Dezember 2009/Jänner 2010

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Dezember 2009/Jänner 2010
an.schläge 12/2009-1/2010
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner
thema
ZwielichtigeZeiten
Twilight, Buffy & Co: Wie gruselig sind
die Frauenbilder in Vampirgeschichten?
politik
ByeByeBologna
Die Uni brennt: Studierende protestieren
für ein demokratisches Bildungssystem
e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,-
an.schläge
an.spruch
Schlüsselqualifikationen
Bei den Protesten lernen die Studierenden für’ s Leben
05
studierenden.proteste
Uni-Utopien
Bildungsstreik gegen Bologna
08
equal.pay
Österreich = Gender Gap
politik
Die Frauenministerin will Lohntransparenz. Geht das ohne Sanktionen?
10
gebäude.reinigerinnen
Außerordentlicher Betrieb
Deutschlands Reinigungskräfte hauen erfolgreich auf den Putz
14
vampir.geschichten
Ich sauge, also bin ich
Ein Streifzug durch eine blutrünstige Filmgeschichte
16
geschichten.vampir
Selbstbewusste Slayer-Schnitte
Vampir-Jägerin Buffy gibt Saures
18
an.sage
Und täglich grüßt das Murmeltier
Die soziale Lage von Künstlerinnen ist nach wie vor mies
25
b.girls
Wake up, history!
gesellschaft
Seit dem Teen-Hit „Twilight“ und der Erfolgs-TVSerie „True Blood“ ist der Vampir-Hype zurückgekehrt. Auch wir haben Blut geleckt. Passend zur
dunklen Jahreszeit präsentieren wir mit dem Thema dieser Ausgabe einen feministischen Blick auf
literarische und filmische Vampirsagas: Sind auch
die klassischen Geschlechterrollen darin nicht
totzukriegen? Oder gibt es mit Heldinnen wie
Buffy inzwischen alternative Role Models im
vampiristischen Figurenkosmos?
Die biblische Lilith ist die Mutter aller Vampire und Vampirinnen, eine „Lametta Lilith“ ziert
deshalb die Rückseite des Hefts. Wer bei unserem
X-mas-Contest mitmachen möchte oder vielleicht auch einfach nur eine unchristliche Weihnachtsdeko will, schneidet sie samt Banderole
aus und steckt sie auf die Christbaumspitze (oder
an die Yuccapalme oder …). Die drei kreativsten
Arrangements gewinnen ein Jahresabo der
an.schläge! (Mail mit Foto an office@anschlaege.at)
Wer nicht basteln bzw. lieber auf Nummer sicher gehen will, kann das Abo natürlich auch einfach bestellen: Auch heuer gibt es wieder die alljährliche Weihnachtsabo-Aktion. Ein Geschenkabo der an.schläge kostet im Dezember nur 25,Euro statt 35,- Euro*. (Mail mit Liefer- und Rechnungsadresse an abo@anschlaege.at)
Wundervolle Weihnachtstage und einen
fulminanten Start ins neue Jahr wünschen
Eure an.schläge
thema
auf.takt
Das Magazin „Anattitude“ betreibt feministische HipHop-Archäologie
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birthler.behörde
Stasi in Tüten
Die Behörde zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen sitzt auf viel Papier
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gender.check
Feminism speaks East
Geschlechterbilder in der osteuropäischen Kunst seit 1960
34
viennale.review
Haus am Meer
Zwei unterschiedliche filmische Positionen über Frauenfiguren
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an.klang
Kompott und Eiscreme
Ausgekochtes für alle Geschmacksrichtungen
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an.lesen
„Alles, was ich tat, hatte Hunger“
Herta Müller schildert den Alltag im russischen Arbeitslager
39
kultur
ge.sehen
(*gültig für Inland; das Auslandsabo kostet statt
43,- nur 35,- Euro!)
Alder Gott
Besuch einer katholischen Hochzeit
42
an.uns
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
In 80 Pickerln um die Welt:
an.schläge i n
Island
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76
Fo t o : S i l k e P i x n e r
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Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh,
Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r,
Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les,
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Praktikum: Leonie Kapfer/leka, Caroline Mieling/cami
Mitarbeit bei dieser Nummer:
Claire Benedikt, Kendra Eckhorst, Bettina Figl, Denice
Fredriksson, Beate Hammond, Iris Hajicsek/haji, Regina
Himmelbauer, Nina Honzik/niho, Kathrin Ivancsits/kaiv,
Nadine Kegele/nad, Barbara Klein, Daniela Koweindl,
Katharina Ludwig, Katharina Meißnitzer, Katharina
Morawek, Julia Roßhart, Stefanie Schlüter, Eva
Steinheimer, Elisabeth Streit, Michèle Thoma, Anita
Welzmüller/nita
Cover: YariK/photocase
Cartoon: Paula Bolyos, Melanie Letschnig
plus.minus: Lea Susemichel
Fotos:Anattitude, an.schläge-Archiv, Herklotzgasse 21, Hofmobiliendepot, Hertha Hurnaus, konkursbuch Verlag
Claudia Gehrke, Silke Graf, LivingOS/flickr, Ace Morgan,
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Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
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ISSN 1993-3002
04 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
an.schläge werden gefördert von:
Andrea Heinz
Schlüsselkompetenzen
Unbarmherzig hageln seit Tagen die Lobesworte
auf die protestierenden StudentInnen und UniBesetzerInnen nieder. Nicht mehr Feindbild der
bürgerlichen Gesellschaft sind sie, wie noch anno
’68, sondern die neuen VolksheldInnen. Von der
„Kronen Zeitung“ bis zu Robert Menasse, (fast) alle finden
super, was die Jugend da treibt. Man könnte meinen, dort
im Wiener Audimax hätten sich plötzlich die Rauchschwaden über den Trümmern der aufgeklärt-kapitalistischen
Neuzeit gelichtet und das gelobte Land sei aufgetaucht.
Basisdemokratisch wäre diese Besetzung, antihierarchisch
und antisexistisch, dass man es kaum für möglich halten
möchte – solches und Ähnliches war immer wieder von den
enthusiastisch die Fäuste reckenden Podiumsgästen zu
vernehmen. Fast wollte man in solchen Momenten glauben, eine bessere Welt wäre möglich. Und die Damen und
Herren RevolutionärInnen früherer Zeiten hätten sich einfach nur zu blöde angestellt.
Außer Frage steht: Die Uni-BesetzerInnen, jede und jeder, die/der an diesem Protest teilhat und hatte, haben Lob
und Bewunderung verdient. Eine solche Organisationsstruktur (oder eben Nicht-Struktur) wurde tatsächlich
kaum noch für möglich gehalten. Das gelobte Land ist dennoch nicht aufgetaucht. Basisdemokratie ist ein hartes Geschäft, und wenn so viele Menschen auf einen gemeinsamen Nenner kommen wollen, müssen Abstriche gemacht
werden. Heimlich, still und leise schleicht sich in solchen
Momenten das „System“ wieder ein. Im Kampf um Einigkeit
und für fraglos gute Ziele bilden sich schnell wieder die alten „bösen“ Strukturen. Der Wunsch nach Autoritäten wird
laut. „Räteregierung“ wird irgendwo gerufen. Im Kleinen
bilden sich die Hierarchien bereits. Zu verlockend scheint
der Aufbau gewisser Repräsentationsstrukturen, um den
Ablauf ökonomischer zu gestalten. Zu verlockend scheint
es, den Zweck die Mittel heiligen zu lassen. Neulinge in einer Arbeitsgruppe haben es oft nicht besser als PraktikantInnen in der Privatwirtschaft: Über den großen Zielen vergessen die Alteingesessenen, sie im Kleinen durchzusetzen.
Manche sind sich ihres „Wir sind die Guten“ so sicher, dass
sie alles kritisch hinterfragen – nur ihr eigenes Verhalten
nicht.
Auch das Durchsetzen antisexistischer Praxen verläuft
nicht ohne Hindernisse. Von Übergriffen auf Frauen ist zu
lesen, von Beleidigungen bis hin zu körperlichen Belästigungen. Manche Frauen betreten das Podium nur noch vermummt, um sich vor Angriffen zu schützen. Feministische
Frauen-AGs bilden sich, im Gegenzug werden wütende Rufe
nach „Männer-Quoten“ laut. Transpersonen weisen darauf
hin, dass man doch jetzt mal aufhören könne, Transpersonen immer gesondert zu erwähnen. Mann/Frau fühle sich
auch so angesprochen, und man könne doch jetzt bitteschön anfangen, wichtigere Dinge zu verhandeln.
Ist das Experiment einer schönen neuen Welt, ist der
Versuch einer basisdemokratischen, antihierarchischen und
antisexistischen Gesellschaft, wie ihn die Uni-BesetzerInnen
durchexerzieren, also gescheitert? Im Gegenteil. Er zeigt nur,
dass gewisse Strukturen eben verdammt hartnäckig sind.
Und er zeigt, dass die perfekte Gesellschaft immer Utopie
sein wird. Es ist so, wie die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann 1959 in einer Rede sagte: „Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten.“ Sie gab damit die Parole der sogenannten Richtungsutopie aus. Und genau die verfolgen die unermüdlichen StudentInnen. Sie verlieren ihre Utopie nicht aus den Augen, sie
konfrontieren die Realität immer wieder damit. Sexismus
gibt es in anderen Bereichen der Gesellschaft nicht seltener
oder öfter als hier. Doch hier wird darüber geredet, es werden AGs gegründet, Ursachen erforscht und Lösungen gesucht. Hierarchien entstehen überall, wo Menschen aufeinandertreffen. Die Uni-BesetzerInnen weigern sich dennoch
standhaft, sie zu akzeptieren.
Allein dieses Verhalten sollte den PolitikerInnen genügen, um die Forderungen der Protestierenden ernst zu nehmen. Denn die StudentInnen haben dank ihres vermeintlich
unökonomischen und nutzlosen Studiums und trotz aller
Hindernisse, die ihnen in den Weg gelegt wurden, genau jene Fähigkeiten entwickelt, die diese Gesellschaft dringend
braucht: Sie können sehen, denken und reden. Sie können
hinschauen, hinterfragen und diskutieren. An einer Bildung
zu sparen, die solche Fähigkeiten vermitteln kann, ist reichlich kurzsichtig. Denn so wird das gelobte Land vollends
außer Sichtweite geraten.
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dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 05
österreichan.riss
Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g
feministisch.wohnen
Rechtssicherheit für Frauenwohnprojekt [ro*sa]
Das Frauenwohnprojekt [ro*sa] in der Donaustadt darf weiterhin exklusiv für Frauen sein. Gegen den TrägerInnen-Verein war im April wegen
Verletzung des Gleichbehandlungsgebotes ein Verfahren eingeleitet
worden (siehe an.schläge 07-08/2009). Die Gleichbehandlungskommission kam nun zu dem Entschluss, dass hier keine Diskriminierung von
Männern aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes vorliegt. Der Entscheid wurde damit begründet, dass es sich um eine „gerechtfertigte
Ungleichbehandlung von Männern und Frauen“ handelt (aufgrund der
Tatsache, dass alleinstehenden und alleinerziehenden Frauen der Zugang zu leistbarem Wohnraum erschwert ist).
Am 17. Dezember soll der Wohnkomplex in Wien Donaustadt eingeweiht werden. In Wien Meidling wurde im August 2009 das Schwesterprojekt [ro*sa] KalYpso im Kabelwerk bezugsfertig. Einige wenige Wohnungen sind noch frei, frau kann sich bewerben unter www.frauenwohnprojekt.org trude
p r o te s t . r a u m
FLIT-Flat
Anlässlich der Proteste an der Universität Wien ist am 27.10.2009 ein
Raum für Frauen_Lesben_Inter_Trans*-Personen entstanden. Er wurde
fünf Tage nach der Audimax-Besetzung im Seminarraum 1 des Instituts
für Geschichte eingerichtet. Viel Dynamik im und um den Raum:
Während der Raum intern einen Diskussionsprozess durchlief, der sich
an den erst rasch wechselnden Namensgebungen von „Frauenraum“
über „FrauenLesbenTrans*-Raum“ bis zum aktuellen Namen ablesen
lässt, gab es in Reaktion auf die anlaufende antisexistische Arbeit neben
herzlichen rhetorischen und auch tatkräftigen Solidarisierungen
draußen teils heftige Diskussionen: Die Argumente gegen den Raum
reichten vom Sexismusvorwurf (wegen des Ausschlusses von „Männern“) über Homophobie (wegen der Nennung von Lesben) bis zur
achselzuckenden Frage „Warum denn?“. haji
Kontakt: frauen_lesben_inter_trans_raum@fsinf.at
b i l d u n g s . m a rk t
Fekter: Kindergeld gegen Ausbildung
Innenministerin Maria Fekter hat Ende Oktober mit der Ansage aufhorchen lassen, die Ausbezahlung der Kinderbeihilfe an Jugendliche unter
18 an den Schulbesuch beziehungsweise an eine Lehrausbildung zu
koppeln. Obwohl diese Maßnahme sowohl für österreichische als auch
für migrantische Jugendliche gelten würde, verkauft Fekter sie in der
Öffentlichkeit als Instrument, um MigrantInnen dazu zu bewegen, sich
besser und früher zu integrieren. Migrationsforscherin Barbara Herzog
Punzenberger gibt allerdings zu bedenken, dass eine Verpflichtung zur
Ausbildung auf der anderen Seite auch das Recht auf Ausbildung beinhaltet. In der Praxis würde das bedeuten, dass der Staat in ver-
„WENN MAN KEINE ELEFANTEN
MAG, MACHT MAN DOCH NICHT
ZEHN FILME MIT ELEFANTEN,
männermagazin I
männermagazin II
ODER?“
Gelbes Fleisch
Rotes Fleisch
Und er habe schließlich zehn Filme mit weiblichen Hauptfiguren gemacht, sagt Lars von
Trier im „Standard“-Interview und reagiert
damit auf den Vorwurf, seine Filme seien
frauenfeindlich. Für „Antichrist“ hat von
Trier – der Björk während ihrer Menstruation
nicht vor die Kamera ließ – sogar eine Misogynie-Beraterin engagiert. Aber auch die
konnte seinen Glauben daran nicht erschüttern, dass Frauen einfach stärker mit der
Natur verbunden sind.
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Nacktes Fleisch wie imRohes Fleisch zeigt das
mer auf dem „Playboy“Cover der ersten AusCover. Diesmal ist es algabe von „Beef. Für
lerdings gelb und geMänner mit Gezeichnet. Trotz ihres
schmack“. Neben dem
eher spröden Sexerwartbaren Steakappeals wird Marge
Special wirbt es u.a.
zwanzig Jahre nach der
mit den Themen:
Ausstrahlung der ersten
„Kann man eine Frau
Simpsons-Folge Playmate des Monats. Die
ins Bett kochen?“ und „Tatort Küche: Zum
züchtige Pose lässt daran zweifeln, versprochen Sterben schön. Diese Messer legen Sie nicht
wird aber„The Devil in Marge Simpson“. –
mehr freiwillig aus der Hand.“ –
stärktem Maße Ausbildungs- und Lehrplätze für jene sicherstellen
müsste, die am Bildungsmarkt ohnehin benachteiligt sind. Und das sind
zu einem Großteil eben Jugendliche mit Migrationshintergrund. trude
homo.ehe
Eingetragene PartnerInnenschaft ab Jänner 2010
Goodbye, FRAZ!
Wenn alles durchgeht, dann sollen Lesben und Schwule ab dem 1.1.2010
in Österreich die Möglichkeit haben, sich offiziell zu „verpartnern“. Der
aktuelle Gesetzesentwurf, der noch vor Weihnachten die parlamentarische Abstimmung passieren soll, ist allerdings ein Kompromiss: Die Vorschläge zur Gesetzesmaterie aus wichtigen Bereichen, wie etwa dem
Sozial- oder dem Innenressort, fehlen bis dato noch. Fest steht, dass es
keine Adoption und für Lesben auch kein Anrecht auf In-vitro-Fertilisation geben soll. Der öffentlichkeitswirksamste Streitpunkt zwischen ÖVP
und SPÖ, nämlich ob die PartnerInnenschaft auf dem Standesamt geschlossen werden darf oder nicht, wird im aktuellen Entwurf auf die Gemeinden abgewälzt:Wenn die jeweilige Bezirkshauptmannschaft zustimmt, kann eine standesamtliche Zeremonie stattfinden. trude
Mit ihrer letzten Ausgabe „Ex & Hopp“ verabschiedete sich die
„FRAZ“, das älteste feministische Magazin im deutschsprachigen
Raum, nach 33 Jahren von ihren LeserInnen. CAROLINE MIELING hat
die Redaktionsleiterin SARAH STUTTE nach den Hintergründen und
Aussichten gefragt.
www.rklambda.at, www.hosiwien.at
verhütung
„Pille danach“ auf Rezept
Nach jahrelanger Diskussion soll die „Pille danach“ nun auch in Österreich bald rezeptfrei erhältlich sein. Dafür sprachen sich Gesundheitsminister Alois Stöger und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek
Ende Oktober in einer Reaktion auf eine parlamentarische Anfrage der
Grünen aus. Das Gesundheitsministerium könnte eine entsprechende
Verordnung relativ rasch veranlassen, zuvor müssen jedoch die Herstellerfirmen einen Antrag auf Rezeptfreiheit stellen. trude
diestandard.at
aktion
16 Tage gegen Gewalt an Frauen
Die internationale Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ fand
erstmals 1991 statt, ausgehend vom Center for Women's Global Leadership in den USA. Die 16 Tage beginnen am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der 1981 auf dem ersten lateinamerikanischen Frauenkongress in Bogotá, Kolumbien proklamiert
wurde. Sie enden am 10. Dezember, der seit 1948 der Internationale
Tag der Menschenrechte ist. Jährlich machen weltweit zahlreiche
Fraueneinrichtungen im Rahmen der „16 Tage“ mittels verschiedenster
Aktivitäten auf das noch immer tabuisierte Thema von Gewalt gegen
Frauen aufmerksam. Österreich nimmt seit 1992 an der Kampagne
teil. Sie soll vordergründig Aufklärungsarbeit leisten und thematisch
sensibilisieren. „Wir vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser sehen unsere Aufgabe darin, so viele Organisationen und Initiativen wie möglich ins Boot zu holen, um eine breite Allianz gegen Frauengewalt zu bilden”, erklärt Daniela Almer, Mitarbeiterin des Vereins,
gegenüber den an.schlägen. cami
www.aoef.at
Wie und warum ist die „FRAZ“ entstanden?
Die „FRAZ“ war die erste feministische Frauenzeitung der Schweiz
und wurde 1976 aus der FBB (Frauenbefreiungsbewegung) heraus gegründet. Die FBB wiederum entstand, als einige Frauen 1968 das 75jährige Jubiläum des Frauenstimmrechtsvereins in Zürich störten,
weil sie fanden, dass es irgendwie gar nichts zum Feiern gab. Weil die
FBB auch nach außen hin das neu gewonnene Selbstvertrauen zeigen wollte, entstand die Idee zu einer Zeitung: die „Fraue-Zitig“. In
den 1980ern wurde daraus die „FRAZ Frauenzeitung“.
Welchen Einfluss hatte die „FRAZ“, und wie hat sich dieser über die Jahre
verändert?
Durch die „FRAZ“ gelangten erstmals Themen an die Öffentlichkeit,
die bis zu diesem Zeitpunkt in den Medien schlicht nicht vorkamen.
Schon eines der ersten Hefte 1976 widmete eine ganze Ausgabe dem
Thema „Sexualität aus Sicht der Frau“ – eine Premiere in der
Schweiz. Die „FRAZ“ wurde aus einem sehr politischen Kontext heraus gegründet, vor allem in den 1980ern war die Richtung klar:
kämpferische Texte gegen das Patriarchat. Im Jahr 2001 gewann die
„FRAZ“ den Gleichstellungspreis der Stadt Zürich. 2005 wagten wir
einen Relaunch und veränderten drastisch die Optik. Auch inhaltlich
wollten wir jünger werden, witziger und frecher. Nicht mehr nur
„Frau als Opfer“-Themen bringen, sondern, wenn möglich, beide Seiten darstellen.
Was waren die Gründe für die Einstellung der Zeitschrift?
Die Gründe sind zahlreich, die Krise bei den Inserenten hat natürlich
auch uns als kleine, unabhängige Zeitung schwer getroffen. Zumal
wir keinerlei Absicherung hatten und von öffentlichen oder staatlichen Institutionen auch nicht mehr unterstützt wurden. Wenn, dann
wurden einmalige Frauenprojekte unterstützt – eine Zeitung, die regelmäßig erscheint, hat es da schwer. Die Abos stagnierten. Grund
dafür ist natürlich auch, dass es heute in sämtlichen Zeitschriften
Frauenthemen gibt und die Nachfrage danach dadurch abgedeckt
ist. Den Hauch von „80er Jahre Emanzen-Feminismus“ konnten wir
bis heute nicht ganz loswerden. Dass wir uns überhaupt so lange
über Wasser halten konnten, grenzt schon an ein Wunder.
Welche Aussichten oder Pläne gibt es für die Zukunft?
Keine. Wir werden das Büro räumen, noch ein Layout-Essen mit den
Redakteurinnen veranstalten und erst einmal jede für sich das Kapitel „FRAZ“ verarbeiten. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass eine
feministische Zeitschrift in der Schweiz noch einmal funktionieren
wird. In Deutschland oder Österreich ist das Interesse daran groß. Bei
uns engagiert man sich lieber für andere Dinge, was schade ist, aber
nicht zu ändern.
www.frauenzeitung.ch
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 07
studierenden
Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g
proteste
Uni-Utopien
Seit Ende Oktober protestieren Österreichs StudentInnen und DozentInnen gegen Missstände an den Hochschulen. Sie
wehren sich gegen Bologna und unterfinanzierte Unis – und vor allem gegen ein bildungsfeindliches Zweck-Denken.
Ein Bericht von Andrea Heinz und Silke Pixner.
http://unsereuni.at
08 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Förderung von Mobilität, internationale Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit: Das sind
die offiziellen Ziele des BolognaSystems. Ziele, die seit dem Beginn des Prozesses 1999 nicht erreicht
wurden. 29 EU-Mitgliedstaaten haben
damals den Vertrag zur Einführung eines
einheitlichen Hochschulsystems unterzeichnet. Das Modell beruht auf einem
dreistufigen Abschlusssystem – Bachelor,
Master, Ph.D. (entspricht dem DoktorInnen-Titel) – und soll dadurch international vergleichbare Abschlüsse sowie das
unkomplizierte Fortsetzen eines Studiums an einer ausländischen Universität
ermöglichen.
Im Jahr 2001 wurden die ersten Bachelor-Studiengänge in Österreich eingeführt. Den Beginn machte die Uni
Wien mit der Umstellung des SinologieStudiums, danach folgten die Publizistik, Übersetzen und Dolmetschen sowie
die Soziologie. 2010 sollte der Prozess in
ganz Europa abgeschlossen werden.
Doch StudentInnen und deren DozentInnen gingen und gehen auf die Barrikaden. Die Gründe für die internationalen Proteste sind mannigfaltig. Kritk
wird vor allem an der zunehmenden
Verschulung der einzelnen Studienrichtungen und der damit verbundenen
Einschränkung der Wahlfreiheit bei der
Gestaltung des Studiums geübt. Unmut ruft auch hervor, dass die Studien
durch das Bologna-System immer mehr
den Charakter einer Berufsausbildung
annehmen. Die Einheit von Forschung
und Lehre rückt dafür immer mehr in
den Hintergrund.
führt, (teilweise) wieder abgeschafft
und sollen nun wieder eingeführt werden, die Universitäten wurden entdemokratisiert, und Seminarplätze sind
sowieso seit Jahren Mangelware. Unzumutbar sind auch die prekären Arbeitsverhältnisse externer LektorInnen. Ursache für diese Probleme ist nicht zuletzt
die enorme Unterfinanzierung der Universitäten sowie die überhastete Einführung des dreigliedrigen Studiensystems. Zusätzlich wurde diese Umstellung auch genutzt, um den Zugang zu
ganzen Studienrichtungen (Medizin,
Psychologie, Tier- und Zahnmedizin) zu
beschränken. Am 22. Oktober lief das
Die Unis brennen. Auch in Österreich
Fass schließlich über. Mehrere hundert
schweigen StudentInnen und DozentIn- StudentInnen der schon am Vortag benen aller Fakultäten und Bundesländer
setzten Akademie der bildenden Künste
nicht mehr länger über die gravierensowie der Hauptuniversität Wien verden Missstände an den Universitäten,
sammelten sich, um auf ihre prekäre Sidie teilweise durch den Bologna-Protuation aufmerksam zu machen, und
zess hervorgerufen wurden, teilweise
besetzten schließlich das Audimax, den
aber auch schon deutlich länger beste- größten Hörsaal Österreichs. Ausgangshen. Studiengebühren wurden eingepunkt der Proteste war nicht von unge-
protestestudierende
sich in den besetzten Räumen entwickelt hat. „Wir versuchen Strukturen
aufzubauen, die dem entsprechen, was
wir auch fordern. Es passiert hier eine
Vernetzung und ein Umdenken, auch
was die Hierarchisierung in verschiedene Wissensbereiche betrifft. Außerinstitutionelles Wissen muss zum Beispiel
die gleiche Anerkennung finden wie
institutionelles.“
Neben Arbeitsgruppen zu unipoliBildung statt Ausbildung. Ein Ausnahmezu- tisch relevanten Themen organisieren
stand, der auch KritikerInnen durch sei- die StudentInnen Vorträge über „Burschenschaften“ oder „Antisexismus“,
ne Organisation beeindruckt: Arbeitsveranstalten Theater-Workshops und
gruppen bauten eine Infrastruktur auf,
feiern einen Bildungsball. „Für mich
die von der Versorgung mit Nahrungsgeht es um einen Lernprozess“, sagt die
mitteln über Erste Hilfe bis hin zur
Studentin Lisa. „Ich hab’ auch nicht das
Rechtsberatung reicht. In knapp hunGefühl, jetzt wird grade besetzt, und es
dert Arbeitsgruppen werden univerfindet keine Uni statt. Es ist vielmehr
sitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert und der breite For- genau so, wie ich mir eine Uni vorstelle:
dass die für mich relevanten kritischderungskatalog erarbeitet, der unter
politischen Inhalte Platz haben und ich
anderem „Bildung statt Ausbildung“
und eine „Redemokratisierung der Unis“ mich damit auseinandersetzen kann.“
fähr die Akademie der bildenden Künste, denn gerade für eine solche Bildungseinrichtung ist das BolognaSchlagwort „Arbeitsmarktfähigkeit“
mehr als unpassend. Die Akademie als
Vorbereitung für die „Creative Industries“ statt als Institution, die auch kritisches Denken lehrt? Seit dem 22. Oktober herrscht Ausnahmezustand an
den österreichischen Unis.
Arbeitsgruppe, die Frauen einen geschützten Schlafraum und ein NotTelefon anbietet. Daneben organisieren
sie Vorträge, um aufzuklären und mehr
Handlungsbereitschaft anzuregen. „Von
manchen Seiten wird uns Männerfeindlichkeit und Aggressivität vorgeworfen“,
erzählen Magdalena und Katharina von
der FLIT-AG. „Und obwohl wir klar gemacht haben, dass wir das nicht wollen,
wird unser geschützter Raum immer
wieder von Schaulustigen betreten.“
Notfall-Zahlung statt Analyse? „Wut ist hier
durchaus angebracht“, meint Jule zum
Thema Sexismus in der Besetzung. „Anfeindungen gegen antisexistische Vorträge gibt es immer wieder. Es muss
klar werden, dass das ein strukturelles
Problem ist, das immer wieder besprochen gehört.“ Auch die StudentInnen
an der Bildenden kennen das Problem
der sexistischen Übergriffe. Kim ist es
aber erst einmal wichtig, zu betonen,
In knapp hundert Arbeitsgruppen werden universitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert und der breite Forderungskatalog
erarbeitet, der unter anderem „Bildung statt Ausbildung“ und eine
„Redemokratisierung der Unis“ einfordert. Das Besondere:
Basisdemokratie ist hier Grundsatz und nicht verhandelbar.
einfordert. Das Besondere: Basisdemokratie ist hier Grundsatz und nicht verhandelbar. Jede und jeder kann mitdiskutieren und ihre bzw. seine Meinung
sagen – wenn sie denn antisexistischen
und antirassistischen Prinzipien entspricht. „Der Fokus liegt auf der Bildung
einer kritischen, mündigen Gesellschaft
– dazu sollten Unis ja eigentlich anleiten. Die anderen Forderungen schließen
sich dem nur an. Wir üben Systemkritik,
Strukturkritik, Kritik am Aufbau der Ausbildungsformate“, sagt Jule, Studentin
der Internationalen Entwicklung. Es
geht den Studierenden nicht in erster
Linie um das Durchsetzen bestimmter
Forderungen, sondern darum, ein gesellschaftlich weit verbreitetes Denken
anzuprangern, das außer ökonomischem Nutzen und Gewinn kaum Werte kennt. „Der Prozess selber ist schon
eine Durchsetzung der Forderungen“,
meint Rosa, die an der Akademie der bildenden Künste studiert, und verweist
damit auf die Parallelgesellschaft, die
Sexismus und geschützte Räume. Am siebten
Tag der Besetzung fand mit 40.000 TeilnehmerInnen in Wien eine der größten
Bildungsdemos der österreichischen
Geschichte statt, eine Woche später gab
es am Aktionstag „Freie Bildung für alle“
auch in den Bundesländern Demonstrationen. Klingt ganz nach einem Erfolg
für die Protestierenden, scheinen ihre
Anliegen doch breite Unterstützung zu
finden. Doch, sagt Kim, die ebenfalls an
der Akademie studiert, „man muss aufpassen, eine gewisse Selbstkritik nicht
zu verlieren. Es ist schwer, alle einzubeziehen und dennoch handlungsfähig zu
bleiben. Da muss man sich auch in der
aktuellen Situation die Zeit nehmen,
Dinge auszudiskutieren.“ Zu diskutieren
gibt es viel, die ausufernden allabendlichen Plena beweisen es. Thema sind
immer wieder auch die sexistischen
Äußerungen und Übergriffe innerhalb
der Bewegung. Sie führten zur Gründung mehrerer feministischer AGs, darunter der FrauenLesbenInterTrans(FLIT)-
dass „ich hier Strukturen vorfinde, in
denen ich noch keine sexistischen
Übergriffe wahrgenommen habe. Es
herrscht ein extremer Respekt und in
weiten Teilen ein großes Wissen über
Sexismus und Antisexismus.“ Und genau weil das Klima ein sehr reflektiertes und dezidiert antisexistisches ist,
stechen die Übergriffe vielleicht besonders heraus, wendet ihr Kollege Michael ein. „Es geht darum, das zu analysieren“, schließt Kim. „Zu analysieren, wie
positive Situationen überhaupt erst
entstehen können. Um dieses Wissen
dann weitertragen zu können.“ Zum
Beispiel zu Noch-Wissenschaftsminister Hahn. Der hält nämlich von der
Weitergabe von Wissen nach wie vor
nicht besonders viel: Mehr als eine Woche nach Beginn der Proteste hat er
den Universitäten 34 Millionen Euro
aus seiner „Notfall“-Reserve geboten.
