nummer 11 winter 2006 - Städtische Galerie Nordhorn
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nummer 11 winter 2006 - Städtische Galerie Nordhorn
NUMMER 11 WINTER 2006 D A S K U LT U R M A G A Z I N F Ü R D I E G A N Z E F A M I L I E D A S K U LT U R M A G A Z I N F Ü R D I E G A N Z E F A M I L I E GALERIE Der Griff zur Stichsäge KUNSTSCHULE Rollentausch PORTRAIT Torsten Kaufmann THEMENHEFT Franka Hörnschemeyer 3 Editorial Willkommen, IMPRESSUM Inhalt 3 4 6 8 10 11 12 13 25 26 28 30 31 32 34 Editorial Lieblingsbilder Angelo Palmisano und Teresa Mendes Rehbock Galerie Die letzte Lösung: Der Griff zur Stichsäge Portrait Torsten Kaufmann: Das Leben – ein Gesamtkunstwerk Standpunkt Karin Adrian von Roques: Kunst und Politik im Orient Was ist eigentlich… Impressionismus? schöne Tipps Themenheft kunstwegen „Akribische Beobachtungen” von Till Krause Herausgeber Städtische Galerie Nordhorn Vechteaue 2, 48529 Nordhorn Tel.: (0 59 21) 97 11 00 Fax: (0 59 21) 97 11 05 kontakt@staedtische-galerie.nordhorn.de Redaktion Daniel Klause (verantwortlich) Marianne Begemann Andre Berends Carolin Ernst Thomas Kern Roland Nachtigäller Dagmar Thiel Fotos Gerold Meppelink (S. 13, 28, 32, 33) Jürgen Lüken (S. 1, 4–9, 32–34, 36) Andre Berends (S. 12, 26, 27) Daniel Klause (S. 29) Titel Jürgen Lüken Kunstschule Rollentausch Illustrationen Frank Ulmer Reportage Mauerrund – Noch eine Geschichte vom Rawe-Ring-Center Gestaltung Lorena Volkmer Kochkünstler Ubbo Kügler: Labskaus Druck A. Hellendoorn KG, Bad Bentheim Bücherecke „schön”erscheint mit freundlicher Unterstützung des Landes Niedersachsen. Der andere Blick … in die Auslage Die bunte Seite Bilder gehören zu einem Restaurant oder einer Kneipe wie die Küche, die Theke, die Tische und Stühle. Manchmal bedeuten sie für die Wirte jedoch mehr als nur schmückendes Beiwerk. Zwei Nordhorner Gastronomen berichten in schön, warum sie ihre Lieblingsbilder am Arbeitsplatz aufgehängt haben. Kaum noch Platz, um alle seine Bilder und Skulpturen zu hängen und zu stellen, hat Torsten Kaufmann. Der Lehrer, Maler und Bildhauer gewährte schön einen Blick in seine eigenen vier Wände und sein Seelenleben. Welche Inspiration und Intention hinter den Werken islamischer Künstler steckt, ist für uns Mitteleuropäer nicht immer leicht zu verstehen. schön-Gastautorin und Islamexpertin Karin Adrians von Roques versucht einen Perspektivenwechsel. Die Rollen getauscht haben die Lehrer an der Kunstschule. schön war dabei, als sie bei einer Fortbildung wieder die Schulbank drückten. Und schließlich: Darf ein Kulturmagazin beim Thema Nummer eins in Nordhorn, dem Rawe-Ring-Center, abseits stehen? Wir meinen nein und haben uns auf der Baustelle umgesehen. Gute Unterhaltung Daniel Klause Lieblingsbilder 4 5 Dieses Bild finde ich gut … Teresa Mendes Rehbock Alter 44 Beruf Wirtin ie ist allgegenwärtig: auf einer Uhr, als Muster in einem Vorhang, auf einem Zierteller – die Mona Lisa. Ist es da verwunderlich, dass Teresa Mendes Rehbock ihr Musikcafé an der Neuenhauser Straße in Nordhorn nach jener Muse Leonardo da Vincis benannte? Eigentlich nicht, sollte man meinen. Wohl aber für die Gastronomin selbst. Denn als sie vor 15 Jahren ihre Bar eröffnete und kurzfristig einen Namen suchte, besaß sie diesen ganzen hübschen Schnickschnack mit dem interpretationswürdigen Konterfei noch gar nicht. „Ich musste eine Entscheidung treffen – und plötzlich war dieser Name in meinem Kopf“, erinnert sich die heute 44-Jährige, die von den meisten ihrer Gäste nur bei ihrem S Vornamen gerufen wird. Seitdem sammelt Teresa allerlei Krimskrams mit dem Bild jener Frau, dessen weltberühmtes Original wohl Anfang des 16. Jahrhunderts entstand und wahrscheinlich die Gattin eines Kaufmanns aus Florenz zeigt. „Ich habe fast alles geschenkt bekommen“, sagt Teresa. Dazu gehören auch die vielen, bunten Postkarten hinter der Theke. Über die Befindlichkeit der Porträtierten wird seit Jahrhunderten spekuliert. Ist sie traurig, glücklich, entspannt oder genervt vom langen Stillsitzen? Zumindest ist sie eine vielseitige Frau, das zeigen die – nicht immer ganz ernst gemeinten – Postkartenmotive: Mal versteckt sie sich hinter einem Vorhang, zieht eine Schnute, gibt sich ungewohnt offenherzig, schielt, hat sich als Weihnachtsmann verkleidet, trägt eine schwarze Sonnenbrille, genehmigt sich einen Schluck aus der Pulle. Welches Motiv aber ist Teresas Lieblingsbild? „Das Original natürlich“, sagt die Portugiesin todernst und zeigt auf ein Bild, das zwischen Theke und Dartscheibe hängt. So, so. „Na gut, es ist ein Repro“, fügt sie schmun- zelnd hinzu. Aber immerhin aus dem Louvre. Das Museum in Paris ist mit einigen Unterbrechungen seit der französischen Revolution Ende des 18. Jahrhunderts das Domizil der Mona Lisa.Teresa hat sie vor elf Jahren besucht – und war sofort hin und weg: „Es liegt ein Schleier der Ruhe auf der Mona Lisa. Ich war entspannt, spürte eine tiefe Sehnsucht in mir.“ Eine Bestätigung also, vier Jahre zuvor die richtige Entscheidung getroffen zu haben. So genau erklären kann Teresa die Verbindung zwischen ihr und der Mona Lisa zwar nicht – beim Besuch im Louvre sei ihr aber gleich klar gewesen: Das ist Magie. Das Bild ist ihr wichtig, auch wenn es sich nur um einen Kunstdruck handelt und der dunkle Holzrahmen mit der schützenden Glasplatte und der Goldverzierung ein Vielfaches von dem kostete, was sie in Paris für das Poster, fast so groß wie das Original, auf den Tisch blätterte. Teresa ist mit ihrer und ihrem Mona Lisa glücklich. Das Café hat sich in den vergangenen Jahren in Nordhorn fest etabliert. „Es ist ein Haus des Friedens“, sagt die Portugiesin, die in Porto geboren wurde und mit ihrer Familie im Jahr 1975 nach Deutschland zog. Seit rund 20 Jahren ist Teresa, die in Nordhorn und Bad Bentheim zu Hause ist, in der Gastronomie tätig. Natürlich habe es da schon mal einen Tag gegeben, an dem nicht so viele Gäste gekommen seien – aber ein Blick zur „alten Freundin Andre Berends Mona Lisa“ gleiche vieles aus. Lieblingsbilder Angelo Palmisano Alter 41 Beruf Gastronom Familienstand ledig, 2 Kinder ch habe ein Lieblingsbild, aber das ist vermutlich keine hohe Kunst. Trotzdem hängt es seit 15 Jahren an einem besonderen Platz.