Dezember 2009/Jänner 2010
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Dezember 2009/Jänner 2010
an.schläge 12/2009-1/2010 an.schläge DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN dezember jänner thema ZwielichtigeZeiten Twilight, Buffy & Co: Wie gruselig sind die Frauenbilder in Vampirgeschichten? politik ByeByeBologna Die Uni brennt: Studierende protestieren für ein demokratisches Bildungssystem e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 9,- an.schläge an.spruch Schlüsselqualifikationen Bei den Protesten lernen die Studierenden für’ s Leben 05 studierenden.proteste Uni-Utopien Bildungsstreik gegen Bologna 08 equal.pay Österreich = Gender Gap politik Die Frauenministerin will Lohntransparenz. Geht das ohne Sanktionen? 10 gebäude.reinigerinnen Außerordentlicher Betrieb Deutschlands Reinigungskräfte hauen erfolgreich auf den Putz 14 vampir.geschichten Ich sauge, also bin ich Ein Streifzug durch eine blutrünstige Filmgeschichte 16 geschichten.vampir Selbstbewusste Slayer-Schnitte Vampir-Jägerin Buffy gibt Saures 18 an.sage Und täglich grüßt das Murmeltier Die soziale Lage von Künstlerinnen ist nach wie vor mies 25 b.girls Wake up, history! gesellschaft Seit dem Teen-Hit „Twilight“ und der Erfolgs-TVSerie „True Blood“ ist der Vampir-Hype zurückgekehrt. Auch wir haben Blut geleckt. Passend zur dunklen Jahreszeit präsentieren wir mit dem Thema dieser Ausgabe einen feministischen Blick auf literarische und filmische Vampirsagas: Sind auch die klassischen Geschlechterrollen darin nicht totzukriegen? Oder gibt es mit Heldinnen wie Buffy inzwischen alternative Role Models im vampiristischen Figurenkosmos? Die biblische Lilith ist die Mutter aller Vampire und Vampirinnen, eine „Lametta Lilith“ ziert deshalb die Rückseite des Hefts. Wer bei unserem X-mas-Contest mitmachen möchte oder vielleicht auch einfach nur eine unchristliche Weihnachtsdeko will, schneidet sie samt Banderole aus und steckt sie auf die Christbaumspitze (oder an die Yuccapalme oder …). Die drei kreativsten Arrangements gewinnen ein Jahresabo der an.schläge! (Mail mit Foto an office@anschlaege.at) Wer nicht basteln bzw. lieber auf Nummer sicher gehen will, kann das Abo natürlich auch einfach bestellen: Auch heuer gibt es wieder die alljährliche Weihnachtsabo-Aktion. Ein Geschenkabo der an.schläge kostet im Dezember nur 25,Euro statt 35,- Euro*. (Mail mit Liefer- und Rechnungsadresse an abo@anschlaege.at) Wundervolle Weihnachtstage und einen fulminanten Start ins neue Jahr wünschen Eure an.schläge thema auf.takt Das Magazin „Anattitude“ betreibt feministische HipHop-Archäologie 28 birthler.behörde Stasi in Tüten Die Behörde zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen sitzt auf viel Papier 32 gender.check Feminism speaks East Geschlechterbilder in der osteuropäischen Kunst seit 1960 34 viennale.review Haus am Meer Zwei unterschiedliche filmische Positionen über Frauenfiguren 36 an.klang Kompott und Eiscreme Ausgekochtes für alle Geschmacksrichtungen 38 an.lesen „Alles, was ich tat, hatte Hunger“ Herta Müller schildert den Alltag im russischen Arbeitslager 39 kultur ge.sehen (*gültig für Inland; das Auslandsabo kostet statt 43,- nur 35,- Euro!) Alder Gott Besuch einer katholischen Hochzeit 42 an.uns an.schläge Herausgeberinnen und Verlegerinnen: In 80 Pickerln um die Welt: an.schläge i n Island CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik A-1030 Wien, Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/920 16 76 Fo t o : S i l k e P i x n e r e-mail: redaktion@anschlaege.at, office@anschlaege.at, www.anschlaege.at Koordinierende Redakteurinnen: Lea Susemichel, office@anschlaege.at,T.01/920 16 78 Vina Yun,redaktion@anschlaege.at,T. 01/920 16 76 Buchhaltung, Abos: Svenja Häfner, buchhaltung@anschlaege.at, abo@anschlaege.at Termine, Tipps: Andrea Heinz, termine@anschlaege.at Inserate: Michèle Thoma, mi.thoma@chello.at Redaktion: Bettina Enzenhofer/be, Svenja Häfner/svh, Andrea Heinz/han, Silke Pixner/pix, Saskya Rudigier/s-r, Fiona Sara Schmidt/fis, Lea Susemichel/les, Irmi Wutscher/trude, Vina Yun/viyu Praktikum: Leonie Kapfer/leka, Caroline Mieling/cami Mitarbeit bei dieser Nummer: Claire Benedikt, Kendra Eckhorst, Bettina Figl, Denice Fredriksson, Beate Hammond, Iris Hajicsek/haji, Regina Himmelbauer, Nina Honzik/niho, Kathrin Ivancsits/kaiv, Nadine Kegele/nad, Barbara Klein, Daniela Koweindl, Katharina Ludwig, Katharina Meißnitzer, Katharina Morawek, Julia Roßhart, Stefanie Schlüter, Eva Steinheimer, Elisabeth Streit, Michèle Thoma, Anita Welzmüller/nita Cover: YariK/photocase Cartoon: Paula Bolyos, Melanie Letschnig plus.minus: Lea Susemichel Fotos:Anattitude, an.schläge-Archiv, Herklotzgasse 21, Hofmobiliendepot, Hertha Hurnaus, konkursbuch Verlag Claudia Gehrke, Silke Graf, LivingOS/flickr, Ace Morgan, Caroline Mieling, MUMOK, Silke Pixner, Susanne Pöchacker, Eva Steinheimer, Viennale Layout: Lea Susemichel Homepage: Mirjam Bromundt, www.anschlaege.at Druck: Tiskarna Druck © an.schläge: Titel, Vorspann und Zwischentitel von der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen. Kürzungen vorbehalten. ISSN 1993-3002 04 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 an.schläge werden gefördert von: Andrea Heinz Schlüsselkompetenzen Unbarmherzig hageln seit Tagen die Lobesworte auf die protestierenden StudentInnen und UniBesetzerInnen nieder. Nicht mehr Feindbild der bürgerlichen Gesellschaft sind sie, wie noch anno ’68, sondern die neuen VolksheldInnen. Von der „Kronen Zeitung“ bis zu Robert Menasse, (fast) alle finden super, was die Jugend da treibt. Man könnte meinen, dort im Wiener Audimax hätten sich plötzlich die Rauchschwaden über den Trümmern der aufgeklärt-kapitalistischen Neuzeit gelichtet und das gelobte Land sei aufgetaucht. Basisdemokratisch wäre diese Besetzung, antihierarchisch und antisexistisch, dass man es kaum für möglich halten möchte – solches und Ähnliches war immer wieder von den enthusiastisch die Fäuste reckenden Podiumsgästen zu vernehmen. Fast wollte man in solchen Momenten glauben, eine bessere Welt wäre möglich. Und die Damen und Herren RevolutionärInnen früherer Zeiten hätten sich einfach nur zu blöde angestellt. Außer Frage steht: Die Uni-BesetzerInnen, jede und jeder, die/der an diesem Protest teilhat und hatte, haben Lob und Bewunderung verdient. Eine solche Organisationsstruktur (oder eben Nicht-Struktur) wurde tatsächlich kaum noch für möglich gehalten. Das gelobte Land ist dennoch nicht aufgetaucht. Basisdemokratie ist ein hartes Geschäft, und wenn so viele Menschen auf einen gemeinsamen Nenner kommen wollen, müssen Abstriche gemacht werden. Heimlich, still und leise schleicht sich in solchen Momenten das „System“ wieder ein. Im Kampf um Einigkeit und für fraglos gute Ziele bilden sich schnell wieder die alten „bösen“ Strukturen. Der Wunsch nach Autoritäten wird laut. „Räteregierung“ wird irgendwo gerufen. Im Kleinen bilden sich die Hierarchien bereits. Zu verlockend scheint der Aufbau gewisser Repräsentationsstrukturen, um den Ablauf ökonomischer zu gestalten. Zu verlockend scheint es, den Zweck die Mittel heiligen zu lassen. Neulinge in einer Arbeitsgruppe haben es oft nicht besser als PraktikantInnen in der Privatwirtschaft: Über den großen Zielen vergessen die Alteingesessenen, sie im Kleinen durchzusetzen. Manche sind sich ihres „Wir sind die Guten“ so sicher, dass sie alles kritisch hinterfragen – nur ihr eigenes Verhalten nicht. Auch das Durchsetzen antisexistischer Praxen verläuft nicht ohne Hindernisse. Von Übergriffen auf Frauen ist zu lesen, von Beleidigungen bis hin zu körperlichen Belästigungen. Manche Frauen betreten das Podium nur noch vermummt, um sich vor Angriffen zu schützen. Feministische Frauen-AGs bilden sich, im Gegenzug werden wütende Rufe nach „Männer-Quoten“ laut. Transpersonen weisen darauf hin, dass man doch jetzt mal aufhören könne, Transpersonen immer gesondert zu erwähnen. Mann/Frau fühle sich auch so angesprochen, und man könne doch jetzt bitteschön anfangen, wichtigere Dinge zu verhandeln. Ist das Experiment einer schönen neuen Welt, ist der Versuch einer basisdemokratischen, antihierarchischen und antisexistischen Gesellschaft, wie ihn die Uni-BesetzerInnen durchexerzieren, also gescheitert? Im Gegenteil. Er zeigt nur, dass gewisse Strukturen eben verdammt hartnäckig sind. Und er zeigt, dass die perfekte Gesellschaft immer Utopie sein wird. Es ist so, wie die Schriftstellerin Ingeborg Bachmann 1959 in einer Rede sagte: „Im Widerspiel des Unmöglichen mit dem Möglichen erweitern wir unsere Möglichkeiten.“ Sie gab damit die Parole der sogenannten Richtungsutopie aus. Und genau die verfolgen die unermüdlichen StudentInnen. Sie verlieren ihre Utopie nicht aus den Augen, sie konfrontieren die Realität immer wieder damit. Sexismus gibt es in anderen Bereichen der Gesellschaft nicht seltener oder öfter als hier. Doch hier wird darüber geredet, es werden AGs gegründet, Ursachen erforscht und Lösungen gesucht. Hierarchien entstehen überall, wo Menschen aufeinandertreffen. Die Uni-BesetzerInnen weigern sich dennoch standhaft, sie zu akzeptieren. Allein dieses Verhalten sollte den PolitikerInnen genügen, um die Forderungen der Protestierenden ernst zu nehmen. Denn die StudentInnen haben dank ihres vermeintlich unökonomischen und nutzlosen Studiums und trotz aller Hindernisse, die ihnen in den Weg gelegt wurden, genau jene Fähigkeiten entwickelt, die diese Gesellschaft dringend braucht: Sie können sehen, denken und reden. Sie können hinschauen, hinterfragen und diskutieren. An einer Bildung zu sparen, die solche Fähigkeiten vermitteln kann, ist reichlich kurzsichtig. Denn so wird das gelobte Land vollends außer Sichtweite geraten. ❚ dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 05 österreichan.riss Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g feministisch.wohnen Rechtssicherheit für Frauenwohnprojekt [ro*sa] Das Frauenwohnprojekt [ro*sa] in der Donaustadt darf weiterhin exklusiv für Frauen sein. Gegen den TrägerInnen-Verein war im April wegen Verletzung des Gleichbehandlungsgebotes ein Verfahren eingeleitet worden (siehe an.schläge 07-08/2009). Die Gleichbehandlungskommission kam nun zu dem Entschluss, dass hier keine Diskriminierung von Männern aufgrund des Gleichbehandlungsgesetzes vorliegt. Der Entscheid wurde damit begründet, dass es sich um eine „gerechtfertigte Ungleichbehandlung von Männern und Frauen“ handelt (aufgrund der Tatsache, dass alleinstehenden und alleinerziehenden Frauen der Zugang zu leistbarem Wohnraum erschwert ist). Am 17. Dezember soll der Wohnkomplex in Wien Donaustadt eingeweiht werden. In Wien Meidling wurde im August 2009 das Schwesterprojekt [ro*sa] KalYpso im Kabelwerk bezugsfertig. Einige wenige Wohnungen sind noch frei, frau kann sich bewerben unter www.frauenwohnprojekt.org trude p r o te s t . r a u m FLIT-Flat Anlässlich der Proteste an der Universität Wien ist am 27.10.2009 ein Raum für Frauen_Lesben_Inter_Trans*-Personen entstanden. Er wurde fünf Tage nach der Audimax-Besetzung im Seminarraum 1 des Instituts für Geschichte eingerichtet. Viel Dynamik im und um den Raum: Während der Raum intern einen Diskussionsprozess durchlief, der sich an den erst rasch wechselnden Namensgebungen von „Frauenraum“ über „FrauenLesbenTrans*-Raum“ bis zum aktuellen Namen ablesen lässt, gab es in Reaktion auf die anlaufende antisexistische Arbeit neben herzlichen rhetorischen und auch tatkräftigen Solidarisierungen draußen teils heftige Diskussionen: Die Argumente gegen den Raum reichten vom Sexismusvorwurf (wegen des Ausschlusses von „Männern“) über Homophobie (wegen der Nennung von Lesben) bis zur achselzuckenden Frage „Warum denn?“. haji Kontakt: frauen_lesben_inter_trans_raum@fsinf.at b i l d u n g s . m a rk t Fekter: Kindergeld gegen Ausbildung Innenministerin Maria Fekter hat Ende Oktober mit der Ansage aufhorchen lassen, die Ausbezahlung der Kinderbeihilfe an Jugendliche unter 18 an den Schulbesuch beziehungsweise an eine Lehrausbildung zu koppeln. Obwohl diese Maßnahme sowohl für österreichische als auch für migrantische Jugendliche gelten würde, verkauft Fekter sie in der Öffentlichkeit als Instrument, um MigrantInnen dazu zu bewegen, sich besser und früher zu integrieren. Migrationsforscherin Barbara Herzog Punzenberger gibt allerdings zu bedenken, dass eine Verpflichtung zur Ausbildung auf der anderen Seite auch das Recht auf Ausbildung beinhaltet. In der Praxis würde das bedeuten, dass der Staat in ver- „WENN MAN KEINE ELEFANTEN MAG, MACHT MAN DOCH NICHT ZEHN FILME MIT ELEFANTEN, männermagazin I männermagazin II ODER?“ Gelbes Fleisch Rotes Fleisch Und er habe schließlich zehn Filme mit weiblichen Hauptfiguren gemacht, sagt Lars von Trier im „Standard“-Interview und reagiert damit auf den Vorwurf, seine Filme seien frauenfeindlich. Für „Antichrist“ hat von Trier – der Björk während ihrer Menstruation nicht vor die Kamera ließ – sogar eine Misogynie-Beraterin engagiert. Aber auch die konnte seinen Glauben daran nicht erschüttern, dass Frauen einfach stärker mit der Natur verbunden sind. 06 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Nacktes Fleisch wie imRohes Fleisch zeigt das mer auf dem „Playboy“Cover der ersten AusCover. Diesmal ist es algabe von „Beef. Für lerdings gelb und geMänner mit Gezeichnet. Trotz ihres schmack“. Neben dem eher spröden Sexerwartbaren Steakappeals wird Marge Special wirbt es u.a. zwanzig Jahre nach der mit den Themen: Ausstrahlung der ersten „Kann man eine Frau Simpsons-Folge Playmate des Monats. Die ins Bett kochen?“ und „Tatort Küche: Zum züchtige Pose lässt daran zweifeln, versprochen Sterben schön. Diese Messer legen Sie nicht wird aber„The Devil in Marge Simpson“. – mehr freiwillig aus der Hand.“ – stärktem Maße Ausbildungs- und Lehrplätze für jene sicherstellen müsste, die am Bildungsmarkt ohnehin benachteiligt sind. Und das sind zu einem Großteil eben Jugendliche mit Migrationshintergrund. trude homo.ehe Eingetragene PartnerInnenschaft ab Jänner 2010 Goodbye, FRAZ! Wenn alles durchgeht, dann sollen Lesben und Schwule ab dem 1.1.2010 in Österreich die Möglichkeit haben, sich offiziell zu „verpartnern“. Der aktuelle Gesetzesentwurf, der noch vor Weihnachten die parlamentarische Abstimmung passieren soll, ist allerdings ein Kompromiss: Die Vorschläge zur Gesetzesmaterie aus wichtigen Bereichen, wie etwa dem Sozial- oder dem Innenressort, fehlen bis dato noch. Fest steht, dass es keine Adoption und für Lesben auch kein Anrecht auf In-vitro-Fertilisation geben soll. Der öffentlichkeitswirksamste Streitpunkt zwischen ÖVP und SPÖ, nämlich ob die PartnerInnenschaft auf dem Standesamt geschlossen werden darf oder nicht, wird im aktuellen Entwurf auf die Gemeinden abgewälzt:Wenn die jeweilige Bezirkshauptmannschaft zustimmt, kann eine standesamtliche Zeremonie stattfinden. trude Mit ihrer letzten Ausgabe „Ex & Hopp“ verabschiedete sich die „FRAZ“, das älteste feministische Magazin im deutschsprachigen Raum, nach 33 Jahren von ihren LeserInnen. CAROLINE MIELING hat die Redaktionsleiterin SARAH STUTTE nach den Hintergründen und Aussichten gefragt. www.rklambda.at, www.hosiwien.at verhütung „Pille danach“ auf Rezept Nach jahrelanger Diskussion soll die „Pille danach“ nun auch in Österreich bald rezeptfrei erhältlich sein. Dafür sprachen sich Gesundheitsminister Alois Stöger und Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek Ende Oktober in einer Reaktion auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen aus. Das Gesundheitsministerium könnte eine entsprechende Verordnung relativ rasch veranlassen, zuvor müssen jedoch die Herstellerfirmen einen Antrag auf Rezeptfreiheit stellen. trude diestandard.at aktion 16 Tage gegen Gewalt an Frauen Die internationale Kampagne „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“ fand erstmals 1991 statt, ausgehend vom Center for Women's Global Leadership in den USA. Die 16 Tage beginnen am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, der 1981 auf dem ersten lateinamerikanischen Frauenkongress in Bogotá, Kolumbien proklamiert wurde. Sie enden am 10. Dezember, der seit 1948 der Internationale Tag der Menschenrechte ist. Jährlich machen weltweit zahlreiche Fraueneinrichtungen im Rahmen der „16 Tage“ mittels verschiedenster Aktivitäten auf das noch immer tabuisierte Thema von Gewalt gegen Frauen aufmerksam. Österreich nimmt seit 1992 an der Kampagne teil. Sie soll vordergründig Aufklärungsarbeit leisten und thematisch sensibilisieren. „Wir vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser sehen unsere Aufgabe darin, so viele Organisationen und Initiativen wie möglich ins Boot zu holen, um eine breite Allianz gegen Frauengewalt zu bilden”, erklärt Daniela Almer, Mitarbeiterin des Vereins, gegenüber den an.schlägen. cami www.aoef.at Wie und warum ist die „FRAZ“ entstanden? Die „FRAZ“ war die erste feministische Frauenzeitung der Schweiz und wurde 1976 aus der FBB (Frauenbefreiungsbewegung) heraus gegründet. Die FBB wiederum entstand, als einige Frauen 1968 das 75jährige Jubiläum des Frauenstimmrechtsvereins in Zürich störten, weil sie fanden, dass es irgendwie gar nichts zum Feiern gab. Weil die FBB auch nach außen hin das neu gewonnene Selbstvertrauen zeigen wollte, entstand die Idee zu einer Zeitung: die „Fraue-Zitig“. In den 1980ern wurde daraus die „FRAZ Frauenzeitung“. Welchen Einfluss hatte die „FRAZ“, und wie hat sich dieser über die Jahre verändert? Durch die „FRAZ“ gelangten erstmals Themen an die Öffentlichkeit, die bis zu diesem Zeitpunkt in den Medien schlicht nicht vorkamen. Schon eines der ersten Hefte 1976 widmete eine ganze Ausgabe dem Thema „Sexualität aus Sicht der Frau“ – eine Premiere in der Schweiz. Die „FRAZ“ wurde aus einem sehr politischen Kontext heraus gegründet, vor allem in den 1980ern war die Richtung klar: kämpferische Texte gegen das Patriarchat. Im Jahr 2001 gewann die „FRAZ“ den Gleichstellungspreis der Stadt Zürich. 2005 wagten wir einen Relaunch und veränderten drastisch die Optik. Auch inhaltlich wollten wir jünger werden, witziger und frecher. Nicht mehr nur „Frau als Opfer“-Themen bringen, sondern, wenn möglich, beide Seiten darstellen. Was waren die Gründe für die Einstellung der Zeitschrift? Die Gründe sind zahlreich, die Krise bei den Inserenten hat natürlich auch uns als kleine, unabhängige Zeitung schwer getroffen. Zumal wir keinerlei Absicherung hatten und von öffentlichen oder staatlichen Institutionen auch nicht mehr unterstützt wurden. Wenn, dann wurden einmalige Frauenprojekte unterstützt – eine Zeitung, die regelmäßig erscheint, hat es da schwer. Die Abos stagnierten. Grund dafür ist natürlich auch, dass es heute in sämtlichen Zeitschriften Frauenthemen gibt und die Nachfrage danach dadurch abgedeckt ist. Den Hauch von „80er Jahre Emanzen-Feminismus“ konnten wir bis heute nicht ganz loswerden. Dass wir uns überhaupt so lange über Wasser halten konnten, grenzt schon an ein Wunder. Welche Aussichten oder Pläne gibt es für die Zukunft? Keine. Wir werden das Büro räumen, noch ein Layout-Essen mit den Redakteurinnen veranstalten und erst einmal jede für sich das Kapitel „FRAZ“ verarbeiten. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass eine feministische Zeitschrift in der Schweiz noch einmal funktionieren wird. In Deutschland oder Österreich ist das Interesse daran groß. Bei uns engagiert man sich lieber für andere Dinge, was schade ist, aber nicht zu ändern. www.frauenzeitung.ch dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 07 studierenden Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g proteste Uni-Utopien Seit Ende Oktober protestieren Österreichs StudentInnen und DozentInnen gegen Missstände an den Hochschulen. Sie wehren sich gegen Bologna und unterfinanzierte Unis – und vor allem gegen ein bildungsfeindliches Zweck-Denken. Ein Bericht von Andrea Heinz und Silke Pixner. http://unsereuni.at 08 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Förderung von Mobilität, internationale Wettbewerbs- und Beschäftigungsfähigkeit: Das sind die offiziellen Ziele des BolognaSystems. Ziele, die seit dem Beginn des Prozesses 1999 nicht erreicht wurden. 29 EU-Mitgliedstaaten haben damals den Vertrag zur Einführung eines einheitlichen Hochschulsystems unterzeichnet. Das Modell beruht auf einem dreistufigen Abschlusssystem – Bachelor, Master, Ph.D. (entspricht dem DoktorInnen-Titel) – und soll dadurch international vergleichbare Abschlüsse sowie das unkomplizierte Fortsetzen eines Studiums an einer ausländischen Universität ermöglichen. Im Jahr 2001 wurden die ersten Bachelor-Studiengänge in Österreich eingeführt. Den Beginn machte die Uni Wien mit der Umstellung des SinologieStudiums, danach folgten die Publizistik, Übersetzen und Dolmetschen sowie die Soziologie. 2010 sollte der Prozess in ganz Europa abgeschlossen werden. Doch StudentInnen und deren DozentInnen gingen und gehen auf die Barrikaden. Die Gründe für die internationalen Proteste sind mannigfaltig. Kritk wird vor allem an der zunehmenden Verschulung der einzelnen Studienrichtungen und der damit verbundenen Einschränkung der Wahlfreiheit bei der Gestaltung des Studiums geübt. Unmut ruft auch hervor, dass die Studien durch das Bologna-System immer mehr den Charakter einer Berufsausbildung annehmen. Die Einheit von Forschung und Lehre rückt dafür immer mehr in den Hintergrund. führt, (teilweise) wieder abgeschafft und sollen nun wieder eingeführt werden, die Universitäten wurden entdemokratisiert, und Seminarplätze sind sowieso seit Jahren Mangelware. Unzumutbar sind auch die prekären Arbeitsverhältnisse externer LektorInnen. Ursache für diese Probleme ist nicht zuletzt die enorme Unterfinanzierung der Universitäten sowie die überhastete Einführung des dreigliedrigen Studiensystems. Zusätzlich wurde diese Umstellung auch genutzt, um den Zugang zu ganzen Studienrichtungen (Medizin, Psychologie, Tier- und Zahnmedizin) zu beschränken. Am 22. Oktober lief das Die Unis brennen. Auch in Österreich Fass schließlich über. Mehrere hundert schweigen StudentInnen und DozentIn- StudentInnen der schon am Vortag benen aller Fakultäten und Bundesländer setzten Akademie der bildenden Künste nicht mehr länger über die gravierensowie der Hauptuniversität Wien verden Missstände an den Universitäten, sammelten sich, um auf ihre prekäre Sidie teilweise durch den Bologna-Protuation aufmerksam zu machen, und zess hervorgerufen wurden, teilweise besetzten schließlich das Audimax, den aber auch schon deutlich länger beste- größten Hörsaal Österreichs. Ausgangshen. Studiengebühren wurden eingepunkt der Proteste war nicht von unge- protestestudierende sich in den besetzten Räumen entwickelt hat. „Wir versuchen Strukturen aufzubauen, die dem entsprechen, was wir auch fordern. Es passiert hier eine Vernetzung und ein Umdenken, auch was die Hierarchisierung in verschiedene Wissensbereiche betrifft. Außerinstitutionelles Wissen muss zum Beispiel die gleiche Anerkennung finden wie institutionelles.“ Neben Arbeitsgruppen zu unipoliBildung statt Ausbildung. Ein Ausnahmezu- tisch relevanten Themen organisieren stand, der auch KritikerInnen durch sei- die StudentInnen Vorträge über „Burschenschaften“ oder „Antisexismus“, ne Organisation beeindruckt: Arbeitsveranstalten Theater-Workshops und gruppen bauten eine Infrastruktur auf, feiern einen Bildungsball. „Für mich die von der Versorgung mit Nahrungsgeht es um einen Lernprozess“, sagt die mitteln über Erste Hilfe bis hin zur Studentin Lisa. „Ich hab’ auch nicht das Rechtsberatung reicht. In knapp hunGefühl, jetzt wird grade besetzt, und es dert Arbeitsgruppen werden univerfindet keine Uni statt. Es ist vielmehr sitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert und der breite For- genau so, wie ich mir eine Uni vorstelle: dass die für mich relevanten kritischderungskatalog erarbeitet, der unter politischen Inhalte Platz haben und ich anderem „Bildung statt Ausbildung“ und eine „Redemokratisierung der Unis“ mich damit auseinandersetzen kann.“ fähr die Akademie der bildenden Künste, denn gerade für eine solche Bildungseinrichtung ist das BolognaSchlagwort „Arbeitsmarktfähigkeit“ mehr als unpassend. Die Akademie als Vorbereitung für die „Creative Industries“ statt als Institution, die auch kritisches Denken lehrt? Seit dem 22. Oktober herrscht Ausnahmezustand an den österreichischen Unis. Arbeitsgruppe, die Frauen einen geschützten Schlafraum und ein NotTelefon anbietet. Daneben organisieren sie Vorträge, um aufzuklären und mehr Handlungsbereitschaft anzuregen. „Von manchen Seiten wird uns Männerfeindlichkeit und Aggressivität vorgeworfen“, erzählen Magdalena und Katharina von der FLIT-AG. „Und obwohl wir klar gemacht haben, dass wir das nicht wollen, wird unser geschützter Raum immer wieder von Schaulustigen betreten.“ Notfall-Zahlung statt Analyse? „Wut ist hier durchaus angebracht“, meint Jule zum Thema Sexismus in der Besetzung. „Anfeindungen gegen antisexistische Vorträge gibt es immer wieder. Es muss klar werden, dass das ein strukturelles Problem ist, das immer wieder besprochen gehört.“ Auch die StudentInnen an der Bildenden kennen das Problem der sexistischen Übergriffe. Kim ist es aber erst einmal wichtig, zu betonen, In knapp hundert Arbeitsgruppen werden universitäts- und gesellschaftspolitische Alternativen diskutiert und der breite Forderungskatalog erarbeitet, der unter anderem „Bildung statt Ausbildung“ und eine „Redemokratisierung der Unis“ einfordert. Das Besondere: Basisdemokratie ist hier Grundsatz und nicht verhandelbar. einfordert. Das Besondere: Basisdemokratie ist hier Grundsatz und nicht verhandelbar. Jede und jeder kann mitdiskutieren und ihre bzw. seine Meinung sagen – wenn sie denn antisexistischen und antirassistischen Prinzipien entspricht. „Der Fokus liegt auf der Bildung einer kritischen, mündigen Gesellschaft – dazu sollten Unis ja eigentlich anleiten. Die anderen Forderungen schließen sich dem nur an. Wir üben Systemkritik, Strukturkritik, Kritik am Aufbau der Ausbildungsformate“, sagt Jule, Studentin der Internationalen Entwicklung. Es geht den Studierenden nicht in erster Linie um das Durchsetzen bestimmter Forderungen, sondern darum, ein gesellschaftlich weit verbreitetes Denken anzuprangern, das außer ökonomischem Nutzen und Gewinn kaum Werte kennt. „Der Prozess selber ist schon eine Durchsetzung der Forderungen“, meint Rosa, die an der Akademie der bildenden Künste studiert, und verweist damit auf die Parallelgesellschaft, die Sexismus und geschützte Räume. Am siebten Tag der Besetzung fand mit 40.000 TeilnehmerInnen in Wien eine der größten Bildungsdemos der österreichischen Geschichte statt, eine Woche später gab es am Aktionstag „Freie Bildung für alle“ auch in den Bundesländern Demonstrationen. Klingt ganz nach einem Erfolg für die Protestierenden, scheinen ihre Anliegen doch breite Unterstützung zu finden. Doch, sagt Kim, die ebenfalls an der Akademie studiert, „man muss aufpassen, eine gewisse Selbstkritik nicht zu verlieren. Es ist schwer, alle einzubeziehen und dennoch handlungsfähig zu bleiben. Da muss man sich auch in der aktuellen Situation die Zeit nehmen, Dinge auszudiskutieren.