zu Einlagen in Fremdwa¬hrungen Ð bei einem geldpolitisch bedingten Ru¬ckgang der inla¬ndischen Zinssa¬tze an Attraktivita¬t einbu¬§en. In Folge verlieren Einlagen in der Landeswa¬hrung gegenu¬ber Einlagen in Fremdwa¬hrungen an Wert, und der Wechselkurs wird abgewertet E# .1) Auf Grund des Wertverlustes der heimischen Wa¬hrung sind inla¬ndische Gu¬ter gu¬nstiger als ausla¬ndische, was einen Anstieg des Au§enbeitrags NX" und somit ein Anwachsen der gesamtwirtschaftlichen Ausgaben Y" zur Folge hat. Der u¬ber die Wechselkurse wirksame moneta¬re Transmissionsmechanismus la¬sst sich wie folgt darstellen: M" > E# > NX" > Y" 9 Wechselkurseffekte auf die Bilanzen Wechselkursschwankungen ko¬nnen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auch dadurch massiv beeinflussen, dass sie auf die Bilanzen von Banken und Nichtbanken wirken, sobald ein wesentlicher Anteil der Inlandsverschuldung auf Fremdwa¬hrungen lautet, was in den meisten aufstrebenden Volkswirtschaften der Fall ist. In diesen La¬ndern kann sich eine moneta¬re Expansion oft negativ auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auswirken, wenn sie u¬ber den im Folgenden dargestellten Mechanismus zu einer Wechselkursabwertung fu¬hrt. Sind Schuldvertra¬ge in Fremdwa¬hrungen denominiert, so verursacht eine expansive Geldpolitik M" ; die zu einer Wertminderung oder Abwertung E# ; der Landeswa¬hrung fu¬hrt, eine Zunahme der Verschuldung der inla¬ndischen Nichtbanken. Da die Aktiva normalerweise in der Landeswa¬hrung denominiert sind und daher wertma¬§ig nicht ansteigen, ergibt sich automatisch eine Reduzierung des Firmenwerts NW# . Mit einer Verschlechterung der Bilanzen erho¬hen sich die Negativselektion und der Moral Hazard, die, wie bereits oben erla¬utert, einen Ru¬ckgang der Kreditvergabe L# sowie ein Absinken der Investitionsta¬tigkeit I# und somit der wirtschaftlichen Aktivita¬t Y# bedingen. Die schematische Darstellung dieses Transmissionsmechanismus lautet wie folgt: M" > E# > NW# > L# > I# > Y# 1 10 In der Literatur wird die Abwertung einer Wa¬hrung normalerweise als e" bezeichnet, aber ich verwende die Abku¬rzung E# , da mir dies sinnvoller erscheint. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 161 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Dieser Mechanismus spielte bei den ju¬ngsten Finanzkrisen in Mexiko und Ostasien eine ausschlaggebende Rolle.1) Besonders stark kam er etwa in Indonesien zum Tragen, das von allen Krisenla¬ndern am schlimmsten betroffen war und dessen Landeswa¬hrung u¬ber 75% an Wert einbu¬§te, wodurch die Fremdwa¬hrungsverschuldung des Landes in indonesischen Rupiah gemessen um das Vierfache stieg. Selbst ein gesundes Unternehmen wird, wenn es einen signifikanten Anteil an Fremdwa¬hrungsverschuldung aufweist, wahrscheinlich durch einen derartigen Schock in die Insolvenz getrieben, und niemand wird einem derartigen Unternehmen einen Kredit gewa¬hren, auch wenn es produktive Investitionsmo¬glichkeiten ha¬tte. Ein zweiter Mechanismus, im Rahmen dessen eine Wechselkursabwertung einen Ru¬ckgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bewirken kann, wird u¬ber die Wertminderung der Bilanzen der Kreditinstitute wirksam. So verfu¬gten etwa Banken und viele andere Finanzinstitute in Mexiko und Ostasien u¬ber zahlreiche Verbindlichkeiten in Fremdwa¬hrungen, die im Zuge der Wa¬hrungsabwertung wertma¬§ig stark anstiegen. Gleichzeitig waren Firmen und Privathaushalte au§er Stande, ihre Schulden zu bedienen, wodurch die Bilanzen der Finanzinstitute durch Kreditausfa¬lle belastet wurden. Sowohl aktiv- als auch passivseitig gerieten die Bilanzen von Banken und anderen Finanzinstituten unter Druck. Daru¬ber hinaus war ein Gro§teil der Fremdwa¬hrungsverschuldung dieser Institutionen sehr kurzfristig, sodass der starke Wertanstieg dieser Verschuldung auf Grund der kurzfristigen Ru¬ckzahlungsverpflichtungen zu Liquidita¬tsproblemen fu¬hrte. Die damit einhergehende weitere Verschlechterung der Bilanzen von Banken und anderen Finanzinstituten und die Schwa¬chung ihrer Eigenkapitalbasis hatten einen Ru¬ckgang der Kreditvergabe zur Folge. In Indonesien reichte das Zusammenspiel dieser Kra¬fte aus, um eine Bankenpanik auszulo¬sen; daher waren zahlreiche Banken gezwungen, ihre Gescha¬fte einzustellen. Diese Effekte von Wechselkursabwertungen auf die Bankbilanzen implizieren, dass eine expansive Geldpolitik M" in den aufstrebenden Volkswirtschaften tatsa¬chlich kontraktiv wirken ko¬nnte, da sie eine Verschlechterung der Bankbilanzen herbeifu¬hrt NWb# , wodurch die Kreditvergabe durch die Banken zuru¬ckgeht L# , was wiederum eine Abnahme der Investitionsta¬tigkeit und der Gesamtproduktion (I# und Y# ) nach sich zieht: M" > E# > NWb# > L# > I# > Y# 11 Es muss darauf hingewiesen werden, dass die durch Wechselkurseffekte auf die Bilanzen ausgelo¬sten mo¬glichen kontraktiven Effekte einer expansiven Geldpolitik nur dann zum Tragen kommen, wenn die betroffene Volkswirtschaft eine substanzielle Fremdwa¬hrungsverschuldung aufweist. Diese Mechanismen sind daher in den Industriela¬ndern, deren Verschuldung normalerweise in der heimischen Wa¬hrung denominiert ist, kaum von 1 162 Siehe z. B. Mishkin (1996, 1999a). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Bedeutung. In den aufstrebenden Volkswirtschaften, die eine vo¬llig andere Verschuldungsstruktur und einen hohen Fremdwa¬hrungsanteil aufweisen ko¬nnen, ko¬nnen sie allerdings eine gro§e Rolle spielen. 2 Die Rolle der Vermo ¬ genspreise in der Geldpolitik Die Ausfu¬hrungen im ersten Abschnitt deuten darauf hin, dass die Geldpolitik nicht nur u¬ber direkte Effekte auf die Zinssa¬tze durchschla¬gt, sondern auch durch ihre Auswirkung auf andere Vermo¬genspreise. Dies wirft die Frage auf, inwiefern die verantwortlichen Entscheidungstra¬ger angesichts der Tatsache, dass diese anderen Vermo¬genspreise eine bedeutende Komponente des moneta¬ren Transmissionsmechanismus bilden, derartige Preisschwankungen in ihren geldpolitischen Entscheidungen beru¬cksichtigen sollen. Eine Untersuchung der geldpolitischen Bedeutung von Vermo¬genspreisen sollte sich mit zwei verschiedenen Fragestellungen befassen: Wie sollten die Zentralbanken auf die Wechselkurse einerseits und auf Schwankungen an den Aktien- und Immobilienma¬rkten andererseits reagieren? Wechselkurse Von allen Vermo¬genspreisen wird in der geldpolitischen Diskussion normalerweise den Wechselkursen die gro¬§te Aufmerksamkeit gewidmet. Der Wert der eigenen Landeswa¬hrung ist fu¬r Zentralbanken natu¬rlich aus verschiedenen Gru¬nden von Interesse. Vera¬nderungen des Wechselkurses ko¬nnen sich insbesondere in kleinen offenen Volkswirtschaften ma§geblich auf die Inflation auswirken. Wie bereits in Kapitel 1 dargelegt, fu¬hren etwa Wechselkursabwertungen, auf Grund steigender Einfuhrpreise und einer erho¬hten Nachfrage nach Nettoexporten, zu einem Inflationsanstieg. ¬ ffentlichkeit Zusa¬tzlich finden die Wechselkurse sowohl in der breiten O als auch bei den politischen Entscheidungstra¬gern Beachtung, wodurch die Zentralbank unter Druck gesetzt wird, den geldpolitischen Kurs zu ¬andern. Ein Kursanstieg der heimischen Wa¬hrung kann die Wettbewerbsfa¬higkeit inla¬ndischer Betriebe einschra¬nken, wa¬hrend ein Kursru¬ckgang oft als Versagen der Zentralbank gewertet wird, wie dies ku¬rzlich bei der Europa¬ischen Zentralbank der Fall war, die Ð meiner Ansicht nach zu Unrecht Ð fu¬r den fallenden Eurowechselkurs verantwortlich gemacht wurde. Die aufstrebenden Volkswirtschaften messen Wechselkursbewegungen ein noch ho¬heres Gewicht bei, nicht nur, weil sich eine reale Aufwertung der Landeswa¬hrung negativ auf die Wettbewerbsfa¬higkeit der heimischen Industrie auswirken kann, sondern auch, weil dadurch beachtliche Leistungsbilanzdefizite entstehen ko¬nnen, die im Fall einer Saldendrehung von Kapitalimporten zu -exporten die Anfa¬lligkeit des jeweiligen Landes fu¬r potenzielle Wa¬hrungskrisen erho¬ht. Wa¬hrungsabwertungen in den Reformla¬ndern sind besonders deshalb gefa¬hrlich, weil sie kontraktiv wirken ko¬nnen und so, wie in Mishkin (1996, 1999) dargelegt, eine Finanzkrise auslo¬sen ko¬nnen. Um Wechselkursschwankungen zu vermeiden, entscheiden sich manche La¬nder dazu, ihren Wechselkurs an den eines anderen Landes zu binden. Die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 163 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Vor- und Nachteile der geldpolitischen Strategie einer fixen Wechselkursanbindung habe ich in anderen Arbeiten behandelt und werde daher auf dieses Thema nicht weiter eingehen.1) Wenn sich ein Land jedoch fu¬r eine eigene unabha¬ngige Wa¬hrungspolitik entschlie§t und seine Kapitalma¬rkte o¬ffnet, muss es notwendigerweise auch eine Fluktuation der Wechselkurse zulassen. Da jedoch Wechselkursschwankungen in vielen La¬ndern ein gravierendes Problem darstellen, besteht die Gefahr, dass sich die Geldpolitik zu sehr auf eine Beschra¬nkung der Wechselkursschwankungen konzentriert. Als z. B. Israel begann, seine Geldpolitik an der Inflationsentwicklung auszurichten, hatte es anfangs mit diesem Problem zu ka¬mpfen. Im Rahmen dieser Strategie hatte sich Israel das Zwischenziel einer gleitenden Wechselkursanpassung innerhalb einer bestimmten Bandbreite gesetzt, wobei die Abwertungsquote vorausblickend vom Inflationsziel des kommenden Jahres abgeleitet wurde. Auch wenn die Bank of Israel dem Wechselkursziel im Verha¬ltnis zum Inflationsziel im Lauf der Zeit immer weniger Bedeutung beima§, ergaben sich daraus fu¬r die Bank gewisse Schwierigkeiten, Disinflation und eine Senkung des Inflationsziels (siehe z. B. Bernanke, Laubach, Mishkin und Posen, 1999) o¬ffentlich zu rechtfertigen. Das zweite Problem, das sich aus der Konzentration auf die Einschra¬nkung von Wechselkursschwankungen ergibt, besteht darin, dass es zu unerwu¬nschten geldpolitischen Reaktionen kommen kann, wenn ein Land mit einem realen Schock Ð wie einem Terms-of-Trade-Schock Ð konfrontiert ist. Zwei anschauliche Beispiele dafu¬r fanden sich in den spa¬ten Neunzigerjahren in Neuseeland und Chile. Auf Grund der direkten Auswirkungen der Wechselkurse auf die Inflation sah die Reserve Bank of New Zealand hauptsa¬chlich den Wechselkurs als Indikator fu¬r ihren geldpolitischen Kurs. Bis zum Fru¬hjahr 1997 hatte die Reserve Bank diesen Schwerpunkt durch Festlegung eines so genannten Monetary Conditions Index (MCI) als prima¬ren geldpolitischen Indikator institutionalisiert; ein ¬ahnlicher Index war bereits von der Bank of Canada entwickelt worden. Der Gedanke hinter dem MCI, der dem gewichteten Durchschnitt aus dem Wechselkurs und einem kurzfristigen Zinssatz entspricht, besteht darin, dass Vera¬nderungen der Zinssa¬tze und der Wechselkurse im Durchschnitt eine neutralisierende Wirkung auf die Inflation haben. Fallende Wechselkurse lassen die Inflation normalerweise ansteigen, weshalb auch die Zinssa¬tze erho¬ht werden mu¬ssen, um dem Aufwa¬rtsdruck auf die Inflation entgegenwirken zu ko¬nnen. Dieser neutralisierende Einfluss von Zinssa¬tzen und Wechselkursen auf die Inflation ha¬ngt jedoch von der Art des Schocks ab, dem die Wechselkurse unterliegen. Wenn die Wechselkursabwertung aus Portfoliou¬berlegungen resultiert, so fu¬hrt dies sehr wohl zu einer sta¬rkeren Inflation und muss durch ein Anheben der Zinsen ausgeglichen werden. Wenn jedoch der Grund fu¬r eine Wechselkursabwertung in einem realen Schock, wie etwa einem negativen Terms-ofTrade-Schock, zu suchen ist, in dessen Folge die Nachfrage nach Exporten aus dem betroffenen Land zuru¬ckgeht, so verha¬lt sich die Sachlage vo¬llig anders. Ein negativer Terms-of-Trade-Schock reduziert die gesamtwirt1 164 Siehe Mishkin (1999b) und Mishkin und Savastano (2001). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik schaftliche Nachfrage und wirkt sich daher wahrscheinlich deflationa¬r aus. Zinsenseitig besteht in diesem Fall die richtige Reaktion in einer Senkung der Zinssa¬tze, nicht in einem Anheben, wie es der MCI nahelegen wu¬rde. Im Fall des negativen Terms-of-Trade-Schocks von 1997 bewirkte die Einfu¬hrung des MCI (1997) genau die falsche geldpolitische Reaktion auf die Ostasienkrise. Als nach Beginn der auf die Abwertung des thaila¬ndischen Baht folgenden Krise im Juli 1997 der Wechselkurs abwertete, begann der MCI rasant zu fallen. Dies veranlasste die Reserve Bank of New Zealand, die Zinssa¬tze um rund 200 Basispunkte anzuheben. Dies fu¬hrte zu einer extremen Straffung der Geldpolitik, wobei der Taggeldzielsatz im Juni 1998 bereits 9% u¬berschritten hatte. Da die Abwertung auf einen starken negativen Terms-of-Trade-Schock zuru¬ckzufu¬hren war, der die gesamtwirtschaftliche Nachfrage verringerte, verursachte die Straffung der Geldpolitik Ð wie zu erwarten Ð eine gravierende Rezession und eine Unterschreitung des Inflationszielbands, was 1999 tatsa¬chlich zu einer Deflation fu¬hrte.1) Die Reserve Bank of New Zealand erkannte schlie§lich ihren Fehler und begann im Juli 1998 die Zinssa¬tze deutlich zu senken, nachdem die Wirtschaft in eine Rezession geschlittert war; doch zu diesem Zeitpunkt erfolgte dieser Schritt bereits zu spa¬t. Weiters erkannte die Reserve Bank of New Zealand, welche Probleme die Verwendung eines MCI als geldpolitischer Indikator mit sich bringt und verwendeten diesen seit 1999 nicht mehr. Heute verfolgt die Reserve Bank of New Zealand eine etwas konventionellere Geldpolitik, bei der der Taggeldzielsatz als geldpolitisches Instrument verwendet wird und in geldpolitischen Entscheidungen dem Wechselkurs nunmehr eine weitaus geringere Bedeutung beigemessen wird. Auch Chile, das seine Geldpolitik in den fru¬hen Neunzigerjahren an der Inflationsentwicklung ausrichtete, versuchte Wechselkursschwankungen in erster Linie durch die Einfu¬hrung eines Wechselkursbands bei gleitender Wechselkursanpassung einzuda¬mmen, wobei letztere (lose) an die zeitlich verzo¬gerte heimische Inflation gekoppelt war.2) Diese Orientierung am Wechselkurs bewirkte im Jahr 1998 einen gravierenden geldpolitischen Fehlschluss, da die chilenische Zentralbank befu¬rchtete, angesichts der Turbulenzen auf den Finanzma¬rkten an Glaubwu¬rdigkeit zu verlieren, wenn sie nach den Ereignissen auf den Finanzma¬rkten wegen der Ostasien- und Russlandkrise eine Abwertung des Wechselkurses zulassen wu¬rde. Anstatt die Geldpolitik angesichts des negativen Terms-of-Trade-Schocks zu lockern, hob die chilenische Zentralbank die Zinsen stark an und fasste sogar das Wechselkursband enger. Im Nachhinein betrachtet, handelte es sich dabei offenbar um Fehlentscheidungen: Das Inflationsziel wurde unterschritten, und es kam zu einer wirtschaftlichen Rezession. Dieses Ergebnis brachte der chilenischen Zentralbank erstmals seit dem Jahr 1990, in dem sie ihre Geldpolitik an der Inflationsentwicklung auszurichten begann, heftige Kritik 1 2 Der Terms-of-Trade-Schock war jedoch nicht der einzige negative Schock, dem die neuseela¬ndische Wirtschaft in dieser Zeitspanne ausgesetzt war. Der Landwirtschaftssektor litt unter einer heftigen Du¬rreperiode, die der Wirtschaft ebenfalls gro§en Schaden zufu¬gte. Somit war die fehlgeschlagene Geldpolitik nicht der einzige Grund fu¬r die Rezession, sondern es handelte sich um ein Zusammenspiel mehrerer unglu¬cklicher Umsta¬nde. Siehe Drew und Orr (1999) und Brash (2000). Siehe Landerretche, Morande« und Schmidt-Hebbel (1999) sowie Mishkin und Savastano (2001). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 165 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik ein und schwa¬chte so den Ru¬ckhalt fu¬r eine unabha¬ngige Notenbank sowie ihr auf ein Inflationsziel abgestelltes geldpolitisches Regime. Im Lauf des Jahres 1999 a¬nderte die chilenische Zentralbank ihren geldpolitischen Kurs grundlegend und lockerte ihre Geldpolitik durch eine Zinssenkung, durch die ein Ru¬ckgang des Peso-Wechselkurses mo¬glich wurde. Die Erfahrungen Neuseelands und Chiles in diesem Zeitraum einerseits und jene Australiens Ð ebenfalls eine kleine offene Volkswirtschaft mit einem Inflationsziel Ð andererseits stehen in auffallendem Gegensatz zueinander. Bevor die Reserve Bank of Australia 1994 beschloss, ihre Geldpolitik an der Inflationsentwicklung auszurichten, verfolgte sie einen geldpolitischen Ansatz, bei dem ein freies Fluktuieren des Wechselkurses Ð insbesondere infolge eines realen Schocks wie etwa eines Terms-of-Trade-Schocks Ð mo¬glich war. So erkannte die Reserve Bank of Australia angesichts der Abwertung der thaila¬ndischen Wa¬hrung im Juli 1997, dass auf Grund des gewichtigen Anteils der asiatischen La¬nder am australischen Au§enhandel ein substanzieller negativer Terms-of-Trade-Schock zu erwarten ist und es daher nicht anzuraten sei, gegen die daraus unausweichlich resultierende Abwertung des australischen Dollar anzuka¬mpfen.1) So senkte die Reserve Bank of Australia im Gegensatz zur Reserve Bank of New Zealand mit sofortiger Wirkung den Taggeldzielsatz um 50 Basispunkte auf 5% und hielt diesen bis Ende 1998 mehr oder weniger auf diesem Niveau; 1998 wurde der Taggeldzielsatz um weitere 25 Basispunkte herabgesetzt. Tatsa¬chlich konnte die Reserve Bank of Australia durch die Ausrichtung ihrer Geldpolitik an der Inflationsentwicklung ihre Lockerungspolitik als Reaktion auf die Ostasienkrise noch vehementer verfolgen; das erkla¬rt auch, weshalb ihre Reaktion so rasch ausfiel. Die Reserve Bank of Australia verdeutlichte damit, dass die Verfolgung eines Inflationsziels eine geldpolitsche Lockerung erforderte, um eine Unterschreitung des Inflationsziels zu vermeiden und damit eventuellen negativen Effekten auf die Inflationserwartungen entgegenzuwirken. Diese geldpolitischen Ma§nahmen zeigten a¬u§erst positive Resultate. Im Gegensatz zu Neuseeland und Chile wies Australien wa¬hrend des gesamten Zeitraums weiterhin ein starkes reales BIP-Wachstum auf. Au§erdem gab es, abgesehen von der knapp 20-prozentigen Abwertung des australischen Dollar gegenu¬ber dem US-Dollar keine negativen Auswirkungen auf die Inflation: Die Inflation verlief kontrolliert und unterschritt in diesem Zeitraum sogar knapp das Zielband von 2 bis 3%. Die vorangegangene Analyse sowie die ju¬ngsten Erfahrungen in La¬ndern wie Neuseeland, Chile und Australien unterstu¬tzen die Vermutung, dass die Zentralbanken bei ihren Wechselkursu¬berlegungen die Inflationsentwicklung nicht au§er Acht lassen sollten. Die Konzentration auf eine Erreichung des Inflationsziels impliziert keineswegs, dass die Zentralbanken dem Wechselkurs keine Beachtung schenken sollten. Wie schon vorher erwa¬hnt, stellt der Wechselkurs einen bedeutenden geldpolitischen Transmissionsmechanismus dar; der jeweilige Stand des Wechselkurses hat Ð je nachdem, welchen Schocks er unterliegt Ð 1 166 Siehe MacFarlane (1999) und Stevens (1999). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik signifikante Auswirkungen auf die Inflation und auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Dies gilt insbesondere fu¬r kleine offene Volkswirtschaften. Daher muss die Zentralbank die Wechselkursentwicklung genau beobachten und diese in ihren Entscheidungen u¬ber den Einsatz geldpolitischer Instrumente entsprechend beru¬cksichtigen. Eine Wechselkursabwertung auf Grund von Portfolioschocks, wie etwa eines Terms-of-Trade-Schocks, erfordert eine Straffung der Geldpolitik, um einem Ansteigen der Inflation entgegenzuwirken. Andererseits erfordert eine Abwertung, die auf einen negativen Terms-of-Trade-Schock zuru¬ckgeht, eine unterschiedliche Vorgangsweise, und zwar eine Lockerung der Geldpolitik, wie dies Australien 1997 erfolgreich demonstrierte. Ist aus der Tatsache, dass die Festlegung eines Wechselkursziels umgangen wird, zu schlie§en, dass die Zentralbanken die Wechselkurse ignorieren sollten? Wie schon in Mishkin (2000) und Mishkin und Savastano (2001) betont wurde, ist diese Frage besonders fu¬r aufstrebende Volkswirtschaften von Relevanz. Aus den vorher genannten Gru¬nden ko¬nnten diese Volkswirtschaften angesichts ihrer hohen Fremdwa¬hrungsschuld nicht in der Lage sein, eine starke Abwertung ihrer jeweiligen Landeswa¬hrung zu verkraften, da dies schwer wiegende bilanzielle Folgen ha¬tte und einen abrupten Ru¬ckgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage nach sich ziehen wu¬rde. Es ko¬nnte daher notwendig sein, dass die Zentralbanken dieser La¬nder ãu¬berma¬§igeÒ Wechselkursschwankungen ausgleichen; gleichzeitig ¬ ffentlichkeit darauf hingewiesen werden, dass die sollte jedoch die O Notenbank damit nicht verhindern will, dass der Wechselkurs u¬ber einen la¬ngeren Zeithorizont sein marktbestimmendes Niveau erreichen wird. Eine Gla¬ttung der Wechselkurse sollte von denselben Grundsa¬tzen geleitet sein wie eine Gla¬ttung der Zinssa¬tze, wie sie von den meisten Zentralbanken praktiziert wird Ð sogar von jenen, die ein Inflationsziel verfolgen. Diese Vorgangsweise zielt nicht darauf ab, marktbestimmten Schwankungen eines Vermo¬genswerts entgegenzuwirken, sondern darauf, eine potenziell destabilisierende Wirkung abrupter A¬nderungen der Vermo¬genspreise abzuschwa¬chen. Aktien- und Immobilienpreise Mit dem Platzen der Bo¬rsen- und Immobilien-Bubble in Japan zu Beginn der Neunzigerjahre und dem ju¬ngsten Aktienboom (und dessen teilweiser Umkehr) in den USA kam es vermehrt zu Diskussionen u¬ber die Frage, wie die Wa¬hrungsbeho¬rden auf Schwankungen auf den Aktien- und Immobilienma¬rkten reagieren sollten.1) Meiner Ansicht nach sollten die Zentralbanken im Normalfall auf Immobilien- und Aktienpreisschwankungen genauso reagieren wie auf Wechselkursschwankungen. Dabei spielen einige Faktoren zusammen. Die geldpolitischen Strategien sollten je nach Art des Schocks und der Ausgangssituation voneinander abweichen. Ausschlaggebend ist, dass die betroffene Zentralbank nicht den Eindruck erweckt, als ziele sie auf bestimmte Vermo¬genspreise ab, seien es nun Wechselkurse oder Aktien- bzw. Immobilienpreise. 1 Siehe z. B. Cecchetti, Genburg, Lipsky und Wadhwani (1999) und Bernanke und Gertler (1999). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 167 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Die Diskussion u¬ber den moneta¬ren Transmissionsmechanismus zeigt, dass Schwankungen der Immobilien- und Aktienpreise fu¬r die gesamtwirtschaftliche Nachfrage eine wesentliche Rolle spielen. Fu¬r eine Bewertung der geldpolitischen Schritte mu¬ssen diese Schwankungen daher genau beobachtet werden. Tatsa¬chlich wird eine optimale Geldpolitik gema¬§ einer Standardverlustfunktion auf Vera¬nderungen der Immobilien- und Aktienpreise reagieren. Gema¬§ dieser Verlustfunktion minimiert die Zentralbank die Summe des gewichteten Durchschnitts der zum Quadrat erhobenen Abweichungen der Inflation vom Inflationsziel und des Output vom potenziellen Output. Je nach Art des Preisschocks und je nachdem, ob dieser als tempora¬r oder permanent angesehen wird, a¬ndert sich jedoch die optimale geldpolitische Reaktion. Das Festlegen von Zielgro¬§en fu¬r Immobilien- und Aktienpreise wa¬re analog zum Wechselkurs auf jeden Fall problematisch. Doch dies stellt uns immer noch vor die Frage, ob die Wa¬hrungsbeho¬rden versuchen sollten, spekulative Bubbles zum Platzen zu bringen, da ein spa¬terer Zusammenbruch der Vermo¬genspreise die Wirtschaft in ho¬chstem Ma§ scha¬digen ko¬nnte, wie dies in Japan in den Neunzigerjahren der Fall war. Cecchetti, Genburg, Lipsky und Wadhwani (1999) z. B. argumentieren, dass die Zentralbanken zuweilen Vermo¬genspreise mit einem Preisziel versehen sollten, um zu verhindern, dass spekulative Bubbles zu stark aufgebla¬ht werden. Ihre Argumentation weist jedoch schwer wiegende Ma¬ngel auf. Zuna¬chst kann eine Wa¬hrungsbeho¬rde nicht so einfach feststellen, ob sich tatsa¬chlich eine spekulative Bubble entwickelt hat. Wa¬re dies der Fall, mu¬sste man von der Annahme ausgehen, dass den Wa¬hrungsbeho¬rden bessere Informationen zur Verfu¬gung stehen und sie exaktere Vorhersagen treffen ko¬nnen als der Privatsektor. Wird davon ausgegangen, dass die Zentralbank keinen Informationsvorsprung hat, dann wird sie auch nicht fru¬her als die Ma¬rkte feststellen ko¬nnen, ob sich eine Bubble gebildet hat. Sobald der Markt eine Bubble als solche identifiziert, wu¬rde sich diese zuru¬ckbilden bzw. wu¬rde sich wahrscheinlich gar nicht erst so weit entwickeln. Ohne Informationsvorsprung irrt sich die Zentralbank mit derselben Wahrscheinlichkeit wie der Privatmarkt bei der Vorhersage von spekulativen Bubbles und wird, aufbauend auf diesen Fehlannahmen, geldpolitisch ha¬ufig den falschen Kurs einschlagen. Cecchetti, Genburg, Lipski und Wadhwani (1999) kommen in ihren Simulationen zu gu¬nstigen Resultaten, wenn die Zentralbank mit ihrem geldpolitischen Kurs auf ein Platzen der Vermo¬genspreis-Bubbles abzielt, da sie von der Annahme ausgehen, dass die Zentralbank davon Kenntnis hat, ob sich eine Bubble entwickelt. Diese Annahme ist keinesfalls begru¬ndet, da man kaum davon ausgehen kann, dass die Zentralbank gegenu¬ber den Privatma¬rkten einen derartigen Informationsvorsprung hat. Tatsa¬chlich wurde immer wieder bewiesen, dass Beho¬rden keineswegs mehr Informationen zur Verfu¬gung haben als die Ma¬rkte. Ein weiteres Problem bei der Festlegung von Zielen fu¬r Aktienpreise durch die Zentralbank besteht darin, dass die Zentralbank bei einem derartigen Versuch mit gro§er Wahrscheinlichkeit an Reputation verliert. Auch wenn die Verbindung zwischen Geldpolitik und Aktienpreisen im 168 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik Transmissionsmechanismus eine bedeutende Rolle spielt, ist sie schwach. Die meisten Aktienkursschwankungen haben mit der Geldpolitik nichts zu tun und reflektieren entweder reale Fundamentalfaktoren oder Stimmungen und ãherding behaviorÒ. Auf Grund dieses losen Zusammenhangs zwischen Geldpolitik und Aktienkursen ko¬nnen die Zentralbanken die Aktienpreise nur in sehr beschra¬nktem Ausma§ kontrollieren. Sobald also offensichtlich wird, dass die Zentralbank eine A¬nderung der Aktienpreise in eine bestimmte Richtung wu¬nscht, werden sich diese vielmehr mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit in die entgegengesetzte Richtung entwickeln, was die Reputation der Notenbank einschra¬nken wu¬rde. Erinnern wir uns nur daran, wie Alan Greenspan 1997 in einer Rede anmerkte, dass der Aktienmarkt eine ãirrationale EuphorieÒ an den Tag lege. Zu diesem Zeitpunkt lag der Dow Jones bei ca. 6.500, doch Greenspans Aussage konnte einen weiteren Anstieg des Dow Jones auf u¬ber 11.000 nicht verhindern. Eine Festlegung von Zielen fu¬r Vermo¬genspreise durch die Zentralbank wirft zusa¬tzlich das Problem auf, dass die Akzeptanz der Zentralbank geschwa¬cht werden wu¬rde, da es den Anschein hat, als wu¬rde die Zentralbank zu viele Bereiche der Wirtschaft kontrollieren wollen. Mit ein Grund fu¬r die ju¬ngsten Erfolge von Zentralbanken auf der ganzen Welt war, dass diese ihre Ta¬tigkeiten gezielt auf einige wenige Agenden konzentrierten und aktiv kommunizierten, wie weit ihre Kompetenzen reichen. In diesem Zusammenhang argumentierten die Zentralbanken insbesondere, dass ihre Kapazita¬ten weniger dafu¬r ausgelegt sind, kurzfristige Fluktuationen des Konjunkturzyklus zu steuern, sondern dass sie vielmehr die Wahrung der Preisstabilita¬t zu ihrem prima¬ren Ziel erkla¬ren sollten. Ein Schlu¬sselfaktor fu¬r den Erfolg der Deutschen Bundesbank und ihres Systems der Geldmengensteuerung bestand darin, dass sich die Deutsche Bundesbank beim Einsatz ihrer geldpolitischen Instrumente nicht auf kurzfristige Produktionsschwankungen konzentrierte.1) Diese Kommunikationsstrategie erwies sich fu¬r die Deutsche Bundesbank als sehr erfolgreich, wie Bernanke, Laubach, Mishkin und Posen (1999) feststellen, und bildet eine der wichtigsten Grundlagen in der Ausrichtung der Geldpolitik an einem Inflationsziel Ð eine Strategie, die sich in letzter Zeit immer gro¬§erer Beliebtheit erfreut. Dank dieser Fokussierung konnten die Zentralbanken in den letzten Jahren in der ¬ ffentlichkeit immer mehr Unterstu¬tzung fu¬r ihre Unabha¬ngigkeit gewinO nen.2) Durch ein Ausdehnen ihres Einflussbereichs auf die Vermo¬genspreise besteht potenziell die Gefahr, dass die Akzeptanz der Zentralbanken in der ¬ ffentlichkeit zuru¬ckgeht. Es ko¬nnte dadurch in der O ¬ ffentlichkeit sogar die O Frage laut werden, ob die Zentralbank zu ma¬chtig sei und u¬berma¬§ig hohen Einfluss auf sa¬mtliche Aspekte der Wirtschaft nehme. 3 Schlussfolgerungen Die in diesem Beitrag pra¬sentierte Untersuchung zeigt, dass nicht nur die Zinssa¬tze, sondern auch andere Vermo¬genspreise wichtige Elemente des moneta¬ren Transmissionsmechanismus darstellen. Diesen anderen Vermo¬1 2 Siehe Bernanke, Laubach, Mishkin und Posen (1999). Siehe Mishkin (1999b) und Bernanke, Laubach, Mishkin und Posen (1999). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 169 Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬ genspreise in der Geldpolitik genspreisen sollten die Wa¬hrungsbeho¬rden daher im Rahmen ihrer Geldpolitik gro§e Aufmerksamkeit widmen, was in der Praxis auch geschieht. Dennoch konnte in dieser Untersuchung auch festgestellt werden, dass sich die Performance der Geldpolitik bei einer Ausrichtung an anderen Vermo¬genspreisen Ð seien es nun Wechselkurse, Immobilien- oder Aktienpreise Ð mit hoher Wahrscheinlichkeit verschlechtern wu¬rde. Dies liegt daran, dass die Reaktion der Geldpolitik auf Schwankungen der Vermo¬genspreise von der Art des auf die Vermo¬genspreise wirkenden Schocks und von der Dauerhaftigkeit dieser Schocks abha¬ngig ist. Daru¬ber hinaus birgt eine Orientierung der Geldpolitik an den Vermo¬genspreisen die Gefahr, dass die ¬ ffentlichkeit Akzeptanz der Unabha¬ngigkeit der Zentralbank in der O untergraben wird, da eine Kontrolle der Vermo¬genspreise die Kompetenzen einer Zentralbank u¬bersteigt. Literaturverzeichnis Bernanke, B. S., T. Laubach, F. S. Mishkin und A. S. Posen (1999). Inflation Targeting: Lessons from the International Experience. In: Princeton University Press, Princeton. Bernanke, B. S. und M. Gertler (1995). Inside the Black Box: The Credit Channel of Monetary Policy Transmission. In: Journal of Economic Perspectives, Herbst, 9, 27Ð48. Bernanke, B. S. und M. Gertler (1999). Monetary Policy and Asset Price Volatility. In: New Challenges for Monetary Policy, Federal Reserve Bank of Kansas City, Kansas City. Bernanke, B. S., M. Gertler und S. Gilchrist (1999). The Financial Accelerator in a Quantitative Business Cycle Framework. In: Taylor, J. und M. 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Die Wirkung dieses O Kanals basiert im Wesentlichen auf dem Wettbewerb unter den Banken, um Zentralbankgeld und Kundeneinlagen zur Refinanzierung ihres Kreditgescha¬fts sicherzustellen. Entzieht eine restriktive Geldpolitik dem Bankensystem Zentralbankgeld und somit Einlagen, dann mu¬ssen die Banken ihre Kreditvergabe in der Regel entsprechend der Liquidita¬tsverknappung innerhalb des Systems einschra¬nken. In welchem Ausma§ dies im Einzelfall geschieht, du¬rfte davon abha¬ngen, wie stark die Liquidita¬tsrestriktionen eine Bank tatsa¬chlich betreffen. Kleinere (bzw. weniger liquide) Banken schra¬nken ihr Kreditangebot unter Umsta¬nden sta¬rker ein als gro¬§ere (bzw. liquidere) Banken, weil Erstere weniger Mo¬glichkeiten haben, auf andere Finanzierungsformen (Anleihen, Kreditaufnahme auf dem Interbankenmarkt) als Einlagensubstitute auszuweichen (z. B. Stein, 1998). Neben dieser Querschnittsasymmetrie in der Reaktion der Banken auf die Geldpolitik werden auch mo¬gliche asymmetrische Auswirkungen der Geldpolitik im Zeitverlauf untersucht, z. B. u¬ber einen Konjunkturzyklus hinweg. Da Liquidita¬tsrestriktionen wa¬hrend eines Wirtschaftsabschwungs potenziell sta¬rker einschra¬nkend wirken, sollte der Effekt der Geldpolitik in diesen Zeiten sta¬rker sein als wa¬hrend eines Wirtschaftsaufschwungs. Bei Kiyotaki und Moore (1997) wird ein anfa¬nglicher Liquidita¬tsschock auf Grund teilweiser Kreditausfa¬lle versta¬rkt, indem er sich u¬ber das Finanzsystem weiterverbreitet. In Rezessionsphasen sind derartige Kettenreaktionen auf eine Kreditverknappung wahrscheinlicher und u¬berzeichnen die Reaktion der Wirtschaft auf Liquidita¬tsschocks. Es gibt verschiedene Mo¬glichkeiten, die Querschnittsasymmetrie in der Kreditvergabereaktion zu untersuchen. Im klassischen o¬konometrischen Kontext aggregieren Kashyap und Stein (1995) zuna¬chst die Bankbilanzdaten nach relativen Gro¬§enklassen, um in einem zweiten Schritt das Kreditwachstum auf eine geldpolitische Messgro¬§e zu regressieren. Ihre Untersuchungen belegen, dass kleinere Banken sta¬rker auf geldpolitische Impulse reagieren. Nach einem ¬ahnlichen zweistufigen Ansatz gehen Kashyap und Stein (2000) bei einer Untersuchung der Relevanz der Bilanzsta¬rke (gemessen am Verha¬ltnis von liquidem Vermo¬gen zum Gesamtvermo¬gen) fu¬r die Kreditgewa¬hrung vor. Zuna¬chst scha¬tzen die Autoren eine Querschnittsgleichung fu¬r jede Gro¬§enklasse und jede Zeitperiode, indem das Kreditwachstum auf den Liquidita¬tsgrad regressiert wird. Fu¬r die gescha¬tzten Liquidita¬tskoeffizienten jeder Gro¬§enklasse wird danach ein univariater Zeitreihenprozess gescha¬tzt, wobei die geldpolitische Messgro¬§e als erkla¬rende Variable inkludiert wird. Es stellt sich heraus, dass der Liquidita¬tsgrad in der kleinsten Gro¬§enklasse tatsa¬chlich den gro¬§ten Einfluss hat 2 172 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen und daher die Geldpolitik sta¬rkere Effekte auf kleine Banken hat als auf gro§e Banken. Alternativ kann der vollsta¬ndige Paneldatensatz zur Beurteilung der Querschnittsasymmetrie verwendet werden, wobei Interaktionen zwischen bankspezifischen Charakteristika und den moneta¬ren Variablen in die Scha¬tzung inkludiert werden. Mit diesem Ansatz liefert de Bondt (1999) Ergebnisse fu¬r europa¬ische La¬nder, wonach der Kreditvergabekanal in Deutschland, Belgien und den Niederlanden am sta¬rksten ausgepra¬gt ist, gefolgt von Frankreich und Italien. Im Gegensatz dazu scheint der Kreditvergabekanal im Vereinigten Ko¬nigreich nicht relevant zu sein. Als eine Alternative zu dem Ansatz, bei dem die Banken in einem ersten Schritt nach ihrer Gro¬§e klassifiziert und die Reaktionsfunktionen auf die Geldpolitik in einem zweiten Schritt gescha¬tzt werden, schlagen wir in diesem Beitrag ein Modell mit einer latenten Gruppenspezifikation vor, das hei§t, ein Modell, bei dem die Klassifizierung der Banken insofern datenabha¬ngig ist, als sie Teil der Modellscha¬tzung ist. Die traditionelle Asymmetrie im Kreditvergabeverhalten sollte fu¬r eine einzelne Bank eine Klassifizierung nach der Gro¬§e oder der Liquidita¬tssta¬rke ergeben. Zu diesem Zweck werden gruppenspezifische Parameter eingefu¬hrt, die die unterschiedlichen Reaktionen auf A¬nderungen im geldpolitischen Umfeld einfangen. Daneben wird ein zweiter, latenter (nicht beobachtbarer) Zustandsprozess eingefu¬hrt, um die asymmetrische Reaktion in der Kreditvergabe im Zeitverlauf zu beru¬cksichtigen. Wir wa¬hlen daher die latente Spezifikation, weil die generelle Wirtschaftslage normalerweise nicht beobachtbar ist. Zudem wissen wir a priori nicht, wann die Liquidita¬tsrestriktionen sta¬rker einschra¬nkend wirken. Um kurz zusammenzufassen: Die Ð je nach Bank Ð unterschiedliche Reaktion in der Kreditvergabe auf Zinsa¬nderungen (Querschnittsasymmetrie) wird durch bankspezifische Parameter eingefangen. Wie stark die Reaktion ausfa¬llt, ha¬ngt jedoch von der allgemeinen Wirtschaftslage ab, und der Unterschied in der Kreditvergabereaktion zwischen zwei Konjunkturphasen wird durch konjunkturspezifische Parameter erfasst.1) In der Fachliteratur findet man nur wenige Analysen der asymmetrischen Transmission der Geldpolitik im Zeitverlauf anhand von Paneldaten. Asea und Blomberg (1997) untersuchen die vom Konjunkturverlauf abha¬ngige asymmetrische Gestaltung der Kreditkonditionen unter Verwendung des Markov-Switching-Modells von Hamilton (1989). Kaufmann (2001) untersucht das zeitabha¬ngige Kreditvergabeverhalten o¬sterreichischer Banken in einem a¬hnlichen Rahmen, wobei die Querschnittsasymmetrie in der Kreditvergabereaktion durch die Interaktion relevanter bankspezifischer Merkmale mit der geldpolitischen Messgro¬§e eingefangen wird. Beim derzeitigen Stand liefert die Untersuchung kaum Anhaltspunkte dafu¬r, dass die Gro¬§e einer Bank und/oder ihre Liquidita¬t jene bankspezifischen Charakteristika sind, die den Kreditvergabekanal bestimmen. Im vorliegenden Beitrag beurteilen wir die Querschnitts- und die Zeitdimension der geldpolitischen Transmission u¬ber den Kreditvergabekanal 1 Das Ausma§ der Reaktion in der Kreditvergabe in jeder Konjunkturphase ha¬ngt allerdings nicht davon ab, ob die Zinsen angehoben (restriktive Geldpolitik) oder gesenkt (expansive Geldpolitik) werden. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 173 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen (das hei§t u¬ber die Kreditgewa¬hrung) mittels einer Regression der Wachstumsrate der Kredite an Haushalte und Unternehmen auf vier verzo¬gerte Werte der A¬nderung im o¬sterreichischen Drei-Monats-Zinssatz. Fu¬r jede Bank werden diese Koeffizienten gruppen- und zeitspezifisch modelliert. Au§erdem werden vier autoregressive Verzo¬gerungen der abha¬ngigen Variablen, eine Konstante und saisonale Dummy-Variablen inkludiert. Die Kontrollvariablen, die die gesamte Nachfragesituation und das nominale Kreditwachstum einfangen, sind das BIP-Wachstum und die Inflationsrate. Die Spezifikation mit zwei latenten Zustandsvariablen schlie§t eine Scha¬tzung auf Basis der klassischen Maximum-Likelihood-Methode aus. Die Scha¬tzung erfolgt daher im Bayesianischen Rahmen, wobei die Inferenz mittels MarkovÕscher Monte-Carlo-Simulationen (MCMC-Simulationen, Markov Chain Monte Carlo simulations) erhalten wird. Eine Einfu¬hrung in MCMC-Simulationsmethoden findet sich in Smith und Roberts (1993); ¬ berblick bieten Gelman et al. (1996, Kapitel 11). einen leicht lesbaren U Anwendungen fu¬r wirtschaftliche Fragestellungen finden sich in Kim und Nelson (1999), wa¬hrend fachspezifischere Details bei Gilks et al. (1996) zu finden sind. Speziell in diesem Beitrag wenden wir eine Erweiterung des Permutations-Samplers an, der in Fru¬hwirth-Schnatter (2001a) eingefu¬hrt und im Detail ero¬rtert wird. Die Ergebnisse dokumentieren eine asymmetrische Auswirkung der Geldpolitik im Zeitverlauf, wobei die Kreditvergabe rund um Quartale mit unterdurchschnittlichem Wachstum voru¬bergehend sta¬rker reagiert als in Zeiten u¬berdurchschnittlicher Quartalswachstumsraten. Die Banken lassen sich nach der Sta¬rke und nach dem zeitlichen Ablauf ihrer Reaktion in der Kreditvergabe nach Zinsa¬nderungen in Gruppen unterteilen. Eine absolute Unterscheidung zwischen den Gruppen anhand der Gro¬§e und/oder des Liquidita¬tsgrads ist jedoch nicht mo¬glich. Die meisten Banken fallen in eine Hauptgruppe, unabha¬ngig davon, ob eine Unterteilung in zwei, drei oder vier Gruppen vorgenommen wird. Im Allgemeinen fa¬llt die Kreditvergabereaktion der Banken in Quartalen mit u¬berdurchschnittlichem Wachstum sehr gering (das hei§t kaum signifikant) aus; hingegen schra¬nken die Banken nach Zinserho¬hungen rund um Quartale unterdurchschnittlichen Wachstums ihre Kreditvergabe signifikant ein. Fast alle nicht in die Hauptgruppe fallenden Banken geho¬ren dem Volksbanken- oder Raiffeisensektor an. Dabei handelt es sich meistens um kleine Banken; aber auch relativ gro§e Banken mit unu¬blichen (hohen oder niedrigen) Liquidita¬tsanteilen werden den anderen Gruppen zugeordnet. Der wesentliche Unterschied zur Hauptgruppe besteht darin, dass sie auf Zinsa¬nderungen in Quartalen mit u¬berdurchschnittlichem Wachstum in der Regel sta¬rker reagieren. Bemerkenswert ist schlie§lich, dass sich die Klassifizierung hinsichtlich der Anzahl der gewa¬hlten Gruppen als sehr stabil erweist. Im na¬chsten Kapitel werden das Modell und verwandte Spezialfa¬lle pra¬sentiert. Im Kapitel 3 wird die Scha¬tzmethode kurz pra¬sentiert. Die Resultate werden im Kapitel 4 diskutiert. Im Anhang wird schlie§lich anhand ausgewa¬hlter Zeitreihen veranschaulicht, wie Ausrei§er Ð die in diesem Beitrag als fehlende Werte betrachtet werden Ð durch eine Scha¬tzung des nicht beobachteten Werts ersetzt werden. 174 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen 2 Das Modell 2.1 Modellformulierung Es sei fyit g; t 1; :::; T ; die Zeitreihe der (viertelja¬hrlichen) Kreditwachstumsrate dloit ; berechnet als erste Differenz der logarithmierten Niveaugro¬§en fu¬r jede Bank i; i 1; :::; N: Das folgende Modell beschreibt das Kreditwachstum zum Zeitpunkt t fu¬r eine einzelne Bank i yit Xit1 Xit2 SGi Xit3 R It ÿ 1 "it ; 1 wobei "it die unerkla¬rte Fehlergro¬§e ist. Hier wird das einfachste Fehlermodell angewendet, das "it als normal verteilt annimmt "it N 0; 2 ; 2 wobei 2 zeitunabha¬ngig und fu¬r alle Banken gleich ist und "it zwischen Banken und im Zeitverlauf nicht korreliert. Xit1 ; Xit2 und Xit3 stellen die erkla¬renden Variablen dar. Typische Beispiele dafu¬r sind: Ð Zinssatza¬nderungen zum Zeitpunkt t dirt sowie deren verzo¬gerte Werte dirtÿ1 ; :::; dirtÿr ; Ð verzo¬gerte Werte des Kreditwachstums fu¬r jede Bank i; i 1; :::; N dloitÿ1; :::; dloitÿp ; Ð saisonale Dummy-Variablen; Ð wirtschaftliche Indikatoren wie Inflation dpt und reales BIP-Wachstum dyt . Aus (1) geht hervor, dass die erkla¬renden Variablen die abha¬ngige Variable yit auf drei verschiedene Arten beeinflussen. Die fixen Effekte: Xit1 entha¬lt die fixen Effekte, und ist der entsprechende Parameter, der den Einfluss dieser Effekte auf den erwarteten Mittelwert von yit quantifiziert. Die Effekte werden in dem Sinn als fix 1 bei bezeichnet, als eine A¬nderung in der j-ten erkla¬renden Variablen Xitj allen Banken yit auf dieselbe Art und Weise beeinflusst. Dieser Effekt wird durch j quantifiziert. In der folgenden Analyse werden die Auswirkungen der Konstanten, der saisonalen Dummy-Variablen, der Kontrollvariablen sowie des autoregressiven Teils als fix angenommen. Die bankspezifischen Effekte: Xit2 entha¬lt die bankspezifischen Effekte, und G Si quantifiziert ihren Einfluss auf den erwarteten Mittelwert von yit . Die Effekte sind in dem Sinn bankspezifisch, als eine A¬nderung in der j-ten 2 bei jeder Bank yit unterschiedlich beeinflusst. erkla¬renden Variablen Xitj Natu¬rlich ist ein Effekt entweder fix oder bankspezifisch, nicht beides. Deshalb ist keine der in Xit1 enthaltenen Variablen in Xit2 zu finden. Verzo¬gerte Zinsa¬nderungen werden jener Variablen entsprechen, die gruppenspezifische Auswirkungen auf yit hat. Von den verschiedenen Arten, bankspezifische Effekte zu modellieren, wenden wir das so genannte Switching-Regressionsmodell (oder die latente Klassenanalyse) an. Dabei nehmen wir an, dass die Banken K Gruppen mit unterschiedlichen Auswirkungen bilden und dass innerhalb einer Gruppe der G steht Effekt fix ist. Jeder der verschiedenen Parametervektoren 1G , ..., K Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 175 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen daher in Verbindung mit einer Gruppe. Die nahe liegendste Zuordnung ist, Gruppe 1 mit dem Parametervektor 1, Gruppe 2 mit Parametervektor 2 usw. zu verbinden. Es ist jedoch zu beachten, dass im Allgemeinen K verschiedene Mo¬glichkeiten bestehen, die Vektoren den verschiedenen Gruppen von Banken zuzuweisen. Si stellt den Gruppenindikator dar, wobei i von 1 bis N reicht und N fu¬r die Anzahl der Banken steht. Der Indikator Si nimmt einen der K Werte an, Si 1; 2; :::; K; und verbindet jede Bank i mit einem der ParameG . Somit quantifiziert SGi die Auswirkung von Xit2 auf tervektoren 1G , ..., K yit . In der Praxis sind weder die Gruppenzugeho¬rigkeit noch die Anzahl der Gruppen bekannt. Fu¬r ein gegebenes K ist daher die Zuordnung jeder Bank zu einer Gruppe Teil des Scha¬tzungsverfahrens. Die konjunkturspezifischen Effekte: Im vorliegenden Kontext gehen wir davon aus, dass die Erkla¬rungsvariablen in Xit2 (die verzo¬gerten Zinsa¬nderungen) je nach Konjunkturverlauf zum Zeitpunkt t einen anderen Effekt auf den erwarteten Wert von yit ausu¬ben, wobei wir zwischen zwei Zusta¬nden unterscheiden. Unsere empirische Untersuchung wird zeigen, dass der eine Zustand mit Perioden u¬berdurchschnittlichen BIP-Wachstums in Verbindung gebracht werden kann, wa¬hrend sich der andere Zustand im weitesten Sinn mit Perioden unterdurchschnittlichen Wachstums deckt. Alle konjunkturspezifischen Effekte werden in Xit3 zusammengefasst. It ; t 1; :::; T ; bezeichnet den Konjunkturindikator, der fu¬r einen bestimmten Konjunkturverlauf steht. Er ist als Dummy-Variable kodiert, die den Wert 0 in einem und den Wert 1 in dem anderen der zwei Zusta¬nde annimmt. Wenn It 1, lautet das Modell fu¬r Bank i wie folgt: yit Xit1 Xit2 SGi "it : 3 und SGi quantifizieren also den Einfluss der entsprechenden Variablen (Effekte), wenn sich die Wirtschaft im Zustand It 1 befindet. Wenn der Zustand It 0 vorherrscht, dann lautet das Modell folgenderma§en: yit Xit1 Xit2 SGi ÿ Xit3 R "it : 4 R quantifiziert den Unterschied der Auswirkung der Variablen in Xit3 auf yit zwischen den beiden Konjunkturphasen. Eine A¬nderung in der Gro¬§enordnung von 1 (hier entspricht dies einer Erho¬hung des Zinssatzes um 100 Basispunkte) im Ð um j-Perioden Ð zuru¬ckliegenden Zinssatz vera¬ndert G %, wenn It 1 demnach yit (die Kreditwachstumsrate der Bank i) um kj G R ist, und um (kj ÿ j )%, wenn It 0 ist. Dabei gilt wie fu¬r den Gruppenindikator Si, dass der Konjunkturindikator nicht bekannt ist und zusammen mit den Parametern auf Grund der Daten gescha¬tzt werden muss. 2.2 Indikatormodellierung Zur Vervollsta¬ndigung der Modellspezifikation ist die Formulierung eines Wahrscheinlichkeitsmodells fu¬r jeden Indikator notwendig. Dabei wird es sich um die Prior-Verteilungen handeln, die wir fu¬r die Bayesianische Scha¬tzung verwenden ko¬nnen. 176 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Prior-Verteilung der Gruppenindikatoren: A priori nehmen wir an, dass die Wahrscheinlichkeit, mit der jede Bank zur Gruppe k geho¬rt, der relativen Gro¬§e k der Gruppe k entspricht: P r Si k k : 5 Die Gruppengro¬§en in 1 ; :::; K , die in Summe offensichtlich 1 ergeben, werden als unbekannt angenommen und zusammen mit den Daten gescha¬tzt. Prior-Verteilung des Konjunkturindikators: Hier nehmen wir a priori an, dass die Wahrscheinlichkeit, sich zum Zeitpunkt t im Zustand 1 oder 0 zu befinden, vom Zustand in t ÿ 1 abha¬ngt: MS ; P r It 1jItÿ1 1 11 MS : P r It 0jItÿ1 0 00 Offensichtlich ergibt sich daraus: MS MS 1 ÿ 11 ; P r It 0jItÿ1 1 10 MS MS 1 ÿ 00 : P r It 1jItÿ1 0 01 Es handelt sich dabei um eine Markov-Switching-Prior-Verteilung, die in diesem Zusammenhang ha¬ufig verwendet wird (Hamilton, 1989). Die Spezifikation beru¬cksichtigt, dass die Zusta¬nde potenziell von unterschiedMS MS MS MS ; 01 ; 10 ; 11 licher Dauer sind. Die U¬bergangsmatrix MS 00 der Markov-Kette It wird als unbekannt angenommen und zusammen mit den Daten gescha¬tzt. 2.3 Spezialfa¬lle und verwandte Modelle Interessante Spezialfa¬lle des Modells (1) sind Ð Gepooltes Modell ohne Konjunkturindikator. Zwischen den Banken besteht keine Heterogenita¬t und keine Konjunkturabha¬ngigkeit: yit Xit1 "it : 6 Dabei handelt es sich um ein klassisches Regressionsmodell, das unter Verwendung traditioneller OLS-Methoden gescha¬tzt werden kann. Ð Gepooltes Modell mit Konjunkturindikator. Zwischen den Banken besteht keine Heterogenita¬t, die Effekte sind konjunkturabha¬ngig: yit Xit1 Xit3 R It ÿ 1 "it : 7 Wir nehmen dabei an, dass alle Spalten von Xit3 in Xit1 aufscheinen, wobei der allgemeinste Fall jener ist, bei dem Xit3 = Xit1 fu¬r alle t gilt. Das Vorhandensein des unbeobachtbaren Indikators It , der zusammen mit den Daten gescha¬tzt werden muss, erfordert die Anwendung einer u¬ber die OLS-Scha¬tzung hinausgehende Scha¬tzmethode. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 177 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Ð K-Gruppenmodell ohne Konjunkturindikator. Es besteht zwar Heterogenita¬t zwischen den Banken, jedoch keine Konjunkturabha¬ngigkeit der Effekte: yit Xit1 Xit2 SGi "it : 8 Auch hier erfordert das Vorhandensein des unbeobachtbaren Gruppenindikators Si , der zusammen mit den Daten gescha¬tzt wird, die Anwendung elaborierter Scha¬tzmethoden. 3 Scha¬ tzverfahren 3.1 Bayesianische Scha¬tzung mittels MCMC-Simulationen Auf Grund der beiden unbeobachtbaren Indikatoren Si und It sind klassische Maximum-Likelihood-Methoden nicht zur Scha¬tzung des allgemeinsten Modells geeignet, das in den Gleichungen (1) und (2) vorgestellt wurde. Grundsa¬tzlich ko¬nnte ein Filter mit Abbrechregel, der in Kim und Nelson (1999) beschrieben ist, zur Approximation der Likelihood-Funktion herangezogen werden. Wir ziehen jedoch die Bayesianische Methode unter Verwendung von MCMC-Simulationen vor. Technisch kann das Modell als Zustandsraum-Modell mit diskretem Zustandsvektor It betrachtet werden, wobei ein Switching (zwischen den Gruppen) vorliegt. Fru¬hwirth-Schnatter (2001b) diskutiert die Scha¬tzung von Zustandsraum-Modellen mit stetigem Zustandsvektor. Im vorliegenden Beitrag erweitern wir die Methode auf ein Modell mit diskretem Zustandsvektor. Alle Modellparameter sind unbekannt und mu¬ssen auf Grund der Daten gescha¬tzt werden. Im Besonderen handelt es sich dabei um G und den Ð die fixen Effekte , die bankspezifischen Effekte 1G ; :::; K R zustandsabha¬ngigen Parameter ; Ð die Varianz 2 des Fehlermodells in (2); Ð die Verteilung 1 ; :::; K der Gruppenindikatoren Si sowie die U¬bergangsmatrix MS des Konjunkturindikators. Des Weiteren mu¬ssen auch der Gruppenindikator jeder Bank sowie der Verlauf der Zustandsvariablen, S N S1 ; :::; SN bzw. I T I0 ; I1 ; :::; IT , gescha¬tzt werden. Um im Folgenden die Schreibweise zu vereinfachen, werden alle G ; R ; 2 ; ; MS zusammengeModellparameter in ; 1G ; :::; K fasst, und steht fu¬r den erweiterten Parametervektor S N ; I T ; . Beim Bayesianischen Ansatz wird als eine Zufallsvariable betrachtet, um die Unsicherheit auszudru¬cken, mit der die Scha¬tzung des Parameters fu¬r gegebene Daten verbunden ist. Diese Unsicherheit wird durch die A-prioriZuordnung einer Wahrscheinlichkeitsverteilung auf den Parameter implementiert. Fu¬r gegebene Datenwerte und unter Anwendung des Bayesianischen Theorems kann sodann die Prior-Verteilung ãaktualisiertÒ werden, um die A-posteriori-Verteilung jyN des Parameters zu erhalten jyN 1L yN j ; wobei L yN j die klassische Likelihood-Funktion darstellt. 178 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Die analytische Herleitung der A-posteriori-Verteilung ist offensichtlich nicht trivial und im vorliegenden Fall sogar unmo¬glich. Unter Verwendung von MCMC-Simulationen erha¬lt man allerdings eine Scha¬tzung von jyN und somit eine Scha¬tzung des Mittelwerts der Parameter zusammen mit dem Unsicherheitsgrad (der sich im Streuungsma§ der Verteilung, z. B. der Standardabweichung, widerspiegelt). Die gemeinsame A-posterioriVerteilung wird durch wiederholte Simulationen der Parameterwerte und der Werte fu¬r S N und I T aus deren bedingten A-posteriori-Verteilungen gescha¬tzt. Die Simulationsschritte gestalten sich wie folgt: 1. Simuliere S N aus der bedingten Verteilung S N j; I T ; yN . 2. Simuliere die Gruppenwahrscheinlichkeiten aus der bedingten Verteilung jS N . ¬ bergangsmatrix MS aus der bedingten Verteilung 3. Simuliere die U MS jI T . G ; R aus der bedingten 4. Simuliere alle Modellparameter ; 1G ; :::; K G G R 2 N T N Verteilung ; 1 ; :::; K ; j ; S ; I ; y . 5. Simuliere 2 aus der bedingten Verteilung G ; R ; S N ; I T ; yN . 2 j; 1G ; :::; K 6. Simuliere I T aus der bedingten Verteilung I T j; S N ; yN . Fu¬r passende Startwerte fu¬r I T und simulieren wir zuna¬chst fu¬r jede Bank einen Gruppenindikator aus S N j; I T ; yN , das hei§t, jedes Si nimmt einen der Werte aus {1,2,...,K} an. Dann werden fu¬r die so simulierten Werte S N die Gruppenwahrscheinlichkeiten simuliert. Im na¬chsten Schritt werden die U¬bergangswahrscheinlichkeiten MS simuliert, die eigentlich nur von I T abha¬ngen. Ausgehend von den aktuellen (simulierten) Werten von S N ; I T ; und MS werden dann Werte fu¬r die Parameter aus den in den Schritten 4 und 5 angegebenen A-posterioriVerteilungen simuliert. Die Iteration u¬ber das Simulationsschema wird durch die Simulation des Konjunkturindikators vervollsta¬ndigt. Wir erhalten zahlreiche simulierte Werte aus jyN , indem wir u¬ber die Schritte 1 bis 6 einige tausend Male iterieren, wobei die in der Anfangsphase simulierten Werte gelo¬scht werden, um die Abha¬ngigkeit der Inferenz von den Anfangswerten zu eliminieren. Es kann auf sehr formaler Basis bewiesen werden, dass dieses Verfahren tatsa¬chlich zur gemeinsamen A-posterioriVerteilung jyN konvergiert und dass die Konvergenz unabha¬ngig von den Anfangswerten ist.1) 4 Ergebnisse 4.1 Datenbereinigung Fu¬r die Analyse ziehen wir viertelja¬hrliche individuelle Bankbilanzdaten vom 1. Quartal 1990 bis zum 4. Quartal 1998 heran. Dabei handelt es sich um Daten aus dem Monatsausweis, die der OeNB von den Banken gemeldet werden. Im urspru¬nglichen Sample sind alle Banken enthalten, die am Ende des Beobachtungszeitraums gescha¬ftsta¬tig waren. Das EDV-System der 1 Interessierte Leserinnen und Leser finden die detaillierte Beschreibung des Simulationsschemas und der PriorVerteilungen sowie die Herleitung der A-posteriori-Verteilungen im Forschungsbericht der Analyse (Fru¬hwirthSchnatter und Kaufmann, 2001). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 179 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen OeNB kompiliert das Datenmaterial derart, dass die Bilanzdaten von im Beobachtungszeitraum fusionierenden Banken konsolidiert und nach der Fusion unter der u¬bernehmenden Bank ausgewiesen werden; die u¬bernommenen Banken sind demnach nicht mehr im Datensample. Aus diesem Grund weisen relevante Bilanzzeitreihen, insbesondere die hier verwendeten Kreditzeitreihen, Bru¬che zum Zeitpunkt der Fusionen auf. Das urspru¬ngliche Bankensample umfasst 934 Banken; davon waren 182 in Fusionen involviert, im Zuge dessen 268 Banken u¬bernommen wurden. Die meisten Fusionen, na¬mlich 118, betrafen den Raiffeisensektor, gefolgt vom Sparkassensektor (39) und vom Volksbankensektor (18). Bei den Fusionen im Raiffeisen- und Volksbankensektor handelt es sich hauptsa¬chlich um Zusammenschlu¬sse kleiner, regional ta¬tiger Banken aus Effizienz- und Kostengru¬nden (Mooslechner, 1989 und 1995; Waschiczek, 1999). Im Raiffeisensektor kam es durch den Zusammenschluss der Raiffeisen Landesbank Niedero¬sterreich mit der Raiffeisen Landesbank Wien im Jahr 1997 auch zu einer gewissen regionalen Konsolidierung. Die gro§en Fusionen fanden jedoch im Sparkassensektor statt. Zu Beginn der Neunzigerjahre fusionierte die La¬nderbank mit der Zentralsparkasse zur gro¬§ten o¬sterreichischen Bank, na¬mlich der Bank Austria. Im Jahr 1997 verkaufte die Bundesregierung ihren Anteil an der Creditanstalt, der damals zweitgro¬§ten Bank, an die Bank Austria. Wa¬hrend seither beide Banken auf dem inla¬ndischen Markt weiterhin getrennt auftreten, haben sie ihre Auslandsaktivita¬ten zusammengelegt. Weiters ist zum urspru¬nglichen Sample anzumerken, dass am Beginn des Beobachtungszeitraums in Bezug auf 130 Banken, die wa¬hrend der Neunzigerjahre neu gegru¬ndet wurden, Werte fehlen. Diese Banken wurden aus dem Sample herausgenommen, weil aus programmiertechnischen Gru¬nden das Sample fu¬r die Scha¬tzung ausgewogen sein muss. Ausrei§er wurden in mehreren Schritten identifiziert und je nach ihrer Art unterschiedlich gehandhabt. Zuna¬chst u¬berpru¬ften wir die Kreditzeitreihen der an Fusionen beteiligten Banken visuell. In den meisten Fa¬llen entdeckten wir dabei einmalige Extremwerte in der Kreditwachstumsrate, die zeitlich mit der Fusion u¬bereinstimmen (Grafik 9 im Anhang). Dann identifizierten wir als ãechteÒ Ausrei§er jene Kreditwachstumsraten, die au§erhalb des Intervalls, definiert durch ± fu¬nfmal den Quartilsabstand um den Median, lagen. Damit der Informationsgehalt dieser Zeitreihen fu¬r die Scha¬tzung erhalten bleibt, werden die Ausrei§er als fehlende Werte interpretiert. Das zuvor beschriebene Simulationsschema wird deshalb um einen Schritt erweitert, wobei ein fehlender Wert zum Zeitpunkt t durch eine Scha¬tzung des nicht beobachteten Datenpunkts ersetzt wird, ausgehend von der zum Zeitpunkt t verfu¬gbaren Information in der Datenreihe (siehe Anhang). Schlie§lich zeigte eine erste Untersuchung, dass einige Banken sehr volatile Kreditzeitreihen haben, die nicht dem Muster der meisten Gescha¬ftsbanken entsprechen. Dabei handelt es sich vorwiegend um Leasingbanken oder um ausla¬ndische Banken. Erstere sind auf Leasingvertra¬ge (hauptsa¬chlich KfzFinanzierungen) spezialisiert; ihre Kreditta¬tigkeit ha¬ngt demnach eher von der Einfu¬hrung neuer Autoserien oder von fiskalpolitischen A¬nderungen ab. Die Gescha¬ftsta¬tigkeit ausla¬ndischer Banken wiederum wird wohl sta¬rker von der internationalen Finanzlage oder der Finanzlage des ausla¬ndischen 180 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Hauptsitzes abha¬ngen als von der o¬sterreichischen Geldpolitik. Diese 40 Banken werden aus dem Sample herausgenommen, da wir ihren Informationsgehalt fu¬r die Kreditvergabe fu¬r nicht aussagekra¬ftig genug halten. Insgesamt verbleiben fu¬r die Analyse 764 Banken im Sample, die rund 65 bzw. 84% des Bankensektors am Beginn bzw. zu Ende der Neunzigerjahre abdecken. Tabelle 1 zeigt einige Eigenschaften des bereinigten, ausgewogenen Samples im ersten Quartal 1996 anhand deskriptiv-statistischer Gro¬§en. 78% der Bilanzsumme des Bankensektors entfallen auf nur 29 Banken, wa¬hrend die 29 kleinsten Banken nur einen vernachla¬ssigbaren Teil des Bankensektors ausmachen. 116 Banken geho¬ren zu den 15% der gro¬§ten Banken, wobei ihre Bilanzsumme jene der 29 gro¬§ten Banken nur um 10 Prozentpunkte u¬bersteigt. Bemerkenswert ist, dass die Spanne der Bilanzsumme fu¬r gro§e Banken viel gro¬§er ist als fu¬r kleine Banken. Interessanterweise geht zudem aus den zwei letzten Spalten der Tabelle hervor, dass im Durchschnitt gro§e Banken illiquider sind als kleine Banken, wobei die Spanne des Liquidita¬tsanteils fu¬r gro§e Banken wiederum gro¬§er ist als fu¬r kleine Banken (siehe den mittleren Teil der Tabelle). Es gibt jedoch auch kleine Banken, die illiquid sind, dagegen sind nur mittelgro§e Banken liquid. Der unterste Teil der Tabelle zeigt, dass die Verteilung der Kredite anna¬hernd die Bilanzsummenverteilung des Bankensektors widerspiegelt. Der Marktanteil der Kredite gro§er Banken betra¬gt 75%. Da sie in die Kategorie der illiquiden Banken fallen, decken sie nahezu 60% des Kreditmarktes ab. Interessant ist, dass der Median des Kreditanteils fu¬r gro§e oder illiquide Banken zwar ho¬her ist, aber nicht sehr viel ho¬her als fu¬r kleine oder liquide Banken. Tabelle 1 Statistische Eigenschaften des ausgewogenen Datensamples im Jahr 1996 (1. Quartal) Insgesamt Gro§ >1.601 Klein <11 . Gro§ >85 0 . Klein <12 5 . Liquid >85 0 . Illiquid <12 5 in Mio EUR Anzahl der Banken Bilanzsumme Marktanteil Mittlere Gro¬§e (Median) 95%-Intervall1) Mittlere Liquidita¬t (Median) 95%-Intervall1) Kreditsumme/Marktanteil Mittlerer Kreditanteil (Median) 95%-Intervall1) 764 29 304.132 238.108 . . 1 00 0 78 51 3.527 9/2.613 1.841/46.084 . . . 19.66 . 12.01 6 41/37 84 1 80/31.34 144.280 0.75 . . 54.06 . 56.16 25 69/77 94 24 95/86 34 29 206 . 0 00 8 1/11 . . 23.06 11 18/34.19 0.00 . 50.38 23 54/76 60 116 269.239 . 0 89 333 170/16.785 . . 14.22 2 19/33.40 0.86 . 57.06 17 69/81 87 96 1.176 . 0 00 13 1/17 . . 25.37 11 18/40.48 0.00 . 47.45 22 77/73 55 116 17.514 . 0 06 29 8/1.272 . . 31.56 27 95/45.72 0.04 . 47.56 21 53/61 90 96 177.977 . 0 59 129 5/16953 . . 11.09 0 14/12.82 0.60 . 58.27 17 69/91 89 Quelle: OeNB. . 1 ) Der 95%-Intervall wird durch das untere bzw. obere 2 5 Perzentil gemessen. Gro¬§e und Liquidita¬t stehen in diesem Sample eindeutig in einem negativen Zusammenhang, was bei der Interpretation der in der folgenden Analyse gescha¬tzten Klassifizierungen beru¬cksichtigt werden muss. Weiters sind beinahe 60% aller Banken in ein mehrstufiges System integriert (siehe auch IWF, 1998 und 2000; Kaufmann, 2001), in dem durch die Refinanzierungsmo¬glichkeiten beim Zentral- oder regionalen Zentralinstitut innerhalb des jeweiligen Sektors Liquidita¬tsrestriktionen in Zeiten eines restriktiven geldpolitischen Kurses gemildert werden. Auf Grund dessen und Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 181 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen der Tatsache, dass das o¬sterreichische Bankensystem von kleinen, auf regionaler Ebene ta¬tigen Banken dominiert wird, was die Beschaffung gegenseitiger Informationen verbessert, ist es fraglich, ob traditionelle Merkmale eines Kreditvergabekanals in o¬sterreichischen Bankdaten zu beobachten sind. 4.2 Inferenz fu¬r zwei Gruppen Die bereinigten Daten werden zur Scha¬tzung des in Gleichung (1) und (2) vorgestellten Modells herangezogen, wobei die explizit gescha¬tzte Gleichung fu¬r Bank i wie folgt lautet 3 4 X X j Djt 3j dloitÿj 8 dyt 9 dpt dloit 0 j1 4 X j1 j1 ijG dirtÿj 4 X j1 jR dirtÿj It ÿ 1 "it ; wobei "it N 0; 2 gilt und dloit , dyt und dpt fu¬r die Wachstumsrate der Kredite, die BIP-Wachstumsrate und die Inflationsrate stehen (alle in Prozent, berechnet als Differenz der logarithmierten Niveaus mal 100). Die beiden letzten Variablen fangen die gesamte Nachfragesituation in der Wirtschaft bzw. das Wachstum der nominellen Kreditnachfrage ein. Die Variable dirt stellt die erste Differenz des Zinssatzes (Zinssatza¬nderungen) dar und Djt ; j 1; 2; 3, sind viertelja¬hrliche Dummy-Variablen. Es werden nur verzo¬gerte Werte der Zinssatza¬nderung inkludiert, um dem potenziellen Simultaneita¬ts- und/oder Endogenita¬tsproblem zwischen BIP-Wachstum und Zinsbewegungen Rechnung zu tragen. Weiters stimmt diese Spezifikation mit der Standardidentifikation u¬berein, die in der einschla¬gigen Literatur zur Analyse geldpolitischer Auswirkungen normalerweise verwendet wird. Dabei wird angenommen, dass geldpolitische Ma§nahmen reale Variablen nur mit einer Verzo¬gerung beeinflussen, wa¬hrend die Politik selbst zeitgleich auf Entwicklungen in realen Variablen reagiert (z. B. Bernanke und Mihov, 1998). Die Untersuchungsperiode endet genau im Jahr 1998, da die la¬nderspezifischen Zinsen mit Beginn des Jahres 1999 durch den dreimonatigen EURIBOR ersetzt wurden. Schlie§lich haben wir den Vektor iG , der einen von K Werten annimmt, je nach der Gruppe, in die Bank i laut Klassifikation fa¬llt, iG kG wenn Si k; k 1; :::; K. Der Zinseffekt ist iG , wenn It 1 und iG ÿ R ; wenn It 0. Wir diskutieren im Detail zuerst die Ergebnisse einer Zwei-GruppenSpezifikation, die wir auf Grund der 18.000 Iterationen u¬ber den Sampler erhalten, wobei wir die ersten 8.000 lo¬schen, um die Abha¬ngigkeit von den Anfangswerten aufzuheben. Anschlie§end erho¬hen wir die Anzahl der Gruppen auf drei bzw. vier und berichten u¬ber die resultierenden Hauptunterschiede (oder A¬hnlichkeiten). Die erste interessante Frage lautet: Kann der Sampler wa¬hrend der Neunzigerjahre tatsa¬chlich zwei Konjunkturphasen unterscheiden, oder anders ausgedru¬ckt, sind die Parameter in R signifikant von null verschieden. Mittelwerte sowie t-Werte fu¬r die betreffenden Parameter sind in Tabelle 2 zu finden. Die Werte werden berechnet, indem der Mittelwert 182 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Grafik 1 K = 2, A-posteriori-Zustandswahrscheinlichkeiten It = 0 0'5 0 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 It = 1 0'5 0 BIP-Wachstum 1 0 1 2 1990 Quelle: OeNB. u¬ber alle simulierten Parameter gebildet bzw. das Mittel durch die Standardabweichung dividiert wird. Tatsa¬chlich dokumentiert die letzte Spalte die Signifikanz der beiden Zusta¬nde, wobei Zinsa¬nderungseffekte sta¬rker ausfallen wenn It 0 ist. Die ersten zwei Darstellungen in Grafik 1 stellen die A-posteriori-Zustandswahrscheinlichkeiten (wieder berechnet als Durchschnitt u¬ber alle simulierten Pfade fu¬r It ) dar. Die dritte Darstellung zeigt die BIP-Wachstumsrate, wobei die schattierten Perioden Quartale unterdurchschnittlichen Wachstums hervorheben. It folgt demnach nicht immer zeitgleich dem Verhalten des BIP-Wachstums. It 0 tritt jedoch hauptsa¬chlich um Quartale geda¬mpften Wachstums auf und fa¬llt mit Quartalen unterdurchschnittlichen Wachstums Ende 1991 sowie im ersten und dritten Quartal 1992 zusammen. In anderen Fa¬llen gilt It 0 insbesondere kurz nach (erstes Quartal 1994) bzw. vor (um die ersten Quartale 1995 und 1998) Perioden unterdurchschnittlichen Wachstums. Tabelle 2 K = 2, Mittelwerte der Parameterscha¬ tzungen (mit t-Werten) Koeffizient dir tÐ1 dir tÐ2 dir tÐ3 dir tÐ4 Summe It 1 1G . Ð4. 38 (Ð6 61) . 0. 58 (0 81) . 4. 86 (6 09) . Ð1. 51 (Ð1 81) . Ð0. 44 (Ð0 66) 2G . 0. 40 (2 66) . 0. 32 (1 57) . 0. 41 (2 53) . Ð0. 22 (Ð1 25) . 0. 91 (4 81) It 0 1G ÿ R . Ð3. 18 (Ð4 37) . Ð1. 31 (Ð1 70) . 2. 79 (3 31) . 0. 65 (0 75) . Ð1. 04 (Ð0 63) 2G ÿ R . 1. 60 (3 95) . Ð1. 57 (Ð4 61) . Ð1. 66 (Ð4 30) . 1. 94 (5 60) . 0. 30 (3 34) R . Ð1. 20 (Ð2 78) . 1. 89 (5 82) . 2. 07 (6 04) . Ð2. 16 (Ð5 97) x x Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 183 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Zur Vervollsta¬ndigung der Interpretation der Zusta¬nde muss der Unterschied im Kreditvergabeverhalten der Banken in den beiden Zusta¬nden bewertet werden. Aus Tabelle 2 geht hervor, dass sich die beiden Gruppen von Banken hinsichtlich des Ausma§es und der zeitlichen Verzo¬gerung in ihrer Kreditvergabereaktion auf Zinsa¬nderungen unterscheiden. Die erste Gruppe von Banken wirkt dem verzo¬gerten, signifikanten negativen Effekt von Zinsa¬nderungen auf das Kreditangebot (eine Erho¬hung des Zinssatzes um 100 Basispunkte fu¬hrt zu einer verzo¬gerten Verringerung des Kreditvolumens von etwa 4.4%) zwei Quartale spa¬ter entgegen. Dieser ausgleichende Effekt ist geringer, wenn It 0 ist, was durchschnittlich gesehen in diesen Perioden zu einer sta¬rkeren negativen Reaktion insgesamt bei der Kreditvergabe fu¬hrt (siehe die Summe der Koeffizienten) als in Perioden, in denen It 1 ist. Die Signifikanz des Gesamteffekts ist jedoch in beiden Zusta¬nden fraglich. Fu¬r die zweite Gruppe von Banken scheint die Geldpolitik fu¬r die Kreditvergabe der Banken irrelevant zu sein, wenn It 1 ist. Diese Banken weiten ihr Kreditvolumen in Quartalen mit u¬berdurchschnittlichem Wachstum nach Zinserho¬hungen moderat aus. Wenn jedoch It 0 ist, haben Zinserho¬hungen einen verzo¬gerten negativen Effekt, der durch den Effekt der ersten Periode sowie durch den ãKorrektureffektÒ aufgewogen wird. Der positive Effekt der ersten Periode kann durch enge Kundenbeziehungen erkla¬rt werden, die Informationsprobleme verringern, die fu¬r die Kreditvergabe relevant sind. Der Korrektureffekt ko¬nnte ein Artefakt der untersuchten Periode sein. Unterdurchschnittliche Quartalswachstumsraten ¬ sterreich wa¬hrend der Neunzigeru¬ber einen la¬ngeren Zeitraum gab es in O jahre nur in den Jahren 1992/93, in denen die Rezessionsentwicklungen milder ausfielen als in den meisten europa¬ischen La¬ndern. In der restlichen Untersuchungsperiode hat die o¬sterreichische Wirtschaft insgesamt ein gutes Ergebnis zu verzeichnen; es sind nur vereinzelt Quartale unterdurchschnittlichen Wachstums zu beobachten. Dadurch mussten die Banken nach Zinsa¬nderungen (die ihrerseits relativ moderat ausfielen) ihr Kreditvolumen Grafik 2 K = 2, Bankenklassifikation, gereiht nach Bankleitzahl Si = 1 0'5 0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 Si = 2 0'5 0 Ausgeschlossene Banken 0'5 0 10000 Quelle: OeNB. 184 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen nicht permanent anpassen. Die potenzielle Beobachtbarkeit des Einflusses von Leitzinsa¬nderungen auf die Kreditvergabe der Banken reduziert sich damit mo¬glicherweise. Dennoch belegen die Ergebnisse, dass Gruppe 1 der Banken sta¬rker auf Zinsa¬nderungen reagiert als Gruppe 2 und dass beide Gruppen ihre Kreditvergabe in Perioden, wenn It 0 ist, voru¬bergehend sta¬rker einschra¬nken. Die Zustandsvariable scheint daher (kurze) Perioden zu identifizieren, in denen der gesamte Bankensektor von Liquidita¬tsrestriktionen betroffen war. Grafik 3 K = 2, Banken der Gruppe 1, alternativ gereiht nach Größe und Liquidität, Stand: 1996 (1. Quartal) Log Größe 0'5 0 2'09 5'17 5'38 5'57 5'73 5'89 6'01 6'17 6'29 6'51 6'67 6'79 6'95 7'08 7'29 7'49 7'64 8'08 8'85 12'4 Liquiditätsanteil 0'5 0 0'03 10'7 12'2 13'2 14 14'9 15'8 17'2 18'1 18'8 19'9 20'8 21'9 22'8 24'4 25'7 26'8 28'3 31'3 37'3 Quelle: OeNB. Die Grafiken 2 bis 4 untermauern diese Aussage. Grafik 2 zeigt die Zuordnung der Banken (geordnet nach Bankleitzahlen) zu den zwei Gruppen. In Gruppe 1 fallen nur einige wenige Banken, na¬mlich 24 (von denen bis auf eine Ausnahme alle dem Raiffeisen- oder Volksbankensektor angeho¬ren); der Rest der Banken ist der Gruppe 2 zugeordnet. Im oberen Teil der Grafik 3 sind die Banken der Gruppe 1 nach ihrer Gro¬§e im ersten Quartal 1996 und im unteren Teil nach ihrer Liquidita¬t gereiht. Grafik 4 Grafik 4 K = 2, Banken der Gruppe 1, Streudiagramm, Größe zu Liquidität, Stand: 1996 (1. Quartal) Liquidität 35 30 25 20 15 10 5 0 2 Log Größe 4 6 8 10 12 Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 185 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen zeigt ein Streudiagramm dieser Variablen fu¬r Banken der Gruppe 1. Offensichtlich sind Gro¬§e und Liquidita¬t keine absoluten Kriterien, anhand derer man die beiden Gruppen unterscheiden kann. Wa¬hrend im Allgemeinen die Banken der Gruppe 1 klein sind, sind zwei von ihnen relativ gro§ und verfu¬gen u¬ber ein eher unu¬bliches (sehr geringes bzw. ziemlich hohes) Liquidita¬tsniveau. 4.3 Inferenz fu¬r drei und vier Gruppen Die grafische Darstellung der simulierten gruppenspezifischen Parameter1) la¬sst darauf schlie§en, dass mo¬glicherweise zusa¬tzliche Gruppen fu¬r unseren Datensatz identifiziert werden ko¬nnten. Es wurden daher weitere Untersuchungen hinsichtlich einer Drei- und Vier-Gruppen-Spezifikation unternommen. Die in Grafik 1 dargestellten A-posteriori-Zustandswahrscheinlichkeiten bleiben im Wesentlichen unvera¬ndert (und es gelten dieselben Anmerkungen), wenn K auf 3 bzw. 4 erweitert wird. Aus diesem Grund werden sie hier nicht erneut dargestellt. Tabelle 3 K = 3, Mittelwerte der Parameterscha¬ tzungen (mit t-Werten) Koeffizient dir tÐ1 dir tÐ2 dir tÐ3 dir tÐ4 Summe It 1 1G . ÿ0. 80 (Ð0 27) . 2. 62 (0 92) . 1. 76 (1 14) . ÿ2. 48 (Ð2 05) . 1. 11 (0 60) 2G . 0. 33 (0 38) . 0. 21 (0 45) . 0. 45 (0 97) . ÿ0. 11 (Ð0 34) . 0. 88 (1 36) 3G . ÿ4. 06 (Ð5 25) . 0. 03 (0 02) . 4. 60 (5 19) . ÿ1. 22 (Ð1 17) . ÿ0. 65 (Ð0 56) It 0 1G ÿ R . 0. 37 (0 13) . 0. 73 (0 26) . ÿ0. 28 (Ð0 18) . ÿ0. 34 (Ð0 28) . 0. 48 (0 60) 2G ÿ R . 1. 49 (1 61) . ÿ1. 68 (Ð3 11) . ÿ1. 59 (Ð2 84) . 2. 04 (4 78) . 0. 25 (1 31) 3G ÿ R . ÿ2. 89 (Ð3 42) . ÿ1. 86 (Ð1 15) . 2. 56 (2 79) . 0. 92 (0 86) . ÿ1. 28 (Ð0 55) R . ÿ1. 16 (Ð2 74) . 1. 89 (5 77) . 2. 04 (6 32) . ÿ2. 14 (Ð6 26) x x Quelle: OeNB. Die Parameterscha¬tzungen fu¬r die Drei-Gruppen-Spezifikation sind der Tabelle 3 zu entnehmen. Gruppe 1 der Zwei-Gruppen-Spezifikation ist nunmehr in Gruppe 3 zu finden, da die signifikanten Koeffizienten in beiden Modellspezifikationen beinahe ident sind. Gruppe 2 bildet jetzt ein feineres Bild der Gruppe 2 in der Spezifikation K 2 ab. Zinsa¬nderungen haben anscheinend keine signifikanten Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken, wenn It 1 ist, da alle Koeffizienten nicht signifikant sind. Wenn It 0 ist, wird die verzo¬gerte negative Reaktion auf Zinsa¬nderungen durch den vier Quartale spa¬ter auftretenden Korrektureffekt trotzdem aufgewogen. Der signifikante positive Effekt der verzo¬gerten Zinsa¬nderungen ist jedoch nun nicht mehr vorhanden. Die erste Gruppe schlie§lich zeigt eine signifikante Reaktion auf die Geldpolitik ein Jahr nach der Zinsa¬nderung, wenn It 1 ist. Es ergeben sich jedoch keine signifikanten Koeffizienten, wenn It 0 ist. Im Durchschnitt ist die Reaktion auf die Geldpolitik 1 186 Streudiagramme der simulierten Werte der gruppen- und zustandsspezifischen Parameter sind aus Platzgru¬nden nicht abgebildet. Interessierte Leserinnen und Leser werden auf Fru¬hwirth-Schnatter und Kaufmann (2001) verwiesen. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen insgesamt etwas sta¬rker (weniger positiv fu¬r Gruppe 1 und 2), wenn It 0 ist, als wenn It 1 ist. Die Signifikanz ist jedoch wieder fraglich. Zu beachten ist, dass wieder alle Elemente von R signifikant sind und sich mit den Ergebnissen der Zwei-Gruppen-Spezifikation nahezu decken. Tabelle 4 K = 4, Mittelwerte der Parameterscha¬ tzungen (mit t-Werten) Koeffizient It 1 1G . ÿ3. 97 (Ð4 54) . ÿ0. 82 (Ð1 13) . 4. 40 (3 61) . ÿ0. 88 (Ð1 04) . ÿ1. 27 (Ð1 14) dir tÐ1 dir tÐ2 dir tÐ3 dir tÐ4 Summe 2G . 3G 3. 66 (1 64) . ÿ0. 93 (Ð0 80) . ÿ0. 53 (Ð0 45) . ÿ2. 26 (Ð1 68) . ÿ0. 05 (Ð0 03) 4G . 0. 44 (0 63) . 0. 19 (0 53) . 0. 38 (1 07) . ÿ0. 07 (Ð0 28) . 0. 95 (2 20) . ÿ2. 37 (Ð2 10) . 4. 29 (3 34) . 2. 74 (2 63) . ÿ2. 74 (Ð2 57) . 1. 93 (2 03) It 0 1G ÿ R . ÿ2. 90 (Ð3 13) . ÿ2. 69 (Ð3 49) . 2. 40 (1 94) . 1. 26 (1 42) . ÿ1. 93 (Ð1 14) 2G ÿ R . 3G ÿ R . 4. 73 (2 14) . ÿ2. 80 (Ð2 35) . ÿ2. 53 (Ð2 11) . ÿ0. 11 (-0 08) . ÿ0. 72 (Ð0 03) 1. 51 (1 89) . ÿ1. 68 (Ð3 69) . ÿ1. 62 (Ð3 48) . 2. 07 (5 50) . 0. 28 (2 05) 4G ÿ R . ÿ1. 30 (Ð1 12) . 2. 42 (1 88) . 0. 74 (0 69) . ÿ0. 60 (Ð0 55) . 1. 26 (2 03) R . Ð1. 06 (Ð2 65) . 1. 87 (5 73) . 2. 00 (6 46) . Ð2. 14 (Ð6 48) x x Quelle: OeNB. Die Mittelwerte der Parameterscha¬tzungen der Vier-Gruppen-Spezifikation sind der Tabelle 4 zu entnehmen. Generell entspricht die Gruppe 1 von K 3 in dieser Spezifikation der Gruppe 4, wobei jedoch nun alle Parameter der verzo¬gerten Zinsa¬nderungen signifikant sind. Die Gruppe 3 Grafik 5 K = 4, Bankenklassifikation, gereiht nach Bankleitzahlen Si = 1 0'5 0 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 10000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 20000 30000 40000 50000 60000 70000 80000 Si = 2 0'5 0 Si = 3 0'5 0 Si = 4 0'5 0 Ausgeschlossene Banken 0'5 0 10000 Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 187 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen von K 3 ist in Gruppe 1 aufgegangen. Daru¬ber hinaus bilden vier der in dieser Spezifikation zusa¬tzlich klassifizierten Banken die Gruppe 2 (Tabelle 5). Diese Gruppe zeigt eine signifikante verzo¬gerte negative Reaktion auf Zinsa¬nderungen, wenn It 0 ist. Die Klassifikation in Grafik 5 macht wiederum deutlich, dass die Gruppen 1, 2 und 4 nur wenige Banken enthalten, wobei Ð wie zuvor Ð alle bis auf eine dem Raiffeisen- bzw. dem Volksbankensektor angeho¬ren. Grafik 6 K = 4, Klassifikation gereiht nach Größe, Stand: 1996 (1. Quartal) Si = 1 0'5 0 2'09 5'05 5'32 5'45 5'59 5'72 5'83 5'94 6'04 6'17 6'27 6'42 6'55 6'68 6'77 6'9 7 7'12 7'26 7'43 7'56 7'76 8'1 8'63 10'5 2'09 5'05 5'32 5'45 5'59 5'72 5'83 5'94 6'04 6'17 6'27 6'42 6'55 6'68 6'77 6'9 7 7'12 7'26 7'43 7'56 7'76 8'1 8'63 10'5 2'09 5'05 5'32 5'45 5'59 5'72 5'83 5'94 6'04 6'17 6'27 6'42 6'55 6'68 6'77 6'9 7 7'12 7'26 7'43 7'56 7'76 8'1 8'63 10'5 Si = 2 0'5 0 Si = 4 0'5 0 Quelle: OeNB. Grafik 7 K = 4, Klassifikation gereiht nach Liquidität, Stand: 1996 (1. Quartal) Si = 1 0'5 0 0'03 10'1 11'8 12'8 13'3 14 14'6 15'5 16'3 17'5 18'1 18'7 19'3 20'3 20'9 21'8 22'6 23'6 24'8 25'9 26'8 28 29'4 32'5 37'8 0'03 10'1 11'8 12'8 13'3 14 14'6 15'5 16'3 17'5 18'1 18'7 19'3 20'3 20'9 21'8 22'6 23'6 24'8 25'9 26'8 28 29'4 32'5 37'8 0'03 10'1 11'8 12'8 13'3 14 14'6 15'5 16'3 17'5 18'1 18'7 19'3 20'3 20'9 21'8 22'6 23'6 24'8 25'9 26'8 28 29'4 32'5 37'8 Si = 2 0'5 0 Si = 4 0'5 0 Quelle: OeNB. In den Grafiken 6 und 7 sind die Banken der Gruppen 1, 2 und 4 nach Gro¬§e und Liquidita¬t im ersten Quartal 1996 gereiht. Grafik 8 entha¬lt ein Streudiagramm der Variablen dieser Banken. Gro¬§e und Liquidita¬t geho¬ren wiederum nicht zu den typischen Merkmalen, die u¬ber die Zugeho¬rigkeit zu den verschiedenen Bankengruppen entscheiden. Es kann ho¬chstens folgender Zusammenhang festgestellt werden: Wenn gro§e Banken einer der beiden 188 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Grafik 8 K = 4, Banken der Gruppen 1, 2 und 4, Streudiagramm Größe zu Liquidität, Stand: 1996 (1. Quartal) Liquidität 35 l l 30 l l l l l l l l l l l 25 l 20 l l l l l 15 l 10 l ll l l 5 l 0 0 Log Größe 2 4 6 8 10 12 Quelle: OeNB. Gruppen angeho¬ren, verfu¬gen sie entweder u¬ber ungewo¬hnlich niedrige oder ungewo¬hnlich hohe Liquidita¬tsanteile. Schlie§lich ist zu beachten, dass jene Banken eindeutig einer bestimmten Gruppe zugeordnet wurden, deren A-posteriori-Gruppenwahrscheinlichkeit . (berechnet als Durchschnitt u¬ber alle simulierten Werte fu¬r Si ) 0 5 u¬berstiegen hat. Wenn K 4, dann erreichen einige Banken in keiner der Gruppen eine Gruppenwahrscheinlichkeit, die gro¬§er als 0.5 ist. Daher scheinen diese Banken in den Grafiken 5 bis 8 nicht auf. Sie werden auch nicht bei der Erstellung von Tabelle 5 beru¬cksichtigt, die die A¬nderungen in den Klassifikationen zusammenfasst, die sich ergeben, wenn die Anzahl der Gruppen von zwei auf drei bzw. vier erho¬ht wird. Dies erkla¬rt, warum anscheinend nur drei weitere Banken klassifiziert werden, wenn statt einem Zwei-Gruppen-Modell ein Vier-Gruppen-Modell gescha¬tzt wird. Wie bereits erwa¬hnt, zeigt Tabelle 5, dass die verschiedenen Klassifikationen hinsichtlich der gewa¬hlten Gruppenanzahl ziemlich robust sind. Der Gro§teil der 23 Banken, die in der Spezifikation K 2 die erste Gruppe bilden, fallen in der Spezifikation K 3 bzw. K 4 in die Gruppen 3 und 1. 14 bzw. 6 zusa¬tzliche Banken werden klassifiziert, wenn K auf 3 bzw. 4 erho¬ht wird. Wa¬hrend erstere in der vierten Gruppe zusammengefasst sind, Tabelle 5 Anzahl der Banken in der jeweiligen Gruppe K = 3: 34 davon in der K = 2: 23 davon in der zusa¬tzlich klassifiziert K = 3: 14 zusa¬tzlich klassifiziert K = 4: 6 1. : 4 3. : 16 1. : 11 3. : 3 x x K = 4: 26 davon in der 1. : 8 4. : 5 4. : 7 1. : 2 2. : 4 Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 189 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen wenn K 4 ist, bilden 4 der zusa¬tzlichen 6 klassifizierten Banken in dieser Spezifikation eine eigene Gruppe: 4.4 Vergleich mit der gepoolten Regression Tabelle 6 fasst die Scha¬tzungen fu¬r die Spezifikation K 1 zusammen (eine Variante des gepoolten Modells mit konjunkturabha¬ngigen Parametern, siehe Gleichung (7)). Die Scha¬tzungen decken sich weitgehend mit den Scha¬tzungen fu¬r die jeweilige Hauptgruppe in den Spezifikationen K 2; 3; 4. Werden jedoch mehr als zwei Gruppen angenommen, so verfeinert dies das Bild betra¬chtlich, da die signifikanten positiven Parameter von dirtÿ3 und dirtÿ1 in der vorliegenden Spezifikation in den Spezifikationen K 3; 4 insignifikant werden, wenn It 1 bzw. It 0 ist. Tabelle 6 K = 1, Mittelwerte der Parameterscha¬ tzungen Koeffizient dir tÐ1 dir tÐ2 dir tÐ3 dir tÐ4 Summe It 1 1G . 0. 20 (1 13) . 0. 29 (1 69) . 0. 65 (4 21) . Ð0. 29 (Ð1 56) . 0. 85 (2 91) It 0 1G ÿ R . R 1. 25 (3.22) Ð1.60) (Ð4 92) . Ð1. 33 (Ð3 72) . 1. 86 (5 54) . 0. 19 (2 73) . Ð1. 05 (Ð2 40) . 1. 89 (5 62) . 1. 98 (5 90) . Ð2. 15 (Ð6 03) x x Quelle: OeNB. 5 Schlussfolgerungen Im vorliegenden Beitrag wird der Kreditvergabekanal anhand eines Panels o¬sterreichischer Bankbilanzdaten untersucht, das durchschnittlich 75% des Bankensektors wa¬hrend der Neunzigerjahre abdeckt. Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Gro¬§e und Liquidita¬t entscheidend dafu¬r sind, wie die einzelnen Banken ihre Kreditvergabe auf Grund geldpolitischer A¬nderungen (durch A¬nderungen im o¬sterreichischen Drei-Monats-Zinssatz gemessen) anpassen. Unsere Modellspezifikation erlaubt eine unterschiedlich gro§e Anzahl von Bankengruppen (zwei bis zu vier Gruppen), denen die Banken je nach ihrer Reaktion auf Zinsa¬nderungen zugeordnet werden. Im Gegensatz zum traditionellen Ansatz in der Fachliteratur, bei dem Banken a priori nach ihrer Gro¬§e bzw. Liquidita¬tssta¬rke in Gruppen klassifiziert werden, ist die Klassifizierung der Banken insofern datenabha¬ngig, als sie Teil der Modellscha¬tzung ist. Des Weiteren werden zustandsabha¬ngige Parameter einbezogen, um die konjunkturabha¬ngige Kreditvergabereaktion der Banken zu beurteilen. Dabei ist der Konjunkturindikator ebenfalls Teil der Modellscha¬tzung, weil die ãrelevanteÒ Konjunkturlage normalerweise nicht beobachtbar ist. Wegen der zwei unbeobachtbaren Variablen Ð des Gruppenund des Zustandsindikators Ð ist die Anwendung u¬blicher MaximumLikelihood-Methoden nicht mo¬glich. Die Scha¬tzung der Modellparameter, 190 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen der Klassifikation sowie der Zustandsvariablen beruht daher auf Bayesianischen Simulationsmethoden. Die Ergebnisse belegen einen signifikanten zeitabha¬ngigen Effekt der Geldpolitik, wobei sich zeigt, dass Zinsa¬nderungen die Kreditvergabe vor allem rund um Quartale unterdurchschnittlichen Wachstums sta¬rker beeinflussen. Der zeitabha¬ngige Effekt erweist sich als unabha¬ngig davon, ob eine Unterteilung in eine, zwei, drei oder vier Gruppen von Banken vorgenommen wird. Allerdings ergibt sich von der Hauptgruppe ein wesentlich klareres Bild, wenn die Analyse auf vier Gruppen ausgeweitet ist. Insbesondere verschwindet die scheinbar positive Kreditvergabereaktion auf Zinserho¬hungen, wenn mehr als zwei Gruppen beru¬cksichtigt werden. Ferner zeigt sich, dass in Zeiten u¬berdurchschnittlichen Wachstums die Geldpolitik keine signifikanten Auswirkungen auf die Kreditvergabe der Banken hat,1) wa¬hrend das Kreditvolumen nach Zinserho¬hungen rund um Perioden unterdurchschnittlichen Wachstums voru¬bergehend verringert wird. Die wenigen Banken, die nicht in die Hauptgruppe fallen, geho¬ren hauptsa¬chlich dem Raiffeisen- oder dem Volksbankensektor an. Dabei handelt es sich in der Regel um kleine Banken, abgesehen von einigen Gro§banken mit unu¬blich hohen oder ziemlich niedrigen Liquidita¬tsanteilen. Als Kriterien fu¬r die Kategorisierung der Banken erweisen sich die Intensita¬t ihrer Reaktion auf Zinsa¬nderungen und ihre Reaktionszeit. Hingegen la¬sst sich der Kreditvergabekanal mit traditionellen Bankmerkmalen wie Gro¬§e und Liquidita¬t nicht beschreiben. Dieses Ergebnis, das im Gegensatz zu herko¬mmlichen Ergebnissen in der Fachliteratur steht, du¬rfte im Zusammenhang damit stehen, dass kleine, regional ta¬tige Banken (mit entsprechend geringerem Informationsproblem, was ihre Kunden betrifft) mit etwa 60% den o¬sterreichischen Bankensektor dominieren. Au§erdem federt das Mehrstufensystem, in dem diese Banken organisiert sind, Liquidita¬tsrestriktionen in Zeiten restriktiver Geldpolitik ab. 1 Dies ko¬nnte ein Artefakt des Beobachtungszeitraums sein, in dem die o¬sterreichische Wirtschaft eine insgesamt gute Performance verzeichnet. Demnach mussten Banken ihr Kreditangebot nach Zinsa¬nderungen (die selbst relativ klein ausfielen) nicht permanent anpassen. Der erwartete negative Effekt der Geldpolitik auf die Kreditvergabe ist daher im vorliegenden Sample mo¬glicherweise nicht beobachtbar. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 191 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Literaturverzeichnis Asea, P. K., S. B. Blomberg (1997). Lending Cycles. NBER Working Paper 5951. Bernanke, B. S., I. Mihov (1998). Measuring Monetary Policy. In: The Quarterly Journal of Economics 113, 869Ð902. Bondt, G. De (1999). Banks and Monetary Transmission in Europe: Empirical Evidence. In: BNL Quarterly Review 209, 149Ð168. Fru¬hwirth-Schnatter, S. (2001a). Markov Chain Monte Carlo Estimation of Classical and Dynamic Switching and Mixture Models. In: Journal of the American Statistical Association 96, 194Ð209. Fru¬hwirth-Schnatter, S. (2001b). Fully Bayesian Analysis of Switching Gaussian State Space Models. In: Annals of the Institute of Mathematical Statistics 53, 31Ð49. Fru¬hwirth-Schnatter, S., S. Kaufmann (2001). Asymmetry in the Transmission of Monetary Policy. 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Das o¬sterreichische Bankensystem zu Beginn der Wa¬hrungsunion Ð Auswirkungen der Wa¬hrungsunion auf das o¬sterreichische Bankensystem aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. In: Berichte und Studien 3, OeNB, 103Ð133. 192 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Asymmetrische Transmission der Geldpolitik u¬ ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Bankbilanzen Anhang Behandlung von Fusionen und fehlenden Werten Durch Datenerga¬nzung ist es mo¬glich, Extremwerte (fusionsbedingte Extremwerte oder ãechteÒ Ausrei§er) in der Kreditzeitreihe einzelner Banken als fehlende Werte zu behandeln. Dies bedeutet, dass der Extremwert durch eine Scha¬tzung von yit ersetzt wird, die mit den Zeitreiheneigenschaften und der vorhandenen Information zum Zeitpunkt t fu¬r die Bank i u¬bereinstimmt. Dies la¬uft darauf hinaus, dass ein weiterer Schritt zu dem in Abschnitt 3.1 beschriebenen Simulationsschema hinzugefu¬gt wird, bei dem fehlende Werte von yit fu¬r alle Banken aus ihrer bedingten A-posteriori-Verteilung simuliert werden, ausgehend von den beobachteten Daten und dem aktuell simulierten Parametervektor ; ~ y1 ; :::; y~N j ; y1 ; :::; yN , wobei y~i und y~i die fehlenden bzw. die verbleibenden Werte der Kreditzeitreihen fu¬r Bank i erfassen. Eine detaillierte Darstellung der Scha¬tzung fehlender Werte befindet sich im letzten Anhang des Forschungsberichts (Fru¬hwirth-Schnatter und Kaufmann, 2001). In Grafik 9 wird veranschaulicht, wie die in der Zeitreihe vorliegenden Ausrei§er durch gescha¬tzte fehlende Werte ersetzt werden. Grafik 9 K = 2, Ersatz von Ausreißern durch eine Schätzung des fehlenden Werts Wachstumsrate in % Wachstumsrate in % 50 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 10 10 20 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Wachstumsrate in % Wachstumsrate in % 40 20 30 15 20 10 10 5 0 0 10 10 20 20 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 Geschätzte fehlende Werte 1997 1998 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 Ausreißer Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 193 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬sterreichischer Firmen1) Maria Teresa Valderrama2) 1 Einleitung 1 Die Autorin dankt Arturo Estrella, Franz Partsch, Helene Schuberth, Martin Schu¬rz und Jack Selody fu¬r ihre hilfreichen Kommentare und Vorschla¬ge. Die in diesem Beitrag dargestellten Ansichten mu¬ssen sich nicht mit jenen der OeNB decken. Siehe Bernanke und Gertler (1995); Literaturu¬berblicke siehe Hubbard (1994) und Mojon, Smets und Vermeulen (2000). Chirinko, Fazzari und Meyer (1999). Die Geldpolitik hat u¬ber den Bilanzkanal sta¬rkere Realeffekte auf Unternehmen als die herko¬mmliche Perspektive des Geldkanal-Modells und beeinflusst auch die finanzielle Stabilita¬t. Mittels des Kreditvergabekanals bewirkt die Geldpolitik Verteilungseffekte. Siehe Bernanke, Gertler und Gilchrist (1994), Bond und Meghir (1994) und Oliner und Rudebusch (1996). Betrachtet man den Transmissionsmechanismus aus Sicht des Kreditkanalmodells hat die Geldpolitik sta¬rkere reale Auswirkungen als die Perspektive des Geldkanal-Modells vermuten la¬sst. Was noch wichtiger ist, Geldpolitik hat auch Verteilungswirkungen, da sie die Investitionsausgaben der Unternehmen beeinflusst.3) Diese Auffassung wird von der U¬berlegung getragen, dass Investitionsentscheidungen von Unternehmen in engem Zusammenhang mit ihren Finanzierungsentscheidungen stehen, da Innenund Fremdfinanzierung nicht vollkommen substituierbar sind, und auch Bankkredite nicht perfekt durch andere Geldquellen ersetzt werden ko¬nnen. Wenn Unvollkommenheiten des Kapitalmarktes existieren, dann ha¬ngen sowohl das Angebot an als auch die Kosten fu¬r Fremdfinanzierung, mit denen ein Unternehmen konfrontiert ist, nicht nur von der Geldpolitik, sondern auch von der finanziellen Struktur des Unternehmens und anderen individuellen Merkmalen ab, die den Zugang des Unternehmens zu Fremdmittel bestimmen. Diese ko¬nnen unter anderem Gro¬§e, Alter, Verschuldungsgrad, Bonita¬t, Dividendenausschu¬ttung und eine Kundenbeziehung zu einem anderen Unternehmen oder einer Bank sein. Im vorliegenden Beitrag soll durch Scha¬tzung einer AkzeleratorInvestitionsnachfragegleichung unter Verwendung eines Paneldatensatzes o¬sterreichischer Unternehmen die Existenz eines Kreditkanals nachgewiesen werden. Wesche (2000) verwendete zur Untersuchung der Frage, ob in ¬ sterreich ein Kreditkanal existiert, einen ¬ahnlichen Datensatz zur Scha¬tO zung eines Akzelerator-Fehlerkorrekturmodells fu¬r Investitionen. Wa¬hrend Wesche den langfristigen Zinssatz als Hilfsvariable fu¬r die Kapitalnutzungskosten mit einbezog, sollen in dem hier verfolgten Ansatz die Kapitalnutzungskosten explizit fu¬r jedes einzelne Unternehmen berechnet werden, um den Unterschieden zwischen den Unternehmen Rechnung zu tragen.4) Zur Einbeziehung des Kapitalmarktzugangs, teilte Wesche die Stichprobe der Gro¬§e nach und inkludierte Variable wie die Schuldenquote und den CashFlow als Kontrollvariable. Diese Variablen stellten sich als signifikant heraus, wodurch auf das Vorhandensein von Finanzierungsbeschra¬nkungen geschlossen werden kann. Auf Grund der stark differenzierten Folgen, die der Bilanzbzw. der Kreditvergabekanal auf die Geldpolitik haben kann, wird der Versuch unternommen, zwischen den Auswirkungen dieser beiden Kana¬le auf die Investitionsnachfrage zu unterscheiden.5) Die Auswirkungen der Existenz eines Bilanzkanals werden durch Einbeziehung der Liquidita¬tskapitalquote und der Schuldenquote als Indikatoren fu¬r den Firmenwert in die Investitionsnachfragegleichung untersucht.6) Zum Nachweis eines Kredit2 3 4 5 6 194 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen vergabekanals werden Indikatorvariablen in die Investitionsnachfragegleichung inkludiert, um die Stichprobe entsprechend jener Kriterien aufzuteilen, die den Zugang der Firmen zu Fremdmitteln mitbestimmen. Dazu geho¬ren Gro¬§e und Alter des Unternehmens, der Anteil von Handelskrediten als Prozentsatz kurzfristiger Verbindlichkeiten1) sowie der Anteil von Darlehen bei der Hausbank des Unternehmens an der Gesamtverschuldung.2) Da fu¬r diese Kriterien kein vorbestimmter Wert existiert, der ein finanziell eingeschra¬nktes Unternehmen kennzeichnet, werden zur Bestimmung, ab welchem Grad sein Verhalten dem eines finanziell eingeschra¬nkten Unternehmens entspricht, Tests durchgefu¬hrt. Das Vorhandensein eines Kreditkanals zu erkennen, ist fu¬r politische Entscheidungstra¬ger insofern von Bedeutung, als bei der Feinabstimmung der Geldpolitik beru¬cksichtigt werden sollte, dass erstens A¬nderungen der moneta¬ren Ausrichtung oder der Risikowahrnehmung der Kreditgeber den Bilanzkanal aktivieren ko¬nnen, woraus sich wichtige Implikationen fu¬r die finanzielle Stabilita¬t ergeben; und zweitens, dass es auf Grund des Kreditvergabekanals finanziell eingeschra¬nkte Firmen gibt, die daher sta¬rker auf Geldpolitik reagieren, sogar dann, wenn der Gesamteffekt auf die Darlehenskosten gering ist. Diese Sicht des Transmissionsmechanismus impliziert, dass die Auswirkungen der Geldpolitik gro¬§er sind, wenn sich der finanzielle Spielraum von Unternehmen verengt. Da wa¬hrend einer Konjunkturabku¬hlung die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Firmen finanziellen Einschra¬nkungen unterworfen sind, ist der Effekt der Geldpolitik wa¬hrend eines Abschwungs gro¬§er. Dies ist nicht nur auf Grund des potenziellen Ausma§es der Auswirkungen der Geldpolitik von Bedeutung, sondern auch, weil solche Verteilungswirkungen unerwu¬nscht sein ko¬nnen. Obwohl politische Entscheidungstra¬ger im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Kreditvergabekanals nur sehr wenig unternehmen ko¬nnen, du¬rfte die Beru¬cksichtigung der Auswirkungen des Bilanzkanals hinsichtlich seiner Implikationen auf die finanzielle Stabilita¬t essenziell sein. Der vorliegende Beitrag ist wie folgt strukturiert: Im na¬chsten Kapitel wird das Modell beschrieben, mit dem die Existenz eines Bilanz- und Kreditvergabekanals u¬berpru¬ft wurde. In Kapitel 3 finden sich die Scha¬tzung und die Ergebnisse, gefolgt von der Zusammenfassung und den Schlussfolgerungen. 