Getreide Brot - Sachunterricht Petersen
Transcription
Getreide Brot - Sachunterricht Petersen
Unterrichtsvorbereitung für die zweite Lehrprobe zur zweiten Staatsprüfung für das Lehramt an Volks- und Realschulen Melanie Wedemann Fach: Sachunterricht Klasse: 2c Thema der Unterrichtseinheit: Vom Brot zum Korn Stundenfrage: Wo kommt das Korn her? 1. Einbettung der Stunde in die Unterrichtseinheit - „Wo kommt das Brot her?“: Strophe 1 des „Brotliedes“ (-> s. Anhang). Wir fühlen, riechen und betrachten einen Brotlaib; Erfahrungen und Fragen werden mithilfe einer Ideensonne festgehalten. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Regeln im Sitzkreis - Wir untersuchen verschiedene Brotsorten: Diverse Brotscheiben werden betrachtet, abgezeichnet, gegessen. Die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Eigenschaften werden verglichen. Die S. erfinden Phantasienamen (die zum Aussehen der Brote passen, z.B. „Nasenbrot“, „Viereckbrot“). Wahl des „witzigsten“ Brotnamens. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Regeln zum „Betrachten“ und „Abzeichnen“ werden wiederholt - „Was macht der Bäcker in den Brotteig?“: Wir finden den Hauptbestandteil von Brot heraus (Strophe 2 des „Brotliedes“; S. stellen Vermutungen an, was alles in Brot drin ist; S. finden die Bestandteile von Brot anhand eines Rezeptes heraus, wiegen diese ab und erkennen, dass Mehl der Hauptbestandteil ist (Überleitung zum Thema Getreide)); Backen eines Brotes in der Klasse mit der Brotbackmaschine - „Wo kommt das Mehl her?“: Strophe 3 des „Brotliedes“; S. erhalten Getreidekorn, betrachten, probieren und zerstoßen dieses („Da ist ja Mehl drin“); im Sitzkreis wird das Korn mithilfe einer Handgetreidemühle und einer elektrischen Mühle gemahlen; S. erhalten kleine Portionen dieses Mehls, vergleichen es mit weißem Mehl und sieben es durch Teesiebe durch -> weißes Mehl entsteht - „Wo kommt das Korn her?“: Strophe 4 des „Brotliedes“. Indem die Schüler sich auf vielfältige Weise mit den Teilen einer Roggenpflanze beschäftigen, entdecken sie, dass Korn an einer Pflanze wächst. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Regeln zum Aufräumen - Weiterarbeit an den Zeichnungen und Aufgaben der vorherigen Stunde. Festigung: Die S. zerteilen ihre Getreidepflanze, beschriften die Teile und sortieren sie in die jeweiligen Kästchen der „Wortschatzkiste“ - Weitere Getreidepflanzen / Unterschiede der vier Hauptgetreidearten (Die S. erhalten Getreidesträußchen mit je 2 bis 3 Gersten-, Roggen-, Hafer- und Weizenpflanzen. Diese werden genau betrachtet und von den S. in Partnerarbeit sortiert; Besprechung der Unterschiede mithilfe der in der vorherigen Stunde gelernten Fachbegriffe im Sitzkreis; Namen der Getreidearten. Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Partnerarbeit) - Wir setzen Keimversuche mit Weizenkörnern an (Langzeitversuch). Soziales Lernziel / Aufbau von Methodenkompetenz: Gespräch und Übungen zum Thema „Dokumentation“ - Zum Abschluss der Einheit: Herstellung von Brotteig und Ausflug in die Haupt- und Realschule Sinstorf, die über ein altes Backhaus mit Steinofen verfügt; gemeinsames Backen und Essen von Broten (Die S. vollziehen noch einmal in einer handelnden Weise 1 - die einzelnen Arbeitsabläufe in ihrer Gesamtheit nach: von der Getreidepflanze zum Korn, vom Korn zum Mehl, vom Mehl zum Brotteig, vom Brotteig zum Brot) Gemeinsame Gestaltung der Klassenausstellung & Führerschein-Verleihung1 bzw. Stempelvergabe (in feierlicher Atmosphäre mit klassischer Musik, Brothäppchen und „Gratulationen“) Folgende Unterrichtsstunden zum Thema „Vom Brot zum Korn“ werde / habe ich parallel zum Sachunterricht in anderen Fächern der Klasse 2c unterrichtet (Ansatz eines fächerübergreifenden Unterrichts): - Mathe: Wie viele Körner braucht man für das Backen von 1 kg Brot? (Körner zählen, Höhenstände in Gefäßen vergleichen etc.) - Deutsch: „Lesetagebücher“ erstellen (Bücherkiste „Getreide“) - Musik: Herstellung einer Kornrassel (mit Motiven aus der Einheit beklebte Filmdosen; mit Körnern gefüllt) 2. Überlegungen zur Lerngruppe Die Klasse 2c besteht aus 21 Schülerinnen und Schülern (11 Jungen, 10 Mädchen2). Die Schüler kommen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen (12 Schüler aus der Türkei, aber auch aus Albanien, Afghanistan und Portugal). Zwei Schüler sind Roma, ebenso viele Kinder sind deutscher Herkunft. In der Schule Fährstraße gilt deshalb die Devise, dass jede Unterrichtsstunde immer auch gleichzeitig Deutschunterricht sein sollte. Aus diesem Grunde lege ich den Sachunterricht – auch in der Stunde vom 12.09. – gerne so an, dass die Schüler neue (Fach)Begriffe kennen und schreiben lernen. Die Klasse hat sich für eine Anfang-zweite Klasse – auch aufgrund diverser, gemeinsamer Ausflüge – sehr schnell als Gruppe gefunden. Vor allem Schüler wie Mizgin, Sevim, Dehar und Albion fallen mir häufig durch ihre sozialen Kompetenzen auf. Sie helfen gerne als