“ Zu diskutieren gibt es viel, die ausufernden allabendlichen Plena beweisen es. Thema sind immer wieder auch die sexistischen Äußerungen und Übergriffe innerhalb der Bewegung. Sie führten zur Gründung mehrerer feministischer AGs, darunter der FrauenLesbenInterTrans(FLIT)- dass „ich hier Strukturen vorfinde, in denen ich noch keine sexistischen Übergriffe wahrgenommen habe. Es herrscht ein extremer Respekt und in weiten Teilen ein großes Wissen über Sexismus und Antisexismus.“ Und genau weil das Klima ein sehr reflektiertes und dezidiert antisexistisches ist, stechen die Übergriffe vielleicht besonders heraus, wendet ihr Kollege Michael ein. „Es geht darum, das zu analysieren“, schließt Kim. „Zu analysieren, wie positive Situationen überhaupt erst entstehen können. Um dieses Wissen dann weitertragen zu können.“ Zum Beispiel zu Noch-Wissenschaftsminister Hahn. Der hält nämlich von der Weitergabe von Wissen nach wie vor nicht besonders viel: Mehr als eine Woche nach Beginn der Proteste hat er den Universitäten 34 Millionen Euro aus seiner „Notfall“-Reserve geboten. Mit „irgendwelchen“ StudentInnen in einem besetzten Raum will er weiterhin nicht sprechen. ❚ dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 09 Österreich = Gender Gap Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g equalpay Im internationalen Ranking zur ökonomischen Gleichstellung von Männern und Frauen stürzt Österreich auf Platz 103 ab. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek will dem mit mehr Einkommenstransparenz entgegenwirken. Von Irmi Wutscher* * Die Interviews zu diesem Text entstanden im Rahmen des Programmschwerpunkts „Geheimnis Gehalt“ auf FM4. Das Interview mit Gabriele Michalitsch führte Veronika Weidinger, das Interview mit Gabriele Heinisch-Hosek Irmi Wutscher. 1 www.weforum.org/pdf/gendergap/report2009.pdf 2 www.frauen.bka.gv.at/site/6801/ default.aspx 10 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Ende Oktober wurde der aktuelle „Global Gender Gap Report 2009“1 veröffentlicht, und er präsentierte hinsichtlich der Gleichstellung von Männern und Frauen in Österreich verheerende Ergebnisse: Österreich liegt im Bereich Wirtschaft auf Platz 103 von 143 erhobenen Staaten weltweit. 2008 war es immerhin noch Platz 83. Der „Global Gender Gap Report“ ist ein vom World Economic Forum erstellter Bericht, der die Gleichstellung der Geschlechter analysiert. Er umfasst unter anderem eine Rangordnung der Nationen, die in die Bereiche Wirtschaft, Bildung, Politik und Gesundheit unterteilt ist. Vor allem in der Wirtschaft zeigt der Bericht für Österreich einiges an Nachholbedarf: Der Grad der Gleich- bzw. Ungleichstellung wird auf einer Skala von null bis hundert Prozent bewertet – Österreich erreicht hier insgesamt nur 57 Prozent. Zum Vergleich: Deutschland rangiert bei 69 Prozent, die Schweiz bei 68. Einer der Gründe, warum Österreich so weit abgeschlagen liegt, besteht darin, dass hierzulande besonders wenig Frauen in leitenden Funktionen in der Wirtschaft zu finden sind. Auch bei der Einkommensgleichheit bei ähnlicher Arbeit erreicht Österreich nur einen Wert von 48 Prozent, dieser ist seit Jahren konstant. Einzig bei der Teilhabe auf dem Arbeitsmarkt konnten sich Österreichs Frauen leicht verbessern. Konfrontiert mit den Ergebnissen des „Global Gender Gap Report“ gesteht Frauenministerin Gabriele Hei- nisch-Hosek: „Ich muss ehrlich sagen, das habe ich mir nicht erwartet. Österreich ist zwar in den vergangenen Jahren immer um einige Plätze schlechter geworden, aber dieser Absturz ist doch enorm.“ Sie glaubt, dass der Report eher langfristige Entwicklungen abbildet und führt den Absturz auf mehrere Ursachen zurück. Eine sei das 2002 eingeführte und ausschließlich über einen längeren Zeitraum beziehbare Kindergeld: „Viele Frauen konnten nach dieser langen Zeit nicht mehr in ihre Berufe zurückkehren oder sind in schlechter bewertete oder Teilzeit-Bereiche gekommen. Dadurch hat die ökonomische Partizipation von Frauen abgenommen, das wirkt sich jetzt in diesem Bericht aus.“ Auch die vermehrte Verdrängung von Frauen in prekarisierte und Teilzeit-Arbeitsverhältnisse, die in den letzten Jahren zugenommen hat, ist ein Grund für die schlechten Ergebnisse: „Wir wissen, dass Teilzeitarbeit schlechter bezahlt ist, der Bruttostundenlohn für die gleiche Arbeit ist um bis zu drei Euro schlechter, das merken wir dann bei der Lohnschere.“ Dass in Österreich besonders wenig Frauen in Führungspositionen zu finden sind, schlägt sich ebenso in der Platzierung nieder. „Wir waren hier vor einigen Jahren schon bei neun Prozent Frauen in den Führungsebenen, das hat aber wieder abgenommen. Diese Tatsache beeinflusst aber umgekehrt wieder Entscheidungen, wer in Führungspositionen geholt wird, und Frauen werden hier erneut benachteiligt.“ Gleich = fair. Genug Gründe, nun endlich politische Maßnahmen zur Gleichstellung von Männern und Frauen in Österreich zu setzen. Bereits im September hat Heinisch-Hosek gemeinsam mit Sozialminister Rudolf Hundstorfer die Kampagne „gleich=fair“2 ins Leben gerufen. Vor allem zwei der damals angekündigten Maßnahmen will die Frauenministerin nun forcieren: „Mit einer Änderung im Gleichbehandlungsgesetz werden wir die verpflichtende Offenlegung der Gehälter in Betrieben ab 25 MitarbeiterInnen festlegen. Die entsprechende Gesetzesänderung soll noch vor Jahresende beschlossen werden, danach kann diese Maßnahme ab 2010 umgesetzt werden.“ Zwei Jahre soll dann diese erste Phase dauern, währenddessen wird permanent evaluiert, was die Offenlegung bringt. Die Ministerin hofft, dass „alleine die Tatsache, dass das im Gesetz drinnensteht und die Betriebe und UnternehmerInnen sich damit auseinandersetzen, schon eine Veränderung bewirken wird.“ Allerdings wird es mit einer Offenlegung alleine wohl nicht getan sein, um Unternehmen dazu zu bringen, Männer und Frauen gleich zu bezahlen. Die Einführung von Sanktionen scheiterte bisher aber immer am Widerstand der ÖVP. Ob das diesmal anders ist? „Wenn sich nichts tut, dann müssen wir natürlich über Sanktionen reden“, meint Heinisch-Hosek dazu. „Ich werbe natürlich dafür und bekenne mich auch dazu, aber das ist für den Wirtschafts- minister derzeit noch ein Tabu. Ich würde derzeit die erste Phase, die Offenlegung abwarten. Aber wenn ich schon in den ersten Zwischenberichten merke, dass sich hier nichts tut, dann werde ich das Thema Sanktionen früher auf den Tisch bringen. Denn Sanktionen machen immerhin Druck, allein die Tatsache, dass es die Möglichkeit dazu gibt.“ se Frauen gibt und dass sie auch zu finden sind.“ Atypisierung. Wenig Lösungen hält die geplante Kampagne jedoch für die zunehmende Atypisierung in der Arbeitswelt bereit, die ja in besonders hohem Maße Frauen betrifft. Gabriele Michalitsch: „Wir sehen zunehmende und „Wir sehen zunehmende und neue Formen geschlechtsspezifischer Segregation auf den Arbeitsmärkten, wir sehen massive Atypisierung weiblicher Beschäftigung.“ Nur ein Schritt. Die feministische Ökonomin Gabriele Michalitsch ist ebenfalls überzeugt, dass Sanktionen notwendig sind, um eine Schließung der Gehaltsschere zu erreichen. Ihre Einschätzung der Kampagne des Frauenministeriums: „Ich denke, das ist ein Schritt in einem ganzen Bündel an Maßnahmen, die hier gesetzt werden sollen, um wesentlich nachhaltiger und deutlicher diesen bestehenden Einkommensdisparitäten zwischen den Geschlechtern entgegenzuwirken. Ich denke, dass Unternehmen viel stärker verpflichtet werden müssen, weil sich ansonsten, wie wir sehen, an den Einkommensverhältnissen schlicht und einfach nichts ändert.“ Dass den Vorschlägen der Frauenministerin von vielen Seiten mit Skepsis begegnet wird, findet Michalitsch bedenklich: „Das zeigt, dass es hier keinen Konsens gibt, was Gleichstellung in dieser Gesellschaft betrifft, sondern dass Geschlechterhierarchien in jeder Form nach wie vor als akzeptabel gelten, offenbar für ein breites Spektrum von PolitikerInnen verschiedenster Parteien.“ Auch das Thema Frauenquoten ist mit dem „Global Gender Gap Report“ wieder auf die politische Tagesordnung gelangt. „Hier habe ich noch kein OK von den Regierungspartnern“, sagt die Frauenministerin, „Aber darüber werden wir auch noch reden müssen. Als eine Vorstufe werde ich eine Datenbank einrichten, in der qualifizierte Frauen zu finden sind.“ Denn so, meint HeinischHosek, gäbe es keine Ausreden mehr für die Betriebe, dass sie ja gerne Frauen in Führungspositionen einstellen würden, aber keine finden würden. „Mit dieser Maßnahme will ich zeigen, dass es die- neue Formen geschlechtsspezifischer Segregation auf den Arbeitsmärkten, wir sehen massive Atypisierung weiblicher Beschäftigung. Wir haben in den letzten Jahren eine starke Zunahme an Teilzeitarbeitsplätzen. Und das alles sind natürlich Faktoren, die wesentlich dazu beitragen, dass es immer schwieriger wird, über Erwerbsarbeit die eigene Existenz unabhängig von anderen zu sichern, insbesondere für Frauen. Das trifft alle Beschäftigten, aber Frauen sind die Schwächeren am Arbeitsmarkt, die ohnehin schon Marginalisierten, und das wird verstärkt, nicht zuletzt durch die Krise.“ In diesem Zusammenhang sieht Heinisch-Hosek das einkommensabhängige Kindergeld als einen ersten Schritt, damit die Frauen nicht so sehr vom Arbeitsmarkt verdrängt werden. Weiters möchte sie Anreize schaffen, damit Betriebe ihre MitarbeiterInnen in gesicherte Arbeitsverhältnisse aufnehmen. Konkrete Maßnahmen dazu liegen aber noch keine auf dem Tisch. „Wir arbeiten hier noch an weiteren Punkten, und ich hoffe, noch am Ende dieses Jahres dem Ministerrat einen Maßnahmenplan vorlegen zu können.“ Die Kampagne „gleich=fair“ ist also als wichtiges Zeichen an die Wirtschaft, als Schritt in die richtige Richtung zu werten. „Beim nächsten Gender Gap Report wird sich das noch nicht abzeichnen, aber ich hoffe, dass wir uns langfristig doch wieder um einige Plätze verbessern“, sagt Heinisch-Hosek. Ob die Offenlegung der Gehälter allerdings reicht oder ob nicht doch weitreichendere Maßnahmen und konkrete Sank❚ tionen nötig sind, wird sich zeigen. Beate Hammond Im Stereotyp gefangen Die Schriftstellerin Marie NDiaye hat sich immer gegen Stereotype gewehrt. So lehnt sie es beispielsweise ab, allein aufgrund ihres Backgrounds zu Migrationsfragen Stellung zu nehmen. Noch dazu, da NDiaye keine „Migrantin“, sondern in Frankreich geboren und aufgewachsen ist. Wenn sie auf ihren senegalischen Vater angesprochen wird, betont sie stets, dass dieser Frankreich verlassen habe und in den Senegal zurückgekehrt sei, als sie gerade mal ein Jahr alt war. „Ich bin zu 100 Prozent Französin“, sagte sie vor kurzem in der französischen Zeitschrift „Paris Match“. Immer wieder werde fälschlicherweise geglaubt, dass sie Doppelstaatsbürgerin sei, selbstverständlich zwei Kulturen kenne. Dabei habe sie Afrika erst als Erwachsene kennengelernt. Am liebsten lebt NDiaye nach eigener Auskunft an Orten, an denen sie sich fremd fühlt. Zur Zeit wohnt sie in Berlin, wohin sie 2007 nach dem Wahlsieg Nicolas Sarkozys übersiedelte. Trotzdem werde sie niemals deutschsprachig sein, erklärte sie gegenüber „Paris Match“, selbst wenn sie sich anstrengen würde. Immer wieder betont sie, als Französin zu schreiben. Viele Weiße Franzosen und Französinnen, die in Afrika aufgewachsen sind, seien „afrikanischer“ als sie. Ihre Hautfarbe und ihr afrikanisches Erbe sind für sie nebensächlich. „Ich habe niemals in diesen Kategorien gedacht“, sagte sie der Agence France Presse. Andere wohl schon. Als Marie NDiaye Anfang November den renommierten französischen „Prix Goncourt“ für ihren Roman „Trois femmes puissantes“ (übersetzt „Drei starke Frauen“) gewann, war für die Medien vor allem der Umstand, dass sie diesen Literaturpreis als erste Schwarze Frau erhalten hatte, berichtenswert. Dass immer wieder NDiayes „Schwarzsein“ im Vordergrund steht und sie damit als Repräsentantin einer bestimmten Kultur gehandelt wird, davor ist die 42-jährige Autorin stets geflüchtet. Auf Deutsch ist von Marie NDiaye u.a. erschienen: „Rosie Carpe“, „Mein Herz in der Enge“, „Alle meine Freunde“, „Die lieben Verwandten“. „Rosie Carpe“ wurde 1993 im Theater in der Drachengasse aufgeführt. Auf der Viennale 2009 war der Film „White Material“ zu sehen, für den Marie NDiaye gemeinsam mit Claire Denis das Drehbuch schrieb. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 11 internationalan.riss deutschland I XL-Dumpinglohn e u . m i t te l a m e r i ka Kampf gegen Feminizide Im Wettkampf um den deutschen Drogeriemarkt hat die Diskonterkette Schlecker mit der Schließung kleinerer Filialen begonnen, um danach größere „Schlecker XL-Märkte“ zu eröffnen. In diesen Filialen beschäftigt Schlecker MitarbeiterInnen über eine Zeitarbeitsfirma, die einen Dumpinglohntarifvertrag mit einer christlichen Gewerkschaft abgeschlossen hat. Dabei sehen sich die Angestellten nicht nur mit einer Lohneinbuße von rund fünfzig Prozent konfrontiert, sondern auch mit einer massiven Verschlechterung der Arbeitsbedingungen: Kündigungen und Versetzungen aus den alten Filialen sind an der Tagesordnung, in den XL-Filialen erhalten sie und neu angeworbene Arbeitskräfte anstelle des vorangegangenen Brutto-Stundenlohns von zwölf Euro nur noch 6,50 Euro. Eine Tatsache, die bereits zahlreiche Organisationen, Gewerkschaften und PolitikerInnen mobilisiert hat. „Das Vorhaben der Firma Anton Schlecker, Mitarbeiter zu entlassen und zu schlechteren Konditionen bei einer Tochterfirma wieder einzustellen, ist eine echte Schande“, erklärte Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gegenüber den lokalen Medien. Deutschlandweit hat Schlecker nach Gewerkschaftsangaben bislang etwa 130 solcher Filialen eröffnet. Mit jeder Neueröffnung einer XLFiliale würden drei bis fünf kleinere Filialen geschlossen. nita www.jungewelt.de, www.de.indymedia.org Seit 1993 verschwinden in der mexikanischen Grenzstadt Juárez Frauen und Mädchen. Manche von ihnen werden später vergewaltigt und ermordet aufgefunden, andere tauchen nie wieder auf. Nach offiziellen Angaben werden bisher über 400 Frauen vermisst. Laut amnesty international unternimmt die mexikanische Behörde nur wenig, um die Morde aufzuklären: „Spuren werden nicht verfolgt, Zeugen nicht verhört, gerichtsmedizinische Ergebnisse manipuliert und andere Fahrlässigkeiten begangen.“ Im Oktober 2007 verurteilte das Europäische Parlament öffentlich die Straffreiheit der Feminizide in Mexiko und Mittelamerika und verabschiedete eine Resolution: Diese sieht Maßnahmen zur Zusammenarbeit der Regierungen der betroffenen Staaten und der Europäischen Union vor, um an einer Verbesserung der Situation zu arbeiten. Unter anderem wurde auch gefordert, dass die „Staaten Mittelamerikas und Mexikos alle gebotenen Maßnahmen zur wirksamen Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ergreifen, und diese Maßnahmen die uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte der Bevölkerung gewährleisten sollen.“ Heute, zwei Jahre später, wird das Thema erneut in die europäische Öffentlichkeit getragen. Dem EU-Parlamentsabgeordneten Raül Romeva i Rueda zufolge ist der 25. November, der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, ein guter Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und zu prüfen, was sich seit der Entschließung des EU-Parlaments in Mittelamerika im Kampf gegen die Feminizide verändert hat. Am 19. November soll daher eine Bestandsaufnahme zur Entwicklung innerhalb der Regionen und zur Umsetzung der damals verabschiedeten Resolution durchgeführt werden. Als Mitglied des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter im EU-Parlament betont Romeva i Rueda, dass es wichtig sei, beim nächsten EU-LateinamerikaGipfeltreffen in Madrid im Mai 2010 Richtlinien zu fixieren, die zur weiteren Untersuchung der Feminizide in Mexiko und Mittelamerika beitragen sollen. cami www.cimacnoticias.com, http://gt.globedia.com, www.amnesty-frauen.de www.topicsandroses.com 12 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 japan Risse in der Männerherrschaft Ende August errang die Demokratische Partei (DPJ) in Japan einen historischen Wahlsieg und beendete damit die über fünfzig Jahre fast ununterbrochen andauernde Alleinherrschaft der Liberaldemokraten (LDP). Unter der neuen Regierung sitzen im japanischen Repräsentantenhaus so viele weibliche Abgeordnete wie nie zuvor – wenngleich dieser „Rekordanteil“ mit 11,3 Prozent äußerst bescheiden bleibt: Von den 480 Sitzen sind nunmehr 54 von Mandatarinnen besetzt. Damit rangiert Japan auf der aktuellen Rangliste der Interparlamentarischen Union (IPU), die den Anteil von Frauen in 187 nationalen Parlamenten ermittelt, auf Platz 97 – hinter allen anderen Industrienationen. Doch nicht nur in der Politik, auch in Unternehmen fällt die Zahl an weiblichen Führungskräften mit unter drei Prozent äußerst gering aus. In größeren Betrieben sind Frauen vor allem Sekretärinnen („office ladies“), über sechzig Prozent der weiblichen Beschäftigten scheiden mit dem ersten Kind aus dem Berufsleben aus. Mit dem Einzug der neuen weiblichen Delegierten hoffen japanische feministische Organisationen wie „Women in New World, International Network“ (WinWin) oder „Working Women’s Network“ auf ein wachsendes Bewusstsein für genderrelevante Politiken in der japanischen Öffentlichkeit. Die jungen demokratischen Parlamentarierinnen gelten auch als neue Hoffnungsträgerinnen, um Bewegung in das verkrustete politische System Japans zu bringen, das von einer kleinen Elite traditioneller Politdynastien dominiert wird: Ein Drittel der neu gewählten weiblichen Abgeordneten ist zwischen zwanzig und Ende dreißig, ein weiteres Drittel zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt. Frischen Wind verspricht auch der Antritt der neuen Justizministerin Keiki Chiba (DPJ), die sich gegen die (in Japan noch immer praktizier- an.rissinternational te) Todesstrafe engagiert. Zudem spricht sich Chiba für ein Bleiberecht illegalisierter MigrantInnen aus und will das Namensrecht für Ehepaare dahingehend reformieren, dass verheiratete Frauen ihren Familiennamen behalten können. Auch Makiko Tanaka, von 2001 bis 2002 erste Außenministerin Japans (damals noch Mitglied der LDP), kandidierte für die Demokraten. Sie ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen: Ihren einstigen „Chef“, Ex-Premier Junichiro Koizumi, nannte die heute 65-Jährige einen „eigenartigen Kerl“, den damaligen US-Präsidenten George W. Bush bezeichnete sie als „totales Arschloch“. Nach neun Monaten wurde sie von Koizumi aus der Partei gekickt und kandidierte fortan als Unabhängige, bis sie 2009 zur DPJ wechselte. Heute führt sie den Vorsitz des parlamentarischen Ausschusses für Bildung, Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie. viyu f r a u e n . r e c h te Happy Birthday, CEDAW! Am 18. Dezember 1979 wurde die „Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination against Women“ (CEDAW – „Übereinkommen über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau“) von der UNO-Generalversammlung verabschiedet. Mit der Unterzeichnung der internationalen Frauenrechtskonvention haben sich die jeweiligen Vertragsstaaten dazu verpflichtet, „unverzüglich“ jede Form von Diskriminierung von Frauen aufzuheben und dafür zu sorgen, dass Frauen ihre Menschenrechte und Grundfreiheiten in allen Lebensbereichen wahrnehmen können. 1981 trat CEDAW in Kraft, 185 Staaten haben die Konvention unterzeichnet, von ihnen haben nur die USA den Vertrag bis heute nicht ratifiziert. Dass die Konvention nicht nur Theorie bleibt, sondern auch praktische Anwendung findet, zeigt das Beispiel Österreichs von 2005: Damals brachten die Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie und der Verein Frauenrechtsschutz im Namen zweier Frauen, die von www.migraZine.at ihren Ehemännern ermordet wurden, Beschwerde beim CEDAW-Komitee ein. Österreich beschloss daraufhin gesetzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation von Opfern häuslicher Gewalt. Defizite gibt es freilich noch immer: So hat das CEDAW-Komitee den österreichischen Staat in den vergangenen Jahren mehrfach ermahnt, u.a. für die Einhaltung der Menschenrechte von Migrantinnen und Asylwerberinnen zu sorgen. viyu www2.ohchr.org/english/bodies/cedaw deutschland II Ehe wird Ehe „Die Ungleichbehandlung von eingetragener Lebenspartnerschaft und Ehe ist verfassungswidrig.“ Mit diesem Beschluss bringt das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe sämtliche Benachteiligungen von Eingetragenen Lebenspartnerschaften zum Wackeln. In Deutschland können homosexuelle Paare seit 2002 eine sogenannte Eingetragene Lebenspartnerschaft vor dem Standesamt eingehen. Eine Gleichstellung dieser Lebensgemeinschaft mit der Ehe zwischen Mann und Frau wurde bisher mit der Begründung abgelehnt, dass die Ehe zwischen heterosexuellen Paaren unter dem besonderen Schutz der Verfassung und somit des Staates stehe. Das im Oktober veröffentlichte Urteil des Bundesverfassungsgerichts besagt, dass aus dieser besonderen Privilegierung der Ehe keine Benachteiligung von anderen, ehe-ähnlichen Partnerschaften resultieren dürfe. Vor allem im Hinblick auf das Steuerrecht und die Hinterbliebenenversorgung ist dieser Entscheid ein großer Durchbruch für gleichgeschlechtliche Paare. Auch der deutsche Lesben- und Schwulenverband zeigt sich erfreut über die Karlsruher Entscheidung, äußert aber Skepsis, inwiefern die einzelnen Bundesländer den Beschluss in die Praxis umsetzen werden. leka www.queer.de, www.lsvd.de Nicht „von und für Migrantinnen“, sondern „von Migrantinnen für alle“ ist das mehrsprachige Onlinemagazin migraZine und richtet sich demnach gerade auch an Mehrheitsangehörige. Um eine Demokratisierung medialer Informationspolitik und um politische, kulturelle Partizipation geht es dem aus Migrantinnen der ersten und zweiten Generation bestehenden Redaktionsteam. Kritische migrantische Stimmen sollen nicht als „Quoten-EinwanderInnen“ zu Wort kommen, sondern sich selbstbestimmt und selbstorganisiert am medialen Diskurs beteiligen, um gegen stigmatisierende Stereotype und Rassismen aufzutreten. Seit 2006 wird migraZine bereits von der autonomen MigrantinnenSelbstorganisation maiz herausgegeben. Pünktlich zum 15-jährigen Jubiläum von maiz hat nun auch das Magazin einen Relaunch erfahren und erscheint jetzt vierteljährlich zu ausgewählten Themenschwerpunkten. Die Beiträge umfassen Reportagen, Analysen, Interviews und Kommentare, außerdem gibt es den „migraBlog“. les dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 13 gebäudereinigerinnen Fo t o : C a r o l i n e M i e l i n g Außerordentlicher Betrieb In Deutschland haben GebäudereinigerInnen zum ersten Mal gestreikt. Mit der Forderung nach einem existenzsichernden Mindestlohn thematisieren sie die Arbeitsbedingungen einer Branche, die keine Spuren hinterlässt. Von Katharina Ludwig Nach einer Woche Streik haben sich die IG BAU und der Bundesinnungsverband des Gebäudereinigerhandwerks Ende Oktober auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt: Innerhalb von zwei Jahren soll sich der Mindestlohn im Westen auf 8,55 Euro, im Osten auf 7 Euro erhöhen. Ein Einstieg in eine betriebliche Altersvorsorge wurde verankert. Die Namen der Gesprächspartnerinnen werden auf deren Wunsch hin nicht genannt. 14 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Neun Minuten hat sie für ein Zimmer. Das heißt für Betten, Bad und Böden. Egal wie viel Dreck die Gäste an ihrem Arbeitsplatz, einer Berliner Bildungsstätte, hinterlassen. Ihr Chef verstehe nicht, was daran Stress sei, erzählt die Frau mit der weißen „Tüte“ über der Winterjacke. Rot steht darauf geschrieben: „Wir streiken.“ „Gestern hat er zum ersten Mal selbst sauber gemacht. Ich habe ihn gefragt, ob er sich dafür 8,15 Euro gezahlt hat oder seinen normalen Lohn.“ Es ist noch vor Morgengrauen, als sie sich mit rund fünfzig anderen aus ihrer Branche vor der Messe Berlin positioniert. Tag Drei des ersten unbefristeten Streiks von rund 2.200 Reinigungskräften, die mit ihrer Arbeit einen ordentlichen Betrieb in Geschäftsgebäuden, Krankenhäusern, Schulen, in Verkehrsmitteln und Industrieanlagen möglich machen. Die Uni Hamburg blieb ungereinigt, das Rathaus in BerlinSchöneberg genauso wie die Gewerkschaftszentrale von ver.di. Insgesamt 134 Gebäude waren bislang vom Streik betroffen, immer abwechselnd und un- angekündigt, damit keine Ersatzkräfte organisiert werden können. Mehr Netto vom Brutto? Mit Anfang Oktober ist der Tarifvertrag für die 860.000 Beschäftigten in den rund 30.000 Reinigungsbetrieben ausgelaufen. Zwei Drittel der Beschäftigten in der Branche sind Frauen, viele Migrantinnen. Eine Branche, die in ganz Deutschland pro Jahr über zwölf Milliarden Euro umsetzt, auch wenn sonst von „schwacher Konjunktur“ die Rede ist. Deren Nettorendite für 2008 auf durchschnittlich über fünf Prozent geschätzt wird. Und in der 75 Prozent der Angestellten für den Mindestlohn putzen. Bisher waren das 8,15 Euro im Westen und 6,58 Euro im Osten. Die zuständige Gewerkschaft IG BAU (Bauen-Agrar-Umwelt) forderte nun eine Anhebung um 70 Cent und dass zwanzig Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer die Lücke zwischen West- und Osttarifen geschlossen wird. Die ArbeitgeberInnen vom Bundesinnungsverband Gebäudereinigung boten in den Verhandlungen, die seit Jahresbeginn liefen, maximal 24 Cent. Nun ist der Tarifvertrag mit Anfang Oktober ausgelaufen, und es herrscht Arbeitskampf. Letztlich steht die Drohung im Raum, dass ohne neuen Tarifvertrag in Zukunft auch für weniger als fünf, sechs Euro neu eingestellt werden kann. Das wäre ganz legal möglich, da es in Deutschland keinen einheitlichen Mindestlohn per Gesetz gibt. Die neue CDU/CSU/FDP-Koalition will auch jene staatlichen Regelungen bis 2011 überprüfen und gegebenenfalls streichen, die auf bestimmte Branchen wie die Post begrenzt gelten. Allgemein soll lediglich ein Verbot „sittenwidriger Löhne“ gesetzlich festgeschrieben werden. Schon jetzt bleibt vielen GebäudereinigerInnen von einer Stunde Arbeit lediglich ein Fünf-Euro-Schein. „Ich will mehr für meine Arbeit“, sagt die Frau im türkisfarbenen Kapuzenpullover, die seit 16 Monaten offiziell vier Stunden pro Tag putzt. Sie ist gemeinsam mit fünf Kolleginnen gekommen. Sie tröten und unterhalten sich zwischendurch auf Polnisch. Für alle ist es der erste Streik. „Das Putzen ist Akkordarbeit“, sagt die Frau neben ihr. „Es reinigerinnengebäude heißt vier Stunden pro Tag, aber mit Überstunden wird kalkuliert.“ Viele arbeiten zwei Schichten, in zwei verschiedenen Gebäuden, und müssen trotzdem zum Amt, um Sozialhilfe zu beantragen. Mehr als die Hälfte der GebäudereinigerInnen ist Teilzeit-, geringfügig oder im „Minijob“ beschäftigt. „Und am Ende haben wir keine Rente, von der man leben kann.“ Auch, um eine betriebliche Altersvorsorge zu fordern, ist sie an diesem Morgen gekommen. Streik und Vereinzelung. Bei der Messe Berlin ist die Firma Gegenbauer für Sauberkeit zuständig. Zu den von ihr betreuten Objekten zählt auch das Olympiastadion und die TU Berlin, sie be- die leitenden Beschäftigten des Reinigungspersonal, die ObjektleiterInnen, zu erreichen. Oft ergäbe sich deren Loyalität zu den Vorgesetzten aus einem kleinen Lohnunterschied von 1,50 Euro und massivem Druck. Ohne die Unterstützung der ObjektleiterInnen aber, wenn die Belegschaft also nicht kollektiv streikt, hätten die Einzelnen Angst, sich zu beteiligen. Einer 42-jährigen Berlinerin wurde immerhin fristlos gekündigt, weil ihr Chef sie bei Fernsehaufnahmen eines Warnstreiks in der ersten Reihe gesehen hatte. Die Kündigung wurde mittlerweile, nach massiven Protesten beim Arbeitgeber, wieder rückgängig gemacht, aber die Sorge der Reinigungskräfte bleibt, berechtigt. Treppe noch und der Lift, und wenn eine Frau ausfällt, komme statt einer Vertretung eben noch die halbe Etage oberoder unterhalb dazu.