26 SNOWACTIVE Februar 2015

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26 SNOWACTIVE Februar 2015
ALPIN,
NORDISCH,
BIATHLON.
DIE DREI
WELTMEISTERSCHAFTEN
IM ÜBERBLICK
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WM-Austragungsstätten im Skisport haben durchaus Tradition. Die 43. Alpinen
Skiweltmeisterschaften finden 2015 zum dritten Mal (1989, 1999) in Vail/Beaver
Creek (2. bis 15. Februar 2015) statt. Ebenfalls zum dritten Mal gehen die 47. Biathlon-Weltmeisterschaften einen Monat später im finnischen Kontiolahti (1990,
1999) über die Bühne. Und bereits zum vierten Mal ist Falun Austragungsort der
Nordischen Skiweltmeisterschaften. Der grosse WM-Überblick in Snowactive.
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F i s A l p i n e Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Rückblende
Swiss-Ski, der damals noch Skiverband
hiess, kehrte von den ersten Weltmeisterschaften in den USA seit 1950 mit elf Medaillen heim – und zeigte gleichwohl nur
verhaltene Freude. Nach elf Medaillen!
Die Klapperschlange biss zu
Nun zum Rennen – und zur Piste. Bernhard
Russi oblag die Aufgabe, eine Langlauf-Loipe
in eine Abfahrt zu verwandeln. «Als ich», so
Russi, «zum ersten Mal hier war, fuhr ich vom
Start bis ins Ziel, ohne einmal aus der Hocke zu
gehen.» Da das Gelände gegeben war, konnte
Russi lediglich Retouchen vornehmen. Er baute diverse Sprünge ein und am Schluss, um
einem langweiligen Flachstück gewisse Attraktivität zu verleihen, eine Art Bobbahn mit Doppel-S, die er «Rattlesnake» benannte – Klapperschlange. Einige fanden das einen überflüssigen
PR-Gag.
Und was passierte im Rennen? Genau in dieser
Passage fiel die Entscheidung, und ausgerech-
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net bei den Schweizern biss die Klapperschlange erbarmungslos zu. Wäre die Abfahrt 20 Sekunden früher fertig gewesen, hätten sie einen
vierfachen Triumph gefeiert und Karl Alpiger
wäre Weltmeister gewesen. Aber so zog der
deutsche Aussenseiter Hansjörg Tauscher, der
noch nie ein Rennen gewonnen hatte und auch
nachher nie eines gewann, an den Schweizern
vorbei und verwies Peter Müller, Karl Alpiger,
Daniel Mahrer und William Besse auf die Plätze 2 bis 5.
Karl Frehsner behalf sich mit bildhaftem JägerLatein: «Fünf haben einen Hirsch vor sich: Vier
schiessen daneben – einer trifft. Ich habe lieber
einen Weltmeister und den nächsten auf dem
21. Platz als Ehrenplätze.» Einer, der den Sieg
um 19 Hundertstel verpasste, war gleichwohl
zufrieden: Peter Müllers 2. Platz bedeutete die
5. Medaille in Serie an einem Grossanlass –
eine einmalige Leistung. Im Überschwang der
Gefühle produzierte er bei der Siegerehrung
auf dem Podest einen Kopfstand.
Die Cracks taten sich schwer
Pirmin Zurbriggen musste sich – angeschlagen
nach einem kapitalen Trainingssturz – mit dem
15. Platz begnügen. Die Cracks taten sich bei
dieser WM schwer. Alberto Tomba, ein Jahr
vorher Doppel-Olympiasieger, verfehlte im
Slalom wie im Riesenslalom das Podest. Der
Saison-Seriensieger und spätere Weltcup-Gesamtsieger Marc Girardelli hielt sich wenigstens mit dem Gewinn von Kombi-Gold schadlos. Zurbriggen blieb ein Titel vorenthalten: Er
wurde Vierter in der Kombination, Dritter im
Riesenslalom und Zweiter im Super-G – hinter
Fotos: Keystone
Elf Medaillen –
und trotzdem Nasenrümpfen
 Es war die Zeit, in der die Schweizer und vor
allem die Schweizerinnen Weltcupsiege im
Dutzend einfuhren. Und wenn dann ausgerechnet an einer WM mal Ausländer gewannen, erzeugte das ziemlichen Frust – zum Beispiel bei den Abfahrern.
Bei einem entlud sich geballte Enttäuschung
schon vor dem Rennen. Nach drei vierten Rängen in Serie an den Weltmeisterschaften 1982,
1985 und 1987 sowie einer verpassten Olympia-Qualifikation 1984 wollte Franz Heinzer
endlich einmal aufs Podest. Angesichts der
grossen internen Konkurrenz musste er wieder
in die Qualifikation – und blieb in dieser mit der
Nummer 1 im wahrsten Sinne im Schnee stecken. «Mir schwirrten auch Rücktrittsgedanken durch den Kopf», bekannte Heinzer. Zwei
Jahre später in Saalbach-Hinterglemm war er
Weltmeister!
1
2
1An der WM 1989 blieb Pirmin
­Zurbriggen ein Titel vorenthalten:
Er wurde Vierter in der Kombination, Dritter im Riesenslalom und
Zweiter im Super-G.
2 Vreni Schneider erlitt im Slalom
die erste Niederlage nach 372
­Tagen, reüssierte aber im Riesenslalom und verteidigte ihren Titel
von Crans-Montana 1987 erfolgreich.
3 Peter Müller wurde Zweiter in der
­Abfahrt, es war seine 5. Medaille
in Serie an einem Grossanlass.
3
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F i s A lp i n e World S k i C hamp i onsh i ps
seinem Teamkollegen Martin Hangl. Dieser
hatte seinen Teamleader vor dem Rennen geneckt: «Du, Pirmin, wie wäre das: Wir beide auf
dem Podest, ich Erster, Du Zweiter . . .»
Auch Vreni Schneider, der Top-Favoritin bei
den Frauen, wurde das Leben nicht leicht gemacht. Sie, die sämtliche Slaloms des Winters
für sich entschieden hatte, musste ausgerechnet an der WM einer Konkurrentin den Vortritt
lassen. Die Slowenin Mateja Svet fügte der
Glarnerin die erste Niederlage nach 372 Tagen
der Ungeschlagenheit zu. In der Kombination
stand ihr Tamara McKinney vor der Nase. Aber
im Riesenslalom kehrte sie – unter Druck geraten – ihre ganze Klasse heraus und verteidigte ihren Titel von Crans-Montana 1987 erfolgreich.
Die gleiche Siegerin wie 1987 gab es auch in
der Abfahrt, wo Maria Walliser (siehe separa-
Von Coyoten,
Präsidenten
und einem
Bäcker aus Belp
ter Beitrag in der Rubrik Nostalski) sich bei
arktischer Kälte mit dem gigantischen Vorsprung von 1,50 Sekunden durchsetzte. Heidi
Zurbriggen verpasste Bronze um vier Hundertstel, Co-Favoritin Michela Figini wurde nur
Achte.
Mit Brigitte Oertli (Bronze) und Paul Accola
(Silber hinter Girardelli) holten zwei weitere
Athleten Kombi-Medaillen, sodass es an der
Gesamtbilanz nicht viel zu mäkeln gab. Auch
der Männer-Chef zeigte sich schliesslich versöhnlich: «Insgesamt haben wir gut abgeschnitten. Wir können nicht immer alles zusammenhamstern.»
Das Erbe wog schwer
An der WM 1987 in Crans-Montana hatten die
Abfahrer die ersten vier Plätze belegt, 1988 in
Calgary Olympia-Gold und -Silber gewonnen.
schmeissen. Die Glaskanne war zwar nur noch
zur Hälfte mit Bier gefüllt, aber das ist immer
noch fast ein Liter. Wie es danach weiterging,
entzieht sich unserer Kenntnis, wir verliessen
den «Coyote», schliesslich wollten wir noch
andere Dinge erleben.
2
Eislaufplatz
Snowactive-Autor Christian Andiel führt
in acht Etappen durch die WM-Orte Vail
und Beaver Creek.
1
Coyote Ugly
Vielleicht nicht der ideale Startpunkt, weil die
Gefahr gross ist, dass es nicht mehr weitergeht.
Die «Coyote-Bar» in Beaver Creek ist der klassische Ort, um zu versacken. Hier werden Siege
gefeiert und Niederlagen weggetrunken, gerade auch von Athleten, die im Weltcup mitfahren. Nach dem Abschnallen der Ski dauert es
bis zur Bar etwa zwei Minuten, wenn man sich
nicht beeilt. Sie heisst offiziell «Coyote Café»,
man darf das nicht zu ernst nehmen, der Letzte, der dort einen Kaffee getrunken hat, soll vor
zehn Jahren in biblisch hohem Alter verschieden sein. Legendär ist eine Siegesfeier von
Daron Rahlves, der es sich nicht nehmen liess,
irgendwann einen Pitcher durch den Raum zu
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Hier ist das Zentrum von Beaver Creek. Der
Ice-Rink zieht Jung und Alt magisch an, vor
allem Familien tummeln sich gern und oft hier
und ziehen ihre Kreise auf dem Eis. Das mag
auch daran liegen, dass man sich direkt daneben auf bequemen Sofas und Sesseln am lodernden Holzfeuer wärmen kann. Hier müssen
praktisch alle vorbei: Die Skifahrer von den
Hotels zur Piste und zurück, die Besucher der
Konzerte und Theateraufführungen im Vilar
Center, die Kunden der exklusiven Boutiquen.
Wer über Klatsch und Tratsch informiert sein
will, für den oder die ist das «the place to be».
Und während der WM wird hier sehr häufig der
Alphorn-Bläser zu hören sein. Helmut Fricker
aus Österreich sorgt seit vielen Jahren für den
alpenländischen Klang.