Experten ihren Mitschülern. Mizgin verfügt über hohe diplomatische Fähigkeiten, Sevim hat eine große Frustrationstoleranz und kann – begrenzt eingesetzt – auch mit schwierigen Schülern zusammenarbeiten, indem sie Konflikte auszugleichen versucht. Ich habe von Beginn der ersten Klasse an großen Wert auf „Feedbackkultur“ gelegt, da ich gemerkt habe, dass es den Schülern sehr schwer fällt, eigenes Verhalten wahrzunehmen und einzuschätzen. Anfänglich war es noch die Stabpuppe „Ameise Heidi“, die den Schülern am Ende der Stunde ihr Verhalten rückgemeldet hat, doch langsam haben die Schüler diese Aufgabe übernommen, „Heidi“ wurde überflüssig. Mittlerweile bewerten die Schüler ihr Arbeitsverhalten, indem sie sich eine, zwei oder drei Perlen zuteilen (wenn das Perlenglas bis zum Rand gefüllt ist, gestalten wir eine „besondere“ Schulstunde). Einige Schüler haben es im Laufe eines Jahres geschafft, sich und ihr Verhalten sehr gut wahrzunehmen. Da ich dabei Wert auf eine offene, ehrliche und konstruktive Atmosphäre lege und die Schüler von mir gewöhnt sind, dass auch ich mit gemachten Fehlern ihnen gegenüber offen umgehe, freue ich mich immer wieder sehr, wenn Schüler wie z.B. Dehar ganz offen rückmelden „Heute gebe ich nur eine Perle, ich habe nämlich zu viel mit meinem Nachbarn geredet.“ Leider kamen in den letzten Monaten vermehrt Streit und gewaltvolle Auseinandersetzungen in den großen Pausen vor. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es diesen Schülern sehr hilft, wenn wir – nach einer ersten Klärung – in solchen Situationen das gemeinsame Singen zu Stundenbeginn verlängern (oder ich den Schülern vor unserem gemeinsamen Lied erst einmal ein 1 Das Erlernen zentraler Methodenkompetenzen wird – über die Einheiten hinweg – in einem „ForscherFührerschein“ dokumentiert. 2 Ein Mädchen wird zurzeit bei Verwandten beschult, da der Vater, der das Sorgerecht für das Mädchen hat, zu Zeit im Gefängnis ist. 2 beruhigendes Lied mit Gitarre vorsinge). Durch das Singen werden sie innerlich ruhiger und können sich dann meist auf den Unterricht einlassen. Es ist mir ein großes Anliegen, die Schüler zu mehr Selbstständigkeit zu befähigen. Zu Beginn des Schuljahres fragten die Schüler mich bei jedem einzelnen Arbeitsschritt „Was soll ich nun machen?“, „Darf ich jetzt den nächsten Schritt beginnen?“ etc. Deswegen habe ich in den letzten Monaten gemeinsam mit den Schülern ein Symbolsystem entwickelt, das den Schülern die Abfolge der jeweiligen Arbeitsschritte vor Augen führt. Sie können sich so jederzeit an der Tafel orientieren, was sie als nächstes machen sollen.3 Dies stiftet Sicherheit und fördert die Selbstständigkeit der Schüler. In kürzeren Phasen gelingt ihnen dies schon gut, doch sobald eine größere Anzahl von Arbeitsschritten aufeinander folgt, verlieren viele Schüler die Symbole aus den Augen. Bei entsprechenden Fragen verweise ich die Schüler deshalb immer wieder auf die Symbole an der Tafel. Die zwei Roma Kinder kommen – bedingt durch ihren kulturell-familiären Hintergrund bzw. aus gesundheitlichen Gründen– nicht häufig zur Schule. Sie verpassen deshalb sehr viel Stoff und kennen neu eingeführte Regeln, Methoden und Rituale oft nicht. (Von der bisherigen Einheit haben sie noch keine Stunde mitbekommen). Deshalb werde ich im Rahmen der Einzelarbeit vermehrt darauf achten, ob sie meine Hilfe brauchen (auch wenn sie das ihnen evt. noch immer nicht genügend vertraute Kartensystem nicht nutzen). Vor allem vier Schüler sind in meinem Unterricht häufig unruhig. Sidney redet seit den Sommerferien vermehrt in Unterrichtsgespräche rein, ohne sich zu melden. … Seit Beginn der ersten Klasse habe ich bei der Formulierung meiner Stundenziele in besonderem Maße soziale Lernziele berücksichtigt und auf den Aufbau zentraler Methodenkompetenzen (durch diverse „Methodenworkshops“) Wert gelegt. An folgende Arbeitsformen und ritualisierte Handlungsabläufe habe ich die Schüler bereits herangeführt: - - - Visualisierung des Stundenablaufs und Vorstellung durch das „Kind-mit-Durchblick“ „Startklar“-Zeichen zu Beginn der Stunde (-> das Stimmen der Gitarre) Bewegungs- und Singspiele zu Stundenbeginn Einführung von Lautstärke-Punkten (gelb = Mauselautstärke; rot = Fischlautstärke) und Erinnerung an die geltenden Lautstärkeregelungen mithilfe eines audiovisuellen Zeichens (Schlagen der Klangschale). Den Schülern fällt es noch immer sehr schwer, sich in selbstständigen Arbeitsphasen an den gelben Punkt zu halten Ruhiges Bilden eines Sitzkreises Time-out-Karte: Wenn ein Schüler – aus verschiedenen Gründen – eine Auszeit braucht, kann er ein rotes Kärtchen, das im Raum hängt, ziehen. Dieses berechtigt ihn zum unkommentierten Rausgehen in den Gruppenraum. Der Schüler entscheidet, wann er wieder weiterarbeiten kann. Auch der Lehrer kann bei massiven Störungen diese Karte verteilen Gegenseitiges Drannehmen der Schüler im Rahmen eines Unterrichtsgespräches; Lehrer protokolliert und fasst zusammen Tischausstellung mit „Bewertungssteinchen“ (die Schüler legen auf gelungene Arbeiten eine Perle, was einem genaueren Betrachten und der gegenseitigen Wertschätzung dient) Stundenfeedback mithilfe des Perlenglases Nonverbales Spiegeln mithilfe einer Tischskizze (* Verteilung an der Tafel) Folgende von den Klassenlehrerinnen eingeführte Rituale habe ich übernommen: 3 Auch die Einführung eines Helfersystems (erst selber nachdenken -> Nachbarn fragen -> Expertenkind fragen (dieses ist meist durch einen „Expertenorden“ zu erkennen) -> erst dann Lehrer mithilfe eines Kartensystems fragen) zielte in diese Richtung. 