Mit „irgendwelchen“ StudentInnen in
einem besetzten Raum will er weiterhin nicht sprechen.
❚
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 09
Österreich = Gender Gap
Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g
equalpay
Im internationalen Ranking zur ökonomischen Gleichstellung von Männern und Frauen stürzt Österreich auf Platz
103 ab. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will dem mit mehr Einkommenstransparenz entgegenwirken.
Von Irmi Wutscher*
* Die Interviews zu diesem Text
entstanden im Rahmen des Programmschwerpunkts „Geheimnis
Gehalt“ auf FM4. Das Interview mit
Gabriele Michalitsch führte Veronika
Weidinger, das Interview mit Gabriele Heinisch-Hosek Irmi Wutscher.
1 www.weforum.org/pdf/gendergap/report2009.pdf
2 www.frauen.bka.gv.at/site/6801/
default.aspx
10 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Ende Oktober wurde der aktuelle „Global Gender Gap Report
2009“1 veröffentlicht, und er
präsentierte hinsichtlich der
Gleichstellung von Männern
und Frauen in Österreich verheerende
Ergebnisse: Österreich liegt im Bereich
Wirtschaft auf Platz 103 von 143 erhobenen Staaten weltweit. 2008 war es immerhin noch Platz 83. Der „Global Gender Gap Report“ ist ein vom World Economic Forum erstellter Bericht, der die
Gleichstellung der Geschlechter analysiert. Er umfasst unter anderem eine
Rangordnung der Nationen, die in die
Bereiche Wirtschaft, Bildung, Politik und
Gesundheit unterteilt ist. Vor allem in
der Wirtschaft zeigt der Bericht für
Österreich einiges an Nachholbedarf:
Der Grad der Gleich- bzw. Ungleichstellung wird auf einer Skala von null bis
hundert Prozent bewertet – Österreich
erreicht hier insgesamt nur 57 Prozent.
Zum Vergleich: Deutschland rangiert
bei 69 Prozent, die Schweiz bei 68. Einer der Gründe, warum Österreich so
weit abgeschlagen liegt, besteht darin,
dass hierzulande besonders wenig
Frauen in leitenden Funktionen in der
Wirtschaft zu finden sind. Auch bei der
Einkommensgleichheit bei ähnlicher
Arbeit erreicht Österreich nur einen
Wert von 48 Prozent, dieser ist seit Jahren konstant. Einzig bei der Teilhabe auf
dem Arbeitsmarkt konnten sich Österreichs Frauen leicht verbessern.
Konfrontiert mit den Ergebnissen
des „Global Gender Gap Report“ gesteht Frauenministerin Gabriele Hei-
nisch-Hosek: „Ich muss ehrlich sagen,
das habe ich mir nicht erwartet. Österreich ist zwar in den vergangenen Jahren immer um einige Plätze schlechter
geworden, aber dieser Absturz ist doch
enorm.“ Sie glaubt, dass der Report
eher langfristige Entwicklungen abbildet und führt den Absturz auf mehrere Ursachen zurück. Eine sei das 2002
eingeführte und ausschließlich über einen längeren Zeitraum beziehbare Kindergeld: „Viele Frauen konnten nach
dieser langen Zeit nicht mehr in ihre
Berufe zurückkehren oder sind in
schlechter bewertete oder Teilzeit-Bereiche gekommen. Dadurch hat die
ökonomische Partizipation von Frauen
abgenommen, das wirkt sich jetzt in
diesem Bericht aus.“ Auch die vermehrte Verdrängung von Frauen in prekarisierte und Teilzeit-Arbeitsverhältnisse,
die in den letzten Jahren zugenommen
hat, ist ein Grund für die schlechten Ergebnisse: „Wir wissen, dass Teilzeitarbeit schlechter bezahlt ist, der Bruttostundenlohn für die gleiche Arbeit ist
um bis zu drei Euro schlechter, das
merken wir dann bei der Lohnschere.“
Dass in Österreich besonders wenig
Frauen in Führungspositionen zu finden sind, schlägt sich ebenso in der
Platzierung nieder. „Wir waren hier vor
einigen Jahren schon bei neun Prozent
Frauen in den Führungsebenen, das hat
aber wieder abgenommen. Diese Tatsache beeinflusst aber umgekehrt wieder
Entscheidungen, wer in Führungspositionen geholt wird, und Frauen werden
hier erneut benachteiligt.“
Gleich = fair. Genug Gründe, nun endlich
politische Maßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Österreich zu setzen. Bereits im September
hat Heinisch-Hosek gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer die
Kampagne „gleich=fair“2 ins Leben gerufen. Vor allem zwei der damals angekündigten Maßnahmen will die Frauenministerin nun forcieren: „Mit einer
Änderung im Gleichbehandlungsgesetz
werden wir die verpflichtende Offenlegung der Gehälter in Betrieben ab 25
MitarbeiterInnen festlegen. Die entsprechende Gesetzesänderung soll
noch vor Jahresende beschlossen werden, danach kann diese Maßnahme ab
2010 umgesetzt werden.“ Zwei Jahre
soll dann diese erste Phase dauern,
währenddessen wird permanent evaluiert, was die Offenlegung bringt. Die
Ministerin hofft, dass „alleine die Tatsache, dass das im Gesetz drinnensteht
und die Betriebe und UnternehmerInnen sich damit auseinandersetzen,
schon eine Veränderung bewirken
wird.“
Allerdings wird es mit einer Offenlegung alleine wohl nicht getan sein,
um Unternehmen dazu zu bringen,
Männer und Frauen gleich zu bezahlen.
Die Einführung von Sanktionen scheiterte bisher aber immer am Widerstand
der ÖVP. Ob das diesmal anders ist?
„Wenn sich nichts tut, dann müssen wir
natürlich über Sanktionen reden“,
meint Heinisch-Hosek dazu. „Ich werbe
natürlich dafür und bekenne mich auch
dazu, aber das ist für den Wirtschafts-
minister derzeit noch ein Tabu. Ich würde derzeit die erste Phase, die Offenlegung abwarten. Aber wenn ich schon in
den ersten Zwischenberichten merke,
dass sich hier nichts tut, dann werde ich
das Thema Sanktionen früher auf den
Tisch bringen. Denn Sanktionen machen immerhin Druck, allein die Tatsache, dass es die Möglichkeit dazu gibt.“
se Frauen gibt und dass sie auch zu finden sind.“
Atypisierung. Wenig Lösungen hält die
geplante Kampagne jedoch für die zunehmende Atypisierung in der Arbeitswelt bereit, die ja in besonders hohem
Maße Frauen betrifft. Gabriele Michalitsch: „Wir sehen zunehmende und
„Wir sehen zunehmende und neue Formen
geschlechtsspezifischer Segregation auf den
Arbeitsmärkten, wir sehen massive Atypisierung
weiblicher Beschäftigung.“
Nur ein Schritt. Die feministische Ökonomin Gabriele Michalitsch ist ebenfalls
überzeugt, dass Sanktionen notwendig
sind, um eine Schließung der Gehaltsschere zu erreichen. Ihre Einschätzung
der Kampagne des Frauenministeriums:
„Ich denke, das ist ein Schritt in einem
ganzen Bündel an Maßnahmen, die hier
gesetzt werden sollen, um wesentlich
nachhaltiger und deutlicher diesen bestehenden Einkommensdisparitäten
zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken. Ich denke, dass Unternehmen
viel stärker verpflichtet werden müssen,
weil sich ansonsten, wie wir sehen, an
den Einkommensverhältnissen schlicht
und einfach nichts ändert.“ Dass den
Vorschlägen der Frauenministerin von
vielen Seiten mit Skepsis begegnet
wird, findet Michalitsch bedenklich:
„Das zeigt, dass es hier keinen Konsens
gibt, was Gleichstellung in dieser Gesellschaft betrifft, sondern dass Geschlechterhierarchien in jeder Form
nach wie vor als akzeptabel gelten, offenbar für ein breites Spektrum von PolitikerInnen verschiedenster Parteien.“
Auch das Thema Frauenquoten ist
mit dem „Global Gender Gap Report“
wieder auf die politische Tagesordnung
gelangt. „Hier habe ich noch kein OK
von den Regierungspartnern“, sagt die
Frauenministerin, „Aber darüber werden wir auch noch reden müssen. Als
eine Vorstufe werde ich eine Datenbank
einrichten, in der qualifizierte Frauen zu
finden sind.“ Denn so, meint HeinischHosek, gäbe es keine Ausreden mehr für
die Betriebe, dass sie ja gerne Frauen in
Führungspositionen einstellen würden,
aber keine finden würden. „Mit dieser
Maßnahme will ich zeigen, dass es die-
neue Formen geschlechtsspezifischer
Segregation auf den Arbeitsmärkten,
wir sehen massive Atypisierung weiblicher Beschäftigung. Wir haben in den
letzten Jahren eine starke Zunahme an
Teilzeitarbeitsplätzen. Und das alles
sind natürlich Faktoren, die wesentlich
dazu beitragen, dass es immer schwieriger wird, über Erwerbsarbeit die eigene
Existenz unabhängig von anderen zu sichern, insbesondere für Frauen. Das
trifft alle Beschäftigten, aber Frauen
sind die Schwächeren am Arbeitsmarkt,
die ohnehin schon Marginalisierten,
und das wird verstärkt, nicht zuletzt
durch die Krise.“
In diesem Zusammenhang sieht
Heinisch-Hosek das einkommensabhängige Kindergeld als einen ersten
Schritt, damit die Frauen nicht so sehr
vom Arbeitsmarkt verdrängt werden.
Weiters möchte sie Anreize schaffen,
damit Betriebe ihre MitarbeiterInnen in
gesicherte Arbeitsverhältnisse aufnehmen. Konkrete Maßnahmen dazu liegen
aber noch keine auf dem Tisch. „Wir arbeiten hier noch an weiteren Punkten,
und ich hoffe, noch am Ende dieses Jahres dem Ministerrat einen Maßnahmenplan vorlegen zu können.“
Die Kampagne „gleich=fair“ ist also
als wichtiges Zeichen an die Wirtschaft,
als Schritt in die richtige Richtung zu
werten. „Beim nächsten Gender Gap Report wird sich das noch nicht abzeichnen, aber ich hoffe, dass wir uns langfristig doch wieder um einige Plätze
verbessern“, sagt Heinisch-Hosek. Ob
die Offenlegung der Gehälter allerdings
reicht oder ob nicht doch weitreichendere Maßnahmen und konkrete Sank❚
tionen nötig sind, wird sich zeigen.
Beate Hammond
Im Stereotyp gefangen
Die Schriftstellerin Marie NDiaye hat sich immer gegen Stereotype gewehrt. So lehnt sie es beispielsweise ab, allein aufgrund ihres Backgrounds zu Migrationsfragen Stellung zu nehmen. Noch dazu, da NDiaye keine „Migrantin“, sondern in
Frankreich geboren und aufgewachsen ist. Wenn sie auf ihren
senegalischen Vater angesprochen wird, betont sie stets, dass
dieser Frankreich verlassen habe und in den Senegal zurückgekehrt sei, als sie gerade mal ein Jahr alt war. „Ich bin zu 100
Prozent Französin“, sagte sie vor kurzem in der französischen
Zeitschrift „Paris Match“. Immer wieder werde fälschlicherweise geglaubt, dass sie Doppelstaatsbürgerin sei, selbstverständlich zwei Kulturen kenne. Dabei habe sie Afrika erst als Erwachsene kennengelernt.
Am liebsten lebt NDiaye nach eigener Auskunft an Orten, an
denen sie sich fremd fühlt. Zur Zeit wohnt sie in Berlin, wohin
sie 2007 nach dem Wahlsieg Nicolas Sarkozys übersiedelte.
Trotzdem werde sie niemals deutschsprachig sein, erklärte sie
gegenüber „Paris Match“, selbst wenn sie sich anstrengen
würde. Immer wieder betont sie, als Französin zu schreiben.
Viele Weiße Franzosen und Französinnen, die in Afrika aufgewachsen sind, seien „afrikanischer“ als sie. Ihre Hautfarbe und
ihr afrikanisches Erbe sind für sie nebensächlich. „Ich habe niemals in diesen Kategorien gedacht“, sagte sie der Agence France Presse. Andere wohl schon.
Als Marie NDiaye Anfang November den renommierten französischen „Prix Goncourt“ für ihren Roman „Trois femmes
puissantes“ (übersetzt „Drei starke Frauen“) gewann, war für
die Medien vor allem der Umstand, dass sie diesen Literaturpreis als erste Schwarze Frau erhalten hatte, berichtenswert.
Dass immer wieder NDiayes „Schwarzsein“ im Vordergrund
steht und sie damit als Repräsentantin einer bestimmten Kultur gehandelt wird, davor ist die 42-jährige Autorin stets geflüchtet. Auf Deutsch ist von Marie NDiaye u.a. erschienen:
„Rosie Carpe“, „Mein Herz in der Enge“, „Alle meine Freunde“,
„Die lieben Verwandten“. „Rosie Carpe“ wurde 1993 im Theater in der Drachengasse aufgeführt. Auf der Viennale 2009 war
der Film „White Material“ zu sehen, für den Marie NDiaye gemeinsam mit Claire Denis das Drehbuch schrieb.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 11
internationalan.riss
deutschland I
XL-Dumpinglohn
e u . m i t te l a m e r i ka
Kampf gegen Feminizide
Im Wettkampf um den deutschen Drogeriemarkt hat die Diskonterkette
Schlecker mit der Schließung kleinerer Filialen begonnen, um danach
größere „Schlecker XL-Märkte“ zu eröffnen. In diesen Filialen beschäftigt
Schlecker MitarbeiterInnen über eine Zeitarbeitsfirma, die einen Dumpinglohntarifvertrag mit einer christlichen Gewerkschaft abgeschlossen
hat. Dabei sehen sich die Angestellten nicht nur mit einer Lohneinbuße
von rund fünfzig Prozent konfrontiert, sondern auch mit einer massiven
Verschlechterung der Arbeitsbedingungen: Kündigungen und Versetzungen aus den alten Filialen sind an der Tagesordnung, in den XL-Filialen erhalten sie und neu angeworbene Arbeitskräfte anstelle des vorangegangenen Brutto-Stundenlohns von zwölf Euro nur noch 6,50 Euro.
Eine Tatsache, die bereits zahlreiche Organisationen, Gewerkschaften
und PolitikerInnen mobilisiert hat. „Das Vorhaben der Firma Anton
Schlecker, Mitarbeiter zu entlassen und zu schlechteren Konditionen bei
einer Tochterfirma wieder einzustellen, ist eine echte Schande“, erklärte
Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gegenüber den lokalen Medien.
Deutschlandweit hat Schlecker nach Gewerkschaftsangaben bislang etwa 130 solcher Filialen eröffnet. Mit jeder Neueröffnung einer XLFiliale würden drei bis fünf kleinere Filialen geschlossen. nita
www.jungewelt.de, www.de.indymedia.org
Seit 1993 verschwinden in der mexikanischen Grenzstadt Juárez Frauen
und Mädchen. Manche von ihnen werden später vergewaltigt und ermordet aufgefunden, andere tauchen nie wieder auf. Nach offiziellen
Angaben werden bisher über 400 Frauen vermisst. Laut amnesty international unternimmt die mexikanische Behörde nur wenig, um die Morde aufzuklären: „Spuren werden nicht verfolgt, Zeugen nicht verhört, gerichtsmedizinische Ergebnisse manipuliert und andere Fahrlässigkeiten
begangen.“ Im Oktober 2007 verurteilte das Europäische Parlament öffentlich die Straffreiheit der Feminizide in Mexiko und Mittelamerika
und verabschiedete eine Resolution: Diese sieht Maßnahmen zur Zusammenarbeit der Regierungen der betroffenen Staaten und der Europäischen Union vor, um an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Unter anderem wurde auch gefordert, dass die „Staaten Mittelamerikas und Mexikos alle gebotenen Maßnahmen zur wirksamen Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ergreifen, und diese Maßnahmen die
uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte der Bevölkerung gewährleisten sollen.“
Heute, zwei Jahre später, wird das Thema erneut in die europäische Öffentlichkeit getragen. Dem EU-Parlamentsabgeordneten Raül
Romeva i Rueda zufolge ist der 25. November, der Internationale Tag
gegen Gewalt an Frauen, ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und
zu prüfen, was sich seit der Entschließung des EU-Parlaments in Mittelamerika im Kampf gegen die Feminizide verändert hat. Am 19. November soll daher eine Bestandsaufnahme zur Entwicklung innerhalb der
Regionen und zur Umsetzung der damals verabschiedeten Resolution
durchgeführt werden. Als Mitglied des Ausschusses für die Rechte der
Frau und die Gleichstellung der Geschlechter im EU-Parlament betont
Romeva i Rueda, dass es wichtig sei, beim nächsten EU-LateinamerikaGipfeltreffen in Madrid im Mai 2010 Richtlinien zu fixieren, die zur weiteren Untersuchung der Feminizide in Mexiko und Mittelamerika beitragen sollen. cami
www.cimacnoticias.com, http://gt.globedia.com, www.amnesty-frauen.de
www.topicsandroses.com
12 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
japan
Risse in der Männerherrschaft
Ende August errang die Demokratische Partei (DPJ) in Japan einen historischen Wahlsieg und beendete damit die über fünfzig Jahre fast ununterbrochen andauernde Alleinherrschaft der Liberaldemokraten (LDP).
Unter der neuen Regierung sitzen im japanischen Repräsentantenhaus
so viele weibliche Abgeordnete wie nie zuvor – wenngleich dieser „Rekordanteil“ mit 11,3 Prozent äußerst bescheiden bleibt: Von den 480 Sitzen sind nunmehr 54 von Mandatarinnen besetzt. Damit rangiert Japan
auf der aktuellen Rangliste der Interparlamentarischen Union (IPU), die
den Anteil von Frauen in 187 nationalen Parlamenten ermittelt, auf Platz
97 – hinter allen anderen Industrienationen.
Doch nicht nur in der Politik, auch in Unternehmen fällt die Zahl an
weiblichen Führungskräften mit unter drei Prozent äußerst gering aus.
In größeren Betrieben sind Frauen vor allem Sekretärinnen („office ladies“), über sechzig Prozent der weiblichen Beschäftigten scheiden mit
dem ersten Kind aus dem Berufsleben aus. Mit dem Einzug der neuen
weiblichen Delegierten hoffen japanische feministische Organisationen
wie „Women in New World, International Network“ (WinWin) oder
„Working Women’s Network“ auf ein wachsendes Bewusstsein für genderrelevante Politiken in der japanischen Öffentlichkeit. Die jungen demokratischen Parlamentarierinnen gelten auch als neue Hoffnungsträgerinnen, um Bewegung in das verkrustete politische System Japans zu
bringen, das von einer kleinen Elite traditioneller Politdynastien dominiert wird: Ein Drittel der neu gewählten weiblichen Abgeordneten ist
zwischen zwanzig und Ende dreißig, ein weiteres Drittel zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt.
Frischen Wind verspricht auch der Antritt der neuen Justizministerin Keiki Chiba (DPJ), die sich gegen die (in Japan noch immer praktizier-
an.rissinternational
te) Todesstrafe engagiert. Zudem spricht sich Chiba für ein Bleiberecht
illegalisierter MigrantInnen aus und will das Namensrecht für Ehepaare
dahingehend reformieren, dass verheiratete Frauen ihren Familiennamen behalten können. Auch Makiko Tanaka, von 2001 bis 2002 erste
Außenministerin Japans (damals noch Mitglied der LDP), kandidierte für
die Demokraten. Sie ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen: Ihren einstigen „Chef“, Ex-Premier Junichiro Koizumi, nannte die
heute 65-Jährige einen „eigenartigen Kerl“, den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bezeichnete sie als „totales Arschloch“. Nach neun
Monaten wurde sie von Koizumi aus der Partei gekickt und kandidierte
fortan als Unabhängige, bis sie 2009 zur DPJ wechselte. Heute führt sie
den Vorsitz des parlamentarischen Ausschusses für Bildung, Kultur,
Sport, Wissenschaft und Technologie. viyu
f r a u e n . r e c h te
Happy Birthday, CEDAW!
Am 18. Dezember 1979 wurde die „Convention on the Elimination of All
Forms of Discrimination against Women“ (CEDAW – „Übereinkommen
über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“) von der
UNO-Generalversammlung verabschiedet. Mit der Unterzeichnung der
internationalen Frauenrechtskonvention haben sich die jeweiligen Vertragsstaaten dazu verpflichtet, „unverzüglich“ jede Form von Diskriminierung von Frauen aufzuheben und dafür zu sorgen, dass Frauen ihre
Menschenrechte und Grundfreiheiten in allen Lebensbereichen wahrnehmen können. 1981 trat CEDAW in Kraft, 185 Staaten haben die Konvention unterzeichnet, von ihnen haben nur die USA den Vertrag bis
heute nicht ratifiziert.
Dass die Konvention nicht nur Theorie bleibt, sondern auch praktische Anwendung findet, zeigt das Beispiel Österreichs von 2005: Damals brachten die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie und der Verein Frauenrechtsschutz im Namen zweier Frauen, die von
www.migraZine.at
ihren Ehemännern ermordet wurden, Beschwerde beim CEDAW-Komitee ein. Österreich beschloss daraufhin gesetzliche Maßnahmen zur
Verbesserung der Situation von Opfern häuslicher Gewalt. Defizite gibt
es freilich noch immer: So hat das CEDAW-Komitee den österreichischen Staat in den vergangenen Jahren mehrfach ermahnt, u.a. für die
Einhaltung der Menschenrechte von Migrantinnen und Asylwerberinnen zu sorgen. viyu
www2.ohchr.org/english/bodies/cedaw
deutschland II
Ehe wird Ehe
„Die Ungleichbehandlung von eingetragener Lebenspartnerschaft und
Ehe ist verfassungswidrig.“ Mit diesem Beschluss bringt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sämtliche Benachteiligungen von Eingetragenen Lebenspartnerschaften zum Wackeln. In Deutschland können
homosexuelle Paare seit 2002 eine sogenannte Eingetragene Lebenspartnerschaft vor dem Standesamt eingehen. Eine Gleichstellung dieser
Lebensgemeinschaft mit der Ehe zwischen Mann und Frau wurde bisher mit der Begründung abgelehnt, dass die Ehe zwischen heterosexuellen Paaren unter dem besonderen Schutz der Verfassung und somit
des Staates stehe. Das im Oktober veröffentlichte Urteil des Bundesverfassungsgerichts besagt, dass aus dieser besonderen Privilegierung der
Ehe keine Benachteiligung von anderen, ehe-ähnlichen Partnerschaften
resultieren dürfe.
Vor allem im Hinblick auf das Steuerrecht und die Hinterbliebenenversorgung ist dieser Entscheid ein großer Durchbruch für gleichgeschlechtliche Paare. Auch der deutsche Lesben- und Schwulenverband
zeigt sich erfreut über die Karlsruher Entscheidung, äußert aber Skepsis,
inwiefern die einzelnen Bundesländer den Beschluss in die Praxis umsetzen werden. leka
www.queer.de, www.lsvd.de
Nicht „von und für Migrantinnen“, sondern „von Migrantinnen für alle“ ist das mehrsprachige Onlinemagazin migraZine und richtet sich
demnach gerade auch an Mehrheitsangehörige. Um eine Demokratisierung medialer Informationspolitik und um politische, kulturelle
Partizipation geht es dem aus Migrantinnen der ersten und zweiten
Generation bestehenden Redaktionsteam. Kritische migrantische
Stimmen sollen nicht als „Quoten-EinwanderInnen“ zu Wort kommen, sondern sich selbstbestimmt und selbstorganisiert am medialen Diskurs beteiligen, um gegen stigmatisierende Stereotype und
Rassismen aufzutreten.
Seit 2006 wird migraZine bereits von der autonomen MigrantinnenSelbstorganisation maiz herausgegeben. Pünktlich zum 15-jährigen
Jubiläum von maiz hat nun auch das Magazin einen Relaunch erfahren und erscheint jetzt vierteljährlich zu ausgewählten Themenschwerpunkten. Die Beiträge umfassen Reportagen, Analysen, Interviews und Kommentare, außerdem gibt es den „migraBlog“. les
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 13
gebäudereinigerinnen
Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g
Außerordentlicher Betrieb
In Deutschland haben GebäudereinigerInnen zum ersten Mal gestreikt. Mit der Forderung nach einem
existenzsichernden Mindestlohn thematisieren sie die Arbeitsbedingungen einer Branche, die keine Spuren
hinterlässt. Von Katharina Ludwig
Nach einer Woche Streik haben sich
die IG BAU und der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks Ende Oktober auf einen neuen
Tarifvertrag geeinigt: Innerhalb von
zwei Jahren soll sich der Mindestlohn
im Westen auf 8,55 Euro, im Osten
auf 7 Euro erhöhen. Ein Einstieg in eine betriebliche Altersvorsorge wurde
verankert.
Die Namen der Gesprächspartnerinnen werden auf deren Wunsch hin
nicht genannt.
14 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Neun Minuten hat sie für ein
Zimmer. Das heißt für Betten,
Bad und Böden. Egal wie viel
Dreck die Gäste an ihrem Arbeitsplatz, einer Berliner Bildungsstätte, hinterlassen. Ihr Chef verstehe nicht, was daran Stress sei, erzählt
die Frau mit der weißen „Tüte“ über der
Winterjacke. Rot steht darauf geschrieben: „Wir streiken.“ „Gestern hat er zum
ersten Mal selbst sauber gemacht. Ich
habe ihn gefragt, ob er sich dafür 8,15
Euro gezahlt hat oder seinen normalen
Lohn.“ Es ist noch vor Morgengrauen,
als sie sich mit rund fünfzig anderen
aus ihrer Branche vor der Messe Berlin
positioniert. Tag Drei des ersten unbefristeten Streiks von rund 2.200 Reinigungskräften, die mit ihrer Arbeit einen
ordentlichen Betrieb in Geschäftsgebäuden, Krankenhäusern, Schulen, in
Verkehrsmitteln und Industrieanlagen
möglich machen. Die Uni Hamburg
blieb ungereinigt, das Rathaus in BerlinSchöneberg genauso wie die Gewerkschaftszentrale von ver.di. Insgesamt
134 Gebäude waren bislang vom Streik
betroffen, immer abwechselnd und un-
angekündigt, damit keine Ersatzkräfte
organisiert werden können.
Mehr Netto vom Brutto? Mit Anfang Oktober ist der Tarifvertrag für die 860.000
Beschäftigten in den rund 30.000 Reinigungsbetrieben ausgelaufen. Zwei Drittel der Beschäftigten in der Branche
sind Frauen, viele Migrantinnen. Eine
Branche, die in ganz Deutschland pro
Jahr über zwölf Milliarden Euro umsetzt, auch wenn sonst von „schwacher
Konjunktur“ die Rede ist. Deren Nettorendite für 2008 auf durchschnittlich
über fünf Prozent geschätzt wird. Und
in der 75 Prozent der Angestellten für
den Mindestlohn putzen. Bisher waren
das 8,15 Euro im Westen und 6,58 Euro
im Osten. Die zuständige Gewerkschaft
IG BAU (Bauen-Agrar-Umwelt) forderte
nun eine Anhebung um 70 Cent und
dass zwanzig Jahre nach dem Fall der
Berliner Mauer die Lücke zwischen
West- und Osttarifen geschlossen wird.
Die ArbeitgeberInnen vom Bundesinnungsverband Gebäudereinigung boten in den Verhandlungen, die seit Jahresbeginn liefen, maximal 24 Cent. Nun
ist der Tarifvertrag mit Anfang Oktober
ausgelaufen, und es herrscht Arbeitskampf. Letztlich steht die Drohung im
Raum, dass ohne neuen Tarifvertrag in
Zukunft auch für weniger als fünf, sechs
Euro neu eingestellt werden kann. Das
wäre ganz legal möglich, da es in
Deutschland keinen einheitlichen Mindestlohn per Gesetz gibt. Die neue
CDU/CSU/FDP-Koalition will auch jene
staatlichen Regelungen bis 2011 überprüfen und gegebenenfalls streichen,
die auf bestimmte Branchen wie die
Post begrenzt gelten. Allgemein soll lediglich ein Verbot „sittenwidriger Löhne“ gesetzlich festgeschrieben werden.
Schon jetzt bleibt vielen GebäudereinigerInnen von einer Stunde Arbeit lediglich ein Fünf-Euro-Schein.