„Immer noch ein Tropfen im Wasserglas.“ Als Begründung oder Erklärung hören sie, dass das der Wunsch des Kunden sei. Und dass dessen Wünschen entsprochen wird, wird auch kontrolliert. Täglich geht der Hauswart die Putzroute nach, auf der Suche nach Spuren von Staub, erzählen sie, und monatlich gebe es eine große Inspektion. Sich über das rücksichtslose Verhalten der KundInnen zu beschweren, sei hingegen undenkbar. Als eine der Reinigerinnen ihrer Vorgesetzten sagte, es sei zu viel, habe sie noch mehr Arbeit be- Viele arbeiten zwei Schichten, in zwei verschiedenen Gebäuden, und müssen trotzdem zum Amt, um Sozialhilfe zu beantragen. Mehr als die Hälfte der GebäudereinigerInnen ist Teilzeit-, geringfügig oder im „Minijob“ beschäftigt. „Und am Ende haben wir keine Rente, von der man leben kann.“ treibt einen eigenen Sicherheitsdienst und gehört zu den größten Arbeitgebern Deutschlands. Dennoch ist ihr Name genauso unbekannt wie jener der AGG Allgemeine Gebäudereinigung Großrächen GmbH oder die Firma WISAG Gebäudereinigung GmbH. Für die Arbeitsbedingungen der Frauen und Männer, die über diese Dienstleister sowohl private als auch öffentliche Einrichtungen „beliefern“, gab es bislang recht wenig Öffentlichkeit. Über den Parkplatz zieht die Gruppe mit ihren Transparenten „Sauberkeit hat ihren Preis!“ und „Ich putze Deutschland!“ weiter Richtung RBB (öffentlicher Rundfunk Berlin-Brandenburg) und versammelt sich im Foyer. Ein Angestellter der hier tätigen Reinigungsfirma Stoll lässt ausrichten, dass der Protest im Haus nicht erwünscht sei. „Sie können gerne nach Feierabend, um 8 Uhr früh mit den Leuten sprechen.“ Er selbst sei kein Fan von Streik, außerdem sei Wirtschaftskrise. Irgendwo müsse das Geld ja herkommen. Auf dem Weg aus dem Gebäude erzählt die Aktivistin Katharina Bergmann, die nach abgebrochenen Gender Studien und Gärtnerinnen-Ausbildung die Gewerkschaft seit eineinhalb Monaten unterstützt, dass es wichtig sei, gerade Das Geschäft Sauberkeit. Zurück im Streikbüro in der Keithstraße, nahe dem KaDeWe. Seit 6 Uhr morgens hatten sich die Streikenden hier zu ihrer regulären Arbeitszeit gemeldet, vom Azubi bis zur Arbeiterin kurz vor dem gesetzlichen Ruhestand. Siebzig bis achtzig Prozent ihres Lohnes werden von der Gewerkschaft erstattet. Die, die in zwei Objekten pro Tag putzen, kommen nachmittags noch einmal. Im Zimmer rechts von den Streiklisten, neben einer Runde Glasreiniger, sitzen fünf Frauen um einen Tisch. Sie kennen sich, weil sie alle im selben Gebäude tätig sind, der Gewerkschaftszentrale von ver.di – auch diese beschäftigt einen privaten Reinigungsdienst. Eine arbeitet seit sieben, eine seit zwölf, eine seit 14 Jahren in der Branche. Sie waren bei der Commerzbank tätig, in Anwaltskanzleien, Kindertagesstätten und im Bundestag. Sie haben, seit sie BosnienHerzegowina, Russland und ihre früheren Ausbildungen und Berufe hinter sich ließen, viel gesehen.„Jetzt rechnen wir das einmal aus“, sagt die älteste von ihnen, nimmt einen Stift und die leere Rückseite eines bedruckten Papiers.„Wir haben zwei Stunden für eine Etage mit 60 Zimmern und zwei Toiletten.“ Immer falle noch zusätzlich etwas an, was innerhalb dieser Zeit zu erledigen sei. Die kommen. Und selbst als eine andere Vorgesetzte einmal zustimmte, dass die Verschmutzung eines bestimmten Büros das Zumutbare überstieg, war die Diskussion beendet, als sich herausstellte, dass es das Büro der Abteilungsleiterin war. In vielen Gebäuden hätten selbst Räume gefehlt, in denen sich die Frauen umziehen können. Alle kämpfen von der täglichen körperlichen Anstrengung mit schmerzenden Armen und Beinen und Rheuma. Aufgrund des ständigen Umgangs mit ätzenden Chemikalien sind viele mittlerweile Expertinnen im Umgang mit Hautausschlag. Die Gewerkschaften haben Mühe, ihre Verhandlungsposition zu stärken, denn ExpertInnen schätzen, dass gerade mal zehn Prozent der GebäudereinigerInnen gewerkschaftlich vertreten sind. „Wir haben keine Zeit zum Reden. Wir sind nur am Rennen, Rennen, Rennen“, beschreibt eine Frau, die täglich zwei Schichten macht, die Rahmenbedingungen sich zu organisieren. Dass die Belegschaft in ihrem Fall jetzt in Streikende und solche, die weiterarbeiten, getrennt ist, sei schlecht. „Jetzt schimpfen sie mit uns, dass wir streiken“, ergänzt eine Frau mit Brille und lacht. „Und wenn wir nichts erreichen, dann schimpfen sie erst recht.“ ❚ dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 15 vampirgeschichten Ich sauge, also bin ich VampirInnen auf Zelluloid: Ein Streifzug durch eine blutrünstige Filmgeschichte. Von Elisabeth Streit 1 Die erste öffentliche Filmvorführung in Frankreich der Brüder Lumiére fand im Grand Café am Boulevard des Capucines am 28. Dezember 1895 statt. 2 Jelinek, Elfriede: Zu Carnival of Souls. www.elfriedejelinek.com 3 ebd. 16 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Seit es das Kino und den Film1 gibt, diente die Leinwand nicht nur als Projektionsfläche des Filmmaterials, das durch den Projektor getrieben wurde. Sobald die anfangs noch kurzen Filme Geschichten zu erzählen begannen, wurde die weiße Fläche zum Sehnsuchtsort und Katalysator heimlicher Wünsche, Ängste, unausgelebter Obsessionen und Möglichkeiten. Als am 15. März 1922 in Berlin der Stummfilm „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ uraufgeführt wurde (F. W. Murnaus Filmklassiker mit Max Schreck in der Hauptrolle, bis heute der überzeugendste VampirDarsteller schlechthin), wurde das Kino um eine Dimension erweitert: Untote Wiedergänger tauchen seitdem in regelmäßigen Abständen ganz selbstverständlich als Abbildung der dunklen Seite der menschlichen Existenz in Filmen auf. Durch den gebündelten Strahl der Projektionslampe wird den Schattenwesen vorerst durch die Dauer des jeweiligen Films zum unendlichen Leben verholfen, und sie können ihren Durst nach Blut – und damit Leben – durch diese Materialisierung vor unseren Augen stillen und so ihr Unwesen treiben. Nicht zufällig sagt Elfriede Jelinek: „Die Leinwand ist der Ort, wo etwas erscheint und spurlos wieder verschwindet. […] Die Gestalten kommen und sagen etwas, und wir, die da sitzen, fliegen, an unsere Augen gefesselt, über sie hin als wären sie gar nichts, und dann nente erstmals bildhaft angelegt und durchaus nicht zu übersehen. Als das Phantom der Nacht in Ellens Schlafzimmer eindringt – Murnau lässt den Schatten von Nosferatus Hand gierig nach der Brust der Frau greifen –, wird sie von ihm im Bett überwältigt. Neun Jahre später stattete Tod Browning seinen Dracula-Darsteller Bela Lugosi mit deutlich verstärkten sexuellen Attributen aus: Elegantere, dynamischere und weichere Bewegungen, ein riesiges Cape, eifrig geschwungen, die melancholische Dandynote unterstreichend, ein alles durchdringender, hypnotisierender Blick – damit gelingt es Dracula/Lugosi, reihenweise Frauen eher beiläufig „zu erobern“. Die ultimative Steigerung ins Animalisch-Brutale erfährt die Figur des Vampirs in der von Terence Fisher (eine Hammer-Reihe, erstmals 1958) verfilmten Version des Dracula-Stoffes in der Der Vampir als aufgerichteter Phallus. Mit der Verkörperung durch Christopher Lee. Romanveröffentlichung von Bram StoBlutrot sind die Augen, eine gefährlich kers „Dracula“ (1897), der auch als Vorla- lauernde Aura umhüllt die gespannte ge für „Nosferatu“ diente, war die Figur Körperlichkeit des Blutsaugers, der stets des männlichen Vampirs geboren. Er bereit ist, seine hauerartigen, gut sichtverkörperte alles, was im sittenstrengen baren Eckzähne in weiße, unschuldige viktorianischen England am moraliFrauenhälse zu bohren. Schnell muss er schen Pranger stand: Ehebruch, Blutzuschlagen, um seinen Angreifern, allen schande, Vergewaltigung, Pädophilie voran dem bigotten Moralisten Van und offen zur Schau gestellte (nekroHelsing, immer einen Schritt bzw. Biss phile) Sexualität. 25 Jahre später verkör- voraus zu sein. perten Max Schrecks starre, eher noch Alle Opfer in diesen erwähnten Filzombiegleiche Bewegungen einerseits men sind weiblich, tugendhaft und die Angst vor dem Fremden, dem Tod, jungfräulich oder kurz vor ihrer Verheiandererseits war die erotische Komporatung, wie etwa Mina, die Braut Jona- fliegen sie sogar selbst, die Schattenwesen, es ist nicht zu glauben! Obwohl wir es sehen. Film ist überhaupt: Gespenstersehen.“2 Ihre große Affinität zu Gespensterund Gruselfilmen weist Jelinek nicht nur in diesem Text zum 100-jährigen Bestehen des Kinos 1995 aus. 1987 erschien ihr Theaterstück „Krankheit oder moderne Frauen“, in dem sie satirisch aus dem Fundus der Vampirliteratur schöpft: Hier treffen Emily und Carmilla aufeinander und werden zum lesbischen Vampirinnen-Paar. Die Verschränkung von Text, Sprache, Körper im unmittelbaren Erleben des Gesehenen zieht sich wie ein roter Faden durch ihr gesamtes Werk: „Gespensterfilme sind Berührungen, denn wir Zuschauer wollen ja, daß uns etwas geschieht, nicht daß wir nur einfach etwas anschauen.“3 geschichtenvampir than Harkers. Einzig die Figur der Lucy Westenraa, schon in Stokers Roman als Freundin Minas verankert, verkörpert die sexuell neugierige, von mehreren Männern begehrte und ihnen den Kopf verdrehende junge Frau. Als sie zur Vampirin geworden ist und ihrem erotisch konnotierten blutdürstigem Verlangen uneingeschränkt nachzukommen versucht, kann sie dem schrecklichen und endgültigen Tod durch Pfählung und anschließender Enthauptung nicht entgehen.4 Mit der zu Tode penetrierten untoten Frau ist die patriarchale Ordnung letztendlich wiederhergestellt. Aber nicht immer war der Vampir männlichen Geschlechts. milla in einem gleichberechtigten Verhältnis zueinander, frei nach dem Motto: Ich sauge, also bin ich. In den 1960er und 70er Jahren häufen sich die Verfilmungen von lesbischen Vampir-Stoffen, die mehrheitlich ein Täterin/OpferSchema aufweisen. Sie erweisen sich damit als Verlängerung des männlichen Blicks, als Projektion der Schaulust des Betrachters. Bonnie Zimmermann stellt in ihrem Text „Töchter der Nacht: der lesbische Vampirfilm“ nach einer Aufzählung von Filmen mit lesbischen Vampirinnen ernüchtert fest,„[…] daß der lesbische Vampirfilm viele Stereotypen, die den Lesben seit mindestens dem letzten Jahrhundert anhaften, wieder aufgreift: Deutung des vampirischen Daseins formuliert die Unterdrückung und Ausbeutung der Frau in einer allgemeineren Form von Kapitalismuskritik:„It offers, for cinema, a balance sheet of the twentieth century. The priciple of vampirism – a particularly rich figurative schema – signifies the Vietnam War, Nazism, drugs, all contagious diseases such as AIDS, American imperialism, and poverty. Ferrara’s work, in coming to grips with modern evil, can be envisaged as an ever more carefully argued-out description of capitalism as catastrophe.“7 Ferrara setzte damit eine These von Karl Marx frei um, nach der Kapitalismus vampirisch funktioniert. Einen Wenn Frauen sich nicht mehr durch den gebärenden Akt, sondern durch einen Biss ihr Leben verlängern bzw. Unsterblichkeit erlangen, entziehen sie sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Verfügbarkeit innerhalb einer Jahrhunderte überdauernden Vorstellung der patricharchalen Ordnung. Carmilla und die Folgen. Im März 1872 veröffentlichte der irische Schriftsteller Sheridan Le Fanu seine Novelle „Carmilla“ in der Zeitschrift „The Dark Blue“ in drei Teilen. In dieser Erzählung wird die weibliche Hauptfigur Laura, die mit ihrem Vater in einem abgelegenen Schloss in der Steiermark lebt, mit sechs Jahren von einer schönen nächtlichen Erscheinung in die Brust gebissen. Allerdings hinterlässt dieser Biss keine sichtbaren Spuren am Körper des Mädchens. Zwölf Jahre später bringt ein Kutscher die scheinbar verletzte Carmilla in das Heim der einsamen Laura. Sie werden enge Freundinnen, als Carmilla und Laura entdecken, dass sie den gleichen Traum geträumt hatten. Carmilla ist die Inkarnation einer längst verstorbenen Verwandten, der Gräfin Millarca Karnstein, die sich ihr Überleben über die Jahrhunderte hinweg durch das Blut junger Mädchen sichert. Um der romantischen Zuneigung zur wiedererstandenen Vampirin ein Ende zu bereiten, wird der hinzugezogene Arzt, Dr. Hesselius, dazu veranlasst, das Grab der Gräfin zu öffnen und sie zu vernichten. Ab 1932 taucht das Carmilla-Motiv in abgewandelter Form wiederholt in Vampirfilmen auf.5 In Elfriede Jelineks eingangs erwähntem Theaterstück stehen die beiden Frauen Emily und Car- lesbische Sexualität sei infantil und narzißtisch; lesbische Liebe sei steril und morbid; Lesbierinnen seien reiche und dekadente Frauen, die wehrlose junge Mädchen verführen. Aber die Tatsache, daß der lesbische Vampirmythos ein so nachdrückliches Comeback erlebt und in den frühen 70er Jahren so populär wird, ist für mich ein Hinweis darauf, daß die spezifische historische Situation der 60er und 70er Jahre neue Impulse erbracht hat: den Feminismus und den Schritt der Lesben ins Bewußtsein der Öffentlichkeit.“6 Dass diese Ermächtigung als gesellschaftliche Bedrohung gesehen werden kann, liegt nahe. Wenn Frauen sich nicht mehr durch den gebärenden Akt, sondern durch einen Biss ihr Leben verlängern bzw. Unsterblichkeit erlangen, entziehen sie sich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung zur Verfügbarkeit innerhalb einer Jahrhunderte überdauernden Vorstellung der patricharchalen Ordnung. ähnlich radikalen Versuch unternahm Claire Denis in ihrem 2001 entstandenen Film „Trouble Every Day“, in dem das kannibalistische Element – Aussaugen des Lebens, Einverleibung des Körpers des Anderen – als zentrales Motiv herausgearbeitet wird. Coré (Béatrice Dalle) wird von ihrem Mann Léo (Alex Descas) in einem Zimmer von der Welt weggesperrt. Als sich ein junger Mann Zutritt verschafft, kommt es nicht nur zu dem von ihm erhofften Geschlechtsverkehr mit der unbekannten, geheimnisvollen Frau. Der Liebesakt wird zum blutigen Festmahl: Laut schmatzend labt sich die Frau am sprudelnden Blut seiner zerbissenen Kehle. Sehnsucht und der unstillbare Durst nach dem ultimativen, finalen Begehren stehen hier im Vordergrund. Nicht die Unsterblichkeit, sondern die Aneignung des anderen Körpers ist hier bis hin zum Baden im Blut des Opfers das konsequent verfolgte Ziel. Beide Filme verlassen nicht nur die gewohnte Erzählstruktur des VampirAufbruch in eine neue Dimension. In Abel Themas, sie künden auch von einer Ferraras Film „The Addiction“ (USA, Welt, in der die biopolitische Ausbeu1995) wird die junge Philosophie-Stutung so weit fortgeschritten ist, dass dentin Kathleen Conklin (Lili Taylor) vom am Ende weder Frau noch Mann unbeweiblichen Vampir Casanova (Annabella schadet aus der Geschichte hervorgeSciorra) am Nachhauseweg angefallen hen können: weder Gerechtigkeit noch und zur gequälten Grenzgängerin zwiErlösung, jedenfalls nicht auf diesem schen den Welten verdammt. Ferraras ❚ Planeten. 4 „Dracula“, Regie: Francis Ford Coppola, USA 1992 5 „Vampyr – Der Traum des Allan Grey“, Regie: Carl Theodor Dreyer, F/D 1932. In diesem Film wurde das lesbische Motiv komplett ausgeblendet. 6 Zimmermann, Bonnie: Töchter der Nacht: der lesbische Vampirfilm. In: Frauen und Film 28, Frankfurt/Main 1981, S. 8. In diesem Text findet sich eine spannende Filmografie zum lesbischen Vampirfilm. 7 Brenez, Nicole: Abel Ferrara. University of Illinois Press, Urbana 2007. S. 8-9. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 17 vampirgeschichten Selbstbewusste Slayer-Schnitte Buffy oder Bella? Die Wahl fällt der feministischen Kulturkritikerin und „Missy Magazine“-Redakteurin Chris Köver nicht schwer. Silke Pixner und Claire Benedikt fragten nach. Chris Köver, geboren 1979 in Arad (Rumänien), hat an der Universität Lüneburg Angewandte Kulturwissenschaften studiert und ihre Magisterarbeit über die Konstruktion von Weiblichkeit in der Serie „Buffy the Vampire Slayer“ geschrieben. Anfang 2008 gründete sie zusammen mit den beiden Journalistinnen Sonja Eismann und Stefanie Lohaus das „Missy Magazine“. 18 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 an.schläge: In Ihrer Magisterarbeit haben Sie sich mit der Konstruktion von Weiblichkeit in der USFernsehserie „Buffy the Vampire Slayer“ beschäftigt. Warum diese Serie? Chris Köver: Zum einen ist sie einfach sehr gut geschrieben und unglaublich unterhaltsam. Die Dialoge und Charaktere sind sehr vielschichtig. Auch hat die Serie über die sieben Staffeln hinweg immer wieder die Grenzen des Formats ausgelotet – z.B. mit einer Musical-Folge oder einer Episode, in der gar nicht gesprochen wird. Als feministische Kulturkritikerin hat mich aber vor allem interessiert, wie die Serie mit Geschlechterrollen spielt: Die auserwählte Heldin, die einzige, die die Welt vor der Bedrohung durch das Böse retten kann, ist ein blonder ExCheerleader mit einem Faible für Shopping und Schuhe! Worin besteht das subversive Potenzial von „Buffy“? In eben dieser Art der Darstellung von Geschlecht. Da bekommen wir eine Heldin zu sehen, die zwar äußerlich zart und ausgesprochen feminin wirkt, ja geradezu das Klischee einer sexy Dumpfbacke verkörpert: schlank, blond, immer top gestylt. Gleichzeitig ist diese Schnitte aber eine auserwählte, mystische Heldin, übermenschlich stark, wahnsinnig selbstbewusst, rettet mindestens einmal pro Staffel die Welt und verhält sich auch sonst in jeglicher Hinsicht heldenhaft. Klar kann man jetzt sagen: Was soll daran subversiv sein? Buffy (bzw. Sarah Michelle Gellar, die Buffy spielt) entspricht doch äußerlich allen existierenden Normen von weiblicher Schönheit – dass sie dabei auch noch Vampire in den Arsch tritt, befriedigt nur die voyeuristischen Gelüste von Teenager-Jungs oder älteren Männern mit einem Faible für knackige Blonde. Wenn man aber mit Judith Butler davon ausgeht, dass Geschlecht eben keine natürliche Kategorie ist, sondern eine Performance, dann ist die Performance von Buffy eine, die sowohl unser Verständnis von Weiblichkeit als auch von HeldInnenhaftigkeit verschiebt. Oder zumindest verschieben kann. Ob das tatsächlich passiert, hängt natürlich letztlich immer davon ab, wie der jeweilige Zuschauer oder die Zuschauerin ihre Performance auffasst. In diesem Sinne kann man von keiner Fernsehserie ( ja, von gar keinem kulturellen Text überhaupt) fordern, sie solle eindeutig subversiv sein. Diese Texte haben eben nicht nur eine festgelegte Bedeutung. Werden die erwähnten Klischees in „Buffy“ auch als solche transparent gemacht? Oder verfestigen sich diese nicht letztlich durch ihre ständige Reproduktion? „Buffy“ spielt in jedem Fall mit Klischees. Dass eine zierliche kleine Blondine zur Retterin der Menschheit wird, Dämonen doppelter Körpergröße mit einem einzigen Tritt quer durch den Raum schleudert und dabei noch Witze reißt, ist ja der parodistische Kontrast, auf dem die ganze Serie aufbaut und aus dem sie den Großteil ihrer Komik bezieht. Inwiefern die Klischees bei diesem Spiel dann gefestigt werden oder ob es gelingt, sie zu überwinden, hängt im geschichtenvampir Zweifelsfall immer von der einzelnen Szene ab bzw. der Lesart dieser Szene. Buffys Performance von Weiblichkeit ist ja erstmal in vielerlei Hinsicht die eines perfekten Girlies, d. h. eine Affirmation und Reidealisierung bestehender und teils verletzender Normen von weiblicher Schönheit. Am deutlichsten wird das an ihrem Äußeren. Ihre Heterosexualität ist in dieser Hinsicht aber ebenfalls problematisch. Buffy verkörpert und wiederholt ein Ideal, dem viele Frauen niemals werden genügen können – sei es aufgrund ihrer Körpermaße, ihrer Hautfarbe, ihrer sozialen Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung. Buffy ist aber eben mehr als ein Girlie, sie ist zugleich der Slayer: eine superheroische, physisch übernatür- sehe, und vielen anderen scheint es ebenso zu gehen. Es ist einfach unglaublich befriedigend, zur Abwechslung mal eine Heldin zu sehen, die sich nichts gefallen lässt, die andere rettet, statt gerettet werden zu müssen, und auch sonst alle Klischees auf den Kopf stellt. Ich glaube, die entscheidende Wirkung von kulturellen Bildern und Texten ist gar nicht, dass sie Frauen (oder wem auch immer) Selbstbewusstsein einimpfen. Wie Fernsehserien, Filme oder generell jede Form von Popkultur Geschlechterrollen darstellen, ist deshalb so entscheidend, weil hier Bedeutung geschaffen wird, der Rahmen und die Grenzen dessen, was wir uns überhaupt vorstellen können: Was ist ein Mann? Was ist eine Frau? Wer kann überhaupt als Subjekt gelten, wer Wie erklären Sie sich den aktuellen Erfolg der „Twilight“-Romane und -Kinofilme? Ich glaube, „Twilight“ bzw. die Autorin Stephenie Meyer ist im Grunde die neue Rosamunde Pilcher für junge Frauen: Da geht es ja um eine ganz stereotype heterosexuelle Romanze – nur ist der romantisierte Held kein Chefarzt, sondern ein Vampir mit übermäßigem Beschützer-Instinkt. Ich will jetzt gar nicht die Leserinnen oder Zuschauerinnen von „Twilight“ oder hetero-romantischer Literatur generell als naiv diskreditieren: Ich glaube, dass die Rezipientinnen von romantischen Geschichten sehr genau wissen, was und warum sie das lesen oder schauen, und sich sehr bewusst dafür entscheiden. „Twilight“ bzw. die Autorin Stephenie Meyer ist im Grunde die neue Rosamunde Pilcher für junge Frauen: Da geht es ja um eine ganz stereotype heterosexuelle Romanze – nur ist der romantisierte Held kein Chefarzt, sondern ein Vampir mit übermässigem Beschützer-Instinkt. lich starke Heldin, die keine Angst zeigt, die Führungsrollen übernimmt, ihre Aufgabe häufig vor ihr Privatleben und ihre Gefühle stellt und es sichtlich genießt, Gewalt gegen ihre GegnerInnen ausüben. All das sind Verhaltensweisen, die als maskulin kodiert sind. Buffys Performance ist somit butchfemme: Sie wiederholt sowohl feminine als auch maskuline Normen. Dass sie diese Normen zudem auch noch auf total überzeichnete Weise wiederholt – mittels einer sowohl exzessiv mädchenhaften als auch exzessiv heroischen Darstellung – macht ihre Performance zu einer Art beidseitigen Parodie von Geschlecht. Finde ich zumindest. Leider schließt das aber wie gesagt nicht aus, dass 50-jährige Männer „Buffy“ schauen und sie einfach nur sexy finden können. In einer anderen wissenschaftlichen Arbeit zu „Buffy“1 erklärt die Verfasserin, dass sie sich als Teenager nach dem Sehen der Fernsehserie „ermächtigt“ fühlte. Kann eine TV-Serie Ihrer Meinung nach jungen Frauen tatsächlich Selbstbewusstsein einimpfen? Ich selbst fühle mich als Frau durchaus ermächtigt, wenn ich „Buffy“ nicht? Das können wir uns ja nur in Form von Bildern und Worten vorstellen, insofern ist der Kampf um diese Bilder und Worte ein politischer Kampf, und insofern ist es auch so wichtig, welche Rollen und welche Bilder wir in popkulturellen Texten überhaupt zu sehen bekommen. Ich bin keine Anhängerin direkter Medienwirkungstheorien. Ich glaube nicht, dass ZuschauerInnen etwas auf dem Bildschirm sehen und dann einfach nachahmen. Ich glaube aber schon, dass eine Figur wie Buffy die Grenzen dessen erweitern kann, was wir uns als weiblich vorstellen – und insofern dann auch den Spielraum für Frauen, z.B. heroischer, selbstbewusster, stärker oder dominanter zu sein. Ich bin eher eine Anhängerin der These, dass Veränderung langsam passiert, durch kleine Dinge, die sich nach und nach verschieben. Und in diesem Prozess spielen kulturelle Bilder meiner Meinung nach eine sehr wichtige Rolle – eben weil sie in der Lage sind, die Normen zu verschieben. Deswegen begrüße ich erst mal jede Fernsehserie, die irgendeine Art von progressiver Neuerung birgt. Wie unterscheidet sich die Darstellung bzw. Herstellung von Weiblichkeit in „Buffy“ und „Twilight“? Was unterscheidet die beiden Heldinnen Buffy und Bella? Bella und Buffy auf jeweils einen Satz runterzubrechen, finde ich sehr schwierig. Gute Film- und Fernsehfiguren zeichnen sich ja gerade dadurch aus, dass sie nicht eindimensional sind – sonst wären sie platt und langweilig. Trotzdem lässt sich da eine Tendenz erkennen: Buffy ist eine Superheldin, der Slayer, sie kann nicht nur sich selbst, sondern muss die ganze Welt retten. Sie ist durchaus auch gebrochen, zweifelt oft an sich und hat auch ihre schwachen Momente. Zum Schluss ist es aber doch immer wieder sie, die die aktive Rolle ergreift und weiß, was zu tun ist. Bellas Charakter entspricht dagegen schon viel eher dem Klischee der hilflosen Prinzessin: Sie lässt sich ständig von Edward retten und beschützen und scheint sich in dieser Rolle zu gefallen. Irritierend bis nervig ist auch, dass sie sich und ihre Taten ständig infrage stellt und runtermacht, während sie Edward als in jeglicher Hinsicht perfekt überhöht. ❚ 1 Heidi, Rampetzreiter (2006): "Reading Buffy the Vampire Slayer". Mediale Konstruktionen zwischen feministischer Selbstermächtigung und patriarchalen Mustern. Diplomarbeit. Wien. S. 7. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 19 vampirgeschichten Die ewige Adoleszenz Mit dem aktuellen Vampir-Boom werden die Grenzen des traditionellen Horror-Fantasy-Genres neu gesteckt. Von Vina Yun Vampire sells. Wenngleich die klassische Ausstattung – wehendes schwarzes Cape, eine gute Portion Haarpomade sowie eine adelige transsylvanische Herkunft – mittlerweile recht zahnlos wirkt. Im 21. Jahrhundert bevölkern Draculas Erben (mehrheitlich männlich) neue Schauplätze: schwedische Vorstädte („Let the right one in“ von Tomas Alfredson), koreanische Priesterseminare („Thirst“ von Chan-Wook & Co. keine triebhaften Monster, sondern äußerst romantische Outsider, die mit dem Unverständnis der menschlichen Gesellschaft konfrontiert sind. Mit der jüngsten Renaissance wurde die klassische literarische und filmische Figur des Vampirs gründlich überarbeitet: Statt altväterlichem Horror regieren schmalzige Liebesschwüre, „Coming of Age“-Geschichten und eine Neuverhandlung des Vampirs als dem „Fremden“. allem eines: Abstinenz. „Keine Drogen, kein Alkohol und kein ‚Beißen’ vor der Hochzeit“, fasst die Literaturwissenschafterin Helen Scott die moralischen Gebote der Vampir-Saga zusammen. Der untote Edward Cullen ist ein „guter Vampir“, weil er freiwillig verzichtet: auf menschliches Blut (was ihn zum „Vegetarier“ macht) und vorehelichen Sex mit seiner Angebeteten Isabella „Bella“ Swan. Einige wollen in der „Mädchen liebt Mit der jüngsten Renaissance wurde die klassische literarische und filmische Figur des Vampirs gründlich überarbeitet: Statt altväterlichem Horror regieren schmalzige Liebesschwüre, „Coming of Age“-Geschichten und eine Neuverhandlung des Vampirs als dem „Fremden“. 