Berlin - Zwanziger Jahre

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Berlin - Zwanziger Jahre
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Mythos und Leidenschaft
Revival der zwanziger Jahre in Berlin
Berlin, Dezember 2010 „Tempo und Vergnügen“ lautete in den zwanziger Jahren die
Lebensdevise der Berliner. Die Hauptstädter verstanden zu feiern. Das Vergnügen wurde
hier kultiviert wie nirgends sonst. Mit ihrer kulturellen Dichte und Vielfalt zählte die
deutsche Hauptstadt schon damals zu den interessantesten Metropolen der Welt. Eng
mit dem kulturellen Leben der Stadt verbunden, waren das Theater von Berthold Brecht
und Max Reinhardt, die Kunst von Georg Grosz und Otto Dix und die Stummfilme mit
Marlene Dietrich, Asta Nielsen und Emil Jannings. Aber es waren vor allem auch der
Glanz und Glamour der Cabarets, Varieté- und Revuetheater und die verruchte
Atmosphäre der Tanzlokale, die den Mythos der zwanziger Jahre auszeichneten. Kein
Wunder, dass man im heutigen Berlin wieder von den zwanziger Jahren träumt.
Ausschweifende Partys, Swingtanzabende, Varieté, Stummfilmvorführungen und
Stadttouren erinnern an vergangene Zeiten.
Bohème Sauvage: Partys à la Twenties
Paillettenkleider, Absinth und Swingmusik – der Geist der zwanziger Jahre weht
wieder durch die Berliner Partylandschaft. „Bohème Sauvage“ heißt eine
Partyreihe der Gesellschaft für mondäne Unterhaltung, die einmal im Monat das
Lebensgefühl der Golden Twenties aufleben lässt. Mit jeder Party wechselt die
Location. Mal trifft man sich im Wintergarten-Varieté oder im Grünen Salon der
Volksbühne, auch der Bassy Club und das Reingold waren schon dabei. Für eine
Nacht schlüpfen Nostalgie-Fans in eine andere Rolle und tun so, als lebten sie in
den zwanziger Jahren. Auf der Tanzfläche wird zu Charleston und Swingmusik
geschwoft und im verrauchten Hinterzimmer bei Black Jack, Roulette und Poker
das Reichsmark-Spielgeld auf den Kopf gehauen.
Es gilt ein strenger Dresscode: Wer nicht wenigstens Hosenträger oder Hut
aufweisen kann, wird an der Tür abgewiesen. Doch die meisten Partygänger
werfen sich für einen Abend ohnehin richtig in Schale: Charlestonkleider,
Federboas, Seidenstrümpfe, Abendtäschchen und Satin-Handschuhe sind bei
den Damen angesagt. Bei den Herren darf es gern ein Nadelstreifenzug oder
Smoking mit Fliege und Einstecktuch sein.
Das Getränk des Abends ist der Absinth, der mit oder ohne Anisgeschmack
getrunken wird. Bei der „Bohème Sauvage“ wird er ganz authentisch durch ein
Stück Zucker hindurch eingegossen. Danach wird der Zucker karamellisiert, in
den Absinth eingerührt und mit Wasser aufgefüllt. Wer sich vorher schon mit
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Absinth in die richtige Stimmung bringen will, der kann sich mit der grünen Glut im
Absinthdepot in der Weinmeisterstraße in Mitte eindecken.
www.boheme-sauvage.de, www.erstesabsinthdepotberlin.de
Varieté, Cabaret, Revue, Ballhäuser: Vergnügen wie damals
Im East End, dem neuen Theaterviertel zwischen Friedrichstraße, Unter den
Linden und Hackeschen Markt, sorgen vier Traditionshäuser für Entertainment at
its best. Der Quatsch Comedy Club, das Kabarett-Theater
Distel, der Friedrichstadtpalast, Europas größtes Revuetheater, und das
Chamäleon Varieté-Theater bieten Abend für Abend mitreißende Kabarett- und
Comedy-Abende, Tanz, Revue, Varieté und Aufsehen erregende
Bühnenproduktionen. www.eastendtheater.de
Wer lieber selbst das Tanzbein schwingen will, ist in Clärchens Ballhaus in BerlinMitte gut aufgehoben. In dem traditionellen Tanzlokal stehen regelmäßig
Swingtanzabende auf dem Programm. Außerdem werden Swingtanzkurse für
Einsteiger angeboten. Die Reihe „Tanzcafé“ im Kino Union bietet jeden ersten
Sonntag im Monat Swing, Walzer und Charleston mit DJ Grammophon an.
