Forstliche Mitteilungen 11/2015 - IG Bauen-Agrar
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Forstliche Mitteilungen 11/2015 - IG Bauen-Agrar
01_titel_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:10 Seite 1 11/2015 • 68. Jahrgang Sofortvollzug Kartellverfahren ausgesetzt BW ändert den Holzverkauf 䊏 Baum des Jahres 2016 / Seite 12 – 13 䊏 Demo in Potsdam / Seite 15 – 16 02_03_inh_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:14 Seite 2 2 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Impressum • Inhalt Impressum Die FM sind eine bundesweit verbreitete Zeitschrift für die Beschäftigten in Forst und Naturschutz im Organisationsbereich der IG Bauen-Agrar-Umwelt. Herausgeberin Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Olof-Palme-Straße 19 60439 Frankfurt am Main Foto: P. Wiese Hartmut Brügel (verantwortlicher Redakteur) Am Forstacker 4 68623 Lampertheim Telefon 06256 858866 E-Mail fm-redaktion@t-online.de Seite 6 – 7 Redaktion 25 Jahre vereinigtes Deutschland Ausgabe 11/2015 Gestaltung Baum des Jahres 2016 Seite 12 – 13 Der Nachdruck von Texten ist, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Schriftleitung gestattet. Die mit Namenszeichen versehenen Beiträge geben nicht immer die Meinung der IG BAU oder der Schriftleitung wieder. Kürzungen der Artikel bleiben vorbehalten. Erfüllungsort und Gerichtsstand ist Frankfurt am Main. Grafik: WSI Manuskripte und redaktionelle Hinweise nur an die Schriftleitung. Für unverlangt eingegangene Manuskripte wird keine Gewähr für Rücksendung oder Veröffentlichung übernommen. Quelle: FM 11/2015 Barbro Wegmann IG Bauen-Agrar-Umwelt E-Mail barbro.wegmann@igbau.de Druck und Anzeigen alpha print medien AG E-Mail info@apm.ag Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier (TCF, FSC, PEFC). Bitte recyceln. Erscheinungsweise monatlich (zehn Ausgaben im Jahr, Doppelausgaben Juli/August, Dezember/ Januar) beigeheftet in „Der Grundstein / Der Säemann“. Letzte Meldungen Der Verkaufspreis ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Klimaerwärmung fördert Populationswachstum Immer mehr Wildschweine 4–5 8 Beihefter PGH Media E-Mail info@pghmedia.de Anschriftenänderung bitte mitteilen: Mitglieder an den zuständigen Bezirksverband. Externe Bezieher an Gisela Dohm Telefon 069 95737-126 Fax 069 95737-139 E-Mail grundstein@igbau.de Aus den Regionen • Baden-Württemberg • Bayern • Brandenburg • Niedersachsen • Nordrhein-Westfalen • Sachsen • Thüringen 9 – 11 14 15 – 16 17 18 – 19 20 21 – 22 Informationen 23 Literatur 24 02_03_inh_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:14 Seite 3 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 3 Foto: Kalle Meyer Zur Sache Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser, es gibt ja auch gute Nachrichten. Nicht nur, dass die Landesforstverwaltungen Nachwuchskräfte einstellen, sondern dass sie Anfänger aller drei Ausbildungrichtungen öffentlich begrüßen und den Anteil der Frauen herausstellen. Die Personalchefs wissen, dass der Wind gedreht hat und der Wettbewerb um den Nachwuchs läuft. Und die verschiedenen Landesforsten konkurrieren und locken mit besserer Einstufung oder Beamtenstatus beziehungsweise Übernahme nach der Ausbildung und so weiter. Dabei ist es für eine Gewerkschaft nicht maßgebend, ob Beamten- oder Angestelltenverhältnis. Wichtig sind vergleichbare Dienstherr- oder Arbeitgeberleistungen, welche die Vor- und Nachteile des jeweiligen Status ausgleichen. Hier sind die Angestellten im Hintertreffen, und der öffentliche Dienst läuft allgemein der Einkommensentwicklung hinterher. Es hat 25 Jahre gedauert, bis die Tarifentwicklung zwischen alt Ost und West sich angeglichen hat. Wenn dann die Effektivlöhne verglichen werden, zeigt es den Erfolg der Gewerkschaften. Hier fehlt in Ostdeutschland noch einiges. Die Studie des WSI (Seite 6 und 7) sieht eine deutlich geringere Tarifbindung. Es fehlt die im Westen über Jahrzehnte gewachsene Tarifkultur und die Verbindlichkeit der Tarifnormen. Der Forst Baden-Württemberg hat eine Verschnaufpause erhalten. Aber schon die Übergangszeit bringt einschneidende Änderungen für die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gelöst ist das Problem noch nicht, das endgültige Ergebnis nicht vorhersagbar. Eine Klarstellung der Politik ist überfällig. Der Präsident des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, sagte im Interview zum Verfahren gegen die Rundholzvermarktung des Landes Baden-Württemberg: „Und wir verlangen ja auch nichts Unmögliches.“ Das stimmt schon, aber sie verlangen auch nichts Sinnvolles. Holzauszeichnen ist eine Arbeit nach waldbaulichen Kriterien, keine landesweite Beschränkung des Wettbewerbs beim Holzverkauf. Dies gilt erst recht beim Einschlag von Massensortimenten Nadelholz. Ein Verbleiben in der erst siebenjährigen Struktur des Landesbetriebs Forst wünschen sich die Kollegen in Brandenburg. Mit der Kommunalisierung wird der Landesbetrieb aufgesplittet, Synergien gehen verloren. Dabei hat der Fachminister vor Jahresfrist gesagt, eine Kommunalisierung sei mit ihm nicht zu machen. Was ist jetzt davon zu halten? Die Mitarbeiter können das am 12. November in Potsdam demonstrieren. Es grüßt herzlich Siegfried Rohs Vorsitzender der Bundesfachgruppe Forstwirtschaft Siegfried Rohs 04_05_meld_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:15 Seite 4 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Letzte Meldungen +++ Rotwild im Bereich Egge / NRW Überhöhte Wildbestände erfordern Handeln Die Rotwildbestände in einigen Bereichen der Egge sind erheblich zu hoch und sollen deutlich reduziert werden. Am 10. September traf sich Umweltminister Johannes Remmel in Kleinenberg mit Landwirten und Jagdexperten von Wald und Holz NRW, um über Lösungsmöglichkeiten zu diskutieren. E s besteht dringender Handlungsbedarf. In diesem Punkt waren sich die Vertreter von Landwirtschaft, Jagd, Unterer Jagdbehörde, Wald und Holz NRW und Umweltministerium schnell einig. Gemeinsame Wildzählungen von Landwirten und Jägern sollen verloren gegangenes Vertrauen wieder festigen. Unter anderem mit gemeinsamen Jagden und einer Abkehr von der Fokussierung auf Trophäen sollen ambitionierte Jagdziele erreicht werden. Schon in drei Jahren soll der Rotwildbestand deutlich reduziert sein, und die Geschlechteranteile der Bestände sollen sich normalisieren. Auf die von der Landwirtschaft gewünschten Rotwildbestände von zwei bis drei Tieren pro 100 Hektar wird man es sicher nicht schaffen. Aber Rotwildbestände von zehn bis zwölf Tieren pro 100 Hektar, wie im Moment in der Region üblich, sollen endgültig der Vergangenheit angehören. Funktionieren kann das gemeinsame Ziel einer wald- und landwirtschaftsgerechten Bestandsdichte nur, wenn alle Beteiligten gemeinsam und engagiert daran arbeiten. Foto: Wald und Holz NRW Diskussion in Kleinenberg Minister Remmel hat dazu eine Kleinenberger Erklärung vorgeschlagen, die verbindliche Ziele und Wege beschreiben soll, wie die Rotwildbestände in Zukunft reduziert werden sollen. Die Anzahl der jährlich neu geschälten Bäume ist ein wichtiges Indiz zur Beurteilung einer waldverträglichen Wilddichte. Gegenwärtig registrieren Experten über drei Prozent Neuschäle. Mit Hilfe der Kleinenberger Erklärung und gemeinsamer Anstrengung soll die Neuschäle auf unter ein Prozent 䊏 gesenkt werden. Wald und Holz NRW +++ LBV und Bayerische Staatsforsten Konkrete Projekte zum Vogelschutz im Wald Bei einem Treffen am 5. Oktober in der Regensburger Zentrale der Bayerischen Staatsforsten vereinbarten der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und die Bayerischen Staatsforsten, sich auch weiterhin mit gemeinsamen Projekten aktiv für den Biotop- und Vogelschutz einzusetzen. Damit wird die bewährte Kooperation, wie beim Monitoring des beeindruckenden Schwarzstorchvorkommens im Frankenwald oder beim Quellschutzprojekt, fortgesetzt. „Wir haben viele Ziele, die uns verbinden. Ich freue mich daher, dass wir den LBV als starken Partner für gemeinsame Projekte zum Arten- und Biotopschutz im Staatswald haben“, kommentiert der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, Martin Neumeyer, die vereinbarte Kooperation. Bei dem Treffen in Regensburg hat man sich konkret auf klar definierte Projekte verständigt. Darunter etwa die Erstellung eines Leitfadens „Erkennen von Großvogelhorsten“, damit Förster und Waldbesucher Horste und Nester den Vogelarten zuordnen können. Eine solche Praxishilfe gibt es bisher nicht. Der Leitfaden soll es erleichtern, die individuellen Ansprüche der brütenden Greif- und anderer Großvogelarten bei der Waldbewirtschaftung zu berücksichtigen. Dr. Schäffer, LBV-Vorsitzender, ist von den Vorteilen einer Zusammenarbeit mit den Staatsforsten überzeugt: „Mit den Bayerischen Staatsforsten als größtem Waldbesitzer in Bayern haben wir den richtigen Partner, um verschiedene Projekte im praktischen Biotop- und Artenschutz auf großer Fläche zu realisieren.“ 䊏 baysf +++ Bis Sommer 2018 vertraglich fixiert NRW-Forstschüler kommen im SGV Jugendhof unter Wald und Holz NRW hat am 18. September 2015 in Arnsberg eine Kooperationsvereinbarung mit dem Sauerländer Gebirgsverein e.V. unterzeichnet. D amit seien die Blockschülerinnen und -schüler von Wald und Holz für jährlich rund 3000 Teilnehmertage auch in den nächsten Jahren gut untergebracht. Die Ausbildungbetriebe übernehmen die Der SGV-Jugendhof ist die Unterkunft der Blockschülerinnen und Blockschüler Forst. Foto: SGV Jugendhof_R.Litera 4 04_05_meld_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:15 Seite 5 Letzte Meldungen +++ Rettungskette hilft allen im Wald HESSEN-FORST schult 40 fliegende Notärzte Bei Unfällen im Wald kann schnelle Hilfe lebensrettend sein: Das gilt für verletzte Forstwirte genauso wie für Wanderer, Reiter und Radfahrer. A us diesem Grund hat das Luftrettungszentrum Christoph 7 gemeinsam mit H ESSEN-F ORST am 26. September eine bundesweite Schulung für die fliegenden Notärzte der deutschen Zivilschutzhubschrauber durchgeführt. „Uns ist viel daran gelegen, dass möglichst keine Unfälle im hessischen Wald passieren“, so Michael Gerst, Leiter des Landesbetriebs H ESSEN-F ORST. Passiert im Wald doch ein Unfall, helfen die 4300 Rettungspunkte von H ESSEN-F ORST weiter: Die Daten dieser Punkte, die den Rettungskräften bekannt sind, können Waldbesucher über ihr Handy abrufen. „Das Rettungssystem im hessischen Wald ist bundesweit führend“, stellte Dr. Thomas Köhler, Leitender Oberarzt am Roten Kreuz Krankenhaus Kassel, nach der Schulung fest. Als Ärztlicher Leiter des Rettungshubschraubers Christoph 7 hatte Köhler die Fortbildung für seine Kolle- 5 +++ ThüringenForst Einschlag 370 000 Festmeter Buchen, Eichen und Eschen D Foto: Andreas Knoll Während Nadelholz wie Fichte und Kiefer ganzjährig in Thüringens Wäldern eingeschlagen wird, erfolgt der Einschlag von Laubholz nahezu ausschließlich in den Monaten Oktober bis März. Submissionseiche as Holz von Buche, Eiche & Co. bietet – in den kalten Monaten eingeschlagen – eine bessere Qualität. Weiterhin ist die Fällung der dann laubfreien Bäume ungefährlicher. Nach der Fichte ist die Buche die zweitwichtigste Baumart im Freistaat. „Von den über 370 000 Festmetern geplantem Laubholzeinschlag 2015/2016 sind rund 75 Prozent Buche, während Eiche, Esche, Ahorn sowie andere Laubholzarten im Holzeinschlag eine geringere Rolle spielen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die wertvollsten Laubholzstämme sowie ausgesuchte Nadelhölzer, die in den nächsten Monaten geerntet werden, finden den Weg zur jährlichen Wertholzversteigerung der Landesforstanstalt in Erfurt-Egstedt im Januar 2016. Rund 40 europäische Käufer ersteigern auf dieser größten Submission in Mitteldeutschland rund 1500 Festmeter hochwertiges Holz, das von etwa einem Dutzend heimischer Laub- und Nadelbaumarten stammt. Beim Laubholzeinschlag finden unterschiedlichste Abnehmer, vom heimischen Brennholzwerber über den polnischen Furnierproduzenten bis zum französischen Barriquefass-Hersteller, ein Produkt vor, das genau ihren Anforderungen entspricht. Mehr unter: www.thueringenforst.de. 