Das komplette Programmheft 2004
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Das komplette Programmheft 2004
Editorial Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 3 Fernsehen und Verantwortung Zum sechsten Mal veranstalten ARD, RTL, SAT.1 und ZDF die TV-Gala DER DEUTSCHE FERNSEHPREIS. Ein glanzvolles Unternehmen der besonderen Art, waren doch vermeintliche Konkurrenten mit dem hohen Anspruch angetreten, einen gemeinsamen Preis auszuloben, der Maßstäbe für das deutsche Fernsehen setzt – gleichsam als Gütesiegel. Keine Konkurrenz zwischen den vier Sendeanstalten, sondern Einigkeit im Bestreben, herausragende TV-Produkte nachhaltig zu stärken. Heute Abend werden Menschen ausgezeichnet, die vor und hinter der Kamera Großartiges – und deswegen Preiswürdiges – geschaffen haben. Dies ist nicht immer leicht, stehen wir doch politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich unter einem enormen Veränderungsdruck – Stich- bzw. Reizwort: Reformen. Plötzlich macht sich eine bleierne Mutlosigkeit breit, tauchen ganz andere Themen in der gesellschaftlichen Diskussion auf. Dem Leitmedium Fernsehen kommt in einer Zeit der Sinninflation und des allgemeinen Werteverfalls eine Schlüsselfunktion zu: Modernes Fernsehen von heute muss die Menschen bewegende Diskussionen aufgreifen und Antworten liefern. Nicht in dem Sinne, dass es durch eskapistische Zerstreuungen sinnlose Utopien entwirft, sondern indem es informative und unterhaltende Programme anbietet, in denen eine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit virulenten Themen und Fragen der Zeit stattfindet. Nur so können sich individuelle oder gesellschaftliche Werte herausbilden. Mehr denn je ist es wichtig, Stellung zu beziehen, Standpunkte zu überprüfen und einzunehmen. Gerade in unsicheren Zeiten sind Rückbesinnungen auf kulturelle Bedeutung der Medien hilfreich, um neue Impulse zu geben. Das Fernsehen ist sich dieser großen Verantwortung bewusst. Als einer der Stifter des DEUTSCHEN FERNSEHPREISES danke ich dem Vorstand, der die mühevolle Arbeit wieder einmal bestens gemanagt hat, meinen ZDF-Kollegen, die in diesem Jahr die Sendung zum Markus Schächter, Intendant ZDF zweiten Mal redaktionell verantworten, sowie der fachkundigen und unabhängigen Jury, die engagiert und leidenschaftlich das zurückliegende TV-Jahr durch ihre Nominierungen beurteilt hat. Wir erwarten spannende Entscheidungen. Im Namen des ZDF danke ich des Weiteren den Kollegen aus den PartnerFernsehsendern und allen Beteiligten für ihr Engagement und wünsche uns allen einen ebenso hinreißenden wie unvergesslichen Abend im Coloneum. Markus Schächter Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 5 Bester Fernsehfilm/ Mehrteiler Nominierungen > DIE QUITTUNG „Saure Nierchen, Edelfisch und Cola – so lecker war ein Kriminalfall noch nie“, titelte die TAZ die gelungene Geschichte im Umfeld des Berliner Feinschmeckerlokals „Metropol“. Zwei vermeintlich befreundete Ehepaare stehen dabei im Mittelpunkt des Geschehens rund um Gier, Eifersucht und Rache. „Regisseur Niki Stein ist etwas ganz Besonderes gelungen. Die Quittung kommt ohne Klischees und Bösewichte aus: Trotz aller Strategien und Pläne für das perfekte Verbrechen treten hier durchweg sympathische Menschen auf“, lobte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den spannenden ZDF-Film von Drehbuchautor Detlef Michel. Vollendet wird diese gepflegte Mordgeschichte „zwischen hoher Kochkunst und niedrigen Bedürfnissen, zwischen falschen Alibis und echten Quittungen“ (TAGESSPIEGEL) durch die Figur der hartnäckig ermittelnden Kommissarin Beate Wartenberg alias Katharina Thalbach. Die Jury: Feinkostkrimi mit einer Prise schwarzem Humor. Objectiv Film/ZDF Regie: Niki Stein Buch: Detlef Michel Produzentin: Katharina M. Trebitsch Producer: Dietrich Kluge Redaktion: Sophie Venga Fitz > STAUFFENBERG Es war ein „Aufstand des Gewissens“: Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944) versuchte Hitler zu töten. 60 Jahre nach dem gescheiterten Anschlag hat Jo Baier (dreifacher GrimmePreisträger) ihm mit der ARD-Produktion ein filmisches Denkmal gesetzt. Der Regisseur schildert in dem „ambitionierten Fernsehfilm“ (FRANKFURTER RUNDSCHAU) die Ereignisse rund um das HitlerAttentat des 20. Juli 1944. Der Film konzentriert sich auf Stauffenberg (Sebastian Koch) als private Person und versucht dessen Beweggründe zum Hitler-Attentat zu beleuchten. Das Leben des Mannes, der die NS-Gräuel nicht länger ertragen konnte, wird ab 1933 bis zum Tag des gescheiterten Anschlages erzählt. „Für die Hektik dieses Nachmittags, die über Fall und Fortbestand des NS-Regimes entschied, hat Jo Baier durchweg stimmige szenische Auflösungen gefunden“ (FRANKFURTER RUNDSCHAU). Die Jury: „Stauffenberg“ zwingt, sich mit der Geschichte des deutschen Widerstands zu beschäftigen, Kontroversen inbegriffen. teamWorx/ARD/SWR/WDR/RBB/ORF/ Degeto/RAI/RAI Bozen/EOS Buch und Regie: Jo Baier Produzenten: Gabriela Sperl, Joachim Kosack Producer: Jon Handschin Redaktion: Carl Bergengruen, Bettina Ricklefs (SWR) u.a. > DAS WUNDER VON LENGEDE „So erfolgreich war noch kein eigen produzierter Fernsehfilm eines Privatsenders. Nicht schlecht! Und vor allem verdient“ (DIE WELT). 9,51 Millionen Zuschauer verfolgten im Schnitt den packenden Zweiteiler um das Grubenunglück im niedersächsischen Lengede, das im Jahre 1963 ganz Deutschland erschütterte. Wie einst die Reporter vor 30 Jahren lässt Regisseur Kaspar Heidelbach noch einmal die ganze Fernsehnation die dramatischen Ereignisse nacherleben: den Wassereinbruch in das Bergwerk, den Überlebenskampf unter Tage, das tagelange Hoffen und Bangen und schließlich die spektakuläre Rettung der neun Eingeschlossenen. Ein TV-Event der Meisterklasse: hervorragende Schauspieler, aufwendige Effekte, detailgetreue Ausstattung und eine nervenzerreibende Parallelhandlung zwischen oben und unten. Die Jury: Das Grubenunglück als Gefühlsund Actiondrama von atemberaubender Spannung. Zeitsprung Film + TV/German Filmproduktion/ Nordmedia/SAT.1 Regie: Kaspar Heidelbach Buch: Benedikt Röskau Producer: Martin Zimmermann Produzent: Michael Souvignier Redaktion: Jan Kromschröder, Tim Gehrke Bereichsleitung Fiction: Alicia Remirez Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 6 Beste Serie > ABSCHNITT 40 > EDEL & STARCK Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 7 Beste Sitcom > DER ELEFANT – > BERLIN, BERLIN > BEWEGTE MÄNNER > MEIN LEBEN & ICH MORD VERJÄHRT NIE „Hautnahe Fälle aus der Hauptstadt: krass, hart, gut“ (TV MOVIE). Der jahrelange Erfolg der RTL-Serie Abschnitt 40 ist der einzigartigen Arbeit des Autors Christoph Darnstädt (41), (Robert-Geissendörfer-Preis für Straßen der Nacht), und den Regisseuren Andreas Senn, Florian Kern und Rolf Wellingerhof zu verdanken. Die in Berlin gedrehte preisgekrönte Krimi-Serie überzeugt durch meisterhafte Schauspieler, Authentizität und Realismus. Die Jury: Alltagsdramen und Schicksalsschläge, Polizisten im Großstadteinsatz – lehrreich ohne zu belehren. typhoon films/RTL Regie: Andreas Senn, Florian Kern, Rolf Wellingerhof Headautor: Christoph Darnstädt Producer: Ulrike Leibfried Produzenten: Marc Conrad, Friedrich Wildfeuer Redaktion: Melanie Brozeit, Marcus Mende Redaktionsleitung: Jan-Richard Schuster „Es sind so sprühend trockene Dialoge, die einen nicht müde werden lassen die Serie zu lobpreisen. Es ist das erotische Flirren, das komödiantische Funkeln, das Rebecca Immanuel und Christoph M. Orth mit so hinreißender Leichtigkeit beherrschen“, lobte EPD MEDIEN die dritte Staffel von Edel & Starck. In kürzester Zeit wurde die Anwaltsserie mit zahlreichen Preisen und Nominierungen belohnt, darunter mit dem DEUTSCHEN FERNSEHPREIS (2002) und dem Bayerischen Fernsehpreis (2003). Die Jury: Edel & Starck spielen in der internationalen Screwball-Liga: Unverzichtbar! Phoenix Film/SAT.1 Regie: Franziska Meyer Price, Udo Witte, Ulrich Zrenner u.a. Headautor: Marc Terjung, Benedikt Gollhardt Producer: Dirk Eisfeld Produzent: Markus Brunnemann Redaktion: Jan Bremme, Karin Dahlberg Redaktionsleitung: Alicia Remirez Matthias Steiner (Thomas Sarbacher) ist Der Elefant. Die Markenzeichen des Kommissars: kompromisslos, brillantes Gedächtnis und ausgeprägter Gerechtigkeitssinn. Unterstützt wird er von der intelligenten Perfektionistin Julia Gerling (Katharina Abt) und dem jungen, wissbegierigen Andreas Zier (Niels Bruno Schmidt). Zusammen sind sie ein ungleiches, unschlagbares Team. „Eine glanzvolle Besetzung, ein äußerst seltener Serienfilmgenuss“, lobte die FAZ. Die Jury: Abgründe zwischen angestaubten Aktendeckeln und einer, der nicht vergessen will. Pro GmbH/SAT.1 Regie: Ed Herzog, Andreas Prochaska u.a. Headautor: Frank Speelmans Produzentin: Barbara Thielen Redaktion: Heike Brückner von Grumbkow, Karin Dahlberg Redaktionsleitung: Alicia Remirez, Dirk Eisfeld „Eine der besten täglichen Vorabendserien, die es im deutschen Fernsehen je gab“, lobte der STERN. Seit 2001 lachen und weinen im Schnitt mehr als zwei Millionen Zuschauer mit dem bezaubernden Landei „Lolle“ (Felicitas Woll), die immer wieder liebenswert durch neue Großstadtabenteuer und Alltagssituationen stolpert. Die gefragte Serie Berlin, Berlin ist auch in die vierte Runde erfolgreich gestartet. Die Jury: Bereits in der 3. Staffel kämpft Lolle mit ihrem größten Teilzeitfeind – dem eigenen Ich. Studio Hamburg Produktion Berlin/ARD/NDR Regie: Franziska Meyer Price, Titus Selge Headautor: David Safier Producer: Holger Ellermann Produzentin: Kerstin Ramcke Redaktion: Elke Hillebrand Executive Producer: Dr. Bernhard Gleim (ARD) Schauspieler: Felicitas Woll, Jan Sosniok, Matthias Klimsa, Rhea Harder, Matthias Schloo, Alexandra Neldel „Achtung, Lachlawine!