3
Die Tradition
Damit sind wir bei den Alpen angelangt. Die
sind zwar fast 9000 Kilometer entfernt, aber
sowohl in Vail wie in Beaver Creek äusserst
präsent. Die Männer, die in den 1960er-Jahren
das Skiresort Vail gründeten, reisten nach Kitzbühel und liessen sich vom Tiroler Charme
Das galt als Benchmark! Bei den Frauen war
der Massstab noch extremer: Sie hatten vor der
WM bis auf die Super-Gs jedes (!) Rennen gewonnen. Deshalb zog Jan Tischhauser in seinem ersten Amtsjahr das relativierende Fazit:
«Wir haben zwar nicht das Optimum herausgeholt, aber die Ergebnisse dürfen sich sehen
lassen.»
Die zwei österreichischen Sieger hiessen Rudi
Nierlich und Ulli Maier, die auf ihrer Goldfahrt
im dritten Monat schwanger war. Von Rudi
Nierlich stammt die überlieferte Allerweltserkenntnis, die doch so wahr ist: «Wenns läuft,
dann läufts.» Für sie nahm das Schicksal einen
tragischen Verlauf: Beide verunglückten tödlich. Rudi Nierlich verlor sein Leben 1991 bei
einem Autounfall, Ulli Maier starb 1994 nach
einem Sturz in der Abfahrt von Garmisch-ParRichard Hegglin
tenkirchen. inspirieren. Bei der Architektur, bei der Kulinarik, bei den Anforderungen eines Urlaubsgebietes. Überall in der Gegend hängen in den
Hotels und Boutiquen klassische Werbeplakate
von Chamonix, St. Moritz, St. Anton. Es ist
diese teure Tradition, die in Vail hochgehalten
und bewusst gepflegt wird. Das kann bis zur
politischen Inkorrektheit gehen. In einer besonders edlen Boutique in Beaver Creek hängt
ein schön gezeichnetes Plakat, darauf steckt
vor imposanter Bergkulisse ein Pickel, auf ihm
ist ein Trachtenhut drapiert und drum herum
steht: «The Grossglockner – Germany‘s Highest
Mountain.» Darauf hingewiesen, dass der
Grossglockner eigentlich in Österreich steht,
zuckte die Verkäuferin die Schultern und sagte: «So what?» Immerhin weiss man, in welchen sieben Jahren des vergangenen Jahrhunderts der Plakatmaler zum Pinsel gegriffen hat.
4
Brot aus Belp
Von Beaver Creek geht es ein paar Höhenmeter
und etwa zwei Kilometer hinunter, dann über
Avon auf den Highway I-70 nach Vail. In Avon
lohnt sich aber auf jeden Fall ein Zwischenstopp. Gegenüber einem gigantischen Supermarkt führt Daniel Niederhauser seine «Columbine Bakery». In der Kuchenvitrine liegt
Toblerone aus, es gibt Schwarzwälder Kirschund natürlich Rüeblitorte. Es braucht keinen
ganzen Satz und Niederhausers Bariton macht
in bestem Berndeutsch klar, woher er kommt.
Seit 1981 ist der Belper in den USA, seit 1987
hat er sich in Colorado niedergelassen, 1988
eröffnete er seine kleine, aber feine Bäckerei.
Dabei ist er einst nur in die USA gereist, um
F is A lpine Wo rld S ki C hampi o nships
Zweimal Bronze –
und viel Zank
und Hader
Zehn Jahre später wieder in Vail: Statt elf
Medaillen reichte es nur für zwei Mal
Bronze. Paul Accola und Steve Locher sei
Dank. Umso lauter rumorte es damals
hinter den Kulissen.
Englisch zu lernen, «aber es hat mir so gut gefallen, dass ich geblieben bin». Nun erfreut er
alle mit seinem Gebäck und den Kuchen, bloss
in Sachen Brot konnte er sich noch nicht durchsetzen im Land des pampigen Weissbrots. «Das
wird auch nichts mehr», sagt Niederhauser
resigniert. Immerhin kann er sich auf die vielen
hochdekorierten Küchenchefs aus Europa verlassen, die im Raum Vail ihrer Kunst nachgehen. Und er beliefert während der WM das
«House of Switzerland» und das ÖsterreichHaus.
5
Die Kriegshelden
Zwischen Avon und Vail geht es rechts ab, über
den Tennessee Pass nach Leadville. In der Nähe
des Passes wurde 1942 die inzwischen legendäre «10th Mountain Division» stationiert. Sie
war speziell für den Winterkrieg in Europa
gegründet worden und sorgte in Italien für
wichtige Etappensiege. In der Heimat wurden
die Männer auf Ski in ihren typischen weissen
Tarnuniformen zu Helden, und für Vail spielten sie eine zentrale Rolle: Etliche Mitglieder
der 10. Division erinnerten sich später an die
schönen Skihänge, die sie in der Gegend hatten
befahren dürfen. Einer von ihnen, Pete Seibert,
baute schliesslich das Skiresort Vail, das 1962
mit zwei Sesselliften und einer Gondelbahn
eröffnet wurde, ein Jahr später wurde die Stadt
Vail gegründet. Schon 1964 eröffneten Pepi
und Sheika Gramshammer aus Kufstein in Tirol ihren «Hotel-Gasthof Gramshammer», sie
sind bis heute aktiv. Den Männern der 10. Division wurde im Zentrum von Vail ein Denkmal
gewidmet, im Ski-Museum Colorado gehört
ihnen eine eigene Abteilung. Und die mit sechs
 Was sich binnen eines Jahrzehnts so alles
ändert! Vail ist von 1989 bis 1999 noch schmucker geworden, fast kitschig, und Beaver Creek
noch teurer. Zimmerpreise von 1000 Dollar
sind fast Standard. Auch das Wetter machte
Fortschritte: Während vor zehn Jahren bei
Temperaturen von minus 36 Grad Radio und
TV vor drohender Lebensgefahr warnten,
herrschte nun fast durchwegs angenehmes,
schönes Wetter – trotz schlechten Prognosen.
Und sportlich zeigte das Schweizer Team ein
völlig anderes Gesicht.
Im Fussball-Jargon liesse sich der Vergleich auf
ein Skore von 11:2 herunterbrechen, nach 11
Medaillen 1989 jetzt gerade noch zweimal
Bronze durch zwei 32-jährige Athleten. Paul
Accola holte hinter den norwegischen SkiZwillingen Kjetil André Aamodt und Lasse Kjus
seine obligate Kombi-Medaille. Und Steve Lo-
Kilometern längste Abfahrt in Vail heisst «Riva
Ridge», weil die Soldaten im Zweiten Weltkrieg in der Nähe des Gardasees ihren wichtigsten Sieg feierten.
6
Der Präsident
Die Skiregion Vail/Beaver Creek erhielt in den
80er-Jahren einen entscheidenden Impuls. Gerald Rudolph Ford, der 38. Präsident der USA
(1974 bis 1977), wurde zwar in Nebraska geboren, aber er hatte seine Leidenschaft für die
Berge in Colorado und fürs Skifahren entdeckt.
Als Ort zur Ausübung dieser Leidenschaft hatte er Beaver Creek erkoren, sein Haus konnte
im vergangenen Februar für zehn Millionen
Franken erworben werden. Und jetzt stolpert
man dort immer wieder über den Namen Ford,
der verschiedene Brücken im Eagle County, ein
Tunnel und in Beaver Creek das zentrale Verwaltungsgebäude schmückt. Während sich in
Aspen gerne Filmstars und Musiker tummeln,
ist Vail der Ort für die Politik. Vor drei Jahren
verbrachte Michelle Obama mit ihren beiden
Töchtern die Skiferien im «The Sebastian» in
Vail. Das günstigste Zimmer kostet dort 250
Franken pro Nacht.
cher wurde hinter Kjus und seinem liechtensteinischen Teamkollegen Marco Büchel Dritter im Riesenslalom.
Viel Zank neben der Piste
Und sonst? Weitgehend Fehlanzeige, sieht man
von einer sehr guten Gesamtleistung von Paul
Accola ab, der neben seinem 3. Platz in der
Kombination noch Vierter im Riesenslalom
und Fünfter im Super-G wurde. Dafür waren
die Nebengeräusche umso lauter. Es begann
schon vor den Wettkämpfen. Zwei Tage nach
der Selektion kam es zu einem Eklat, weil das
Präsidium des Verbandes den Entscheid von
Alpinchef Theo Nadig und Direktor Josef Zenhäusern umstürzte und die beiden übergangenen Abfahrer Franco Cavegn und Markus Hermann nachnominierte – denkbar schlechte
Voraussetzungen für eine harmonische WM.>
chen Namen führt. Im «Sonnenalp» wird an der
Rezeption deutsch gesprochen, es wird immer
mal wieder ein «Bayrischer Abend» mit viel
Gemütlichkeit geboten. Fässler hat schon in
den 90er-Jahren eine «Fondue-Stube» eingerichtet, hier wird während der WM das «House
of Switzerland» sein. Das Hauptproblem: Im
«Sonnenalp» ist auch das deutsche WM-Haus
beheimatet. Hat Fässler keine Sorgen wegen
der Rivalitäten mit dem grossen Kanton? «Unser Hotel ist gross genug», sagt er lachend.
8
Das WM-Zentrum
Die «Solaris Plaza» in Vail wird im Februar umbenannt in «Championship Plaza». Hier werden die Medaillen vergeben, hier schlägt das
Herz der WM – auch wenn ausser dem Teamwettbewerb alle Rennen in Beaver Creek ausgetragen werden. Blickfang auf der «Champions Plaza» ist eine Skulptur, die an ein
Martini-Glas und damit den nach wie vor klassischen US-Cocktail erinnert. Wer sich wundern sollte, dass selbst bei heftigem Schneefall
und grosser Kälte die Wege in Vail frei sind von
jeglicher Rutschgefahr: Im Nobelresort sind
Christian Andiel
alle Wege beheizt. 7
Die Schweiz und das Allgäu
Unweit des modernen Design-Hotels «The Sebastian» herrscht bayrische Gemütlichkeit.
Johannes Fässler leitet das «Hotel Sonnenalp»
seit 1985, er stammt aus dem Allgäu, wo sein
Bruder bei Oberstdorf ein Hotel mit dem glei-
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1
3
2
Sponsor der Respektlosigkeit. Die Wellen glätteten sich später wieder: «Heizen mit Öl» hielt
Sonja Nef die Treue – und umgekehrt. Die
beiden Partner wurden belohnt mit über einem
Dutzend Weltcupsiegen und dem WM-Titel
2003.