1 Anke Gröner,„Twilight“, www.ankegroener.de/?p=3606 2 Helen Scott,„Coming Out der Vampire“, http://marx21.de/ content/view/795/121 3 Jaqueline Berndt, Nachwort in: Suehiro Maruo:„Der lachende Vampir“, Berlin: Reprodukt 2003. Park) und verschlafene Provinznester irgendwo im tiefsten Süden der USA (siehe die TV-Serie „True Blood“). Auch das feudale Altherren-Image der blassen Blutsauger (die V.I.P.s im Seniorenclub: Béla Lugosi, Klaus Kinski, Christopher Lee) hat ausgedient: Die neue Generation hat die „Alte Welt“ hinter sich gelassen und präsentiert sich weitgehend faltenfrei und Teen-Poster-kompatibel. Zwar sind auch die jungen VampirInnen von heute nach wie vor wenig gesellschaftsfähig – doch im Gegensatz zu früher sind Edward Cullen, Bill Compton 20 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Biologisches Anti-Aging. Kommerzieller Höhepunkt des aktuellen Comebacks der Untoten ist der Blockbuster „Twilight – Biss zum Morgengrauen“ und dessen Sequel „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“, das dieser Tage in den hiesigen Kinos anläuft. Die als Trilogie angelegte Filmserie ist die Adaption der überaus erfolgreichen „Twilight“Romane von Stephenie Meyer. In ihren Büchern, die sich weltweit über 70 Millionen Mal verkauften, propagiert die 36-jährige Mutter dreier Kinder und bekennende Mormonin aus Arizona vor Vampir“-Story den „perfekte(n) Schmachtfetzen“ und die konsequente Wunscherfüllung liebeshungriger GirlTeens erkennen1, doch KritikerInnen wie Scott sehen die Figur der Roman- und Filmprotagonistin Bella stellvertretend für einen antifeministischen Backlash: „Eine ganze Generation von heranwachsenden Mädchen kann sich mit einer Heldin identifizieren, die sich selbst erniedrigt und bereit ist, alles für ihren Freund zu opfern. Es ist vielsagend, dass Bellas schlimmster Alptraum nicht darin besteht, durch einen Vampir umge- geschichtenvampir bracht zu werden, sondern alt und hässlich zu werden, während ihr Liebhaber ewig jung und schön bleibt. Der Vampirbiss sticht Anti-Aging-Kosmetik und plastische Chirurgie aus.“2 Vampire Pride. Als artenübergreifende Hetero-Schnulze kann auch „True Blood“ – neben „Sex and the City“ und „The Sopranos“ die erfolgreichste Fernsehserie des US-Pay-TV-Senders HBO – gesehen werden, wenn auch nur vordergründig. Auch hier basiert die Storyline auf einer Romanvorlage: Die „Southern Vampire Mysteries“ von Charlaine Harris umfassen bislang eine achtteilige Bücherserie und mehrere Kurzgeschichten. Als „Antithese“ zu „Twilight“ findet sich hier jede Menge Sex, wenn sich die mit telepathischen Fähigkeiten ausgestattete Bar-Kellnerin Sookie Stackhouse in den Vampir Bill Compton verliebt. Allerdings wird auch hier Triebkontrolle groß geschrieben – als Mittel kultureller Integration. Denn seitdem Blut auf synthetischem Wege hergestellt werden kann (wer hat’s erfunden? Klar, die Japaner), können sich die Vampire aus „True Blood“ guten Gewissens aus ihren Särgen – sprich: aus dem Untergrund – wagen. Mit dem Slogan „I’m a vampire and I’m American“ kämpft die „American Vampire League“ (AVL) für die Bürgerrechte der untoten Bevölkerung, deckt Hate Crimes an Vampiren auf und fordert Antidiskriminierungsgesetze. Das Coming-out der Vampire ist natürlich eine Analogie zum „Gay Rights Movement“. Nicht zufällig erinnert der Kampfspruch „God hates fangs“ („Gott hasst Reißzähne“) der religiösen Fundamentalisten in der TV-Serie an „God hates fags“ („Gott hasst Schwuchteln“). „True Blood“ erzählt davon, wie traditionelle Behauptungspolitiken marginalisierter Subjekte funktionieren: Um in den gesellschaftlichen Mainstream eindringen zu können, bedarf es der Zähmung und Beseitigung der „perversen“, normverletzenden Bilder. Weshalb die AVL gezielt Werbespots schaltet, in denen Vampire als „ordinary people“ auftreten: Ob Bauarbeiter, Köche oder Lehrerinnen – Vampire seien, mal abgesehen von der abweichenden Körpertemperatur,„Menschen wie du und ich“. Zentral verhandelt wird das Außenseitertum des vampirischen Daseins je- doch nicht in den durchaus clever inszenierten politischen Debatten zwischen Vampir-LobbyistInnen und menschlichen Gottesfürchtigen, sondern in der Liebesbeziehung zwischen Bill, dem edelmütigen Mustervampir der PostBush-Ära, und der rechtschaffenen Sookie: Gerade weil ihre Liebe die Speziesgrenzen überschreitet, ist sie besonders rein und selbstlos. „Blackmetal-Ästhetik für Kids“. So nannte die linke Berliner Wochenzeitung „Jungle World“ die viel akklamierte Kinoproduktion aus Schweden „Lat den rätte komma“ („Let the right one in“). Wieder war es ein Roman-Bestseller (von John Ajvide Lindqvist), der dem – übrigens alles andere als kinderfreundlichen – Film zugrundeliegt. Ein US-Remake des Kinofilms ist bereits in Planung und soll nächstes Jahr erscheinen. Es ist Winter in den 1980ern und in den Vorstädten Stockholms herrscht tote Hose, als der 12-jährige Oskar der geheimnisvollen Eli aus der Nachbarswohnung begegnet. Oskar ist introvertiert und einzelgängerisch, von seinen Mitschülern wird er gemobbt. Zwischen dem Eigenbrötler und dem stillen, blassen Mädchen entwickelt sich bei den flüchtigen Treffen eine zärtliche Freundschaft. „Wie alt bist du wirklich?“, fragt Oskar Eli eines Tages. Diese antwortet: „Zwölf. Aber das bin ich schon sehr lange.“ Die Figur des jugendlichen Vampirs ist nicht neu, wie etwa die in den 80er Jahren für das Fernsehen verfilmte Roman-Serie „Der kleine Vampir“ von Angela Sommer-Bodenburg oder auch die zahlreichen Beispiele im Manga, dem populären japanischen Comic, belegen. Sie funktioniert nicht nur als Abgrenzungsmerkmal gegenüber der rationalen Erwachsenenwelt, sondern tritt auf, „um die Einsamkeit von Jugendlichen zu versinnbildlichen, für die die Zeit biografisch wie historisch stillsteht“, wie die Manga-Wissenschaftlerin Jaqueline Berndt erläutert. „Sie scheuen das Licht der konsumkulturellen Rationalität und des technischen Fortschritts. Und sie bedienen sich parasitär aus dem, was vorhanden ist.“3 Mit dem Vampir-Teen erfährt die Sehnsucht nach einem Aufgehobensein im „Anderssein“ schließlich ihre doppelte Erfüllung. ❚ silke pixner Kleine Vampirinnen-Kunde Lilith (hebräisch: die Nächtliche): Die Ur-Vampirin bzw. -Dämonin. Laut frühen hebräischen Schriften die erste Frau Adams. Sie wurde wie Adam aus Erde geformt und fühlte sich demnach gleichwertig. Lilith wollte beim Sex nicht unter Adam liegen und wurde deswegen aus dem Paradies und in die Welt der Dämonen verbannt, deren Herrschaft sie übernahm. Erzsébet (Elisabeth) Báthory (1516-1614): Die möglicherweise politisch motivierte Verurteilung der ungarischen Gräfin als Serienmörderin junger Mädchen im Jahr 1611 gab Anlass zur Legendenbildung. Die als „Blutgräfin“ Bezeichnete soll im Lebenssaft der getöteten jungen Frauen gebadet und diesen auch getrunken haben, um sich ihre Jugend und Schönheit zu bewahren. Durch die Legenden wurde die reale historische Person immer mehr zugunsten „der Vampirin“ Báthory verdrängt, die vor allem in zahlreichen Horrorfilmen die Hauptrolle spielt, zuletzt in Julie Delpys Kinofilm „Die Gräfin“ (2009). Carmilla: Die 1872 erschienene Novelle „Carmilla, der Vampir“ von Joseph Sheridan Le Fanu, gilt als erste bedeutsame Vampirgeschichte und als wichtigster Vorläufer von Bram Stockers „Dracula“. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die lesbische Vampirin Carmilla, die sich in das Haus eines pensionierten Generals einschleicht, um dessen Tochter als Gefährtin zu gewinnen. Die Figur der Carmilla wurde zum Prototyp einer langen Reihe weiblicher, auch lesbischer Vampire und die Geschichte zur Vorlage zahlreicher Verfilmungen. Weibliche Vampirgestalten rund um die Welt: Die Asemann: Diese südamerikanische Vampirin verwandelt sich bei Nacht in ein wildes Tier und tötet Menschen wegen ihres Blutes. Schutz: Ein Besen, quer in die Tür gestellt, verhindert das Eindringen dieses Wesens. Die Aswang (Philippinen), erscheint tagsüber in der Gestalt einer jungen Frau, nachts ist sie ein fliegendes Ungeheuer, das seine hohle, lange, dünne Zunge durch Ritzen im Dach steckt, um die schlafenden Menschen auszusaugen. Schutz: Einreiben mit Knoblauchsaft. Aus Schottland stammt die Baobhan-Sith, eine böse Fee. Sie tritt in Gestalt eines jungen Mädchens auf. Sie tanzt mit ihren Opfern, um sie dann bis zum letzten Tropfen auszusaugen. Schutz: Kaltes Eisen. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 21 © S u s a n n e Pö c h a c k e r humorhierarchen Geschmähte Schmähführerinnen Hierzulande reißen meist Männer die Witze – zumindest in den Medien. Für Karikaturistinnen, Fernsehkabarettistinnen und Kolumnistinnen ist es schwieriger als für ihre männlichen Kollegen, in der Öffentlichkeit humoristisch aufzutreten. Von Bettina Figl 1 Vgl. Kaltenbrunner, Andy/Karmasin, Matthias/Kraus, Daniela/Zimmermann, Astrid (2007): Der JournalistenReport. Österreichs Medien und ihre Macher. Eine empirische Erhebung. Wien: Facultas, S. 18f 2 Vgl. Kaltenbrunner et. al 2007: 126 3 Print: Sechzig Männer (davon 38 Karikaturisten, wobei manche auch als Journalisten arbeiten) und 14 Frauen (drei Karikaturistinnen, wobei eine auch als Journalistin arbeitet). TV: Auf ATV standen fünf Kabarettistinnen 16 Kabarettisten gegenüber, der ORF war zum Untersuchungszeitraum (März 2009) in humoristischer Hinsicht eine exklusive Männerrunde: Zehn Humoristen unterhielten in der Donnerstagnacht die ZuseherInnen. 22 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Karikaturen, Glossen und witzige Kolumnen sind eine klare Männerdomäne – und das obwohl 42 Prozent1 der TextproduzentInnen in den Medien weiblich sind. Auch in Fernsehkabarettprogrammen wie der ORF-„Donnerstag Nacht“ dominieren Männerrunden. In der humoristischen ORF-Ratesendung „Was gibt es Neues?“ etwa wird den Kandidatinnen der Zugang insofern erschwert, dass immer nur einer der fünf Plätze im Rateteam für eine Frau reserviert ist – so schreibt es die Sendeleitung vor. Diese beruft sich auf die „Publikumsnachfrage“. Kabarettistin Susanne Pöchacker ist gelegentlich Teil des Rateteams von „Was gibt es Neues?“. Sie erzählt, dass sich die Kollegen im Team oft schon seit Jahren kennen und gemeinsam in vielen Produktionen arbeiten würden. „Das ist wirklich teilweise wie Schmähführen unter Freunden“, sagt die Kabarettistin, und unter alten Be- kannten renne der Schmäh nun mal besser. Außerdem sind Humorschaffende stark vernetzt, Frauen allerdings (noch) nicht im gleichen Maße wie ihre männlichen Kollegen integriert: Männer empfehlen Männer, Männer stellen Männer ein. Immer noch sind Journalistinnen in Top-Positionen die Ausnahme. Während in Österreichs Medien fast jeder fünfte Mann (18,5 Prozent) eine leitende Funktion ausübt, ist es bei den Frauen knapp eine von zehn (9 Prozent).2 Die Chef-Posten und der HumorBereich in den Medien (Kabarett, Karikatur, Kolumne) haben also etwas gemeinsam: Sie sind hoch angesehen – und Frauen sind rar.3 Doppelter Tabubruch. Sind Frauen als Humorproduzentinnen öffentlich aktiv, verstoßen sie damit gegen zwei soziale Regeln: Einerseits funktioniert Humor darüber, dass bestimmte Tabus gebrochen werden – oft mittels sexueller An- spielungen, Aggressivität und Herabsetzung anderer. Doch gerade Aggressivität ist bei Frauen nach wie vor nicht gerne gesehen. Dadurch schrumpft die humoristische Bandbreite von Frauen, und sie werden als weniger witzig wahrgenommen. Auch Pöchacker hat in diesem Zusammenhang ähnliche Erfahrung gemacht: „Kollegen bei ‚Was gibt es Neues’ [können] durchaus von ‚Orschbudern’ reden, und wenn ich einmal das Wort ‚Tampon’ nenne, werden’s alle komplett weiß – als hätte ich auf den Tisch gekotzt. Das ist ein Unterschied!“ Sie meint, sie könne die „tiefen Witze“ ihrer Kollegen jederzeit unterbieten, „aber das will keiner sehen. In den Medien würde ich eine Frau, die so tief ist, auch nicht sehen wollen.“ „Schönheit ist nicht Witz.“ Andererseits brechen witzige Frauen bereits an sich mit dem konventionellen Frauenbild. Kabarettist und Kolumnist Thomas hierarchienhumor Maurer erklärt das folgendermaßen: „[Wir leben] nach wie vor in einer stark männlich dominierten Gesellschaft, (…) der Mann [wird] bewusst oder unbewusst als Regelfall verstanden (…), weshalb es auch für Männer leichter ist, von der Norm abzuweichen (…) und sich selbst irgendwie als komische Figur einzubringen. (…) Frauen [sind] noch mehr damit beschäftigt, Klischeebildern zu entsprechen, und das dann gleichzeitig so zu machen, dass wiesen: Die Journalistin Bettina EibelSteiner wurde von ihrem Chefredakteur gefragt, ob sie eine humoristische Kolumne in Anlehnung an „Das Tagebuch der Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ schreiben möchte. Es sollte kein Kommentar im klassischen Sinn sein (sprich nicht tagesaktuell), sondern das „weibliche Lebensumfeld“ behandeln. „Es ging darum, dass einmal eine Frau schreibt“, sagt Eibel-Steiner. Sie kam deshalb zum Zug, weil die Es hängt nicht zuletzt von den KommunikatorInnen selbst ab, ob und wie sie ihre Genderidentität konstruieren – etwa wenn sie sich als „weibliche Frau“ oder „männlicher Mann“ präsentieren – oder aber diese Kategorien subvertieren. Indem sich etwa Gerhard Haderer nicht an humoristischen Hierarchieschlachten beteiligt, bedient er sich gewissermaßen „weiblichen Humors“ und dekonstruiert damit die Kategorien, was als „männli- Indem humoristische Frauen in den Medien selten sichtbar sind, wird das uralte Vorurteil, Frauen seien weniger witzig, medial reproduziert. es auch noch lustig ist, ist sicher schwieriger.“ Witze reißende Frauen gelten auch als weniger attraktiv. Kabarettist Alfred Dorfer bringt es auf den Punkt: „Schönheit ist nicht Witz.“ Das gilt jedoch nicht für Männer: „Witzige Männer (…), an deren Männlichkeit, an deren Virilität, an deren männlicher Attraktivität (…) zweifelt [niemand]. Männer finden Frauen selten aufgrund ihres Humors, ihres Witzes (…), aufgrund dieser Eigenschaften attraktiv.“ Das bestätigt auch seine Kollegin Pöchacker. Sie schlüpft in ihrem eigenen Bühnen-Programm in die Rolle der „Grete“, die das gängige Schönheitsideal umkehrt (Brille, mausgraue Haare, verkrampfte Körperhaltung, biederer Kleidungsstil). Die ZuseherInnen sagen der Kabarettistin oft, wie mutig sie sei, sich so hässlich zu machen. Das Publikum sei teilweise richtig erleichtert, so Pöchacker, wenn sie danach auch die schöne Französin „Francine“ verkörpert, „wenn sie sehen, ich bin auch normal, irgendwie“. Und die Kolumnistin Elfriede Hammerl warnt: „Frauen [müssen] immer sehr aufpassen, sich nicht in ein Eck zu stellen, in dem sie nicht landen wollen, ja. Die komische Nudel (lacht) wird dann selbst sehr leicht als lächerliche Figur betrachtet. Das ist eine Gratwanderung, die Männer in dem Ausmaß wahrscheinlich (…) nicht machen müssen.“ Gemüsepreise und Schokolade. Frauen werden gerne „weichere“, nicht-tagespolitische und persönliche Themen zuge- Chefredaktion nicht „noch einen Kolumnisten“ wollte. Auch Elfriede Hammerls Karriere begann damit, dass ihr (damaliger) Chefredakteur ihr nahelegte, sie solle in ihrer Kolumne „Frauenthemen“ aufgreifen – dabei schwebten ihm die Gemüsepreise am Naschmarkt vor. Doch für Hammerl war „völlig klar“, dass sie sich der gesellschaftlichen Situation von Frauen widmen würde. Als das bei den LeserInnen ankam, waren die Gemüsepreise kein Thema mehr. Humor und Hierarchie. Männer arbeiten vermehrt mit Schadenfreude und haben weniger Hemmungen, sich über andere Menschen – zum Beispiel PolitikerInnen – lustig zu machen. Frauen distanzieren sich hingegen eher vom aggressiven Humor. Ganz deutlich tut dies beispielsweise die Karikaturistin Doris Schamp: „Deswegen (…) mag ich die politische Karikatur nicht, weil da geh’ ich auf jemanden explizit los (…), meistens [auf] Politiker. (…) Das interessiert mich gar nicht. Mich regt die Politik oft so auf, dass ich keine Lust hab’, auch noch jemanden von denen zu zeichnen.“ (lacht) Oft ist Humor für Männer wie für Frauen eine Möglichkeit, etwas, das sie ärgert oder frustriert, aufzuarbeiten. Und die Witze von Frauen und Männern haben noch etwas gemeinsam: Sie funktionieren ähnlich, etwa durch Überraschung und Tabubruch. „Schenkelklopfer“ sind hingegen eher verpönt – die Humoristen beiderlei Geschlechts versuchen, auf subtilere Weise witzig zu sein. cher“ und was als „weiblicher" Humor gilt: „Es gibt eine Beziehung zwischen Macht und Humor, (…) da gibt’s einen unglaublichen Begriff (…): ‚Schmähführer’, (…) das ist derjenige, der die Macht hat, das Wort (…), den Schmäh zu führen. Es gibt auch so was wie echte (…) Hierarchieschlachten, wo sich Männer über Humor und über ihre Präsenz (…) Hahnenkämpfe liefern, und derjenige, der die meisten Lacher hat, ist der Mächtige (…), das ist nicht ganz meine Position. Meine ist etwas verhaltener. Ich bin auch kein großer Gesellschaftsunterhalter. Das kann ich nicht. Im Kreise von Schmähführern habe ich mich immer sehr unwohl gefühlt.“ Die männliche Dominanz im medialen Humorbereich ist untrennbar mit der Diskriminierung von Frauen verbunden. Denn Humor ist in unserer Gesellschaft überaus positiv konnotiert, und wenn Frauen nachgesagt wird, ihnen fehle diese Eigenschaft, werden sie dadurch abgewertet bzw. gering geschätzt. Indem humoristische Frauen in den Medien selten sichtbar sind, wird das uralte Vorurteil, Frauen seien weniger witzig, medial reproduziert. Schließlich sind Medien an der (Re-)Produktion von Geschlechterkonstruktionen maßgeblich beteiligt: Sie verdichten gängige Männlichkeits- und Weiblichkeitskonzepte und stereotypisieren diese. Dies lässt den Schluss zu: Indem Kommunikatorinnen als „Schmähführerinnen“ in den Medien auftreten, tragen sie dazu bei, dass mit dem Klischee der unwitzigen Frau gebrochen wird. ❚ Bettina Figl hat ihre Masterarbeit am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien geschrieben. Für die Arbeit interviewte sie acht österreichische HumoristInnen: Zwei Kolumnistinnen und zwei Kolumnisten, eine Fernsehkabarettistin, einen Fernsehkabarettisten sowie einen Karikaturisten und eine Karikaturistin. Die Arbeit mit dem Titel „Von Schmähführern und Schmähführerinnen. Eine qualitative Befragung österreichischer KarikaturistInnen, KolumnistInnen und FernsehkabarettistInnen“ ist in voller Länge im Internet abrufbar unter: http://textfeld.ac.at/text/1574 dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 23 24 an.schläge november 2009 Täglich grüßt das Murmeltier Eine interministerielle Arbeitsgruppe soll an der Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage von Künstlerinnen arbeiten. Nur ändern soll sich nichts. Von Barbara Klein und Daniela Koweindl Frauenförderung! Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit! Mindestens fünfzig Prozent der (administrativen wie gestalterischen) Führungspositionen für Frauen! – Wer kennt sie nicht, diese Forderungen, die uns seit Jahr und Tag begleiten und ihrer Verwirklichung harren? Gebetsmühlenartig ziehen sie sich durch die diversen Forderungskataloge, dazu ein paar Studien, die die ungleichen Lebens- und Erwerbsrealitäten empirisch belegen. Warum sollte es in der Kunst anders sein? Frauen verdienen mit künstlerischer Arbeit 36 Prozent weniger als ihre Kollegen. Sie verfügen bis zu fünfzig Prozent seltener über eine langfristige Zusammenarbeit mit Vermarkter*innen ( je nach Sparte: Galerien, Verlage, Agenturen etc.) und sind deutlich öfter einer hohen Belastung ausgesetzt. Seit die Ergebnisse der jüngsten Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler bekannt sind, werden die Alarmrufe der Kunstschaffenden und ihrer Interessenvertretungen ernster genommen. Scheint es. Im April 2009, ein halbes Jahr nach der Veröffentlichung der Studie, hat das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (BMUKK) begonnen, interministerielle Arbeitsgruppen (IMAG) einzurichten, um mit Kunstschaffenden Wissen über Probleme und Schieflagen auszutauschen und Lösungsvorschläge zu entwickeln. Zunächst sind Künstler*innen, Interessenvertreter*innen und Mitarbeiter*innen diverser Ministerien und Institutionen am Zug. Mit den Ergebnispapieren ist anschließend insbesondere Ministerin Claudia Schmied gefordert, Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Lage umzusetzen bzw. bei ihren Minister*innenKolleg*innen durchzusetzen. Lag vor dem Sommer der Fokus vor allem auf Fragen rund um Sozial- und Arbeitslosenversicherung, bildete im Herbst eine IMAG zu „Frauen in der Kunst“ den Auftakt zu weiteren Themen. Auch bei der vom BMUKK veranstalteten Konferenz „Prekäre Perspektiven? Zur sozialen Lage von Kreativen“ im Juni 2009 hatte sich bereits eine Arbeitsgruppe mit Frauenförderung befasst und einmal mehr Forderungen zusammengetragen. Die Ergebnisse (aller Arbeitsgruppen) sind auf der Website des BMUKK nachzulesen und waren Ausgangsbasis auch dieser IMAG – soweit der Blick durch die rosarote Brille auf das bisher Geschehene. Denn der Hund liegt im Detail begraben. Bei der IMAG „Frauen in der Kunst“ waren feministische Initiativen eher zufällig anwesend, in der ersten Einladungsliste gar nicht vorgesehen. Die Federführung wurde an das Frauenministerium abgetreten. Als Tagesordnung dienten Ergebnisse aus der vorangegangenen Konferenz in entstellter Form. So war bei der Forderung nach einem honorierten Mentoring-Programm das Wörtchen „honoriert“ verschwunden. Wer meint, dass ein schlichter Hinweis zu einer Kor- rektur geführt hätte, irrt. Im Gegenteil: Unbezahltes Mentoring sei doch auch eine gute Sache. Eine leitende Beamtin bekräftigte dies aus eigener Erfahrung – bei Bezug eines monatlichen Gehalts am sicheren Arbeitsplatz. Aber welche freischaffende Künstlerin kann schon Anregungen für unbezahlte Arbeit brauchen? Als Maßnahme zur Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lage? Trotz wiederholter unmissverständlicher Wortmeldungen der anwesenden Künstlerinnen („Bei Männern heißt dies Consulting und ist hoch dotiert“) und wohlwollender Erklärungen, warum hierfür ein Budget zur Verfügung stehen müsse, blieb im später versendeten Protokoll nicht mehr zu lesen, als dass „Abgeltung bzw. Sponsoring zu prüfen“ wären. Ähnlich irritierend der Umgang mit der Forderung nach Offenlegung von Gehältern, um auf Basis entsprechender Transparenz gezielter gegen Ungleichbehandlungen vorgehen zu können sowie die Verhandlungspositionen von Frauen zu stärken. Aus Datenschutzgründen sei dies jedoch nicht möglich, auch nicht anonym, so Diskussionsleiterin Vera Jauk aus der Abteilung für Grundsatz- und Rechtsangelegenheiten im Frauenministerium. Lediglich eine freiwillige Offenlegung sei vorstellbar. Aber, so letztlich das Zugeständnis, eine rechtliche Überprüfung hinsichtlich einer Verpflichtung zur Offenlegung soll vorgenommen werden. Umso verblüffender, dass am Tag darauf – anlässlich des Equal Pay Day – Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek mit der Forderung nach verpflichtender Offenlegung von Gehältern an die Öffentlichkeit ging. Zu den diskutierten Themen „Gender Budgeting“ sowie „Frauen in Führungspositionen“ blieben im Protokoll die Spalten für die weitere Vorgangsweise überhaupt gleich leer. Was aus den anderen „Anregungen“ wird (als solche sind die Aufgaben zur weiteren Vorgangsweise jeweils ausdrücklich betitelt), will das Frauenministerium zu einem späteren Zeitpunkt in einem Umsetzungsprotokoll festhalten. Eine Fortsetzung dieser IMAG ist nicht geplant. Das ist nach zermürbenden zwei Stunden wohl allen Anwesenden vergangen. Forderungskataloge gibt es zur Genüge. Frauen, die in solche Arbeit viel Erfahrung, Zeit und Wissen investiert haben, ebenso. Sollen sich die Entscheidungsträger*innen erst mal daran machen, diese ernst zu nehmen. Forderungen siehe z.B.: Frauenvolksbegehren 1997; Forderungskatalog der österreichweiten Vernetzung von Frauen in Kunst und Kultur (www.frauenkultur.at); frauen.fordern.kultur (www.fiftitu.at); wahlpartie Forderungen (www.no-racism.net/wahlpartie); BMUKKKonferenz „Prekäre Perspektiven?“, Arbeitsgruppenprotokolle (www.bmukk.gv.at/kunst/bm/studie_soz_lage_kuenstler.xml) ❚ Barbara Klein ist Intendantin des KosmosTheaters. Daniela Koweindl ist kulturpolitische Sprecherin der IG BILDENDE KUNST. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 25 an.zeigen suche Raum sucht kreative Frauen Politisches, kreatives, wissenschaftliches Denken und Handeln ist erst möglich, wenn es dafür auch die Örtlichkeit gibt. Der Uni Frauen Ort (UFO) ist eine Wohnung in der Berggasse, in der Nähe des Hauptgebäudes der Uni Wien, wo zwei Arbeitsräume mit unterschiedlichen Ressourcen und Flair gespannt auf neue Mitgestalterinnen und Initiativen warten. Der Raum soll für Studentinnen ein autonomer, gestaltbarer Raum sein, um eigene Projekte umzusetzen, und bietet dazu eine Infrastruktur und die Möglichkeit zur Vernetzung. Bei Interesse: UFO – Uni Frauen Ort, Berggasse 5/24, 1090 Wien. ufo@oeh.ac.at Buchprojekt sucht Erzähler_innen und deren Strategien Geplant ist ein Buch, das unterschiedliche Strategien des wehrhaften Umgangs mit sexualisierten Übergriffen beinhaltet. Gefragt sind Erfahrungsberichte im Zusammenhang mit sexualisierten Übergriffen/sexualisierter Gewalt sowie Strategien und Reaktionen der Abwehr und Verarbeitung. Denn Strategien gegen Übergriffe aller Art sowie Frauen und Transfrauen als wehrhafte und handelnde Akteur_innen stehen viel zu selten im Mittelpunkt von Erzählungen und können somit auch nicht kollektiv nutzbar gemacht werden. Deshalb: Schick uns deine wehrhafte(n) Erzählung(en) bis Ende Dezember. Die Geschichten werden anonymisiert veröffent- licht, Texte auch in anderen Sprachen sind willkommen! Mail an: fem.book@reflex.at oder via Brief an fem.book, Weissgasse 4, 1170 Wien. Der erste österreichische Beginenhof entsteht! Frauen gesucht für Weiberwirtschaft in Fülle und Freiheit. www.beginenhof.at, T. 0699-19055263 b i e te Queerfeministischer Taschenkalender für 2010 erschienen liebe queers, automat_innen, cyborgs, zuckerschnecken, unterstrichfetischist_innen, tunten, fairies, genderbender_innen und einfach alle. Der_die erste queerfeministische Taschenkalender für das Jahr 2010 ist fertig! Da der Taschenkalender nicht über Anzeigen oder Sponsoring finanziert wird, werden Abnehmer_innen für mindestens 500 Stück gesucht, um die Unkosten zu decken. Wenn ihr also eine Gruppe von mehreren Personen seid oder eine Einzelperson mit Bauchladen oder ein Büchertisch, Infoladen, Zine-Café, Merch-Tisch, Mädchentreff, Queerer Stammtisch, Roller-Derby-Team, AntifaGruppe, Unireferat, Mensch mit vielen Freund_innen …, schreibt uns schnell: riot-skirts@gmx.de. Ein Kalender kostet 7,- Euro inklusive Versandkosten. Mehr Informationen unter: www.riot-skirts.de Kostenlose Kleinanzeigen an: redaktion@anschlaege.at FRAUENHOTEL artemisia BERLIN Zimmer zum Wohlfühlen in Citylage. Ab 39,- Euro. Brandenburgische Str. 18, 10707 Berlin, T 0049 30 8738905 artemisia@frauenhotel-berlin.de www.frauenhotel-berlin.de 26 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Autonome ö s t e r r. Frauennotrufe Beratung für Frauen & Mädchen mit sexuellen Gewalterfahrungen Wien 01/523 22 22 Graz 0316/31 80 77 Innsbruck 0512/57 44 16 Linz 0732/60 22 00 Salzburg 0662/88 11 00 an.rissarbeit.wissenschaft Fo t o : H e r t h a H u r n a u s Fo t o : „ I n G e s c h i c h t e e i n g e s c h r i e b e n “ , M ä d c h e n t a g e b u c h 1 9 5 6 tagung Travelling Gender Studies ku n s t . p r o j e k t Der Muse reicht’s Wie weit die oft gepredigte Gleichberechtigung an der Uni wirklich reicht, wird schon beim Eintritt ins Foyer und beim Besuch des Arkadenhofes der Hauptuniversität Wien deutlich: Kein einziges Frauenporträt ist auf den für berühmte WissenschaftlerInnen reservierten Glasplatten in der Eingangshalle zu finden. Auch im Arkadenhof kann frau nur männlichen klugen Köpfen in die kalten Steinaugen sehen (eine einzige Ausnahme: die Gedenktafel für Marie von Ebner-Eschenbach). Nun soll ein Kunstprojekt dieses Missverhältnis sichtbar machen. Iris Andraschek konnte mit ihrem Beitrag „Der Muse reicht’s“ den von der Universität Wien und der Bundesimmobiliengesellschaft ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entscheiden. Zu Füßen der Statue der griechischen Nymphe Kastalias im Arkadenhof (diese hat sich auf der Flucht vor Apollon in eine Quelle gestürzt, aus der Apollon von diesem Zeitpunkt an seine Inspiration schöpfte) platzierte Andraschek einen großen Schatten in Gestalt einer Frau mit geballten Fäusten. pix Infos zur Künstlerin: www.basis-wien.at/cgi-bin/browse.pl?t=fipo.tpl&fipoid=15013 vorlesungen Genderkörper Berlin feiert nicht nur zwanzig Jahre Mauerfall, sondern auch zwei Jahrzehnte institutionalisierte Frauen- und Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität. Am 8. Dezember 1989 wurde auf einen öffentlichen Aufruf hin in einer Vollversammlung interessierter und engagierter Wissenschaftlerinnen das Zentrum für interdisziplinäre Frauenforschung (ZiF) gegründet. Aus Anlass dieses zwanzigjährigen Jubiläums findet die wissenschaftliche Tagung „Travelling Gender Studies“ statt, die nach Rezeptionen und Theorietransfers in der Geschlechterforschung fragt. Aus historischer Perspektive wird der Austausch in der feministischen Forschung zwischen Ost- und Westdeutschland diskutiert. Bezogen auf gesamteuropäische Transformationsprozesse soll untersucht werden, welches Verständnis von Gender und Gender Studies in unterschiedlichen Ländern vorherrscht. niho 4.