Was ist eigentlich RobA?

Transcription

Was ist eigentlich RobA?
Liebe Waldbesitzer,
Waldwirtschaft kann aktuell Freude machen. Wir sind einige Jahre lang
von größeren Kalamitäten verschont geblieben, der Holzmarkt ist erfreulich stabil und in der Gesellschaft ist das Thema Wald positiv besetzt.
Waldbesitzer und Forstleute können vor diesem Hintergrund optimistisch
in die nähere Zukunft blicken. Das bedeutet jedoch nicht, sich in einer
scheinbar angenehmen Position einzunisten.
So haben wir die Zeit genutzt, um unsere Strukturen im forstlichen
Dienstleistungsbereich gut für die Zukunft aufzustellen. Ein zentraler
Punkt war dabei, gemeinsam mit den Waldbesitzern eigenständige Organisationen für die Vermarktung der Hölzer aus Privat- und Kommunalwald zu entwickeln und zu unterstützen. Maxime war für uns dabei
das Subsidiaritätsprinzip. Am Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“ wollen wir als Landratsamt auch in
Zukunft unsere Dienstleistungen für Waldbesitzer und ihrer Organisationen ausrichten.
Unser Dank für eine gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit geht dabei an die forstwirtschaftlichen Vereinigungen FVS eG und Waldservice Ortenau eG sowie die 25 Forstbetriebsgemeinschaften im Ortenaukreis.
Vor einigen Tagen haben Pressemeldungen zu angeblichen Auflösung der Forstbezirke Oberkirch
und Lahr einige Aufregung verursacht. Es ist mir deshalb ein Anliegen, Ihnen an dieser Stelle zu
versichern, dass beide Forstbezirke erhalten bleiben und lediglich ein Umzug der Büros der Forstbezirksleiter und Sachbearbeiter stattfindet. Der Zuschnitt der Reviere nach der Verwaltungsreform
2005 hat sich bewährt und wird auch mittelfristig so bleiben. Eine flächendeckende, neutrale und
nicht interessengebundene Beratung und Betreuung der Waldbesitzer durch Forstleute vor Ort ist für
uns als Landratsamt weiterhin zentraler Kern für eine professionelle Dienstleistung.
Bei den privaten Waldbesitzern ist das Interesse der nachrückenden Generation am Wald erfreulich
groß. Das war einmal mehr beim sehr gut besuchten Waldtag im Achertal festzustellen. Alt und Jung
nahmen das Dienstleistungsangebot der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse und der lokalen
Unternehmer ebenso wahr wie die Informationen der Revierleiter und das waldpädagogische Rahmenprogramm des Naturschutzzentrums. Ähnlich gut angenommen waren auch andere Angebote
der Forstbezirke und des Amts für Waldwirtschaft. Das alles sind für mich gute Zeichen dafür, dass
der Generationenwechsel in den Betrieben sorgfältig vorbereitet und mit dem Wald als wertvollem
Besitz nachhaltig umgegangen wird. Dazu trägt auch das große Engagement der forstlichen Kolleginnen und Kollegen bei. Dafür herzlichen Dank.
Die Diskussion um einen Nationalpark Schwarzwald wurde ernsthaft, mit großem Sachverstand,
aber auch mit Emotionen fortgesetzt. Dabei wurde dieses Thema bei öffentlichen Veranstaltungen,
Besprechungen, Waldbegängen und Terminen mit verschiedenen Politikern bewegt. Der Entwurf
des Nationalparkgesetzes liegt zwischenzeitlich auf dem Tisch. Er zeigt, dass viele konstruktive Anregungen aufgenommen wurden. So hat die Region im Nationalparkrat eine zentrale Position und
der Waldbesitz ist in den Gremien vertreten. Als große Herausforderung sehen wir die Entwicklung
eines professionellen und wirkungsvollen Borkenkäfermanagements zwischen der künftigen Nationalparkverwaltung und den Kreisforstämtern. Wir nehmen Ihre Sorgen als Waldbesitzer sehr ernst
und werden auf der Basis von vernünftigen Vorschlägen aus den Arbeitsgruppen intensiv für gute
Lösungen arbeiten.
Liebe Waldbesitzer, auch das Jahr 2014 wird für uns alle spannend und es wird Herausforderungen
geben. Wichtig ist für mich, dass wir unser Miteinander weiterhin offen und konstruktiv gestalten. In
diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gutes und unfallfreies Waldjahr.
Ihr
Edwin Dreher
2
Noch ist es nicht zu spät:
Das Herkunftszertifikat
„Holz aus dem Schwarzwald“
ist überfällig
ein Kommentar von Ewald Elsäßer
„Holz aus dem Schwarzwald ist sogar in Indien gefragt“, überschrieb kürzlich eine regionale Tageszeitung den Bericht über die Mitgliederversammlung der Forstbetriebsgemeinschaften Niederwasser/Reichenbach.
Na prima, könnte man sich zufrieden zurücklehnen, „alles in Butter“. Aber die Situation
täuscht und ist zudem voller Risiken.
innovativer Holzprodukte in der Region.
Mit der Palettenproduktion und einigen
Nischenprodukten hat die für unsere
Waldwirtschaft so wichtige einheimische
Sägeindustrie auf Dauer keine Zukunft
und die Waldbesitzer damit auf Dauer
keinen gesicherten regionalen Absatz.
Es ist schon fast blamabel, wenn nur ca.
10 % der in unserer Region verbauten
Holzleimbinder im Schwarzwald produziert wird. An einer Hand kann man die
regionalen Säger abzählen, die dieses
beim
Holzbau
zum Standard gewordene
Produkt im
Schwarzwald herstellen.
Der
Reihe
nach:
Seit einigen
Jahren können
die
Waldbesitzer
mit der Ertragslage ihrer
Wälder
im
Grundsatz zufrieDies
ist
den sein. Die
zunächst
Arbeit
im
kein VorWald
wird
wurf
an
angemessen
die regioentlohnt,
nalen Säwohlbemerkt
ger.
Sie
nicht
nach
sind derStundenlohn,
zeit auch
wenn
man Hoffentlich bald Realität! Werbung für Holz aus dem Schwarzwald
strukturell
bedenkt, dass oft die ganze Familie auch in
benachteiligt, seit die Bayrischen Staatsder Freizeit mithilft. Auch die Säger haben
forste im Jahr 2007 langfristige Verträge
teilweise Nischen gefunden, leben aber auch
mit bayrischen und österreichischen
zum großen Teil vom „Export“ in NachbarlänGroßsägern vereinbart haben, die
der und andere Regionen.
Rundholzpreise (rd. 70 EUR) bis ins
Jahr 2016 zusichern. Da können die
Was aber passiert, wenn der derzeitige BauSchwarzwaldsäger nicht mithalten.
boom und der Export wieder mal einbrechen,
dann ist es „vorbei mit der Herrlichkeit“. Kein
Was passiert? Die Sägewerke kaufen
Holz geht mehr nach Indien oder in die USA.
das fertige Produkt günstiger ein als sie
Soll heißen, nachhaltig ist der Holzabsatz deres selbst produzieren können. Wo das
zeit nicht aufgestellt. Dazu fehlt ganz schlicht
Holz herkommt, aus Russland, Polen
und einfach ein langfristig gesicherter regionaoder Tschechien oder eben doch auch
ler Absatz. Hierzu bedarf es beharrlicher regiaus Bayern interessiert niemanden
onaler Holzwerbung und der Herstellung
mehr.
3
„Noch nicht“, wehe aber, wenn die Wirtschaft wieder mal
einbricht und das ist, wenn man die Vergangenheit kennt, so
sicher wie das „Amen in der Kirche“. Dann bleiben wir auf
unserem Holz sitzen. Die „Importmärkte“ haben sich eingespielt, die Säger haben sich „zu Holzhändlern“ entwickelt,
die regionale Innovation und Produktion kann im Wettbewerb nicht mehr mithalten.
Ein anderes Negativbeispiel: Einer weitverbreiteten
Ortenauer Tageszeitung war kürzlich eine groß aufgemachte
4-seitige Werbung beigefügt: „Frische Ideen für Ihr zu Hause
– Holz von … (Firmenname)!“, heißt es hier. Regionale Produkte – leider Fehlanzeige.
Regionale Wertschöpfung geht anders. Wir alle, Waldbesitzer, Sägeindustrie und das Holzhandwerk, müssen verstärkt auf den Wirtschaftskreislauf in der Region setzen. Das
fängt mit einer intensiven regionalen Werbung an. Sie ist
derzeit nicht zu erkennen. Im März 2009 haben die regionalen Säger eine Initiative zum Bauen mit Holz in öffentlichen
Gebäuden gestartet. Der Erfolg blieb bescheiden, die Werbung ist so gut wie verpufft. Trotzdem sollen die „Leuchtturmprojekte“ nicht vergessen werden, die es auch immer
wieder beim Holzbau in der Region gibt. In Kürze wird das
ganz mit heimischem Holz und durch regionale Holzbaufirmen gebaute „Haus des Bauern“ in Freiburg eingeweiht.
Dies sollten wir als Startschuss für eine nachhaltige regionale Holzabsatzwerbung nutzen. Bauherren, vor allem kommunale Bauherren, „müssen“ fragen, woher kommt das verwendete Holz eigentlich?
Seit einigen Jahren hat sich die Initiative „Holz von hier“
entwickelt. Diese Initiative bietet ein einfaches Nachweissystem, woher das Holz kommt. Auch der Verband der Sägeund Holzindustrie Baden-Württemberg unterstützt diese Initiative.
Schon 2010 hat das Amt für Waldwirtschaft mit einigen Sägewerkern versucht, Werbung für Schwarzwaldholz zu initiieren. Die Initiative blieb damals ohne Erfolg, weil sich die
Protagonisten nicht beharrlich genug gegenüber bürokratischen Hemmnissen behauptet haben.
Noch ist es aber nicht zu spät: Derzeit gibt es in BadenWürttemberg lediglich ein regionales Holzprodukt nämlich
„Bodenseeholz“. Was für eine Farce: Wer Holz hört, denkt
an den Schwarzwald und nicht an den Bodensee.
Also wann kommt endlich das Zertifikat „Holz aus dem
Schwarzwald“.
Wir sind wieder einmal dabei, eine gute Chance zu vergeben.
Aus dem Inhalt
Seite
Vorwort Edwin Dreher
2
Leitartikel Ewald Elsäßer
3
Nadelholzmarkt
5
Laubholzmarkt
8
Vorsicht mit „Holz zu knapp“!
11
Waldservice Ortenau eG
13
Forstwirtschaftliche
Vereinigung Schwarzwald eG
16
FBG Schuttertal
19
Betriebswirtschaft
im Privatwald
20
Forstliche Förderung
23
Nationalpark Schwarzwald
24
Sicherheitstipp 2014
26
Was Fuhrleute erwarten
27
Interreg.-Projekt Edelkastanie
30
Förster Waldmeister
33
Der Schwörerhof
in Seelbach-Schönberg
35
Niederwälder im Renchtal
36
Impressum
37
Zecken
38
Was ist eigentlich RobA?
40
Der Ortenaukreis in Zahlen
41
Ortenauer Douglasie
als höchster Maibaum
42
Umzug von Forstbezirksstellen 43
Vorstellung Felix Supke
43
300 Jahre Nachhaltigkeit
44
Titelbild von Arne Kolb:
Mutter mit Kind im
Privatwald Oberwolfach
4
Stabiler Nadelholzmarkt
von Hartmut Engler und Franz-Josef Halter
Geringe Käferprobleme trotz heißen Sommers
Trotz „Bilderbuchsommers“ und damit verbunden
wenig Niederschlägen sind die Zwangsnutzungen
durch Borkenkäferbefall auf niedrigem Niveau geblieben. Zu verdanken ist dies in erster Linie den
„wachen“ Augen der Waldbesitzer und Förster.
Versorgung der regionalen Sägewerke
Die Versorgung ist trotz des saisonbedingten
Sommereinschlagengpasses im Privatwald gut.
Aufgrund der regen Nachfrage können alle Standardsortimente zügig abgewickelt werden.
Ausblick 2014
Die wirtschaftlichen Aussichten sind zufriedenstellend bis gut. Die Nachfrage ist stabil. Wir gehen,
daher, vorausgesetzt es treten keine Marktstörungen auf, von stabilen bis leicht steigenden Preisen
aus.
Die Holzkäufer legen bei den aktuell guten Preisen
zunehmend Wert auf eine exakte Maßermittlung
und eine faire Aushaltung.
Auf Seite 6 finden Sie detaillierte Aushaltungen
für die verschiedenen Nadelholzsortimente.
Die aktuellen Preise für die Hauptsortimente
sind in den Diagrammen auf Seite 7 dargestellt.
Nach wie vor gilt:
„Der frühe Vogel fängt den Wurm“
-Holz frühzeitig bereitstellen-
wieder gut vermarktet werden. Hierzu bitte
Sonderaushaltungen bei Ihrem Revierleiter
abfragen.
Douglasienstammholz:
Die Preise für Douglasie sind bei aktuell starker Nachfrage unverändert gut.
Kiefer- / Lärchenstammholz:
Ebenfalls gut nachgefragt ist Lärchenstammholz.
Kieferholz ist auf üblichem Niveau absetzbar.
Paletten / Verpackungshölzer:
Der Palettenholzpreis konnte nach einem
Rückgang im vergangenen Jahr wieder zulegen und liegt bei aktuell 56 - 57 € für Kurzholz
und bei 63 € für Palette lang.
Bei entsprechender Mengenbereitstellung
sollten die Gipfelabschnitte und qualitativ
schlechteren Stammteile vom hochwertigeren
Stammholz getrennt vermarktet werden.
Industrieholz:
Die Fa. Stora Enso ist für alle Mengen Papierholz aufnahmefähig.
Sonstiges Nadelindustrieholz ist über die
WSO an German Pellets und Fa. Nolte FreiWerk lieferbar.
Energieholz:
Über die Wintermonate ist unbegrenzte Absatzmöglichkeiten für Hackholz vorhanden.
Aktuelle und detaillierte Informationen über
die Holzaushaltung, die Vermarktungsmöglichkeiten und die Holzpreise können über die
zuständigen Revierleiter persönlich oder telefonisch erfragt werden. Auf unserer Internetseite
http://holzverkauf.ortenaukreis.de
haben Sie jederzeit die Möglichkeit, ausgewählte Informationen abzurufen.
Fichten- / Tannenstammholz
Aufgrund unterschiedlicher Preisstrategien der Sägewerke und Holzvermarkter bestehen im 4. Quartal
2013 teilweise Preisunterschiede von 2-3 €/Fm
(siehe nebenstehende Tabelle). Bitte stimmen Sie
unbedingt vor Einschlagsbeginn mit Ihrem Revierleiter die Aushaltung ab. Eine gewisse „Kundentreue“
sollte dabei jedoch nicht außer Acht gelassen werden.
Die Nachfrage und der Mengenabfluss sind gut.
Auch überstarke Tannen können diesen Herbst
5
Aushaltungsübersicht Nadelholz (Schwerpunktsortimente)
Sorte
Baumarten
Käufer
(Beispiele)
Länge
m
Stärkeklasse
Zopf
cm
m.R.
Max.
Stock
Qualität
Stammholz lang Stammholz Stammholz Starkholz
lang
lang
Abschnitte
Fi/Ta
Fi/Ta Dgl
Fi/Ta
Fi/Ta
Dgl (Kie,
Lä)
Streit
Lehmann
versch. ört- Echtle und
Keller
liche Säandere
Siat-Braun
Gattersäger/
Finkbeiner
ger und
Elsaß
und andere
andere
12-21 m
12-20 (21) bis 18/21
4,5, 5
für Frankreich
(3 u. 4 nur
18 gewünscht
Q A u. B)
Starkholz
Abschnitte
Dgl
1b-4 (5)
nach Sägewerk
untersch.
Schwerpunkte
Streit 16
Keller, Finkbeiner 13
Siat 14
65
Keller 60
Gesund, gerade
nicht grobastig
Besonderheiten
Abschläge für
Unterlängen
Abrechnung
Werksmaß mit
Güteeinschätzung im
Wald/
Waldmaß
Hiram, Dinesen und andere
3,8-14,6
bzw. 4, 5
Kurzholz PZ
Fi/Ta/Dgl.
Keller
Streit (keine
Dgl.)
Lehmann
und andere
4-6 in 0,5
Schritten
Verpackung
Palette
Fi/Ta
Dgl (Kie, Lä)
Industrieholz
(Papier)
Fi/Ta Kie
Industrieholz
Spanplatte
alle BA
Energieholz
div.
Stora Enso,
FS-Karton
Nolte
German Pellets
Neumaier
Brunnen
M. Lehmann
lang/
kurz
2 bzw.
(3) 4 – 6
Kranlängen,
ab 10 baumfallend
8 – 35 cm
baumfallend ab 3
(auch IS 1 u. 2
nach Raummaß)
GP (3-6 m)
Ndh und Wlh
alle BA
(1b2) 2-4
(5)
2a - 6
(4) 5+
4+
14
Dgl 18
(Dgl. 15)
18/20
45/50
>40
16 bzw.
15
10
8
140
75/130
40
65
GP 90
TF-C
A/B
C
A-geastet
C/D
aktuelle
Aushaltung
erfragen
genaue
Aushaltung
erfragen
65
Werksmaß Waldmaß
mit
Güteeinschätzung
im Wald
Waldmaß
Waldmaß
Werksmaß mit
Güteeinschätzung im
Wald
IN frisch gesund gerade
nicht grobastig
mind 12 fm /
Lagerort
t/atro/rm
maschinell
bearbeitbar
nach Gewicht
nach Gewicht
Werksmaß, auch
frei-Werk über
WSO
frei-Werk über
WSO
Generell ist zu beachten, dass bei Holzverkäufen ins Ausland max. Stammlängen von 18 m einzuhalten sind.
Bei einem Verkauf als Agenturgeschäft muss neben der Steuernummer eine sog. Umsatzsteuer-ID vorliegen. Diese kann über Ihr Finanzamt formlos beantragt werden. Ohne diese USt-ID ist
eine Holzvermarktung ins Ausland ausgeschlossen. Bei Verkäufen über die Waldservice Ortenau ist dies nicht zwingend erforderlich.
6
Preisinformationen Nadelholz (Schwerpunktsortimente)
Die dargestellten Preise sind die Spitzenpreise abgeschlossener Verträge. Sie können je nach Waldort/Holzkäufer bis zu
5 € niedriger liegen.
Die C-Holzpreise liegen je nach Stärkeklasse ca. 20 - 25 % unter den B-Preisen.
Weitere Infos beim
Amt für Waldwirtschaft
Herr Hartmut Engler
Telefon: 0781 805 7245
Fax:
0781 805 7259
oder bei Ihrem örtlichen Revierleiter
E-Mail:
hartmut.engler@ortenaukreis.de
im Internet unter http://holzverkauf.ortenaukreis.de
7
Differenzierter Laubholzmarkt
von Hartmut Engler, Offenburg
Die Vorzeichen für die kommende Saison sind –
zumindest bei einigen Baumarten – vorsichtig optimistisch.
Buche – Chancen bei Exportsortimenten
Der Inlandsmarkt ist für unsere Buchenkunden weiterhin schwierig.
Die Chancen bei der Buchenvermarktung liegen in
der kommenden Saison vor allem im Export:
Verschieden Firmen haben nach B/C-Sortimenten,
aber auch reinen C-Losen ab Klasse 4 nachgefragt.
Wichtig sind hier:
Möglichst frühe Bereitstellung und Mindestanfall
je Waldort von einer Fuhre!
Für die optimale Verladung sollten in den einzelnen
Revieren dann größere Mengen anfallen.
Da für den Export wegen der Verladung spezielle
Aushaltungen gelten, müssen diese Sortimente in
enger Absprache mit dem Revierleiter bereitgestellt
werden.
Konstant gut ist auch die Nachfrage nach Schälholz
für „Bühler Spankorb“ (Astfreies Holz ab 3b).
