Biogas_1_2012_56
Transcription
Biogas_1_2012_56
AUS DER PRAXIS In Phase Zwei auf Weltniveau Beim Bau von Großbiogasanlagen in der DDR betraten die Entwickler oft technologisches Neuland und erzielten trotz widriger Umstände beachtliche Erfolge Von Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph Die Biogasanlage Zobes bei Plauen mit den typischen schrägen Rohrabläufen an den ersten beiden Fermentern ist weithin sichtbar. I n der DDR kursierte folgender Witz: Erich Honecker erholt sich bei einem Spaziergang in den Bergen. Sein Begleiter weist ihn an einer Stelle auf ein besonders schönes Echo hin. Honecker probiert es gleich aus. „Die DDR hat Weltniveau“, ruft er. „Wo, wo, wo“, hallt es zurück. Wunsch und Wirklichkeit klafften im real existierenden Sozialismus eben häufig weit auseinander. Allerdings ist inzwischen auch klar: Es gab in der DDR Bereiche, in denen Wissenschaftler und Ingenieure trotz Mangelwirtschaft durchaus Weltniveau erreichten oder gar bestimmten. Dazu gehörte 56 zweifellos die landwirtschaftliche Biogasproduktion. „Um die Wende herum wurden immerhin gut 80 Prozent der gesamtdeutschen Biogasmenge in Thüringen produziert“, hat Dr. Gerd Reinhold errechnet. Das habe natürlich auch etwas mit dem Angebot an Gülle aus den großen Tierproduktionsanlagen zu tun gehabt. Reinhold hat die Biogas-Forschung und den Aufbau von Großanlagen in der DDR als Doktorand und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter an Thüringer Forschungseinrichtungen begleitet. Der Entwicklungsprozess der Biogastechnologie in Deutschland verlief, ähnlich wie in anderen Ländern Europas, in zwei deutlich voneinander getrennten Phasen. Der Gedanke, landwirtschaftliche Reststoffe für die Biogaserzeugung zu nutzen, entstand erstmals während der Nachkriegszeit. Vorrangig hatte man dabei die Substitution von Stadtgas im Blick. Zum Kochen, Heizen, gegebenenfalls auch für Leuchtzwecke, könnte so auf dem Lande Biogas zum Einsatz kommen. Prof. Karl Imhoff weist in einer Veröffentlichung 1947 darauf hin, dass aus dem Stallmist einer einzelnen Kuh hundert Mal so viel Gas erzeugt werden kann, wie aus dem Klärschlamm BIOGAS Journal | 1_2012 FOTOS: CARMEN RUDOLPH AUS DER PRAXIS Der Trockengasspeicher und die drei Fermenter der Biogasanlage in Zobes gingen in den 80er Jahren in Betrieb. eines städtischen Einwohners. In der DDR passte Biogas zudem zur ideologischen Programmatik. Von Anfang an war ja geplant, die zum Überleben viel zu klein zugeschnittenen Neubauernhöfe und später alle weiteren Einzelbetriebe zu landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) zusammen zu schließen. Bis Ende 1955 waren aus 77.392 Bauernwirtschaften 6.047 LPG gebildet worden, die meisten davon vom Typ III mit gemeinsamer Viehwirtschaft. In einer durchschnittlichen LPG hätten sich täglich über 200 Kubikmeter Biogas erzeugen lassen, die pro Jahr 42.000 Liter Diesel ersetzen BIOGAS Journal | 1_2012 könnten. Das überzeugte die staatliche Plankommission. Sie stellte finanzielle Mittel und Material für Gärversuche im Laboratorium der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften in Jena-Zwätzen bereit, um die Einflüsse von Temperatur, Druck und TSAnteil auf die Biogaserzeugung zu ermitteln. Die Versuchsergebnisse schienen einen thermophilen Betrieb nahezulegen. Die erste großtechnische Versuchsanlage der DDR wurde von 1953 bis 1957 auf dem Gut Freienbessingen in Thüringen folgerichtig im thermophilen Temperaturbereich betrieben. Die Berichte klangen zunächst auch vielversprechend. Aber die Anlage wies zu hohe Wärmeverluste auf, die auch durch bessere Dämmung nicht in den Griff zu bekommen waren. Im kalten Winter 1956/57 froren dann schließlich noch die Wasserbecken der Gasspeicher ein. Weitere Biogas-Versuchsanlagen arbeiteten mit besseren Ergebnissen auf dem Gelände der technischen Hochschule Dresden und in Potsdam-Bornim. Forschungsarbeiten zur Biogaserzeugung gab es auch in der Landwirtschaftlichen Fakultät in Jena. Mit der 1955 einsetzenden „Erdölschwemme“ fiel die Biogasforschung nach und nach in eine Art Dornröschenschlaf. Bei Heizölpreisen von umgerechnet zehn Cent pro Liter, die sich bis 1970 sogar noch einmal halbierten, war die Wirtschaftlichkeit von Biogas kaum noch nachzuweisen. Zudem hatten technische Pannen einige Kratzer am Image hinterlassen. Aufgrund dieser Entwicklung wurden nahezu alle Biogasanlagen stillgelegt. Rückbesinnung durch Ölkrise und Güllestau Es gab einige Gründe, warum Biogas ab Mitte der siebziger Jahre in der DDR doch wieder ein Thema wurde. Einer davon stank im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel. Aus den ungefähr 300 typisierten Anlagen zur Tierhaltung mit je bis zu 190.000 Tieren in kombinierten Schweinemast- und Zuchtanlagen oder 2.000 Kuh- und 4.000 Jungrindplätzen flossen insgesamt jährlich 50 Millionen Tonnen Gülle. Die Aufbereitung von solchen Mengen, insbesondere unter dem Aspekt der Nutzung darin enthaltener Bodennährstoffe, wurde zum wachsenden Problem. Je größer die Tierbestände an einem Ort, desto größer war der Transportaufwand zum Ausbringen der Gülle. Pro Kubikmeter musste ungefähr ein Liter Diesel eingesetzt werden. So wurde nicht selten auf bequemer erreichbaren Feldern, Wiesen und sogar im Wald zuviel Gülle ausgebracht und die Flächen regelrecht „tot gedüngt“. Der sprunghafte Anstieg des Erdölpreises Mitte der 70er führte außerdem zu Engpässen in der Energieversorgung. Zugleich eröffneten die dünnflüssigen Güllemengen aus der industriemäßigen Tierproduktion neue Möglichkeiten, diese Situation zumindest teilweise zu entschärfen. Die mögliche Biogas-Produktion aus dem Gülleaufkommen der Massentierhaltung schätzte man in der DDR auf jährlich etwa 200 Millionen Kubikmeter mit einem Energieäquivalent von 4.500 Terajoule. Damit hätten sämtliche LPG und Volksgüter die Hälfte ihres Ener- F 57 AUS DER PRAXIS FOTO: ARCHIV REINHOLD Standardmäßig wurde das in den Anlagen erzeugte Biogas in Heizkesseln verbrannt. giebedarfs über Biogas decken können. Um dieses Potential zu nutzen, beschloss die DDR-Führung 1973 den Bau von acht Großanlagen. Davon gingen sieben in Betrieb und produzierten bis 1990 und darüber hinaus. Eine ab 1985 errichtete Anlage in Delitzsch nahm wegen technischer Probleme den Dauerbetrieb nie auf. Es handelte sich um ein Konzept zur thermophilen Behandlung von Rindergülle. An den Standorten Nordhausen und Zobes bei Plauen wird bis heute mit zum Teil weiter entwickelter DDR-Technologie Biogas produziert. Die Anlagen waren als Versuchs- und Experimentalanlagen konzipiert, wurden von verschiedenen Forschungseinrichtungen wissenschaftlich begleitet aber gleichzeitig für die Produktion genutzt. Pläne für RGW-Biogasanlage auf der Krim Ziel war es, entsprechend den spezifischen örtlichen Bedingungen der großen Tierhaltungsbetriebe Verfahrenskonzepte und Reaktorkonfigurationen großtechnisch zu testen und daraus Musterlösungen zu entwickeln. „Dabei wurden bald durchaus beachtenswerte Ergebnisse erzielt, an denen auch die anderen Ostblockländer großes Interesse hatten“, erinnert sich Prof. GerdRainer Vollmer. Der heutige Inhaber des Lehrstuhls Biologische Verfahrenstechnik an der Fachhochschule Nordhausen vertrat die DDR im entsprechenden Gremium des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe Die LPG Industrielle Schweinezucht in Frankenförde rüstete 1983 zwei Güllebehälter zu Biogasreaktoren um. (RGW). Vor allen die Russen, die zwar über exzellente Wissenschaftler auf dem Gebiet der Mikrobiologie verfügten, aber Probleme bei der praktischen Anwendung hatten, wären an technischen Lösungen interessiert gewesen. „Sie unterbreiteten sogar den Vorschlag, auf der Halbinsel Krim im Schwarzen Meer eine große RGW-Gemeinschaftsbiogasanlage zu errichten.“ Den letzten Kick versprach sich die Parteiund Staatsführung wohl noch von einer Prise West-Know-how und lud das Schweizer Biogas-Urgestein Dr. Arthur Wellinger, heute Präsident des Europäischen Biogasverbandes, gegen gutes Honorar in die DDR ein. Auf seiner Rundreise zu den Biogasstandorten sollte er Wissen weitergeben. „Für mich als damals junger Wissenschaftler war das natürlich eine eindrucksvolle Begegnung. Aber Lösungen zu konkreten Verfahrens-Problemen in jener Zeit konnte er natürlich auch nicht aus dem Ärmel schütteln“, blickt Reinhold zurück. Als erste Biogasanlage in der zweiten Phase entstand 1982 auf dem Gelände der zentralen Gülleaufbereitungsstation zwischen einer Schweinemast- und einer Milchviehanlage in Vippachedelhausen (Thüringen) eine Großversuchsanlage. Dafür wurde das vorhandene, ins Erdreich eingelassene Güllebecken mit einem Fassungsvermögen von 500 Kubikmeter mit isolierten Stahlplatten und einem Dach aus Teerpappe abgedeckt. Die Pilotanlage war mit einem GasUmwälzsystem, also mit einem Gebläse zum BIOGAS Journal | 1_2012 AUS DER PRAXIS FOTOS: ARCHIV VOLLMER, REPRO: RUDOLPH GAS KÜHLER Die Anlage in Himmelgarten mit den beiden 350 Kubikmeter fassenden Reaktoren begann 1986 mit der Biogasproduktion. Einpressen von Biogas ausgerüstet. In der Regel kam eine Mischung von Rinder- und Schweinegülle mit einem TS-Gehalt von 3,5 bis fünf Prozent im Verhältnis eins zu eins zum Einsatz. Die täglich produzierten 1.100 Kubikmeter Biogas mit einem Methangehalt von 65 bis 72 Prozent gelangten mit dem Druck aus dem Fermenter und ohne Gasreinigung über Gasleitungen in die beiden etwa zwei Kilometer entfernten Tierhaltungsbetriebe und wurden dort in Heizkesseln verbrannt. Legendäre Biogas-Kaffee-Runde Auf dem Versuchsgelände soll Anfang der 80er Jahre auch die legendäre Kaffeerunde mit dem ersten Biogaskaffee der DDR stattgefunden haben. Forschungsleiter Prof. Gerhard Breitschuh, der zu dieser Zeit noch mit einem umgebauten Gülletransporter experimentierte, lud Staatsfunktionäre zu einem Ortstermin ein und demonstrierte das Kaffeekochen mit Biogas. Im anschließenden Kaffeeplausch begeisterte er die Gäste von seinem Vorhaben. Solche Kontakte erleichterten in der DDR, wo jede Schraube von der Plankommission im Voraus bilanziert werden musste, den Erfolg von Bauprojekten erheblich. So entstand nicht nur die Großversuchsanlage. Einige Jahre später kamen noch drei Beton-Fermenter mit je 1.200 Kubikmetern Faulraumvolumen hinzu. Sie waren außen mit Mineralwolle gedämmt und mit Blech ummantelt. Innen dienten glasfaserverstärkte Kunststoffplatten BIOGAS Journal | 1_2012 als passiver Korrosionsschutz für den Beton. Am Standort Berlstedt fanden auch Untersuchungen zur Verstromung von Biogas mit einem umgerüsteten Traktormotor und angeschlossenem Generator statt. „Eines unserer größten Probleme war dabei: Wohin mit dem Strom? Einspeisen gab’s ja noch nicht“, erzählt Reinhold. Den Stromverbrauch sicherten dann etliche Bahnheizkörper, die allerdings in der DDR zur Mangelware gehörten. 1992 stellte der neue Besitzer den Betrieb der Biogasanlage wegen zu hoher Kosten ein. Nach dem Konzept der Anlage in Berlstedt baute die LPG Industrielle Schweinezucht in Frankenförde (bei Luckenwalde) 1983 eine Biogas-Anlage in eigener Regie. Dafür wurden zwei von sechs bereits vorhandenen Beton-Güllebehältern mit je 500 Kubikmetern Fassungsvermögen zu Biogas-Fermentern umgerüstet und mit Hartschaum isoliert. Eine Besonderheit in Frankenförde war die Gas-Entschwefelung. Dazu dienten zwei mit Raseneisenerz gefüllte Behälter. Größte DDR-Biogasanlage in Nordhausen Richtig geklotzt wurde am Rande der thüringischen Stadt Nordhausen. Hier errichtete das heute noch in diesem Bereich tätige Unternehmen Schachtbau Nordhausen 1985 die größte Biogasanlage der DDR. Die beiden 37 Meter hohen Stahlfermenter mit einem Durchmesser von 18,80 Metern haben ein Volumen von je 8.000 Kubik- F Für Biogas C www.calorplast.de CALORPLAST FOTO: CARMEN RUDOLPH FOTO: ARCHIV REINHOLD AUS DER PRAXIS 60 Oben: Der auf Flüssigbiogasantrieb umgebaute Traktor ZT 300 in der Biogasanlage Nordhausen. Unten: Nach dem Flüssigkeitsentzug wird die feste Fraktion der Gärreste in der Biogasanlage Zobes sofort abgefahren. metern. Über einen Bodenkonus können Ablagerungen abgesaugt werden. Beim Bau gab es die üblichen Probleme. So übernahm nach einigem hin und her ein polnischer Betrieb die Dämmungsarbeiten an einem der Stahltürme, weil sie das Material mitbrachten, für das im damaligen Bezirk Erfurt die Bilanzzuweisungen nicht ausreichten. Zeitweise ging es nicht weiter, da Gerüste noch für den Bau der Anlage in Berlstedt benötigt wurden. Das Substrat kam und kommt auch heute aus dem benachbarten Schweinemastbetrieb, der früher 90.000 Tiere hielt. Technische Besonderheiten der Nordhausener Anlage waren die Substraterwärmung und die Aufbereitung der Gärreste. Über einen vorgelagerten Tauchstrahlreaktor gelang es, die Gülle mit einem TS-Gehalt von nur zwei Prozent durch Zuführung von Luft und damit forciertem, aeroben biologischen Abbau auf eine Temperatur von 26 bis 28 Grad Celsius zu bringen. Anschließend gelangte die Gülle in den Fermenter und wurde dort geringfügig nachgeheizt. Der aerobe Prozess verminderte allerdings die Gasausbeute. Für den anschließenden Einsatz als Dünger erfolgte eine Trennung der Gärprodukte mittels Schwerkraftsedimentation und Dekanter in Faulschlamm mit einem TSGehalt von über zwölf Prozent und Faulwasser. In Nordhausen kam nach Berichten das erste BHKW der DDR mit einem Gasmotor des Schwermaschinenkombinates Magdeburg zum Einsatz. Außerdem fuhr hier ein Traktor ZT 300, den Techniker auf den Betrieb mit verflüssigtem Biogas (Kryotechnik) umgerüstet hatten. „Nach Erweiterung um zwei Fermenter auf eine elektrische Leistung von 2,2 MW verarbeiten wir hier unter Zugabe von 40 Tonnen Maissilage täglich 120 Kubikmeter Schweinegülle des Betriebes Van Asten Tierzucht Nordhausen, zu dem die Anlage heute gehört“, berichtet Anlagenfahrer Frank Hartleb. Nur wenige Kilometer von Nordhausen entfernt nahm 1986 neben einer Jungrinderanlage mit 2.600 Tieren in Himmelgarten eine weitere kleinere Biogasanlage den Betrieb auf. In den beiden Fermentern mit einem Volumen von je 360 F BIOGAS Journal | 1_2012 FOTO: CARMEN RUDOLPH AUS DER PRAXIS Die Biogasanlage in Nordhausen war mit ihren 37 Meter hohen Fermentern die größte Biogasanlage der DDR. Daneben das neue Foliengaslager. Kubikmetern gärte Rindergülle mit einem TS-Gehalt von über acht Prozent, was für damalige Verhältnisse hoch war. Weltweit einmalige Pfropfenstromanlage Weltweit einzigartig dürfte die 1985 errichtete Biogasanlage in Rippershausen gewesen sein. Sie war als horizontale Pfropfenströmungsanlage mit vier mal 1.500 Kubikmetern Faulraumvolumen konzipiert und arbeitete mit der Gülle von 34.000 Tieren einer Schweinemastanlage. Aus Fertigbauelementen wurden dafür 22 Meter lange rechteckige, nach oben offene Kanäle mit einer Breite und Höhe von 3,5 Metern gebaut und gedämmt. Jeweils fünf dieser Kammern mit einem Fassungsvermögen von 300 Kubikmetern bildeten eine der vier Reaktoreinheiten, die von der zuvor in Wärmetauschern auf 40 Grad Celsius erwärmten Gülle, vorbei an wechselnd halbseitig offenen Zwischenwänden, mäanderförmig durchflossen wurde. Jede Kammer war auf einer durchgehenden, hohlen Welle mit einem sehr langsam drehenden Paddelrührwerk ausgestattet. Die Luft in der Hohlwelle sorgte für Auftrieb Ihr Sprung in die Unabhängigkeit. BLOCKHEIZKRAFTWERKE | BIOGASTECHNIK PFLANZENÖLANLAGEN | SCHALTANLAGENBAU MOTORINSTANDSETZUNG SEVA Energie AG ® Mit der Natur im Gleichgewicht Europa-Allee 14 | 49685 Emstek | Phone: +49 4473.9281.0 | www.seva.de AUS DER PRAXIS Hühnerkot von 250.000 Legehennen Die letzte in der DDR-Zeit errichtete Biogasanlage steht seit 1987 bis heute in Zobes bei Plauen (Sachsen). Als Substrat diente zunächst ausschließlich Hühnergülle von dem benachbarten Geflügelbetrieb „Vogtland“ mit über einer Viertelmillion Legehennen. „Sie arbeitete als einzige in einem zweistufigen Verfahren“, erläutert Dipl.-Ing. Lars Klinkmüller, der die Technologie der Zobeser Anlage, das sogenannte „Plauener Verfahren“, mit entwickelt hat. Die vorgelagerte Hydrolyse und Säuerungsstufe erfolgte in einem Erdbecken. Anschließend gelangte FOTO: CARMEN RUDOLPH und verhinderte ein sonst unvermeidliches Durchhängen und den Bruch der nur an den äußeren Reaktorwänden gelagerten Welle. Das Gas sammelte sich unter erstmals eingesetzten Folien, die den gesamten Baukörper überspannten. Bei einem Gülleaufkommen von 150 Kubikmetern pro Tag lieferte die Rippershausener Anlage 4.000 Kubikmeter Biogas zum Heizen der Schweineställe. Die Anlage arbeitete noch bis 2004 und setzte als Kosubstrat organische Abfälle ein. Die Typenschilder an den in den 80er Jahren errichteten Fermentern in Zobes sind schon etwas verblichen. die Gülle in zwei identische Stahlfermenter mit jeweils 1.500 Kubikmetern Volumen. Hier fällt eine weitere Besonderheit ins Auge. Zwischen den Reaktoren sind zwei schräge Rohre zu erkennen. Sie sind der Auslauf des Reaktors und bewirken mit ihrem relativ großen Durchmesser, dass die Feststoffe im langsam aufsteigenden Gärsubstrat sedimentieren können und dadurch wieder in den Faulraum zurückrutschen und weiter vergasen. Sich absetzender Schlamm BiobasedWorld 18 – 22 June 2012 · Frankfurt am Main · Germany BiobasedWorld at ACHEMA 2012 » » » » Exhibition Partnering Conference Technology Transfer Days ACHEMA Congress Join ACHEMA’s BiobasedWorld to learn how to » » » Benefit from new bioprocessing technologies Source equipment and starting materials Make bio-based products profitable Get more information at www.achema.de/biobasedworld kann, wie bei der Nordhausener Anlage, über den trichterförmigen Behälterboden abgepumpt werden. Wegen Wegfall der Hühnergülle erfolgte durch Lars Klinkmüller (heute Ingenieurbüro CarboCycle) die Umstellung der später durch einen dritten Fermenter erweiterten Anlage auf die Verarbeitung organischer Abfälle. Sie ist bis heute in Betrieb und vergärt unter anderem Lebensmittelabfälle aus Haushalten, für die es in Plauen als Nachfolger zur DDR-„Specki“-Tonne weiterhin ein Sammelsystem gibt. D Autor Dipl.-Journ. Wolfgang Rudolph Freier Journalist Rudolph Reportagen – Das Medienbüro Kirchweg 10 · 04651 Bad Lausick Tel. 03 43 45/26 90 40 E-Mail: info@rudolph-reportagen.de www.rudolph-reportagen.de