Abstracts - Universität Würzburg

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TIM FELIX AUFDERHEIDE, M.A.
Georg-August-Universität Göttingen
Phonetik und Phonologie von Nasalen in clusters innerhalb des Indoiranischen
In den Sprachen der Welt wird die Phonetik und Phonologie von Nasalen in clusters durch
die artikulatorische Überlagerung der marginal phases bestimmt, die sich beispielsweise im
nasal release von vorhergehenden Plosiven, in der place assimilation von Nasalen an
nachfolgende Plosive oder auch in der Nasalierung von vorhergehenden Vokalen offenbart.
Die Annahme, dass sich diese Überlagerung der marginal phases von Nasalen auch im
Indoiranischen findet, wird sowohl von der einheimischen Sprachwissenschaft des Alten
Indiens als auch durch die Verschriftlichung des Avestischen und des Altpersischen bestätigt:
Die Beobachtungen der Prātiśākhyas über die Artikulation von clusters mit Nasalen, die mit
den Begriffen Anusvāra, Anunāsika, Raṅga und Yama beschrieben werden (vgl. ALLEN
1953:39-46, 75-8, CARDONA 2013, VARMA 1929:148-55), und die Verteilung von <ṇ> im
Avesta (vgl. HOFFMANN 1971:70, HOFFMANN und NARTEN 1989:67) sind bereits prima vista
deutliche Hinweise für die Überlagerung der marginal phases von Nasalen in clusters
innerhalb des Indoiranischen, die außerdem mit den Einsichten der modernen Phonetik
übereinstimmen. Darüber hinaus lassen sich auch der Begriff Abhinidhāna in den Prātiśākhyas
(vgl. AUFDERHEIDE [2016]) und die Nichtbezeichnung von Nasalen in clusters vor nachfolgenden Plosiven in der altpersischen Keilschrift (vgl. HOFFMANN 1976:629-31) in diesem
Zusammenhang deuten.
Im Vortrag werden vor diesem Hintergrund sowohl die termini technici der Prātiśākhyas
als auch die verschiedenen Schreibungen von clusters mit Nasalen im Avesta und in den
altpersischen Königsinschriften eingehend betrachtet.
Bibliographie
ALLEN, W. SIDNEY. 1953. Phonetics in Ancient India. London et al.: Oxford University Press.
AUFDERHEIDE, TIM F. [2016]. Die Bedeutung von Abhinidhāna in den Prātiśākhyas.
CARDONA, GEORGE. 2013. „Developments of Nasals in Early Indo-Aryan: Anunāsika and
Anusvara“. In: Tokyo University Linguistic Papers 33. 3-81.
HOFFMANN, KARL. 1971. „Zum Zeicheninventar der Avesta-Schrift“. In: EILERS, WILHELM
(Hrsg.). Festgabe deutscher Iranisten zur 25000 Jahrfeier Irans. 64-73. Stuttgart:
Hochwacht.
—. 1976. „Zur altpersischen Schrift“. In: NARTEN, JOHANNA (Hrsg.). Aufsätze zur
Indoiranistik, Band 2. 620-45. Wiesbaden: Reichert.
HOFFMANN, KARL und JOHANNA NARTEN. 1989. Der Sasanidische Archetypus. Wiesbaden:
Reichert.
VARMA, SIDDHESHWAR. 1929. Critical Studies in the Phonetic Observations of Indian
Grammarians. London: Royal Asiatic Society.
Aktuelle Untersuchungen zur Verwendung von Glossenkeilen in hethitischen Texten
(Anja Busse – LMU München – a.busse1@lmu.de)
Als Glossenkeile werden in hethitischen Texten graphische Markierungen in Form von einem
oder mehreren Keilen vor dem betreffenden Ausdruck bezeichnet. Die sog. Glossenkeilwörter
zogen bereits in den Anfängen der Hethitologie die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich (vgl.
u.a. Forrer 1922, Schwartz 1938) und waren auch in den nachfolgenden Jahrzehnten immer
wieder Gegenstand von Untersuchungen (vgl. u.a. Rosenkranz 1950, 1955; Güterbock 1956;
Krecher / Souček 1957-1971; Melchert 2005; van den Hout 2006; Zorman 2007, 2010 und
Yakubovich 2010). Von dieser Markierung sind mit einigen Ausnahmen überwiegend
fremdsprachige und zwar insbesondere luwische Wörter betroffen. Allerdings wurden nicht alle
Luwismen in hethitischen Texten auf diese Weise markiert und es finden sich zudem auch
hethitische Wörter darunter. Der Gebrauch der Glossenkeile unterliegt neben der
Kennzeichnung von Luwismen noch anderen Kriterien (wie z.B. Chronologie und Inhalt der
Texte, Semantik der gekennzeichneten Wörter), so dass ihre eigentliche Funktion bis heute
umstritten ist. Dabei reichen die Interpretationen der Markierung von der Kennzeichnung als
Fremdwort oder der Anzeige morphologischer Besonderheiten über stilistische Hervorhebung
bis hin zu Sprachtabu.
In der Zwischenzeit sind einige neue Belegstellen und Lemmata hinzugekommen, zudem hat
sich mit dem Voranschreiten der Bearbeitung von Texten seit den letzten Untersuchungen die
Zuordnung vieler Fragmente zu Textsorten geändert.
Im Rahmen des Projekts „Philologisch-etymologisches Wörterbuch der anatolischen
Kleinkorpussprachen“ werden auch die Glossenkeilwörter systematisch aufgearbeitet. Durch die
veränderte Materialbasis und neue Erkenntnisse zur Verwendung von Glossenkeilen in anderen
Keilschriftsprachen (vgl. u.a. Richter 2005, von Dassow 2012 und Vita 2012) ergibt sich die
Notwendigkeit einer aktuellen Bestandsaufnahme und Einschätzung zu ihrem Gebrauch in
hethitischen Texten. Im Vortrag werden die bisherigen Interpretationsvorschläge für den
Gebrauch der Glossenkeile anhand der aktuellen Datenbasis neu diskutiert.
Auswahlbibliographie
Dassow, Eva von (2012): Gloss Marking and the Language of the Alalah IV Texts. In E. Devecchi,
Palaeography and Scribal Practices in Syro-Palestine and Anatolia in the Late Bronze Age (201-216).
Leiden.
Forrer, Emil (1922): Die Inschriften und Sprachen des Ḫatti-Reiches. Zeitschrift der Deutschen
Morgenländischen Gesellschaft 76 (n. F. 1), 174-269.
Güterbock, Hans Gustav (1956). À propos B. Rosenkranz’ Beiträge zur Erforschung des Luvischen.
Orientalia 25, 113-140.
Hout, Theo van den (2007 (2006)): Institutions, Vernaculars, Publics: The Case of Second Millennium
Anatolia. In S. L. Sanders (ed.), Margins of Writing, Origins of Cultures. 2nd printing with Postscripts
and Minor Corrections. (221-262). Chicago, Ill.
Melchert, H. Craig (2005): The Problem of Luvian Influence on Hittite. In G. Meiser, & O. Hackstein,
Sprachkontakt und Sprachwandel. Akten der XI. Fachtagung der Indogermanischen Gesellschaft, 17-23.
September, Halle an der Saale (445-460). Wiesbaden.
Melchert, H. Craig (2003): The Luwians. Handbuch der Orientalistik I/68. Leiden / Boston.
Mouton, Alice; Rutherford, Ian & Yakubovich, Ilya (eds.) (2013): Luwian Identities. Leiden / Boston.
Richter, Thomas (2005): Kleine Beiträge zum hurritischen Wörterbuch. Altorientalische Forschungen 32,
23-44.
Rosenkranz, Bernhard (1938): Die Stellung des Luwischen im Hatti-Reiche. Indogermanische
Forschungen 56, 256-284.
