Mythos Harley-Davidson - Baltic-Kiel

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Mythos Harley-Davidson - Baltic-Kiel
Mythos Harley-Davidson
111 Jahre Great American Freedom Machines
Diese Sonderausstellung präsentiert die frühe Geschichte der "Motor Company" mit einer repräsentativen Auswahl
gebührend. Harley-Davidson, seit 1903 auf dem Markt präsent, überstand zwei Weltkriege, Wirtschaftskrisen, den
Rückgang der Produktionszahlen in den fünfziger Jahren sowie die Invasion der englischen und japanischen
Motorradfirmen. Statt unterzugehen schaffte es das Unternehmen zur Weltanschauung ihrer treuen Fangemeinde zu
werden. Oft kopiert, nie erreicht, gelang es Harley-Davidson, den Status eines Mythos zu erreichen.
Pioniergeist, Zähigkeit und handwerkliches Können der vier Gründer, Traditionsbewusstsein und Beharrlichkeit ihrer
Mitarbeiter, Händlerbindung und Treue gegenüber ihren Zulieferern sowie natürlich die Zuverlässigkeit der Motorräder
brachten Harley-Davidson binnen weniger Jahre an die Spitze: 1919 war das Werk in Milwaukee der größte
Motorradhersteller der Welt.
Als kalifornische Motorradclubs sporlich und rebellisch Ende der 1940er Jahre mit ihren umgebauten Harleys in den
öffentlichen Fokus gerieten, ahnte niemand, dass sie damit eine Welle auslösten, die bis heute anhält. Den
Wellenschlag erhöhte das Road-Movie „Easy Rider“ von 1969. Damit war das Fundament zum Mythos "gefestigt".
Hand in Hand gehen die Bilder eines faszinierenden weiten Landes mit Strassen, die scheinbar endlos hinter dem
Horizonz weiterführen. In und mit diesem Ambiente "spielt" die liebevoll inszenierte Ausstellung der amerikanischen
Traum-Motorräder.
Ein "gestrokter" Knucklehead-Bobber von 1948, geradezu entsprungen aus dem Film "The Wild One" von 1953, und
Captain Americas Panhead-Chopper aus "Easy Rider" sind der Einstieg in die Ausstellung. Neben Marlon Brando,
Lee Marvin, Peter Fonda und Jack Nicholson sind sie die wahren Helden der berühmter Filme, die den Mythos
prägten. Die daraus resultierenden Serien-Kreationen aus Milwaukee führen zu Willie G. Davidson, dem Erfinder des
Harley-Baukastens. Er gestaltete Modelle wie die erste Super Glide und den Café Racer - untypische Modelle, die
damals nicht den Geschmack des Harley-Kundenkreises trafen und dafür heute um so rarer und gesuchter sind.
Sturgis, Softail und Custom Springer sind weitere Höhepunkte Willie G.s Schaffens, die der Firma den Nimbus geben,
als einzige Motorradmarke anscheinend veraltete Technik nur aus nostalgischen Gründen wieder in Serie auf dem
Markt zu bringen.
Das geht natürlich nur, wenn man auch die entsprechende Geschichte hat, dazu 111 Jahre. Das zeigt ein
unrestauriertes und gerade deshalb wunderschönes wechselgesteuertes 1917er J-Modell und eine entsprechende
1928er JD, deren "Lebensgeschichte" mit zwei Vorbesitzern lückenlos erhalten ist. Ein wohl einmaliges Exportmodell
für Deutschland von 1934, das es den einstigen Machthabern nach eigentlich gar nicht hätte geben dürfen und eine
1944er WLA der Armee vermitteln in absolutem Originalzustand Zeit- und Technikgeschichte pur.
Nicht vernachlässigt sind die sportlichen Ambitionen der Company, die vor allem in Amerika zur Legende wurden. Zu
sehen ist die bei nationalen Dirt Track-Rennen fast unschlagbare XR 750 wie auch ein 1000er Eight-Valve-Racer.
Von diesen innovativen und bärenstarken Board Track-Rennern sind nicht einmal eine Handvoll erhalten geblieben.
Dieses originale und damit sehr rare Exponat von 1924 wird hier in Deutschland erstmals präsentiert.
Oft vergessen wird bei Fans der Marke: Vier Weltmeisterschaften gehören Harley, eingefahren mit Hilfe der
italienischen Firma Aermacchi, die vor vielen Jahren zum AMF-Konzern gehörte. Eine "Ala d´ Oro"-Rennmaschine
steht für die italienisch-amerikanische Beziehung. Den sportlichen Aspekt im Serienbau repräsentiert in der
Ausstellung die frühe XLCH Sportster mit 1000 ccm - eine eigene Linie in der Modellpalette, geboren 1957 als
Nachfolger der K-Modelle und Reaktion auf die erfolgreichen englischen Sportmotorräder.
Highway Cruiser und Full Dresser sind weiterere wichtige Eckpunkt des Erfolgs – Knucklehead, Panhead, E-Glide
und die klassische Police-Harley stehen dafür.
Die wunderschönen Exponate stellen private Leihgeber aus ganz Deutschland zur Verfügung - für manche eine
äußerst schwierige Entscheidung bei einer Verleihdauer von einem Dreivierteljahr und beim Wert der Exponate.
Gerade auch deswegen lohnt ein Besuch der Ausstellung, denn in dieser Qualität wird wohl selten eine Marke und
ihre Geschichte repräsentiert. Verantwortlich als Kuratoren sind Manfred Ratzinger/Schwäbisch Gmünd und Gerhard
Ziller/Böbingen, deren Zusammenarbeit mit dem Museum sich nach der erfolgreichen Jahresaustellung 2013 mit dem
Thema "Maico Moto Cross" bewährt hat.
Das passende Begleitprogramm zur Sonderausstellung bietet das nach heutigen Maßstäben schon historisch
anmutende Scala-Kino in Neckarsulm. Das wunderbar in die Jahre gekommene Filmtheater mit Klappstühlen und
50er-Jahre-Charme zeigt vom 19. - 21. September die Filme zum Thema: "Born to be wild", "Easy Rider" und "The
wild One" auf richtiger Kinoleinwand - ein nicht alltägliches Vergnügen, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Übrigens: Vor dem Kino gibt es standesgemäß Barbecue und für Harley-Fahrer, die mit ihrer Maschine kommen, ein
Freigetränk. Die Ausstellung selbst läuft bis Januar 2015.