Zukunftsregion - IHK Nord Westfalen
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Zukunftsregion - IHK Nord Westfalen
Zukunftsregion Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848) Nord-Westfalen Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer – Gott sei Dank! füge ich hinzu Zukunftsregion Nord-Westfalen Porträt einer innovativen Wirtschafts- und Kulturregion Portrait of an Innovative Economic and Cultural Region ISBN 978-3-932831-39-3 deutsch I english Zukunftsregion Nord-Westfalen Copyright 2010 Kunstverlag Josef Bühn GmbH München ISBN 978-3-932831-39-3 Redaktion Guido Krüdewagen Pressesprecher der IHK Nord Westfalen Übersetzung Wayne van Dalsum München Gestaltung Grafikdesign Ulrike Storch Rosenheim Druckvorstufe, Druck und Bindearbeiten Lanadruck GmbH München Für die Richtigkeit redaktioneller und bestellter Texte übernimmt der Verlag keine Haftung. Alle Rechte der Verbreitung behält sich der Verlag vor. Zukunftsregion Nord-Westfalen Porträt einer innovativen Wirtschafts- und Kulturregion Portrait of an Innovative Economic and Cultural Region Inhalt Index Vorwort Foreword ZukunftsRegion Future Region Dr. Benedikt Hüffer, Präsident der IHK Nord Westfalen Karl-F. Schulte-Uebbing, Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen Nord-Westfalen North Westphalia Doppelpack mit Lebenswert und Wirtschaftskraft Dynamic duo with a high standard of living and a strong economy Guido Krüdewagen, Pressesprecher der IHK Nord Westfalen Münsterland Erfolg ohne viel Aufsehen Low profile success Werner Hinse, Vorsitzender Presseverein Münster-Münsterland Guido Krüdewagen, Pressesprecher der IHK Nord Westfalen Stadt Münster City of Münster Stadt mit Innovation aus Tradition City with a tradition of innovation Presseamt der Stadt Münster 6 8 20 28 Kreis BorkenEin junger Kreis mit Tradition und Zukunft Borken DistrictA young district with a great tradition and future Karlheinz Gördes, Pressesprecher Kreis Borken 34 Kreis Coesfeld Coesfeld District 40 Dynamik abseits der Großstadthektik Dynamism without big-city stress Christoph Hüsing, Pressesprecher Kreis Coesfeld Kreis SteinfurtIm Westen ganz oben Steinfurt DistrictAt the top in the west Silke Wesselmann, Stellv. Pressesprecherin Kreis Steinfurt 44 Kreis Warendorf Für die Zukunft gesattelt Warendorf DistrictSaddled up for the future Norbert Kampelmann, Pressesprecher Kreis Warendorf 48 Emscher-Lippe-Region Erfolgreicher Strukturwandel Successful structural change Michael Wallkötter, Redakteur, Medienhaus Bauer, Recklinghäuser Zeitung 52 Stadt Bottrop City of Bottrop 70 Zwischen Westfalen und dem Ruhrgebiet Between Westphalia and the Ruhr region Andreas Pläsken, Pressesprecher der Stadt Bottrop Stadt Gelsenkirchen Das neue Gelsenkirchen City of GelsenkirchenThe new Gelsenkirchen Oliver Schäfer, Stellv. Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen 74 Kreis Recklinghausen Aller guten Dinge sind zehn Recklinghausen DistrictAll good things come in tens Svenja Küchmeister, Öffentlichkeitsarbeit Kreis Recklinghausen 78 Wirtschaft Economy Gesunde Strukturen für einen erfolgreichen Wandel Healthy structures for a successful change Prof. Dr. Bodo Risch, Stellv. Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen 82 Verkehr und Mobilität Transport and mobility Beste Verbindungen The best connections Joachim Brendel, Geschäftsführer der IHK Nord Westfalen, Handel und Verkehr Bildung Education Breite Basis sichert beste Bildung A broad basis ensures the best education Guido Krüdewagen, Pressesprecher der IHK Nord Westfalen 134 Forschung und Innovation Research and innovation Dynamische Forschungslandschaft Dynamic research landscape Karin Völker, Redakteurin, Westfälische Nachrichten 144 Kunst und Kultur Art and Culture »Wo Dichtergeist erlahmt und Verse hinken?« – Von wegen! »Where poetic spirit lames and verses hobble?« – On the contrary! Hans-Peter Boer, Kulturdezernent, Bezirksregierung Münster 156 Sport Sport Immer in Bewegung Always on the go Thomas Austermann, Sportredakteur »echo-muenster.de«, Livingpage Media Ltd. & Co. KG Freizeit, Vergnügen und Erholung Wohnen, wo andere Urlaub machen Leisure, pleasure and relaxation Live where others go on holiday Bruni Frobusch, Freie Journalistin SPONSOREN SPONSORS FOTOGRAFEN PHOTOGRAPHERS 120 174 186 206 208 Zukunftsregion Dürfen wir Sie bekannt machen mit Nord-Westfalen? Dabei sind wir sicher, dass Sie es schon kennen. Zumindest teilweise: Die Reiter kennen Nord-Westfalen als eine Hochburg des Pferdesports, die Fußballfans kennen es als Heimatregion des FC Schalke 04, die Kulturfreunde durch das Grimme-Institut in Marl oder durch das Picasso-Museum in Münster. Und der Finanzminister kennt es aufgrund der kräftigen Steuerzahlungen. Sollte er jedenfalls. Denn Nord-Westfalen war und ist ein dynamischer Wachstumsraum. Das verdankt die Region vor allem den vielen Unternehmerinnen und Unternehmern, die im Gegenstrom von Strukturwandel und Globalisierung eine Herausforderung gesehen und die darin steckenden Chancen ergriffen haben. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viele kleine und mittelständische Unternehmen hier in der Region zu »Hidden Champions« herangewachsen sind, zu versteckten Marktführern, die in ihrer jeweiligen Nische ganz häufig auch weltweit den Takt angeben. Wenn man die Namen der Marktführer in eine Liste einträgt, dann erkennt man schnell, warum die Region zu den drei wachstumsstärksten in Nordrhein-Westfalen gehört. Das soll auch in Zukunft so bleiben. Deshalb wollen wir, dass mehr Menschen Nord-Westfalen kennen und lieben lernen. Dazu soll dieses Buch beitragen. Es zeichnet ein Bild von einer Region mit hohem Lebenswert und erstaunlicher Wirtschaftskraft, mit einer Vielzahl attraktiver Arbeitgeber, mit viel Landschaft, Stadtleben und Kultur, mit viel Raum für die Umsetzung eigener Ideen, aber vor allem mit viel Sinn für gemeinsame Ziele. Sie einen die Region im Wettbewerb der Regionen, in dem natürlich auch Nord-Westfalen steht. Die Ausgangsposition ist gut. Doch die Wettbewerbsfähigkeit hängt maßgeblich davon ab, ob es auch zukünftig gelingt, Fach- und Führungskräfte sowie Unternehmerinnen und Unternehmer in die Region zu holen und an die Region zu binden. Dafür setzen wir uns persönlich ein. Lassen Sie sich überzeugen – von Nord-Westfalen. 6 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Vorwort Future Region Allow us to introduce you to North Westphalia – although, you doubtlessly know of us already, at least in some way. Horse fans know North Westphalia as a stronghold of equestrian sports. Football fans know it as the home region of FC Schalke 04. Culture fans know the Grimme-Institut in Marl or the Picasso Museum in Münster. And the minister of finance knows it because of the enormous tax payments he receives from it. At least, he should. After all, North Westphalia has long been a region of dynamic economic growth. It owes this status most of all to the many entrepreneurs who see a challenge in structural change and globalisation, and who have taken the opportunities that these tides afford them. It is always surprising to see just how many small and mid-sized companies in the region have developed into so-called »hidden champions«, quietly leading the market in their respective niches, often even on a global scale. When you see the names of the market leaders into a list, you quickly see why the region is in the top three in terms of turnover in NorthRhine Westphalia. And we want it to stay that way in the future. That is why we want more people to get to know and love North Westphalia. This book is designed to help. It paints a picture of a region with a high quality of life and astonishing economic power, with a large number of attractive employers, lots of countryside, city life and culture, loads of space to realise ideas, and most of all a feeling for mutual goals. They unite the region in the rivalry between regions, which North Westphalia is also in the middle of. Our starting point is good, but if we want to remain competitive, we have to continue attracting qualified specialists, management talents and entrepreneurs to the region, and keeping them here. That is our personal commitment. Why not come and see for yourself: you won‘t regret it – North Westphalia. Dr. Benedikt Hüffer Präsident der IHK Nord Westfalen President of the North Westphalian Chamber of Commerce (r.) Karl-F. Schulte-Uebbing Hauptgeschäftsführer der IHK Nord Westfalen Managing Director of the North Westphalian Chamber of Commerce (l.) Future Region North Westphalia II FOREWORD 7 Nord-Westfalen North 8 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region stellt sich vor Westphalia presents itself Future Region North Westphalia II The region 9 Nord-Westfalen Doppelpack mit Lebenswert und Wirtschaftskraft North Westphalia Dynamic duo with a high standard of living and a strong economy Guido Krüdewagen Mit dem FC Schalke 04 aus Gelsenkirchen in der ersten Liga, mit dem Tatort aus Münster »in der ersten Reihe« und für eine wachsende Zahl von Unternehmen die erste Adresse: Die Region NordWestfalen überrascht und überzeugt – als beschäftigungsstärkste Industrieregion des Landes genauso wie als riesiger Freizeitpark unter freiem Himmel. Es ist dieser Doppelpack von Lebenswert und Wirtschaftskraft, der Nord-Westfalen so attraktiv macht. With the FC Schalke 04 from Gelsenkirchen in the first football division in Germany and for a growing number of companies the top address, the North Westphalia region surprises and convinces as an industrial region with the highest employment in the state and as an enormous open-air leisure park. It is this dynamic duo of living quality and strong economy that makes North Westphalia so attractive. Nord-Westfalen hat Platz. Für die Umsetzung der persönlichen Lebensziele der 2,6 Millionen Einwohner wie auch für die Pläne einer rasant wachsenden Zahl von Unternehmen. Ein Fünftel der nordrhein-westfälischen Landesfläche gehört der Zukunftsregion NordWestfalen, knapp 7 000 Quadratkilometer. Sie ist damit dreimal so groß wie das Saarland. North Westphalia has space: space for its 2.6 million inhabitants to achieve their life goals and space for the plans of a rapidly growing number of companies. One-fifth of the area of North-Rhine Westphalia is North Westphalia, 7,000 square kilometres of land equipped for the future. It is three times the size of Saarland. Der IHK-Bezirk Nord Westfalen umfasst das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region und ist deckungsgleich mit dem Regierungsbezirk Münster. Den gibt es in annähernd gleicher Gestalt schon seit 1815, während der Name Nord-Westfalen erst seit der Umbenennung der IHK zu Münster in IHK Nord Westfalen im Jahr 2002 gängige Bezeichnung des Wirtschaftsraums ist. Zu Nord-Westfalen gehören die drei kreisfreien Städte Bottrop, Gelsenkirchen und Münster sowie die Kreise Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt und Warendorf mit ihren zusammen 75 Städten und Gemeinden. Von Isselburg an der niederländischen Grenze ganz im Westen bis zur Gemeinde Wadersloh an der Grenze zu Ostwestfalen sind es rund 150 Kilometer. Nur ein paar Kilometer weniger sind es von Hopsten im Norden an der Grenze zu Niedersachsen bis nach Gelsenkirchen im Süden. Zugegeben, anderswo gibt es höhere Berge. Aber dafür, dass in der Vorstellung vieler Menschen hier – aus der Westfälischen Bucht – sozusagen freie Sicht auf die Nordsee herrscht, geht es in beinahe allen Ecken Nord-Westfalens überraschend hoch hinaus. Höchste Erhebung ist mit seinen 223 Metern der Westerbecker Berg. In den Ausläufern des Teutoburger Waldes wachsen in einem Weinberg sogar die Trauben für eine nord-westfälische Weinsorte heran. 10 The chamber of commerce region North Westphalia encompasses Münsterland and the Emscher-Lippe region and is the same piece of land as the administrative district Münster. It has been pretty much the same area since 1815, whereby the name North Westphalia only became the term for the commercial region after the chamber of commerce changed its name from »IHK zu Münster« to »IHK Nord Westfalen« in 2002. There are three county boroughs in North Westphalia: Bottrop, Gelsenkirchen and Münster and the districts of Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt and Warendorf with their 75 cities and communities. From Isselburg at the Dutch border in the west to Wadersloh on the border to East Westphalia in the east it is around 150 kilometres. It is only a few kilometres less from Hopsten in the north at the border to Lower Saxony down to Gelsenkirchen in the south. Admittedly, there are higher mountains to be found elsewhere, but considering that many people here think that they have a more or less unobstructed view of the North Sea from what they call the »Bay of Westphalia«, altitudes are surprisingly high in North Westphalia. The highest is Westerbecker Hill at 223 metres. In the foothills of Teutoburg Forest there are even grapes growing for a North Westphalian wine. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region Jubel in der von der FIFA als Fünf-Sterne-Arena bezeichneten Veltins-Arena Auf Schalke in Gelsenkirchen The fans go wild in Schalke’s Veltins-Arena in Gelsenkirchen, that FIFA has called a five-star stadium Die Lage Nord-Westfalens in und an der zentralen europäischen Wachstumszone ist auch ansonsten hervorragend. Im Umkreis von 200 Kilometern leben rund 40 Millionen Einwohner – Geschäftspartner, Kunden und Verbraucher. Über ein erstaunlich dichtes Netz von leistungsfähigen Straßen, Schienenstrecken und Kanälen sowie über naheliegende Flughäfen in und außerhalb der Region lassen sich alle wichtigen Ziele schnell erreichen. Ihren Freiraum und ihre Standortvorteile weiß die Region zu nutzen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte hier seit Anfang der 1990er Jahre um fast 60 Prozent zu. Es wuchs damit deutlich stärker als im Landesdurchschnitt (plus 48 Prozent), mehr noch: Nord-Westfalen zählt zu den drei wachstumsstärksten Wirtschaftsregionen des Landes. Future Region North Westphalia II The region North Westphalia‘s location in and by the central European growth zone is also outstanding in every other way. There are around 40 million inhabitants – business partners, customers and consumers – within a 200 kilometre radius of it, and all destinations outside the region can be reached with ease thanks to the astonishingly dense network of top roads, railway lines, canals and airports. The region knows how to make the most of this room to move and location advantages. The GDP has risen by almost 60 percent here since the beginning of the 1990s. This placed it well above the state average of 48 percent. In fact, North Westphalia is one of the fastest growing commercial regions in the state. Social market economy A few large companies and many, many family-owned SMEs are the background to this success. With this corporate culture and their long-term orientation, these companies also show us that the basic tenets of the social market economy were first documented in North Westphalia. That was in the Herz-Jesu monastery in VredenEllewick, where the research facility of Prof. Dr. Alfred Müller-Armack was moved to during WW II. 11 Soziale Marktwirtschaft Hinter diesem Erfolg stecken ein paar wenige Großunternehmen und viele, viele kleine und mittelständische Familienbetriebe. Mit ihrer Unternehmenskultur und ihrer Orientierung an langfristigen Zielen erinnern sie nebenbei daran, dass in Nord-Westfalen die Grundzüge der Sozialen Marktwirtschaft niedergeschrieben wurden. Und zwar im Herz-Jesu-Kloster in Vreden-Ellewick, wohin die Forschungsstelle von Prof. Dr. Alfred Müller-Armack während des Krieges ausgelagert worden war. Vor diesem Hintergrund verwundert es vielleicht nicht, dass die Region mit einem BIP von rund 68 Milliarden Euro (2008) eine größere Wirtschaftskraft besitzt als so manche eigenständige europäische Volkswirtschaft. Ergebnis ist eine Arbeitslosenquote unter dem Landesdurchschnitt und ein neuer Rekord: Über 770 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zählte die Region Ende 2008. So viele wie noch nie, über 170 000 mehr als 1980. Zu den Standortvorteilen der Region gehören neben der guten Infrastruktur und den gut ausgebildeten Fachkräften ohne Zweifel auch die niedrigen Arbeitskosten. Nach einer landesweiten Studie sind sie auch im Zeitraum von 1993 bis 2007 vergleichsweise schwach angestiegen, die Erwerbstätigenproduktivität hingegen stark. Dadurch sind die Lohnstückkosten in Nord-Westfalen stärker gesunken als im Landes- und Bundesdurchschnitt, so dass sich die Wettbewerbsposition der Unternehmen in der Region weiter verbessert hat. Von 1980 bis 2007 stieg auch die Bevölkerungszahl noch einmal an. 200 000 Einwohner kamen hinzu, bevor wie fast überall in Deutschland aufgrund der demografischen Entwicklung auch im IHK-Bezirk der negative Trend einsetzte. Doch sowohl bei der Wirtschafts- als auch bei der Bevölkerungsentwicklung gibt es kräftige Unterschiede in der Region. So dürfen beispielsweise die Stadt Münster und der Kreis Borken bis etwa 2030 sogar weiterhin mit einem Bevölkerungszuwachs rechnen. Insbesondere das Westmünsterland hat eine überdurchschnittlich junge Bevölkerung. Hier leben Menschen, die zudem großes Vertrauen in die Zukunft haben: Nirgendwo im Land war 2009 die Zahl der Eheschließungen gemessen an der Einwohnerzahl höher. Modell für Strukturwandel Apropos Lebensgemeinschaft: Die Emscher-Lippe-Region als nördlicher Teil des Ballungszentrums Ruhrgebiet und das vermeintlich ländliche Münsterland ergänzen sich gut. Der Übergang zwischen den Teilregionen ist ohnehin fließend. Historisch gesehen sowieso und landschaftlich beinahe buchstäblich, wenn man Haltern am See als Grenzfall nimmt, wo die von Norden kommende Stever in die Lippe mündet. Münsterland und Emscher-Lippe bieten ein Nebenund Miteinander der jeweiligen Standortvorteile auf kurzer Distanz, aber auch spannende Kontraste, die Nord-Westfalen zum Modell für den erfolgreichen Strukturwandel in ganz Deutschland machen. 12 Überall vollzieht sich der Strukturwandel. Die ehemalige Bergbauregion ist heute ein Ort innovativer Hightechunternehmen wie die BECORIT GmbH in Recklinghausen, einer der renommiertesten Hersteller für Bremsbeläge für Schienenfahrzeuge The structural change is taking place everywhere. This former mining region is today a place of innovative high-tech enterprises like BECORIT GmbH in Recklinghausen, one of the most renowned producers of brake pads for rail vehicles So it is perhaps no surprise that the region, with its GDP of 68 billion euros (2008) has more economic power than many European countries. The upshot of this is an unemployment rate below the state average, and a new record: more than 770,000 employees paying social security at the end of 2008. This was more than ever, and more than 170,000 more than in 1980. Among the location advantages that the region has to offer are, in addition to the excellent infrastructure and the well-educated specialised workers, without doubt, the low labour costs. A statewide study shows that these costs also rose comparatively slowly between 1993 and 2007, while the productivity of the workforce rose greatly. So unit wage costs have fallen much more in North Westphalia than the state and federal averages, meaning that the competitive position of the companies in the region has improved even further. The population also increased between 1980 and 2007. 200,000 people were added before the falling trend set in here as almost everywhere else in Germany due to the development of the demographic pyramid. But there are enormous differences within the region, in the development of both the population and the economy. For example, the city of Münster and the Borken district can actually still expect their populations to continue rising until about 2030. In particular Westmünsterland has a very young population, and the people who live here are people with a lot of faith in the future: Nowhere else in the state were there more marriages per head of population in 2009 than here. Model for structural change And speaking of living together: The Emscher-Lippe region, as the northern part of the Ruhr conurbation, and the supposedly rural Münsterland complement each other wonderfully. The transition between these regions is a very soft one anyway, historically and geographically, if you take Haltern am See as a borderline case, where the Stever from the north flows into the Lippe. Münsterland and Emscher-Lippe offer a togetherness and neighbourliness of their location advantages, as well as fascinating contrasts, which North Westphalia is using as a model for successful structural change in all of Germany. Within a very small area you can find the last of Germany‘s coal mines and cutting-edge facilities of energy and battery research. Furthermore, these places are just a few kilometres apart, and yet Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region Future Region North Westphalia II The region 13 Auf engstem Raum sind hier die letzten deutschen Kohlezechen und die modernsten Einrichtungen der Energie- und Batterieforschung anzutreffen. Ebenso trennen die Orte mit der landesweit niedrigsten und der lange Zeit höchsten Arbeitslosenquote nur wenige Kilometer. Schon seit vielen Jahren halten die Kreise Borken und Coesfeld sowie Steinfurt mit Arbeitslosenquoten um vier und fünf Prozent die Spitzenplätze in Nordrhein-Westfalen und demonstrieren nördliche des Mains »bayerische Verhältnisse«. Am anderen Ende des Rankings stand viele Jahre Gelsenkirchen. Doch die nach Münster zweitgrößte Stadt in Nord-Westfalen konnte die rote Laterne vor einiger Zeit endlich abgeben. Der einschneidende Strukturwandel ist hier zwar noch deutlich zu spüren, aber zahlreiche Unternehmensbeispiele zeigen, dass das ehemalige Montanrevier auf einem guten Wege ist. Schon heute hat Gelsenkirchen, das in der Landesplanung als Mittelzentrum mit oberzentralen Funktionen rangiert, einen Dienstleistungsanteil von mehr als 70 Prozent, also eine Sektorenstruktur, wie sie etwa dem Durchschnitt Deutschlands insgesamt entspricht. Das Münsterland ging sogar gestärkt aus dem Strukturwandel hervor, mit einem Plus von über 100 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten seit 1980. Nach der Überwindung der Krise der Tex- 14 1 2 Nord-Westfalen ist nicht nur als wichtiger Wirtschaftsraum, sondern auch als reiche Naturlandschaft bekannt und lässt mancherorts das Herz vieler Naturliebhaber höher schlagen Ausblick von Halde Rungenberg in Gelsenkirchen-Buer auf den Förderturm der Zeche Hugo und das E.ON-Kraftwerk Scholven 1 2 North Westphalia is not only well known as an important commercial region, but also for its rich natural habitats that make nature lovers’ hearts beat faster The view from Rungenberg Heap in Gelsenkirchen-Buer to the winding tower of the Hugo mine and the E.ON power station Scholven they have the lowest and for quite some time the highest rates of unemployment in the state respectively. The Borken, Coesfeld and Steinfurt districts have had the lowest unemployment rates in North-Rhine Westhpalia for many years now, with just four and five percent – »Bavarian proportions« north of the Main river. Gelsenkirchen was at the other end of the scale for many years, but this second largest city in North Westphalia after Münster, was able to give up its tail-ender position a while ago. The extreme structural change is still tangible here, but numerous companies show that this former coal and steel region is now on the right path to a bright future. Already today, Gelsenkirchen, which is Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region tilindustrie hat sich hier eine ebenso vielfältige wie ausgeglichene Wirtschaftsstruktur entwickelt, so dass sich der Arbeitsmarkt weniger anfällig zeigt für Ausschläge nach unten. Und: Strukturwandel hin, Dienstleistungsgesellschaft her – sogar die Zahl der Arbeitsplätze in der Industrie stieg während des Aufschwungs von 2006 bis 2008 wieder an. Um immerhin rund 7 000. Das war etwa ein Drittel des landesweiten Jobwachstums in der Industrie. Nicht erst seitdem ist Nord-Westfalen der IHK-Bezirk mit den meisten Industriebeschäftigten. Industrieunternehmen sollen und können sich hier wohlfühlen. Die Region weiß, dass ein wettbewerbsfähiger industrieller Kern auch zukünftig Voraussetzung für eine gute wirtschaftliche Entwicklung ist. Diese Botschaft geht nicht zuletzt von dem landesweit größten zusammenhängenden Industriegebiet aus, dem Industriepark in Bocholt. Unterstrichen wird sie durch die von der IHK initiierten und dann auf Landesebene weiterverfolgten Pläne für newPark – ein Industriegebiet modernster Art zwischen Datteln und Waltrop. Es soll bald Platz bieten für industrielle Großvorhaben nach internationalen Standards. Neues Zentrum der Industrie, aber eben auch Freiraum mit viel schützenswerter Natur und Landschaft – das ist Nord-Westfalen. Future Region North Westphalia II The region the focal point of the state planning and which has the functions of a regional centre, has a service ratio of more than 70 percent in its economy, i.e. a sector structure that more or less corresponds to the German average. Münsterland has actually emerged stronger from the structural transition, with more than 100,000 additional social-welfare paying employees since 1980. After overcoming the crisis in the textile industry, a diverse and well balanced economic structure developed here, which has made the labour market less susceptible to fluctuation. And quite apart from structural change and service economies – even the number of jobs in industry kept increasing during the boom from 2006 to 2008, by 7,000. That was about one-third of the total industrial job growth in the state. North Westphalia is the area in the chamber of commerce region with the highest number of people employed in industry. Industrial companies are supposed to and can feel good here. The region knows that a competitive industrial core is also the prerequisite for a good economic development. This message goes out not least of all from the state‘s largest industrial region, the »In- 15 16 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region Future Region North Westphalia II The region 17 18 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region 1 2 3 Die unter Denkmalschutz stehende ehemalige Zeche Consolidation in Gelsenkirchen-Bismarck hieß im Volksmund »Consol« Die vormalige Zeche Nordstern in Gelsenkirchen ist heute ein Freizeitpark mit vielfältigen Attraktionen Die Ems, hier noch als kleines Flüsschen, ist der längste deutsche Fluss, der in Deutschland seinen Ursprung hat und von der Quelle bis zur Mündung seinen Namen nicht ändert dustriepark« in Bocholt. It is underscored by the plans initiated by the chamber of commerce and pursued further at state level for newPark – a leading-edge industrial area between Datteln and Waltrop. It is to offer space for major industrial projects on an international scale. 1 2 3 The historical monument and former Consolidation mine in Gelsenkirchen-Bismarck is commonly known as the »Consol« The former Nordstern mine in Gelsenkirchen is today a theme park with a wide range of attractions The Ems, here still little more than a creek, is the longest German river that has its source in Germany and that doesn’t change its name along its entire length A new centre of industry, but at the same time a spacious countryside with loads of natural surrounds worth protecting – that is North Westphalia. This can be seen in the nature reserve »Hohe Mark«, which can be considered as the green brackets between the Emscher-Lippe region and Münsterland. The reserve encompasses more than 100,000 hectares, which makes it larger than Berlin. Besonders spürbar wird dies im Naturpark »Hohe Mark«, der so etwas wie die grüne Klammer zwischen der Emscher-Lippe-Region und dem Münsterland bildet. Der Naturpark hat eine Ausdehnung von über 100 000 Hektar, ist also größer als Berlin. But that is where the comparisons with the nation‘s capital stop. Because like all Westphalians, the people from the north are one thing if nothing else: humble in all their success. Noch mehr Vergleiche mit der Hauptstadt verbieten sich allerdings. Denn wie alle Westfalen sind auch die im Norden besonders eins: Bei allem Erfolg bescheiden. Future Region North Westphalia II The region 19 Münsterland – Erfolg ohne viel Aufsehen Münsterland – Low profile success Werner Hinse Guido Krüdewagen Das Münsterland ist gelebtes Understatement. Hinter der weithin bekannten Fassade aus Tatort- oder Wilsberg-Krimis, hinter trutzigen Wasserburgen und hohen Wallhecken arbeiten die Münsterländer. Und zwar mit großem Erfolg. Viel Aufsehen machen sie davon nicht, natürlich nicht. Werbung in eigener Sache fällt den 1,6 Millionen Einwohnern des Münsterlandes immer noch eher schwer. Es heißt, dass sie »den Pelz nach innen tragen«. Etwas wortkarg seien sie. Dabei packen sie einfach nur lieber an als lange zu reden. »Wir Münsterländer lieben halt die Hühner, die Eier legen, und nicht die Hühner, die gackern«, wird Herbert Lütkestratkötter von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zitiert. Lütkestratkötter ist Vorstandsvorsitzender von Hochtief, größter deutscher und »internationalster Baukonzern der Welt«. Aufgewachsen ist der Unternehmer im Münsterland auf einem Bauernhof. Hier hat er auch gelernt, »dass alles, von der Aussaat bis zur Ernte, mit Sorgfalt, Umsicht und Geduld geschehen sollte«. All das ist typisch, regionaltypisch – das nachhaltige Denken und Handeln, das hier seine Wurzeln hat, genauso wie der »nach innen getragene Pelz«. Der Münsterländer springt halt nicht auf jeden vorbeifahrenden Zug. Und so hält sich das überkommene Image vom Münsterland, das sich eingebrannt hat in den Bildschirm der öffentlichen Wahrnehmung. Kirchen und Kühe, vor allem aber Pferde und Fahrräder – das sind für viele Menschen bundesweit die Sinnbilder des Münsterlandes. Dazu noch prachtvolle Schlösser, romantische Herrensitze, imposante Kirchen und stille Klöster – Romantik, die sich in den Gräften der Wasserburgen spiegelt. Was sich nicht darin spiegelt, ist die wirtschaftliche Stärke und Dynamik der Region. Hightech-Messgerät der ION-TOF GmbH, Münster für die Oberflächenanalytik, das z.B. geringste Verunreinigungen auf Halbleitern aufspürt (Fotomontage) High-tech measuring device from ION-TOF GmbH, Münster for the surface analytical technique that is for example able to detect the smallest impurities on semiconductors (photomontage) 20 Münsterland is all about understatement. Its people live and work behind imposing fortresses and high hedgerows, and that with great success. But they don’t make much of a fuss about it; that wouldn’t be their style. Indeed, it is still difficult for the 1.6 million inhabitants of Münsterland to blow their own horn. They are known as being taciturn and introverted. They prefer to roll their sleeves up and get down to the work at hand, rather than talking about it to any great extent. »We Münsterländers like chickens that lay eggs, and not chickens that cackle«, Herbert Lütkestratkötter of the Frankfurter Allgemeine Zeitung newspaper is quoted as saying. Lütkestratkötter is the CEO of Hochtief, Germany’s largest and the »most international construction group in the world«. This businessman grew up on a farm in Münsterland. It is here that he learned that »everything, from sowing the seed to the harvest, should be done with care, prudence and patience«. All that is typical for the region – thinking and acting sustainably, which has its roots here, and the inwardness of character. Yes, Münsterländers are not the types to jump on every bandwagon that passes by. And so the traditional image of Münsterland that is so established in people’s minds, remains. Churches and cows, horses and bicycles are what many people think of when they think about Münsterland. Then there are also the majestic castles, romantic stately homes, impressive churches and quiet monasteries also, the romanticism of which is reflected in the castle moats. What they don’t reflect, however, is the economic strength and dynamism of the region. Since the early 1990s, the gross domestic product of the region has risen no less than 66 percent, while the average for German states was only 48 percent. At around 45 billion euros, the economic power of Münsterland is higher than that of Bulgaria or Slovenia. In 2008 more people were fully employed in Münsterland than ever before, with more than 520,000 people registered. With rates often well below five percent, its unemployment is at the same low level as in southern Germany. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Münsterland Future Region North Westphalia II Münsterland 21 Seit Anfang der 1990er Jahre ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Region um satte 66 Prozent gestiegen, während das BIP-Wachstum im Landesdurchschnitt bei 48 Prozent lag. Mit knapp 45 Milliarden Euro rangiert die Wirtschaftskraft des Münsterlandes vor Bulgarien oder Slowenien. 2008 hatten im Münsterland mehr Menschen als jemals zuvor einen festen Arbeitsplatz. Über 520 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wurden registriert. Mit Quoten von zum Teil deutlich unter fünf Prozent liegt die Arbeitslosigkeit auf dem Niveau von Süddeutschland. Hidden This all happened more or less under cover – as one would expect in Münsterland. That is why so many things are intangible here that are measurable in hard facts elsewhere. But that doesn’t mean they don’t exist. For example how perfect it is for families here. Just because the company Prognos AG found a comparatively small public infrastructure for childcare in Münsterland when putting together its family atlas, this doesn’t mean that the region isn’t good for fami- Im Verborgenen Das alles geschah weitgehend im Verborgenen – so, wie es dem grundlegenden Naturell der Münsterländer entspricht. Hier ist deshalb vieles nicht fassbar, was anderswo messbar in harten Fakten erscheint. Vorhanden ist es deshalb trotzdem. Etwa die Familienfreundlichkeit. Dass die Prognos AG bei der Erstellung des Familienatlas im Münsterland vergleichsweise wenig öffentliche Infrastruktur für die Kinderbetreuung vorgefunden hat, sagt nicht, dass die Region nicht familienfreundlich ist. Warum sonst wollen so viele Familien genau hier wohnen (und bauen!), wie die eindrucksvolle Bevölkerungsentwicklung zeigt. Nachbarschaftliche und familiäre Bindungen sowie ehrenamtliches Engagement, die hier noch stark ausgeprägt sind, fangen auf, was anderswo nur noch mit öffentlicher Infrastruktur leistbar ist. Ebenso die Innovationsstärke der Region, die der Patentatlas widerspiegeln soll. Dass das Münsterland beim Ranking der Patentanmeldungen nicht in der Spitzengruppe steht, heißt noch lange nicht, dass es hier keine technischen Neuerungen gibt. Genauso typisch wie wahrscheinlich ist eher, dass der Münsterländer den Formalismus der Patentanmeldung scheut und zudem weiß, dass die Konkurrenz am schnellsten durch das Patent auf den Fortschritt aufmerksam wird. Wie sonst ist zu erklären, dass sich die mittelständischen Industriebetriebe, die in den letzten Jahren für einen enormen Arbeitsplatzzuwachs gesorgt haben, mehr als erfolgreich gegen die weltweite Konkurrenz gewehrt haben? Wie ist gerade der Exporterfolg zu erklären, wenn nicht durch einen Innovationsvorsprung, der nicht zwangsläufig in der Patent-Statistik abzulesen ist? Viele dieser Unternehmen besetzen als Spezialisten (Markt-) Nischen, in denen sie weltweit zu den Besten gehören. In der Nische perfektionieren die Hidden Champions den Erfolg im Verborgenen und damit das Münsterland-Prinzip, das der Region auch im Bundesvergleich Spitzenplätze beim Beschäftigungs- und Bevölkerungszuwachs beschert hat. Nicht, dass der Münsterländer nicht stolz ist auf sich und seine Leistung. Aber in einem Landstrich, wo die Abwesenheit von Kritik nicht selten als das höchste Lob gilt, sind die Budgets für Öffentlichkeitsarbeit naturgemäß klein. Auch der Betrieb war und ist im Münster- 22 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Münsterland Eins der größten Wasserschlösser des Münsterlandes ist die auf einen Wehrbau des 12. Jahrhunderts zurückgehende Burg Anholt, welche der Stadt Anholt ihren Namen gab. Sie gehört heute zur Gemeinde Isselburg und beherbergt ein Hotel One of the largest moated castles in Münsterland is Anholt Castle. Its construction goes all the way back to a fortification in the 12th century and gave the city of Anholt its name. Today it belongs to the Isselburg community and houses a hotel Future Region North Westphalia II Münsterland lies. Why else would so many families want to build their homes and live here, as can be seen in the impressive rise in the population? Neighbourly and family ties, and voluntary work, all of which are still big here, take care of what can only be done with public infrastructures elsewhere. The same is true of the region’s innovativeness, that the patent atlas is supposed to show. The fact that Münsterland is not among the top ranking districts when it comes to patent applications doesn’t mean nothing new comes from here. It would be just as typical as it 23 is probable that the Münsterländer shies away from the formalism of patent applications, especially since they know that the fastest way to attract attention to a new technology is to patent it. How else can one explain the fact that the small and mid-sized companies have generated so many jobs here in recent years and prevailed more than adequately against international competition? How else is the export success to be explained, if not with innovation leads that aren’t necessarily to be found in the patent statistic? Many of these companies are specialists that occupy market niches, in which they are among the best in the world. In their niche, the hidden champions perfect the concept of hidden success, and thus the Münsterland principle that has made the region one of the German leaders in employment and population growth. Not that the Münsterländers are not proud of themselves and their achievements, but in a place where the absence of criticism is often considered the highest praise, the budgets for publicity work tend to be small. Companies themselves have always been a family matter here too. The economic structure shows a large number of family companies. Only around 50 of the 80,000 companies in Münsterland have more than 500 employees. 1 Der bei Kindern beliebte Felix ist das Aushängeschild des Münsteraner Coppenrath Verlags, dessen Wurzeln bis ins 18. Jahrhundert zurückgehen 2 Radwandern ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung im Münsterland 1 2 The beloved children’s character Felix is the figurehead of the Münster-based publishing house Coppenrath, the history of which goes way back into the 18th century Bike touring is a popular recreational activity in Münsterland Münsterland is an »economic millipede«. Thanks to the wide range of industries and the large number of small and medium-sized family-owned companies, it is less susceptible to crises, which arrive here later, have less negative effects and generally leave earlier as well. This certain independence from macro-economic fluctuations is even measurable. According to a chamber of commerce study, up to two-thirds of all employment gains are due to the district’s location. Orders, not applications land bis heute meist reine Familienangelegenheit. Dazu passt die Wirtschaftsstruktur, die große Zahl von Familienunternehmen. Nur etwa 50 der über 80 000 Betriebe im Münsterland haben über 500 Mitarbeiter. Ein »wirtschaftlicher Tausendfüßler« ist das Münsterland. Dank der Vielfalt der Branchen und der Vielzahl der kleinen und mittleren Familienunternehmen ist es weniger anfällig für Krisen, die hier später eintreffen, weniger Wirkung entfalten und meistens eher wieder gehen. Diese gewisse Unabhängigkeit von konjunkturellen Großwetterlagen lässt sich sogar messen. Nach einer IHK-Studie gehen im Münsterland je nach Kreis bis zu zwei Drittel der Beschäftigungsgewinne auf die eigene Standortgunst zurück. Lieber Aufträge als Anträge »Wir können alles, sogar ohne Subventionen!«, heißt es somit hinter vorgehaltener Hand schon einmal ebenso stolz wie trotzig in Anlehnung an den berühmten Slogan, mit dem Baden-Württemberg 24 »We can do anything, and that without subsidies!« they like to say here, as proudly as defiantly, making a little fun of the famous slogan that the state of Baden-Württemberg has been using for years to advertise the benefits of it as a location. There is some pride in it, because this district has coped with the structural change after the crisis in the textiles industry largely under its own steam, and so they still today prefer orders from customers to applications for government aid. But the question is being raised more and more if the Münsterland principle is still up to date in times of demographic change, globalisation, administrative structural reform and the handing out of public funding. In the competition between the regions it is time to show one’s true colours if one wants to secure commercial success over the long term and keep specialist and management staff in the region, or attract new ones to it. When marketing the region as a place for the future »horses and bikes are not enough«, chamber of commerce director Karl-Frie- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Münsterland seit einigen Jahren erfolgreich um Beachtung der Standortgunst wirbt. Da schwingt Stolz mit, weil man den Strukturwandel nach der Krise der Textilindustrie weitgehend im Alleingang bewältigt hat und die Unternehmen auch heute noch lieber Aufträge als Anträge schreiben. drich Schulte-Uebbing never tires of emphasising in public discussions. He admits that in tourism the focus on »horse and bike« has worked excellently, »but if you want to keep people in and attract people to the region for the long term, quality of life and economic well-being are both equally important«. At the Münsterland Day 2008 it was demonstrated for the first time how the region can proliferate with its economic strength as well. Doch zunehmend kommt die Frage auf, ob das Münsterland-Prinzip noch zeitgemäß ist in Zeiten des demografischen Wandels, der Globalisierung, der Verwaltungsstrukturreform und der Verteilung öffentlicher Mittel. Im Wettbewerb der Regionen ist Flagge zu zeigen. Zumindest dann, wenn man den wirtschaftlichen Erfolg langfristig sichern und beispielsweise Fach- und Führungskräfte halten oder von außen in die Region ziehen will. Schulte-Uebbing believes that the magazine »Landlust« from the publisher Landwirtschaftsverlag is a perfect example of the opportunities for the future in Münsterland. It conveys the vision of an ideal world, and at the same time it is an enormous commercial success. Bei der Vermarktung der Region als Zukunftsraum »reicht es dann nicht, auf Pferd und Fahrrad zu setzen«, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing deshalb immer wieder in öffentlichen Diskussionen. Im Tourismus habe diese Reduzierung auf »Pferd und Fahrrad« hervorragend funktioniert, »aber um Menschen dauerhaft zu binden und in die Region zu ziehen, sind Lebenswert und Wirtschaftskraft gleichermaßen wichtig«. Beim Münster- Shortly after its foundation in 2005 »Landlust« stormed to the head of the German market for home and garden magazines with record sales figures, and it continues to defend this position against rival me-too products from the major publishing houses. A good portion of Münsterland is communicated in »Landlust«. And with a circulation of more than 700,000, this is a bonus to the regional marketing effort that is not to be underestimated. Future Region North Westphalia II Münsterland Landlust 25 26 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Münsterland 1 2 Durch Zucht und Ausbildung hat die Pferderegion Münsterland zahlreiche bedeutende Pferde hervorgebracht Der bedeutendste Kirchenbau und eins der Wahrzeichen der Stadt Münster ist der St.-Pauls-Dom. Er ist gleichzeitig das Zentrum des Bistums seit seiner Gründung im Jahr 805 1 2 The equestrian region Münsterland has brought forth many outstanding horses through breeding and training The biggest church and one of the landmarks of the city of Münster is St.-Pauls Cathedral. It has also always been the centre of the diocese since the year 805 landtag 2008 wurde erstmals demonstriert, wie die Region auch mit ihrem wirtschaftlichen Pfund wuchern kann. Landlust Exemplarisch für das Münsterland und seine Zukunftschancen steht für Schulte-Uebbing das Magazin »Landlust«, das im Landwirtschaftsverlag in Münster erscheint. Es vermittelt eine heile Welt und ist gleichzeitig ein riesiger wirtschaftlicher Erfolg. Nur kurze Zeit nach der Gründung 2005 übernahm »Landlust« mit immer neuen Rekordauflagen die Marktführerschaft unter den Wohn- und Gartenzeitschriften in Deutschland und verteidigt diese Position trotz konkurrierender Nachfolgeprodukte aus den ganz großen Verlagshäusern. In »Landlust« wird eine gehörige Portion Münsterland kommuniziert, bei einer Auflage von über 700 000 Stück ein nicht zu unterschätzender Bonus im Regionenmarketing. Bei der Vermarktung der Region ziehen die Stadt Münster und die vier Münsterlandkreise Borken, Coesfeld, Steinfurt und Warendorf immer stärker an einem Strang. Sie wissen: Zusammen sind wir stark. Das ausgeprägte Regionalbewusstsein der Menschen, das sich an den historischen Grenzen des Münsterlandes orientiert, bildet dafür auch heute noch eine tragfähige Basis. Im Zentrum liegt Münster, die Stadt, die der Region mit ihrem Dom ihren Namen gab. Das Oberzentrum ist schon seit Jahrhunderten der kulturelle, geistige und wirtschaftliche Mittelpunkt der Region. Münster ist der Leuchtturm, der die Region auch bundesweit wahrnehmbar macht für Investoren und Fachkräfte. Die Anziehungskraft der Stadt für Unternehmen und Menschen ist bekannt – spätestens seit die Stadt beim bundesweiten Standortranking der Wirtschaftswoche zweimal hintereinander den zweiten Platz belegt hat. Für viele war das eine Überraschung, weshalb die Wirtschaftswoche Münster »die möglicherweise am meisten unterschätzte Stadt Deutschlands« nannte. Dieser Titel eines Geheimfavoriten unter den Städten gehört dann in der Konkurrenz der Regionen wohl zweifelsohne dem Münsterland. Denn Münsters Stärke ist von seinem Umland abhängig: 60 000 Berufstätige, die täglich in die Stadt einpendeln, unterstreichen das jeden Morgen. Future Region North Westphalia II Münsterland When marketing the region, the city of Münster and the four Münsterland districts of Borken, Coesfeld, Steinfurt and Warendorf are joining forces more and more. They know that they are stronger together. The strong regional consciousness among the people, which is based on the historical borders of Münsterland, is still today a good foundation for this. In the centre of it is Münster, the city that gave the region its name with its cathedral. This regional centre has been the cultural, spiritual and commercial focal point of the region for centuries. Münster is the lighthouse that makes the region visible for investors and qualified specialists. The attractiveness of the city for companies and people is well known, having placed 2nd twice in a row in the German location ranking done by Wirtschaftswoche magazine. For many this came as a surprise, which was reason enough for Wirtschaftswoche to dub Münster »the perhaps most underrated city in Germany«. So there is no doubt that this hidden champion feather is one that Münsterland can firmly put into its hat in the competition of the regions. Because Münster’s strength is dependent on its surroundings: 60,000 employees who commute into the city underline this every day. 27 Stadt Münster – Stadt mit Innovation aus Tradition City of Münster – City with a tradition of innovation Presseamt der Stadt Münster Münster – eine Stadt voller Geschichten und Geschichte, jung geblieben seit mehr als 1 200 Jahren, mit vielen Akzenten und doch eindeutigem Profil. Hightech und bodenständiges Handwerk, barocke Adelssitze und kühne Architektur, historischer Stadtkern und wegweisender Städtebau – in Westfalens Hauptstadt sind das keine Gegensätze, sondern Facetten einer lebendigen, jungen Stadt mit rund 50 000 Studierenden. Münster – a city full of stories and history. Still young at heart after more than 1,200 years, with many facets and yet with an unmistakable character. High-tech and down-to-earth trades, baroque aristocratic residences and bold architecture, historical town centre and pioneering urban development – these are not contradictions in Westphalia’s capital, but merely different aspects of a lively young city with 50,000 students. Fortschritt, der in Tradition wurzelt, prägt die 280 000 Einwohner zählende Hochschulstadt. Schaltstellen aus Wirtschaft, Verwaltung, Forschung, Kultur und sozialem Leben haben ihren Standort in dem Wissenschafts- und Dienstleistungszentrum, einer Region mit über 1,5 Millionen Menschen. Progress with its roots in tradition is what this university town of 280,000 people is about. Hubs from the commercial sector, public administration, research, culture and social life have their home in this centre of science and services – a region with more than 1.5 million inhabitants. »Lebenswerteste Stadt der Welt« »World’s best city to live in« In Städtevergleichen findet sich Münster nicht selten in der Rolle des Vorreiters. Mit der Verleihung des LivCom-Award 2004 gehört sie zu den Gewinnerinnen der Auszeichnung »Lebenswerteste Stadt der Welt«. Der Titel »Bundeshauptstadt im Klimaschutz« gelang ihr bereits zwei Mal, sie wurde zur Online-Hauptstadt Deutschlands gekürt und ist nicht nur Verkehrsexperten als Fahrradmetropole der Republik ein Begriff. In Münster gibt es mehr Räder (über eine halbe Million) als Einwohner, mehr als 40 Prozent aller Fahrten werden mit der »Leeze« erledigt. Über 270 Kilometer Radwege und radlerfreundliche Verkehrslösungen sprechen eine deutliche Sprache. Beispiele: die Radstation, eine Tiefgarage mit Rundum-Service für 3 300 Räder vor dem Hauptbahnhof, und das Fahrrad-Parkhaus mit 300 Stellplätzen im neuen City-Einkaufszentrum Münster Arkaden. Münster often finds itself at the top of city comparisons. Having won the LivCom-Award 2004 it is one of the cities that can rightfully call itself »the best in the world to live in«. It has already won the title »German capital of climate protection« twice, was elected the online capital of Germany and is well known not only to traffic experts as Germany’s bicycle metropolis. In Münster there are more bikes (more than half a million) than there are people. More than 40 percent of all trips are taken with what the Münsterer calls the »Leeze«. More than 270 kilometres of cycle paths and bike-friendly traffic solutions speak for themselves. For example the Radstation – an underground service workshop that provides the full range of services for 3,300 bikes in front of the central railway station, and the cycle parking garage with 300 stands in the new city shopping mall »Münster Arkaden«. Acht Hochschulen Das Image der westfälischen Metropole mit rund 70 Prozent Grünfläche prägen unter anderem elf Gerichte (darunter der Verfassungsgerichtshof NRW), das 1. Deutsch-Niederländische Korps, der Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie landes- und bundesweit tätige Banken und Versicherungen. Und acht Hochschulen. Größte ist die Westfälische Wilhelms-Universität, Kleinste die Philosophisch-Theologische Hochschule und Jüngste die 2008 gegründete Deutsche Hochschule der Polizei. Zudem hat sich das Oberzentrum Münster als Standort zukunftsweisender Technologien profiliert. So hat neben Instituten für Nano- und Biotechnologie das Max-PlanckInstitut für Molekulare Biomedizin seinen Sitz in Münster. 28 1 2 3 Münsters neues Szeneviertel mit vielen Bars, Cafés, Kneipen und viel Platz für Kunst und Musik am Stadthafen Das Stadtweinhaus direkt neben dem historischen Rathaus in Münster Die Skulptur 100 Arme der Guan-yin von Huang Yong Ping entstand im Rahmen der »Skulptur.Projekte« in Münster 1 2 3 Münster’s new happening quarter, with its bars, cafés, pubs and loads of space for art and music at the city port The Stadtweinhaus beside the historical city hall in Münster The sculpture 100 arms of Guan-yin by Huang Yong Ping evolved within the framework of the »Skulptur.Projekte« in Münster Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Münster Freizeitgestaltung In Münster spannt sich der Bogen von den stolzen Giebeln der Vergangenheit zu den kühnen Formen der Moderne. Das Stadtbild wurde nach dem Zweiten Weltkrieg dank des behutsamen Wiederaufbaus der historischen Altstadt um den Prinzipalmarkt bewahrt. Besucher lernen die Heimat von Deutschlands größter Dichterin Annette von Droste-Hülshoff als einen Ort mit hohem Freizeitwert kennen: als Stadt der internationalen »skulptur projekte«, der Galerien und Theater, der Tagungen und Kongresse. Nahezu 30 Museen, an die 20 Kinosäle, die Städtischen Bühnen mit Schauspiel, Musik-, Tanz- und Kindertheater sowie eine lebendige Kunstszene sind nicht nur für Münsteraner Anziehungspunkte. Besondere Attraktionen: das Kunstmuseum Pablo Picasso und das weltweit einzigartige Museum für Lackkunst, eine Einrichtung der BASF Coatings AG. Einheimische wie Gäste zieht es in den revitalisierten Stadthafen. Dort am Kreativ-Kai ist eine attraktive Ausgeh- und Kulturmeile gewachsen, gepaart mit der Ansiedlung kreativer Dienstleister. Und auch in den 800 Lokalen der Stadt herrscht Gedränge an Tischen und Theken, 3 800 Hotelbetten stehen für Gäste bereit. 30 Das Fürstbischöfliche Schloss in Münster wurde zwischen 1767 und 1787 im barocken Stil erbaut und ist heute Sitz und Wahrzeichen der Westfälischen Wilhelms-Universität The prince-bishop’s castle in Münster was built in the baroque style between 1767 and 1787. Today it is the seat and landmark building of the Westphalian Wilhelms-University Eight universities The image of the Westphalian metropolis with around 70 percent green space is dominated by eleven courts (including the constitutional court of NRW), the 1st German-Dutch Corps, the Landschaftsverband Westfalen-Lippe and state and federal banks and insurance companies, and eight universities. The largest of these is the Westfälische Wilhelms-Universität, the smallest the Philosophisch-Theologische Hochschule and the newest the German Police Academy (Deutsche Hochschule der Polizei) founded in 2008. Furthermore, the regional centre Münster has even earned itself a profile as a venue for pioneering technologies, with institutes for nano- and biotechnology and the Max-Planck-Institut für Molekulare Biomedizin. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Münster Friedensstadt Recreation Toleranz und Frieden sind Leitmotive, die für das Selbstverständnis und die Geschichte dieser Stadt stehen. Das eine ist die Voraussetzung für das andere – diese Erfahrung machten im Dreißigjährigen Krieg die Vertreter der europäischen Mächte, bis sie nach fünf Jahren zähen Ringens am 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück die Verträge für den Westfälischen Frieden unterzeichneten. 350 Jahre danach warb Münster 1998 unter der Leitidee »Europa, Region, Zukunft« für ein tolerantes, weltoffenes und friedliches Europa. Höhepunkt war der Besuch von 20 europäischen Staatsoberhäuptern am 24. Oktober 1998. Münster has everything to offer, from the proud gables of the past to the bold forms of the modern. The cityscape was retained after the Second World War thanks to the carefully managed rebuilding of the historical old town centre around the Prinzipalmarkt. Seit 1998 verleiht die Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe im zweijährigen Turnus in Münster den »Preis des Westfälischen Friedens«. Der mit 50 000 Euro höchstdotierte deutsche Friedenspreis wird in zwei gleichwertigen Kategorien jeweils an eine Persönlichkeit in Würdigung ihres Lebenswerkes und an eine Jugendgruppe vergeben, die zum Vorbild für Ausgleich und Frieden geworden ist. Zuletzt erhielten den Friedenspreis im Jahr 2008 die »Gemeinschaft junger Malteser« für ihr Libanon-Projekt und der ehemalige UNO-Generalsekretär Kofi Annan. Future Region North Westphalia II City of Münster Visitors to this the home of Germany’s greatest female poet Annette von Droste-Hülshoff get to know it as a place with great recreational value; as a city of international »sculpture projects«, of galleries and theatres, of conferences and congresses. Nearly 30 museums, 20 cinemas, municipal theatres for plays, music, dance and children’s theatre and a vibrant art scene are points of attraction not only for the people who live here. Special attractions: the Pablo Picasso art museum and the Museum für Lackkunst, an institution of BASF Coatings AG. Locals and visitors alike are drawn to the revitalised city ports. There at the »Kreativ-Kai«, a shimmering promenade of cultural happenings and nightlife has arisen, coupled with the arrival of creative service providers. People throng to the 800 bars and restaurants in the city, and the hotel sector has 3,800 beds made for guests. 31 Mue_Friedenssaal im Rathaus_Ort des WestfälischenFriedens1648_MS-1019115 City of peace Tolerance and peace are leitmotifs that stand for the history of this town and the way it sees itself. And the former is a prerequisite for the latter – something that the representatives of the European powers learned during the 30 Year War, before they finally, after five years of tough negotiation, signed the Treaty of the Peace of Westphalia in Münster and Osnabrück on 24 October 1648. 350 years after that, in 1998, Münster campaigned for a tolerant, openminded and peaceful Europe under the heading »Europe, Region, Future«. The climax of this was the visit of 20 European heads of state on 24 October 1998. 32 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Münster 1 2 3 4 Das Vierspartentheater Städtische Bühnen Münster, erbaut in den Fünfziger Jahren; im Hintergrund der Turm der Martinikirche Im Inneren des doppelschiffigen gotischen Doms zu Münster Die Jugend trifft sich am Münsteraner Hafen Der Friedenssaal im Historischen Rathaus von Münster 1 2 3 4 The four-department municipal theatre Münster, built in the 1950s. In the background the tower of the Church of St. Martin Inside the three-nave gothic Münster Cathedral Young people meet at Münster port The Hall of Peace in the historical Münster town hall Future Region North Westphalia II City of Münster Since 1998, the Wirtschaftliche Gesellschaft für Westfalen und Lippe association has awarded the »Preis des Westfälischen Friedens« (Westphalian Peace Award) every two years since 1998. At 50,000 euros, this is the largest German prize for peace, and it is awarded in two categories: to a youth group that has become a role model for reconciliation and peace. In 2008 the awards went to the group »Gemeinschaft junger Malteser« for its Lebanon Project, and the former UNO Secretary General Kofi Annan. 33 Kreis Borken Ein junger Kreis mit Tradition und Zukunft Borken District A young district with a great tradition and future Karlheinz Gördes Dass der Kreis Borken eine reiche Vergangenheit hat, davon zeugen vor allem viele Sehenswürdigkeiten: Schlösser, Burgen und Herrenhäuser, Wegekreuze, Bildstöcke und Pfarrkirchen. In zahlreichen Museen, wie beispielsweise im Hamaland-Museum Vreden/ Kreismuseum Borken oder im LWL-Industriemuseum/Textilmuseum in Bocholt, wird die wechselvolle Historie, werden aber auch Spezialthemen auf anschauliche Weise präsentiert. Ein besonderes Highlight ist dabei das deutschlandweit, ja international einzigartige Rock- und Popmuseum in Gronau. Doch wie ist es um die Zukunftsfähigkeit dieses Kreises bestellt? Der Kreis Borken gilt in Deutschland als besonders dynamische Region, und das nicht nur in ökonomischer Hinsicht. Auch auf kulturellem und touristischem Gebiet hat das westliche Münsterland viel zu bieten. Etwa ein Viertel der 370 000 Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises sind übrigens unter 20 Jahre alt. Die Bevölkerungszahl hat in den vergangenen Jahrzehnten immer weit überdurchschnittlich zugenommen. In der Bevölkerungsprognose wird davon ausgegangen, dass die Einwohnerzahl bis zum Jahr 2030 um weitere 10 000 ansteigen wird. Gute Perspektiven also im 21. Jahrhundert. Die wirtschaftliche Entwicklung hin zu einem breiten Branchenmix verlief außerordentlich erfolgreich. Dafür stehen heute insbesondere der Maschinenbau, das Textilgewerbe, die Metallverarbeitung, die Elektrotechnik, die Holzverarbeitung, das Kunststoff- und Druckgewerbe sowie das Handwerk. Die Folge dieses gelungenen Strukturwandels: Im Kreis Borken liegt die Arbeitslosenquote (August 2010: 5,1%) deutlich unter dem Landesdurchschnitt (August 2010: 8,7%) und dem Wert in Deutschland insgesamt (August 2010: 7,6%). Für diese positive Entwicklung gibt es viele Gründe. Einer ist sicherlich die weiter zunehmende Innovationsstärke gerade der kleinen und mittleren Unternehmen im Kreisgebiet. Sie basiert auf guten Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Hochschulen, beispielsweise dem Mechatronik-Institut Bocholt. Beleg für die innovative 34 It is most of all the sights that show that the Borken district has a rich past: castles, forts, stately homes, road crossings, wayside shrines and parish churches. In numerous museums such as the Hamaland Museum Vreden/Kreismuseum Borken or the LWL Industriemuseum/Textilmuseum in Bocholt, the diverse history and special topics are presented in an attractive way. One particular highlight here is the unique Rock and Pop Museum in Gronau. But how is this district equipped for the future? In Germany, Borken is considered to be a particularly dynamic region, and not only in economic terms. The west of Münsterland also has a lot to offer in the fields of culture and tourism. Around a third of the 370,000 inhabitants of the district are younger than 20. And the population has grown much faster than the average in recent de-cades. In population forecasts, it is assumed that the number of people living here will increase by a further 10,000 by 2030. So things are looking good for the 21st century. The economic development towards a broad industry mix has gone exceedingly well. Today we are especially strong in mechanical engineering, textiles, metalworking, electrical engineering, woodworking, plastics and printing and the trades. The result of this successful structural change is that the unemployment rate in Borken (August 2010: 5.1%) is well below the average for the state (August 2010: 8.7%) and that of Germany as a whole (August 2010: 7.6%). There are many reasons for this positive trend. One of them is without doubt the increasing innovativeness of in particular the small and medium-sized companies in the district. It is based on Auf dem Marktplatz von Bocholt steht das malerische historische Rathaus aus dem 17. Jahrhundert The picturesque 17th century historical town hall stands at Bocholt marketplace Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Borken Future Region North Westphalia II Borken District 35 36 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Die Region Future Region North Westphalia II The region 37 Leistungsfähigkeit ist zudem die überdurchschnittlich hohe Beteiligung heimischer Firmen am »Innovationspreis Münsterland«. Zahlreiche Unternehmen sind im wahrsten Sinne des Wortes »hidden champions«, die auf ihren Märkten, zum Teil auch in hochspezialisierten Marktnischen, Weltgeltung haben. Insofern ist Internationalität selbst in kleinsten Unternehmen im Westmünsterland längst kein Fremdwort mehr. Vielfältige schulische und berufliche Chancen zur Qualifizierung und Spezialisierung stehen der nachkommenden Generation offen. Nicht zuletzt im Bereich der Informationstechnologie bieten die Berufskollegs des Kreises zukunftsorienterte Bildungsgänge an. Überörtlich wirkende Einrichtungen, wie die Berufsbildungsstätte Westmünsterland in Ahaus (BBS) und die Technische Akademie Ahaus (TAA), eröffnen in enger Kooperation mit der Wirtschaft interessante Qualifizierungsmöglichkeiten. Wissenschaftliche Forschung und Lehre in enger Anlehnung an die Erfordernisse der Praxis betreibt die Abteilung Bocholt der Fachhochschule Gelsenkirchen, die neuerdings auch über einen Studienort in Ahaus verfügt. Die Handwerksakademie auf Schloss Raesfeld rundet auf dem Gebiet der betrieblichen Fort- und Weiterbildung die Angebotspalette ab. Auf diese Weise positioniert, stellt sich die Region den großen Herausforderungen im Wettbewerb der Region. Dabei ist es insbesondere erklärter Wille, Ddie Position des Kreises als zukunftsfesten, leistungsfähigen Wirtschaftsraum auszubauen, Ddie Standortfaktoren des Kreises als lebenswerte Region zu sichern und weiter zu entwickeln, Dein attraktives Lebens- und Arbeitsumfeld für Familien zu gestalten, Ddie Wissensgesellschaft und lebenslanges Lernen als Chance zu nutzen sowie Ddie natürlichen Lebensgrundlagen zu erhalten und im Klimawandel zu gestalten. Bei der Realisierung dieser Ziele können die Verantwortlichen im Kreis Borken um Landrat Dr. Kai Zwicker – wie bisher – auf ein konstruktives Zusammenwirken unterschiedlichster gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Netzwerke sowie auf den ausgeprägten ehrenamtlichen Einsatz vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger bauen. Getreu der alten münsterländischen Devise »Wir packen’s selbst an!« schauen die Menschen daher mit großem Optimismus in die Zukunft. Zu Recht, wie sich aktuell wieder erweist: So hat das Land NRW dem westmünsterländischen Raum, zu dem auch der Kreis Coesfeld sowie sieben Lippe-Kommunen gehören, den Zuschlag für die Ausrichtung der REGIONALE 2016 erteilt. Unter der Devise »ZukunftsLAND – Die REGIONALE im Münsterland« wird nun mit großem Engagement und breiter Unterstützung aus der Wirtschaft dieses anspruchsvolle Strukturprogramm in Angriff genommen. 38 good experiences in working together with the universities such as the Mechatronik-Institut Bocholt. Also proof of the innovative strength here is the success of the local companies in the »Innovationspreis Münsterland« awards. Numerous companies are true »hidden champions« who are well known throughout the world in their often highly specialised market niches. So internationality is anything but a foreign word here anymore, even among the smallest of companies. A wide diversity of schooling and professional opportunities to specialise are open to the coming generation here. Not least of all in the IT industry, the professional colleges of the district offer educations that are geared for the future. Inter-district facilities such as the Berufsbildungsstätte Westmünsterland in Ahaus (BBS) and the Technische Akademie Ahaus (TAA) provide fascinating qualification opportunities together with the economic sector. Scientific research and teaching in close affinity to the needs of the market is done at the Bocholt department of Gelsenkirchen Polytechnic, which now also has a venue in Ahaus. The trade academy in Raesfeld Castles rounds off the range of vocational training courses. Positioned in this way, the region is facing up to the biggest challenges in the regional competition. In doing so it is the declared goal to DFurther develop the district’s position as a high-performance commercial region fit for the future, DSecure and further develop the location factors of the district as a great place to live, DProvide an attractive environment for families to live and work in, DMake use of the knowledge society and life-long learning as an opportunity, and DRetain the natural foundations of life and structure them within the environment of climate change. In achieving these goals, the government leaders in the Borken district around district councillor Dr. Kai Zwicker put their faith in a constructive collaboration with the most varied of social and commercial networks and the volunteer work of many citizens. True to the Münsterland motto »We do it ourselves!« the people therefore look to the future with great optimism. And rightly so, as is being proven now again. The state of NRW has chosen the Westmünsterland region, to which the Coesfeld district and seven Lippe municipalities belong, to hold the REGIONALE 2016. Under the title »FutureLAND – the REGIONALE in Münsterland« this demanding structural programme is now being prepared for with great commitment and broad support from the commercial sector. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Borken 1 Die südlichste Gemeinde des Kreises Borken ist das Örtchen Raesfeld 2 Jährlich werden im Kunsthaus Bocholt etwa zehn Ausstellungen zur Gegenwartskunst gezeigt 3 Ein Einblick in die Geschichte des Rock und Pop gewährt das Rock’n’Popmuseum in Gronau 4 Kostbare Exponate im Bocholter Textilmuseum 1 The southernmost community in the Borken district is the little village of Raesfeld 2 Kunsthaus Bocholt holds around ten contemporary art exhibitions a year 3 The Rock’n’Pop Museum in Gronau gives visitor’s an insight into the history of rock and pop music 4 Precious exhibits in Bocholt’s Textile Museum Future Region North Westphalia II Borken District 39 Kreis Coesfeld Dynamik abseits der Großstadthektik Coesfeld district Dynamism without big-city stress Christoph Hüsing Zwischen dem Oberzentrum Münster und dem Ballungsraum Ruhrgebiet, inmitten einer reizvollen Park- und Kulturlandschaft, liegt der Kreis Coesfeld mit seinen elf Städten und Gemeinden. Located between the regional centre Münster and the Ruhr conurbation lies the district of Coesfeld with its eleven cities and communities, in the midst of a beautiful landscape of parks and culture. Rund 220 000 Menschen wissen die hohe Lebensqualität abseits der Großstadthektik und die sehr gute Verkehrsanbindung zu schätzen. Zugleich schaffen sehr positive »harte« und »weiche« Standortfaktoren ein Klima, das Kreativität und Innovationen fördert: War der Kreis Coesfeld einst im Wesentlichen für Agrarwirtschaft und Textilindustrie bekannt, verfügt er nunmehr über eine immer noch mittelständisch geprägte, aber weitaus vielseitigere Branchenstruktur. Heute stehen für Wirtschaft »made in COE« beispielsweise Agrarmarktforschung, Ernährungswirtschaft, medizinische Produkte, handgefertigte Sportwagen, Sondersignalanlagen für Spezialfahrzeuge, Zulieferungen für die Luft- und Raumfahrtindustrie, Spezialmaschinen für die Textilindustrie, aber auch Design der Extraklasse. Die Entwicklung des Strukturwandels ist noch lange nicht abgeschlossen, das Zwischenergebnis kann sich jedoch sehen lassen: Im Laufe der vergangenen 20 Jahre ist die Zahl der Arbeitsplätze um insgesamt 43 Prozent gestiegen. The 220,000 people here appreciate the high quality of life away from the hustle and bustle of a big city, and the excellent transport infrastructure. At the same time, »hard« and »soft« location factors make for a climate that promotes creativity and innovation: Whereas the Coesfeld district was once known mainly for its agricultural sector and textiles industry, it now has a much more diversified industry structure, though still dominated by smaller companies. Today, business »made in COE« encompasses fields like agricultural market research, foods, medical products, hand-made sports cars, special signalling installations for special vehicles, components for the aeronautics industry, special machines for the textiles industry and top-class design. And while the development of the structural change is far from complete, the interim results are worthy of respect: The number of jobs here has risen by 43 percent over the last 20 years. In der weit gefächerten Unternehmenslandschaft bieten sich deshalb gerade auch für Fachkräfte sehr gute Arbeitsmöglichkeiten, wie die Fakten zeigen: So weist der Kreis Coesfeld Monat für Monat in den vergangenen Jahren die niedrigste Arbeitslosenquote aller Kreise in Nordrhein-Westfalen auf – derzeit (August 2010) 3,9 Prozent. Allein im Zeitraum zwischen 1995 und 2009 ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung um mehr als 10 Prozent gewachsen. Zum Vergleich: das Land NRW verbucht für diesen Zeitraum ein Minus von 1,4 Prozent. Von den gut 54 500 (Stand 31. Dezember 2009) sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sind im Kreis Coesfeld 32 Prozent im sekundären Sektor und 66 Prozent im tertiären Sektor tätig. Bezahlbare Preise für Bauland und eine abwechslungsreiche Landschaft sind wichtige Gründe dafür, dass der Kreis Coesfeld schon 40 In the broadly diversified corporate landscape here, there are excellent professional opportunities, especially for qualified specialists. Indeed, the Coesfeld district has had the lowest unemployment level of all districts in North-Rhine Westphalia month for month in recent years – the latest figure (August 2010) being 3.9 percent. Alone in the period between 1995 and 2009 employment levels rose by more than 10 percent. In comparison, the figure in the state of NRW was minus 1.4 percent. Of the more than 54,500 (31 December 2009) employed people in Coesfeld, 32 percent are in the secondary sector and 66 in the tertiary sector. Affordable prices for building land and varied surroundings are important reasons why the Coesfeld district has long been a popular place to live for families from the neighbouring cities, because here they can fulfil their dream of owning their own home. The ratio of self-employed people in the labour force is also very high here. At Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Coesfeld seit längerem bei Familien der umgebenden Großstädte beliebt ist, die sich hier den Traum vom Eigenheim erfüllen können. Auch die Selbstständigenquote, der Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen, ist sehr hoch: mit 13,7 Prozent nimmt sie den Spitzenwert im IHK-Bezirk Nord Westfalen (10,3 Prozent) ein – und liegt auch weit über dem Landesdurchschnitt in NRW von 9,8 Prozent. Eine verlässliche und solide Wirtschaftspolitik des Kreises, der Städte und Gemeinden schafft die erforderlichen Rahmenbedingungen für erfolgreiches unternehmerisches Handeln. Die Region ist deshalb seit langem eine der wachstumsstärksten in NordrheinWestfalen. Eine weit entwickelte und stetig wachsende Infrastruktur weist der Kreis Coesfeld auch in den Bereichen Bildung und Forschung auf. Seit einiger Zeit werden hier nicht nur Waren, sondern wird auch Wissen auf besonders kurzen Wegen transportiert. So haben die drei Future Region North Westphalia II Coesfeld District 1 Zwei Besucher des Area 4 Festivals in Lüdinghausen: das Rock-Festival erfreut sich großer Beliebtheit bei Musikfans aus NRW und der gesamten Republik 1 Two visitors to the Area 4 Festival in Lüdinghausen. This rock festival is very popular with music fans from NRW and the entire republic 13.7 percent it is even the highest ratio in the North Westphalia chamber of commerce area (10.3 percent), and well above the NRW state average of 9.8 percent. The reliable and sound economic policy of the district and its cities and towns ensures that the conditions are right for doing business here. That is why the region has been among those with the strongest growth in North-Rhine Westphalia for a long time now. 41 Berufskollegs des Kreises Coesfeld ihre Angebote ganz gezielt auf die Anforderungen der regionalen Wirtschaft abgestimmt. Vielfach arbeiten Unternehmen intensiv mit den Hochschulen der erweiterten Region in Münster, Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum oder Enschede zusammen. Zudem sind die ansässigen Firmen als Arbeitgeber für die zahlreichen Absolventen der umliegenden Hochschulen sehr gefragt. Absehbar ist, dass die Region bald selbst über Absolventen verfügt: Eine Außenstelle der Fachhochschule Münster wird in Kürze in Coesfeld die ersten Studierenden aufnehmen. Die vielen Schülerinnen und Schüler im Kreis Coesfeld, die eine Hochschulzugangsberechtigung erwerben, müssen den Kreis dann nicht mehr zwangsläufig verlassen, um ein Studium aufzunehmen. Und der heimischen Wirtschaft wird so eine weitere Möglichkeit geboten, die benötigten Fachkräfte direkt vor Ort auszubilden. Um auch künftig im »Wettbewerb der Regionen« zu bestehen, hat sich der Kreis Coesfeld zusammen mit seinem Nachbarkreis Borken und mehreren Lippe-Anrainerkommunen zum »ZukunftsLAND« zusammengeschlossen. Unter diesem Titel richtet das Westmünsterland die REGIONALE 2016 aus. Gefördert durch das Land NRW, werden hier innovative strukturwirksame Projekte entwickelt 42 Coesfeld also has a highly developed and constantly growing infrastructure in the field of education and research. For some time here, not only goods but also know-how has had very short distances to travel. The three vocational colleges in the district have adjusted their syllabuses to precisely suit the needs of the regional economy. In many cases, companies work very closely together with the universities in the extended region of Münster, Gelsenkirchen, Dortmund, Bochum and Enschede. Also, the companies here are in great demand as employers for the numerous graduates from the nearby universities. And it is only a matter of time until the region will have its own graduates: A branch of the »Fachhochschule Münster« polytechnic will soon be accepting its first students. The many school leavers in Coesfeld with the right to enter into tertiary study will then not have to leave the district to do so. And this gives the local economy another way to train its own specialists right here where they are needed. In order to continue doing well in the future competition between regions, the Coesfeld district has joined forces with its neighbouring district Borken and several Lippe border communities to form the »ZukunftsLAND« (FutureLAND). Under this heading, Westmün- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Coesfeld Als Westfälisches Versailles wird häufig das brocke Schloss Nordkirchen bezeichnet Auch heute noch vermittelt die Burg Vischering in Lüdinghausen den Eindruck einer wehrhaften Burg. Seit geraumer Zeit wird sie als Kulturzentrum des Kreises Coesfeld genutzt The baroque castle Nordkirchen is often referred to as the Versailles of Westphalia Even today, Vischering Castle in Lüdinghausen gives the impression of being an impenetrable fort. For some time now it has been in use as a culture centre for the Coesfeld district und umgesetzt, die sich mit den spezifischen Gegebenheiten des REGIONALE-Gebietes auseinandersetzen. Dabei werden modellhafte Antworten auf die Zukunftsfragen des hiesigen ländlich geprägten Raumes gesucht, die auch auf andere Regionen übertragbar sind. Zentrale Handlungsfelder sind dabei die drei Bereiche »Wissen-Wirtschaften-Gestalten«, »Bilder-Produkte-Reisen« und »Heimat-Landschaft-Freizeit«. Erklärtes Ziel ist es, das ländliche und doch urbane, das bodenständige und doch innovative, das nahe und grüne Münsterland weiterzuentwickeln. Future Region North Westphalia II Coesfeld District sterland will be holding the REGIONALE 2016. Supported by the state of NRW, innovative structural projects are being developed and realised that deal with the specific features of the REGIONALE area. They seek model answers to the questions that this rural area will be faced with in the future, that are also applicable for other regions. Key areas of activity are »Know-Do-Design«, »ImagesProducts-Travel« and »Homeland-Landscape-Recreation«. The goal is to keep furthering the rural and yet urban, down-to-earth and yet innovative, near and green Münsterland. 43 Kreis Steinfurt – Im Westen ganz oben Steinfurt district – At the top in the west Silke Wesselmann Kennen Sie den Kreis Steinfurt? Kurz zur Orientierung: Der Kreis Steinfurt ist mit 1 800 Quadratkilometern der flächenmäßig zweitgrößte Kreis in NRW. Er grenzt an die Niederlande und Niedersachen – liegt also im Westen ganz oben. Nicht nur geografisch. Know much about the Steinfurt district? Here’s a brief intro: With its 1,800 square kilometres, the Steinfurt district is the biggest district in NRW. It borders on the Netherlands and Lower Saxony – so it is right at the top in the west. Not only geographically. Eine gesunde Wirtschaftsstruktur, vielfältige Freizeitmöglichkeiten, erschwingliches Bauland und günstige Verkehrsanbindungen sind nur einige der Faktoren, die die hohe Lebensqualität in dieser Region ausmachen. A healthy economic structure, a wide range of recreational opportunities, affordable land to build on and good transport connections are just some of the factors that contribute to the high quality of life in this region. Rund 444 000 Einwohnerinnen und Einwohner leben in 24 Städten und Gemeinden. Mit 5,1 Prozent hat der Kreis Steinfurt eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten in NRW (August 2010). Starke Branchen sind die Logistik, der Maschinen- und Fahrzeugbau, das Ernährungsgewerbe, die Kunststoff- sowie die Textil- und Bekleidungsindustrie. Around 444,000 inhabitants live in the district’s 24 cities and towns. At 5.1%, the Steinfurt district has one of the lowest unemployment rates in all of NRW (August 2010). Among the strongest sectors are logistics, mechanical engineering and automobile construction, food, plastics and the textile and apparel industry. Die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt) unterstützt die Unternehmen nach Kräften. Sie schult den unternehmerischen Nachwuchs und hilft, neue Unternehmen und potenzielle Arbeitgeber am Markt zu etablieren. Die WESt engagiert sich im Besonderen im Bereich Transfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Dafür wurde gemeinsam mit der Fachhochschule Münster, Abteilung Steinfurt, das Projekt TRAIN (Transfer in Steinfurt) ins Leben gerufen. Hieraus ging auch GRIPS, der Gründer- und Innovationspark Steinfurt, hervor. Für den Zugang zum europäischen Markt bieten die EU-Kontaktstelle und das Europe-Direct-Center Unterstützung. Wichtiger Wirtschaftsmotor in der Region ist der Münster Osnabrück International Airport (FMO) in Greven. Dort entsteht der AirportPark, ein attraktives Gewerbe- und Dienstleistungszentrum. Dieses ist wegen seiner optimalen Verkehrsanbindung besonders geeignet für international operierende Unternehmen, Firmen mit direkter Flughafenaffinität sowie für Dienstleister. Auch die Landwirtschaft hat im Kreis Steinfurt nach wie vor einen besonderen Stellenwert. Fast 70 Prozent der Flächen werden landwirtschaftlich genutzt. Dabei sind Landwirte wichtige Partner im Natur- und Landschaftsschutz. Große Naturschutzgebiete wie die Emsauen, Feuchtgrünlandbereiche oder ehemalige Moorflächen werden extensiv bewirtschaftet. 44 The organisation for the promotion and development of Steinfurt’s economy (Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Steinfurt (WESt)) supports the companies here as best it can. It trains the young entrepreneurs and helps new companies and potential employers to establish themselves on the market. The WESt is particularly involved in the field of transfer between the academic and commercial sectors. To this end, it has given birth to the TRAIN (Transfer in Steinfurt) project, together with Steinfurt department of Münster Polytechnic. This in turn gave rise to GRIPS, the Steinfurt start-up and innovation park (Gründer- und Innovationspark Steinfurt). The EU contact office and the Europe Direct Center offer their support when it comes to trying to find access to the European market. Münster Osnabrück International Airport (FMO) in Greven is a major economic driver in the region. It is also where the AirportPark is being constructed – an attractive business and service centre. Thanks to its ideal transport connections it is particularly suited to internationally active companies, those that have to do with the airport as such and for other service providers. Farming still has a very special place value in the Steinfurt district too. Almost 70% of the land here is used for agriculture, and the farmers are key partners when it comes to conservation and landscape protection. Large natural reserves such as the Ems flood plains, wet grasslands and former moor areas are cultivated extensively. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Steinfurt 1 Obstpflücker bei der Apfelernte in Ibbenbüren 2 Saline Gottesgabe in Rheine mit dem Solespeicherturm 1 Fruit pickers at the apple harvest in Ibbenbüren 2 Saline Gottesgabe in Rheine with its salt water storage tower Landschaft, Naturschönheiten und Topographie sind Ausgangspunkt der touristischen Attraktion des Kreises. Über die Tourismusoffensive wird seit einigen Jahren die Qualität, Vernetzung und das Angebot für Radel-, Reit- und Gartentouristen a usgebaut. Dies und die Besonderheit des Teutoburger Waldes als Wandergebiet und »Balkon des Münsterlandes« führen jedes Jahr Hunderttausende Besucher in den Kreis Steinfurt. Kulturelle Ziele dürfen dabei nicht fehlen: Die berühmte Konzertgalerie »Il Bagno« in Steinfurt, das Kloster Bentlage in Rheine, die Gempthalle in Lengerich oder das Kloster Gravenhorst in Hörstel, das der Kreis Steinfurt gekauft und im Rahmen der REGIONALE 2004 in ein Kunsthaus mit dem Schwerpunkt Kunst-Kommunikation verwandelt hat. Future Region North Westphalia II Steinfurt Districttion 45 Das Schloss Burgsteinfurt auf einer Insel in der Aa gilt als eine der schönsten Wasserburgen des Münsterlandes Burgsteinfurt Castle on an island in the Aa river is considered one of the most beautiful moated castles in Münsterland Die Herausforderung »Zukunft« nimmt der Kreis Steinfurt auch als Modellregion für Agenda 21 in NRW an. Zahlreiche Projekte konnten in den vergangenen Jahren umgesetzt werden. Davon profitiert auch die Wirtschaft, insbesondere das Handwerk und die Landwirtschaft. Die guten Erfahrungen des Agendaprozesses kamen dem Kreis Steinfurt auch bei seiner LEADER-Bewerbung zu Gute, dem EUProgramm zur Förderung ländlicher Regionen. Beide Bewerberregionen im Kreis bekamen vom Land NRW den Zuschlag. Sie erhalten nun bis 2013 insgesamt 3,2 Mio. Euro an Co-Fördermitteln für ihre Projekte. 46 Countryside, natural beauties and topography are where the tourist attractions in the district start. The tourism campaign has been building on the quality, integration and range of activities for cyclists, equestrians and garden tourists for some years now. This and the beauty of Teutoburg Forest as a hiking area and the »balcony of Münsterland« brings hundreds of thousands of people to the Steinfurt district every year. Of course, there have to be cultural destinations as well: the famous concert gallery »Il Bagno« in Steinfurt, Bentlage monastery in Rheine, the Gempthalle in Lengerich or Gravenhorst monastery in Hörstel, which the Steinfurt district bought and transformed into an art gallery with a focus on art communication within the scope of the REGIONALE 2004. The challenge that is the future is one that the Steinfurt district is taking on, also as a model region for Agenda 21 in NRW. Numerous projects have been implemented on this front in recent years, and the economy is the big winner, in particular the trade and agricultural sectors. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Steinfurt Und was kommt danach? Zum Beispiel »Kreis Steinfurt 2020«? Um die drängenden Zukunftsaufgaben zu strukturieren und systematisch zu bewältigen, hat der Kreis Steinfurt vor zwei Jahren ein Kreisentwicklungsprogramm verabschiedet. Heute sind zahlreiche Projekte in der Umsetzung, die konkret den Herausforderungen des demographischen Wandels begegnen. Ein Projekt geht noch weiter in die Zukunft: »Kreis Steinfurt – energieautark 2050«. Der Zukunftskreis Steinfurt hat sich damit das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 rechnerisch energieautark zu werden – für Klimaschutz, Versorgungsunabhängigkeit und regionale Wirtschaftsförderung. Der Kreis Steinfurt – Garant attraktiver Lebensund Standortbedingungen für alle. The excellent experiences gained in the Agenda process also benefited the Steinfurt district in its LEADER application – the EU programme for the support of rural regions. Both regions in the district were accepted into the programme by NRW. They will now receive 3.2 million euros of funding for their projects up to the year 2013. And what happens then? For example »Steinfurt district 2020«? In order to cope in a structured and systematic way with the tasks that the future holds, the Steinfurt district passed a district development programme two years ago. Today, numerous projects are underway that confront the challenges of demographic change. One project goes even further into the future: »Steinfurt district – energy self-sufficient 2050«. Here, the future-oriented Steinfurt district has set itself the ambitious goal of being self-sufficient in energy by 2050 – for climate protection, supply independence and the promotion of the regional economy. The Steinfurt district – Guaranteeing attractive living conditions and location advantages for everyone. Future Region North Westphalia II Steinfurt District 47 Kreis Warendorf – Für die Zukunft gesattelt Warendorf district – saddled up for the future Norbert Kampelmann Der Kreis Warendorf, inmitten der münsterländischen Parklandschaft gelegen, steht für eine Region mit besonderem Reiz. Rund 280 000 Menschen leben hier auf gut 1 300 Quadratkilometern – das ist eine Fläche so groß wie Hamburg und Bremen zusammen. The Warendorf district, situated in the midst of the Münsterland parks, is a region with very special attraction. Around 280,000 people live here in an area of around 1,300 square kilometres – that is a space as large as Hamburg and Bremen put together. Leben bedeutet für die Menschen hier neben der täglichen Arbeit auch Erholung, Freizeit, Sport und Naturverbundenheit. Und dies in einer Landschaft, die ein einziger großer Park ist und in der Bräuche und Besonderheiten weitgehend bewahrt blieben. Kein Wunder, dass es auch immer mehr Gäste in den Kreis zieht, um zum Beispiel per Fahrrad eine »Pättkestour« auf dem Ems-Radweg, dem WerseRadweg oder der 100-Schlösser-Route zu unternehmen. Natürlich kann man auch auf dem Pferderücken den Kreis erkunden – eine rund 300 Kilometer lange Reitroute und zahlreiche gepflegte Reitanlagen laden dazu ein, die »Pferdemetropole Deutschlands« näher kennen zu lernen. Alongside their daily work, living here also means recreation, leisure time, sports and nature, in a landscape that is one big park, and where customs and peculiarities have remained largely preserved. No wonder more and more people are moving to the district, for example to take a »Pättkestour« by bike on the Ems cycling track, the Werse trail or the 100 Castle route. Of course you can also discover »Germany’s horse metropolis« on horseback on a riding trail 300 kilometres in length and in numerous well looked-after riding facilities. Sehen lassen kann sich auch das Kulturangebot mit zahlreichen Museen. Zu den wichtigsten Einrichtungen gehören das Museum Abtei Liesborn, das Kunst-Museum Ahlen, das Museum für Westfälische Literatur in Oelde-Stromberg und das Heimathaus Münsterland in Also well worth a look is the range of cultural offerings in the numerous museums here. Among the most important are the Abbey Museum Liesborn, the Ahlen Art Museum, the Museum for Westphalian Literature in Oelde-Stromberg and the Münsterland Heimathaus in Telgte, which is best known for its yearly exhibition of nativity scenes. The Warendorf district borders in the north on the Steinfurt district and the Lower Saxon district of Osnabrück, in the east on the Gütersloh district, in the south on the Soest district and the independent city of Hamm, and in the west on the Coesfeld district and the city of Münster. 13 cities and towns of varying size belong to the Warendorf district. The largest city is Ahlen, with around 54,000 inhabitants – followed at a distance by the city of Warendorf (over 38,000 inhabitants), Beckum (around 37,000) and Oelde (approx. 29,500). The smallest communities are Everswinkel (around 9,400) and Beelen (6,300 inhabitants). At the end of 2008, the average age of the people in the Warendorf district was 39.7 years, which was well under the state average. Life is good in the Warendorf district. Many young families have moved here in recent years, leading to children and teenagers making up the biggest part of the population. Their quality of life is assured in many ways, including an excellent range of schooling opportunities. The regional education office organises this extensive 48 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis WArendorf Telgte, das vor allem durch seine jährlichen Krippenausstellungen bekannt ist. Der Kreis Warendorf grenzt im Norden an den Kreis Steinfurt und den niedersächsischen Landkreis Osnabrück, im Osten an den Kreis Gütersloh und im Süden an den Kreis Soest und an die kreisfreie Stadt Hamm und im Westen an den Kreis Coesfeld und an die Stadt Münster. 13 Städte und Gemeinden ganz unterschiedlicher Größe gehören zum Kreis Warendorf. Die größte Stadt ist Ahlen mit knapp 54 000 Einwohnern – dahinter folgen mit einigem Abstand die Kreisstadt Warendorf (gut 38 000 Einwohner), Beckum (knapp 37 000) und Oelde (ca. 29 500). Die kleinsten Gemeinden sind Everswinkel (ca. 9 400) und Beelen (6 300 Einwohner). Future Region North Westphalia II 1 2 Das Feuchtgebiet Fleiergosse bei Ostbevern ist Heimat für viele bedrohte Pflanzen- und Tierarten Ennigerloh im südöstlichen Münsterland bildet den geographischen Mittelpunkt des Kreises Warendorf 1 2 The wetland Fleiergossen near Ostbevern is home to a great number of plants and animals threatened with extinction Ennigerloh situated in the south-east of Münsterland is the geographical centre of Warendorf district offering for the district, also making its own impression with special events and offers, for example at the crucial phase between school and the start of professional life. As an economic region, the Warendorf district offers many companies, often of international format, space to develop successfully. WArendorf District 49 1 2 In der früheren Benediktinerabtei Liesborn ist das Museum Abtei Liesborn untergebracht mit einer außergewöhnlichen Kruzifixsammlung Die »Alte Post« ist das bedeutendste Fachwerkbürgerhaus im Stadtkern von Drensteinfurt 1 2 The former Benedictine Abbey of Liesborn houses the Museum Abtei Liesborn with an extraordinary treasury of Holy Crosses The »Alte Post« is the most famous half-timbered house in the centre of Drensteinfurt Ende 2008 betrug das Durchschnittsalter der Menschen im Kreis Warendorf 39,7 Jahre und lag damit deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Es lässt sich gut leben im Kreis Warendorf. Viele junge Familien sind in den letzten Jahren zugezogen, so dass Kinder und Jugendliche 50 The district is shaped by a large number of small companies. Of the more than 15,000 companies that were registered with the North Westphalia Chamber of Commerce at the end of 2009, only twelve have more than 500 employees. Many are family-owned operations. Around 40 percent of the working population in the district earn their daily bread in the manufacturing sector: mechanical engineering, metal and plastic processing, environmental technology and foods. The most important industry is the heavily export-oriented mechanical engineering sector, with more than 15,000 employees. That is a top figure! Only four percent of all 489 German districts and independent cities provide more jobs in mechanical engineering. Filling plants, conveyor belts and even complete cement factories go out all around the world from the Warendorf district. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis WArendorf weiterhin einen großen Anteil an der Bevölkerung haben. Für deren Lebensqualität sorgt nicht zuletzt ein gut ausgebautes Bildungsangebot. Die zahlreichen Angebote der verschiedenen Bildungsträger koordiniert das Regionale Bildungsbüro für den Kreis. Es setzt mit eigenen Angeboten und Veranstaltungen wichtige Impulse – unter anderem an der Schnittstelle zwischen Schule und Berufseinstieg. Als Wirtschaftsstandort bietet der Kreis Warendorf vielen, auch international renommierten Unternehmen, Raum für eine erfolgreiche Entwicklung. Der Kreis wird geprägt durch eine Vielzahl von kleineren Betrieben. Unter den gut 15 000 Unternehmen, die Ende 2009 bei der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen gemeldet waren, haben nur zwölf eine Beschäftigtenzahl von 500 oder mehr. Viele von ihnen sind Familienbetriebe. Rund 40 Prozent aller Beschäftigten im Kreis verdienen ihr Brot im verarbeitenden Gewerbe: Maschinenbau, Metall- und Kunststoffverarbeitung, Umwelttechnik und Ernährungsindustrie. Die wichtigste Branche ist der stark exportorientierte Maschinenbau. Gut 15 000 Beschäftigten arbeiten hier. Das ist erste Liga! Nur vier Prozent aller 489 deutschen Kreise und kreisfreien Städte bieten mehr Arbeitsplätze im Maschinenbau. Abfüllanlagen, Förderbänder und sogar komplette Zementwerke werden aus dem Kreis Warendorf in die ganze Welt geliefert. Eine ganz wichtige Säule der heimischen Wirtschaft bilden auch die knapp 3 000 Handwerksbetriebe mit ihren rund 18 000 Beschäftigten. Sie erwirtschafteten zuletzt einen Jahresumsatz von ca. 1,8 Milliarden Euro. Die Arbeitslosenquoten im Kreis Warendorf liegen deutlich unter dem NRW-Landesdurchschnitt und auch unter dem Bundesdurchschnitt. Nach einem Rekordtief von 5,1 Prozent im Jahresmittel 2008 gab es infolge der Finanz- und Wirtschaftskrise eine leichte Zunahme. 2009 betrug die Erwerbslosenquote im Jahresmittel 6,1 Prozent. Im Kreis Warendorf können sich Familien wohlfühlen. Der Ausbau der Betreuungsplätze für unter Dreijährige ist in den vergangenen Jahren zügig vorangeschritten – mit der weiter steigenden Betreuungsquote nimmt der Kreis einen vorderen Platz in NordrheinWestfalen ein. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird von den Städten und Gemeinden, dem Kreis und Unternehmen sowie der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung im Kreis Warendorf (gfw) gleichermaßen gefördert. One key pillar of the domestic economy here are the almost 3,000 craftsmen’s workshops, with their around 18,000 employees. They generate annual sales of around 1.8 billion euros. The unemployment rate in the Warendorf district is below the average for NRW and Germany as a whole. After reaching a record low of 5.1 percent in the middle of 2008, it increased a little as a result of the financial and economic crisis. In 2009, unemployment was 6.1 percent in the middle of the year. Families can feel at home in the Warendorf district. The number of day care slots for children below three years of age has increased rapidly in recent years, with the district thus taking a leading ranking in North-Rhine Westphalia in this field. The cities and communities, the district, the companies and the Association for Business Development in the Warendorf district (gfw) all place great importance on giving the people who live here the best possible structures to be able to find a good balance between family and career. And to make sure that not only the framework conditions, but also the qualifications are ideal here, the companies and universities all work hand in hand. The Warendorf district – a top address for all those wanting to get active, in one way or another! Und damit nicht nur das Umfeld, sondern auch die Qualifikation stimmt, arbeiten Unternehmen und Hochschulen eng zusammen. Der Kreis Warendorf – eine gute Adresse für alle, die etwas unternehmen wollen! . Future Region North Westphalia II WArendorf District 51 Emscher-Lippe-Region Erfolgreicher Strukturwandel Emscher-Lippe-Region Successful structural change Michael Wallkötter »So sieht in der Emscher-Lippe-Region der Strukturwandel aus.« Peter Schnepper, Leitender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen in Gelsenkirchen, zeigt auf den Gebäudekomplex, der sich aus der ehemaligen Südkurve des alten Gelsenkirchener Parkstadions erhebt. Dort, wo einst magische Momente des Fußballs die Menschen in ihren Bann schlugen, hat sich Deutschlands größtes ambulantes Rehabilitations-, Sport- und Gesundheitszentrum etabliert – das »medicos. AufSchalke«. Kardiologen, Orthopäden, Psychologen und Sportwissenschaftler sowie Physio- und Ergotherapeuten arbeiten dort interdisziplinär. Ihre Kunden sind Leistungssportler ebenso wie ambitionierte Freizeitsportler, Reha-Patienten oder einfach nur Männer und Frauen, die gezielt etwas für ihre Gesundheit tun möchten. 240 000 Kunden- und Patientenkontakte verzeichnet das Zentrum im Jahr, 150 Arbeitsplätze sind mittlerweile entstanden. Peter Schnepper spricht von einem »Leuchtturm der Gesundheitswirtschaft«. »medicos.AufSchalke« ist nur ein Baustein in der Entwicklung dieses traditionsreichen Standortes, der den Namen Arena-Park trägt. Im Umfeld von Europas modernstem Multifunktionsstadion, der Veltins-Arena, sind 14 Hektar Fläche für weitere Unternehmen aus den Branchen der Freizeit-, Wellness-, Sport- und Gesundheitswirtschaft reserviert. Die ersten Investoren sind schon da. Neben »medicos« hat die edle Hotelkette Marriott ein Hotel mit 198 Zimmern gebaut und in einem ersten Schritt 75 Arbeitsplätze geschaffen. Jeder vierte Gast dort ist ein internationaler Besucher. Und natürlich hat sich auch der Kultverein Schalke 04 mit seinen 300 fest angestellten Mitarbeitern längst zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt Gelsenkirchen und die gesamte Emscher-LippeRegion entwickelt. Emscher-Lippe – hinter dieser geografischen Bezeichnung stehen die kreisfreien Städte Gelsenkirchen (260 000 Einwohner) und Bottrop (118 000) sowie der Kreis Recklinghausen. Der ist mit 634 000 Einwohnern, die in den zehn Städten Recklinghausen, Marl, Herten, Castrop-Rauxel, Gladbeck, Datteln, Dorsten, Waltrop, Haltern und Oer-Erkenschwick leben, der bevölkerungsreichste Kreis der Bundesrepublik. Im Süden markiert die Emscher, die bis 2020 52 »This is what structural change looks like in the EmscherLippe region«. Peter Schnepper, mana-ging director of the der North Westphalia chamber of commerce in Gelsenkirchen, points to the building complex that now rises up out of the old Gelsenkirchen Park Stadium. In that place where in times gone by magic moments of football once cast a spell over people, there is now Germany’s largest rehabilitation, sport and health centre – the »medicos.AufSchalke«. Cardiologists, orthopedic surgeons, psychologists and sports scientists such as physio- and ergotherapists work there together. Their customers are competitive sportspeople, serious amateurs, rehab patients and people who quite simply want to do something for their health. The centre boasts 240,000 customer and patient contacts per year, and it is home to 150 jobs. Peter Schnepper speaks of a »lighthouse of the healthcare industry«. »medicos.AufSchalke« is just one building block in the development of this venue, rich in tradition, that bears the name Arena Park. In the immediate surrounds of Europe’s most modern multifunctional stadium, the Veltins Arena, there are 14 hectares of space reserved for other companies in the fields of leisure, spa, sport and healthcare industries. The first investors are already there. Next to the »medicos« the luxury hotel chain Marriott has built a hotel with 198 rooms and already created 75 jobs in the first phase. A quarter of its guests come from outside Germany. And of course the famous football club Schalke 04, with its 300 employees, has long been a major economic factor for the city of Gelsenkirchen and the entire Emscher-Lippe region. Emscher-Lippe – this geographic term stands for the cities of Gelsenkirchen (260,000 inhabitants) and Bottrop (118,000) and the district of Recklinghausen. With its 634,000 head of population, who live in the ten cities Recklinghausen, Marl, Herten, CastropRauxel, Gladbeck, Datteln, Dorsten, Waltrop, Haltern and Oer-Erkenschwick, this is Germany’s most populated district. In the south the Emscher river, which is going to be renaturated by 2020 at a cost of 4.4 billion euros, forms the border to the Hellweg zone of the Ruhr. In the north, Münsterland begins just behind the Lippe river, whose precious alluvial plains are nature reserves. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region Zentrum für ambulante Rehabilitation, Prävention und Sport: medicos AufSchalke in Recklinghausen Centre for outpatient rehabilitation, prevention and sport: medicos AufSchalke in Recklinghausen mit einem Kostenaufwand von 4,4 Milliarden Euro renaturiert wird, die Grenze zur Hellwegzone des Ruhrgebiets. Im Norden fängt jenseits der Lippe, deren wertvolle Auen unter Naturschutz stehen, bereits das Münsterland an. Zwischen den beiden Flüssen schlug bis vor wenigen Jahren noch das Herz der Montanindustrie. Zigtausende von Menschen arbeiteten im nördlichen Ruhrgebiet auf den Bergwerken, in Kokereien oder in Stahlfabriken. Diese Branchen waren einst Garanten für den wirtschaftlichen Aufschwung. Heute ist die »Stadt der tausend Feuer«, wie Gelsenkirchen genannt wurde, nur noch ein Mythos. 75 000 Industriearbeitsplätze sind allein in den letzten 15 Jahren im Emscher-Lippe-Raum verloren gegangen. Doch obwohl eine Zeche nach der anderen geschlossen wurde und auch den beiden verbliebenen Bergwerken in Marl und Bottrop in absehbarer Zeit die Stilllegung droht, will die Region ein führender Industriestandort bleiben. Ihr Gesicht wird sie dabei jedoch radikal verändern. Der Wandel hat Future Region North Westphalia II Up until just a few years ago, the heart of the coal and steel industry still beat between these two rivers. Thousands of people worked in the northern Ruhr in the mines, the coking plants and the steel factories. These industries were once guarantors for economic prosperity. Today, the »city of a thousand fires«, as Gelsenkirchen was called, is only a distant memory. 75,000 industrial jobs have been lost in the Emscher-Lippe region in the last 15 years. But although Emscher-Lippe-Region 53 längst eingesetzt – und er zeigt Wirkung. Seit 2006 steigt die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten endlich wieder an. Dr. Suwelack Skin & Health Care AG ist der Weltmarktführer für gefriergetrocknete Kosmetik- und Medizinprodukte Die Chemieregion Dr. Suwelack Skin & Health C are AG is the global market leader for freeze-dried cosmetic and medical products Marl: Wissenschaftler Dr. Franz Weinelt führt seine Gäste in den Sanitärbereich des Evonik-Forschungszentrums am Rande des Chemieparks. Duschen besichtigen ist angesagt. »2 000 Jahre haben wir Fliesen an die Wand geklebt. Es wird Zeit, dass mal was Neues kommt«, schmunzelt er. Die Besucher sind beeindruckt von dem edlen Rot des Wandbelags. Vorsichtig fahren sie mit ihren Fingern über die Oberfläche. Sie ist rau, aber es fühlt sich nicht unangenehm an. Die Besuchergruppe hat soeben eine Weltneuheit kennengelernt: die Fliese von der Rolle. »ccflex«, so der Name des Produkts aus den Evonik-Forschungslabors, lässt sich wie eine Tapete kleben, ist jedoch aufgrund der keramischen Eigenschaften genauso robust und wasserabweisend wie eine Fliese. Franz Weinelt ist überzeugt davon, dass »ccflex« einen weltweiten Siegeszug antreten wird. »ccflex« ist ein Paradebeispiel für die Strategie, die der Chemiekonzern Evonik mit seinen drei »Science-to-Business-Centern« in Marl verfolgt: Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse sollen möglichst schnell und effizient in erfolgreiche Produkte überführt werden. Das ist im 2005 eröffneten Forschungszentrum für Nanotechnologie in idealer Weise mit der Fliese von der Rolle gelungen. In den Labors der Weißen Biotechnologie (Einweihung 2007) arbeiten Spezialisten daran, nachwachsende Rohstoffe zur Grundlage industrieller Herstellungsprozesse zu machen, um das endliche Erdöl zu ersetzen. In der Kosmetik, in der Medizin und in der Ernährung wird der Weißen Biotechnologie nach Einschätzung von Experten eine Schlüsselrolle zukommen. 2008 schließlich hat das »Science-toBusiness-Center Eco2« seine Arbeit aufgenommen. Wissenschaftler und Praktiker aus der Industrie beschäftigen sich hier mit den zukunftsträchtigen Feldern Klimawandel und Energieeffizienz. Geforscht wird zum Beispiel nach Systemen für Gebäude, die isolieren und gleichzeitig auch Energie erzeugen. Vielleicht schafft man es in absehbarer Zeit, der Atmosphäre das CO2 zu entnehmen und es so umzuwandeln, dass es wieder als Rohstoff für Chemieprodukte eingesetzt werden kann. 250 hochwertige Arbeitsplätze sind in den drei »Science-to-Business-Centern« bis heute entstanden. In der Chemie ist die Emscher-Lippe-Region die Nummer eins in Nordrhein-Westfalen. Dieser Industriezweig gilt als das regionale Kompetenzfeld schlechthin. Mehr als 60 000 Arbeitsplätze hängen an der Chemie. Durch den Ausbau von Forschung und Entwicklung und die Ansiedlung weiterer Unternehmen sollen bis 2020 rund 1 800 Jobs hinzukommen. Jedes Jahr werden dreistellige Millionenbeträge in die Standorte investiert. Von der Mineralölverarbeitung und Petrochemie in Gelsenkirchen über die Basis- und Spezialchemie in Marl bis hin zur Teerchemie in Castrop-Rauxel gibt es nahezu für jeden Investor das passende Umfeld. Weiterverarbeitende und chemienahe Betriebe siedeln sich im Industriepark Dorsten-Marl an. 54 one mine after another has been closed and the two remaining ones in Marl and Bottrop will probably suffer the same fate in the foreseeable future, the region wants to remain a leading industrial venue. But it will radically change its face in doing so. The transformation has already begun, and it is showing its effect: Since 2006 the number of employed people has been increasing again at last. The chemistry region Marl: Scientist Dr. Franz Weinelt leads his guests into the sanitary sector of the Evonik Research Centre at the edge of the chemistry park. It’s time to inspect the showers. »For 2,000 years we stuck tiles to the wall. It’s time for something new«, he grins. The visitors are impressed by the noble red of the wall covering. They carefully run their fingers over the surface. It is rough, but not disagreeable. The visitors have just been introduced to a world premiere: the rollon tile. »ccflex«, as it is called, a product from the Evonik research labs, can be applied like wallpaper, but thanks to its ceramic qualities, it is as robust and water resistant as a tile. Franz Weinelt is convinced that »ccflex« will be a huge global success. »ccflex« is a great example of the strategy that the chemicals company Evonik pursues with its three »Science-to-Business Centres« in Marl: It wants to turn the latest scientific findings quickly and efficiently into successful products. And it succeeded in doing so ideally with the roll-on tile from its Research Centre for Nanotechnology, which it opened in 2005. In the White Biotechnology laboratories (opened in 2007) specialists are working on making renewable commodities the basis of industrial manufacturing processes, in order to replace the finite commodity oil. In the fields of cosmetics, medicine and nutrition, experts are of the opinion that white biotechnology will take on a key role. In 2008 the »Scienceto-Business Centre Eco2« then began its work. Here, scientists and practitioners from the industrial sector occupy themselves with the future fields of climate change and energy efficiency. They do research, for example, on systems for buildings that insulate and at the same time generate energy. Perhaps it will be possible in the foreseeable future to take CO2 from the atmosphere and transform it in such a way that it can be used once again as a raw material for chemical products. 250 top-quality jobs have been generated in the three »Science-to-Business Centres« to date. The Emscher-Lippe region is the number one in North-Rhine Westphalia in the chemicals field. This branch of industry is considered the regional area of expertise. More than 60,000 jobs rely on chemicals. And around 1,800 are expected to be added to this by 2020, Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region Um die internationale Vermarktung der Standorte kümmert sich die ChemSite-Initiative, in der Unternehmen und die öffentliche Hand kooperieren. Das ChemSite-Büro in Marl sorgt für eine RundumBetreuung potenzieller Investoren. Die Mitarbeiter helfen bei der Wahl des optimalen Standorts, informieren über rechtliche Formalitäten und staatliche Förderpakete und klären zusammen mit dem Investor, welche Infrastruktureinrichtungen und Serviceleistungen benötigt werden. Mit Erweiterungsflächen vor allem an den Chemiestandorten in Marl und Gelsenkirchen-Scholven hat die Initiative noch wertvolle Trümpfe in der Hand. »Die Investoren schätzen die gute Betreuung vor Ort«, sagt ChemSite-Leiterin Dr. Margarete Gersemann. Auch den Behörden bescheinigt sie in den Genehmigungsverfahren eine hohe Professionalität, was für Unternehmensansiedlungen ein wichtiger Faktor ist. Zum guten Investitionsklima tragen jedoch auch die Bürger im Ruhrgebiet selbst bei. Die Bevölkerung der Region gilt als sehr aufgeschlossen gegenüber der chemischen Industrie. Die Menschen sind einfach mit ihr aufgewachsen. Die Energieregion Herten: Staunend nehmen die neugierigen Besucher die Fahrzeugflotte ab, die auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald präsentiert wird. Dort findet gerade die erste Verkaufsschau Europas für umweltfreundliche Wasserstoff-Mobile statt. Darf’s vielleicht ein Cargobike, das dreirädrige Lastenfahrrad, sein? Oder ein Motorroller, ein Kleintransporter, ein Shuttlebus? Der größte Teil des Publikums ist gekommen, um die Zukunft der Mobilität mit eige- Future Region North Westphalia II with the R&D capacities being built on and further companies settling here. Three digit million amounts are being invested in the venues every year. From the processing of mineral oil and petrochemistry in Gelsenkirchen through to ground and special chemicals in Marl through to tar chemistry in Castrop-Rauxel, there is the right environment here for nearly any investor. Further processing and other companies closely related to the chemicals industry settle in the Dorsten-Marl industry park. The ChemSite initiative takes care of the marketing of these venues. Both the public and private sectors cooperate in this initiative. The ChemSite office in Marl takes care of all the needs of potential investors. The staff help select the ideal site, inform about legal formalities and government support packages, and they find out from the investors which infrastructural facilities and services they need. The initiative also holds some valuable trumps in the form of space for potential expansion, especially at the chemistry venues in Marl and Gelsenkirchen-Scholven. »The investors really appreciate the all-round support we give them«, says ChemSite manager Dr. Margarete Gersemann. She also attests the professionalism of the public authorities in issuing permits, which is an important factor when trying to attract company settlements. But the people of the Ruhr also make a big contribution to the good investment environment here as well. The population of the region is seen as being very open to the chemicals industry. After all, most of them have grown up with it. Emscher-Lippe-Region 55 56 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region Gelsenkirchen ist Sitz von E.ON Engineering, eine Konzernsparte, zuständig für die Planung und Umsetzung von Kraftwerksprojekten Gelsenkirchen is the home of E.ON Engineering, a division of the group responsible for planning and realising power plant projects nen Augen zu sehen und mit den Händen anzufassen. Die Brieftasche jedoch bleibt erst einmal geschlossen: Noch sind Autos mit Brennstoffzellen-Antrieb für Ottonormalverbraucher unerschwinglich. Auch ist Wasserstoff zurzeit noch erheblich teurer als Benzin oder Dieselkraftstoff. Aber die Technik funktioniert, und in zehn Jahren werden Brennstoffzellen-Autos auf den Straßen vielleicht keine Exoten mehr sein. Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie sowie Solarenergie und Geothermie stehen für die »neue« Energieregion Emscher-Lippe. 30 000 Menschen finden im Energiesektor insgesamt Beschäftigung. Doch auch die traditionelle Energieerzeugung bietet Entwicklungspotenzial. Gelsenkirchen ist Sitz von E.ON Engineering. Diese Konzernsparte ist zuständig für die Planung und Umsetzung von Kraftwerksprojekten weltweit. Im Gelsenkirchener Stadtteil Scholven, wo eines der größten Steinkohlekraftwerke Europas steht, bereitet E.ON den Schritt in eine neue Ära der Kohleverstromung vor: Im Projekt »Comtes700« werden Bauteile und Komponenten getestet, mit denen der Wirkungsgrad eines Steinkohlenkraftwerks auf mehr als 50 Prozent gesteigert werden kann. Experten sprechen von einem Quantensprung der Kraftwerkstechnik. Als eine der ersten Städte Deutschlands hat sich Gelsenkirchen bereits Anfang der 90er Jahre auf den Weg ins Solarzeitalter gemacht. Heute ist die Stadt als »Solar City« international bekannt. In den Produktionsstätten der Industrie entstehen Solarzellen und Solarmodule für die Stromerzeugung sowie thermische Sonnenkollektoren für die Warmwasseraufbereitung. Die örtliche Fachhochschule mit ihrem Institut für Energiesystemtechnik und das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme treiben die technologischen Entwicklungen voran. Auch Bürger, Firmen und Initiativen ziehen an einem Strang. Über 130 Solateure wurden bereits in Gelsenkirchen ausgebildet. Das sind qualifizierte Handwerker aus der Elektrobzw. Heizung-Sanitär-Klima-Branche, die sich als Spezialisten für Erneuerbare Energien haben zertifizieren lassen. Mit drei Solarsiedlungen, denen Vorbildcharakter attestiert wird, ist Gelsenkirchen seit 2001 Mitglied im weltweiten Verbund der »Solar Cities«. Rund 1 000 Arbeitsplätze sind in dieser Stadt in den letzten Jahren im Bereich der Erneuerbaren Energien geschaffen worden. Doch auf diesen Erfolgen will sich Gelsenkirchen nicht ausruhen. Die Kommune, die Fachhochschule und die IHK haben gemeinsam mit verschiedenen Unternehmen die »Zukunftsinitiative Gelsenkirchen 2020« ins Leben gerufen. Spätestens am Ende des Jahrzehnts, so das ambitionierte Ziel, soll der Name Gelsenkirchen untrennbar mit der gesamten Wertschöpfungskette – von der Ressourcen schonenden Future Region North Westphalia II The energy region Herten: The visitors to the former Ewald colliery marvel at the vehicle fleet being presented there. This is the first sales presentation of environment-friendly hydrogen-powered vehicles. Perhaps a Cargobike, the three-wheeled payload-carrying bicycle? Or a moped, a van or a shuttle bus? Most of the onlookers have come here to see the future of mobility with their own eyes and to feel it with their own hands. But they aren’t opening their wallets yet: automobiles with fuel-cell drives aren’t in the average person’s budget just yet. And hydrogen is as yet much more expensive than petrol or diesel fuel. But the technology works, and in ten years, perhaps fuel-cell cars won’t be a rarity on the roads anymore. Hydrogen and fuel-cell technology, and solar and geothermal energy stand for the »new« energy region Emscher-Lippe. 30,000 people are employed in the energy sector here, but also the traditional power generation sector offers development potential. Gelsenkirchen is the home of E.ON Engineering. This division of the group is responsible for planning and realising power plant projects all over the world. In the Gelsenkirchen suburb of Scholven, where one of the largest stone-coal power plants in Europe stands, E.ON is preparing a step into a new era of turning coal into electricity: In the »Comtes700« project, they are testing components that can raise the effectiveness of a stone coal power plant up to more than 50 percent. Experts speak of a quantum leap in power plant technology. In the early nineties, Gelsenkirchen was one of the first cities in Germany to make its way into the solar age. Today the city is known internationally as »Solar City«. In the production sites of the industry, solar cells and solar modules for generating energy and thermal solar energy collectors are made. The local polytechnic with its Institute for Energy Systems Technology and the Fraunhofer Institute for Solar Energy Systems are driving technological progress forwards. And the citizenry, companies and initiatives are also pulling in the same direction. More than 130 Solateurs have already come out of Gelsenkirchen. These are qualified technicians from the electrical, heating-sanitary-air-conditioning fields, who have had themselves certified as specialists for renewable energies. With solar settlements, the role-model character of which is attested, Gelsenkirchen has been a member of the worldwide association of »Solar Cities« since 2001. Around 1,000 jobs have been created in this city in the field of renewable energies in recent years, but Gelsenkirchen does not intend to rest on these laurels. The municipality, the Fachhochschule and the chamber of industry commerce have initiated the »Future Initiative Gelsenkirchen 2020« together with a number of companies. Its ambitious goal is to have the name Gelsenkirchen linked inexorably to the entire value chain by the end of the decade at the latest – from resource-saving energy generation through to highly efficient energy applications. Emscher-Lippe-Region 57 Energieerzeugung bis hin zur hoch effizienten Energieanwendung – verbunden sein. Als Energie-Pioniere betätigen sich wenige Kilometer entfernt auch die Bottroper. Erstmals wird im Stadtgebiet die Nutzung von Erdwärme im großen Stil realisiert. Im Ortsteil Kirchhellen, in einem neuen Baugebiet, erfolgte mit dem ersten Spatenstich der Startschuss für dieses zukunftsweisende Projekt. 475 Wohneinheiten sollen dort mit Erdwärme (Geothermie) beheizt werden. Wissenschaftlich begleitet wird das Vorhaben von der Universität Bochum. Besonders ehrgeizig sind die Ziele in Herten. »Wir wollen das Silicon Valley für Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Technologie werden«, so die Vision von Volker Lindner, Stadtbaurat der Stadt Herten und Vorsitzender des Vereins Wasserstoff-Netzwerk Metropole Ruhr e.V. In der Tat lassen sich nirgendwo sonst im Ruhrgebiet Forschung und praktische Anwendung dieser Zukunftstechnologien besser besichtigen als auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks Ewald. Dort, in einem »Kompetenzzentrum« im Schatten der alten Fördertürme, entwickeln Pionierunternehmen aus Gelsenkirchen bis Kanada Energie-Speichersysteme und Fahrzeugantriebe. Das künftige Herzstück des Gebäudes wird bald schon ein Elektrolyseur sein, eine Anlage die Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet, und zwar mittels Ökostrom vom Windrad auf einer benachbarten Bergehalde. Direkt nebenan soll der »Blaue Turm« in Betrieb gehen und das neue Wahrzeichen dieses traditionsreichen Industriestandortes werden. In der 42 Meter hohen Anlage werden dann aus Grünschnitt Wasserstoff und Strom erzeugt. Das Land Nordrhein-Westfalen fördert die 24,6-Millionen-Euro-Investition der Solar Millenium Gruppe mit rund sieben Millionen Euro. Fachleute bescheinigen nicht nur Herten, sondern der gesamten Emscher-Lippe-Region, ein Standort der Spitzenklasse auf dem Gebiet der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zu sein – selbst nach europäischen Maßstäben: Das Gelsenkirchener Unternehmen Masterflex hat in Herten das mit Wasserstoff betriebene Lastenfahrrad Cargobike entwickelt. In Gladbeck baut die Firma Hydrogenics GmbH Brennstoffzellen-Shuttlebusse, von denen sich einige Exemplare im öffentlichen Nahverkehr des nördlichen Ruhrgebiets bereits einem Praxistest unterziehen. In Marl betreibt die Air Liquide GmbH Deutschlands größte Abfüllanlage für Wasserstoffkartuschen. Weitere Firmen beschäftigen sich speziell mit der Wasserstofferzeugung aus regenerativen Energien. Zum Beispiel die Emschergenossenschaft, die darauf setzt, dass Kläranlagen bald ein wichtiger Baustein der künftigen Wasserstoff-Infrastruktur sein werden. In Bottrop, an einer der größten Kläranlagen Deutschlands, erprobt der Abwasserverband die Herstellung von hochreinem Wasserstoff aus Faulschlamm, der in Brennstoffzellen-Fahrzeugen als Kraftstoff genutzt werden kann. Für dieses Projekt ist Bottrop von der International Water Association (IWA) mit einem Innovationspreis ausgezeichnet worden. Die Vision ist atemberaubend: Werden Autofahrer künftig zum Tanken die nächstgelegene Kläranlage an- 58 Bottrop is also doing its work as an energy pioneer, just a few kilometres away. For the first time the use of geothermal energy has been realised on a large scale in an urban area. In the suburb of Kirchhellen, in a new construction area, the ground has been broken for a pioneering project. 475 homes are to be heated here with geothermal energy. The project is being closely supported by the University of Bochum. The goals in Herten are particularly ambitious. »We want to become the Silicon Valley for hydrogen and fuel cell technology«, is the vision of Volker Lindner, head of the municipal planning and building control office in Herten and chairman of the WasserstoffNetzwerk Metropole Ruhr e.V. association. And indeed, nowhere else in the Ruhr region can one view research and practical application of these futuristic technologies together than on the premises of the former Ewald mine. There, in a competence centre in the shadow of the old hoist frames, pioneering companies from Gelsenkirchen to Canada are developing energy storage systems and vehicle drives. The future heart of the building will soon be an electrolyser – a device that splits water into its component parts hydrogen and oxygen using green electricity from a windmill on a neighbouring colliery slagheap. Right next to it the »Blue Tower« is supposed to go into operation and become the new trademark of this industrial venue. In this 42 metre-high plant, plant cuttings are used to make hydrogen and electricity. The state of North-Rhine Westphalia is backing up the 24.6 million euros of investments of the Solar Millenium Group with around seven million of its own. Experts know that not only Herten but also the entire EmscherLippe region is a top-class venue for hydrogen and fuel-cell technology, even in European terms. The Gelsenkirchen company Masterflex developed the hydrogen-powered Cargobike in Herten. In Gladbeck the company Hydrogenics GmbH develops fuel-cell driven shuttle buses, some of which are currently in the midst of practical testing in the public transport system of the northern Ruhr region. In Marl, Air Liquide GmbH has Germany’s largest filling plant for hydrogen cartridges. Other companies are occupying themselves in particular with generating hydrogen from regenerative energies. For example the Emscher cooperative, which plans on water treatment plants soon becoming an important building block in the hydrogen infrastructure of the future. In Bottrop, at one of Germany’s largest water treatment plants, the waste water association is testing the manufacture of very pure hydrogen from sludge, which can then be used as fuel in fuel-cell vehicles. Bottrop received an innovation award from the International Water Association (IWA) for this project. The vision is breathtaking: Will people in the future be driving into the next sewage plant to fill up their tank? Vehicles driven with regeneratively produced hydrogen would then at the latest have earned the label »environmentally friendly«. The healthcare region Recklinghausen: In the centre for minimally invasive surgery in Pros- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region fahren? Fahrzeuge, die mit regenerativ hergestelltem Wasserstoff angetrieben würden, hätten sich jedenfalls endgültig das Prädikat »umweltfreundlich« verdient. Die Gesundheitsregion Recklinghausen: Im Zentrum für Minimalinvasive Chirurgie am Prosper-Hospital lässt »Da Vinci« die Mediziner aufhorchen. Das hoch entwickelte System zur computergestützten Operation ist einzigartig im Kreis Recklinghausen. Für die Anschaffung blätterte die Klinikleitung einen siebenstelligen Betrag hin. »Ein mutiger, aber auch notwendiger Schritt, um in der Champions-League der Minimalinvasiven Chirurgie mitzuspielen«, ist Klinik-Geschäftsführer Alex Hoppe überzeugt. Science Fiction im Operationssaal: Der Chirurg bedient ausschließlich Pedale und Joysticks, die Arme des künstlichen Operateurs »Da Vinci« führen die Handgriffe am Patienten aus. OP-Bilder in zehnfacher Vergrößerung und messerscharfer 3DOptik hat der Mediziner vor sich. Das Zittern der Hände und sogar der Pulsschlag werden von der Maschine einfach weggefiltert. Die Folge sind Operationen mit einer unglaublichen Präzision. Eine Fülle von teilweise hoch spezialisierten Krankenhäusern bietet im nördlichen Ruhrgebiet Menschen mit Beschwerden und Erkrankungen ihre Hilfe an. Die Gesundheitswirtschaft mit ihren 53 000 Beschäftigten ist das dritte große Kompetenzfeld der Emscher-Lippe-Region im Strukturwandel. Bis zum Jahr 2015 sollen wenigstens weitere 8 000 Stellen hinzukommen. So ist zum Beispiel in Oer-Erkenschwick ein Adipositas-Zentrum für fettleibige Patienten geplant. In der Entwicklung integrierter Versorgungsmodelle – hier geht es um die Vernetzung der verschiedenen Fachdisziplinen (Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser) – in der Qualifizierung des medizinischen Personals und in der Arzneimittellogistik sieht die Region ihre besonderen Stärken. Doch Gesundheitswirtschaft ist mehr als nur eine funktionierende Krankenhauslandschaft. Gerade in einem Ballungsraum wie dem Ruhrgebiet, in dem der demografische Wandel 20 Jahre Vorsprung hat vor dem Rest der Republik, ist vor allem der Pflegesektor ein rasant wachsender Markt. Seit 1994 geht die Zahl der Einwohner in der Emscher-Lippe-Region kontinuierlich zurück. Heute wohnen im Raum zwischen Waltrop und Gelsenkirchen rund eine Million Menschen.Im Jahr 2020 werden es dann 960 000, im Jahr 2030 nur noch 910 000 Menschen sein. So lauten jedenfalls die Prognosen der Bezirksregierung Münster. Die Städte schrumpfen, aber die besondere Herausforderung besteht darin, dass gleichzeitig das Durchschnittsalter der Menschen zunimmt. Bis 2030 wird der Anteil der über 60-Jährigen von 26 auf 39 Prozent steigen, prognostiziert das Institut für Arbeit und Technik (IAT) in Gelsenkirchen. Das IAT, das die demografischen Herausforderungen zu einem seiner Schwerpunktthemen gemacht hat, bescheinigt dem Ballungsraum, sich bereits gut auf diese Entwicklung eingestellt zu haben. Future Region North Westphalia II per Hospital »Da Vinci« is raising medical eyebrows. This highly developed system for computer-aided operation is unique in the Recklinghausen district. The clinic’s management put down a seven-figure amount to buy the system. »A brave but necessary step in order to be able to keep playing in the top league of minimally invasive surgery«, clinic director Alex Hoppe is convinced. Science fiction in the operating room: The surgeon uses only pedals and joysticks, and the arms of the robotic operator »Da Vinci« does the actual work on the patient. The human operator has OP images enlarged ten times and razor sharp 3D impressions in front of him. Any shaking of the hands and even the pulse is simply filtered out by the machine. The result is operations of incredible precision. A plethora of often highly specialised hospitals offers people in the northern Ruhr their help with ailments and illnesses. The healthcare economy with its 53,000 employees, the third-largest field of competence in the Emscher-Lippe region is in a phase of structural change. By 2015 at least 8,000 more are to be added. For example, in Oer-Erkenschwick an Adipositas Centre for obese patients is in planning. The region sees its own strengths – in developing integrated care models in which the various medical fields (GPs, specialists, hospitals) are networked – in qualifying medical staff and medicinal logistics. But healthcare economy is more than just a well functioning hospital environment. For example, the nursing sector is a rapidly growing market in this conurbation in which demographic change has a 20 year head start on the rest of the company. Since 1994 the number of inhabitants in the Emscher-Lippe region is constantly decreasing. Today there are about a million people living in the area between Waltrop and Gelsenkirchen. In 2020 this figure will be 960,000, and in 2030 just 910,000. At least, these are the forecasts of the Münster district government. The cities are shrinking, but the main challenge lies in the fact that the average age of the population is rising at the same time. By 2030 the share of over 60 year-olds will be up to 39 percent according to the Institute for Labour and Technology (IAT) in Gelsenkirchen. The IAT, which has made demographic challenges one of its focuses, is convinced that the conurbation has already set itself up well to deal with this development. Seniors are a growth market. Tradespeople are extending their range of services to make sure that they can cater for the need of physically impeded older people for a home without barriers. The cities are working hard to strengthen the suburbs because they know that the own home and the immediate surroundings increasingly become the focus of life for older people. The real estate industry is also adapting its portfolios to cater for the limited mobility of the older generation. THS Wohnen GmbH (Gelsenkirchen) for example, which manages 70,000 dwellings in the Rhine and Ruhr rivers, has developed a special offering for people who want to live an inde- Emscher-Lippe-Region 59 Die Seniorenwirtschaft ist ein Wachstumsmarkt: Handwerker erweitern ihr Angebotsspektrum, um dem Wunsch der gehandicapten älteren Menschen nach einem barrierefreien Wohnen zu begegnen. Die Kommunen bemühen sich, die Stadtteile zu stärken, weil sie wissen, dass für ältere Menschen die eigenen Wohnungen und das direkte Wohnumfeld zunehmend zum Lebensmittelpunkt werden. Auch die Wohnungswirtschaft passt ihre Immobilienbestände den Bewegungsmöglichkeiten einer weniger mobilen Generation an. Die THS Wohnen GmbH (Gelsenkirchen) zum Beispiel, die an Rhein und Ruhr 70 000 Wohnungen bewirtschaftet, hat ein spezielles Betreuungsangebot für Menschen entwickelt, die ein unabhängiges Leben in den eigenen vier Wänden führen wollen. Das Unternehmen hält für seine älter werdende Kundschaft Service-Leistungen von der sozialen Betreuung über technische Hilfen bis zum modernen Notrufsystem bereit. Auch der Wirtschaft ist längst klar, dass sie ihre alternden Belegschaften fit halten muss; sowohl gesundheitlich als auch fachlich durch Fort- und Weiterbildung. Denn die Bevölkerungsverluste werden es den Betrieben zunehmend schwer machen, Fachkräfte und Berufsnachwuchs zu finden. Die Industrieregion Wer Familien und junge, gut ausgebildete Menschen an die Region binden möchte, muss vor allem Arbeitsplätze zur Verfügung stellen. Die Städte und die Mehrheit der Politik bekennen sich zum Industriestandort Emscher-Lippe. Doch die Zeit drängt, es droht ein Flächenengpass. Bei einer Nachfrage von durchschnittlich 50 Hektar pro Jahr und einem Angebot, das nur noch 172 Hektar umfasst, kann die Region das laute Ticken der Uhr nicht mehr ignorieren, zumal nur ein Teil dieser Areale produzierendes Gewerbe aufnehmen kann. Viele Standorte, vor allem ehemalige Zechenbrachen, liegen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Wohnbevölkerung. Dort sind lediglich nicht störende Gewerbebetriebe zulässig. Marl: Hoffnungsvoll blickt Dr. Manfred Gehrke auf die große Karte mit den farbigen Flächen. »Das ist unsere Zukunft«, sagt der Wirtschaftsförderer der Stadt Marl. Was Dr. Gehrke vor sich sieht, ist ein Industriegebiet, »das in Europa seinesgleichen sucht«, wie er betont. Mit zwei Kanalhäfen, Bahnanschluss und natürlich der Autobahnauffahrt vor der Tür. Marl schickt sich an, einer der bedeutendsten Industriestandorte Nordrhein-Westfalens zu werden. Rund um den 6,5 Quadratkilometer großen Chemiepark könnten noch einmal etwa 150 Hektar Industriefläche entwickelt werden – ohne die Natur in Anspruch nehmen zu müssen. Zu den Bausteinen dieses ehrgeizigen Zukunftsprojekts gehört auch die Westerweiterung des Chemieparks; ein Vorhaben, für das eine komplette Siedlung aufgegeben worden ist. Die Bewohner der Schlenke, insgesamt 120 Haushalte, die nur durch den Werkszaun von den Produktionsanlagen der Chemiefirmen getrennt waren, sind bereits umgesiedelt worden. Die meisten von ihnen leben in ihren früheren nachbarschaftlichen Strukturen weiter – in einer eigens für sie kon- 60 pendent life in their own four walls. It offers managed care services for its ageing clientele ranging from nursing to technical aids and leading-edge emergency-call systems. And the business sector knows that it has to keep up with its ageing employees, both in terms of health and expertise, in the form of further training. Because falling population numbers will make it difficult to find specialists and new young staff. The industrial region If you want to bind families and young, well educated people to the region, you have to offer them jobs. The cities and most of the political sector are committed to the industrial venue Emscher-Lippe. But time is of the essence – a shortage of space threatens. With an average demand of 50 hectares per year and only 172 hectares available, the region can no longer ignore the ticking of the clock, especially since only part of this space can actually accommodate companies from the manufacturing industry. Many venues, in particular former coal mines, are very close to residential areas, and only businesses that do not disturb the homes in these areas are allowed here. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region zipierten »Gartenstadt«. Der letzte Bauabschnitt des gigantischen neuen Industriegebietes könnte realisiert werden, wenn im Laufe des Jahrzehnts das Bergwerk Auguste Victoria (AV) seine Produktion einstellt. Die Wirtschaftsförderer der Region wissen, dass Ansiedlungsflächen auf Vorrat geschaffen werden müssen. Investoren lassen sich nicht auf Jahre hinaus vertrösten. In einer gemeinsamen Runde haben die kommunalen Vertreter zusammengetragen, wo in Zukunft Industrieansiedlungen möglich sein könnten. Das Ergebnis überraschte selbst die Experten: Über 500 Hektar wurden allein im Kreis Recklinghausen als potenzielle Standorte identifiziert. Allerdings braucht die Region die (finanzielle) Hilfe des Landes Nordrhein-Westfalen, um diese Flächen nach und nach zu entwickeln. Beim Industrieprojekt »newPark« hat das Zusammenspiel zwischen Emscher-Lippe und Düsseldorf bereits bestens funktioniert. In den landwirtschaftlich genutzten Rieselfeldern, einer ehemaligen Reservefläche für ein oder mehrere Großkraftwerke, sind 330 der mehr als 1 000 Hektar Fläche für einen innovativen Industriepark reserviert. Zwei Drittel liegen auf Dattelner, der Rest auf Waltroper Gebiet. In Future Region North Westphalia II Industriearchitektur in Nord-Westfalen: Das Unternehmen Manufactum hat seine Zentrale in mehreren Gebäuden der Zeche Waltrop Industrial architecture in North Westphalia: The company Manufactum has its headquarters in several buildings at the Waltrop mine Marl: Dr. Manfred Gehrke looks at the big, colourful map with some hope. »That is our future«, says the commercial patron of the city of Marl. What Dr. Gehrke sees ahead of him is an industrial area »that is unparalleled in all Europe«, with two canal ports, connection to the railway network and of course the on-ramp to the Autobahn. Marl is on its way to becoming one of the most important industrial venues in North-Rhine Westphalia. All around the 6.5 square kilometres of the Chemistry Park, an additional 150 hectares are to be developed – without encroaching on the natural surrounds. Among the building blocks of this ambitious project is the westward expansion of the Chemistry Park; a plan for which an entire settlement has been abandoned. The inhab- Emscher-Lippe-Region 61 einem ersten Schritt werden in Datteln 136 Hektar entwickelt. Ab 2012 sollen Ansiedlungen möglich sein. Für das Ruhrgebiet insbesondere, aber auch für ganz NRW ist der »newPark« ein Leuchtturmprojekt. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen beziffert das Beschäftigungspotenzial in einer Studie auf 15 000 bis 23 000 Arbeitsplätze. »newPark«, dessen Konzept von der Industrie- und Handelskammer Nord-Westfalen entwickelt wurde, ist ein modernes Industriegebiet, das wie ein großes Einkaufszentrum geführt wird. Ein Parkmanager nimmt den Unternehmen Aufgaben ab und ist Mittler zwischen Behörden, Verwaltung und Politik. Die Firmen können sich so auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Schwerpunkte im »newPark« sollen Firmen der Haus- und Gebäudetechnik sowie der Energie- und Umwelttechnik sein; modernste Industrien, die sich in Netzwerken organisieren und ihre Zulieferer gleich mitbringen. Die Hoffnungen und Erwartungen, die das Ruhrgebiet in dieses Vorhaben setzt, zeigen sich auch in einer einzigartigen Kooperation der Kommunen: 21 Stadträte und zwei Kreistage im Ruhrgebiet und im angrenzenden Münsterland haben sich für eine finanzielle Beteiligung an der newPark-Entwicklungsgesellschaft ausgesprochen. Eine Wette auf die Zukunft: Denn im Gegenzug werden die Projektpartner von der Stadt Datteln an den aus »newPark« resultierenden Mehreinnahmen bei der Grund- und Gewerbesteuer beteiligt. Dorsten: Auf dem Weg von Dorsten nach Marl verläuft die Straße direkt durch den interkommunalen Industriepark, den die beiden Städte Anfang dieses Jahrhunderts gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Auf 72 Hektar können sich Unternehmen ansiedeln, 70 Prozent der Flächen sind – entgegen den negativen Prognosen von Skeptikern – bereits vermarktet. An sieben Tagen in der Woche herrscht hier rund um die Uhr Betrieb. Doch der Autofahrer sucht vergeblich nach den Anzeichen der Produktion. Es qualmt nicht, es stinkt nicht und laut ist es auch nicht. Die Zeit der fliegenden Briketts ist vorbei. Der Industriepark Dorsten-Marl ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Flächenentwicklung auf der »grünen Wiese«. Dort hat sich der Weltmarktführer in der industriellen Aufbereitung von Altreifen, die Genan NRW GmbH, niedergelassen. Der Paketdienstleister DPD hat ein modernes Depot errichtet, die Polymer Latex GmbH ihre internationale Firmenzentrale mit Forschungs- und Entwicklungszentrum gebaut. Nur einige Beispiele aus einem interessanten Branchenmix, den 2011 auch noch Deutschlands größte Biogasanlage bereichern wird. Die bisherige Bilanz im Industriepark: 750 neue Arbeitsplätze. 22 Kilometer entfernt, in Herten, haben Stadtplaner und RAG bewiesen, dass auch industrielle Altstandorte im Rekordtempo entwickelt werden können. Mehr als 6 000 Bergleute haben früher auf dem Bergwerk Ewald ihre Schichten verfahren. Herten schmückte sich viele Jahre mit dem Titel »Europas größte Bergbaustadt«. Am 62 itants of the Schlenke, 120 households in all, who were only separated from the production plants of the chemistry companies by the factory fence, have already been relocated. Most of them still live in the same neighbourhood structures as before, but now in a »garden city« designed just for them. The last construction phase of this gigantic new industrial district could be realised if the Auguste Victoria (AV) mine stops production in the course of the next decade. The industry promoters of the region know that space has to be made in advance. Investors don’t wait for years. In a joint committee, the municipal representatives have documented where industrial settlements are possible in the future. The result surprised even the experts: they identified more than 500 hectares as potential locations. However, the region needs the (financial) assistance of the state of North-Rhine Westphalia in gradually developing these spaces. The teamwork between Emscher-Lippe and Düsseldorf already functioned excellently in the industry project »newPark«. In the sewage-irrigated fields used for agricultural purposes, a former reserve for one or more major power plants, 330 of the more than 1,000 hectares are reserved for an innovative industrial park. Twothirds of these are on Datteln territory, the rest in Waltrop. In the first phase 136 hectares will be developed in Datteln. Settlements are to be possible here starting in 2012. »newPark« is a lighthouse project for the Ruhr region in particular and for all of NRW as well. The Rhine-Westphalian Institute for the Promotion of Commerce (RWI) in Essen estimates the employment potential to be between 15,000 and 23,000 jobs. »newPark«, a concept developed by the North Westphalia chamber of commerce, is a modern industrial area that is run like a giant shopping mall. A park manager takes care of tasks for the companies and is a mediator between the public authorities, the city administration and the political sector. This enables the companies to concentrate on their core business. The focuses in »newPark« are to be companies in the building management segment and energy and environmental technologies – leading edge industries organised in networks and that bring their own suppliers with them. The hopes and expectations that the Ruhr region places in this project are also reflected in a unique cooperation between the municipalities: 21 city councillors and two district councils in the Ruhr and neighbouring Münsterland have spoken out for a financial participation in the newPark development company. It is a bet of faith in the future. Because of course, the project partners of the city of Datteln then earn a share of the additional income stemming from »newPark« in the form of land and trade tax. Dorsten: On the way from Dorsten to Marl the road leads right through the intercommunal industry park that the two cities set up together at the beginning of the millennium. Companies can put down roots here on a total of 72 hectares. And despite the grim Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region 28. März 2000 wurde auf Ewald die letzte Kohle gefördert. Heute, zehn Jahre später, erinnern nur noch die alten Fördertürme sowie Lohnhalle und Kaue an die Bergbau-Vergangenheit. Der Mailänder Stararchitekt Cino Zucchi hat dem Gelände ein neues Gesicht verschafft. Ein Marktplatz, ein Kanal und ein See am Fuß der größten Berghalde, dem Landschaftsbauwerk Hoheward, sind Elemente, die dem riesigen Gelände eine strenge und gleichzeitig anmutige Struktur geben. Über Tage, wo 1 000 neue Jobs entstanden sind, reißen sich insbesondere Logistikunternehmen um die Grundstücke. Auch Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe haben sich angesiedelt. Dass es sich hier um einen Zukunftsstandort handelt, wird vor allem durch das Wasserstoff-Kompetenzzentrum nachhaltig dokumentiert. Die Emscher-Lippe-Region will mit Flächenangeboten und einem hervorragenden Service in den Genehmigungsverfahren bei Investoren punkten. Die geografische Lage kommt ihr dabei zur Hilfe. Denn das nördliche Ruhrgebiet ist das Tor zu einem der größten Beschaffungs- und Absatzmärkte der Welt. In einem Zeitraum von 60 Minuten können 12 Millionen Menschen erreicht werden. Im Umkreis von 250 Kilometern leben rund 60 Millionen Menschen. Die Tourismusregion Gelsenkirchen: Auf der Themenroute »Arbeitersiedlungen« erreicht die Besuchergruppe die Siedlung Flöz Dickebank im Stadtteil Ückendorf. Weiße, zweigeschossige Häuser bilden einen herrlichen Kontrast zum strahlend blauen Himmel. Gepflegte Vorgärten verraten, dass die Menschen gerne hier leben. Gleich erfahren die Touristen, dass die Siedlung, die aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stammt und damit zu den ältesten im Ruhrgebiet gehört, Geschichte geschrieben hat, als sich die Bewohner 1972 hingebungsvoll und mit Erfolg gegen den beabsichtigten Abriss zur Wehr setzten. Flöz Dickebank wurde saniert – und Gelsenkirchen war plötzlich das Zentrum von Bürgerinitiativen gegen den Abriss von Arbeitersiedlungen im Revier. Industriekultur ist ein Markenzeichen für die Emscher-Lippe-Region. Das regionale Tourismus-Projekt »Route der Industriekultur« mit seinem etwa 400 Kilometer langen Rundkurs und 52 herausragenden Zeugnissen der industriekulturellen Vergangenheit und Gegenwart des Ruhrgebietes ist zugleich auch ein wichtiger Baustein eines neuen, wirtschaftlich interessanten Themenfeldes – dem Fremdenverkehr. Freizeitwirtschaft und Tourismus sind ein Millionengeschäft. Der Kreis Recklinghausen, der mit seinen ausgedehnten Waldgebieten und einer idyllischen Seenlandschaft längst nicht nur das typische Ruhrgebiet verkörpert, hat nachgerechnet. 320 000 Übernachtungsgäste sorgen in Hotels und Pensionen jährlich für einen Umsatz von rund 76 Millionen Euro. Im Durchschnitt bleiben die Besucher 2,1 Nächte. Auch Tagesgäste sind eine bedeutende und deshalb willkommene Klientel. Sie besuchen Konzerte von Herbert Future Region North Westphalia II forecasts of the sceptics, 70 percent of the area is already accounted for. It is a busy place seven days a week and around the clock. But anyone passing through would fail to find any signs of production here. There are no smoking chimneys, no smells and it isn’t loud either. The time of flying briquettes is long gone. The Dorsten-Marl industry park is a perfect example of a successful greenfield property development. The global market leader in the industrial preparation of used tyres has set up shop here: Genan NRW GmbH. The packet forwarder DPD has installed a modern depot, and Polymer Latex GmbH has built its international company headquarters and development centre here. And these are just a few examples of the great industry mix, which Germany’s largest biogas plant will be added to in 2011. The balance of the industry park to date: 750 new jobs. 22 kilometres away, in Herten, city planners and RAG have proven that old industrial venues can also be updated at a record pace. More than 6,000 miners used to work the shifts in the Ewald colliery. For many years Herten used to bear the title of »Europe’s largest mining city«. The last coal was brought into the light of day at Ewald on 28 March 2000. Today, ten years later, only the old mining towers, the wage hall and the coop remind one of the mining past. Star Milan architect Cino Zucchi has given the venue a new face. A market place, a canal and a lake at the foot of the biggest slagheap are all elements that lend the enormous premises a dout and yet graceful structure. Above ground, where 1,000 new jobs have been created, it is in particular logistics companies that are vying for the land. But also service and trade companies have settled here. That this is a venue for the future can be seen in the fact that the hydrogen competence centre is also here. The Emscher-Lippe region wants to attract investors with land and outstanding service in the permit proceedings. Its geographic situation helps it. Because the northern Ruhr is the gate to one of the largest procurement and sales markets in the world. 12 million people can be reached here within just one hour, and around 60 million people live within a 250 kilometre radius. The tourism region Gelsenkirchen: On the theme route »Workers’ Settlements« visitors are taken to the Flöz Dickebank settlement in the Ückendorf suburb. White, two-storey houses form a wonderful contrast to the shining blue sky. Well looked-after front gardens show that the people love living here. The tourists are told that this settlement from the second half of the 19th century is one of the oldest in the entire Ruhr region, and that it made history when its inhabitants successfully defeated the plans to have it torn down in 1972. Flöz Dickebank was renovated, and all of a sudden, Gelsenkirchen was the centre of citizens’ initiatives against the destruction of workers’ settlements in the area. Emscher-Lippe-Region 63 64 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region 1 2 Der mehr als 30 Meter hohe Malakowturm der ehemaligen Schachtanlage Prosper II, Schacht 2 in Bottrop Das denkmalgeschützte Umspannwerk Recklinghausen ist heute Sitz des RWE-Technikmuseums Strom und Leben 1 2 The 30-metre Malakow Tower of the former Prosper II mine, shaft 2 in Bottrop The historical monument transformer station Recklinghausen is today the venue of the RWE technology museum for electricity and life Grönemeyer oder Robbie Williams in der Gelsenkirchener VeltinsArena, steuern das Alpincenter oder den Movie Park Germany in Bottrop an oder interessieren sich für das Römermuseum in Haltern, wo im Jahr 2009 eine Ausstellung zur Varusschlacht Besucher aus ganz Deutschland in ihren Bann schlug. Im Tourismusforum Vest – das »Vest« ist der historische Name für die Emscher-Lippe-Region – haben sich die Städte und die örtlichen Tourismusanbieter vereinigt. Sie halten es für möglich, dass die Region im Jahr bis zu 16,5 Millionen Tagesgäste anlocken kann. Bei einem geschätzten Umsatz von rund 30 Euro pro Tag und Gast sind das unter dem Strich 490 Millionen Euro Wertschöpfung. Future Region North Westphalia II Industrial culture is one of the trademarks of the Emscher-Lippe region. The regional tourism project »Route der Industriekultur« with its 400 kilometre circuit and 52 outstanding testimonies to the industrial past and present of the Ruhr is an important building block of a new economically interesting field – tourism. The recreation industry and tourism are a business worth millions. The Recklinghausen district, with its large forests and idyllic lake landscape that embodies not only the typical Ruhr environment, has done the maths. 320,000 overnight stays generate income of 76 million euros in the hotels and guest houses every year. The average visitor stays for 2.1 nights. But day visitors are also an important and welcome clientele. They attend Herbert Grönemeyer or Robbie Williams concerts in the Veltins Arena, go to the Alpincenter or Movie Park Germany in Bottrop or are interested in the Roman Museum in Haltern, where the exhibition on the Battle of Teutoburg Forest fascinated people from all over Germany in 2009. The cities and local tourism operators have joined forces in the Tourism Forum Vest – »Vest« is the historical name of the Emscher-Lippe region. They think it is possible for the region to attract up to 16.5 million day visitors a year. With estimated sales of 30 euros per day per person, this adds up to 490 million euros of added income. Emscher-Lippe-Region 65 Die Emscher-Lippe-Region ist dabei, sich ein Image als touristisch attraktives Ziel aufzubauen. Das funktioniert vor allem über unverwechselbare und regionaltypische Angebote. Wer gerne reitet, wandert oder Rad fährt, ist in der Übergangszone zwischen dem Ruhrgebiet und dem Münsterland bestens bedient, keine Frage. Aber in welcher Urlaubsregion Deutschlands lässt sich diesen Aktivitäten nicht mit Freude frönen. Wer etwas werden will im Tourismus, muss mehr bieten. Er muss der Beliebigkeit entfliehen, kreativ und witzig sein. An der Küste übernachten Urlauber in Leuchttürmen oder Windmühlen. Im nördlichen Ruhrgebiet könnten Bergarbeiter-Häuser in einen hochwertigen Zustand versetzt oder ein umgebauter Förderturm zu authentischen Touristen-Quartieren werden. Dazu ein Konzert unter Tage oder ein »Überlebenstraining« im Bergwerksstollen? Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Schon heute können Gruppen das Vest in Drei-Tages-Touren unter verschiedenen Schwerpunkten bereisen – ab 189 Euro pro Person mit Übernachtung in einem Mittelklasse-Hotel. Sie können zu Kanutouren auf der Lippe aufbrechen, Industriekulturstätten wie das Alte Schiffshebewerk in Waltrop besuchen oder in Spargelhöfen in Herten einkehren. Die Touristen können sogar Berge erklimmen. Denn nichts anderes sind die einstigen Halden des Bergbaus: begrünte Ausflugsziele mit Kunstwerken, Aussichtskonstruktionen und Rodelhängen. Würde man sie auf eine Stelle schütten, stünde ein Sechstausender mitten im Ruhrgebiet. The Emscher-Lippe region is in the process of making itself a name as an attractive tourist destination. It is doing so most of all by means of an unmistakable and region-typical offering. If you like to horseride, hike or cycle, you are in the right place here at the border between the Ruhr region and Münsterland, but what holiday destination in Germany doesn’t offer these options? If you want to be a success in tourism, you have to offer more. You have to be different, creative and fun. On the coast, holidaymakers spend the night in lighthouses or windmills. In the northern Ruhr, miners’ homes could be renovated or a winding tower be converted into an authentic tourist’s quarters. Then perhaps a concert in the mine or a »survival training« in the mine? There is no limit to the possibilities. Already today, groups can travel around Vest in three-day tours with varying focal points – from 189 euros per person with accommodation in medium-class hotel. They can go on a canoe trip, visit places of industrial culture like the old ship hoist in Waltrop or dine in asparagus farms in Herten. The tourists can even climb mountains here – because the former slagheaps from the mines are nothing less than that. They are cultivated green travel destinations with works of art, observation platforms and toboggan runs. If you were to put all the slag from all the heaps here in one place, you would have a six thousand metre high mountain here in the middle of the Ruhr area. The mining region Die Bergbauregion Haltern am See: Am Schacht 8 des Bergwerks Auguste Victoria im Ortsteil Lippramsdorf bereiten sich die Bergleute auf den Beginn ihrer Schicht vor. Auf den Gleisen vor dem Seilfahrtschacht stehen Dutzende von Waggons. Beladen mit Material, werden auch sie in die Tiefe des Bergwerks befördert. Die Anordnung der Transporteinheiten mit ihren unterschiedlichen Beladungen erscheint ziemlich zufällig, doch dahinter steckt ein logistisches System, das das Zeug hat, zu einem Exportschlager zu werden. 2003 haben sich die RAG Deutsche Steinkohle AG (RAG) und das Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, gemeinsam an die Arbeit gemacht, die Logistik der Bergwerke zu optimieren. Der Fokus des Projekts lag auf einer effizienten und zuverlässigen Materialversorgung der Produktionsbetriebe für den Steinkohle-Abbau unter Tage. Für die Marler Zeche Auguste Victoria ist Schacht 8 in Haltern-Lippramsdorf der zentrale Materialschacht. 80 Prozent dessen, was untertage benötigt wird – von der Schraube bis zum Tonnen schweren Ausbauschild, von der elektronischen Steuereinheit bis zum Dieseltank – werden durch dieses Nadelöhr geschleust. Dank modernster IT-Technik, die mittlerweile auch mehr als 1 000 Meter unter der Erdoberfläche zur Verfügung steht, kann jeder Artikel und jeder Transport innerhalb des 100 Kilometer langen untertägigen Streckennetzes verfolgt werden. »Wir haben jetzt nahezu den Service- 66 Haltern am See: At Shaft 8 of the Auguste Victoria colliery in Lippramsdorf, the miners are getting ready for their shift. On the tracks in front of the down shaft are dozens of wagons that are going to be transported down into the depths of the mine full of material. Their organisation appears random to the unpracticed eye, but there is a logistical method to it that could become a real export hit. In 2003, RAG Deutsche Steinkohle AG (RAG) and the Fraunhofer Institute for Material Flows and Logistics (IML), Dortmund, went to work together to optimise the logistics at the mines. The focus of the project was on the efficient and reliable provision of materials to the underground mining operations. For the Marl colliery Auguste Victoria, Shaft 8 in Haltern-Lippramsdorf is the central material shaft. 80 percent of what is required in the mine – from screws to support shields weighing tonnes, from electronic control units to diesel tanks – pass through this shaft. Thanks to leading-edge IT technology, which is now also available more than a kilometre beneath the earth’s surface, any article and any transport can be monitored on its way throughout the entire 100 kilometre long network of shafts. »We have now almost attained the service level of leading freight forwarders,« enthuses RAG board member Jürgen Eikhoff. »And that under the difficult transport conditions faced in underground mining.« Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region grad führender Stückguttransporteure erreicht«, schwärmt RAGVorstandsmitglied Jürgen Eikhoff. »Und das unter den schwierigen Transportbedingungen im Untertagebergbau.« Von Logistik haben die Bergwerksunternehmen schon eine Menge verstanden, als dieser Begriff noch gar nicht geprägt war. Die RAG Deutsche Steinkohle AG und das Fraunhofer-Institut haben die Bergbau-Logistik zur Perfektion entwickelt. »Wir stellen heute einen Baukasten von Methoden zur Verfügung, der Logistik exportierbar macht«, beschreibt Prof. Dr. Axel Kuhn, Institutsleiter des FML, den innovativen Ansatz. Was im nördlichen Ruhrgebiet, dem traditionsreichen Bergbaustandort, entwickelt und erprobt wurde, hat längst das Interesse internationaler Bergwerksgesellschaften, vor allem in China, geweckt. Möglicherweise ist es einer der letzten Beiträge der Kohle zum Strukturwandel in der Emscher-Lippe-Region. Die RAG setzt auf den heimischen Steinkohlenbergbau, um ihre Spitzentechnologie weiterzuentwickeln und den internationalen Vorsprung zu verteidigen. Ob im nördlichen Ruhrgebiet nach 2018 allerdings noch Kohle gefördert werden kann, wird sich im Jahr 2012 entscheiden. Dann wollen Bundesregierung und Bundestag den Beschluss zum Auslaufen des Bergbaus im Lichte der weltweiten energiepolitischen Entwicklung noch einmal überprüfen. Steigende Weltmarktpreise für Kohle hatten den deutschen Bergleuten tatsächlich vorübergehend wieder Mut gemacht. Das war im Jahr 2008, als sich die Schere zwischen den Produktionskosten heimischer Zechen und den Preisen für Weltmarktkohle ein deutliches Stück schloss und Bund und Land NRW allein in jenem Jahr 500 Millionen Euro an Subventionen sparen konnten. Doch dann brach die Finanzund Wirtschaftskrise über den Globus herein und die Hoffnungen auf eine zunehmend wettbewerbsfähige deutsche Steinkohle fielen mit den weltweiten Preisen für Energie in sich zusammen. Für Emscher-Lippe wäre ein dauerhafter Sockelbergbau zweifellos eine Hilfe bei der Bewältigung der wirtschaftlichen Herausforderungen. Immerhin stehen 25 000 Arbeitsplätze auf dem Spiel – auf den Bergwerken selbst, aber auch bei Zulieferern und Dienstleistern. An sie vergibt die Deutsche Steinkohle – allein in der Emscher-LippeRegion – jährlich Aufträge in dreistelliger Millionenhöhe. Doch die Erfahrung zeigt: Keine Zechenstilllegung hat das nördliche Ruhrgebiet bislang nachhaltig vom Weg des erfolgreichen Strukturwandels abbringen können. Selbst Fachleute staunen, wie der Wirtschaftsstandort und der Arbeitsmarkt den widrigen Umständen immer wieder zu trotzen vermocht haben. Und dabei ging es nicht um eine beschäftigungspolitische Randerscheinung: Schließlich sind von einst 135 000 Bergleuten (1961) keine 10 000 mehr übrig geblieben. Mining companies knew a great deal about logistics before the word even existed. RAG Deutsche Steinkohle AG and the Fraunhofer Institute have developed mining logistics to perfection. »We today make a kit of methods available that make logistics exportable,« says Prof. Dr. Axel Kuhn, head of the FML institute, of this innovative approach. What has been developed and tested in the northern Ruhr, the traditional mining region, has long attracted the interest of mining companies elsewhere, especially in China. This may be one of the last contributions that coal can make to the structural change in the Emscher-Lippe region. RAG is putting its faith in the local stone coal mining sector to keep developing its leading technology and defend its lead on the international competition. Whether coal will still be mined in the northern Ruhr after 2018 will be decided in 2012. In view of the global energy-political developments, the federal government and Bundestag want to review the resolution to allow mining cease then. Rising prices on the global market for coal had actually given the German miners some hope for a little while. That was in 2008, when the gap between the production costs of domestic mines and the prices for coal on the world market actually closed quite a bit, saving Germany and NRW 500 million euros in subsidies in that year alone. But then the financial crisis happened and the hopes of increasingly competitive German stone coal collapsed along with the prices for energy around the world. For Emscher-Lippe a mining sector with a future would certainly help it overcome its economic challenges. After all, there are 25,000 jobs on the line – in the mines themselves, and at the supplier companies and service providers. The German coal industry gives them contracts every year to the value of three-digit millions – in the Emscher-Lippe region alone. But experience shows that no mine closure has yet been able to divert the northern Ruhr from its path to successful structural change. Even experts are astonished at how the commercial region and the labour market have managed to defy the difficult circumstances again and again. And this is not only a marginal issue in the employment politics here: After all, of more than 135,000 miners (1961) there are now not even 10,000 left. So there is nothing to say that the people here won’t be able to roll up their sleeves in this decade as well and master what is most probably the last mining crisis in the history of the Ruhr region. Es spricht folglich nichts dagegen, dass die Menschen auch in diesem Jahrzehnt wieder die Ärmel aufkrempeln und die Folgen der dann wohl letzten Bergbau-Krise in der Geschichte des Ruhrgebiets meistern werden. Future Region North Westphalia II Emscher-Lippe-Region 67 1 2 Modernste Hobeltechnik zur Gewinnung von Steinkohle Bergwerk Ibbenbüren und RWE-Kraftwerk Ibbenbüren 1 2 Leading-edge ploughing technology for extracting coal Ibbenbüren coal mine and the RWE powerstation in Ibbenbüren RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region An important economic factor in the region Der RAG Konzern betreibt mit der RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH ein modernes und leistungsfähiges Steinkohlenbergwerk. Zwischen Ibbenbüren und Mettingen befindet sich die Lagerstätte, in der jährlich etwa 2 Mio. t hochwertige Anthrazitkohle produziert werden. Mit ihrer herausragenden Qualität wird die Kohle sowohl in der Stromerzeugung als auch unsubventioniert im Wärme- und Rohstoffmarkt eingesetzt. Hauptabnehmer des Ibbenbürener Anthrazit ist das Kraftwerk Ibbenbüren der RWE Power AG. Eingebunden in den RAG Konzern wollen wir mit einer schlagkräftigen Strategie das Bergwerk auch zukünftig sicher und leistungsfähig betreiben und damit einen Beitrag zur Energieversorgung leisten. With its company RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH the RAG group operates a modern, high-performance coal mine. The deposit between Ibbenbüren and Mettingen produces around 2 million tonnes of top-quality anthracite coal every year. Thanks to its outstanding quality, this coal is used both for electricity generation and unsubsidised on the heating and raw materials market. The main buyer of the Ibbenbüren coal is the Ibbenbüren power plant owned by RWE Power AG. As part of the RAG group, we want to continue operating our mine safely and efficiently in the future with a strong strategy, and make our contribution to supplying energy. Im Bergwerk Ibbenbüren werden sowohl über als auch unter Tage modernste Anlagen und Maschinen zur Gewinnung, Förderung und Aufbereitung der Kohle sowie in der Logistik eingesetzt. Moderne Prozessleittechnik sorgt für optimale Betriebsabläufe. Der Grubenbetrieb ist durch fünf Schächte aufgeschlossen. Mit einer Tiefe von 1 545 Metern ist der Nordschacht einer der tiefsten Schächte Europas. Die Umwelt über dem Berg- 68 Leading edge machines for the extraction, transport and preparation of the coal and logistics are used in the Ibbenbüren mine, both below ground and above it. Modern process control technology ensures the best possible operation processes. The pits are accessed by five shafts. At 1,545 metres depth, the northern shaft is one of the deepest in Europe. The environment above the mine is protected as we extract the coal from beneath a mountain. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Emscher-Lippe-Region werk wird schonend behandelt, da wir die Kohle unter einem Berg abbauen. Einen hohen Stellenwert im Unternehmen haben Verbesserungsprozesse sowie der Arbeits-, Gesundheitsund Umweltschutz. Die intensive Einbeziehung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat zu beachtlichen Erfolgen geführt. So durchdringt die Prozessoptimierung alle Bereiche des Unternehmens. Aus der konsequenten Sicherheitsarbeit resultieren Standards, die für viele andere Branchen richtungsweisend sind. Die RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH ist mit etwa 2 300 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber im Kreis Steinfurt. Etwa 160 junge Menschen werden im Unternehmen in den Berufen Industriemechaniker und Elektroniker für Betriebstechnik sowie als Industriekaufleute ausgebildet. Das Bergwerk Ibbenbüren ist bis heute ein wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor in der Region. Im lokalen Umfeld tätigt das Unternehmen erhebliche Einkaufsumsätze. Dazu kommt die Kaufkraft der überwiegend in der Region lebenden Belegschaft. Damit sorgt der Steinkohlenbergbau im Ibbenbürener Revier für beachtliche sekundäre Beschäftigungseffekte. Improvement processes and labour, health and environmental protection have a high priority in our company. The intensive inclusion of all our staff members in these issues has led to great successes. Process optimisation permeates every part of the company. Our systematic safety work gives rise to standards that are pioneering for many other industries. 3 Im Bergwerk arbeiten qualifizierte und motivierte Bergleute 3 Qualified and motivated staff work in the mine RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH is the largest employer in the Steinfurt district, with around 2,300 staff. We are constantly training around 160 young people within the company to become industrial mechanics, operational electronics experts and management employees. The Ibbenbüren coal mine remains to this day a major employer and commercial factor in the region. It is an important buyer of local goods and services, and then there is the considerable purchasing power of its staff who live here. This makes mining in the Ibbenbüren territory a key driver of primary and secondary employment. II www.rag.de Future Region North Westphalia II Emscher-Lippe-Region 69 Stadt Bottrop Zwischen Westfalen und dem Ruhrgebiet City of Bottrop Between Westphalia and the Ruhr region Andreas Pläsken Als Stadt ist Bottrop noch jung an Jahren – 1919 wurden die Stadtrechte verliehen. Doch beginnt die Geschichte des heutigen Stadtgebietes bereits in der Jungsteinzeit, als es zu ersten Besiedlungen kam. Bis ins 19. Jahrhundert prägten Bauernschaften das Bild des Dorfes »Borthorpe«. Erst mit der Inbetriebnahme des Zechenschachtes »Prosper I« im Jahre 1863 entwickelte sich die bis dahin 4 000 Einwohner zählende Landgemeinde zum »größten Dorf Preußens«. Durch den Ausbau der Kohleförderung ging die Entwicklung der jungen Stadt rasch weiter. Die vormals rein westfälisch-katholische Landgemeinde wandelte sich zu einer konfessionell gemischten Industriestadt mit Arbeitskräften, die vornehmlich aus dem osteuropäischen Raum kamen. 1953 rückte die Kommune in die Reihe der Großstädte auf. Bei der kommunalen Neugliederung 1976 schlossen sich Bottrop und die Nachbargemeinde Kirchhellen zusammen. Bottrop hat sich zu einer modernen Industriestadt mit 118 000 Einwohnern entwickelt. Waren in den 60er-Jahren noch rund 50 Prozent der Einwohner im Bergbau beschäftigt, so verdient heute jeder zweite Arbeitnehmer sein Geld im Dienstleistungsbereich. Von rund 30 000 Beschäftigten arbeiten noch ca. 5 900 in der Kohleförderung, -verarbeitung und angrenzenden Bereichen. Durch die Ansiedlung neuer und die Entwicklung ansässiger kleiner und mittelständischer Unternehmen ist es der Stadt gelungen, den Strukturwandel einzuleiten und zu fördern. Kennzeichnend ist ein Branchenmix: chemische Industrieunternehmen finden sich ebenso wie Logistikzentren, Metallverarbeiter und Lebensmittelproduzenten. Attraktive Innenstadt und viel Natur Das Bottroper Zentrum bietet attraktive Einkaufsmöglichkeiten. Das Angebot reicht vom exklusiven Fachgeschäft bis zum reichhaltig sortierten Warenhaus und wird auch gerne von Besuchern aus den umliegenden Städten genutzt. Das Nebeneinander von klassischer und moderner Architektur, Brunnenanlagen, einladenden Straßencafés, Grünflächen und Plätzen belebt das geschäftige Treiben und schafft eine angenehme Einkaufsatmosphäre. Trotz der durch die Montanindustrie geprägten Geschichte hat Bottrop stets 70 Bottrop is young as cities go, having been awarded the rights of a city in 1919. And yet the history of what is today the city began as early as the Neolithic Age, when the first settlements were formed here. Farms dominated the village »Borthorpe« right through to the 19th century. Not until the »Prosper I« coal mine went into operation in 1863 did this rural community of 4,000 souls develop into the »biggest village in Prussia«. And the young city progressed rapidly as coal mining grew. What was previously a purely Westphalian-catholic rural community transformed into an industrial city of mixed confessions with a working population that came mainly from the eastern European countries. In 1953 the municipality then became a big city, and in the reorganisation of communities in 1976, Bottrop and the neighbouring community Kirchhellen joined together. Bottrop has developed into a modern industrial city with 118,000 inhabitants. Whereas around 50 percent of the labour force was employed in the field of mining in the 60s, nowadays the figure is the same for the service industry. Of around 30,000 employees, around 5,900 still work in the mining, processing and other coal-related industries. But with new companies coming here and existing local ones developing, the city has managed to start and promote structural change. It is characterised by a mix of industries: chemical industrial companies are here, as logistics centres, metal processors and food manufacturers. Attractive inner city and loads of green The Bottrop city centre has great shopping opportunities, with everything from exclusive boutiques to large department stores, and people come from all neighbouring cities to shop here. The juxtaposition of classical and modern architecture, fountains, inviting street cafés, parks and squares invigorates the bustling business activities and ensures a wonderful shopping atmosphere. Despite its coalmining history, Bottrop has never lost its »green side«. The Köllnische Wald forest, the expansive Kirchheller Heide meadow, the city forest, the Hohe Heide and the parks near the centre account for much of the surface area of the city. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Bottrop 1 2 Einer der außergewöhnlichsten Museumskomplexe Deutschlands ist das Josef Albers Museum Quadrat in Bottrop. Hochgelobt von der Fachwelt: die Moderne Galerie Das Tetraeder auf der Halde Prosper in Bottrop ist eine ungewöhnliche Aussichtsplattform 1 2 One of the most extraordinary museum complexes in Germany is the Josef Albers Museum in Bottrop. Highly praised among experts: the Moderne Galerie The Tetraeder on the Prosper waste heap in Bottrop is an exceptional viewing platform seine »grüne Seite« behalten. Der Köllnische Wald, die weitläufige Kirchheller Heide, der Stadtwald, die Hohe Heide und Parkanlagen in unmittelbarer Nähe des Zentrums umfassen einen Großteil der Stadtfläche. Freizeitmagnete: »Movie Park«, »alpincenter« und Windtunnel Überregional besonders bekannt geworden ist die Stadt durch die 40 Hektar große Film- und Erlebniswelt »Movie Park Germany« im Stadtteil Feldhausen. In jeder Saison erleben Millionen Besucher die mehr als 40 Einzelattraktionen (z.B. mehrere Achterbahnen), die Gastronomie, die Shows, Paraden und das Straßenentertainment. Skifahren zu jeder Jahreszeit bei immer optimalen Schneeverhältnissen garantiert das »alpincenter«. Es bietet mit 640 Metern Länge die derzeit längste überdachte Abfahrt der Welt, einen Ski- und Materialverleih, eine Skialm mit fünf Alpen-Hütten, eine Ganzjahresrodelbahn und einen Hochseil-Klettergarten. Das alpincenter mit dem höchst gelegenen Biergarten im Ruhrgebiet liegt dem Bottroper Wahrzeichen Tetraeder – einer 50 Meter hohen filigranen Stahlkonstruktion in Pyramidenform – in Sichtweite direkt gegenüber. 72 Recreational magnets: »Movie Park«, »alpincenter« and Wind Tunnel The city has become particularly well known in other regions due to its 40 hectare »Movie Park Germany« theme park in the Feldhausen district. Millions of visitors come here every season to enjoy the more than 40 attractions (including several roller coasters), restaurants, shows, parades and street entertainment. The »alpincenter« ensures perfect skiing conditions all year round. It boasts the longest indoor slope in the world at 640 metres in length, a ski and equipment rental service, five mountain lodges, an all-year tobogganing slope and a high-wire climbing garden. The alpincenter, with its highest-altitude beer garden in the Ruhr, lies directly opposite Bottrop’s trademark construction, the Tetraeder – a 50-metre high steel pyramid. The »Indoor-Skydiving-Center« also opened at the foot of the alpincenter at the beginning of 2009. The Wind Tunnel with its modern technology is not only the first of its kind of Germany, it is also the most modern and the highest in Europe, with a diameter of 4.3 metres and a tunnel height of 17 metres. This makes the free fall in this facility as authentic as if you had jumped out of a plane. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Bottrop Am Fuße des alpincenters hat Anfang 2009 das »Indoor-SkydivingCenter« eröffnet. Der Windtunnel mit seiner modernen Umlauftechnik ist nicht nur der erste seiner Art in Deutschland, sondern mit einem Durchmesser von 4,3 Metern und einer Flugkammerhöhe von 17 Metern zugleich auch die modernste und die höchste Windtunnelanlage in Europa. Das Ergebnis: Der Freifall in dieser Anlage ist so authentisch wie bei einem echten Fallschirmsprung. Festivals zwischen Märchen und Orgelkonzerten 1 2 3+4 Der Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen gilt als größter Film- und Entertainment-Park Deutschlands Skifahren zu jeder Jahreszeit bei immer optimalen Schneeverhältnissen garantiert das »alpincenter« Auf einer ehemaligen Bergehalde des Steinkohlebergbaus entstand die Bergarena auf der Halde Haniel in Bottrop 1 2 3+4 Movie Park Germany in Bottrop-Kirchhellen is one of the most renowned film and entertainment parks in Germany The »alpincenter« ensures perfect skiing conditions all year round The Berg Arena was created on Haniel Heap in Bottrop, a former mining slag heap Festivals from fairy-tales to organ concerts Probably most mentionable from a cultural viewpoint are the widely known, architecturally unique Josef Albers museum »Quadrat« with the Josef Albers collection, the Museum for Ancient and Local History, the Modern Art Gallery and the Sculpture Garden. The »Bottrop Gospel Week«, the »Figuren Theatre Days«, the »Bottrop Choir Days« and the »Orgel PLUS« festival draw many music fans into the city. A cultural centre in the inner city with a chamber concert hall, film forum, creative areas and ten cultural institutes under one roof round off the cultural offering in Bottrop. Im kulturellen Bereich ist vor allem das weithin bekannte, architektonisch einzigartige Josef-Albers-Museum »Quadrat« mit der JosefAlbers-Sammlung, dem Museum für Ur- und Ortsgeschichte, der Galerie für moderne Kunst und dem Skulpturengarten zu nennen. Viele Musikinteressierte locken auch die »Bottroper Gospelwoche«, die »Figurentheatertage«, die »Bottroper Chortage« und das Festival »Orgel PLUS« in die Stadt. Ein Kulturzentrum in der Innenstadt mit Kammerkonzertsaal, Filmforum, Kreativräumen und zehn Kulturinstitutionen unter einem Dach rundet das kulturelle Angebot Bottrops ab. Future Region North Westphalia II City of Bottrop 73 Das neue Gelsenkirchen The new Gelsenkirchen Oliver Schäfer Die 260 000 Einwohner große Metropole Gelsenkirchen liegt zwischen Ruhr und Lippe mitten im Ruhrgebiet. Die Geschichte der Stadt reicht bis in das Jahr 1150 zurück. The city of 260,000 people, Gelsenkirchen, is situated between the Ruhr and Lippe rivers in the heart of the Ruhr district. The history of the city goes all the way back to the year 1150. Landschaftlich reizvoll eingebettet sind historische Bauten wie »Schloss Berge«, »Schloss Horst« oder das »Haus Lüttinghoff«, die im 14. und 15. Jahrhundert errichtet wurden – Ausflugsziele vieler Erholungsuchenden. Gelsenkirchen hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark verändert. Die Internationale Bauausstellung gab 1989 den Startschuss für die Umwandlung von einer alten Industrieregion zu einer modernen europäischen Metropolregion. Embedded in a beautiful landscape are historical buildings such as the castles »Schloss Berge«, »Schloss Horst« and »Haus Lüttinghoff«, which were built in the 14th and 15th centuries, and which are now popular excursion destinations. Gelsenkirchen has changed a lot in recent decades. The International Building Expo in 1989 was the starting gun for the transition from an old industrial region to a modern European metropolitan one. 74 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Gelsenkirchen 1 2 Auf dem ehemaligen Gelände der Bundesgartenschau in Gelsenkirchen: die filigrane Nordsternbrücke »Warten auf den Fluss« heißt die Skulptur der Künstlergruppe Observatorium aus Rotterdam, gebaut für Emscherkunst 2010 1 2 The North Star Bridge on the former grounds of the German Garden Expo in Gelsenkirchen »Waiting for the river« is the name of the sculpture from the Observatorium group of artists from Rotterdam. It was made for Emscherkunst 2010 Vielfalt der Freizeitangebote Gelsenkirchen ist ein großer Anziehungspunkt über die Region hinaus: VELTINS-Arena, ZOOM Erlebniswelt oder auch das frisch sanierte Musiktheater im Revier (MiR) locken mehr als drei Millionen Menschen jedes Jahr nach Gelsenkirchen. Die im Berger Feld gelegene VELTINS-Arena ist eine der prominentesten Landmarken der Stadt. Die Heimspielstätte des FC Schalke 04 bietet 61 673 Zuschauern Platz. Sie ist über die Landesgrenzen hinaus für Events und Sportveranstaltungen bekannt. Große Entertainer wie Robbie Williams oder U2 traten dort auf. Durch das denkmalgeschützte Tor des alten Ruhr-Zoos tritt man ein in die neue ZOOM Erlebniswelt. Das kluge Konzept, Tiere ohne sichtbare Zäune zu zeigen, ist absolut sehenswert und einzigartig in Europa. Bei einem Gang durch die Steppe Afrikas lernt der Besucher wilde Tiere und fremde Kulturen kennen. Im Alaskabereich kann man neben den Kodiakbären viele weitere exotische Bewohner aus der Polarregion bestaunen. Eine der Hauptattraktionen ist die 2010 eröffnete Asienwelt mit der Asienhalle, die auch bei winterlichen Außentemperaturen tropisches Klima bietet. Die ZOOM Erlebniswelt wurde als Zoo des Jahres 2009 gekürt. AusGEzeichnet Gelsenkirchen tut so viel für Kinder und Familien wie kaum eine andere Stadt in Europa. Im April erhielt Gelsenkirchen den europaweit ausgeschriebenen Preis »City for Children 2010«. Dabei punktete Gelsenkirchen mit dem Konzept »Bildung und Erziehung von Anfang an«. Die Stadt begleitet Familien von der Geburt ihres ersten Kindes an. Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie bietet die Stadt zudem flexible Kita-Öffnungszeiten bis in die Abendstunden an. Dies alles zeigt Wirkung: Gegen den Trend konnte Gelsenkirchen im vergangenen Jahr einen wahren Babyboom verzeichnen und lag bei der landesweit erhobenen Statistik ganz vorn. Gelsenkirchen ist so grün wie kaum eine andere Großstadt – nicht nur im Revier. Für die Grün- und Freiflächenentwicklung im Stadtgebiet gab es beim Bundeswettbewerb »Entente Florale – Farben einer Stadt« die Silbermedaille und einen Sonderpreis. Parks, Gärten, Waldgebiete und sogar das Straßenbegleitgrün – Gelsenkirchen hat in jeder Hinsicht mehr als man erwartet. Freiflächen machen 36,5 Prozent der Stadt aus. 25 Prozent des Stadtgebiets stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz. Future Region North Westphalia II Diverse range of recreational activities Gelsenkirchen is a big attraction within and beyond the region: The VELTINS Arena, the ZOOM theme park and the newly renovated Musiktheater im Revier (MiR) pull more than three million people to Gelsenkirchen every year. The VELTINS Arena in Berger Feld is one of the most visible landmarks of the city. The home ground of the internationally successful football club FC Schalke 04, it holds 61,673 people, and is known far beyond the state borders for its shows and sporting events. Entertainers the likes of Robbie Williams and U2 have held concerts here. Passing through the historical landmark gate of the old Ruhr Zoo, one enters the new ZOOM park. This clever concept of presenting animals without visible fences is one of its kind in Europe and a must for animal fans. Visitors get to know wild animals and foreign cultures while walking around the African steppe. In the Alaska area there are Kodiak bears and many other exotic polar creatures to admire. One of the main attractions is the Asia area, opened in 2010, with its indoor section, providing a tropical climate even in Germany’s winter. The ZOOM was named Zoo of the Year in 2009. Award winner Gelsenkirchen does more for children and families than almost any other city in Europe. In April, Gelsenkirchen won the pan-European »City for Children 2010« award. Its »Education« concept was one of the main reasons for this success. The city supports families right from the birth of the first child. It offers flexible opening hours in its child day-care centres that often go well into the evening. And this is bearing fruits: Against the general trend in Germany, Gelsenkirchen had a veritable baby-boom last year, putting it at the top of the state statistic. City of Gelsenkirchen 75 Gelsenkirchen »erfahren« Der Rückzug der Industrie bietet gerade im Ruhrgebiet Chancen, die es nirgendwo sonst gibt. Wo früher beispielsweise schwere Erzzüge über Schienen rollten, radeln nun Zweiräder – Vierbeiner gehen mit Herrchen und Frauchen spazieren. Etwa 56 Kilometer lang ist das Wander- und Radwegenetz, das auf den ehemaligen Eisenbahnstrecken der Zechen und Stahlindustrie durch Gelsenkirchen führt. Mit dem Brückenschlag über den Rhein-Herne-Kanal wurde vergangenen Sommer die letzte Lücke geschlossen. Die sichelförmige Stahlkonstruktion erregte große Aufmerksamkeit und wurde mit dem European Steel Bridges Award 2010 ausgezeichnet. Auf Drahteseln statt Dampfrössern ist es nun möglich, vom Norden der Stadt auf zwei unterschiedlichen Strecken in den Süden der Stadt zu gelangen. Stadt der tausend Sonnen Die Struktur der Gelsenkirchener Wirtschaft ist weit gefächert. Der Wahlspruch »Stadt der tausend Sonnen« steht für die Zukunfts- 76 Gelsenkirchen is greener than most large cities. In the federal competition »Entente Florale – Colours of a City« it won the silver medal and a special prize for its park developments in the metropolitan area. Parks, gardens, forests and even roadside greenery – Gelsenkirchen has more than you’d expect, in every way. Undeveloped space accounts for 36.5 percent of the city area. 25 percent of the city are protected natural reserve. Travel The withdrawal of industry is making way for great opportunities in the Ruhr that you won’t find elsewhere. Where once heavy ore trains rolled on tracks there are now bicycles, or people walking their dogs. The walking and cycling paths on the former coal and steel railway lines in Gelsenkirchen together add up to around 56 kilometres in length. The last gap in this network was closed last summer with the new bridge over the Rhine-Herne Canal. This sickle-shaped steel construction attracted a great deal of attention and won the European Steel Bridges Award 2010. So now one can get Zukunftsregion Nord-Westfalen II Stadt Gelsenkirchen 1 2 Beim Abschlusskonzert des Gesangsprojekts »Sing-Day of Song« im Juni 2010 sangen 55 000 Menschen in der VELTINS-Arena Auf Schalke Ein Kirchenfenster in der Kirche St. Joseph zeigt St. Aloysius von Gonzaga, den Patron der (Schalker) Jugend mit blau-weißen Fußballschuhen from the north of town to the south via two different routes – and on a bike rather than in a train. 1 2 55,000 singers in the Schalke stadium at the final concert of the vocal project “Sing-Day of Song” in June 2010 A church window in the St. Joseph’s Church shows St. Aloysius of Gonzaga, the patron saint of (Schalke’s) youth, with blue and white soccer boots Gelsenkirchen’s economy is broadly diversified. The election slogan »City of a Thousand Suns« stands for the future technologies here. In the Schalke suburb is one of the most modern and Europe’s largest production sites for solar cells. Solar energy is now being captured in numerous residential, office and other buildings, for example Gelsenkirchen’s central railway station. Oil processing, long-distance heating, electricity and water preparation with leading-edge technologies make the city an energy donor and economic engine for the entire region. The city continues to focus on attracting new high-tech, retail and service companies as its new branches of industry. technologien Gelsenkirchens. Im Stadtteil Schalke steht eine der modernsten und europaweit größten Produktionsstätten für Solarzellen. An zahlreichen Wohn-, Büro- und Funktionsgebäuden wird mittlerweile Sonnenenergie gewonnen, zum Beispiel am erneuerten Gelsenkirchener Hauptbahnhof. Mineralölverarbeitung, Elektrizität, Fernwärme und Wasserwirtschaft mit zukunftsorientierten Technologien machen die Stadt zum Energiespender und wirtschaftlichen Impulsgeber für die gesamte Region. Die Stadt setzt weiter auf die Ansiedlung von Hochtechnologien, Handel und Dienstleistungsgewerbe als neue Wirtschaftszweige. Future Region North Westphalia II The city of a thousand suns City of Gelsenkirchen 77 Kreis Recklinghausen Aller guten Dinge sind zehn Recklinghausen District All good things come in tens Svenja Küchmeister »Aller guten Dinge sind zehn« im Kreis Recklinghausen, dem bevölkerungsreichsten Kreis der Bundesrepublik. Hier leben über 630 000 Menschen in zehn Städten. Das Bild des Kreises Recklinghausen ist geprägt vom Übergang der Industriezone des Ruhrgebiets zum ländlichen Raum des Münsterlandes. 78 »All good things come in tens« in the Recklinghausen district; the most densely populated district in Germany. More than 630,000 people live here in ten cities. The face of the Recklinghausen district is shaped by the transition from the industrial zone of the Ruhr region to the rural Münsterland. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Recklinghausen Industrie- und Grünflächen sind unmittelbare Nachbarn. Und wenn der Kreis Recklinghausen von sich selbst behauptet, »Zehn Städte machen Zukunft«, dann ist dies ein dauerhaftes Programm zugleich. Der Kreis und die Städte begreifen sich als gemeinsame Kraft, wenn es um die Zukunftsperspektiven und die Umsetzung der formulierten Ziele geht. Gegründet wurde der Kreis im Jahr 1816 durch den preußischen König. Der Kreis gehörte damals zu den zehn landrätlichen Kreisen, die nach dem Sieg über Napoleon (1815) im Regierungsbezirk Münster eingerichtet wurden. Mit 38 000 Einwohnern, die auf einer Fläche von 781 km2 lebten, war der Kreis einer der größten in Preußen. Das Wappen des Kreises Recklinghausen besteht aus einem silbernen Nesselblatt auf grünem Schild sowie einem schwarzen, gleichschenkeligen Kreuz mit goldenem Schlüssel in der Mitte. Das silberne Nesselblatt ist das Zeichen der »Herrlichkeit Lembeck«. Das schwarze Kreuz erinnert an die Zugehörigkeit des Vestes Recklinghausen vom 12. bis zum 19. Jahrhundert zur Landeshoheit Kurköln. Future Region North Westphalia II Recklinghausen District Zwischen den Städten Herten und Recklinghausen liegt die Halde Hoheward. Auf ihrem nördlichen Gipfelplateau entstand im Jahr 2008 das Horizontobservatorium. Es soll eine moderne Version prähistorischer Steinkreise und Bauwerke wie Stonehenge darstellen Hoheward Heap lies between the cities of Herten and Recklinghausen. A horizon observatory was built on its northernmost plateau in 2008. It is designed to be a modern interpretation of prehistoric stone circles and constructs such as Stonehenge Industry and greenery are next-door neighbours here. And when the district of Recklinghausen claims it has »Ten cities shaping the future«, it speaks of a lasting programme. The district and the individual cities see themselves as a joint force when it comes to the outlook for the future and achieving its goals. The district was founded in 1816 by the Prussian King. At that time it belonged to ten counties that had been set up in Münster county after the victory over Napoleon (1815). With 38,000 people living 79 Der Schlüssel stellt die Verbindung zur Mutterkirche des Vestes, St. Peter in Recklinghausen, her. In seiner jetzigen Form besteht der Kreis Recklinghausen seit der kommunalen Neugliederung im Land Nordrhein-Westfalen in den Jahren 1975 bis 1976. Jede der zehn kreisangehörigen Städte hat ihr eigenes Profil. In der Europastadt Castrop Rauxel prägen z.B. internationale Begegnungen aller Art – von Kultur bis Wirtschaft – schon seit über 30 Jahren eine gelebte Völkerverständigung. Vor allem überrascht die Besucher immer wieder der hohe Anteil an Grün- und Freiflächen – in Castrop rund 60 Prozent. 87 Hektar Grünfläche lockern auch das Stadtbild von Datteln auf. Die ehemalige Hansestadt Dorsten, eingebettet von teilweise noch landwirtschaftlich genutztem Grün, bietet rund um den ‚Markt‘ und das ‚Alte Rathaus‘ eine historische Kulisse mit jungem Flair, die auch für Individualisten keine Wünsche offen lässt. Gladbeck ist eine besonders kinder- und familienfreundliche Stadt: Dies zeigt sich an den großzügigen Spiel- und Erholungsflächen rund ums Wasserschloss Wittringen ebenso wie in der Innenstadt 80 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kreis Recklinghausen 1 2 Aufführung des Theaterstücks Anna Karenina von Leo Tolstoi während der Ruhrfestspiele in Recklinghausen Das ursprünglich im Bauhausstil errichtete Festspielhaus in Recklinghausen wurde zu einer modernen multifunktionalen Begegnungsstätte umgebaut und erweitert 1 2 The production of the play Anna Karenina by Leo Tolstoi during the Ruhr Festival in Recklinghausen The Festival theatre in Recklinghausen was originally built in the Bauhaus style, before being converted and extended upon into a multifunction, modern meeting place mit ihren vielen Verweilmöglichkeiten und den zahlreichen Neubausiedlungen speziell für junge Familien. Haltern, in attraktiver Lage am Halterner Stausee gelegen, bietet mit seinem Bummelpflaster rund um das Renaissance-Rathaus und den mächtigen Turm von St. Sixtus einen idealen Ausgangspunkt für den Einkauf und das Flanieren zwischen Giebelhäusern, Boutiquen und Cafés. Auch in Herten beherrscht der Reiz des Kontrasts das Stadtbild: Futuristische Architektur in der Innenstadt und eine einzigartige Dichte an jahrhundertealten Fachwerkhäusern im nahegelegenen Stadtteil Westerholt. Mit dem Ziel, mehr Lebensqualität zu erreichen, sind in Oer-Erkenschwick in den letzten Jahren nicht nur der Stadtkern, sondern auch die einzelnen Ortsteile unter ökologischen Aspekten umgestaltet worden. Einkaufsvergnügen bei jedem Wetter bietet im Zentrum von Marl der »Marler Stern«, mit 42 000 m2 Verkaufsfläche das größte Einkaufszentrum im Kreis. Recklinghausen, Handels- und Dienstleistungsmetropole des Kreises, zeigt sich ebenso facettenreich: Dorfcharakter inmitten der Stadt, im Zentrum eine gelungene Symbiose aus lebendiger Geschäftigkeit und der Beschaulichkeit der Altstadt. Waltrop »reizt« durch seine Lage als Brücke zwischen der Ruhrgebietsmetropole Dortmund und dem ländlichen Münsterland. Sehenswert: das älteste Wohnhaus Westfalens, der »Tempel« aus dem Jahre 1499. Weitere Besucherattraktionen sind die Schiffshebewerke (1899) und im Kontrast dazu die 1989 eingeweihte Großschleuse – diese Bauwerke dokumentieren eindrucksvoll die Geschichte des Fortschritts. in an area of 781 km2, it was the smallest district in Prussia. The crest of the Recklinghausen district comprises a silver nettle leaf, a green shield and a black cross with a golden key in the middle. The silver nettle leaf is the symbol of the »beauty of Lembeck«. The black cross reminds us that Recklinghausen Castle belonged to the Electorate of Cologne from the 12th to the 19th century. The key represents the connection to the mother church of the fortress: St. Peter in Recklinghausen. The district of Recklinghausen is in its current form since the administrative reorganisation in the state of North-Rhine Westphalia between 1975 and 1976. Each of the ten cities in the district has its very own profile. In Castrop Rauxel, for example, international encounters of all kinds, from culture to commerce, promote international understanding. Visitors are most surprised by how much green there is here – in Castrop around 60 percent of the area. 87 hectares of park also characterise the Datteln cityscape. The former Hanseatic city of Dorsten, embedded in land that is often still used for farming, offers a historical backdrop with youthful flair around the Market and the Old Town Hall, that individualists love. Gladbeck is perfect for children and families. This can be seen in the generous playground and recreation areas around the moated castle Wittringen, and in the inner city, with its many opportunities to stop and relax, and the numerous new settlements designed especially for young families. Haltern, beautifully situated on the edge of the Haltern reservoir and with its old streets, renaissance town hall and the tower of St. Sixtus, is the ideal place to start a shopping spree or just wander around between historical buildings, boutiques and cafés. In Herten, too, the attraction lies in the contrasting cityscape: Futuristic architecture in the town centre and an unparalleled density of centuries-old half-timbered houses in the nearby suburb of Westerholt. With the goal of achieving a better quality of life, the city centre and other suburbs have been restructured in recent years in accordance with ecological aspects. The Marler Stern mall in the centre of Marl offers shopping pleasure in all weathers. It is the lar-gest shopping centre in the district, with 42,000 m2. Recklinghausen, retail and service metropolis of the district, also has many facets: a village character in the middle of the city, and a happy symbiosis between lively business activity and the introspective Old Town. Waltrop appeals with its role as a bridge between urban Dortmund and rural Münsterland. Worth visiting here is the oldest residential building in Westphalia, for example: the »Temple« built in 1499. Other attractions are the ship hoist (1899) and the watergate from 1989. These are buildings that impressively do-cument the history of progress here. Future Region North Westphalia II Recklinghausen District 81 Wirtschaft Economy Gesunde Strukturen für einen erfolgreichen Wandel Healthy structures for a successful change Prof. Dr. Bodo Risch Offenkundige Stärke der nord-westfälischen Wirtschaft ist ihre gesunde Struktur. Die Branchenvielfalt und die große Zahl an schlagkräftigen mittelständischen Familienunternehmen, deren Unternehmenskultur die Region insgesamt prägt, sorgen für wirtschaftlichen Erfolg und Stabilität. The obvious strength of the North Westphalian economy is its healthy structure. The diversity of industry and the large number of powerful mid-sized family-owned companies, the structure of which shapes the corporate structure of the region as a whole, ensures economic success and stability. In Nord-Westfalen gibt es über 125 000 Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Dazu kommen noch einmal rund 26 000 Handwerksbetriebe sowie etwa 30 000 Freiberufler. Insgesamt übertrifft die Selbstständigenquote mit fast zehn Prozent den Landesdurchschnitt von 9,1 (2008) zwar nur leicht; aber vor allem in den Münsterlandkreisen ist die Bereitschaft, auf eigenen Füßen zu stehen, deutlich ausgeprägter. Den Spitzenwert erreicht hier der Kreis Coesfeld mit einer Selbstständigenquote von 13 und einer Unternehmerquote von 6,9 Prozent (2008). In North Westphalia there are more than 125,000 industrial, trading and service companies. On top of this there are also around 26,000 trade enterprises and 30,000 freelancers. In all, the self-employment ratio of 10% is only slightly above the state average of 9.1% (2008), but in the Münsterland districts, the willingness to go it alone is much greater. Coesfeld is the leader with 13% self employed and 6.9% people with their own business (2008). Mittelstandsregion Nur etwa 80 Unternehmen in Nord-Westfalen beschäftigen mehr als 500 Mitarbeiter. Und selbst sie fühlen sich jenseits formaler Definitionen als Mittelständler, wie sie immer wieder betonen. Auch wenn die Grenze bei 250 Beschäftigten und mehr angesetzt wird, kommt man nur auf 0,3 Prozent der Betriebe. Der Anteil der Unternehmen mit zehn bis 250 Beschäftigten liegt bei elf Prozent und damit knapp ein Prozent über dem Landesdurchschnitt. 89 Prozent der Betriebe haben weniger als zehn Beschäftigte. Nicht viel anders sieht die Wirtschaftsstruktur aus, wenn die Umsätze der Unternehmen den Maßstab bilden. Nur zehn der rund 88 000 umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen der nord-westfälischen Wirtschaft haben einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro pro Jahr. Der ganz überwiegende Teil der Unternehmen jedoch hat Umsätze in der Größenordnung bis zu einer Million Euro. Das sind neun von zehn Unternehmen in Nord-Westfalen. Der Anteil der Umsatzmilliardäre an den Unternehmen insgesamt ist damit nicht anders als in Deutschland, wo unter den drei Millionen Unternehmen 450 Umsatzmilliardäre zu finden sind. 84 SME region Only around 80 companies in North Westphalia employ more than 500 people. And even the ones that do, consider themselves to be medium-sized companies, despite the formal definition, as they repeatedly maintain. Even if the limit is set at 250 employees, only 0.3 percent of the companies here are »large«. The share of the companies with between 10 and 250 employees is 11% and thus about 1% above the state average. 89 % of the companies have less than ten employees. And things don’t look much different when it comes to the sales of the companies. Only ten of the 88,000 companies in the North Westphalian economy generate more than a billion euros in sales a year. Most of them turn over less than a million euros. That’s nine of ten companies in North Westphalia. The share of sales billionaires among the companies is thus no different than for Germany as a whole, where 450 of the three million companies boast annual sales in the billions. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Commerzbank – Commerzbank – eine regionale Großbank A regional major bank Mit der Übernahme der Dresdner Bank ist die Commerzbank zur führenden Privat- und Firmenkundenbank in Deutschland aufgestiegen. Mit rund 1200 Standorten verfügt die neue Commerzbank nun über das dichteste Filialnetz aller Banken in Deutschland. Hinzu kommen weitere Vertretungen in 60 Ländern und 110 Städten weltweit, womit die Commerzbank ihren Anspruch als internationale Bank gerade für den Mittelstand sowie als größter Exportfinanzierer in Deutschland unterstreicht. Weltweit werden etwa 15 Millionen Kunden betreut. Das Privat- und Firmenkundengeschäft der Region »Westfalen-Lippe-Ems« wird seit mehr als 100 Jahren vom Gebietsstandort Bielefeld aus geführt. Unterhalten werden u.a. Filialen in Münster, Rheine, Nordhorn, Osnabrück, Herford, Lemgo, Bielefeld, Gütersloh und Paderborn, in denen die gesamte Dienstleistungspalette für die Kunden angeboten wird. Mit ihrem klaren Bekenntnis zum deutschen Markt wird die Commerzbank von ihren Kunden als wichtiger strategischer Partner wahrgenommen. Eine wesentliche Säule ist hierbei das Geschäft mit dem deutschen Mittelstand. Schon immer war die Commerzbank darüber hinaus eine »regional denkende« Bank und hat entsprechend ihre Strukturen ausschließlich am Kunden vor Ort ausgerichtet. An diesem kundenorientierten Geschäftsmodell wird die Bank weiterhin konsequent festhalten. Its takeover of Dresdner Bank made Commerzbank the leading retail and corporate bank in Germany. With around 1,200 locations, the new Commerzbank now has the most extensive network of branches of all banks in Germany. It also has agencies in 60 countries and 110 cities around the world, underlining its claim as an international bank, especially for small and medium-sized companies, and Germany’s largest export financer. Commerzbank has around 15 million customers around the world. Commerzbank’s retail and corporate banking business in the »Westphalia-Lippe-Ems« region has been managed from its Bielefeld base for more than 100 years now. There are branch offices in Münster, Rheine, Nordhorn, Osnabrück, Herford, Lemgo, Bielefeld, Gütersloh and Paderborn, among others, each of which offers customers the entire range of services. With its clear commitment to the German market, Commerzbank is seen by its customers as a key strategic partner. One of its main pillars is its business with German SMEs. On top of this, Commerzbank is also a »regionally thinking« bank and orients its structures towards the customers in the local region, and this is a business model that it will continue to stick to in the future. II Economy 1 Commerzbank in Münster 2 Commerzbank in Frankfurt II www.commerzbank.de A Kontakt: Commerzbank AG Dr. Christoph Halstrick Vorsitzender der Geschäftsleitung Mittelstand Westfalen-Lippe-Ems Detmolder Straße 237 33605 Bielefeld Tel.: +49 521 541 200 E-Mail: christoph.halstrick@commerzbank.com Future Region North Westphalia 1 Commerzbank in Münster 2 Commerzbank in Frankfurt S 85 Die zehn Umsatzmilliardäre der nord-westfälischen Wirtschaft sorgen für knapp ein Drittel des Gesamtumsatzes im IHK-Bezirk. Zu diesen Unternehmen gehören jenseits konjunktureller Schwankungen vor allem diejenigen, die auch in den Listen der bundesweit größten Unternehmen auftauchen. In der F.A.Z.-Liste von 2010 liegt die Agravis Raiffeisen AG nach Umsatz auf Platz 80, die Westfleisch eG auf 214, die Westdeutsche Lotterie GmbH & Co OHG auf 236, gefolgt von der Humana Milchunion auf 237. Nimmt man ältere Listen oder Einzelunternehmen aus Konzernen dazu, sind zudem die BASF Coatings AG, die Fiege Gruppe, Ineos Phenol und die Schmitz Cargobull AG zu erwähnen. In der nach Beitragseinnahmen sortierten Liste der größten Versicherungsunternehmen landen die Provinzial NordWest Holding AG auf Rang 15 und die LVM Versicherungen auf Rang 19. Summa summarum kommen alle Unternehmen auf ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 68 Milliarden Euro. Seit Beginn der 1990er Jahre ist die Wirtschaftsleistung Nord-Westfalens damit um 60 Prozent gestiegen. Auch nach einer wissenschaftlichen Untersuchung der wirtschaftlichen Entwicklung von 1993 bis 2007 gehört Nord-Westfalen zu den drei wachstumsstärksten Wirtschaftsregionen in NRW. Für wirtschaftliche Stabilität sorgen vor allem das ausgewogene Verhältnis zwischen Industrie und Dienstleistung sowie der erstaunliche Branchen-Mix. Er hat der Region in Verbindung mit der Vielzahl erfolgreicher mittelständischer Unternehmen die Bezeichnung des wirtschaftlichen Tausendfüßlers eingetragen. Strukturwandel Natürlich ging der Strukturwandel auch an Nord-Westfalen nicht spurlos vorüber. Im Gegenteil. Vor allem in der Emscher-Lippe-Region hat der drastische Rückgang des Steinkohlenbergbaus und der Montanindustrie zu einem kräftigen Arbeitsplatzverlust geführt, der nur langsam durch andere Branchen ausgeglichen werden kann. Das Münsterland hingegen ging sogar gestärkt aus dem Strukturwandel hervor. Die Textil- und die Zementindustrie, die lange Zeit das Profil prägten, verloren zwar stark an Bedeutung. Doch dafür verlagerte sich das unternehmerische Interesse auf andere Industriezweige und spezielle Nischen, die Erfolg versprachen. Und wie überall begann der Siegeszug der Dienstleistungsgesellschaft, die auch weiterhin auf dem Vormarsch ist. Entsprechend ist der Anteil der Dienstleistungen an der Wertschöpfung in den vergangenen zehn Jahren von knapp 60 auf rund 70 Prozent gestiegen. Noch deutlicher wird der Wandel auf dem Arbeitsmarkt. Im tertiären Sektor arbeiten inzwischen über zwei Drittel der 766 000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (515 000), in der Industrie ein knappes Drittel (245 000). Noch 1990 war das Verhältnis von produzierendem Gewerbe zu Dienstleistungen bei »50 zu 50«. Dennoch schlagen sich die Industrieunternehmen in Nord-Westfalen vergleichsweise gut. Im Landesdurchschnitt finden nämlich nur noch knapp 25 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ihren Arbeitsplatz in der Industrie. 