Rosenkranz, Bernhard (1950): Glossenkeilwörter aus den veröffentlichten Boğazköy-Texten. Jahrbuch für
kleinasiatische Forschung 1, 189-198.
Rosenkranz, Bernhard (1954): Luvisch und ‘anatolische’ Sprachen. Forschungen und Fortschritte 28, 308312.
Rosenkranz, Bernhard (1955): Die ‚Glossenkeil-Sprache‘ von Boğazköy. Zeitschrift für Assyriologie 51 (n.
F. 17), 252-254.
Schwartz, Benjamin (1938): On the ‘Glossenkeil’ in Hittite. Archiv Orientální, pp. 65-78.
Souček, Vladimír (1957-1971): Glossen. In E. Weidner, & W. v. Soden, Reallexikon der Assyriologie und
Vorderasiatischen Archäologie, Band 3. Fabel - Gyges (440). Berlin.
Vita, Juan Pablo (2012): On the Lexical Background of the Amarna Glosses. Altorientalische Forschungen
39, 278-286.
Zorman, Marina (2007): Sprachtabu als Motiv der Verwendung von Glossenkeilen. I. Wörter von A bis
I. In D. Groddek, & M. Zorman, Tabularia Hethaeorum. Hethitologische Beiträge Silvin Košak zum 65.
Geburtstag (753-769). Wiesbaden.
Zorman, Marina (2010): Über die Gründe für die Verwendung von Glossenkeilen im Hethitischen. In A.
Süel, Acts of the VIIth International Congress of Hittitology Çorum, August 25-31, 2008. Vol. II (10291046). Ankara.
Heth. ḫurni/a-mi, ḫurnu-mi und gr. ῥαίνω „besprengen“
Andrea Lorenzo COVINI (Siena/Köln)
Heth. ḫurni/a-mi (OS+) „besprengen“ und ḫurnu-mi (MH/MS+) „ds.“ werden nach herkömmlicher Auffassung als eng
verwandte Formen betrachtet (s. HEG s.v. ḫurnai- / -ii̯ a-, HED s.v. hurnai-, hurniya-, KLOEKHORST 2008 s.v. ḫarna-zi /
ḫarn-). Allerdings ist die genaue Natur ihrer Beziehung (ḫurnu-mi ‚nu-Weiterbildung‘ nach OETTINGER 2002:308,
hingegen ḫurni/a-mi und ḫurnu-mi ‚altes Nebeneinander‘ nach KRONASSER 1960:560, OETTINGER 1998:106) sowie ihrer
Verbindung zum synonymen Verb gr. ῥαίνω (Il.+) „besprengen“ nach wie vor unklar.
Der vorliegende Beitrag setzt sich zum Ziel, heth. ḫurni/a-mi und gr. ῥαίνω anhand einer Untersuchung der in den
jeweiligen Sprachen weitgehend übereinstimmenden Kollokationen als Kontinuanten eines idg. n-Präs. *h2/3u̯r̥-né-h1- /
h2/3u̯r̥-n-h1-ˊ zu erklären, neben dem sich durch heth. ḫurnu-mi auch ein nu-Präs. *h2/3u̯r̥-néu̯- / h2/3u̯r̥-nu-ˊ zumindest als
Transponat rekonstruieren lässt. Das Nebeneinander von n- und nu-Präsentien bei Wurzeln ultimae laryngalis ist durch
formale Erneuerung *CC-né-H- / CC-n-H-ˊ → *CC-néu̯- / CC-nu-ˊ erklärbar (s. u.a. RASMUSSEN 1990), die entweder
einzelsprachlich (z.B. *si-né-h2- / si-n-h2-ˊ : ai. sinā́ ti R̥V „binden“ → *si-néu̯- / si-nu-ˊ : ai. sinoti JB „ds.“) oder schon
grundsprachlich (z.B. *(s)t-né-h2- / (s)t-n-h2-ˊ : heth. išta(n)ḫ-mi „kosten, probieren“, lat. dē-stinō, -āre „ernennen“, arm.
stanam „schaffen, gründen“ → *(s)t˚-néu̯- / (s)t˚-nu-ˊ : jav. 3pl. fra-stanuuaiṇti „bewegen sich vorwärts“, gr. kret.
στανυέσθων „sollen ernennen“, s. GARCÍA RAMÓN 2014) stattgefunden haben kann. Ob heth. ḫurnu-mi auf das
Indogermanische zurückgeht oder erst eine hethitische Neuerung darstellt, muss aber aufgrund der Produktivität der
hethitischen nu-Verben offen bleiben.
Schließlich werden auch kluw. ḫurta „give liquid (water or milk)“ (?) (s. CLL s.v. ḫur-) und die drei homerischen
hapax ῥάσσατε (Od. 20.150) „besprengt!“, ἐρράδαται (Od. 20.354) „sind bespritzt“, ἐρράδατο (Il. 12.431) „waren
bespritzt“ in Betracht gezogen bei dem Versuch, ein vollständiges Paradigma für idg. *h2/3u̯erh1 (oder *h2/3u̯reh1-)
„besprengen“ zu rekonstruieren, wo alle Einzelformen miteinbezogen werden können.
Literaturverzeichnis:
GARCÍA RAMÓN, José L. 2014. „Cretense στανυεσθων, avéstico reciente fra-stanuuaiṇti, luvio jeroglífico tanu- y latín
dēstināre y formas relacionadas: sobre la prehistoria de los presentes en *-neu̯-/*-nu- y *-n- de IE *(s)teh2-“. In
Ágalma. Ofrenda desde la Filología Clásica a Manuel García Teijeiro, ed. por Ángel Martínez Fernández et
al. Valladolid: EdUVa, 349–358.
KLOEKHORST, Alwin. 2008. Etymological Dictionary of the Hittite Inherited Lexicon. Leiden / Boston: Brill.
KRONASSER, Heinz. 1966. Etymologie der hethitischen Sprache. Wiesbaden: Harrassowitz.
MELCHERT, H. Craig. 1993. Cuneiform Luvian Lexicon. Chapel Hill: University of North Carolina at Chapel Hill.
PUHVEL, Jaan. 1984–. Hittite Etymological Dictionary. Berlin / New York: de Gruyter.
TISCHLER, Johannes. 1983–. Hethitisches etymologisches Glossar. Innsbruck: Institut für Sprachwissenschaft der
Universität Innsbruck.
OETTINGER, Norbert. 1998. „Rezension von H. Craig Melchert, Anatolian Historical Phonology“. In Kratylos 43:96–
108.
–––––– 2002 [1979]. Die Stammbildung des hethitischen Verbums. Dresden: TU Dresden.
RASMUSSEN, Jens E. 1990. „Zur Abbauhierarchie des Nasalpräsens – vornehmlich im Arischen und Griechischen“. In
Sprachwissenschaft und Philologie. Jacob Wackernagel und die Indogermanistik heute. Basel, 13. – 15.
Oktober 1988, hrsg. von Heiner Eichner – Helmut Rix. Wiesbaden: Reichert, 188–201.
Ilia Edisherov, M.A.
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Die
Prinzipien
der
kognitiven
Modellierung
und
Wortbildung:
Agrarprodukte und Zeitangaben
Die luwische Hieroglyphe 336 (PITHOS SCUTELLA/PITHOS), welche bekanntlich
die Bedeutung „Jahr“ trägt, stellt ein Gefäß und ein Symbol für Korn dar. Die Lesart der
Hieroglyphe lautet usi-, was uns zum luwischen Wort usa- „bringen“ führt (Hieroglyphe 90,
PES). Das erlaubt uns, die These aufzustellen, dass das Zeichen 336 als „das Gebrachte“,
„Ertrag“, „Ernte“ zu lesen ist. Nehmen wir die Bedeutung „Ernte“ als eine Zwischenstufe in
der semantischen Entwicklung an, so können wir diese folgendermaßen rekonstruieren:
„bringen“ > „Ertrag“, „Ernte“ > „Jahr“.
