Ganz Buseck schwimmt auf der Welle der Solidarität
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Ganz Buseck schwimmt auf der Welle der Solidarität
FR Home | Sport | Sport Frankfurt am Main, 20.12.2004 Sport ZUR ÜBERSICHT Ganz Buseck schwimmt auf der Welle der Solidarität Bürger der hessischen Gemeinde übernahmen ihr von Schließung bedrohtes Hallenbad und betreiben es dank strenger Regeln kostendeckend VON ANNETTE SEITZ Dies ist die Geschichte einer Gruppe von Menschen, die nicht hinnehmen wollten, dass ein Stück ihrer Lebensqualität weggespart wird. Von Männern und Frauen, die retten wollten, was dem Untergang geweiht war. Um das Ende vorweg zu nehmen: Die Bürger der mittelhessischen Gemeinde Buseck sorgten dafür, dass ihr Schwimmbad, dessen Schließung beschlossene Sache war, geöffnet blieb. Wie? Sie gründeten den "Hallenbadverein Busecker Tal", der seit nunmehr sieben Jahren das Bad betreibt - und schwarze Zahlen schreibt. Im Mai 1994 hatte der Landkreis Gießen beschlossen, das Hallenbad in Großen-Buseck, einem 5000 Einwohner zählenden Ortsteil der Gemeinde, nach 22 Jahren zu schließen. Aus Kostengründen. Drei Jahre wurde in den Gemeindegremien diskutiert, ob und wie das Bad trotz explodierender Kosten erhalten bleiben kann. Dann kam die Meldung, die die Bürger aufschreckte: Der Landkreis entschied, das Bad zur Gymnastikhalle umzubauen. Die Nachricht war die Initialzündung für eine Gruppe Busecker Bürger um Frank Müller. Eine Arbeitsgruppe unter dessen Leitung entwickelte rasch ein Modell, um das Bad doch noch zu retten. Am 15. Juli 1997 konstituierte sich der Hallenbadverein, der schließlich privater Träger des Bades wurde. Ein einfaches Prinzip gewährleistet bis heute das Überleben des Hallenbads: Während Mitglieder für einen bescheidenen Jahresbeitrag (70 Euro Einzelpersonen/140 Euro Familien) Zutritt haben, dürfen andere Besucher nur in Begleitung eines Vereinsangehörigen ihre Bahnen ziehen - für stolze fünf Euro pro Tag. "Nur so kann das Ganze funktionieren", sagt Willy Jost, der dem aus neun Personen bestehenden Vorstand des Hallenbadvereins angehört. "Man muss knallhart sagen: ,Es kommen nur Mitglieder rein!' Denn sobald man Sonderregelungen erlaubt, bekommt man die Leute nicht mehr in den Verein." Nur dank der konsequenten Einhaltung dieses Prinzips könne man ohne Zuschuss die jährlichen Kosten von rund 250 000 Euro decken, betont Jost. 1200 Schwimmfreude traten dem Verein noch im Gründungsjahr 1997 bei. Heute umfasst er 1800 zahlende Mitglieder. Rechnet man deren Familienangehörige hinzu, die das Schwimmbad bis zu ihrem 21. Lebensjahr kostenlos nutzen dürfen, sind im Hallenbadverein an die 4300 Menschen organisiert. Die einzige Finanzspritze, die die Busecker erhalten, sind 10 000 Euro vom Landkreis für das Schulschwimmen, von dem 1470 Mädchen und Jungen aus Buseck und dem Umland profitieren. Die Gemeinde überlässt das Wasser kostenlos und stellt auch die Abwasserentsorgung nicht in Rechnung. Trotz alledem würde das Modell ohne zwei weitere wesentliche Faktoren nicht funktionieren. Zusätzliche Angebote wie Schwimmkurse oder eine Saunalandschaft müssen die Attraktivität für alte und neue Mitglieder gewährleisten. Und zahlreiche ehrenamtliche Helfer sind unerlässlich, um der vielfältigen Aufgaben des Badbetriebs kostengünstig Herr zu werden. Zusätzlich leistet sich der Verein auch einige Mitarbeiter auf 400Euro-Basis, die beispielsweise die Kassen- oder Badeaufsicht übernehmen. "Anders wäre das nicht zu bewältigen", sagt Willy Jost. Er hält das Busecker Modell für "prinzipiell übertragbar". Doch er warnt auch: "Ein Förderverein allein reicht nicht aus, um ein Bad zu erhalten." Informationen im Internet: www.hallenbadverein-buseck.de Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004 Dokument erstellt am 19.12.2004 um 17:29:02 Uhr Erscheinungsdatum 20.12.2004