“ (TV TODAY ). Bewegte Männer garantiert ein turbulentschräges TV-Spektakel. Das chaotische Liebesleben des homosexuellen Norbert (Oliver Muth) und „Hetero“ Axel (Michael Härle) hält die urkomische MännerWG unentwegt auf Trab. Die erfolgreiche SAT.1-Serie basiert auf Ralf Königs Comicvorlage Der bewegte Mann. Die Jury: Alltagskatastrophen und Beziehungsprobleme, Schwulen-WG mit Hetero-Anteil. Keine Zeit für Bedenkenträger. Im Mittelpunkt der etablierten RTL-Sitcom Mein Leben & Ich steht Alex Degenhardt (Wolke Hegenbarth). Die 17-Jährige steckt mitten in der Pubertät. Alex möchte ihre Ruhe vor den alternativen Alt-68er-Eltern, ihrem kleinen Bruder und der Freundin Claudia, die sie permanent nerven. Der „Überraschungserfolg im deutschen Fernsehen“ (BERLINER ZEITUNG). Die Jury: Sarkasmus gepaart mit altklugen Sprüchen: Gewinnbringende Mischung für Schulmädchen wie Alt-68er. MOOVIE the art of entertainment/Constantin Film/SAT.1 Regie: Mike Zens Headautoren: Rochus Hahn, Alexander Stever, Klaus Rohne Produzenten: Oliver Berben, Herman Weigel Redaktion: Jörg Michael Semsch, Caroline von der Tann Redaktionsleitung: Hermann Kirchmann Schauspieler: Michael Härle, Oliver Muth, Carolina Vera-Squella, Victor Schefé, Ingo Naujoks, Ingrid van Bergen SONY Pictures/RTL Regie: Richard Huber Headautoren: Mark Werner, Paula Roth (Idee), Yannick Posse, Berthold Probst Produzentin: Christiane Ruff Executive Producer: Christian Munder, Imre von der Heydt Producer: Elke Luhmann Redaktion: Jochen Mast, Dr. Brigitte Scherer Redaktionsleitung: Holger Andersen Schauspieler: Wolke Hegenbarth, Nora Binder, Gottfried Vollmer, Maren Kroymann, Frederik Hunschede, Sebastian Kroehnert Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 9 Beste Comedy Nominierungen > DITTSCHE – DAS WIRKLICH WAHRE LEBEN > RENT A POCHER „Er hat zu allem eine Meinung und von nichts eine Ahnung“ (HAMBURGER ABENDBLATT). Das ist „Dittsche“: Der 40-jährige Arbeitslose ist „bestimmt die trübste Gestalt, die seit Ekel Alfred im deutschen Fernsehen Karriere gemacht hat“ (DER SPIEGEL). Dittsche, verkörpert von Olli Dittrich (48) verbringt die meiste Zeit des Tages im Imbiss seines Freundes Ingo (Jon Flemming Olsen). Liebenswert, aber naiv, nervt er den Imbisswirt mit unhaltbar unwichtigen Informationen, die Ingo entkräftet. Aus diesem Schlagabtausch entstehen humorvoll amüsante Szenen über Land und Leute, eingekleidet in Kiez-Milieu. Die WDRComedy, die mit lustigen, aber auch melancholischen Tönen daherkommt, entsteht ohne Drehbuch. „Wahnwitzig, vielseitig, spontan: ‚Dittsche’, alias Olli Dittrich, kommentiert die Weltlage jeden Sonntag aus einer Imbissbude“ (WELT AM SONNTAG). Die Jury: Der Untertitel sagt alles: Ditt- „Das gab’s noch nie im deutschen Fernsehen“, feierte die ABENDZEITUNG MÜNCHEN die originelle ProSieben-Show mit dem sympathischen Nachwuchstalent Oliver Pocher. Ob als Fischverkäufer, bellender Wachhund, Babysitter oder als quirliger Tänzer bei DJ Bobo – jeder kann den urkomischen 26-Jährigen in rent a Pocher mieten und das sogar kostenlos. Der gebürtige Hannoveraner nimmt in seiner schrägen Late-Night-Show wirklich jede Herausforderung an und meistert sie mit Bravour. Zu Besuch bei rent a Pocher sind prominente Gäste wie die Viva-Moderatorin Sarah Kuttner oder Sängerin Sabrina Setlur. Der schlagfertige „Mann für alle Fälle“ (BZ BERLIN) machte sich nicht nur als Viva-Moderator, Co-Produzent von Kultsendungen wie Interaktiv oder bei der Personality-Show Alles Pocher, ...oder was? einen Namen, sondern begeisterte zudem als Hauptdarsteller in der ARD-Vorabendserie Sternenfänger (2002). Die Jury: Spontan, pointensicher und rich spricht Wahres als ImbissbudenKassandra. unverkrampft – auch oberhalb der Gürtellinie. Angenehme Unterhaltungs-GmbH/WDR mit Olli Dittrich, Franz Jarnach, Jon Flemming Olsen Konzept: Olli Dittrich Produzent: Antonio Geissler Redaktion: Franziska Schmela Unterhaltungschef: Axel Beyer Brainpool TV/Pocher TV/ProSieben mit Oliver Pocher Produzent: Ralf Husmann Redaktion: Nina Etspüler (ProSieben), Julian Schmidt, Anette Graf (Brainpool) Redaktionsleitung: Jobst Benthues > SCHEIBENWISCHER Bissig zieht man in München über die bundesdeutsche Politik her: Scharfzüngig, skrupellos und vor allem intelligent kommentiert das neue Trio der Kabarettshow Scheibenwischer die innerdeutsche Staatsführung. 1980 ging Dieter Hildebrandt mit seinem Politkabarett auf Sendung. Unter ihm galt „Scheibenwischer als kritisches und ironisches Gewissen der Nation“ (DPA). Bereits im Jahr 2000 wurde Bruno Jonas fester Partner des Berufskabarettisten Hildebrandt. Im Januar 2004 übernahm der 52-Jährige zusammen mit seinen Kollegen Georg Schramm und Mathias Richling den beliebt-erfolgreichen Klassiker. Einmal monatlich zieht das ulkige Gespann in der ARD gekonnt humorvoll und treffend die Leistungen der Politiker durch den Kakao. In Zeiten der politischen Krise ist kritische Unterhaltung rar und deshalb besonders gefragt. Die Jury: Kabarett vom Feinsten: brillante Mischung aus Scharfsinn, Biss und Unterhaltung. ARD/BR/RBB mit Bruno Jonas, Georg Schramm, Mathias Richling Redaktion: Elisabeth Johne (BR), Baerbel Becker (RBB) Redaktionsleitung: Thomas Jansing (BR), Ulrich Thiele (RBB) Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 10 Beste Dokumentation > DAS WUNDER > FOLTER IM NAMEN > DUNKLER LIPPENSTIFT VON BERN DER FREIHEIT MACHT SERIÖSER 1954 rissen die Worte „Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!“ des unvergesslichen Radioreporters Herbert Zimmermann (1917-1966) Deutschland aus seiner Nachkriegslethargie. „Ein Wunder, das nie vergehen will“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Mit Originalaufnahmen und Interviews zeigen die Historiker Guido Knopp (56) und Sebastian Dehnhardt (36) in Zusammenarbeit mit Manfred Oldenburg (37) die wahre Geschichte hinter der Fußballlegende. Die Jury: Sportgeschichte als Zeitgeschichte lässt uns teilhaben an der Wirklichkeit der Vergangenheit. „Lieber den Tod als diese Scham“, berichtet ein irakisches Opfer in der ARD-Reportage Folter im Namen der Freiheit. Der bewegende Film von Arnim Stauth (47) und Jörg Armbruster (57) zeigt die amerikanischen Foltermethoden im Irak. Interviews mit Betroffenen beider Seiten zeigen die Ausmaße der Folter. In diesen Momenten ist der Film voller erschütternder, letztlich fast unerträglicher Wahrheiten. Anhand dieser persönlichen Schicksale ist den Filmemachern ein ergreifender und zugleich enthüllender Film gelungen. Die Jury: Zeitnah, aufklärerisch und aufwühlend: Blick in die Dimension einer moralischen Katastrophe. Das Kleine Fernsehspiel (ZDF) zeigt im Rahmen der Reihe Absolute Beginner – Der erste Job sieben „außerordentliche Dokumentationsfilme“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG), die von den Höhen und Tiefen der Berufssuche erzählen. So auch das Werk Dunkler Lippenstift macht seriöser von Katrin Rothe (33): In dieser sensibel gestalteten Melange aus animierten Trickfilmsequenzen und dokumentarischem Material begleitet die Nachwuchsregisseurin zwei verzweifelte Akademikerinnen im Bewerbungsmarathon um ihre erste feste Stelle. Die Jury: Absolute Beginner zwischen Karriereträumen und Arbeitsmarktrealitäten. broadview.tv/ZDF/Magyar TV/ ARTE/ORF/SF-DRS/YLE/ETV/ Euro Video Autoren: Sebastian Dehnhardt, Prof. Dr. Guido Knopp, Manfred Oldenburg Produktion: Leopold Hoesch Producer: Susanne Feikes Redaktion: Anja Greulich Redaktionsleitung: Prof. Dr. Guido Knopp ARD/WDR Aus der Reihe „die story“ Autoren: Jörg Armbruster, Arnim Stauth Redaktion: Jo Angerer, Barbara Schmitz unique Film- und Fernsehproduktion/ZDF/ Das kleine Fernsehspiel Buch und Regie: Katrin Rothe Produzentin: Jenni Kriegel Redaktion: Claudia Tronnier Redaktionsleitung: Heike Hempel Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 11 Beste Reportage > FÜR ALLAH IN DEN TOD > IN GOTTES NAMEN – Der Deutsche Steven Smyrek wollte Für Allah in den Tod gehen. 