Diese Entwicklung lässt sich als produktiver Mechanismus der semantischen und
morphologischen Erneuerungen definieren: Die zahlreichen Bedeutungsverschiebungen von
Bezeichnungen der Agrarprodukte zu Bezeichnungen der zeitlichen Angaben (oder auch
umgekehrt: vgl χειμών > χίμαιρα, χίμαρος) in den verschiedenen indogermanischen Sprachen
weisen auf gemeinsame Prinzipien der kognitiven Modellierung und Wortbildung. Dazu
finden wir zahlreiche Beispiele aus dem Griechischen, Germanischen und Slawischen, die das
aufgestellte Schema unterstützen.
Zur Bestimmung von Aspekt und Aktionsart in den idg. Sprachen
Michael Erlach (Universität Zürich)
Im Rahmen einer Vorstudie zu meiner Dissertation werde ich verschiedene Funktionen der
Verbalendungen in einigen ausgewählten altidg. Sprachen untersuchen. Schon allein durch die
Nähe der Medial- und Perfektendungen ist eine Untersuchung in Bezug auf Aspekt/Aktionsart
unabdingbar. Dies stellt aber verschiedene Herausforderungen: Beschreiben Aspekt und Aktionsart
jeweils dieselben Funktionen, nur auf einer anderen grammatischen Ebene, oder bezeichnen sie
vollkommen unterschiedliche semantische Konzepte? Wieviele Typen gibt es? Mit welcher
Methode sind die Funktionen aus den Texten nachzuweisen, ohne sich opportunistisch einfach für
einen Typ zu entscheiden?
Cassandra Freiberg, M.A.
Friedrich-Schiller-Universität Jena & Vrije Universiteit Amsterdam
cassandra.freiberg@uni-jena.de
Wortstellung und Diskursstruktur im klassischen Attisch
In diesem Beitrag stelle ich mein gleichnamiges Dissertationsprojekt vor. Ziel des Projekts ist eine umfassende Neubewertung der Primärdaten und eine Zusammenführung verschiedener Forschungsansätze
zu Wortstellung im Altgriechischen bzw. Klassisch-Attischen. Gleichzeitig soll dadurch auch eine statistisch robustere Ausgangsbasis für weitere dialektübergreifende und diachrone Arbeiten zur Entwicklung
von Wortstellung im Griechischen geschaffen werden.
Arbeiten der letzten 20 Jahre konnten zeigen, dass im Altgriechischen die Wortstellung innerhalb eines
Teilsatzes durch die Informationsstruktur bestimmt wird (v. a. Dik 1995; Matić 2003; Bertrand 2010).
Parallel dazu wurde durch Arbeiten wie Bakker 1997; Allan 2006; Scheppers 2011 infrage gestellt, dass
der Teilsatz die geeignete Basiseinheit für die Beschreibung von Wortstellung und Diskursstruktur in
dieser Sprache ist. Sie argumentierten für eine formal flexible, durch funktionale und phonologische Kriterien definierte Intonationseinheit als elementarer Diskurseinheit (engl. elementary discourse unit, EDU).
(1) ὁ δὲ Ἐρατοσθένης, | ὦ ἄνδρες, | εἰσέρχεται, | καὶ ἡ θεράπαινα | ἐπεγείρασά με εὐθὺς |
φράζει | ὅτι ἔνδον ἐστί.
‘And Eratosthenes, gentlemen, he enters. And the maid, she immediately wakes me up,
and she let’s me know he’s in.’
(Lys. 1.23; Einteilung in Intonationseinheiten und Übersetzung von Scheppers 2011: 231)
Mein Ansatz ist daher diskursfunktional: Ein für das Klassisch-Attische der 420er bis 380er Jahre repräsentatives Korpus soll daraufhin untersuchen werden, ob EDUs, die (i) funktional und (ii) formal äquivalent sind, tatsächlich dieselbe Wortstellung aufweisen. Dies sollte auch über Genres hinweg gelten, solange die betrachteten EDUs denselben discourse modes angehören (zu diesem Konzept s. Allan 2013).
Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit wird es sein, zu prüfen, welche formalen Kriterien zur Bestimmung von Intonationseinheit-/EDU-Grenzen herangezogen werden können und ob sich Faktoren feststellen lassen, die das „Ranking“ von formalen und funktionalen Kriterien im Einzelfall bestimmen.
Literatur
ALLAN, Rutger J. (2006): “Herodotus' historiën als sprekend leesboek: Herodotus tussen oraliteit en geletterdheid”.
In: Lampas 39, S. 19–32.
ALLAN, Rutger J. (2013): “History as Presence. Time, Tense and Narrative Modes in Thucydides”. In: Antonis Tsakmakis und Melina Tamiolaki (Hgg.): Thucydides Between History and Literature. Berlin/Boston: Mouton de Gruyter,
S. 371–389.
BAKKER, Egbert J. (1997): Poetry in Speech. Orality and Homeric Discourse. Ithaca/London: Cornell University Press.
BERTRAND, Nicolas (2010): L'ordre des mots chez Homère. Structure informationelle, localisation et progression du
récit. Thèse de doctorat. Paris-Sorbonne, Paris.
DIK, Helma (1995): Word Order in Ancient Greek. A Pragmatic Account of Word Order Variation in Herodotus. PhD
Dissertation. Amsterdam: Gieben.
GOLDSTEIN, David M. (2010): Wackernagel's Law in 5th Century Greek. PhD Dissertation. University of California, Berkeley.
LÜHR, Rosemarie (2015): “Traces of Discourse Configurationality in Older Indo-European Languages?” In: Carlotta
Viti (Hg.): Perspectives on Historical Syntax. Amsterdam/Philadelphia: Benjamins (Studies in Language Companion
Series 169), S. 203–232.
MATIĆ, Dejan (2003): “Topic, Focus, and Discourse Structure. Ancient Greek Word Order”. In: Studies in Language
27, S. 573–633.
SCHEPPERS, Frank (2011): The Colon Hypothesis. Word Order, Discourse Segmentation and Discourse Coherence in Ancient Greek. Brüssel: VUBPRESS.
VITI, Carlotta (2015): Variation und Wandel in der Syntax der alten indogermanischen Sprachen. Tübingen: Narr (Tübinger Beiträge zur Linguistik 542).
2. Indogermanistisches Forschungskolloquium
Würzburg, 31.03. - 01.04.2016
Fälle von nicht-prototypischer Derivation:
Zur Entstehung von affixalem Pleonasmus in einigen altindogermanischen Sprachen
Ulrich Geupel, M.A.
Philipps-Universität Marburg
Abstract:
Die externe Nominalderivation im Urindogermanischen und in altindogermanischen Einzelsprachen,
die mittels Suffigierung erfolgt, ist prototypisch funktional (bzw. syntaktisch) motiviert, d.h. sie dient
der Überführung in eine andere Wortart oder funktionale -unterklasse (z.B. Substantiv  Adjektiv,
Nomen actionis  Nomen agentis). Dem gegenüber steht semantisch motivierte Derivation, wozu die
Bildung von Diminutiva, Augmentativa und Pejorativa zählt, aber auch Ableitungssprozesse, bei
welchen keine greifbare semantische Veränderung festzustellen ist (vgl. ved. kavitvá- n. ‘Weisheit’ =
kavitvaná- n. ‘id.’).
