PressemappeJOEL STERNFELD

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PressemappeJOEL STERNFELD
Inhalt der Pressemappe
Ausstellungsdaten
Pressetext
Biografie Joel Sternfeld
Ausstellungsdaten
Pressekonferenz
26. Juni 2012, 10 Uhr
Eröffnung
26. Juni 2012, 18.30 Uhr
Dauer
27. Juni – 7. Oktober 2012
Ausstellungsort
Propter Homines Halle
KuratorIn
Ute Eskildsen (Folkwang Museum, Essen)
Walter Moser (Albertina, Wien)
Werke
121 Fotografien
2 Projektionen
Publikation zur Ausstellung
Joel Sternfeld. First Pictures
Hrsg. Joel Sternfeld, Steidl
Mit einem Essay von Jessica May und zahlreichen Abbildungen in englischer
Sprache, Steidl Verlag, 1. Auflage: 2011, ISBN 978-3-86930-309-3
Kontakt
Albertinaplatz 1, 1010 Wien
T +43 (01) 534 83 – 0
info@albertina.at
www.albertina.at
Öffnungszeiten
Täglich 10 - 18 Uhr, Mittwoch 10 - 21 Uhr
Kuratorenführung
Mittwoch, 25. Juli: 17 – 18 Uhr
Öffentliche Führungen
Mittwoch: 18.30 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertag: 15.30 Uhr
1. Juli/ 6. Juli/ 21. Juli/ 29. Juli/ 8. August/ 18. August/ 25. August/
29. August/ 2. September/ 8. September/ 19. September/ 22. September
Tickets an der Kassa erhältlich (am Tag der Führung) EUR 4,- zzgl. Eintritt
Begrenzte Teilnehmerzahl
Workshop „American Dream“
Im Rahmen des Wiener Ferienspiels für Kinder von 10 bis 13 Jahren:
12., 19. und 26. Juli sowie 7., 14., 21. und 28. August 2012, 15.30-18Uhr
Die TeilnehmerInnen machen sich zunächst ein Bild vom „Land der
unbegrenzten Möglichkeiten“ durch Sternfelds Fotolinse und vergleichen
dann ihre Vorstellungen mit seiner Wirklichkeit. Im Atelier setzen sie sich
mit der Sicht auf ihr eigenes Heimatland künstlerisch auseinander.
Presse
Mag. Verena Dahlitz (Leitung)
T +43 (01) 534 83 - 510 , M +43 (0)699.121 78 720, v.dahlitz@albertina.at
Mag. Barbara Simsa
T +43 (01) 534 83 - 512 , M +43 (0)699.109 81743, b.simsa@albertina.at
Sarah Wulbrandt
T +43 (01) 534 83 - 511 , M +43 (0)699.121 787 31, s.wulbrandt@albertina.at
Partner der Albertina
Medienpartner
Joel Sternfeld
Farbfotografien seit 1970
27.6. – 7.10.2012
Dem amerikanischen Fotografen Joel Sternfeld (*1944, New York) widmet die Albertina eine
rund 130 Arbeiten aus über drei Jahrzehnten Schaffenstätigkeit umfassende Retrospektive.
Erstmals in Österreich wird ein Überblick über das Werk Sternfelds – einem der wichtigsten
Vertreter der New Color Photography – gezeigt.
Insgesamt elf Serien, entstanden von den frühen 1970er-Jahren bis 2007, werden in der
Ausstellung präsentiert, darunter u.a. Werke aus American Prospects, Stranger Passing, On
This Site, Sweet Earth, Walking the High Line, Oxbow Archive, Treading on Kings und When
it Changed. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf 60 Fotografien aus dem bisher
unveröffentlichten Frühwerk, das von 1969 bis in die späten 1970er Jahre reicht.
Sternfelds Blick richtet sich immer wieder auf sein Heimatland Amerika mit dessen
Eigenarten, den Menschen und seinen spezifischen Landschaften. Der distanzierte Blick des
Künstlers auf Land und Bewohner lässt eindringliche Bilder entstehen, die ein Amerika
zwischen Utopie und Dystopie zeigen.
Beeinflusst von William Eggleston, aber auch von den Farblehren des Bauhaus, begann Joel
Sternfeld in den 1970er-Jahren mit Farbfotografie zu experimentieren und seinen eigenen
Stil zu entwickeln. Sternfeld machte Farbe für ein Thema fruchtbar, das in den USA eine
lange fotografische Tradition hatte: die American Social Landscape. Als kritischer
Beobachter reiste er über Jahre hinweg durch die USA und hielt das Land und seine
Bewohner und Bewohnerinnen in all ihren Eigenheiten und Widersprüchen fest.