Insgesamt setzt sich der Trend, dass die Buche
zum Massensortiment wird, weiter fort. Bessere
Qualitäten stehen preislich eher unter Druck, während bei den mittleren und geringeren Sortimenten
(Export, Pollmeier) eher stabile bis leicht steigende
Preise zu erwarten sind.
Die sich nun bietenden Chancen im Stammholzbereich sollten unbedingt genutzt werden.
Im Vergleich der letzten Jahre sind die BuchenErlöse im Schnitt so hoch wie noch nie, und das
trotz unbefriedigenden Preisen beim B-Holz. Da BHolz auf einen Gesamthieb aber im Schnitt unter
10 % der Gesamtmasse ausmacht, wird dies durch
bessere Brennholz-, C-Holz- und Palettenpreise
mehr als ausgeglichen.
Eiche – unverändert gut!
Seit einigen Jahren ist die Eiche in allen Sortimenten eine verlässliche Konstante auf dem Laubholzmarkt. Und das wird sich auch in der kommenden
Saison nicht ändern – ob Wertholz (Submission!),
Schneideholz oder Parkettholz.
Esche – sehr gut nachgefragt!
Überraschend gut war die Nachfrage nach Esche in
der vergangenen Saison – und das wird auch in der
kommenden Saison so bleiben. Überraschend gering war der Anfall an Schadhölzern durch das
Eschentriebsterben. Sollte dies im nächsten Jahr
nicht zu deutlich höheren Zwangsnutzungen führen,
wird die Esche auch in der kommenden Saison gut
zu vermarkten sein.
Kastanie – kein Überflieger mehr!
Die Jahre, in denen die Kastanie in allen Dimensionen und Qualitäten fast unglaubliche
Erlöse brachte liegen – zumindest bei den
Massensortimenten – einige Jahre
zurück.
Stammholz ab 2b
ist
zwar
vermarktbar,
allerdings zu überschaubaren Preisen und mit höheren Qualitätsanforderungen, vor
allem in Bezug auf
Ringschäle.
Für stärkere Dimensionen
in
besserer Qualität
sind auf der Submission weiterhin gute Erlöse
zu erwarten.
Schwierig ist die Vermarktung der Dimensionen 1b bis 2a, einer Dimension, in der es
doch zahlreiche Bestände gibt.
Ausreichende Menge – wichtige Voraussetzung für die Vermarktung
Angesichts eines schwierigen Umfelds für die
Fuhrleute, ist es umso wichtiger, ausreichende Mengen je Ladestelle bereitzustellen.
Kleinmengen sind, außer bei Spitzenqualitäten nur zu verkaufen, wenn sie irgendwo zugeladen werden können.
Sie sollten daher unbedingt versuchen, je
Weg mindestens 10 Fm bereitzustellen. Dies
gilt im Übrigen nicht nur für das Laubstammholz!
Nehmen Sie bei allen Baumarten rechtzeitig, vor dem geplanten Einschlag, Kontakt
mit dem Revierleiter auf!
Laubholz-Submissionen im
Ortenaukreis:
Die Submissionen 2013 waren geprägt von
einem witterungsbedingt landesweit geringen
Mengenangebot. Auch bedingt dadurch konnten auf beiden Submissionen, bei nur leicht
reduzierter Menge, sehr gute Erlöse erzielt
werden.
Auch 2014 werden wieder, wie üblich, zwei
Submissionen stattfinden:
Die Offenburger Submission mit dem Lagerplatz Waltersweier ist am 20.02.2014.
Die Ortenauer Submission findet am
06.03.2014 statt. Auch dieses Jahr stehen da-
8
für wieder Lagerplätze im Maiwald, in Rheinau und
in Teningen zur Verfügung.
Wie in den vergangenen Jahren können sich private
Waldbesitzer an den Submissionen beteiligen, wenn
entsprechende Qualitäten anfallen und Mengen für
den Transport gebündelt werden können.
Dabei sollte allerdings die Holzqualität gut sein. Vor
allem bei den Baumarten Ahorn, Roteiche, Kirsche
und Esskastanie (keine Ringschäle!) ist dies auch in
der kommenden Saison besonders wichtig.
Nur so lohnen sich dann auch die Aufwändungen,
die eine Submission nun einmal mit sich bringt und
es können unter dem Strich zufriedenstellende
Holzerlöse erzielt werden.
Von folgendenden Submissionskosten kann in etwa
ausgegangen werden:
Transport zum Submissionsplatz
Platzkosten (Wege, Mulchen)
Unterlagen,
evtl. Schnee räumen
Erstellen der Losverzeichnisse
Kosten für Wertholzsortierung (bei Erlös über 150
€/Fm)
Der Brennholzmarkt
im Ortenaukreis
Brennholz spielt für die Waldbesitzer im
Ortenaukreis eine immer größere Rolle. So
entfiel beispielsweise im FWJ 2012 mit über
120.000 Fm fast ein Viertel des gesamten
Einschlags auf die verschiedenen Brennholzsortimente. Die Hauptmenge davon (ca.
75.000 Fm) waren Brennholz lang, der Rest
verteilte sich zu etwa gleichen Teilen auf
Schichtholz (vor allem aus dem Privatwald)
und Schlagraum.
Nicht berücksichtig ist hierbei die immer größer werdende Menge an Hackholz, die, je
nach Marktlage, energetisch genutzt wird oder
in der Holzindustrie Verwendung findet.
10 – 14 €/Fm
3 - 6 €/Fm
1 €/Fm
1 €/Fm
4,80 €/Fm
Die finanzielle Abwicklung beider Submissionen
erfolgt wieder über die Waldservice Ortenau eG.
Submissionsholz darf auf jeden Fall nur in
Absprache mit dem zuständigen Revierleiter
bereitgestellt werden. Nehmen Sie deshalb bitte
rechtzeitig mit dem Revierleiter Kontakt auf,
wenn Sie Holz auf der Submission anbieten
wollen.
Aktuelle Marktsituation:
Während die Saison 2011/2012 zum Ende hin
von Brennholzübermengen geprägt war, war
zum Ende der Saison 2012/2013 alles Brennholz vermarktet. Teilweise wurden bis in den
Spätsommer weiter größere Mengen nachgefragt.
Neben dem guten regionalen Absatz spielt
auch zunehmend der Fernabsatz eine größere Rolle, wo vor allem größere Einheiten vermarktet werden können.
Ursache für die verstärkte Nachfrage in der
vergangenen Saison war sicher auch der lange Winter. Milde oder strenge Winter beeinflussen zwar die Nachfrage, die Unterschiede
sind aber im Vergleich zur Gesamtmenge
überschaubar. Diese Unterschiede werden jedoch „gefühlsmäßig“ sehr stark wahrgenommen: Sind in einem Bereich 5 % zu wenig
Brennholz da, führt das in der Bevölkerung
teilweise schnell zu Versorgungsängsten, liegt
am Ende der Saison noch etwas unverkauftes
Brennholz, wird das als Signal für ein großes
Überangebot gesehen.
Bezogen auf die einzelnen Baumarten gibt es
teilweise größere Unterschiede:
Für viele Kunden gilt: Brennholz = Buche!
Dies ist vor allem im Fernabsatz der Fall, wo
sich die Käufer nur ungern auf „Experimente“
9
mit anderen Baumarten einlassen. Die im Auewald
in größeren Mengen anfallenden Buntlaubhölzer
sind daher im Fernabsatz schwierig abzusetzen.
Dies gilt in gleicher Weise auch für KastanienBrennholz.
In der vergangenen Saison war auch eine steigende
Nachfrage nach Hackschnitzel für Heizanlagen in
den verschiedensten Formen und Größenordnungen zu beobachten. Dieser Trend wird sich aufgrund weiterer geplanter Hackschnitzelheizungen
vermutlich fortsetzen.
Tendenzen:
Es sind in der kommenden Saison keine BrennholzÜbermengen zu erwarten. Die Nachfrage wird weiterhin auf hohem Niveau, vor allem auch aus entfernteren Regionen, liegen.
Aufgrund der hohen Vorräte vor allem bei Buche
können die benötigten Brennholzmengen auch bereitgestellt werden – allerdings nicht immer aus den
gewünschten Gebieten. Hier ist festzustellen, dass
die Tendenz, dass man sich ganze LKW-Ladungen
aus anderen Regionen anfahren lässt, zunimmt.
Brennholz - dekorativ aufgeschichtet
Waldsilbenrätsel
1. Baum des Jahres
Preise:
Nachdem im Öffentlichen Wald der Preis letzte Saison nicht erhöht wurde, ist es Ziel, den Preis um etwa 1-2 €/Fm anzuheben. Damit liegt der
Ortenaukreis wie die gesamte Südwestecke im landesweiten Vergleich weiterhin teilweise deutlich unter den übrigen Regionen des Landes
Gründe dafür sind billige Lieferungen aus Frankreich. Aber auch billige „Frei-Haus“-Lieferungen von
einzelnen Privatwaldbesitzern und Freizeitselbstwerbern verderben den Preis.
2. Name des Wolfes in der Fabel
Unsere Preisempfehlung für die kommende Saison
(jeweils zuzügl. Umsatzsteuer):
8. Lateinisch für Stechpalme
Brennholz lang (Bu, Ei, Es)
Gerückt an Waldstraße, in Selbstwerbung,
Anbieter: Örtlicher Revierleiter
Preise: 48 - 54 €/Fm
Brennschichtholz (Bu, Ei, Es)
1 m Länge, gespalten an Waldstraße,
Anbieter: Private Waldbesitzer, Forstunternehmer
Preise: 55 - 60 €/Rm
Scheitholz, ofenfertig
auf Wunschlänge geschnitten, trocken, frei
Haus,
Anbieter: Diverse Waldbesitzer, Forstunternehmer
Preise: 75 - 80 €/Rm
Flächenlos/Schlagraum
Zur Eigenaufarbeitung im Wald,
Anbieter: Örtlicher Revierleiter
Preise: 5 - 20 €/Rm
3. Geplantes Großschutzgebiet
4. Tannenschädling
5. Wurzelschädling an Forstkulturen
6. Wald entfernen
7. Ohr des Hasen
9. Eingebürgertes Nagetier
10. Den Wald lichter stellen
11. Seltene Nadelholzart
a-ap-be-den-durch-ei-erd-fel-fel-forsgrim-i-i-laus-lex-löf-maus-na-nal-nennu-o-park-ro-se-ten-tan-ti-tri-trieb-wild
Das Lösungswort ergibt
Anfangsbuchstaben
sich
aus
den
(Die Lösung findet sich auf Seite 29, 2. Spalte
unten)
10
Vorsicht mit „Holz zu knapp“ !
Interview mit Martin Bentele1),
dem langjährigen Geschäftsführer der
Forstkammer Baden-Württemberg, heute
Geschäftsführender Vorstand des
Deutschen Energieholz- und
Pelletverbandes (DEPV) in Berlin
Martin Bentele: Eigentlich spricht sie
für sich. Wenn man immer vom Forstund Holz-Cluster redet und seinem wirtschaftlichen Potenzial, gehört eben auch
ein wenig Weitsicht dazu, indem man
die Holzwirtschaft beliefert, ihre Struktur
sichert und damit auch die eigenen Absatzkanäle.
Wenn man im Wald aus taktischen
Gründen immer weiter abwartet, kann
man auch überdrehen. Man stößt den
Import von Holzprodukten an und
schwächt die heimische Wirtschaft – Ob
diese Entwicklung mittelfristig dem
Holzpreis dient, darf bezweifelt werden.
Frage 3: Sie haben alle Waldbesitzer
angesprochen. Wo sehen Sie die größten Reserven?
Martin Bentele: Ich spreche damit alle
Waldbesitzer an, wie die für die Holzwirtschaft nicht nachhaltige Holzbereitstellung 2012 zeigt. Staatswald und
Kommunalwald
müssen
öffentliche
Haushalte bedienen und richten ihren
Einschlag daher nicht ganz so streng
am Holzpreis aus wie der Privatwald.
Dort schlummern die größten Reserven.
Dort muss sich etwas bewegen. Und da
ist jetzt ein Punkt erreicht, an dem die
Axt herausgeholt werden muss.
Frage 1: Herr Bentele, Sie haben in einer
Pressemitteilung des DEPV an Waldbesitzer
und Forstleute appelliert, mehr Holz zur Verfügung zu stellen.
Was erhoffen Sie sich von diesem Appell?
Martin Bentele: Ich kenne die Situation im
Privatwald noch einigermaßen und bin daher
schon etwas verwundert. Holzpreis im Dauerhoch und Kalamität als Fremdwort waren vor
20 Jahren Wunschtraum. Da hätte man
schleunigst die Axt aus dem Schrank geholt,
wie mein geschätzter Forstkammervorgänger
Georg Lohrmann immer sagte.
Heute wartet man ab und lässt die Bäume
wachsen. Eigentlich sollte man dann konsequenterweise an den Waldrand ein Schild
hängen: Wegen Reichtums geschlossen!
Frage 2: Diese Provokation müssen Sie jetzt
aber erklären!
1)
Frage 4: Das Thema Holzmobilisierung
war vor einigen Jahren ein wichtiges
Schlagwort. Welche Entwicklungen daraus sind für die aktuelle Situation wichtig?
Martin Bentele: Ich bin nicht mehr auf
der FBG-Ebene aktiv, höre aber nicht,
dass sich dort Wesentliches entwickelt
hat, seit u.a. das Kartellamt die Diskussion angestoßen hat. Im Rückblick muss
ich sagen, dass ein staatlicher Revierleiter, der mit Menschen umgehen und
Privatwaldbesitzer motivieren kann, die
beste Holzmobilisierungsmaßnahme ist.
Frage 5: Einen großen Mobilisierungsschub gab es 2006. Damals wurde z. B.
im Privatwald des Ortenaukreises mehr
Holz als im Kommunal- und Privatwald
eingeschlagen.
Warum funktioniert das heute nicht
mehr?
Aus HOLZZENTRALBLATT Nr. 38, S. 948, mit Genehmigung und leichten Veränderungen
abgedruckt
11
Martin Bentele: Damals herrschte Aufbruchstimmung, ausgehend von einem schlechten
Markt in den Vorjahren. Heute hat man sich
an den guten Markt gewöhnt und wird bequem. Wer keine Investitionen tätigen muss,
sagt sich, im Wald verzinst sich mein Geld
besser.
Da hätte ich einen guten Tipp: Viele Waldbesitzer haben alte ineffiziente Heizungen. Eine
neue Pelletheizung spart Heizkosten und rentiert sich innerhalb von 10 Jahren.
Frage 6: Damit wären wir bei Ihrer jetzigen
Aufgabe. Wie entwickelt sich der Import von
Holzpellets nach Deutschland bzw. in die EULänder?
Martin Bentele: Als holzreiches Land ist
Deutschland Pelletland Nr. 1 in Europa und
mit einer Produktion von über 2 Mio. t sogar
fast weltweit. Die Netto-Exportmenge von
über 400.000 t in 2012 belegt das eindrücklich. Durch Einschlagszurückhaltung, Restholzbegrenzung und damit verbundener
Preissteigerung öffnet sich jedoch die ImportTür erstmals auch für Deutschland. So sind im
ersten Halbjahr 2013 die Pelletimporte nach
Deutschland gegenüber dem Vorjahr um über
20 Prozent angestiegen
Frage 7: Wie groß sind die Anteile von Sägenebenprodukten und Waldholz bei der Pelletherstellung?
Martin Bentele: Natürlich ist der NadelholzSägespan als Koppelprodukt ökologisch und
ökonomisch das beste Grundprodukt zur Pelletherstellung. Die technischen Möglichkeiten,
nicht sägefähiges Rundholz als Ausgangsmaterial zu verwenden, sind heute allerdings
schon bei allen Pelletproduzenten vorhanden,
fordern aber einen höheren Aufwand. Auch
Hackschnitzel rücken immer stärker in den
Mittelpunkt. Auf den Fichtensägespan sind wir
allerdings angewiesen, denn die kleinen und
mittleren Pelletheizungen brauchen Premiumpellets ohne Rindenanteil und mit niedrigem
Aschegehalt. Waldrestholz oder andere Biomasse kommt daher nicht in Frage.
Frage 8: Welches Waldrundholz kommt aus
technischen
und
betriebswirtschaftlichen
Gründen vor allem für die Pelletfertigung in
Frage?
Martin Bentele: Vor allem Fichten- aber auch
in geringeren Mengen Pappelindustrieholz
sind die wesentlichen Sortimente. Beim
Laubindustrieholz ist die Entrindung
durch Schaftform, Durchmesser und dicke Äste oft limitiert.
Frage 9: Man liest in der Presse sehr
oft: „Holz wird knapp“. Was sagen Sie
dazu?
Martin Bentele: Woher diese Aussagen
kommen ist klar: von denjenigen Holznutzern, die es früher gewohnt waren,
Restholz als Abfall abzuholen,
Holz ist nicht knapp. Knappheit ist ein
relativer Begriff, der überstrapaziert
wird. Wer sich auf diese Weise äußert,
braucht sich nicht zu wundern, wenn
Waldbesitzer zurückhaltend mit den
Einschlägen sind, weil sie auf weitere
Preissteigerungen hoffen. Daneben
werden mit diesen Aussagen nutzungsfeindliche Tendenzen unterstützt.
Frage 10: Welchen Rat geben Sie den
Waldbesitzern?
Martin Bentele: Sie sollen sich mit dem
Holzeinschlag selbstverständlich am
Markt orientieren. Der Holzpreis ist kein
Strukturelement zum Erhalt der heimischen Holzwirtschaft.
Was den Einschlag angeht, sollte jeder
Waldbesitzer aber zumindest auch mittelfristig denken und zwar auch an sich.
Wenn es wegen schlechter Versorgung
immer weniger heimische Sägewerke
oder andere Betriebe gibt oder wenn
diese mit ausländischem Holz oder
Holzprodukten arbeiten, wird sich das
auch in einem schlechteren Holzpreis
äußern.
Frage 11: Und was sollen die Förster
anders machen?
Martin Bentele: Oh je, Förster kritisieren, ist eine Sache, die ich mir nicht
mehr anmaße! Spaß beiseite, die Förster in Baden-Württemberg sind gut.
Dass sie mit einer suboptimalen Struktur
arbeiten müssen, die nicht Fisch, nicht
Fleisch ist, kann man ihnen nicht ankreiden.
Im mittleren Schwarzwald hat man sich
ja schon immer recht gut mit der Situation arrangiert. Ich habe auch gesagt,
dass der staatliche Revierleiter in der
Vergangenheit der beste Motivator im
Privatwald war.
12
Die Waldservice Ortenau eG –
als Forstwirtschaftliche
Vereinigung erfolgreich im
Kommunal-und Privatwald
von Kurt Weber und Stefan Grimm,
WSO eG, Ohlsbach
Die Solidargemeinschaft WSO wächst weiter. Neue
Mitglieder und der kontinuierliche Ausbau der
Geschäftsfelder sind Zeichen unseres Erfolg.
Basis unserer stetigen Optimierungen sind unsere
Mitgliedsvertreter und vor allem die zuständigen
Revierleiter. Sie bringen die Ideen, die sich vor Ort
entwickeln, aktiv in die Waldservice Ortenau ein.
Diese Impulse sind Ansporn zur Umsetzung und
Grundlage unserer Entscheidungen.
Dienstleistungen
für den
kommunalen und
privaten
Waldbesitz
Unsere Geschäftsbereiche:
Forstwirt- und Unternehmereinsatz
Den Waldbesitzern stehen flexible, funktionsfähige Arbeitsgruppen zur Verfügung, die durch gute Ausbildung
und Ausstattung hochwertige und kostengünstige Ergebnisse abliefern.
Unsere hochqualifizierten Arbeitskräfte sind der Kern
und das Fundament unseres Betriebes, denn gute Mitarbeiter und gute Kooperationspartner sind ausschlaggebend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.
In integrierter und kooperativer Zusammenarbeit mit regionalen lokalen Forstunternehmen entstehen dadurch
leistungsfähige Teams.