3 - Gesprächsregeln und „Erzähl-Kugel“ im Sitzkreis Drehen des Rainmakers bzw. „Schwupps“: Die Schüler legen alles aus der Hand und schauen nach vorne u. a. 3. Didaktische Begründungen Eine Einheit zum Thema „Vom Brot zum Korn“ eignet sich hervorragend, um verschiedene, im Rahmenplan Sachunterricht Grundschule genannte Rahmenthemen zu bearbeiten. Mögliche Anknüpfungspunkte sind z.B.: „Ich und mein Körper – gesunde Ernährung“ (Lernfeld 1/2-2); „Das Leben der Menschen im Wandel – Arbeit, Ernte, Mahlen und Backen früher und heute“ (Lernfeld 1/2-8); „Nutzen von Gebrauchsgegenständen – Haushaltsgeräte wie Getreidemühle, Küchenmaschine, Brotbackmaschine kennen und nutzen lernen“ (Lernfeld 1/2-7); „Arbeitswelten – Erkundung des Arbeitsplatzes Bäcker und Bauer“ (Lernfeld 1/2-8). Da der Stoffverteilungsplan der Schule Fährstraße für Klasse 2 die Bearbeitung des Themas „Aufbau von Pflanzen“ vorsieht (Lernfeld 1/2-6), habe ich bei der Konzeption der Einheit den Schwerpunkt auf die Vermittlung botanischer Grundkenntnisse gelegt. Die Schüler sollen botanische Grundkenntnisse erlangen, indem sie Getreidepflanzen betrachten, abzeichnen, erforschen, zerteilen bzw. Keimversuche anlegen und den Wachstum der Keime dokumentieren. Ich möchte die Einheit aber auch noch für ein weiteres, mir wichtiges Anliegen nutzen. Brot und Brötchen gehören als Grundnahrungsmittel wie selbstverständlich zum Alltag der Kinder (Schülerorientierung, Alltagsbezug)4. Brot wird aber von den meisten Kindern als fertiges Produkt erfahren, als Ware aus der Bäckerei. Die Herkunft des Brotes wird dabei häufig auf den Supermarkt reduziert. Der arbeitsreiche, langwierige Werdegang des Brotes bleibt ihnen verborgen. Mit dieser Unterrichtseinheit will ich den Schülern den komplexen Zusammenhang – vom Saatkorn über die Getreidepflanze und das Korn über das Mehl, den Brotteig bis hin zum Brot – durchschaubar machen. Indem die Schüler über den Ursprung von Brot (Mehl, Korn) nachdenken, bekommen sie langsam ein Gefühl für das zeitliche Werden von Alltagsprodukten, für Abfolgen, Arbeitsschritte, für Ursprünge und Weiterverarbeitung5 (siehe Lernfeld 1/2-5 „Zeit“ und 1/2-7 „Die technisch gestaltete Welt“). Um diesem genetischen Aspekt meiner Einheit Rechnung zu tragen, habe ich einen Liedtext geschrieben, der die Frage nach dem „Woher“ aufgreift (siehe Anhang). Die jeweilige Stundenfrage „Woher kommt das Brot?“, „Woher kommt das Mehl?“ etc. wurde jedes Mal in Form einer neuen Strophe zu Stundenbeginn gelesen und am Ende der Stunde von den Schülern singend beantwortet. Beide Grundanliegen der Einheit, der genetische Aspekt und die Erlangung wichtiger Grundkenntnisse über Pflanzen, spiegeln sich direkt in den Lernzielen der Stunde vom 12.09. wieder. Die Schüler sollen entdecken, dass – die in der vorherigen Stunde untersuchten und gemahlenen Körner – an einer Getreidepflanze wachsen. Das letzte „Puzzlestück“ im komplexen Zusammenhang von Getreidepflanze –> Korn –> Mehl –> Brotteig –> Brot wird erschlossen (genetischer Aspekt).6 Dies geschieht, indem die Schüler sich intensiv mit dem Aussehen einer Getreidepflanze auseinandersetzen, die Teile einer solchen entdecken und mit den Fachbegriffen „Wurzel“, „Ähre“, „Blatt“, „Halm“, „Granne“ und „Korn“ benennen (botanischer Aspekt).7 Bei der Behandlung der Thematik war mir besonders wichtig, dass die Kinder den Ursprung des Korns mit allen Sinnen, in einer anschaulichen Weise erfassen. Ihnen sollen originale 4 Ich habe deshalb als Ausgangspunkt der Einheit bewusst ein Brot gewählt und die Einheit „Vom Brot zum Korn“ genannt, damit die Schüler „an ihre konkreten Erfahrungen anknüpfen und so den Zusammenhängen leichter auf die Spur kommen können.“ Hannemann, G.: Vom Brot zum Korn. Handreichung für den Sachunterricht in der Grundschule, Hamburg 2000, S. 5. 5 Vgl. Kaiser, A.: Praxisbuch handelnder Sachunterricht, Band 2, Hohengehren 1998, S,92. 6 Dieser Entstehungsprozess wurde kontinuierlich über die Einheit hinweg an der Seitenwand mithilfe von Bildern visualisiert und wird in dieser Stunde durch das Bild einer Getreidepflanze vervollständigt. 