1997 wurde der heute 32-Jährige in Israel festgenommen. Über sieben Jahren saß der Deutsche im Hochsicherheitsgefängnis Ashkelon. In erstmaligen ausführlichen Interviews mit dem Inhaftierten versucht Eric Friedler (33) die Hintergründe und Beweggründe Smyreks zu erforschen und seinen Werdegang vom Scheidungskind zum extremen Islamisten nachzuzeichnen. „Minutiös listet der Hanns-JoachimFriedrichs-Preis-gekrönte Autor das Leben dieses Mannes auf “(TAZ). Die Jury: Hochaktuelles Thema über den deutschen Dschihad-Krieger Steven Smyrek. Mit der erforderlichen Distanz spannendsensibel umgesetzt. ARD/NDR Autor: Eric Friedler Redaktion: Volker Zielke > KREML, KNAST UND DIE REKRUTEN DES KORRUPTION HEILIGEN KRIEGES In der ARD-Reportage Kreml, Knast und Korruption entlarvt der Moskauer Korrespondent Udo Lielischkies (51) Putins neues Russland als Staat voller Korruption: eine bestechliche Miliz, professionelle Verbrecher, die sich freikaufen und 850.000 Russen, die meist nur wegen Bagatellen im Gefängnis sitzen. Genau wie Valentina, die vier Jahre in einem Lager war, nur weil sie ein gestohlenes Halstuch weiterverkauft hatte. Das ist Russlands schonungslose Realität. „Eine klar strukturierte Reportage über das Ende der östlichen Illusion“ (EPD MEDIEN). Die Jury: Harte Fakten, klar strukturiert. Beunruhigende Bestandsaufnahme des russischen Justizsystems. Verstörende Sequenzen und „horribel-nüchterne Bilder“ (TAZ) – so dringt die Spiegel TV-Reportage In Gottes Namen – Die Rekruten des Heiligen Krieges in den Alltag fundamentalistischer Islamisten ein. Wie es den Autoren Dan Setton (52) und Helmar Büchel (42) unter der Mitarbeit von Kerstin Mommsen (33) „gelungen ist, Zugang zu Moscheen, Schulen und Wohnzimmern zu erlangen, die Menschen zum freimütigen Reden zu bringen, ist bewundernswert“ (EPD MEDIEN). Die Jury: Erklären, was verstanden werden muss: intensiver Einblick in das Leben und Denken fundamentalistischer Islamisten. SET Productions/Spiegel TV GmbH/ C-Films AG/RTL/HBO/ Keshet TV/ Autoren: Dan Setton, Helmar Büchel Ko-Autorin: Kerstin Mommsen Redaktionsleitung: Dr. Thomas Schäfer ARD/WDR Autor: Udo Lielischkies Produzentin: Bettina Kapune Redaktion: Ina Ruck Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 12 Beste Informationssendung Moderation Information > BERLIN MITTE > GALILEO > STERN TV Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 13 Beste Unterhaltungssendung Moderation Unterhaltung > GENIAL DANEBEN > WOK-WM UND SSDSGPS > DER GROSSE DEUTSCH-TEST Mit mehr als 200 Sendungen hat sich Moderatorin Maybrit Illner (39) mit der Polit-Talkshow Berlin Mitte im TV etabliert. Seit nunmehr fünf Jahren fühlt die gebürtige Berlinerin wöchentlich Politikern aus Inund Ausland auf den Zahn. So beeindruckte die studierte Journalistin im Mai 2004 im Interview mit USAußenminister Colin Powell mit einem klug durchdachten Gespräch. Im vergangenen Jahr wurde Maybrit Illner für ihre Moderationsleistung mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Die Jury: Sachkundig und überlegt führt Maybrit Illner durch die wöchentliche Diskussionsrunde. doc.station Medienproduktion/ZDF Moderation: Maybrit Illner Produzent: Hartmut Klenke Redaktionsleitung: Volker Wilms Chefredaktion: Nikolaus Brender Leitung EPL Politik 1: Christian Trzeciok Wo befindet sich der größte Fischmarkt der Welt? Wie wird eine Hollywoodschaukel gebaut? Wie entstehen Kronkorken? Seit wann gibt es Penaten-Creme? Und warum hat man überhaupt eine Sprühstrumpfhose entwickelt? „Das Wissenschaftsmagazin Galileo weiß fast alles“ (FAZ). Seit sechs Jahren moderiert Aiman Abdallah fünf Mal pro Woche das interessante und abwechslungsreiche Magazin. Wissenschaftlich seriös und doch unterhaltsam läßt der smarte 39-Jährige in seiner Sendung keine Frage unbeantwortet. Die Jury: DIE Verbindung von Wissenschaft und Unterhaltung, sympathischsouverän präsentiert. ProSieben Moderation: Aiman Abdallah CvD: Carolin Schmitt (stellv. Redltg.), Karsten Scheuren Redaktionsleitung: Thomas Zwießler Chefredaktion: Guido Bolten Aktuelle Reportagen, spannende Studiogäste, Beiträge zu Skandalen und Missständen: Seit 14 Jahren präsentiert Allroundtalent Günther Jauch bereits stern TV. Mehr als drei Millionen Zuschauer verfolgen Woche für Woche die Sendung des 48-Jährigen. Dabei geht der gelernte Journalist sachlich, aber auch einfühlsam auf seine Themen und Gäste ein und ist sich auch für Selbstversuche nicht zu schade. Bereits im vergangenen Jahr wurde der Potsdamer beim DEUTSCHEN FERNSEHPREIS vom Publikum zum beliebtesten deutschen Fernsehstar gewählt. Die Jury: Eine gute Mischung, immer aktuell, sorgfältig recherchiert. Jauch bleibt seiner Sache treu. i & u Information und Unterhaltung/RTL Moderation: Günther Jauch CvD/stellv. Chefred.: Axel Pfeiffer Chefredaktion: Andreas Zaik Warum schluckt ein Kamel Steine? Und was genau hat es mit einer Leckrechnung auf sich? Auf der Suche nach schrägen und skurrilen Antworten begeistern bekannte Comedians wie Hella von Sinnen, Bernhard Hoecker oder Anke Engelke mit spritzig-spontanen Stand-ups. Unschlagbar süffisant ist Moderator und Genial daneben-Erfinder Hugo Egon Balder (54). Der ehemalige Samstag Nacht-Produzent wurde für Genial daneben – Die Comedy Arena bereits im Jahr 2003 für den DEUTSCHEN FERNSEHPREIS nominiert. Die Jury: Der Gastgeber, das Panel, die Fragen. Auch im zweiten Jahr voll genial! Hurricane Fernsehproduktion/SAT.1 Moderation: Hugo Egon Balder Team: Hella von Sinnen, Bernhard Hoecker Produzent: Marc Schubert Redaktion: Josef Ballerstaller Redaktionsleitung: Matthias Alberti In tv total-Manier sorgte Stefan Raab (38) für grandiose TV-Events: „Die WokWM war – nach dem Neujahresspringen – die erfolgreichste Wintersportsendung der Saison“ (WELT AM SONNTAG). Mit Stefan sucht den Super Grand Prix Star bewies Raab einmal mehr sein untrügliches Gespür für Entertainment. Die Jury: Ob mit WokSchüssel oder selbstkomponiertem Grand-PrixTitel: eine Klasse für sich! Die 1. offizielle WOK-WM Brainpool TV/Raab TV/ProSieben von und mit Stefan Raab Moderation: Kai Pflaume, Oliver Pocher, Sonya Kraus Redaktion: Christina Brossmann (Brainpool), Cornelia Thaler (ProSieben) Produzent: Martin Keß Redaktionsleitung: Jobst Benthues und SSDSGPS – Ein Lied für Istanbul Brainpool TV/Raab TV/ProSieben von und mit Stefan Raab Moderation: Elton, Annette Frier Producer: Anja Lenzhölzer Produzent: Jörg Grabosch Redaktion: Cornelia Thaler Redaktionsleitung: Jobst Benthues Hefte raus! Diktat! Wenn Prominente wie Literaturkritiker Hellmuth Karasek, Ex-Tageschausprecherin Susan Stahnke oder Comedian Dirk Bach in einer Show die Schulbank drücken, darf Hape Kerkeling als sympathischer Pauker nicht fehlen. Mit kniffeligen Fragen zur deutschen Sprache prüft der 39-Jährige in Der große Deutsch-Test nicht nur Prominente auf Herz und Nieren, sondern auch mehr als 300 Studiogäste. Die Jury: Ein sehr lehrreicher Spaß präsentiert von einem der ganz Großen im Showbiz. probono Fernsehproduktion/Eyeworks/RTL Moderation: Hape Kerkeling Co-Moderation: Ulrike von der Groeben Producer: Alies Glees (Eyeworks) Produktionsleitung: Anja Görner (probono) Produzenten: Friedrich Küppersbusch, Burkhard Weber (probono), Reinout Oerlemans (Eyeworks) Redaktion: Jochen Mast Redaktionsleitung: Holger Andersen Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 14 Beste Tägliche Sendung Service > AVENZIO – > EINSATZ IN 4 WÄNDEN SCHÖNER LEBEN! avenzio – schöner leben! ist das erfolgreiche Infotainment-Magazin auf ProSieben für alles was das Leben schöner und angenehmer macht. Jeden Mittag präsentieren Moderatorin Daniela Fuß (35) und ihr Experten-Team Ratschläge und Ideen für jeden Bereich des Alltags: u.a. Heim und Garten, Beauty und Styling, Ernährung und Gesundheit, Partnerschaft und Familie. Ein Rundum-Service auf höchstem Niveau: unkompliziert, lebensnah und einfach nachzumachen. Die Jury: Ob Bauen, Wohnen oder Lifestyle. Nutzwertiges und Kreatives für den ganz persönlichen Lebensbereich. Tine Wittler macht Menschen glücklich. Jeden Vormittag verwandelt die 31-jährige Wohnexpertin biedere Schlafzimmer in Wohlfühl-Oasen, farblose Kinderzimmer in bunte Spielparadiese und voll gestopfte Studentenbuden in ordentliche Wohnungen. Die RTL-Sendung ist ein voller Erfolg: Rund eine Millionen Zuschauer schauen den Raum-Stylisten täglich bei ihrer Arbeit zu. Seit dem 9. September hat sich die RenovierungsShow sogar einen Platz im RTL-Vorabendprogramm gesichert. Die Jury: Aufmöbeln, umgestalten, neu einrichten in drei Tagen. Mit Tine Wittler funktioniert’s! Janus TV/ProSieben Moderation: Daniela Fuß Redaktionsleitung: Tanja Deuerling (Janus TV), Martina Rother (ProSieben) Produzent: Helmut Kastner Ressortleitung: Karl König Chefredaktion: Guido Bolten MME/RTL mit Tine Wittler Producer: Lars-Uwe Höltich Produzent: Jörg A. Hoppe CvD: Rüdiger Hennecke Redaktion: Jasmine Peitl, Sascha Naujoks Ressortleitung: Sandra Gemein, Tom Sänger > SCHMECKT NICHT, Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 15 Beste Sportsendung > OLYMPIA 2004: > RTL SKISPRINGEN: GIBT’S NICHT DRESSURREITEN VIERSCHANZENTOURNEE „Verführer unter dem Dunstabzug“ – so wirbt VOX für seine erfolgreiche KochShow Schmeckt nicht, gibt’s nicht mit Tim Mälzer. Und verführerisch sind die kreativen und schnellen Rezepte des 33-jährigen Hamburgers wirklich. Spielend leicht und mit nur wenigen Handgriffen zaubert der sympathische Restaurantbesitzer („Das weiße Haus“) täglich außergewöhnliche Menüs auf die Teller. Mälzers Markenzeichen: unkonventionell, abwechslungsreich und experimentierfreudig. Tim Mälzer „gilt als der deutsche Jamie Oliver“ (DIE WELT ). Die Jury: Vom Abschmecken bis zum Zwiebelschneiden – Tim Mälzer kocht mit Leidenschaft! „Komm, tanz’ für deine Reiterin!