In dem Fall, dass ein einfaches Primärsuffix aus dem aktiven Wortbildungsinventar ausscheidet, i.e.
ein Wortbildungsmuster die Produktivität verliert, können einzelne Formen lexikalisiert erhalten
bleiben. Wenn eine Primärbildung jedoch keine ausreichend explizite Wortbildungssemantik aufweist,
z.B. durch Veränderung oder Verblassen der morphosemantischen Funktion des Suffixes, besteht die
Möglichkeit, das Stammbildungselement der bereits lexikalisierten Bildungen durch ein produktives
Formans zu substituieren oder, seltener, ein sekundäres Suffix zur Verdeutlichung der Semantik
anzufügen. Dieser Prozess folgt einer Tendenz zur Explizitheit in der Wortbildung (vgl. MATZINGER
2008: 38).
Oft nicht problemlos hiervon zu unterscheiden sind der reine Flexionsklassenwechsel (vgl. grch. μῆνις
‘Groll’: G. μήνιος  μήνιδος) und die Kontamination (vgl. *-tí- X *-tu- in urindoiran. *mr̥ti̯ú- ‘Tod’ >
ved. mtyú, avest. mərəθiiu-, apers. məršiyu-).
Im Vortrag sollen an Beispielen für komplexe Suffixe zur Bildung von Abstrakta und Nomina
instrumenti im Altgriechischen, Vedischen und Slavischen mögliche Fälle der Entstehung von
komplexen Suffixkonglomeraten aus dem Verfahren der sekundären Stammverdeutlichung diskutiert
werden. Die Beurteilung der betreffenden Formen muss dabei anhand der Aktivität der
zugrundeliegenden Wortbildungsmuster erfolgen; zugleich eröffnen sich umgekehrt Rückschlüsse auf
diachronen Wandel in der Wortbildung.
Literatur:
BALLES, Irene / LÜHR, Rosemarie (2008): Nominale Wortbildung des Indogermanischen in
Grundzügen: die Wortbildungsmuster ausgewählter indogermanischer Einzelsprachen. Bd. 1. Latein,
Altgriechisch. Hamburg: Kovač.
GARDANI, Francesco (2015): Affix pleonasm. In: Müller, Peter O. / Ohnheiser, Ingeborg / Olsen,
Susan / Rainer, Franz (Hrsg.): Word-Formation. An International Handbook of the Languages of
Europe. Berlin [u.a.]: de Gruyter Mouton, Band 1, S. 537-550.
HASPELMATH, Martin (1994): The growth of affixes in morphological reanalysis. In: Yearbook of
Morphology 1994, S. 1–29.
MATZINGER, Jochachim (2008): Multiple suffixes and nominal word formation in Indo-European
languages. In: Steube, Anita (Hrsg.): The Discourse Potential of Underspecified Structures. Berlin
[u.a.]: de Gruyter, S. 21-44.
DEBRUNNER, Albert (1954): Altindische Grammatik. Band II,2: Die Nominalsuffixe. Göttingen:
Vandenhoeck & Ruprecht.
RISCH, Ernst (1974): Wortbildung der homerischen Sprache. 2. Auflage. Berlin [u.a.]: de Gruyter.
2. Indogermanistisches Forschungskolloquium
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Riccardo Ginevra
Università per Stranieri di Siena – Universität zu Köln
Loki and Brokk, Agni and Bhr̥gu
The etymology of the name of the Norse god Loki is still a matter of debate (cf. the bibliography in LIBERMAN
1992:124-45), as well as his original function (cf. SIMEK 2006:251-5; LIBERMAN 1992:106ff). According to an old
hypothesis (already in SIMROCK 1887:99-102), supported by Scandinavian traditions and proverbs, such as “throwing
food in the fire «for Loki»” (DUMÉZIL 1959:45-52), Loki was originally a fire god. The aim of this paper is to support
this hypothesis by comparing the structure, phraseology and onomastics of a Norse myth, namely the “Bet between
Loki and Brokk” (Skáldskaparmál 43), with those of the Sanskrit myth on the “Curse of Agni by Bhr̥gu”
(Mahābhārata 1.5-7+9.46.12-20).
1. In Skáldskaparmál 43, the main characters are Loki, a god, and Brokk, a dwarf: (a.) at the beginning of the
narration, Loki commits a crime against Sif, Thor’s wife, “shaving all of her hair off” (klippa hár allt); (b.) as a
result of this action, Loki’s head is wagered in a bet with Brokk; (c.) having lost the bet, Loki tries to demonstrate that
the bet is not valid, by saying that cutting his head off would involve damaging a body part, the neck, which was not
included in the wager; (d.) Brokk wants to chop Loki’s head off, but he flees; (e.) Loki is found by the god Thor and
handed over to Brokk; (f.) Brokk sews Loki’s mouth shut, an act that might be interpreted as a limitation of fire’s
voracity, as shown by a hearthstone found at Snaptun, in Danemark (MADSEN 1990), which features a depiction of a
character resembling Loki with a sewn mouth; (g.) on the etymology of Brokk’s name, it has been linked to the PGm.
root *brek- “to break”, with a cluster -kk- < *-gn- with assimilation (as per NOREEN 1923:§318): ON Brokkr < PGm.
*brukka- < *bhr̥g-nó-.
2. In Mahābhārata 1.5-7 and 9.46.12-20, the main characters are Agni, a god, and Bhr̥gu, a r̥ṣi: (a.) at the
beginning of the narration, Agni commits a crime against Bhr̥gu’s wife Pulomā “the one with much hair” (< *pululoma-, cfr. EWAia, s.v. puloman-), letting her be abducted by a demon; (b.) as a result of this action, Agni “the Gods’
mouth” (devamukha-) is cursed by Bhr̥gu to become omnivorous (therefore eating also impure things); (c.) Agni
complains, saying that the curse is not valid, since it would involve damaging all of the other gods, the recipients of
offerings through “the Gods’ mouth”, who were not included in the curse; (d.) Agni flees after the curse; (e.) Agni is
found by the gods and brought to Brahma; (f.) Brahma constrains Agni’s (“Fire’s”) voracity, decreeing that he shall
abstain from eating impure food from his mouth, where all offerings to the gods are made; (g.) on the etymology of the
name Bhr̥gu-, it has been linked to Ved. bhárgas- “luster” < *bhérg-es- (cfr. EWAia, ss.vv.) : Skr. Bhr̥gu- < *bhr̥gú- <
*bhr̥g-ú- .
3. If we subsume both gods, Agni and Loki, under the concept [FIRE GOD], and characters Brokk and Bhr̥gu
under the concept of [OPPONENT], it can easily be noticed how the same structure (a., b., c., d., e., f.) is displayed above
both for the Norse myth (in 1.) and for the Sanskrit one (in 2.). On account of the etymologies for the [OPPONENTS]’
names mentioned above in 1.(g.) and 2.(g.), the names of the dwarf Brokk and the r̥ṣi Bhr̥gu seem to point to (Caland)
derivatives in *-nó- (ON Brokkr) and *-ú- (Skr. Bhr̥gu) of a same PIE root showing a zero-grade *bhr̥g-, which will be
further discussed.
Therefore, the comparison between the structure, phraseology and onomastics of the two myths supports the
identification of Loki as a Scandinavian counterpart of the Indian god Agni (at least a partial one), and it seems to point
to a common IE origin for the myths on the “Fire God’s Mouth”.
References:
DUMÉZIL 1959, G., Loki, Darmstadt.
LIBERMAN 1992, A., Snorri and Saxo on Útgarðaloki, with Notes on Loki Laufeyjarson’s Character, Career, and Name., in SANTINI 1992 (ed.), C.,
Saxo Grammaticus tra storiografia e letteratura, Bevagna, 27-29 settembre 1990, 91-158, Roma.
MADSEN 1990, H. J., The god Loki from Snaptun, in KJÆRUM 1990, P. – R. A. OLSEN (eds.), Oldtifens ansigt: Faces of the past, København.
