Die Wildkatze - BUND Thüringen

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Die Wildkatze - BUND Thüringen
Abbildung 2: Wildkatzenpfad, Thomas Stephan
Abbildung 1: Wildkater Franz, Thomas Stephan
ein Projekt vom:
BUND Landesverband Thüringen e.V.
Landesgeschäftsstelle
Trommsdorffstraße 5
99084 Erfurt
Tel.: 0361 / 555 03 10
Fax: 0361 / 555 03 19
e-Mail: bund.thueringen@bund.net
Gefördert vom Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz
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Inhaltsverzeichnis
1. Der Wildkatzenforscher-Pfad
1.1. Einleitung
3
1.2. Wie funktioniert die Bildungskonzept-Mappe?
7
2. Hintergrundinfos
2.1. Mehr Lebensraum für Tiere?
9
2.2. Die Wildkatze als Zielart für Waldvernetzung
9
2.3. Was können wir tun?
10
3. Wildkatzenforscher-Pfad –Stationen
3.1.
Die Stationen im Überblick
12
3.2.
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
16
3.3.
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
28
3.4.
Station 3: Ein Wald entsteht - Sukzession
37
3.5.
Station 4: Lebensraumvernetzung
47
3.6.
Station 5: Natur nutzen oder verbrauchen?
57
3.7.
Station 6: Waldökologie erleben
61
3.8.
Station 7: Die Wildkatzenlichtung
64
3.9.
Station 8: Die Wildkatzenscheune
78
3.10.
Station 9: Wildkatzenwald der Schulen
80
4. Anhang - Arbeitsmaterialien
4.1.
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
83
4.2.
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
87
4.3.
Station 3: Ein Wald entsteht - Sukzession
4.4.
Station 4: Lebensraumvernetzung
4.5.
Station 5: Natur nutzen oder verbrauchen?
4.6.
Station 6: Waldökologie erleben
100
4.7.
Station 7: Die Wildkatzenlichtung
110
4.8.
Station 8: Die Wildkatzenscheune
115
4.9.
Station 9: Pflanz mit! – Ein Korridor für die Wildkatze
96
Quellenverzeichnis und Literaturtipps
130
Ansprechpartner/Kontakt
131
Impressum
131
Danksagung
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1. Der Wildkatzenforscher-Pfad
1.1. Einleitung
Der Wildkatzenforscher-Pfad ist ein Projekt des BUND Thüringen e.V. in Kooperation mit dem
Nationalpark Hainich und dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und
Medien.
Gefördert wird das Projekt durch das Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt
und Naturschutz (TMLFUN).
Ausgangspunkte für den „Wildkatzenforscher-Pfad“ sind:
1. Das Projekt „Rettungsnetz für die Wildkatze“
Das Rettungsnetz für die Wildkatze des BUND ist eines der größten und visionärsten Naturschutzprojekte Europas. Ziel des Projektes ist die Wiedervernetzung der Wälder durch die Anlage
von Korridoren aus Büschen und Bäumen. Geplant ist ein Netzwerk von 20.000 km Länge. Die
Isolierung einzelner Waldgebiete durch Straßen, Siedlungen und Landwirtschaft ist hierzulande
eine der Hauptbedrohungen für die Artenvielfalt. Die Wildkatze steht in diesem Projekt als Zielart
stellvertretend für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Neben der Umsetzung der Pläne zur Verbindung von Waldlebensräumen hat das „Rettungsnetz für die Wildkatze“ deshalb schon seit Beginn einen Schwerpunkt auf die Vermittlung und die Bildung der Entscheidungsträger von morgen
gelegt. Mit unserem Bildungsprogramm “Wildkatzenforscher-Pfad“ wollen wir genau da anknüpfen.
Denn: Der thüringen- und deutschlandweite Lebensraumverbund für Waldarten wie die Wildkatze
nimmt aufgrund seiner Größe mehrere Jahrzehnte für die Umsetzung in Anspruch. Die Vision eines deutschlandweiten und europäischen Waldverbundnetzes ist eine Generationenaufgabe. Die
Wildkatze bietet als prominente Vertreterin für waldgebundene Tierarten, die große unzerschnittene Lebensräume brauchen, vielfältige Anknüpfungspunkte für unsere Bildungsinhalte. Darüber
hinaus können wir in unserer Bildungsarbeit bereits auf eine langjährige Erfahrung und thüringenweit auf Kooperationspartner aufbauen. Die vielseitigen Erfahrungen des Verbandes mit verschiedenen Akteuren im Bereich Politik, Hochschule, Verwaltung und Medien ermöglichen es auf diese
Ressourcen zurück zu greifen. Gleichzeitig bietet dies eine solide Grundlage für eine bestmögliche
Verankerung des Bildungsziels bei den Multiplikatoren (Lehrer, Erzieher etc.). Gefördert durch
LIFE+ Mittel der EU sowie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt hat der BUND vor diesem Hin-
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tergrund schon zahlreiche erfolgreiche Methoden entwickelt, um Kinder und Jugendliche für das
Projekt zu begeistern. Denn sie sind die Entscheidungsträger von morgen.
2. Der Wildkatzenpfad im Nationalpark Hainich – UNESCO Weltnaturerbe
Der Nationalpark Hainich wurde am 31.12.1997 als 13. Nationalpark in Deutschland gegründet.
Auf einer Fläche von 7500 Hektar finden sich arten- und strukturreiche Laubwälder. Hier soll der
„Urwald mitten in Deutschland“ entstehen. Im Jahre 2011 erhielt der Nationalpark Hainich den
Status „UNESCO Weltnaturerbe“.
Der Wildkatzenpfad befindet sich im
südöstlichen Teil des Nationalparks auf
den ehemaligen Truppenübungsplätzen
der Roten Armee. Der 7km lange Rundwanderweg führt durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Der Betrachter
staunt über die Eigendynamik der Natur
– die Kraft der Sukzession (Wiederbewaldung).
Schwarzdorn,
Abbildung 3: Wildkatzenpfad, Thomas Stephan, Munderkingen
Hundsrose, Birken, Aspen und Eschen sind Wegbereiter für den Wald der Zukunft. Wie dieser
einmal aussehen wird ist ungewiß – der Wanderer begreift jedoch, wie Natur ohne Menschhand
funktionieren kann. Ein Highlight ist der Aussichtsturm „Hainichblick“. Von hier aus blickt man auf
das Revier der Wildkatze. Durch die hier vorhandene Strukturvielfalt findet sie ausreichend Nahrung und Schutz. Der Turm entstand im Jahr 2011 und bietet einen sagenhaften Ausblick in das
Thüringer Land: über das Werra-Bergland mit dem Heldrastein, die Rhön, das UNESCO Weltkulturerbe Wartburg, aber auch die Höhenzüge des Thüringer Waldes mit dem Inselsberg und den
vorgelagerten sagenumwobenen Hörselbergen. Genau hier wurde 2007 der erste Korridor
Deutschlands gepflanzt, um der Wildkatze eine ungefährdete Wanderung vom Hainich in den Thüringer Wald zu ermöglichen.
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Abbildung 4 Wildkatzenpfad (Quelle Nationalpark Hainich)
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3. Das Wildkatzendorf Hütscheroda in der Welterberegion Wartburg Hainich
Das Wildkatzendorf Hütscheroda ist Ausgangspunkt für die praktische Umsetzung des Projektes
„Wildkatzenforscher-Pfad“. Das 2012 eröffnete Themendorf ist eine Einheit aus drei „Erlebnisorten“:
1.
Die Wildkatzenscheune
- Infozentrum und zentrale Anlaufstelle,
2.
Die Wildkatzenlichtung
- ein modernes Schaugehege mit vier Wildkatzen und
3.
Der Wildkatzenpfad
- ein 7km langer Rundwanderweg mit dem 20m hohen
Aussichtsturm Hainichblick
Träger des Wildkatzendorfes ist die Wildtierland Hainich gGmbH. Die gemeinnützige GmbH wurde am 26. Mai 2010 gegründet. Gesellschafter sind der BUND Thüringen e.V., die Gemeinde Hörselberg-Hainich, die Verwaltungsgemeinschaft Hainich-Werratal (ehemals Mihla) und die GEN e.V.
(Förderverein vom Nationalpark
Hainich). Die Wildtierland Hainich
gGmbH gehört zu den touristischen Leistungsträgern am Rande
des Nationalparks Hainich und
verwirklicht ihren gemeinnützigen
Anspruch, u.a. in der Entwicklung,
Gestaltung und Betreibung eines
Wildkatzengeheges, die Präsentation des Projektes „Rettungsnetz für
die Wildkatze“ und die Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen.
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Abbildung 5 Wildkatzenscheune, Thomas Stephan, Munderkingen
1.2. Wie funktioniert die Bildungsmappe
Das Bildungs-Konzept zum „Wildkatzenforscher-Pfad“ soll Pädagog*innen, Umweltbildner*innen,
Naturführer*innen und weitere Interessierte ansprechen. Das Konzept des „WildkatzenforscherPfades“ ist als inhaltliche Erweiterung des bestehenden Wildkatzen-Pfades des Nationalpark Hainich konzipiert.
Auf den 9 Stationen werden zu unterschiedlichen Themen, die alle im Zusammenhang mit Wildkatzen und der Natur vor Ort stehen, Bildungsinhalte anschaulich und lebensweltorientiert aufbereitet. Die Stationen 1-8 liegen direkt auf dem Wildkatzenpfad. In der Übersicht auf Seite 12 und
13 ist dargestellt, wo die Stationen liegen und an welcher Station welches Thema bearbeitet wird.
Die Station 9 (Wildkatzenwald der Schulen) ist nach Absprache an verschiedenen Orten in Thüringen umsetzbar und beinhaltet Pflanzung und Pflege vorhandener Waldkorridorprojekte.
Die Inhalte der Stationen 1-8 sind lehrplanangepasst für die Fächer MNT, Biologie, Sachkunde,
Ethik etc. und orientieren sich an den Kriterien der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Je nach
Klassenstufe (Grundschule, Sekundarstufe I, Sekundarstufe II) sind die Arbeitsmaterialien und Bildungsinhalte altersgerecht aufbereitet.
Die Stationsthemen sind im Bildungskonzept inhaltlich hinterlegt, so dass bei Durchführung in Eigenregie die einführenden Hintergrundinformationen eine wichtige Grundlage für die individuelle
Vorbereitung der Lehrperson darstellen.
Für alle Stationen gibt es Materialien. In der tabellarischen Kurz-Beschreibung der Stationen wird
vermerkt, ob diese Materialien im Anhang als Kopiervorlagen vorliegen, oder ob diese im Wildkatzendorf Hütscheroda ausgeliehen werden können. Zum Teil liegen zu den Themen Präsentationen und/oder Filme vor, die bei Bedarf angefragt werden können.
Wichtig für Wanderprogramme: In der Übersicht der Stationen wird die ungefähre Zeit und die
Weglänge vermerkt und ob die Stationen auch in der Wildkatzenscheune (Indoor) oder nur auf
dem Wildkatzenpfad (Outdoor) umgesetzt werden können. Es gibt keine Unterstellmöglichkeiten,
außer in der Wildkatzenscheune, auf der Wildkatzenlichtung und bei der Aussichtsplattform. An
wetterangepasste Kleidung ist zu denken.
Für jede der Stationen sollte eine Schulklasse einen Projekt-Tag einplanen, da die Inhalte alle auf
mindestens 2-3 Stunden Aktivität angelegt sind. Zum Teil kommt dazu noch ein Fußmarsch sowie
nach Bedarf eine Besichtigung der Wildkatzenscheue und der Wildkatzenlichtung. Diese Modu7 von 131
le können bei Interesse zusammen mit einem Film oder einer Präsentation in Anspruch genommen
werden.
Wir empfehlen, die entsprechenden Bildungsinhalte auch an den bezeichneten Stationen umzusetzen. Bei Bedarf kann eine geschulte Umweltbildnerin die Führungen durchführen. Hierzu Bedarf es
einer vorherigen Absprache mit dem BUND-Wildkatzenbüro oder dem Wildkatzendorf Hütscheroda, sowie einer gemeinsamen Terminfindung.
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2. Hintergrundinfos
2.1. Mehr Lebensraum für Tiere?
Sie gehören zu den ursprünglichsten Ökosystemen in Mitteleuropa: die deutschen Laubmischwälder. Von den klimatischen Verhältnissen begünstigt, bedeckten sie nach der letzten Eiszeit weite
Teile des Kontinents. Heute ist Deutschland nur noch zu ca. 30 % mit Wald bedeckt
(www.bundesforst.de/fo98.html). Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa und Deutschland beherbergt besonders vielgestaltig ausgeprägte Waldgesellschaften. Gerade deshalb trägt Deutschland
für den Erhalt dieser Ökosysteme eine besondere, weltweite Verantwortung.
Intensive Forstwirtschaft und ein zunehmender Flächenverbrauch haben naturnahe Wälder längst
zu seltenen und gefährdeten Lebensräumen gemacht. Reife Waldbestände mit hohem Alt- und
Totholzanteil sind nahezu vollständig verschwunden.
Die Zunahme von Siedlungs- und Gewerbeflächen, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die
Intensivierung der Landwirtschaft führen dazu, dass immer weniger großflächig unzerschnittene
Waldlebensräume zur Verfügung stehen. Naturnahe Waldgebiete ohne gravierende Fragmentierung mit mehr 100 km2 Fläche gibt es in Deutschland nicht mehr.
Für viele Waldarten werden die Wälder zu Lebensrauminseln in einer immer intensiver genutzten
Kulturlandschaft. Abrupte Wald-Feld-Übergänge oder Siedlungs- und Verkehrsflächen wirken wie
unüberwindbare Barrieren. Die betroffenen Populationen werden isoliert und der für das Überleben von Teilpopulationen notwendige Austausch wird unterbunden. Negative Auswirkungen der
Fragmentierung sind beispielsweise für Dachs, Rotwild und Wildschwein oder Luchs, sowie für
viele Brutvogelarten belegt.
2.2. Die Wildkatze als Zielart für Waldvernetzung
Herausragendes Beispiel für diesen Prozess ist die Wildkatze: Noch vor 150 Jahren waren Wildkatzen in den Wäldern Deutschlands weit verbreitet. Seitdem haben die Bestände kontinuierlich
abgenommen. Heute leben Wildkatzen zurückgezogen in teilweise stark von einander isolierten
Vorkommen.
In einem vom BUND Thüringen mit finanzieller Unterstützung des Thüringer Ministeriums für
Landwirtschaft, Forsten, Umwelt und Naturschutz (TMLFUN) durchgeführten Forschungsprojektes wurden die Ursachen für den Rückzug der Wildkatzen analysiert (Mölich & Klaus 2003). Die
Wildkatze benötigt großflächig störungsarme Waldlebensräume. Kleine Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und Waldränder mit reichen Heckenstrukturen sind wichtige Elemente ihres Lebensraumes. Bei intensiver forstlicher Bewirtschaftung mit niedrigen Umtriebszeiten und hohem
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Erschließungsgrad ist eine geeignete Habitatqualität nicht mehr gegeben. Andererseits bleiben viele
potentiell geeignete Lebensräume unbesiedelt. Ursache hierfür sind neben Verkehrstrassen ausgeräumte Agrarlandschaften. Die Untersuchungen des BUND Thüringen zeigen, dass ausgeräumte
Landschaftsstreifen von nur wenigen hundert Metern Breite bereits die Katzen daran hindern, in
andere Reviere zu wechseln.
Fest steht: Ohne eine Vernetzung ihrer Restlebensräume und die Möglichkeit zur Ausbreitung
haben die Katzen keine Chance. Die Populationen sind zu klein und zu stark isoliert, um den
Wildkatzen langfristig das Überleben zu ermöglichen.
Um das Überleben der Wildkatze in unserer Landschaft zu sichern, bedarf es eines
Rettungsnetzes. Dieses Netz soll länderübergreifend zwischen den Lebensräumen der Wildkatze
gespannt werden. Durchlässe an den Straßen, Gehölzstreifen entlang der Feldränder und
Waldinseln sollen die Lebensräume in einem großräumigen Biotopverbund miteinander vernetzen.
Gelingen kann ein solches Vorhaben nur, wenn auch ein Netz gespannt wird zwischen Mensch und
Natur. Nur wenn wir neue Allianzen schmieden, zwischen Naturschutz und Landnutzung,
zwischen Behörden und Bevölkerung und zwischen allen, die das Schicksal einer der letzten
Raubkatzen in Europa nicht unberührt lässt, können wir die Voraussetzungen für das Überleben
der Wildkatze in Deutschland schaffen.
Das Projekt „Rettungsnetz für die Wildkatze“ konzentriert sich auf die Wildkatze als „Flagschiff“.
Seine Wirkung geht aber über einen reinen Artenschutz weit hinaus. Die Zielart Wildkatze ist ein
Instrument zur Sicherung und Entwicklung naturnaher Waldlebensräume. Stellvertretend für die
Artengemeinschaften dieser Waldökosysteme wird der Erfolg der Maßnahmen an der
Bestandsentwicklung und der Ausbreitung der Wildkatze gemessen. In den Spuren der Wildkatze
können dann auch viele andere Tiere in der vom Menschen geprägten Landschaft wieder
zueinander finden.
2.3. Was können wir tun?
Umweltbildung ist eine wesentliche und spezielle Teilaufgabe in deutschen Nationalparken. WaldNationalparke eignen sich besonders als Orte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, da sie in
einer vielfältigen Wechselwirkung mit dem Menschen stehen. Gerade über den Zugang der Wildkatze lassen sich viele für das Thema interessieren. Die Wildkatze ist Wappentier der Weltkulturerberegion Wartburg-Hainich, Galionsfigur des BUND und Sympathietier in der Bevölkerung.
Das Projekt „Wildkatzenforscher-Pfad“ bietet die Möglichkeit einer bewussten Vor- und Nachbereitung verschiedener Themen rund um die Wildkatze, den Wald, den Sinn von Biotopverbundachsen und das Handeln des Menschen in seiner Umwelt. Durch die intensive Auseinanderset10 von 131
zung mit diesen Themen soll es zu einem anwendbaren Wissenszuwachs bei den Teilnehmern,
sowie zu einer Verbesserung der Umwelteinstellung und zu einer Verschiebung der Werthaltung
gegenüber Natur und Umwelt kommen. Das Thema Wildkatze im Kontext einer Bildung für nachhaltige Entwicklung bietet Schnittpunkte u.a. in folgenden Teilkompetenzen:

vorausschauend Entwicklungen analysieren und beurteilen können (im Bezug zur Wildkatze
die Problematik des Flächenverbrauchs und „Verinselung“ von Waldgebieten)

interdisziplinäre Erkenntnisse gewinnen und handeln (im Sinne eines fächerübergreifenden
Unterrichts)

