Auf Luthers Spuren - Evang. Kirche Stein

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Auf Luthers Spuren - Evang. Kirche Stein
Auf Luthers Spuren
Wittenberg
Mansfeld
Eisleben
Erfurt
Eisenach
Wartburg
Veste Coburg
1483 - 1996
Auf Luthers Spuren...
...Anne und Jürgen Klein
Herbst 1996
Auf Martin Luthers Spuren -
Geburt in Eisleben
Geburt in Eisleben
Eisleben - Merian-Stich um 1645
Als Martin Luther am 10. November 1483 in Eisleben geboren
und am 11. November in der
Turmkapelle der zu jener Zeit
noch im Bau befindlichen spätgotischen Pfarrkirche St. Peter
und Paul getauft wurde, lebten
seine Eltern Hans und Margarete
Luther erst seit kurzer Zeit in der
Stadt. Der Vater war nach Eisleben gekommen, um in einem
Bergwerk zu arbeiten.
Schon bald mußte Hans Luther
einsehen, daß es für ihn in Eisleben keine berufliche Zukunft gab.
So verließ die Familie schon 1484 die Stadt und ließ sich im nahen Mansfeld nieder. In
Mansfeld war Hans Luther zunächst Hauer in einem Kupferbergwerk, pachtete 1490 ein kleines Hüttenwerk und konnte sich schließlich als Kleinunternehmer selbstständig machen, was
der Familie zu bescheidenem Wohlstand verhalf.
Geburtshaus Martin Luthers in Eisleben
Straßeneingang zu Luthers Geburtshaus
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Auf Martin Luthers Spuren -
Geburt in Eisleben
Erhalten
gebliebener Teil
des elterlichen
Wohnhauses in
Mansfeld
Straßeneingang
In Mansfeld besuchte Matrin Luther die Schule, wo er im Lesen, Schreiben, Singen und
Latein unterrichtet wurde.
Die ersten Kontakte hatte er in der spätgotischen Stadtkirche St. Georg. Er ging mit den
Eltern zur Messe, wurde Ministrant und sang im Kirchenchor.
In einer Tischrede hat Luther einmal über seine Eltern geäußert:
„Mein Vater ist in seinen jungen Jahren ein armer Häuer gewesen, die Mutter hat all ihr Holz auf dem
Rücken heimgetragen. Also haben sie uns erzogen. Sie haben harte Mühsal ausgestanden, wie sie die
Welt heute nicht mehr ertragen wollte.“
Die Stadtkirche St. Georg
Das Lutherdenkmal auf dem Marktplatz
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Auf Martin Luthers Spuren -
Schulzeit in Eisenach bis 1500
Schulzeit in Eisenach bis 1500
Nach einigen Monaten Schulzeit in Magdeburg schickten die Eltern Martin Luther nach Eisenach an die Georgienschule. Das Mitte des 12. Jahrhunderts von den Thüringer Landgrafen
zur Stadt erhobene Eisenach war ein „Pfaffennest“, wie Luther in Anbetracht der Tatsache,
daß damals jeder zehnte der drei- bis viertausend Einwohner dem geistlichen Stand angehörte,
angemerkt haben soll. Im 15. Jahrhundert gab es in Eisenach drei Kirchen und sieben Klöster.
Blick vom Markt zum Lutherhaus
Das Lutherhaus
Die begüterte Kaufmannsfrau Ursula Cotta nahm
den Schüler Luther zu sich in ihr Haus. Er bekam
die Aufgabe, den kleinen Sohn des Hauses zu beaufsichtigen. In diesem Haus, dem „Lutherhaus“
wurde Luther mit dem bürgerlichen Milieu vertraut, das ihn von nun an zeitlebens prägen sollte.
In dieser Stube hat Luther gelernt und gearbeitet
Das Lutherhaus ist heute ein Museum und zeigt das Leben und Wirken von Martin Luther.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Schulzeit in Eisenach bis 1500
In seinen Tischreden sagte Luther später:
„Ich habe in Eisenach die Schule besucht und mein Brot vor den Türen ersungen.“
Wie es damals üblich war, verdiente sich Luther sein Zubrot als Kurrendesänger. Diese
zogen von Kirche zu Kirche sowie vor die
Bürgerhäuser und baten „um Brot um Gottes
Willen“.