MAYRHOFER 1986-2001, M., Etymologisches Wörterbuch des Altindoarischen, Heidelberg.
NOREEN 19234, A., Altisländische und altnorwegische Grammatik, Halle.
SIMEK 2006, R., Lexikon der Germanischen Mythologie, Stuttgart.
SIMROCK 18876, K., Handbuch der Deutschen Mythologie mit Einschluß der Nordischen, Bonn.
On Syntactic Formalism(s) and Ancient Indo-European Languages: the case of Anatolian
Federico Giusfredi – University of Verona, European MSC Research Fellow
The discipline of historical linguistics was founded after the “discovery” of Indo-European and the
full development of the historical-comparative methodoogy, that can be attributed to different
scholars, but probably it may coincide with the publication of F. Bopp's Über das
Conjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen,
persischen und germanischen Sprache (1816), or with the later formalizations by the
Neogrammarians. Linguistics, however, has evolved in fields that are not limited to the phonetic
and morphological reconstruction of a proto-language, and recently the specialists of the IndoEuropean studies have started to show an interest in the perspectives of typology, semantics,
sociolinguistics, information theory and formal syntax.
Nevertheless, even for modern languages that are still spoken today and therefore offer better
chances of investigation, the dependency from theoretical frameworks (be it the wider functional
grammars like RRG, or the more specific generative ones – UG, LFG, HPSG) has produced lively
debates among the advocates of the different positions (think, recently, of M. Haspelmath's paper
“Framework-free Grammatical Theory”, 2008, in The Oxford Handbook of Linguistic Analysis,
OUP, in which the author claims that assessing each single language always requires a languagespecific “set of concepts”).
The evaluation of theoretical models to be applied to the study of text-languages, however, has not
alwyas been considered a priority. Morphology-based structuralist/functionalist grammars and
corpus-based phonological and morphological inquiries are the most frequent products of research,
especially in the case of Anatolian. Theoretical discussions about the framework of choice, such as
the introduction to P. Goedegebuure's book The Hittite Demonstratives (= StBoT 55, Harrassowitz,
Wiesbaden 2014), represent a relatively recent phenomenon.
In 2015, A. Sideltsev (“Hittite syntax: Do we need a formalism 100 years later?” paper presented at
the Arbeitstagung der Indogermanischen Gesellschaft, Marburg 2015) mentioned the opportunity to
employ some kind of formalism for the study of Hittite syntax (an opinion that is shared by the
author of the present contribution, working on a tentative assessment of the syntax and phrase
strucure of Luwian - Marie Curie-funded Project SLUW, University of Verona). In this paper, the
advantages and disadvantages of the application of theoretical syntactical frameworks to the study
of ancient text-languages will be assessed, both from a general point of view and producing
examples of problems that can, or cannot, be solved by means of the different possible approaches,
with a special focus on generative grammars and Phrase Structure Grammars and on their
interactions with the levels of semantics and information-theory.
Towards a typological classification of Old Hittite relative clauses
Guglielmo Inglese – Università degli Studi di Pavia\Università di Bergamo
In this paper, I present a new corpus-based analysis of Old Hittite relative clauses (RCs)
framed within linguistic typology. Hittite RCs have been a major topic of research in Hittitology
and Indo-European studies, and scholars have so far tackled many of their most problematic
aspects, such as the synchronic description of their syntax and semantics, their diachrony, and their
contribution to the reconstruction of PIE relativization strategies (cf. Held 1957, Justus 1976,
Lehmann 1986, Garrett 1994, Probert 2006, Huggard 2015). The nowadays standard description of
RCs built upon this scholarship has been provided by Hoffner & Melchert (2008: 423-426).
Summing up, Hittite RCs display a number of different structural types, among which the most
common one is the so-called ‘correlative diptych’ (Justus 1976, Lehman 1988). Also, such a
structural variation arguably licenses for different semantic interpretations of RCs (cf. Held 1957,
Garret 1994).
Though insightful in many respect, I argue that the standard description of Hittite RCs calls
for an update. First, except from Probert (2006), previous studies are not always consistently
corpus-based, so that the generalization proposed are not always borne out by textual data. Second,
the theoretical models and the terminology employed are somewhat obsolete, and the study of RCs
may be more fruitfully reframed in the light of recent findings of linguistic typology (cf. Pompei
2011 for Latin). Indeed, in recent years our understanding of how RCs function cross-linguistically
has dramatically improved, and more refined models to account for the syntactic and semantic
variation observed in RCs have been set out (cf. de Vries 2005, Andrews 2007, Hendery 2012).
Based on these premises, I undertake an in-depth corpus analysis of Old Hittite RCs, and
describe the data by exploiting the parameters suggested in the typological literature, including
semantic features such as e.g. maximalization vs. restrictivity, and structural features such as e.g.
presence vs. absence of a semantic head, embedding status etc. Though this analysis partially
overlaps with the standard description, a number of previously neglected features, such as the
presence of maximalizing RCs and center-embedded RCs, will also come to light, showing how the
exploitation of cross-linguistic comparison enable us to outline a much more varied and complex
picture than previously thought in the domain of Hittite RCs.
References
Andrews, A. 2007. Relative clauses. In Language typology and syntactic description. Vol. 2,
Complex constructions (2d ed), T. Shopen (ed.), 206–236. Cambridge: CUP.
de Vries, M. 2005. The fall and rise of universals on relativization. Journal of Universal Language
6: 125-157.
Garret, Andrew J. 1994. Relative Clause Syntax in Lycian and Hittite. Die Sprache 36: 26-69.
Held, W. H., Jr. 1957. The Hittite Relative Sentence. Baltimore: Linguistic Society of America.
Hendery, R. 2012. Relative Clauses in Time and Space: A Case Study in the Methods of Diachronic
Typology. Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins.
Hoffner, H. A. & Melchert, C. H. 2008. A Grammar of the Hittite Language. Part I: reference
grammar. Winona Lake: Indiana.
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Interfaces. PhD dissertation, University of California, Los Angeles.
Justus, C. 1976. Relativization and Topicalization in Hittite. In Subject and Topic, C. N. Li (ed.),
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Lehmann, C. 1986. On the typology of relative clauses. Linguistics 24: 663-680.
Pompei, A. 2011. Relative clauses. In New Perspectives on Historical Latin Syntax. Volume 4:
Complex Sentences, Grammaticalization, Typology, P. Baldi & P. Cuzzolin (eds.), 427-547.
Berlin/New York: Mouton de Gruyter.
Probert, P. 2006. Clause Boundaries in Old Hittite Relative Sentences. Transaction of the Philological Society 104: 17-83.
Titel: Die sog. „Glossenkeile“ als schriftliche Konvention
Abstract: Die bisherige Forschung über die sog. „Glossenkeile“ im hethitischen Schrifttum ist
auf ihre Verwendung als graphische Markierung einer „Glosse“ beschränkt. Den Hethitologen
war zwar bewusst, dass es offenbar einige Fälle gibt, in denen sie fehl am Platz sind. Solche
„Glossenkeile“ wurden nur ganz sporadisch unter Fußnoten kommentiert, aber nie systematisch
untersucht. Das Ziel meines Beitrags ist es, die Stellung der „Glossenkeile“ anhand der
Boǧazköy-Texte als eine der wenigen schriftlichen Konventionen in den keilschriftlichen
Texten gewissermaßen zu präzisieren. Eine Studie solcher formaler Satzzeichen auf textlicher
Ebene steht noch aus. Durch kombinatorischen Ansatz von der Philologie und der
Sprachwissenschaft wird es versucht, die Verteilung und Gebrauchsweise der sog.
„Glossenkeile“ darzubieten.