Die WSO ist anerkannter Ausbildungsbetrieb. Bei uns
lernen junge Menschen den Beruf des Forstwirts – eine
gute Voraussetzung, langfristig in unserer Region Arbeit
zu finden.
Dienstleistung
Wir bieten das gesamte Leistungsspektrum
eines leistungsfähigen Waldbewirtschafters:
Selbstwerbung – Unser großer Stamm an qualifizierten Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit von
uns ausgesuchten Forstunternehmen ist Ihr großer Vorteil in Qualität, Leistung und Ertrag.
Spezialfällung und Klettertechnik – Einige unserer Mitarbeiter sind speziell ausgebildet und lösen auch schwierigste Situationen, vor allem im
Bereich von Bebauungen.
Nasslagerplatz – Auf dem Nasslagerplatz der
Waldservice Ortenau eG in Ohlsbach lagert die
holzverarbeitende Industrie Holz aus dem Wintereinschlag ein für die Verarbeitung im Sommer.
Hier lagern v.a. Industrie-, Nadel- und Laubstammholz, im Bedarfsfall aber auch Sturmholz.
Holzvermarktung
und Holzverkaufsdienstleistung
Nachhaltig gute Holzpreise bieten beste Rahmenbedingungen für verstärkten Holzeinschlag,
insbesondere im Privatwald!
Unsere sehr breite Kundenstruktur ermöglicht
uns in allen Sortimenten, das Holz mit möglichst
großer Wertoptimierung zu verkaufen. So haben
wir 2012 über 180.000 Fm Stammholz und Industrieholz an über 80 Werke verkauft.
Unser Ziel: Mit möglichst geringem Personalaufwand kostengünstig Holz zu verkaufen, um den
maximalen Erlös für den Waldbesitzer zu erzielen, erhält durch die Mitarbeit der zuständigen
Revierleiter maximale Transparenz. Den gesamten Holzverkauf inklusive Entgeltabrechnung erledigen wir zeitnah und absolut nachvollziehbar.
Mit jeder Holzrechnung erfolgt gleichzeitig die
Entgeltabrechnung analog den Sätzen der Privatwaldverordnung.
Die Waldservice Ortenau reagiert in ihrem Umfeld rasch auf aktuelle Marktveränderungen. So
bietet unsere Struktur dem Waldbesitzer größtmöglichen Nutzen. Die enge Kooperation zwischen Kommunen und Privatwald garantiert die
ganzjährige und verlässliche Versorgung.
Bürgschaften und Kreditversicherungen sichern
die Holzverkäufe ab.
13
Profi für Selbstwerbung/Stockkauf in
Privat- und Kommunalwald
Vorteile für den Waldbesitzer:
- WSO trägt Risiko von Holzaufarbeitung und -verkauf
- keine Vorleistungen des Waldbesitzers
- Abschlagszahlungen vorab möglich
- zeitnahe Endabrechnungen für Waldbesitzer und
Unternehmer
- Revierleiter verfolgt alle Abläufe und garantiert den
absolut sauberen Ablauf
- Unser Stamm an erfahrenen Forstwirten und Forstunternehmern gewährleistet beste Arbeitsausführung
Bereits 1999 hat die WSO, entwickelt aus der Waldservice Vorderes Kinzigtal, das gesamte „Lotharholz“ in
Selbstwerbung übernommen und für die Solidargemeinschaft vermarktet. Inzwischen werden erhebliche Mengen auch aus dem Privatwald über dieses Geschäftsmodell zur Zufriedenheit der Waldbesitzer verkauft.
Auch hier hat der Revierleiter eine steuernde Schlüsselfunktion.
Betreuung und Bewirtschaftung von
privaten und kommunalen Wäldern
Auch private Waldbesitzer profitieren von der Möglichkeit, langfristig angelegte Waldbewirtschaftungsverträge
abzuschließen. Auf Wunsch auch mit Ergebnisgarantie!
Das bedeutet: Sehr gute Ertragsmöglichkeiten und eine
hochwertige nachhaltige Waldbewirtschaftung für Waldbesitzer, die selbst nicht in der Lage sind oder aus Zeitmangel die Bewirtschaftung nicht mehr selbst in vollem
Umfang übernehmen können.
Mitgliedschaft für Privatwaldbesitzer
Bereits 1.800 Privatwaldbesitzer mit einer Fläche
von zirka 10.000 Hektar Waldfläche, sind über
unsere Mitgliedsforstbetriebsgemeinschaften Teil
der Solidargemeinschaft.
Seit Gründung der Interessengemeinschaft
Waldservice Ortenau GbR (IG WSO) am 31.01.
2013 können Einzelwaldbesitzer noch einfacher
Mitglied werden und damit die exklusiven Vorteile
nutzen und am Erfolg der Gemeinschaft
profitieren. Bereits nach einem halben Jahr sind
20 Eigentümer mit über 600 ha Waldfläche IGWSO-Mitglied. Vertreten durch die erste
Vorsitzende Baronin Roeder von Diersburg hat
der Privatwald eine wichtige Stimme, wenn es
um Entscheidungen bei der WSO geht.
Nutzen Sie Ihre Chance. Sprechen Sie uns an.
Energieholz / Brennholz
Ein weiterer wachsender Geschäftsbereich der
Waldservice Ortenau eG ist die Energieholzvermarktung.
Wir beliefern kontinuierlich verschiedene Anlagen
mit Hackschnitzeln. Übermengen vermarkten wir
über das Lager in Ohlsbach an Großabnehmer.
Für Waldbesitzer und Forstbetriebsgemeinschaften ist die Waldservice Ortenau eG Vertragspartner und übernimmt die kaufmännische Abwicklung bei der Belieferung von Heizanlagen. Das
Vermarktungsvolumen betrug im Jahr 2012 ca.
120.000 srm. Die WSO hat einen neuen leistungsstarken Großhacker mit Containeranhänger.
Zusätzlich vermarkten wir große Mengen Brennholz in langer Form regional und überregional.
Dazu hat die WSO eine Brennholzbörse als Vermarktungsplattform eingerichtet.
Sie haben Bedarf ?
An- und Verkauf von Energie- und
Brennholz möglich!
Sprechen Sie uns an.
14
WSO in Zahlen:
Mitgliedsfläche 22.500 ha
davon 40 % Privatwald
24 Städte und Gemeinden,
1.800 Privatwaldbesitzer
über FBGen und IG WSO
180.000 Fm Vermarktungsvolumen
zzgl. 120.000 srm Hackschnitzel
aktuell 22 Forstwirte und 3 Azubis
Kontaktdaten Waldservice Ortenau eG,
Auf dem Grün 1, 77797 Ohlsbach,
Tel. 07803 9660 - 0
E-Mail: info@waldservice-ortenau.de
Ortenauer Waldtag 2013:
Privatwaldbesitzer, Kommunen und regionale Wirtschaft – Das Zusammenspiel in der WSO funktioniert.
Mehrere tausende Besucher, Fachleute wie interessierte
Gäste ließen sich beim
Ortenauer Waldtag, am 3.
Oktober 2013 in
Ottenhöfen-Allerheiligen
zeigen, wie schlagkräftig
und innovativ eine Solidargemeinschaft arbeiten
kann. Die Waldservice Ortenau eG organisierte mit den
Achertäler Forstbetriebsgemeinschaften und Waldgenossenschaften eine facettenreiche Fach- und Erlebnisschau. Gemeinsam mit Berufsgenossenschaft sowie privaten Forst- und Sägebetrieben zeigten sie ein aktuelles
und zukunftsfähiges Bild der Waldwirtschaft und beschäftigten sich mit dem Thema Wald als Lebensraum.
Experten standen Rede und Antwort und gaben zum
Beispiel Einblicke in den aktuellen wirtschaftlichen Wert
des Holzes oder informierten bei Schauvorführungen
rund um das Thema Arbeitssicherheit im Wald.
Heimische Unternehmen stellten ihre Sägeprodukte vor
und präsentierten die neuesten Maschinen zur Holzverarbeitung im Wald. Auch für das Thema Holzenergie
rückten Waldservice Ortenau und regionale Unternehmen mit schwerem Gerät an und zeigten unterschiedliche Technik bei der Hackschnitzelgewinnung. Waldführung und naturpädagogische Angebote, Ausstellungen
und Erlebnisstationen komplettierten das Programm.
„Ich behalte alle Abläufe
im Blick“
Theo Blaich, Leiter des Forstreviers
Achertal, berichtet im Interview über
die Waldwirtschaft in seinem Revier
Was gehört zu Ihren Aufgaben im Bereich
Waldwirtschaft?
Ich bin der erste Ansprechpartner für die Waldbesitzer, egal ob es um Pflanzungen, Wanderwege oder um Holznachfrage und Verkauf geht.
Durch meinen stetigen Kontakt zur Waldservice
Ortenau weiß ich genau, welches Holz gerade
gefragt ist, welche Sorte, Länge, Breite es haben
soll und wer interessierter Käufer ist.
Sie betreuen auch Privatwaldbesitzer?
Mit etwa 75 Prozent der Gesamtfläche ist der
Privatwald Schwerpunkt in meinem Forstrevier.
Hier ist der Wald nur Nebenerwerbsquelle. Oft
melden sich junge Besitzer bei mir, die den Wald
erst übernommen haben und nicht wissen, was
notwendig und was möglich ist. Für die Betreuung und Bewirtschaftung ihres Waldes fehlt ihnen
selbst meist die Zeit. Hier profitieren Privatwaldbesitzer von der Solidargemeinschaft WSO.
Was für Lösungen bietet die WSO?
Die Besitzer sind oft überrascht, dass ein gut geplanter Holzeinschlag wirtschaftlich interessant
ist, wenn Einschlag und Vermarktung die Waldservice Ortenau eG übernehmen. Hier zeigt sich,
wie erfahren und etabliert die WSO ist. Die Vermarktung ist zuverlässig und breit aufgestellt.
Das ist wirtschaftlich wirklich interessant?
Selbst bei Neuinvestitionen in den Wald erzielt
der Eigentümer noch einen attraktiven Gewinn.
Das Besondere: Als Revierleiter behalte ich alle
Abläufe bei der WSO im Blick und kann so gewährleisten, dass der Waldbesitzer seine Einnahmen sicher erhält.
Was ist, wenn Besitzer Einnahmen aus Holzverkauf nicht brauchen?
Ohne regelmäßige Pflege- und Forstarbeiten verliert der Bestand an Qualität und Stabilität. –
Fehlt diese Stabilität kann ein einziger Sturm den
ganzen Wald zerstören. Dann liegt mein Kapital
am Boden. Als Revierförster ist es meine Aufgabe Waldbesitzer zu beraten, wie sie ihren Wald
nachhaltig bewirtschaften. Und auch hier können
Profis, wie die Forstwirte der WSO, den Eigentümer bei der Umsetzung entlasten.
15
Chancen der Pflege und
Wertschöpfung in Ihrem Wald
Kooperationsmodelle der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Schwarzwald eG
von Klaus Dieterle und Joachim Prinzbach
Fast 10 Jahre war die Forstwirtschaft in der
Region durch Kalamität (Sturm, Trockenheit und
Käfer) geprägt. Die Folge waren desolate
Holzpreise. Seit rund drei Jahren hat sich die
Situation verbessert und der Rundholzpreis
wieder auf ein ordentliches Niveau entwickelt. Er
liegt deutlich über dem langjährigen Durchschnitt
und z.B. um 30% über dem skandinavischen und
50% über dem osteuropäischen Level. Auch für
die angelaufene Einschlagssaison kann von
einer stabilen Situation, mit leicht steigenden
Tendenzen hinsichtlich Nachfrage und Preis
ausgegangen werden (Abbildung 1).
Die Familie Schmider vom Heidenjörgenhof in Mühlenbach hat dieses
Angebot das erste Mal vor 5 Jahren
wahrgenommen. Martin und Johannes Schmider, der inzwischen den
Hof von seinem Vater übernommen
hat, beantworten einige Fragen zum
„kooperativen Selbstwerbungsmodell
FVS“.
Frage: Unterstützung bei der Waldbewirtschaftung wahrzunehmen, wie
war das damals?
Trotzdem ist festzuhalten, dass in den Jahren mit
geringerem Rundholzpreis in den Privatwäldern
Baden – Württembergs und der Region deutlich
mehr Holz bereitgestellt wurde, oft ausgelöst
durch Zwangsnutzungen.
Teile der privaten Waldbesitzer nutzen die momentan positiven Rahmenbedingungen, doch tendenziell geht der Holzeinschlag trotz der günstigen Situation zurück. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Ein Zentraler ist sicher die Veränderung
in den Strukturen der Waldbesitzer. Eine zunehmende Zahl der Eigentümer hat einfach nicht
mehr die Zeit ihren Forstbetrieb im Rahmen der
nachhaltigen Möglichkeiten zu bewirtschaften.
Deshalb hat die Forstwirtschaftliche Vereinigung
Schwarzwald eG (FVS) gemeinsam mit den
Forstbetriebsgemeinschaften und den Revierleitern ein Modell entwickelt, das die Waldbesitzer
bei Bedarf unterstützt. Als „kooperatives Selbstwerbungsmodell FVS“ wird diese Möglichkeit seit
einigen Jahren den privaten und kommunalen
Waldbesitzern angeboten.
Martin Schmider: Wir hatten bis dahin
gemeinsam mit unserem Vater alles
Holz selbst eingeschlagen. Natürlich
war es nicht einfach einen neuen
Weg zu gehen. Aufgrund der Argumente des Revierleiters und der FVS
haben wir uns dann aber entschlossen, einen Versuch zu wagen.
Frage: Was hat letztendlich den Ausschlag gegeben?
Martin Schmider: Die Zeit, Vater
musste es etwas ruhiger angehen
lassen und ich war stark beruflich
eingebunden. Wir wollten die Pflegehiebe, die für einen stabilen und
wertvollen Wald notwendig sind nicht
weiter aufschieben.
Frage: Nun nutzt ihr das Modell
schon mehrere Jahre so auch dieses
Jahr wieder, welche Erfahrungen
habt Ihr gemacht?
Johannes Schmider: Die ursprünglichen
Bedenken
„Fremde“
im
16
eigenen Wald arbeiten zulassen haben sich
schnell aufgelöst. Unternehmer aus der Region
mit den entsprechenden Arbeitsverfahren für die
jeweiligen Hiebe haben uns durch hohe Qualität
überzeugt. Wir hatten z.B. Vorbehalte gegenüber
dem Harvester (Vollernter), haben dann aber
festgestellt, dass die Maschine meist pfleglicher
arbeitet, als es motormanuell möglich ist.
Frage: Wo seht Ihr die größten Vorteile?
Johannes Schmider: Wir können unseren Wald
mit dieser Unterstützung nachhaltig und pfleglich
bewirtschaften. Durch die Beratung über den
Förster und die Abwicklung durch die FVS werden hohe Qualität und hohe Standards gewährleistet. Körperlich stark belastende Arbeiten, wie
z.B. entasten im Schwachholz am Hang werden
durch die Maschine übernommen. So können wir
unsere begrenzte Arbeitszeit dort einsetzen, wo
wir am effektivsten arbeiten.
Frage: Habt Ihr jetzt nicht die Bewirtschaftung
eures Waldes aus der Hand gegeben?
Martin Schmider: Sicher nicht. Zunächst besprechen wir mit dem Förster die Hiebsmaßnahme.
Dann schließen wir mit der FVS den Selbstwerbungskaufvertrag ab. Wir sind somit der Auftraggeber und können bestimmen wie wir das gerne
hätten. Selbstverständlich können wir uns bei
den Arbeiten auch selbst einbringen. So haben
wir z.B. bei der gerade abgeschlossenen Aktion
das Holz selbst vorgeliefert.
Frage: Teilweise werden Bedenken geäußert,
dass bei solchen Maßnahmen für den Waldbesitzer „nichts mehr übrig bleibt“.
Johannes Schmider: Das ist sicher nicht der Fall.
Mit den passenden Maschinen und Verfahren arbeitet ein Unternehmer deutlicher rationeller. Oft
kann auch die Aushaltung optimiert und so zusätzlicher Wert geschöpft werden. Auch rechnet
es sich nicht alle Maschinen für wenige Einsatzstunden vorzuhalten. Sicher ist, dass derjenige
Waldbesitzer, der nicht wirtschaftet, sei es jetzt in
den Pflegehieben oder bei der Endnutzung überalterter Bestände, einen Wertverlust hat.
Wie funktioniert das kooperative
Selbstwerbungsmodell der FVS
Die Maßnahme und die dazu notwendigen vertraglichen Grundlagen
(Selbstwerbung und Aufarbeitungsverträge) werden in enger Abstimmung mit dem Waldbesitzer und dem
Revierförsters erstellt und abgewickelt. Hierbei ergibt sich folgender
Ablauf:
• Mobilisierung der Fläche, beziehungsweise des Bestandes
Der Waldbesitzer nimmt mit dem
Revierleiter, der örtlichen FBG
oder der FVS Kontakt auf.
• Auszeichnen des Bestandes mit
weiteren Hiebsvorbereitungen, in
der Regel gemeinsam mit dem
Revierleiter
• Fertigung des Selbstwerbungskaufvertrages mit der FVS
• Auswahl des Einschlags-/ und Rücke Unternehmen
17
Es können hier die in Kooperation mit der FVS
stehenden und die entsprechenden Hiebe spezialisierten Unternehmer eingesetzt werden.
Selbstverständlich kann auch der „Wunschunternehmer“ des Waldbesitzers oder die Empfehlung
des Revierleiters berücksichtigt werden.
• Hiebsüberwachung
Durch die örtliche FBG, den Revierleiter oder
den Waldbesitzer
• Einweisung des Holzes
In der Regel durch den Revierleiter, FBG Geschäftsführer oder Waldbesitzer
• Holzvermarktung
Durch die FVS über die bestehenden Verträge
an Kunden in der Region. Berücksichtigung
von „Wunschkunden“ der FBG oder des
Waldbesitzers.
• Logistische Aufgaben und Kontrollfunktionen
Durch die örtliche FBG und den Revierleiter
• Endabrechnung der Hiebe
Durch die FVS. Bei größeren Hieben oder etwas längerer Abwicklungsdauer Abschlagszahlungen an Waldbesitzer und Unternehmer.
Vorteile des kooperativen Selbstwerbungsmodells der FVS
• Hohe Standards und Verlässlichkeit durch die
Akteure vor Ort und in der Region, also Revierleiter örtliche FBG und FVS.
• Rechtssichere Grundlagen durch Selbstwerbungskaufvertrag und Aufarbeitungsvertrag
• Hohe Flexibilität, z.B. Übernahme von Teilarbeiten, Mitarbeit durch den Waldbesitzer
• Anzahlungen bei Vertragszeichnung, vor
Hiebsbeginn möglich
• Zeitnahe Abschlagszahlungen an den Waldbesitzer und Forstunternehmer
• Keine Vorleistung des Waldbesitzers gegenüber dem Unternehmer
• Zügige Endabrechnung aller Sortimente auch
durch Vorfinanzierung von Nebensortimenten
• Mehrerlös durch „Mehrwertsteueroptimierung“
• Holzpreisfixierung für den Waldbesitzer über
einen Quartalswechsel möglich
• Hohe Sicherheiten durch Bankbürgschaften
und Versicherungen
Auch aufgrund der aktuellen Rundholzpreise lassen sich sehr gute
„Stockpreise“ formulieren.
Bei einfachen bis durchschnittlichen
Verhältnissen mit dem auf den jeweiligen Hieb optimierten Aufarbeitungsverfahren, zum Beispiel:
Sortiment
Fichte Leitsortiment
Stärkeklasse 2b – 3b
Fichten/Tannen
PZ Abschnitte
Douglasien
Leitsortiment 2b – 3b
Douglasien
PZ Abschnitte
C/D, Verpackungsholzqualitäten
Industrieholz
(Schleifholz)
Vergütung an
den Waldbesitzer
65,00 – 75,00 €
60,00 – 75,00 €
75,00 – 80,00 €
60,00 – 80,00 €
20,00 – 35,00 €
15,00 – 30,00 €
Wir würden uns sehr freuen, wenn
Sie es mit dem kooperativen Selbstwerbungsmodell der FVS bei Bedarf
versuchen würden.