Risiken, Gefahren und Unsicherheiten erkennen und abwägen können (im Bezug zur Wildkatze das Erkennen von Gefährdungspotenzialen)

gemeinsam mit anderen planen und handeln können (Handlungsstrategien für den Wildkatzenschutz mit den Schülern erarbeiten und zu einem Transfer in die Alltagswelt anregen)

sich und andere motivieren aktiv zu werden (Interesse für die Ansprüche von Wildtieren,
für den Sinn von Großschutzgebieten und Biotopverbundkorridoren wecken).
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3. Der Wildkatzenforscher-Pfad
3.1. Die Stationen im Überblick
Auf der nachfolgenden Karte sind die 9 Lernstationen des Wildkatzenforscher-Pfades dargestellt.
Jede Station kann losgelöst von den anderen thematisiert werden. In den Unterlagen finden Sie
fachliche Hintergründe und Anregungen für die Bildungsarbeit vor Ort.
Nutzen Sie die Biodiversitätskiste des BUND (stationiert im Wildkatzendorf, ausleihbar) und die
Infrastruktur des Wildkatzendorfes (Wildkatzenscheune und Beamertechnik).
Karte mit den Stationen auf dem Wildkatzenforscher-Pfad
Station 1:
Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
Station 2:
Wozu gibt es Großschutzgebiete?
Station 3:
Ein Wald entsteht – Lebenswege eines Waldes
Station 4:
Lebensraumvernetzung
Station 5:
Natur nutzen oder verbrauchen – unser ökologischer Fußabdruck
Station 6:
Waldökologie erleben
Station 7:
Die Wildkatzenlichtung
Station 8:
Die Wildkatzenscheune
Externe Station 9:
Wildkatzenwald der Schulen
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Inhalte des Wildkatzenforscherpfades
Station/Name
Bezug zum Fach
Lernziel
Seite
1. Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
15
Die historische
Waldentwicklung im
Hainich
MNT, Biologie,
Heimatkunde,
Gesellschaftskunde, Geschichte,
Geographie
Waldnutzungsformen und -intensität
Artenkenntnis
Heimatkunde (Besiedlungsgeschichte)
Die Schüler*innen sollen erkennen, dass die
Landschaft sich permanent verändert und
wie der Mensch durch seine Nutzung maßgeblich dazu beigetragen hat.
Es wird auf die Art der Waldnutzung, sowie
die dadurch bedingten dominierenden
Baumarten und die Siedlungsgeschichte im
Nationalparkumfeld eingegangen.
18
Waldnutzungsformen im Hainich früher und heute
Heimatkunde,
Gesellschaftskunde, Geschichte,
Biologie
Waldnutzungsformen früher und heute
Gruppenarbeit
Textarbeit
Rollenspiel /Diskussion „Fishbowl“
25
2. Wozu gibt es Großschutzgebiete?
28
Wildkatze in Gefahr
Biologie
Veranschaulichung des Zerschneidungseffektes
verantwortungsvoller Umgang mit der Ressource Natur
Reflektion des eigenen Handelns
33
Nationale Naturlandschaften – oder
was?
Biologie
Geographie
Deutsch
Aufgaben und Ziele von Schutzgebieten
Sensibilisierung für die Bedeutung von
Großschutzgebieten
35
3. Ein Wald entsteht – Lebenswege eines Waldes
37
Lebenswege
44
Biologie
Deutsch
Artenvielfalt
Anpassung der Tiere an den Lebensraum
Raum-, Zeitempfinden Tier- und Pflanzenwelt
wissenschaftliches konzentriertes Arbeiten
4. Lebensraumvernetzung
47
Menschen und Tiere
in Bewegung
MNT, Biologie,
Ethik, Gesellschaftskunde, Geographie
Was haben Tiere für Lebensraumansprüche?
Was bedeutet Lebensraumverbund und
wofür braucht man ihn?
Was können wir selbst dafür tun, dass Tiere sicher zwischen ihren Lebensräumen
wandern können?
50
Soll diese Straße
gebaut werden?
MNT, Biologie,
Ethik, Gesellschaftskunde, Geographie
Wieso zerschneiden Straßen Lebensräume?
Was für Interessen müssen abgewogen
werden wenn in die Landschaft eingegriffen
wird?
Kennenlernen der Methode Fishbowl
52
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Station/Name
Bezug zum Fach
Lernziel
Seite
Lebensraum der Wildkatze - Wanderungen
im Revier
MNT, Biologie
Was hat die Wildkatze für Lebensraumansprüche?
Wofür braucht die Wildkatze den Lebensraumverbund und wie funktioniert
er?
54
5. Natur nutzen oder verbrauchen – unser ökologischer Fußabdruck
56
Wie groß ist mein
ökologischer Fußabdruck?
59
MNT, Biologie,
Ethik, Gesellschaftskunde, Geographie
Erkenntnisgewinn zu globalen Zusammenhängen und eigenen Handlungsoptionen
6. Waldökologie erleben
61
Quiz „Natur- und
Artenschutz“
Biologie, Gesellschaftskunde
Naturschutzfachliche Fragestellungen erkennen und abwägen können
63
Nahrungs- und Energiepyramide
Biologie
Wissen anwenden und ökologische Zusammenhänge diskutieren können
63
7. Die Wildkatzenlichtung
64
Verhaltensbeobachtung einer Wildkatze
MNT, Biologie
Schulung des Beobachtungsvermögens
wissenschaftliches Arbeiten
Faszination Wildkatze erleben und begreifen
73
„Stubentiger oder
Wildkatze?“
MNT, Biologie
Merkmale einer Wildkatze kennenlernen,
vergleichen und beschreiben
74
Biotopkartierung
MNT, Biologie
Kartierung von Biotoptypen mit vorgegebenen Musterblatt, Erkennen von Unterschieden in der Pflanzenausstattung und
damit den Lebensräumen, Biodiversität
Gruppenarbeit
Präsentation von Ergebnissen
Artenkenntnis
75
8. Die Wildkatzenscheune
Die Wildkatzenscheune interaktiv erleben
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Biologie, Deutsch,
(Kunst)
78
Unterschiede von Fleisch- und Pflanzenfressern erkennen, Tiere und Pflanzen der
Heimat kennenlernen
erlangtes Fachwissen wiederholen und
festigen
Merkmale und Nahrung der Wildkatze
kennenlernen und anwenden
79
Station/Name
Bezug zum Fach
Lernziel
Seite
Lebensraum der Wildkatze - Wanderungen
im Revier
MNT, Biologie
Was hat die Wildkatze für Lebensraumansprüche?
Wofür braucht die Wildkatze den Lebensraumverbund und wie funktioniert
er?
54
9. Pflanz mit! – Ein Korridor für die Wildkatze
80
Wildkatzenwald der
Schulen
81
15 von 131
MNT, Biologe
Aktive Mitarbeit im Rettungsnetz für die
Wildkatze
Kennenlernen des Projektes vor Ort
3.2. Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte - die Waldentwicklung im Hainich von der Steinzeit bis heute
Die Natur Europas und auch Deutschlands veränderte sich während der gesamten Erdgeschichte.
Geprägt wurde und wird sie entscheidend von 2 Faktoren: Einmal durch die Erderwärmung und
damit günstigere Wuchsbedingungen für holzige Pflanzen nach der letzten Eiszeit, vor ca. 12.000
Jahren. Zum Zweiten wird die Natur seit der Steinzeit immer stärker geprägt von der menschlichen Nutzung. In unserer heutigen Zeit spricht man deshalb im strengeren Sinne nicht mehr von
Natur, wenn man natürlich Wachsendes außerhalb unserer Siedlungen meint, sondern von Landschaft – der vom Menschen überformten, genutzten und veränderten Natur. Denn es gibt weltweit
keinen Naturraum mehr, der nicht von Menschen beeinflusst wird, sei es durch Luftschadstoffe,
durch die Erderwärmung, durch die Nutzung von Wasserkraft oder von anderen Naturressourcen.
Hier ein kurzer Rückblick, wie diese Entwicklung in Deutschland allgemein und im Besonderen im
Hainich verlief:
Nach der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren wurden die klimatischen Bedingungen für Bäume
wieder günstiger. Zu Beginn prägten Kiefern und Birken das Landschaftsbild. Zum Ende der Steinzeit waren Mischwälder aus Eiche, Ulme und Esche in Deutschland beherrschend. Ab ca. 2.000
v.u.Z. war auch die Buche wieder auf dem Vormarsch. Der Mensch lebte zunächst noch als Jäger
und Sammler, zum Beispiel von Waldfrüchten wie den Haselnüssen. Er nutzte den Wald als Viehweise und zur Brennholzgewinnung. Mit dem Ende der
Steinzeit begann der Mensch in Europa Wälder für den Getreideanbau zu roden. Zumindest die Hoch- und Kammlagen
des Hainich werden als alte Waldflächen angesehen, die mit
großer Wahrscheinlichkeit seit Beginn der Waldentwicklung
in der Nacheiszeit immer Wald gewesen sind. Der Wald
wurde bei kriegerischen Auseinandersetzungen auch als
Abbildung 6: Der Hainich im Mittelalter,
erstellt www.kon-tki.eu
Schutzraum zum Verstecken in Fliehburgen genutzt.
Man kann also davon ausgehen, dass fast die gesamte Fläche
Deutschlands zu dieser Zeit, von kleineren Siedlungsinseln abgesehen, von Wäldern bedeckt war.
Nur wenige besonders unwirtliche Biotope wie Moore, Sümpfe, Fels- oder Sandflächen ließen kein
Baumwachstum zu.
16 von 131
In der beginnenden Bronzezeit ca. 2000 v.u.Z. kam es wieder zu einer Abkühlung und das Klima
wurde feuchter. Dadurch begünstigt war nun unter anderem die Rotbuche – die auch heute potentiell dominante Baumart - auf dem Vormarsch. In der Eisenzeit ab 1000 v.u.Z. dominierte die
Buche auf fast allen Standorten. Sie wurde durch das humide, ozeanische Klima zur beherrschenden Baumart in Mitteleuropa.
Allerdings machte sich der Mensch im Übergang von der Steinzeit zur Bronzezeit durch die Brandrodung auch bereits größere Waldteile urbar. Er nutzte das Holz als Energieträger und Baumaterial. Der Mensch griff in dieser Zeit bereits deutlich in die Artenzusammensetzung der Wälder ein:
Zum einen durch die Rodung größerer Waldstücke, zum anderen auch durch die gezielte Förderung von nützlichen Baumarten. Insbesondere die Waldweide und die Niederwaldwirtschaft förderten Eiche, Linde und Hainbuche, während die Buche in den siedlungsnahen Bereichen zurückgedrängt wurde.
Zu Zeiten der Römer - bis um 500 u.Z. - war Deutschland immer noch zu etwa 80 Prozent bewaldet. Die Germanen legten zu dieser Zeit Siedlungsplätze an, an deren Außenbereich sich parkähnliche Wälder anschlossen, in die das Vieh hineingetrieben wurde. Nach Aufgabe von Siedlungen
konnte sich eine die Vegetation wieder regenerieren – der Wald eroberte sich dann sein Areal
zurück. Doch das dann beginnende Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein gilt als das "hölzerne
Zeitalter." Holz wurde für fast alles verwendet: zum Bauen, zum Lagern und Transportieren, zum
Kochen. Im Laufe des Mittelalters nahm die Bevölkerungszahl im heutigen Deutschland außerdem
stetig zu. Es gab deshalb mehrere Rodungsperioden.
Um 1250 u.Z. sank die Bewaldung erstmals auf den heutigen Stand von 30 Prozent. Holz wurde
für viele Jahrhunderte ein knapper Rohstoff. Alle Flächen wurden für die Landwirtschaft und die
Siedlungen, alle Bäume zur Energiegewinnung und zum Bauen genutzt. Der Wald verlor gleichzeitig
seinen Status als Allgemeineigentum (Allmende) – nur die Feudalherren durften nun über seine
Nutzung bestimmen.
In der Neuzeit (ab 15 Jh.) setzte sich die starke Nutzung der deutschen Wälder fort. Die aufkommende Verarmung der Bevölkerung während der frühen Industrialisierung verstärkte allerdings
noch einmal den landwirtschaftlichen Druck auf den Wald. Von der Mitte des 18. -bis zur Mitte
des 19. Jh. war der Wald in ganz Deutschland nahezu zerstört.
Den Hainich begann man dagegen schon Mitte des 16 Jh. geregelter zu nutzen. Die ersten, so genannten Holzordnungen - Regeln für die Waldbewirtschaftung im Hainich - entstanden.
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Seit Mitte des 19 Jh. sind manche Waldgebiete des Hainich in einer geregelten Dauerwaldbewirtschaftung, die nach einem genauen Wirtschaftsplan erfolgt und nur noch von ausgebildeten Förstern und Waldarbeitern durchgeführt wird. Nebennutzungen waren seither verboten.
Der Südteil des Hainich, der Kindel, wurde seit 1935 durch die Wehrmacht militärisch genutzt.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dieser Bereich
durch die sowjetische Armee noch einmal maßgeblich
erweitert und erst 1991 zur zivilen Nutzung frei gegeben. Durch die lange militärische Dominanz wurden
große Gebiete nur gering forstlich genutzt. Die über
Jahrzehnte ausbleibende forstliche Nutzung in den
anderen Bereichen führte schließlich zur Entwicklung
der heutigen urwaldartigen Buchenmischwälder.
Abbildung 7: Der Hainich im 18.Jh, erstellt www.kontki.eu
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Aktivität
Die historische Waldentwicklung im Hainich
Indoor/Outdoor
Indoor/Outdoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die erste Station des Wildkatzen-Pfades beschäftigt sich mit der
Landnutzung im Laufe der Jahrhunderte: Wie verändert der Mensch
schon seit Jahrhunderten die Landschaft? Wie ist der Verlauf der
Waldentwicklung? Wo entstanden die ersten Siedlungen? Dies wird
in einem interaktiven Vortrag vor Ort lebendig.
Lernziel (Absicht)
Waldnutzungsformen und -intensität
Artenkenntnis
Heimatkunde (Besiedlungsgeschichte)
Die Schüler*innen sollen erkennen, dass die Landschaft sich permanent verändert und wie der Mensch durch seine Nutzung maßgeblich
dazu beigetragen hat.
Es wird auf die Art der Wald-Nutzung, sowie die dadurch bedingten
dominierenden Baumarten und die Siedlungsgeschichte im Nationalparkumfeld eingegangen.
Art der Aktivität
Kurze Wanderung, dann Vortrag vor Ort mit ausgegebenen Arbeitsmaterialien
Klassenstufe (ab)
3.– 12. Klasse
Zeit in Stunden
2
Weglänge
1km
Material
Hintergrundtext „Historische Waldentwicklung im Hainich“ (aus
dem Bildungskonzept S.X s.u.)
4 Grafiken zur Waldentwicklung in Thüringen
Kleine Legebilder mit dominierenden Baumarten mit Blättern (A5 als
Folie laminiert – evtl. auch aus diesen Hölzern geschnittenen Bäumen und laminierten gepressten Blättern): Birke/Kiefer, Eiche/Ulme/Esche, Buche/Hainbuche/Weißtanne, Eiche/Linde/Hainbuche, Buche)
Große Legebilder mit Siedlungsentwicklung : In der Steinzeit, In der
Bronzezeit, Im Mittelalter, In der frühen Neuzeit, Zur Zeit der militärischen Nutzung
Dörfer: Wallanlage Heyerode, Thiemsburg, Hühnenburg Flarchheim,
Oberdorla, Langula, Craula, Berka vor dem Hainich, Mihla, Nazza
Zeitangaben (A5 als Folie laminiert): Steinzeit (20.000-2000 v.u.Z. ),
Bronzezeit (2.000- 100 v.u.Z. ), Die Zeit der Römer im Land der
Germanen (15. v.u.Z. bis 500 u.Z.), Die Rodungsperioden im Mittelalter (500 bis 1.500 u.Z.), Die Neuzeit (1.500 u.Z. bis zum Beginn 20.
Jh.), Die Zeit der militärischen Nutzung des Hainich (1935-1991)
Ablauf:
1. Start an der Wildkatzenscheune, Wanderung zu Station 1
2. Orientierung vor Ort und Vorlegen der Bildtafel 1 „Hainich“
3. Ausgabe der Legebilder an die Schüler und Erläuterung/Diskussion, was das im Einzelnen
ist
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4. Ausgabe eines Lückentextes
5. Vorlesen der Geschichte der Waldentwicklung im Hainich – die Schüler überlegen dabei,
wo ihr Einsatz liegt und legen ihren Puzzlestein dazu, gleichzeitig ergänzen sie den Lückentext.
6. mündliche Zusammenfassung/Auswertung der Erkenntnisse
7. Rückweg
8. Verabschiedung
Hinweise/Variationen:
Wird die Station Indoor durchgeführt, ist der Standort die Wildkatzenscheune.
Wird die Station eigenständig umgesetzt, sollten die Materialien vorher in der Wildkatzenscheune
ausgeliehen und in Kombination mit dem Texte ausprobiert werden. Je nach Gruppe (Alter, Vorwissen etc.) kann eine Fokussierung auf das zentrale Thema „Veränderung des Waldanteils und
Hintergründe“ sinnvoll sein.
Für die Grundschule wird empfohlen das Hauptaugenmerk auf die Baumartenfolge und veränderung zu legen und die Zeitangaben nicht zu nutzen. Hauptziel ist erst einmal die Erkenntnis, dass das Klima und die menschliche Nutzung die Waldentwicklung maßgeblich prägten. Die
o.g. optionalen Bausteine Epochen/Jahreszahlen und die Siedlungsentwicklung können nach Bedarf
mit dem Lehrer zusammen aufgelegt werden.
Auch für die Sekundarstufe 1 sollte je nach Vorwissen bzw. regionaler Herkunft (kennen die Schüler*innen das Umfeld des Hainich bereits) die Informationsmenge kanalisiert werden.
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Zum Vorlesen an der Station: „Historische Waldentwicklung im Hainich“
Steinzeit (20.000-2000 v.u.Z. )
Nach der letzten Eiszeit vor ca. 12.000 Jahren wurden die klimatischen Bedingungen in den fast
baumlosen, glazial geprägten Steppen günstiger für Bäume und Wälder. Aufgrund der Wanderungsgeschwindigkeit von Bäumen (bei der Buche ca. 260 Meter/Jahr) kam es von Süd nach Nord
zu einer zeitlichen Verschiebung der Besiedlungsphasen. Zu Beginn prägten Kiefern und Birken das
Bild. Zum Ende der Steinzeit waren Mischwälder aus Eiche, Ulme und Esche in Deutschland beherrschend. Ab ca. 2.000 v.u.Z. war auch die Buche wieder auf dem Vormarsch.
Der Mensch lebte zunächst noch als Jäger und Sammler, zum Beispiel von Waldfrüchten wie Haselnüssen. Mit dem Ende der Steinzeit begann der Mensch in Europa Wälder für den Getreideanbau zu roden. Allerdings werden zumindest die Hoch- und Kammlagen des Hainich als alte Waldflächen angesehen, die mit großer Wahrscheinlichkeit seit der Steinzeit immer Wald gewesen sind.
Denn die Unzugänglichkeit des Waldes war auch ein Vorteil: Er wurde zur Anlage von Fliehburgen
genutzt, in die die bäuerliche Bevölkerung der umliegenden Dörfer im Falle von Kriegen umsiedeln und Schutz suchen konnte. Im Bereich um den Hainich existierten damals 14 Siedlungen mit
ca. 200 Menschen. Sie betrieben im Hainich kleinflächig Viehweiden und schlugen Brennholz. Beispiele sind die Wallanlagen auf dem Sommerstein bei Heyerode, die Thiemsburg und die Hünenburg bei Flarchheim. Alte
Ortsnamensendungen auf „-a“ in den im Südwesten und Osten angrenzenden Gebieten weisen auf Gebiete hin, die damals bereits besiedelt waren. Zu diesen alten Hainichrandgemeinden sind Oberdorla, Langula, Craula, Berka vor dem
Hainich, Mihla und Nazza zu zählen.
Man geht davon aus, dass zu dieser Zeit, von kleineren SiedAbbildung 8 Der Hainich in der Steinzeit,
erstellt www.kon-tki.eu
lungsinseln abgesehen, deutschlandweit fast die gesamte Fläche von Wäldern bedeckt war. Nur wenige besonders un-
wirtliche Biotope wie Moore, Sümpfe, Fels- oder Sandflächen ließen kein Baumwachstum zu.
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Bronzezeit (2.000- 100 v.u.Z. )
In der beginnenden Bronzezeit ab ca. 2000 v.u.Z. wurde das Klima wieder kühler und feuchter.
Dadurch begünstigt waren nun Rotbuche, Hainbuche und Weißtanne auf dem Vormarsch. Buchen
drangen in die Eichenwälder ein. In der Eisenzeit ab 1000 v. u.Z. verdrängte die Buche die Eiche auf
fast allen Standorten. Sie wurde durch das feuchte, ozeanische Klima zur dominierenden Baumart
in Mitteleuropa.
Allerdings machte sich der Mensch im Übergang von der
Steinzeit zur Bronzezeit durch die Brandrodung auch bereits
größere Waldteile urbar. Er nutzte das Holz für die Bronze(Kupfer und Zinn) und später die Eisenschmelze als Energieträger, ebenso als Untertagebau zur Absicherung der Stollen.
Mit dem Einsetzen der Köhlerei optimierte der Mensch die
Energiegewinnung aus Holz. Der Mensch griff in dieser Zeit
Abbildung 9: Der Hainich in der Jungsteinzeit,
erstellt www.kon-tki.eu
bereits deutlich in die Artenzusammensetzung der Wälder
ein: Einmal durch die Rodung, andererseits auch durch die
gezielte Förderung von nützlichen Arten. Insbesondere die Waldweide und die Niederwaldwirtschaft förderten Eiche, Linde und Hainbuche, während die Buche in den siedlungsnahen Bereichen
zurückgedrängt wurde. Die Früchte der Eiche lieferten eine wertvolle Nahrung für die Schweine,
die in die Wälder getrieben wurden.
Die Zeit der Römer im Land der Germanen (15. v.u.Z. bis 500 u.Z.) und die Rodungsperioden im Mittelalter (500 bis 1.500)
Deutschland war damals zu etwa 80 Prozent bewaldet. Die Germanen legten zu dieser Zeit Siedlungsplätze mit einem Durchmesser an, in deren Außenbereich sich parkähnliche Wälder anschlossen, in die das Vieh hineingetrieben wurde. Feste Städte und Dörfer waren jedoch eher eine Seltenheit. Siedlungen wurden durch eine zu starke Nutzung nach einiger Zeit wieder aufgegeben und
fielen der Sukzession anheim. Hier konnte sich der Wald sein Areal zurückerobern.
Das Mittelalter und die frühe Neuzeit gelten als das "hölzerne Zeitalter." Holz wurde für fast alles
verwendet: zum Bauen, zum Lagern und Transportieren, zum Kochen. Im Laufe des Mittelalters
nahm die Bevölkerungszahl im heutigen Deutschland außerdem stetig zu. In der ersten Rodungsperiode trat der Holzmangel nur im Bereich der Städte wie schon zu Zeiten der Römer auf. Um
1250 u.Z. sank die Bewaldung erstmals auf den heutigen Stand von 30 Prozent.
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Nur die wenig ertragreichen Böden fielen nicht der Landwirtschaft und damit der Axt zum Opfer.
Mit der Herrschaft der Könige, Fürsten und der Kirche verlor der Wald seinen Status als Allgemeineigentum.
Die aufkommende Industrialisierung insbesondere die
Eisenindustrie verbrauchte eine Unmenge an Energie, die
zunächst aus Holz bzw. indirekt in Form von Holzkohle
erzeugt wurde. Holz wurde ein knapper Rohstoff. Die
Industrie wanderte deshalb in die Stein- und Braunkohlegebiete ab.
Außerdem wurden die Wälder stark landwirtschaftlich
Abbildung 10: Der Hainich im Mittelalter,
erstellt www.kon-tki.eu
genutzt:

Das Vieh wurde zur Äsung in die Wälder getrieben.

Das herabgefallene Laub der Bäume, die Streu, diente als Strohersatz in den Ställen. Hierdurch wurde den Waldböden die wichtigsten Nährstoffe entzogen, die sich überwiegend
im Laub der Bäume befinden. Auf den entstehenden nährstoffarmen Böden konnten sich
außerdem viele Baumarten nicht mehr verjüngen.

