Die komplette 100-Jahre-Chronik als
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Die komplette 100-Jahre-Chronik als
100 Jahre Münchner YachtClub 100 Jahre Münchner Yacht-Club 100 Jahre Münchner YachtClub Diese Chronik des Münchner Yacht-Clubs wurde in einer Auflage von 1000 Exemplaren hergestellt und von 1 - 1000 numeriert. Dieses Exemplar trägt die Nummer © 2008 Münchner Yacht-Club Possenhofener Straße 65 - 67 82319 Starnberg Telefon 08151 - 12895 info@myc.de www.myc.de Konzept und Redaktion: Dr. phil. Iris v. Hoyningen-Huene Gestaltung: Steffen Pöhlmann, Kontor für Kommunikation Druck: Roman Schmitt, Crossover-Mediagroup 4 Inhalt 7 Vorwort 8 9 10 11 12 Grüße Vorsitzender Dr. Carlo Kremer Schirmherr Dr. Kurt Faltlhauser Landrat Karl Roth Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger Präsident des BSV Joerg v. Hoermann 14 Gründung 1908 bis 1918 28 40 50 52 54 56 Anwesen Das Ambiente des Münchner Yacht-Clubs Vom ersten Steg zum heutigen Hafen Richtspruch für das Bootshaus Hafenbelegung Hubertuswiese Spendenaufruf 58 66 68 74 76 80 90 118 140 Geschichte Eine Starnberger See Liebe Ordnung muss … Aus vergangenen Zeiten Ferdinand (Bibi) Birkner Hans Wilhelm (Hansi) Braun 1933 bis 1945 Maler, Schreiber, schnelle Schiffe Sechs lange Jahre Karl (Burschi) Beck 144 150 152 156 160 161 162 164 166 168 174 176 178 Entwicklung Neuanfang 1952 Wolfi Rappel Günther Pfaller Die 60er Jahre Werner Keidel Familie Senft 75 Jahre MYC Familie Grosser Hans Rehdes 1983 bis 2008 Michael Zachries Hafenfest Luftbild 2008 5 6 182 184 186 192 Jugend Aufwachsen im Münchner Yacht-Club Mit der Optiwoche geht’s los »Diese Jugend« Ansegeln 194 206 208 210 212 214 216 220 222 226 Segeln Klassische Rennyachten Fuchsjagd Dingi-Sonderwettfahrten Feuerzangenbowle Wintervergnügen DN-Schlitten Bernbacher-Cup Wolf Dietz Erfolge Regatten im Jahr 2008 228 234 242 243 244 246 248 250 256 260 266 272 276 278 280 Boote Clubschiffe Drachen Norbert Geissler Robert (Bob) von Linde Hochseeleistungssegeln Hansajolle Haide Lambertz (Crome) Korsar H-Boot Dyas 14 Fuß Dingi Star Joker Streamline Hobie Cat 283 284 288 Anhang Ehrenmitglieder Vorstandschaft Mitglieder 292 296 Nachweise Dank Vorwort Diese Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Münchner Yacht-Clubs ist ein Gemeinschaftswerk und zugleich ein Erinnerungsbuch vieler engagierter Clubmitglieder. Sie will einerseits eine umfassende Chronik der 100-jährigen Geschichte des Münchner Yacht-Clubs sein. Andererseits soll sie die Erlebnisse einzelner Clubmitglieder in Form von Geschichten wiedergeben. Immer mehr Mitglieder beteiligten sich mit Beiträgen und so ist die Anzahl der Autoren erheblich gewachsen. Geduldig stellten sich viele Mitglieder den Fragen zur MYC-Geschichte, die naturgemäß ein Teil ihrer eigenen persönlichen Vergangenheit ist. Außerdem ist es gelungen, ehemalige Mitglieder und Personen aus dem Umfeld des MYC zu finden, die uns bisher Unbekanntes mitteilen konnten. Sicherlich gibt es noch viele Begebenheiten und Persönlichkeiten, über die in der Festschrift hätte berichtet werden können; doch nicht alle wollten Privates hervorholen. Für die Gestaltung und Druckvorbereitung stand mir stets Steffen Pöhlmann in seinem Kontor für Kommunikation zur Seite. Es war dabei ein großer Vorteil, dass er als langjähriges Clubmitglied selbst engagierter und erfahrener Segler ist. Für die von Anfang an harmonische und kreative Zusammenarbeit bin ich sehr dankbar. Als wichtige Gesprächspartner bei der Redigierung der Texte bedanke ich mich vielmals bei meinem Mann und Bettina RennerSchneider. Frau Irmhild Lippitsch ist für die beständige Hilfe bei der Anfertigung von Tabellen und Listen zu danken. Roman Schmitt unterstützte uns sehr bei der Bildaufbereitung für den Druck. Auch den vielen Helfern, die wertvolle Dokumente, Materialien, Fotos und Informationen zur Verfügung gestellt haben (siehe Nachweise am Ende des Buches), sei herzlich gedankt. Nicht zuletzt danke ich meiner Familie für das große Verständnis in den zurückliegenden Jahren und Monaten, weil ich sehr oft der Festschrift den Vorrang gegeben habe. Starnberg, im Mai 2008 Dr. Iris v. Hoyningen-Huene 7 Geleitwort des Vorsitzenden Dr. Carlo Kremer sich im Club immer wieder der »Wille zum Ausgleich« gebildet hat – zwischen Alt und Jung, Regattaseglern und nicht so sportlich ambitionierten Seglern sowie Vertretern unterschiedlicher Auffassungen bei wichtigen Entscheidungen. Das war stets – trotz aller Wechselfälle der Geschichte in den vergangenen 100 Jahren – der Schlüssel zu Erhalt und darauf aufbauender Weiterentwicklung von Clubhaus, Bootshäusern und Hafen. Rechtzeitig zum Jubiläum stehen uns jetzt zum Wohle von Sport und Spaß das renovierte und erweiterte Clubhaus und ein neues Bootshaus auf unserem herrlichen Grundstück zur Verfügung. Für uns ist dies Anlass, gerade am Tage unseres 100-jährigen Jubiläums zuversichtlich in die Zukunft unseres Münchner Yacht-Clubs zu schauen. 100 Jahre Münchner Yacht-Club. Aus kleinen Anfängen 1908 hat sich der MYC bis 2008 kontinuierlich weiter entwickelt und erwarb schon früh hohes Ansehen in der Gemeinschaft der Traditionsclubs. Dabei ist er stets seinem ursprünglichen Charakter eines familienbetonten und – seinerzeit als gutbürgerlich bezeichneten – Clubs treu geblieben. Denn jede Generation hat sich verpflichtet gefühlt, das Erbe des Gründers Albert Zisch und des großen Mäzens Hans Gruß fortzuführen, auch heute – mittlerweile in der vierten Generation. Zu diesem Selbstverständnis gehört nach wie vor, die Jugend im Club besonders zu unterstützen und im Segelsport auszubilden, sowie für unsere Mitglieder und Regattagäste die schönen Clubanlagen zu erhalten und sinnvoll auszubauen. Dies alles war nur möglich, weil 8 Dass wir für unser Jubiläum Herrn Prof. Dr. Kurt Faltlhauser als Schirmherrn gewinnen konnten, ist uns eine große Freude. Schließlich war er bis 2007 als Bayerischer Staatsminister der Finanzen gleichzeitig oberster Dienstherr der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. Auch gilt mein ganz besonderer Dank Frau Dr. Iris v. Hoyningen-Huene für ihr während der letzten beiden Jahre wirklich zeitraubendes Engagement für die Festschrift. Dass dieses Buch nicht als reines Geschichtsbuch vorliegt sondern Geschichten über unseren Club und seine Mitglieder erzählt, ist ihr Verdienst. Sie hat uns davon überzeugt, dass erst Geschichten Geschichte spannend machen. Starnberg, im Mai 2008 Grußwort des Schirmherrn Staatsminister a. D. Prof. Dr. Kurt Faltlhauser, MdL Sehr geehrte Mitglieder des Münchner Yacht-Clubs, herzlichen Glückwunsch zum 100. »Geburtstag« Ihres Münchner Yacht-Clubs! Es ist mir eine hohe Ehre, dass Sie mich zum Schirmherrn Ihres runden Jubiläums bestimmt haben. Ich habe es früher zwar nur bis zum Surfer gebracht – das Geschick und die Freude der Segler habe ich aber immer bewundert. Segeln und Politik haben viel gemeinsam: Beide leben von Leidenschaft und Erfahrung zugleich. Ein Politiker muss kentern, wenn er in seiner Arbeit nicht von der Überzeugung und der Freude an der Sache getragen wird. Er braucht aber gleichzeitig Erfahrung und Professionalität, denn eine Politik, die nur auf Emotionen aufbaut, ist ebenfalls zum Kentern verurteilt. Beim Segeln braucht man feines Gespür für die Richtung des Windes, in der Politik das feine Gespür für die Richtung gesellschaftlicher Entwicklungen und Mehrheiten. Der Segler und der Politiker brauchen Rückenwind, beide müssen Kurs halten, beide dürfen das Ziel nicht aus dem Auge verlieren. Und nicht zuletzt: Sowohl beim Segeln als auch in der Politik muss man auch einmal eine Flaute durchstehen oder umgekehrt bei starkem Wind mit fester Hand das Ruder halten. Regeln und die Disziplin eines fairen sportlichen Wettbewerbs einzubinden. Ich wünsche dem Verein für die kommenden Jahre alles Gute, erfolgreiche Fortsetzung der bisherigen Arbeit und den angemessenen Rückenwind für die Einweihung des neuen Club- und Bootshauses. Der Münchner Yacht-Club, in dem sich seit nunmehr 100 Jahren begeisterte Segel-Sportler zusammen gefunden haben, versteht es, auch junge Mitglieder zu finden. Von den 440 Mitgliedern sind mehr als ein Viertel Jugend- und Juniorenmitglieder. Hier wird der Verein in besonderer Weise seiner gesellschaftlichen Aufgabe gerecht, junge Menschen in die 9 Gruß des Landrats Karl Roth der folgenden schwierigen Jahre des Wiederaufbaues wurde der Grundstock für ein erfolgreiches, auf die Zukunft bauendes Vereinsleben geschaffen. Heute ist der Münchner Yacht-Club einer der ältesten und traditionsreichsten Segelvereine am Starnberger See, der sich die Pflege und Förderung des Sports zum Ziel gesetzt hat. Von Anfang an war das Bemühen um sportliche Attraktivität und gemeinnütziges Handeln erkennbar. Der Münchner Yacht-Club feiert im Mai dieses Jahres sein 100-jähriges Jubiläum. Dazu spreche ich der Vorstandschaft und allen Mitgliedern des Vereins meine herzlichen Glückwünsche aus. Es war der 28. Mai 1908, als sich sechs segelbegeisterte Münchner zusammen fanden und die »Vereinigung Münchner Segler« gründeten, aus der später der Münchener Yacht-Club hervor ging. Bereits damals beherbergte das erste Clubgrundstück eine Bade- und Schiffshütte. Albert Zisch trug sich als erster Clubvorsitzender in die Geschichtsbücher des Vereins ein. 10 Jahre später erwarb der Münchner Yacht-Club ein neues Anwesen, das er bis heute sein zuhause nennt. Mit Stolz blickt der Verein auf die Pionierleistungen der damaligen Gründungsmitglieder zurück. Zu Zeiten des ersten Weltkrieges und Schon damals schätzte man die reizvolle Lage am Starnberger See, die Schönheit der Natur und nicht zuletzt die Nähe zur Landeshauptstadt München. Sowohl Wettkampf- als auch HobbySegler lieben es, ihrem Sport in unserer einzigartigen Voralpenlandschaft nachzugehen. Dies bestätigt auch die Vielzahl von Ruder- und Segelvereinen, die sich rund um den Starnberger See angesiedelt haben. Der sportliche Aspekt ist das dominierende Standbein in der Clubhistorie. Mit Souveränität und Routine richtet der Münchner Yacht-Club seit vielen Jahren nationale und internationale Regatten aus. Voller Freude verkündet der Verein, im Jubiläumsjahr die internationalen Deutschen Meisterschaften der H-Boote und der Drachen auszurichten. Mitte August 2008 werden diese Segelwettbewerbe Anziehungspunkt für Jung und Alt sein, wenn sich heimische Spitzensegler mit starker Konkurrenz aus dem In- und Ausland messen. Mit einem auserlesenen Teilnehmerfeld ist für spannende und interessante Wettfahrten auf dem Starnberger See gesorgt. Neben dem Segelsport gilt das Vereinsinteresse auch dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Das Feiern großer Feste hat Tradition im Münchner Yacht-Club. So wünsche ich dem Verein nicht nur für den am 30. Mai 2008 stattfindenden Festakt, sondern auch für alle sonstigen im Jubiläumsjahr geplanten sportlichen und gesellschaftlichen Veranstaltungen gutes Gelingen und für die Zukunft viel Glück und sportliche Erfolge. Ihr 10 Gruß des Starnberger Bürgermeisters Ferdinand Pfaffinger Liebe Mitglieder des Münchner Yacht-Clubs, liebe Freunde und Förderer des Segelsports, 100 Jahre Münchner Yacht-Club e. V. sind ein wahrhaftig respektabler und stolzer Grund zum Feiern und für mich ein guter Anlass, im Namen der Stadt Starnberg, des Stadtrats und der Stadtverwaltung unsere herzlichen Glückwünsche zu überbringen. Auch wenn der Münchner Yacht-Club e. V., wie es der Name sagt, eigentlich ein Münchner Verein ist, ist er aus unserem Starnberger Vereinsleben längst nicht mehr wegzudenken. Immer, wenn ein Mitglied des Clubs bei nationalen und internationalen Wettbewerben in den Siegerlisten auftaucht, sind auch wir Starnberger enorm stolz auf ihn und unseren Münchner Yacht-Club. Im besonderen Maße erfreuen uns dabei immer die zahlreichen Erfolge der jugendlichen Segler. Ich gratuliere dem Münchner Yacht-Club e. V. für das bisher Erreichte und wünsche ihm eine ebenso erfolgreiche Zukunft. Mögen sich seine Mitglieder stets gut aufgehoben finden in unserer Stadt im Allgemeinen und im MYC im Besonderen. Den zahlreichen Helferinnen und Helfern zur Vorbereitung und Abwicklung der Jubiläumsveranstaltung danke ich an dieser Stelle für ihren Einsatz, ohne den ein funktionierendes Vereinsleben schlicht nicht möglich wäre. In diesem Sinne »Mast- und Schotbruch« dem Verein und seinen Mitgliedern und alles Gute für die Zukunft. Ihr Ferdinand Pfaffinger 1. Bürgermeister der Stadt Starnberg 11 Grußwort vom Bayerischen Seglerverband Joerg v. Hoermann Herzliche Gratulation den Mitgliedern des Münchner Yacht-Clubs zum 100-jährigen Vereinsjubiläum. Dies ist ein guter Grund, gebührend zu feiern. In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich der Münchner Yacht-Club zu einem sehr segel-sportaktiven Club entwickelt. Die Mitglieder haben viele Preise und Meistertitel im In- und Ausland ersegelt. Wie sportlich aktiv der Club auch in seinem Jubiläumsjahr ist, zeigt, dass in der Segelsaison 2008 elf Regatten vor Ort durchgeführt werden, davon zwei Internationale Deutsche Meisterschaften in den Klassen Drachen und H-Boot. Ebenso erfreulich zeigt sich die sehr aktive Jugendabteilung, die seit vielen Jahren Mitausrichter der Bayerischen Jugendmeisterschaft ist. Der großen Zahl von Helfern über die Jahre hinweg gilt mein besonderer Dank. Ich wünsche dem Münchner Yacht-Club eine erfolgreiche Zukunft, weiterhin aktive und engagierte Mitglieder, sowie große sportliche Erfolge. Für die weiteren Jahre Mast- und Schotbruch und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Bayerischer Seglerverband Joerg v. Hoermann 1. Vorsitzender 12 Gründung 13 1908 bis 1918 Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Vereinigung Münchner Segler e. V. 28. Mai 1908 Mit der Gründung der »Vereinigung Münchner Segler e. V.« ging 1908 ein neuer »Segler-Stern« am Würmsee (heute: Starnberger See) auf. Es war nach dem »Münchner Ruderclub von 1880« und dem »Segler-Verein Würmsee«, dem heutigen »Bayerischen Yacht-Club« (BYC) der dritte Wassersportclub am See. Da die meisten Segler aus München kamen, musste der Standort des neuen Clubs in guter Erreichbarkeit zum Starnberger Bahnhof und zu den örtlichen Gasthäusern liegen. Von daher wäre es nur folgerichtig gewesen, wenn die späteren Gründungsmitglieder in den bereits seit 1888 bestehenden ersten reinen Segelclub »Segler-Verein Würmsee« eingetreten wären. Aber es ist heute nicht mehr feststellbar, warum sie dorthin keinen Zugang fanden und statt dessen lieber einen eigenen Segelclub gründeten. Das ist um so verwunderlicher, als die Geschichte des MYC in Nachbarschaft zu den beiden anderen Vereinen auf den ehemaligen »Schiffwiesen« am Nordufer des Starnberger Sees begann. Später erst wurde in dem wunderschönen und großzügigen Seegrundstück im Süden von Starnberg an der Possenhofener Straße das bis heute noch bestehende Anwesen gefunden. Auch der Name des Clubs sollte sich in den ersten zehn Jahren noch zweimal ändern, ehe sich die Vereinsmitglieder 1919 auf die Bezeichnung »Münchner Yacht-Club« festlegten. Allein das Club-Emblem – in Anlehnung an die Münchner Farben, gelber Grund und schwarzes Kreuz mit einem blauen Stern in der Mitte – veränderte sich durch all die Jahrzehnte bis heute nicht. Sonderklasse »Erlkönig« (links) Eigner Albert Zisch 6 Sgl.-Yacht »Falke« (rechts) Eigner Otto Saumweber Der Stander auf dem Briefpapier der ersten Jahre war golden geprägt 14 »Münchner Yacht-Club e. V.« ex »Münchner Segler-Club e. V.« ex »Vereinigung Münchner Segler e. V.« Die Initiative zur Gründung dieser neuen SeglerVereinigung ging maßgeblich von Münchner Unternehmern und Großkaufleuten aus. Anfänglich allerdings hatten sie sich eher als lose Gemeinschaft von Tourenseglern gesehen, die auf der Sonderklasse »Erlkönig« von Albert Zisch und der 6 Sgl.