“ – voller Emotionen kommentierte ARD-Reitsportexperte Carsten Sostmeier die Dressurwettkämpfe der Olympischen Spiele in Athen. Die poetisch-sachkundigen Kommentare des 44-Jährigen machten aus den Übertragungen wahre Kult-Sendungen. Und nicht nur die wachsende Fan-Gemeinde vor den Fernsehern honorierten den empathischen Einsatz des Moderators: „Er macht ganz große Unterhaltung“, lobte DIE WELT und das HAMBURGER ABENDBLATT verlieh Sostmeier sogar die Gold-Medaille als bester Olympia-Reporter. Die Jury: Carsten Sostmeiers virtuoser Kommentar erschließt uns eine olympische Disziplin, lässt den Zuschauer verstehen und mitfiebern! 2003/2004 „RTL hat viel erreicht: In der Moderatoren-Kombination Günther Jauch und Dieter Thoma wurde eine gute Mischung gefunden: informativ, unterhaltsam und verständlich“ (DIE WELT). TV-Moderator Günther Jauch zählt zu den beliebtesten Persönlichkeiten im deutschen Fernsehen und wurde mit zahlreichen Preisen, wie der Goldenen Kamera, ausgezeichnet. Dieter Thoma, der 13-fache Medaillengewinner im Skispringen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften, überzeugt mit Fachkompetenz und lockerer sympathischer Art. Die Jury: Das Muss des Wintersports! MME/VOX Moderation: Tim Mälzer Executive Producer: Marisol von Appen Produzent: Jörg A. Hoppe Redaktion: Meike Johanpeter Redaktionsleitung: Hans Demmel ARD/SWR Reporter: Carsten Sostmeier Moderation: Monica Lierhaus Programmchef: Harald Dietz Teamchef: Volker Kottkamp Moderator: Günther Jauch Experte: Dieter Thoma Kommentator: Thomas Bartels Redaktion: Jörg Stieglitz Redaktionsleitung: Manfred Loppe Chefredaktion: Hans Mahr > TOUR DE FRANCE Die abwechslungsreiche Berichterstattung von ARD Tourexperte Marcel Wüst (37) und Sportschau-Moderatorin Monica Lierhaus (34) machten die 91. Tour de France zu einem Radsportereignis der Superlative. Mit detaillierten Hintergrundberichten, kompetenten Analysen und informativunterhaltsamen Live-Moderationen: So beeindruckte das charmant-sympathische Tour-de-France-Duo die begeisterten Radsportfans vor den Bildschirmen. Die Jury: Atmosphärisch dicht. Berichterstattung zwischen Berg- und Talfahrt. ARD/SR/HR/RBB/SWR/ WDR/NDR/ZDF Moderation: Monica Lierhaus Kommentator: Hagen Boßdorf, Herbert Watterott Experten: Rudi Altig, Marcel Wüst, Rudy Pevenage ARD-Teamchef: Werner Zimmer (SR) Programmchefin: Gabriele Bohr (SR) Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 16 Beste Regie Bestes Buch Fernsehfilm/Mehrteiler > DOMINIK GRAF > CHRISTIAN PETZOLD Kalter Frühling ist nach Bittere Unschuld und Deine besten Jahre Abschluss einer Melodram-Trilogie über wohlhabende Frauen inmitten einer Lebenskrise. Regisseur Dominik Graf (52) ist der „Chronist der bürgerlichen Abgründe“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Der Grimme-Preisträger zeigt in dem ZDF-Film, wie eine Familienfeier das Leben der 22-jährigen Sylvia schlagartig verändert und die Studentin in eine tiefe Krise stürzt. Als sie diese bewältigt hat, nimmt sie Rache: Liebe ist kälter als der Tod. „Ein Fernsehkunstwerk von pulsierender Vitalität“ (EPD MEDIEN). Die Jury: Graf setzt ein Familiendrama vor die Folie eines Wirtschaftskrimis. Beide Genres profitieren davon. „Dieser Film ist ein Meisterstück“, titelte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Autorenfilmer Christian Petzold (44) macht aus einer tragisch-simplen Story einen Film über die zwischenmenschliche „Kälte“ in Deutschland: ein „präzises Bild bundesrepublikanischer Wirklichkeit“ (TAGESSPIEGEL). Das ZDFDrama führt die Wohlstandsgesellschaft vor, die ihre Spuren in den Figuren hinterlassen hat. Autoverkäufer Philipp (Benno Fürmann) überfährt ein Kind und begeht Fahrerflucht. Aus Schuldgefühlen freundet er sich mit der Mutter des Kindes (Nina Hoss) an, die den Tod des Jungen rächen will. Die Jury: Petzolds kühlanalytischer Blick beeindruckt nachhaltig. Kalter Frühling Colonia Media/ZDF/ARTE Buch: Markus Busch Produzent: Michael Hild Redaktion: Caroline von Senden Wolfsburg teamWorx/ZDF/ARTE Buch: Christian Petzold Produzentin: Bettina Reitz Redaktion: Caroline von Senden Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 17 Fernsehfilm/Mehrteiler > ADOLF WINKELMANN > SASCHA ARANGO Der vielfach ausgezeichnete Regisseur Adolf Winkelmann brilliert mit dem bewegenden Familienfilm Engelchen flieg! Der 58jährige Grimme-Preisträger erzählt die authentische Geschichte der 6-jährigen Marlene, die durch einen ärztlichen Kunstfehler seit der Geburt körperlich schwer behindert ist. „Dieser Film geht von der ersten bis zur letzten Minute unter die Haut. Er überzeugt psychologisch, schauspielerisch, dramaturgisch. Und vor allem durch seine Ehrlichkeit“ (EPD MEDIEN). Die Jury: Scheinbar beiläufige Beobachtung und Alltagssprache: Winkelmann erzählt eine Familiengeschichte mit Höchstmaß an Realismus. „Blond: Eva Blond! bleibt die außergewöhnlichste deutsche Krimireihe“ (EPD MEDIEN). Das Drehbuch von Sascha Arango zeichnet sich durch wortwitzige, pointenstarke Dialoge, originelle Handlungsverläufe und die dynamische Entwicklung der Figuren aus. So wird die beliebte SAT.1Serie zu einem unübertroffenen Krimiereignis. Neben zahlreichen Spielfilmproduktionen lieferte der zweifache Adolf-GrimmePreisträger auch die Buchvorlage für den Kinofilm Der blaue Helm (2001). Die Jury: Gewollt grotesk, vor allem aber höchst gekonnt! Arangos Bücher lassen einen leichtfüßigen Genremix aus Humor und Krimi gelingen. Engelchen flieg! megaherz/Winkelmann Filmproduktion/ARD/WDR Buch: Werner Thal Produzenten: Fidelis Mager, Franz X. Gernstl Redaktion: Alexander Wesemann Blond: Eva Blond! Film-Line Production/SAT.1 Regie: Matthias Glasner, Hermine Huntgeburth Produzent: Arno Ortmair Redaktion: Alicia Remirez, Kerstin Wiedé > CHRISTOPH BUSCH > DETLEF MICHEL Trude und Ben – eine Mutter und ihr behinderter Sohn. Sie sind eine Einheit gegen die Dorfgemeinschaft, die den kaum kontrollierbaren Ben lieber im Heim sähe. Der Puppengräber von Christoph Busch (58) ist ein raffiniertes Psychogramm eingeschworener Gesellschaftsstrukturen, liebevoll und zugleich grausamspannend erzählt. „Busch reduziert geschickt das dichte Gewebe des Buches ohne der Psychologie der Figuren die Tiefendimension zu rauben“ (DER TAGESSPIEGEL). Die Jury: Misstrauen und Angst schleichen sich in die ländliche Idylle. Ein Sonderling steht unter Verdacht in einer Mädchenmordserie: Ein atmosphärisch dichter Krimi. Vor dem Hintergrund eines eleganten Gourmetrestaurants geht es in dem spannenden Erzählstück von Drehbuchautor Detlef Michel (50) um falsche Quittungen, dramatische Intrigen und schließlich sogar um Mord. „Die Quittung ist ein intelligenter und guter Film, einer, wie man ihn selten sieht“, feierte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG den kulinarischen Krimi. Der gebürtige Elsässer machte sich bereits mit zahlreichen Produktionen wie Die Denunziantin (1993) oder Reise in die Dunkelheit (1997) einen Namen. Die Jury: Man nehme: einen Koch, eine Chefin, deren Mann, dessen Liebhaberin und eine Kommissarin: Krimiunterhaltung à la carte. Der Puppengräber filmpool/ARD/WDR Regie: Claudia Prietzel, Peter Henning Producer: Katrin Kuhn Redaktion: Helga Poche Die Quittung Objectiv Film/ZDF Regie: Niki Stein Producer: Dietrich Kluge Produzentin: Katharina M. Trebitsch Redaktion: Sophie Venga Fitz Deutsche Fernsehpreis 2003 Der Der Deutsche Fernsehpreis 2004Seite Seite1919 Bester Schauspieler Fernsehfilm Nominierungen > SEBASTIAN KOCH Sebastian