Schlechte Stimmung herrschte auch zwischen
Corinne Rey-Bellet und den Westschweizer
Journalisten, die eine Bemerkung von ihr etwas gar süffisant kommentierten. Um ihre Lockerheit an der WM zu illustrieren, sagte ReyBellet, sie fühle sich in Vail wie in den Ferien,
worauf sie die Journaille als «Club-Med»Athletin verspottete. Demonstrativ ignorierte
Rey-Bellet nach ihren Rennen die welschen
Medienleute und verabschiedete sich dafür bei
Deutschweizer Journalisten mit Handschlag.
Mit gröberem Geschütz ballerte wieder einmal
Paul Accola um sich. Via TV forderte er den
Rücktritt von Alpinchef Theo Nadig und Direktor Josef Zenhäusern. Obwohl Accola in seiner
bekannten Art schon an den WM 1997 ähnliche Drohungen ausgestossen und mit weit ausladender Handbewegung verlangt hatte «Alle
weg – bis zum Ogi», löste sein Statement angesichts der schwachen WM-Bilanz beträchtlichen Wirbel aus. Zumal sich über den Erzrivalen Österreich eine wahre Medaillenflut ergoss.
Medaillensegen für Österreich
4
1 WM 1989: Marc Girardelli, Paul
Accola und Günther Mader freuen
sich über ihre Medaillen in der
Kombination.
2Steve Locher wurde hinter
Lasse Kjus und seinem
liechtensteinischen
Teamkollegen Marco Büchel
Dritter im Riesenslalom.
3 Von den welschen Medienleuten
als «Club-Med»- Athletin
­verspottet: Corinne Rey-Bellet.
4An der WM 1999 platzte sogar
einem sonst immer ruhigen
­Athleten wie Mike von Grünigen
der Kragen.
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Und nach ein paar Tagen platzte sogar einem
sonst immer ruhigen Athleten wie Mike von
Grünigen der Kragen: «Da sind Verbandsleute
schon zehn Tage in Vail und keiner bringt es
zustande, uns eine anständige Piste zu reservieren.» Der Grund für den Ärger: Vor dem
WM-Riesenslalom mussten MvG und Co. auf
einer Pulverschnee-Piste trainieren, auf der
man beinahe bis zu den Knien einsank. In zwei
von drei Läufen ging von Grünigen zu Boden,
was sonst höchstens alle Schaltjahre vorkam.
In einem Rennen war er sogar während sieben
Jahren nie ausgeschieden. Doch so geriet die
geplante Titelverteidigung des Weltmeisters
von 1997 zum Fiasko: Er musste sich, über zwei
Sekunden zurück, mit dem 7. Rang begnügen.
Sonja Nef, ein anderer Schweizer Trumpf,
stach ebenfalls nicht. Sie kam über einen 11.
Rang nicht hinaus, mit fast zwei Sekunden
Rückstand auf Weltmeisterin Alexandra Meissnitzer und einer Zeit von 2:10,33. Diese Zeit
hatte eine besondere Bewandtnis. Ihr Sponsor
«Heizen mit Öl» benutzte sie als Werbe-Gag
und dankte Sonja, dass sie soo lange unterwegs
war und man ihr Sponsor-Logo deshalb soo
lange habe sehen können. Direktor Zenhäusern fand das nicht witzig und bezichtigte den
13 Mal standen Österreicher und vor allem
Österreicherinnen auf dem Podest, die mit
Cheftrainer Karl Frehsner allein neun Medaillen hamsterten. Nur Frankreich (1966 mit 16
Medaillen) und die Schweiz (1987 mit 14 Medaillen) stehen in der ewigen Rangliste noch
besser da. Unwiderstehlich präsentierten sich
die Abfahrerinnen, wo Frehsner den Schweizer
Männer-Coup von 1987 kopierte und die ersten vier Ränge belegte.
Hermann Maier wurde (wie in Nagano 1998)
Doppelsieger, Alexandra Meissnitzer ebenfalls. Doch zur grossen Figur avancierte in Vail
der Norweger Lasse Kjus, der ebenfalls zweimal Weltmeister wurde und in allen fünf Disziplinen eine Medaille holte. Das hatte noch
keiner geschafft. Was am meisten überraschte:
Unübersehbar wölbte sich unter seinem engen
Skianzug ein kleines Bäuchlein.
Premieren schafften auch Kalle Palander und
Zali Steggall. Palander holte mit Silber im Slalom als erster Finne eine alpine Medaille, und
Steggall wurde als erste Australierin Weltmeisterin. Florence Masnada errang die erste Medaille für die junge Skimarke Salomon. Und der
Super-G erlebte die knappste WM-Entscheidung aller Zeiten: Nur eine Hundertstelsekunde trennte die drei Medaillengewinner. Hermann Maier und Lasse Kjus holten gemeinsam
Gold vor Hans Knauss, dem mit 0,01 Rückstand nur Bronze übrig blieb. Richard Hegglin
F i s A l p i n e Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Powerfrauen im House of Switzerland
Charmant, nervenstark und immer gutgelaunt:
Caterina Wehrli-Dietschi.
 Mit einem dicken Buch sitzt sie im House of
Switzerland und notiert die Reservationen.
Sie, das ist die ehemalige B-Kaderathletin Caterina Wehrli-Dietschi. Zum dritten Mal steht
die Tessinerin an einer Ski-WM im House of
Switzerland im Einsatz. Ihr Debüt gab die
Tochter eines Tessiner Hoteliers 1997 in Sestriere. Damals war die Käseunion Hauptsponsor des Schweizerischen Skiverbandes. Gemeinsam mit einem Käser war Caterina für das
kulinarische Wohl der Gäste im House of Switzerland zuständig. «Ich erinnere mich noch gut
an die Medaillenfeier im Anschluss an Bruno
Kernens Sieg in der Abfahrt. Die Feier im House
of Switzerland, einem winzigen Chalet, dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Auf dem
Boden stand das Bier knöcheltief», lacht Caterina.
In Vail ist die mittlerweile 44-Jährige primär
zuständig für die Einteilung der Tische und die
Einteilung resp. Koordination des amerikanischen Personals. Anders als in anderen Jahren
ist Swiss-Ski, Betreiber des House of Switzerland in Vail, nur mit wenigen Personen im
Einsatz: Annalisa Gerber, Leiterin Sponsoring
und Events bei Swiss-Ski und Managerin des
House of Switzerland in Vail, Chefkoch Daniel
Lehmann vom Restaurant Moosegg im Emmental, Caterina Dietschi-Wehrli, Nicole Matti
vom Sponsoring-Team, und zwei, drei weitere
Personen. Unterstützt wird das Schweizer
Team, anders als in den Vorjahren, vom Perso-
Fotos: Swiss-Ski
Wenn’s so richtig «räblet» und drunter und
drüber geht, dann sind sie in ihrem Element: Annalisa Gerber und Caterina
Wehrli-Dietschi, die nervenstarken guten
Seelen im House of Switzerland. Tatkräftige Unterstützung erhalten die beiden
Powerfrauen von Chefkoch Daniel Lehmann, der für das leibliche Wohl der Gäste
im House of Switzerland besorgt ist.
Hochkarätiger Besuch im House of Switzerland
in Schladming anlässlich der Ski-WM 2013:
Sportminister Ueli Maurer mit Annalisa Gerber,
Leiterin Sponsoring & Events Swiss-Ski.
Februar 2015 Snowactive 33
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nal vor Ort. Das bedeutet eine zusätzliche
­Herausforderung für das Team von Annalisa
Gerber. «In Amerika herrscht eine andere Mentalität als bei uns, das gilt es bei der Zusammenarbeit mit dem Personal des Hotel Sonnenalp
zu berücksichtigen», erklärt Caterina WehrliDietschi. Wichtig sei dabei die Bereitschaft,
aufeinander zuzugehen. Ebenfalls wichtig sei
es, flexibel zu sein und auch in hektischen
Zeiten Ruhe zu bewahren und immer bereit zu
sein, Lösungen zu finden.
Worauf sie sich am meisten freut? «An einer
WM herrscht jeweils eine ganz besondere
Stimmung; darauf freue ich mich. Ausserdem
kann ich es kaum erwarten, die ersten Gäste im
House of Switzerland zu empfangen, die
treuen Schweizer Fans, die Sponsoren und
natürlich die Athleten.» Nicht zuletzt freut sich
Caterina auf die Arbeit mit dem kleinen, aber
feinen Swiss-Ski-Team: «Wir sind wirklich ein
super Team, eine richtig eingeschworene Gemeinschaft, fast wie eine Familie, wo jeder
genau weiss, was er zu tun hat und vollen Einsatz gibt.» Ein Stück Schweiz in den USA
Annalisa Gerber managt bereits zum sechsten Mal
an einer Ski-WM das House of Switzerland. Die
Schangnauerin ist seit sage und schreibe 30 Jahren
beim Schweizerischen Skiverband tätig, seit 2005
als Leiterin Sponsoring und Events.
Annalisa, wie bist du auf das House of Switzerland
in Vail gestossen?
Das Hotel Sonnenalp in Vail kannte ich schon von
früheren Besuchen in Vail. Johannes Fässler, der
Inhaber, kam vor zwei Jahren extra nach Schladming, um sich vom dortigen House of Switzerland ein
Bild zu machen. Offenbar gefiel ihm, was er sah;
jedenfalls haben wir im Anschluss ein paar Gespräche geführt und schliesslich entschieden, das House
of Switzerland 2015 im Hotel Sonnenalp einzurichten.
Was ist für dich das Wichtigste im Zusammenhang
mit dem House of Switzerland in Vail?
Das House of Switzerland soll auch in Vail DER Treffpunkt für alle sein und allen offenstehen – Athleten,
Trainern, Funktionären, Skifans, Sponsoren und
Medien. Sozusagen ein Stück Schweiz im Ausland,
ein gemütliches «Daheim» für die treuen Fans und
Fanclubs, die über den grossen Teich geflogen sind,
um unsere Athleten vor Ort anzufeuern.
Worauf freust du dich am meisten?