䊏 ThüringenForst gen aus den anderen Bundesländern organisiert und von ihnen entsprechende Rückmeldungen erhalten. Gemeinsam mit den Luftrettern will H ESSEN-F ORSt auch künftig die Rettung bei Unfällen im Wald trainieren und nach weiteren Verbesserungsmöglichkeiten suchen. Auch Gerst als Leiter des Landesbetriebs zeigte sich nach der Schulung zufrieden: „Die Rettungskette ist für jeden ein Gewinn. Es profitieren alle davon: Wanderer, Sportler, Forstwirte – und auch die fliegenden Notärzte.“ Mehr unter: www.hessen-forst.de/ service-rettungskette-1291.html. 䊏 K. Gabor Anfahrpunkt für Rettungsfahrzeuge Foto: IG BAU Kosten. „Wir kommen somit der Fürsorgepflicht gegenüber unseren Auszubildenden im Beruf Forstwirtin und Forstwirt besonders nach“, so Rudolf Hansknecht von Wald und Holz. Wald und Holz NRW ist als Teil der Landesforstverwaltung für die Erhaltung und Vermehrung des Waldbestands und die Sicherung seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion verantwortlich. Dazu gehört auch die Ausbildung qualifizierter Nachwuchskräfte, unter anderem im Berufsbild Forstwirt/in. In insgesamt 100 Stellen werden die jungen Leute in einer dreijährigen umfassenden Ausbildung fit für den anspruchsvollen Beruf gemacht. Neben der praktischen Ausbildung in derzeit acht Ausbildungsforstämtern steht auch intensiver Blockunterricht auf dem Programm am Waldkompetenzstandort Arnsberg. 䊏 Wald und Holz NRW Forstliche Mitteilungen • 11/2015 06_07_WSI_HBS_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:16 Seite 6 6 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 25 Jahre vereinigtes Deutschland Tariflöhne Ost im Schnitt bei 97 Prozent, Rückstand ohne Tarif deutlich größer WSI vergleicht Löhne Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der HansBöckler-Stiftung hat anhand seines Tarifarchivs die Entwicklung der Löhne Ost und West in Deutschland nach der Wiedervereinigung aufbereitet. 25 Jahre nach der deutschen Vereinigung haben sich die durchschnittlichen Tariflöhne- und -gehälter in Ostdeutschland stark an die im Westen angenähert. D ie tariflichen Grundvergütungen in den neuen Ländern erreichen nach den aktuellsten vorliegenden Daten von Mitte 2015 im Schnitt rund 97 Prozent des West-Niveaus, allerdings ohne Berücksichtigung der teils unterschiedlichen Arbeitszeiten. Dabei zeigen sich allerdings teilweise deutliche Unterschiede nach Branchen: Im öffentlichen Dienst, bei Banken und Versicherungen, in der Eisen- und Stahlindustrie, in der Druckindustrie sowie im Einzelhandel (Brandenburg) liegt das Tarifniveau bereits bei 100 Prozent, im Bauhauptgewerbe erreicht es 92 Prozent, im Kfz-Gewerbe (Thüringen) beträgt es knapp 88 Prozent. Im Hotel- und Gaststättengewerbe (Sachsen) liegt das Tarifniveau bei rund 80 Prozent und in der Landwirtschaft (MecklenburgVorpommern) bei 74 Prozent. Darauf weist Dr. Reinhard Bispinck, der Tarifexperte des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der HansBöckler-Stiftung, hin. Weitaus größer ist der Einkommensrückstand bei ostdeutschen Beschäftigten, die Die Lücke schließt sich nur bei Tariflöhnen So groß war der Rückstand Ostdeutschlands bei den ... Grafik: WSI … Effektivlöhnen 06_07_WSI_HBS_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:16 Seite 7 25 Jahre vereinigtes Deutschland nicht nach Tarif bezahlt werden. Diese Differenz ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die effektiven Bruttoverdienste im Osten um insgesamt 17 Prozent niedriger ausfallen als im Westen. Der Angleichungsprozess stagniert seit Jahren. Dass sich der bei den Tariflöhnen erreichte Angleichungsstand in der Realität nicht 1:1 niederschlägt, hängt nach Bispincks Analyse damit zusammen, dass die Prägekraft der Tarifverträge in Ostdeutschland zu schwach ist und im Laufe der Jahre noch abgenommen hat. „Das ist eine Folge der deutlich geringeren Tarifbindung, aber in Ostdeutschland fehlt auch die im Westen über Jahrzehnte gewachsene Tarifkultur“, so der Experte. Die n ... … Tariflöhnen große Kluft zwischen höheren tariflichen und niedrigeren effektiven Standards von Löhnen, Gehältern und Arbeitszeiten untergrabe die Verbindlichkeit der Tarifnormen. Weniger Bindekraft, mehr unverbindliche Orientierungsfunktion – so lasse sich der Funktionswandel der Tarifverträge in den neuen Ländern umschreiben. Unterschiede bei den tariflichen Arbeitsbedingungen gibt es vor allem noch bei den tariflichen Arbeitszeiten und bei Sonderzahlungen wie dem Weihnachtsgeld. Ein Blick auf die Entwicklung der wichtigsten Tarifregelungen und -leistungen zeigt aber auch hier im Zeitvergleich eine erhebliche Annäherung: Das Tarifniveau Ost/West, also das Verhält- Forstliche Mitteilungen • 11/2015 7 nis der tariflichen Grundvergütungen, betrug 1991 rund 60 Prozent und Mitte 2015 rund 97 Prozent. Die tarifliche Wochenarbeitszeit lag im Osten 1991 mit 40,2 gut zwei Stunden höher als im Westen mit 38,1 Stunden. Ende 2014 belief sich die Wochenarbeitszeit auf 38,7 Stunden im Osten und 37,5 Stunden im Westen. Der tarifliche Grundurlaub beträgt zurzeit im Osten 27,7 Arbeitstage (West: 28,8), der Endurlaub, also die maximal erreichbare Zahl von Urlaubstagen, erreicht 29,5 Arbeitstage (West: 30,0). Das tarifliche Urlaubsgeld, festgelegt als Prozentsatz des Monats- beziehungsweise Urlaubsentgelts, hat in vielen Tarifbereichen Westniveau erreicht. Dort, wo es als fester Euro-Betrag vereinbart ist, ist es teilweise noch deutlich niedriger. Die tarifliche Jahressonderzahlung (Weihnachtsgeld) hat in etlichen Bereichen ebenfalls Westniveau erreicht, aber auch in größeren Branchen (Metall, Chemie, Einzelhandel, öffentlicher Dienst) bestehen noch Unterschiede. Die weitere Angleichung der ostdeutschen tariflichen Arbeits- und Einkommensbedingungen an das West-Niveau und ihre praktische Umsetzung setzen nach Auffassung des WSI zwingend eine Revitalisierung des Tarifvertrags und des gesamten Tarifsystems voraus. „Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro pro Stunde und die Erleichterung der Allgemeinverbindlicherklärung von Tarifverträgen durch das neue Tarifautonomiestärkungsgesetz sind dabei eine wichtige Hilfe“, sagt WSI-Tarifexperte Bispinck. 䊏 WSI/ Hans-Böckler-Stiftung 08_Wildbio_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:17 Seite 8 8 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Wildbiologie Klimaerwärmung fördert Populationswachstum Immer mehr Wildschweine N ach milden Wintern wächst die Zahl der Wildschweine besonders stark. Auch die verfügbare Nahrung ist ausschlaggebend. Nach Jahren mit besonders hohen Bucheckernerträgen gibt es auch mehr Wildschweine. Die Forschungsergebnisse sind im Journal Plos One nachzulesen. Seit den 1980er-Jahren wächst die Wildschweinpopulation in Europa stetig. Das wird immer häufiger zum Problem für die Landwirtschaft, wenn die Tiere auf der Suche nach Nahrung die Felder plündern. „Wie viele Wildschweine es tatsächlich in Europa gibt, ist gar nicht so leicht zu erheben“, meint der Wildtierbiologe und Erst- autor der Studie, Sebastian Vetter. „Deshalb haben wir Jagd- und Verkehrsunfallstatistiken ausgewertet und konnten so das Wachstum der Wildschweinpopulation nachvollziehen. Mehr Nahrung macht harte Winter erträglich Wildschweine ernähren sich hauptsächlich von Bucheckern und Eicheln. In sogenannten Mastjahren, in denen diese Bäume besonders viele Früchte tragen, gibt es für die Schweine Nahrung im Überfluss. Solche Mastjahre treten in unregelmäßigen Intervallen auf und wurden in den vergangenen Jahrzehnten immer häufiger. Geht einem kalten Winter ein Mastjahr voraus, haben die Tiere genug Energie für die Thermoregulation, und die Population kann trotz der unvorteilhaften Temperaturen weiter wachsen. Milde Wintern – viel mehr Wildschweine Vetter verglich Temperatur- und Niederschlagsdaten mit den Jagdstatistiken aus zwölf europäischen Ländern. Die Daten ließen ihn bis zu 150 Jahre in die Vergangenheit blicken und einen deutlichen Trend erkennen: „Nach milden Wintern wächst die Zahl der Wildschweine stark an. Da milde Winter immer häufiger werden, wachsen auch die Wildschweinpopulationen exponentiell“, so Vetter. Ein Grund dafür ist die Thermoregulation. Sind die Temperaturen sehr niedrig, muss auch viel Energie aufgewendet werden, um die Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Folglich kann im Folgejahr weniger Energie in die Reproduktion und die Jungenaufzucht investiert werden. Darüber hinaus kosten harte Winter zahlreichen Jungtieren das Leben. In wärmeren Wintern überleben also auch mehr Frischlinge. Wildschweine produzieren im Vergleich zu anderen Huftieren ungewöhnlich viele Jungtiere. Foto: Sebastian Vetter, Vetmeduni Vienna Die Wildschweinpopulation in Europa wächst. Warum das so ist, war bisher unklar. Das Forschungsinstitut für Wildtierkunde und Ökologie (FIWI) der Vetmeduni Vienna hat nun herausgefunden, dass die Klimaerwärmung dabei eine wichtige Rolle spielt. Regionale Unterschiede Erst wenn die durchschnittliche Temperatur im Winter einen bestimmten Schwellenwert erreicht, wächst eine Wildschweinpopulation in der nachfolgenden Saison. In südlichen Regionen ist dieser Schwellenwert höher als im Norden. „Diese regionalen Unterschiede haben mit dem Körperbau der Tiere zu tun. Wildschweine im Süden sind kleiner als jene im Norden. Das verändert das Verhältnis von Körperoberfläche zu Körpervolumen und damit die Wärmeabstrahlung. Klein zu sein, ist in der Kälte nachteilig, bringt aber in den heißen Sommern des Südens thermoregulatorische Vorteile. Die regional unterschiedliche Körpergröße der Wildschweine ist der Grund, warum trotz erheblicher Unterschiede in den Wintertemperaturen das Populationswachstum überall in Europa fast gleichzeitig begann“, erklärt Vetter. Vetter und das Wildschwein-Forschungsteam des FIWI möchten der Sache in Zukunft noch weiter auf den Grund gehen. „Wildschweine produzieren im Vergleich zu anderen Huftieren ungewöhnlich viele Jungtiere. Das ermöglicht das enorme Populationswachstum, das wir momentan beobachten. Daher interessiert uns besonders, welche Faktoren die Reproduktion dieser interessanten Tierart beeinflussen“, betont Vetter. 