Weiteres über ihre örtliche FBG, ihren Revierleiter oder direkt bei ihrer
FVS.
Forstwirtschaftliche Vereinigung
Schwarzwald eG
Hauptstraße 38
77796 Mühlenbach
Fon 07832/ 974050
info@fvs-eg.de
Fax 07832/ 9740520
www.fvs-eg.de
18
Die FBG Schuttertal
stellt sich vor
von Elmar Bantle, Schuttertal
Die FBG Schuttertal umfasst das Gebiet der
Gemeinde Schuttertal mit den Gemarkungen
Schuttertal, Dörlinbach und Schweighausen.
Die noch junge FBG wurde erst im Jahr 2006
neu gegründet.
Hervorgegangen ist sie aus den beiden Forstbetriebsgemeinschaften
SchweighausenDörlinbach
(Gründungsjahr
1985)
und
Schuttertal (Gründungsjahr 1969). Im Zuge
der Revierneuorganisation war der Zusammenschluss
der
beiden
Forstbetriebsgemeinten zu der neuen
FBG Schuttertal
notwendig geworden.
Die FBG ist ein
wirtschaftlicher
Verein gemäß §
22 BGB.
Fläche:
Mitglieder:
Vorsitzender:
Geschäftsführer:
Aufgaben
• Holzverkauf
• Beschaffung von Maschinen und Geräten
• Wegunterhaltung
• Sammelbestellungen
Verkaufte Holzmassen
2006
15350 Fm
2007
24050 Fm
2008
13860 Fm
2009
15180 Fm
2010
14700 Fm
2011
14750 Fm
2012
13300 Fm
Der
Durchschnittserlös
in den Jahren
2006 bis 2012
liegt bei 1,11
Mio. Euro.
Neben
der
Holzvermarktung bietet die
FBG für Ihre
Mitglieder einen umfangreichen Maschinen- und
Gerätepark
an.
Unter anvon links: Helena Ohnemus, Franz Vögele, Josef Wangler,
derem
sind 3
Josef Fehrenbacher, Elmar Bantle. Stefan Zehnle, Hermann
WegbaugeräHimmelsbach, Richard Ohnemus, Matthias Wangler
te, 8 Holzspal2626 ha Wald
ter,
ein
2-Achs-Dreiseitenkipper,
ein
146 Waldbesitzer
Mulcher, ein Arbeitskorb und WertasJosef Fehrenbacher
tungsgeräte vorhanden.
Elmar Bantle
Waldflächen nach Waldbesitzern
Privatwald
144 Mitgl.
2216 ha
Kommunalwald
1 Mitgl.
388 ha
Genossenschaftsw.
1 Mitgl.
22 ha
Da die Wegunterhaltung in den nächsten Jahren eine zunehmend wichtigere
Rolle spielen wird, ist die Beschaffung
eines Plattenverdichters geplant.
Die Besitzstrukturen im Privatwald sind recht
unterschiedlich. Während auf der Gemarkung
Schuttertal die größeren Vollerwerbsbetriebe
eine Durchschnittsgröße von 36 Hektar besitzen, sind auf der gleichen Gemarkung auch
Gebiete mit einer Durchschnittsfläche von unter 3 ha anzutreffen.
Die meisten Betriebe der Mitglieder werden im
Nebenerwerb bewirtschaftet, die durchschnittliche Größe liegt bei 11 Hektar.
Zu Beginn der Einschlagsaison wird eine Sammelbestellung von Sonderkraftstoff und Kettenöl durchgeführt.
Als Fortbildungsmaßnahmen wurden in
den letzten Jahren ein Motorsägenlehrgang, Veranstaltungen zu verschiedenen waldbaulichen Themen und zur
Wertästung angeboten.
19
Betriebswirtschaft im Privatwald
oder
Die Freiheit der Entscheidung
von Dr. Silke Lanninger, Wolfach
Jeder Privatwaldbesitzer ist frei in der Entscheidung, wie er seinen Wald bewirtschaften möchte,
solange er sich in den gesetzlichen Vorgaben des
Landeswaldgesetzes bewegt.
Es gibt eine große Bandbreite von Bewirtschaftungsformen, die von uns Förstern im Rahmen von
Beratungs- und Betreuungsleistungen täglich erlebt
wird, und die jeweils in der Betriebsstruktur, aber
zum größeren Teil in der Persönlichkeit und den
persönlichen Ansichten des Hofbewirtschafters begründet liegt. Dieser Beitrag spannt den Bogen von
weit verbreiteten, auch emotional begründeten Zielen und Strategien bis hin zu einem Beispiel für die
Reduktion des Arbeitseinsatzes in einem fiktiven
40-ha Nebenerwerbsbetrieb.
Die Rahmenbedingungen
Es ist eine unabwendbare Folge des Strukturwandels in der Landwirtschaft, dass die Zahl der
Haupterwerbsbetriebe mehr und mehr zurück geht
und in der nächsten Generation von berufstätigen
Hofbesitzern im Nebenerwerb bewirtschaftet werden. Jede Hofübergabe birgt Raum für Konflikte,
die zwischen den Generationen entstehen, und
beim Übergang vom Haupterwerb zum Nebenerwerb ist folgende Situation häufig zu beobachten:
Großvater und Vater waren noch im Vollerwerb in
der Land- und Forstwirtschaft und haben alle anfallenden Aufgaben im eigenen Wald mit Fleiß und
Stolz selbst erledigt. Das Jahr war erfüllt von den
verschiedenen Tätigkeiten wie Jungbestandspflege, Kultursicherung, Pflanzung, Astung, Holzernte,
Holzbringung, Wegpflege, Brennholzgewinnung,
teilweise auch Jagd und vieles andere mehr. Fremde Arbeitskraft im Wald war die Ausnahme, die
Familie hat zusammengeholfen und der Förster war
die fachliche Unterstützung am Rande.
Ist nun der Hofnachfolger in dieser Tradition groß
geworden, besteht oft der ausgesprochene oder
unausgesprochene Wunsch, dass er diese Art der
Waldbewirtschaftung so weiterführen möge. Hierbei
wird gerne übersehen, dass er eben nicht mehr das
ganze Arbeitsjahr zur Verfügung hat, sondern nur
noch die Stunden am Samstag und an den langen
Sommerabenden, gegebenenfalls mal noch ein
paar freie Tage und seinen Jahresurlaub.
Das Kontingent der produktiven Stunden, die in den
Betrieb fließen können, schrumpft also von rund
1.800 Stunden pro Jahr, die ein Waldbauer durch-
aus im Schnitt in seinen Betrieb einbringen
kann, auf maximal rund 500 Stunden zusammen (wenn der Jahresurlaub komplett in
den Betrieb eingebracht wird).
Da stellt sich schnell die Frage, wie in etwas
mehr wie einem Viertel der Zeit noch alle anfallenden Aufgaben bewältigt werden können.
Mut zur Entscheidung
Vor diesem Hintergrund wäre es wichtig, eine aktive Entscheidung zu treffen und ganz
nüchtern und sachlich die verfügbare Arbeitskapazität den erforderlichen Aufgaben
und Tätigkeiten, also dem Arbeitsvolumen
gegenüber zu stellen. Es ist zu überlegen,
welche Aufgaben man selbst kann und gerne
selbst übernehmen will und welche Tätigkeiten man weglassen kann oder wo Unterstützung benötigt wird.
Leider findet dieser so wichtige Prozess nicht
in allen Betrieben statt, sondern viele Betriebsleiter im Nebenerwerb kämpfen sich alleine ab, um den Pflegezustand ihres Waldes zu erhalten, wie es ihre Vorfahren auch
schon taten, sehen sich unter dem Erwartungsdruck von Eltern und Nachbarn, stehen
unter enormem Zeitdruck, belasten ihre junge Familie und gehen damit nicht selten über
ihre Leistungsgrenze.
Es wird selten ausgesprochen, doch spielen
hier häufig mehr die emotionalen Gründe in
die Waldbewirtschaftung hinein als die sachlichen. Sicher sind Ihnen die folgenden Gedanken nicht ganz unvertraut:
• Die Nachbarn sollen nicht schlecht über
mich reden.
• Wenn ich Holz mache, denken die Nachbarn, ich brauche das Geld, wenn ich keines mache, halten sie mich für faul.
• Wir haben noch nie fremde Leute und gar
Unternehmer in den Wald gelassen, damit
kann ich doch jetzt nicht an-fangen. Die
machen mir ja den Wald kaputt.
• Ich habe den Wald von meinem Vater
übernommen, und ich will ihn an meine
Kinder in einem guten Zustand übergeben.
Das bin ich ihnen schuldig.
• Die Kulturen sollten zweimal im Jahr gemäht werden, aber ich schaffe es zeitlich
einfach nicht. Aber das kann ich wirklich
niemand anderen machen lassen.
• Man erwartet von mir, dass ich es so mache, wie es schon immer gemacht wurde.
Wenn ich etwas anders mache, wird
schlecht über mich geredet.
20
• Ich darf auf keinen Fall so viel Holz machen, dass
ich mehr Steuern zahlen muss.
• Eigentlich sollte ich mal wieder Zeit mit meiner Familie verbringen, aber die Arbeit im Wald erledigt
sich ja nicht von selbst.
• Eigentlich bräuchte ich einen leistungsfähigen
Schlepper für meine Arbeit, aber ich weiß gar nicht,
ob sich das rechnet und traue mich auch nicht, um
Rat zu fragen.
Diese emotionalen Verstrickungen verhindern und
erschweren eine klare Sicht auf betriebliche Ziele
und die Entwicklung von brauchbaren Strategien.
Nüchtern betrachtet ist es aber möglich, auch im
Nebenerwerb erfolgreich einen Betrieb zu führen.
Dabei hilft es, zunächst einmal eine grundsätzliche
Entscheidung zu treffen, was das eigene Betriebsziel ist, und sich dann Strategien zu überlegen,
welche die Ausstattung des Hofes, die persönlichen
Fähigkeiten und Vorlieben und die Arbeitskapazität
berücksichtigen. Dies erläutert das folgende Beispiel.
Ein Beispielbetrieb
Ein fiktiver 40-Hektar-Forstbetrieb im Kinzigtal ist in
durchschnittlichem Pflegezustand. Das Betriebsgutachten schlägt vor, dass jährlich nachhaltig 7
Fm/ha gehauen werden dürfen. Der Waldbesitzer
weiß jedoch, dass mehr als 10 Fm zuwachsen und
er auch etwas mehr einschlagen kann. Der Wald ist
gut erschlossen und setzt sich zusammen aus 30%
Tanne, 55% Fichte und 15% Laubholz. Das Laubholz besteht aus Buche, die einzeln bis truppweise
im Bergwald beigemischt ist und aus ein paar Hektar Eichbusch am trockenen Hang, von dem maximal Brennholzqualität zu erwarten ist.
Der Vater des Hofbesitzers schlug jährlich zwischen 250 und 350 Fm ein, rückte das Holz selbst
(350 Stunden). Dabei kam er mit dem alten 80 PSSchlepper im Starkholz sehr an die Grenze der
technischen Möglichkeiten. Die Brennholzaufarbeitung für den eigenen Hof und zum Verkauf kostete
ihn weitere 80 Stunden.
Für Mischwuchsregulierung und Jungbestandspflege brauchte er jährlich etwa 100 Stunden.
Astung der wertvollen Tannen war eine Sommerarbeit und sehr beschwerlich. Hierfür brauchte er etwa 80 Stunden, seine Leistung war jedoch nicht
sehr hoch.
Auf Fehlstellen und entlang von Räumungsstreifen
am Eichbusch pflanzte er jährlich etwa 200 Doug-
lasien und Kirschen (15 Stunden) die in der
Folge sehr arbeitsintensiv waren und mehrere Jahre aufwendiger Kultursicherung bedurften (50 Stunden).
Für die Verhütung von Wildverbiss strich er
jährlich die Triebspitzen der TannenNaturverjüngung. Dazu kam er durch den
ganzen Wald und war 35 Stunden unterwegs.
Für die Wegeunterhaltung (3 km), Böschung
mähen, Dolen freiräumen und Löcher flicken
brauchte er jedes Jahr 40 Stunden. Für die
Wartung von Maschinen und Geräten fallen
jährlich mindestens 25 Stunden an.
Somit wendete er für seinen Wald 735 Stunden auf, das entspricht mehr als 18 Stunden
pro Hektar und 2,5 Stunden pro Festmeter.
Wenn er den Anspruch hat in seinem 40
Hektar großen Betrieb einmal im Jahrzehnt
alle Flächen zu bearbeiten, dann heißt das
eben jährlich 4 Hektar. Pfleglicher wäre es,
die Flächen zweimal, d.h. jährlich 8 Hektar,
zu bearbeiten.
Entscheidungsfindung
oder: Die richtigen Dinge tun und die
Dinge richtig tun
Diese Zeit steht seinem Sohn, der nur noch
im Nebenerwerb den Hof bewirtschaftet,
nicht mehr zur Verfügung. Er kann nur noch
maximal 400 Stunden aufbringen, das entspricht etwa einem vollen Tag pro Woche.
Der Sohn hat das Ziel, den Betrieb ertragskräftig zu erhalten und möglichst wenig Risiko einzugehen. Weder für den Betrieb, noch
für seine Gesundheit.
Nach welchen Kriterien entscheidet er nun,
was er selbst macht und was er nicht mehr
macht?
1. Ausstattung und technische Möglichkeiten überprüfen
Der alte Schlepper ist zu schwach für die
Bringung im Starkholz. Das ist nicht nur gefährlich, sondern kostet auch sehr viel Zeit.
Also entscheidet er, dass zukünftig 80-100
Fm Starkholz pro Jahr von einem örtlichen
Unternehmer gerückt werden, der dafür vernünftig ausgestattet ist und auch im Kommunalwald und in benachbarten Privatwäldern
einen guten Ruf hat.
21
Der Sohn beschließt, diese Flächen nicht
mehr aktiv umzuwandeln, sondern nutzt sie
nur noch extensiv zur eigenen Brennholzgewinnung und vereinzelt dabei Eichen von zufriedenstellender Qualität. Das Räumen,
Pflanzen und die Kultursicherung auf diesen
Flächen entfällt.
Wenn im Betrieb für die Holzernte im Starkholz die entsprechende Ausstattung fehlt, kann ein örtlicher Unternehmer dabei wirkungsvoll und sicher unterstützen.
2. Spezialmaschineneinsatz planen
Bei der Wegeunterhaltung ist es ökonomischer,
Spezialmaschinen zum Einsatz kommen zu lassen.
Der Hofbesitzer berät sich mit seinen Nachbarn in
der Wegeunterhaltungsgemeinschaft und sie kommen überein, dass jeder Waldbesitzer nach seinem
Holzhieb die Reisigbeseitigung übernimmt und die
Dolen frei räumt, aber dass für die jährlichen Arbeiten wie Mähen, bzw. Mulchen und Weg abziehen
gemeinschaftlich ein Unternehmer aus der Nachbarschaft beschäftigt wird.
3. Zeitfresser identifizieren
Es gibt Betriebsarbeiten, die viel Zeit kosten, aber
wenig bis keine Wertschöpfung bringen. Dazu gehört z.B. das Stümmeln von ganzen Beständen, bei
dem die Äste jedes Baumes bis auf wenige Zentimeter mit der Motorsäge eingekürzt werden! Abgesehen davon, dass dadurch Schwarzäste wertmindernd einwachsen, hat diese Arbeit nur den Effekt,
dass man leichter durch den Jungbestand laufen
kann. Keine Wertsteigerung. Dies hat der Vater
während der Jungbestandspflege immer mitgemacht. Der Sohn extensiviert die Jungbestandspflege und reduziert die Stundenanzahl damit drastisch.
Die Brennholzwerbung verschluckt auch viel Zeit.
Er geht dazu über, das Brennholz nur noch in langer Form an seine Kundschaft zu verkaufen und
arbeitet selbst nur noch den Eigenbedarf für die
Stückholz-Zentralheizung auf. Aus dem Kronenmaterial in Wegnähe gewinnt er Energieholz als
Hackschnizel. Reisig arbeitet er nicht mehr auf.
4. Potenzial zur Extensivierung nutzen
Die Umwandlung des Eichbuschs in Wirtschaftswald durch streifenweise Räumung ist sehr arbeitsund zeitintensiv.
5. Eigene Vorlieben und Stärken nutzen
Im Gegensatz zu seinem Vater hat ihm die
Wertästung seiner Bestände schon immer
Freude gemacht und er ist schnell und geübt
darin. Er bittet den Förster, ihm in den geeigneten Beständen eine angemessene Anzahl Z-Bäume anzuweisen und nutzt die langen Sommerabende, um in seinen Beständen die Wertträger zu fördern. Im Winter bei
der Holzernte entnimmt er die wichtigsten
Bedränger und freut sich an der Wertsteigerung seines Betriebs.
6. Kreative Ideen wagen
Da sich die jagdlichen Verhältnisse leider in
den letzten Jahren noch nicht verbessert haben, ist er weiter darauf angewiesen, den
Wildverbißschutz aufzubringen. Die Vereinbarung mit dem Jäger ist die, dass das Mittel
gestellt wird, die Arbeitsleistung aber selbst
zu erbringen ist. An einem Samstag lädt er
die Pfadfindergruppe seines Sohnes zu einem Arbeitseinsatz ein. Nach einer Einweisung durch den Vater streichen die Jungen
einen Tag die Triebspitzen und werden
abends mit einem Grillvesper und Lagerfeuer
belohnt.
Dieses Beispiel soll erläutern, wie es möglich
ist, durch kleine Veränderungen und umsichtiges betriebswirtschaftliches Handeln auch
im Nebenerwerb einen Betrieb wirtschaftlich
erfolgreich zu führen.
Die wichtigste Maßnahme ist hierbei, einmal
einen Schritt zurückzutreten und das eigene
Tun genau unter die Lupe zu nehmen unter
der Fragestellung:
Tue ich die richtigen Dinge für meinen Betrieb? Und: Wie tue ich die Dinge richtig?
Es gibt in jedem Betrieb Stärken und Schwächen, Risiken und Chancen, auf die eine solide Betriebswirtschaft aufbauen kann. Wir
helfen Ihnen gerne dabei, diese zu erkennen
und weiterzuentwickeln und beraten Sie.
22
Forstliche Förderung
Die geänderte Richtlinie
„Nachhaltige Waldwirtschaft“ 2013
(NWW)
von Hans-Peter Hofsaeß, Offenburg
Die Richtlinie „Nachhaltige Waldwirtschaft“,
die vielfältige waldbauliche und investive
Maßnahmen als förderfähig definiert, eröffnete
dieses Jahr die Möglichkeit, private Waldbesitzer mit bis 30 ha Waldfläche in einem Kalkungsgebiet mit 100% der Kosten für die Bodenschutzkalkung zu fördern. Zusammengeschlossen in einer Trägerschaft (Forstbetriebsgemeinschaft oder Kommune) kann, abhängig von der Besteuerungsform des Trägers, sogar die Mehrwertsteuer mitgefördert
werden. Das heißt die Bodenschutzkalkung ist
für diese Waldbesitzer kostenlos!
Die Bodenschutzkalkung hat zum Ziel, auf
durch Luftschadstoffe belasteten Waldböden
die Nährstoffausstattung, sowie die Filter- und
Puffereigenschaften wiederherzustellen. Die
Kalkung soll die Bedingungen für Bodenlebewesen, die Durchlüftung, die Wasserspeicherfähigkeit und damit die Durchwurzelung des
Bodens verbessern. Die Stabilität des Waldes
wird dadurch erhöht und die Trinkwasserqualität in den Waldeinzugsgebieten wird langfristig erhalten.