Tomoki Kitazumi, M.A. (Freie Universität Berlin)
PREPOSITION REPETITION WITH CONJUNCTS IN TOCHARIAN LANGUAGES
Anna Kuritsyna, Moscow
In the Tocharian languages there are only two prepositions beside prevailing postpositions: A
śla / B śle «with» and A sne / B snai «without». If used with conjuncts, prepositions can either
occur once with the first of them or repeat with each conjunct (two, rarer three and more):
A 320 a7 śla ṣulas ṣtāmäntu «with mountains and trees»
А YQ N.5 а8 sne rse sne yäslurñe «without hate, without enmity»
B 31 а5 snai laiwo ṣpane «without rest and sleep»
B 197 a3 s(n)ai sa(k snai la)kle «without happiness, without distress»
In many cases like these the conjuncts apparently represent set expressions, several of which
are also attested without preposition:
A 168 a2 sne sem waste and A 122 a4 sem waste «refuge and protection»
B 259 b4 snai räser snai (śc)o(n)ai and 275 b5 räser ścono «hate and enmity»
B 343 a3 śle ynämñanā ślye ṣlyämña/// and B 29 b8 lwāsa ṣlyamñana ynamñana “flying
and running animals”
The preposition repetition is well known in Old Russian, where it occurs with the members
of noun phrases [Worth 1982, Zaliznyak 2004], but also with conjuncts including those that
build set expressions: на тои земли и водѣ and на тои земли и на водѣ [Zaliznyak 2004: 164].
Despite the purely grammatical nature of this phenomenon in Old Russian, where it is a
mechanism similar to case marking [Worth 1982: 503], a stylistic distribution is pointed out: the
preposition repetition seems to be avoided in the acrolect, while constructions with a single
preposition were stylistically neutral and could be used in all text types [Zaliznyak 2004: 166].
The Tocharian material yields the opposite picture: in both languages the preposition
repetition with conjuncts is more frequent (25 cases of 40) and is attested in poetry i.e. texts of a
higher style as well as in prose. Unrepeated prepositions with conjuncts (15 cases of 40) occur
only in poetry. It is, furthermore, significant, that the preposition is repeated in the second of the
two poetic sentences given below, where it does not build an extra syllable thanks to
devocalization of e:
А 148 b4 [sne] rse māṃtlune krañcsaṃ tākiṣ
"without hatred and anger may he be under good people"
А 405 a1 puttiśparṣās sambhāräntu sne cärk sñ= āñu kropnämāṃ
"without pause and without end collecting preparations for the rank of a Buddha"
[translation according to CEToM]
The number of examples for A śla / B śle «with» is limited, because the respective meaning
could be alternatively expressed with the comitative case marker A -aśśäl / B -mpa [Itkin 2004].
Nevertheless the available examples speak in favor of the same distribution. Cf. the preposition
repetition in B 343 a3 above vs. its absence in the poetic line below with metrical schema 8/7/7:
A 215 b1 ṣäptäñcäṃ koṃ śla klop wraṣäl | ṣpät pā(k ats la)p wākña-ci | …
“On the seventh day, with sorrow and pain, I will split your head into seven parts”
[translation according to CEToM]
In our opinion, a single preposition with conjuncts occurred only due to metrical
characteristics of poetic texts, while the preposition repetition with conjuncts was a rule in the
Tocharian languages.
Literature:
1. CEToM – A Comprehensive Edition of Tocharian Manuscripts
(www.univie.ac.at/tocharian/)
2. Itkin I.B. – Vyrazheniye komitativnogo značeniya v toxarskom A yazyke // Shkola
molodogo vostokoveda – 2004. Materialy naučnoy konferencii. SPb., 2004
3. Worth, D. – Preposition Repetition in Old Russian – Slavic linguistics and poetics:
Studies for Edward Stankiewicz on his 60th birthday 17 Nov. 1980, 1982 – p. 495-507.
4. Zaliznyak A.A. – Drevnenovgorodskiy dialect – Мoscow: Yazyki slavyanskoy kultury,
2004 – 872 p.
2. Indogermanistisches Forschungskolloquium
Würzburg, 31.03-01.04.2016
Abstract:
Lydian Nominal Stem Classes
It is one of the goals of the project eDIANA (Etymological Dictionary of the Ancient Anatolian
Languages) to provide a new synchronic dictionary of the Lydian language. Although most of the
nominal endings of the Lydian language are known, an extensive and comprehensive classification of
the various nominal stem classes is lacking so far in the literature. It is not only relevant for the
grammatical annotation of Lydian words, but also for the historical development of Anatolian nominal
stem formation. Based on the pioneering work of Eichner (1986a, 1986b) on Lydian accentuation, we
are now aware that this language provides precise information more often than not regarding the
position of the accent within a word. As shown by Eichner (1986b: 212-217), a barytone nominal stem
will show a different set of stem-finals, than an oxytone one.
For example, one may compare the barytone accusative singular common gender wãnaν ‘grave’ or
aaraν ‘yard’ with the oxytone asaãν ‘altar, hearth(?)’ or tawsẽν ‘mighty’. These various stems
however show the same nominative in -as, e.g. wãnas, *asa(a)s, tawsas. Thus, if a lexeme, such as
isas ‘?’, is only attested in the nominative singular, it is problematic to assign it to a stem class. Unless
the position of the accent within the word is known by other means (e.g. the vowels e, o, ã and ẽ are
always accented). Furthermore, there is sometimes the occasional plene spelling in -aa-, e.g. wstaas
(beside wstas) ‘alive’, lumpaas ‘?’, which indicates accentuation. In these two instances, their oxytone
value is secured. Nevertheless, the exact stem class cannot be identified. The accusative singular of
e.g. lumpaa- could be either *lumpẽν or *lumpãν. The different outcomes of an accented vowel before
a nasal keep two nominal classes apart, acc. sg. -ãν < *-
< *-éh2m vs. -ẽν < *-óm (Melchert 1994:
348-349, differently Hajnal 2004: 192-194). Words that are only attested in the nominative, such as
wstaas and lumpaas, may represent an accented stem either in -éh2 or in -ó-. Therefore, a stem
classification of the two aforementioned examples cannot be made based on synchronic grounds.
The position of the accent has other kinds of synchronic consequences in Lydian, which are relevant to
the establishment and then to the understanding of its other nominal stem classes such as the barytone
and oxytone neuter stems in -a-, the barytone mutated stems, the barytone u-stems and the oxytone ostems. An analysis of the entire nominal system of the Lydian language cannot be presented within the
scope of the colloquium, although it is a desideratum for the eDIANA project. Thus, for the present
purposes, I will provide a synchronic and comparative analysis of the barytone a-stems as well as the
barytone mutated stems.
David Sasseville
Philipps-Universität Marburg
Bibliography
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Sprachwissenschaft 32. 7-21.
EICHNER, Heiner (1986b): Neue Wege im Lydischen I: Vokalnasalität vor Nasalkonsonanten.
In: Historische Sprachforschung 99. 203-219.
GÉRARD, Raphaël (2005): Phonétique et morphologie de la langue lydienne. Bibliothèque des Cahiers
de l'Institut de Linguistique de Louvain, 114. Louvain-la-Neuve: Peeters.
GÉRARD, Raphaël (2009): Un bref aperçu de la langue lydienne. In: Res Antiquae 6. 327-335.
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honorem Jens Elmegard Rasmussen sexagenarii Indibus Martiis anno MMIV. Innsbrucker Beiträge
zur Sprachwissenschaft 112. Innsbruck: Institut für Sprachen und Literaturen. 187-205.
MELCHERT, H. Craig (1994): Anatolian Historical Phonology. Leiden Studies in Indo-European, 3.
Amsterdam / Atlanta: Rodopi.
