WAZ 16 - Bürgerinitiative Hochwasser
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WAZ 16 - Bürgerinitiative Hochwasser
WAZ 16.01.2002 LOKALAUSGABE / DUISBURG Kompromisse bei den Deichen Gespräch mit Staatssekretärin Christiane Friedrich vom Umweltministerium Von Martin Kleinwächter Das NRW-Umweltministerium in Düsseldorf begrüßt die Entscheidung der Stadt, sich auf die Kompromiss-Variante für eine Rückverlegung des Rheindeiches in Mündelheim (wir berichteten) festzulegen. "Wir halten sie für eine sehr vernünftige Lösung", erklärte jetzt Staatssekretärin Christiane Friedrich auf Anfrage. Friedrich trat dabei auch Behauptungen aus dem Kreis der Bürgerinitiative "Die Deichbetroffenen" (BI) entgegen, die Landesregierung sei mit drei von elf Deich-Projekten zur Schaffung zusätzlicher Rückstaufläche für Hochwasser bereits gescheitert. Klaus Lehnen, Sprecher der Mündelheimer BI, hatte in einem Pressegespräch vor Weihnachten geäußert, die Projekte Niederkassel bei Bonn, Ilvericher Bruch bei Meerbusch und Bylerward bei Emmerich seien bereits gescheitert. Und da sie mit 56 Mio Kubikmetern Stauvolumen bei insgesamt 174 Mio Kubikmetern Volumen für alle elf Projekte rund ein Drittel der geplanten Gesamt-Kapazität ausmachten, so sein Argument, seien die Schutzziele der Landesregierung praktisch verfehlt. "Das Projekt Niederkassel ist seit 1999 fertig gestellt", so die Staatssekretärin. Allerdings seien entgegen der ursprünglichen Planung statt eine Million Kubikmeter Stauvolumen nur 0,2 Mio Kubikmeter verwirklicht worden. Im Falle des Ilvericher Bruchs befinde man sich mitten in der Vorplanung. Der dortige Deichgräf habe Änderungen vorgeschlagen, die auch von den Fachleuten akzeptiert würden. Nach dem jetzigen Stand, so Friedrich, würden von den ursprünglich geplanten 25 Mio Kubikmetern Volumen 15 Mio Kubikmeter realisiert. Das Projekt Bylerward befinde sich noch am Beginn der Vorplanung. Dort habe der Deichverband eine weitere Variante vorgeschlagen, die sich zur Zeit noch in der wissenschaftlichen Begutachtung befinde. Ihr Ausgang sei offen. "100 % sind nie machbar", rechtfertigte die Staatssekretärin, warum bei den Projekten teils deutliche Abstriche gegenüber der ursprünglichen Planung gemacht werden mussten. "Das ist Demokratie", sagt Christiane Friedrich. Wichtig ist ihr der Hinweis, dass jetzt für Mündelheim erst das Planfeststellungsverfahren (PFV) anlaufe, das ebenfalls noch einmal eine Beteiligung der Öffentlichkeit vorsehe. Umweltministerin Bärbel Höhn hatte in ihrer Antwort auf die Anfrage des CDU-Landtagsabgeordneten Thomas Mahlberg (wir berichteten) außerdem dargelegt, dass von den elf Projekten auch die Rückverlegungen des Orsoyer (bei Rheinberg) sowie des Monheimer Rheinbogens (südlich von Düsseldorf) abgeschlossen seien, ebenso der rheinferne Deich auf der Bislicher Insel bei Xanten. Für das Vorhaben Lohrwardt bei Wesel sei bereits das PFV eingeleitet, ebenso für das Projekt in Köln-Langel. Im Worringer Bruch bei Köln würde zudem ein weiterer Rückhalteraum angestrebt. Nach dem ursprünglichen Konzept sollten folgende Kapazitäten erreicht werden: Bislicher Insel 50 Mio Kubikmeter, Bylerward 30 Mio, Ilvericher Bruch 25 Mio, Lohrwardt 20 Mio, Worringer Bruch 13 Mio, Orsoy und Köln-Langel je 10 Mio, Monheim 8 Mio, Mündelheim 5 Mio, Düsseldorf-Itter 2 Mio und Niederkassel 1 Mio.