Die Vorbereitung einer Kalkungsfläche von
der Auswahl, Bodenprobenanalyse, Berücksichtigung des Naturschutzes und der Waldbiotope bis zur zentralen Ausschreibung kann
1-2 Jahre dauern.
Daher von hier aus der Appell an private
Waldbesitzer und Waldbesitzer, deren letzte
Waldkalkung mindestens schon 10-12 Jahre
zurückliegt, sich frühzeitig an die zuständigen
Revierleiter, bzw. Fördersachbearbeiter bei
den Forstbezirken zu wenden und ihre Anträge zu stellen. Auch von Forstseite werden wir
auf die Waldbesitzer zugehen, um Kalkungsgebiete und damit sinnvolle Einheiten zu bilden. Denn nur mit Zustimmung jedes einzelnen Waldbesitzers und Teilnahme am zentralen Ausschreibungsverfahren werden die
Waldflächen gekalkt.
Die Vorarbeiten für das Kalkungsjahr 2014
sind weitgehend abgeschlossen. Für 2015
erwarten wir jetzt schon ihre Anfragen und Anträge.
Aussicht auf neue Richtlinien
Aufgrund von Verzögerungen auf EUEbene zeichnet sich ab, dass die EUFörderperioden 2007 bis 2013 und 2014
bis 2020 nicht nahtlos ineinander übergehen werden, weil die für die Förderung erforderlichen EU-Vorgaben nicht
vorliegen. Dies bedeutet, dass bis zur
Erstellung der neuen Richtlinie „Nachhaltige Waldwirtschaft (NWW)“ keine
Bewilligungen erfolgen können.
In diesem Zusammenhang hat sich das
Amt für Waldwirtschaft dafür eingesetzt,
dass speziell der Fördertatbestand
„Wiederaufforstung nach Naturereignissen“ weiterhin in der Förderrichtline enthalten sein soll. Nachdem die Bodenschutzkalkung in der vor Jahresfrist geänderten Richtlinie so stark herausgehoben wurde, gehen wir davon aus,
dass auch hier eine weitere intensive
Förderung erfolgen wird.
Nach Erscheinen der neuen Richtlinie
für die Förderperiode 2014-2020 werden
wir die für Sie wichtigen Fördertatbestände und -bedingungen in den jeweiligen Amtsblättern veröffentlichen. Die
nächste Ausgabe der Privatwald-Info
„Waldwirtschaft 2015“ wird sich intensiv
mit der neue Richtlinie befassen.
Ebenfalls können Sie sich unter der Internetadresse
http://www.ortenaukreis.de/Förderung
aktuell informieren.
23
re Kernbereich rund um den Ruhestein
mit knapp 7.500 Hektar Staatswald.
Der Ortenaukreis ist mit rund 900 Hektar
Staatswald
auf
Gemarkung
von Franz Kaiser, Offenburg
Oppenau, Ottenhöfen und Seebach beteiligt. Für die ausgewählte Kulisse
Selten hat im Schwarzwald bei Bürgern, Waldbesprechen die Großflächigkeit und
sitzern, Naturschützern oder der Sägeindustrie
Unzerschnittenheit der Waldgebiete,
ein Thema so viele Emotionen geweckt, wie der
die große biologische Vielfalt an hochgeplante Nationalpark im Nordschwarzwald. Zur
wertigen, bereits heute schon besonVersachlichung der Diskussionen möchte deshalb
ders geschützten Lebensräumen und
das Amt für Waldwirtschaft über den aktuellen
die positiven Entwicklungsperspektiven
Stand berichten und die Position und Forderunfür die Biodiversität durch den angegen des Ortenaukreises darlegen:
strebten Prozessschutz. Eine besondere Eignung ist auch aus touristischer
Bisheriges VerfahSicht gegeben,
ren:
da die vorhandeNachdem im Frühjahr
nen
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die Gutachten veröfHochmoore und
fentlicht wurden, legGrinden und das
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Dieser
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und
kommentiert
Abgrenzungen
werden. Auch die
der
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Verbände, betroffeEntwicklungszonen Grundstückseine und Managegentümer, Kommumentzone enthalnen und Landkreise
ten. Es wird Aufbekamen die Möggabe des zukünflichkeit, zum Entwurf
tigen
NationalStellung zu nehmen.
parkrates
sein,
Die Einwände wurdie Gebietsglieden beachtet und
derung und Zoflossen teilweise in
nierung
nach
den endgültigen GeVorlage
durch
setzesentwurf
ein,
Karte Gebietskulisse Nationalpark Schwarzwald
die Nationalpark(Quelle: MLR)
den die Landesregieverwaltung spärung schließlich im
testens ein Jahr nach Inkrafttreten des
Oktober in den Landtag eingebracht hat. Die LanGesetzes zu beschließen.
desregierung möchte noch in diesem Jahr über
das Gesetz entscheiden lassen, so dass der NaNationalparkrat
tionalpark zum 1. Januar 2014 eingerichtet werEine bundesweite Besonderheit ist die
den könnte.
grundsätzlich paritätische Besetzung
Nationalpark Schwarzwald
Gebietskulisse
Der Entwurf konkretisiert die viel diskutierte Gebietskulisse auf zwei Bereiche, im Norden rund
um den Hohen Ochsenkopf/Plättig (ca. 2.150
Hektar) mit Beteiligung von Flächen der Städte
Baden-Baden und Bühl und im Süden der größe-
des Nationalparkrates mit Vertretern
des Landes Baden-Württemberg einerseits und Mitgliedern aus den Kommunen sowie Stadt- und Landkreisen andererseits. Auch der Vorsitz im Nationalparkrat wird bei einem kommunalen
Vertreter liegen.
24
Nationalparkbeirat mit Verbandsvertretern
Zusätzlich sieht der Gesetzentwurf die Bildung
eines Nationalparkbeirates vor, dem Vertreter/innen aller relevanten Verbände und Institutionen (u.a. Waldbesitzerverband e.V. und AG
Wald) angehören sollen, damit eine fundierte
fachliche Beratung der Nationalparkverwaltung
und des Nationalparkrates sichergestellt ist.
Nationalparkplan
Das "Handbuch" des Nationalparks wird ein Nationalparkplan sein, der in enger Abstimmung zwischen Nationalparkverwaltung sowie -rat und unter Beteiligung des Beirates erarbeitet und beschlossen werden wird. In ihm sind die Maßnahmen festgelegt, die erforderlich sind, um die Ziele
eines Nationalparks zu verwirklichen. Im Nationalparkplan wird auch festgelegt sein, in welchen
Bereichen das Sammeln von Früchten und Pilzen
ausdrücklich gestattet ist und welche Maßnahmen
zur Waldpflege und für das Wildtiermanagement
erforderlich sind.
Aus Sicht des Ortenaukreises ist vor allem die Sicherstellung eines effizienten, professionellen
Borkenkäfermanagements entlang der Nationalparkgrenzen unabdingbar. Im Bereich Allerheiligen und Lierbach unterstützt der Ortenaukreis die
Forderung der angrenzenden Privatwaldbesitzer
nach einer Sicherheitszone von 1.000 m.
Tourismus
Zur Stärkung des Tourismus hat der Ortenaukreis
außerdem die Einrichtung zweier Nationalparkportale im Bereich Allerheiligen und in Ottenhöfen
vorgeschlagen und ein umfassendes Tourismuskonzept eingefordert.
Für aktuelle und vertiefende Informationen steht
im Internet unter
www.schwarzwald-nationalpark.de die Homepage
des Ministeriums Ländlicher Raum und Verbraucherschutz allen Interessierten zur Verfügung.
Bannwald Wilder See
(Quelle: MLR, AfW)
Lierbacher Waldbesitzer bei einer Demonstration.
Auch im Ortenaukreis gibt es nach wie vor Bedenken gegen die Ausweisung eines Nationalparks.
(Quelle: S. Huber, AfW)
Geschützte Grindenfläche am Seekopf
(Quelle: Kaiser, AfW)
Alte Weißtanne als Habitatbaum
(Quelle: Kaiser, AfW)
25
Sicherheitstipp 2014
Verkehrssicherungsmaßnahmen bei der Holzernte
von Klaus Schmiederer, Sicherheitsfachkraft, Staatliches Forstrevier Mooswald, Gengenbach
Der Holzeinschlag und die Aufbereitung von Holz
sind gefährliche Betriebsarbeiten für Waldbesitzer
und Waldbesucher. Nach § 37 Abs. 1 Landeswaldgesetz darf jeder Waldbesucher grundsätzlich
Wald zum Zwecke der Erholung betreten. Dieses
Betretensrecht ist nach § 37 Abs. 4 jedoch nicht
zulässig bei gesperrten Waldflächen und Waldwegen oder während der Dauer des Einschlages oder
der Aufbereitung von Holz.
Wegen der allgemeinen Verkehrssicherungspflicht
des Grundeigentümers, die sich im Einzelfall nach
den konkreten Umständen (Größe der Gefahr,
Grad der Erkennbarkeit, Zumutbarkeit der Sicherungsmaßnahme) bemisst, muss der Waldbesitzer,
wo erforderlich, geeignete und wirksame Verkehrssicherungsmaßnahmen ergreifen.
Die Absperrung ist so aufzustellen, dass eine Umleitung bzw. Wenden möglich ist.
Die Sperrung geschieht durch das Aufstellen
von Sperrschildern und Spannen von Warnbändern:
•
•
•
•
Rechtzeitig erkennbar
Warnband straff ca. 1 m hoch
Sicherer Stand in der Wegmitte
Vor Beginn der Arbeiten (täglich)
unbedingt kontrollieren
Warnposten sind zusätzlich zu der ordnungsgemäß aufgestellten Absperrung einzusetzen, wenn der Waldarbeiter bei motormanueller Fällung den Waldweg nicht
einsehen
kann,
der im Bereich der
einfachen Baumlänge verläuft, und
der Baum in
Waldsperrungsverordnung
(Mindestanforderung):
Schild
Durchgang verboten
Forstarbeiten - Lebensgefahr
§37 Abs. 4 LWaldG
Richtung
des
Waldweges gefällt
werden soll. Dies
gilt auch für andere Wege, wenn
Grundsätzlich muss bei Hiebsmaßnahmen gesperrt werden, wenn die Holzernte im Bereich der
doppelten Baumlänge (= Gefahrenbereich) vom
Waldweg durchgeführt wird. Waldwege und Wanderpfade, ausgewiesene Mountainbike- und Nordic
Walking-Strecken, Fernwanderwege wie z.B. Kandelweg, Westweg, usw. können jedoch nicht ohne
weiteres gesperrt werden. Der Gesetzgeber verlangt hier eine angemessene Wegeumleitung und
Umleitungsbeschilderung.
bekannt ist, dass diese von Erholungssuchenden regelmäßig frequentiert werden.
Warnposten dürfen sich keinesfalls innerhalb der zweifachen Baumlänge aufhalten.
Zeitnah nach der täglichen Holzernte ist die
komplette Absperrung ordnungsgemäß zu
entfernen, nur so wird eine WegeAbsperrung von den Waldbesuchern und
Fahrberechtigten respektiert.
26
Was die Fuhrleute vom
Waldbesitzer erwarten
oder:
Zweck eines Holzabfuhrweges ist
die Holzabfuhr!
von Dr. Silke Lanninger, Wolfach
Wer seinen Wald bewirtschaftet und sein
Holz den regionalen Sägern bereitstellt,
kommt an ihnen nicht vorbei: den Fuhrleuten.
Tag für Tag sind Dutzende Fuhrleute auf
Langholz- und Kurzholzzügen in den Wäldern des Ortenaukreises unterwegs, um
das richtige Holz zum richtigen Zeitpunkt
an den richtigen Platz zu bringen. Ihre Arbeitsbedingungen verschärfen sich zunehmend und bereits kleine Verzögerungen und Hindernisse können einen ganzen
Arbeitstag umschmeißen und richtig Geld
kosten. Alexander Hilser stand uns Rede
und Antwort zu wichtigen Themen rund um
Wald, Holz und Wege.
Geschichte seines Betriebs:
Alexander Hilser erinnert sich, dass sein Vater
zu Beginn der 1970er Jahre mit einem LKW
noch 12 Kunden beliefert hatte. Von den einstigen 12 Sägern existieren heute nur noch
zwei. Er übernahm im Jahr 1992 den Fuhrbetrieb vom Vater mit 3 Fahrzeugen und 2 angestellten Fahrern, saß damals noch Vollzeit
selbst im Führerhaus. Heute besitzt er 8 Fahrzeuge und hat 8 angestellte Fahrer, muss
selbst nur noch bei Engpässen ans Steuer
und auf den Kran, aber „im Winter gibt es die
Engpässe schnell“ sagt er.
Optimierte Abläufe sind wichtig
Hilser fährt den größten Teil seines
Transportvolumens für das Sägewerk
Finkbeiner, die ihm eine enge Taktung
vorgeben. „Aber die Abläufe sind modern und größtenteils papierfrei“, erklärt
er. Wenn Holz gekauft wird, geht die
Holzliste an den Säger, von dort im Idealfall digital an den Fuhrunternehmer,
dieser kann die Daten dann in sein Kartenprogramm übernehmen. Der moderne Fuhrpark Hilser hat in jedem LKW ein
Laptop, jeder Fahrer hat Zugriff auf alle
zur Abfuhr freigegebenen Listen, aber
die Organisation der Fuhren übernimmt
der Chef selbst. Angepasst an den
Zwei-Schichtbetrieb des Sägewerkes
muss spätestens alle 40 Minuten ein abladebereiter LKW am Rundholzplatz
stehen. Da stehen die Fahrer schon mal
unter Druck: „Wir müssen schon kalkulieren: z.B. eine Fahrt nach Wolfach ist
Hinweg ½ Stunde, Laden ½ Stunde,
Rückweg ½ Stunde. Da ist dann vielleicht ein Puffer von 15 Minuten noch
drin, aber nicht mehr.“ Außerdem nehmen aktuell die Kontrollen durch Polizei
und Gewerbeaufsicht zu. Durch die digitale Buchführung fällt es sofort auf,
wenn die Fuhren überladen waren oder
die Lenkzeiten überschritten wurden.
„Da zahlen wir dann gnadenlos Strafe.
Das können wir uns heute nicht mehr
leisten“. Null Toleranz.
Deshalb ist es Herrn Hilser, auch stellvertretend für die Zunft der Fuhrleute, so
wichtig, dass die Waldbesitzer mitziehen. „Das Wichtigste“, sagt er „sind ordentliche Wege. Im Großen und Ganzen
ist es schon okay, aber trotzdem entstehen auf 10% meiner Fahrten 90% der
Schäden am Fahrzeug.“
Was die Fuhrleute brauchen
Vor allem die Wege in den Schwarzwälder Steillagen, die alpine Verhältnisse
haben, sind oftmals sehr gefährlich. Dabei wär’s so einfach: „ Die Wasserableitung muss stimmen, die Dolen müssen
frei sein, nach einem Hieb zur Wegpflege mal wieder mit dem Grader oder der
Raupe durchfahren und das Profil richten und die Bankette abschieben, dazu
keine Hindernisse auf die Bankette legen, und das Lichtraumprofil offen halten, dann sind wir schon zufrieden.“
27
Dabei kennt er aber auch die örtliche Bevölkerung und ihre Eigenheiten: „Wer in seinem
Wald selbst ordentlich schafft und Ordnung
hält, bei dem sind in der Regel auch die Wege
in Ordnung, für den ist es selbstverständlich,
auch die Wege in entsprechendem Zustand
zu erhalten. Bei den anderen, na ja. Schlamperei setzt sich immer fort.“
Was ihn solche Schlamperei kostet, will ich
genau wissen. „Naja, prinzipiell bin ich selbst
für mein Fahrzeug verantwortlich, und wo ich
reinfahre. Die Bedingungen sollten für mich
stimmen, wenn ich Holz abfahren soll. Aber
manchmal sind die Verhältnisse schon so,
dass ich besser umdrehen würde. Ein geschrotteter Spiegel, weil er von herabhängenden Ästen zerschlagen wurde, kostet schon
zwischen 400 und 500 €“ (Anm. der Redaktion: Also etwa 5 Festmeter von dem Holz,
dass Herr Hilser gerade auflädt!), ein neuer
Reifen, weil ein Fels im Gras auf dem Bankett
lag, oder ich beim Ausweichen eines Brennholzstapels zu nah an die Felswand musste,
kostet auch so 500 €“ (wieder 5 Festmeter!).
Und wenn ein Fahrzeug abschmiert, und über
die Böschung geht? „Eine Bergung mit Abladen und Bergefahrzeug geht dann schon mal
gleich in die Tausender.“ Überschlägt er. Und
wenn das Fahrzeug ganz hinüber ist? „Dann
sind etwa 250.000 € fällig.“
Unter welchen Bedingungen er denn gar nicht
mehr fährt, will ich wissen:
„Bei Steilhang, Grasbewuchs und Nässe“,
sagt er „und wenn ich bergseits gelagertem
Holz ausweichen muss und es direkt neben
dem Bankett 100m in die Tiefe geht“, lächelt
er. Dass er die schwierigen Verhältnisse im
Winter zum Zeitpunkt des Interviews bei aktuellen 30 Grad im Schatten gar nicht erwähnt
hat, wundert mich nicht....
Was braucht der Fuhrmann zur
reibungslosen Holzabfuhr?
• Polter: Jedes Einzelpolter muss in der
Holzliste ordentlich beschrieben sein mit
Polter-Nr., Stückzahl, Festmeter, GPSKoordinaten, bei Langholz mit Abfuhrrichtung das dicke Ende der Stämme soll in
Abfuhrrichtung liegen). Diese Angaben sind
ganz besonders wichtig bei zufälliger Nutzung und zerstreutem Hiebsanfall mit mehreren Poltern. Am Polter muss die
Listennummer und Polternummer gut
lesbar angesprüht sein. Diese sollte auch
erhalten bleiben, wenn ein Fahrer ein
Polter anfängt und nur einen Teil lädt.
•
• Holz sollte in Fuhrengrößen bereitstehen, d.h. etwa 25 Fm. „Wenn ich
in zwei Schwarzwaldtälern 20 Fm auf
drei Poltern zusammenfahren muss,
zahle ich die Fuhre selbst.“ Holz sollte nicht unter Traufbäumen, starken
Laubbäumen oder Telefonleitungen
gepoltert werden. Die Gefahr, dass
der Fahrer durch Totäste verletzt
wird, dass Traufäste Leitungen oder
den Kran beschädigen oder der Kran
Leitungen beschädigt, ist zu groß.
Mangelhaftes Lichtraumprofil!
• Wege: Holzabfuhrwege brauchen ein
vernünftiges Lichtraumprofil von 4m
Höhe und 4m Breite. Es geht nicht
darum, dass der LKW „durchpasst“,
sondern dass die Ladung beobachtet
werden kann. Dies ist im Winter ganz
besonders wichtig.
• Wendemöglichkeiten
freihalten,
nicht zur Lagerung von Maschinen,
Brennholz und Schutt zweckentfremden. „Der Zweck eines Holzabfuhrweges ist die Holzabfuhr.“
• Keine Hindernisse in die Wege oder
auf die Bankette legen. Ein Brennholzstapel bergseits führt dazu, dass
der Fahrer die Ideallinie des Weges
talseits verlassen muss und sich bei
schlechten Witterungsbedingungen in
Lebensgefahr begibt!
• Bankette von hohem Gras- und
Strauchbewuchs freihalten, Dolen
freihalten
28
Zitate eines Fuhrmannes:
• Ich verstehe nicht, wie stolze Waldbesitzer mit viel Wald es fertig bringen,
jährlich nur eine oder zwei Fuhren Holz
verteilt auf drei bis vier Waldorte bereit
zu stellen.
So nicht: Brennholz im Weg!
• Wir sind darauf angewiesen, dass wir
die Verhältnisse im Wald so vorfinden,
dass wir innerhalb der gesetzlichen
Vorgaben unseren Job machen können.