Politische und gesellschaftliche Themen werden in seinen Arbeiten zumeist über das
Verhältnis des Menschen zur Natur bzw. Landschaft geschildert. Sternfelds Fotografien
verbinden dokumentarischen Anspruch und künstlerischen Blick. Eine solche Bildsprache
fand ihre Vorläufer bei Walker Evans und Robert Frank, die jedoch Verfechter der SchwarzWeiß-Fotografie waren. Sternfelds Fotografien sind vor diesem Hintergrund nicht nur als
Chronik amerikanischer Geschichte der letzten vierzig Jahre zu verstehen, sondern
bezeugen auch einen Entwicklungsprozess, in dessen Verlauf Farbe eine ganz spezifische
Bildsprache hervorzubringen begann.
Seit Beginn seiner fotografischen Arbeit erachtet Joel Sternfeld das Buch als wichtigste
Präsentationsform für seine Bilder, denn erst durch die Publikation erreichen seine Projekte
über die Ausstellungen hinaus eine breite Öffentlichkeit. In den letzten 20 Jahren
entstanden elf Fotobände zu seinen Fotoserien. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein
Buch zu Sternfelds frühen, bislang nicht publizierten Arbeiten in der Edition
Folkwang/Steidl.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Museum Folkwang, Essen entstanden.
Nags Head
Joel Sternfeld zählt neben William Eggleston und Stephen Shore zu den wichtigsten
Vertretern der New Color Photography, einer äußerst heterogenen Gruppe von Fotografen
und Fotografinnen, die ab den 1970er-Jahren Farbe als Stilmittel für künstlerische Fotografie
einsetzten. Heute ein völlig selbstverständliches Ausdrucksmittel war damals Farbe in der
künstlerischen Fotografie verpönt. Farbe wurde im Bereich der populären Fotografie, wie
etwa in Werbung und Mode, eingesetzt, die Bilder der klassischen Kunstfotografie waren
hingegen schwarz-weiß. Als wegweisend für die Etablierung der Farbfotografie erwies sich
William Egglestons Ausstellung 1976 im Museum of Modern Art New York – eine Schau, die
bei ihrer Eröffnung als skandalös empfunden wurde.
Joel Sternfelds 1976 entstandene Serie Nags Head legt ein deutliches Zeugnis von der
Verwendung der Farbe als künstlerischem Ausdrucksmittel ab. Prägnante Farbflächen
erweisen sich als ebenso bedeutsam für die Komposition wie die am Strand der Stadt Nags
Head in North Carolina vorgefundenen Motive.
Erste Bilder
Neben Nags Head repräsentieren zwei weitere in den 1970er-Jahren entstandene
Farbserien, Happy Anniversary Sweetie Face! und Rush Hour, das Frühwerk von Joel
Sternfeld. In diesen erkundet Sternfeld in der Tradition der Street Photography auf
humorvolle Art und Weise unterschiedliche Szenen amerikanischer Alltagskultur, die er
mittels einer scheinbar spontanen und beiläufigen Bildsprache festhält. Vermeintliche
Belichtungsfehler und Unschärfen sowie die Dargestellten fragmentierende Bildausschnitte
suggerieren eine intuitive und dynamische Sichtweise auf die Welt. Die Momenthaftigkeit
der Fotos äußert sich pointiert in der Serie Rush Hour. Indem Sternfeld seine
Bildkompositionen mithilfe eines manuellen Blitzlichtes anfertigt, das die Gesichter der
Passanten deutlich erhellt, wird jener flüchtige Augenblick betont, den ein Foto dem
Zeitkontinuum entreißt.
Als essenziell für die Komposition erweist sich die Farbe. Satte und volle Farbflächen
rhythmisieren und strukturieren nicht nur den Bildaufbau, sondern stellen eigenständige
Bildwerte dar, die nicht in ein homogenes Gesamtbild integriert werden. Diese Art der
Fotografie, die alltägliche Motive mit der Eigenständigkeit der Farbe verbindet, ist nicht
zuletzt dem Einfluss von William Eggleston geschuldet, den Sternfeld 1974 in Harvard
kennenlernte.
American Prospects
Die Serie American Prospects entstand während einer mehrjährigen Reise mit einem VWBus durch die USA. In den zwischen 1978 und 1986 aufgenommenen Bildern widmet
Sternfeld sich einer Untersuchung der Beziehung des Menschen zu der, von ihm geformten
und geprägten, amerikanischen Landschaft. Der hier sichtbar werdende Mikrokosmos
alltäglicher und oftmals skurriler Begebenheiten verdeutlicht nicht nur eine problematische
Benutzung und Veränderung der Landschaft durch den Menschen. Vielmehr ermöglicht er
darüber hinaus auch Rückschlüsse auf US-amerikanische politische Zustände und soziale
Verhältnisse der Zeit.