4 Erfahrungen ermöglicht werden, indem sie echte Getreidepflanzen betrachten, untersuchen, fühlen, an ihnen riechen, ggf. die Körner probieren. Durch die Auseinandersetzung mit den einzelnen Teilen der Pflanze, durch das spätere Zerteilen und durch das Abzeichnen8 setzen sie sich intensiv, in einer handelnden, ganzheitlichen Weise mit der Getreidepflanze auseinander und machen vielfältige Erfahrungen, die die Erkenntnis, dass Körner an einer Getreidepflanzen wachsen, festigen. Einigen Schülern wird vielleicht schon beim ersten Betrachten der Getreidepflanze der Ursprung von Korn deutlich, andere Schüler werden vielleicht erst beim letzten Handlungsschritt, dem Beschriften der „Körner“ eben mit diesem Fachbegriff, diesen Ursprung erfassen. Darüber hinaus war mir wichtig, dass die Schüler die Fachbegriffe nicht durch einen frontalen Lehrervortrag o. ä. erlernen, sondern sich die Begriffe in einer praktischen Phase selbstständig und aktiv, ihrem Lerntempo gemäß, erschließen (-> „Wortschatzkiste“ und Begriffskärtchen). 4. Sachinformationen Getreide gehört seit Jahrtausenden zur Nahrungsgrundlage der Menschheit. Für dreiviertel der Weltbevölkerung sind Kornfrüchte die wichtigste Nahrungsenergiequelle.9 Bereits die Jäger und Sammler der Urzeit ernteten Getreide von Wildgräsern. Aus den wild wachsenden Grassorten wurden seit der Jungsteinzeit verschiedene Getreidesorten kultiviert. Getreide unterscheidet sich von Wildgräsern dadurch, dass es größere Früchte ausbildet und sich die Körner leichter von der Spelze trennen lassen. Durch Züchtung erhielt man im Laufe der Zeit größere Körner und ertragreichere Ähren. Die Halme wurden kürzer und standfester, die Pflanzen wurden widerstandsfähiger gegen Schädlinge wie Pilze.10 Zu den wichtigsten Getreidearten zählen Weizen, Hafer, Gerste, Mais, Reis und Roggen (Secale cereale). Aus einem Roggenkorn wächst ein etwa 1,5m – 2m langer Halm11, der hohl, durch Querwände (Halmknoten) unterteilt ist und dadurch an Stabilität gewinnt. Die Blätter sind bandförmig mit parallelen Blattnerven. Sie entspringen an den Halmknoten. Am oberen Ende des Halmes sitzt die Frucht. Sie enthält 40-60 Körner. Die Blütenstände von Roggen (sowie Weizen und Gerste) sind Ähren12 (Hafer und Reis sind Rispengewächse, d.h. ihr Blütenstand ist eine Rispe). Im Unterschied zum Weizen hat Roggen (wie auch Gerste) Grannen. Die Grannen des Roggens sind nur halb so lang wie die abgeflachte Ähre selbst. Roggen hat einen extrem hohen Wuchs. Seine spitzen und länglichen Körner sind grünlich-grau. Roggen ist unser wichtigstes Brotgetreide.13 5. Lernziele Die Schüler sollen in kognitiver Hinsicht den Ursprung von Getreidekörnern kennen lernen, entdecken, dass Körner an einer Pflanze wachsen. Sie sollen exemplarisch eine Roggenpflanze als „Herkunftsort“ der – in der vorherigen Stunde thematisierten – Körner kennen lernen. Dies geschieht, indem sie a) die Teile einer Roggenpflanze intensiv betrachten (anfassen, riechen); b) diese abzeichnen. 8 Zur Methode des Zeichnens im Sachunterricht siehe Kaiser, A.: Basis Sachunterricht, Band 5, Unterrichtsplanung und Methoden, Hohengehren 2005, S.98. Das Zeichnen – so Kaiser – hilft den Kindern beim Verarbeiten sinnlicher Erfahrungen. Sie können durch das Zeichnen von Gegenständen ihre Vorstellungen und ihr Wissen besser strukturieren. 9 Drechsler-Köhler, B. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Braunschweig 2005, S.46. 10 Mutschler, D. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Frankfurt a. M.1997, S. 18. 11 Baumbusch, H.: Getreide. Kopiervorlagen und Materialien, Berlin 1999, S. 12. 12 Weymar, H.: Lernt Pflanzen kennen. Exkursionsführer zum Bestimmen mitteleuropäischer Pflanzen, Leipzig 1988, S.412. 13 Schlesiger, G.: Vom Korn zum Brot. Kopiervorlagen für einen handlungsorientierten und fächerverbindenden Sachunterricht in der Grundschule, Donauswörth 2000, S. 9. 5 c) Die vom Lehrer zerlegten Teile einer Roggenpflanze an ihrer Pflanze und in ihrer Zeichnung suchen und ihre Zeichnung mithilfe von Fachvokabular beschriften. (c) = zusätzliches Lernziel für leistungsstärkere Schüler, wird nicht von allen Schülern vollständig erreicht werden). Die Schüler sollen in fachmethodischer Hinsicht 1. das genaue, entdeckende Betrachten und Untersuchen eines Gegenstandes; 2. das sachgemäße, form- und farbgenaue Abzeichnen eines Gegenstandes; 3. und das Beschriften einer Zeichnung üben. Die Schüler sollen in sozialer Hinsicht vor allem ihre Fähigkeit trainieren, ohne Streit, in angemessener Zeit ihren Platz aufzuräumen, indem sie a) zu Beginn die von ihnen aufgestellten Regeln für eine zufrieden stellende Aufräumphase wiederholen; b) ihr Verhalten am Ende der Aufräumphase auf die aufgestellten Regeln hin reflektieren. 6. Ausführliche Planung der Stunde Dauer Lehreraktivitäten / Impulse (45 Min) - Begrüßung - Vorstellung des Besuchs - Vorstellung des Ablaufs & Themas; Vorstellung des sozialen Lernziels durch das „Kind-mit-Durchblick“ - Warming-up / Einstimmung auf die Thematik / Wiederholung vergangener Stunden: Singen des „Brotliedes“ (Tafelbild 1) - Vorstellung der Stundenfrage / Vorwissen der Schüler - L. zeigt auf Fragezeichen (-> Übersicht über die Einheit in Bildern neben der Tür) - „Heute beschäftigt uns eine neue Frage: Das Korn, das wir letzte Stunde gemahlen haben (L. zeigt Korn hoch), wo kommt das denn her? Ich habe eine neue „Schwindel-Strophe“. Zweimal sage ich etwas Falsches, nur einmal sage ich etwas Richtiges.