2 Modell und Scha¬ tzung In einer Welt vollkommener Kapitalma¬rkte erfolgt die Investitionsentscheidung eines Unternehmens unabha¬ngig von seiner Finanzierungsentscheidung. Doch in einer Welt, in der man mit asymmetrischen Informationen, Moral Hazard, Agency-Costs und anderen Marktunvollkommenheiten rechnen muss, zeigen sich Unterschiede bei den Kosten fu¬r Innenund Fremdfinanzierung. Unter diesen Umsta¬nden wird eine restriktive Geldpolitik auf Unternehmen mit begrenztem Zugang zu Kapitalma¬rkten 1 2 Siehe Marotta (1997), Nilsen (1999) und Kohler, Britton und Yates (2000). Siehe Petersen und Rajan (1994), Conigliani, Ferri und Generale (1997), Elsas und Krahnen (1998), Degryse und Van Cayseele (1998) und DellÕAriccia und Marquez (2001). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 195 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen gro¬§ere Auswirkungen haben, da dadurch die Kosten fu¬r Fremdmittel sta¬rker als fu¬r interne Quellen der Unternehmensfinanzierung ansteigen und dies in einem gro¬§eren Ausma§ als fu¬r finanziell nicht eingeschra¬nkte Firmen. Dazu kommt, dass Finanzintermedia¬re einige Unternehmen vom Markt verdra¬ngen ko¬nnen. Hat ein Unternehmen auf Grund von Marktunvollkommenheiten eingeschra¬nkten Zugang zum Kapitalmarkt und keine ausreichenden internen Geldquellen, um den gewu¬nschten Grad an Investitionen ta¬tigen zu ko¬nnen, ist es finanziell eingeschra¬nkt und wird seine Investitionen zuru¬ckschrauben. Daher ist die Investitionsentscheidung eines Unternehmens nicht unabha¬ngig von seiner Finanzierung und die geldpolitische Ausrichtung kann reale Auswirkungen auf die Investitionsta¬tigkeit haben, da sie sich sowohl auf die Kosten und das Angebot von Fremdfinanzierung als auch die Nachfrage danach auswirkt. Dies kann entweder durch Auswirkungen auf das Angebot von externen Mitteln und der Nachfrage nach diesen geschehen, da sich die finanzielle Stellung eines Unternehmens nach einer Zinserho¬hung (Bilanzkanal) oder durch Auswirkungen auf die Darlehensgewa¬hrung auf Grund einer Verringerung der Einlagen (Kreditvergabekanal) verschlechtert. Zum empirischen Nachweis der Existenz eines Kreditkanals wurde in einer Reihe von Studien untersucht, ob die Investitionsnachfrage von Firmen, die als finanziell eingeschra¬nkt gelten, sta¬rker von der geldpolitischen Ausrichtung abha¬ngt. Da bei einer ausschlie§lichen Beobachtung des Zinssatzes diese Marktunvollkommenheiten au§er Acht gelassen werden, erfolgte die Untersuchung des Kreditkanals unter Einbeziehung finanzieller Variablen als Determinanten der Investitionsnachfrage.1) Auf Grund dieser Marktunvollkommenheiten hat eine Zinsa¬nderung nicht bei allen Firmen die gleichen Auswirkungen auf Investitionen. Je nach finanzieller Lage der einzelnen Unternehmen ist der Effekt unterschiedlich stark ausgepra¬gt. Dieser ha¬ngt insbesondere vom Grad des Zugangs zu Fremdfinanzierungsmo¬glichkeiten ab, der normalerweise negativ mit dem Informationsstand eines Kreditgebers u¬ber ein Unternehmen korreliert. Die Arbeitshypothese im vorliegenden Beitrag besagt, dass die Sensibilita¬t von Investitionen hinsichtlich ihrer Determinanten davon abha¬ngt, ob das Unternehmen finanziell eingeschra¬nkt ist oder nicht. Derartige Verteilungswirkungen werden u¬blicheweise untersucht, indem man die Investitionsnachfragegleichung u¬ber verschiedene Gruppen von Unternehmen vergleicht.2) Der Ausgangspunkt dieser Analyse ist eine Spezifikation der Investitionsnachfrage, die vom Optimierungsproblem des Unternehmens abgeleitet wird. Nimmt man eine Cobb-Douglas-Produktionsfunktion an, so ergibt des Unternehmens i zum Zeitpunkt t sich der erwu¬nschte Kapitalstock Ki;t aus der Bedingung erster Ordnung des gewinnmaximierenden Verhaltens, die die Grenzproduktivita¬t des Kapitals mit seinen Grenzkosten gleichsetzt. Die Grenzkosten werden mit den Kapitalnutzungskosten gleichgesetzt. Den 1 2 196 Siehe Bond et al. (1997), Mairesse, Hall und Mulkay (1999), Mojon, Smets und Vermeulen (2000), Vermeulen (2000) sowie Oliner und Rudebusch (1996). Siehe Bernanke, Gertler und Gilchrist (1994), Bond, Harhoff und Van Reenen (1999) sowie Vermeulen (2000). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen folgenden Ausdruck erha¬lt man, wenn die Bedingungen erster Ordnung hinsichtlich des erwu¬nschten Kapitalstocks umgeschrieben werden:1) i Ki;t Si;t ; UCi;t 1 wobei Si;t fu¬r Output oder Nettoumsatz steht, UCi;t fu¬r die Kapitalnutzungskosten und i fu¬r den Kapitalanteil an der Produktionsfunktion. Gibt 2 ) und Si;t 3) mittels kleingeschriebener man die Logarithmen von Ki;t Buchstaben an Ð wobei fu¬r den Logarithmus (Log) der Kapitalnutzungskosten verwendet wird und die Restriktionen einer proportionalen Reaktion des Kapitals auf Output und Kapitalnutzungskosten gelockert werden Ð kann die Gleichung (1) linearisiert werden: ki;t i si;t ÿ i;t 2 Die Akzeleratorspezifikation der Investitionsnachfrage erha¬lt man durch Verwendung des folgenden Ausdrucks als Approximation ki;t Ii;t = Ki;tÿ1 ÿ I und stehen fu¬r Investition bzw. Abschreibung. Da die Anpassung auf den erwu¬nschten Grad des Kapitalstocks nicht sofort erfolgt, ist diese Gleichung im Allgemeinen in die folgende, allgemeine dynamische Regression eingebettet, wobei i eine unternehmensspezifische Konstante bezeichnet und t den Fehlerterm darstellt: X T T X Ii;t Ii;tÿ1 j si;tÿj ÿ h i;tÿh i t 3 Ki;tÿ1 Ki;tÿ2 j0 h0 Zum empirischen Nachweis der Existenz eines Kreditkanals muss gepru¬ft werden, ob die Geldpolitik die Investitionsentscheidungen eines Unternehmens beeinflusst. Da die Kapitalnutzungskosten vom Zinssatz abha¬ngen, wu¬rde die Beweisfu¬hrung normalerweise durch Messung der Sensibilita¬t der Investition gegenu¬ber den Kapitalnutzungskosten erfolgen.4) Die unterschiedlichen Kapitalnutzungskosten bei den Unternehmen werden nicht durch Einbeziehung von unternehmensspezifischen Effekten erfasst, sondern unter Verwendung des firmenspezifischen effektiven Zinssatzes explizit ermittelt. Die Kapitalnutzungskosten werden folgenderma§en definiert: I pIt1 pt ; 4 ri;t ÿ UCi;t Pt pIt 1 2 3 4 Detaillierte Ableitungen des gewinnmaximierenden Verhaltens ko¬nnen Bond et al. (1997) und Mairesse, Hall und Mulkay (1999) entnommen werden. Der Kapitalstock wurde unter Anwendung der Perpetual Inventory Method (Kumulationsmethode) mit einer Abschreibungsrate von 10% berechnet. Output wird als Nettoumsatz definiert. Chirinko, Fazzari und Meyer (1999). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 197 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen wobei ri;t den firmenspezifischen effektiven Zinssatz darstellt, der als das Verha¬ltnis von Zinszahlungen und a¬hnlichen Aufwendungen zur Bruttoverschuldung Bi;t definiert ist. pIt ist der volkswirtschaftliche Preisdeflator der Bruttoinvestition und pt ist der BIP-Deflator. Diese Definition der Kapitalnutzungskosten umfasst noch drei weitere Elemente: Die Opportunita¬tskosten des Kapitals, die sich durch den firmenspezifischen effektiven Zinssatz ergeben, eine spekulative oder vorausschauende Komponente ausgedru¬ckt durch den Term pIt1 =pIt und die Abschreibungskosten .1) Beim Kreditkanal beeinflusst jedoch die Geldpolitik die Investitionsta¬tigkeit nicht nur durch den Zinskanal, sondern auch durch die finanziellen Bedingungen, denen das Unternehmen ausgesetzt ist. Der Kreditkanal bezieht sich fu¬r gewo¬hnlich sowohl auf den Bilanzkanal als auch auf den Kreditvergabekanal. Obwohl es sich dabei um zwei unterschiedliche Kana¬le handelt, lassen sich ihre Auswirkungen auf die Investitionsnachfrage in empirischer Hinsicht nur schwer voneinander trennen. Im Folgenden wird der Versuch unternommen, den Unterschied zwischen den beiden Auswirkungen herauszuarbeiten. 2.1 Bilanzkanal Auf Grund von Moral Hazard und Agency-Costs ha¬ngen beim Bilanzkanal die Kosten fu¬r die Fremdfinanzierung und die Investitionsnachfrage von der finanziellen Struktur des Unternehmens ab. Der Kreditgeber verlangt von jenen Firmen, u¬ber die weniger Informationen vorliegen, eine ho¬here Pra¬mie. Je gro¬§er jedoch der Firmenwert, der als Sicherung dienen kann, desto geringer die Pra¬mie. Im Fall einer hohen Verschuldung des Unternehmens wird die Bank wegen des Moral Hazard die External Finance Premium (die Fremdfinanzierungspra¬mie) anheben. Beim Bilanzkanal sind zudem die Auswirkungen der Geldpolitik durch eine Verminderung der Nachfrage nach Mitteln auf Grund der Verschlechterung der finanziellen Stellung des Unternehmens gekennzeichnet. Die empirische Scha¬tzung des Bilanzkanals stu¬tzte sich oft auf die Investitionstheorie des finanziellen Akzelerators. Diese besagt, dass schwache Bilanzen die negativen Schocks auf Firmeninvestitionen versta¬rken und somit eine Neuzuteilung von Mitteln verursachen ko¬nnen, da die Auswirkungen der Geldpolitik fu¬r finanziell eingeschra¬nkte Firmen sta¬rker sind.2) In diesem Rahmen wird die Investitionsnachfragegleichung bei (3) um jene Faktoren erweitert, die den Firmenwert ausmachen, wie etwa die Liquidita¬tsapitalquote und die Schuldenquote. Die erweiterte Investitionsnachfragegleichung kann daher wie folgt dargestellt werden: 1 2 198 Ein Fall, bei dem die finanzielle Struktur sowie die steuerlichen Auswirkungen in die Kapitalnutzungskosten inkludiert sind, findet sich bei Valderrama (2001). Siehe Bond et al. (1997), Mairesse, Hall und Mulkay (1999), Mojon, Smets und Vermeulen (2000) und Vermeulen (2000) sowie Oliner und Rudebusch (1996). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen X T T X Ii;t Ii;tÿ1 j si;tÿj ÿ h i;tÿh Ki;tÿ1 Ki;tÿ2 j0 h0 T X T X Ci;tÿm !m I ÿ ptÿm Ki;tÿ1ÿm n0 m0 Bi;tÿn i t ; n I ptÿn Ki;tÿ1ÿn 5 wobei Ci;t den Cash-Level darstellt, der die liquiden Mittel des Unternehmens ausdru¬ckt, und Bi;t fu¬r Bruttoverschuldung steht.1) Wenn die Finanzvariablen signifikante Determinanten der Investitionsnachfrage sind, kann man davon ausgehen, dass ein Bilanzkanal existiert. Eine restriktive Geldpolitik wird Investitionen nicht nur auf Grund ho¬herer Kapitalnutzungskosten zuru¬ckgehen lassen, sondern auch auf Grund ho¬herer Zinsaufwendungen, wodurch der Cash-Level eines Unternehmens sinkt. Wenn dadurch Unternehmen veranlasst werden, ihren Verschuldungsgrad zu erho¬hen und sich die Schuldenquote als signifikant herausstellt, so wird dies ebenso eine Verringerung der Investitionsnachfrage auslo¬sen. Fu¬r die Geldpolitik bedeutet dies, dass sogar relativ geringe Zinserho¬hungen verha¬ltnisma¬§ig starke negative Auswirkungen auf Investitionen von Firmen mit einer schwachen finanziellen Struktur haben. Da wa¬hrend eines wirtschaftlichen Abschwungs die Anzahl der Firmen mit einer schwachen Bilanz ansteigt, ist dieser Effekt besonders relevant fu¬r die finanzielle Stabilita¬t wa¬hrend einer Rezession. 2.2 Kreditvergabekanal Beim Kreditvergabekanal beeinflusst eine A¬nderung des geldpolitischen Kurses die Menge und die Kosten der von den Banken angebotenen Darlehen. Die Banken reagieren unterschiedlich auf restriktivere moneta¬re Bedingungen:2) Sie ko¬nnen etwa die Kosten fu¬r Darlehen zumindest fu¬r einige Hochrisikokreditnehmer erho¬hen.3) Mo¬glich ist aber auch, dass Kreditinstitute in gewissen Situationen auf Grund von Problemen der adversen Selektion und des Moral Hazard nicht willens oder nicht in der Lage sind, den Zinssatz fu¬r Hochrisikofirmen anzuheben, sondern eher die Kreditvergabe an sie einschra¬nken werden.4) So gesehen werden jene Unternehmen, die gro¬§eren Problemen hinsichtlich asymmetrischer Informationen und Moral Hazard ausgesetzt sind, eher von Kreditrationierungen betroffen sein (entweder hinsichtlich Kosten oder Menge) als solche, u¬ber die der Kreditgeber mehr Informationen hat. Besteht bei diesen Unternehmen eine Abha¬ngigkeit von den Banken, wird ihre Investitionsnachfrage daher abnehmen. Da die Banken bei der U¬berwindung asymmetrischer Informationen eine besondere Rolle spielen, geht man davon aus, dass 1 2 3 4 Das Verha¬ltnis zum Kapitalstock. Siehe Fru¬hwirth-Schnatter und Kaufmann (2001) zu einer Untersuchung des Kreditvergabeverhaltens in O¬sterreich in diesem Heft. Dies betrifft die so genannte ãflight to qualityÒ; siehe Bernanke, Gertler und Gilchrist (1994). Obwohl Kreditrationierung im Sinn von Stiglitz und Weiss (1981) nicht fu¬r das Vorhandensein eines Kreditkanals notwendig ist, wird die Tatsache, dass Firmen von Banken abha¬ngig sind, ebenfalls zu einer Kreditrationierung fu¬hren. Siehe Cecchetti (1995). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 199 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Firmen mit hohen Risiken (wie z. B. asymmetrischen Informationen oder Agency-Problemen) auch von den Banken abha¬ngig sind. Da es keine direkte Methode zur Ermittlung des Effekts eines Kreditangebotsschocks auf Investitionen gibt, weist man die Existenz eines Kreditvergabekanals durch eine U¬berpru¬fung nach, ob die Investitionsnachfrage von Firmen mit ho¬herer Bankenabha¬ngigkeit (und/oder gro¬§eren asymmetrischen Informationsproblemen) auch auf die Kapitalnutzungskosten und jene Variablen sensibler reagiert, die den Firmenwert ausmachen. Es wurden drei Annahmen aufgestellt: Erstens wird davon ausgegangen, dass die Geldpolitik das Kreditangebot und die Risikofreudigkeit der Kreditgeber beeinflusst;1) zweitens, dass Geldgeber Kredite nicht nur rationieren, indem sie die Kosten fu¬r Darlehen anheben, sondern auch indem sie die Kreditmenge zumindest fu¬r einige Firmen verringern. Dies bedeutet, dass sich die Auswirkung auf Investitionen nicht nur in den Kapitalnutzungskosten, sondern auch in den Finanzvariablen niederschla¬gt. Die dritte Annahme besagt, dass Firmen, die sta¬rker von einer Bank abha¬ngig sind oder mit gro¬§eren asymmetrischen Informationsproblemen konfrontiert sind, wahrscheinlich zu jener Gruppe geho¬ren werden, die Rationierungen zum Opfer fallen, und daher auch eher ihre Investitionspla¬ne auf Eis legen werden. Zur U¬berpru¬fung der Existenz eines Kreditvergabekanals werden daher Indikatorvariablen, die fu¬r den Zugang des Unternehmens zum Kapitalmarkt stehen, mit den Investitionsdeterminanten in Interaktion gebracht.2) Die zu ermittelnde Gleichung kann also folgenderma§en dargestellt werden: X T T X Ii;t Ii;tÿ1 j si;tÿj jD si;tÿj DG i;t ÿ Ki;tÿ1 Ki;tÿ2 j0 j0 T X h i;tÿh ÿ h0 T X h0 hD i;tÿh DG i;t 6 T X Ci;tÿm Ci;tÿm !m I !D DG ÿ m I ptÿm Ktÿ1ÿm m0 ptÿm Ktÿ1ÿm i;t m0 T X T X n0 T X Bi;tÿn ÿ n I ptÿn Ktÿ1ÿn n0 Bi;tÿn D DG n I ptÿn Ktÿ1ÿn i;t i t ; wobei DG i;t eine Dummy-Variable darstellt, die den Zugang des Unternehmens zum Kapitalmarkt beru¬cksichtigt. Die untersuchten Variablen sind: Gro¬§e, Alter, Anteil von Handelskrediten als Prozentsatz der kurzfristigen Verbindlichkeiten und der Anteil der Darlehen bei der Hausbank an der Gesamtverschuldung. Gro¬§e und Alter werden oft als Anna¬herung fu¬r den Zugang zum Kapitalmarkt verwendet, da dieser Ð durch Ausgabe von Aktien, 1 2 200 Siehe Fru¬hwirth-Schnatter und Kaufmann (2001). Siehe Vermeulen (2000), Bond, Harhoff und Van Reenen (1999) sowie Bernanke, Gertler und Gilchrist (1994). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Anleihen oder Wertpapieren Ð fu¬r kleine und junge Firmen schwieriger ist. Die verwendete Gro¬§envariable ist der logarithmische Bescha¬ftigungsgrad. Den Kreditgebern werden u¬ber junge Firmen auch weniger Informationen zur Verfu¬gung stehen und daher werden diese wahrscheinlich auch als riskanter gelten als alteingesessenere Firmen. Um zu u¬berpru¬fen, ob das Alter eines Unternehmens Investitionen beeinflusst, wird der Quadrat-Logarithmus der Anzahl der Jahre seit Gru¬ndung des Unternehmens verwendet. ¬ sterreich die Investitionsfinanzierung auf den KapitalNachdem in O ma¬rkten durch Ausgabe von Aktien und Anleihen nicht weit verbreitet ist, bietet der Warenkredit als Prozentsatz der kurzfristigen Verschuldung eine alternative Finanzierungsquelle, die eine geringere Abha¬ngigkeit von Banken darstellt. In der Literatur wurde die Nachfrage nach Warenkrediten mit dem Transaktionsmotiv und dem Finanzierungsmotiv erkla¬rt. Obwohl sich diese nicht gegenseitig ausschlie§en, liegt dabei der Schwerpunkt auf dem Finanzierungsmotiv. Die Hypothese lautet: Wenn bei Kreditmarktunvollkommenheiten eine Bank ihr Kreditangebot verkleinert, werden Unternehmen zur Bewa¬ltigung ihrer Liquidita¬tsprobleme von Handelskrediten Gebrauch machen. Da Handelskredite u¬blicherweise fu¬r kurze Zeitra¬ume gewa¬hrt werden, besagt die Hypothese, dass Firmen mit einem gro¬§eren Anteil an Handelskrediten als Prozentsatz von kurzfristigen Darlehen weniger stark von der Kreditgewa¬hrung der Banken abha¬ngig sind, da sie Bankkredite kurzfristig durch Handelskredite ersetzen ko¬nnen, selbst wenn diese mit ho¬heren Kosten verbunden sind.1) Obwohl die Existenz einer Hausbank schwer nachzuweisen ist, kann in ¬ Osterreich die Praxis der langja¬hrigen Loyalita¬t zu einer Bank beobachtet werden. Diese Tatsache wurde oft dafu¬r verantwortlich gemacht, dass in ¬ sterreich kein Kreditkanal existiert.2) Mo¬gen die Auswirkungen auf die O Kapitalnutzungskosten auch gering sein, die Investitionsta¬tigkeit sollte durch eine Kreditbeziehung weniger anfa¬llig fu¬r Vera¬nderungen der finanziellen Stellung des Unternehmens sein. Laut Hypothese werden Firmen, die den Gro§teil ihrer Gescha¬fte mit einer einzigen Bank abwickeln, weniger stark unter einer Einschra¬nkung bei der Kreditvergabe leiden, da das Problem asymmetrischer Informationen durch die langja¬hrige Beziehung wettgemacht wird. Aus der Zeit vor 1994 liegen keine Informationen u¬ber den Anteil von Darlehen der Hauptbank an der Gesamtverschuldung vor. Daher ist es nicht mo¬glich, auf Grund der Dauer einer Kreditbeziehung eine Hausbank zu identifizieren.3) Statt dessen wird der gro¬§te Anteil aller Kredite, der von einer einzelnen Bank vergeben wurde, als Anna¬herung fu¬r die Existenz einer Hauptbank verwendet. Da dem o¬sterreichischen Finanzsektor eine zu hohe Bankendichte nachgesagt wird, ko¬nnte ein gro§er Anteil einer einzelnen Bank an der Gesamtverschuldung als Indikator fu¬r die Existenz einer Hausbankbeziehung gelten. Um diese Variable auf die gesamte Stichprobe anwenden zu ko¬nnen, wurde der durchschnittliche Anteil der Hauptbank an 1 2 3 Siehe Elliehausen und Wolken (1993). Siehe Quehenberger (1997) und Delbreil et al. (2000). Siehe Petersen und Rajan (1994). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 201 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen der Gesamtverschuldung fu¬r die Jahre 1994 bis 1998 als eine Konstante fu¬r die gesamte Untersuchungsperiode angenommen. 3 Scha¬ tzungen und Ergebnisse Die Scha¬tzung wurde mit Hilfe der zweistufigen Arellano-Bond-GMM (Generalised Method of Moments)-Scha¬tzer durchgefu¬hrt, die die Verzerrung auf Grund unbeobachteter unternehmensspezifischer Auswirkungen und verzo¬gerter endogener Variablen beru¬cksichtigen.1) Die Gleichungen wurden durch Verwendung erster differenzierter Daten zur Eliminierung unternehmensspezifischer Auswirkungen i regressiert, und zur Kontrolle exogener Schocks wurden Zeit-Dummies in die Daten inkludiert. Mehrere Scha¬tzungen, die nicht angefu¬hrt sind, wurden zur Feststellung der Anzahl von Wirkungsverzo¬gerungen (Lags) durchgefu¬hrt. Alle verzo¬gerten Werte (Lagged Levels) der Investitionsquote werden als Instrumentenvariablen verwendet. Auf Grund des Wesens der Investitionsnachfragegleichung werden alle Variablen als vorbestimmte Variablen behandelt. Da dies die Gro¬§e der Instrumentenmatrix erho¬ht, wurden die Lagged Levels der vorbestimmten Variablen auf ein Maximum von drei beschra¬nkt. Nicht angefu¬hrte Tests wurden ebenfalls mit ho¬heren Wirkungsverzo¬gerungen durchgefu¬hrt, die besten Resultate wurden jedoch durch eine Beschra¬nkung der Instrumentenmatrix auf nur drei Lags der vorbestimmten Variablen in Levels erzielt. Die Gu¬ltigkeit der Instrumente wurde anhand eines SarganTests mit u¬beridentifizierenden Restriktionen und Tests der seriellen Korrelation bei den Residuen u¬berpru¬ft. Die verwendeten Daten stammen aus Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen o¬sterreichischer nichtfinanzieller Unternehmen, die von der OeNB erhoben wurden. Gescha¬ftsbanken bieten u¬blicherweise Sicherheiten von Unternehmen an, von denen erwartet wird, dass sie die Solvabilita¬tsbestimmungen der OeNB erfu¬llen. Daher handelt es sich bei der Stichprobe um keine statistische Stichprobe und in der Datenbank ist eine Verzerrung zu beobachten. Finanziell gesunde Unternehmen sind daher in der Stichprobe u¬berrepra¬sentiert. Ferner versta¬rkt sich die Verzerrung, wenn nur jene Firmen, fu¬r die la¬ngere Zeitreihen vorliegen, einbezogen werden, da es sich dabei um relativ gro§e Firmen handelt.2) Die Datenbank entha¬lt die Jahresdaten fu¬r die Jahre 1979 bis 1999. Die verwendete Stichprobe umfasst Firmen, die mindestens fu¬nf Jahre hindurch pra¬sent waren, woraus sich eine Gesamtsumme von 12.874 Beobachtungen ergibt. Aus Tabelle 1 geht hervor, dass die Investitionsnachfragegleichung generell gut spezifiziert ist, wobei die Koeffizienten die erwarteten Vorzeichen aufweisen und meist signifikant sind. Im Vergleich zu a¬hnlichen Untersuchungen, die fu¬r andere La¬nder durchgefu¬hrt wurden, ist der Koeffizient fu¬r den Nettoumsatz relativ niedrig. Die von Wesche (2000) fu¬r ¬ sterreich durchgefu¬hrte Studie hat jedoch ¬ahnlich niedrige Koeffizienten O ergeben, was besta¬tigt, dass das hier verwendete Modell geeignet ist. In allen vier Gleichungen besta¬tigen sowohl der Sargan-Test als auch die Tests auf 1 2 202 Siehe Arellano und Bond (1991) sowie Arellano und Honore« (2001). Siehe Anhang A. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen serielle Korrelation die Gu¬ltigkeit der gewa¬hlten Instrumentenvariablen. Sowohl die Liquidita¬tskapitalquote als auch die Schuldenquote sind Ð unabha¬ngig davon, ob sie einzeln oder zusammen einbezogen werden Ð signifikant. Laut Sargan-Test verbessert die Einbeziehung dieser finanziellen Variablen die Nachfragegleichung. Auf Grund der Einbeziehung der Liquidita¬tskapitalquote sinkt der Gesamteffekt des Nettoumsatzes auf 1.6% im Vergleich zu 5.4% bei der urspru¬nglichen Regression. Auch der Gesamteffekt der Kapitalnutzungskosten sinkt von 15.5% bei der ersten Regression auf 12.9%. Die Einbeziehung der Schuldenquote senkt ebenfalls den Gesamteffekt des Umsatzes, die Koeffizienten werden jedoch insignifikant, wa¬hrend fast kein Effekt auf die Sensibilita¬t der Investitionsta¬tigkeit auf die Kapitalnutzungskosten beobachtet werden kann. Inkludiert man sowohl die Liquidita¬tskapitalquote als auch die Verschuldungsquote in die Investitionsgleichung, fu¬hrt dies zu einem insgesamt negativen Effekt des Umsatzes auf Investitionen und zu einer geringeren Auswirkung der Kapitalnutzungskosten auf Investitionen. Es sollte nicht unerwa¬hnt bleiben, dass die Variablen, die fu¬r die finanzielle Stellung des Unternehmens stehen, bei den letzten drei Regressionen immer signifikant sind und auch das erwartete Vorzeichen aufweisen. Daher wird sich eine restriktivere Geldpolitik auf die Investitionsnachfrage nicht nur durch die Kapitalnutzungskosten, sondern auch durch eine niedrigere Liquidita¬tskapitalquote und eine ho¬here Schuldenquote auswirken. Die Analyse des Kreditvergabekanals beruht auf einer Gleichung, die sowohl die Liquidita¬tskapitalquote als auch die Schuldenquote beinhaltet. Dies geschieht durch Aufteilung der Stichprobe unter Verwendung von Dummy-Variablen, die mit den Determinanten der Investitionsnachfrage interagiert werden. Dadurch sollen die Unterschiede im Verhalten der einzelnen Gruppen von Firmen im Vergleich zur Benchmark, die alle Firmen der Stichprobe umfasst (Tabelle 1, Spezifikation 4), erfasst werden. Da es keinen vorbestimmten Wert gibt, ab dem ein Unternehmen als zu klein oder zu jung gilt, werden im Folgenden Tests zur Bestimmung der Werte Gro¬§e und Alter durchgefu¬hrt, ab denen ein Unternehmen als finanziell eingeschra¬nkt angesehen werden kann. Dasselbe wird auch bei den beiden anderen untersuchten Kriterien angewendet (der Anteil von Handelskrediten an kurzfristigen Verbindlichkeiten und die Kreditkonzentration bei einer Bank auf die Gesamtverschuldung). Daraus ergeben sich fu¬r jedes Kriterium fu¬nf Regressionen. In jeder Tabelle wird die erste Regression mit einem sehr strengen Kriterium durchgefu¬hrt, um den Schnittpunkt (CutPoint) finanziell eingeschra¬nkter Firmen und solcher mit keinen finanziellen Einschra¬nkungen zu bestimmen. Bei jeder weiteren Regression wird das Kriterium gelockert und mehr Firmen als in der vorherigen Regression in die Gruppe inkludiert. Tabelle 2 entha¬lt die Ergebnisse, die mit Hilfe einer fu¬r die Gro¬§e des Unternehmens stehenden Dummy-Variablen gewonnen wurden. Der Gesamteffekt der Kapitalnutzungskosten auf Investitionen ist fu¬r alle Firmen mit bis zu 148 Angestellten gro¬§er, wa¬hrend bei der Stichprobe, in der Firmen mit bis zu 245 Mitarbeitern enthalten sind, der Gesamteffekt der Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 203 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Kapitalnutzungskosten wesentlich geringer ist. Interessanterweise ha¬tte ein Einschnitt der Stichprobe bei 90 Mitarbeitern Ð wie bei Wesche (2000) Ð fast keine Vera¬nderung der Auswirkungen der Kapitalnutzungskosten auf Investitionen ergeben. Beru¬cksichtigt man nur kleine Firmen (mit weniger als 55 Mitarbeitern), kommen gro¬§ere Unterschiede bei den Auswirkungen des Zinssatzkanals zu Tage. Im Allgemeinen stehen die Vera¬nderungen der Wirkungen des Cash-Level in keinem direkten Zusammenhang mit der Gro¬§e des Schnittpunkts. Die Auswirkung auf sehr kleine Firmen ist a¬hnlich; sie nimmt bei einem gelockerten Gro¬§enkriterium merklich ab und steigt und fa¬llt wieder, je mehr Firmen hineingenommen werden. Die Auswirkung der Schuldenquote folgt keinem Muster, das sich mit dem Schnittpunkt fu¬r Gro¬§e vera¬ndert. Tabelle 3 entha¬lt dieselbe Art von Scha¬tzung, bezieht jedoch eine Dummy-Variable mit ein, die die Stichprobe nach dem Alter des Unternehmens aufteilt. Dabei ergeben sich zwei interessante Ergebnisse: Der Effekt der Kapitalnutzungskosten auf die Investitionsta¬tigkeit ist bei Firmen, die in den letzten 22 Jahren gegru¬ndet wurden, wesentlich gro¬§er, nimmt jedoch betra¬chtlich ab, wenn das Alterskriterium weniger streng angewendet wird und auch Firmen miteinbezogen werden, die in den letzten 47 Jahren gegru¬ndet wurden. Zweitens ist die Auswirkung der Liquidita¬t eines Unternehmens auf Investitionen nur fu¬r jene Firmen gro¬§er, die in den letzten 10 Jahren gegru¬ndet wurden. Obwohl es auf den ersten Blick scheint, dass hauptsa¬chlich sehr junge Firmen (bis zu 10 Jahre alt) von einer hohen Schuldenquote betroffen sind, steigt dieser Effekt erneut bei Firmen, die in den letzten 60 Jahren gegru¬ndet wurden. Diese Resultate zeigen, dass es fu¬r ein Versta¬ndnis der Auswirkungen der Geldpolitik auf Investitionen nicht ausreicht, Firmen nach Gro¬§e oder Alter zu klassifizieren. Tatsa¬chlich scheint es, dass innerhalb der Stichprobe gro§e oder alteingesessene Firmen enthalten sind, die weniger stark von geldpolitischen Entscheidungen betroffen sein sollten, was jedoch nicht der Fall ist. Andererseits zeigt Tabelle 4, dass Firmen, die Bankenkredite durch andere Finanzierungsformen ersetzen ko¬nnen, von einer restriktiven Geldpolitik weniger stark betroffen sind. Die erste Regression umfasst jene Firmen, die mindestens einen 50prozentigen Anteil von Handelskrediten an kurzfristigen Schulden haben, wa¬hrend die letzte Regression nur jene Firmen einschlie§t, die einen Anteil von 90% aufweisen. Wie aus Tabelle 4 hervorgeht, ist der Gesamteffekt der Kapitalnutzungskosten deutlich geringer, wenn das Vorliegen eines Warenkredits beru¬cksichtigt wird. In . . der Benchmark-Gleichung fa¬llt der Gesamteffekt von 12 6 auf 9 6% bei . Firmen mit einem 50prozentigen Anteil und auf nur 2 5% fu¬r jene mit einem Anteil von 90%. Wa¬hrend die Auswirkung des Cash-Flows u¬ber die diversen Gruppen relativ stabil bleibt, ist auch beim Effekt des Verschuldungsgrads auf Investitionen eine gro§e Differenz zu erkennen. Tabelle 5 entha¬lt Scha¬tzungen, die mit Hilfe einer Na¬herungsvariablen fu¬r eine Beziehung zu einer Hausbank durchgefu¬hrt wurden. Wie zuvor gibt es Unterschiede beim Gesamteffekt der Kapitalnutzungskosten auf Investitionen, doch die Tendenz ist nicht ganz eindeutig. Ein weiteres interessantes 204 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Ergebnis ist jedoch, dass die Auswirkungen der Liquidita¬tskapitalquote und der Verschuldungsquote bei Firmen mit einem hohen Verschuldungsanteil gegenu¬ber einer einzelnen Bank betra¬chtlich sinken. Bei der Liquidita¬tskapitalquote ist die Auswirkung umso kleiner, je ho¬her der Anteil von Darlehen bei der Hausbank an der Gesamtverschuldung ist. Obwohl sich bei der Verschuldungsquote, wie zuvor, kein klares Muster bei der Vera¬nderung der Auswirkung herauskristallisiert hat, sind Firmen mit einem mindestens 50prozentigen Darlehensanteil bei einer einzelnen Bank an der Gesamtverschuldung weniger von geldpolitischen Ma§nahmen betroffen als die gesamte Stichprobe. 4 Schlussfolgerungen Das Vorliegen eines Kreditkanals zu erkennen, ist fu¬r politische Entscheidungstra¬ger nicht nur wegen der gro¬§eren realen Auswirkungen der Geldpolitik im Vergleich zum herko¬mmlichen Zinssatzkanal von Bedeutung, sondern auch wegen seiner Verteilungswirkungen. Mit diesem Beitrag wurde ¬ sterreich zu liefern, wobei versucht, Beweise fu¬r einen solchen Kanal in O zuerst die Auswirkungen des Bilanzkanals untersucht wurden. Die Ergebnisse der Scha¬tzungen zeigen, dass finanzielle Variablen tatsa¬chlich bedeu¬ sterreich sind, die die tende Determinanten der Investitionsnachfrage in O Auswirkungen von Zinsa¬nderungen auf die Realwirtschaft versta¬rken. Trotz der Tatsache, dass die Stichprobe der untersuchten Firmen in Richtung finanziell starker Unternehmen verzerrt sein mag, kann aus den Ergebnissen geschlossen werden, dass die Geldpolitik die Investitionsentscheidungen aller Firmen nicht im gleichen Ausma§ beeinflusst. Auf die Investitionen mancher Unternehmen wirken sich geldpolitische Entscheidungen sta¬rker aus als auf andere. Da die Stichprobe der fu¬r diesen Beitrag untersuchten Unternehmen in Richtung finanziell starker Firmen verzerrt ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Auswirkungen sogar noch gro¬§er sind. Die durchgefu¬hrten Scha¬tzungen zeigen, dass die Auswirkungen der Kapitalnutzungskosten und der finanziellen Variablen auf Investitionen bei verschiedenen Gruppen von Unternehmen unterschiedlich sind. Es kann jedoch nicht behauptet werden, dass gro§e oder alteingesessene Unternehmen weniger stark von einer restriktiven Geldpolitik betroffen sind. Vielmehr wird gezeigt, dass eine voreilige Vorstellung davon, was ein finanziell eingeschra¬nktes Unternehmen ausmacht, irrefu¬hrend sein kann. Im Gegensatz zur allgemein vorherrschenden Meinung, dass kleine und junge Firmen finanziellen Einschra¬nkungen unterworfen sind, zeigt diese Scha¬tzung, dass die Sensibilita¬t der Investitionsnachfrage hinsichtlich ihrer Determinanten keine Funktion der Gro¬§e oder des Alters ist. Was wichtiger zu sein scheint, das hei§t, was die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Investitionsta¬tigkeit da¬mpfen kann, sind Beziehungen zu einer Hausbank oder einem anderen Unternehmen, gemessen mit der Variablen Warenkredit. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 205 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Literaturverzeichnis Arellano, M. und S. Bond (1991). Some Tests of Specification for Panel Data: Monte Carlo Evidence and an Application to Employment Equations. In: Review of Economic Studies, 58 (2), 277Ð297. 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Trade Credit and the Monetary Transmission Mechanism. Hall, B. H. und B. Mulkay (1999). Bank of England, Working Paper Nr. 115. 206 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Mairesse, J., B. H. Hall und B. Mulkay (1999). Firm-Level Investment in France and the United States: An Exploration of What We Have Learned in Twenty Years. NBER Working Paper Nr. 7437. Marotta, G. (1997). Does Trade Credit Rredistribution Thwart Monetary Policy? Evidence from Italy, Applied Economics, 29, 1619Ð1629. Mojon, B., F. Smets und P. Vermeulen (2000). Investment and Monetary Policy in the Euro Area. European Central Bank, mimeo. Nilsen, J. (1999). Trade Credit and the Bank Lending Channel. Working Paper Nr. 4, Swiss National Bank, Study Center Gerzensee. Oliner, S. D. und G. D. Rudebusch (1996). Is There a Broad Channel for Monetary Policy? In: Federal Reserve Bank of San Francisco Economic Review, Vol. 1, 3Ð13. Petersen, M. und R. G. 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Anhang A Datenbank Im Zuge ihrer Refinanzierungsta¬tigkeiten erfasst die OeNB Daten u¬ber Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen o¬sterreichischer Unternehmen. Zur U¬berpru¬fung der Solvabilita¬t jener nichtfinanzieller Unternehmen, die in die Besicherung von geldpolitischen Prozessen involviert sind, stu¬tzt sich die OeNB auf Jahresabschlu¬sse. Diese werden der OeNB entweder von den Unternehmen selbst oder von den Gescha¬ftsbanken vorgelegt, die mit den betreffenden Unternehmen in Gescha¬ftsbeziehung stehen. Konsolidierte Jahresabschlu¬sse werden nur in Ausnahmefa¬llen erfasst.1) Die Datenbank entha¬lt Jahresdaten fu¬r die Jahre 1979 bis 1999, die aus insgesamt 42.870 Beobachtungen besteht. Obwohl nach 1987 die Stichprobe mehr als 2.000 Firmen pro Jahr umfasst, ist die Zeitreihendimension der Stichprobe fu¬r die meisten Firmen vergleichsweise gering. Es werden z. B. nur 88 Firmen u¬ber die gesamte Untersuchungsperiode beobachtet und 3.959 Firmen kommen in den Daten nur einmal vor. Nach Anpassung der Datenbank hinsichtlich Beobachtungen mit negativen Werten bei Umsatz oder Nettoumsatz, Gesamtvermo¬gen, Kapital1 Die einzelnen Daten sind streng vertraulich und mu¬ssen fu¬r jede Vero¬ffentlichung aggregiert werden, um dem Datenschutzgesetz zu entsprechen. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 207 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen stock K, Gesamtverschuldung, Anzahl der Mitarbeiter und Investitionsquoten, die gro¬§er als 1 sind, und nach Eliminierung von ãAusrei§ernÒ1) sowie nach Auswahl einer Stichprobe von Firmen, die u¬ber mindestens 5 Jahre sta¬ndig pra¬sent waren, verbleiben nur 12.874 Beobachtungen, von denen 8.491 zur verarbeitenden Industrie geho¬ren. Auf den Dienstleistungssektor entfallen 24% der Stichprobe, wa¬hrend andere Branchen 10% der Stichprobe ausmachen. Bis zum Jahr 1988 umfasst die Stichprobe weniger als 500 Firmen pro Jahr und ungefa¬hr 1.000 Firmen pro Jahr in der Zeitspanne von 1989 bis 1999. Nur 52 Unternehmen werden u¬ber die gesamte Untersuchungsdauer beobachtet. Auf Grund der besonderen Struktur des Ausgangsmaterials stellt diese Stichprobe keine statistische Stichprobe dar und die Datenbank weist eine Verzerrung auf. Gescha¬ftsbanken bieten u¬blicherweise Sicherheiten von Unternehmen an, von denen sie erwarten, dass sie die Solvabilita¬tsanforderungen der OeNB erfu¬llen. Daher sind finanziell gesunde Unternehmen in der Stichprobe u¬berrepra¬sentiert. Ferner wird die Verzerrung noch ausgepra¬gter, wenn nur jene Firmen untersucht werden, fu¬r die bereits la¬ngere Zeitreihen vorliegen, da es sich dabei um relativ gro§e Firmen . handelt. Nur 12 5% der Firmen bescha¬ftigen weniger als 50 Mitarbeiter, wa¬hrend 17.9% der Unternehmen mehr als 500 Mitarbeiter bescha¬ftigen. Auf die gleiche Art und Weise sind auch sehr junge Firmen unterrepra¬sen. tiert: Nur 4 2% der Firmen wurden in den letzten 5 Jahren gegru¬ndet, . wa¬hrend 14 4% der Firmen ¬alter als 50 Jahre sind. 1 208 Dies wurde durch Ausschlie§en von Daten erreicht, die das Intervall zwischen Quartilen um den Median um das Fu¬nffache u¬berschritten. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Anhang B Tabelle 1 Investitionsnachfrage Zweistufige GMM-Scha¬ tzer bei ersten Differenzen 1 ) Spezifikation 1 (wie Gleichung 3) 2 (wie Gleichung 4) 3 (wie Gleichung 4) 4 (wie Gleichung 4) Variablen It-1/Kt-2 . 0 196*** . 0 127*** . 0 183*** . 0 111*** Log St Log St-1 Gesamteffekt . 0.024* 0.020 0 054** . Ð0.019* 0.033** 0 016** Log UCt Log UCt-1 Log UCt-2 Gesamteffekt . Ð0.180*** 0.038*** 0.018*** Ð0 155*** . Ð0.142*** 0.019 0.011* Ð0 129*** Ct/Kt-1 Ct-1/Kt-2 Gesamteffekt Ð Ð Ð . 0.118*** 0.058*** 0 202*** Bt/Kt-1 Bt-1/Kt-2 Gesamteffekt Ð Ð Ð Ð Ð Ð Prozentsatz von Unternehmen Sargan-Test m1 m2 Anzahl der Beobachtungen Anzahl der Gruppen 100% . 0 4390 . Ð16.49*** 0 83 8.422 1.328 100% . 0 5414 . Ð16.09*** 0 40 8.422 1.328 . 0.001 0.013 0 018 . Ð0.161*** 0.026** 0.016*** Ð0 146*** Ð Ð Ð . Ð0.031*** 0.019* Ð0 014*** . Ð0.131*** 0.007 0.012** Ð0 126*** . 0.119*** 0.062*** 0 204*** . 0.044 Ð0.141*** Ð0 119** . 0.058** Ð0.140*** Ð0 091*** 100% . 0 3639 . Ð16.40*** 0 88 100% . 0 5650 . Ð15.98*** 0 38 8.422 1.328 8.422 1.328 1 ) Zeit-Dummies und eine Konstante wurden zwar inkludiert, jedoch nicht verzeichnet. Instrumentenvariablen: Lagged Levels der Investitionsquote und maximal drei Wirkungsverzo¬gerungen fu¬r die Werte von Umsatz, Kapitalkosten, Liquidita¬tskapitalquote und Verschuldungsquote. * Signifikant bei 10%. ** Signifikant bei 5%. *** Signifikant bei 1%. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 209 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Tabelle 2 Investitionsnachfrage nach Gro ¬ §engruppen Zweistufige GMM-Scha¬ tzer bei ersten Differenzen 1 ) Gruppe2) 1 (wie Gleichung 5) 2 (wie Gleichung 5) 3 (wie Gleichung 5) 4 (wie Gleichung 5) 5 (wie Gleichung 5) . 0 091*** . 0 093*** . 0 089*** . 0 088*** . 0 088*** Log St Log St-1 Log St . D Log St-1 . D Gesamteffekt . Ð0.043*** 0.012*** 0.014* Ð0.013*** Ð0 033*** . Ð0.029*** 0.012** 0.000 Ð0.003** Ð0 022*** . Ð0.019*** Ð0.006 Ð0.002 0.004*** Ð0 025*** . Ð0.012** Ð0.015** Ð0.008*** 0.009*** Ð0 029*** . Ð0.013** Ð0.018*** 0.001 0.008*** Ð0 024*** Log UCt Log UCt-1 Log UCt-2 Log UCt . D Log UCt-1 . D Log UCt-2 . D Gesamteffekt . Ð0.150*** 0.017** 0.012*** 0.036*** Ð0.046*** Ð0.001 Ð0 144*** . Ð0.125*** 0.003 0.011*** Ð0.016* Ð0.022*** Ð0.010*** Ð0 175*** . Ð0.139*** 0.016*** 0.011*** 0.002 Ð0.003 Ð0.005*** Ð0 130*** . Ð0.136*** 0.008 0.011*** Ð0.028*** 0.018*** Ð0.001 Ð0 140*** . Ð0.114*** Ð0.009 0.011*** 0.002 0.020*** Ð0.006*** Ð0 105*** Ct/Kt-1 Ct-1/Kt-2 Ct/Kt-1 . D Ct-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.106*** 0.077*** Ð0.007 0.011 0 206*** . 0.097*** 0.077*** Ð0.080*** 0.037*** 0 144*** . 0.099*** 0.078*** Ð0.063*** 0.050*** 0 180*** . 0.089*** 0.102*** 0.012 Ð0.009 0 213*** . 0.096*** 0.082*** Ð0.028** 0.019 0 185*** Bt/Kt-1 Bt-1/Kt-2 Bt/Kt-1 . D Bt-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.094*** Ð0.133*** Ð0.146*** 0.048*** Ð0 151*** . 0.060*** Ð0.153*** Ð0.011 0.001 Ð0 114*** . 0.076*** Ð0.080*** 0.036*** Ð0.060*** Ð0 031*** . 0.028* Ð0.067*** 0.000 Ð0.055*** -0 103*** . 0.050*** Ð0.061*** Ð0.009*** Ð0.073*** Ð0 102*** Prozentsatz von Unternehmen Sargan-Test m1 m2 . 8% 0 9994 . Ð15.59*** Ð 0 08 . 14% 0 0000 . Ð15.82*** 0 28 . 28% 0 7722 . Ð15.89*** Ð 0 15 . 46% 0 7413 . Ð15.67*** Ð 0 17 . 63% 0 3621 . Ð15.67*** Ð 0 20 Variablen It-1/Kt-2 1 ) Zeit-Dummies und eine Konstante wurden inkludiert, jedoch nicht verzeichnet. Instrumentenvariablen: Lagged Levels der Investitionsquote und maximal drei Verzo¬gerungen fu¬r die Werte von Umsatz, Kapitalkosten, Liquidita¬tskapitalquote und Verschuldungsquote. 2 ) Gruppe 1: Unternehmen mit weniger als 35 Mitarbeitern. Gruppe 2: Unternehmen mit weniger als 55 Mitarbeitern. Gruppe 3: Unternehmen mit weniger als 90 Mitarbeitern. Gruppe 4: Unternehmen mit weniger als 148 Mitarbeitern. Gruppe 5: Unternehmen mit weniger als 245 Mitarbeitern. * Signifikant bei 10%. ** Signifikant bei 5%. *** Signifikant bei 1%. 210 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Tabelle 3 Investitionsnachfrage nach Altersgruppen Zweistufige GMM-Scha¬ tzer bei ersten Differenzen 1 ) Gruppe2) 1 (wie Gleichung 5) 2 (wie Gleichung 5) 3 (wie Gleichung 5) 4 (wie Gleichung 5) 5 (wie Gleichung 5) . 0 089*** . 0 085*** . 0 106*** . 0 104*** . 0 092*** Log St Log St-1 Log St . D Log St-1 . D Gesamteffekt . Ð0.023*** Ð0.005 0.006*** Ð0.009*** Ð0 033*** . Ð0.015*** Ð0.012*** 0.007*** Ð0.009*** Ð0 016*** . Ð0.021*** 0.007 Ð0.005*** 0.001 Ð0 020*** . Ð0.031*** 0.006 0.000 0.001 Ð0 027*** . Ð0.025 0.013 0.007 Ð0.008 Ð0 013*** Log UCt Log UCt-1 Log UCt-2 Log UCt . D Log UCt-1 . D Log UCt-2 . D Gesamteffekt . Ð0.118*** Ð0.003 0.009** Ð0.015 Ð0.024*** Ð0.008*** Ð0 175*** . Ð0.128*** 0.003 0.012*** 0.029*** Ð0.058*** 0.000 Ð0 155*** . Ð0.135*** 0.012* 0.011*** 0.000 Ð0.028*** 0.004*** Ð0 152*** . Ð0.118*** 0.005 0.011*** Ð0.001 Ð0.002 0.007*** Ð0 109*** . Ð0.118*** 0.002 0.010*** Ð0.002 Ð0.009 0.001 Ð0 127*** Ct/Kt-1 Ct-1/Kt-2 Ct/Kt-1 . D Ct-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.130*** 0.065*** Ð0.034*** 0.055*** 0 237*** . 0.121*** 0.090*** 0.037*** Ð0.050*** 0 216*** . 0.130*** 0.072*** 0.025** Ð0.040*** 0 209*** . 0.130*** 0.056*** Ð0.021 0.012 0 197*** . 