“ Dass Kunst starke Gefühle auslösen kann, wird schnell klar, wenn Angelo Palmisano erzählt. Der Nordhorner Gastwirt der Pizzeria „La Gondola“ weist auf ein Bild in dunklen Ölfarben, das beim Betreten seines Restaurants nicht auf den ersten Blick zu entdecken ist. Es zeigt eine süditalienische Straßenszene: Wäsche hängt an den Balkonen, Frauen und Kinder streifen durch die enge Gasse. „So hat es bei mir Zuhause auch ausgesehen“, sagt Angelo Palmisano. Und genau deshalb hängt das Bild in einer Nische zwischen Eingang und Theke. Unzählige Male läuft der Gastwirt während der Arbeit an dem 110 mal 80 Zentimeter großen Bild vorbei: Ein kleiner Seitenblick – und die Heimat ist plötzlich ganz nah. Der 41-Jährige hat die ersten 16 Jahre seines Lebens im 4000-Einwohner-Bergdorf Gagliano auf Sizilien verbracht. Dass er einmal in Deutschland leben würde, hat aus seiner Familie allerdings niemanden erstaunt. Angelo Palmisano wurde 1965 nämlich völlig überraschend in Düsseldorf geboren, als seine Eltern hier nur kurz Verwandte besuchten. 1988 ist Palmisano nach Deutschland gekommen und hat auf der Nordseeinsel Borkum seine Ausbildung gemacht. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland eröffnete er 1989 „La Gondola“ in Nordhorn. „In Italien gibt es kleine, nur 60 Zentimeter breite Gassen zwischen den Häusern, die die Straßen miteinander verbinden. Als Kinder haben wir dort jeden Tag gespielt“, beschreibt Angelo Palmisano sein Dorf Gagliano. „In diesen Gässchen, die im Italienischen „viale“ heißen, war es auch immer dunkel. Daran erinnern mich die gedeckten Farben des Ölbildes“, I erklärt der Gastwirt. „Als Kinder haben wir uns manchmal in den Gassen verlaufen. Wir wussten nie so genau, wo wir wieder herauskommen“, erinnert sich der Italiener an die verwunschenen Labyrinthe seiner Heimat. Anfang der 1990er Jahre lernte Palmisano den italienischen Künstler Toni Manta in Rom kennen. Dessen Arbeiten in Ölfarben gefielen dem Gastwirt. Er beauftragte den Maler, innerhalb eines Jahres 15 Bilder für das Restaurant „La Gondola“ anzufertigen – bis heute hängen sie in den Gasträumen. Die süditalienische Straßenszene hat es Palmisano besonders angetan. „Trotz der dunklen Farben und der engen Gassen wirkt das Bild lebendig und strahlt Fröhlichkeit aus. Das gibt mir Ruhe und Gelassenheit“, sagte er. In der Grafschaft gefallen ihm vor allem die Skulpturen auf der kunstwegen-Route entlang der Vechte. „Für Kunst braucht man Zeit und Gefühle“, sagt der Gastwirt, der die Kunstwerke Michelangelos und Picassos schätzt. Nicht wichtig sei es ihm, ein Bild eines bekannten Künstlers zu besitzen. Vielmehr zähle, dass Kunst eine Botschaft habe, die den Betrachter erreicht. Im Dezember 2006 wird Angelo Palmisano mit seinem Ristorante in neue Räume schräg gegenüber in der Ochsenstraße einziehen. Die letzten Umbauarbeiten sind noch im Gange, doch eines ist klar: Sein Lieblingsbild wird auch hier wieder einen besonderen Platz bekommen. Dagmar Thiel Galerie 6 7 Galerie Die letzte Lösung: Der Griff zur Stichsäge Manchmal macht ein Ausstellungsabbau so viel Arbeit wie ein Umzug Während Kerstin Goedecke das Klebeband von der Wand nimmt entfernt Elisabeth Wollek die Vaseline der Wandzeichnung von Nik Nowak. ie vier Frauen schaben, zerren und reißen mit Engelsgeduld.Was der junge Künstler Nik Nowak zwei Monate zuvor akribisch mit Klebeband, Folien und Vaseline auf 66 Quadratmeter Wand der Städtischen Galerie Nordhorn brachte, hängt bereits in Fetzen herunter. „Es ist eine unglaubliche Fisselarbeit. Man ist schon froh, wenn man ein größeres Stück Folie zu packen bekommt“, sagt Elisabeth Wollek, technische Aufbauleiterin der Galerie. Dem widerspenstigen Material rückt sie an diesem Montagmorgen mit Spachtel, Cutter und den bloßen Fingernägeln zu Leibe: In wenigen Stunden muss die Wand blitzblank sein. Dann wird ein Trockenbauer Unebenheiten ausbessern und die Flächen neu streichen. Schoben hier bislang Nik Nowaks gigantische Kettenfahrzeuge die splitternden Reste eines Bildraums wie Packeisschollen zusammen, heißt es an genau diesem Ort nur vier Tage später auf der Messe „Lebens(t)räume“ „schöner Bauen und Wohnen“. „Ein Ausstellungsabbau ist genau so viel Arbeit wie ein Umzug“, sagt Elisabeth Wollek, während sie oben auf der Leiter am Handy ein D Auch die Wandzeichnung von Christine Rusche wird nach Ausstellungsende von den Malern wieder weiß überstrichen. Gespräch annimmt und mit der freien Hand weiter an der Folie knibbelt. Galerieleiter Roland Nachtigäller kann dem stets wiederkehrenden Finale nur wenig abgewinnen: „Es ist schrecklich, am liebsten würde ich jedes Mal verreisen“, sagt er über den Ausstellungsabbau. Die Künstler hätten für „Wucherungen und Wandnahmen“ zwei Wochen vor Ort gearbeitet und nächtelang darüber diskutiert. „Nach sechs Wochen Ausstellung wird alles wieder übermalt – furchtbar!“, so Nachtigäller. Denn bei dem Wandzeichnungsprojekt lässt sich vieles nicht erhalten. Die Künstler zeichneten und malten nicht nur, sie gestalteten auch mit Klebebändern und Styropor, klebten Papierschichten oder zeichneten mit dem Luftgewehr auf die Wand. Zumindest Hannes Kater wird Teile seiner Kunst zurückbekommen. Er hat seine Zeichnungen von Wänden und Decke über Styroporflächen wie ein Bühnenbild in den Raum wachsen lassen. Sie hängen noch im Halbdunkel an der Zwischenwand zwischen den Pavillons und warten darauf, behutsam abgenommmen zu Virtueller Sommerausflug: Programmierer und Autoren haben lange daran gearbeitet, örtliche Historiker, Biologen und Kunstwissenschaftler haben ihr Fachwissen mit einfließen lassen – und nun liegt sie endlich vor: Die kunstwegen-Multimedia-CD ist randvoll mit Bildern, kurzen Filmsequenzen, gesprochenen Texten und Karten. Per Mausklick durchs Vechtetal, das ist das Motto dieser Produktion, die das Skulpturenprojekt nun auch auf PC und Mac-Rechner zugänglich macht. + + + + Experimenteller Galeriebesuch: Das www-Labor der Kunstschule ist auch in diesem Halbjahr wieder höchst aktiv. So gibt es jetzt das erste Kunstschul-Gästebuch im Internet, das auf Kommentare und Nachrichten wartet. Und momentan experimentieren die TeilnehmerInnen sogar mit virtuellen begehbaren Räumen, in denen die Besucher auf Entdeckungsreise gehen können. Unter der Leitung von Hilmar Hermens wird hier die ganze Welt der digitalen Medien