䊏 Sebastian G. Vetter, Thomas Ruf, Claudia Bieber und Walter Arnold 09_11_BadenW_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:18 Seite 9 Baden-Württemberg Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 9 Gestellung der Treib- und Schmierstoffe durch Forst BW Stimme aus der Praxis D er Sonderkraftstoff wird durch ein Einwegsystem mit fünf Liter Gebinden zur Verfügung gestellt, das Kettenöl in 20 Liter Gebinden, aus denen in das Kanistertragesystem umgefüllt werden muss. Die Lagerung erfolgt in betriebseigenen Gefahrstoffcontainern. Der Lieferant füllt diese auf Anforderung und nimmt dabei das Leergut zurück und entsorgt es. Da das System jetzt seit mehr als einem Jahr läuft, wollen wir beispielhaft einen betroffenen Mitarbeiter befragen, welches Resümee er nach diesem Jahr zieht. Aus diesem Grund haben wir uns mit Jürgen Turay getroffen. Jürgen ist Forstwirt und Vorarbeiter im Revier Eichelberg im Landkreis Karlsruhe und seit vielen Jahren Mitglied unserer Gewerkschaft. FM: Jürgen, wie läuft es mit der Gestellung der Treib- und Schmierstoffe bei der täglichen Arbeit? Jürgen: Generell muss man wissen, dass im Landkreis Karlsruhe schon seit fünf Jahren die Treib- und Schmierstoffe gestellt wurden, zumindest bei den Arbeitsgruppen, die dies wollten. Auch bei der Lagerung haben wir schon länger vom Betrieb gestellte Gefahrstoffcontainer. FM: Dann hat sich ja für Euch kaum etwas geändert. Jürgen: Doch, sehr viel sogar. Im Vergleich zu früher müssen jetzt alle Arbeitsgruppen den gestellten Treib- und Schmierstoff verwenden. Das hat zur Unzufriedenheit bei den Leuten geführt, die einen Nebenerwerb haben und dann früher die Möglichkeit nutzten, größere Mengen Treib- und Schmierstoffe günstiger einzukaufen. Im Gegensatz zu früher, als wir die Treib- und Schmierstoffe selbst auswählen konnten, bekommen wir jetzt gerade die Sorte gestellt, die uns schon in der Vergangenheit Kollege Jürgen Turay Probleme bereitet hat. Uns macht insbesondere am gestellten Sonderkraftstoff zu schaffen, dass er sehr starke Qualitäts- und Geruchsschwankungen hat. Nicht nur, dass bei einzelnen Kanisterchargen die Sägen nicht mehr richtig oder gar nicht mehr laufen; man hat ständig das ungute Gefühl, dass die eigene Säge durch den Sonderkraftstoff einen Schaden erleiden könnte. Bei warmer Witterung betanke ich eine Säge von mir nur noch während sie läuft, da sie sonst nach dem Tanken nicht mehr startet. Verwende ich aber einen anderen Sonderkraftstoff, den ich selbst gekauft habe, sind die Probleme auf einmal weg. Auch nicht unerheblich sind solche Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Augentränen oder Halsschmerzen. Nicht nur, dass dadurch die Motivation leidet, nein, es leidet auch die Leistung in der Holzernte, Jungbestandspflege und beim Ausmähen, wenn die Sägen oder Freischneider nicht richtig funktionieren. Aber auch das Transportsystem ist ein Rückschritt in unseren Augen, manche Arbeitsgruppen befüllen jetzt wieder ihre alten Kombikanister, weil sie auch für das Öl ein Tankstoppsystem haben wollen. FM: Das hört sich ja nicht besonders positiv an. Jürgen: Ja leider, ich hätte es mir sicher auch anders gewünscht. Tragesystem mit Tankstopps 䉴 Fotos: Norbert Zoz Seit 1. Juli 2014 stellt Forst BW ihren und den für Forst BW tätigen Beschäftigen der Stadt- und Landkreise die Treib- und Schmierstoffe. FM: Habt ihr Eure Betriebsleitung denn über die Probleme informiert? Jürgen: Selbstverständlich, unsere Betriebsleitung hat darüber auch die Verantwortlichen von Forst BW schon im vergangenen Jahr informiert. Leider wurden und werden die Probleme von Forst BW nicht ernst genommen, sondern es geht eher nach dem Prinzip: „Dass nicht sein kann, was nicht sein darf.“ Meine Kollegen und ich haben versucht, da etwas zu ändern, wo wir etwas ändern konnten, und das war am Tragesystem. Dort haben wir an den alten Kombikanistern die Öltanks abgetrennt und dann am Tragesystem befestigt, so konnten wir den alten Tankstopp wiederverwenden (siehe Bild). Diese Lösung wurde als Verbesserungsvorschlag vom Landratsamt Karlsruhe sogar prämiert. FM: Jürgen, vielen Dank für das Gespräch und die klaren Worte. Bei der Gestellung der Treib- und Schmierstoffe gibt es noch einige Probleme, die Forst BW lösen muss. Jürgen: Da wird es jetzt höchste Zeit und Danke für Euer Interesse. Habt Ihr auch Probleme mit dem Kraftstoff? Dann wendet Euch an Norbert Zoz, Mobil 0171 2759194 oder norbert.zoz@web.de. 䊏 Norbert Zoz, Fachgruppe Forstwirtschaft IG BAU 09_11_BadenW_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:18 Seite 10 10 Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Kartellamt setzt Sofortvollzug aus Holzverkauf neu organisiert D as Kartellamt koppelt nunmehr die Umsetzungsfristen seiner Untersagungen an einen rechtskräftigen Gerichtsbescheid im Hauptverfahren zwischen dem Land Baden-Württemberg und dem Bundeskartellamt. Damit gewinnen zumindest für die Dauer des wahrscheinlich mehrere Jahre dauernden Rechtsstreites die Waldbesitzer wie auch die Forstbetriebe und -verwaltungen ein gewisses Maß an Planungssicherheit. Der Beschluss des Kartellamts vom Juli 2015 bleibt ansonsten inhaltlich unverändert. Als Folge dieser Untersagungsverfügung zum Waldbesitz übergreifenden Holzverkauf hat das Land Baden-Württemberg einerseits einen Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung beim Oberlandesgericht Düsseldorf gestellt, andererseits den unteren Forstbehörden sowie dem Fachbereich Holzvermarktung am Regierungspräsidium Tübingen den Nadelstammholzverkauf für nichtstaatliche Waldbesitzer und forstwirtschaftliche Zusammenschlüsse mit einer Besitzgröße von über 100 Hektar ab dem 1. September untersagt. Dies bedeutete, dass die unteren Forstbehörden innerhalb weniger Wochen – und das noch mitten in der Haupturlaubszeit im August – den Holzverkauf von Grund auf neu organisieren mussten. Der Holzverkauf für den Staatswald wurde räumlich, personell und organisatorisch komplett vom übrigen Holzverkauf getrennt und der Holzverkauf für den Kommunal- und Privatwald in sogenannte Holzverkaufsagenturen bei den Landratsämtern als eigenständiger Organisationsbereich ausgelagert. Die Landkreise erbringen somit rechtlich gesehen den Holzverkauf für diesen Kundenbereich als eine Freiwilligkeitsleistung der Landkreise und nicht mehr im Auftrag des Landes. Obwohl dieses Vorgehen absehbar und angedacht war, bedeutet es für das betroffene Personal einschneidende Veränderungen. Im Eilverfahren waren nicht nur Akten zu trennen, sondern auch die Koffer zu packen, um einen neuen Arbeitsplatz in neuen Strukturen anzutreten. Schon im Vorfeld hatte die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) gefordert, dass ein solcher Schritt möglichst sozialverträglich erfolgen und insbesondere Besitzstandswahrung gewahrt sein muss. Dazu gehört ebenso, dass dem betroffenen Personal ein Rückkehrrecht in die alten Einheiten offengehalten werden muss. Die Arbeitgeberseite hat versucht, diesen Forderungen gerecht zu werden. Trotz aller Bemühungen gibt es natürlich für die Betroffenen unter Umständen weitere Wege zur Arbeit und völlig neue Zusammensetzungen der Arbeitsteams und neue Aufgabenzuschnitte. Letztlich sind die Holzverkaufsagenturen völlig aus dem bisherigen Arbeitsumfeld der Forstämter herausgelöst und kommen sich eher wie auf einer Isolierstation vor. Nicht zuletzt die Trennung der Datensätze in den EDVSystemen führt dazu, dass es Anlaufschwierigkeiten und ein hohes Maß an Unzufriedenheit auch bei den betroffenen Revierleitern gibt. Hier fehlen vor allem Informationen zum Stand des Holzverkaufs im Privat- und Kommunalwald. Da die jetzige Struktur bis zum Gerichtsentscheid eine Übergangslösung darstellt, werden Verbesserungen auf sich warten lassen. Die IG Foto: Martin Schwenninger Spürbares Aufatmen ging durch die Reihen der Forstverwaltung in Baden-Württemberg, als das Bundeskartellamt mit Schreiben vom 1. Oktober den Sofortvollzug der Untersagungsverfügung von Mitte Juli des Jahres aussetzte. BAU begleitet das Kartellverfahren intensiv. Nach wie vor fordert die IG BAU, dass endlich auch das Bundeswaldgesetz geändert wird. Immer dringlicher wird, dass durch die Änderung des Bundeswaldgesetzes eine Klarstellung erfolgt, dass Holzanweisen nicht unter das Wettbewerbsrecht fällt. Die IG BAU hat keinerlei Verständnis dafür, dass die Bundesregierung nicht in der Lage ist, hier zügig voranzukommen, sondern auf hohem Niveau Handlungsunfähigkeit lebt. „Es ist ein politisches Armutszeugnis für die Regierungsparteien von CDU, SPD und CSU, dass sie nicht in der Lage sind, diesen kleinen Schritt zur Zukunftssicherung der Waldbewirtschaftung auf einem guten fachlichen Niveau zu unternehmen“, kritisiert Martin Schwenninger als Vorsitzender der Landesvertretung Forst und Naturschutz in BadenWürttemberg den Stillstand in Berlin. Auch wenn für Baden-Württemberg mit der Rücknahme des Sofortvollzugs aus dem Verfahren etwas Druck genommen wurde, beurteilt die IG BAU die Sachlage nach wie vor als sehr unruhig bis kritisch. So ist zu beobachten, dass bei den Waldbesitzern und deren Verbänden eine verstärkte Unruhe entstanden ist, die zur Suche nach neuen und eigenen Strukturen führt. Kommunale Waldbesitzer haben teilweise den Trend, sich aus den nunmehr als „unsicher“ eingeschätzten Forststrukturen herauszulösen und sich unabhängig von den Landkreisen zu organisieren. Gleichzeitig wittern Dienstleister Morgenluft und versuchen, sich die attraktiven Stücke aus dem Fell des Bären im Dienstleistungsbereich zu schneiden. Damit ist zu befürchten, dass unabhängig vom Ausgang des Kartellverfahrens vor Ort Fakten geschaffen werden, die zusätzlich zum Kartellverfahren das Einheitsforstamt gefährden und zu einer Vielfalt in der Forstorganisation führen werden. Die IG BAU befürchtet, dass dann die neuen Strukturen auch dazu genutzt werden, um soziale wie auch fachliche Standards abzubauen oder gar zu unterlaufen. Damit sind am Schluss nicht nur der Wald als Ökosystem, sondern auch die Beschäftigten und die Gesellschaft die Verlierer. 