• Ich kann heute keine 40 Fm-Polter aus
dem hinteren Dobel im Schwarzwald
aufladen und damit auf die Straße fahren. Wenn ich aber in die hinteren Täler fahren muss, um Reste zu sammeln, mache ich die Fuhre umsonst.
• Wir sind mit unserer Arbeit darauf angewiesen, dass die Wege im Wald in
Ordnung sind.
So nicht: verstopfte Dole
Lösung Waldsilbenrätsel:
So nicht: Bankette mit Bewuchs
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
Wildapfel
Isegrim
Nationalpark
Tannentrieblaus
Erdmaus
Roden
Löffel
Ilex
Nutria
Durchforsten
Eibe
ergibt:
WINTERLINDE
Ja bitte: So ist es optimal!
29
Eine wirtschaftliche Superchance für den
Privatwald im Ortenaukreis:
Interregprojekt zur
Edelkastanie belegt
wirtschaftliche und
ökologische
Neubewertung der
Baumart
von Bernhard Mettendorf, Oberkirch
Insgesamt 3 Jahre (vom 1.1.10 -31.12.12) lief das
Interregprojekt zur Edelkastanie in dem die Regionen Baden, Pfalz und Elsaß Chancen und Risiken
der Kultur der Edelkastanie nachgingen. Mit 50%
finanzieller Förderung durch die Europäische Union arbeiteten insgesamt 13 Projektpartner gemeinsam an drängenden aktuellen Fragen, die von diesen einzeln aus finanziellen Gründen nicht gelöst
werden konnten. Die sehr breit gefächerten Themen im Projekt gingen von terrestrischen, luftbildund satellitengestützten Inventuren von Kastanienflächen über Forstschutz, waldbaulich- betriebswirtschaftliche Fragen bis hin zur Landschaftästhetik und naturschutzfachlichen Untersuchungen.
In der Ortenau stand vor allem die Beantwortung
folgender Fragen im Vordergrund:
1. Wie sehen Fläche, Struktur und Leistungsfähigkeit der Bestände in der Ortenau als Basis für
eine erfolgreiche Holzproduktion aus?
2. Welche Forstschutzrisiken bestehen, vor allem
wie ernsthaft ist die Bedrohung durch den Kastanienrindenkrebs?
3. Welche Produktionsvarianten gibt es für die
Edelkastanie und wie rechnen diese sich betriebswirtschaftlich?
Zur Erhebung von Strukturdaten der Bestände inklusive des Gesundheitszustandes wurden 2 Inventuren durchgeführt:
•
Eine flächige Schätzinventur aller Edelkastanienbestände durch Mitarbeiter des AfW.
•
Ergänzend wurde auf den Gemarkungen von
Oberkirch und Lautenbach eine Stichprobeninventur durch einen Unternehmer zur Gewinnung repäsentativer Messergebnisse über Bestandesalter und Vorräte, Holzdimensionen und
Standorte durchgeführt.
Detaillierte Untersuchungen zum Kastanienrindenkrebs und seiner Bekämpfungsmöglichkeiten erfolgten durch die Abteilung Waldschutz der FVA.
Zuwachsdaten als Basis für die Holzproduktion
ermittelte die Abteilung Waldwachstum der FVA.
Die Hauptergebnisse des Projekts wurden bei der
regionalen Abschlussveranstaltung in der Mediathek der Stadt Oberkirch am 21.2.2013 präsentiert.
Sie werden nachfolgend zusammengefasst.
Fläche, Zusammensetzung und Besitzart
Die gesamte Kastanienfläche im Kreis einschließlich der wenigen nicht erfassten verstreuten Vorkommen beläuft sich auf rund
1.500 Hektar .Zusammen mit den Vorkommen im Kreis Rastatt bewegt sich damit die
Gesamtfläche in der geografischen Ortenau
(„Mittelbaden“) auf ca. 1.700 Hektar. Alle
nachfolgenden Daten beziehen sich allerdings auf die durch die Inventur bearbeitete
Teilfläche von 1.169 Hektar.
Bezogen auf die Forstreviere ergeben sich
folgende Schwerpunktvorkommen:
• Rev. Ödsbach
240 ha
• Rev. Schwalbenstein
150 ha
• Rev. Achertal
320 ha
• Rev. Vorderes Kinzigtal
140 ha
• Rev. Lauf-Sasbachwalden
120 ha
Die größten Flächen liegen damit im Renchund Achertal mit zusammen rund 700 Hektar. Ein entsprechendes Bild ergibt sich auch
wenn man den Kastanienanteil in den aufgenommen Beständen betrachtet: 50% Kastanienanteile und mehr finden sich ganz
schwerpunktmäßig zwischen dem Laufbachtal im Norden und dem Durbachtal im Süden. Hierbei handelt es sich um die alten
Kastanienniederwälder im Bauernwald.
Geringere Kastanienanteile als Beimischungen in Hochwaldungen finden sich in der
gesamten Vorbergzone zwischen Achern
und Ortenberg sowie um Gengenbach.
Schwerpunktmäßig handelt es sich hierbei
um „Lotharflächen“ in kommunalem Eigentum, in die sich die Baumart stark ausgebreitet hat. Diese Mischbestände stellen aber
nur ein Fünftel des Gesamtbestands. Dagegen gibt es sehr viele nahezu reine Kastanienvorkommen. Im Hinblick auf die Waldbesitzart befinden sich 82% der Fläche in
privaten, 15% in kommunalen und 3% in
staatlichen Wäldern.
30
Alter und Vorräte
Nur 4% der Bestände sind über 80-jährig. Einen
Schwerpunkt bilden hier Vorkommen in privaten
Hochwaldungen im Raum Sasbach.
Dominierende Altersklasse ist die III. Klasse (Alter
41-60 J.) mit 364 Hektar (31%) Anteil. Hier handelt
es sich weit überwiegend um ehemalige Niederwaldungen, die in der Zeit hohen Brennholzbedarfs
nach dem Krieg nochmals auf den Stock gesetzt
wurden und ohne oder mit geringer Pflege erwachsen sind. Hoch ist aber auch der Anteil bis
20-jähriger Bestände (355 ha = 30%), woran die
die „Lotharflächen“ sicher einen Löwenanteil besitzen.
Hochinteressant sind die erstmals erhobenen Vorratszahlen. In den flächenmäßig dominierenden
Beständen über 40 Jahren stehen je Hektar durchschnittlich rund 400 Fm Derbholz! Insgesamt finden sich so auf der Inventurfläche im Ortenaukreis
ca. 200.000 Fm Kastanienholz über 40 Jahre bzw.
rund 215.000 Fm mit einem mittleren BHD von 20
cm und mehr. Aus diesen Vorratszahlen lässt sich
ableiten, dass die durchschnittlichen Zuwächse in
den Kastanienbeständen bei rund 10 Fm pro Jahr
und Hektar liegen, eine Zahl, die durch Analysen
der FVA gestützt wird. Das Zuwachsniveau der
hiesigen Bestände liegt standortsbedingt deutlich
über dem im Elsaß und in der Pfalz.
Qualitätsaspekte
Wie erwartet stammt der weitaus größte Teil
der Kastanienbäume aus Stockausschlag,
nämlich ziemlich genau drei Viertel. Ein
Viertel stammt aus Kernwüchsen (Samen),
Pflanzung spielt nur eine verschwindend geringe Rolle.
Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang aber das Potential für eine Wertholzproduktion. Von der Wuchskraft der
Standorte her wären 90% der Fläche geeignet für eine Wertholzproduktion, nur 10%
sind zu mattwüchsig. Das lässt erkennen,
dass die Kastanie in der Vergangenheit keineswegs –wie manchmal vermutet- gezielt
auf schlechten Standorten angebaut wurde.
Stellt man aber der standörtlichen Eignung
die tatsächliche Pflegewürdigkeit der Bestände gegenüber ergibt sich zunächst ein
anderes Bild: Nur 49% der Bestände wurden
als pflegewürdig eingeschätzt, 51% als nicht
pflegewürdig. Die Ursachen liegen vor allem
in zwei Tatsachen:
• Nur 5% der Fläche sind bisher im Sinne
eines Wertholzmodells Z-baumorientiert
gepflegt worden, auf 40% fand mindestens ein Eingriff statt, jedoch ohne klares
Produktionsziel Wertholz. Da wir heute
wissen, dass spätestens bis zum Alter 20
die Pflege Richtung Wertholz begonnen
sein muss, ist der Zug in allen ungepflegten älteren Beständen bereits abgefahren.
• Die Bestände über 20 Jahre machen, wie
oben festgestellt, 70% des Gesamtbestandes aus.
Gesundheitszustand
Mit eines der überraschendsten Ergebnisse
war die im Vergleich zu den bisherigen Annahmen erheblich geringere Verbreitung des
Kastanienrindenkrebses, selbst wenn man
unterstellt, dass im belaubten Zustand mancher befallenene Baum übersehen wurde.
31
Wie die Übersichtskarte erkennen lässt, nimmt die
Befallsintensität von Norden nach Süden ab und
meist auch von West nach Ost, das heißt von der
Vorbergzone bis in die hinteren Täler. Die starke
Massierung der Erkrankung in den Altbeständen
des vorderen Sasbachtals spricht dafür, dass das
Krankheitsgeschehen von dort (zumindest auch)
seinen Anfang nahm.
Schiebt man alle erkennbar erkrankten Bäume
rechnerisch zusammen so ergibt sich eine Gesamtfläche von 22 Hektar oder 0,2%. Flächiger Befall mit der Krankheit ist immer noch selten und das
rund 25 Jahre nach der wahrscheinlich ersten Infektion.
In weitergehenden Untersuchungen hat die Abt.
Waldschutz der FVA festgestellt, dass der wichtigste Gegenspieler des Krankheitserregers, eines
Pilzes, längst in die Ortenau eingewandert ist, den
Krankheitsfortschritt bremst und zu einer weiteren
Entspannung des Krankheitsgeschehens führen
könnte.
Waldbau und Betriebswirtschaft
Eine Arbeitsgruppe im Projekt hat alle bekannten
und neu gewonnenen Erkenntnisse in einer Broschüre zusammengestellt, die als Handlungsempfehlung für Waldbesitzer gedacht ist.
Die Broschüre „Vom Brennholz zum Wertholz“
(28 Seiten) wird demnächst in deutscher und französischer Sprache erscheinen. Die deutsche Fassung ist im Druck und kann nach Erscheinen beim
Amt für Waldwirtschaft kostenfrei abgeholt, gegen
frankierten Rückumschlag verschickt oder über Ihren Forstrevierleiter bezogen werden.
Kernpunkt der Broschüre ist ein betriebswirtschaftlicher Vergleich verschiedener Produktionsmodelle
für die Kastanie. Demnach steigen die zu erzielenden Nettoerlöse je Jahr und Hektar von der Produktion von Brennholz mit 230 € über Pfähle und
Bauholz mit 440-520 € für die Wertholzproduktion
auf 830 € an! Mit anderen Worten: Würde man auf
allen wertholzfähigen Standorten des Ortenaukreises (90% von 1.500 ha) Wertholz statt Brennholz
produzieren ergibt sich dadurch ein Wertsteigerungspotential von rund 800.000 € pro
Jahr!
Ökologische Bewertung
Sehr pauschal wurde die Kastanie bisher als
eingeführte Baumart von naturschutzfachlicher Seite als ökologisch wenig wertvoll angesehen. Pfälzische Untersuchungen im
Rahmen des Interregprojektes haben diese,
kaum durch Untersuchungen untermauerte,
Ansicht vollständig auf den Kopf gestellt.
Danach steht fest, dass ältere Kastanienbestände eine biologische Wertigkeit besitzen,
die in dieser Dimension bisher nur der Eiche
zugesprochen wurde. Dies ist eine Beurteilung, die im Übrigen in Frankreich schon
lange vertreten wird.
Gefunden wurden unter anderem:
- 1000 ( ! ) verschiedene Käferarten
- 84 Pilzarten
- 99 Flechtenarten
- 41 verschiedene Moose
Darunter viele seltene und gefährdete Spezies.
Festgehalten werden muss allerdings, dass
die Untersuchungen an Altbäumen im Alter
von 90- bis über 150 Jahren erfolgten, das
heißt, um das biologische Potential der Art
auszunutzen muss zumindest ein Teil der
Bäume dieses Alter auch erreichen.
Zusammenfassende Wertung
Die Edelkastanie besitzt in den Wäldern des
Ortenaukreises rund 1.500 Hektar Flächenanteil. In den dominierenden Altersklassen
zwischen 40 und 80 Jahren handelt es sich
um ehemalige Niederwaldungen im Privatwald des vorderen Lauf-, Sasbach-, Durbach-, Rench- und Kinzigtales. Diese Wälder sind oft wenig bis gar nicht gepflegt mit
sehr hohen aufstockenden Brennholzvorräten von um 400 Fm/ha. Rund 90% dieser
Wälder könnten bei Verjüngung als Wertholzbestände bewirtschaftet werden. Selbst
bei fortgesetzter Bewirtschaftung als kurzumtriebige Energiewälder ließ sich die Massenproduktion durch Waldverjüngung verdreifachen.
Sturm Lothar und die folgende starke Ausbreitung der Kastanie vor allem in den Körperschaftswaldungen haben die Möglichkeit
geschaffen hier direkt in Richtung Wertholz
zu pflegen. Auf allen wertholzfähigen Standorten ergäbe sich so ein jährliches zusätzliches Wertschöpfungspotential von 500
€/Jahr oder rund 800.000 € im Landkreis
Insgesamt. Die bei detaillierten Erhebungen
belegte geringe Dynamik bei der Ausbreitung des Kastanienrindenkrebses spricht unter Risikoaspekten nicht gegen einen Einstieg in die Wertholzproduktion.
32
Förster Waldmeister im Paragraphendschungel
von Dr. Silke Lanninger, Wolfach
In unserer Serie ist Förster Waldmeister allein im Paragraphendschungel
unterwegs und kämpft mit Rechtsfragen im Privatwald.
Zum Glück kann er sich mit der alten
und weisen „Allwissenden Weißtanne“ unterhalten, die ihm geduldig zur
Verfügung steht.
Folge 2: Verkehrssicherung im Wald
Bei seiner Runde durchs Revier zur Holzaufnahme beim tüchtigen Bauern Holzhauer trifft Förster Waldmeister den aufgebrachten Mountainbiker Strampelfest,
der neben seinem Fahrrad hockt und
schimpft wie ein Rohrspatz.
Der Förster sieht, dass das Vorderrad von
Strampelfests Fahrrad einen gehörigen
Achter aufweist und der Sportler selbst
sich bei einem Sturz das Radlertrikot zerrissen und mehrere Schürfwunden an Armen und Beinen hat. Noch bevor er fragen
kann, was denn passiert sei, schreit ihn
Strampelfest an: „Dich verklag ich, Du
nichtsnutziger Förster! und all deine Waldbesitzer hier am Berg gleich dazu. Ihr ersetzt mir mein Fahrrad und die teure Kleidung und zahlt meinen Arztbesuch!
Schon mal was von Verkehrssicherung
gehört? Ihr seid verantwortlich dafür,
dass ich hier heil runterkomme! Das
geht nicht, wenn hier Äste im Weg liegen!“
Wutentbrannt schwingt er sich auf sein
defektes Fahrrad und ohne ein Wort vom
Förster abzuwarten, fährt er ins Tal hinab.
Der Förster schüttelt den Kopf und setzt
seinen Weg zum Bauern Holzhauer fort.
Dieser steht zerknirscht an seinem Holz.
Er hat gesehen, was passiert ist und fühlt
sich schuldig. „Kann der mich jetzt wirklich
verklagen?“ fragt er. „Ich habe halt nach
dem Hieb noch nicht alle Äste wieder vom
Weg geräumt. Aber ich wollte die Wegsperrung nach der Holzernte sofort wieder
aufmachen, weil sich doch sonst die Wanderer und Radfahrer immer beschweren,
dass hier so lange gesperrt ist!“
„Mach dir keine Sorgen“ beruhigt ihn der
Förster, „der kann dich zwar verklagen,
aber er wird damit nicht viel Erfolg haben.
Denn du hast alles richtig gemacht.“
Er lädt den Bauern ein, sich mit ihm auf
seiner Lieblingsbank bei der „Allwissenden
Weißtanne“ niederzulassen und stopft sich
sein Pfeifchen. Dann beginnt er die Lage
zu erklären: „Weißt du, das ist so: Jeder
Waldbesucher hat das Recht, deinen Wald
zur Erholung zu betreten, dazu gehört
auch das Radfahren.1Das musst du dulden und darfst deinen Wald nicht etwa
sperren, damit keiner mehr durchgeht. Im
Gegenzug betritt der Besucher aber den
Wald auf eigene Gefahr und muss mit
waldtypischen Gefahren rechnen2, z.B.
herunterfallenden Ästen, Steinen im Weg
oder auch mal etwas Reisig von der vergangenen Holzernte. Denn auch die ordnungsgemäße Forstwirtschaft ist eine
waldtypische Gefahr. Das weiß ich, weil es
dazu gerade ein Urteil vom Bundesgerichtshof3 gab, das diese Dinge mal wirklich geklärt hat.“
Bauer Holzhauer schaut ihn verwundert
an: „Ja, da fällt mir aber ein Stein vom
Herzen! Muss ich dann auch in Zukunft
1
§37(3) LWaldG
§37(1) LWaldG
3
BGH-Urteil vom 2.10.2012, AZ: VI ZR 311/11
2
33
nicht mehr absperren, wenn ich Holz
haue? Das ist immer so mühsam, und
trotzdem laufen ständig die Spaziergänger
durch.“ Förster Waldmeister schüttelt
energisch den Kopf: „Nein, das ist was
anderes!“ erklärt er. „Richtiges Absperren,
wenn du arbeitest, gehört zu deinen Pflichten und zur Herstellung der Arbeitssicherheit für dich, deine Waldarbeiter und die
Waldbesucher. Dazu kannst du mal in der
Privatwaldzeitung vom Ortenaukreis auf
Seite 26 nachsehen, da ist es gut erklärt.
"Jetzt habe ich es verstanden", sagt Bauer
Holzhauer, "Wenn ich bei Waldarbeiten
richtig gesperrt habe und etwas passiert,
kann ich nicht verklagt werden. Und von
mir kann auch kein Schadensersatz verlangt werden, wenn in meinem Wald ein
Unfall passiert, weil ein Baum witterungsbedingt umstürzt, ein Ast in den Weg hinein ragt oder ein Ast gar auf dem Weg
herum liegt."
"Genau. Und das gilt für Unfälle im Unterholz ebenso wie für Unfälle auf richtig
stark frequentierten Waldwegen. Es gibt
nur zwei Ausnahmen: Erstens, wenn du
selbst Waldbesucher irgendwo hinlenkst,
z.B. zu einer Grillstelle oder zu einem
Spielplatz, oder zu einer Aussichtsbank,
dann hast du eine erhöhte Pflicht zur Verkehrssicherung, denn das ist eine von dir
gebaute Erholungseinrichtung, die ist ja
nicht waldtypisch. Hier musst du dafür
sorgen, dass keine Äste runterfallen oder
den Besuchern sonst was passiert. Und
das zweite ist, dass wenn dein Wald an
einer öffentlichen Straße liegt, du in re-
gelmäßigen Abständen und nach Unwettern eine Baumkontrolle machen musst,
um, zum Schutz der Verkehrsteilnehmer,
gefährliche Bäume und Baumteile zu erkennen und zu entfernen.“
Bauer Holzhauer bedankt sich für die Auskunft und zieht nachdenklich seiner Wege.
Förster Waldmeister bleibt auch noch etwas auf der Bank zurück und raucht sein
Pfeifchen fertig.