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/ MAZOYER, Michel (ed.): Studia Anatolica et Varia. Mélange offerts à Professeur René Lebrun. Paris:
L'Harmattan. 139-150.
Die Etymologie des luw. *ḫazzuwanniZsolt Simon
In Simon 2015 wurde das im Hethitischen belegte bzw. in semitischen Sprachen als Lehnwort
bekannte Wort ḫazzuwanni- ‚Knoblauch, eine Art Zwiebel‘ als Lehnwort aus dem Luwischen
bestimmt. Dieser Aufsatz beschäftigte sich jedoch nicht mit der Etymologie des Lexems, die
Thema des aktuellen Vortrags ist. Dabei wird vorgeschlagen, dass dieses Wort zur idg.
Wurzel *h2 - ‚scharf, spitz‘ mit dem für das Luwische üblichen Zugehörigkeitssuffix -
wann(ī)- gehört. Als semantische Parallele wird zudem eine neue Etymologie für lat. ālium
‚Knoblauch‘ vorgeschlagen, das bekanntlich noch über keine Etymologie verfügt (vgl. jüngst
Kroonen 2012: 295 Anm. 9), und zwar als eine Herleitung aus derselben Wurzel über
*akslom (zum Bildungsmuster vgl. z. B. māla ‚Kinnlade, Kinnbacke‘ <*maksla-; vēlum ‚Segel‘
<*wekslom).
Die Etymologie von ḫazzuwanni- aus *h2
- ist aus phonologischer Sicht insofern
problematisch, als Mottausch 2011: 76-77 und Melchert 2012: 207-212 jüngst dafür
argumentierten, dass idg. * vor u im Luwischen als k fortgesetzt wird. Im zweiten Teil des
Vortrags wird deshalb diese Frage erörtert und gezeigt, dass die Annahme dieses
Lautwandels nicht aufrecht erhalten werden kann, da die dafür vorgeschlagenen Beispiele
aus verschiedenen Gründen nicht beweiskräftig sind. So wird beispielsweise von Melchert
willkürlich angenommen, dass kumma- als /kommo-/ aus *
- zu interpretieren ist;
desweiteren ist die Bedeutung von (“*478”)ku-tú-pi-li- als „fire offering“ philologisch nicht
haltbar, da es sich um ein Opfertier handelt und schließlich wurde Kukkunni als Beweis
herangezogen, obwohl es einen Personennamen aus einer unbekannten Sprache
Altanatoliens darstellt.
Ausgewählte Hinweise
Kroonen, G. J. (2012): On the etymology of Greek ἄγλις and γέλγις ‘garlic’: an Akkadian loanword in PreGreek. JIES 40: 289-299.
Melchert, H. C. (2012): Luvo-Lycian Dorsal Stops Revisited. In: R. Sukač – O. Šefčík (Hg.): The Sound of Indo-
European 2. Papers on Indo-European Phonetics, Phonemics and Morphophonemics. München, 206218.
Mottausch, K.-H. (2011): „Satemisierung“ im Luwo-Lykischen? HS 124: 66-83.
Simon, Zs. (2015): Altassyrisch ḫazuanum: noch eine anatolische Entlehnung. N.A.B.U. 2015: 103-106.
2. Indogermanistisches Forschungskolloquium
Würzburg, 31. März und 1. April 2016
Uridg. *-ngV́ - < *-nh2,3V́ -?
Potentielle Fälle postnasaler ‚Laryngalverhärtung‘
im Indogermanischen
Thomas Steer
LMU München & FAU Erlangen-Nürnberg
(thomas.steer@lrz.uni-muenchen.de, thomas.steer@fau.de)
Die Möglichkeit einer ‚Laryngalverhärtung‘ im Indogermanischen ist immer noch sehr umstritten. In diesem Vortrag soll das Phänomen neu aufgerollt werden. Dabei wird in einem ersten Schritt zunächst die phonetische Natur der ‚Laryngale‘ untersucht (Fazit: *h1 ≈ /h/, *h2 ≈
/x/, *h3 ≈ /ɣ/, vgl. M. J. Kümmel, Konsonantenwandel, Wiesbaden 2007, p. 336). Darauf aufbauend wird anschließend die Möglichkeit einer ‚Laryngalverhärtung‘ in einem neuen Lautkontext untersucht (*h2,3 → [g] / n___V́). Dabei soll die Hypothese, dass uridg. *h2 /x/ und
*h3 /ɣ/ hinter dem Nasal /n/ zu [g] plosiviert werden konnten, zunächst unter typologisch-phonetischen Gesichtspunkten beleuchtet und anschließend an möglichen Beispielen überprüft
werden. Die Hypothese einer solchen postnasalen ‚Laryngalverhärtung‘ könnte dabei neue
Lösungsansätze für Fälle wie z.B. ai. śŕ̥ṅga- n. ‚Horn‘ < *ḱŕ̥ng-o- beisteuern, deren velares
Element -g- bislang unklar geblieben ist, jetzt aber vielleicht als Reflex eines ehemaligen ‚Laryngals‘ gedeutet werden kann (*ḱŕ̥ng-o- < *ḱr̥nh2-ó- ← Koll. *ḱr̥neh2-). Es zeigt sich weiterhin, dass sich viele der Beispiele auch in einen einheitlichen derivationsmorphologischen
Kontext einbetten lassen.
The Secondary Nasalization of πίμπλημι 'fill' and πίμπρημι 'kindle, burn'
Julia Sturm
Department of Linguistics, Harvard University
sturm@fas.harvard.edu
The Greek reduplicated presents πίμπλημι 'fill' and πίμπρημι 'kindle, burn' are notable
for their unusual nasalization in the reduplicant. The source of this nasalization has long been
a puzzle. Most scholars agree (either tacitly or explicitly) that the nasalization is secondary
(Chantraine 1945, Beekes and van Beek 2012, i.a.) and probably carries no semantic
significance, while others (Meiser 1993) consider the nasal to be somehow connected to that of
the nasal-infix present formation. I take a phonological approach to this problem, and argue
that the nasal was generated via 'aggressive reduplication' (Zuraw 2002), the product of which
was then utilized to avoid a dispreferred C1iC1 reduplicant shape.
The evidence for this lies in the unusual way these verbs pattern with preverbs. Their
semantics lend themselves to combination with nasal-final preverbs (specifically ἐν-, but also
occasionally συν-), and when these combinations do occur, the nasal in the reduplicant can and
often does disappear: examples include ἐμπιπράω (with thematization), ἐμπιπρᾶν (ditto), and
ἐμπιπρῶν, as well as ἐμπίπληθι (in Homer) and ἐμπίπλη. However, the unusual nasal is
restored if there is an augment between the prefix and the reduplicant, such as in
ἐνεπιμπλάμην or ἐνεπίμπρασαν. The loss of the nasal in conjunction with nasal-final preverbs
contrasts with that of clearly nasal-infixed verbs such as τυγχάνω, which do not lose their nasal
in combination with a nasal-final preverb (ἐντυγχάνω, for instance, never appears as
*ἐντυχάνω). This suggests that the appearance or disappearance of the nasal could be
phonologically and not morphologically motivated.
I argue that the nasal in the preverb is responsible for the nasalization in the
reduplicant, and that the mechanism by which this occurred is similar to Zuraw's 'aggressive
reduplication'. The essence of this idea is that features may spread from one syllable to
another sporadically (a common example is the non-etymological r in the second syllable of
dialectal English sherbert, from sherbet) (Zuraw, 2002). A frequent form such as ἐμ-πί-πλημι
could well condition speakers to believe that a nasal-final syllable belongs to the left of the
root; the nasal would then spread to the second syllable in the absence of the preverb, creating
πίμπλημι. This resulting form has the added benefit of dissimilating C 1 and C2, which conforms
to the general pattern of reduplicated presents and increases the perceptual salience of the
second π.