䊏 Martin Schwenninger 09_11_BadenW_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:18 Seite 11 Baden-Württemberg Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 11 Verfahren nach Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen läuft weiter Was gehört zum Holzverkauf? Die Forstverwaltung Baden-Württemberg „ForstBW“ verkauft derzeit neben dem Holz aus dem Staatswald auch Holz aus anderen Waldbesitzarten. Das Bundeskartellamt sieht darin einen Verstoß gegen deutsches und europäisches Wettbewerbsrecht. D as jetzige Verfahren geht zurück auf eine Beschwerde der Sägeindustrie aus dem Jahre 2002, die 2008 mit einer Verpflichtungszusage abgeschlossen wurde. Nach Ansicht des Bundeskartellamts brachte diese jedoch nicht den erwarteten Erfolg. Deshalb hat es 2012 unter anderem auf Veranlassung der Säge- und Holzindustrie ein weiteres Verfahren gegen das Land eröffnet. Dies wird Auswirkungen auf alle Waldbesitzenden in Baden-Württemberg aber auch auf die Säge- und Holzindustrie haben. Daneben sind die Beschäftigten der öffentlichen Forstverwaltung direkt betroffen. Der aktuelle Verfahrensstand Mitte Juli 2015 erhielt das Land die Untersagungsverfügung des Bundeskartellamts. Unterschiedliche Auffassungen führen jetzt zu einer gerichtlichen Klärung der strittigen Punkte. Das Land hat Anfang August einen entsprechenden Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung beim Oberlandesgericht Düsseldorf gestellt und gegen den Beschluss fristgerecht Beschwerde eingelegt. In Vorbereitung auf das nunmehr unumgängliche Gerichtsverfahren gegen die Untersagungsverfügung des Bundeskartellamts hat das Land mit Erlass vom 27. Juli 2015 den gebündelten Nadelstammholzverkauf für nichtstaatlichen Waldbesitz mit einer forstlichen Betriebsfläche von über 100 Hektar durch ForstBW zum 1. September 2015 untersagt. Das Land reagiert mit dieser Maßnahme auf die Kernforderungen des Bundeskartellamts. Mit einem am 1. Oktober 2015 eingegange- nen Änderungsbescheid setzt das Bundeskartellamt nun die sofortige Vollziehung der Untersagungsverfügung überraschend aus und koppelt den Beginn der Umsetzungsfristen an einen abschließenden rechtskräftigen Gerichtsentscheid im Hauptverfahren. Die wesentlichen Streitpunkte Nach der Rechtsauffassung des Bundeskartellamts sind die Forsteinrichtung, die forsttechnische Betriebsleitung inklusive jährlicher Betriebsplanung und der Revierdienst im öffentlichen Wald keine hoheitlichen Aufgaben, sondern unternehmerische Tätigkeiten, die zu kostendeckenden Entgelten angeboten werden müssen. Das Land vertritt entgegen dem Bundeskartellamt die Auffassung, dass es sich hierbei um hoheitliche Tätigkeiten handelt, die der Sicherung aller Waldfunktionen dienen und nicht der Erwirtschaftung von maximalen Gewinnen. Das Bundeskartellamt entscheidet aufgrund seiner eigenen rechtlichen Einschätzungen und auf Basis geltenden Bundesrechts. Es stellt die wettbewerbsrechtlichen Fragestellungen über alle anderen fachlichen und forstpolitischen Überlegungen. Es betrachtet das gesamte Verfahren ausschließlich aus der wirtschaftlichen Perspektive. Hingegen bietet die ForstBW auf der Grundlage des Landeswaldgesetzes eine umfassende Beratung und Betreuung für private und körperschaftliche Waldbesitzende an, unter anderem auch den Holzverkauf. Dieses Angebot trägt zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung ebenso bei wie zur Mobilisierung des wichtigen Rohstoffs Holz. Das Bundeskartellamt hat auch nach wie vor Rheinland-Pfalz, Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen im Blick, weil es auch dort kartellrechtswidrige Verhältnisse 䊏 beim Holzverkauf vermutet. red. HB Sofortvollzug ausgesetzt Zu den neuen Entwicklungen im Kartellverfahren erklärt Forstminister Bonde: „Mit dem am 1. Oktober 2015 eingegangenen Änderungsbescheid setzt das Bundeskartellamt die sofortige Vollziehung der Untersagungsverfügung von Mitte Juli 2015 aus und koppelt den Beginn der Umsetzungsfristen an einen abschließenden rechtskräftigen Gerichtsentscheid im Hauptverfahren. D amit kommt das Bundeskartellamt einer inhaltlichen Befassung des OLG Düsseldorf im einstweiligen Rechtsschutzverfahren zuvor. Der Anfang August gestellte Antrag auf Anordnung der aufschiebenden Wirkung hat sich damit zugunsten des Landes erledigt. Das Bundeskartellamt folgt mit dieser Kehrtwende im Ergebnis einigen Argumenten, die das Land im Verfah- ren zum einstweiligen Rechtsschutz vorgebracht hatte. Einer umfänglichen Klärung der strittigen Punkte im Hauptverfahren steht nun nichts mehr im Wege.“ Der Änderungsbescheid des Bundeskartellamts umfasst nur die Aussetzung des Sofortvollzugs und die Anpassung der Umsetzungsfristen. Das Bundeskartellamt hält weiter an seiner inhaltlichen Argumentationslinie fest. Deshalb setzt das Land weiter auf eine gerichtliche Klärung und den weitgehenden Erhalt der bisherigen erfolgreichen Forststrukturen. Das zum 1. September 2015 verfügte Verbot des gebündelten Nadelstammholzverkaufs und die damit verbundenen organisatorischen Änderungen werden bis zur endgültigen gerichtlichen Klärung unverändert fortgesetzt. 䊏 ForstBW 12_13_Baum2016_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:19 Seite 12 12 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Baum des Jahres 2016 Ökologisch wertvoll, mit viel Kulturgeschichte Dr. Silvius Wodarz, Präsident der Baum des Jahres Stiftung, hat am 15. Oktober in Berlin die vom Kuratorium Baum des Jahres vorgeschlagene Winter-Linde zum Baum des Jahres 2016 ausgerufen. Die Stiftung würdigt damit die WinterLinde als Baum mit den vielfältigsten Verwendungsmöglichkeiten, der höchsten Wertschätzung und der größten Bedeutung in der Mythologie. D ie Winter-Linde ist ein gleichermaßen sehr beliebter Wald- und Stadtbaum. Im Wald trägt dazu ihre Schattentoleranz und ihre Holzqualität bei, in der Stadt ihre Genügsamkeit, Heilwirkungen und Robustheit. In der Forstwirtschaft macht sie sich außerdem sehr viele Freunde als „dienende Baumart“ unter Eichen und Eschen, indem sie deren Stämme beschattet und so zur schnelleren Astreinigung führt, was bessere Holzquali- täten und damit höhere Verkaufspreise zur Folge hat. Linden sind in Stadt und Landschaft die häufigste Laubbaumart Deutschlands und Mitteleuropas. Dorflinden, Gerichtslinden, Kirchlinden, Tanzlinden, Hofbäume, Sagen, Gebräuche und Ortsnamen zeugen von der jahrhundertelangen vielseitigen Bedeutung der Linden, auch als Grenzbäume in der Feldflur. Obwohl immer von Linden gesprochen wird, sind doch zwei unterschiedliche Arten in Deutschland heimisch – Sommerund Winter-Linde. Zu unterscheiden sind die Arten unter anderem an den herzförmigen Blättern, die sind in den Nervenwinkeln der Unterseite behaart – Winter-Linde rotbraun, Sommerlinde sommerlich weiß. Die Samen – gestielte Nüsschen – sind kugelig, bei der Winter-Linde fünf bis zwölf, klein und glatt und zerdrückbar, bei der Sommerlinde nur zwei bis fünf, mit Längsrippen und hart. Das auffällige, längliche Tragblatt fördert die Windverbreitung. Das Holz von Sommer- und Winter-Linde ist mit herkömmlichen Methoden nicht unterscheidbar. Es ist das beste Schnitzholz, da es sehr weich ist und nicht splittert. Das Heimatareal der WinterLinde erstreckt sich über ganz Europa, außer dem höheren Norden und bis nach Russland. Sie war früher in Eichen-Mischwäldern weitverbreitet. Große oder reine Lindenbestände gibt es heute nur noch in Osteuropa und Westsibirien. Die Winter-Linde ist genügsamer als die Sommer-Linde und eine Schattenbaumart. Das heißt, sie erträgt bis ins Alter Beschattung – einer der großen Vorteile im Wald und in Parkanlagen. Wird sie abgesägt, treibt sie sofort wieder intensiv aus dem Stock oder Stamm aus. Dieser ausgeprägte Überlebenswillen trägt sicher auch zu ihrem hohen Lebensalter bei: 1000 Jahre sind drin, die Älteste bei Gloucester in England schafft über 2000 Jahre mit Stockauschlägen. Auch Bienen, Hummeln und andere blütenbesuchende Insekten lieben Linden; Menschen lieben Lindenblütenhonig und Honigtau-Honig. Eine Zeitlang sind die Linden verdächtig worden, Hummeln umzubringen. Bei eingehenden Untersuchungen hat sich jedoch das Gegenteil herausgestellt. Im Hochsommer versiegen viele Nektarquellen. Die Winter-Linden sind Spätblüher zwei Wochen nach der Sommerlinde. Sie locken auch Hummeln stark an, der Nektar enthält aber nur halb so viel Zucker. Viele Insekten fliegen massenweise zu den Linden. Dann reicht der Nektar dieser Bäume nicht mehr für die konkurrenzschwachen Hummeln, die dann tot unter den Bäumen liegen. Mehr Lindenbäume würden da eher helfen. Es kann fast alles an der Linde in der Naturheilkunde genutzt werden. Besonders beliebt ist Tee aus Lindenblüten, er ist schweißund wassertreibend, krampflösend, magenstärkend und blutreinigend. Weitere und viel umfangreichere Information zur Winter-Linde gibt die Internet-Seite der Baum des Jahres Stiftung mit Texten von Professor Dr. Andreas Roloff, TU Dresden (Vorstandsmitglied Baum des Jahres-Stiftung und Kuratorium Baum des Jahres). 䊏 red. HB Winter-Linde. A Pflanze in natürl. Größe; 1 Blütenknospe von verschiedenen Seiten, vergrößert; 2 Blüte im Längsschnitt, desgl.; 3 Stempel, desgl.; 4 Staubgefäße, desgl.; 5 Pollenkörner, desgl.; 6 Stempel im Längsschnitt, desgl.; 7 Fruchtknoten im Querschnitt, desgl.; 8 Fruchtstand mit Deck- oder Flügelblatt, nat. Größe; 9 geöffnete Frucht, vergrößert; 10 Frucht im Längsschnitt, desgl.; 11 dieselbe im Querschnitt desgl.; 12, 13 Same von verschiedenen Seiten, desgl. Grafik: Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen (Wikimedia Commons), Fotos: A. Roloff / www.baum-des-jahres.de; N p holmes (Wikimedia Commons) Winter-Linde (Thilia cordata) 12_13_Baum2016_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:19 Seite 13 Baum des Jahres 2016 Grafik: Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen (Wikimedia Commons), Fotos: A. Roloff / www.baum-des-jahres.de; N p holmes (Wikimedia Commons) Naturdenkmal Winter-Linde bei Riesa Forstliche Mitteilungen • 11/2015 13 14_Bay_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:20 Seite 14 14 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Bayern Aus den Regionen Die Großdemo am 10. Oktober in Berlin Fotos: A. Schlegel TTIP, CETA & TiSA stoppen Die Teilnehmer aus dem Forst Bayern Am 10. Oktober demonstrierten circa 250 000 Menschen in Berlin für einen fairen Welthandel. Dazu aufgerufen haben Umwelt- und Verbraucherschützer, Sozialverbände und Gewerkschaften, darunter die IG Bauen-Agrar-Umwelt. Mit dabei waren Kolleginnen und Kollegen von der Landesvertretung und den Fachgruppen Bayern. D ie Veranstaltung war sehr gut organisiert. Bei der Auftaktkundgebung am Hauptbahnhof haben vor allem Bürgerinnen und Bürger, Beschäftigte und Auszubildende verdeutlicht, was die Freihandelsabkommen konkret für sie bedeuten. Der anschließende fünf Kilometer lange „Marsch“ zur Abschlusskundgebung am großen Stern (Siegessäule im Tiergarten) fand bei schönstem Wetter statt. Dort redete auch DGB-Vorsitzender Reiner Hoffmann zu den Teilnehmerinnen und Teilnehmern: „Die Gewerkschaften“, so Hoffmann, „sind weder gegen den internationalen Handel, noch lehnten sie die Globalisierung ab. Nur sind die Früchte der Globalisierung immer ungleicher verteilt.“ Fairer Welthandel funktioniere nicht ohne starke Rechte für Arbeiter. „Mit vereinten Kräften müssen wir verhindern, dass Arbeitnehmerrechte zum Spielball einer ungezügelten Globalisierung werden.“ Danach ging es wieder zurück zu den Bus- sen nach Bayern. Mit unserer Teilnahme haben wir dazu beigetragen, ein starkes Signal an die Politik in Berlin und Brüssel zu senden. 䊏 Andreas Schlegel Begriffserklärungen TTIP – Das Transatlantische Freihandelsabkommen, offiziell Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (englisch Transatlantic Trade and Investment Partnership) ist ein aktuell verhandeltes Freihandels- und Investitionsschutzabkommen in Form eines völkerrechtlichen Vertrags zwischen der Europäischen Union und den USA. CETA – Das Comprehensive Economic and Trade Agreement (dt. Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen, auch als Canada – EU Trade Agreement gelesen) ist ein geplantes europäisch-kanadisches Freihandelsabkommen. TiSA – Das Trade in Services Agreement (deutsch Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen) ist eine in Verhandlung befindliche Sammlung von Vereinbarungen in Form eines völkerrechtlichen Vertrags zwischen 23 Parteien einschließlich der USA und der Europäischen Union. Das TiSA-Abkommen soll weltweit Dienstleistungen liberalisieren. Wikipedia.de Veranstaltung der IG BAU-Hochschulgruppe zu TTIP und TiSA Einladung zur Podiumsdiskussion am 18. November, 18 bis 20 Uhr, Hörsaal 406, im Löwentorgebäude A3 (Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, 1. Stockwerk). 䊉 䊉 Welche Hoffnungen und Erwartungen stecken dahinter? Was kann das für unsere Arbeits-, Umwelt-, Verbraucher-, Sozial- und Ausbildungsstandards bedeuten? Gäste: 䊉 Professor Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und des Bunds Naturschutz in Bayern (BN). 䊉 Scott Woodard, Leiter der politischen und Wirtschaftsabteilung des US-Generalkonsulats München. 䊉 Gundi Tillmann, Regionalleiterin der IG BAU, Region Bayern. 䊉 Stefan Albat, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. Moderation: Dr. Wolf Guglhör. 䊏 IG BAU 15_16_Brandenb_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:21 Seite 15 Brandenburg Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 15 Gespräch mit Forstminister Vogelsänger Wie geht es weiter im Forst? D ie Frage kann berechtigt gestellt werden. Betrachten wir es so: Wenn ein Ministertermin angeboten wird, kann man sich auch auf sachlicher Ebene über Meinungsverschiedenheiten austauschen, selbst wenn konkrete Ergebnisse zum Zeitpunkt nicht erreichbar sind. Insofern hatten unsere Gremien beschlossen, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Ende August hat unser Fachministerium seine neuen Arbeitsräume in der Potsdamer Henning-von-Tresckow-Straße bezogen. An dem Gespräch nahmen die IG BAUKollegen Hans Günter Pohl, Jörg Schütte, Jörg Müller und für den BDF Martin Krüger teil. Aufseiten des Ministeriums waren neben Minister Jörg Vogelsänger und Staatssekretärin Dr. Carolin Schilde Ingolf Kuhlmeier, Dr. Carsten Leßner und Hubertus Kraut anwesend. Die Gewerkschaftsvertreter verdeutlichten nochmals ihre Sorge, dass mit der vorgesehenen Kommunalisierung großer Teile des derzeitigen Landesbetriebs Forst alle noch vorhandenen Synergien in der Aufgabenerfüllung zerstört werden und ein dringend notwendiges Personalentwicklungskonzept voraussichtlich ausgesetzt wird. Dies hat mit verantwortungsvoller Fachpolitik nichts mehr gemein. Zudem erfolgt die gewollte Aufgabenerfüllung unter Inkaufnahme einer ungesunden Arbeitsverdichtung. Im Vergleich zu anderen Bundesländern schneidet Brandenburg sowohl beim Personalschlüssel als auch bei der Übernahme von Auszubildenden zunehmend schlechter ab. Um eine Entscheidung des Landtags zur Kommunalisierung im kommenden Jahr mit fachlichen Argumenten zu beleuchten, wird eine Fachkonferenz gefor- Gesprächsrunde mit Forstminister Jörg Vogelsänger (Vierter von links) und Staatssekretärin Dr. Carolin Schilde (Dritte von links) dert, die sich ausschließlich mit dem Thema Forst beschäftigen sollte. Minister und Staatssekretärin verdeutlichten, dass sich aus ihrer Sicht derzeit keine Handlungsspielräume ergeben. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Forst wurden dem Ministerium des Inneren und für Kommunales (MIK) übermittelt. Die erhofften Fachgespräche dazu fanden jedoch bisher nicht statt. Zur Personalentwicklung im Forstbereich wird man sich wohl erst Mitte kommenden Jahres verständigen. Dies könne zu strittigen Fragestellungen hinsichtlich der Personalbedarfsplanung 2018 führen. Eine klare Richtung war den Aussagen nicht zu entnehmen. Insofern bleibt der Verweis auf das Rollenverständnis bis zu einer Entscheidung im Landtag Mitte 2016. IG BAU und BDF wollen den verbleibenden Zeitraum für wirksame Aktionen nutzen. Die nächste Möglichkeit bietet sich dazu am 12. November am Landtagsgebäude in Potsdam. 䊏 Jörg Schütte, Jörg Müller Landtagsausschuss berät am 12. November zur Forst Auf nach Potsdam! Am 12. November tagt der Ausschuss für Inneres und Kommunales des Landtages Brandenburg unter anderem zur Thematik der beabsichtigten Kommunalisierung von Teilen des Landesbetriebs Forst im Rahmen der Verwaltungsstrukturreform 2019. Zur umfassenden Meinungsbildung werden Sachverständige vor den Ausschuss geladen. I G BAU und BDF haben sich an der Seite der Beschäftigten des Landesbetriebs Forst Brandenburg bisher deutlich gegen diese Pläne aus dem Leitbildentwurf des Innenministers positioniert. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LFB sowie alle Forstleute und Bürger, die dieser Meinung folgen, sind aufgerufen, dies zahlreich vor dem Landtag Brandenburg in Potsdam zum Ausdruck zu bringen – siehe Aufruf auf Seite 16. Die Demo beginnt am 12. November um 8:30 Uhr vor dem Landtag in Potsdam. 䊏 Landesvertretung und Fachgruppen Forstwirtschaft Foto: IG BAU Warum gibt es einen Gesprächstermin, wenn Forstminister Jörg Vogelsänger (SPD) sich doch vor der LFB-Belegschaft erst am 28. Juli klar zu Leitbild der Verwaltungsstrukturreform bekannt hat? 15_16_Brandenb_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:21 Seite 16 16 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Aus den Regionen Brandenburg Leitbild zur Verwaltungsstrukturreform vorgestellt Diskussion wurde vertagt! Im Zeitraum vom 31. August bis 13. Oktober stellte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) den Entwurf des Leitbildes zur Verwaltungsstrukturreform auf insgesamt 18 Veranstaltungen in den Regionen (Landkreise und kreisfreie Städte) vor. W ie bereits in der FM-Ausgabe 9/2015 dargestellt, stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landesbetriebs Forst Brandenburg (LFB) damit vor der nächsten tiefgreifenden Umstrukturierung. Ein erneutes Mal könnte damit der Forstbereich zu einem politischen Bauernopfer werden, um die mittelfristigen Zielvorstellungen der Landesregierung (SPD und DIE LINKE) durchzudrücken. Forstleute waren auf allen regionalen Veranstaltungen zugegen. Auch wenn es vordergründig um die Neustrukturierung der Landkreise und Einkreisung der kreisfreien Städte (Kreisgebietsreform) und kampfeslustigen Kommunalpolitiker/-innen ging, standen für den LFB die Aussagen zur Funktionalreform I im Mittelpunkt. So sollen nach Punkt 12 der Anlage 2 des Leitbilds folgende Aufgaben auf die kommunale Ebene übertragen werden: „Die hoheitlichen und gemeinwohlorientierten Aufgaben des Landesbetriebs Forst (LFB); Teilaufgaben, wie das Sperren von Wald sowie die Verfolgung von Ordnungswidrigkeiten, werden direkt auf die gemeindlichen Verwaltungen übertragen; alle erwerbswirtschaftlichen Aktivitäten (Bewirtschaftung des Landeswalds und Leistungen gegenüber Dritten) sollen auf Landesebene verbleiben.“ Unsere Kolleginnen und Kollegen fragten daher: 䊉 Warum soll ein funktionierender Landesbetrieb zerschlagen werden? 䊉 Was ist der Vorteil der Kommunalisierung von Forstaufgaben? Mit pauschalen Aussagen der Regierungsvertreter, dass es letztlich den Förstern bei den Kreisen bessergehen werde, kann sich niemand zufriedengeben. Wenn man das Diskussionsangebot ernst nehmen möchte, bleibt derzeit nur die Feststellung, dass eine ernsthafte Diskussion vertagt wurde. Bleibt zu hoffen, dass sich der Ausschuss für Inneres und Kommunales des Landtags auf seiner Beratung am 12. November intensiver für Fragen und Argumente der Forstseite interessiert. 䊏 LV IG BAU Brandenburg Aufruf zur Demo am 12. November, 8.30 Uhr Landtag Potsdam Am 12. November wird der Ausschuss für Inneres und Kommunales Experten zur geplanten Verwaltungsstrukturreform in Brandenburg anhören. Auch BDF und IG BAU werden angehört! U m unseren Unmut über die geplante Funktionalreform zu verdeutlichen, möchten wir ein „Grünes Zeichen“ setzen und die Landtagsabgeordneten bei ihrer Ankunft im Landtag begrüßen und Flagge zeigen. ALLE sind betroffen: Hoheitsförster ebenso wie Landeswaldförster, Beamte und Arbeitnehmer. Denn es soll nicht nur der Bereich Hoheit kommunalisiert werden, sondern auch der Bereich Gemeinwohl, dazu zählen die Beratung der Privatwaldbesitzer, die forstliche Öffentlichkeitsarbeit, die Ausbildung von Forstwirten, die gesamten Aufga- ben des LFE, aber auch der Waldumbau im Landeswald. Also: Macht Euch auf den Weg, zeigt Flagge! Wir bauchen jede einzelne Frau und jeden Mann, jeden/jede Forstwirt/in, Meister/in, Förster/in und Oberförster/in, jedes Gewerkschaftsmitglied und alle Nichtorgansierten! Folgendes ist zu beachten: 䊉 Außer Jagd werden keine dienstlichen Gründe gegen eine Teilnahme sprechen. 䊉 Ihr müsst Urlaub beantragen oder Überstunden abfeiern. 䊉 Dienstkleidung ist erlaubt, solange die Hoheitszeichen nicht zu sehen sind. 䊉 Die Veranstaltung wird bis circa elf Uhr dauern. 䊉 Es werden Busse organisiert, die Fahrt ist für alle kostenlos, daher brauchen wir Eure Anmeldung an die IG BAU oder die BDF-Basisgruppen: – SE Doberlug, Lutz Schaffrath (Lutz.schaffrath@t-online.de). – SE Eberswalde, Frank Pastowski (wielsch.pastowski@web.de). – SE Kyritz, Torsten Langhoff (torsten. langhoff@lfb.brandenburg.de). – SE Lübben, Bärbel Kuhlbrodt (baerbel.kemnitz@googlemail.com). – SE Waldsieversdorf, Thomas Erlemeier (thomas.erlemeier@ lfb.brandenburg.de). – SE Templin Hagen Mikuszeit (hagen.mikuszeit@lfb.brandenburg. de). – IG BAU, Jörg Schütte (joerg.schuette@igbau.de). BDF Brandenburg-Berlin Friedrichstraße 169/170, 10117 Berlin, Telefon 030 4081-6700, Fax: 030 4081-6710, E-Mail: Brandenburg-Berlin@BDF-online.de. 䊏 17_Nieders_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:22 Seite 17 Niedersachsen Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 17 Generationswechsel bei Niedersachsens Försterinnen und Förstern 27 Nachwuchskräfte D aher freut sich Forstminister Christian Meyer über die große Zahl diesjähriger Bewerbungen um eine Ausbildungsstelle in der niedersächsischen Landesforstverwaltung. Kürzlich konnten nun 27 Nachwuchskräfte im Landwirtschaftsministerium ihre Ernennungsurkunde zur Forstinspektoranwärterin oder zum Forstinspektoranwärter in Empfang nehmen. „Wir haben einen großen Bedarf an Nachwuchskräften in den Forstämtern und die Zahl der Ausbildungsplätze deshalb von 20 auf 25, in diesem Jahr sogar auf 27, erhöht“, sagte Minister Meyer. „Besonders freue ich mich darüber, dass die Hälfte aller Anwärter junge Frauen sind, die sich künftig als Försterinnen der Betreuung des niedersächsischen Waldes widmen wollen.