MASTERTHESIS Dekorations- und Stubenmalerei aus
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MASTERTHESIS Dekorations- und Stubenmalerei aus
HAWK HOCHSCHULE FÜR ANGEWANDETE WISSENSCHAFT UND KUNST Fachhochschule Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen University of Applied Sciences and Arts Fachbereich Konservierung und Restaurierung MASTERTHESIS Dekorations- und Stubenmalerei aus Niedersachsen Vergleichende Betrachtungen unter restauratorischen Aspekten vorgelegt von Dipl.-Rest. Christiane Maier (Matrikelnummer 430104) Hildesheim, den 04.01.2008 Erstprüfer: Professor Dr. Ivo Hammer (HAWK) Zweitprüferin: Dipl.-Rest. Kerstin Klein MA (NLD) © HAWK FH Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen, 2008 Vervielfältigung und Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Autorin und der Auftraggeber 2 Dekorations- und Stubenmalerei aus Niedersachsen Vergleichende Betrachtungen unter restauratorischen Aspekten, Masterthesis HAWK FH Hildesheim/ Holzminden/ Göttingen, 2008 Autorin: Christiane Maier, Hein-Hoyer-Str. 64, 20359 Hamburg Erstprüfer: Professor Dr. Ivo Hammer (HAWK) Zweitprüferin: Dipl.-Rest. Kerstin Klein MA (NLD) Anzahl der ausgegebene Originalexemplare inkl. CD-ROM-Version: Erstprüfer: Professor Dr. Ivo Hammer (HAWK) Zweitprüferin: Dipl.-Rest. Kerstin Klein MA (NLD) Autorin: Dipl.-Rest. Christiane Maier, Hamburg Anzahl der als CD-ROM-Version ausgegebenen Exemplare: Museum im Wettberg`schen Adelshof, Bad Münder Untere Denkmalschutzbehörde, Hameln-Pyrmont Margret und Dietmar Grams, Bad Münder Untere Denkmalschutzbehörde, Oldenburg Anke und Astrid Wehlau, Oldenburg Untere Denkmalschutzbehörde, Verden Ulrike und Matthias Fritzsch, Holtum INHALTSANGABE/ ABSTRACT 3 INHALTSANGABE Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit schablonierten Dekorations- und Stubenmalereien aus Niedersachsen. Nach einer allgemeinen Einführung in die Entwicklung des Malerhandwerks unter besonderer Beachtung von für das 19. und 20. Jahrhundert relevanten Aspekten, enthält sie Untersuchungsergebnisse dreier Malernachlässe aus der Zeit von 1850 – 1950. Exemplarisch wurden hierzu die im städtischen Oldenburg lebenden Maler Adels sowie ihre aus dem ländlichen Raum stammenden Kollegen Stigrot und die Malerfamilie Lüters/ Köther/ Meins ausgewählt. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse über Leben und Werk der Maler werde der aktuelle Umgang mit schablonierten Dekorationsmalereien in der Konservierung und Restaurierung bewertet. Das Ergebnis der Arbeit sind Empfehlungen zum praktischen Umgang mit der Materie. ABSTRACT This master thesis deals with decorative stencilled paintings in the area of Lower Saxony, Germany. After the general introduction into the development of the painters craftsmanship, it contains the results from the examination of three painters estates between 1850 – 1950, with emphasis on the relevant aspects of the 19th and 20th Century. For this, exemplary painters were used. Adels, based in the city of Oldenburg was chosen for the urban aspect of work, his colleagues Stigrot and the painter family of Lüters, Köther, Meins for the rural background. Based on these findings from the lives and life works of the painters, the present treatment of decorative stencilled paintings in conservation is assessed. The results of this thesis give recommendations for the practical application of this subject matter. VORWORT 4 VORWORT Die vorliegende Arbeit sowie das zugehörige Studium haben mir nach acht Jahren Selbstständigkeit als Diplomrestauratorin die Möglichkeit eröffnet, meinen Arbeitsalltag auf besondere Weise zu reflektieren. Die gewonnenen Erkenntnisse haben erneut bewiesen, dass Theorie und Praxis nicht auseinanderklaffen müssen, sondern richtig verknüpft, die Grundlage der restauratorischen Tätigkeit bilden können und müssen. Besonderer Dank gebührt meinen beiden Prüfern, Herrn Professor Dr. Ivo Hammer und Frau Diplomrestauratorin Kerstin Klein MA für ihre Offenheit gegenüber meinem Umgang mit dem ausgewählten Thema. Ich erlaube mir, beider Engagement für die Sache als überdurchschnittlich zu bezeichnen, und danke für die konstruktiven Kritiken und Gespräche. Weiter möchte ich meinem Freund Claus Czygan danken, der nicht nur die anstrengende Endphase der Arbeit ertragen musste, sondern auch unterstützt von seinem Kollegen Pedro Azevedo eine Datenbank zur Verwaltung der Befunde nach meinen Vorstellungen programmiert hat. Für anregende Diskussionen danke ich den Kollegen Lothar Hoffmann, Ina Jochumsen, Klaus Ricken und Hartmut Schwarzer. Die gesamte Arbeit hätte jedoch nicht ohne die Eigentümer der Malernachlässe und die Nachfahren der Maler durchgeführt werden können. Diesen danke ich dafür, dass sie die Nachlässe zur Verfügung gestellt haben und für die geduldige Überlieferung der Lebensgeschichten der Maler. Außerdem trugen die großzügigen Beiträge der Bad Münder Neuen Deister-Zeitung, der Oldenburger Nordwest-Zeitung, der Verdener Aller-Zeitung sowie der Verdener Nachrichten dazu bei, erhaltene Objekte der Maler aufzufinden. Auch hierfür, vielen Dank! INHALTSVERZEICHNIS 5 INHALTSVERZEICHNIS INHALTSANGABE .................................................................................................................. 3 ABSTRACT.............................................................................................................................. 3 VORWORT............................................................................................................................... 4 1 EINLEITUNG .................................................................................................................... 8 2 ZUR DEFINITION VON DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI ............................... 9 3 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK................ 10 3.1 Entwicklung des Malerhandwerks ............................................................................ 10 3.2 Die Ausbildung des Malers im Wandel der Zeit ....................................................... 15 3.3 Fort- und Weiterbildung für Maler ............................................................................ 19 3.4 Das Handwerkszeug des Malers ............................................................................. 21 3.4.1 Werkzeuge........................................................................................................ 21 3.4.2 Malmaterialien .................................................................................................. 22 3.4.3 Herstellung und Anwendung von Schablonen .................................................. 23 3.4.4 Entwürfe, Vorlagen und Bezugsquellen für Schablonen .................................. 26 3.5 Tapeten .................................................................................................................... 28 3.6 Wirtschaftliche Verhältnisse ..................................................................................... 29 3.7 Der Maler in der Gesellschaft .................................................................................. 31 3.8 Künstlerische und handwerkliche Tätigkeit des Malers ........................................... 32 3.9 Gestaltete Architekturoberflächen im Zeitgeschmack .............................................. 33 4 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN ........................... 34 4.1 Methoden der Befundsicherung ............................................................................... 35 4.1.1 Dokumentation der Ergebnisse in einer Datenbank ......................................... 36 4.2 Untersuchung der Malernachlässe .......................................................................... 38 4.2.1 Die Oldenburger Maler Adels ........................................................................... 38 4.2.1.1 Lebenslauf und Lebensumstände ................................................................. 38 4.2.1.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten ............ 41 INHALTSVERZEICHNIS 4.2.2 6 Der Maler Wilhelm Stigrot aus Hamelspringe ................................................... 45 4.2.2.1 Lebenslauf und Lebensumstände ................................................................. 45 4.2.2.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten ............ 47 4.2.3 Die Malerfamilie Lüters/ Köther/ Meins aus Kirchlinteln ................................... 50 4.2.3.1 Lebenslauf und Lebensumstände ................................................................. 50 4.2.3.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten ............ 51 4.3 Vergleich der Malernachlässe.................................................................................. 53 5 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN ........... 59 5.1 Aktueller Umgang mit Dekorations- und Stubenmalerei .......................................... 59 5.1.1 Die Restaurierung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus ....................... 60 5.2 Versuche zur Rekonstruktion einer einfachen Schablonenmalerei nach Befund .... 68 5.2.1 Zeichnerische Bestandsaufnahme als Rekonstruktionsgrundlage ................... 69 5.2.2 Anfertigung von Schablonen............................................................................. 73 5.2.3 Pigment und Bindemittel ................................................................................... 74 5.2.4 Farbauftrag ....................................................................................................... 75 5.3 Versuche zur Retusche einer fragmentarisch erhaltenen Schablonenmalerei ........ 77 5.4 Vor-und Nachteile von Retusche und Rekonstruktion im direkten Vergleich ........... 79 5.4.1 Erhaltung der historischen Substanz ................................................................ 80 5.4.2 Erhaltung der Denkmalwerte ............................................................................ 80 6 ERGEBNISSE................................................................................................................. 82 7 VERZEICHNISSE ........................................................................................................... 84 ABBILDUNGSNACHWEIS.............................................................................................. 84 TABELLENVERZEICHNIS.............................................................................................. 87 DIAGRAMME .................................................................................................................. 87 QUELLENVERZEICHNIS ............................................................................................... 88 LITERATURVERZEICHNIS ............................................................................................ 90 INHALTSVERZEICHNIS 7 ANHANG................................................................................................................................ 99 A Kurzanleitung zur Nutzung der Datenbank .............................................................. 99 B Datenbankabfragen ............................................................................................... 100 C Nachlasskatalog (Entwürfe, Vorlagen, Schablonen, Malereien) ............................ 103 D Analyseprotokolle................................................................................................... 156 E Inventarliste der untersuchten Materialien ............................................................. 170 F Anwendungshinweise zur Verwendung von Klebeschablonen .............................. 172 G Pressebeiträge ....................................................................................................... 174 H Anschreiben an die Fa. Storch, Wuppertal ............................................................ 178 I Wichtige historische Daten nach GATZ (1994) ...................................................... 179 J Befundsicherung, Pfarrwitwenhaus, Kirchlinteln.…………………………………….185 K Fotodokumentation, Wohnhaus, Hasperde (Bad Münder)………………………….225 8 EINLEITUNG 1 EINLEITUNG Dekorationsmalerei ist fester Bestandteil der Architekturoberfläche. Eine der immer wiederkehrenden Techniken der Wanddekoration ist die Schablonenmalerei. Sie gehörte im 19. und 20. Jahrhundert vielfach zu den Hauptgestaltungsformen des Malerhandwerks. Dennoch beklagen die Verfasser der Gegenwartsliteratur häufig die geringe Beachtung, die ihr vor allem im ländlichen Raum beigemessen wird. Liegt die Ursache tatsächlich in der „[…] auf geisteswissenschaftlicher Seite […] noch immer wirksamen klassizistischen, abstrakten Ordnung in Hochkunst, Kunstgewerbe und Volkskunst.“? (KOLLER, 2001, S. 210) Oder ist das allgemeine Interesse an anderen Handwerkstechniken schlicht größer, als an dem des Malers? Ziel dieser Arbeit ist es, den Leser für die Feinheiten verschieden ausgeführter Schablonenmalereien des 19. und 20. Jahrhunderts zu sensibilisieren und geeignete Wege zu deren Erhaltung aufzuzeigen. Dazu erscheint eine ganzheitliche Betrachtung der Materie in ihrem jeweiligen soziokulturellen Umfeld erforderlich. Dem allgemeinen, geschichtlichen Hintergrund des Malers muss dabei ebenso Rechnung getragen werden, wie der von ihm angewandten Maltechnik, der Objektgeschichte und dessen zukünftiger Nutzung. Der erste Teil der Arbeit gibt daher eine allgemeine Einführung in die Entwicklung des Malerhandwerks unter besonderer Beachtung der für die Arbeit relevanten Aspekte. Der Hauptteil der Arbeit behandelt die Befundsicherung dreier Malernachlässe aus dem niedersachsächsischen Raum. Anhand der Untersuchungsergebnisse und zusätzlicher eigener Proben erfolgt eine kritische Analyse des aktuellen Umgangs mit Dekorationsmalereien in der Konservierung und Restaurierung. Anmerkung: Im folgenden Text sind LITERATURANGABEN in Großbuchstaben und QUELLENANGABEN in kursiven Großbuchstaben gedruckt. ZUR DEFINITION VON DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI 2 ZUR DEFINITION VON DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI Der Begriff Dekoration stammt laut Duden aus dem Lateinischen. Decorare bedeutet ausschmücken. Das Verb steina (malen) steht im Altnordischen Etymologischen Wörterbuch von Jan DE VRIES (1962) und wird von altnord. steinn (Stein) abgeleitet. Stein wiederum kann auch Farbe bedeuten, wohl weil es ursprünglich Mineralfarbe bezeichnete. Nach dem Etymologischen Wörterbuch des Deutschen von Elmar SEEBOLD (1989) kommt malen von Mal (Fleck, Markierung), ein Wort, das zu einer indogermanischen Wurzel *melgehört und in altindisch mala (Schmutz), altgriechisch melas (schwarz) oder lit. melnyas (blau) seine Entsprechungen hat. Die semantische Grundlage ist: „sich farblich von seiner Umgebung absetzender Fleck“. Die aus der Literatur zur Verfügung stehenden Definitionen für Dekorationsmalerei sind sehr unterschiedlich. Je nach Quelle wird die Stuben- oder Zimmermalerei mit eingeschlossen. Die allgemein vorherrschende Meinung lautet, dass unter Dekorationsmalerei Ausstattungskunst im weitesten Sinne zu verstehen ist. Es kann sich dabei um figürliche Darstellungen, aber auch um die Bemalung von Bauernmöbeln handeln. Der Begriff selbst sagt nichts über die Qualität aus, obwohl er im heutigen Sprachgebrauch ab und zu mit einer nicht zu überhörenden Geringschätzung verwandt wird. Eine relativ allgemeine Definition versteht darunter alle Techniken der farbigen Gestaltung, die über einen einfachen Anstrich hinausgehen1. Nach diesem Verständnis beinhaltetet der Begriff auch die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Schablonenmalereien. 1 Karoline KNOTH (1992) 9 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 3 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Die Geschichte der Malerei und des Malerhandwerks unterliegt vielen gesellschaftlichen Entwicklungen und Veränderungen. Dieses Kapitel soll daher lediglich eine Einführung in die Thematik bezogen auf den Hauptteil der Arbeit geben. Die aus dem handwerklichen Bereich zu Verfügung stehende Literatur ist, sofern es sich nicht um Quellenschriften zu Materialien handelt, teilweise sehr verallgemeinernd. Die kunstgeschichtliche Literatur dagegen beschäftigt sich verstärkt mit den Stilmerkmalen der Epochen und Einzelbiografien bekannter Malerpersönlichkeiten. Ein umfangreiches Einzelwerkwerk, welches Malerei und Malerhandwerk im Kontext mit gesellschaftlicher Entwicklung ausreichend beleuchtet, steht bislang nicht zur Verfügung. Die Aufgaben des heutigen Malers unterscheiden sich deutlich von denjenigen der Vergangenheit. Die zahlreichen, im Verlauf der Zeit entstandenen Berufsbezeichnungen wie Tüncher, Stafferer oder Kälker zeigen, wie vielschichtig dieses Betätigungsfeld schon immer war. Anstriche und Malereien hatten jedoch in allen Jahrhunderten zwei übergeordnete Funktionen: den Schutz und/ oder die besondere Gestaltung des Trägers. 3.1 Entwicklung des Malerhandwerks Die Verwendung von Farbe im weitesten Sinn war schon den Urvölkern bekannt. Der Ursprung des deutschen Malerhandwerks wird jedoch häufig bei den bemalten Schilden der Germanen gesehen. Schon bei TACITUS findet sich dazu eine Bemerkung: „[…] kein Prunken in der Ausrüstung, nur die Schilde bemalen sie mit auserlesenen Farben.“ (98, Vers 6,2) Dem mittelhochdeutschen Wort schiltaere für Wappen-, Schildermaler liegt im Niederländischen ein vergleichbares Wort zugrunde, das sich auf den Maler allgemein bezieht. Schildern hat dort bis heute die Bedeutung malen (POST, 2007). Zum Häuserbau unserer Vorfahren bemerkt TACITUS: „Nicht einmal Bausteine oder Ziegel sind bei ihnen im Gebrauch. Unförmiges Bauholz verwenden sie zu allem, ohne Ansehen und Anmut. Einige Stellen bestreichen sie besonders sorgfältig mit einer Erdart von solcher Reinheit und solchem Glanz, dass es wie Malerei und Farbzeichnung aussieht.“ (98, 16,3). Der Gebrauch von Mineralfarben war demnach schon sehr früh auch im Bereich von Holzbauten bekannt. Die Befunde aus dieser Zeit sind spärlich, werden aber mit den ersten Steinbauten langsam mehr. Ein frühes Beispiel für Putzreste mit Bemalung ist die 10 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Klosterkirche in Mittelzell auf der Insel Reichenau2. Anstriche im Sinne von Architekturfarbigkeit oder die Beschichtung von Gegenständen waren im Mittelalter allerdings nur bedingt Malerarbeit3. Es kam hier lange zu Kompetenzstreitigkeiten mit Mauern und Schreinern. Mit dem kontinuierlichen Anwachsen der mittelalterlichen Städte und dem damit verbundenen erhöhten Bedarf an Handwerkern verstärkte sich der Wunsch nach Schutz und Regelung der Aufgaben. Es bildeten sich Zünfte oder Gilden, innerhalb derer auch die Tätigkeiten der Maler klar definiert waren. Eindeutige Belege für das Berufsbild des Tünchers, Anstreichers oder Kälkers stammen erst aus dem 14. Jahrhundert4. Zusätzlich zu den zunftgebundenen gab es weiterhin sogenannte „freie Maler“. In Hamburg ist beispielsweise schon für 1294 die Zuwanderung des Stader Malers Meister Stadingus belegt (HILLIG, 1911). Je nach Anspruch führten die mittelalterlichen Maler oder Tüncher folgende Arbeiten aus. • „Tonausgleichende Lasierungen von Natursteinflächen • Farbtonwechsel zwischen einzelnen Flächen sowie getönte Abhebungen zwischen Mauerwerk und Putzflächen • Einfache oder in sich wechselnde, farbige Hervorhebungen von Pfeilern, Säulen, Diensten, Gewölberippen, Pilastern, Gesimsen, etc. • Farbige Fassungen und Polychromierungen von Kapitellen, Peiler- und Säulenbasen, etc. • Ausführung dekorativen Begleitschmucks der Architekturgliederungen • Farbige Abhebungen von Mauerwerksfugen • Durchmusterung oder Ornamentierungen von Decken- und Wandflächen • Bildnerische Darstellung an Wänden und Decken: Hieraus entstand eine Spezialisierung zu Fugenmalern, Behangmalern, Schablonierern, Marmorierern und Holzmalern.“ (GATZ, 1994, S. 34) Der entgültige Bruch zwischen handwerklichen und akademischen Malern geschieht im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts mit der Akademisierung der Malerei (siehe Kapitel 3.2.). Das 18. Jahrhundert bleibt aufgrund seiner gesamtheitlichen Raumdekorationen dennoch die künstlerisch fruchtbarste Zeit der Dekorationsmalerei (KOLLER, 1980). Die Aufgaben eines Tünchers dieser Zeit beschreibt ein Eintrag in Hübners Handlungslexikon von 1777: „Es pflegen aber die Tüncher nicht nur das Gemäuer an gemeinen Gebäuden, sondern auch die künstliche Stuckatur- und Gipsarbeit in großen Sälen und herrlichen Palästen anzuweisen und mit reiner Tünche zu überkleiden, die Häuser mit gemeiner Steinfarbe anzustreichen und nach dem Quart mit weißen Strichen durchziehen, ja sie haben nunmehr so viel gelernt und ihre Arbeit so hoch gebracht, dass sie das Mauerwerk purpurfarbig, grau oder gelblich zum Grunde antünchen und 2 REALLEXIKON ZUR DEUTSCHEN KUNSTGESCHICHTE, S. 314 3 REALLEXIKON ZUR DEUTSCHEN KUNSTGESCHICHTE, S. 283 4 REALLEXIKON ZUR DEUTSCHEN KUNSTGESCHICHTE, S. 283 11 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK sodann recht nach der Architektur die Fenster mit Bogen und Gesimsen, Weiß in Grau gemacht, umziehen, die Türen aber mit artigen Portalen umgeben, und mit allerlei sehr wohl in das Auge fallendem Laub- und Säulenwerke, so öfters auf Marmorart spielt, wie auch mit Feston, Knöpfen und antiken Blumentöpfen auszuzieren wissen. Sie pflegen auch dem Maler in die Hand zu arbeiten und diejenigen Decken und Mauerwerke mit zartem Mörtel auf das glatteste und reinste zu überziehen, damit sodann der Maler mit seinem Kunstpinsel die zierlichsten Figuren sowohl mit Leim, als Milch und Wasser angemachte Farben auf die noch nasse Tünche in Fresco darstellen könnte.“ (nach HILLIG, 1911, S. 42) Die Zünfte verloren im 18. Jahrhundert unaufhaltsam ihren Einfluss, da sie die gewerbliche Entwicklung und den Fortschritt stark behinderten. 1810 wurde in Preußen als erstem deutschen Staat die Gewerbefreiheit eingeführt. Für die Maler ergaben sich daraus neue Freiheiten und Möglichkeiten, aber auch wieder Probleme bei der Berufsabgrenzung und Qualitätssicherung. Sehr bald entstanden daher wieder neue Vereinigungen. 1874 wurde in Hannover der erste Malertag veranstaltet. 1876 wurde in Köln der Deutsche Malerbund gegründet, ein Jahr danach erschien die erste Fachzeitschrift. 1897 wurde als Novelle zur Gewerbeordnung das Handwerkergesetz erlassen. Es erlaubte die Errichtung von Zwangsinnungen neben den freien Berufszusammenschlüssen und ordnete das Lehrlingsund Meisterprüfungswesen. Das 19. Jahrhundert als Zeitalter der Industrialisierung brachte weitere grundlegende Veränderungen für das Malerhandwerk. Mit dem weiteren Zuwachs der Bevölkerung in den Städten wurde immer mehr Wohnraum benötigt und auch der Bau öffentlicher Gebäude nahm deutlich zu. Handwerkliche Maler und Anstreicher teilten sich die Aufgaben mit künstlerisch, frei arbeitenden Kollegen. Die in Form von Vorlagen immer häufiger verfügbaren Arbeitshilfen führten dazu, dass sich auch weniger begabte Kräfte an Dekorationen wagten. Günstige Baumaterialien, die den Bauherren niedrige Kosten versprachen, wurden mit den zeittypischen Materialimitationen aufgewertet. Decken wurden häufig im Akkord ausgemalt und Wandflächen mit Papiertapeten beklebt. Lediglich öffentliche Bauten, Treppenhäuser und besondere Privaträume wurden zu Repräsentationszwecken aufwendig gestaltet. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits Werbeangebote in Form von Geschäfts- und Produktempfehlungen. Die in England von William Morris initiierte 'Arts and Crafts Bewegung' und Architekten wie Henry van de Velde versuchten dieser Entwicklung entgegenzutreten. Sie gaben der deutschen Stilerneuerung und damit dem Jungendstil die entscheidenden Impulse. Die demografische Entwicklung des 19. Jahrhunderts erforderte entsprechende Veränderungen von Strukturen und Leistungsangeboten. Es gab weiterhin Kleinbetriebe, aber auch Fachbetriebe mit mehr als hundert Mitarbeitern. Neben hochwertigen Anstrichund Dekorationsarbeiten wurden immer mehr einfache Leistungen im Bereich der 12 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Neubauwohnungen gefordert. Einen Überblick über die Alltagsarbeiten der handwerklich tätigen Maler um die Jahrhundertwende gibt eine im Süddeutschen Bauwerk-Kalender abgedruckte Tabelle aus dem Jahr 1895. • „Ölfarbenanstriche auf Fußböden und Bretterwänden, einschließlich dem Verkitten von Fugen • Fußböden dreimal mit Ölfarbe streichen und lackieren • Fensteranstriche, außen holzartig, innen weiß, einschließlich Lackierung derselben • Kalkanstriche von Fassaden, einschließlich des Ölfarbenanstrichs der hölzernen und metallenen Bauteile • Ölen und Anstreichen von Fassaden mit Ölfarben • Ölen und Anstreichen von Fassaden mit sandsteinartigen Ölfarben • Streichen geputzter Wandflächen (Innenräume) mit Kalkfarben • Abtönen von Wand- und Deckenflächen mit Leimfarben, einschließlich der Ausführung notwendiger Abschlußlinien • Schablonieren von mit Leimfarbe gestrichenen Wandflächen • Bemalen von Decken mit Abschlußleisten (meist durch Bänder und Striche), Fries und Rosette, alles in bunten Flachornamenten sowie Eckstücken • Bemalen von Decken mit plastischen Ornamenten einschließlich Ölvergoldungen der Stuckgesimse • Ausführung von holzartigen Ölfarbenanstrichen auf Türen, Lambris und Vertäfelungen einschließlich der Holzimitation, dem Abfassen von Türen und Lambris • Marmorierte und lackierte Ölfarbenanstriche auf Sockeln in Treppenhäusern und in Ofennischen.“ (GATZ, 1994, S. 77) Eine besondere Entwicklung des 19. Jahrhunderts war, laut Hugo HILLIG (1911) die Separation des Malergewerbes. Neben den oben aufgeführten Arbeiten entwickelten sich in der Blech- und Wangenlackiererei eigene Berufszweige. Die Industrie benötigt plötzlich Lackierer als Fabrikarbeiter. Laut Konrad GATZ (1994) gehörten die Maler um die Wende zum 20. Jahrhunderts zu den größten Gruppen des gesamten Handwerks. 1907 wurde der Hauptverband Deutscher Arbeitgeberverbände im Malergewerbe gegründet, die Antwort darauf war die Gründung diverser Malergesellenvereinigung und 1919 wurde der 8-StundenTag eingeführt. 1920 wurde als Arbeitgeberorganisation der Reichsbund des deutschen Malergewerbes gegründet. Nach dem ersten Weltkrieg mussten viele Malerbetriebe geschlossen werden, wie viele andere auch, hatte das Malergewerbe in der Nachkriegszeit vor allem unter der Inflation stark zu leiden. 