erforscht. + + + + Geheimnisvolles Leuchten: Zum Auftakt der neuen Theatersaison wurde im Nordhorner Konzert- und Theatersaal mit einem kleinen Festakt ein faszinierendes Lichtband der Öffentlichkeit vorgestellt. Gleich im Eingangsbereich trifft der Besucher nun auf eine lange Reihe von Impressionen aus dem Vechtetal, Kunst, Natur und Geschichte im anregenden bildlichen Dialog. Die Theatergäste freut's, gibt es doch nun in den Pausen so manch einen unbekannten Blick auf bekannte heimatliche Orte zu entdecken. Und nicht wenige rätseln über die scheinbar fehlende Lichtquelle für die leuchtenden Dias – ebenso wie im Theater „De Voorveghter“ in Hardenberg, wo werden.Auch die 17 Meter breite Wandcollage von Christian Schwarzwald wird abgezogen und dem Künstler zurückgegeben. „Wahrscheinlich spritzen wir eine Wasser-Alkohol-Lösung auf die Wand, damit sich das Papier lösen lässt“, sagt Wollek. Fingerspitzengefühl wird erforderlich sein, damit die dünnen Bögen nicht reißen. Die zeichnerischen Wandskizzen von Ubbo Kügler dagegen haben Maler bereits in der Nacht nach dem Ausstellungsende einfach übermalt. Im Schnitt dauert ein Ausstellungsabbau anderthalb Wochen. „Am Anfang denkt man immer, man schafft es nicht“, sagt Elisabeth Wollek, für die dann Zehn-Stunden-Tage keine Seltenheit sind.Auch eine einheitliche Vorgehensweise gibt es nicht. So wie jede Ausstellung anders ist, ändert sich auch das Auf- und Abbauen von Mal zu Mal. Meist werden Bilder und Skulpturen an die Künstler, ihre Galerien oder neue Ausstellungsorte geschickt. „Teure Bilder sorgfältig zu verpacken und zu beschriften, ist aber noch viel aufwändiger, als hier die Wände abzubauen und zu streichen“, vergleicht Roland Nachtigäller. Eher einfach gestaltete sich der Abbau der Ausstellung „goldgelb“ von Sonja Ahlhäuser im Frühjahr 2006. Die Ballen für die Strohlandschaften nahm der Landwirt, der sie zur Verfügung gestellt hatte, am Schluss einfach wieder zurück und nutzte sie als Einstreu in seinen Ställen. Kleinere Mengen gingen an Pferdehalter weg wie warme Semmeln. Doch nicht immer findet übrig gebliebene Kunst so reißenden Absatz. Hermann Maier Neustadt überließ der Galerie im Sommer 2006 die Skulptur „CAROORAC“. Der Künstler konnte die begehbare Kapsel nach zweijähriger Tournee durch mehrere Ausstellungshallen leider nicht zurücknehmen, da er nicht über ausreichend große Lagerräume verfügte, und auch ein Käufer fand sich nicht.Also blieb als letzte Lösung nur der Griff zur Stichsäge. „Diese Skulptur war das erste Kunstwerk, das ich absichtlich vernichtet habe“, erinnert sich Elisabeth Wollek. Mit schwerem Gerät rückte Jens Wilke damals an und zerlegte „CAROORAC“ in seine Einzelteile. Ungezählte Ausstellungen hat der Mitarbeiter im Fachbereich Öffentliche Flächen der Stadt Nordhorn mit seinen Kollegen bereits auf- und wieder abgebaut. Die Künstler selbst haben oft gar kein Problem damit, dass ihre Kunstwerke nicht von Dauer sind. Christine Rusche zum Beispiel, die für „Wucherungen und Wandnahmen“ mit ihrer großen schwarzweißen Wandzeichnung aus gegenstandslosen Flächen einen großen Mauerwinkel optisch zum Schweben gebracht hatte, legt ihre Kunst sogar explizit darauf an: „Dass es verschwindet, ist Bestandteil des Werks“, erklärt Elisabeth Wollek. Zeit, selbst wehmütig zu werden, hat die technische Aufbauleiterin der Galerie erst später.Am Ende einer Ausstellung überlagern organisatorische Fragen die Gefühle einfach. Elisabeth Wollek: „Es ist immer schade, wenn ein Projekt zuende geht. Doch auch in der Rückschau ist nichts einfach weg. Die Kunstwerke existieren zwar nicht mehr hier im realen Ausstellungsraum, aber sie wirken im Kopf Dagmar Thiel weiter.“ bereits seit einiger Zeit eine Lichtinstallation für kunstwegen wirbt. + + + + Erfolgreiches Stühlerücken: Nachdem Arzu Sevimli nach zwei Jahren die Städische Galerie Nordhorn für neue Aufgaben verlassen hat, wird das Büro seit Anfang Oktober von einer neuen Kraft geführt: Tina Meier ist 21 Jahre jung, arbeitete zuvor in der Euregio-Bücherei und hat sich mit großem Elan in die neuen Aufgaben gestürzt. Ausstellungsbesucher werden sie spätestens zur nächsten Eröffnung kennen lernen. + + + + Ungewohnte Kunstbegegnung: Die Projekttage an den Nordhorner Berufsbildenden Schulen hielten für eine Schülergruppe des Berufsvorbereitungsjahres eine ungewöhnliche Erfahrung bereit. Unter Anleitung der Kunstschuldozentin Heike Bluhm besuchten die Jungen und Mädchen, die bisher ohne jeglichen Schulabschluss geblieben sind, zwei kunstwegen-Skulpturen und arbeiteten anschließend an eigenen Projekten. Mit Draht und Stoff erstellten sie plastische Arbeiten, die bei Lehrenden ebenso wie bei den Schülern großes Staunen über ihre schlummernden Fähigkeiten hervorriefen. + + + + Fotografische Grüße: Das kunstwegen-Postkartenbuch war mit einem äußerst günstigen Preis und zwölf attraktiven Motiven von Anfang an ein Renner. Seit Herbst ist es vergriffen, und pünktlich zum Weihnachtsfest gibt es nun die zweite Auflage. Zwölf neue kunstwegen-Fotos aus dem deutschen und niederländischen Vechtetal vom Starfotografen Helmut Claus laden dazu ein, einen heimatlichen Gruß in die Ferne zu schicken. Portrait 8 9 Portrait Das Leben – ein Gesamtkunstwerk Der Nordhorner Torsten Kaufmann kennt (fast) keine Grenzen ein, man kann nicht sagen, dass die Kunst im Leben von Torsten Kaufmann einen bestimmten Platz hat. Denn es ist vielmehr so, dass sie überall im Alltag des Nordhorner Künstlers eine Rolle spielt: In seinem Haus haben Werke von ganz unterschiedlicher Größe einen Platz gefunden, unzählige Bildbände füllen die zimmerhohen Regale und auch beruflich hat er als Lehrer am Nordhorner Gymnasium Tag ein, Tag aus mit Kunst zu tun. N „Meine Vorstellung ist es, mein ganzes Leben lang Kunstwerke zu schaffen, die sich alle auf sehr verschiedene Arten miteinander verknüpfen lassen. Keines steht einfach so für sich allein. Mein Leben soll ein Gesamtkunstwerk sein“, erklärt der 46-Jährige. Und so braucht er auch für seine Ausstellungen viel Raum, um die einzelnen Stücke richtig zur Geltung kommen zu lassen. „Ich schaffe stets ganze Serien von Werken, die um ein Thema kreisen. So kann ich unterschiedliche Blickwinkel darauf zeigen“, erklärt Kaufmann, der seit zehn Jahren in Nordhorn wohnt und seit zwei Jahren am Gymnasium Kunst unterrichtet. So hat er schon für eine Ausstellung an einem früheren Arbeitsplatz ganze Räume zu einem regelrechten Netzwerk gestaltet. „Jedes Stück ist mit den anderen verbunden, auch wenn es manchmal nicht auf den ersten Blick auffällt. Man muss sich Zeit lassen. Je mehr man betrachtet, umso mehr Verbindungen der Werke untereinander werden deutlich“, führt er weiter aus. „Da ich aber soviel Raum für meine Ausstellung brauche, ist es nicht immer leicht, geeignete Orte zu finden.