Kanonendonner vertreibt altes Jahr
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Kanonendonner vertreibt altes Jahr
GN vom 02.01.2009 Kanonendonner vertreibt altes Jahr Historisches Spektakel am Silvesternachmittag in Uelsen, Lage und Itterbeck Mit Böllerschüssen und Kanonendonner haben die Mitglieder der Historischen IV. Kompanie aus Uelsen, der Traditionsböllerschützen Lage und der „Spöllhoek Böller“ in Itterbeck am Silvesternachmittag das Jahr 2008 verabschiedet. Zahlreiche Zuschauer beobachteten die Spektakel bei klirrender Kälte. Für Polizei und Rettungsdienste verlief der Jahreswechsel ruhig. Von Daniel Klause - Uelsen/Lage. „Ladet die Musketen! Legt an! Feuer!“ Mehr als 20 Mal leisten die Mitglieder der IV. Historischen Kompanie des Bentheimer Landwehrbatallions von 1814 am letzten Nachmittag des Jahres den Kommandos ihres „Captains“ Folge. Aber nicht jede Muskete feuert beim Aufschlagen des Hahns auf die Zündpfanne. „Durch die Kälte saugt das Zündpulver wie ein Schwamm die Feuchtigkeit auf“, erklärt Waffenmeister Jürgen Vorrink. Der neue Kommandeur Bernhard Holle kann sich dennoch auf seine zehn Männer verlassen. Bereits zum zwölften Mal verabschieden sie in diesem Jahr auf der Wiese hinter dem Uelser Rathaus mit reichlich Schwarzpulver das alte Jahr. Holles Vorgänger Berthold Koning ist zum ersten Mal nur in Zivil dabei. Er hatte das Kommando Ende November nach 23 Jahren an Holle abgegeben. Zum ersten Mal im Einsatz ist das DreipfünderGebirgsgeschütz. Der Neuenhauser Geert-Heinz Gommer hat die kleine Kanone mit der hellblauen Lafette zum ersten Mal nach Uelsen mitgebracht. Kanonen dieser Bauart dienten den Engländern von 1809 bis 1813 bei der Rückeroberung der iberischen Halbinsel von Napoleons Truppen. Genauso groß und nicht minder laut ist der Nachbau eines französischen Feldgeschützes im Maßstab 1:3. Gut 15 Mal gibt jede Kanone an diesem Tag einen markerschütternden Böllerschuss und reichlich Qualm ab. Am Ende der Vorführung haben die Uelser fast zehn Kilogramm Schwarzpulver verschossen. Diejenigen Zuschauer, die zum ersten Mal nach Uelsen gekommen sind, unter ihnen zahlreiche Niederländer, sind von der Lautstärke und Intensität der Schüsse überrascht. Für ihre Stärkung sorgen Mitglieder des Bürgerschützenvereins Uelsen mit heißen Würsten und Waffeln, Kakao und Glühwein. Außerdem verteilen drei als Marketenderinnen gekleidete Frauen aus einem kleinen Fäßchen ein hochprozentiges Getränk gegen die klirrende Kälte. Ein beachtliches Publikum versammelt sich zeitgleich auf dem Schützenplatz in Lage und dem Festplatz in Itterbeck. Die nachempfundene Landsknechtskleidung der Traditionsböllerschützen erinnert an die Gefechte während des spanischholländischen Kriegs (1581 bis 1648), die in der Zerstörung der Burg Lage (1626) gipfelten. Die Lager bringen kurzrohrige Stutzen und zwei Feldgeschütze zum Einsatz. Aus Sicherheitsgründen entweicht den Rohren kein Feuer und Qualm. Die Explosionsknalle übertreffen sogar die der Waffen aus dem frühen 19. Jahrhundert, die in Uelsen zum Einsatz kommen. Polizei und Rettungsdienste hatten in der Grafschaft während des eigentlichen Jahreswechsels kaum etwas zu tun. Bis auf Bagatellunfälle blieb es ruhig.