“ - L. klappt Tafel auf (Tafelbild 2): „Hagelt das Korn aus den Wolken…? Oder fischt man es im Meer…? Oder wächst Korn an einer Pflanze…?“ - S. sollen ihre Vermutungen mithilfe von Wortmeldungen äußern: „Wer glaubt, dass Korn vom Himmel hagelt? Wer glaubt, dass man es im Meer fischt? Wer glaubt, dass es an einer Pflanze wächst?“ Schülerbezogene Überlegungen/ Schüleraktivitäten (Lerngruppe und individuelle S.) S. beantworten die Begrüßung S. stellt Ablauf vor S. singen Strophe 1-3 des „Brotliedes“ Sozialformen & Medien Gruppentische Skizze der Tische an Tafel Förderpläne Nizametdin, Alwin Ablauf und Stundenfrage an Tafel Gitarre, Gitarrenständer Kornschale S. lesen 4. Strophe an Tafel mit, denken über den Ursprung von Korn nach Übersicht über die Einheit in Bildern neben der Klassentür; Fragezeichen am Bild „Korn“ visualisierte Strophe 4 an Tafel S. melden sich Blauer Button mit sozialem Lernziel Rainmaker - L. notiert Anzahl der Meldungen hinter der jeweiligen Liedzeile Roter Punkt Didaktisch-methodischer Kommentar: Das selbstständige Erlesen des Stundenprogramms (mithilfe von bekannten Symbolen) stiftet Transparenz über 8’ 6 Ablauf und Aufgaben. Dadurch erhöht sich die Verbindlichkeit und die Schüler werden im Umgang mit dem Stundenverlauf sicherer. Auch das soziale Lernziel wird vorgestellt. Es wird also offen gelegt, welches erwünschte Zielverhalten schwerpunktmäßig in dieser Stunde geübt werden soll und im Rahmen des Stundenfeedbacks besprochen wird. Dies soll die Schüler schrittweise dafür sensibilisieren, dass es in jeder Stunde neben inhaltlichen, auch soziale Lernziele gibt, die fächerübergreifend für sie wichtig sind, weil sie zu einem selbstständigen, intensiven Lernen und Arbeiten befähigen. Ich arbeite in meinem Unterricht allgemein sehr viel mit Visualisierungen (-> Symbole im Ablauf, auf Regelplakaten, aber auch Bilder für Darstellung der vierten Strophe des Brotliedes, Darstellung der Einheit neben der Tür etc.). So wird neben dem auditiven auch der visuelle Kanal bedient. Vielen Schülern hilft dies, trotz großer Sprachschwierigkeiten den Unterricht aktiv mitverfolgen zu können. Das Singen eines Liedes macht den Schülern immer sehr viel Spaß und schafft Lernlaune. Da die Schüler mithilfe der ersten drei Strophen des „Brotliedes“ die Inhalte der bisherigen Einheit in einer spielerischen Weise wiederholen, werden sie gleichzeitig auf die Thematik der Einheit eingestimmt. Ich denke deshalb, dass das Singen dieses Liedes den Schülern sehr hilft, sich gedanklich auf den Unterricht (inhaltlich) und die Lerngruppe (sozial) einzulassen. Die Schüler werden auf die Stundenfrage eingestimmt, indem sie eine neue „Schwindel-Strophe“ des „Brotliedes“ präsentiert bekommen. Es macht den Schülern immer sehr viel Spaß, wenn ich ihnen zwei falsche Berichte und eine richtige Begebenheit vorstelle und sie die richtige herausbekommen sollen. Dabei dient die „Schwindel-Strophe“ nicht nur als lustiger Aufhänger / witzige Einstimmung auf die Stunde. Die vergangenen „Schwindel-Strophen“ haben gezeigt, dass viele Schüler durchaus ins Nachdenken kommen (ob es z.B. einen „Brotbaum“ gibt) und sich so intensiv auf die Frage der Stunde gedanklich einlassen. Arbeitsauftrag: - „Ich gebe dir jetzt etwas (L. zeigt Roggenpflanze hoch), das du gut erforschen sollst. Wenn du diese Forscher-Aufgaben (L. zeigt an Symbole für Aufgabe) gelöst hast, kannst du die Frage, wo das Korn herkommt, am Ende der Stunde beantworten.“ S. hören zu Gruppentische Roter Punkt Roggenpflanze Visualisierter Arbeitsauftrag - „Hier kannst du sehen, wie dein ForscherAuftrag aussieht. Wer sagt einmal, was du als erstes tun sollst?“ S. stellt Aufgabenschritte vor: 1. Genau betrachten 2. Abzeichnen 3. Beschriften mithilfe der „Wortschatzkiste“ 4. Kontrolle an der Selbstkontrollstation 5. Neuen Auftrag an „Sonne“ holen - Hinweis auf Methodenplakate zum „Betrachten“, „Abzeichnen“, „Beschriften“ an der hinteren Glaswand - „Das, was du erforschst, ist sehr lang, pass auf, dass du deinen Nachbarn damit nicht störst.