lesen - Evangelische Kirchengemeinde Vaihingen/Enz
Transcription
lesen - Evangelische Kirchengemeinde Vaihingen/Enz
Lokales VAIHINGER KREISZEITUNG · Samstag, 21. Februar 2015 11 PHÄNOMENE N A TT U R der VKZ-Serie Liebe Leser, egal, wie das jetzt klingen mag, aber es wird Zeit für den Frühling. Draußen kommt der Winterling aus der Erde. Und so richtig im Blütenzauber schwelgen lässt sich zurzeit bei den Kamelien in der Wilhelma. Von Sabine Rücker Einer der Allerersten, der sich in Vorgärten aus der noch gefrorenen Erde quetscht, ist der Winterling. Ich gebe zu, dass ich diesem Blümchen viele Jahre lang nicht die gebührende Beachtung geschenkt habe. Dabei ist diese Blumenart aus der Familie der Hahnenfußgewächse Imkers Liebling, weil sie zu den ersten Bienenweiden unserer Heimat gehört. Das Blümchen mit dem wissenschaftlichen Namen Eranthis hyemalis ist klein und fällt vor allem durch das knallige Gelb im trüben Wintergrau und durch Massenblütenteppiche auf. Neben einem reichlichen Pollenangebot lockt die Blüte in Bodennähe mit einigen Nektarblättern. Der süße Saft kommt den Bienen, falls sie schon fliegen, in der noch tristen Umgebung sehr gelegen. Der Winterling kommt ursprünglich aus Süd-Europa und den Balkanländern. Bereits im 16. Jahrhundert seien Winterlinge als Zierpflanzen nach West- und Mitteleuropa gekommen, schreibt der Botanische Verein Bochum. 100 Jahre später seien sie auch nördlich der Alpen als Gartenpflanzen in fürstlichen Gärten und Parkanlagen bekannt gewesen, wo sie sich stellenweise gut versamten und verwilderten. Doch auch in der Welt der Gärtner und Blumenliebhaber gibt es Modeerscheinungen und so habe das gelbe Pflänzchen um 1900 schon wieder zu den „altmodischen Blumen” gezählt. Willkommene Winterlinge. Foto: 3268zauber Etwa um diese Zeit setzte eine weitere Art zum Sprung nach Nord-Europa an: Eranthis cilicica, der Türkische Winterling, der von der Türkei und Syrien aus zunächst in England landete. Er hat eine spätere Blütezeit. Züchter haben schließlich aus beiden Arten größere Exemplare gezüchtet, die jedoch steril sind. Der ökologisch korrekte Kauf von Winterlingen scheint in der Regel nicht ganz einfach. „Obwohl sich Winterlinge auch aus Samen anziehen lassen, ist die Kultur recht schwierig, so dass immer noch jedes Jahr Millionen Winterlingknollen aus Wildbeständen des Balkans und der Türkei exportiert werden“, schreibt der Naturschutzbund. Also am besten mal den lieben Nachbarn anhauen, ob er einige Winterlinge entbehren könnte. Wer sich auf Samen verlässt, braucht eben einige Jährchen Geduld. In ihrer ausdauernden Sprossknolle verträumt die Pflanze den Großteil des Jahres und zeigt sich uns nur von Februar bis Mai. Besonders wohl fühlt sie sich in Weinbaugegenden, also auch bei uns. In Jena führen verwilderte Winterlinge sogar regelmäßig zu Besucheranstürmen. Die „Ostthüringer Zeitung“ schreibt: „Das Jenaer Vorkommen ist seit dem Jahre 1803 dokumentiert. Dr. Helga Dietrich vermutet, dass der Botaniker Johann Christian Friedrich Graumüller den Winterling im Wald unterhalb von Closewitz selbst eingebracht hat.“ Das Jenaer Vorkommen sei wegen seiner Einmaligkeit bereits im Jahr 1965 unter Schutz gestellt. worden und umfasse rund 3,35 Hektar. Anfang der 60er Jahre habe der WinterlingBestand 0,12 Hektar betragen. Wer den Winterling oder/und kleine Kinder hat sollte wissen und bedenken, dass die fein duftende Pflanze giftig ist. Apropos Kinder: Wer mehr Blüten erleben will, kann jetzt in den zoologisch-bota- nischen Garten Wilhelma in Stuttgart gehen. Ich war neulich mit meinen erwachsenen Kindern dort. Früher war es bei uns so, dass die Knirpse mit ihrer Energie den Wilhelma-Tag für die Erwachsenen zur Herausforderung