-Yacht »Falke« von Otto Saumweber miteinander segelten. Münchner Neueste Nachrichten vom 27.4.1908 Am 15. April 1908 rief der Hofphotograph Albert Zisch zusammen mit 14 Mitgliedern eine neue Vereinigung Münchner Segler ins Leben. Diese Neuigkeit veröffentlichte der Schriftsteller und Redakteur des »Starnberger Land- u. Seeboten« Georg Queri am 26. April 1908 in der Starnberger Tageszeitung und einen Tag später bereits konnte man diese Nachricht auch in den »Münchner Neuesten Nachrichten« lesen. So dauerte es nicht lange, bis am 28. Mai 1908 die sechs Herren: Albert Zisch (Vorsitzender von 1908-1922), Direktor Otto Saumweber, Großhändler Emil Bickel, Heinrich Löb (Schriftführer), der junge Schiffsbautechniker und spätere Werftbesitzer Anton Dreher aus Percha sowie Georg Queri aus Starnberg die »Vereinigung Münchner Segler« offiziell »konstituierten«. Mit der Namensgebung wird zugleich auch die ursprüngliche Intention der Gründungsväter deutlich. Noch ganz der Tradition des Touren- und Wandersegelns verbunden, legten sie mit der Betonung auf die Formulierung »SeglerVereinigung« den Schwerpunkt ihres anfänglichen Interesses weniger auf die Segelsportaktivität im modernen Sinn als vielmehr auf die Menschen und die damit verbundenen sozialen Kontakte innerhalb einer Herrengesellschaft. Um nun die »Interessen dieses schönen Sports in intensiver und kameradschaftlicher Weise pflegen und cultivieren« zu können, planten sie »die Anlage eines privaten Hafens«. Gleichzeitig suchten sie eine Bleibe am See, wo sie ihre Boote und Utensilien sichern konnten. Auf Vermittlung von Anton Dreher und dem Verwalter des Dampfschiffhafens Schmidt richtete Albert Zisch am 11. Juli 1908 im Namen des Vorstands Die Bildmarke im Wandel (von links: 20er, 30er, 40er und 70er Jahre) 15 Die Gründer der »Vereinigung Münchner Segler« im Jahre 1908 ein Gesuch an die Generaldirektion der Königlich Bayerischen Eisenbahnen in München. Er bat, dem neugegründeten Verein etwa 240 qm ungenutzten Eisenbahngrunds auf Schwemmland mit kleiner Bade- und Bootshütte sowie Steg und einer 35 m langen, hölzernen Einfriedung für eine Jahresmiete von 200 RM zu verpachten. Schon wenig später am 31.7.1908 unterzeichnete Albert Zisch als Vorsitzender den Vertrag. Darauf Bezug nehmend, erschien fast gleichzeitig in der Juliausgabe der Zeitschrift »Die Yacht« folgende Nachricht: »Unter dem Namen ›Vereinigung Münchner Segler‹ ist ein Club mit dem Sitz in München gegründet, der sich den Würmsee als Sportsgebiet erwählte. Trotz erst kurzen Bestehens ist es dem Club gelungen, sich ein eigenes Heim dadurch zu sichern, dass er den dem Staat (Kgl. Eisenbahn Aerar) gehörigen Seegrund an der ehemaligen Stadler Säge gepachtet hat«. Von dort aus führte ein schmaler Steg durch die Uferbinsen zum See, vor dem die Boote an ihren Bojen lagen. 16 Auf der stadtwärtigen Seite grenzte das Anwesen mit der Plannummer 9 1/5 an die Dampfschiff-Werft, entlang der Ostseite floss der Georgenbach in den See. Die alte Bootshütte wie auch das Badehäuschen waren anfänglich so baufällig, dass sie umgehend ausgebessert und hergerichtet werden mussten. Anton Dreher übernahm großzügig alle Kosten. Da es keinen direkten Weg zum Grundstück gab, bemühte sich Albert Zisch, eine Erlaubnis der Dampfschifffahrtsgesellschaft zu erwirken, über deren Anwesen einen Durchgang zu bekommen. Diese Anfrage wurde jedoch abgelehnt und so führte laut Vertrag der Zugang über das Haupttor des ehemaligen Stadler’schen Wohnhauses zur Dampfschiffstraße. Albert Zisch, Otto Saumweber, Heinz Löb, Emil Bickel, Anton Dreher und Georg Queri (von links nach rechts) Otto Saumwebers 7 S.L.-Yacht »Sphinx« Immer mehr Münchner Kaufleute und Unternehmer zeigten wachsendes Interesse an der neuen Segler-Vereinigung. Als drittes Schiff kam noch im Gründungsjahr das offene Rennboot mit etwa 4,5 S.L. »Yurmungander« von Toni Huber, gen. »Huber-Toni«, zur Clubflotte dazu. Bereits 1909 verdreifachte sich die Mitgliederzahl der jungen Vereinigung, so dass drei weitere Boote – die 7 S.L.-Yacht »Sphinx« von Otto Saumweber, eine 7m R- und die 6m R-Yacht »Else« von Herrn Ruder sowie einige freie Tourenboote – zur Clubflotte hinzukamen. Damit sie in Zukunft an Regatten teilnehmen konnten, trat die »Vereinigung Münchner Segler e. V.« im Frühjahr 1909 dem Deutschen Segler-Verband (DSV) bei. Daraufhin segelten Direktor Otto Saumweber, Anton Huber und Anton Dreher im Juli 1909 zum ersten Mal Die Gründungshütte an der ehemaligen Stadler Säge von Osten gesehen Das erste Club-Anwesen westlich der GeorgenbachMündung am Nordende des Starnberger Sees 17 für ihren neuen Club auf der Münchner Woche. Sie konnten diesmal zwar noch keine Siege einfahren, aber um sich zu schulen, wurden im Laufe der Segelsaison 1909 drei interne Regatten veranstaltet. Die erste, am Sonntag, dem 8. August 1909. Es gewann »Erlkönig« von Albert Zisch vor Anton Huber mit »Aeola« auf einer Bahn von 10 Seemeilen. In den Folgejahren 1912 bis 1914 zählte die Sonderklasse »Erlkönig« zu Ergebnisliste in »Die Yacht« Nr. 24 von 1909 den erfolgreichsten Yachten und errang rund 70 Preise an den bayerischen Seen. 1912 gewann Albert Zisch mit »Erlkönig« die »Münchner Woche«. 5-m-R-Yacht »Aeola« von Anton Huber bei der Münchner Woche 1910 18 Münchner Segler-Club e. V. 1909 - 1918 In der Hauptversammlung am 2. Dezember 1909 änderte die gemeinnützige »Vereinigung Münchner Segler« ihren Namen in »Münchner Segler-Club e. V.«. Anschließend bestätigten die Mitglieder bei den Wahlen zum Vorstand Albert Zisch als ersten Vorsitzenden, Heinrich Löb als Schriftführer und Otto Saumweber als Schatzmeister in ihren Ämtern. Angesichts von weiter steigenden Mitgliederzahlen im Jahr 1909 reichte die kleine Badehütte am Steg immer weniger. Darum war es vom Vorstand weitsichtig gewesen, dass er bereits in der Generalversammlung Anfang Dezember 1908 beschlossen hatte, auf dem gepachteten Seegrundstück mit eigenen finanziellen Mitteln ein »geeignetes Clubhaus im kleinen Maßstab« zu errichten, um eine »Unterkunftsgelegenheit« für die Mitglieder zu schaffen. Nachdem die BahnDirektion eine Pachtzusicherung bis »mindestens 1914« gegeben hatte, konnte Albert Zisch mit dem Starnberger Zimmermeister Franz Xaver Stadler am 16. April 1909 einen Vertrag zur »Herstellung eines Seglerheims« schließen. Die festen Kosten beliefen sich auf 2570 RM. Mit großem Einsatz legten auch viele Mitglieder selbst Hand an, insbesondere bei der Gestaltung der Außenanlage. So konnte der »Blockhausholzbau in schwedischem Stil« mit Schindeldach und seiner gemütlichen »Schifferstube« noch im Laufe des Jahres 1909 fertiggestellt werden. Dank umfangreicher Eigenleistung vieler Mitglieder war das erste Clubhaus, … … ein »Blockhausholzbau in schwedischem Stil« … … mit einer gemütlichen »Schifferstube«, … … schon nach rund einem halben Jahr 1909 nutzbar. 19 Innerhalb der ersten fünf Jahre entwickelte sich der Münchner Segler-Club zu einem der ersten YachtsportVereine auf süddeutschen Segelgebieten. Stolz konnte Albert Zisch in seinem Jahresbericht vom 29.10.1912 auf die herausragenden sportlichen Erfolge seines Clubs verweisen. Obwohl nur drei Yachten an der Münchner Woche teilgenommen hatten, und nur zwei Boote auf der Bodenseewoche mitgesegelt waren, errangen diese zusammen 40 Preise – ein guter Beweis für sportliche Tüchtigkeit. Fertiges Seglerheim im Sommer 1910 Besuch S. M. König Ludwig III. 20 Planskizze zur Verlängerung der Bootstenne und Erweiterung des Clubhauses 1913 Das erregte allgemeine Aufmerksamkeit und so wurde der junge Segel-Club 1914 durch den Besuch S. M. König Ludwig III. – seinerzeit Kommodore des Kgl. BYC – besonders geehrt. Von Anfang an kam es auf seglerischem Gebiet zu einer regen Zusammenarbeit mit dem Königlich BYC. Neben diesem rückte der Club durch seinen Beitritt zum Münchener Wassersport-Kartell nun auch in die Reihe der Wettfahrtveranstalter der Münchner Woche. Begünstigt durch die rege Wettkampfbeteiligung vergrößerten sich Mitgliederzahl und Bootsbestand unablässig. Das Seglerheim »platzte aus allen Nähten«. Anfängliche Umbaumaßnahmen, ein »Closett«-Neubau sowie die Verlängerung der vorhandenen Bootstenne im Oktober 1913 reichten nicht aus. Ende 1913 nutzten bereits 68 Mitglieder mit ihren Familien das Clubanwesen. Es gab zwölf Segelboote und ein Motorboot. Deshalb handelte Albert Zisch im Februar 1914 mit der Königlichen Bauinspektion II einen Anbau für einen Büroraum auf der Westseite des Vereinshauses aus. 21 Planskizze für Büroanbau Am 24.3.1914 begann der Starnberger Zimmermeister Johann Stadler mit den Bauarbeiten und innerhalb von nur zwei Monaten stellte er die Erweiterung im Stil des bereits bestehenden Hauses fertig. So konnte an einem herrlichen Frühlingssonntag des 3. Mai 1914 zur offiziellen Eröffnung der Segelsaison das alljährlich so beliebte Beisammensein im Anschluss an das Ansegeln in den erweiterten Räumen stattfinden. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 brachte den Sportbetrieb des Münchner Segler-Clubs schon nach wenigen Monaten fast ganz zum Erliegen. Drei Viertel der 68 Mitglieder wurden als Soldaten eingezogen, fünf von ihnen fielen und kehrten nicht mehr heim. Es war selbstverständlich, die Kameraden an der Front zu unterstützen. Für die Frühjahrsmonate 1915 stellte der Vorstand dem Generaldirektorium des Roten Kreuzes das Seglerheim für genesende Soldaten zur Verfügung. Der Verein hatte wirtschaftlich schwer zu kämpfen. Hinzu kam, dass die Ausgaben von 2190,13 RM für den Anbau noch beglichen werden mussten. Dabei hatte es im letzten Jahr vor dem Krieg so ausgesehen, als wenn sich die Pläne der Vorstandsmitglieder Albert Zisch, Heinz Löb und Ernst Bickel realisieren ließen, die den Ankauf eines See-Anwesens in der Nähe des bisherigen Grundstücks aus eigenen Mitteln vorsahen. Aber schon Ende 1914 war daran nicht mehr zu denken. Vielmehr hatte sich die finanzielle Lage des Clubs Plan und Antrag (ganz rechts) Clubhauserweiterung 1914 22 derart verschlechtert, dass Albert Zisch die Königliche Bauinspektion bitten musste, die alljährliche Pachtsumme von 200 RM für 1915 auszusetzen. Da die Möglichkeiten zu einem Ankauf eines geeigneteren Seegrundstücks in weite Ferne gerückt waren, musste man sich vorerst mit den Gegebenheiten arrangieren. Ende1916 bot sich dann eine weitaus günstigere Lösung. Der Club konnte ab dem 1.1.1917 zu dem vorhandenen Grundstück einen Streifen »nächst dem staatlichen Würmseehafen« dazu pachten, so dass nun die Gesamtfläche 690 qm betrug. Das neue Areal sollte vor allem zum Trocknen der Segel verwendet werden. Der jährliche Mietpreis erhöhte sich dadurch nur um moderate 25 RM. 23 Eine zeitgenössische Postkarte zeigt das bereits erweiterte Clubhaus kurz vor dem Umzug des Vereins an das Westufer 24 Münchner Yacht-Club e. V. seit 1918 Kriegszeiten sind schlechte Zeiten zum Feiern, deshalb beging der Münchner Segler-Club e. V. sein 10-jähriges Bestehen im Mai 1918 nur in kleinem Rahmen. Trotzdem sollte dieses Jahr große Veränderungen für den Club bringen. Denn am 3. Oktober konnte auf Initiative des Mitglieds Hans Gruß ein See- und Parkgrundstück mit Wohnhaus am Westufer des Sees an der Possenhofener Straße 260 in Starnberg gekauft werden. Etwa gleichzeitig beschloss die Generalversammlung den bisherigen Namen des Vereins in »Münchner Yacht-Club« umzuwandeln. Für diese Namensänderung sind offiziell zwar keine Gründe bekannt, doch werden mit der Bezeichnung »Yacht-Club« jetzt nicht mehr die »Segler« sondern die Wasserfahrzeuge hervorgehoben. Darunter verstand man anfänglich Vereine mit großen Segelbooten aber zunehmend auch solche mit kleinen Jollen und Motoryachten. So hatte sich der MYC in den ersten zehn Jahren seines Bestehens von einer Herrenvereinigung zu einem sportlichen YachtClub gewandelt. Wegen des neuen Clubgeländes plante der Vorstand, das bisherige Seglerheim im Sommer 1919 aufzugeben und anschließend in das neue Anwesen umzuziehen. Aber vor dem Hintergrund schlechter Zeiten hob die Kgl. Eisenbahn-Bauinspektion II im November 1918 überraschend die Pachtsumme für das bisherige Gelände am Nordufer des Sees um 500% an. Weil der Vorstand nicht willens und in der Lage war, eine derartige Mietzinssteigerung hinzunehmen, kündigte Hans Gruß am 22. November 1918 den Vertrag vorzeitig zum 31. März 1919. Insbesondere einzelne ältere Mitglieder wie Albert Zisch hingen sehr am bisherigen Clubheim. Deshalb war das Interesse groß, nach Möglichkeit unter den Club-Mitgliedern einen geeigneten Nachmieter zu finden. Dem Vorstand gelang es, das bisherige Seglerhaus mit allen dazugehörigen Anbauten auf bahneigenem Grund an das neue Mitglied Ingenieur Gustav Otto zum Kaufpreis von 15.000 RM abzugeben. Der Sohn des Otto-Motor-Erfinders erweiterte dort seine »Versuchs-Werft Starnberg« für die Produktion von Wasserfahrzeugen. Die Ära des MYC an der Spitze des Sees war damit vorbei. Gefallene MYC-Mitglieder 1914 - 1918 Joseph Claus Thomas Greiner Ignaz Gruber Heinrich Maser Rolf Weigand 25 26 Anwesen 27 Das Ambiente des Münchner Yacht-Clubs Gelände und Clubhaus 1918 bis heute Prof. Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene Das nach der Gründung des MYC 1908 von der Bayerischen Staatseisenbahn gepachtete, 240 qm große Clubgrundstück war bereits nach kurzer Zeit zu klein geworden. Durch die stete Zunahme von Mitgliedern und das wachsende Interesse am Segelsport dachten die Gründer alsbald daran, sich nach einem größeren Gelände umzusehen. Der Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahr 1914 lähmte jedoch mögliche Initiativen durch den Vorstand. Das Clubmitglied Hans Gruß, das u. a. auch das Seerestaurant »Undosa« betrieb und sich daher in Starnberg gut auskannte, machte jedoch das »Pflügel-Goes’sche« Anwesen (damals Possenhofenerstraße 260) ausfindig, deren Eigentümer inzwischen in die USA ausgewandert waren und das Grundstück mit Haus gerne verkaufen wollten. Nach Erstellung eines Wertgutachtens durch das Clubmitglied Architekt Josef Wieser kaufte der MYC das gesamte Gelände mit Clubhaus am 3. Oktober 1918 durch notariellen Vertrag für 200.000 Reichsmark. Der Kaufpreis wurde mit einer fünfprozentigen Kriegsanleihe bezahlt und von Hans Gruß vorgestreckt. Eine größere Anzahl von Mitgliedern verpflichtete sich, selbstschuldnerisch für die anfallenden Zinsen zu haften. Maler und Fotograf Hermann Holz aus München erworben, der sich dort 1864 eine Villa errichtete. Sein Schwager Friedrich Wilhelm Pfeiffer malte im Jahre 1870 die »Villa Holz« mit Bootshäuschen und Fahnenmast vom See aus. Etwa zur gleichen Zeit entstand ein Holzstich, der in dem Büchlein über den Würmsee und Starnberger See von A. Link abgebildet ist. Aber schon 1874 veräußerte Hermann Holz sein Anwesen an den Rentier Friedrich Goes aus Bamberg, der 1899 eine neue Terrasse anbaute. Die Größe des gesamten Grundstücks betrug damals noch 17.390 qm und umfasste insbesondere auch den südlichen Grundstückteil (früher Aechter-Svendson, heute Benze). Schon damals bestand das Grundstück aus zwei Teilen; allerdings verlief die Straße noch weiter östlich, also direkt hinter dem Clubhaus. Das neue Clubgelände hatte ursprünglich der Ölgemälde um 1870 von Friedrich Wilhelm Pfeiffer Das Clubgrundstück zum Zeitpunkt des Kaufs mit Villa und ehemaligem Hafen am späteren Südende 28 »Villa des Malers Holz zu München«, Holzstich aus dem Büchlein von A. Link Entwurf für Umbau 1899 Als dann 1918 der MYC das bereits auf 11.240 qm verkleinerte Grundstück mit Haus erwarb, konnte dieses als Privathaus nicht ohne weiteres für einen Segelclub verwendet werden. Nach kleineren Umbauten im Winter und zu Beginn der Saison wurde am 21. Juli 1919 die Einweihung mit einem rauschenden Fest gefeiert. Erforderlich waren aber noch ein Hafen und ein Bootshaus. Wieder sprang Hans Gruß ein und stiftete 65.000 RM für das damals als »Beibootshaus« bezeichnete, jetzige »Alte Bootshaus«. Das vorhandene Gärtner- / Pächterhaus leistete gute Dienste. 29 Flaggenmast 30 Clubhaus Beibootshaus 31 Admiral-Scheer-Ecke auf einer Skizze von Harry Schultz Das neue Clubhaus 1921 1921 wurde dann bereits das Clubhaus durch einen Terrassenanbau nach Süden erweitert und das damalige Casino mit dem späteren AdmiralScheer-Eck und offenem Kamin eingerichtet. Der Maler Harry Schultz hatte eine Skizze der Admiral-Scheer-Ecke im Neubau angefertigt. 1930 erfolgte schließlich der damals letzte Anbau an der Nordostseite, um weitere Zimmer Das Casino mit Admiral-Scheer-Eck und einem offenen Kamin 32 Vergrößerung des Grundstücks durch Bahnunterführung und neuen Straßenverlauf 1933 / 1934 für die Mitglieder zu schaffen. 