“ Dafür ist er bei der Wahl der Materialien für seine Kunstwerke alles andere als eingeschränkt. Von Bildern in Acrylfarben auf Leinwand über mannshohe Schaumstoffskulpturen und Arbeiten aus Sandstein bis hin zu Schnitzereien, die nur wenige Zentimeter groß sind, ist alles im Haus des Nordhorners zu finden. „Mir ist es wichtig, selbst etwas mit den Händen zu machen. Auch wenn ich zum Beispiel ein Foto finde, das in eine meiner Serien passt, male ich es lieber noch einmal ab, als lediglich die Fotografie zu benutzen“, erläutert Torsten Kaufmann. Und der Nordhorner greift dabei nicht nur zu Pinsel und Meißel sondern auch zu Nadel Für seine Skulpturen probiert Torsten Kaufmann immer wieder neue Materialien und Techniken aus. und Faden: So schafft er zum Beispiel erst Kokons aus Weidenruten, die er anschließend mit durchscheinender Gaze umnäht. „Bislang ist es mir noch nie passiert, dass ich eine Idee hatte und diese dann handwerklich nicht umsetzen konnte. Es kann aber natürlich auch sein, dass man automatisch innerhalb seiner Möglichkeiten denkt“, meint er. Im Alter von 17 Jahren fing Torsten Kaufmann an, sich künstlerisch auszudrücken. „Es gab keinen speziellen Auslöser dafür. Ich fing an zu malen und hatte schon früh ein recht breit angelegtes Interesse“, erinnert er sich. Dabei standen vor allem die verschiedenen Kombinationen von klassischen Techniken und modernen Ansätzen im Mittelpunkt seiner Arbeiten. Und das hat sich bis heute nicht geändert: „Ich habe zwar die Techniken und Aussagen verfeinert, bin aber meinem damaligen Verständnis von Kunst treu geblieben.“ Die Themen, die der Nordhorner in seinen Werken verarbeitet, sind vielschichtig. Oft findet er Anregungen in der Literatur, wie die Ausstellungen „Ikarus“ im Alten Rathaus in Neuenhaus und „Salomon“ im Nordhorner Rathaus beweisen. Aber auch aktuelle Probleme, zum Beispiel die Volksernährung, finden sich in seinen Arbeiten wieder. „Ich versuche stets, einen ironischen Ansatz zu finden, etwas, das den Betrachter zum Nachdenken bringt. Mir ist der Inhalt der künstlerischen Werke sehr wichtig. Die Form muss natürlich auch dazu passen. So ist die reine Formalästhetik in der Kunst nicht meine Sache“, erklärt Kaufmann. Neben der Arbeit und dem Familienleben bleibt ihm aber meist nur wenig Zeit für die Kunst. Immer wenn Torsten Kaufmann die Möglichkeit hat, arbeitet er daher an seinen Werken, „auch wenn manchmal eine halbe Stunde ausreichen muss“. Seit der Geburt seiner Zwillinge habe er immer seltener Zeit für seine Arbeiten. „Die ist dafür dann sehr intensiv“, erläutert er. Seine Arbeiten entwirft er meist ausschließlich im Kopf, Skizzen zu den Projekten gibt es nur wenige. Das ermöglicht ihm, in den freien Stunden ohne weitere Planung zu arbeiten. „Ich bin in dieser Beziehung ein Kopfmensch. Umso wichtiger ist es mir dann, mit den Händen die Werke selbst zu gestalten.“ Mit seiner „neuen“ Heimat Nordhorn hat sich Torsten Kaufmann in den vergangenen zehn Jahren angefreundet. „Selbst wenn das kulturelle Angebot hier noch besser sein könnte, kann man doch von Nordhorn aus einige andere interessante Städte leicht erreichen“, meint er. Und auch die Geschichte der Stadt Nordhorn interessiert ihn. Sein Traum: „Im alten RaweGebäude die Geschichte der Textilstadt auf künstlerische Art noch einmal beleuchten.“ Carolin Ernst Standpunkt 10 11 … Impressionismus? Kunst, Künstler und Politik im „real existierenden Orient“ Von Karin Adrian von Roques ährend der Ausstellung „Sprachen der Wüste“, die im Kunstmuseum Bonn 2005 und in diesem Jahr im Institut du Monde Arabe in Paris zeitgenössische arabische Kunst aus den Golfstaaten präsentierte, wurde mehrfach die Frage gestellt, wo denn unter den Werken die politische Kunst sei. Auf die Gegenfrage, was unter politischer Kunst verstanden würde, kam die Antwort: „Haben die Araber nichts zum 11. September oder zum Terrorismus zu sagen?“ Verbunden mit dieser Frage ist nicht nur eine bestimmte Erwartung an die arabische Kunst, vielfach steckt dahinter auch geradezu die Forderung, zeitgenössische arabische Künstler müssten politisch sein oder zumindest eine klare politische Position erkennbar werden lassen, jedoch im westlichen Sinne von „richtiger“ Kritik. Es ist nicht so, als gäbe es keine politische Kunst von arabischen Künstlern. Beispielsweise hat die saudi-arabische Künstlerin Shadia Alem eine Installation zum 11. September gemacht, die in Frankreich mehrfach zu sehen war und einen besonderen Rahmen braucht, wenn man sie ausstellen will. Doch angesichts des Unfassbaren des 11. Septembers fällt es arabischen Künstlern ebenso schwer, sich mit einem Kunstwerk darauf zu beziehen, wie westlichen Künstlern. Worauf sich viele arabische Künstler in ihren Werken beziehen, ist, wovon sie sich am meisten betroffen fühlen, das sind der Palästina-Konflikt, die Kriegsdramen im Libanon, im Irak und deren Auswirkungen. Arabische Künstler, wie der Marokkaner Mounir Fatmi, der Palästinenser Rula W Halawani, der Libanese Roger Moukarzel oder der Kuweiti Tarek Al Ghoussein, um nur einige zu nennen, haben Werke geschaffen, die unter die Haut gehen. Viele Künstler sind sich zudem über die schwierige Position bewusst, die das Araber-Sein durch Fundamentalismus und Terrorismus im Bewusstsein der westlichen Welt eingenommen hat. All diese Konflikte fließen in ihre Werke ein, aber sie dominieren sie nicht. Karin Adrian von Roques ist Kunsthistorikerin und Museumskuratorin. Sie hat sich auf zeitgenössische Kunst islamischer Länder spezialisiert. Von Roques lebt in Bonn. Die Auseinandersetzung mit konfliktbeladenen Themen findet auf ihre eigene, ihnen gemäße Weise statt. Im Westen unterliegen wir der Gefahr, unsere Kriterien von „was Kunst ist“, unseren „way of life“ als Maßstab zu setzen. Fremde