„Ich will mehr für meine Arbeit“,
sagt die Frau im türkisfarbenen Kapuzenpullover, die seit 16 Monaten offiziell
vier Stunden pro Tag putzt. Sie ist gemeinsam mit fünf Kolleginnen gekommen. Sie tröten und unterhalten sich
zwischendurch auf Polnisch. Für alle ist
es der erste Streik. „Das Putzen ist Akkordarbeit“, sagt die Frau neben ihr. „Es
reinigerinnengebäude
heißt vier Stunden pro Tag, aber mit
Überstunden wird kalkuliert.“ Viele arbeiten zwei Schichten, in zwei verschiedenen Gebäuden, und müssen trotzdem zum Amt, um Sozialhilfe zu beantragen. Mehr als die Hälfte der GebäudereinigerInnen ist Teilzeit-, geringfügig
oder im „Minijob“ beschäftigt. „Und am
Ende haben wir keine Rente, von der
man leben kann.“ Auch, um eine betriebliche Altersvorsorge zu fordern, ist
sie an diesem Morgen gekommen.
Streik und Vereinzelung. Bei der Messe Berlin ist die Firma Gegenbauer für Sauberkeit zuständig. Zu den von ihr betreuten Objekten zählt auch das Olympiastadion und die TU Berlin, sie be-
die leitenden Beschäftigten des Reinigungspersonal, die ObjektleiterInnen,
zu erreichen. Oft ergäbe sich deren
Loyalität zu den Vorgesetzten aus einem kleinen Lohnunterschied von 1,50
Euro und massivem Druck. Ohne die
Unterstützung der ObjektleiterInnen
aber, wenn die Belegschaft also nicht
kollektiv streikt, hätten die Einzelnen
Angst, sich zu beteiligen. Einer 42-jährigen Berlinerin wurde immerhin fristlos
gekündigt, weil ihr Chef sie bei Fernsehaufnahmen eines Warnstreiks in der
ersten Reihe gesehen hatte. Die Kündigung wurde mittlerweile, nach massiven Protesten beim Arbeitgeber, wieder
rückgängig gemacht, aber die Sorge der
Reinigungskräfte bleibt, berechtigt.
Treppe noch und der Lift, und wenn eine
Frau ausfällt, komme statt einer Vertretung eben noch die halbe Etage oberoder unterhalb dazu.„Immer noch ein
Tropfen im Wasserglas.“
Als Begründung oder Erklärung
hören sie, dass das der Wunsch des
Kunden sei. Und dass dessen Wünschen
entsprochen wird, wird auch kontrolliert. Täglich geht der Hauswart die
Putzroute nach, auf der Suche nach
Spuren von Staub, erzählen sie, und monatlich gebe es eine große Inspektion.
Sich über das rücksichtslose Verhalten
der KundInnen zu beschweren, sei hingegen undenkbar. Als eine der Reinigerinnen ihrer Vorgesetzten sagte, es sei
zu viel, habe sie noch mehr Arbeit be-
Viele arbeiten zwei Schichten, in zwei verschiedenen Gebäuden, und müssen
trotzdem zum Amt, um Sozialhilfe zu beantragen. Mehr als die Hälfte der
GebäudereinigerInnen ist Teilzeit-, geringfügig oder im „Minijob“ beschäftigt.
„Und am Ende haben wir keine Rente, von der man leben kann.“
treibt einen eigenen Sicherheitsdienst
und gehört zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Dennoch ist ihr Name genauso unbekannt wie jener der
AGG Allgemeine Gebäudereinigung
Großrächen GmbH oder die Firma WISAG Gebäudereinigung GmbH. Für die
Arbeitsbedingungen der Frauen und
Männer, die über diese Dienstleister sowohl private als auch öffentliche Einrichtungen „beliefern“, gab es bislang
recht wenig Öffentlichkeit.
Über den Parkplatz zieht die Gruppe mit ihren Transparenten „Sauberkeit
hat ihren Preis!“ und „Ich putze
Deutschland!“ weiter Richtung RBB
(öffentlicher Rundfunk Berlin-Brandenburg) und versammelt sich im Foyer. Ein
Angestellter der hier tätigen Reinigungsfirma Stoll lässt ausrichten, dass
der Protest im Haus nicht erwünscht
sei. „Sie können gerne nach Feierabend,
um 8 Uhr früh mit den Leuten sprechen.“ Er selbst sei kein Fan von Streik,
außerdem sei Wirtschaftskrise. Irgendwo müsse das Geld ja herkommen. Auf
dem Weg aus dem Gebäude erzählt die
Aktivistin Katharina Bergmann, die
nach abgebrochenen Gender Studien
und Gärtnerinnen-Ausbildung die Gewerkschaft seit eineinhalb Monaten
unterstützt, dass es wichtig sei, gerade
Das Geschäft Sauberkeit. Zurück im Streikbüro in der Keithstraße, nahe dem KaDeWe. Seit 6 Uhr morgens hatten sich die
Streikenden hier zu ihrer regulären Arbeitszeit gemeldet, vom Azubi bis zur Arbeiterin kurz vor dem gesetzlichen Ruhestand. Siebzig bis achtzig Prozent ihres
Lohnes werden von der Gewerkschaft erstattet. Die, die in zwei Objekten pro Tag
putzen, kommen nachmittags noch einmal. Im Zimmer rechts von den Streiklisten, neben einer Runde Glasreiniger,
sitzen fünf Frauen um einen Tisch. Sie
kennen sich, weil sie alle im selben Gebäude tätig sind, der Gewerkschaftszentrale von ver.di – auch diese beschäftigt
einen privaten Reinigungsdienst. Eine arbeitet seit sieben, eine seit zwölf, eine
seit 14 Jahren in der Branche. Sie waren
bei der Commerzbank tätig, in Anwaltskanzleien, Kindertagesstätten und im
Bundestag. Sie haben, seit sie BosnienHerzegowina, Russland und ihre früheren Ausbildungen und Berufe hinter sich
ließen, viel gesehen.„Jetzt rechnen wir
das einmal aus“, sagt die älteste von ihnen, nimmt einen Stift und die leere
Rückseite eines bedruckten Papiers.„Wir
haben zwei Stunden für eine Etage mit
60 Zimmern und zwei Toiletten.“ Immer
falle noch zusätzlich etwas an, was innerhalb dieser Zeit zu erledigen sei. Die
kommen. Und selbst als eine andere
Vorgesetzte einmal zustimmte, dass die
Verschmutzung eines bestimmten
Büros das Zumutbare überstieg, war die
Diskussion beendet, als sich herausstellte, dass es das Büro der Abteilungsleiterin war. In vielen Gebäuden hätten
selbst Räume gefehlt, in denen sich die
Frauen umziehen können. Alle kämpfen
von der täglichen körperlichen Anstrengung mit schmerzenden Armen und
Beinen und Rheuma. Aufgrund des
ständigen Umgangs mit ätzenden Chemikalien sind viele mittlerweile Expertinnen im Umgang mit Hautausschlag.
Die Gewerkschaften haben Mühe,
ihre Verhandlungsposition zu stärken,
denn ExpertInnen schätzen, dass gerade mal zehn Prozent der GebäudereinigerInnen gewerkschaftlich vertreten
sind. „Wir haben keine Zeit zum Reden.
Wir sind nur am Rennen, Rennen, Rennen“, beschreibt eine Frau, die täglich
zwei Schichten macht, die Rahmenbedingungen sich zu organisieren. Dass
die Belegschaft in ihrem Fall jetzt in
Streikende und solche, die weiterarbeiten, getrennt ist, sei schlecht. „Jetzt
schimpfen sie mit uns, dass wir streiken“, ergänzt eine Frau mit Brille und
lacht. „Und wenn wir nichts erreichen,
dann schimpfen sie erst recht.“
❚
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 15
vampirgeschichten
Ich sauge, also bin ich
VampirInnen auf Zelluloid: Ein Streifzug durch eine blutrünstige Filmgeschichte. Von Elisabeth Streit
1 Die erste öffentliche Filmvorführung
in Frankreich der Brüder Lumiére fand
im Grand Café am Boulevard des Capucines am 28. Dezember 1895 statt.
2 Jelinek, Elfriede: Zu Carnival of
Souls. www.elfriedejelinek.com
3 ebd.
16 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Seit es das Kino und den Film1
gibt, diente die Leinwand nicht
nur als Projektionsfläche des
Filmmaterials, das durch den
Projektor getrieben wurde. Sobald die anfangs noch kurzen Filme Geschichten zu erzählen begannen, wurde
die weiße Fläche zum Sehnsuchtsort
und Katalysator heimlicher Wünsche,
Ängste, unausgelebter Obsessionen
und Möglichkeiten. Als am 15. März 1922
in Berlin der Stummfilm „Nosferatu –
Eine Symphonie des Grauens“ uraufgeführt wurde (F. W. Murnaus Filmklassiker mit Max Schreck in der Hauptrolle,
bis heute der überzeugendste VampirDarsteller schlechthin), wurde das Kino
um eine Dimension erweitert: Untote
Wiedergänger tauchen seitdem in regelmäßigen Abständen ganz selbstverständlich als Abbildung der dunklen
Seite der menschlichen Existenz in Filmen auf. Durch den gebündelten Strahl
der Projektionslampe wird den Schattenwesen vorerst durch die Dauer des
jeweiligen Films zum unendlichen Leben verholfen, und sie können ihren
Durst nach Blut – und damit Leben –
durch diese Materialisierung vor unseren Augen stillen und so ihr Unwesen
treiben.
Nicht zufällig sagt Elfriede Jelinek:
„Die Leinwand ist der Ort, wo etwas erscheint und spurlos wieder verschwindet. […] Die Gestalten kommen und sagen etwas, und wir, die da sitzen, fliegen, an unsere Augen gefesselt, über sie
hin als wären sie gar nichts, und dann
nente erstmals bildhaft angelegt und
durchaus nicht zu übersehen. Als das
Phantom der Nacht in Ellens Schlafzimmer eindringt – Murnau lässt den
Schatten von Nosferatus Hand gierig
nach der Brust der Frau greifen –, wird
sie von ihm im Bett überwältigt. Neun
Jahre später stattete Tod Browning seinen Dracula-Darsteller Bela Lugosi mit
deutlich verstärkten sexuellen Attributen aus: Elegantere, dynamischere und
weichere Bewegungen, ein riesiges Cape, eifrig geschwungen, die melancholische Dandynote unterstreichend, ein alles durchdringender, hypnotisierender
Blick – damit gelingt es Dracula/Lugosi,
reihenweise Frauen eher beiläufig „zu
erobern“.
Die ultimative Steigerung ins Animalisch-Brutale erfährt die Figur des
Vampirs in der von Terence Fisher (eine
Hammer-Reihe, erstmals 1958) verfilmten Version des Dracula-Stoffes in der
Der Vampir als aufgerichteter Phallus. Mit der Verkörperung durch Christopher Lee.
Romanveröffentlichung von Bram StoBlutrot sind die Augen, eine gefährlich
kers „Dracula“ (1897), der auch als Vorla- lauernde Aura umhüllt die gespannte
ge für „Nosferatu“ diente, war die Figur Körperlichkeit des Blutsaugers, der stets
des männlichen Vampirs geboren. Er
bereit ist, seine hauerartigen, gut sichtverkörperte alles, was im sittenstrengen baren Eckzähne in weiße, unschuldige
viktorianischen England am moraliFrauenhälse zu bohren. Schnell muss er
schen Pranger stand: Ehebruch, Blutzuschlagen, um seinen Angreifern, allen
schande, Vergewaltigung, Pädophilie
voran dem bigotten Moralisten Van
und offen zur Schau gestellte (nekroHelsing, immer einen Schritt bzw. Biss
phile) Sexualität. 25 Jahre später verkör- voraus zu sein.
perten Max Schrecks starre, eher noch
Alle Opfer in diesen erwähnten Filzombiegleiche Bewegungen einerseits
men sind weiblich, tugendhaft und
die Angst vor dem Fremden, dem Tod,
jungfräulich oder kurz vor ihrer Verheiandererseits war die erotische Komporatung, wie etwa Mina, die Braut Jona-
fliegen sie sogar selbst, die Schattenwesen, es ist nicht zu glauben! Obwohl wir
es sehen. Film ist überhaupt: Gespenstersehen.“2
Ihre große Affinität zu Gespensterund Gruselfilmen weist Jelinek nicht
nur in diesem Text zum 100-jährigen
Bestehen des Kinos 1995 aus. 1987 erschien ihr Theaterstück „Krankheit oder
moderne Frauen“, in dem sie satirisch
aus dem Fundus der Vampirliteratur
schöpft: Hier treffen Emily und Carmilla
aufeinander und werden zum lesbischen Vampirinnen-Paar. Die Verschränkung von Text, Sprache, Körper im unmittelbaren Erleben des Gesehenen
zieht sich wie ein roter Faden durch ihr
gesamtes Werk:
„Gespensterfilme sind Berührungen, denn wir Zuschauer wollen ja, daß
uns etwas geschieht, nicht daß wir nur
einfach etwas anschauen.“3
geschichtenvampir
than Harkers. Einzig die Figur der Lucy
Westenraa, schon in Stokers Roman als
Freundin Minas verankert, verkörpert
die sexuell neugierige, von mehreren
Männern begehrte und ihnen den Kopf
verdrehende junge Frau. Als sie zur
Vampirin geworden ist und ihrem erotisch konnotierten blutdürstigem Verlangen uneingeschränkt nachzukommen versucht, kann sie dem schrecklichen und endgültigen Tod durch Pfählung und anschließender Enthauptung
nicht entgehen.4 Mit der zu Tode penetrierten untoten Frau ist die patriarchale Ordnung letztendlich wiederhergestellt. Aber nicht immer war der Vampir
männlichen Geschlechts.
milla in einem gleichberechtigten Verhältnis zueinander, frei nach dem Motto: Ich sauge, also bin ich. In den 1960er
und 70er Jahren häufen sich die Verfilmungen von lesbischen Vampir-Stoffen,
die mehrheitlich ein Täterin/OpferSchema aufweisen. Sie erweisen sich
damit als Verlängerung des männlichen
Blicks, als Projektion der Schaulust des
Betrachters. Bonnie Zimmermann stellt
in ihrem Text „Töchter der Nacht: der lesbische Vampirfilm“ nach einer Aufzählung von Filmen mit lesbischen Vampirinnen ernüchtert fest,„[…] daß der lesbische Vampirfilm viele Stereotypen, die
den Lesben seit mindestens dem letzten
Jahrhundert anhaften, wieder aufgreift:
Deutung des vampirischen Daseins formuliert die Unterdrückung und Ausbeutung der Frau in einer allgemeineren
Form von Kapitalismuskritik:„It offers,
for cinema, a balance sheet of the twentieth century. The priciple of vampirism –
a particularly rich figurative schema –
signifies the Vietnam War, Nazism,
drugs, all contagious diseases such as
AIDS, American imperialism, and poverty. Ferrara’s work, in coming to grips with
modern evil, can be envisaged as an ever
more carefully argued-out description of
capitalism as catastrophe.“7
Ferrara setzte damit eine These von
Karl Marx frei um, nach der Kapitalismus vampirisch funktioniert. Einen
Wenn Frauen sich nicht mehr durch den gebärenden Akt, sondern durch einen Biss
ihr Leben verlängern bzw. Unsterblichkeit erlangen, entziehen sie sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Verfügbarkeit innerhalb einer Jahrhunderte überdauernden Vorstellung der patricharchalen Ordnung.
Carmilla und die Folgen. Im März 1872 veröffentlichte der irische Schriftsteller
Sheridan Le Fanu seine Novelle „Carmilla“ in der Zeitschrift „The Dark Blue“ in
drei Teilen. In dieser Erzählung wird die
weibliche Hauptfigur Laura, die mit
ihrem Vater in einem abgelegenen
Schloss in der Steiermark lebt, mit
sechs Jahren von einer schönen nächtlichen Erscheinung in die Brust gebissen. Allerdings hinterlässt dieser Biss
keine sichtbaren Spuren am Körper des
Mädchens. Zwölf Jahre später bringt
ein Kutscher die scheinbar verletzte
Carmilla in das Heim der einsamen
Laura. Sie werden enge Freundinnen,
als Carmilla und Laura entdecken, dass
sie den gleichen Traum geträumt hatten. Carmilla ist die Inkarnation einer
längst verstorbenen Verwandten, der
Gräfin Millarca Karnstein, die sich ihr
Überleben über die Jahrhunderte hinweg durch das Blut junger Mädchen sichert. Um der romantischen Zuneigung zur wiedererstandenen Vampirin
ein Ende zu bereiten, wird der hinzugezogene Arzt, Dr. Hesselius, dazu veranlasst, das Grab der Gräfin zu öffnen
und sie zu vernichten.
Ab 1932 taucht das Carmilla-Motiv
in abgewandelter Form wiederholt in
Vampirfilmen auf.5 In Elfriede Jelineks
eingangs erwähntem Theaterstück stehen die beiden Frauen Emily und Car-
lesbische Sexualität sei infantil und narzißtisch; lesbische Liebe sei steril und
morbid; Lesbierinnen seien reiche und
dekadente Frauen, die wehrlose junge
Mädchen verführen. Aber die Tatsache,
daß der lesbische Vampirmythos ein so
nachdrückliches Comeback erlebt und
in den frühen 70er Jahren so populär
wird, ist für mich ein Hinweis darauf,
daß die spezifische historische Situation
der 60er und 70er Jahre neue Impulse
erbracht hat: den Feminismus und den
Schritt der Lesben ins Bewußtsein der
Öffentlichkeit.“6
Dass diese Ermächtigung als gesellschaftliche Bedrohung gesehen werden kann, liegt nahe. Wenn Frauen sich
nicht mehr durch den gebärenden Akt,
sondern durch einen Biss ihr Leben verlängern bzw. Unsterblichkeit erlangen,
entziehen sie sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Verfügbarkeit
innerhalb einer Jahrhunderte überdauernden Vorstellung der patricharchalen
Ordnung.
ähnlich radikalen Versuch unternahm
Claire Denis in ihrem 2001 entstandenen Film „Trouble Every Day“, in dem
das kannibalistische Element – Aussaugen des Lebens, Einverleibung des Körpers des Anderen – als zentrales Motiv
herausgearbeitet wird. Coré (Béatrice
Dalle) wird von ihrem Mann Léo (Alex
Descas) in einem Zimmer von der Welt
weggesperrt. Als sich ein junger Mann
Zutritt verschafft, kommt es nicht nur
zu dem von ihm erhofften Geschlechtsverkehr mit der unbekannten, geheimnisvollen Frau. Der Liebesakt wird zum
blutigen Festmahl: Laut schmatzend
labt sich die Frau am sprudelnden Blut
seiner zerbissenen Kehle. Sehnsucht
und der unstillbare Durst nach dem ultimativen, finalen Begehren stehen hier
im Vordergrund. Nicht die Unsterblichkeit, sondern die Aneignung des anderen Körpers ist hier bis hin zum Baden
im Blut des Opfers das konsequent verfolgte Ziel.
Beide Filme verlassen nicht nur die
gewohnte Erzählstruktur des VampirAufbruch in eine neue Dimension. In Abel
Themas, sie künden auch von einer
Ferraras Film „The Addiction“ (USA,
Welt, in der die biopolitische Ausbeu1995) wird die junge Philosophie-Stutung so weit fortgeschritten ist, dass
dentin Kathleen Conklin (Lili Taylor) vom am Ende weder Frau noch Mann unbeweiblichen Vampir Casanova (Annabella schadet aus der Geschichte hervorgeSciorra) am Nachhauseweg angefallen
hen können: weder Gerechtigkeit noch
und zur gequälten Grenzgängerin zwiErlösung, jedenfalls nicht auf diesem
schen den Welten verdammt. Ferraras
❚
Planeten.
4 „Dracula“, Regie: Francis Ford
Coppola, USA 1992
5 „Vampyr – Der Traum des Allan
Grey“, Regie: Carl Theodor Dreyer,
F/D 1932. In diesem Film wurde das
lesbische Motiv komplett
ausgeblendet.
6 Zimmermann, Bonnie: Töchter der
Nacht: der lesbische Vampirfilm. In:
Frauen und Film 28, Frankfurt/Main
1981, S. 8. In diesem Text findet sich
eine spannende Filmografie zum
lesbischen Vampirfilm.
7 Brenez, Nicole: Abel Ferrara. University of Illinois Press, Urbana 2007.
S. 8-9.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 17
vampirgeschichten
Selbstbewusste Slayer-Schnitte
Buffy oder Bella? Die Wahl fällt der feministischen Kulturkritikerin und „Missy Magazine“-Redakteurin Chris Köver
nicht schwer. Silke Pixner und Claire Benedikt fragten nach.
Chris Köver, geboren 1979 in Arad
(Rumänien), hat an der Universität
Lüneburg Angewandte Kulturwissenschaften studiert und ihre Magisterarbeit über die Konstruktion von
Weiblichkeit in der Serie „Buffy the
Vampire Slayer“ geschrieben. Anfang
2008 gründete sie zusammen mit
den beiden Journalistinnen Sonja
Eismann und Stefanie Lohaus das
„Missy Magazine“.
18 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
an.schläge: In Ihrer Magisterarbeit
haben Sie sich mit der Konstruktion von Weiblichkeit in der USFernsehserie „Buffy the Vampire
Slayer“ beschäftigt. Warum
diese Serie?
Chris Köver: Zum einen ist sie einfach sehr gut geschrieben und unglaublich unterhaltsam. Die Dialoge
und Charaktere sind sehr vielschichtig.
Auch hat die Serie über die sieben Staffeln hinweg immer wieder die Grenzen
des Formats ausgelotet – z.B. mit einer
Musical-Folge oder einer Episode, in der
gar nicht gesprochen wird.
Als feministische Kulturkritikerin
hat mich aber vor allem interessiert, wie
die Serie mit Geschlechterrollen spielt:
Die auserwählte Heldin, die einzige, die
die Welt vor der Bedrohung durch das
Böse retten kann, ist ein blonder ExCheerleader mit einem Faible für Shopping und Schuhe!
Worin besteht das subversive Potenzial von „Buffy“?
In eben dieser Art der Darstellung
von Geschlecht. Da bekommen wir eine
Heldin zu sehen, die zwar äußerlich zart
und ausgesprochen feminin wirkt, ja
geradezu das Klischee einer sexy
Dumpfbacke verkörpert: schlank, blond,
immer top gestylt. Gleichzeitig ist diese
Schnitte aber eine auserwählte, mystische Heldin, übermenschlich stark,
wahnsinnig selbstbewusst, rettet mindestens einmal pro Staffel die Welt und
verhält sich auch sonst in jeglicher Hinsicht heldenhaft.
Klar kann man jetzt sagen: Was
soll daran subversiv sein? Buffy (bzw.
Sarah Michelle Gellar, die Buffy spielt)
entspricht doch äußerlich allen existierenden Normen von weiblicher
Schönheit – dass sie dabei auch noch
Vampire in den Arsch tritt, befriedigt
nur die voyeuristischen Gelüste von
Teenager-Jungs oder älteren Männern
mit einem Faible für knackige Blonde.
Wenn man aber mit Judith Butler davon ausgeht, dass Geschlecht eben
keine natürliche Kategorie ist, sondern
eine Performance, dann ist die Performance von Buffy eine, die sowohl unser Verständnis von Weiblichkeit als
auch von HeldInnenhaftigkeit verschiebt. Oder zumindest verschieben
kann. Ob das tatsächlich passiert,
hängt natürlich letztlich immer davon
ab, wie der jeweilige Zuschauer oder
die Zuschauerin ihre Performance auffasst. In diesem Sinne kann man von
keiner Fernsehserie ( ja, von gar keinem kulturellen Text überhaupt) fordern, sie solle eindeutig subversiv
sein. Diese Texte haben eben nicht nur
eine festgelegte Bedeutung.
Werden die erwähnten Klischees
in „Buffy“ auch als solche transparent
gemacht? Oder verfestigen sich diese
nicht letztlich durch ihre ständige
Reproduktion?
„Buffy“ spielt in jedem Fall mit Klischees. Dass eine zierliche kleine Blondine zur Retterin der Menschheit wird,
Dämonen doppelter Körpergröße mit
einem einzigen Tritt quer durch den
Raum schleudert und dabei noch Witze
reißt, ist ja der parodistische Kontrast,
auf dem die ganze Serie aufbaut und
aus dem sie den Großteil ihrer Komik
bezieht.
Inwiefern die Klischees bei diesem
Spiel dann gefestigt werden oder ob es
gelingt, sie zu überwinden, hängt im
geschichtenvampir
Zweifelsfall immer von der einzelnen
Szene ab bzw. der Lesart dieser Szene.
Buffys Performance von Weiblichkeit
ist ja erstmal in vielerlei Hinsicht die eines perfekten Girlies, d. h. eine Affirmation und Reidealisierung bestehender
und teils verletzender Normen von
weiblicher Schönheit. Am deutlichsten
wird das an ihrem Äußeren. Ihre Heterosexualität ist in dieser Hinsicht
aber ebenfalls problematisch. Buffy
verkörpert und wiederholt ein Ideal,
dem viele Frauen niemals werden
genügen können – sei es aufgrund ihrer Körpermaße, ihrer Hautfarbe, ihrer
sozialen Herkunft oder ihrer sexuellen
Orientierung.
Buffy ist aber eben mehr als ein
Girlie, sie ist zugleich der Slayer: eine
superheroische, physisch übernatür-
sehe, und vielen anderen scheint es
ebenso zu gehen. Es ist einfach unglaublich befriedigend, zur Abwechslung mal eine Heldin zu sehen, die sich
nichts gefallen lässt, die andere rettet,
statt gerettet werden zu müssen, und
auch sonst alle Klischees auf den Kopf
stellt. Ich glaube, die entscheidende
Wirkung von kulturellen Bildern und
Texten ist gar nicht, dass sie Frauen
(oder wem auch immer) Selbstbewusstsein einimpfen. Wie Fernsehserien,
Filme oder generell jede Form von Popkultur Geschlechterrollen darstellen, ist
deshalb so entscheidend, weil hier Bedeutung geschaffen wird, der Rahmen
und die Grenzen dessen, was wir uns
überhaupt vorstellen können: Was ist
ein Mann? Was ist eine Frau? Wer kann
überhaupt als Subjekt gelten, wer
Wie erklären Sie sich den aktuellen
Erfolg der „Twilight“-Romane und -Kinofilme?
Ich glaube, „Twilight“ bzw. die Autorin Stephenie Meyer ist im Grunde die
neue Rosamunde Pilcher für junge Frauen: Da geht es ja um eine ganz stereotype heterosexuelle Romanze – nur ist der
romantisierte Held kein Chefarzt, sondern ein Vampir mit übermäßigem Beschützer-Instinkt.
Ich will jetzt gar nicht die Leserinnen oder Zuschauerinnen von „Twilight“
oder hetero-romantischer Literatur generell als naiv diskreditieren: Ich glaube,
dass die Rezipientinnen von romantischen Geschichten sehr genau wissen,
was und warum sie das lesen oder
schauen, und sich sehr bewusst dafür
entscheiden.
„Twilight“ bzw. die Autorin Stephenie Meyer ist im Grunde die neue Rosamunde
Pilcher für junge Frauen: Da geht es ja um eine ganz stereotype heterosexuelle
Romanze – nur ist der romantisierte Held kein Chefarzt, sondern ein Vampir
mit übermässigem Beschützer-Instinkt.
lich starke Heldin, die keine Angst
zeigt, die Führungsrollen übernimmt,
ihre Aufgabe häufig vor ihr Privatleben
und ihre Gefühle stellt und es sichtlich
genießt, Gewalt gegen ihre GegnerInnen ausüben. All das sind Verhaltensweisen, die als maskulin kodiert sind.
Buffys Performance ist somit butchfemme: Sie wiederholt sowohl feminine als auch maskuline Normen. Dass
sie diese Normen zudem auch noch
auf total überzeichnete Weise wiederholt – mittels einer sowohl exzessiv
mädchenhaften als auch exzessiv
heroischen Darstellung – macht ihre
Performance zu einer Art beidseitigen
Parodie von Geschlecht. Finde ich zumindest. Leider schließt das aber wie
gesagt nicht aus, dass 50-jährige Männer „Buffy“ schauen und sie einfach
nur sexy finden können.
In einer anderen wissenschaftlichen
Arbeit zu „Buffy“1 erklärt die Verfasserin,
dass sie sich als Teenager nach dem Sehen der Fernsehserie „ermächtigt“ fühlte.
Kann eine TV-Serie Ihrer Meinung nach
jungen Frauen tatsächlich Selbstbewusstsein einimpfen?
Ich selbst fühle mich als Frau
durchaus ermächtigt, wenn ich „Buffy“
nicht? Das können wir uns ja nur in
Form von Bildern und Worten vorstellen, insofern ist der Kampf um diese
Bilder und Worte ein politischer Kampf,
und insofern ist es auch so wichtig,
welche Rollen und welche Bilder wir in
popkulturellen Texten überhaupt zu sehen bekommen.
Ich bin keine Anhängerin direkter
Medienwirkungstheorien. Ich glaube
nicht, dass ZuschauerInnen etwas auf
dem Bildschirm sehen und dann einfach nachahmen. Ich glaube aber
schon, dass eine Figur wie Buffy die
Grenzen dessen erweitern kann, was
wir uns als weiblich vorstellen – und insofern dann auch den Spielraum für
Frauen, z.B. heroischer, selbstbewusster,
stärker oder dominanter zu sein.
Ich bin eher eine Anhängerin der
These, dass Veränderung langsam passiert, durch kleine Dinge, die sich nach
und nach verschieben. Und in diesem
Prozess spielen kulturelle Bilder meiner
Meinung nach eine sehr wichtige Rolle
– eben weil sie in der Lage sind, die Normen zu verschieben. Deswegen begrüße ich erst mal jede Fernsehserie, die
irgendeine Art von progressiver Neuerung birgt.