1934 wurde die Possenhofenerstraße, die das Grundstück zwischen Pächterhaus und Clubhaus teilte, weiter nach Westen verlegt und mit einer Unterführung unter der Bahn versehen. Diese Arbeiten führte damals Baumeister Emeran Braun aus (Großvater von Hannes Braun). Das Clubhaus mit ursprünglicher Giebelzier und nordöstlichem Anbau 1930 33 Nach Kriegsende 1945 beschlagnahmten die amerikanischen Siegermächte das Gelände des MYC für ihre Zwecke. Erst im Jahre 1951 gaben sie das Clubhaus wieder frei, die Einrichtung und alles Wertvolle waren jedoch zertrümmert oder abhanden gekommen. So mussten erst einmal die Schäden ausgebessert und das Mobiliar wieder hergerichtet werden. Am ersten Sonntag im Mai 1952 feierte dann der MYC seine »Wiedergeburt« im Clubhaus unter großer Beteiligung der verbliebenen Mitglieder. Der bauliche Zustand und die Inneneinrichtung blieben aber weitgehend so wie in den letzten Jahrzehnten. Allerdings wurden 1954 an der Grundstücks-Westseite vier Bungalows errichtet, um für Mitglieder weitere Wohnmöglichkeiten zu schaffen. Das Clubhaus ohne Außentreppe seit 1958 Wie bereits oben dargestellt, war das ursprüngliche Gelände des Münchner Yacht-Clubs mit über 17.000 qm wesentlich größer. Daraus resultierte an der Südseite ein Vorkaufsrecht an dem Grundstück, das damals der Familie AechterSvendson gehörte. Als dieses Grundstück 1977 (und dann noch einmal 1993) verkauft wurde, übte der MYC das Vorkaufsrecht aber nicht aus. Das Grundstück an der Nordseite wurde dem MYC schon 1969 von dem damaligen Im Casino 1990 34 Neue Mitteltreppe seit 2004 Eigentümer Steininger zum Kauf angeboten, die Mitgliederversammlung lehnte aber mit großer Mehrheit einen Erwerb ab. So blieb das Gelände des MYC jahrzehntelang im Wesentlichen unverändert. Die Stadt Starnberg stellte allerdings das Clubhaus und das Alte Bootshaus 1987 unter Denkmalschutz, so dass künftig alle Änderungen an den Gebäuden nur unter erheblichen Schwierigkeiten realisiert werden konnten. Bis Mitte der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts war die Mitgliederzahl deutlich angewachsen und so kamen Überlegungen auf, das Casino im Clubhaus zu vergrößern. Unser Mitglied Architekt Norbert Koch legte hierfür schon im Jahr 1987 einen entsprechenden Umbauvorschlag vor, der eine wesentliche Erweiterung des Casinos nach Süden vorsah; dieser Plan wurde aber nicht realisiert. Erst zwei Jahre später wurde dann unter dem 1. Vorsitzenden Gerhard Bergmann eine umfangreiche Renovierung des Clubhauses beschlossen, die – unter dem 1. Vorsitzenden Dr. Carlo Kremer durchgeführt – zwar keine wesentlichen Größenveränderungen brachte, wohl aber die Inneneinrichtung an den damaligen Geschmack anpasste. 1995 wurde das alte Pächterhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Allmählich war aber das gesamte Anwesen doch in die Jahre gekommen und so dachte man unter der Präsidentschaft von Dr. Bernd Schaible ab 2003 verstärkt darüber nach, welche Renovierungs- und Umbaumaßnahmen in Betracht kommen könnten. Vorab wurde die früher vorhandene Mitteltreppe vor dem Clubhaus wieder hergestellt. Schließlich beschloss die Mitgliederversammlug nach jahrelanger Diskussion im Jahr 2007, einen Anbau auf der Westseite unter der Erde des Clubhauses vorzunehmen und dort die Küche unterzubringen. Das hatte zur Folge, dass der ursprünglich von der Küche im Parterre genutzte schöne Raum im Nordosten nunmehr in einen Schulungsraum umgewandelt werden konnte. Gleichzeitig wurden insbesondere die Sanitärräume an der Südseite in die Erde verlagert; dadurch konnte auch dort das Casino 35 Grundriss des Clubhauses 2008 36 etwas erweitert werden. Parallel dazu wurde das Alte Bootshaus aus dem Jahre 1920, das zwischenzeitlich einen Anbau – die sog. Lackierhalle – erhalten hatte, wieder auf die ursprüngliche Proportion zurückgeführt. Dafür wurde nun zusätzlich ein neues Bootshaus errichtet, das in Zukunft großzügige Reparaturarbeiten an Schiffen zulässt, weiteren Lagerplatz Ansicht der neuen Bootshalle von Osten geschaffen hat und nunmehr zufriedenstellende Sanitär- und Duscheinrichtungen für Regattasegler bereithält. Der neugewählte und vormalige 1. Vorsitzende Dr. Carlo Kremer konnte dann zur 100-Jahr-Feier das frisch renovierte Clubhaus mit dem Neuen Bootshaus pünktlich zum 1. Mai 2008 in Betrieb nehmen. Aushub für den unterirdischen Anbau hinter dem Clubhaus im Spätherbst 2007 Fundament des Neuen Bootshauses zu gleicher Zeit (links) 37 70 Jahre nach dem Kauf des Grundstücks kam für einen Augenblick die Vergangenheit zurück Im Sommer 1988 erschienen zwei fesche, junge, blonde Amerikanerinnen mit einem offenen Mercedes in Starnberg und suchten mit einem alten Fotoalbum in der Hand das Haus ihrer Großeltern. Eine von ihnen war Diana Goes aus Mexico City. Nach mehrmaligem Durchfragen landeten sie schließlich bei uns im Club. Der »Schatz« im Kofferraum: das Fotoalbum der Großeltern (oben) Villa Goes etwa um 1910 (links) 38 Zufällig war Franzl Grosser am Tor und führte die beiden Damen auf ihr Bitten hin durch das Anwesen. Nachdem sie die Anlage auch von der Seeseite betrachtet hatten, konnten sie anhand der alten Fotos zweifelsfrei erkennen, dass unser Clubhaus das ehemalige Wohnhaus ihrer Großeltern war. Nach deren Umzug in die Vereinigten Staaten von Amerika hatten sie sich in Erinnerung an Starnberg 1918 ein ähnliches Haus am See in Nashotan, Wisconsin 5373N Hevy 83 Hartland 53029 USA gebaut. Diana Goes mit Franzl Grosser am 6. August 1988 »Kopie« unseres Clubhauses in den USA um 1950 Villa Goes im Inneren vor der ersten Erweiterung 1921 (links) 39 Verwildertes Ufer mit ursprünglichem »Hafenbecken« vor Aufschüttung und Anlage der Strandwiese 1918 Im Laufe von nunmehr 100 Jahren ist es den jeweiligen Vorständen des MYC gelungen, vom ersten Steg bis zum heutigen großzügigen Hafengelände die bestehenden Gebäude auf dem Grundstück des MYC zu erhalten und wo nötig immer wieder dem aktuellen Standard anzupassen. Gleichzeitig machte die ständige Vergrößerung von Mitgliederzahl sowie Bootsbestand den mehrfachen Um- und Ausbau der Hafenanlage erforderlich. Der Neubau von zwei Bootshäusern, einer Lackierhalle und einer Lagerhalle zeugen bis heute von finanziellen Anstrengungen, die erst durch die großzügige Spendenbereitschaft einzelner Clubmitglieder und vor allem aber durch die gemeinsame Finanzierung aller Mitglieder möglich wurden. Das flache »Hafenbecken« wurde mit der unteren Wiese eingeebnet und das Ufer befestigt. An der nördlichen Grundstücksgrenze entstanden ein Bootshaus und ein neuer Jollenhafen. Gleichzeitig musste die vorhandene Villa zum Clubheim umgebaut werden. Hans Gruß stiftete das neue »Beiboothaus«. Auf dem ersten Grundstück des MYC am Nordufer des Starnberger Sees – damals Würmsee genannt –, gab es für den Segelbetrieb nur ein paar Bojen und einen Steg. Die Gründungsmitglieder waren sich deshalb sehr bald schon darüber einig, dass mit wachsender Mitgliederzahl möglichst bald ein großzügiges Seeanwesen gefunden werden musste, wo ein geräumiger Hafen genug Platz für alle Schiffe bot. Trotz der Kriegsumstände wagte man 1918 ein Grundstück zu erwerben, das dem Mitglied Hans Gruß als »Pflügel-Goes’sche Anwesen« in der Possenhofener Straße angebotenen worden war. Nach dem Erwerb des Seegrundstücks kamen große Aufgaben auf die Mitglieder zu. An der südlichen Grundstücksseite, etwa auf Höhe des heutigen südlich gelegenen Nachbargrundstücks befand sich ein flaches Hafenbecken und ein ca. 60 m langer Steg, der zu einer Badehütte führte. Diese Badehütte war aber durch Eisgang im Winter 1917/18 zerstört worden. Hölzernes Bootshaus 1920, wie es noch heute steht 40 Uferformation zur Zeit des Grundstückerwerbs (links) und nach dem Bau des Beiboothafens (rechts) Schon kurze Zeit später im Jahr 1920 konnten das hölzerne Bootshaus zusammen mit den beiden Molen des Jollenhafens fertig gestellt werden. Vom ersten Steg zum heutigen Hafen Baumaßnahmen im und am Wasser Gerhard Stephan Mit dem Aushubmaterial des neuen Jollenhafens wurde der bisherige Hafen zugeschüttet und das Ufer begradigt. Gleichzeitig konnte eine »Strandwiese« angelegt werden. Als weithin sichtbares Wahrzeichen des MYC wurde ein Flaggenmast in Ufernähe errichtet. Im neuen Hafen lagen die Jollen und die Beiboote der tiefergehenden Yachten, die vor dem Hafen an den Bojen hingen. Da der Jollenhafen für Kielyachten nicht Erst im Frühjahr 1952 war ein Neuanfang möglich. Mit viel Einsatz wurde anschließend das Notwendige renoviert. Nun konnten endlich auch die alten Pläne vom Bau eines neuen Hafens für Kielyachten weiterverfolgt werden. Man einigte sich auf eine Umlage von zwei mal 50 DM als Rücklage für einen späteren Neubau. Die Diskussionen um einen neuen »großen« Hafen für Kielboote rissen jedoch in den folgenden Jahre nicht ab. Aber man schreckte vorerst davor zurück, da das flache Ufer zumindest teilweise gebaggert und außerdem eine Schutzmole errichtet werden musste. Bau des Kleinen Hafens 1919 zu nutzen war, schmiedete der Vorstand in den Jahren 1924 und dann wieder 1939 / 41 Pläne für den Bau eines Hafens mit größerem Tiefgang. Aber erst war nicht genug Geld da, um ihn zu finanzieren, später dann machte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs alle Pläne zunichte. Denn nun kamen schwere Belastungen auf den Club zu. Mit zunehmender Dauer des Krieges ging der Segelbetrieb im MYC stetig zurück, bis er schließlich im Herbst 1943 ganz zum Erliegen kam. Bau des Großen Hafens mit der Ramme 1958 Endlich, mit Spendenfreude und großem Engagement seiner Mitglieder konnte im Herbst 1958, zum 50-jährigen Bestehen des Münchner Yacht-Clubs, der »Große Hafen« eingeweiht werden. Dieser Hafen war von einer halbellipsenförmigen Mole umfasst, die mit Profilhölzern gegen Wellenschlag abgesichert war. Kleiner Hafen (1920 - 1953) vom damaligen Flaggenmast aus 41 42 Ein Postkartenmotiv aus der Zeit vor 1958, dem Bau des Großen Hafens 43 Kleiner Hafen 1920 - 1957 Auch die Innenmole bestand aus Holzprofilen. Da die Finanzmittel knapp waren, entschloss man sich, nur den westlichen Teil des Hafenbeckens auf die für Kielboote erforderliche Tiefe zu bringen. Das Baggergut wurde dazu benutzt, die Terrasse vor dem Clubhaus zu verbreitern und das flache Uferstück nördlich vom Jollenhafen (heute die Hubertuswiese) aufzufüllen. Bei dieser Gelegenheit musste die Mitteltreppe entfernt werden, da die neu aufgeschüttete Terrassenfläche für eine Treppe noch nicht tragfähig war. Da der östliche Teil des neuen Hafens nicht ausgebaggert wurde, konnte dieser nur von flachgehenden Booten belegt werden. Auf der südlichen Mole des Kleinen Hafens wurde ein zum neuen Großen Hafen hin geneigter hölzerner Takelmast aufgestellt. Gleichzeitig errichtete unser damaliger Bootsmann Stelle, ein gelernter Zimmermann, mit zum Teil überschüssigem Material vom Hafenbau eine »Lackierhalle« an der Nordwestseite des Bootshauses. keinerlei technische Möglichkeiten vorhanden, um Kielboote aus dem Wasser zu nehmen. Als erstes Boot überwinterte das JugendAusbildungsboot, die Sonderklasse S 56, auf dem Slipwagen. Um weitere Boote auf dem Slipgleis entlang der nördlichen Grundstücksgrenze abstellen zu können, wurde ein Holzgestell (Portalkran) mit einem Handflaschenzug angeschafft. Mit dieser Einrichtung konnte man Bis in die Jahre nach dem Krieg war es üblich, dass die Kielboote im Winter bei den Werften oder in anderen Clubs eingelagert wurden. Außer einem Slip mit Handwinde waren im MYC Jürgen Franke und Eberhard v. Sonnenburg an der handbetriebenen Seilwinde der Gleisslipanlage 1954 44 Runder Großer Hafen 1958 - 1965 handbetriebener 2t-Drehkran aufgestellt. Mit diesem war es möglich, relativ schnell ein Kielboot aus dem Wasser zu hieven. Als weitere Verbesserung bekam dieser Drehkran dann ein elektrisches Hubwerk. die Schiffe vom Slipwagen abheben und etwa vier Boote über Winter abstellen, dann war die Länge des Gleises voll. Später wurde auf dem nördlichen Molenkopf des Jollenhafens ein Die Freude am neuen Großen Hafen währte jedoch nicht lange. Im Jahre 1965 hatte der See beträchtliches Hochwasser. Es reichte im Bootshaus bis zu den Schränken, auch die untere Wiese war teilweise überschwemmt. Der Steg auf der äußeren östlichen Mole und die Innenmole befanden sich unter Wasser. Zu allem Unglück kam ein kräftiger Südostwind auf, der innerhalb von Stunden durch den erheblichen Wellenschlag die äußere Mole mit dem Steg vollkommen zerstörte. Es blieben nur noch wenige Dalben übrig. Auch die hölzerne Innenmole wurde so stark beschädigt, dass dadurch größere Mengen Erdreich ins Hafenbecken geschwemmt wurden. Die Zerstörungen waren so gravierend, dass der Große Hafen vollkommen neu gebaut werden musste. Diese Erkenntnis stellte den Vorstand vor eine fast unlösbare finanzielle Aufgabe. Spender mussten gefunden werden. Und so führte der Zusammenhalt der Mitglieder schließlich zum Erfolg: Zerstörung beider Häfen durch das Hochwasser von 1965 45 Bau der Lagerhalle 1968 auf dem Grundstück jenseits der Possenhofener Straße Der Hafen konnte mit einer Stahlspundwand größer und solider errichtet werden. Im Herbst des Jahres 1966 wurde das Technische Hilfswerk gewonnen, im Rahmen einer Übung in vierwöchiger Arbeit die Innenmole fertig zu stellen. Sie wurde aus 4 m langen Stahlprofilen errichtet und auf den Kopf kam ein 50 cm breiter Betonstreifen. An den Betonstreifen schloss sich eine 2 m breite Asphaltdecke an. Das in das Becken gerutschte Erdreich wurde erneut ausgebaggert. Im Frühjahr 1967 lag endlich die Baugenehmigung für die erweiterte Außenmole vor. Es war geplant, diese Mole in Rechteckform vor den bestehenden Resten der alten Holzmole zu errichten. Als Material wurden Stahlpfähle gerammt, die wie die Innenmole mit Stahlspundwänden verbunden wurden. Das Projekt konnte 1967 erfolgreich abgeschlossen werden. Anbringung der Spundwände und Betonieren des Weges um den Kleinen Hafen 1983 46 Eckiger Großer Hafen noch ohne Mittelsteg 1967 - 1975 Noch im gleichen Jahr gelang es unserem Mitglied Architekt Ernst Lang nach langwierigen Verhandlungen, eine Baugenehmigung für eine 30 x 10 m große Lagerhalle mit 3t-Brückenlaufkran auf unserem bahnseitigen Gelände zu erreichen. Die Finanzierung wurde dadurch möglich, dass die zukünftigen Benutzer die Winterlagergebühren für 10 Jahre im Voraus zu begleichen hatten. Erhardt Dahlke stiftete zu der Halle den Brückenlaufkran. Im Frühjahr 1969 konnte diese Halle in Betrieb genommen werden. Aber damit die Boote in die neue Halle transportiert werden konnten, musste nun ein Traktor angeschafft und gleichzeitig die Straße vom Bootshaus den Hang hinauf asphaltiert werden. Wieder wurde der damalige Vorsitzende Erhardt Dahlke aktiv, als es darum ging, dass ein neuer stählerner Takelmast auf der Südmole des Kleinen Hafens, diesmal nach Nordwesten geneigt, angeschafft und aufgestellt werden sollte. Mit der Zeit wuchs der Bedarf für Kielboot-Liegeplätze. Mit einem hölzernen Mittelsteg, der im Großen Hafen von Süd nach Nord verlief, konnten 1975 weitere Hafenplätze gestellt werden. Dazu war es aber nötig, dass auch die Ostseite des Hafens entsprechend vertieft wurde. Großer Hafen mit Mittelsteg 1975 - 1998 47 Die Stadt Starnberg hatte die Genehmigung erteilt, dass das Baggergut mit Hilfe eines schwimmenden Saugbaggers aus dem Hafenbecken geholt und mit Rohrleitungen auf das benachbarte Grundstück im Norden gepumpt werden durfte. Denn dort sollte ein öffentlich zugängliches Erholungsgebiet auf dem ehemaligen Steininger-Grundstück errichtet werden. Endlich war der Große Hafen bis zur östlichen Pfostenreihe für Kielboote genügend tief. Am östlichen Steg lagen nach wie vor flachgehende Boote. Trockenlegung und Aushub des Kleinen Hafens 1998 48 Nun wurde es Zeit, den etwas altersschwachen 2t-Drehkran durch eine modernere Konstruktion zu ersetzen: 1983 wurde ein 4t-Turmdrehkran mit 3-Achssteuerung aufgestellt. Dieser Kran war groß genug, um auch tiefgehende Boote aus dem Wasser zu hieven und zu verladen. Jedes Boot, das im Winter auf dem Clubgelände verbleibt, hat inzwischen entweder einen Straßentrailer oder einen 2-rädrigen Winterlagerbock. Die so gelagerten Boote können mit dem Traktor vom Kran auf jeden tragfähigen Platz geschoben werden. Gleichzeitig mit dem erforderlichen großen Fundament für den neuen Kran wurde die Nordmole des Jollenhafens durch Rammen von Stahlspundprofilen saniert. Mit der Zeit wurde der hölzerne Mittelsteg marode und musste erneuert werden. Um weitere Liegeplätze zu erhalten, entschloss man sich, diesen 1998 durch zwei von West nach Ost verlaufende Stege zu ersetzen. Durch diese Steganordnung und durch enger stehende Festmacherpfähle konnten so 15 tiefgehende Liegeplätze mehr geschaffen werden. Die neuen Stege bestehen aus Stahlpfählen mit oberer Stahlkonstruktion, so dass eine lange Lebensdauer zu erwarten ist. Im Zuge einer notwendigen Vertiefung der Einfahrrinne wurden auch gleich die Liegeplätze an der östlichen Außenmole für Kielboote vertieft. Der Große Hafen hat nun 95 Liegeplätze für bis zu 1,60 m tiefgehende Boote und noch sieben Liegeplätze an der nördlichen Mole. Im kleinen Jollenhafen wurde gleichzeitig die Südseite so vertieft, dass neben der Jollenrutsche noch vier tiefgehende Yachten liegen können. Als vorerst letzte Baumaßnahme im Hafenbereich wurde nach langwierigen Diskussionen am 2. März 2007 beschlossen, im nördlichen Hang hinter dem bestehenden Bootshaus ein zusätzliches Gebäude zu errichten. Dieser Bau ermöglicht großzügige Sanitärbereiche, mehr Platz für Bootsüberholungen, Lagerraum für die Schlauchboote des Clubs sowie zwei Werkstatträume. Gleichzeitig wurde die im Jahre 1959 errichtete Lackierhalle abgerissen. Ab 1998 ersetzen zwei West-Ost-Stege den bisherigen Süd-Nord-Steg 49 Richtspruch für den Neubau des Bootshauses im Münchner Yacht-Club am 15. November 2007 Es hat uns hier so manche Nacht, das Denkmal um den Schlaf gebracht. Vor Jahren schon rief man uns an, ob man den Bauherrn helfen kann. Legendär, was seitdem geschah, sind die Kritiker immer noch nah, doch wer solange plant, kaum ein Fehler noch mahnt, wohl bis zum Ende, zum guten Schluss, gibt es dafür den eigenen Ausschuss, im Bauausschuss, Hartmann und Stoll, fanden nicht immer alles toll, damit nicht schlau, ein Architekt, Probleme im Pauspapier nur versteckt, wird ausgedruckt und korrigiert, was rot und grün die Pläne ziert. Es hat uns hier so manche Nacht, das Denkmal um den Schlaf gebracht, als hohe Kunst kräht vom Dach der Hahn, Visionen wagt man nur mit Plan! Anwalt, Kaufmann, Architekt, im Club auch manch ein Banker ist, zumindest sein eigener ganz gewiss, so wird jeder Euro fünffach gewendet, bevor man ihn dem Bau dann spendet. Es kamen immer wieder Hürden und bürokratische Bürden, die gemeinsam genommen, der Freundschaft gut bekommen. 