0.131*** 0.066*** Ð0.040*** 0.020 0 196*** Bt/Kt-1 Bt-1/Kt-2 Bt/Kt-1 . D Bt-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.059*** Ð0.140*** Ð0.098*** 0.036*** Ð0 156*** . 0.024*** Ð0.105*** Ð0.039*** 0.023*** Ð0 106*** . Ð0.006 Ð0.054*** 0.050*** Ð0.050*** Ð0 067*** . Ð0.027 Ð0.058*** 0.010 Ð0.043** Ð0 133*** . 0.056*** Ð0.151*** Ð0.089*** 0.059*** Ð0 138*** Prozentsatz von Unternehmen Sargan-Test m1 m2 . 4% 0 9968 . Ð15.51*** Ð 0 15 . 17% 0 7589 . Ð15.67*** Ð 0 20 . 53% 0 6373 . Ð16.04*** 0 14 . 84% 0 5520 . Ð15.99*** 0 16 . 89% 0 7564 . Ð15.78*** 0 10 Variablen It-1/Kt-2 1 ) Zeit-Dummies und eine Konstante wurden inkludiert, jedoch nicht verzeichnet. Instrumentenvariablen: Lagged Levels der Investitionsquote und maximal drei Verzo¬gerungen fu¬r die Werte von Umsatz, Kapitalkosten, Liquidita¬tskapitalquote und Verschuldungsquote. 2 ) Gruppe 1: Unternehmen, die in den letzten 5 Jahren gegru¬ndet wurden. Gruppe 2: Unternehmen, die in den letzten 10 Jahren gegru¬ndet wurden. Gruppe 3: Unternehmen, die in den letzten 22 Jahren gegru¬ndet wurden. Gruppe 4: Unternehmen, die in den letzten 47 Jahren gegru¬ndet wurden. Gruppe 5: Unternehmen, die in den letzten 60 Jahren gegru¬ndet wurden. * Signifikant bei 10%. ** Signifikant bei 5%. *** Signifikant bei 1%. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 211 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Tabelle 4 Investitionsnachfrage nach Warenkreditgruppen Zweistufige GMM-Scha¬ tzer bei ersten Differenzen 1 ) Gruppe2) Variablen It-1/Kt-2 1 (wie Gleichung 5) 2 (wie Gleichung 5) 3 (wie Gleichung 5) 4 (wie Gleichung 5) 5 (wie Gleichung 5) . 0 079*** . 0 077*** . 0 083*** . 0 089*** . 0 086*** Log St Log St-1 Log St . D Log St-1 . D Gesamteffekt . Ð0.016*** Ð0.013** Ð0.004*** 0.005*** Ð0 031*** . Ð0.011 Ð0.006 0.001 0.002** Ð0 014** . Ð0.020*** 0.000 0.002 0.003*** Ð0 015*** . Ð0.008*** Ð0.015** 0.007*** 0.006*** Ð0 010*** . Ð0.017*** Ð0.006 0.009*** 0.005*** Ð0 010*** Log UCt Log UCt-1 Log UCt-2 Log UCt . D Log UCt-1 . D Log UCt-2 . D Gesamteffekt . Ð0.088*** Ð0.035*** 0.009** 0.011 0.020*** Ð0.005*** Ð0 096*** . Ð0.128*** Ð0.001 0.010*** 0.042*** 0.005 Ð0.005*** Ð0 084*** . Ð0.124*** Ð0.006 0.007** 0.036*** 0.013*** Ð0.006*** Ð0 086*** . Ð0.111*** Ð0.014*** 0.005** 0.065*** 0.024*** Ð0.003*** Ð0 037*** . Ð0.105*** Ð0.009** 0.004 0.067*** 0.024*** Ð0.004*** Ð0 025*** Ct/Kt-1 Ct-1/Kt-2 Ct/Kt-1 . D Ct-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.110*** 0.070*** 0.020 Ð0.006 0 212*** . 0.097*** 0.090*** 0.024*** Ð0.019** 0 208*** . 0.112*** 0.080*** Ð0.013* Ð0.013** 0 180*** . 0.103*** 0.075*** 0.021*** Ð0.011*** 0 207*** . 0.105*** 0.073*** Ð0.034*** 0.012*** 0 171*** Bt/Kt-1 Bt-1/Kt-2 Bt/Kt-1 . D Bt-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . Ð0.013 Ð0.090*** 0.051*** 0.003 Ð0 054*** . 0.041*** Ð0.112*** 0.042*** 0.003 Ð0 029*** . 0.033*** Ð0.110*** 0.045*** Ð0.003 Ð0 038*** . 0.024*** Ð0.090*** 0.011 Ð0.023*** Ð0 085*** . 0.043*** Ð0.102*** 0.066*** Ð0.034*** Ð0 031*** Prozentsatz von Unternehmen Sargan-Test m1 m2 . 37% 0 2761 . Ð15.51*** Ð 0 07 . 25% 0 4115 . Ð15.81*** Ð 0 10 . 16% 0 5982 . Ð15.96*** 0 12 . 11% 0 2464 . Ð15.73*** Ð 0 12 . 7% 0 5651 . Ð15.56*** Ð 0 31 1 ) Zeit-Dummies und eine Konstante wurden inkludiert, jedoch nicht verzeichnet. Instrumentenvariablen: Lagged Levels der Investitionsquote und maximal drei Verzo¬gerungen fu¬r die Werte von Umsatz, Kapitalkosten, Liquidita¬tskapitalquote und Verschuldungsquote. 2 ) Gruppe 1: Unternehmen mit einem Warenkreditanteil an kurzfristiger Verschuldung von mehr als 50%. Gruppe 2: Unternehmen mit einem Warenkreditanteil an kurzfristiger Verschuldung von mehr als 60%. Gruppe 3: Unternehmen mit einem Warenkreditanteil an kurzfristiger Verschuldung von mehr als 70%. Gruppe 4: Unternehmen mit einem Warenkreditanteil an kurzfristiger Verschuldung von mehr als 80%. Gruppe 5: Unternehmen mit einem Warenkreditanteil an kurzfristiger Verschuldung von mehr als 90%. * Signifikant bei 10%. ** Signifikant bei 5%. *** Signifikant bei 1%. 212 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬ sterreichischer Firmen Tabelle 5 Investitionsnachfrage nach Hauptbankengruppen Zweistufige GMM-Scha¬ tzer bei ersten Differenzen 1 ) Gruppe2) Variablen It-1/Kt-2 1 (wie Gleichung 5) 2 (wie Gleichung 5) 3 (wie Gleichung 5) 4 (wie Gleichung 5) 5 (wie Gleichung 5) . 0 094*** . 0 102*** . 0 096*** . 0 085*** . 0 080*** Log St Log St-1 Log St . D Log St-1 . D Gesamteffekt . Ð0.004 Ð0.034*** Ð0.024*** 0.035*** Ð0 030*** . Ð0.010 0.007 Ð0.018 0.005 Ð0 018** . Ð0.018** Ð0.008 Ð0.014 0.025** Ð0 017*** . Ð0.030*** 0.008 0.007 Ð0.008 Ð0 026*** . Ð0.021*** 0.004 0.028 Ð0.011*** Ð0 001*** Log UCt Log UCt-1 Log UCt-2 Log UCt . D Log UCt-1 . D Log UCt-2 . D Gesamteffekt . Ð0.106*** Ð0.004 0.012*** 0.011* Ð0.008 Ð0.005 Ð0 111*** . Ð0.130*** 0.045*** 0.013*** 0.002 Ð0.041*** Ð0.007 Ð0 133*** . Ð0.128*** 0.020*** 0.013*** 0.015 Ð0.028*** Ð0.006 Ð0 126*** . Ð0.129*** 0.004 0.009* 0.008 0.002 0.005 Ð0 110*** . Ð0.121*** 0.004 0.004 0.006 0.001 0.006 Ð0 108*** Ct/Kt-1 Ct-1/Kt-2 Ct/Kt-1 . D Ct-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.142*** 0.041*** Ð0.045*** 0.025** 0 180*** . 0.148*** 0.026** Ð0.097*** 0.076*** 0 170*** . 0.165*** 0.056*** Ð0.143*** 0.045*** 0 136*** . 0.152*** 0.086*** Ð0.126*** Ð0.006 0 116*** . 0.131*** 0.104*** Ð0.161*** Ð0.001 0 080*** Bt/Kt-1 Bt-1/Kt-2 Bt/Kt-1 . D Bt-1/Kt-2 . D Gesamteffekt . 0.031*** Ð0.092*** 0.057*** Ð0.065*** Ð0 077*** . 0.080*** Ð0.068*** Ð0.012 Ð0.060*** Ð0 067*** . 0.042** Ð0.095*** Ð0.001 0.023 Ð0 035*** . 0.103*** Ð0.147*** Ð0.056** 0.099*** 0 000*** . 0.110*** Ð0.161*** Ð0.080*** 0.180*** 0 053*** Prozentsatz der Unternehmen Sargan-Test m1 m2 . 79% 0 7158 . Ð15.71*** Ð 0 13 . 65% 0 7604 . Ð15.75*** 0 10 . 51% 0 5701 . Ð15.71*** Ð 0 02 . 39% 0 8551 . Ð15.71*** Ð 0 13 . 27% 0 6239 . Ð15.52*** Ð 0 17 1 ) Zeit-Dummies und eine Konstante wurden inkludiert, jedoch nicht verzeichnet. Instrumentenvariablen: Lagged Levels der Investitionsquote und maximal drei Verzo¬gerungen fu¬r die Werte von Umsatz, Kapitalkosten, Liquidita¬tskapitalquote und Verschuldungsquote. 2 ) Gruppe 1: Unternehmen mit einem Darlehensanteil von einer Hauptbank an der Gesamtverschuldung von mehr als 50%. Gruppe 2: Unternehmen mit einem Darlehensanteil von einer Hauptbank an der Gesamtverschuldung von mehr als 60%. Gruppe 3: Unternehmen mit einem Darlehensanteil von einer Hauptbank an der Gesamtverschuldung von mehr als 70%. Gruppe 4: Unternehmen mit einem Darlehensanteil von einer Hauptbank an der Gesamtverschuldung von mehr als 80%. Gruppe 5: Unternehmen mit einem Darlehensanteil von einer Hauptbank an der Gesamtverschuldung von mehr als 90%. * Signifikant bei 10%. ** Signifikant bei 5%. *** Signifikant bei 1%. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 213 Finanzinnovationen und der moneta¬re Transmissionsmechanismus Arturo Estrella1) 214 1 Einleitung 1 Arturo Estrella Ð Federal Reserve Bank of New York. Die in diesem Beitrag gea¬u§erten Ansichten des Autors mu¬ssen sich nicht mit jenen der Federal Reserve Bank of New York oder des Federal Reserve System decken. Die Geldpolitik nimmt ihren Ausgang stets u¬ber die Finanzma¬rkte, auch wenn die geldpolitischen Ziele u¬ber gesamtwirtschaftliche Variablen definiert sind. Insbesondere kann als prima¬res Ziel der Geldpolitik die Erhaltung der Preisstabilita¬t festgelegt sein, und in dem Streben nach Erreichung dieses Ziels ko¬nnen andere gesamtwirtschaftliche Variablen wie reales Wachstum und Arbeitslosigkeit eine Rolle spielen; dennoch befindet sich die Schnittstelle zwischen Notenbank und Realwirtschaft auf den Finanzma¬rkten. Folglich kann der Transmissionsmechanismus, durch den die Ma§nahmen der Notenbank in direkte makroo¬konomische Effekte umgewandelt werden, von jedem die Struktur und die Bedingungen der Finanzma¬rkte vera¬ndernden Pha¬nomen beeinflusst werden. In den letzten 20 Jahren haben mehrere Innovationswellen die Finanzma¬rkte der meisten Industriela¬nder nachhaltig vera¬ndert. Das bedeutet natu¬rlich nicht, dass es erst seit den Achtzigerjahren Finanzinnovationen gibt; doch gehen seit damals Neuerungen immer rascher vor sich und erfassen weltweit ein breites Spektrum von Finanzaktivita¬ten. Daher erscheint es sinnvoll der Frage nachzugehen, ob diese Innovationen Ð vor allem in den Industriela¬ndern Ð den moneta¬ren Transmissionsmechanismus vera¬ndert haben. Dieser Beitrag entwirft einen auf aktuellen Forschungsergebnissen aufbauenden Analyserahmen zur Untersuchung des Transmissionsmechanismus und geht au§erdem der Frage nach, wie jede einzelne Neuerung auf den Finanzma¬rkten Elemente dieses Rahmens in den letzten Jahrzehnten beeinflusst hat. Generell basiert der Analyserahmen auf drei Kana¬len des moneta¬ren Transmissionsmechanismus: dem Zinskanal, dem Vermo¬genspreiskanal und dem Kreditkanal. Jeder dieser Kana¬le kann weiter unterteilt werden, und zwar nach Kapitalkosten, Marktliquidita¬t, Vermo¬genseffekten, Firmenwerten, Wechselkursen, Finanzposition und Bankkrediten. Die Finanzinnovationen lassen sich in vier Hauptkategorien einteilen: Finanzmarktderegulierung, Verbriefung, derivative Finanzinstrumente und finanzielles Risikomanagement. Da einige Pha¬nomene in mehr als eine Kategorie fallen ko¬nnen, ist diese Unterteilung nicht ausschlie§end zu verstehen. Zudem ist es schwierig, einige dieser Kategorien isoliert zu betrachten. Diese Klassifizierung erleichtert es aber, verschiedene Formen von Finanzinnovationen und deren Auswirkungen auf die Komponenten des Transmissionsmechanismus zu analysieren. Jede der vorher genannten Innovationskategorien kann mehr als einen Transmissionskanal beeinflussen. U¬berdies ko¬nnen sie die relative Bedeutung der Kana¬le vera¬ndern. Wenn etwa eine Innovation die Effektivita¬t eines bestimmten Kanals mindert, ko¬nnte dadurch ein anderer Kanal relativ an Bedeutung gewinnen. Im vorliegenden Beitrag wird die Analyse dieser Zusammenha¬nge nach Mo¬glichkeit mit empirischer Evidenz unterlegt. Einige dieser Beweise sind a¬lteren Arbeiten entnommen, andere werden hier erstmals vorgelegt. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Sowohl der Transmissionsmechanismus als auch der Bereich der Finanzinnovationen wird in der einschla¬gigen Literatur ausfu¬hrlich behandelt, dem Zusammenhang zwischen den beiden wurde allerdings bisher wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Da es an ausreichend detaillierten Daten mangelt, ist auch kaum verla¬ssliche empirische Evidenz auf diesem Gebiet verfu¬gbar. In vielen Fa¬llen handelt es sich lediglich um ãIndizienbeweiseÒ, die bestimmte Schlu¬sse nahe legen, aber nicht direkt untermauern. Andererseits liegen durchaus auch eindeutige Beweise vor, die belegen, dass Innovationen den moneta¬ren Transmissionsmechanismus sehr wohl beeinflussen. Im Kapitel 2 wird der Analyserahmen des moneta¬ren Transmissionsmechanismus vorgestellt. Die Auswirkungen von Finanzmarktderegulierung, Verbriefung, derivativen Finanzinstrumenten und finanziellem Risikomanagement werden in den Kapiteln 3, 4 und 5 behandelt. Da die beiden letzt genannten Innovationskategorien (trotz konzeptioneller Unterschiede) in der Praxis eng miteinander verwoben sind, werden sie im Kapitel 5 zusammen ero¬rtert. Das Kapitel 6 beinhaltet die Schlussfolgerungen. 2 Der Transmissionsmechanismus: ein Analyserahmen Jedes Lehrbuch u¬ber Makroo¬konomie oder das Geld- und Bankensystem bescha¬ftigt sich mit zumindest einer Sichtweise des Transmissionsmechanismus. U¬blicherweise streichen die Autoren gewisse Elemente hervor, die sie als besonders wichtig erachten. Vor einigen Jahrzehnten schien es tatsa¬chlich, als basiere der ideologische Streit zwischen Keynesianern und Monetaristen auf den unterschiedlichen Ansichten zum Transmissionsmechanismus.1) Neuerdings du¬rfte die Debatte aber weniger ideologisch verbra¬mt sein; sie konzentriert sich stattdessen auf eine Reihe mo¬glicher Wirkungskana¬le der Geldpolitik.2) Dieses Kapitel soll einen strukturierten Rahmen fu¬r eine Untersuchung der Elemente des Transmissionsmechanismus, vor allem im Zusammenhang mit Finanzinnovationen, definieren. Wie bereits erwa¬hnt, unterscheidet man zwischen drei Transmissionskana¬len: dem Zinskanal, dem Vermo¬genspreiskanal und dem Kreditkanal. Jeder dieser Kana¬le kann weiter unterteilt werden: Der Zinskanal steht in enger Beziehung mit dem traditionellen KeynesÕschen geldpolitischen Ansatz. In der neueren Literatur werden allerdings Modelle verwendet, die eine IS-Kurve mit einer zinsbasierten Taylor-Regel verbinden; diese Modelle besta¬tigen implizit die Bedeutung des Zinskanals.3) Der Transmissionsmechanismus u¬ber den Zinskanal verla¬uft folgenderma§en: Die Zentralbank setzt einen bestimmten Zinssatz fest, in dem sie etwa die Bankreserven oder breite Geldmengenaggregate beeinflusst. In weiterer Folge bewirkt das Anheben oder Absenken des Zinssatzes eine A¬nderung der Kapitalkosten und somit auch der Nachfrage nach zinsreagiblen Komponenten der aggregierten Nachfrage, insbesondere der Investitionsnachfrage. Das gea¬nderte Investitionsverhalten beeinflusst dement1 2 3 Siehe z. B. die Diskussion bei Gordon (1974). Ein kurzer Abriss aus der ju¬ngeren Vergangenheit findet sich bei Mishkin (1995). Quellenangaben finden sich auch in anderen Beitra¬gen derselben Ausgabe des Journal of Economic Perspectives. Siehe z. B. Clarida, Gertler und Gali (1999). Die Definition der Taylor-Regel findet sich in Taylor (1993). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 215 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus sprechend die aggregierte Produktion. Dieser Verlauf kann als Kapitalkosteneffekt bezeichnet werden. Das einfache keynesianische Modell aus dem Lehrbuch hat einen einzigen Zinssatz und unterscheidet nicht zwischen realen und nominalen Quantita¬ten bzw. Zinssa¬tzen. Bei Ansa¬tzen ju¬ngeren Datums wird diese Differenzierung vorgenommen, in einigen werden sogar Zinssa¬tze fu¬r Finanzierungsinstrumente mit unterschiedlichen Laufzeiten verwendet. Der Nettoeffekt bleibt im Grunde aber derselbe. Nehmen wir etwa an, die Zentralbank erho¬ht einen kurzfristigen nominalen Zinssatz. Die gesamte Zinsstrukturkurve der nominalen Zinssa¬tze bewegt sich sodann in dieselbe Richtung (allerdings im Allgemeinen nicht in derselben Ho¬he fu¬r unterschiedliche Laufzeiten). Bei starren Preisen und tra¬ger Inflation (stilisierte empirische Fakten), steigen auch die langfristigen realen Zinssa¬tze. Die Investitionsta¬tigkeit, die am schnellsten auf A¬nderungen bei den langfristigen Zinsen reagiert, nimmt in diesem Szenario genauso wie in dem einfacheren Modell ab. Ein weiterer Aspekt des Zinskanals ist seine Auswirkung auf die Marktliquidita¬t. Die Notenbank provoziert einen Zinsru¬ckgang, indem sie dem Markt Liquidita¬t zufu¬hrt; die Aufnahme kurzfristiger Mittel und die Beschaffung von kurzfristiger Liquidita¬t wird durch niedrigere kurzfristige Zinsen gu¬nstiger. Ein Aspekt dieses Effekts wird im Weiteren im Zusammenhang mit dem Kreditvergabekanal ero¬rtert. Grundsa¬tzlich beeinflusst dieser Effekt die Liquidita¬t aller Wirtschaftsakteure, nicht nur jene der Banken, und ist daher sta¬rker verbreitet. Wir wenden uns nun dem Vermo¬genspreiskanal zu, bei dem die Geldpolitik u¬ber die Preise von Vermo¬genswerten auf die Wirtschaftsta¬tigkeit Ð auf vorhersehbare Art und Weise Ð Einfluss nimmt. Ero¬rtert werden drei besondere Formen des Vermo¬genspreiskanals, die in Zusammenhang mit den drei Komponenten der aggregierten Nachfrage stehen: Konsum, Investitionen und Nettoexporte. Die Geldpolitik beeinflusst typischerweise Vermo¬genswerte, wie etwa Aktienkurse oder die Finanzierung von Wohnungseigentum. Fu¬r die Notenbank ist es schwierig, wenn nicht unmo¬glich, Aktienkurse oder die Preise fu¬r die Finanzierung von Wohnungseigentum genau zu steuern, doch sind zumindest einige Komponenten der Preisentwicklung in diesen Bereichen mit Ð von der Notenbank vorgenommenen Ð A¬nderungen der kurzfristigen Zinsen verbunden. Daher tendieren die Vermo¬genspreise infolge einer Lockerung der Geldpolitik nach oben. Dieser Anstieg kann einen Vermo¬genseffekt auslo¬sen (vor allem dann, wenn die Konsumenten die Erho¬hung als permanent ansehen), in dessen Folge die Konsumenten einen Teil des Vermo¬genszuwachses ausgeben. U¬ber die empirische Bedeutung dieses Effekts la¬sst sich ¬ bereinstimmung diskutieren, wobei allerdings bis zu einem gewissen Grad U u¬ber seine Wirkungsrichtung besteht.1) Ein Kapitalwerteffekt entsteht durch den Einfluss der Geldpolitik auf den Markwert von Unternehmen. Ein Investitionsmodell basiert auf Tobins q, das den Marktwert eines Vermo¬gensgegenstands (eines Unternehmens) in 1 216 Ein aktueller Diskurs u¬ber den Vermo¬genseffekt findet sich in Ludvigson, Steindel und Lettau (2001). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Bezug zu seinen Wiederbeschaffungskosten setzt. Wenn q Ð u¬blicherweise nach einer Lockerung der Geldpolitik Ð gro§ ist, nimmt die Investitionsta¬tigkeit zu, weil die Aufbringung von Kapital gu¬nstig ist. Ein drittes Element des Vermo¬genspreiskanals ist der Wechselkurseffekt. Steigt der Wert der inla¬ndischen Wa¬hrung, sinkt Ð relativ gesehen Ð der Wert des Vermo¬gens der ausla¬ndischen Handelspartner und ihre Kaufkraft verringert sich. Unter diesen Bedingungen gehen die Exporte u¬blicherweise zuru¬ck, was sich negativ auf die aggregierte Produktion auswirkt. Gleichzeitig erho¬ht sich der Wert inla¬ndischen Vermo¬gens, und seine Kaufkraft gegenu¬ber ausla¬ndischen Gu¬tern und Dienstleistungen steigt ebenfalls; dies fu¬hrt zu einer weiteren Abnahme der Nettoexporte und tra¬gt zu einem Produktionsru¬ckgang bei. Da die Erkla¬rung der realwirtschaftlichen Entwicklung der ju¬ngeren Vergangenheit mit Hilfe des Zinskanals und des Vermo¬genspreiskanals unbefriedigend war, begann man sich mit dem Kreditkanal der Geldpolitik zu befassen. Diese Theorien konzentrieren sich weniger auf Preise (Zinsen und Vermo¬genspreise) als auf Quantita¬ten (Kreditstro¬me an Unternehmen). Meist werden zwei Versionen des Kreditkanals diskutiert: der Bilanzkanal und der Kreditvergabekanal. Der Bilanzeffekt bezieht sich auf die Finanzlage von Unternehmen, die sich in Zeiten restriktiver Geldpolitik u¬blicherweise verschlechtert. Diese negative Entwicklung geht sowohl direkt vor sich, etwa durch steigende Kosten fu¬r kurzfristige Verbindlichkeiten und den verminderten Wert von Sicherheiten, als auch indirekt, durch einen reduzierten Cash-Flow von anderen von der Straffung der Geldpolitik betroffenen Unternehmen. Folglich wird das Unternehmen zu einem eher unsicheren Gescha¬ftspartner und der Zugang zu Mitteln Ð sei es u¬ber die Finanzma¬rkte, sei es u¬ber Bankkredite Ð wird zunehmend erschwert. Der Kreditvergabeeffekt ergibt sich aus der gea¬nderten Verfu¬gbarkeit von verleihbaren Mitteln bei den Banken. In diesem Szenario erfolgt die Straffung der Geldpolitik durch eine verringerte Mittelbereitstellung fu¬r Kommerzbanken seitens der Zentralbank; erstere verzeichnen einen Ru¬ckgang bei den Einlagen und letztendlich bei der Kreditvergabe an Unternehmen. Dieses Modell spiegelte die Lage im US-Bankensektor bis etwa 1980 ziemlich genau wider, doch selbst Anha¬nger dieser Theorie ra¬umen ein, dass sie auf heutige Verha¬ltnisse kaum mehr anwendbar ist. Warum dem so ist, wird in nachfolgenden Kapiteln dieses Beitrags dargelegt. Eine alternative Interpretation des Kreditvergabekanals verbindet die Kreditvergabe mit dem Bilanzeffekt, der direkt bei den Banken zum Tragen kommt. Eine Auswirkung einer Straffung der Geldpolitik ist eine Verschlechterung der Bankbilanzen. Davon ko¬nnen insbesondere die bankenaufsichtlichen Eigenkapitalpositionen betroffen sein. Unter diesen Bedingungen du¬rfte es eine Bank schwer haben, in risikoreiche Veranlagungen, die eine ho¬here Eigenkapitalunterlegung erforden (z. B. die Vergabe von Kommerzkrediten), einzusteigen. Van den Heuvel (2001) untersuchte eine Version dieses Prinzips, die er den geldpolitischen ãBankenkapitalkanalÒ nannte. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 217 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Diese Darstellung des geldpolitischen Transmissionsmechanismus versteht sich nicht als vollsta¬ndige Beschreibung, sondern vielmehr als Rahmen fu¬r die Diskussion der Effekte verschiedener Formen von Finanzinnovationen. Fu¬r jede Form der Innovation ziehen wir jene Teile des Transmissionsrahmens heran, die betroffen sein du¬rften. Zur U¬bersicht bietet Tabelle 1 eine kurze Darstellung dieses Rahmens. Tabelle 1 Komponenten des Transmissionsmechanismus Kana¬le Effekte Zinskanal Kapitalkosten Marktliquidita¬t Vermo¬genswertkanal Vermo¬gen (Konsum) Kapitalbewertung (Investitionen) Wechselkurs (Nettoexporte) Kreditkanal Bilanz Kreditvergabe 3 Finanzmarktderegulierung Die erste Quelle von Finanzinnovationen, der wir uns zuwenden, ist die Finanzmarktderegulierung; das ist jene Kategorie, deren Beziehung zum Transmissionsmechanismus in der a¬lteren Literatur am ha¬ufigsten behandelt wurde. Der Begriff ãFinanzmarktderegulierungÒ ist ziemlich breit gefasst und kann verschiedentlich interpretiert werden. Fu¬r unsere Zwecke definieren wir Finanzmarktderegulierung als eine A¬nderung der rechtlichen bzw. aufsichtlichen Struktur, wodurch Finanzaktivita¬ten von Beschra¬nkungen befreit und versta¬rkt dem Spiel der Marktkra¬fte unterworfen werden. In einigen fru¬heren Arbeiten wurde unter dieser Kategorie auch die Entwicklung neuer Finanzinstrumente behandelt; allerdings sind viele dieser Instrumente Beispiele fu¬r die Verbriefung von Wertpapieren und fu¬r Finanzderivate, die im vorliegenden Beitrag in den na¬chsten beiden Abschnitten ero¬rtert werden. Ein ha¬ufig angefu¬hrtes Beispiel fu¬r Finanzmarktderegulierung ist die Aufhebung von Zinsobergrenzen fu¬r Einlagen in den USA im Jahr 1980 (die Aufhebung der so genannten ãRegulation QÒ), die bedeutende Auswirkungen auf den Transmissionmechanismus hatte. In einem allgemeineren Kontext versteht man unter Deregulierung die Lockerung rechtlicher bzw. aufsichtlicher Zwa¬nge in der Preisgebung bei und im Handel mit Finanzinstrumenten. Deregulierung geht zwar stets von gesetzgebenden oder aufsichtlichen Beho¬rden aus, doch bewirkt sie auf Seiten der Finanzmarktakteure im Allgemeinen die Entwicklung von Finanzinnovationen. Eine Analyse der Deregulierung ha¬ngt stets von den spezifischen Bedingungen, unter denen sie stattfindet, ab; diese sind von Land zu Land unterschiedlich. Aus diesem Grund konzentrieren sich Arbeiten in diesem Bereich Ð seien sie empirischer Natur oder nicht Ð in der Regel auf ein bestimmtes Land. Obwohl es durchaus denkbar erscheint, dass die Finanzmarktderegulierung so gut wie alle Komponenten des Transmissionsmechanismus beeinflussen ko¬nnte, betrifft sie wohl in erster Linie den Zins- und den Kredit- 218 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus kanal. Auswirkungen auf den Zinskanal sind etwa insofern vorstellbar, als Preisbeschra¬nkungen der Notenbank die Mo¬glichkeit geben, Kreditstro¬me besser zu steuern. Die Beschra¬nkungen ko¬nnten eine Erga¬nzung des Preissteuerungsinstrumentariums der Notenbank darstellen bzw. die Fa¬higkeit des privaten Sektors beeintra¬chtigen, sich auf Zinsa¬nderungen der Zentralbank einzustellen. Die Deregulierung ko¬nnte sich somit sowohl auf den Kapitalkosteneffekt als auch auf den Liquidita¬tseffekt innerhalb des Zinskanals auswirken. Vor allem im Zusammenhang mit dem Kreditvergabekanal ko¬nnte der Kreditkanal betroffen sein, da Beschra¬nkungen der Finanzierung von Einlageinstituten deren Mo¬glichkeiten, Kredite verschiedener Art aufzubringen und zu finanzieren, betra¬chtlich beeinflussen ko¬nnte. Auch wenn man diese Beschra¬nkungen aufheben wu¬rde, ko¬nnte die Zentralbank nach wie vor die kurzfristigen Zinssa¬tze direkt steuern, gleichzeitig ko¬nnte aber die Fa¬higkeit der Banken, sich u¬ber konkurrenzfa¬hige Einlagezinsen zu finanzieren, den Einfluss des Kreditvergabekanals bedeutend reduzieren. Zur Illustration gehen wir kurz auf die zuvor bereits erwa¬hnte ãRegulation QÒ in den USA ein. Bis zur Verabschiedung des Depository Institution Deregulation and Monetary Control Act im Jahr 1980 mussten US-Banken und andere Einlageinstitute Zinsobergrenzen fu¬r Einlagen einhalten. Diese Obergrenzen verliehen der US-Notenbank, der Federal Reserve, u¬ber die Zinspolitik enormen Einfluss auf die Realwirtschaft. Hob die Fed die Zinsen an, so kam dies erstens einer Erho¬hung der Kapitalkosten gleich, und zweitens wurde es fu¬r die Banken schwieriger, sich u¬ber Einlagen, deren Zinssa¬tze weniger konkurrenzfa¬hig wurden, zu finanzieren. Disintermediation war die Folge: An Stelle Gelder bei Einlageinstituten zu halten, wandten sich Anleger Finanzinstrumenten mit ho¬herer Verzinsung zu. Die Finanzierungsprobleme bedingten Ku¬rzungen bei Hypotheken und anderen traditionellen Bankaktiva, wodurch jegliche Zinsa¬nderung noch weiter reichende Auswirkungen hatte. Was dies fu¬r den Transmissionsmechanismus bedeutete, liegt auf der Hand: Man kann davon ausgehen, dass nach der Aufhebung der ãRegulation QÒ im Jahr 1980 gro¬§ere geldpolitische Anstrengungen zur Erreichung eines bestimmten Ziels notwendig wurden. Ryding (1990) untersuchte die Auswirkungen der Aufhebung der ãRegulation QÒ auf den Transmissionsmechanismus. Er betrachtet die Folgen geldpolitischer Ma§nahmen im Bereich Wohninvestitionen als eine Funktion des Spreads zwischen den Zinssa¬tzen fu¬r Treasury-Anleihen und RegulationQ-Zinsobergrenzen. Seine empirischen Ergebnisse zeigen, dass die Deregulierung betra¬chtliche Auswirkungen hatte und dass der Einfluss geldpolitischer Entscheidungen tatsa¬chlich gemindert wurde. Eine aktuellere Studie, McCarthy und Peach (2001), befasst sich mit einer ausfu¬hrlichen Chronologie der Finanzinnovationen im Bereich der Wohnraumfinanzierung. Die Aufhebung der ãRegulation QÒ im Jahr 1980 spielt darin eine zentrale Rolle, doch wird auch die Schaffung neuer Instrumente, die Verabschiedung weiterer Gesetze in den Achtzigerjahren und die Einfu¬hrung einiger Formen der Verbriefung (siehe Kapitel 4) ero¬rtert. McCarthy und Peach stellen fest, dass Deregulierung und ver- Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 219 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus sta¬rkter Wettbewerb die Entstehung einer Reihe von Hypothekarprodukten, die auf die Bedu¬rfnisse eines gro§en Kundenkreises zugeschnitten sind, zur Folge hatten. Auf Grund dieser Entwicklungen nehmen wir an, dass eine Verscha¬rfung der allgemeinen Kreditkonditionen in der Wirtschaft eher nicht zu einer Verdra¬ngung potenzieller Hypothekennehmer aus der Wohnraumfinanzierung fu¬hrt. Zur Illustration der Auswirkungen der Deregulierung auf den Wohnungsmarkt konstruieren McCarthy und Peach sowohl ein Vektor-autoregressives (VAR)-Modell (unter Verwendung von fu¬r die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt relevanten Variablen) als auch ein strukturelles Modell der Wohnungsnachfrage; sie erbringen den Beweis, dass nach dem vierten Quartal 1985 ein Modellbruch statistisch nicht zuru¬ckgewiesen werden kann. Das genannte Datum ist zwar willku¬rlich, allerdings fa¬llt es in eine Phase intensiver Deregulierung im Bereich der Wohnraumfinanzierung. A¬hnliche Berechnungen wurden mit Ereignissen und Daten aus anderen La¬ndern angestellt. So konstruieren etwa Swamy und Tavlas (1989) eine Chronologie der Deregulierung in Australien, ausgehend von im Jahr 1979 eingefu¬hrten A¬nderungen. Betrachtet man ein Modell der Geldnachfrage (ein integraler Bestandteil des Transmissionsmechanismus) in Australien, kommt man zu dem Schluss, dass die Deregulierung zu einem Zusammenbruch der traditionellen Zusammenha¬nge zwischen Geldmenge und BIP beitrug. Fahrer und Rohling (1992) untersuchen ebenfalls die Folgen der Deregulierung in Australien; sie konzentrieren sich dabei auf die Stabilita¬t der reduzierten Form in einer VAR. Im Gegensatz zu den meisten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet zeigt dieser Beitrag, dass die Deregulierung minimale Auswirkungen auf die VAR-Scha¬tzungen hatte. Die Autoren vergleichen die Ergebnisse fu¬r die VAR vor und nach einem angenommenen Bruch im August 1984, dem Zeitpunkt, als alle noch verbliebenen Einlagebeschra¬nkungen in Australien aufgehoben wurden. Die Tatsache, dass der Bruch spa¬ter als bei Swamy und Tavlas angenommen wurde, ko¬nnte einige Diskrepanzen bei den Ergebnissen erkla¬ren. Auch fu¬r diverse europa¬ische La¬nder wurden derartige Berechnungen angestellt. In einer Studie u¬ber die Situation in Frankreich zeigt Icard (1994), dass die Geldnachfrage ab 1985 in einer Phase der Deregulierung instabil wurde. Die Ergebnisse der Studie lassen jedoch verschiedene Schlu¬sse zu; so meint Icard au§erdem, dass auf breiteren Geldmengenaggregaten (wie M3) basierende Geldnachfragefunktionen selbst in Phasen der Deregulierung Zeichen der Stabilita¬t aufweisen. Juselius (1998) verwendet ein kointegriertes VAR-Modell, um die Bildung von Geldmenge, Einkommen, Preisen und Zinsen in einigen EULa¬ndern (Deutschland, Da¬nemark und Italien) zu untersuchen. Vor allem fu¬r Deutschland und Italien zeigen die Ergebnisse, dass die Deregulierung einen deutlichen Einfluss auf die geldpolitische Transmission hatte. In dieser Studie wurde der Bruch nach dem ãzweiten WechselkursmechanismusÒ im Ma¬rz 1983 angesetzt. Fu¬r Deutschland, wo sich die Deregulierung in dieser Phase sta¬rker durchsetzte, stellt Juselius einen bedeutenden Bruch in der Geldnachfrage und im Transmissionsmechanismus fest. Im Gegensatz dazu ist fu¬r 220 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Italien, wo Kapitalverkehrsbeschra¬nkungen bis Ma¬rz 1990 aufrecht blieben, kein Bruch im Jahr 1983 zu registrieren. Zur Erga¬nzung dieser Ergebnisse untersuchen wir ein VAR-Modell fu¬r die USA, um herauszufinden, ob auch hier ein mit der Deregulierung in Zusammenhang stehender Bruch stattfand. Anstatt willku¬rlich den Zeitpunkt des Bruchs festzulegen, wie es in den vorangegangenen Analysen allgemein u¬blich war, suchen wir mit Hilfe einer von Andrews (1993) eingefu¬hrten o¬konometrischen Methodologie nach einem unbekannten Break-Point. Nachdem ein Bruchzeitpunkt gescha¬tzt wurde, eruieren wir die statistische Bedeutung der Scha¬tzung und vergleichen das Datum mit dem Zeitpunkt von Deregulierungsma§nahmen in den USA; auf diese Weise wird festgestellt, ob hier tatsa¬chlich eine Verbindung besteht. Der Output-Gap, die aggregierte Inflation, der Anstieg der Rohstoffpreise, der kurzfristige Zinssatz und der Hypothekarzinssatz sind die Variablen in der VAR. Der Output-Gap ist die Differenz zwischen dem tatsa¬chlichen und dem potenziellen realen BIP (letzteres nach der Aufstellung des Congressional Budget Office). Die aggregierte Inflation wird als die (Log-) Vera¬nderung des BIP-Deflators gemessen. Der Anstieg der Rohstoffpreise ist die (Log-)Vera¬nderung jener Komponente des Erzeugerpreisindex, die den Rohstoffen fu¬r weitere Verarbeitung entspricht. Der kurzfristige Zinssatz ist die Federal Funds Rate, der Hypothekarzinssatz entspricht der Sekunda¬rmarktrendite fu¬r Hypotheken mit staatlicher Ausfallversicherung (so genannte ãFHA-insured mortgagesÒ). Es handelt sich dabei durchwegs um Quartalsdaten (vom ersten Quartal 1966 bis zum zweiten Quartal 2000); fu¬r jede Variable wurden vier Lags eingefu¬hrt. Da man verzo¬gerte Werte beno¬tigt, wird die VAR vom zweiten Quartal 1967 bis zum zweiten Quartal 2000 gescha¬tzt. Als Zusammenfassung der Scha¬tzergebnisse zeigt Tabelle 2 die P-Werte von Granger-Kausalita¬tstests fu¬r jede der fu¬nf Gleichungen in der VAR. Die Ergebnisse entsprechen den Erwartungen u¬ber die Wirkungszusammenha¬nge. Die Rohstoffpreise werden von anderen Variablen nicht beeinflusst, gleichzeitig wirken sie aber auf die aggregierten Preise und auf die Federal Funds Rate. Letztere ist in der Output-Gleichung hoch signifikant (im Sinne der IS-Kurve). Die Federal Funds Rate wird wiederum von Preisen und der Produktion beeinflusst, wie in einer Reaktionsfunktion nach der Taylor-Regel (1993). Schlie§lich wirken die Produktion und die Federal Funds Rate auf den Hypothekarzins. Tabelle 2 P-Werte von Variablen in VAR-Gleichungen Gleichung Effekt von: Anstieg der Rohstoffpreise Anstieg der Rohstoffpreise Aggregierte Inflation Output-Gap Federal Funds Rate Hypothekarzinssatz Berichte und Studien 3Ð4/2001 . 0.216 0.019 0.072 0.045 0 850 Aggregierte Inflation Output-Gap . 0.343 0.000 0.812 0.028 0 524 . 0.168 0.255 0.000 0.000 0 048 × Federal Funds HypothekarRate zinssatz . 0.314 0.469 0.001 0.000 0 052 . 0.900 0.854 0.562 0.013 0 000 221 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Die Vorgangsweise beim Break-Test richtet sich nach Andrews (1993). Zuerst wird die VAR fu¬r den gesamten Zeitraum (zweites Quartal 1967 bis zweites Quartal 2000) gescha¬tzt. Anschlie§end wa¬hlt man die Reihe von Break-Points aus, indem 16.541% des Samples (22 Beobachtungen) von jedem Ende nicht beru¬cksichtigt werden. Um eine Konvergenz zu erreichen, muss ein gewisser Teil des Samples weggenommen und kann nicht als BreakPoint beru¬cksichtigt werden. Oft werden zwar kleinere Datenmengen (5% oder 10%) verwendet, doch bedingt die gro§e Zahl an zu scha¬tzenden Parametern in jeder Gleichung, dass in diesem Fall zumindest 22 Beobachtungen gestrichen werden. Fu¬r jeden potenziellen Break-Point wird ein standardma¬§iger Likelihood-Verha¬ltnistest durchgefu¬hrt, indem Scha¬tzungen ohne Nebenbedingungen mit Hilfe von Daten bis zum und ab dem Break-Point berechnet werden. Die Likelihood-Verha¬ltnis-Statistik erha¬lt man durch LR T ÿ cjlogj1 j ÿ logj2 jj; 1 wobei T die Zahl der Beobachtungen im Sample darstellt; c ist ein SmallSample Adjustment nach Sims (1980), und 1 sowie 2 sind die Kovarianzmatrizen der Residuen der Modelle mit bzw. ohne Nebenbedingungen. Hier gilt T 133 und c 42. Grafik 1 zeigt die Werte von LR fu¬r die potenziellen Break-Points vom dritten Quartal 1972 bis zum vierten Quartal 1994. Den Maximalwert von LR erha¬lt man durch einen Break-Point beim ersten Quartal 1981. Die asymptotische Signifikanz fu¬r die Statistik ist nicht durch die standardma¬§ige Chi-Quadrat-Verteilung von LR gegeben, die einem bekannten Break-Point entspricht. Andrews (1993) zeigt, dass die Verteilung des Supremums der LR-Werte auf einem Bessel-Prozess basiert und eine Funktion der Anzahl der Nebenbedingungen (105, was auch der Anzahl der Parameter in der gesamten VAR entspricht) und des Anteils des ausgeschlossenen Samples (0.16541) darstellt. Ein kritischer 5-ProzentBereich in dieser Statistik ist 151.65, ein kritischer 1-Prozent-Bereich, dar. . gestellt in Grafik 1, ist 162 30. Die dem LR-Supremum (195 36) entsprechende Break-Point-Scha¬tzung liegt beim ersten Quartal 1981; sie hat eine eindeutige Signifikanz im 1-Prozent-Bereich. Dass die Deregulierung auf dem Einlagemarkt im Jahr 1980 bedeutende Auswirkungen auf den moneta¬ren Transmissionsmechanismus hatte, ist eine Interpretation der vorher genannten Ergebnisse. Die Datierung des gescha¬tzten Break-Point passt fast exakt in diese Interpretation, wa¬hrend weit weniger fu¬r die nachfolgenden Break-Points spricht, wie sie in fru¬heren Arbeiten angesetzt wurden. Gleichzeitig ko¬nnten auch zahlreiche weitere, in den Achtzigerjahren vorgenommene A¬nderungen die Stichhaltigkeit der in Grafik 1 dargestellten Ergebnisse untermauert haben. Dieser Test kann lediglich zeitliche Abla¬ufe feststellen; er kann keine Unterscheidung zwischen einer Reihe gegensa¬tzlicher Hypothesen treffen. Im folgenden Kapitel untersuchen wir die Auswirkungen der Verbriefung (eine Gegenthese) und zeigen, dass sich das zeitliche Verlaufsmuster bei der Verbriefung von jenem in Grafik 1 unterscheidet. Diese Ergebnisse stu¬tzen also die 222 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Annahme, dass Deregulierung, insbesondere im Rahmen der Ru¬cknahme der ãRegulation QÒ, einen substanziellen Effekt auf die moneta¬re Transmission hatte bzw. hat. 4 Verbriefung Unter Verbriefung versteht man die Umwandlung schwer realisierbarer Aktiva (normalerweise Bankaktiva) in marktfa¬hige Wertpapiere, die einen weitaus ho¬heren Liquidita¬tsgrad aufweisen ko¬nnen. Diese Umwandlung erfolgt im Allgemeinen durch Zusammenlegung einer gro§en Anzahl einzelner Aktiva, wodurch die Risikostreuung verbessert und die Attraktivita¬t des resultierenden Wertpapiers gesteigert wird. Als Prototyp dieser Methode la¬sst sich die Zusammenlegung von durch US-Einlageinstitute vergebenen Hypotheken anfu¬hren Ð eine Praxis, die zwar schon zumindest seit den Siebzigerjahren Anwendung findet, aber erst seit den Achtzigerjahren dramatisch an Volumen zulegen konnte. Inzwischen werden auch verschiedene andere Bankaktiva verbrieft, wie etwa gewerbliche Hypotheken, Kfz-Kredite, Studentenkredite, private Hypothekenkredite, Kreditkartenforderungen und Kredite oder Hypotheken auf mobile oder fixe Fertigha¬user (so genannte ãmanufactured housing loansÒ). Ein besonders dynamisches Wachstum la¬sst sich im Marktsegment der Collaterized Debt Obligations (CDOs) beobachten: Das Volumen der in diesem Bereich geta¬tigten Neuemissionen stieg von 1 Mrd USD im Jahr 1995 auf 120 Mrd USD im Jahr 2000. Grafik 2 zeigt die Zunahme verbriefter Hypotheken in den USA seit 1980 anhand der Besta¬nde und Emissionen hypothekarisch gedeckter Wertpapiere durch drei US-Institute: die Federal National Mortgage Association (Fannie Mae), die Federal Home Loan Mortgage Corporation (Freddie Mac) und die Government National Mortgage Association (Ginnie Mae). In Grafik 3 ist das Wachstum verschiedener Typen von verbrieften Finanzmarkttiteln (Asset Backed Securities, ABS) seit 1995 ersichtlich. Verbriefungen schlagen wahrscheinlich ebenso wie Deregulierungsma§nahmen am sta¬rksten u¬ber den Zins- bzw. Kreditkanal auf den Transmissionsmechanismus durch. Durch den versta¬rkten Trend zu Verbriefungen stehen Banken und anderen Emittenten zusa¬tzliche, bisher nicht vorhandene Finanzierungsmittel zur Verfu¬gung. Auch wenn die Zentralbank die kurzfristigen Ð bzw. sogar die langfristigen Ð Zinssa¬tze weiterhin im selben Ausma§ beeinflussen kann wie bisher, werden die Auswirkungen auf die Marktliquidita¬t durch die nun mo¬gliche Nutzung alternativer Finanzierungsquellen zwangsla¬ufig geda¬mpft. Au§erdem ist mit signifikanten Auswirkungen auf den Kreditkanal zu rechnen, da Banken und andere Institutionen durch die Verbriefung von Anlagen flexibler agieren ko¬nnen und die Notenbank somit auf die Kreditstro¬me, fu¬r die nun verschiedene neue Finanzierungsmo¬glichkeiten zur Auswahl stehen, weniger Einfluss nehmen kann. So werden etwa fu¬r Einlageinstitute Hypothekardarlehen viel leichter finanzierbar. Einerseits wird es durch die Umwandlung von Krediten in Wertpapiere und deren anschlie§enden Verkauf an Investoren einfacher, Mittel von der Angebotsauf die Nachfrageseite umzuleiten. Andererseits ko¬nnen durch die Mo¬glich- Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 223 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus keit der Verbriefung die entsprechenden Positionen zur Ga¬nze aus den Bankbilanzen eliminiert werden, was den Banken in beachtlichem Ausma§ zusa¬tzliche Flexibilita¬t verleiht. Bisher fand der Zusammenhang zwischen Verbriefung und moneta¬rem Transmissionsmechanismus in der o¬konomischen Literatur nur wenig Beachtung. Kuttner (2000) versucht, diesen Zusammenhang nachzuweisen, indem er das relative Wachstum von forderungsunterlegten Wertpapieren und Bankkrediten u¬ber den Konjunkturzyklus hinweg vergleicht. Wenn die Banken Verbriefungen als Puffer gegen die Auswirkungen der Geldpolitik einsetzen, argumentiert Kuttner, dann sollte sich das Volumen von forderungsunterlegten Wertpapieren und Bankkrediten als Reaktion auf geldpolitische Ma§nahmen in entgegengesetzte Richtungen entwickeln. Seine Untersuchung zeigt, dass die Entwicklung im Bereich der privaten Hypothekarkredite seit 1980 diese Hypothese tendenziell besta¬tigt. Estrella (2001) versucht anhand eines Strukturmodells zu bestimmen, ob das Ausma§ der Verbriefung auf den US-Ma¬rkten fu¬r Eigenheimhypotheken die Federal Reserve darin beeintra¬chtigt, u¬ber den Zinskanal Einfluss auf die Produktion auszuu¬ben. Er stellt dazu eine einfache dynamische IS-Kurvenfunktion auf und kommt zu dem Schluss, dass die reale Produktion auf A¬nderungen der realen Federal Funds Rate mit steigendem Grad der Hypothekenverbriefung immer weniger sensibel reagiert. Scha¬tzt man statt einer Gleichung fu¬r die gesamtwirtschaftliche Produktion eine Gleichung fu¬r Eigenheiminvestitionen, so la¬sst sich dieses Muster noch deutlicher ablesen. Gleichzeitig jedoch stellt Estrella (2001) fest, dass sich der Einfluss der Federal Funds Rate auf die Hypothekarzinsen mit dem zunehmenden Trend zur Verbriefung ho¬chstens versta¬rkt hat. Die geringere Wirksamkeit des Zinskanals ist daher offensichtlich nicht darauf zuru¬ckzufu¬hren, dass nun keine Einflussnahme auf die Marktzinssa¬tze mehr mo¬glich ist, sondern darauf, dass die Investitionen und die Produktion auf sich a¬ndernde Kapitalkosten weniger sensibel reagieren. Die Ausma§e dieses Effekts sollen nun anhand von Scha¬tzungen mit einer von Estrella (2001) adaptierten IS-Gleichung dargestellt werden. Bei dem verwendeten Modell handelt es sich um eine Erweiterung einer von Rudebusch und Svensson (1999) aufgestellten IS-Gleichung. Diese Gleichung modelliert die Wirkung von Vera¬nderungen der realen Zinssa¬tze auf den Output-Gap, wie in Kapitel 3 definiert yt b0 b1 ytÿ1 b2 ytÿ2 b3 itÿ1 ÿ ptÿ1 ht ; 2 wobei yt den Quartals-Output-Gap, it den Durchschnitt u¬ber vier Quartale aus aktuellen und verzo¬gerten Federal Funds Rates, pt die durchschnittliche Inflation wa¬hrend derselben vier Quartale und ht einen Sto¬rterm bezeichnet. Fu¬r die Inflation gilt hier dieselbe Definition wie im Kapitel 3, auch wenn sie in Gleichung (1) als gleitender Durchschnitt eingeht. Auf Grund der kontraktiven Wirkung steigender Zinssa¬tze erwarten wir, dass b3 < 0 ist. Um die Auswirkungen der Hypothekenverbriefung auf die Reaktionen auf geldpolitische Ma§nahmen zu u¬berpru¬fen, lassen wir den Koeffizienten 224 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus des realen Zinssatzes b3 und den Intercept-Term b0 im Ausma§ des Verbriefungsgrads variieren. Die Verbriefung wird durch das Verha¬ltnis St des Werts der verbrieften Eignheimhypotheken zum Wert der gesamten Eigenheimhypotheken dargestellt. Die verwendeten Daten stammen in beiden Fa¬llen aus der Finanzierungsrechnungs-Datenbank der Federal Reserve. Das tatsa¬chliche Scha¬tzmodell hat die Form yt b00 b01 St b1 ytÿ1 b2 ytÿ2 b30 exp b31 St itÿ1 ÿ ptÿ1 ht : 3 Der Intercept ist eine lineare Funktion des Verbriefungsverha¬ltnisses St , die Zinselastizita¬t hingegen ist nichtlinear in St . Die nicht lineare Form resultiert aus der Schwierigkeit, die Mo¬glichkeit einer positiven Zinselastizita¬t zu argumentieren. In der spezifizierten Gleichung wird das Vorzeichen der Zinselastizita¬t von b30 und die Verbriefungsabha¬ngigkeit von b31 bestimmt. So bleibt das Vorzeichen der Elastizita¬t unabha¬ngig vom Verbriefungsgrad immer gleich, wenn auch nicht unbedingt negativ. Tabelle 3 Scha¬ tzungen der IS-Gleichung, wenn die Zinselastizita¬ t nicht linear mit der Verbriefung von Hypotheken auf Einfamilienha¬ user variiert (erstes Quartal 1966 bis zweites Quartal 200) yt b00 b01 St b1 ytÿ1 b2 ytÿ2 b30 exp b31 St itÿ1 ÿ ptÿ1 ht Elastizita¬t in Abha¬ngigkeit von der Verbriefung1) b00 b01 b1 b2 b30 b31 R2 . . 0 14 (0 135) . . Ð 1.16 (0.000) Ð0.23 (0.007) Ð0.21 (0.025) Ð6 02 (0 096) . 0 915 Variierende Elastizita¬t und variierender Intercept-Term1) . 0.18 Ð0.18 1.16 Ð0.23 Ð0.23 Ð6 62 . (0.208) (0.715) (0.000) (0.008) (0.054) (0 123) . 0 915 1 ) P-Werte in Klammer. Die erste Spalte in Tabelle 3 zeigt, dass die Elastizita¬t Ð wie erwartet Ð negativ ist und dass ihr absoluter Wert mit dem Grad der Verbriefung sinkt. Letzteres ist im 10-Prozent-Bereich ausschlaggebend. Daru¬ber hinaus implizieren die in der ersten Spalte dargestellten Scha¬tzungen, dass die . . Zinselastizita¬t von Ð0 21 ohne Verbriefungen bis zu Ð0 013 bei einer laufenden Verbriefungsrate von 0.46 schwankt. Grafik 4 zeigt den Wertebereich dieser Elastizita¬t seit 1966 bei Konfidenzintervallen von 95%.1) Die 1 Die Konfidenzintervalle sind deshalb asymmetrisch, weil sie nicht nach der Standard-Delta-Methode, sondern nach einer nicht linearen Methode erstellt wurden. Es wird angenommen, dass die Koeffizienten der nicht linearen Elastizita¬tsfunktion gemeinsam normalverteilt sind und die Extrema der Funktion u¬ber einer 95-Prozent-Konfidenzellipse geplottet werden. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 225 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Grafik zeigt, dass die Scha¬tzung des Parameters trotz einer derzeit relativ geringen Elastizita¬t statistisch gesehen nicht gleich null ist. Die statistische Signifikanz des negativen Vorzeichens der Elastizita¬t wird durch den fu¬r b30 gescha¬tzten Wert besta¬tigt, der das Vorzeichen bestimmt und einen P-Wert von 0.25 aufweist. Aus den vorhergehenden Ergebnissen ist erkennbar, dass die Verbriefung auf den Transmissionsmechanismus in den USA Grund legenden Einfluss ausu¬bt. Der Verlauf ist generell konsistent mit einem einfachen Trend in der Elastizita¬t, wie er sich aus diversen Gru¬nden ergeben ko¬nnte, doch Estrella (2001) erbringt den Nachweis, dass das Verbriefungsmodell einen einfachen Trend dominiert. In Anbetracht dessen, dass die Elastizita¬t von Ð0.2 auf Ð 0.01, also beinahe um den Faktor 20, zuru¬ckgeht, nimmt sich auch der o¬konomische Aspekt dieses Effekts bemerkenswert aus. So scheint der Nachweis u¬berzeugend, auch wenn er indirekt erbracht wurde. 5 Derivative Finanzinstrumente und Risikomanagement Dieses Kapitel behandelt die Frage, wie sich die Entwicklung der Ma¬rkte fu¬r derivative Finanzinstrumente Ð insbesondere seit den Achtzigerjahren Ð auf den Transmissionsmechanismus auswirkt. Wie bereits angeku¬ndigt, werden wir uns in diesem Kapitel auch mit der Rolle des modernen Risikomanagements befassen, da dieses in engem Zusammenhang mit dem Wachstum derivativer Finanzinstrumente steht. Wie der Name schon sagt, handelt es sich bei Finanzderivaten um Instrumente, deren Wert auf gewissen zu Grunde liegenden Instrumenten beruht. Bei Futures- und Termingescha¬ften hat der Inhaber die Mo¬glichkeit, einen festen Preis fu¬r ku¬nftige Transaktionen zu bestimmen. Bei Finanzoptionen ist der Inhaber berechtigt, aber nicht verpflichtet, eine Finanzanlage zu einem zuku¬nftigen Termin zu einem im Voraus festgelegten Preis zu kaufen oder zu verkaufen. Die meisten Finanzderivate sind Kombinationen dieser Grundtypen. Grafik 5 zeigt das Wachstum bo¬rsennotierter Finanzderivate in Nordamerika seit Mitte der Achtzigerjahre. Die ¬alteren Daten sind Jahresenddaten, die neueren Quartalsdaten. Obwohl in ju¬ngerer Zeit Anzeichen einer Abflachung bemerkbar sind, ist das starke Wachstum dieser Instrumente seit den fru¬hen Achtzigerjahren eindeutig erkennbar. Analog dazu verhielt sich das Wachstum der Ma¬rkte fu¬r OTC-Finanzderivate. Es ist daher sinnvoll anzunehmen, dass diese Ma¬rkte auf die Finanzma¬rkte im Allgemeinen und den Transmissionsmechanismus im Besonderen signifikante Auswirkungen haben. Eine davon la¬sst sich im Bereich des Risikomanagements feststellen. Risikomanagement gab es schon vor Finanzderivaten, und Finanzderivate ko¬nnen auch zu anderen Zwecken als zum Risikomanagement dienen. Tatsa¬chlich ermo¬glichen Futures und Optionen den Marktteilnehmern, Positionen aufzubauen, deren implizite Hebelkraft bzw. Anfa¬lligkeit fu¬r Vera¬nderungen der zu Grunde liegenden Preise weit u¬ber jenen Preisen liegen, die bei direkter Haltung der zu Grunde liegenden Werte erzielbar wa¬ren. Dennoch besteht eine der Haupteigenschaften von Derivaten darin, es den Investoren zu ermo¬glichen, ihre Positionen in den zu Grunde 226 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus liegenden Instrumenten oder anderen eng mit diesen verbundenen Instrumenten abzusichern. Auf Grund der Tatsache, dass Derivate zum Hedging verwendet und dabei zuweilen sogar die Preise mit einiger Sicherheit im Voraus festgelegt werden ko¬nnen, du¬rfte der Anstieg bei den Finanzderivaten den Transmissionsmechanismus insbesondere u¬ber den Vermo¬genspreiskanal beeinflusst haben. So kann man mit Derivaten Anteile am Aktienkapital von Unternehmen absichern, was sowohl Konsequenzen fu¬r den Vermo¬genseffekt als auch fu¬r den Kapitalwerteffekt nach sich ziehen kann. Weiters gibt es sehr gro§e Ma¬rkte fu¬r auf Fremdwa¬hrungen lautende Derivate, die dazu dienen ko¬nnten, die Charakteristika von Wa¬hrungspositionen zu vera¬ndern und in der Folge das Ausma§ des Wechselkurseffekts zu beeinflussen. In diesem Zusammenhang sind zwei Fragen von Interesse: Erstens, in welchem Ausma§ werden Finanzderivate zur Sicherung jener Positionen verwendet, die den Vermo¬genspreiskanal am sta¬rksten betreffen? Tatsa¬chlich kann man das Risiko u¬ber den Einsatz von Finanzderivaten sowohl verringern als auch vergro¬§ern. Zweitens, selbst wenn sich die Risikoeigenschaften der Positionen der Investoren durch Derivate modifizieren lassen, inwiefern a¬ndern sich dadurch die Auswirkungen auf den Vermo¬genspreiskanal? Dies sind empirische Fragen, zu deren Beantwortung derzeit leider keine detaillierten Daten vorliegen. Auch der Zinskanal und der Kreditkanal lassen sich u¬ber derivative Finanzinstrumente und Risikomanagement beeinflussen, wobei im Fall des Zinskanals nicht feststeht, inwiefern Derivate den Kapitalkosteneffekt vera¬ndern wu¬rden. Fest steht jedoch, dass Derivate zur Marktliquidita¬t beitragen und in diesem Sinn einige der direkten, u¬ber den Zinskanal wirksamen Effekte, abschwa¬chen ko¬nnen. Wenn im Risikomanagement Derivate zum Einsatz kommen, kann sich das u¬berdies auf den Kreditkanal auswirken. Je erfolgreicher Banken und andere Unternehmen ihre Bilanzen gegen die Auswirkungen makroo¬konomischer Schocks absichern ko¬nnen, umso schwieriger wird es fu¬r die Notenbanken, geldpolitische Ma§nahmen durchzusetzen, vor allem wenn es um eine Straffung der Geldpolitik geht. So ko¬nnte etwa Risikomanagement bewirken, dass die Anfa¬lligkeit von Bankkapital gegenu¬ber makroo¬konomischen Schwankungen geringer und der Kreditvergabeeffekt weniger gravierend wa¬re, was insbesondere fu¬r die mit regulatorischem Kapital verknu¬pfte Variante dieses Effekts gilt. Wie bereits erwa¬hnt sind viele der in diesem Kapitel behandelten Schlu¬sselfragen empirisch, und empirische Arbeiten zu diesem Thema sind leider kaum vorhanden. Eine interessante, im Auftrag der Bank fu¬r Internationalen Zahlungsausgleich erstellte Studie (Hannoun, 1994) entha¬lt zwar eine detaillierte, nu¬tzliche Abhandlung der potenziellen Effekte der Derivatma¬rkte auf den Transmissionsmechanismus, jedoch fehlen empirische Daten. Vrolijk (1997) untersucht die Auswirkungen der Entwicklung von Derivatma¬rkten auf den Transmissionsmechanismus anhand von Daten aus dem Vereinigten Ko¬nigreich. Er konstruiert ein kleines, strukturelles VARModell der britischen Wirtschaft, das das reale BIP, das Preisniveau, die Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 227 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Taggeldsa¬tze und die Gro¬§e des Derivatmarktes (Transaktionsvolumen von Futures-Kontrakten in Pfund Sterling an der London Financial Futures Exchange seit 1982) entha¬lt. Sein Modell ist insofern strukturell, als dass sich auf Grund theoretischer U¬berlegungen Restriktionen der Koeffizienten ergeben. Aus dieser Analyse schlie§t Vrolijk, dass er keine signifikanten Auswirkungen der Derivatma¬rkte auf die Gleichungen seines Modells, und somit auf den Transmissionsmechanismus, feststellen kann. Insbesondere der Versuch, die Zinselastizita¬t des realen Output als Funktion der Derivataktivita¬t zu modellieren, schlug fehl. Vrolijk schlie§t daraus, dass Derivate die Effizienz der Ma¬rkte in dem Sinn erho¬ht haben ko¬nnten, dass die Zinssa¬tze unter ihrer Einwirkung rascher ein Gleichgewicht erreichen. Dennoch scheinen die Belege fu¬r diese Behauptung voneinander abzuweichen. Im Gegensatz zu den Resultaten im Fall von Deregulierung und Verbriefung gibt es kaum einen empirischen Nachweis dafu¬r, dass das Wachstum von Finanzderivaten sich in irgendeiner beachtenswerten Weise auf den Transmissionsmechanismus ausgewirkt hat. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass dieser Schluss unter Umsta¬nden aus einem Mangel an relevanter empirischer Evidenz resultiert und nicht notwendigerweise darauf zuru¬ckzufu¬hren sein muss, dass diese Ma¬rkte tatsa¬chlich keinen Einfluss auf den Transmissionsmechanismus ausu¬ben. 6 Schlussfolgerungen Dieser Beitrag stellt die Behauptung auf, dass Finanzinnovationen, insbesondere seit 1980, das Potenzial haben, nahezu jeden Aspekt des moneta¬ren Transmissionsmechanismus zu beeinflussen. Daru¬ber hinaus legt die empirische Evidenz im Fall von Deregulierung und Verbriefung die Vermutung nahe, dass dieses Potenzial tatsa¬chlich realisiert wurde und die Geldpolitik infolgedessen in den Industriela¬ndern an Durchschlagskraft eingebu¬§t hat. Die Wirkung der Derivatma¬rkte und des Risikomanagements ist hingegen nicht vo¬llig gekla¬rt; allerdings ko¬nnen die wenig aussagekra¬ftigen Resultate hier auch auf einen Mangel an relevanten Daten zuru¬ckzufu¬hren sein. Dennoch haben diese Schlussfolgerungen vorla¬ufigen und keinesfalls endgu¬ltigen Charakter. Literatur zu diesem Thema ist kaum vorhanden, und insbesondere in der empirischen Forschung bietet sich ein weites Feld fu¬r Untersuchungen. Je mehr empirische Evidenz verfu¬gbar wird, umso notwendiger ko¬nnte es au§erdem sein, das zu Grunde liegende theoretische Konzept im Licht eventueller neuer Ergebnisse zu u¬berdenken. Auf den ersten Blick liefert diese Analyse keine besonders aufmunternden Schlu¬sse fu¬r die Geldpolitik, da die Notenbanken in den Industriela¬ndern offensichtlich viel von ihrer geldpolitischen Durchschlagskraft eingebu¬§t haben. Dennoch la¬sst sich auch nicht behaupten, dass die Implikationen tatsa¬chlich so negativ sind. Erstens ko¬nnten wir es mit einer Verschiebung von den besser sichtbaren Elementen des Transmissionsmechanismus, wie dem Kapitalkosteneffekt, hin zu subtileren Mechanismen, wie etwa dem Zinskanal, zu tun haben. Die Geldpolitik mag also weiterhin 228 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus ein wirkungsvolles Instrument darstellen, wenn auch auf andere Weise als bisher. Zweitens hat die finanzielle Innovation zahlreiche positive Elemente mit sich gebracht, wie effizientere Ma¬rkte und besseres Risikomanagement, die gegen etwaige Einbu§en im Bereich der geldpolitischen Steuerung aufgewogen werden mu¬ssen. Schlie§lich ko¬nnen die Ma¬rkte selbst mit steigendem Effizienzgrad einige jener Aufgaben u¬bernehmen, die zuvor von der Notenbank wahrgenommen wurden. Die Folgen der Finanzinnovationen ko¬nnen kaum als negativ gewertet werden, wenn sie einen Markt reflektieren, der seine Aufgaben erfolgreich wahrnimmt. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 229 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Literaturverzeichnis Andrews, D. W. K. (1993). Tests for Parameter Instability and Structural Change With Unknown Change Point. 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Working Paper Nr. 121, International Monetary Fund, Washington, DC. 230 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Grafik 1 Bruchstatistik, basierend auf Likelihood-Verhältnis-Test 1 ) in % 175 150 125 100 75 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 Kritischer Wert für 1-Prozent-Signifikanzbereich. Bruchstatistik ) 16'541% der Beobachtungen gestrichen. 1 Grafik 2 Wachstum des Marktes für hypothekarisch gedeckte Wertpapiere (MBS) US-Bestand an Agency-MBS 1980 bis September 2000 in Mrd USD 2.000 1.500 1.000 500 0 1980 1982 GNMA FHLMC 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 1994 1996 1998 2000 FNMA Insgesamt US-Emission von Agency-MBS 1980 bis September 2000 in Mrd USD 700 600 500 400 300 200 100 0 1980 GNMA FHLMC 1982 1984 1986 1988 1990 1992 FNMA Insgesamt GNMA: Government National Mortgage Association (Ginnie Mae). FNMA: Federal National Mortgage Association (Fannie Mae). FHLMC: Federal Home Loan Mortgage Corporation (Freddie Mac). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 231 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Grafik 3 US-Markt für ABS-Anleihen nach den wichtigsten Kreditformen 1995 bis 2000 in Mrd USD 700 600 500 400 300 200 100 0 1995 1996 Andere Studentenkredite 1997 1998 1999 2000 Hypotheken auf mobile oder fixe Fertighäuser Private Hypothekarkredite Kreditkartenforderung Kfz-Kredite Grafik 4 Zinselastizität des Output in nicht linearer IS-Gleichung 0'05 0'10 0'15 0'20 0'25 0'30 0'35 0'40 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 Konfidenzintervall von 95% Zinselastizität des Output 232 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Finanzinnovationen und der moneta¬ re Transmissionsmechanismus Grafik 5 Open Interest auf Börsen für derivative Instrumente in Nordamerika Nennwerte, in Mrd USD 8.000 7.000 6.000 5.000 4.000 3.000 2.000 1.000 0 1986 Futures Optionen 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 Insgesamt Quelle: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 233 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬nderu¬bergreifende Studie Markus Knell, Fabio Rumler1) 234 1 Einleitung 1 ) 1 Die Autoren danken Jack Selody, Martin Schu¬rz und Maria Teresa Valderrama fu¬r hilfreiche Kommentare und Ernst Glatzer fu¬r die technische Unterstu¬tzung. Im Rahmen dieses Beitrags untersuchen wir die Transmission geldpolitischer Impulse auf den Arbeitsmarkt und betrachten die Rolle, die verschiedene Arbeitsmarktinstitutionen im Transmissionsprozess spielen. Die Frage der geldpolitischen Transmission ist ein Kernthema der Geldtheorie und wurde in den vergangenen Jahren eingehend behandelt (Journal of Economic Perspectives, Herbst 1995; Bernanke, Gertler und Gilchrist, 1999). U¬ber die Auswirkungen geldpolitischer Schocks auf eine Volkswirtschaft Ð insbesondere deren Einfluss auf die Mengenvariablen (BIP) einerseits und die Preise (Inflation) andererseits Ð existiert bereits eine umfangreiche makroo¬konometrische Literatur (Christiano, Eichenbaum und Evans, 1999). Ein zweiter Zweig einer eher mikroo¬konomisch orientierten Literatur versucht, die Kana¬le der moneta¬ren Transmission durch Betrachtung der Rolle der wirtschaftlichen und insbesondere der finanzwirtschaftlichen Strukturen und Institutionen genauer zu analysieren (Bernanke und Gertler, 1995; Cecchetti, 1999). Keine dieser Studien befasst sich jedoch spezifisch mit den Folgen fu¬r die Bescha¬ftigung und mit der Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen im Transmissionsprozess. In den makroo¬konomischen Arbeiten werden die Auswirkungen auf die Bescha¬ftigung im Allgemeinen von den Auswirkungen auf das BIP (u¬ber das OkunÕsche Gesetz) oder die Inflation (u¬ber den Phillips-Kurven-Zusammenhang) abgeleitet. Die mikroo¬konomische Literatur bescha¬ftigt sich wiederum eher mit Rechts- und Finanzstrukturen als mit Arbeitsmarktstrukturen. Hier verfolgen wir in jeder Hinsicht einen anderen Ansatz, da wir die Beziehung zwischen Geldpolitik und Arbeitslosigkeit unter besonderer Beru¬cksichtigung der Rolle, die die Arbeitsmarktinstitutionen in diesem Zusammenhang spielen, direkt analysieren. Diese Vorgangsweise ist unserer Ansicht nach aus verschiedenen Gru¬nden logisch und sinnvoll. U¬ber die Art und Weise, wie die Geldpolitik A¬nderungen im realen BIP und in der Inflation bewirkt, existiert eine Reihe von Theorien. Man geht davon aus, dass bei der Mehrzahl der Transmissionskana¬le verschiedene Arbeitsmarktinstitutionen eine entscheidende Rolle spielen. Diese Arbeitsmarktinstitutionen beeinflussen auch die Auswirkungen von Vera¬nderungen des realen BIP und der Inflation auf die Arbeitslosigkeit. Indem wir den Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Arbeitslosigkeit direkt betrachten, untersuchen wir im Wesentlichen den Gesamteffekt der Arbeitsmarktinstitutionen im Rahmen dieser Reaktionskette. Wir glauben, damit ein umfassenderes Bild der Rolle zu erhalten, die diese Institutionen im konjunkturellen Verhalten der Volkswirtschaften spielen. Die geldpolitische Transmission u¬ber den traditionellen Zinskanal sieht so aus, dass etwa eine Erho¬hung des realen Zinssatzes die Gesamtnachfrage beeinflusst, indem sie zu einer Da¬mpfung der Unternehmensinvestitionen, des privaten Konsums und der Nettoexporte fu¬hrt. Inwieweit diese Abnahme der Gesamtnachfrage jeweils Output- oder Preiseffekte nach sich zieht, ha¬ngt jedoch von der Form und dem Anstieg der aggregierten × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Angebotskurve ab, die wiederum von den Preis- und Lohnbildungsmechanismen eines Landes beeinflusst wird. Da die Arbeitsmarktinstitutionen diese Preis- und Lohnbildungsmechanismen jedoch in bedeutendem Ma§e determinieren (Layard, Nickell und Jackman, 1991), sollte ihnen auch im Rahmen des Zinskanals der geldpolitischen Transmission eine wesentliche Rolle zukommen.1) Je sta¬rker z. B. Lohnverhandlungen koordiniert werden, desto steiler sollte die aggregierte Angebotskurve werden, da die Verhandlungspartner in der Lage sind, externe Auswirkungen ihrer Lohnabschlu¬sse zu beru¬cksichtigen, was die Flexibilita¬t von nominellen und realen Lo¬hnen erho¬ht. Daneben ko¬nnten die Arbeitsmarktinstitutionen auch die Korrelation zwischen Vera¬nderungen im Output und der Bescha¬ftigung beeinflussen (u¬ber das OkunÕsche Gesetz oder den Phillips-Kurven-Zusammenhang), da z. B. bescha¬ftigungssichernde gesetzliche Regelungen in Rezessionen mo¬glicherweise das Horten von Arbeitskra¬ften fo¬rdern. Mit unserem empirischen Ansatz ko¬nnen wir den Gesamteffekt der Arbeitsmarktinstitutionen auf die Transmission geldpolitischer Impulse untersuchen. Aus einer etwas anderen Perspektive betrachtet, bezieht sich dieser Beitrag auch auf jenen neuen Zweig der Literatur, der die Interaktion von makroo¬konomischen Schocks und Arbeitsmarktinstitutionen untersucht, um die unterschiedliche Entwicklung der Arbeitslosigkeit in verschiedenen OECD-La¬ndern zu erkla¬ren (Ball, 1997; Blanchard und Wolfers, 2000; Bertola, Blau und Kahn, 2001). Unsere Analyse unterscheidet sich von diesen Vorga¬ngern jedoch in zwei wichtigen Punkten: Erstens befassen wir uns schwerpunktma¬§ig mit den Effekten eines spezifischen Nachfrageschocks Ð na¬mlich A¬nderungen in der Geldpolitik Ð, wa¬hrend Ball (1997) die Auswirkungen einer Disinflation analysiert und Blanchard und Wolfers (2000) die Wirkungsweise verschiedener Schockgro¬§en betrachten. Zweitens, was uns noch wichtiger erscheint, untersuchen wir im Gegensatz zu den beiden oben genannten Studien insbesondere, wie die Interaktion zwischen Arbeitsmarktinstitutionen und Geldpolitik die zyklische Ð und nicht die strukturelle Ð Arbeitslosigkeit beeinflusst. Wenngleich es nicht einfach ist, zwischen zyklischer und struktureller Arbeitslosigkeit klar zu unterscheiden, ist diese begriffliche Abgrenzung dennoch sehr wichtig. Auf dieses Thema werden wir in einem folgenden Kapitel na¬her eingehen. Die methodische Vorgangsweise dieses Beitrags ist wie folgt: Eingangs bestimmen wir fu¬r eine Gruppe von 19 OECD-La¬ndern Perioden, in denen die realen Zinssa¬tze in nennenswerter Weise gestiegen oder gefallen sind. Unsere Benchmark-Auswahl ergab ein Sample mit 44 Perioden von unterschiedlicher La¬nge, in denen die realen Zinssa¬tze in unterschiedlichem Ausma§ gestiegen oder gefallen sind. Im Anschluss daran berechnen wir fu¬r diese Perioden die Vera¬nderungen in der zyklischen Arbeitslosigkeit, die als Differenz zwischen der tatsa¬chlichen und der strukturell bedingten Arbeitslosigkeit (gemessen durch die NAWRU) definiert ist. Schlie§lich unter1 ãA fundamental determinant of the output profile is the flexibility in the goods and labor markets. If prices adjust quickly, then monetary policy is less effective and output responses will be smaller. [...] In countries with rigid labor markets, one would expect to see more persistent deviations of output from its potential level.Ò (Mihov, 2000, S. 24). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 235 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie suchen wir, wie der Anstieg oder die Abnahme der zyklischen Arbeitslosigkeit u¬ber eine geldpolitische Periode hinweg durch die Interaktion der verschiedenen Arbeitsmarktinstitutionen und die Vera¬nderung des realen Zinssatzes im Lauf dieser Periode erkla¬rt werden kann. Unsere Ergebnisse weisen darauf hin, dass ho¬here Ersatzquoten, eine ho¬here gesamte Steuerbelastung und eine ho¬here Gewerkschaftsdichte die Auswirkungen der Geldpolitik auf die zyklische Arbeitslosigkeit versta¬rken, wa¬hrend eine aktivere Arbeitsmarktpolitik und ein ho¬heres Ma§ an Koordination bei Lohnverhandlungen den Effekt abschwa¬chen. Im Kapitel 2 beschreiben wir den empirischen Ansatz unserer Scha¬tzung. Die Ergebnisse und verschiedene Robustheitstests werden im Kapitel 3 dargestellt und die Schlussfolgerungen schlie§lich im Kapitel 4. 2 Empirischer Ansatz Wie im Kapitel 1 erwa¬hnt, ist der Zweck dieser Studie, die Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen bei der Transmission geldpolitischer Ma§nahmen zu analysieren. Der logische erste Schritt unserer Analyse ist daher die Definition der empirischen Grundlagen, auf denen wir uns mit dieser Frage auseinandersetzen wollen. Dies beinhaltet nicht nur die Auswahl geeigneter Ma§zahlen fu¬r die Geldpolitik und fu¬r die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, sondern auch die Formulierung einer geeigneten empirischen Strategie, die eine klare Identifizierung des geldpolitischen Transmissionsprozesses ermo¬glicht. Dazu definieren wir wie Ball (1994) fu¬r jedes Land geldpolitische Perioden, in denen die realwirtschaftlichen Variablen (in unserem Fall die Arbeitslosigkeit) zu beobachten sind. Das bedeutet, dass die einzelnen Zeitreihen nicht in ihrer Gesamtheit betrachtet werden, sondern nur im Voraus festgelegte geldpolitische Perioden, die von Land zu Land unterschiedlich lang sein ko¬nnen. Fu¬r die Auswahl der geldpolitischen Perioden definieren wir zwei Arten von Perioden: Solche, die durch eine restriktive und solche, die durch eine expansive Geldpolitik gekennzeichnet sind. Im Folgenden werden wir unseren empirischen Ansatz noch genauer erla¬utern. 2.1 Geldpolitische Ma§zahl Als unsere wichtigste geldpolitische Ma§zahl betrachten wir die A¬nderung des realen kurzfristigen Zinssatzes. Unsere Ma§zahl sollte bewusst gesetzte geldpolitische Ma§nahmen erfassen, mit denen die Zentralbank Output und Inflation gezielt zu beeinflussen sucht. Da der kurzfristige Zinssatz das wichtigste geldpolitische Instrument der meisten Zentralbanken ist, bietet er sich fu¬r unsere Zwecke an. Au§erdem ist laut der Standardtheorie nicht der nominelle, sondern der reale Zinssatz das Ma§ fu¬r die Kapitalkosten sowie jener Faktor, der die Spar- und Investitionsentscheidungen der Individuen bestimmt. Der reale Zinssatz wird als nomineller Zinssatz minus Inflationserwartungen definiert. Wir berechnen einen exante realen Zinssatz auf Basis von aus univariaten Zeitreihenmodellen abgeleiteten Inflationserwartungen. Die Inflation wird unter Einsatz eines autoregressiven Verfahrens fu¬r jede zuku¬nftige Periode auf Basis der Inflation der Vergangenheit prognostiziert. Darin kommt die 236 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie allgemeine Erwartung zum Ausdruck, dass die Inflation der na¬chsten Periode dem gewichteten Durchschnitt der Inflation der Vergangenheit entspricht.1) Die Verwendung des realen an Stelle des nominellen kurzfristigen Zinssatzes kann jedoch besonders in Zeiten hoher Inflation betra¬chtliche Unterschiede ergeben. Der letzte Schritt bei der Definition unserer geldpolitischen Ma§zahl ist die Entscheidung, den Schwerpunkt auf die Vera¬nderungen des kurzfristigen Zinssatzes und nicht auf dessen Niveau zu legen.2) Eine positive Vera¬nderung bedeutet eine restriktive Geldpolitik, wa¬hrend eine negative Vera¬nderung fu¬r eine expansive Geldpolitik steht. Unserer Ansicht nach erfassen Zinssatza¬nderungen die geldpolitischen Ma§nahmen einer Zentralbank effektiver als das Zinsniveau, da alle wesentlichen A¬nderungen des kurzfristigen Zinssatzes (in unserem Fall der Zinssatz fu¬r Drei-Monats-Geld) durch Ma§nahmen der Zentralbank bewirkt werden. Selbst wesentliche A¬nderungen des realen Zinssatzes sind auf den Einfluss der Zentralbank zuru¬ckzufu¬hren, da bei steigender oder sinkender Inflation die Beibehaltung des nominellen Zinssatzes eine Reaktion der Zentralbank darstellt, deren Wirkung entweder expansiv oder restriktiv sein soll. Die A¬nderung des Zinssatzes ist auch deshalb die geeignete Ma§zahl, da sie in gewisser Weise die geldpolitischen Ma§nahmen von dem davor herrschenden Zinsniveau unabha¬ngig macht. Dieses Niveau ko¬nnte schlie§lich auch durch andere Faktoren als die Geldpolitik, wie etwa durch die Fiskalpolitik, unterschiedliche Risikopra¬mien, die Deregulierung der Kapitalma¬rkte, etc., beeinflusst worden sein. Allgemeiner betrachtet hat die Bildung erster Differenzen auch den nu¬tzlichen Effekt, dass fru¬here Schocks, die u¬ber den beobachteten Zeitraum hinaus ausreichend persistent waren, herausgefiltert werden. Das bedeutet implizit eine Bereinigung um nichtgeldpolitische Einflu¬sse. 2.2 Geldpolitische Perioden Nachdem die Ma§zahl fu¬r die Geldpolitik festgelegt wurde, ko¬nnen wir sie zur Bestimmung von Perioden restriktiver oder expansiver Geldpolitik heranziehen. Dieser Schritt ist wesentlich, da wir die Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt nur in diesen im Vorhinein festgelegten Perioden betrachten werden und die Ergebnisse von der getroffenen Auswahl abha¬ngig sind. Auf Grund der Annahme, dass eine systematische Geldpolitik realwirtschaftliche Variablen beeinflussen kann, verbindet man eine restriktive Geldpolitik Ð gemessen an der Erho¬hung des realen Zinssatzes Ð mit steigender Arbeitslosigkeit und eine expansive Geldpolitik Ð also eine Senkung des realen Zinssatzes Ð mit sinkender Arbeitslosigkeit. Da die Zinsbewegungen manchmal ziemlich erratisch und kurzfristig erfolgen, sollte sich eine 1 2 Es zeigt sich, dass die Inflation eine Einheitswurzel besitzt, wodurch impliziert wird, dass der Koeffizient des ersten Lags 1 ist und die Koeffizienten der weiteren Lags klein und ziemlich unbedeutend sind. Eine auf diesem Modell beruhende Inflationsprognose entspricht statischen Erwartungen, was bedeutet, dass die Inflation so hoch wie in der vorhergehenden Periode sein wird. Dies wird durch den Umstand besta¬tigt, dass sich der aus den von einem AR-Modell abgeleiteten Erwartungen berechnete reale Zinssatz und der auf der Inflation der Vorperiode basierende reale Zinssatz in unserem Datensatz als ident erwiesen. Dieser Ansatz wird auch von Ball (1999) und Romer und Romer (1994) verfolgt. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 237 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie sorgfa¬ltige Auswahl der geldpolitischen Perioden in den einzelnen La¬ndern auf objektive Kriterien stu¬tzen. Die Perioden sollten so gewa¬hlt werden, dass bewusst und systematisch gesetzte geldpolitische Ma§nahmen zu erkennen sind. Diese sollten noch dazu von einer gewissen Persistenz gekennzeichnet sein. Um erratische Schwankungen des Zinssatzes auszugleichen, wurde als erster Schritt ein gleitender Durchschnitt1) der realen monatlichen Zinssa¬tze errechnet und mit dieser Zeitreihe weiter gearbeitet. Au§erdem sollte eine geldpolitische Periode mit signifikanten Zinssatza¬nderungen zumindest ein Jahr lang sein, um kurzlebige A¬nderungen des Zinssatzes aus der Betrachtung auszuschlie§en. Das einfachste Verfahren zur Auswahl der Perioden ist die rein optische Betrachtung einer grafisch dargestellten Zeitreihe gegla¬tteter realer Zinssa¬tze. Eine optische Beurteilung beinhaltet ein hohes Ma§ an Subjektivita¬t, ergibt auf Basis der vorher genannten Kriterien jedoch sinnvolle Perioden restriktiver und expansiver Geldpolitik (siehe Tabelle 2). Als Alternative setzten wir auch ein objektiveres Verfahren zur Periodenauswahl ein, das auf einer automatischen Auswahl entsprechend verschiedener im Voraus festgelegter Kriterien basierte. Dabei wurden die Zeitreihen automatisch nach Perioden abgesucht, in denen die ersten Differenzen der realen Zinssa¬tze das gleiche Vorzeichen aufweisen, das hei§t, der Zinssatz steigt monoton oder fa¬llt. Zusa¬tzlich sollte die Periode eine gewisse Mindestla¬nge erreichen. Hinsichtlich des Vorzeichens wurden einige kleine Ausnahmen zugelassen. Interessanterweise fu¬hrten beide Auswahlverfahren zu ¬ahnlichen Ergebnissen hinsichtlich der Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen in der geldpolitischen Transmission, wenngleich die beiden Methoden in der ersten Stufe der empirischen Untersuchung etwas unterschiedliche geldpolitische Perioden ergaben (siehe Abschnitt 3.3). Daher verwendeten wir die Auswahl auf Basis des optischen Eindrucks als unsere Standardmethode. Die auf der automatischen Auswahl beruhenden Ergebnisse werden als Robustheitstest vorgestellt. 2.3 Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit Um die Auswirkungen der Geldpolitik im Zusammenwirken mit den Arbeitsmarktinstitutionen auf den Arbeitsmarkt analysieren zu ko¬nnen, muss eine entsprechende Ma§zahl fu¬r die Reaktion des Arbeitsmarktes definiert werden, die eine mit der Arbeitslosigkeit in Zusammenhang stehende Variable sein sollte. Entsprechend den meisten o¬konomischen Theorien (sowohl der neoklassischen als auch der neokeynesianischen), jedoch im Gegensatz zu Ball (1997; 1999), gehen wir von der Annahme aus, dass die Geldpolitik im Wesentlichen eher die zyklische Arbeitslosigkeit als die strukturelle Arbeitslosigkeit beeinflusst. Daher definieren wir die Abweichung der tatsa¬chlichen Arbeitslosenquote von der Trendarbeitslosigkeit, 1 238 Unsere Standardspezifikation war ein zentrierter gleitender Durchschnitt u¬ber neun Monate, doch hat die Auswahl der Perioden im Allgemeinen keinen gro§en Einfluss auf den gleitenden Durchschnitt. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie wie sie durch die NAWRU1) gemessen wird, als unser Ma§ fu¬r die Arbeitslosigkeit. Entsprechend der Ma§zahl fu¬r die Geldpolitik verwenden wir als unsere Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit ebenfalls die Vera¬nderung der zyklischen Arbeitslosenquote und nicht ihr Niveau. Schlie§lich sollte die Geldpolitik die zyklische Arbeitslosigkeit unabha¬ngig von dem bei Beginn der geldpolitischen Ma§nahmen gegebenen Niveau beeinflussen, da auch au§erhalb der Geldpolitik gelegene Faktoren auf dieses Ausgangsniveau Wirkung ausu¬ben ko¬nnen. Es gelten auch hier die gleichen Argumente, wie sie bereits in Bezug auf die geldpolitische Ma§zahl genannt wurden. Wir meinen daher, dass die Auswirkungen der Geldpolitik auf den Arbeitsmarkt am ehesten durch die Vera¬nderung der zyklischen Arbeitslosenquote erfasst werden. Um die langen Wirkungsverzo¬gerungen zu beru¬cksichtigen, bis die realen Effekte der Geldpolitik erkennbar werden, wird die Vera¬nderung der zyklischen Arbeitslosenquote u¬ber einen Zeitraum beobachtet, dessen La¬nge jener der geldpolitischen Periode entspricht, dieser jedoch um ein Jahr nachhinkt.2) Unsere Analyse nimmt implizit an, dass die Geldpolitik wa¬hrend der betrachteten geldpolitischen Perioden eine der wichtigsten Ursachen fu¬r Vera¬nderungen in der kurzfristigen Arbeitslosigkeit ist. Zweifellos beeinflussen Ð auch in den beobachteten Perioden Ð viele andere Faktoren, wie etwa verschiedene Angebotsschocks und nichtmoneta¬re Nachfrageschocks, ebenfalls die zyklische Arbeitslosigkeit. Allerdings teilen wir die Ansicht von Ball (1994), dass in den Industriela¬ndern eine politikinduzierte Da¬mpfung der Nachfrage eine wesentliche Ursache der Rezessionen der Nachkriegszeit darstellt und glauben daher, dass die Geldpolitik (zusammen mit der Fiskalpolitik) tatsa¬chlich einen bedeutenden Einfluss auf den Arbeitsmarkt ausu¬bt. Daru¬ber hinaus versuchen wir in unseren Regressionen zur Erkla¬rung der zyklischen Arbeitslosigkeit die verschiedenen nichtmoneta¬ren Schocks durch die Einbeziehung des realen BIP-Wachstums als Kontrollvariable fu¬r diese Schocks zu beru¬cksichtigen (siehe Abschnitt 3.2). Ein weiteres Argument lautet, dass die in unseren o¬konometrischen Analysen untersuchte Zeitspanne mit dem Jahr 1980 beginnt und daher die Siebzigerjahre Ð eine Zeit, in der die meisten Industriestaaten gro§en Angebotsschocks ausgesetzt waren Ð nicht beinhaltet. 2.4 Arbeitsmarktinstitutionen Die in den Scha¬tzungen fu¬r die Arbeitsmarktinstitutionen verwendeten Variablen sind die Standardvariablen fu¬r den Arbeitsmarkt, die mehrheitlich aus verschiedenen OECD-Quellen stammen. Sie wurden Layard und Nickell 1 2 Die NAWRU (non-accelerating wage rate of unemployment) ist ein Gleichgewichtskonzept, das jene Arbeitslosenquote angibt, bei der das Lohnniveau stabil bleibt. Wir scha¬tzen den NAWRU-Indikator fu¬r jedes Land nach der von Elmeskov (1993) vorgeschlagenen und von Elmeskov et al. (1998) modifizierten Methode. Ein Jahr ist selbstversta¬ndlich eine willku¬rliche Annahme fu¬r die La¬nge der Wirkungsverzo¬gerung, mit dem die Auswirkungen der Geldpolitik sichtbar werden. Es zeigt sich jedoch, dass die Ergebnisse von der gewa¬hlten La¬nge nicht allzu stark beeinflusst werden. Robustheitstests fu¬r diverse Lags unterschiedlicher La¬nge werden spa¬ter pra¬sentiert (siehe Abschnitt 3.3). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 239 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie (1999) entnommen, wo die meisten dieser Variablen angefu¬hrt und erkla¬rt sind.1) Tabelle 1 beinhaltet alle in unseren Regressionen verwendeten Arbeitsmarktvariablen samt Definitionen. Sofern in der Tabelle nicht ausdru¬cklich (in Klammer) angegeben, bestehen alle Variablen von Layard und Nickell aus zwei Beobachtungen Ð einer fu¬r den Zeitraum von 1983 bis 1988 und einer fu¬r 1989 bis 1994. Bei der Erstellung der der geldpolitischen Ma§zahl entsprechenden Arbeitsmarktvariablen fu¬r die Regressionen verwendeten wir die erste Beobachtung, wenn die geldpolitische Periode (einschlie§lich des Lags) in den Achtzigerjahren lag und die zweite, wenn sie in den Neunzigerjahren lag. Fu¬r dekadenu¬bergreifende Perioden wurde ein die U¬berlappung beru¬cksichtigender gewichteter Durchschnitt berechnet. Tabelle 1 Variable fu ¬ r Arbeitsmarktinstitutionen Variable Bezeichnung der Variablen Definition Gesamte Steuerbelastung TaxWedge Summe der Steuersa¬tze von Lohnnebenkosten, Einkommens- und Ertragsteuern und Verbrauchsteuern Arbeitsstandards (1985 bis 1993) LStandards Beinhalten Indikatoren wie: Arbeitszeit, befristete Vertra¬ge, Bescha¬ftigungssicherung, Mindestlohn, Arbeitnehmervertretung; Werte jeweils zwischen 0Ð2 (keine bis strenge gesetzliche Bestimmungen); der Gesamtindex errechnet sich durch Summierung der einzelnen Subindizes Gewerkschaftsdichte UnDens Prozentsatz der einer Gerwerkschaft angeho¬renden Arbeitnehmer Union Coverage UnCov Prozentsatz der Kollektivvertra¬gen unterliegenden Arbeitnehmer: 3 bedeutet > 70%, 2 bedeutet 25Ð70%, 1 bedeutet < 25%. Koordination der Gewerkschaften1) UnCoord 3 = hoch, 2 = mittel, 1 = gering Ersatzquote RRate Der durch Arbeitslosenunterstu¬tzung ersetzte Einkommensanteil Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung BenDur In Jahren; 4 Jahre bedeuten unbegrenzte Dauer Aktive Arbeitsmarktpolitik (1991) Active Aktive Arbeitsmarktausgaben pro Arbeitslosen in % des BIP2): Ausgaben fu¬r Schulungsma§nahmen, Hilfe bei der Arbeitsplatzsuche, Arbeitsplatzsubventionen Koordination der Arbeitgeber1) EmpCoord 3 = hoch, 2 = mittel, 1 = gering Gesamtkoordination Coord = UnCoord + EmpCoord 1 ) Diese wurden in den Regressionen nicht direkt verwendet, sondern dienen nur zur Erstellung der Variablen ãGesamtkoordinationÒ. 2 ) Auf Grund von Endogenita¬tsproblemen mit der urspru¬nglichen Variablen schufen Layard und Nickell (1999) eine geeignete Variable, indem sie die aktiven Arbeitsmarktausgaben nicht durch die laufende Arbeitslosigkeit, sondern durch die Arbeitslosigkeit in einer Referenzperiode (1977 bis 1979) dividierten. 3 Ergebnisse 3.1 Spezifikation Zum Test unserer Hypothese, dass Arbeitsmarktinstitutionen eine Auswirkung auf den Transmissionsmechanismus haben, mu¬ssen wir zuna¬chst eine geeignete Spezifikation fu¬r das o¬konometrische Modell wa¬hlen. Dazu bieten sich (mindestens) zwei Spezifikationen an: 1 240 Obwohl gegen diese Variablen aus einer Reihe von Gru¬nden Kritik vorgebracht wurde, verwendeten wir diese Daten auf Grund des Fehlens anderer umfassender Datenquellen sowie aus Gru¬nden der Vergleichbarkeit mit a¬hnlichen Studien. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie UnrMi 0 Xi 0 Yi "i MP olMi 1 UnrMi MP olMi 0 Xi 0 MP olMi Xi 0 Yi "i ; 2 wobei MP olMi die geldpolitische Ma§zahl (das hei§t die Vera¬nderung des realen Zinssatzes) u¬ber den Zeitraum i ist, UnrMi die Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit (das hei§t die Vera¬nderung der zyklischen Arbeitslosigkeit) im selben Zeitraum (einschlie§lich eines Transmissionslags) ist; Xi ein Vektor von Variablen, die sich auf Arbeitsmarktinstitutionen beziehen und Yi ist ein Vektor von anderen (makroo¬konomischen, etc.) Variablen. In Spezifikation (1) kann die abha¬ngige Variable als Sacrifice-Ratio (Opferrate) interpretiert werden: Wie reagiert die Arbeitslosenquote in einem bestimmten Zeitraum auf eine Vera¬nderung der Geldpolitik oder Ð genauer gesagt Ð um wie viele Prozentpunkte a¬ndert sich das Niveau der zyklischen Arbeitslosigkeit, wenn der reale Zinssatz um 1 Prozentpunkt vera¬ndert wird?1) Unsere Hypothese lautet, dass diese Sacrifice-Ratios durch die institutionellen Variablen auf systematische und Ð dieser Spezifikation entsprechend Ð lineare Weise beeinflusst werden. Die zweite Spezifikation ist weniger restriktiv als die erste, da sie mo¬gliche nicht lineare Beziehungen und verschiedene Interaktionen zwischen der geldpolitischen Ma§zahl und den verschiedenen institutionellen Variablen zula¬sst (Greene, 2000, Kapitel 10). Theorie und Intuition weisen darauf hin, dass nicht jede Arbeitsmarktinstitution bei der Transmission der Geldpolitik von gleicher Bedeutung ist, und dass z. B. manche institutionellen Charakteristika nur dann einen wesentlichen Einfluss auf den Transmissionskanal ausu¬ben, wenn sie einen gewissen Schwellenwert u¬berschreiten. Zur Darstellung dieser diversen Nichtlinearita¬ten und Interdependenzen werden daher die Interaktionsterme MP olMi Xi eingefu¬hrt. Obwohl wir nicht der Meinung sind, dass die institutionellen Variablen per se in einer bestimmten geldpolitischen Periode einen systematischen Einfluss auf die Ho¬he der Arbeitslosigkeit haben, wurden sie aus o¬konometrischen Gru¬nden dennoch in die Spezifikation (2) aufgenommen. Da sich (erwartungsgema¬§) alle diese direkten Auswirkungen letzten Endes als unbedeutend herausstellen werden, betrachten wir noch eine dritte Spezifikation, die diese Variablen nicht entha¬lt. UnrMi MP olMi 0 MP olMi Xi 0 Yi "i 3 In Tabelle 3 stellen wir die Ergebnisse fu¬r die Spezifikationen (1) bis (3) dar, wobei wir unsere nach optischen Kriterien getroffene Benchmark-Auswahl von geldpolitischen Perioden (mit 44 Beobachtungen aus 19 La¬ndern) 1 Dies entspricht der ãu¬blichenÒ Definition der Opferraten tatsa¬chlich ziemlich genau: Die Ho¬he der Zunahme der zyklischen Arbeitslosigkeit in Prozentpunkten, die erforderlich ist, um die Inflation um 1 Prozentpunkt zu reduzieren (Mankiw, 1997, S. 352 sowie Ball [1994], Jordan [1997] und Andersen und Wascher [1999]). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 241 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie verwenden (siehe Tabelle 2). Die Variablen MP olM und UnrM werden entsprechend Kapitel 2 gemessen. Die Ma§zahlen fu¬r die Arbeitsmarktinstitutionen wurden Layard und Nickell (1999) entnommen und ebenfalls in Abschnitt 2 dargestellt. Zusa¬tzlich entha¬lt die Regression Variablen fu¬r die La¬nge einer geldpolitischen Periode (Length, in Monaten), die ãRichtungÒ einer Periode (Dir, eine Dummy-Variable mit dem Wert ã1Ò fu¬r restriktive und ãÐ1Ò fu¬r expansive Perioden) und das Wirtschaftswachstum (GDP_Growth). Wie aus Tabelle 3 ersichtlich, erhalten wir abha¬ngig von der Verwendung von Spezifikation (1) oder (2) unterschiedliche Ergebnisse. Diese Unterschiede kommen hauptsa¬chlich in den Gro¬§enordnungen und im Signifikanzniveau zum Ausdruck, nicht jedoch in einer A¬nderung des Vorzeichens. Weiters sind die institutionellen Variablen, die die Opferraten des Modells (1) wesentlich beeinflussen, eine Teilmenge der signifikanten (interagierten) institutionellen Variablen von Modell (2). Dies unterstu¬tzt die Hypothese, 2 von Modell (1)) dass die verbleibenden Differenzen (und das niedrigere R auf nicht lineare Beziehungen zwischen Geldpolitik und Arbeitsmarktinstitutionen zuru¬ckzufu¬hren sind, die in der ersten Spezifikation nicht hinreichend erfasst werden. Im Folgenden konzentrieren wir uns daher auf jene Scha¬tzmodelle, die auf dem Interaktionsansatz beruhen. In Bezug auf Modell (2) beobachten wir, dass keine der institutionellen Variablen in ihrer ãpurenÒ (das hei§t nicht interagierten Form) signifikant ist, wa¬hrend manche durchaus einen signifikanten Einfluss auf die Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit haben, wenn sie in Interaktion mit der geldpolitischen Ma§zahl stehen. Bei Entfernung der nicht interagierten institutionellen Variablen aus der Regression (siehe Modell (3)), a¬ndern sich die p-Werte nur geringfu¬gig, wa¬hrend die gescha¬tzten Koeffizienten der interagierten Terme gro¬§enma¬§ig weitgehend unvera¬ndert bleiben. Aus diesem Grund sind die nicht interagierten institutionellen Variablen in unseren folgenden Scha¬tzungen nicht enthalten. In der Folge werden wir Modell (3) als BenchmarkSpezifikation verwenden und auch als Grundlage fu¬r die Robustheitstests heranziehen. 3.2 Interpretation In diesem Abschnitt wenden wir uns der Interpretation der Ergebnisse von Modell (3) zu und vergleichen sie mit den von verschiedenen theoretischen Modellen getroffenen Aussagen. Die Ergebnisse von Modell (3) zeigen uns die folgenden Zusammenha¬nge: Ho¬here Ersatzraten, eine la¬ngere Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung, ho¬here Arbeitsstandards und eine ho¬here Gewerkschaftsdichte erho¬hen tendenziell die Auswirkungen der Geldpolitik auf die zyklische Arbeitslosigkeit, wa¬hrend eine aktivere Arbeitsmarktpolitik, ein ho¬herer Anteil gewerkschaftlich ausgehandelter Lohnabschlu¬sse und ein ho¬heres Ma§ an Koordination die Auswirkungen da¬mpfen. Die Vorzeichen der meisten Koeffizienten entsprechen den Voraussagen der verschiedenen theoretischen Modelle. Von den Institutionen haben die Gewerkschaftsdichte, die Koordination, die Steuerbelastung, die aktive Arbeitsmarktpolitik und die Ersatzrate den sta¬rksten Einfluss auf die Transmission geldpolitischer 242 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Impulse1), den geringsten die Arbeitsstandards, der Anteil der gewerkschaftlich ausgehandelten Lohnabschlu¬sse und die Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung, wobei die Koeffizienten der letzteren Variablen auf einem Niveau von 10% statistisch nicht signifikant sind. Wir haben das Wirtschaftswachstum (GDP_Growth) in unsere Spezifikation aufgenommen, um (zumindest zum Teil) jene Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit zu beru¬cksichtigen, die nicht direkt auf die Geldpolitik (und deren Interaktion mit Arbeitsmarktinstitutionen) zuru¬ckzufu¬hren sind, wie etwa Angebots- oder nichtmoneta¬re Nachfrageschocks. Die zyklische Arbeitslosigkeit sollte sich in Perioden geringeren Wachstums erho¬hen und bei starkem Wachstum sinken. Das (signifikant) negative Vorzeichen des Koeffizienten entspricht diesem erwarteten Ergebnis. Wir haben die Variable ãWirtschaftswachstumÒ in unsere Benchmark-Spezifikation ohne Interaktionsterm eingebracht, da sie selbst eine makroo¬konomische Variable darstellt, die u¬ber dieselbe Zeitspanne (einschlie§lich des Transmissionslags) wie die abha¬ngige Variable definiert ist. Man kann daher erwarten, dass das Wirtschaftswachstum einen Einfluss auf die Ho¬he der Arbeitslosigkeit (z. B. u¬ber das OkunÕsche Gesetz) hat, der unabha¬ngig von der geldpolitischen Ma§zahl ist (was fu¬r die institutionellen Variablen nicht zutrifft). Das positive Vorzeichen der die La¬nge der geldpolitischen Periode messenden Variablen (Length) deutet darauf hin, dass eine abrupte und im kurzen Zeitraum durchgefu¬hrte Erho¬hung der realen Zinssa¬tze (ColdTurkey-Strategie) einem schrittweisen Vorgehen vorzuziehen sein du¬rfte. Der Koeffizient ist jedoch statistisch nicht sehr signifikant (P-Wert: 13.6%). Die Ausrichtung der Geldpolitik (das hei§t Senken oder Anheben der realen Zinssa¬tze u¬ber eine Periode), wurde in unsere Spezifikation als Dummy-Variable (Dir) eingefu¬hrt. Dies geschah, um mo¬gliche Asymmetrien Ð das hei§t, die Mo¬glichkeit, dass die Transmission geldpolitischer Ma§nahmen in restriktiven Perioden anders verla¬uft als in expansiven Ð beru¬cksichtigen zu ko¬nnen. Das positive Vorzeichen des Koeffizienten impliziert, dass Perioden restriktiver (expansiver) Geldpolitik im Allgemeinen mit einem Ansteigen (Abnahmen) der zyklischen Arbeitslosigkeit einhergehen, was dem erwarteten Ergebnis entspricht. Der Koeffizient ist statistisch jedoch nicht signifikant, und wir u¬berlassen eine genauere Analyse der Frage der Asymmetrie zuku¬nftigen Forschungsarbeiten. Ein weiterer zu untersuchender Punkt ist die direkte Auswirkung von Vera¬nderungen der Zinssa¬tze auf die zyklische Arbeitslosigkeit. Man ko¬nnte versucht sein, das negative Vorzeichen der nicht interagierten geldpolitischen Variablen MP olM dahingehend zu deuten, dass eine Periode steigender Realzinsen mit einer Abnahme der zyklischen Arbeitslosigkeit korreliert. Dies wa¬re jedoch ein Trugschluss, da die Variable MP olM in unserer Spezifikation ihren Einfluss nicht nur direkt, sondern auch Ð und sogar vorwiegend Ð indirekt u¬ber die Interaktion mit den verschiedenen Arbeitsmarktinstitutionen zur Geltung bringt. Um die Gesamtheit der Auswirkungen vera¬nderter Realzinsen auf die zyklische Arbeitslosigkeit zu 1 Diese Gro¬§enordnung wurde als Auswirkung einer A¬nderung um eine Standardabweichung bei den verschiedenen institutionellen Variablen berechnet. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 243 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie beurteilen, mu¬sste man daher alle Interaktionsterme betrachten. Da wir insbesondere an der Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen und deren Interaktion mit der Geldpolitik interessiert sind, werden wir dieses Thema nicht weiter verfolgen. Wir wollen die Ergebnisse unserer Scha¬tzungen mit Aussagen der o¬konomischen Theorie vergleichen und untersuchen, ob sie den Prognosen der verschiedenen o¬konomischen Modelle entsprechen. Die erste Arbeitsmarktinstitution, die sich anbietet, ist die aktive Arbeitsmarktpolitik. Wenn Regierungen eine aktive antizyklische Bescha¬ftigungspolitik verfolgen, sollte dies Ð fast automatisch Ð die Auswirkungen der verschiedensten Schocks da¬mpfen. Das erwartete negative Vorzeichen bei Active zeigt sich auch in unserer Scha¬tzung. Ein weiterer institutioneller Arbeitsmarktfaktor, der (laut dynamischen Arbeitsmarktmodellen) in der Theorie deutliche Auswirkungen auf Schwankungen der Arbeitslosigkeit und der Bescha¬ftigung hat, sind arbeitsrechtliche Bestimmungen und Ma§nahmen zur Arbeitsplatzsicherung, wie z. B. Gesetze u¬ber die Einstellung und Ku¬ndigung von Mitarbeitern (Bertola, 1999). ãTheory suggests that employers should refrain from shedding labor in downturns when firing is costly, and also refrain from hiring in upturns. Hence, more stringent employment protection legislation should be associated with smoother dynamic employment patternsÒ (Bertola, Blau und Kahn, 2001, S. 25). Wir wu¬rden daher bei einer Variablen fu¬r die Arbeitsplatzsicherheit ein negatives Vorzeichen erwarten. Unsere Regression entha¬lt jedoch nur die Variable LStandard, die aus mehreren Indizes besteht. Diese messen bestimmte Merkmale der Arbeitsstandards eines Landes, von denen die Bescha¬ftigungssicherung nur ein Merkmal ist. Mo¬glicherweise ist diese Multidimensionalita¬t der Grund dafu¬r, dass der Koeffizient von LStandard in der Scha¬tzung nicht signifikant von null verschieden ist. In spa¬teren Scha¬tzungen wird der Koeffizient allerdings signifikant positiv, womit er anscheinend in Widerspruch zu den Prognosen der theoretischen Modelle steht. Dieses Ergebnis la¬sst sich allerdings mit den vorher genannten Datenproblemen erkla¬ren, sowie durch den Umstand, dass die theoretischen Modelle direkte Aussagen nur u¬ber Bescha¬ftigungsschwankungen machen, die mit Schwankungen der Arbeitslosigkeit (mit denen wir uns in diesem Beitrag bescha¬ftigen) zusammenha¬ngen ko¬nnen oder auch nicht. Die Struktur der Kollektivvertragsverhandlungen, die in unseren Scha¬tzungen durch die Variablen UnDens, UnCov und Coord abgedeckt ist, kann ebenfalls den o¬konomischen Theorien gegenu¬bergestellt werden, um Aussagen u¬ber ihre Auswirkung auf die Arbeitslosigkeit zu ermo¬glichen. Gema¬§ der Theorie der gestaffelten Lohnabschlu¬sse (Taylor, 1979; Calvo, 1983; Walsh, 1998, Kapitel 5), fu¬hren lange Kollektivvertragsperioden und eine starke Staffelung zu einer gro¬§eren Beeinflussung der realen Variablen durch Nachfrageschwankungen. Auf Grund mangelnder Datenverfu¬gbarkeit entha¬lt unsere Scha¬tzung kein Ma§ fu¬r die Vertragsla¬nge, doch beziehen sich die Variablen UnCov und Coord auf diesen Aspekt. Ein hoher Anteil gewerkschaftlich ausgehandelter Lohnabschlu¬sse und eine sta¬rkere Koordination der Kollektivvertragsverhandlungen schwa¬cht das Ausma§ und die Auswirkung von Staffelungen ab, was Schwankungen in der Arbeitslosigkeit 244 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie da¬mpfen sollte. Die gescha¬tzten Koeffizienten der beiden Variablen haben auch das erwartete negative Vorzeichen, wenngleich jenes von UnCov statistisch nicht signifikant ist. Umgekehrt wird oft argumentiert, dass starke (das hei§t mitgliederreiche), untereinander aber nicht koordinierte Gewerkschaften weniger Neigung zur Ma¬§igung bei Lohnabschlu¬ssen zeigen und damit im Fall von Schocks eine gro¬§ere Auswirkung auf die Bescha¬ftigung verursachen. Dieser Kanal ist theoretisch weniger klar untermauert, doch weist der Koeffizient der entsprechenden Variablen (UnDens) ein positives Vorzeichen auf und ist hoch signifikant. Dies deutet darauf hin, dass eine hohe Gewerkschaftsdichte eine sta¬rkere Beeinflussung der zyklischen Arbeitslosigkeit durch geldpolitische Ma§nahmen verursacht. Was die Auswirkungen von Steuern (bzw. der gesamten Steuerbelastung) auf Schwankungen der Arbeitslosigkeit anbelangt, geben die theoretischen Modelle kaum Auskunft, da die meisten (z. B. Daveri und Tabellini, 2000) den Einfluss der Besteuerung auf die strukturelle Arbeitslosigkeit untersuchen. Der statistisch signifikante positive Koeffizient der Variablen TaxWedge in unserer Scha¬tzung deutet darauf hin, dass hohe Steuern mit einer sta¬rkeren Auswirkung der Geldpolitik auf die zyklische Arbeitslosigkeit einhergehen. Das System der Arbeitslosenunterstu¬tzung beeinflusst nicht nur den Anspruchslohn und damit langfristig auch das reale Lohnniveau, sondern bietet nach allgemeiner Ansicht auch negative Anreize, die einer umgehenden aktiven Suche nach einem neuen Arbeitsplatz nach Verlust des alten entgegenstehen. Dies wu¬rde bedeuten, dass sowohl eine hohe Arbeitslosenunterstu¬tzung (RRate) als auch eine lange Bezugsdauer (BenDur) zu einer geringeren Wiedereinstellungsrate von Arbeitslosen (und zu einem langsameren Wiedereinstellungsprozess), zu weniger Lohndruck durch hohe Arbeitslosenquoten und damit zu ho¬heren Schwankungen der Arbeitslosigkeit fu¬hren. Der Koeffizient von RRate ist auch positiv und signifikant, wa¬hrend der Koeffizient von BenDur positiv, aber nicht signifikant ist. Insgesamt scheint das Arbeitslosenversicherungssystem aber die von der Wirtschaftstheorie prognostizierten Auswirkungen zu haben. 3.3 Robustheitstests Die Ergebnisse unserer Benchmark-Spezifikation (siehe Tabelle 3, Spalte 3) beruhen auf verschiedenen Annahmen hinsichtlich der Definition von Geldpolitik und der Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit, der Auswahl der geldpolitischen Perioden, des Lags der Geldpolitik gegenu¬ber der Realwirtschaft und der exakten Spezifikation des gescha¬tzten Modells. Wir haben verschiedene Robustheitstests durchgefu¬hrt, um die Sensitivita¬t unserer Ergebnisse gegenu¬ber vera¬nderten Annahmen zu analysieren. Ein kleiner Ausschnitt dieser Tests ist in Tabelle 4 dargestellt, wo wir nur die Signifikanzniveaus der Variablen anfu¬hren. In den Spalten (2) bis (6) stellen wir die Ergebnisse verschiedener Robustheitstests in Bezug auf Modifikationen in der Spezifikation und die Beru¬cksichtigung zusa¬tzlicher Variablen dar, die unsere abha¬ngige Variable beeinflussen ko¬nnten. Dazu za¬hlen die Inflation, ein Ma§ fu¬r den OutputGap an Stelle der BIP-Wachstumsraten und La¬nder- sowie RegionenDummies. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 245 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Ein wesentliches Element unserer Analyse ist die Bestimmung der geldpolitischen Perioden. Es wa¬re interessant zu wissen, ob und in welcher Hinsicht man fu¬r verschiedene Periodensamples unterschiedliche Ergebnisse erha¬lt. In den Spalten (7) bis (9) von Tabelle 4 haben wir alternative Samples geldpolitischer Perioden Ð ein gro§es (N = 61) und ein kleines (N = 38) Sample Ð verwendet, die ebenfalls nach optischen Kriterien bestimmt wurden, sowie ein Periodensample (Automatic), das durch ein automatisches Verfahren unter Einsatz einer Reihe verschiedener (vorab festgelegter) Auswahlkriterien ausgewa¬hlt wurde. In der Benchmark-Spezifikation haben wir angenommen, dass die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Realwirtschaft mit einem Lag von einem Jahr spu¬rbar werden und nach dem Ende der geldpolitischen Periode noch ein weiteres Jahr andauern werden. Dieser 12/12 (Monate) Transmissionslag ist jedoch sicherlich nicht unumstritten, weshalb wir in den Spalten (10) und (12) von Tabelle 4 noch weitere Scha¬tzungen fu¬r unsere Benchmark-Spezifikation mit anderen Annahmen fu¬r die Lags (0/0, 12/24, 24/24) anfu¬hren. So steht z. B. 12/24 fu¬r die Annahme, dass der Effekt der Geldpolitik auf die Realwirtschaft nach 12 Monaten eintritt und nach Ende der geldpolitischen Periode noch 24 Monate lang andauert. Im Allgemeinen vermitteln die Robustheitstests den Eindruck, dass die Ergebnisse unserer Benchmark-Spezifikation mit jenen der anderen Spezifikationen in vielfacher Hinsicht u¬bereinstimmen. Bei der Transmission geldpolitischer Impulse auf den Arbeitsmarkt scheinen eine aktive Arbeitsmarktpolitik, die Ersatzrate, die Steuerbelastung, die Gewerkschaftsdichte und der Grad der Koordinierung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern eine wichtige Rolle zu spielen. Im Gegensatz dazu scheinen die Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung, die Arbeitsstandards und der Anteil der gewerkschaftlich ausgehandelten Lohnabschlu¬sse von keiner besonderen Bedeutung fu¬r die Transmission geldpolitischer Ma§nahmen auf den Arbeitsmarkt zu sein. 3.4 Vergleich mit einschla¬giger Literatur Die Studie von Blanchard und Wolfers (2000) kommt der Fragestellung unseres Beitrags vermutlich am na¬chsten.1) Diese Autoren untersuchen die Auswirkungen von drei verschiedenen Schocks und deren Interaktion mit Arbeitsmarktinstitutionen auf die Arbeitslosigkeit in Europa. Im Gegensatz zu unserer Fragestellung versuchen Blanchard und Wolfers, verschiedene Entwicklungen in der strukturellen Arbeitslosigkeit Ð gemessen an 5-Jahresdurchschnitten der Arbeitslosenquoten im Zeitraum 1960 bis 2000 Ð durch die Interaktion von Institutionen und Schocks zu erkla¬ren. Letztere werden entweder als allgemeine, nicht beobachtbare Schocks oder als la¬nderspezifische, beobachtbare Schocks gemessen (dargestellt durch die Summe der Abweichungen im Wachstum der Multifaktorproduktivita¬t und Vera¬nderungen bei der Nachfrage nach Arbeitskra¬ften und bei den Realzinssa¬tzen). 1 246 Weitere Autoren, die ein a¬hnliches Thema wie unser Beitrag behandeln, sind Ball (1997), Scarpetta (1996) und Elmeskov et al. (1998). Allerdings ist es aus Platzgru¬nden nicht mo¬glich, auf A¬hnlichkeiten und Unterschiede na¬her einzugehen. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Die Arbeitsmarktinstitutionen sind dieselben wie in unserem Beitrag, da die Daten aus derselben Quelle, na¬mlich Layard und Nickell (1999), stammen. Wenngleich sich ihre Motivation und ihre abha¬ngige Variable von unseren unterscheiden, ist ihre Spezifikation fu¬r die la¬nderspezifischen beobachtbaren Schocks (Gleichung (2), S. C25) direkt mit unserer BenchmarkSpezifikation vergleichbar. Um eine Verbindung zwischen den beiden Ansa¬tzen herzustellen, ko¬nnen wir unser Sample als eine Anzahl von ãQuasila¬ndernÒ interpretieren, wobei die geldpolitischen Perioden zeitabha¬ngige Beobachtungen fu¬r jedes einzelne ãreale LandÒ darstellen. Wenngleich stets zu bedenken ist, dass die abha¬ngigen Variablen in den beiden Ansa¬tzen unterschiedlich sind, weisen die Ergebnisse doch einige A¬hnlichkeiten auf. Alle Institutionen mit Ausnahme der aktiven Arbeitsmarktpolitik und des Anteils der gewerkschaftlich ausgehandelten Lohnabschlu¬sse erreichten in der Scha¬tzung von Blanchard und Wolfers signifikante Werte (die Bescha¬ftigungssicherung wurde zusa¬tzlich aufgenommen, wa¬hrend auf die Variable fu¬r Arbeitsstandards verzichtet wurde). Der Unterschied besteht jedoch darin, dass wir keine signifikante Auswirkung der Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung feststellen konnten, wa¬hrend sich die aktive Arbeitsmarktpolitik in unserem Modell als hoch signifikant erwiesen hat. Die Vorzeichen der Koeffizienten, die sich auf Arbeitsmarktinstitutionen beziehen, sind in beiden Spezifikationen durchwegs ident. Es gibt zwei Erkla¬rungsmo¬glichkeiten, warum dieselben Arbeitsmarktinstitutionen sowohl die strukturelle als auch die zyklische Arbeitslosigkeit auf ¬ahnliche Weise zu beeinflussen scheinen. Die erste Erkla¬rung verweist auf mo¬gliche Messfehler. Das von Blanchard und Wolfers verwendete Ma§ fu¬r die strukturelle Arbeitslosigkeit (5-Jahresdurchschnitt) eliminiert mo¬glicherweise nicht alle kurzfristigen dynamischen Entwicklungen, wa¬hrend unser Ma§ der zyklischen Arbeitslosigkeit vielleicht durch die Entwicklung der langfristigen Komponente (NAWRU) u¬berma¬§ig beeinflusst wird. Wenngleich diese Fragen der messtechnischen Erfassung sicherlich wichtig sind, existiert noch eine zweite Erkla¬rung, die auch unter der Annahme, dass alle zentralen Bestandteile korrekt gemessen werden, sinnvoll erscheint. Wenn die Entwicklung der strukturellen Arbeitslosigkeit durch eine hoch persistente (oder sogar hysteretische) zyklische Arbeitslosigkeit gekennzeichnet ist, ko¬nnte man erwarten, dass dieselben Variablen auch beide Gro¬§en beeinflussen. Eine restriktive Geldpolitik fu¬hrt zu einem Anstieg der kurzfristigen Arbeitslosigkeit, wobei die Ho¬he dieser Zunahmen durch die bestehenden Arbeitsmarktinstitutionen beeinflusst wird. Auf Grund der Existenz persistenter Elemente auf dem Arbeitsmarkt wird aus dieser Zunahme der zyklischen Arbeitslosigkeit eine ho¬here strukturelle Arbeitslosigkeit, wobei diese Transformation wiederum durch dieselben (und andere) institutionellen Charakteristika beeinflusst wird. Diese Interpretation der Ergebnisse wird zusa¬tzlich durch den Umstand besta¬tigt, dass die Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung bei Blanchard und Wolfers (2000), nicht jedoch in unserer Spezifikation signifikant ist. Es wurde vielfach argumentiert, dass die Bezugsdauer der wichtigste institutionelle Einzelfaktor ist, der die Persistenz von Schocks beeinflusst, wa¬hrend ihre kurzfristige Auswirkung auf den Arbeitsmarkt geringer sein ko¬nnte. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 247 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie 4 Schlussfolgerungen Im Rahmen dieses Beitrags haben wir die Rolle der Arbeitsmarktinstitutionen bei der Transmission geldpolitischer Impulse auf den Arbeitsmarkt untersucht. Unsere Ergebnisse zeigen, dass ho¬here Ersatzraten, eine ho¬here gesamte Steuerbelastung und eine ho¬here Gewerkschaftsdichte die Auswirkungen der Geldpolitik auf die zyklische Arbeitslosigkeit versta¬rken, wa¬hrend eine aktivere Arbeitsmarktpolitik und ein ho¬herer Grad der Koordination unter Arbeitgebern und Arbeitnehmern den Effekt da¬mpfen. Bei der Dauer der Arbeitslosenunterstu¬tzung, der Ho¬he der Arbeitsstandards und dem Anteil der gewerkschaftlich ausgehandelten Lohnabschlu¬sse konnte keine signifikante Beeinflussung der Transmission geldpolitischer Impulse auf den Arbeitsmarkt festgestellt werden. Die Bedeutung dieser Ergebnisse kann nun aus der Perspektive der Literatur u¬ber den Transmissionsmechanismus oder aus jener u¬ber die Interaktion zwischen Schocks und Institutionen betrachtet werden. Was den Transmissionsaspekt betrifft, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass die Arbeitsmarktinstitutionen die Auswirkungen der Geldpolitik auf die Realwirtschaft wesentlich beeinflussen. Unsere Ergebnisse sind insbesondere hinsichtlich der Frage relevant, ob der Transmissionsmechanismus in den zwo¬lf Mitgliedsla¬ndern der WWU jeweils unterschiedlich verla¬uft und ob die Politik der EZB in verschiedenen La¬ndern asymmetrische Effekte haben ko¬nnte (Dornbusch, Favero und Giavazzi, 1998; Cecchetti, 1999; Mihov, 2000). Im Gegensatz zu Mihov (2000) weisen unsere Ergebnisse darauf hin, dass unterschiedliche Konstellationen von Arbeitsmarktinstitutionen tatsa¬chlich eine Ursache von Asymmetrien im Transmissionsmechanismus innerhalb der WWU sein ko¬nnten. Ein Vergleich unserer Ergebnisse mit der Literatur u¬ber die Interaktion zwischen Schocks und Institutionen besta¬tigt die gegenwa¬rtig vorherrschende Ansicht, dass die Arbeitsmarktinstitutionen die strukturelle Arbeitslosigkeit eher u¬ber persistente Effekte der zyklischen Arbeitslosigkeit als u¬ber direkte Auswirkungen auf die strukturelle Arbeitslosigkeit selbst beeinflussen. Literaturverzeichnis Andersen, P. und W. Wascher (1999). Sacrifice Ratios and the Conduct of Monetary Policy in Conditions of Low Inflation. BIS Working Paper Nr. 82. Ball, L. (1994). What Determines the Sacrifice Ratio? In: Mankiw, G. (Hrsg.). Monetary Policy. Chicago, University of Chicago Press. Ball, L. (1997). Disinflation and the NAIRU. In: Romer, C. und D. Romer (Hrsg.). Reducing Inflation: Motivation and Strategy. Chicago, University of Chicago Press. Ball, L. (1999). Aggregate Demand and Long-Run Unemployment. In: Brookings Papers on Economic Activity, 2, 189Ð236. Bernanke, B. und M. Gertler (1995). 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Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 249 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Tabelle 2 1 Benchmark-Periodenauswahl ) Land Periodenbeginn Periodenende Australien Australien ¬ sterreich O ¬ sterreich O ¬ sterreich O Belgien Belgien Kanada Kanada Kanada Schweiz Deutschland Deutschland Deutschland Da¬nemark Da¬nemark Spanien Spanien Finnland Finnland Frankreich Frankreich Vereinigtes Ko¬nigreich Vereinigtes Ko¬nigreich Irland Italien Italien Japan Japan Japan Niederlande Niederlande Norwegen Norwegen Norwegen Neuseeland Neuseeland Schweden Schweden Schweden USA USA USA USA 1983:08 1989:08 1981:07 1988:01 1991:09 1983:02 1992:05 1982:12 1987:02 1994:10 1988:02 1981:06 1988:03 1991:06 1988:09 1993:03 1986:09 1992:12 1988:10 1992:06 1980:09 1992:11 1980:06 1991:12 1980:12 1980:06 1994:12 1981:01 1990:09 1997:09 1988:06 1992:10 1981:02 1992:09 1997:05 1980:07 1985:06 1980:06 1991:06 1995:08 1980:06 1984:06 1989:01 1993:01 1985:04 1993:11 1984:06 1990:02 1994:05 1986:07 1996:10 1984:10 1990:06 1997:03 1989:07 1983:02 1991:06 1993:10 1992:12 1996:11 1987:11 1999:08 1992:06 1997:12 1986:10 1996:08 1983:05 1994:05 1985:02 1982:03 1999:08 1983:11 1997:09 2000:03 1990:01 1996:09 1986:04 1997:05 1998:12 1984:05 1987:08 1982:07 1992:08 1997:11 1981:06 1987:09 1991:02 1995:04 Zahl der Perioden 44 Startlag 12 Endlag 12 Geldpolitische Ma§zahl (MPolM) ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ ÿ . 9.15 6.97 4.14 3.54 4.16 3.77 6.05 5.91 4.91 5.28 3.76 3.01 4.93 5.78 7.35 9.74 9.07 7.32 6.19 9.47 7.24 7.35 8.77 3.22 13.12 8.76 5.00 2.87 6.69 2.50 2.79 5.36 9.08 9.01 4.29 13.28 6.48 7.20 9.57 3.34 7.42 3.78 2.97 2 91 Correlation . 0 32 Ma§zahl der Arbeitslosigkeit (UnrM) . ÿ 1.13 1.41 ÿ 0.08 0.00 ÿ 0.03 ÿ 0.41 ÿ 0.84 ÿ 1.54 1.75 0.14 ÿ 0.47 0.64 ÿ 0.50 1.11 1.82 ÿ 2.95 ÿ 1.53 ÿ 4.08 7.35 ÿ 6.10 0.27 ÿ 0.10 ÿ 0.13 ÿ 1.41 2.41 0.24 ÿ 1.32 0.17 0.97 0.27 ÿ 0.89 0.01 ÿ 1.98 ÿ 1.27 0.50 ÿ 1.88 0.62 0.88 1.92 ÿ 1.63 2.01 ÿ 0.96 1.90 ÿ 0 64 ãright directionÒ . 0 55 1 ) Die Auswahl erfolgte gema¬§ dem in Kapitel 2 erla¬uterten Verfahren, in dem auch die geldpolitische Ma§zahl und die Ma§zahl fu¬r die Arbeitslosigkeit definiert sind. ãStartlagÒ (ãEndlagÒ, in Monaten) bezieht sich auf den Lag, mit dem laut Annahme die Auswirkungen der geldpolitischen Ma§nahme auf die Arbeitslosigkeit beginnen (enden). ãCorrelationÒ gibt die Korrelation zwischen MPolM und UnrM an, ãright directionÒ den Prozentsatz der Perioden, in denen beide in dieselbe Richtung weisen. 250 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Tabelle 3 1 Verschiedene Modellspezifikationen ) Modellspezifikation 1 C MPolM Active BenDur RRate LStandards TaxWedge UnCov UnDens Coord Active . MPolM . Ð0. 710** (Ð2 108) . Ð0. 004 (Ð0 709) . Ð0. 011 (Ð0 290) . 0. 003 (0 870) . Ð0. 004 (Ð0 107) . 0. 012* (1 890) . Ð0. 029 (Ð0 194) . 0. 009** (2 414) . Ð0. 078 (Ð1 623) BenDur. MPolM RRate . MPolM LStandards . MPolM TaxWedge . MPolM UnCov . MPolM UnDens . MPolM Coord . MPolM GDP_Growth Dir Length Length . MPolM . Ð0. 027 (Ð0 992) . 0. 005 (0 104) . 0. 005* (1 938) Bereinigtes R2 . 0 228 2 . 2. 931 (1 390) . Ð0. 932*** (Ð2 972) . Ð0. 025 (Ð0 656) . 0. 012 (0 052) . 0. 000 (0 003) . 0. 095 (0 329) . Ð0. 012 (Ð0 316) . Ð0. 834 (Ð0 856) . 0. 010 (0 480) . 0. 091 (0 307) . Ð0. 009 (Ð1 599) . 0. 019 (0 549) . 0. 005* (1 980) . 0. 015 (0 418) . 0. 014** (2 542) . Ð0. 042 (Ð0 362) . 0. 010** (2 784) . Ð0. 120** (Ð2 636) . Ð0. 498** (Ð2 531) . 0. 752 (0 900) 3 . 1. 027** (2 352) . Ð0. 880*** (Ð3 360) . Ð0. 010** (Ð2 568) . 0. 019 (0 618) . 0. 005** (2 561) . 0. 024 (0 935) . 0. 013*** (2 839) . Ð0. 081 (Ð0 887) . 0. 010*** (3 463) . Ð0. 114*** (Ð2 971) . Ð0. 478*** (Ð2 981) . 0. 807 (1 277) . 0. 003 (1 188) . 0. 003 (1 554) . 0 487 . 0 563 1 ) Standardfehler der Koeffizientenscha¬tzer in Klammern. *** (**) [*] bedeutet Signifikanz auf dem Niveau von 1% (5%) [10%]. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 251 Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬ nderu¬ bergreifende Studie Tabelle 4 Gesammelte Robustheitstest Benchmark Modifikation der Benchmark-Spezifikation interagiertes Wachstum C MPolM Active . MPolM BenDur. MPolM RRate . MPolM LStandards . MpolM TaxWedge . MPolM UnCov . MPolM UnDens . MPolM Coord . MpolM GDP_Growth GDP_Growth . MpolM Output-Gap1) Inflation Dir Length . MPolM La¬nder-Dummies Regionen-Dummies2) Bereinigtes R2 1 2 mit Inflation mit OutputGap mit La¬nderDummies 3 Alternative Perioden mit RegionenDummies ** *** ** ** *** ** ** *** ** 4 5 6 *** ** ** ** *** ** ** ** ** ** * ** *** *** *** *** ** *** *** *** *** *** ** *** *** *** *** *** ** nein nein nein nein nein nein ** nein nein . 0 563 . 0 550 . 0 552 . 0 485 ** Alternative Lags gro§ klein auto0/0 (N =6 1) (N = 38) matic (N = 77) 7 ** *** *** 8 9 12/24 10 *** * *** *** *** * ** 11 24/24 12 ** *** ** *** *** ** ** * * ** *** ** ** ** *** ** ** * *** ** *** *** *** *** *** *** ** *** ** *** *** *** * *** ** *** ** ** *** * * nein nein * nein nein ** nein nein * nein nein *** ** nein nein . 0 543 . 0 485 . 0 474 . 0 505 . 0 573 ja nein nein ja *** ** nein nein . 0 547 . 0 559 . 0 570 1 ) Die Variable bezeichnet die Vera¬nderung im Output-Gap (gemessen durch die Abweichung des tatsa¬chlichen Outputs vom Trendoutput, der mittels HP-Filterverfahren zerlegt wurde) wa¬hrend der entsprechenden geldpolitischen Periode einschlie§lich des Lags. 2 ) Die Regionen umfassen folgende La¬nder wie Skandinavien: Da¬nemark, Finnland, Schweden, Norwegen; Angelsa¬chsische La¬nder: Vereinigtes Ko¬nigreich, Irland, Kanada, USA; Ozeanien: Australien, Neuseeland; Kontinentaleuropa: O¬sterreich, Belgien, Schweiz, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande. *** (**) [*] bedeutet Signifikanz auf dem Niveau von 1% (5%) [10%]. Die Benchmark-Spezifikation entspricht dem Modell (3) in Tabelle 3. In der Scha¬tzung (2) bzw. (4) wurde GDP_Growth x MPolM bzw. der Output-Gap an Stelle von GDP_Growth verwendet. In Scha¬tzung (3) wurde das Benchmark-Modell um die Inflation erweitert, in Scha¬tzung (5) [6] um La¬nder-[Regionen-]Dummies. 252 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ufige U¬berlegungen 1 Einleitung 1 Ju¬ngste Arbeiten ko¬nnen keinerlei Konvergenz der Transmissionsprozesse im Euroraum feststellen (Toolsema, Sturm und de Haan [2001]). Siehe dazu Kapitel 2. Die Prozesse der geldpolitischen Transmission in den zwo¬lf La¬ndern des Euroraums gestalten sich nicht nur hinsichtlich Art und Umfang unterschiedlich, sie ¬andern sich auch rasch und dies nicht notwendigerweise in gleicher Form.1) Verschiebungen in den o¬konomischen und insbesondere in den finanziellen Strukturen der einzelnen La¬nder sowie vera¬nderte Verhaltensweisen der Wirtschaftssubjekte vera¬ndern auch Ausma§ und Geschwindigkeit der Reaktion auf geldpolitische Schocks (Taylor, 1995a). Das letzte Jahrzehnt hat vor allem auch tief greifende Vera¬nderungen des institutionellen Rahmenwerks gebracht, innerhalb dessen sich das makroo¬konomische Management der Europa¬ischen Union (EU) zu vollziehen hat. Das Binnenmarktprogramm hat auf den Gu¬ter- und Kapitalma¬rkten eine Vielzahl von Beschra¬nkungen eliminiert und damit die wirtschaftliche Integration gefo¬rdert. Die Einfu¬hrung des Euro und die Schaffung einer neuen Institution, der Europa¬ischen Zentralbank (EZB), mit einem eindeutigen Auftrag zur Sicherung der Preisstabilita¬t haben der Geldpolitik klare Richtlinien vorgegeben. Die Vorbereitung auf die moneta¬re Union veranlasste zahlreiche Regierungen zu umfassenden fiskalischen Konsolidierungsma§nahmen, um stabile budgeta¬re Bedingungen auch auf mittlere Sicht zu gewa¬hrleisten. Diese Entwicklungen haben zu deutlich vera¬nderten Akzentuierungen im wirtschaftspolitischen Regime gefu¬hrt. In der entstehenden Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion (WWU) lie§ die zunehmende Akzeptanz und schlie§liche Verankerung der Notenbankunabha¬ngigkeit als unverru¬ckbares institutionelles Arrangement zuna¬chst offenbar die Auffassung zu, dass Geld- und Fiskalpolitik unter diesen Bedingungen nur insofern miteinander zu tun haben, als die einzelstaatlich orientierte Fiskalpolitik neben den Infrastrukturaufgaben und den makroo¬konomischen Stabilisierungsaufgaben gegebenenfalls den Ausgleich asymmetrischer Effekte wahrnimmt, die sich aus der auf den gesamten Euroraum ausgerichteten moneta¬ren Politik ergeben ko¬nnten. Diese Mo¬glichkeiten der nationalen Fiskalpolitik wurden jedoch einerseits durch den Stabilita¬ts- und Wachstumspakt teilweise eingeschra¬nkt, andererseits erwies sich obige Ansicht doch rasch als unhaltbar, und die Erkenntnis setzte sich durch, dass eine Abstimmung zwischen Geld- und Fiskalpolitik unabdingbar sei.2) Die Implementierung des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts kann als wesentlicher Regimewechsel betrachtet werden. Hat seine Einfu¬hrung Konsequenzen auf das bisherige Versta¬ndnis von Effizienz, Wirkungsweise und Wirkungskana¬len der moneta¬ren Politik? Vera¬ndert sich der Transmissionsprozess in dem ãneuenÒ Regime? Welche Ru¬ckwirkungen ko¬nnten sich dadurch auf die geldpolitische Strategie der EZB ergeben? Empirisch orientierte Studien des geldpolitischen Transmissionsmechanismus (z. B. BIZ, 1995) pflegten mo¬gliche Konsequenzen moneta¬rer Schocks fu¬r die Fiskalpolitik und Ru¬ckwirkungen von dieser auf die realen Effekte der Geldpolitik sowie auf die Kontrolle der Inflation nicht zu 2 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × Heinz Glu¬ck 253 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen beachten oder explizit davon zu abstrahieren. Auch ein derzeit laufendes Projekt der EZB mit a¬hnlicher Zielsetzung wie die seinerzeitige Untersuchung1) der Bank fu¬r Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wa¬hlt diese Vorgangsweise. Im Hinblick auf das Studium des Transmissionsprozesses im engeren Sinn und den Vergleich zwischen den teilnehmenden La¬ndern ist die Bedeutsamkeit dieser Untersuchung nicht zu bezweifeln; fu¬r daraus mo¬glicherweise abzuleitende Politikempfehlungen erscheint die Vernachla¬ssigung mo¬glicher fiskalischer Reaktionen auf geldpolitische Ma§nahmen jedoch als Mangel, der in einer na¬chsten Stufe des Projekts behoben werden sollte. Anhaltspunkte dafu¬r liegen vor: Einige neuere o¬konometrische Arbeiten (z. B. Sgherri, 2000) inkludieren neben den bekannten geldpolitischen Transmissionskana¬len auch einen ãfiscal channelÒ, der sich daraus ergibt, dass die Fiskalpolitik ihrerseits reagieren muss, wenn durch moneta¬re Ma§nahmen die Erreichung bestimmter fiskalpolitischer Ziele und Vorgaben (z. B. aus dem Stabilita¬ts- und Wachstumspakt) gefa¬hrdet erscheint. Die konkrete Form einer derartigen fiskalischen Reaktion wird daru¬ber entscheiden, ob das Ausma§ der Transmissionseffekte dadurch versta¬rkt oder abgeschwa¬cht wird, ob also prozyklische, antizyklische oder neutrale Wirkungen auftreten. Im Folgenden soll versucht werden, erste Vorstellungen u¬ber den ¬ stermo¬glichen Effekt und die Gro¬§enordnung eines ãfiscal channelÒ fu¬r O reich zu erlangen. Kapitel 2 gibt einen kurzen Abriss der Literatur zur Begru¬ndung fiskalischer Disziplin, und Kapitel 3 diskutiert die Notwendigkeit der Beru¬cksichtigung fiskalischer Reaktionen im moneta¬ren Transmissionsprozess. Kapitel 4 beschreibt einen ersten Versuch der Einscha¬tzung vera¬nderter Auswirkungen eines geldpolitischen Schocks bei Einbeziehung einfacher fiskalpolitischer Regeln. In Kapitel 5 werden einige Schlussfolgerungen vorgelegt. 2 Zur Notwendigkeit der Einbeziehung eines Fiskalkanals in den Transmissionsprozess Die eingangs beschriebenen Vera¬nderungen des wirtschaftspolitischen Regimes haben das Verha¬ltnis zwischen Geld- und Fiskalpolitik neu gestaltet. Aus der Literatur zu den optimalen Wa¬hrungsra¬umen folgt, dass in einer moneta¬ren Union die Fiskalpolitik u¬ber gro¬§eren Spielraum in Hinblick auf die zyklische Stabilisierung verfu¬gen mu¬sste, um auf diese Weise den Verlust moneta¬rer Autonomie auszugleichen Ð gema¬§ dieser Theorie insbesondere beim Auftreten asymmetrischer Schocks. In diesem Sinn definierte die Europa¬ische Kommission fiskalische Flexibilita¬t als wesentliches Element der Wirtschaftspolitik in der zu errichtenden WWU (Europa¬ische Kommission, 1990). Daru¬ber hinaus wurden zuna¬chst offenbar nur wenige Beru¬hrungspunkte zwischen Geld- und Fiskalpolitik gesehen, und nur unter dieser Pra¬misse war das fu¬r die WWU zuna¬chst offenbar angedachte Nebeneinander von zentraler Geldpolitik und dezentraler Fiskalpolitik als unproblematisch vorstellbar. 1 254 Siehe dazu im Detail Kapitel 3. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen Die Anforderungen an die Fiskalpolitik waren und sind jedoch hoch: Zyklische Stabilisierung und Aufrechterhaltung des langfristigen Wachs¬ konomien sollen gewa¬hrleistet bleiben, und tumspotenzials der nationalen O bei Wahrung fiskalischer Disziplin sollen nicht nur die nationalen, sondern auch die EU-weiten Erfordernisse sowie die Qualita¬t des resultierenden Policy-Mix beachtet werden (Brunila und Martinez-Mongay, 2001). Vor allem um den letzteren Aspekten gerecht werden zu ko¬nnen, wurden durch den Vertrag von Maastricht 1992 und den Stabilita¬ts- und Wachstumspakt des Jahres 1997 entsprechende institutionelle Vereinbarungen getroffen und die nationalen fiskalischen Spielra¬ume durch die Festlegung von Obergrenzen fu¬r Defizit und Schuldenquote sowie des mittelfristigen Ziels eines ¬ berschuss befindlichen Staatshaushalts insgesamt ausgeglichenen oder im U beschra¬nkt. Dieser Ansatz fand keineswegs ungeteilte Zustimmung: Zahlreiche Autoren wie etwa Eichengreen und Bayoumi (1994) sowie Eichengreen und von Hagen (1996) betrachten es als Fehler, auch die fiskalpolitischen Instrumente aus der Hand zu geben, indem man sie an strenge Vorgaben bindet, nachdem in der dritten Stufe der WWU bereits das Wechselkursinstrument aufgegeben wurde: ãVigorously applying the excessive deficit procedures of the treaty to the national budgets of member states would leave postMaastricht Europe with significantly less automatic stabilization than the U.S. economic and monetary union.Ò A¬hnliche Argumente wurden von de Grauwe (1996) vorgebracht: ãWhen asymmetric shocks occur, the requirement to keep budgetary policies in line with the other members will rob countries of the last instrument to absorb these shocks.Ò Eichengreen und Wyplosz (1998) haben diese Kritik erneuert. Einerseits erwarten sie zwar, dass die Durchsetzung des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts und der im Verletzungsfall angedrohten Sanktionen nicht in aller Konsequenz erfolgen wird, andererseits sehen sie jedoch ãa real danger that preoccupation with fiscal consolidation is hindering labor market reform, and hindering more general reforms to enhance economic flexibility and boost productivity growth.Ò Ein weiterer Schwerpunkt der Kritik richtet sich dagegen, dass der Stabilita¬ts- und Wachstumspakt fiskalische Disziplin explizit in ein System einfu¬hrt, in dem bereits moneta¬re Disziplin herrscht. Einige Arbeiten (unter anderen Fata«s und Mihov, 2001, Benhabib, Schmitt-Grohe« und Uribe, 1998) stellen die Frage nach der Vereinbarkeit dieser doppelten Disziplin und weisen auf die Mo¬glichkeit des Auftretens von Instabilita¬ten und multipler Equilibria unter diesen Bedingungen hin: Bei gegebenem moneta¬ren Regime kann nach diesen Untersuchungen die zusa¬tzliche Einfu¬gung einer ãfiscal ruleÒ (im konkreten Fall einer ãbalanced budget ruleÒ) bedeutende und mo¬glicherweise unerwu¬nschte Auswirkungen auf die nominelle Stabilita¬t haben. Die Literatur bietet allerdings auch eine Reihe von Begru¬ndungen fu¬r die Notwendigkeit fiskalischer Disziplin: Auf europa¬ischer Ebene habe die Fiskalpolitik einen Beitrag zur Erreichung der Ziele der EZB und damit zu ihrer Glaubwu¬rdigkeit zu leisten, die neben der Unabha¬ngigkeit der EZB nicht zuletzt auch von einem koordinierten und sinnvollen Policy-Mix Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 255 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen bestimmt werde. Eine umfangreiche Literatur versucht auf theoretischer Ebene, dieses Koordinierungserfordernis zu begru¬nden. In einer gro§en Zahl von Arbeiten zur wirtschaftspolitischen Koordinierung zwischen Geld- und Fiskalpolitik wird auf die Mo¬glichkeit zur besseren Zielerreichung bei Koordinierung und auf die Suboptimalita¬t eines von wirtschaftspolitischem Wettbewerb zwischen mehreren La¬ndern gepra¬gten Policy-Mix verwiesen. In ihren einfacheren Ansa¬tzen argumentiert diese Literatur, dass auf ihre Wiederwahl bedachte Regierungen eine expansivere Fiskalpolitik betreiben werden als nach diversen Kriterien wu¬nschenswert und sinnvoll wa¬re, wodurch die Geldpolitik in der Folge u¬berbelastet wird. Diese potenzielle Sorglosigkeit der Fiskalpolitik wird in einer moneta¬ren Union nach dem Konstruktionsmuster der WWU noch versta¬rkt, weil das geldpolitische Problem auf die supranationale Ebene der EZB gehoben werden kann. Durch die Verha¬ngung von Beschra¬nkungen der nationalen Fiskalpolitiken ko¬nnen solche Entwicklungen verhindert werden. In anderen Papieren (Chari und Kehoe, 1998, Cooper und Kempf, 2000) werden diese Ergebisse dahingehend pra¬zisiert, dass die Notwendigkeit von Beschra¬nkungen der nationalen Fiskalpolitik von der Fa¬higkeit der Zentralbank abha¬ngt, sich auf bestimmte Ziele zu verpflichten. Nur wenn sie das nicht kann, die Fiskalpolitik sich also nicht den geldpolitischen Zielen unterordnet, ist die Verfu¬gung von Beschra¬nkungen angebracht. Bei einer starken und glaubwu¬rdigen Selbstbindung der Zentralbank fu¬hren fiskalische Beschra¬nkungen jedoch lediglich zu vermeidbaren Kosten. Auch die spieltheoretischen Ansa¬tze (z. B. Dixit und Lambertini, 2000) kommen zum Ergebnis, dass fiskalische Diskretion die moneta¬re Verpflichtung ausho¬hlen kann und schon deshalb fiskalische Regeln sinnvoll erscheinen. Gibt es keine Kooperation zwischen Geld- und Fiskalpolitik, liefert das Nash-Gleichgewicht suboptimale Werte fu¬r Output und Inflation. Vorrangigkeit (ãleadershipÒ) eines der beiden Politiksektoren ist wu¬nschenswert, um gu¬nstigere Resultate zu gewa¬hrleisten. Einige Beachtung hat in den letzten Jahren die Fiscal Theory of the Price Level gefunden. Ausgehend von Sargent und Wallace (1981) wird zu zeigen versucht, dass Inflation mit geldpolitischen Mitteln nicht mehr beherrscht werden kann, wenn die Fiskalpolitik undiszipliniert gefu¬hrt wird und Budgetdefizit und/oder Schuldenstand ein hohes Ausma§ erreicht haben. Sims (1999) kritisiert, dass die europa¬ischen Vertra¬ge im Gegensatz dazu den Glauben zu reflektieren scheinen, moneta¬re Stabilita¬t ko¬nnte dadurch garantiert werden, dass sa¬mtliche Beziehungen zwischen der Zentralbank und den fiskalischen Beho¬rden unterbunden werden. Jedes einzelne Mitgliedsland habe fu¬r sich eine passive Fiskalpolitik zu verfolgen, das hei§t, den Prima¬ru¬berschuss in ausreichendem Ma§ zu erho¬hen, wenn bei steigender Staatsschuld ho¬here Zinszahlungen zu leisten sind. Bei einer derartigen Fiskalpolitik, gepaart mit einer aktiven Geldpolitik, die ein moneta¬res Aggregat stabilisiert oder die Zinssa¬tze ausreichend erho¬ht, wenn die Inflation ansteigt, ko¬nnen instabile Gleichgewichtszusta¬nde mit sich selbst beschleunigender Inflation nicht ausgeschlossen werden. Eine derartige Situation kann auch durch ho¬chste Glaubwu¬rdigkeit der Zentralbank nicht verhindert werden. Fu¬r Sims sind die institutionellen Voraussetzungen 256 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen zur Vermeidung solcher Entwicklungen in der WWU vorla¬ufig noch nicht gegeben. Auf modelltheoretischer Ebene schlie§lich ergibt sich die Notwendigkeit der Einbeziehung einer ãfiscal ruleÒ aus dem Erfordernis zur Schlie§ung eines Modells und zur Erfu¬llung der Budgetrestriktion des Staats (Sims, 1995). 3 Erweiterung des Transmissionsprozesses Unser empirisches Wissen u¬ber den Transmissionsprozess ist gering. Bernanke und Gertler (1995) bemerkten noch im Jahr 1995: ãTo a great extent, empirical analysis of the effects of monetary policy has treated the monetary transmission mechanism itself as a black box.Ò Im gleichen Jahr publizierte jedoch die BIZ die Ergebnisse eines Projekts, das den ersten umfassenden Versuch darstellte, die Transmissionsprozesse der Geldpolitik in einer gro¬§eren Gruppe hoch entwickelter La¬nder, na¬mlich in 14 Industriela¬ndern1), darzustellen, oder pra¬ziser,n 1999 the corporation tax rate was lowered to 30% and the advance payment of corporation tax was abolished. was die makroo¬konometrischen Modelle der Zentralbanken der am Projekt teilnehmenden La¬nder dazu auszusagen vermo¬gen, um die Ergebnisse einem Vergleich zu unterziehen. Zu diesem Zweck setzten alle Teilnehmer ihre Modelle einem tempora¬ren Zinssatzschock um 100 Basispunkte (u¬ber zwei Jahre hinweg) aus und errechneten die Auswirkungen auf die Realwirtschaft, auf die Preise, die Wechselkurse und die Leistungsbilanz, etc. Bezu¬glich der Details aus dem umfangreichen Material dieses Beitrags sei auf die Originalpublikation verwiesen; in dieser Studie sei nur allgemein erwa¬hnt, dass signifikante Unterschiede im Transmissionsprozess der einzelnen La¬nder zu erkennen waren, die auf verschiedene Gru¬nde, gema¬§ des damaligen Untersuchungsschwerpunkts zu einem wesentlichen Teil auch auf Unterschiede in den Finanzstrukturen, zuru¬ckgefu¬hrt werden konnten. Eine wesentliche Innovation im Rahmen dieses Projekts stellte der Versuch dar, die globalen Effekte des Zinsschocks in die Beitra¬ge der einzelnen Transmissionskana¬le aufzuspalten, um die Gro¬§enordnung und relative Bedeutung der Kana¬le studieren zu ko¬nnen. Fu¬nf derartige Kana¬le wurden unterschieden: Ð Der Wechselkurskanal quantifiziert die Effekte, die sich infolge der Zinserho¬hung auf den nominellen Wechselkurs und im Weiteren auf Preise und Lo¬hne sowie auf die aggregierte Nachfrage ergeben. Ð Der Substitutionskanal oder Cost-of-Capital-Kanal soll sowohl die direkten Auswirkungen der Zinserho¬hung auf die Investitionsta¬tigkeit als auch die Effekte der Vera¬nderung der relativen Faktorpreise erfassen. Ð Zinsa¬nderungen bewirken Einkommensa¬nderungen bei Haushalten und Unternehmen, die in der Folge die Konsum- und Investitionsentscheidungen beeinflussen. Dies zeigt der Einkommenskanal. Ð Der Vermo¬genskanal misst die indirekten Effekte von Zinsa¬nderungen auf den Wert von Finanzanlagen sowie die gleichfalls daraus folgenden Konsum- und Investitionsentscheidungen. 1 Australien, O¬sterreich, Belgien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Italien, Japan, die Niederlande, Spanien, Schweden, Schweiz, das Vereinigte Ko¬nigreich und die USA. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 257 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen Ð Der direkte Zinseffekt auf die Konsumta¬tigkeit erfasst die Reaktion auf ho¬here Kreditzinsen. Ohne auf die technischen Probleme bei der Isolierung der einzelnen ¬ sterreich1) kurz Kana¬le einzugehen, soll das damalige Ergebnis fu¬r O dargestellt werden: In quantitativer Hinsicht sind der Cost-of-Capital-Kanal und der Wechselkurskanal die wichtigsten Kana¬le der Zinspolitik. Sie unterscheiden sich allerdings deutlich, was den Zeitpunkt des Einsetzens ihrer Wirksamkeit nach Setzen einer zinspolitischen Ma§nahme und die Dauerhaftigkeit ihres Einflusses betrifft: Der Wechselkurseffekt beginnt unmittelbar zu wirken und erweist sich auch als dauerhafter, wa¬hrend der Cost-of-Capital-Kanal erst mit Verzo¬gerung einsetzt, dann jedoch rasch an Bedeutung gewinnt und im dritten und vierten Jahr nach dem Schock auch quantitativ bedeutender wird als der Wechselkurseffekt.2) Die u¬brigen drei Kana¬le erweisen sich demgegenu¬ber als weniger einflussreich. 4 Versuch einer vorla¬ ufigen Abscha¬ tzung Fu¬r eine Antwort auf die Frage, welchen Einfluss das gewandelte wirtschaftspolitische Regime nun auf den Transmissionsprozess haben ko¬nnte, wird es noch weiter reichender Diskussionen und Untersuchungen bedu¬rfen als sie hier angestellt werden konnten. Um einen ersten Eindruck von den mo¬glicherweise involvierten Gro¬§enordnungen zu erhalten, ko¬nnen wir im Rahmen eines einfachen Experiments fragen, inwieweit etwa die Erga¬nzung um einen ãfiscal channelÒ die Ergebnisse des BIZ-Projekts von 1995 modifiziert ha¬tte. Zur Beantwortung dieser Frage wiederholen wir das Simulationsexperiment des BIZ-Projekts; um Vergleichbarkeit zu gewa¬hrleisten, ¬ sterreich erarbeiteten Strukturen3) aus und gehen wir von den damals fu¬r O fu¬gen eine fiskalpolitische Reaktionsfunktion in das bereits damals verwendete Modell ein. Zuna¬chst ist zu kla¬ren, wie diese Regel aussehen ko¬nnte. Die europa¬ischen Vertra¬ge definieren Budgetdefizit und Staatsverschuldung als die entscheidenden fiskalischen Kenngro¬§en. Es liegt nahe, aus den solcherart festgelegten Benchmarks eine ãfiscal ruleÒ so zu formulieren, dass Abweichungen von diesen Benchmarks eine fiskalpolitische Reaktion nach 1 2 3 258 Das verwendete Modell wies im Wesentlichen eine keynesianische Struktur auf. Die Entwicklungslinie im gegensta¬ndlichen Fall eines Zinssatzschocks verla¬uft vom politikkontrollierten Zinssatz zur inla¬ndischen Zinsstruktur, die in Relation zu den ausla¬ndischen Zinssa¬tzen den Wechselkurs (mit)bestimmt. Dadurch werden in der Folge die Importpreise, das inla¬ndische Preisniveau und der Lohnsatz beeinflusst. Zinssa¬tze, Wechselkurs und das Lohn-Preis-Gefu¬ge bestimmen nun die Nachfragekomponenten des BIP und die solcherart generierten (Real)Einkommen. Arbeitskra¬ftenachfrage, Geldnachfrage, Vermo¬gensgro¬§en, Fiskalbereich, etc. ko¬nnen sodann unmittelbar errechnet werden. Siehe dazu Glu¬ck (1995). Die Bezeichnung als ãquantitativ bedeutendÒ ist in Relation dazu zu sehen, dass der Gesamteffekt des Zinssatzschocks auf das BIP in der damaligen Untersuchung relativ gering war, das hei§t sich im Zehntelprozentpunktbereich bewegte. Zwischenzeitlich vorgenommene Neuberechnungen deuten jedoch auf eine signifikante Intensivierung der Effekte eines vergleichbaren Zinssatzschocks im Allgemeinen wie auch in Hinblick auf den Einfluss einzelner Kana¬le hin. Selbstversta¬ndlich hat es seit 1994/95 Fortschritte im makroo¬konometrischen Modellbau sowie A¬nderungen in manchen Beziehungen der o¬sterreichischen Wirtschaft gegeben. Nur unter dieser Einschra¬nkung ko¬nnen die Ergebnisse auf gegenwa¬rtige Bedingungen u¬bertragen werden. Es geht hier jedoch weniger um eine (scheinbare) Exaktheit und Aktualita¬t, sondern zuna¬chst um eine grundsa¬tzliche Einscha¬tzung des Einflusses des Fiskalkanals. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen sich ziehen, etwa in Form einer Vera¬nderung des Steuersatzes. Bezeichnen wir den durchschnittlichen Steuersatz mit t und das Budgetdefizit (in Prozent des BIP) in der ada¬quaten Definition mit b sowie mit b die Benchmark, dann ko¬nnte eine einfache ãfiscal ruleÒ in Bezug auf das Defizit folgendes Aussehen haben: t a b ÿ b ; a > 0 1 Definieren wir mit d den Schuldenstand in Prozent des BIP und mit d die zugeho¬rige Benchmark (im konkreten Fall 60%), so kann Ð fu¬r Situationen, in denen diese Gro¬§e im Mittelpunkt der Bemu¬hungen steht Ð eine alternative fiskalische Regel formuliert werden als t c d ÿ d ; c > 0 2 Bezu¬glich der Wahl konkreter Werte fu¬r die Parameter a und c sind weder in der Literatur Hinweise zu finden, noch liefert die Empirie stabile Ergebnisse beim Versuch, Werte aus der Entwicklung der Vergangenheit zu gewinnen. Nach einigen eigenen Scha¬tzversuchen kalibrierten wir schlie§lich einen . . Wert von 0 4 fu¬r a und von 0 1 fu¬r c. Diese beiden so festgelegten fiskalischen Regeln fu¬hren wir alternativ in das makroo¬konometrische Modell ein und vergleichen, welchen Vera¬nderungen die Ergebnisse im Verha¬ltnis zur Simulation, in welcher der Zinssatzschock ohne Beru¬cksichtigung fiskalischer Reaktionen durchgefu¬hrt wurde, unterliegen. Die Ergebnisse fu¬r das BIP und die Inflation sind in den Grafiken 1 und 2 dargestellt. Rule (1) bezeichnet dabei die Resultate, die sich bei Anwendung von Gleichung (1) ergeben, Rule (2) analog diejenigen gema¬§ Gleichung (2). Grafik 1 Temporärer Zinsschock Auswirkungen auf das BIP in Mrd EUR 0'4 0'2 0'0 0'2 0'4 0'6 0'8 1'0 1 Jahre 2 Rule (1) 3 4 5 Rule (2) 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Zinsschock Quelle: OeNB. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 259 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen Diese einfachen Simulationen besta¬tigen zuna¬chst vor allem die nahe liegende Vermutung eines durch die fiskalischen Regeln versta¬rkten restriktiven Effekts einer Zinserho¬hung auf die Realwirtschaft Ð letzten Endes nichts anderes als die Grund legende keynesianische Einsicht, dass ãbalanced budget rulesÒ die Amplitude der Konjunkturschwankungen durch das Erfordernis steigender Steuersa¬tze oder der Ku¬rzung von Staatsausgaben vergro¬§ern. Beide Regeln zeigen zuna¬chst eine gegenu¬ber dem reinen Zinssatzschock versta¬rkte Abschwa¬chung des BIP, dann jedoch Ð wenn auch u¬ber relativ lange Zeitra¬ume Ð eine raschere Erholung, weil die Anpassung an erwu¬nschte Kapitalstocks sowohl im Investitionsbereich wie auch im Bereich dauerhafter Konsumgu¬ter nach der intensiveren anfa¬nglichen Abschwa¬chung gegenu¬ber der Vergleichslo¬sung in versta¬rktem Ausma§ einsetzt. Wesentlich weniger als die realen Effekte sind zumindest im empirischen Bereich die Auswirkungen der ãfiscal rulesÒ auf die nominelle Stabilita¬t erforscht. Unsere diesbezu¬glichen Ergebnisse erweisen sich als gering und sind im Wesentlichen eine Konsequenz der konjunkturellen Abschwa¬chung. Um eventuelle Effekte, wie sie die Fiscal Theory of the Price Level postuliert, abbilden zu ko¬nnen, wa¬re zweifellos eine komplexere Modellstruktur erforderlich. Der anfa¬ngliche geringfu¬gige Preisanstieg kommt dadurch zu Stande, dass die Bescha¬ftigung auf die Wachstumsabschwa¬chung mit Verzo¬gerung reagiert, sodass sich ein voru¬bergehender Produktivita¬tsverlust mit entsprechenden Preiseffekten ergibt. Grafik 2 Temporärer Zinsschock Auswirkungen auf den BIP-Deflator in Prozentpunkten 0'05 0'00 0'05 0'10 0'15 0'20 0'25 0'30 0'35 1 Jahre 2 Rule (1) 3 4 Rule (2) 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 Zinsschock Quelle: OeNB. Es ist nochmals darauf hinzuweisen, dass die gewa¬hlten Parameterwerte fu¬r a und c in den Gleichungen (1) und (2) Na¬herungswerte darstellen, die empirisch noch besser abgesichert werden mu¬ssten, und dass alle Ergebnisse natu¬rlich modellabha¬ngig sind. Selbst unter dieser Einschra¬nkung und bei 260 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen vorsichtiger Einscha¬tzung sind aber deutliche Reaktionen des Gesamtsystems und eine Intensivierung des Transmissionsprozesses insgesamt festzustellen. Grafik 3 zeigt die Aufspaltung der Transmissionskana¬le in der Simulation gema¬§ Rule (1), also der auf das Budget bezogenen Fiskalregel. Die Ergebnisse fu¬r die bereits zuvor beschriebenen Kana¬le decken sich mit jenen aus der BIZ-Studie; hinzu tritt der deutlich ausgepra¬gte Fiskalkanal1), der gro¬§enordnungsma¬§ig die anderen Kana¬le dominiert und der auch die in Grafik 1 gezeigte erho¬hte zyklische Schwankung nach einer geldpolitischen Ma§nahme erkla¬rt.2) Grafik 3 Dekomposition der Transmissionskanäle Veränderung des BIP in Prozentpunkten 0'15 0'10 0'05 0'00 0'05 0'10 0'15 0'20 0'25 1 Jahre 2 Fiscal Channel Einkommenskanal Vermögenskanal 3 4 5 6 7 Zinseffekt auf Konsum Wechselkurskanal Cost of Capital Quelle: OeNB. 5 Schlussfolgerungen und Ausblick Als Schlussfolgerungen, Thesen und Anregungen fu¬r die weitere Forschung bieten sich an: Die Einbeziehung eines ãfiscal channelÒ stellt offenkundig eine sinnvolle Erga¬nzung zu den Untersuchungen u¬ber den Transmissionsprozess dar und vera¬ndert denselben in einem nicht vernachla¬ssigbaren Ausma§. Die Umgestaltung des wirtschaftspolitischen Regimes in der WWU scheint demnach einen Einfluss auf die Wirkungen der Geldpolitik zu haben: Die Amplitude der durch den Zinsschock ausgelo¬sten Schwankungen im realen Bereich wird offenbar erho¬ht. Diese Verscha¬rfung der restriktiven Effekte durch die ãbalanced budget rulesÒ stellt zwar keineswegs eine neue Erkenntnis dar, scheint in der aktuellen wirtschaftspolitischen Diskussion aber ha¬ufig u¬bersehen zu werden. 1 2 Sgherri (2000) gelangt zu einem a¬hnlichen Resultat. Pe«rez und Hiebert (2001) entwickeln eine Methode zur Ableitung einer ãfiscal ruleÒ, die diese destabilisierenden Effekte zumindest gla¬ttet. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 261 Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ tsund Wachstumspakts Ð einige vorla¬ ufige U¬ berlegungen Gelegentlich vorgebrachte Vermutungen, dass die Transmission geldpolitischer Impulse Ð etwa unter dem Einfluss zunehmender Effizienz der Finanzma¬rkte Ð schwa¬cher geworden sein ko¬nnte, treffen unter diesen Umsta¬nden offenbar nicht zu. Im Gegenteil: Die Auswirkungen einer geldpolitischen Ma§nahme werden durch die Beru¬cksichtigung der fiskalpolitischen Reaktionen versta¬rkt. Es kann jedoch angenommen werden, dass die fiskalischen Reaktionen auf geldpolitische Ma§nahmen der EZB zwischen den Mitgliedsla¬ndern der WWU unterschiedlich sind. Trifft dies zu, so kann dies als weiteres Argument gelten, warum eine (angenommene oder behauptete) zunehmend harmonisierte Reaktion in den einzelnen Mitgliedsla¬ndern auf die zentrale Geldpolitik wenig plausibel erscheint. Das Auftreten von Instabilita¬ten in Hinblick auf die Preisentwicklung konnte bei dem hier durchgefu¬hrten einfachen Experiment nicht beobachtet werden. Derartige Effekte ko¬nnten wohl nur bei komplexeren Simulationen auftreten; dazu wa¬ren weitere Untersuchungen anzustellen. Mehrere Studien (Benhabib, Schmitt-Grohe« und Uribe, 1998; Sims, 1999) weisen auf theoretischer Ebene unter bestimmten Voraussetzungen diese Mo¬glichkeit von Instabilita¬t in den Preisen nach, wenn geld- und fiskalpolitische Regeln in ungu¬nstiger Parameterkonstellation vorliegen. Das gea¬nderte wirtschaftspolitische Regime ist damit offenbar nicht ohne Risiken. Die vorsichtige Vorgangsweise der EZB bei Zinsa¬nderungen erscheint daher insofern sinnvoll, als sich versta¬rkende und kumulierende Effekte vermieden werden. ¬ konomie dahingehend unterTaylor (2000) hat 18 Modelle der US-O sucht, welche Auswirkungen die in diesen Modellen zum Ausdruck kommenden unterschiedlichen Auffassungen u¬ber den Transmissionsprozess auf eine daraus mittels stochastischer Simulation abzuleitende optimale Geldregel ha¬tten. Das Ergebnis lautet, dass diese unterschiedlichen Sichtweisen letzten Endes doch zu sehr ¬ahnlichen und einfachen Regeln fu¬hren, die auch eine ãgute PolitikÒ gewa¬hrleisten. Derartige Untersuchungen fehlen fu¬r Europa weitgehend. Fu¬r die WWU ko¬nnte eine derartige optimale Geldregel gema¬§ den zuvor angestellten U¬berlegungen offenbar nur unter Beru¬cksichtigung der Bestimmungen des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts und der daraus abgeleiteten ãfiscal rulesÒ bestimmt werden. Dies sollte Schwerpunkt weiterer Forschungen sein. 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CESinfo Working Paper Nr. 465. 264 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Einleitung Die Modelle des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik zeigen auf, wie Vera¬nderungen der Geldpolitik auf die Produktion und die Inflation wirken. Sie konzentrieren sich auf wirtschaftliche Verhaltensweisen, wobei sie die Verbindung zwischen geldpolitischen Ma§nahmen und real- und finanzwirtschaftlichen Entscheidungen herstellen, durch die die Ausgaben und Preisbildung in der Wirtschaft bestimmt werden. Die Modelle des Transmissionsmechanismus sind mitunter sehr komplex, da die wirtschaftlichen Verhaltensweisen, die zu Ausgabenentscheidungen und zur Preisfestsetzung fu¬hren, zahlreich und facettenreich sind, sich gegenseitig beeinflussen und au§erdem Vera¬nderungen unterworfen sind. Schwierigkeiten bei der Entwicklung der Modelle entstehen vor allem auf Grund der komplexen Natur der U¬bertragungswege der Geldpolitik. Ein breit fundierter Ansatz ¬ konomen in der geldpolitischen zum Transmissionsmechanismus ist fu¬r O Beratungsta¬tigkeit unabdingbar, da den Empfehlungen andernfalls die wirtschaftspolitische Substanz fehlt. Die Konstruktion eines mathematischen Modells des Transmissionsmechanismus ist folglich eine Formalisierung dieses Ansatzes. Die mathematischen Modelle des Transmissionsmechanismus sind in der Lage, eine Hilfestellung fu¬r geldpolitische Entscheidungstra¬ger und Berater zu bieten, da sie strenge systematische Vorgaben fu¬r die geldpolitische Debatte schaffen und gleichzeitig quantifizierbare Empfehlungen fu¬r die Politikformulierung produzieren. Durch strenge systematische Vorgaben lassen sich die einzelnen der geldpolitischen Empfehlung zu Grunde liegenden Elemente des Transmissionsmechanismus identifizieren und quantifizieren. Daru¬ber hinaus hilft die strenge Systematik den Notenbankern, die erhaltenen Empfehlungen besser zu verstehen. Eine strenge Systematik verbessert auch die Zeitkonsistenz der Empfehlungen, indem ein Geru¬st vorgegeben wird, auf dessen Basis die Gru¬nde fu¬r eingetretene A¬nderungen aufgezeigt und erla¬utert werden ko¬nnen. Strenge systematische Vorgaben bringen mo¬gliche innere Widerspru¬che zu Tage und helfen den Entscheidungstra¬gern zu erkennen, worin die Schwa¬chen und Sta¬rken der den Empfehlungen zu Grunde liegenden wirtschaftlichen Logik bestehen. Strenge systematische Vorgaben erlauben den Konstrukteuren der Modelle, ihre Sichtweise des Transmissionsmechanismus zu begru¬nden, sodass fu¬r die Geldpolitiker leichter erkennbar wird, wann ein Modell funktionsfa¬hige Empfehlungen hervorbringt und in welchen Fa¬llen nur unzureichende Ergebnisse zu erwarten sind. Strenge systematische Vorgaben schaffen die Basis fu¬r eine angemessenere Kommunikation von geldpolitischen Entscheidungen, da die einer Empfehlung zu Grunde liegenden Faktoren angesprochen und dadurch die wirtschaftlichen Gru¬nde, die fu¬r eine A¬nderung der Geldpolitik ausschlaggebend waren, erkla¬rt werden. Schlie§lich fo¬rdern strenge systematische Vorgaben auch die geldpolitische Diskussion, da fu¬r Notenbanker und ¬ ffentlichkeit die genauen Ursachen erkennbar werden, warum unterdie O 1 Jack Selody1) Jack Selody Ð Leiter der Abteilung Monetary and Financial Analysis, Bank of Canada. Der Autor dankt Kevin Moran, Chuck Freedman und David Longworth. Die in dieser Studie vertretenen Ansichten decken sich nicht notwendigerweise mit jenen der Bank of Canada. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 265 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik schiedliche Sichtweisen des Transmissionsmechanismus zu widerspru¬chlichen Empfehlungen fu¬hren; dies tra¬gt dazu bei, die politische Debatte voranzutreiben. Zusammengefasst la¬sst sich sagen, dass strenge systematische Vorgaben fu¬r mathematische Modelle sowohl fu¬r Geldpolitiker und deren Berater wie auch fu¬r Modellkonstrukteure ein nu¬tzliches Geru¬st schaffen, durch das die Hintergru¬nde einer geldpolitischen Empfehlung transparent werden, und damit die Formulierung und die Vermittlung von geldpolitischen Entscheidungen erleichtert wird. Es ist demzufolge das den Modellen des Transmissionsmechanismus inha¬rente Potenzial zur Verbesserung des geldpolitischen Beratungsprozesses, das fu¬r Geldpoltiker und deren Berater von Interesse ist. Um in diesem Prozess wirksam eingesetzt zu werden, mu¬ssen die Modelle des Transmissionsmechanismus u¬ber ihre rein datenanalytische Funktion hinaus verbessert werden. Erforderlich sind Modelle, die zuverla¬ssig, leicht zu handhaben und zu interpretieren sind und die der intuitiven Erkenntnisfa¬higkeit der Geldpolitiker so weit als mo¬glich entgegenkommen, indem sie einfache Erkla¬rungen liefern. Diese Forderung la¬sst sich durch die Entwicklung von Modellen erfu¬llen, die u¬ber ein abstraktes Instrumentarium mathematischer Formeln hinausgehen und zusa¬tzliche Aspekte beru¬cksichtigen, die den Geldpolitikern und deren Beratern die erforderliche Hilfestellung bieten. Die Modelle, die diese zusa¬tzlichen Erfordernisse nicht erfu¬llen, werden von den Notenbankern und deren Beratern auf Grund der Gefahr von Fehlinterpretationen nicht gern eingesetzt. Deshalb entwickeln die Modellkonstrukteure Modelle mit erweiterter Funktionalita¬t. In diesem Beitrag werden die wichtigsten Kriterien aufgezeigt, die die Modelle des Transmissionmechanismus der Geldpolitik erfu¬llen sollten. Vorgeschlagen werden zehn Modellierungsgrundsa¬tze, durch deren konsequente Umsetzung die Modelle zu wirksamen Beratungsinstrumenten entwickelt werden ko¬nnen. Bei der Erarbeitung dieser Prinzipien wurde versucht, auf eine Einschra¬nkung der den Modellen zu Grunde liegenden Wirtschaftstheorien und wirtschaftlichen Verhaltensweisen zu verzichten, da es vielmehr wichtig erscheint, die Modellkonstrukteure zu ermutigen, ihre Modelle auf einer Reihe unterschiedlicher Theorien aufzubauen. Die geldpolitischen Empfehlungen erweisen sich als besser, wenn der Transmissionsmechanismus aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfasst wird.1) Unabha¬ngig von diesem Paradigma mu¬ssen die mit den Modellen abgeleiteten Empfehlungen jedoch fu¬r die Notenbanker und deren Berater nachvollziehbar bleiben. Um dies zu gewa¬hrleisten, mu¬ssen die eingesetzten Modelle unter Einhaltung bestimmter Kriterien konstruiert werden. 1. Prinzip: Beru ¬ cksichtigung einer permanenten Inflation Die Modelle des Transmissionsmechanismus werden von den Notenbankern unter anderem dazu verwendet, um die geldpolitischen Ma§nahmen zu 1 266 Siehe Engert und Selody (1998), Selody (2000) sowie Longworth und Freedman (2000) zu einer umfassenderen Ero¬rterung der Frage, warum multiple Modelle zu besseren geldpolitischen Beratungsergebnissen fu¬hren. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik bestimmen, mit deren Hilfe ein Inflationsziel erreicht wird.1) Der fu¬r Notenbanker zentrale Aspekt eines Modells des Transmissionmechanismus ist infolgedessen die Theorie der Inflation Ð also eine Beschreibung der Faktoren, die dazu beitragen, die Inflation auf ein bestimmtes Niveau zu bringen und dort zu halten. Von gro§em Interesse fu¬r den Geldpolitiker sind auch Theorien u¬ber die Gru¬nde, die die Produktion und die Inflation in Reaktion auf wirtschaftliche Schocks um diesen Steady State schwanken lassen, wobei aber die Vermeidung dieser Zyklen dem Ziel, die Inflation in die gewu¬nschten Bahnen zu lenken, untergeordnet ist. Es gibt Modelle des Transmissionsmechanismus, die sich auf jeweils unterschiedliche Aspekte der Transmissionskana¬le konzentrieren, u¬ber die geldpolitische Ma§nahmen die Produktion und die Inflation beinflussen, bzw. Modelle, die unterschiedliche Ansa¬tze zur Beschreibung der Dynamik der Output- und Inflationsschwankungen verfolgen. Die Mehrzahl dieser Modelle basiert jedoch auf einer von zwei Kerntheorien zur Beschreibung der Bedingungen zur Stabilisierung der Inflationsrate. Die eine Theorie geht davon aus, dass die Trendinflation von der Kontrolle der Notenbank u¬ber die Produktionslu¬cke und die Inflationserwartungen bestimmt wird. Nach dieser Theorie wirkt die Geldpolitik u¬ber ihren Einfluss auf die Ausgabenentscheidungen der Wirtschaftssubjekte, die sich wiederum auf die Produktionslu¬cke niederschlagen und dadurch eine Vera¬nderung der Inflation gefolgt von einer A¬nderung der Inflationserwartungen bewirken. Zum Beispiel verursacht eine restriktive Geldpolitik einen Anstieg der Kreditkosten und eine Verringerung der Liquidita¬t, was die Haushalte und Unternehmen veranlasst, weniger Geld auszugeben. Dadurch entsteht ein Angebotsu¬berhang bei Waren und Dienstleistungen, der zu einem tempora¬ren Ru¬ckgang der Inflationsrate fu¬hrt, da die Unternehmen Preisabschla¬ge anbieten, um die Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen anzukurbeln. Wenn nun dieser tempora¬re Inflationsru¬ckgang einige Zeit anha¬lt, sinken die Inflationserwartungen. Dadurch bleibt die Inflationsrate auf einem geringeren Niveau als zuvor, selbst nachdem sich die Konjunktur so weit erholt hat, dass die Unternehmen ihre Preisabschla¬ge wieder ru¬ckga¬ngig machen. Nach dieser Theorie kann sich die Inflation nicht dauerhaft vera¬ndern, ohne dass die Notenbank eine Vera¬nderung der Produktionslu¬cke und der Inflationserwartungen herbeifu¬hrt.2) Nach der anderen Theorie ist die Trendinflation vom Ausma§ der Geldmengenausweitung bestimmt, das von der Notenbank indirekt kontrolliert wird. Wie auch gema¬§ der ersten Theorie verursacht eine restriktive Geldpolitik einen Anstieg der Kreditkosten und eine Verringerung der Liquidita¬t. Allerdings fu¬hrt die restriktive Geldpolitik in diesem Fall dazu, dass die Banken ihr Kreditangebot beschra¬nken und den Unternehmen und Haushalten dadurch weniger Geld zur Verfu¬gung steht. Das verringerte 1 2 Siehe Duguay und Longworth (1998) zu einer Ero¬rterung der von der Bank of Canada eingesetzten makroo¬konomischen Modelle. Siehe Black et al. (1994) und Coletti et al. (1996) fu¬r eine Beschreibung eines auf dieser Theorie der Inflation aufbauenden Modells. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 267 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Kreditangebot veranlasst die Unternehmen und Haushalte, weniger Geld fu¬r Waren und Dienstleistungen auszugeben, wodurch die Geldnachfrage sinkt. Durch den parallel verlaufenden Ru¬ckgang im Geldangebot und in der Geldnachfrage wa¬chst die Geldmenge weniger schnell und, da weniger Geld in die Unternehmen flie§t, reduzieren diese ihre Preise. Diese Preisreduktion ist dauerhafter Natur, da sie dem Ru¬ckgang entspricht, der erforderlich ist, um ein neues Gleichgewicht der realen Kaufkraft der Geldmenge herzustellen, die den Haushalten und Unternehmen zur Verfu¬gung steht. Wo der Ru¬ckgang im Angebot und der Nachfrage nach Geld nicht gleichma¬§ig verla¬uft, entstehen tempora¬re realwirtschaftliche Effekte. Ein im Vergleich zur Nachfrage zu geringes Geldangebot wirkt da¬mpfend auf die Ausgaben, da die Unternehmen und Haushalte ihre Einka¬ufe zuru¬ckschrauben, um Geld zur Deckung ihrer Nachfrage anzusparen. In einem Steady State hingegen ist Ð bei einer gleichzeitig geringeren Wachstumsrate Ð ein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage nach Geld gegeben, wodurch auch die Inflation niedriger ist.1) U¬berraschend ist, dass nicht alle der angeblich den Transmissionsmechanismus beschreibenden Modelle den Test bestehen, in Reaktion auf geldpolitische Ma§nahmen unterschiedliche Steady-State-Inflationsraten zu generieren. Viele empirische Modelle, wie z. B. VAR-Modelle (Vektor-Autoregressionsmodelle) und VEC-Modelle (Vektor-Fehlerkorrekturmodelle), verwenden bei der Ableitung der Parameterscha¬tzungen stationa¬re Daten. In diesen Modellen ist die Steady-State-Inflationsrate ha¬ufig eine exogene Konstante, die als durchschnittliche Inflationsrate im Zeitverlauf gescha¬tzt wird. Praktisch bedeutet dies, dass diese Modelle sehr stabil sind, wobei die Inflation nach einer Reihe von geldpolitischen Ma§nahmen immer zu ihrem historischen Durchschnitt zuru¬ckkehrt.2) Um fu¬r Geldpolitiker von Nutzen zu sein, mu¬ssen diese Modelle jedoch um eine Theorie erweitert werden, die beschreibt, wodurch es zu Vera¬nderungen der Steady-StateInflationsrate kommt. Leider gibt es nur wenige erweiterte VAR- und VECModelle, wodurch die Verwendbarkeit der Modelle zur Erarbeitung umfassender geldpolitischer Empfehlungen eingeschra¬nkt ist. Ein vollsta¬ndiges Modell des Transmissionsmechanismus muss jedoch die Mo¬glichkeit bieten, eine dauerhafte A¬nderung der Inflationsrate zu bewirken. Eine anhaltend zu lockere oder zu restriktive Geldpolitik sollte zu einem dauerhaften Anstieg oder Ru¬ckgang der Inflation fu¬hren. Es ist folglich eine grundlegende Anforderung an die Modelle des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik, dass sie unterschiedliche Steady-State-Inflationsraten zu generieren vermo¬gen. Diese Grundvoraussetzung sollte von allen in der geldpolitischen Beratung verwendeten Modellen erfu¬llt werden, da Emp1 2 268 Siehe Rose und Selody (1985) fu¬r ein Beispiel eines auf dieser Theorie aufbauenden Modells, und Laidler (1999) fu¬r eine vertiefende Ausfu¬hrung dieser Theorie. Eine andere Interpretation dieser Eigenschaft ist, dass diese Modelle nur geldpolitische Ma§nahmen mit tempora¬rem Effekt auf die Inflation zu simulieren vermo¬gen. So gesehen sind sie jedoch von beschra¬nktem Interesse fu¬r Geldpolitiker, die Hilfestellung bei der Frage suchen, wie die Inflation in Richtung einer neuen Zielrate bewegt werden kann, oder fu¬r Geldpolitiker, die einen Indikator suchen, der aufzeigt, wann die Inflationsrate die Zielrate zu verfehlen droht, und welche geldpolitischen Ma§nahmen erforderlich sind, um dies zu verhindern. × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik fehlungen, die mit Modellen erarbeitet werden, die dieses Merkmal nicht erfu¬llen, fa¬lschlicherweise unterstellen ko¬nnten, dass die Inflation von selbst nachlassen wird, wenn in Wirklichkeit eine geldpolitische Reaktion erforderlich ist. 2. Prinzip: Klare Abbildung mikroo ¬ konomischen Verhaltens Der Schlu¬ssel zur Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus, die fu¬r Geldpolitiker und deren Berater versta¬ndlich sind, besteht darin, das mikroo¬konomische Verhalten der preisbildenden Wirtschaftssubjekte klar abzubilden.1) Diese Wirtschaftssubjekte sind gro¬§tenteils private Akteure, mehrheitlich Unternehmen, und ko¬nnen auch ausla¬ndische Akteure, private Haushalte und Market-Maker (z. B. Auktionatoren) umfassen. Leider bleiben viele Modellbauer sehr vage im Hinblick auf die Frage, wie diese unterschiedlichen Akteure Preise bilden, wobei unterstellt wird, dass die Inflation durch eine gesamtwirtschaftliche Output- oder Geldlu¬cke bestimmt wird. Der wirtschaftstheoretische Hintergrund dieser Modelle ist fu¬r Geldpolitiker und deren Berater nur schwer nachvollziehbar. Vor allem la¬sst sich nicht feststellen, ob das aktuelle Verhalten dieser Akteure mit dem historischen Verhalten u¬bereinstimmt. Verbunden mit den beiden inflationstheoretischen Ansa¬tzen, auf denen die Mehrzahl der Modelle des Transmissionsmechanismus aufbaut, sind zwei unterschiedliche Ansa¬tze zur Erkla¬rung der mikroo¬konomischen Motive der Preisbildung. Ein Ansatz betont die realwirtschaftlichen Variablen, die in die Entscheidungen der Preisbildner einflie§en, wa¬hrend der andere Ansatz die finanzwirtschaftlichen Variablen in den Vordergrund stellt. In der realen Welt werden von den Preisbildnern real- und finanzwirtschaftliche Variablen beru¬cksichtigt, und realwirtschaftliche Entscheidungen werden oft von finanzwirtschaftlichen Entscheidungen beeinflusst und umgekehrt. Dessen ungeachtet konzentriert sich die Mehrzahl der Modelle des Transmissionsmechanismus entweder auf die realwirtschaftlichen oder die finanzwirtschaftlichen Aspekte einer Entscheidung, wobei diese Unterscheidung allerdings eine brauchbare Mo¬glichkeit darstellt, um zwischen den einzelnen Modellen des Transmissionsmechanismus zu differenzieren. Modelle, die die realwirtschaftlichen Aspekte des Verhaltens bei der Preisbildung betonen, gehen ha¬ufig davon aus, dass sich die Waren und Dienstleistungen produzierenden Unternehmen bei der Preisbildung am Verha¬ltnis zwischen Umsatz und Produktionskapazita¬t orientieren. Wenn der Umsatz relativ hoch ist, heben diese Unternehmen die Preise u¬ber das u¬bliche Niveau an, bzw. senken sie die Preise bei niedrigen Umsa¬tzen unter dieses Niveau. Normale Preiserho¬hungen werden durch Inflationserwartungen oder durch steigende Faktorkosten bestimmt. Diese wiederum ha¬ngen 1 Lucas (1980, 1987) trug wesentlich dazu bei, der Forderung nach Mikrofundierung makroo¬konomischer Modelle Nachdruck zu verleihen. Eine aktuellere Auseinandersetzung zum Einsatz von Mikrofundierungen in Modellen des Transmissionsmechanismus finden sich bei Williamson (1996) und Danthine (1997). Beispiele fu¬r aktuelle, mikrofundierte Modelle der Bank of Canada finden sich bei Hendry und Zhang (1998), Amano, Hendry und Zhang (2000) sowie Yuan und Zimmermann (2000). Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 269 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik vom Verha¬ltnis zwischen Faktorangebot und Faktornachfrage und den Inflationserwartungen der Wirtschaftssubjekte ab, die das Faktorangebot stellen bzw. nutzen. Das Gesamtverhalten dieser Akteure nimmt die Form einer um die Erwartungen erweiterten Phillips-Kurve an. Modelle, die die finanzwirtschaftlichen Aspekte des Preisbildungsverhaltens betonen, gehen davon aus, dass die einzelnen Akteure bei der Preisfestsetzung die jeweils aktuelle mit der angestrebten Liquidita¬tsposition vergleichen. Im Fall von Liquidita¬tsengpa¬ssen tendieren diese Wirtschaftssubjekte dazu, die Preise zu senken, um den Umsatz und die Mittelzuflu¬sse zu beleben. Sind hingegen ausreichend liquide Mittel vorhanden, erho¬hen diese Akteure die Preise in ihrem konstanten Streben nach Gewinnsteigerungen, wobei sie in dieser Situation einen allfa¬lligen durch zu starke Preiserho¬hungen verursachten Umsatzru¬ckgang leichter verkraften. Gema¬§ diesem Ansatz werden normale Preiserho¬hungen vom normalen bzw. erwarteten Wachstum der Liquidita¬tsposition (das hei§t dem Trendwachstum der Geldmenge) bestimmt. Das Gesamtverhalten dieser Akteure nimmt ebenfalls die Form einer Phillips-Kurve an, wobei diese aber eine Geldlu¬cke und das Trendwachstum der Geldmenge als erkla¬rende Variablen entha¬lt. Um die mikroo¬konomischen Hintergru¬nde des Preisbildungsprozesses zu verstehen, ist es notwendig herauszufinden, welche Faktoren die Ausgaben in der Wirtschaft und den mit diesen Ausgaben verbundenen Cash-Flow bestimmen. Bei diesen Faktoren handelt es sich um die Kana¬le des Transmissionmechanismus Ð na¬mlich die unterschiedlichen U¬bertragungswege, u¬ber die Liquidita¬t Preisgestaltungsentscheidungen zu beeinflussen vermag. Ohne eine gut ausformulierte Beschreibung der Transmissionskana¬le ist kein Modell des Transmissionsmechanismus vollsta¬ndig. Pra¬ziser ausgedru¬ckt ist es der Mechanismus, u¬ber den ein Gleichgewichtsaspekt zuerst gesto¬rt und dann wiederhergestellt wird, mit der Folge, dass es fu¬r die Dauer des Ungleichgewichtszustands in der Wirtschaft zu tempora¬ren Fehlallokationen von Ressourcen kommt. Der entscheidende Aspekt liegt in der wirtschaftlichen Ursache, warum ein Gleichgewichtszustand nur langsam wieder erreicht wird. Dies liegt gewo¬hnlich daran, dass sich die Preise nach einem Schock nur langsam an die neuen Gleichgewichtswerte anpassen. Die mikroo¬konomische Theorie des Transmissionskanals erkla¬rt, warum sich ein Gleichgewicht nur langsam wieder einstellt, und liefert damit eine Erkla¬rung, inwiefern die Geldpolitik reale Effekte erzeugt. Die bekanntesten Beispiele nomineller Rigidita¬ten sind (i) bindende Vertra¬ge, gema¬§ denen die zu einem fru¬heren Zeitpunkt fixierten Preise fu¬r die Geltungsdauer des Vertrags nicht gea¬ndert werden ko¬nnen, (ii) eine zeitaufwa¬ndige Suche nach anderen Wirtschaftssubjekten, die bereit sind, Gescha¬fte zum neuen Gleichgewichtspreis zu ta¬tigen, (iii) unvollkommene Information, auf Grund derer der neue Gleichgewichtspreis erst nach Ablauf einer gewissen Zeit und mo¬glicherweise nach der Abwicklung zahlreicher Gescha¬fte gebildet wird, (iv) Menu¬kosten, durch die eine Preisanpassung verzo¬gert wird, weil Preisa¬nderungen mit hohen Kosten verbunden sind, und (v) etablierte Gewohnheiten, die starke oder kumulative Anreizvera¬n- 270 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik derungen notwendig machen, bevor ein Verhalten gea¬ndert wird.1) Fast alle Kana¬le des Transmissionsmechanismus weisen in mehr oder minder hohem Ausma§ derartige Rigidita¬ten auf. Die wichtigsten in den Modellen des Transmissionsmechanismus enthaltenen Kana¬le werden von Mishkin (1998) beschrieben. 3. Prinzip: Geringe Komplexita¬ t Die zahlreichen von Mishkin besprochenen Transmissionskana¬le sind theoretisch durchwegs gu¬ltig und zweifellos in jeder entwickelten Wirtschaft in mehr oder minder ausgepra¬gter Form vorhanden. Dennoch wa¬re es unklug, alle Transmissionskana¬le in ein einziges Modell einzubauen. Derartige Modelle wa¬ren zu komplex, um von den Modellkonstrukteuren, Geldpolitikern oder deren Beratern noch verstanden zu werden, da sich das mit den verschiedenen Transmissionskana¬len verbundene wirtschaftliche Verhalten in einer Weise u¬berschneiden wu¬rde, dass eine Interpretation unmo¬glich wa¬re. Au§erdem variiert die Intensita¬t der einzelnen Transmissionskana¬le im Lauf der Zeit und je nach Wirtschaftslage, wodurch es schwierig wird, auch nur einen einzigen Transmissionskanal realita¬tsgerecht zu modellieren, geschweige denn alle gleichzeitig. Eine Beru¬cksichtigung aller Transmissionskana¬le in einem einzigen Modell wu¬rde au§erdem erfordern, dass eine Vielzahl von Wirtschaftssubjekten mit jeweils eigensta¬ndigem mikroo¬konomischen Verhalten miteinbezogen werden. Daru¬ber hinaus mu¬sste auch die Interaktion der einzelnen Akteure untereinander modelliert werden, wodurch das Modell so komplex wu¬rde, dass es kaum mehr nachvollziehbar wa¬re. Andererseits ist es nicht mo¬glich, alle Verhaltensweisen einem einzigen stellvertretenden Akteur zuzuordnen, da durch Unvereinbarkeiten der einzelnen Transmissionskana¬le ein in sich inkonsistentes Modell entstehen ko¬nnte. Geldpolitiker bevorzugen in der Regel einfachere Modelle gegenu¬ber komplexen Varianten.2) Der Grund liegt in deren leichterer Versta¬ndlichkeit und Vereinbarkeit mit aus anderen Quellen bezogenen Empfehlungen. Sind in einem Modell zu viele strukturelle Beziehungen abgebildet, so sind daraus abgeleitete Empfehlungen Ð selbst wenn die einzelnen Beziehungen gut ausformuliert sind Ð unter Umsta¬nden unversta¬ndlich und lassen sich nicht in einen breiteren Zusammenhang einfu¬gen. Insbesondere werden die aus den verschiedenen Quellen bezogenen Informationen unterschiedlich gewichtet, was wiederum von zahlreichen und schwer quantifizierbaren Faktoren abha¬ngt. Daher sollten in der geldpolitischen Beratung eingesetzte Modelle am besten einfach gehalten werden, sodass die Empfehlungen jeweils aus einer einzigen, leicht zu gewichtenden Perspektive erfolgen. In weiterer Folge stehen den Notenbankern und deren Beratern auch andere Modelle 1 2 Aktuelle Beispiele von Modellen, die reale und nominelle Rigidita¬ten enthalten und auf deren Basis verschiedene mit der Geldpolitik im Zusammenhang stehende Fragen untersucht wurden, finden sich bei Parkin (1998), Goodfriend und King (1997), Rotemberg und Woodford (1997), King (2000) und Clarida, Gali und Gertler (1999). Siehe Duguay und Longworth (1998) fu¬r eine na¬here Ero¬rterung dieses Punkts. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 271 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik zur Verfu¬gung, mit denen sie sich ein umfassendes Bild verschaffen ko¬nnen. Generell kann gesagt werden, dass es mehr eine Kunst als eine Wissenschaft ist, die aus den unterschiedlichen Quellen bezogenen Informationen richtig zu gewichten. Es gibt eine Reihe von Strategien, derer sich Modellbauer bedienen ko¬nnen, um ihre Modelle einfach und fu¬r die Zwecke der Geldpolitiker doch nu¬tzlich zu gestalten. Der offensichtlichste Ansatz ist, jene Elemente zu beru¬cksichtigen, die erforderlich sind, um die Ursachen der Inflation zu verstehen. Wenn z. B. den Lo¬hnen keine inflationsverursachende Wirkung unterstellt wird, sondern diese vielmehr als von der Inflation bestimmt gesehen werden, wird der Modellkonstrukteur gut daran tun, den Arbeitsmarkt in dem Modell nicht zu beru¬cksichtigen. Nicht essenzielle Elemente machen ein Modell zwar interessanter und realistischer, erho¬hen aber gleichzeitig den fu¬r Wartung und Interpretation erforderlichen Aufwand, ohne die Qualita¬t der damit generierten Empfehlungen zu erho¬hen. Eine weitere Strategie, mit der die Modelle des Transmissionsmechanismus einfach gehalten werden ko¬nnen, besteht darin, sich fu¬r einen tiefen oder einen breiten Ansatz zu entscheiden. Ein tief aber eng angelegtes Modell wu¬rde sich z. B. auf nur einen Transmissionskanal konzentrieren, wobei alle im Zusammenhang mit dem betreffenden Transmissionskanal wichtigen Aspekte mikroo¬konomischen Verhaltens in detaillierter Form beschrieben werden. Hingegen wu¬rden in einem flach aber breit angelegten Modell viele der Transmissionskana¬le beru¬cksichtigt, das Verhalten hinter den einzelnen Transmissionskana¬len aber Ð etwa zu Gunsten eines ad hoc dynamischen Ansatzes Ð nur oberfla¬chlich, unvollsta¬ndig oder ungenau modelliert. Gemessen an ihren Ergebnissen sind tief und breit angelegte Modelle gewo¬hnlich zu wartungsintensiv. Eine dritte Strategie besteht in einer Spezialisierung auf etablierte oder experimentelle Modelle. Die etablierten Modelle sind die von den Notenbankern und deren Beratern empirisch bereits besta¬tigten und akzeptierten Modelle. Der Vorteil der etablierten Modelle besteht darin, dass sie sich bereits bewa¬hrt haben. Die experimentellen Modelle verko¬rpern die Ideen eines oder einiger weniger Modellkonstrukteure; sie wurden aber von den Geldpolitikern und Beratern der Notenbanken bisher nicht verifiziert. Diese Modelle werden sich das Vertrauen der politisch Verantwortlichen erst erwerben, wenn sie ihren Wert unter Beweis gestellt haben. Um die Integrita¬t der etablierten Modelle zu wahren, ist es ratsam, experimentelle Elemente erst dann in die Modelle aufzunehmen, wenn diese empirisch besta¬tigt wurden. 4. Prinzip: Bestimmung einer geeigneten Endzielvariablen Die geldpolitische Zielvariable in den Modellen des Transmissionsmechanismus dient dazu, die Performance der Wirtschaft im Hinblick auf das geldpolitische Ziel zu u¬berpru¬fen. In der Zielfunktion der Geldpolitik nimmt diese Variable eine zentrale Stellung ein. Das erkla¬rte Ziel der Mehrzahl der Notenbanker ist die Preisstabilita¬t, daher bietet sich die Inflation fu¬r die 272 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik geldpolitische Zielvariable als logische Wahl an. Die Inflation ist auch die Variable, die am Ende des Transmissionsmechanismus steht. Um leicht anwendbare Modelle gestalten zu ko¬nnen, muss den Modellen ein genauer Wert in Bezug auf das Notenbankziel unterlegt werden Ð z. B. 2% Anstieg der ja¬hrlichen Vera¬nderung im Verbraucherpreisindex u¬ber die na¬chsten zwei Jahre. Die Modelle bauen auf genauen Zielsetzungen auf, weil dadurch Mehrdeutigkeiten auf ein Minimum reduziert werden ko¬nnen und eine Konzentration auf den essenziellen Aspekt des geldpolitischen Ziels mo¬glich wird. Diese erho¬hte Genauigkeit reduziert den Wert der mit dem Modell abgeleiteten Empfehlung keineswegs, da die Mehrzahl der Notenbanker auch unter normalen Umsta¬nden so handeln, als wollten sie ein genau festgesetztes Inflationsziel erreichen. Dies hei§t jedoch nicht, dass Notenbanker neben ihren Inflationszielen nicht auch andere Zielsetzungen verfolgen ko¬nnen, wie z. B. eine Minimierung der Output-Schwankungen oder eine Gla¬ttung von Zinsschwankungen. Um Modellkonsistenz zu gewa¬hrleisten, mu¬ssen diese u¬brigen Ziele jedoch in einer Weise in das Modell eingegliedert werden, dass sie mit dem Inflationsziel vereinbar bleiben. Diese Vereinbarkeit kann auf zweierlei Weise sichergestellt werden. Zum einen ko¬nnen die zusa¬tzlichen Ziele so eingesetzt werden, dass sie Alternativen zur Erreichung des geldpolitischen Ziels ero¬ffnen, indem sichergestellt wird, dass die zusa¬tzlichen Variablen in der Reaktionsfunktion langfristig aufgehen Ð z. B. die Vera¬nderung der Zinssa¬tze oder der Produktionslu¬cke. Zum anderen ko¬nnen die zusa¬tzlichen Ziele als multiple Ziele formuliert werden, vorausgesetzt alle der eingebauten Ziele bleiben untereinander vereinbar. Ein Beispiel fu¬r ein konsistentes Set multipler Ziele wa¬re ein Inflationsziel von 2% und ein Geldmengenwachstumsziel von 5% in einer Volkswirtschaft mit 3% potenziellem Wachstum und einer langfristigen Einkommenselastizita¬t von 1. Unvereinbar wa¬re ein Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn man in Kauf nimmt, dass ein anderes Ziel langfristig verfehlt wird. Man ko¬nnte argumentieren, dass der Vorteil von konsistenten multiplen Zielen darin besteht, dass sie komplexe geldpolitische Zielsetzungen besser darstellen. Eine wesentliche Eigenschaft einer guten geldpolitischen Zielvariablen besteht darin, dass geldpolitische Ma§nahmen einen ausgepra¬gten und nachhaltigen Einfluss auf die Zielvariable haben. Dies bedeutet, dass nur nominelle Variablen als potenzielle Kandidaten fu¬r eine geldpolitische Zielvariable in Betracht gezogen werden sollten. Reale Variablen lassen sich durch die Geldpolitik langfristig kaum beeinflussen, da es kaum Wirtschaftssubjekte oder Institutionen gibt, die einer permanenten Geldillusion unterliegen. 5. Prinzip: Bestimmung eines geeigneten geldpolitischen Instruments Der Transmissionsmechanismus der Geldpolitik wird in Gang gesetzt, sobald vonseiten der Notenbanker nach einer A¬nderung des geldpolitischen Instrumentariums verlangt wird. Konzeptionell bildet ein geldpolitisches Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 273 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Instrument eine von der Notenbank kontrollierte oder gelenkte Variable, mit deren Hilfe diese ihr geldpolitisches Ziel erreicht. In den Modellen des Transmissionsmechanismus wird o¬fter unterstellt, dass diese Variable einer durch eine geldpolitische Regel vorgegebenen Richtung folgt. Derartige Regeln zielen u¬blicherweise darauf ab, dass die Inflation unter mo¬glichst minimalen Output-Schwankungen und nur geringfu¬gigen A¬nderungen der geldpolitischen Variablen selbst zu ihrem Zielwert zuru¬ckkehrt. Die geldpolitische Regel ist ha¬ufig so kalibriert, dass sie die historisch ãtypischeÒ geldpolitische Reaktion der Notenbank erfasst. In manchen Fa¬llen ist sie auch so konzipiert, dass sie die in den Augen des Modellkonstrukteurs optimale geldpolitische Reaktion einer hypothetischen Notenbank auf einen durchschnittlichen wirtschaftlichen Schock erzeugt. Wenn der Experte dem Geldpolitiker im Rahmen seiner Beratungsta¬tigkeit die mit Hilfe des Modells erzielten Ergebnisse vorlegt, stu¬tzt er sich auf ein geldpolitisches Instrument, um die mit dem Modell abgeleitete Empfehlung zu quantifizieren. Tatsa¬chlich wird das geldpolitische Instrument zum operativen Ziel der Geldpolitik. Eine geeignete operative Zielvariable liegt dann vor, wenn ein enger und unmittelbarer Zusammenhang mit den vom Notenbanker verfolgten finanzwirtschaftlichen Variablen bzw. mit den von der Notenbank bei der Implementierung ihrer Geldpolitik eingesetzten Instrumenten besteht. Jedes Modell zur Generierung geldpolitischer Empfehlungen muss auf einem geeigneten geldpolitischen Instrument basieren, damit die mit dem Modell abgeleitete Empfehlung fu¬r den Geldpolitiker versta¬ndlich wird. Ein geeignetes geldpolitisches Instrument muss vor allem unter der direkten oder engen Kontrolle der Notenbank stehen. Dieses Merkmal ist wichtig, weil fu¬r die mit der Umsetzung der Politik befassten Personen erkennbar sein muss, wie die operative Zielvariable erreicht werden kann. Geldpolitische Instrumente, die u¬ber dieses Merkmal verfu¬gen, werden normalerweise entweder direkt von der Notenbank eingesetzt oder sind eng mit Variablen verbunden, die direkt von der Notenbank festgelegt werden. Beispiele fu¬r Variablen, die diese Kriterien erfu¬llen, sind Zentralbankgeld, Notenbankzinssa¬tze, die kumulative Vera¬nderung im Wert der Offenmarkttransaktionen oder ein kurzfristiger geldpolitischer Zinssatz (z. B. der Taggeldzinssatz). Beispiele fu¬r Variablen, die manchmal als geldpolitische Instrumente eingesetzt werden, aber diese Kriterien nicht erfu¬llen, sind die weiter gefassten Geldmengenaggregate, la¬ngerfristige auf dem Markt gebildete Zinssa¬tze und von einem VAR-Modell abgeleitete Innovationen. Diese Variablen sind als operative Zielvariablen deshalb schlecht geeignet, da sie von der Notenbank nicht mit der erforderlichen Genauigkeit kontrolliert werden ko¬nnen. Unter manchen Umsta¬nden resultieren Versuche, diese marktbestimmten Variablen auf einem Zielkurs zu halten, fu¬r das betreffende geldpolitische Instrument in sehr volatilen und unerreichbaren Szenarien, die dadurch hervorgerufen werden, dass die Notenbank versucht, unerwu¬nschte Bewegungen oder Trends in diesen Variablen zu neutralisieren. Das zweite erwu¬nschte Merkmal eines geldpolitischen Instruments besteht darin, dass es in seinen Bewegungen ausschlie§lich die Beschlu¬sse der 274 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Notenbank reflektiert. Diese Eigenschaft erlaubt, die geldpolitische Regel als Notenbankverhalten zu modellieren und zu interpretieren. Andere in dem Modell enthaltene Akteure haben andere Zielsetzungen als die Notenbank, sodass ihr Verhalten nicht mit dem der Notenbank verbunden oder verwechselt werden sollte. Dieses Merkmal ist auch erforderlich, um den Notenbankern ein klares Bild zu vermitteln, welche Ma§nahmen von ihrer Seite gesetzt werden mu¬ssen, wenn sie ihr Ziel erreichen wollen. La¬ngerfristige, marktbestimmte Zinssa¬tze verfu¬gen nicht u¬ber dieses Merkmal, weil sie vom Verhalten anderer Marktteilnehmer als der Notenbank beeinflusst werden. Auch moneta¬re Aggregate haben dieses Merkmal nicht, weil sie stark von Vera¬nderungen in der Geldnachfrage der Haushalte und Unternehmen abha¬ngen. Das dritte wu¬nschenswerte Merkmal des geldpolitischen Instruments ist, dass es eine starke, aber indirekte Auswirkung auf das Verhalten der Wirtschaftssubjekte hat. Das geldpolitische Instrument kann die Preisbildung in der Wirtschaft nur u¬ber eine signifikante Einflussnahme auf das Verhalten des privaten Sektors beeinflussen. Vor allem sollte das geldpolitische Instrument das Verhalten jener Akteure beeinflussen, die Transaktionen mit der Notenbank ta¬tigen, also Banker und Teilnehmer auf den Finanzma¬rkten bzw. Wirtschaftssubjekte, die ihre Erwartungen am Verhalten der Notenbank orientieren. Leider ist es schwierig, wirtschaftliche Variablen zu finden, die alle Merkmale eines guten geldpolitischen Instruments aufweisen. Aus diesem Grund wird in wirtschaftlichen Modellen ha¬ufig eine Messgro¬§e der geldpolitischen Ausrichtung eingesetzt, mit der sich die geldpolitischen Effekte auf beobachtete Finanzvariablen erfassen la¬sst. Diese Messgro¬§en, wie z. B. Renditenspreads, Indizes der geldpolitischen Bedingungen oder Geldlu¬cken, werden verwendet, um den Bezug zwischen geldpolitischen Ma§nahmen und wirtschaftlichem Verhalten herzustellen. Es ist problematisch, die Liquidita¬tseffekte von anderen Einflussfaktoren auf Finanzvariablen zu unterscheiden, sodass Messgro¬§en der geldpolitischen Ausrichtung schwierig zu interpretieren sind. Das perfekte geldpolitische Instrument bzw. die perfekte Messgro¬§e der geldpolitischen Ausrichtung muss daher erst gefunden werden. Dies ist durchaus kein Grund, alle Versuche zur Konstruktion einer Variablen, mit der die kumulativen Ma§nahmen der geldpolitisch Verantwortlichen erfasst werden ko¬nnen, zu vernachla¬ssigen. Es erfordert eine gro§e Anstrengung, ein geeignetes geldpolitisches Instrument zu identifizieren oder eine Messgro¬§e der geldpolitischen Ausrichtung zu entwickeln, auf deren Basis ein Modell sinnvolle Empfehlungen zu generieren vermag. 