86 The ten sales billionaires in the North Westphalian economy generate about a third of the overall sales in the chamber of commerce district. Regardless of economic fluctuations, these are largely companies that are also among the biggest in Germany. In the 2010 F.A.Z. list, Agravis Raiffeisen AG places 80th by sales, and Westfleisch eG 214th, Westdeutsche Lotterie GmbH & Co OHG comes in at 236, followed by Humana Milchunion at 237. If you use older lists of add companies from company groups, BASF Coatings AG, Fiege Group, Ineos Phenol and Schmitz Cargobull AG also deserve mention. In the list of the insurance companies with the highest sales, Provinzial NordWest Holding AG places 15th and LVM 19th. All together, the companies join up to generate a GDP of 68 billion euros. This means that since the start of the 1990s, the economic performance of North Westphalia has risen by 60 percent. A scientific study of the economic development from 1993 to 2007 also places North Westphalia among the three fastest growing regions in NRW. The balanced ratio between the industrial and service sectors and the astounding industry mix impart economic stability. Together with the large number of successful small and mid-sized companies, this has earned the region the reputation of the economic centipede, because it has so many legs to stand on. Structural change Of course, the structural change didn’t go unnoticed in North Westphalia either. On the contrary: Especially in the Emscher-Lippe region the drastic reduction of coal mining and the metals processing industry led to enormous job losses that can only be compensated for slowly by other industries. Münsterland, however, actually emerged even stronger from the structural transition. The textile and cement industries, which long shaped the face of Münsterland, became less important, but commercial interest merely moved to other branches of industry and promising niches. And like everywhere else as well, the victory march of the service society began that is still going on today. Accordingly, the share of services in the value generated over the last ten years has risen from 60 to 70 percent. The changes that have taken place are even more evident in the employment figures. More than two-thirds of the 766,000 employees (515,000) now work in the tertiary sector. Only a third are in industrial companies (245,000). In 1990 the ratio of industry to services was still 50/50. Die Textilindustrie verlagert sich auf spezielle Nischen: der Berliner Reichstag wurde mit Material von Schilgen aus Emsdetten verhüllt The textile industry moves to promising niches: the Reichstag Berlin was wrapped with material by Schilgen in Emsdetten Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Future Region North Westphalia II Economy 87 Nachhaltiger Erfolg und strategische Weitsicht Sustainable succes and strategic farsightedness Nach jahrelanger relativer Stabilität der Milchpreise und einer Achterbahnfahrt 2007 bis 2009 stellt sich heute die entscheidende Frage: Bleiben die Milchmärkte weiter volatil? Die Antwort auf diese Frage ist ein klares »Ja«. Hohe Schwankungsbreiten in den Agrarmärkten sind nicht neu, die europäische Milcherzeugung wurde nur bisher aufgrund der Marktsteuerungsinstrumente der EU nicht damit konfrontiert und muss sich erst daran gewöhnen. After many years of relative stability of milk prices and a roller-coaster ride from 2007 to 2009, the big question today is: will the milk markets remain volatile? The answer to this question is an unmistakable »yes«. High volatility in agricultural markets is nothing new, but the European dairy industry hadn’t been affected by it in the past due to the EU market controlling instruments, and it will take some time to get used to it. There is much to do Es gibt viel zu tun Albert Große Frie, Geschäftsführer der Humana Milchindustrie GmbH, Everswinkel Von den jährlich in Deutschland produzierten 28 Mio. Tonnen Milch werden 60 Prozent von Genossenschaften verarbeitet, die damit aber nur 47 Prozent des in Deutschland erwirtschafteten Umsatzes erzielen. Ursachen sind u.a. ein unzureichender Auslastungsgrad der Betriebe, unkoordinierte Investitionen in unrentable Produktfelder trotz Überkapazitäten und Wettbewerb um die Rohstoffversorgung. Als Molkereigenossenschaft, deren Verantwortung die Förderung der Interessen ihrer Mitglieder ist, ist es unser wichtigstes Ziel, einen dauerhaft guten Milcherzeugerpreis am Markt zu erwirtschaften. Dazu gehört natürlich auch, dass unser Unternehmen, das sich im Besitz der Mitglieder befindet, eine gesunde wirtschaftliche Basis hat. Unsere Ziele für die nähere Zukunft Wichtige Voraussetzung für einen höheren Milchpreis ist neben der Verbesserung der Strukturen durch Reduzierung der Anzahl der Betriebsstätten und der Molkereiunternehmen auch mehr Marktbedeutung. Entscheidend ist auch der Aspekt der konsequenten, strategischen Ausrichtung, welcher als Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg zu sehen ist. Oberstes Ziel für die nähere Zukunft muss es deshalb sein, den Konsolidierungsprozess in der Molkereiwirtschaft weiter voranzutreiben. In einem ersten Schritt haben die Humana Milchindustrie GmbH und die Nordmilch AG deshalb das Joint Venture NordContor Milch GmbH gegründet, deren Ziel es ist, zum profitablen Wachstum beider Muttergesellschaften beizutragen, so dass diese für ihre genossenschaftlichen Eigentümer einen nachhaltig wettbewerbsfähigen Milchpreis erwirtschaften können. 88 60 percent of the 28 million tonnes of milk produced in Germany every year come from cooperatives, although they generate less than 47 percent of the sales achieved in Germany. Reasons for this include the inadequate amount of full capacity production in the factories, uncoordinated investments in unprofitable product areas despite overcapacities, and competition for the supply of the raw material itself. As a dairy cooperative, the responsibility of which it is to represent the interests of its members, it is our main goal to gain a lastingly good price for the milk producers on the market. Part of this task is, of course, ensuring that our company, which is owned by the members, retains a strong commercial basis. Our goals for the near future In addition to improving the structures such as reducing the number of production sites and dairy companies, another prerequisite for achieving a high milk price is the gaining of more market importance. A consistent strategic orientation is also decisive for sustained success. For this reason it must remain our uppermost goal for the near future to keep pushing the consolidation process in the dairy economy. That is why the companies Humana Milchindustrie GmbH and Nordmilch AG have taken the first step by founding the joint venture Nord-Contor Milch GmbH. This company’s goal is to contribute to the profitable growth of both parent companies so that they can obtain a lastingly competitive price for milk. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Die Humana Milchindustrie GmbH und die Nordmilch AG verarbeiten über 6,5 Milliarden Kilogramm Milch und bündeln damit 22 Prozent der deutschen Rohstoffmenge. Sie verfügen über spezialisierte Standorte mit optimaler Logistik, die über sechs Bundesländer verteilt sind. Auch inhaltlich sind beide Unternehmen mit einer breiten Sortimentsstruktur in der weißen und gelben Linie gut aufgestellt. Humana Milchindustrie GmbH and Nordmilch AG process more than 6.5 billion kilograms of milk annually, thus bundling 22 percent of all milk produced in Germany. They have specialised venues with optimised logistics in six federal states. And both companies also have broad product ranges that put them in a strong position on the dairy product market. Strong partners - common interests Starke Partner – gemeinsame Interessen Das Nord-Contor ist die logische Antwort starker Partner auf die Marktentwicklung. Motiviert wurde es durch die Liberalisierung des Sektors im Zuge der EU-Agrarpolitik, die Konzentration der Milchwirtschaft mit nationalen und internationalen Zusammenschlüssen von Molkereien und die kontinuierliche Zunahme der Nachfragemacht des Handels und der industriellen Abnehmer. Die angespannte Marktsituation bei Molkereiprodukten tat ihr Übriges. Die Humana Milchindustrie GmbH und die Nordmilch AG haben mit dem Nord-Contor die ersten Schritte zu einem diversifizierten Molkereikonzern mit mehr Marktvolumen in allen Marktsegmenten, vergleichbar den europäischen Wettbewerbern, in Angriff genommen. Das Nord-Contor hat sich schnell etabliert und durch die Aushandlung höherer Marktpreise ihr Ziel erreicht. Darüber hinaus ist es aber unabdingbar, dass die Angebotsstrukturen weiterhin mit Augenmaß verbessert werden. Future Region North Westphalia II Economy Nord-Contor is the logical response of strong partners to the development of the market. It was founded out of the motivation to liberalise the sector within the EU’s agricultural policy, the concentration of the dairy sector with national and international mergers and the continuous increase in retail and industrial demand. The difficult market situation with dairy products did the rest. With Nord-Contor, Humana Milchindustrie GmbH and Nordmilch AG have taken the first step towards becoming a diversified dairy product company group with more market volume in all market segments, comparable to its European competitors. Nord-Contor established itself quickly and achieved its objective by negotiating higher market prices. It is, however, still essential that the supply structures continue to be intelligently improved. 89 Die Humana Milchunion Unternehmensgruppe – ein verlässlicher Partner – national und international The Humana Milchunion group of companies – a reliable partner – nationally and internationally Die Humana Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Everswinkel ist der zweitgrößte deutsche Milchverarbeiter und gehört zu den führenden Lieferanten der großen deutschen und internationalen Handelskonzerne. Weltweit zählt die Unternehmensgruppe zu den führenden Herstellern der Branche und konnte 2009 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Euro (konsolidiert) erzielen. Die Humana Milchunion eG, Muttergesellschaft der Humana Unternehmensgruppe, ist genossenschaftlich organisiert. Am Hauptsitz in Everswinkel sind alle zentralen Verwaltungs- und Finanzdienstleistungen und Vertriebsaktivitäten konzentriert. The Humana group based in Everswinkel is the second-largest milk processor in Germany and one of the leading suppliers of the major German and international retail enterprises. Worldwide the company group is one of the leading producers in the industry, and we generated (consolidated) sales of 1.7 billion euros in 2009. Humana Milchunion eG, the parent company of the Humana group, is organised as a cooperative. All the central administrative and financial services and sales activities are concentrated at the company headquarters in Everswinkel. Impressing facts and figures Beeindruckende Zahlen und Fakten Etwa 4 900 aktive Milchlieferanten versorgen die in fünf Bundesländern angesiedelten 12 Produktionsstandorte der Humana Unternehmensgruppe mit dem wertvollen Rohstoff Milch. Das Milch-Einzugsgebiet erstreckt sich von Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg über Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hessen bis nach Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. In der Unternehmensgruppe werden über 2,7 Milli- 90 Around 4,900 active suppliers of milk provide the 12 Humana group production sites in five of the German federal states with the precious raw commodity milk. The supply area stretches from MecklenburgVorpommern and Brandenburg to Thuringia, Saxony-Anhalt and Hessen and on to Lower Saxony and North-Rhine Westphalia. In the company group more than 2.7 billion kilograms of milk are processed into milk-based products, des- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft arden Kilogramm Milch zu Milchbasiserzeugnissen, Dessertspezialitäten, Käse, Eiskrem, Babynahrung und zu einem breiten Spektrum diätetischer Erzeugnisse und Nahrungsergänzungsmittel verarbeitet. Hinzu kommen spezialisierte Industrie- und Traubenzuckerprodukte. Über 2 900 Mitarbeiter sind in der Unternehmensgruppe beschäftigt. Hohe Produktqualität, konstante Mengenverfügbarkeit, eine flexible Logistik und die Berücksichtigung individueller Verpackungskonzepte für den Handel zeichnen die Humana-Gruppe als verlässlichen Partner national und international aus. Humana – weltweit aktiv Erzeugnisse der Humana Unternehmensgruppe sind in rund 70 Ländern auf fünf Kontinenten vertreten. Derzeit dominiert Europa, zunehmend stehen aber Asien und Afrika im Zentrum der internationalen Strategie. Das Tochterunternehmen Humana Italia S.p.A. mit den angeschlossenen Gesellschaften in Italien, Spanien und Portugal hat in den genannten Ländern speziell für die Bereiche Babynahrung und diätetische Erzeugnisse eine beachtliche Marktposition aufgebaut. Für den osteuropäischen und zum Teil asiatischen Bereich besteht in Moskau eine Repräsentanz. Die Humana Gruppe sieht die weitere globale Ausrichtung und Vernetzung in Verbindung mit einer Konzentration auf die Kernkompetenzen und einer Intensivierung der Innovationsgeschwindigkeit als vorrangige Zukunftsaufgabe an. Future Region North Westphalia II Economy serts, cheese, ice cream, baby food and a wide range of dietary products and food supplements. On top of this we also make specialised industrial and glucose products. More than 2,900 people are employed in the company group. High quality products, uninterrupted availability, flexible logistics and custom-tailored packaging concepts for different retailers make the Humana group a preferred and reliable partner, both nationally and internationally. Humana – globally active Humana group products can be found in around 70 countries on five continents. At the moment Europe is the dominant market, but Asia and Africa are increasingly coming into the focus of the international strategy. The subsidiary Humana Italia S.p.A. and its affiliates in Italy, Spain and Portugal has built itself a remarkable position on the market in these countries, in particular in the field of baby food and dietary products. There is an office in Moscow for Eastern Europe and parts of Asia. Humana group sees its main goal for the future in the furtherance of its global orientation, with a concentration on its core competencies and higher paced innovation. 1 Werk Everswinkel der Humana Milchindustrie GmbH mit Hauptverwaltung und Tiefkühlcenter Everswinkel 2 Im Froster wird das Eis auf minus 20 °C tiefgekühlt 3 12-reihige Waffeltüten anlage 1 Humana Milchindustrie GmbH production plant with headquarters and freeze center Everswinkel 2 In the froster ice-cream is deep-frozen to minus 20 °C 3 12-row cornet production plant II www.humana.de 91 Die IHK Nord Westfalen wertet die hohe Bedeutung des produzierenden Gewerbes in ihrem Bezirk als »Beleg für die enorme Wettbewerbsstärke der zum Teil hoch spezialisierten Betriebe«, deren Produkte rund um die Welt so unverzichtbar scheinen wie die Industrie in der Region als Motor der wirtschaftlichen Entwicklung. Nichtsdestotrotz hat sich durch die teilweise massiven Umwälzungen in der Industrielandschaft auch manches alteingesessene Industrieunternehmen im Schwerpunkt zu einem Dienstleistungs- oder Handelsunternehmen entwickelt – ein durchaus gängiger Wandel beispielsweise in der Textilbranche. Oder Teile des Unternehmens wurden als eigenständige produktbegleitende Dienstleistung outgesourct. So ist die Infracor GmbH in Marl der Logistikdienstleister für die gesamte Evonik Industries AG. Die Zahl der unternehmensnahen Dienstleister, zu denen beispielsweise Werbeagenturen oder Planungsbüros gehören, ist inzwischen auf über 25 000 gestiegen. Zusätzlichen Schwung bekommt dieser Prozess noch dadurch, dass der »Dienstleistungsgehalt« von Produkten generell steigt. Finanzierung, Wartung und Schulung werden als Service-Paket des gekauften Produkts immer wichtiger. Das haben die nord-westfälischen Unternehmen erkannt. Sie rüsten sich damit gegen Konkurrenz aus Übersee, indem sie über die Dienstleistungen die Kundenbindung erhöhen. Starker industrieller Kern Die Zahl der Unternehmen, die den ebenso wichtigen wie schlagkräftigen industriellen Kern Nord-Westfalens bilden, liegt inzwischen bei knapp 4 000. Bemerkenswert bleibt angesichts des ungebrochenen Trends zur Dienstleistungsgesellschaft allerdings, dass 2008 der Anteil der Industrie an der Bruttowertschöpfung wieder auf 32 Prozent geklettert und die Zahl der Beschäftigten in den Wachstumsjahren von 2006 bis 2008 um rund 7 000 angestiegen ist. Mit diesem nicht mehr für möglich gehaltenen Jobwachstum meldete sich die Industrie eindrucksvoll als Impulsgeber der wirtschaftlichen Entwicklung zurück. Denn nur dank der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrieunternehmen konnte Deutschland sich in die boomende Weltwirtschaft einklinken. Die Industrie importierte mit ihrem Exporterfolg die Wachstumssignale, von denen auch die Dienstleistungsbranchen und nicht zuletzt die öffentlichen Haushalte profitierten. Das Spektrum der Industrie in Nord-Westfalen umfasst mehr als 20 Branchen. Die drei umsatzstärksten sind die Chemische Industrie (2008: 11 Milliarden Euro) sowie das Ernährungsgewerbe und der Maschinenbau (jeweils 7 Milliarden Euro). Nach der Anzahl der Beschäftigten ist die Reihenfolge der Dreiergruppe umgekehrt: Maschinenbau (2008: 30 000), Ernährungsgewerbe (22 600) und Chemische Industrie (16 700). Unternehmen aus der nord-westfälischen Ernährungsindustrie sind: Agravis, apetito, Coppenrath & Wiese, Dr. Otto Suwelack, Herta, Humana Milchunion, Iglo, Sinnack Backspezialitäten, Vossko, Westfälische Fleischwarenfabrik und Westfleisch. Unternehmen aus der 92 And yet, the industrial companies in North Westphalia are doing comparatively well. In the state as a whole, namely, only around 25% of the employees work in industry. The North Westphalia Chamber of Commerce sees the great importance of the manufacturing sector in its region as »proof of the competitive strength of the often highly specialised operations«, the products of which are as indispensable throughout the world as the industry is to the region as a motor of economic development. Nonetheless, the often enormous upheavals in the industrial landscape have caused some long-established industrial companies to change their focus to trading or services. This is, for example, quite a normal occurrence in the textiles industry. Others have outsourced parts of the company as autonomous product-related services. For example, Infracor GmbH in Marl is the logistics services provider for the entire Evonik Industries AG. The number of service providers close to the companies, such as advertising agencies and planning bureaus, has risen to more than 25,000. And this process gains further momentum from the fact that the service content of products in general is increasing. Financing, maintenance and training are becoming ever more important as service packages for purchased products. The North Westphalian companies have recognised this, and they are arming themselves against the international competition by improving their customer loyalty through services. Strong industrial core The number of companies that form the industrial core of North Westphalia is around 4,000. In view of the unbroken trend towards a service society, however, it remains noteworthy that in 2008 the share of industry in the gross value added climbed back up to 32% and the number of employees grew by around 7,000 in the growth years. With this job growth, which no-one had considered possible anymore, the industrial sector made an impressive comeback as a driver of economic progress. Because only thanks to the international competitiveness of the domestic industrial companies was Germany able to join in the boom in the global economy. With its exporting successes, the industry imported the growth signals from which the service sectors and also the public households benefited. The spectrum of industry in North Westphalia encompasses more than 20 sectors. The three with the biggest turnover are the chemicals industry (2008: 11 billion euros) and the foods and mechanical engineering sectors (7 billion euros each). In terms of employee numbers, the order of this threesome is reversed: mechanical engineering (2008: 30,000), food (22,600) and chemicals (16,700). Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Sasol Olefins & Surfactants, Marl Unser Name steht zwar nicht auf der Verpackung, dennoch nutzen Sie unsere Produkte fast täglich. In unserem Werk in Marl produzieren rund 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter qualitativ hochwertige Tenside und deren Vorprodukte, die unter anderem in Waschund Reinigungsmitteln, Kosmetika, Pharmazeutika und in technischen Anwendungen (z.B. in der Baustoffindustrie) eingesetzt werden. Sasol liefert die Grundstoffe für viele Industriezweige Unser Werk gehört zur Sasol O&S, einem internationalen Chemieunternehmen mit Produktionsstätten in Deutschland, Italien, der Slowakei, Dubai, USA, Südafrika und China. Rund 3 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter produzieren und vermarkten eine breite Palette von organischen und anorganischen Produkten, wie z.B. Fettalkohole, Lineares Alkylbenzol, Tenside, Oleochemikalien sowie hochreine Tonerden. Sasol O&S ist Teil von Sasol Ltd., einem Energie- und Chemiekonzern mit rund 34 000 Beschäftigten und Sitz in Südafrika. Umweltschutz, Sicherheit und Qualität haben in unserem Werk höchste Priorität: Wir sind nach internationalen Qualitäts-, Umwelt-, und Sicherheitsstandards zertifiziert. Zudem engagieren wir uns in der weltweiten Responsible Care™ Initiative der chemischen Industrie. Auch der Nachwuchs liegt uns am Herzen: Wir bieten jährlich 12 Ausbildungsplätze in verschiedenen Berufen an. Sprechen Sie uns an. Our name may not appear on the packaging – in fact, though, you use our products almost every day. At our Marl site, about 750 employees produce high-quality surfactants and surfactant intermediates, which are used, among others, in detergents and cleaners, cosmetics, pharmaceuticals and technical applications (e.g., in the construction materials industry). 1 2 Entwicklung von neuen Produkten und Prozessen im Technikum Produktionsanlage bei Nacht 1 2 Development of new products and processes at the pilot plant Production facility at night Sasol provides basic material for many branches of industry Our plant is part of Sasol Olefins & Surfactants (O&S), an international chemical company with production sites in Germany, Italy, Slovakia, Dubai, the US, South Africa and China. About 3,000 employees produce and market a broad spectrum of organic and inorganic products such as fatty alcohols, linear alkylbenzene, surfactants, oleochemicals as well as high-purity alumina. Sasol O&S is part of Sasol Ltd., an energy and chemical company with about 34,000 employees based in South Africa. Environmental protection, health and safety as well as quality are top priorities at our site: We are certified in accordance with international quality, environmental and safety standards. In addition, we are committed to the chemical industry’s global Responsible Care™ initiative. We also care about the career prospects of young people: Each year, we offer 12 apprenticeship positions in various professions. Interested? Then get in touch. II www.sasol.com Future Region North Westphalia II Economy 93 1 2 3 4 Hochwertige Stumpfverschweißung Gedämmte und ungedämmte Rohrvielfalt Extrusion eines PE-Rohres zu PE-Xc Lieferung als Rollen- oder Stangenware 1 2 3 4 Top-quality butt welding Insulated and uninsulated pipes Extrusion of a PE pipe to PE-Xc Delivery coiled or as bars Hewing – ein weltweit führender Spezialist für PE-Xc und Aluminium Verbundrohre Hewing – One of the world‘s leading specialists for PE-Xc and aluminium compounding piping Über 2 Milliarden Meter physikalisch vernetztes Polyethylenrohr (PE-Xc) und Aluminium Verbundrohr haben die Hewing-Werke in den vergangenen 30 Jahren verlassen. Damit nimmt das mittelständisch strukturierte Unternehmen mit Sitz im westfälischen Ochtrup als weltweit einer der größten Produzenten eine führende Stellung in der Sanitär- und Heizungsbranche ein. In jedem einzelnen Meter, ob Stangen- oder Ringbundware, findet sich ein Höchstmaß an Ent- More than 2 billion metres of physically cross-linked polyethylene pipe (PE-Xc) and aluminium compound pipe have left the Hewing factories over the last 30 years. That makes this mid-sized company based in Westphalia’s Ochtrup one of the world’s biggest producer and market leader in the sanitary and heating industry. Every single metre that leaves the factory, be it of bar or coiled goods, contains an enormous amount of design expertise. In this way, pipes of lasting quality are created that you can trust in. Products of lasting quality With the physically cross-linking, a simple PE pipe becomes a PE-Xc pipe at Hewing, with outstanding characteristics. Changes in the molecular structure improve the resistance to pressure and heat exponentially. Even the service life of the refined plastic extends considerably. The flexible aluminium composite pipe is made by combining PE-X pipe with an internal aluminium coating. It brings together the characteristics of the flexible plastic pipe and the compressive strength and shape stability of the light alloy. With the high quality butt welding of the aluminium coating, the composite pipe gains special characteristics, allowing very tight 94 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft bending radii and an expanding of the pipe of up to 20% without any loss of quality. Designed for you wicklungskompetenz wieder. So entstehen Rohre von nachhaltiger Qualität, auf deren Produkteigenschaften man über Jahrzehnte vertrauen kann. Produkte von nachhaltiger Qualität Mit der physikalischen Vernetzung wird bei Hewing aus einem einfachen PE-Rohr ein PE-Xc-Rohr mit herausragenden Eigenschaften. Veränderungen in der Molekularstruktur steigern Druck- und Hitzebeständigkeit exponentiell. Auch die Haltbarkeit des veredelten Kunststoffes verlängert sich deutlich. Durch die Kombination von PE-X-Rohr mit einer inliegenden Aluminiumschicht entsteht das flexible Aluminium Verbundrohr. Es verbindet die Eigenschaften des flexiblen Kunststoffrohres mit der Druckfestigkeit und Formstabilität des Leichtmetalls. Mit der hochwertigen Stumpfverschweißung der Aluminiumschicht erhält das Verbundrohr besondere Eigenschaften, denn sie erlaubt besonders enge Biegeradien und eine Aufweitung des Rohres um bis zu 20% ohne Qualitätseinbußen. Together with the customers, Hewing designs tailored solutions for the safe transport of technical gases, beverages, oils and other liquids and solids. The customers benefit in particular from the outstanding expertise of the Hewing staff. They can also rely on the top-modern and unparalleled Hewing testing plants when developing new products. Here, innovative industrial solutions are tested for registration and developed up to market readiness within the shortest of development times. There are no limits to the wishes that customers can ask to have fulfilled with regard to colour, size, material strengths, lettering, etc. This exemplifies the company’s claim »designed for you«. II www.hewing.com Designed for you Gemeinsam mit den Kunden entwickelt Hewing passende Lösungen für den sicheren Transport von technischen Gasen, Getränken, Ölen und weiteren Flüssigund Feststoffen. Im Besonderen profitieren Kunden von der ausgezeichneten Fachkenntnis der Hewing Mitarbeiter. Sie vertrauen bei der Neuprodukt-Entwicklung zudem auf die hochmodernen und einmaligen Hewing Versuchsanlagen. Hier werden innovative Industrielösungen für die Zulassung getestet und innerhalb kürzester Entwicklungszeit zur Serienreife und Marktzulassung gebracht. Der Umsetzung kundenindividueller Wünsche in Bezug auf Farbe, Dimension, Materialstärken, Signierung und viele weitere Parameter sind keine Grenzen gesetzt. Dies unterstreicht den Slogan des Unternehmens: »designed for you«. Future Region North Westphalia II Economy 95 Dr. Hartmut Müller, Geschäftsführer der Infracor GmbH Infracor managt einen der größten Chemiestandorte in Europa Infracor operates one of the largest chemicals sites in Europe Im Zukunftsraum Nord-Westfalen ist Chemie ein wichtiger Erfolgsfaktor. Der Chemiepark Marl – betrieben von der Infracor GmbH – ist Arbeitgeber und Wirtschaftsmotor zugleich. Mit den rund 10 000 Beschäftigten der 30 Unternehmen am Standort werden jährlich mehr als 4 000 Produkte hergestellt. Über 4 Millionen Tonnen Produkte starten jedes Jahr von Marl aus ihren Weg in die ganze Welt. Der Chemiepark Marl zählt zu den größten Chemiestandorten in Europa. Chemistry is an important success factor for the future of North Westphalia. The Marl Chemical Park – operated by Infracor GmbH – is employer and economic engine all in one. With their around 10,000 employees, the 30 companies in the Marl Chemical Park manufacture more than 4,000 products every year. More than 4 million tonnes of products leave Marl every year for destinations all over the world. The Marl Chemical Park is one of the largest chemistry sites in Europe. Alles aus einer Hand One-stop shop Infracor hat sich seit Ihrer Gründung zum integralen Standortbetreiber und Komplettdienstleister entwickelt. Die umfassenden Infrastruktur- und ServiceDienstleistungen sind in vier Geschäftsgebieten gebündelt: Ver- und Entsorgung, Technik, Logistik und Standortmanagement. Neben modernen Dienstleistungskonzepten stärkt Infracor den Standort durch Investitionen. In den vergangenen Jahren investierte das Unternehmen zum Beispiel in ein hochmodernes Logistikzentrum, den Ausbau der Hafenanlage und in Anlagen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit. Since its foundation, Infracor has developed into an integral site operator and full-service provider. The infrastructure and service packages it offers are grouped into four areas of business: Supply Services and Waste Management, Technology, Logistics and Site Management. In addition to the modern service concepts it offers, Infracor also strengthens the site with investments. In recent years, for example, it has invested in a leading-edge logistics centre, the development of the port and equipment to raise the supply reliability. The future needs qualified staff Zukunft braucht qualifizierten Nachwuchs Mit ihrem Ausbildungsengagement sorgt Infracor kontinuierlich für qualifizierten Nachwuchs. Das Ausbildungsspektrum reicht von klassischen kaufmännischen Ausbildungsberufen über Chemie- und Elektroberufe bis hin zu modernen Berufsbildern wie dem des Fachinformatikers. Auch an anderen Standorten erfolgreich Dr. Hermann-Josef Korte, Geschäftsführer der Infracor GmbH 96 Auch außerhalb Marls hat Infracor viel erreicht. Eine Vielzahl von Unternehmen in der Region sind bereits Kunden und profitieren von den Erfahrungen und dem breiten Dienstleistungsangebot. Für Infracor als Standortbetreiber und Komplettdienstleister ist es entscheidend, ein attraktiver Partner zu sein, der seinen Kunden ein jeweils optimales Lösungspaket bietet. Für eine erfolgreiche Zukunft ist auch die Ansiedlung neuer Unternehmen am Standort ein wichtiger Faktor. Dafür hat Infracor die ChemSiteInitiative, die sich weltweit um Standortvermarktung kümmert. With its commitment to training young people, Infracor ensures a continuous flow of qualified new employees. The training offering goes from the normal commercial professions to chemical and electrical professions, right through to modern professions such as computer specialists. Also successful at other sites And Infracor has also achieved a lot outside Marl. Numerous companies in the region are already customers and profit from Infracor’s experience and broad range of services. For Infracor as a site operator and a full-service provider, it is important to be an attractive partner offering its customers an individually tailored solution package. Encouraging new companies to settle at the site is also an important factor to ensure a successful future. To promote this the ChemSite Initiative markets the site all over the world. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Infracor – Integraler Standortbetreiber und Komplettdienstleister Die Infracor GmbH – ein Unternehmen der Evonik Industries AG – betreibt seit zwölf Jahren den Chemiepark Marl und ist als Komplettdienstleister für die dort ansässigen Gesellschaften sowie für Unternehmen außerhalb des Standortes tätig. Mit rund 2.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirschaftet Infracor einen jährlichen Umsatz von über 800 Mio. Euro. Maßgeschneiderte Lösungen Als integraler Standortbetreiber und Komplettdienstleister erfüllt Infracor die spezifischen Anforderungen von Unternehmen der Chemischen Industrie und chemienahen Prozessindustrie. Infracor bietet ihren Kunden vom Standortbetrieb bis hin zur gezielten Einzelfalllösung maßgeschneiderte Leistungsbündel. Die Infrastruktur- und Service-Dienstleistungen umfassen die Bereiche Basisleistungen Standortbetrieb, Rohstoff- und Produktlogistik, Energien, Utilities, Entsorgung, Anlagenbetreuung und Arbeitsplatzbetreuung. Der Vorteil für die Kunden: Sie können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während Infracor die erforderlichen Infrastruktur- und Serviceleistungen passgenau erbringt. Infracor – Integral site operator and full-service provider Infracor GmbH – an Evonik Industries Company - has been operating the Marl Chemical Park for the last twelve years, providing a full range of services for the companies in the park and others outside it. With around 2,700 employees, Infracor generates annual sales of more than EUR 800 million. 1 Logistikzentrum Infracor 2 Luftaufnahme Chemiepark Marl 1 2 Distribution centre Infracor Aerial view Marl Chemical Park Tailor-made solutions As an integral site operator and full-service provider, Infracor fulfils the specific needs of companies in the chemicals industry and chemical processing industry. Infracor offers its customers custom tailored service packages for everything from site operation to solutions for individual problems. The infrastructure and services include basic site services, raw material and product logistics, energy, utilities, waste management, plant services and support services. The advantage for the customers is that they can concentrate on their core business, while Infracor takes care of their infrastructure and service requirements. II www.infracor.de Future Region North Westphalia II Economy 97 Chemischen Industrie sind die führenden Farbenhersteller BASF Coatings, Brillux und J.W. Ostendorf, die Rütgers Group als europäischer Marktführer von Chemierohstoffen aus Steinkohlenteer sowie zum Beispiel: Akzo Nobel, Evonik Degussa, IENOS Phenol, MCBauchemie, Sabic Polyolefine, Schönox oder die Westfalen AG. Ein paar Namen aus der umfangreichen Branche des Maschinen- und Anlagenbaus: AXA Entwicklungs- und Maschinenbau, GEA Westfalia Separator, Hammelmann, Haver & Boecker, Kordel Antriebstechnik, KTR-Kupplungstechnik, L.B. Bohle, POLYSIUS, Ruthmann, seepex, Scholz, technotrans, Thies, URENCO, Windmöller und Hölscher. Bemerkenswert ebenfalls: Trotz eines dramatischen Schrumpfungsprozesses zählt die Textilindustrie mit 7 400 Beschäftigten auch weiterhin zu den bedeutsamen Industriezweigen. Die nord-westfälischen Textilproduzenten halten einen Anteil von rund 40 Prozent am Umsatz, den die Branche insgesamt in NRW erzielt. Und sie ist ein Paradebeispiel für erfolgreichen Strukturwandel. Der Arbeitsplatzabbau als Folge der Krise der Textilindustrie war rasant. Aber eine schlagkräftige Gruppe von rund 300 Unternehmen behauptet sich nach wie vor erfolgreich gegen die globale Konkurrenz. Häufig resultiert der Wettbewerbsvorsprung der Betriebe einfach aus der Qualität ihrer Waren. So produziert etwa C. & A. Wölte nach wie vor hochwertige Handtücher in Nord-Westfalen, Produkte, deren Herstellung man gemeinhin seit langer Zeit wohl eher in Südostasien vermuten würde. Meist allerdings sind es Produkt- und Prozessinnovationen, durch die sich die Unternehmen von ihrer globalen Konkurrenz abheben. So ist Deutschland bei technischen Textilien nicht zuletzt dank der Hersteller aus Nord-Westfalen sogar Weltmarktführer. Der Airbus A 350 beispielsweise besteht gut zur Hälfte aus Carbonfasern, die das Unternehmen Saertex (Kreis Steinfurt) entwickelt hat und herstellt. Die Zahl solcher Hightech-Unternehmen in der Region nimmt stetig zu, vor allem im Bereich Chemie und Medizin. Ein Schwerpunkt ist die Bioanalytik mit etwa 20 Unternehmen und fast 1 000 Beschäftigten. Hightech-Unternehmen sind somit wichtige Hoffnungsträger für die Zukunft. Doch ihre täglichen Brötchen wird die Region auch in den nächsten 20 Jahren wohl in erster Linie in den innovativen Unternehmen der gehobenen mittleren Technologie des Investitions- und Verbrauchsgüterbereichs verdienen und in den weiter wachsenden Dienstleistungsbranchen. Dienstleistung Etwa 63 000 Dienstleistungsunternehmen gibt es mittlerweile in Nord-Westfalen. Auch hier ist das Spektrum der Branchen, die für nachhaltiges Beschäftigungswachstum gesorgt haben, groß. Es reicht vom Bewachungsgewerbe über das Transportgewerbe und die haushaltsnahen Dienstleister bis zur IT-Branche. Allein im Gesundheits- und Sozialwesen arbeiten insgesamt 100 000 Menschen, in der Finanz- und Versicherungsbranche etwa 25 000. Unternehmen wie zeb/rolfes.schierenbeck.associates GmbH, das sich auf die Management- und IT-Beratung für Banken und Versi- 98 Companies from the North Westphalian food industries are: Agravis, apetito, Coppenrath & Wiese, Dr. Otto Suwelack, Herta, Humana Milchunion, Iglo, Sinnack Backspezialitäten, Vossko, Westfälische Fleischwarenfabrik and Westfleisch. Companies from the chemicals industry include the former paint manufacturer BASF Coatings, Brillux and J.W. Ostendorf, Rütgers Group, the European market leader of chemical raw materials made of coal tar and, for example: Akzo Nobel, Evonik Degussa, IENOS Phenol, MC-Bauchemie, Sabic Polyolefine, Schönox and Westfalen AG. And here are some names from the large number of companies in mechanical and plant engineering: AXA Entwicklungs- und Maschinenbau, GEA Westfalia Separator, Hammelmann, Haver & Boecker, Kordel Antriebstechnik, KTRKupplungstechnik, L.B. Bohle, POLYSIUS, Ruthmann, seepex, Scholz, technotrans, Thies, URENCO, Windmöller and Hölscher. Also worthy of note: Despite the dramatic reduction process it has been through, the textiles industries is still one of the major industrial segments, with 7,400 employees. The North Westphalian textile manufacturers account for around 40% of the sales that the sector generates in total in NRW. And it is a prime example of successful structural change. The job losses as a result of the crisis in the textiles industry were enormous. But a strong group of around 300 companies still manages to hold its ground against the competition from all around the world. Often the competitive lead of these companies is attributable to the quality of their goods. For example C. & A. Wölte still produces top-class towels in North Westphalia, products that have now long tended to come from production facilities in South East Asia. But product and process innovations enable the companies to differentiate themselves from the global competition. Germany is actually the world market leader in the field of technical textiles, and this thanks in no small way to manufacturers from North Westphalia. For example, a good 50% of the Airbus A 350 is made of carbon fibre developed and produced by the company Saertex from the Steinfurt district. The number of these high-tech enterprises in the region is increasing all the time, especially in the fields of chemicals and medicine. One focal point is bioanalytics, with about 20 companies and almost 1,000 employees. High-tech companies are thus an important source of hope for the future, but the region will probably continue to earn its daily bread in the next 20 years mainly with innovative medium-tech companies in the investment and consumer goods fields, and in the ever-growing service industry. Services There are now around 63,000 service companies in North Westphalia. Here too, the range of industries that have provided lasting employment growth is large. It reaches from the security and surveillance industry to transport and household service providers, right on to IT. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft KTR Kupplungstechnik GmbH Der Kupplungsspezialist The coupling specialist Die KTR Kupplungstechnik GmbH mit Sitz in Rheine produziert und vertreibt flexible, nicht schaltbare Kupplungen sowie Hydraulik-Komponenten für den Maschinenbau. Das Unternehmen ist einer der weltweit führenden Anbieter im Segment der Antriebstechnik. Produziert wird vorwiegend im Stammwerk in Rheine, wo rund 300 der insgesamt 800 Mitarbeiter beschäftigt sind. KTR Kupplungstechnik GmbH based in Rheine manufactures and sells flexible power transmissions and hydraulic components for mechanical engineering. It is one of the world’s leading providers of drive technology, manufacturing mainly at its headquarters in Rheine, where around 300 of its 800 staff are employed. 1938 wurde die wartungsfreie BoWex® BogenzahnKupplung® von der Firma F. Tacke GmbH & Co.KG entwickelt und über die 1959 gegründete Tochtergesellschaft KTR Kupplungstechnik GmbH vertrieben. Heute, 50 Jahre später, zeigt sich die KTR innovativer denn je und entwickelt jährlich ca. 10 000 neue kundenspezifische Produktvarianten für die Antriebstechnik. Mit ihrem umfangreichen Produktportfolio beliefert die KTR heute sämtliche Branchen, wie u.a. die Marineund die Bahntechnik, die Baumaschinen- und Werkzeugmaschinenindustrie und nicht zuletzt die immer wichtiger werdende Windkrafttechnik. In dieser Branche ist die KTR Marktführerin für die Antriebskomponenten in Windkrafträdern. Das Vertriebsnetz umfasst 19 Tochtergesellschaften und zahlreiche Vertriebspartner weltweit. Die KTR produziert heutzutage nicht nur am Stammsitz in Rheine, sondern auch in den Werken in Übersee, wie USA, China und Indien. So ist gewährleistet, dass sämtliche Kundenwünsche weltweit in kürzester Zeit realisiert werden können. Future Region North Westphalia II Economy The company F. Tacke GmbH & Co.KG designed the maintenance-free BoWex® curved-tooth gear coupling® in 1938 and sold it through its subsidiary KTR Kupplungstechnik GmbH starting in 1959. Today, 50 years later, KTR is more innovative than ever, developing around 10,000 new customer-specific product variations for power transmissions every year. With its extensive product portfolio, KTR delivers to all segments of the industry, such as the marine and rail engineering, construction machines and machine tools industries, not to mention the ever more important wind power industry. In this segment, KTR is the market leader for drive components in wind power turbines. 1 Im hochmodernen Logistikzentrum verlassen täglich mehr als 900 Sendungen die KTR 2 In der Firmenzentrale der KTR in Rheine sind 300 Mitarbeiter beschäftigt 3 In Windkraftanlagen ist die KTR Marktführer mit ihren Komponenten für die Antriebstechnik 4 Das erste Produkt der KTR, die BoWex® BogenzahnKupplung® ist noch heute eine wichtige Komponente in der Antriebstechnik 1 More than 900 consignments leave the highly modern KTR logistics centre every day 2 300 people work in the KTR headquarters in Rheine 3 KTR is the market leader with its drive technology components in wind power plants 4 The first KTR product, the BoWex® curved-tooth gear coupling®, is still today a key component in drive technology The sales network encompasses 19 subsidiaries and numerous sales partners worldwide. And today KTR manufactures not only at its headquarters in Rheine, but also in its factories overseas in countries such as USA, China and India. In this way it is guaranteed that all customer desires all around the globe can be fulfilled in the shortest of times. II www.ktr.com 99 Wachstum in Kontinuität Growth in continuity Als mein Großvater Wilhelm Albert mit den »Sauerstoffwerken Münster AG« die Vorläuferin der heutigen Westfalen AG gründete, schrieb man das Jahr 1923. Damals erlebte Deutschland die schwerste Inflation seiner Geschichte und es gehörten Weitblick und Risikobereitschaft zu einer solchen Unternehmung. Das Wagnis glückte: Durch die Versorgung der metallverarbeitenden Betriebe des Münsterlands mit Schweißgasen erzielte das junge Unternehmen seine ersten Erfolge. When my grandfather Wilhelm Albert founded »Sauerstoffwerke Münster AG«, the predecessor of today’s Westfalen AG, it was 1923. At that time, Germany was going through the worst inflation in its history, and it took a lot of vision and courage to undertake such an enterprise. The risk paid off: The young company achieved its first successes by supplying the metalworking companies in Münsterland with welding gases. Well-planned growth from the beginning Planvolles Wachstum seit Gründertagen Seit den Gründertagen sind die Maximen der Westfalen AG dieselben geblieben: planvolles Wachstum, eine wohl durchdachte Diversifizierung und die Bewahrung der unternehmerischen Unabhängigkeit. Wolfgang Fritsch-Albert, Vorstandsvorsitzender Westfalen AG So erschloss sich unser Unternehmen bereits wenige Jahre nach der Gründung mit den Tankstellen ein neues Geschäftsfeld. Und in den 1950er Jahren folgte mit Westfalengas (Flüssiggas) als Wärme- und Antriebsenergie der dritte Betriebszweig. Wir waren stets bestrebt, auf mehreren Beinen zu stehen, um vom Auf und Ab der konjunkturellen Entwicklung weniger abhängig zu sein. Aber diese Strategie, gestützt auf die nötigen Kernkompetenzen in allen drei Geschäftsbereichen, hat sich bis in die jüngste Wirtschafts- und Finanzkrise bewährt: So mussten wir 2009 bei vielen industriell genutzten Gasen konjunkturbedingte Rückgänge hinnehmen, weil deren Anwendungsschwerpunkte in der Metallindustrie, bei Automobilzulieferern und im Maschinenbau liegen. Unsere Zuwächse bei den Spezialgasen für Lebensmittel, Pharmazie, Medizin oder Analytik glichen das allerdings zumindest teilweise aus. Die Erfolge unserer beiden weiteren Geschäftsbereiche führten zu einem schlussendlich guten Ergebnis, gerade in diesem Krisenjahr. Eines unserer Konzepte ist das planvolle Unternehmenswachstum: stetig aber behutsam, was die Abhängigkeit von Banken begrenzt. So haben wir durch gezielte Käufe von Unternehmen unser Vertriebsgebiet kontinuierlich ausgebaut. Die Übernahme und Integration der saarländischen Propan-Union 1979 war beispielsweise die Grundlage für unser Wachstum in Süddeutschland. Auch unsere Auslandsaktivitäten gingen wir mit Augenmaß an. Ausschlaggebend für die Gründung der Auslandsgesellschaften war die Tatsache, dass viele unserer mittelständischen deutschen 100 The guiding principles of Westfalen AG have remained the same ever since the day of its inception: wellplanned growth, well thought-out diversification and remaining independent. In keeping with these principles, our company opened up a new field of business just a few years after its foundation, with the filling stations. And in the 1950s the third field of business, Westfalengas (LPG) followed as a heating and driving energy source. We always strived to stand on several feet so as not to be so susceptible to the ups and downs of economic development. But this strategy, supported by necessary core competencies in all three fields, has proven itself all the way up to the most recent economic and financial crisis in 2009, when we were forced to accept drops in the sales of many industrial gases due to the state of the economy, because their applications were focused in the metals industry, on automotive suppliers and in mechanical engineering. However, our growth in the special gases for foods, pharmaceuticals, medicine and analytics were able to balance this out to some extent. The successes of our two other divisions meant that overall our earnings were good, even in that year of crisis. One of our concepts is well planned corporate growth: constant but careful, which limits the dependence on banks. By buying selected companies we have continuously expanded our sales area. The takeover and integration of the Saarland Propan-Union in 1979 was, for example, the platform for our growth in southern Germany. And we also approached our international activities with strong sense of care and proportion. The reason for founding the foreign companies was the fact that our larger German customers began activities in the neighbouring countries and we wanted to be able to continue supplying them with techni- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Kunden im angrenzenden Ausland aktiv wurden und wir ihnen die Versorgung mit technischen Gasen in gewohnter Zuverlässigkeit auch dort bieten wollten. Mit Erfolg: Nach den Niederlanden, Belgien, Frankreich, der Schweiz und Österreich haben wir Mitte 2010 in Tschechien unsere sechste Auslandsgesellschaft gegründet und im Burgund unsere dritte Luftzerlegungsanlage in Betrieb genommen. Auch im Geschäftsbereich Tankstellen konnten wir in den letzten Jahren unser Netz gegen den Trend erheblich erweitern. Unsere Visionen für die Zukunft Grundlage für das Wachstum aus eigener Kraft sind unsere strategischen Visionen, die wir ständig aktualisieren. Dazu gehört aktuell das Ziel, unseren Geschäftsbereich Westfalengas unter Einschluss regenerativer Energieerzeugung zu einem Spezialisten in der dezentralen Energieversorgung zu formen. In allen drei Geschäftsbereichen, insbesondere aber bei den technischen Gasen und im Tankstellengeschäft, stehen wir im Wettbewerb mit global agierenden Konzernen. Dem stellen wir uns. So haben wir beispielsweise 2007 in unserem Werk Hörstel eine Helium-Abfüllanlage in Betrieb genommen. Der Zugang zu internationalen Quellen, Spezialcontainer zum Transport und die hochmoderne Füllanlage für gasförmiges Helium in Flaschen garantieren eine dauerhaft sichere Versorgung unserer Kunden und unsere Unabhängigkeit von den global players. Unser Alltag wird bestimmt von Kundenorientierung und Investitionsbereitschaft. So konnte es gelingen, unseren Umsatz in den letzten 20 Jahren zu versechsfachen. Als unseren größten Wettbewerbsvorteil sehen wir dabei unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir investieren kontinuierlich in deren Aus- und Weiterbildung. Pro Jahr stellen wir etwa 15 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit der Beschäftigten beträgt trotz kontinuierlichen personellen Wachstums über zwölf Jahre. Wesentlich für Identifikation und Engagement der Mitarbeiter ist der Wertekanon des 2005 initiierten »Westfalen Way to Win«. Seit fast 90 Jahren genießt also die Bewahrung unserer Unabhängigkeit als Familienunternehmen oberste Priorität. Als Vorstandsvorsitzender leite ich das Unternehmen in dritter Generation. Die Unternehmensanteile liegen vollständig bei den Inhaberfamilien. Und so soll es auch bleiben! Future Region North Westphalia II Economy cal gases with the same reliability they were accustomed to. And it worked out: After Holland, Belgium, France, Switzerland and Austria, we opened our sixth international subsidiary in the Czech Republic in 2010 and our third air separation plant in Burgundy. In the Filling Station division we have also been able to expand our network considerably against the trend in recent years. Our vision of the future This growth is founded on our strategic visions, which we are constantly updating. At the moment, one of these is the goal of turning our Westfalengas division into a specialist in decentralised energy supply, with the inclusion of regenerative energy generation. In all three divisions, but in particular in the technical gases and filling station business, we compete with globally active company groups. We take on this challenge. For example, in 2007 we started up a helium filling plant in our Hörstel plant. The access to international sources, to transport and the top-modern filling plant for gaseous helium in bottles ensure that our customers are reliably supplied and that we remain independent from the global players. And our filling stations needn’t shy away from comparison with the major brands with regard to the quality of our products, service and equipment. Our everyday efforts are determined by customer orientation and willingness to invest. In this way we have been able to increase our sales six-fold over the last 20 years. We consider our staff to be our biggest competitive advantage. We invest continuously in their education and further training. We offer around 15 vocational training positions every year. Despite our ongoing personnel growth, the average tenure of our employees is more than 12 years. One of the main drivers of the identification and commitment of our staff to the company is the canon of values in the »Westfalen Way to Win« established in 2005. It promotes and consolidates the attitudes and behaviours that have helped shape our corporate culture over time. So for almost 90 years now, retaining our independence as a family-owned company has been our top priority. As CEO, I now manage the company in the third generation. The owning families hold all the shares in the company. And that is the way we want it to stay! 101 1 2 Die Hauptverwaltung der Westfalen AG in Münster Im Werk Hörstel werden Luftgase und Sondergase produziert sowie Helium abgefüllt 1 2 The headquarters of Westfalen AG in Münster Air gases and special gases are produced at the Hörstel plant, and helium filled Westfalen AG, Münster Die Westfalen AG wurde 1923 von Wilhelm Albert als »Sauerstoffwerke Münster AG« gegründet. Heute beschäftigt das Familienunternehmen mit Wolfgang Fritsch-Albert an der Spitze 1 300 Mitarbeiter und erzielt einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Euro. Der Geschäftsbereich Technische Gase ist mit zahlreichen Niederlassungen, Vertriebsbüros, Lägern und Werken sowie Tochtergesellschaften in Frankreich, Benelux, Österreich, der Schweiz und Tschechien weit über das ursprüngliche münsterländische Vertriebsgebiet hinaus gewachsen. Die Westfalen AG produziert und vertreibt etwa 300 Gase, Gasgemische und Kältemittel für nahezu alle Einsatzbereiche in Industrie und Handwerk, Lebensmittelherstellung, Labor und Medizin. Stickstoff, Sauerstoff und Argon werden in drei modernen Luftzerlegungsanlagen in Hörstel bei Münster, Weißenhorn nahe Ulm und im französischen Le Creusot erzeugt. An weiteren Standorten produziert die Westfalen AG Wasserstoff, Acetylen und Spezialgase. Westfalen AG was founded in 1923 by Wilhelm Albert as »Sauerstoffwerke Münster AG«. Today, this family-owned company with Wolfgang Fritsch-Albert at its helm employs 1,300 staff and generates sales of around EUR 1.5 billion. The Technical Gases division, with its numerous branch offices, sales offices, warehouses, factories and subsidiaries in France, Benelux, Austria, Switzerland and the Czech Republic, has grown far beyond the original sales region in Münsterland. Westfalen AG manufactures and sells around 300 gases, gas mixtures and coolants for virtually all applications in industry, handicrafts, food manufacture, laboratory and medicine. Nitrogen, oxygen and argon are produced in three modern air separation plants in Hörstel near Münster, Weißenhorn near Ulm and in Le Creusot in France. Westfalen AG manufactures hydrogen, acetylene and special gases at other venues. LPG – the versatile gas provider Flüssiggas – der vielseitige Energielieferant Mit der Marke Westfalengas gehört die Familien-AG zu den führenden Flüssiggas-Versorgungsunternehmen in Deutschland. Westfalengas eignet sich für über 2 000 Anwendungen: als netzunabhängige Wärmeenergie – vor allem auch in Kombination mit solarthermischen Anlagen –, zur Beheizung von Werkhallen und landwirtschaftlichen Gebäuden oder für thermische 102 With the Westfalengas brand, this family-owned corporation is one of the leading LPG suppliers in Germany. Westfalengas can be used in more than 2,000 applications: as grid-independent heat energy – especially in combination with solar-thermic plants – for heating factory halls and agricultural buildings or for thermic processes in industry and commerce. Westfalengas is experiencing rapid growth as an environment-friendly and tax subsidised fuel. More than Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Prozesse in Industrie und Gewerbe. Starkes Wachstum verzeichnet Westfalengas als umweltentlastender und steuerbegünstigter Kraftstoff (LPG). Über 800 Tankstellen unterschiedlicher Marken und Gesellschaften werden bundesweit mit Westfalen-Autogas versorgt. Kraftstoffe für jeden »Geschmack« Im Geschäftsbereich Tankstellen betreibt die Westfalen AG mit 256 Stationen das größte Netz konzernunabhängiger Markentankstellen in Deutschland – überwiegend in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Neben den gängigen Kraftstoffen zählen alternative Antriebsenergien zum Angebot: Über 90 WestfalenStationen bieten Autogas; aber auch Erdgas, Bioethanol und Stromladesäulen gehören dazu. Die Westfalen Service Card, eine Tankkarte für Unternehmen mit Fahrzeugflotte, wird an rund 5 000 Tankstellen (Westfalen, Agip, Aral, Markant, OMV und Total) deutschlandweit als bargeldloses Zahlungsmittel akzeptiert. 800 filling stations of various brands and companies around Germany are supplied with Westfalen-Autogas. Fuels for every »taste« In the Filling Stations division, Westfalen AG operates the biggest network of independent branded filling stations in Germany, with 256 stations – mostly in North-Rhine Westphalia and Lower Saxony. In addition to the usual fuels, it also has alternative energy sources in its range: More than 90 Westfalen stations offer Autogas; and natural gas, bioethanol and electric charging pillars are also part of it. The Westfalen Service Card, a tank card for companies with their own fleet of vehicles, is accepted as a cashless payment method at around 5,000 filling stations (Westfalen, Agip, Aral, Markant, OMV and Total) around Germany. II www.westfalen-ag.de Future Region North Westphalia II Economy 3 Westfalengas ist die individuelle und umweltschonende Wärmenergie, die sich hervorragend mit solarthermischen Anlagen kombinieren lässt 4 Tanken, shoppen, eine Latte Macchiato trinken und dazu einen süßen Amarena-Traum essen – das und vieles mehr bieten die Westfalen-Tankstellen 3 Westfalengas is the individual and environment-friendly heat energy that can be combined well with solar-thermal plants 4 Filling your tank, shopping, drinking a Latte Macchiato with a sweet AmarenaTraum – This and much more is on offer at the Westfalen filling stations 103 URENCO Deutschland GmbH, URENCO Deutschland GmbH, Gronau Gronau 1 2 3 4 Kaskadenhalle URENCO Luftbild des Werksgeländes Mitarbeiter von URENCO Richie Workshop 1 Cascades hall at URENCO 2 The production site from the air 3 URENCO staff 4 Richie workshop Die URENCO Deutschland GmbH ist ein Tochterunternehmen der URENCO Enrichment Company Limited, mit Urananreicherungsanlagen in Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und den USA. Seit 1985 laufen am Standort Gronau die Zentrifugenkaskaden effizient und umweltschonend. URENCO Deutschland GmbH is a subsidiary of URENCO Enrichment Company Limited, with uranium enrichment plants in Germany, the Netherlands, Great Britain and USA. Since 1985 the centrifuge cascades in Gronau have been operating efficiently and environmentally friendly. Höchstleistung über Jahrzehnte – mit der bewährten URENCO-Technologie Maximum performance for decades – with the proven URENCO-technology Die URENCO Gruppe beliefert Kernkraftwerke in Europa und Übersee und hält derzeit einen Marktanteil von über 25 % am Weltmarkt. Das Natururan besteht im Wesentlichen aus den beiden Uranisotopen U-238 und U-235. Der Anteil des Isotops U-235, das im Reaktor gespalten wird und dabei die zur Stromerzeugung notwendige Wärmeenergie liefert, beträgt jedoch nur 0,7 %. Für den Einsatz im Reaktor muss die Konzentration des U-235 auf 3 bis ca. 5 % angereichert werden. Dies geschieht mit der URENCO-eigenen Zentrifugentechnologie. Diese Technik ist das wirtschaftlichste und sicherste Verfahren, das heute im industriellen Maßstab zur Verfügung steht. Diese Hochleistungszentrifugen halten extremsten Belastungen stand und laufen mit hoher Drehzahl viele Jahre wartungsfrei. The URENCO Group delivers to nuclear power plants in Europe and abroad, holding more than a 25 % share of the global market. The natural uranium comprises mainly the two uranium isotopes U-238 and U-235. But the share of the isotope U-235, which is split in the reactor to generate the heat energy required to produce electricity makes up only 0.7 % in natural uranium. For use in the reactor the concentration of the U-235 has to be increased up to 3 to 5 %. This is achieved with URENCO’s own centrifuge technology. This technology is the most economical and safest process available today at an industrial level. These high-performance centrifuges can withstand the most extreme stress and run at high speed for many years without any maintenance work being required. Klar, gradlinig, verbindlich — so die interne Struktur der URENCO Deutschland GmbH. »Das Wissen und die Erfahrung aller 250 Mitarbeiter sind die Basis unseres geschäftlichen Erfolgs« heißt es zu den Zielen des Managements. Bei der Verfolgung von Unternehmenszielen motiviert URENCO ihre Mitarbeiter, daran mitzuwirken, dass die Zukunft des Standortes und die Zukunft der Arbeitsplätze langfristig gesichert sind. 104 Clear, straightforward, reliable — these are the internal structures of URENCO Deutschland GmbH. »The know-how and experience of every one of our 250 employees form the foundation of our business success« as the management formulates its goals. When pursuing corporate goals, URENCO motivates its staff to collaborate on securing the future of the site and its jobs. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Klimafreundliche Energiegewinnung URENCO Deutschland betreibt ein Integriertes Managementsystem, das u. a. Qualität-, Umwelt-, Arbeitsschutz- und Gesundheits- sowie Sicherheitsmanagement jeweils nach den best anwendbaren Standards abdeckt. So ist das Managementsystem seit 1994 nach der Qualitätsnorm 9001 zertifiziert. Seit 1996 werden die Anforderungen des durch die Europäische Gemeinschaft entwickelten »Gemeinschaftssystems für das Umweltmanagement und die Betriebsprüfung« (EMAS) nachweislich durch einen unabhängigen Umweltgutachter jährlich erfolgreich geprüft. Die dabei zu erstellende Umwelterklärung wird jedes Mal aufs Neue kritisch hinterfragt, unabhängig begutachtet, überprüft und für glaubhaft und schlüssig befunden, bevor sie u. a. im Internet öffentlich zugänglich gemacht wird. Jeder interessierte Bürger kann hierin nachlesen, welche Umweltleistungen die URENCO seit Jahren erbringt und welche umweltrelevanten Ziele sie sich weiterhin setzt. Die Erfüllung der darüber hinaus gehenden atomrechtlichen Anforderungen sowie des Kerntechnischen Regelwerks nach KTA 1401 werden ebenfalls regelmäßig nachgewiesen. In dem modernen Informationszentrum erhalten ca. 2 500 Besucher jährlich Einblick in den Kernbrennstoffkreislauf, die Urananreicherung und die klimafreundliche Energiegewinnung. Erfreulicherweise interessieren sich immer mehr Jugendliche für unsere Anlage, so dass wir einen speziell auf Schüler ausgerichteten Workshop anbieten. Unser Maskottchen Richie begleitet verschiedene Versuche und erklärt auf »kindgerechte« Art, wie unterschiedliche Stoffe getrennt werden können. Environmentally friendly energy production URENCO Deutschland operates an integrated management system that covers the management of quality, the environment, job safety, health and security, among other things, in accordance with the best respectively applicable standards. For example, the management system has been certified in line with the quality norm 9001 since 1994. Since 1996 the specifications of the »Eco-Management and Audit Scheme« (EMAS) developed by the European Union have been applied successfully by an independent environmental auditor every year. The environmental declaration that has to be compiled in this context is critically scrutinised every time anew, surveyed independently and found to be credible and conclusive, before being made publicly available, for example on the Internet. Any interested person can read here what contributions URENCO has been making to the environment for years, and which environmentally relevant goals it still sets itself. In addition, compliance with further nuclear regulations and the KTA 1401 comprehensive body of rules is also verified periodically. In the modern information centre, around 2,500 visitors every year gain an insight into the nuclear fuel cycle, uranium enrichment and environmentally friendly energy generation. We are pleased to note that a growing number of young people are becoming interested in our plant, which means we can offer a workshop especially for school pupils. Our mascot Richie accompanies various experiments and explains in a way suitable for children how different materials can be separated. II www.urenco.com Future Region North Westphalia II Economy 105 Tillmann & Co. Tiefbaugesellschaft mbH, Recklinghausen Die Firma Tillmann & Co. Tiefbaugesellschaft mbH ist ein traditionsreiches und innovatives Tiefbauunternehmen. Die Schwerpunkte liegen in der Verlegung und Sanierung von Versorgungsleitungen sowie im Kanal- und Straßenbau. Zu den langjährigen Auftraggebern gehören die öffentlichen Versorgungsunternehmen, die Kommunen sowie private Auftraggeber. Verlegung DN 600 GGG in Gelsenkirchen Laying DN 600 GGG in Gelsenkirchen The company Tillmann & Co. Tiefbaugesellschaft mbH is an innovative civil engineering company rich in tradition. Its focuses lie in laying and maintaining supply lines, canalisation and road construction. Among our clientele of many years’ standing are public utilities, municipalities and private sector customers. II www.tillmann-bau.de cherungen spezialisiert hat, stehen an der Spitze der Entwicklung im Dienstleistungssektor und illustrieren die Dynamik. Das Unternehmen, das führend im Bereich Financial Services ist, expandierte seit seiner Gründung vor etwa 15 Jahren auf fast 700 Mitarbeiter. Quasi von »null auf hundert« ging es für die IT-Branche. Sie ist innerhalb kürzester Zeit auf die Größe führender Industriebranchen angewachsen. Zwischen 35 000 und 40 000 Menschen sind hier nach IHK-Schätzungen beschäftigt. Unter den etwa 2 000 größeren IT-Firmen, die ins Handelsregister eingetragen sind, befindet sich auch einer der Pioniere, die Tobit Software AG. Angesichts von 550 000 Kunden und über sieben Millionen Anwendern bezeichnet sie sich selbst als den »wohl kleinsten Global Player in der Königsliga der Standard-Software«. Groß geworden ist das Unternehmen, das nicht nur in der Region Kultstatus genießt, mit Fax-Software, bekannt geworden ist es einer großen Öffentlichkeit durch Software zur Aufzeichnung von Radiosendungen im Internet. Zu regelrechten Anziehungspunkten für weitere Firmen aus der ITBranche haben sich die beiden großen Rechenzentren und Software-Entwickler des Volks- und Raiffeisenverbundes (GAD) sowie der Sparkassen (Finanz Informatik) entwickelt. Allein die GAD hat 1 600 Mitarbeiter. 