Darauf, dass unsere Athleten keine Verletzungen
erleiden und viele Medaillen gewinnen, damit es im
House of Switzerland zahlreiche Medaillenfeiern
gibt, und wir so richtig viel zu tun haben!
Du stehst in Vail während drei Wochen ununterbrochen im Einsatz. Wie lädst du in dieser intensiven Zeit deine Batterien auf?
Ich lebe nach dem Motto der österreichischen
Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach:
«Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen
kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft.» Das
A und O bei einer solchen Veranstaltung ist zudem
ein eingespieltes Team. In Vail unterstützt mich eine
super Mannschaft und hält mir den Rücken frei.
Nicht zuletzt beflügelt auch die Tatsache, ein solches
Grossprojekt mit der tatkräftigen Unterstützung
unserer Sponsoren, allen voran St. Moritz, realisieren zu dürfen.
Bis bald im House of Switzerland in Vail!
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Am Anfang stand eine Wette . . .
© Engadin-St. Moritz
Der Winter im Engadin sei voller Sonnenschein und viel angenehmer als jener in
England. Um dies selbst zu erleben, lade er
sie in sein Hotel ein. Sollten sie nicht zufrieden sein, übernehme er auch die Reisekosten. Diesen Vorschlag machte der Engadiner Hotelier Johannes Badrutt im Herbst
1864 den letzten verbliebenen englischen
Sommergästen. Von da an war im Engadin
nichts mehr wie es vorher war.
 Die Engländer kannten den kalten und
feuchten Winter insbesondere in London und
konnten sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es in den Schweizer Alpen anders sein
sollte. Sie leisteten der Einladung von Johannes Badrutt dennoch Folge, reisten zur Weihnachtszeit erneut ins Oberengadin – und
­kehrten erst nach Ostern wieder heim: braungebrannt, erholt und glücklich. Der Wintertourismus in den Alpen war lanciert.
Mit dem Angebot «Nordic Special» bieten zahlreiche Hotels in Engadin-St. Moritz den klassischen
Langlauffans sowie den Skating-Enthusiasten ein
attraktives Angebot. Das Package beinhaltet
neben dem Genuss von 220 Kilometer Loipen­
paradies die Hotelübernachtung, den Loipenpass
Engadin St. Moritz:
«150 Jahre Wintertourismus» –
Fotos: Engadin-St. Moritz
das muss gefeiert werden
St. Moritz und das Engadin laden im Winter
2014/15 anlässlich des Jubiläums von «150
Jahre Wintertourismus» zu zahlreichen Anlässen. Zu den Highlights gehören das Buch
«Schnee, Sonne und Stars» und ein eigens produzierter Jubiläumsfilm mit zahlreichen bisher unveröffentlichten Archivbildern über die
Aktivitäten der Wintergäste. Daneben richtet
www.engadin.stmoritz.ch/nordicspecial
Der Skipass für den Skispass - Wer mehr als
eine Nacht in einem der teilnehmenden Hotel
der Aktion «Hotel und Skipass» verbringt,
erhält den Skipass für CHF 35.– pro Person und
Tag während der gesamten Aufenthaltsdauer.
Auch die kostenlose Nutzung der öffentlichen
Verkehrsmittel im Oberengadin ist in diesem
­Angebot inbegriffen.
die Wiege des WintertourismusES
Vier grosse und sieben kleine Schneesportgebiete machen Engadin-St. Moritz heute zum
vielseitigen Winterwunderland, das für seinen
Kontrastreichtum geradezu legendär ist, und
zu einem einzigartigen Mekka für Schneesportler geworden ist: 350 Pistenkilometer,
Pulverschnee soweit das Auge reicht, und den
Engadin-St. Moritz, die freie Nutzung des öffentlichen Verkehrs im Oberengadin sowie einen Rabatt auf die Leistungen zahlreicher Sportgeschäfte und Langlaufschulen.
www.engadin.stmoritz.ch/hotelundskipass
© Engadin-St. Moritz
ganzen Tag Sonne im Gesicht. Zumindest an
322 Tagen. Denn an so vielen Tagen scheint im
Oberengadin durchschnittlich die Sonne.
Schneesicherheit ist ebenfalls garantiert. Dass
St. Moritz im Jubiläumswinter zahlreiche einmalige Events aus, die man nicht verpassen
darf. Dazu gehören die Besichtigung des
«Freien Falls», der mit 45 Grad die steilste SkiAlpin-Herren-Startplattform der Welt ist,
Lichtinstallationen des bekannten Künstlers
Gerry Hofstetter sowie die Veranstaltung
­«Music Summit».
www.engadin.stmoritz.ch/150jahre
der Engadiner Winter traumhaft weiss ist, liegt
aber nicht etwa am häufigen Schneefall, sondern daran, dass der Schnee aufgrund der
trockenen Kälte im Oberengadin liegen bleibt.
Der Countdown läuft –
Die Ski-WM 2017 steht bereits in den Startlöchern
Ein weiteres Highlight steht in zwei Jahren an.­
St. Moritz hat Ende Mai 2012 den Zuschlag für die
Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2017 am FIS-Kongress in Südkorea erhalten. Nach 1934, 1948, 1974
und 2003 finden im Februar 2017 bereits zum fünften
Mal die FIS Alpinen Ski-Weltmeisterschaften in
St. Moritz statt. Noch dauert es über 700 Tage bis
zum Beginn der Ski-WM 2017, doch die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Das Organisationskomitee hat sich hohe Ziele gesetzt und arbeitet
mit viel Engagement daran, eine hochklassige, lebendige und zukunftsweisende Weltmeisterschaft
zu organisieren.
www.stmoritz2017.ch/
Februar 2015 Snowactive 35
F i s A l p i n e Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Die Alpinen Skiweltmeisterschaften 2015
im Überblick
Die Austragungsorte
Historie
In Vail/Beaver Creek finden nach 1989 und 1999 zum
dritten Mal Alpine Ski-Weltmeisterschaften in Colorado statt.
Klima
In Colorado ist das Klima ähnlich wie in den Alpen.
Allerdings ist es im Durchschnitt etwas kälter. Meist
herrschen sehr gute Schneeverhältnisse. Wegen der
Höhenlage (2300 bis 3900 Meter) sind die Temperaturunterschiede drastisch.
Prominente Söhne und Töchter der Stadt
Buddy Lazier, Rennfahrer, Sieger der 500 Meilen
von Indianapolis (1996).
Lindsey Vonn.
Mikaela Shiffrin.
Das Programm
Montag, 2. Februar 2015
19 Uhr Eröffnungszeremonie (Ortszeit)
Dienstag, 3. Februar 2015
11 Uhr Super-G Damen
Mittwoch, 4. Februar 2015
11 Uhr Super-G Herren
Donnerstag, 5. Februar 2015
Rennfreier Tag
Freitag, 6. Februar 2015
11 Uhr Abfahrt Damen
Samstag, 7. Februar 2015
11 Uhr Abfahrt Herren
Sonntag, 8. Februar 2015
10 Uhr Super-Kombination Männer I
14.15 Uhr Super-Kombination Männer II
Vail
Vail ist ein Ort im Eagle County in Colorado und liegt
auf einer Höhe von 2445 Metern über Meer. Im Ort
leben 5300 Einwohner. Vail hat das grösste Skigebiet
in den USA und ist bekannt für die «Back Bowls»
(riesige Tiefschneekessel). 1962 wurde eine erste
Gondelbahn erstellt.
Beaver Creek
Beaver Creek Resort ist das grösste US-amerikanische Wintersportgebiet in Vail Valley in Colorado. Es
befindet sich in Privateigentum. Das Resort umfasst
16 Lifte und 146 Pisten. Bekannt ist die Piste «Birds
of Prey» als Austragungsort der jährlich stattfindenden Weltcuprennen. Die grösste Stadt des Gebietes
ist Vail.
Montag, 9. Februar 2015
10 UhrSuper-Kombination Damen I
14.15 UhrSuper-Kombination Damen II
Tina Maze (SLO)
Ted Ligety (USA)
Abfahrt DamenMarion Rolland (FRA)
Aksel Lund Svindal (NOR)
Abfahrt Herren
Super-Kombi DamenMaria Höfl-Riesch (GER)
Super-Kombi Herren Ted Ligety (USA)
36 Snowactive Februar 2015
1. Was sind die wichtigsten Vorarbeiten für die Kommentierung eines
Sportwettbewerbs?
2.Wie sehr darf der Kommentator
seine eigenen Gefühle (Glück oder
Enttäuschung) den Zuschauer spüren lassen?
3.Wie überbrücken Sie länger dauernde Pausen oder Unterbrüche,
wenn sie «on air» bleiben?
4.Nennen Sie drei Favoriten an der
WM . . .?
5.Welche Medaillenchancen haben
die Schweizer?
Dienstag, 10. Februar 2015
14.15 UhrNation Team Event
Donnerstag, 12. Februar 2015
10.15 UhrRiesenslalom Damen 1. Lauf
14.15 UhrRiesenslalom Damen 2. Lauf
Freitag, 13. Februar 2015
10.15 Uhr Riesenslalom Männer 1. Lauf
14.15 Uhr Riesenslalom Männer 2. Lauf
Samstag, 14. Februar 2015
10.15 Uhr Slalom Damen 1. Lauf
14.15 Uhr Slalom Damen 2. Lauf
Sonntag, 15. Februar 2015
10.15 Uhr Slalom Herren 1. Lauf
14.15 Uhr Slalom Herren 2. Lauf
15.45 Uhr Abschlusszeremonie
Die Titelverteidiger
Super-G Damen
Super-G Herren
5 Fragen:
Unsere experten
vor Ort
TeamwettbewerbAUT
Riesenslalom Damen
Riesenslalom Herren
Tessa Worley (FRA)
Ted Ligety (USA)
Slalom DamenMikaela Shiffrin (USA)
Slalom HerrenMarcel Hirscher (AUT)
Zusammenstellung: Joseph Weibel
Matthias Hüppi,
SRF Kommentator, Ski Alpin
­Männer
1.Die wichtigsten Infos über die Athleten müssen à jour sein. Das passiert vor dem Saisonstart und dann
laufend während des Winters. Dazu
kommt die Pistenbesichtigung am
Renntag mit den aktuellsten Infos,
eine hoffentlich gute Tagesform und
dann geht‘s los mit Spass am Job!