Swingpartys und Tanzkurse für Swing finden auch in der Jeder ist Tanzbar in
Friedrichshain statt. www.ballhaus.de, www.kino-union.de, www.jeder-ist-tanzbar.de
Alle Veranstaltungen zum Swingtanzen und zur Tanzkultur der zwanziger Jahre:
www.triplestep.de.
Das passende Outfit: Extravagantes Shopping
Für einen stilechten Twenties-Abend ist zunächst erst einmal eine Einkaufstour
angesagt. Ob Abendtäschchen, Seidenschal oder Smoking – bei „Glencheck“
findet man originale Mode und Accessoires von 1920 bis 1950. Retro- und
Vintage-Mode in großer Auswahl haben der Treptower “St-Store“ und der
Schöneberger „Mimi Antike Textilien“ im Angebot. www.glencheck-berlin.de,
www.mimi-berlin.de, www.schwarzetruhe.de
Edle Herrenanzüge und Schnitte, die unter anderen auch den zwanziger Jahren
nachempfunden sind, bietet das Designer-Label „Herr von Eden“ in der Neuen
Schönhauser Straße in Berlin-Mitte an. Fräcke und Cuts für den Herrn samt
Zylinder sowie hübsche Abendkleider findet man bei „Abend- und
Brautmodenetage Beate Paschke“. www.herrvoneden.com,
www.brautmoden-paschke.de
Nach ausgefallenen Accessoires wie Zigarettenspitzen, Strumpfhalter und
Federboas stöbert man am besten auf Flohmärkten. Gute Anlaufstellen sind die
sonntäglichen Trödelmärkte am Arkonaplatz und am Mauerpark in Prenzlauer
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Berg. Eine große Auswahl an Second-Hand-Kleidung und Accessoires aus
vergangenen Zeiten sind im Friedrichshainer „Modeinstitut Berlin“ in der
Samariterstraße zu finden. Aufgrund des riesig großen Angebots an SecondHand-Schuhwerk aus ehemaligen Epochen lassen sich bei „Calypso Schuhe“
viele Filmproduktionen,Designer und Theater ausstatten.
www.troedelmarkt-arkonaplatz.de, www.mauerparkmarkt.de,
www.calypsoshoes.com
Auch in Kostümverleihen kann man fündig werden. In dem Kreuzberger
Souterrain-Laden "Bonnie und Kleid" in der Gneisenaustraße werden Kostüme
verliehen, teilweise kann man sie auch käuflich erwerben. Ein weiterer
Kostümfundus, der etwas außerhalb des Stadtzentrums liegt, seine Reise aber
wert ist, befindet sich in Adlershof. Der Kostümfundus des ehemaligen DDR-Fernsehens
ist eines größten Requisitenlager Deutschlands.
www.fundusberlin.de
Wer sich das passende Outfit schneidern lassen möchte, ist bei „Charming
Styles“ oder auch bei „Frozen Hibiscus“ in Prenzlauer Berg gut beraten.