-5.12., Senatssaal der Humboldt-Universität, Unter den Linden 6, Berlin studie Fakten zur Situation lesbischer Frauen am Arbeitsplatz Die „Queer Business Women“ präsentierten vor kurzem die Ergebnisse der ersten österreichischen Studie zur Situation lesbischer Frauen im Erwerbsleben, „Lesben am Werk“. Sich zu outen birgt nach wie vor – je nach Branche – ein mehr oder weniger großes Risiko. „Die größte Befürchtung der befragten Teilnehmerinnen, die nicht out sind, war, lächerlich gemacht zu werden, gefolgt von geringeren Karrierechancen, dem Verlust der Anerkennung von KollegInnen oder Arbeitsplatzverlust“, so die Soziologin und Autorin der Studie Roswitha Hofmann. „Der Stress im Zusammenhang mit Out-Sein oder Nicht-Out-Sein kann Motivation, Leistungsfähigkeit und Gesundheit der Betroffenen deutlich beeinflussen. 89 Prozent der Befragten stimmten zu, effizienter und motivierter zu arbeiten, wenn sie sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlfühlen.“ Insgesamt 19 Prozent der lesbischen Frauen, die sich an der Studie beteiligten, verbergen ihre sexuelle Orientierung am Arbeitsplatz. kaiv www.queer-business-women.at/studie-lesben-am-werk An der Ludwig-Maximilians-Universität München findet im laufenden Wintersemester die interdisziplinäre Ringvorlesung „Gendergraphien. Perspektiven der Geschlechterforschung auf Körper-Wissen-Praxen“ statt. Dahinter verstecken sich soziologische Perspektiven auf die Herstellung von Geschlecht genauso wie aktuelle Forschungsergebnisse aus Literaturwissenschaft, Ingenieurswesen und Philosophie. Der neue Lehrstuhl „Soziologie der Geschlechterdifferenz“ von Paula-Irene Villa verspricht einen thematischen Bogen „vom höfischen Ritter bis zur Ingenieurin, von der neurotechnologischen Regulierbarkeit bis zum Glass Ceiling-Effekt, von der Avantgarde bis Pop“. Auch in Jena wird der Zusammenhang von Körper, Macht und Sex(ualität) diskutiert. Noch bis Anfang Februar geht’s heiß her und um „Geschlechterverhältnisse im Punk und Hardcore“ oder die „Geschlechtlichkeit von Staat und Nation“. Als filmische Unterstützung wird unter anderem „Workin’ on it“ gezeigt – der einen oder anderen vielleicht schon vom identities-Festival bekannt. fis, han gender.medizin Warum leben Frauen länger? Körper Sex Macht. Vortrags- und Veranstaltungsreihe zu Körper, Macht und Sex(ualität) in Zusammenhang und Diskussion. Seit zwanzig Jahren geht der Vorteil der Frauen in punkto Lebenserwartung den Männern gegenüber zurück: Ein ForscherInnenteam ist nun dabei, mittels methodischer Triangulation (qualitative und quantitative Daten und Methoden) der dahinter liegenden Dynamik auf die Spur zu kommen. Erste Ergebnisse gibt es bereits: Gesundheitsrelevante Verhaltensunterschiede zwischen den Geschlechtern verringern sich, ein wichtiger Faktor ist hier das Rauchen, das bei Frauen zu einem langsameren Anstieg der Lebenserwartung führt. Außerdem werden jüngere Männer zunehmend gesundheitsbewusst, und auch die höhere Unfallsterblichkeit bei Männern um die Zwanzig geht zurück. Das Schließen der Geschlechterschere wird damit zwar noch nicht vollständig erklärt, die detaillierten Ergebnisse lassen aber nicht mehr lange auf sich warten. be http://koerpermacht.blogsport.de/programm/ www.diestandard.at Gendergraphien. Perspektiven der Geschlechterforschung auf Körper-Wissen-Praxen. www.gender.soziologie.uni-muenchen.de/ringvorlesung/index.html; dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 27 bgirls Wake up, history! „Diggin’“, graben, ist im HipHop eine beliebte Metapher: Nach raren Platten zu suchen, bedeutet, in staubigen Kisten zu wühlen, bis die Fingerkuppen speckig werden. Seit 2005 betreibt das Magazin „Anattitude“ HipHopArchäologie und stößt dabei auf goldene Zeiten. Zur Feier der aktuellen vierten Ausgabe sprach Katharina Morawek mit Herausgeberin Jee alias Jeannette Petri. an.schläge: Erstmal, R.E.S.P.E.C.T. für Die brandneue Ausgabe (#4 „Hip Hop is...“) ist seit 19. Oktober neben der (#2) „Paris“- und der (#3) „Old School“-Ausgabe im Handel oder über www.anattitude.net erhältlich. 28 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 „Anattitude“! Als ich vor einigen Jahren die erste Ausgabe von einer Freundin zugesteckt bekam, habe ich gedacht: Genau darauf habe ich gewartet! Wie bist du auf die Idee gekommen, „Anattitude“ zu machen? Gab es Vorbilder für Dich? Starke Frauen oder andere Personen und Projekte, die eine Art „Forschung nach vergessenen Geschichten“ betreiben? Jee: Erstmal danke für das nette Kompliment! Rap hatte mich bereits mit 14 gefangen – mit LL Cool J und Public Enemy. Doch zugunsten von Punk und elektronischer Musik habe ich Rap wieder fallengelassen. Allerdings holte mich ein Feature über Roxanne Shanté im Radio später wieder zurück. Eigentlich habe ich alles diesem Feature zu verdanken, es war die Initialzündung. Ich hörte diese junge Frau aus meinen Autolautsprechern freestylen, mit einer Power, einer Message, die ich vorher nicht kannte und die mich völlig umgehauen hat. Um 2000 herum habe ich begonnen, Rap-Platten „strictly female“ zu sammeln und aufzulegen. Ich wollte endlich „meine“ Musik hören. Das war tatsächlich eine große Herausforderung, vor allem die „Old School“-Platten aus den 1980ern waren schwer zu besorgen. Wenn ich den ganzen Laden von vorne nach hinten auf den Kopf gestellt und danach zwei Platten in Händen hatte, war ich schon mehr als glücklich. Jede Stadt, die ich besucht habe, habe ich erstmal nach Plattenläden durchquert, um zu schauen, wie denn die weibliche Quote so ist. Ich habe viele genervt – aber ich wusste ja, dass es die Platten gibt, und ich wollte sie haben. Das nächste war: Warum finde ich nichts über diese Ladys in den einschlägig bekannten HipHop-Bibeln? Diese Ignoranz hat mich nicht losgelassen, so entstand nach längerer Recherche der Reader „Here’s a little Story that must be told“ (2004), eine Enzyklopädie weiblicher MCs und DJs der 1980er und der frühen 90er Jahre. Eine Wiederbelebung der Geschichte. Zu dieser Zeit ist auch die „Women in Hip Hop Timeline“ entstanden, die mehrfach publiziert wurde. 2005 stand mein Diplom vor der Tür, und neben dem B-Girl-Video „Rock it“ war für mich als Fotografin und begeisterte Magazinsammlerin schnell klar: Ich will ein Magazin produzieren, in dem Frauen die Protagonistinnen sind und HipHop das Thema. Denn seltsamerweise konnte ich auch nichts Geeignetes in den vorhandenen Magazinen finden. Aber ich wusste ja von Beginn an, dass es Frauen im HipHop gibt, und zwar reichlich und vom ersten Tag an. Es fehlte nur das richtige Medium.Voilà, so entstand „Anattitude #1“, ein kopiertes schwarz-weißes Doppelheft, in einer Auflage von zweihundert Stück. DIY.Word! Du hast an einer Kunstuni studiert. Welchen Einfluss hatte das auf die Arbeit, die Du mit „Anattitude“ machst? Nicht nur auf einer gestalterischen Ebene, vielmehr gibt es ja gerade in der Kunst einen bestimmten „Kanon“ an Wissen und Bildern, ein „Geschichtsbild“, wo bestimmte Personen und Ereignisse besonders viel Aufmerksamkeit bekommen und andere nicht. Ich denke, es ist schon wichtig, dass ich Kunst studiert habe und mit meiner Auffassung von Kunst und auch Design girlsb dieses Magazin mache. Alles was in „Anattitude“ gestaltet ist, ist Freestyle. Ein wichtiger Punkt ist, dass das Heft immer noch ein Produkt aus der Kunst ist, und das gibt mir die Freiheit, Dinge nicht so machen zu müssen wie herkömmliche Magazine. Seit Beginn arbeite ich mit Kunstförderungen und Kunststiftungen zusammen, ohne deren Unterstützung wäre „Anattitude“ praktisch überhaupt nicht möglich. Ein Anliegen von „Anattitude“ ist es, die „female side of Hip Hop culture“ zu repräsentieren. Ich zitiere: „Anattitude presents strong independent women from around the Hip Hop world with a special focus on the variety of gender styles.“ Kannst du das ein bisschen genauer ausführen? Was ist mit „variety“ und „gender styles“ gemeint? Die Frauendarstellung aus dem Mainstream ist so langweilig und hat wenig mit unserer HipHop-Kultur zu tun. HipHop ist eine riesige Kultur, in der seit den Anfängen Frauen ihren Platz hatten und haben. Es geht um Skills, um Kreativität, es geht darum, et- HipHop-Kulturen von Anfang fundamental gewesen, ich denke aber, dass „Skills“ schon eine zentrale Rolle spielen. Dem gegenüber stellt die Aussage „Wir machen es uns jetzt selbst“ manchmal auch eine Absage an Professionalität dar. Wo siehst du das Projekt „Anattitude“ in diesem Verhältnis? Ich finde ganz und gar nicht, dass ein „Wir machen es uns jetzt selbst“Magazin nach unseren Wünschen eine Absage an Professionalität beinhaltet. Im Gegenteil, das ist doch der Anfang von allem. Viele Magazine spielen ja auch genau damit, nicht 100-prozentig professionell auszusehen, aber dennoch tausend Prozent professionell zu sein. Mich haben Ansätze wie „Kutt“, die früheren „Purple“-Mags und die ganz frühen Ed Ruscha-Magazine beeinflusst. „Anattitude“ ist, was es ist, angefangen vom kopierten Heft über schwarz-weiß Offset zu Farb-Offset. Ich könnte mir auch wieder vorstellen, eine kopierte Ausgabe herauszugeben, aber viel wichtiger ist die inhaltliche Message, die „Anattitude“ transportiert – und natür- am meisten freut ist, dass „Anattitude“ eben nicht nur von jungen feministischen (HipHop-)Frauen gelesen wird, sondern tatsächlich mehr als die Hälfte der LeserInnen männlich ist. Ich wollte nie ein „Frauenmagazin“ von Frauen für Frauen über Frauen machen, sondern ein Magazin, das alle lesen und an dem Männer und Frauen arbeiten.„Anattitude“ wird auf der ganzen Welt gelesen, die Sprache ist Englisch. Die Beitragenden sind zur Hälfte männlich. Das heißt auch, dass sich Männer dafür interessieren, was Frauen zu der Kultur beitragen, und auch sie wollen das Ganze nach vorne bringen. Dazu kommt, dass sich nicht nur HipHop-Aficionados für „Anattitude“ begeistern, sprich das Heft bringt auch Nicht-Fans die Kultur näher. All das zeigt mir, dass „Anattitude“ gebraucht wird und tatsächlich Education ist. Zum Konzept des Hefts gehört auch, „nichtdeutsche HipHop-Welten und -Kulturen zu erforschen und zu repräsentieren“. In Zukunft soll es eine „Go East“-Nummer und eine Ausgabe zu Dakar geben … Ich habe eine visuelle HipHop-Welt entworfen, wie ich sie mir gewünscht habe: Frauen, baggy, mit Moustache, beim BBQ neben ihren Autos im verlassenen Autokino-Gelände – ganz simpel. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen die Queen B’s, sie sind wichtig, aber es müssen eben auch andere Frauenrollen präsentiert werden. was zu sagen zu haben – egal wie du aussiehst, ob du groß oder klein, heterosexuell oder homosexuell bist. Die erste „Anattitude“-Ausgabe drehte sich gezielt um Gender Styles. Ich habe eine visuelle HipHop-Welt entworfen, wie ich sie mir gewünscht habe: Frauen, baggy, mit Moustache, beim BBQ neben ihren Autos im verlassenen Autokino-Gelände – ganz simpel. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen die Queen B’s, sie sind wichtig, aber es müssen eben auch andere Frauenrollen präsentiert werden. Es ist immer wieder interessant, die Reaktion von vor allem Jüngeren zu hören: „Wo sind denn da die Frauen, das sind doch alles Männer.“ „Anattitude“ präsentiert immer wieder queere Positionen, aber oftmals ohne extra darauf hinzuweisen. Gab es für dich Inspirationen aus der Mädchen-Zine-Kultur? D.I.Y. ist zwar in lich gut recherchierte Interviews, interessante Fotografie und Gestaltung. All das, was man nirgendwo mehr findet. Ist die ausgefeilte Gestaltung des Hefts ein Weg, auch andere Personen als HipHop-begeisterte JungfeministInnen anzusprechen? Gerade Rap ist in feministischen Kreisen oft zu Unrecht als sexistisch verschrien. Ist dir „Education“ wichtig, im Sinn einer Aufklärung darüber, dass HipHop-Kultur und -geschichte oft nicht das ist, was in den Medien davon zu sehen gegeben wird? Natürlich ist einer der Hauptgründe, „Anattitude“ zu produzieren, in den Medien präsent zu sein und zu zeigen, dass es im HipHop noch etwas anderes gibt außer „sex sells“ und das ganze lächerliche Gangsta-Gehabe. Education ist superwichtig. Viele Diplomarbeiten zitieren „Anattitude“ und die geschichtlichen Informationen. Was mich aber Es ist wichtig zu sehen, was in HipHop alles drinsteckt und wie sehr sich das von Land zu Land verändert. HipHop ist ein weltweites Phänomen und macht auf soziale Probleme und Missstände aufmerksam, die in der Politik selten das Wort finden. Deutscher HipHop interessiert mich am allerwenigsten, da er nicht viel zu erzählen hat. In der zweiten Ausgabe wurde die Pariser Szene porträtiert. Die kommende Ausgabe wird die Londoner Szene unter die Lupe nehmen. Dakar, Istanbul würde mich sehr interessieren. Sobald mich jemand in diesem Vorhaben unterstützt, bin ich dort. Ich habe hier immer wieder von Rap gesprochen, aber „Anattitude“ featuret nicht nur Rap, sondern alle klassischen HipHop-Elemente: Deejaying, Graffiti, Breakdance, Rap, aber auch Film, Fotografie, Fashion und Geschichte. ❚ dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 29 kulturan.riss © Herklotzgasse 21 vember werden die Filme im guten alten Schikaneder gezeigt, und neben Diskussionen und theoretischen Reflexionen stehen auch „kühle Drinks“ und „queere Turntables“ auf der Tagesordnung. Am 16.12. präsentiert Ciné FRAME_in u.a. die deutsche Kurz-Doku „Geschlecht ist Geschlecht ist Geschlecht“. Der Film verbindet Kommentare von Judith Butler und Stefan Hirschauer mit der Geschichte der Intersexuellen Herculine Barbin und der Frage: „Woher kommt die Besorgnis darüber, welches Geschlecht eine Person hat?“ han Ciné FRAME_in, jeden 3. Mittwoch im Monat, 19.00, Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24 musik.szene … mehr als die Summe seiner Teile erinnerungs.arbeit Letztes Jahr bekam die – zugegebenermaßen recht übersichtliche – female HipHop-Front in der österreichischen Bundeshauptstadt endlich Verstärkung: Die Multi Tasking Sistas (kurz: MTS) – bestehend aus BaghiRah, Mag-D, Miss Def, Nora MC und Oh’Laek sowie DJ Amin M – „bringen Feuer nach Wien, weil jetzt die Ladys mc-en!“ Neben zahlreichen LiveAuftritten waren MTS bereits Showband bei den letztjährigen „Big Brother Awards“ und schafften es mit ihrer Anti-Überwachungsstaatshymne „Großer Bruder“ ins Finale des FM4-Protestsongcontests 2009. Vor kurzem präsentierten MTS ihr 22 Tracks starkes Debütalbum „Multitask“: fünf Rapperinnen, fünf Stile – ein euphorisierendes Ergebnis, das vor positiver Energie nur so strotzt. „Connection und Zusammenarbeit“ verfolgen MTS aber nicht nur als Rap-Crew, sondern auch als Plattform für und offenes Netzwerk von Frauen in der HipHop-Szene – von Musikerinnen über Visualistinnen und Graffiti-Artists bis hin zu Eventorganisatorinnen. Hip Hip Hooray! viyu www.myspace.com/multitaskingsistas, mtsisters@gmx.at „Multitask“ ist derzeit erhältlich über www.goalgetter.at, bei Somogyi’s New Color Store (Burggasse 62, 1070 Wien), im Hörbares Gedächtnis Der 15. Wiener Gemeindebezirk Rudolfsheim-Fünfhaus ist nicht nur ein historisches ArbeiterInnenviertel. Ende des 19. Jahrhunderts war es auch ein stark von der jüdischen Kultur geprägter Bezirk: Dicht an dicht von JüdInnen besiedelt, mit u.a. einer Synagoge, dem Turnertempel, und einem orthodoxem Bethaus. In der „Reichskristallnacht“ im November 1938 wurde der Turnertempel von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt, auch das Bethaus wurde zerstört und später „arisiert“. Heute ist von dem einstmals reichen jüdischen Kulturleben kaum etwas übriggeblieben. Erinnerungsarbeit leisten wollen nun die zehn Hörstationen mit Bild- und Texttafeln, die seit kurzem im Grätzel aufgestellt sind. Sogenannte Audioguides, die unter den auf den Tafeln angegebenen Telefonnummern erreichbar sind, erzählen die Geschichte zum jeweiligen Ort. Das Audiomaterial, das auch im Internet zum Download bereitsteht, basiert auf Interviews mit insgesamt 22 ZeitzeugInnen und ist in fünf verschiedenen Sprachen abrufbar. han Audioguides: ab 21.11., 1150 Wien, mehr Informationen unter www.herklotzgasse21.at film Sixxa-Shop (Kirchengasse 22, 1070 Wien ) oder direkt bei den Muli Tasking Sistas über Myspace. l i te r a t u r . p r e i s Mein Schnittlauch, ein Sumpfgewächs Zum siebten Mal wurde heuer der Lise-Meitner-Literaturpreis vergeben. Ausgeschrieben vom Frauenreferat der HTU (Österreichische HochschülerInnenschaft an der Technischen Universität Wien), prämiert er Texte, „die sich erzählend mit der Geschichte der Technik und Naturwissenschaft, mit dem Studium an einer Technischen Universität, mit Gefahren, Alternativen und Visionen auseinandersetzen“. Am 20. November wurde der Lise-Meitner-Preis 2009 ex aequo an die Autorinnen Barbara Wimmer und Cornelia Travnicek verliehen. Wimmer wurde für ihren Text „NICHT-Gitter“ geehrt, Travnicek für „Mein Schnittlauch ist ein Sumpfgewaechs“. han www.lisemeitnerpreis.at w e i h n a c h te n . s i l v e s te r Geschlecht ist Geschlecht ist was? Brutale Feiertage Die Auseinandersetzung mit Gender- und queerrelevanten Themen befördern, das wollen die OrganisatorInnen von Ciné FRAME_in. Das lustvolle Leben muss dabei aber noch lange nicht zu kurz kommen: Seit No- Heftiges hat sich das brut für die besinnliche Weihnachtszeit ausgedacht. Zuerst beehren Bruce LaBruce und Planningtorock mit ihrem Musical „The Bad Breast“ das Künstlerhaus. Ausgehend von Freud-Schülerin 30 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r Melanie Klein und ihrer These von der „guten und der bösen Brust“, in der sie die weibliche Brust an die Stelle des symbolischen Phallus setzt, inszenieren sie eine queere Mischung aus Feminismus und Psychoanalyse. Mehr nackte Haut und weniger Theorie gibt es dann an Silvester: Die Künstlerin Katrina Daschner entführt unter dem Motto „Burlesque Brutal“ zum „großen Ausritt“ ins neue Jahr. Angesprochen fühlen darf sich „ein queeres Publikum, das Interesse an lustvoll-seriöser Nacktheit vorweisen kann“. han The Bad Breast, 16.-18.12., 20.00, 19.12., 19.00, brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5; Gala Burlesque Brutal – Der Große Ausritt, 31.12., 22.00, brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, www.brut-wien.at a u s s te l l u n g Verborgene Kunst Das Verborgene Museum in Berlin präsentiert erstmals Werke der expressionistischen Malerin Ilse Heller-Lazard (1884-1934) in einer Einzelausstellung. Zusammen mit Briefen, Dokumenten und Fotografien wird eine Auswahl ihrer rund 200 Gemälde gezeigt und die Lebensgeschichte der bislang wenig bekannten Künstlerin rekonstruiert. HellerLazard gelang es als einer der wenigen westeuropäischen Künstlerinnen um 1900, ihrem großbürgerlichen Elternhaus und den herrschenden gesellschaftlichen Konventionen zum Trotz, den Wunsch nach einer professionellen Ausbildung durchzusetzen. Ermutigt von ihrem Lehrer, dem Maler Johann Walter-Kurau, der stark vom Expressionismus der Künstlergruppe „Brücke“ geprägt war, studierte sie ab 1911 in Dresden und Berlin. Nach ersten Ausstellungen in Berlin und Zürich steigerte sie durch den Verkauf einiger Gemälde ihre Bekanntheit. Mit ihrem Ehemann, dem Bildhauer Ernst Heller, lebte sie in der Schweiz und in Rom, bevor sie sich 1927 durch eine Erbschaft einen Traum erfüllte: das lang ersehnte Atelier in Paris. nr Der Auftrag der Farbe. Ilse Heller-Lazard, 1.10.2009-31.1.2010, Das Verborgene Museum, 10625 Berlin, Schlüterstraße 70, Eintritt: 2,-/1,- Euro, Informationen unter: T. +49/30/3133656, www.dasverborgenemuseum.de film.festival Über kurz oder lang Nach wie vor werden täglich weltweit Menschenrechte mit Füßen getreten. Eine filmische Auseinandersetzung mit dieser Tatsache bietet das internationale Menschenrechtsfilmfestival „this human world“: Vom 3. bis 13. Dezember werden in drei Wiener Kinos über siebzig Spiel- und Dokumentarfilme von RegisseurInnen aus aller Welt gezeigt, die sich in ihren Arbeiten mit dem Thema Menschenrechte auseinandersetzen. Ergänzt wird das vielfältige Programm rund um den Internationalen Tag der Menschenrechte (10. Dezember) durch Diskussionen, Vorträge und Musik-Events. Das Festival bietet außerdem die Möglichkeit, mit FilmemacherInnen und ExpertInnen zu diskutieren. Das Festival „VIS Vienna Independent Shorts“ widmet sich der kurzen Variante des Films. Zum siebten Mal zeigt und prämiert es nationale und internationale Kurzfilme. Dem Gewinnerfilm winkt der mit 4.000,- Euro dotierte Wiener Kurzfilmpreis, der an die besten RegisseurInnen im internationalen Wettbewerb vergeben wird. Filmprojekte können noch bis 8. Jänner 2010 eingereicht werden. Die einzige Einschränkung: Der Film darf nicht länger als dreißig Minuten dauern. niho „this human world“: 3.-13.12., Schikaneder, Top Kino, Burg Kino, www.thishumanworld.com „VIS Vienna Independent Short“: 27.5.-2.6.2010, http://viennashorts.com Eva Steinheimer Bäuche und Panik Eigentlich gäbe es diesmal wieder jede Menge aus unserem Alltag zu berichten: über einen Bauchumfang jenseits der 100 cm (kein Wunder, dass mir oft die Luft wegbleibt), über Lennis Schulbeginn und die damit einhergehenden ersten Reflexionen über den Sinn des Lebens („Wie lange muss ich in die Schule gehen?“ – „Mindestens neun Jahre.“ – „Warum so lang?“ – „Das ist in Österreich so Gesetz.“ – „Warum kann heute nicht Wochenende sein?“) oder auch über Firmen, die schwangeren Mitarbeiterinnen kurz vor dem Mutterschutz noch überdurchschnittliche Extraarbeit aufladen und sich dann wundern, dass die Rechnung nicht aufgeht. Doch ganz aktuell beschäftigt mich etwas ganz anderes, auch wenn ich versuche, mich nicht davon beunruhigen zu lassen. Ich bin ja schon grundsätzlich keine besonders gelassene Schwangere, aber als mich vor kurzem ein Freund anrief, nur um festzustellen: „Oh gut, du bist nicht die Schwangere mit Schweinegrippe auf der Intensivstation“, hätte ich doch beinahe die Contenance verloren. Und solche Meldungen sind leider kein Einzelfall, fast jedeR fühlt sich dieser Tage bemüßigt, mir Grippe-Kommentare über Schwangere an den Kopf zu werfen. (Ich würde mir wünschen, so oft einen Sitzplatz in den Öffis zu kriegen.) Immer gerade so halbmorbide, dass es sowohl lustig als auch ernst aufgefasst werden kann. Toll, die Panikmache funktioniert. Da ich auch keinen Totalboykott aller Medien einhalten möchte, werde ich täglich mit der „Information“ versorgt, zu einer absolut gefährdeten Risikogruppe zu gehören. Warum, wird dabei nie mitgeteilt. Ist ja auch wurscht, es gibt ja eine Impfung. Dass die an Schwangeren nicht getestet wurde – Medikamententests an Schwangeren wären nämlich unethisch – müssen die zahlreichen ExpertInnen, die gerade überall viel zu sagen haben, nicht dazu sagen. Schön, dass sich Gesundheitspersonal und PolitikerInnen nicht impfen lassen, Hauptsache die Risikoträgerinnen sind schön brav und vernünftig. Und das mit den Tests erledigt sich so gleich von selbst. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 31 birthlerbehörde Stasi in Tüten Auch wenn die Feiern zur „Deutschen Einheit“ anderes zeigen: Die deutsch-deutsche Erinnerungsarbeit ist noch lang nicht abgeschlossen. Denn die Behörde zur Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen sitzt auf viel zerschreddertem Papier. Von Katharina Ludwig Der Fall der Berliner Mauer ist Vergangenheit, und auch die Feiern zwanzig Jahre später sind vorbei: Bono von U2 hat vor dem Brandenburger Tor gesungen, Michail Gorbatschow, George H. W. Bush und Helmut Kohl haben sich gemeinsam auf eine Show-Bühne geschleppt, Hillary Clinton und Angela Merkel konnten sich umarmen, und der berühmte Bruderkuss zwischen Breschnew und Honecker an der East Side Gallery ist frisch gestrichen. Zuletzt wurden am 9. November um 20 Uhr 1,5 Kilometer Dominosteine symbolträchtig zu Fall gebracht, Geschichte leicht wie Styropor. Dass das historische Material in Deutschland aber noch längst rumort, zeigt der Blick auf eine 32 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Einrichtung der deutschen Einheit, die weniger spektakulär daherkommt, aber dafür heute noch aktiv tätig ist. Mit Magazinschränken, Karteikarten und Aktenordnern – die Behörde der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU), kurz Gauck- oder BirthlerBehörde genannt, nach ihren LeiterInnen Joachim Gauck (1990-2000) bzw. Marianne Birthler (seit 2000). Seit der Wende sollte diese Behörde sowohl der einzelnen Person als auch der Öffentlichkeit ermöglichen zu verstehen, welchen Einfluss der DDR-Geheimdienst auf das individuelle und kollektive Leben, auf Karrieren und Beziehungen genommen hat. In der Zwischenzeit wurde sie immer wieder selbst Politikum, wenn es darum ging, die Verwicklungen in Ost und West sowie der einzelnen AkteurInnen darin darzustellen. Der Apparat. Um die Rolle der BStU greifbar zu machen, muss man ihr Archiv wohl gesehen haben: 40 Kilometer Akten, die heute in der Zentrale in BerlinLichtenberg lagern, im ehemaligen Gebäudekomplex des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS). 5,5 Millionen Karten im doppelten Karteisystem. 