2.Das genau abzuwägen, wäre völlig
falsch. Emotionen sollen ja spontan
mitspielen und nie abgekartete Sache sein. Freude an guten Leistungen, Mitfiebern und Hoffen gehört
dazu. Respekt aber auch!
3.Dann öffnen wir die Schublade, die
hoffentlich mit vielen interessanten
Geschichten gefüllt ist. Da ist im
Laufe der Jahre einiges zusammen
gekommen . . .
4. Hirscher, Jansrud, Janka
5.Einen Medaillenregen wie bei Vail/
Beaver Creek 89 wird es wohl nicht
geben; einen Flop wie bei Vail/
Beaver Creek 99 aber auch nicht.
Also etwas dazwischen . . .
F i s A l p i n e Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Jann Billeter,
SRF Kommentator, Ski Alpin Frauen
1.Informationen sammeln und diese
so bereitstellen, dass sie im richtigen Moment innerhalb einer Sekunde auffindbar sind. Dazu habe ich
von jeder Athletin eine Fiche erstellt. Die besten Informationen bekommt man aus erster Hand, von
Athletinnen, Trainern, Serviceleuten und Einheimischen.
Bernhard Russi,
SRF-Experte, Ski Alpin Männer
1.Hautnahes Verfolgen während der
ganzen Saison. Das Betrachten
neben und auf den Pisten. Der Kontakt mit Athleten, Coaches und Trainer. Trotzdem darf man sich nicht
zu stark von Informationen beeinflussen lassen, sonst verpasst man
die Veränderung, die Überraschung
oder den Moment der Entscheidung.
Michi Bont,
SRF-Experte, Ski Alpin Frauen
1. Für mich sind es die Gespräche mit
Athleten, Trainern, Betreuern, Serviceleuten und den Organisatoren.
Ebenfalls setze ich mich intensiv mit
der Strecke, den äusserlichen Bedingungen und der Kurssetzung
auseinander.
2. Das darf man schon zeigen, aber es
sollte nicht zu viel sein! Als Experte
2.Wenn ich kommentiere bin ich nicht
nur mit dem Kopf, sondern auch mit
dem Herz und dem Bauch dabei.
Emotionen gehören folglich dazu.
Die grosse Kunst besteht darin, die
richtige Mischung zwischen Information und Emotion zu finden. Ich
kommentiere die Rennen ja nicht
für mich, sondern fürs TV-Publikum.
3.Es gibt immer etwas zu erzählen, an
Stoff mangelt es nicht. Trotzdem
sollte man sich auch in einer solchen
Situation vom Bild führen lassen und
nicht zu sehr abschweifen. Bilder
sind immer stärker als Worte.
4.Tina Maze, Mikaela Shiffrin, Lara
Gut oder Anna Fenninger, Lindsey
Vonn, Frida Hansdotter.
5.Ich traue Lara Gut mindestens eine
Medaille zu. Dann glaube ich, dass
einer weiteren Schweizerin ein Exploit gelingt.
2.Gefühle gehören zum Kommentar,
solange man vor lauter Jubel oder
Enttäuschung die anderen nicht
vergisst, und das Geschehene trotzdem glasklar zu analysieren versucht.
3.Ich bin Co-Kommentator und kann
der Unterbrechung gelassen entgegenschauen. Dafür habe ich mit
Matthias Hüppi einen Profi an der
Seite. Er findet immer ein interessantes Thema, das zwischen uns
diskutiert werden kann.
4. Jansrud, Ligety, Neureuther
5. Beaver Creek, der Colorado-Schnee,
die Zeitumstellung und die Stimmung. Das sind Mosaiksteine, die
den Schweizern behagen. Ich rechne
mit zwei plus zwei Medaillen!
muss ich auch die Fahrten anderer
Athletinnen von anderen Nationen
gut einschätzen und analysieren!
Wenn es eine Enttäuschung aus
Schweizer Sicht gibt, ist dies zwar
schade. Ich kann mich über eine
geniale Fahrt einer Athletin aus
einer anderen Nation aber auch
freuen!
3.Es gibt immer Gesprächsstoff und
als Experte bist du in einer guten
Lage . . . du musst das Gespräch
nicht führen . . .!
4. Lara Gut und Wendy Holdener, dies
sind meine Schweizer Trümpfe . . .!
Vom Ausland gibt es noch ein Dutzend mehr! Der Frauenrennsport
war noch nie so offen! Es gibt pro
Disziplin mindestens drei verschiedene Topathletinnen, die Gold gewinnen können!
5.Sie werden drei bis vier Medaillen
holen!
Beat Sprecher,
Reporter, Radio SRF
1.Im Skirennsport sind so viele Sachen wichtig, welche schlussendlich den Erfolg bringen und ihn auch
erklärbar machen. Deshalb trage
ich viele Angaben der Sportler zusammen. Resultate, Material, Geschichten ausserhalb der Skipisten,
Umfeld usw. Wichtig ist auch, dass
man viele Rennen verfolgt und die
Analysen der Kollegen hört und
liest. Am Renntag selber versuche
ich dann möglichst viele aktuelle
Informationen einzuholen. «Vieles
sammeln, um dann wenig nutzen zu
können», ist die Devise.
2.Emotionen gehören dazu. Wichtig
ist einfach, die richtige Dosis zu finden. Und die Emotionen dürfen nicht
zu persönlich geprägt sein. Ich
muss mich immer gleich freuen
oder gleich mitleiden, egal wie sympathisch mir der entsprechende
Athlet ist.
3.Beim Radio ein kleineres Problem.
Denn sollte einmal nichts laufen,
dann liegen Millionen von guten
Songs im Radio Archiv. Und die sind
Berni Schär,
Reporter, Radio SRF
1.Informationen sammeln, filtrieren,
selektieren, übersichtlich und griffbereit zusammenstellen sowie
Headlines im Kopf speichern, das ist
das Wichtigste. Informationen hole
ich aus TV-Übertragungen, Internetplattformen, Zeitungen, Gesprächen mit Athletinnen, Athleten oder
ihren Betreuern. Und dann natürlich aus meinen zwei Ordnern (rot =
Frauen, grün = Männer), die ich in
den letzten 25 Jahren selbst zusammengestellt und stets aktualisiert
habe. Sie enthalten europaweit die
besten Statistiken . . .!
2.Emotionen sind das Salz und der
Pfeffer des Kommentierens. Das
Heben und Senken der Stimme, das
immer besser, als wenn ich minutenlang spreche und nichts sage . . .
Also zurück ins Studio und Musik.
4. Mikaela Shiffrin (USA), Lindsey Vonn
(USA) und Ted Ligety (USA) – Es wird
das Crans-Montana der US-Truppe.
5.Ich hoffe auf vier bis fünf Medaillen.
Ich weiss, ambitioniert, aber warum
nicht. Namen zu nennen ist schwierig. Es haben so viele Schweizerinnen und Schweizer das Potenzial
am «Tag X» das «!» zu werden. Ich
glaube, wir haben viele «Rennhunde» im Team, und weil die bis jetzt
noch nicht optimal auf Touren kamen, stehen sie nicht so unter
Druck.
Lukas Studer, SRF-Moderator
führt durch das Liveprogramm
und fängt erste Reaktionen
der Athletinnen und Athleten
im Zielraum ein.
Forcieren und Zurückhalten der
Ausdrucksweise und das Variieren
der Tonlage gehören zur abwechslungsreichen und spannenden Reportage. Ich versuche, den Emotionen auf natürliche Weise freien Lauf
zu lassen und mit den positiven und
negativen Gefühlen ökonomisch
umzugehen. Dies ist die grosse
Kunst und zeichnet den prägnanten
und versierten Kommentator aus.
3.Längere Unterbrüche oder Pausen
sind ideale Gelegenheiten für süffige Nebengeschichten. Ich überbrücke sie mit unterhaltsamen Anekdoten und Internas. Mit einem
Augenzwinkern erzähle ich gerne,
was während des geregelten Wettkampfes oft kaum Platz hat. Bei
Unterbrüchen kann ich meine dezente Affinität zum Boulevardesken
etwas ausleben. Das macht jeweils
Spass.
4.Lara Gut, Mikaela Shiffrin, Marcel
Hirscher, Kjetil Jansrud
5. Die Hoffnung auf Medaillen besteht
für Lara Gut, Fabienne Suter, Wendy
Holdener, Beat Feuz, Carlo Janka,
Patrick Küng, Sandro Viletta und
Didier Defago. Gefährliche Aussenseiter könnten sein: Gino Caviezel
und Daniel Yule.
Februar 2015 Snowactive 37
F i s N o rd i c Wo rld S k i C hamp i o nsh i ps
Zurückgekehrtes
Selbstvertrauen
Langläufer Toni Livers ist nach fünfjähriger Durststrecke zurück in der erweiterten
Weltspitze. Gerade im Hinblick auf die
Weltmeisterschaften in Falun (SWE) präsentiert sich der bald 30-Jährige entspannt
wie schon lange nicht mehr.
 Toni Livers lässt sich als Konstante
bezeichnen, konstant bezüglich Gesichts­
ausdruck am Ende seiner Rennen: Livers
lächelt. Livers scheint mit grosser Freude bei
der Sache. Livers, der stille Geniesser. Doch die
Zufriedenheit, welche sich in diesem Lächeln
widerspiegelt, hat gerade bei ihm in den letz­
ten Jahren völlig unterschiedliche Höhenstu­
fen erreicht. Schnell war Livers ganz oben,
dann war sein Gesichtsausdruck der Beweis
eindrücklicher Resultate. Später, lange, sehr
lange musste er weit unten durch. Und jetzt
38 Snowactive Februar 2015
kommt sein Lächeln wieder aus tiefem Herzen,
weil er wieder Perspektiven sieht, wie er sie als
Leistungssportler aus dem Blickfeld verloren
hatte.