“ Bisher war der Forstberuf noch weitgehend eine Männerdomäne. „Die Niedersächsischen Landesforsten haben den Frauenanteil in den vergangenen Jahren aber auf etwa 30 Prozent erhöhen können“, so der Minister. Die neuen Försterinnen und Förster haben bereits ein forstliches Hochschulstudium abgeschlossen und werden nun für eineinhalb Jahre ihr Wissen in den Forstbetrieben des Landes anwenden und vertiefen. Eine praxisnahe Ausbildung in den Revierförstereien und Forstamtsbüros wird sie auf die künftige Tätigkeit vorbereiten. Spätere berufliche Einsatzmöglichkeiten bestehen vor allem in der Leitung von Forstrevieren oder als Spezialisten beispielweise in den Bereichen Naturschutz und Waldökologie, Waldpädagogik und Umweltbildung, Forstmaschineneinsatz oder Wegebau. Nach der Laufbahnprüfung am Ende der Ausbildung haben die Absolventinnen und Absolventen dann beste Aussichten, eine Die neuen Forstinspektoranwärterinnen und Forstinspektoranwärter der begehrten Arbeitsstellen bei den Niedersächsischen Landesforsten oder auch bei anderen Forstverwaltungen oder -betrieben zu bekommen. „Diese vom Land angebotene und finanzierte Qualifizierung ist eine gut angelegte Investition in die Zukunft unseres Waldes“, so Minister Meyer. Rund ein Viertel der Landesfläche Niedersachsens ist Wald. Von den 1,2 Millionen Hektar Waldfläche entfallen auf den Landeswald etwa 335000 Hektar und den Privat- sowie Genossenschaftswald rund 706000 Hektar. Hinzu kommen Bundeswaldflächen und Körperschaftswald. Interessenten für die forstliche Ausbildung können sich über Ausbildungswege und -inhalte auf der Homepage des Ministeriums www.ml.niedersachsen.de im Themenbereich „Wald, Holz und Jagd“ informieren. Auf der Seite „Berufswelt Wald“ sind vielfältige Informationen und Merkblätter zusammengestellt. 䊏 Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Foto: grafolux & eye-server Der hohe Altersdurchschnitt der Försterinnen und Förster wird in den kommenden Jahren auch in Niedersachsens Forstrevieren zu einem deutlichen Generationswechsel führen. 18_19_NRW_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:23 Seite 18 18 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Aus den Regionen Der europäische Motorsägen-Führer European Chainsaw Certificate Konkurrenz zum Forstwirt? Mit dem Erscheinen der Allgemeinen Geschäftsbedingungen für die Privatwaldbetreuung beim Landesbetrieb Wald und Holz in Nordrhein-Westfalen wurde das European Chainsaw Certificate (Europäischer Motorsägen-Führer) als ein neuer Sachkundenachweis für die motormanuelle Holzernte eingeführt. I n diesem Qualifizierungs-System, das im Rahmen eines Leonardo-Projekts der Europäischen Union für lebenslanges Lernen entwickelt worden ist, wird zwischen vier Stufen zur Ausbildung an der Motorsäge unterschieden. Beginnend von einfachen Dingen, wie Motorsägen-Wartung, Kettenschärfung, sichere Ausführung von Trennschnitten bis hin zum Fällen von Bäumen jeder Stärkeklasse. In der letzten Stufe zum Europäischen Motorsägen-Führer wird die Sturmholzaufarbeitung behandelt. In diesem System ist jeder Qualifizierungsschritt mit einer Prüfung hinterlegt, in der die erforderliche Sachkunde unter Beweis gestellt werden muss. Die Anforderungen an die Prüfungen sind in einem Standard hinterlegt, der auf der Internetseite des European Chainsaw öffentlich einsehbar ist. In Nordrhein-Westfalen ist diese Qualifizierung an der Motorsäge auf insgesamt sieben Monate und mit einem Lernzielkatalog, der 144 Unterrichtsstunden umfasst, angelegt. Dazu können Vorbereitungskurse auf die Prüfungen am Forstlichen Bildungszentrum gebucht werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich nur für die Prüfungen anzumelden, um die nötige Sachkunde unter Beweis zu stellen. Bei erfolgreicher Teilnahme an den Prüfungen wird ein Zertifikat vergeben, das in einer Datenbank hinterlegt wird und deshalb leicht überprüfbar ist. Bei dieser Qualifizierung geht es um die Vergleichbarkeit und Standardisierung für die Ausbildung mit der Motorsäge sowie den Anforderungen an die Durchführung der motormanuellen Holzernte in Europa. Schaut man sich den gesetzten Standard für die Prüfungen an, so sind der Aufbau und Inhalt im Großen und Ganzen nachvollziehbar. Da die Ausbildung des Forstwirts innerhalb des dualen Systems in Deutschland einzigartig im Europäischen Raum ist, stellt sich nun die Frage, inwieweit hier eine Konkurrenz zu der Ausbildung zum Forstwirt entsteht. Die Ausbildung zum Forstwirt umfasst im Regelfall drei Jahre und sieht eine Kenntnisprüfung in den drei Bereichen Holzernte und Forsttechnik, Waldwirtschaft und Landschaftspflege sowie Wirtschafts- und Sozialkunde vor. Es kann davon ausgegangen werden, dass in drei Jahren Ausbildung eine gute und fundierte Grundlage für das spätere Arbeitsleben gelegt wird. Bei der Qualifizierung zum Europäischen Motorsägen-Führer wird lediglich ein Teilaspekt der Ausbildung zum Forstwirt, zugegeben ein wesentlicher, herausgelöst und in eine Form gegossen. Das bedeutet, dass der ausgebildete Forstwirt ein höheres Potenzial für die gesamten forstlich geforderten Arbeiten in sich birgt. Es steht aber auch fest, dass zumindest in NRW Arbeitnehmer im Wald tätig sind, bei denen die Sachkunde nicht sicher belegt ist. Für diese arbeitenden Menschen bietet der Zertifizierte Motorsägen-Führer eine klare Sachkunderegelung mit standardisierten Prüfungen. Auch in anderen Bundesländern in Deutschland gibt es Bedarf an einer klaren Regelung. Die Zertifizierungssysteme formulieren an dieser Stelle eher schwammig. Das FSC-Zertifikat erwägt allerdings im nächsten Jahr die Sachkunde über den European Chainsaw mit zu definieren. Lösen wir uns gedanklich von unserer deutschen Perspektive und schauen nach Europa, so ist der Ansatz einer vereinheitlichten Motorsägen-Ausbildung in der professionellen Holzernte zu begrüßen. Ob der Forstwirt unter der Einführung dieses Zertifikats leiden wird, ist nicht so leicht zu beantworten. Die öffentlichen Arbeitgeber öffnen aufgrund ihrer Altersstruktur kleine Einstellungskorridore. Bei diesen Einstel- lungen ist der Forstwirt als Mindestmaß bisher gesetzt. Sucht man bei der Bundesagentur für Arbeit nach Stellen für Forstwirte, werden bundesweit über 200 freie Stellen angezeigt, die zur Verfügung stehen. Insgesamt wurden in der Forstwirtschaft in Deutschland 29 000 sozialversicherte Beschäftigte und 8400 Unternehmer für das Jahr 2013 gezählt; das macht im Ergebnis 35 300 Menschen, die im Wald tätig sind. Von diesen Personen ist gut ein Drittel über 50 Jahre alt und wird diese schwere körperliche Arbeit in absehbarer Zeit nicht mehr ausführen können. Im Jahr 2012 wurden 1776 Ausbildungsverträge für den Beruf des Forstwirts in Deutschland abgeschlossen. Die Zahl der Ausbildungsverträge hat sich in den vergangenen 25 Jahren von circa 2500 Verträgen auf heute um die 1800 Stellen bundesweit eingependelt. Arbeitslose Forstwirte gibt es laut den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit immer weniger, von den im Jahr 2006 gemeldeten 2043 arbeitssuchenden Forstwirten blieben im Jahr 2012 noch 595 Arbeitnehmer übrig. Zu diesem Zeitpunkt waren 585 Arbeitsstellen als verfügbar gemeldet. Man konnte somit für den genannten Zeitraum also Vollbeschäftigung annehmen. In den vergangenen Jahren wird sich diese Zahl nur unwesentlich geändert haben. Aus dieser Warte betrachtet, ist der Europäische Motorsägen-Führer im Augenblick keine wesentliche Gefährdung des Berufsbilds Forstwirt, es sei denn, die öffentlichen Arbeitgeber oder die großen Privatwälder würden ihre Einstellungshaltung hinsichtlich der geforderten Qualifikation bei Stellenausschreibungen ändern. Der einstellende Arbeitgeber ist nun gefordert: Was will er haben? Den fundiert ausgebildeten forstlichen Allrounder mit einer Forstwirtausbildung oder einen auf die reine Holzernte reduzierten Arbeitnehmer. Einen weiteren Weg der Ausdünnung des Forstwirtberufs gilt es ebenfalls kritisch zu beobachten: Wegen der Überalterung der bestehenden Personalstruktur der Forstwirte im Bereich der öffentlichen Arbeitgeber werden in Zukunft vermehrt Neueinstellungen erforder- 18_19_NRW_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:23 Seite 19 lich. Es ist gut möglich, dass dann mit Verweis auf kostengünstige Unternehmereinsätze Stellen kompensiert werden, die eigentlich Forstwirte besetzt hätten. Damit setzt in der Folge ein schleichender Stellenverfall ein, der letztendlich den Bedarf an ausgebildeten Forstwirten verringern könnte. Dies geschieht, wenn die Unternehmer bei ihren Einstellungen auf andere Qualifikationen zurückgreifen und die Preisfindung für die geleisteten Arbeiten im Dumping-Bereich bleibt. Sicher ist, dass der Rohstoff Holz auch in Zukunft gebraucht und bereitgestellt werden Aus den Regionen wird; von welchem Personal, wird die Frage sein. Denken wir an die Arbeitssicherheit und damit an die Gesundheit der im Wald arbeitenden Menschen, ist die Qualifizierung zum Europäischen Motorsägen-Führer für diese gefährliche Tätigkeit aber sicher kein Fehler. Für NRW mit seinem hohen Privatwaldanteil auf kleinsten Flächen und der damit verbundenen Unternehmerstruktur bietet diese Qualifikation die Möglichkeit, Beschäftigung zu erhalten oder neu zu begründen. Zudem wird die Überprüfung der Sachkunde ausländischer Arbeitnehmer durch die vorhandene Datenbank erheblich Motorsägenarbeit bleibt ein wichtiges Arbeitsfeld. Forstliche Mitteilungen • 11/2015 19 erleichtert. Wichtig ist außerdem, dass eine der Schwere der Arbeit angemessene Bezahlung erfolgt, die sicherlich über einen Mindestlohn hinausgehen muss. Das kann aber nur dann geschehen, wenn die Bezahlung für die Unternehmer sowie der Holzpreis für den Waldbesitzer die Bereitschaft zu einer ordentliche Bezahlung fördern. Die Ausbildung zum Forstwirt aber ist ein wichtiger Bestandteil zur Erhaltung der Qualität in der Deutschen Forstwirtschaft und darf auf keinen Fall gefährdet werden. 䊏 Peter Wiese Foto: P. Wiese Nordrhein-Westfalen 20_Sachsen_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:24 Seite 20 20 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Aus den Regionen Sachsen Ausbildungsberufe im Wald haben Konjunktur Start bei Sachsenforst Ein knappes Drittel Sachsens ist von Wald bedeckt. Diese gut 500 000 Hektar Waldfläche werden durch private Waldbesitzer sowie staatliche und körperschaftliche Forstverwaltungen nachhaltig betreut und entwickelt. „Damit unsere Wälder auch in Zukunft ordnungsgemäß bewirtschaftet und richtig gepflegt werden, brauchen wir gut ausgebildete und engagierte Forstexperten. Ich freue mich, dass wir in diesem Jahr 64 angehende Spezialisten für einen Ausbildungsplatz bei Sachsenforst begeistern konnten“, so der Landesforstpräsident Professor Dr. Hubert Braun. „Dabei ist festzustellen, dass der Forstberuf längst keine Männerdomäne mehr ist. Dieses Jahr sind knapp 25 Prozent aller eingestellten Auszubildenden weiblich, mit steigender Tendenz.