5,5 Millionen bei rund 16 Millionen DDRBürgerInnen: Sie alle wurden wegen politischer, künstlerischer, avantgardistischer oder kirchlicher Tätigkeit verdächtigt und, koordiniert durch die Abteilung „20“ für Überwachung und behördebirthler Kontrolle der Opposition, von rund 170.000 „Inoffiziellen MitarbeiterInnen“ (IM) in unterschiedlichem Ausmaß registriert, dokumentiert, manipuliert. In den Akten stecken Gesprächsprotokolle, Beziehungsanalysen, Schriftverkehr. Informationen über jene, die informierten, inbegriffen. An der Wand hängen Fotos von der automatischen Öffnungsanlage 10/10 für die Öffnung wasserlöslich verklebter Briefe, eine MfS-eigene Entwicklung der für die Postkontrolle zuständigen Abteilung „M“, die auf diese Weise in den letzten Jahren ihrer Überwachungs-Arbeit bis zu 600 Briefe pro Stunde öffnen konnte. „Das gesamte Leben in der DDR wurde in Bereiche aufgeteilt“, erklärt ein Mann aus der Schriftguterschließung, „und für jeden gab es eine Stasi-Abteilung.“ einfach ins deutsche Bundesarchiv gegangen, wäre es mal für dreißig Jahre still gewesen, heißt es. So aber kann auch heute jede Einzelperson prüfen lassen, ob Akten über ihn oder sie vorliegen, und Einsicht nehmen, öffentliche Einrichtungen können über ehemalige IM-Tätigkeiten von Angestellten Auskunft erlangen, und auch Presse und Wissenschaft können (nach bestimmten Beschränkungen zum Schutz der Stasi-Opfer) Material sichten. Über 6,3 Millionen Ansuchen sind seit 1991 bei der BStU eingegangen. Auch in diesem Jahr nahm das Interesse mit rund 100.000 Anträgen nicht ab. Doch die durchschnittliche Bearbeitung dauert zwei Jahre. Quellenlage West-Ost. Stark umstritten ist, ob die Behörde derzeit ihrem kombiEinsicht in Akten. „Ich will meine Akte“, nierten Archiv-, Forschungs- und Aufhieß dementsprechend eine laute Forklärungsauftrag gerecht wird, ja überderung in jenen turbulenten Herbsthaupt gerecht werden kann. Schon rein und Wintermonaten von 1989/90, in de- personell: Anfang der 1990er arbeiteten re Vergangenheit oder die ihrer BeamtInnen überprüfen lassen, einstweilen fühlen sich manche ehemalige DDRBürgerInnen in Summe als Spitzel stigmatisiert. Für viel Aufregung sorgte, als erst diesen Sommer öffentlich wurde, dass der Westberliner Polizist KarlHeinz Kurras, der 1967 den Studenten Benno Ohnesorg bei einer Demonstration erschoss, auch für das MfS tätig war. Die entsprechenden Unterlagen waren schon vor Jahren erschlossen und von einem Sachbearbeiter durchgestempelt worden, wurden aber in ihrer Bedeutung für eine deutsch-deutsche Geschichtsschreibung nicht erkannt. Zusammenschnipseln. Im sogenannten Kupferkessel des ehemaligen Stasi-Gebäudes ist derweil zu besichtigen, wie vernichtete Informationen lagern: ein durchsichtiger Müllsack mit vom MfS Ende 1989/Anfang 1990 geschredderten Unterlagen, einer, in dem BeamtIn- Um die Rolle der BStU greifbar zu machen, muss man ihr Archiv wohl gesehen haben: 40 Kilometer Akten, 5,5 Millionen Karten im doppelten Karteisystem. nen die Mauer bereits abgetragen wurde, die zukünftige politische Verfasstheit aber noch im Vagen war. Um die bereits begonnene Aktenvernichtung des Stasi-Ministeriums aufzuhalten, begannen ostdeutsche BürgerInnen, die Gebäude zu besetzen. Zunächst nahmen am 4. Dezember 1989 fünf Erfurter Frauen die dortige Bezirkszentrale des MfS in Beschlag, noch am selben Tag folgten die Häuser in Rostock und Leipzig. Am 15. Jänner 1990 war schließlich die Zentrale in Berlin erreicht. Zehntausende folgten einem Aufruf der Bürgerrechtsgruppe „Neues Forum“, versammelten sich vor den Toren und nahmen das Gelände schließlich ein. Im Zuge der Runden Tische und Einheitsverhandlungen war die Handhabe der Akten zentraler Verhandlungsgegenstand. BürgerrechterInnen forderten Zugang zu diesen geheimdienstlichen Biografien und die Verantwortung der MitarbeiterInnen. 1990 nahm die BStU ihre Tätigkeit auf, seit 1991 geregelt durch ein Stasi-Unterlagengesetz. Wären die Akten damals in der Zentrale und Außenstelle fast 3.200 MitarbeiterInnen, mittlerweile sind es noch etwa 1.700. Jeden Monat geht Personal in den Ruhestand und darf nicht nachbesetzt werden. Den 13 wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, die am BStU forschen, stehen rund 600.000 Personen, die im Laufe von vierzig Jahren DDR-Geschichte als IM tätig waren, gegenüber. Mit 100 Millionen Euro Jahresetat soll ein Archiv für individuelle Anfragen zur Verfügung stehen, weiteres Material erschlossen, analysiert und publiziert werden und in allen Bundesländern politische Bildung geschehen. Ein Nachhecheln der Geschichte, und das, so die Kritik, obwohl sich die Behörde bis dato auf die Aufdeckung von Stasi-Verbrechen im Osten konzentriert hat. Viel zu wenig sei über westliche Verstrickungen bekannt, ein verzerrtes Deutschland-Bild die Folge. Helmut Kohl wehrte sich vehement gegen die Öffnung seiner Akten, viele von der SPD tun es nach wie vor. Kaum eine der bundesdeutschen Institutionen hat ih- nen das Papier, das ihnen in den Umbruchtagen am verfänglichsten erschien, mit Wasser mengten. Nicht wiederherstellbar. Ein dritter Sack lässt „vorvernichtetes“ Material erkennen, kleinteilig von Hand zerrissenes Papier. 6.500 Säcke gibt es davon, erzählt der Mann aus der Schriftguterschließung. In den vergangenen zwanzig Jahren hat eine eigene Abteilung in Zirndorf 500 Säcke davon wieder zusammengesetzt. Das seien zum Teil Speisepläne und Exemplare der DDR-Zeitung „Neues Deutschland“, darunter aber auch ein Bericht zu Gregor Gysi – dem heutigen Vorsitzenden der Linksfraktion im Bundestag und einer von denen, dessen Vergangenheit immer noch Verhandlungssache ist. Ein Projekt mit dem Fraunhofer Institut, bei dem die Schnipsel nach Papierbeschaffenheit und Risskanten gescannt würden, sei aber viel versprechend, so der Mitarbeiter. Die virtuelle Rekonstruktion der Unterlagen wäre dann innerhalb weniger Jahre möglich. „Ansonsten ist es für die Aufarbeitung ❚ schon egal.“ dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 33 gendercheck © E v a Fi l o v a © Ta n j a O s t o j i c Feminism speaks East Die aktuelle Ausstellung „Gender Check“ im Wiener MUMOK widmet sich Weiblichkeits- und Männlichkeitbildern in der Kunst in Osteuropa, von den 1960ern bis heute. Katharina Meißnitzer sprach mit Ausstellungskuratorin Bojana Pejic über „Heldinnen der Arbeit“ und „verletzte Männlichkeiten“. an.schläge: Vor der Ausstellung Bojana Pejic, geboren 1948 in Belgrad, ist Kunsthistorikerin und Kuratorin, u.a. für die Ausstellung „After the wall – Art and Culture in Post-Communist Europe“. Seit 1991 lebt sie in Berlin. 34 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 „Gender Check“ stand eine intensive Vorbereitungsphase, wie ist dieser Prozess verlaufen? Bojana Pejic: Vor ungefähr zwei Jahren hat die „Erste Stiftung“ KuratorInnen kontaktiert, um Konzepte für eine Ausstellung anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Falls des Eisernen Vorhangs zu erarbeiten. Ich habe „Gender Check“ vorgeschlagen: Meine Idee war es, sozialistische – offizielle wie auch inoffizielle – Kunst aus einer feministisch-theoretischen Perspektive zu betrachten und die darin herrschenden Geschlechterrollen zu untersuchen. Ich konnte die Recherchearbeit nicht alleine machen, aufgrund der verschiedenen Sprachen. Deshalb haben wir in jedem Land eine/n KorrespondentIn und eine/n ForscherIn organisiert. Dieser Forschungsprozess hat acht Monate ge- dauert. Jede/r ForscherIn bekam eine Liste von Themen, nach denen er oder sie suchen sollte. Auf diese Weise haben wir rund 700 Werke zusammengestellt – damit habe ich begonnen, die Ausstellung zu strukturieren. Sie wurde in drei Teile – Socialist Iconosphere, Negotiating Personal Spaces, Post Communist Genderscapes – mit fünf thematischen Kapiteln gegliedert. Das war die einzige Möglichkeit, so viel Material aus so vielen unterschiedlichen Ländern zusammenzubringen. Welche Rollenstereotype, welche Konzepte des kommunistischen Körpers wurden in der Zeit vor 1989 dargestellt? In der Literatur war eine sehr männliche Darstellung von Frauen sehr verbreitet, Stichwort „die Frau am Traktor“. Für mich war es wichtig zu zeigen, dass es auch andere Modelle von Weiblichkeit gab, ein ganzes Panorama. Die Emanzipation von Frauen war ein Hauptziel der kommunistischen Länder: Sie sollten in allen Professionen arbeiten, vor allem in der Industrie. Neben der „Heldin der Arbeit“ zieht sich ein zweites Thema durch die Schau: die Mutterschaft. Das dritte Thema sind erotische Bilder. Wenn wir zum Beispiel diese Fotografie von 1959 sehen, in der eine sehr sexy Frau eine Straße baut, sagen wir heute mit unserem feministischem Wissen: Das ist sexistisch. Aber wenn man dieses Bild in den sozialistischen Realismus situiert, zwischen den Heldinnen der Arbeit, zeigen diese Darstellungen eine andere Facette. Diese Frau, die aussieht wie Sophia Loren, ist auch eine Aufbauerin des Sozialismus. Ein Kapitel der Ausstellung heißt: „Emancipation and Discontent“. Die Frau im Sozialismus war per Definition eine berufstätige Frau und Mutter, zu- checkgender hause hat sie die Hausarbeit gemacht, eventuell kam politische Arbeit dazu. Es gibt ein gutes Beispiel aus der DDR, das Bild von einer Ärztin mit dem Titel „Nachtdienst“. Auf dem ist eine Frau zu sehen, die total kaputt ist, sie kann nicht mehr. Die andere Seite dieser Emanzipation war die Erschöpfung. Finden sich in den Männerdarstellungen auch solche Brüche? Im zweiten Teil der Ausstellung gibt es das Kapitel„Heroic Male Subject Reconsidered“. Im sozialistischen Realismus gab es immer das Paar: Sie ist im- künstlerische Entscheidung, was die Künstlerin, der Künstler mit dem eigenen Körper machen wollte. Die Ausstellung zeigt, dass Body Art und Performancekunst in West- und Osteuropa parallel gelaufen sind. Obwohl manches erst heute entdeckt wird, weil die Aktionen oft in privaten Wohnungen stattfanden. An der Universität Oldenburg haben Sie 2007 eine Tagung zum Thema „Heldin der Arbeit – heute!“ abgehalten, bei der es um Themen wie Sexarbeit, Feminisierung der Migration in aktueller Kunst Ich bin erst spät Feministin geworden. Mein feministisches Denken hat sich durch oder wegen unserer Kriege entwickelt, als ich in Berlin war. Obwohl ich mich immer für die Kunst von Frauen interessiert habe, war mein Bewusstsein noch nicht so da. Heute sagen nicht viele öffentlich: „Wir sind Feministinnen“, weil sie nicht in eine Ecke gedrängt werden wollen. In der sozialistischen Periode wurden feministische Theorie und Bewegung immer negativ betrachtet, als ein westliches Problem, das im Sozia- „Es kursiert dieses Stereotyp über osteuropäische Performancekunst, dass in Osteuropa alle MasochistInnen waren. Masochismus aus dem System heraus. Aber wenn wir westliche KünstlerInnen wie Gina Pane anschauen, die auch mit Verletzungen des eigenen Körpers arbeitete – welches System war es denn da, das sie dazu bewegt hat, diese Performances zu machen?“ mer mit der Erde verbunden, die Bäuerin, er ist immer der Arbeiter, der urbanisiert ist. Der Mann hatte die führende Rolle. Es gibt ein paar Dekonstruktionen dieser Bilder. Später ab den 1960er Jahren gibt es Selbstporträts von Männern, die auch andere Seiten zeigen. Von Bosnien bis zur Ukraine gibt es das Bedürfnis, auch intime Männlichkeit zu zeigen. Einige konzeptuelle Arbeiten aus Polen und der DDR beweisen, dass es auch starke Einflüsse aus der christlichen Ikonografie gegeben hat. Der polnische Künstler Jerzy Beres hat seine Performances immer nackt gemacht, auch draußen, in Passionen: der Künstler in der Rolle als Leidender, z.B. in den Darstellungen des heiligen Sebastian. Statt dem pompösen, heroischen Bild geht es dann um Körper und Verletztheit. Fanden diese Aktionen der osteuropäischen Performancekunst, die Body Art der 1970er Jahre, in der Künstlerinnen wie Marina Abramovic ihre Körpergrenzen überschritten, parallel zu denen in Westeuropa statt? Es kursiert dieses Stereotyp über osteuropäische Performancekunst, dass in Osteuropa alle MasochistInnen waren. Masochismus aus dem System heraus. Aber wenn wir westliche KünstlerInnen wie Gina Pane anschauen, die auch mit Verletzungen des eigenen Körpers arbeitete – welches System war es denn da, das sie dazu bewegt hat, diese Performances zu machen? Es war die und visueller Repräsentation ging. Wie sieht es mit den Darstellungen weiblicher Lebensrealitäten nach 1989 aus? Eine sehr vielschichtige Arbeit, in der sich die Gender-Themen und Machtverhältnisse von heute zeigen, ist Tanja Ostojics „Looking for a husband with EU passport“ (2000-2005). Ihr Projekt bestand darin, einen Mann aus dem Westen zu finden. Sie hat ein Bild verschickt, auf dem sie sich nackt, als Anti-Porno-Star präsentiert. Es haben sich tatsächlich Männer gemeldet, und sie hat einen Deutschen geheiratet. Diesen Prozess hat sie dokumentiert. Die verschiedenen Ebenen von EMail-Prostitution, östliche Frau heiratet westlichen Mann etc. werden damit sichtbar. Eine meiner Lieblingsarbeiten beschäftigt sich mit Mutterschaft und Pornografie. Eva Filova aus der Slowakei hat Milchpackungen entworfen, auf denen pornografische Bilder von Brüsten abgebildet sind. Eine weitere spannende Arbeit von den Künstlerinnen Aneta Mona Chisa und Luci Tkacova war ein Projekt mit arbeitslosen Frauen in Bratislava. Sie luden sie in die Galerie ein, um traditionelle Spitzendeckchen zu häkeln, in die aber statt den bekannten Mustern die Arbeitslosenstatistik slowakischer Frauen gestickt wurden. Wie sieht es mit dem feministischen Selbstverständnis der Künstlerinnen aus? Bezeichnen sie sich explizit als solche? lismus ja gelöst war, weil die Frauen arbeiten konnten und den gleichen Lohn dafür bekamen etc. Heute lehnen viele kollektive Ideologien ab, was ich aber auch für eine Ausrede halte. Die kroatische Künstlerin Sanja Ivekovic ist bereits seit den 1970er Jahren als feministische Aktivistin bekannt, und auch einige andere KünstlerInnen sind sehr politisch, ebenso sind QueerThemen hier sehr wichtig. Gleichzeitig sind anhand der QueerParaden in Osteuropa wie z.B. in Budapest und Belgrad homophobe Tendenzen massiv sichtbar geworden. Wir haben jetzt in Osteuropa zwanzig Jahre alte Demokratien, aber die Gesellschaften sind noch immer homophob. Es gibt zwar Gesetze, aber was ich bei der Queer Parade in Belgrad gesehen habe, macht mich sehr wütend. Igor Grubic aus Kroatien hat 2004 eine Videoprojektion mit dem Titel „East Side Story“ gemacht. Er hat „Gay Pride“-Paraden in Serbien und Kroatien gefilmt, bei denen die Leute attackiert wurden und die Polizei nur zugesehen hat. Als ich diese Szenen das erste Mal gesehen habe, diese Gewalt, musste ich weinen. Diese Szenen hat er mit einer Tanzgruppe auf der Straße nachgestellt. Es gibt z. B. auch das Queer Beograd Collective, die politisch sehr aktiv sind. Jet Moon, die bei dem Symposion zu „Gender Check“ auch moderieren wird, ist da dabei. ❚ „Gender Check. Rollenbilder in der Kunst Osteuropas“. 13.11.200914.2.2010 im MUMOK, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, MuseumsQuartier, Museumsplatz 1, A-1070 Wien. www.gender-check.at Ab März 2010 wird „Gender Check“ in Warschau zu sehen sein. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 35 viennalereview Fi l m s t i l l : „ T h e A n c h o ra g e “ Haus am Meer Ulla und Elly – zwei unterschiedliche filmische Positionen über Frauenfiguren bei der diesjährigen Viennale. Von Stefanie Schlüter reiten. Die meiste Zeit verbringt Ulla, so der Name der etwa Anfang Sechzigjährigen, ganz für sich. Wenn ihre Tochter und deren Freund sie besuchen, hat das nichts Ereignishaftes, sondern der Besuch reiht sich selbstverständlich ein in den Takt des insulanen Lebens: Man löst gemeinsam Kreuzworträtsel, irgendwo im Raum ist noch eine Radiostimme zu hören. Am nächsten Morgen unternimmt die kleine Gemeinschaft eine Wanderung durch die Natur, die sie zur Fähranlegestelle nach Stockholm führt. Die Fähre legt an, die Besucher steigen auf und fahren ab. Kein Konflikt, keine bedeutungsgeladenen Dialoge. Alles in diesem Film nimmt seinen Gang, der durch einen gleichmäßigen Wechsel von langen Einstellungen rhythmisiert ist, die den Betrachter immer ein wenig aus der Distanz zu Ulla hinüberschauen lassen, als gelte es, sie durch nichts, weder durch die Anwesenheit der Kamera noch durch unser beInselleben. „The Anchorage“ (Regie: C. W. ständiges Schauen, in ihrem Alltag zu Winter, Anders Edström, USA/Schweden beeinträchtigen. 2009) folgt dieser abgeschieden auf eiEine ganz sachte eingeführte Wenner Insel in der Nähe von Stockholm le- dung, oder zumindest einen Verlauf, benden Frau bei ihren alltäglichen Vernimmt der Film, sobald ein Jäger in richtungen. Morgendliches Abhärneonfarbener Schutzkleidung auf der tungsbad im Meer, Fische fangen und Insel auftaucht. Als dieser abends um ausnehmen, Pilze sammeln und zubeUllas Haus herumstreift, hält sie, die Der Ton ist schon vor dem Bild da, ein Rauschen von Wind in Bäumen, die nicht, noch nicht, zu sehen sind. Erst langsam gewöhnt sich das Auge an die Dunkelheit auf der Leinwand, die sich mit der Dunkelheit im Kinosaal verbindet. Erst langsam lässt das Bild eine in ein helles Gewand gehüllte Figur aufscheinen. Nach und nach zeigen sich im Morgengrauen mehr Konturen, deutlich erkennbar nun der herbstliche Wald, durch den sich eine Frau bewegt, mit einem knöchellangen pastellfarbenen Morgenmantel und Gummistiefeln bekleidet. Als sie an ihrem Ziel, einer felsigen Küste, angelangt ist, legt sie den Morgenmantel auf den Steinen ab, zieht die Gummistiefel aus und springt, nackt wie sie ist, ins eisige Wasser, in dem sie sich nur kurz aufhält. Zurück durch den Wald führt ihr Weg zu einem einsam gelegenen Haus. 36 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 den Mann nur hört, aber nicht sieht, weil sie mit dem Rücken zum Fenster sitzt, bei ihrer Küchenarbeit plötzlich inne, steht auf, verlässt den Raum und zieht sich ins Badezimmer zurück, wo kein Blick sie treffen kann. Beim Baden im Meer am darauffolgenden Morgen trägt sie einen Badeanzug, und wir verstehen den Grund. Sie entzieht ihren von Alter und den Spuren einer Operation gezeichneten Körper den Augen des Eindringlings. Sie verdeckt ihre Nacktheit, die Narben und ihre Brust, von denen die eine kleiner ist als die andere, und geht ins Wasser, wie jeden Morgen. Abwesenheit von Gesellschaft. Wird in „The Anchorage“ das Leben einer Frau in weitestgehender Abwesenheit von Gesellschaft erzählt und auch das Erzählen so weit wie möglich in den Hintergrund verlegt, so verhält sich der iranische Film „Darbareye Elly“ („About Elly“) (Regie: Asghar Farhadi, Iran 2009), der auf der diesjährigen Viennale gleich im Anschluss programmiert war, antithetisch dazu. Drei Ehepaare und zwei Kinder, ein geschiedener Mann und eine unverheiratete Frau machen gemeinsam einen Wochenendausflug ans Kaspische Meer. Die Reise beginnt ausgelassen, die Reisenden geben sich liberal; westlich gekleidete Männer und ihre in Kopftüchern und langen Röcken gekleideten Frauen albern gemeinsam herum. Im Zentrum ihrer Späße stehen die beiden Singles Ahmad und Elly: Sepideh, die die Reise organisiert hat, versucht, den geschiedenen Ahmad mit der jungen Kindergärtnerin ihrer Tochter, Elly, zu verkuppeln. Am Meer angekommen, stellen die Reisenden fest, dass ihre Unterkunft bereits vergeben ist. So nehmen sie kurzerhand das Angebot an, ein leerstehendes Haus direkt am Meer zu beziehen. Sie befreien es von seiner Staubschicht und bessern die teilweise zerbrochenen Scheiben notdürftig aus. Das Kammerspiel hat seinen Raum gefunden: Das Haus am Meer, Hort der Sehnsucht und Freiheit, transitorischer Ort des Reisens, zieht sich immer enger zusammen, bis es schließlich zur Bühne patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen wird. größer sein, Sepidehs Ehemann schlägt vor Wut auf seine Frau ein, und die vermutlich tote Elly lebt in den Gesprächen fort als ehrenlose Frau. Die konstruierte Fallhöhe der Figuren ist groß, gilt es doch auf gesamtgesellschaftlicher Ebene zu entlarven. Auf engstem Raum inszeniert Farhadi ein Szenario, in dem beinahe lehrstückhaft durchdekliniert wird, wie konservative Strukturen greifen, gerade und auch bei Figuren liberaler Gesinnung. Geradezu dankbar ist man dem Regisseur für solche Szenen, die nicht für den Fortgang des Plots geschrieben sind: etwa wenn über mehrere Minuten ein Scharadespiel gespielt wird, das uns die Gelegenheit gibt, den Figuren einfach nur zuzusehen. Ein an der Realität gemessenes Bild. Mit „The Anchorage“ und „Darbareye Elly“ stehen sich zwei verschiedene Positionen von Filmen über Frauenfiguren gegenüber. Filme wie „The Anchorage“, die ihr Au- Das Haus am Meer, Hort der Sehnsucht und Freiheit, transitorischer Ort des Reisens, zieht sich immer enger zusammen, bis es schliesslich zur Bühne patriarchalischer Gesellschaftsstrukturen wird. Grund dafür ist das plötzliche Verschwinden Ellys nach der ersten Nacht, nachdem eines der Kinder beinahe ertrunken wäre. Die Vermutung liegt nahe, dass Elly beim Versuch, das Kind zu retten, selbst im Meer ertrunken ist. Die Abwesenheit der titelgebenden Figur verstrickt die anfangs so lockere Gesellschaft in ein Netz aus Ängsten und gegenseitigen Beschuldigungen, vor deren Hintergrund sich umso deutlicher die Doppelmoral iranischer Geschlechterverhältnisse abhebt. So tragen die Figuren nach und nach zusammen, was sie über Elly wissen, und durch die in verschiedenen Figurenkonstellationen zurückgehaltenen oder ausgetauschten Informationen, durch die vielen Lügen und Enthüllungen, erfahren sie tatsächlich etwas über Elly: dass sie verlobt ist, die Verlobung aber hat lösen wollen, und dass Sepideh das Mädchen zu dieser Verkuppelungsreise eingeladen hat, obschon sie von alldem wusste. Die S c h w a r z e Fra u e n C o m m u n i t y, B i l d : Pe t j a D i m i t r o v a moralische Entrüstung könnte nicht genmerk auf die ästhetische Austarierung einer individuellen Situation richten, sind häufig dem Vorwurf des unpolitischen Formalismus ausgesetzt. Dabei ist dieser Film über eine Frau (im Singular) auch bildpolitisch interessant, gibt er doch auf ganz basale Weise ein an der Realität gemessenes Bild einer spezifischen Lebenssituation wieder. „The Anchroage“ stellt, anders als „Darbareye Elly“ es indirekt tut, das individuelle Leben nicht in den Schatten des gesellschaftlichen. Wenn wir Elly zusehen, wie sie einen Drachen steigen lässt, lachend zum Himmel aufschauend, die Schnur mit beiden Händen haltend und aufgeregt hin- und herlaufend, offenbart sich der Moment der größten Freiheit in „Darbareye Elly“, der so viel mehr über diese Frauenfigur erzählt, als alles, was bisher geschah und noch geschehen wird. Würde er nicht gleich in den Dienst des Plots gestellt, indem ihm das Verschwinden Ellys unmittelbar folgt, hätte dies der schönste Moment des ❚ ganzen Filmes sein können. denice Romy and Michelle* on Repeat Remember back in the old days when you where sitting around, taking a stroll down memory lane, wondering what all your exes (ex-lovers, -fucks, -flirts, and so on) were doing these days and whatever happened to them? Well … we have to wonder no more. Because thanks to Facebook there is no such thing as romanticizing the past anymore. Everfuckingbody is on there. And curious losers like myself of course can’t stop searching for every name that I can still remember. But sometimes they just simply find you … you know … the ones. The ones you fucked over and dumped and never ever called again. So … when they send you their “friend” request, what are you going to do? Dump them again?? No way! You klick “yes” and feel like a true guilt-ridden Catholic prepared to start paying for their sins. Worst is of course when you can’t remember who the hell they are: „Hi Denice, so great to see you again! Haven’t seen you in ages! What are you up to these days?“ I mean, of course it could be some old boring class mate that you simply didn’t notice, even though you were in the same class for six years straight … but big BIG chance is that it was that one-night stand from ten years ago. I have one girl on my Facebook account where it took days of pulling my hair before I could remember who the hell she is, until I recalled that we shared the same ex-girlfriend! I was really relieved for a couple of days until I realized that „Shit! I DID make out with her, and I might have even taken her home with me …“ And now I’m still struggling to remember if I did the dirty with her or not. And that, my friends, is really, really slutty. And not in a flattering way … I mean, the chick remembers my name, took her time to look me up, and I can’t even remember if I’ve ever had her head between my thighs or not! On the other hand, it is oh so sweet to find all your old highschool crushes/assholes and see that they are all stuck in “Nowheretown,” Sweden, with their ugly kids, bald heads (the guys) or ugly husbands with bald heads (the chicks). Because they are straight. All of them. (Except my sister's old friend from school who I don’t even know, but I added her because I heard she was a lesbian. I needed some positive percentage on my page!) It feels so good to sit and think about how you were never the pretty one or the promqueen and then you just klick klick klick around and you realise that compared to theirs your life today is a bloody Hollywood Dream. You can have your highschool reunion triumph everyday, over and over! Facebook truly IS my new selfconfidence booster. * Full name:“Romy and Michelle’s High School Reunion”. One of the best films ever and a must-see! Screw Godard, Bergman and the other wankers. dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 37 Kompott und Eiscreme Regina Himmelbauer hört sich durch alle Geschmacksrichtungen. Ausgekocht (zu beziehen direkt über: www.frauenkompott.info) hat Frauenkompott, eine sechsköpfige Frauengesangstruppe aus dem Waldviertel, noch lange nicht. Im Laufe der Jahre wurde das Repertoire an Volksliedern und Schlagern umgedichtet – Themen wie das Schnarchen des Liebsten, ehrgeizige Mütter, Internetliebe und die „sichere“ Partnerwahl, Souvenirs der Verflossenen oder Orangenhaut & Schönheitsoperationen erfahren so eine ironische Behandlung. Die vielseitigen Sängerinnen begleiten sich selbst auf Flöten, Gitarre, Akkordeon und Tuba. Vergnüglich. Die Zither ist mit der Wiener Volksmusik eng verbunden. Cornelia Mayer hat eine Auswahl von Werken vor allem des 19. Jahrhunderts auf CD eingespielt (Zither in the city. Best of virtuoso zither music from Vienna, Extraplatte). Auch von Marianne Gremling, Zitherschulinhaberin im späten 19. Jahrhundert, ist das „Fantasiestück Süßer Schmerz“ dabei. Dass die Zither aber auch rauere Töne hervorbringen kann, beweist eine Auswahl aus Astrid Spitznagels „6 Préludes“ (von 2006) – schön, dass diesem Instrument noch immer neue Facetten abgewonnen werden können. Der Kontrast zu Mayers CD könnte nicht größer sein: Zwar hat Trini Trampler und ihre dreckige Combo ein Faible für nostalgische Klänge, aber das ist auch auf ihrem neuen Album Eiscrème – Raspoutine nicht gleichbedeutend mit bieder. Ganz im Gegenteil, niemand 38 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 kann wohl so ein herzerwärmendes Liebeslied an eine Eiscreme intonieren und gleichzeitig so poetisch und desillusioniert Gefühlsangelegenheiten beschreiben. DJ Ipek Ipekçio¤lu zählt zu Deutschlands bekanntesten DJanes. Ihrer erfolgreichen Compilation „Beyond Istanbul – Underground Grooves of Turkey“ folgt nun eine zweite: Beyond Istanbul 2 – Urban Sounds of Turkey (Trikont/Indigo) vereint wieder unterschiedlichste SängerInnen und Bands aus dem Heimatland ihrer Eltern. Folkloristisch geprägter Pop, harte Riffs, Soul, ein altes, klassisch arrangiertes Lied, HipHop, Gitarre, Violoncello, Klavier und traditionelle Instrumente – jeder Track überrascht mit einer eigenen musikalischen Sprache. Diese bunte Mischung lässt die Vielfalt der Musikszene der türkischen Städte erahnen. Das ausführliche Booklet erzählt mehr über Musikleben und die einzelnen MusikerInnen. Das unterschiedliche (Frauen-)Leben von vier Generationen beschreibt Kathrin Gerlof in ihrem Roman Alle Zeit. Die 17-jährige Juli, soeben von einer Tochter entbunden, vermisst ihre Mutter und ihre Großmutter, die beide von einer Reise nicht zurückgekommen sind. Sie fühlt sich einsam, überfordert. Und da gibt es noch Klara, die im Altersheim lebt und ihre Erinnerungen schwinden sieht. Beide wissen nicht voneinander – was Urgroßmutter und Urenkelin verbindet, was sie trennt, wird einfühlsam erzählt. Parallel wer- den die Geschichten entwickelt, und es zeigen sich viele Facetten von Frauenleben: vom Finden einer Rolle in sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, von Teenager-Liebe bis hin zur wahrscheinlich letzten Liebe im späten Alter. In der leicht gekürzten Audiofassung (Goya, 4 CDs) sprechen Julia Nachtmann, Regina Lemnitz und Hedi Kriegeskotte die verschiedenen Generationen einer weiblichen Familiengeschichte. Lyrik Stimmen. Die Bibliothek der Poeten. 