Koch, abonniert auf die Darstellung historischer Personen, spielte schon Klaus Mann, Marschall Lannes in Napoleon und nun: Claus Graf von Stauffenberg. Der mehrfache Preisträger, u.a. Grimme-Preis für Die Manns, verkörpert den Menschen, der den Mut hatte, ein Attentat auf Hitler zu verüben. Der 42jährige Koch agiert in Stauffenberg als ein Mann, der den Glauben an den Führer angesichts der nationalsozialistischen Verbrechen verliert. Der Wahlberliner spielt den Helden überzeugend in all seiner Zwiespältigkeit und Konsequenz. Er ist „ein gewissenhafter Schauspieler, wandlungsfähig, darin ein ganzer Stauffenberg“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Der anpassungsfähige Koch, der uns in ganz unterschiedlichen Rollen begegnet und auch international sehr erfolgreich ist, wird demnächst in Heinrich Breloer Dreiteiler Speer und Er in der Rolle von Hitlers Lieblingsarchitekten zu sehen sein. Die Jury: Koch zeigt die sensibel-entschlossene Persönlichkeit Stauffenbergs. Stauffenberg teamWorx/ARD/SWR/WDR/RBB/ORF/ Degeto/RAI/RAI Bozen/EOS Buch und Regie: Jo Baier Producer: Jon Handschin Produzenten: Gabriela Sperl, Joachim Kosack Redaktion: Carl Bergengruen, Bettina Ricklefs (SWR) u.a. > TOBIAS MORETTI > ULRICH TUKUR Stefan Lindmann steckt mehr als nur in einer Midlife-Crisis: Diagnose Zungenkrebs mit Ende dreißig, Risse in der Partnerschaft und zur Krönung die grausame Hinrichtung seines alten Kollegen. Auf seiner unkonventionellen Suche nach dem Mörder findet er nicht nur die schreckliche Wahrheit, sondern auch wieder zu sich selbst. Der Österreicher Tobias Moretti (45) verkörpert den eigenbrötlerischen schwedischen Kommissar in der Mankell-Verfilmung Die Rückkehr des Tanzlehrers (ARD). Mit sparsamer Mimik, bewusst-beherrschter Gestik, durch Sorgenfalten zerfurchter Stirn und leidvollen Blicken bringt der ehemalige Burgtheater-Schauspieler die Lebenskrise und die innere Zerrissenheit Lindmanns meisterhaft auf den Bildschirm. „Eine Glanzdarbietung, mit der sich Moretti in die Champions League der Schauspielgrößen gespielt hat!“ (KURIER). Die Jury: Moretti beeindruckt als eine Als wandlungsfähiger Schauspieler ist Ulrich Tukur bekannt: In dem Tatort: Das Böse spielt der 47-Jährige den erfolgreichen Banker Dr. Karl Petzold, der angesichts der gesellschaftlichen Kälte zu einem abgestumpften und empfindungslosen Massenmörder wird. „Ulrich Tukur personifizierte das eben doch nur scheinbar wahllos mordende ‚Böse’ eindrücklich als verzweifelte Gefühlskälte“ (BERLINER ZEITUNG). Der studierte Germanist arbeitete als Pianist und Akkordeonspieler. Sein Filmdebüt feierte der leidenschaftliche Musiker bereits 1981 in Michael Verhoevens Film Die weiße Rose. Seitdem sah man den in Venedig lebenden Künstler in unzähligen Filmund Fernsehproduktionen, u.a. in Der Stellvertreter, Warten ist der Tod. 2002 stand der Grimme-Preisträger unter der Regie von Steven Soderbergh für die Produktion Solaris vor der Kamera. Die Jury: Tukurs diabolische Glanzleis- typische Mankell-Figur: ein harter, gleichzeitig todkranker Mann auf der Spur eines ungeheuerlichen Verbrechens. tung ist das Zentrum dieser raffinierten Tatort-Folge. Die Rückkehr des Tanzlehrers Lisa Film/Degeto Film/ARD Regie: Urs Egger Buch: Donald Bohlinger, Rolf und Celia Börjlind Produzent: Karl Spiehs Redaktion: Rainer Bunz, Claudia Schrader Tatort: Das Böse ARD/HR Buch und Regie: Niki Stein Redaktion: Inge Fleckenstein Redaktionsleitung: Liane Jessen Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 21 Beste Schauspielerin Fernsehfilm Nominierungen > MARTINA GEDECK Brigitte Reimann (1933-1973) gehörte zu den wichtigsten Schriftstellerinnen der frühen DDR. Eine eigenwillige, kluge und leidenschaftliche, aber auch sehr politische Frau. Markus Imboden verfilmte Reimanns Lebensgeschichte nach ihren Tagebüchern. Die unglaublich wandlungsfähige, immer überzeugende Martina Gedeck (40) verkörpert in Hunger auf Leben souverän die Schriftstellerin, die nicht mal vierzigjährig an Krebs starb. Die preisgekrönte Wahlberlinerin, u.a. 2003 mit der Goldenen Kamera für Bella Martha ausgezeichnet, spielt in der 20 Jahre umfassenden Lebensverfilmung der Reimann mit hohem Einfühlungsvermögen und großer Emotionalität. „Alles Staunen, Wollen und Entsetzen, alles Weh und alle Lust dieser Reimann erzählt diese Gedeck in ihrem Gesicht“ (DIE WELT). Die Jury: Martina Gedeck bringt das Leben der mit und gegen das DDRSystem leben- und liebende Schriftstellerin auf den Punkt. Hunger auf Leben Saxonia Media/ARD/MDR/ARTE Regie: Markus Imboden Buch: Scarlett Kleint Produzent: Hans-Werner Honert Redaktion: Karl-Heinz Staamann > NINA HOSS > JESSICA SCHWARZ Über Nacht wurde die damals 22-jährige Nina Hoss mit der Bernd-Eichinger-Produktion Das Mädchen Rosemarie (1996) bekannt. Die Schauspielerin absolvierte eine Ausbildung an der renommierten Ernst-Busch-Schule Berlin. Mittlerweile ist sie 29 und vor der Kamera genauso erfolgreich präsent wie auf der Bühne. Es ist ihre zweite Zusammenarbeit mit dem Regisseur Christian Petzold. In Wolfsburg spielt die Wahlberlinerin Laura, eine Mutter, die nach dem Unfalltod ihres kleinen Sohnes all ihre Kraft daransetzt, den Schuldigen zu finden. Die gebürtige Stuttgarterin zeigt sich als zerbrechliche Frau, die in ihrer tiefen Traurigkeit unantastbar zu sein scheint. Gegenüber ihrer Umwelt bleibt Laura introvertiert, „herb, abweisend, geradezu starr auf ihr Ziel fixiert“ (FAZ). „Es ist wunderbar und grausam, ihr dabei zuzuschauen, wie sie Haltung zu bewahren versucht, und es nicht schafft“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Die Jury: Hinter einer kühlen Fassade Ein Familienfest ändert ihr Leben: Dort bricht die 22-jährige Studentin Sylvia mit ihren wohlhabenden Eltern und erlebt daraufhin ihren Absturz bis hin zur freiwilligen Prostitution. Sie schafft den Wiedereinstieg ins gesellschaftliche Leben – allerdings nicht ohne emotionale Schäden. Jessica Schwarz überzeugt mit ihrer Darstellung der ambivalenten Sylvia in Kalter Frühling. Die 27-Jährige erweist sich als fähig, jede Art von Gefühl emotional überzeugend auszudrücken. „Nicht weniger bewundernswert, wie Jessica Schwarz ihre Sylvia durch das Stationsdrama dieser Figur schickt: quicklebendig zunächst, dann zusehends gelähmt und schließlich zu neuem, giftigen Leben erwacht“ (FAZ). Im März 2003 wurde die Jungmimin für den Dominik-Graf-Film Die Freunde der Freunde mit dem Adolf-GrimmePreis für ihre schauspielerische Leistung ausgezeichnet. Die Jury: Jessica Schwarz zeigt die Brü- lässt Nina Hoss den Racheengel erahnen, ohne ihn auch nur eine Sekunde zu früh zu verraten. chigkeit zweier Welten. Am Ende ist der Eintrittspreis in das Erwachsenenleben hoch. Wolfsburg teamWorx/ZDF/ARTE Buch und Regie: Christian Petzold Produzentin: Bettina Reitz Redaktion: Caroline von Senden Kalter Frühling Colonia Media/ZDF/ARTE Regie: Dominik Graf Buch: Markus Busch Produzent: Michael Hild Redaktion: Caroline von Senden Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 23 Bester Schauspieler Serie Nominierungen > HENNING BAUM Wenn der Besitzer einer Brauerei tot im Bierkessel aufgefunden wird oder eine junge Prostituierte mit einer Polizeipistole erschossen wird, dann ist das ein Fall für den schwulen Kriminalkommissar Leo Kraft alias Henning Baum. „Kommissar Kraft ist sensibel, gut aussehend, mit anderen Worten der Traummann schlechthin“(FAZ). Gemeinsam mit seiner chaotisch-charmanten Kollegin Nina Metz (Elena Uhlig) sorgt der pfiffige Ermittler in der SAT.1-Serie Mit Herz und Handschellen für exzellente Krimiunterhaltung. Bei mehreren TV-Produktionen wie Tatort, Ein Fall für Zwei und Polizeiruf 110 stellte der 32-Jährige sein außerordentliches schauspielerisches Können unter Beweis. Vor seiner TVKarriere debütierte der gebürtige Essener im Bochumer Schauspielhaus und blickt auf zahlreiche Engagements am Mainzer und Würzburger Stadttheater zurück. Die Jury: Baums souverän-lockerer Kriminalkommissar zeigt enorme Wirkung auf beiderlei Geschlecht. Mit Herz und Handschellen Hofmann & Voges Entertainment/SAT.1 Regie: Wolfgang F. Henschel, Michael Zens Buch: Remy Eyssen u.a. Produzenten: Mischa Hofmann, Philip Voges Producer: Kathrin Breininger Redaktion: Walter Grothkopp > SEBASTIAN BEZZEL Sebastian Bezzel spielt in Abschnitt 40 den smarten Streifenpolizisten Ulf Meinerts. In der Rolle des sympathisch offenen und spontanen Meinerts ist Bezzel etabliertes Mitglied der RTL-Erfolgsserie. In der Folge Straßen der Nacht wird er zu einem Verkehrsunfall gerufen. Die Notärztin bittet ihn, einem sterbenden Mann zur Seite zu stehen. Ulf weigert sich zuerst, denn die Situation erinnert ihn schmerzhaft an den Tod seines Vaters. Er kämpft mit sich selbst und bleibt letztendlich