Auf den Spuren des Radklassikers Lüttich-Bastogne

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Auf den Spuren des Radklassikers Lüttich-Bastogne
Auf den Spuren des Radklassikers Lüttich-Bastogne-Lüttich
Das Radrennen Lüttich-Bastogne-Lüttich (Liège-Bastogne-Liège) ist das älteste noch ausgetragene
Eintagesrennen und wird zu den fünf sog. Monumenten des Radsports gezählt. Es führt durch den wallonischen
Teil Belgiens und wurde erstmals 1892 gestartet und trägt daher den Ehrennamen La Doyenne (Die Älteste). Es
ist Teil der UCI Pro Tour und findet jährlich Ende April statt. Gerade die Frühjahrsklassiker begeistern – handelt
sich doch um ein zähes Ausscheidungsfahren, das spektakulär in Szene gesetzt wird.
Lüttich -Bastogne-Lüttich gilt aufgrund seines sehr
hügeligen Profils durch die wallonischen Ardennen als
eines der schwersten Klassiker im Radsport
überhaupt. Vor allem der zweite Teil des ca. 250 km
langen Rennens führt über mehrere relativ kurze
jedoch steile Anstiege die oft rennentscheidenden
Charakter haben. Acht der zehn klassifizierten
Anstiege bei der Achterbahnfahrt in Belgien liegen auf
den letzten 100 Kilometern. Am berühmtesten ist die
Côte de la Redoute. Das Ziel befindet sich an einer
Steigung in Ans einem italienisch dominierten
Stadtteil von Lüttich… Also hin, nicht einfach nur
sonntagnachmittags mit Kaffee und Kuchen auf der
Brust den Wettbewerb verfolgen – erfahren was da los ist – die Atmosphäre spüren.
Tilff-Bastogne-Tilff ist die bekannteste touristische Version des
Radklassikers: Ein wenig kürzer mit 210 km, aber mit allen
relevanten
Anstiegen
eine
durchaus
vergleichbare
Aufgabenstellung im Vergleich zum Klassiker – nun sollten die
Anstiege also ein Gesicht bekommen oder besser bleibende
Eindrücke hinterlassen. Pfingstsonntag um 4.30 Uhr war Abreise,
eingeladen hatten wir zuvor bereits, um 7:00 Uhr erreichten wir das
Städtchen Tilff und um 8:00 saßen wir am dem Rad – es war noch
kühl und sehr bedeckt… doch die Erwartungen und die Stimmung
gut. Obwohl die Veranstaltung bereits seit 7:00 Uhr geöffnet ist,
war noch richtig Trubel am Start.
Die ersten Kilometer waren zum Glück flach und wir hatten
Gelegenheit uns warm zu fahren bevor bereits der erste Côte
(Dolembreux) anstand. Auf den zweiten Côte de Florzé folgte eine
rasante Abfahrt nach Aywaille ins Tal der Amblève. Regen setzte ein
– kein Regen den man ignorieren kann, sondern durchaus
erhebliche Mengen und ein rund rum dunkler Himmel konnte keine
Hoffnung machen. Es lieb also kühl was gemessen an
Aufgabenstellung noch ein erhebliches Problem werden könnte. Bis hierhin bot die Strecke zahllose imposante
Panoramablicke über die sanft ansteigenden Ardennen und in Richtung Maastal und Flandern.
Es ging dann über 30 km leicht ansteigend und nur von einer kurzen Abfahrt nach Manhay unterbrochen zur
ersten Kontrolle, die sich oberhalb der kleinen Ortschaft Odeigne in einem Waldstück befand.
In der Kontrolle verloren wir uns etwas aus den Augen, aber man findet sich auf der Strecke schon wieder – die
Ersten fahren langsamer und die Letzten eben zügig. Doch kurz hinter der Kontrolle war auch eine strategische
Streckenteilung: 210km oder 143km – der Regen hatte nicht nachgelassen, die ersten Fahrer wieder auf der
langen Strecke und die Meinungen wurden zwiespältig: abkürzen oder stoisch durch fahren! Wir waren also
bereits mehrere Kilometer unterwegs bis alle wieder zusammenliefen und gemeinsam festgestellt werden
konnte: heute nur die kurze Strecke mit nur noch 5 Côtes – zurück zur Gabelung und Richtung 143km Strecke
eingeschlagen – viele andere Teilnehmer taten es uns gleich.
Nur selten wurde der Rhythmus durch Abfahrten und Anstiege unterbrochen. Wir kamen durch die Kürzung so
schneller an den Kern des Klassikers: Nun stand der schwerere Streckenteil mit all den legendären Côtes an. Da
war es ganz erfreulich, dass es zunächst nur noch schauerte und schließlich aufhörte zu regnen und im
weiteren Verlauf etwas später sogar die Sonne vereinzelt heraus kam.
Man konnte man schon von weitem einen Blick auf die Steigung Côte de Wanne werfen. Sie ist berühmt
berüchtigt, da sie beim Weltcup-Rennen häufig für erste Vorentscheidungen sorgte. Am Straßenrand hatten
sich Zuschauer versammelt, die Fahrer und Läufer (also Schieber) anfeuerten. Trotz dieser Unterstützung
zwang der 3000 m lange und bis zu 15 % steile Anstieg so
manchen Wielertoeristen zum Schieben.
Dann - nicht weniger steil - hinunter durch den Ort Stavelot ging
es Richtung Formel-1-Kurs von Spa-Francorchamps.
Weiter ging es über den Côte de Maquisard und Hautregard. Bis
hierhin waren nun ca. 120 km absolviert. Eine erneute längere
Abfahrt brachte uns zur vierten Kontrolle nach Remouchamps an
der Amblève. Das zehrte ziemlich an den Kräften, auch wenn das
Wetter inzwischen sehr freundlich geworden war und kein
Schauer
mehr
drohte.
Zuvor
konnte
man
am
gegenüberliegenden Hang schon die Straße zur Côte de la Redoute erkennen.
Dort geht es auf einer Länge von 2000 m ca. 170 m hoch mit bis zu 18 % Steigung. Rechts und links standen wie beim richtigen Rennen - die Zuschauer. Vor einem fielen die ersten Radler vor Schwäche bald vom Rad und
man kam kaum an den langsameren vorbei in der schmalen Gasse – echte Klassiker-Atmosphäre!
Nun folgte nur noch ein kurzer Anstieg und die letzte
Abfahrt nach Tilff. Es entstand noch richtig RaceFeeling da neben uns eine große Gruppe immer
wieder auf das Tempo drückte – abhängen lassen
wollten wir uns ja auch nicht…
Endlich im Ziel: Alles in allem ist Tilff-Bastogne-Tilff
eine feine Veranstaltung. Man sollte sich aber bis zur
Hälfte der Strecke zurückhalten und die Kräfte
einteilen, denn man fährt den ganzen Tag immer quer
zu den stark eingeschnitten Tälern der Ardennen. Das
bedeutet bis an die zehnmal geht es runter an die
Ourthe oder ihre Nebenflüsse Amblève u.a.
Und jetzt wo der Text geschrieben ist – fällt mir auf das das ganze bei guten Wetter wiederholt werden muss –
da die Stecke ja noch nicht ganz absolviert ist…