Wie unterscheidet sich die Darstellung bzw. Herstellung von Weiblichkeit
in „Buffy“ und „Twilight“? Was unterscheidet die beiden Heldinnen Buffy und
Bella?
Bella und Buffy auf jeweils einen
Satz runterzubrechen, finde ich sehr
schwierig. Gute Film- und Fernsehfiguren zeichnen sich ja gerade dadurch
aus, dass sie nicht eindimensional sind
– sonst wären sie platt und langweilig.
Trotzdem lässt sich da eine Tendenz erkennen: Buffy ist eine Superheldin, der
Slayer, sie kann nicht nur sich selbst,
sondern muss die ganze Welt retten. Sie
ist durchaus auch gebrochen, zweifelt
oft an sich und hat auch ihre schwachen Momente. Zum Schluss ist es aber
doch immer wieder sie, die die aktive
Rolle ergreift und weiß, was zu tun ist.
Bellas Charakter entspricht dagegen
schon viel eher dem Klischee der hilflosen Prinzessin: Sie lässt sich ständig von
Edward retten und beschützen und
scheint sich in dieser Rolle zu gefallen.
Irritierend bis nervig ist auch, dass sie
sich und ihre Taten ständig infrage
stellt und runtermacht, während sie Edward als in jeglicher Hinsicht perfekt
überhöht.
❚
1 Heidi, Rampetzreiter (2006):
"Reading Buffy the Vampire Slayer".
Mediale Konstruktionen zwischen
feministischer Selbstermächtigung
und patriarchalen Mustern. Diplomarbeit. Wien. S. 7.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 19
vampirgeschichten
Die ewige Adoleszenz
Mit dem aktuellen Vampir-Boom werden die Grenzen des traditionellen Horror-Fantasy-Genres
neu gesteckt. Von Vina Yun
Vampire sells. Wenngleich die
klassische Ausstattung – wehendes schwarzes Cape, eine
gute Portion Haarpomade sowie eine adelige transsylvanische Herkunft – mittlerweile recht
zahnlos wirkt. Im 21. Jahrhundert bevölkern Draculas Erben (mehrheitlich
männlich) neue Schauplätze: schwedische Vorstädte („Let the right one in“
von Tomas Alfredson), koreanische Priesterseminare („Thirst“ von Chan-Wook
& Co. keine triebhaften Monster, sondern äußerst romantische Outsider, die
mit dem Unverständnis der menschlichen Gesellschaft konfrontiert sind.
Mit der jüngsten Renaissance wurde die klassische literarische und filmische Figur des Vampirs gründlich überarbeitet: Statt altväterlichem Horror regieren schmalzige Liebesschwüre, „Coming of Age“-Geschichten und eine
Neuverhandlung des Vampirs als dem
„Fremden“.
allem eines: Abstinenz. „Keine Drogen,
kein Alkohol und kein ‚Beißen’ vor der
Hochzeit“, fasst die Literaturwissenschafterin Helen Scott die moralischen
Gebote der Vampir-Saga zusammen.
Der untote Edward Cullen ist ein „guter
Vampir“, weil er freiwillig verzichtet:
auf menschliches Blut (was ihn zum
„Vegetarier“ macht) und vorehelichen
Sex mit seiner Angebeteten Isabella
„Bella“ Swan.
Einige wollen in der „Mädchen liebt
Mit der jüngsten Renaissance wurde die klassische literarische und filmische
Figur des Vampirs gründlich überarbeitet: Statt altväterlichem Horror regieren
schmalzige Liebesschwüre, „Coming of Age“-Geschichten und eine Neuverhandlung
des Vampirs als dem „Fremden“.
1 Anke Gröner,„Twilight“,
www.ankegroener.de/?p=3606
2 Helen Scott,„Coming Out der
Vampire“, http://marx21.de/
content/view/795/121
3 Jaqueline Berndt, Nachwort in: Suehiro Maruo:„Der lachende Vampir“,
Berlin: Reprodukt 2003.
Park) und verschlafene Provinznester irgendwo im tiefsten Süden der USA (siehe die TV-Serie „True Blood“). Auch das
feudale Altherren-Image der blassen
Blutsauger (die V.I.P.s im Seniorenclub:
Béla Lugosi, Klaus Kinski, Christopher
Lee) hat ausgedient: Die neue Generation hat die „Alte Welt“ hinter sich gelassen und präsentiert sich weitgehend
faltenfrei und Teen-Poster-kompatibel.
Zwar sind auch die jungen VampirInnen
von heute nach wie vor wenig gesellschaftsfähig – doch im Gegensatz zu
früher sind Edward Cullen, Bill Compton
20 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Biologisches Anti-Aging. Kommerzieller
Höhepunkt des aktuellen Comebacks
der Untoten ist der Blockbuster „Twilight – Biss zum Morgengrauen“ und
dessen Sequel „New Moon – Biss zur
Mittagsstunde“, das dieser Tage in den
hiesigen Kinos anläuft. Die als Trilogie
angelegte Filmserie ist die Adaption
der überaus erfolgreichen „Twilight“Romane von Stephenie Meyer. In ihren
Büchern, die sich weltweit über 70 Millionen Mal verkauften, propagiert die
36-jährige Mutter dreier Kinder und
bekennende Mormonin aus Arizona vor
Vampir“-Story den „perfekte(n)
Schmachtfetzen“ und die konsequente
Wunscherfüllung liebeshungriger GirlTeens erkennen1, doch KritikerInnen wie
Scott sehen die Figur der Roman- und
Filmprotagonistin Bella stellvertretend
für einen antifeministischen Backlash:
„Eine ganze Generation von heranwachsenden Mädchen kann sich mit einer Heldin identifizieren, die sich selbst
erniedrigt und bereit ist, alles für ihren
Freund zu opfern. Es ist vielsagend, dass
Bellas schlimmster Alptraum nicht darin besteht, durch einen Vampir umge-
geschichtenvampir
bracht zu werden, sondern alt und
hässlich zu werden, während ihr Liebhaber ewig jung und schön bleibt. Der
Vampirbiss sticht Anti-Aging-Kosmetik
und plastische Chirurgie aus.“2
Vampire Pride. Als artenübergreifende
Hetero-Schnulze kann auch „True
Blood“ – neben „Sex and the City“ und
„The Sopranos“ die erfolgreichste Fernsehserie des US-Pay-TV-Senders HBO –
gesehen werden, wenn auch nur vordergründig. Auch hier basiert die
Storyline auf einer Romanvorlage: Die
„Southern Vampire Mysteries“ von
Charlaine Harris umfassen bislang eine
achtteilige Bücherserie und mehrere
Kurzgeschichten. Als „Antithese“ zu
„Twilight“ findet sich hier jede Menge
Sex, wenn sich die mit telepathischen
Fähigkeiten ausgestattete Bar-Kellnerin
Sookie Stackhouse in den Vampir Bill
Compton verliebt. Allerdings wird auch
hier Triebkontrolle groß geschrieben –
als Mittel kultureller Integration. Denn
seitdem Blut auf synthetischem Wege
hergestellt werden kann (wer hat’s erfunden? Klar, die Japaner), können sich
die Vampire aus „True Blood“ guten Gewissens aus ihren Särgen – sprich: aus
dem Untergrund – wagen. Mit dem
Slogan „I’m a vampire and I’m American“ kämpft die „American Vampire League“ (AVL) für die Bürgerrechte der untoten Bevölkerung, deckt Hate Crimes
an Vampiren auf und fordert Antidiskriminierungsgesetze. Das Coming-out
der Vampire ist natürlich eine Analogie
zum „Gay Rights Movement“. Nicht zufällig erinnert der Kampfspruch „God
hates fangs“ („Gott hasst Reißzähne“)
der religiösen Fundamentalisten in der
TV-Serie an „God hates fags“ („Gott hasst Schwuchteln“).
„True Blood“ erzählt davon, wie traditionelle Behauptungspolitiken marginalisierter Subjekte funktionieren: Um
in den gesellschaftlichen Mainstream
eindringen zu können, bedarf es der
Zähmung und Beseitigung der „perversen“, normverletzenden Bilder. Weshalb
die AVL gezielt Werbespots schaltet, in
denen Vampire als „ordinary people“
auftreten: Ob Bauarbeiter, Köche oder
Lehrerinnen – Vampire seien, mal abgesehen von der abweichenden Körpertemperatur,„Menschen wie du und ich“.
Zentral verhandelt wird das Außenseitertum des vampirischen Daseins je-
doch nicht in den durchaus clever inszenierten politischen Debatten zwischen
Vampir-LobbyistInnen und menschlichen Gottesfürchtigen, sondern in der
Liebesbeziehung zwischen Bill, dem
edelmütigen Mustervampir der PostBush-Ära, und der rechtschaffenen Sookie: Gerade weil ihre Liebe die Speziesgrenzen überschreitet, ist sie besonders
rein und selbstlos.
„Blackmetal-Ästhetik für Kids“. So nannte
die linke Berliner Wochenzeitung „Jungle World“ die viel akklamierte Kinoproduktion aus Schweden „Lat den rätte
komma“ („Let the right one in“). Wieder
war es ein Roman-Bestseller (von John
Ajvide Lindqvist), der dem – übrigens alles andere als kinderfreundlichen – Film
zugrundeliegt. Ein US-Remake des Kinofilms ist bereits in Planung und soll
nächstes Jahr erscheinen.
Es ist Winter in den 1980ern und in
den Vorstädten Stockholms herrscht
tote Hose, als der 12-jährige Oskar der
geheimnisvollen Eli aus der Nachbarswohnung begegnet. Oskar ist introvertiert und einzelgängerisch, von seinen
Mitschülern wird er gemobbt. Zwischen dem Eigenbrötler und dem stillen, blassen Mädchen entwickelt sich
bei den flüchtigen Treffen eine zärtliche Freundschaft. „Wie alt bist du wirklich?“, fragt Oskar Eli eines Tages. Diese
antwortet: „Zwölf. Aber das bin ich
schon sehr lange.“
Die Figur des jugendlichen Vampirs ist nicht neu, wie etwa die in den
80er Jahren für das Fernsehen verfilmte Roman-Serie „Der kleine Vampir“ von
Angela Sommer-Bodenburg oder auch
die zahlreichen Beispiele im Manga,
dem populären japanischen Comic, belegen. Sie funktioniert nicht nur als Abgrenzungsmerkmal gegenüber der rationalen Erwachsenenwelt, sondern
tritt auf, „um die Einsamkeit von Jugendlichen zu versinnbildlichen, für die
die Zeit biografisch wie historisch stillsteht“, wie die Manga-Wissenschaftlerin Jaqueline Berndt erläutert. „Sie
scheuen das Licht der konsumkulturellen Rationalität und des technischen
Fortschritts. Und sie bedienen sich parasitär aus dem, was vorhanden ist.“3
Mit dem Vampir-Teen erfährt die Sehnsucht nach einem Aufgehobensein im
„Anderssein“ schließlich ihre doppelte
Erfüllung.
❚
silke pixner
Kleine Vampirinnen-Kunde
Lilith (hebräisch: die Nächtliche): Die Ur-Vampirin bzw.
-Dämonin. Laut frühen hebräischen Schriften die erste Frau
Adams. Sie wurde wie Adam aus Erde geformt und fühlte sich
demnach gleichwertig. Lilith wollte beim Sex nicht unter
Adam liegen und wurde deswegen aus dem Paradies und in
die Welt der Dämonen verbannt, deren Herrschaft sie übernahm.
Erzsébet (Elisabeth) Báthory (1516-1614): Die möglicherweise
politisch motivierte Verurteilung der ungarischen Gräfin als
Serienmörderin junger Mädchen im Jahr 1611 gab Anlass zur
Legendenbildung. Die als „Blutgräfin“ Bezeichnete soll im Lebenssaft der getöteten jungen Frauen gebadet und diesen
auch getrunken haben, um sich ihre Jugend und Schönheit zu
bewahren. Durch die Legenden wurde die reale historische
Person immer mehr zugunsten „der Vampirin“ Báthory verdrängt, die vor allem in zahlreichen Horrorfilmen die Hauptrolle spielt, zuletzt in Julie Delpys Kinofilm „Die Gräfin“ (2009).
Carmilla: Die 1872 erschienene Novelle „Carmilla, der Vampir“
von Joseph Sheridan Le Fanu, gilt als erste bedeutsame Vampirgeschichte und als wichtigster Vorläufer von Bram Stockers
„Dracula“. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die lesbische
Vampirin Carmilla, die sich in das Haus eines pensionierten Generals einschleicht, um dessen Tochter als Gefährtin zu gewinnen. Die Figur der Carmilla wurde zum Prototyp einer langen
Reihe weiblicher, auch lesbischer Vampire und die Geschichte
zur Vorlage zahlreicher Verfilmungen.
Weibliche Vampirgestalten rund um die Welt:
Die Asemann: Diese südamerikanische Vampirin verwandelt
sich bei Nacht in ein wildes Tier und tötet Menschen wegen ihres Blutes. Schutz: Ein Besen, quer in die Tür gestellt, verhindert das Eindringen dieses Wesens. Die Aswang (Philippinen),
erscheint tagsüber in der Gestalt einer jungen Frau, nachts ist
sie ein fliegendes Ungeheuer, das seine hohle, lange, dünne
Zunge durch Ritzen im Dach steckt, um die schlafenden Menschen auszusaugen. Schutz: Einreiben mit Knoblauchsaft. Aus
Schottland stammt die Baobhan-Sith, eine böse Fee. Sie tritt
in Gestalt eines jungen Mädchens auf. Sie tanzt mit ihren Opfern, um sie dann bis zum letzten Tropfen auszusaugen.
Schutz: Kaltes Eisen.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 21
© S u s a n n e Pö c h a c k e r
humorhierarchen
Geschmähte Schmähführerinnen
Hierzulande reißen meist Männer die Witze – zumindest in den Medien. Für Karikaturistinnen,
Fernsehkabarettistinnen und Kolumnistinnen ist es schwieriger als für ihre männlichen Kollegen, in der
Öffentlichkeit humoristisch aufzutreten. Von Bettina Figl
1 Vgl. Kaltenbrunner, Andy/Karmasin,
Matthias/Kraus, Daniela/Zimmermann, Astrid (2007): Der JournalistenReport. Österreichs Medien und ihre
Macher. Eine empirische Erhebung.
Wien: Facultas, S. 18f
2 Vgl. Kaltenbrunner et. al 2007: 126
3 Print: Sechzig Männer (davon 38 Karikaturisten, wobei manche auch als
Journalisten arbeiten) und 14 Frauen
(drei Karikaturistinnen, wobei eine
auch als Journalistin arbeitet). TV: Auf
ATV standen fünf Kabarettistinnen 16
Kabarettisten gegenüber, der ORF war
zum Untersuchungszeitraum (März
2009) in humoristischer Hinsicht eine
exklusive Männerrunde: Zehn Humoristen unterhielten in der Donnerstagnacht die ZuseherInnen.
22 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Karikaturen, Glossen und witzige Kolumnen sind eine klare
Männerdomäne – und das obwohl 42 Prozent1 der TextproduzentInnen in den Medien weiblich sind. Auch in Fernsehkabarettprogrammen wie der ORF-„Donnerstag
Nacht“ dominieren Männerrunden. In
der humoristischen ORF-Ratesendung
„Was gibt es Neues?“ etwa wird den
Kandidatinnen der Zugang insofern erschwert, dass immer nur einer der fünf
Plätze im Rateteam für eine Frau reserviert ist – so schreibt es die Sendeleitung vor. Diese beruft sich auf die „Publikumsnachfrage“.
Kabarettistin Susanne Pöchacker
ist gelegentlich Teil des Rateteams von
„Was gibt es Neues?“. Sie erzählt, dass
sich die Kollegen im Team oft schon
seit Jahren kennen und gemeinsam in
vielen Produktionen arbeiten würden.
„Das ist wirklich teilweise wie
Schmähführen unter Freunden“, sagt
die Kabarettistin, und unter alten Be-
kannten renne der Schmäh nun mal
besser.
Außerdem sind Humorschaffende
stark vernetzt, Frauen allerdings (noch)
nicht im gleichen Maße wie ihre männlichen Kollegen integriert: Männer empfehlen Männer, Männer stellen Männer
ein. Immer noch sind Journalistinnen in
Top-Positionen die Ausnahme. Während
in Österreichs Medien fast jeder fünfte
Mann (18,5 Prozent) eine leitende Funktion ausübt, ist es bei den Frauen knapp
eine von zehn (9 Prozent).2
Die Chef-Posten und der HumorBereich in den Medien (Kabarett, Karikatur, Kolumne) haben also etwas gemeinsam: Sie sind hoch angesehen –
und Frauen sind rar.3
Doppelter Tabubruch. Sind Frauen als Humorproduzentinnen öffentlich aktiv,
verstoßen sie damit gegen zwei soziale
Regeln: Einerseits funktioniert Humor
darüber, dass bestimmte Tabus gebrochen werden – oft mittels sexueller An-
spielungen, Aggressivität und Herabsetzung anderer. Doch gerade Aggressivität ist bei Frauen nach wie vor nicht
gerne gesehen. Dadurch schrumpft die
humoristische Bandbreite von Frauen,
und sie werden als weniger witzig
wahrgenommen.
Auch Pöchacker hat in diesem Zusammenhang ähnliche Erfahrung gemacht: „Kollegen bei ‚Was gibt es Neues’ [können] durchaus von ‚Orschbudern’ reden, und wenn ich einmal das
Wort ‚Tampon’ nenne, werden’s alle
komplett weiß – als hätte ich auf den
Tisch gekotzt. Das ist ein Unterschied!“
Sie meint, sie könne die „tiefen Witze“
ihrer Kollegen jederzeit unterbieten,
„aber das will keiner sehen. In den Medien würde ich eine Frau, die so tief ist,
auch nicht sehen wollen.“
„Schönheit ist nicht Witz.“ Andererseits
brechen witzige Frauen bereits an sich
mit dem konventionellen Frauenbild.
Kabarettist und Kolumnist Thomas
hierarchienhumor
Maurer erklärt das folgendermaßen:
„[Wir leben] nach wie vor in einer stark
männlich dominierten Gesellschaft,
(…) der Mann [wird] bewusst oder unbewusst als Regelfall verstanden (…),
weshalb es auch für Männer leichter
ist, von der Norm abzuweichen (…) und
sich selbst irgendwie als komische Figur einzubringen. (…) Frauen [sind]
noch mehr damit beschäftigt, Klischeebildern zu entsprechen, und das
dann gleichzeitig so zu machen, dass
wiesen: Die Journalistin Bettina EibelSteiner wurde von ihrem Chefredakteur gefragt, ob sie eine humoristische
Kolumne in Anlehnung an „Das Tagebuch der Bridget Jones – Schokolade
zum Frühstück“ schreiben möchte. Es
sollte kein Kommentar im klassischen
Sinn sein (sprich nicht tagesaktuell),
sondern das „weibliche Lebensumfeld“
behandeln. „Es ging darum, dass einmal eine Frau schreibt“, sagt Eibel-Steiner. Sie kam deshalb zum Zug, weil die
Es hängt nicht zuletzt von den
KommunikatorInnen selbst ab, ob und
wie sie ihre Genderidentität konstruieren – etwa wenn sie sich als „weibliche Frau“ oder „männlicher Mann“
präsentieren – oder aber diese Kategorien subvertieren. Indem sich etwa
Gerhard Haderer nicht an humoristischen Hierarchieschlachten beteiligt,
bedient er sich gewissermaßen „weiblichen Humors“ und dekonstruiert damit die Kategorien, was als „männli-
Indem humoristische Frauen in den Medien selten sichtbar sind, wird das uralte
Vorurteil, Frauen seien weniger witzig, medial reproduziert.
es auch noch lustig ist, ist sicher
schwieriger.“
Witze reißende Frauen gelten auch
als weniger attraktiv. Kabarettist Alfred
Dorfer bringt es auf den Punkt: „Schönheit ist nicht Witz.“ Das gilt jedoch
nicht für Männer: „Witzige Männer (…),
an deren Männlichkeit, an deren Virilität, an deren männlicher Attraktivität
(…) zweifelt [niemand]. Männer finden
Frauen selten aufgrund ihres Humors,
ihres Witzes (…), aufgrund dieser Eigenschaften attraktiv.“
Das bestätigt auch seine Kollegin
Pöchacker. Sie schlüpft in ihrem eigenen Bühnen-Programm in die Rolle der
„Grete“, die das gängige Schönheitsideal umkehrt (Brille, mausgraue Haare, verkrampfte Körperhaltung, biederer
Kleidungsstil). Die ZuseherInnen sagen
der Kabarettistin oft, wie mutig sie sei,
sich so hässlich zu machen. Das Publikum sei teilweise richtig erleichtert, so
Pöchacker, wenn sie danach auch die
schöne Französin „Francine“ verkörpert,
„wenn sie sehen, ich bin auch normal,
irgendwie“.
Und die Kolumnistin Elfriede
Hammerl warnt: „Frauen [müssen] immer sehr aufpassen, sich nicht in ein
Eck zu stellen, in dem sie nicht landen
wollen, ja. Die komische Nudel (lacht)
wird dann selbst sehr leicht als lächerliche Figur betrachtet. Das ist eine
Gratwanderung, die Männer in dem
Ausmaß wahrscheinlich (…) nicht machen müssen.“
Gemüsepreise und Schokolade. Frauen werden gerne „weichere“, nicht-tagespolitische und persönliche Themen zuge-
Chefredaktion nicht „noch einen Kolumnisten“ wollte. Auch Elfriede Hammerls Karriere begann damit, dass ihr
(damaliger) Chefredakteur ihr nahelegte, sie solle in ihrer Kolumne „Frauenthemen“ aufgreifen – dabei schwebten ihm die Gemüsepreise am
Naschmarkt vor. Doch für Hammerl
war „völlig klar“, dass sie sich der gesellschaftlichen Situation von Frauen
widmen würde. Als das bei den LeserInnen ankam, waren die Gemüsepreise
kein Thema mehr.
Humor und Hierarchie. Männer arbeiten
vermehrt mit Schadenfreude und haben weniger Hemmungen, sich über
andere Menschen – zum Beispiel PolitikerInnen – lustig zu machen. Frauen
distanzieren sich hingegen eher vom
aggressiven Humor. Ganz deutlich tut
dies beispielsweise die Karikaturistin
Doris Schamp: „Deswegen (…) mag ich
die politische Karikatur nicht, weil da
geh’ ich auf jemanden explizit los (…),
meistens [auf] Politiker. (…) Das interessiert mich gar nicht. Mich regt die Politik oft so auf, dass ich keine Lust hab’,
auch noch jemanden von denen zu
zeichnen.“ (lacht)
Oft ist Humor für Männer wie für
Frauen eine Möglichkeit, etwas, das sie
ärgert oder frustriert, aufzuarbeiten.
Und die Witze von Frauen und Männern haben noch etwas gemeinsam:
Sie funktionieren ähnlich, etwa durch
Überraschung und Tabubruch. „Schenkelklopfer“ sind hingegen eher verpönt
– die Humoristen beiderlei Geschlechts
versuchen, auf subtilere Weise witzig
zu sein.
cher“ und was als „weiblicher" Humor
gilt: „Es gibt eine Beziehung zwischen
Macht und Humor, (…) da gibt’s einen
unglaublichen Begriff (…): ‚Schmähführer’, (…) das ist derjenige, der die Macht
hat, das Wort (…), den Schmäh zu
führen. Es gibt auch so was wie echte
(…) Hierarchieschlachten, wo sich
Männer über Humor und über ihre
Präsenz (…) Hahnenkämpfe liefern,
und derjenige, der die meisten Lacher
hat, ist der Mächtige (…), das ist nicht
ganz meine Position. Meine ist etwas
verhaltener. Ich bin auch kein großer
Gesellschaftsunterhalter. Das kann
ich nicht. Im Kreise von Schmähführern habe ich mich immer sehr unwohl gefühlt.“
Die männliche Dominanz im medialen Humorbereich ist untrennbar
mit der Diskriminierung von Frauen
verbunden. Denn Humor ist in unserer
Gesellschaft überaus positiv konnotiert, und wenn Frauen nachgesagt
wird, ihnen fehle diese Eigenschaft,
werden sie dadurch abgewertet bzw.
gering geschätzt. Indem humoristische
Frauen in den Medien selten sichtbar
sind, wird das uralte Vorurteil, Frauen
seien weniger witzig, medial reproduziert. Schließlich sind Medien an der
(Re-)Produktion von Geschlechterkonstruktionen maßgeblich beteiligt: Sie
verdichten gängige Männlichkeits- und
Weiblichkeitskonzepte und stereotypisieren diese. Dies lässt den Schluss zu:
Indem Kommunikatorinnen als
„Schmähführerinnen“ in den Medien
auftreten, tragen sie dazu bei, dass mit
dem Klischee der unwitzigen Frau gebrochen wird.
❚
Bettina Figl hat ihre Masterarbeit
am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien geschrieben. Für die Arbeit
interviewte sie acht österreichische
HumoristInnen: Zwei Kolumnistinnen
und zwei Kolumnisten, eine Fernsehkabarettistin, einen Fernsehkabarettisten sowie einen Karikaturisten
und eine Karikaturistin. Die Arbeit
mit dem Titel „Von Schmähführern
und Schmähführerinnen. Eine qualitative Befragung österreichischer KarikaturistInnen, KolumnistInnen und
FernsehkabarettistInnen“ ist in voller
Länge im Internet abrufbar unter:
http://textfeld.ac.at/text/1574
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 23
24 an.schläge november 2009
Täglich grüßt das Murmeltier
Eine interministerielle Arbeitsgruppe soll an der Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage von
Künstlerinnen arbeiten. Nur ändern soll sich nichts. Von Barbara Klein und Daniela Koweindl
Frauenförderung! Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit!
Mindestens fünfzig Prozent der (administrativen wie gestalterischen) Führungspositionen für Frauen! – Wer kennt sie
nicht, diese Forderungen, die uns seit Jahr und Tag begleiten
und ihrer Verwirklichung harren? Gebetsmühlenartig ziehen sie sich durch die diversen Forderungskataloge, dazu ein paar
Studien, die die ungleichen Lebens- und Erwerbsrealitäten empirisch belegen.
Warum sollte es in der Kunst anders sein? Frauen verdienen
mit künstlerischer Arbeit 36 Prozent weniger als ihre Kollegen. Sie
verfügen bis zu fünfzig Prozent seltener über eine langfristige Zusammenarbeit mit Vermarkter*innen ( je nach Sparte: Galerien, Verlage, Agenturen etc.) und sind deutlich öfter einer hohen Belastung
ausgesetzt.
Seit die Ergebnisse der jüngsten Studie zur sozialen Lage der
Künstlerinnen und Künstler bekannt sind, werden die Alarmrufe der
Kunstschaffenden und ihrer Interessenvertretungen ernster genommen. Scheint es. Im April 2009, ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Studie, hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst
und Kultur (BMUKK) begonnen, interministerielle Arbeitsgruppen
(IMAG) einzurichten, um mit Kunstschaffenden Wissen über Probleme und Schieflagen auszutauschen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Zunächst sind Künstler*innen, Interessenvertreter*innen
und Mitarbeiter*innen diverser Ministerien und Institutionen am
Zug. Mit den Ergebnispapieren ist anschließend insbesondere
Ministerin Claudia Schmied gefordert, Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage umzusetzen bzw. bei ihren Minister*innenKolleg*innen durchzusetzen.
Lag vor dem Sommer der Fokus vor allem auf Fragen rund um
Sozial- und Arbeitslosenversicherung, bildete im Herbst eine IMAG
zu „Frauen in der Kunst“ den Auftakt zu weiteren Themen. Auch bei
der vom BMUKK veranstalteten Konferenz „Prekäre Perspektiven? Zur
sozialen Lage von Kreativen“ im Juni 2009 hatte sich bereits eine Arbeitsgruppe mit Frauenförderung befasst und einmal mehr Forderungen zusammengetragen. Die Ergebnisse (aller Arbeitsgruppen)
sind auf der Website des BMUKK nachzulesen und waren Ausgangsbasis auch dieser IMAG – soweit der Blick durch die rosarote Brille auf
das bisher Geschehene. Denn der Hund liegt im Detail begraben.
Bei der IMAG „Frauen in der Kunst“ waren feministische Initiativen eher zufällig anwesend, in der ersten Einladungsliste gar nicht
vorgesehen. Die Federführung wurde an das Frauenministerium abgetreten. Als Tagesordnung dienten Ergebnisse aus der vorangegangenen Konferenz in entstellter Form. So war bei der Forderung nach
einem honorierten Mentoring-Programm das Wörtchen „honoriert“
verschwunden. Wer meint, dass ein schlichter Hinweis zu einer Kor-
rektur geführt hätte, irrt. Im Gegenteil: Unbezahltes Mentoring sei
doch auch eine gute Sache. Eine leitende Beamtin bekräftigte dies
aus eigener Erfahrung – bei Bezug eines monatlichen Gehalts am sicheren Arbeitsplatz. Aber welche freischaffende Künstlerin kann
schon Anregungen für unbezahlte Arbeit brauchen? Als Maßnahme
zur Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lage? Trotz wiederholter unmissverständlicher Wortmeldungen der anwesenden
Künstlerinnen („Bei Männern heißt dies Consulting und ist hoch dotiert“) und wohlwollender Erklärungen, warum hierfür ein Budget
zur Verfügung stehen müsse, blieb im später versendeten Protokoll
nicht mehr zu lesen, als dass „Abgeltung bzw. Sponsoring zu prüfen“
wären.