am Ort. In dieser Folge überzeugt der aus Garmisch-Partenkirchen stammende Schauspieler mit seiner Leistung, die den inneren Zwiespalt des Streifenpolizisten deutlich zeigt. Der 33-Jährige, der eine Ausbildung an der Bayerischen Theaterakademie absolvierte, feierte zuletzt neben Eva Mattes im Tatort: Bitteres Brot eine gelungene Premiere als deren neuer Partner. Die Jury: Zwischen Bezzels Streifenpoli- > THOMAS SARBACHER Unnahbar, konsequent, ausgezeichnete Menschenkenntnis und brillante Intuition kennzeichnen Hauptkommissar Matthias Steiner – auch Der Elefant genannt. Thomas Sarbacher spielt in der SAT.1-Serie Der Elefant – Mord verjährt nie den verwitweten Mann mit einem einmaligen Gedächtnis. Seit dem unaufgeklärten Tod seiner Frau ist er auf der Suche nach der Wahrheit. Nach seiner Schauspielausbildung in Graz gehörte der gebürtige Hamburger von 1990 bis 1996 dem Ensemble der Bremer Shakespeare Company an. Mittlerweile ist der 43-Jährige auch ein beliebter Fernsehschauspieler. Seit 1997 war Thomas Sarbacher in weit über 30 Film- und TVProduktionen zu sehen, oftmals in der Hauptrolle, wie in Heimspiel (2002) oder Das falsche Opfer (2004). Die Jury: Ermittler mit raren Eigenschaf- zisten Ulf und einem Unfallopfer entsteht eine Schicksalsgemeinschaft. ten: Hartnäckigkeit und Langzeitgedächtnis. Sarbachers Gesicht gibt der Serie das melancholisch-lebenserfahrene Grundmotiv. Abschnitt 40: Straßen der Nacht typhoon films/RTL Regie: Florian Kern Headautor: Christoph Darnstädt Producer: Ulrike Leibfried Produzenten: Marc Conrad, Friedrich Wildfeuer Redaktion: Melanie Brozeit, Marcus Mende Redaktionsleitung: Jan-Richard Schuster Der Elefant – Mord verjährt nie Pro GmbH/SAT.1 Regie: Ed Herzog, Andreas Prochaska u.a. Headautor: Frank Speelmans Produzentin: Barbara Thielen Redaktion: Heike Brückner von Grumbkow, Karin Dahlberg Redaktionsleitung: Alicia Remirez, Dirk Eisfeld Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 25 Beste Schauspielerin Serie Nominierungen > KATHARINA ABT Sie ist eine Frau, die weiß was sie will. Kommissarin Julia Gerling in Der Elefant – Mord verjährt nie bringt mit ihrem impulsiven, draufgängerischen und spontanen Charakter Leben ins Team des jungen Dezernats für ungeklärte Tötungsdelikte. Gespielt wird die beruflich perfektionistische und privat chaotische Kommissarin von Katharina Abt. Die Schauspielerin verleiht ihrer Figur, besonders als gelungene Ergänzung zu dem verschlossenen Hauptkommissar Steiner (Thomas Sarbacher), Lebenslust, Spontaneität und intelligenten Charme. Die gebürtige Münchnerin besuchte die Westfälische Schauspielschule in Bochum und überzeugt mit zahlreichen Engagements, unter anderem am Schauspielhaus Bochum, Zürich und an den Kammerspielen Hamburg. Seit mehr als 20 Jahren steht die 36-Jährige für Film- und TV-Produktionen wie Wilsberg und Der Schuss im Morgengrauen (2001) vor der Kamera. Die Jury: Als Gegenpart zum Ermittler > IRIS BÖHM Als ambitionierte und einfühlsame Kommissarin Hannah Koch ermittelt Schauspielerin Iris Böhm im Sonderdezernat der Kölner Kriminalpolizei, kurz Die Sitte. Gemeinsam mit Kollegen Lenny Winkler (Dirk Heinrichs) geht die scharfsinnige Analytikerin auch in der zweiten Staffel der RTL-Serie gegen Sittlichkeitsdelikte und Sexualstraftaten vor. Die Fälle werden überwiegend aus der Perspektive der routinierten Fahnder erzählt. „Die zurückhaltende Neugierde mit der Hannah Koch bei ihren Ermittlungen zu Werke geht, passt auch zu ihrer Darstellerin“ (RHEIN ZEITUNG). Ihr Talent bewies die ehemalige Studentin der renommierten Hochschule für Schauspielkunst ErnstBusch in Berlin bei zahlreichen Kinound TV-Produktionen wie der Erfolgsserie Tatort: Bildersturm Manila (1997), an der Seite von Götz George in Schimanski: Geschwister (1998) oder dem Kinodebüt So weit die Füße tragen (2000). Die Jury: Böhm ist strenge Aufklärerin und zugewandte Partnerin zugleich. sorgt Katharina Abt für Dynamik. Der Elefant – Mord verjährt nie Pro GmbH/SAT.1 Regie: Ed Herzog, Andreas Prochaska u.a. Headautor: Frank Speelmans Produzentin: Barbara Thielen Redaktion: Heike Brückner von Grumbkow, Karin Dahlberg Redaktionsleitung: Alicia Remirez, Dirk Eisfeld > NANA KRÜGER In der RTL-Erfolgsserie Abschnitt 40 spielt Nana Krüger die resolute Polizeikommissarin Cora Winkler. In der Folge Schusswaffengebrauch gerät ihr Leben unwillkürlich aus den Fugen. Bei einer einfachen Führerscheinkontrolle zückt der Autofahrer eine Waffe. Cora muss sich wehren und schießt. Ihr Kollege ist unsicher, ob der Gebrauch der Waffe nötig war. Doch die Polizistin plädiert auf Notwehr. Als an ihrer Integrität gezweifelt wird, offenbart sich die sonst sehr taffe Frau verletzbar, aber auch stark. In der Rolle der Cora ist Nana Krüger (42), die bis 1999 vorwiegend auf der Bühne zu sehen war, engagiert, durchsetzungsfähig und doch eine emotionale Polizistin, die in der Männerwelt auch mal Gefühle zeigt. Nana Krüger absolvierte eine Ausbildung an der Schauspielakademie Zürich und stand danach an namhaften Theatern (u.a. Volkstheater Wien, Maxim Gorki Theater) auf der Bühne. Die Jury: Gegen alle Widerstände auf sich selbst vertrauend macht Nana Krüger den schmalen Grat der Notwehr deutlich. Die Sitte filmpool/RTL Regie: Jorgo Papavassiliou Headautor: Ralf Löhnhardt Produzent: Thomas Eckelkamp Redaktion: Gerda Müller, Anja Schierl Redaktionsleitung: Jan-Richard Schuster Abschnitt 40: Schusswaffengebrauch typhoon films/RTL Regie: Andreas Senn Headautor: Christoph Darnstädt Producer: Ulrike Leibfried Produzenten: Marc Conrad, Friedrich Wildfeuer Redaktion: Melanie Brozeit, Marcus Mende Redaktionsleitung: Jan-Richard Schuster Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 27 Bester Schauspieler Nebenrolle Nominierungen > FRANK GIERING Kai Wegner ist der nette Schwiegersohn von nebenan, liebevoller Ehemann und Vater. Auf den ersten Blick wäre Wegner der Letzte, den das hartnäckige Ermittlerduo als brutalen und besessenen Serienmörder verdächtigen würde. Frank Giering (33) wächst in der Rolle des Mörders über sich selbst hinaus. Der 33Jährige spielt einen unscheinbaren, in sich verschlossenen Mann, der erst zum Schluss des Films völlig unvermittelt „wie Rumpelstilzchen aus seiner Alltagshaut“ (EPD MEDIEN) fährt und die kaltblütigen Morde an den vier jungen Frauen gesteht. Der Absolvent der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Babelsberg gab sein Filmdebüt 1995 in dem TV-Film Der Verräter. Sein Können stellte der renommierte Schauspieler in Erfolgsproduktionen wie dem Kinofilm Funny Games (1996) oder dem TV-Erfolg Opernball (1997) unter Beweis. Die Jury: Als schüchtern-verschlagener Ehemann prägt sich Giering ins Zuschauergedächtnis. Der Mörder ist unter uns Multimedia/ZDF Regie: Markus Imboden Buch: Holger Karsten Schmidt Produzentin: Claudia Schröder Redaktion: Gabriele Heuser > JÜRGEN HENTSCH Im Schatten der Macht zeigt die letzten Regierungstage Willy Brandts vor seinem dramatischen Rücktritt am 6. Mai 1974. Herbert Wehner (gespielt von Jürgen Hentsch) war während der Brandt-Regierung Parteivorsitzender der Sozialdemokraten: SPD-„Zuchtmeister“ und Brandt-Kontrahent. „Jürgen Hentsch zeigt seinen Wehner als einen von Diabetes in den Altersstarrsinn getriebenen Dickkopf, der die Macht um jeden Preis sichern will“, schrieb die BERLINER ZEITUNG. „Glänzend besetzt“ ist die Rolle des „mal zynischen, mal rührenden SPDFraktionschefs“, lobte die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG. Für die Rolle des Heinrich Mann in dem erfolgreichen Dreiteiler Die Manns – Ein Jahrhundertroman (2002) wurde der 68-jährige Berliner mit dem AdolfGrimme-Preis und dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Die Jury: Düster-knappes Geraune alter Männer: Bieder, stets machtbesessen: so wie Hentsch ihn zeigt, will man sich Wehner gerne vorstellen. Im Schatten der Macht Ziegler Film/nordmedia/ARD/NDR/MDR/ARTE Buch und Regie: Oliver Storz Producer: Winka Wulff Produzentin: Regina Ziegler Redaktion: Doris J. Heinze (NDR), Wolfgang Voigt (MDR) > HERMANN LAUSE Vor neun Jahren überführte der damalige Kriminalhauptkommissar Jürgen Lorenz (Hermann Lause) den mutmaßlichen Sexualmörder Hans Werner Gehring. Als ein zweiter Mord an einer jungen Frau die unschuldig anmutende Dorfgemeinschaft in Aufruhr versetzt, wird der Fall wieder aufgenommen. Hat Lorenz damals den Falschen ins Gefängnis gebracht? Die Ermittlungen der jungen Staatsanwältin Stein und des Kriminalpsychologen Bach führen direkt in das familiäre Umfeld des Kommissars. Herrmann Lause (65) interpretiert in Der Mörder ist unter uns die Figur des zweifelnden Kommissars beeindruckend authentisch. „Bewegend die Gestalt des Polizisten, der gegen seinen Schwiegersohn und dessen