Weiterhin erlangte die Gewinnung von Gerbrinde von jungen Eichen zum Gerben von Leder eine größere Bedeutung.
Im Mittelalter drang die Besiedlung dadurch immer weiter in den Hainich vor. Über 40 Dörfer und
Höfe entstanden, Waldflächen wurden gerodet und zu Ackerflächen umgewandelt. Die Ortschaften lagen entlang von wichtigen Handelswegen, die den Hainich überquerten. So liegt an der Hohen Straße die ehemalige Siedlung Eilfelden, heute Ihlefeld genannt, mit der Betteleiche, einem
Wahrzeichen des Hainich.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts zog sich die Besiedlung wieder aus dem Hainich hinaus, zurück
blieben zahlreiche Wüstungen.
Die Neuzeit (15. Jh. bis zum Beginn 20. Jh.)
Die aufkommende Verarmung der Bevölkerung während der frühen Industrialisierung verstärkte
noch einmal den landwirtschaftlichen Druck auf den Wald. In der Zeit von Mitte des 18. bis zur
Mitte des 19. Jahrhunderts war der Wald in Deutschland nahezu zerstört.
Aufgrund dieser so genannten „Holznot“ entstand die Idee von einer nachhaltigeren, die Ressource „Holz“ schonenden Nutzung des Waldes.
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Das war der Beginn der Forstwissenschaft. Entlastet wurden die Wälder außerdem auch durch
die Umstellung der Energieerzeugung auf fossile Brennstoffe wie Kohle und Erdöl.
Gleichzeitig wurden die Kahlflächen vor allen aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus zumeist mit
Nadelhölzern aufgeforstet, vor allem mit Kiefern und Fichten. So wuchs die bewaldete Fläche in
Deutschland auf etwa wieder ein Drittel des Landes an, aber mit einer ganz anderen Baumzusammensetzung als ursprünglich.
Auch die Nutzung des Hainichwaldes erfolgte lange Jahre ungeregelt und ohne Schonung der Holzressourcen. Doch in der Mitte des 16. Jahrhunderts entstand die erste so genannte Holzordnung.
Der Wald wurde in kleinere Flächen, so genannte Schläge, aufgeteilt und im jährlichen Zyklus genutzt. Dabei wurden jeweils sogenannte Laßhölzer oder Hegereiser stehen gelassen. Mit der zweiten Holzordnung wurde dann schon die genaue Anzahl der Hegereiser je Hauung bestimmt und
die Nebennutzungen des Waldes geregelt: Die Waldweide, das Laubrechen und das Holzklauben
durch "die Armen".
Mitte des letzten Jahrhunderts erfolgte mit der dritten Holzordnung die Überführung des Waldes
in einen Dauerwald (Plenterwald), wobei einem genauen Wirtschaftsplan gefolgt und der Holzeinschlag noch von ausgebildeten Förstern und Waldarbeitern durchgeführt wurde. Nebennutzungen
sind seither verboten.
Holz wurde schließlich so knapp, dass zur Winterzeit Zaunpfähle, Treppen und alle möglichen
kurzfristig entbehrlichen Gegenstände aus Holz verbrannt wurden.
Die Zeit der militärischen Nutzung des Hainich (1935-1991)
Der Südteil des Hainich, der Kindel, wurde seit 1935 durch die Wehrmacht militärisch genutzt.
Mit der Übernahme der Waldflächen durch das Militär änderte sich die Nutzung. Große Gebiete
wurde nur gering forstlich genutzt. Ehemalige Wälder entwickelten sich im Lauf der Jahrzehnte seit
ihrer letzten Nutzung in struktur-, arten- und totholzreiche Bestände.
Neben der Waldnutzung spielte im Hainich die Beweidung der Offenlandbereiche eine große Rolle. Schaftriften mit ausgedehnten Wacholderheiden bestimmten das Bild in den Randbereichen der
Waldflächen; Reste sind heute noch erhalten. Während des militärischen Übungsbetriebes wurde
eine intensive Beweidung durchgeführt, um den Bewuchs der Schießbahnen kurz zu halten.
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Der Übungsplatz ging nach dem Zweiten Weltkrieg
an die Sowjetarmee über, wurde auf 2700 ha erweitert und bis 1991 für Panzerübungen genutzt, zuletzt von der Westgruppe der russischen Streitkräfte. Anfang der 80er Jahre wurden hier 600 Hektar
Laubwald eingeschlagen um den Übungsplatz zu
vergrößern. Die über Jahrzehnte ausbleibende forstliche Nutzung in den anderen Bereichen führte
schließlich zur Entwicklung der heutigen urwaldartigen Buchenmischwälder.
Nach Abzug der Sowjetarmee im Jahre 1991 blieben Teilflächen völlig sich selbst überlassen. AllerAbbildung 11: Der Hainich , alle Abb. www.nationalparkhainich.de, erstellt www.kon-tiki.eu
dings war der gesamte Übungsplatz mit Munitionsresten und Blindgängern kontaminiert. Hier erfolg-
ten große Munitionsberäumungen. Seitdem können sich hier große Sukzessionsflächen unbeeinflusst vom Menschen entwickeln.
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Aktivität
Waldnutzungformen im Hainich –
früher und heute
Indoor/Outdoor
Indoor/Outdoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die Schüler*innen erfahren, dass die Landschaft sich permanent verändert und wie der Mensch durch seine Nutzung maßgeblich dazu beigetragen hat. Nach einer Einführung zur historischen Landnutzung sollen sich die Schüler*innen in Gruppenarbeit jeweils eine historische Nutzungsart erarbeiten und diese vorstellen. Danach erfolgt ein Rollenspiel wie eine aktuelle
Nutzung aussehen sollte.
Lernziel (Absicht)
Waldnutzungsformen früher und heute
Gruppenarbeit
Textarbeit
Rollenspiel /Diskussion „Fishbowl“
Art der Aktivität
Kurze Wanderung, dann Vortrag mit anschließender Gruppenarbeit, Rollenspiel mit Diskussion
Klassenstufe (ab)
7.– 12. Klasse
Zeit in Stunden
3
Weglänge
2 km
Material
(in der Wildkatzenscheune ausleihbar)
Arbeitsblätter zu: Großviehweide/Waldweide, Zeidelweide,
Waldfeldbau, Harznutzung, Brennholz/Köhlerei, Glashütten,
Salinen, Nutzholz und Flößerei
Info-Arbeitsblätter zu Personen:
Bauer/Bäuerin, Forstwirt, Jäger, Nationalpark-Ranger, Reiterin,
Touristiker/in, Naturschützer/in, Kind, Jugendlicher, Mountainbiker/in, Pilzsucher, Anwohner, Rentner/in
Ablauf:
1. Start an der Wildkatzenscheune, Wanderung zu Station 2 (Waldrand am Wildkatzengehege).
2. Kurzer Abriss der Geschichte der Waldnutzungen im Hainich
3. Aufteilung in 5 Gruppen, á 4-5 Schüler*innen, Austeilen der Arbeitsblätter mit den Beschrei-
bungen der verschiedenen Arten der Waldnutzung
4. Bearbeitung in den Gruppen und Vorstellung der Nutzungsformen (1h)
5. Vorstellung der Diskussionsfrage „Wofür soll der Wald heute genutzt werden?“
6. Ausgabe der Infos zu den Personen
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7. Anleitung der Fishbowl und Start der Diskussion
8. Auswertung
9. Rückweg
10. Verabschiedung oder Gang zum Gehege
Hinweise/Variationen:
Wird die Station Indoor durchgeführt, ist der Standort die Wildkatzenscheune.
Die Station kann mit und ohne die Fishbowl-Diskussion (Rollenspiel) erfolgen. Dann ist es jedoch
zumindest sinnvoll, wenn diskutiert wird, wie eine Nutzung des Waldes aus Sicht der Teilnehmenden erfolgen sollte. Hier können im Gespräch auch die verschiedenen Anforderungen, wie Holznutzung für Bau, Möbel, Brennstoff, Erholungsnutzung, Wasserreinigung, Luftreinigung, Verbesserung des Mikro-Klimas, Freizeitnutzung, Biodiversität etc., herausgearbeitet werden.
Was ist eine Fishbowl?
Die Fishbowl ist eine Möglichkeit eine Diskussion dynamisch und abwechslungsreich zu gestalten.
Im Allgemeinen gelingt es dadurch leichter viele Meinungsbeiträge zu hören. Diese Methode muss
zu Beginn genau vorgestellt werden und es muss deutlich gemacht werden, dass sich die TN abwechseln sollen. Regeln:
1. In der Fishbowl gibt es einen inneren kleinen Stuhlkreis mit ca. 4-6 Stühlen und einen äußeren Stuhlkreis für alle anderen Teilnehmer*innen.
2. Nur die Teilnehmer*innen (TN) im Innenkreis dürfen diskutieren, die TN im Außenkreis
hören zu.
3. Wenn sich ein/e TN aus dem Außenkreis an der Diskussion beteiligen will, dann tippt
er/sie einen anderen, der sich auf einem Stuhl im Innenkreis befindet an um einen
Tauschwunsch zu signalisieren. Diese Person auf dem Stuhl darf ihren Gedanken noch zu
Ende formulieren und muss anschließend den Kreis verlassen. Die andere Person nimmt
dann diesen Platz ein.
4. Ebenso kann jede/r TN im Innenkreis jederzeit den Platz im Innenkreis verlassen, wenn
er/sie in der Diskussion pausieren möchte.
5. Wer den Kreis verlässt, kann auch wiederkehren.
Meist entwickelt sich nach einer anfänglichen Unsicherheit ein Kommen und Gehen, ohne dass
dadurch die Debatte abbricht. Zu Beginn treten oft Hemmungen auf, in die Mitte zu gehen. Das
sollte in der Einführung benannt werden. Auch sollte darauf hingewiesen werden, dass die TN im
Innenkreis laut und deutlich diskutieren müssen, damit sie verstanden werden.
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3.3. Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur bleiben darf. Sie schützen Naturlandschaften, indem sie die Eigengesetzlichkeit der Natur bewahren und Rückzugsgebiete für wildlebende Pflanzen und Tiere schaffen. Sie sind unverzichtbar für die biologische Vielfalt und den Artenreichtum unserer Erde. Gleichzeitig schaffen die Nationalparks einmalige Erlebnisräume von
Natur und sichern notwendige Erfahrungsräume für Umweltbildung und Forschung. Darüber hinaus erhöhen die Nationalparks die Attraktivität ihrer Region und tragen mit zu ihrer wirtschaftlichen Entwicklung bei.
Unter dem Motto: „Natur Natur sein lassen!“ fungieren seit 2014 insgesamt 15 Nationalparks in
Deutschland. Die Fläche der 14 Nationalparks in Deutschland (Stand: August 2012, noch ohne den
2014 eingerichteten Nationalpark Schwarzwald) beträgt 1.029.496 ha. Ohne die marinen Gebiete
von Nord- und Ostsee sind es aber nur 194.362 ha. Dies entspricht weniger als 1% der Landfläche
Deutschlands.
Die Ausweisung weiterer Nationalparks sind geplant, führen jedoch zu großen Interessenskonflikten seitens Naturschutz und Wirtschaft, aber auch Teilen der Bevölkerung.
Unter der Dachmarke Nationale Naturlandschaften finden sich alle deutschen Großschutzgebiete zusammen: das sind 15 Nationalparks, 16 Biosphärenreservate und 103 Naturparks. Die
Großschutzgebiete sind geschützte Landschaften, die das Naturerbe bewahren und entwickeln
sollen. Sie sichern Lebensräume von Mensch und Natur durch den Schutz von Boden, Wasser und
Luft sowie von Lebensgemeinschaften der Tiere und Pflanzen. Sie wirken mit bei der behutsamen
Entwicklung der gewachsenen Natur- und Kulturlandschaften. Da Naturschutz Ländersache ist,
wurde die gemeinsame Dachmarke Nationale Naturlandschaften entwickelt. Die Marke soll die
bundesweite Kommunikation vereinheitlichen und unterstützen, Aufmerksamkeit erregen und
zeigen, welche Naturschönheiten in Deutschland zu entdecken sind. Die Ziele der Nationalen Naturlandschaften sind dabei unterschiedlich. Von der Entstehung ungestörter Wildnis bis zur Landschaftsnutzung ohne Natur zu zerstören reicht die Spannweite. Eines der bekanntesten Projekte
von Großschutzgebieten sind die sog. „Junior Ranger“. Hier gehen Kinder im Alter von 7 bis 12
Jahren mit geschulten Rangern auf Entdeckertouren – Natur, als Lernort.
Darüber hinaus gibt es das „Praktikum für die Umwelt“, „Partner der Nationalen Naturlandschaften“ oder „Freiwillige in Parks“.
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Name
Bundesland
Gründung
Größe
Ältester Nationalpark
Nationalpark Bayerischer Wald
Bayern BY
1970
24.250
1985/86/90
732.958
MecklenburgVorpommern MV
1990
3.003
Thüringen TH
1997
7.600
Größter Nationalparkverbund
Nationalparke Schleswig-Holsteinisches
Schleswig-Holstein
Niedersächsisches
Hamburgisches
SH
Wattenmeer
Kleinster Nationalpak
Nationalpark Jasmund
Größter Waldnationalpark
Nationalpark Hainich
Jüngster Nationpark
Nationalpark Schwarzwald
Baden-Württemberg 2014
BW
aus Wikipedia „Nationalparke in Deutschland“, Stand Januar 2014
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10.062
Abbildung12: Nationalparke in Deutschland (Wikipedia, 01.2014)
30 von 131
Nationalpark Hainich – ein Kurzportrait
Im Westen Thüringens, zwischen Mühlhausen, Bad
Langensalza und Eisenach mit seiner Wartburg, liegt
ein kleiner Muschelkalkhöhenzug, der Hainich.
Bedeckt ist er fast vollständig von Laubwäldern, die
von der Buche geprägt sind. Im Südteil, der jahrzehntelang militärisch genutzt wurde, gibt es seit Ende
1997 auf einer Fläche von 7.500 Hektar den Nationalpark Hainich. Er ist der größte unzerschnittene
Buchenmischwald Deutschlands. In der Kernzone
finden sich sehr arten- und strukturreiche Laubwälder
mit einem hohen Totholzanteil. Hier soll der „Urwald mitten in Deutschland“ für uns und viele
Generationen nach uns erlebbar sein. Höhepunkt der
erstaunlichen Entwicklung des Nationalparks Hainich
Abbildung 13: NLP Hainich (Jens Wilhelm)
war die Einschreibung in die Liste des UNESCO-Welterbes 2011. Damit steht der Hainich auf
einer Stufe mit so berühmten Schutzgebieten wie Yellowstone, Galapagos oder Serengeti.
Im Hainich sind aufgrund der Großflächigkeit der Wälder, des hohen Strukturreichtums
und des hohen Totholzanteils auch sehr spezialisierte Arten zu finden. Als Beispiele seien
Wildkatze, Bechstein-Fledermaus, Mittelspecht und hochgradig gefährdete Totholzkäfer genannt;
bei den Pilzen wurden zahlreiche gefährdete Arten nachgewiesen. Auf den großen Wiederbewaldungs- und Weideflächen leben seltene Vogelarten sowie zahllose Insektenarten.
Der Hainich bietet dem Besucher zu allen Jahreszeiten ein vielfältiges Naturerleben. Im Frühjahr beeindrucken die bunten Teppiche der Frühblüher, angefangen vom Märzenbecher über Lerchensporn und Buschwindröschen hin zum Bärlauch.
Der Herbst besticht durch sein Farbenspiel. Hier zeigt
sich der Baumartenreichtum des Nationalparks als „Indian Summer“ und lockt viele Besucher an.
Zahlreiche, gut ausgeschilderte Wanderwege bieten vielfältige Möglichkeiten des Naturgenusses.
Abbildung 14: Baumkronenpfad (Jens Wilhelm)
31 von 131
Ein Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist der 2005 eingerichtete und 2009 erweiterte
Baumkronenpfad. Auf einer Länge von rund 530 m, gekrönt mit einem über 40 m hohen Turm,
ergeben sich spektakuläre Ein- und Ausblicke auf den Lebensraum Wald.
Mit dem Wildkatzendorf Hütscheroda wurde 2012 eine weitere Attraktion geschaffen, wo der
Besucher echte Wildkatzen erleben kann und viel Wissenswertes über diese Art erfährt.
Besonderheiten Nationalpark Hainich:
o Im Mittelpunkt des Schutzes stehen buchenreiche Laubwälder auf kalk- und nährstoffreichen Standorten (Muschelkalk) in mittlerer
Abbildung15: Wildkatze (Bärbel Bawey)
Höhenlage (von 225 – 490 m). Diese Wälder zeichnen sich durch große Baumartenvielfalt, oft üppige Krautvegetation (mit
zahlreichen
Frühblühern)
und
starkes
Wachstum aus.
o Einbettung in den größten zusammenhängenden Laubwald Deutschlands
o Hoher Natürlichkeitsgrad
o Hoher Anteil nutzungsfreier Bereiche
o Größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands
Laut Artenbericht vom 31.12.2010 verzeichnet der Nationalpark Hainich 8.596
Arten (5.782 Tierarten, 1.168 Pflanzenarten,
1.646 Pilzarten). Trotz der schon beachtlichen
Ergebnisse bei bestimmten Gruppen sind erst
ca. zwei Drittel der geschätzten Arten im Nationalpark (ca. 10.000 Tierarten, 1.200 Pflanzenarten, > 2.000 Pilzarten) erfasst.
Abbildung16: Orchidee (Jens Wilhelm)
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Aktivität
Wildkatze in Gefahr
Indoor/Outdoor
Outdoor
Kurzbeschreibung (Inhalt)
Ein wesentlicher Gefährdungsfaktor der Wildkatze ist die Zerschneidung der Wälder durch Straßen. Die Teilnehmer erkennen, was es bedeutet, wenn eine Straße einen Lebensraum
zerschneidet.
Lernziel (Absicht)
Veranschaulichung des Zerschneidungseffektes durch Straßen.
Erkennen, dass viele Tiere Straßen überqueren müssen. Eigenes Handeln mit Rücksicht auf Natur zu überdenken.
Art der Aktivität
Lebhaft
Teilnehmerzahl
max. 30 Personen
Klassenstufe (ab)
ab 8 Jahre (ab 3. Kl.)
Zeit
15 -20 min
Weglänge
2 km
Material
(ausleihbar aus der Biodiversitätskiste in der
Wildkatzenscheune)
25 laminierte Fotos von unterschiedlichen Fahrzeugen und
Tieren
Ablauf:
Die Klasse wird in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe stellt verschiedene Fahrzeuge da, wie LKW,
PKW, Fahrrad, Motorrad, welche mit unterschiedlicher Geschwindigkeit auf der Straße (z.B.
Waldweg in der Nähe) entlang fahren.
Die andere Gruppe stellt verschiedene Tiere dar, welche die Straße passieren wollen, z.B.:

Frösche hüpfen über die Straße

eine Wildschweinrotte quert sie

eine einzelne Wildkatze möchte auf die andere Seite wechseln

ein Igel läuft auf die Gegenseite

eine Schnecke kriecht sehr langsam hinüber

eine Ricke mit Ihrem Kitz möchte auf eine Waldwiese mit leckeren Kräutern

ein Fuchs huscht über die Straße, um wieder in seinen Bau zu kommen
Damit jeder weiß, was er ist und es auch für die anderen erkennbar ist, bekommt jeder ein entsprechendes Foto um den Hals gehängt, was während des Spiels getragen wird.
Schnell bemerken die Teilnehmer, dass Zusammenstöße nicht zu vermeiden sind.
33 von 131
Nach einer begrenzten „Zusammenprall-Phase“ werden die Gruppen gewechselt: Die Verkehrsteilnehmer werden Tiere und umgekehrt. Im Anschluss sammeln sich beide Gruppen um über das
Erlebte zu sprechen:

Viele Tiere können ihren kleinen Wald (Lebensraum) nur noch unter Lebensgefahr verlassen. Eine normale Ausbreitung und Vermehrung ist nicht mehr möglich.

Die Zerschneidung der Landschaft führt zu einer Verinselung der Populationen.

Die Isolierung der Lebensräume kann zu genetischer Verarmung und bestandsbedrohenden
Rückgängen bei einzelnen Tierarten führen.
Hinweise/Variationen:
Die Teilnehmer überlegen gemeinsam, wie die Situation der Waldbewohner verbessert werden
kann, z.B. Grünbrücken, Krötenzaun, Geschwindigkeitsbegrenzungen etc. Fotos können die
Schutzmaßnahmen visuell verdeutlichen.
Das Spiel kann mit der Höhe und Art des Verkehrsaufkommens variiert werden.
Wichtig ist es darauf hinzuweisen, dass die Mitspieler*innen nicht grob angerempelt werden, denn
bei den Fahrer*innen kommt es oft zu bewusst herbeigeführten Kollisionen.
34 von 131
Aktivität
Nationale Naturlandschaften oder was?
Indoor/Outdoor
Indoor
Kurzbeschreibung (Inhalt)
Nationalparks, Naturparks und Biosphärenreservate werden in
Deutschland unter dem Begriff Nationale Naturlandschaften
zusammengefasst. Doch was bedeuten diese verschiedenen
Schutzkategorien? Die Präsentation gibt einen Einblick ins
Thema. Über Arbeitsblätter wird das erlangte Wissen angewendet.
Lernziel (Absicht)
Guter Einstieg ins Thema Nationale Naturlandschaft. Erlangung
von Basiswissen und Sensibilisierung für die Bedeutung von
Nationalen Naturlandschaften.
Art der Aktivität
Wissensorientiert
Klassenstufe (ab)
ab 4. Klasse
Zeit
Folienpräsentation (ca. 15 min), Quiz ca. 10 min
Weglänge
0 km
Material
(Voranmeldung Wildkatzenscheune – kostenlos
verfügbar bei Eintritt)
Beamer, Laptop
Ablauf:
Vortragen der Powerpoint-Präsentation im Kinobereich der Wildkatzenscheune
Je nach Altersstufe stehen verschiedene Materialen zur Festigung des Wissens zur Verfügung:

Wortschlange (1 Arbeitsblatt pro Teilnehmer)

Wortsalat Nationale Naturlandschaften (Kartensatz 2 x ausdrucken & einlaminieren, 2
Gruppen bilden, Welche Gruppe sortiert den Wortsalat am schnellsten? Wiederholung
der Begriffe)

Arbeitsblatt Nationale Naturlandschaften (1 Arbeitsblatt pro Teilnehmer) – während des
Vortrages durch die Teilnehmer ausfüllen lassen
Auswertung und ggf. Nachbereitung als Hausaufgabe.
Die Arbeitsblätter sind im Anhang unter Station 2 zu finden.
35 von 131
Hinweise/Variationen:
Vergabe von Arbeitsaufträgen als Nachbereitung, z.B. in Form einer Internetrecherche:

Welche Nationalen Naturlandschaften gibt es in Thüringen? Stelle ein Gebiet stichpunktartig vor!