Im April 1501 verließ Luther Eisenach, um in
Erfurt Rechtswissenschaft zu studieren. An
die Eisenacher Schulzeit dachte Luther gern
zurück. Mit Dankbarkeit nannte er Eisenach
„meine liebe Stadt“.
Ferdinand Pauwels: Luther als Kurrendeschüler
Georgenkirche in Eisenach
Die Haupt-, Stadt- und Pfarrkirche St. Georgen
wurde um 1180 erbaut. Nach starker Zerstörung
während des Bauernkrieges wurde sie 1560 als
eine der frühesten protestantischen Kirchen
wiederhergestellt. 1498 - 1501 sang Martin
Luther hier als Lateinschüler in der Kurrende
mit und 1521 predigte er auf seiner Reise nach
Worms und nach seiner Rückkehr vom Reichstag.
Am 23. März 1685 wurde Johann Sebastian
Bach in der Georgenkirche getauft.
Über dem Eingangsportal steht die Inschrift:
„Ein feste Burg ist unser Gott“
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Erfurt 1501 - 1511
Erfurt 1501 - 1511
Der nächtliche Dom zu Erfurt
und die Severikirche.
Bereits 1154 wird mit dem
Bau einer Basilika auf dem
Domberg begonnen. In den
Jahren danach werden Türme
und Erweiterungen gebaut. Im
Jahre 1372 ist der Dom wietestgehend fertiggestellt.
Die neben dem Dom gelegene
Severikirche wurde 1332 fertiggestellt.
Auf Wunsch seines Vaters ließ sich Martin Luther im April 1501 in die Matrikel der Artistenfakultät einschreiben, die eine Art Vorbereitungsstudium für die spätere Aufnahme in die medizinische, juristische oder theologische Fakultät bot. Die Artistenfakultät bestand aus den
„Sieben freien Künsten“ - Grammatik, Rhetorik und aristotelische Dialektik sowie Metaphysik, Geometrie, Musik und Astronomie. Während seiner Zeit als Student hat
Luther in einer Studentenburse gewohnt.
Er war ein erfolgreicher Student, schon
nach einem Jahr legte er im September
1502 die Prüfung als Bakkalaureus artium
ab, und Anfang 1505 promovierte er zum
Magister. Neben genauen Kenntnissen der
Scholastik erlernte er die Kunst der
Disputation, was ihm später sehr nützlich
werden sollte. Bereits als Magister begann Luther Vorlesungen zu halten.
Außerdem beschäftigte er sich mit dem
Noch erhaltene Studentenburse in Erfurt
juristischen Spezialstudium.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Erfurt 1501 - 1511
Nur noch das Eingangsportal der Universität,
die 1816 geschlossen wurde, ist erhalten geblieben. Durch dieses Portal hat Luther die
Universität betreten.
Eingangsportal der Universität
Auf dem Rückweg nach Erfurt von einem
Besuch bei seinen Eltern in Mansfeld am 2.
Juli 1505 geriet der 21jährige Student in
Stotternheim, kurz vor Erfurt, in ein heftiges
Gewitter. Der Legende nach rief er in Todesangst: „Hilf Du, Sankt Anna, ich will ein
Mönch werden.“
Gegen den Wunsch seiner Eltern feierte er
am 16. Juli 1505 mit seinen Kommilitonen
und Freunden ein feuchtfröhliches Abschiedsfest und ließ sich dann von ihnen am
darauffolgenden Tag an das Tor zum
„Schwarzen Kloster“ auf der Comthurgasse
geleiten. Die eigentliche Aufnahme in den
besonders asketisch geprägten Orden der
Augustiner erfolgte mit dem Eintritt ins
Noviziat Ende September des gleichen Jahres.
Das Augustinerkloster zu Erfurt
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Auf Martin Luthers Spuren - Erfurt 1501 - 1511
Luther als
Augustinermönch
Kupferstich von
L.Cranach d.Ä.
1520
Die Lutherzelle
Aufgrund seiner Leistungen hatte Luther
im Kloster das Privileg einer eigenen
Zelle, in der er beten und arbeiten konnte.
Kreuzgang im
Innenhof mit Blick
auf das Fenster
der Lutherzelle
(im Bogen oben rechts)
Innenraum der
Augustinerkirche
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Erfurt 1501 - 1511
Knapp einen Monat nach seiner Priesterweihe, am 2. Mai 1507 im Dom zu Erfurt, las Luther
in der Klosterkirche seine erste Messe.
Der Dom zu Erfurt mit Hauptportal.