106 100,000 people work in the health and social services field alone. In finance and insurance the number is around 25,000. Companies like zeb/rolfes.schierenbeck.associates GmbH, which specialises in management and IT consulting for banks and insurance companies, are at the forefront of the progress in the service sector and illustrate its dynamism. This leading financial services company has expanded to almost 700 employees since its foundation 15 years ago. The IT industry went from »zero to a hundred« in almost no time flat, growing almost immediately to the size of the leading industries. The chamber of commerce estimates that between 35,000 and 40,000 people are employed in this sector here. Among the 2,000 larger IT companies entered in the commercial register is also one of the pioneers of the industry: Tobit Software AG. With its 550,000 customers and more than 7 million users, it likes to refer to itself as »probably the smallest global player in the premier league of standard software«. This company has something of a cult status in the scene, and became great originally with fax software. It has now become known to a larger segment of the public for its software for recording radio programmes on the Internet. Both of the large computing centres and software developers of the Volks- und Raiffeisenverbund (GAD) and the Sparkassen banks (fi- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Handel Gute Standortbedingungen bietet Nord-Westfalen auch für den Handel. Er ist die größte Einzelbranche im tertiären Sektor mit rund 45 000 Unternehmen und 120 000 Beschäftigten. Die Stärke des Handels hat Tradition. Seine Spuren lassen sich über Jahrhunderte bis zu den Kiepenkerlen und Tödden zurückverfolgen. Die wandernden Händler legten mit dem »Import« niederländischer Textilien nicht nur die Initialzündung für die eigene Textilindustrie, sondern auch den Grundstein für den Handel von heute. Einzelhandelsketten wie Ernsting’s Family mit 1 400, Takko mit 1 300 und Engbers mit 300 Filialen sind bundesweit bekannte Größen, auch wenn nur wenige Wissen, dass sie ihren Sitz in Nord-Westfalen haben. Genau wie Sør ,»Deutschlands führender Herrenausstatter im Premiumsegment«, oder Runners point, der Spezialanbieter für alles rund um den Laufsport, der bundesweit rund 170 Filialen betreibt. Und wie in der Industrie und in den Dienstleistungsunternehmen, so finden auch im Handel fortlaufend Innovationen statt. Das zeigt beispielsweise der Erfolg des 1988 in Waltrop gegründeten Unternehmens Manufactum (»Es gibt sie noch, die guten Dinge«). Erfolgreiche Internethändler sind an der Spitze einer rasanten Entwicklung. Sie sitzen nicht irgendwo im Cyberspace, sondern auch in Nord-Westfalen. Zum Beispiel »buch.de«, der zweitgrößte OnlineBuch- und Medienhändler im deutschsprachigen Raum, oder Com- nance informatics) have become veritable magnets for other companies from the IT sector. Alone the GAD has 1,600 staff. Retail North Westphalia also offers good prerequisites for retail. It is the largest single industry in the tertiary sector, with around 45,000 companies and 120,000 employees. The strength of retail has a long tradition here, going back centuries to the Kiepenkerl and Tödden travelling salesmen. With their »importing« of textiles from the Netherlands, these wandering salesmen laid the foundation not only for the textile industry here but also for the modern selling trade. Retail chains such as the Ernsting’s Family with 1,400, Takko with 1,300 and Engbers with 300 branches are well known around the country, even if few are aware that they are based in North Westphalia. As are Sør, »Germany’s leading maker of premium men’s apparel«, and Runners point, the specialist in running apparel, which has 170 outlets around Germany. And just as in industry and the service companies, innovations are constantly taking place in the retail sector. This can be seen, for example, in the success of Manufactum, a company founded in Waltrop in 1988 (»The good things still exist«). It has enjoyed a Norbert Redemann KG, Recklinghausen Die Norbert Redemann KG, gegründet 1946 von Norbert Redemann sen., ist eine mittelständische Kraftwagenspedition mit 110 Mitarbeitern, 2 000 m2 Umschlagfläche, 2 000 m2 Lagerfläche und 40 eigenen Fahrzeugen. Die Strategie und das Ziel des Unternehmens ist es, der Industrie, dem Handel und der Verkehrswirtschaft ein verlässlicher Partner zu sein und mit motivierten und qualifizierten Mitarbeitern optimale ökonomische und ökologische Lösungen für den Transport, die Lagerung und die Distribution anzubieten. Norbert Redemann KG, founded in 1946 by Norbert Redemann sen., is a medium-sized truck forwarding company with 110 employees, 2,000 m2 of handling area, 2,000 m2 of warehouse space and 40 of its own vehicles. The strategy and goal of the company is to be a reliable partner to the industry, trade and transport sectors, and to provide the best possible commercial and ecological solutions for transport, storage and distribution with its highly motivated and qualified staff. Future Region North Westphalia II Economy Der Umschlagstandort an der Schmalkalder Straße in Recklinghausen II www.redsped.de The transhipment location in Schmalkalder Street in Recklinghausen 107 In der Region fest verwurzelt – das sind die westfälisch-lippischen Sparkassen 1 453 Geschäftsstellen 2 461 Geldautomaten 4,4 Millionen Girokonten 5,2 Millionen Sparkassen-Cards 73,6 Milliarden Euro vergebene Kredite 78,5 Milliarden Euro verwaltete Kundengelder 108,7 Millionen Euro gemeinnützige Förderun gen über Stiftungen, Spenden und Ausschüttungen 313 Millionen Euro gewinnabhängige Steuerzahlungen Die erste Adresse für Finanzdienstleistungen The first place to go to for financial services Seit mehr als 200 Jahren behaupten sich die Sparkassen am Markt. Dieser Erfolg gründet auf ihrem besonderen Geschäftsmodell: Sparkassen sind öffentlich-rechtliche Unternehmen, die eigenverantwortlich im kommunalen Raum des jeweiligen Trägers tätig sind. Anders als Geschäftsbanken arbeiten sie nicht gewinnmaximierend, sondern erfüllen einen öffentlichen Auftrag: Sparkassen dienen der geldund kreditwirtschaftlichen Versorgung der Bürger sowie der Wirtschaft in der Region. Dabei stehen sie gleichwohl im Wettbewerb. Dieses gelebte Unternehmertum im Sinne des öffentlichen Auftrags ist die Kernidee des dezentralen Sparkassenwesens. The Sparkassen savings banks have been on the German market for more than 200 years now. Their success is founded in their unique business model: Sparkassen are publicly owned companies active independently in the region of their public administration. Unlike other commercial banks, they do not work to make the biggest profit; they have a public mandate: Sparkassen serve to ensure that the citizenry and the region‘s economy are supplied with the money and loans they need. At the same time, however, they compete on an even footing with private-sector banks. This mixture of public responsibility and private entrepreneurialism is the core idea behind the Sparkassen banks. Fair. Menschlich. Nah. Durch ihr Geschäftsmodell ist das Wirken der Sparkassen aufs Engste mit der Region verwoben: Sparkassen machen Geschäfte, die sie verstehen, mit Menschen, die sie kennen und schöpfen wirtschaftliche Potenziale direkt am Ort aus. Die westfälisch-lippischen Sparkassen sind mit über 1 400 Geschäftsstellen in den Kommunen vertreten. Rund 4,4 Millionen Girokonten und 5,2 Millionen Sparkassen-Cards stellen sie ihren Jahresangaben/Stand: 31. Dezember 2009 Due to this business model, the Sparkassen are always closely woven into the structure of the region. Sparkassen do business they understand with people they know and garner their earnings potential right in the region. The Westphalia-Lippe Sparkassen have more than 1 400 branches in the area. They provide their customers with around 4.4 million giro accounts and 5.2 million Im Mittelpunkt der Mensch. Mensch. im Im Zentrum Zentrum die die Sparkasse. Sparkasse. im S parkassen sind auf viele Arten regional verankert. Wie das im Detail funktioniert, zeigt diese Darstellung eines beispielhaften Ortes. Dort sehen Sie, wie die Anforderungen von Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt in Einklang gebracht werden. Eine Geschäftspolitik, die sich am Bedarf der Menschen vor Ort ausrichtet. Die von den Sparkassen im Wettbewerb erwirtschafteten Überschüsse bilden die Grundlage ihres Engagements für Menschen und Unternehmen im jeweiligen Geschäftsgebiet. Anders als bei weltweit tätigen Finanzinstituten fließen die Einlagen der Kunden damit nicht in internationale Finanzmärkte, sondern – wie die Infografik zeigt – in den Wirtschaftskreislauf der Region. eigenheimfinanzierung Herr K. ist beim örtlichen Automobilzulieferer angestellt. Er hat ein Eigenheim erworben, das er mit einem LBS-Bausparvertrag sowie einem Immobiliendarlehen der Sparkasse finanziert. Rückzahlungen für sein Darlehen ermöglichen neue Kredite für Menschen und Unternehmen vor Ort. Die SparkassenFinanzgruppe vergibt 39 % aller Wohnungsbaukredite in Deutschland. eAngestellter 28 338 Mitarbeiter, davon 2 115 Auszubildende Fair. Near. Customer oriented. Sportförderung Der Sohn von Frau J. ist deutscher Juniorenmeister im Diskuswerfen und bereitet sich neben dem Training gerade auf sein Abitur vor. Beides kann er auf der Eliteschule des Sports verbinden, die von der Sportförderung der Sparkassen-Finanzgruppe unterstützt wird. Insgesamt stellt die Sparkassen-Finanzgruppe rund 85 Mio. Euro für die Sportförderung zur Verfügung. eSportschüler Stadtwerke Klimaschutz Die Lokalpolitik möchte die Region als nachhaltige Kommune positionieren. Zusammen mit den Stadtwerken legt sie eine kommunale „TausendDächer-Anleihe“ der Sparkasse auf. Die einen Bürger können Anleihen erwerben, andere ihre Häuser mit Solarmodulen ausstatten. Als Musterprojekt wird die Schule mit Sonnenenergie versorgt. Sportplatz eLokalpolitiker Kulturförderung 108 Schule Sparkasse GeSellSCHAFT h Stiftungen h Spenden h Kultur- und Sportsponsoring h Regionalförderung etc. Einem Denkmalschutzverein liegt die historische Kirche im Zentrum besonders am Herzen. Durch eine Spende der örtlichen Sparkassen-Stiftung kann der Verein sein größtes Anliegen umsetzen: die originalgetreue Rekonstruktion eines beschädigten Kirchenfensters. Insgesamt wendet die Sparkassen-Finanzgruppe 150 Mio. Euro pro Jahr für Kulturförderung auf. eVereinsvorsitzender Kirche Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft Kunden zur Verfügung – angesichts der 8,4 Millionen Einwohner in Westfalen-Lippe sind das eindrucksvolle Zahlen. Erfolgreich. Dezentralität und Bindung an den kommunalen Träger sind der Grund für die meist überschaubare Größe der Institute. Um Kunden die gesamte Palette an modernen Finanzdienstleistungen anbieten zu können, arbeiten die Sparkassen im Verbund mit Spezialanbietern zusammen. So stellen sie ihren Kunden ein attraktives Produktangebot - von Anlageprodukten über Bausparverträge bis zum Versicherungsschutz - zu wettbewerbsfähigen Preisen und im Rahmen solider Beratung bereit. Zum Wohle der Bürger in Westfalen-Lippe. Die westfälisch-lippischen Sparkassen sind die größten gemeinwohlstiftenden Akteure der Region: Viele Millionen Euro fließen jedes Jahr über Spenden, Stiftungen oder Ausschüttungen in gemeinnützige Projekte. Schwerpunkte des Engagements sind neben Kultur und Sport vor allem die Bereiche Jugend, Bildung und Soziales. Sparkassen helfen mit ihrem öffentlichen Auftrag und ihrer Gemeinwohlorientierung, das wirtschaftliche Wohl in Westfalen-Lippe zu sichern und zu mehren. Sparkassen Cards – impressive numbers given the 8.4 million population of Westphalia-Lippe. Successful. The decentralised structure and connection to the municipal authorities are the reason why these banks are generally not so large. And so, in order to be able to offer their customers the entire range of modern financial services, the Sparkassen work together in co-operations. In this way their product range also encompasses life insurance, home-ownership accounts and investment funds, which the Sparkassen offer at competitive prices with excellent advisory services. For the good of the people of Westphalia-Lippe. The Westphalia-Lippe Sparkassen are the largest players in the region focused on common welfare. They pump millions of euros into projects serving the public good every year, through donations, foundations and dividend payments. The focus of their involvement is on culture and sport, young people, education and social welfare. The Sparkassen help secure and promote commercial prosperity in Westphalia-Lippe with their public mandate and charitable orientation. Firmly rooted in the region – The Westphalia-Lippe Sparkassen savings banks 1,453 branches 2,461 money machines 4.4 million giro accounts II www.svwl.eu 5.2 million Sparkassen Cards 73.6 billion euros in loans paid out 78.5 billion euros of customer money managed Geldanlage / Altersvorsorge Handwerkskredit Frau J. hat geerbt. Ihr langjähriger Berater erarbeitet mit ihr auf der Basis des Sparkassen-Finanzkonzepts eine passgenaue Geldanlage. Einen Teil verwendet sie für eine konservative Altersvorsorge. Einen anderen investiert sie in chancenorientierte Anlageprodukte. Die Einlagen von Frau J. reicht die Sparkasse den Betrieben vor Ort als Kredite wieder aus. 752 Mrd. Euro haben die Kunden insgesamt bei den Sparkassen angelegt. Der Handwerksbetrieb vor Ort übernimmt die notwendigen Renovierungsarbeiten an Herrn K.’s Haus. Mit einem Kredit der Sparkasse finanziert der Betrieb die notwendigen Baumaterialien vor. Durch diesen und weitere neue Aufträge kann der Betrieb einen zusätzlichen Auszubildenden einstellen. Kein Einzelfall: Sparkassen und Landesbanken sind mit rund 43 % Marktanteil die größten Kreditpartner von Unternehmen in Deutschland. eigenkapitalmittel Der Automobilzulieferer ist von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen. Die Beteiligungsgesellschaft der Sparkassen und Landesbanken stärkt seine Eigenkapitalbasis mit einem Nachrangdarlehen. Dadurch kann das Unternehmen zusätzliches Fremdkapital aufnehmen, investieren und die Arbeitsplätze am Standort sichern. 550 Mio. Euro stellen allein die Beteiligungsgesellschaften der Sparkassen dafür im Jahr zur Verfügung. Selbstständiger Handwerkerf eAngestellte e Automobilzulieferbetrieb Handwerksbetrieb existenzgründungsfinanzierung Autozulieferbetrieb Die Solarmodule für das Tausend-Dächer-Programm hat ein junges Technologieunternehmen entwickelt. Der Businessplan überzeugte die Sparkasse. Sie begleitet das wachsende Unternehmen bereits seit dessen Gründung. Das macht sie übrigens bei jeder zweiten Existenzgründung in Deutschland. 108.7 million euros in non-profit charitable organisations through foundations, donations and dividends 313 million euros of profit-related tax payments 28,338 employees, of which 2,115 trainees Figures for the year as at: 31 December 2009 eUnternehmensgründer PRiVATKUnDen h Privatkonten h Sparen h Altersvorsorge h Privatkredite h Bausparen h Private Banking h Geldanlagen etc. Solarmodulhersteller Hotel Tourismus Rathaus UnTeRneHMen h Geschäftskonten h Unternehmenskredite h Existenzgründungsförderung h Fördermittelvergabe h Kommunalkredite h Anleihen etc. Der lokale Hotelier profitiert von der kommunalen Tourismusförderung, von Geschäftskunden des Automobilzulieferers und seit Neuerem auch von Veranstaltungen des Solarmodulherstellers. Mit einem Kredit der Sparkasse finanzierte er vor einem Jahr eine neue Sommerterrasse. Dieses Jahr investiert er in neue Konferenztechnik. Seine persönliche Zukunft sichert der Hotelier beim Private Banking seiner Sparkasse. Die Sparkassen-Finanzgruppe ist mit rund 50 % Marktanteil Finanzierungspartner Nummer Eins des deutschen Gastgewerbes. II eHotelier Future Region North Westphalia Economy 109 1 2 3 4 Schloemer-Geschäftsführer Gerd und Uwe Cöster Das einzigartige Schloemer-Logistikzentrum sorgt für eine Riesenauswahl und schnelle Verfügbarkeit Hinter dem mittelständischen Familienunternehmen stehen engagierte Mitarbeiter Das Recklinghäuser Unternehmen beliefert namhafte Industrieunternehmen in Deutschland mit Arbeitsschutz von Kopf bis Fuß 1 2 3 4 Schloemer managing directors Gerd and Uwe Cöster The unique Schloemer logistics centre ensures an enormous selection and rapid availability Hard-working employees are the heart of this mid-sized family-owned company The Recklinghausen company supplies renowned industrial firms in Germany with work safety products from head to toe Schloemer GmbH, Recklinghausen Leistungsstark, aktiv und zuverlässig sind die Attribute, die die Firma Schloemer in Recklinghausen auszeichnen. Das hat zu einem beispiellosen Wachstum beigetragen. In den letzten zehn Jahren konnte der Technische Großhandel aus dem Ruhrgebiet seinen Umsatz mehr als verdreifachen und schaffte in dieser Zeit 60 neue Arbeitsplätze. Im Jahr 1900 als kleines Handelsgeschäft für Bergwerks- und Hüttenerzeugnisse gegründet, ist Schloemer heute der führende Arbeitsschutzspezialist in Deutschland. Wir setzen auf langfristige Partnerschaft und gute persönliche Beziehungen Hinter dem mittelständischen Familienbetrieb stehen engagierte Menschen, nicht anonymes Kapital. Für Kunden und Lieferanten heißt das: persönlicher Einsatz und langfristige Zusammenarbeit. »Wir setzen auf langfristige Partnerschaft mit guten persönlichen Beziehungen zu unseren Kunden und Lieferanten. Dies betrachten wir als einen besonders wichtigen Beitrag in Zeiten, in denen sich Produkte immer ähnlicher werden«, sagen die Geschäftsführer Gerd und Uwe Cöster. Ein Beleg dafür sind 46 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2010. Fast 130 Mitarbeiter sorgen für eine kompetente Beratung und für individuelle Problemlösungen. Darunter sind zwölf Auszubildende. Aktive Nachwuchsförderung wird groß geschrieben. »Die Fluktuation im Hause ist nahe null und Ähnliches gilt für unsere wichtigen Kunden, von denen uns kaum einer 110 Powerful, active and reliable – this is what characterizes the company Schloemer in Recklinghausen. This has helped it achieve unprecedented growth. In the last ten years, this technical wholesaler from the Ruhr has more than tripled its sales and created 60 new jobs. Founded in 1900 as a small trading business for mining and metal factories, Schloemer is today Germany’s leading specialist for safety at the workplace. Long-term partnerships and good personal relationships are key to us The heart of this medium-sized family-owned company are its committed staff, not anonymous capital. For customers and suppliers this means personal commitment and long-term collaboration. »Longterm partnerships and good personal relationships with our customers and suppliers are key to us. We consider this to be an extremely important aspect in a time when products are growing ever more similar«, say the managing directors Gerd and Uwe Cöster. One proof of this are 46 million euros in sales in 2010. The almost 130 employees ensure expert advisory services and custom tailored solutions. Twelve of these employees are trainees. Active vocational training is important to us. »We have as good as no staff fluctuation, and virtually none of our key customers ever »leave« us either. But new top industrial companies join our clientele every year«, says Thomas Papajewski, head of work safety. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft »verlässt«, zu denen aber jedes Jahr neue namhafte Industrieunternehmen hinzukommen«, sagt Thomas Papajewski, verantwortlich für Arbeitsschutz. Das Sortiment umfasst alle persönlichen Schutzausrüstungen wie Schutzhelme, Gehörschutz, Atemschutz, Schutzbrillen, Sicherheitsschuhe, Handschuhe, Hautschutz, Sicherheit gegen Absturz sowie den gesamten Bereich der Schutz- und Berufsbekleidung. Außerdem gilt das Unternehmen als Spezialist für Brandschutz, Schlauchtechnik, Gummiförderbänder und Industriebedarf. Durch zukunftsweisende Investitionen entstanden am Standort Recklinghausen ein einzigartiges Logistikzentrum und eine besondere Kompetenz in der elektronischen Geschäftsabwicklung. Dies führte dazu, dass viele Industriekunden die Zahl ihrer Lieferanten deutlich reduzieren konnten und Schloemer erhöhte Lieferverantwortung übernahm. Platz genug im Schloemer-Lager ist dafür, denn 6 500 Palettenplätze und 14 000 Lagerplätze sorgen für schnelle Verfügbarkeit und eine Riesenauswahl. Für Lagerartikel wird Lieferung innerhalb 24 Stunden garantiert. Dazu passt das Unternehmensmotto: Wir geben 100plus1! II II The product range includes all personal protection equipment such as helmets, hearing protection, respiratory protection, protective glasses, safety shoes, gloves, skin protection, protection against falls and the entire field of protective and occupational clothing. Furthermore, the company is well known as a specialist for fire protection, hose technology, rubber conveyor belts and industrial products. With forwardlooking investment, a one-of-a-kind logistics centre was built in Recklinghausen, and specialist know-how in electronic trading. This has enabled many industrial companies to significantly reduce their number of suppliers, allowing Schloemer to take on more responsibility for their supplies. And there is easily enough space in the Schloemer warehouse, because 6,500 pallets and 14,000 storage spaces mean that the enormous range of products is always at hand. Schloemer guarantees delivery of warehouse articles within 24 hours. And that fits with the company motto: We give 100plus1! II www.schloemer24.de Future RegionEconomy Wirtschaft North Westphalia Economy 111 Graeber & Partner Fachpersonal GmbH, Münster Wir stellen mittelständischen und großen Unternehmen – schwerpunktmäßig im Maschinenbau – aus der Region Fachleute zur Verfügung. Hoch qualifizierte Mitarbeiter, die ihr Denk- und Handwerk verstehen und Ihre Aufgaben schnell, effizient und motiviert lösen. Unsere über 350 Facharbeiter arbeiten größtenteils seit Jahren für Graeber & Partner. Sie kommen aus den Bereichen: •Maschinenbau •Montage •Elektro •Metall We provide large and mid-sized companies in the region – mostly in the mechanical engineering sector – with specialist staff. Highly qualified employees who know their stuff and who get the job done quickly, efficiently and with high motivation. Most of our more than 350 specialists have been working for Graeber & Partner for years. They come from the fields of: •Mechanical engineering • Electrics •Assembly • Metal II www.graeber-partner.de pass24, Europas größter Internet-Versand für Bootszubehör, Bootsausrüstung, Yachtbedarf und Segelbekleidung. Genau wie Askari, Europas führender Versandhandel für den Angelsport, oder celexon, einer der größten Anbieter für Heimkino- & Präsentationstechnik im deutschsprachigen Raum. Hinter all diesen Innovationen, Geschäftsideen und Erfolgen stehen viele Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie haben sich dem Strukturwandel angepasst, treiben ihn aber auch selbst voran. Genau wie die Globalisierung, deren Chancen die Unternehmen in Nord-Westfalen immer besser nutzen. Internationalisierung Alles in allem sind es rund 10 000 Unternehmen aus Nord-Westfalen, die in über 170 Ländern der Welt Kunden haben, die sie mehr oder minder regelmäßig mit Waren oder Dienstleistungen bedienen. Die heimlichen Weltmarktführer aus dem Mittelstand sind besonders erfolgreich unterwegs in der Welt: Pfreundt (Südlohn) liefert Waagen für Muldenkipper in den größten Minen der Welt, SmartDrilling (Gelsenkirchen) bohrt in China sogar horizontal nach Öl, Haver & Boecker (Oelde) liefert High-End-Sackabfüllanlagen in den Nahen Osten, m+f KEG-Technik (Bottrop) stellt Bierabfüllanlagen in Omsk auf, armacell (Münster) produziert technische Spezialschäu- 112 meteoric rise as an Internet seller, but it doesn’t float around in Cyberspace, it has its base in North Westphalia. Or »buch.de«, the second-largest online book and media dealer in the German-speaking region, or Compass24, Europe’s largest Internet mail-order company for boat accessories, boat equipment, yachting needs and sailing apparel. Then there is Askari, Europe’s leading mail-order company for fishing, and celexon, one of the largest providers of home cinema and presentation technology in the German-speaking countries. Behind all these innovations, business ideas and successes are numerous entrepreneurs who have adapted to the needs of the structural change and that are helping to drive it forwards. And the same applies to globalisation, which the companies in North Westphalia are learning to profit from more and more as time goes on. Internationalisation All in all, around 10,000 companies from North Westphalia, which have customers in more than 170 countries that they provide with goods and services on a more or less regular basis. The secret market leaders among the small and mid-sized companies are proving themselves with particular success in the world: Pfreundt (Südlohn) makes scales for dump trucks in the world’s largest mines; SmartDrilling (Gelsenkirchen) drills for oil in China, even horizontally; Ha- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft me in Saudi-Arabien, Wessling (Altenberge) analysiert Lebensmittel von Dublin bis Peking, die Kleffmann Group (Lüdinghausen) wagt Ernteprognosen in über 40 Ländern auf drei Kontinenten und Scholz (Coesfeld) baut Autoklaven für Stoffe und Materialien, die verbunden werden sollen, von der Luftfahrt- und Automobilindustrie bis zur Glas- und Baustoffindustrie – und zwar rund um die Welt. Der grenzüberschreitende Waren- und Dienstleistungsverkehr hat in den vergangenen zehn Jahren stark zugenommen, und zwar mit doppelt so hohen Wachstumsraten wie die Weltproduktion. Das lässt sich sogar an den Exportdokumenten ablesen, die die IHK Nord Westfalen für ihre Unternehmen ausstellt. Von 1995 bis 2008 stieg ihre Zahl um über 65 Prozent auf mehr als 42 300 Dokumente und Bescheinigungen pro Jahr. Noch stärker stieg im gleichen Zeitraum der Auslandsumsatz der Industrieunternehmen, nämlich um über 160 Prozent von 6,8 Milliarden auf fast 18 Milliarden. Dennoch liegt der Anteil des Umsatzes, den die Unternehmen im Geschäft mit dem Ausland erzielen, mit einer Exportquote von knapp 40 Prozent etwa drei Punkte unter ver & Boecker (Oelde) delivers high-end sack-filling plants to the Middle East; m+f KEG-Technik (Bottrop) installs beer filling plants in Omsk; armacell (Münster) produces special technical foams in Saudi-Arabia; Wessling (Altenberge) analyses food from Dublin to Peking; Kleffmann Group (Lüdinghausen) makes harvest forecasts in more than 40 countries on three continents; and Scholz (Coesfeld) makes autoclaves for fabrics and materials that have to be joined, in the aeronautics and automotive industries, right through to the glass and construction materials industry – and that all around the globe. The international transport of goods and services has increased enormously in the last decade, at twice the growth rate of global production. This can also be seen in the export documents that the North Westphalia Chamber of Commerce issues for its companies. From 1995 to 2008 their number grew by more than 65% to more than 42,300 documents and certificates per year. Foreign sales of industrial companies grew even more in the same period, by more than 160% from 6.8 billion to almost 18 billion. Nonetheless, at 40%, the share of sales that the companies gener- bianca Moden GmbH & Co. KG Ein Familienunternehmen seit 1973 A family owned company sinde 1973 bianca ist ein international ausgerichtetes, innovatives und erfolgreiches Modeunternehmen mit Sitz in Westfalen. Das 1973 in Ochtrup gegründete Familienunternehmen zeichnet sich durch Zuverlässigkeit und Beständigkeit, aber auch durch Innovation und Dynamik aus. Am Standort Ochtrup sind zur Zeit ca. 150 Mitarbeiter beschäftigt, die Produktionsstätte in Bulgarien eingerechnet umfasst der Konzern an die 500 Mitarbeiter. bianca, das ist aktuelle Mode zum Wohlfühlen – natürlich, sinnlich und anspruchsvoll – eine Kollektion für jede Gelegenheit, mit perfekter Passform und viel Liebe zum Detail. bianca is an international, innovative and successful fashion company located in Westphalia. Founded 1973, the family business distinguished itself by reliability and consistency as well as by innovation and dynamic. There are about 150 employees working in Ochtrup, including the production plant in Bulgaria, bianca employs about 500 people. bianca stands for innovative fashion to feel good – casual, sensual and sophisticated – a collection for every opportunity, with a perfect fit and a lot of favour for details. Future Region North Westphalia II Economy II www.bianca.de 1 2 bianca-Unternehmenszentrale in Ochtrup Ein Modell aus unserer aktuellen bianca-Kollektion 1 2 bianca headquarters in Ochtrup A model from our latest bianca collection 113 1 2 3 4 Blick auf den Neubau Mit einem großangelegten Relaunch wurden 2009 das Filial-Portfolio überarbeitet und ein neues Logo entwickelt Im Jahr 2007 wurde die Unternehmenszentrale im westfälischen Telgte erweitert Ein moderner, großzügiger Ladenbau und aktuelle Modetrends zu attraktiven Preisen - so präsentiert sich Takko Fashion heute 1 2 3 4 The new building With a comprehensive relaunch in 2009, the branch portfolio was remodelled and a new logo developed The company headquarter in Westphalia‘s Telgte was extended in 2007 A modern, large scale shop design and the latest fashion trends at attractive prices – that is the look of Takko Fashion today Takko Fashion Takko Fashion In Telgte werden Trends gemacht Trends are made in Telgte 1982: Helmut Kohl wird Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Schlagersängerin Nicole gewinnt den Grand Prix Eurovision de la Chanson, Italien wird Fußball-Weltmeister, die Popgruppe Abba gibt ihre Trennung bekannt und im westfälischen Telgte wird der Fashion-Filialist Takko, damals noch unter dem Namen Modea, aus der Taufe gehoben. 1982: Helmut Kohl is elected Chancellor of the Federal Republic of Germany, Nicole wins the Grand Prix Eurovision de la Chanson for Germany, Italy wins the soccer World Cup, Abba announces its splitting up and the fashion chain Takko is founded in Telgte in Westphalia, originally under the name Modea. Fast 30 Jahre später hat sich das Unternehmen zu einem der führenden Textilanbieter mit rund 1 500 Filialen in Deutschland und dem europäischen Ausland entwickelt. Der Markt erlebt Takko Fashion als familienfreundlichen Filialisten, der nicht allein durch günstige Preise, sondern auch durch einen hohen und dennoch tragbaren Modegrad überzeugt. Damit positioniert sich Takko klar gegenüber dem Wettbe- 114 Almost 30 years later the company has developed into one of the leading textiles companies, with round about 1,500 outlets in Germany and Europe. The market sees Takko Fashion as a family-friendly chain store that makes its mark not only with inexpensive prices, but also with its highly wearable fashion level. This is a clear and unmistakable positioning vis-à-vis the competition. A decisive step in the company’s successful history was its international expansion. Takko Fashion Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft werb. Ein entscheidender Schritt in der erfolgreichen Entwicklungsgeschichte des Unternehmens war die Auslandsexpansion. Bereits im Jahr 2000 eröffnete Takko Fashion erste Filialen in Österreich, 2003 folgten die Niederlande und Tschechien. Vor allem Mittel- und Osteuropa entwickeln sich in den folgenden Jahren zu wichtigen Märkten für das Unternehmen, das heute zudem in Belgien, der Slowakei, Ungarn, Rumänien, Polen, in der Schweiz, in Slowenien, Estland, Kroatien und Litauen vertreten ist. Seit 2005 arbeitet das Unternehmen »vertikalisiert«: Wurde zuvor die Ware über Fremdlieferanten bezogen, werden nun über 80 Prozent der Modeartikel in eigenen Designteams entworfen. So garantiert Takko hohe Exklusivität und einen hohen Modegrad bei monatlich wechselnden Kollektionen. Einen Meilenstein in der Firmengeschichte des Unternehmens stellt der Relaunch des Filial-Portfolios und des Markenauftritts im Jahr 2009 dar. Der Fashion-Filialist startete damit ein vertriebliches Mammut-Projekt, das es in dieser Form in der Textilbranche bislang noch nie gab: Jede einzelne der rund 1 500 Filialen wurde im Hinblick auf Standort-Potenzial und Renovierungsstand bewertet und in ein umfangreiches Investitions- und Renovierungsprogramm eingebunden. Um die neue Takko Generation zu signalisieren, hat das Unternehmen ein neues Logo entwickelt, das auf zeitgemäße Art und Weise modische Aktualität kommuniziert. opened its first branches in Austria in the year 2000, followed by the Netherlands and the Czech Republic in 2003. In the subsequent years it was mostly Central and Eastern Europe that developed into important markets for the company, and today it has stores in Belgium, Slovakia, Hungary, Romania, Poland, Switzerland, Slovenia, Estonia, Croatia and Lithuania. Since 2005 Takko has operated »verticalised«: Whereas the goods were bought from external suppliers in the past, more than 80 percent of the fashion products are now designed in the company’s own design teams. In this way, Takko ensures a high degree of exclusivity and fashion with collections that change every month. The relaunch of the branch portfolio and brand in 2009 was another milestone in the company’s history. With it, Takko launched an enormous sales project, the likes of which had never been seen before in the textiles industry: Every single one of the round about 1,500 outlets was evaluated as to the potential of its location and its renovation status and then integrated into an extensive investment and renovation programme. To signalise the new Takko generation to the public, the company then designed a new logo that communicates up to the minute fashion in a contemporary way. Takko Fashion is well on the way to reaching the ambitious goal it has set itself of becoming the »best fashion deal«. Takko Fashion ist auf dem besten Wege, sein selbst gestecktes, ehrgeiziges Ziel in die Tat umzusetzen und zum »best fashion deal« zu werden. II www.takko.de Future Region North Westphalia II Economy 115 dem Landesdurchschnitt, was nichts anderes bedeutet als: Wachstumspotenzial. Rund 200 000 Arbeitsplätze in Nord-Westfalen sind mittlerweile direkt oder indirekt von der Außenwirtschaft abhängig. Und es werden wohl noch mehr werden. Denn regelmäßig bekunden die Unternehmen bei Umfragen ihre Absicht, stärker zu exportieren und im Ausland zu investieren. Und zwar in der Regel nicht, um eventuelle Lohnkostenvorteile zu nutzen, sondern neue Märkte und Kunden zu erobern. Umgekehrt investieren natürlich auch ausländische Unternehmen ihr Geld und ihr Know-how in die nord-westfälische Wirtschaft. Globalisierung ist schließlich keine Einbahnstraße. Über 720 Handelsregister-Unternehmen sind mehrheitlich in ausländischer Hand. Die Investitionen aus dem Ausland sichern und schaffen Arbeitsplätze in der Region. Das Potenzial für weitere Geschäfte dieser Art ist groß. Denn bislang kommen die meisten ausländischen Unternehmen nicht etwa aus China, sondern ganz überwiegend aus der direkten Nachbarschaft. Über 60 Prozent der auslandskontrollierten Unternehmen mit Handelsregistereintragung haben ihre Eigentümer in den Niederlanden. Mit weitem Abstand folgen Großbritannien (5,2 Prozent) und die USA (4,3 Prozent). Auch wenn durch diesen Kapitalfluss aus dem Ausland so manches Familienunternehmen mittlerweile im Besitz von Investmentfonds oder internationalen Konzernen ist: Letztendlich ist das Engagement der Investoren auch nur ein weiteres Zeichen für die Attraktivität und die Standortqualität der Region und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. ate abroad is still around three percentage points behind the state average – which means nothing more than that there is still growth potential. Around 200,000 jobs in North Westphalia are directly or indirectly dependent on foreign trade. And it looks like this number will rise. Because the companies here regularly emphasise their intention in surveys to export more and invest abroad, and generally not to exploit lower wage costs, but to reach new markets and customers. And of course foreign companies are also investing their money and know-how in the North Westphalian economy. After all, globalisation is not a one-way street. More than 720 companies here are under predominantly non-German ownership. Such investments from abroad create and secure jobs in the region. The potential for further businesses of this kind is great. Up to now, most of the foreign companies here don’t come from China, but from the immediate neighbourhood. More than 60% of the foreignowned companies registered with the Chamber of Commerce have their owners in the Netherlands, followed at a great distance by Great Britain (5.2%) and the USA (4.3%). Even if this capital influx from abroad has meant that some family enterprises are now owned by investment funds or international company groups, when it comes down to it, the involvement of the investors is simply yet another sign of the attractiveness and quality of the region as a business venue, and of the ability of its companies to prosper, even on a global scale. Bischoff Stahl- und Edelstahlguss GmbH Präzision und Qualität aus Lüdinghausen Precision and quality from Lüdighausen Mit Präzision und höchster Qualität versorgt die Bischoff Stahl- und Edelstahlguss GmbH ihre Kunden. Das Traditionsunternehmen produziert Stahl- und Edelstahlguss für die Bereiche Maschinenbau, chemische Industrie, Lebensmittelindustrie bis hin zu Schiffbau und Verkehrsmittelindustrie. Durch marktkonforme Stahlqualität können nahezu alle Kundenwünsche realisiert werden. Bischoff Stahl- und Edelstahlguss GmbH gives its customers precision and top quality. This company of many years’ standing produces steel and stainless steel casting for the engineering, chemicals, foods, shipbuilding and transport industries. We can fulfil virtually all customer wants and needs with the steel quality they require. Bischoff-Guss von höchster Qualität Bischoff-casting of top quality 116 II www.bischoff-guss.de Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft RHEINZINK GmbH & Co. KG, Datteln Check in to the world of zinc LIBESKIND-VILLA, Datteln, Germany Architekt: Daniel Libeskind, New York, USA RHEINZINK wurde im Jahre 1966 von den Unternehmen Grillo, Stolberger Zink sowie den Vereinigten Deutschen Metallwerken gegründet. Heute ist RHEINZINK ein Unternehmen des Grillo-Konzerns und beschäftigt über 800 Mitarbeiter. Weltweit existieren Tochtergesellschaften und Vertriebsniederlassungen in 28 Ländern auf fünf Kontinenten. LIBESKIND-VILLA, Datteln, Germany Architect: Daniel Libeskind, New York, USA RHEINZINK was founded in 1966 by the companies Grillo, Stolberger Zink and Vereinigte Deutsche Metallwerke. Today, RHEINZINK is a company of the Grillo group and employs more than 800 staff. Worldwide it has subsidiaries and sales offices in 28 countries on five continents. The Material for Design Der ideale Werkstoff für Design Die RHEINZINK-Gruppe produziert am Standort Datteln seit mehr als 40 Jahren Titanzink von höchster Qualität in drei natürlichen Oberflächenvarianten: walzblank, »vorbewittertpro blaugrau« und »schiefergrau«. Einsatzgebiete des RHEINZINK-Titanzinks sind Bedachungen, Dachgauben, Fassadenbekleidungen und Dachentwässerung. RHEINZINK-Titanzink ist als designorientierter und moderner Werkstoff sehr beliebt – eine Vielzahl international anerkannter Architekten wie z.B. Daniel Libeskind, Frank O. Gehry und Zaha Hadid haben diesen Werkstoff für die Umsetzung ihrer Planung entdeckt und schätzen gelernt. Aufgrund der Langlebigkeit und guten Recyclingfähigkeit ist RHEINZINK das führende Material bei der klassischen Dachentwässerung über Rinnen und Rohre. Future Region North Westphalia II Economy The RHEINZINK group has been producing top quality titanium-zinc at its Datteln venue for more than 40 years, in three different natural surface variants: bright-rolled, »pre-weatheredpro bluegrey« and »graphitegrey«. RHEINZINK titanium-zinc can be used for roofing, roof dormers, façades and roof drainage. RHEINZINK titanium-zinc is very popular as a design-oriented and modern material. Numerous internationally renowned architects the likes of Daniel Libeskind, Frank O. Gehry and Zaha Hadid have discovered the merits of this material for their projects. Because it is so hard-wearing and highly recyclable, RHEINZINK is the leading material used for roof drainage using guttering and pipes. II www.rheinzink.com 117 KLINGENBURG GmbH, Gladbeck 1 Klingenburg Produkte von links nach rechts: Rotationswärmetauscher, Kreuzstrom- und Gegen stromplattenwärme tauscher, Befeuchter CERTO 2 Plattenwärmetauscher PWT 1 Klingenburg products from left to right: Rotary heat exchanger, cross-flow and counter flow plate heat exchangers, humidifier, CERTO 2 Plate heat exchangers PWT 118 Komponenten für die Lufttechnik – seit 3 Jahrzehnten – weltweit: Components for air technology – for 3 decades – worldwide: Klingenburg, ein aufstrebendes, mittelständisches Unternehmen mit Stammhaus in Gladbeck im Ruhrgebiet und weiteren Standorten in Polen, USA und China, welches sich seit dem Jahr 1979 mit der Herstellung und dem weltweiten Vertrieb von Energiesparprodukten für die Lüftungs- und Klimatechnik befasst. Die hochinnovativen Produkte leisten einen großen Beitrag zur Einsparung von Energieressourcen sowie zur Reduzierung von CO2 -Emissionen. Klingenburg is an up and coming, mid-sized company with its head office in Gladbeck in the Ruhr and further locations in Poland, USA and China. Since 1979 it has been manufacturing and selling energy-saving ventilation and air-conditioning products around the world. Its highly innovative products make a major contribution to the saving of energy resources and reducing CO2 emissions. Die sprichwörtlich hohe Klingenburg-Qualität und der technische Vorsprung der Produkte sind auf dem Markt der Klimatechnik weltweit bekannt. The renowned »Klingenburg Quality« and the technical prominence of Klingenburg products are wellknown on the ventilation technology market around the world. Die eigene Entwicklungs- und Maschinenbauabteilung versetzt den Spezialisten in die Lage, in kürzester Zeit neue Standards zu setzen. Mit dem stetigen Ausbau der Weltmarktführung bietet Klingenburg auch zukünftig für seine Kunden die Sicherheit eines nachhaltigen Liefer- und Kundenservices. The company’s own development and mechanical engineering department puts its specialists in the position to be able to set new standards, fast. By constantly building on its world market leadership, Klingenburg will continue to offer its customers the reliability of lasting delivery and customer services. Diese schätzen außerdem die maßgeschneiderten Systemlösungen, unbedingte Liefertreue und einzigartige Fertigungsqualität. Flexibilität im Gehäusebau, exakte Anpassung an Kundengeräte ist täglicher Standard. Mit einer weltweit einzigartigen Bandbreite verschiedener Ausführungen innerhalb der Produktgruppen wird man kundenorientiert allen einfachen sowie anspruchsvollen Anforderungen in der Klima- und Lüftungstechnik gerecht. The customers also appreciate the tailor-made system solutions, the absolute reliability of delivery and the unparalleled product quality that Klingenburg offers. Versatility in casing construction and precise adjustment to customer devices are everyday standard applications at Klingenburg. With a range of versions within the individual product groups that seeks its equal throughout the world, Klingenburg answers to all the demands a customer can have on ventilation and air-conditioning technology – be they large or small. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Wirtschaft 3 4 Beispiel Rotationswärmetauscher Die wabenartig aufgebaute Speichermasse dreht sich kontinuierlich zwischen warmem Abluft- und kaltem Außenluftstrom. Sie wird im Abluftstrom erwärmt und überträgt die Energie auf den kalten Zuluftstrom. Bis zu 80% der in der Abluft enthaltenen Wärme und Feuchtigkeit können so zurückgewonnen werden 3 4 Example rotary heat exchangers The rotor which is constructed like a honeycomb, rotates nonstop between the stream of hot air and the stream of cold air. The rotor is warmed up in the stream of hot air and transfers the heat to the stream of cold air. Up to 80% of the heat and humidity contained in the air can be recovered in this way II www.klingenburg.de Future Region North Westphalia II Economy 119 Verkehr und Transport 120 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität Mobilität and mobility Future Region North Westphalia II Transport and mobility 121 Beste Verbindungen The best connections Joachim Brendel Nord-Westfalen ist immer in Bewegung. Das zeigen schon die Wirtschaftsdaten. Doch ohne die leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur, über die die Region verfügt, wäre das dynamische Wachstum der vergangenen Jahrzehnte gar nicht möglich gewesen. Gute Verbindungen sind eben besonders für Unternehmen wichtig. Schließlich geht es fast immer darum, Kunden und Geschäftspartner schnell zu erreichen oder zu beliefern. North Westphalia is always on the move. This can be seen not least of all in its economic data. But without its outstanding infrastructure, the region’s dynamic growth of the last decades would not have been possible. Good connections of all kinds are important, especially for companies. After all, business is almost always about being able to reach or deliver to customers and business partners. Dass die Verkehrsinfrastruktur bei Umfragen unter Unternehmen somit regelmäßig als wichtigster Standortfaktor bewertet wird, ist daher nicht verwunderlich. Die Mobilität von Personen und Gütern ist Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg und die Wettbewerbsfähigkeit einer Region. Dieser Zusammenhang ist durch die immer stärkere Einbindung der nord-westfälischen Wirtschaft in die internationale Arbeitsteilung eher noch stärker geworden. It comes as no surprise that transport infrastructure is regularly considered to be the most important factor for a venue. The mobility of people and goods is a prerequisite for the commercial success and the competitiveness of the region. This has become even more the case here due to the ever closer integration of the North Westphalian economy into the international distribution of work. Die fortschreitende Globalisierung der Märkte lässt insbesondere den Güterverkehr weiter anwachsen. Nach Berechnungen des Bundesverkehrsministeriums wird die Güterverkehrsleistung bis zum Jahr 2025 um etwa 70 Prozent gegenüber 2004 zunehmen. Der größte Teil dieses Wachstums wird auf den Straßengüterverkehr entfallen. Da trifft es sich gut, dass der IHK-Bezirk Nord-Westfalen im Zentrum wie auch an den Rändern über ein leistungsfähiges Straßennetz verfügt. Straßenverkehr Die zwischen Münster und Osnabrück bereits sechsspurig ausgebaute Autobahn A1 durchzieht Nord-Westfalen in Nord-Süd-Richtung. Zusammen mit der A31 im Westen bindet diese Hauptschlagader des Straßenfernverkehrs die Region an die norddeutschen Wirtschaftszentren (Hamburg, Bremen) sowie an die deutschen Nordseehäfen an. Gemeinsam mit der A43/A52 bilden sie aber auch die Basis für eine optimale Verbindung zu den Metropolen an Rhein und Ruhr. Die Ost-West-Anbindung Nord-Westfalens erfolgt vor allem durch die A2 im Süden und die A30 im Norden des IHK-Bezirks. Der gestiegenen Bedeutung der A43 wird durch den sich derzeit in Planung befindlichen sechsstreifigen Ausbau zwischen der Anschlussstelle Recklinghausen/Herten und dem Autobahnkreuz Bochum/Witten Rechnung getragen. 122 The progressing globalisation of the markets is giving a particular boost to freight transport. According to calculations of the German ministry of transport, the freight transport business will be 70 per cent larger in 2025 than in 2004. Most of this growth will be in road freight transport. So it is a stroke of good luck that the North Westphalia district has a high-performance road network, both at its centre and at its edges. Road transport The six lane Autobahn A1 between Münster and Osnabrück is a north-south traverse of North Westphalia. Together with the A31 in the west, this main artery connects the region to the north-German commercial centres (Hamburg, Bremen) and the German NorthSea ports. Together with the A43/A52 it forms the basis for the best possible connection to the major cities on the Rhine and Ruhr rivers. The east-west connection of North Westphalia is largely formed by the A2 in the south and the A30 in the north of the region. The increased importance of the A43 is being accounted for by its planned broadening into a six-lane highway between Recklinghausen/Herten and the Bochum/Witten junction. The people of Münsterland and the Emscher-Lippe region are fully aware of the importance of a good transport infrastructure for the development prospects of the region. After all, it is largely this infrastructure that leads to companies being able to say that they are »well located«. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität Den Stellenwert einer guten Verkehrsinfrastruktur für die Entwicklungsperspektive der Region hat man im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region stets im Blick. Schließlich bestimmt im wesentlichen diese Infrastruktur, was Unternehmen gemeinhin als »gute Lage« bezeichnen. Als in den neunziger Jahren die Weiterentwicklung wichtiger Infrastrukturprojekte durch Umweltinitiativen und die Finanzknappheit der öffentlichen Haushalte ins Stocken geriet, wollten sich viele Unternehmer mit dieser Situation nicht abfinden. Mit dem von mehreren Industrie- und Handelskammern initiierten »Unternehmen Lückenschluss« entstand im Jahr 2001 die bundesweit erste, Landesgrenzen überschreitende Unternehmerinitiative für den Weiterbau der Autobahn A31. Gemeinsam mit Unternehmerkollegen im Emsland und in Ostfriesland gelang es, Sponsorengelder von insgesamt rund acht Millionen Euro für eine beschleunigte Fertigstellung des sogenannten »Ostfriesenspießes« zu sammeln. Im Zusammenspiel mit den seitens der Kommunen zur Verfügung gestellten Sondermitteln konnte der Lückenschluss der A31 tatsächlich um rund acht Jahre vorgezogen werden. Seitdem entwickeln sich die Gewerbegebiete entlang dieser Achse dynamisch – genauso wie die Zahl der Beschäftigten. Auch für den Ausbau der Ost-West-Magistralen im Münsterland, die B67 n und B64 n, gibt es zwei Unternehmerinitiativen, die sich mit jeweils mehr als einhundert Mitgliedern für eine beschleunigte Planung und Realisierung einsetzen. Erste Erfolge sind bereits zu verzeichnen: So wurde ein weiteres Teilstück der B67 n zwischen Bocholt und Rhede im Jahr 2006 für den Verkehr freigegeben, und die Fertigstellung des Folgeabschnitts zwischen Rhede und Borken wird im Herbst 2010 erfolgen. Die Emscher-Lippe-Region wird heute maßgeblich durch die WestOst-Autobahnen A2 und A42 geprägt. Bedeutende Nord-Süd-Achsen sind die A43 und die A52/B224. Als wichtige Ausbauprojekte gelten der Ausbau der B224 zur A52 im Raum Bottrop/Gladbeck und der Neubau der B474 n als nördliche Fortsetzung der Sauerlandlinie (A45) im Bereich Datteln/Waltrop. Eine weitere wichtige Ost-Westverbindung im Münsterland, die B54 n zwischen Münster und Gronau/Enschede ist seit kurzem vollständig fertiggestellt. Das letzte, 21 Millionen Euro teure Teilstück zwischen Steinfurt und Ochtrup wurde im Mai 2010 für den Verkehr freigegeben. Die Vollendung der B54 n ist ein wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der grenzüberschreitenden deutsch-niederländischen Wirtschaftsbeziehungen im EUREGIO-Raum. Nach Vollendung der genannten Aus- und Neubauprojekte wird sich die bereits gute Anbindung an das übergeordnete Fernstraßennetz nochmals verbessern und somit die Standortgunst der Region weiter erhöhen. Future Region North Westphalia II Transport and mobility As in the nineties the further development of key infrastructure projects were stalled by environmental initiatives and the lack of funds in the public coffers, many companies weren’t willing to accept the situation. The »operation gap closer« initiated by several chambers of trade and industry in 2001 was the first interstate entrepreneurs’ initiative in Germany for the continuation of construction on the Autobahn A31. Together with fellow industrialists in Emsland and East Friesland they managed to gather sponsorship to the tune of eight million euros for an accelerated completion of this road. Together with the special funding provided by the local governments in the area, the closing of the gap in the A31 could actually be moved forwards by around eight years. Since then the industrial areas along this axis have been developing dynamically – as has the number of employees. There are also two corporate initiatives for the extension of the main east-west roads in Münsterland, the B67 n and the B64 n. They each have more than 100 members that work towards faster planning and realisation. The first successes have already been achieved. For example, another segment of the B67 n between Bocholt and Rhede was cleared for traffic in 2006 and the following section between Rhede and Borken will be opened up in autumn 2010. The Emscher-Lippe region is today largely dominated by the eastwest Autobahns A2 and A42. The A43 and the A52/B224 are major north-south axes. The most important development projects are the extension of the B224 to the A52 in the Bottrop/Gladbeck area and the construction of the new B474 n as a northern continuation of the Sauerland line (A45) in Datteln/Waltrop. Another key east-west connection in Münsterland, the B54 n between Münster and Gronau/Enschede has just been completed. The last section of it between Steinfurt and Ochtrup, which cost 21 million euros, was opened to traffic in May 2010. The completion of the B54 n is an important part of the further development of the crossborder German-Dutch economic relationships in the EUREGIO area. After completion of these extension and new development projects, the already excellent connection to the European highway network will be even better, and along with it the locational benefits of the region. And the outstanding network of roads is not only good for the region in the field of long-distance transport, every morning and every evening, when the increasing number of commuters hit the streets on the way to work, it proves its value as well. Another plus in this respect is the public transport system (ÖPNV), which is very good in the northern Ruhr. It helps ensure the best possible mobility in the region and that the economic system functions as it should. 123 Das leistungsfähige Straßennetz kommt der Region übrigens nicht nur beim Fernverkehr zugute. Es erweist sich jeden Morgen als Standortvorteil, wenn sich die zunehmende Zahl von Berufspendlern innerhalb des IHK-Bezirks Richtung Arbeitsplatz bewegt. Ein Plus ist dann zudem der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), der sowohl im Münsterland wie auch im nördlichen Ruhrgebiet ein gutes Angebot vorhält. Er trägt damit maßgeblich zur Sicherstellung einer bestmöglichen Mobilität innerhalb der Region und damit zum reibungslosen Funktionieren des Wirtschaftssystems bei. Luftverkehr Frühzeitig hat die Region auch die steigende Bedeutung des Flugverkehrs erkannt und mit dem Münster/Osnabrück International Airport (FMO) eine eigene leistungsfähige Infrastruktureinrichtung geschaffen und damit die Anziehungskraft der Wirtschaftsregion gesteigert. Der FMO hat sich seit der offiziellen Eröffnung 1972 von einem kleinen Regionalflugplatz zu einem bedeutenden internationalen Verkehrsflughafen mit jährlich rund 1,5 Millionen Passagieren entwickelt. Der rund 20 Kilometer nördlich von Münster gelegene Flughafen ist in der Luftverkehrskonzeption des Landes NRW seit vielen Jahren als dritter internationaler Verkehrsflughafen nach Köln/Bonn und Düsseldorf eingestuft. Nicht nur viele Urlaubsreisende aus der Region nutzen den Flughafen, um Ferienziele überall in Europa zu erreichen. Auch für die mittelständischen Unternehmen ist der FMO als »Tor zur Welt« parallel zur steigenden Bedeutung ausländischer Märkte eine unverzichtbare Verkehrsdrehscheibe geworden. Vor allem für die international 124 Der 265 km lange Dortmund-Ems-Kanal führt vom Dortmunder Stadthafen nach Meppen; er wurde als erster der großen deutschen Binnenschifffahrtskanäle nach siebenjähriger Bauzeit am 11. August 1899 eröffnet The 265 km-long Dortmund-Ems Canal leads from Dortmund’s city port to Meppen. It was the first of the major German inland-shipping canals to be opened, on 11 August 1899, after seven years under construction Air transport The region also recognised the increasing importance of air transport early on and created a high-performance infrastructural facility in the Münster/Osnabrück International Airport (FMO), helping make the commercial region more attractive to businesses. Since its official opening in 1972, the FMO has developed from being a small regional airport to a major international hub with more than 1.5 million passengers every year. Located around 20 kilometres north of Münster, NRW sees this airport as its third international airport after Cologne/Bonn and Düsseldorf. Not only numerous holidaymakers from the region make use of the airport to reach vacation destinations all over Europe, the FMO is also the gateway to the world for many small and midsized companies, as international markets become more important. It is a key location factor in the North Westphalia and Osnabrück-Emsland districts, helping it maintain and improve its competitiveness. For many international companies that have their base in the district, the airport is even an essential prerequisite. And for this reason, around 200 industrial, service, re- Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität tätigen Unternehmen in den IHK-Bezirken Nord Westfalen und Osnabrück-Emsland ist der FMO ein wichtiger Standortfaktor, der ihre Wettbewerbsfähigkeit erhält und fördert. Für viele internationale Unternehmen, die ihren Sitz im IHK-Bezirk haben, ist der Flughafen sogar zwingende Voraussetzung. Rund 200 Unternehmen und Betriebe aus Industrie, Handel, Dienstleistung und Handwerk setzen sich deshalb im Initiativkreis Flughafen Münster/Osnabrück (IFMO) seit 1996 persönlich für den weiteren Ausbau des Flughafens ein. Nach der Realisierung der geplanten Verlängerung der Start- und Landebahn auf 3 600 Meter wird der FMO über die erforderlichen infrastrukturellen Voraussetzungen verfügen, um Funktionen für Westfalen, das südwestliche Niedersachsen und die Ostniederlande zu übernehmen, die über einen Regional-Airport hinausgehen. Aufgewertet wird der Flughafen als Standortfaktor zusätzlich durch den AirportPark FMO, einen großen interkommunalen Gewerbepark. 2008 haben die Erschließungsmaßnahmen für den ersten Teil des AirportParks begonnen. Ziel ist es, Unternehmen aus dem Luftverkehrsbereich und aus verwandten Branchen in der Region anzusiedeln. Das moderne Dienstleistungs- und Gewerbezentrum umfasst zunächst rund 50 Hektar. Das reicht, um bis zu 1 700 Arbeitsplätze zu schaffen. An die Zukunft ist bereits gedacht. Der Airport Park kann auf 200 Hektar erweitert werden. Bis zu 9 000 Arbeitsplätze könnten nach Berechnungen der Planer im Münsterland verankert werden. Der Ende 2010 fertiggestellte direkte Anschluss des FMO an die Autobahn A1 ist nicht nur für die Passagiere des Flughafens wichtig, sondern insbesondere auch für die positive Entwicklung des AirportParks. Neben dem FMO zunehmend wichtiger für Unternehmen werden auch die beiden offiziellen Schwerpunktlandeplätze für den Geschäftsreiseluftverkehr, über die Nord-Westfalen verfügt. Einer der größten unter den zehn nordrhein-westfälischen ist der Flugplatz Stadtlohn/Vreden. Er liegt im Nordwesten des IHK-Bezirks im Kreis Borken. 2009 ist der Flugplatz technisch erneuert und die Startund Landebahn entsprechend der neuen europäischen Sicherheitsvorschriften auf insgesamt 1 200 Meter Länge und 30 Meter Breite ausgebaut worden. Ein weiterer Schwerpunktlandeplatz für den Geschäftsreiseluftverkehr ist der Flughafen Marl-Loemühle im Südwesten des IHK-Bezirks. Wasserstraßen Ein vielfach unterschätzter Standortvorteil ist das Kanalnetz. Mit dem Dortmund-Ems-Kanal, dem Rhein-Herne-Kanal, dem WeselDatteln-Kanal und dem Datteln-Hamm-Kanal verfügt die Region über das deutschlandweit dichteste Wasserstraßennetz. Auch heute dominieren noch kleinere Europaschiffe, die mit Erzen, Kohle, Schüttgütern der Baustoffindustrie oder Mineralöl beladen sind. Die Zukunft der Binnenschifffahrt wird hingegen im Containerverkehr gesehen. Immer mehr containerisierte Güter aus aller Welt erreichen die deutschen und niederländisch-belgischen Seehäfen und Future Region North Westphalia II Transport and mobility tail and trade companies have joined forces to form the Initiativkreis Flughafen Münster/Osnabrück (IFMO), which has been supporting the further expansion of the airport since 1996. Once the runway has been extended to 3,600 metres, the FMO will have the necessary infrastructural prerequisites to take on functions for Westphalia, south-west Lower Saxony and the eastern Netherlands that go beyond those of a regional airport. The airport’s value as a location factor is also further heightened by the AirportPark FMO – a large inter-community industrial park. The ground work for the first part of the AirportPark began in 2008. The goal is to have companies from the air transport and other related industries settle in the region. This modern service and commercial centre encompasses around 50 hectares in its first phase. That is enough to generate up to 1,700 jobs. And the plans already look to the future. The AirportPark can be extended to 200 hectares, which would, according to the planners, provide up to 9,000 jobs in Münsterland. The direct road from the A1 Autobahn to the FMO that will be finished by the end of 2010 is important not only for the airport’s passengers, but also for the positive development of the AirportPark. Also increasingly important for companies, alongside the FMO, are the two official focal airstrips for business air travellers that North Westphalia has. One of the largest of the ten North-Rhine Westphalian ones is the Stadtlohn/Vreden airport in the north-west of the region in the Borken district. It was modernised in 2009 and the runway extended to 1,200 metres in length and 30 metres across in accordance with the new European safety requirements. Another focal airport for business travel is the Marl-Loemühle airport in the south-west of the region. Waterways A location advantage that is often underestimated is the canal network. With the Dortmund-Ems canal, the Rhine-Herne canal, the Wesel-Datteln canal and the Datteln-Hamm canal, the region has Germany’s most comprehensive network of waterways. Still today, small Europe ships loaded with ore, coal, bulk material from the construction industry or mineral oil dominate. The future of inland shipping, on the other hand, is seen in container traffic. More and more containerised goods from all over the globe are coming to the German and Dutch-Belgian sea ports, waiting for transport into the European hinterlands and the Ruhr. The canals have been being enlarged for many years now in order to make more use of inland shipping than in the past, enabling larger ship types with 2 to 3-layer containers to pass. Parallel to this, the public and private transhipment ports are also being modernised and made safer, positioning them as trimodal logistics hubs. The expansion of the Dortmund-Ems canal (DEK) is one of the most important transport projects in the region. Even though this canal, 125 warten auf den Abtransport in das europäische Hinterland sowie in das Ruhrgebiet. Um hier die Binnenschifffahrt stärker als bisher nutzen zu können, werden die Kanäle bereits seit vielen Jahren kontinuierlich ausgebaut, um auch modernen, größeren Schiffstypen mit 2- bis 3-lagigen Containern die Passage zu ermöglichen. Parallel einher geht eine Sicherung und Modernisierung der öffentlichen wie privaten Umschlaghäfen, die sich als trimodale Logistikdrehscheiben positioniert haben. Der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals (DEK) ist eines der wichtigen Verkehrsprojekte in der Region. Auch wenn der Kanal, der als zentrale Wasserstraßenverbindung zwischen dem Ruhrgebiet und der Nordsee fungiert, schon über 100 Jahre alt ist, hat er weiterhin eine hohe Bedeutung für die regionale Wirtschaft. Während die erforderlichen Ausbaumaßnahmen für die Befahrbarkeit mit modernen Großmotorgüterschiffen an der sogenannten Südstrecke bereits weit fortgeschritten sind, sollten die Planungen zum Ausbau der Nordstrecke (zwischen Bevergern und Gleesen) frühestens 2015 beginnen. In einer ländergrenzenübergreifenden Initiative haben Kommunen und Unternehmen im Emsland und Münsterland jedoch die Vorfinanzierung der Planungskosten übernommen. Hierdurch kann der Ausbau der Nordstrecke des DEK mit einem Investitionsvolumen von 165 Millionen Euro um rund 10 Jahre vorgezogen werden. Die Fertigstellung wurde von Seiten des Bundes vertraglich für das Jahr 2017 zugesichert. Schienenverkehr Ebenso wie der Dortmund-Ems-Kanal entstanden die wichtigsten Eisenbahnstrecken (Ruhrgebiet-Münster-Bremen/Hamburg beziehungsweise Ruhrgebiet-Münster-Emden) in einer Zeit, in der Massenguttransporte von und zu den deutschen Seehäfen den Großteil des Gütertransportes ausmachten. Heute durchqueren auf diesen Relationen Containerzüge sowie moderne ICE- und IC-Linien das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region. Die Städte Münster, Gelsenkirchen, Recklinghausen sowie Rheine sind direkt an das das IC/EC-Netz der Deutschen Bahn angeschlossen. Die insgesamt engmaschige Verkehrsinfrastruktur in der EmscherLippe-Region resultiert noch aus den Hochzeiten der Montanindustrie. In der Blütezeit der Zechen, Stahlwerke, Kokereien und Gießereien entstand zum Ende des 19. Jahrhunderts ein weitverzweigtes Netz von Kanälen und Eisenbahnstrecken, welches Voraussetzung war, um die gewaltigen Mengen Kohle, Koks, Eisen und Stahl und später auch petrochemische Produkte in die und aus der Region heraus zu befördern. Aufgrund der wirtschaftshistorischen Entwicklung verfügt die Emscher-Lippe-Region heute über ein erhebliches verkehrsinfrastrukturelles Potenzial, welches sie als exponierten Standort für die Logistikwirtschaft qualifiziert. Ein besonderes Potenzial schlummert in den weitverzweigten kleinen Gleisstrecken, die auch heute noch in zahlreiche ehemalige Zechenstandorte hineinführen. Mit intelligenten logistischen Konzepten werden diese Standorte für schienenverkehrsaffine Produktionsanlagen wieder in Wert gesetzt. 126 which is the main waterway between the Ruhr and the North Sea, is more than 100 years old, it is still of great importance for the local economy. While the construction work on the so-called South Section making it accessible for modern cargo ships with large engines have already advanced considerably, the plans for extending the North Section (between Bevergern and Gleesen) won’t begin until 2015 at the earliest. In an initiative that goes across the international border, the municipalities and companies in Emsland and Münsterland have taken over the financing of the planning. This will enable the extension of the North Section of the DEK to be done around 10 years earlier, with an investment volume of 165 million euros. The state has guaranteed contractually that it will be completed by the year 2017. Rail transport Just like the Dortmund-Ems canal, the most important railway lines (Ruhr-Münster-Bremen/Hamburg and Ruhr-Münster-Emden) came about in a time when the mass transport of goods from and to the German sea ports accounted for much of cargo transport. Today, container trains and modern ICE and IC lines cross the Münsterland and the Emscher-Lippe region on them. The cities of Münster, Gelsenkirchen, Recklinghausen and Rheine are directly linked up to the IC/EC network of the German railway company Deutsche Bahn. The close-knit transport infrastructure in the Emscher-Lippe region is the result of the heyday of the coal and steel industry. In these times of the collieries, steelworks, coking plants and foundries, an extensive network of canals and railway lines arose at the end of the 19th century, which was needed to transport the enormous amounts of coal, coke, iron and steel, and later also petrochemical products in and out of the region. Because of the development of its economy over time, the Emscher-Lippe region today disposes over considerable transport infrastructure potential, which qualifies it as a well situated venue for the logistics industry. The extensive range of small railway lines that still lead into the numerous former coal mines also hold very special potential. With intelligent logistics concepts, these venues are being put back into operation with production plants that can use just such tracks. Summary The transport infrastructure in Münsterland and the Emscher-Lippe region is excellent. And North Westphalia is getting ever closer to the national and European conurbations with the transport projects that are either in progress or have already been realised. A North Westphalia that is well equipped for the future has arisen in recent decades – not least of all because of its outstanding transport infrastructure that can stand up to comparison with any other European commercial region. The improvements in the infrastructure have led to Münsterland and the Emscher-Lippe region becoming much more attractive, Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität Der Hauptbahnhof Münster ist der bedeutendste Knotenpunkt im Eisenbahnpersonenverkehr des Münsterlandes. Fünf Hauptstrecken sowie vier Regionallinien sichern die Verbindung in alle Richtungen Münster’s central railway station is the most important rail hub in Münsterland. Five main lines and four regional ones ensure that all travellers are on the right track Fazit Die Verkehrsinfrastruktur im Münsterland und in der Emscher-Lippe-Region ist insgesamt hervorragend ausgebaut. Mit den bereits realisierten und derzeit in Umsetzung befindlichen Verkehrsprojekten rückt Nord-Westfalen noch näher an die nationalen und europäischen Ballungszentren heran. In den vergangenen Jahrzehnten ist ein zukunftsfähiger Wirtschaftsstandort Nord-Westfalen entstanden – nicht zuletzt durch eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur, die den Vergleich mit den europäischen Wirtschafsregionen nicht scheuen muss. Die infrastrukturellen Verbesserungen haben dazu geführt, dass das Münsterland und die Emscher-Lippe-Region auch als Logistikstandort stark an Attraktivität gewonnen haben. Namhafte Dienstleister mit europaweitem Aktionsradius haben ihren Sitz in Nord-Westfalen genauso wie Distributionszentren des Handels und mittelständische Fachspeditionen, die die immer anspruchsvolleren Logistikprozesse in Industrie und Handel kompetent und zuverlässig abwickeln. So verwundert es nicht, dass sich so manche Kommune heute gern mit ihrer Standortattraktivität für die Logistikbranche in Szene setzt, um am Boom der Branche zu partizipieren. Der Erfolg gibt ihnen recht. Future Region North Westphalia II Transport and mobility also as a logistics venue. Well known logistics companies operating throughout Europe have their headquarters in North Westphalia, as do the distribution centres of retailers and specialist forwarding SMEs that expertly take care of the ever more demanding logistics processes in industry and trade. So it comes as no surprise that a number of municipalities are today advertising their attractiveness to the logistics industry, in order to participate in the boom in this business. And their success proves them right. 