Bruder nicht ermitteln will, aber seine Töchter schützen muß“ (FAZ). Die Jury: Als Dorfpolizist, dessen Welt zerbricht, zeigt Lause eine glaubwürdige Entwicklung von Starrsinn zu moralischer Aufrichtigkeit. Der Mörder ist unter uns Multimedia/ZDF Regie: Markus Imboden Buch: Holger Karsten Schmidt Produzentin: Claudia Schröder Redaktion: Gabriele Heuser Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 29 Beste Schauspielerin Nebenrolle Nominierungen > SANDRA BORGMANN „Die durch ihre enorme Wandlungsfähigkeit überraschende Sandra Borgmann als gekidnappte Kerstin, die sich von der spröden, gestylten Anwältin zur indischen Hiphop-Fee mausert, ist eine echte Entdeckung“, feierte EPD MEDIEN die sympathische Wahlkölnerin für ihre Rolle in Ein krasser Deal. Ihr großes und vielseitiges Talent beweist die Schauspielabsolventin der Folkwang-Hochschule in Essen auch in dem Tatort: Odins Rache. Als schroffe und vorlaute Astrid spielt die gebürtige Mülheimerin die Freundin eines ermordeten Skinheads im Kölner Neonazi Milieu überzeugend echt. Als „Rosalie“ erlangte die 30-Jährige in der beliebten ARD-Vorabendserie Berlin, Berlin ihren schauspielerischen Durchbruch. Die Jury: Spielfreude, die man sehen kann: wandlungsfähig bewegt sich Borgmann zwischen den Genres. Ein krasser Deal Studio Hamburg Produktion Berlin/ProSieben-First-Cut Regie: Christina Fürneisen, Daniel Texter Buch: Rafael Solà Ferrer Producer: Claudia Kratochvil Produzentin: Doris Zander Redaktion: Katrin Holetzeck und Tatort: Odins Rache Colonia Media/ARD/WDR Buch und Regie: Hannes Stöhr Produzentin: Anke Scheib Redaktion: Katja De Bock > BARBARA PHILIPP Im Tatort: Das Böse spielt Barbara Philipp die drogenabhängige Nina, die im Rotlichtmilieu Frankfurts versucht, sich mit Prostitution am Leben zu halten. Mit eindrucksvoller Intensität spielt die Wahlberlinerin die junge verwahrloste Frau, die um ein letztes Stück Lebenssinn kämpft. Die 39-Jährige studierte Germanistik, Film und Theaterwissenschaft in Berlin, bevor sie sich dort und in New York zur Schauspielerin ausbilden ließ. Barbara Philipp begann ihre Karriere an Theaterbühnen in Berlin und Dresden. Seit über zehn Jahren steht sie auch für zahlreiche Film- und Fernsehauftritte vor der Kamera. Die in der Eifel geborene Schauspielerin ist dem Publikum aus dem TV-Film Die Hoffnung stirbt zuletzt von Marc Rothemund und dem Kinofilm Liebes Luder von Detlef Buck bekannt. Die Jury: Philipp zeigt ihre Figur vom äußersten Rand der Gesellschaft frei vom Pathos eines Opfers. > GABRIELA MARIA SCHMEIDE In dem ARD-Fernsehfilm Leben wäre schön spielt Gabriela Maria Schmeide die warmherzige Ute Even, die ihr Leben in Deutschland gegen einen Neubeginn in Island tauscht. Als bei ihrer Freundin Manja Krebs diagnostiziert wird, steht Uta ihr zur Seite. In dieser Rolle strahlt die Schauspielerin „auf so selbstverständliche Weise Zuversicht“ aus, „dass man sie sofort und für alle Zeit ins Herz schließt“(FAZ). Die Absolventin der Ernst-Busch-Schule begann ihre Karriere beim Berliner Ensemble. Schon 1992 wurde die heute 39-Jährige von THEATER HEUTE zur „Besten Nachwuchsschauspielerin“ gekürt. Es folgten zahlreiche Auszeichnungen: 2001 der Grimme-Preis sowie eine Nominierung für den DEUTSCHEN FERNSEHPREIS für Die Polizistin und 2002 der Silberne Bär für ihre Rolle der Katrin in Halbe Treppe. Neben der Arbeit für Film und Fernsehen steht sie in ihrer Wahlheimat Bremen auf der Bühne. Die Jury: Schmeide als beste Freundin erdet das emotional packende Frauendrama. Tatort: Das Böse ARD/HR Buch und Regie: Niki Stein Redaktion: Inge Fleckenstein Redaktionsleitung: Liane Jessen Leben wäre schön AllMedia Pictures/ARD/BR Regie: Kai Wessel Buch: Beate Langmaack Producer: Rima Schmidt Produzentin: Heike Richter-Karst Redaktion: Gabriela Sperl, Bettina Reitz Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 30 Beste Kamera > HANS-GÜNTHER BÜCKING > HANS GRIMMELMANN Farblos, düstere Bilder. Mystisch, lang getragene Szenen. Die Kamera als stiller, geduldiger Beobachter: gnadenlos, ohne Effekte! Ein Alpendorf im Winter 1880: eine trostlose Zeit. Jedes Bild transportiert die Hoffnungslosigkeit. Kameramann Hans-Günther Bücking beeindruckt einmal mehr mit seiner simplen, aber kraftvollen Sprache. „Jennerwein ist ein alpiner Western voll emotionaler Kraft“ (BERLINER KURIER). Die Jury: Ein Eifersuchtsdrama vor Tiroler Bergkulisse. Die archaischen Landschaftsbilder heften sich ins Gedächtnis und im Ohr knirscht noch der Schnee. Jennerwein Sonne, Mond & Sterne/Moviepool/Europool/ARD/BR/ORF Regie, Kamera: Hans-Günther Bücking Buch: Holger Zimmermann, Hans-Günther Bücking Produzent: Dr. Erwin Kraus Redaktion: Hubert Haslberger (BR) u.a. Eine hervorragende optische Umsetzung gelingt Hans Grimmelmann (51) in dem ZDF-Zweiteiler Im Schatten der Macht. Die nüchternen Einstellungen und fast dokumentarischen Aufnahmen mischt der vielseitige Wahlhambuger gekonnt mit stimmungsvollen Bildern. So erzeugt der preisgekrönte Kameramann (u.a. Deutscher Kamerapreis) auf zurückhaltende, und zugleich gefühlvolle Weise eine besondere Nähe zwischen dem Zuschauer und der historischen Figur Willy Brandt. Die Jury: Grimmelmanns Licht- und Schattenwelt macht die Kanzlerentmachtung im Bild greifbar. Im Schatten der Macht Ziegler Film/nordmedia/ARD/ NDR/MDR/ARTE Buch und Regie: Oliver Storz Producer: Winka Wulff Produzentin: Regina Ziegler Redaktion: Doris J. Heinze (NDR), Wolfgang Voigt (MDR) Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 31 Bester Schnitt > HOLLY FINK Holly Fink beherrscht die Filmkamera wie nur wenige andere: Der 39-jährige Wahlhamburger überzeugt dieses Jahr gleich in drei Produktionen mit seinen intensiven Kamerabildern. Die Jury: Holly Fink ist einer der ganz großen Künstler mit seiner konzentrierten und klaren Bildsprache. Die Ärztin Network Movie/ZDF Regie: Matti Geschonneck Buch: Hannah Hollinger Produzent: Reinhold Elschot Redaktion: Daniel Blum und Carola Stern – Doppelleben teamWorx/ARD/BR/WDR/ARTE Regie: Thomas Schadt Buch: Gabriela Sperl, Thomas Schadt Producer: Christian Rohde Produzent: Nico Hofmann Redaktion: Bettina Reitz, Jochen Löscher (BR) u.a. und Leben wäre schön AllMedia Pictures/ARD/BR Regie: Kai Wessel Buch: Beate Langmaack Producer: Rima Schmidt Produktion: Heike Richter-Karst Redaktion: Gabriela Sperl, Bettina Reitz > CLARA FABRY In Stauffenberg montiert Clara Fabry Spielszenen mit Dokumentaraufnahmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs und erreicht damit eine verstärkte Dramaturgie. Mit den harten Cuts steigert die 61-Jährige die Spannung bis zum Höhepunkt des misslungenen Attentates. Die Wahlmünchnerin und Dozentin an der Filmakademie Baden-Württemberg stellte schon in erfolgreichen Produktionen wie Der Laden ihr Können unter Beweis. Die Jury: Das Nationalepos vom deutschen Widerstand verbindet sich bei Clara Fabry mit dem Spannungsdrama um das Hitlerattentat. Stauffenberg teamWorx/ARD/SWR/WDR/RBB/ ORF/Degeto/RAI/RAI Bozen Buch und Regie: Jo Baier Producer: Jon Handschin Produzenten: Gabriela Sperl, Joachim Kosack Redaktion: Carl Bergengruen, Bettina Ricklefs (SWR) u.a. > DAGMAR LICHIUS > CHRISTEL SUCKOW Für den gelungenen Schnitt in Anne Wilds Regiedebüt Mein erstes Wunder ist Dagmar Lichius verantwortlich. Mit langen Rückblenden, weichen Cuts und fantasievollen Montagen unterstreicht die 33-Jährige die wunderbar-poetische Beziehung zwischen einer Elfjährigen und einem 30 Jahre älteren Mann. Zu den erfolgreichen Film- und Schnittarbeiten der gebürtigen Kölnerin gehören Filmproduktionen wie Geliebte Diebin (2001) und der Kinokurzfilm Ballett ist ausgefallen (2001) von Regisseurin Anne Wild. Die Jury: Der Fantasiewelt einer Heranwachsenden gibt Dagmar Lichius den Rhythmus einer Wellenbewegung. „Den rasanten Wandel der Hauptfigur vollzieht Christel Suckows Schnittarbeit sensibel nach, schon in Andeutungen – in einer vermeintlich heilen Firmenwelt – kündigt sich Abgründiges an“, lobte die Jury des Deutschen Kamerapreises, den Christel Suckow gerade für ihren überzeugenden Schnitt im Melodram Kalter Frühling erhielt. Der Film von Dominik Graf wird durch den Schnitt der 62Jährigen, die die bewegenden Bilder gekonnt aneinander fügt, zu einem Ereignis. Die Jury: Der Schnitt von Christel Suckow verleiht nicht nur der Erzählung, sondern auch den einzelnen Figuren eine eigene Struktur. Mein erstes Wunder Jost Hering Filmproduktion/SWR Buch und Regie: Anne Wild Produzent: Jost Hering Redaktion: Sabine Holtgreve, Saskia von Sanden Kalter Frühling Colonia Media/ZDF/ARTE Regie: Dominik Graf Buch: Markus Busch Produzent: Michael Hild Redaktion: Caroline von Senden Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 32 Beste Musik > MARCEL BARSOTTI Sanfte Klänge