6. Prinzip: Modellverifizierung Geldpolitiker und deren Berater werden Empfehlungen, die mit Modellen des Transmissionsmechanismus generiert wurden, nur dann Vertrauen schenken, wenn die Modellentwickler demonstrieren ko¬nnen, dass ihre Modelle das Verhalten der realen Wirtschaftswelt zu erfassen und reale Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 275 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Pha¬nomene zu erkla¬ren vermo¬gen.1) Die Verifizierung der Modelle ist deshalb wichtig, weil die mit den Modellen generierten Empfehlungen in realen Situationen zur Anwendung kommen ko¬nnten. Bevor glaubhafte Empfehlungen generiert werden ko¬nnen, mu¬ssen die Modellentwickler den Wert ihrer Modelle u¬berzeugend nachweisen. Bei der Modellverifizierung wird ha¬ufig die Quadratzahl der Summe der Prognosefehler betrachtet. Dies ist jedoch nicht immer das beste Kriterium, um die Anwendbarkeit der Modelle empirisch zu besta¬tigen. Der Grund, warum die Summe der zum Quadrat genommenen Fehler ein unzula¬ngliches Ma§ darstellen kann, ist, dass damit alle Fehler der gleichen Gro¬§enordnung als fu¬r den Geldpolitiker gleicherma§en nachteilig angenommen werden. In der Praxis haben nicht alle Fehler das gleiche Gewicht. So sind speziell voru¬bergehende Vera¬nderungen der Inflation fu¬r den Geldpolitiker weniger ein Anlass zu Sorge als nachhaltige Inflationsa¬nderungen. Voru¬bergehende Vera¬nderungen erfordern keine geldpolitische Reaktion. Eine geldpolitische Reaktion auf transitorische Inflationsbewegungen kann die Sache sogar verschlimmern, falls die Effekte Ð auf Grund der mitunter gro§en und unterschiedlichen Wirkungsverzo¬gerungen geldpolitischer Ma§nahmen Ð zu spa¬t eintreten, um den gewu¬nschten Ausgleich zu schaffen. Andererseits sollte anhaltenden Inflationsvera¬nderungen, sofern sie erkannt werden, mit sofortigen und entschlossenen geldpolitischen Ma§nahmen begegnet werden, da diese Vera¬nderungen sich versta¬rken und ein Abweichen der Inflationsrate von ihrer Zielrate bewirken ko¬nnten. Die Notenbanker beno¬tigen daher sehr dringend Modelle, mit denen nachhaltige Vera¬nderungen der Inflation folgerichtig und genau prognostiziert werden ko¬nnen. Hier muss angemerkt werden, dass nicht alle empirisch als gu¬ltig erachteten Modelle geeignete geldpolitische Empfehlungen zu liefern vermo¬gen. Manche Modelle basieren auf einer Vielzahl artifizieller Daten Ð z. B. Produktions- und Geldlu¬cken sowie Inflationserwartungen. Diese Variablen verbessern zwar die Ausstattung der Modelle und scheinen ihre Tauglichkeit zu unterstreichen. Allerdings ist damit ein hohes Ma§ an Unsicherheit verbunden, sodass sie die Eignung der Modelle fu¬r geldpolitische Empfehlungen nicht notwendigerweise verbessern. In anderen Modellen wird eine gro§e Zahl freier Parameter eingesetzt, die dazu dienen, die empirischen Eigenschaften der Modelle zu maximieren. Diese freien Parameter werden jedoch oft auf Basis von Stichproben definiert, was wiederum die Fa¬higkeit der Modelle beeintra¬chtigt, eine durchgehend gute Qualita¬t der Empfehlungen zu gewa¬hrleisten. Es ist daher notwendig, die freien Parameter und die unbeobachtbaren Variablen in Modellen des Transmissionsmechanismus zu begrenzen. 1 276 Bis vor kurzem wurden Modelle mit gut ausgearbeiteter Mikrofundierung nur selten einer systematischen Konfrontation mit Ist-Daten zugefu¬hrt. Vielmehr wurden fu¬r entscheidende strukturelle Parameter numerische Werte festgesetzt, und die Bewertung der Modelle bestand in einem einfachen Vergleich zwischen manchen der vom Modell prognostizierten Datenmomente und den entsprechenden empirischen Fakten. Durch aktuelle Forschungsarbeit konnte die Struktur dieser Modelle in Formen gebracht werden, die eine Scha¬tzung mit Standardmethoden wie der Maximum-Likelihood-Methode erlauben. Siehe z. B. Ireland (1997, 1999, 2000), Rotemberg und Woodford (1998, 1999), Kim (2000) sowie Christiano, Eichenbaum und Evans (2001). × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik 7. Prinzip: Modellrobustheit Geldpolitiker bevorzugen Empfehlungen von Modellen, die sich als robust gegen geringe Vera¬nderungen der Modellspezifikation oder Datenrevisionen erweisen. Dies wird versta¬ndlich, wenn man bedenkt, dass die Mehrzahl der Kana¬le des geldpolitischen Transmissionsmechanismus dadurch gekennzeichnet ist, dass ein geringfu¬giger wirtschaftlicher Schock eine nur geringfu¬gige geldpolitische Reaktion erfordert. Mit anderen Worten, signifikante Vera¬nderungen der mit einem Modell des Transmissionsmechanismus generierten Empfehlung sollten nur durch einen gro§en Schock ausgelo¬st werden. Modelle, bei denen geringfu¬gige A¬nderungen der Modellspezifikationen oder der Daten zu einer wesentlichen Vera¬nderung der geldpolitischen Empfehlung fu¬hren, werden von Geldpolitikern und ihren Beratern daher mit Misstrauen betrachtet. Fu¬r den Modellbauer ergibt sich daraus die Forderung, gegen geringfu¬gige Spezifikations- und Datenmodifikationen robuste Modelle zu entwickeln. Diese Forderung wird von vielen Modellen des Transmissionsmechanismus nicht erfu¬llt. Dies liegt meist daran, dass die Modellparameter auf Grund der geringen Stichprobengro¬§en nicht genau bekannt sind und dass die Modelle eine gro§e Zahl freier Parameter enthalten, die gescha¬tzt werden mu¬ssen. Insbesondere, aber nicht ausschlie§lich, gilt dies fu¬r VARoder VEC-Modelle, deren Modellidentifikation sehr stark von den Daten abha¬ngt.1) Oft haben diese Modelle die Eigenschaft, dass geringe Vera¬nderungen der Daten eine signifikante Vera¬nderung der Modelldynamik bewirken, die zu einer betra¬chtlichen Vera¬nderung der abgeleiteten geldpolitischen Reaktion fu¬hrt. Besonders gilt dies fu¬r Modelle, die zur Prognose der Inflation und zur Inflationszielsteuerung im zweija¬hrigen Horizont verwendet werden, das hei§t jener Horizont, der fu¬r Notenbanker und deren Berater von gro¬§tem Interesse ist. Auf geldpolitische Beratung spezialisierte Modellkonstrukteure verwenden vor allem drei Methoden, um die Robustheit ihrer Modelle zu verbessern. Die erste Methode besteht darin, theoretisch basierte langfristige Restriktionen fu¬r die wichtigsten Variablen in dem Modell zu setzen, um die Anzahl der freien Parameter in dem Modell zu reduzieren.2) Viele dieser langfristigen Restriktionen ergeben sich aus der Mikrofundierung und einer die langfristige Stabilita¬t von wichtigen Beziehungen betreffenden Annahme. Mit diesen Restriktionen wird den mit dem Modell generierten Prognosen ein Endpunktanker gesetzt, der die Robustheit der Prognosen gegenu¬ber Vera¬nderungen in den Ausgangsbedingungen erho¬ht. Dieser Ansatz ist fu¬r die Modelle des Transmissionsmechanismus besonders geeignet, da die Wirkungsweise der Geldpolitik durch lange Wirkungsverzo¬gerungen gekennzeichnet ist und die Prognosen der Modelle daher weit in die Zukunft reichen mu¬ssen. 1 2 Siehe Christiano, Eichenbaum und Evans (1998) fu¬r eine Ero¬rterung der Bedeutung verla¬sslicher Scha¬tzungen der Effekte geldpolitischer Schocks beim Einsatz von VAR-Modellen. Siehe Adam und Hendry (1999) sowie Trecrogi und Vega (2000) fu¬r Beispiele zum Einsatz von langfristigen Restriktionen in Modellen des Transmissionsmechanismus. Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 277 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Viele der unter diesem Ansatz eingesetzten langfristigen Restriktionen betreffen kointegrierende Vektoren wie eine langfristige Geldnachfragefunktion. Restriktionen ko¬nnen auch durch Glaubwu¬rdigkeitseffekte entstehen, wenn die Inflationserwartungen langfristig durch das Inflationsziel ãverankertÒ sind. Es ist oft schwierig, die Berechtigung der einem Modell unterlegten langfristigen Restriktionen zu verifizieren. Daher erscheint es ratsam, sich auf Restriktionen zu beschra¬nken, die von den Geldpolitikern und deren Beratern als sinnvoll erachtet werden oder unter Wirtschaftsfachleuten generell akzeptiert sind. Die zweite Methode, den Modellen des Transmissionsmechanismus zusa¬tzliche Robustheit zu verleihen, besteht darin, die Anzahl der freien Parameter in dem Modell zu reduzieren, indem die Anzahl der exogenen Verknu¬pfungen auf die wesentlichsten beschra¬nkt wird. Dies bedeutet, die Abha¬ngigkeiten im Verhalten der einzelnen in dem Modell enthaltenen Akteure untereinander zu reduzieren, was wiederum die Anzahl der inflationsbeeinflussenden Variablen reduziert. Eine geringere Anzahl inflationsbeeinflussender Variablen erho¬ht die Wahrscheinlichkeit, dass die Effekte der einzelnen Variablen mit gro¬§erer Genauigkeit gescha¬tzt werden ko¬nnen, wodurch das Modell weniger anfa¬llig gegenu¬ber Datenmodifikationen wird. Tatsa¬chlich zwingt der eingeschra¬nkte Satz an vorhandenen Daten die Modellkonstrukteure zu einem Kompromiss zwischen einem eingeschra¬nkten Modell mit genauen Parameterscha¬tzungen und einem umfassenden Modell mit weniger genauen Parameterscha¬tzungen. Es verwundert jedoch nicht, dass sich Geldpolitiker und deren Berater umfassende Modelle mit genauen Parameterscha¬tzungen wu¬nschen. Die dritte Methode, mit der sich die Robustheit der Modelle des Transmissionsmechanismus steigern la¬sst, ist, die Dynamik der Modelle zu reduzieren. Diese ist ha¬ufig stark parameterabha¬ngig. Es gibt zwei grundsa¬tzliche Ansa¬tze, durch die sich die Dynamik der Modelle einschra¬nken la¬sst: den empirischen Ansatz und den theoretischen Ansatz. Der empirische Ansatz verwendet verku¬rzte Lag-La¬ngen, Nullrestriktionen bei statistisch unbedeutenden Koeffizienten und Gla¬ttungsfunktionen, um die Anzahl der freien Parameter zu reduzieren. Dieser Ansatz betont die effiziente Parameterscha¬tzung auf Kosten der Wirtschaftstheorie. Der theoretische Ansatz setzt bei der mikroo¬konomischen Theorie an, um die exakte Natur der nominellen Friktionen im Transmissionsmechanismus zu verdeutlichen. In dem Modell wird nur eine geringe Anzahl derartiger Friktionen zugelassen, wodurch dessen Dynamik sehr eingeschra¬nkt wird. Dieser Ansatz betont die innere Konsistenz des Modells auf Kosten eines realistischen Ansatzes. Der Modellkonstrukteur sollte die Robustheit seines Modells des Transmissionsmechanismus pru¬fen, um festzustellen, ob geringfu¬gige A¬nderungen in den Spezifikationen und Daten wesentliche Vera¬nderungen in den mit dem Modell generierten Empfehlungen verursachen. Falls sich ein Modell als ungenu¬gend robust erweist, sollte eine der zuvor beschriebenen Methoden erwogen werden, um die Robustheit des Modells zu erho¬hen. 278 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik 8. Prinzip: Modellflexibilita¬ t Notenbanker wissen, dass sich der Transmissionsmechanismus im Zeitablauf a¬ndert und dass es bisher keinem Modellkonstrukteur gelungen ist, ein Modell zu bauen, das die Art und Weise der Vera¬nderung antizipieren kann. Es ist daher unmo¬glich, eine Garantie abzugeben, dass die mit einem bestimmten Modell generierten Empfehlungen unter allen Umsta¬nden Gu¬ltigkeit haben. Deshalb erwarten die Geldpolitiker von ihren Beratern eine Beurteilung der Modelle, um jene Modellcharakteristika vera¬ndern zu ko¬nnen, die der aktuellen Wirtschaftssituation nicht entsprechen. Durch derartige Kommentare kann z. B. veranlasst werden, dass eine sich gerade vera¬ndernde Verknu¬pfung, die der Modellkonstrukteur als konstant angenommen hatte, modifiziert wird, oder dass eine Reaktion auf einen bestimmten Schock, den der Konstrukteur nicht vorausgesehen hatte, einbezogen wird. Ein guter Modellkonstrukteur erwartet von den Anwendern des Modells eine derartige Beurteilung und wird ein Modell bauen, das flexibel genug ist, um bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der wesentlichen Aspekte des Modells in den angesprochenen Punkten eine Vera¬nderung zu erlauben. Die gro¬§te Gefahr bei der Integration dieser Beurteilungsergebnisse ist, dass die theoretische oder datenbezogene Konsistenz des Modells zersto¬rt und die mit diesem Modell generierten Empfehlungen in ihrer Wirksamkeit gemindert werden. Um die Effektivita¬t der mit dem Modell abgeleiteten Empfehlungen zu wahren, sollten die Beurteilungsergebnisse so integriert werden, dass die Konsistenz des Modells erhalten bleibt. Bereiche, in denen Beurteilungsergebnisse beru¬cksichtigt werden ko¬nnen, sollten vom Modellkonstrukteur klar definiert werden. Ferner sollte er auch angeben, wie eine angemessene Beurteilung aussehen ko¬nnte Ð z. B., ob au§ergewo¬hnliche Preisabschla¬ge auf unbegrenzte Dauer fortgesetzt werden ko¬nnen. Ein Punkt, zu dem bei Modellen des Transmissionsmechanismus ha¬ufig A¬nderungswu¬nsche genannt werden, sind die Koeffizienten zur Bestimmung der Rigidita¬t der Preis- und Volumenanpassungen. In der Wirtschaftstheorie unterliegt die Dynamik des Transmissionsmechanismus nur wenigen Einschra¬nkungen, und die zur Scha¬tzung dieser Dynamik vorhandenen Daten sind spa¬rlich. Ein zweiter Punkt, zu dem Anwender der Modelle des Transmissionsmechanismus ha¬ufig A¬nderungen vorschlagen, betrifft die Modifikationen von Variablen wie der Produktions- oder der Geldlu¬cke. Die Modellbauer sind sich bei der Konstruktion dieser Variablen ha¬ufig unsicher und ko¬nnen vor allem schwer abzuscha¬tzen, wann diese Variablen im Gleichgewicht sind. Ein dritter Punkt, zu dem oft A¬nderungswu¬nsche gea¬u§ert werden, betrifft Modifizierungen der in dem Modell enthaltenen Verhaltensparameter. 9. Prinzip: Kla¬ rung zentraler stilisierter Fakten Geldpolitiker setzen gro¬§eres Vertrauen in Modelle, die die ihnen bekannten stilisierten Fakten erkla¬ren ko¬nnen. U¬blicherweise verfu¬gen Geldpolitiker u¬ber weit reichende Erfahrung mit dem Transmissionsmechanismus, da sie Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 279 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik dessen Funktionsweise aus vielfa¬ltiger Beobachtung kennen. Durch diese direkte Beobachtung haben sie ein Versta¬ndnis fu¬r die U¬bertragungsweise der Geldpolitik gewonnen. Wenn der Modellkonstrukteur seinem Modell des Transmissionsmechanismus zusa¬tzliche Glaubwu¬rdigkeit verleihen will, sollte er demonstrieren, wie das Modell vergangene geldpolitische Phasen zu erkla¬ren vermag. Mit anderen Worten, das Modell sollte die stilisierten Fakten so erkla¬ren, wie sie vom Geldpolitiker interpretiert werden. Dieses Konstruktionsprinzip ist aber von den Funktionen zu unterscheiden, auf denen die Befa¬higung der Modelle zur Reproduktion historischer Daten beruht. Dieses Prinzip konzentriert sich auf wesentliche Phasen der Geldpolitik und die Angemessenheit der Erkla¬rungen, die das Modell fu¬r in der Vergangenheit beobachtete Entwicklungen liefert. Notenbanker interessieren sich vor allem fu¬r Phasen, die als geldpolitische Fehler oder Erfolge eingestuft wurden, oder fu¬r Phasen, in denen die Geldpolitik nicht die erwarteten Ergebnisse erzielt hat. In der Mehrzahl der Industriela¬nder sind dies die gro§en Inflations- und Rezessionsphasen der Nachkriegszeit. Jedes Modell des Transmissionsmechanismus sollte eine u¬berzeugende Erkla¬rung dieser Phase liefern ko¬nnen. Fu¬r Notenbanker ist es beruhigend zu wissen, dass das Modell in derartigen Phasen vernu¬nftige Ergebnisse produziert ha¬tte, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erho¬ht, dass sie die mit dem Modell generierten Empfehlungen in ihrer Arbeit tatsa¬chlich einsetzen. 10. Prinzip: Kompromissbereitschaft Der Transmissionsprozess ist a¬u§erst komplex, da zahlreiche Akteure und viele unterschiedliche Arten mikroo¬konomischen Verhaltens beteiligt sind. Es kann kein einzelnes Modell alle Aspekte des Transmissionsmechanismus erfassen und dabei nachvollziehbar bleiben. Das hei§t, dass jedes Modell des Transmissionsmechanismus notwendigerweise einen Kompromiss zwischen einer vereinfachten und einer komplexen Sichtweise darstellt. In anderen Worten, die vorher beschriebenen Prinzipien ko¬nnen in den einzelnen Modellen nicht in ihrer Gesamtheit beru¬cksichtigt werden. Manche der Prinzipien sind von so grundlegender Natur, dass sie bei jedem Kompromiss Platz finden sollten. So sollten die Prinzipien 1, 4, 5 und 6 bei allen Modellen des Transmissionsmechanismus Beru¬cksichtigung finden, mit denen geldpolitische Empfehlungen generiert werden. Manche der u¬brigen Prinzipien werden unter Umsta¬nden Zweckma¬§igkeitsgru¬nden zum Opfer fallen. Dabei muss immer bedacht werden, dass die Einhaltung dieser Prinzipien die praktische Anwendbarkeit der Modelle erho¬ht. Ein ausschlaggebender Punkt ist jedenfalls, dass die Geldpolitiker das Wesen der erhaltenen Empfehlungen verstehen; die Beachtung der vorher genannten Prinzipien bei der Konstruktion der Modelle des Transmissionsmechanismus gewa¬hrleistet ein leichteres Versta¬ndnis der Modelle. 280 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Prinzipien fu¬ r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik Literaturverzeichnis Adam, C., Hendry, S. (1999). The M1 Vector-Error-Correction Model: Some Extensions and Applications. 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RLG RTGS RPIX SAF SITC STF S.W.I.F.T. SZR TARGET UNCTAD UNO VIBOR VGR VPI WBI WIFO WTO WU WWU International Finance Corporation (Internationale Finanz-Korporation) Institut fu¬r Empirische Sozialforschung Institut fu¬r Ho¬here Studien International Labor Organization (Internationale Arbeitsorganisation) International Organization for Standardization Internationale Vermo¬gensposition Internationaler Wa¬hrungsfonds (International Monetary Fund) Kreditwesengesetz London Interbank Offered Rate Multilateral Agreement on Investment (Multilaterales Investitionsschutzabkommen) Moneta¬re Finanzinstitute ¬ sterreich AG Mu¬nze O La¬nder Mittel- und Osteuropas New Arrangements to Borrow Nomenclature ge«ne«rale des activite«s e«conomiques dans les communaute«s europe«ennes North American Free Trade Agreement North Atlantic Treaty Organization (Nordatlantisches Verteidigungsbu¬ndnis) Nationalbankgesetz Nettonationalprodukt Nationale Zentralbanken Organisation for Economic Co-operation and Development (Organisation fu¬r wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) Oesterreichische Kontrollbank Oesterreichische Nationalbank Organization of the Petroleum Exporting Countries (Organisation Erdo¬l exportierender La¬nder) ¬ sterreichische Bundesfinanzierungsagentur O ¬ sterreichische IndustrieverwaltungO Aktiengesellschaft ¬ sterreichische Version der statistischen O Systematik der Wirtschaftszweige in der EU ¬ sterreichische Termin- und Optionenbo¬rse O ¬ sterreichische Postsparkasse AG O Rechnungslegungsgesetz Real-Time Gross Settlement Retail Price Index Strukturanpassungsfazilita¬t Standard International Trade Classification Systemtransformationsfazilita¬t Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication Sonderziehungsrechte Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer United Nations Conference on Trade and Development (Konferenz der Vereinten Nationen u¬ber Handel und Entwicklung) United Nations Organization (Organisation der Vereinten Nationen) Vienna Interbank Offered Rate Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung Verbraucherpreisindex Wiener Bo¬rse Index ¬ sterreichisches Institut O fu¬r Wirtschaftsforschung World Trade Organization (Welthandelsorganisation) Wa¬hrungsunion Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion 283 Zeichenerkla¬rung Ð .. x 0 ¯ _ = = = = = = Zahlenwert ist Null Angabe liegt zur Zeit der Berichterstattung nicht vor Eintragung kann aus sachlichen Gru¬nden nicht gemacht werden Eine Gro¬§e, die kleiner als die Ha¬lfte der ausgewiesenen Einheit ist Durchschnitt Neue Reihe Korrekturen sind nicht gekennzeichnet. Rundungen ko¬nnen Rechendifferenzen ergeben. 284 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Kundmachungen der Oesterreichischen Nationalbank Verlautbart im Amtsblatt zur Wiener Zeitung Vero¬ffentlicht im ãMonatsheftÒ Nr. Devisenrechtliche Kundmachungen DL 1/91 Neuverlautbarung der Kundmachungen zum Devisengesetz; allgemeine Bestimmungen 1. Erlassung neuer Kundmachungen 2. Begriffsbestimmungen 3. Entgelt DL 2/91 Erteilung von generellen Bewilligungen 1. Generelle Bewilligung 2. Verzicht auf die Anmeldung; Freigabe 3. Nichtbanken 4. Banken ohne Auslandsgescha¬ft 5. Devisenha¬ndler 6. Wechselstuben 7. Sonderbanken und Finanzinstitutionen 8. Gemeinsame Bestimmungen fu¬r Banken und Finanzinstitutionen DL 3/91 Meldungen 1. Allgemeiner Teil 2. Ausnahmen von der Meldepflicht 3. Allgemeine Meldung 4. Meldungen von Banken 5. Meldungen von Nichtbanken und Finanzinstitutionen 6. Sondermeldungen DL 4/91 Vermo¬genswerte von Devisenausla¬ndern mit Wohnsitz (Sitz) in der Republik Irak DL 2/93 A¬nderung der Kundmachung DL 3/91 DL 1/95 Aufhebung der Kundmachung DL 1/93; SR-Resolution 1022 (1995) betreffend die vorla¬ufige Aussetzung der Sanktionen der Vereinten Nationen gegen die Bundesrepublik Jugoslawien DL 1/96 A¬nderung der Kundmachung DL 3/91 DL 1/99 A¬nderung der Kundmachungen DL 1/91, DL 2/91 und DL 3/91 DL 2/99 Aufhebung der Kundmachung DL 3/93 betreffend Sanktionen der Vereinten Nationen gegen Libyen DL 3/99 A¬nderung der Kundmachung DL 3/91 DL 1/01 A¬nderung der Kundmachung DL 3/91 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 24. 9. 1991 ¬ bersicht u¬ber die Eine U ins Englische u¬bersetzten 9/1991 Kundmachungen kann der Publikation ãFocus on AustriaÒ der OeNB entnommen 9/1991 werden. 24. 9. 1991 9/1991 29. 10. 1991 5. 5. 1993 10/1991 4/1993 21. 12. 1995 3. 9. 1996 11/1995 7/1996 21. 12. 1998 12/1998 30. 4. 1999 16. 12. 1999 19. 6. 2001 4/1999 11/1999 5/2001 24. 9. 1991 285 Verordnungen der Europa¬ischen Gemeinschaft Verlautbart im Amtsblatt der EG Mindestreserve-Verordnungen Nr. 2531/98 Verordnung des Rates der Europa¬ischen Union u¬ber die Auferlegung einer Mindestreserve-Pflicht durch die Europa¬ische Zentralbank 23. 11. 1998 Nr. 2532/98 Verordnung des Rates der Europa¬ischen Union u¬ber das Recht der Europa¬ischen Zentralbank, Sanktionen zu verha¬ngen 23. 11. 1998 Nr. 2818/98 Verordnung der Europa¬ischen Zentralbank u¬ber die Auferlegung einer Mindestreserve-Pflicht 1. 12. 1998 286 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Bekanntmachungen der Oesterreichischen Nationalbank Verlautbart im Amtsblatt zur Wiener Zeitung Vero¬ffentlicht im ãMonatsheftÒ Nr. Ausgabe und Beschreibung von neuen Banknoten Banknoten zu 100 Schilling mit dem Datum 2. Ja¬nner 1984 Banknoten zu 50 Schilling mit dem Datum 2. Ja¬nner 1986 Banknoten zu 20 Schilling mit dem Datum 1. Oktober 1986 Banknoten zu 5000 Schilling mit dem Datum 4. Ja¬nner 1988 Banknoten zu 1000 Schilling mit dem Datum 1. Ja¬nner 1997 Banknoten zu 500 Schilling mit dem Datum 1. Ja¬nner 1997 6. 9. 1985 8/1985 18. 9. 1987 8/1987 23. 9. 1988 9/1988 22. 9. 1989 9/1989 14. 10. 1997 11/1997 14. 10. 1997 11/1997 5. 3. 1985 2/1985 3. 6. 1986 5/1986 4. 2. 1987 1/1987 2. 2. 1988 1/1988 14. 3. 1989 3/1989 14. 10. 1997 11/1997 14. 10. 1997 11/1997 Einziehung von Banknoten Banknoten zu 1000 Schilling mit dem Datum 1. Juli 1966 Banknoten zu 100 Schilling mit dem Datum 2. Ja¬nner 1969 Banknoten zu 500 Schilling mit dem Datum 1. Juli 1965 Banknoten zu 50 Schilling mit dem Datum 2. Ja¬nner 1970 Banknoten zu 20 Schilling mit dem Datum 2. Juli 1967 Banknoten zu 1000 Schilling mit dem Datum 3. Ja¬nner 1983 Banknoten zu 500 Schilling mit dem Datum 1. Juli 1985 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 287 U¬bersicht u¬ber Berichte, Studien und Sonderdrucke1) Vero¬ffentlicht in Heft Nr. M = ãMonatsheftÒ B = ãBerichte und StudienÒ ¬ bersicht u¬ber die Eine U ins Englische u¬bersetzten Berichte, Studien und Sonderdrucke kann der Publikation ãFocus on AustriaÒ der OeNB entnommen werden. Wirtschafts- und Wa¬ hrungsunion und Europa¬ ische Union Das geldpolitische Instrument der Mindestreserve in der WWU B 1/1999 Harmonisierte Verbraucherpreisindizes Ð Fortschritte und offene Probleme bei der Inflationsmessung B 2/1999 Wirtschaftspolitische Kooperation in der WWU: Herausforderungen fu¬r die europa¬ische Wirtschaftspolitik? B 2/1999 Auswirkungen des Euro auf die Stabilita¬t der o¬sterreichischen Banken B 3/1999 Die o¬sterreichischen Banken zu Beginn der Wa¬hrungsunion Ð Auswirkungen der Wa¬hrungsunion auf das o¬sterreichische Bankensystem aus gesamtwirtschaftlicher Sicht B 3/1999 Aktuelle Entwicklungen auf dem Fleischmarkt und Auswirkungen ¬ sterreich und im Euroraum auf die Inflationsrate in O B 1/2001 ¬ ¬ Okonomische Aspekte der Eurobargeldumstellung in Osterreich B 2/2001 Wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum und in der EU B viertelja¬hrlich Zusammenarbeit im ESZB und europa¬ische Integration B viertelja¬hrlich Oesterreichische Nationalbank und ausgewa¬ hlte moneta¬ re Aggregate Umlauffa¬hige o¬sterreichische Scheidemu¬nzen (jeweils erga¬nzt um die Kundmachungen u¬ber neu ausgegebene Scheidemu¬nzen, s. a. Hefte 11/2000, 12/2000, 1/2001, 3/2001, 6/2001, 7/2001 und 8/2001) M 11 ja¬hrlich2) Die Zinsstruktur im internationalen Vergleich Ð Scha¬tzungen mit dem OeNB-Modell B 1/1999 Das neue Millennium Ð Zeit fu¬r ein neues o¬konomisches Paradigma? Ergebnisse der 28. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB B 3/2000 Der einheitliche Finanzmarkt Ð Eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren WWU Ergebnisse der 29. Volkswirtschaftlichen Tagung der OeNB B 2/2001 Reden des Pra¬sidenten Adolf Wala und des Gouverneurs Dr. Klaus Liebscher anla¬sslich der Generalversammlung der Oesterreichischen Nationalbank B 2 ja¬hrlich Finanzinstitutionen 1 2 288 Die Gesamtu¬bersicht u¬ber die bisher vero¬ffentlichten Berichte, Studien und Sonderdrucke ist jeweils dem Heft 12 des ãStatistischen MonatsheftsÒ bzw. bis zum Jahr 2000 dem Heft 4, jedoch fu¬r das Jahr 2001 dem Heft 1/2002 der ãBerichte und StudienÒ zu entnehmen. Fu¬r das Jahr 2001 bereits im Heft 10. Bankfeiertage, international M 11 ja¬hrlich ¬ sterreich Bankfeiertage in O M 11 ja¬hrlich Ergebnisse der o¬sterreichischen Gro§kreditevidenz im Jahr 1998 B 2/1999 Das o¬sterreichische Bankenanalysesystem B 1/2000 ¬ sterreich? Gibt es einen Kreditkanal in O B 1/2000 Risikoanalyse eines internationalen Musterportefeuilles B 2/2000 Berechnung der fusionskontrollrechtlichen Aufgriffsschwellen fu¬r Banken Ð die neue Rechtslage B 2/2000 ¬ sterreichs Gro§kreditevidenz O B ja¬hrlich Gescha¬ftsta¬tigkeit der Kreditinstitute B viertelja¬hrlich Zinssa¬ tze Die Zinsstruktur im internationalen Vergleich Ð Scha¬tzungen mit dem OeNB-Modell × B 1/1999 Berichte und Studien 3Ð4/2001 U¬ bersicht u¬ ber Berichte, Studien und Sonderdrucke Vero¬ffentlicht in Heft Nr. M = ãMonatsheftÒ B = ãBerichte und StudienÒ Kapitalmarkt ¬ sterreich Venture Capital in O Rolle und Perspektiven des o¬sterreichischen Aktienmarktes Rentenmarkt Entwicklungen auf dem o¬sterreichischen Rentenmarkt B 2/2000 B 4/2000 B 1/2001 Realwirtschaft Gesamtwirtschafliche Finanzierungsrechnung gema¬§ ESVG 95 Ð Geldvermo¬gens- und Verpflichtungssta¬nde der o¬sterreichischen Volkswirtschaft; erste Ergebnisse fu¬r die Jahre 1995 bis 1997 Jahresabschlusskennzahlen o¬sterreichischer Unternehmen der Sachgu¬tererzeugung und des Bauwesens von 1995 bis 1998 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung gema¬§ ESVG 95 Ð Geldvermo¬gens- und Verpflichtungssta¬nde der o¬sterreichischen Volkswirtschaft; Ergebnisse fu¬r das Jahr 1998 Jahresabschlusskennzahlen o¬sterreichischer Fremdenverkehrsbetriebe von 1994 bis 1997 Jahresabschlusskennzahlen o¬sterreichischer Gewerbebetriebe von 1994/95 bis 1998/99 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung gema¬§ ESVG 95 Ð Geldvermo¬gens- und Verpflichtungssta¬nde der o¬sterreichischen Volkswirtschaft; Ergebnisse fu¬r das Jahr 1999 Gesamtwirtschaftliche Finanzierungsrechnung gema¬§ ESVG 95 Ð Geldvermo¬gens- und Verpflichtungssta¬nde der o¬sterreichischen Volkswirtschaft; Ergebnisse fu¬r das Jahr 2000 Geldvermo¬gens- und Verpflichtungssta¬nde der Unternehmen und privaten Haushalte in den Jahren 1995 bis 1997 Berechnung effektiver Wechselkursindizes als Indikatoren der Wettbewerbsfa¬higkeit ¬ sterreich 1999 bis 2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O ¬ sterreich 1999 bis 2001 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O vom Herbst 1999 ¬ lpreisanstiegs auf die Inflation in Effekte des ju¬ngsten O ¬ Osterreich Ð ein Vergleich mit historischen Angebotsschocks ¬ sterreich 2000 bis 2002 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O vom Fru¬hjahr 2000 ¬ sterreich 2000 bis 2002 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O vom Herbst 2000 ¬ sterreich 2001 bis 2002 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O vom Fru¬hjahr 2001 Neubewertung des Indikators der Wettbewerbsfa¬higkeit der o¬sterreichischen Wirtschaft ¬ sterreich 2001 bis 2003 Gesamtwirtschaftliche Prognose fu¬r O vom Herbst 2001 ¬ sterreich Konjunkturelle Entwicklung in O Berichte und Studien 3Ð4/2001 × M 9/1999 M 12/1999 M 1/2000 M 5/2000 M 9/2000 M 9/2000 M 9/2001 B 1/1999 B 1/1999 B 2/1999 B 4/1999 B 4/1999 B 2/2000 B 4/2000 B 2/2001 B 2/2001 B 3Ð4/2001 B 1 und 3 289 U¬ bersicht u¬ ber Berichte, Studien und Sonderdrucke Vero¬ffentlicht in Heft Nr. M = ãMonatsheftÒ B = ãBerichte und StudienÒ Au§enwirtschaft ¬ sterreichische Direktinvestitionen im Ausland O ¬ sterreich und ausla¬ndische Direktinvestitionen in O ¬ Internationale Vermo¬gensposition Osterreichs im Jahr 1997 Sondererhebung u¬ber die Regionalgliederung der ausla¬ndischen Wertpapiere im Besitz von Inla¬ndern per 31. Dezember 1997 Neues Konzept der Erwerbsstatistik fu¬r aus- und inla¬ndische Wertpapiere ¬ sterreichs im Jahr 1998 Internationale Vermo¬gensposition O Coordinated Portfolio Investment Survey (CPIS) 1997 Ð Ergebnisse aus der ersten weltweiten Erfassung von regional gegliederten Wertpapierbesta¬nden im Rahmen eines IWF-Statistikprojekts ¬ sterreichs Ð Ergebnisse der Befragung Direktinvestitionen O 1997 und Entwicklung ausgewa¬hlter Indikatoren ¬ sterreichs im Jahr 1999 Internationale Vermo¬gensposition O ¬ sterreichs Ð Neues Konzept der Statistik Direktinvestitionen O u¬ber die Portfolioposition fu¬r aus- und inla¬ndische Wertpapiere ¬ sterreichs im Jahr 2000 Internationale Vermo¬gensposition O ¬ Direktinvestitionen Osterreichs Ð Ergebnisse der Befragung 1999 und Entwicklung ausgewa¬hlter Indikatoren Zahlungsbilanz B M 6 ja¬hrlich B 1/1999 B 1/1999 B 2/1999 B 3/1999 B 4/1999 B 4/1999 B 3/2000 B 4/2000 B 3Ð4/2001 B 3Ð4/2001 viertelja¬hrlich Internationale Wirtschaft Leitzinssa¬tze ab 1. Ja¬nner 2000 M 12/2000 An internationalen Organisationen beteiligte La¬nder M 1 ja¬hrlich Die Brasilienkrise und ihre Auswirkungen B 1/1999 Die HIPC-Initiative: Ein Weg der Dritten Welt aus der Verschuldung? B 4/2000 Entwicklungen in ausgewa¬hlten Reformla¬ndern B 1 und 3 Internationale Verschuldung und Emerging Markets B 2 und 4 Entwicklungen in ausgewa¬hlten Industriela¬ndern au§erhalb der EU B viertelja¬hrlich Zusammenarbeit im internationalen Wa¬hrungs- und Finanzsystem B viertelja¬hrlich 290 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 U¬bersicht der Studien zu Schwerpunktthemen Berichte und Studien, Heft 2/2000: Die Geldpolitik des Eurosystems Geldpolitik und geldpolitische Strategie in Zeiten der Wa¬hrungsunion: vera¬nderte Rahmenbedingungen Ð neue Herausforderungen Glaubwu¬rdigkeit des Eurosystems: Versuch einer Begriffskla¬rung Geldmengenentwicklung im U¬bergang zur Wa¬hrungsunion Indikatoren zur Beurteilung der Preisentwicklung Scha¬tzung und Interpretation der Taylor-Regel fu¬r den Euroraum Neue Strukturen des geldpolitischen Instrumentariums und des o¬sterreichischen Geldmarktes seit Beginn der dritten Stufe der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion Berichte und Studien, Heft 3/2000: Neue Eigenmittelbestimmungen in Basel und Bru ¬ ssel Die Eigenmittelanforderungen an o¬sterreichische Kreditinstitute als Instrument der Bankenaufsicht im Wandel der Zeit Supervisory Review Kreditrisiko Ð Die Vorschla¬ge des Basler Ausschusses und der EUKommission zur Kapitalunterlegung von Kreditrisiken Aktueller Stand der Diskussion und mo¬gliche Auswirkungen auf das o¬sterreichische Bankwesen Kritische U¬berlegungen zu den Vorschla¬gen des Basler Ausschusses fu¬r Bankenaufsicht und der Europa¬ischen Kommission zur Behandlung der ãanderen RisikenÒ im Rahmen der Neugestaltung der Eigenmittelvorschriften Zinsrisiko im Bankbuch Berichte und Studien, Heft 2/2001: Fiskalpolitik unter neuen Rahmenbedingungen Fiskalpolitische Konzeptionen der europa¬ischen Wirtschaftspolitik Ma§nahmen und Strategien der Budgetkonsolidierung in den Mitgliedsla¬ndern der EU Verteilungsaspekte der Wirtschaftspolitik in der Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion Ð eine Betrachtung aus Arbeitnehmersicht Probleme der Besteuerung von grenzu¬berschreitenden Kapitaleinkommen ¬ sterreich unter den Debt-Management der Republik O Finanzmarktgegebenheiten des Euroraums ¬ sterreich Zyklisch bereinigte Budgetsalden fu¬r O Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 291 U¬ bersicht der Studien zu Schwerpunktthemen Berichte und Studien, Heft 3Ð4/2001: Transmission der Geldpolitik Der Transmissionsmechanismus und die Rolle der Vermo¬genspreise in der Geldpolitik Asymmetrische Transmission der Geldpolitk u¬ber den Kreditvergabekanal Ð eine Analyse anhand o¬sterreichischer Bankbilanzen Bilanz- und Kreditvergabekanal: eine Analyse anhand o¬sterreichischer Firmen Finanzinnovationen und der moneta¬re Transmissionsmechanismus Transmissionsmechanismus und Arbeitsmarkt Ð eine la¬nderu¬bergreifende Studie Die geldpolitische Transmission unter den Bedingungen des Stabilita¬ts- und Wachstumspakts Ð einige vorla¬ufige U¬berlegungen Prinzipien fu¬r die Konstruktion von Modellen des Transmissionsmechanismus der Geldpolitik 292 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank Periodische Publikationen Vero¬ffentlicht Statistisches Monatsheft monatlich Focus on Statistics (englische Fassung des ãStatistischen MonatsheftsÒ) http://www.oenb.at ¬ Leistungsbilanz Osterreichs, revidierte Jahresdaten gegliedert nach Regionen und Wa¬hrungen ja¬hrlich Berichte und Studien viertelja¬hrlich Focus on Austria (englische Kurzfassung der ãBerichte und StudienÒ) viertelja¬hrlich Focus on Transition halbja¬hrlich Finanzmarktstabilita¬tsbericht halbja¬hrlich Financial Market Stability Report (englische Fassung des ãFinanzmarktstabilita¬tsberichtsÒ) halbja¬hrlich Gescha¬ftsbericht ja¬hrlich ¬ Annual Report (englische Ubersetzung des Gescha¬ftsberichts) ja¬hrlich Volkswirtschaftliche Tagung (Themenu¬bersicht siehe folgende Seiten) ja¬hrlich The Austrian Financial Markets Ð A Survey of AustriaÕs Capital Markets Ð Facts and Figures ja¬hrlich Sonstige Publikationen ¬ sterreichs beim U ¬ bergang von administrativer Erfahrungen O Regulierung zur Marktwirtschaft (Moskau 1990) 1990 Challenges for European Bank Managers in the 1990s (Badgastein 1990) 1991 From Control to Market Ð AustriaÕs Experiences in the Post-War Period (Warschau 1990) 1991 The Economic Opening of Eastern Europe (Bergsten-Konferenz Wien 1991) 1991 Erneuerung durch Integration Ð 175 Jahre Oesterreichische Nationalbank 1991 Striking a Balance Ð 175 Years of Austrian National Bank 1991 Transparente Dispositionen Ð Liberalisierter Devisenverkehr unter Beachtung internationaler Publizita¬tsverpflichtungen 1991 Ausgeglichene Position Ð Die neue Pra¬sentation der o¬sterreichischen Zahlungsbilanz 1992 Aktive Bilanz Ð Ein Jahr vollsta¬ndig liberalisierter Devisenverkehr in ¬ sterreich O 1992 Neuorientierung Ð Internationale Vermo¬gensposition ¬ sterreichs und Au§enwirtschaftliche Investitionsbilanz O 1993 Bankwesengesetz 1993 1994 Internationale Vermo¬gensposition 1992 Ð Die grenzu¬berschreitenden Forderungen ¬ sterreichs und Verpflichtungen O 1994 International Investment Position for 1992 Ð AustriaÕs cross-border assets and liabilities 1994 Western Europe in Transition: The Impact of the Opening up of Eastern Europe and the Former Soviet Union 1995 Die Oesterreichische Nationalbank als Unternehmen 1996 Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 293 Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank Sonstige Publikationen (Fortsetzung) Monetary Policy in Central and Eastern Europe: Challenges of EU Integration Monetary Policy in Transition in East and West ¬ sterreich Die Auswirkungen des Euro auf den Finanzmarkt O Die Bank der Banken Die Zukunft des Geldes: Auf dem Weg zum Euro Grundlagen Ð Strukturen Ð Termine Geld & Wa¬hrung Kompendium von Texten zur Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion Nationalbankgesetz 1984 (Stand Ja¬nner 1999) Informationsmaterial u¬ber Banknotensicherheit Working Papers (Arbeitspapiere der Auslandsanalyseabteilung, Themenu¬bersicht siehe folgende Seiten) Videofilme Wie Mozart entsteht (u¬ber die Banknotensicherheit) The Evolution of W. A. Mozart (englische Fassung von ãWie Mozart entstehtÒ) Bank der Banken (u¬ber die Aufgaben und Funktionen der OeNB) The BanksÕ Bank (englische Fassung von ãBank der BankenÒ) 294 × Vero¬ffentlicht 1996 1997 1997 1997 1997 1997 1997 1999 laufend laufend 1990 1995 1991 1991 Berichte und Studien 3Ð4/2001 Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank Themenu ¬ bersicht Volkswirtschaftliche Tagung 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Die o¬konomischen, politischen und sozialen Konsequenzen der Wachstumsverlangsamung Sto¬rungsanfa¬llige Bereiche in unserem o¬konomischen und sozialen System Fiskalismus kontra Monetarismus Wirtschaftsprognose und Wirtschaftspolitik Technik-, Wirtschaftswachstums-, Wissenschaftsverdrossenheit: Die neue Romantik Ð Analyse einer Zeitstro¬mung Probleme der Leistungsbilanz in den achtziger Jahren Systemkrisen in Ost und West Forschung und Wirtschaftswachstum Ausweg aus der Krise Ð Wege der Wirtschaftstheorie und Wirtschaftspolitik Der Weg zur Welthandelsnation Weltanschauung und Wirtschaft Vollbescha¬ftigung, ein erreichbares Ziel? Vollendung des Binnenmarktes in der Europa¬ischen Gemeinschaft Ð ¬ sterreich Folgen und Folgerungen fu¬r O Sand im Getriebe Ð Ursachen und Auswirkungen ¬ sterreich der Wachstumsverlangsamung in O Banken und Finanzma¬rkte Ð Herausforderung der neunziger Jahre Wettbewerb und Kooperation im Finanzbereich Wirtschaftliche und politische Neugestaltung Europas Ð Ru¬ckblick und Perspektiven Zukunft regionaler Finanzma¬rkte in einem integrierten Europa Europa¬ische Wa¬hrungspolitik und internationaler Konjunkturverlauf Neue internationale Arbeitsteilung Ð Die Rolle der Wa¬hrungspolitik Die Zukunft des Geldes Ð das Geld der Zukunft Auf dem Weg zur Wirtschafts- und Wa¬hrungsunion Ð Bedingungen fu¬r Stabilita¬t und Systemsicherheit Die Bedeutung der Unabha¬ngigkeit der Notenbank fu¬r die Glaubwu¬rdigkeit der Europa¬ischen Geldpolitik Wirtschaftspolitik 2000 Ð Die Rolle der Wirtschaftspolitik und nationaler Notenbanken in der WWU Mo¬glichkeiten und Grenzen der Geldpolitik Das neue Millennium Ð Zeit fu¬r ein neues o¬konomisches Paradigma? Der einheitliche Finanzmarkt Ð Eine Zwischenbilanz nach zwei Jahren WWU Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 295 Publikationen der Oesterreichischen Nationalbank Themenu ¬ bersicht Working Papers 1 ) Nr. 27 Nr. 28 Nr. 29 Nr. 30 Nr. 31 Nr. 32 Nr. 33 Nr. 34 Nr. 35 Nr. 36 Nr. 37 Nr. 38 Nr. 39 Nr. 40 Nr. 41 Nr. 42 Nr. 43 Nr. 44 Nr. 45 Nr. 46 Nr. 47 Nr. 48 Nr. 49 Nr. 50 1 296 Die Gesamtu¬bersicht u¬ber die bisher vero¬ffentlichten Working Papers ist jeweils dem Heft 12 des ãStatistischen MonatsheftsÒ bzw. bis zum Jahr 2000 dem Heft 4, jedoch fu¬r das Jahr 2001 dem Heft 1/2002 der ãBerichte und StudienÒ zu entnehmen. Nr. 51 Nr. 52 Nr. 53 Nr. 54 Vero¬ffentlicht Trends in European Productivity: Implications for Real Exchange Rates, Real Interest Rates and Inflation Differentials 1998 What Do We Really Know About Real Exchange Rates? 1998 Goods Arbitrage and Real Exchange Rate Stationarity 1998 The Great Appreciation, the Great Depreciation, and the Purchasing Power Parity Hypothesis 1998 The Usual Suspects? Productivity and Demand Shocks and Asia Pacific Real Exchange Rates 1998 Price Level Convergence Among United States Cities: Lessons for the European Central Bank 1998 Core Inflation in Selected European Union Countries 1998 The impact of EMU on European unemployment 1998 Room for Manoeuvre of Economic Policy in the EU Countries Ð Are there Costs of Joining EMU? 1998 Heterogeneities within Industries and Structure-Performance Models 1998 Estimation of the Term Structure of Interest Rates A Parametric Approach 1999 On the Real Effects of Monetary Policy: A Central BankerÕs View 1999 Democracy and Markets: The Case of Exchange Rates 1999 Central Banks in European Emerging Market Economies in the 1990s 2000 Is there a Credit Channel in Austria? The Impact of Monetary Policy on FirmsÕ Investment Decisions 2000 Integration, Disintegration and Trade in Europe: Evolution of Trade Relations During the 1990s 2000 The Bank, the States, and the Market: An Austro-Hungarian Tale for Euroland, 1867Ð1914 2001 The Euro Area and the Single Monetary Policy 2001 Is There an Asymmetric Effect of Monetary Policy over Time? A Bayesian Analysis Using Austrian Data 2001 Exchange Rates, Prices and Money. A Long Run Perspective 2001 The ECB Monetary Policy Strategy and the Money Market 2001 A Regulatory Regime for Financial Stability 2001 Arbitrage and Optimal Portfolio Choice with Financial Constraints 2001 Macroeconomic Fundamentals and the DM/$ Exchange Rate: Temporal Instability and the Monetary Model 2001 Assessing Inflation Targeting after a Decade of World Experience 2001 Beyond Bipolar: A Three-Dimensional Assessment of Monetary Frameworks 2001 Why Is the Business-Cycle Behavior of Fundamentals Alike Across Exchange-Rate Regimes? 2001 New International Monetary Arrangements and the Exchange Rate 2001 × Berichte und Studien 3Ð4/2001 Adressen der Oesterreichischen Nationalbank Postanschrift Telefon Fernschreiber Postfach 61 1011 Wien 01/404 20 DW Telefax: 01/404 20-2398 114669 natbk 114778 natbk Bregenz Anton-Schneider-Stra§e 12 Postfach 340 6901 Bregenz 0 55 74/49 61-0 Telefax: 0 55 74/49 61 99 Eisenstadt Esterhazyplatz 2 Postfach 60 7001 Eisenstadt 0 26 82/627 18-0 Telefax: 0 26 82/627 18 99 Graz Brockmanngasse 84 Postfach 8 8018 Graz 0 31 6/81 81 81-0 Telefax: 0 31 6/81 81 81 99 Innsbruck Adamgasse 2 Postfach 505 6021 Innsbruck 0 51 2/594 73-0 Telefax: 0 51 2/594 73 99 Klagenfurt 10.-Oktober-Stra§e 13 Postfach 526 9010 Klagenfurt 0 46 3/576 88-0 Telefax: 0 46 3/576 88 99 Linz Coulinstra§e 28 Postfach 346 4021 Linz 0 73 2/65 26 11-0 Telefax: 0 73 2/65 26 11 99 Salzburg Franz-Josef-Stra§e 18 Postfach 18 5027 Salzburg 0 66 2/87 12 01-0 Telefax: 0 66 2/87 12 01 99 St. Po¬lten Julius-Raab-Promenade 1 Postfach 5 3100 St. Po¬lten 0 27 42/313 483-0 Telefax: 0 27 42/313 483 99 Oesterreichische Nationalbank London Representative Office 5th floor, 48 Gracechurch Street London EC3V 0EJ, Vereinigtes Ko¬nigreich 0044/20/7623 6446 Telefax: 0044/20/7623 6447 Oesterreichische Nationalbank New York Representative Office General Motors Building 5th floor 767 Fifth Avenue New York, N. Y. 10153, USA 001/212/888 2334 001/212/888 2335 Telefax: 001/212/888 2515 ¬ sterreichs bei der EU Sta¬ndige Vertretung O Avenue de Cortenbergh 30 B-1040 Bruxelles, Belgien 00322/285 48 41, 42, 43 Telefax: 00322/285 48 48 ¬ sterreichs bei der OECD Sta¬ndige Vertretung O 3, rue Albe«ric-Magnard F-75116 Paris, Frankreich 00331/53 92 23 39 00331/53 92 23 44 Telefax: 00331/45 24 42 49 Hauptanstalt Wien 9, Otto-Wagner-Platz 3 Internet: http://www.oenb.at Zweiganstalten Repra¬ sentanzen Berichte und Studien 3Ð4/2001 × 422509 natb ny 297