1919 gründete Walter Gropius das Bauhaus. Es entstand aus dem Zusammenschluss der ehemaligen Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule und hatte eine eigene Werkstatt für Dekorationsmaler. Um 1923 entstand die Stilrichtung der „Neuen Sachlichkeit“. Sie wurde von den Zeitschriften der Arbeiterbewegung positiv aufgenommen, von den Arbeitern selbst jedoch abgelehnt. So existierte Ende der 1920er Jahre eine gewachsenen Breitenkultur 13 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK veralteter banaler Dekorationsformen ohne jeden Bezug zur Funktionsmoderne. Hugo HILLIG (1911) als Vertreter des Malergewerbes sieht in der von ihm so benannten „Weißmanie“ zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Verschlechterung der Auftragslage für die Maler. Die Abweichungen zwischen den Vorstellungen des Bauhauses zur Wandgestaltung und der des Malerhandwerks basierten auf soziokulturellen Unterschieden. Auf Betreiben von Parteifunktionären der NSDAP musste das Bauhaus Weimar schließlich verlassen. 1933 wurde der Reichsverband des deutschen Malerhandwerks e.V. gegründet. Die Mitgliedschaft in den Innungen wurde zur Pflicht. 1934 wurde die allgemeine Meisterprüfung als selbstständig berufsbefähigend eingeführt. Während des Nationalsozialismus wurden die Aufgaben des Malerhandwerks klar definiert: • „Gestaltung von Innenräumen und Fassaden im Wohnungs- und Siedlungsbau, sowie Beschriftung und Bildgestaltung an Geschäften. • Gestaltung von Fassaden und Innenräumen öffentlicher Gebäude zur Verdeutlichung des Herrschaftsanspruchs der NS-Machthaber. • Ausschmückung von Innenräumen in gemeingesellschaftlich genutzten Gebäudeteilen wie z. B. Kantinen und Jugendherbergen zur Geschmacksbildung.“ (PETZER, 1996, S. 14) Da während des Krieges viele Maler eingezogen wurden und ohnehin nicht ausreichend Material zur Verfügung stand, verlagerten sich die oben definierten Aufgaben schnell zu Tarnanstrichen, Flammschutzimprägnierungen und Beseitigung von Bombenschäden. In den Nachkriegsjahren war die Situation für das Handwerks in Westdeutschland je nach Besatzerzone recht unterschiedlich. In der englischen Zone entstanden freiwillige Innungen sowie Kreishandwerkerschaften und Handwerkskammern des öffentlichen Rechts. In der amerikanischen Besatzerzone konnten die alten Handwerksorganisationen beibehalten werden, es wurde die unbegrenzte Gewerbefreiheit vorgesehen. In der französischen Zone galten Pflichtinnungen, Kreisinnungsverbände und Handwerkskammern als Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die unterschiedlichen Entwicklungen führten zu ungleichen Ansätzen im Aufbau des Handwerksgefüges. Zur erneuten Systematisierung trafen sich 1945 die Obermeister der einzelnen Organisationen in Stuttgart und gründeten die Arbeitsgemeinschaft der Landesverbände des Malerhandwerks. 1949 wurde der Hauptverband des Deutschen Malerund Lackiererhandwerks gegründet. In der Nachkriegszeit haben sich kaum neue Gestaltungsprinzipien entwickelt. Die Lehre von Walter Gropius und seinen Kollegen hatte sich trotz Unterdrückung während des Nationalsozialismus an den Kunst- und Fachschulen durchgesetzt. Fraglich ist allerdings, wie weit das Malerhandwerk davon beeinflusst wurde. 14 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 1950 eröffnete die erste Ausstellung „Schöner Wohnen“ in Hamburg. Auf Beschluss des Deutschen Bundestages wurde der Rat für Formgebung gegründet. Bis heute hat das Malerhandwerk den Anspruch gestalterisch tätig zu sein. Der Zeitgeschmack, aber auch die Ausbildung der Maler bieten hierzu leider wenig Raum. Museen wie das Deutsche Maler- und Lackierer-Museum künden einsam von der Vergangenheit eines großen Handwerks. So sind dem heutigen Maler- und Lackiererhandwerk vor allem folgende Tätigkeiten zuzurechnen: • „Fahrzeuglackierungen, einschließlich der Beschichtung mit Kunststoffen und andere werkstattgebundene Lackierungen • werkstattgebundene Lackierungen und Kunststoffbeschichtungen von Gegenständen • Oberflächenbehandlung von Bauten und Bauteilen mit Beschichtungsstoffen • Tapezier-, Klebe- und Spannarbeiten • Beschichtung einschließlich Versiegelung von Böden • Korrosionsschutzarbeiten, Holzschutz, feuerhemmende Tarnanstriche • Aufbau und Anbringung von Arbeitsgerüsten • Ausführung denkmalpflegerischer Arbeiten einschließlich der Oberflächenbehandlung von Kirchen und historischen Bauwerken • Gestaltung und Ausführung von Schriften, Schildern, Zeichen, Schmuckformen und von Ausstellungsständen • Straßenmarkierungen mit Beschichtungsstoffen.“ 5 (GATZ, 1994, S. 274) 3.2 Die Ausbildung des Malers im Wandel der Zeit Die Inhalte der Malerausbildung wurden Deutschland erst weit im 20. Jahrhundert vereinheitlicht6. Zuvor gab es zahlreiche, dem gesellschaftlichen Wandel immer wieder angepasste Modelle. Im Mittelalter traten die Lehrlinge im Alter von 11 bis 14 Jahren in die Lehre ein7. Die Angaben über die Dauer der Lehrzeit liegen zwischen 3 und 6 Jahren. Während dieses Zeitraums waren die Lehrlinge Teil des meisterlichen Haushalts und wurden dort ernährt und erzogen, der Lehrmeister erhielt für die Ausbildung Lehrgeld. Die Lehrinhalte waren nicht festgeschrieben und konnten beispielsweise auch Lesen und Schreiben beinhalten. Nach der Lehrzeit erfolgte die Gesellenprüfung und im Anschluss begann die häufig von Armut geprägte Wanderschaft, in der der Geselle seine Fähigkeiten erweitern sollte. Obwohl die Wanderzeit Voraussetzung für die Meisterprüfung war, konnten sich viele Meistersöhne 5 Verordnung über das Berufsbild des Maler- und Lackiererhandwerks vom 15. August 1973. 6 Nach einem Erlass des Reichsministers für Wirtschaft, Erziehung und Volksbildung über den Rahmenlehrplan für die Meisterschulen des deutschen Handwerks vom 06. Oktober 1939 (SEISS,1991) 7 Katalog zur Sonderausstellung des SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS (1983) 15 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK davon freikaufen. Zwischen Lehrbeginn und Zulassung zur Meisterschaft vergingen bis zu 8 oder 10 Jahre (GATZ, 1994). Die Zeitspanne zwischen Rückkehr von der Wanderschaft und der Aufnahme in die Meisterschaft war in den Zunftordnungen genau festgelegt. Sie wurde als Anwartschaft-, Sitz-, oder Muthzeit bezeichnet. Ein junger Maler war vielleicht 24 Jahre alt, bis er sich Meister nennen konnte. Ludwig GRASER (1980) beschreibt, wie streng die Bedingungen an die Herkunft der Lehrlinge waren. Uneheliche Kinder wurden beispielsweise nicht in die Lehre genommen. Gegen solche Diskriminierungen hat erst Kaiser Karl VI. 1731 eine Klausel eingeführt. Zum Ende der Zunftzeit wurde das Erlernen des Berufs durch der Zunft angehörenden Meister bewusst erschwert, um die Konkurrenz möglichst gering zu halten. Übermäßige Erhöhung der Lehrgelder, Verlängerung der Lehrzeiten, Missbrauch der Lehrlinge zu Hilfsleistungen im Haushalt und Erschwernisse beim Erlangen der Meisterbriefe sollten die jungen Männer abschrecken. Ein grundsätzlicher Wandel in der Ausbildung zum Maler trat mit der Akademisierung des Berufes ein. 1630 wurde in Nürnberg die Teutsche Academie gegründet, 1694 und 1697 folgten die Akademien in Berlin und Dresden. Aus Malersicht hatten sie, laut Hugo HILLIG (1911) vornehmlich den Erfolg, die handwerklichen Maler als mindere Kategorie hinzustellen und wurden daher von Malergilden und Zünften wütend bekämpft. Die Wiener Akademie der Bildenden Künste bot allerdings seit 1751 bereits Sonntagskurse für Malergesellen an (GATZ, 1994). 1869 stellte Hermann SCHWABE (1869) aufgrund eines Besuches bei der Londoner Weltausstellung 1851 fest, dass es um das deutsche Kunsthandwerk – die Dekorationsmalerei eingeschlossen – im internationalen Vergleich nicht gut stand. Um Abhilfe zu schaffen, schlug er eine Ausbildung an Kunstschulen mit Seminaren für Lehrende von Privatschulen und einheitlichen Lehrplänen sowie ein Fachzeitschriftenwesen vor. Parallel dazu trat Gottfried Semper mit seinen Plänen für die künftige Gestaltung des kunstgewerblichen Erziehungswesens in den Raum. Die Aufgabe neu gegründeter Kunstgewerbemuseen, Schulen und Vereine sollte sein, die Blütezeit des Handwerks wieder „heraufzuführen“. Erziehungsmittel war das Studium der alten „Handwerkskunst“. Es gab Fachklassen für Tischler, Innenarchitekten, Malerei, Bildhauerei, etc. In der Praxis fehlte den Schülern, ähnlich wie den Abgängern der Akademien die Erfahrung. Ludwig REISBERGER beklagte dies später mit den Worten: „So etwas langstielig-unbeholfenes von Arbeit habe ich im Leben noch nicht gesehen! Statt mit dünner Leimfarbe auf dem Stoff nur lasierend zu arbeiten, […] wurde die Farbe dick aufgesetzt […].“(1928, S. 365) 16 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Abb. 1: Stundenplan der Malerschule zu Buxtehude aus einem Programmheft der Schule um 1905 (VETTERLI) Das Beispiel der 1875 bei Hamburg-Harburg gegründeten Malerschule zu Buxtehude zeigt wie der Alltag eines Malerschülers aussah. Um 1905 ging das Studium über mehrere Semester, die jeweils von November bis Ende März bzw. von Mai bis September dauerten. Dass die Schwerpunkte im Vergleich zu heute andere waren, zeigt Tabelle 1, Seite 18. Die Kosten für eine derartige Ausbildung betrugen einschließlich Kost und Logis nach eigenen Schätzungen der Schule zwischen 350 und 400 Mark8. Das entspricht beispielsweise etwas weniger als der Hälfte der Auftragssumme9 für die Ausmalung des Oldenburger Rathaussaals um 1887/88 (siehe Kapitel 5.1.1). Die Ausbildung von Gesellen zum Meister kostet an der Buxtehuder Malerschule heute 5.980 Euro und dauert 7 Monate10. 8 Aus dem Programm der Malerschule zu Buxtehude um 1905 (VETTERLI) 9 Nach Auskunft von Friedrich PRECHT (2004) 10 Nach telefonischer Auskunft der Schulleitung 2007 17 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK aus dem Programm der Malerschule zu von der aktuellen Internetseite der Buxtehude um 1905 Malerschule Buxtehude Es wird gelehrt: Ausbildungsinhalte des Malermeisters11: • Flachzeichnen und Malen Teil I: Fachpraxis für den Malermeister • Flächenmalen und Farbstudien • Neugestaltung oder Instandsetzung eines Gebäudes oder Gebäudeteils • Freihandzeichnen • Graumalen nach Gips in Leimfarbe • Ablauf, anwendungs- und werkstofftechnische Ausführung planen • Architektonische Formenlehre • Kalkulation der Leistung • Ornamentale Formenlehre • Ausführung der Gestaltung oder Instandsetzung • Projektionslehre • Ornamentale Formenlehre mit kunstgeschichtlichen Erläuterungen • Technik und Gestaltung • Ornamenten- und Baustillehre • Auftragsabwicklung • Ornamentmalen • Betriebsführung und Organisation • Stilisierungsübungen Teil II: Fachtheorie für den Malermeister • Entwerfen von modernen Dekorationen Teil III: Kaufmännische Ausbildungsinhalte für den Malermeister • Holz- und Marmorimitation • Rechnungswesen und Controlling • Blumenmalen • Allgemeine Betriebswirtschaftslehre • Gewandstudien und Draperiezeichnen • Recht und Steuern • Anatomie und Proportionslehre Teil IV: Ausbildung der Ausbilder • Figuren zeichnen und malen • Allgemeine Grundlagen • Aktzeichnen und Malen • Ausbildung planen • Perspektive • Einstellen von Auszubildenden • Entwerfen • Ausbildung am Arbeitsplatz • Architekturmalen für Theaterdekoration • Förderung der Lernprozesse • Malen von Stillleben nach der Natur • Ausbildung in der Gruppe • Landschaften zeichnen und malen • Ausbildung beenden Tabelle 1: Malerausbildung im Vergleich von 1905 zu 2007 1923 wurde die Berufsschulpflicht für Maler eingeführt. Die Ausbildungszeit betrug vier Jahre. Es gab Hochschulen, Kunstgewerbeschulen, private Malerschulen und eine 11 Es handelt sich hier nur um eine 7-monatige Ausbildung vom Gesellen zum Meister, der Vergleich hat daher nur bedingt Gültigkeit. 18 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Meisterschule. Qualität und Ausbildungsschwerpunkte variierten abhängig von den jeweiligen Lehrenden. Die Schüler des Bauhauses beispielsweise wurden in allen klassischen Malerhandwerkstechniken unterrichtet und waren besonders gehalten, Oberflächentexturen und deren Wirkung in verschiedenen Materialien und Techniken auszuprobieren. Zur Vereinheitlichung der Weiterbildung von Gesellen zu Meistern wurden ab 1934 Handwerkerschulen eingeführt. 1938 wurden diese umbenannt in Meisterschulen des deutschen Handwerks. Laut Martin PFETZER (1996) gab es das Bestreben einen weiterführenden künstlerisch-akademischen Bildungsgang zu schaffen, dies wurde jedoch nie erreicht. Das Bild des Malers als Kulturträger stelle sich beim Bürger nie ein, war die Begründung. Ab 1935 war der sogenannte Große Befähigungsnachweis erforderlich, um sich selbständig zu machen. Wer ihn nicht hatte und nach 1899 geboren war, konnte die Prüfung nachholen. Eine typische Malerausbildung heute umfasst eine dreijährige berufsschulisch begleitete Lehre und gegebenenfalls meist parallel zur Gesellentätigkeit die Meisterschule. 3.3 Fort- und Weiterbildung für Maler Fort- und Weiterbildung im heutigen Sinn gibt es für Maler seit dem 18. Jahrhundert. Der erste Sonntagskurs für Maler an der Wiener Akademie der Bildenden Künste wurde bereits in Kapitel 3.2 erwähnt. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden vor dem Hintergrund der niederschmetternden Eindrücke der Londoner Weltausstellung unterschiedliche Fortbildungseinrichtungen, die auch für Maler Unterricht während der Woche anboten. Häufig wurden in diesem Zusammenhang auch sogenannte Sonntagsgewerbeschulen für Lehrlinge, Gesellen und angehende Meister gegründet. Verstärkt Interesse daran hatten die im Dekorationsbereich tätigen Maler. Dozenten waren Professoren der königlichen Lehr- und Bauwerkstätten, Kunstmaler oder auch Farbchemiker. Eine weitere Möglichkeit der Weiterbildung waren die vor allem im 19. Jahrhundert verbreiteten Rezept- und Musterbücher. Diese beschreiben tatsächlich eher besondere Techniken als Alltagsrezepte. Wie viel Interesse die Maler an den Fortbildungsangeboten hatten, ist fraglich. Bezogen auf den Leseeifer seiner Kollegen schreibt Hugo HILLIG als Zeitzeuge besorgt: „Und zudem noch eine Geschichte der Dekorationsmalerei als Gewerbe, das heisst eine Geschichte des Malergewerbes? Dessen Glieder in der Mehrzahl so wenig fachliterarisch interessiert sind, dass es sogar als ein Wagnis erscheint, diese Geschichte in einem Buch zu geben, das gekauft werden soll! Keine professionelle Verlagsanstalt möchte das Buch verlegen, weil die Maler keine Bücher kaufen, höchstens ihren Malerkalender! Deshalb habe ich selbst dieses Buch verlegt. Wird 19 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK mein Vertrauen auf die geistige Regsamkeit der Maler nicht erschüttert werden?“ (1911, aus dem Geleit) Kurt WEHLTE zitiert seinen Lehrer Max Dörner mit der Bemerkung „Man kann maltechnische Dinge aus einem Buch ebenso wenig lernen wie auf dem Sofa das Schwimmen.“(1990,S. 27) Nach Recherchen von Gunda SIEMEN (1991) entwickelte sich ab 1870 langsam das Fachzeitschriftenwesen. In Deutschland gab es zuerst „Das Deutsche Malerjournal“. 1881 war das Gründungsjahr der wohl bekanntesten Malerzeitung „Die Mappe“. Sie erschien zunächst zweimal monatlich. Ab 1887 erhielt der Bezieher wöchentlich als Gratisbeilage das Blatt „Der Dekorationsmaler“, das vor allem der alltäglichen Abb. 2: Titelblatt von DIE MAPPE, Band VIII, Heft 1, 1889 Handwerkspraxis dienen sollte. Den Monatsheften lagen farbige Tafeln bei und ab 1889 zusätzlich Pausenbogen. „Der Dekorationsmaler“ geht deutlich auf die Belange der Maler des 19. Jahrhundert ein und berichtet über alle neuen Entwicklungen und Erscheinungen auf dem Kunstgewerbe- und Kunstmarkt. „Die Mappe“ wird durch die Einrichtung einer praktischchemischen Versuchsstelle für Farben und Lacke und Firnisse bereichert. Sie hatte in den 1920er Jahren eine Auflage von 19.500 Exemplaren (BAABE, 1993). Das erscheint gemessen an der Zahl der Maler wenig, an der Zahl der Betriebe jedoch vertretbar. DIE MAPPE selbst beschreibt die Situation um 1933 folgendermaßen: „Ungefähr um die gleiche Zeit [1933] standen ihm [dem Maler] sechs Fachzeitschriften zur Verfügung, mit einer Gesamtauflage von noch nicht 50.000 Exemplaren, von denen etwa 40.000 wirklich in Malerhände kamen. Angenommen, dass auf jedes Exemplar der Malerzeitschriften zwei Leser kommen, so kümmern sich von 336.000 Malern nur etwa 80.000 um ihre Presse. [...] Bedenkt man dazu die Lesefreudigkeit der Handwerker im allgemeinen und die Tatsache, dass die Fachpresse des Malers mehr nach Vorbilderstoff als nach ihrer technischen Erziehungsarbeit interessiert, so ergibt sich eine Verlagerung des Fachwissens, welche die schwersten Folgen zeitigen kann.“ (DIE MAPPE, Band 53, Heft 1, 1941, S. 5f.) Die Vielfalt der Malerfachzeitungen endet mit der Materialknappheit im 2. Weltkrieg. Die nach und nach wieder angebotene Fachpresse ist bis heute häufig von Vorstellungen neuer Produkte oder neuer Technologien mit Hilfe von Produkten dominiert. So behält auch die zusätzlich von der Farbenindustrie angebotene Weiterbildung in gewissem Maße immer den Verkauf der eigenen Produkte im Hinterkopf. Somit tragen Innungen und Fachverbände die eigentliche Verantwortung für die Fortbildung ihrer Mitglieder. 20 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 3.4 Das Handwerkszeug des Malers Die Kenntnis über die Art der Werkzeuge, Materialien und Techniken der Maler ist zum einen Sammlern, Museen und der handwerklichen wie schriftlichen Überlieferung zu verdanken. Zum anderen konnten durch die Untersuchung von Objekten und die Zusammenarbeit von Restauratoren, Naturwissenschaftlern, Kunsthistorikern, Volkskundlern und anderen Disziplinen umfangreiche wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. Die Gefahr der Verallgemeinerung von Entstehungsprozessen gerade im Bereich der Dekorationsmalerei ist auffallend hoch. Aufgrund der Vielfalt an Materialien und Techniken ist für diese Arbeit eine Einschränkung auf die Anwendung von Schablonen gerade im Hinblick auf die spätere Untersuchung der Malernachlässe erforderlich. 3.4.1 Werkzeuge Im Vergleich zu anderen Handwerkern hat der Maler verhältnismäßig wenig Werkzeug. Ein Großteil ist, wie Karoline KNOTH (1992) treffend bemerkt, Verbrauchsmaterial. Eine gute Malerwerkstatt benötigt neben einem beheizbaren Raum vor allem ein Lager für Pinsel und Werkzeug, Pigmente, Bindemittel, Farbtöpfe, Leitern und Transportgerät. Die Hauptrolle spielen die verschiedenen Pinsel. Laut Karl EYTH und Franz Sales MEYER (1899) stehen Borstenpinsel aus Schweinehaar als Faustpinsel, Lackierpinsel, Ringpinsel, Streichpinsel, Bürsten, Strichzieher, Malpinsel, Schläger, Cliarets, Modler, Durchzieher, Zackenpinsel, Schablonierpinsel oder Signierpinsel zur Verfügung. Außerdem gibt es Haarpinsel aus Fischotter-, Rind-, Dachs-, Marder-, Eichhorn-, Iltis-, Biber- oder Ziegenhaar. Zusätzlich zu den Pinseln werden Spachtel, Kittmesser, der Reibestein mit Läufer, Lineale und Maßstäbe, Palette und Malstock, Kämme und Maserierrollen, Vergolderzeug, Abbrennapparat, Aufspannzangen, Türheber, und allgemeine Werkzeuge12 benötigt. Einen besonderen Fortschritt bot um 1900 beispielsweise das links abgebildete Liniergerät. Zu den gängigen Geräten gehören Farbtöpfe, Leimtöpfe, Farbkessel, Farbkörbe, die Farbsiebe, Filtriertrichter, Farbmühlen, Leimapparate, Staffeleien, Leitern, Gerüste und Handwagen. (Auf Schablonen als Werkzeuge wird im Kapitel 3.4.3 Abb. 3: 12 Liniermaschine von B. Kuny aus München, um 1900 (EYTH/ MEYER, 1899) Hammer, Schraubenzieher und ähnliches noch näher eingegangen.) 21 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 3.4.2 Malmaterialien Die Geschichte der Malmaterialien beginnt in der Steinzeit und endet in einer Vielfalt von sich ständig weiterentwickelnden Beschichtungsstoffen. Bis in die 1950er Jahre stellten die meisten handwerklich tätigen Maler einen Großteil ihrer Farben durch die Mischung von Bindemittel, Pigment, Füll- und Zusatzstoffen selbst her. Heute stehen diese Farben abholbereit im Handel und die meisten Maler haben längst verlernt, sie selbst herzustellen. Als exemplarisches Beispiel für die mögliche Entwicklung eines Malmaterials wurde die Leimfarbe ausgewählt. „Unter Leimfarbe versteht man alle Farben, zu denen als Bindemittel der tierische (animalische) oder vegetabilische, sogenannte (Pflanzen-) Leim, gesetzt wird, und so kann man auch diejenigen Farben, welche das Gummiarabikum, Caseinleim oder ein anderes leimähnliches Produkt zum Bindemittel haben, im ganzen als Leimfarbe bezeichnen“. (WEBER 1905, S. 26) Nach Sylvia FONTANA (2004, S. 34) haben wir es in der Praxis also mit folgenden Grundstoffen zu tun: Tierische Farbenleime Pflanzliche Farbenleime • Blut (Albumin) • Dextrine (Abbauprodukt der Stärke) • Haut- und Knochenleime (Glutinleime) • Glutenin (mit Alkalie versetzte Stärke) • Fischleime • Gummen diverse • Vollei, Eigelb, Eiweiß • Stärke (Kartoffeln, Isländisch Moos,…) • Milch, Quark, Käse (Kasein) • Seifenleim (Haut + Stärkeleim + Alaun + Seife) • Honig/ Zucker (als Zusätze) • Celluloseleime (ab 1932) Tabelle 2: Grundstoffe zur Herstellung von Leimfarbe nach Silvia FONTANA (2004) Eine werkstatttaugliche „Bedienungsanleitung“ für die Herstellung von Stärkeleim liefert G.WEBER. „Heuleim, Patentleim, Pflanzenleim, Glutenin, Glutiant, Paramentleim, vegetabilischer Leim etc. sind alle auf kaltem Wege bereitete Produkte. Die Bereitung geschieht auf folgende Weise: Man rührt Stärke, gleichviel welcher Art und Sorte oder Mehl, einerlei ob Weizen-, Roggen, Kartoffel- oder auch Kastanienmehl mit heißem Wasser (Regenwasser) ein, nicht zu steif und gießt unter stehtem Umrühren eine Lauge aus Aetznatron oder Steinasche zu, so lange bis sich eine klare, der dünngekochten Stärke ähnliche Flüssigkeit zeigt, bei dieser hat man sofort aufzuhören, weil sich sonst die Masse von Aetznatron übersättigen lässt und auf Oelfarben beizend wirken würde. Die Lauge wirkt beim Stehen später noch immer etwas nach, so dass der Leim dem tierischen Leim an Klarheit gleich wird. […] Die Verwendung des Leims ist 22 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK eine äußerst vielseitige und zwar zu Leimfarbenanstrichen auf verräucherten Decken höchst praktische […].“(1905, S.10) Dass dem Leim noch eingesumpfte Kreide und Pigmente 13 zu Herstellung von Farbe zugesetzt werden müssen, scheint dem Autor offenbar so selbstverständlich, dass er es nicht gesondert erwähnt. Der Stärkeleim hatte die tierischen Leime nach dem 1. Weltkrieg vollständig verdrängt. 1932 kam dann mit Glutolin® der erste Zelluloseleim auf den Markt, der gegenüber dem Pflanzenleim völlig alkaliebeständig war. Man konnte ihn gut mit öligen Stoffen zu Emulsionen verarbeiten und somit auch für wasserbeständige Farben nutzen. Ab dem Ende des 2. Weltkriegs kamen dann jedoch Kunststoffdispersionen auf dem Markt (HAMMER, 1998). Diese Industrie hat die Leimfarbentechnik heute fast vollständig verdrängt. Verstärktes Interesse haben in Deutschland lediglich noch wenige Privatpersonen, Restauratoren oder der Biofarbenhandel. Auch werden seit den 1970er Jahren meist keine Pigmente sondern Volltonfarben und Mischsysteme verwendet. Aufgrund der Vielfalt der gesamten Entwicklung der Malmaterialien wurde in München bereits 1886 die Deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren gegründet. Eine Normierung der Farbenskala hatte schon Adolf Wilhelm Keim (* 1851, † 1913) vorangetrieben. Um 1920 kam die erste Farbtonkarte auf den Markt (BAABE, 1993). Ihr ist bezogen auf die Leimfarbe Abb. 4: Blick in die Vitrine der Farbtonkarten des Deutschen Maler- und Lackierer-Museums, 2007 eine genaue Zusammensetzung der Mischverhältnisse der Pigmente zu entnehmen. 3.4.3 Herstellung und Anwendung von Schablonen Die Verwendung von Schablonen im Wandmalereibereich ist mit der alten Kirche in Idensen schon für das 12. Jahrhundert nachgewiesen14. In der Definition von Johannes Taubert15 sind Schablonen ein „[…] ausgeschnittenes Hilfsmittel zum Herstellen formatgleicher Zeichnungen und Schriftbilder“. Sie wurden unter anderem auch als Führungshilfen für Pinsel eingesetzt16. Zum Duplizieren von Ornamenten waren sie technisch und wirtschaftlich 13 Zu dieser Zeit gibt es bereits viele fabrikmäßig hergestellte Pigmente. Das wohl bekannteste ist das 1828 entdeckte Ultramarinblau. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden auch die sog. Teerfarben verwendet.. 14 EMMENEGGER (1990) 15 Aus KÜHN (1988, S. 228) 16 KNOEPFLI/ EMMENEGGER (1990) 23 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK bestens geeignet. Eine bessere handwerkliche Beschreibung der Technik des 19. Jahrhunderts als die von Karl EYTH und Franz Sales MAYER ist kaum zu finden: Abb. 5: Abb. 6: Abb. 7: „Beim Schneiden der Schablonen werden am besten Schablonenmesser benützt. Die Klinge ist klein, stark und zweischneidig; sie sitzt in einer konischen Metallhülse mit rundem Holzgriff. Als Unterlage beim Schneiden dienen starke Glasplatten oder das weiter oben bereits erwähnte Zinkblech. […] Für kleine Kreise oder andere oft wiederkehrende Formen benutzt man wohl auch passende Durchschlageisen. […] Als Schablonen dienen ausgeschnittene steife und zähe Papiere welche nach oder besser vor dem Schnitt mit Leinöl oder Leinölfirnis getränkt und dann Schablonenmesser (EYTH/ beiderseits mit Ölfarbe gestrichen werden. Wenn das MEYER, 1988) Trocknen dieser Anstriche nicht abgewartet werden kann, kann auch ein Schallackieren der Schablonen eintreten […] Unter allen Umständen muss die Schablone den nötigen Halt und Zusammenhang haben. Wenn das Ornament diesen nicht von selbst ergibt, so müssen sog. Halter oder Stege stehen bleiben. Da an ihrer Stelle die Farbe im Ornament ausbleibt, so müssen diese Stellen nach dem Schablonieren von Hand ausgefüllt werden und nachgebessert werden, was je nach Umständen einem zeitraubenden Geschäft gleich kommt. Mit Überlegung lassen sich die Halter meistens so verteilen, dass sie im Ornament auch dann nicht stören, wenn kein Ausfüllen eintritt. Ein Durchschlageisen für Kreisformen denkender Schablonenschneider kann in dieser (KOCH, 1953) Hinsicht Zeit und Geld sparen helfen. Die Farbe zum nachträglichen Ausfüllen der Halterstellen ist besonders zu mischen, bis sie passt. Wird die Schablonierfarbe zum Ausbessern benützt, so entstehen Flecken, weil sie anders auftrocknet. Je nach Lage des Falls kann man auch besondere Halterschablonen anfertigen und mit derselben die offen gebliebenen Stege zu schablonieren. Die Größe der Schablonen richtet sich nach dem Zweck und Anforderungen; gewöhnlich sind sie nicht über 60 cm lang. Länge und Größe werden durch den Rapport bedingt, d.h. durch die Wiederkehr, durch die Wiederholung des Ornaments. Um den richtigen Ansatz der Wiederholung zu ermöglichen, werden die Schneidemaschiene die über einen Schablonen, wenn nötig, markiert, d.h. mit Keilriemen mit dem Fuß betrieben Einschnitten, durchgeschlagenen Punkten etc. wird (KOCH,1953) versehen, welche beim Fortrücken aufeinander passen müssen. Bei einfarbigen Schablonen ist die weniger nötig als bei solchen für zwei oder mehr Farben. Soll beispielsweise das Intarsienornament einer gemalten Holzdecke in verschiedenen Holzarten ausgeführt werden, so ist für jede Farbe eine Schablone nötig; für ein und dieselbe Füllung kommen nacheinander verschiedenen Schablonen zur Benützung, die etwa in zwei gegenüber liegenden Ecken zusammenpassend markiert sind. Mehrfarbige Blumenund Rankenbänder werden wohl auch gelegentlich in der Lokalfarbe schabloniert, wobei dann die Lichter und Schatten aus freier Hand nachzumalen sind. Sollen auch diese durch auf schablonieren erzielt werden, was nebenbei bemerkt eine 24 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK zweifelhafte Wirkung gibt, so ist eine genaue Markierung doppelt notwendig. Während der Arbeit werden die Schablonen mit Reißnägeln befestigt oder von einem Hilfsarbeiter gehalten. Für Friese und ähnliches wird als Anhalt eine Linie vorgeschnürt, für gemusterte Gründe schnürt man, wenn nötig, das Rauten- oder Quadratnetzt als Anhalt vor. Das Schablonieren erfolgt mit besonderem Schablonierpinsel oder mit einem stark vorgebundenen Borstenpinsel gewöhnlicher Art. Der Pinsel ist ganz leicht zu führen und senkrecht zur Fläche zu halten. Schräge Haltung und starkes Aufdrücken gibt unsaubere Arbeit. Der Pinsel soll seine natürlichen Borstenspitzen haben. Viel gebrauchte Pinsel taugen nicht. Viel gebrauchte Schablonen sollen in 2 oder mehr Exemplaren vorhanden sein, um wechseln zu können, wenn dieselben weich werden. Während des Gebrauchs sind die Schablonen von Zeit zu Zeit mit eigenem weichen Tuchlappen abzutupfen und abzureiben, was zu ihrer Erhaltung wesentlich beiträgt. Die Farbe darf nicht zu dünn sein; ihre Konsistenz richtet sich jedoch nach der Beschaffenheit des Untergrundes, nach der Aufsaugfähigkeit desselben. Außer Gebrauch soll man die Schablonen ordentlich aufbewahren, die zusammengehörigen zusammenheften oder in einen gemeinsamen Umschlag legen etc. wirr durcheinanderfahrende Schablonen zerreißen sich gegenseitig, nehmen »Eselsohren« an und verursachen beim Suchen einen unnötigen Zeitaufwand.