www.charmingstyles.de, www.frozen-hibiscus.de
Zeitreise in die zwanziger Jahre: Stadttouren an historische Orte
Mit dem Zeitreisen-Shuttle in die zwanziger Jahre: Josephine Baker tanzt im
Wintergarten, der Verkehr umtost den alten Ampelturm am Potsdamer Platz,
Hindenburg marschiert noch einmal in den Reichstag. Von den Lichterwelten und
Schattenseiten der Goldenen Jahre berichten historische Bild- und
Tondokumente, die auf den Videobustouren von Zeitreisen gezeigt werden. In
den mit Monitoren ausgestatteten Komfortbussen kommentieren Guides live an
Originalschauplätzen die Berliner Geschichte. Die Agentur bietet ebenso
Stadtrundgänge, Bootstouren und Abendveranstaltungen (ausschließlich für Gruppen )
zu diesem Thema an. www.zwanziger-jahre-berlin.de
Eine Führung zu den Originalschauplätzen von Alfred Döblins Roman „Berlin
Alexanderplatz“, der das Bild Berlins in den zwanziger Jahren literarisch
nachhaltig geprägt hat, bietet Stattreisen an. Nach vier Jahren Gefängnis will der
im Herbst 1927 entlassene Protagonist des Romans, Franz Biberkopf, ein
anständiges Leben beginnen. Die Stadtführung „Mit Franz Biberkopf durch den
wilden Osten“ begleitet ihn auf seinem Weg zurück in die Stadt bis zum
Alexanderplatz. www.stattreisenberlin.de
Wer sich auf eigene Faust auf Spurensuche begeben möchte, sollte sich die
sechs Berlin-Siedlungen der zwanziger Jahre ansehen, die 2008 von der Unesco
zum Weltkulturerbe erklärt worden sind. Aufgenommen in die Welterbeliste
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wurden die Tuschkastensiedlung Falkenberg, die Wohnstadt Carl Legien in
Prenzlauer Berg, die Ringsiedlung in Siemensstadt, die Hufeisensiedlung Britz,
die Siedlung Schillerpark im Wedding und in ihrer Nachbarschaft die Weiße Stadt. Die
denkmalgeschützten Siedlungen, die zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem
Machtantritt der Nationalsozialisten entstanden, repräsentierten einen neuen Typ des
sozialen Wohnungsbaus.
Die zwanziger Jahre in der Kunst und im Film
Am unmittelbarsten kann man Glanz und Elend der zwanziger Jahre in einer
Kunstform begegnen, die diese Dekade selbst hervorgebracht hat: dem
Stummfilm. Das Kino „Babylon“ in Mitte bietet als gut erhaltenes Premierenkino
der Stummfilmzeit einen würdigen Rahmen. Hier werden regelmäßig Stummfilme
mit musikalischer Begleitung aufgeführt. Auch das Kino „Arsenal – Institut für Film und
Videokunst“ zeigt in seiner Reihe „Magical History Tour“ alte
Stummfilmklassiker von Ernst Lubitsch, Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau.
www.babylonberlin.de, www.arsenal-berlin.de
Es waren besonders die Missstände der damaligen Zeit, die Künstler zu ihren
Werken inspiriert haben. Eine umfangreiche Sammlung beherbergt die Neue
Nationalgalerie. Die Arbeiten von Otto Dix und George Grosz dokumentieren eine
ins Politische gewendete Kunstauffassung nach dem Ersten Weltkrieg und die
darauf folgende Hinwendung zur Neuen Sachlichkeit. Für die surrealistischen
Tendenzen der späten zwanziger und dreißiger Jahre stehen Werke von Giorgio
De Chirico, Max Ernst und Salvador Dalí. Auch die Berlinische Galerie zeigt in
ihrer Sammlung einige Werke aus dieser Epoche.
www.neue-nationalgalerie.de, www.berlinischegalerie.de
Einblicke in das damalige Berliner Leben zeigt das Deutsche Historische Museum
in seiner ständigen Ausstellung. Ein Rundgang führt durch die gesamte
wechselvolle deutsche Geschichte vom Beginn unserer Zeitrechnung bis in
unsere Gegenwart. So erfährt man nicht nur Wissenswertes aus der Zeit während
und vor den zwanziger Jahren, sondern auch über die sich anschließende
Katastrophe. www.dhm.de
Aktuelle Veranstaltungen
Varieté und Chansonabende, Theater und Filme oder Lesungen und Festivals –
im Berliner Kulturkalender stehen zahlreiche Veranstaltungen, die den Mythos der
zwanziger Jahre noch einmal aufleben lassen.
Bereits in den Goldenen Twenties tobte im Berliner Admiralspalast das Publikum
zu Shows mit Jazz-Musik und verruchten Nackttanz-Nummern. Die etwa alle drei
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Monate stattfindenden Tanzveranstaltungen „Swing Royal“ führen diese Tradition
erfolgreich fort. Präsentiert werden internationale Künstler der Swing- und
Burlesque-Szene. Das Rahmenprogramm überrascht mit detailverliebten Ideen
wie Zigarettenmädchen, Pokertischen oder Barbieren. www.admiralspalast.de
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