50 Und es wird hart verhandelt, bevor die Firma angebandelt, doch Geld dann mit Vernunft hergeht, wenn es für solide Leistung steht. Der Zimmerer (links) und unser dichtender Architekt Stefan Larass-Greger Mit Gunst und Verlaub kommen wir zum Segen: Vom Grunde bis zum Dache steht, das Haus nun fertig, wie Ihr seht. Drüben stand, wie Ihr alle selber wisst, ein altes vor nicht langer Frist. Wenn dieses Haus so lang nur steht, bis aller Neid und Ruch vergeht, dann bleibt es fürwahr so lange stehen, bis die Welt wird untergehen. Eintracht und Frohsinn lass walten, bei denen, die hier bald schalten, ob Mitglied, Vorstand, Bauausschuss, den Bau man niemals bedauern muss! Es hat uns auch so manche Nacht, das Mitglied um den Schlaf gebracht, es geht nicht um Schönheit, um Gefallen, manch rechnet nur: stimmen die Zahlen? Doch wisset auch: Der Rauch vom Geld vergeht, wohl lange noch dies Haus hier steht, wer lässt des Tages Lärm zurück, dem erheitert sich der Blick: Vor wieviel Jahren schritten die Gründer zur Tat? Mit schnellem Schritt deren hundert naht, damals wie heute wir bescheiden hoffen: Wer mit Mut und großem Herz ist betroffen, dem stehen auch kleinste Tore weit offen. Gott breite über diesem Haus drum gütig deine Hände aus und wehre Feuer, Sturm und Tod, bewahre es vor Leid und Not! Zudem sei allen noch beschieden ein gesundes und ein langes Leben. Damit ist alles dies erfüllt, mein erster Schluck dem Bauherrn gilt, der zweite Schluck soll jene laben, die hier am Bau geholfen haben. Der letzte Schluck, er gilt der Ehre, dem Handwerk, dem ich angehöre. Du Glas, zersplittere hier im Grund, geweiht ist dieses Haus zur Stund. Die Bauherrn leben dreimal: Hoch! oder Heb-Auf! (gekürzte Fassung) 51 52 Hafenbelegung Mai 2008 53 Hubertuswiese Wie sie drei große Wellen überstand Dr. Carlo Kremer Warum benennt ein traditioneller Yacht-Club am Starnberger See seine kleine aber feine Badewiese nach dem Schutzpatron der Jagd? Die Antwort ist einfach. Die Badewiese ist natürlich nicht nach dem Heiligen Hubertus benannt, sondern nach ihrem engagierten Spender, unserem langjährigen Mitglied Hubert Biegert. Ich kann mich noch genau erinnern, wie in einer Vorstandssitzung spontan der »Tagesordnungspunkt Hubertuswiese« entstand. Und schon war der Name für dieses Kleinod gefunden. Bei Hubert Biegert keimte die Idee bereits im Jahre 1998. Ihm war es ein großes Anliegen, für unsere Jüngsten und deren Familien ein Refugium an Land zu schaffen, um den See entweder bei Flaute – was ja hin und wieder vorkommen soll – oder auch während des Wartens auf den an Regatten teilnehmenden »Papa« genießen zu können. Nun hätte Hubert Biegert den beachtlichen Betrag für die Gestaltung der kleinen Badewiese ja einfach spenden können. Dank und Anerkennung durch die Mitglieder wären ihm allein dadurch schon sicher gewesen. Nein, das war ihm zu wenig. Er brachte sich persönlich ein und nahm viele Dinge selbst in die Hand. So hat er beispielsweise im Winter 1998 / 1999 selbst dafür gesorgt, dass riesige Beton- und Steinbrocken, die im Gelände vergraben waren, entfernt und abtransportiert wurden. Anfang 1999 rollte dann eine erste Welle über die Hubertuswiese hinweg, und zwar in Form einer öffentlichen Kampagne von Naturschützern. Um den Platz für die bis dahin auf dem Geländeteil untergebrachten Landliegeplätze für Kielyachten nicht zu verlieren, sondern sogar noch zu vergrößern, wurde mit der Stadt Starnberg verhandelt. Wir hatten die Stadt gebeten, von ihrem von der Schlösser- und Seenverwaltung gepachteten Gelände einen ca. 25 m langen und 3,50 m breiten Streifen entlang des dortigen Bachlaufes an uns unter zu verpachten. Dies löste einen öffentlichen 54 Keine Einweihung in Oberbayern ohne Blasmusik (oben) Umkleidekabine inspiziert und für gut befunden (unten) Edler Spender und dankbarer Präsident – beide zufrieden (oben) Blumenkästen mit Hintergedanken – auch von Sportlern nicht verrückbar (unten) Protest seitens der damaligen Grünen und Naturschützer aus. Hier brachte sich Hubert ein weiteres Mal persönlich ein und schrieb rund 30 Briefe an die Stadt Starnberg, die Untere Naturschutzbehörde sowie die Schlösser- und Seenverwaltung. Dadurch hat sich der MYC bewusst aus der öffentlichen Auseinandersetzung heraus halten können, um die Diskussionen nicht noch unnötig zu schüren. So überstand die Hubertuswiese die erste große Welle. Die zweite sollte dann aus einer Richtung heranrollen, die ich als damaliger Präsident eigentlich nicht erwartet hätte. Sie formierte sich in der Fraktion der Sportsegler im MYC. Plötzlich hieß es, die Badewiese müsse kleiner werden, da der Platz im Bereich des Krans für Hänger und Rangierarbeiten bei Regatten benötigt würde. »Schließlich sind wir ja ein Yacht-Club und kein Bade-Club« hieß es. Dieser Auffassung hielten wir mit einer Frage entgegen: »Wie wollt Ihr Euren Kindern und später Euren Enkeln erklären, dass Ihr ihnen den Platz zum Baden reduzieren wollt, wo sie auf Euch warten, während Ihr auf Regatten Euren sportlichen Ambitionen nachgeht?« Dies – nicht als Machtwort sondern als Frage gestellt – hat dann wohl gewirkt, und die zweite große Welle war abgewettert. Im Frühjahr 1999 schwappte dann die dritte Welle über die Hubertuswiese hinweg. Diesmal aber als echte »Flutwelle«. Das JahrhundertHochwasser von 1999 setzte auch die Hubertuswiese und die sie umgebenden Holzpaneele bzw. Stege unter Wasser. Hier half wirklich nur abzuwarten und auf fallende Wasserstände zu hoffen. Und tatsächlich, am 6. Juni 1999 konnten wir die Hubertuswiese trockenen Fußes begehen und feierlich einweihen. Vielleicht gab es hier ja doch noch einen Bezug zum Heiligen Hubertus. Mancherorts wird er zu den Nothelfern in schwierigen Situationen gezählt. In den Club-Informationen vom August 1999 hieß es: »Die Einweihungsfeier gestaltete sich dann auch als sichtbare Freude aller Clubmitglieder über die wirklich gelungene und äußerst stilvolle Badewiese … Nie zuvor haben sich so viele Segelfreunde mit ihren Familien in diesem Bereich aufgehalten …« Übrigens auch aus der Sportfraktion. 55 Spendenaufruf an die Damen Aus einer Rede des Vorstands (wahrscheinlich von Viktor Mann) Anfang der 30er 56 Geschichte 57 Eine Starnberger See Liebe Maendy II – ein 40er Schärenkreuzer 1924 - 1951 Dr. Iris v. Hoyningen-Huene In den vergangenen 100 Jahren gab es im MYC eine ganze Reihe von namhaften Booten. Die meisten von ihnen sind jedoch bis heute in Vergessenheit geraten oder der Verbleib ist oftmals ungewiss. Nicht so Maendy II – ein 40er Schärenkreuzer, der hier am See wegen seiner Schönheit, Eleganz und Schnelligkeit immer schon für besondere Aufmerksamkeit gesorgt hat. Wer je mit dieser Yacht in Berührung kam, Warten auf die Rückkehr der Segler 58 den ließ sie nicht mehr los. Es soll hier über ein Schiff berichtet werden, das von 1924 bis 1951 seinen Heimathafen im MYC hatte und besonders in der Zeit zwischen den Kriegen wesentlich das Segeln auf dem Starnberger See mitprägte. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und den Entbehrungen der folgenden Zeit erlebt der MYC zu Beginn der 20er Jahre einen regen Aufschwung. Der Verein mit dem herrlichen Clubhaus an der Possenhofener Straße direkt am Starnberger See gelegen, zieht immer mehr neue Mitglieder an. Schnell verdoppelt sich die Zahl der zumeist wohlsituierten Münchner, die ihre Liebe für den Segelsport entdecken, so auch Direktor Carl Schloeder. Als er 1922 dem Club beitritt, verfügt er bereits über das »Steuermannspatent für Segelboote«. Deshalb steht dem Kauf eines »Fahrzeugs ohne besondere Die R 29, Maendy II, vor dem MYC, im Hintergrund die Zugspitze (Harry Schultz) Klassenzugehörigkeit« nichts entgegen, einem Segelboot (Baujahr 1921) genannt Maendy I mit 6,20 m Länge und 22qm Segelfläche. Die Zahl der klassenlosen Yachten ist im Club 1923 mit 16 Booten hoch. Schon damals plant die Vorstandschaft unter dem Vorsitz des Gründungsmitglieds Albert Zisch, das Hafengelände für die nunmehr 93 Boote seiner 200 Mitglieder zu vergrößern. Zu dieser Zeit erscheint die finanzielle Situation vieler Mitglieder im Club eher angespannt. Carl Schloeder jedoch kann im Jahr 1925 von seinem Segelkameraden Franz Förg zusätzlich zu Maendy I noch einen 40 qm »Renner« samt segelfähigem Beiboot übernehmen. Dieses Schiff hat besonders deshalb einen klingenden Namen, weil es eine Konstruktion aus der renommierten Bootswerft W. von Hacht aus Hamburg ist. Als eine von neun Yachten ihrer Klasse aus dem Jahr 1923 erhält sie die Nummer R 29. Das Besondere an diesem Boot ist, dass es im selben Jahr als Mia IV unter seinem ersten Eigner Dr. H. Andersen (Kieler Segler Vereinigung) auf der Kieler Woche startet und mit dem Felca-Preis einen der zur damaligen Zeit wichtigsten deutschen Seglerpreise gewinnt. Wie unter Regattaseglern oft üblich, wird Mia IV bereits nach einer Saison nach Süddeutschland weiter verkauft und gelangt so im Frühjahr 1924 in den MYC. Obwohl eigentlich der Wechsel eines Bootsnamens Unglück bringen soll, nimmt das Boot nun unter seinem neuen Eigner Franz Förg als Carmen II am 14.9.1924 an der Münchner Herbstregatta teil. Im Besitz von Carl Schloeder wechselt der Bootsname erneut. Er tauft es Maendy II. Das Beiboot heißt ebenfalls Maendy. Die Klasse der in der zweiten Hälfte der 20er Jahre in 40er Schärenkreuzer umbenannten Yachten wird bei den süddeutschen Regatten immer beliebter. Maendy II bei einer Frühlingsausfahrt 1928 Direktor Carl Schloeder 1938 59 Als herausragendes seglerisches Ereignis ist hier vor allem die »Offene Wettfahrt« bei der Münchner Woche am 5.8.1925 hervorzuheben. Denn Direktor Schloeder hat die große Ehre, den im gleichen Jahr zum Kommodore des MYC ernannten Skagerrak-Sieger der Kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg Seine Exzellenz Admiral Reinhard Scheer als Großschotmann an Bord der R 29 nehmen zu dürfen und den Auch in den 20er Jahren schon müssen Wettfahrtleiter vor und mit allem rechnen Allein im MYC gibt es 1928 bereits acht solche »40er Renner«. In diesen Jahren beteiligt sich Carl Schloeder an vielen Regatten am Starnberger See, auch wenn er nur selten einen der vorderen Plätze belegen kann. Maendy II ist 1925 mit Admiral Scheer an der Großschot besonders schnell 60 Regattaleiter Schloeder bei Nieselregen »Ilsebill II« mit Carl Dietz (Großvater von Stefan Dietz) und die R 49 »FritzI I« von Alfred Bauch. Neben seiner Mithilfe in der Regattaleitung übernimmt Carl Schloeder mehr und mehr auch Verantwortung im Vorstand. Ab 1928 ist er über viele Jahre Schatzmeister – zusammen mit Emil Bickel, dem ersten und Elhard Müller, dem stellvertretenden Vorsitzenden. 1. Preis zu gewinnen. Frühjahrswettfahrten, die Teilnahme an der Münchner und Bayerischen Woche sowie Herbst-Verbandswettfahrten sind alljährlich feststehende Termine. Besonders groß ist vor allem immer dann die Beteiligung, wenn der MYC die Regatten ausrichtet. Dann segeln außer Maendy II auch andere »40er« aus dem MYC mit, wie z. B. 1924 Hans Gruß mit R 11 »Seehund IV« oder in späteren Jahren die R 7 Maendy II platt vor dem Wind 61 So sind in der Folgezeit eine ganze Reihe von Mitglieder gezwungen, ihre Boote zu verkaufen. Auch Direktor Schloeder kann sich finanzieller Schwierigkeiten nicht entziehen. Versucht er anfänglich noch, den Verkauf von Maendy I dadurch zu verhindern, dass er seinen Clubkameraden Dr. Otto Lechner als zweiten Eigner beteiligt, so führt 1929 kein Weg mehr daran vorbei, sich ganz von Nach einigen seglerisch sehr regen Jahren entwickelt sich der MYC bis 1927 zu einem der anerkanntesten Segelclubs in Deutschland. Im Winter bereichern viele rauschende Feste das Clubleben. Der Vorstand veranstaltet zusammen mit dem Inhaber des Undosa, dem »König des Münchener Showgeschäfts« Hans Gruß, regelmäßig Stammtische, Bierund Herrenabende im »Augustiner« in München, die ab 1923 im Pavillon Gruß alljährlich stattfindenden »Siegerfeiern« und – als einen der ganz großen Höhepunkte des Münchner Winters – mit dem Münchner Wassersportkartell gemeinsam den Seglerball im deutschen Theater. Trotzdem geht die aufziehende Wirtschaftsdepression ab 1928 auch am MYC nicht spurlos vorbei. Auf wirtschaftlich angespannte Jahre folgen einige unbeschwerte Sommer im MYC 62 für Direktor Schloeder in soweit wieder gebessert zu haben, als er sich in der Lage sieht, seine Maendy II zurückzukaufen und sie wieder in den MYC zu legen. Aber der Kontakt zum Bodensee bleibt bestehen. Zusammen mit dem überaus rührigen Clubkameraden Hans Gruß organisiert er ab 1930 immer wieder mit großem Erfolg die für Süddeutschland und den MYC sehr renommierte »Bodensee-Regatta«. Maendy I zu trennen. Ende 1929 verkauft er dieses Boot im Club an Direktor W. Kolb, der es nun »Schussl« nennt. 1930 kann Carl Schloeder auch Maendy II nicht mehr halten und findet am Bodensee einen Käufer. So wechselt der 40er Schärenkreuzer als »Schuft III« in den Kgl. Württembergischen Yacht Club Friedrichshafen. Aber schon 1931 scheinen sich die wirtschaftlichen Verhältnisse Es folgen unbeschwerte 30er Jahre mit vielen schönen Sommeraufenthalten im MYC. Oft bleiben Carl Schloeder und seine Frau gleich das ganze Wochenende am See, zumal ihnen ein Zimmer (Nr. 9) im Clubhaus zur Verfügung steht. Auch wenn sich der Verein als Sportclub versteht, ist es durchaus üblich, mit der Familie und Freunden Nicht nur Direktor Schloeder mit seiner Herrenrunde (oben), sondern auch Tochter Marianne schätzen die Clubterrasse (unten) 63 Segelausfahrten zu unternehmen, immer wieder gern vom Wasser aus den Verlauf der Regatten zu verfolgen und vom Schiff aus im See zu baden. Sichtlich genießen die Schloeders zusammen mit ihrer Tochter Marianne das Segeln auf der MAENDY II. Gerade auch die studentische Jugend im Club hat viel Spaß miteinander. Unter ihnen ist seit 1932 ein junger englischer Jurastudent Gerald Thompson, der alljährlich einen Teil seiner Sommersemesterferien in Bayern und im MYC verbringt. Gern segelt er auf der Maendy II mit und es kommt wie es kommen muss: aus einer Starnberger See Liebe wird eine Liebe am Starnberger See. Doch bald schon werfen die politischen Verhältnisse ihre Schatten voraus und kaum ist im Frühjahr 1938 die Hochzeit in München gefeiert, muss das junge Paar Deutschland verlassen. Gleich zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wird Gerald Thompson als Soldat in England eingezogen. Fortan ist Carl Schloeder mit Maendy II immer seltener auf Regatten am Starnberger See anzutreffen. Als Schatzmeister verwaltet er weiterhin die Finanzen. Seit 1936 hat man ihn obendrein noch in den Ältestenrat gewählt. Aber im Mai 1943 tritt er dann aus gesundheitlichen Gründen von all seinen Ämtern zurück. Neuer Schatzmeister wird Dr. Paul Koemm. In dieser Zeit verkauft Direktor Schloeder Maendy II an das Ehepaar Heinrich und Elfriede Jacoby, wohnhaft in Innsbruck, die das Boot weiter im MYC belassen. Doch gleich nach Kriegsende im Mai 1945 wird der 40er Schärenkreuzer wie auch alle anderen Schiffe im Hafen des MYC von den Amerikanern durch den Manager der 9. Inf. Division »Rest Center« Tutzing, LT. Mineau, Die studentische Jugend an der Slipanlage … 64 beschlagnahmt und in die Rambeck Werft verlegt. Da den Mitgliedern der Zutritt auf ihr Clubgelände verwehrt wird, ist es fast unmöglich, den Verbleib der Boote zu verfolgen. So wendet sich Frau Jacoby im Sommer 1947 besorgt an den Vorstand des MYC mit der Bitte um Aufklärung. Obwohl ihr Mann sehr an der Yacht hängt, ist sie umständehalber gezwungen, das Boot für 9000.