“ (1899, ab S. 253) Ernst OLDENBRUCH (1920) gab in den 1920er Jahren eine bebilderte Schablonieranleitung für die Ausführung der Raumkunst der Wiener Schule heraus. Abb. 8: Schablonieranleitung der Wiener Schule von 1920 aus dem Deutschen Malerund Lackierermuseum, 2007 25 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Die lasierende Ausführung des Farbauftrags unterscheidet sich von anderen Techniken und macht klar, dass es viele Möglichkeiten bei der Umsetzung von Schablonen geben kann. Die Farbe kann abhängig von den Werkzeugen lasierend, gestupft, pastos oder strukturiert aufgetragen sein. Es gibt außerdem nicht nur einfache und mehrschlägige Motive, sondern auch Versetzmuster, Spritzmuster, Wischmuster und mit Musterwalzen, Schwamm oder dem Wickeln kombinierte Variationen. 3.4.4 Entwürfe, Vorlagen und Bezugsquellen für Schablonen Entwürfe für Schablonen wurden von Malern oder Architekten, je nach Begabung und Anforderungen selbst hergestellt oder Musterbüchern und Vorlagen entnommen. Die Vorstellung des Auftraggebers und der Zeitgeschmack spielten dabei eine erhebliche Rolle. Die in Deutschland wohl bekanntesten Entwürfe stammen wahrscheinlich von Karl Friedrich Schinkel (* 1781, † 1841) und Gottfried Semper (* 1803, † 1879). Musterbücher und Schablonenvorlagen wurden im 19. Jahrhundert häufig in Chromolithografie hergestellt und waren daher sehr teuer. Später entstand die Ponchoir Schablonen-Technik, die in den 1920er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Die Drucke stammten vielfach aus Wien, Leipzig und Paris (RACINET 1877, Vorwort von Batternam). Im 19. Jahrhundert kristallisieren sich drei Typen von Musterbüchern heraus: 1. Veröffentlichungen, in denen die Stilrichtungen der Vergangenheit neu interpretiert wurden. 2. Arbeiten von Malern oder Architekten wie William Morris (* 1834, † 1896), die moderne, dem Zeitgeist angepasste Ornamentik einzuführen versuchten. 3. Enzyklopädien im Sinne von Zusammenstellungen historischer Dekorationsstile der Vergangenheit. Seit Ende des 19. Jahrhunderts gab es außerdem bereits fertige Abb. 9: Tafel 42 aus „Der Ornamentenschatz“ von Heinrich DOLMETSCH (1887) Schablonen auf dem Markt. Karl EYTH und Franz Sales MAYER schreiben: „Es sind längst allerlei geschnittene Schablonen im Handel, um dem Abnehmer die Selbstherstellung zu ersparen. Dieselben sind meist sauber hergestellt und bieten auch ganz brauchbare Muster, die allerdings den Nachteil haben, dass man ihnen allerwärts begegnet.“ (1899, S. 273) 26 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Die Malerzeitung „Die Mappe“ unterhält 1909 ein eigenes Atelier zur Herstellung von Schablonen, Pausen und Entwürfen (SIEMEN, 1991). Nicht nur dort konnten die gewünschten Schablonen nach nummerierten Vorlagen ausgewählt und bestellt werden. Die meisten der bis vor den 2. Weltkrieg bestehenden Schablonenfabriken existieren heute aufgrund mangelnder Nachfrage nicht mehr (siehe Anhang F). Dennoch kann man weiterhin fertige, qualitativ hochwertige Schablonen und Sonderanfertigung bei speziellen Herstellern kaufen17. Abb. 10: Vorlage zur Bestellung von Schablonen, um 1930 (NACHLASS STIGROT, 2007) Abb. 11: Preis-Verzeichnis zur Bestellung von Schablonen, um 1930 (NACHLASS STIGROT, 2007) 17 Fa. Jochum Schablonen, Inhaber: Martin Arbinger; Immenstädter Str. 51, D - 87435 Kempten/ Allgäu 27 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 3.5 Tapeten Die Rolle, die Tapeten heute für das Malerhandwerk spielen, ist das Resultat einer Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Im Zuge der Industrialisierung konnten Tapeten plötzlich seriell und somit in größeren Mengen hergestellt werden. Schnell wurden sie damit zur Konkurrenz für die Dekorations- und Stubenmaler. DIE MAPPE versuchte in mehren Beiträgen über Herstellungs- und Verarbeitungsverfahren sowie Bezugsquellen und Kundenberatung zu informieren (Band XIII, Heft 6, 1893) und langsam wurde das Tapezieren und der Tapetenhandel zur zweiten Einnahmequelle der Maler. 1911 gab es in Deutschland dann schon etwa 70 Tapetenfabriken (HILLIG,1911). Laut Sabine BAABE (1993) schätzten vor allem Kunden und Architekten Tapeten, da sie schnell und schmutzfrei verarbeitet werden konnten. Außerdem konnten mit ihr störende Unebenheiten der Untergründe gut kaschiert werden. Für den Maler der 1920er Jahre waren die Tapeten schwieriger zu verarbeiten als heute. Die Rollen waren meist 0,50 Meter breit und 7,50 lang. Die Bahnen mussten vor dem Verarbeiten beidseitig mit der Schere beschnitten werden. Vorgeklebt wurde mit Zeitungsmakulatur. Laut DIE MAPPE (Heft 10, 1981, S. 745) bestand Tapetenkleister anfangs aus Roggenmehl und musste selbst hergestellt werden. Später wurde zunehmend auch kaltwasserlöslicher Stärkekleister verwendet. Karl KOCH (1953) erwähnt 1930 sogar „flüssige Tapete“. Hierbei handelte es sich um einen Papierfaserstoff, der mit Farbe und Leim gemischt auf die Wand gestrichen wird. Noch bis in die 1950er Jahre wurden Tapeten im ländlichen Bereich als unhygienisch empfunden. Musterwalzen waren vielfach die Alternative. 28 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK 3.6 Wirtschaftliche Verhältnisse Verbindliche Statistiken zu allgemeinen Zahlen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Maler scheint es erst ab dem 19. Jahrhundert zu geben. Konrad GATZ (1994) konnte für mittelalterliche Städte nach 1360 je zwischen 6 und 16 Maler feststellen. Nach spätmittelalterlichen Steuerlisten erzielten die bürgerlichen Malerhandwerker, verglichen mit anderen Gewerben, im Durchschnitt mindere bis mittlere Einkommen. Trotzdem lagen sie aber im Allgemeinen über den in anderen handwerklichen Berufen üblichen Erträgen. Einzelne Maler erreichten durch größere Bildarbeiten für Kirchen, den Export oder wohlwollende Kunden aus dem Patriziat und Adel Wohlstand. Dennoch wurden häufig mehrere Einnahmequellen benötigt. Viele Maler arbeiteten durchaus zusätzlich als Wächter oder Totengräber, aber auch (je nach Talent) als Ingenieure oder Bauleiter. Die tägliche Arbeitszeit war notgedrungen den Lichtverhältnissen angepasst. Aus Witterungsgründen begann die Saison der Maler mit dem 23. April (St. Georgstag) und endete am 29. September (Michaelitag). Die Kündigungsfrist betrug 14 Tagen. Der Malerberuf unterlag schon immer konjunkturellen Schwankungen. Eine Recherche am SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS (1983) zeigt, dass die Berufsgruppe der Maler in der ersten Hälfte des 19. Jhahrthunderts noch recht unbedeutend war. Die einzelnen Werkstätten waren klein, meist arbeiteten die Maler ohne Gesellen und Lehrlinge. Wie das folgende Diagramm 1 zeigt, veränderte sich die Situation mit der voranschreitenden Industrialisierung jedoch zusehends. Deutlich wird nicht nur der Anstieg der Anzahl der Maler, sondern auch die überdimensionale Zunahme der Gesellen und Lehrlinge im Verhältnis zu den Meistern. Diagramm 1: Beschäftigte im Malerhandwerk 1840 – 1961, basierend auf dem Katalog des SCHLESWIGHOLSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS (1983) 29 30 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Bedenkt man, dass ein einfacher Leimfarbenanstrich um 1880 7,50 Mark und 2 Pfund weiße Farbe und 0,5 Pfund grüne Farbe 1,50 Mark gekostet haben18 und dass außerdem 1884 ein Malergeselle 23 Pfennig die Stunde erhalten hat19, kann man folgendes ausrechnen20: Essstube und Diele mit Leimfarbe streichen 7,50 M (geschätzter Zeitaufwand 2 Tage zu je 8 h) abzüglich Materialkosten - 1,50 M abzüglich Gesellenlohn 23 Pfennig/h - 3,68 M Gewinn (ohne Werkstattkosten) = 2,32 M Bei einem täglichen Gewinn pro Mitarbeiter von 1,16 Mark musste der Malermeister mindestens 6 Mitarbeiter beschäftigen, um ohne selbst mitzuarbeiten auf einen Tagesgewinn von 7 Mark zu kommen. Alternativ konnte er die Arbeiten gemeinsam mit einem Gesellen ausführen und käme auf einen Gewinn von 4,16 Mark. Entsprechend der in Abbildung 12 aufgeführten Summe der Ausgaben hätte das zum Leben gerade notdürftig ausgereicht. Wie die Zusammensetzung der Betriebe tatsächlich aussah, zeigt Diagramm 2. Der Malergehilfenlohn der 1920er Jahre war dem eines Angestellten im Einzelhandel vergleichbar und lag damit höher als der eines Industriefacharbeiters. Ende 1924 betrug der Stundenlohn in Hamburg und Berlin eine Reichsmark, ab 1. Oktober 1927 1,45 Reichsmark und ab dem 1. Juni 1929 1,49 Reichsmark (DIE MAPPE, Heft 10, 1981, S. 759). 1940 sank der Stundenlohn wieder auf Abb. 12: Statistik der Einnahmen und Ausgaben eines Malergehilfen um 1884 (GATZ, 1994) eine Reichsmark (PFETZER, 1996). Zum Vergleich: 1932 kosteten 500 Gramm Mehl 0,22 Reichsmark (KLIEZLE, 1969, S.323). 18 SCHLESWIG-HOLSTEINISCHES LANDESMUSEUM (1983, S. 17) 19 Statistik der Ausgaben und Einnahmen eines Malergehilfen aus „Die Mappe“ GATZ (1994, S. 223) 20 Die Zahlenangaben haben in der Rechnung nur bedingt Gültigkeit, da Steuerabzüge und lokale Verschiebungen der Sätze nicht vollständig berücksichtigt wurden. GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Diagramm 2: Entwicklung und Zusammensetzung der Malerbetriebe 1882 – 1907 3.7 Der Maler in der Gesellschaft Die mittelalterlichen Zünfte waren im städtischen Bereich lange hoch angesehen und auch in den Stadträten vertreten. In Ulm wurde 1397 beispielsweise im großen Schwörbrief, die Überzahl der Zünfte gegenüber den Patriziern festgelegt. Bezogen auf die Maler galt das Ansehen sicherlich mehr für die Meister als für verarmte, auf Wanderschaft befindliche Gesellen oder einfache Lehrlinge. Großen Einfluss hatten lokal auch die mittelalterlichen Malschulen. Zudem erwarben einzelne Maler in der Neuzeit durch die Gunst der Herrscher bei Hofe immer wieder hohe Privilegien. Auf dem Land hingegen genossen die Maler als Handwerker ohne Grundbesitz nur sehr geringes Ansehen. Mit der Akademisierung des 17. und 18. Jahrhunderts und der verstärkt spürbaren Trennung zwischen „Malern“ und „Künstlern“ verschob sich die Wahrnehmung in der Gesellschaft. Laut Konrad GATZ (1994) galt die Ausführung einfacher Schutzanstriche galt als „ordinär“. Hochwertige Arbeit war allerdings häufig nur bei zahlungskräftigen Kunden möglich. In einem Beitrag aus DER DEKORATIONSMALER zeigt sich deutlich wie abhängig der Maler von den Wünschen seiner Kunden und vom eigenen Bekanntheitsgrad war. 31 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK „Durch das Herabsinken des Stils zu einer Modesache wird die Dekorationsmalerei von verschiedenen Launen abhängig. Das Publikum nimmt alles Neue mit Vergnügen auf, besonders wenn es von einem bekannten Namen ausgeht. Gelegentlich hat die Kundschaft irgendwo etwas gesehen, was Gefallen gefunden hat, und der Maler muss nach sehr vagen Beschreibungen arbeiten.“ (Band 14, Nr. 48, 1894, S. 95) Das Selbstverständnis der Maler als Handwerker und Künstler resultiert aus der ursprünglichen Berufstradition. Sich im 19. Jahrhundert mit Künstlerpalette darstellen zu lassen war daher nicht ungewöhnlich. Viele handwerkliche Maler fühlten sich weiterhin als Künstler und malten in ihrer Freizeit Heimatbilder in Öl. Die von Martin PFETZER (1996) aus den 1930er Jahren wiedergegebene Aussage, das Bild des Malers als Kulturträger stelle sich beim Bürger nicht ein, spricht dennoch deutliche Worte (siehe Kapitel 2.2). Bis auf wenige Ausnahmen gehörten handwerkliche Maler immer zur arbeitenden Schicht. Wie auch schon im Mittelalter war und ist bis heute der Meister höher angesehen als der Geselle. Finanziell gelang es nur sehr wenigen Malern, vornehmlich Eignern von Großbetrieben, sich zur Oberschicht hochzuarbeiten. 3.8 Künstlerische und handwerkliche Tätigkeit des Malers Der heutige Kunstbegriff hat sich erst in den letzten Jahrhunderten zu dem entwickelt, was er heute ist. Etymologisch betrachtet ist er eine ablautende Wortbildung zu „können“. Seine tatsächliche Bedeutung beschäftigt die Gesellschaftstheoretiker immer wieder. Der handwerklich technische Aspekt der Wortes zeigt sich deutlich in Begriffen wie „Meister seiner Kunst“ oder „Töpfer-kunst“. Die formale Trennung von handwerklich und künstlerisch tätigen Malern hat sich vermutlich erst mit der Akademisierung im 18. Jahrhundert durchgesetzt (siehe Kapitel 3.2), obwohl die Autonomiesierung der Kunst bereits im 15. Jahrhundert begonnen haben muss (HAMMER, 2007). Die berühmten Maler der Neuzeit wie Hans Holbein der Jüngere und Albrecht Dürer haben noch Schmuckaufträge übernommen, genauso wie sie figürliche Malereien angefertigt haben. Lucas Cranach war nachweislich als Hofmaler des Kurfürsten von Sachsen für die gesamte Ausstattung des Residenzschlosses zuständig. Aus der Perspektive von Karl EYTH und Franz Sales MAYER entscheidet sich schlicht am „Können“, wer Künstler ist. „Als Künstler muss er zeichnen und malen können; er muss die Form und die Farbe gleichwohl beherrschen; er muss Verständnis für den Stil und für Gliederung der Architektur haben; wenn er etwas Besonderes leisten will, so muss er selbstständig entwerfen können und die Gesetzte der Ornamentik, die Regeln der Perspektive, die Lehren der Anatomie, die Heraldik dürfen ihm nicht fremd sein. Er muss es verstehen sich den Wünschen des Architekten, des Auftraggebers anzupassen.“ (1899, S. 3) 32 GESCHICHTE VON MALEREI UND MALERHANDWERK IM ÜBERBLICK Zum Thema künstlerische und gestalterische Tätigkeit des Malers heute schreibt Kurt WEHLTE: „Wir unterscheiden heute: Freie Kunst und angewandte Kunst. Die freie Kunst teilt mit, erzählt, übersetzt, sie berichtet über Geschautes, Historisches, ferner über Erlebnisse oder auch über Erdachtes, über innerlich Geschautes oder über frei Erfundenes. Das Kunstschaffen ist Selbstzweck. Malen müssen ist Schicksal! Die angewandte Kunst dient einem Zweck, einer besonderen Bestimmung. Sie ist also zweckgebundenes oder mindestens zweckgerichtetes, künstlerisches Gestalten.“ (1990, S. 42) Den handwerklichen Malern des 19. und 20. Jahrhunderts wurde von der Farben- und Tapetenindustrie sowie den Vorlagenherausgebern teilweise das selbstständige Denken abgenommen. Die Auftraggeber hatten eigene Vorstellungen von Dekoration. Wirklich anspruchsvolle Aufträge waren selten und erwirtschaften auch nicht die gewünschten Gewinnspannen. Dem heutigen Maler- und Lackiererhandwerk ist der Mangel an gestalterischer Tätigkeit im Vergleich zu früher durchaus bewusst. Die Ursachen sieht Henning TÖPSER (1982) in der Verwissenschaftlichung und Akademisierung der Architektur und des Designs, der mangelnden gestalterischen Qualifikation des Handwerkers, der Konkurrenzangst beider Seiten und dem geringen Interesse des Handwerks an Problemen der Umweltgestaltung. Die Maler selbst geben die mangelnde Nachfrage als Ursache an. 3.9 Gestaltete Architekturoberflächen im Zeitgeschmack Die Gestaltung von Wandflächen oder Fassaden unterlag schon immer dem vorherrschenden Zeitgeschmack und der Mode. Je nach Nutzung und Belastung wird bereits beim Aufbringen von Anstrichen mit der Überarbeitung, Reparatur oder Konservierung/ Restaurierung nach einem gewissen Zeitraum gerechnet. Ursache hierfür ist – neben dem Wunsch nach der gestalterischen Veränderung – vor allem die Schutzfunktion, die der intakte Anstrich gegenüber seinem Träger übernimmt. Besonders im ländlichen Bereich diente ein Neuanstrich auch der Reinlichkeit. Anhand vieler restauratorischer Befundsicherungen lässt sich belegen, dass Küchen teilweise jährlich gekalkt wurden (GENSLER, 2007). Vielleicht mit Ausnahme religiöser Darstellungen und aufwendiger Gemälde traten die Maler aller Jahrhunderte ihre Aufgaben in diesem Bewusstsein an. Ivo HAMMER schreibt dazu: „Professionelles Ziel des Handwerkers ist die Herstellung eines Neuheitswertes […]“(2004, S. 16). Karl EYTH und Franz Sales MEYER (1899), aber auch Kurt WEHLTE (1990) und viele andere Autoren empfehlen ihren Lesern vor Beginn eines Neuanstriches einen tragfähigen Untergrund zu schaffen. Dies soll meist durch das Entfernen der rezenten Fassung erfolgen. Dieses Vorgehen macht die Wertigkeit des „alten“ Anstrichs recht deutlich. 33 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Um konkretere Aussagen über die niedersächsischen Dekorationsmalereien und ihre Maler machen zu können, wurden mehrere Malernachlässe untersucht und dokumentiert. Es handelt sich dabei um die Oldenburger Maler Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels, den Hamelspringer Maler Wilhelm Stigrot und eine Malerfamilie aus Kirchlinteln beziehungsweise deren jeweilige Nachlässe. Die beiden Oldenburger Maler stehen stellvertretend für Arbeiten aus dem städtischem Raum, während ihre Kollegen den ländlichen Regionen entstammen und auch dort gearbeitet haben. Der untersuchte Zeitraum beginnt um 1850 und endet in den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Dieser Zeitraum entspricht einer der Hochzeiten der Schablonenmalerei im städtischen und ländlichen Bereich. Die in Kapitel 4 gewonnenen Erkenntnisse sollen als Grundlage für die Entwicklung von Konzepten zum Umgang und zur Erhaltung von schablonierten Dekorationsmalereien dienen. Abb. 13: Ursprung der untersuchten Malernachlässe in Niedersachsen 34 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.1 Methoden der Befundsicherung Zur systematischen Sicherung der Befunde wurde nach folgenden Schritten vorgegangen: 1. Sichtung der aus Dokumenten, Abbildungen, Texten, 16 Entwürfen, 39 Vorlagen und 182 Schablonen bestehenden Nachlässe21. 2. Recherche zu Lebensdaten und Arbeitsumfeld der Maler. 3. Sicherung der Vorlagen und Schablonen in Mappen mit säurefreiem Zwischenkarton22. 4. Inventarisierung der Vorlagen und Schablonen mit datenbankkompatibler Nummerierung. 5. Untersuchung der Vorlagen und Schablonen nach verschlagworteten Kriterien. Diese Maßnahme beinhaltete die systematisierte Fotodokumentation aller Objekte auf einer gerasterten Unterlage mit Maßstab, die Untersuchung der Beschriftungen, das Vermessen der Größen und Stärken aller Schablonen, die Untersuchung der verwendeten Materialien von Kartons bis Bindemittel23 und die Benennung der Farbwerte mittels Worten und Farbtonkarte. 6. Datierung der Vorlagen und Schablonen anhand von Vergleichsbeispielen24. 7. Entwicklung einer einfachen Access-Datenbank zur Verwaltung der unter 5. und 6. gelisteten Kriterien (siehe Kapitel 4.3) sowie der Daten zu Entwürfen und in situ untersuchten Malereien. 8. Erstellung eines Fragenkatalogs zur Programmierung einer Datenbankabfrage zu verschieden Themenschwerpunkten (siehe Anhang B). 9. Suche nach durch die Maler ausgeführten Dekorationen durch Befragung der Nachfahren und durch Zeitungsaufrufe (siehe Anhang G). 10. Untersuchung des Wohnhauses der Kirchlintelner Maler (siehe Anhang J) sowie weiterer Objekte (siehe Anhang K). 11. Auswertung der Datenbankabfrage zum Vergleich der einzelnen Malernachlässe. 21 Eine detaillierte Auflistung der Nachlässe ist dem Anhang E zu entnehmen. 22 Nach Konsultation der Hamburger Papierrestauratorin Ina Jochumsen 23 Die Untersuchung der Bindemittel erfolgte mit wenigen Ausnahmen empirisch durch Löslichkeitstests mit Wasser und Ethanol. Auf Pigmentanalysen wurde aufgrund des Rahmens der vorliegenden Arbeit verzichtet. 24 Bei einer solchen Maßnahme muss mit Fehlinterpretationen gerechnet werden. Sie sollte daher nur unter Vorbehalten verwendet werden. Die zeitliche Einordnung erfolgte daher durch 4 unabhängige Restauratoren, die Verfasserin eingeschlossen sowie die Sichtung zahlreicher Musterbücher aus dem Deutschen Maler-und Lackierer-Museum sowie den Beständen der Universitätsbibliothek Hannover, außerdem wurde es auf einen Zeitraum von 20 Jahren eingegrenzt. 35 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.1.1 Dokumentation der Ergebnisse in einer Datenbank Bereits bei der ersten Sichtung der Malernachlässe wurde die enorme Menge der zu untersuchenden Objekte deutlich. Es handelte sich dabei um Entwürfe, Vorlagen, Schablonen und Malereien in situ. Die Schwierigkeit bestand hauptsächlich darin, die Objekte anhand vergleichbarer Kriterien zu erfassen, um sie untersuchen zu können. Bei der Auflistung von geeigneten Schlagworten wie Größe der Schablone, Motiv oder Farbton der Farbreste entstanden Listen mit bis zu siebzig Spalten. Diese waren in Form von Tabellen weder darzustellen noch auszuwerten. Die Menge der Informationen erforderte daher die Entwicklung eines geeigneteren Werkzeugs: eine Access-Datenbank25. Diese bietet nicht nur den Vorteil eines übersichtlichen Formblattes für jedes Objekt, sondern auch die Möglichkeit, kontrollierte Suchabfragen zum Vergleich der Daten zu programmieren26. Als besonders hilfreich erwies sich die Möglichkeit, die gelisteten Antworten der Suchabfragen in übersichtlichen Diagrammformen darzustellen. Abb. 14: Screenshot der Schablonenübersicht aus der Access-Datenbank, 2007 25 Microsoft Office Access 2007. Siehe CD im vorderen Deckel des Ordners. 26 Die Entwicklung und technische Umsetzung der Datenbank erfolgte in Zusammenarbeit mit den IT-Spezialisten Pedro Azevedo und Claus Czygan der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg. 36 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Abb. 15: Screenshot eines Diagramms aus der Access-Datenbank, 2007 Zentrales Kriterium für die fehlerfreie Verwaltung der Daten ist, dass jede Zahl nur ein einziges Mal vergeben werden kann, dieser aber jeweils beliebig viele Varianten an Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Malereien in situ zugeordnet werden können. Der Nutzer kann anhand einer selbsterklärenden Nummerierung sofort sehen, zu welcher Schablone welche weiteren Schläge gehören, aber auch, ob es einen Entwurf oder eine Vorlage zu dieser Schablone gibt. Sollte ein Gebäude vorhanden sein, in dem die Schablone umgesetzt wurde, wird auch dieses angezeigt. Die Datenbank ist grundsätzlich erweiterbar. So ist zum Beispiel das Einfügen der Analyseprotokolle27 als Pdf-Dateien ohne weiteres denkbar. Anmerkung: Die im Folgenden hochgestellten Begriffe Karton oder S1 verweisen jeweils auf Abfrageformulare oder Datensätze aus der Datenbank. 27 Derzeit befinden sie sich im Anhang D der Arbeit. 37 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.2 Untersuchung der Malernachlässe 4.2.1 Die Oldenburger Maler Adels Friedrich Wilhelm Adels und sein Sohn Heinrich Friedrich Johann lebten und arbeiteten beide im niedersächsischen Oldenburg des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Stadt war seit 1815 Großherzogtum und erhielt 1849 eine eigene Verfassung. Nach der Abdankung des letzten Großherzogs Friedrich August im Jahre 1918 wurde Abb. 16: Familie Adels aus Oldenburg (NACHLASS ADELS, 2007) Oldenburg zur Hauptstadt des Freistaates Oldenburg. Während der Zeit des Nationalsozialismus 1933 – 1945 war es Gauhauptstadt im Bereich Weser-Ems. Heute ist Oldenburg mit 159.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes Niedersachsen und Sitz einer Regierungsvertretung. 4.2.1.1 Lebenslauf und Lebensumstände Friedrich Wilhelm Adels wurde28 am 11. April 1845 in Esenshamm als Sohn eines Steueraufsetzers, Zolleinnehmers und Grenzbewachers und einer aus dem Elsass stammenden, wohlhabende Mutter29 (Sophie Elise Eleonore, geb. Lande) geboren. Er hatte 12 Geschwister. Wie der folgende Gesellenbrief 30 zeigt, ging Friedrich Wilhelm Adels 1859 für vier Jahre bei dem Oldenburger Malermeister Franz H. Myrro in die Lehre. Abb. 17: Gesellenbrief des F.W. Adels, 1863 (NACHLASS ADELS, 2007) „Ich Endesunterzeichneter, Malermeister Franz H. Myrro wohnhaft im Großherzogthum Oldenburg, Stadt Oldenburg, urkunde und bekenne hiermit, dass Inhaber dieses, der Malergesell Friedrich Wilhelm Adels aus Benne, vom 1sten Mai 1859 bis zum 1sten Mai 1863, mithin vier Jahre, bei mir in der Lehre gestanden hat. Da nun derselbe sich während dieser Zeit stets treu und fleißig betragen hat, so finde ich kein Bedenken, demselben diesen Lehrbrief zu ertheilen, und ersuche Alle, welchen solcher vorgezeigt werden möchte, besonders über einen Jeden der Malerprofession, diesem wahrhaften Zeugnisse völligen Glauben beizulegen, dem [...] Adels auch in der Zukunft überall nach Möglichkeit behülflich zu sein. […]“ 28 Laut Auszug eines Kirchenbuchs vom 24. August 1876 aus dem NACHLASS ADELS (2007). 29 Nach mündlicher Überlieferung durch Astrid WEHLAU (2007). 