“ Insgesamt bietet Sachsenforst drei Ausbildungsprofile im forstlichen Bereich an. Die unterschiedlichen Ausbildungsrichtungen befähigen die jungen Kollegen zukünftig, in unterschiedlichen Bereichen der Forstwirtschaft tätig zu werden. Aber auch die Holzwirtschaft und der Bereich der Baumpflege bieten beispielsweise interessante Jobperspektiven, genauso wie die Tätigkeit bei einem forstlichen Dienstleistungsunternehmen. Das mögliche Einsatzgebiet ist vielfältig und abwechslungsreich, die Ausbildung stellt allerdings hohe Anforderungen an die jungen Leute. Ausbildungsprofil „Höherer Forstdienst“: Um Aufgaben in der leitenden Ebene von Sachsenforst, zum Beispiel als Fachreferent oder Forstbezirksleiter, zu übernehmen, ist ein zweijähriges Forstreferendariat (Ausbildung zum höheren Forstdienst) im Anschluss an ein forstwirtschaftliches Masterstudium zwingende Voraussetzung. Aktuell bereiten sich seit dem 1. Juni neun Forstreferendare auf ihre zukünftigen Aufgaben im sächsischen Wald vor. Das nächste, nur alle zwei Jahre durchgeführte Forstreferendariat beginnt voraussichtlich am 1. Juni 2017. Foto: DocWinkler Photography Ausbildungsprofil „Gehobener Forstdienst“: Für die jährlich durchgeführte einjährige Ausbildung zum Revierleiter oder Sachbearbeiter in der Forstverwaltung ist ein erBerufe im Wald – folgreich abgelegtes Bachelorstuabwechslungsreich, dium im Bereich der Forstwirtvielfältig schaft Voraussetzung. Am 1. Oktober 2015 haben 17 angehende Förster ihre Ausbildung zum Forstinspektor bei Sachsenforst begonnen. Ausbildungsprofil „Forstwirt“: Im September dieses Jahres begannen 38 Forstwirt-Azubis ihre dreijährige Ausbildung bei Sachsenforst. Weitere acht Azubis absolvieren ihre praktische Lehrzeit bei forstlichen Unternehmern, bei der Ausbildungsinitiative Forst und bei der waldbesitzenden Stadt Leipzig. Die überbetrieblichen Ausbil- dungsabschnitte und spezielle forstpraktische Lehrgänge finden in der forstlichen Ausbildungsstätte in Morgenröthe-Rautenkranz (Vogtlandkreis) statt. Der Tätigkeitsschwerpunkt der fertig ausgebildeten Forstwirte wird in der aktiven Bewirtschaftung des Waldes liegen. Arbeitgeber können sowohl Sachsenforst, als auch kommunale und private Forstbetriebe sowie Forstunternehmen sein. Die klassische, körperlich fordernde Arbeit mit der Motorsäge, die Pflanzung, die Kulturpflege oder der Bau von jagdlichen Einrichtungen sind Kern des späteren Aufgabenprofils, aber auch die Durchführung von Naturschutzmaßnahmen sowie die Errichtung und Pflege von Erholungseinrichtungen gehören zur täglichen Arbeit. Spezielle Weiterbildungsangebote ermöglichen aufbauend auf einem erfolgreichen Ausbildungsabschluss beispielsweise den Einsatz als Großmaschinenführer auf einem Harvester oder Forwarder. Sachsenforst-Chef Braun ergänzt: „Der Wald und die Holzwirtschaft sind ein Jobmotor, die Berufschancen für fachlich gut ausgebildete und engagierte Absolventen verbessern sich von Jahr zu Jahr. Dem sächsischen Wald tut es gut, wenn junge Berufseinsteiger gemeinsam mit erfahrenen Kollegen den Wald nachhaltig bewirtschaften.“ Neben dem steigenden Personalbedarf und den sich daraus ergebenden guten Einstiegschancen bei Sachsenforst machen auch die wieder angelaufenen Verbeamtungen im gehobenen und höheren Forstdienst eine Ausbildung bei Sachsenforst für junge Leute attraktiv. In diesem Jahr hat Sachsenforst sieben ehemalige Referendare und 20 ausgebildete Forstwirte nach ihrer Ausbildung in ein befristetes Arbeitsverhältnis übernommen. Allen 19 „frisch gebackenen“ Forstinspektoren wird Sachsenforst ein Angebot zur Übernahme in ein befristetes Arbeitsverhältnis unterbreiten. Informationen zu den unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten bei Sachsenforst sind auch unter www.sachsenforst.de im Internet zu finden. 䊏 Medienservice Sachsen 21_22_Thuer_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:25 Seite 21 Thüringen Aus den Regionen Forstliche Mitteilungen • 11/2015 21 Ab 2016: Bildungsfreistellungsgesetz gilt auch in Thüringen Zwei Wochenseminare des VLF Es ist geschafft: Der jahrelange Kampf um die Gewährung von bezahlter Bildungsfreistellung hat ein gutes Ende gefunden. Ab 1. Januar 2016 können auch Thüringer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, leider erst in Unternehmen ab fünf Beschäftigten, auf eine Woche Freistellung zur Weiterbildung drängen. Foto: Marco Abrar G rundlage ist aber, dass die Fortbildung auf anerkannte Inhalte der beruflichen Tätigkeit und/oder zur politischen Bildung ausgerichtet ist. Dabei kommt es darauf an, das Verständnis für gesellschaftliche, soziale und aktuelle politische Zusammenhänge zu verbessern. Seit Jahren haben die Seminare des Vereins zur Förderung der Forstarbeiter (VLF) aus Kassel dieses Ziel umgesetzt. Zweimal im Jahr fanden Wochenseminare im „Berghotel“ in TambachDietharz statt. Entsprechend einer Vereinbarung zwischen dem Hauptpersonalrat und der Landesforst- Das Seminarhotel verwaltung, die noch immer gilt, können Bedienstete von ThüringenForst alle drei Jahre eine Freistellung zur Teilnahme beantragen. Ab dem Jahr 2016 ist diese Lösung durch eine gesetzliche Regelung überholt und jeder, der will, kann sich jährlich einmal bei einem Seminar anmelden. Die Bedingungen des VLF – Übernahme der Kosten für Übernachtung und Vollverpflegung, Reisekosten und Referenten – bleiben hingegen bestehen. Die Termine für das Jahr 2016 stehen fest: 䊉 23. bis 27. Mai und 䊉 5. bis 9. September. Anmeldungen sind ab sofort beim VLF in Kassel (info@vlf-kassel.de) und Kollegen Bernd Unbescheid (bernd.unbescheid@ gmx.de) möglich. 䊏 B. Unbescheid Nicht nur in Thüringen Im Übereinkommen Nr. 140 vom 24. Juni 1974 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) über den bezahlten Bildungsurlaub hatte sich die Bundesrepublik Deutschland völkerrechtlich verpflichtet, einen bezahlten Bildungsurlaub zum Zwecke der Berufsbildung, der allgemeinen und politischen Bildung sowie der gewerkschaftlichen Bildung einzuführen. E s ist kein Urlaub und wird deshalb Bildungsfreistellung genannt. Da der Bund kein Gesetz dazu machte, taten das die Länder in konkurrierender Gesetzgebung. Das baden-württembergische trat zum 1. Juli 2015 in Kraft. Von 16 Bundesländern ist Thüringen das 14. mit einem Bildungsfreistellungsgesetz – gültig ab 1. Januar 2016. Es fehlen noch Bayern und Sachsen. Zurzeit nutzen nur etwa zwei Prozent der Arbeitnehmer jährlich diesen Anspruch. In Mecklenburg-Vorpommern blieben über 50 Prozent der Haushaltsmittel für Subventionen der Arbeitgeber ungenutzt. Für Beamte ist die entsprechende Freistellung in den Bestimmungen über den Sonderurlaub geregelt. Im Internet gibt's Informationen und Argumente des DBGBildungswerks unter www.bildungsurlaub-machen.de. 䊏 red. HB 21_22_Thuer_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:25 Seite 22 22 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Aus den Regionen Thüringen ThüringenForst schützt seine Förster konsequent vor dem technischen Fortschritt Zurück in die Zukunft Wahnsinn, neue Outdoorhandys für Thüringer Revierförster, stoßfest, wasserdicht und staubgeschützt, einfach genial. Und dann das i-Tüpfelchen: private Mitbenutzung! Die Reaktion: Was braucht ihr denn? Na was denn wohl: 䊉 Smartphone mit Internetzugang. 䊉 Tablet-PC mit vollen Office-Anwendungen und allen notwendigen Programmen für den Außendienst (Office, GIS, DSW, Holzprogramm et cetera). 䊉 Laptop für Büroarbeiten und Indoorterminen. 䊉 Peripheriegeräte, wie Drucker, leistungsstarke GPS-Antenne, Beamer, Gerät für bargeldlose Zahlungen und so weiter. Manches reicht auch zum Ausleihen, wenn Die Evolution der mobilen Fernsprechgeräte Ganz schön stabil - und vielseitig einsetzbar! es denn im Forstamt vorrätig wäre. Natürlich kann das Anwenderprofil für jeden Außendienstler unterschiedlich sein, auf jeden Fall sollte die Software den neuesten technischen Entwicklungen entsprechen und maßgeschneiderte Anwendungen für den Nutzer enthalten. Das neue Handy erfüllt diese Bedingungen jedenfalls nicht. Was bringt eigentlich ein Outdoorgerät für einen Revierförster? 䊉 Wasserdicht? Baden mit dem Handy wollen wir eigentlich nicht! 䊉 Staubgeschützt? Natürlich wird das Handy dreckig, man sollte es halt ab und zu sauber machen! 䊉 Stoßfest? Runterfallen kann jedes Handy. Passiert auch ziemlich oft, doch nach zwei Jahren sind viele Nokia Geräte beulig und zerkratzt, funktionieren aber noch. Übrigens, die private Mitbenutzung als Bonus? Bei einer Flatrate ist es ohnehin egal, die Kosten bleiben dieselben. Manch einer will sie trotzdem nicht. Warum? 1. Besonders die Beamten wollen sich ungern vorwerfen lassen, eine kostenlose Leistung in Anspruch zu nehmen und sich damit einen privaten Vorteil zu verschaffen. 2. Und nur Telefonieren!? SMS, MMS, E-Mail und etliche Apps sind heute Standard, sind aber privat nicht erlaubt. Fazit: Es war wieder einmal nichts mit der innovativen Technik. Die Revierförster bleiben nach wie vor die Neandertaler der Thüringer Forstwirtschaft. Wahrscheinlich kriegen wir beim nächsten Endgerätewechsel in frühestens zwei Jahren Brieftauben. Möglicherweise sogar zur privaten Mitbenutzung. 䊏 IG BAU, Landesvertretung Forst und Naturschutz Thüringen Fotos: LV-Thüringen / Anders (Wikimedia Commons) W as die Dinger tatsächlich können, mutet altbacken an. Das Betriebssystem ist von vorgestern, die GPS-Anwendung im Wald kaum zu gebrauchen und dazu noch ein Tastengerät. Mehr wie telefonieren ist damit nicht drin – bestenfalls noch eine SMS. Der Kommentar eines Waldbesitzers: „Was hast du denn da für eine altmodische Telefonzelle?“ Noch vor Kurzem eine nicht offizielle Info aus dem FFK Gotha (Forstliches Forschungs- und Kompetenzzentrum): Bei den Förstern wird aufgerüstet. Neue Laptops, Handys und ein Tablet-PC für den Außendienst. Das versprach endlich, im digitalen Zeitalter anzukommen. Nun die Enttäuschung: Wieder mal abgehängt vom Rest der Infogesellschaft für die nächsten Jahre. Die EDV-Betreuer sind nicht zu beneiden, ihnen schlägt eine Welle der Kritik entgegen. Einige Kollegen äußern lautstark und nicht immer sachlich ihren Unmut. 23_Info_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:26 Seite 23 Informationen Vorbereitung der Weltmeisterschaft Waldarbeiter-Wettkampf Foto: G. Briechle Die Forstwirtschaftsmeister Gerhard Briechle aus Maria Steinbach (zum achten Mal in Folge) und Marco Trabert aus Hausen (zum fünften Mal in Folge) vertreten Deutschland Von links: Marco Trabert, Teamchef Markus Wick auf der Welt(kniend), Uli Huber, Thomas Schneider (sitzend), meisterschaft der Technischer Leiter Wolfgang Jungls, Gerhard Briechle Waldarbeiter in Wisla/Polen, die vom 7. bis 11. September 2016 stattfindet. Als dritter Profi hat sich der amtierende Weltmeister (Schweiz 2014), Uli Huber aus Forstinning, qualifiziert. Vom 1. bis 4. Oktober fanden die Ausscheidungswettbewerbe in Ochsenberg statt, an denen die elf besten Wettkämpfer aus Deutschland teilnahmen, darunter noch die vier besten der U24-Wettkämpfer. Bei diesen internen Wettkämpfen müssen die Teilnehmer vier komplette Wettkämpfe absolvieren, davon können sie dann einen Wettkampf streichen. Angefangen mit Kettenwechsel, Kombinationsschnitt, gefolgt vom Präzisionsschnitt. Es folgen noch die Simulatorfällung und die Astung, die den Wettkampf abschließen. Bei den drei Wettkämpfen, die jeder Teilnehmer werten kann, erreichte Marco Trabert eine neue Rekordpunktezahl von 5043 und den Sieg. Der Zweitplatzierte Gerhard Briechle aus dem Allgäu erreichte 5020 Punkte, der Drittplatzierte Uli Huber aus Forstinning in Bayern 4993 Punkte. Den Ersatzplatz erkämpfte sich Wolfgang Heidemann aus Erisweiler, der mit durchschnittlichen 1653 Punkten auf den vierten Platz landete. Somit sind im Weltmeisterteam der Profis gleich vier Bayern. Bei den U24-Wettkämpfern setzte sich Thomas Schneider aus Baden-Württemberg mit sehr guten 4922 Punkten durch. 