127 Flughafen Münster/Osnabrück Münster/Osnabrück Airport Der Münster Osnabrück International Airport ist der zentrale Flughafen für das westliche Niedersachsen, für Westfalen und auch für die östlichen Niederlande. Der Airport liegt verkehrsgünstig direkt an den Autobahnen A 1/A 30. Zurzeit gibt es jährlich rund 1,4 Millionen Fluggäste. Münster/Osnabrück International Airport is the central airport of western Lower Saxony, Westphalia and the eastern Netherlands. It is easy to access right on the A 1 and A 30 Autobahns. It serves around 1.4 million passengers every year. Extensive flight plan Umfangreicher Flugplan Prof. Gerd Stöwer, Geschäftsführer der FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH Insgesamt sind im Flugplan des Flughafens Münster/Osnabrück rund 400 wöchentliche Verbindungen zu 70 Zielorten zu finden. Am FMO werden sowohl Linien- und Touristikflüge als auch Low-Cost-Flüge angeboten. Über die Umsteigeflughäfen Frankfurt, München, Berlin und Palma de Mallorca gibt es hervorragende Weiterflugmöglichkeiten zu nahezu allen Zielen rund um den Globus. Die Strategie des FMO beruht darauf, den Fluggästen in den unterschiedlichen Segmenten attraktive Verbindungen anzubieten. Der Flughafen Münster/Osnabrück setzt ganz bewusst auf diese »Vollsortimenter«-Strategie und nicht nur auf eine Flugart. Für die Fluggäste ist die Attraktivität eines Airports, an dem Geschäfts- und Touristikflüge genauso angeboten werden wie LowCost-Flüge, wesentlich höher, als wenn nur ein Bereich bedient wird. Moderne Infrastruktur Eine wichtige Prämisse für den Erfolg des FMO ist seine hervorragende Infrastruktur, die in den vergangenen Jahren konsequent ausgebaut wurde. Der Leitgedanke des Flughafens basiert darauf, den Fluggästen einen angenehmen und stressfreien Aufenthalt zu ermöglichen. Reisende ab FMO schätzen die angenehme Atmosphäre des Flughafens. Der FMO ist ausgezeichnet mit dem eigenen PKW oder öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Es sind rund 7 000 günstige Parkplätze vorhanden. Besonders beliebt sind bei den Gästen und Besuchern des Flughafens die kurzen Wege zu den Eincheckmöglichkeiten und den Gates. Die Wegeführungen sind einfach und klar für ein schnelles Zurechtfinden. Um die Anreise von der in nur knapp zwei Kilometern Luftlinie vom FMO entfernt verlaufenden Autobahn 128 The flight schedule of Münster/Osnabrück Airport comprises around 400 weekly connections to 70 destinations. Airline, tourist and low-cost flights are all on offer at the »FMO«. Via the connecting airports in Frankfurt, Munich, Berlin and Palma de Mallorca there are excellent connecting flights to nearly all destinations around the globe. The strategy of the FMO is based on offering customers in the most varied of segments attractive flights. Münster/Osnabrück airport consciously positions itself as a »full-liner«, rather than concentrating on one type of flight. For passengers, an airport that offers business and tourist flights as well as budget options is much more attractive than one that serves only one segment. Modern infrastructure A key premise for the success of the FMO is its outstanding infrastructure, which has been built on systematically in recent years. The fundamental principle behind the airport is based on offering the passengers an enjoyable and stress-free stay. People departing from and arriving at the FMO really appreciate the atmosphere of this airport. It is easy to reach by car or public transport, and it has around 7,000 inexpensive parking spaces. The short distances to walk to the check-in counters and gates are particularly popular among the airport‘s guests, with simple and unmistakable directions to make sure you get to where you want to go, fast. In order to optimise the approach from the A1 Autobahn, which runs past the FMO just two kilometres away as the crow flies, the airport has its own exit ramp. And the drive between the A1 and the terminal takes just two minutes! It is also planned to extend the runway from its current 2,170 metres. At the moment only short and medium distance flights, for example to the Canary Islands, can take off and land here. More distant destinations can only be reached with a financially and ecologically senseless stopover. In order to be able to accommodate long-distance air traffic at the FMO in the Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität A 1 zu optimieren, wurde eine eigene Autobahnausfahrt für den Flughafen gebaut. Zwischen A 1 und Terminal beträgt die Fahrzeit jetzt ganze zwei Minuten. Des Weiteren ist geplant, die Start- und Landebahn zu verlängern. Die heutige Start- und Landebahn am Flughafen Münster/Osnabrück hat eine Länge von 2 170 Metern. Damit kann Kurz- und Mittelstreckenverkehr bis etwa zu den Kanarischen Inseln durchgeführt werden. Weiter entfernt liegende Ziele können entweder gar nicht oder nur mit einem ökonomisch und ökologisch unsinnigen Zwischenstopp durchgeführt werden. Um am FMO künftig Lang- und weiten Mittelstreckenverkehr uneingeschränkt durchführen zu können, soll die Start- und Landebahn auf 3 600 Meter verlängert werden. Der erste Bauabschnitt sieht eine Verlängerung auf 3 000 Meter vor. Wertvoller Wirtschaftsfaktor für die Region Der Flughafen ist vor allem ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor für die gesamte Region. Alleine am Standort des FMO existieren über 1 600 Arbeitsplätze. Insgesamt sind deutschlandweit sogar ca. 3 600 Arbeitsplätze, davon ca. 3 000 in der Region, vom Flughafen abhängig. Der Flughafen bewirkt eine Bruttowertschöpfung von rund 200 Mio. Euro p.a. In einer durchgeführten Unternehmerbefragung bestätigten die Firmen der Region die hohe Bedeutung des Flughafens für die Wirtschaft. Zwei Drittel aller befragten Unternehmen führen regelmäßig Geschäftsreisen über den FMO durch. Insbesondere für die zahlreichen weltweit tätigen Unternehmen in der Flughafenregion ist der FMO die Voraussetzung für eine schnelle Erreichbarkeit in beide Richtungen und damit für den Geschäftserfolg. Für jedes sechste Unternehmen weist der Flughafen eine so hohe Bedeutung auf, dass es ohne diesen über eine Verlegung seines Standortes nachdenken würde. future without limitations, the runway is ultimately to be pushed out to 3,600 metres, with the first construction phase extending to 3,000 metres. Valuable commercial factor for the region Most of all, the airport is an indispensable economic factor for the entire region. The FMO alone provides more than 1,600 jobs. Germany-wide, around 3,600 jobs depend on the airport; around 3,000 of which in the region. The airport generates a gross value added of approximately EUR 200 million p.a. In a survey carried out among companies in the region, the business sector confirmed the importance of the airport for the economy here. Two-thirds of all companies surveyed make regular business trips from the FMO. In particular for the numerous globally active companies in the airport region, the FMO is a prerequisite for fast connections to the business world in both directions, and thus for their commercial success. For one in six companies the airport is so important that they would consider relocating if the airport was not there. The Airport Park The property around the airport is also developing into a highly attractive environment for business with an airport affinity. The new Airport Park is a highly representative address in the Münster/Osnabrück commercial region and it will become a top-class location for many international companies. Open spaces with a park feeling and exclusive architecture make it the ideal place to make international contacts, right across the way from the Münster/Osnabrück International Airport. Airport Park Auch das Gelände um den Flughafen entwickelt sich zu einem hoch attraktiven Umfeld für flughafenaffines Gewerbe. Der neue Airport Park ist eine Repräsentanzadresse im Wirtschaftsraum Münster/Osnabrück und wird für viele international operierende Unternehmen zu einem erstklassigen Standort werden. Flächen mit Parkatmosphäre und exklusiver Architektur bilden das passende Umfeld für internationale Kontakte vis-à-vis zum Flughafen Münster/Osnabrück. II www.fmo.de Future Region North Westphalia II Transport and mobility 129 130 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Verkehr und Mobilität Zahlen, Daten, Fakten: Fluggäste: ca. 1,4 Mio. pro Jahr Starts und Landungen pro Jahr: 40 000 Angeflogene Ziele: 70 (Sommer) Anzahl der Fluggesellschaften: 16 Anzahl der Parkplätze: 7 000 Größe des Flughafengeländes: ca. 230 ha Arbeitsplätze am Standort: 1 600 (davon FMO-Konzern 500) Jährliche Bruttowertschöpfung: 200 Mio. Euro Kürzestes Ziel: Frankfurt Längstes Ziel: Hurghada (Ägypten) und Kanarische Inseln (Spanien) Facts and figures: Passengers: approx. 1.4 million p.a. Movements: 40,000 p.a. Destinations: 70 (summer) Number of airlines: 16 Number of parking spaces: 7,000 Surface area: approx. 230 ha Jobs provided: 1,600 (of which in the FMO group: 500) Gross annual value added: EUR 200 million Closest destination: Frankfurt Furthest destination: Hurghada (Egypt) and the Canary Islands (Spain) II www.fmo.de Future Region North Westphalia II Transport and mobility 131 AirportPark FMO GmbH Die Region Münsterland ist eine innovative und moderne Wirtschaftsregion rund um die Westfalenmetropole Münster. Etwa 1,5 Millionen Menschen leben in diesem Gebiet, das zu den wachstumsstärksten in Deutschland zählt – nicht zuletzt aufgrund der hervorragenden Bildungsmöglichkeiten im Hochschulund Fachhochschulbereich. Dies wird eindrucksvoll durch eine Beschäftigungsquote belegt, die deutlich über dem Bundes- und Landesdurchschnitt liegt. So genießt das Münsterland einen sehr guten Ruf als Wissensstandort mit zudem hoher Lebensqualität. Der AirportPark FMO setzt mit seinem Konzept Maßstäbe in vielerlei Hinsicht und vereint dabei Modernität mit Nachhaltigkeit. Auf vorerst 48 Hektar wird ein hochmodernes Dienstleistungs- und Gewerbezentrum mit innovativen Arbeitsplätzen geschaffen. Für die Expansion des AirportPark FMO an der imagestarken Adresse stehen langfristig sogar bis zu 200 Hektar Gesamtfläche zur Verfügung. Unser Streben ist es, den idealen Zukunftsstandort für innovative Unternehmen im Wirtschaftsraum Münsterland zu schaffen und die bestmöglichen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen: 132 The Münsterland region is an innovative and modern commercial region based around the Westphalian capital Münster. Around 1.5 million people live in this area, which is one of the fastest-growing regions in Germany, not least of all because of the outstanding tertiary educational opportunities. This is shown impressively by its employment rate, which lies well above the German and state averages. Münsterland has an excellent reputation as an academic venue with a high standard of living. The AirportPark FMO concept sets the standard in many respects, combining modernity with sustainability. A top-modern service and industrial centre with innovative jobs is initially being constructed on 48 hectares of land. And up to 200 hectares are available for the expansion of the AirportPark FMO at this prestigious address. Our goal is to create the ideal future venue for innovative companies in the Münsterland economic region, and to provide them with the best possible framework to be successful here: Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Münster/Osnabrück Airport Infrastruktur/ Verkehrsnetz Infrastructure/Transport network Vorteile schafft die direkte Nähe zum »International Airport Münster/Osnabrück«, der mit 400 Flugverbindungen pro Woche zu einem der beliebtesten Verkehrsflughäfen Deutschlands zählt. Über optimale Anschlüsse an die großen Drehkreuzflughäfen sind nahezu weltweit alle Ziele erreichbar. Die ausgezeichnete Infrastruktur bietet eine direkte Verkehrsanbindung an die Autobahnen A1 (NordSüd-Verbindung) – mit einer eigenen Zufahrt über die »Airportallee« – und an die A30 (Ost-West-Verbindung). Ergänzt wird diese optimale Luft- und Straßenanbindung durch den unmittelbaren Anschluss an den Dortmund-Ems- und Mittellandkanal. The close proximity to the Münster/Osnabrück International Airport, one of Germany’s most popular passenger airports with 400 flights per week, is a big plus. Virtually all destinations worldwide can be reached from here via the major hub airports. The excellent infrastructure offers a direct connection to the A1 (north-south) Autobahn via the Airportallee – and the A30 Autobahn (east-west). These main air and road arteries are complemented by the direct connection to the Dortmund-Ems and Mittelland canals. Der AirportPark FMO in neuem Licht Als eine der ersten großflächigen Gebietsentwicklungen Deutschlands werden auf dem Areal des AirportPark FMO sämtliche Wegeführungen mit der zukunftsweisenden Beleuchtungstechnologie LED betrieben. Durch den sparsameren und effizienteren Energieverbrauch trägt die LED-Technik erheblich zum Klimaschutz bei. Im Vergleich zu konventionellen Leuchtmitteln kann der Energieeinsatz und damit der CO2-Ausstoß um mehr als 50 Prozent deutlich verringert werden. Weltweite Vernetzung Neben den vielfältigen Rechnerkapazitäten wird im Flughafen heute schon eine besondere Sicherheit – abgestimmt auf die individuellen Anforderungen – angeboten. Eine unabhängige Stromversorgung stärkt die Datensysteme und über Frankfurt sowie Amsterdam besteht per Breitband die schnellstmögliche Vernetzung weltweit. Dieser Service bedeutet eine beachtliche Zeit- und Kostenersparnis, denn die kostenintensive Vorhaltung von Hard- und Software wird durch die integrierten Rechenzentren um ein Beträchtliches reduziert. Umweltschutz und Kostensenkung Die Energieversorgung des AirportPark FMO erfolgt auf Basis regenerativer Energien und wird durch ein zentrales Biomasse-Heizkraftwerk gesichert. Somit sind die Nutzer von den Preisentwicklungen am Energiemarkt unabhängig und sparen bis zu 15 Prozent bei den Betriebskosten (Heiz- und Kühlfall). Zudem können mit Hilfe eines Systems zur ressourcenschonenden Versickerung des Niederschlagswassers bis zu 50 Prozent der sonst üblich anfallenden Kosten für Kanalsysteme eingespart werden. Future Region North Westphalia II The AirportPark FMO in a new light The AirportPark FMO is one of the first large-scale developments in Germany to operate all its road signs with leading-edge lighting technology. This LED technology makes a considerable contribution to saving energy and thus also to climate protection. Compared to conventional lighting, LEDs can cut energy consumption and CO2 production by more than 50 percent. 1 D|Vision Center 2 Kompetenzzentrum 1 D|Vision Center 2 Competence Center Global network In addition to the wide range of computer capacities, the airport also offers very special security, tailored to individual needs. An independent electricity supply supports the data systems and there is broadband via Frankfurt and Amsterdam for the fastest possible access to the web. This service of an integrated computing centre saves a considerable amount of time and cost by reducing the need to operate one’s own hardware and software. Environmental protection and cutting costs The energy supply of the AirportPark FMO comes from regenerative energy sources and is secured by a central biomass thermal power station. This makes the users independent of the price developments on the energy market, helping them save up to 15 percent in operating costs (heating and cooling). In addition, a system allowing the resource-saving seepage of rainwater can save up to 50 percent of the costs otherwise required for canalisation systems. Transport and mobility II www.airportparkfmo.de 133 134 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Bildung Bildung Education Future Region North Westphalia II Education 135 Breite Basis sichert beste Bildung A broad basis ensures the best education Guido Krüdewagen Westfalen gelten als stur. Ganz gewiss hartnäckig sind sie in puncto Bildung. So ist zum Beispiel die Zahl der Jugendlichen, die keinen Schulabschluss haben, in Nord-Westfalen deutlich geringer als im Landesdurchschnitt. Westphalians are considered to be a stubborn folk. One area where that certainly applies is education. The number of young people without a school leaving certificate in North Westphalia is much lower than the German average. Besonders markant ist dies in den Münsterland-Kreisen Borken, Coesfeld und vor allem Warendorf. Weniger als fünf Prozent aller Jugendlichen verlassen dort die Schule ohne Abschluss. Im nordrheinwestfälischen Landesdurchschnitt liegt die Quote bei 6,5 Prozent. This is especially noteworthy in the Münsterland districts Borken, Coesfeld and particularly Warendorf. Less than five percent of all children leave school here without a leaving certificate. The NorthRhine Westphalian average is 6.5 percent. Gute Voraussetzungen also für die »Zukunftsaufgabe Bildung«, die in Nord-Westfalen als Gemeinschaftsaufgabe von Politik, Schule, Wirtschaft, Verwaltung und zahlreichen ehrenamtlich Engagierten betrieben wird. This is a good basis for the »Education for the future«, a project in North Westphalia jointly run by the political, schooling, commercial and administrative players, with numerous dedicated volunteers. Basis der Bildungsregion Nord-Westfalen ist ein flächendeckendes Netz von 990 privaten und öffentlichen schulischen Bildungseinrichtungen in Nord-Westfalen, davon knapp die Hälfte Grundschulen. Auf ihnen bauen die 116 Hauptschulen ebenso auf wie 95 Realschulen, 93 Gymnasien, 28 Gesamtschulen, neun Weiterbildungskollegs und 57 Berufskollegs. Weiterbildungseinrichtungen von Industrie, Handel, Handwerk, Versicherungen und Banken sowie freie Bildungsträger und Gewerkschaften ergänzen die Palette. An der Spitze des Spektrums der Bildungsmöglichkeiten, das die Leistungs-, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der nord-westfälischen Wirtschaft sichert, stehen ein Dutzend Hochschulen mit zum Teil mehreren Abteilungen an verschiedenen Standorten in der Region. Diese Infrastruktur bietet schon jetzt gute Bedingungen. Doch arbeitet die Region weiter daran, ihre Attraktivität als Bildungs- und Wirtschaftsstandort zu steigern. Deshalb wird das vorhandene Angebot noch besser vernetzt und das Zusammenspiel der Bildungsträger auf allen Ebenen durch Einrichtung regionaler Bildungsnetzwerke optimiert, um »Lücken im System zu schließen«. Der Kreis Steinfurt hat bereits 2008 eines der regionalen Bildungsnetzwerke ins Leben gerufen. Er war damit einer der ersten vier Kreise und kreisfreien Städte in Nordrhein-Westfalen, die das Wissen aller schulischen und außerschulischen Bildungsexperten systematisch bündeln und einen Informations- und Erfahrungsaustausch organisieren. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass Schulen nicht allein 136 The basis of the North Westphalia educational region is a comprehensive network of 990 private and public educational institutions in North Westphalia, around half of which are primary schools. Then come the 116 Hauptschulen and 95 Realschulen, 93 Gymnasien, 28 Gesamtschulen, and nine further education and 57 vocational colleges. Vocational education institutions from industry, retail, handicraft, insurance, banks and independent educational institutions and unions complete the range. At the head of the range of educational opportunities that secures the efficiency, innovativeness and competitiveness of the North Westphalian economy are a dozen universities, often with several different departments in several different locations in the region. This infrastructure already offers good prerequisites, but the region is still working on improving its attractiveness as an education and commercial venue. That is why the existing range is being networked even better and the cooperation between the educational institutions and at all levels optimised by setting up regional educational networks in order to close »gaps in the system«. The Steinfurt district started one of these regional educational networks in 2008. This made it one of the first four districts and cities in North-Rhine Westphalia to bundle the know-how of all its school and non-school educational experts systematically and to organise the exchange of information and experience. Behind this lies the knowledge that schools are not alone responsible for the educating of children and young people. There are now just such regional education networks in the districts Warendorf, Borken, Recklinghausen Zukunftsregion Nord-Westfalen II Bildung Nord-Westfalen behauptet seit Jahren eine Spitzenposition in der dualen Berufsausbildung For many years North Westphalia has had a leading position in the field of the Dual Educational System für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen verantwortlich sind. Inzwischen gibt es solche regionalen Bildungsnetzwerke auch in den Kreisen Warendorf, Borken und Recklinghausen sowie in den kreisfreien Städten Bottrop, Gelsenkirchen und Münster. Wichtigstes Ziel ist es, jungen Menschen den Übergang in das Berufsleben zu erleichtern. Der Einstieg in den Arbeitsmarkt erfolgt für rund zwei Drittel der jungen Menschen über das System der dualen Berufsausbildung, kurz genannt: Lehre. Hier sind es besonders Industrie-, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen sowie Handwerksbetriebe, die dem Nachwuchs durch eine Ausbildung die Tür ins Erwerbsleben öffnen und sich selbst die Fachkräfte von morgen sichern. Die Kombination von praktischer Ausbildung mitsamt der Vermittlung von anwendungsorientiertem Wissen im Betrieb und der schulischen Bildung in den Berufskollegs ist die grundlegende Voraussetzung für die Versorgung der regionalen Wirtschaft mit genau den Fachkräften, die sie benötigen. Die Unternehmen wissen um die Bedeutung und Vorteile der beruflichen Bildung für ihre eigene Zukunft. Entsprechend groß ist ihre Ausbildungsbereitschaft. Foto: BASF Coatings AG Weit über 50 Prozent der dualen Ausbildungsverträge werden für IHK-Berufe geschlossen. Mit zum Teil zweistelligen Wachstumsraten haben die Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen in den vergangenen Jahren die Zahl der jährlich neu eingetragenen Lehrstellen auf bis zu 11 000 steigen lassen. Insgesamt betreute die IHK Nord Westfalen 2010 fast 28 000 Ausbildungsverhältnisse. Gleichzeitig steht die berufliche Bildung auf einer immer breiteren Basis. Denn nicht nur die Zahl der Ausbildungsplätze ist kräftig gestiegen, auch die der Ausbildungsbetriebe. Während die IHK 1995 knapp 5 000 Ausbildungsbetriebe zählte, waren es 2009 fast 7 500 – ein Anstieg um satte 50 Prozent. and the cities of Bottrop, Gelsenkirchen and Münster. The main goal is to simplify the transition to professional life for young people. Around two-thirds of all youths enter the labour market through the Dual Educational System, aka apprenticeship. In particular industrial, service, training and handicraft companies are the ones most involved here, giving the young potential employees a chance to learn their trades, while at the same time securing themselves the trained staff of the future. Den Ruf als führende Ausbildungsregion des Landes festigen die Unternehmen aber nicht nur durch Quantität, sondern auch mit Qualität: Fast regelmäßig stellen die Betriebe aus Nord-Westfalen bei der Landesbestenehrung von Lehrlingen aus ganz NRW die größte Gruppe. The combination of practical training together with the learning of application-oriented skills in the company and the school education in the vocational college is the fundamental prerequisite for ensuring that the regional economy always has just the specialists it needs to thrive. The companies are fully aware of the advantages and importance of vocational training for their own future, and so they are keen to provide apprenticeships. Die Handwerksbetriebe im Münsterland und in der Emscher-LippeRegion bildeten 2009 insgesamt mehr als 17 500 Lehrlinge aus. 5 634 Ausbildungsverhältnisse wurden im selben Jahr neu abgeschlossen. Well over 50 percent of these Dual Education contracts are closed for chamber of commerce professions. The companies involved have driven the number of annually registered new apprenticeships up to 11,000 in recent years, with growth rates often in double Future Region North Westphalia II Education 137 IHK und Handwerkskammer arbeiten intensiv daran, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung im Vergleich zu anderen Berufswegen zu erhalten. Zum Beispiel durch die so genannte Mobilitätsberatung. Dahinter steckt die Unterstützung für Betriebe und ihre Auszubildenden, die einen Teil der Lehre im Ausland verbringen wollen. Denn schon längst agieren auch kleine Unternehmen und Handwerksbetriebe auf zahlreichen Auslandsmärkten. Entscheidend für das Vorhaben, das Interesse an der dualen Ausbildung zu sichern, sind jedoch vor allem die Perspektiven, die sich im Anschluss an die Lehre eröffnen, nämlich durch Weiterbildung und die damit verbundenen Aufstiegschancen. Über 200 Anbieter sind auf dem Weiterbildungsmarkt in NordWestfalen aktiv, unter anderem die Industrie- und Handelskammer. Sie versteht sich als Türöffner bei dieser wichtigen Aufgabe, für die sie vor allem noch mehr kleine und mittlere Unternehmen gewinnen will. Unter dem Motto »Karriere mit Lehre und Weiterbildung« vermittelt sie die zunehmenden Möglichkeiten, die sich den Absolventen der rund 140 »IHK«-Ausbildungsberufe allein durch IHK-Fortbildungsabschlüsse bieten. Vom Betriebswirt über die verschiedenen Fachwirte und die IT-Professionals bis zum Industriemeister reicht das Spektrum der Abschlüsse. So nahm die IHK neben den 10 500 Berufsabschlussprüfungen 2009 zudem knapp 1 800 Weiterbildungsprüfungen ab. In 840 Lehrgängen, Seminaren und Informationsveranstaltungen registrierte sie mehr als 28 000 Teilnehmer. Um der steigenden Bedeutung der Weiterbildung auch zukünftig gerecht zu werden, investiert die IHK an ihrem Standort in Münster in ein modernes Weiterbildungsgebäude und konzentriert damit ihre Weiterbildungsaktivitäten. Mit beständiger Weiterbildung sichern die Mitarbeiter von Unternehmen nicht nur ihre eigene Konkurrenzfähigkeit am Arbeitsmarkt, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit ihres Betriebes. Denn »Lebensbegleitendes Lernen« ist schon aufgrund der zunehmend alternden Bevölkerung sowie des sich abzeichnenden Fachkräftemangels eine zwingende Voraussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg einer Region geworden. figures. In all, the North Westphalian chamber of commerce supervised almost 28,000 training relationships in 2010. At the same time, vocational training stands on an ever broader foundation. Because not only the number of training spots has grown considerably, so has the number of companies wanting to take on trainees. While the chamber of commerce counted 5,000 companies offering traineeships in 1995, this figure was almost 7,500 in 2009 – no less than a 50 percent increase. But the companies do not consolidate their reputation as the leading training region in the state by quantity alone, but also in terms of quality. The companies from North Westphalia almost always form the largest group of apprentices in all of NRW when it comes to the state awards. The handicraft companies in Münsterland and the Emscher-Lippe region trained no less than 17,500 apprentices in 2009. 5,634 new traineeship contracts were signed in the same year. The chambers of commerce and trade are working intensively on upholding the attractiveness of the Dual Education in comparison to other vocational options. For example with what they call mobility consulting. This means support for the companies and their trainees who want to spend part of their apprenticeship in another country. Because even small companies and handicraft companies also operate on many international markets these days. But the most important factor for the plan to secure the interest in the Dual System is the prospects that open up when the traineeship is completed – through further training and the promotion opportunities they bring with them. More than 200 providers are active on the further vocational training market in North Westphalia, including the chamber of commerce itself. It sees itself as a door opener in this important task; a task for which it wants to gain more small and mid-sized companies. Das haben die Betriebe und ihre Mitarbeiter erkannt, wie auch die Zahlen des Handwerkskammer-Bildungszentrums in Münster (HBZ) zeigen. Mehr als 14 000 Teilnehmer haben sich hier 2009 in 532 Weiterbildungen für neue Aufgaben qualifiziert. Under the heading »Career with apprenticeship and further training« it advertises the increasing opportunities that are offered to the around 140 people completing chamber of commerce traineeships, alone in the form of chamber of commerce further vocational qualifications. From business management to specialist management and IT professionals, through to master craftspeople, the spectrum of qualifications is enormous. Als Kombination von beruflicher Ausbildung und wissenschaftlichem Studium angelegt sind die verschiedenen dualen Studiengänge der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademien (VWA) in Münster und Gelsenkirchen. Sie richten sich an Abiturienten und gelten als regelrechte Kaderschmieden für den Führungskräftenachwuchs der In addition to the 10,500 final profession examinations, the chamber of commerce held almost 1,800 further vocational qualification exams. In 840 courses, seminars and information events, it registered more than 28,000 participants. In order to remain abreast of the increasing importance of further vocational training in the fu- 138 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Bildung Ein angenehmes Lernumfeld fördert den erfolgreichen Abschluss des Studiums: Bibliothek Leonardo-Campus der FH und der Kunstakademie Münster An enjoyable learning environment also helps students gain a degree: Leonardo Campus library of the FH and art academy Münster mittelständischen Unternehmen. So liest sich die Liste der Partnerunternehmen, in denen die Studierenden von Anfang an beschäftigt sind, wie das Who-is-who einer Reihe der bekanntesten Firmen der Region. Der duale VWA-Studienzweig Betriebswirtschaft, der von der IHK getragen wird, ist eine Verzahnung von kaufmännischer Berufsausbildung mit betriebswirtschaftlichem Studium. Schon nach drei Jahren haben die Absolventen neben dem Berufsabschluss ihr Wirtschaftsdiplom in der Tasche. Außerdem können sie bereits ein Semester später den international anerkannten akademischen Grad Bachelor of Arts erwerben – eine Chance, die die meisten der jährlich rund 100 Absolventen dieses Studienzweigs nutzen. »Die VWAStudiengänge sind konsequent auf die internationale Wirtschaft ausgerichtet«, betont Studienleiter Prof. Dr. Wolfgang Berens, zugleich Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling, an der Universität Münster: »Wir kommen damit dem Future Region North Westphalia II Education ture, the chamber of commerce is investing in a modern vocational training centre in Münster, in order to concentrate its further vocational training activities. With constant further training, the employees of companies retain their own competitiveness on the labour market, while also upholding the competitiveness of their company. Because »life-long learning« has become a necessary prerequisite for the economic success of regions, in particular due to the increasingly aging population and inevitable scarcity of specialised staff. The companies and their employees have recognised this, as the figures of the chamber of commerce’s training centre in Münster (HBZ) show. More than 14,000 people qualified themselves for new responsibilities in 532 training courses in 2009. The various Dual courses of study offered by the administrative and economic academies (VWA) in Münster and Gelsenkirchen are conceived as a combination of professional training and academic study. They are aimed at high-school leavers with Abitur, which allows them to study at all universities, and are considered veritable elite schools for the future managers of small and medium-sized companies. The list of partner companies in which the students are 139 Bedürfnis der Unternehmen nach kurzen, aber hochwertigen Ausbildungsmöglichkeiten nach, mit renommierten Abschlüssen, die über Ländergrenzen hinweg vergleichbar sind.« Die VWA-Studiengänge eröffnen aber nicht nur den Absolventen eine schnelle Karriere, sie sorgen zudem für eine starke Bindung der Absolventen an die Firmen und an die Region. Auch für ein normales Studium müsste kaum jemand die Region verlassen. Im Gegenteil. Die nord-westfälischen Hochschulen bieten ein breites Fächerspektrum und ziehen jährlich viele Tausend junge Menschen in die Region. Die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) ist mit rund 37 000 Studierenden die fünftgrößte Hochschule Deutschlands. 250 Studiengänge stehen zur Auswahl. Zu den Fächern, in denen die WWU beim bekanntesten Hochschulranking regelmäßig Spitzennoten bekommt, gehören unter anderem Wirtschaftsinformatik, Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Jura und Medizin. Keine andere große Universität in Deutschland mit einem so breiten Fächerangebot weist eine derart starke Spitzengruppe beim CHE-Ranking auf. Dass die WWU gute Bedingungen für ein gezieltes und erfolgreiches Studium bietet, zeigt sich zudem an der überdurchschnittlich kurzen Fachstudiendauer. Der gleichzeitig hohe Studienerfolg lässt sich am bundesweit 2. Platz bei der Zahl der Abschlussprüfungen ablesen. Weltoffen und international ist die WWU zudem. Über 400 Partnerschaftsabkommen mit Hochschulen in aller Welt sowie die Spitzenposition beim ERASMUS-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) unterstreichen dies genauso wie die Zahl von 3 000 ausländischen Studierenden und 500 Gastwissenschaftlern. Aber nicht nur auf internationaler Ebene unterstützt die Universität Münster ihre Studierenden. Der hochschuleigene »Career Service« hilft den Studierenden, von Anfang an berufsorientiert zu studieren. Zudem sorgt er dafür, dass die Absolventen auch die mittelständischen Unternehmen der Region als zukünftige Arbeitgeber kennen und schätzen lernen. Als zuverlässiger »Personalpool« für die mittelständisch geprägte Wirtschaft gelten die beiden großen Fachhochschulen. Die Fachschule Münster gehört zu den größten und erfolgreichsten Fachhochschulen Deutschlands. Der gute Ruf bei Arbeitgebern und der Praxisbezug sind die am häufigsten genannten Entscheidungsgründe für ein Studium an der Fachhochschule Münster, die für ihre Zusammenarbeit mit Unternehmen bundesweit berühmt ist. Unter dem Dach der vier Bereiche Ingenieurwesen, Soziales, Gestaltung und Wirtschaft bietet sie eine enorme Fachbreite. Rund 9 500 Studierende nutzen die 50 Studiengänge. Die vielfältigen Diszipli- 140 employed from the very beginning reads as a who’s who of the bestknown companies in the region. The Dual VWA field of study – management – which is sponsored by the chamber of commerce, is a joining of management training and management study. After just three years the graduates have a professional traineeship and an economics diploma to recommend them. Furthermore, just one semester later they can gain the internationally acknowledged Bachelor of Arts – an opportunity that most of the around 100 annual graduates take advantage of. »The VWA courses of study are aimed systematically at the international economy«, says director of studies Prof. Dr. Wolfgang Berens, also holder of the chair for business management, in particular controlling, at Münster University: »With this course we are catering for the need of companies for short but quality educations with accepted degrees that are internationally comparable.« The VWA courses of study not only give the graduates a fast career, they also give the students a strong feeling of belonging in the companies and the region. For a normal course of study, virtually no one has to leave the region either. On the contrary. The North Westphalian universities offer a broad range of subjects and pull many thousands of young people to the region every year. The Westphalian Wilhelms-Universität (WWU) is the fifth largest university in Germany with around 37,000 students. It has 250 courses to choose from. Among the subjects in which the WWU regularly gains top placings in Germany’s best-known university ranking are business informatics, business management, economics, law and medicine. No other major university in Germany with such a range of subjects has such a strong leading group in the CHE ranking. The fact that the WWU provides good conditions for successful university study can also be seen on the small number of semesters students need to gain their qualifications. And at number two in Germany with regard to successful final exams shows that students do well here. The WWU is also cosmopolitan and international. More than 400 partnership agreements with universities all over the world and the leading position in the ERASMUS programme of Germany’s academic exchange service (DAAD) underline this just as do the 3,000 foreign students and 500 guest scientists. But Münster University doesn’t only support its students at international level. The university’s own »Career Service« helps the students study with a specific profession in mind from the word go. It also ensures that they get to know and appreciate the mediumsized companies in the region as potential future employers. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Bildung Die Goldschmiede- und Kfz-Lehrwerkstätten des HBZ Münster; Bild: Handwerkskammer Münster The goldsmith and automobile training workshops of the HBZ Münster; Photo: chamber of crafts in Münster Aus- und Weiterbildung ist eine Kernaufgabe des Handwerks. In den 27 000 Handwerksbetrieben der Region werden rund 17 000 Lehrlinge qualifiziert ausgebildet. Weiterbildung auf hohem Niveau bieten die Bildungszentren der Kreishandwerkerschaften und der Handwerkskammer an Training and further training is a key task of the trade. Around 17,000 apprentices get a qualified training in the 27,000 crafts enterprises. Further training on a high level is provided by the training centers of the district crafts associations as well as by the chamber of crafts Future Region North Westphalia II Education 141 The two large polytechnics are also seen as a reliable pool of potential employees by the commercial sector, which is dominated by SMEs. The Fachhochschule Münster is one of the largest and most successful polytechnics in Germany. Its excellent reputation with employers and the course of study closely aligned to practice are the most common reasons why people choose to study at the Fachhochschule Münster, a school that is known around Germany for its collaboration with companies. It offers an enormous range of subjects under the umbrella of the four departments Engineering, Social, Design and Business. Around 9,500 students take advantage of the 50 courses of study. The wide range of disciplines also makes combined courses such as industrial engineering, Total Facility Management and logistics. Die Fachhochschule Münster ist aufgrund ihrer exzellenten Lehre mit großem Praxisbezug bei Studierenden und Arbeitgebern gleichermaßen beliebt Münster Polytechnic is popular with students and employers alike, thanks to its outstanding reputation for top teaching with a strong practical element nen ermöglichen zudem übergreifende, kooperative Angebote wie Wirtschaftsingenieurwesen, Total Facility Management und Logistik. Über die Landesgrenzen hinweg von Bedeutung ist die FH Münster als Zentrum der Ingenieurausbildung – vor allem durch die Abteilung in Steinfurt mit den Fachbereichen Chemieingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik, Energie-Bauen-Umwelt, Maschinenbau sowie Physikalische Technik. Dazu kommen die Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen in Münster. Stets ganz oben ist die FH Münster bei den CHE-Rankings. Gleich fünf Fachbereiche – Architektur, Bauingenieurwesen, Elektrotechnik und Informatik, Maschinenbau sowie Chemieingenieurwesen – erhielten 2010, als der Schwerpunkt auf Ingenieurwissenschaft lag, in den beiden Kategorien Betreuung und Laborausstattung Bestnoten und landeten beim bundesweiten Vergleich auf dem jeweils zweiten Platz. Zum hervorragenden Abschneiden der FH Münster bei solchen Rankings tragen regelmäßig die betriebswirtschaftlichen Angebote bei, das gilt ebenso für die Wirtschaftsinformatik. Aushängeschild und Pionier für die internationale Führungskräfteausbildung zugleich ist hier immer noch das European Business Programm (EBP). Seit 1985 haben rund 2 000 Studierende dieses europäisch ausgerichtete betriebswirtschaftliche Programm erfolgreich abgeschlossen. Es umfasst ein binationales Studium an zwei verschiedenen europäischen Hochschulen mit Praktika im In- und Ausland. 142 The FH Münster is well known across the state border as a centre for engineering – especially thanks to its division in Steinfurt, with the departments chemical engineering, electrical engineering and informatics, energy-building-environment, mechanical engineering and physical engineering. On top of these are the architecture and construction engineering departments in Münster. The FH Münster is always right at the top of CHE rankings. Five of its departments – architecture, construction engineering, electrical engineering and informatics, mechanical engineering and chemical engineering – gained the best notes in the categories support and laboratory equipment in 2010, when the focus was on engineering, and placed second in all of Germany. One thing that contributes to the excellent results of the FH Münster in such rankings is the range of business and business informatics courses it offers. Flagship and pioneer for the training of international top managers is also the European Business Programme (EBP). Since 1985 around 2,000 students have completed this European business management programme. It includes studying at two different European universities in two countries and internships in the own country and abroad. The third-largest university in North Westphalia is the Fachhochschule Gelsenkirchen, with its more than 6,900 students in the departments in Bocholt and Recklinghausen. It offers more than 20 courses of study in the fields of engineering, informatics, natural sciences, economics, law and journalism. Both the education and research done at this university stand in close contact to the companies of the Emscher-Lippe region and Westmünsterland. And that is the intention of the university, which was founded in 1992 to help contribute to the structural transformation of the region by offering practical research and schooling in forward-looking technological fields and highly qualified services. Innovations therefore take place not only in the laboratory, but also in the range of subjects on offer. New in Bocholt, for example, is the bionics course Zukunftsregion Nord-Westfalen II Bildung Drittgrößte Hochschule in Nord-Westfalen ist mit über 6 900 Studierenden die Fachhochschule Gelsenkirchen mit ihren Abteilungen in Bocholt und Recklinghausen. Sie bietet über 20 Studiengänge aus den Bereichen Technik, Informatik, Naturwissenschaften, Wirtschaft, Recht und Journalismus an. Dabei stehen sowohl Lehre als auch Forschung an der Hochschule in engem Kontakt zu Unternehmen in der Emscher-Lippe-Region und im Westmünsterland. Das entspricht der Intention der Hochschule, die 1992 gegründet wurde, um durch praxisnahe Forschung und Lehre auf den Gebieten zukunftsgerichteter Technologien und hoch qualifizierter Dienstleistungen zum erfolgreichen Strukturwandel beizutragen. Innovationen finden deshalb immer wieder nicht nur im Labor statt, sondern auch im Fächerangebot. Neu in Bocholt ist beispielsweise der Studiengang Bionik. Er kann sowohl als Vollzeitstudiengang wie auch als kooperativer Studiengang studiert werden, also mit einer betrieblichen Ausbildung verknüpft werden. Und die Fachhochschullandschaft in Nord-Westfalen wird nach dem erfolgreichen Abschneiden der Region beim Wettbewerb zum Ausbau der Fachhochschulen noch dichter. Während die Fachhochschule Gelsenkirchen ein Standbein in Ahaus dazubekommen hat, kann die Fachhochschule Münster ihre Studienplätze in Münster und Steinfurt kräftig ausbauen und neue Angebote im Kreis Warendorf aufbauen, und zwar in den Städten Ahlen, Beckum und Oelde. Zudem ist ein Angebot in der Kreisstadt Coesfeld geplant. Keine eigene Fachhochschule, dafür aber eine Abteilung der neuen Fachhochschule Westliches Ruhrgebiet (Mülheim) hat die Stadt Bottrop. Den Hochschulstandort Nord-Westfalen vervollständigen weitere spezielle Hochschulen wie etwa die Kunstakademie, die Musikhochschule, die Deutsche Hochschule der Polizei oder auch die Fachhochschule für Finanzen. Deren Domizil im Schloss Nordkirchen (Kreis Coesfeld) wird gern als westfälisches Versailles gerühmt. Die herrlichen Parkanlagen von Schloss Nordkirchen wiederum legen nicht nur den Gedanken nahe, dass es sich in Nord-Westfalen gut lernen und leben lässt. Das Schloss erinnert auch einmal mehr daran, dass Bildung und Wohlstand untrennbar miteinander verbunden sind. Vielleicht sind die Westfalen ja deshalb so hartnäckig, wenn es um ihre Bildung geht. Mit ihrem breiten Angebot vor allem an mathematisch-technischnaturwissenschaftlichen Studiengängen bildet die Fachhochschule u. a. hochqualifizierte Ingenieure aus With a broad range of especially mathematical-technical-science courses of study, the polytechnic produces, for example, highly qualified engineers of study. It can be completed either on a full-time basis or as a cooperative degree combined with a traineeship in a company. And the polytechnic landscape in North Westphalia is becoming ever more closely occupied since the region’s success in the competition to expand the Fachhochschulen. While the Fachhochschule Gelsenkirchen received an additional pillar in Ahaus, the Fachhochschule Münster has greatly enlarged its number of student openings in Münster and Steinfurt and it is offering new courses in the Warendorf district in the cities of Ahlen, Beckum and Oelde. It also plans to offer courses in the town of Coesfeld. The city of Bottrop does not have its own Fachhochschule, but a department of the new Fachhochschule Westliches Ruhrgebiet in Mülheim. Other special schools complete the university venue of North Westphalia, such as the art academy, the music academy, the German Police Academy and the Finance Fachhochschule. Its location in Nordkirchen Castle (Coesfeld district) is often referred to as the Westphalian Versailles. The magnificent parks of Nordkirchen Castle not only show that life and learning are good in North Westphalia. The castle also reminds us that education and prosperity are inseparably linked to each other. Perhaps that is why the people of Westphalia are so tenacious when it comes to their education. Future Region North Westphalia II Education 143 Forschung und Research 144 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation Innovation and Innovation Future Region North-Westphalia II Research and innovation 145 Dynamische Forschungslandschaft Dynamic research landscape Karin Völker »Forschung ist die beste Medizin«. Nicht nur für die Pharmaunternehmen, die damit erfolgreich ihre Innovationskraft bewerben. Auch für Regionen sind die Forschungsaktivitäten auf ihrem Terrain zu einem höchst wichtigen Standortfaktor geworden – ein Pfund, mit dem Nord-Westfalen kräftig wuchern kann. »Research is the best medicine«. Not only for pharmaceutical companies, which use it to advertise their innovativeness. For regions too, the research done on their terrain has grown to become a very important location factor – and this is something that North Westphalia really excels at. Dass die mittelständischen Unternehmen, die den IHK-Bezirk NordWestfalen dominieren, beträchtlich in Forschung und Entwicklung investieren, ist angesichts fehlender Zahlen zwar nicht zu beweisen, aber mehr als offensichtlich: Wie sonst ist ihre erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung zu erklären, wie die Spitzenstellung einzelner Unternehmen weltweit? Because there are no official figures, it is difficult to prove that the medium-sized companies, which dominate the North Westphalia chamber of commerce region, invest large amounts in research, but it is more than obvious. How else can one explain the success of its economic development and the top ranking of individual companies here around the world? Längst erwiesen und bundesweit bekannt ist, dass die größten Hochschulen der Region zu den landesweit forschungsstärksten gehören und obendrein keine Scheu vor der ganz pragmatischen Zusammenarbeit mit Unternehmen haben. Das gilt schon lange und unmittelbar für die Fachhochschulen Münster und Gelsenkirchen an ihren verschiedenen Standorten. Sie haben sich als »verlängerte Forschungsabteilungen« der mittelständischen Wirtschaft einen Namen gemacht und treiben mit ihren Aktivitäten den Strukturwandel in der Emscher-Lippe-Region und im Münsterland kräftig voran. Doch auch die vermeintlich geisteswissenschaftlich geprägte Universität ist in den vergangenen Jahren als Ansprechpartner für die Wirtschaft immer attraktiver geworden. Long proven and well known around the company is that the largest universities in the region are among the biggest researches in the federal state, and that they have no qualms whatsoever about working together very pragmatically with companies. This has been the case for a long time already, and especially for the Münster and Gelsenkirchen polytechnics at their various locations. They have made themselves a name among medium-sized companies as »extended research departments« and they are a powerful driver of structural change in the Emscher-Lippe region and Münsterland with their activities. But they are not the only ones: the more humanistic oriented university itself has also become more attractive as a partner to the commercial sector in recent years. 146 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation Sowohl die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster als auch die Fachhochschule (FH) Münster schafften es beim Forschungsranking des Landes Nordrhein-Westfalen für das Jahr 2008 auf Spitzenplätze. Mit knapp 100 Millionen Euro an Drittmitteln im Jahr 2008 steht die WWU landesweit auf Platz zwei hinter der durch technische Studiengänge geprägten RWTH Aachen. Bei den eingeworbenen Mitteln von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gehört die WWU in den Naturwissenschaften und der Mathematik zu den zehn leistungsstärksten Standorten in Deutschland. Rechtswissenschaft, Betriebswirtschaftslehre und Informatik weist das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in seinen Rankings als forschungsstarke Bereiche mit hoher akademischer Reputation aus und empfiehlt die WWU als »Topadresse für den Forschernachwuchs«. Die FH Münster, ansonsten seit Jahrzehnten nur auf dem ersten Platz zu finden, belegte im aktuellen Ranking in ihrer Sparte mit 9,2 Millionen Euro ebenfalls den zweiten Platz. Der allergrößte Teil dieser Forschungsgelder stammt aus der freien Wirtschaft. Für ihre Transferarbeit ist die Fachhochschule Münster 2007 als eine von fünf Hochschulen im gemeinsamen Wettbewerb »Austauschprozesse zwischen Hochschulen und Wirtschaft« vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ausgezeichnet worden. Aber auch die FH Gelsenkirchen erhielt 2009 »von Dritten« beachtliche 5,1 Millionen Euro für Forschungsaufträge. Drittmittel von Unternehmen oder anderen Geldgebern gelten als eindeutiges Indiz für die Anwendungsorientierung der Forschung, sprich: sie sind Gradmesser für das Vertrauen und die Erwartung der Geldgeber, für das Geld gute Ergebnisse zu bekommen. Die FH Münster mit ihren vielen ingenieurwissenschaftlichen Fachbereichen ist seit Jahren auch bundesweit in der Spitzengruppe solcher Vergleiche. In den letzten Jahren hat aber zudem die traditionell eher grundlagenorientierte Forschung der Universität den Sprung in die Anwendungsorientierung geschafft, zumal mit zu- 1 + 2 Die praxisnahe und zugleich hoch qualifizierende Ausbildung ist ein wichtiges Standbein der Fachhochschule Gelsenkirchen 3 Der Wissenschaftspark Gelsenkirchen steht mit seiner modernen und ansprechenden Architektur für den Strukturwandel im Ruhrgebiet und bietet Unternehmen neben Büro- und Laborflächen Räume für Tagungen, Messen und Ausstellungen 1 + 2 Highly qualified and practical training is an important pillar of the Gelsenkirchen Polytechnic 3 With its modern, attractive architecture, the Gelsenkirchen Science Park stands for the structural transition taking place in the Ruhr region and offers companies office and laboratory space and facilities for conferences, exhibitions and fairs Future Region North Westphalia II Research and innovation Both the Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster and the Fachhochschule (FH) Münster achieved top placings in the North-Rhine Westphalia research ranking in 2008. With around EUR 100 million in external funding in 2008, the WWU ranks second in the state behind the technically oriented RWTH Aachen. With the funding gained from the Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) research association, the WWU is one of the top performing venues in Germany in the field of sciences and mathematics. Law, management and computer sciences are the research-intensive departments with a top academic reputation in the Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). It recommends the WWU as a »top address for young researchers«. The FH Münster, number one for decades, is now also ranked second in the latest ranking list in its field with EUR 9.2 million. Most of the research funding comes from the free market. The Fachhochschule Münster was honoured for its transfer work in 2007 as one of five universities in the competition »Exchange processes between universities and the commercial sector« by the donors’ association for German science and by the German federal ministry for education and research. The FH Gelsenkirchen also received the remarkable amount of EUR 5.1 million for research commissions »from third parties«. Third party funding by companies or other sponsors is considered a clear sign of the application orientation of the research being done there, i.e. it is a measure of the confidence and the expectations of the donors that they will get good results for their money. 147 kunftsträchtiger Spitzenforschung. Die Millionen-Investitionen von Wirtschaft und Staat in Nanotechnologie, Batterie- oder Stammzellenforschung sind nur einige Beispiele dafür. Die Forschungsleuchttürme der Region stehen nicht mehr auf kleinen Inseln, sondern auf ebenso breitem wie festen Grund. Das liegt auch daran, dass prestige- und finanzkräftige Forschungsinstitutionen wie das Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin die Forschungslandschaft oder das Exzellenzcluster »Religion und Politik« der Universität der Entwicklung insgesamt erhebliche Dynamik verliehen haben. Dieser, im Rahmen der Exzellenzinitiative von Bund und Ländern geförderte geisteswissenschaftliche Forschungsverbund mit über 120 beteiligten Wissenschaftlern aus über einem Dutzend Disziplinen, schafft einerseits mit seiner Fokussierung auf den Westfälischen Frieden eine für die Region wichtige kulturhistorische Identität und bringt ihr andererseits internationale Aufmerksamkeit. Diese Aufmerksamkeit ist der Region allerdings auch bei einem Thema sicher, mit der eine kurze Reise zu wichtigen Stationen im Forschungsland Nord-Westfalen beginnt: NANOTECHNOLOGIE Um bei einem der großen Zukunftsthemen mitzuarbeiten, müssen sich Wissenschaftler mit den kleinsten Teilchen beschäftigen. Nano ist das griechische Wort für »Zwerg« und die landläufige Dimension von Zwergen ist in Sachen Nanotechnologie noch sehr großzügig bemessen. Um sich ein Nanometer, also ein Millionstel Millimeter, vorzustellen, müsste man ein menschliches Haar der Länge nach in etwa 50 000 Teile spalten. In solch winzigen Strukturen verhalten sich Teilchen anders als im Verbund größerer Moleküle. Ob es um das Aufspüren krankmachender Gene geht, die Herstellung kratzfester Autolacke oder um die Konstruktion von Minilaboren in der Petrischale – die Möglichkeit mit den Nano-Teilchen zu operieren, mit ihnen beispielsweise neue Oberflächen und Wirkstoffe zu kreieren, verschafft der Nanowissenschaft den Status einer Schlüsseltechnonologie. Der Physiker Prof. Harald Fuchs von der Universität Münster ist ein Pionier der Nano-Region Nord-Westfalen. Er koordinierte das erste große Forschungsnetzwerk auf diesem Gebiet, auf seine Initiative hin entschieden sich Universität und Stadt Münster, unterstützt durch das Land NRW mutig zum Bau des 2003 eröffneten Nanotechnologie-Zentrums, dem »Center for Nanotechnology«, kurz CeNTech. Hier gibt es für Wissenschaftler von Uni und Fachhochschule die Chance, in den bau- und apparatetechnisch sehr aufwendigen Laboren anwendungsorientiert zu forschen, junge Gründer finden hier die erste Heimat für ihr junges Unternehmen. Inzwischen ist das CeNTech längst zu klein geworden. Es wird ein Erweiterungsbau errichtet. Bei der Anwendung der Nanotechnologie in Medizin, Pharmazie und Umwelttechnik gehören Münster und die Region zu den internatio- 148 The FH Münster with its many engineering departments has been at the top of such comparisons for years, even on a nationwide scale. In recent years, however, it has been the traditional, more ground-oriented research done at the university that has managed the crossover into an application orientation, also with top level pioneering research. The millions invested by the commercial and public sectors in nanotechnology, battery and stem cell research are just a small part of it. The research lighthouses of the region are no longer on small islands, but on strong ground. This is partly due to the fact that prestigious and wealthy research institutions such as the Max-PlanckInstitut für molekulare Biomedizin have lent the research landscape, or the excellence cluster »Religion and Politics« of the university considerable dynamism in their development. This scientific association funded within the framework of the excellence initiative by the federal government and individual states, with its more than 120 scientists in more than a dozen disciplines, creates an important historical-cultural identity for the region with its focus on the Peace of Westphalia on the one hand, and on the other it gains it international attention. This attention is also assured in another field, and it is where we begin our short journey to some key places in the research state North Westphalia: NANOTECHNOLOGY To work on one of the biggest topics for the future, scientists have to occupy themselves with the smallest particles. Nano is the Greek word for »dwarf« and when it comes to nanotechnology, a dwarf is a pretty big thing. If you want to try and imagine what a nanometre looks like – a millionth of the millimetre – you would have to split a human hair lengthwise around 50,000 times. In such tiny structures, particles behave differently than when in the much larger molecule grouping. Whether it be finding disease genes, creating automobile lacquers that do not scratch or constructing mini laboratories in a petri dish, the possibility it offers of working with the nano particles, creating new surfaces and active substances, gives nanoscience the status of a key technology. The physician Prof. Harald Fuchs from Münster University is a pioneer of the nano region North Westphalia. He coordinated the first large research network in this field. On his initiative, the university and the city of Münster, supported by the state of NRW, took the courageous decision to build the »Center for Nanotechnology«, or CeNTech for short, which was opened in 2003. Here, scientists from the uni and the polytechnic have the opportunity to do application oriented research in the highly modern laboratories. Young company founders can find the first offices for their start-up. And a few years down the track the CeNTech has actually grown too small for the demand. An annex is in planning. When it comes to using nanotechnology in medicine, pharmacy and environmental engineering, Münster and the region are among Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation nal führenden Standorten. Über die Gründung des Vereins Bioanalytik Münster ist es gelungen, die Stadt bei diesem Thema zur Spinne in europäischen Forschungsnetzwerken heranwachsen zu lassen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert hier einen ihrer wenigen internationalen Sonderforschungsbereiche. Im Technologiepark baut die Stadt mit Unterstützung von EU und Land das Nano-Bioanalytik-Zentrum, wo Unternehmen aus diesem Bereich die nötige Technik und Infrastruktur vorfinden. Inzwischen sind durch die Forcierung der Nano-Bio-Forschung im Münsterland mehr als 1 000 neue hochqualifizierte Arbeitsplätze entstanden, durch das neue Zentrum wird sich diese Zahl weiter deutlich erhöhen. Große Hoffnung begleitet die Forschung zum Einsatz von NanoPartikeln in der Krebsdiagnose- und -bekämpfung. Der Biochemiker Dr. Jürgen Schnekenburger arbeitet am Universitätsklinikum Münster mit einer Forschungsgruppe an der Konstruktion eines Chips, der Tumorzellen schon im Blut von Patienten aufspüren kann. 1+2 3 Das CenTech in Münster ist eines der ersten Zentren für Nanotechnologie in Deutschland. Bild 1 stammt aus dem Bereich der Oberflächenanalytik, Bild 2 zeigt die Aufnahme eines organischen Farbstofffilms auf einer Silberoberfläche Ausbildung des Forschungsnachwuchses an der Westfälischen Wilhelms-Universität 1+2 3 The CenTech in Münster is one of the first centers for nanotechnology in Germany. Picture No. 1 is from the field of surface analysis. Picture No. 2 shows the photo of an organic stain film on a silver surface Moulding young scientists at Westfälische Wilhelms-Universität In eine ähnliche Richtung gehen die Forschungen von Prof. Karin Mittmann von der Fachhochschule Münster. Ihr Team arbeitet unter dem Arbeitstitel »Colonview« in Zusammenarbeit mit drei Unternehmen und den Universitätsklinika Freiburg und München unter anderem an der Entwicklung eines Nanopartikels, der die Früherkennung bei Dickdarmkrebs stark vereinfachen und sicherer gestalten soll. the leading venues. By founding the Bioanalytik Münster association, it has enabled the city to develop into the centre of European research networks. The Deutsche Forschungsgemeinschaft research association supports one of its few international special research fields here. Grundlage für die Nano-Forschung sind die optischen Systeme, die die kleinen Teilchen sichtbar machen und mit denen sie sich zu neuen Materialien anordnen lassen. Hier haben die Hochschulen in Münster lange Vorarbeit geleistet. Ein Resultat dieser langjährigen In the Technology Park the city is building the Nano-Bioanalytics Centre together with the state, where companies from this segment find the technology and infrastructure they require. The promotion of nano-biotechnology research in Münsterland has given rise to Future Region North Westphalia II Research and innovation 149 more than 1,000 new, highly qualified jobs, and with the new centre, this figure will increase even further. Research on the use of nano-particles in diagnosing and fighting cancer is accompanied by great hope. Biochemist Dr. Jürgen Schnekenburger is working with a research group at the Münster university clinic on constructing a chip that can find the tumour cells in a patient’s blood. The research being done by Prof. Karin Mittmann of the Fachhochschule Münster goes in a similar direction. Her team is working together with three companies and the university clinics of Freiburg und Munich using the working title »Colonview«, on the development of a nanoparticle which is hoped to make the early recognition of intestinal cancer much easier and more reliable. The basis of nano-research are the optical systems that make the little particles visible, and with which they can be reconfigured to make new materials. Münster’s universities have been doing the ground work in this field for a long time already. One result of their many years of efforts is the Münster company Ion-Tof: It has been the world leader in its markets for years with the construction of its mass spectrometer for surface analysis. LIFE SCIENCE As a key technology, nanoscience is also one of the most important foundations for the wide range of research in the field of »life sciences«. Biology and medicine supported by chemistry and physics dominate the research profile of Münster. The Münster university clinic and the Medical department are each the biggest researchers in their respective fields in NRW. They cooperate with other departments in numerous externally funded projects. 1 2 3 Moderne Laborräume und motivierte Mitarbeiter sind die Basis für die führende Forschung an der WWU Prof. Dr. Winter und Dr. Passerini führen Prorektorin Dr. Ravenstein und Münsters Oberbürgermeister Lewe durch die MEET-Labore Schwerpunkt der Arbeit des Max-Planck-Instituts für molekulare Biomedizin ist die Grundlagenforschung. Neue Erkenntnisse kommen aufgrund der engen Zusammenarbeit mit der Westfälischen WilhelmsUniversität Münster schnellstmöglich kranken Menschen zugute 1 2 3 Modern labs and motivated staff are the foundation for the leading research done at WWU Prof. Dr. Winter and Dr. Passerini show the Dean of Research Dr. Ravenstein and Münster’s Mayor Lewe the MEET labs The focus of the work done at the Max-PlanckInstitut für molekulare Biomedizin is on ground research. New findings benefit afflicted patients as quickly as possible, thanks to the close collaboration with Westfälische WilhelmsUniversität Münster 150 One of the strongest motors that has repeatedly driven Münster forwards in recent years on the way to becoming an internationally acknowledged science town is the Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin. In particular the stem cell researcher Hans Schöler, one of the directors of the institute, who returned to Germany from the US in 2004, puts Münster among the elite research venues in his field. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation Bemühungen ist das münsterische Unternehmen Ion-Tof: Mit dem Bau seiner Massenspektrometer zur Oberflächenanalyse ist Ion-Tof seit Jahren Weltmarktführer. LIFE SCIENCE Die Nano-Wissenschaft als Schlüsseltechnologie ist auch eine der wichtigsten Grundlagen für die vielfältigen Forschungen im Bereich der so genannten »Life Sciences«, der Lebenswissenschaften. Biologie und Medizin unterstützt durch Chemie und Physik prägen das Forschungsprofil Münsters. Das Universitätsklinikum Münster und die Medizinische Fakultät sind jeweils die forschungsstärksten in NRW, sie kooperieren mit anderen Fachbereichen in zahlreichen Drittmittelprojekten. Einer der stärksten Motoren, der Münster auf seinem Weg zur international wahrgenommenen Wissenschaftsstadt in den vergangenen Jahren immer weiter nach vorn getrieben hat, ist das MaxPlanck-Institut für molekulare Biomedizin. Speziell der Stammzellforscher Hans Schöler, einer der Direktoren des Instituts, der 2004 aus den USA nach Deutschland zurückkehrte, bringt auf seinem Gebiet Münster in die weltweite Spitzenliga als Forschungsstandort. Schölers Team mit rund 100 Wissenschaftlern aus über 20 Ländern ist auf der Suche nach einem Weg, Alleskönner-Zellen aus Körperzellen erwachsener Menschen herzustellen. Diese Zellen können wie ein Embryo alle denkbaren Teile des Organismus entwickeln. Auf diesem Weg zum fernen Ziel, erkranktes Gewebe durch so erzeugte Stammzellen nachzüchten zu können, etwa Nervenzellen für Parkinsonkranke oder Herzgewebe für Infarkt-Patienten, machten die Wissenschaftler bemerkenswerte Entdeckungen, die zunächst nicht im Fokus ihrer Aufmerksamkeit standen. Eines dieser wichtigen Nebenprodukte der Forschung wird Münster in den nächsten Jahren womöglich zum wichtigen Standort der Pharmaindustrie reifen lassen. 