Ähnlich irritierend der Umgang mit der Forderung nach Offenlegung von Gehältern, um auf Basis entsprechender Transparenz gezielter gegen Ungleichbehandlungen vorgehen zu können sowie die
Verhandlungspositionen von Frauen zu stärken. Aus Datenschutzgründen sei dies jedoch nicht möglich, auch nicht anonym, so Diskussionsleiterin Vera Jauk aus der Abteilung für Grundsatz- und
Rechtsangelegenheiten im Frauenministerium. Lediglich eine freiwillige Offenlegung sei vorstellbar. Aber, so letztlich das Zugeständnis, eine rechtliche Überprüfung hinsichtlich einer Verpflichtung zur
Offenlegung soll vorgenommen werden. Umso verblüffender, dass
am Tag darauf – anlässlich des Equal Pay Day – Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit der Forderung nach verpflichtender Offenlegung von Gehältern an die Öffentlichkeit ging.
Zu den diskutierten Themen „Gender Budgeting“ sowie „Frauen
in Führungspositionen“ blieben im Protokoll die Spalten für die weitere Vorgangsweise überhaupt gleich leer. Was aus den anderen
„Anregungen“ wird (als solche sind die Aufgaben zur weiteren Vorgangsweise jeweils ausdrücklich betitelt), will das Frauenministerium zu einem späteren Zeitpunkt in einem Umsetzungsprotokoll
festhalten. Eine Fortsetzung dieser IMAG ist nicht geplant. Das ist
nach zermürbenden zwei Stunden wohl allen Anwesenden vergangen. Forderungskataloge gibt es zur Genüge. Frauen, die in solche
Arbeit viel Erfahrung, Zeit und Wissen investiert haben, ebenso.
Sollen sich die Entscheidungsträger*innen erst mal daran machen,
diese ernst zu nehmen.
Forderungen siehe z.B.: Frauenvolksbegehren 1997; Forderungskatalog der österreichweiten Vernetzung von Frauen in Kunst und Kultur
(www.frauenkultur.at); frauen.fordern.kultur (www.fiftitu.at);
wahlpartie Forderungen (www.no-racism.net/wahlpartie); BMUKKKonferenz „Prekäre Perspektiven?“, Arbeitsgruppenprotokolle
(www.bmukk.gv.at/kunst/bm/studie_soz_lage_kuenstler.xml)
❚
Barbara Klein ist Intendantin des KosmosTheaters.
Daniela Koweindl ist kulturpolitische Sprecherin der IG BILDENDE KUNST.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 25
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tagung
Travelling Gender Studies
ku n s t . p r o j e k t
Der Muse reicht’s
Wie weit die oft gepredigte Gleichberechtigung an der Uni wirklich
reicht, wird schon beim Eintritt ins Foyer und beim Besuch des Arkadenhofes der Hauptuniversität Wien deutlich: Kein einziges Frauenporträt
ist auf den für berühmte WissenschaftlerInnen reservierten Glasplatten
in der Eingangshalle zu finden. Auch im Arkadenhof kann frau nur
männlichen klugen Köpfen in die kalten Steinaugen sehen (eine einzige
Ausnahme: die Gedenktafel für Marie von Ebner-Eschenbach). Nun soll
ein Kunstprojekt dieses Missverhältnis sichtbar machen. Iris Andraschek
konnte mit ihrem Beitrag „Der Muse reicht’s“ den von der Universität
Wien und der Bundesimmobiliengesellschaft ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entscheiden. Zu Füßen der Statue der griechischen
Nymphe Kastalias im Arkadenhof (diese hat sich auf der Flucht vor Apollon in eine Quelle gestürzt, aus der Apollon von diesem Zeitpunkt an seine Inspiration schöpfte) platzierte Andraschek einen großen Schatten in
Gestalt einer Frau mit geballten Fäusten. pix
Infos zur Künstlerin: www.basis-wien.at/cgi-bin/browse.pl?t=fipo.tpl&fipoid=15013
vorlesungen
Genderkörper
Berlin feiert nicht nur zwanzig Jahre Mauerfall, sondern auch zwei Jahrzehnte institutionalisierte Frauen- und Geschlechterforschung an der
Humboldt-Universität. Am 8. Dezember 1989 wurde auf einen öffentlichen Aufruf hin in einer Vollversammlung interessierter und engagierter Wissenschaftlerinnen das Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung (ZiF) gegründet. Aus Anlass dieses zwanzigjährigen Jubiläums
findet die wissenschaftliche Tagung „Travelling Gender Studies“ statt,
die nach Rezeptionen und Theorietransfers in der Geschlechterforschung fragt. Aus historischer Perspektive wird der Austausch in der
feministischen Forschung zwischen Ost- und Westdeutschland diskutiert. Bezogen auf gesamteuropäische Transformationsprozesse soll untersucht werden, welches Verständnis von Gender und Gender Studies
in unterschiedlichen Ländern vorherrscht. niho
4.-5.12., Senatssaal der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, Berlin
studie
Fakten zur Situation lesbischer Frauen am Arbeitsplatz
Die „Queer Business Women“ präsentierten vor kurzem die Ergebnisse
der ersten österreichischen Studie zur Situation lesbischer Frauen im Erwerbsleben, „Lesben am Werk“. Sich zu outen birgt nach wie vor – je
nach Branche – ein mehr oder weniger großes Risiko. „Die größte Befürchtung der befragten Teilnehmerinnen, die nicht out sind, war,
lächerlich gemacht zu werden, gefolgt von geringeren Karrierechancen,
dem Verlust der Anerkennung von KollegInnen oder Arbeitsplatzverlust“, so die Soziologin und Autorin der Studie Roswitha Hofmann. „Der
Stress im Zusammenhang mit Out-Sein oder Nicht-Out-Sein kann Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Betroffenen deutlich beeinflussen. 89 Prozent der Befragten stimmten zu, effizienter und motivierter zu arbeiten, wenn sie sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen.“
Insgesamt 19 Prozent der lesbischen Frauen, die sich an der Studie beteiligten, verbergen ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz. kaiv
www.queer-business-women.at/studie-lesben-am-werk
An der Ludwig-Maximilians-Universität München findet im laufenden
Wintersemester die interdisziplinäre Ringvorlesung „Gendergraphien.
Perspektiven der Geschlechterforschung auf Körper-Wissen-Praxen“
statt. Dahinter verstecken sich soziologische Perspektiven auf die Herstellung von Geschlecht genauso wie aktuelle Forschungsergebnisse
aus Literaturwissenschaft, Ingenieurswesen und Philosophie. Der neue
Lehrstuhl „Soziologie der Geschlechterdifferenz“ von Paula-Irene Villa
verspricht einen thematischen Bogen „vom höfischen Ritter bis zur Ingenieurin, von der neurotechnologischen Regulierbarkeit bis zum Glass
Ceiling-Effekt, von der Avantgarde bis Pop“.
Auch in Jena wird der Zusammenhang von Körper, Macht und
Sex(ualität) diskutiert. Noch bis Anfang Februar geht’s heiß her und um
„Geschlechterverhältnisse im Punk und Hardcore“ oder die „Geschlechtlichkeit von Staat und Nation“. Als filmische Unterstützung wird unter
anderem „Workin’ on it“ gezeigt – der einen oder anderen vielleicht
schon vom identities-Festival bekannt. fis, han
gender.medizin
Warum leben Frauen länger?
Körper Sex Macht. Vortrags- und Veranstaltungsreihe zu Körper, Macht und Sex(ualität) in Zusammenhang und Diskussion.
Seit zwanzig Jahren geht der Vorteil der Frauen in punkto Lebenserwartung den Männern gegenüber zurück: Ein ForscherInnenteam ist
nun dabei, mittels methodischer Triangulation (qualitative und quantitative Daten und Methoden) der dahinter liegenden Dynamik auf die
Spur zu kommen. Erste Ergebnisse gibt es bereits: Gesundheitsrelevante Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern verringern
sich, ein wichtiger Faktor ist hier das Rauchen, das bei Frauen zu einem langsameren Anstieg der Lebenserwartung führt. Außerdem
werden jüngere Männer zunehmend gesundheitsbewusst, und auch
die höhere Unfallsterblichkeit bei Männern um die Zwanzig geht
zurück. Das Schließen der Geschlechterschere wird damit zwar noch
nicht vollständig erklärt, die detaillierten Ergebnisse lassen aber nicht
mehr lange auf sich warten. be
http://koerpermacht.blogsport.de/programm/
www.diestandard.at
Gendergraphien. Perspektiven der Geschlechterforschung auf Körper-Wissen-Praxen. www.gender.soziologie.uni-muenchen.de/ringvorlesung/index.html;
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 27
bgirls
Wake up, history!
„Diggin’“, graben, ist im HipHop eine beliebte Metapher: Nach raren Platten zu suchen, bedeutet, in staubigen
Kisten zu wühlen, bis die Fingerkuppen speckig werden. Seit 2005 betreibt das Magazin „Anattitude“ HipHopArchäologie und stößt dabei auf goldene Zeiten. Zur Feier der aktuellen vierten Ausgabe sprach Katharina
Morawek mit Herausgeberin Jee alias Jeannette Petri.
an.schläge: Erstmal, R.E.S.P.E.C.T. für
Die brandneue Ausgabe (#4 „Hip Hop
is...“) ist seit 19. Oktober neben der
(#2) „Paris“- und der (#3) „Old
School“-Ausgabe im Handel oder
über www.anattitude.net erhältlich.
28 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
„Anattitude“! Als ich vor einigen
Jahren die erste Ausgabe von einer
Freundin zugesteckt bekam, habe
ich gedacht: Genau darauf habe
ich gewartet! Wie bist du auf die Idee gekommen, „Anattitude“ zu machen? Gab
es Vorbilder für Dich? Starke Frauen oder
andere Personen und Projekte, die eine
Art „Forschung nach vergessenen Geschichten“ betreiben?
Jee: Erstmal danke für das nette
Kompliment! Rap hatte mich bereits
mit 14 gefangen – mit LL Cool J und Public Enemy. Doch zugunsten von Punk
und elektronischer Musik habe ich Rap
wieder fallengelassen. Allerdings holte
mich ein Feature über Roxanne Shanté
im Radio später wieder zurück. Eigentlich habe ich alles diesem Feature zu
verdanken, es war die Initialzündung.
Ich hörte diese junge Frau aus meinen
Autolautsprechern freestylen, mit einer
Power, einer Message, die ich vorher
nicht kannte und die mich völlig umgehauen hat.
Um 2000 herum habe ich begonnen, Rap-Platten „strictly female“ zu
sammeln und aufzulegen. Ich wollte
endlich „meine“ Musik hören. Das war
tatsächlich eine große Herausforderung, vor allem die „Old School“-Platten
aus den 1980ern waren schwer zu besorgen. Wenn ich den ganzen Laden von
vorne nach hinten auf den Kopf gestellt
und danach zwei Platten in Händen
hatte, war ich schon mehr als glücklich.
Jede Stadt, die ich besucht habe, habe
ich erstmal nach Plattenläden durchquert, um zu schauen, wie denn die
weibliche Quote so ist. Ich habe viele
genervt – aber ich wusste ja, dass es die
Platten gibt, und ich wollte sie haben.
Das nächste war: Warum finde ich
nichts über diese Ladys in den einschlägig bekannten HipHop-Bibeln? Diese Ignoranz hat mich nicht losgelassen, so
entstand nach längerer Recherche der
Reader „Here’s a little Story that must
be told“ (2004), eine Enzyklopädie weiblicher MCs und DJs der 1980er und der
frühen 90er Jahre. Eine Wiederbelebung der Geschichte. Zu dieser Zeit ist
auch die „Women in Hip Hop Timeline“
entstanden, die mehrfach publiziert
wurde. 2005 stand mein Diplom vor der
Tür, und neben dem B-Girl-Video „Rock
it“ war für mich als Fotografin und begeisterte Magazinsammlerin schnell
klar: Ich will ein Magazin produzieren, in
dem Frauen die Protagonistinnen sind
und HipHop das Thema. Denn seltsamerweise konnte ich auch nichts Geeignetes in den vorhandenen Magazinen
finden. Aber ich wusste ja von Beginn an,
dass es Frauen im HipHop gibt, und zwar
reichlich und vom ersten Tag an. Es fehlte
nur das richtige Medium.Voilà, so entstand „Anattitude #1“, ein kopiertes
schwarz-weißes Doppelheft, in einer Auflage von zweihundert Stück. DIY.Word!
Du hast an einer Kunstuni studiert.
Welchen Einfluss hatte das auf die Arbeit, die Du mit „Anattitude“ machst?
Nicht nur auf einer gestalterischen Ebene, vielmehr gibt es ja gerade in der
Kunst einen bestimmten „Kanon“ an Wissen und Bildern, ein „Geschichtsbild“, wo
bestimmte Personen und Ereignisse besonders viel Aufmerksamkeit bekommen
und andere nicht.
Ich denke, es ist schon wichtig, dass
ich Kunst studiert habe und mit meiner
Auffassung von Kunst und auch Design
girlsb
dieses Magazin mache. Alles was in
„Anattitude“ gestaltet ist, ist Freestyle.
Ein wichtiger Punkt ist, dass das Heft
immer noch ein Produkt aus der Kunst
ist, und das gibt mir die Freiheit, Dinge
nicht so machen zu müssen wie herkömmliche Magazine. Seit Beginn arbeite ich mit Kunstförderungen und
Kunststiftungen zusammen, ohne deren Unterstützung wäre „Anattitude“
praktisch überhaupt nicht möglich.
Ein Anliegen von „Anattitude“ ist es,
die „female side of Hip Hop culture“ zu
repräsentieren. Ich zitiere: „Anattitude
presents strong independent women
from around the Hip Hop world with a
special focus on the variety of gender
styles.“ Kannst du das ein bisschen genauer ausführen? Was ist mit „variety“
und „gender styles“ gemeint?
Die Frauendarstellung aus dem
Mainstream ist so langweilig und hat
wenig mit unserer HipHop-Kultur zu
tun. HipHop ist eine riesige Kultur, in
der seit den Anfängen Frauen ihren
Platz hatten und haben. Es geht um
Skills, um Kreativität, es geht darum, et-
HipHop-Kulturen von Anfang fundamental gewesen, ich denke aber, dass „Skills“
schon eine zentrale Rolle spielen. Dem
gegenüber stellt die Aussage „Wir machen es uns jetzt selbst“ manchmal auch
eine Absage an Professionalität dar. Wo
siehst du das Projekt „Anattitude“ in diesem Verhältnis?
Ich finde ganz und gar nicht, dass
ein „Wir machen es uns jetzt selbst“Magazin nach unseren Wünschen eine
Absage an Professionalität beinhaltet.
Im Gegenteil, das ist doch der Anfang
von allem. Viele Magazine spielen ja
auch genau damit, nicht 100-prozentig
professionell auszusehen, aber dennoch
tausend Prozent professionell zu sein.
Mich haben Ansätze wie „Kutt“, die
früheren „Purple“-Mags und die ganz
frühen Ed Ruscha-Magazine beeinflusst.
„Anattitude“ ist, was es ist, angefangen
vom kopierten Heft über schwarz-weiß
Offset zu Farb-Offset. Ich könnte mir
auch wieder vorstellen, eine kopierte
Ausgabe herauszugeben, aber viel wichtiger ist die inhaltliche Message, die
„Anattitude“ transportiert – und natür-
am meisten freut ist, dass „Anattitude“
eben nicht nur von jungen feministischen (HipHop-)Frauen gelesen wird,
sondern tatsächlich mehr als die Hälfte
der LeserInnen männlich ist. Ich wollte
nie ein „Frauenmagazin“ von Frauen für
Frauen über Frauen machen, sondern
ein Magazin, das alle lesen und an dem
Männer und Frauen arbeiten.„Anattitude“ wird auf der ganzen Welt gelesen, die
Sprache ist Englisch. Die Beitragenden
sind zur Hälfte männlich. Das heißt auch,
dass sich Männer dafür interessieren,
was Frauen zu der Kultur beitragen, und
auch sie wollen das Ganze nach vorne
bringen. Dazu kommt, dass sich nicht
nur HipHop-Aficionados für „Anattitude“
begeistern, sprich das Heft bringt auch
Nicht-Fans die Kultur näher. All das zeigt
mir, dass „Anattitude“ gebraucht wird
und tatsächlich Education ist.
Zum Konzept des Hefts gehört
auch, „nichtdeutsche HipHop-Welten
und -Kulturen zu erforschen und zu repräsentieren“. In Zukunft soll es eine
„Go East“-Nummer und eine Ausgabe
zu Dakar geben …
Ich habe eine visuelle HipHop-Welt entworfen, wie ich sie mir gewünscht
habe: Frauen, baggy, mit Moustache, beim BBQ neben ihren Autos im verlassenen
Autokino-Gelände – ganz simpel. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen
die Queen B’s, sie sind wichtig, aber es müssen eben auch andere Frauenrollen
präsentiert werden.
was zu sagen zu haben – egal wie du
aussiehst, ob du groß oder klein, heterosexuell oder homosexuell bist. Die erste
„Anattitude“-Ausgabe drehte sich gezielt um Gender Styles. Ich habe eine visuelle HipHop-Welt entworfen, wie ich
sie mir gewünscht habe: Frauen, baggy,
mit Moustache, beim BBQ neben ihren
Autos im verlassenen Autokino-Gelände – ganz simpel. Ich persönlich habe
überhaupt nichts gegen die Queen B’s,
sie sind wichtig, aber es müssen eben
auch andere Frauenrollen präsentiert
werden. Es ist immer wieder interessant, die Reaktion von vor allem Jüngeren zu hören: „Wo sind denn da die
Frauen, das sind doch alles Männer.“
„Anattitude“ präsentiert immer wieder
queere Positionen, aber oftmals ohne
extra darauf hinzuweisen.
Gab es für dich Inspirationen aus der
Mädchen-Zine-Kultur? D.I.Y. ist zwar in
lich gut recherchierte Interviews, interessante Fotografie und Gestaltung. All
das, was man nirgendwo mehr findet.
Ist die ausgefeilte Gestaltung des
Hefts ein Weg, auch andere Personen als
HipHop-begeisterte JungfeministInnen
anzusprechen? Gerade Rap ist in feministischen Kreisen oft zu Unrecht als sexistisch verschrien. Ist dir „Education“ wichtig, im Sinn einer Aufklärung darüber, dass
HipHop-Kultur und -geschichte oft nicht
das ist, was in den Medien davon zu sehen
gegeben wird?
Natürlich ist einer der Hauptgründe, „Anattitude“ zu produzieren, in den
Medien präsent zu sein und zu zeigen,
dass es im HipHop noch etwas anderes
gibt außer „sex sells“ und das ganze
lächerliche Gangsta-Gehabe. Education
ist superwichtig. Viele Diplomarbeiten
zitieren „Anattitude“ und die geschichtlichen Informationen. Was mich aber
Es ist wichtig zu sehen, was in HipHop alles drinsteckt und wie sehr sich
das von Land zu Land verändert. HipHop ist ein weltweites Phänomen
und macht auf soziale Probleme und
Missstände aufmerksam, die in der Politik selten das Wort finden. Deutscher
HipHop interessiert mich am allerwenigsten, da er nicht viel zu erzählen
hat. In der zweiten Ausgabe wurde die
Pariser Szene porträtiert. Die kommende Ausgabe wird die Londoner Szene
unter die Lupe nehmen. Dakar, Istanbul
würde mich sehr interessieren. Sobald
mich jemand in diesem Vorhaben unterstützt, bin ich dort. Ich habe hier immer wieder von Rap gesprochen, aber
„Anattitude“ featuret nicht nur Rap,
sondern alle klassischen HipHop-Elemente: Deejaying, Graffiti, Breakdance,
Rap, aber auch Film, Fotografie, Fashion
und Geschichte.
❚
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 29
kulturan.riss
© Herklotzgasse 21
vember werden die Filme im guten alten Schikaneder gezeigt, und neben Diskussionen und theoretischen Reflexionen stehen auch „kühle
Drinks“ und „queere Turntables“ auf der Tagesordnung. Am 16.12. präsentiert Ciné FRAME_in u.a. die deutsche Kurz-Doku „Geschlecht ist Geschlecht ist Geschlecht“. Der Film verbindet Kommentare von Judith
Butler und Stefan Hirschauer mit der Geschichte der Intersexuellen Herculine Barbin und der Frage: „Woher kommt die Besorgnis darüber, welches Geschlecht eine Person hat?“ han
Ciné FRAME_in, jeden 3. Mittwoch im Monat, 19.00, Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24
musik.szene
… mehr als die Summe seiner Teile
erinnerungs.arbeit
Letztes Jahr bekam die – zugegebenermaßen recht übersichtliche –
female HipHop-Front in der österreichischen Bundeshauptstadt endlich
Verstärkung: Die Multi Tasking Sistas (kurz: MTS) – bestehend aus BaghiRah, Mag-D, Miss Def, Nora MC und Oh’Laek sowie DJ Amin M – „bringen
Feuer nach Wien, weil jetzt die Ladys mc-en!“ Neben zahlreichen LiveAuftritten waren MTS bereits Showband bei den letztjährigen „Big Brother Awards“ und schafften es mit ihrer Anti-Überwachungsstaatshymne „Großer Bruder“ ins Finale des FM4-Protestsongcontests 2009.
Vor kurzem präsentierten MTS ihr 22 Tracks starkes Debütalbum
„Multitask“: fünf Rapperinnen, fünf Stile – ein euphorisierendes Ergebnis, das vor positiver Energie nur so strotzt. „Connection und Zusammenarbeit“ verfolgen MTS aber nicht nur als Rap-Crew, sondern auch als
Plattform für und offenes Netzwerk von Frauen in der HipHop-Szene –
von Musikerinnen über Visualistinnen und Graffiti-Artists bis hin zu
Eventorganisatorinnen. Hip Hip Hooray! viyu
www.myspace.com/multitaskingsistas, mtsisters@gmx.at
„Multitask“ ist derzeit erhältlich über www.goalgetter.at, bei Somogyi’s New Color Store (Burggasse 62, 1070 Wien), im
Hörbares Gedächtnis
Der 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus ist nicht nur ein
historisches ArbeiterInnenviertel. Ende des 19. Jahrhunderts war es auch
ein stark von der jüdischen Kultur geprägter Bezirk: Dicht an dicht von
JüdInnen besiedelt, mit u.a. einer Synagoge, dem Turnertempel, und einem orthodoxem Bethaus. In der „Reichskristallnacht“ im November
1938 wurde der Turnertempel von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt, auch das Bethaus wurde zerstört und später „arisiert“. Heute ist
von dem einstmals reichen jüdischen Kulturleben kaum etwas übriggeblieben. Erinnerungsarbeit leisten wollen nun die zehn Hörstationen
mit Bild- und Texttafeln, die seit kurzem im Grätzel aufgestellt sind. Sogenannte Audioguides, die unter den auf den Tafeln angegebenen Telefonnummern erreichbar sind, erzählen die Geschichte zum jeweiligen
Ort. Das Audiomaterial, das auch im Internet zum Download bereitsteht, basiert auf Interviews mit insgesamt 22 ZeitzeugInnen und ist in
fünf verschiedenen Sprachen abrufbar. han
Audioguides: ab 21.11., 1150 Wien, mehr Informationen unter www.herklotzgasse21.at
film
Sixxa-Shop (Kirchengasse 22, 1070 Wien ) oder direkt bei den Muli Tasking Sistas über Myspace.
l i te r a t u r . p r e i s
Mein Schnittlauch, ein Sumpfgewächs
Zum siebten Mal wurde heuer der Lise-Meitner-Literaturpreis vergeben.
Ausgeschrieben vom Frauenreferat der HTU (Österreichische HochschülerInnenschaft an der Technischen Universität Wien), prämiert er Texte,
„die sich erzählend mit der Geschichte der Technik und Naturwissenschaft, mit dem Studium an einer Technischen Universität, mit Gefahren, Alternativen und Visionen auseinandersetzen“. Am 20. November
wurde der Lise-Meitner-Preis 2009 ex aequo an die Autorinnen Barbara
Wimmer und Cornelia Travnicek verliehen. Wimmer wurde für ihren Text
„NICHT-Gitter“ geehrt, Travnicek für „Mein Schnittlauch ist ein Sumpfgewaechs“. han
www.lisemeitnerpreis.at
w e i h n a c h te n . s i l v e s te r
Geschlecht ist Geschlecht ist was?
Brutale Feiertage
Die Auseinandersetzung mit Gender- und queerrelevanten Themen befördern, das wollen die OrganisatorInnen von Ciné FRAME_in. Das lustvolle Leben muss dabei aber noch lange nicht zu kurz kommen: Seit No-
Heftiges hat sich das brut für die besinnliche Weihnachtszeit ausgedacht. Zuerst beehren Bruce LaBruce und Planningtorock mit ihrem Musical „The Bad Breast“ das Künstlerhaus. Ausgehend von Freud-Schülerin
30 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
Melanie Klein und ihrer These von der „guten und der bösen Brust“, in
der sie die weibliche Brust an die Stelle des symbolischen Phallus
setzt, inszenieren sie eine queere Mischung aus Feminismus und Psychoanalyse. Mehr nackte Haut und weniger Theorie gibt es dann an
Silvester: Die Künstlerin Katrina Daschner entführt unter dem Motto
„Burlesque Brutal“ zum „großen Ausritt“ ins neue Jahr. Angesprochen
fühlen darf sich „ein queeres Publikum, das Interesse an lustvoll-seriöser Nacktheit vorweisen kann“. han
The Bad Breast, 16.-18.12., 20.00, 19.12., 19.00, brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5; Gala Burlesque Brutal – Der
Große Ausritt, 31.12., 22.00, brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, www.brut-wien.at
a u s s te l l u n g
Verborgene Kunst
Das Verborgene Museum in Berlin präsentiert erstmals Werke der expressionistischen Malerin Ilse Heller-Lazard (1884-1934) in einer Einzelausstellung. Zusammen mit Briefen, Dokumenten und Fotografien
wird eine Auswahl ihrer rund 200 Gemälde gezeigt und die Lebensgeschichte der bislang wenig bekannten Künstlerin rekonstruiert. HellerLazard gelang es als einer der wenigen westeuropäischen Künstlerinnen um 1900, ihrem großbürgerlichen Elternhaus und den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz, den Wunsch nach einer professionellen Ausbildung durchzusetzen. Ermutigt von ihrem
Lehrer, dem Maler Johann Walter-Kurau, der stark vom Expressionismus der Künstlergruppe „Brücke“ geprägt war, studierte sie ab 1911 in
Dresden und Berlin. Nach ersten Ausstellungen in Berlin und Zürich
steigerte sie durch den Verkauf einiger Gemälde ihre Bekanntheit. Mit
ihrem Ehemann, dem Bildhauer Ernst Heller, lebte sie in der Schweiz
und in Rom, bevor sie sich 1927 durch eine Erbschaft einen Traum erfüllte: das lang ersehnte Atelier in Paris. nr
Der Auftrag der Farbe. Ilse Heller-Lazard, 1.10.2009-31.1.2010, Das Verborgene Museum, 10625 Berlin, Schlüterstraße 70,
Eintritt: 2,-/1,- Euro, Informationen unter: T. +49/30/3133656, www.dasverborgenemuseum.de
film.festival
Über kurz oder lang
Nach wie vor werden täglich weltweit Menschenrechte mit Füßen getreten. Eine filmische Auseinandersetzung mit dieser Tatsache bietet
das internationale Menschenrechtsfilmfestival „this human world“:
Vom 3. bis 13. Dezember werden in drei Wiener Kinos über siebzig
Spiel- und Dokumentarfilme von RegisseurInnen aus aller Welt gezeigt, die sich in ihren Arbeiten mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen. Ergänzt wird das vielfältige Programm rund um den
Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) durch Diskussionen, Vorträge und Musik-Events. Das Festival bietet außerdem die
Möglichkeit, mit FilmemacherInnen und ExpertInnen zu diskutieren.
Das Festival „VIS Vienna Independent Shorts“ widmet sich der kurzen Variante des Films. Zum siebten Mal zeigt und prämiert es nationale und internationale Kurzfilme. Dem Gewinnerfilm winkt der mit
4.000,- Euro dotierte Wiener Kurzfilmpreis, der an die besten RegisseurInnen im internationalen Wettbewerb vergeben wird. Filmprojekte können noch bis 8. Jänner 2010 eingereicht werden. Die einzige Einschränkung: Der Film darf nicht länger als dreißig Minuten dauern. niho
„this human world“: 3.-13.12., Schikaneder, Top Kino, Burg Kino, www.thishumanworld.com
„VIS Vienna Independent Short“: 27.5.-2.6.2010, http://viennashorts.com
Eva Steinheimer
Bäuche und Panik
Eigentlich gäbe es diesmal wieder jede Menge aus unserem Alltag zu
berichten: über einen Bauchumfang jenseits der 100 cm (kein Wunder,
dass mir oft die Luft wegbleibt), über Lennis Schulbeginn und die damit
einhergehenden ersten Reflexionen über den Sinn des Lebens („Wie
lange muss ich in die Schule gehen?“ – „Mindestens neun Jahre.“ –
„Warum so lang?“ – „Das ist in Österreich so Gesetz.“ – „Warum kann
heute nicht Wochenende sein?“) oder auch über Firmen, die schwangeren Mitarbeiterinnen kurz vor dem Mutterschutz noch überdurchschnittliche Extraarbeit aufladen und sich dann wundern, dass die
Rechnung nicht aufgeht.