Die kritischen Inhalte werden bei American Prospects vielfach über den souveränen Einsatz
von sublimen, leuchtenden Farbwerten und -kontrasten geschildert, die den dargestellten
ernsten Gegebenheiten zu widersprechen scheinen. Die Farbigkeit, aber auch das Format
und der statische Bildaufbau sind in Sternfelds Verwendung einer Großformatkamera
begründet. Während der Fotograf seine frühen Serien mit einer Kleinbildkamera anfertigte,
die flexible Bewegungen und damit eine spontane Bildsprache erlaubte, verlangsamt die im
Vergleich dazu kompliziertere Handhabe der Großformatkamera den Aufnahmeprozess.
Mit großer Sorgfalt wählt Sternfeld nun seine Motive aus, deren Komposition von
vornherein präzise durchdacht werden muss. Sein Bildaufbau, aber auch das durchgängige
Motiv von Menschen in der Landschaft wurde hierbei wesentlich von Lösungen der
klassischen Malerei – wie etwa Pieter Bruegels des Älteren oder Jacob van Ruisdaels –
beeinflusst.
Stranger Passing
In Joel Sternfelds innerhalb eines Zeitraums von 14 Jahren ab 1987 aufgenommener Serie
Stranger Passing steht das menschliche Porträt im Mittelpunkt der künstlerischen
Auseinandersetzung. Die in situ fotografierten Menschen werden sowohl über ihre
äußerliche Erscheinung wie Kleidung und Posen als auch durch den räumlichen Kontext, in
dem sie in Szene gesetzt werden, charakterisiert. Die Bilder zeigen nicht nur
unterschiedlichste soziale Gruppen und Milieus, sondern erzählen auch von divergierenden
Lebensstilen. Die durchgängig zurückhaltende und distanzierte Sichtweise, mit der
Sternfeld einen sichtbaren Abstand zu seinen Motiven hält, nimmt keine Wertung vor –
eine künstlerische Strategie, wie sie August Sander bereits in den 1920er-Jahren für sein
berühmtes Fotoprojekt Menschen des 20. Jahrhunderts verfolgt hat. Während Sander seine
Modelle jedoch ihrer beruflichen Funktion unterordnete, konzentriert sich Sternfeld nun auf
die Wiedergabe der Individualität der Abgebildeten. Die oftmals skurrilen (Selbst-)
Inszenierungen visualisieren übergreifende gesellschaftliche Zusammenhänge, die in ihrer
Summe ein vielschichtiges und differenziertes Porträt der amerikanischen Gesellschaft
ergeben.
On This Site
Zwischen 1993 und 1996 fotografierte Joel Sternfeld Schauplätze von Verbrechen, die sich
hinter scheinbar alltäglichen Orten verstecken. Mit der fotografischen Darstellung
einzelner Schicksalsorte holt Sternfeld verdrängte, verborgene oder auch bewusst
verdeckte Geschehnisse ins kollektive Gedächtnis zurück und demontiert damit
patriotische Selbstdarstellungen der USA.
Die Fotos lassen einen konzeptuellen Zugang zur Dokumentarfotografie erkennen. So
zeigen die verhältnismäßig neutral und zurückhaltend aufgenommenen Bilder „nur“ die
Verbrechensorte, geben aber keine Auskunft über den Tathergang. Diesen klärt ein
beigefügter Text, der Teil des Werkes ist. Bild und Text geben damit unterschiedliche
Inhalte wieder, die vom Betrachter bzw. der Betrachterin kombiniert werden müssen.
Oxbow Archive
In Oxbow Archive (2005–2007) wird die Landschaft zum alleinigen Thema, indem Sternfeld
ein Gebiet bei Northampton im US-amerikanischen Bundesstaat Massachusetts in den
wechselnden Jahreszeiten festhält. Diese Arbeiten setzen sich mit der Überlieferung
kultureller Normen und Phänomene der US-amerikanischen Kultur auseinander: Die
Darstellung der Landschaft ist essenzieller Bestandteil der amerikanischen Identität und
ihres kulturellen Selbstverständnisses. Die Wildnis bzw. die unberührte Natur wird nicht
selten – Ansel Adams und Edward Weston sind Beispiele hierfür – in überwältigenden und
überhöhten Ansichten präsentiert. Der amerikanische Künstler Thomas Cole hat eben jene
Region, die in Oxbow Archive gezeigt wird, 1836 in einem berühmten Gemälde als heroische
Landschaft gemalt, das von einem erhöhten Blickpunkt eine dramatische Wetterstimmung
zeigt. Sternfeld wendet sich hingegen deutlich von einer solchen Bildsprache ab: Von einem
niedrigen Standpunkt aus dokumentiert er jenseits des Sublimen und Pittoresken
traditioneller Landschaftsdarstellungen die Einzigartigkeit der Jahreszeiten, aber auch die
deutlich sichtbaren Auswirkungen menschlichen Eingreifens in die Natur.
When it Changed
Waren bereits die frühen Serien Sternfelds von einem gesellschaftskritischen Bewusstsein
geprägt, weist die Projektion When it Changed Sternfeld unmissverständlich als
Dokumentaristen mit großem politischem Engagement aus. When it Changed zeigt
53 Porträts von Teilnehmern und Teilnehmerinnen einer Konferenz der Vereinten Nationen
2005 zum Thema Klimaveränderung in Montreal. Die oftmals ernsthaften und
pessimistischen Gesichter werden durch einen Text kommentiert, der Prognosen und
Aussagen von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der vergangenen zwanzig Jahre
zum Klimawandel beinhaltet.
Treading on Kings
Für sein Projekt Treading on Kings fotografierte Joel Sternfeld die Proteste während des G8Gipfels in Genua 2001. Im Verlauf des Treffens der acht größten Industrienationen der Welt,
das von schweren Zusammenstößen mit der Polizei begleitet war, wurden zahlreiche
Demonstrierende verwundet und einer der Aktivisten, Carlo Giuliani, erschossen. Sternfeld
porträtiert in diesem Projekt in 33 Fotos sowohl die Orte der Auseinandersetzung als auch
die Protestierenden selbst. Begleitende Texte zitieren verschiedene Teilnehmer der
Demonstrationen und erläutern den Grund ihres Engagements.
Walking the High Line
Mit Walking the High Line (2000–2001) untersucht Joel Sternfeld das Thema der Landschaft
als Indikator für ökologische und soziale Veränderungen aus einer neuen Perspektive. Bei
der High Line handelt es sich um eine stillgelegte, knapp über zwei Kilometer lange
Bahnstrecke im New Yorker Stadtteil Manhattan, die der Fotograf als motivischen Kontrast
zwischen der scheinbar unberührten Natur und der urbanen Besiedelung schildert.
Verdeutlichen frühere Serien Sternfelds die Besiedelung der Natur durch den Menschen,
wird hier dieses Verhältnis umgekehrt. Die Natur erobert den Stadtraum zurück, wobei die
nur noch ansatzweise sichtbaren Schienen als Spuren des ehemals regen Zugverkehrs
fungieren. Der allen Werken Sternfelds eigene sozialpolitische Anspruch hatte im Fall von
Walking the High Line konkrete Auswirkungen: Nicht zuletzt wegen Sternfelds erfolgreicher
Fotos wurde die stillgelegte High Line 2009 in einen öffentlichen Park umgewandelt.
Sweet Earth
Mit der Serie Sweet Earth von 2006 führt Joel Sternfeld seine fotografischen
Untersuchungen der sozialen Landschaft Amerikas fort. Geprägt von der Stimmung der
1990er-Jahre, der Zeit knapp nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Staaten,
zeigen die Fotos Modelle alternativer Gemeinschaften. Von politischen über ökologische
bis hin zu religiösen Überlegungen reichen die Gründe für das jeweilige Sozialexperiment,
über das ein dem Bild beigefügter Text Auskunft gibt. Die Visualisierung historischer und
zeitgenössischer Utopien will einen Überblick über die historische Entwicklung von
Gemeinschaften des 19. Jahrhunderts über die Gegenkultur der 1960er-Jahre bis zu neuen
Formen des Zusammenlebens in der Gegenwart geben. Mit der Darstellung heterogener
Lebensentwürfe beleuchtet Sternfeld nicht nur die verschiedenen Wertvorstellungen der
heutigen amerikanischen Gesellschaft, sondern hinterfragt auch die Voraussetzungen und
Entwicklungen gesellschaftlicher Normen und Konventionen.
Joel Sternfeld
1944
geboren in New York City
1965
BA, Dartmouth College, New Hampshire
Lehrtätigkeit
1971–1981
Stockton State College, New Jersey
1984–1985
Yale University, New Haven, Connecticut
Seit 1985
Sarah Lawrence College, Bronxville, New York
Lebt und arbeitet in New York
Preise und Stipendien
2004
Citigroup Photography Prize
1990/91
Prix de Rome
1987/88
Shifting-Foundation-Stipendium
1985
Artist-in-Residence am Dartmouth College, New Hampshire
1985
Grand Prize beim Higashikawa Festival of Photography, Japan
1982
Guggenheim-Memorial-Foundation-Stipendium
1980
National-Endowment-for-the-Arts-Stipendium
1978
Guggenheim-Memorial-Foundation-Stipendium