Kulturen werden häufig unreflektiert und ohne tieferes Verständnis rezipiert, und damit wird der Boden für Vorurteile bereitet. Der islamische Orient liefert dafür ein historisches Beispiel. Im Laufe der Jahrhunderte hat er die Phantasie der Europäer immer wieder beflügelt bis hin zu den wildesten Vorstellungen. Mit dem „real existierenden Orient“ hatte das indes wenig gemein. Das Verständnis für eine andere, uns fremde Kultur entwickelt sich nur mit der Bereitschaft, gewohnte Sichtweisen gelegentlich zu verlassen und immer wieder den Perspektivwechsel zu wagen. Unterscheidet sich zeitgenössische arabische Kunst von westlicher? Entscheidend ist, wie etwas dargestellt ist und nicht so sehr was. Es geht um die Eigenständigkeit eines Werkes. Darum sind arabische Künstler ebenso bemüht wie westliche. Insofern unterscheidet sich die zeitgenössische arabische Kunst von westlicher lediglich aus den inhaltlichen Zusammenhängen heraus. Bei der Wahl der Mittel, bei der Komposition eines Bildes, bei der Gestaltung eines Videos, einer Skulptur oder einer Installation spielen ihr soziales, kulturelles, politisches und ihr religiöses Umfeld eine Rolle. Bleibt noch die Frage, ob arabische Künstler heftige Reaktionen fürchten müssen, wenn sie ähnliches darstellten wie die Karikaturen von Dänemark. Doch diese Frage stellt sich nicht, da arabische Künstler den Propheten niemals in verunglimpfender Weise darstellen würden, von einer Darstellung des Propheten selbst einmal ganz abgesehen. Das Eingebundensein in die Religion spielt für die arabische Gesellschaft wie für jeden einzelnen eine große Rolle, wie der weitgehend säkularisierte Westen es oft nur schwer nachvollziehen kann. Respekt vor der Religion und vor religiösen Gefühlen sitzen tief. Es gibt durchaus noch Dinge, die Menschen heilig sein können. Was ist eigentlich ... [lat.-frz.] der; –: 1860 – 70 in der franz. Malerei entstandene Stilrichtung (Freilichtmalerei), die den zufälligen Ausschnitt aus der Wirklichkeit darstellt Von links: „Brücke in Monets Garten”, 1895, Öl auf Leinwand, 89 x 92 cm, Privatbesitz „Der Seerosenteich”, 1899, Öl auf Leinwand, 90 x 90 cm, The Art Museum, Princeton University „Die Brücke über den Seerosenteich, Giverny”, 1900, Öl auf Leinwand, 89 x 100 cm, The Art Institute of Chicago nde des 19. Jahrhunderts mietet sich ein Maler in Rouen, einer französischen Stadt, in ein Hotel ein. Einige Wochen will er bleiben, künstlerisch tätig werden. Er wählt ein Zimmer mit Balkon mit Blick auf die gotische Kathedrale. Er hat Ölfarben in Tuben dabei, eine Staffelei, Pinsel, kurz: alles, was für das Malen außerhalb seines Ateliers von Nutzen ist. Nun fängt er an, stellt die Staffelei auf den Balkon und malt. Nicht nur ein Bild, nein, viele, eine ganze Serie von Bildern immer des gleichen Motivs: die Kathedrale von Rouen. Die Fassade mit dem Eingangsbereich hat es ihm besonders angetan. Das Portal, die Nischen, die Heiligenfiguren, kurz alles, was die Fassade ausmacht und im Licht der gleißenden Sonne seine Schatten wirft. Wie zeigt sich das Portal im Morgenlicht, in der Mittagsonne, am Abend? Welche Auswirkungen hat der morgendliche Dunst? Verändert die Brechung des Lichts im Regen die Wahrnehmung? E Natürlich schreibt sich der Künstler auch mit seiner Frau, die daheim geblieben ist und ihn nicht auf seinen Studien begleitet. Sie fragt ihn in einem ihrer Briefe, wie denn die Kathedrale von innen aussehe. Schweigen. Er kann ihr darauf keine Antwort geben. Selbst nach Wochen des Aufenthalts in Rouen hat er die mächtige Kathedrale, die er tagtäglich von seinem Hotelzimmer aus beobachtet, nicht betreten. Für ihn zählt allein die äußere Erscheinung. Nichts bringt die Ziele und die Beweggründe der Impressionisten besser auf den Punkt als diese Anekdote aus dem Leben eines ihrer berühmtesten Vertreter: Claude Monet. Schon mit seinem provokanten Werk „Soleil levant“ (Aufgehende Sonne), das mit seinem Untertitel und dem Spott der Kritiker den Stilbegriff Impressionismus prägte, revoltierte er gegen den Zeitgeist und die zeitgenössische Kunst der Historienmalerei, gegen „Pathos und Pseudreligiösität“.* Die Wiedergabe der Oberflächenerscheinung, Licht, Schatten, Reflexionen und Atmosphäre sind von Interesse. Dazu ist es nötig, schnell und spontan vor Ort zu malen. „Plein air“ (Freilichtmalerei) ist das Gebot der Stunde, damit die Erscheinung direkt und ohne den Umweg über das Atelier eingefangen werden kann. Das Bild, das Abbild wird wichtiger als der darzustellende Gegenstand. Genauigkeit und Detailreichtum unterliegen dem Anspruch, den flüchtigen Augenblick einzufangen. Das optische Erscheinungsbild zählt, skizziert mit schnellen, kommaartigen Pinselstrichen. Spontanes und intuitives Erfassen des Bildausschnittes löst die ausgeklügelte, wohlüberlegte Komposition ab. Schatten werden in ihrer flüchtigen Farbigkeit entdeckt, Farbe und Duktus skizzieren und markieren Blumen, Wasser, Rauch – ja vielleicht sogar den Duft eines Gartens. Wer einmal Giverny, den Park Monets, durchschreiten konnte, weiß, wovon seine Bilder und die der anderen Impressionisten sprechen. *G. J. Janowitz, 1987 Thomas Kern schöne Tipps 12 25 kunstwegen Neues vom Schüler und seinem Lehrer as Otto-Pankok-Museum in Gildehaus feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer neuen Ausstellung. Unter dem Titel „Blick bricht auf“ zeigt der Verein im „Alten Rathaus“ Werke von Otto Pankok und Günter Grass. Der Literaturnobelpreisträger, der vor kurzem mit seiner Vergangenheit als Jugendlicher in der Waffen-SS für Diskussionen sorgte, ist ein ehemaliger Student Otto Pankoks. Dieser war zwischen 1947 und 1958 Professor an der Kunstakademie Düsseldorf, Günter Grass studierte bei ihm von 1949 bis 1952. Es ist das zweite Mal, dass in Gildehaus Arbeiten beider Künstler zeitgleich zu sehen sind. Schon im Sommer 2003 hatte der Kunstverein aus der Obergrafschaft mit einer Ausstellung auf die künstlerische Verbindung zwischen Otto Pankok und Günter Grass hingewiesen. Damals war der wohl bekannteste zeitgenössische Schriftsteller Deutschlands auch selbst nach Gildehaus gekommen und hatte sich den Zyklus „Günter Grass und Otto Pankok – ein Schüler und sein Lehrer“ angeschaut. Der Besuch hatte für viel Aufsehen gesorgt. Der Nachfolger „Blick bricht