30 Aus dem NACHLASS ADELS (2007) 38 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Friedrich Wilhelm Adels soll nach mündlicher Überlieferung31 im Anschluss an seine Lehre noch ein Architekturstudium absolviert haben. Wann er und seine Frau Helene Johanna (geb. Oetken) heirateten, geht aus den Archivalien nicht hervor. Aus der Ehe stammen zwei Kinder. Die Familie lebte vom väterlichen Malerbetrieb, der sich in der Oldenburger Bahnhofstraße befand. Wie ein Rechnungsbriefkopf zeigt, bot Friedrich Wilhelm Adels neben Haus-, Zimmer- und Landschaftsmalerei auch Möbellackierungen und Firmenschilder an. Bei der Betrachtung des Oldenburger Häuserbuchs wird deutlich, dass Friedrich Wilhelm Adels noch vor 1900 um die 30 Häuser in Oldenburg besessen bzw. gekauft und wiederverkauft haben muss (WACHTENDORF, 1996). Die Mittel dazu soll er aus dem Besitz von Sophie Elise Eleonore Adels, seiner Mutter gehabt haben32. Friedrich Wilhelm Adels Schwiegervater war laut Eintrag im Häuserbuch Maurermeister. Der Gedanke eines gemeinsamen Bauunternehmens ist also nahe liegend. Abb. 18: Briefkopf des Rechnungsvordrucks von Friedrich Wilhelm Adels (NACHLASS ADELS, 2007) Dass Friedrich Wilhelm Adels Lehrlinge ausbildete, belegt eine Notiz in den „Beiträgen zur Geschichte des oldenburgischen Theaters“ (SCHMIDT, 1983, S. 297). Darin steht, Johannes von Wicht (* 1888, † 1970) habe 1906 bei Friedrich Wilhelm Adels gelernt. Bei größeren 31 Laut Aussage von Astrid WEHLAU (2007) 32 Laut mündlicher Auskunft von Astrid WEHLAU (2007) 39 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Projekten, wie zum Beispiel der Ausmalung des Theaters, hat Friedrich Wilhelm Adels mehrfach mit Kollegen wie Wilhelm Mohrmann (* 1849, † 1943) oder Ludwig Fischbeck (* 1866, † 1954) zusammengearbeitet. Im Alter von 62 Jahren heiratete er noch ein weiteres Mal33. Er starb am 8. Februar 1914 im Alter von 69 Jahren34. Heinrich Friedrich Johann Adels wurde laut Familienstammbuch35 der Familie Adels am 30. April 1871 in Oldenburg geboren. Seine Eltern waren der oben genannte Maler Friedrich Wilhelm Adels und die Maurerstochter Helene Johanna Adels (geb. Oetken). Laut mündlicher Überlieferung36 wurde Heinrich Friedrich Johann Adels mit 18 Jahren mit einer Cousine verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte. Urkundlich belegbar ist allerdings nur seine 1907 mit Inkeline Johanna Meyer geschlossene Ehe, aus der ebenfalls zwei Kinder hervor gingen. Eine handschriftliche Notiz im NACHLASS ADELS (2007) besagt, dass Heinrich Friedrich Johann vom 1. Mai 1887 – 1.Mai 1891 vermutlich beim Vater in die Lehre ging. Laut Zeugnis der Kunstgewerbeschule Düsseldorf vom 10. März 1888 besuchte er dort im Winter 1887/88 zusätzlich die Vor- und Abendschule. Er wurde in geometrischem Zeichnen, Schattenstudium, ornamentaler Formenlehre, Flachornament- und ornamentalem Gipszeichnen ausgebildet. Ein weiteres Zeugnis aus dem Nachlass zeigt, dass Heinrich Friedrich Johann Adels in den Wintersemestern 1890/91 und 1891/92 die Unterrichtsanstalt des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin besuchte. „Zeugnis für den Maler Heinrich Adels aus Oldenburg. Der Maler Heinrich Adels hat die Unterrichts-Anstalt des Königlichen Kunstgewerbe-Museums während der beiden Wintersemester 1890/91 und 1891/92 regelmäßig besucht und zwar die Abendklassen für „Akt-Zeichnen“ „Anatomie“ sowie die Frühklasse für „Dekorative Malerei“. Seine Fortschritte und Leistungen waren gute resp. Recht gute. Bei den Wettarbeiten der Frühklasse im Wintersemester 1891/92 wurde ihm ein erster und ein zweiter Preis zuerkannt. Berlin den 17. Dezember 1892 Zugleich für den Direktor der Unterrichts-Anstalt Lessing“ Die bereits oben erwähnte handschriftliche Notiz besagt weiter, Abb. 19: Zeugnis des Kunstgewerbemuseums Berlin (NACHLASS ADELS, 2007) dass Heinrich Friedrich Johann Adels 1892 – 93 in München gewesen sein muss37, 1891 – 1894 als Geselle gearbeitet hat und 1894 ein eigenes „Geschäft“ gründete. Dass er anerkannter 33 Laut Bescheinigung der Eheschließung aus dem NACHLASS ADELS (2007) 34 Laut zwei handschriftlicher Familienstammbäume aus dem NACHLASS ADELS (2007). 35 Aus dem NACHLASS ADELS (2007) 36 Astrid WEHLAU (2007) 37 Laut von Astrid WEHLAU (2007) überlieferter Aussage seiner Enkelin hat er auch dort studiert. 40 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Maler war, zeigt eine Mitgliederliste der Oldenburger Maler- und Lackiererinnung von 1910. Dort steht Heinrich Friedrich Johann Adels ganz oben unter A für Adels. Es liegen außerdem Gewerbescheine von 1907 und 1932 sowie eine „Bescheinigung über die Befugnis zur Anleitung von Lehrlingen“ von 1909 vor. 1922 muss Heinrich Friedrich Johann Adels sich sogar um eine Lehrtätigkeit am Oldenburger Werkhaus bemüht haben. Aufgrund der geringen Schülerzahlen erhielt er jedoch eine Absage38. Heinrich Friedrich Johann Adels arbeitete als Kunstmaler, Malermeister, Stuckateur, Architekt, Grafiker, Glasmaler und Restaurator. Seine Werkstatt befand sich im Souterrain und in den Kellern sowie einem Anbau an das Wohnhaus der Familie in der Hindenburgstraße 3. Wie eine alte Mitgliedskarte zeigt, war er 1945 Mitglied in Oldenburger Kunstverein. Er starb laut Sterbeurkunde 1955 im Alter von 84 Jahren in Oldenburg. 4.2.1.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten Die Arbeiten von Friedrich Wilhelm Adels und seinem Sohn Heinrich Friedrich Johann sind teilweise schwer zu trennen. Bekanntheit, wenn auch nur lokale, erlangte tatsächlich nur Friedrich Wilhelm Adels. Er wird namentlich im Zusammenhang mit der Ausmalung des Oldenburger Theaters (SCHMIDT, 1993) oder mit der des großen Sitzungssaales im Oldenburger Rathaus39 genannt. Sicher ist allerdings, dass Vater und Sohn eine Zeit lang gemeinsam gearbeitet haben und dass Heinrich Friedrich Johann Adels seine erste Ausbildung beim Vater erhalten hat. Die Schablonen für die Ausmalung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus befinden sich in einer Mappe aus dem Besitz von Heinrich Friedrich Johann Adels. Er war damals erst 16 Jahre alt, aber der Vater hat ihm als talentiertem Schüler womöglich gern den gestalterischen Teil der Arbeit überlassen. Dass Heinrich Friedrich Johann Adels großes künstlerisches Interesse hatte, zeigt sich deutlich in den vielen von ihm später ausgeführten Ölgemälden, aber auch in illustrierten Briefen oder seinen Entwürfen Abb. 20: Ölgemälde signiert von Heinrich Friedrich Johann Adels, 1934 (NACHLASS ADELS, 2007) für Glasfenster. Laut seiner Enkelin40, die viel Zeit im Hause der Großeltern verbrachte, war Heinrich Friedrich Johann Adels künstlerisch weit begabter als 38 Antwortbrief des Regierungsbaumeisters Dr.-Ing. Heinrich Biebel im NACHLASS ADELS (2007). 39 Nach mündlicher Mitteilung von Herrn Friedrich PRECHT (2004) 40 Nach mündlicher Überlieferung durch Astrid WEHLAU (2007) 41 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN sein Vater Friedrich Wilhelm. Den eigenen Vater muss er ihr gegenüber immer als Bauunternehmer beschrieben haben. Heute sind in Oldenburg nur sehr wenige Arbeiten der beiden Maler Adels bekannt. In deren ehemaligem Wohnhaus in der Hindenburgstraße 3 sollen sich im Flur der Erdgeschosswohnung abgehängte Abb. 21: Brief mit Bleistiftzeichnung von Friedrich Johann Adels aus dem 1. Weltkrieg, 1918 (NACHLASS ADELS, 2007) Deckenmalerei befinden 41. Das Treppenhaus des Gebäudes ist zudem mit hochwertigen Bleiverglasungen von Heinrich Friederich Johann Adels ausgestattet. In der Gegend um das Wohnhaus konnten eine weitere Dekorationsmalerei im Eingangsbereich des Gebäude Cecilienstraße 4 und ein mit „Heinrich Adels“ signiertes Glasfenster in der Hindenburgstraße 35 festgestellt werden. Geht man davon aus, dass viele der Häuser, die zeitweise im Besitz von Friedrich Wilhelm Adels waren von ihm oder seinem Sohn ausgemalt wurden, könnte man in allen Gebäuden aus Abbildung 23 Befunde vermuten. Eine detaillierte Untersuchung der Objekte war im vorgegebenen Zeitraum leider nicht möglich. Abb. 22: 41 Gebäude aus dem Besitz von Friedrich Wilhelm Adels, zusammengestellt nach dem Einträgen im Häuserbuch von WACHTENDORF (1996) Laut Astrid WEHLAU (2007) 42 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Der seit 2006 vollständig restaurierte Sitzungssaal des Oldenburger Rathauses W5 gibt dennoch näheren Einblick in die Arbeitsweise der Maler. Der ca. 11 x 7 Meter große und 6,5 Meter hohe Saal ist mit Ausnahme des Wandpaneels vollflächig bemalt. Es handelt sich um Abb. 23: Neufassung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2007 „[…] eine aufwendig gestaltete Vorhangmalerei in Schablonentechnik. Die gesamte Wand wird von einem durchgehenden dunkelroten gemalten Vorhang bedeckt, der in regelmäßigen Abständen, locker gerafft unterhalb des Kämpfergesimses befestigt ist. Die Webstruktur des Vorhangstoffs wird durch waagerechte kurze schwarze und rote Striche imitiert. Dazu kommt ein regelmäßiges dunkelrotes Stoffmuster mit einer Art Dreipass-Motiv. Durch die Hängung entstehen diagonal verlaufende Falten und Schattenpartien, die die lebendige Wirkung des bemalten Stoffes unterstützen. Die obere Abschlussborte bildet ein schablonierter Weinlaubfries in braunschwarze auf grauem Grund mit roten, grünen und braunen Begleitern. Durch kurze schablonierte Striche in Goldbronze wird der Eindruck eines golddurchwirkten Brokatstoffes erweckt.“ (THÖNES, 2004) Der untere Abschluss des Vorhangs und die Gestaltung der Oberwand und der hölzernen Tonnendecke sind ähnlich aufwendig gestaltet und teilweise sogar freihändig gemalt. Die Motive sind äußerst vielfältig und detailreich. Die Ausführung bis hin zum sorgfältig geglätteten Kalkputz ist von hoher Qualität. Da die Farbe wasserlöslich ist, wurde sie als Leimtempera eingestuft42. Abb. 24: Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S5(1v2)) Untersucht man die im NACHLASS ADELS (2007) vorhandenen beiden Schablonen S5(1v2 und 2v2) des Vorhangs, stellt man fest, dass diese eine sehr gut handhabbare Größe von ungefähr 65 x 40 cm haben. Sie sind von Hand aus bräunlichem, 0,37 mm starken Karton geschnitten, der Anschnitt ist senkrecht, die Schablonen sind nicht beschriftet. Als Passmarke dient das Motiv selbst, genauso wie die Halter Teil des Motivs sind. Für die Malerei im Oldenburger Rathaussaal wurden keine Entwürfe im NACHLASS ADELS (2007) gefunden. Zeittypische Parallelen sind aber in einem etwas später erschienenen Musterbuch von Hermann SCHAPER (1896) zu sehen. Grundsätzlich wird, aufgrund anderer vorhandener Entwürfe und Vorzeichnungen, davon ausgegangen, dass Friedrich Wilhelm Adels oder sein Sohn Heinrich Friedrich Johann die Motive in Anlehnung an ähnliche Vorbilder selbst gezeichnet haben (siehe Abbildungen 25 und 26 auf). 42 THÖNES (2004, S.4) 43 44 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Für die Ausmalung des Saals hat Friedrich Wilhelm Adels 930,- Mark in Rechnung gestellt43. Leider ist nicht vermerkt, mit wie vielen Mitarbeitern und wie lange an der Ausführung gearbeitet wurde. Diese Summe liegt jedoch etwa ein Viertel über dem Jahresgehalt eines Malermeisters um 188444. Die Schablonen aus dem Oldenburger Rathaus sind typisch Abb. 25: für die Arbeitsweise von Friedrich Wilhelm Adels und seinem Sohn Ausschnitt aus der Oberwandzone des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2004 Abb. 26: Auszug aus einem Musterbuch von Hermann SCHAPER (1896) Heinrich Friedrich Johann. Ihre Qualität verändert sich auch nicht, während anderenorts bereits einfache Fertigvorlagen und Schablonen eingesetzt werden.Eine Besonderheit an ihnen ist, dass diverse Motive zur Abdeckung störender Halter sogenannte Halteschablonen aufweisen. Die aufwendigeren Motive wurden außerdem sorgfältig mit Garn und Siegelwachs repariert. Abb. 28: Reparatur einer Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S30) 43 Nach Recherchen von Friedrich PRECHT (2004) 44 Vergleiche Tabelle aus Abbildung 12, S.30 Abb. 27: Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S17(1v2)) Abb. 29: Halterschablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S17(2v2)) DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.2.2 Der Maler Wilhelm Stigrot aus Hamelspringe 4.2.2.1 Lebenslauf und Lebensumstände Der von Wilhelm Stigrot am 29.01.1934 handschriftlich verfasste Lebenslauf45 liest sich wie folgt: „Am 7.10.1911 wurde ich als Sohn des Tischlers Chr. Stigrot zu Bakede geboren. Vom 6. bis zum 14. Lebensjahre besuchte ich die Volksschule zu Bakede. Ostern 1926 wurde ich konfirmiert. Ein Jahr war ich in der Stuhlfabrik tätig. Ostern 1927 trat ich in die Lehre bei Malermeister Hausmann in Springe. Oktober 1930 war meine Lehrzeit beendet. Hiernach war ich 2 Jahre in Bakede u. 1 Jahr in Einbeckhausen als Malergeselle tätig. Oktober 1930 habe ich ein Malergeschäft gegründet. Am 10 Juli trat ich in die S.A. S.A. Mann Wilhelm Stigrot“ Abb. 30: Maler Wilhelm Stigrot (Foto aus Privatbesitz) Aus einer weiteren Aufzeichnung vom 28. September 1930 wird ersichtlich, dass Wilhelm Stigrot die Gesellenprüfung 1930 abgelegt haben muss. Er war eines von vier Kindern aus wenig wohlhabenden Verhältnissen. Einer seiner Brüder wurde ebenfalls Maler46. Das Haus, in dem Wilhlem Stigrot vermutlich 193447 seine Malerwerkstatt einrichtete war das Erbe seiner 1937 geehelichten Frau Alma (geb. Wente) und liegt in Hamelspringe48. Bis 1939 wurde das Geschäft von Wilhlem Stigrot meist mit einem, in Stoßzeiten mit zwei bis drei Gesellen betrieben49. Von 1939 bis 1949 lag die Werkstatt brach. Wilhlem Stigrot wurde eingezogen und war zuerst in Frankreich stationiert, von wo aus er verletzt zur Genesung auf Heimurlaub kam. Danach geriet er in Russland in Kriegsgefangenschaft. Laut überlieferter Erzählungen arbeitete er dort in einem Bergwerk am Ural, hatte jedoch durch sein handwerkliches Geschick häufig die Möglichkeit, die Häuser höherer Persönlichkeiten der dortigen Gesellschaft zu renovieren und sich so kleine Vergünstigungen zu verschaffen. Im Dezember 1949 kehrte Wilhelm Stigrot aus der Kriegsgefangenschaft zurück und eröffnete 45 Aus dem Inventar des MUSEUMS BAD MÜNDER IM WETTBERG`SCHEN ADELSHOF (ohne Inventarnummer) 46 Laut Auskunft seiner Töchter Marlene Fraude (*1939) und Rita LEITHOLD (*1951) 47 Die Angabe 1930 aus dem Lebenslauf ist widersprüchlich und vermutlich ein Schreibfehler. Das erste Kassenbuch stammt von 1934. 48 Das Haus, Zur Eulenflucht 6, wird heute von der jüngeren Tochter der Familie Stigrot und ihrem Mann bewohnt. 49 Für das Jahr 1938 sind beispielsweise die Namen Fritz Hundertmark (ganzjährig), Karl Binder (Januar-März) und Hugo Mönkemeyer (März) im Personenlohnbuch dokumentiert. (Inventar Nr. 2940 des MUSEUMS BAD MÜNDER IM WETTBERG`SCHEN ADELSHOF) 45 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN umgehend wieder die Werkstatt in Hamelspringe. Laut Aussage einer Nachbarin half seine Ehefrau beim Leimen von Tapeten und bei sonstigen Zuarbeiten mit. Von Mai bis Juni 1950 beschäftigte Wilhelm Stigrot laut Personenlohnbuch bereits wieder einen Mitarbeiter. Spätere Eintragungen dort zeigen, dass der Betrieb meist vom Chef gemeinsam mit einem Mitarbeiter bewirtschaftet wurde. Der letzte Eintrag stammt von 1966 und läuft auf den Namen Alma Stigrot, seiner Ehefrau. Der Betrieb wurde 1978 eingestellt. Wilhelm Stigrot hat nie eine Meisterprüfung abgelegt und verstarb am 15.03.1986 im Alter von 76 Jahren. Bei der Befragung der Töchter und Dorfbewohner von Hamelspringe wurde er als ausgesprochen fleißiger, geschickter und kreativer Handwerker geschildert, dessen ausführliche Beratung von seinen Kunden geschätzt wurde. Bis in die 1960er Jahre, eventuell sogar darüber hinaus, hat Wilhelm Stigrot hauptsächlich Dekorationen mit Schablonen und Musterwalzen in den Wohnhäusern der Bauern ausgeführt, ebenso schlichte Landschaftsmalereien in Loggien sowie Plakate und Schilder. Zu seinen Arbeiten zählten aber genauso das später aufkommende Kleben von Tapeten, einfache Anstriche von Decken, Wänden, Türen und Fenstern und das Verlegen von Linoleum und Glaserarbeiten. Laut Aussage der jüngeren Tochter, die ihn häufig bei seiner Arbeit begleitete, hat er noch bis in die 1960er Jahre Farbe mit Bindemitteln und Pigmenten selbst angesetzt. Ab 1961 führte Wilhelm Stigrot zusätzlich einen Farbenhandel. Er besaß bereits vor dem 2. Weltkrieg ein Auto, während andere Maler noch mit Handkarren oder Fahrrad zu ihren Kunden gelangen mussten. Der Lebensstandard der Familie Stigrot war den Umständen entsprechend gut, wenn auch beide Eltern viel und anhaltend arbeiteten. Laut Auszug aus dem Kassenbuch50 von April 1950 bis April 1953 blieb monatlich nach allen Ausgaben im Mittel ca. 1/6 der Einnahmen übrig (siehe folgendes Diagramm 3). Diagramm 3: Einnahmen und Ausgaben der Familie Stigrot (1950 – 1953) 50 Aus dem Inventar (Nr. 2939) des MUSEUMS BAD MÜNDER IM WETTBERG`SCHEN ADELSHOF 46 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.2.2.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten Das Haupteinzugsgebiet von Wilhelm Stigrot lag laut der Hauptbücher von 1934 – 193951 und von 1950 – 195852 in Hamelspringe, Bakede und den Nachbardörfern. Trotz umfangreicher Recherchen und Zeitungsaufrufe (siehe Anhang G) konnte dort bisher lediglich ein für seine Alltagsarbeit eher untypisches Objekt nachgewiesen werden. Es handelt sich dabei um ein Wandbild mit der Darstellung eines Hirsches vor einer Wald- und Seenlandschaft in einem Hamelspringer Hausflur53. Es wurde laut Eintrag im Kassenbuch Abb. 31: Wandbild mit Hirsch von Wilhelm Stigrot, 1934 (aus Privatbesitz) 193454 angefertigt und kostete 6 Reichsmark. Bedenkt man, dass der Stundenlohn von 192955 und 194056 zwischen 1,0 und 1,49 Reichsmark schwankte, so kann man leicht ausrechnen, dass Wilhelm Stigrot das Gemälde in maximal sechs Stunden hätte malen müssen, um einigermaßen wirtschaftlich kalkuliert zu haben. Angesichts der vielen Details des Bildes erscheint der Preis eher niedrig57. Im Nachlass von Wilhelm Stigrot befinden sich neben Schablonen vor allem zahlreiche Vorlagen aus Schablonenfabriken. Sie zeigen meist Räume oder Raumausschnitte anhand derer Maler und Kunde einen Eindruck vom zu erwartenden Ergebnis der Dekoration bekommen sollten. Entsprechend der Vorlagen konnten die Maler anhand einer Bestellnummer fertige Schablonen oder Musterwalzen ordern. Teilweise müssen die Vorlagen in den Fabriken sogar von Hand gemalt worden sein. Man erkennt deutlich die Vielfalt der möglichen Auftragstechniken der Farben, die erstaunlicherweise zu einem Großteil wasserlöslich sind. Vereinzelt gibt es auch Vorlagen mit 1:1 Ausschnitten der Schablonenmotive. Als Beleg für die weite Verbreitung der Vorlagen konnte ein Objekt in Hasperde nachgewiesen werden, wo ein Motiv W122, welches sich auch im Besitz von Wilhelm Stigrot befand, von einem Malerkollegen verwendet wurde (siehe Anhang J). 51 Aus dem Privatbesitz der Tocher Rita LEITHOLD (*1951) in Hamelspringe 52 Aus dem Inventar (Nr. 2941) MUSEUMS BAD MÜNDER IM WETTBERG`SCHEN ADELSHOF 53 Bei Ingeborg KOZIK am Messenbruch 5, 31848 Hamelspringe 54 Das Haus gehörte damals noch der Familie Stumme (NACHLASS STIGROT, 2007). 55 DIE MAPPE (1981, S. 759) 56 Martin PFETZER (1996) 57 Laut seiner Tochter hat Wilhelm Stigrot ab und an Ölgemälde mit Landschaftmotiven gemalt. Leider ist keines davon erhalten. 47 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Eine dieser Vorlagen allein kostete zwischen 5,50 und 6,50 Reichsmark. Diese Summe entspricht dem Lohn eines halben Malerarbeitstages um 1930 und war somit nicht unerschwinglich. Ihre Herstellung in der Schablonenfabrik dürfte trotz der dort geringeren Löhnen nicht sehr lang gedauert haben. Abb. 33: Rückseitige Beschriftung einer Vorlage aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V126) Abb. 32: Vorlage eines Schablonenherstellers aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V126) Die Schablonen aus dem Nachlass von Wilhelm Stigrot bestehen größtenteils aus einem gelblichen Schablonenkarton, der selten dicker als 0,35 mm ist. Der Anschnitt der Schablonen ist gleichmäßig angeschrägt und fast alle sind nummeriert und mit gestanzten Passmarken versehen. Auffallend ist, dass Wilhelm Stigrot viele Vorlagen für Dekorationen mit Abb. 34: Schräger Anschnitt eines Schablonenkartons aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S69(5v5)) Musterwalzen und Versetzmotiven besaß. Man versteht darunter flexibel aus Einzelteilen zusammengesetzte Motive, die beispielsweise locker über eine Wand verstreut werden können. 48 49 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Abb. 35: Ausschnitt einer Vorlage für ein Versetzmuster aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V92) Abb. 36: Ausschnitt einer Versetzmusterschablone aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S92(3v4)) Abb. 38: Abb. 37: Wandgestaltung passen zur Vorlage aus Abbildung 38 entdeckt in einem Wohnhaus in 31848 Hasperde (Bad Münder) Vorlage aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V122) DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN 4.2.3 Die Malerfamilie Lüters/ Köther/ Meins aus Kirchlinteln Die Geschichte der Maler Wilhelm Lüters senior und junior, Adolf Köther, Walter Lüters, Willi Walter Heinz Lüters und Manfred Meins ist ein Teil der Geschichte des ehemaligen Pfarrwitwenhauses im ländlichen Kirchlinteln (siehe Anhang J). 4.2.3.1 Lebenslauf und Lebensumstände Der Malermeister Wilhelm Lüters wurde 1883 in Meinersen geboren. Mit seiner Frau Marie, geb. Eitzmann, erwarb er 1905 das ehemalige Kirchlintelner Pfarrwitwenhaus, wo er ein Maler- und Glasergeschäft betrieb. 1907 kamen der Sohn Wilhelm und die Tochter Mariechen auf die Welt. 1911 ein weiterer Sohn, der den Namen Walter bekam. Wenige Jahre später wurde Wilhelm Lüters sen. eingezogen und fiel 1918 im 1. Weltkrieg58. Abb. 39: Malerfamilie Lüters um 1913 (NACHLASS ADELS, 2007) Seine Witwe Marie heiratete vermutlich um 1920 den Malermeister und späteren Bürgermeister Adolf Köther, gemeinsam mit ihm zog sie ihre drei Kinder groß und führte den Malerbetrieb im Pfarrwitwenhaus weiter. 58 Nach Auskunft von Waltraud CHWIERALSKI (2007) 50 51 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Ihre beiden Söhne Wilhelm und Walter lernen beim Stiefvater Adolf Köther ebenso das Handwerk, wie später der Enkel Manfred Meins59. Laut seiner Tochter hat Walter Lüters 1938 die Meisterprüfung in Hamburg-Harburg vor der Lüneburger Handwerkskammer abgelegt. Ob er dort die Buxtehuder Malerschule (siehe Kapitel 3.2) besuchte, ist unklar, aber gut möglich. Er fiel wenige Jahre später im 2. Weltkrieg. Wilhelm Lüters gründete seinen eigenen Betrieb in Langwedel in Kreis Verden. Gelegentlich arbeitete er mit seinem Stiefvater Adolf Köther und seinem in dessen Betrieb tätigen Neffen Manfred Meins zusammen. Der Betrieb im Pfarrwitwenhaus blieb bis in die 1950er Jahre in Familienhand, danach nutzen die Abb. 40: Malerbetrieb Adolf Köther vor der Kirche in Kirchlinteln, um 1950, oben mittig: Manfred Meins, 2. Reihe von links Wilhelm Lüters jun., Willi Walter Heinz Lüters, Adolf Köther, davor 5 Gesellen (aus Privatbesitz) Erben das Haus noch als Wohnhaus. 4.2.3.2 Untersuchung von Entwürfen, Vorlagen, Schablonen und Objekten Vom Schaffen dieser vielen Maler scheint mit Ausnahme des Firmen- und Wohnsitzes der Familie im Umkreis von Kirchlinteln kaum etwas erhalten zu sein. Das Wohn- und Geschäftshaus der Malerfamilie Lüters/ Köther/ Meins wurde 2006 von Ulrike und Matthias Fritsch aus Holtum erworben. 59 Sohn von Mariechen Meins (geb. Lüters). DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Im Inneren des Gebäudes konnten anhand einer Befundsicherung (siehe Anahng J) zahlreiche Wanddekorationen nachgewiesen werden. Aufgrund der Gebäude- und Familiengeschichte ist davon auszugehen, dass die Gestaltungen ab 1905 von den Malern selbst ausgeführt wurden. Um welche Schichten es sich dabei allerdings genau handelt, konnte bisher nicht eindeutig belegt werden. Offensichtlich hat jedoch ein Mal in der Gebäudegeschichte eine umfangreichere Reparatur der Kalkputze in verschiedenen Räumen stattgefunden (siehe Farbschichtenfolgen 3 und 4 im Anhang J). Abb. 41: Wandfassung aus den Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, vermutlich 1900– 1910. Sie könnte auf den Erwerb des Hauses durch die Familie Lüters hindeuten. Tatsächlich könnten die beiden größeren und repräsentativeren Räume damals tapeziert worden sein60 und die jeweiligen Kammern gestrichen. Auffällig ist die flächige Verwendung von dunklen blauen und violetten Farbtönen. Sie erinnern mit ihren matten Oberflächen fast an Samt. Die Absetzung der Oberwandabschlüsse mit einen schablonierten Blumenmotiven und die hellen Decken entsprechen dagegen den Erwartungen. Anhand des Rapports eines Flächenmusters W147 aus Raum 1.8 lässt sich deutlich erkennen, wie wenig exakt gearbeitet wurde (Abbildung 42). Auf die Ebenmäßigkeit der Wandflächen wurde zugunsten einer weniger aufwendigen Reparatur der Putzflächen verzichtet. Die im Verlauf der Zeit aufgetragenen Anstriche beinhalteten nur teilweise eine sorgfältige Vorbereitung des Untergrundes durch das Abwaschen der rezenten Fassung. Anhand der zahlreich vorhanden Kalkund Leimfarbenanstriche der Decken wird deutlich, wie häufig die Innenräume überarbeitet wurden. Die auf dem Dachboden des Hauses sichergestellten Schablonen konnten dem Gebäude nicht zugeordnet werden. Aufgrund der Motivformen liegt die Vermutung nahe, dass es sich teilweise um Schablonen für Möbel handeln könnte. Eindeutig ein Abb. 42: 60 Wandfassung aus Raum 1.8 des Pfarrwitwenhauses in Kirchlinteln, 2007 mehrschlägiges Wandmotiv ist allerdings eine Darstellung des Märchens Rotkäppchen und der Wolf S133. Die Tapeten waren bereits vor Beginn der im September 2007 durchgeführten Befundsicherung entfernt worden. 52 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Die drei einzigen, von Wilhelm Lüters senior überhaupt bekannten Wandgemälde müssen sich im Flurbereich im Kirchlintelner Gasthof Heitmann61 befunden haben. Sie sollen62 eine Heidelandschaft, einen Rothirsch und ein Pferdefuhrwerk in Torflandschaft dargestellt haben und wurden leider aufgrund eines Wanddurchbruchs zerstört. Nach Auskunft der Tochter von Walter Lüters könnte sich dessen Meisterstück, in Form eines gemalten oder schablonierten Rosenfrieses, in einem Hausflur in Kleinlinteln befinden. Immerhin sind von ihm noch einige Ölgemälde63 erhalten. Abb. 43: Ölgemälde von Walter Lüters, signiert 1937 (aus Privatbesitz) 4.3 Vergleich der Malernachlässe Zum Vergleich der Malernachlässe wurden die zuvor programmierten Abfragen der Datenbank64 verwendet. Im Vergleich mit ihren ländlichen Kollegen Wilhelm Stigrot und der Kirchlintelner Malerfamilie Lüters/ Köther/ Meins waren die Oldenburger Maler Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels vermutlich stärker daran interessiert, eigenschöpferisch tätig zu sein. Dies wird zum einen durch die hohe Qualität der noch vorhandenen Entwürfe Entwürfe und zum anderen anhand der selbst vorgezeichneten Schablonen Vorzeichnungen deutlich. Wilhelm Stigrot aus Hamelspringe dagegen verwendete häufig käuflich zu erwerbende Fertigvorlagen Vorlagen und -schablonen. Es bleibt ungeklärt, ob es sich in diesem ersten Punkt um ein Gefälle zwischen städtischem und ländlichem Arbeitsumfeld, zeitabhängige Entwicklung oder persönliche 61 Kreepener Hauptstraße 4, 27308 Kirchlinteln 62 Nach telefonischer Auskunft von Herrn Heitmann senior. 63 Heute im Besitz seiner Tochter 64 Die Ergebnisse der Datenbankabfrage müssen unter Berücksichtigung dreier Aspekte betrachtet werden. 1. Die Nachlässe der einzelnen Maler sind zwar umfangreich, erheben aber dennoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. 2. Die zeitliche Einordnung der Objekte basiert nur bedingt auf belegbaren Fakten, da die 64 Datierungen teilweise aufgrund von Vergleichsbeispielen erfolgen mussten. 