䊏 Verein Waldarbeitsmeisterschaften Bayern e.V. Tannen im Berchtesgadener Land Erster Generhaltungswald Bayerns Mit einem landesweiten Netz an „Generhaltungsbeständen“ will Forstminister Helmut Brunner die genetische Vielfalt und die Erbanlagen der Waldbäume in ihrer ganzen Bandbreite für nachfolgende Generationen in Bayerns Wäldern für die Zukunft sichern. Den Anfang macht ein Tannenbestand im Landkreis Berchtesgadener Land. Die Genmerkmale der Bäume haben nicht nur entscheidenden Einfluss auf Wuchsverhalten und Widerstandskraft, sondern auch auf die Anpassungsfähigkeit an Umweltbedingungen. Die Generhaltungswälder müssen deshalb besonders vital, stabil, optimal an die örtlichen Klima- und Bodenverhältnisse angepasst und naturnah bewirtschaftet sein. Die Waldbestände stehen fortan unter Dauerbeobachtung durch die Experten am Amt für forstliche Saat- und Pflanzenzucht (ASP) in Teisendorf und liefern unter anderem Samen für die Nach- zucht neuer Wälder. Die künftigen Generhaltungsbestände sind einer von mehreren Bausteinen im „Konzept zum Erhalt und zur nachhaltigen Nutzung forstlicher Genressourcen“, das das ASP erarbeitet hat. Zudem wurden Langzeitbeobachtungsflächen eingerichtet, um frühzeitig Veränderungen in der genetischen Zusammensetzung zwischen Alt- und Jungbäumen zu erkennen als ein „Frühwarnsystem“ für Öko- Forstliche Mitteilungen • 11/2015 systemveränderungen. Darüber hinaus sorgen landesweit mehr als 3200 ausgewählte Waldbestände für dauerhaften Nachschub an hochwertigem Saatgut. Und zudem wird am ASP geeignetes Saatgut in einer Genbank für die Zukunft konserviert. 䊏 red. HB 23 gogik“ ist bundesweit anerkannt. Die bundesländerübergreifenden Standards der Qualifizierung wurden 2014 komplett überarbeitet. Träger der berufsergänzenden Fortbildung sind das Umwelt- und das Bildungsministerium. Das Kursangebot ist modulartig aufgebaut und erstreckt sich mit 20 Kurstagen über ein Kalenderjahr. 䊏 mulewf.rlp Grüne Woche Rheinland-Pfalz Waldpädagogen vermitteln Natur im und mit dem Wald „Waldpädagogen vermitteln unseren Kindern die Natur im und mit dem Wald. Naturerlebnisse und Entdeckungstouren – im Wald wird der Anspruch der Nachhaltigkeit für junge Menschen ganz einfach erfahrbar“, sagte Forststaatssekretär Thomas Griese und überreichte am Hunsrückhaus im Nationalpark Hunsrück-Hochwald 28 neuen Waldpädagogen ihr Zertifikat. Griese betonte, dass sich die Waldpädagogen mit dieser berufsergänzenden Fortbildung auch zum Nationalparkführer weiterqualifizieren können. Damit bestehe die Möglichkeit, in Kooperation mit dem Nationalparkamt, Gästegruppen des Nationalparks, Schulklassen, Jugendgruppen und anderen Interessierten der Region ein besonderes Nationalparkerlebnis zu ermöglichen, warb Griese für die Möglichkeiten waldpädagogischer Weiterbildung in Rheinland-Pfalz. Ein Beispiel für die Arbeit der zertifizierten Waldpädagogen seien die in den Forstämtern durchgeführten „Waldferien für Kids“. Von Fledermausexkursionen über den Bau von Waldhütten bis hin zu Bestimmung von Bäumen, Blütenpflanzen oder Kräutern – den Möglichkeiten des Naturerlebens seien kaum Grenzen gesetzt. Das „Zertifikat Waldpäda- Waldaktie Mecklenburg-Vorpommern Neuer Klimawald – neuer Preis für die Waldaktie Auch im neunten Jahr ihres Bestehens ist die Waldaktie ein Erfolgsmodell. „Wir haben im Jahre 2007 ein in vielerlei Hinsicht und bestem Sinne nachhaltiges Projekt gestartet“, sagte MecklenburgVorpommerns Umweltminister Dr. Till Backhaus. „Allein die Zahl von bislang mehr als 70 000 verkauften Waldaktien spricht für sich. Damit wurde das Potenzial geschaffen, der Atmosphäre etwa 60 000 Tonnen Kohlendioxid zu entziehen.“ Darüber hinaus wurde die Waldaktie mehrfach ausgezeichnet, allein zweimal als offizielles Projekt der UN-Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung (2008 und 2010) und als Bundessieger im Rahmen der Initiative „Land der Ideen“ (2009). Durch den Verkauf von Waldaktien finanzierte Klimawälder wachsen derzeit auch in Afrika und sind für Südamerika geplant. In Mecklenburg-Vorpommern existieren derzeit 13 Klimawälder. Ein vierzehnter ist nun am Standort Stubnitz auf Rügen geplant. Eine Aktie für zehn Euro finanziert fünf Quadratmeter Klimawald. Weitere Informationen unter www.waldaktie.de. 䊏 Klaus Gabor Prüfungstermine im anerkannten Ausbildungsberuf Forstwirt/Forstwirtin Im Jahr 2016 werden im Forstlichen Bildungszentrum Weilburg im Februar und März die Zwischenprüfungen während der Ausbildung zum Forstwirt/zur Forstwirtin, von April bis Juli die Abschlussprüfungen zum Forstwirt/zur Forstwirtin sowie von April bis Oktober die Prüfungen zum Forstwirtschaftsmeister/zur Forstwirtschaftsmeisterin abgenommen. A nmeldefrist für die Abschlussprüfung ist der 4. März 2016 und für die Meisterprüfung der 27. Juni 2016. Genaue Prüfungstermine und An- meldevordrucke werden von der Zuständigen Stelle versendet beziehungsweise können unter ZustaendigeStelle-FW@forst.hessen.de angefordert werden. HESSEN-FORST Forstamt Weilburg Forstliches Bildungszentrum – Zuständige Stelle für den Ausbildungsberuf Forstwirt/Forstwirtin – Kampweg 1 35781 Weilburg 䊏 24_literatur_FM1511.qxp_forstwirtschaft 27.10.15 10:27 Seite 24 24 Forstliche Mitteilungen • 11/2015 Andreas Roloff Handbuch Baumdiagnostik Baum-Körpersprache und Baum-Beurteilung 17 x 24 cm, gebunden, 206 Seiten, 305 Abbildungen und zwei Tabellen. 39,90 Euro. ISBN 978-3-8001-8360-9. Verlag Eugen Ulmer KG, Stuttgart, 2015. Als Zielgruppe des Buches sind Praktiker, Baumkontrolleure und –verantwortliche aber auch Bauminteressierte und -liebhaber genannt. Die werden mit den ausführlichen, immer verständlichen Texten erreicht. Die Fotos und Zeichnungen sind besonders wichtig. Über die Bedeutung des Themas bei der Pflege des urbanen Grüns wie auch bei der Verkehrssicherungspflicht im Wald gibt es keinen Zweifel. Da wird sich jeder Entscheidungsträger gern an den Aussagen des Buches orientieren. 䊏 Raymond Beutler und Andreas Gerth Naturerbe der Schweiz Die Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung 27 x 31 cm, gebunden, 387 Seiten, durchgehend illustriert. 78 Euro. ISBN 978-3-258-07767-3. Haupt Verlag, Bern, 2015. Ein unglaublich inhaltsreiches, attraktives, perfekt gemachtes Buch, großformatig und schwer. Mit brillanten Fotos, häufig doppelseitig, kurzen Landschaftsbeschreibungen und Kartenausschnitten werden alle 162 BLNObjekte, das sind die Flächen des Bundesinventars der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung, vorgestellt. Dazu zählen die Berner Hochalpen, der Luzerner Gletschergarten, die Erdpyramiden von Euseigne aber auch weite Moore, alpine Eiswelten, bizarre Karstgebiete, malerische Seen, Schluchten und Wasserfälle. Eine fundierte Doku- Buch-Tipps mentation des faszinierenden Landschaftsreichtums der Schweiz, die den Wert des Naturerbes vor Augen führt und bezüglich dessen Zukunft auch nachdenklich macht. 䊏 Axel Kwet Reptilien und Amphibien Europas 250 Arten mit Verbreitungskarten 13 x 19 cm, Softcover, 355 Seiten, durchgehend mit Fotos und Zeichnungen illustriert. 29,99 Euro. ISBN 978-3440-14619-4. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH, Stuttgart, 2015. Ein wichtiges Buch für Amphibien- und Reptilienkenner, Naturschützer und Terrarianer, das zusätzlich zu der ausführlichen textlichen Beschreibung der Arten und den bis zu zwölf Fotos pro Art noch 13 Filme zum direkten Download per QR-Code oder Link bereithält. Die 155 Verbreitungskarten sind auf dem neuesten Stand. Es wird auch auf die Unterarten und die Verwechslungsmöglichkeiten eingegangen. Der sechzehnseitige Bestimmungsschlüssel wird gerade im Mittelmeerraum und im Balkan eine besondere Hilfe sein. 䊏 Dieter Glandt Die Amphibien und Reptilien Europas Alle Arten im Porträt 15 x 21 cm, 2. Auflage, gebunden, 716 Seiten, 415 Abbildungen und 50 Verbreitungskarten. 39,95 Euro. ISBN 978-3-494-01581-1. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 2015. Die gründliche Neubearbeitung des „Taschenlexikon der Amphibien und Reptilien Europas“ in Grafik und Layout sowie die Aufnahme weiterer Arten hat unter dem neuen Titel ein Bestimmungsbuch der Spitzenklasse geschaffen, das für allgemein interessierte Naturfreunde wie für die Spezialisten dieser Faunengruppen bei der Feldarbeit zwischen den Kanarischen Inseln bis zum Ural ein wichtiger Begleiter und als Nachschlagewerk unverzichtbar sein wird. Nach einer Einführung in die Systematik der Arten findet man zur Groborientierung eine Zuordnung der Arten zu den Großregionen Europas. Die überwiegend mehrseitigen Artporträts bestechen durch hervorragende Fotos und aussagefähige Verbreitungskarten. Im Text wird der Name erläutert. Es geht um die Kennzeichen sowie Unter- und Verwechslungsarten, die Beschreibung der Vorkommen und der Lebensweise. Gefährdung und Schutz werden ausgiebig beschrieben. Für viele Buchbenutzer werden die Beobachtungstipps interessant sein. Ein bemerkenswertes Werk. 䊏 Die Forstlichen Bildungsstätten der Bundesrepublik Deutschland als Herausgeber Claude Martin Endspiel Wie wir das Schicksal der tropischen Regenwälder noch wenden können. Der neue Bericht an den Club of Rome 15 x 23 cm, gebunden mit Schutzumschlag, 351 Seiten, zahlreiche Abbildungen. 22,95 Euro. ISBN 978-3-86581708-2. oekom verlag, München, 2015. Schließen wir uns Klaus Töpfer an: „Der grüne Planet Erde wird nur dann für neun Milliarden Menschen eine friedliche Heimat sein, wenn die tropischen Regenwälder in ihren vielfältigen Funktionen erhalten werden. Claude Martin ist es gelungen, diese Herausforderung sehr konkret zu benennen und Handlungsoptionen zu formulieren.“ Am Äquator findet aktuell ein großes Finale statt – ohne dass wir genau wissen, wie es ausgehen wird. Ein wichtiges, aussagefähiges Buch, dessen Studium viel Optimismus verlangt und dessen Inhalt nichts für depressive Individuen ist. 䊏 Der Forstwirt 18 x 24 cm, 6. völlig neu bearbeitete Auflage, Hardcover, 679 Seiten, 620 Abbildungen. 49,90 Euro. ISBN 978-38001-8448-4. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 2015. Christine Schneider und Maurice Gliem Pilze finden Der Blitzkurs für Einsteiger Kaum ein forstliches Buch hat in den Jahrzehnten seiner Existenz so kontinuierlich von Auflage zu Auflage an Inhalt, Tiefgang und Aussagekraft gewonnen wie dieses. Deshalb ist die Bezeichnung „Standardwerk“ inzwischen voll und ganz gerechtfertigt. 66 Autorennamen bürgen für Qualität und Kompetenz. Zahlen und Zusammenhänge beschreiben den aktuellen Stand, das Fotomaterial und die Grafik sind kompromisslos gut. Das Werk ist für die Ausbildung unentbehrlich und nützlich und selbst für den erfahrenen Praktiker dann und wann eine wichtige Informationsquelle. Besonders sollte es den Privatwaldbesitzern empfohlen werden, die tiefer in die Materie einsteigen möchten. Für diese Gruppe gibt es momentan wohl keinen besseren Ratgeber. 䊏 13 x 19 cm, 2. neu bearbeitete Auflage, kartoniert, 128 Seiten, 158 Abbildungen. 9,90 Euro. ISBN 978-3-8001-1278-4. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart, 2015. Der Untertitel hält, was er verspricht. Die Jahreszeiten, das Pilzwetter, die Ausrüstung, das „Wo“ soll ich suchen, sammeln und bestimmen mit den drei goldenen Regeln, die wichtigsten Arten mit ihren giftigen Doppelgängern im Porträt, die Behandlung und Verwertung der gesammelten Pilze und eine Reihe von Pilzgerichten. All das bestens bebildert und verständlich getextet. 䊏 Literaturkritik, wenn nicht anders bezeichnet: Hermann-Josef Rapp, Reinhardshagen