Resümieren wir und blicken in die Vergangen­
heit. Von «einem historischen Erfolg» schrieb
die Neue Zürcher Zeitung. Auslöser dieser
Worte war der erste Männer-Weltcupsieg eines
Schweizers – nicht von Dario Cologna, sondern
von Toni Livers. Den 3. Febuar 2007 schrieben
wir, als der damals erst 22-jährige Bündner aus
Trun am Weltcup-Rennen in Davos den gros­
sen Coup landete und sich ex äquo mit dem
Franzosen Vincent Vittoz als Sieger des 15-kmSkatingrennens feiern lassen durfte.
Jenes Rennen war ein Exploit, aber nichts Un­
erklärliches. Und vor allem in den ersten Jah­
ren danach verstand es der ruhige Athlet in den
Skatingrennen mit den Weltbesten mitzuhal­
ten. So etwa, als er rund drei Jahre nach seinem
Davos-Sieg im fernen Canmore (CAN) einen
feinen vierten Rang herauslief. Doch nun
herrschten andere Massstäbe. Die Herrschaft
von Dario Cologna hatte begonnen. Siege hat­
F i s N o r d i c Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Falun und die Tradition
Das mittelschwedische Falun ist eine
fixe Grösse im nordischen Skisport.
Zum vierten Mal nach 1954, 1974 und
1993 trägt die Kleinstadt mit den 38 000
Einwohnern Nordisch-Weltmeisterschaften aus. Und das tut sie mit
­Akribie, Leidenschaft und Stolz. Ein
grosses Publikumsinteresse, Hochstimmung und Fachkompetenz sind
garantiert. Vor allem entlang der
Langlaufstrecken mit dem berüchtigten Mörderbacken – «er ist das Musterbeispiel eines Aufstiegs», sagt der
norwegische Topläufer Martin Johnsrud Sundby – werden Zehntausende
für eine einzigartige Kulisse sorgen.
Fotos: Swiss-Ski
Und so preisen die Schweden ver­
einzelte Höhepunkte zwischen dem
18. Februar und dem 1. März:
ten dank dem Ausnahmekönner den Status des
Sensationellen verloren. Livers Leistung genoss nicht mehr dieselbe Aufmerksamkeit.
Noch einmal aber rückte er ins Schaufenster
der Öffentlichkeit. Der Staffelsieg im Dezember 2010 in La Clusaz mit Startläufer Livers,
Cologna, Curdin Perl und Remo Fischer ermöglichte wiederum Schlagzeilen mit den grossen
Lettern. «Historisch» wurde auch dieser Erfolg
genannt.
Und dann verschwand Livers zusehends von
der Bildfläche. Ein Virus mit Symptomen wie
dem Pfeifferschen Drüsenfieber bremste ihn im
Winter 2011 ganz aus, und auch in der Folgesaison kam er nicht auf Touren. Letzten Winter
glückten wieder bessere Resultate. Von der
einstigen Qualität aber unterschieden sie sich
nach wie vor deutlich. Livers betätigte sich
nebenbei als Volksläufer – und blieb im Schatten seiner langjährigen Freundin Seraina Boner. Ein Teufelskreis, so schien’s. Vom Weg
abbringen liess er sich aber nicht. «Der Langlauf bedeutet mir zu viel, als dass ich mir ernsthaft überlegt hätte, den Bettel hinzuwerfen»,
19.2.:
Die ersten Medaillen werden vergeben, der Langlauf-Sprint garantiert
Spektakel.
20.2.:
Die erste Entscheidung im Skispringen
– und der erste Individualtitel für
­Japans Star Takanashi?
21.2.:
Die Norwegerin Marit Björgen nimmt
im Skiathlon Anlauf auf ihren dritten
aufeinanderfolgenden Titel.
22.2.:
Der Tag der Team-Prüfungen, auf der
Sprungschanze und im Langlaufsprint.
24.2.:
Kann Charlotte Kalla über 10 km die
hohen Erwartungen der Schweden erfüllen und der Dominanz der Norwegerinnen entgegenhalten?
25.2.:
Zwei Mal Olympiagold sicherte sich
Dario Cologna über 15 km. Der WMTitel über diese Distanz fehlt ihm noch.
26.2.:
Das Grossschanzenspringen – ein Leckerbissen.
27.2.:
Der Tag der Langlauf-Staffeln. Kann
jemand die Norweger stoppen? Welche Nichtskandinavier holen sich Medaillen?
28.2.:
Die Chance für Langdistanz-Spezialistin Seraina Boner über 30 km klassisch?
1.3.:
Der krönende Abschluss über 50 km.
Vor 22 Jahren triumphierte in Falun
Torgny Mogren vor 50 000 enthusiastischen Fans und sicherte den Schweden die einzige Goldmedaille. Die
Möglichkeit zum Nachdoppeln für
­
Schweden durch Marcus Hellner oder
Calle Halfvarsson bietet sich – auch
wenn wir aus Schweizer Sicht einen
letzten grossen Auftritt von Dario Cologna herbeisehnen?
Februar 2015 Snowactive 39
F i s N o r d i c Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
5 Fragen:
Unsere experten
vor Ort
1.Was sind die wichtigsten Vorarbeiten für die Kommentierung eines
Sportwettbewerbs?
2.Wie sehr darf der Kommentator
seine eigenen Gefühle (Glück oder
Enttäuschung) den Zuschauer spüren lassen?
3.Wie überbrücken Sie länger dauernde Pausen oder Unterbrüche,
wenn sie «on air» bleiben?
4.Nennen Sie drei Favoriten an der
WM . . .?
5.Welche Medaillenchancen haben
die Schweizer?
Sascha Ruefer, SRF-Moderator
führt durch das Liveprogramm
und fängt erste Reaktionen
der Athletinnen und Athleten
im Zielraum ein.
sagt er und verweist auf die «grossen Freiheiten, die ich geniesse und all die Emotionen, die
mit dem Sport verbunden sind.»
Und jetzt der nacholympische Winter
2014/2015. Plötzlich läuft Livers wieder ganz
vorne mit. «Ich habe einen guten Sommer hinter mir und konnte mir da dank dem Vergleich
mit den Teamkollegen das Selbstvertrauen
wieder aufbauen», sagt er. Mit einem zehnten
Weltcup-Platz zu Saisonbeginn in Lillehammer
setzte er ein erstes Ausrufezeichen. Die Bestätigung glückte umgehend mit weiteren Ergebnissen in den Weltcup-Punkterängen (1–30)
– zum eigenen Erstaunen ebenso in der klassischen Technik. Ein Befreiungsschlag. Livers ist
anzumerken, wie gross die Erleichterung für
ihn ist. Er beschreibt dies wie folgt: «Jetzt kann
ich mich wieder auf den Sport konzentrieren,
muss mich nicht mehr ständig hinterfragen.»
«Toni, wir glauben an dich»
Worauf der Wandel bei Livers zurückzuführen
ist, weiss er selber nicht genau. Ein wichtiger
Grund aber ist der Trainerwechsel von der
Norwegerin Guri Hetland zum Tschechen
Iwan Hudac. Livers sagt: «Iwan sorgte für neue
Impulse, neue Ideen, und die taten mir gut.»
Nicht zuletzt hat auch sein Körper mitgespielt,
40 Snowactive Februar 2015
Patrick Schmid,
SRF Kommentator, Langlauf
1.Zuerst wartet enorm viel Fleissarbeit. Es müssen unzählige Biographien zusammengestellt werden. Viel wichtiger ist aber der
direkte Kontakt mit den Sportlerinnen und Sportlern sowie mit den
Trainern, Wachsleuten usw. Durch
sie erfährt man spannende Geschichten, die man den Zuschauerinnen und Zuschauern weitergeben kann.
2.Gefühle gehören absolut dazu!
Wenn Dario Cologna im 50-Kilometer-Rennen bei den Olympischen
Spielen in Sotschi wenige Kilometer
vor dem Ziel einen Skibruch erleidet, lässt dies niemanden kalt.
­Jedoch ist es wichtig, trotz aller
Emotionen, Situationen fundiert
einzuordnen und den Zuschauer
sprich, er ist gesund geblieben. Neben diesen
Fakten dürfte aber ebenso das Menschliche
mitspielen. Unter der neuen Führung spürt
Livers, dass die Teamleitung auf ihn und seine
Fähigkeiten setzt. «Toni, du bist nicht alt, wir
glauben an dich», war eine Message, die der
sensible Athlet früh wahrnahm und realisierte,
dass «es sich nicht nur um nette Worte handelt».
Im Hinblick auf die Weltmeisterschaften vom
18. Februar bis am 1. März baut sich bei Toni
Livers eine ganz besondere Vorfreude und
Spannung auf. «Ich sehe die Möglichkeit, um
die Podestplätze zu fighten, sofern alles
klappt», sagt er. Und diese Perspektive, so lässt
er rasch durchblicken, sorgt für eine gehörige
Portion an Zusatzmotivation, Zusatzfreude.
Ans 15-km-Skating-Rennen denkt er in erster
Linie. Darauf hat er sich nach der Tour de Ski
ausgerichtet, hat alles unternommen, um seine
Formkurve auf die WM hin dem Kulminationspunkt entgegenzusteuern. «Eine solche Möglichkeit hat sich mir ganz lange nicht mehr
geboten», sagt er.
Staffel-Perspektiven
Livers ist aber Realist genug, um festzuhalten,
dass «neben der Form zahlreiche weitere Fak-
sicher durch das Renngeschehen
zuführen.
3.Zum Glück gibt es im Langlauf selten längere Unterbrechungen. Ich
bin immer wieder beeindruckt, wie
Kollegen zum Beispiel beim Skispringen oder beim Ski Alpin län­
gere, ungeplante Pausen gekonnt
meistern.
4.Wir dürfen uns in erster Linie auf
das Duell Norwegen gegen das
Gastgeberland Schweden freuen,
wobei der letztjährige Gesamtweltcupsieger Martin Johnsrud Sundby
der grosse Favorit sein dürfte. Aber
er und seine norwegischen Kollegen werden bestimmt durch Dario
Cologna gefordert werden.
5.Bei der letzten WM ist der Knoten
endlich geplatzt: Cologna gewann
seine ersten WM-Medaillen. Und als
Doppel-Olympiasieger ist das Ziel
klar: alles andere als der Gewinn
von einer bis zwei Medaillen wären
eine ­Enttäuschung. Von den anderen Schweizern dürfen gute Platzierungen erwartet werden. Vor allem
bin ich auf die Schweizer Männerstaffel gespannt, da könnte eine
Überraschung drin liegen.
toren hinzukommen». An perfekt präparierte
Ski, «Material, das passt», wie er sagt, denkt er,
an einen Rennverlauf, der ihm entgegenkommt, und ohne perfekte Tagesform wird er
auch nicht allzu weit kommen. Als «etwas
Komplexes mit vielen Unbekannten» sieht er
das Produkt. Als etwas Beflügelndes die wiedererlangte Leistungsfähigkeit: «Die Aussicht,
um Spitzenpositionen zu laufen, motiviert viel
stärker, als die Aussicht auf einen Rang unter
‹ferner liefen› .»
Mit dem wiedererstarkten Livers zu einem Thema werden dürfte auch die Staffel. Der bisherige Saisonverlauf hat gezeigt, dass sich da
Perspektiven bieten. Livers sieht diesem Wettbewerb mit Spannung entgegen. Mit Dario
Cologna, Curdin Perl, Jonas Baumann und ihm
scheint ein kompetitives Quartett an die Startlinie zu treten. «Wenn ich überlege, wie die
Franzosen Olympia-Bronze gewinnen, sehe ich
auch für uns Möglichkeiten», sagt er.
Noch gesagt haben will Toni Livers, dass er sich
nicht nur auf die WM ausrichtet. Ebenso lockt
am Saisonende das 50-km-Rennen von Holmenkollen. Auch dieses ist auf seine Qualitäten
zugeschnitten, auch in diesem will er seinen
wiedererlangten Hunger stillen. Jörg Greb
F i s N o r d i c Wo r l d S k i C h a m p i o n s h i p s
Adriano Iseppi,
SRF-Experte, Langlauf
1.Sich informieren via diverser Medien (im Langlauf hauptsächlich
skandinavische) und dann vor allem
viele Gespräche führen vor Ort mit
Athleten und Betreuern der verschiedenen Nationen.
2. Freude über hervorragende Leistungen zeigen ist authentisch und hier
muss man sich, denke ich, nicht zurückhalten. Anders sieht es bei den
Enttäuschungen aus. Hier versucht
man eher zu relativieren, obwohl
man dann schnell dazu verleitet
wird, eine Leistung schön zu reden.
Eine gut begründete Analyse mit
einer angemessenen Kritik, falls nötig, ist hier die bessere Lösung.
Mit Nachrecherchieren, einem
3.
Fachgespräch mit dem Kommentatorenkollegen oder während einem
längeren Rennen auch mal mit
einem Spurt aufs Häuschen.
4. Petter Northug, Johann Olsson und
Martin Johnsrud Sundby (neben Dario Cologna natürlich!).
5. Dario Cologna wird seine Form wieder genau auf diesen wichtigsten
Anlass hin timen und in jedem Rennen ein heisses Eisen im Feuer sein.
In der Männerstaffel können die
Schweizer für eine Überraschung
gut sein und auch beim Sprint ist mit
einem Exploit zu rechnen. Damit es
aber hier für eine Medaille reicht,
muss alles optimal stimmen.
Michael Stäuble,
SRF Kommentator, Skispringen
Rachel Murit,
Reporterin Radio SRF
1.Ich verfolge den Langlauf- und Skisprung-Weltcup intensiv, stelle Statistiken und Biografien der Athletinnen und Athleten zusammen, führe
an Wettkämpfen Gespräche mit
Trainern, Athleten und weiteren
Fachleuten, sodass ich die neuesten
Entwicklungen an der Sportfront
mitbekomme.
2.Emotionen machen den Sport erst
richtig sehens- bzw hörenswert.
Wichtig ist, dass man trotz dieser
Emotionen sachlich bleibt und die
sportliche Leistung, sei es nun ein
Sieg oder eine Niederlage, richtig
einschätzt.
3.Ich sage weshalb der Wettkampf
unterbrochen ist und gebe zurück
ins Studio – im Radio wird dann
Musik gespielt bis der Wettkampf
weitergeht.
4.In der momentanen Form sind dies
im Langlauf Marit Björgen, Therese
Johaug und Martin Johnsrud Sundby – die Norweger sind zurzeit kaum
zu schlagen! Im Skispringen ist der
Kreis der Favoriten ziemlich gross.
5.Das Schweizer Team hat mit Langläufer Dario Cologna sicher ein
heisses Eisen im Feuer. An der
Tour der Ski hat er bereits einige
gute Ansätze gezeigt. Simon Ammann hätte im Skispringen auch zu
den Podestanwärtern gehört. Nach
seinem Sturz an der Vierschanzentournee und der schweren Hirnerschütterung ist aber noch offen,
ob er überhaupt an der WM teilnehmen kann. An dieser Stelle: Gute
Besserung!
Andreas Küttel,
SRF Experte, Skispringen
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Februar 2015 Snowactive 41
I B U Wo r l d C h a m p i o n s h i p s B i at h l o n
Gestatten?
Mario Dolder, Biathlet
aus dem ­Baselbiet
Fehlender Schnee sorgt im Schneesport
selten für gute Nachrichten. Im Fall Mario
Dolder indes schon. Er schnupperte erstmals Biathlon-Luft, als ein Langlauflager
verlegt wurde. Heute hat er sich an die
Weltcup-Spitze herangekämpft und studiert an der ETH Zürich.
Faible über die Jahre entwickelt. Dank des unglücklich glücklichen Umstandes fehlenden
Schnees, stiess Dolder zum Biathlon. Da ein
Langlauflager des Sportamts seinerzeit aus
Witterungsgründen vom Glaubenberg nach
Andermatt verlegt wurde, schnupperte der
­damalige Langläufer der LG Lausen vor rund
zwölf Jahren erstmals Biathlonluft im Rahmen
einer Kids Trophy. Fasziniert von der paradoxen Kombination aus physischer Hochleistung
und Präzision blieb er hängen und arbeitete
sich über die Swiss-Ski-Juniorenabteilung
hoch ins Eliteteam.
Training «ennet» der Grenze
 Unter den berühmten Söhnen und Enkeln
aus Zeglingen (Kanton Baselland) listet Wikipedia auf: Adolph Rickenbacker, Miterfinder
der E-Gitarre mit familiären Wurzeln in Zeglingen; Eddie Rickenbacker, amerikanischer
Jagdflieger im Ersten Weltkrieg; Peter Rickenbacher, Wunderheiler, und Heinrich Wiesner,
in Zeglingen geborener Schriftsteller. Mario
Dolder wird noch nicht gelistet. Der 24-Jährige
arbeitet hart und zielstrebig daran, dieses Versäumnis zu korrigieren. Er ist zweifelsohne der
aktuell bekannteste Sportbotschafter der 475
Einwohner zählenden Gemeinde in der Basellandschaft. Neben SchweizermeisterschaftsGold ziert bereits Junioren-WM-Bronze das
Palmares des Skijägers.
Dank fehlendem Schnee zum Biathlon
Ein bisschen Eddie Rickenbacker steckt in Mario Dolder: Treffsicherheit. Während Eddie,
ohne familiäre Bande zu Mario, mit 26 Abschüssen der erfolgreichste US-Jagdflieger im
Ersten Weltkrieg war, schiesst sich Mario langsam in Richtung Weltspitze in der Ski-Jagd
(Biathlon). Auch eher zufällig hat sich dieses
42 Snowactive Februar 2015
Dolders Heimat Zeglingen liegt im Bezirk Sissach im Kanton Baselland. Nicht unbedingt die
erste Adresse für nordischen Wintersport; vordergründig. Ein vertiefter Blick offenbart mit
der Langlaufgruppe Lausen einen sehr innovativen und umtriebigen Langlaufverein, dessen
Mitglieder an den renommiertesten Volksläufen der Welt gern gesehene Teilnehmer sind.
Die LG Lausen, zusammen mit dem SSC Riehen, ist seit ihrer Gründung 1998 regelmässiger Organisator und Ausrichter von Langlaufund Biathlon-Wettkämpfen. An vorderster
Front dabei sind Mario Dolders Eltern. Sie haben ihrem Sprössling die Liebe zum Langlaufen in die Wiege gelegt, ihn unterstützt und
gefördert. In der Regel nicht direkt in Zeglingen, aber just «ennet» der Grenze am Notschrei
in Deutschland ist eines der vielen Trainingszentren unserer nördlichen Nachbarn und seit
wenigen Jahren auch Trainings- und Wettkampfort der Schweizer Biathleten. Aber sollte
die Schneesituation, wie eben jetzt über die
Festtage, ideal sein, gibt’s gar in Zeglingen
selbst gute Trainingsmöglichkeiten. Eine Loipe
wird präpariert, der Skilift ist in Betrieb und
der Zeglinger Volksskitag findet auf heimischen Gefilden statt. Der Weg vom Baselbiet
zum Biathlon war demnach für Mario Dolder
kein weiter, er lag quasi vor der Haustür.
Zurück in der Gegenwart. Mario Dolder ist ein
fixer Bestandteil des Schweizer Männer-Biathlonteams. Zwar missriet ihm das entscheidende Selektionsrennen in Beitostoelen (NOR),
über den Umweg des IBU Cups schaffte Dolder
indes noch vor den Festtagen die Rückkehr in
den Weltcup, wo er zuletzt mit zwei Punkterängen und insgesamt vier Klassierungen in
den Top 50 seinen Anspruch formulierte. «Ich
bin im Grossen und Ganzen sehr zufrieden mit
meinem bisherigen Saisonverlauf. Insbesondere die Tatsache, dass ich trotz zwei Schiessfehlern immer noch in die Punkteränge laufen
kann, gibt mir viel Selbstvertrauen. Mein persönliches Ziel für den weiteren Saisonverlauf
ist die bislang erreichte Konstanz weiterzu-
WM in Kontiolahti
15 Jahre ist es unterdessen her, als Kontiolahti
Biathlon Weltmeisterschaften austrug. Davor
sprang der finnische Ort 1990 als Ersatzstation
für Minsk/Oslo ein. Präsent sind diese letzten
Titelkämpfe von 1999 bis heute. Legendäre Wetterverhältnisse prägten das Geschehen, Temperaturen von jenseits der minus 25 Grad verhinderten einen geregelten Ablauf und reguläre
Wettkämpfe. Auch die von IBU-Spitzenfunktionären eigenhändig entfachten Lagerfeuer entlang
der Strecke liessen das Quecksilber nicht auf die
geforderten 20 Grad Kälte steigen. Die Sprintrennen mussten insgesamt sechsmal verschoben werden, die Einzel- und Massenstartrennen
wurden gar erst im Rahmen des Weltcupfinals in
Oslo nachgeholt.