“ - Fragen klären - „Du deckst gleich bei 1-2-3 das Tuch auf. 1-2-3“ (L. zeigt auf erstes Symbol des Arbeitsauftrages) S. hören zu S. stellen ggf. Fragen S. decken Material auf - L. hängt Helfersystem an (Tafelbild 3) S. werden erst langsam - L. hängt erst nach erwarteter unruhiger Arbeitslautstärke „gelber Anfangsphase gelben Punkt auf und schlägt erst Punkt“ einnehmen dann die Klangschale, wenn die gröbsten Fragen 7’ und Probleme geklärt sind Didaktisch-methodischer Kommentar: Mir ist bewusst, dass die Schüler in dieser Phase sehr lange zuhören müssen. Da den Schülern der Ablauf mit der „Wortschatzkiste“ noch nicht sehr vertraut ist und die Schüler mehrere Arbeitsaufträge hintereinander bearbeiten sollen, ist dies an dieser Stelle aber unumgänglich. In Zukunft – wenn die Schüler häufiger diese Arbeitsabläufe angewandt haben –kann ich ohne viel Reden von einem sachgerechten Umgang mit den Begriffskärtchen etc. ausgehen. Im Wissen um dieses Problem (langes Zuhören) habe ich die Stunde so konzipiert, dass der rote Punkt nur sehr 7 selten an der Tafel hängt (und auch nur dann, wenn ein Einhalten „absoluter Ruhe“ für mich und die Schüler „umsetzbar“ ist -> dieses Symbol soll durch Inkonsequenz nicht an Wirkung verlieren). Den allergrößten Teil der Stunde dürfen die Schüler leise mit ihrem Tischnachbarn reden (gelber Punkt). Außerdem habe ich die Stunde so geplant, dass alle Schüler in möglichst vielen Phasen selbst aktiv werden (Lied zu Beginn; lange selbstständige Arbeitsphase, in der die Schüler ihrem Lerntempo gemäß entdeckend und handelnd arbeiten können; „Tischausstellung mit Musik“; Feedback; Aufräumspiel). Auch habe ich immer wieder Phasen mit Bewegung eingebaut (Gang zur „Wortschatzkiste“ / „Sonne“ / „Selbstkontrollstation“; „Tischausstellung mit Musik“; Aufräumspiel) und einen häufigen Methodenwechsel angestrebt. Ich denke, dass aus den genannten Gründen diese Phase des langen Zuhörens den Schülern zumutbar ist. Einzelarbeit Selbstständige Arbeitsphase (und Aufräumen): S. betrachten, befühlen, untersuchen ihre - Der Lehrer steht den Schülern als Lernbegleiter Visualisierter Getreidepflanze mit einer beiseite und hilft, wenn S. ihr Namenskärtchen Arbeitsauftrag Lupe anhängen bzw. auch ohne Karten, wenn große Probleme auftauchen. Evt. bittet Lehrer den Arbeitsblatt, S. zeichnen ihre „Experten“ (zur Zeit Dehar) ihm bei den Bleistift, Getreidepflanze ab Namenskärtchen zu helfen Buntstifte, Radiergummi, S. nehmen die vom L. - L. beobachtet die Schüler Spitzer zerlegten Teile einer a) Ogulcan (ob er das Blatt mit den Symbolen der Getreidepflanze aus der Arbeitsschritte richtig verwendet und ob es ihm Roggenpflanzen „Wortschatzkiste“ heraus, hilft) suchen diese Teile an ihrer b) Marsylia und Federico (die das ihnen nicht Pflanze und in ihrer genügend vertraute Kartensystem evt. nicht NamensZeichnung, ergänzen ihre nutzen) kärtchen für Zeichnung ggf. um fehlende c) Alwin, Nizametdin in Bezug auf ihr Helfersystem Teile Sozialverhalten S. beschriften ihre HelfersystemZeichnung Plakat an Tafel S. kontrollieren ihre Zeichnung an der „Selbstkontrollstation“, verbessern sie ggf. und haken danach ihr Bild mit dem „Zauberstift“ ab S. holen sich einen neuen Auftrag an der „Sonne“: -> S. schätzen die Anzahl der Körner in der Ähre, zählen diese und tragen das Ergebnis ein -> Getreidemandala 16’ Nach 16 Min.: - L. nimmt Helfersystem ab - Rainmaker, * auf Tischskizze - „Da wir gleich eine Tischausstellung machen (L. zeigt auf Ablauf), müssen wir bei 1-2-3 ordentlich aufräumen. Mal sehen, wie schnell wir es heute schaffen (L. zeigt auf Zeittabelle „Aufräumen“). Wer sagt noch einmal die Spielregeln, die ihr für das Aufräumen letztes Mal aufgestellt habt?“ 1’ - Hinweis: „Wenn du vergessen hast, wo was hin kommt, hier (L. zeigt an Tafel) kannst du nachgucken.“ -> Getreidepflanze auf „Wortschatzkiste“ 2’ - „1-2-3“ - Keine * auf Tischskizze durch L.! S. legen Stifte aus der Hand S. nennt Regeln Lupen „Wortschatzkiste“ mit vom Lehrer zerlegten Teilen der Roggenpflanze, Begriffskärtchen Gelber Punkt „Selbstkontrollstation“ mit Lösungsblatt und „Zauberstift“ „Sonne“ mit Auftrag „Körner zählen“ & Mandala Methodenplakate an Glaswand S. räumen auf Aufräumregeln und „Wo kommt was hin?“ an Tafel - „Wie hat das Aufräumen geklappt? Wie viele 8 Perlen gibst du dir?“ S. reflektieren Stoppuhr, 1’ Aufräumphase Zeittabelle Didaktisch-methodischer Kommentar: Diese Phase spiegelt das methodische Vorgehen der gesamten Einheit wider, in der das Prinzip „Erkunden durch Selbsttätigkeit“ im Zentrum steht. Im Sinne eines handlungsorientierten Unterrichts sollen die Schüler anhand diverser Primärerfahrungen möglichst viel selber entdecken, erkunden und praktisch tun. Sie sollen sich in dieser Phase auf vielfältige Weise mit ihrer Kornpflanze beschäftigen. Da die Schüler in der Stunde vom 12.09. u. a. den Begriff „Grannen“ kennen lernen sollen, standen Gerstenoder Roggenpflanzen für mich als Anschauungsobjekte zur Auswahl. Da Roggen das wichtigste Brotgetreide ist und das Brot Dreh- und Angelpunkt meiner Einheit ist, habe ich mich schließlich für Roggen entschieden. Diese Phase verlangt sehr viel von den Schülern (Anfang (!) 