- RM zu verkaufen. Alle Segel und Zubehörteile fehlen jedoch. Als besonderer Vorteil erweist sich in ihrem Fall, dass die Freigabe von unter Vermögenskontrolle gestelltem ausländischen Eigentum leichter zu erwirken ist. Als sich dann auch noch herausstellt, dass der Eigner Jacoby bereits Ende 1945 in russischer Gefangenschaft gestorben ist, entscheidet sich seine Witwe nach der Währungsreform 1948 entgültig zum Verkauf. Um die Veräußerung kann sie sich Marianne Schloeder mit Gerald Thompson als Österreicherin jedoch nicht selbst kümmern, weil es ihr nicht erlaubt ist, in die amerikanische Zone nach Starnberg einzureisen. Auch der Geldtransfer in die französische Zone Tirol gestaltet sich schwierig. Jeglicher Kontakt ist nur auf Umwegen möglich. Das ist wohl auch der Grund, warum Frau Jacoby nicht darüber informiert ist, dass in der Zwischenzeit in der Rambeck Werft ein verheerender Brand viele Boote zerstört hat. Im März 1949 wird anfänglich auch »Maendy II« offiziell als verloren gemeldet. Aber glücklicherweise stellt sich diese Information als Irrtum heraus und der Schärenkreuzer kann im BYC sichergestellt werden. Wegen möglicher Verkaufsgespräche wendet sich der Vorsitzende des MYC Heinrich Wehrle auf Bitten von Frau Jacoby an Carl Schloeder, der das Boot ja selbst am besten kennt. Dieser hat sich inzwischen schweren Herzens ganz vom Segelsport zurückgezogen, nachdem die dreimalige zwangsweise Räumung seiner Wohnung in München durch die Amerikaner seit Mai 1945 seiner Gesundheit arg zugesetzt hatte. Nach wie vor ist er jedoch Mitglied im MYC. Auch seine letztendlich erfolglosen Bemühungen, im Laufe des Jahres 1949 Schadenersatz für die zerstörte Einrichtung seines Zimmers im Clubhaus und das verlorengegangene Segelgerät beim Besatzungskosten-Amt in Starnberg zu beantragen, sind seiner Genesung nicht förderlich. Lakonisch heißt es immer wieder, dass erst nach Freigabe des Clubs Ansprüche geltend gemacht werden können. Nicht minder mühsam ist es in diesen wirtschaftlich und politisch schwierigen Jahren, einen Käufer für die Maendy II zu finden. Es dauert noch bis 1951, bis Dr. A. Bayer vom DTYC Tutzing als neuer Eigner die Yacht übernimmt. Von nun an heißt das Boot Santa Fe. Im selben Jahr stirbt Carl Schloeder und gleichzeitig geht damit auch die Ära des 40er Schärenkreuzers Maendy II im MYC zuende. Die Yacht bleibt hingegen auch weiterhin mit dem Starnberger See verbunden. Nach Jahren in Prien am Chiemsee und einer Komplettrestaurierung in Ungarn 2002 kommt der 40er Schärenkreuzer an den See zurück und liegt heute im Ammerlander YC. Als Gewinner der Münchner Woche 2004 stellt das Schiff mit der Nummer G 29 seine hervorragenden Regattaeigenschaften wieder unter Beweis. Und wer ihr auf dem See begegnet, nicht selten auch mit einem auffälligen Spinnaker, kann sich davon überzeugen, dass die Santa Fe ex Maendy II nichts von ihrer Faszination verloren hat. Maendy II, inzwischen als Santa Fe wieder am Starnberger See unterwegs 65 66 Ordnung muss … 67 Aus vergangenen Zeiten Zwei Kommodores und ein Ehrenpräsident Hans und Eva Wieser Bis zum Ende der Monarchie in Bayern bedeutete es für renommierte Clubs eine hohe Ehre, wenn ein Mitglied des Königshauses die Schirmherrschaft übernahm. So war König Ludwig III. von 1909 bis 1921 Kommodore des BYC, der sich in Anknüpfung an diese Tradition noch heute der Unterstützung des Hauses Wittelsbach erfreut. Nachdem der MYC kurz vor Kriegsende 1918 unser ansehnliches Clubanwesen hatte erwerben können, sahen sich die Mitglieder Anfang der 20er Jahre nun ebenfalls nach einem geeigneten Repräsentanten um und entsannen sich der alten Marinetradition. Man suchte einen passenden Ehrenkommodore und fand einen hochrangigen und angesehenen, ehemaligen Flottenführer aus dem vergangenen Weltkrieg. Dieser sollte dem von Münchner Kaufleuten geprägten Club noch größeres gesellschaftliches Ansehen verleihen. Eigentlich kommt der Begriff »Kommodore« aus dem militärischen Bereich und aus der Handelsschifffahrt, er ist dort mit erheblicher Befehlsgewalt verbunden. In der Sportschifffahrt wird i. d. R. der Ehrenvorsitzende eines Yachtclubs so bezeichnet, weil die Bedeutung vor allem in seiner Würde und Autorität begründet ist. Im MYC gab es von 1925 bis 1946 zwei Kommodores, die durch ihre Präsenz bei wichtigen Regatten und hochrangigen Veranstaltungen die Bedeutung des Clubs würdigten, die Mitglieder hinter sich sammelten und dadurch das Selbstverständnis des Clubs maßgeblich prägten. Die Kommodores repräsentierten in den 20er und 30er Jahren Admiral Reinhard Scheer 68 die weitgehend nationale Gesinnung der meisten Mitglieder. Ausdruck dessen war die Flagge mit schwarzem Kreuz in weißem Feld, die an solchen Tagen am Flaggenmast gehisst wurde. Als Symbol der ehemals glorreichen Marine-Vergangenheit genossen sie große Popularität und trugen in den wirtschaftlich und politisch unsicheren Zeiten zur Orientierung der Mitglieder bei. Die Übernahme dieses Ehrenamtes war ebenso ein Zeichen ihrer besonderen Verbundenheit mit dem Club. Admiral Reinhard Scheer *30. September 1863 in Oberkirchen / Lk. Schaumburg †26. November 1928 in Marktredwitz Reinhard Scheer trat bereits mit 16 Jahren in die Kaiserliche Marine ein. Er bewährte sich beim Aufbau der Flotte, war 1910 Flaggoffizier und wurde 1914 Chef des 2. und 3. Geschwaders. In der Skagerrak-Schlacht zwang er auf seinem Flaggschiff »Friedrich der Grosse« die zahlenmäßig weit überlegene englische Flotte mit schweren Verlusten zum Rückzug. Von August 1918 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war Reinhard Scheer Chef der neu eingerichteten Seekriegsleitung. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs lebte er mit seiner Familie in Weimar. Seine große Popularität als oberster Flottenführer blieb auch nach dem Krieg ungebrochen. Deshalb dürfte es dem Zeitgeist entsprochen haben, dass der MYC unter seinem damaligen Präsidenten Fritz Hannamann (Vorsitzender von 1924 - 1928) ihm die Würde eines Ehrenkommodore antrug. Am 2. Mai 1925 war es soweit. Zum ersten Mal wehte der Kommodorestander auf dem Flaggenmast und der Chronist berichtet in der Festschrift zum 25-jährigen Bestehen des MYC: »Hohe Festtage sind es gewesen, die das Ansegeln 1925 umrahmten, als zum ersten Male alle Yachten und Boote des Clubs sich zur Geschwaderfahrt unter dem Kommando des Kommodore sammelten. Mehrfach in jedem Jahre scheute der hohe Herr die weite Reise von seinem Wohnsitze Weimar nach München nicht, um einige Tage am Starnberger See, im Kreise der Kameraden des MYC zu verbringen. Durch rege Anteilnahme am gesamten Clubleben als Wettfahrtleiter oder Regattamann an Bord der MYC-Yachten, bewies unser Kommodore seine Liebe zum Sport und zu seinem MYC. Die damaligen gesellschaftlichen Veranstaltungen erhielten durch seine Anwesenheit eine Prägung, die sich auf die Teilnahme weiterer Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auswirkte«. Es spricht für seinen Charakter, dass Reinhard Scheer sich nicht mehr als Seeheld einer vergangenen Epoche verstanden wissen wollte, sondern seine neue Aufgabe als Kommodore des MYC gemäß seines Leitspruchs: »Vorwärts und aufwärts!« in der zivilen Förderung des Segelsports sah. Wie nachhaltig die Verehrung für den Kommodore über seinen Tod hinaus war, zeigt, dass anlässlich des Umbaus des Clubhauses um 1930 eine »Admiral-Scheer Ecke« von Harry Schultz konzipiert wurde, deren Ausführung lange Zeit das Aussehen des Casinos prägte. Um so größer war die Bestürzung, als Admiral Scheer bereits nach drei Jahren im November 1928 verstarb. Nach einem angemessenen Trauerjahr wurde aus seinem Bekanntenkreis 1929 Admiral Ehrhard Schmidt gebeten, als Kommodore die Nachfolge anzutreten. Admiral Ehrhard Schmidt Offenbach *1863 †München 16.7.1946 Auch der zweite Ehrenkommodore Admiral Ehrhard Schmidt hatte sich große Verdienste im Ersten Weltkrieg erworben. Wie schon Admiral Scheer war Ehrhard Schmidt sehr früh mit fünfzehn Jahren in die Kaiserliche Marine eingetreten. Nach wechselvollem Werdegang kommandierte er als Admiral während der Skagerrakschlacht im Mai / Juni 1916 das 1. Geschwader der Hochseeflotte und durchbrach als Vorhut auf seinem Flaggschiff »S.M.S. Ostfriesland« während des Nachtgefechts die britischen Linien. 69 Admiral Ehrhard Schmidt Auf eigenen Wunsch wurde er Anfang 1918 als Admiral in den Ruhestand versetzt und trat nach dem Ersten Weltkrieg nicht mehr in die Reichsmarine ein – er blieb dem Gedankengut der Kaiserlichen Marine eng verbunden. Das Gemälde seines Flaggschiffs »Ostfriesland« hängt seit Jahrzehnten im Clubhaus des MYC – nur noch ganz wenige wissen, was es eigentlich mit diesem Erinnerungsstück aus längst vergangenen Zeiten auf sich hat. Im Rahmen einer einführenden Würdigung von Admiral Schmidt berichtet der Chronist im Jahrbuch des MYC 1929 / 1930: 70 »Der Admiral nahm vom ersten Tage seiner Clubzugehörigkeit an regsten Anteil am Sein und Werden des MYC und erwarb sich vor allem um den jungen Seglernachwuchs außerordentliche Verdienste. Wir alle konnten uns keinen besseren Nachfolger unseres ersten Kommodore denken und wünschen.« Ehrhard Schmidt blieb Kommodore bis zu seinem Tod 1946. Mit ihm ging gleichzeitig die Epoche der Kommodores alter Prägung im MYC zu Ende. Alfred »Fredl« Bauch Ehrenpräsident Alfred Bauch *1902 †1978 »S.M.S. Ostfriesland« – Flaggschiff unseres zweiten Kommodore Admiral Ehrhard Schmidt (Harry Schultz) Nach der Neugründung des MYC knüpfte der Vorstand 1950 ein letztes Mal und wesentlich zurückhaltender an die alte Tradition an, indem er den Münchner Kaufmann Fredl Bauch zum Ehrenpräsidenten ernannte. Der Club fühlte sich ihm, dem engagierten Mitglied seit 1924, dem großen Motorbootsportler aus der Vorkriegszeit, dem hervorragenden Club-Redner und großzügigen Spender, zu besonderem Dank verpflichtet. Sollte es doch 1951 vor allem seiner verbindlichen Art gelingen, in langwierigen Auseinandersetzungen mit den Amerikanern, die Freigabe des Clubs zu erreichen. (folgende Seite) Ausschnitt aus »Die Yacht« 24 / 1931 71 72 73 Ferdinand (Bibi) Birkner (*1894 †1986) »Seele des Clubs« Dr. Iris v. Hoyningen-Huene 20 qm Rennjolle Z 296 »Bibi IV« 1931 (oben) Bibi (links) und Karl Beck sen. 1935 Onkel Bibi – keiner im Club nannte ihn mit seinem eigentlichen Namen: Ferdinand Birkner. Alle kannten Onkel Bibi und liebten ihn. Seine verschiedenen Segelboote hießen ebenfalls »Bibi« und unterschieden sich nur durch die römische Zahl hinter dem Namen. Man kann ihn heute ruhig als Original bezeichnen. Denn der Club war seit 1925 sein Leben, hier fühlte er sich zuhause. Und er hat ihn über viele Jahrzehnte 74 mitgeprägt. Bereits in den 20er Jahren fiel er als begeisterter und erfolgreicher Regattasegler mit seiner 20qm Rennjolle Z 296 »Bibi IV« auf und machte bald auch in seinem Engagement für eine neue Klassenpolitik von sich reden. Alleinstehend, hatte er sich schon früh der Familie Ludwig Senft angeschlossen, bei der er in München über eine längere Zeit wohnte. Mit Freund Gigi Senft als Vorschoter segelte er in den 30er Jahren zahlreiche Regatten, auch gegen solche Ausnahmesegler wie Manfred Curry (Z 322). In allen Siegerlisten der 30er Jahre ist sein Name als hervorragender Regattasegler immer wieder verzeichnet. Zu jedem Spaß aufgelegt, ließ er sich gern auf Gaudiregatten, wie den vor dem Krieg allseits sehr beliebten Fuchsjagden als »Fuchs« jagen. Dabei war er bekannt für seine geschickte Taktik, wodurch es den ihn verfolgenden Clubmitgliedern oft nicht gelang, den »Fuchs« zu fangen, bevor er wieder den Hafen erreichte. Seine große Regattazeit war in den 50er Jahren weitgehend beendet. Nun setzte er sich als stellvertretender Vorsitzender und später als Schatzmeister für den Club ein. Als großer Spender und Gönner der segelnden Jugend stiftete er in dieser Zeit den Club-Korsar »Bibi« und sponserte einzelne besonders begabte jugendliche Regattasegler wie u. a. Stefan Dietz und Volker Mader. Brachen Jugendliche zu auswärtigen Regatten auf, konnte es passieren, dass er ihnen großzügig zur Unterstützung privat Geld zusteckte. Nachdem er 1964 mit 70 Jahren die Vorstandstätigkeit beendet hatte, wurde er für seine Verdienste zum Ehrenmitglied ernannt. 1960 (oben) und im Mai 1962 (links) 75 Hans Wilhelm (Hansi) Braun (*16.5.1923 †15.12.2007) erinnert sich im Gespräch mit Bettina RennerSchneider Herr Braun, wie sind Sie damals in den MYC gekommen? Also, das lief über meinen Vater Emeran Braun, der ist selber eigentlich gar nicht gesegelt, der war lieber Jäger und Schütze. Mein Vater hat Anfang der 30er Jahre (1933 / 34) mit unserer Firma die Unterführung vor dem Club gebaut – vorher gab es da eine Schranke mit Bahnwärterhäuschen – und ich durfte oft mitfahren. So kam ich dazu, den MYC kennenzulernen. Wir konnten uns aufgrund von Freundschaften zunächst als Gäste im Club aufhalten. Wie gelangte man denn von München aus in den Club? Hierher fuhr man damals mit der Eisenbahn, das hab’ ich dann später als Jugendlicher auch oft gemacht. Während der Sommermonate waren die Familien draußen, die schon damals ein Zimmer hatten. Der Familienvorstand ist von da aus dann in die Arbeit gefahren und abends wieder zurück. Dadurch war im Club immer was los. Ich durfte während der ganzen Ferien dort sein, auch schlafen, und zwar im Bootshaus. Da gab es in dem Balkonzimmer nach vorne raus sechs Einzelkojen nebeneinander. Trotzdem war es keine wilde Zeit – so was gab es einfach nicht. Als Bub hab’ ich dann ein Finn-Dinghy bekommen, das war dann schon ‘was Besonderes. Wie haben Sie das Segeln gelernt? Ich habe gebettelt, dass ich irgendwo mitfahren durfte. Eine andere Möglichkeit war, dass man halt geschaut hat, dass man sozusagen »was gut hat«, denn dann wurde man mitgenommen. Und »was gut« hatte man, indem man »lederte«! Ja, »ledern« musste man halt. Also, ich erkläre mal das Ledern noch genauer: das war wie heute 1960 76 beim Auto, zuerst wird gewaschen, dann poliert. Denn die Holzboote waren im Wasser und kamen nie raus, anders als heute. Wenn man dabei behilflich war, da hatte man schon eine Fahrt gut. Gab es schon eine Jugendgruppe? Damals waren wir nur fünf, höchstens acht Junioren – auweh, wenn du dich da amal daneben benommen hast, hast a solcherne Verwarnung gekriegt. Ich erinnere mich noch an die zwei Münzinger Buben vom Sportgeschäft Münzinger. Und an einen Brutscher Fritz, die Eltern haben in München eine Wildhandlung gehabt. Wie sah die Segelkleidung vor dem Krieg aus? In der Zeit – so nach ‘33 – hatten wir das sogenannte Päckchen – da trug man tagsüber eine Drillichhose und für abends gab es eine Marinehose mit einem schönen, großen Schlag. Die Marine war ja das Vorbild. Lange wurden auf dem Clubgelände Blazer und weiße Mütze angezogen. Es gab auch eine blaue Mütze für den Alltag, dazu weiße Segelschuhe. Man badete auch, aber auf der Terrasse war es üblich, in der Clubkleidung zu sitzen – nicht in der Drillichhose. Die Ehefrauen durften zwar mit, Paradeschiffe des Münchner Yacht-Clubs. Und Ferdinand Birkner – Onkel Bibi – war ja lange Kassenwart, ein sehr spendabler Mann. Wenn wer den Beitrag aus triftigen Gründen nicht gezahlt hat, dem hat er gesagt: »Ist schon in Ordnung!