3. Für allgemeingültige Aussagen zu Zeitströmungen wäre es erforderlich Datensätze weiterer Maler mit einzubeziehen, um gesicherte Aussagen treffen zu erreichen. 53 54 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Vorlieben handelt. Tatsache ist, dass auch die Maler Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels schon vor 1900 Fertigschablonen hätten kaufen können65, wenn es ihr Wunsch gewesen wäre. Abb. 44: Entwurf für ein Deckengewölbe aus dem NACHLASS ADELS (2007, E161(4v4)) Abb. 45: Vorzeichnung einer Schablone auf der Rückseite (NACHLASS ADELS, 2007, S73) Zu den Schablonenkartons selbst ist zu sagen, dass eine genaue Einordnung anhand des zur Anwendung kommenden Materials kaum möglich ist. Die Ähnlichkeit66 der Kartons und die Tatsache, dass sie meist mit einer wasserunlöslichen Tränkung behandelt sind, macht sie zu wenig aussagekräftigen Befunden. Vergleicht man ihre Farbigkeit, stellt man fest, dass hauptsächlich Wilhelm Stigrot in den 1920 und 1930er Jahren gelben Karton verwendet hat Kartons (2) . Seine und die Kartons aus Kirchlinteln sind außerdem gleichmäßig schräg angeschnitten Anschnitte. Bedeutet dieser Schräganschnitt und der gelbe Karton zusammen vielleicht, dass diese Schablonen fabrikmäßig herstellt wurden? Die Versiegelung der Kartons kann, sofern sie nicht als ethanollösliches Harz67 oder Farbe jeglicher Art klassifiziert wurde, ein Indiz dafür sein, dass der Maler die Schablone selbst geschnitten hat. In der Literatur wird immer wieder darauf hin gewiesen, dass mit Öl behandelte, nur leicht angetrocknete Kartons sich besser schneiden lassen. Die beispielsweise mit Harz behandelten dagegen können, wegen der kurzen Trocknungszeit sofort verwendet werden. Die Auswertung der Datenbankabfrage Versiegelung zeigt, dass vor allem die Oldenburger Maler ölige68 Versiegelungen verarbeitet haben. Ein als Protein69 analysiertes Versiegelungsmaterial, bei dem es sich um Kasein handeln könnte, ist in diesem Zusammenhang lediglich ein Indiz dafür, dass unterschiedliche Materialien verwandt 65 Siehe Kapitel 3.4.4 66 Aus Sicht einer Restauratorin für Wandmalerei und Architekturfassung 67 Siehe auch Analyseergebnis der Probe 1 im Anhang D 68 empirisch durch wasser- und ethanolunlöslich klassifiziert 69 Siehe auch Analyseergebnis der Probe 2 im Anhang D 55 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN wurden, womöglich immer die, die gerade zur Verfügung standen. Die Schablonen Wilhelm Stigrots und die aus Kirchlinteln sind zudem fast alle mit Bestell- und Schlagnummern gekennzeichnet, die der Maler Adels dagegen nur vereinzelt zur Kennzeichnung der Reihenfolge eingekerbt Schlagnummern und Passmarken. Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels haben als Passmarken in den meisten Fällen das Motiv selbst verwendet, wohingegen die Schablonen ihrer Kollegen sauber gestanzte Kreise aufweisen Schlagnummern und Passmarken . Abb. 46: Selbst eingeschnittene Passmarken NACHLASS ADELS, 2007, S54(2v2)) Abb. 47: Gestanzte Passmarken (NACHLASS STIGROT, 2007, S87) Wilhelm Stigrot hat seine Schablonen meist zwei oder sogar drei bis vier Mal benutzt Typen. Bezüglich der Motive wurde festgestellt, dass mehrheitlich die frühen Oldenburger Schablonen Motive mit integrierten Haltern aufweisen Typen. Bei den meisten Schablonen sind die Formen flächig ausgeschnitten. Es gibt Schablonen in den Größen 0,60 x 0,60 m bis hin zu 0,8 x 40 m. Ordnet man die Datensätze nach Anwendern, stellt sich heraus, dass alle Maler große und kleine Motive verwendet haben Größen. Nach Jahrzehnten sortiert, wird offensichtlich, dass große, vermutlich flächige Motive immer seltener wurden Größen. Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels haben im Gegensatz zu den ländlichen Malern offenbar wesentlich mehr rein geometrische Motive verwandt Motive. Insgesamt betrachtet schienen diese tendenziell in den 1920 und 1930er Jahren zuzunehmen. Die Anzahl der Schläge Schläge verändert sich offensichtlich nicht. Abb. 48: Geometrisches Motiv aus dem NACHLASS ADELS (2007, S23) Abb. 49: Mehrschlägiges Motiv aus der Natur aus dem NACHLASS ADELS (2007, S87(5v6)) DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Bei dem Vergleich zweier flächiger Malereien aus Oldenburg und Kirchlinteln werden die wesentlich gröbere Ausführung und die vergleichsweise schlichten Motive aus dem ländlichen Bereich deutlich70. Bei beiden Malereien sind die Halter Teil des Motivs, sie werden jedoch komplett verschieden eingesetzt. Abb. 50: Ausschnitt aus dem 2004 rekonstruierten Bereich des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2004 Abb. 51: Ausschnitt aus Raum 1.8 des Kirchlintelner Pfarrwitwenhauses, 2007 Aussagen zu den von den Malern verwendeten Farben sind sehr komplex. Der Farbauftrag erfolgte allgemein durch Aufstupfen oder Aufstreichen der Farbe Auftrag. Streichen kam jedoch nur selten vor, vermutlich handelte es sich auch eher um einen relativ trockenen Farbauftrag für kleine Motive. Grundsätzlich ist etwa die Hälfte der Bindemittel der zum Schablonieren verwendeten Farben bis heute wasserlöslich Bindemittel und Farbtöne 71. Die Mehrzahl der diesbezüglichen Analysen72 deutet darauf hin, dass es sich um Protein- Ölgemische handelt. Das bedeutet, dass die Maler in der Praxis meist wässrige73 oder ölige74 Temperas auf Basis von Leimfarbenim Sinne von Tabelle 2, S. 22 vermalt haben. Eine Ausnahme bildet Probe 4, bei der, aufgrund des Nachweises von Protein und Kohlenwasserstoff Vollei75 vermutet wird. 70 Das Vergleichsbeispiel aus Kirchlinteln ist vermutlich ca. 30 Jahre jünger als die Malerei in Oldenburg. Der Vergleich einer 2004 rekonstruierten Malerei zur Beschreibung der Qualität eines Originals ist in diesem speziellen Fall vertretbar, weil die originalen Schablonen noch vorlagen. 71 Ein Nebenergebnis der Analysen in Anhang D ist die Feststellung, dass 5 von 6 untersuchten Proben Hartgips, Kreide, Quarz, Baryt oder Kalziumkarbonat enthalten. Es handelt sich hierbei vermutlich um Füllstoffe der Farbe oder Substrate der Farbstoffe. Bei Kalziumcarbonat könnte es sich jedoch auch um einen Bindemittelzusatz handeln. 72 siehe Analyseergebnisse der Proben 4–7 im Anhang D 73 Der wasserlösliche Anteil des Bindemittels überwiegt (Kalkkasein bildet nach der Trocknung eine Ausnahme.) 74 Der ölige Anteil des Bindemittels überwiegt 75 Auch hierbei handelt es sich um eine Art der Tempera. 56 57 DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Abb. 52: Gestupfter Farbauftrag einer mehrfach verwendeten Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S49) Abb. 53: Gestrichener Farbauftrag aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S34) Da bei Schablonenmalerei immer Untergrund und Schablonierfarbe auf sehr spezielle Weise zusammenspielen76 spiegeln Aussagen zu verwendeten Farbtönen der schablonierten Motive keine vollständige Farbwahrnehmung wieder. Stark vereinfacht könnte man sagen, dass die Oldenburger Maler Adels ebenso wie Wilhelm Stigrot häufig Rot- und Brauntöne verwendeten Bindemittel und Farbtöne. Die „Lieblingsfarbe“ der Kirchlintelner Maler war hingegen Blau77. Vergleicht man anhand Diagramm 4, S. 85 den Unterschied zwischen städtischem und ländlichen Bereich, also die Maler Friedrich Wilhelm und Heinrich Friedrich Johann Adels mit Wilhelm Stigrot und den Kirchlintelnern, so stellt man fest, dass die rötliche, bräunliche und grünliche Farben jeweils ähnlich stark vertreten sind. Im ländlichen Bereich schien zudem Blau besonders beliebt gewesen zu sein78. Die zeitliche Entwicklung der Farbigkeit ist ähnlich schematisiert in Diagramm 5, S. 58 dargestellt Bindemittel und Farbtöne. Deutlich wird hier zuerst, dass die meisten der untersuchten Schablonen vermutlich aus den Jahren 1920 - 1939 stammen. Die beliebtesten Farbtöne damals waren wieder rötlich, bräunlich und grünlich. Blau ist vor 1900 kaum vertreten, was womöglich in der sich nur langsam durchsetzenden Verwendung von künstlichem Ultramarins79 begründet liegt. Die wenigen, für die 1880 und 1890er Jahre vorliegenden Datensätze entsprechen mit rötlich, bräunlich und Goldbronze tatsächlich den gängigen Vorstellungen von Farbigkeiten des 19. Jahrhunderts. Der Wert für 1940 - 1959 ist nicht repräsentativ, da es sich um eine einzige, zweischlägige Schablone handelt. 76 Eine Aussage zur Farbigkeit der Untergründe wäre aufgrund der vorliegenden Daten jedoch nur wenig repräsentativ, da sie anhand der wenigen in situ Befunde und der Vorlagen von Wilhelm Stigrot getroffen werden müsste. 77 Blau wurde in verschiedenen Ausmischungen auch im Wohn- und Geschäftshaus der Familie Lüters/ Köther/ Meins vollflächig in drei Räumen verwendet. 78 Sofern die Vorliebe der Kirchlintelner Maler das Ergebnis nicht verfälscht. 79 Nach FONTANA, 2004. Nach KITTEL (1998) wurde die künstliche Herstellung bereits 1828 von Guimet entdeckt. DEKORATIONS- UND STUBENMALEREI AUS NIEDERSACHSEN Der Vergleich der vielfältigen Datensätze lässt insgesamt dennoch zahlreiche Aussagen zur Schablonenmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts zu. Diagramm 4: Nach Malern sortierte Schablonierfarben aus den NACHLÄSSEN ADELS, STIGROT UND KIRCHLINTELN (2007) Diagramm 5: Nach Datierung sortierte Schablonierfarben aus den NACHLÄSSEN ADELS, STIGROT UND KIRCHLINTELN (2007) 58 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN 5 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN 5.1 Aktueller Umgang mit Dekorations- und Stubenmalerei Der Umgang mit zu erhaltenden Objekten ist von deren Umfeld, den vorhandenen finanziellen Mitteln, Entscheidungsträgern und Ausführenden abhängig. Dekorations- und Stubenmalereien des 19. und 20. Jahrhunderts werden in diesem Zusammenhang häufig anders eingeschätzt als beispielsweise figürliche Malereien des Mittelalters. Basierend auf der heutigen Definition des Kunstbegriffs (siehe Kapitel 3.8) werden sie eher als Handwerk und damit als reproduzierbar, denn als einmalige, individuelle und unnachahmliche Kunstobjekte angesehen. Ab und an werden sie sogar zu schlichter Massenware ohne höheren künstlerischen Anspruch herabgesetzt (siehe Kapitel 3.8). Der Kategorie Raumfassung zugeordnet wird von ihnen meist erwartet, einen Raum erlebbar zu machen. Gängige Methoden zur Restaurierung von Dekorationsmalereien in repräsentativen Räumen sind daher häufig Rekonstruktionen der Originale auf Zwischentrennschichten80 mit konservierten und freigelegten Befundfenstern als Referenzflächen (siehe Kapitel 5.1.1), Rekonstruktionen zur Komplettierung vorhandener Befunde oder sogar Rekonstruktionen ganzer Räume nach Fotos. Im ländlichen Profanbau wird der Dekoration des 19. und 20. Jahrhunderts vielfach gar keine Bedeutung beigemessen, das wurde bei der Suche nach entsprechenden Objekten sehr offensichtlich. Fachwerkhäuser werden gerne saniert, aber meist ohne sich mit den historischen Oberflächen „aufzuhalten“. Versuche, anders mit den Objekten umzugehen, stellen dagegen das 2007 eröffnete „Handwerkerhaus“ 81 des Museums Bad Münder und verschiedene Gebäude in Freilichtmuseen dar. Wie verträgt sich diese Gesamtsituation mit aktuellen, restaurierungsethischen Grundsätzen? Die Problematik wird anhand der Theorien des Denkmaltheoretikers Alois Riegl (* 1858, † 1905) deutlich. Aus seiner Sicht basiert der Denkmalbegriff auf mehreren, unterschiedlichen Werten. Der Erinnerungswert umfasst dabei den Alterswert und historischen Wert, das heißt die sichtbaren Spuren der Alterung und die Anerkennung des Denkmals als Urkunde. Der Gegenwartswert hingegen besteht aus Gebrauchs- und Kunstsowie Neuheitswert, wobei der Gebrauchswert meist ausschlagend für den Erhalt eines Denkmals ist und der Kunstwert die ästhetischen Qualitäten eines Denkmals umfasst. (HAMMER, 2007 und HUBEL, 2006) Bezogen auf die Rekonstruktion einer Dekorationsoder Stubenmalerei im Sinne einer Neufassung nach Befund geht für den Betrachter in 80 Zum Beispiel mit Zellulosederivaten fixiertes Japanpapier. 81 Hier wurde der Versuch unternommen, ein durch einen Glücksfall unsaniertes kleineres Ackerbürgerhaus in den historisch exakten Zustand von ca. 1880 zu versetzten. 59 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN jedem Fall der Alterswert zugunsten des Neuheitswerts verloren. Bei unsachgemäßer Bearbeitung, womöglich Abnahme aller Farbschichten vom Putz, wird zusätzlich der historische Wert geopfert. Übrig bleibt im schlimmsten Fall ein vom Gebrauchswert dominiertes Denkmal, welches „im neuen Glanz“ von Acryl- statt Leimfarbe „erstrahlt“. Ivo HAMMER fragt in einem etwas anderen Zusammenhang: „Wollen sie nicht wissen, ob das, was sie am Foto sehen, überhaupt authentisch ist, aus welchen Materialien die Objekte bestehen, welche Struktur sie hatten, welche Oberflächenwirkung?“ (2003, S.1) Ähnliches könnte man für ein überfasstes Objekt fragen. Wie soll der Laie zwischen alt und neu unterscheiden? Viele Denkmalpfleger und Restauratoren haben das Problem längst erkannt und sind auf der Suche nach alternativen Konzepten und neuen Lösungen. 5.1.1 Die Restaurierung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus Die Konservierung und Restaurierung der Raumfassung des großen Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus verdeutlicht nicht nur die Bemühung aller Beteiligten eine aus denkmalpflegerischer Sicht ehrliche und vertretbare Lösung zu finden, sondern macht auch Grenzen deutlich. Abb. 54: Nordwand des Sitzungssaals vor Beginn der Neuausmalung, rechts im Bild die Musterachse von 2004, aus KELLNER (2005) 60 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Der Sitzungssaal wurde 1887/88 von den Oldenburger Malern Friedrich Wilhelm und seinem Sohn Heinrich Friedrich Johann Adels ausgemalt (siehe Kapitel 4.2.1.2) und im Verlauf der späteren Jahre mehrfach überstrichen. Aufgrund einer für 2004 geplanten Sanierung des Saals wurde von der Stadt Oldenburg eine restauratorische Befundsicherung mit großflächiger Teilfreilegung der Malereien beauftragt82. Erst nachdem bereits die gesamte Nordwand freigelegt war, wurde die Denkmalpflege für weitere Maßnahmen hinzugezogen. Basierend auf dem Abschlussbericht83 der Befundsicherung und den extrem reduzierten Befunden wurde sodann anhand einer Musterachse der Versuch unternommen, die Malereien vollflächig zu rekonstruieren84. Besser erhaltene Teilbereiche sollten dabei durch Retuschen eingebunden werden. Für den gesamten verbliebenen Bestand mussten außerdem konservatorische Maßnahmen erarbeitet werden. Die im Bereich der östlichen Nordwand angelegte, ca. 25 qm große Musterfläche sollte dazu dienen, ein mögliches Raumkonzept inklusive Aufwandsschätzung für die Restaurierung des gesamten Saals zu entwickeln. Abb. 55: Ausschnitt der Nordwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, rechts im Bild die Musterachse links der originale Bestand, aus BUTT/ MAIER (2004) 82 Mit den Arbeiten wurde der Worpsweder Restaurator Klaus Thönes beauftragt. 83 THÖNES (2004) 84 Den Zuschlag für die Durchführung der Maßnahme erhielt im Juli 2004 die Lübecker Firma Butt Restaurierungen. 61 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Im Rahmen der Bearbeitung wurde für die Beteiligten jedoch deutlich, dass die Befunde für eine vollständige Rekonstruktion nicht ausreichen, sodass Ergänzungen in Anlehnung an den Bestand vorerst frei interpretiert werden mussten85. Die zur Maßnahme vorliegende Dokumentation legt daher insbesondere Wert darauf, die Trennung zwischen den einzelnen, exakt nach Befund bzw. frei interpretierten Ornamenten und Darstellungen aufzuzeigen (BUTT/ MAIER, 2004). Abbildung 55 zeigt, wie wenig Bestand zum Zeitpunkt der Erstellung der Musterachse tatsächlich erkennbar zur Verfügung stand. Abb. 56: Ausschnitt des östlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals während der Ausführung der Musterachse 2004, aus BUTT/ MAIER (2004) Bei Abbildung 56 handelt es sich um den Oberwandbereich des Saales, in welchem nur die Fondflächen schabloniert ware, die hier auf Folie nachgezeichneten Ranken sowie die Wappen wurden von den Malern freihändig gemalt und vermutlich über eine Pause aufgetragen. Aufgrund des besseren Erhaltungszustandes der oberen Mittelwandzone wurde bei der Erstellung des Leistungsbildes eine Retusche für den Rosenknospenfries sowie die Vorhangschärpe vorgesehen. Hauptüberlegung für diese Maßnahme war, so viel Originalmalerei wie möglich unüberfasst in die Neufassung zu integrieren. Im Rahmen der 85 Der vorgegebenen Zeit- und Kostenrahmen ließ keine weiteren Freilegungen innerhalb des Raumes zu. Dieser sollte auf Wunsch der Stadt Oldenburg zu einem bestimmten Datum fertiggestellt und zum Einwerben weiterer Gelder repräsentativ sein. 62 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Ausführung wurde entschieden, eine möglichst reversible Lasurretusche in Leimfarbe86 vorzunehmen. Bald wurde auch hier deutlich, dass der zur Schließung der Fehlstellen notwendige Anteil der Retuschen etwa dem der noch vorhandenen Substanz entsprach. Dennoch wurde zusätzlich der Wunsch nach weiterführenden Konturen und dem aufbringen einer Strichschablone in Bronze laut. Retusche und Rekonstruktion auf diese Weise zu mischen erschien den Ausführenden sowie der Denkmalpflege als keine geeignete Lösung. Um dennoch einen optischen Eindruck dieser Vorgehensweise zu gewinnen, wurde ein kleiner Bereich am westlichen Rand der Musterachse entsprechend ausgearbeitet. Das verwendete Bronzepulver wurde zur besseren Reversibilität in wässrigem Bindemittel vermalt. (BUTT/ MAIER, 2004) Es wurde auf Wunsch der Denkmalpflege später wieder entfernt. Abb. 57: Ausschnitt der Nordwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, lasierend retuschierte Bereiche mit und ohne bronzierte Konturierungen, aus BUTT/ MAIER (2004) Mit Ausnahme der zuvor beschriebenen Flächen wurden weite Bereiche der Dekorationsmalereien aus dem Oldenburger Rathaussaal trotz einer lückenhaften Befundlage rekonstruiert. Der Zugzwang war bereits durch die großflächige Freilegung der Nordwand entstanden. Das im Rahmen einer solchen Maßnahme übliche Vorgehen, die Wand Stück für Stück und Schablone für Schablone abzusuchen, um die Motive additiv auf Folie oder direkt im Computer zu ergänzen, war nicht für alle Bereiche erfolgreich. 86 Entsprechend der Neufassung wurde Glutolin L® verwendet (siehe auch Rezepturen auf Seite 66). 63 64 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Tatsächlich waren im Nachlass der Maler aber noch drei Schablonen dieser Raumausmalung vorhanden (NACHLASS ADELS, 2007) und konnten Dank der Großzügigkeit der Eigentümerinnen auch nachgezeichnet und verwandt werden. Eine Tabelle aus der Dokumentation der Maßnahme macht dennoch deutlich wie viele Unsicherheiten weiterhin bestanden. Die grau markieren Informationen in Tabelle 3 waren nicht Teil des Bestandes, sondern sind in Anlehnung an Vergleichsbeispiele ergänzt. Nr.87 Darstellung Rekonstruktion Form 1 Gesims der Oberwandzone: Zahnfries und Halbkreisfries Gesims der Oberwandzone: Zierform des Halbkreisfrieses Ornament des Fonds der Oberwand 2 3 nach Befund freier Entwurf89 nach Befund 4 Ornament des Vorhangs nach Befund 5 Ornament des Vorhangs nach Befund 6 Strichmuster nach Befund 7 Vorhangfransen 8 Bronzierung der Vorhangfransen freier Entwurf 9 Strichmuster (angeschrägt) 10 Strichmuster 11 Rosenranke 12 Rosenranke 13 Rosenranke 14 Rosenranke freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf z.T. nach Befund/ z.T. freier Entwurf Farbigkeit88 NCS 4020-Y nach Befund NCS 2005-Y Farbton aus dem Gesims NCS 3020-Y20R nach Befund NCS 8005-Y80R nach Befund NCS 3040-Y80R nach Befund Bronze Farbton frei gewählt NCS 3040-Y80R v. Vorhang übernommen Bronze Farbton frei gewählt Bronze Farbton frei gewählt Bronze Farbton frei gewählt NCS 8010-G50Y nach reduziertem Befund NCS 5030-Y90R nach reduziertem Befund Bronze Farbton frei gewählt NCS 4030-Y20R Farbton frei gewählt Tabelle 3: Darstellung der im Rahmen einer Rekonstruktion des Sitzungssaals ergänzten Motive und Farben, aus BUTT/ MAIER (2004, S. 9). 87 Die angezeigte Nummerierung entspricht der Nummerierung der Schablonen. 88 NCS 2nd edition, Die abgenommenen Farbwerte sind vermutlich nachgedunkelt oder verblasst. 89 Die freien Entwürfe wurden in Anlehnung an entsprechende Musterbücher und Vorlagen des späten 19. Jahrhunderts angefertigt. UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Im Rahmen der späteren Ausführung der Gesamtausmalung des Raumes90 konnten durch großflächige Freilegungen weitere Befunde ermittelt und Lücken teilweise geschlossen werden. Aus den Abbildungen 58 und 59 wird deutlich wie groß die Gefahr ist, aufgrund mangelhafter Befunde vom Original abzuweichen. Abbildung 58 zeigt ein 2004 auf Basis der reduzierten Befunde der freigelegten Nordwand rekonstruiertes Oberwandfeld. Die Tartschen wurden dabei vorerst ausgespart, da keine dem Befund entsprechende Vorlage ausfindig gemacht werden konnte. Abb. 58: Ausschnitt des westlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, aus BUTT/ MAIER (2004) Abbildung 59 zeigt denselben 2005 im Rahmen der Gesamtausmalung des Saals veränderten Bereich. Die Blatt- und Blütenformen sowie die Reichhaltigkeit der Rosenranke wurden aufgrund der neuen Erkenntnisse verändert. Für die Tartschen hingegen konnte weiterhin kein geeignetes Motiv im Bestand nachgewiesen werden, sie wurden auf Drängen der Aufraggeber anhand ähnlicher Vorbilder ergänzt. Während der Neuausmalung wurde ein grundsätzliches Problem von Rekonstruktionen deutlich. Der Farbton der Fondflächen des Vorhangs musste für die Musterfläche anhand sehr geringer und stark verwaschener Farbreste festgelegt werden. Bei der späteren Freilegung weiterer Bereiche stellte sich der Farbton wesentlich heller dar. Eine zusätzliche, 90 Durch die Diekholzener Diplomrestauratorin Barbara KELLNER (2005) 65 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN womöglich nicht zuletzt von subjektiver Farbwahrnehmung beeinflusste, Fehlerquelle wird hier offensichtlich. Abb. 59: Ausschnitt des westlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Gesamtausmalung 2005, aus KELLNER (2005) Um unabhängig von der Konservierung der Wandflächen zu gewährleisten, dass die originale Oberfläche der ursprünglichen Malereien wieder freizulegen sein würde, wurden im Vorfeld der Überfassung Proben zur Reversibilität der aufzubringenden Anstriche angelegt. Die Reversibilität wurde in Anhängigkeit des zu verwendenden Festigungsmittels der Malschicht, welches gleichzeitig als Trennschicht fungieren sollte, bewertet. „Grundlage der Probereihe bildeten vier, als Festigungsmittel und Trennschicht in Frage kommende Bindemittelsysteme : Hydroxiproylcellulose91 in Butanol (Stammlösung 1: 3 g/ 100 ml), Methylcellulose92 in H20 (Stammlösung 2: 4 g/ 100 ml), Hausenblasenleim in H20 (Stammlösung 3: 3 g/ 100 ml), Fu-Nori Algen in H20 (Stammlösung 4: 3 g/ 100 ml). Diese wurden auf eine mit Leimfarbe gefasste Probeplatte aufgestrichen und wiederum mit unterschiedlichen Anstrichen überfasst. Die Rezepturen für die Anstrichsysteme der Neufassungen lauten: Stammlösung 1 + 35 g Champagner-Kreide + 15 g Oxidrot, Stammlösung 2 + 24 g Champagner Kreide + 12 g H20 + 15 g Oxidrot, Stammlösung 3 + 35 g Champagner Kreide + 15 g Oxidrot, Stammlösung + 35 g Champagner Kreide + 15 g Oxidrot. Nach der vollständigen Trocknung wurden die Anstriche mit den entsprechenden Lösungsmitteln entfernt. Das beste Ergebnis wurde bei einer Vorbehandlung der 91 Klucel MF hergestellt von Aqualon/ Hercules Europe b.v.b.a.Interleuvenlaan 19B 3001 Heverlee, Belgium 92 Glutolin L hergestellt von Kalle Nalo GmbH & Co. KG 65025 Wiesbaden 66 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Leimfarbe mit Hausenblasenleim und einer Überfassung in Methylcellulose 93 erzielt.“ (BUTT/ MAIER, 2004, S. 12) Ob sich die Materialien in gealtertem Zustand nach wie vor voneinander trennen lassen, konnte aufgrund des vorgegebenen Umfangs der Maßnahme nicht untersucht werden. Zur Sicherheit wurde ein Teil der originalen Flächen im Rahmen der Bestandsaufnahme vermessen. Die bemaßten Planzeichnungen sollten hauptsächlich dem besseren Verständnis der Grundkonstruktion dienen. Da die ausgeführten Originale nicht vollständig symmetrisch sind, wurde darauf verwiesen, dass die Ausführung nur in Anlehnung an die Planzeichnung umgesetzt werden konnte. Abb. 60: 93 Aufmaß der Raumfassung aus BUTT/ MAIER (2004) Vergleiche Fußnote 92 67 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Das Ergebnis der 2005 ausgeführten Neuausmalung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus ist optisch sehr befriedigend und fand in der Öffentlichkeit entsprechend großen Zuspruch. „Die wiederhergestellte Ausmalung zeigt deutlich das ästhetische Zusammenspiel von Farben und Motiven an Wänden, Decke und Fußboden auf, in das sich auch die farbige Bleiverglasung des Nordfensters wieder einfügt. Alle Elemente korrespondieren miteinander und lassen den Raum mit den beiden Messingkronleuchtern sowie kleinen zurückhaltenden modernen Zusatzlampen wieder als künstlerisch anspruchsvoll gestaltete Einheit mit einer repräsentativen Ausstattung erlebbar werden.“ (DREEßEN, 2006, S. 52) Bedenkt man die dargestellten Probleme, die den Entscheidungsträgern während der Ausführung regelmäßig dargelegt wurden, so wird deutlich, dass dem Gegenwartswert insgesamt mehr Bedeutung beigemessen wurde als dem Alterswert. Im Rahmen der Maßnahmen wurden jedoch immerhin zahlreiche Belegfelder stehen gelassen und eine Trennschicht aufgebracht, um auch den Alterswert zu schützen. 5.2 Versuche zur Rekonstruktion einer einfachen Schablonenmalerei nach Befund Für die im Folgenden vorgestellten Rekonstruktionsversuche wurde ein schlichter Rosenfries aus dem ehemaligen Wohnhaus der Malerfamilie Lüters/ Köter/ Meins in Kirchlinteln ausgewählt. Dieser stand aufgrund der Befundsicherung in drei unterschiedlich groß freigelegten Bereichen zur Verfügung (siehe Anhang J). Abb. 61: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, 2007 68 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Um den Bereich bearbeiten zu können, musste dieser vorab gesichert werden. Die in Teilbereichen abgelösten Kalktünchen wurden durch Hinterfüllungen mit dispergiertem Weißkalthydrat94 gefestigt. Anböschungen im Randbereich sowie Kittungen im Binnenfeld wurden mit einer reversiblen Mischung95 als Zellulosederivat und Quarzmehl ausgeführt. Der bearbeitete Bereich umfasst ca. eine Fläche von 30 x 40 cm. Die tatsächlichen Rekonstruktionsversuche wurden jedoch auf fünf einfachen Spanplatten96 angefertigt, die, um eine historische Oberfläche zu imitieren, entsprechend präpariert wurden97. 