begleiten die Selbstfindung der Hauptfiguren in den ZDF-Dramen Die Ärztin und Die Rückkehr des Vaters. Die leisen Töne des Filmkomponisten Marcel Barsotti (41) untermalen feinfühlig die emotionalen Konflikte der Figuren. Der in Luzern geborene Barsotti ist ein Naturtalent, nahm schon mit drei Jahren Schlagzeugunterricht und besuchte später das Richard-Strauss-Konservatorium in München. Die Jury: Barsottis Kompositionen stellen sich der Anforderung des Melodrams, ohne sich davon überwältigen zu lassen. Die Ärztin Network Movie/ZDF Regie: Matti Geschonneck Buch: Hannah Hollinger Produzent: Reinhold Elschot Redaktion: Daniel Blum und Die Rückkehr des Vaters Network Movie/ZDF Regie: Jörg Grünler Buch: Jörg Grünler, Malte Grunert Produzent: Reinhold Elschot Redaktion: Daniel Blum > OLIVER BIEHLER Unzählige Filme hat Oliver Biehler (35) schon vertont. Der Wahlberliner studierte Filmmusik an der Filmakademie Ludwigsburg. Bereits 1995 wurde der talentierte Newcomer auf der „Alpinale“ in Graz für die beste Filmmusik ausgezeichnet. In den Filmen Mein erster Freund, Mutter und ich und Das siebte Foto wählte Biehler eine Melange aus klassischen und modernen Rhythmen. Die Jury: Eine TeenagerKomödie und ein Politthriller: Biehler sorgt gleichermaßen kunstvoll wie unaufgesetzt für Atmosphäre. Mein erster Freund, Mutter und ich Dreamtool Entertainment/ProSieben Regie: Annette Ernst Buch: Axel Stäck Produzenten: Stefan Raiser, Felix Zackor Redaktion: Christian Balz und Das siebte Foto Kampa Film/ProSieben Buch und Regie: Jörg Lühdorff Produzent: Stephan Barth Redaktion: Christian Balz Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 33 Beste Ausstattung Szenenbild/Kostüm > ENJOTT SCHNEIDER > EDUARD KRAJEWSKI, > BETTINA MARX, > JÜRGEN SCHMIDT-ANDRÉ WIEBKE KRATZ ANNE SCHLAICH Der Münchner vertonte bereits bekannte Produktionen wie Schlafes Bruder oder Jahrestage. Im Fernsehfilm Stauffenberg untermalt der 54-jährige Kompositionsprofessor die Lebensgeschichte des Helden des 20. Juli 1944 mit Cello und Klarinettentönen. Die unheilverkündende Musik macht die bedrohliche Situation, in der sich Stauffenberg befindet, besonders deutlich. Schneider weiß, „wie man Atmosphäre schafft und instrumentale Charakteristika effektvoll einsetzt“(FAZ). Die Jury: Enjott Schneiders Interpretation des Dramas eröffnet die Dimension hinter dem schneidigen Offizierston. Die 70er Jahre bieten den Hintergrund für das zweiteilige Willy-Brandt-Porträt Im Schatten der Macht. Die schweren Eichenmöbel in verrauchten Besprechungszimmern oder die Pfeifensammlung in Wehners Privaträumen: Mit Liebe zum Detail schufen Kostümbildnerin Wiebke Kratz (38) und Szenenbildner Eduard Krajewski (47) das Ambiente der Bonner Politkulisse. „Zeitzeugen werden bemerken, dass auch sonst das Umfeld der BrandtGuillaume-Story stimmt“ (SÜDDEUTSCHE ZEITUNG). Die Jury: Hier wird noch einmal die alte Bundesrepublik sichtbar: angestaubt aber höchst lebendig und kein Stück virtuell. In der ProSieben-Komödie Mein erster Freund, Mutter und ich geht es chaotisch zu: eine scheue Tochter, die sich Hals über Kopf verliebt, eine überdrehte Mutter, die das verhindern will und ein Vater, der seine eigenen Teenagerjahre noch nicht überwunden hat. Szenenbildnerin Anne Schlaich (37) und Kostümbildnerin Bettina Marx (44) fanden in einer grell-artifiziellen Ausstattung eine charmante Lösung, um die Verwirrungen der ersten Liebe und die Ohnmacht der Eltern in dieser Situation zu verdeutlichen. Die Jury: Eine lockere, perfekt getimte Komödie, deren liebevolle Ausstattung das Sehvergnügen noch steigert. Stauffenberg teamWorx/ARD/SWR/WDR/RBB/ ORF/Degeto/RAI/RAI Bozen/EOS Buch und Regie: Jo Baier Producer: Jon Handschin Produzenten: Gabriela Sperl, Joachim Kosack Redaktion: Carl Bergengruen, Bettina Ricklefs (SWR) u.a. Im Schatten der Macht Ziegler Film/nordmedia/ARD/ NDR/MDR/ARTE Buch und Regie: Oliver Storz Produzentin: Regina Ziegler Producer: Winka Wulff Redaktion: Doris J. Heinze (NDR), Wolfgang Voigt (MDR) Mein erster Freund, Mutter und ich Dreamtool Entertainment/ProSieben Regie: Annette Ernst Buch: Axel Stäck Produzenten: Stefan Raiser, Felix Zackor Redaktion: Christian Balz Für die originelle und glamouröse Ausstattung der SAT.1-Talentshow Star Search war Jürgen Schmidt-André (44) verantwortlich. Mit organischen Bühnenelementen und aufwendigen Leuchtkompositionen schuf der renommierte Set-Designer ein atemberaubendes Showambiente und bewies einmal mehr sein treffsicheres ästhetisches Gespür. Das Berliner Designtalent lieferte unter anderem den Entwurf für das neue RTLNachrichtenstudio und gestaltete das Bühnenbild für die Theaterproduktion Buddy Holly. Die Jury: Schmidt-André definiert die Spielräume des Formats. Star Search GRUNDY Light Entertainment/SAT.1 Executive Producer: Alexandra Schöttler Produzentin: Ute Biernat Redaktion: Stephanie Prehn Redaktionsleitung: Matthias Alberti Der Ehrenpreis der Stifter Der Deutsche Fernsehpreis 2004 Seite 35 Noch ahnt er von all dem nichts, noch ist er ein schüchterner, kränkelnder Knabe namens Udo Jürgen Bockelmann gesegnet mit der Liebe zur Musik und gebeutelt mit einem Satz prächtiger Segelohren. Auch von den Frauen weiß er noch nichts, aber er wird rasch aufholen. Mit 12 Jahren schreibt er seinen ersten Song, und während er erfolgreich am Konservatorium Klagenfurt die Fächer Klavier, Harmonielehre, Komposition und Gesang studiert, setzt er mit 20 Jahren seinen Künstlernamen unter den ersten Plattenvertrag! Der Durchbruch: Sieg beim Grand Prix 1966 in Luxemburg mit „Merci Chérie“. 222 Kozerte allein im deutschsprachingen Raum auf der „U 70“Tour (1969/70). 1980: Sein Bekanntheitsgrad in Deutschland liegt bei 95 Prozent. Udo Jürgens heute: 70 Jahre, 100 Millionen verkaufte Platten und kein bisschen müde. „Mein Glaube hat keine 10 Gebote, sondern 12 Töne !“ Udo Jürgens Am 30. September 1934 wird im österreichischen Klagenfurt ein Bub geboren, der es zum erfolgreichsten deutschsprachigen Sänger und Komponisten des 20. Jahrhunderts bringen wird, dessen Songs um die Welt gehen und über dessen Haupt Glücksgöttin Fortuna ein gigantisches Füllhorn an Preisen und Ehrungen ausschüttet: Bambi, Goldene Kamera, Goldene Europa, Goldene Stimmgabel, Goldene Feder, Platten aus Gold und aus Platin, das Verdienstkreuz 1. Klasse der BRD, das große Ehrenzeichen der Republik Österreich und und und. Beim Grand Prix 1966 gelingt ihm in Luxemburg mit dem Siegertitel „Merci Chérie“ der rasante Aufstieg in die erste Klasse der internationalen Popbranche. „Merci Chérie“ bildet den Auftakt zu einer Karriere mit Hits, die jeder kennt und mitsingen kann: „17 Jahr, blondes Haar“, „Aber bitte mit Sahne“. Er komponierte auch für Kollegen, so auch für Caterina Valente, Anneliese Rothenberger oder den Welthit „Reach for the Stars“ für Shirley Bassey. Etliche Weltstars wie Sammy Davis Jr., Quincy Jones, Harry Belafonte oder Bing Cosby interpretierten seine Songs. Er feierte weltweit große Erfolge und führte sogar mit „Wakare no asa“ („Was ich Dir sagen will“) die japanische Hitparade an. Seine 800 Kompositionen verkauften sich über 100 Millionen Mal weltweit. Seine erste Personality-Show im ZDF bescherte ihm 1977 eine Traumquote von 54 % ! Ein Wert, der sich heute nur noch mit einem WM-Endspiel mit der Deutschen Nationalelf erzielen lässt. Zum Beispiel die WM in Argentinien, deren Hymne „Buenos días, Argentina“ zu Udo Jürgens’ größtem Schallplattenerfolg geraten sollte. Dabei ist Udo Jürgens nicht nur einer, der etwas zu singen, sondern auch einer, der etwas zu sagen hat. Witzig und wütend zugleich steigt er mit seinem „ehrenwerten Haus“ kleinbürgerlicher Doppelmoral aufs Dach, ehrlich und gefühlvoll setzt er sich mit „Griechischer Wein“ für ein Miteinander der Völker ein. Weil aber vom Singen allein die Welt nicht besser wird, ruft er 1999 eine Stiftung ins Leben, mit der er vor allem in Not geratenen Kindern konkrete Lebenshilfe gibt. Nicht nur die Musik bestimmte und bestimmt sein Leben. Das Multitalent versuchte sich als Schauspieler in Filmen wie „Die Beine von Dolores“ und „Unsere tollen Tanten“ und aktuell wieder als Schriftsteller. Details seines Lebens berichtet er in seinem dritten Buch „Der Mann mit dem Fagott“, das im August dieses Jahres erschienen ist. 5,5 Millionen Zuschauer haben ihn im Verlauf seiner Karriere live am Flügel erlebt, und wer seine vergangene 18. Tournee im deutschsprachigen Raum besucht hat, weiß, dass die Erfolgsstory noch lange nicht zu Ende ist. Dass er nach wie vor ein vitaler und kritischer (Schön-)Geist ist, belegt seine aktuelle CD „Es lebe das Laster“. Im September feierte er seinen 70. Geburtstag und wir gratulieren herzlich. Klaus de Rottwinkel, Berlinda Kestler, Verena Scheidecker