Doch ganz aktuell beschäftigt mich etwas ganz anderes, auch wenn ich
versuche, mich nicht davon beunruhigen zu lassen. Ich bin ja schon
grundsätzlich keine besonders gelassene Schwangere, aber als mich vor
kurzem ein Freund anrief, nur um festzustellen: „Oh gut, du bist nicht
die Schwangere mit Schweinegrippe auf der Intensivstation“, hätte ich
doch beinahe die Contenance verloren. Und solche Meldungen sind leider kein Einzelfall, fast jedeR fühlt sich dieser Tage bemüßigt, mir Grippe-Kommentare über Schwangere an den Kopf zu werfen. (Ich würde
mir wünschen, so oft einen Sitzplatz in den Öffis zu kriegen.) Immer gerade so halbmorbide, dass es sowohl lustig als auch ernst aufgefasst
werden kann. Toll, die Panikmache funktioniert. Da ich auch keinen Totalboykott aller Medien einhalten möchte, werde ich täglich mit der
„Information“ versorgt, zu einer absolut gefährdeten Risikogruppe zu
gehören. Warum, wird dabei nie mitgeteilt. Ist ja auch wurscht, es gibt
ja eine Impfung. Dass die an Schwangeren nicht getestet wurde – Medikamententests an Schwangeren wären nämlich unethisch – müssen
die zahlreichen ExpertInnen, die gerade überall viel zu sagen haben,
nicht dazu sagen. Schön, dass sich Gesundheitspersonal und PolitikerInnen nicht impfen lassen, Hauptsache die Risikoträgerinnen sind
schön brav und vernünftig. Und das mit den Tests erledigt sich so gleich
von selbst.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 31
birthlerbehörde
Stasi in Tüten
Auch wenn die Feiern zur „Deutschen Einheit“ anderes zeigen: Die deutsch-deutsche Erinnerungsarbeit ist noch lang
nicht abgeschlossen. Denn die Behörde zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen sitzt auf viel zerschreddertem Papier.
Von Katharina Ludwig
Der Fall der Berliner Mauer ist
Vergangenheit, und auch die
Feiern zwanzig Jahre später
sind vorbei: Bono von U2 hat
vor dem Brandenburger Tor gesungen, Michail Gorbatschow, George
H. W. Bush und Helmut Kohl haben sich
gemeinsam auf eine Show-Bühne geschleppt, Hillary Clinton und Angela
Merkel konnten sich umarmen, und der
berühmte Bruderkuss zwischen Breschnew und Honecker an der East Side
Gallery ist frisch gestrichen. Zuletzt
wurden am 9. November um 20 Uhr
1,5 Kilometer Dominosteine symbolträchtig zu Fall gebracht, Geschichte
leicht wie Styropor. Dass das historische
Material in Deutschland aber noch
längst rumort, zeigt der Blick auf eine
32 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Einrichtung der deutschen Einheit, die
weniger spektakulär daherkommt, aber
dafür heute noch aktiv tätig ist. Mit Magazinschränken, Karteikarten und Aktenordnern – die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), kurz Gauck- oder BirthlerBehörde genannt, nach ihren LeiterInnen Joachim Gauck (1990-2000) bzw.
Marianne Birthler (seit 2000). Seit der
Wende sollte diese Behörde sowohl der
einzelnen Person als auch der Öffentlichkeit ermöglichen zu verstehen, welchen Einfluss der DDR-Geheimdienst
auf das individuelle und kollektive Leben, auf Karrieren und Beziehungen genommen hat. In der Zwischenzeit wurde
sie immer wieder selbst Politikum, wenn
es darum ging, die Verwicklungen in Ost
und West sowie der einzelnen AkteurInnen darin darzustellen.
Der Apparat. Um die Rolle der BStU greifbar zu machen, muss man ihr Archiv
wohl gesehen haben: 40 Kilometer Akten, die heute in der Zentrale in BerlinLichtenberg lagern, im ehemaligen Gebäudekomplex des Ministeriums für
Staatssicherheit (MfS). 5,5 Millionen
Karten im doppelten Karteisystem. 5,5
Millionen bei rund 16 Millionen DDRBürgerInnen: Sie alle wurden wegen politischer, künstlerischer, avantgardistischer oder kirchlicher Tätigkeit verdächtigt und, koordiniert durch die Abteilung „20“ für Überwachung und
behördebirthler
Kontrolle der Opposition, von rund
170.000 „Inoffiziellen MitarbeiterInnen“
(IM) in unterschiedlichem Ausmaß
registriert, dokumentiert, manipuliert. In
den Akten stecken Gesprächsprotokolle,
Beziehungsanalysen, Schriftverkehr. Informationen über jene, die informierten, inbegriffen. An der Wand hängen
Fotos von der automatischen Öffnungsanlage 10/10 für die Öffnung wasserlöslich verklebter Briefe, eine MfS-eigene
Entwicklung der für die Postkontrolle
zuständigen Abteilung „M“, die auf diese Weise in den letzten Jahren ihrer
Überwachungs-Arbeit bis zu 600 Briefe
pro Stunde öffnen konnte. „Das gesamte Leben in der DDR wurde in Bereiche
aufgeteilt“, erklärt ein Mann aus der
Schriftguterschließung, „und für jeden
gab es eine Stasi-Abteilung.“
einfach ins deutsche Bundesarchiv gegangen, wäre es mal für dreißig Jahre
still gewesen, heißt es. So aber kann
auch heute jede Einzelperson prüfen
lassen, ob Akten über ihn oder sie vorliegen, und Einsicht nehmen, öffentliche Einrichtungen können über ehemalige IM-Tätigkeiten von Angestellten
Auskunft erlangen, und auch Presse
und Wissenschaft können (nach bestimmten Beschränkungen zum Schutz
der Stasi-Opfer) Material sichten. Über
6,3 Millionen Ansuchen sind seit 1991
bei der BStU eingegangen. Auch in diesem Jahr nahm das Interesse mit rund
100.000 Anträgen nicht ab. Doch die
durchschnittliche Bearbeitung dauert
zwei Jahre.
Quellenlage West-Ost. Stark umstritten ist,
ob die Behörde derzeit ihrem kombiEinsicht in Akten. „Ich will meine Akte“,
nierten Archiv-, Forschungs- und Aufhieß dementsprechend eine laute Forklärungsauftrag gerecht wird, ja überderung in jenen turbulenten Herbsthaupt gerecht werden kann. Schon rein
und Wintermonaten von 1989/90, in de- personell: Anfang der 1990er arbeiteten
re Vergangenheit oder die ihrer BeamtInnen überprüfen lassen, einstweilen
fühlen sich manche ehemalige DDRBürgerInnen in Summe als Spitzel stigmatisiert. Für viel Aufregung sorgte, als
erst diesen Sommer öffentlich wurde,
dass der Westberliner Polizist KarlHeinz Kurras, der 1967 den Studenten
Benno Ohnesorg bei einer Demonstration erschoss, auch für das MfS tätig
war. Die entsprechenden Unterlagen
waren schon vor Jahren erschlossen
und von einem Sachbearbeiter durchgestempelt worden, wurden aber in ihrer Bedeutung für eine deutsch-deutsche Geschichtsschreibung nicht erkannt.
Zusammenschnipseln. Im sogenannten
Kupferkessel des ehemaligen Stasi-Gebäudes ist derweil zu besichtigen, wie
vernichtete Informationen lagern: ein
durchsichtiger Müllsack mit vom MfS
Ende 1989/Anfang 1990 geschredderten Unterlagen, einer, in dem BeamtIn-
Um die Rolle der BStU greifbar zu machen, muss man ihr Archiv wohl gesehen
haben: 40 Kilometer Akten, 5,5 Millionen Karten im doppelten Karteisystem.
nen die Mauer bereits abgetragen wurde, die zukünftige politische Verfasstheit aber noch im Vagen war. Um die
bereits begonnene Aktenvernichtung
des Stasi-Ministeriums aufzuhalten, begannen ostdeutsche BürgerInnen, die
Gebäude zu besetzen. Zunächst nahmen am 4. Dezember 1989 fünf Erfurter
Frauen die dortige Bezirkszentrale des
MfS in Beschlag, noch am selben Tag
folgten die Häuser in Rostock und Leipzig. Am 15. Jänner 1990 war schließlich
die Zentrale in Berlin erreicht. Zehntausende folgten einem Aufruf der Bürgerrechtsgruppe „Neues Forum“, versammelten sich vor den Toren und nahmen
das Gelände schließlich ein.
Im Zuge der Runden Tische und
Einheitsverhandlungen war die Handhabe der Akten zentraler Verhandlungsgegenstand. BürgerrechterInnen
forderten Zugang zu diesen geheimdienstlichen Biografien und die Verantwortung der MitarbeiterInnen. 1990
nahm die BStU ihre Tätigkeit auf, seit
1991 geregelt durch ein Stasi-Unterlagengesetz. Wären die Akten damals
in der Zentrale und Außenstelle fast
3.200 MitarbeiterInnen, mittlerweile
sind es noch etwa 1.700. Jeden Monat
geht Personal in den Ruhestand und
darf nicht nachbesetzt werden. Den 13
wissenschaftlichen MitarbeiterInnen,
die am BStU forschen, stehen rund
600.000 Personen, die im Laufe von
vierzig Jahren DDR-Geschichte als IM
tätig waren, gegenüber. Mit 100 Millionen Euro Jahresetat soll ein Archiv für
individuelle Anfragen zur Verfügung
stehen, weiteres Material erschlossen,
analysiert und publiziert werden und in
allen Bundesländern politische Bildung
geschehen.
Ein Nachhecheln der Geschichte,
und das, so die Kritik, obwohl sich die
Behörde bis dato auf die Aufdeckung
von Stasi-Verbrechen im Osten konzentriert hat. Viel zu wenig sei über westliche Verstrickungen bekannt, ein verzerrtes Deutschland-Bild die Folge. Helmut Kohl wehrte sich vehement gegen
die Öffnung seiner Akten, viele von der
SPD tun es nach wie vor. Kaum eine der
bundesdeutschen Institutionen hat ih-
nen das Papier, das ihnen in den Umbruchtagen am verfänglichsten erschien,
mit Wasser mengten. Nicht wiederherstellbar. Ein dritter Sack lässt „vorvernichtetes“ Material erkennen, kleinteilig von Hand zerrissenes Papier. 6.500
Säcke gibt es davon, erzählt der Mann
aus der Schriftguterschließung. In den
vergangenen zwanzig Jahren hat eine
eigene Abteilung in Zirndorf 500 Säcke
davon wieder zusammengesetzt. Das
seien zum Teil Speisepläne und Exemplare der DDR-Zeitung „Neues Deutschland“, darunter aber auch ein Bericht
zu Gregor Gysi – dem heutigen Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag
und einer von denen, dessen Vergangenheit immer noch Verhandlungssache ist. Ein Projekt mit dem Fraunhofer
Institut, bei dem die Schnipsel nach Papierbeschaffenheit und Risskanten gescannt würden, sei aber viel versprechend, so der Mitarbeiter. Die virtuelle
Rekonstruktion der Unterlagen wäre
dann innerhalb weniger Jahre möglich.
„Ansonsten ist es für die Aufarbeitung
❚
schon egal.“
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gendercheck
© E v a Fi l o v a
© Ta n j a O s t o j i c
Feminism speaks East
Die aktuelle Ausstellung „Gender Check“ im Wiener MUMOK widmet sich Weiblichkeits- und Männlichkeitbildern in
der Kunst in Osteuropa, von den 1960ern bis heute. Katharina Meißnitzer sprach mit Ausstellungskuratorin
Bojana Pejic über „Heldinnen der Arbeit“ und „verletzte Männlichkeiten“.
an.schläge: Vor der Ausstellung
Bojana Pejic, geboren 1948 in
Belgrad, ist Kunsthistorikerin und
Kuratorin, u.a. für die Ausstellung
„After the wall – Art and Culture in
Post-Communist Europe“. Seit 1991
lebt sie in Berlin.
34 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
„Gender Check“ stand eine intensive Vorbereitungsphase, wie ist dieser Prozess verlaufen?
Bojana Pejic: Vor ungefähr zwei
Jahren hat die „Erste Stiftung“ KuratorInnen kontaktiert, um Konzepte für eine
Ausstellung anlässlich des 20-jährigen
Jubiläums des Falls des Eisernen Vorhangs zu erarbeiten. Ich habe „Gender
Check“ vorgeschlagen: Meine Idee war
es, sozialistische – offizielle wie auch inoffizielle – Kunst aus einer feministisch-theoretischen Perspektive zu betrachten und die darin herrschenden
Geschlechterrollen zu untersuchen. Ich
konnte die Recherchearbeit nicht alleine machen, aufgrund der verschiedenen Sprachen. Deshalb haben wir in jedem Land eine/n KorrespondentIn und
eine/n ForscherIn organisiert. Dieser
Forschungsprozess hat acht Monate ge-
dauert. Jede/r ForscherIn bekam eine Liste von Themen, nach denen er oder sie
suchen sollte. Auf diese Weise haben
wir rund 700 Werke zusammengestellt
– damit habe ich begonnen, die Ausstellung zu strukturieren. Sie wurde in drei
Teile – Socialist Iconosphere, Negotiating Personal Spaces, Post Communist
Genderscapes – mit fünf thematischen
Kapiteln gegliedert. Das war die einzige
Möglichkeit, so viel Material aus so vielen unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen.
Welche Rollenstereotype, welche
Konzepte des kommunistischen Körpers
wurden in der Zeit vor 1989 dargestellt?
In der Literatur war eine sehr
männliche Darstellung von Frauen sehr
verbreitet, Stichwort „die Frau am Traktor“. Für mich war es wichtig zu zeigen,
dass es auch andere Modelle von Weiblichkeit gab, ein ganzes Panorama. Die
Emanzipation von Frauen war ein
Hauptziel der kommunistischen Länder:
Sie sollten in allen Professionen arbeiten, vor allem in der Industrie. Neben
der „Heldin der Arbeit“ zieht sich ein
zweites Thema durch die Schau: die
Mutterschaft. Das dritte Thema sind
erotische Bilder. Wenn wir zum Beispiel
diese Fotografie von 1959 sehen, in der
eine sehr sexy Frau eine Straße baut, sagen wir heute mit unserem feministischem Wissen: Das ist sexistisch. Aber
wenn man dieses Bild in den sozialistischen Realismus situiert, zwischen den
Heldinnen der Arbeit, zeigen diese Darstellungen eine andere Facette. Diese
Frau, die aussieht wie Sophia Loren, ist
auch eine Aufbauerin des Sozialismus.
Ein Kapitel der Ausstellung heißt:
„Emancipation and Discontent“. Die
Frau im Sozialismus war per Definition
eine berufstätige Frau und Mutter, zu-
checkgender
hause hat sie die Hausarbeit gemacht,
eventuell kam politische Arbeit dazu. Es
gibt ein gutes Beispiel aus der DDR, das
Bild von einer Ärztin mit dem Titel
„Nachtdienst“. Auf dem ist eine Frau zu
sehen, die total kaputt ist, sie kann nicht
mehr. Die andere Seite dieser Emanzipation war die Erschöpfung.
Finden sich in den Männerdarstellungen auch solche Brüche?
Im zweiten Teil der Ausstellung gibt
es das Kapitel„Heroic Male Subject Reconsidered“. Im sozialistischen Realismus gab es immer das Paar: Sie ist im-
künstlerische Entscheidung, was die
Künstlerin, der Künstler mit dem eigenen Körper machen wollte. Die Ausstellung zeigt, dass Body Art und Performancekunst in West- und Osteuropa
parallel gelaufen sind. Obwohl manches erst heute entdeckt wird, weil die
Aktionen oft in privaten Wohnungen
stattfanden.
An der Universität Oldenburg haben
Sie 2007 eine Tagung zum Thema „Heldin der Arbeit – heute!“ abgehalten, bei
der es um Themen wie Sexarbeit, Feminisierung der Migration in aktueller Kunst
Ich bin erst spät Feministin geworden. Mein feministisches Denken
hat sich durch oder wegen unserer
Kriege entwickelt, als ich in Berlin war.
Obwohl ich mich immer für die Kunst
von Frauen interessiert habe, war
mein Bewusstsein noch nicht so da.
Heute sagen nicht viele öffentlich:
„Wir sind Feministinnen“, weil sie
nicht in eine Ecke gedrängt werden
wollen. In der sozialistischen Periode
wurden feministische Theorie und Bewegung immer negativ betrachtet, als
ein westliches Problem, das im Sozia-
„Es kursiert dieses Stereotyp über osteuropäische Performancekunst, dass in
Osteuropa alle MasochistInnen waren. Masochismus aus dem System heraus.
Aber wenn wir westliche KünstlerInnen wie Gina Pane anschauen, die auch mit
Verletzungen des eigenen Körpers arbeitete – welches System war es denn da,
das sie dazu bewegt hat, diese Performances zu machen?“
mer mit der Erde verbunden, die Bäuerin, er ist immer der Arbeiter, der urbanisiert ist. Der Mann hatte die führende
Rolle. Es gibt ein paar Dekonstruktionen
dieser Bilder. Später ab den 1960er Jahren gibt es Selbstporträts von Männern,
die auch andere Seiten zeigen. Von Bosnien bis zur Ukraine gibt es das Bedürfnis, auch intime Männlichkeit zu zeigen.
Einige konzeptuelle Arbeiten aus Polen
und der DDR beweisen, dass es auch
starke Einflüsse aus der christlichen Ikonografie gegeben hat. Der polnische
Künstler Jerzy Beres hat seine Performances immer nackt gemacht, auch
draußen, in Passionen: der Künstler in
der Rolle als Leidender, z.B. in den Darstellungen des heiligen Sebastian. Statt
dem pompösen, heroischen Bild geht es
dann um Körper und Verletztheit.
Fanden diese Aktionen der osteuropäischen Performancekunst, die Body
Art der 1970er Jahre, in der Künstlerinnen
wie Marina Abramovic ihre Körpergrenzen überschritten, parallel zu denen in
Westeuropa statt?
Es kursiert dieses Stereotyp über
osteuropäische Performancekunst, dass
in Osteuropa alle MasochistInnen waren. Masochismus aus dem System heraus. Aber wenn wir westliche KünstlerInnen wie Gina Pane anschauen, die
auch mit Verletzungen des eigenen Körpers arbeitete – welches System war es
denn da, das sie dazu bewegt hat, diese
Performances zu machen? Es war die
und visueller Repräsentation ging. Wie
sieht es mit den Darstellungen weiblicher Lebensrealitäten nach 1989 aus?
Eine sehr vielschichtige Arbeit, in
der sich die Gender-Themen und
Machtverhältnisse von heute zeigen,
ist Tanja Ostojics „Looking for a husband with EU passport“ (2000-2005).
Ihr Projekt bestand darin, einen Mann
aus dem Westen zu finden. Sie hat ein
Bild verschickt, auf dem sie sich nackt,
als Anti-Porno-Star präsentiert. Es haben sich tatsächlich Männer gemeldet,
und sie hat einen Deutschen geheiratet. Diesen Prozess hat sie dokumentiert. Die verschiedenen Ebenen von EMail-Prostitution, östliche Frau heiratet
westlichen Mann etc. werden damit
sichtbar.
Eine meiner Lieblingsarbeiten beschäftigt sich mit Mutterschaft und
Pornografie. Eva Filova aus der Slowakei
hat Milchpackungen entworfen, auf denen pornografische Bilder von Brüsten
abgebildet sind. Eine weitere spannende Arbeit von den Künstlerinnen Aneta
Mona Chisa und Luci Tkacova war ein
Projekt mit arbeitslosen Frauen in
Bratislava. Sie luden sie in die Galerie
ein, um traditionelle Spitzendeckchen
zu häkeln, in die aber statt den bekannten Mustern die Arbeitslosenstatistik
slowakischer Frauen gestickt wurden.
Wie sieht es mit dem feministischen
Selbstverständnis der Künstlerinnen aus?
Bezeichnen sie sich explizit als solche?
lismus ja gelöst war, weil die Frauen
arbeiten konnten und den gleichen
Lohn dafür bekamen etc. Heute lehnen viele kollektive Ideologien ab, was
ich aber auch für eine Ausrede halte.
Die kroatische Künstlerin Sanja Ivekovic ist bereits seit den 1970er Jahren
als feministische Aktivistin bekannt,
und auch einige andere KünstlerInnen
sind sehr politisch, ebenso sind QueerThemen hier sehr wichtig.
Gleichzeitig sind anhand der QueerParaden in Osteuropa wie z.B. in Budapest und Belgrad homophobe Tendenzen
massiv sichtbar geworden.
Wir haben jetzt in Osteuropa
zwanzig Jahre alte Demokratien, aber
die Gesellschaften sind noch immer
homophob. Es gibt zwar Gesetze, aber
was ich bei der Queer Parade in Belgrad
gesehen habe, macht mich sehr wütend. Igor Grubic aus Kroatien hat 2004
eine Videoprojektion mit dem Titel
„East Side Story“ gemacht. Er hat „Gay
Pride“-Paraden in Serbien und Kroatien
gefilmt, bei denen die Leute attackiert
wurden und die Polizei nur zugesehen
hat. Als ich diese Szenen das erste Mal
gesehen habe, diese Gewalt, musste
ich weinen. Diese Szenen hat er mit einer Tanzgruppe auf der Straße nachgestellt. Es gibt z. B. auch das Queer Beograd Collective, die politisch sehr aktiv
sind. Jet Moon, die bei dem Symposion
zu „Gender Check“ auch moderieren
wird, ist da dabei.
❚
„Gender Check. Rollenbilder in der
Kunst Osteuropas“. 13.11.200914.2.2010 im MUMOK, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien,
MuseumsQuartier, Museumsplatz 1,
A-1070 Wien. www.gender-check.at
Ab März 2010 wird „Gender Check“
in Warschau zu sehen sein.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 35
viennalereview
Fi l m s t i l l : „ T h e A n c h o ra g e “
Haus am Meer
Ulla und Elly – zwei unterschiedliche filmische Positionen über Frauenfiguren bei der diesjährigen Viennale.
Von Stefanie Schlüter
reiten. Die meiste Zeit verbringt Ulla, so
der Name der etwa Anfang Sechzigjährigen, ganz für sich. Wenn ihre Tochter und deren Freund sie besuchen, hat
das nichts Ereignishaftes, sondern der
Besuch reiht sich selbstverständlich ein
in den Takt des insulanen Lebens: Man
löst gemeinsam Kreuzworträtsel, irgendwo im Raum ist noch eine Radiostimme zu hören. Am nächsten Morgen
unternimmt die kleine Gemeinschaft
eine Wanderung durch die Natur, die sie
zur Fähranlegestelle nach Stockholm
führt. Die Fähre legt an, die Besucher
steigen auf und fahren ab. Kein Konflikt,
keine bedeutungsgeladenen Dialoge.
Alles in diesem Film nimmt seinen
Gang, der durch einen gleichmäßigen
Wechsel von langen Einstellungen
rhythmisiert ist, die den Betrachter immer ein wenig aus der Distanz zu Ulla
hinüberschauen lassen, als gelte es, sie
durch nichts, weder durch die Anwesenheit der Kamera noch durch unser beInselleben. „The Anchorage“ (Regie: C. W.
ständiges Schauen, in ihrem Alltag zu
Winter, Anders Edström, USA/Schweden beeinträchtigen.
2009) folgt dieser abgeschieden auf eiEine ganz sachte eingeführte Wenner Insel in der Nähe von Stockholm le- dung, oder zumindest einen Verlauf,
benden Frau bei ihren alltäglichen Vernimmt der Film, sobald ein Jäger in
richtungen. Morgendliches Abhärneonfarbener Schutzkleidung auf der
tungsbad im Meer, Fische fangen und
Insel auftaucht. Als dieser abends um
ausnehmen, Pilze sammeln und zubeUllas Haus herumstreift, hält sie, die
Der Ton ist schon vor dem Bild
da, ein Rauschen von Wind in
Bäumen, die nicht, noch nicht,
zu sehen sind. Erst langsam gewöhnt sich das Auge an die
Dunkelheit auf der Leinwand, die sich
mit der Dunkelheit im Kinosaal verbindet. Erst langsam lässt das Bild eine in
ein helles Gewand gehüllte Figur aufscheinen. Nach und nach zeigen sich im
Morgengrauen mehr Konturen, deutlich
erkennbar nun der herbstliche Wald,
durch den sich eine Frau bewegt, mit einem knöchellangen pastellfarbenen
Morgenmantel und Gummistiefeln bekleidet. Als sie an ihrem Ziel, einer felsigen Küste, angelangt ist, legt sie den
Morgenmantel auf den Steinen ab,
zieht die Gummistiefel aus und springt,
nackt wie sie ist, ins eisige Wasser, in
dem sie sich nur kurz aufhält. Zurück
durch den Wald führt ihr Weg zu einem
einsam gelegenen Haus.
36 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
den Mann nur hört, aber nicht sieht,
weil sie mit dem Rücken zum Fenster
sitzt, bei ihrer Küchenarbeit plötzlich
inne, steht auf, verlässt den Raum und
zieht sich ins Badezimmer zurück, wo
kein Blick sie treffen kann. Beim Baden
im Meer am darauffolgenden Morgen
trägt sie einen Badeanzug, und wir verstehen den Grund. Sie entzieht ihren
von Alter und den Spuren einer Operation gezeichneten Körper den Augen
des Eindringlings. Sie verdeckt ihre
Nacktheit, die Narben und ihre Brust,
von denen die eine kleiner ist als die
andere, und geht ins Wasser, wie jeden
Morgen.
Abwesenheit von Gesellschaft. Wird in „The
Anchorage“ das Leben einer Frau in
weitestgehender Abwesenheit von Gesellschaft erzählt und auch das Erzählen so weit wie möglich in den Hintergrund verlegt, so verhält sich der
iranische Film „Darbareye Elly“ („About
Elly“) (Regie: Asghar Farhadi, Iran
2009), der auf der diesjährigen Viennale gleich im Anschluss programmiert
war, antithetisch dazu. Drei Ehepaare
und zwei Kinder, ein geschiedener
Mann und eine unverheiratete Frau
machen gemeinsam einen Wochenendausflug ans Kaspische Meer. Die
Reise beginnt ausgelassen, die Reisenden geben sich liberal; westlich gekleidete Männer und ihre in Kopftüchern
und langen Röcken gekleideten Frauen
albern gemeinsam herum. Im Zentrum
ihrer Späße stehen die beiden Singles
Ahmad und Elly: Sepideh, die die Reise
organisiert hat, versucht, den geschiedenen Ahmad mit der jungen Kindergärtnerin ihrer Tochter, Elly, zu verkuppeln. Am Meer angekommen, stellen
die Reisenden fest, dass ihre Unterkunft bereits vergeben ist. So nehmen
sie kurzerhand das Angebot an, ein
leerstehendes Haus direkt am Meer zu
beziehen. Sie befreien es von seiner
Staubschicht und bessern die teilweise
zerbrochenen Scheiben notdürftig aus.
Das Kammerspiel hat seinen Raum gefunden: Das Haus am Meer, Hort der
Sehnsucht und Freiheit, transitorischer
Ort des Reisens, zieht sich immer enger zusammen, bis es schließlich zur
Bühne patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen wird.
größer sein, Sepidehs Ehemann schlägt
vor Wut auf seine Frau ein, und die
vermutlich tote Elly lebt in den Gesprächen fort als ehrenlose Frau.
Die konstruierte Fallhöhe der Figuren ist groß, gilt es doch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu entlarven. Auf
engstem Raum inszeniert Farhadi ein
Szenario, in dem beinahe lehrstückhaft
durchdekliniert wird, wie konservative
Strukturen greifen, gerade und auch bei
Figuren liberaler Gesinnung. Geradezu
dankbar ist man dem Regisseur für solche Szenen, die nicht für den Fortgang
des Plots geschrieben sind: etwa wenn
über mehrere Minuten ein Scharadespiel gespielt wird, das uns die Gelegenheit gibt, den Figuren einfach nur zuzusehen.
Ein an der Realität gemessenes Bild. Mit „The
Anchorage“ und „Darbareye Elly“ stehen
sich zwei verschiedene Positionen von
Filmen über Frauenfiguren gegenüber.
Filme wie „The Anchorage“, die ihr Au-
Das Haus am Meer, Hort der Sehnsucht und Freiheit,
transitorischer Ort des Reisens, zieht sich immer
enger zusammen, bis es schliesslich zur Bühne
patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen wird.
Grund dafür ist das plötzliche Verschwinden Ellys nach der ersten
Nacht, nachdem eines der Kinder beinahe ertrunken wäre. Die Vermutung
liegt nahe, dass Elly beim Versuch, das
Kind zu retten, selbst im Meer ertrunken ist. Die Abwesenheit der titelgebenden Figur verstrickt die anfangs so
lockere Gesellschaft in ein Netz aus
Ängsten und gegenseitigen Beschuldigungen, vor deren Hintergrund sich
umso deutlicher die Doppelmoral iranischer Geschlechterverhältnisse abhebt. So tragen die Figuren nach und
nach zusammen, was sie über Elly wissen, und durch die in verschiedenen Figurenkonstellationen zurückgehaltenen oder ausgetauschten Informationen, durch die vielen Lügen und Enthüllungen, erfahren sie tatsächlich
etwas über Elly: dass sie verlobt ist, die
Verlobung aber hat lösen wollen, und
dass Sepideh das Mädchen zu dieser
Verkuppelungsreise eingeladen hat,
obschon sie von alldem wusste. Die
S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a
moralische Entrüstung könnte nicht
genmerk auf die ästhetische Austarierung einer individuellen Situation richten, sind häufig dem Vorwurf des unpolitischen Formalismus ausgesetzt. Dabei ist dieser Film über eine Frau (im
Singular) auch bildpolitisch interessant,
gibt er doch auf ganz basale Weise ein
an der Realität gemessenes Bild einer
spezifischen Lebenssituation wieder.
„The Anchroage“ stellt, anders als „Darbareye Elly“ es indirekt tut, das individuelle Leben nicht in den Schatten des gesellschaftlichen. Wenn wir Elly zusehen,
wie sie einen Drachen steigen lässt, lachend zum Himmel aufschauend, die
Schnur mit beiden Händen haltend und
aufgeregt hin- und herlaufend, offenbart sich der Moment der größten Freiheit in „Darbareye Elly“, der so viel mehr
über diese Frauenfigur erzählt, als alles,
was bisher geschah und noch geschehen wird. Würde er nicht gleich in den
Dienst des Plots gestellt, indem ihm das
Verschwinden Ellys unmittelbar folgt,
hätte dies der schönste Moment des
❚
ganzen Filmes sein können.
denice
Romy and Michelle* on Repeat
Remember back in the old days when you where sitting around, taking a stroll down memory lane, wondering what all
your exes (ex-lovers, -fucks, -flirts, and so on) were doing these
days and whatever happened to them? Well … we have to
wonder no more. Because thanks to Facebook there is no such
thing as romanticizing the past anymore. Everfuckingbody is
on there. And curious losers like myself of course can’t stop searching for every name that I can still remember. But sometimes they just simply find you … you know … the ones. The
ones you fucked over and dumped and never ever called again.