2. Klasse). Die Schüler sollen mehrere Arbeitsschritte hintereinander selbstständig ausführen. In der Zeit der selbstständigen Arbeitsphase habe ich als Lehrkraft wenig Einfluss auf den Arbeitsprozess der Schüler. Diese „Freiheit“ kann schnell zu Chaos führen. Damit die Schüler in solchen sehr freien, selbsttätigen Phasen keine negativen Erfahrungen machen (Überforderung, Streit mit Nachbarn, nicht zufrieden stellendes Ergebnis etc.) versuche ich solche Phasen im Vorwege immer intensiv durch Methodenworkshops vorzubereiten bzw. führe diverse ritualisierte Handlungsabläufe ein, die den Schülern bei aller Selbstständigkeit einen Rahmen, Sicherheit und Orientierung bieten (-> Wissen, wann tue ich was wie!). Da ich leider aus gesundheitlichen Gründen in den letzten Wochen nicht so intensiv mit den Schülern arbeiten konnte, wie mir lieb gewesen wäre, und die Schüler längere Zeit nicht mit meinem Ritual- und Symbolsystem gearbeitet haben, habe ich etwas Sorge, dass diese Phase etwas „chaotischer“ verläuft, als dies nach intensiverer Vorbereitung gewesen wäre. Aus diesen Gründen kann es sein, dass ich öfter in Bereiche eingreifen muss bzw. Schülern auch dann Anweisung geben werde, wenn sie mich nicht durch ihr Namenskärtchen gerufen haben (was ich sonst nicht tue). Normalerweise ist es mir im Sachunterricht wichtig, dass die Schüler den Namen des Gegenstandes / Tieres / der Pflanze zum Zeitpunkt der Untersuchung kennen, also wissen, was sie da genau untersuchen. In diesem Falle erschien mir dies aber aus mehreren Gründen nicht sinnvoll: 1. Die Menge der Arbeitsaufträge wäre zu groß geworden, das Lernarrangement wäre unübersichtlich geworden. Deshalb habe ich mich bei der Konzeption bzw. Formulierung der Aufträge auf die drei Schwerpunktlernziele konzentriert (Korn wächst an einer Pflanze; Aufbau dieser Pflanze; Fachbegriffe der Pflanzenteile). 2. In der Stunde vom 12.09. sollen die Schüler in einem ersten Schritt erst einmal „nur“ die Erkenntnis haben, dass Korn an einer Pflanze wächst. Diese Erkenntnis soll erst in der nächsten Stunde differenziert werden. Die Schüler sollen erst dann sehen, dass Korn nicht nur an einer Pflanze wächst, sondern dass es verschiedene Kornarten und Getreidepflanzen gibt, die sich im Aussehen unterscheiden. Es macht mehr Sinn, dann die Namen der Getreidepflanzen intensiv zu behandeln, wenn den Schülern klar ist, dass es mehrere Getreidesorten gibt. Die Arbeitsaufträge sind so konzipiert, dass sie genügend Raum zur Differenzierung bieten. Alle Schüler können intensiv arbeiten. Die Schüler können selbst wählen, ob sie bei der Bearbeitung einen Schwerpunkt auf das genaue Betrachten, Zeichnen oder Schreiben legen. Die Schüler können ihren bevorzugten Lern- bzw. Denkwegen nachgehen. Einige Schüler werden das Korn vielleicht schon beim genauen Betrachten in der Ähre entdecken, bei anderen Schülern wird evt. erst das Zeichnen eine intensivere Auseinandersetzung mit der Roggenpflanze auslösen, wieder andere werden vielleicht erst beim Beschriften (u. a. mit dem Fachbegriff „Korn“) den Rückschluss zur Stundenfrage ziehen. Die Schüler, die mit dem Abzeichnen und Beschriften fertig sind, dürfen sich einen neuen Arbeitsauftrag an der „Sonne“ abholen, der die Erkenntnis, dass Korn an einer Pflanze wächst, vertieft (-> Schätzen der Körneranzahl; Zählen der Körner und Dokumentation des Ergebnisses). Einige Schüler haben noch Probleme damit, sich im Gebrauch von Arbeitsmaterialien wie Lupen oder Anschauungsobjekten (wie der Getreidepflanze) abzuwechseln. Einige Schüler haben bei Partnerarbeit immer wieder das Nachsehen und können wenig aktiv werden. Ich habe mich deshalb in dieser Stunde bewusst für Einzelarbeit entschieden, da mir das Einüben zentraler Methodenkompetenzen in dieser Stunde ein großes Anliegen ist. Jeder Schüler soll Erfahrungen mit der Lupe, dem Abzeichnen, Wiederfinden einzelner Pflanzenteile und Beschriften machen. Die Aufträge dieser Stunde wären darüber hinaus nicht wirklich geeignet, Partnerarbeit einzuüben, da sich das gemeinsame Abzeichnen einer Pflanze sehr schwierig bewerkstelligen ließe. Andere Stunden dieser Einheit eignen sich besser, um die Sozialkompetenzen der Schüler im Rahmen von Partnerarbeit zu stärken (siehe Übersicht über die Einheit). In den vergangenen Stunden schafften es die Schüler in meinem Fachunterricht selten, ohne Streit und in angemessener Zeit ihre Tische aufzuräumen. Im Rahmen dieser Stunde möchte ich deshalb diesen Aspekt mit den Schülern üben. Sie haben sich bereits in der vorherigen Stunde Gedanken gemacht, wie die Aufräumphase optimiert werden kann (im Erstellen von angemessenen Regeln sind sie sehr gut!). Nach dem Aufräumen sollen 9 sie ihr Verhalten in diesem Sinne reflektieren. Um dem Ganzen einen kindgerechten, fröhlichen Rahmen zu geben, bette ich dies in ein „Zeitstopp-Spiel“ ein. Arbeitsblätter - Sicherung (Lernziel „Teile der Pflanze“ & auf Tischen „Fachsprache“ / botanischer Aspekt) S. hören zu - „Tischausstellung mit Musik“: Gitarre „Wir machen jetzt eine Tischausstellung mit Musik. Stell dich bitte hinter deinen Stuhl. Strophe 4 des Bereit?