Nummer zwei im Geldspiel mit hervorragender
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Nummer zwei im Geldspiel mit hervorragender
AutomatenMARKT | Dezember 2003 | Märkte Bally Wulff / Orlando Management GmbH Nummer zwei im Geldspiel mit hervorragender Startposition Wer steckt hinter der Orlando Management GmbH, dem neuen Eigentümer von Bally Wulff, und was hat das Münchner Unternehmen mit dem traditionsreichen Berliner Hersteller vor? Im AutomatenMarkt lüften jetzt erstmals Orlando und Bally Wulff das „Geheimnis“. Die Gerüchteküche brodelt seit dem Sommer. Immer die gleichen Fragen geisterten durch die Branche: Wer ist die Orlando Management GmbH? Welches Interesse hat das Unternehmen an Bally Wulff und der Automatenbranche? Warum ist der Deal mit Löwen geplatzt? Die beiden geschäftsführenden OrlandoGesellschafter Hans Gottwald und Georg Madersbacher sowie die Geschäftsführer von Bally Wulff, Axel F. Pawlas und Ernst Könnecke, standen dem AutomatenMarkt Rede und Antwort zu diesen und weiteren Themen: AutomatenMarkt: Die Übernahme von Bally Wulff durch Orlando sorgte in der Branche für reichlich Gesprächsstoff. Welche Pläne verfolgen Sie? Die geschäftsführenden OrlandoGesellschafter Hans Gottwald (links) und Georg Madersbacher (2.v.r) vertrauen ganz auf die erprobte Geschäfsführung von Bally Wulff mit Ernst Könnecke (2.v.l) und Axel F. Pawlas. Hans Gottwald: In den letzten Wochen wurde in den diversen Medien viel darüber spekuliert, wer hinter Orlando steckt und was wir mit Bally Wulff vorhaben. Wir beraten einen Fonds, der schwerpunktmäßig in Industrien einsteigt, die über einen langen Zeitraum eine gute Performance und Ergebnisentwicklung produziert haben, aber sowohl in ihrer Bilanzstruktur als auch im betrieblichen Umfeld unserer Meinung nach Potenziale haben, die gehoben werden können. Georg Madersbacher: Insgesamt haben wir in den letzten Jahren mehr als 20 Unternehmen gekauft – wir sind also ein mehr als erfahrenes Team für die Akquisition von zukunftsträchtigen Unternehmen. Der derzeitige Fonds, der auch in Bally Wulff investiert hat, ist ein so genannter Langzeitfonds. Er ist auf eine zwölfjährige Laufzeit angelegt und verfügt über Eigenmittel von mehr als 160 Millionen Euro. AutomatenMarkt: Diesem Fonds wollten Sie ja auch noch zusätzlich Löwen Entertainment hinzufügen. Was hat sich da abgespielt? Madersbacher: Immer dann, wenn Investitionen besonders erfolgreich sind, bekommt man naturgemäß Appetit auf mehr. So kamen wir auf Löwen Entertainment. Gottwald: Unser erstes Ziel war es, die Akquisition der Bally Wulff-Gruppe für den Fonds durchzuführen, nachdem der vorherige Eigentümer, die Alliance Gaming aus Las Vegas, seine Verkaufsabsichten deutlich gemacht hatte. Im Laufe der Sondierungen bot sich zusätzlich die Variante, gemeinsam mit der ABN Amro Bank auch Löwen Entertainment zu erwerben, um dann eine Fusion dieser beiden Firmen durchführen zu können. Das hätte ein echtes Pendant zum Marktführer ergeben können. AutomatenMarkt: Woran ist dieses Variante gescheitert? Gottwald: Wir haben sehr lange an dieser Transaktion gearbeitet. Sie müssen sich die Komplexität von mehr als 14 Verträgen klar machen, die entsteht, wenn mehrere Parteien mit offenen und teilweise in den Hintergrund verschobenen Interessen beteiligt sind. Gerade in der Schlussphase der Verhandlungen wurde die Situation unvorhergesehenermaßen erschwert. Aufgrund kartellrechtlicher Umstände hätten wir unser angestrebtes Engagement um Monate verschieben müssen. So kam es nicht zu einem Vertragsabschluss. In dieser Situation ist Novomatic in die Verhandlungen eingetreten und hat letztendlich den Zuschlag bekommen. AutomatenMarkt: Haben Sie neben Löwen Entertainment noch weitere Unternehmen aus der Automatenbranche im Visier? Madersbacher: Momentan steht bei uns die Aufgabe im Vordergrund, die Position von Bally Wulff in einem stagnierenden Markt als unabhängiger Mittelständler zu festigen. Wir können uns aber selbstverständlich auch vorstellen, mit Übernahmen oder Allianzen die strategische Position zu verbessern. AutomatenMarkt: Welchen Einfluss hat der Verkauf von Löwen Entertainment an das österreichische Unternehmen Novomatic auf Ihre Zukunftspläne mit Bally Wulff? Madersbacher: Zweifelsohne werten wir das Unternehmen NSM-Löwen Entertainment nach dem Verkauf an Novomatic auch langfristig als ernstzunehmenden Wettbewerber. Novomatic hat ja sehr deutlich ihr Ziel, die Nummer eins am deutschen Markt zu werden, kommuniziert. Gottwald: Dies hat die Ausgangslage für Bally Wulff eher verbessert. Stellen Sie sich bitte einmal die Situation vor, bei der sich zwei Unternehmen den ersten Platz streitig machen. Die Automatenunternehmer werden vielleicht kurzfristig von einem möglicherweise sehr harten Verdrängungswettbewerb profitieren können. Mittel- und langfristig ist es für die gesamte Branche aber eine Notwendigkeit, mehr als nur zwei größere Anbieter im Markt zu haben. AutomatenMarkt: Haben Sie keine Befürchtungen, dass Bally Wulff in diesem von Ihnen erwähnten Verdrängungswettbewerb den Kürzeren zieht? Gottwald: Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte. Unser Ziel ist sehr pragmatisch: Wir wollen mit Bally Wulff ein wirtschaftlich solider und vor allen Dingen für unsere Kunden berechenbarer und attraktiver Partner bleiben. Wir als Finanzinvestor sind in erster Linie an einem wirtschaftlich gesunden Unternehmen interessiert. Unter diesen Voraussetzungen ist die Position der Bally Wulff-Gruppe am Markt als sehr positiv zu sehen. Besonders weil die Ausgangslage des Unternehmens als Nummer zwei im Geldspielbereich eine hervorragende Startposition darstellt. AutomatenMarkt: Wie wird die künftige Ausrichtung von Bally Wulff aussehen, um in dem härter werdenden Wettbewerb zu bestehen? Madersbacher: Unsere Entscheidung, die Bally Wulff-Gruppe zu übernehmen, war auch davon beeinflusst, dass wir bei den Analysen im Vorfeld ein flexibles und schlankes Unternehmen mit flächendeckendem Vertriebsnetz und attraktivem Produktprogramm vorgefunden haben. Bei genauer Betrachtung des Marktes in jüngerer Vergangenheit stellten wir fest, dass manche Produktzyklen wie der traditionelle Flipper, das Dartsspiel und auch herkömmliche TV-Spiele zu Ende gegangen sind. Alles Produkte, die früher positiv zu den Umsatzergebnissen beigetragen haben. Relativ stabil blieben dagegen Geldspielgeräte für Deutschland und den Export sowie Touchscreengeräte. Und in diesen Bereichen hat Bally Wulff eindeutig seine Stärken. Axel F. Pawlas: Vor diesem Hintergrund sehen wir die Notwendigkeit, einerseits diese Kernprodukte des Unternehmens zu intensivieren, andererseits auf Basis des vorhandenen Knowhow neue Produkte und Dienstleistungen zu finden, zu entwickeln, zu fördern oder vorhandene zu modifizieren und auszubauen. AutomatenMarkt: Was bedeutet das für den Vertrieb? Ernst Könnecke: Vertriebsseitig werden nach wie vor Beratung, Verkauf und Dienstleistungen als Kernkompetenzen im Vordergrund stehen. Die Stärken eines gewachsenen und etablierten Vertriebsnetzes sind vor allem der persönliche Kontakt und das daraus entstandene Vertrauensverhältnis. Madersbacher: Sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit kann man das so genannte Lean Management von Bally Wulff mehr als zeitgemäß nennen. Wir Vertrauen da voll auf die beiden Geschäftsführer Axel F. Pawlas und Ernst Könnecke, die schon in den letzten drei Jahren hervorragende Arbeit geleistet haben. Damit hat sich die Unternehmensgruppe ihren Platz am Markt gesichert. Qualitative Verbesserungen sind dagegen in jedem Unternehmen jederzeit möglich. Hier sehen wir es als eine vorrangige Aufgabe, zusammen mit dem Management von Bally Wulff die einzelnen Unternehmensbereiche zu optimieren. AutomatenMarkt: Welche Unternehmensbereiche sollen kurzfristig optimiert werden? Könnecke: Als ein erstes Ziel stellen wir uns eine schlagkräftige und flexible Vertriebsmannschaft vor, die auf die Anforderungen des Marktes schneller reagieren kann als große schwerfällige Unternehmen. Nur so können neue Produktideen und innovative Technologien schnell vom ersten Entwurf über die technische Realisierung bis hin zur Markteinführung durchgesetzt werden und der entsprechende Vorsprung vor dem Wettbewerb erzielt werden. AutomatenMarkt: Wie beurteilen Sie den Markt des wichtigsten Produktes Geldspiel und welche Chancen sehen Sie in diesem Zusammenhang für das Angebot von Bally Wulff? Gottwald: Nach den Rückgängen der vergangenen Jahre trat jetzt eine stabile Lage im Geldspielbereich ein. Viele Wirtschaftsfachleute prognostizieren derzeit, dass die deutsche Wirtschaft am Beginn einer Wachstumsphase steht, was unserer Meinung nach nicht ohne Einfluss auf unsere Geschäftbereiche bleiben dürfte. AutomatenMarkt: Das Tal ist also durchschritten und es geht aufwärts mit der Automatenbranche? Könnecke: Langfristige Zukunftsprognosen sind derzeit verfrüht, da die vieldiskutierte neue Spielverordnung weder zeitlich konkret eingeordnet noch vom wirtschaftlichen Erfolg her zutreffend prognostiziert werden kann. Worauf wir sicher bauen, sind Kompetenz und Kreativität der Unternehmensgruppe Bally Wulff. Eine Vielzahl neuer Spielideen hat von Berlin aus den Spielemarkt verändert und wurde auch von anderen Unternehmen teils identisch, teils abgewandelt übernommen. Dadurch wurden und werden eindeutige Impulse und Zeichen am Markt gesetzt. Mit dem Wechsel der Investoren steht Bally Wulff auch in Zukunft auf sicherem Boden.