So … when they send you their “friend” request, what are you
going to do? Dump them again?? No way! You klick “yes” and
feel like a true guilt-ridden Catholic prepared to start paying
for their sins. Worst is of course when you can’t remember
who the hell they are:
„Hi Denice, so great to see you again! Haven’t seen you in
ages! What are you up to these days?“
I mean, of course it could be some old boring class mate that
you simply didn’t notice, even though you were in the same
class for six years straight … but big BIG chance is that it was
that one-night stand from ten years ago. I have one girl on my
Facebook account where it took days of pulling my hair before
I could remember who the hell she is, until I recalled that we
shared the same ex-girlfriend! I was really relieved for a couple
of days until I realized that „Shit! I DID make out with her, and
I might have even taken her home with me …“ And now I’m
still struggling to remember if I did the dirty with her or not.
And that, my friends, is really, really slutty. And not in a flattering way … I mean, the chick remembers my name, took her time to look me up, and I can’t even remember if I’ve ever had
her head between my thighs or not!
On the other hand, it is oh so sweet to find all your old highschool crushes/assholes and see that they are all stuck in “Nowheretown,” Sweden, with their ugly kids, bald heads (the
guys) or ugly husbands with bald heads (the chicks). Because
they are straight. All of them. (Except my sister's old friend
from school who I don’t even know, but I added her because I
heard she was a lesbian. I needed some positive percentage on
my page!) It feels so good to sit and think about how you were
never the pretty one or the promqueen and then you just klick
klick klick around and you realise that compared to theirs your
life today is a bloody Hollywood Dream. You can have your
highschool reunion triumph everyday, over and over!
Facebook truly IS my new selfconfidence booster.
* Full name:“Romy and Michelle’s High School Reunion”. One of
the best films ever and a must-see! Screw Godard, Bergman and
the other wankers.
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 37
Kompott und Eiscreme
Regina Himmelbauer hört sich durch alle Geschmacksrichtungen.
Ausgekocht (zu beziehen direkt
über: www.frauenkompott.info)
hat Frauenkompott, eine sechsköpfige Frauengesangstruppe
aus dem Waldviertel, noch lange nicht. Im Laufe der Jahre wurde das
Repertoire an Volksliedern und Schlagern umgedichtet – Themen wie das
Schnarchen des Liebsten, ehrgeizige
Mütter, Internetliebe und die „sichere“
Partnerwahl, Souvenirs der Verflossenen oder Orangenhaut & Schönheitsoperationen erfahren so eine ironische
Behandlung. Die vielseitigen Sängerinnen begleiten sich selbst auf Flöten, Gitarre, Akkordeon und Tuba. Vergnüglich.
Die Zither ist mit der Wiener Volksmusik eng verbunden. Cornelia Mayer
hat eine Auswahl von Werken vor allem
des 19. Jahrhunderts auf CD eingespielt
(Zither in the city. Best of virtuoso zither music from Vienna, Extraplatte).
Auch von Marianne Gremling, Zitherschulinhaberin im späten 19. Jahrhundert, ist das „Fantasiestück Süßer
Schmerz“ dabei. Dass die Zither aber
auch rauere Töne hervorbringen kann,
beweist eine Auswahl aus Astrid Spitznagels „6 Préludes“ (von 2006) – schön,
dass diesem Instrument noch immer
neue Facetten abgewonnen werden
können.
Der Kontrast zu Mayers CD könnte
nicht größer sein: Zwar hat Trini Trampler und ihre dreckige Combo ein Faible
für nostalgische Klänge, aber das ist
auch auf ihrem neuen Album Eiscrème
– Raspoutine nicht gleichbedeutend
mit bieder. Ganz im Gegenteil, niemand
38 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
kann wohl so ein herzerwärmendes
Liebeslied an eine Eiscreme intonieren
und gleichzeitig so poetisch und desillusioniert Gefühlsangelegenheiten beschreiben.
DJ Ipek Ipekçio¤lu zählt zu
Deutschlands bekanntesten DJanes. Ihrer erfolgreichen Compilation „Beyond
Istanbul – Underground Grooves of Turkey“ folgt nun eine zweite: Beyond Istanbul 2 – Urban Sounds of Turkey (Trikont/Indigo) vereint wieder unterschiedlichste SängerInnen und Bands
aus dem Heimatland ihrer Eltern. Folkloristisch geprägter Pop, harte Riffs,
Soul, ein altes, klassisch arrangiertes
Lied, HipHop, Gitarre, Violoncello, Klavier
und traditionelle Instrumente – jeder
Track überrascht mit einer eigenen musikalischen Sprache. Diese bunte Mischung lässt die Vielfalt der Musikszene
der türkischen Städte erahnen. Das ausführliche Booklet erzählt mehr über
Musikleben und die einzelnen MusikerInnen.
Das unterschiedliche (Frauen-)Leben von vier Generationen beschreibt
Kathrin Gerlof in ihrem Roman Alle
Zeit. Die 17-jährige Juli, soeben von einer
Tochter entbunden, vermisst ihre Mutter und ihre Großmutter, die beide von
einer Reise nicht zurückgekommen
sind. Sie fühlt sich einsam, überfordert.
Und da gibt es noch Klara, die im Altersheim lebt und ihre Erinnerungen
schwinden sieht. Beide wissen nicht
voneinander – was Urgroßmutter und
Urenkelin verbindet, was sie trennt,
wird einfühlsam erzählt. Parallel wer-
den die Geschichten entwickelt, und es
zeigen sich viele Facetten von Frauenleben: vom Finden einer Rolle in sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, von Teenager-Liebe bis
hin zur wahrscheinlich letzten Liebe im
späten Alter. In der leicht gekürzten Audiofassung (Goya, 4 CDs) sprechen Julia
Nachtmann, Regina Lemnitz und Hedi
Kriegeskotte die verschiedenen Generationen einer weiblichen Familiengeschichte.
Lyrik Stimmen. Die Bibliothek der
Poeten. 122 Autorinnen & Autoren. 420
Gedichte. 100 Jahre Lyrik im Originalton
(der Hörverlag) nennt sich eine umfangreiche, chronologisch geordnete
Sammlung von 9 CDs. Etwa ein Sechstel
dieser Anthologie stammt von Frauen,
die wohl zu den bedeutendsten LyrikerInnen zählen: Eröffnet wird der Bogen
mit Ricarda Huch, spannt sich dann
über Nelly Sachs, Elisabeth Langgässer,
Paula Ludwig, Marie Luise Kaschnitz, Rose Ausländer, Hilde Domin, Christine
Busta, Christine Lavant, Ilse Aichinger,
Friederike Mayröcker, Elisabeth Borchers, Christa Reinig, Sarah Kirsch, Helga M. Novak und Elke Erb und endet mit
Barbara Köhler. Aufgrund der großen
Zeitspanne sind jeweils nur wenige Gedichte vertreten. Eine spannende Zusammenstellung, die in ihrer farbenprächtigen Box, einem Booklet mit der
Trackliste (samt Aufnahmejahr) sowie
einem weiteren, umfassenden Booklet
mit Kurzbiografien der jeweiligen AutorInnen ihren Inhalt gewichtig auch
nach außen trägt.
❚
„Alles, was ich tat, hatte Hunger“
Der Hunger ist der erste, der aufsteht, und der letzte, der sich schlafen legt. Der neue Roman
der diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin handelt vom Alltag im russischen Arbeitslager.
Von Nadine Kegele
94:12 ist das aktuelle Verhältnis,
in dem der Nobelpreis für Literatur seit 1909 an Schriftsteller
und Schriftstellerinnen vergeben wurde, die „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen“
haben, wie es im Testament des Stifters
Alfred Nobel heißt. Wobei die frappant
niedrigere Zahl, wie könnte es anders
sein, die bisherige Anzahl an Preisträgerinnen nennt. Der Literaturnobelpreis
2009 ging, eine schöne Nachricht, nach
Elfriede Jelinek im Jahr 2004 und Doris
Lessing 2007, wieder an eine Frau: Herta
Müller, die 1953 geborene Rumäniendeutsche, deren Werke stets um die Zerstörung des Menschen in totalitären
Staatsformen kreisen. Dem Thema bleibt
die vor 22 Jahren aus der CeausescuDiktatur nach Berlin geflohene Autorin
auch in ihrem neuen Roman treu.
„Atemschaukel“ ist die Ich-Erzählung des 17-jährigen Leopold Auberg,
der aus Hermannstadt im Viehwaggon
mit hunderten anderen deutschen
RumänInnen in ein russisches Arbeitslager deportiert wird, um dort am „Wiederaufbau“/„Zwangsaufbau“ der im
Krieg von den Nazis zerstörten Sowjetunion die so bezeichnete deutsche Kollektivschuld abzuarbeiten. Müllers erstem Roman seit zwölf Jahren ging eine
lange und intime Recherche voraus: Der
Sprachlosigkeit ihrer Mutter, der selbst
fünf Jahre Arbeitslager auferzwungen
wurden, konnte die Autorin mit Hilfe
Oskar Pastiors begegnen, der ihr von
2001 bis 2006 von seinen Erlebnissen
im Lager berichtet hatte. Müller notierte. So verwundert es nicht, dass die fiktive Figur des homosexuellen Leo biografisch teilweise an den berühmten Lyriker angelehnt ist, der auch die so verkitscht klingenden Wörter wie
„Hungerengel“ oder „Herzschaufel“
prägte, die zunächst auf etwas anbiedernde Weise, dann jedoch immer verständlicher das Buch pflastern:„Alle Tage hat mir der Hungerengel das Hirn
gefressen. Und eines Tages hat er mir
die Hand gehoben. Und mit dieser
Hand hätte ich den Karl Halmen fast erschlagen.“
Müllers literarische Sprache ist eine
sehr exakte, die der Wahrheit wegen
auf Genauigkeit aus ist. Diese Wahrheit
wiederum basiert auf der Weltwahrnehmung der Ich-Figur und deren Sicht
auf die Mitinhaftierten, die in einem
Personenkranz – der nicht weniger
wichtig genommen wird als der Protagonist selbst –, um die Hauptfigur herum angeordnet sind. Wie etwa Trudi Pelikan, die aufgrund ihrer während der
Arbeit abgefrorenen Zehen nicht mehr
zu tanzen vermag. Die Planton-Kati, die
mit ihrer Schwachsinnigkeit den herrschenden Regeln im Lager ihren Sinn
nimmt. Oder der intellektuelle Paul
Gast, der in der im Lager angewandten
Hungerfolter sogar die Brotrationen seiner Ehefrau stiehlt, um seinen „wilden
Hunger“ zu besänftigen.
Pietät und gängige Moral, so erkennt Leo bald, ist was für ein hungerund kältefreies Leben vor den Türen des
Lagers. Dahinter werden die bald Toten
begeiert: „Wir haben im Lager gelernt,
die Toten abzuräumen, ohne uns zu
gruseln. Wir ziehen sie aus, bevor die
Starre kommt, wir brauchen ihre Kleider, um nicht zu erfrieren. Und wir essen ihr gespartes Brot.“ Das Lagerleben
ist ein praktisches. Dazu gehört auch,
dass die eigene Homosexualität im
Dunkeln bleibt, um nicht erschlagen zu
werden als Strafe für das falsche sexuelle Begehren. Leos einstige Erleichterung bei seiner bevorstehenden Deportation, den „Fingerhut der kleinen
Stadt“ verlassen zu können, in der er
sich ausschließlich im Park, im Bad und
im Geheimen mit DER SCHWALBE oder
DER PERLE zu treffen vermochte, wird
schnell relativiert.
Wie Herta Müllers Mutter und
Oskar Pastior kehrt auch der Romanheld nach Jahren nach Hause zurück.
Das Heimweh, das im Lager nicht zu gebrauchen war, wird auch nach der Rückkehr nicht gestillt, die Eingliederung des
mittlerweile 22-Jährigen ohne Berufsausbildung, der immer noch unter der
Knechtschaft der Schaufel des Arbeitslagers steht, scheitert. Masochistische
Verbundenheit zur Lagervergangenheit
und chronischer Hunger machen Leo
rastlos:„Wenn ich mit anderen Personen esse, werde ich unangenehm. Ich
esse rechthaberisch.“ Leopold Auberg
bleibt einzig das Schweigen im Nacken
und jenes im Mund. Herta Müller hat
dieses Schweigen versprachlicht. Das ist
❚
gut und notwendig gewesen.
Herta Müller: Atemschaukel
Hanser 2009, 19,90 Euro (D)
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 39
lesezeichen
Depression und
Liebe
Feministinnen kommen
nicht gut weg. Allerdings
auch die meisten anderen
Menschen nicht. Die Frau,
die in Sibylle Bergs neuestem Roman im Mittelpunkt steht, ist eine gnadenlose Misanthropin.
Eine alternde, angstneurotische Einzelgängerin,
die über ihren glücklosen und entwürdigenden
Liebschaften mit deutlich jüngeren Männern jeden Glauben an menschliche Beziehungs- und
Begeisterungsfähigkeit verloren hat. Bis sie eines Tages den Mann findet, auf dessen Bauch
sie sich zuhause fühlt. Ein Buch voll detailreichdepressivem Weltekel und die anrührende Geschichte einer ruhigen, großen Liebe.
Lea Susemichel
Sibylle Berg: Der Mann schläft
Hanser 2009, 19,90 Euro (D)
lich an den Verstand appelliert und manches gerade dadurch unverständlich, wie in „Wandlung“
(„Das hat nichts mit Tod, doch viel mit Sterben zu
tun“). Nicht wirklich schwierig, aber oft eher
schwerfällig als schwermütig. Bilder passen nicht
und verpassen und verstellen den Moment. Belehrungen killen die zarte und wilde Lyrik. Nicht
immer: In manchen Gedichten finden Gedanken
und Worte zueinander, treffen sich, sind treffend,
wie in „Freundschaft“, wie in „Und wundern sich“.
Der einfachen Wahrnehmung und der unmittelbaren Magie der Worte traut sie vielleicht nicht
genug, und traut sich dann nicht genug.
Die 1934 in Dortmund geborene, in Frankfurt/Main lebende Autorin arbeitete lange als
Übersetzerin („Sprachen sind durch Worte getrennt“) in Luxemburg und hält sich häufig in Israel auf. Sie hat Serge Gainsbourgs Liedtexte
übersetzt und zahlreiche Essays in Zeitschriften
und Anthologien veröffentlicht. Vielleicht ist
Barbara Höhfeld in erster Linie Intellektuelle, Essayistin und Romanautorin. Ihr Roman „Ginsburg und der Rotkohl“ (Editions Phi, Luxemburg,
1999), mit heißen Tipps nicht nur für Vegetarierinnen, gehört ins Menü der lesenden Feministin.
Barbara Höhfeld: Aus Bildern zusammen setzen
40 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
Claire Benedikt
Katja Kauer: Popfeminismus! Fragezeichen!
Frank & Timme 2009, 19,80 Euro (D)
Männerproblem
Michèle Thoma
Erlöst vom Denken
Wunderschön das lakonische „NATHALIE“, das mit
wenigen Worten so viel
aussagt. Bild, Stimmung
werden mit einem Blick erfasst. Treffend „Eros allein“,
schön die Liebesgedichte
„St. Emilion“, das weise
und berührende „An einen italienischen
Freund“. Die allereinfachsten und schlichtesten
Gedichte sind klar, kräftig, erfrischend. „Weihnachtsmarkt“, „Klammerbeutel“: dicht und
leicht wie Haikus. Am besten ist Barbara Höhfelds Lyrik dort, wo sie sich erlöst vom Denken,
sich Gedanken-Freiheit gestattet.
Die Sprache ist meistens einfach, unverblümt, beinahe sachlich. Obschon Wehmut hereinweht, ist Pathos weit weg. Allerdings verstellen Erklärungen oft die Klarheit, wird umständ-
„Feuchtgebiete“), wie unterschiedlich sich Popfeminismus präsentiert, und wie vielfältig er
wahrgenommen werden kann. „Der gemeinsame Nenner von Popfeministinnen ist eine popkulturell geprägte Performanz, die bunt gemischt, durchdacht gesampelt, leicht punkig
oder stark feminin stilisiert sein kann, gepaart
mit dem Bewusstsein, dass Rollenzuschreibungen etwas sind, dessen Frau sich zu erwehren
hat, selbst wenn es einfacher wäre, mit dem
Hang zur Weiblichkeit auch die alten Rollenmuster nachzuleben.“ Vor allem geht es der Autorin darum zu zeigen, dass Popfeminismus kein
sinnentleertes Phänomen, sondern eine Möglichkeit ist, neue Ebenen feministischer Praxis zu
erschließen und feministische Traditionen kontextuell neu zu beleben.
Eine interessante, gut strukturierte und verständliche Einführung.
Khorshid Verlag 2009, 16.50,- Euro
Pop und Feminismus
Lassen sich Pop und Feminismus miteinander vereinbaren oder widersprechen sie sich grundsätzlich? Schließen sich falsche
Wimpern und echte Emanzipation aus? Diesen Fragen geht die Kulturwissenschaftlerin Katja Kauer in ihrer Einführung „Popfeminismus! Fragezeichen!“ nach. Kauer beschreibt die Entwicklung der feministischen
Theoriebildung von den 1970ern bis heute und
zeigt anhand aktueller literarischer Analysen
(„Neue deutsche Mädchen“, „Zuckerbabys“ und
Könnte auch Männern
demnächst beim Vorstellungsgespräch die private
Frage gestellt werden, wie
es denn um ihre Kinderwünsche bestellt ist?
Wenn es nach Patrick Ehnis geht, sollen auch Väter
als Menschen betrachtet werden, die auf dem
Arbeitsmarkt nur noch eingeschränkt eingespannt werden können. In seinem Buch „Väter
und Erziehungszeiten“, das im Ulrike Helmer
Verlag erschienen ist, macht er das übliche Frauenthema über die Vereinbarkeit von Beruf und
Familie zu einem Männerproblem. Was motiviert Väter, Sorgearbeit zu übernehmen? Was
hält sie davon ab? Hierzu interviewte er Väter,
die in den ersten drei Jahren nach der Geburt eines Kindes Elterngeld und Elternzeit in Anspruch nehmen. Nicht mal zwanzig Prozent der
lesezeichen
Väter wagen diesen kleinen Schritt zu einer
gleichberechtigten Arbeitsteilung. Vielfach
scheitert der Goodwill von Vätern an den klassischen Rollenbildern in der Unternehmenspolitik.
Trotz familienfreundlicher Werte auf dem Papier
erschweren Einkommensungleichheiten, die
Abwertung von Haushaltsarbeit sowie die Ehe
als politisch begünstigtes Familienmodell egalitäre Familienkonzepte. So geraten Frauen mit
der Geburt eines Kindes in eine Retraditionalisierungsfalle. Das heißt, der Mann bleibt der Familienernährer dank seiner besser bezahlten
Vollzeitstelle, den Frauen bleibt der Balanceakt,
die Rollen der Mutter, Hausfrau, Partnerin und
häufig auch Teilzeitarbeiterin zu vereinen. Um
dieser Falle zu entgehen, schlägt Ehnis ein Umdenken vor, das sich auch politisch, sozial und
kulturell manifestieren muss. Trotz der Forderung nach parallelen Elternzeiten und einer
besser bezahlten Erziehungsarbeit, klagt er keine
Sonderrechte für Eltern ein. Er fordert stattdessen eine allgemein veränderte Arbeitskultur, die
mit Arbeitszeitverkürzung, individuellen beruflichen Auszeiten und mehr Mitbestimmungsrechten eine gleichberechtigte Perspektive bietet auf
mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie, oder
anders: Geld verdienen und Lebensentwürfen.
Leben, zum Beispiel ihrer Zeit bei den Roma. Die
dokumentarische Ebene des Romans setzt sich
aus Gesprächsprotokollen zusammen, stammelnden Zeugnissen der Schuld. Die Eindrücke
von Picklers Umgebung ermöglichen es, ein Bild
der „Artistin“ als Mosaik zu rekonstruieren, ein
besonderes Mädchen in einem von Drogen und
Prostitution geprägten Milieu. Genauso wie sich
Picklers Charakter nach und nach erschließt, offenbart sich aber auch die engagierte Psychologin Judit, die in dem Fall zunehmend ihre professionelle Distanz verliert.
Briefe an die unsichtbare Freundin ihrer Schwester und später auch an ihre Mutter, dabei muss
sie herausfinden, was ihr selbst guttut.
Suzanne LaFleur entwirft in ihrem Debüt
trotz des tragischen Themas komplexe und liebenswerte Charaktere und eine amerikanische
Idylle, wo nach einem Besuch auf der Rollschuhbahn Sprite aus Krügen getrunken wird und
Kinder sich im Wald und Schnee herumtreiben.
Ein unglaublich schönes, trauriges Buch.
Fiona Sara Schmidt
Suzanne LaFleur: Mich gibt’s auch noch!
Fiona Sara Schmidt
Dressler 2009, 13,90 Euro (D)
Kriszta Bódis: Artista
Voland & Quist 2009, 19,90 Euro (D)
Schnipp-schnappDie Frau zum Tag
pappe-la-papp
Ein guter Tag beginnt mit
einer Frau. Ein guter Kalender lässt mich jeden
Tag eine berühmte Frau
kennenlernen. 2010 gibt’s
die einzelnen Porträts im
Frauen-Kalender von Luise F. Pusch zwar nur mehr
monatlich, dafür aber in doppelter Länge. Mehr
über Naomi Klein, Marie Tussaud oder Rosa
Parks erfahren? 2010 kann kommen!
Ausgerüstet mit Schere,
Papierkleber, Lineal, Stricknadel, Locher, Nähnadel,
Faden, Schnur, Musterklammern, Papiertaschentuch, Buntstiften und einem „begabten Erwachsenen“ als Extra-Zutat,
Kendra Eckhorst
der im Bedarfsfall helfend einspringt, kann das
eigentliche Lesen losgehen. Schnipp-schnappPatrick Ehnis: Väter und Erziehungszeiten – Politische, kulturelle und subpappe-la-papp werden als erstes die Hauptfigujektive Bedingungen für mehr Engagement in der Familie.
ren der Geschichte, Fräulein Pop und Mrs. Up,
Ulrike Helmer Verlag 2009, 29,90 Euro (D)
Bettina Enzenhofer
ausgeschnitten, die sich fortan auf ihre selbst
kreierte Abenteuerreise begeben. Von der LeseLuise F. Pusch: Berühmte Frauen. Kalender 2010.
rin ist nun einiges an Geschick gefragt, um all
Artistin der Freiheit Suhrkamp 2009, 9,90 Euro (D)
diese Fantasien auch umzusetzen. Sei es die erste Übernachtung im Zelt, die Dschungelpirsch,
Kriszta Bódis ist eine Andie Tigerüberlistung, der aufregende DrachenTapfere Mädchen
wältin der gesellschaftliflug, die langweilige Seefahrt, die echte Fata
chen AußenseiterInnen
Morgana in der glühenden Wüste oder der Bau
Aubreys Mutter ist eines
aus Ungarn. 2006 erzählte
eines Iglus. Ständig ist man mit den BastelutenMorgens verschwunden.
sie mit ihrem Dokumensilien beschäftigt. Dann endlich haben die beiWeil Ferien sind, kann sich den Damen genug. Sie wollen wieder nach Hautarfilm „Dorfromanze“ von
die 11-Jährige zuerst mit
einer komplizierten Liebe
se auf ihren Schreibtisch. Und Schnipp-schnappCrackern und Käse vor dem pappe-la-papp liegen sie wieder zwischen ihren
zwischen Frauen in der
Fernseher verkriechen. Seit alten Schreibutensilien.
Provinz. Mit „Artista“ gelang ihr nun ein
ihre Schwester und ihr Vabelletristischer Bestseller, der auf mehreren EbeMit tollen Bildern, einer witzigen Geschichter bei einem Unfall ums
nen von gesellschaftlichen Missständen und der
te und einer guten Bastelanleitung macht AntLeben gekommen sind, fällt es Aubrey schwer,
Sehnsucht nach Anerkennung einer jugendlije von Stemm dieses Buch zu einem echten Lechen Ausreißerin erzählt. Ein Jahr nach dem un- mit anderen zu sprechen – außerdem hat sie
sespaß. Dass je nach Alter und Geschick des
Angst, als verwahrlostes und vernachlässigtes
geklärten Tod des 14-jährigen Heimkindes PickKindes manche Bastelarbeiten von einem ErKind abgestempelt zu werden. Doch Aubreys
ler versucht eine Psychologin über Gespräche
wachsenen übernommen werden müssen, ist
Oma, genannt Gram, holt ihre Enkelin in das idy- nicht unbedingt ein Nachteil. Bietet es doch die
mit den überforderten Eltern, ratlosen ErzieherInnen und kaputten Freunden herauszufinden, llische Vermont. Mit unendlicher Liebe und GeGelegenheit, mal wieder so richtig kreativ zu
was geschehen ist. Die quirlige und widerborsti- duld helfen Gram und ihre neue Freundin Bridwerden.
ge Pickler konnte sich nicht in einem System der get der verwirrten Aubrey, trotz ihrer Trauer wie- Svenja Häfner
Verwahrung arrangieren und brach, getrieben
der festen Boden unter die Füße zu bekommen.
von der Sehnsucht nach ihrer Mutter, immer
Die Nachbarsfamilie kann dabei genauso hilfAntje von Stemm: Die Pop-up-Girls. Abenteuer im Papierland. Ein Pop-upwieder aus diversen Heimen aus. Manche Kapi- reich sein wie FreundInnen, der Onkel oder die
Buch zum Selberbasteln
tel erzählen in poetischer Sprache aus Picklers
Schulpsychologin. Außerdem schreibt Aubrey
Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2009, 14,90 Euro (D)
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 41
ge.sehen
Alder Gott
Julia Roßhart war auf einer katholischen Hochzeit.
Meine dritte Hochzeit und zugleich meine erste heterosexuelle und katholische. Premiere
also. Geladen hatte eine Freundin, die mir aus frühen Studienzeiten geblieben ist. Den Bräutigam
kannte ich nur von Fotos.
Als queere Feministin war der Austritt aus der katholischen Kirche für
mich unvermeidlich gewesen – entsprechend war die Vorfreude, besagte
Freundin wiederzusehen, nicht ganz
ungetrübt. Auf das, was dann kam, war
ich allerdings nicht vorbereitet. Das
Event startete mit einem eineinhalbstündigen katholischen Gottesdienst.
Dieser wurde eröffnet durch den Einzug
der Braut ins Kircheninnere – am Arm
ihres Vaters –, um vor dem Altar an
ihren zukünftigen Ehemann abgegeben
zu werden. Sie wird sich etwas dabei
gedacht haben, da bin ich mir sicher.
Dennoch: Die Symbolik lässt wenig
Raum für emanzipative Deutungen. Ich
fürchtete das Schlimmste. Schlimm war
dann etwa der wiederholt und bedeutungsschwanger vorgetragene Satz:
„Gott hat den Menschen als Mann
[Pause] und als Frau [Pause] erschaffen.“ (Übersetze: Es gibt genau zwei
und zwar wesenhaft verschiedene Geschlechter, die gleichsam ergänzend zusammengehören.) Heteronormativität
vom Feinsten. Beim Eheversprechen
rutschte ich unruhig auf der Kirchenbank umher. Die beiden Fast-Eheleute
aber blieben regungslos sitzen, tauschten Ringe und schworen vor Gott: Etwa
dass sie die Kinder, die Gott ihnen
schenken möchte, annehmen werden
(Verhütungs- und Abtreibungsverbot);
und dass sie bis zum Tode zusammenbleiben würden, egal was kommt, denn
„was Gott verbunden, das darf der
Mensch nicht wieder trennen“ (Scheidungsverbot). Abschließend trugen ge42 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
ladene Hochzeitsgäste mitleidsvolle
Fürbitten für Alleinstehende und Alleinerziehende vor. Ich trat in einen Generalstreik: Ich unterdrückte von nun an
selbst jene katholischen Gesten, welche
auch nach Jahren noch in mein körperliches Gedächtnis eingeschrieben sind.
Auch katholische Gottesdienste
sind irgendwann einmal zu Ende. Die
Party konnte beginnen. Getanzt wurde
in streng heterosexueller Paarformation, und die drei Lesben am anderen Ende des Saals verließen die Feierlichkeiten vorzeitig; die Mutter des Bräutigams überreichte als Hochzeitsgeschenk ein goldenes Kreuz, nicht ohne
es vorher wie zur Teufelsaustreibung
mit ausgestreckten Armen im Halbkreis
über die Hochzeitsgäste zu führen. Da
wurden Herzchen gemalt, Toasts ausgesprochen, Geschenke überreicht, Lebenswege erzählt, Lieder gesungen, Reden geschwungen, Fotos projiziert, Buffets eröffnet und Spiele gespielt. Und all
das, weil sich zwei Menschen für den einen Lebensweg entschieden haben und
nicht für einen anderen.