Was ist ein Nationalpark? Fertige für einen deutschen Nationalpark einen Steckbrief!

Die Nationalparks in Deutschland zeichnen sich durch verschiedene Landschaftstypen aus.
Suche für jeden Typ ein Beispiel und beleuchte diesen näher. (Typen: Meeres- und Küstenlandschaft, Wald, Gebirgs- und Felslandschaft, Gewässer und Feuchtgebiete; Informationen:
Name, Bundesland, Größe, Entstehung, vorrangig geschützte Lebensräume, Tier- und Pflanzenarten (Beispiele))
Ideenpool zum Thema Nationalpark & Nationale Naturlandschaften
o Unterscheidung Wirtschaftswald – Nationalpark unter Berücksichtigung diverser Fragestellung (Wirtschaft, Naturschutz, Erholung, Umweltbildung)
o „Wildkatzenforscherpfad“: Aufnahme einer Rasterfläche im Nationalpark, sowie im Wirtschaftswald – Vergleich unter den Fragestellungen: Artenvielfalt, Zeigerarten, Waldentwicklung
o Rollenspiel um die Interessen der Nutzer „erlebbar“ zu machen: Forscher, Besucher, Ruhesuchender, Jäger, Reiter, Fahrradfahrer, Familie, Holznutzer, Naturschützer etc.
o „Die Zukunft ist wild!“ - Wortassoziation, Phantasiereise, freies Zeichnen – zum Thema
Wild  „Wildnis ist Träumen anstatt Aufräumen“ (Hirschmann) – Formulieren der eigenen „Gedanken an den Wald“ (Was bedeutet Wald für mich? Wie könnte der Wald/der
Nationalpark 2050 aussehen?)
o Schnittpunkte zur Wildkatze im Thema: Lebensraum Wildkatze, Reviergröße
Weiterführende Links im Web:

www.nationalpark-hainich.de

www.nationale-naturlandschaften.de

www.europarc-deutschland.de

www.natur-thueringen.de

http://www.bfn.de/0308_nlp.html (IUCN Kriterien)
36 von 131
3.4. Station 3: Ein Wald entsteht - Sukzession
Deutschland ist eines der waldreichen Länder der Europäischen Union. Mit 11,1 Millionen Hektar
ist knapp ein Drittel der Gesamtfläche mit Wald bedeckt. In den vergangenen vier Jahrzehnten
hat die Waldfläche um ca. 1 Mio. ha zugenom-
Abbildung 17: Bärlauchteppich (Jens Wilhelm)
men. Der deutsche Wald besteht zu 59 % aus
Nadelwald und 41 % aus Laubwald. Hauptbaumart deutschland- und thüringenweit ist die Fichte.
Anteile der Baumarten in Deutschland und
Thüringen
Baumart
Dtl.
Thg.
Buche
15%
20,01%
Eiche
10%
6,6%
Laubbäume niedriger Lebensdauer (Birke, Pappel, Erle)
10%
5,3%
Laubbäume hoher Lebensdauer (Ahorn, Esche, Linde)
6%
6,5%
Fichte
28%
42,6%
Kiefer
24%
15,7%
Lärche
3%
3,2%
Tanne
2%
-
Douglasie
2%
-
Mit einem Anteil von 32% Wald rangiert Thüringen deutschlandweit auf Platz 6. Hessen und
Rheinland-Pfalz sind die waldreichsten Bundesländer in Deutschland.
In Thüringen beträgt die durchschnittliche Waldfläche pro Kopf der Bevölkerung 0,22 ha und im
Vergleich dazu in Deutschland 0,13 ha (Quelle ThüringenForst).
37 von 131
Wald wird nach §2 Bundeswaldgesetz definiert: „Wald im Sinne dieses Gesetzes ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Als Wald gelten auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen,
Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen,
Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen.“
Die Sukzession ist der Grundstein der Waldentwicklung. Unter Sukzession (lat. succedere
„nachrücken“, „nachfolgen“) versteht man in der Ökologie die auf natürlichen Faktoren beruhende
Abfolge von Pflanzen- und Tiergesellschaften (Biozönosen) an einem Standort. Diese sukzessive
Entwicklung führt von einem gestörten oder veränderten Ausgangsstandort - im Extremfall vom
vegetationsfreien Boden („Initialstadium“) - über verschiedene Stufen zu einer Klimaxgesellschaft.
Hierbei unterscheidet man die Primärsukzession von der Sekundärsukzession.
Als Sekundärsukzession werden Vegetationsentwicklungen auf bereits mit einer Pflanzendecke
versehenen Standorten bezeichnet, die jedoch aus natürlichen oder anthropogenen Gründen geschädigt oder beseitigt wurden. Im Nationalpark Hainich handelt es sich also um eine Sekundärsukzession nach der Nutzung als Truppenübungsplatz.
Die Primärsukzession beinhaltet dagegen die Erstbesiedlung eines vegetationsfreien Standortes.
Die meisten Sukzessionsprozesse laufen wie folgt ab:
o Es kommt zu einer zunehmenden Entwicklung des Bodens mit wachsender Mächtigkeit,
größerem Gehalt an organischem Material und einer Differenzierung in Bodenhorizonte bis
zum reifen Boden der entsprechenden Klimaxgesellschaft.
o Die Höhe der Pflanzen nimmt zu und die Schichtung wird deutlicher.
o Die Produktivität und die Biomasse nehmen zu.
o Die Artenvielfalt nimmt von den einfachen Gesellschaften am Beginn der Sukzession bis zu
den vielfältigen Gesellschaften am Schluss der Sukzession zu.
o Populationen verschiedener Arten tauchen auf, brechen wieder zusammen und lösen einander ab. Die Geschwindigkeit dieses Ersatzes verlangsamt sich im Lauf der Sukzession,
indem kleine und kurzlebige Arten durch größere und länger lebende Arten ersetzt werden.
o Die Klimaxgesellschaft ist gewöhnlich stabiler als die früheren Gesellschaften, und ihr
Nährstoffkreislauf ist relativ geschlossen. (http://www.ikzm-d.de/showaddon.php?text=13)
Im Falle einer Sukzession auf unbewachsenem Boden ist folgende Abfolge typisch: Initialstadium,
Folgestadien, Klimaxstadium.
38 von 131
Im Initialstadium erschließen Pionierarten das unbesiedelte Gebiet. Arten solcher Pioniergesellschaften müssen über effektive Mechanismen zur Fernverbreitung verfügen (z.B. windverbreitete
Samen). Oft besitzen sie im Gegensatz zu Arten der Klimaxgesellschaften eine größere Toleranz
gegenüber extremen Standortfaktoren. Im Initialstadium und in frühen Stadien der Sukzession
herrschen Arten mit hohem Fortpflanzungspotenzial, die r-Strategen. Die r-Strategen reproduzieren sich rasch und in großer Zahl. Im Lauf der Zeit wandern weitere Arten ein, die sich langsamer
ausbreiten und die meist konkurrenzschwachen Pionierarten verdrängen. Die Pionierarten verändern außerdem die Standortfaktoren, z.B. durch Akkumulation (Ansammlung) von Stickstoff, anderen Nährstoffen und Humus. Sie verändern den Wasserhaushalt und das Klima und wirken zudem
auf den Boden (siehe Pedogenese) und auf die Fauna (Gesamtheit der Tierarten).
Auf Grund der veränderten Standortfaktoren sind nun wiederum andere Arten in der Lage, das
veränderte Biotop zu besiedeln. Diese Arten sind anspruchsvoller (bzgl. Klima, Wasser, Nährstoffen, etc.) und besitzen eine höhere Produktivität.
In Folgestadien setzen sich deshalb mehr und mehr die K-Strategen durch. Die K-Strategen vermehren sich weniger stark, haben also weniger Nachkommen. Diese besitzen aber ein höheres
Durchsetzungsvermögen im Überlebenskampf und verdrängen die Pionierarten. Auch die neuen
Arten verändern ihrerseits die Standortfaktoren, und der Prozess geht weiter, eine nächste, anspruchsvollere und produktivere Gesellschaft übernimmt das Regiment.
Das Klimaxstadium ist erreicht, wenn sich die Artzusammensetzung nicht mehr oder nur noch sehr
geringfügig verändert. Klassisch wird davon ausgegangen, dass dieses Stadium auch die höchste
Produktion an Biomasse besitzt, die auf einem Standort möglich ist. Wären noch nutzbare Ressourcen frei, könnten sie ja von hinzukommenden Arten verwertet werden. Damit ginge die Sukzession weiter, der Endpunkt wäre also noch nicht erreicht. Nach aktueller Auffassung ist die Klimaxvegetation unter Einfluss von Megaherbivoren in Mitteleuropa, außer auf Extrem- und Ausnahmestandorten, eine halboffene Savannenlandschaft bzw. Laubmischwald weiten mit weiten Offenlandflächen.
39 von 131
Das Mosaik-Zyklus-Konzept wird in den Bereichen Ökologie und Naturschutz diskutiert. Es
dient neben der fachlich-theoretischen Diskussion der Entwicklung (Sukzession) von Ökosystemen
auch zur Entwicklung und Umsetzung von Naturschutz- und Nutzungsstrategien. Das MosaikZyklus-Konzept geht von einer wiederkehrenden Abfolge (Zyklen) verschiedener Entwicklungsstadien eines Ökosystems aus. Die für die Wildkatze optimalen Wälder entsprechen den Waldtypen, die aus forstwirtschaftlicher Sicht als optimal angesehen werden (Scherzinger W. 1996: Naturschutz im Wald: Qualitätsziel einer dynamischen Waldentwicklung, Ulmer Verlag).
Die höchsten Totholzmengen
gibt es in der Zerfall- und Zusammenbruchsphase. Mit dem
Aufkommen eines Jungwaldes
nimmt das Totholz im Laufe
der Jahrzehnte wieder ab. Das
Minimum an totem Holz erreicht ein Waldbestand in der
Schlusswald- und Optimalphase, weil das Totholz des Zusammenbruchs zu diesem
Zeitpunkt meist schon zersetzt
ist und im Jungwald auf derselben Fläche nur wenig neues
Totholz hinzugekommen ist.
Abbildung18: www.totholz.ch, nach Bütler 2006
Da bei der forstwirtschaftlichen Nutzung die Bäume normalerweise spätestens am Ende der Optimalphase geschlagen und abtransportiert werden, durchlaufen Wirtschaftswälder die Alters- und
Zerfallsphasen kaum mehr. Aus diesem Grund fehlen ab einer gewissen Nutzungsintensität oft alte,
zerfallende Bäume, und die Totholzmenge bleibt in der Regel dauerhaft gering. Für viele Tiere und
Pflanzen, die auf Altholz angewiesen sind, ist es aber unabdingbar, dass ein Teil des Waldes die
Möglichkeit erhält, seinen natürlichen Kreislauf ohne Holznutzung zu vollenden. Damit können die
Bäume eines natürlichen Todes sterben und sich im Wald langsam zersetzen.
Wenn ein Baum stirbt, ist die Vielfalt an Holzbewohnern am höchsten, weil vielfältige Alterungsmerkmale (ökologische Nischen) vorhanden sind: Höhlen, Stammfäulen, Saftabsonderungen, feine
Risse, Ablösung der Rinde, Aufkommen von holzabbauenden Pilzen usw.
Diese Merkmale, auch "Altholzstrukturen" genannt, sind besondere Mikrohabitate, in denen xylobionte (sich von Holz ernährende) Arten leben. Die Erhaltung von Bäumen mit vielen Mikrohabita-
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ten ist daher ein ganz wichtiges Element beim Artenschutz, weil dadurch das Überleben für Altund Totholzbewohner gewährleistet wird.
Abb. 19: Sukzessionsstadien des Waldes, Quelle: http://www.totholz.ch/totholzmengen/
naturwald_DE
Abb. 20: Sukzessionstadien des Waldes und Eingriffswirkungen durch Nutzungsformen,
http://www.regiun.ch/index.php?id=35
41 von 131
Pionierbaumarten
Dies sind die ersten Baumarten, die sich auf Freiflächen ansiedeln. Sie sind lichtliebend und widerstandsfähig gegen natürliche Umwelteinflüsse wie Hitze,
Trockenheit oder Frost. Sie besitzen besonders leichte und flugfähige Samen, z. B. Birke, Aspe, Kiefer, Erle
und Weide.
Abbildung 21: Buchenblatt (Jens Wilhelm)
Lichtbaumarten - sehr lichtbedürftig:
Birke, Lärche, Kiefer, Aspe, Kirsche, Schwarzerle, Stieleiche
Halblichtbaumarten – lichtbedürftig:
Bergkiefer, Schwarzkiefer, Weißerle, Esche, Traubeneiche, Walnuß
Halblicht – intermediär:
Zirbe, Feld-, Flatterulme, Elsbeere, Spitz-, Feldahorn, Sommerlinde
Halbschattbaumarten – schattenertragend:
Hainbuche, Bergulme, Bergahorn, Edelkastanie, Winterlinde, Fichte
Schattbaumarten - sehr schattenertragend:
Buche, Tanne, Küstentanne, Eibe, Thuja plicata, Hemlocktanne
Biologische Vielfalt
Biologische Vielfalt ist die Vielfalt des Lebens auf unserer Erde.
Sie wird auch Biodiversität genannt und ist die Vielfalt aller
lebender Organismen und der ökologischen Komplexe. Biodiversität umfasst drei Ebenen: erstens die Vielfalt der Ökosysteme (dazu gehören Lebensgemeinschaften, Lebensräume
und Landschaften), zweitens die Artenvielfalt und drittens die
genetische Vielfalt innerhalb der Arten.
Abbildung 22: Ahornblatt (Jens Wilhelm)
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Ökologische Nische
Die ökologische Nische wird durch die verschiedenen Umweltfaktoren bestimmt, die es einer
Spezies erlauben zu überleben und die Reproduktion dieser Spezies gewährleisten. Biotische Faktoren, wie z.B. Art der Nahrungsquelle oder Größe der Nahrung, und abiotische Faktoren, wie
Temperatur, Salinität (Salzgehalt in einem Gewässer), Lichtintensität oder Luftfeuchtigkeit ergeben
eine ganz spezifische Lebensraum-Kombination. Unter der ökologischen Nische versteht man also
weniger den Raum, in dem eine Art lebt, als vielmehr die funktionelle Beziehung die diese Art im
Ökosystem hat.
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Aktivität
Lebenswege
Indoor/Outdoor
beides möglich, bei Outdoor Aktivität direktes Lernen am Objekt (während der Vegetationszeit)
Kurzbeschreibung (Inhalt)
Die Teilnehmer kartieren die Flora und Fauna und erleben die
Vernetzung der Lebewesen im Wald.
Lernziel (Absicht)
Die Teilnehmer setzen sich mit der unterschiedlichen Artenvielfalt in den Waldentwicklungsphasen auseinander und erhalten Einblick in das „Zeitgefüge“ der Natur.
Art der Aktivität
forschend, wissensorientiert, ruhig
Klassenstufe (ab)
5. Klasse
Zeit
Aufgabenstellung erläutern (5 min), Kleingruppenarbeit (20
min), Kontrolle (10 min), ggf. noch spielerische Vertiefung (10
min)
Weglänge
5 km
Material
(in der Wildkatzenscheune ausleihbar)
Steckbriefe (34), Bestimmungsbücher (Pflanzen & Tiere), Markierungsband, Fernglas
je nach Variation Wäscheklammern, Schnur oder Wollknäuel
Sonstiges
ggf. muss die Strecke vorab präpariert werden (Auslage von
Federn, Kot, Ganzkörperpräparat, Trittspuren)
Ablauf:
Verteilen der Steckbriefe an die Teilnehmer, z.B. Zweiergruppen mit zwei Steckbriefen (1 x Flora,
1 x Fauna). Die Teilnehmer sollen in einem vorgegebenen Zeitrahmen Spuren/Hinweise ihrer Tierund Pflanzenarten finden und markieren (Kot, Fährten, Fraßspuren, Samen, Blätter, Habitus). Dazu
können sie die vorhandene Literatur nutzen.
Im Anschluss werden die Tier- und Pflanzenarten vorgestellt. Je nach Alter und Zeitfenster können
verschiedene Themen aufgearbeitet werden:

Welche Tier- und Pflanzenarten leben in den verschiedenen Waldentwicklungsphasen? Wie
haben sich die Tiere angepasst (ökologische Nische, Licht- und Schattenbaumarten, Pionierbaumarten)?

Wie unterscheiden sich die Tier- und Pflanzenarten hinsichtlich Lebensalter, Größe und
Name – alphabetische Reihenfolge? (z.B. spielerisch durch Aufstellen am Wegesrand)

Wo lässt sich der Mensch einordnen (Alter, Größe)?

Welche Bedeutung hat biologische Vielfalt? Welche Bedeutung hat Totholz?
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
Was bedeutet Zeit in der Natur (Jahreszeiten, Vergleich Pflanzen – Tiere)?

Welche Tier- und Pflanzarten stehen in einem Zusammenhang? Hier bietet sich die Aktivität: „Alle hängen voneinander ab“ (siehe Hinweise) an.
Hinweise/Variationen:
„Alle Hängen voneinander ab“
Eine Auswahl von Tier- und Pflanzenarten wird an die Teilnehmer verteilt. Alle stellen sich im
Kreis auf und übernehmen die Rolle ihres „Lebewesens“. Der Leiter übernimmt die Rolle einer
Schlüsselart (wie z.B. Maus oder Rotbuche). Dieser beginnt die Aktivität mit der Frage: „Wer lebt
denn in meinem Schatten und frisst sich an meinen Früchten satt?“ Die Leitung hält das Ende der
Schnur fest und wirft es z.B. an das Eichhörnchen oder Wildschwein weiter. Jetzt steht die Frage
im Raum, wer das Eichhörnchen/Wildschwein frisst oder was diese fressen (Eicheln, Fuchs, usw.).
Das Knäuel geht darauf an ihn weiter. Zum Schluss halten alle „Tiere“/“Pflanzen“ an der Schnur
fest, ein Netz ist entstanden. Durch die Zu- und Abnahme einer Tier- und Pflanzenart verändert
sich das Lebensnetz (Zunahme: hochhalten, Abnahme: in die Hocke gehen oder los lassen). Auf
diese Weise stellen alle die Vernetzung der Lebewesen untereinander spielerisch dar.
Diese Aktivität ist beliebig variierbar: Integration des Menschen in das Netz. Seine Einbindung führt
dazu, über den Einfluss und seiner Rolle in der Natur nachzudenken (frühestens ab 10 Jahre, Komplexität des Themas). Wie nutzt der Mensch die Natur? Tiere als Nahrung, für die Gewinnung von
Rohstoffen (Fell, Zähne, Knochen) oder Jagdbeute; den Wald als Lieferant von Holz, Samen, Blättern, Früchten oder Rinde.
Ideenpool zum Thema Lebenswege eines Waldes:
o Vegetationsaufnahmen im Vergleich (Vorhandensein diverser Stadien wichtig, Vergleiche zu
Artenzusammensetzungen)
o Fotodokumentationen – entweder selber durchführen oder Daten der Nationalparkverwaltung nutzen, vergleichen und diskutieren der Waldentwicklung
o Thema Bionik – Anpassung von Pionierbaumarten (vor allem Flugfähigkeit von Samen);
kleine Samensammlung zum Selbstausprobieren (wie weit fliegt er?)
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o typische „Kindelarten“ bzw. Offenlandarten vorstellen: Schmetterlinge, „Mäusevielfalt“, Vögel
o Schnittpunkte zur Wildkatze: Beutespektrum, wie diverse Mäusearten, Bodenbrüter, Eier,
Jungvögel, natürliche Feinde der Wildkatze, wie Wildschwein, Fuchs und Dachs, weiterhin
Luchs, Wolf, Uhu, See- oder Steinadler (vor allem Jungtiere)
o Weitere Themen für „Wegüberbrückung“:
o „Lebenswege“ über Entfernung (1m =
1 Jahr – Verhältnis)
o Weg eines Baumes – vom „Winzling
zum Giganten“ – Buchenkeimling zum
Totholz
o Pfad der Rekorde (Höhe, Tierweitsprung, Flügelspannweite)
o Dinge im Gelände suchen (Tafeln,
Abbildung 23: Bucheckern (Jens Wilhelm)
Vorstellungen Nationalpark) – Tiere
oder Pfotenabdrücke
o emotionaler Zugang: „Wald und seine Bedeutung für mich“ – erkennen, dass viele Kindheitserfahrungen auf Erlebnisse im Wald basieren
o Baldrian (zw. Station 5 und 6) und seine Bedeutung für die Wildkatzenforschung (botanischer Steckbrief, Hexenkräuter)
Weiterführende Links:

www.bfn.de (Biologische Vielfalt, Artenschutz, Großschutzgebiete)

www.bfn.de/0304_fakten.html (Biologische Vielfalt und Ihre Facetten)

www.wald.de (Ökosystem Wald und forstwirtschaftliche Nutzung)

www.wald.de/was-ist-wald-eine-definition/ (Wald Definition)

www.bund-naturschutz.de (Artenschutz und Wildkatze)

www.totholz.ch (Totholz – Fakten)

www.waldwissen.net (Informationen für die Forstpraxis)

www.bundeswaldinventur.de

www.thueringenforst.de (Wald und Forstwirtschaft in Zahlen)

www.biologischevielfalt.de (fachliche/gesetzliche Hintergründe zum Thema)
46 von 131
3.5. Station 4: Lebensraumvernetzung
Mobilität bei Menschen und Tieren
Der Mensch hat wie jedes Lebewesen das Bedürfnis sich zu Bewegen. Wir bewegen uns in die
Schule, zur Arbeit, zum Urlaubsort oder dorthin, wo wir unser Hobby haben. Wir bewegen
uns um Einzukaufen oder fahren zum Arzt, zu
Verwandten oder Freunden. Ein Großteil der
Wege, die Kinder oder Jugendliche zurücklegen, bewältigen sie zu Fuß, mit dem Fahrrad
oder öffentlichen Verkehrsmitteln. Erwachsene nutzen dies auch oft, fahren daneben aber
überdurchschnittlich viel und vor allem weit
mit dem eigenen Au
Abbildung 24: www.mobilitaet-indeutschland.de/pdf/Vortraginfas_OekoInstitut_Ecomobil_2009_1.pdf
to.1
Die neueren Erfassungen bestätigen die mittelfristigen
Prognosen: Dieser individuelle Verkehr wird zunehmen.
Viele Menschen betrachten ein eigenes Auto als selbstverständlich oder pendeln mit immer schnelleren Autos immer größere Strecken zur Arbeit.
Deutschland besitzt ein überörtliches Straßennetz mit einer Gesamtlänge von über 231.000 km 2.
Das sind fast 6 Erdumrundungen! Der Preis für diese Mobilität ist hoch. In erster Linie werden
durch die Versiegelung wertvolle Ackerböden und weitere Lebensräume unwiederbringlich zerstört. Von Flächenversiegelung wird deshalb gesprochen, weil in den Boden von oben kein Niederschlag und auch kein Sauerstoff mehr eindringen kann und so die meisten Lebensprozesse zum
Erliegen kommen.
Eine zweite Wirkung dieser Versiegelung ist nicht direkt sicht- aber trotzdem nachweisbar: Die
Lebensräume von Arten werden zerschnitten und dadurch Populationen getrennt und voneinander isoliert.
1 http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/Vortraginfas_Oeko-Institut_Ecomobil_2009_I.pdf
2 Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr, BMVBS, 2011
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Dies hat langfristige Folgen für den Genaustausch innerhalb einer Art, für das Überleben der Art
und von Artengemeinschaften (Biozönosen) und damit letztlich auch Folgen für die Biodiversität.
Dabei ist eine weitere langfristige Folge dabei noch gar nicht bedacht: Durch den zunehmenden
Verkehr steigen die Emissionen an CO2 in der Atmosphäre. Dabei emittiert Deutschland rund 135
Mio t CO2 jährlich3. Auch das hat wiederum Auswirkungen auf die Umwelt und damit auf Pflanzen, Mensch und Tier, sei es durch Starkwetterereignisse, weniger oder mehr Niederschläge, Hitzeperioden oder Stürme.
Auch Tiere sind mobil!
Nicht nur wir Menschen wollen uns frei bewegen. Weltweit gibt es geschätzt ca. 4000 Arten, die
so genannte Migrations-Wanderungen ausführen. Diese dienen dazu zu reicheren Futter- oder
Trinkplätzen zu kommen oder sich an bestimmten Fortpflanzungsplätzen zu treffen. Das betrifft
zum Beispiel Kraniche, Störche, Lachse, Elefanten oder Schwalben, aber auch bestimmte Schmetterlinge wie den Admiral oder den Distelfalter. Viele Vögel der Nordhalbkugel beispielsweise legen
weite Strecken zurück: Wat-, Wasser- oder Singvögel etwa. Rund 215 Vogelarten ziehen nach der
Brutsaison im Spätsommer bis nach Nordafrika, manche sogar weiter über die Sahara hinweg und
bis in den Süden des Kontinents. Allen diesen Wanderungen ist gemeinsam, dass sie als Massenbewegungen sichtbar sind.
Neben diesen Migrationswanderungen großer Tiergruppen gibt es einen zweiten Typ von Wanderbewegung. Dieser liegt vor, wenn einzelne Individuen einer Art ihre Lebensraumgrenzen überschreiten um zum Beispiel ein eigenes Revier zu finden, oder weil sie im Winter andere Reviere
haben als im Sommer. Ersteres trifft unter anderem auf die Wildkatze oder Wölfe, letzteres zum
Beispiel auf die meisten unserer heimischen Fledermäuse zu.
Wildkatzen wollen wandern
Die Wildkatze ist wie kaum eine andere Art als Zielart des Naturschutzes für einen Verbund von
Waldlebensräumen geeignet. Deutschland liegt darüber hinaus im Zentrum ihres Verbreitungsareals in Europa und trägt damit eine besondere Verantwortung für diese Art. Doch der Verbund von
Waldlebensräumen fördert nicht nur die Wildkatze: Naturnahe und gut vernetzte Wälder sind
auch eine Voraussetzung zum Überleben für Arten wie Luchs, Dachs und Siebenschläfer.
3 Verkehr in Zahlen und Umweltbundesamt, Werte 2006
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Wildkatzen reagieren sehr sensibel auf die Zerschneidung von Wäldern. In den 90iger Jahren wurde im „Thüringer Artenschutzprogramm Wildkatze“ im Hainich erstmals per Telemetrie untersucht, wie Wildkatzen ihren Lebensraum nutzen (siehe Grafik unten). Auffällig wurde dabei, dass
sie deckungsloses Offenland wie Äcker oder
Wiesen scheuen und sich maßgeblich am
Waldrand, auf Waldlichtungen und im Wald
aufhalten. Nur dort wo sie ausreichend Deckung durch Strukturen im Wald (Waldlichtungen, Totholz, Waldmäntel) oder außerhalb
des Waldes in Hecken oder Trittsteinbiotoppe wie Feldgehölzen finden, halten sie sich auf.
Wildkatzen sind deshalb ein guter Indikator
Abbildung 25: Telemetriestudie an Wildkatzen im Hainich,
Thomas Mölich
für den Grad der Vernetzung. Gelingt eine
Vernetzung der Wälder für sie, haben auch
andere Arten die Chance zwischen ihren Lebensräumen wieder zu wandern.
Über die Lockstock-Methode kann man das Funktionieren des Biotopverbunds für die Wildkatze
nachweisen: Reiben sich die Wildkatzen an dem mit Baldrian besprühten rauen Stock, so kann
über eine genetische Haaranalyse sogar das Individuum identifiziert werden. Seit 2004 arbeitet der
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auch mit der Lockstock-Methode daran,
den deutschlandweiten Verbund von Wäldern in einem „Rettungsnetz für die Wildkatze“ in Form
des „Wildkatzenwegeplans“ - 20.00km verbundener Wälder - zu realisieren.
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Aktivität
Menschen und Tiere in Bewegung
Indoor/Outdoor
Outdoor / Indoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die vierte Station soll das Thema Lebensraumzerschneidung
anhand der Wildkatze als einem der größten Carnivoren im
Nationalpark Hainich und einer besonders eng an den Wald
gebundenen Art beleuchten. Anhand der Biologie der Wildkatze und anderer Arten wird die Frage nach dem Grund und der
Notwenigkeit der Wanderung von Tieren transparenter. Vom
Aussichtsturm kann man durch den weiten Rundumblick das
Thema Lebensraumverbund besonders augenscheinlich erkunden.
Lernziel (Absicht)
Was haben Tiere für Lebensraumansprüche?
Was bedeutet Lebensraumverbund und wofür braucht man
ihn?
Was können wir selbst dafür tun, dass Tiere sicher zwischen
ihren Lebensräumen wandern können?
Art der Aktivität
Wanderung, dann Vortrag mit anschließender Gruppenarbeit
und Diskussion
Klassenstufe (ab)
3. – 12. Klasse
Zeit
4 h Outdoor / 2h Indoor
Weglänge
7 km
Grafiken: Wege des Menschen, Straßennetz in Deutschland,
Wanderungen von Tieren weltweit, Wanderungen von Tieren
in Deutschland, Wildkatzenwegeplan, TelemetriestudienErgebnis
Info-/Arbeitsblätter zu den Tieren und wie kann der Mensch
helfen (in der Wildkatzenscheune ausleihbar):
Material
Wildkatze, Luchs, Wolf, Erdkröte, Laubfrosch, Bergmolch,
(in der Wildkatzen- Kammolch, Feuersalamander, Großes Mausohr, Admiral, Disscheune ausleihbar)
telfalter, Storch, Wildschwein, Reh, Igel, Fischotter, Aal, Kranich, Rauchschwalbe, Küstenseeschwalbe, Lachs, Zebras, Elefanten 4
Arbeitsblatt „Quiz: Lebensraumvernetzung in Thüringen“
Indoor/Zusatz: PPT-Vortrag zum Thema „Wildkatzenwegeplan“
4
http://www.wasistwas.de/aktuelles/artikel/link//b1b585d2fb/article/warum-wandern-tiere.html
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Ablauf:
1. Vorstellung, Einführung (Waldrand am Wildkatzengehege).
2. Fragestellung: Bewegung als Grundbedürfnis des Lebens: Warum bewegen sich Lebewesen?
3. Frage nach der eigenen Mobilität: Wofür, Wie weit?, Mit welchem Verkehrsmittel? –
Visualisierung „Wege des Menschen“, „Straßennetz in Deutschland“
4. Vorlage der Situation zu Lebensraumbedürfnis von verschiedenen Tieren und dem
Menschen. Hintergrundinfos, Visualisierung „Wanderungen von Tieren in Deutschland“,
„Wildkatzenwege-plan“
5. Der Hainich und sein Umfeld als Wildkatzenlebensraum, „Telemetriestudien-Ergebnis“
6. Weg zum Turm
7. Am Turm: Aufgabe sich vorzustellen, man wäre eine Wildkatze und würde wandern
wollen, Ausgabe Arbeitsblatt „Quiz-Lebensraumvernetzung“
8. Auswertung der Erkenntnisse/mündliche Zusammenfassung
9. Rückweg
Hinweise/Variationen:
Je nach Vorwissen und Alter der Teilnehmenden kann diese Station im persönlichen Umfeld begonnen werden mit Fragen wie: Wofür bewegst du dich?, Wann wandern Tiere?, Hast du schon
einmal Tierwanderungen beobachtet? Warum sind diese Wanderungen für die Tiere auch gefährlich?
Anhand der Ausstellungstafeln der Aussichtsplattform können weitere Fragen zum Thema „Lebensraumvernetzung“ geklärt werden.
In der Wildkatzenscheune kann evtl. noch der Film zum „Rettungsnetz für die Wildkatze“ (1/2h)
gesehen werden.
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Aktivität
Soll diese Straße gebaut werden?
Indoor/Outdoor
Outdoor /Indoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die fünfte Station soll das Thema Lebensraumzerschneidung
anhand der Wildkatze als einem der größten Carnivoren im
Nationalpark Hainich und einer besonders eng an den Wald
gebundenen Art beleuchten. Anhand der Biologie der Wildkatze und anderer Arten wird die Frage nach dem Grund und der
Notwenigkeit der Wanderung von Tieren transparenter. Vom
Aussichtsturm kann man durch den weiten Rundumblick das
Thema Lebensraumverbund besonders augenscheinlich erkunden.
Lernziel (Absicht)
Wieso zerschneiden Straßen Lebensräume?
Was für Interessen müssen abgewogen werden wenn in die
Landschaft eingegriffen wird?
Diskussion und Argumentation von verschiedenen Standpunkten
Kennenlernen der Methode Fishbowl
Art der Aktivität
Wanderung, dann Vortrag mit anschließender Gruppenarbeit
und Diskussion
Klassenstufe (ab)
7. – 12. Klasse
Zeit
3 h Outdoor / 2h Indoor
Weglänge
4 km
Grafiken: Wege des Menschen, Straßennetz in Deutschland,
Wanderungen von Tieren weltweit, Wildkatzenwegeplan, Telemetriestudien-Ergebnis
Spiel „Wildkatze in Gefahr“
Material
Infoblätter zum Rollenspiel: Landwirt, Nationalpark-Ranger,
(in der WildkatzenLogistiker/in, Naturschützer/in, Wildschwein, Wildkatze, ADscheune ausleihbar)
AC, Fledermaus, Anwohner, Bürgermeister/in vor Ort
Bildmaterial wo die neue Straße gebaut werden soll
Indoor/Zusatz: PPT-Vortrag zum Thema „Wildkatzenwegeplan“ bzw. „Rettungsnetz Wildkatze“
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Ablauf:
1. Vorstellung und Orientierung vor Ort (Wildkatzenscheune).
2. Interaktive Einführung über die Nutzung von Natur für den Menschen
3. Spiel: Wanderungen von Tieren, Wildkatze in Gefahr! (Anleitung s. Station 2,
S. 35). Dis-
kussion
4. Infoblätter zur Situation verschiedener Straßennutzer bzw. Tiere zum Bau einer neuen Infrastruktur
5. Bearbeitung in 2er-Gruppen
6. Rollenspiel (Fish-Bowl s. Station 2, S.29): Soll diese Straße gebaut werden? Diskussion
7. Auswertung
8. Verabschiedung oder Gang zum Gehege (dort Führung mit Bezugnahme zum Thema)
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Aktivität
Der Lebensraum der Wildkatzen – Wanderungen im
Revier
Indoor/Outdoor
Indoor/Outdoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die vierte Station soll das Thema Lebensraumzerschneidung
anhand der Wildkatze als einem der größten Carnivoren im
Nationalpark Hainich und einer besonders eng an den Wald
gebundenen Art beleuchten. Anhand der Biologie der Wildkatze wird die Frage nach den Gründen für die Vernetzung ihrer
Lebensräume verständlich. Vom Aussichtsturm kann man den
Wildkatzenlebensraum Hainich und den Weg in weitere Wälder gut übersehen.
Lernziel (Absicht)
Was hat die Wildkatze für Lebensraumansprüche?
Wofür braucht die Wildkatze den Lebensraumverbund und
wie funktioniert er?
Art der Aktivität
Wanderung, dann Vortrag mit anschließender Gruppenarbeit
und Diskussion
Klassenstufe (ab)
3.– 12. Klasse
Zeit
4 h Outdoor / 2h Indoor
Weglänge
2 km
Material
(in der Wildkatzenscheune ausleihbar)
Plakate zum weltweiten Vorkommen der Wildkatze, Vorkommen der Wildkatze in Deutschland, Vorkommen der Wildkatze in Thüringen, Wildkatzenwegeplan
Spiel „Lebensraumverbund“
Arbeitsblatt: „Wildkatzen-Quiz“
PPT-Vortrag zu Biologie und Vorkommen der Europäischen
Wildkatze
Ablauf:
1.
Vorstellung, Einführung (Scheune): Biologie der Wildkatze
2.
Weg in den alten Wald (Station 2)
3.
Lebensraumansprüche der Wildkatze (Jagdrevier, Verstecke, Baue für Jungenaufzucht)
4.
Lebensraumspiel
5.
Suchauftrag „Verstecke“ (Kl. 3-6) / Kartierauftrag (Kl. 7-12)
6.
Vorstellung/Auswertung
7.
Wildkatzenlebensräume weltweit, in Deutschland und in Thüringen (Bezug zu strukturreichen Wäldern) / Lebensraumvernetzung
8.
Wildkatzen-Quiz
9.
Gehege mit Führung
10.
Verabschiedung oder in der Scheune noch Rettungsnetz-Film
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Anleitung Lebensraumspiel
Material (in der Wildkatzenscheune ausleihbar): stabiles, langes Seil oder Paketschnur, Bilder mit
Lebensbedingungen
Alle stehen im Kreis, das an den Enden verknotete Seil liegt kreisrund in der Mitte. Zunächst werden von den Schüler*innen verschiedene für die Wildkatze wichtige Lebensbedingungen zusammen
getragen. Es sollten auf jeden Fall die Aspekte, die auf den Bildern stehen, genannt werden. Eventuell ergänzen. Jedes Kind bekommt das Bild für seine genannte Bedingung und legt es vor sich auf
den Boden und fasst das Seil, das das ökologische Netz der Wildkatze symbolisiert. Sind alle Kinder mit dem Seil verbunden kann es gespannt werden, indem sich alle zurücklehnen.
Jetzt nennt der Spielleiter jeweils eine der genannten Bedingung. Jedes Kind mit diesem Bild lässt
nun das Seil los. Irgendwann wird das „Ökosystem“ zusammenbrechen – dann wird die Wildkatze
aussterben. Im Anschluss sollte mit den Schülern besprochen werden, dass für den Erhalt der Artenvielfalt intakte Naturräume notwendig sind.
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3.6. Station 5: Natur nutzen oder verbrauchen?
1972 stellte der Club of Rome seinen Bericht „Grenzen des Wachstums“ vor. Er ist das Ergebnis
einer Modellierung, was das aktuelle und mutmaßliche weitere Handeln aller Menschen für globale
Auswirkungen auf unser Leben auf der Erde hat. Die zentrale Schlussfolgerung des Berichtes waren: Wenn die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Industrialisierung, der Umweltverschmutzung, der Nahrungsmittelproduktion und der Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen
Abbildung 26: Ökologischer Fußabdruck in ha, 2007, aus der Veröffentlichung des Footprintnetworks, 2010
unverändert anhält, werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten
hundert Jahre erreicht.
Erst 1994 konnte durch die Entwicklung der Idee vom Ökologischen Fußabdruck jeder Einzelne
seine eigene Ressourcenausnutzung berechnen. Der Ökologische Fußabdruck soll dabei helfen, die
Nutzung unserer Ressourcen nachhaltiger zu gestalten. Er ist ein Indikator für die Flächengröße,
die notwendig ist um alle Güter, die der Mensch braucht, zu produzieren und zu entsorgen.
Dadurch, dass die Alltags-Bedürfnisse, wie zum Beispiel Wohnen, Ernährung, Mobilität, Konsum
und Energie, in ihren flächenmäßigen Äquivalenten summiert werden, wird gezeigt wie viel Fläche
benötigt wird, um diese zu befriedigen.
Dieser Flächenverbrauch kann ins Verhältnis gesetzt werden mit der biologischen Leistungsfähigkeit (Biokapazität) eines Landes oder des ganzen Planeten.
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Weltweit hat der Ökologische Fußabdruck inzwischen fast das Doppelte der natürlichen Leistungsfähigkeit der Erde erreicht (2012 stand nach Zahlen des Footprint-Networks vom 7. Mai
2012 eine Biokapazität von weltweit 1,8 ha/Person einer weltweiten Nutzungsintensität von 2,7
ha/Person gegenüber). In Deutschland stehen einem Ökologischen Fußabdruck von 4,6 ha p.P.
einer Biokapazität von 2 ha p.P. gegenüber (ebd.). Das heißt, dass wir, um unsere Bedürfnisse zu
befriedigen, auf die Ressourcen von Menschen in anderen Ländern zugreifen oder dass wir die
natürlichen Ressourcen in unserem eigenen Land übernutzen.
Seit Mitte der 1980er Jahre übersteigt die menschliche Nachfrage die biologische Leistungsfähigkeit
des Planeten. 1986 war das erste Jahr, in dem die Menschheit weltweit über ihre Verhältnisse lebte. Tag der ökologischen Überschuldung war damals der 31. Dezember. In 2012 lag der Tag, an
dem die natürlichen Ressourcen für das gesamte Jahr verbraucht waren, auf dem 22. August (s.g.
Earth-Overshoot-Day oder Welterschöpfungstag). Das heißt: Jedes Jahr sind die Ressourcen
weltweit eher erschöpft als im Vorjahr.
Was vergrößert den individuellen ökologischen Fußabdruck – Wo sind Ansätze zur
Verbesserung?
In Deutschland macht ca. 1/3 des ökologischen Fußabdrucks die Ernährung aus. Je mehr Fleisch
und tierische Produkte wie Butter und Käse man isst, umso größer wird der Fußabdruck. Denn
durch Energieverluste, v.a. im Stoffwechsel, kann man aus 7-8 kg Getreide nur 1 kg Fleisch herstellen. Auch ist die moderne Landwirtschaft durch den hohen Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden sehr energieintensiv und vergrößert damit den Fußabdruck.
Wohnen/Energieversorgung und Mobilität sind jeweils zu einem Viertel am Fußabdruck beteiligt.
Ersteres ist begründet in den immer größer werdenden Wohnflächen pro Person (größere Wohnungen, Eigenheime), dem hohen Energieverbrauch durch immer mehr elektrische Geräte und der
Nutzung von konventionellem Strom. Daneben spielen die Heizung der Räume und die Dämmung
der Häuser insgesamt auch eine bedeutende Rolle.
Die Ursachen für den Fußabdruck bei der Mobilität liegen vor allem beim motorisierten Individual,
sowie dem Flugverkehr. Aber auch die Rohstoffe für Wohnhäuser und der direkte Flächenverbrauch durch Bebauung und öffentliche Infrastruktur werden in den Fußabdruck mit eingerechnet.
Der Konsum, also der Verbrauch an Gütern und Dienstleistungen, macht mehr als ein Sechstel des
Footprints aus. Der hohe Verbrauch an Papier fällt dabei mit rund einem Drittel dieses Anteils
besonders ins Gewicht.
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Auf Dauer können wir nur so viel Platz in Anspruch nehmen, wie auch vorhanden ist. Die Nutzung
der vorhandenen Flächen muss auf eine so schonende Weise geschehen, dass sie auch dauerhaft
nutzbar bleibt. Weiterhin sollte unser Wohlstand und Naturverbrauch einigermaßen gleichmäßig
untereinander verteilt sein. Genau das bedeutet Nachhaltigkeit. Nur so können wir auf der Erde
dauerhaft von und mit der Natur und untereinander in Frieden leben.
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Aktivität
Wie groß ist mein Ökologischer Fußabdruck?
Indoor/Outdoor
Outdoor /Indoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die sechste Station des Wildkatzenforscher-Pfades soll das
Thema Naturressourcennutzung und Ökologischer Fußabdruck beleuchten.
Was bedeutet Nachhaltigkeit?
Was bedeutet Nachhaltigkeit für mich - Ökologischer Fußabdruck?
Wie groß ist mein ökologischer Fußabdruck und wie könnte
ich ihn vermindern?
Lernziel (Absicht)
Diskutieren zum Thema Nachhaltigkeit und Ökologischer Fußabdruck
Erkenntnisgewinn zu globalen Zusammenhängen und eigenen
Handlungsoptionen
Art der Aktivität
Wanderung, dann interaktiver Vortrag mit Diskussion
Klassenstufe (ab)
3. – 12. Klasse
Zeit in Stunden
4 h Outdoor / 2h Indoor
Weglänge
7 km
Grafiken „Der Ökologischer Fußabdruck“ (1-12), Minimierung
des Ökologischen Fußabdrucks (1-8)
Material
(in der Wildkatzenscheune ausleihbar)
Arbeitsblätter 1-4: Wie kann man den Ökologischen Fußabdruck minimieren?
Arbeitsblätter (5-9): „Weg eines Joghurts“, „Weg einer Jeans“,
„Papier - alles Recycling oder was?“, „Essen - Zu schade für die
Tonne“, „Veggieday?!“
Ablauf:
1. Einführung Wildkatzendorf
2. Am Wildkatzengehege: Picknick; Einführung zum Ökologischen Fußabdruck
3. Wanderung bis zur Alten Eiche, dort: Was braucht die Eiche? Was braucht eine Wildkatze?
Was braucht ihr zum Leben?
4. Wie groß ist dein persönlicher ökologischer Fußabdruck? Individuelle Berechnung des
Ökologischen Fußabdrucks . Auswertung, Visualisierung
5. Ist genug Platz zum Leben für alle? – Woher kommen die übrigen Ressourcen?
6. Erklärung zum Welterschöpfungstag.
7. Wie kann man den Ökologischen Fußabdruck minimieren? 4 Arbeitsgruppen.
8. Auswertung der Erkenntnisse/mündliche Zusammenfassung
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Hinweise/Variationen:
Je nach Vorkenntnissen und Alter der Gruppe eher den Schwerpunkt legen auf das Basiskonzept
(Grenzen der Erde, das Konzept Ökologischer Fußabdruck).
Ab der 7.Klasse sollten aufgrund der zunehmenden Eigenständigkeit im Konsum die diskursiven
Teile stärker einbezogen werden.
Ab Klasse 9 können dann in Gruppen die Arbeitsblätter 5-9 bearbeitet und diskutiert werden.
Weiterführende Links:
http://www.footprint-deutschland.de/inhalt/berechne-deinen-fussabdruck
Bericht des Footprintnetworks vom 7. Mai 2012
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96kologischer_Fussabdruck
http://www.oekofuss.de/
Der Joghurtbecher
Ein Joghurtbecher ist ein normales Beispiel, das klar macht, welche Schritte notwendig sind, um ein
Produkt herzustellen und in den Supermarkt bringen zu können. Bevor er den Verbraucher erreicht, sind mitunter Tausende Transportkilometer allein für die Zutaten und Verpackungsbestandteile nötig. Das hat die Raumplanerin Stefanie Böge bereits 1992 im Rahmen einer aufwändigen Studie herausgefunden, bei der sie den Transportaufwand für einen in Stuttgart hergestellten
Joghurt untersuchte: Die Erdbeeren kamen aus Polen, die Joghurt-Kulturen aus Schleswig-Holstein,
das Aluminium für den Deckel aus dem Rheinland, weitere Zutaten aus den Niederlanden, um nur
einige Beispiele zu nennen. Schließlich musste der Joghurt auch noch ausgeliefert werden. Insgesamt bringt es das fertige Produkt mit allen Zulieferbestandteilen auf eine Transportstrecke von
über 9.000 Kilometer.
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3.7. Station 6: Waldökologie erleben
Sie gehören zu den ursprünglichsten Ökosystemen in Mitteleuropa: die deutschen Laubmischwälder. Von den klimatischen Verhältnissen begünstigt, bedeckten sie nach der letzten Eiszeit weite Teile des Kontinents. Heute ist Deutschland nur noch zu ca. 30 % mit Wald bedeckt. Rotbuchenwälder gibt es nur in Europa und Deutschland beherbergt besonders vielgestaltig ausgeprägte Waldgesellschaften. Dennoch oder gerade deshalb trägt Deutschland für
den Erhalt dieser Ökosysteme eine besondere, weltweite Verantwortung.
Abbildung 27: Buchenwaldnationalpark Hainich (Thomas Stephan)
Intensive Forstwirtschaft und ein zunehmender Flächenverbrauch haben naturnahe Wälder
längst zu seltenen und gefährdeten Lebensräumen gemacht. Reife Waldbestände mit hohem
Alt- und Totholzanteil sind nahezu vollständig verschwunden. Die Zunahme von Siedlungs- und
Gewerbeflächen, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Intensivierung der Landwirtschaft führen dazu, dass immer weniger großflächig unzerschnittene Waldlebensräume zur Verfügung stehen. Naturnahe Waldgebiete ohne gravierende Fragmentierung mit mehr als 100
km2 Fläche gibt es in Deutschland nicht mehr.
Wälder sind Ökosysteme - d.h. Wirkungsgefüge von Lebewesen bzw. Lebensgemeinschaften
(Biozönosen) und der charakteristischen, auf sie einwirkenden Umwelteinflüsse. Es gibt eine
funktionale Verbindung zwischen Lebensraum und Lebensgemeinschaft – abiotischen und biotischen Faktoren. Die Biozönose ist die Lebensgemeinschaft aller in einem bestimmten Biotop le61 von 131
benden Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, d.h. Produzenten, Konsumenten und Destruenten. Diese sind voneinander abhängig und stehen mit der unbelebten Umwelt in Wechselbeziehungen. Ökosysteme verändern sich ständig und sind bis zu einem gewissen Grad zur
Selbstregulation fähig. Sie sind auch keine geschlossenen Räume sondern stehen in Wechselwirkung mit ihrem Umfeld.
Im Ökosystem kann es verschiedenste Biotope geben. Gerade der Wald bietet diese in vielfältigen Ausprägungen. Biotope sind relativ einheitliche, gegen benachbarte Landschaftsausprägungen abgrenzbare Lebensräume, in denen bestimmte Tier- und Pflanzenarten in Lebensgemeinschaften leben. Hier bildet sich durch gegenseitige Abhängigkeit und Beeinflussung von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen mit der unbelebten Umwelt ein biologisches Gleichgewicht
heraus. Solche Biotope im Wald sind zum Beispiel Waldränder, Dickichte, Totholz und Waldlichtungen.
Abbildung 28: Wildkatze, Wildkatzendorf Hütscheroda, Alexandra Schubert
Die in einem Biotop vorkommenden Biozönosen sind normalerweise in der Lage, bestimmte
Veränderungen selbständig auszugleichen. So wird das vermehrte Auftreten einer Art »natürlich« zur Folge haben, dass sich auch die Räuber dieser Art verstärkt vermehren (z.B. Rötelmaus, Wildkatze), bis das natürliche Gleichgewicht wieder hergestellt ist.
Der Mensch greift
jedoch ständig in ehemals intakte Ökosysteme ein. Dieses Verhalten hat vielfältige Folgen. Eine
davon ist der Artenrückgang. Einige bedrohte Waldarten sind zum Beispiel der Schwarzstorch,
der Hirschkäfer, der Mittelspecht, der Uhu, der Baummarder und die Wildkatze.
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Aktivität
Nahrungs- und Energiepyramide
Indoor/Outdoor
Outdoor /Indoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Glieder der Nahrungskette werden erkannt und diskutiert,
wie diese mit den anderen Gliedern zusammenhängen und
welche Folgen der Ausfall einzelner Glieder haben
kann.
Lernziel (Absicht)
Biologische Begriffe zuordnen und erläutern
Erkennen der Folgen von menschlichen Eingriffen in die Nahrungskette der Wildkatze
Art der Aktivität
Wanderung, dann interaktiver Vortrag mit Diskussion
Klassenstufe (ab)
8. – 12. Klasse
Zeit in Stunden
4 h Outdoor / 2h Indoor
Weglänge
7 km
Material
(in der Wildkatzenscheune ausleihbar)
Fotos von Produzenten, Konsumenten, Destruenten
Darstellung zur Energiepyramide
Arbeitsblatt Quiz „Natur- und Artenschutz“
Ablauf:
1. Einführung Wildkatzendorf
2. Wanderung bis zum Wald: Einführung zum Thema Waldökosysteme Ausgabe der Fotos –
gemeinsames ordnen zu einer Nahrungskette. Darstellen der Energiepyramide.
3. Mögliche Fragen: Welche Strategien können Wildkatzen entwickeln, wenn die Mäusepopulation zusammenbricht? Welche Gründe könnte dies haben? Welchen Einfluss hat der
Mensch auf die Lebensräume und die Artenvielfalt? Welche Folgen hat das?
4. Bildung von Zweier-Arbeitsgruppen. Pro Arbeitsgruppe werden die Fragen gemeinsam beantwortet und im Abschluss daran die Ergebnisse vorgestellt, verglichen und diskutiert.
5. Auswertung der Erkenntnisse/mündliche Zusammenfassung
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3.8. Station 7: Die Wildkatzenlichtung
Das Gehegekonzept
Die Wildkatzenlichtung ist eine moderne
und naturnahe Schauanlage. Gleich beim
Betreten bemerkt man, dass es sich um
keine klassische Tierparkanlage handelt.
Bewusst möchte man sich abheben und
das Erleben „inszenieren“. Die Wildkatzenlichtung besteht neben drei Wildkatzengehegen aus:

einer nachgebildeten Autobahn,

einem kleinen Holzpolder,

einer symbolischen Grünbrücke und

sie zeigt typische Autobahnwildschutzzäune.
Abbildung 29: WildkatzengehegeWildkatzendorf Hütscheroda, Claudia Wilhelm
Mit diesen Elementen zeigt sich das Groteske zwischen Mensch und Natur. Deren Nutzung und
Bedrohung der Wildtiere durch Verinselung, sowie die (Natur-)Schutzmaßnahmen für die „Verbesserung“ der Lebenssituation, so z.B. die Grünbrücke – oftmals als letzte Möglichkeit einer Biotopvernetzung.
Eindrucksvoll soll jedoch das Erleben der Tierart Wildkatze sein – verschiedene Blickwinkel einzunehmen, um die Faszination und die Ursprünglichkeit der heimlichen Raubkatze zu spüren. So erlangt man einen Perspektivwechsel aus Katzenaugen:

von einem Aussichtsturm (Ausblick von einem Baum),

einem Erdhaus (Erleben einer Erdhöhle) und

einer großen Glasfassade (Auge in Auge mit der Wildkatze)
Um den Lebensraum der Wildkatze umfangreich zu präsentieren, sind Gehege und Umfeld mit
charakteristischer Vegetation und vielfältiger Struktur (Wurzelteller, Steinhaufen, Baumhöhlen, Geäst) nachgebildet.
Die Wildkatzenlichtung beherbergt auch das typische Beutetier der Wildkatze – die Maus. In zwei
Terrarien sind in der Hauptsaison Farb- bzw. Hausmäuse zu sehen.
In der Schauanlage sind vier Wildkatzen Zuhause. Sie leben dort auf knapp 550 m2 in drei Einzelgehegen (á mind. 160 m2). Die Mindesthaltung der Tiere liegt bei 10 m2 pro Tier oder 20 m2 pro
Paar (gesetzliche Vorgabe). Dies wird deutlich überschritten.
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Am Eingangsbereich rechts ist das Bruderpaar „Franz & Oskar“ untergebracht. Sie stammen aus
dem Natur- und Tierpark Goldau (Schweiz) und sind am 27.03.2010 geboren.
Auf der linken Seite befindet sich das zweite Bruderpaar „Toco & Carlo“. Sie fanden den Weg aus
dem Biotopwildpark Anholter Schweiz (NRW) zu uns und sind am 12.03.2011 geboren. Es wurde
sich bewusst für eine Brüderpaarhaltung und gegen eine Haltung Kater-Katze entschieden. Letzteres würde eine Reproduktion bedeuten. Dies ist jedoch problematisch, da es derzeit keine Auswilderungsprojekte, noch Bedarf an Wildkatzen in zoologischen Anlagen besteht.
Warum wurde sich speziell auf die Wildkatze fokussiert?

Das Wildkatzendorf Hütscheroda ist ein Ort, in dem die Faszination der heimlichen Raubkatze, die Ursprünglichkeit ihrer Lebensräume und das Ausmaß ihrer Bedrohung erlebbar
werden.

Die Wildkatze ist das Wappentier der Nationalparkregion und „Galionsfigur“ des BUND
für das „Rettungsnetz Wildkatze“

Sie steht im Vordergrund, da ihr „Schicksal“ stellvertretend für viele bedrohte Tier- und
Pflanzenarten steht

Sie ist eine gute Indikatorart für unzerschnittene, großflächig naturnahe Lebensräume:
Wald und gebüschreiche Wiesen und Heiden im Übergangsbereich zum Offenland, sowie
ausgedehnte Auwälder.

Über den Dreiklang: begreifen (Kopf), erleben (Herz) und entdecken (Hand) wird das
Thema Wildkatze erfasst.
Verhaltensbiologie
Ein Ethogramm ist eine schriftliche oder graphische Aufnahme aller beobachteten Verhaltensweisen oder Verhaltensmuster eines Beobachtungsobjekts (Tierart oder Mensch). Man kann das
Ethogramm auch als Verhaltensinventar oder Aktionskatalog beschreiben, es umfasst eine ausführliche und exakte Beschreibung des beobachten Verhaltens. Das Ethogramm bildet die Grundlage
späterer Schlussfolgerungen aus diesen Beobachtungen. Im Ethogramm darf keine Interpretation
dieser Beobachtungen vorgenommen werden!
Vor Beobachtungsbeginn muss festgelegt werden wie genau die Beschreibung sein soll (z. B. die
Katze putzt sich oder die Katze reinigt ihre Pfoten, putzt sich hinter den Ohren...).
Die Erstellung eines Ethogramms ist technisch sehr einfach: Papier und Stift sind ausreichend.
Wichtig ist, dass zuvor die Bedingungen geklärt werden, was und wie / wie lange beobachtet werden soll.
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Hintergrund Ethogramm Hauskatze
Die Katze ist ein strikter Carnivore. Unter natürlichen Bedingungen jagt sie allein und fängt kleine
Beutetiere. Ihre Nahrungsaufnahme verteilt sich auf 10 bis 20 Rationen pro Tag. Eine auf zwei
Mahlzeiten täglich beschränkte Fütterung ist deshalb weit entfernt von der natürlichen Lebensweise der Katze. Die Katze benötigt darüber hinaus eine reichhaltige, anregende Umgebung, die es ihr
ermöglicht, ihre natürlichen Verhaltensweisen auszuleben: Beobachten, Spielen, Verstecken, Schlafen, Körperpflege, Markieren etc.
Abbildung 30: Ethogramm einer Katze, Quelle?
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Steckbrief Wildkatze
Abbildung 31: Wildkater Oskar (Thomas Stephan)
SYSTEMATIK
Klasse:
Säugetiere (Mammalia)
Ordnung:
Raubtiere (Carnivora)
Familie:
Katzen (Felidae)
Gattung:
Altwelt-Wildkatzen (Felis)
Art:
Wildkatze (Felis silvestris,
Schreber 1777)
Unterart:
Europäische Wildkatze
(Felis silvestris silvestris)
Verwandte Katzen:
Weitere Unterarten der Wildkatze (Felis silvestris) sind die Falbkatze
(F. silvestris libyca) aus Afrika u. die Steppenkatze (F. silvestris ornata)
aus Asien.
AUSSEHEN:
Ein buschiger Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem,
schwarzem Ende. Die Fellzeichnung ähnelt der Hauskatze. Wenn man
aber genauer hinsieht, erkennt man, dass sie verwaschen ist, besonders
im Winterfell.
GRÖßE:
Etwa die Größe einer Hauskatze
GEWICHT:
Katzen meist ca. 4 kg, Kater um die 5 kg
JUNGE:
Zwischen März und September kommen pro Wurf 2 - 4, max. 6 Junge
auf die Welt, wobei die meisten Würfe im April sind. Der zweite Wurf
erfolgt im Herbst. Aber normalerweise nur bei Verlust des Ersten.
NAHRUNG:
In Mitteleuropa vor allem Mäuse. Dagegen seltener und je nach Angebot: Kaninchen, Eidechsen, Frösche, Insekten, Kleinvögel. Die Wildkatze ernährt sich kaum von Pflanzen.
SPUREN:
Sie hat den Pfotenabdruck wie eine Hauskatze: Rundlicher Umriss,
Ballen
und 4 Zehen, aber keine Krallen im Abdruck (Von den 5 Vorderzehen
erscheint der Daumen nicht im Abdruck, die hinteren Pfoten haben
nur 4 Zehen).
TRAGZEIT:
63 - 69 Tage
FORTPFLANZUNG: Die Hauptranzzeit liegt zwischen Februar und März. Sie kann sich
jedoch bis in den Hochsommer erstrecken. Nach einer Tragezeit von
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gut 9 Wochen kommen für gewöhnlich 2 bis 4 Junge zur Welt,
die anfangs noch blind sind. Innerhalb der ersten 2 Lebenswochen öffnen sie die Augen. Mit etwa 6 Wochen können die Jungen Fleischnahrung zu sich nehmen. Ab 5 Mo. sind die Jungtiere selbständig. Wie lange die jungen Katzen im Revier der Mutter bleiben, bevor sie sich ein
neues Streifgebiet suchen, ist unterschiedlich. Die Geschlechtsreife
tritt zwischen 9 und 11 Monaten ein.
ALTER:
Etwa 7-10 Jahre, in Gefangenschaft über 15 Jahre
LEBENSRAUM:
Wildkatzen sind reine Waldbewohner und gelten als Indikatorart für
naturnahe, strukturreiche Laubmischwälder. Baum- und Felshöhlen,
Wurzeln und Totholz dienen als Tagesunterschlupf und als Versteck
für die Jungenaufzucht. Zur Mäusejagd benötigen die Tiere kleine, helle
Lichtungen, im Wald verborgene Wiesen und ruhige, heckenreiche
Säume.
STREIFGEBIET:
Die Größe variiert je nach Habitatqualität, Beuteangebot, Populationsdichte, Jahreszeit und dem Geschlecht. Männchen durchstreifen Gebiete von mehreren Tausend, Weibchen von wenigen Hundert Hektar
SCHUTZ:
Die Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten
und ist durch wichtige internationale Abkommen, wie dem Washingtoner Artenschutzabkommen (1973), der Berner Konvention (1979)
und der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (1992, FFHAnhang IV) streng geschützt. In der Roten Liste Deutschlands wird sie
als stark gefährdet eingestuft.
DIE WILDKATZE IN EUROPA …
Ursprünglich besiedelte die Wildkatze ganz Europa. Heute kommt sie nur noch auf der iberischen
Halbinsel, in Schottland, Italien, auf dem Balkan, in Ostfrankreich bis Belgien und in Teilen Westund Mitteldeutschlands vor. Zwischen diesen Vorkommen findet aufgrund der großräumigen Isolation vermutlich kaum ein Austausch mehr statt. Dem Verbreitungszentrum in Mitteldeutschland
kommt eine Schlüsselrolle als Bindeglied zwischen den Vorkommen Ost- und Westeuropas zu.
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… IN DEUTSCHLAND …
In Deutschland gibt es zwei Hauptverbreitungsgebiete: Der Süd-West-Komplex mit Eifel, Hunsrück, Pfälzer Wald und Taunus beherbergt die bedeutendste deutsche Wildkatzenpopulation. Der
Nord-Ost-Komplex umfasst Vorkommen im Harz, Solling, Hainich und Nordosthessischen Bergland. In Bayern ist es im Spessart gelungen, Wildkatzen wieder anzusiedeln. Eine Verbreitungskarte
der Wildkatzen in Deutschland ist auf den Folgeseiten zu finden (Stand 2009).
… IN THÜRINGEN …
Thüringen ist seit vor- und urgeschichtlicher Zeit von Wildkatzen besiedelt. Die ältesten nachgewiesenen Knochen der Wildkatze stammen aus der Bandkeramik-Zeit vor etwa 4.500 bis 3.500
Jahren (Kyffhäuser). Die heutige Verbreitung, nach Funden von 1955 bis 2007 zeigt ein großflächiges Vorkommen im Südharz, Hainleite, Dün, Eichsfeld, Hainich, Fahnersche Höhe, Kyffhäuser, Hohe Schrecke und Schmücke mit Funden auch im Thüringer Becken. Ansonsten gibt es (Einzel)nachweise in Teilen des Thüringer Waldes, im Schiefergebirge, dem Thüringer Vogtland und im
Holzland.
In Thüringen gilt sie als selten. Genaue Daten zur Bestandsdichte existieren nicht. Die Art ist jedoch in der Ausbreitung begriffen. (Aus Atlas der Säugetiere Thüringens, 2009).
EIN RETTUNGSNETZ FÜR DIE WILDKATZE
Der BUND engagiert sich bereits seit 2004 mit seinem Projekt „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“ für den Schutz der Wildkatze und ihres Lebensraums. Das Ziel: Die Wälder Deutschlands
wieder miteinander zu verbinden. Durch grüne Korridore kann die Wildkatze neue Gebiete erschließen und der genetische Austausch zwischen bisher isolierten Vorkommen wird ermöglicht.
Diese Lebensraumvernetzung hilft nicht nur der Wildkatze, sondern auch vielen weiteren Waldbewohnern wie dem Rothirsch und dem Luchs. Denn wo die Wildkatze lebt, da fühlen sich auch
andere Arten wohl!
Das Biotopvernetzungsprojekt ist eines der größten Naturschutzprojekte Europas.
Seine Wurzeln hat das Projekt in der Mitte Deutschlands. Hier entstand 2007 der erste grüne
Korridor Deutschlands, welcher den Nationalpark Hainich mit dem Naturpark Thüringer Wald
verbindet.
Das Großprojekt „Rettungsnetz Wildkatze“ basiert auf vier Säulen: Kartierung, Korridor, Kontrolle, Kommunikation.
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Im September 2007 veröffentlichte der BUND den so genannten Wildkatzenwegeplan (Abbildung
nachfolgend) - ein Konzept zur Vernetzung von Waldlebensräumen (Biotopverbund) in Deutschland. Der Plan orientiert sich an Gebieten, die aktuell von Wildkatzen besiedelt sind, ihren möglichen neuen Ansiedlungsgebieten und den am besten geeigneten Verbindungskorridoren. Ziel ist es,
unsere Landschaft für die Wildkatze durchlässiger zu gestalten und bestehende Konflikte zu entschärfen.
Die Wildkatze selbst ist eine anspruchsvolle Waldbewohnerin, steht aber auch als Leitart für großflächige und strukturreichen Waldlebensräume. Ihr Schutz und die Vernetzung ihrer Waldlebensräume kommen gleichzeitig vielen anderen Tier- und Pflanzenarten zugute.
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Wildkatzenwegeplan
Abbildung 32: Der Wildkatzenwegeplan, BUND
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Verbreitungsgebiet der Wildkatze in Deutschland
Abbildung 33: Übersicht über Wildkatzennachweise in Deutschland,
BUND
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Aktivität
Teilethogramm einer Wildkatze
Indoor/Outdoor
Outdoor
Kurzbeschreibung (Inhalt)
Die Teilnehmer erstellen ein Ethogramm auf der Wildkatzenlichtung.
Lernziel (Absicht)
Die Teilnehmer schulen ihr Beobachtungsvermögen und lernen
wissenschaftliches Arbeiten kennen.
Art der Aktivität
forschend, ruhig
Klassenstufe (ab)
ab 5. Klasse
Weglänge
1 km
Zeit
20 min Beobachtung und ca. 15-20 min Auswertung
Material
Arbeitsblatt Teilethogramm, Klemmbrett, Stift, (Stopp)Uhr,
Taschenrechner
Ablauf:

Bildung von Kleingruppen

Einführung ins Thema (Was ist ein Ethogramm?)

Arbeitsblatt „Teilethogramm einer Wildkatze“ erklären

15-20 min Arbeit in Kleingruppen (Zweier-, max. Dreiergruppen)

Auswertung der Gruppenarbeit vor der gesamten Klasse
Das Arbeitsblatt ist im Anhang unter Station 7, S. 17 zu finden.
Hinweise/Variationen:
Für jüngere Teilnehmer kann die Aufgabenstellung, wie folgt variiert werden:

Zeichne eine Karte des Geheges. Vermerke darauf die Schlaf- und Ruheplätze der Wildkatze (X), sowie die Plätze zur Nahrungsaufnahme (O – nur möglich bei Fütterung).

Beobachte die Wildkatzen. Welche Verhaltensweisen zeigen Sie? (formloses Formulieren
von Verhaltensweisen)

Gibt es spezielle Plätze, wo die Tiere „markieren“?

Gibt es Besonderheiten, wenn die Tiere sich begegnen?

Was fällt dir besonders auf? (sind die Tiere entspannt, aufgeregt, aggressiv, zeigen sie ein
Verhaltensmuster)
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Aktivität
Stubentiger oder Wildkatze?
Indoor/Outdoor
Indoor
Kurzbeschreibung (Inhalt)
Vergleich von Haus- und Wildkatze anhand von Präparat und
Abbildung
Lernziel (Absicht)
Die Teilnehmer lernen die Merkmale der Wildkatze kennen.
Art der Aktivität
wissensorientiert, ruhig
Klassenstufe (ab)
ab 4. Klasse
Zeit
15-20 min
Weglänge
1 km
Material
Präparat, Abbildungen (Kopiervorlage Wild- und Hauskatze
aus „Bildung für die Katz“, Arbeitsblatt „Stubentiger oder
Wildkatze?“, sowie Plüschtiere Haus- und Wildkatze) – zu finden in der Biodiversitätskiste
Sonstiges
Ablauf:
Anhand der Abbildungen/des Präparats wird mit den Teilnehmern erarbeitet, was es für Merkmale
gibt, um eine Hauskatze von einer Wildkatze zu unterscheiden.
Dabei füllen die Teilnehmer das Arbeitsblatt alleine oder in Kleingruppen aus.
Das Arbeitsblatt ist im Anhang unter Station 7 zu finden.
Hinweise/Variationen:

Alternativ kann ein Steckbrief zu beiden Tierarten angelegt werden
Für eine Nachbereitung können folgende Themen bearbeitet werden:

Familie der Katzen (Groß- und Kleinkatzen, Portrait Luchs)

Abstammung der Hauskatze (Weg der Hauskatze nach Europa, Steckbrief Falbkatze)

die Welt der Rassekatzen (Arten)

Sinne der Katze (evtl. einzelne Sinne näher vorstellen, z.B. Tastsinn, Ortssinn (Wildkatze),
s.a. Bildungsmappe „Bildung für die Katz´“)