References
Beekes, Robert S.P, and Lucien van Beek. 2012. Etymological Dictionary of Greek. Leiden:
Brill.
Chantraine, Pierre. 1945. Morphologie Historique du Grec. Paris: Klincksieck.
Meiser, Gerhard. 1993. 'Zur Funktion des Nasalpräsens im Urindogermanischen'. In Gerhard
Meiser (ed.) , Indogermanica et Italica. Festschrift für Helmut Rix zum 65. Geburtstag.
Innsbrucker Beiträge zur Sprachwissenschaft 72. 280-313.
Zuraw, Kie. 2002. 'Aggressive Reduplication'. Phonology 19. 395-439.
Schon wieder Laryngale: alte Bekannte, neuer Überblick
ABSTRACT:
Die Laryngaltheorie wird immer wieder aus denselben Gründen kritisiert : Vielzahl und Diversität
der Spuren, Skepsis gegenüber dem Phänomen der "Vokalisierung" bzw "Färbung" der Vokale,
unklarer segmentarischeR Status im idg. phonologischen System ("coefficients sonantiques",
Frikative, Vokale?) und vor allem: die Vorbehalte der Forscher gegenüber der zunächst nur
abstrakten laryngalischen Rekonstruktion von Saussure, und dies trotz ihrer schnellen Entdeckung
in anatolischen Texten. Ich schlage hier vor, die Spuren und Belege der Laryngale mit Ockhams
Razor und den Regeln der vergleichenden Sprachwissemschaft zu betrachten, nämlich in der
Reihenfolge von anatolischen konkreten Belegen zu Spuren im Indo-iranischen, Altgriechischen und
Latein und schließlich zum abstrakten PIE, und zwar mithilfe der allgemeinen Phonologie.
Dadurch können wir eine *h1 = Ɂ/h , *h2 = ʁ , *h3 = ʁʷ Hypothese aufstellen, durch die die
obengenannten Probleme sich von selbst klären, sowie auch manche "verrückte" Regeln:
Aspiration durch die Laryngale, Saussures Effekt, Lex Pinault, ADR, Sonorisierung der stimmlosen
Konsonanten durch *h3.
La théorie des laryngales est systématiquement critiquée pour les mêmes raisons : le grand nombre
et le caractère disparate des traces de laryngales, le scepticisme face au phénomène de
"vocalisation" ou plutôt de "coloration" des voyelles, le statut segmentaire trouble des laryngales
("coefficients sonantiques", fricatives, voyelles ?), et surtout l'attitude soupçonneuse des chercheurs
face à cette découverte, d'abord abstraite, et pourtant rapidement avérée dans les textes anatoliens.
Je propose ici d'observer les attestations et les traces de laryngales selon le Rasoir d'Ockham et les
règles du comparativisme, c'est-à-dire en commençant par les concrètes attestations anatoliennes,
puis les traces en indo-iranien, grec et latin, et enfin dans le système abstrait du proto-indoeuropéen, et ce à l'aide de la phonologie générale. Nous en viendrons à une hypothèse *h1 = Ɂ/h ,
*h2 = ʁ , *h3 = ʁʷ , grâce à laquelle les problèmes sus-cités se résolvent d'eux-mêmes, ainsi que
certaines règles "loufoques" : l'aspiration par les laryngales, l'effet Saussure, la loi Pinault, l'ADR,
la vocalisation des sourdes par *h3.
2nd Indo-European Research Colloquium, Würzburg 2016
Abstract:
The palatalization of labiovelars in Greek: new etymological evidence
Lucien van Beek (Leiden University), l.van.beek@hum.leidenuniv.nl
The palatalization of labiovelars in Ionic-Attic Greek still poses a number of unresolved
problems. As is well-known, there is a difference between the outcome of Proto-Greek *gwi,
*kwhi (supposedly regularly > Ion.-Att. βι and φι, respectively; cf. βίος ‘life’, ὄφις ‘snake’) and
that of *kwi (> Ion.-Att. τι, cf. τιμή ‘honor’, τίνω ‘to pay back’). However, why does the
development of Proto-Greek voiceless aspirated *kwhi match that of voiced *gwi, rather than
that of voiceless *kwi? And, more urgently, how is it possible that the high front vowel /i(:)/
induced palatalization less easily than the mid front vowel /e(:)/? After all, /e(:)/ is supposed
to have caused unconditioned palatalization of all preceding labiovelars in Ionic-Attic (cf.
πέντε ‘five’, ἀδήν ‘gland’, θείνω ‘to hit’)? These issues have often been discussed (e.g.
Stephens & Woodard 1986, Uguzzoni 1986, and recently Parker 2013), but a convincing
solution to all the problems has not yet been found.
The only way forward in matters of historical phonology is often to find new or alternative
etymologies that open up a different perspective on the conditions of the development in
question. This is what I intend to do in the present paper. My starting point is the observation
that the suffix -διος can hardly have been productive in Homeric times (as it is in classical
Greek), while we do find some well-entrenched adjectives ending in -διος already in Homer.
Then, I will argue that ἀΐδιος ‘eternal’, μινυνθάδιος ‘short-lived’, and ῥηΐδιος ‘easy’ reflect
compounds ending in Proto-Greek *-gwio-. The etymologies to be proposed for μινυνθάδιος
and ῥηΐδιος are novel; that for ἀΐδιος has been proposed before (Schwyzer 1939: 301) but is
often rejected without further ado (cf. e.g. García Ramón 1999).
These reconstructions lead me to accept the idea of a conditioned change of *gwi, as defended
already by Schwyzer (ibid.) and Uguzzoni (1986: 161): it yielded Ion.-Att. βι- in word-initial
position, but -δι- word-internally. However, the precise conditions of the development *gwi >
-δι- (and of the development of *kwi and *kwhi) can (and should) in my view be redefined.
This will be done in the final part of this paper.
Select bibliography:
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García Ramón, José-Luís 1999, “Mykenisch qe-qi-no-me-no, homerisch δινωτός und der PN di-nuwa-ta.” In: S. Deger-Jalkotzy et al. (eds.), Floreant studia mycenaea. Akten des X.
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Wackernagel, Jacob 1897, Vermischte Beiträge zur griechischen Sprachkunde. Basel.
Francesco Zuin
Università degli Studi di Pisa
Indogermanistisches Forschungskolloquium
Würzburg, 31.03.-01.04.2016
Abstract:
Some languages of the west side of the Indo-European domain have suffered a great and parallel
modification in the verbal system during a proto-historical phase. If the canonic overview over the
Indo-European verbal system recognizes a three-stem opposition ̶ with present, aorist and perfect
stems complementary for the semantic point of view and morphologically different ̶ some
languages show, in their historical evidences, a two-way opposition, with a present stem opposed to
a preterital one. The preterite was created by morphological confluences of ancient aorist and
perfect stems and so, very preterital forms can be considered as relics of older constructions. The
creation of this new category detects thorny problems, because beside inherited stems every
language created a ‘weak’, innovative morphology, which sometimes supplies to lacks or
deficiencies of the inherited stem system, meanwhile other times creates a new stems which
overlaps the inherited ones. Often the etymology of these ‘weak’ formants is not so clear as it is not
always clear whether we are facing with late creations, whose origin is internal to every single
language, or when, due to parallels with other languages, we can assume that the formations arose
during a pre-divisional stage.
In the light of these considerations we want to try an analysis of the Oscan preterital suffix -t(t),
whose origin has long time been disputed without a diriment explanation. We will attempt to
relation it to the likewise partially obscure dental preterit of celtic and german branches, in order to
observe if the linguistic comparison can help us to explain the origin and to which extent either a
genetic affiliation or parallel independent development can be assumed.