Nachdem ich mich eine Weile
durch das Schreiben von Kurznachrichten an meine Außenwelt angedockt
hatte, floh ich schließlich nach draußen
auf den Parkplatz. Langsam zeigte
glücklicherweise der Wein – Marke
„Alder Gott“ – seine Wirkung, und ich
schuf qua telefonischer Kontaktaufnahme nach draußen eine heilsame Distanz zur kollektiven heteronormativen
Selbstzufriedenheit da drinnen. Ich spazierte an den Autoreihen der Hochzeitsgäste entlang und blieb an etwas
Deutschlandfarbenem hängen – einem
großen Schriftzug auf der Heckscheibe
eines Wagens, der da lautet: „Mehr Kinder wagen“. Ich begann an meiner eigenen Integrität zu zweifeln angesichts
der Tatsache, dass ich mich durch mein
stillschweigendes Ver- und Aushalten
gewissermaßen zur Komplizin dieser
heteronormativen Selbstherrlichkeit
machte. Dass da zwei Personen einen
gemeinsamen Plan fassen, nämlich eine dauerhafte Zweierbeziehung zu
führen – why not? Verdächtig aber ist
das Beifallklatschende (Endlich! Geschafft! Wurde auch Zeit!) ebenso wie
der allseitig betriebene bedeutungsheischende Aufwand, mit dem es keine andere Festlichkeit aufnehmen kann. Aber
sprengen, nein sprengen wollte ich diesen „schönsten Tag“ im Leben der Braut,
die immerhin meine Freundin ist, nicht.
Tatsächlich schien es für sie ein schöner
Tag zu sein – darüber war ich ehrlich
froh – , und das sollte auch so bleiben.
Drinnen wurde des Pfarrers liebster Satz „Was Gott verbunden, das darf
der Mensch nicht wieder trennen“ von
Bekannten und Verwandten in ernsthafter Zustimmung zitiert, und die
Hochzeitsgäste forderten das Brautpaar in spontaner Lieddichtung zur baldigen Reproduktion auf. Um kurz nach
eins verzog ich mich auf das mir zugewiesene Zimmer im ehemaligen katholischen Internat, wo ich dank „Alder
Gott“ einen emotional erschöpften
Schlaf schlief.
Ich brauchte mehrere Wochen, um
das Trauma zu verarbeiten. Im kurz darauf folgenden Spanienurlaub mochte
ich keine Kirchen besichtigen – es verdarb mir die Urlaubslaune. Inzwischen
war ich übrigens auf einer weiteren
Hochzeit, wieder katholisch und (damit
zwangsläufig) heterosexuell. Und es
war ehrlich nett, ich hatte Spaß. Dennoch: Ohne Abwertung anderer Lebenskonzepte und -realitäten (als Single, in
nichtmonogamen Beziehungen, als lesbisches oder schwules Paar u.a.m.) ist
die kollektive Bejubelung der heterosexuellen Eheschließung nicht zu haben. ❚
an.künden
musik.tanz.fest
3.12., 20.00, Wien
Ljubinka Jokic & Yok. Balkan Groove
Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße
169, T. 01/988 98/111, kulturhaus@
sargfabrik.at, www.sargfabrik.at
4.12., 21.00, Wien
Trans*Quote. Spoken Word
Performance LYNNEE BREEDLOVE
fluc, 1020 Wien, Praterstern 4, www.fluc.at,
Facebook: Quote Vienna
Ost-Klub, 1040 Wien, Schwarzenbergplatz 10,
www.initiative.minderheiten.at,
www.ost-klub.at, Spende: 9,- Euro
16.12., 20.00, Wien
Regina Spektor
Gasometer, 1110 Wien, Guglgasse 8,
www.planet.tt
31.12., 22.00, Wien
Gala Burlesque Brutal. Der große Ausritt (Performance/Party) Mit Katharina
Daschner, Denice Fredriksson, u.a.
brut im Konzerthaus, 1030 Wien,
Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04,
tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at
Trans*Quote Spezial
Damit das Warten auf’s Christkind nicht so hart wird, gibt’s vom feministisch-queeren DJ-Kollektiv „Quote“ schon
am 4. Dezember was Feines: Ein Trans*Quote-Abend mit Special Guest Lynn(ee) Breedlove, Musiker*, SpokenWord-Artist und Performance-Künstler* aus San Francisco. Plus: Bühnenshows von Crazy Bitch In A Cave,
Rosemary’s Babies, Dorian und anderen. Für den Tanz-Sound sorgt neben der „Quote“ DJ Sissyboy.
4.12., 22.00, fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at, www.lynnbreedlove.com, www.myspace.com/quotistinnen
film
3.12., 19.00, Wien
La Pivellina. Let’s talk about … Scripts!
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
3.-13.12., Wien
This Human World
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1,
Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße
24, Burg Kino, 1010 Wien, Opernring 19,
www.thishumanworld.com
11.12., 18.00, Wien
Antikolonialismus im Film: Amandla! A
Revolution in Four Part Harmony
Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative Dar al Janub - Zentrum
Interkultureller Begegnung, 1030 Wien,
Kleistgasse 8, T. 01/676 78 93 413
ab 14.12., Wien
Verliebt, Verzopft, Verwegen
Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1
16.12., 19.00, Wien
Ciné FRAME_in zeigt: „Geschlecht ist
Geschlecht ist Geschlecht“
Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstr. 24
27.12., 14.30, Dornbirn
Pippi geht von Bord. Kinderzeichentrickfilm nach dem gleichnamigen
Kinderbuch von Astrid Lindgren
Spielboden, 6850 Dornbirn, Färbergasse 15,
T. 05572 219 33, spielboden@spielboden.at,
www.spielboden.at
17.1.2010, 17.00, Jena
„Working on it“ Film und Workshop
mit Karin Michalski
Café Wagner, 07743 Jena, Wagnergasse 26,
http://koerpermacht.blogsport.de/
programm
22.1.2010, 19.00, Wien
1989. Copy me – I want to travel
(D/F 2004) Von Pauline Boudry,
Brigitta Kuster und Renate Lorenz
Kunsthalle im MuseumsQuartier, 1070
Wien, Museumsplatz 1,
www.kunsthallewien.at
1.2.2010, 20.00, Jena
„Die Heide ruft“ Film und Gespräch
zur Sexualbegleitung für Menschen
mit Beeinträchtigung
Café Wagner, 07743 Jena, Wagnergasse 26,
http://koerpermacht.blogsport.de/
programm
bühne
bis 6.12., Wien
Internationales a-cappella-Festival
VOICE MANIA
Unter anderem Semper Depot,
Schauspielhaus Wien und Ost Klub.
Nähere Infos unter www.voicemania.at
1.-4.12., 19.30, Wien
Beautyfri
3raum-anatomietheater, Raum 2, 1030
Wien, Beatrixgasse 11, www.3raum.or.at
3.-5.12., 20.30, Wien
as time goes by. dance/theatre
performance
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
karten@kosmostheater.at,
www.kosmostheater.at,
Kosten: 16,-/12,-/10,- Euro
10.-12.12., 20.30, Wien
Afrika. Von und mit Regina Hofer
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26,
karten@kosmostheater.at,
www.kosmostheater.at,
Kosten: 16,-/12,-/10,- Euro
15.-29.12., 16.30, Wien
1 bis 24. Der lebende Adventskalender
Dschungel Wien, MuseumsQuartier, 1070
Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522 07 20 24,
www.dschungelwien.at
16.-18.12., 20.00, Wien
Bruce LaBruce. The Bad Breast
(Theater/Musik/Performance)
brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5,
T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at,
www.brut-wien.at
19.12., 10., 31.1.2010, 16.00, St. Pölten
Pünktchen und Anton. Regie: Christine
Wipplinger
Landestheater Niederösterreich,
3100 St. Pölten, Rathausplatz 11
s e m i n a r . w o rk s h o p
3.12., 19.00, Wien
Alles was Recht ist. Ein Survivaltraining für Künstler_innen. Kunstförderung und Subventionsansuchen
IG Bildende Kunst, 1060 Wien,
Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/24 09 09,
office@igbildendekunst.at,
www.igbildendekunst.at
4.-5.12., Berlin
20 Jahre institutionalisierte Frauenund Geschlechterforschung an der
Humboldt-Universität Berlin
Senatssaal der Humboldt-Universität,
10117 Berlin, Unter den Linden 6,
www.gender.hu-berlin.de
15.12., 9-17.00, Wien
Sexuelle Übergriffe unter Kindern.
Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt
an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: Pro
Person Euro 60,–, vor Ort zu bezahlen. Anmeldung per Mail, Brief oder Anruf bis 7.12.
8.,9.1.2010, 10-16.00, Wien
Macht und Begehren. Bilder als Agenten im politischen Feld. Lehrveranstaltung Gender/Queer WiSe 2009.
Lehrende: Dr.in Antke Engel
Akademie der bildenden Künste, 1010 Wien,
Schillerplatz 3, IWK, Raum M20, Mezzanin
12.1.2010, 9-17.00, Wien
Sexuelle Gewalt in Institutionen
Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt
an Mädchen und Buben, 1090 Wien,
Berggasse 32/4, T. 01/8109031,
office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org,
Kosten: 60,- Euro, vor ort zu bezahlen,
Anmeldung bis 5.1.
26.1.2010, 9-17.00, Wien
Medien und sexualisierte Übergriffe
Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt
an Mädchen und Buben, 1090 Wien,
Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31,
office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org,
Kosten: 60,- Euro, vor Ort zu bezahlen,
Anmeldung bis 19.1.
v o r t r a g . d i s ku s s i o n
1.12., 17-20.00, Wien
Frauenkarriere. Männerbarriere?
Universität für Bodenkultur, 1190 Wien,
Peter Jordan Straße 82, Schwackhöfer
Haus, EG, Seminarraum SR06,
www.boku.ac.at/gleichbehandlung.html
bis 22.6.2010, Di, 18-20.00, Wien
Obskure Differenzen: Psychoanalyse
und Gender Studies? 9. Ringvorlesung
im Rahmen des Masterstudiums
Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums Gender Studies
ny: Raum schaffen – sichtbar machen:
Frauenrepräsentationen in der Kunst
Hörsaal B, Campus der Universität Wien,
Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2, www.univie.ac.at/gender
Kubus EXPORT. Der transparente Raum,
1080 Wien, Lerchenfelder Gürtel/Höhe
Friedmanngasse, Gürtelbogen 48, LiveÜbertragung auf Radio ORANGE 94,0 und
unter www.outofspace.at
2.12., 18.30, Wien
Feministische Theorie und Gender
Studies: Meri Disoski: „Verkleideter
Phallus“? Androgynie in der
feministischen Rezeption am Beispiel
der Mignon
IWK, 1090 Wien, Berggasse 17,
iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk
2.12., 19.00, Wien
BackTalk – Strategien gegen Rechts.
Gespräch mit Isolde Charim (Philosophin) und Hikmet Kayahan (Bündnis
gegen den Rechtsruck)
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
4.12., 18.30, Wien
Bete Hermann: Körperkommerz. Die
Verwertbarkeit des menschlichen
Köspers im Spannungsfeld zwischen
Selbst- und Fremdverfügung
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
4.12., 19.00, Wien
1989. Ende der Geschichte oder Beginn
der Zukunft? Diskussion: Nationalismus. Mit u.a. Biljana Srbljanovic
(Schriftstellerin und Dramaturgin)
Kunsthalle Wien, MuseumsQuartier, 1070
Wien, Museumsplatz 1
7.12., 19.00, Wien
Abstrakte und Konkrete Utopien. Trotz
alledem: 1989 bis 2009
Fleischerei/Projekt Theater STUDIO, 1070
Wien, Kirchengasse 44, www.experimentaltheater.com
9.12., 13.1.2010, 18.00, Wien
Gender in der Populärkultur. Vortragsreihe der Koordinationsstelle für Genderfragen und des Arbeitskreises für
Gleichbehandlungsfragen
Universität für angewandte Kunst, 1010
Wien, Oskar Kokoschka-Platz 2, Lichthof B
11.12., 19.00, Wien
Lady’s Public. Sabine Folie und Marion
von Osten im Gespräch mit Elke Kras-
14.12., 18.30, Wien
Lioba Theis: Die ausgegrenzten,
vertriebenen und ermordeten WissenschaftlerInnen des Kunsthistorischen
Instituts der Universität Wien
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
16.12., 18.30, Wien
Gudrun Ankele: Versuchsweise
extrem. Feministische Manifeste
zwischen radikaler Individualität und
utopischer Gemeinschaft
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
21.12., 18.30, Wien
Pia Janke: „Eine Frau steht für alle
Frauen“ – Elfriede Jelineks Zusammenarbeit mit Künstlerinnen
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
11.1.2010, 18.30, Wien
Christine Kanzler: Österreichische
Alpinistinnen des 19. und frühen 20.
Jahrhunderts
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
18.1.2010, 18.30, Wien
Christine Kanzler, Ilse Korotin, Karin
Nusko: Projektpräsentation:“Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Eine biografische Datenbank”
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at
21.1.2010, 19.00, Wien
Karin Schneider: Kunstvermittlung
zwischen Prekariat und Professionalisierung. Respondenz: Katharina
Morawek
Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522
76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 43
Fo t o : A c e M o r g a n
7.12., 20.30, Wien
Inter-Culture Club – Das Benefiz von
und für die Initiative Minderheiten
an.künden
bis 10.3.2010, Wien
Birgit Juergenssen
„Dykes on bikes“ Stammtisch. Der
Motorradclub für Lesben
Vertikale Galerie, 1010 Wien, Verbund
Zentrale, Am Hof 6a, jeweils Mittwoch um
18.00, Anmeldung unter T. 01/524 98 03 11
7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19,
dob@dykesonbiles.at,
www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden
2. Montag
lesung
2.12., 19.00, Wien
Grundbücher der österreichischen
Literatur seit 1945. Barbara Frischmuth: Die Mystifikation der Sophie Silber. Diskussion: Elke Brüns und
Gerlinde Haid
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46
74, literarisches.quartier@alte-schmiede.at
25.1.2010, 18.30, Wien
Karin Gradwohl-Schlacher:
Autorinnen im Nationalsozialismus
IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst,
1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42,
www.univie.ac.at/iwk,
iwk.institut@aon.at
a u s s te l l u n g
bis 14.2.2010, Ludwigshafen
Gegen jede Vernunft. Surrealismus
Paris – Prag
Wilhelm-Hack-Museum und Kunstverein,
67059 Ludwigshafen am Rhein, Berliner
Straße 23, T. +49/621 504 3045,
hackmuseum@ludwigshafen.de,
www.wilhelm-hack-museum.de
bis 31.1.2010, Berlin
Ilse Heller-Lazard. Der Auftrag der
Farbe
Das Verborgene Museum. Dokumentation
der Kunst von Frauen, 10625 Berlin,
Schlüterstrasse 70, T. +49/30/313 36 56,
www.dasverborgenemuseum.de
bis 31.1.2010, Klagenfurt
Katalin Déer: Gottes Haus
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten,
9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse,
T. 0463/536 305 42, www.mmkk.at
bis 31.1.2010, Klagenfurt
Zeitgenössische Fotografie. Neue Positionen aus Österreich
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten,
9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse,
T. 0463/536 305 42, www.mmkk.at
bis 12.12., Wien
Gudrun Lenk-Wane: „wohin.kommen.weiter.gehen.“
KosmosTheater, 1070 Wien,
Siebensterngasse 42, T.: 01/523 12 26,
karten@kosmostheater.at,
www.kosmostheater.at, geöffnet an
Spieltagen, ab 90 Minuten vor
Vorstellunsgbeginn
44 an.schläge dezember 2009 jänner 2010
bis 18.12., Wien
Jemima Stehli: She looked back
Galerie Raum mit Licht, 1070 Wien,
Kaiserstraße 32, galerie@raummit-licht.at, www.raum-mit-licht.at
bis 10.1.2010, Wien
Olga Chernysheva: Inner Dialog
Bank Austria Kunstforum, 1010 Wien,
Freyung 8
bis 10.1.2010, Wien
Teofila Reich-Ranicki: Bilder aus dem
Warschauer Ghetto. Eine Ausstellung
des jüdischen Museums Frankfurt im
Jüdischen Museum Wien
Jüdisches Museum Wien, Museum
Judenplatz, 1030 Wien, Judenplatz 8,
T.: 01/535 04 31 310, www.jmw.at
10.12., 19.30, Wien
Dogma. Chronik. Arschtritt. Die
monatliche Lesebühne. Gäste:
Mascha und Barbi Markovic
Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13,
www.autohr.at
17.12., 19.00, Wien
Barbara Bongartz: Perlensamt
„Zwischen den Welten“ –
Mamazonen. Erfahrungsaustausch
für lesbische [Co]Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,
www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich,
Kosten: 3,60 Euro
Dienstag
Lila Tipp in der Rosa Lila Villa, 1060 Wien,
Linke Wienzeile 102, www.villa.at
Kulturzentrum bei den Minoriten, 8020
Graz, Mariahilferplatz 3, www.minoritenkulturgraz.at, www.autohr.at
Dr. Karl-Renner-Institut, 1120 Wien,
Khleslplatz 12, T. 01/804 65 01, post@renner-institut.at, www.renner-institut.at,
Besichtigung während der Bürozeiten:
Mo-Do 8-17.00, Fr 8-13.00
X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/
Raimundpassage 2, office@RKLambda.at,
www.rklambda.at, jeden 1. Montag
17.12., 19.00, Wien
Helga Pankratz „Goi Weinreb und
seine koshere Mishpoche“, Karin Rick
„Chaosgirl“
MUMOK Museum Moderner Kunst,
MuseumsQuartier, 1070 Wien,
Museumsplatz 1, www.mumok.at
bis 29.1.2010, Wien
Astrid Kitzler: Schlaraffenland,
Johanna Klement: Allone. Neue
Druckgrafiken aus der Klasse für
Grafik der Universität für
angewandte Kunst.
Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees
Lambda
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
22.1.2010, Graz
Mieze Medusa und Markus Köhle
lesen aus „Doppelter Textpresso“
Hofmobiliendepot, 1070 Wien,
Andreasgasse 7, T. 01/524 33 57,
info@hofmobiliendepot.at,
www.hofmobiliendepot.at
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29,
T. 01/89 58 440, office@frauensache.at,
www.frauensache.at,
jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00,
Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro
Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010
Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46 74,
literarisches.quartier@alte-schmiede.at
bis 14.2.2010, Wien
Gender Check. Rollenbilder in der
Kunst Osteuropas
bis 14.2.2010, Wien
Wohnen zwischen den Kriegen.
Wiener Möbel 1914 – 1941. Komplette
Wohnungseinrichtungen von unter
anderem Margarete Schütte-Lihotzky
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da nicht so sicher sind
f i x te r m i n
Montag
Offener Treff für junge Lesben … und
solche, die es noch werden wollen.
Treffen für Mädchen und Frauen
zwischen 13 und 20 Jahren
Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke
Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at,
www.villa.at, jeden Montag 17-19.00
Diskuthek im Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200,
www.frauenzentrum.at,
jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00
Frauencafé
Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz,
Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00,
www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00
Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz,
3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40,
abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00
Q-motion Stammtisch
Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof
Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di
im Monat ab 19.00
Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für
Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen
Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020
Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich
jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263,
shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung
erforderlich, kostenlos,
www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer
_Maedchen_un.747.0.html
Babykino. Für Mütter und Väter mit
Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den
Kinosaal mitgenommen werden können.
Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12,
T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/
f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00
Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen
aller Altersgruppen
Autonomes Frauenzentrum, 9.,
Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock,
Info: T. 01/545 43 93
ViennaMix. Verein von und für
les.bi.schwul.transgender
MigrantInnen in Wien
Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28,
jeden 2. Di ab 20.00
Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20,
T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at,
jeden Di 19.30-21.00
Mittwoch
Chatberatung – frauenspezifisch
und anonym
jeden Mittwoch von 17 bis 19.00,
Terminvereinbarung unter www.frauenberatenfrauen.at – Onlineberatung
Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden
Mittwoch, 17.00, Innenministerium
Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse
7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at
Frauencafé
Jugendzentrum Agathon,
3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49,
Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20,
jeden 1. Mi ab 19.30
Frauencafé
Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020
Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60,
www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00
Transgender-Treff
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27,
www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi
ab 20.00
Deutsch-Konversation
Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck,
Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778,
jeden Mi von 14-18.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche:
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020
Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580
839, info@frauenlesbenzentrum.at,
www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi
und Fr ab 20.30
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen.
Leitung: Bettina Reinisch
Räumlichkeiten des Notrufs, 17.,
Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22,
www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7
Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin
Lesben-Fußballgruppe
Aufschlag-BALLerinas
PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3,
Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at,
19.30-21.30
Lesbengruppe
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40,
T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at,
jeden Mi ab 19.00
an.künden
Offene Frauengruppe
Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8,
T. 01/581 09 60, www.le-kri.at,
Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen,
1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi,
18-20.00,
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00
Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für
lesbische und bisexuelle Frauen.
Leiterin: Christine Swarowsky
Donnerstag
HelpChat „Halt der Gewalt“
Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00
Feministische Gespräche. Gemütliche
Diskussionsrunde für Feministinnen
FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im
Monat, 19.00
Regenbogenstammtisch Vöcklabruck
Restaurant „Zur Brücke“, 4840
Vöcklabruck, Vorstadt 18,
www.hosilinz.at/gruppen/
hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden
Do ab 20.00
Lesbenabend
HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg,
Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27,
www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00
Salon de Femme
2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9,
ab 18.00
Offener Abend
Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100,
www.queertirol.com, T. 0512/562 403,
jeden Do 20.30
Barbetrieb von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do
u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
FZ-Plenum
FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6,
T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30
Mahnwache und Speakerscorner
Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen
20 u. 20.15, jeden Do
Selbsterfahrungsgruppe für Frauen,
Lesben, Mädchen!
Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung
erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos:
http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392,
Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30
Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige
7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144,
jeden Do 19.00
Spazieren zwischen den Kriegen
Wie die Wiener zwischen den beiden Weltkriegen gewohnt haben, das zeigt die aktuelle Ausstellung im Hofmobiliendepot „Wohnen zwischen den Kriegen. Wiener Möbel 1914-1941“. Unter den InnenarchitektInnen ist leider
nur eine Frau: Margarete Schütte-Lihotzky. Dafür bietet das Depot aber geführte Stadtspaziergänge unter dem
Motto „Schwules und lesbisches Leben im Wien der Zwischenkriegszeit“.
12.12., 16.1., 13.2., 13.3.2010, 14.00, Stadtspaziergang vom Hofmobiliendepot zum Künstlerhaus, Treffpunkt: Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7, www.qwien.at, Kosten: 9,-/7,- Euro
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
tinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten
111. Gerne können Sie auch spontan kommen. Infos: 0664/55 42 656
Joanneumring 3, T. 0316/837 998,
Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr.
13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00
Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4,
Kontakt: queerulantinnen@gmx.at
Nach Vereinbarung
Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für
Lesben und Freundinnen
Samstag
abz.get ready. Die Beratungsstelle für
junge schwangere Frauen und junge
Frauen mit Kind
Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz,
Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/
frauencafe, T. 0316/366 601,
Fr 19-23.00
Vereinscafé Anchorage.
Das Café der erfüllbaren Wünsche.
Offen für alle Frauen und Lesben
Autonomes FrauenLesbenzentrum,
6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15,
T. 0512/580 839,
info@frauenlesbenzentrum.at,
www.frauenlesbenzentrum.at,
jeden Mi und Fr ab 20.30
Barbetrieb mit Musik, Billard,
Fernsehen, Zeitschriften und mehr.
Von und für Frauen/Lesben
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang
Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr
19-24.00, bzw. nach Vorankündigung
g.spot for queers to check in &
freak out
Treffen der „Jungen Herzen“
Subzero, 7., Siebensterng. 27,
jeden 1. Fr ab 22.00
HOSI Wien, 2., Novaragasse 40,
jeden Do ab 19.00
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Freitag
Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden 1. Fr
1. Linzer Lesbenstammtisch
Café Sax, 4020 Linz, Klammstr.,
www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00
Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben,
Schwule u. TG-Personen Treffen
Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17,
Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00
Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch
Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30,
SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr
Resis.danse. FrauenTanzClub.
Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos:
www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab
21.00
First love. Sexualberatung für
Jugendliche zwischen 12 u. 19
Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22.,
Langobardenstr. 122
Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feminis-
Frauenstammtisch – Treffen für
Lesben, bisexuelle und transgender
Frauen und Freundinnen
Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird
alles anders? Beratung und Mediation
für Lesben und Schwule
aus.weg, D-80469 München,
Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de
Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein,
Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55,
www.stammtischkrems.info
/Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00
Frauenberatung
Mostviertel Andersrum.
Lesbisch/schwules Treffen
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
mostviertel_andersrum@hotmail.com,
T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa
Orlando-Party
6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00
Sonntag
HOSI Sonntagsbrunch
Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng.
4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr.
2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at,
jeden 1. So ab 10.30
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626
70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2,
T. 02682/661 24
Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen.
Auch muttersprachliche Beratung
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16,
T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00,
Di 17-19.00
maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen
maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70,
maiz@servus.at, www.servus.at/maiz,
Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00
abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5,
T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at,
Terminvereinbarung erforderlich!
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41,
T. 01/714 39 39
Bright Future für Frauen und
Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM
Bright Future, Afro-Asiatisches Institut,
9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr
9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich!
Coming Out Gruppe
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586
8150, www.villa.at/lilatip/modules/news,
Anmeldungen: Mi 17-20.00
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos!
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele
Knappitsch
FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6
Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54
ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48,
T. 0662/442 255, kostenlos
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-5771
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
Hotline Essstörungen des
Frauengesundheitszentrums Graz
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten
und letzten Sonntag im Monat
E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So
Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo
u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00
Frauenbadeträume
Patchwork-Familien-Service
Badehaus Sargfabrik, 1140 Wiien,
Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at,
Kosten: 12,90 + 4,- Euro Kosmetik, jeden
3. So, 16-20.00, Einlass: 16-bis 17.00,
Anmeldung möglich unter
badehaus@sargfabrik.at oder T. 01/988 98
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro
Verhütungsberatung für Mädchen
und junge Frauen. Mit Monika Vucsak
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,
T. 01/476 15-57 71
Progressive Muskelentspannung.
Mit Petra Öllinger
6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54,
petra.oellinger@web.de,
www.petra-oellinger.at
dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 45
Fo t o : H o f m o b i l i e n d e p o t
Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg.
15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at,
14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend:
48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich
an.künden
bis 21.1.2010, 14tägig, Do, 19-20.30,
Wien
Frauen-Forum. Gesprächsgruppe
Frauen beraten Frauen, 1060 Wien,
Lehárgasse 9/2/17, www.frauenberatenfrauen.at, Anmeldung: T. 01/587 67 50,
zach@frauenberatenfrauen.at
an.schläge
im Februar
3.12., 19.00, Wien
Kunstauktion für Asyl in Not
gesellschaft
Theater Nestroyhof Hamakom, 1020 Wien,
Nestroyplatz 1, Vorbesichtigung der
Partisaninnen
Exponate: 1.12., 2.12., 3.12., 15-19.00 im
Weibliche Formen des Widerstands der
Theater Nestroyhof Hamakom
12.12., 16.1., 13.2., 13.3.2010, 14.00,
Kärntner Sloweninnen
Wien
Stadtrundgang „Schwules und lesbisches Leben im Wien der ZwiB i l d : C o v e r a u s s c h n i t t Ka r i n R i c k „ C h a o s g i r l “
schenkriegszeit“
an.schläge
Hofmobiliendepot, Treffpunkt: 1070 Wien,
Andreasgasse 7,
TV
www.hofmobiliendepot.at, Kosten: 9,-/7,Euro
7.12.,
21.00
14.12., 20.30, Wien
Alles Gute – ein Umgang. Adventspaziergang 7. Bezirk. Die Fleischerei zeigt
OKTO
„Auf Achse 09“ mexicana: Un Viaje
AUF
desde la Invisibilitad. Szenen vom
WEBSTREAM:
WWW.OKTO.TV
Festival Cervantino Callejero in Guanajuato/Mexiko
Fleischerei/Projekt Theater STUDIO, 1070
Lesbische Höhepunkte
Die „Lesbische Höhepunktreihe“ des Lila Tip präsentiert am 17. Dezember eine erotische Lesung der Autorinnen Helga Pankratz und Karin Rick. Helga Pankratz liest aus ihrem bislang unveröffentlichten Roman „Goi Weinreb und die koshere Mishpoke“, der
im lesbischen Wien der siebziger Jahre spielt, Karin
Rick aus ihrem neuen Roman „Chaos Girl“.
17.12., 20.00, Lesung Helga Pankratz und Karin Rick,
Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102,
T. 01/ 586 8150, lesbenberatung@villa.at
Wien, Kirchengasse 44, www.experimentaltheater.com
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Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45,
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www.sprungbrett.or.at
s e l b s t v e r te i d i g u n g
9.1.2010, 10-18.00, 10.1.2010, 9-17.00,
Neunkirchen
Selbstbehauptung/Selbst-
r a d i o . f i x te r m i n
Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7),
jeden 1. Mo
Di 13.00-14.00
Globale Dialoge. Woman on Air.
Orange 94.00 MHz
Di 18.00-19.00
Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich
Mi 18.00-18.30
Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr
Sa 13.00-14.00
Rainbow City-Radio für Lesben
und Schwule
Livestream: www.radiorainbowcity.de
HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40,
Kosten: 3,- Euro
So 20.00-21.00
Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck
Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz
und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz,
jeden 1. So
Orange 94.00 MHz
Do 18.00-19.00
HOSI Lesbenradio
Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do
Fr 19.00-20.00
Space FEM FM Frauenradio
Radio FRO. 105.00 MHz in Linz,
jeden 1., 3. u. 4. Fr
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Sporthaus, 2620 Neunkirchen,
Fabriksgasse 34, Kosten: 20-40,- Euro je
nach Selbsteinschätzung, Anmeldung bis
22.12. unter T. 02635/611 38 oder unter
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www.frauenberatung-freiraum.at
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Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2.
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Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz
Mi 18.00-19.00
Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die
Sendung für die ganze Frau
verteidigung für Frauen
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Gruppe für lesbische und bisexuelle
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Donnerstag (4 Therapieeinheiten), Kosten:
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www.courage-beratung.at, T. 01 / 585 69
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1010
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1010
1010
1010
1020
1050
1060
1070
1070
1080
1090
1090
1100
4040
4600
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Details siehe Seite 3
an.schläge
Nr. 12/09-01/10, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M