Hier erhielt Luther 1507 die Priesterweihe.
Nach der Priesterweihe begann Luther nun zielgerichtet
mit dem Studium der Theologie, wechselte im Oktober
1508 für einige Zeit in das Augustinerkloster Wittenberg,
wo er den Lehrstuhl für die artistischen Fakultäten und
Moralphilosophie übernahm, seine theologischen Studien aber gleichzeitig fortsetzte. 1509 kehrte er nach
Erfurt zurück, promovierte als Bakkalaureus biblicus und
nah 26jährig eine Lehrtätigkeit am Gerneralstudium des
Augustinerordens auf.
Innerhalb des Klosters besaß Luther großes Ansehen und
so beauftragte man ihn mit einem anderen Ordensbruder
zur Klärung eines im Kloster ausgebrochenen Streites
nach Rom zu pilgern. Luther machte sich im Winter
1510 auf den Weg. Zu Fuß natürlich, denn die bequeme
Reise in einer Kutsche stand einem Augustinermönch
Der Hochaltar des Domes, 1697
nicht an. Für Martin Luther war dies die weiteste Reise,
die er in seinem Leben unternehmen sollte. Nur dieses
einzige Mal verließ er deutsches Territorium. Den Petersdom, dessen Grundstein eben erst gelegt war, konnte er nur als Bauplatz sehen. In Rom erregte Luther das Lotterleben und der
sittliche Verfall des italienischen Klerus.
Im Spätsommer 1511 wird Luther von Erfurt nach Wittenberg versetzt.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Erfurt 1501 - 1511
Das Lutherdenkmal in Erfurt
vor der Kaufmannskirche
AM KREUZ
Lucas Cranach
Mitteltafel der Weimarer Stadtkirche
Die Kreuzigung mit der Allegorie zeigt rechts
Martin Luther vor Lucas Cranach und Johannes dem Täufer
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Wittenberg 1511 - 1546
Wittenberg 1511 - 1546
Als Martin Luther im Spätsommer 1511
von Erfurt nach Wittenberg versetzt
wurde, lebten hier nur etwa 2.000
Menschen. Die am rechten Elbufer gelegene Stadt Wittenberg wurde 1180
erstmals urkundlich erwähnt und erhielt
1293 das Stadtrecht. 1502 wurde in
Wittenberg die Universität gegründet,
die mit über 3.000 eingeschriebenen
Studenten um ein Vielfaches größer als
die anderen deutschen Universitäten
war.
Das Augustinerkloster, in dem Luther in Wittenberg wohnte.
Zu Luthers Zeiten waren Treppenturm und Erker noch nicht
gebaut
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Wie schon während seines
ersten vorübergehenden Auf-enthalts bewohnte Luther nun
das Klostergebäude der Augustinereremiten. Hier konnte
er bis zu seinem Lebensende
bleiben, denn nach Auflösung
des Ordens stellte ihm der
Kurfürst das Haus zur Verfügung. Im rechten Teil des
spätgotischen Gebäudes, der
von Luthers Familie bewohnt
wurde, blieb das als „Lutherstube“ bekannte Wohnzimmer
des Reformators erhalten. Der
Fußboden, die Täfelung, aber
auch die Bänke und der Eichenholztisch stammen noch
aus Luthers Zeit.
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Wittenberg 1511 - 1546
Für Luthers weiteres Wirken an der Universität war die Erlangung des theologischen Doktorgrades Voraussetzung. Da der mittellose Mönch die Promotionsgebühren nicht aufbringen
konnte, erstatte ihm der Kurfürst diesen Betrag. Als Gegenleistung mußte sich Luther verpflichten, lebenslang Vorlesungen in Wittenberg zu halten.
Die Promotionsfeier fand am 18. und 19. Oktober 1512 in der Schloßkirche statt.
Die Schloßkirche ist eine spätgotische eingeschossige Halle mit mehrseitig geschlossenem
Chor. Sie entstand 1490 bis 1507 als Teil des Schloßkomplexes. Sie wurde 1760 durch Brand
zerstört und anschließend als barocke Hofkapelle wiederaufgebaut. Ende des 19. Jahrhunderts
bemühte man sich um eine Rekonstruktion des gotischen Urzustandes. Das Innere wurde als
neugotische Ruhm- und Gedächtnishalle der Reformation angelegt und wirkt eher als
Museum denn als Kirche. Aus Luthers Zeit sind nur noch einige Bronzeeptaphien sowie die
Gräber von Luther und Melanchton erhalten.