5.2.1 Zeichnerische Bestandsaufnahme als Rekonstruktionsgrundlage Die zeichnerische Bestandsaufnahme bildet die Grundlage der Rekonstruktion. Es kann dabei sehr unterschiedlich vorgegangen werden. Im Folgenden wurden alle vorhandenen Befunde Stück für Stück mit Hilfe einer Folie von der Wand abgezeichnet. Besonderen Wert wurde darauf gelegt, tatsächlich nur eindeutige Konturen der Flächen auf die Folie zu übernehmen. Im Anschluss wurden die Folien durch Abfotografieren auf einer gerasterten Fotowand digitalisiert98 und in ein Grafikprogramm99 übertragen100. Abb. 62: Digitalisierte Kontur des schablonierten Rosenfrieses aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, 2007 94 Calxnova® (Bezugsquelle Deffner & Johann GmbH Röthlein) entsprechend der Angaben des Herstellers mit destilliertem Wasser entsprechend der gewünschten Fließfähigkeit verdünnt. 95 Hydroxyproplylcellulose (Klucel EF hergestellt von Aqualon/ Hercules Europe b.v.b.a.Interleuvenlaan 19B 3001 Heverlee, Belgium) 30%ig in Ethanol bis zur Verarbeitbarkeit mit feinem Quarzmehl (Körnung bis 40 µ) versetzt. 96 Platten A-C: 30 x 110 x 0,8 cm, Platten D-E 60 x 80 x 0,8 cm. 97 Die Platten wurden mit einem Haftgrund aus Keim Intact® beschichtet und im Anschluss mehrfach gekalkt. Laut Hersteller handelt es sich bei Keim Intact® um eine universelle Schlämmbeschichtung für den Innenbereich auf Silikatbasis nach DIN 18 363, 2.4.1., Dispersionssilikatfarbe. Der Farbauftrag erfolgte bewusst unterschiedlich dick und ungleichmäßig um eine unregelmäßige, teilweise grobe Plattenoberfläche zu erhalten. 98 Alternativ hätte das Motiv auch von der Wand abfotografiert direkt im Computer nachgezeichnet werden können. Eine leichte Verzerrung ist bei beiden Methoden nicht auszuschließen. Im Idealfall sollten die von der Wand gezeichnete Folien 1:1 eingescannt werden. 99 Macromedia FreeHand Version 8 100 Durch Nachzeichnen der Kontur mit einem digitalen Zeichenstift und dem Befehl „Freihand Linie“. 69 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Um die Formen zu vervollständigen, wurden sodann die Konturen aller nachgezeichneten Befundstellen anhand verschiedener Ebenen im Grafikprogramm übereinander gelegt. Abbildung 63 zeigt deutlich die Abweichung der einzelnen Formen. Hier wird besonders augenfällig, dass Schablonenschlag in der Ausführung nicht gleich Schablonenschlag ist (siehe Kapitel 5.2.2). Abbildung 64 zeigt den Versuch das Motiv unter Berücksichtigung der vorhandenen Konturen zu zeichnen. Je nachdem, wie man dabei mit den tatsächlich vorhandenen Formen umgeht, entstehen unterschiedliche Ergebnisse. Die rechten oberen drei Punkte des Rahmens wurden beispielsweise mit der Funktion „kopieren – einfügen“ vervielfältigt, somit sind alle Formen gleich. Dieses Bild wäre in einer von Hand geschnittenen Originalschablone so nie entstanden. Abb. 63: Digitalisierte Konturen aller Befunde übereinander geschoben, 2007 Abb. 64: Zeichnung des Motivs unter Berücksichtigung der Originalbefunde, 2007 Ist das Motiv fertiggestellt, kann es mit Farbe ausgefüllt werden. Am Computer, aber auch in der Realität werden die überflüssigen „falschen“ Linien einfach ausgeblendet. Abb. 65: Farbige Darstellung des Motivs unter Berücksichtigung der Originalbefunde, 2007 70 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Anhand eines weiteren Beispiels soll die Möglichkeit der Rekonstruktion durch eine technische Zeichnung untersucht werden. Hierzu wurde eine einfache geometrische konstruierte Originalschablone des Malers Adels ausgewählt. Diese wurde mithilfe des Grafikprogramms FreeHand101 einmal in ihrer ursprünglichen Form nachgezeichnet und einmal mittels des Programms Allplan102 geometrisch nachkonstruiert. Der direkte Vergleich der beiden Zeichnungen zeigt deutlich, wie unterschiedlich Formen abhängig von der Herangehensweisen sein können. Das konstruierte Motiv unten rechts entspricht nicht Abb. 66: Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) Abb. 67: Exakt nachgezeichnete Kontur der Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) 101 Macromedia Version 8 102 Nemecheck Version 2004 dem von Adels hergestellten Original. Abb. 68: Geometrisch nachkonstruierte Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) 71 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Das konstruierte Motiv ist geometrisch perfekt und hat keinerlei persönliche Handschrift mehr. Stünde in diesem Fall nicht die Schablone zur Verfügung, würde das Motiv bei entsprechend schlechtem Erhaltungszustand der Malerei zwangsläufig geometrisch und nicht genau nach Befund rekonstruiert werden müssen. Die Aussage „genau nach Befund“ wird dabei Interpretationssache. Bezogen auf die Ästhetik ergeben sich im Raumgefühl jedoch wahrnehmbare Unterschiede zwischen „neu“ und „neu“. Alle Beispiele machen Abb. 69: Musterplatte zusammengesetzt aus geometrisch konstruiertem Motiv (unterer Teil) und von der Originalschablone abgenommenem Motiv (oberer Teil), 2007 72 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN deutlich, dass bereits die Interpretation der Zeichnungen aus der Bestandsaufnahme prägend für die spätere Qualität der Motive ist. 5.2.2 Anfertigung von Schablonen Die Anfertigung von Schablonen ist heute maschinell möglich103. Ein computergesteuertes Lasersystem schneidet das Motiv exakt und ohne eigenen Duktus nach der Vorlage. Existiert einen genaue Vorlage des zu rekonstruierenden Motivs sollte dieses möglichst wenig durch die Hand eines Bearbeiters verfälscht werden. Die Nutzung der modernen Methode ist aus dieser Perspektive also durchaus angebracht. Ist das Motiv dagegen geometrisch neu konstruiert, kann der Schneideduktus des Bearbeiters oder ein ungleichmäßiger Farbauftrag (siehe Abbildung 69) seine zu strenge Form auflockern. Dabei ist zu bedenken, dass hierdurch sehr bewusst der ästhetische Wert beeinflusst werden kann. In der restauratorischen Praxis hat die Kunststofffolie den Karton weitgehend verdrängt. Ein daraus entstehender Nachteil ist bezogen auf den Farbauftrag sicher, dass die Dicke des Kartons und sein teilweise schräger Anschnitt je nach Farbauftrag ein anderes Bild erzeugen. Das leichte Aufweichen des Kartons, trotz der Versiegelung, gab den Motiven immer wieder ungenaue Konturen, die durchaus Aufschluss über die Arbeitsweisen der Maler geben können. Die Herstellung von Schablonen nach historischer Technik ist in der Restaurierung aber vor allem in Hinblick auf die Erhaltung der handwerklichen Tradition erstrebenswert. Im Rahmen der Versuchsreihen wurden dennoch im Hinblick auf die Rationalisierung der Verfahren verschiedene moderne Schablonenmaterialien getestet. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Verwendung selbstklebender Schablonen gelegt. Diese können beispielsweise von der Firma Jochum Schablonen104 aus Kempten in unterschiedlicher Ausführung als Sonderanfertigung geliefert werden. Der laufende Meter kostet derzeit bezogen auf das zuvor beschriebene Rosenmotiv aus Kirchlinteln 12,40 Euro105. Die für den zugehörigen Raum benötigte Menge beträgt circa 11 Meter und kostet damit rund 136 Euro. Die dreischlägige Tupfschablone dagegen kostet 66,20 Euro. Das bedeutet umgerechnet, dass man durch die Verwendung der teureren Klebeschablone mindestens 1,75 Stunden106 Zeit einsparen muss, damit ihr Einsatz sich finanziell lohnt. Eine solche Berechnung sollte zwar beim Einsatz von Materialien in der Konservierung und Restaurierung immer sekundär 103 Beide Schablonen aus Abbildung 69 wurden so angefertigt. 104 Inhaber: Martin Arbinger; Immenstädter Str. 51, D - 87435 Kempten/ Allgäu 105 Laut Rechnung vom 02.11.2007 106 Bei einem Stundenlohn von 40,- Euro 73 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN sein, oftmals können sich rationelle Verfahren, sofern sie den Objekten nicht schaden, aber positiv auf die Möglichkeit, diese überhaupt zu erhalten, auswirken. Die Firma Jochum Schablonen weist in ihren, den Schablonen mitgelieferten, Anwendungshinweisen deutlich darauf hin, dass die verschieden Klebefolien auf die entsprechenden Untergründe abgestimmt werden müssen (Anhang F). Geliefert werden können drei Typen von Klebeschablonen mit jeweils unterschiedlicher Haftstärke. Für die unter Kapitel 5.2.4 beschriebenen Versuche erwies sich die sogenannte Fassadenschablone, wenn auch mit Einschränkungen107, als am geeignetsten. Ihre Haftung auf den gekalkten Musterplatten war im Gegensatz zu den schwächeren Folien gut. Vermutlich würde sie beim Ablösen von mehrlagigen historischen Schichten jedoch Probleme verursachen. Grundsätzlich wird deutlich, dass auch die Herstellung von Schablonen und das dazu verwendete Material zu sehr unterschiedliche Ergebnissen führt. Welche Variante dabei zur authentischsten Wiedergabe der Malerei führt, muss im Vorfeld genau bedacht werden. Die Verwendung moderner Mittel wie der computergesteuerten Laserschnitttechnik oder der Kunststoffklebefolie (siehe Kapitel 5.2.4) ist dabei kritisch zu hinterfragen, ihr ist aber durchaus Bedeutung beizumessen. 5.2.3 Pigment und Bindemittel Bei Rekonstruktionen sollten Pigmente und Bindemittel möglichst auf das Original abgestimmt sein, um dem historischen, aber auch dem ästhetischen Wert des Objekts Rechnung zu tragen. Dieser Grundsatz wurde für die Anfertigung der Musterplatten nur sehr allgemeingültig berücksichtigt. Der Fondton wurde dem Original entsprechend108 in pigmentierter Kalkfarbe109 ausgeführt. Bei der Schablonenfarbe wurde ein Methylzelluloseleim110 versetzt mit Rügener Kreide111 und Pigment112 verwendet. Die Rezeptur113 entspricht mit Sicherheit nicht der zwischen 1900 – 1920 datierten Malerei. Diese besteht vermutlich eher aus protein- oder stärkehaltigem Leim und einem öligen 107 Das Abziehen der Folie muss sehr langsam und im Winkel von fast 180° erfolgen, damit keine Fassungsreste mit abgezogen werden. 108 Der Fond wurde nach optischer Einschätzung als Kalkfarbe klassifiziert. 109 Eingesumpftes Weißkalkhydrat mit Eisenoxidschwarz und Umbra natur abgetönt. 110 Glutolin L hergestellt Kalle Nalo GmbH & Co. KG 65025 Wiesbaden 111 Kalziumkarbonat 112 Eisenoxidschwarz, Chromoxidgrün, Umbra natur und grünlich, Ocker, Kadmiumrot und Mennige 113 125 g Glutolin L in 3 Liter H20: 1. kaltes Wasser in sauberen Eimer füllen. 2. Wasser kräftig rühren 3.Packungsinhalt in Wasser einrühren 4. Nach 20 Minuten kräftig durchschlagen und verarbeiten. 5 kg Kreide in 2,5 Liter Wasser eintragen, glatt rühren, Leim-Lösung hinzufügen und gut verrühren. Der Kreideanteil wurde in Abhängigkeit des jeweils zugesetzten Pigmentes reduziert. 74 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Anteil. Dennoch gibt die Zellulose den optischen Eindruck des ursprünglichen Bindemittels gut wieder und gehört laut Tabelle 2 auf Seite 22 zu den Leimfarben im weitesten Sinne. Der besondere Vorteil des Methylzelluloseleims ist seine unkomplizierte Verarbeitbarkeit. Aufgrund seiner getesteten Reversibilität114 erscheint dieses Material außerdem gut für Überfassungen im Denkmalbereich geeignet zu sein. 5.2.4 Farbauftrag Um die optisch wahrnehmbaren Unterschiede des Farbauftrags zu untersuchen, wurden verschiedene Muster mit aufgestupfter oder aufgesprühter115 Farbe ausgeführt. Für das Aufsprühen muss die Konsistenz der Farbe eine bestimmte Viskosität erreichen, die aus einer Tabelle der Bedienungsanleitung des zur Anwendung kommenden Sprühgeräts entnommen werden kann116. Für die verwendete Metylzellulosefarbe war dieser Wert durch Verdünnung mit Wasser und das Zusetzten einer geringen Menge an Ethanol problemlos zu erreichen. Abb. 70: 114 Musterplatten, Farbauftrag oben aufgesprüht, unten mit dem Pinsel aufgestupft, 2007 Für das Oldenburger Rathaus wurden aufwendige Probereihen angelegt. (BUTT/ MAIER, 2004) 115 Der gesprühte Farbauftrag erfolgte mit einem elektrischen Sprühtopf der Firma Wagner, Modell W 660 als Ersatz für ein Kompressor betriebenes Sprühgerät. Leider ist der Luftdruck bei diesem Sprühgerät nicht regulierbar, sodass dieser die Schablonen teilweise wegwehte. 116 Dabei wird die Auslaufzeit der Farbe aus einem kleinen Messbecher gemessen. 75 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Abbildung 70 zeigt deutlich den Unterschied zwischen gesprühtem (oben) und mit dem Pinsel aufgestupftem (unten) Farbauftrag117. Die Farben des unteren Musters sind deutlich brillanter. Betrachtet man die Details in Abbildung 71 näher, stellt man fest, dass der Farbauftrag durch das Aufsprühen der Farbe nicht zwingend dünner sein muss als beim Stupfen. Seine Schichtdicke ist abhängig davon, wie lange gesprüht wird, aufgrund der feinen Vernebelung der Farbe entstehen auch bei längerem Sprühen keine Nasen118. In Bereichen, in denen die Schablone keine ausreichende Haftung zum Untergrund hatte, zeigen sich allerdings Reste des Farbnebels oder fehlerhafte Formen. Die Verwendung einer gut haftenden Klebefolie ist somit in Verbindung mit einem gesprühten Farbauftrag fast obligatorisch. Abb. 71: Detail einer Musterplatte, Farbauftrag gesprüht, 2007 Das gestupfte Motiv (Abbildung 72) zeigt in Teilbereichen Fehler in der Ausführung. Wo kleine Ausreißer entstanden sind, war der Farbauftrag zu reichhaltig und zu feucht. 117 Anhand der unterschiedlichen Intensität des Farbwerts, abhängig vom Farbauftrag wird ein Problem deutlich, das bereits Karl EYTH und Franz Sales MEYER, 1899 angesprochen haben (Kapitel 3.4.3.). Malt man innerhalb eines gestupften Farbauftrags nachträglich Stege mit dem Pinsel aus, ohne die Farbe nachzumischen, sind diese durch den unterschiedlichen Farbauftrag nach der Trocknung sichtbar. 118 Vergleiche auch den Problemlösungsansatz in den dem Anwenderhinweisen im ANHANG F 76 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Abb. 72: Detail einer Musterplatte, Farbauftrag gestupft, 2007 Bei entsprechender Ausführung stellen beide Varianten des Farbauftrags jedoch geeignete Möglichkeiten zur Rekonstruktion von Schablonenmalerein dar. Das Sprühverfahren ist bei einfachen Motiven in Verbindung mit Klebeschablonen womöglich wirtschaftlicher, erfordert allerdings ausreichende Vorversuche und eine abgestimmte Farbzusammensetzung. Sollte die Schablone den Untergrund beim Wiederablösen nicht zu sehr belasten, ist der Farbauftrag für den bestehenden Bestand schonender als das Stupfen. Dennoch sollte die möglichst authentische Wiedergabe der originalen Technik eine hohe Priorität haben, um dem Erinnerungswert des Objektes Rechnung zu tragen. Schablonen der 1920 – 30er Jahre können jedoch durchaus aufgesprüht sein. 5.3 Versuche zur Retusche einer fragmentarisch erhaltenen Schablonenmalerei Eine Alternative zur Rekonstruktion stellt die Retusche dar. Es gibt dabei verschiedene Ansätze, die unter anderem auch von Erhaltungszustand und Darstellung oder Motiv einer Malerei abhängig gemacht werden. Retuschen tragen, sofern es sich nicht um zu partielle Übermalungen handelt, in besondere Weise dazu bei, den Erinnerungswert einer Malerei zu überliefern. Anhand einer exemplarisch retuschierten Musterfläche sollen auch hier Möglichkeiten und Grenzen der Methode aufgezeigt werden. Abbildung 74 zeigt zwei Möglichkeiten der Ausführung innerhalb einer Fläche. In beiden Fällen wurden die Retuschen lasierend, aber flächig ausgeführt, da eine Strich- oder Punktretusche aufgrund 77 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN der Kleinheit mancher Ausbrüche nicht empfehlenswert erschien119. Grundsätzlich wurden zuerst die Fehlstellen im Fondton geschlossen. Abb. 73: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln vor der Retusche, 2007 Abb. 74: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln nach einer lasierenden Retusche, 2007 119 Der Unterschied zwischen Original und Retusche ist aus der Nähe deutlich wahrnehmbar. 78 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN Im Anschluss daran wurden die zu retuschierenden Flächen in zwei Kategorien eingeteilt. Die dunkelgraue Rahmung des Motivs wurde dabei als „rekonstruierbar“, die floralen Formen dagegen als „nicht rekonstruierbar“ eingestuft. Entsprechend wurden die grauen Bereiche geschlossen und ergänzt, die roten und grünen Farben nur leicht „zusammengezogen“. Wäre der Definition des Begriffs Restaurierung von Cesare BRANDI damit genüge getan? Er schreibt: „Die Restaurierung stellt das methodische Moment des Erkennens eines Kunstwerks dar, in seiner physischen Beschaffenheit und seiner ästhetischen und historischen Bipolarität, im Hinblick auf seine Übermittlung an die Zukunft.“ (2006, S. 44) Betrachtet man eine schablonierte Malerei des 19. oder 20. Jahrhunderts als eine Fläche, deren Aussage nur anhand einer geschlossenen Oberfläche übermittelt werden kann, und sieht man in der Schablone ein Werkzeug, welches der Wiederholung reproduzierbarer Motive dient, so scheint der ästhetische Aspekt in Abbildung 74 nur für die dunkelgraue Rahmung zufriedenstellend gelöst. Ein möglicher Ansatz für den floralen Teil der Malerei wäre in diesem Zusammenhang das Rosenmotiv mit dem Wissen um die in Kapitel 5.2 rekonstruierte Form auch als „rekonstruierbar“ zu betrachten und lasierend zu ergänzen. Das Original bliebe nach wie vor vollständig erhalten, und der ästhetische Aspekt wäre den Anforderungen entsprechend durchaus akzeptabel gelöst. Dennoch gibt es vielfältige alternative Ansätze. Sieht man formal keinen Unterschied zwischen Schablonenmalerei und anderen Gestaltungsformen, zeigt das Muster in Abbildung 74 im Bereich der Rose und ihrer Blätter einen möglichen archäologischen Retuscheansatz. 5.4 Vor-und Nachteile von Retusche und Rekonstruktion im direkten Vergleich Die Diskussion der Vor- und Nachteile von Retusche und Rekonstruktion ist stark abhängig von Art und Umfang der jeweiligen Maßnahme. Retuschemöglichkeiten sind vielfältig (siehe Kapitel 5.3) und bieten in sich bereits ausreichend Diskussionsstoff. Auch bei den Rekonstruktionen gibt es Varianten wie die Neufassung nach Befund als Überfassungen eines reduzierten Bestandes, die Teilrekonstruktion zur Komplettierung von Räumen im Hinblick auf deren Wiederablesbarkeit und Rekonstruktionen von Räumen anhand historischer Quellen. 79 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN 5.4.1 Erhaltung der historischen Substanz Die Erhaltung der historischen Substanz eines Objektes ist die Hauptaufgabe einer Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahme. Wie muss sie im Vergleich von Retusche und Rekonstruktion einer Dekorationsmalerei jeweils bewertet werden? Konservierende Maßnahmen sind in beiden Fällen möglich, fraglich ist, inwieweit das erneute Abdecken einer freigelegten Malerei im Zusammenhang mit einer Überfassung zu mehr oder weniger Substanzschäden führen kann, als die mit einer Freilegung womöglich verbundenen Verwitterungsprozesse (Hammer, 2007). Das Beispiel des Oldenburger Rathauses (siehe Kapitel 5.1.1) zeigt, dass Möglichkeiten zur Aufbringung von Trennschichten gefunden werden können. Dennoch stellen auch sie einen deutlichen Eingriff ins Objekt dar, der einer vollflächigen Malschichtfestigung durch Tränkung vergleichbar ist120. Bei einer Retusche der Fehlstellen im Bereich einer Dekorationsmalerei fällt der Aspekt der Trennschicht bzw. der Überfassung grundsätzlich weg. Auf den ersten Blick ist der Eingriff in die Substanz daher geringer, es sei denn, die Ausführung grenzt fälschlicherweise an eine Übermalung. Abhängig von den bereits erwähnten Verwitterungsprozessen oder der Raumnutzung kann die Gefährdung der Objekte dennoch gegeben sein. Ein weiterer aus Sicht der Erhaltung interessanter Aspekt ist, dass eine von der Allgemeinheit als ansprechend wahrgenommen Fläche oft länger und bewusster erhalten wird, als eine ästhetisch unbefriedigende. 5.4.2 Erhaltung der Denkmalwerte In welchem Verhältnis Rekonstruktion und Retusche zu Erinnerungs- und Gebrauchswert stehen, sollen folgende Überlegungen klären. Bei einer Rekonstruktion nach Befund im Sinne einer Neufassung eines Raumes steht grundsätzlich der Neuheitswert im Vordergrund. Hier geht der historische Wert des Originals verloren, sofern nicht eine geeignete Lösung für das Aufbringen einer Zwischentrennschicht oder eine tatsächlich reversible Art der Überfassung gefunden wird. Der Betrachter kann das Original in seiner ganzen Informationsvielfalt nicht mehr sehen und muss sich auf die Interpretation der abgedeckten Befunde verlassen. Diese kann durchaus subjektiv oder materialfremd und damit verfälscht sein (siehe Kapitel 5.2). Belegfelder stellen dabei erste, ernst zu nehmende Hilfen dar, wenn mindestens ein gesamter Rapport jeder einzelnen Schablone und ein genaues Aufmaß der Flächen vorhanden sind. Der Alterswert, die 120 Die hiermit verbundene Veränderung der Materialien ist ein generelles Problem bei der Konservierung und Restaurierung historischer Originale. 80 UMGANG UND ERHALTUNG UNTER RESTAURATORISCHEN ASPEKTEN „Patina“ des Originals im weitesten Sinn geht bei einer Überfassung grundsätzlich verloren. Den neuen Flächen sind historische Umgestaltungen oder Gebrauchsspuren nicht anzusehen. Laien empfinden diese Lösung häufig als sehr befriedigend, vor allem wenn ihnen keine Alternativen aufgezeigt werden. Bei einer Teilrekonstruktion zur Komplettierung eines Raumes im Hinblick auf dessen Wiederablesbarkeit bleibt der historische Wert des noch vorhanden Bestandes unangetastet121. Je nach Ausführung der Rekonstruktion – sie kann zum Beispiel etwas heller als das Original angelegt werden – wird sowohl dem Alterswert als auch dem Neuheitswert entsprochen. Der Neutheitswert zielt dann bewusst nicht darauf ab, dem ursprünglichen Aussehen des Raumes vollständig zu entsprechen. Dadurch wird deutlich, welche Flächen nicht mehr im Originalzustand sind. Die Ästhetik des Raumes kann in einem solchen Fall nur bei äußerst sensibler Ausführung unverfälscht wieder hergestellt werden. Die Rekonstruktionen von Räumen anhand historischer Quellen sind allgemein äußerst umstritten und nicht Teil dieser Arbeit122. Eine Retusche steht dem Erinnerungswert grundsätzlich nicht entgegen, sofern sie deutlich ablesbar ist. Je nach Erhaltungszustand des noch vorhandenen Bestandes und der Bewertung von Darstellung oder Motiv kann das ästhetische Ergebnis jedoch sehr unterschiedlich ausfallen. Ein reduzierter Bestand (siehe Abbildung 57) kann leicht zur Verstärkung von Konturen in Sinne von Übermalungen verleiten. Besonderen Stellenwert in der Diskussion um Retusche oder Rekonstruktion von schablonierten Dekorations- und Stubenmalereien nimmt immer der Gebrauchswert ein. Der Nutzer eines museal genutzten Objektes hat einen anderen Anspruch als der eines zu Repräsentationszwecken benötigten Rathaussaals. 121 Mit Ausnahme des konservatorischen Eingriffs 122 Die Aussagen beziehen sich ausschließlich auf in Denkmälern noch vorhandene Substanz. 81 ERGEBNISSE 82 6 ERGEBNISSE Das Bild der Maler während der Jahrhunderte ist sehr vielfältig. Anhand ihrer Geschichte kann man gesellschaftliche Entwicklungen vom Mittelalter bis heute nachverfolgen, da das Berufsbild immer von den Aufgaben der jeweiligen Zeit geprägt war. Eine Differenzierung zwischen Malern im Sinne von „Künstlern“, „Anstreichern“ oder „Dekorationsmalern“ ist kaum möglich, da die einzelnen Aufgaben fließend ineinander übergehen. Dennoch kann man eine Art formaler Trennung zwischen handwerklichen und akademischen Malern im Zuge der Akademisierung im 17. und 18. Jahrhundert feststellen. Zum Ende des 19. Jahrhundert begann für das Malerhandwerk zusätzlich zu neuen Aufgaben der Weg hin zum konfektionierten Werkstoff und damit zum Ende vieler historischen Handwerkstechniken an. Das heutige Berufsbild ist somit geprägt von einer langen, komplexen Entwicklung, deren Resultat der Verlust einer lang gepflegten Tradition ist. Die Aufgabe der Denkmalpflege ist es, wie auch in der Präambel der Charta von Venedig festgeschrieben, die Zeugnisse dieser Traditionen zu bewahren. „Als lebendige Zeugnisse jahrhundertealter Tradition der Völker vermitteln die Denkmäler in der Gegenwart eine geistige Botschaft der Vergangenheit. Die Menschheit, die sich der universellen Geltung menschlicher Werte mehr und mehr bewusst wird, sieht in den Denkmälern ein gemeinsames Erbe und fühlt sich kommenden Generationen gegenüber für die Bewahrung gemeinsam verantwortlich. Sie hat die Verpflichtung, ihnen die Denkmäler im ganzen Reichtum ihrer Authentizität weiterzugeben." (HUBEL, 2006, S. 130) Geringschätzung und die damit verbundene Zerstörung einzelner Epochen oder bestimmter Bereiche haben immer wieder Lücken ins Gesamtbild gerissen. Dekorations- und vor allem Schablonenmalereien aus der Zeit des 19. und 20. Jahrhunderts sind im ländlichen Bereich davon noch immer stark betroffen. Die Suche nach Wandfassungen im Profanbau der 1950er Jahre haben bestätigt, wie kurz und abhängig vom „Zeitgeschmack“ die Lebensdauer einer Wanddekoration sein kann. Ursache hierfür ist unter anderem auch das geringe Bewusstsein der Allgemeinheit für ihre Bedeutung im Zusammenhang mit einer geschichtlichen und soziokulturellen Entwicklung der Gesellschaft. Die Untersuchungen der vorliegenden Arbeit haben gezeigt, dass jeden Maler eine eigene Lebens- und Schaffensgeschichte mit seinen Arbeiten verbindet, die sich nur ansatzweise mit allgemeinen Aussagen zusammenfassen lässt. Die Eigenheiten im Umgang mit Entwürfen, Gestaltungsideen, Motiven, Farben, Farbauftrag machen jede ausgeführte Arbeit zu einem historischen Zeugnis. Auch ein immer wiederkehrender Rapport eines Motivs gibt Aussagen zur Arbeitsweise des dahinter stehenden Malers. Hatte er besonderen Ehrgeiz den Rapport nicht erkennbar sein zu lassen, weil nur das seinem Anspruch genügte? Oder VERZEICHNISSE 83 hat er schnell und schlampig gearbeitet, womöglich weil er mindestens einen Raum pro Tag schaffen musste, um ausreichend zu verdienen? Solche Informationen lassen sich nur an Originalen ablesen. Genauso wie beispielsweise naturwissenschaftliche Analysen von Bindemitteln nur an unberührten Objekten wenig verfälschte Ergebnisse versprechen. Das Bewusstsein von Restauratoren hierfür mag geschärft sein, Laien aber nehmen oft nur ein zwar attraktives, aber immer wiederkehrendes, Motiv war, dessen Schablone womöglich industriell hergestellt wurde. Das auch die industrielle Herstellung der Schablone und ihre Anwendung eine historische Entwicklung dokumentieren, gerät dabei oft ganz in Vergessenheit. Wie aber lassen sich unterschiedliche Denkmalwerte vereinbaren? Der historische Wert und der Alterswert sind gerade im Zusammenhang mit Rekonstruktionen von Schablonenmalereien häufig stark gefährdet123. Anhand verschiedener Beispiele wurde deutlich, dass eine Rekonstruktion dem Original im Idealfall sehr nahekommt, es aber nicht ersetzten kann. Gehen der historische und der Alterswert verloren, ist aus heutiger Sicht des Restaurators meist das Wichtigste am Denkmal zerstört. Dennoch spielt bei der Erhaltung von Denkmälern nach Alois Riegel auch der Gegenwartswert eine wesentliche Rolle, da nur erhalten wird, was gefällt und genutzt wird (HAMMER, 2007 und HUBL, 2006). Grundlage für ein Restaurierungskonzept ist hauptsächlich der Zustand eines noch vorhandenen Bestandes. Sind die Flächen in einem optisch sehr unbefriedigenden Zustand, ist der Gedanke einer Rekonstruktion im Sinne einer Überfassung aus ästhetischen Erwägungen naheliegend124. Eine solche Malerei hat grundsätzlich einen geringeren Urkundencharakter als eine besser erhaltene und damit einen niedrigeren Erinnerungswert. Das Risiko einer Fehlinterpretation der Befunde ist hoch, dennoch kann der Gebrauchswert eines Raumes wiederum durch eine Rekonstruktion steigen. Die Bewertung ist abhängig vom Betrachter und dessen Kenntnisstand sowie der Raumnutzung. Wichtigster Baustein der Denkmalpflege in diesem Zusammenhang ist Aufklärung, nicht zuletzt durch kritische Publikationen, die die Problematiken verdeutlichen. Die Hauptaufgabe des Restaurators bleibt, dafür Sorge zu tragen, dass Objekte und Maßnahmen ausstreichend dokumentiert sind und der Eingriff ins Original so gering wie möglich gehalten wird. Er muss – und sei es durch Aufbringen einer Trennschicht vor einer Überfassung – sicherstellen, dass der Erinnerungswert der Objekte überliefert wird. 123 Der Umgang mit bereits restaurierten Objekten ist gerade in diesem Zusammenhang noch deutlich komplexer. 