auf“ zeigt in den Räumen des 350 Jahre alten Gebäudes groß- und kleinformatige Lithographien, Radierungen und Zeichnungen. Außerdem sind mehrere Plastiken ausgestellt. Der größte Teil der Arbeiten stammt von Günter Grass. Der Betrachter findet bekannte Figuren wie den Butt oder die Rättin wieder, die der Schriftsteller in seinen Büchern verarbeitete. Seine wiederkehrenden Motive versieht Grass in den Grafiken, die in der Obergrafschaft zu sehen sind, zum Teil mit Selbstporträts. Was aber wird durch den Blick der beiden Künstler (auf)gebrochen? Da ist zum einen das Brillenglas, durch das der Betrachter die Welt bislang sah. Zum anderen ist da aber auch der Ausschnitt, das Detail – vom Älteren und Jüngeren zu einem Ganzen zusammengefügt. Otto Pankok und Günter Grass „machen Dinge fremd, sprengen den Rahmen, durchbrechen die Oberfläche, vermessen die Welt alltäglicher Beobachtungen neu“, erklärt der Otto-Pankok-Verein. D „Akribische Beobachtungen …“ Die Ausstellung „Blick bricht auf“ ist noch bis zum 25. März in Gildehaus zu sehen. Das Otto-Pankok-Museum im gerade frisch renovierten „Alten Rathaus“ ist mittwochs von 15 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Andre Berends Kunst in der Region +++ Kunst in der Region +++ Kunst in der Region +++ Kunst in der Region +++ Kunst in der Region +++ Ausstellungshalle zeitgenössische Kunst Münster Hafenweg 28, 20. Januar bis April 2007, „Laura Owens – Malerei“, dienstags bis freitags 14 bis 19 Uhr, sonnabends und sonntags 12 bis 18 Uhr Kunstverein Grafschaft Bentheim Hauptstraße 37, 10. Dezember bis 18. Februar, „Ursula Neugebauer – Film, Skulptur, Zeichnung“, mittwochs bis sonnabends 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr Kunstverein Lingen Kaiserstraße, bis 17. Dezember, „Annelise Coste - Parmi les singes et les signes“; ab Januar, „Cross kick – Projekt mit Kunststudenten aus Krakau“, dienstags, mittwochs und freitags 10 bis 17 Uhr, donnerstags 10 bis 20 Uhr, sonnabends und sonntags 11 bis 17 Uhr Volkshochschule Bernhard-Niehues-Straße, bis 2. Januar, „moments“ – Aquarelle von Ursula Gnech, montags bis donnerstags 9 bis 20 Uhr, freitags 9 bis 18 Uhr Städtische Galerie Nordhorn Alte Weberei, 2. Dezember bis 14. Januar, „Franka Hörnschemeyer – Kunstpreis der Stadt Nordhorn 2006“, dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, sonnabends 14 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. 24., 25. und 31.12. geschlossen Atelier Sägemühle Nordhorn, 11. Februar bis 18. März, „Harald Heinsch – Landschaftsmalereien“, sonnabends und sonntags 15 bis 18 Uhr. arten geben ihren Betrachtern Informationen preis. Zum Beispiel über die Position eines Ziels, die Entfernung und den Weg dorthin. Es gibt aber auch Karten, die weisen nicht den Weg zu einem Ziel – ihr Ziel ist der Weg an sich. In Hoogstede ist so eine Karte zu sehen, und in Lage und Laar auch. Der Landschaftskünstler Till Krause hat sie im Jahr 2000 erstellt. „Akribische Beobachtungen über eine Wegeroute und ihre Landschaft“ hat der Hamburger seine Arbeit genannt. Till Krause machte sich auf den Weg durch das Vechtetal, erkundete die Region zwischen Nordhorn und Gramsbergen. Mal mit dem Auto, mal mit dem Fahrrad, mal zu Fuß – und sogar auch mal mit dem Flugzeug und dem Ultraleichtflieger. K Dabei achtete der damals 35-Jährige darauf, wie sich der Handyempfang unterwegs veränderte. Am Grenzübergang bei Laar fiel Till Krause zum Beispiel in ein Funkloch. Das ist auf seiner Karte an einer blauen Markierung abzulesen. Es gibt sechs Farben, mit denen Till Krause die Empfangsstärke entlang der kunstwegen-Route exakt festhielt. von Till Krause Der Künstler hat unterwegs aber nicht nur auf sein Handydisplay geschaut, er hat auch der Landschaft ein überaus waches Auge geschenkt. Wie weit kann ich wo gucken? Antworten liefert eine zweite Karte, auf der das Blickfeld präzise vermerkt ist. Mit roten Farbflächen kennzeichnete Till Krause das Terrain, das er von seinem Weg aus überAndre Berends blicken konnte. Die Karten sind 116,5 mal 133,5 Zentimeter groß und in Edelstahl-Vitrinen ausgestellt. Die Funkschattenkarte steht in Hoogstede an der Ecke Bahnhofstraße/Grüntalstraße in Höhe der Vechtebrücke. Die Blickfeld-Dokumentation ist an der Grenzstraße von Lage nach Grasdorf gegenüber der Einmündung zur Thesingfelder Straße neben einer Wanderhütte zu finden. Und die Blickabschnittskarte steht am Echteler Weg zwischen Emlichheim und Laar. Kunstschule 26 27 rene Kunstvermittler zu Rate zu ziehen, und zwar in Form einer Fortbildung, unterstützt von der Emsländischen Landschaft. Die Wahl fällt auf Constanze Eckert und Anna Zosik aus Berlin. Und so verwandelt sich der Flur zwischen den Galerie-Pavillons schließlich doch noch in so eine Art Lehrerzimmer. Thema: Zeitgenössische Vermittlung oder Vermittlung zeitgenössischer Kunst am Beispiel der Ausstellung „Wucherungen und Wandnahmen“. Auf den Tischen liegen Filzstifte, Kulis, Füller, Neonmarker, Kameras, Zigarettenschachteln, stehen Tassen und ein leer gefutterter Keksteller. Nervennahrung? Eigentlich nicht nötig. In Klausur zu gehen bedeutet nicht unbedingt, auch eine schreiben zu müssen. Es herrscht eine angenehme, entspannte Atmosphäre. Constanze Eckert und Anna Zosik haben mehrere Kunstbücher und Aktenordner mit dabei, auf einem Werkstattwagen steht ein Beamer, außerdem ist ein Tageslichtprojektor angekarrt worden. Einige der Nordhorner Dozenten machen sich Notizen, andere belassen es beim Zuhören. Nebenan stehen noch Tische, auf denen Ausstellungskataloge ausliegen. An Material soll es nicht mangeln. Die Teilnehmer steigen ein in ihre Diskussion. „Wann nennt ihr etwas eine Zeichnung?“, fragt Constanze Eckert. Grübeln. Eigentlich eine simple Frage. Aber vielleicht ist sie zu einfach, zu grundsätzlich, zu unerwartet? Ein wenig von allem. „Eine Zeichnung besteht für mich aus Punkten und Strichen, Malen hat mehr mit Farben und Kompositionen zu tun“, wagt eine Teilnehmerin eine erste Definition und schiebt etwas kleinlaut hinterher: „Da habe ich mir noch nie Gedanken drüber gemacht ...“ Linien und Flächen – wenn es nur so einfach wäre. Die acht Künstler der Ausstellung „Wucherungen und Wandnahmen“ scheinen mit ihren Arbeiten so manch ungeschriebene Gesetzmäßigkeit nicht nur in Frage gestellt, sondern aufgehoben zu haben. „Bisher konnte ich das immer trennen. Aber nach dieser Aus- stellung sehe ich keine Begrenzung mehr zwischen Malen und Zeichnen“, sagt Karin Heidinger-Pena, selbst ein wenig verblüfft. Es gehe gar nicht um eine feste Definition, erklärt Anna Zosik, sondern um das Abstecken eines Felds. Ein Feld, das die Dozenten später wieder mit den Kindern und Jugendlichen bestellen. Die Diskussionen und praktischen Arbeiten der Fortbildung – unter anderem zeichneten die 13 Teilnehmer Schattenrisse, spannten ein Netz aus Schnüren und entwarfen Zeichen und Sticker – brächten tolle Idee hervor, berichtet Heidinger-Pena. Es sei wichtig, mal wieder in die SchülerRolle zu schlüpfen, die Arbeit mal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten, sich neu inspirieren zu lassen, sagt die Leiterin. Insbesondere bei den häufig sehr offenen Frageund Aufgabenstellungen in der Kunstschule, die viel Freiheit erlaubten und keine konkreten Lernziele vorgäben, komme es darauf an, spontan zu bleiben, um das Gespür für Kunst zu finden und zu wecken. Andre Berends Rollentausch Dozenten der Kunstschule drücken die Schulbank ie Kunstschule der Städtischen Galerie Nordhorn hatte ja nie so richtig was mit einer normalen Schule gemeinsam. Es gibt keine Noten, keine Zeugnisse, keine Klassenräume, ganz zu schweigen von gestressten Paukern, die einen eng gesteckten Lehrplan durchziehen müssen. Warum sollte dann ausgerechnet das Lehrerzimmer die Vorstellung eines mit überquellenden Fächern und alten Ledertaschen gefüllten Verschlags erfüllen? Eigentlich braucht die Kunstschule gar kein D Lehrerzimmer. Es gibt ja schließlich keine großen Pausen, und wer mal einen Kaffee schlürfen will, findet im Büro sicher eine Tasse. Dennoch wird hin und wieder ein Raum benötigt, in dem sich das Dozenten-Team um Karin Heidinger-Pena trifft, um zum Beispiel das Kursprogramm in den Laboren, so heißen die Kunstschulgruppen, vorzubereiten. Starre Vorgaben gibt es wie gesagt nicht. „Zu jeder Ausstellung ein passendes Konzept erarbeiten zu können, ist ein unglaub- licher Luxus“, meint Karin Heidinger-Pena. Gleichwohl stehen die Leiterin und ihre MitarbeiterInnen immer wieder vor neuen Herausforderungen:Was könnte die Kinder und Jugendlichen interessieren? Gibt es kreative Möglichkeiten, die wir noch nicht ausgeschöpft haben? Erreichen wir unser Ziel, die pädagogische Vermittlung zeitgenössischer Kunst? Fragen, auf die es im eigenen Haus keine klaren Antworten gibt und geben kann. Also beschließt das Dozenten-Team, andere erfah- Kunstschule Unter der Leitung von Constanze Eckert und Anna Zosik erarbeiteten 13 DozentInnen der Kunstschule neue Wege der Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Das Ziel: bei Kindern und Jugendlichen ein Gespür für Kunst zu finden und zu wecken. Reportage 28 29 eo von Klenze hätte seine Freude gehabt an diesem Bauwerk. Der Festungsarchitekt des Bayernkönigs Ludwig I. liebte Bögen. Klenze war so verliebt in die Ästhetik Stein gewordener Rundungen, dass er bisweilen die militärischen Absichten seines Auftraggebers aus den Augen verlor. Der König verzieh es ihm gerne. Auch Ludwig war eher ein Mann der Musen als des Schwerts. Schön, dass nun auch Nordhorn sein Bollwerk hat. Dabei soll das Rawe-RingCenter keinen Feind abwehren, sondern – ganz im Gegenteil – konsumhungrige Heerscharen anlocken. Die Schlacht um den Geldbeutel wird im Innern geschlagen, inklusive 19 Prozent Mehrwertsteuer. Der bis zu sechs Meter hohe Betonbogen – landestypisch mit rotem Klinker verhüllt – umschließt einen Konsumtempel bemerkenswerten Ausmaßes. Gut 400 Meter lang ist das Klinkerrund, durchbrochen von großen Lichtöffnungen. Die Süd-West-Ausrichtung lässt viel Sonne in die beiden 6000 Quadratmeter großen Hallen des SB- und Baumarkts, die sieben vorgelagerten, insgesamt 4500 Quadratmeter großen Fachmärkte, den 2200 Quadratmeter großen Gartenmarkt und die L Mauerrund Noch eine Geschichte über das Rawe-Ring-Center 1700 Quadratmeter große Einkaufs-Mall mit ihren kleinen Geschäften. 20 Millionen Euro verbaut die Bocholter Ten-Brinke-Gruppe auf der innerstädtischen Industriebrache. Hunderte Arbeiter haben seit Juni dieses Jahres in Rekordtempo das Ring-Center hochgezogen. Zuvor war mit der Textilfabrik Rawe ein weiteres Zeugnis aus Nordhorns Industriegeschichte unter der Abrissbirne zerbröselt. Hinter den neuen Mauern aus Glas und Beton werden ab März kommenden Jahres Armeen von Frühlingsblumen nach Größe und Farbe sortiert antreten, um den Weg in die Gärten und auf die Balkone zu finden. Die Garnison des Ring-Centers soll etwa 200 Männer und Frauen zählen. Die meisten ziehen einfach mit dem Inventar des Bau- und Gartenmarkts von den grünen Marktkauf-Hallen an der Bentheimer Straße in ihre neue Wirkungsstätte um. Aufgestockt wird die Belegschaft durch die Verkäufer in den neuen Läden. Die charakteristische Ringmauer war ein Kompromiss, auf den sich Bauherr, Stadt und Architekt nach langwierigen Verhandlungen geeinigt haben. Auch die Ausrichtung des Ring-Centers zur Vechte hin und nicht – wie Reportage ursprünglich geplant – zur Neuenhauser Straße, kam erst nach zähem Ringen zustande. „Der gestalterische Mehrwert war ein Auftrag der Stadt“, sagt Jos van der Pas, der das Projekt Rawe-Ring-Center für die Ten-BrinkeGruppe leitet. Die Umsetzung der städtischen Forderungen übernahm das Stuttgarter Architekturbüro EPA. Die Planer haben es verstanden, wie ehedem Leo von Klenze vor 160 Jahren, profane Nutzung hinter eindrucksvoller Fassade zu verstecken. Und dann wäre da noch die neue Anbindung an die City, quasi die Nabelschnur für die vom Massengeschäft abgekoppelten Geschäfte in der „City“. Die Kinder, die beim Holschenmarkt und Nordhorner Oktober ihre ausrangierten Spielzeuge zu Geld machen wollen, dürfen sich freuen: So viel Platz war auf der Uferpromenade noch nie für die Auslagen des Flohmarkts. Und die Freizeitkapitäne, die künftig mit ihren Hightech-Kähnen von der Vechtesee-Marina aus auf Nordhorns Wasserstraßen kreuzen, sollten sich schon einmal einen Liegeplatz im neuen Hafen direkt unterhalb des Cafés am Ring-Center reservieDaniel Klause ren lassen. Toll! Kochkünstler 30 31 Bücherecke Himmelsblick mit Tiefgang er Inbegriff glücklicher Kindheitstage: Auf dem Rücken im Gras zu liegen, den vorüber ziehenden Wolken zusehen und sich ganz den Bild-Assoziationen zu den flüchtigen Formationen hingeben. Dass man aus diesem Klischee beladenen Kinderspiel ein ganzes Buch gestalten und dabei die Klippen kitschiger Erbauungsliteratur geschickt umschiffen kann, das beweist der Wiener Fotograf Clemens Zahn mit seinem Bildband „Wolken – Landschaften am Himmel“. Seine Fotos zeigen tägliche Himmelsschauspiele in allen Farb- und Formnuancen, zarte Schäfchenwolken, dramatische Gewitterberge ebenso wie blutrote Abendhimmel. Seinen besonderen Esprit aber erhält dieses Buch durch die Texte: Da sind zum einen die Wolkengedichte und -zitate von Goethe, Rilke, Brecht, Hesse, Enzensberger und vielen anderen, die zusammen mit einer kleinen Wolken-Wetterkunde die fotografischen Impressionen begleiten. Zudem gelang es Zahn aber auch, den großen Filmemacher Wim Wenders (u. a. „Der Himmel über Berlin“) für ein poetisches Vorwort zu gewinnen. Sein assoziativer Wolkentext führt in etwas feierlichem Tonfall auf viele gedankliche Seitenpfade rund um diese faszinierenden Gebilde aus Luft und Wasser, die auch für das Licht des Films eine große Rolle spielen. Kernstück ist aber sicherlich der Text des Schweizer Kunsthistorikers Beat Wismer über die Geschichte der Wolke in der bildenden Kunst. In ebenso einfacher wie kluger Sprache und mit Beispielen von Tiepolo bis Beuys legt er dar, wie eng die Entdeckung des Himmels mit seiner künstlerischen Erfindung verbunden war. Ein Buch für Himmelsgucker ebenso wie für Wolkendenker. Roland Nachtigäller D Ubbo Kügler wurde 1964 in Wilhelmshaven geboren und lebt heute mit Frau und drei Kindern in Düsseldorf. Er ist ein leidenschaftlicher Zeichner, dessen Bilder fast wie Tagebucheinträge funktionieren. Von ihrem Ausgangspunkt aus entspinnen sich seine Zeichnungen über riesige Flächen zu dicht geflochtenen Netzen. Einzelne Motive reihen sich Gedankenketten gleich aneinander, subjektiv, versponnen und voller unerzählter Geschichten. Der Künstler, der in diesem Herbst in der Städtischen Galerie Nordhorn eine große Wandzeichnung realisierte, schreibt zu seinem zeichnerisch umgesetzten Lieblingsgericht: „Mutter hat Labskaus immer so gemacht, dass der Saft der Roten Beete unten aus dem nach allem, aber nicht nach Essen aussehenden Matsch heraussickerte, wie aus einem schlachtfrischen Steak. Um dies für uns Kinder nicht so grausam aussehen zu lassen – so dachte ich jedenfalls – wurde ein gebratener totgeborener Hühnerfötus [gemeint ist ein Spiegelei] drübergelegt. Man kann gar nichts falsch machen: Die verdrehte Pampe ist wie die Welt – sie schmeckt immer und sieht sie auch furchtbar aus, sie bekommt ja einen schneeweißen Mantel. Luxus ist der Rollmops: ein silberglänzender Schmuck.“ Clemens Zahn: Wolken – Landschaften am Himmel 152 Seiten, 110 Abbildungen Elisabeth Sandmann Verlag, München 2005 19,95 Euro Märchen er kennt sie nicht, die Märchen von Hans Christian Andersen? Seine Märchenwelt ist voller Fantasie und begleitet schon viele Generationen. Die bekanntesten sind sicher „Die kleine Meerjungfrau“, „Das hässliche Entlein“, „Die Prinzessin auf der Erbse“ und „Des Kaisers neue Kleider“. Sie sind in mehr als 100 Sprachen übersetzt. Insgesamt hat der dänische Märchendichter 156 Geschichten geschrieben. Dieses großformatige Buch bringt 43 seiner Märchen – alle berühmten und dazu weniger bekannte, aber nicht minder reizvolle und spannende. Das Besondere an diesem Buch sind sicher die traumhaft schönen Zeichnungen, die die Märchen begleiten. Geschaffen hat sie der Zeichner und Maler Nikolaus Heidelbach, der im Ausland noch bekannter als in Deutschland ist. Seine farbigen Illustrationen sind kleine Gemälde im „fotorealistischen Stil“ mit vielen Details, die zum näheren Betrachten und weiteren Nachdenken über die Märchen einladen. Dabei sind die Zeichnungen keineswegs immer nur nett oder gar lieblich – aber das sind Märchen in der Regel ja auch nicht. W Marianne Begemann Hans Christian Andersen: Märchen 374 Seiten, 120 Bilder von Nikolaus Heidelbach Verlag Beltz & Gelberg 2004 38,00 Euro Der andere Blick 32 Historisch: So muss es am Tag vor der Währungsreform ausgesehen haben. 2 1 Gefährlich: Der Name verheißt nichts Gutes für die Herzkranzgefäße. 4 Farbenfroh: Und welcher Typ sind Sie? Der Blaue, der Rote oder doch eher der Weiße? Zurückhaltend: Hier soll allein die Qualität überzeugen. 3 ... in die Auslage 7 8 Visionär: Die Zukunft unserer Innenstadt? Märchenhaft: Komm herein in mein Knusperhaus! 5 Mondän: Fünf Freundinnen müsst ihr sein. 6 Verheißungsvoll: Ja, ist denn schon wieder Weihnachten? Die bunte Seite 34 Alte Meister SCHONE Fragen ... Everhard Hüseman Biobauer aus Hesepe Was gefällt Ihnen an der Grafschaft am Besten? … die weitgehende Einhaltung der Sonntagsruhe. Etwas, das Sie sammeln: Kartoffeln und Eier Ein Künstler oder eine Künstlerin, die Sie sehr schätzen: Reinhard Mey, seine Lieder haben in ungefähr 30 Jahren nichts an Geist und Witz eingebüßt. Eine Ausstellung, ein Konzert oder Theaterstück, das Sie nachhaltig beeindruckt hat: Anatevka. Einen Ort in der Grafschaft, den Sie lieben: Die Herrlichkeit in Lage Wer oder was hätten Sie sein mögen? Gelassener, wenn sie mich näher kennen würden, wüssten sie, warum. Von welchem Künstler hätten Sie am liebsten ein Bild im Wohnzimmer? Von meiner Frau. Etwas, das Ihnen an der Religion gefällt: Dass die Geborgenheit, die mir mein Glaube schenkt, nicht an einen Ort gebunden ist. Eine Sache, die Sie gerne putzen: Da fällt mir auch nach längerem Nachdenken nichts ein. Kinder sind … … die aufmerksamsten Zuhörer und die ehrlichsten Fragesteller. In der Grafschaft fehlen mir immer noch … … weitere Biobauern. Ein Grund, weshalb Sie aus der Grafschaft wegziehen würden: Wegen der Verbissenheit in der Einhaltung von ,,fragwürdigen“ Traditionen. Sind Sie Mitglied in einem Verein? Im CVJM, weil ich selber als Jugendlicher dort zu meinem Glauben fand. Außerdem bin ich aktiv im Naturlandverband tätig, um eine faire und nachhaltige Wirtschaftsweise zu unterstützen. Hundertwasser: Schwarzer Garten Eine schöne Tradition ist … … das Amt des Taufpaten, wenn ein ,,Großer“ versucht, einem ,,Kleinen“ zur Seite zu stehen. Sind Sie schon Mitglied? 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