“ „Brotliedes“ und Bild für - L. spielt Gitarre, stoppt insgesamt dreimal, dabei S. gehen im Raum umher. Sie bleiben stehen, wenn die Seitenwand, gibt er folgende Aufträge: „Schaue dir die Bild von Ähre Zeichnung genau an… & Musik aufhört und 1. „…zeige bei der Zeichnung auf die Wurzel“ - suchen an der jeweiligen Perlenglas, Zeichnung 2. „…zeige bei der Zeichnung auf die Körner“ Perlen - die Wurzel 3. „…zähle die gemalten Körner. Wenn du fertig - das Korn bist, flüstere deinem Nachbarn ins Ohr, wie viele - zählen die Körner der Körner du gezählt hast“ Zeichnung 4’ - „Setz dich bitte wieder“ Beantwortung der Stundenfrage (Sicherung Lernziel „Korn wächst an einer Pflanze“ / genetischer Aspekt): - L. klappt Tafel mit der 4. Strophe des „Brotliedes“ auf (Tafelbild 2) und sagt: „x Schüler haben vorhin vermutet, dass Korn… (Ergebnis der Vermutungsphase). Nun hast du geforscht, bist ein Experte und weißt es ganz genau: Sag, wo kommt das Korn wohl her?“ S. setzen sich - „Wer sieht das auch wie…? Dann melde dich!“ (L. notiert in anderer Kreidefarbe) - Alle Schüler geben Handzeichen - L.: „Ja, Korn wächst an einer Pflanze. Dieses Bild (-> Bild von Pflanze ohne Ähre) müssen wir also an die Glasscheibe hängen. Aber was fehlt an diesem Bild?“ S.: Ähre, Körner 2-3 Schüler kommen dran mit der vermutlichen Antwort: „Korn wächst an einer Pflanze“ - L. hängt fehlende Teile (Ähre) an (falls aus Zeitgründen die Tischausstellung wegfallen muss, würden hier noch einmal weitere Teile der Pflanze benannt werden) - „So sieht also die Pflanze aus, an der die Körner wachsen. Sie heißt Getreidepflanze.“ - L. hängt Bild der Pflanze an Seite (-> Übersicht über die Einheit in Bildern) - „Die Körner nimmt man – heutzutage mit Maschinen – aus der Ähre heraus. Und was passiert dann mit den Körnern?“ - L. klappt Tafel auf (Tafelbild 1) „Kind-mit-Durchblick“ erhebt Feedback: „Wie haben wir heute gearbeitet? Wie viele Perlen gibst du dir? Warum 3 (2, 1)?“ S. wiederholen „Getreidepflanze“ 1 S. sagt: Man mahlt die Körner zu Mehl, daraus macht man Teig und den backt man zu Brot. S. geben sich Perlen und begründen ihre Wahl - Hinweis: Arbeitsblätter auf Tisch lassen 6’ - Wenn möglich: Strophe 4 des „Brotliedes“ 10 Didaktisch-methodischer Kommentar: Auch wenn die Konzentration der Schüler am Ende der Stunde nachlässt, möchte ich auf eine Würdigung der Ergebnisse nicht verzichten. Die Schüler sollen sich im Rahmen einer „Tischausstellung“ (-> weniger anstrengend als eine frontal vorgetragene Präsentation; hohe Schüleraktivierung; Bewegungsmöglichkeit; Musik) einen Überblick über die Ergebnisse der anderen machen können (wobei ich erwarte, dass die Schüler nur die drei Zeichnungen genauer betrachten, vor denen sie stehen bleiben. In Zeiten, in denen die Gitarre spielt, steht nämlich – nach der anstrengenden Arbeitsphase – die Bewegung, das Tanzen im Vordergrund). Um die Schüleraktivierung zu steigern, erhalten die Schüler diverse Beobachtungsaufträge, die gleichzeitig der Ergebnissicherung dienen. Die Schüler wenden ihr erlerntes Wissen an, indem sie – bei ihnen fremden Zeichnungen –Wurzel, Körner (evt. Halm) suchen (Lernziel „Teile der Pflanze“ & Lernziel „Fachsprache“). Die letzten zwei Beobachtungsaufträge der Tischausstellung rücken das Korn ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Das Lernziel „Korn wächst an einer Pflanze“ wird zusätzlich noch einmal gesichert, indem die vierte Strophe des „Brotliedes“ beantwortet wird und das Bild der Getreidepflanze um die Ähre / Körner ergänzt wird. Ein Schüler stellt schließlich mithilfe der Bilder (neben der Tür) den Zusammenhang zwischen Getreidepflanze, Korn, Mehl, Teig und Brot her. Auch durch das Singen der vierten Strophe werden so noch einmal die einzelnen Aspekte der Stunde überblickartig zusammengefasst. Sinn des Stundenfeedbacks ist es, dass die Schüler langsam ein Gefühl für ihr eigenes Verhalten und Lernen aufbauen. Sie sollen lernen, sich und ihr Arbeitsverhalten wahrzunehmen und im nächsten Schritt sehen, dass die Artikulation ihrer Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit mit dem Unterricht ernst genommen wird. 8. Literaturverzeichnis Baumbusch, H.: Getreide. Kopiervorlagen und Materialien, Berlin 1999. Drechsler-Köhler, B. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Braunschweig 2005. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Bildung und Sport (Hrsg.): Rahmenplan Sachunterricht. Bildungsplan Grundschule, Hamburg 2003. Hannemann, G.: Vom Brot zum Korn. Handreichung für den Sachunterricht in der Grundschule, Hamburg 2000. Kaiser, A.: Basis Sachunterricht, Band 5, Unterrichtsplanung und Methoden, Hohengehren 2005. Kaiser, A.: Praxisbuch handelnder Sachunterricht, Band 2, Hohengehren 1998. Mutschler, D. (Hrsg.): Bausteine Sachunterricht 3, Kommentare und Kopiervorlagen, Frankfurt a. M.1997. Schlesiger, G.: Vom Korn zum Brot. Kopiervorlagen für einen handlungsorientierten und fächerverbindenden Sachunterricht in der Grundschule, Donauswörth 2000. Weymar, H.: Lernt Pflanzen kennen. Exkursionsführer zum Bestimmen mitteleuropäischer Pflanzen, Leipzig 1988. 11