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Wittenberg 1511 - 1546
Neben seiner Lehrtätigkeit, die er zeitlebens ausübte, hatte Luther seit 1514 auch die Predigerstelle an der Stadtkirche St. Marien inne. Die damit verbunden Verpflichtung zu zwei wöchentlichen Predigten erklärt, daß er die meisten Predigten seines Lebens in dieser Kirche
hielt. Insesamt soll er im Jahr etwa 200 Predigten gehalten haben.
Die Wittenberger Stadtkirche
St. Marien, in der Luther predigte.
Das Lutherstandbild
Auf dem Rathausplatz die Standbilder
von Melanchton und Luther.
Die Marienkirche ist das älteste Gebäude Wittenbergs. Ihre Ursprünge reichen bis ins 13.
Jahrhundert zurück. Das bemerkenswerteste Kunstwerk der Kirche ist der 1547 geweihte
Reformationsaltar con Lucas Cranach d.Ä. Besonders bekann wurde das Predellengemälde
„Die Wortverkündigung“. Der predigende Luther weist mit der rechten Hand auf den
gekreuzigten Christus in der Bildmitte, mit der linken Hand auf die Bibel.
In der Stadtkirche führte Luther 1522 auch das evangelische Abendmahl „in beiderlei
Gestalt“, d.h. mit Brot und Wein, ein, legte 1524 demonstrativ die Mönchskutte ab und ließ
sich 1525 mit Katharina von Bora trauen.
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Wittenberg 1511 - 1546
Im Jahre 1515 verkündete Papst Leo X. einen „Plenarablaß“, der die völlige Vermeidung des
Fegefeuers für diejenigen beinhaltete, die durch Spenden den Neubau des Petersdomes in
Rom förderten. Das Wirken des Ablaßhändlers Johannes Tetzel erregte Luther besonders.
1541 schrieb Luther rückblickend:
„Es geschah im Jahr, da man 1507 schrieb, daß ein Predigermönch mit Namen Johannes Tetzel, ein
großer Clamant (Schreihals), welchen zuvor Herzog Heinrich hatte zu Innsbruck vom Sack erlöst...,
derselbige Tetzel führet nun den Ablaß umher und verkauft Gnade ums Geld, so teuer oder wohlfeil er
aus allen Kräften vermocht. Zu der Zeit war ich Prediger allhie im Kloster und ein junger Doktor,
neulich aus der Esse gekommen, hitzig und lüstig in der Heiligen Schrift. Als nun viel Volks von
Wittenberg lief dem Ablaß nach gen Jüterbog, Zerbst etc. und ich (so wahr mich mein Herr Jesus
Christus erlöst hat) nicht wußte, was der Ablaß wäre, wie es denn kein Mensch nicht wußte, fing ich an
zu predigen, man könne wohl Besseres tun, das gewisser wäre, als Ablaß zu lösen.“
Wie weit Tetzel das florierende Geschäft mit der Seelenerlösung getrieben hatte, geht aus
einer anderen Äußerung Luthers hervor:
„Indes kommt vor mich, wie der Tetzel wieder hätte gepredigt greulich schreckliche Artikel, der ich
diesmal etliche will nennen: Er hätte solche Gnade und Gewalt vom Papst, wenn einer gleich die heilige
Jungfrau Maria, Gottes Mutter, hätte geschwächt oder geschwängert, so könnte ers vergeben, wo
derselbe in den Kasten lege, was sich gebühre.“
Am 31. Oktober 1517 schlug Luther seine 95 kritischen Thesen an die Türe der Schloßkirche
zu Wittenberg, um einenDisput über die Frage des Ablasses zu erreichen. Die Veröffentlicheng von Thesen war damals etwas ganz Alltägliches, das in der Regel nur Theologen zu
interessieren pflegte. So waren Luthers Thesen auch in lateinischer Sprache verfaßt und die
Türe der Schloßkirche sozusagen das „schwarze Brett“ der Universität.
Wer sollte also ahnen, daß Luthers 95 kritische Anmerkungen zu Gott, Kirch und Welt, die
dazu noch in Latein formuliert waren, das außer einer kleinen Schicht Gebildeter kein
Mensch verstand, ein neues Zeitalter einleiten würden?
Doch das Unerwartete trat ein: Der Text wurde übersetzt, vervielfältigt, überallhin verbreitet
und diskutiert.