Unterdessen hat Kontiolahti das Biathlonstadion
modernisiert und seit 2004 mit einem CooledTrack ausgestattet. Die 1,5 Kilometer lange Asphaltpiste lässt auch bei massiv zu hohen Temperaturen Schneetraining zu. Rund drei Millionen
Euro investierte die Region in die neue Infrastruktur mit Medienkomplex, Streckenbeleuchtung und gar einer stadioneigenen Sauna. Die 47.
IBU Biathlon Weltmeisterschaft findet vom 4. bis
15. März 2015 statt. Elf Medaillensätze werden
auf der Medalsplaza in Joensuu, der Hauptstadt
Nordkareliens, vergeben.
05.03.17.15 Uhr Mixed Relay
07.03.13.00 Uhr Sprint Männer 10 km
07.03.16.30 Uhr Sprint Frauen 7,5 km
08.03.13.15 UhrVerfolgung Männer 12,5 km
08.03.16.00 UhrVerfolgung Frauen 10 km
11.03.17.15 UhrEinzellauf Frauen 15 km
12.03.17.15 UhrEinzellauf Männer 20 km
13.03.17.15 Uhr Staffel Frauen
14.03.16.30 Uhr Staffel Männer
15.03.13.30 Uhr Massenstart Frauen 12,5 km
15.03.16.15 Uhr Massenstart Männer 15 km
I B U Wo r l d C h a m p i o n s h i p s B i at h l o n
führen. Natürlich mit Ausreissern nach vorne!
Ich befinde mich läuferisch auf einem guten
Niveau. Beim Schiessen möchte ich natürlich
daran anknüpfen und arbeite hart daran», so
Mario Dolder.
Sport und Studium gemeinsam meistern
Trainingsfleiss und grosse Selbstdisziplin sind
unter anderem grosse Stärken des Hobbysurfers. Erfordernisse auch, um Beruf und Studium unter einen Hut zu bringen. Mario Dolder
studiert seit September 2013 Bauingenieurwissenschaften mit Bachelor an der ETH Zürich. Neben Waffe, Ski und Bekleidung sind
Bücher und Studiumsunterlagen seine ständigen Begleiter. «Das Wichtigste bei meiner Art
von Studium ist ganz klar die Selbstdisziplin.
Während sich die anderen Sportler am Abend
beim Fernsehen vom Training erholen, setze
ich mich hin und kämpfe mich durch die sehr
anspruchsvolle Materie meines Studiums. Dies
ist nicht immer einfach und erfordert oft viel
Durchhaltewillen.» Dank sehr kooperativer
Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen
der ETH wurde es Mario ermöglicht, dass er
sich für ein Semester immer ein ganzes Jahr
Zeit nehmen kann. Prüfungen gibts nur einmal
im Jahr, dafür braucht er doppelt so lange für
den Bachelor als «normale» Studenten – sechs
Jahre.
30 Monate und die ersten entscheidenden
Zwischenprüfungen hat Dolder erfolgreich
­
­ emeistert; dank grosser Selbstdisziplin und
g
Hartnäckigkeit. Statt TV-Schauen im Hotelzimmer, Formelstudium am Rechner und in
Büchern. Ein Balanceakt zwischen psychischer
und physischer Höchstleistung. Durchhängen
ist nicht drin, in keiner der vielen Facetten von
Dolders aktuellem Sportler-Studenten-Leben.
Gerade auch deshalb nicht, weil das Schweizer
Männerteam sehr ausgeglichen ist. «Deshalb
selektionieren die Trainer nach jedem Weltcuprennen neu und versuchen jeweils die aktuell formstärksten Athleten im Weltcup an
den Start zu bringen. Da auch ich mich zu
denen zähle, muss ich mich jede Woche neu
Christian Manzoni
empfehlen.»
Martin Fourcade ist trotz Krankheit
in der Vorbereitung schon wieder
fast der Alte. Apropos alt: Ole Einar
Björndalen wird als 41-Jähriger
nach Kontiolathi reisen und auch an
dieser WM vorne mitmischen.
5. Mit Selina Gasparin fehlt die erfolgreichste Schweizer Athletin der
letzten Jahre wegen einer Baby-
Fotos: zVg.
5 Fragen:
Unsere experten
vor Ort
1. Was sind die wichtigsten Vorarbeiten für die Kommentierung eines
Sportwettbewerbs?
2.Wie sehr darf der Kommentator
seine eigenen Gefühle (Glück oder
Enttäuschung) den Zuschauer spüren lassen?
3.Wie überbrücken Sie länger dauernde Pausen oder Unterbrüche,
wenn sie «on air» bleiben?
4.Nennen Sie drei Favoriten an der
WM . . .?
5.Welche Medaillenchancen haben
die Schweizer?
Manuel Köng,
SRF Kommentator, Biathlon
1.Über Biathlon wird in der Schweiz
weniger berichtet als über Ski Alpin
oder Langlauf. Meine Haupt-Informationsquelle ist deshalb das Internet. Um an Insider-Infos heranzukommen helfen die geknüpften
Kontakte zu Trainern und Betreuern. Und mit Experte Matthias Simmen habe ich einen Fachmann an
der Seite, der ganz nah dran ist an
der Biathlon-Szene und die Dinge
aus der Athleten-Perspektive beurteilen kann.
2. Jede Athletin und jeder Athlet steckt
unglaublich viel Leidenschaft in diesen Sport. Wir Zuschauer dürfen in
jedem einzelnen Biathlon-Rennen
kleine (und manchmal grössere)
Dramen miterleben. Da gehören
Emotionen dazu. Sie sind das Salz in
der Suppe!
3.Meistens gibt es ja einen guten
Grund für einen Unterbruch. Da gilt
es die Zuschauer auf dem Laufenden zu halten. Es ist vielleicht auch
die Zeit, um ein Thema anzusprechen, das sonst in der Renn-Hektik
keinen Platz fände.
4.Bei den Frauen werden alle Augen
auf die finnische Lokalmatadorin
Kaisa Mäkärainen gerichtet sein. Zu
Saisonbeginn hat sie die Konkurrenz dominiert. Und da wäre noch
ihre offene Rechnung nach den medaillenlosen Olympischen Spielen
in Sotschi. Bei den Männern ist die
Ausgangslage offener. Seriensieger
Matthias Simmen,
SRF-Experte, Biathlon
1. Ich bin selbst während den offiziellen Trainings mit den Ski auf den
Wettkampfstrecken unterwegs und
hole mir so Eindrücke über die
­Topographie sowie die Schnee­
beschaffenheit. Das mache ich
ebenfalls ca. eine Stunde vor Wettkampfbeginn. Mein Vorteil ist, dass
ich alle aktuellen Weltcup- sowie
die WM-Strecken in Kontionlahti
(FIN) selber noch als Athlet unter
Wettkampfbedingungen lauf- und
schiesstechnisch absolviert habe
und somit die Schlüsselstellen und
Schwierigkeiten der jeweiligen
Strecken und Schiessstadien bestens kenne. Während diesen offiziellen Trainings ergibt sich spontan
die Gelegenheit sich mit den Athletinnen und Athleten auszutauschen
und die allerneusten Informationen
aus erster Hand zu kriegen. Mit den
Trainern der verschiedenen Nationen habe ich ebenfalls während
dem Training am Schiessstand Zeit
mich zu unterhalten und Informationen zu sammeln. Über die Resultate der laufenden Saison sowie die
pause. Ihre jüngere Schwester Elisa
könnte allerdings wie in Sotschi, wo
sie ein Diplom ersprintete, für einen
Exploit sorgen. Bei den Männern hat
Benjamin Weger im Weltcup mehrfach bewiesen, dass er auf das
Podest laufen kann. Wieso nicht
auch an einer WM?
Analysen zu den Lauf- und Schiesszeiten der Athletinnen und Athleten
halte ich mich immer auf dem neusten Stand.
2. Da ich viele Athletinnen und Athleten persönlich kenne, ist es nicht
immer einfach, die Emotionen
(Glück und Enttäuschung) zu kanalisieren. Ich glaube jedoch, es ist
wichtig, trotzdem neutral die Leistungen zu beurteilen und zu analysieren.
3.Da ich über ein grosses Repetoire
an Hintergrund- und Insiderwissen
verfüge, ist es kein Problem auch
eine längere Pause mit Geschichten
und Anekdoten zu füllen.
4. Meine Favoriten an der WM in Kontionlahti (FIN) sind bei den Männern:
Martin Fourcade (FRA), Emil Hegle
Svendsen (NOR), Anton Shipulin
(RUS). Bei den Frauen: Kaisa Mäkkärainen (FIN), Daria Domracheva
(BLR), Valj Semerenko (UKR).
5.Nachdem Selina Gasparin in diesem
Winter eine Mutterschaftspause
einlegt, hat sicher ihre jüngere
Schwester Elisa das grösste Potenzial auf ein Top-Resultat. Zu was
Elisa in der Lage ist, hat sie an den
Olympischen Spielen in Sotschi vor
Jahresfrist mit dem 8. Platz im
Sprint eindrücklich bewiesen. Bei
den Männern liegen die Hoffnungen, aufgrund der Resultate der
laufenden Saison, bei Benjamin
­Weger. Sofern er seine Laufform
halten und seine Schiessleistung,
vor allem im Liegendbereich steigern kann, gehört er in jedem Wettkampf zum erweiterten Kreis der
Medaillenkandidaten.
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