Überwachung der Arzneimittelsicherheit in der Spital
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Überwachung der Arzneimittelsicherheit in der Spital
Überwachung der Arzneimittelsicherheit in der Spital-Apotheke durch ein QS-System H. Plagge, F. Geigle, S. Lim, R. Leu Marseiler und C. Surber Universitätsspital Basel, Spital-Pharmazie Ausgangslage Die Spital-Pharmazie des Universitätsspitals Basel (USB) verfügt über eine Bewilligung des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic zur Herstellung von Arzneimitteln sowie zum Großhandel. Basis und Grundlage hierfür ist ein Qualitätssicherungssystem (QS-System), welches alle GMP- und GDP-relevanten Tätigkeiten regelt. Auch das Beschwerdemanagement der Spital-Pharmazie, welches Beschwerden aufgrund von produktbezogenen Qualitätsmängeln sowie Rückrufe regelt, basiert auf entsprechenden QS-Richtlinien. In den letzten Jahren entstand der Eindruck zunehmend häufigerer Produktbeschwerden und Meldungen von produktbezogenen Mängeln wie problematisches Packungslayout, schadhafte Primärpackmittel etc. Anhand der vorgestellten Arbeit sollten Anzahl und Gründe für Beschwerden und Rückrufe analysiert werden. Material und Methoden Die Sicherheit der Arzneimitteltherapie im Spital umfasst nicht nur den Prozess der Arzneimittelverschreibung und -applikation. Sie beschränkt sich somit nicht auf die Tätigkeit des Klinischen Pharmazeuten auf Station, sondern umfasst den gesamten Medikationsprozess, beginnend beim Lieferanten, über den Wareneingang und die Lagerung in der Spital-Apotheke, die Abgabe an die Station bis hin zur Verschreibung und Applikation am Patienten. Ausgehend von den Daten unseres QS-Systems wurden die Produktbeschwerden und Rückrufe des Zeitraums von 2001 bis 2005 ausgewertet. Beide wurden nach Anzahl pro Jahr ausgewertet, ferner wurden Kategorien vergeben, um eine Aussage über Gründe und Ursachen treffen zu können (Tab. 1 und Tab. 2). Auch die Verteilung auf die verschiedenen Firmen wurde untersucht, um allfällige Häufungen von Qualitätsmängeln einzelner Firmen detektieren zu können. Tab. 1 Beschwerdekategorien Tab. 2 Rückrufkategorien Kategorie Art des Qualitätsmangels Kategorie Grund für den Rückruf Handhabung kein Mangel, sondern falsche Handhabung durch Anwender Lager- / Transportprobleme falsche Lagerungstemperatur etc. Ohne Grund kein Grund angegeben Lager-/Transportprobleme Beschädigte Packung, falsche Temperatur etc. Pharmakologische Gründe Häufung von UAW, Wechselwirkungen etc. Packungslayout Verwechslungsgefahr durch zu ähnliche Verpackung oder Beschriftung Primärpackmittel Mangel durch undichten Verschluss, Partikel vom Stopfen in der Lösung etc. Primärpackmittel Haarrisse, undichte Schweißnähte etc. Produktqualität Ausflockungen, Probleme mit Stabilität, Gehalt etc. Produktqualität Ausflockungen, Probleme mit Stabilität, Gehalt etc. Verpackung/Etikett Verpackung/Etikett fehlender / falscher Aufdruck, Packungsbeilage etc. beschädigte Packung, fehlerhafte Angaben auf dem Etikett, unvollständige Blister etc. Ergebnisse Unsere Auswertungen zeigten eine deutliche Zunahme der Beschwerden im Untersuchungszeitraum, während sich die Zahl der Rückrufe nicht wesentlich änderte (Abb. 1 und Abb. 2). Beschwerden Fertigarz neimittel pro Jahr Beschwerden 2001 bis 2005 nach Kategorie Rückrufe Fertigarzneimittel pro Jahr 50 35 Primärpackmittel 39% 44 29 30 28 40 25 30 22 20 23 Lager- / Transportprobleme 2% 20 27 18 Anzahl Anzahl 20 Der größte Teil der Beschwerden entfällt auf Qualitätsmängel des 15 Primärpackmittels, gefolgt von Mängeln bei der Etikettierung und Ver10 packung (Abb. 3). Bei drei Firmen kam es zu einer Häufung der Pro5 duktbeschwerden (Abb. 4). Als Konsequenz wurde beschlossen bei 0 einer der betroffenen Firmen, mit der auch Lohnherstellungsverträge 2001 2002 2003 2004 2005 Jahr Jahr bestehen, ein Audit durch die Spital-Pharmazie durchzuführen. Als problematisch ist die Tendenz vieler Firmen zu sehen, das PackungsAbb. 1 Beschwerden nach Jahr Abb. 2 Rückrufe nach Jahr Abb. 3 Beschwerden n. Kategorie design im Sinne von „Corporate Identity“ zu gestalten, was zu Verwechslungen auf den Stationen führen kann und somit ein potentielles Risiko darstellt. Positiv zu erwähnen ist, dass die von uns in den konkreten Fällen angesprochenen Firmen Verbesserungsmaßnahmen zugesagt und z.T. bereits umgesetzt haben (Abb. 5 und Abb. 6). 18 nicht zugeordnet 3% 12 10 Packungslayout 3% 0 2001 2002 2003 2004 2005 Verpackung / Etikett 27% Handhabung 8% Produktqualität 18% Rückrufe von 2001 bis 2005 nach Ursache Firmen mit mehr als 2 Beschwerden Produktqualität 49% 20 19 Anzahl 16 12 14 10 8 5 5 5 4 4 4 4 4 4 3 3 ohne Grund 1% 3 Lager- / Transportprobleme 2% Verpackung / Etikett 13% 0 Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma Firma 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 Firma Abb. 4 Beschwerden nach Firma Abb. 5 Altes Design Abb. 6 Neues Packungsdesign Pharmakologische Gründe 13% Primärpackmittel 22% Abb. 7 Rückrufe nach Ursache Bei den Rückrufen lagen Qualitätsmängel des Produktes (z.B. Gehaltsabweichungen, unzureichende Stabilität etc.) an erster Stelle, hierauf folgten durch Primärpackmittel bedingte Produktmängel wie z.B. Partikel von Stopfen in Lösungen, undichte Verschlüsse etc. (Abb. 7). Konklusion • Unser umfassendes QS-System und Beschwerdemanagement trägt wesentlich zur Arzneimittelsicherheit im Spital bei. • Durch Intervention bei Pharmafirmen können Verbesserungsmaßnahmen erreicht werden, z.B. bei Verwechslungsgefahr durch analoges Packungsdesign. • Die Sensibilität des Pflegepersonals und der Ärzteschaft im Hinblick auf die Arzneimittelsicherheit wird erhöht und die Bereitschaft, kritische Punkte an die Spital-Pharmazie zu melden, vergrößert. • Ein erfolgreiches Beschwerdemanagement stärkt den Dienstleistungscharakter der Spital-Pharmazie und wird von den Kunden positiv wahrgenommen. Korrespondenzadresse: Dr. rer. nat. Herbert Plagge Universitätsspital Basel, Spital-Pharmazie Spitalstraße 26 CH-4031 Basel hplagge@uhbs.ch