Ob Luther seine Ablaßthesen tatsächlich am 31.
Oktober 1517 mit Hammer und Nagel an die Tür
der Schloßkirche angeschlagen hat oder ob er sie
nur verschickt hat, wird sich vermutlich niemals
endgültig klären lassen. Und eigentlich ist es ja
auch ohne Belang. Die originale Thesentüre, sollte
es sie denn gegeben haben, wurde jedenfalls
während des Siebenjährigen Krieges durch Brand
zerstört. Die heutige, aufwendig als Reformationsdenkmal gestaltete Bronzetür stammt von 1858.
1518 wird Luther in Augsburg von Cardinal
Cajetan verhört.
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Luther vor Kardinal Cajetan
von Ferdinand Pauwels, 1872
Auf Martin Luthers Spuren -
Wittenberg 1511 - 1546
1518 entbindet der Generalvertreter der Augustiner Staupitz Martin Luther von seinem Ordensgelübde. Luther ist damit kein Mönch mehr.
1519 Leipziger Disputation mit Johannes Eck.
1521 Reichstag zu Worms. Martin Luthers Antwort auf die Aufforderung zu widerrufen, ist
berühmt geworden:
„Mein Gewissen ist in Gottes Wort gefangen. Somit will und kann ich nicht widerrufen. Denn gegen
das Gewissen zu handeln ist weder sicher noch heilsam. Hie steh ich, ich kann nicht anderst. Gott helffe
mir. Amen.“
Der Kaiser steht zu seinem Wort. Er hält das Geleitversprechen und läßt Luther aus Worms
abreisen.
Etwa einen Monat später ist der öffentliche Erlaß gegen Luther ausgefertigt. Er wird für
vogelfrei erklärt und unter Reichsacht gestellt.
Martin Luther als Augustinermönch.
Das Porträt aus der Cranach-Werkstatt entstand 1523, also
ein Jahr bevor Luther die Mönchskutte für immer ablegte.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Wartburg 1521 - 1522
Wartburg 1521 - 1522
Luther erfährt, daß er auf der Rückreise vom
Reichstag in Worms auf Beschluß seines
Landesherrn, des sächsischen Kurfürsten
Friedrich des Weisen, zu seinem Schutz entführt und in Sicherheit gebracht werden soll.
Am 4. Mai 1521 wird dann Martin Luthers
Reisewagen in der Nähe von Herleshausen
überfallen und Luther entführt. Die Nachricht
alamiert die Öffentlichkeit und verbreitet sich in Windeseile in Deutschland.
Auf abgelegenen Wegen wird Luther in die Festungsanlage der Wartburg gebracht, die sich 200 Meter über
„seinem geliebten Eisenach“ erhebt.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Wartburg 1521 - 1522
Die Wartburg, auf der er sich nun bis zum 1. März 1522 aufhalten mußte, ist eine sagenumwobene Burg, die angeblich 1067 von Ludwig dem Springer gegründet worden sein soll.
Im Jahre 1206 soll hier der berühmte Sängerwettstreit stattgefunden haben, der Richard
Wagner zu seiner Oper „Tannhäuser“ angeregt hat. So mittelalterlich die Wartburg heute auch
anmutet, als Luther hierher kam, hatte sie ein anderes Aussehen. Ihre heutige Gestalt erhielt
die Burg erst Ende des 19. Jahrhunderts.
Luther trug neue Kleider, ließ sich die Haare wachsen und
lebte „getarnt“ als „Junker Jörg“ auf der Wartburg. Der erzwungene Aufenthalt, die ungewohnt reichhaltige und
schwere Kost, vor allem aber das Gefühl, nicht in den Lauf
der Dinge eingreifen zu können, setzten Luther stark zu. Er
schrieb:
„Das Übel, an dem ich in Worms litt, hat mich noch nicht
verlassen, es hat sogar zugenommen. Ich leide an furchtbar hartem
Stuhlgang, wie noch nie in meinem Leben und verzweifle an der
Heilung. So sucht der Herr mich heim, damit ich nicht ohne
Kreuzesreliquien bin. Er sei gelobt, Amen.“
Doch Luther blieb in seiner Zeit auf der Wartburg nicht
untätig. In seiner stillen Stube übersetzte er das Neue Testament in nur 10 Wochen ins Deutsche. Er übersetzte in volkstümlichen und bilderreichen Stil, den jedermann verstehen
konnte. Damit leistete er einen wesentlichen Beitrag zur
Herausbildung der neuhochdeutschen Schriftsprache.
Um die „Lutherstube“, deren heutige Ausstattung
zum großen Teil aus späteren Jahrhunderten stammt,
rankt sich manche Legende. So soll Luther den Teufel, der ihm hier leibhaftig erschienen sei, durch
einen Wurf mit dem Tintenfaß verscheucht haben.
An der Kaminseite der Lutherstube befand sich noch
bis zu Beginn dieses Jahrhunderts ein Tintenfleck.
Dieser Fleck wurde von reliquiensüchtigen Besuchern oft abgekratzt und dann immer wieder erneuert. Die Anekdote bezieht sich auf einen, allerdings umstrittenen, Ausspruch Luthers in seinen
Tischreden, nachdem er „den Teufel mit Tinte vertrieben“ habe, was aber doch wohl im übertragenen
Sinne zu verstehen ist.
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Wartburg 1521 - 1522
Hinter dem Erker, jedoch zur anderen Seite des Hauses, befindet sich die Lutherstube
Nach den Bilderstürmen in Wittenberg hält es Luther nicht mehr länger auf der Wartburg.
Am 1. März 1922 reitet er zurück nach Wittenberg.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Wittenberg ab 1508
Wittenberg ab 1508
Nach seiner Rückkehr von der Wartburg nach Wittenberg im März 1922 läßt sich Luther den
Bart abnehmen und die Tonsur, die „Platte“, wieder ausscheren, zieht die Augustinerkutte
über und nimmt wieder Besitz von seinem Turmzimmer in Augustinerkloster. Am Sonntag,
dem 9. März 1922 liest er die Messe.
Luther schreibt eine neue Veröffentlichung: „Vom ehelichen Leben“. Unter Zeitgenossen galt
die Schrift als aufrührerisch: „Es wär nicht gut uns armen Ehemännern, daß böse Weiber darinnen
losen sollen.“
Ende 1524, sieben Jahre nach dem Thesenanschlag und fünfzehn Jahre nach seinem Eintritt
ins Erfurter Kloster, legt Martin Luther seinen Mönchshabit ab. Er bezieht nun ein Jahresgehalt von 100 Gulden. Und nicht nur er verläßt die Möncherei. Aus einem Kloster der Grafschaft Mansfeld entlaufen 16 Nonnen. Eine davon, Katharina von Bora, wird später Luthers
Frau.
Am 13. Juni 1525 läßt sich Luther mit Katherina von Bora in der Schloßkirche zu Wittenberg
trauen. Lucas Cramach d.Ä., ein Freund der Familie, hat das Ehepaar porträtiert. Luther hatte
eine innige Beziehung zu seiner Käthe, die er zärtlich als „Morgenstern“ bezeichnete und war
seinen später sechs Kindern ein liebender Vater. Allerdings dürfte er aufgrund seiner häufigen
Stimmungsschwankungen und seiner sprichwörtlichen Arbeitswut manchmal nur schwer zu
ertragen gewesen sein. Die Hausarbeit überließ er ganz und gar seiner Frau, die mit Geschick
und unermüdlichem Einsatz den riesigen Hausstand in Schwung hielt. Deshalb nannte Luther
sie auch manchmal zärtlich „Herr Käth“
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Veste Coburg 1530
Veste Coburg 1530
Die Veste Coburg im Jahre 1506
Detail des Holzschnitts „Martyrium des Heiligen Erasmus“ von Lucas Cranach d.Ä.
Da die kirchliche Zerrissenheit für
das Reich, das zudem von den Türken bedroht war, ein großes Problem
darstellte, hatte Kaiser Karl V. den
Reichstag für den Sommer 1530 nach
Augsburg einberufen. Während der
sächsische Kurfürst mit einer großen
Delegation, der auch namhafte Theologen wie Philipp Melachnton angehörten, nach Augsburg aufbrach,
konnte der noch immer geächtete
Veste Coburg - heutige Ansicht
Luther von Lucas Cranach
Lutherstube in der Veste Coburg
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Auf Martin Luthers Spuren -
Veste Coburg 1530
und gebannte Luther nur bis an die äußerste Grenze Sachsens mitkommen. Wieder war es
eine Burg, die Veste Coburg, die gerade noch auf kursächsischem Gebiet lag. Von Coburg
aus will Luther in das Geschehen in Augsburg eingreifen. Durch Boten läßt er sich ständig
über den Fortgang der Verhandlungen unterrichten. Er gibt Instruktionen und ermahnt
Melanchton, konsequent zu bleiben.
Am 25. Juli 1530 wird im bischöfichen Palast zu Augsburg die Bekenntnisschrift verlesen,
die als Confessio Augustana - als Augsburger Bekenntnis - zur Grundlage des Protestantismus werden sollte. Der zentrale Satz darin heißt:
„Der evangelische Glaube kommt aus der Schrift und aus der Lehre der Alten Kirche. Er ist keine
Ketzerei.“
Am 4. Oktober 1530 verläßt Luther die Veste Coburg mit großem fürstlichem Gefolge.
Das Schloß der Veste
Die Lutherkapelle auf der Veste
Die Lutherbüste 1939 angebracht zur 400jährigen Wiederkehr des Aufenthaltes Luthers auf der Veste
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Wittenberg 1508 - 1546
Wittenberg 1508 - 1546
1531 gründen die evangelischen Fürsten im thüringischen Städtchen Schmalkalden einen
Bund der protestantischen Reichsstädte. Das bedeutendste Treffen des Schmalkaldischen
Bundes fand 1937 statt. 18 Fürsten und Vertreter von 28 Städten sowie 42 prominente
Theologen hatten sich versammelt, um die Schmalkaldischen Artikel als Programm zu
formulieren. Die Federführung des Treffens lag in den Händen Luthers, dessen Gutachten die
Grundlage für die Beratungen bildete.
1541 wurde die gesamte Bibelübersetzung
Luthers gedruckt. Bei der Übersetzung hat
ihm sein sprachkundiger Freund Philipp Melanchton entscheidend helfen können.
Seit seiner Rückkehr von der Wartburg 1522
lebte Luther ständig in Wittenberg, wo er
seinem Lehr- und Predigtverpflichtungen
nachkam und die Geschicke der Reformation
lenkte. Er unternahm zahllose Reisen, um zu
predigen, Visitationen vorzunehmen oder
Freunde zu besuchen.
Am 28. Januar 1946 reiste er nach Eisleben, in seine Geburtsstadt. Die Grafen von Mansfeld hatten ihn gebeten,
ihre Erbstreitigkeiten zu schlichten. Luther wohnte bei
einem langjährigen Freund, dem Stadtschreiber Albrecht,
im Drachenstädtischem Haus (Andreaskirchplatz 7)
gleich neben der St. Andreaskirche. Obwohl er schon bei
seiner Ankunft vom Tod gezeichnet war, führte er täglich
90 Minuten lang die Verhandlungen zwischen den Grafen. Am 14. Februar kam die Einigung zustande, die am
Tag darauf vertraglich fixiert wurde.
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Auf Martin Luthers Spuren -
Wittenberg 1508 - 1546
Am 16. Februar hielt Luther in der Kirche
St. Andreas die letzte Predigt seines Lebens.
Doch während der Predigt erlitt er einen
Schwächeanfall und brach die Predigt mit
den Worten ab:
„Ich bin zu schwach, wir wollens hierbei bleiben
lassen.“
Zwei Tage später sagte er:
„Wenn ich wieder heim gen Wittenberg komme,
so will ich mich alsbald in einen Sarg legen und
den Maden einen feisten Doktor zu fressen
geben.“
Am nächsten Abend aß er zwar noch mit Freunden, doch in der
Nacht verschlechterte sich sein Zustand so stark, daß die herbeigerufenen Ärzte nicht mehr helfen konnten. Martin Luther starb am
18. Februar 1546 morgens kurz vor drei Uhr, umgeben von seinen
Söhnen, seinem Mitarbeiter Justus Jonas, den Mansfelder Grafen und
Freunden.
Lutherstatuette
um 1550
Der Leichnam wurde zunächst in der Andreaskirche aufgebahrt. Zur Trauerfeier erschienen so viele Menschen,
daß nicht nur die Kirche, sondern auch die umliegenden
Straßen und Plätze gefüllt waren. Am nächsten Tag wurde
der Sarg mit feierlichem Geleit nach Wittenberg überführt.
Die Traueransprache in Wittenberg hielten Luthers
Freunde Philipp Melanchton und Johannes Bugenhagen.
Anschließend wurde Luther in der Schloßkirche beigesetzt.
Sein Grab bedeckt eine schlichte bronzene Grabplatte.
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