„Na“ hört er plötzlich die dunkle Stimme
der „Allwissenden Weißtanne“, „heute hast
du mich ja gar nicht gebraucht“. „Nein“,
antwortet er: gestern hat es ja geregnet,
da hatte ich mal Zeit und Ruhe, um meine
ganze Post durchzusehen, und da war das
Urteil vom Bundesgerichtshof in Sachen
Verkehrssicherung mit ausführlicher Begründung mit dabei.“
Die Weißtanne lacht leise, denn sie weiß,
dass der Förster nur dann gerne im Büro
ist, wenn das Wetter es wirklich nicht zulässt, dass er im Wald unterwegs ist. „Vielleicht solltest du dieses Urteil und die Begründung mal für deine Bauern zusammenfassen, damit sie richtig Bescheid
wissen.“
Diese Idee gefiel ihm sehr, und so lief
Förster Waldmeister gleich nach Hause,
setzte sich an seinen Schreibtisch und
brachte die wichtigsten Informationen aus
dem Gerichtsurteil zu Papier – und das bei
Sonnenschein. Dieses pinnte er an die
„Allwissende Weißtanne“, veröffentlichte
es bei der Waldbesitzerversammlung und
sprach mit vielen Bauern darüber.
1. Jeder darf Deinen Wald zur Erholung betreten.
2. Das geschieht auf eigene Gefahr. Mit waldtypischen Gefahren muss jeder Waldbesucher rechnen.
3. Dies gilt sowohl für den Waldbestand als auch für Waldwege, egal wie schmal oder
breit und wie sie ausgeschildert sind.
4. An Waldwegen hast Du somit keine erhöhte Verkehrssicherungspflicht und auch keine
Kontrollpflicht (das Absperren von Wegen bei der Holzernte ist aber eine Frage der Arbeitssicherheit und daher unbedingte Pflicht!).
5. Wenn Du jedoch Erholungseinrichtungen im Wald aufgestellt hast, musst Du dort regelmäßige Kontrollen durchführen und gefährliche Baumteile und Bäume entfernen.
6.
Grenzt dein Waldbesitz an eine öffentliche Straße an, musst du regelmäßig (1-2 Mal
jährlich) und nach besonderen Ereignissen (Sturm, Schneebruch) die Bäume kontrollieren und gefährliche Baumteile und Bäume entfernen.
34
Ein Schwarzwaldhof stellt sich vor:
Der Schwörerhof in
Seelbach-Schönberg
von Hans-Jörg Fries, Seelbach
In einer losen Folge stellen wir jeweils einen typischen Familienbetrieb aus dem Ortenaukreis
vor. Ziel ist es, die vielfältigen Betriebsstrukturen im Bereich der geschlossenen Hofgüter im
mittleren Schwarzwald aufzuzeigen. Die, von
den Hofeigentümern zu bewältigenden, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sind
regional und betriebsspezifisch zwar sehr vielfältig, sie folgen jedoch immer den Gesetzen
des Marktes und der Ökonomie. Vor allem sind
sie eingebunden in die kulturell tief verwurzelte,
typische „Schwarzwälder Waldbauerntradition“.
In einem kleinen Seitental unterhalb des
Schönbergs, zwischen Kinzig- und Schuttertal
liegt der Schwörerhof.
Mit einer Fläche von insgesamt 95 ha zählt er
zu den größten Höfen im Bereich des vorderen Schuttertales.
Die erste urkundliche Erwähnung stammt bereits aus dem Jahre 1650. Seit dieser Zeit befindet sich der Hof durchgehend in Händen
der Familie. Bis zur vorletzten Übergabe waren es ausschließlich männliche Erben.
Seit 2003 sind Hubert und Sabine Schätzle
(geb. Räpple), die Hofinhaber und bewirtschaften zusammen mit den Eltern Konrad
und Lydia Räpple (geb. Schwörer) und ihren
beiden Söhnen Markus und Lukas den Hof.
Bis Ende der 60er Jahre des vergangenen
Jahrhunderts gab es noch Knecht und Magd
auf dem Schwörerhof.
Der Hof besitzt rund 80 ha Wald, 2,3 ha
Christbaumkultur sowie etwa 13 ha Grünland.
Die Grünlandbewirtschaftung erfolgt durch
Jungrinderhaltung im Weidebetrieb zur Flächenoffenhaltung. Besonderheit auf dem
Schwörerhof ist das gut 4 ha große Gatter mit Sikawild, welches die steilen,
schlecht zu bewirtschaftenden Flächen
im Bereich des Talgrundes des schmalen Harmersbachtales umfasst. Das
Sikawild hält diese Flächen offen und
liefert in Form von Fleisch einen kleinen
Nebenertrag.
Die landwirtschaftliche Nutzung ist auf
dem Schwörerhof mittlerweile in den
Hintergrund getreten. Wie sich aus der
Flächenverteilung unschwer erkennen
lässt, kommen wesentliche Teile des
Betriebseinkommens aus der Waldbewirtschaftung sowie der Christbaumnutzung.
Die Bewirtschaftung des Waldes erfolgt
vollständig in Eigenleistung, Unternehmer kommen in der Regel nicht zum
Einsatz. 75% des Waldes sind Nadelholz, in erster Linie Tanne, gefolgt von
Fichte, Douglasie, Kiefer und Lärche.
Tanne und Fichte stellen das wirtschaftliche Rückgrat des Hofes dar. Etwa ein
Drittel des Waldes ist buchendominiert
und damit kommt neben dem Stammholzeinschlag auch der Brennholznutzung und –vermarktung ein bedeutender
Teil der Waldbewirtschaftung zu. Die
Lärche nimmt im Betrieb mit über 6 ha
eine verhältnismäßig große Fläche ein.
Grund hierfür sind großflächige Anbauten in den 30er Jahren. Zu dieser Zeit
sind große Flächen ehemaliger Eichenschälwälder umgewandelt worden. Der
damalige Hofinhaber Karl Schwörer
setzte, wie sich aus noch erhaltenen Unterlagen ergibt, innerhalb von 9 Jahren
insgesamt 102.000 Pflanzen, v. a. Lärche und Tanne. In diesen Jahren waren
für die Waldarbeit etliche Tagelöhner tätig. Diese intensive Arbeit trug entscheidend dazu bei, dass der Betrieb größtenteils hochwertige Bestände aufweist.
Die Bedeutung wird besonders deutlich,
wenn man die heute noch erhaltenen
kleinen Restbestände dieser Schälwälder betrachtet.
In den folgenden Jahrzehnten wurde
kontinuierlich an der weiteren Verbesserung der Waldbestände gearbeitet.
Douglasie ist hier die Hauptbaumart in
den umgewandelten Beständen und
bringt zunehmend auch in den noch
verhältnismäßig jungen Beständen gute
Erträge.
35
Historisch interessant sind forstliche Aufzeichnungen aus dem Jahr 1949 in denen die
Forstverwaltung den Hofbesitzer für seine Anstrengungen zur Verbesserung der Waldbestände besonders lobt. Auch geht aus diesen
Aufzeichnungen hervor, dass die Borkenkäferkalamität 1948 auch den Schwörerhof
schwer getroffen hatte: „...Sein bester Fichtenwald fiel ihm zum Opfer.“ Andere notwendige Arbeiten im Wald sind, wie zu lesen ist,
damals in Rückstand geraten.
In jüngerer Zeit war es „Lothar“, der für ungeplante 1.600 Fm Sturmholz sorgte. Zum Glück
handelte es sich vorwiegend um Einzel- oder
Nesterwürfe, sodass sich die Auswirkungen in
Grenzen hielten.
Als forstliches Hauptziel sieht Hubert Schätzle
die Pflege seiner jüngeren und mittelalten Nadelholzbestände. Großes Augenmerk legt
Schätzle auf die Entwicklung und Förderung
der Naturverjüngung, die sich vor allem in der
Tanne in vielen älteren Beständen zeigt. Den
Laubholzanteil möchte er aus Ertragsgründen
nicht mehr ansteigen lassen. Dagegen soll die
Fichte in für sie passenden Bereichen weiterhin den Vorzug vor der Tanne erhalten.
Bei Pflanzmaßnahmen auf Blößen, die im
Rahmen der Bewirtschaftung immer wieder
entstehen, verwendet Schätzle gerne die
Douglasie, mit der er bisher gute Erfahrungen
gemacht hat. Für Schätzle ist der Nadelholzanteil, wie in den meisten Betrieben, entscheidend für die Überlebensfähigkeit eines
waldgeprägten Vollerwerbshofes.
Die Bejagung der Flächen erfolgt in Eigenregie und hilft die waldbaulichen Erfolge zu sichern. Tannenverjüngung ist überall vorhanden. Drei Generationen sind hier auf dem
Schwörerhof jagdlich engagiert.
Forstwirtschaft war und ist auf dem
Schwörerhof immer ein wichtiges Thema.
Auch forstpolitisch ist Schätzle als Vorsitzender der FBG Lahr-Seelbach mit 3.300 ha Fläche aktiv. Schon sein Schwiegervater und
Vorbesitzer des Hofes war 1969 Gründer und
dann Vorsitzender der damaligen FBG
Seelbach bis ins Jahr 2007.
Hubert Schätzle hofft persönlich und als FBGVorsitzender, dass sich die Rahmenbedingungen für die bäuerliche Waldwirtschaft in
den kommenden Jahren zumindest nicht verschlechtern und ausreichende Erträge eine
Zukunftsperspektive erlauben.
Entwicklung der Niederwälder
im Renchtal
von Christian Huber, Oberkirch
Niederwälder haben im Renchtal eine
wechselhafte Geschichte und hatten
zeitweise eine große wirtschaftliche
Bedeutung für viele bäuerliche Betriebe.
Ein Wald wird als Niederwald bezeichnet, wenn er aus Stockausschlag begründet wird, und alle 10-30
Jahre auf den Stock gesetzt wird.
Möglich ist dies mit regenerationsfähigen Baumarten wie Eiche, Kastanie,
Ahorn oder der Hasel.
Entstehung des Niederwaldes
Niederwälder sind im Renchtal ab Mitte
des 19. Jh. angelegt worden und haben
die Reut- und Weidfeldwirtschaft abgelöst. Hierbei handelte es sich um mit
Buschholz aus Eiche, Buche, Birke aber
auch mit Pfriemen (Ginster) bewachsene Steilhänge im Urgestein, die alle 1020 Jahre abgeholzt wurden. Anschließend wurde das Reisig verbrannt und
die Fläche gereutet (mit der Hacke umgebrochen). Danach war es durch die
Düngewirkung der Asche möglich, ein
bis mehrere Jahre Roggen, Hafer oder
Kartoffel anzubauen. Anschließend bewuchs sich die Fläche wieder, und wurde bis zum nächsten Abholzen als
Viehweide genutzt.
Im 19. Jh. wurde dann der größte Teil
der Weidfelder aufgeforstet, zunächst
mit Hochwald, ab 1850 dann oft mit Niederwald. Gründe waren der Übergang
zur Stallfütterung, Arbeitskräftemangel
durch die zunehmende Industrialisierung
und eine intensivere Landwirtschaft auf
Ackerflächen, welche das Reutfeldkorn
entbehrlich machte.
Eichenschälwaldwelle
Unmittelbarer Anlass für den massiven
Anbau von Eichenschälwäldern ab 1850
war die Forderung der badische Gerbereibesitzer, die Großherzogliche Regierung möge für den Anbau von
Schälwaldungen sorgen, da die in
36
Deutschland gewonnene Lohe nicht zur Hälfte
ausreiche. Daraufhin entstanden allein im
ehem. FBZ Bad Peterstal bis 1890, teilweise
mit staatl. Prämien unterstützt, ca. 1700 ha
Eichenschälwälder. Diese wurden meist auf
mittel bis flachgründigen Südhängen angebaut, wo eine ausreichende Gerbstoffproduktion möglich war.
Eichenschälwälder wurden alle 10 – 20 Jahre
folgendermaßen „geerntet“. Mit dem ersten
Saftfluss im Mai, wurden die Eichenstangen
stehend bis zu einer Höhe von 4 m geschält.
Dabei wurde die Rinde bis auf einen kleinen
Teil am oberen Ende komplett vom Stamm
gelöst. Die Rinde blieb dann am Stamm hängen bis sie lufttrocken geerntet werden konnte.
Anschließend wurde der Bestand komplett geräumt, und beim Reutebrennen (Rüttibrennen)
wurde das verbleibende Reisig verbrannt. Auf
der Fläche folgte dann eine 1 – jährige landwirtschaftliche Zwischennutzung meist mit
Roggen oder Hafer. Im Jahr darauf ließ man
die ausschlagenden Eichen wieder wachsen.
In der Blütezeit der Schälwirtschaft kamen viele bäuerliche Betriebe, dank hoher Rindenpreise, zu einem bedeutenden Wohlstand
(„Eichboschkönige“). Beim Abtrieb eines 20 –
jährigen Eichenwaldes konnten ca. 120 Zentner Eichenrinde pro Hektar geerntet und für
bis zu 10 Mark/Zentner verkauft werden, was
damals viel Geld war.
Niederwaldumbau im 20. Jahrhundert
Im 20. Jh. wurden die meisten Niederwälder entweder aufgrund steigender
Nutzholzpreise in Hochwald umgewandelt, oder man ließ sie „durchwachsen“.
Die eigentliche Niederwaldnutzung wurde unwirtschaftlich. Gerb- u. Farbstoffe
konnten billiger eingeführt werden, oder
wurden durch die chemische Industrie
ersetzt. Kastanienpfähle wurden ersetzt
durch Betonpfähle, oder sie wurden
durch die Umstellung auf die Drahtrahmenerziehung der Reben nicht mehr
benötigt.
Beschleunigt wurden die Umbaumaßnahmen in Hochwald, die in den 60er
Jahren des letzten Jahrhunderts ihren
Höhepunkt hatten, durch staatliche finanzielle Beihilfen, die die Ertragssituation im Privatwald langfristig verbessern
sollten.
Niedrige Brennholzpreise und wenig
Absatzmöglichkeiten für Brennholz hatten zur Folge, dass ein großer Teil der
verbliebenen ehemaligen Niederwälder
in
den
letzten
Jahrzehnten
unbewirtschaftet blieb.
Steigende Preise für Energieholz (Energieholzplantagen), aber auch neue Verwendungsmöglichkeiten für Schwachholz (z.B. Kastanienpfahlholz), eröffnen
momentan wieder neue Perspektiven für
niederwaldartige Nutzungen.
Kastanienniederwald
Ab ca. 1880 wurden vor allem im Vorderen
Renchtal große Flächen an Kastanienniederwäldern angelegt.
Ursache war in erster Linie der starke Ausbau
der Rebanbaufläche und der damit verbundenen Nachfrage nach Kastanienrebstecken.
Das Kastanienlaub wurde gerne verwendet
als Einstreu, das Holz konnte als Farbholz
(Kastaniengerbholz) gut verkauft, oder als
Brennholz
verwendet
werden.
Die
Umtriebszeit betrug 25-30 Jahre. Eine hohe
Zuwachsleistung und viele innerbetrieblichen
Verwendungsmöglichkeiten des sehr dauerhaften Holzes führten zu einem rasanten Anstieg der Kastanienflächen. Noch heute stocken allein in den Revieren Ödsbach und
Schwalbenstein ca. 500 ha Kastanienwälder.
Verwendete Literatur:
„Der Niederwald auf der Gemarkung Ibach“,
Diplomarbeit von Hubert Treier 1982
Erscheinungsdatum: 15.10.2013
Auflage: 3.300 Stück;
Kostenlose Versendung an alle Privatwaldbesitzer mit über 5 ha Wald im Ortenaukreis
und andere Interessenten.
Als Redaktionsteam des Amtes für Waldwirtschaft haben an dieser Ausgabe mitgewirkt:
Astrid Braun, Hartmut Engler, Bernhard Ihle, Franz Kaiser, Dr. Silke Lanninger und
Bernhard Mettendorf
v.i.S.d.P.: Ewald Elsäßer
Amt für Waldwirtschaft
Prinz-Eugen-Straße 2
77654 Offenburg
:
0781 805 7255; Fax: 0781 805 7259
E-mail: waldwirtschaft@ortenaukreis.de
37
Gesundheitsvorsoge:
Zecken
kleine Tiere – große Gefahren
von Dr. Monika König, Offenburg
Zecken sind kleine Spinnentiere und können
beim Stechen gefährliche Krankheiten übertragen. Die Zeckenproblematik und damit die
Gefahr der von Zecken übertragenen Infektionskrankheiten hat in den letzten 10 bis 15
Jahren offensichtlich zugenommen. Als Ursache hierfür kommt am ehesten die globale
Erwärmung in Frage. Höhere Durchschnittstemperaturen führen dazu, dass Zecken über
längere Zeiträume im Jahr aktiv sind als früher. In milden Wintern überleben auch mehr
Nager im Wald, die als Wirtstiere der Zecken
für die Infektionskreisläufe wichtig sind.
Zecken fühlen sich in einer feuchtwarmen
Umgebung am wohlsten. Sie halten sich vor
allem im Wald und an Waldrändern, aber
auch auf Wiesen und in Gärten auf. Besonders stark vertreten sind Zecken in Flusstälern, können allerdings, wenn auch seltener,
in Höhen bis 2000 m angetroffen werden.
Um sich vor Zeckenstichen und den dabei
möglicherweise übertragenen Krankheiten zu
schützen, sollte man den Gang durchs Unterholz vermeiden und bei Freilandaufenthalten
möglichst geschlossene Kleidung tragen. Bei
der Verwendung zeckenabweisender Mittel ist
zu beachten, dass deren Wirksamkeit zeitlich
begrenzt ist und empfindliche Personen mit
Hautreizungen reagieren können.
Da die schmerzlosen Zeckenstiche häufig
nicht bemerkt werden, wird nach Aufenthalten
im Freien ein sorgfältiges Absuchen des Körpers und der Kleidung nach Zecken empfohlen. Bei Zeckenbefall sollte die Zecke umgehend, am besten mit einer spitzen Pinzette
entfernt werden. Dazu fasst man die Zecke direkt über der Haut, um sie, ohne Quetschen
des Zeckenkörpers, aus der Haut zu
ziehen. Anschließend sollte die Wunde
desinfiziert werden. Gelegentlich bleibt
der „Kopf“ der Zecke nach dem Entfernen in der Haut zurück. Dies ist kein
Grund zur Beunruhigung, da dieser keine Krankheitserreger enthält. Von einem
großzügigen Herausschneiden des Kopfes ist dringend abzuraten.
In Deutschland werden vor allem zwei
Krankheiten durch Zeckenstiche übertragen, FSME und Borreliose.
FSME
ist eine durch Viren ausgelöste Entzündung des Gehirns und Rückenmarks.
Die Übertragung erfolgt sofort mit dem
Stich. Das Risiko sich durch einen Zeckenstich mit FSME anzustecken ist in
Deutschland nicht überall gleich hoch.
Am größten ist die Gefahr im Ortenaukreis, hier werden regelmäßig die
höchsten Erkrankungszahlen gemeldet.
Seit 2001 werden jährlich zwischen 13
und 39 Erkrankungen gemeldet. Ein hohes Risiko besteht weiterhin in ganz Baden-Württemberg und Bayern, aber
auch in einzelnen Landkreisen von
Rheinland-Pfalz, Hessen, Sachsen,
Brandenburg, Mecklenburg Vorpommern und Thüringen. Auf Reisen im
Ausland kann man sich ebenfalls mit
FSME-Viren infizieren. Ein besonders
hohes Infektionsrisiko besteht in Russland, der Tschechischen Republik, Litauen, Estland und Lettland und in Österreich.
Nicht jede Ansteckung mit FSME führt
zwangsläufig zu einer Erkrankung, d. h.
die Ansteckung kann auch unbemerkt
bleiben und ohne Krankheitserscheinungen und Folgen ausheilen. Bei etwa
jedem dritten Stich einer infizierten Zecke treten bei dem Betroffenen nach ein
bis zwei Wochen grippeähnliche Symptome wie mäßiges Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen und Schwindelgefühl
auf. Diese bilden sich meist innerhalb
einer Woche zurück. Bei den meisten
Betroffenen ist die Krankheit damit
überstanden. Allerdings kommt es bei
ca. 10 % der Betroffenen nach etwa einer Woche ohne Krankheitserscheinungen zu einer zweiten Erkrankungsphase
mit Entzündung des Gehirns und der
Hirnhäute, vor allem bei älteren Patienten können auch Rückenmark und Ner-
38
ven betroffen sein. Neben sehr hohem Fieber
werden u. a. Koordinationsstörungen und
Lähmungen beschrieben, die sich bei manchen Patienten nicht mehr komplett zurückbilden. Schwere Krankheitsverläufe werden mit
zunehmendem Alter häufiger. Selten führt die
Erkrankung auch zum Tode.
Eine ursächliche Behandlung gibt es nicht. Einen sicheren Schutz vor FSME bietet die Impfung. Sie besteht aus drei Teilimpfungen, die
im Abstand von mehreren Monaten erfolgen.
Um den Impfschutz dauerhaft zu erhalten sind
Auffrischimpfungen alle 3 bis 5 Jahre notwendig. Kinder können nach Vollendung des ersten Lebensjahres mit einem eigens auf die
kindliche Immunreaktion abgestimmten Impfstoff geimpft werden. Die Impfung ist gut verträglich. Wie bei jeder Impfung kann es jedoch
zu allgemeinen Reaktionen kommen. Dazu
gehören leichte Schmerzen und Schwellungen an der Einstichstelle sowie gelegentlich
Fieber, Gliederschmerzen und Übelkeit, die
sich allerdings in den allermeisten Fällen innerhalb weniger Tage vollständig zurückbilden.
Borreliose
Die Borreliose ist in Europa und auch in
Deutschland die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung. Das Risiko sich anzustecken besteht überall in Deutschland. Man
schätzt, dass alleine in Baden-Württemberg
jedes Jahr zwischen 5000 und 10.000 Menschen an Borreliose erkranken. Die Krankheitserreger werden erst nach mehrstündigem
Saugen übertragen, sodass die rasche Entfernung der Zecke das Ansteckungsrisiko verringert. Nur etwa jeder vierte Stich einer infektiösen Zecke führt tatsächlich zu einer Ansteckung. In Europa gibt es bisher keinen Impfstoff gegen die Borreliose. Die Erkrankung
kann aber gut mit Antibiotika behandelt werden.
Die Borreliose kann schwere Erkrankungen
verursachen, meist tritt sie jedoch als sog.
„Wanderröte“ an der Haut in Erscheinung.
Von der Einstichstelle aus bildet sich ein
schmerzloser roter Fleck, der sich weiter ausbreitet und nach einigen Wochen auch ohne
Behandlung wieder verschwindet. Bei einigen
Patienten treten auch grippeähnliche Allgemeinerscheinungen und wandernde Gelenkschmerzen auf. Beim Auftreten der o.g.
Krankheitszeichen sollte unbedingt ein Arzt
aufgesucht werden. Die Wanderröte wird mit
Antibiotika in Tablettenform für zwei bis drei
Wochen behandelt. Eine Blutuntersuchung ist
in diesem Krankheitsstadium nicht hilfreich. Bei der Blutuntersuchung werden
nicht die Krankheitserreger selbst nachgewiesen, sondern, die als Reaktion auf
die Ansteckung vom Körper gebildeten
Abwehrstoffe, die sog. Antikörper. Die
Bildung dieser Antikörper kann allerdings einige Monate dauern, sodass
diese beim Auftreten der Wanderröte im
Blut oft noch nicht nachgewiesen werden können. Erschwerend kommt hinzu,
dass auch bei gesunden Personen Antikörper nachweisbar sein können.
Eine Antibiotikabehandlung ist auch
dann wichtig, wenn die Krankheitserscheinungen von selbst verschwinden.
Deren Verschwinden bedeutet nicht immer, dass die Krankheit ausgeheilt ist.
Die Antibiotikabehandlung verhindert
das erneute Ausbrechen der Erkrankung
und die sehr seltenen chronischen Infektionen.
Selbst nach Monaten oder Jahren der
Ansteckung kann die unbehandelte Erkrankung erneut ausbrechen. Typischerweise tritt die Erkrankung jetzt in
Form einer wenig schmerzhaften, ausgeprägten Gelenkschwellung, insbesondere von Knie oder Ellenbogen oder in
Form einer ein- oder beidseitigen Gesichtslähmung auf. Auch in diesem Erkrankungsstadium kann die Borreliose
gut mit Antibiotika behandelt werden. Allerdings müssen diese dann meist als
Infusionen, d. h. im Krankenhaus, gegeben werden. Die Behandlung dauert
auch dann in der Regel nur zwei bis drei
Wochen. Eine längere Behandlung verbessert die Erfolgsaussichten nicht, birgt
aber ein hohes Risiko für Nebenwirkungen. Auch wiederholte Antibiotikabehandlungen sind nur ausnahmsweise
sinnvoll. Ist die Behandlung erfolgreich,
bessern sich die Krankheitszeichen,
manchmal allerdings nur sehr langsam.
Durch Blutuntersuchungen lässt sich der
Erfolg einer Behandlung nicht feststellen. Bessert sich die Erkrankung durch
die Antibiotikabehandlung nicht, spricht
das gegen das Vorliegen einer Borreliose als Ursache der Krankheitserscheinungen.
Leider führt eine durchgemachte
Borreliose nicht zu einer bleibenden
Immunität. Nach erneutem Zeckenstich
kann wieder eine Borreliose auftreten.
39
Was ist eigentlich RobA?
von Joachim Hass, Offenburg
RobA ist die
Rehwildbejagung
ohne
behördlichen
Abschussplan.
Laut Jagdgesetz darf Rehwild bisher nur im
Rahmen eines gültigen Abschussplanes bejagt werden.
Die Abschusspläne für Rehwild werden jeweils für drei Jahre aufgestellt. Das bisherige
Verfahren zur Aufstellung der Abschusspläne
läuft folgendermaßen ab:
1. Vorlage des Planvorschlags durch den
Jagdpächter
2. Abstimmung mit dem Verpächter (Jagdgenossenschaft oder Eigenjagdbesitzer)
3. Feststellung des Abschussplanes durch
das Kreisjagdamt (Untere Jagdbehörde
beim Kreis)
Als Grundlage für die Festlegung der Abschusshöhe dienen:
• Die bisherigen Abschusszahlen
• Die Kondition des Wildes, gemessen an
den Durchschnittsgewichten
• Das Forstliche Gutachten zum Abschussplan für den Wald im Jagdrevier; erstellt
durch das Forstamt
• Die Wildschadenssituation auf landwirtschaftlichen Flächen
Im Jagdjahr 2007/08 wurde im Rahmen der
Entbürokratisierungsoffensive der Modellversuch „Rehwildbejagung ohne behördlichen
Abschussplan“ auf ca. 10% der Jagdfläche im
Land erfolgreich gestartet.
Ab dem Jagdjahr 2016 sollen die bisherigen
behördlichen Rehwild-Abschußpläne nun landesweit entfallen.
Für die Jagdreviere gilt damit künftig folgendes Vorgehen:
1. Vorlage des Planvorschlags durch
den Jagdpächter
2. Abstimmung und gemeinsame Festlegung des Abschussplanes zwischen Verpächter und Jagdpächter
Das bedeutet, dass das Kreisjagdamt
normalerweise nicht mehr am Verfahren
beteiligt ist. Nur, wenn keine Einigung
zwischen Verpächter und Jagdpächter
zustande kommt, muss das Kreisjagdamt den Abschussplan festsetzen.
Mit dem Wegfall des behördlichen Verfahrens ist eine deutliche Verwaltungsvereinfachung verbunden. Das bedeutet
aber auch, dass der Verpächter, also die
Grundeigentümer und Waldbesitzer
mehr Verantwortung übernehmen müssen und ihre Ziele z. B. im Bezug auf
Verbißbelastung in ihrem Wald deutlich
formulieren müssen.
Als Grundlage dafür steht nach wie vor
das Forstliche Gutachten zum Abschussplan zur Verfügung. Die örtlichen
Forstrevierleiter und Forstbezirksleiter
erstellen das Gutachten alle drei Jahre,
jeweils im voraus vor Aufstellung der
Dreijahres-Abschußpläne für Rehwild.
Das aktuelle Gutachten wurde 2012 für
die Jagdperiode 2013-2015 gefertigt.
Das nächste Gutachten wird 2015 vom
Amt für Waldwirtschaft erstellt.
Reviere, die am RobA-Projekt teilnehmen, können ihre Abschusspläne für
drei oder jeweils nur für ein Jahr festlegen. In der Anfangsphase sind jährliche
Besprechungen, am besten im Zuge eines Waldbeganges, zwischen Jagdpächter und Verpächter sinnvoll.
Die örtlich zuständigen Förster stehen
als fachliche Berater selbstverständlich
zur Verfügung.
40
Der Wald im Ortenaukreis
in Zahlen
Waldfläche:
90.400 ha
48 % der Kreisfläche
Besitzverhältnisse:
Privatwald
Kommunalwald
Staatswald
47.800 ha
33.000 ha
9.600 ha
Anteil der Privatwaldbesitzer
Waldbesitzende Kommunen
52,9 %
36,5 %
10,6 %
ca. 8.500
51
Betriebsergebnisse im FWJ 2012:
Staatswald Ortenaukreis
213 €/ha
30 Kommunalwaldbetriebe
> 400 ha
105 €/ha
(Spanne von -187 €/ha bis +383 €/ha)
20 Privatwaldbetriebe*
5-200 ha
201 €/ha
20 Privatwaldbetriebe*
5-200 ha - ohne Fördermittel 174 €/ha
* Daten aus dem Testbetriebsnetz der FVA
Baumarten:
Fichte
31 %
Tanne
20 %
Douglasie
6%
Kiefer
3%
Sonst. Nadelb. 1 %
Nadelbaumanteil:
Laubbaumanteil:
Buche
13 %
Eiche
8%
sonst. Laubb. 18 %
61 %
39 %
Holzvorrat:
Gesamtvorrat rd. 30 Mio. Fm
entspricht 350 Fm/ha
60 % des Holzvorrates sind Fichten- und
Tannenholz.
54 % des Holzvorrates liegen im mittleren
Durchmesserbereich (25-49 cm BHD)
Zuwachs:
Douglasie:
Fichte:
Tanne:
Buche:
Gesamt:
16,4 Fm/ha
15,5 Fm/ha
12,7 Fm/ha
9,5 Fm/ha
11,1 Fm/ha
Holzeinschlag:
Jährlicher Gesamteinschlag
rd. 650.000 Fm
7,2 Fm/ha
davon Stammholz
rd. 70 %
davon Nadelholz
rd. 500.000 Fm
davon Laubholz
rd. 150.000 Fm
jährliches Einschlagspotential
rd. 800.000 Fm
Schäden durch Orkan Lothar
1999:
Geworfenes Holz
Kahlflächen
3,5 Mio. Fm
6.000 ha
Schutzgebiete, Waldbiotope und
Waldfunktionen:
6.200 ha
23.500 ha
11.100 ha
2.400 ha
76.800 ha
4.100 ha
in 17 FFH-Gebieten
in 16 Vogelschutzgebieten
in 1 Schutzgebiet zum
Schutz gefährdeter Wildtiere
in 26 Landschaftsschutzgebieten
in 22 Naturschutzgebieten
in 1 Naturpark
in 3.237 Waldbiotopen
23.000 ha
24.000 ha
9.000 ha
11.000 ha
6.000 ha
Erholungswald
Bodenschutzwald
Wasserschutzwald
Klimaschutzwald
Immissionsschutzwald
10.800 ha
Betriebe im Cluster Forst und
Holz:
50 kleinere und mittelständische Sägewerke (verarbeiten rd. 1,3 Mio. Fm)
10 Fuhrbetriebe
185 Zimmereien
240 Schreinereien
Energieholzlieferanten und über
50 sonstige holzverarbeitende Betriebe
insgesamt rd. 9.000 Arbeitsplätze
(ohne Waldbesitzer)
41
Ortenauer Douglasie verreist
als höchster Maibaum
an die Nordseeküste
von Franz Kaiser, Offenburg
Rekordverdächtig ist die im Staatswald in Lauterbach im Renchtal gefällte Douglasie mit einer
Höhe von 60 Metern. Sie hat die realistische
Chance zum höchsten Maibaum Deutschlands
zu werden. Der Käufer, ein Gastwirt aus Nordenham bei Bremerhaven, wirbt nach Entrindung, Trocknung und blauweißem Anstrich
durch Maibaumprofis im bayrischen Pfaffenhofen seit Mai 2013 mit dem Riesenbaum weithin sichtbar an der „Waterkant“ um Gäste.
schadensfrei an einen Bestimmungsort
quer durch Deutschland bringen. Ohne
Sondergenehmigung läuft da gar nichts.
Diese nicht ganz billige und verkehrstechnisch schier nicht lösbare Aufgabe
hat ein auf schwierige Fälle spezialisiertes Transportunternehmen aus Umkirch
bei Freiburg übernommen. Einmal auf
der Reise, wird in Engstellen schon mal
ein Verkehrsschild weg geflext oder in
engen, nicht passierbaren Kurven mittels Kran die wertvolle Ladung einfach
über Gebäudekomplexe hinweg gehoben. Frei nach dem Motto, „wo ein Wille
ist, ist ein Weg“.
Der stattliche Maibaum mit einem BHD
von rund 1,30 m,
Die Fällung und die Organieiner Höhe von 60
sation des Abtransports
m und einem Vowaren eine außer- und unlumen von rund
gewöhnliche Herausforde13
Festmetern
rung für Revierleiter Peter
stand
in einem
Schmiederer und sein ArDouglasienbebeitsteam. Durfte doch der
stand, der vor
Gigant beim Fällen keinesrund 125 Jahren
falls beschädigt werden.
begründet wurde.
Der Baumriese musste
Nach
Aussage
deshalb erst einmal bestiedes
Leiters
des
gen und stehend hochgeasStaatswaldes
im
tet werden, damit in 35 MeOrtenaukreis,
ter Höhe das Halteseil eines
Markus
Maise
bereitstehenden XXL Kransind
dies
mit
die
wagens aus dem nahem
ersten
gepflanzFrankreich angebracht werten Douglasien in
den konnte. Jungforstwirt
der Ortenau. Sie
Stefan Treyer meisterte
zählen zu den
diese
schweißtreibende
höchsten Bäumen
Aufgabe in aller Ruhe mit
im Landkreis. Die
hohem Energieeinsatz und
Douglasie wurde
viel Geschick. Nachdem der
im Zuge der VorBaum am Kranausleger fest
ratspflege
entfixiert war, konnte der
nommen,
damit
Fällschnitt geführt werden. Forstwirt Stefan Treyer steigt in die Krone
die
teils
noch
höder
Douglasie
Anschließend
schwenkte
Foto:
Peter
Heck,
Mittelbadische
Presse
heren
und
vor
die rund 16 to schwere
allem
dickeren
Fracht, federleicht vom Kran
Nachbarn sich konkurrenzfrei weiter
geführt, sicher zum Waldweg um dort unbeentwickeln können. Peter Schmiederer,
schädigt am Boden abgelegt zu werden.
Leiter des Reviers Allerheiligen äußerte
mit einem Schmunzeln denn auch die
Eine besondere Herausforderung war der anHoffnung, dass nach dem Pflegeeingriff
schließende Abtransport zur nahen Bundesdie Chance entsteht, dass in den komstraße durch zwei Forstspezialschlepper und
menden Jahrzehnten einer dieser mächder Weitertransport nach Bayern ins professitigen, stolzen Gesellen zum höchsten
onelle Maibaum-Styling-Center in PfaffenBaum in Baden-Württemberg oder gar
hofen. Ein rund 60 Meter langer Baum lässt
Deutschlands heranwachsen könnte.
sich nur mit Spezialfahrzeugen und -technik
42
Forstbezirksstellen Oberkirch
und Lahr des Landratsamtes ziehen nach Offenburg
Keine negativen Auswirkungen für die
Waldbesitzer
Die Forstbezirksstellen Oberkirch und Lahr
des Landratsamtes ziehen nach Offenburg in
die Zentrale des Amts für Waldwirtschaft. Dieser Schritt ist eine logische Konsequenz aus
der Entwicklung der letzten Jahre, in denen
die Forstorganisation umgebaut wurde. Er bedeutet eine Vereinfachung von Verwaltungsabläufen, kurze Wege, Synergien und Bündelung am Hauptstandort. „Für die Waldbesitzer
ändert sich dadurch nichts, da die Forstbezirke in ihren Organisationsgrenzen unverändert
bleiben“, erklärt Amtsleiter Ewald Elsäßer. Die
langjährigen Forstbezirksleiter Bernhard Ihle
(Lahr) und Bernhard Mettendorf (Oberkirch)
sowie die Privat- und Kommunalwaldsachbearbeiter Hans-Peter Hofsaeß und Richard
Wohlleb behalten unverändert ihre Aufgabengebiete. „Das Amt für Waldwirtschaft versteht
sich in erster Linie als Dienstleister für die
Waldbesitzer. Zum Kunden geht man, und
lässt ihn nicht kommen“, bekräftigt Elsäßer.
„Die zuständigen Förster betreuen und beraten Waldbesitzer wie gehabt vor Ort, Anruf
genügt.“
Die Forstbezirksstelle Lahr wird Ende des
Jahres nach Offenburg in die Prinz-EugenStraße 2 umziehen, die Oberkircher Außenstelle bereits Mitte Oktober. Notwendig wird
dieser Schritt auch, weil es in den letzten Jahren in beiden Außenstellen kaum noch Publikumsverkehr gab.
Oberkirchs Oberbürgermeister Matthias Braun
sieht diese organisatorische Veränderung als
Folge notwendiger Einsparungen. „Wenn Einsparpotenziale genutzt werden können, ohne
dass die Bürgernähe oder der Service leidet,
dann sollten wir das gerade auch im Hinblick
auf unsere nachfolgenden Generationen tun.
Das ist im Sinne einer nachhaltigen kommunalen Finanzpolitik“, so der OB. Braun vertraut
dabei auf die Zusage des Landratsamtes,
dass die organisatorische Änderung keine
Nachteile für die privaten Waldbesitzer und
die Gemeinden mit sich bringt.
Förster vor Ort sind in der Organisationsstruktur des Amts für Waldwirtschaft weiterhin der
zentrale Kern, bestätigt Amtsleiter Elsäßer.
Bei der Verwaltungsreform 2005, als die
Forstämter zu den Landkreisen übergingen, wurden auch die Forstreviere neu
zugeschnitten. Die Revierorganisation
hat sich bewährt und ist seither unverändert. Mittelfristig wird sich daran auch
nichts verändern, wie Landrat Frank
Scherer kürzlich bestätigte. „Einsparungen müssen so erfolgen, dass der
Waldbesitzer nicht direkt betroffen wird.
Dies betrifft vor allem die interne Verwaltungsarbeit, die heute durch moderne
Kommunikations- und Informationstechnik vereinfacht wird. Heute gehen die
Waldbesitzer an den Computer oder ans
Telefon und fahren nicht mehr zum
Forstamt“, konkretisiert Elsäßer.
Vorstellung Felix Supke
Zum 1. Mai 2013 konnten wir Forstingenieur (FH) Felix Supke als neuen Trainee (ehemals Forstinspektor zur Anstellung) beim Amt für Waldwirtschaft begrüßen.
Herr Supke wurde zunächst bei der
Holzvermarktungskonzeption in Offenburg eingesetzt. Seit August unterstützt
er den Forstbezirk Wolfach im Innendienst. Hier wird er ab Januar die Nachfolge des bisherigen Büroleiters Theodor
Springmann antreten.
Felix Supke ist 24 Jahre alt und stammt
aus Rheinmünster - Schwarzach im
Landkreis Rastatt. 2009 begann er sein
Studium der Forstwirtschaft an der
Hochschule in Rottenburg. Im April dieses Jahres konnte er es erfolgreich als
Bachelor abschließen.
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