80 Millionen Euro zahlen Land und Bund für die Errichtung Future Region North-Westphalia II Research and innovation Schöler’s team of around 100 scientists from more than 20 countries is looking for a way to create all-rounder cells from the body cells of adult humans. These cells can develop into any conceivable part of an organism, like an embryo. On this path to the distant goal of being able to grow healthy tissue to replace sick tissue using stem cells, for example nerve cells against Parkinson’s disease or heart tissue for heart attack patients, the scientists made some astonishing discoveries that were not what they had initially been looking for. One of these important by-products from the research will probably lead to Münster being a key location in the pharmaceuticals industry in the years to come. The state and the national government paid EUR 80 million for the construction of a new institute in which this pharmaceutical agent can be tested on cells. The basis for this is that the Max-Planck researchers can reproduce cells with certain diseases in the laboratory. »Medicine research can be greatly simplified on this basis,« says Prof. Schöler. In a largely automated process supported by robots, hundreds and thousands of active agents will soon be tested on sick cells. It may well be possible to do away entirely with animal testing soon. This is another way in which hope is being created for the healing of hereditary illnesses that have hardly been researched to date. In these cases it was often too costly and involved to develop medicines because there were not enough people affected by the illnesses. Schöler and his research sponsors in NRW and the federal government are sure that the new »CARE-Institut« will attract the pharma industry to Münster with its research departments. Only California and Japan plan to set up similar facilities at present. ENERGY AND MOBILITY Münster as a major venue in the automotive industry – that is a new concept for many, even if Hengst Automotive and BASF Coatings AG, leading automotive part suppliers, have their head offices here. But soon there will be one more good reason for VW, Mercedes and other motor vehicle makers to take a good look at this university 151 eines neuen Instituts, in dem pharmazeutische Wirkstoffe an Zellen getestet werden sollen. Grundlage dafür ist, dass die Max-Planck-Forscher Zellen mit bestimmten Krankheiten im Labor nachzüchten können. »Die Medikamentenforschung kann auf dieser Basis stark vereinfacht werden«, sagt Prof. Schöler. In einem weitgehend automatisierten Prozess mit Roboter-Unterstützung werden demnächst an den kranken Zellen Hunderte und Tausende Wirkstoffe getestet. Auf Tierversuche könne womöglich bald ganz verzichtet werden. Auch wird so Hoffnung auf Heilung bisher weitgehend unerforschter Erbkrankheiten eröffnet. Hier Medikamente zu entwickeln, erschien der Industrie wegen der wenigen betroffenen Patienten oft zu aufwendig und kostspielig. Schöler und seine Forschungsförderer in NRW und im Bund sind sich sicher, dass das neue »CARE-Institut« die Pharmaindustrie mit ihren Forschungsabteilungen nach Münster locken wird. Ähnliche Einrichtungen sind weltweit bisher nur in Kalifornien und in Japan geplant. ENERGIE UND MOBILITÄT Münster als bedeutender Standort der Automobilindustrie – das ist für viele neu, auch wenn hier mit Hengst Automotive oder der BASF Coatings AG führende Zulieferer der Branche ihren Sitz haben. Doch bald schon gibt es einen gewichtigen Grund mehr, warum VW, Mercedes oder andere Automobilhersteller einen Blick auf die Universitätsstadt werfen. Am Orleansring wächst zurzeit eine Art Brutkasten, der die Automobilität generell revolutionieren soll. Ein Team um den Materialwissenschaftler Prof. Martin Winter forscht an der Batterie, die ein Auto in absehbarer Zeit allein antreibt – ohne Benzin, Gas oder zusätzlichen Brennstoff. Mit Unterstützung des Landes entsteht eine Produktionsstätte, in der die Batterieforscher Prototypen für die Automobilindustrie entwickeln sollen, das MEET (Münster Electrochemical Energy Technology). Winters Stiftungsprofessur wird unter anderem von Volkswagen finanziert. Die Automobilindustrie ist Partner des Batterieforschungszentrums, das 2011 seinen Betrieb aufnehmen soll. Winter und sein inzwischen 60-köpfiges Team setzen auf die Entwicklung eines Lithium-Ionen Akkus, mit dem ein Auto eine Reichweite von etlichen Hundert Kilometern hat. Das Land NRW hat die Forschung in alternative Antriebstechniken in den vergangenen Jahren energisch vorangetrieben und ein Forschungsnetzwerk gegründet. Auch hier gehen die Impulse, ähnlich wie bei der Nanotechnologie, vielfach von Münster aus. city. On Orleansring road a kind of incubator is growing that will revolutionise automobility. A team around material scientist Prof. Martin Winter is doing research on the battery that will soon be able to power a car on its own, without petrol, gas or any other fuel. With public support, a production site is being created here where battery researchers are to develop prototypes for the automotive industry – the MEET (Münster Electrochemical Energy Technology). Winter’s seat in the foundation is financed by companies such as Volkswagen. The automotive industry is a partner of the battery research centre that is planned to start operations in 2011. Winter and his team of now no less than 60 people are developing a lithium-ion battery, which can power a car for 100 kilometres before recharging. The state of NRW has vigorously promoted research in drive technologies in recent years and founded a research network. Here too, as in nanotechnology, many of the impulses are coming from Münster. The federal state NRW, which is financing the construction of the MEET to a great extent, hopes that it will soon give rise to many spin-offs and attract other companies in the battery industry to settle here. The university is also sponsoring the creation of the centre with EUR 7.5 million in the hope of giving the venue a head start in the race to develop this technology, which will be so important in the future. Das Land NRW, das den Löwenanteil der Baukosten des MEET Baus finanziert, erhofft sich demnächst in erheblichem Maße Ausgründungen und die Ansiedlung von Unternehmen in der Elektrobatterie-Branche. Auch die Universität engagiert sich mit einem Anteil von 7,5 Millionen Euro stark für die Errichtung des Zentrums, um The fuel cell is also seen as an alternative to fossil fuels. Fuel cells are a speciality of the scientists at the Gelsenkirchen polytechnic. The issue of energy technology is one that is traditionally anchored in the coal region Emscher-Lippe. The Gelsenkirchen polytechnic grouped its activities in several divisions in this field by founding the energy institute in 2001. This institute, headed by Prof. Michael 152 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation dem Standort beim Wettlauf um die Entwicklung der zukunftsträchtigen Technologie einen Vorsprung zu verschaffen. Als Alternative zu fossilen Treibstoffen gilt ebenso die Brennstoffzelle – eine Spezialität der Wissenschaftler an der Fachhochschule Gelsenkirchen. Das große Thema Energietechnik ist in der ehemals von der Kohle geprägten Emscher-Lippe-Region traditionell verankert. Die FH Gelsenkirchen hat ihre Aktivitäten in mehreren Fachbereichen auf diesem Gebiet bereits 2001 mit der Gründung des Energie-Instituts gebündelt. Das Institut unter Leitung von Prof. Michael Brodmann versteht sich als Partner für Industrie und Forschungseinrichtungen im Bereich der »Angewandten Energiesystemtechnik«. Brennstoffzellen sind Energieumformer. Sie können auf direktem Weg die im Wasserstoff gespeicherte Energie in elektrische Energie umwandeln. Eine der neuesten Innovationen des Energie-Instituts ist die Entwicklung eines Prototypen für ein modulares Brennstoffzellensystem in Zusammenarbeit mit zwei Unternehmen. Bei dem neuen System ist die Herstellung vereinfacht, die Produktionskosten sind geringer und die Leistung der Brennstoffzelle wurde gesteigert. Die Forschung trägt schon Früchte in der Region und für die Region: Die Stadt Herten gilt inzwischen als eine der treibenden Kräfte bei der Förderung der Brennstoffzellentechnologie. Das hier angesiedelte Projekt »HyChain Minitrans« mit Projektpartnern in mehreren EU-Ländern setzt verschiedene Fahrzeugtypen mit Brennstoffzellentechnik im Testbetrieb ein. Erprobt werden Minibusse, Lastenfahrräder oder Kleintransporter. Future Region North Westphalia II Research and innovation 1 2 Auch im Bereich der erneuerbaren Energien bildet die Fachhochschule Gelsenkirchen ihre Studenten aus Das Institut für Unterirdische Infrastruktur in Gelsenkirchen ist ein Prüfinstitut, das sich speziell auf das Gebiet Kanalisationstechnik ausgerichtet hat 1 Gelsenkirchen Polytechnic also teaches about renewable energies 2 The Institut für Unterirdische Infrastruktur in Gelsenkirchen is a testing institute specialising in canalisation engineering Brodmann, sees itself as a partner to industry and research facilities in the field of »applied energy systems«. Fuel cells are energy converters. They can convert the energy of hydrogen into electricity. One of the newest innovations of the energy institute is the development of a prototype for a modular fuel-cell system together with two companies. In this new system, the production is simplified, the production costs are lower and the performance of the fuel cell has been enhanced. The research is already bearing fruits in and for the region. The city of Herten is now considered to be one of the driving forces in the furtherance of fuel cell technology. The »HyChain Minitrans« project based here, with project partners in several EU nations, runs various types of motor vehicles in test operation – minibuses, motorised bicycles and utility vehicles. Already today there is a hydrogen pipeline that runs for 240 kilometres through the Ruhr region to Cologne-Wesseling. And innovative paths are also being trodden in the field of hydrogen production: In 153 Eine Wasserstoff-Pipeline läuft schon heute 240 Kilometer durchs Ruhrgebiet bis nach Köln-Wesseling. Auch bei der Wasserstoffproduktion werden innovative Wege beschritten: In der Kläranlage Bottrop werden aus Klärschlamm Wasserstoff und außerdem noch Erdgas gewonnen. Auch der Industriekonzern Evonik setzt in der Emscher-Lippe-Region auf Forschung und Entwicklung. Der Konzern hat mittlerweile drei so genannte »Science to Business Center« eingerichtet, bei der jüngsten, in Marl eröffneten Einrichtung geht es um Energieeffizienz und Klimaschutz. Bis 2013 fördert der Konzern Forschung auf diesen Gebieten mit 50 Millionen Euro. Zwei weitere »Sciene to Business Center« von Evonik widmen sich im übrigen den beiden anderen Generalthemen der Forschung in der Region. Das Center »Nanotronics« entwickelt innovative, auf Nanomaterialien basierende Systemlösungen für die Elektronikindustrie. Im Center »Bio« geht es um die Entwicklung biotechnologischer Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Auch im Münsterland arbeiten Wissenschaftler der Fachhochschule Münster am Standort Steinfurt an der Erzeugung alternativer Energiequellen. Im Fachbereich »Energie Gebäude Umwelt« geht es unter anderem um die Gewinnung von Bioethanol, Biogas und Biodiesel. Prof. Christoph Wetter koordiniert hier mehrere Forschungsprojekte. Beispiel Bioethanol: Hier geht es um die Entwicklung von Anlagen zur Gewinnung des Brennstoffs, in denen alle Pflanzenteile, auch Reste und Abfallprodukte, herangezogen werden. ARTENREICHTUM IN DER FORSCHUNG Forschung, Forschung, Forschung – die heutigen Erfolge auf den zentralen »Hightech-Feldern der Zukunft« stützen die Hoffnung auf neue Arbeitsplätze und eine weiterhin gute wirtschaftliche Entwicklung. Aber die täglichen Brötchen verdient die Region in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren weiterhin vor allem mit gehobener mittlerer Technologie. Hier sind die Innovationen und Lösungen aus den Hochschulen zur Unterstützung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ebenso wichtig wie gefragt. Da ist es gut, dass die Hochschulen thematisch ähnlich breit aufgestellt sind wie die Wirtschaft in der Region. So ist Forschung in Nord-Westfalen ein viel weiteres Feld, als dass sie sich lediglich auf Schwerpunkte reduzieren ließe. Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik – die lange Liste der Projekte an den Hochschulen, die sich mühelos fortsetzen lässt, illustriert den Forschungs-Artenreichtum in der Region. the Bottrop waste-water treatment plant, hydrogen and natural gas are made from sewage sludge. The industrial company Evonik also puts its faith in research and development in the Emscher-Lippe region. This company group has now set up three »Science to Business Centers«. The latest of these, opened in Marl is about energy efficiency and climate protection. By 2013 the group will support research in these fields to the tune of EUR 50 million. Two further Evonik »Science to Business Centers« are dedicated to the other general research topics in the region. The »Nanotronics« centre develops innovative system solutions based on nanomaterials for the electronics industry. The »Bio« centre is about developing biotechnological products based on renewable resources. In Steinfurt in Münsterland, scientists are also working on creating alternative energy sources at the Münster polytechnic school. The »Energy Buildings Environment« department occupies itself largely with the extraction of bioethanol, biogas and biodiesel. Prof. Christoph Wetter coordinates several research projects here. For example bioethanol: From designing plants to extracting the fuel from all parts of plants, including remains and waste products. BIODIVERSITY IN RESEARCH Gerade Beispiele aus der Fachhochschule Gelsenkirchen zeigen, dass die Forschung häufig bei der Lösung sehr konkreter gegenwärtiger Probleme hilft. Am Recklinghäuser Fachbereich für angewandte Naturwissenschaften hat Prof. Dr. Klaus Uwe Koch mit einem Team einen Klebstoff entwickelt, der für verschiedenste Anforde- Research, research, research – today’s successes in the key »hightech fields of the future« feed the hope for more jobs and a continued favourable economic development. But the region will continue to earn its daily bread in the next ten to twenty years from medium-tech. Here, the innovations and solutions for supporting the competitiveness of the companies are as important as they are in demand. 154 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Forschung und Innovation rungen gleichermaßen geeignet ist. Einerseits elastisch, andererseits hart und widerstandsfähig gegen Schläge und Stöße. Letzteres ist beim Karosseriebau gefragt, elastischer Kleber wird beim Kleben von Scheiben benötigt. Auch in Sachen Forschung für bessere Internetsicherheit ist die FH Gelsenkirchen eine bekannte Adresse. Das an der Hochschule angesiedelte Institut für Internetsicherheit forscht an der Entwicklung von Frühwarnsystemen für neue Sicherheitsbedrohungen oder entwickelt Software zum Aufspüren und Ausschalten kriminell ferngesteuerter und eingeschleuster Software. Das Laserzentrum der Fachhochschule Münster am Standort Steinfurt hilft nicht nur bei komplizierten industriellen oder medizinischen Anwendungen, sondern auch bei der Reinigung von Kulturgütern. Hier leisten die Laserspezialisten um Prof. Klaus Dickmann schon seit Jahren ganze Arbeit, wenn es um die Restaurierung von Denkmälern oder Gemälden geht. Empfindliche Zungen und feine Nasen sind im Sensoriklabor des Fachbereichs Oecotrophologie der FH Münster gefragt. Prof. Guido Ritter untersucht hier in zahlreichen Kooperationsprojekten mit Nahrungsmittelherstellern das Aroma von Lebensmitteln: Bier, Joghurt, Mixgetränke – wie müssen sie schmecken, damit sie als lecker gelten? Ganz hoch hinaus streben die Planetologen der Universität Münster. Als 2009 in Cape Canevaral in Florida der »Lunar Reconnaissance Orbiter« startet, die US-Mission, die eine bemannte Rückkehr auf den Mond vorbereiten soll, ist Technik aus Münster mit an Bord. Die Münsteraner haben drei Kameras mit ins All geschickt, deren Bilder neue Details über die Beschaffenheit der Mondoberfläche und das Alter des Erdtrabanten ans Licht bringen sollen. Und wenn 2014 im Rahmen des Projektes »Mertis« eine Sonde zum Merkur geschickt wird, ist ein Gerät zur Kartierung des Planeten dabei, das unter Federführung der münsterischen Planetologen mit Partnern aus Industrie und Forschung gebaut wird. Kein Zweifel, es ist Dynamik in der Forschungslandschaft NordWestfalen. Das belegt auch der NRW-Innovationsbericht (2010). Danach ist Westfalen der einzige Landesteil, in dem der Anteil an Forschungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt gestiegen ist. So it is good that the universities are similarly diversified as the region’s economy. Research in North Westphalia is a much broader field than can be reduced to mere focus areas. Mechanical engineering, electrical engineering, computer science – the long list of projects at the universities goes on and on and illustrates the diversity of research in the region. In particular the examples from the Gelsenkirchen polytechnic show that research often helps solve very topical problems. In the Recklinghausen department of applied sciences, Prof. Dr. Klaus Uwe Koch has developed an adhesive with his team that is suitable for the most varied of applications. It is elastic, while at the same time hard and resistant to shocks and impacts. The latter is important for building car bodies, while elastic adhesive is needed to glue windscreens. Gelsenkirchen Polytech is also a well-known address when it comes to research for improved Internet security. The university Institute for Internet Security researches the development of early-warning systems for new security threats and develops software for finding and deactivating criminally remote-controlled and installed software. The laser centre at the Münster polytechnic in Steinfurt helps not only with complicated industrial and medical applications, but also when purifying cultures. Prof. Klaus Dickmann’s laser experts have been doing great work in this field for many years when it comes to restoring memorials and paintings. Sensitive tongues and noses are needed in the sensory laboratory of the Oecotrophology department of Münster Polytechnic. Here, Prof. Guido Ritter investigates the flavour of foods in cooperative projects with numerous food manufacturers. They want to know how beer, yoghurt, beverages, etc. have to taste to be considered tasty. The planetary sciences at Münster University are on the up and up. As the »Lunar Reconnaissance Orbiter« was launched in 2009 at Cape Canevaral in Florida – a US mission designed to planned a manned return to the Moon, technology from Münster was on board. The Münster scientists sent three cameras into space, the photos of which are to expose new details about the Moon’s surface and age. And when a probe is sent to Mercury in 2014 by the name of »Mertis«, it will be carrying a device for mapping the planet that is being built by the planetary scientists in Münster with partners from industry and research. So there is no doubt: there is power in the research landscape North Westphalia. This can also be seen in the NRW Innovation Report (2010). According to it, Westphalia is the only part of NRW in which the share of research expenditure in the gross domestic product has increased. Future Region North Westphalia II Research and innovation 155 156 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur Kunst und Kultur Art and Culture Future Region North Westphalia II Art and culture 157 »Wo Dichtergeist erlahmt und Verse hinken?« – Von wegen! »Where poetic spirit lames and verses hobble?« – On the contrary! Hans-Peter Boer Kultur hat in Nord-Westfalen einen hohen Stellenwert. Entsprechend umstritten war 2008 das NRW-Kulturgutachten, dessen Autoren viele westfälische Kulturbeiträge schlicht übersehen hatten. Dieser Streit hat Tradition, obwohl bereits ein Blick in den »Kulturatlas Westfalen« zeigt, wie reichhaltig das Kulturangebot der Region ist. Culture is highly valued in North Westphalia. And so the NRW cultural report published in 2008 was very controversial, with the authors quite simply overlooking many Westphalian cultural contributions. It is a dispute with a long tradition, although a simple glance into the »Kulturatlas Westfalen« shows just what a wealth of culture there is on offer in this region. Aber Westfalen, dabei das Münsterland und Emscher-Lippe, hatte im Laufe der Geschichte »keine gute Presse«. Besonders die »auswärtige Kritik« ließ seit dem Zeitalter der Aufklärung kein gutes Haar an dieser Region, der man eine kulturelle Rückständigkeit buchstäblich andichten wollte. But Westphalia, Münsterland and Emscher-Lippe haven’t enjoyed much good press in their history. And in particular criticism from outside the region has been ghastly since the Enlightenment, badmouthing it as culturally backward. 158 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur »Dort drüben in Westfalen« sei ja wohl das »Vaterland der Schinken«, schrieb Heinrich Heine noch 1820 seinem Freund Fritz von Beughem hinterher, als dieser nach gemeinsam beschlossener Bonner Studienzeit sein Referendariat in Hamm am Oberlandesgericht antrat: »Mein Fritz lebt nun im Vaterland der Schinken, Im Zauberland, wo Schweinebohnen blühen, Im dunklen Ofen Pumpernickel glühen, Wo Dichtergeist erlahmt und Verse hinken.« Beughem musste nach der Voraussage des Freundes fern buntbeblümter Auen statt auf dem Pegasus auf einem Prosagaul über Knüppelwege von Münster bis nach Dorsten reiten. In eine Ödnis fern feiner Kultur also? Identität und Unverwechselbarkeit einer Region bilden sich auch aus den angeblich »weichen Standortfaktoren«, die in den Mentalitäten, in Landesgeschichte und Gegenwartskultur sowie den übrigen Erholungswerten erwachsen. Sie sind mitentscheidend für die Anziehungskraft einer Region, auch für wirtschaftliche Prozesse und die in ihnen handelnden Persönlichkeiten. So spricht man denn inzwischen auch ziemlich unverblümt von »Kulturwirtschaft« und sieht in ihr ein bedeutendes Zukunftspotenzial. Unter diesem Blickwinkel betrachtet hat Nord-Westfalen sowohl in seinen städtischen Zentren als auch im Lande selbst eine Menge zu bieten. 1 2 3 Spricht die Sinne und den Intellekt seiner Zuschauer an: Das Theater Titanick erzählt mit Spezialeffekten, bizarren Figuren und faszinierenden Objekten von mythischen Themen, von Mensch, Natur und Technik Die außergewöhnliche Architektur des Musiktheaters im Revier in Gelsenkirchen heißt seine Besucher schon von weitem willkommen Eine der besten Bibliotheken Deutschlands: Die Stadtbücherei Münster 1 2 3 Appeals to the senses and the intellect of its audience: the Theater Titanick tells of mythical themes, of mankind, nature and technology with special effects, bizarre characters and fascinating objects The extraordinary architecture of the Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen welcomes its guests well before they even arrive One of the most renowned libraries in Germany: the Stadtbücherei Münster Future Region North Westphalia II Art and culture »Over there in Westphalia is the fatherland of ham« wrote Heinrich Heine in 1820 to his friend Fritz von Beughem, who had taken a position as a legal clerk at the Hamm Higher Regional Court after completing his studies together with Heine in Bonn: »My good Fritz now lives in the fatherland of ham, in the enchanted land where pig beans blossom, pumpernickel glows in dark ovens, where poetic spirit lames and verses hobble.« Beughem’s pal had predicted that he would have to settle for riding a prosaic nag on the rocky road from Münster to Dorsten, far 159 »Westphalia non cantat! – Westfalen singt nicht!«, so lautet ein altes Vorurteil über die Musikbegeisterung der Region. Es zerschellt prompt an harten Fakten. Das Musiktheater im Revier (MIR) in Gelsenkirchen glänzt nicht nur durch hervorragende Opern-Programme, sein fantastischer Bau aus dem Jahre 1959 (Architekt Werner Ruhnau), ausgestattet mit Werken von Yves Klein wurde jüngst zum 50. Bestehen grundsaniert und behutsam zum Konzerthaus ausgebaut. Hier spielt die »Neue Philharmonie Westfalen«, ein Klangkörper mit fast 130 Musikern, der seinen Sitz in Recklinghausen hat und als Tournee-Orchester europaweit hohes Ansehen genießt. In der Nachbarschaft musiziert an den Städtischen Bühnen in Münster das dortige Sinfonieorchester unter großem Beifall seines Publikums. 1 2 Bekannt für ihre mitreißende Bühnenshow: das Frauen-Saxophonquartett »Next« auf dem Summerwinds Festival Im Westfälischen Literaturmuseum im Kulturgut Nottbeck sind rund 200 Schriftsteller vertreten 1 2 Famous for their ravishing shows on stage: the ladies saxophone quartette »Next« at the Summerwinds Festival Around 200 authors are represented in the Westphalian Museum for Literature, housed in the cultural heritage »Nottbeck« 160 from colourfully flowered meadows and the winged Pegasus, to a cultural wasteland. The identity and distinctiveness of a region are made up of the socalled »soft factors« that are born of the mentalities, local history, contemporary culture and other reviving values. They are co-determinants of the attractiveness of a region, and also for economic processes and the people acting within them. Nowadays the term »cultural economy« is used without reservation and it is seen as holding important potential for the future. Considered from this viewpoint, North Westphalia has a great deal to offer, both in its urban centres and in its countryside. »Westphalia non cantat! – Westphalia doesn’t sing!« is an ancient prejudice about the region’s love – or lack of it – for music. But it quickly falls apart at the seams when confronted with hard facts. The Musiktheater im Revier (MIR) in Gelsenkirchen not only offers an excellent opera programme, its fantastic architecture from the year 1959 (architect Werner Ruhnau), fitted with works from Yves Klein was recently renovated for its 50th anniversary and carefully extended into a concert hall. It is here that the »Neue Philharmonie Westfalen« plays, an orchestra with almost 130 musicians that Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur Das Landesjugendorchester, als Vollorchester besetzt mit den Siegern diverser Musikwettbewerbe für Jugendliche, hat seit Jahrzehnten feste Standorte in der Region in Nottuln und Heek, wo auf der ehemaligen Landesburg Nienborg die einzige Musikakademie Nordrhein-Westfalens ihren Sitz hat und qualitätsvolle Bildungsprogramme für die Laienmusik wie für Profis organisiert. Mehr als 20 000 Übernachtungen von Profis und Laienmusikern kann diese Akademie jährlich nachweisen. Zahlreiche weitere Kammerorchester und Musikgruppen jeder Couleur erklingen im Land und die Musikhochschule in Münster trägt entscheidend dazu bei, junge Talente anzuziehen, die ihre Kunst regelmäßig einem interessierten Publikum vorstellen. Dazu können die Verdienste der flächendeckend vertretenen Musikschulen um die Jugend nicht hoch genug eingeschätzt werden. In Coesfeld steht ein besonderes Schmuckstück, das »KonzertTheater« mit bis zu 610 Plätzen, ein Geschenk des Mäzenatentums von Kurt und Lilly Ernsting (»Ernstings family«) an Heimatstadt und Region. Dem Aspekt »Theater« widmet dieses durch seine akustische Gestaltung inzwischen weit berühmte Haus ein eigenes Programm, das großen Anklang findet. Die Städtischen Bühnen in Münster sind ein in voller Breite arbeitendes Drei-Sparten-Haus und nur ein Teil der Theaterszenerie der vormaligen »Provinzialhauptstadt«. Zahlreiche »Labels« ziehen wie Planeten ihre Kreise um das »Theater im Pumpenhaus«, die wichtigste Spielstätte alternativen Theaterbetriebes und modernen Tanzes in Münster. Weit bekannt und Future Region North Westphalia II Art and culture is based in Recklinghausen and is highly acknowledged throughout Europe as a touring orchestra. Its neighbouring symphony orchestra makes music on the municipal stages of Münster, to frenetic applause. The state youth orchestra, a full orchestra comprising the winners of various music competitions for young people, has had fixed venues in the region for decades in the shape of Nottuln and Heek, where North-Rhine Westphalia’s only music academy has its base in Nienborg castle and puts together top quality educational programmes for amateur and professional musicians. This academy boasts more than 20,000 overnight stays of musicians every year. Numerous other chamber orchestras and music groups of all kinds play in the state and the music academy in Münster makes an important contribution to developing young talents, helping them regularly present their craft to an interested audience. For this alone, one cannot underestimate the achievements of the music schools for young people throughout the region. In Coesfeld there is a very special gem in the form of the »KonzertTheater« with its 610 seats; a gift from the patrons Kurt and Lilly Ernsting (the »Ernstings family«) to their home town and region. This theatre, which is famed far and wide for its acoustic design, has its own very popular programme. The municipal theatres in Münster work in all three fields of theatre and are only part 161 vielfach ausgezeichnet ist »Cactus – Junges Theater«, das sich mit jugendlichen Laiendarstellern mutig auf sehr spezielle Gebiete und Probleme der Jugendkultur hinauswagt. Das »Wolfgang-BorchertTheater« am Kreativkai im Münsteraner Hafen glänzt durch muntere Programme ebenso wie durch beachtliche Besucherzahlen. Die Stadt Münster fördert das Theaterleben intensiv und bietet im »Theaterpädagogischen Zentrum Meerwiese«, einem früheren Bundeswehr-Kasino professionellen Gruppen wie engagierten Laien eine besondere Gelegenheit für Probe und Aufführung. Das »Theater Titanick«, weltweit bekannt durch seine fantasievollen Installationen und Aktionen auf Straßen und Plätzen, hat seinen Sitz in Münster. Diese Stadt ist aber nur ein Beispiel für mehrere. Nicht überall ist ein Stadttheater wie in Bocholt, wo der verdiente Förderverein des Theaters gerade sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat. Aber in fast allen Städten in Nord-Westfalen gibt es geeignete Auftrittsorte für professionelle Theater in Stadthallen und Kulturzentren. Oft sind sie in neu genutzten Industriebauten eingerichtet wie das Consol-Theater in Gelsenkirchen, das sich mit einer Bürgerinitiative die Lüfterhalle der früheren Zeche Consolidation sicherte und mit Hilfe des Landes ausbaute. In Emsdetten wurde »Stroetmanns Fabrik«, ein früheres Textil-Unternehmen, von der Stadt mit Landeshilfe ausgebaut zu einem Veranstaltungszentrum, das man aber in der Verwaltung und Leitung einer örtlichen Bürgerinitiative anvertraute. Gleiches gilt für die Gempt-Halle in Lengerich, die von einer Bürgerstiftung geführt wird. Wo einst Drahtseile produziert wurden, blüht heute ein eigenständiges kulturelles Leben. Das Theatertreiben in solchen Zentren ist nicht zu unterschätzen. Auf dem Lande selbst sind die Freilichtbühnen bedeutsam, die, wenn auch überwiegend im Unterhaltungsbereich tätig, vom Drama bis zum Musical einen weiten Bogen spannen. Hier engagieren sich hunderte von Laien, um in den Sommermonaten ein großes Publikum unter freiem Himmel – teils mit Regenschutz – zu versammeln. Laientheater mit professionellem Einschlag bringt auch das »Quasiso-Theater« in Ibbenbüren, eine Gründung der dortigen Volkshochschule. Die junge Truppe erweckte sich in der »Schauburg« eine eigene Spielstätte mitten in der Innenstadt. Das frühere Kino wurde nach zwölfjährigem Dornröschenschlaf durch Bürgerengagement saniert und ist heute ein akzeptiertes Haus mit durchaus professioneller Einrichtung und akzeptierter Theaterpraxis. Der Ehrenamtspreis des Landes NRW 2009 ging wegen dieser besonderen Leistungen an das »Quasi-so-Theater«. Die Theatersaison im Frühling beherrschen allerdings die Ruhrfestspiele in Recklinghausen, die in ihrer Tradition »Kunst für Kohle« seit mehr als 60 Jahren internationale Glanzpunkte klassischer und moderner Kunst in unseren Bezirk bringen. Gerade die Festspiele der letzten Jahre haben die ungebrochene Anziehungskraft des Hauses auf dem grünen Hügel im Norden Recklinghausens bewiesen. In vergleichbarer Tradition steht das Westfälische Landes-Theater 162 1 Die Rocky Horror Picture Show im Quasi So Theater in Ibbenbüren 2 Das Graphikmuseum Pablo Picasso Münster zeigt wechselnde Sonder ausstellungen rund um Picasso, seine Zeitgenossen und Künstlerfreunde 1 2 The Rocky Horror Picture Show at the Quasi So theatre in Ibbenbüren The Graphic Art Museum Pablo Picasso Münster shows temporary exhibitions of works by Picasso, his contemporaries and artist friends of the theatre scene of this former »provincial capital«. Numerous »labels« orbit the »Theater im Pumpenhaus«, the most important venue for alternative theatre and modern dance in Münster. Widely known and the winner of numerous awards is the »Cactus – Junges Theater«, which bravely occupies itself with very special areas and problems of youth culture, with exclusively amateur youth actors. The »Wolfgang-Borchert-Theater« at the Kreativkai in Münster’s port shines with lively programmes and large audiences. The city of Münster intensively promotes its theatres. It offers professional groups and amateurs a special place to rehearse and put on shows in the »Theaterpädagogisches Zentrum Meerwiese«, a former German army canteen. The »Theater Titanick«, known throughout the world for its imaginative installations and activities on streets and squares, has its base in Münster. And this city is just one example of which there are many. Not every city has a municipal theatre like in Bocholt, where the supporting society of the theatre has just celebrated its 100th anniversary. But there are venues for professional theatre in the town halls and cultural centres of nearly all the cities in North Westphalia. They are often set up in newly used industrial buildings, like the Consol-Theater in Gelsenkirchen, which secured itself the fan room of the former mine Consolidation by means of a citizens’ initiative, and turned it into a theatre with the aid of the state administration. In Emsdetten, the city turned »Stroetmanns Fabrik«, a former Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Kunst und Kultur WLT, das seinen Sitz im nahen Castrop-Rauxel hat, aber als Tourneetheater mit eigener Lkw-Flottille Bühnenbilder, Techniker und Schauspieler durch die Lande fährt und Kunst zu den Menschen bringt. Auf mehr als 400 Aufführungen kommt das WLT im Jahr mit seinen beiden Ensembles. Es ist aus der Kultur in Westfalen nicht wegzudenken. textiles company, into an event centre with the aid of the state, and handed it over to a local citizens’ group to manage it. The same applies to the Gempt-Halle in Lengerich, which is managed by a citizens’ foundation. Where once wire cables were produced there is today independent cultural life. The amount of theatrical activity in such centres is not to be underestimated. Was kann man aus einer leer stehenden Schuhfabrik, einer verfallenen Schmiede oder einem aufgelassenen Verbindungshaus schon machen? Der Einfallsreichtum kreativer Kräfte ist auch in NordWestfalen nicht zu unterschätzen. In soziokulturellen Zentren finden sich einzigartige Orte für Theaterspiel, für neue Musik, für experimentelle Kunst. Die »Alte Schuhfabrik« in Ahlen steht mit ihrem Programm-Mix für viele vergleichbare Einrichtungen. Die »Alte Schmiede« in Recklinghausen ist ähnlich aufgestellt, das »Kreativhaus« in der Diepenbrockstraße zu Münster hat gleich ein eigenes Bildungswerk und eine Jugendkunstschule dazu gegründet. Auf dem Paukboden des früheren Verbindungshauses sind die Fechtklingen verstummt, bewegen sich heute grazil Tänzerinnen und Tänzer. Hier wie an anderen Orten auch prägen diese Zentren die städtische Umgebung und ihre kulturellen Erscheinungsformen nachhaltig mit. In the countryside, open-air theatres play an important role, covering a large range from drama to musical, mostly in the area of light entertainment. Hundreds of amateurs are involved here, bringing together large audiences in the summer months – under the sky or rain roofs. Future Region North Westphalia II Art and culture The »Quasi-so-Theater« in Ibbenbüren, founded by the local Volkshochschule, also offers amateur theatre with a professional touch. This young company found its own theatre in the middle of town in the »Schauburg«. Formerly a cinema, the citizenry got together and renovated it after twelve years of inactivity, and today it is an accepted theatre with professional quality facilities and a popular programme. For its efforts, the »Quasi-so-Theater« was awarded the NRW state’s honorary award in 2009. 163 164 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur 4 5 6 7 Museumszentrum Quadrat im Stadtgarten von Bottrop »Blickst du hinauf und liest die Worte...« Installation von Ilya Kabakov, 1997 Kunstinstallation »Schwarzes Gold« am Gahlenschen Kohlenweg in Dorsten von Kirsten und Peter Kaiser Speicher II – Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster 4. The museum centre Quadrat in the Bottrop municipal garden 5. »Looking up, reading the words...« Installation by Ilya Kabakov, 1997 6. Art installation »Black Gold« on the Gahlen Coal Trail in Dorsten, by Kirsten and Peter Kaiser 7. Speicher II – Exhibition hall for contemporary art in Münster 1 2 3 Wewerka Pavillon – Ausstellungsraum der Kunstakademie Münster Eine andere Art der Kulturbereicherung: Das öffentliche Bücherregal in Münster »Toleranz durch Dialog« – Skulptur von Eduardo Chillida auf dem Platz des Westfälischen Friedens in Münster 1 2 3 Wewerka Pavillon – exhibition room of the Münster Art Academy Quite a different sort of cultural enrichment is the public bookshelf in Münster »Tolerance through Dialogue« – a sculpture by Eduardo Chillida on the Square of the Peace of Westphalia in Münster In der Landesgeschichte bildeten dagegen die adeligen Häuser das Gerippe des Landes. Die Besitzer von Burgen, festen Häusern und Schlössern waren in aller Regel auch beauftragte Beamte des Landesherren oder auf andere Weise in das Alltagsleben eingebunden, als Grundherren, Gerichtsherren oder Kirchen-Patrone eng verwoben mit dem Leben ihrer Untertanen. Von ähnlicher Bedeutung waren die Klosteranlagen der verschiedensten Ordensgemeinschaften. Mit der Säkularisation und der Ausbildung des modernen Staates sank die Bedeutung der adeligen Häuser und der Klöster, aber die prächtigen Architekturen der Vergangenheit sind heute anregende Spielorte für verschiedenste kulturelle Aktivitäten. Einzelne Burgen sind zu besuchen und zu besichtigen: Burg Vischering bei Lüdinghausen hat das Münsterlandmuseum des Kreises Coesfeld aufgenommen. Die Kolvenburg bei Billerbeck ist Kulturzentrum mit eigenem Ausstellungs- und Musik-Programm. Das Schloss Nordkirchen, Höhepunkt barocker Pracht in Westfalen, lädt seit Jahren zur eigenen Reihe von Schlosskonzerten ein. Auch das einst landesherrliche Wasserschloss Ahaus bietet ein reiches Kulturprogramm. Im ehemaligen Kloster Liesborn bei Wadersloh ist das Museum des Kreises Warendorf untergebracht, das durch eine hervorragende Sammlung besticht. Im Kloster Gravenhorst bei Hörstel-Bevergern hat die moderne Kunst eine Heim- und Spielstatt gefunden. Gerade dieses Haus verblüfft immer wieder durch experimentelle Kunst. In Rheine-Bentlage entstand 1437 ein Kreuzherrenkloster. Heute hat es ein Museum aufgenommen, das nicht nur die »Reliquiengärten« des späten Mittelalters pflegt, sondern auch die Werke der Westfälischen Moderne von Modersohn und Morgner bis zu Josef Albers beherbergt. Dieser Künstler des Bauhauses, geboren 1888 in Bottrop und 1976 in den USA verstorben, hat in seiner Heimatstadt ein hinreißendes Museum bekommen, das Werk und Biographie auf höchstem Niveau pflegt. Dass Bildung und Ausbildung in der Kunst wesentlich sind, erfährt man in jedem Jahr beim »Rundgang« in der Kunstakademie Münster, die sich – so neutrale Fachurteile – mit ihrer Arbeit gleichrangig neben womöglich bekannteren Akademien einordnen kann. Übrigens Bottrop: August Everding (1928-1999) kam aus dieser Stadt. Der Regisseur, Manager, Kulturpolitiker und Intendant gilt als eine der kulturpolitisch einflussreichen Theaterpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Vielleicht gerade weil seine Heimat so vielfältigen Wandlungen und Brüchen unterlegen war, wusste er: »Kunst ist das einzige, was uns aus dem Paradies geblieben ist!« Eher ein Klassiker auf der Besuchsliste ist das Kloster Bethlehem im Zwillbrocker Venn bei Vreden. Die wunderbar reiche Barockkirche des 18. Jahrhunderts an dieser abgelegenen Grenzstation zu den Niederlanden wurde über viele Jahrzehnte vergessen und gelangte so nahezu unverändert in unsere Gegenwart. Gerade in seiner so herben Landschaft von Moor und Ried ist Zwillbrock ein besonderer barocker Glanzpunkt. Dass in dieser Umgebung regelmäßig Konzer- 166 1 Das Textilmuseum in Bocholt beherbergt eine Sammlung von Webstühlen verschiedener Bauarten aus 100 Jahren Entwicklungsgeschichte 2 Rebekka Bakken während des Münsterlandfestivals 1 The Textile Museum in Bocholt holds a collection of looms from over a period of more than 100 years 2 Rebekka Bakken at the Münsterland Festival In spring the Ruhr Festival in Recklinghausen dominates the theatre happenings. It has been bringing international highpoints of classical and modern art to our region for more than 60 years now, within the scope of its »Art for Coal« initiative. In particular the festivals of recent years have proven the unbroken attractiveness of this theatre on the hill in the north of Recklinghausen. The Westfälisches Landes-Theater WLT, with its base in nearby Castrop-Rauxel, has a similar tradition, but as a touring theatre with its own fleet of trucks, sets, technicians and actors that travels across the country taking art to the people. The WLT gives more than 400 showings a year with its two ensembles. It is an integral part of the cultural scene in Westphalia. What can you make out of an empty shoe factory, a rundown old smithy or an abandoned fraternity house? In North Westphalia there are enough people with enough imagination to turn such venues into something special. Sociocultural centres are great places for theatres, new music or experimental art. The »Alte Schuhfabrik« in Ahlen stands as an example of many similar institutions with its programme mix. The »Alte Schmiede« in Recklinghausen is similarly structured. The »Kreativhaus« in Diepenbrockstraße in Münster started up its own educational centre and an art school for young people. The sounds of duelling foils are long gone from the former fraternity house. Nowadays dancers rehearse on the fencing floor. Here, as elsewhere, these centres leave a big impression on the urban environment and its culture. In historical terms, on the other hand, the aristocracy forms the framework of the state. The owners of castles, stately homes and fortresses were generally also the officials of the state rulers or integrated into the everyday life as landlords, lords of the court, church patrons or in some other way, and closely intertwined with the lives of their serfs. The monasteries of the various different orders were similarly important. With increasing secularisation and the formation of the modern state, the aristocratic houses and monasteries grew less important, but the magnificent architecture they left behind are today inspiring locations for various cultural activities. Some castles can be visited: Vischering Castle near Lüdinghausen has taken in the Münsterlandmuseum of the Coesfeld district. Kolvenburg Castle near Billerbeck is a cultural centre with its own programme of exhibitions and music. Nordkirchen Castle, the summit of baroque splendour in Westphalia, has held a series of castle concerts for many years now. And the once sovereign residence and moated castle Ahaus also has a rich cultural programme. Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Kunst und Kultur te erklingen, ist ein Glücksfall, Interpreten und Programm entsprechen der reichen Barock-Umgebung. Mit der Regionalen Kulturpolitik kamen auch Ideen für eigene Festivals. Das »Münsterland-Festival« hat in fünf Auflagen die Region mit den verschiedensten anderen Kulturregionen Europas verknüpft, es schenkte seinen Besuchern Begegnungen mit Künstlern und Musikern aus der Türkei, von der Adria, aus den Ländern am westlichen Mittelmeer oder aus dem Baltikum und Skandinavien. Nun wird sich dieses Münsterland-Festival mit einer eigenen Reihe »Summerwinds« für Holzbläser biennal abwechseln. Auch dieses 2010 erstmals aufgelegte neue Format präsentiert sich ebenso wandlungsreich wie regional verwurzelt: »An 39 Orten in einer der lebenswertesten Regionen des Landes, in Schlössern und Stiften, Kirchen und Klöstern, Konzertsälen und Unternehmen, in topmodernen Locations, historischen Gemäuern und open air gibts sanfte Brisen, erfrischende Böen, mitreißende Stürme aus Klassik, Jazz und Weltmusik.« Dazu laden »Trompetenbaum und Geigenfeige« die Musikfreunde zu Konzerten in die sommerlich ergrünten Gärten und Parks der Region. Es sind die Spannbreite und die teils sehr langen Traditionen in der Region, die wirksam sind und bleiben. Erst im Frühjahr 1997 wurde der alte Konzertsaal im Bagno-Park zu Burgsteinfurt nach langer Renovierung geöffnet. Er war in den letzten Kriegsmonaten 1945 zerstört worden. Schon 1774 hatte ihn der kunstsinnige Fürst zu Bentheim-Steinfurt mit einer frühklassizistischen Stuckausstattung vollenden lassen, übrigens das erste rein und ausschließlich für Musikvorführungen gedachte Bauwerk Europas! Dass der bekannte Rocksänger Udo Lindenberg ausgerechnet aus Gronau stammt, ist erst seit der Gründung des dortigen Rock’n Future Region North Westphalia II Art and culture The former monastery Liesborn near Wadersloh now houses the museum of the Warendorf district, which has an outstanding collection. In Gravenhorst monastery near Hörstel-Bevergern, modern art has a home and playground. This house never ceases to fascinate with its experimental art. In Rheine-Bentlage a knights of the cross monastery was built in 1437. Today it houses a museum that not only takes care of the »gardens of relics« of the late middle ages, it also holds the works of the Westphalian Modern, from artists such as Modersohn, Morgner and Josef Albers. This Bauhaus artist, who was born in 1888 in Bottrop and died in 1976 in the USA, has been dedicated a charming museum in his home town, which takes good care of his work and biography. The fact that education and training are important in art can be seen every year at the tour of the Münster Art Academy, which independent voices attest to be at least as good as other academies that are perhaps more well known. And speaking of Bottrop: August Everding (1928-1999) came from this city. Theatrical director, manager, cultural politician and director of the state theatre is considered to be one of the most influential figures in cultural politics from the theatre of the 20th century. Perhaps precisely because his home town has been subject to so many changes and disruptions, he knew: »Art is the only thing that remains to us from Paradise!« Bethlehem monastery Zwillbrocker Venn near Vreden is a true classic on the list of places to visit. This wonderfully ornate baroque church from the 18th century situated at this remote border crossing to the Netherlands was forgotten for many decades, which meant that it managed to remain more or less unchanged to this day. In particular in a moor landscape as rough as this, Zwillbrock is a special baroque highlight. It is a great stroke of good fortune that 167 there are regular concerts in this environment, with performers and the programme fitting into the baroque surrounds. The advent of the regional cultural politics brought with it ideas for festivals. The »Münsterland-Festival« has joined the region to various other cultural areas in Europe in the five times it has been held, offering its visitors encounters with performers and musicians from Turkey, the Adriatic coast, countries from the western Mediterranean, the Baltics and Scandinavia. Now, this Münsterland Festival will alternate with its own »Summerwinds« series for woodwinds on a biannual basis. This new format, being started in 2010, shows itself to be as varied as it is rooted in the region: »At 39 venues in one of the most liveable regions in the state, in castles and cathedrals, churches and monasteries, concert halls and companies, in highly modern venues and within historical walls and open air there are gentle breezes, refreshing gusts and rousing storms of classic, jazz and other music.« »Trompetenbaum und Geigenfeige« the music patrons invite you to concerts in the summery green gardens and parks in the region. 1 2 Der Picasso-Platz in der Altstadt von Münster zeigt das überlebensgroße Konterfei von Pablo Picasso aus Pflastersteinen Auch nachts nicht zu verfehlen: die Zentrale der LVM-Versicherungen in Münster 1 2 Picasso Square in Münster’s old town shows a larger than life likeness of Pablo Picasso made of paving stones Impossible to miss even at night: the headquarter of the LVM assurance company in Münster It is the wide range of often very old traditions in the region that remain so effective. The old concert hall in Bagno-Park zu Burgsteinfurt was opened in early 1997 after extensive renovations. It had been destroyed in the final months of the war in 1945. The artinterested Duke zu Bentheim-Steinfurt had had it built in 1774 with early classicist stuccos. It was the first building in Europe designed exclusively for music performances! Pop-Museums weiter bekannt. Dieses Haus widmet sich ganz der Popular-Musik des 20. Jahrhunderts und ist in der Konzeption darauf angelegt, sinnliche Erfahrungen von moderner Musik zu vermitteln. Die Räume des Museums in einer ehemaligen Textilfabrik bieten bei Konzerten bis zu 800 Gästen Platz. Man beschäftigt sich in Ausstellungen und Veröffentlichungen auch wissenschaftlich mit Rock und Pop und veranstaltet Tagungen zu diesen Themen. The fact that well-known rock singer Udo Lindenberg comes from Gronau is only known to a larger group of people since the foundation of the Rock’n Pop Museum there. This museum is dedicated to the popular music of the 20th century and is designed to give a sensual impression of modern music. The rooms of the museum in a former textile factory have space for 800 guests at their concerts. It also occupies itself on an academic level with rock and pop in exhibitions and publications, and holds seminars on these topics. An Museen ist in der gesamten Region wahrlich kein Mangel. Nahezu alle Städte verfügen über Dokumentationszentralen der eigenen Identität und pflegen sie, oft in Verbindung zu anderen kulturellen Einrichtungen. Derzeit erhält Münster den Neubau seines Landesmuseums, dessen Träger der Landschaftsverband von WestfalenLippe ist. Der führt auch das Naturkunde-Museum am Münsteraner Aasee, im Bezirk aber auch noch das Industriemuseum Schiffshebewerk Henrichenburg, das Textilmuseum in Bocholt und das bekannte Römer-Museum in Haltern. Alle diese Häuser haben eine weite Ausstrahlung auch in ihren jeweiligen Fachgebieten. Reich ist die Spannbreite der kleineren, wissenschaftlich aber gut betreuten Fachmuseen, wie etwa das Museum für Lackkunst in Münster, eine Einrichtung der BASF Coatings AG. Vielfach drehen sich diese kleinen Museen um klassische Landesprodukte: Baumberger Sandstein So there is no shortage of museums in the region. Nearly all the cities have centres that document their identity, and they operate them often together with other cultural institutions. A new state museum is being built in Münster by the Landschaftsverband Westfalen-Lippe. It also manages the natural history museum on the banks of Lake Aa in Münster, as well as the industrial museum at the ship hoist in Henrichenburg, the textile museum in Bocholt and the well-known Roman Museum in Haltern. All of these institutions reach far out into their respective fields. The bandwidth of the smaller, yet professionally run specialist museums such as the museum for lacquer in Münster, an institution of BASF Coatings AG. Many of these museums deal with the classical products of the region: Baumberger sandstone in Havixbeck, bell founding in Gescher or Westphalian Korn schnapps in Telgte. 168 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur Future Region North Westphalia II Art and culture 169 170 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur 3 4 5 Anetta Küchler-Mocny vor ihrem Papstgemälde »Auf großer Fahrt«: Kunstwerk von Fank Bölter im Kunsthaus Kloster Gravenhorst Regisseur und Produzent Peter Schamoni vor dem Bild »Die Wankelmutter« von Max Ernst im Landesmuseum für Kunst- u. Sachgeschichte 3 4 5 Anetta Küchler-Mocny standing in front of her portrait of the Pope »Auf großer Fahrt« : Artwork by Frank Bölter in the Museum Kloster Gravenhorst Film director and producer Peter Schamoni looking at Max Ernst’s painting »Die Wankelmutter« in the Landesmuseum für Kunst- u. Sachgeschichte 1 Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Münster 2 40 Künstler zeigen auf der Emscher-Insel Entwürfe für die Zukunft der Region 1 Landesmuseum for Art and Art History in Münster 2 40 artists show projects for the future of the region on the Emscher Island Future Region North Westphalia II Art and culture 171 in Havixbeck, Glockenguss in Gescher oder Westfälischer Korn in Telgte. Recklinghausen ist ebenso ein Beispiel reger Museumstätigkeit in einer Kommune. Die Geschichte der Region spiegelt sich im Vestischen Museum; die Kunsthalle Recklinghausen bietet neue Kunst und regelmäßige Ausstellungen in einem umgebauten Luftschutzbunker am Bahnhof. Das Ikonenmuseum eröffnet den Blick auf die »vielfältigen Themen und die stilistische Entwicklung der Ikonenmalerei und der Kleinkunst im christlichen Osten«. Im Museum »Strom und Leben«, das der Energiekonzern RWE AG im ehemaligen Umspannwerk in Recklinghausen-Süd im Jahre 2000 eröffnet hat, ist die Alltagsgeschichte der Elektrizität dokumentiert. Das Spektrum der Museumsaktivitäten in Nord-Westfalen ist zu groß, um es hier darzustellen. Doch kann hier noch auf neue Entwicklungen verwiesen werden. Etwa in Vreden, wo der Kreis Borken in Verbindung mit der Stadt ein »Kulturhistorisches Zentrum« bauen will, in das das bisherige Hamalandmuseum, Archive von Kreis und Stadt sowie eine Bibliothek und das Westmünsterland-Institut unter ein gemeinsames Dach kommen sollen. Dabei wird das bedeutende historische Zentrum von Vreden städtebaulich mit eingebunden. Zudem soll dieses neue Haus auch helfen, die Brücke in die Niederlande zu stärken – dies ist ein im ganzen Westmünsterland wichtiger Aspekt der Kulturpolitik. Neue Entwicklung? Neue Medienkultur! Da ist das Adolf-GrimmeInstitut in Marl bundesweit die erste Adresse. Das Institut untersucht und fördert neue Medien. Bekannt ist es vor allem durch den seit 1964 jährlich vergebenen »Adolf-Grimme-Preis«. Seit 2001 verleiht das Institut neben dem Fernsehpreis auch den »Grimme Online Award«. 2010 kam der »Deutsche Radiopreis« hinzu. 172 Das Adolf-Grimme-Institut hat seinen Sitz in Marl und vergibt jährlich den »Adolf-Grimme-Preis« für ausgezeichnete Fernsehsendungen The Adolf-Grimme-Institut has its seat in Marl and awards the »Adolf-Grimme-Preis« every year for outstanding television shows Recklinghausen is also a good example of lively museum activity in a community. The history of the region is reflected in the Vestisches Museum; the Kunsthalle Recklinghausen offers new art and regular exhibitions in a converted bunker at the railway station. The Icon Museum opens the visitor’s eyes to the »wide diversity of themes and the stylistic development of icon painting and handicrafts in the Christian East«. The story of electricity is documented in the »Electricity and Life« museum that the energy consortium RWE AG opened up in the former substation in South Recklinghausen in the year 2000. The range of museum activities in North Westphalia is too great to be able to cover it all here, but we can point to new developments. For example in Vreden, where the Borken district plans to build a »cultural history centre« together with the city administration, in which the former Hamalandmuseum, the archive of the town and district, a library and the Westmünsterland-Institut are to be housed. The historical centre of Vreden will be integrated into it architecturally. And furthermore, this new institution is also designed to help bridge the gap to the Netherlands – an important aspect of cultural policy in Westmünsterland. New development? New media culture! The Adolf-Grimme-Institut in Marl is the place to go for that in Germany. This institute investigates and promotes new media. It is best known for the »AdolfGrimme-Preis« which has been awarded every year since 1964. Since 2001 the institute also awards the »Grimme Online Award« Zukunftsregion Nord-Westfalen II Kunst und Kultur Gar internationale Bekanntheit hat Nord-Westfalen als »Lieferant« höchster Kulturbeiträge durch die Ausstellung »Skulptur.Projekte« erlangt. Seit 1977 wird in Münster alle zehn Jahre internationale Kunst im öffentlichen Raum präsentiert. Einzelne der Expositionen in der westfälischen Hauptstadt, die nahezu zeitgleich mit der documenta in Kassel ablaufen, haben jener nach dem Urteil von Fachleuten durchaus den Rang abgelaufen. Und mit der Kulturhauptstadt 2010 ist eine Teilregion des Bezirkes in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt, über die früher auch aus kulturellem Blickwinkel vorschnell hinweggesehen wurde: Die Emscher-Lippe-Zone. In Begleitung des »Ökologie-Programms Emscher-Lippe ÖPEL«, das aus dem größten Abwasserkanal des Reviers wieder einen Fluss mit natürlichem Umfeld machen wird, bespielte im Sommer des Kulturhauptstadtjahres moderne Kunst die schmale »Emscher-Insel« zwischen Castrop-Rauxel und Oberhausen. Weltweit anerkannte Künstler haben unter der Kuratur von Prof. Florian Matzner (München) temporäre und dauerhafte Kunstwerke geschaffen, die den Wandel an der Emscher nach dem Abzug der Montanindustrie darstellen. Dazu winken von den Halden, dem größten künstlich errichteten Mittelgebirge der Welt, Skulpturen wie Tetraeder, Horizont-Observatorium und Sonnenuhr. Diese Landmarken, die sich über das gesamte Ruhrgebiet erstrecken, sind verbunden mit Namen bedeutender Künstler wie Richard Serra, Dani Karavan, Hermann Prigann, Ulrich Rückriem, Dan Flavin, Agustin Ibarrola, Mischa Kuball und Jonathan Park. Der kleine Rundgang durch den IHK-Bezirk Nord Westfalen zeigt, dass da viel kulturelles Leben blüht. Man muss es nur sehen und erfahren wollen. Und hinkende Verse nach Heinrich Heine? Mit Haus Nottbeck bei Stromberg hat man eines der schönsten Literaturzentren in Deutschland, das vielfältige Informationen und Arbeitsmöglichkeiten bietet. Man muss nur einmal lauschen, wenn junge Leute eines Literaturkurses auf dem Hof des kleinen Herrensitzes Poetry-Slam erarbeiten und einstudieren. Das ist eine Melange, die gefällt – und die doch auch ihre Wurzeln im Lande hat. Deutschlands größte Dichterin, Annette von Droste-Hülshoff, formuliert: »Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer – Gott sei Dank! füge ich hinzu – und denke gut genug von jedem Fremden, wer er auch sei, um ihm zuzutrauen, daß er, gleich mir, den Boden, wo seine Lebenden wandeln und seine Toten ruhen, mit keinem anderen auf Erden vertauschen würde, (...).« Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. in addition to its traditional television prize. And in 2010 the »Deutscher Radiopreis« was also added. North Westphalia even achieved international fame as a »supplier« of leading cultural contributions with its exhibition »Skulptur. Projekte«. Since 1977 international art has been presented in public space in Münster every ten years. Experts say that some of the exhibits in the Westphalian capital, which are shown at almost the same time as the documenta in Kassel, have overtaken the latter in terms of rank. And with the Cultural Capital 2010, part of the district has moved into the focus of attention that was previously often too quickly ignored, also from a cultural viewpoint: the Emscher-Lippe zone. Accompanied by the »Emscher-Lippe environmental programme ÖPEL«, which will again make a river with natural surroundings of the largest waste water canal in the area, modern art played the narrow »Emscher Island« between Castrop-Rauxel and Oberhausen in the summer of the year as Cultural Capital. Globally renowned artists have created temporary and permanent works of art here under the curatorship of Prof. Florian Matzner (Munich), which show the changes that have taken place on the Emscher since the retreat of the coal and steel industry. On the pit heaps, the world’s largest artificial range of hills, you can see sculptures such as the Tetrahedron, the Horizon Observatory and the sundial. These landmarks, which can be found all throughout the Ruhr region, are linked to names of major artists the likes of Richard Serra, Dani Karavan, Hermann Prigann, Ulrich Rückriem, Dan Flavin, Agustin Ibarrola, Mischa Kuball and Jonathan Park. A little walk through North Westphalia shows that cultural life is alive and well here, you just have to want to see and experience it. And Heinrich Heine’s limping verses? Haus Nottbeck near Stromberg is one of Germany’s best literature centres, offering a wide range of information and work opportunities. You simply have to listen when the young people of a literary group think up and memorise their poetry slam in the courtyard of the little manor. It is a mix that appeals and that has its roots in the region. Germany’s greatest female poet, Annette von Droste-Hülshoff, puts it this way: »I am a Westphalian, and from the heart of Westphalia, a Münsterländer – thank goodness! I may add – and I think well enough of every stranger, whoever he may be, to trust him to agree that he, like me, would not swap the ground on which his living walk and in which his dead rest for any other on Earth, (...).« Now if that doesn’t say it all. Future Region North Westphalia II Art and culture 173 174 Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport Sport Sport Future Region North Westphalia II Sport 175 Immer in Bewegung Always on the go Thomas Austermann Zwischen dem FC Schalke 04 im Südwesten und dem Reitverein Lienen im Nordosten der Region liegen nicht nur rund 100 Kilometer Luftlinie, dazwischen liegt auch ein ganz erstaunlich breites Spektrum an Disziplinen, welche die Nord-Westfalen sowohl als Spitzen- als auch als Breitensport begeistert betreiben. Es ist fast verwunderlich, dass niemand eher auf diese Idee gekommen ist. Seit Pfingsten 2010 lockt die »Deutsche Fußballroute NRW« die Freunde des runden Leders auf das Fahrrad, um auf 820 Kilometern Fußballgeschichte(n) nachzuspüren. Sportlich, sportlich – in zweifacher Hinsicht. Wer den Erlebnisradweg von Aachen bis Bielefeld komplett absolviert, strampelt durch Fußballgeschichte und -gegenwart zugleich. Und er radelt einmal quer durch NordWestfalen. 176 Between the FC Schalke 04 in the south-west and the equestrian club Lienen in the north-east of the region there are not only about 100 kilometres of land, but also an astonishingly wide range of disciplines that the North Westphalians are extremely active in, from the professionals to the amateurs. It is astonishing that nobody had this idea earlier: Since Whitsun 2010 the »German Football Route NRW« has been enticing football fans onto their bikes to trace 820 kilometres of football history. Sport for sport – doubled sporty. Those who complete the entire route from Aachen to Bielefeld bike through the past and the present of football all at once, and all the way across North Westphalia as well. Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport 1 2 3 Zu den Heimspielen des FC Schalke 04 in der Fußball-Bundesliga pilgern 61 673 Besucher in die VELTINS-Arena in Gelsenkirchen Das Preußenstadion an der Hammerstraße in Münster: Heimat des Fußball-Regionalligisten SC Preußen 06 e.V. Münster Das Konterfei von Bundestrainer Jogi Löw während der WM 2010 in der Altstadt von Münster 1 2 3 61,673 fans come to the VELTINS Arena in Gelsenkirchen to the home games of the Bundesliga soccer club FC Schalke 04 The Preußenstadion in Hammerstraße in Münster: Home of the regional league soccer club SC Preußen 06 e.V. Münster The life likeness of the trainer of the German national football team Jogi Löw during the 2010 Fifa World Cup in the Münster old town Dabei führt natürlich kein Weg an Gelsenkirchen vorbei. In diesem zentralen Ort der Fußballgeschichte ist der Wandel in der Sportart Nummer 1 ebenso schnell greifbar wie seine heutige wirtschaftliche Bedeutung. Dazu reicht es, von der 1928 eröffneten legendären Glückauf-Kampfbahn »Auf Schalke« zur Veltins-Arena zu gehen, der modernsten Multifunktionsarena Europas. Hier ist längst nicht mehr nur der Erstligafußball Marke Königsblau daheim. Damit sich die vom europäischen Fußballverband (UEFA) mit fünf Sternen ausgezeichnete Stätte für den Betreiber rechnet, dient sie Unterhaltungszwecken aller Art und gleich mehreren Sportdisziplinen, die Future Region North Westphalia II Sport Of course, no such tour would be complete without a visit to Gelsenkirchen. At this central point of football history, the development of the region’s no. 1 sport is just as tangible as is its commercial importance. Here you can follow the fortunes of the legendary »Glückauf« stadium »Auf Schalke« opened in 1928 on its journey to becoming the Veltins Arena: Europe’s leading-edge mul- 177 in Nord-Westfalen ansonsten eher weniger verbreitet sind, aber die sportbegeisterten Menschen dennoch in Massen anziehen. Zum Beispiel Eishockey. Beim Weltmeisterschaftsspiel am 7. Mai 2010 erzielte Deutschland gegen die USA einen historischen Erfolg – und mit 77 803 Zuschauern einen neuen Besucher-Weltrekord in dieser Sportart. Boxport und Biathlon sind in der Arena zu erleben, verrückte Autorennen mit Stefan Raab und Speedway-Wettbewerbe. Diese »Zweckentfremdung« tolerieren die heimischen Fußballfans. Denn sie wissen, dass Fußball immer die Sportart Nummer 1 in Nord-Westfalen bleiben wird. Schließlich ist Fußball hier dank dem FC Schalke 04 absoluter Spitzensport. Aber eben nicht nur. Auch »in der Breite« sind die Westfalen als aktive Ballsportler gut aufgestellt und liegen im deutschlandweiten Vergleich auf vorderen Plätzen. Statistiken des Deutschen Fußball-Bundes weisen es aus: Die meisten Vereinsmitglieder hat zwar Bayern (1,471 697 Millionen), doch schon auf Rang zwei folgt der Landesteil Westfalen (841 003), der für 2010 den zweitgrößten Zuwachs im gesamten Bundesland notierte – mit einem Plus von über 17 500 Mitgliedern. Da auch die passiven Mitglieder erfasst werden, also jene, die sich zum Beispiel beim FC Schalke 04 einschreiben und damit als Fans Vorteile genießen, sagen andere Zahlen mehr über die wirklich sportlichen Aktivitäten aus. 2 483 westfälische Vereine melden 20 034 Mannschaften – darin alleine 8 755 Teams mit Jungen bis 14 Jahren. Mädchen- und Frauenfußball boomt besonders. In diesem Bereich sind permanent steigende Mannschaftszahlen zu verzeichnen. Vor zehn Jahren gab es zwischen Rhein und Weser gerade einmal 266 Frauen- und 443 Mädchenteams im Spielbetrieb, zuletzt waren es 606 und 1 097. Hinter jeder Zahl stehen Ehrenamtliche, die den ganzen Sportbetrieb erst ermöglichen. Einen Betrieb, der sozial- und gesundheitspolitisch gesehen eine tragende Säule der so häufig zitierten Bürgergesellschaft darstellt. Um das ehrenamtliche Engagement, das den Breitensport trägt, live zu erleben, kann der Routen-Radler am »Ballerlebnispunkt« Nummer 70 – an der Burg Vischering in Lüdinghausen – den kurzen Weg gen Baumberge nehmen. Hier erreicht er vielleicht keine Kultstätte von König Fußball, aber er kann zum Beispiel in Nottuln am Platz der DJK Grün-Weiß erspüren, wo die Faszination des Sports die Basis hat, wo sie tagtäglich gelebt wird und eine enorme gesellschaftliche Bedeutung bekommt. Und er lernt hier Menschen kennen, denen es egal ist, dass sie niemals Millionen machen, wenn sie Samstag für Samstag ihre Zeit dem Hobby anderer opfern. Heike und Frank Bäumer sind Profis im Ehrenamt als bekennende Fußballfans und der Gemeinschaft verpflichtete Mitdenker. Ohne einen Titel zu führen, leitet das Ehepaar, das für drei Söhne und fünf Töchter zu sorgen hat, das Vereinsheim der Grün-Weißen. Versiche- 178 Ehrenamtliches Engagement wird groß geschrieben: Frank und Heike Bäumer (hinten) sind jedes Wochenende auf dem Sportplatz anzutreffen Voluntary work is the key: Frank and Heike Bäumer (back) can be found at the football ground every weekend without fail tifunctional event arena. For many years now it has no longer been merely the home of the top Bundesliga and international football club Schalke, with five stars from the football organisation UEFA. In order to make the Arena a viable financial proposition for its operators, it also serves entertainment purposes of all other kinds, including several different sporting disciplines that aren’t quite as big as soccer in North Westphalia, but that still attract enormous numbers of fans nonetheless. For example ice hockey. In the World Cup game on 7 May 2010, Germany scored a historical victory against the USA – and a new attendance record for this sport with 77,803 spectators. Boxing and winter biathlon can also be experienced live in the Arena, as can crazy car races with Germany’s biggest comedy talk-show icon Stefan Raab and other speedway battles. The Schalke fans tolerate this foreign usage of their football stadium because they know that theirs will always be and remain the number 1 sport in North Westphalia. After all, thanks to their club, the region can enjoy world class sport every weekend. But not only that: The Westphalians are also very active as amateur ball-sportspeople as well, among the most active in Germany in fact. Statistics from the German Football Association bear witness to this: Bayern does have the most members (1,471,697), but Westphalia comes in a strong second (841,003), and in 2010 its membership grew by the second largest number, with more than 17,500 new members. As this figure also includes passive members, i.e. those who register with FC Schalke 04 in order to enjoy certain benefits as fans, there are other statistics that perhaps say more about the numbers of truly active sportspeople. The 2,483 Westphalian clubs have 20,034 teams – alone 8,755 with young people up to the age of 14. Girls’ and women’s football is booming particularly strongly. Constantly rising numbers of teams can be counted in this segment. Ten years ago there were only 226 women’s teams between the Rhine and the Weser and 443 teams for girls. Just recently these numbers were 606 and 1,097. Behind each of these figures are many volunteers who make the sport at this level possible. And it is a level that is a social and healthcare pillar of society. People biking the Route can experience the commitment of these volunteers at first hand at the »Ballerlebnispunkt« Number 70 – by taking the short route in the direction of Baumberge. They may not see a historical venue of soccer there, but, for example in Nottuln Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport rungskaufmann Frank Bäumer arbeitet für die LVM-Versicherungen in Münster. Er widmet seine freie Zeit zudem den E-1-Junioren, die er trainiert. Zusätzlich plant er als Spielkoordinator Wochenende für Wochenende, wie er die Partien von 33 Juniorenmannschaften am besten auf die zwei Kunstrasenplätze des Klubs verteilen kann. am Platz, they can gain an impression of the fascination of sport at the sports club DJK Grün-Weiß, where this fascination is lived out day after day and where it is so important for the local community. And they will meet people who don’t care that they will never earn millions by spending their free time on their hobby. »Unser Vereinsheim ist ein Treffpunkt am Samstag. Bis zu 15 Spiele gehen da über die Plätze. Da hat man schnell 400 und mehr Menschen hier.« Denen müsste man, dachte Frank Bäumer im WMSommer 2006, mehr bieten »als eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen.« Gesagt, selbst getan: Zwischen 10 und 18 Uhr gibt es Angebote und deshalb Nachfrage am Platz, die kulinarische Palette führt nach ihrer Erweiterung das auf, was beim Fußball aufgeführt werden muss. Von der Brezel über die Waffel bis zur »Manta-Platte«, also Pommes und Currywurst. Heike and Frank Bäumer are true professionals in the field of volunteers. They love football and they help shape the community here. Without any fancy titles, this married couple, which has three sons and five daughters of their own, run the Grün-Weiße clubhouse. Insurance expert Frank Bäumer works for LVM-Versicherungen in Münster. He spends his free time training the young players. And as game coordinator he also plans how he can best get 33 junior games played every weekend by the club on two artificial grass fields. Im Verein macht schon ein Bonmot die Runde: »Bäumers gehen nur einmal im Jahr zum Sportplatz: am 1. Januar – und dann bleiben sie da.