machten. Unsereiner war platt, die Kleinen vielleicht auch, aber nicht so sehr oder es war ihnen egal. Dann kam eine Phase, in der ein Wilhelma-Besuch darin gipfelte, dass ich meinen Süßen androhte, nie mehr mit ihnen in den Stuttgarter Zoo zu gehen. Das war ihnen damals glaube ich, wurscht. Ich weiß auch gar nicht mehr, um was es ging. Auf jeden Fall habe ich, wie sich das für eine gute Mutter so gehört, vor wenigen Tagen meine Androhung gebrochen. Ja, und auch diesmal war der Wilhelma-Besuch ein einschneidendes Erlebnis. Zum einen natürlich aufgrund der blühenden Pracht in den Gewächshäusern. Zum anderen aufgrund der Schlüsse, die die jungen Erwachsenen aus dem Kurzbesuch ziehen. Das Schönste, so die Tochter, seien die Blumen gewesen. Mit ihrem Bruder war sie darin einig, dass ein Zoo ansonsten zu deprimierend sei. Die eingesperrten Tiere waren den beiden kaum erträglich. Unter den tierischen Zoobewohnern erregten die mehr oder weniger freilebenden Exemplare die meiste Entzückung. Darunter der Pfau, der recht gelassen durch die Besuchermengen schritt. Und auch die Spatzen, die links vom Eingang des Amazonienhauses ausgiebig Sandbäder nahmen, waren der Hit. Schmerzlich anzusehen waren dagegen Eisbär, Adler, Primaten und Co. – neues Affenhaus hin oder her. Völlig entspannt konnten dagegen auch jene Kamelien bestaunt werden, die momentan im Schauhaus beim Haupteingang ihre Blüten zeigen. Wir hatten das Thema an dieser Stelle schon mal angeschnitten, als es um den Tee ging. Kamelien sind eng mit dem Teestrauch Camellia sinensis verwandt und gehören in die Gruppe der Teestrauchgewächse. Die beliebten Kübelpflanzen sind in Ostasien beheimatet und zählen dort zu den ältesten Kulturpflanzen, schreibt die Wilhelma. Im 18. Jahrhundert erreichen die ersten Kamelien, wissenschaftlich Camellia japonica, Europa. Inzwischen sollen mehr als 30 000 Sorten existieren. In der Heimat können die immergrünen Gehölze eine Höhe von mehreren Metern und wohl ein Alter von bis zu 1000 Jahren erreichen. „Im 19. Jahrhundert schmücken Kamelien die winterlichen Bälle und Bankette, die Knopflöcher der Herren und die Ballkleider der Damen“, so die Wilhelma-Experten. Und weiter: „Der Gründer der Wilhelma, König Wilhelm I. von Württemberg, beauftragt demnach 1845 seinen Hofgärtner Johann Baptist Müller mit dem Kauf von 200 besonders großen und schönen Kamelien aus der Sammlung eines Frankfurter Barons für etwa 2000 Gulden.“ 25 der heutigen Wilhelma-Kamelien stammen noch aus damaliger Zeit. Und sie sind wirklich so schön, diese Pflanzen. „Die Kamelie gilt unter Hobbygärtnern als schwierig – zu Unrecht!“, postuliert die Zeitschrift „Mein schöner Garten“. Als Kübelpflanze soll die Kamelie möglichst lange draußen bleiben dürfen, denn sie brauche den Kältereiz, damit sich ihre zahlreichen Blüten öffnen. Ab minus fünf Grad Celsius muss allerdings ein kühles Winterquartier für sie gefunden werden. Für schlechte Gärtner wie mich liest sich dann aber schon die Anleitung zum richtigen Wässern recht schwierig. Nicht zu trocken, nicht zu nass und am besten Regenwasser. Wer mit winterharten Sorten liebäugelt, die draußen im Gartenboden bleiben können, muss sich mit der Standortfrage auseinandersetzen. „Meist haben die als winterhart angepriesenen Kamelien in unseren Breiten wenig Chancen, ohne Winterschutz zu überleben“, schreibt die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau. Nur im Weinbauklima könne sie sich gut entwickeln – passt doch bei uns. Doch auch hier sei ein windgeschützter Platz im Schatten mit ausreichend Winterschutz sowie der richtige Gartenboden unerlässlich. „Richtig viel Pulverschnee im Winter wäre eine gute Isolationsschicht für die Freilandkamelien“, so die Landesanstalt