122 Autorinnen & Autoren. 420 Gedichte. 100 Jahre Lyrik im Originalton (der Hörverlag) nennt sich eine umfangreiche, chronologisch geordnete Sammlung von 9 CDs. Etwa ein Sechstel dieser Anthologie stammt von Frauen, die wohl zu den bedeutendsten LyrikerInnen zählen: Eröffnet wird der Bogen mit Ricarda Huch, spannt sich dann über Nelly Sachs, Elisabeth Langgässer, Paula Ludwig, Marie Luise Kaschnitz, Rose Ausländer, Hilde Domin, Christine Busta, Christine Lavant, Ilse Aichinger, Friederike Mayröcker, Elisabeth Borchers, Christa Reinig, Sarah Kirsch, Helga M. Novak und Elke Erb und endet mit Barbara Köhler. Aufgrund der großen Zeitspanne sind jeweils nur wenige Gedichte vertreten. Eine spannende Zusammenstellung, die in ihrer farbenprächtigen Box, einem Booklet mit der Trackliste (samt Aufnahmejahr) sowie einem weiteren, umfassenden Booklet mit Kurzbiografien der jeweiligen AutorInnen ihren Inhalt gewichtig auch nach außen trägt. ❚ „Alles, was ich tat, hatte Hunger“ Der Hunger ist der erste, der aufsteht, und der letzte, der sich schlafen legt. Der neue Roman der diesjährigen Literaturnobelpreisträgerin handelt vom Alltag im russischen Arbeitslager. Von Nadine Kegele 94:12 ist das aktuelle Verhältnis, in dem der Nobelpreis für Literatur seit 1909 an Schriftsteller und Schriftstellerinnen vergeben wurde, die „das Vorzüglichste in idealistischer Richtung geschaffen“ haben, wie es im Testament des Stifters Alfred Nobel heißt. Wobei die frappant niedrigere Zahl, wie könnte es anders sein, die bisherige Anzahl an Preisträgerinnen nennt. Der Literaturnobelpreis 2009 ging, eine schöne Nachricht, nach Elfriede Jelinek im Jahr 2004 und Doris Lessing 2007, wieder an eine Frau: Herta Müller, die 1953 geborene Rumäniendeutsche, deren Werke stets um die Zerstörung des Menschen in totalitären Staatsformen kreisen. Dem Thema bleibt die vor 22 Jahren aus der CeausescuDiktatur nach Berlin geflohene Autorin auch in ihrem neuen Roman treu. „Atemschaukel“ ist die Ich-Erzählung des 17-jährigen Leopold Auberg, der aus Hermannstadt im Viehwaggon mit hunderten anderen deutschen RumänInnen in ein russisches Arbeitslager deportiert wird, um dort am „Wiederaufbau“/„Zwangsaufbau“ der im Krieg von den Nazis zerstörten Sowjetunion die so bezeichnete deutsche Kollektivschuld abzuarbeiten. Müllers erstem Roman seit zwölf Jahren ging eine lange und intime Recherche voraus: Der Sprachlosigkeit ihrer Mutter, der selbst fünf Jahre Arbeitslager auferzwungen wurden, konnte die Autorin mit Hilfe Oskar Pastiors begegnen, der ihr von 2001 bis 2006 von seinen Erlebnissen im Lager berichtet hatte. Müller notierte. So verwundert es nicht, dass die fiktive Figur des homosexuellen Leo biografisch teilweise an den berühmten Lyriker angelehnt ist, der auch die so verkitscht klingenden Wörter wie „Hungerengel“ oder „Herzschaufel“ prägte, die zunächst auf etwas anbiedernde Weise, dann jedoch immer verständlicher das Buch pflastern:„Alle Tage hat mir der Hungerengel das Hirn gefressen. Und eines Tages hat er mir die Hand gehoben. Und mit dieser Hand hätte ich den Karl Halmen fast erschlagen.“ Müllers literarische Sprache ist eine sehr exakte, die der Wahrheit wegen auf Genauigkeit aus ist. Diese Wahrheit wiederum basiert auf der Weltwahrnehmung der Ich-Figur und deren Sicht auf die Mitinhaftierten, die in einem Personenkranz – der nicht weniger wichtig genommen wird als der Protagonist selbst –, um die Hauptfigur herum angeordnet sind. Wie etwa Trudi Pelikan, die aufgrund ihrer während der Arbeit abgefrorenen Zehen nicht mehr zu tanzen vermag. Die Planton-Kati, die mit ihrer Schwachsinnigkeit den herrschenden Regeln im Lager ihren Sinn nimmt. Oder der intellektuelle Paul Gast, der in der im Lager angewandten Hungerfolter sogar die Brotrationen seiner Ehefrau stiehlt, um seinen „wilden Hunger“ zu besänftigen. Pietät und gängige Moral, so erkennt Leo bald, ist was für ein hungerund kältefreies Leben vor den Türen des Lagers. Dahinter werden die bald Toten begeiert: „Wir haben im Lager gelernt, die Toten abzuräumen, ohne uns zu gruseln. Wir ziehen sie aus, bevor die Starre kommt, wir brauchen ihre Kleider, um nicht zu erfrieren. Und wir essen ihr gespartes Brot.“ Das Lagerleben ist ein praktisches. Dazu gehört auch, dass die eigene Homosexualität im Dunkeln bleibt, um nicht erschlagen zu werden als Strafe für das falsche sexuelle Begehren. Leos einstige Erleichterung bei seiner bevorstehenden Deportation, den „Fingerhut der kleinen Stadt“ verlassen zu können, in der er sich ausschließlich im Park, im Bad und im Geheimen mit DER SCHWALBE oder DER PERLE zu treffen vermochte, wird schnell relativiert. Wie Herta Müllers Mutter und Oskar Pastior kehrt auch der Romanheld nach Jahren nach Hause zurück. Das Heimweh, das im Lager nicht zu gebrauchen war, wird auch nach der Rückkehr nicht gestillt, die Eingliederung des mittlerweile 22-Jährigen ohne Berufsausbildung, der immer noch unter der Knechtschaft der Schaufel des Arbeitslagers steht, scheitert. Masochistische Verbundenheit zur Lagervergangenheit und chronischer Hunger machen Leo rastlos:„Wenn ich mit anderen Personen esse, werde ich unangenehm. Ich esse rechthaberisch.“ Leopold Auberg bleibt einzig das Schweigen im Nacken und jenes im Mund. Herta Müller hat dieses Schweigen versprachlicht. Das ist ❚ gut und notwendig gewesen. Herta Müller: Atemschaukel Hanser 2009, 19,90 Euro (D) dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 39 lesezeichen Depression und Liebe Feministinnen kommen nicht gut weg. Allerdings auch die meisten anderen Menschen nicht. Die Frau, die in Sibylle Bergs neuestem Roman im Mittelpunkt steht, ist eine gnadenlose Misanthropin. Eine alternde, angstneurotische Einzelgängerin, die über ihren glücklosen und entwürdigenden Liebschaften mit deutlich jüngeren Männern jeden Glauben an menschliche Beziehungs- und Begeisterungsfähigkeit verloren hat. Bis sie eines Tages den Mann findet, auf dessen Bauch sie sich zuhause fühlt. Ein Buch voll detailreichdepressivem Weltekel und die anrührende Geschichte einer ruhigen, großen Liebe. Lea Susemichel Sibylle Berg: Der Mann schläft Hanser 2009, 19,90 Euro (D) lich an den Verstand appelliert und manches gerade dadurch unverständlich, wie in „Wandlung“ („Das hat nichts mit Tod, doch viel mit Sterben zu tun“). Nicht wirklich schwierig, aber oft eher schwerfällig als schwermütig. Bilder passen nicht und verpassen und verstellen den Moment. Belehrungen killen die zarte und wilde Lyrik. Nicht immer: In manchen Gedichten finden Gedanken und Worte zueinander, treffen sich, sind treffend, wie in „Freundschaft“, wie in „Und wundern sich“. Der einfachen Wahrnehmung und der unmittelbaren Magie der Worte traut sie vielleicht nicht genug, und traut sich dann nicht genug. Die 1934 in Dortmund geborene, in Frankfurt/Main lebende Autorin arbeitete lange als Übersetzerin („Sprachen sind durch Worte getrennt“) in Luxemburg und hält sich häufig in Israel auf. Sie hat Serge Gainsbourgs Liedtexte übersetzt und zahlreiche Essays in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Vielleicht ist Barbara Höhfeld in erster Linie Intellektuelle, Essayistin und Romanautorin. Ihr Roman „Ginsburg und der Rotkohl“ (Editions Phi, Luxemburg, 1999), mit heißen Tipps nicht nur für Vegetarierinnen, gehört ins Menü der lesenden Feministin. Barbara Höhfeld: Aus Bildern zusammen setzen 40 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Claire Benedikt Katja Kauer: Popfeminismus! Fragezeichen! Frank & Timme 2009, 19,80 Euro (D) Männerproblem Michèle Thoma Erlöst vom Denken Wunderschön das lakonische „NATHALIE“, das mit wenigen Worten so viel aussagt. Bild, Stimmung werden mit einem Blick erfasst. Treffend „Eros allein“, schön die Liebesgedichte „St. Emilion“, das weise und berührende „An einen italienischen Freund“. Die allereinfachsten und schlichtesten Gedichte sind klar, kräftig, erfrischend. „Weihnachtsmarkt“, „Klammerbeutel“: dicht und leicht wie Haikus. Am besten ist Barbara Höhfelds Lyrik dort, wo sie sich erlöst vom Denken, sich Gedanken-Freiheit gestattet. Die Sprache ist meistens einfach, unverblümt, beinahe sachlich. Obschon Wehmut hereinweht, ist Pathos weit weg. Allerdings verstellen Erklärungen oft die Klarheit, wird umständ- „Feuchtgebiete“), wie unterschiedlich sich Popfeminismus präsentiert, und wie vielfältig er wahrgenommen werden kann. „Der gemeinsame Nenner von Popfeministinnen ist eine popkulturell geprägte Performanz, die bunt gemischt, durchdacht gesampelt, leicht punkig oder stark feminin stilisiert sein kann, gepaart mit dem Bewusstsein, dass Rollenzuschreibungen etwas sind, dessen Frau sich zu erwehren hat, selbst wenn es einfacher wäre, mit dem Hang zur Weiblichkeit auch die alten Rollenmuster nachzuleben.“ Vor allem geht es der Autorin darum zu zeigen, dass Popfeminismus kein sinnentleertes Phänomen, sondern eine Möglichkeit ist, neue Ebenen feministischer Praxis zu erschließen und feministische Traditionen kontextuell neu zu beleben. Eine interessante, gut strukturierte und verständliche Einführung. Khorshid Verlag 2009, 16.50,- Euro Pop und Feminismus Lassen sich Pop und Feminismus miteinander vereinbaren oder widersprechen sie sich grundsätzlich? Schließen sich falsche Wimpern und echte Emanzipation aus? Diesen Fragen geht die Kulturwissenschaftlerin Katja Kauer in ihrer Einführung „Popfeminismus! Fragezeichen!“ nach. Kauer beschreibt die Entwicklung der feministischen Theoriebildung von den 1970ern bis heute und zeigt anhand aktueller literarischer Analysen („Neue deutsche Mädchen“, „Zuckerbabys“ und Könnte auch Männern demnächst beim Vorstellungsgespräch die private Frage gestellt werden, wie es denn um ihre Kinderwünsche bestellt ist? Wenn es nach Patrick Ehnis geht, sollen auch Väter als Menschen betrachtet werden, die auf dem Arbeitsmarkt nur noch eingeschränkt eingespannt werden können. In seinem Buch „Väter und Erziehungszeiten“, das im Ulrike Helmer Verlag erschienen ist, macht er das übliche Frauenthema über die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem Männerproblem. Was motiviert Väter, Sorgearbeit zu übernehmen? Was hält sie davon ab? Hierzu interviewte er Väter, die in den ersten drei Jahren nach der Geburt eines Kindes Elterngeld und Elternzeit in Anspruch nehmen. Nicht mal zwanzig Prozent der lesezeichen Väter wagen diesen kleinen Schritt zu einer gleichberechtigten Arbeitsteilung. Vielfach scheitert der Goodwill von Vätern an den klassischen Rollenbildern in der Unternehmenspolitik. Trotz familienfreundlicher Werte auf dem Papier erschweren Einkommensungleichheiten, die Abwertung von Haushaltsarbeit sowie die Ehe als politisch begünstigtes Familienmodell egalitäre Familienkonzepte. So geraten Frauen mit der Geburt eines Kindes in eine Retraditionalisierungsfalle. Das heißt, der Mann bleibt der Familienernährer dank seiner besser bezahlten Vollzeitstelle, den Frauen bleibt der Balanceakt, die Rollen der Mutter, Hausfrau, Partnerin und häufig auch Teilzeitarbeiterin zu vereinen. Um dieser Falle zu entgehen, schlägt Ehnis ein Umdenken vor, das sich auch politisch, sozial und kulturell manifestieren muss. Trotz der Forderung nach parallelen Elternzeiten und einer besser bezahlten Erziehungsarbeit, klagt er keine Sonderrechte für Eltern ein. Er fordert stattdessen eine allgemein veränderte Arbeitskultur, die mit Arbeitszeitverkürzung, individuellen beruflichen Auszeiten und mehr Mitbestimmungsrechten eine gleichberechtigte Perspektive bietet auf mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie, oder anders: Geld verdienen und Lebensentwürfen. Leben, zum Beispiel ihrer Zeit bei den Roma. Die dokumentarische Ebene des Romans setzt sich aus Gesprächsprotokollen zusammen, stammelnden Zeugnissen der Schuld. Die Eindrücke von Picklers Umgebung ermöglichen es, ein Bild der „Artistin“ als Mosaik zu rekonstruieren, ein besonderes Mädchen in einem von Drogen und Prostitution geprägten Milieu. Genauso wie sich Picklers Charakter nach und nach erschließt, offenbart sich aber auch die engagierte Psychologin Judit, die in dem Fall zunehmend ihre professionelle Distanz verliert. Briefe an die unsichtbare Freundin ihrer Schwester und später auch an ihre Mutter, dabei muss sie herausfinden, was ihr selbst guttut. Suzanne LaFleur entwirft in ihrem Debüt trotz des tragischen Themas komplexe und liebenswerte Charaktere und eine amerikanische Idylle, wo nach einem Besuch auf der Rollschuhbahn Sprite aus Krügen getrunken wird und Kinder sich im Wald und Schnee herumtreiben. Ein unglaublich schönes, trauriges Buch. Fiona Sara Schmidt Suzanne LaFleur: Mich gibt’s auch noch! Fiona Sara Schmidt Dressler 2009, 13,90 Euro (D) Kriszta Bódis: Artista Voland & Quist 2009, 19,90 Euro (D) Schnipp-schnappDie Frau zum Tag pappe-la-papp Ein guter Tag beginnt mit einer Frau. Ein guter Kalender lässt mich jeden Tag eine berühmte Frau kennenlernen. 2010 gibt’s die einzelnen Porträts im Frauen-Kalender von Luise F. Pusch zwar nur mehr monatlich, dafür aber in doppelter Länge. Mehr über Naomi Klein, Marie Tussaud oder Rosa Parks erfahren? 2010 kann kommen! Ausgerüstet mit Schere, Papierkleber, Lineal, Stricknadel, Locher, Nähnadel, Faden, Schnur, Musterklammern, Papiertaschentuch, Buntstiften und einem „begabten Erwachsenen“ als Extra-Zutat, Kendra Eckhorst der im Bedarfsfall helfend einspringt, kann das eigentliche Lesen losgehen. Schnipp-schnappPatrick Ehnis: Väter und Erziehungszeiten – Politische, kulturelle und subpappe-la-papp werden als erstes die Hauptfigujektive Bedingungen für mehr Engagement in der Familie. ren der Geschichte, Fräulein Pop und Mrs. Up, Ulrike Helmer Verlag 2009, 29,90 Euro (D) Bettina Enzenhofer ausgeschnitten, die sich fortan auf ihre selbst kreierte Abenteuerreise begeben. Von der LeseLuise F. Pusch: Berühmte Frauen. Kalender 2010. rin ist nun einiges an Geschick gefragt, um all Artistin der Freiheit Suhrkamp 2009, 9,90 Euro (D) diese Fantasien auch umzusetzen. Sei es die erste Übernachtung im Zelt, die Dschungelpirsch, Kriszta Bódis ist eine Andie Tigerüberlistung, der aufregende DrachenTapfere Mädchen wältin der gesellschaftliflug, die langweilige Seefahrt, die echte Fata chen AußenseiterInnen Morgana in der glühenden Wüste oder der Bau Aubreys Mutter ist eines aus Ungarn. 2006 erzählte eines Iglus. Ständig ist man mit den BastelutenMorgens verschwunden. sie mit ihrem Dokumensilien beschäftigt. Dann endlich haben die beiWeil Ferien sind, kann sich den Damen genug. Sie wollen wieder nach Hautarfilm „Dorfromanze“ von die 11-Jährige zuerst mit einer komplizierten Liebe se auf ihren Schreibtisch. Und Schnipp-schnappCrackern und Käse vor dem pappe-la-papp liegen sie wieder zwischen ihren zwischen Frauen in der Fernseher verkriechen. Seit alten Schreibutensilien. Provinz. Mit „Artista“ gelang ihr nun ein ihre Schwester und ihr Vabelletristischer Bestseller, der auf mehreren EbeMit tollen Bildern, einer witzigen Geschichter bei einem Unfall ums nen von gesellschaftlichen Missständen und der te und einer guten Bastelanleitung macht AntLeben gekommen sind, fällt es Aubrey schwer, Sehnsucht nach Anerkennung einer jugendlije von Stemm dieses Buch zu einem echten Lechen Ausreißerin erzählt. Ein Jahr nach dem un- mit anderen zu sprechen – außerdem hat sie sespaß. Dass je nach Alter und Geschick des Angst, als verwahrlostes und vernachlässigtes geklärten Tod des 14-jährigen Heimkindes PickKindes manche Bastelarbeiten von einem ErKind abgestempelt zu werden. Doch Aubreys ler versucht eine Psychologin über Gespräche wachsenen übernommen werden müssen, ist Oma, genannt Gram, holt ihre Enkelin in das idy- nicht unbedingt ein Nachteil. Bietet es doch die mit den überforderten Eltern, ratlosen ErzieherInnen und kaputten Freunden herauszufinden, llische Vermont. Mit unendlicher Liebe und GeGelegenheit, mal wieder so richtig kreativ zu was geschehen ist. Die quirlige und widerborsti- duld helfen Gram und ihre neue Freundin Bridwerden. ge Pickler konnte sich nicht in einem System der get der verwirrten Aubrey, trotz ihrer Trauer wie- Svenja Häfner Verwahrung arrangieren und brach, getrieben der festen Boden unter die Füße zu bekommen. von der Sehnsucht nach ihrer Mutter, immer Die Nachbarsfamilie kann dabei genauso hilfAntje von Stemm: Die Pop-up-Girls. Abenteuer im Papierland. Ein Pop-upwieder aus diversen Heimen aus. Manche Kapi- reich sein wie FreundInnen, der Onkel oder die Buch zum Selberbasteln tel erzählen in poetischer Sprache aus Picklers Schulpsychologin. Außerdem schreibt Aubrey Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2009, 14,90 Euro (D) dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 41 ge.sehen Alder Gott Julia Roßhart war auf einer katholischen Hochzeit. Meine dritte Hochzeit und zugleich meine erste heterosexuelle und katholische. Premiere also. Geladen hatte eine Freundin, die mir aus frühen Studienzeiten geblieben ist. Den Bräutigam kannte ich nur von Fotos. Als queere Feministin war der Austritt aus der katholischen Kirche für mich unvermeidlich gewesen – entsprechend war die Vorfreude, besagte Freundin wiederzusehen, nicht ganz ungetrübt. Auf das, was dann kam, war ich allerdings nicht vorbereitet. Das Event startete mit einem eineinhalbstündigen katholischen Gottesdienst. Dieser wurde eröffnet durch den Einzug der Braut ins Kircheninnere – am Arm ihres Vaters –, um vor dem Altar an ihren zukünftigen Ehemann abgegeben zu werden. Sie wird sich etwas dabei gedacht haben, da bin ich mir sicher. Dennoch: Die Symbolik lässt wenig Raum für emanzipative Deutungen. Ich fürchtete das Schlimmste. Schlimm war dann etwa der wiederholt und bedeutungsschwanger vorgetragene Satz: „Gott hat den Menschen als Mann [Pause] und als Frau [Pause] erschaffen.“ (Übersetze: Es gibt genau zwei und zwar wesenhaft verschiedene Geschlechter, die gleichsam ergänzend zusammengehören.) Heteronormativität vom Feinsten. Beim Eheversprechen rutschte ich unruhig auf der Kirchenbank umher. Die beiden Fast-Eheleute aber blieben regungslos sitzen, tauschten Ringe und schworen vor Gott: Etwa dass sie die Kinder, die Gott ihnen schenken möchte, annehmen werden (Verhütungs- und Abtreibungsverbot); und dass sie bis zum Tode zusammenbleiben würden, egal was kommt, denn „was Gott verbunden, das darf der Mensch nicht wieder trennen“ (Scheidungsverbot). Abschließend trugen ge42 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 ladene Hochzeitsgäste mitleidsvolle Fürbitten für Alleinstehende und Alleinerziehende vor. Ich trat in einen Generalstreik: Ich unterdrückte von nun an selbst jene katholischen Gesten, welche auch nach Jahren noch in mein körperliches Gedächtnis eingeschrieben sind. Auch katholische Gottesdienste sind irgendwann einmal zu Ende. Die Party konnte beginnen. Getanzt wurde in streng heterosexueller Paarformation, und die drei Lesben am anderen Ende des Saals verließen die Feierlichkeiten vorzeitig; die Mutter des Bräutigams überreichte als Hochzeitsgeschenk ein goldenes Kreuz, nicht ohne es vorher wie zur Teufelsaustreibung mit ausgestreckten Armen im Halbkreis über die Hochzeitsgäste zu führen. Da wurden Herzchen gemalt, Toasts ausgesprochen, Geschenke überreicht, Lebenswege erzählt, Lieder gesungen, Reden geschwungen, Fotos projiziert, Buffets eröffnet und Spiele gespielt. Und all das, weil sich zwei Menschen für den einen Lebensweg entschieden haben und nicht für einen anderen. Nachdem ich mich eine Weile durch das Schreiben von Kurznachrichten an meine Außenwelt angedockt hatte, floh ich schließlich nach draußen auf den Parkplatz. Langsam zeigte glücklicherweise der Wein – Marke „Alder Gott“ – seine Wirkung, und ich schuf qua telefonischer Kontaktaufnahme nach draußen eine heilsame Distanz zur kollektiven heteronormativen Selbstzufriedenheit da drinnen. Ich spazierte an den Autoreihen der Hochzeitsgäste entlang und blieb an etwas Deutschlandfarbenem hängen – einem großen Schriftzug auf der Heckscheibe eines Wagens, der da lautet: „Mehr Kinder wagen“. Ich begann an meiner eigenen Integrität zu zweifeln angesichts der Tatsache, dass ich mich durch mein stillschweigendes Ver- und Aushalten gewissermaßen zur Komplizin dieser heteronormativen Selbstherrlichkeit machte. Dass da zwei Personen einen gemeinsamen Plan fassen, nämlich eine dauerhafte Zweierbeziehung zu führen – why not? Verdächtig aber ist das Beifallklatschende (Endlich! Geschafft! Wurde auch Zeit!) ebenso wie der allseitig betriebene bedeutungsheischende Aufwand, mit dem es keine andere Festlichkeit aufnehmen kann. Aber sprengen, nein sprengen wollte ich diesen „schönsten Tag“ im Leben der Braut, die immerhin meine Freundin ist, nicht. Tatsächlich schien es für sie ein schöner Tag zu sein – darüber war ich ehrlich froh – , und das sollte auch so bleiben. Drinnen wurde des Pfarrers liebster Satz „Was Gott verbunden, das darf der Mensch nicht wieder trennen“ von Bekannten und Verwandten in ernsthafter Zustimmung zitiert, und die Hochzeitsgäste forderten das Brautpaar in spontaner Lieddichtung zur baldigen Reproduktion auf. Um kurz nach eins verzog ich mich auf das mir zugewiesene Zimmer im ehemaligen katholischen Internat, wo ich dank „Alder Gott“ einen emotional erschöpften Schlaf schlief. Ich brauchte mehrere Wochen, um das Trauma zu verarbeiten. Im kurz darauf folgenden Spanienurlaub mochte ich keine Kirchen besichtigen – es verdarb mir die Urlaubslaune. Inzwischen war ich übrigens auf einer weiteren Hochzeit, wieder katholisch und (damit zwangsläufig) heterosexuell. Und es war ehrlich nett, ich hatte Spaß. Dennoch: Ohne Abwertung anderer Lebenskonzepte und -realitäten (als Single, in nichtmonogamen Beziehungen, als lesbisches oder schwules Paar u.a.m.) ist die kollektive Bejubelung der heterosexuellen Eheschließung nicht zu haben. ❚ an.künden musik.tanz.fest 3.12., 20.00, Wien Ljubinka Jokic & Yok. Balkan Groove Sargfabrik, 1140 Wien, Goldschlagstraße 169, T. 01/988 98/111, kulturhaus@ sargfabrik.at, www.sargfabrik.at 4.12., 21.00, Wien Trans*Quote. Spoken Word Performance LYNNEE BREEDLOVE fluc, 1020 Wien, Praterstern 4, www.fluc.at, Facebook: Quote Vienna Ost-Klub, 1040 Wien, Schwarzenbergplatz 10, www.initiative.minderheiten.at, www.ost-klub.at, Spende: 9,- Euro 16.12., 20.00, Wien Regina Spektor Gasometer, 1110 Wien, Guglgasse 8, www.planet.tt 31.12., 22.00, Wien Gala Burlesque Brutal. Der große Ausritt (Performance/Party) Mit Katharina Daschner, Denice Fredriksson, u.a. brut im Konzerthaus, 1030 Wien, Lothringerstraße 20, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at Trans*Quote Spezial Damit das Warten auf’s Christkind nicht so hart wird, gibt’s vom feministisch-queeren DJ-Kollektiv „Quote“ schon am 4. Dezember was Feines: Ein Trans*Quote-Abend mit Special Guest Lynn(ee) Breedlove, Musiker*, SpokenWord-Artist und Performance-Künstler* aus San Francisco. Plus: Bühnenshows von Crazy Bitch In A Cave, Rosemary’s Babies, Dorian und anderen. Für den Tanz-Sound sorgt neben der „Quote“ DJ Sissyboy. 4.12., 22.00, fluc, 1020 Wien, Praterstern 5, www.fluc.at, www.lynnbreedlove.com, www.myspace.com/quotistinnen film 3.12., 19.00, Wien La Pivellina. Let’s talk about … Scripts! Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at 3.-13.12., Wien This Human World Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1, Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstraße 24, Burg Kino, 1010 Wien, Opernring 19, www.thishumanworld.com 11.12., 18.00, Wien Antikolonialismus im Film: Amandla! A Revolution in Four Part Harmony Verein für antirassistische und friedenspolitische Initiative Dar al Janub - Zentrum Interkultureller Begegnung, 1030 Wien, Kleistgasse 8, T. 01/676 78 93 413 ab 14.12., Wien Verliebt, Verzopft, Verwegen Top Kino, 1060 Wien, Rahlgasse 1 16.12., 19.00, Wien Ciné FRAME_in zeigt: „Geschlecht ist Geschlecht ist Geschlecht“ Schikaneder, 1040 Wien, Margaretenstr. 24 27.12., 14.30, Dornbirn Pippi geht von Bord. Kinderzeichentrickfilm nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Astrid Lindgren Spielboden, 6850 Dornbirn, Färbergasse 15, T. 05572 219 33, spielboden@spielboden.at, www.spielboden.at 17.1.2010, 17.00, Jena „Working on it“ Film und Workshop mit Karin Michalski Café Wagner, 07743 Jena, Wagnergasse 26, http://koerpermacht.blogsport.de/ programm 22.1.2010, 19.00, Wien 1989. Copy me – I want to travel (D/F 2004) Von Pauline Boudry, Brigitta Kuster und Renate Lorenz Kunsthalle im MuseumsQuartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, www.kunsthallewien.at 1.2.2010, 20.00, Jena „Die Heide ruft“ Film und Gespräch zur Sexualbegleitung für Menschen mit Beeinträchtigung Café Wagner, 07743 Jena, Wagnergasse 26, http://koerpermacht.blogsport.de/ programm bühne bis 6.12., Wien Internationales a-cappella-Festival VOICE MANIA Unter anderem Semper Depot, Schauspielhaus Wien und Ost Klub. Nähere Infos unter www.voicemania.at 1.-4.12., 19.30, Wien Beautyfri 3raum-anatomietheater, Raum 2, 1030 Wien, Beatrixgasse 11, www.3raum.or.at 3.-5.12., 20.30, Wien as time goes by. dance/theatre performance KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/12,-/10,- Euro 10.-12.12., 20.30, Wien Afrika. Von und mit Regina Hofer KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T. 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, Kosten: 16,-/12,-/10,- Euro 15.-29.12., 16.30, Wien 1 bis 24. Der lebende Adventskalender Dschungel Wien, MuseumsQuartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, T. 01/522 07 20 24, www.dschungelwien.at 16.-18.12., 20.00, Wien Bruce LaBruce. The Bad Breast (Theater/Musik/Performance) brut im Künstlerhaus, 1010 Wien, Karlsplatz 5, T. 01/587 05 04, tickets@brut-wien.at, www.brut-wien.at 19.12., 10., 31.1.2010, 16.00, St. Pölten Pünktchen und Anton. Regie: Christine Wipplinger Landestheater Niederösterreich, 3100 St. Pölten, Rathausplatz 11 s e m i n a r . w o rk s h o p 3.12., 19.00, Wien Alles was Recht ist. Ein Survivaltraining für Künstler_innen. Kunstförderung und Subventionsansuchen IG Bildende Kunst, 1060 Wien, Gumpendorfer Straße 10-12, T. 01/24 09 09, office@igbildendekunst.at, www.igbildendekunst.at 4.-5.12., Berlin 20 Jahre institutionalisierte Frauenund Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität Berlin Senatssaal der Humboldt-Universität, 10117 Berlin, Unter den Linden 6, www.gender.hu-berlin.de 15.12., 9-17.00, Wien Sexuelle Übergriffe unter Kindern. Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: Pro Person Euro 60,–, vor Ort zu bezahlen. Anmeldung per Mail, Brief oder Anruf bis 7.12. 8.,9.1.2010, 10-16.00, Wien Macht und Begehren. Bilder als Agenten im politischen Feld. Lehrveranstaltung Gender/Queer WiSe 2009. Lehrende: Dr.in Antke Engel Akademie der bildenden Künste, 1010 Wien, Schillerplatz 3, IWK, Raum M20, Mezzanin 12.1.2010, 9-17.00, Wien Sexuelle Gewalt in Institutionen Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/8109031, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: 60,- Euro, vor ort zu bezahlen, Anmeldung bis 5.1. 26.1.2010, 9-17.00, Wien Medien und sexualisierte Übergriffe Verein Selbstlaut – gegen sexuelle Gewalt an Mädchen und Buben, 1090 Wien, Berggasse 32/4, T. 01/810 90 31, office@selbstlaut.org, www.selbstlaut.org, Kosten: 60,- Euro, vor Ort zu bezahlen, Anmeldung bis 19.1. v o r t r a g . d i s ku s s i o n 1.12., 17-20.00, Wien Frauenkarriere. Männerbarriere? Universität für Bodenkultur, 1190 Wien, Peter Jordan Straße 82, Schwackhöfer Haus, EG, Seminarraum SR06, www.boku.ac.at/gleichbehandlung.html bis 22.6.2010, Di, 18-20.00, Wien Obskure Differenzen: Psychoanalyse und Gender Studies? 9. Ringvorlesung im Rahmen des Masterstudiums Gender Studies sowie des Erweiterungscurriculums Gender Studies ny: Raum schaffen – sichtbar machen: Frauenrepräsentationen in der Kunst Hörsaal B, Campus der Universität Wien, Hof 2, 1090 Wien, Spitalgasse 2, www.univie.ac.at/gender Kubus EXPORT. Der transparente Raum, 1080 Wien, Lerchenfelder Gürtel/Höhe Friedmanngasse, Gürtelbogen 48, LiveÜbertragung auf Radio ORANGE 94,0 und unter www.outofspace.at 2.12., 18.30, Wien Feministische Theorie und Gender Studies: Meri Disoski: „Verkleideter Phallus“? Androgynie in der feministischen Rezeption am Beispiel der Mignon IWK, 1090 Wien, Berggasse 17, iwk.institut@aon.at, www.univie.ac.at/iwk 2.12., 19.00, Wien BackTalk – Strategien gegen Rechts. Gespräch mit Isolde Charim (Philosophin) und Hikmet Kayahan (Bündnis gegen den Rechtsruck) Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at 4.12., 18.30, Wien Bete Hermann: Körperkommerz. Die Verwertbarkeit des menschlichen Köspers im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdverfügung IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 4.12., 19.00, Wien 1989. Ende der Geschichte oder Beginn der Zukunft? Diskussion: Nationalismus. Mit u.a. Biljana Srbljanovic (Schriftstellerin und Dramaturgin) Kunsthalle Wien, MuseumsQuartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1 7.12., 19.00, Wien Abstrakte und Konkrete Utopien. Trotz alledem: 1989 bis 2009 Fleischerei/Projekt Theater STUDIO, 1070 Wien, Kirchengasse 44, www.experimentaltheater.com 9.12., 13.1.2010, 18.00, Wien Gender in der Populärkultur. Vortragsreihe der Koordinationsstelle für Genderfragen und des Arbeitskreises für Gleichbehandlungsfragen Universität für angewandte Kunst, 1010 Wien, Oskar Kokoschka-Platz 2, Lichthof B 11.12., 19.00, Wien Lady’s Public. Sabine Folie und Marion von Osten im Gespräch mit Elke Kras- 14.12., 18.30, Wien Lioba Theis: Die ausgegrenzten, vertriebenen und ermordeten WissenschaftlerInnen des Kunsthistorischen Instituts der Universität Wien IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 16.12., 18.30, Wien Gudrun Ankele: Versuchsweise extrem. Feministische Manifeste zwischen radikaler Individualität und utopischer Gemeinschaft IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 21.12., 18.30, Wien Pia Janke: „Eine Frau steht für alle Frauen“ – Elfriede Jelineks Zusammenarbeit mit Künstlerinnen IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 11.1.2010, 18.30, Wien Christine Kanzler: Österreichische Alpinistinnen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 18.1.2010, 18.30, Wien Christine Kanzler, Ilse Korotin, Karin Nusko: Projektpräsentation:“Österreichische Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Eine biografische Datenbank” IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at 21.1.2010, 19.00, Wien Karin Schneider: Kunstvermittlung zwischen Prekariat und Professionalisierung. Respondenz: Katharina Morawek Depot, 1070 Wien, Breitegasse 3, T. 01/522 76 13, depot@depot.or.at, www.depot.or.at dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 43 Fo t o : A c e M o r g a n 7.12., 20.30, Wien Inter-Culture Club – Das Benefiz von und für die Initiative Minderheiten an.künden bis 10.3.2010, Wien Birgit Juergenssen „Dykes on bikes“ Stammtisch. Der Motorradclub für Lesben Vertikale Galerie, 1010 Wien, Verbund Zentrale, Am Hof 6a, jeweils Mittwoch um 18.00, Anmeldung unter T. 01/524 98 03 11 7Stern Bräu, 1070 Wien, Siebensterng.19, dob@dykesonbiles.at, www.dykesonbikes.ist-im-netz.at, jeden 2. Montag lesung 2.12., 19.00, Wien Grundbücher der österreichischen Literatur seit 1945. Barbara Frischmuth: Die Mystifikation der Sophie Silber. Diskussion: Elke Brüns und Gerlinde Haid Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46 74, literarisches.quartier@alte-schmiede.at 25.1.2010, 18.30, Wien Karin Gradwohl-Schlacher: Autorinnen im Nationalsozialismus IWK, Institut für Wissenschaft und Kunst, 1090 Wien, Berggasse 17, T. 01/317 43 42, www.univie.ac.at/iwk, iwk.institut@aon.at a u s s te l l u n g bis 14.2.2010, Ludwigshafen Gegen jede Vernunft. Surrealismus Paris – Prag Wilhelm-Hack-Museum und Kunstverein, 67059 Ludwigshafen am Rhein, Berliner Straße 23, T. +49/621 504 3045, hackmuseum@ludwigshafen.de, www.wilhelm-hack-museum.de bis 31.1.2010, Berlin Ilse Heller-Lazard. Der Auftrag der Farbe Das Verborgene Museum. Dokumentation der Kunst von Frauen, 10625 Berlin, Schlüterstrasse 70, T. +49/30/313 36 56, www.dasverborgenemuseum.de bis 31.1.2010, Klagenfurt Katalin Déer: Gottes Haus MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten, 9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse, T. 0463/536 305 42, www.mmkk.at bis 31.1.2010, Klagenfurt Zeitgenössische Fotografie. Neue Positionen aus Österreich MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten, 9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse, T. 0463/536 305 42, www.mmkk.at bis 12.12., Wien Gudrun Lenk-Wane: „wohin.kommen.weiter.gehen.“ KosmosTheater, 1070 Wien, Siebensterngasse 42, T.: 01/523 12 26, karten@kosmostheater.at, www.kosmostheater.at, geöffnet an Spieltagen, ab 90 Minuten vor Vorstellunsgbeginn 44 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 bis 18.12., Wien Jemima Stehli: She looked back Galerie Raum mit Licht, 1070 Wien, Kaiserstraße 32, galerie@raummit-licht.at, www.raum-mit-licht.at bis 10.1.2010, Wien Olga Chernysheva: Inner Dialog Bank Austria Kunstforum, 1010 Wien, Freyung 8 bis 10.1.2010, Wien Teofila Reich-Ranicki: Bilder aus dem Warschauer Ghetto. Eine Ausstellung des jüdischen Museums Frankfurt im Jüdischen Museum Wien Jüdisches Museum Wien, Museum Judenplatz, 1030 Wien, Judenplatz 8, T.: 01/535 04 31 310, www.jmw.at 10.12., 19.30, Wien Dogma. Chronik. Arschtritt. Die monatliche Lesebühne. Gäste: Mascha und Barbi Markovic Literaturhaus, 1070 Wien, Seidengasse 13, www.autohr.at 17.12., 19.00, Wien Barbara Bongartz: Perlensamt „Zwischen den Welten“ – Mamazonen. Erfahrungsaustausch für lesbische [Co]Mütter Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 1. Mo 19.3021.00, Anmeldung erforderlich, Kosten: 3,60 Euro Dienstag Lila Tipp in der Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, www.villa.at Kulturzentrum bei den Minoriten, 8020 Graz, Mariahilferplatz 3, www.minoritenkulturgraz.at, www.autohr.at Dr. Karl-Renner-Institut, 1120 Wien, Khleslplatz 12, T. 01/804 65 01, post@renner-institut.at, www.renner-institut.at, Besichtigung während der Bürozeiten: Mo-Do 8-17.00, Fr 8-13.00 X-Bar, 6., Mariahilferstr. 45/ Raimundpassage 2, office@RKLambda.at, www.rklambda.at, jeden 1. Montag 17.12., 19.00, Wien Helga Pankratz „Goi Weinreb und seine koshere Mishpoche“, Karin Rick „Chaosgirl“ MUMOK Museum Moderner Kunst, MuseumsQuartier, 1070 Wien, Museumsplatz 1, www.mumok.at bis 29.1.2010, Wien Astrid Kitzler: Schlaraffenland, Johanna Klement: Allone. Neue Druckgrafiken aus der Klasse für Grafik der Universität für angewandte Kunst. Freizeittreffpunkt des Rechtskomitees Lambda First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 22.1.2010, Graz Mieze Medusa und Markus Köhle lesen aus „Doppelter Textpresso“ Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7, T. 01/524 33 57, info@hofmobiliendepot.at, www.hofmobiliendepot.at Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29, T. 01/89 58 440, office@frauensache.at, www.frauensache.at, jeden 2. u. 4. Mo 19.30-21.00, Anm. erforderlich, Kosten: 21,- Euro Alte Schmiede, Literarisches Quartier, 1010 Wien, Schönlaterngasse 9, T. 01/512 44 46 74, literarisches.quartier@alte-schmiede.at bis 14.2.2010, Wien Gender Check. Rollenbilder in der Kunst Osteuropas bis 14.2.2010, Wien Wohnen zwischen den Kriegen. Wiener Möbel 1914 – 1941. Komplette Wohnungseinrichtungen von unter anderem Margarete Schütte-Lihotzky Encounter-Gruppe für Lesben und Frauen, die sich da nicht so sicher sind f i x te r m i n Montag Offener Treff für junge Lesben … und solche, die es noch werden wollen. Treffen für Mädchen und Frauen zwischen 13 und 20 Jahren Lesbenberatung lila tipp, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, lesbenberatung@villa.at, www.villa.at, jeden Montag 17-19.00 Diskuthek im Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200, www.frauenzentrum.at, jeden 1. Mo im Monat, 18-22.00 Frauencafé Autonomes Frauenzentrum, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T. 0732/60 22 00, www.frauenzentrum.at, jeden Mo 1822.00 Rudolfstiftung, Schwangeren Ambulanz, 3., Juchg. 25, jeden Mo u. Mi 14-18.00 Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA 4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/556 40, abraxa@goplay.com, jeden Di 14-18.00 Q-motion Stammtisch Bar/Café Dacato, 4600 Wels, Bahnhof Wels, 1. Stock , www.hosilinz.at, jeden 1. Di im Monat ab 19.00 Selbsthilfegruppe „Überlebt“, für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen Frauengesundheitszentrum ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstraße 48, wöchentlich jeden Di von 18-20.00; T. 0664/82 84 263, shg.ueberlebt@inode.at, Anmeldung erforderlich, kostenlos, www.akzente.net/Selbsthilfegruppen_fuer _Maedchen_un.747.0.html Babykino. Für Mütter und Väter mit Babys ein Film aus dem aktuellen Angebot, bei dem Kleinstkinder in den Kinosaal mitgenommen werden können. Votivkino, 1090 Wien, Währinger Str. 12, T. 01/317 35 71, www.votivkino.at/ f-1baby.htm, jeden zweiten Di ab 11.00 Modern-Afro-Latin-Dance für Frauen aller Altersgruppen Autonomes Frauenzentrum, 9., Währingerstr. 59/Stiege 6, 2. Stock, Info: T. 01/545 43 93 ViennaMix. Verein von und für les.bi.schwul.transgender MigrantInnen in Wien Marea Alta-Keller, 6., Gumpendorferstr. 28, jeden 2. Di ab 20.00 Selbsthilfegruppe „Wenn Frauen zu sehr lieben“ Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofg. 20, T. 0316/716 02 20, office@frauenservice.at, jeden Di 19.30-21.00 Mittwoch Chatberatung – frauenspezifisch und anonym jeden Mittwoch von 17 bis 19.00, Terminvereinbarung unter www.frauenberatenfrauen.at – Onlineberatung Ehe ohne Grenzen, Kundgebung jeden Mittwoch, 17.00, Innenministerium Innenministerium, 1010 Wien, Herrengasse 7, Info: www.ehe-ohne-grenzen.at Frauencafé Jugendzentrum Agathon, 3002 Purkersdorf, Kaiser-Josef-Str. 49, Kontakt: Ulrike Putz-Alb, T. 0664/191 61 20, jeden 1. Mi ab 19.30 Frauencafé Linzer Frauengesundheitszentrum, 4020 Linz, Kaplanhofstr. 1, T. 0732/77 44 60, www.fgz-linz.at, jeden Mi von 16.30-18.00 Transgender-Treff HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/435 927-27, www.hosi.or.at, jeden 2. und 4. Mi ab 20.00 Deutsch-Konversation Frauen aller Länder-Café, 6020 Innsbruck, Schöpfstr. 4, T. 0512/564 778, jeden Mi von 14-18.00 Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche: Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30 Gesprächsgruppe für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen. Leitung: Bettina Reinisch Räumlichkeiten des Notrufs, 17., Telefonische Anmeldung: T. 01/523 22 22, www.frauenweb.at/notruf, Dauer: 7 Abende, 14-tägig, Kosten: 20,– Euro/Termin Lesben-Fußballgruppe Aufschlag-BALLerinas PAHO-Halle, 10., Jura Soyfer G. 3, Garderobe 2, aufschlag.gay.or.at, 19.30-21.30 Lesbengruppe HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 01/216 66 04, www.hosiwien.at, jeden Mi ab 19.00 an.künden Offene Frauengruppe Familienberatungsstelle, 6., Kaunitzg. 33/8, T. 01/581 09 60, www.le-kri.at, Kosten: 1,50 Euro, jeden Mi 18-20.00 Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen Kontaktstelle für Alleinerzieherinnen, 1., Stephanspl. 6/V/30, jeden 1. u. 3. Mi, 18-20.00, Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi u. Fr ab 21.00 Sappho – Selbsterfahrungsgruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Leiterin: Christine Swarowsky Donnerstag HelpChat „Halt der Gewalt“ Der Helpchat www.haltdergewalt.at bietet anonyme Hilfestellung, jed. Do 20-23.00 Feministische Gespräche. Gemütliche Diskussionsrunde für Feministinnen FZ-Bar, 1090 Wien, Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 4. Donnerstag im Monat, 19.00 Regenbogenstammtisch Vöcklabruck Restaurant „Zur Brücke“, 4840 Vöcklabruck, Vorstadt 18, www.hosilinz.at/gruppen/ hosi_regenbogenstammtisch.html, jeden Do ab 20.00 Lesbenabend HOSI Vereinszentrum, 5020 Salzburg, Müllner Hauptstr. 11, T. 0662/43 59 27-27, www.hosi.or.at, jeden 1. u. 3. Do ab 19.00 Salon de Femme 2 Stein, 5020 Salzburg, Giselakai 9, ab 18.00 Offener Abend Hosi-Lokal, 6020 Innsbruck, Innrain 100, www.queertirol.com, T. 0512/562 403, jeden Do 20.30 Barbetrieb von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6, Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, jeden Do u. Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung FZ-Plenum FZ-Bar, 9., Währiger Str. 56/6, T.01/402 87 54, jeden 1. Do ab 18.30 Mahnwache und Speakerscorner Treffpunkt vor dem Kanzleramt zwischen 20 u. 20.15, jeden Do Selbsterfahrungsgruppe für Frauen, Lesben, Mädchen! Praxis: 9., Gussenbauerg. 1/8, Anmeldung erforderlich! T. 01/283 24 90, Infos: http.://fachfrauen.wolfsmutter.com/392, Kosten: 17,- Euro, jeden Do 18-19.30 Selbsthilfegruppe Anonyme EssSüchtige 7., Stiftg. 8, T. 0676/7879144, jeden Do 19.00 Spazieren zwischen den Kriegen Wie die Wiener zwischen den beiden Weltkriegen gewohnt haben, das zeigt die aktuelle Ausstellung im Hofmobiliendepot „Wohnen zwischen den Kriegen. Wiener Möbel 1914-1941“. Unter den InnenarchitektInnen ist leider nur eine Frau: Margarete Schütte-Lihotzky. Dafür bietet das Depot aber geführte Stadtspaziergänge unter dem Motto „Schwules und lesbisches Leben im Wien der Zwischenkriegszeit“. 12.12., 16.1., 13.2., 13.3.2010, 14.00, Stadtspaziergang vom Hofmobiliendepot zum Künstlerhaus, Treffpunkt: Hofmobiliendepot, 1070 Wien, Andreasgasse 7, www.qwien.at, Kosten: 9,-/7,- Euro Welser Frauen-Stammtisch – gemütlicher Frauentreffpunkt tinnen, Feizeitphilosophinnen u. andere blümerante Identitäten 111. Gerne können Sie auch spontan kommen. Infos: 0664/55 42 656 Joanneumring 3, T. 0316/837 998, Anmeldung erforderlich, www.fgz.co.at Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13, jeden 1. u. 3. Fr ab 20.00 Gewi, Altes AKH, 9., Spitalg. 2-4, Kontakt: queerulantinnen@gmx.at Nach Vereinbarung Frauencafé der Rosa-LilaPantherinnen – der Abend für Lesben und Freundinnen Samstag abz.get ready. Die Beratungsstelle für junge schwangere Frauen und junge Frauen mit Kind Schwul-Lesbische ARGE, 8020 Graz, Annenstr. 26, www.rlp.homo.at/ frauencafe, T. 0316/366 601, Fr 19-23.00 Vereinscafé Anchorage. Das Café der erfüllbaren Wünsche. Offen für alle Frauen und Lesben Autonomes FrauenLesbenzentrum, 6020 Innsbruck, Liebeneggstraße 15, T. 0512/580 839, info@frauenlesbenzentrum.at, www.frauenlesbenzentrum.at, jeden Mi und Fr ab 20.30 Barbetrieb mit Musik, Billard, Fernsehen, Zeitschriften und mehr. Von und für Frauen/Lesben FZ-Bar, 9., Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54, Do und Fr 19-24.00, bzw. nach Vorankündigung g.spot for queers to check in & freak out Treffen der „Jungen Herzen“ Subzero, 7., Siebensterng. 27, jeden 1. Fr ab 22.00 HOSI Wien, 2., Novaragasse 40, jeden Do ab 19.00 Offenes Treffen feministischer Migrantinnen Freitag Café Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8, jeden 1. Fr 1. Linzer Lesbenstammtisch Café Sax, 4020 Linz, Klammstr., www.hosilinz.at, jeden 3. Fr ab 20.00 Die Grünen Andersrum OÖ- Lesben, Schwule u. TG-Personen Treffen Grünes Haus, 4040 Linz, Landgutstraße 17, Sozialraum, jeden 1. Fr ab 19.00 Linzer Gehörlosen Lesben-SchwulenBi Stammtisch Coffee Corner, 4020 Linz, Bethlehemstr. 30, SMS unter 0664/380 70 42, jeden 1. Fr Resis.danse. FrauenTanzClub. Café Standard, 5., Margaretenstr. 63, Infos: www.resisdanse.at, jeden Mi und Fr ab 21.00 First love. Sexualberatung für Jugendliche zwischen 12 u. 19 Donauspital SMZ-Ost, Gyn. Ambulanz, 22., Langobardenstr. 122 Queerulantinnen – die neue Unigruppe. Anlaufstelle für Lesben, Feminis- Frauenstammtisch – Treffen für Lesben, bisexuelle und transgender Frauen und Freundinnen Aus.Weg. Beim nächsten Mal wird alles anders? Beratung und Mediation für Lesben und Schwule aus.weg, D-80469 München, Baaderstr. 36/4, www.aus-weg.de Lilith Frauencafe, 3504 Krems/Stein, Steiner Landstr. 76, T. 02732/855 55, www.stammtischkrems.info /Frauen/Lilith, jeden 3. Sa ab 16.00 Frauenberatung Mostviertel Andersrum. Lesbisch/schwules Treffen Psychologische, juristische und arbeitsmarktpolitische Beratung sowie Sozialberatung für Frauen mostviertel_andersrum@hotmail.com, T. for girls 0664/655 46 94, jeden 1. Sa Orlando-Party 6., Theobaldg. 10, jeden 2. Sa ab 22.00 Sonntag HOSI Sonntagsbrunch Café Steinschlag, 5020 Salzburg, Glockeng. 4, Frühstücksbuffet, jeden 3. So ab 11.00 Sonntagsfrühstück. Für Lesben und interessierte Frauen Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2, T. 05574/455 38, frauengetriebe@aon.at, jeden 1. So ab 10.30 Verein Frauen für Frauen Burgenland, 7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55; 7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01 Die Tür – Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/626 70, 7000 Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, T. 02682/661 24 Gruppen, Kurse, Vorträge für Frauen. Auch muttersprachliche Beratung Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt, Raug. 16, T. 02622/825 96, Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-19.00 maiz – Autonomes Integrationszentrum von & für Migrantinnen maiz, 4020 Linz, Hofg. 11, T. 0732/77 60 70, maiz@servus.at, www.servus.at/maiz, Mo u. Do 10-16.00, Di u. Mi 10-14.00 abz.austria, 8., Wickenburgg. 26/5, T. 0699/166 70 318, getready@abzaustria.at, www.abzaustria.at, Terminvereinbarung erforderlich! Beratung, Kurse, Information für geistig oder mehrfach behinderte Frauen und ihre Angehörigen Verein Ninlil, 3., Untere Weißgerberstr. 41, T. 01/714 39 39 Bright Future für Frauen und Mädchen. 1. Beratungsstelle für FGM Bright Future, Afro-Asiatisches Institut, 9., Türkenstraße 3, T. 01/319 26 93, Mo-Fr 9-17.00, Terminvereinbarung erforderlich! Coming Out Gruppe Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 01/586 8150, www.villa.at/lilatip/modules/news, Anmeldungen: Mi 17-20.00 Einzelberatung für Frauen in Krisensituationen Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771, Erstgespräch kostenlos! Beratung im Schwangerschaftskonflikt, zu Verhütung und Essstörungen Mädchenworkshop: Besuch bei der Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch FZ-Bar, 1090 Wien, Währinger Str. 56/6 Eingang Prechtlg., T. 01/402 87 54 ISIS, 5020 Salzburg, Alpenstr. 48, T. 0662/442 255, kostenlos F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-5771 Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion, Provokation, feministische Literatur, veganes Buffet Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen Sonntagscafé für Frauen mit und ohne Kinder (Jungs bis 6). Jeden zweiten und letzten Sonntag im Monat E.K.H., 10., Wielandg. 2-4, jeden 1. So Telefon zum Ortstarif: T. 0810/810 400, Mo u. Fr 10-12.00; Di u. Mi 9-12.00, Do 16-19.00 Frauenbadeträume Patchwork-Familien-Service Badehaus Sargfabrik, 1140 Wiien, Goldschlagstr. 169, www.sargfabrik.at, Kosten: 12,90 + 4,- Euro Kosmetik, jeden 3. So, 16-20.00, Einlass: 16-bis 17.00, Anmeldung möglich unter badehaus@sargfabrik.at oder T. 01/988 98 Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, Joanneumring 3, T. 0664/231 14 99, Anmeldung erforderlich, Kosten: 5,-/10,- Euro Verhütungsberatung für Mädchen und junge Frauen. Mit Monika Vucsak Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz, F.E.M., 18., Bastieng. 36-38, T. 01/476 15-57 71 Progressive Muskelentspannung. Mit Petra Öllinger 6 Abende, Infos: T. 01/597 75 54, petra.oellinger@web.de, www.petra-oellinger.at dezember 2009 jänner 2010 an.schläge 45 Fo t o : H o f m o b i l i e n d e p o t Beratungsstelle Courage, 6., Windmühlg. 15/1/7, T. 01/ 585 69 66, info@courageberatung.at, www.courage-beratung.at, 14-tägig, Mi 18.30–22.00, Kosten/Abend: 48,- Euro, kostenloses Vorgespräch erforderlich an.künden bis 21.1.2010, 14tägig, Do, 19-20.30, Wien Frauen-Forum. Gesprächsgruppe Frauen beraten Frauen, 1060 Wien, Lehárgasse 9/2/17, www.frauenberatenfrauen.at, Anmeldung: T. 01/587 67 50, zach@frauenberatenfrauen.at an.schläge im Februar 3.12., 19.00, Wien Kunstauktion für Asyl in Not gesellschaft Theater Nestroyhof Hamakom, 1020 Wien, Nestroyplatz 1, Vorbesichtigung der Partisaninnen Exponate: 1.12., 2.12., 3.12., 15-19.00 im Weibliche Formen des Widerstands der Theater Nestroyhof Hamakom 12.12., 16.1., 13.2., 13.3.2010, 14.00, Kärntner Sloweninnen Wien Stadtrundgang „Schwules und lesbisches Leben im Wien der ZwiB i l d : C o v e r a u s s c h n i t t Ka r i n R i c k „ C h a o s g i r l “ schenkriegszeit“ an.schläge Hofmobiliendepot, Treffpunkt: 1070 Wien, Andreasgasse 7, TV www.hofmobiliendepot.at, Kosten: 9,-/7,Euro 7.12., 21.00 14.12., 20.30, Wien Alles Gute – ein Umgang. Adventspaziergang 7. Bezirk. Die Fleischerei zeigt OKTO „Auf Achse 09“ mexicana: Un Viaje AUF desde la Invisibilitad. Szenen vom WEBSTREAM: WWW.OKTO.TV Festival Cervantino Callejero in Guanajuato/Mexiko Fleischerei/Projekt Theater STUDIO, 1070 Lesbische Höhepunkte Die „Lesbische Höhepunktreihe“ des Lila Tip präsentiert am 17. Dezember eine erotische Lesung der Autorinnen Helga Pankratz und Karin Rick. Helga Pankratz liest aus ihrem bislang unveröffentlichten Roman „Goi Weinreb und die koshere Mishpoke“, der im lesbischen Wien der siebziger Jahre spielt, Karin Rick aus ihrem neuen Roman „Chaos Girl“. 17.12., 20.00, Lesung Helga Pankratz und Karin Rick, Rosa Lila Villa, 1060 Wien, Linke Wienzeile 102, T. 01/ 586 8150, lesbenberatung@villa.at Wien, Kirchengasse 44, www.experimentaltheater.com 15., 22.12., 15-18.00, Wien Sprungbrett für Mädchen: Deine Designlampe aus Plexiglas. Sprungbrett für Mädchen, 1150 Wien, Pilgerimgasse 22-24/1/1, T. 01/789 45 45, sprungbrett@sprungbrett.or.at, www.sprungbrett.or.at s e l b s t v e r te i d i g u n g 9.1.2010, 10-18.00, 10.1.2010, 9-17.00, Neunkirchen Selbstbehauptung/Selbst- r a d i o . f i x te r m i n Mo 18.00-19.00 Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung Orange 94.00 MHz (Telekabel Wien 92.7), jeden 1. Mo Di 13.00-14.00 Globale Dialoge. Woman on Air. Orange 94.00 MHz Di 18.00-19.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Orange 94.0, jeden 2. Di monatlich Mi 18.00-18.30 Frauenzimmer. Die Plattform für frauenspezifische Information Fr 18.00-19.00 Radio UFF. Sendung des Unabhängigen FrauenForums Orange 94.00 MHz, jeden 1. Fr Sa 13.00-14.00 Rainbow City-Radio für Lesben und Schwule Livestream: www.radiorainbowcity.de HOSI WIEN, 1020 Wien, Novaragasse 40, Kosten: 3,- Euro So 20.00-21.00 Weibertalk. Eine Sendung des FrauenLesben Zentrums Innsbruck Freies Radio Innsbruck FREIRAD 105.9MHz und im Netz von UPC Tirol auf 88,80MHz, jeden 1. So Orange 94.00 MHz Do 18.00-19.00 HOSI Lesbenradio Orange 94.00 MHz, jeden 1. Do Fr 19.00-20.00 Space FEM FM Frauenradio Radio FRO. 105.00 MHz in Linz, jeden 1., 3. u. 4. Fr 46 an.schläge dezember 2009 jänner 2010 Sporthaus, 2620 Neunkirchen, Fabriksgasse 34, Kosten: 20-40,- Euro je nach Selbsteinschätzung, Anmeldung bis 22.12. unter T. 02635/611 38 oder unter freiraumfrauen@frauenberatungfreiraum.at, www.frauenberatung-freiraum.at 23., 24.1.2010, 10-19.00, Wien Wen Do „Gegen Sexismus handeln“ – Fortgeschrittenenkurs FZ Autonomes feministisches FrauenLesbenMädchen-Zentrum, 1090 Wien, Währingerstraße 59/Stiege 6, 2. a k t i v i t ä te n Stock, Anmeldung erfolgt durch Überweisung der Kurskosten bis 14 Tage vor Freies Radio Salzburg, FM 94.00 MHz Mi 18.00-19.00 Orangina bzw. Bauch, Bein, Po: Die Sendung für die ganze Frau verteidigung für Frauen Do, 17.30-20.45, Wien SAPPHO – Psychotherapeutische Gruppe für lesbische und bisexuelle Frauen. Das zufriedene les-bi-sche Ich bin Ich Beratungsstelle COURAGE, 1060 Wien, Windmühlgasse 15/1/7, 14tägig jeweils Donnerstag (4 Therapieeinheiten), Kosten: Euro 48,- pro Abend, Anmeldung: www.courage-beratung.at, T. 01 / 585 69 66, info@courage-beratung.at Termin, Informationen unter T. 01/408 50 57 an.schläge gibt’s z. B. in folgenden Buchhandlungen Fachbuchhandlung ÖGB Kuppitsch Morawa Winter Frick International tiempo Facultas Lhotzkys Literaturbuffet Buchh. Polycollege phil Südwind Tabak Trafik Brosenbauch Riedl Löwenherz Südwind Infoladen Infomaden Infoladen Treibsand Kulturver. Waschaecht Rupertusbuchhandlung Wagnersche Buchh. Amazone-Zentrum Berta – Bücher & Produkte Hacek-Bücherei KBuch 1010 1010 1010 1010 1010 1010 1010 1020 1050 1060 1070 1070 1080 1090 1090 1100 4040 4600 5020 6020 6900 8020 9020 9020 Rathausstr. 21 Schottengasse 4 Wollzeile 11 Landesgerichtsstr. 20 Schulerstr. 1-3 Johannesgasse 16 Universitätsstr. 7 Taborstr. 28 Reinprechtsdorferstr. 38 Gumpendorferstr. 10-12 Mariahilferstr. 8 Kaiserstraße 96 Alser Str. 39 Berggasse 8 Schwarzspanierstr. 15 Wielandgasse 2-4 Rudolfstr. 17 Dragonerstr. 22 Dreifaltigkeitsg. 12 Museumstr. 4 Brockmanng. 15 Siebenundvierzigerg. 27 Paulitschgasse 5/7 Universitätsstr. 90 und auch in vielen deutschen Städten Redaktionsschluss Termine 02/10: 12.1.2010 termine@anschlaege.at anschlaege.at www. anschlaege www.myspace.com/ LamettaLilith Weih na chtsa kt io n: Ge sc he nkabo für 25, - st at t 35,X-m as C ont est: Jah re sab o g ewin n en Details siehe Seite 3 an.schläge Nr. 12/09-01/10, 23. Jahrgang, e 3,8 (Ö) e 4,5 (D) sfr 8,- , ISSN 1993-3002, P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M