« Die Bäumers kaufen ein, schließen den Laden auf, werfen die Friteuse an und schließen abends wieder zu. Sie schreiben den Plan, nachdem reihum die Eltern der vielen Mannschaften als Helfer »Our clubhouse is a meeting place on Saturday. Up to 15 games are played on the grounds on that day. So you can easily end up with 400 or more people here.« And in the World Cup summer of 2006, Frank Bäumer thought to himself that they had to start offering those people more than just »a cup of coffee and a piece of cake.« Future Region North Westphalia II Sport 179 180 Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport 1 2 Laufen aus Leidenschaft: 7 800 Läuferinnen und Läufer nahmen am 9. Volksbank Münster Marathon teil Das Münsterland ist eine der stärksten Pferderegionen Deutschlands: Dressurreiter Hubertus Schmidt auf »Forest Gump NRW« in Münster 1 2 The passion of running: 7,800 runners took part in the 9th Volksbank Münster Marathon Münsterland is one of Germany’s greatest equestrian regions: Dressage rider Hubertus Schmidt on »Forest Gump NRW« in Münster eingeteilt sind. Für alle gibt es verbindliche Termine und damit eine große Verlässlichkeit – per E-Mail folgt stets der letzte Aufruf an die Ehrenamtlichen des Tages. »Das funktioniert hier bestens. Die Eltern wissen, wofür sie das alles machen«. Für die Kids natürlich, in deren Abteilung die Einnahmen fließen. Damit es mal einen Satz Trikots, ein paar Bälle oder eine Freizeitfahrt mit der Mannschaft gibt. Und so stehen die Bäumers letztendlich auch »nur« beispielhaft für die vielen ehrenamtlichen Helfer in den vielen Amateurvereinen, die den vielen hundert Kindern und Jugendlichen jedes Wochenende die Chance geben, sich im sportlichen Wettkampf zu messen und sich gleichzeitig im Verhalten anderen gegenüber zu üben. Frank Bäumer hat einst selbst Fußball gespielt, in Münsters Stadtteil Gievenbeck, bis sich das Ehepaar weit draußen vor der großen Stadt den Bauplatz in Nottuln sichern konnte. Seine Identifikation mit der Gemeinde ist hoch, die mit dem Verein am stärksten. Der Mehrspartenklub dient mit seinen Angeboten einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung, schafft Bewegungsmöglichkeiten und sorgt damit für Gesundheit, belebt und trägt ein soziales Miteinander rund um den Sport. Es bedarf Menschen wie der Bäumers, um einen gesellschaftlich permanent wirkungsvollen Effekt erzielen zu können. Nur wer sich wohl fühlt in dieser idealistischen Haltung, macht da mit. »Ich habe eine hohe Eigenmotivation – es gibt mal ein Dankeschön, mehr brauchte ich auch nicht.« Grün-Weiß Nottuln hat rund 550 Spielerinnen und Spieler in der Jugendfußballabteilung und dennoch kaum Probleme damit, zwei oder drei Verantwortliche für jede der 33 Mannschaften zu stellen. »Das schaffen wir. Mit den Eltern geht das gut bis zu den D-Junioren, dann braucht man qualifizierte und lizenzierte Leute«, sagt Bäumer, denn dann erreichen zumindest die ersten Mannschaften der jeweiligen Altersklasse den Bereich des Leistungssports. Viele unserer Trainer und Betreuer kommen aus Nottuln selbst und das ist uns auch ganz lieb so – die schätzen das Zugehörigkeitsgefühl und wissen, dass sie dem Klub wichtig sind.« Fährt der Routenradler weiter gen Osten, stößt er auf Münster, das Zentrum des Münsterlandes. Die Domstadt, die Unistadt, die Aaseestadt, die Fahrradstadt. Und die besondere Sportstadt. Dass es hier einmal Bundesligafußball gab, ist zwar Fakt, aber nur den wenigsten Enthusiasten noch gut in Erinnerung. Im Gründungsjahr der höchsten Klasse 1963/64 mussten die Adlerträger, immerhin Deutscher Future Region North Westphalia II Sport And so they did: Now there are culinary delights on offer between 10 am and 6 pm, with everything that belongs on the sideline of a football field, from pretzels to waffles through to the good old sausage with fries. There is a saying at Grün-Weiß: »The Bäumers only go down to the grounds once a year – on the first of January. Then they just don’t leave.« The Bäumers do the shopping, open the doors, turn on the deep fryer and lock up again at the end of the day. They write up the schedule once they have allotted the various parents in the numerous teams their jobs. Each of them has concrete dates and thus an organisation that can be relied on. The volunteers of the day then get their final reminder by e-mail. »It works very well like that here. The parents know why they are doing it «. For the kids, of course, and the earnings all flow into the youth department of the club, so that there are always uniforms, balls or a bus trip with the team to look forward to. So the Bäumers are almost »only« representative of the many volunteers in the many amateur clubs who offer their help selflessly week after week, giving thousands of children the chance to be active in their sport on the weekend and learn all the social lessons that this brings with it. 181 Vizemeister in 1951, bereits erfahren, dass sie nicht mithalten konnten. Und stiegen sofort aus der Klasse wieder ab. Abgesehen von ein paar guten Zweitligajahren läuft der traditionsreiche Verein seither seinem eigenen Anspruch ebenso hinterher wie den Sehnsüchten der vielen Fans, die sofort mobilisiert werden können, wenn Erfolg da ist. Im August 2009 sahen 18 200 Zuschauer das DFB-Pokalhauptrundenspiel gegen Hertha BSC Berlin. Der Favorit kam erst nach Verlängerung weiter. Fest verankert in der höchsten deutschen Liga spielen hingegen die in Münster populären Volleyballerinnen des USC. Deren Bundesligaheimspiele im Stadtteil Berg Fidel sind in der Szene anerkannte Events, dargestellt vor fachkundigem wie fairem Publikum. Neun Meistertitel führen die »Unabhängigen« in ihrer Chronik auf. Von ihrer Nachwuchsarbeit profitieren Vereine aus der Umgebung, die Partnerschaften mit dem Verein eingehen, der sich der Ausbildung von Talenten verschrieben hat. Im Sportinternat Münster leben junge Volleyballerinnen, Leichtathleten und Fußballer, denen Pädagogen und Betreuer zur Seite stehen, damit die förderungswürdigen Talente Schulbelastungen und Spitzensport vernünftig in die Waage bekommen. In der Stadt bewegen sich die Menschen am liebsten selbst. Und nicht alleine mit dem Fahrrad zur Uni oder Arbeitsstätte. 80 000 Münsteraner sind in Sportvereinen organisiert, der jährliche Marathonlauf lockt ebenso Tausende an und auf die Strecken wie der Münsterland-Giro, das Radsport-Straßenrennen für Profis und Jedermann. Als die deutschen Profis Linus Gerdemann und Fabian Wegmann noch in ihrer Heimatstadt lebten, gab es so etwas nicht. Heute werden sie als Stargäste und Zugpferde für den Giro verpflichtet. Auf Trab bleiben auch die Lehrenden und Studierenden der Westfälischen Wilhelms-Universität. Dafür sorgt der Hochschulsport. 10 000 Teilnehmer nutzen pro Halbjahr das schier grenzenlose Angebot. Training und Übungen in mehr als 100 Sportarten sind zu buchen, 350 Übungsleiter stehen zur Verfügung. Die Macher schaffen es immer wieder, die der Power-Fitness verschriebene breite Masse ebenso wie die Nischensucher anzusprechen, die sich schon immer mal im Geocaching ausprobieren wollten, einer Art moderner Schatzsuche mit Unterstützung eines Satellitensystems. Hier herrscht das Klima, in dem Trendsportarten geboren werden – oder importiert. Wie etwa Futsal, der offizielle Hallen- und Kleinfeldfußball. Münster ist bei dieser Sportart ebenso eine deutsche Hochburg wie beim Skateboard. Schließlich gilt der engagierte Unternehmer Titus Dittmann, der 1978 den ersten deutschen Skateboard-Shop in Münster eröffnete, als Vater der deutschen Skateboardszene. Neben vielen Trendsportarten gibt es aber auch regionaltypische Disziplinen. Zum Beispiel das Speckbrettspiel. Es ist dem Tennis 182 Frank Bäumer used to play soccer himself, in the Münster suburb of Gievenbeck, until he and his wife were able to buy their section in Nottuln on the outskirts of town. He identifies strongly with the suburb, but even more strongly with the club. With its range of options, this multi-departmental club provides leisure-time activity and exercise, promoting good health and providing a social framework for interpersonal relations with the common denominator sport. People like the Bäumers are so important for achieving an effect of this kind. Only people who feel at home with this idealist posture get involved to such an extent. »I’m very motivated within myself – I do hear a thank-you from time to time, and that’s all I need.« Grün-Weiß Nottuln has around 550 players in the youth soccer department, and yet it seldom has a problem finding two or three people to look after each of the 33 teams. »We manage that. It works with parents until the players are 11 or 12 years old, then you need qualified and licensed people,« says Bäumer. Because that is the age at which at least the first teams move into the realms of serious sport. Many of our trainers and helpers come from Nottuln itself, and we are happy about that, because they appreciate the feeling of belonging here, and they know how important they are to us.« Biking further to the east, the Route cyclist reaches Münster, the centre of Münsterland, the cathedral city, the university city, the Lake Aa city, the bicycle city. And a very special sporting city. That there was once a football club here that played in the Bundesliga is a fact, but it is something that not many people can still remember. In the year in which the top German league was founded, in 1963/64, the Eagles, who had been no less than second in Germany in 1951, were forced to accept that they couldn’t keep up anymore, and were relegated immediately. And apart from a few good years in the second division, this club with its long and illustrious tradition has since then not really been able to live up to its own hopes or those of its fans, who are a group that can be mobilised very quickly if they can sense a success in the air. In August 2009, 18,200 fans watched the cup game against Hertha BSC Berlin, for example, with the team from Germany’s capital only getting the better end for itself in extra time. The ladies of the USC on the other hand are a real force in the first German volleyball league. Their home games in the suburb of Berg Fidel are big events in the volleyball scene, with a large base of fair and expert fans. The »Independents« have nine championship titles in their history. Clubs in the area that enter into partnerships with the club profit from its youth work, with it placing great emphasis on bringing out and teaching talented players. Young volleyball players, track and field athletes and soccer players live in the Münster sports boarding school with their teachers and trainers so that tomorrow’s potential professionals have the chance to find the right balance between schooling and top-level sport. Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport Ein weiterer Sieg für Vitali Klitschko, hier in der Arena Auf Schalke Yet another victory for Vitali Klitschko, here in the Schalke Arena In this town, the people love exercise, and not only biking to the university or workplace. 80,000 Münsterers are members of sports clubs, the annual marathon attracts thousands of runners and proam bike races like the Münsterland-Giro, mobilise the masses and professionals alike. This kind of event didn’t exist here as the German professional cyclists Linus Gerdemann and Fabian Wegmann were growing up here, but today they are celebrated star-guests and major attractions of the Giro. The teachers and students of the Westphalian Wilhelms-University are also always on the go. University sport makes sure of that. 10,000 people make use of the sheer endless range of options. Training and exercise can be booked in more than 100 different sports. There are 350 trainers available. The organisers repeatedly succeed in appealing to the power fitness masses and the niche sportspeople who want to have a go at geocaching, a kind of modern treasure hunt with the aid of a satellite system. It is an environment in which trend sports are born – or imported. For example Futsal, the official indoor and small field football. Münster is a German mainstay of this sport, and for skateboarding. The businessman Titus Dittmann, who opened Germany’s first skateboard shop in Münster in 1978, is considered the father of the German skateboarding scene. ähnlich und hat sein Zentrum im Münsterland, seit der Sport Ende der 1920er Jahre von 15 Jugendlichen aus dem Schwarzwald mitgebracht wurde. Es gibt in Münster drei Speckbrettvereine und beispielsweise nur einen Verein in Berlin. Auch das Ballonfahren ist aus dem Münsterland nicht wegzudenken. Seit 1909 schon gibt es den Freiballon-Sportverein Münster und Münsterland. Und natürlich, auch wenn der Reitsport anderswo in Deutschland ebenso gepflegt wird: Nord-Westfalen ist eine der stärksten Pferderegionen, insbesondere das Münsterland. Alle vier Jahre bekommen das auch die weniger Reitsportbegeisterten zu sehen und zu hören, dann nämlich, wenn mit den Medaillenrängen bei den Olympischen Spielen auch die Wohnorte der Reiterinnen und Reiter bekanntgegeben werden. Doch noch einmal zurück zur Sportart Nummer 1. Die Deutsche Fußballroute NRW führt den Spurensucher auf den Prinzipalmarkt, die »gute Stube Münsters«, wo anno 1951 die Preußen-Helden um Tormann Otto Mierzowski und Stürmer Felix »Fiffi« Gerritzen bejubelt wurden, obschon sie in Berlin gegen den 1. FC Kaiserslautern mit 1:2 verloren hatten. Und sie führt zum inzwischen für knapp Future Region North Westphalia II Sport Alongside the many trend sports, there are also disciplines typical for the region. For example Speckbrett, a kind of padder tennis with a wooden bat, which was brought here from the Black Forest by 15 young people at the end of the 1920s. There are three Speckbrett clubs in Münster and, in comparison, only one in Berlin. Ballooning is also a real Münsterland pastime. The Münster and Münsterland Ballooning Club has been in action here since 1909. And although horse riding can be found elsewhere in the Republic as well, North Westphalia is still one of the strongest equestrian regions, in particular Münsterland. Every four years those who aren’t all that involved with horses otherwise also get a taste of this, when the places of residence of the people winning Olympic medals in the equestrian events are made public. But first let’s go back to Germany’s number one sport. The German Football Route NRW takes interested bikers to the Prinzipalmarkt, the »gute Stube« or parlour of Münster, where in 1951 the Prussian heroes around goalkeeper Otto Mierzowski and striker Felix »Fiffi« Gerritzen were celebrated like champions, even though they had lost the cup final against FC Kaiserslautern in Berlin 2:1. And it takes them to Hammer Strasse where the Preussenstadion stands, which 183 fünf Millionen Euro modernisierten Preußenstadion an der Hammer Straße sowie zur Universität. Als Student der Volkswirtschaftslehre hat der spätere Nationaltorwart Jens Lehmann in den 1990er Jahren hier gebüffelt, als er noch für den FC Schalke 04 spielte. Lehmann spielte zu Zweitligazeiten mit Königsblau auch gegen den SC Preußen, Christoph Metzelder für diesen Verein. Gleich das erste Seniorenjahr nutzte der Defensivspieler aus Haltern als Sprungbrett. Zwar musste Borussia Dortmund seinerzeit regelrecht aufmerksam gemacht werden auf die Potenziale des 19 Jahre alten Talents, auf den umsichtigen wie intelligenten Verteidiger, aber der BVB reagierte noch rechtzeitig. »Metze« machte sich einen Namen, trotz aller Verletzungen, und wurde Nationalspieler. Mit seinem spektakulären Wechsel zum Weltklub Real Madrid setzte der vielseitig interessierte Musterprofi seiner Karriere einen für ihn typischen Wendepunkt. Allein, bei aller Anerkennung durch Vereinsbosse und Anhänger gereichten ihm die Einsätze in nur 23 Meisterschaftsspielen nicht zum sportlichen Weiterkommen. Zum Entsetzen der BVB-Fans gab Metzelder im April 2010 seinen Wechsel nach Schalke bekannt. 184 Die älteste Heißluftballon-Veranstaltung in Deutschland: Die Montgolfiade in Münster findet jedes Jahr im August am Ufer des Aasees statt The oldest hot-air balloon event in Germany: The Montgolfiade in Münster takes place every August on the banks of Lake Aa was recently modernised to the tune of five million euros, and to the university. Former German national goalie Jens Lehmann studied economics here in the 90s while he was playing for FC Schalke 04. In his days in the second division, Lehmann also played for Schalke against SC Preussen, where Christoph Metzelder was active. The defender then made use of his first year in the seniors as a springboard to greater things. Borussia Dortmund didn’t initially recognise the potential of the 19 year-old and had to have it pointed out to them, but they did react quickly enough in offering the circumspect central defender a contract. »Metze« as he is known, made a big name for himself, despite being set back by injuries, and was eventually called into the German team. The career of the soft-spoken, model professional gained a typical turning point when he was spectacularly bought by Real Madrid. Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Sport Weniger Wirbel gibt es um sein Engagement bei seinem Heimatverein in Haltern am See. Dort soll mit Metzelders Hilfe und dank seiner Verbindungen etwas wachsen. Dabei geht der Klub TuS Haltern ganz anders vor als beispielsweise der grün-weiße in Nottuln. Haltern holte sich Fachleute für die Neuorganisation der Fußballabteilung, knüpfte durch die prominente Unterstützung Kontakte in die Wirtschaft, setzte sich dank einer aufwändigen Kampagne ausgewiesener PR-Experten ungewöhnlich ins Bild (»Haltern hat einen See – aus den Tränen unserer Gegner«) und sprach mit seiner auffordernden Aktion »TU´S, Haltern!« auch jene an, die dem Verein zuvor kaum verbunden waren. Mit Erfolg: Die Zahl der Mannschaften in der Stauseekampfbahn wächst, die Gruppe der Unterstützer auch. In seiner Kolumne für »11 Freunde – Magazin für Fußball-Kultur« beschreibt Metzelder diese Art des ehrenamtlichen Engagements als »Exzellenzinitiative.« Und findet: »Die besten Talente müssen gefunden und bestmöglich gefördert werden! Aber der deutsche Fußball muss gerade in seiner Breite und Tiefe noch besser werden. Dazu gehört meiner Meinung nach, dass wir unsere Kinder fußballerisch viel besser ausbilden müssen. Und dies beginnt etwa bei einem Bezirksligisten wie dem TuS Haltern, der dabei stellvertretend für die Vielzahl von Amateurvereinen in Deutschland steht«. Zahllosen Beispielen von falsch verstandenem Mäzenatentum hält Metzelder seinen Plan entgegen. Denn: »Der Absturz nach einem kurzen Höhenflug ist oft ungleich härter, da häufig weder eine Jugendabteilung als Unterbau, noch eine entsprechende Infrastruktur gleichsam mit aufgebaut wurden«. In Haltern wird deshalb auf vier Säulen gebaut: Infrastruktur, Ausbildung, Ausrüstung und Marketing. »Ich verstehe das Mäzenatentum als Anstoß und vor allem als Hilfe zur Selbsthilfe. Der Gesamtverein, seine Mitglieder und Partner müssen animiert werden, mitzuhelfen«. Mit dem TuS Haltern und dem Neu-Schalker Metzelder ist der Tourenfahrer zurück im Südwesten der Region Nord-Westfalen. Hier schließt sich das kaum vollständig zu beschreibende Spektrum des Breiten- und Spitzensports mit einer besonderen Disziplin, die zeigt, dass es kaum eine Sportart gibt, die es in Nord-Westfalen nicht gibt. Gemeint ist nicht der Trabrennsport, der in Gelsenkirchen natürlich auch betrieben wird. Noch regionaltypischer ist die Variante, die Bergleute über Jahrzehnte kultiviert haben: der Taubenrennsport. 2007 lenkte eine Taube aus dem Team Recklinghausen, die beim bedeutendsten Taubenrennen der Welt in Südafrika 120 000 US-Dollar gewonnen hatte, bundesweite Aufmerksamkeit auf diesen Sport. Diese Taube landete auf dem zweiten Platz und trug den Namen »Schalke 04« – ein purer Zufall, wie insbesondere in Fußballkreisen immer wieder betont wird. Future Region North Westphalia II Sport Unfortunately, despite earning the respect and accolades of the club’s bosses and fans, he only made the first eleven in 23 championship games. Then, in April 2010, Metzelder announced that he would be moving to Schalke, to the horror of the BVB Dortmund fans. The great work he does at his original club Haltern am See doesn’t attract quite as much media attention. But here, something special is developing with Metzelder’s help and connections. TuS Haltern has a totally different approach as, for example, grün-weiß Nottuln. They called on specialists to restructure their football department, made contacts to the business sector with celebrity assistance, launched an extraordinary campaign designed by PR experts (»Haltern has a lake – filled with our opponents’ tears«) and appealed even to those who hadn’t felt a connection to the club previously with its »TU´S, Haltern!« (Do it, Haltern!) campaign. With great success: The number of teams is growing and the group of backers is as well. In his column for the magazine »11 Freunde – Magazin für FußballKultur« Metzelder describes this kind of voluntary work as an »excellence initiative.« He says: »The most talented young players have to be found and nurtured in the best possible way! But the breadth and depth of German football also has to improve, and in my opinion, this means we have to give our young players a much better soccer education. And this begins down the line at regional clubs like TuS Haltern, which stands vicariously for the many amateur clubs in Germany«. Metzelder cites numerous cases of patronage that were not done properly and has a plan to do it better. Because: »The fall after a brief high-flight is often much more devastating because there is no youth department as a foundation, and the required infrastructure is not put in place«. In Haltern they are therefore building on four pillars: infrastructure, training, equipment and marketing. »I see being a patron as a push in the right direction and helping people help themselves. The whole club – its members and partners have to be animated to do their bit as well«. With TuS Haltern and the now Schalker player Metzelder, the route cyclist returns to the south-west of the North Westphalia region. And it is here that a very special discipline rounds off the range of professional and amateur sports, proving that there is nothing that isn’t represented in North Westphalia. And we don’t mean trotting, which is also popular in Gelsenkirchen. No, even more typical for the region is a version that the miners have cultivated here for decades: Homing pigeons. In 2007 one particular pigeon from Team Recklinghausen won 120,000 US dollars in the world’s leading pigeon race in South Africa, attracting unheard of attention to this sport in Germany. It placed second overall, a huge achievement, and bore the name »Schalke 04« – but that is purely coincidence, as the football fans here in the region never fail to point out. 185 Freizeit, Vergnügen Leisure, 186 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung und Erholung pleasure and relaxation Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 187 Wohnen, wo andere Urlaub machen Live where others go on holiday Bruni Frobusch »Wenn man anfängt, seinem Passbild ähnlich zu sehen, sollte man Urlaub machen«, hielt der israelische Satiriker Ephraim Kishon gestressten Mitmenschen den Spiegel vor. Wohl wahr. Die breit gefächerten Freizeitangebote in Nord-Westfalen aber lassen den kritischen Blick in den Ausweis schnell vergessen. Pulsierendes Leben, Ausflugsziele en masse, eine abwechslungsreiche Gastronomie und ein reiches Kulturangebot stehen dort Seite an Seite mit beschaulichen Orten der Ruhe. Und das nicht nur einen Urlaub lang, sondern – wenn man möchte – Tag für Tag. »When you start looking like your passport photo, it‘s time to take a holiday« once said the Israeli satirist Ephraim Kishon. Never was a truer word spoken. But the broad range of leisure-time activities in North Westphalia can quickly save you the critical glance into your travel documents and mirror. Pulsating life, travel destinations en masse, widely varied culinary offerings and a cultural calendar stand side-by-side with tranquil places of introspection, and that not just for the time span of a holiday, but every day if one so desires. Über die Region hinaus wirkende Anziehungspunkte wie beispielsweise Deutschlands größter Film- und Entertainmentpark in Bottrop sind ebenso zu finden wie fast flächendeckende Angebote für sportliche Aktivitäten in der freien Natur vom Mountainbiking über Inlineskaten, Rad Fahren und Wandern, Klettern und Kanufahren, Reiten und Golfen bis hin zum Skifahren auf einer der renaturierten Kohleabraum-Halden im Ruhrgebiet. Eine große Zahl von Wellness-Oasen und Bäderlandschaften verheißen feucht-fröhliches Vergnügen. Und in den ungezählten Gaststätten, Cafés und Restaurants werden, je nach Gusto, bei regionaler Hausmannskost oder einem raffinierten Gourmet-Menü, die Lebensgeister nach einem anstrengenden Arbeitstag, nach allerlei Aktivitäten oder einem ausgiebigem Einkaufsbummel neu geweckt. Here you will find attractions that pull in visitors from well outside the region, such as Germany‘s largest film and entertainment park in Bottrop, all manner of sporting activities under the sun, from mountain biking to inline skating, cycling and hiking to rock climbing and canoeing, horse riding and golf and even skiing on one of the renaturated coal pithead stocks in the Ruhr. A large number of spas and bathing areas promise bathing pleasure and in the uncountable restaurants, cafés and bars you can recoup your energy after a hard day‘s shopping or other activities, with regional delicacies or gourmet menus of any kind. Appetit bekommen auf einen Ausflug in das Land, das es einem so leicht macht, seine freie Zeit zu gestalten und zu genießen? Los geht’s. Zunächst zur Stippvisite in die Westfalenmetropole Münster. 280 000 Menschen leben dort plus rund 50 000 Studenten, ein Jungbrunnen für das Leben dort. Ein Stadtbummel führt zwangsläufig unter die Bögen des Prinzipalmarktes, dem Aushängeschild der historischen Altstadt mit Wurzeln im 12. Jahrhundert. Unterhaltsame Führungen auf der Themenskala zwischen Nachtwächter-Rundgang, Krimi-Kost oder mit einem besonderen Auge für die Architektur helfen auf so amüsante wie informative Art, Münster zu entdecken und zu erleben. In der guten Stube mit ihren Giebelhäusern und in all den anderen Altstadt-Straßen und Fußgängerzonen laden Geschäfte und ein bunter Wochenmarkt im Schatten des Domes zum Bummel ein. Exklusive Modemarken, trendige Boutiquen, unverwechselbare Geschäfte beweisen Lebensart – hier hat der Einkauf Stil. Neben den zum Teil noch Inhaber geführten Einzelhandelsgeschäften erwar- 188 Has this whet your appetite to take a trip to the state that makes it so easy to enjoy your free time? Well come on then! First make a stop-over in the Westphalian metropolis of Münster. 280,000 people live here, plus around 50,000 students, a veritable fountain of youth for life in the city. A walk through town takes you beneath the arches of the Prinzipalmarkt, the figurehead of the historical town centre with its roots all the way back in the 12th century. Entertaining guided tours take you on the Night Watchman‘s Round, offer themes for crime lovers or those with an eye for architecture, helping you discover Münster in a fun way. 1 Der Prinzipalmarkt ist Münsters gute Stube 2+3 Kneipen und Gasthäuser sorgen für ein lebendiges Nachtleben 1 The Prinzipalmarkt is Münster’s »Gute Stube« 2+3 Pubs and restaurants guarantee a vibrant night life Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 189 ten die Besucher moderne Konsumtempel wie die Münster Arkaden (26 000 qm Verkaufsfläche), die Stubengasse (16 800 qm) und das Hansecarré (7 800 qm). Und in den allgegenwärtigen (Straßen-) Cafés lässt sich trefflich eine Pause einlegen. Wer es ruhiger mag: Über den geschlossenen Grüngürtel der Stadt, die Promenade, schlendert es sich wunderbar unter Bäumen zum Aasee. Der 40 Hektar große Binnensee umgeben von dichtem Grün ist frequentiertes Ziel der Naherholung. Sommerfrische pur und in eiskalten Wintern ungetrübtes Eislaufvergnügen. Und das mitten in der Stadt. Restaurants, Bootsverleih und Segel-Club sorgen für maritimes Flair und Urlaubsatmosphäre. Ein fast sechs Kilometer langer Rad- und Wanderweg, der auch bei Joggern beliebt ist, führt um den See. Kein Wunder, dass der Aaseepark Münster 2009 zum »schönsten Park Europas 2009« gekürt wurde. 190 1 2 3 Ausgesuchte Fachgeschäfte und Gastronomie sorgen in den Münster Arkaden für ein entspanntes Einkaufserlebnis Den Sommer genießen: Der Aasee liegt im beliebten Naherholungsgebiet unweit des Stadtzentrums Auf der »Fahrradautobahn« unterwegs: Die Promenade ist einer der Hauptverkehrswege für Radfahrer in Münster 1 2 3 Select shops and restaurants ensure a relaxed shopping experience in the Münster Arcades Enjoying the summer: Lake Aa lies in the popular recreational area near the city center On the road on the »bicycle motorway«: This promenade is one of the main arteries for cyclists in Münster In the Gute Stube area of the inner city, with its gabled buildings, and in all the other old town roads and pedestrian zones, shops and Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 191 Der Merfelder Bruch, westlich von Dülmen, ist die Heimat der Dülmer Wildpferde die stets in freier Wildbahn leben. Sie sind eine ganz besondere Attraktion des Münsterlandes und ziehen alljährlich Tausende von Pferdeliebhabern an The »Merfeld Bruch«, west of Dülmen, is home of the Dülmen wild horses that use to live in their natural surroundings. They are a year-round attraction of Münsterland for thousands of horse lovers 192 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 193 Mit dem »Wasserbus Professor Landois«, benannt nach Zoogründer Hermann Landois, tuckern Touristen und Ausflügler gemächlich über den See. Dorthin, wo das LWL-Naturkundemuseum mit aufwändig modernisiertem Planetarium, das Mühlenhof-Freilichtmuseum und der Allwetterzoo mit dem Westfälischen Pferdemuseum beliebte Ausflugsziele sind. Im Zoo, der mit seinen zum Teil überdachten Wegen Wetterkapriolen ein Schnippchen schlägt, kann man Elefanten füttern, Pinguine beim Spaziergang begleiten, kunterbunte Papageien mit Nektar verwöhnen, Riesenesel streicheln und noch viel mehr. Naturnah gestaltete, großflächige Gehege sind das Markenzeichen des Allwetterzoos. Außergewöhnlich ist das »Affricaneum« für Gorillas samt Untermietern, für Schimpansen und afrikanische Schweine. Nicht zuletzt trugen 100 Folgen der ARD-Serie »Pinguin, Löwe & Co« zum hohen Bekanntheitsgrad bei. Und Publikumsliebling und Eigengewächs Nashorn Ebun ist sogar zum Internet-Star mit eigener Homepage avanciert. Nach so viel tierischem Vergnügen bietet sich am Abend ein Abstecher ins »Kuhviertel« an. Eine Art kleine Düsseldorfer Altstadt mit urigen Kneipen und Münsters ältester Brauerei Pinkus Müller. An der Ausgehmeile am Stadthafen mit einer Mischung aus umgebauten Speichern und moderner Architektur finden sich originelle SzeneCafés, Restaurants und Musikclubs. Münster ist nicht nur die Stadt des Westfälischen Friedens, Hauptstadt der Fahrräder, Klimahauptstadt, sondern auch eine der Kinostädte Deutschlands. Das Cineplex mit neun Sälen und zwei im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Programmkinos erfüllen (fast) jeden Cineasten-Wunsch. 194 a colourful weekly market make shopping a pleasure in the shade of the cathedral. Exclusive fashion labels, trendy boutiques and distinctive stores prove that shopping has real style here. There is a wonderful mix of owner-run retailers and modern consumer temples like the Münster Arkaden (26,000 m2 of sales floor), the Stubengasse (16,800 m2) and the Hansecarré (7,800 m2). And interspersed with these are the ever-present (street) cafés, where you can take a well-earned break from it all. Those who like to take things a little more easily can take a wonderful stroll across the city‘s green belt, down the Promenade, beneath the trees to Lake Aa. This 40 hectare lake surrounded by intense greenery is a very popular place for R and R: Pure summer freshness in the warm months and perfect ice-skating conditions in cold winters. And that right in the middle of the city! Restaurants, boat rentals and the yacht club provide for maritime flair and a holiday atmosphere. A biking, jogging and walking path of almost six kilometres in length leads down to the lake. No wonder that the Aaseepark Münster was voted »Europe‘s Most Beautiful Park 2009«. The »Professor Landois Waterbus« named after the zoo founder Hermann Landois, carries tourists and day-trippers cosily across the lake to where the LWL Natural History Museum awaits with its modernised planetarium – and other popular destinations along with the Mühlenhof Open-Air Museum, the All-Weather Zoo and the Westphalian Horse Museum. In the zoo, with its partially roofed walkways that cheat any bad weather, you can feed the elephants, take a walk with penguins, feed nectar to colourful parrots, pat giant donkeys and much much more besides. Large near-to-nature enclosures are the trademark of this Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Das Ganze lässt sich spielend per Leeze ansteuern. Leeze – so nennt der Münsteraner sein geliebtes, umweltfreundliches Fortbewegungsmittel. Eine halbe Million Drahtesel gibt es in der Stadt. Wer keines hat – leihen ist kein Problem! Das alles sind Attribute, die Münster 2004 den UN-Titel »Lebenswerteste Stadt der Welt« eintrugen. Die Stadt ist eingebettet in das Radlerparadies Münsterland, das sich auf die Kreise Warendorf, Coesfeld, Steinfurt und Borken erstreckt. Blauer Himmel, sattgrüne Wiesen, Pferde, Rad- und Reitwege, alte Wasserburgen, herrschaftliche Schlösser, moderne Kunstwerke – eine Landschaft zum Wohlfühlen. Zu ihrem Rückgrat gehören die 4 500 Kilometer Radwege. Neben 20 thematisch geführten Routen wie der 100-Schlösser-Route, der Römer- oder der Friedensroute sowie dem neuen Ems-Radweg, dem 2005 der Titel als Radroute des Jahres verliehen wurde, zeichnet die Radler-Region ein in Europa einzigartiges, wabenförmiges und einheitlich ausgeschildertes Radwegenetz aus. Etwa 3 000 Hauptwegweiser mit Richtungs- und Kilometerangaben sowie 15 000 Zwischenwegweiser machen die Orientierung leicht. 200 landschaftlich und kulturell ansprechende Rundwege mit einer Länge von 10 bis 40 Kilometern ermöglichen Kombinationen je nach Zeit, Lust oder Kondition. Hinzu kommt ein passgenauer Service mit Bett- & Bike-Betrieben, Navigationssystemen, Radpauschalen sowie Service- und Rad-Mietstationen. Nur ein Beispiel: Die NaturGenussRoute. Sie erschließt auf ihrem 160 Kilometer langen Rundkurs die ganze natürliche Vielfalt des Münsterlandes, inklusive Gaumenfreuden. Unterwegs servieren ausgewählte Gastronomiebetriebe und gemütliche Bauernhof-Cafés leckere heimische Spezialitäten: Mit Zutaten frisch und gesund aus der Region. Zahlreiche Direktvermarkter halten in ihren Hofläden ein reiches Sortiment an hochwertigen Lebensmitteln aus eigener Herstellung bereit. Wie viel die regionale Speisekarte zu bieten hat, zeigt die Aktion »So schmeckt das Münsterland«, in der sich fast 60 Betriebe zwischen Hopsten, Wadersloh und Rhede im kulinarischen Schulterschluss üben. 1 2 3 4 Weg der Jahresbäume: Seit 1989 wird jährlich ein Baum des Jahres bestimmt, der hier am Tag des Baumes gepflanzt wird Die größte Radstation Deutschlands am Münsterer Hauptbahnhof bietet Platz für 3 300 Räder Das »Hockende Weib« ist ein Steingebilde in den Dörenther Klippen und Wahrzeichen von Ibbenbüren Das Mühlenhof-Freilichtmuseum zeigt auf 5 Hektar bäuerliche und handwerkliche Kultur aus vier Jahrhunderten 1 2 3 4 Annual Tree Avenue: Every year since 1989 a tree of the year is chosen and one is planted here on Tree Day The biggest bike station in Germany is at Münster’s main railway station and has space for 3,300 bikes The »Crouching Woman« is a stone formation in the Dörenthe Cliffs and a landmark of Ibbenbüren The Mühlenhof Outdoor Museum holds 5 hectares of rural and craftsmanship culture from four centuries Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 195 196 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Das Münsterland von einer seiner schönsten Seiten: Das Wasserschloss Hülshoff, die Schlösser Burgsteinfurt, Raesfeld und Ahaus sind beliebte Ausflugsziele Münsterland from its best side: Hülshoff Castle and the castles of Burgsteinfurt, Raesfeld and Ahaus are popular destinations for day trips Ein Blick in die Münsterland-Kreise macht schnell klar, dass es neben den überall vorhandenen Angeboten zum Radfahren und zur Einkehr allerorten ganz spezielle Gründe gibt, auf Entdeckungstour zu gehen. Die Stadt Dülmen beispielsweise ist durch ihre Wildpferde weithin bekannt. Dort, im Merfelder Bruch, sind das ganze Jahr über bis zu 250 Pferde in freier Wildbahn zu beobachten. Am letzten Samstag im Mai werden sie zum Wildpferdefang zusammengetrieben und die einjährigen Hengste werden versteigert. Dem Traditionsbewusstsein der Herzöge von Croy ist es zu verdanken, dass das Reservat Wildpferdebahn als einzigartiges Naturdenkmal seit mehr als 150 Jahren erhalten geblieben ist. Die herzogliche Familie hat die letzte auf dem europäischen Festland frei lebende Wildpferdherde vor dem Aussterben bewahrt. Beinahe zwangsläufig stoßen Tourengänger insbesondere im Kreis Coesfeld auf eine der zahlreichen Wasserburgen oder auf eines der Schlösser. Vom verträumten Herrensitz bis zum »Westfälischen Versailles« Schloss Nordkirchen reicht das Spektrum der imposanten Bauwerke, die die münsterländische Parklandschaft bis heute mitprägen. Der Kreis Warendorf ist weit über seine Grenzen hinaus ein Begriff für den Pferdesport. Hier haben Sportgrößen wie der Weltmeister und Olympiasieger Hans-Günther Winkler und nationale Spitzenverbände des Reitsports ihren (Wohn-)Sitz, hier finden alljährlich die Hengstparaden und Bundeschampionate statt. Auf der 190 Kilometer langen, ausgeschilderten Reitroute im nördlichen Teil des Kreises kommen Urlaubs-, Freizeit- und Wanderreiter auf ihre Kosten. Landgaststätten und Reiterhöfe liegen als Raststationen direkt an der Strecke oder einige Galoppsprünge entfernt. Sie garantieren eine flexible Tourenplanung. Entlang der Ems machen diverse Anbieter Lust darauf, ein Boot zu entern und die Welt vom Wasser aus zu betrachten. In Emsdetten im Kreis Steinfurt zum Beispiel stehen Kanus oder Drachenboote startbereit für eine unbeschwerte, sportliche Tour gen Rheine. Idyllische Rastplätze oder gemütliche Gasthäuser am Ufer laden zum Verschnaufen ein. 198 1 Das Kloster Bentlage in Rheine ist heute Museum und Ort kulturellen Austauschs. 2 Kulturdenkmal und Museum: Die Saline »Gottesgabe« in Rheine 1 Bentlage Monastery in Rheine is today a museum and a place of cultural exchange. 2 Cultural monument and museum: The Saline: »Gift from God« in Rheine all-weather zoo. The »Affricaneum« for gorillas and their subtenants, the chimpanzees and African pigs is extraordinary. 100 instalments of the state broadcaster‘s television series »Pinguin, Löwe & Co« helped raise the zoo‘s level of recognition. Home-grown baby rhinoceros Ebun has even grown to be an Internet star with his very own homepage. After so much animal fun, it almost makes sense to take a detour in the evening to the »Kuhviertel«, or »cow district«. This is a kind of Düsseldorf old town centre with rustic bars and Münster‘s oldest brewery, the Pinkus Müller Brauerei. On the nightlife promenade in the city port, with its mixture of converted old warehouses and modern architecture, you will find cool cafés, restaurants and music clubs. Münster is not only the city of the Peace of Westphalia, the capital city of bicycles and climate capital, it is also one of the movie cities in Germany. The Cineplex theatre, with its nine screens and two award-winning arthouse cinemas is a utopia for cinemagoers. And it is all easy to get to on a Leeze – as the Münsteraners call their environmentally friendly mode of transport otherwise known as the bicycle. There are half a million treadlies in the city. If you haven‘t got one of your own, renting is not a problem! These are all attributes that contributed to Münster gaining the UN title in 2004 »World‘s most liveable city«. Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung In Rheine ist der Naturzoo zusammen mit der Saline Gottesgabe, dem Kloster Bentlage und dem umliegenden Bentlager Wald ein attraktives Ausflugsziel. Tiere erleben, Natur begreifen – unter dieser Prämisse beherbergt der Zoo etwa 1 000 Tiere verschiedener Arten, darunter frei fliegende Weißstörche sowie Seehunde und Tiger. Bekannt ist der Tierpark für seinen Affenwald, in dem bis zu 30 Berberaffen in einem abgezäunten Eichenhain leben. Durch eine Schleuse betreten die Besucher das Gelände, Tierpfleger erklären, wie der Wald funktioniert und wie die Pflege der Affen gewährleistet ist. Mit etwa 30 Störchen gibt es im Zoo in Rheine die größte Storchenkolonie Nordrhein-Westfalens. Dazu gesellen sich fast noch genau so viele wilde Störche zum Überwintern. Im Biotop-Wildpark Anholter Schweiz in Isselburg hingegen werden Besucher mitgenommen auf eine ganz andere Reise: Sie durchstreifen auf sechs Kilometern gut begehbarer Sandwege sieben verschiedene Biotope, die von einheimischen Tieren bewohnt werden. Unter anderem leben dort Dachse, Wisente, Wildkatzen, Füchse und Bären im Naturwald, in der Heidelandschaft, im Wirtschaftswald oder im Heuschober. Den Grundstein für den Wildpark legte Fürst Leopold zu Salm-Salm anno 1893, als er in Erinnerung an seine Hochzeitsreise das »Schweizer Haus« und eine Felslandschaft erbauen ließ – eine Nachbildung des Vierwaldtstädter Sees. Zum 100-jährigen Bestehen wurde der unter Denkmalschutz stehende Englische Garten dann zum 56 Hektar großen Biotop-Wald. Überhaupt: Die Natur ist ein Pfund, mit dem es sich in Nord-Westfalen trefflich wuchern lässt. So haben sich im Naturpark Hohe Mark, an der Schnittstelle zwischen dem Münsterland und dem nördlichen Ruhrgebiet, Erlebnis-Pfade mit Natur, Kultur und Sport etabliert. Unter dem Motto »Natur mit Kultur – natürlich aktiv« soll der Park bis 2012 ein neues Gesicht erhalten, das sich vor allem in vier Themenlandschaften zeigt, die Besuchern die Orientierung in einer höchst vielfältigen Region erleichtern sollen. Parklandschaft kennzeichnet den Norden zwischen Dülmen und Rhede. Die WaldLandschaft reicht von der Haard im Kreis Recklinghausen bis zum Diersforter Wald im Kreis Wesel. Die Wasser-Landschaft zieht sich Future Region North Westphalia II The city is embedded in the cyclist‘s paradise Münsterland, which encompasses the districts of Warendorf, Coesfeld, Steinfurt and Borken. Blue skies, lush green pastures, horses, cycling and horseriding paths, ancient moated castles, regal palaces, modern works of art – a fairy tale place to enchant you. Its backbone includes the 4,500 kilometres of cycle paths. Alongside 20 thematically organised routes such as the 100 Castle Route, the Roman Route, the Route of Peace and the new Ems Cycle Path, which won the title of cycle path of the year in 2005, the biking region also boasts a web-like network of cycle paths with standardised signposting that is one of its kind in Europe. Around 3,000 main signs with directional and kilometre indications and 15,000 secondary signs make it easy to find your way. 200 scenically and culturally attractive closed-loop tracks varying in length from 10 to 40 kilometres enable you to explore any manner of combinations, depending on how much time you have, how fit you are or simply how far you want to go. And there is a customised service with bedand-bike accommodation, navigation systems, set rates for bikes and service and bike rental stations. Just one example: The Enjoy Nature Route (NaturGenussRoute). This 160 kilometre round-trip unfolds to you all the natural diversity of Münster, including culinary delicacies. On the way, selected restaurants and cosy farmyard cafés serve delicious local specialities, with fresh and healthy ingredients from the region. Numerous direct marketers offer a wide range of top quality foods from their own fields in their farmyard stores. Just how much the regional menu has to offer can be seen in the »So schmeckt das Münsterland« campaign (this is how Münster tastes) that almost 60 enterprises between Hopsten, Wadersloh and Rhede are involved in. Leisure, pleasure and relaxation 3+4 Der Freizeitpark Ketteler Hof nahe Haltern am See bietet viele Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung für Kinder 3+4 Ketteler Hof recreational park near Haltern am See has many ways for children to spend their free time 199 One glance at the Münster districts quickly shows that there are also many other reasons to go on a tour of discover here, in addition to the outstanding cycling and culinary offerings. The city of Dülmen, for example, is known far and wide for its wild horses. Here, up to 250 wild horses can be observed all year round in Merfelder Bruch. On the last Saturday in May they are herded together for the wild horse muster and the one year-old stallions are auctioned off. It is thanks to the love of tradition of the Dukes of Croy that this wild horse reserve has been maintained as a unique natural monument for more than 150 years. The ducal family has saved the last free-living herds of wild horses on the European continent from extinction. von der Steveraue über die Halterner Seen mit ihren Sandstränden entlang der Lippe bis zum Niederrhein. Der Halterner Stausee ist der größte der Region und optimaler Ausgangspunkt für Freizeitaktivitäten im nördlichen Ruhrgebiet. Er bietet vielfältige Sportmöglichkeiten: Schwimmen, Rudern, Segeln, Surfen oder Tretbootfahren. An der Stever, die in den Halterner Stausee mündet, lassen sich auch Kajaks mieten, mit denen man über den Mühlbach bis in das Münsterland vorstoßen kann. Besonderer Anziehungspunkt für Sonnenhungrige aus dem ganzen Ruhrgebiet ist das Strandbad mit seinen 10 000 Quadratmetern Natur-sandstrand und 30 000 Quadratmetern Wasserfläche. Hier, im Übergangssaum vom Münsterland in die Emscher-LippeRegion, mitten im Naturpark Hohe Mark in Haltern-Lavesum, liegt auch der Erlebnispark Ketteler Hof. Mit Märchenwald, Matsch-Spielplatz, Natur-Erlebnis-Pfad, Sommerrodelbahn, Streichelzoo und Tiergehegen zieht er vor allem Familien mit kleineren Kindern an. In den 32 fantasievoll gestalteten Spielbereichen ist körperliche Aktivität gefragt: Hier wird noch selbst geklettert, gerutscht, gerodelt, entdeckt, getobt. Ein Ausflugstipp für die, die nicht unbedingt das ultimative Fahrgeschäft oder Technik en Masse brauchen. Im Norden des Ruhrgebietes ist die kommerzielle Freizeitwirtschaft stark vertreten. Vor allem Bottrop verfügt über ebenso außergewöhnliche wie zugkräftige Attraktionen. Dort zeigt das Alpincenter, das auf einer ehemaligen Bergbauhalde angelegt wurde, mit seiner längsten Indoor-Piste und bis zu zehn Meter hohem Klettergarten den Jahreszeiten die kalte Schulter. Von der 640 Meter langen SkiPiste geht es direkt in den höchstgelegenen Biergarten des Ruhrgebietes. Na dann: Ski heil. Dazu lockt der von Menschenhand erschaffene »Berg« mit einer Sommerrodelbahn, einer Surfanlage und mit der Möglichkeit, in Deutschlands erstem Hochleistungswindkanal zu schweben und zu fliegen, genannt: »Indoor Skydiving«. 200 It is almost impossible to avoid coming across one of the numerous moated castles or palaces here when travelling around the area, in particular in the Coesfeld district. The range of impressive buildings stretches from the languorous stately manor to the »Westphalian Versailles« Nordkirchen Castle, which still shape Münster’s parks to this day. The Warendorf district is well known far beyond its borders for equestrian sports. Here, sporting greats like the world champion and Olympic gold medallist Hans-Günther Winkler and leading national equestrian associations are based. The Stallion Parades are held here every year and the Bundeschampionate – the German championships for young horses. Horse riders of all kinds find just what they are looking for on the signposted 190 kilometre riding route in the northern part of the district. Rural restaurants and stops are at the side of the route or just a brief canter away. Along the Ems various boat operators offer the opportunity to view the world from the water. In Emsdetten in the Steinfurt district, for example, there are canoes and dragon boats ready to take you on an enjoyable trip towards Rheine. Idyllic spots for a rest and relaxing restaurants on the banks are perfect for taking a break. In Rheine, the Naturzoo and God’s Saline Gift, Bentlage Abbey and the surrounding Bentlager Forest are an attractive destination for an excursion. See the animals, understand nature – that is the basis on which the zoo holds around 1,000 animals of various species including free-flying white storks, seals and tigers. The zoo is best known for its monkey forest, in which up to 30 Barbary apes live in a fenced-off oak-tree grove. Visitors enter the compound through a double-door lock, and the zookeepers explain how the forest works and the monkeys are cared for. The zoo in Rheine has the largest stork colony in North-Rhine Westphalia, with around 30 storks. And in the winter, almost the same number again join them. In the biotope wildlife park Anholter Schweiz in Isselburg the journey that visitors are taken on is a completely different one: On six kilometres of sandy paths, they pass through seven different biotopes that are occupied by indigenous animals. These include Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Hollywood lässt im Bottroper Ortsteil Kirchhellen grüßen. Quasselstrippe SpongeBob, der grüne Shrek und viele andere Film- und Comic-Helden haben sich dort im MoviePark zwischen spektakulären Filmkulissen einen Zweitwohnsitz eingerichtet. In Deutschlands größtem Film- und Entertainment-Park mit seinen 45 Hektar Fläche unterhalten ein Filmmuseum, 40 Shows, ein 4D-Kino mit Luft-, Wasser- und Vibrationseffekten, eine Wasserbahn, fünf Achterbahnen und der 60 Meter hohe Freifallturm die Besucher. Shrek, der grüne Oger aus dem Kino, zum Beispiel kommt in einem rasanten 4D-Film den Zuschauern dank ausgeklügelter Computer-Technik, Spezial-Effekten und -Brillen gefährlich nahe. Und wo sonst kann man schon Rocky die Hand schütteln oder atemberaubende Stunts der X-Men erleben? Vor allem für Familien mit kleineren Kindern liegt gleich nebenan der Freizeitpark Schloss Beck. Eine Weltreise an nur einem Tag können die Besucher der ZOOMErlebniswelt in Gelsenkirchen unternehmen. Afrika, Alaska und Asi- 1 2 3+4 Mit Geschwindigkeiten bis zu 42 km/h auf einer Länge von 1 000 m ist eine Fahrt mit der ersten Sommerrodelbahn im Ruhrgebiet das neue Highlight am alpincenter Bottrop Ihre Lieblinge SpongeBob und Co. können die Kleinen im Moviepark persönlich treffen Expeditionstour mitten im Ruhrgebiet: Die ZOOM-Erlebniswelt in Gelsenkirchen ermöglicht ihren Besuchern die Tierwelt Alaskas, Afrikas und Asiens in nur einem Tag zu entdecken badgers, bison, wildcats, foxes and bears in the natural forest, heath or hayricks. Prince Leopold zu Salm-Salm laid the ground stone for the wildlife park in 1893 by having the »Schweizer Haus« and a rocky landscape built – a copy of Lake Vierwaldtstädt – to remind him of his honeymoon. On its centenary, the landmarked English Garden became the 56 hectare biotope forest. 1 2 3+4 At speeds of up to 42 km/h on a track of 1,000 m, a ride on the first summer tobogganing run in the Ruhr is the new highlight at the Bottrop alpincenter Little ones can meet their favourite characters like SpongeBob at the Moviepark An expedition in the middle of the Ruhr region: The ZOOM park in Gelsenkirchen enables you to visit the animal worlds of Alaska, Africa and Asia in just one day Indeed, nature is an abundant and valuable commodity in North Westphalia. With it, the nature, culture and sport paths have established themselves in the Hohe Mark nature park at the place where Münsterland and the northern Ruhr region meet. In line with the motto »Nature with Culture – Naturally Active« the park is to be given a facelift by 2012 that shows four topical landscapes designed to help visitors orient themselves in a widely diversified region. Park describes the northern country between Dülmen and Rhede. The Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 201 forest goes from the Haard in the Recklinghausen district, through to Diersfort Forest in the Wesel district. The watery scenery stretches from the Steveraue across the Haltern lakes, with their sandy beaches, along the Lippe to the Lower Rhine. The Haltern catchment lake is the largest in the region and the ideal place to start leisure activities in the northern Ruhr. It provides so many sporting options: swimming, rowing, sailing, windsurfing or paddle boats, just to name a few. On the Stever river, which flows into the Haltern reservoir, you can also rent a kayak with which you can paddle across the Mühlbach into the heart of Münsterland. The beach, with its 10,000 square metres of sand and 30,000 square metres of water, is a particular attraction for sun worshippers. Here, in the transitional area between Münsterland and the Emscher-Lippe region, right in the midst of the Hohe Mark nature park in Haltern-Lavesum, lies the Ketteler Hof park as well. With its fairytale forest, mud playground, petting zoo, nature walk, summer toboggan run and animal compounds it is a particular attraction for families with small children. In the 32 charmingly designed playing areas, physical activity is the name of the game. Children climb, slide, toboggan, discover and play to their hearts’ content. It is a great place to visit for those who don’t necessarily need high-tech rides and spectacles. 1 2 3 Das alte Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop wurde 1899 feierlich von Kaiser Wilhelm II. eingeweiht Halde Rungenberg: Die verrosteten Stahlröhren, die wie überdimensionale Fernrohre wirken, sind Teil der Lichtinstallation »Nachtzeichen« von Hermann EsRichter und Klaus Noculak In der ehemaligen Lohnhalle der Zeche Waltrop findet man heute das Manufactum Gasthaus Lohnhalle Waltrop 1 2 3 The old ship hoist Henrichenburg in Waltrop was opened by Emperor Wilhelm II in 1899 Halde Rungenberg: The rusty old steel pipes, that give the appearance of oversized telescopes, are part of the light installation »Nighttimes« by Hermann EsRichter and Klaus Noculak In the former wage hall of Waltrop mine, you can now find the Manufactum guest house Lohnhalle Waltrop en sind hier nur einen Schritt weit voneinander entfernt. ZOOM nennt sich die Erlebniswelt, weil sich in keinem anderen Zoo Tiere und Menschen so nahe kommen. Der mit einer Investition von 91 Millionen Euro aufwändig umgestaltete ehemalige Ruhr-Zoo gehört zu den schönsten und beliebtesten Tierparks Deutschlands. Bei verschiedenen Umfragen landete der Zoo mal auf dem ersten, mal auf dem zweiten Platz. Rund 800 000 Besucher verbuchte der Zoo 2007 dank der neuen Attraktivität, die auch als Zeichen für die gesamte Region verstanden wird. »Das Ruhrgebiet bekommt ein neues Gesicht«, schwärmte im Oktober 2008 der »stern«. 202 In the north of the Ruhr there is a lot of commercial leisure park activity. Especially Bottrop has major and extraordinary attractions. Here, the Alpine Center, built on a former coalmining pithead stock, with its longest indoor skiing slope and ten-metre rock-climbing facility, turns a cold shoulder to the seasons. From the 640-metrelong ski slope you go directly to the highest-altitude beer garden in the Ruhr. So hit the slopes. The man-made mountain calls with a summer toboggan run, a surfing facility and the chance to try indoor skydiving in Germany’s first high-performance wind facility. Hollywood is not far from the Bottrop suburb of Kirchhellen. SpongeBob, Shrek and many other film and comic heroes have set up house here in the MoviePark between spectacular film sets. In Germany’s largest film and entertainment park, with its 45 hectares of space, there is a film museum, a 4D cinema with air, water and vibration effects, a water chute, five roller-coasters and the 60 metre free-fall tower. The green ogre Shrek gets dangerously close to cinemagoers in a fast-moving 4D film with special computer technology, special effects and viewing glasses. And where else can you shake Rocky’s hand or experience the breath-taking stunts of the X-Men? And for families with smaller children, right next door there is the Beck Palace amusement park. Visitors to the ZOOM world of adventure in Gelsenkirchen can take a world trip in just one day. Africa, Alaska and Asia are just one step apart here. It is called ZOOM because in no other zoo can people and animals come so close. The former Ruhr Zoo, redesigned to the Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Future Region North Westphalia II Leisure, pleasure and relaxation 203 tune of 91 million euros, is one of the most popular and attractive zoos in Germany, coming first or second in various different surveys. It drew around 800,000 in 2007 with its new attractiveness, which is also seen as a symbol for the entire region. The »stern« magazine raved in October 2008 that »The Ruhr is getting a new face«. Blick auf das Amphitheater »Bergarena« und die Installation »Totems« des baskischen Künstlers Agustín Ibarrola auf der Halde Haniel in Bottrop The »Bergarena« amphitheatre and the installation »Totems« by the Basque artist Agustín Ibarrola on the Haniel heap in Bottrop Dass auch das alte Gesicht des Ruhrgebietes weiterhin viele Menschen anzieht, lässt sich mühelos entlang der Route der Industriekultur in der Region zwischen Emscher und Lippe erfahren. Dabei handelt es sich nicht um eine einzige Strecke, sondern gleich um ein ganzes Netz, das Museen, Ausstellungen, Panorama-Aussichtspunkte und historisch bedeutsame Siedlungen miteinander verbindet. Die einzelnen Orte stellen die industriellen Entwicklungen der zurückliegenden Jahrhunderte im Ruhrgebiet dar. Die Route der Industriekultur ist wohl das weltweit größte touristische Netzwerk zur Erschließung des industriekulturellen Erbes einer Region. Dazu steuert die Emscher-Lippe-Region eine Vielzahl von Attraktionen bei. Der Schleusenpark Waltrop etwa mit dem Alten Schiffshebewerk Henrichenburg, einem Standort des Westfälischen Industriemuseums, besitzt internationale Bekanntheit. Nach dem Schleusenpark bietet die Gegend um das Kanalkreuz Datteln die größte Ansammlung unterschiedlicher wasserbaulich und -wirtschaftlich interessanter Objekte auf engem Raum. Auf wenigen Kilometern treffen hier die Kanäle des westdeutschen Kanalnetzes aufeinander. Der Rhein-Herne-Kanal geht bei Henrichenburg in den Dortmund-EmsKanal über, der die Nord-Süd-Achse des Kreuzes bildet. In das Kreuz münden von Osten kommend der Datteln-Hamm-Kanal und weiter nördlich aus westlicher Richtung kommend, der Wesel-DattelnKanal. An die Ursprünge der Schifffahrt auf der Lippe erinnert das Museum im alten Rathaus Dorsten. 204 The fact that the old face of the Ruhr also still manages to attract people is easy to see along the Industrial Culture Route in the area between Emscher and Lippe. But this is not the only route of this kind here, it is part of an entire network that joins together museums, exhibitions, panoramic lookouts and settlements of historical importance. The individual places represent the industrial developments in the Ruhr region over the last centuries. The Industrial Culture Route is probably the largest touristic network in the world for exhibiting the industrial heritage of a region. And the Emscher-Lippe region contributes numerous attractions to it. The sluice gate park Waltrop with its old lift lock Henrichenburg, a venue of the Westphalian Industrial Museum, is internationally renowned. After the sluice gate park, this district around the Datteln canal junction offers the largest collection of different objects of hydraulic engineering and scientific interest, all in a small area. Within the space of just a few kilometres, the canals of the western German canal network all come together here. The Rhine-Herne Canal turns into the Dortmund-Ems Canal at Henrichenburg, forming the north-south axis of the junction. Coming from the east, the DattelnHamm Canal and further north, coming from the west, the WeselDatteln Canal flow into the junction. The museum in the old Dorsten Town Hall takes us back to the origins of shipping on the Lippe. The former Waltrop coal mine surprises visitors with its appearance, which remains although mining ceased here more than 70 years ago. After Zollverein Schacht 12 in Essen it is the largest ensemble Zukunftsregion Nord-Westfalen II Freizeit, Vergnügen und Erholung Die ehemalige Kohlenzeche Waltrop überrascht ihre Besucher durch ihr einheitliches Erscheinungsbild, das mehr als 70 Jahre Zechenbetrieb überdauert hat. Neben Zollverein Schacht 12 in Essen ist sie das größte Hallenensemble »aus einem Guss« – kein Wunder also, dass sie seit 1988 unter Denkmalschutz steht. Ein weiterer Anziehungspunkt ist der im Mai 2000 eröffnete »Spurwerkturm« auf der angrenzenden Halde. Nach einer Idee des Künstlers Jan Bormann wurde aus rund 1 000 Metern Holzbalken, die im Bergbau verwendet wurden, eine begehbare, etwa 20 Meter hohe Turmkonstruktion errichtet. Sein neues, bislang häufig unbekanntes Gesicht zeigt das nördliche Ruhrgebiet auch im Nordsternpark, einem Landschaftspark auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. 1997 fand hier die Bundesgartenschau statt. Der Park, der eingebunden ist in das European Garden Heritage Network, integriert die alten Zechengebäude, bietet aber weit mehr als nur einen Stollen für Besucher des ehemaligen Bergwerks. Mehrere technisch und gestalterisch ausgefallene Hängebrücken über den Rhein-Herne-Kanal und die Emscher prägen den Park genauso wie das Amphitheater Gelsenkirchen, eine direkt am Kanal gelegene Freilichtbühne. Regelmäßige Events mit nationalen und internationalen Künstlern sorgen hier im Frühjahr und Sommer für Abwechslung. Lebendigster Teil des Parks jedoch ist dann zweifellos immer noch das Kinderland mit dem großen Wasserspielplatz – auch wenn die drei 18 Meter hohen Kletterfelsen, an denen sich die Mitglieder der Gelsenkirchener Sektion des Deutschen Alpenvereins fit halten, an manchen Tagen reichlich bevölkert sind. So offenbart sich auch hier eine unerwartet hohe Lebensqualität in Nord-Westfalen, einer Region, in der eine Gemeinde lange Zeit mit dem Slogan warb: Wohnen, wo andere Urlaub machen. Future Region North Westphalia II Der Spurwerkturm aus ehemaligem Grubenholz auf der Halde Brockenscheidt ist Wahrzeichen und zugleich Ausflugsziel der Stadt Waltrop The Laning Tower made of mine timber on the Brockenscheidt heap is a landmark and excursion destination for the city of Waltrop of such halls – so it is no wonder that it has been a protected monument since 1988. Another attraction is the »Spurwerkturm« tower at the pithead, which opened in May 2000. Based on an idea from the artist Jan Bormann, around 1,000 metres of wooden beams used in the mine were used to build the 20 metre tower. The northern Ruhr shows its new, to date often unrecognised face in the Nordsternpark as well; a park on the premises of the former Nordstern mine in Gelsenkirchen. The German Garden Show was held here in 1997. Integrated into the European Garden Heritage Network, the old mine buildings have much more to offer than just a visit to the old mine. Several suspended bridges with outstanding technical and design features over the Rhine-Herne Canal and the Emscher shape the park just as does the Gelsenkirchen Amphitheatre, an open-air stage right on the banks of the canal. Regular events with national and international artists mean that spring and summer here never have a dull moment. But the most lively part of the park is still without doubt the Kinderland children’s park with its enormous water playground, and with the three 18 metre high climbing walls that are often heavily frequented by the members of the Gelsenkirchen branch of the German Alpine Association. So as you can notice, the quality of life in North Westphalia is clear to see – a region in which a community long advertised itself with the slogan: Live where others go on holiday. Leisure, pleasure and relaxation 205 Sponsoren Sponsors Nachstehende Unternehmen haben das Zustandekommen dieses Buches in dankenswerter Weise gefördert. The following companies have supported the realization of this book, which is much appreciated. a G Airportpark FMO GmbH Greven www.airportparkfmo.de Seite/page 132/133 Greaber & Partner Fachpersonal GmbH Münster www.graeber-partner.de Seite/page 112 B H Bianca-Moden GmbH & Co. KG Ochtrup www.bianca.de Seite/page 113 Hewing GmbH Ochtrup www.hewing.com Seite/page 94/95 Bischoff Stahl- und Edelstahlguss GmbH Lüdinghausen www.bischoff-guss.de Seite/page 116 Humana Milchindustrie GmbH Everswinkel www.humana.de Seite/page 88 - 91 C I Commerzbank AG Münster www.commerzbank.de Seite/page 85 Infracor Lager- und Speditions-GmbH Marl www.infracor.de Seite/page 96/97 F K Flughafen Münster Osnabrück www.fmo.de Seite/page 128 -131 Klingenburg GmbH Gladbeck www.klingenburg.de Seite/page 118/119 KTR Kupplungstechnik GmbH Rheine www.ktr.com Seite/page 99 206 Zukunftsregion Nord-Westfalen II Sponsoren R T RAG Anthrazit Ibbenbüren GmbH Ibbenbüren www.rag.de Seite/page 68/69 TAKKO Holding GmbH Telgte www.takko.de Seite/page 114/115 Norbert Redemann KG Spedition Recklinghausen www.redsped.de Seite/page 107 Tillmann & Co. Tiefbaugesellschaft mbH Recklinghausen www.tillmann-bau.de Seite/page 106 U Rheinzink GmbH & Co. KG Datteln www.rheinzink.com Seite/page 117 URENCO Deutschland GmbH Gronau www.urenco.com Seite/page 104/105 S W Sasol Germany GmbH Marl www.sasol.com Seite/page 93 Westfalen AG Münster www.westfalen-ag.de Seite/page 100 - 103 Sparkassenverband Westfalen-Lippe Münster www.svwl.eu Seite/page 108/109 Schloemer GmbH Recklinghausen www.schloemer24.de Seite/page 110/111 Future Region North Westphalia II Sponsors 207 Fotografen Photographers Alle Bilder von Jochen Keute, Frankfurt am Main, außer die im Folgenden genannten: All photos by Jochen Keute, Frankfurt, except: Alpincenter.com GmbH & Co. KG Bottrop Seite/page 73 Nr. 2, 200 BASF Coatings AG Seite/page 137 Dorothea Böing Kreis Steinfurt Seite/page 14, 19, 25 Kreis Borken Lisa Kannenbrock Seite/page 167 Nr. 2 Stadt Bottrop Seite/page 73 Nr. 3/4 CeNTech GmbH, Center for NanoTechnologie Münster Seite/page 148, 149 Nr. 2 dpa Picture Alliance GmbH Frankfurt Cover vorne/front: 1./2. von links, 1st/2nd from left Cover hinten/back: 2. von links/2nd from left Seite/page 2 Nr. 2/3, 26, 41, 45 Nr. 1, 49, 71 Nr. 1, 72, 75, 76, 77, 79, 80, 161, 163, 168, 170, 171, 177 Nr. 3, 181, 183, 192/193 Doris Gaulke Freiballonsport-Verein Münster/Münsterland Ost Seite/page 184 208 Fachhochschule Gelsenkirchen Seite/page 143, 146, 152 GWK – Gesellschaft zur Förderung der Westfälischen Kulturarbeit e.V. Münster Seite/page 160 Handwerkskammer Münster Seite/page 141 IHK Nord Westfalen Münster Seite/page 8/9 Freizeitpark Ketteler Hof Haltern am See Seite/page199 Stefan Keute Darmstadt Cover hinten/back: 3. von links, 3rd from left Seite/page 2 Nr. 1, 11, 176 Guido Krüdewagen Seite/page 174/175, 179 Fachhochschule Münster Fotograf: Tom Rölecke Seite/page 139 Quasi so-Theater Ibbenbüren Seite/page 162 medicos.AufSchalke Reha GmbH & Co. KG Gelsenkirchen Seite/page 53 Movie World Holding GmbH Bottrop Seite/page 201 Nr. 2 Zukunftsregion Nord-Westfalen I I Fotografen Münster Marathon e.V. Seite/page 180 rock‘n‘popmuseum gGmbH Gronau Seite/page 39 Nr. 3 Roman Mensing Münster Seite/page 6, 13, 21, 24, 55, 56, 87 Sasol Germany GmbH Marl Seite/page 82/83 Theater Titanick Münster Seite/page 158 Universität Münster Fotograf: Judith Kraft: Cover vorne/front 4. von links, 4th from left Seite/page 3, 144/145 Fotograf: Angelika Klauser: Seite/page 134/135, 149 Nr. 3 Verein Preußen Münster Fotograf: Sebastian Sanders Seite/page 177 Nr. 2 Kreis Warendorf Pressestelle Seite/page 48, 50 WWU - Grewer Seite/page 150, 154 ZOOM Erlebniswelt Gelsenkirchen Gelsenkirchen Seite/page 201 Nr. 3/4 Alle Porträtfotos wurden von den jeweiligen Autoren zur Verfügung gestellt. Portait photos were provided by the authors. Future Region North Westphalia II PHOTOGRAPHERS 209 Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer – Gott sei Dank! füge ich hinzu Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848) Weitere Publikationen in dieser Reihe ________________ Further publications Kanton Aargau Bangkok Region Basel Berlin-Brandenburg Düsseldorf Region Frankfurt Rhein-Main Metropolregion Hamburg Region Hannover Euregion Maas-Rhein München Nürnberg – Fürth – Erlangen – Schwabach Oberbayern Osnabrück und Osnabrücker Land Ostwestfalen PAMINA Kanton St. Gallen Metropole Ruhr Salzburg Singapur Metropolregion Stuttgart Südostniedersachsen Südtirol Thüringen Zürich und seine Region Kunstverlag Josef Bühn GmbH StandortPromotion Jollystraße 5 D-81545 München Tel.: +49/89/64 86 12 Fax: +49/89/64 21 93 5 www.kunstverlagbuehn.de info@kunstverlagbuehn.de Zukunftsregion Annette von Droste-Hülshoff (1797 – 1848) Nord-Westfalen Ich bin ein Westfale, und zwar ein Stockwestfale, nämlich ein Münsterländer – Gott sei Dank! füge ich hinzu Zukunftsregion Nord-Westfalen Porträt einer innovativen Wirtschafts- und Kulturregion Portrait of an Innovative Economic and Cultural Region ISBN 978-3-932831-39-3 deutsch I english