124 Die Konservierung des Bestandes wird von der Verfasserin vorausgesetzt. VERZEICHNISSE 84 7 VERZEICHNISSE ABBILDUNGSNACHWEIS Abb. 1: Stundenplan der Malerschule zu Buxtehude aus einem Programmheft der Schule um 1905 (VETTERLI) ........................................................................................... 17 Abb. 2: Titelblatt von DIE MAPPE, Band VIII, Heft 1, 1889 .............................................. 20 Abb. 3: Liniermaschine von B. Kuny aus München, um 1900 (EYTH/ MEYER, 1899) .... 21 Abb. 4: Blick in die Vitrine der Farbton-karten des Deutschen Maler- und LackiererMuseums, 2007 .................................................................................................... 23 Abb. 5: Schablonenmesser (EYTH/ MEYER, 1988) ......................................................... 24 Abb. 6: Durchschlageisen für Kreisformen (KOCH, 1953) ............................................... 24 Abb. 7: Schneidemaschiene die über einen Keilriemen mit dem Fuß betrieben wird (KOCH,1953) ........................................................................................................ 24 Abb. 8: Schablonieranleitung der Wiener Schule von 1920 aus dem Deutschen Malerund Lackierermuseum, 2007 ................................................................................ 25 Abb. 9: Tafel 42 aus „Der Ornamentenschatz“ von Heinrich DOLMETSCH (1887) ......... 26 Abb. 10: Vorlage zur Bestellung von Schablonen, um 1930 (NACHLASS STIGROT, 2007) ……………………………………………………………………………………………27 Abb. 11: Preis-Verzeichnis zur Bestellung von Schablonen, um 1930 (NACHLASS STIGROT, 2007) .................................................................................................. 27 Abb. 12: Statistik der Einnahmen und Ausgaben eines Malergehilfen um 1884 (GATZ, 1994) .................................................................................................................... 30 Abb. 13: Ursprung der untersuchten Malernachlässe in Niedersachsen ............................ 34 Abb. 14: Screenshot der Schablonenübersicht aus der Access-Datenbank, 2007 ............ 36 Abb. 15: Screenshot eines Diagramms aus der Access-Datenbank, 2007 ........................ 37 Abb. 16: Familie Adels aus Oldenburg (NACHLASS ADELS, 2007) .................................. 38 Abb. 17: Gesellenbrief des F.W. Adels, 1863 (NACHLASS ADELS, 2007) ....................... 38 Abb. 18: Briefkopf des Rechnungsvordrucks von Friedrich Wilhelm Adels (NACHLASS ADELS, 2007) ...................................................................................................... 39 Abb. 19: Zeugnis des Kunstgewerbemuseums Berlin (NACHLASS ADELS, 2007) .......... 40 Abb. 20: Ölgemälde signiert von Heinrich Friedrich Johann Adels, 1934 (NACHLASS ADELS, 2007) ...................................................................................................... 41 Abb. 21: Brief mit Bleistiftzeichnung von Friedrich Johann Adels aus dem 1. Weltkrieg, 1918 (NACHLASS ADELS, 2007) ........................................................................ 42 Abb. 22: Gebäude aus dem Besitz von Friedrich Wilhelm Adels, zusammengestellt nach dem Einträgen im Häuserbuch von WACHTENDORF (1996) ............................. 42 VERZEICHNISSE 85 Abb. 23: Neufassung des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2007 .......................... 43 Abb. 24: Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S5(1v2)) .................................. 43 Abb. 25: Ausschnitt aus der Oberwandzone des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2004 ..................................................................................................................... 44 Abb. 26: Auszug aus einem Musterbuch von Hermann SCHAPER (1896) ........................ 44 Abb. 27: Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S17(1v2)) ................................ 44 Abb. 28: Reparatur einer Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S30) ............... 44 Abb. 29: Halterschablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S17(2v2)) ....................... 44 Abb. 30: Maler Wilhelm Stigrot (Foto aus Privatbesitz) ...................................................... 45 Abb. 31: Wandbild mit Hirsch von Wilhelm Stigrot, 1934 (aus Privatbesitz) ....................... 47 Abb. 33: Vorlage eines Schablonenherstellers aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V126) .................................................................................................................... 48 Abb. 32: Rückseitige Beschriftung einer Vorlage aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V126) .................................................................................................................... 48 Abb. 34: Schräger Anschnitt eines Schablonenkartons aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S69(5v5)) .................................................................................................. 48 Abb. 35: Ausschnitt einer Vorlage für ein Versetzmuster aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V92) ........................................................................................................... 49 Abb. 36: Ausschnitt einer Versetzmusterschablone aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S92(3v4)) .............................................................................................................. 49 Abb. 37: Wandgestaltung passen zur Vorlage aus Abbildung 38 entdeckt in einem Wohnhaus in 31848 Hasperde (Bad Münder) ...................................................... 49 Abb. 38: Vorlage aus dem NACHLASS STIGROT (2007, V122) ....................................... 49 Abb. 39: Malerfamilie Lüters um 1913 (NACHLASS ADELS, 2007) .................................. 50 Abb. 40: Malerbetrieb Adolf Köther vor der Kirche in Kirchlinteln, um 1950, oben mittig: Manfred Meins, 2. Reihe von links Wilhelm Lüters jun., Willi Walter Heinz Lüters, Adolf Köther, davor 5 Gesellen (aus Privatbesitz) ................................................ 51 Abb. 41: Wandfassung aus den Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, vermutlich 1900–1910. . 52 Abb. 42: Wandfassung aus Raum 1.8 des Pfarrwitwenhauses in Kirchlinteln, 2007.......... 52 Abb. 43: Ölgemälde von Walter Lüters, signiert 1937 (aus Privatbesitz) ........................... 53 Abb. 44: Entwurf für ein Deckengewölbe aus dem NACHLASS ADELS (2007, E161(4v4)) .. ............................................................................................................................. 54 Abb. 45: Vorzeichnung einer Schablone auf der Rückseite (NACHLASS ADELS, 2007, S73) ...................................................................................................................... 54 Abb. 46: Selbst eingeschnittene Passmarken NACHLASS ADELS, 2007, S54(2v2)) ....... 55 Abb. 47: Gestanzte Passmarken (NACHLASS STIGROT, 2007, S87) .............................. 55 Abb. 48: Geometrisches Motiv aus dem NACHLASS ADELS (2007, S23) ........................ 55 VERZEICHNISSE Abb. 49: 86 Mehrschlägiges Motiv aus der Natur aus dem NACHLASS ADELS (2007, S87(5v6)) .............................................................................................................. 55 Abb. 50: Ausschnitt aus dem 2004 rekonstruierten Bereich des Sitzungssaals im Oldenburger Rathaus, 2004 ................................................................................. 56 Abb. 51: Ausschnitt aus Raum 1.8 des Kirchlintelner Pfarrwitwenhauses, 2007 ............... 56 Abb. 52: Gestupfter Farbauftrag einer mehrfach verwendeten Schablone aus dem NACHLASS ADELS (2007, S49).......................................................................... 57 Abb. 53: Gestrichener Farbauftrag aus dem NACHLASS STIGROT (2007, S34) ............. 57 Abb. 54: Nordwand des Sitzungssaals vor Beginn der Neuausmalung, rechts im Bild die Musterachse von 2004, aus KELLNER (2005)..................................................... 60 Abb. 55: Ausschnitt der Nordwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, rechts im Bild die Musterachse links der originale Bestand, aus BUTT/ MAIER (2004) ....................................................................................................... 61 Abb. 56: Ausschnitt des östlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals während der Ausführung der Musterachse 2004, aus BUTT/ MAIER (2004) ...... 62 Abb. 57: Ausschnitt der Nordwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, lasierend retuschierte Bereiche mit und ohne bronzierte Konturierungen, aus BUTT/ MAIER (2004)..................................................................................... 63 Abb. 58: Ausschnitt des westlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Musterachse 2004, aus BUTT/ MAIER (2004) ............... 65 Abb. 59: Ausschnitt des westlichen Feldes der nördlichen Oberwand des Sitzungssaals nach Fertigstellung der Gesamtausmalung 2005, aus KELLNER (2005) ............ 66 Abb. 60: Aufmaß der Raumfassung aus BUTT/ MAIER (2004) ......................................... 67 Abb. 61: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, 2007 .............................................................................................. 68 Abb. 62: Digitalisierte Kontur des schablonierten Rosenfrieses aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln, 2007 .............................................................................................. 69 Abb. 63: Digitalisierte Konturen aller Befunde übereinander geschoben, 2007 ................. 70 Abb. 64: Zeichnung des Motivs unter Berücksichtigung der Originalbefunde, 2007 .......... 70 Abb. 65: Farbige Darstellung des Motivs unter Berücksichtigung der Originalbefunde, 2007 ............................................................................................................................. 70 Abb. 66: Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) ......................................... 71 Abb. 67: Exakt nachgezeichnete Kontur der Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) ................................................................................................................... 71 Abb. 68: Geometrisch nachkonstruierte Schablone S10 aus dem NACHLASS ADELS (2007) ................................................................................................................... 71 VERZEICHNISSE Abb. 69: 87 Musterplatte zusammengesetzt aus geometrisch konstruiertem Motiv (unterer Teil) und von der Originalschablone abgenommenem Motiv (oberer Teil), 2007. 72 Abb. 70: Musterplatten, Farbauftrag oben aufgesprüht, unten mit dem Pinsel aufgestupft, 2007 ..................................................................................................................... 75 Abb. 71: Detail einer Musterplatte, Farbauftrag gesprüht, 2007 ......................................... 76 Abb. 72: Detail einer Musterplatte, Farbauftrag gestupft, 2007 .......................................... 77 Abb. 73: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln vor der Retusche, 2007 .................................................................. 78 Abb. 74: Oberwandabschluss der 3. Fassung des Raumes 1.11 aus dem Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln nach einer lasierenden Retusche, 2007......................................... 78 TABELLENVERZEICHNIS Tabelle 1: Malerausbildung im Vergleich von 1905 zu 2007 ................................................. 18 Tabelle 2: Grundstoffe zur Herstellung von Leimfarbe nach Silvia FONTANA (2004) .......... 22 Tabelle 3: Darstellung der im Rahmen einer Rekonstruktion des Sitzungssaals ergänzten Motive und Farben, aus BUTT/ MAIER, 2004, S.9 .............................................. 64 DIAGRAMME Diagramm 1: Beschäftigte im Malerhandwerk 1840 – 1961 basierend auf dem Katalog des SCHLESWIG-HOLSTEINISCHEN LANDESMUSEUMS (1983) .............. 29 Diagramm 2: Entwicklung und Zusammensetzung der Malerbetriebe 1882 – 1907 ............ 31 Diagramm 3: Einnahmen und Ausgaben der Familie Stigrot (1950 – 1953) ........................ 46 Diagramm 4: Nach Malern sortierte Schablonierfarben aus den NACHLÄSSEN ADELS, STIGROT UND KIRCHLINTELN (2007) ......................................................... 58 Diagramm 5: Nach Datierung sortierte Schablonierfarben aus den NACHLÄSSEN ADELS, STIGROT UND KIRCHLINTELN (2007) ........................................... 58 VERZEICHNISSE 88 QUELLENVERZEICHNIS BAABE, SABINE: Moderne Wandgestaltung in Wohnräumen der zwanziger Jahre. 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Schmidt, München, Berlin, Leipzig, 1922. 99 ANHANG A ANHANG A Kurzanleitung zur Nutzung der Datenbank Systemanforderungen: Pentium Prozessor ab 350 MHz, Arbeitsspeicher: min. 256 MB für Windows XP, ca. 120 MB Festplattenspeicher, CD-ROM-Laufwerk, VGA-Grafikkarte (min. 1024x768 Bildpunkten) Installation der Datenbank: CD einlegen, auf Setup klicken und den Installationshinweisen folgen. (Die Installation dauert möglicherweise einige Minuten.) Datenmenge: Die Datenbank enthält derzeit 258 Datensätze und hat eine Größe von 598 MB. Anlegen neuer Datensätze und einpflegen von Varianten: Ist derzeit nur der Verfasserin möglich125. Bedienung: Nach dem Öffnen der Datenbank gelangt man in die Hauptübersicht. Von hier kann man einzelne, in 2 Hauptgruppen gegliederte Themenbereiche auswählen. Hauptübersicht Übersicht Entwürfe Informationen über Entwürfe und Vorlagen Übersicht Vorlagen Informationen zu Schablonen Übersicht Schablonen Übersicht Malereien Durch Anklicken des jeweiligen Buttons öffnet sich entweder ein Übersichtsblatt mit Abbildung oder eine Karteikarte, innerhalb derer die vorliegenden Datensätze entsprechend spezieller Fragestellungen126 verknüpft sind. Diagramme, die das in Tabellenform dargestellte zusätzlich veranschaulichen, können rechts im Bild per Mausklick geöffnet werden. 125 Die Datenbank wurde ausschließlich als Arbeitswerkzeug der Verfasserin konzipiert und erhebt nicht den Anspruch, von der Allgemeinheit benutzbar zu sein. Eine Erweiterung in einem anderen Rahmen ist denkbar und durch zusätzlichen Programmieraufwand problemlos möglich. 126 Die Einzelabfragen sind in ANHANG B aufgelistet ANHANG B 100 B Datenbankabfragen Der folgende Fragenkatalog wurde als Grundlage für die Programmierung der Datenbank erstellt127. zu Entwürfen und Vorlagen A Welcher Maler hat welche Art von Entwürfen angefertigt?128 Urheber, Darstellung, Datierung und Anmerkung B1 Welcher Maler hat welche Art von Vorlagen angefertigt oder besessen?129 Urheber, Anwender, Darstellung, Datierung und Anmerkung B2 Wo wurden diese Vorlagen hergestellt und was wurde dafür ausgegeben? Verkäufer, Preis zu Schablonen C1 Welche Schablonengrößen wurden von den Malern bevorzugt? Anwender, Größe, Darstellung, Datierung und Anmerkung C2 Welche Größe hatten Schablonen in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 194050er Jahren? Datierung, Größe, Darstellung D1 Welche Schablonenkartons wurden von den Malern verwendet? Anwender, Material, x braun und x gelb von x gesamt Anwender, Material, x mit einer Stärke von x mm bei x gesamt D2 Was für Schablonenkarton wurde in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren verwendet? Datierung, Material, x braun, x gelb von x gesamt Datierung, Material, x mit einer Stärke von x mm bei x gesamt 127 Die prägnante Form der Fragestellung wurde daher bewusst gewählt. Die grau markierten Zeilen definieren die Datenbankabfragen durch Benennung der notwenigen Datenfelder. 128 Da fast nur im NACHLASS ADELS (2007) Entwürfe enthalten sind, ist es leider wenig sinnvoll, die Frage „Welcher der Maler hat selbst entworfen?“ zu stellen. 129 Da fast nur im NACHLASS STIGROT (2007) Vorlagen enthalten sind, ist es leider wenig sinnvoll, die Frage „Welcher der Maler hat Vorlagen verwendet?“ zu stellen. ANHANG B 101 E1 Wie sind die Schablonen der Maler geschnitten? x händisch-leicht angeschrägt, x händisch, x gestanzt von x gesamt, Anwender, Hersteller, Verkäufer, Datierung E2 Wie sind die Schablonen in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren geschnitten? Datierung, x händisch-leicht angeschrägt, x händisch, x gestanzt von x gesamt, Anwender, Hersteller, Verkäufer F1 Womit haben die Maler ihre Schablonen versiegelt? Anwender, x unlöslich in Ethanol oder Wasser, x ethanollöslich,, x ethanollösliche Farbe, x Farbe bei x gesamt, Datierung, Anmerkung F2 Womit wurden Schablonen in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren versiegelt? Datierung, x unlöslich in Ethanol oder Wasser, x ethanollöslich,, x ethanollösliche Farbe, x Farbe bei x gesamt G Welche Maler haben womit Vorzeichnungen auf den Schablonen angefertigt? Urheber, Anwender, Vorzeichnung, Material der Vorzeichnung, Datierung H Welche Schablonen haben Bestell- und Schlagnummern und wie sehen diese aus? Beschriftung, Art der Beschriftung, Datierung, Darstellung, Anwender, Urheber I Welche Schablonen haben Passmarken und wie sehen diese aus? Passmarken, Art der Passmarken, Datierung, Darstellung, Anwender, Urheber J Wie oft wurden die Schablonen angewendet? Anzahl der Farbfassungen, Darstellung, Anwender, Datierung K1 Welche Schablonentypen wurden von den Malern verwendet? Anwender, Halter als Teil des Motivs, keine Halter nachweisbar, Motiv mit Halterschablone, Halterschablonen, Darstellung, Datierung K2 Welche Schablonentypen wurden in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 194050er Jahren verwendet? Datierung, Halter als Teil des Motivs, keine Halter nachweisbar, Motiv mit Halterschablone, Halterschablonen, Darstellung, Anwender ANHANG B 102 L1 Welche Motive haben die Maler verwendet? Anwender, x Motive geometrisch, x Motive aus der Natur, x Mischmotive, x figürliche Motive, x gegenständliche Motive, Darstellung Datierung L2 Welche Motive wurden in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren verwendet? Anwender, x Motive geometrisch, x Motive aus der Natur, x Mischmotive, x figürliche Motive, x gegenständliche Motive, Darstellung, Datierung M1 Wie viele Schläge haben die Schablonen der Maler? Anwender, Varianten der Inventarnummer, Darstellung, Datierung M2 Wie viele Schläge haben die Schablonenin den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren? Datierung, Varianten der Inventarnummer, Darstellung, Anwender O1 Welche Bindemittel wurden von den Malern verwendet? Anwender, x wasserlöslich, x wasserunlöslich, x ethanollöslich, Darstellung Datierung P1 Welche Farbtöne130 wurden von den Malern verwendet? Anwender, x bläulich, x bräunlich, x gelblich, x gold-bronze, x gräulich, x grünlich, x rötlich, x schwarz, x silber-bronze, x weißlich, Darstellung, Datierung P2 Welche Farbtöne wurden in den 1880-90er, 1900-10er, 1920-30er und 1940-50er Jahren verwendet? Datierung, x bläulich, x bräunlich, x gelblich, x gold-bronze, x gräulich, x grünlich, x rötlich, x schwarz, x silber-bronze, x weißlich, Darstellung, Anwender Q1 Wie wurde die Farbe aufgetragen x gestupft, x gestrichen, von x gesamt, Darstellung 130 Um eine Aussage zu dieser Frage zu erhalten mussten die mittels NCS-Farbkarte abgenommenen Farbtöne stark vereinfacht ausgedrückt werden. So wurden sie unter Überbegriffen wie rötlich oder bläulich zusammengefasst. Die tatsächliche Benennung der einzelnen Töne wird in der Datenbank aber nach wie vor eingeblendet. 103 ANHANG C C Nachlasskatalog (Entwürfe, Vorlagen, Schablonen, Malereien) Entwürfe E127 NACHLASS STIGROT E128 NACHLASS STIGROT E129 NACHLASS STIGROT E130 NACHLASS STIGROT 104 ANHANG C Entwürfe E131 NACHLASS STIGROT E132 NACHLASS STIGROT E159 NACHLASS ADELS E160 NACHLASS ADELS E161(1v4) NACHLASS ADELS 105 ANHANG C Entwürfe E161(2v4) E161(3v4) NACHLASS ADELS E161(4v4) NACHLASS ADELS E162 NACHLASS ADELS E163 NACHLASS ADELS 106 ANHANG C Entwürfe E164 NACHLASS ADELS E169 NACHLASS ADELS 107 ANHANG C Vorlagen V79 NACHLASS STIGROT V80 NACHLASS STIGROT V81 NACHLASS STIGROT V82783 NACHLASS STIGROT V85/86/87/126 NACHLASS STIGROT 108 ANHANG C Vorlagen V88 NACHLASS STIGROT V89 NACHLASS STIGROT V90 NACHLASS STIGROT V91 NACHLASS STIGROT V92 NACHLASS STIGROT 109 ANHANG C Vorlagen V97 NACHLASS STIGROT V98 NACHLASS STIGROT V99 NACHLASS STIGROT V100 NACHLASS STIGROT V101 NACHLASS STIGROT 110 ANHANG C Vorlagen V102 NACHLASS STIGROT V103 NACHLASS STIGROT V104 NACHLASS STIGROT V105 NACHLASS STIGROT V106 NACHLASS STIGROT 111 ANHANG C Vorlagen V107 NACHLASS STIGROT V108 NACHLASS STIGROT V109 NACHLASS STIGROT V110 NACHLASS STIGROT V111 NACHLASS STIGROT 112 ANHANG C Vorlagen V112 NACHLASS STIGROT V113 NACHLASS STIGROT V114 NACHLASS STIGROT V115 NACHLASS STIGROT V116 NACHLASS STIGROT 113 ANHANG C Vorlagen V117 NACHLASS STIGROT V118 NACHLASS STIGROT V119 NACHLASS STIGROT V120 NACHLASS STIGROT V121 NACHLASS STIGROT 114 ANHANG C Vorlagen V122 NACHLASS STIGROT V123 NACHLASS STIGROT V124 NACHLASS STIGROT V125 NACHLASS STIGROT 115 ANHANG C Schablonen S1 NACHLASS ADELS S2 NACHLASS ADELS S3 NACHLASS ADELS S4(1v2) NACHLASS ADELS S4(2v2) NACHLASS ADELS 116 ANHANG C Schablonen S5(1v2) NACHLASS ADELS S5(2v2) NACHLASS ADELS S6 NACHLASS ADELS S7 NACHLASS ADELS S8 NACHLASS ADELS 117 ANHANG C Schablonen S9 NACHLASS ADELS S10 NACHLASS ADELS S11 NACHLASS ADELS S12 NACHLASS ADELS S13 NACHLASS ADELS 118 ANHANG C Schablonen S14 NACHLASS ADELS S15 NACHLASS ADELS S16 NACHLASS ADELS S17(1v2) NACHLASS ADELS S17(2v2) NACHLASS ADELS 119 ANHANG C Schablonen S18(1v2) NACHLASS ADELS S18(2v2) NACHLASS ADELS S19(1v3) NACHLASS ADELS S19(2v3) NACHLASS ADELS S19(3v3) NACHLASS ADELS 120 ANHANG C Schablonen S20(1v4) NACHLASS ADELS S20(2v4) NACHLASS ADELS S20(3v4) NACHLASS ADELS S20(4v4) NACHLASS ADELS S21(1v2) NACHLASS ADELS 121 ANHANG C Schablonen S21(2v2) NACHLASS ADELS S22(1v4) NACHLASS ADELS S22(2v4) NACHLASS ADELS S22(3v4) NACHLASS ADELS S22(4v4) NACHLASS ADELS 122 ANHANG C Schablonen S23(1v3) NACHLASS ADELS S23(2v3) NACHLASS ADELS S23(3v3) NACHLASS ADELS S24(1v3) NACHLASS ADELS S24(2v3) NACHLASS ADELS 123 ANHANG C Schablonen S24(3v3) NACHLASS ADELS S25(1v5) NACHLASS ADELS S25(2v5) NACHLASS ADELS S25(3v5) NACHLASS ADELS S25(4v5) NACHLASS ADELS 124 ANHANG C Schablonen S25(5v5) NACHLASS ADELS S26 NACHLASS ADELS S27 NACHLASS ADELS S28(1v3) NACHLASS ADELS S28(2v3) NACHLASS ADELS 125 ANHANG C Schablonen S28(3v3) NACHLASS ADELS S29 NACHLASS ADELS S30 NACHLASS ADELS S31 NACHLASS ADELS S32 NACHLASS ADELS 126 ANHANG C Schablonen S33 NACHLASS ADELS S34 NACHLASS ADELS S35 NACHLASS ADELS S36 NACHLASS ADELS S37 NACHLASS ADELS 127 ANHANG C Schablonen S38 NACHLASS ADELS S39 NACHLASS ADELS S40 NACHLASS ADELS S41 NACHLASS ADELS S42 NACHLASS ADELS 128 ANHANG C Schablonen S43(1v2) NACHLASS ADELS S43(2v2) NACHLASS ADELS S44 NACHLASS ADELS S45 NACHLASS ADELS S46 NACHLASS ADELS 129 ANHANG C Schablonen S47 NACHLASS ADELS S48 NACHLASS ADELS S49 NACHLASS ADELS S50(1v2) NACHLASS ADELS S50(2v2) NACHLASS ADELS 130 ANHANG C Schablonen S51(1v2) NACHLASS ADELS S51(2v2) NACHLASS ADELS S52(1v2) NACHLASS ADELS S52(2v2) NACHLASS ADELS S53(1v2) NACHLASS ADELS 131 ANHANG C Schablonen S53(2v2) NACHLASS ADELS S54(1v2) NACHLASS ADELS S54(2v2) NACHLASS ADELS S55(1v2) NACHLASS ADELS S55(2v2) NACHLASS ADELS 132 ANHANG C Schablonen S56 NACHLASS ADELS S57(1v2) NACHLASS ADELS S57(2v2) NACHLASS ADELS S58(1v2) NACHLASS ADELS S58(2v2) NACHLASS ADELS 133 ANHANG C Schablonen S59(1v2) NACHLASS ADELS S59(2v2) NACHLASS ADELS S60(1v3) NACHLASS ADELS S60(2v3) NACHLASS ADELS S60(3v3) NACHLASS ADELS 134 ANHANG C Schablonen S61(1v3) NACHLASS ADELS S61(2v3) NACHLASS ADELS S61(3v3) NACHLASS ADELS S62 NACHLASS ADELS S63 NACHLASS ADELS 135 ANHANG C Schablonen S64(1v2) NACHLASS ADELS S64(2v2) NACHLASS ADELS S65 NACHLASS ADELS S66 NACHLASS ADELS S67 NACHLASS ADELS 136 ANHANG C Schablonen S68 NACHLASS ADELS S69 NACHLASS ADELS S70 NACHLASS ADELS S71 NACHLASS ADELS S72 NACHLASS ADELS 137 ANHANG C Schablonen S73 NACHLASS ADELS S74 NACHLASS ADELS S75 NACHLASS ADELS S76 NACHLASS STIGROT S77(1v4) NACHLASS STIGROT 138 ANHANG C Schablonen S77(2v4) NACHLASS STIGROT S77(3v4) NACHLASS STIGROT S77(4v4) NACHLASS STIGROT S78 NACHLASS STIGROT S79(1v2) NACHLASS STIGROT 139 ANHANG C Schablonen S79(2v2) NACHLASS STIGROT S80 NACHLASS STIGROT S81(1v4) NACHLASS STIGROT S81(2v4) NACHLASS STIGROT S81(3v4) NACHLASS STIGROT 140 ANHANG C Schablonen S81(4v4) NACHLASS STIGROT S82 NACHLASS STIGROT S83 NACHLASS STIGROT S84 NACHLASS STIGROT S85 NACHLASS STIGROT 141 ANHANG C Schablonen S86 NACHLASS STIGROT S87(1v6) NACHLASS STIGROT S87(2v6) NACHLASS STIGROT S87(3v6) NACHLASS STIGROT S87(4v6) NACHLASS STIGROT 142 ANHANG C Schablonen S87(5v6) NACHLASS STIGROT S87(6v6) NACHLASS STIGROT S88 NACHLASS STIGROT S89 NACHLASS STIGROT S90(1v4) NACHLASS STIGROT 143 ANHANG C Schablonen S90(2v4) NACHLASS STIGROT S90(3v4) NACHLASS STIGROT S90(4v4) NACHLASS STIGROT S91(1v3) NACHLASS STIGROT S91(2v3) NACHLASS STIGROT 144 ANHANG C Schablonen S91(3v3) NACHLASS STIGROT S92(1v4) NACHLASS STIGROT S92(2v4) NACHLASS STIGROT S92(3v4) NACHLASS STIGROT S92(4v4) NACHLASS STIGROT 145 ANHANG C Schablonen S93(1v3) NACHLASS STIGROT S93(2v3) NACHLASS STIGROT S93(3v3) NACHLASS STIGROT S94(1v4) NACHLASS STIGROT S94(2v4) NACHLASS STIGROT 146 ANHANG C Schablonen S94(3v4) NACHLASS STIGROT S94(4v4) NACHLASS STIGROT S95(1v5) NACHLASS STIGROT S95(2v5) NACHLASS STIGROT S95(3v5) NACHLASS STIGROT 147 ANHANG C Schablonen S95(4v5) NACHLASS STIGROT S95(5v5) NACHLASS STIGROT S96(1v5) NACHLASS STIGROT S96(2v5) NACHLASS STIGROT S96(3v5) NACHLASS STIGROT 148 ANHANG C Schablonen S96(4v5) NACHLASS STIGROT S96(5v5) NACHLASS STIGROT S133(1v2) NACHLASS KIRCHLINTELN S133(2v2) NACHLASS KIRCHLINTELN S134 NACHLASS KIRCHLINTELN 149 ANHANG C Schablonen S135 NACHLASS KIRCHLINTELN S136 NACHLASS KIRCHLINTELN S137 NACHLASS KIRCHLINTELN S138 NACHLASS KIRCHLINTELN S139(1v3) NACHLASS KIRCHLINTELN 150 ANHANG C Schablonen S139(2v3) NACHLASS KIRCHLINTELN S139(3v3) NACHLASS KIRCHLINTELN S140 NACHLASS KIRCHLINTELN S141 NACHLASS KIRCHLINTELN S142 NACHLASS KIRCHLINTELN 151 ANHANG C Schablonen S143(1v2)NACHLASS KIRCHLINTELN S143(2v2)NACHLASS KIRCHLINTELN 152 ANHANG C Wandmalereien W5 WANDMALEREI DER MALER ADELS Sitzungsaal des Rathauses, 26105 Oldenburg W122 WANDMALEREI Wohnhaus in Hasperde (31848 Bad Münder) W144 WANDMALEREI Wohnhaus in Hamelspringe (31848 Bad Münder) W145 WANDMALEREI DER MALER ADELS Standort verloren W146 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln 153 ANHANG C Wandmalereien W147 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W148 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W149 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W150 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W151/ W152 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln 154 ANHANG C Wandmalereien W153 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W154 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W155 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W156 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln W157 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln 155 ANHANG C Wandmalereien W158 WANDMALERI VON LÜTERS/ KÖTHER/ MEINS Pfarrwitwenhaus in 27808 Kirchlinteln 156 ANHANG D D Analyseprotokolle Probenliste aus dem Anschreiben an die Berner Fachhochschule vom 20. Dezember 2007 Die Proben 1 bis 8 wurden von den Schablonen der Nachlässe entnommen. ProbenNr. 