Skelett der Katze

die Katze als Haustier

Katze in der Literatur (z.B. suche eine kurze Katzengeschichte, Katzensprichwort, -gedicht.
Schreibe dieses auf ein A 4 Blatt und gestalte dieses)
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Ideenpool zum Thema Wildkatze auf der Wildkatzenlichtung:
o freies Zeichnen (Wildkatze)
o Umfangreiche Bildungsmaterialen zum Thema Wildkatze stehen im Internet zur Verfügung
Weiterführende Links:
o www.wildkatze.info und www.bund.net, sowie www.wildkatze-rlp.de
o www.bund-thueringen.de und www.bund-hessen.de
o https://www.bund.net/index.php?id=6636
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Aktivität
Biotopkartierung
Indoor/Outdoor
Outdoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die Schüler*innen sollen erkennen, wie ein Wald aussehen
sollte, in dem sich Wildkatzen wohl fühlen. Nach einer Einführung zur Biologie der Wildkatze sollen die Schüler*innen die
vorhandenen Biotope nach einem vorgegebenen Schlüssel kartieren.
Lernziel (Absicht)
Kartierung von Biotoptypen mit vorgegebenen Musterblatt,
Erkennen von Unterschieden in der Pflanzenausstattung und
damit den Lebensräumen, Biodiversität
Gruppenarbeit
Präsentation von Ergebnissen
Artenkenntnis
Art der Aktivität
Kurze Wanderung, dann Vortrag mit anschließender eigenständiger Biotop-Kartierung
Klassenstufe (ab)
5. – 12. Klasse
Zeit
3 x 60 min
Weglänge
1 km
5 Klemmbretter mit Lebensraum-Protokoll für 5./6. Kl. /
Biotoperfassungsbogen für 7.-12.Kl. s. Biodiversitätskiste
Waldanalyse scannen S. 15-21.
Material
Geländekarte um Hütscheroda (TK10, 5 laminierte A4Karten), Kompass, Bestimmungsliteratur „Bäume und Sträucher“, Maßband/Markierband, Fotoapparat/Handy
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Ablauf:
1. Start an der Wildkatzenscheune, Wanderung zu Station 2 (Waldrand am Wildkatzengehege)
2. Orientierung vor Ort und Vorlegen der Bildtafeln „Geschichte über die Nutzung des Hainich
seit der Steinzeit“, Vorstellung der Bildtafeln
3. Vorlesen der Geschichte der Waldentwicklung im Hainich – Legen der Bildtafeln gemeinsam
mit den Schüler*innen oder Exkursionsleitung
4. Vorstellung der Aufgabe Biotopkartierung, dazu Regeln im Nationalpark,
5. Aufteilung in 5 Gruppen, á 4-5 Schüler*innen, Ausgabe der Biotop-Kartierungsunterlagen, Aufteilung der Gruppen im Gelände
6. Kartierung ca. 1 h
7. Vorstellung und Auswertung der Ergebnisse der Gruppen
8. Rückweg
9. Verabschiedung oder Gang zum Gehege
Hinweise/Variationen:
Wird die Station eigenständig durchgeführt, sollten die Materialien vorher ausgeliehen/gesichtet
und ausprobiert werden. Je nach Gruppe (Alter, Vorwissen etc.) kann eine stärkere Fokussierung
auf das Thema „Welche Biotope sehe ich vor Ort?“ statt dem Hintergrundwissen „Historische
Waldentwicklung“ sinnvoll sein.
Je nach Vorwissen und Zeitrahmen sollte der einfachere oder der komplexere Biotopkartierungsbogen ausgewählt werden. Dabei kann es hilfreich sein, wenn darauf hingewiesen wird, dass die
Gruppe vorher ihre Arbeit bespricht und sich diese in Teilverantwortlichkeiten aufteilt (Kartenarbeit, Pflanzenkartierung, Skizzierung/Dokumentation der Fläche etc.)
Weiterführende Links:
Potentielle natürliche Vegetation: http://www.floraweb.de/vegetation/pnv/index.html
Komitee-Bericht zur Evaluierung des Nationalparks Hainich, Berlin , 2013
Nationalparkplan für den Nationalpark Hainich, Fortschreibung des Pflege- und Entwicklungsplanes, Leitbild und Ziele, 2010
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3.9. Station 8: Die Wildkatzenscheune
Die Wildkatzenscheune ist das „Herzstück“ des Wildkatzendorfes. Hierfür wurde die vorhandene
alte Fachwerkscheune aufwendig zu einem modernem Informationszentrum renoviert.
Über großformatige Bilder, ansprechende Informationstexte und Filmvorführungen bildet sie die
Grundlage, um die Wildkatze verstehen zu lernen.
Inhaltlich ist die Wildkatzenscheune in verschieden Bereiche unterteilt:
(1) Besucherempfang & Wildkatzenshop
(2) Großbildschirm mit Live-Bildern von der Wildkatzenlichtung
(3) Nationalpark-Ecke (offizielle Nationalparkinformation, am Wochenende und Feiertagen mit
Ranger besetzt)
(4) Wildkatzenerlebniswald und (5) Wildkatzenhöhle, für Ein- und Ausblick in den Wildkatzenlebensraum, sowie Kennenlernen der Lockstockmethode und Fotofalle als Forschungsmethode
(6) Infotisch, installiert mit einem Hörspiel, einer Fotoserie und Büchern zum Anschauen
(7) großes Wimmelbild – zeigt einen Querschnitt in den Lebensraum der Wildkatze
(8) ein Kino mit Wildkatzenaufnahmen im Jahresverlauf – dort sind verschiedene Filme verfügbar,
wie z.Bsp. der Film „Im Wald der Wälder“. Das Kino dient hervorragend als Lernort – hier können bis zu zwei Schulklassen Platz nehmen. Gerade bei Schlechtwetter können DVDs und Präsentationen gezeigt werden.
(9) Informationstafeln zu den Themen: Verbreitungsgebiet der Wildkatze, Unterschiede zwischen
Haus- und Wildkatze, die Wildkatze im Jahresverlauf und Jagdmethoden der Wildkatze
(10) Informationstafeln zu den Themen: Rettungsnetz Wildkatze, Wildkatzenwegeplan, erste Korridorbepflanzung Deutschlands, Aktivitäten in Thüringen und Rückblick zu den ersten Wildkatzenforschungen im Hainich
(11) 3D Modell mit bundesweitem Überblick zum Projekt Rettungsnetz Wildkatze
78 von 131
Aktivität
Die Wildkatzenscheune interaktiv entdecken
Indoor/Outdoor
Indoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Diverse Arbeitsblätter dienen dazu, die Ausstellung zu erkunden und Fachwissen über die Wildkatze zu erweitern.
Lernziel (Absicht)
Unterschiede von Fleisch- und Pflanzenfressern erkennen, Tiere und Pflanzen der Heimat kennenlernen
erlangtes Fachwissen wiederholen und festigen
Merkmale und Nahrung der Wildkatze kennenlernen und anwenden
Art der Aktivität
wissensorientiert, ruhig, kreativ
Klassenstufe (ab)
alle Altersstufen je nach Arbeitsblatt
Zeit
mind. 15 min je nach Arbeitsblatt
Weglänge
0 km
Material
Klemmbrett, Stifte, Arbeitsblätter
Ablauf:
Die Teilnehmer erkunden die Ausstellung selbstständig. Dabei werden ein oder mehrere Arbeitsblätter ausgeteilt.
Nach einer definierten Zeit finden sich alle Teilnehmer im Kino zusammen. Die Arbeitsblätter
werden vorgestellt und ausgewertet.
In der Anlage unter Station 8 ab Seite 34 stehen folgende Arbeitsblätter zur Verfügung:
1. AKTIVITÄT
„Pflanzen- und Fleischfresser“
Altersempfehlung ab 5. Klasse
2. AKTIVITÄT
„Wirbeltiere“
Altersempfehlung ab 5. Klasse
3. AKTIVITÄT
„Forscherfragen“
Altersempfehlung ab 7. Klasse
4. AKTIVITÄT
„Buchstaben sortieren“ – Beutetiere der Wildkatze
Altersempfehlung ab 3. Klasse
5. AKTIVITÄT
„Unterschiede Haus-und
Wildkatze“
Altersempfehlung ab 3. Klasse
6. AKTIVITÄT
„Lückentext – Die Wildkatze“
Altersempfehlung ab 3. Klasse
79 von 131
3.10.
Station 9: Wildkatzenwald der Schulen
Der BUND Thüringen lädt alle Schulklassen, die für die Waldbiotopvernetzung aktiv werden wollen regelmäßig zu Pflanz- und Pflegeaktionen in verschiedene Regionen Thüringens. Vielleicht ist
eine davon ja genau in ihrer Nähe?
Interessierte Klassen können sich im Frühling, Sommer und Herbst selbst aktiv in den Wildkatzenschutz einbringen. Damit leisten Sie einen sinnvollen Beitrag für den Naturschutz. Mitbringen müssen die Teilnehmenden nur Spaß an körperlicher Arbeit. Die Werkzeuge werden gestellt. Eine
Einführung und Betreuung erfolgt von geschulten Projektmitarbeiter*innen.
Über Ihren Einsatz hinaus lernen die Teilnehmenden den Lebensraum der Wildkatze kennen und
erhalten einen umfassenden Einblick in das Projekt „Rettungsnetz für die Wildkatze des BUND“.
Waldkorridore verbinden die bestehenden mit den potentiellen Wildkatzenwäldern in Thüringen
und deutschlandweit. Nicht nur die bedrohte Wildkatze, mittel- bis langfristig sollen auch viele
andere heimische Tierarten auf diese Wanderschaft gehen. Denn die scheuen Waldkatzen meiden
freie Flächen wie Wiesen und Felder. Dass die Wildkatzen solche Korridore annehmen, konnte
mit Genanalysen von Wildkatzenhaarproben bereits nachgewiesen werden.
Abb.: 34, Pflanzaktion, Jörg Faris
80 von 131
Aktivität
Wildkatzenwald der Schulen
Indoor/Outdoor
Outdoor
Kurzbeschreibung
(Inhalt)
Die neunte Station des Wildkatzenforscher-Pfades soll den
Teilnehmenden die Möglichkeit bieten anhand eigener Biotoppflege zu erfahren, wie ein Waldverbundkorridor für die Wildkatze und andere Arten entsteht und vor Ort umgesetzt wird.
Je nach aktueller Projektregion kann die Aktion auch außerhalb
des Hainich stattfinden. Dazu bitte mindestens 6 Wochen vorher anfragen.
Lernziel (Absicht)
Aktive Mitarbeit im Rettungsnetz für die Wildkatze
Kennenlernen des Projektes vor Ort
Art der Aktivität
Pflanzaktion
Klassenstufe (ab)
7. – 12. Klasse
Zeit
ganztägig (5h)
Weglänge
Je nach Projektregion unterschiedlich.
Material
(wird gestellt)
Arbeitshandschuhe
Spaten
Gießkannen
Hacken
Ablauf:
1.
Einführung zum „Rettungsnetz für die Wildkatze“
2.
Einführung in die Arbeiten
3.
Aufteilung in Gruppen
4.
Arbeit mit (Mittags)Pausen
5.
Verabschiedung
Hinweise/Variationen:
Die Pflanzaktion benötigt eine Vorlaufzeit von ca. 6 Wochen, da Regionen- und Maßnahmenabhängig reagiert werden muss. Diese Station ist vor allem für höhere Klassenstufen geeignet, da bei der
Pflanz- und Pflege des Biotopverbundkorridors eine gewisse körperliche Fitness und Durchhaltevermögen Voraussetzung ist.
81 von 131
4. Anhang: Arbeitsmaterialien
82 von 131
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
Abbildung 35: Der Hainich in der Steinzeit, www.kon-tiki.eu
83 von 131
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
Abbildung 36: Der Hainich in der Jungsteinzeit, www.kon-tiki.eu
84 von 131
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
Abbildung 37: Der Hainich im Mittelalter, www.kon-tiki.eu
85 von 131
Station 1: Landschaftsnutzung im Laufe der Jahrhunderte
Abbildung 38: Der Hainich in der Neuzeit, www.kon-tiki.eu
86 von 131
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
Powerpoint-Präsentation Nationale Naturlandschaften
Handzettel einfügen stehen als pdf-Dokument zur Verfügung
87 von 131
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
88 von 131
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
89 von 131
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
Arbeitsblatt: Wortschlange Nationale Naturlandschaften
Welche Wörter findest du im Baum? Trenne diese mit einem Strich ab.
Schreibe Sie der Reihe nach auf (extra Blatt)! Die Buchstaben zwischen den Wörtern ergeben das Lösungswort!
Lösungswort:
90 von 131
Station 2: Wozu gibt es Großschutzgebiete?
Lösung: Wortschlange Nationale Naturlandschaften
NATIONALPARK
BIOSPHÄRENRESERVAT
WILDNIS
NATUR NATUR SEIN LASSEN
MODELLREGION
ERHOLUNG
NATURSCHUTZ
UMWELTBILDUNG
KERNZONE
Lösungswort:
W
91 von 131
I
L
D
K
A
T
Z
E
Station 2: Arbeitsblatt: Wortsalat Nationale Naturlandschaften
National
park
Kultur
landschaft
Natur
park
Naturschutz
gebiet
Biosphären
reservat
Umwelt
bildung
Kern
zone
Touris
mus
Land
schaft
einzig
artig
Öko
system
groß
flächig
Modell
region
schützens
wert
Er
holung
nach
haltig
Natur
schutz
be
wahren
92 von 131
Station 2: Lösung: Wortsalat Nationale Naturlandschaften
Lösung: Wortsalat Nationale Naturlandschaften
NATIONALPARK
BIOSPHÄRENRESERVAT
WILDNIS
NATUR NATUR SEIN LASSEN
MODELLREGION
ERHOLUNG
NATURSCHUTZ
UMWELTBILDUNG
KERNZONE
93 von 131
Station 2: Arbeitsblatt Nationale Naturlandschaften
Nationalpark
Schutzzweck
Eingriffe des
Menschen
Natur- und
Kulturlandschaft
Tourismus
wissenschaftlicher Nutzen
Anzahl
Beispiele
94 von 131
Biosphärenreservat
Naturpark
Station 2: Lösung: Nationale Naturlandschaften
Biosphären-
Nationalpark
Schutzzweck
Eingriffe des
Menschen
Natur- und
Kulturlandschaft
Tourismus
wissenschaftlicher Nutzen
Anzahl
Natur Natur sein lassen;
eigendynamische Entwicklung der Natur steht
im
Vordergrund; nicht eine
Art oder ein bestimmtes
Biotop
wird geschützt, sondern
die natürlichen Prozesse;
charakteristische oder
einzigartige Landschaften
und Ökosysteme
kaum; 75 Prozent ihrer
Fläche müssen naturnahem
Zustand entsprechen
vor allem Naturlandschaft;
Gebiet muss groß-flächig
genug sein, um ein oder
mehrere vollständige
Ökosysteme zu umfassen
Naturpark
reservat
Modellregion für das
Zusammenleben von
Mensch und Natur sowie
nachhaltige Entwicklung;
schützen gewachsene
Kulturlandschaft;
Erholung für Mensch
und Natur; Landschaft
und Natur sowie
naturverträglicher
Tourismus und
Naherholung
Drei Zonen: mindestens
5 Prozent keine Eingriffe;
Pflegezone mit Landschaftspflege; Entwicklungszone mit naturverträglicher Entwicklung
aller Wirtschaftssektoren
Mensch greift ein;
Landschaftspflege,
Landschaftsschutzgebiete,
Entwicklung von Tourismus
Kulturlandschaft; großräumig und für bestimmte Landschaftstypen charakteristisch
Kulturlandschaft;
Naturschutzgebiete
innerhalb der Parks
naturverbundene
Tourismusangebote;
strenge Regeln; Naturschutz
hat Vorrang
ausgeprägte
Tourismusangebote;
Umweltbildung spielt
große Rolle
stark touristisch orientiert;
dient dem natur- und
umweltverträglichen
Tourismus
Erkenntnisse über die
Eigengesetzlichkeiten der
Natur
Erkenntnisse über
naturverträgliche,
nachhaltige Entwicklung
Umweltbildung und
pädagogische Angebote
15
16
104
(Stand 10.02.14)
Beispiele
95 von 131
Nationalpark Hainich
Nationalpark Harz
Naturpark EichsfeldBiosphärenreservat Rhön
Hainich-Werratal, Naturpark Thüringer Wald
Station 4: Lebensraumvernetzung
96 von 131
Station 4: Lebensraumvernetzung
Lösung: Arbeitsblatt Lebensraumvernetzung
1
b)
2
a)
3
a)
4
b)
5
b)
6
b)
7
b)
8
a)
9
b)
97 von 131
Station 4: Lebensraumvernetzung
Arbeitsblatt „Wildkatzenquiz“
98 von 131
Station 4: Lebensraumvernetzung
Lösungen „Wildkatzenquiz“
1
b)
2
b)
3
a)
4
b)
5
a)
6
c)
7
b)
8
c)
9
b)
99 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Arbeitsblatt: Quiz „Natur- und Artenschutz“
100 von 131
101 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Lösung: Quiz „Natur- und Artenschutz“
1-4
c)
5
a)
6
b)
7
a)
8
c)
9
b)
10
a)
11
d)
12
d)
13
b)
14
a)
15
d)
16
c)
17
c)
18
d)
19
c)
20
Das Säugen von Jungtieren, der Besitz von Haaren, ein hoch entwickeltes Nervensystem
102 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Arbeitsmaterial: Nahrungspyramide
Abbildung 38: Nahrungspyramide, Bildungsmappe „Bildung für die Katz‘“, BUND
103 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Arbeitsmaterial: Energiepyramide
Abbildung 39: Energiepyramide, Bildungsmappe „Bildung für die Katz‘“, BUND
Eine Wildkatze mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von sechs Kilogramm
frisst in einem Jahr 4.000 Feldmäuse mit insgesamt 130 Kilogramm Körpergewicht, die ihrerseits fast eineinhalb Tonnen Getreidekörner vertilgen.
104 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Powerpoint-Präsentation „Waldökologie“
105 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Powerpoint-Präsentation „Waldökologie“
106 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Powerpoint-Präsentation „Waldökologie“
107 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Powerpoint-Präsentation „Waldökologie“
108 von 131
Station 6: Waldökologie erleben
Powerpoint-Präsentation „Waldökologie“
109 von 131
Station 7: Die Wildkatzenlichtung
110 von 131
Station 7: Die Wildkatzenlichtung
Arbeitsblatt: „Stubentiger oder Wildkatze?“
Notiere in der folgenden Tabelle die Unterschiede zwischen Haus- und Wildkatze.
Nutze dazu die Informationstafel in der Ausstellung.
Wildkatze
Fell
Körperbau
Kopfform
Nase
Ohren
SchnurrTasthaare
und
Schwanz
Verhalten
Feinde
Würfe pro Jahr
Junge pro Wurf
Abstammung
111 von 131
Hauskatze
Station 7: Die Wildkatzenlichtung
Lösung: Arbeitsblatt: „Stubentiger oder Wildkatze?“
Notiere in der folgenden Tabelle die Unterschiede zwischen Haus- und Wildkatze.
Nutze dazu die Informationstafel in der Ausstellung.
Wildkatze
Hauskatze
Fell
verwischte Zeichnung mit dunklem Aalstrich
meist kräftig durchgezeichnet,
Farbe variabel
Körperbau
plumper wirkend (weil langhaarig), Läufe dick
schlanker wirkend (weil kurzhaarig), Läufe dünner
Kopfform
wuchtig, breiter Schnauzenteil
zarter, schlanker Schnauzenteil
Nase
hell fleischfarben
meist dunkler
Ohren
klein wirkend, da längere Kopfhaare
groß wirkend, da kürzere Kopfhaare
SchnurrTasthaare
und weiß, von kräftiger Struktur
schwächer ausgebildet
Schwanz
stumpfendig, stark buschig, über
50% der Körperlänge, deutlich
dunkel abgesetzte Ringe in der
hinteren Hälfte, schwarze Spitze
Verhalten
vorsichtig, scheu, störungsemp- zutraulich, menschennah
findlich, ständig fluchtbereit,
menschenfern
Feinde
Luchs, Wolf, (Uhu), Mensch; bei Luchs, Wolf, (Uhu), Mensch
Jungtieren auch: Fuchs, Baummarder, Hermelin
Würfe pro Jahr
ein, selten zwei
Ranzzeit von 01-03
Wurfzeit von 03-05
mindestens zwei, ganzjährig paarungsbereit
Junge pro Wurf
zwei bis vier
vier bis sechs
Abstammung
lebte schon vor über 300.000 von der Afrikanischen Falbkatze
Jahren in Europa
aus dem östlichen Mittelmeerrraum, mit Römern nach Mitteleuropa gekommen
112 von 131
spitzendig, kurzhaarig
bis 50% der Körperlänge, helle
Felder silbergrau gefärbt, meist
nicht so scharf abgesetzt
Station 7: Wildkatzenlichtung
Arbeitsblatt: Biotop-Kartierung
113 von 131
114 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
1. AKTIVITÄT
„Pflanzen- und Fleischfresser“
Altersempfehlung ab 5. Klasse
2. AKTIVITÄT
„Wirbeltiere“
Altersempfehlung ab 5. Klasse
3. AKTIVITÄT
„Forscherfragen“
Altersempfehlung ab 7. Klasse
4. AKTIVITÄT
„Buchstaben sortieren“ – Beutetiere der Wildkatze
Altersempfehlung ab 3. Klasse
5. AKTIVITÄT
„Unterschiede Haus-und
Wildkatze“
Altersempfehlung ab 3. Klasse
6. AKTIVITÄT
„Lückentext – Die Wildkatze“
Altersempfehlung ab 3. Klasse
115 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune Arbeitsblatt Wimmelbild
Das Wimmelbild in der Wildkatzenscheune gibt Einblick in die Kultur- und Naturlandschaft unserer Region. Hier findest du neben der Wildkatze viele Vertreter aus
der heimischen Tier- und Pflanzenwelt.
1. Wie viele Wildkatzen findest du auf dem Wimmelbild?
Stück
2. Trage in die nachfolgende Tabelle jeweils fünf Vertreter aus der Gruppe der
Fleisch- und Pflanzenfresser ein!
Pflanzenfresser
Fleischfresser
3. Wie unterscheiden sich Fleisch- und Pflanzenfresser von Ihren Merkmalen?
Pflanzenfresser
Fleischfresser
Gebiss
Fast alle Tiere kennzeichnen sich durch das Vorhandensein einer Wirbel-säule.
Diese Tiere nennt man:
116 von 131
.
Dazu gehören
Nutze das Wimmelbild zur Hilfe!
S
R
A
V
F
117 von 131
Schreibe mind. 2 Vertreter auf.
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Lösung: Arbeitsblatt Wimmelbild
1. Wie viele Wildkatzen findest du auf dem Wimmelbild?
7
Stück
2. Trage in die nachfolgende Tabelle jeweils fünf Vertreter aus der Gruppe der
Fleisch- und Pflanzenfresser ein!
Pflanzenfresser
Fleischfresser
Rotwild
Luchs
Rehwild
Wildkatze
Hase
Wildschwein
Kaninchen
Fuchs
Feldmaus
Waschbär
3. Wie unterscheiden sich Fleisch- und Pflanzenfresser von Ihren Merkmalen?
Pflanzenfresser
Fleischfresser
Gebiss
keine Fangzähne (Eckzähne brechen nicht
durch Zahnfleisch), nur Mahlzähne
können Unterkiefer auch seitlich bewegen, um
Nahrung zu zermahlen
118 von 131
große Fangzähne (Eckzähne), keine
Mahlzähne
Fast alle Tiere kennzeichnen sich durch das Vorhandensein einer Wirbelsäule.
Diese Tiere nennt man:
SÄUGETIERE
REPTILIEN
AMPHIBIEN
VÖGEL
FISCHE
119 von 131
WIRBELTIERE.
Reh, Rothirsch, Wildschwein, Luchs
Zauneidechse, Feuersalamander, Blindschleiche
Erdkröte, Gelbbauchunke, Berg- und Teichmolch
Buchfink, Blaumeise, Mäusebussard
Bachforelle, Lachs, Aal
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Arbeitsblatt: Forscherfragen Wildkatze
Unsere Forscherfragen zur Wildkatze! Nutze die vorgegebene Zeit (10-20 min) um die Ausstellung in der Wildkatzenscheune zu erkunden und die nachfolgenden Fragen zu beantworten.
1. Welche natürlichen Feinde hat eine erwachsene Wildkatze?
 a) Wildschwein
 b) Uhu, Fuchs
 c) Wolf, Bär
2. Was gefährdet die Wildkatze?
 a) Landschaftsrekultivierung
 b) Landschaftsrenaturierung
 c) Landschaftszerschneidung
3. Wie alt können Wildkatzen in freier Natur werden?
 a) Bis zu 10 Jahre
 b) Bis zu 15 Jahre
 c) Bis zu 20 Jahre
4. Wo gibt es heute noch Wildkatzen der Art Felis silvestris silvestris?
 a) In Teilen Europas (u.a. in Frankreich, Italien und Deutschland)
 b) In Teilen Afrikas (u.a. in Uganda, Kenia)
 c) In Teilen Asiens (u.a. in Nepal, Tibet und Thailand)
5. Was ist die rote Liste?
 a) Eine Auflistung der gefährdeten und ausgestorbenen Arten
 b) Eine Auflistung ausgestorbener Arten
 c) Eine Auflistung neu entdeckter Arten
6. Je mehr Wildkatzen desto weniger ...
 a) Wühlmäuse
120 von 131
 b) Schwarzspechte
 c) Ringelnattern
7. Welcher Faktor beeinflußt die Regulation des Wildkatzenbestands heute nicht
mehr?
 a) Nahrungsmenge
 b) Revierbildung
 c) Parasiten
 d) Räuber
8. Welches Tier bildet hauptsächlich die Nahrungsgrundlage für die Wildkatze?
 a) Eidechse
 b) Kleinvogel
 c) Wühlmaus
 d) Spinne
9. Über welche passive Schutzeinrichtung (welche Schutztracht) verfügen Tiere
nicht?
 a) Umgebungstrachten
 b) Nachahmungstrachten
 c) Warn- und Schrecktrachten
 d) Tarntrachten
10. Nenne zwei Merkmale, die Säugetiere ausmachen:
121 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Arbeitsblatt: Forscherfragen Wildkatze
1. – 2
c)
3. – 6.
a)
7.
d)
8.
c)
9.
d)
10.
Säugen von Jungtieren, Besitz von Haaren, hoch entwickeltes Nervensystem
122 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Arbeitsblatt: Was essen Wildkatzen?
Zufrieden schnurrend rollt sich die satte Wildkatze auf dem Waldboden. Sie träumt
von all dem Leckeren, dass sie in der letzten Zeit verspeist hat. Ordne die Buchstaben, und du erfährst die Namen ihrer Beute. Das große Wimmelbild in der
Wildkatzenscheune ist dir eine Hilfestellung.
123 von 131
Beute:
124 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Lösung: Arbeitsblatt „Was essen Wildkatzen?“
Beute:
BUCHFINK
WALDMAUS
SIEBENSCHLÄFER
EIDECHSE
KANINCHEN
RÖTELMAUS
WALDMAUS
125 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Arbeitsblatt „Wildkatze und Hauskatze?“
Diese beiden Katzen sehen sich ein bißchen ähnlich. Findest du trotzdem Unterschiede? Zeichne die Merkmale ein und schreibe dazu wer „Ich bin ...“.
Nutze dazu die Tafel „Wild- und Hauskatze“ in der Wildkatzenscheune.
Ich bin ....
Ich bin ....
126 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
     und Sträucher – sogenannte Grünbrücken, welche die
Inseln wieder miteinander verbinden.
Arbeitsblatt:
Die Wildkatze – Botschafterin für
naturnahe Wälder
FALBKATZE-VIER-SCHWANZ-MÄUSE-VERSTECKEN-MENSCH-INSELN-BÄUME
Die Wildkatze – Botschafterin für naturnahe Wälder
Fülle den Lückentext aus!
Wußtest du, dass Wildkatzen keine verwilderten Hauskatzen sind? Der
Fülle den Lückentext aus!
Vorfahre unserer Hauskatze ist die         . Hier
Vorfahre unserer Hauskatze ist die         . Hier
im Wildkatzendorf kann man der Wildkatze direkt begegnen. Auf der
im Wildkatzendorf kann man der Wildkatze direkt begegnen. Auf der
Wildkatzenlichtung leben     Wildkatzen. Der Unterschied
Wildkatzenlichtung leben     Wildkatzen. Der Unterschied
zwischen einer Wild- und einer Hauskatze ist der      
zwischen einer Wild- und einer Hauskatze ist der      
. Dieser ist buschig, mit drei schwarzen Ringen und einem stumpfen
. Dieser ist buschig, mit drei schwarzen Ringen und einem stumpfen
dicken Ende. Wildkatzen fressen keine Gummibärchen oder Nudeln
dicken Ende. Wildkatzen fressen keine Gummibärchen oder Nudeln
mit Tomatensoße. Auf ihrem Speiseplan stehen     . In der
mit Tomatensoße. Auf ihrem Speiseplan stehen     . In der
Natur muss der scheue Jäger sich vor den Greifvögeln und den Alles-
Natur muss der scheue Jäger sich vor den Greifvögeln und den Alles-
fressern, wie dem Wildschwein in acht nehmen. Die Wildkatze lebt in
fressern, wie dem Wildschwein in acht nehmen. Die Wildkatze lebt in
großen Wäldern mit vielen Bäumen und Unterholz zum    
großen Wäldern mit vielen Bäumen und Unterholz zum    
     . Der größte Feind der Wildkatze ist der    
     . Der größte Feind der Wildkatze ist der    
 . Er baut Autobahnen, Getreide oder Mais auf großen Feldern an.
 . Er baut Autobahnen, Getreide oder Mais auf großen Feldern an.
Der Lebensraum der Wildkatze wurde über die letzten Jahrzehnte im-
Der Lebensraum der Wildkatze wurde über die letzten Jahrzehnte im-
mer kleiner. Die heutigen Wälder liegen wie       im
mer kleiner. Die heutigen Wälder liegen wie       im
Meer. Das Rettungsnetz Wildkatze soll diese wieder verbinden. Dazu
Meer. Das Rettungsnetz Wildkatze soll diese wieder verbinden. Dazu
pflanzen Menschen
pflanzen Menschen
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Wußtest du, dass Wildkatzen keine verwilderten Hauskatzen sind? Der
     und Sträucher – sogenannte Grünbrücken, welche die
Inseln wieder miteinander verbinden.
FALBKATZE-VIER-SCHWANZ-MÄUSE-VERSTECKEN-MENSCH-INSELN-BÄUME
128 von 131
Station 8: Die Wildkatzenscheune
Jahrzehnte immer kleiner. Die heutigen Wälder liegen wie I N S E L N
im Meer. Das Rettungsnetz Wildkatze soll diese wieder verbinden. Da-
Lösung:
Die Wildkatze – Botschafterin für
naturnahe Wälder
Fülle den Lückentext aus!
Die Wildkatze – Botschafterin für naturnahe Wälder
Wußtest du, dass Wildkatzen keine verwilderten Hauskatzen sind? Der
Vorfahre unserer Hauskatze ist die F A L B K A T Z E. Hier im
Wildkatzendorf kann man der Wildkatze direkt begegnen. Auf der
Wildkatzenlichtung leben V I E R Wildkatzen. Der Unterschied zwischen einer Wild- und einer Hauskatze ist der S C H W A N Z. Dieser ist buschig, mit drei schwarzen Ringen und einem stumpfen dicken
Ende. Wildkatzen fressen keine Gummibärchen oder Nudeln mit Tomatensoße. Auf ihrem Speiseplan stehen M Ä U S E. In der Natur
muss der scheue Jäger sich vor den Greifvögeln und den Allesfressern,
wie dem Wildschwein in acht nehmen. Die Wildkatze lebt in großen
Wäldern mit vielen Bäumen und Unterholz zum V E R S T E C K E
N. Der größte Feind der Wildkatze ist der
M E N S C H. Er baut Autobahnen, Getreide oder Mais auf großen
Feldern an. Der Lebensraum der Wildkatze wurde über die letzten
129 von 131
zu pflanzen Menschen B Ä U M E und Sträucher – sogenannte Grünbrücken, welche die Inseln wieder miteinander verbinden.
Quellenverzeichnis und Literaturtipps
Internetseite der BUND-Kampagne „Biotopvernetzung – Netze des Lebens“: www.bund.net/biotopvernetzung
Wildkatzenflyer und -broschüre des BUND: bit.ly/lTOv4O
Steckbrief der Wildkatze: bit.ly/k0Hvab
Arbeitsgemeinschaft Treffpunkt Wald: www.treffpunktwald.de
Stiftung Unternehmen Wald: http://www.wald.de
Die Wildkatze in Bayern: www.bund-naturschutz.de/wildkatze
Die Wildkatze in Hessen: www.bund-hessen.de/wildkatze
Die Wildkatze in Niedersachsen: www.bund-niedersachsen.de/wildkatze
Die Wildkatze in Rheinland-Pfalz: www.wildkatze-rlp.de
Die Wildkatze in Thüringen: www.wildkatze.info
BUND Rheinland-Pfalz (2010): Mit Kindern auf den Spuren der Wildkatze. Umweltbildungsmappe rund um
die Wildkatze und ihren Lebensraum.
Die Wildkatze – Zurück auf leisen Pfoten. Burkhard Vogel, Thomas Mölich und Nina Klar (2009):
Der Wildkatzenwegeplan. Ein strategisches Instrument des Naturschutzes. In: Natur und Landschaftsplanung
41.
Rudolf Piechocki (1990): Die Wildkatze. Felis silvestris
Dachverband der Nationalen Naturlandschaften in Dtl.: www.nationale-naturlandschaften.de
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): www.sdw.de
Wald in Thüringen, ThüringenForst - Anstalt öffentlichen Rechts: www.thueringenforst.de
Naturführer Regiun Surselva: www.regiun.ch
examio GmbH, Interaktive Onlinekurse: www.abiweb.de
ROYAL CANIN Tiernahrung GmbH & Co. KG: www.royal-canin.de
Wikimedia Deutschland - Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e.V.: www.wikipedia.de
Nationalparkverwaltung Hainich: Kurz-Portrait Nationalpark Hainich, Text Manfred Großmann (21.11.13)
Artenbericht (31.12.2010)
private Ausarbeitung Jens Wilhelm
Entwicklungskonzept Wildkatzendorf Hütscheroda, Fa. Wiesenthal (2010)
Waldpädagogischer Leitfaden nicht nur für Förster (7. Auflage)
Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten (2009)
http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/Vortraginfas_Oeko-Institut_Ecomobil_2009_I.pdf
Verkehrsinvestitionsbericht für das Berichtsjahr, BMVBS, 2011
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Ansprechpartner/Kontakt
BUND Landesverband Thüringen e.V.
Wildtierland Hainich gGmbH
Alexandra Schubert
Schloßstraße 4
Trommsdorffstraße 5
99820 Hörselberg – Hainich
99084 Erfurt
Tel.: 036254 / 86 51 80
Tel.: 0361 / 555 03 10
Fax: 036254 / 86 51 82
Fax: 0361 / 555 03 19
e-mail: info@wildkatzendorf.de
e-Mail: bund.thueringen@bund.net
Impressum
V.i.S.d.P.: Dr. Burkhard Vogel, BUND Landesverband Thüringen e.V., Landesgeschäftsstelle,
Trommsdorffstraße 5, 99084 Erfurt, Tel.: 0361 / 555 03 10, Fax: - 19, e-Mail:
bund.thueringen@bund.net
Text und Konzept: Alexandra Schubert und Claudia Wilhelm,
Fotos/Abbildungen: laut Angabe, Ausgabe: 2014
Der Förderer übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit der Angaben sowie die Beachtung privater Rechte Dritter und die geäußerten Ansichten
und Meinungen müssen nicht mit denen des Förderers übereinstimmen.
Dank
Wir danken den Korrekturleserinnen und Mitarbeiterinnen Lisa Burkhardt, Juliane Balmer,
Lorena Mattes und Kerstin Höntsch für ihre Korrekturen und Ergänzungen im Manuskript.
Dank gebührt Dr. Lars Wohlers von KONTIKI – Bildungs- und Erlebnisplanung für die kostenlose Bereitstellung von Bildmaterial. Ebenso danken möchten wir der Nationalparkverwaltung Hainich, dem Naturpark Eisfeld-Hainich-Werratal, dem Thüringer Institut für
Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien und dem Nachhaltigkeitszentrum Arnstadt, insbesondere Dr. Manfred Großmann, Dr. Johannes Hager, Dr. Sabine Hild, Carolin
Mölich und Saskia Schiller für ihre beratende Unterstützung.
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