weiter. Merke: Echte Pflanzenfreunde haben immer eine Schneekanone in petto. � Die vier Vikare Sabine Schmalzhaf, Dio Machado, Carolin Braun und Steffen Schmid (von links) zusammen mit Dekan Reiner Zeyher. Der lange Weg der Theologen Ordinationsgottesdienst für Vikare am 1. März in der Vaihinger Stadtkirche Der 1. März ist ein wichtiger Termin im Berufsleben der zwei Frauen und zwei Männer. An diesem Tag um 16.30 Uhr findet der Ordinationsgottesdienst für vier Vikare in der Vaihinger Stadtkirche statt. Sie werden damit ordentlich in das Predigtamt eingesetzt, das sie dann ein Leben lang inne haben. Von Uwe Bögel VAIHINGEN. Nach der Ordination kehren allerdings Carolin Braun und Steffen Schmid – sie sind inzwischen verheiratet und haben einen Sohn, Sabine Schmalzhaf und Dio Machado den Dekanaten in Vaihingen und Mühlacker den Rücken und treten eine dreijährige Stelle zur Anstellung an. Erst dann können sie sich als ständiger Pfarrer in einer Gemeinde bewerben. Mit dem Abschluss des zweieinhalbjährigen Vikariats haben die künftigen evangelischen Pfarrer aber schon einen Großteil ih- rer Ausbildung absolviert. Vor dem Vikariat, der praktischen Ausbildung in einer Gemeinde, ist ein sechs bis sieben Jahre dauerndes akademisches Studium die Voraussetzung. Immerhin müssen die Theologen die drei Sprachen Latein, Hebräisch und Griechisch beherrschen. Das erste theologische Examen beendet das Studium, das zweite theologische Exmanen rundet nach dem Vikariat die Ausbildung ab. Hier werden von Schuldekanin Gabriele Karle die religionspädagogischen Kenntnisse geprüft, Dekan Reiner Zeyher wertet eine wissenschaftliche Vorarbeit für den Gottesdienst plus eine Prüfungspredigt aus. Die lange Ausbildungszeit hat aber den angehenden Pfarrern nicht die Lust auf ihren Beruf vergällt. „Es ist ein Beruf, der viel mit Menschen zu tun hat. Das ist total schön“, sagt Steffen Schmid. „Die zweieinhalbjährige Vikarzeit hat mich bestärkt, diesen Weg weiterzugehen.“ Sabine Schmalzhaf: „Die Menschen freuen sich, wenn man da ist.“ Dio Machado: „Es ist auch eine Vernetzungsarbeit über die Generationen hinweg.“ Carolin Braun, Jahrgang 1986, aufge- wachsen in Niederhofen, Flözlingen und Gerlingen studierte nach dem Abitur Theologie in Tübingen, Edinburgh und Wien. Das Vikariat absolvierte sie in Oberriexingen; jetzt ist sie Pfarrerin in Reutlingen. Sabine Schmalzhaf, Jahrgang 1984, aufgewachsen in Nordhausen, machte nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr beim deutschen EC-Verband, studierte Theologie in Bielefeld-Bethel und Tübingen. Nach dem Vikariat in Wiernsheim ist sie nach der Ordination am 1. März Pfarrerin in der Kirchengemeinde Gäufelden-Öschelbronn. Dio Machado, Jahrgang 1983, aufgewachsen in São Paulo in Brasilien, machte zuerst eine Ausbildung zum Produktionsmechaniker bei Daimler, studierte dann Theologie in Brasilien und Tübingen. Nach dem Vikariat in Kleinsachsenheim ist er Pfarrer zur Anstellung in Öhringen. Steffen Schmid, Jahrgang 1984, aufgewachsen in Hüttlingen, machte nach dem Abitur Zivildienst in Jordanien, studierte Theologie in Erlangen, Tübingen, London und Berlin. Nach seinem Vikariat in Nussdorf geht er als Repetent, ein Betreuer, an das Evangelische Stift in Tübingen. Volle Förderung voraus! Zinssicher mit LBS-Bausparen bis zu 50.000 Euro* günstiger finanzieren. Anregungen zur Serie per E-Mail an s.ruecker@vkz.de Jetzt extra günstiges Baugeld sichern! * Es gelten Fördervoraussetzungen. Beispiel: Ehepaar ( und Jahre), Kind ( Jahr), Bruttoeinkommen . € und . €, Bausparsumme . € und . €. Sparkassen-Finanzgruppe . www.LBS-BW.de Eine von zurzeit zahllosen Kamelienblüten in der Wilhelma. Foto: Rücker Foto: Bögel Wir geben Ihrer Zukunft ft ein Zuhause.