1 Entnahmestelle 2 Schablone aus dem Nachlass Stigrot, Inventar-Nr. S96(1v5) Sperrgrund Bindemittel getränktes Papierstück Bindemittel 3 Schablone aus dem Nachlass Adels, Inventar-Nr. S5(2v2) Erstfassung Schablone aus dem Nachlass Adels, Inventar-Nr. S8 Zweitfassung Kratzprobe Bindemittel Kratzprobe Bindemittel Schablone aus dem Nachlass Stigrot, Inventar-Nr. S87(5v6) Drittfassung Schablone aus dem Nachlass Stigrot, Inventar-Nr. S81(3v4) Erstfassung Kratzprobe Bindemittel Kratzprobe Bindemittel Schablone aus dem Nachlass Kirchlinteln, Inventar-Nr. S133(1v2) Erstfassung Schablone aus dem Nachlass Kirchlinteln, Inventar-Nr. 134 Drittfassung Kratzprobe Bindemittel Kratzprobe Bindemittel 4 5 6 7 8 Schablone aus dem Nachlass Stigrot, Inventar-Nr. S80 Sperrgrund Probenbeschaffenheit Kratzprobe Untersuchung Anmerkung Bindemittel 20. Jh., (20 – 30er Jahre) ethanollöslich, vermutlich Schellack Das Bindemittel sollte zum Absperren der Schablone dienen. 20. Jh., (20 – 30er Jahre) nicht wasserlöslich, vermutlich Öl Das Bindemittel sollte zum Absperren der Schablone dienen. 19. Jh., (letztes Viertel) Farbe wasserlöslich, vermutlich Leim 19. Jh., (letztes Viertel) Farbe nicht wasserlöslich, Tempera/ Öl? 20. Jh., (20-30er Jahre) Farbe wasserlöslich vermutlich Leim 20. Jh., (20-30er Jahre) Farbe nicht wasserlöslich, Tempera/ Öl? 20. Jh., (40-50er Jahre) Farbe wasserlöslich, vermutlich Leim 20. Jh., (40-50er Jahre) Farbe nicht wasserlöslich, Tempera/ Öl? ANHANG D 157 ANHANG D 158 ANHANG D 159 ANHANG D 160 ANHANG D 161 ANHANG D 162 ANHANG D 163 ANHANG D 164 ANHANG D 165 ANHANG D 166 ANHANG D 167 ANHANG D 168 ANHANG D 169 ANHANG E 170 E Inventarliste der untersuchten Materialien NACHLASS ADELS (im Besitz von Anke und Astrid Wehlau, Hindenburgstraße 3, 26122 Oldenburg) • Mehrere Mappen mit historischen Dokumenten, Urkunden und Fotografien aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert • Ölgemälde und Abbildungen von Ölgemälden von Heinrich Friedrich Johann Adels • Vorlagen und Entwürfe für Wand- und Deckendekorationen sowie für Glasfenster • 3 Bücher (1. Hintz` Moderne Häuser: Band 1 Juli 1887, No.1, Verlag der Berliner BauPlan-Vereinigung, Architekten, Berlin-Gross-Lichterfelde, 2. Meyer, Franz Sales: Handbuch der Ornamentik, E.A. Seemann, Leipzig 1892, 3. Eyth, Karl: Das Farbige Malerbuch, E.A. Seemann, Leipzig, Berlin, 1901) • 116 Kartonschablonen mit Farbresten • Inventar und Mobiliar (Glasfenster, Tresor, Spiegel etc.) NACHLASS STIGROT (im Besitz des Museums in Wettberg`schen Adelshof, Kellerstraße 13, 31848 Bad Münder) • Inventar 2938: Quittungen der Fa. Stigrot 1954 – 1958 in zwei Packen • Inventar 2939: Kassenbuch 1950 – 1954, vermutlich zum Inventar 2938 zugehörig • Inventar 2940: Personenlohnbuch 1938 – 1962, vermutlich zum Inventar 2938 zugehörig • Inventar 2941: Hauptbuch der Fa. Stigrot 1950 – 1958 • Inventar 2967: 6 Handzeichnungen von 1928/29, 2 Pausen mit Schriftzügen (1. Kolonialwaren, 2. Kraftwagenanlagen Rauchen und jeglicher Gebrauch von Feuer verboten), 54 mehrschlägige Schablonen, 32 vorgefertigte Musterblätter für Raumgestaltungsentwürfe (davon 4 den Schablonen zuzuordnen), 22 vorgefertigte Muster für Walzen und Schablonenmotive mit Bestellnummern für die entsprechenden Walzen und Schablonen (davon 8 den Schablonen zuzuordnen), Mappe mit vorgefertigten Mustern für Schablonen um 1907 von „Decorative Raumkunst, 2. Folge von Paul Knothe“ (leider nicht ganz vollständig; Inhalt 15 Blätter + 1 Preisliste), 25 Gestaltungsvorlagen aus Fachzeitschriften (23 davon aus „Drei Schilde“, 2 aus „Die Mappe“), 5 Farbenwerbeflyer + Angebot für Farbe (GKLD Karbolineum) ANHANG E 171 • Inventar 3215: Buch „Der Maler“ von Paul Leggewie, 1937 • Inventar ohne Nummer: Wirtschaftsbuch von Wilhelm Stigrot 1928 – 1929 inkl. eingelegtem Lebenslauf und Anschreiben • Inventar ohne Nummer: Musterbuch für Flächenmuster von 1950 • Inventar ohne Nummer: Malerzeitschrift „Drei Schilde“ (April 1934 und Januar 1937) • Inventar ohne Nummer: Vorlagenblätter aus Fachzeitschriften (51 aus „Drei Schilde“ , 2 andere) (im Besitz von Rita Leithold, Zur Eulenflucht 6, 31848 Bad Münder) • Ein Kassenbuch von 1934 – 1939 • Foto von Wilhelm Stigrot NACHLASS KIRCHLINTELN (im Besitz von Dr. Ulrike und Dr. Matthias Fritzsch, Holtumer Dorfstraße 12, 27308 Holtum) • 15 Kartonschablonen mit Farbresten • Kopien historischer Fotos aus dem Besitz von Waltraud Chwieralski (Verden) und Marie Anne Lüters (Daverden) • Handschriftliche Notizen von Dorfbewohnern (im Besitz von Waltraud Chwieralski, Friedrich-Wolff-Straße 1, 27283 Verden) • diverse Urkunden von Walter Lüters Ölgemälde von Walter Lüters ANHANG F 172 F Anwendungshinweise zur Verwendung von Klebeschablonen (Mitgeliefert von Fa. Jochum Schablonen, Kempten) Grundsätzlich müssen vor der Bestellung Proben am Objekt durchgeführt werden! Insbesondere ist zu prüfen, ob beim Abziehen der Klebeschablone keine Teile des Untergrundes hängen bleiben. Auch wenn die Klebeschablone für Glättetechniken oder zu Spachtelarbeiten mit plastischer Wirkung eingesetzt werden soll. Müssen komplette Arbeitsproben vorausgehen. Bei spitzkörniger Oberfläche, oder sehr grobem Strukturen, ist eventuell ein anders Schablonenmaterial einzusetzen. Fragen Sie uns! Bitte prüfen Sie sofort nach Erhalt der die gelieferten Schablonen auf Unversehrtheit, Vollzähligkeit und richtige Ausführung. Später sind keine Reklamationen mehr möglich. Bordüren werden in der Gesamtlänge bestellt und in Einzellängen von ca. 1 m geliefert. Dieses Verfahren hat sich bewährt, da eine Person die Schablonierung durchführen kann. Vorgehensweise: Grundlinie über der schabloniert wird, mit leicht haftendem Klebeband markieren. 1. Übertagungsband mit der karierten Papierseite nach oben auf eine ebene Tischfläche legen und das karierte Schutzpapier vorsichtig abziehen. 2. Klebeschablone mit dem Motiv nach unten, auf die Kleberseite des Übertragungsbandes legen und mit einer Gummirolle von der Mitte nach außen, möglichst falten- und blasenfrei festrollen. Vorsicht! Es ist keine Korrektur möglich. 3. Schutzpapier von der Klebeschablone abziehen. Es dürfen keine Schablonenteile am Schutzpapier hängen bleiben! 4. Klebeschablone mit Übertagungsband positionsgenau auf das Objekt kleben. Mit der Gummirolle fest andrücken und Übertragungsband vorsichtig abziehen. Es dürfen keine Schablonenteile am Übertagungsband hängen blieben! 5. Das abgenommene Übertragungsband zur Weiterverwendung zurücklegen. Es ist mehrfach zu verwenden! (ca. 3 Übertagungen je Band) Bei fortlaufenden Bordüren wird an Ansatz ca. 1 mm überlappt. 6. Nach dem Abziehen des Übertagungsbandes die Motivränder sorgfältig andrücken. Bei glatten Untergründen mit härterem Roller, bei rauen Untergründen mit weichem Roller oder mit der Hand. Auch ein Nahtrolle ist oft hilfreich. ANHANG F 173 7. Um ein Hinterlaufen der Motivränder zu verhindern, ist es zweckmäßig, das freie Motiv der aufgeklebten Schablone zunächst mit der Grundfarbe vorzustreichen, wodurch die Ränder geschlossen werden. 8. Zum Ausmalen oder Tupfen keine dünnen Farben verwenden. Streichrichtung von den Motivrändern nach innen. (scharfe Konturen, kein Unterlaufen!) 9. Mehrfarbige Motive werden mit entsprechenden Passern geliefert. ANHANG G 174 G Pressebeiträge „Malereien im Verborgenen – alter Wandschmuck gesucht“ – aus der Neuen Deister Zeitung vom 16.10.2007 Museum Bad Münder und Restauratorin forschen nach Arbeiten des Malers Wilhelm Stigrot in und um Hamelspringe Hamelspringe (ric). Oft schlummert die Geschichte im Verborgenen. Dann gilt es, sie zu entdecken. Diplomrestauratorin Christiane Maier weiß, wo sie suchen muss: In den älteren Wohnhäusern in Hamelspringe. Dort hofft die Hamburgerin auf Hinweise über das Schaffen des heimischen Malers Wilhelm Stigrot für eine wissenschaftliche Arbeit – und ist dazu auf die Mithilfe der Einwohner angewiesen. „Farbige Wandgestaltungen sind uns vor allem aus Besuchen in herrschaftlichen Schlössern, Kirchen oder Museen bekannt, wer aber vermutet im eigenen Hause Ähnliches?“, fragt Maier. Tatsache ist, dass die Tapete ab den 1950er Jahren der gemalten Dekoration den Rang abgelaufen hat und viele Werke Stigrots, der in Hamelspringe und den umliegenden Ortschaften im Laufe seiner Schaffensperiode etliche Häuser mit Dekorationsmalereien ausgestattet hat – Ornamente, Blumenmuster und Bordüren, die damals noch mit Hilfe von Walzen und Schablonen aufgebracht wurden. Stigrots Tochter Rita Leithold übergab den Nachlass der väterlichen Werkstatt im Jahr 2003 dem Museum Bad Münder. Bei einem Ortstermin traf sie sich jetzt mit der Restauratorin, die brachte viel über das Leben des Künstlers in Erfahrung. Jetzt sucht Christiane Maier weitere Dekorations- und Stubenmalereien. „Bislang wurde in Hamelspringe lediglich ein bemaltes Treppenhaus und eine gestaltete Decke ausfindig gemacht, obwohl Wilhelm Stigrot in vielen der Häuser gearbeitet haben muss“, weiß sie. Wer weitere Beispiele kennt wird gebeten, sich unter 040/31795779 zu melden. „Wandmalereien entdeckt“ aus den Verdener Nachrichten vom 26.10.2007 Hamburger Restauratorin macht im Pfarrwitwenhaus seltenen Fund Von unserer Mitarbeiterin Anett Kirchner Kirchlinteln. Ornamente, Blumenmuster und Bordüren – statt einer Tapete haben früher meist aufwendige Wandmalereien das Innere der Häuser verziert. Heute sind nur noch wenige solcher Dekorationen erhalten. Die Hamburger Diplomrestauratorin Christiane Maier ANHANG G 175 hat sich auf die Suche danach gemacht. Und im Pfarrwitwenhaus in Kirchlinteln entdeckte sie zahlreiche so genannte Schablonenmalereien. Gestern stellte Maier ihren Fund der Öffentlichkeit vor. „Diese Dekoration hat einen nicht zu unterschätzenden historischen Wert, weil sie so selten ist“, erklärte die Hamburgerin. Aber sie vermute in anderen alten Häusern Kirchlintelns weitere solcher Arbeiten. Anfang des 20. Jahrhunderts lebten in dem Pfarrwitwenhaus nahe der Kirche die Familien der Malermeister Wilhelm Lüters und später Adolf Köther. Die könnten vor und nach dem Zweiten Weltkrieg weitere Häuser gestaltet haben, erklärt die Diplomrestauratorin. Auf dem Dachboden des Hauses habe man entsprechende Schablonen gefunden. Der Nachlass der beiden Maler bildet nun die Grundlage ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Im Rahmen eines berufsbegleitenden Masterstudiums untersucht Christiane Maier derzeit „Dekorations- und Stubenmalereien aus dem niedersächsischen Raum“. Sie legt vor allem Wert auf die ursprüngliche Gestaltung der Wohnhäuser. Im Pfarrwitwenhaus entdeckte sie Wanddekorationen, die größtenteils aus Leimfarbe gestellten Flächen bestehen. Meist liegen mehrere Schichten übereinander. An einer Stelle hat Maier sogar sechs Übermalungen gefunden. Häufig handelt es sich um Blumenfriese und geometrische Formen, so Maier. Die Farbtöne seien ein oder zweifarbig. Die so genannten Sockel- und Oberwandzonen habe man mit Friesen, Bordüren oder Bänderungen abgesetzt. „Der Erhaltungszustand der Malereien ist jedoch sehr schlecht“, sagte die Restauratorin. Im Anschluss an die Befundsicherung werde sie dem derzeitigen Eigentümer deshalb Vorschläge zur Konservierung und Restaurierung machen. Das Pfarrwitwenhaus gehört seit 2006 der Familie Fritzsch aus Kirchlinteln. Das historische Gebäude ist ein Vierständerhaus aus dem Jahr 1789. Vor dem Verkauf im vergangenen Jahr stand es lange Zeit leer. Es soll bereits der Abriss des Gebäudes beschlossen gewesen sein. Auf Initiative der neuen Eigentümer steht das Haus jetzt wieder unter Denkmalschutz. Es soll instand gesetzt und wieder bewohnbar gemacht werden. Christiane Maier ist nun auf der Suche nach weiteren Wandmalereien in Kirchlinteln. Wer darüber etwas weiß, auch wenn die Dekoration bereits übermalt oder übertapeziert worden ist, kann sich bei ihr unter Telefon 040/31795779 melden. ANHANG G 176 Spannende Zeitreise in Kirchlinteln aus Verdener Aller-Zeitung vom 26.10.2007 Wandmalerei im Pfarrwitwenhaus dient Christiane Maier als Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit Kirchlinteln (hr) Zu einer spannenden Zeitreise lädt das unweit der Kirche in Kirchlinteln stehende Pfarrwitwenhaus ein, das zurzeit liebevoll restauriert wird. Die Diplomrestauratorin Christiane Maier hat es dabei die noch in allen Räumen erhaltene Wandmalerei angetan, die ihr als Grundlage für eine wissenschaftliche Arbeit dient. Bei dem Pfarrwitwenhaus handelt es sich um ein Vierständerhaus aus dem Jahr 1789; das längere Zeit leer stand und im vergangenen Jahr von der Familie Fritzsch erworben wurde. Das unter Denkmalschutz stehende Haus war eigentlich für den Abriss vorgesehen, wird jetzt aber doch erhalten, zumal auch in der IGB aktive Familie bereits mehrere Häuser saniert hat. Für Christiane Maier stellt das alte Haus eine wahre Fundgrube dar. Dies dürfte auch daran liegen, dass in dem Haus 1905 ein Maler und Glasergeschäft eröffnet wurde, dass von Wilhelm Lüters betrieben wurde. Nach dessen Tod 1945 gingen die Besitzrechte am Pfarrhaus auf dessen Ehefrau Marie über. Diese heiratete den Malermeister (und späteren Bürgermeister) Adolf Körner, der das Geschäft weiterführte. Vom Dezember 1952 bis Januar 1964 befand sich in dem Haus das Gemeindebüro. Mit Lupe und Skalpell legt Christiane Maier in akribischer Feinarbeit kleine Flächen frei. In einem Raum sind die Wände bis 16mal übermalt worden und legen Zeugnis ab von der jeweiligen Raumgestaltung. Noch in den 50er Jahren wurden Räume statt mit Tapeten häufig mit Farbrolle und –walze ausgemalt. Die Arbeit der Diplom-Restauratorin dient daher auch als Bestandsaufnahme zur restauratorischen Befundsicherung und als Basis für die Entwicklung von Vorschlägen zur Konservierung und Rekonstruktion der Wände. In dem Haus wurden aber nicht nur Malereien an den Wänden gefunden, sondern auch die Lebensgeschichte einer Malerfamilie und ein Teil des Nachlasses in Form von Schablonen. Christiane Maier vermutet, dass sie in der näheren Umgebung angewendet wurden. Der Eigentümer hat ihr den Nachlass zu treuen Händen überlassen, so dass sie aus den einzelnen Schablonen zahlreiche Malereien rekonstruieren kann. Noch spannender wäre es allerdings, wenn sich auch die Originale dazu finden würden. ANHANG G 177 Vermutlich haben die beiden Maler vor und nach dem zweiten Weltkrieg viele der umliegenden Häuser gestaltet, so dass dort noch Ornamente, Blumenmuster und Bordüren zu finden sein dürften, auch wenn sie bereits übermalt oder übertapeziert sind. Für Hinweise, auch auf alte Schablonen, ist sie sehr dankbar. Zu erreichen ist Christiane Maier unter 0178 / 2908980 oder per E-Mail unter christiane.maier@restauratorin.com Arbeit über Rathausmaler Adels – Nord-West-Zeitung, Oldenburg vom 22.12.2007 FORSCHUNG Hamburger Restauratorin sucht weitere Werke (KR) OLDENBURG - Die Wiederherstellung der historischen Wandmalereien im Rathaussaal hat vor zwei Jahren viel Beifall bei Experten und bei den Oldenburger Bürgern gefunden. An mehreren Stellen an Wänden, Friesen und Decken waren zunächst Musterstellen freigelegt worden, von denen Schablonen angefertigt wurden – zur gesamten Rekonstruktion der kunstvollen Arbeit der Maler Friedrich Wilhelm Adels und seines Sohnes Heinrich. An dieser Rekonstruktion beteiligt war die Hamburger Restauratorin Christiane Maier, die nun im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit zur Dekorations- und Stubenmalerei in Niedersachsen nach Hinweisen auf weitere Adels-Arbeiten sucht, die u.a. im Theater aber auch in vielen Privathäusern gearbeitet haben müssen. Hilfreich war dabei bereits die Unterstützung durch Anke und Astrid Wehlau, die im Besitz des Nachlasses der Familie Adels sind. ANHANG H H Anschreiben an die Fa. Storch, Wuppertal 178 179 ANHANG I I Wichtige historische Daten nach GATZ (1994) Seit dem 3. Jahrhundert greifen germanische Stämme in römisches Interessengebiet über und dehnen ihr Gebiet allmählich aus. Unter Karl dem Großen (768 – 814) entsteht in Europa ein Staatsgebilde, das an die Traditionen des untergegangenen Römischen Reichs anknüpft. Unter Karls Nachfolger zerfällt das Reich. 722 bis 754 Bonifatius missioniert im heidnischen Germanien, gründet Klöster und Bistümer. 724 Gründung eines Klosters auf der Reichenau durch Bischof Pirmin. 768 Erstmals taucht in einem Schriftstück der Begriff >>deutsch<< auf, allerdings in der mittelalterlichen Form >>theodiscus<<. 800 Karl der Große wird in Rom vom Papst zum Kaiser gekrönt. Die Kaiserpfalz in Aachen wird sein bevorzugter Wohnsitz. Er erlässt eine fränkische Verwaltungsordnung, fördert die lateinische und germanische Literatur und macht erste Versuche zu Einführung der allgemeinen Schulpflicht. 843 Im Vertrag von Verdun erfolgt die Teilung des Fränkischen Reiches. Aus dem östlichen Teil entsteht das Deutsche Reich. Nach Aussterben der Karolinger wird 919 der Sachsenherzog Heinrich I. zum deutschen König gewählt. Er erreicht die Einigung der Stammesherzogtümer. Ihm folgt sein Sohn Otto I., der vom Papst 962 zum Kaiser gekrönt wird. Auf die Sachsenkaiser folgt das Haus der Salier (1024 bis 1125). Durch den Investiturstreit (Einsetzung der Bischöfe und Äbte durch den weltlichen Herrscher) entsteht ein Kampf zwischen Kaiser- und Papsttum. Er findet seinen Höhepunkt mit der Bannbelegung Heinrich IV. 1096 Erster Kreuzzug zur Eroberung des Heiligen Landes. 1138 bis 1254 Die Staufer regieren das Deutsche Reich. Landwirtschaft und Handel nehmen einen großen Aufschwung. Zahlreiche Städte erhalten das Marktrecht. Eike von Repgow verfasst 1224 den Sachsenspiegel, das erste Gesetzbuch in deutscher Sprache. 1248 Baubeginn des Kölner Domes. 180 ANHANG I 1273 wird mit Rudolf I. erstmals ein Habsburger König. Das Leben in den Städten blüht. Zünfte regeln das Gewerbeleben. 1350 Mitteleuropa wird von der Pest heimgesucht. Ein Drittel der Bevölkerung stirbt. Der bisher lose Zusammenschluss der Hansestädte wird zu einem förmlichen Bund ausgebaut. 1356 Karl IV. erlässt die Goldene Bulle. In diesem >>Grundgesetz<< des Deutschen Königtums wird u.a. das Recht der Königswahl durch die Kurfürsten festgelegt. 1447 Johannes Gutenberg erfindet die Buchdruckerkunst. 1492 Kolumbus entdeckt Amerika. 1495 Kaiser Maximilian I. verkündet den »Ewigen Reichsfrieden«. Damit wird u. a. das Fehderecht verboten. Die Einhaltung wird vom Reichskammergericht überwacht. Vom späten Mittelalter bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts Mit Beginn der Neuzeit um 1500 finden Umwälzungen auf religiösem, wissenschaftlichem, militärischem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet statt. Reformationskriege und überseeische Entdeckungen wirken sich auf das politische und kulturelle Leben aus. 1505 Peter Henlein aus Nürnberg erfindet die erste Taschenuhr. 1516 Fürst von Thurn und Taxis richtet den ersten öffentlichen Postdienst ein. 1517 Thesenanschlag Martin Luthers in Wittenberg gegen den Ablasshandel. Beginn der Reformation. 1519 Karl V. wird deutscher Kaiser. 1520 Aufstieg der Augsburger Fugger zu einer europäischen Handelsmacht. 1524/25 Bauernunruhen in Süddeutschland führen zum Bauernkrieg. 1525 Kaiser Karl V. schließt mit den evangelischen Reichsständen den Nürnberger Religionsfrieden. 181 ANHANG I 1532 Reichstag zu Regensburg. Erstes deutsches »Strafgesetzbuch« wird verabschiedet. 1555 Der Augsburger Religionsfrieden beendet Glaubenskriege. Die Religion des Landesherrn bestimmt fortan die der Untertanen. 1582 Einführung des Gregorianischen Kalenders. 1618 Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Mit dem Westfälischen Frieden zu Münster 1648 endet der Dreißigjährige Krieg. Das Zeitalter des Absolutismus beginnt. Der Kaiser ist machtlos gegenüber den Landesfürsten. Preußen wird neben Habsburg-Österreich zur zweiten deutschen Großmacht. 1640 bis 1688 Friedrich Wilhelm von Brandenburg (Großer Kurfürst) legt mit seiner Politik den Grundstein für Preußens Aufstieg in den Kreis der Großmächte. 1668 bis 1715 Ludwig XIV. errichtet absolutistisches Königtum in Frankreich. 1701 Friedrich I. wird König in Preußen. 1717 Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preußen für Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren. 1740 bis 1768 Friedrich II. (der Große) König von Preußen. 1740 bis 1780 Maria Theresia regiert in Österreich. 1756 bis 1763 Siebenjähriger Krieg zwischen Preußen und Österreich. 1722 Sachsen führt als erster Staat das Papiergeld ein. 1776 Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten von Amerika. 1789 Beginn der Französischen Revolution. Späte Neuzeit bis zur Gründerzeit – Umbruch im Zeitalter der Aufklärung Durch den Reichsdeputationshauptschluss von 1803, eine letzte Verordnung des alten Reichstages, werden fast alle geistlichen Fürstentümer und Reichsstädte aufgelöst (Säkularisierung) Napoleon I. wird Kaiser der Franzosen (1804). Unter seiner Hoheit schließen sich 1806 sechzehn deutsche Fürsten zum Rheinbund zusammen. Daraufhin legt Kaiser Franz II. die Krone des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nieder und erklärt das Reich für aufgelöst. 182 ANHANG I 1806 bis 1807 Krieg Napoleons gegen Preußen. Preußen wird besiegt. 1808 Reformgesetze führen in Preußen zur Befreiung der Bauern von der Leibeigenschaft. 1811 Einführung der Gewerbefreiheit in Preußen. 1812 Feldzug Napoleons gegen Russland endet mit Niederlage des französischen Kaisers. 1813 bis 1814 Befreiungskriege gegen Napoleon. In der Völkerschlacht bei Leipzig wird die französische Armee von den Preußen, Österreichern und Russen besiegt. 1814 bis 1815 Auf dem Wiener Kongress wird über die Neuordnung Europas verhandelt. Der Deutsche Bund wird gegründet. Die nationalen Erwartungen wurden nicht erfüllt. Das liberale Bürgertum gegenkonservative und reaktionäre Kräfte um eine Verfassung. 1834 Gründung des deutschen Zollvereins führte zum Abbau zwischenstaatlicher Zölle und Handelshemmnisse. 1835 Die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth wird in Betrieb genommen. Die Industrialisierung erlebt einen Aufschwung. 1848 bis 1849 Wegen politischer und sozialer Spannungen kommt es überall in Deutschland zu revolutionären Ausschreitungen. Versuche zur Schaffung einer neuen Reichsverfassung scheitern. 1857 Durch Überproduktion und Übersättigung des Kapitalmarktes kommt es in Deutschland zu einer schweren Wirtschaftskrise. 1862 Bismarck wird Ministerpräsident in Preußen. 1867 wird der Norddeutsche Bund gegründet. 1870 bis 1871 Deutsch-Französischer Krieg. 1871 Gründung des Deutschen Reiches. Wilhelm I. von Preußen wird deutscher Kaiser, Bismarck Reichskanzler. 183 ANHANG I Von der Reichsgründung bis zur Gegenwart Nach der Reichsgründung unter preußischer Führung findet der innere Ausbau des neuen Reiches statt, gleichzeitig kommt es aber auch zu einer Verschärfung der Partei- und Klassengegensätze. Industrialisierung und Bevölkerungswachstum schreiten fort. 1872 Einführung des metrischen Maßsystems und der Gewichtseinheit Gramm. Schulen werden unter Staatsaufsicht gestellt. 1878 Verbot der Kinderarbeit. 1884 Unfallversicherungs-Gesetz erlassen. 1886 Daimler und Maybach entwickeln erstes Benzinauto in Deutschland. 1888 Wilhelm II. wird deutscher Kaiser. 1889 Gesetz über Alters- und Invaliditätsversicherung verabschiedet. 1890 Bismarck tritt als Reichskanzler zurück. 1897 Neue Gewerbeordnung regelt die Ausübung eines Handwerks. 1900 Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) und das Handelsgesetzbuch (HGB) treten in Kraft. 1914 bis 1918 Erster Weltkrieg. 1918 Novemberrevolution. Kaiser und Fürsten danken ab. 1919 Durch die Weimarer Verfassung wird Deutschland ein demokratischer parlamentarischer Bundesstaat. 1921 bis 1923 Inflation in Deutschland führt zur Lähmung der Wirtschaft. 1923 Hitler-Ludendorff-Putsch wird niedergeschlagen. 1929 Der »Schwarze Freitag« (25.10.) ist der Beginn einer Weltwirtschaftskrise. 1932 Sechs Millionen Arbeitslose in Deutschland. 1933 Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Fortschreitende Beseitigung des Rechtsstaates. 1938 Eingliederung Österreichs in das Deutsche Reich. Tschechoslowakei tritt Sudetenland an Deutschland ab. 1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges. 184 ANHANG I 1945 Kapitulation der deutschen Wehrmacht und Zusammenbruch des Dritten Reiches. Im Potsdamer Abkommen wird Deutschland in vier Besatzungszonen eingeteilt, die von den Alliierten USA, England, Frankreich und UdSSR besetzt werden. 1948 Währungsreform in Deutschland. Der Wiederaufbau beginnt. 1949 Im Einvernehmen mit den westlichen Besatzungsmächten wird durch Zusammenschluss der westlichen Besatzungszonen die Bundesrepublik Deutschland gegründet. In der sowjetischen Besatzungszone entsteht die Deutsche Demokratische Republik. 1953 Arbeiteraufstand in Ost-Berlin. Wird von der sowjetischen Besatzungsmacht niedergeschlagen. 1957 Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) 1961 Durch den Mauerbau in Ost-Berlin und Ausbau von Grenzhindernissen entlang des Gebietes der DDR ist der Verkehr zwischen beiden deutschen Staaten stark eingeschränkt. 1970 Verständigung der Bundesrepublik Deutschland mit der Sowjetunion und den Ländern des Ostblocks durch die Moskauer und Warschauer Verträge. 1990 Nach einer friedlichen Revolution der DDR-Bevölkerung bricht das SEDSystem zusammen. Es kommt zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten.