Local Heroes Moviebeta
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18 Dezember 11 Kino Local Heroes Filmemacher in und aus Aachen sowie drumherum Jan krÜGEr: rÜckEnWind ‚Wo bitte geht es zum Film?‘ neuesten und wichtigsten Werken Blicke hinter die Kulissen und auf unterschiedliche Wege zum Film zu werfen. Was macht man und frau eigentlich, wenn es dem Schicksal gefiel, einen Dabei erweitern wir auch gerne den Blick auf mehrfache Cannes-Sieger in diesen Westen der Republik zu versetzen und das Leben ohne Film in Lüttich (die Brüder Dardenne) oder Grimme Preis-träger in Lontnicht weitergehen soll? Zum Bahnhof und eine Fahrkarte an die Filmzen (Bernd Mosblech). Neben solch alten Löwen der gefährlichen Filmhochschulen von München oder Berlin lösen? Ganz einfach schnell werSavanne freuen wir uns auf den Nachwuchs. Ausgezeichnete Regisseure, den wir diese Frage auch nicht beantworten können, aber wir fragen mal Produzenten, Autoren, Schauspieler, Menschen, die beim Film und auch aus Jan Krüger wurde am 23. März 1973 in AaKomponisten, Set-Designer und auch Aachen sind. Und wenn sie schon mal chen geboren. Er studierte an der RWtH die Region selbst als Kulisse und Drehort da sind, zeigen wir auch die Filme dieAachen und später an der Kunsthochschule - all das ist reichlich vorhanden und warser „Local Heroes“. Den Anfang macht für Medien, Köln. Seinen ersten Film drehte tet auf eine geschlossene Präsentation. noch im Dezember 2011 Jan Krüger mit er 1999, das Musikvideo „Verführung von Wobei jeder Film nicht nur einfach abseinem brandaktuellen Drama „Auf der Engeln“; 2001 folgte der Kurzspielfilm gespielt werden soll - die Kreativen werSuche“ (siehe Interview....). Jan krÜGEr „Freunde (The Whiz Kids)“, der den Silden ihr Werk begleiten und im Gespräch bernen Löwen der Filmfestspiele Venedig erhielt. Sein erster Langspielfilm „Unterwegs“ erhielt u.a. den mit dem Publikum kommentieren. DaDer Regisseur bringt zu den gleich drei tiger Award in Rotterdam. Neben seiner Arbeit als Filmemabei werden international anerkannte Local Heroes-terminen im Dezember cher ist Krüger seit 2006 als Dozent für Filmregie und Drehbuch Künstler und Kreative mit ihren Anfänauch noch seine prämierten Kurzfilme an der KHM Köln tätig. Vor zwei Jahren inszenierte er mit Ergen in der Euregio ebenso vorgestellt wie und seinen Kameramann oliver Schwafolg seine erste Theaterarbeit im Mörgens - „Habe ich dir eigentaktuell in der Region Aktive. Die konbe mit. Beider Karriere bekam 2001 in lich schon erzählt...“, das Zweipersonen-Stück nach Sibylle Berg zentrierte Darstellung kann der Szene Venedig einen kräftigen Schub: Jan Krüoliver Schwabe einen treffpunkt und eine Plattform für gers Kurzfilm “Freunde“ wurde als bester Austausch sowie zur Entwicklung neuer Kurzfilm mit einem Silbernen Löwen 1966 in Hannover geboren. Aufgewachsen Projekte bieten. ausgezeichnet, oliver Schwabe war Kain Aachen. 1985 Abitur im KKG.1994-1998 Kunsthochschule für Medien Köln, Medimeramann. Der Kölner, der schon mit enkunst bei Prof. Jürgen Klauke.Seit 1998 Stoff gibt es genug: Ab dem 6. Dezem„Egoshooter“ und einigen seiner Musikist er Herausgeber von Videotagebüchern ber dreht Georg Maas mit Liv Ullmann Dokumentationen in Aachen zu Gast für den NDR in Hamburg.2001 wird der in Norwegen dem Spielfilm „Zwei Lewar, beschenkt das kleine Festival zum oLivEr ScHWaBE Kurzfilm „Freunde/The Whiz Kids“ (Regie: ben“, die Geschichte einer ehemaligen Auftakt von Local Heroes mit der AaJan Krüger; Kamera: oliver Schwabe) in DDR Spionin, welche die Liebe ihres chen-Premiere seines neuen Spielfilms Venedig als bester Kurzfilm mit einem Silbernen Löwen ausgeLebens, ihre Familie und ihr ganzes Da„Zarte Parasiten“. Robert Stadlober und zeichnet. 2005 kommt sein von Wim Wenders produzierter Desein in Norwegen auf einer gefälschten Maja Schöne spielen darin als obdachlobütspielfilm „Egoshooter“ in die Kinos. 2009 feiert sein zweiter Kinospielfilm „Zarte Parasiten“ auf den Internationalen FilmfestIdentität aufgebaut hat. Der Kinoses Pärchen mit den Gefühlen einsamer spielen von Venedig Weltpremiere, eine WDR Co-Produktion film ist ein Co-Produktion von ZinnoMenschen. mit Sylvester Groth und Robert Stadlober in den Hauptrollen. ber Film (Aachen). Am 12. Januar 2012 Arbeitet als Filmemacher, Kameramann, Autor und tV-Regisstartet bundesweit „off road“ mit Nora Local Heroes wird von Biografien, die seur in Köln. tschirner und Elyas M‘Barek. Für den vor der eigenen Haustür anfingen aus Dreh kehrte Elmar Fischer, der Regiserster Hand erzählen. Wir wollen „uns“ seur von Fremder Freund 2010 in seidabei nicht per Nabelschau mit Kamene Heimatstadt Geilenkirchen zurück. In Afrika beschäftigt sich Bernd ra selbst tolltolltoll finden, das wäre wie mit einem Fußballverein, dem Mosblech für den abendfüllenden Dokumentarfilm Der Löwe mit dem man seine Begeisterung hinterher schmeißt, weil die lokalen Politiker ihm „König der tiere“. In Basel werden Jan Rehwinkel und Axel Schumann schon das Steuergeld zum Verbraten überlassen haben. (obwohl ein Blick die Premiere von „Das verlorene Paradies“ feiern. Ein Film-Fest, für alzur Film- und Medienstiftung NRW finanziellen und sportlichen Nieten le, die den Vorgänger „Die versunkene Stadt“ in der faszinierenden Mizeigen würde, wie man Standort und Qualität nachhaltig fördern kann schung aus Animation und Realfilm, aus Doku und Fiktion kennen. Es - aber das kann zu einem späteren Zeitpunkt der Reihe Thema werden). gibt viel zu sehen, laden wir sie ein.... (Harry van Leuken) Bei erfolgreichem Start des neuen Film- und Gästereigens werden wir regelmäßig kompetente „Player“ des Filmemachens einladen, um mit ihren http://www.jank-home.de/ http://www.oliverschwabe.de/ Dezember 11 Kino Auf der Suche nach Jan Krüger 19 Interview Jan Krüger Die Nahaufnahme im Theater ein Filmregisseur bringt seine Vision von Intensität auf die Bühne Der Autor und Regisseur im Gespräch mit Günter H. Jekubzik Das Projekt lief schon eine Weile, aber ich bin immer wieder bei Corinna Harfouch hängengeblieben. Ihr Filmtyp ist oft auch eine brüchige Frau, die wenig Gefühl zulässt. Ich wollte nicht, dass es jemand ist, der seine Gefühle zu leicht zeigt, dann drohte die Geschichte sentimental zu werden. Wie fandest du die Arbeit mit Harfouch? Vor dem Dreh sagte sie ganz klar: „Ich hab 80 Filme gedreht, lass mich mal machen!“ Letztlich hat es funktioniert, wenn ich Vorschläge gemacht hab, aber man musste drum kämpfen. Was auch nicht so leicht war, weil ich einen wahnsinnigen Respekt vor ihr hatte. Aber das Drehen funktioniert ja immer über das gemeinsame Andocken an die Geschichte. An welchem Projekt versuchst du dich als nächstes? Anders als bisher möchte ich mal von einer Figur ausgehen, die aus ihrem Alltag heraus eine Veränderung erfährt. ohne ortswechsel wie in „Unterwegs“ oder „Rückenwind“. Es wird die Geschichte eines Gebäudeverwalters, eines einfachen Angestellten hier aus Berlin. Gleichzeitig entwickle ich ein tatort-Drehbuch für den WDR - mit den Kölner Kommissaren Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär). Bei denen habe ich nicht das Gefühl, dass ich mich verbiegen muss. Welche Suche stellt der Film „Auf der Suche“ für dich persönlich dar? Einerseits interessiert mich, zu sehen, dass Suchen seine Grenzen hat, dass man nicht immer klare Antworten finden kann. Zudem glaube ich - obwohl ich keine Selbstmordgedanken habe - ist man vielleicht gar nicht so weit von so einer tat entfernt. Viele Leute können sich in dieser Erfahrung wiederfinden. (Günter H. Jekubzik. Das Interview erschien in Aachener Zeitung / Aachener Nachrichten zur Berlinale-Premiere des Films) Hattest du schon vorher Lust auf Theater? Es gibt ein paar Theaterstücke, wo ‚häufig fehlt mir ich immer schon mal dachte, wow, im Theater, dass das kickt mich und ich hab auch die Leute, die das schon ein paar Aufführungen geseverkörpern, sich hen, die mich gekickt haben, aber persönlich einhäufig fehlt mir im Theater, dass die bringen‘ Leute, die das verkörpern, sich persönlich einbringen. Ich möchte aber was von den Menschen erfahren, die da stehen. Ich wollte ein bisschen von dem, was uns im Film selbstverständlich erscheint, dass die Leute in einzelnen Momenten wahrhaftig erscheinen, im Theater reproduzierbar herstellen. Nahaufnahme Was fällt noch im Vergleich zum Film auf? Ich bin froh, wie wenig technik hier im Weg ist. Das liegt auch an dem Stück, das so konzentriert ist, das nur zwei Personen hat und daran, dass wir auf ein realistisches Bühnenbild komplett verzichtet haben. Dadurch ist es eine Arbeit, die ganz eng mit den Schauspielern und ihrem Ausdruck zu tun hat. Das sind beim Film die sehr, sehr schönen, aber seltenen Momente. Meistens muss man sich viel mehr Gedanken machen, wo die Kamera steht und dass die verschiedenen Ablaufe zusammenkommen, dass es dann an dem tag nicht regnet… Dann kommt noch dazu, dass die Bühnensituation sehr nah dran ist. Hier ist es so, dass man in jedem Moment so nah dran ist, dass man sich die Nahaufnahmen fast sparen kann. H er oe s Was suchtest du in Corinna Harfouch, deiner sehr prominenten Hauptdarstellerin? Caroline Schlockwerder (Dramaturgin beim Theater Aachen) hat mich nach der Vorführung von „Rückenwind“ beim „Made in Europe Film Festival“ im März angesprochen, ob ich Lust habe, Theater zu machen und Jan krÜGEr: rÜckEnWind mir zwei Stücke angeboten. Ich hab dann den Roman von Sibylle Berg gelesen (über zwei Jugendliche und ihre Flucht aus der DDR) und auch die Bühnenfassung. Dieses Stück hat eine Perspektive da drauf, die ich so noch nie gesehen habe. Meistens bemühen sich texte, die Zeit zu vermitteln und auch zu versöhnen. Dieser text ist nicht politisch korrekt. Er ist sehr subjektiv und damit immer in der Gefahr, missverstanden zu werden. Das empfinde ich als große Herausforderung. m au em s A ac dr ach her um en in he so un ru w d m ie Der Auslöser war sehr konkret. Der Freund eines Freundes hatte sich umgebracht, wie im Film, in Marseille. Daraufhin habe ich dort einige orte seines Lebens besucht und aus dieser kraftvollen Inspiration die Geschichte entwickelt. Wie kamst du als Filmregisseur zum Theater? Lo ca Fil l Berlin. „Auf der Suche“ erzählt von einer Mutter auf der Suche nach ihrem Sohn, der in Marseille verschwunden ist. Wie hast du den Stoff gefunden? 20 Dezember 11 Kino KURZE EGOSHOOTER Robert Stadlober und Maja Schöne können als junges, obdachloses Paar fesseln. “Zarten Parasiten”, ein junges Stück Kino von Christian Becker und oliver Schwabe („Egoshooter“) lief 2009 in Venedig. AUF DER SUCHE BRD 2004 (Egoshooter) Regie: Christian Becker, Oliver Schwabe mit Tom Schilling, Max Timm, Camilla Renschke 79 Min. FSK ab 12 Das Projekt „Egoshooter“ hat seinen Ursprung in „Videotagebüchern“ für den NDR, bei denen oliver Schwabe Jugendlichen zwischen 15 und 22 über ein Jahr eine Kamera gegeben hat, damit sie ihr Leben filmen. Aus dem Rohmaterial schnitt er 45-minütige, unkommentierte Dokumentationen. Die Produktion Reverse Angle Factory - unterstützt von Wim Wenders - lud Schwabe ein, für die Reihe „radikal digital“ ein fiktives Videotagebuch zu inszenieren. So entstand als Gemeinschaftsarbeit von oliver Schwabe und Christian Becker das ungewöhnliche Porträt von Jakob (tom Schilling). Der 19-jährige Jakob filmt sich und seine Umgebung. Die WG, die er mit dem älteren Bruder und dessen schwangerer Freundin Caro bildet. Die Freunde, die Besäufnisse, eine vandalisierte Wohnung, eine einsame Mutter eines Freundes, der Rapper, die sehnsuchtsvollen Blicke für die distanzierte Mani. Straßenszenen in Köln, in der U-Bahn, Spazieren und Fummeln am Rhein, Skaten im WG-Zimmer - so richtig ergibt sich keine Persönlichkeit aus den Puzzleteilen. Soll es vielleicht auch nicht. ZARTE PARASITEN Regie: Oliver Schwabe, Christian Becker s oe erin und ie l Hacher en sowm caFilmemus Aachrumheru Lo a d Jakob (Robert Stadlober) und Manu (Maja Schöne) leben im Wald und nisten sich im Leben anderer Menschen ein. Er freundet sich mit einem Ehepaar ohne Sohn an. Sie pflegt eine alte Frau. Die Gründe sind egoistisch, wobei das Vorgehen faszinierend offen ist. „Ich kann euch helfen“, sagt Jakob dem Paar, dessen eigener Sohn verstorben ist. Das Auftauchen des Ersatzsohns löst ein Drama aus. Endlich wird das trauma besprochen, doch was will Jakob eigentlich? Das fragt sich auch Manu, die bei der toten Frau alleine bleibt. Ihr Gangster-Partner verhalte sich unprofessionell, würde sich zu sehr auf die Gastfamilie einlassen. Eifersüchtig taucht nun auch Manu bei den einsamen Wirten auf und behauptet, Jakobs Schwester zu sein. Die täuschung wird immer komplizierter. BRD, Frankreich 2011 Regie: Jan Krüger mit Corinna Harfouch, Nico Rogner, Valérie Leroy, Mehdi Dehbi 89 Min. Er war viel früher fertig, doch Jan Krügers Suche kommt erst nach Jan Schomburgs filmische Vermisstenanzeige „Über uns das All“ ins Kino. Die ähnlichkeiten sind frappant: Ein junger Mediziner aus Deutschland bringt sich in Marseille um und hinterlässt Fragende. (Dass beide Jans auch noch aus Aachen stammen ist ein seltsamer Zufall.) Doch der ton beider sehr reizvoller Autorenfilme ist ganz unterschiedlich. Während sich bei Schomburg alles um die egozentrische „Witwe“ Sandra Hüller dreht, rätseln beim Berliner Krüger („Rückenwind“, „Unterwegs“) der Ex-Liebhaber und die Mutter über die Leerstelle, die in ihrem Leben entstanden ist. Ein fast typisches treffen mit der Schwiegermutter steht am Anfang: Er holt sie in Marseille vom Flughafen ab, sie fahren in die Wohnung des noch vermissten Simon. Die Stimmung ist gereizt, den Liebhaber ihres Sohnes hatte sie nie richtig akzeptiert. Doch sie braucht ihn, weil ihr Französisch eher peinlich ist. Dafür ist ihr Suchen voller Entschlossenheit: Nein, das könne nicht sein, dass ihr Sohn einfach abhaut, das sei nicht seine Art. Auf der neuen Arbeitsstelle im Krankenhaus weiß man ebenso wenig wie bei der Polizei. Doch eine junge französische Kollegin taucht auf, die seine Geliebte gewesen sein will - ein Coming out rückwärts, dass beide Deutsche überrascht. Langsam gibt Simons Mutter ihr rüdes Verhalten gegenüber dem Begleiter auf und ein ungewöhnliches Dreieck entsteht: Hier müssen sich Menschen finden und jeder hat ein anderes Bild von Simon. „Auf der Suche“ gibt aus Prinzip keine Antwort. Der Film bleibt ganz bewusst fragend, suchend. Jan Krüger präsentierte seine erste große Produktion auf der letzten Berlinale. Die bekannte und exzellente Corinna Harfouch spielt darin die Mutter, die in Marseille ihren anscheinend verschwundenen Sohn Simon sucht. Krüger gelang ein in seiner Form konsequenter Film, mit wenigen kriminalistischen, einigen dokumentarischen und vielen zwischenmenschlichen Elementen. 2 LOCAL-HEROES-DEZEMBER-TERMINE NOVEMBER 11 HEIMAT IM EDEN KINO: Do, 8.12.: 20 Uhr Aachen-Premiere von „AUF DER SUCHE“ (2011) Anschließend Werkstattgespräch mit Jan Krüger Fr, 16.12.: 18 Uhr Kurzfilmprogramm „VERFÜHRUNG VON ENGELN“ 4 Kurzfilme von 2000 bis 2007, 3 davon mit Oliver Schwabe an der Kamera Gesamtlänge ca. 70min Anschließend Werkstattgespräch mit Oliver Schwabe und Jan Krüger; danach ca. 21 Uhr: Spielfilm „RÜCKENWIND“ (2009) von Jan Krüger Do, 22.12.: 20 Uhr Double Feature Aachen-Premiere von „ZARTE PARASITEN“ (2010) Aachen-Premiere und „EGOSHOOTER“ (2004) von Oliver Schwabe und Christian Becker. Werkstattgespräch mit Oliver Schwabe und Christian Becker Rahmenprogramm: LIVE & UNPLUGGED: TIN DRUM