« und hat dann selbst mehr gezahlt. taten dies aber eher selten – man war da eigentlich unter seinen Männerfreunden. An welche Clubmitglieder aus der Zeit vor dem Krieg erinnern Sie sich noch? Gut kannte ich den Hauptmann Leo Keinradl, der war beim Simpl. Wie er in den Club reinkam, weiß ich nicht, aber er war einer, der oft im Club war. Journalisten hatten am Nachmittag in der Regel Zeit, weil die Arbeit ja vormittags ist. Und der war ein ganz lieber Kerl. Er ist gesegelt, aber nicht wesentlich. Damals gab es nur die paar Yachten, die Rennzwanziger und das Jugendboot. Der kam raus und hat sich einen schönen Nachmittag gemacht. Dann erinnere ich mich natürlich noch an den Hans Gruß, den Leiter des Deutschen Theaters und des Undosa Bades – der hatte damals das Zimmer im Dachgiebel auf Lebenszeit. Der Club hatte ein Vorstandstrio etwa in der Zeit von 1930 - 1945: das waren Emil Bickel – sein Sohn Ernst Bickel war Europameister und Olympiateilnehmer 1936 – also Bickel senior, Elhard Müller und Carl Schloeder. Die drei, die hatten den Club in der Hand und es gab auch keinen Wechsel. Persönliche Eindrücke habe ich noch von Karl Beck – dem Vater vom Burschi Beck – der hatte einen Rennzwanziger. Diese Schiffe waren die Wie wurde man denn früher Clubmitglied? In der Zeit vor dem Krieg und auch noch danach, da wollten viele eintreten. Es war aber elitär, manche haben wir aufgenommen und manche nicht. Es war mehr Ordnung da. Die Mitgliedschaft für Neue lief meistens über Freunde und Bekannte – da wurde man eingeladen und so weiter. Die Aufnahme richtete sich auch nach der Spendenfreudigkeit. Eigentlich waren die Mitglieder hauptsächlich Münchner Unternehmer, nur einer, der fuhr von Nürnberg her. Die meisten Mitglieder waren eher Geschäftsleute. Welche Erinnerungen haben Sie an die Zeit nach dem Krieg? Ab 1945 war der Club ja nicht mehr für Mitglieder erlaubt. Einige sind in den Bayerischen abgewandert, der da noch offen war. Dort ging der Segelbetrieb weiter. Denn unsere MYC-Villa ist von den Amerikanern beschlagnahmt worden. Da war dann nichts mehr los. Bis 1951 hat es gedauert, bis Leben in den Club reinkam. Für mich sogar später, denn erst 1949 mit der Währungsreform konnte man wieder etwas kaufen, ansonsten nur tauschen. Aus amerikanischer Gefangenschaft wurde ich im Juni 1945 entlassen. Da kam für mich damals zuerst das Baugeschäft und dann sehr schnell das Studium. Alle Studenten saßen im Offiziersrock drin, und es gab als erstes ein Trimester. Erst mal kam man nicht zum Segeln, erst so 1949 ging das dann wieder los. 77 Ich war kein Juniormitglied mehr, sondern gleich richtiges Mitglied. Also die Vorstände waren Charlie Schmucker ab 1952 und später dann Kurt Linnebach. Onkel Bibi war Schatzmeister und der Schriftführer Wilhelm Weishäupl. Und was ganz anders war als heute: man war sich im Club einig. – Die Umbauten wurden einfach so bestimmt. Gab es auch Frauen, die gerne segeln wollten, oder war das eine reine Männersache? Es gab Frauen – da fallen mir Ursel Groß und auch Friedl Mössbauer und Annerl Bauch ein, und besonders die Ursel Edenhofer, mit der bin ich schon immer gefahren damals. Dann gab es eine Familie Hermann in Starnberg – von Optimol – mit mehreren Töchtern und die älteste ist auch mit mir gefahren als Vorschoterin auf meinem Piraten. Wie hat sich in diesen Jahren die Clubanlage verändert? Die Terrasse war früher nur halb so tief. Als der Hafen durch unsere Firma ausgebaggert wurde – das war etwa Mitte der 50er Jahre –, vergrößerte sich die Terrasse durch den entstandenen Aushub nach vorne. Also, der Hafen wurde ausgebaggert und die Mitteltreppe beseitigt – sie war im Weg und auf schlechtem Untergrund schwer wieder herzustellen. Man brauchte den Platz einfach zum Segel legen. Damals haben wir auch den Fahrtweg vom Parkplatz zum Bootshaus gemacht. Vorher musste man das Schiff dort, wo jetzt der Fußweg verläuft quer über die Terrasse ziehen – an der Küche vorbei – zum Bootshaus hinunter. Der Wegebau muss vor den 60er Jahren gewesen sein. Damals wurden auch Bäume gefällt, ich schätze, das war wohl auch Mitte 78 bis Ende der 1950er Jahre. Schon damals stand am Hafen vieles: Anhänger und Autos. Es war so wie heute halt auch – manche haben es gleich weggefahren und andere es hergezeigt … Bald haben Werner Künzler und ich den ersten Kran aufgebaut, was einen größeren Streit im Club auslöste. Die einen wollten trailern, die anderen einen schönen Hafen ohne solche Gerätschaften. man auch schon Regatten, aber natürlich nicht so sportlich wie heute. Später, seit Mitte der 50er Jahre gab es hauptsächlich Starboote und Drachen. Bei den Staren bildete sich eine größere Clique. Es wurde viel zu auswärtigen Regatten gereist. Ich selbst hatte mehrere Regatta-Stare. Zu meinen Vorschotern gehörten Gigi Senft, Werner Künzler, Heinz Knoblauch und von der Jugend Norbert Geissler und Stefan Dietz. Wie hat sich das Segeln während Ihrer Zeit verändert? Die Segler mussten früher ihr Segel noch trimmen, es gab ja nur Tuch und keinen Kunststoff. Da bist du rausgefahren und hast es erst ins Wasser reingeschmissen, und dann bist du ein bisschen gesegelt bei leichtem Wind. Da hat es dann den Bauch bekommen, den das Segel brauchte. Und dann hast du die einzelnen Falten durch Nässen und Segeln wieder herausgekriegt. Und die Segel hatte man länger oder kürzer – je nach Geld. Noch eine kurze Schlussbemerkung? Es war schön. Obwohl man als Bub mit 13 Jahren natürlich nicht alles wahrnimmt, war für mich die schönste Zeit im Club von 1933 bis zum Krieg. Was lagen denn für Boote im Hafen? Vor dem Hafenumbau – initiiert und ausgeführt von Willi Lindner, der stammte aus dem Haus Uhren Friedrich – lagen die großen Boote nicht an der Mole, sondern an der Boje. Das waren teure Schiffe, 30er und 40er Schärenkreuzer. Es hat aber auch Mitglieder gegeben, die gar kein Schiff hatten und lieber Vorschoter machten. Mit diesen großen Schiffen fuhr 79 1933 bis 1945 Die Zeit der »Vereins- und Clubführer« Ulrich Lietz In den Jahren 1933 bis 1945 wurde bekanntlich auch der deutsche Sport von den Nationalsozialisten »gleichgeschaltet« und demokratische Wahlen der Vereinsvorstände und aller Sportgremien durch ein »Führerprinzip« ersetzt. Das führte in manchen Vereinen zu schlimmen Verhältnissen, denn es wurden teilweise Leute zu Vereinsführern, deren hauptsächliche Qualifikation darin bestand, stramme Nazis zu sein. Der MYC hatte damals großes Glück: Emil Bickel, einer seiner Gründerväter, der schon seit 1928 im Vorstand war und 1929 zum Vorsitzenden gewählt wurde, war der unumstrittene einzige Kandidat für das Amt des Clubführers. Am 29. Januar 1934 wurde er von den Mitgliedern einstimmig vorgeschlagen – das durften sie noch. Die Ernennung erfolgte dann (nach der notwendigen Zustimmung des NSDAP-Kreisleiters) durch den »Deutschen Reichsbund für Leibesübungen«. Ein interessantes Detail: Obwohl die Vereins- / Clubführer Parteimitglieder sein sollten, trat Emil Bickel erst 1938 in die NSDAP ein. Dazu später mehr. Bis 1945 führte Emil Bickel den MYC und war »Kreis-Fachamtsleiter für den Starnberger- und Wörthsee«. Tatkräftig unterstützten ihn seine bewährten Vorstandskollegen, die ab 1934 von ihm ernannt werden mussten (Führerprinzip) und dann »Sachwalter« oder »Beiräte« hießen. § 2a Die Mitgliedschaft des Clubs können ab jetzt nur deutsche Volksgenossen arischer Abstammung erwerben. (…) Bisherige Mitglieder verbleiben im Club. 1934 erfolgte auch eine den NS-Anordnungen entsprechende Satzungsänderung. Bemerkenswert ist die damals noch mögliche Differenzierung zwischen neuen und langjährigen jüdischen Clubmitgliedern: 1935 erhielt der MYC eine erste Zwangssatzung. Und jeder Sportverein wurde verpflichtet, einen »Dietwart« zu ernennen. Der sollte »Betreuer deutschen Geistes und deutscher Art der Jetztzeit im Sport« sein. Die hier als Faksimile abgedruckte Liste enthält manche auch heute noch im MYC wohlbekannte Namen. 80 Im Kriegsjahr 1940 wurde schließlich allen deutschen Sportvereinen vom »Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL)« eine Einheitssatzung ohne jeden Bezug zur Sportart aufgezwungen. Zwei Auszüge sprechen für sich: §2 Der Verein bezweckt die leibliche und charakterliche Erziehung der Mitglieder im Geiste des Nationalsozialismus durch die planmäßige Pflege der Leibesübungen. § 4 Nr. 6 Mitglieder können nicht Personen sein, die nicht deutschen oder artverwandten Blutes oder solchen gleichgestellt sind. Emil Bickel (rechts; bereits seit 1929 erster Vorsitzender) und sein Stellvertreter Elhard Müller als Wettfahrtleiter 81 82 Die Famile von Rolf Bach war seit vielen Jahren Seenachbar und Mitglied des MYC. Er selbst war als begeisterter Segler, mehrfacher Bootseigner und großzügiger Mäzen ein hochgeachtetes Mitglied, bis er 1939 emigrieren musste. Davor wurde er von den Behörden gezielt drangsaliert (linke Seite). Nach Spruchkammer-Unterlagen aus dem Jahr 1947 waren von 86 ordentlichen MYCMitgliedern nur 22 »Mitläufer«, also NSParteigenossen. Wohl einer der Gründe dafür: Selbständige Geschäftsleute standen nicht so unter Druck wie Beamte und höhere Angestellte. Auch die Mitglieder Hanns und Wilhelm Merzbacher mussten auswandern. Einige eifrige Nazis gab es aber auch: Von einem langjährigen Club- und Vorstands-Mitglied wurden im Jahr 1937 Emil Bickel und andere bei der Geheimen Staatspolizei denunziert und daraufhin eingehend verhört. Die mutige Reaktion: Der Ältestenrat (entsprach unserem Ehrenrat) schloss den »Kameraden« auf Antrag des Clubführers aus dem Verein aus. 83 Emil Bickel (1880-1949) war die prägende Persönlichkeit der Jahre 1930 bis 1945 und in vermindertem Maße bis 1949. Er fühlte sich als »Vater des Clubs« und setzte sich mit einem bewundernswerten Aufwand an Zeit, Geld, Arbeitskraft, Mut und Nerven für »seinen MYC« ein. Sein wichtigstes Ziel war stets, mit dem mitgliedermäßig relativ kleinen MYC sportlich zu der Spitzengruppe der deutschen Segelclubs zu gehören. Das gelang auch in fast allen Jahren seiner Amtszeit dank der Regattaerfolge vieler guter und reisefreudiger Jollen- und Yachtsegler im MYC, die – normal in der damaligen Zeit – zum Teil auch Mitglieder anderer Clubs am See waren. Einziger Wermutstropfen: Bei den Ausscheidungen für die Olympischen Spiele 1936 in Kiel hatten die MYC-Spitzensegler in der neuen Olympiajollen-Klasse kein Glück. Bobby Koemm, eine der ersten von ganz wenigen aktiven Regattaseglerinnen im Club, holte 1938 mit ihrer 22er Nationalen Jolle »Bobby II« bei Frauen-, aber gerade auch gemischten Regatten 19 Preise und hielt damit in diesem Jahr den absoluten Frauenrekord. Als zweitwichtigste Aufgabe sah Emil Bickel die Jugendarbeit an. Deshalb legten er und seine »Sachwalter« stets größten Wert auf aktive Nachwuchsarbeit. Ein Zeichen der Zeit: Auch einer Gruppe der »Marine-Hitlerjugend« musste – obwohl eine Art Konkurrenz zur eigenen – Gastrecht gewährt werden. Emil Bickels und seiner Führungsmannschaft größtes Verdienst war zweifellos das unter schwierigen Bedingungen gelungene Bewahren »traditioneller MYC-Werte«, dieser Mischung von Sportlichkeit und familiärem Zusammenhalt, MYC Jahresbericht 1938 / 39 84 »Segelabteilung der Marine-Hitlerjugend« hatte 1934 Gastrecht verbunden mit bayrisch-gutbürgerlicher Fröhlichkeit. Und das alles auf solidem finanziellen Fundament dank der vielen großzügigen Spender. Als absoluten sportlichen Höhepunkt in den 30er Jahren richtete der MYC die Europameisterschaft 1938 der O(lympia)-Jollen-Klasse aus: Emil Bickels Sohn Ernst, genannt »Bickus«, hatte die EM 1937 in Österreich gewonnen, und so hieß das nächstjährige Austragungsland Deutschland. Vater Bickel gelang es, für den Starnberger See und den MYC den Zuschlag für die Durchführung zu erhalten. Allerdings unter einer Bedingung seitens der NS-Sportführung: Der Clubführer Bickel musste NSDAP-Mitglied sein. (Da prüfe sich jeder selbst …) Bickel trat jedenfalls in die Partei ein, und es fand eine großartige EM statt – mit Sohn Ernst als erneutem Europameister. (folgende Seite) Ernst Bickel, Europameister in der O-Jolle 1937 und 1938 85 Bobby Koemm, erfolgreichste Seglerin der Kriegsjahre, segelte die 22er Nationalen Rennjollen J 470 und J 472 Z-Jollen während einer Wettfahrt beim Runden der Leetonne (Z 416 »Nitty II« von Michael Winter) 88 Der Zweite Weltkrieg brachte ab Sommer 1939 immer mehr Mitgliedern die Einberufung zum Militär. Von den 150 ordentlichen Mitgliedern waren im Frühjahr 1942 38 und im Jahr 1944 ca. 60 MYC-Segler bei der Wehrmacht. Gefallene MYC-Mitglieder 1939 - 1945 Ernst Bickel Rudi Hannamann Willy Leibold Karl Lentz Max Reitsamer Regatten wurden von den Daheimgebliebenen zunächst wie bisher und später unter »kriegsmäßig vereinfachten Regeln« gesegelt. Ab 1943 war dann auch damit Schluss und außerdem gab es ein absolutes Versammlungsverbot für Vereine. Fast alles hing seinerzeit am Clubführer, wenigen Helfern und dem Bootsmann. Schließlich kam im Herbst 1943 die Beschlagnahme des Clubhauses und ab 1944 wohnten dort ca. 20 Flakhelferinnen, dazu drei MYCMitglieder, die sich um den Clubbesitz sorgten (und den Bombenangriffen in München entfliehen wollten). Es waren Fredl Bauch, Emil Bickel und Joseph Geither, die auch am 1. Mai 1945 nachmittags die Spitze der einrückenden US-Truppen empfingen. Einladung zu Beginn der »Segelsaison« 1944 89 Maler, Schreiber, schnelle Schiffe Künstler und der Münchner Yacht-Club Eva und Hans Wieser Der Münchner Yacht-Club mit seinem herrlichen Gelände hat immer wieder Maler inspiriert, allen voran unser langjähriges Mitglied Harry Schultz. Harry Schultz (*1874 Elbing / Westpreussen †1958 Hausham bei Miesbach) Harry Schultz war seit 1915 Mitglied im MYC, später dann Ehrenmitglied. 1953 stiftete er den Harry-Schultz-Preis für Drachen. Er besuchte die Kunstakademie in Königsberg und ging dann nach München, um bei Lenbach, Leibl und Böcklin zu studieren. Immer wieder beschäftigt er sich in seinen Bildern mit unserem Clubgelände. Viele seiner Seglerbilder stellte Harry Schultz als Regattapreise zur Verfügung, er hat aber wohl auch für verschiedene Clubmitglieder im Auftrag gemalt. Sein pastoser leuchtender Farbauftrag und der flotte lockere Pinselstrich lassen uns seine Bilder wie Momentaufnahmen eines schönen Segeltages am Wasser oder an Land erscheinen. 90 »Ansicht des MYC vom See aus« ca. 1927 Links ist die Z 296 (»Bibi IV«) zu sehen, ein Schiff der 20qm Rennklasse unseres legendären »Onkel Bibi«, Ferdinand Birkner. Die große weiße Yacht im Vordergrund ist der 40er Schärenkreuzer R29 »Maendy II« unseres altvorderen langjährigen Schatzmeisters Carl Schloeder (†1952). 91 »Hans Gruß« Ehrenmitglied Hans Gruß (1883 bis 1959) war der Mäzen des MYC, dem das Grundstück und der Bau des alten Bootshauses besonders zu verdanken ist. Er war ein überragender und begeisterter Segler, der mit seinen Booten, darunter »Seehund IV und V« sowie der Yawl »Flevo«, für den MYC viele Preise errungen hat. Mit engem Kontakt zu namhaften Künstlern aus dem In- und Ausland war Hans Gruß in den 20er Jahren ein umtriebiger Impresario. Als Besitzer des Undosa-Seerestaurants baute er mit erheblichem finanziellen Aufwand 1925 den Undosa-Festsaal. Der sogenannte »GrußPavillon« war für den MYC stets ein Ort rauschender Feste. Zu seinem Imperium gehörte auch das »Deutsche Theater« und die berühmte Kunstbühne »Bonbonniere« in der Nähe des Hofbräuhauses in München, wo der MYC gerade auch im Winter großartige Faschingsbälle zusammen mit dem Wassersportkartell feierte. Wegen »reaktionärer Tendenzen« musste Hans Gruß 1935 unter dem Druck der politischen Verhältnisse die Leitung des Deutschen Theaters abgeben. Bis zu seinem Ableben 1959 blieb er stets als vorbildlicher Sportsmann und unersetzlicher Förderer dem Club verbunden. Ohne sein Wirken hätte der MYC in seiner heutigen Prägung nicht entstehen können. 92 »Bootssteg im MYC« Das Bild gehört Hans Fach. Es zeigt im Vordergrund die »Wetterhexe IV« (15qm Wanderjolle) seines Vaters Max Fach und im Hintergrund dessen alte O-Jolle. Die Eltern von Hans Fach sind vorne im Boot und auf dem Schwimmsteg ist das Ehepaar Dr. Kallhardt zu sehen. Das Bild entstand Ende der 30er Jahre nach Angaben von Hans Fach. 93 »45 Nationaler Kreuzer P34« ca. 1928 Die »Frechdachs II« von Adolf Neustätter fährt nach Süden, Starnberg liegt bereits hinten ihm. Ganz rechts ist ein altes FahrgastDampfschiff zu erkennen. »Blick auf den Jollenhafen im MYC« So sah der Abgang der ehemaligen Mitteltreppe seit 1921 aus. Ein schattiges Plätzchen war immer gefragt. Mehrere der mit Geranien bestückten typischen Blumentöpfe befinden sich noch heute auf dem Gelände. »Blick von der Terrasse« Das windgeschützte Plätzchen am Bootshaus lädt auch heute noch zum Verweilen ein. 94 »Jollenhafen im MYC« ca. 1935 An der Mole des kleinen Hafens liegt eine 22qm Rennjolle. Der blaue Sommerhimmel spiegelt sich im leuchtenden Blau des Sees und die Kumuluswolken verheißen zwar schönes Wetter, aber wie man sieht, nur wenig Wind. »Hafenbetrieb im MYC« Ende der 30er Jahre Am Badesteg wird eine Olympiajolle aufgetakelt, der Mann im Boot legt offensichtlich auch bei Badewetter wert auf korrekte Seglerkleidung, wie dies damals üblich war. 95 Wilhelm Trübner (*1851 in Heidelberg †1917 in Karlsruhe) Wilhelm Trübner wohnte in den Jahren 1911 und 1912 in der damaligen »Villa Goes«, vormals »Villa Holz«. Als Impressionist stand die Erfassung des schnellen Wandels von Licht, Schatten und Farbe im Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Grundstück und Villa waren vom Vorbesitzer Hermann Holz zwischenzeitlich in das Eigentum von Wilhelm Goes übergegangen, gebürtiger Bamberger, später Rentier aus Milwaukee. Trübner schuf hier eine Reihe von Landschaftsund Genrebilder, unter denen wir unschwer auch unser Clubhaus erkennen können. »Villa Goes« ca. 1911 Blick nach Osten, an der Südseite des heutigen Clubhauses vorbei. 98 »Villa Goes« ca. 1911 Mit Blickrichtung nach Norden sehen wir die südwestliche Kante unseres heutigen Vereinsgebäudes für kurze Zeit im hellen Sonnenlicht aufleuchten. Am Bach im Vordergrund haben praktisch alle Generationen unserer Clubkinder ihre Dämme gebaut – und bauen sie auch heute noch. 99 »Balkonzimmer am Starnberger See« ca. 1911 Wir sehen das südöstliche Balkonzimmer im ersten Obergeschoss unseres Clubhauses mit Blick zur Seeseite, die Sonne steht noch im Nordosten. Insbesondere die Balkontüre mit ihren Füllungen sowie die Sprosseneinteilung der Fenster sind in allen Teilen heute noch erhalten. Sobald sich die Balkontüre öffnet, wie auf nebenstehendem Bild gezeigt, verrät die Kontur der hölzernen Balustrade am Haus. »Balkonzimmer am Starnberger See« ca. 1912 Trübner dürfte ca. ein Jahr später dasselbe Motiv noch einmal gemalt haben, Teppich und Spiegel sind ausgetauscht, sonst ist alles unverändert, selbst die Schuhe stehen noch da. Der Schattenwurf zeigt, dass die Sonne hier ein gutes Stück weiter von Süden einfällt. Das Raumlicht und der momentane Farbeindruck (»Impression«) haben sich dadurch deutlich verändert. 100 101 Edward Cucuel (*1875 in San Francisco †1959 in New York) Ab 1918 malte Edward Cucuel auf einem versteckt gelegenen Grundstück am See im südlichen Starnberg. Er arbeitete, wie Fritz von Ostini in seinem Buch über Cucuel (ca. 1920) berichtet, »in einem Garten mit Baumgruppen, Bootshütte, kleinem Hafen, Landungssteg und Gebüschen, die es ihm möglich machten, seine Modelle unbelästigt zu malen.« Ostini berichtet weiter: »Nicht weit davon hat ein Yacht-Club Hafen und Clubhaus und auf dem blausilbernen Wasser kreuzen zu jeder Tageszeit ungezählte Boote mit weißen Segeln«. Wie wir heute wissen, war dieser Yacht-Club der MYC und der Garten das nördlich vom MYC gelegene sog. Steininger Grundstück. Cucuel war mit dem Münchner Kommerzienrat Dr. Hermann Steininger befreundet. Gern war er im Sommer bei ihm zu Gast, dann malte er dort ungestört. Cucuel schätzte die Lichtverhältnisse des Starnberger Sees in seinen Wolkenspiegelungen und den Farbschattierungen des Uferbereichs ganz besonders. Er fing die Stimmungen mit unverkennbar breitem Farbauftrag und hellen leuchtenden Farben ein. Die älteren Clubmitglieder können sich sicher noch an die alte Villa Steininger auf dem heutigen »Steininger Grundstück« erinnern, dass Hermann Steininger 1969 dem Club zum Kauf anbot, was die Mitgliederversammlung damals jedoch ablehnte. 1989 brannte die alte Villa dann teilweise ab und ein Jahr später wurde sie abgerissen. 102 »Kahnpartie« Das Wasser scheint schon etwas frisch zu sein und muss erst geprüft werden, die Blätter zeigen die erste Laubfärbung. Perspektive vom Steininger Grundstück aus nach Süden. 103 »Dame am Steg« Die Dame beobachtet das Abtakeln der Schiffe vor dem Einlaufen in den MYC. Der Himmel hat sich bewölkt, der Wind frischt auf, der Strohhut wird sicherheitshalber in der Hand gehalten. 104 »Starnberger See« ca. 1920 Im Vordergrund rechts ist unser Bootshaus zu erkennen, mit dem seitlichen Anbau nach Norden und dem Flaggenmast. Auch diese Bilder zeigen eine Perspektive vom Steininger Grundstück nach Süden. 105 Toni Schönecker (*1.11.1893 in Falkenau / Eger †2.11.1979 in Wangen / Allgäu) Toni Schönecker war ein sehr vielseitiger Künstler, der insbesondere als Aquarellist, Zeichner, Buchillustrator und Freskant bekannt geworden ist. Nach seinen Gesellenjahren war er beim Hoffotografen Grainer in München tätig und studierte 1919 - 1923 an der Akademie der bildenden Künste in München. Seine Bilder über das Regattageschehen im MYC sind Aquarelle, die als Lithographien in den Monatsheften des Verlags Velhagen & Klasing in den Jahren 1928 / 29 veröffentlicht wurden. »Vor der Regatta« Blick vom Balkon des alten Bootshauses auf den Beiboothafen. Gezeigt wird die Ausfahrt zur Regatta, die sich in seiner angespannten Betriebsamkeit in Nichts vom Auftakeln und Auslaufen in heutiger Zeit unterscheidet. In der Bildmitte ist die 15qm Rennjolle M 685 zu sehen, deren Eigner ab 1952 die Herren Dr. Ubrig / Hausner gewesen sind. 106 »S-Bootregatta vor dem MYC« ca. 1928 Der Flaggenmast des MYC mit Flaggengala und Clubstander ist deutlich zu erkennen. Schönecker hat hier eine Sonderklassen-Regatta vor dem MYC festgehalten. Der Steg in der Bildmitte ist auf alten Fotografien noch zu sehen. »Start der Rennkreuzer« ca. 1927 / 28 Hier kämpfen 30qm Schärenkreuzer um gute Startpositionen. X 21 »Puck« gehört später A. Brunnthaler und heute als G 21 »Pan Mir« unserem Mitglied Martin Wibbels 107 »Mittags-Flaute vor dem MYC« Wie bei vielen Regatten lässt der Wind auch mal nach, betroffen sind hier die 40er Schärenkreuzer. R49: »Fritzl II«, Eigner: Alfred Bauch R51: »Carmen IV«, Eigner: Franz Förg R40: »WALDI«, Eigner ab 1939: W. Diecks; ab 1952: Kurt Geissler »Jeagried« »Scharfer Luvkampf« Nach der Mittagsflaute kommt endlich Regattawind auf und es entwickelt sich ein scharfer Luvkampf. 108 »An der Wendeboje« Nach der (letzten) Wendeboje geht’s auf die Zielkreuz. Auf diesem Bild sind die 22qm und die 20qm Rennjollen zu sehen, die Segelnummern konnten aus den MYC-Annalen nicht mehr zugeordnet werden. »Mit schützenden Persenningen verdeckt liegen die Jollen am Steg« 1929 109 Robert Franz Curry (*1872 in Boston †1955 in Riederau am Ammersee) Robert Franz Curry, der Onkel von Dr. Manfred Curry, auf den später noch genauer eingegangen wird, war Anfang der 30er Jahre mit seiner 22qm Rennklasse »Anitra« Mitglied im MYC. Er malte – ganz unseglerisch – Bilder von Landschaften und Tieren, außerdem war er ein beliebter und gesuchter Portraitist. Sein Neffe Dr. Manfred Curry übernahm später sein Schiff »Anitra«, nachdem Robert Franz Curry nach Oberstdorf gezogen war. Titel des Jahresberichts 1924 110 Rudolf (Rolf) Dix Über unser Clubmitglied Rudolf Dix ist nicht viel in Erfahrung zu bringen. Als Kaufmann und Kunstmaler wurde er 1915 ordentliches Mitglied des MYC. Nach seinem Wegzug nach Berlin 1919 blieb er jedoch bis 1925 dem Club noch als auswärtiges Mitglied erhalten und engagierte sich bis 1924 als Leiter der Jugend. Als talentierter Künstler entwarf er für den ersten Jahresbericht 1924 ein Deckblatt. Seine Signatur ist unten rechts gut zu lesen. In Verehrung der großartigen Leistungen von Hans Gruß für den MYC ist dessen 40er Renner »Seehund IV« (R11) in voller Fahrt dargestellt. Rudolf Stark (*11. Februar 1897) Auch zu Rudolf Stark gibt es nur wenige Hinweise. Am Ende des vorletzten Jahrhunderts geboren, diente er im ersten Weltkrieg als Flugzeugführer der bayerischen Fliegerabteilung (A) 296. Seine Kriegseindrücke beschrieb er in einem Fliegertagebuch, das er mit vielen eindrucksvollen Bildern illustrierte. Er war nicht nur ein guter Erzähler, sondern vor allem auch ein sehr guter Maler, wie auf den nachfolgenden Aquarellen, die Ansichten aus dem MYC zeigen, zu ersehen ist. »Start der Sonderklasse vor dem Bootshaus« Die auf dieser Seite abgebildeten Werke waren Illustrationen für die Zeitschrift »Die Yacht« aus dem Jahr 1923 (Jg. 20 / 6, S. 89 f). »Durchblick im Bootshaus« 111 Friedrich Wilhelm Pfeiffer (*1822 in Wolfenbüttel †1891 in München) Felix Schwormstedt (*1870 in Hamburg †1938 in Schwerin) Bereits lange vor der Gründung des MYC hatten namhafte Künstler die reizvolle Lage unseres späteren Clubgeländes erkannt, so auch Friedrich Wilhelm Pfeiffer. Felix Schwormstedt studierte in Karlsruhe und München, dort war er Schüler von Carl v. Marr. Er arbeitete als Buchillustrator und Graphiker u. a. für die Hapag und den Norddeutschen Lloyd, im Weimarer »Bauhaus« war er um 1920 tätig. Bald nachdem der Maler und Fotograf Hermann Holz das Grundstück erworben und sich die kleine Villa 1864 errichtet hatte, malte sein Schwager Friedrich Wilhelm Pfeiffer das idyllische Genre mit Villa, Bootshäuschen und Fahnenmast vom See aus. Das Gemälde stellt das erste bekannte Bild unseres späteren Clubhauses dar. Es ist zu Beginn des Kapitels »Das Ambiente des MYC« im vorliegenden Buch (S. 28) zu finden. Dieses Bild lebt von Helldunkelabstufungen. Felix Schwormstedt wurde für diese Technik der Grisaillemalerei berühmt Das Original hängt im Clubraum des MYC – ein Geschenk von Ulrich Lietz an den Club zum Ende seiner Präsidentschaft 1986 112 »Start der Sonderklasse in der Verbands-Wettfahrt des Münchner Yacht-Club e. V. vor Kempfenhausen am Starnberger See am Sonntag, dem 20. Juli 1919« Die Wettfahrt fand anlässlich der feierlichen Einweihung unseres neuen Clubhauses statt. 113 Auch bedeutende Literaten konnte der MYC in seinen Bann ziehen. Hier ist allen voran unser Gründungsmitglied Georg Queri zu nennen. Georg Queri (*1879 Frieding bei Andechs †1919 in München) Georg Queri, einer der Gründerväter des MYC, wurde am 30. April 1879 in Frieding bei Andechs geboren. Dadurch, dass er schon in jungen Jahren nach Starnberg kam und dort auch zur Schule ging, hatte er immer einen besonderen Bezug zu dieser Stadt. Er war Schriftsteller, Journalist, Volkskundler und arbeitete als Redakteur u. a. für den Starnberger Landund Seeboten, die Münchner Neuesten Nachrichten, den Simplicissimus und die Zeitschrift »Jugend«. Von Queri stammen zahlreiche bayerische Mundartdichtungen, wie das »Bayernbuch«, »Kraftbayerisch« und das seinerzeit bekannte Singspiel »Matheis bricht’s Eis«, das in Starnberg nach 1918 mit großem Erfolg gespielt wurde. Obwohl Georg Queri als Mitglied des MYC journalistisch dem Wassersport und da besonders dem Segeln immer große Aufmerksamkeit zukommen ließ, gibt es kaum Hinweise über sein Verhältnis zum MYC. Sicher ein Grund dafür ist, dass Georg Queri den Segelsport selber wohl nur mit größten Mühen hat ausüben können, da er Zeit seines Lebens an einer schweren Sportverletzung aus seiner Jugend litt, die ihn in seiner Bewegung beträchtlich einschränkte. Er konnte zwar noch die Einweihung des neuen Clubhauses miterleben, starb aber wenig später – viel zu früh – am 21.11.1919 in München. 114 Viktor Mann (*1890 in Lübeck †1949 in München) Viktor Mann war der jüngere Bruder von Heinrich und Thomas Mann. Er kam mit seiner Mutter und den Schwestern Ende des 19. Jahrhunderts von Lübeck nach München, wuchs in Schwabing auf und studierte Landwirtschaft in Weihenstephan. Seine berühmten und wesentlich älteren Brüder waren bereits eigene Wege gegangen. Viktor Mann trat 1924 in den MYC ein. Schon bald nahm er sehr aktiv am Clubleben teil und war 1928 als Mitglied des Vorstands Hausverwalter und 1930 erster Beisitzer. Ab 1930 gehörte er auch der Baukommission an, die den erneuten An- und Umbau des Clubhauses leitete. Er schrieb immer wieder Beiträge für den MYC, beispielsweise für die Jahresberichte 1931 und 1932. »Ein Freund hatte Nelly (meine Frau) und mich als Gäste bei einem der Segelclubs am Starnberger See eingeführt, und schon der erste Blick vom hochgelegenen Clubhaus auf den Yachthafen mit seinen Molen und Bojen hatte die alte magische Verbundenheit mit dem Element aufs neue erweckt. Der Club nahm mich als Mitglied auf und ich verbrachte nun jedes Wochenende draußen, wurde unter der Leitung eines scharfen Steuermannes in hartem Training ein Rennsegler und fühlte mich in der Gesellschaft der neuen Kameraden, die süddeutsches Wesen mit Liebe zum Seemännischen verbanden, außerordentlich wohl. Die Abende im Clubhaus waren von jener herzhaften Geselligkeit und Fidelität erfüllt, die mich immer angezogen hatte, und die gesellschaftliche Struktur des Clubs aus Kaufleuten und Künstlern, Juristen und Ingenieuren, Studenten und Großunternehmern ergab eine anregende Vielseitigkeit im Rahmen der gemeinsamen Liebhaberei.« Auf großen Festen, wie den Seglerbällen im Undosa und in diversen Lokalitäten in München, die Hans Gruß für den MYC ausrichtete, hielt er launige Damenreden und war außerdem berühmt für sein Talent, Spenden für das Clubhaus einzutreiben. Sein Spitzname war »Vigo«. Das passte gut zu seiner Funktion als Musikant in der clubeigenen Hauskapelle, die sich in den 20er Jahren zusammengefunden hatte. Sie spielte auf Siegesfeiern und zu allen Höhepunkten der Saison. Viktor Mann blieb über die amerikanische Besatzungszeit hinaus bis zu seinem Tod 1949 Mitglied im MYC. Der Familientradition folgend, war auch er schriftstellerisch tätig und verfasste kurz vor seinem Tod seine bekannte Autobiographie »Wir waren fünf«, ein Bildnis der Familie Mann, in dem er rückblickend den MYC sehr treffend charakterisierte: 115 Dr. Manfred Curry (*1899 in München †1953 in Landsberg a. Lech) Dr. Manfred Curry, der 1929 als ordentliches Mitglied in den MYC eintrat und bis Ende der 30er Jahre dem Club angehörte, war einer der erfolgreichsten Segler der Vereinsgeschichte. Er segelte mit seiner 20qm Rennklasse »Aero« auf allen erreichbaren Seen und errang allein mit diesem Schiff 1932 für den MYC bei 26 Starts 29 Preise. Außerdem war er Eigner der »Pussycat«, einer 10qm Rennklasse und später der »Aera II«, einer 22qm Rennklasse. Er stiftete 1929 den Dr. Manfred Curry-Preis, der in den folgenden Jahren mehrfach vor dem MYC ausgesegelt wurde. Insgesamt beteiligte er sich – so ist es überliefert – in seiner Seglerlaufbahn an etwa 1400 Regatten, die er größtenteils gewann. Wie in den Bootslisten des MYC zu lesen ist, übernahm er später auch die 22qm Rennjolle »Anitra« seines Onkels Robert Franz Curry sowie die Sonderklasse »Marion« seines Vaters Dr. Charles Curry. Immer auf der Suche nach Möglichkeiten des schnelleren Regattasegelns führte er viele Versuche durch, um Segelprofile zu verbessern und Strömungsverhältnisse zu optimieren. Er erfand u. a. die »Curryklemme« – für Segler längst unentbehrlich zum Festklemmen und Belegen einer Schot. Dr. Manfred Curry betätigte sich auch als erfolgreicher Schriftsteller und schrieb zahlreiche Bücher über das Thema Segeln: Die bekanntesten darunter sind: »Die Aerodynamik des Segels« und die »Kunst des Regattasegelns« (1925), »Regattataktik in Frage und Antwort« (1932), »Regatta-Segeln. Die Aerodynamik der Segel.« (1949). Er war bekannter Arzt und Wissenschaftler für Radiästhesie und Bioklimatik, der zahlreiche Werke über bioklimatische Themen verfasste. Seine Klinik und seinen Wirkungskreis hatte er bis zu seinem Tod 1953 in Riederau am Ammersee. Ab 1930 waren auch sein Vater Dr. Charles Curry mit seiner Sonderklasse »Marion« und – für kurze Zeit – auch sein Onkel Robert F. Curry, ein bekannter Landschafts-, Tier- und Portraitmaler – Mitglieder im MYC. Dr. Charles Curry starb 1935, so steht es in den Annalen des MYC, während einer Regatta an der Pinne seiner Yacht. 116 Ohne jeden Anspruch, alle Maler und Literaten rund um den MYC vollständig erfasst zu haben, soll doch ein ganz besonders verdienstvolles Mitglied unseres heutigen Clubs in die Reihen der Literaten aufgenommen werden. Dieses Mitglied ist bei bester Gesundheit und soll es noch lange bleiben, wir meinen unseren »Regelpapst« Uli Finckh. Uli Finckh (*2.8.1945 in München) Uli Finckh begann sehr früh, sein Sachwissen in eine Vielzahl von Segel-Lehrbücher einzubringen und sich um die seglerische Ausbildung der Jugend zu kümmern. Er analysierte Schiedsrichter und Wettfahrtleiter und multiplizierte seine Erkenntnisse in Form von praktischen Anleitungen und Ausbildungsveranstaltungen. Er wurde als Nachfolger von Norbert Geissler Mitglied im Wettsegelausschuss des DSV und avancierte zum »Deutschen Regelpapst«. Die jahrelange Mitarbeit im Vorstand des BSV als Wettsegelobmann darf hier nicht unerwähnt bleiben. Uli Finckh hat sich in nationalen und internationalen Seglerkreisen einen hervorragenden Namen gemacht. Seit kurzem ist er auch internationaler Schiedsrichter (Umpire). Am bekanntesten – und allen Optiseglern bestens geläufig – ist Finckhs »Alles über Regattaregeln«. Wer sich noch genauer informieren will, kann auf der Homepage von Uli Finckh (www.finckh.org) eine Vielzahl weiterer Hinweise und Beiträge finden. 117 Sechs lange Jahre Von der Besetzung am 30. April 1945 bis zur Freigabe am 23. Oktober 1951 Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Die Amerikaner besetzen den Club Als am 8. Mai 1945 die Kapitulation Deutschlands erfolgte, war die friedliche Übergabe des Landkreises Starnberg an die Amerikaner bereits abgeschlossen. Schon am Montag, dem 30. April 1945 marschierte die 7. US Armee (22. Infanterie Regiment) auf dem Tutzinger Hof Platz ein. Um 15.30 Uhr ging der II. Weltkrieg für Starnberg kampflos zuende. Noch am selben Tag mussten viele Bewohner ihre Privathäuser räumen, weil die US-Soldaten dort für die Folgezeit Quartier nahmen. Zu diesem Zeitpunkt – und das schon seit November 1943 – war der erste und zweite Stock des MYC-Hauses von der Deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und vom Stab der Flak-Scheinwerfer Abteilung, F. Nr. L 25 088 belegt. So erwarteten 26 Flak-Mädchen zusammen mit dem Gründungsmitglied und langjährigen Vorsitzenden des MYC (1929 - 1948) Emil Bickel und seiner Frau, sowie den Wirtsleuten Angerer und den Familien der Clubmitglieder Josef (Jo) Geither (Mitglied seit 1936) und Alfred Bauch (Mitglied seit 1924), die umständehalber seit geraumer Zeit aus München kommend in ihren Clubzimmern ständig wohnten, das Eintreffen der Alliierten. Eine Auto-Instandsetzungsabteilung der Amerikaner erreichte als erstes Truppenkontingent das Gelände des MYC am 1. Mai, besetzte die Villa und beschlagnahmte alle etwa 40 Boote und Yachten. Wenige Stunden später war das ganze Anwesen zugeparkt mit Autos, die überall auf dem weichen Boden tiefe Fahrrinnen hinterließen. Das Bootshaus wurde von der Mannschaft belegt. Im alten »Koemm-Zimmer« (Paul Koemm, Mitglied seit 1934) des Clubhauses 118 nahm der Kommandant der Abteilung sein Quartier. Wider Erwarten brauchten vorerst weder die Flakmädchen noch die Wirtsleute und die Clubmitglieder das Haus verlassen. Deshalb erlebten sie in den folgenden Tagen mit, wie Besatzungssoldaten, durchziehende Flüchtlinge, und aus einem Starnberger Gefangenenlager befreite polnische Häftlinge, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter die dreitägige Plünderungsfreiheit nutzten, um alles, was im Bootshaus verwendbar war, insbesondere wegen der winterlichen Witterung warme Kleidung, wegzutragen. Manche nahmen einfach eins der vorhandenen Boote und segelten mit ihrer Beute davon. Auf diese Weise kam nach und nach ein Teil des Schiffsbestandes abhanden. Kleinere Wasserfahrzeuge wurden einfach auf Lastwagen geladen und weggefahren. Anton Dreher (18831958), Inhaber der Bootswerft Rambeck und ebenfalls Gründungsmitglied des MYC, äußerte sich denn auch in einem Brief vom 21.9.1945 an Emil Bickel besorgt wegen der Verluste und der angerichteten Schäden an den Booten während der ersten Monate der Besatzung. Gleichzeitig kündigt er an, am Ende der Sommersaison 1945 eine große Suchaktion vermisster Yachten auf dem See starten und alle noch auffindbaren Boote für die Eigentümer in seiner Werft sammeln zu wollen. Aber 1947 musste Emil Bickel feststellen, dass wohl nicht alle Boote, so sie überhaupt noch vorhanden waren, je wieder in den MYC zurückkommen würden. Denn etwa ein Drittel war verschwunden oder vernichtet. Nach einem neuerlichen Wechsel der Truppenkontingente beschlagnahmte am 25.5.1945 der nunmehr verantwortliche amerikanische Captain John Williams das Clubgelände und den verbliebenen Schiffsbestand. Umgehend gab er Anweisung, dass das Anwesen noch in der selben Nacht von allen Deutschen geräumt werden müsse. Fortan war sowohl allen MYC-Mitgliedern als auch jeglichen deutschen Zivilisten der Zutritt zum Grundstück verboten. Mutwillige Zerstörung und verstärkte Plünderungen folgten. Segelzubehör aber auch Pelzmäntel, Kleider und Wertgegenstände, die bisher noch sicher in den Schränken der Privatzimmer aufbewahrt werden konnten, sowie das Mobiliar aus den Aufenthaltsräumen wurden entwendet und ruiniert. Selbst die Zaunlatten dienten den neuen Hausherren als Heizmaterial. Da der Hafen vor dem Bootshaus des MYC nur ein kleiner Beiboot- und Jollenhafen war, kam er für die Segelausflüge der Amerikaner nicht in Betracht. Beschlagnahme-Bestätigung der US-Armee durch Captain John F. Williams sowie deren Abschrift (unten) vom 25. Mai 1945 119 Das Clubhaus hingegen fand rege Verwendung. In den nächsten Wochen und Monaten der Jahre 1945 / 46 erfolgte dort ein ständiger Wechsel amerikanischer Truppenteile. Im Herbst 1945 befand sich im Haupthaus die Offiziersmesse des XX. Corps Rear Echelon. Im Winter 1945 / 46 lebten in den Zimmern immer wieder Musiker vom amerikanischen Club. Gleichzeitig diente das Gebäude als Unterkunft für durchreisende Varieté Angehörige und weibliche Soldaten. Eine Zeit lang war der Club »Verpflegungsküche« für eine weitere Formation amerikanischer Soldaten. Nach einer erneuten Truppenablösung im Frühjahr 1946 wurde der Starnberger See unter Erfassung sämtlicher Segelvereine zum Erholungsgebiet für die Besatzungstruppen erklärt und Rest-Center der 9. Infanterie Division. Insgesamt war geplant, 2000 Soldaten nach Starnberg als Erholungsort der Amerikaner wechselweise zu beordern. Hierfür sollte auch das Seglerheim des MYC gereinigt und anschließend dort Platz geschaffen werden. Das sah so aus, dass aus den Zimmern die noch verbliebenen Überreste der Einrichtung und die letzten persönlichen Gegenstände der Clubmitglieder ausgeräumt, im Vorgarten zusammengetragen und angezündet wurden. Aufenthaltsräume wurden zum Speisekasino für die Offiziere des 20. Corps bestimmt. Die Zimmer dienten nun als Durchgangsunterkunft für Messepersonal und Zivilangestellte. Im Nebenhaus wohnte der Direktor der Messe Leroux (Franzose) mit seiner Familie, außerdem eine algerische und irakische Küchenhilfe. Das kleine Haus war kostenfreier Wohnraum für die Angestellten. Im Sommer 1946 mehrten sich zwar die Gerüchte, die 9. Division solle abgezogen werden, trotzdem blieb der Starnberger See Erholungsgebiet. 120 Die Hoffnung auf eine baldige Beendigung der Beschlagnahmung des Clubs erfüllte sich nicht, denn gegen Jahresende trat die 3. US Armee Rest Center unter LT. Patton in alle Verbindlichkeiten ein. Ab Mai 1947 wurde das Clubgelände von den Soldaten der Wasserpolizeistation benutzt. Für das Holzbootshaus und den Jollenhafen hatten die Amerikaner weiterhin keine Verwendung. Alle Boote und Yachten, soweit noch vorhanden, waren beschlagnahmt und entweder in der Rambeck-Werft untergestellt oder in den BYC überführt worden. Sie wurden der Property Controll No.18 in Starnberg übergeben, damit sie dort mit Beginn der Segelsaison für Ausflüge der amerikanischen Soldaten auf dem See bereitstanden. Offiziell mietete das Rest Center durch Property Control in der Militärregierung für Bayern von den Besitzern die Schiffe. Trotzdem zeigten die amerikanischen Soldaten zumeist kein gesteigertes Interesse, pfleglich mit den beschlagnahmten Booten umzugehen. Um ihrer mutwilligen Zerstörung Einhalt zu gebieten, und da die Segelunternehmungen der amerikanischen Soldaten nicht selten tödlich endeten, vermochte der Präsident des BYC Dr. Fritz Hirschberger die Amerikaner dazu zu überreden, doch die deutschen Eigner als Begleiter und Bootsführer einzusetzen. Sofern die Yachten der Mitglieder des MYC im BYC untergebracht waren, profitierten diese gleichermaßen von dieser Vereinbarung. So konnten sie wenigstens das schlimmste Unheil für ihre Schiffe verhindern. Diese Möglichkeit nutzte auch das Clubmitglied Josef Geither. Er überließ sein Motorboot und seinen 30er Schärenkreuzer »Admiral« der Stadt- kommandantur unter dem Kommandanten der US-Militär- und Zivilverwaltung Captain Henry Paisley und dem Polizeichef von Starnberg John Smith zur persönlichen Verfügung. Gleichzeitig bekam er die Auflage, diese Amerikaner nach Wunsch auf dem See herumzufahren. So war es ihm möglich, seine Schiffe weitgehend vor Verlust und Zerstörung zu retten. Seinen guten Beziehungen zur Militärregierung war es auch zu verdanken, dass er nach Absprache mit Emil Bickel immer wieder günstige Konditionen für den MYC auszuhandeln vermochte. Auf diese Weise konnte verhindert werden, dass das Wohnungsamt Starnberg oder gar der »Flüchtlingskommissar« im Rahmen der allgemeinen »Wohnraumbewirtschaftung« Zugriff auf leerstehende Räume im Clubhaus bekam, um dann Einquartierungen von Flüchtlingen vornehmen zu können. Denn das hätte bedeutet, dass auf Jahre hinaus kaum an eine Wiederaufnahme des Segelsports zu denken gewesen wäre. Vorstandstätigkeit Inzwischen wurden per Kontrollratsbeschluss Nr. 23 vom 17. Dezember 1945 mit Wirkung vom 1. Januar 1946 alle Sportvereine aufgelöst – so auch der MYC. Jeder Segelbetrieb musste bis auf weiteres eingestellt werden. Die Situation schien hoffnungslos. In den Wirren der Nachkriegsjahre war eine geordnete Führung des MYC nicht mehr möglich. Die Mitglieder des MYC hatten insgesamt fünf Gefallene zu beklagen. Manch einer hatte sein Heim durch Kriegseinwirkung verloren oder musste sich den Beschlagnahmungsbefehlen der Amerikaner beugen, sein Haus verlassen und anderswo unterkommen. Die meisten waren erst einmal mit dem Überleben beschäftigt. An Segelsport und sonnige Freizeitvergnügungen am Starnberger See war für viele auf Jahre hinaus nicht zu denken. So fand sich unter den etwa 86 verbliebenen Mitgliedern trotz vielfältiger Bemühungen kein Nachfolger für den bisherigen Vorsitzenden des MYC Emil Bickel. Auch der Vorstand in seiner alten Zusammensetzung von vor 1945 hatte sich aufgelöst. Schon in den Jahren 1943 - 45 hatte das allgemeine Versammlungsverbot der Nazis dafür gesorgt, dass selbst »stille« Vorstandssitzungen kaum noch einberufen werden konnten. Nur Emil Bickel, als Gründungsmitglied und Vorsitzender seit 1929 fühlte sich dem Club weiterhin verpflichtet. Obwohl er bis 1945 Parteimitglied in der NSDAP gewesen war, übernahm er weiterhin für die nächsten beiden Jahre unbeanstandet alle Vorstandsaufgaben »ehrenamtlich«. Seine Amtsausübung fortzusetzen, erschwerte sich Amerikanische GIs fahren auf »Maendy II« spazieren, einem 40er Schärenkreuzer aus dem MYC 121 erst, als im Rahmen der Bemühungen um die Neugründung der Vereine auf Anordnung der Militärregierung für Deutschland (US) vom 2.8.1946 die Oberste deutsche Zivilbehörde selbst mit der Durchführung der Lizenzierung der Vereine betraut wurde. Als Voraussetzung für die Abhaltung von Versammlungen und für die Neuzulassung des MYC galt nun, dass alle leitenden Persönlichkeiten des Vorstands nicht politisch vorbelastet sein durften. Gemäß Anordnung vom 12.4.1947 brauchten alle Funktionäre und Ausschussmitglieder zukünftig von der Spruchkammer eine Unbedenklichkeitserklärung. Ehemalige politische »Mitläufer« durften nur mit Sondergenehmigung in der Vorstandschaft tätig sein. Auch unter den Mitgliedern selbst waren frühere politische »Aktivisten« verboten. Für eine weitere Mitgliedschaft im MYC mussten sich so etwa 25% der Genehmigung der Mitgliederversammlung, in der es zur Neu-Gründung des MYC kam 122 Clubmitglieder rehabilitieren lassen, bevor der Vorstand die geforderte Bürgschaft für die politische Unbelastetheit seiner Mitglieder übernehmen konnte. Damit war der Weg frei für die Wahl eines neuen Vorstands und den »Neustart des MYC« auf der ersten Mitgliederversammlung nach dem Krieg am 16. Juni 1947. Den politischen Verhältnissen Rechnung tragend, wählten 27 Mitglieder den bisher politisch unbelasteten Heinrich Wehrle zum neuen Vorsitzenden. Wehrle sah seine Aufgabe jedoch vorwiegend darin, seinen Namen für die Zulassung des MYC zur Verfügung zu stellen, damit dieser wieder handlungsfähig werden konnte. An der Clubleitung durch Emil Bickel änderte sich wenig, denn faktisch übte dieser das Amt des Vorsitzenden unverändert aus. Durch dessen plötzlichen Tod am 6.10.1949 Protokoll der Neugründungsversammlung am 16. Juni 1947 123 Liste der auf der Rambeck-Werft beschlagnahmten Boote 124 sah Heinrich Wehrle denn auch seine Aufgabe als 1. Vorsitzender des MYC als beendet, trat auf der außerordentlichen Sitzung vom 15.2.1950 zugunsten von Dr. Carl Schmid zurück und erklärte gleichzeitig seinen Austritt aus dem Münchner Yacht-Club. Auch der von allen hochverehrte Kommodore Admiral Eberhard Schmidt (1863 - 16.7.1946) und seine Frau hatten ab Kriegsende schwere Zeiten durchzumachen, denn seitdem erhielten sie keine Pension mehr ausbezahlt. Emil Bickel und einzelne andere Clubmitglieder fühlten sich ihm und seiner Frau jedoch so sehr verbunden, dass sie versuchten, ihm aus seiner finanziellen Not zu helfen, indem sie für ihn Bücher aus dessen Bibliothek verkauften. Mitglieder und Bootsbestand Zwischen 1945 und der ersten Mitgliederversammlung am 16.6.1947 gab es kein Clubleben mehr. Vereinsaustritte häuften sich. Viele konnten sich die Mitgliedschaft im Segelclub und ihr Segelboot einfach nicht mehr leisten. Manch eine Seglerfamilie verschlug es in ganz andere Regionen, und einige wanderten nach Amerika aus. So halbierte sich die Zahl der Mitglieder von 1942 (112 ordentliche, 49 auswärtige und 29 jugendliche Mitglieder) auf nur noch 86 im Jahr 1947. Ebenso hatte sich auch der Bootsbestand erheblich dezimiert. Für den MYC waren nur noch 11 Yachten, 26 Jollen, 5 Ausgleicher und 6 Motorboote eingetragen. Diese Zahlen spiegelten jedoch nicht annähernd den wahren Bestand an Schiffen wider. Denn im MYC gab es überhaupt keine Boote mehr, alle 40 Yachten und Schiffe waren »fortgenommen«. Deshalb begann in den folgenden Jahren für viele Clubmitglieder eine aufreibende Suche nach ihren Wasserfahrzeugen. Wenn sie nicht auffindbar waren (wie z. B.: O 111 »Augusta I« von Carl Sigmund; O 533 »MYC 11« des MYC.; O 661 »Christa« von Wilhelm Weishäupl; Ruderboot und O-Jolle von Theo Geither), denn etwa 1/3 von ihnen waren vernichtet oder mutwillig von den Besatzungskräften im See versenkt, dann bestand Hoffnung, dass die größeren Yachten beim Rambeck oder im BYC untergekommen waren. Während Emil Bickels Suche nach seinem kleinen Motorboot »Gibor« erfolglos blieb, gelang es ihm im Mai 1948, seine O-Jolle im Hafen des BYC ausfindig zu machen. Der Tatkraft Anton Drehers war es zu verdanken, dass manche Boote in der Rambeck-Werft gesichert wurden. Im ersten Moment konnten sich deshalb diejenigen MYC-Mitglieder glücklich schätzen, die ihre Yachten und Boote auf einer von Emil Bickel am 28.6.1947 zusammengestellten Liste der von dem bevollmächtigten Manager der Amerikaner Udo Frank auf der Werft Rambeck beschlagnahmten Boote wiederfanden. Doch ein verheerender Brand in der sog. »G-Halle« vernichtete wenig später am 29.7.1947 bis zu 80 der dort lagernden Schiffe, darunter auch einige vom MYC wie z. B. R 50 »Svea 2« von Dr. M. Martin, 30 / G 63 »Augusta« von Carl Sigmund und Z 416 »Nitty 2« von Hans Winter. Der Vorsitzende Heinrich Wehrle, der es übernommen hatte, die Interessen der geschädigten Bootsbesitzer bei dem Munich Military Post Rest Center Shipyard zu vertreten, konnte im Winter 1948 endlich dem ehemaligen Mitglied Wilhelm Forstner, der in die USA verzogen war, melden, dass sowohl das Motorboot »Runaway« als auch sein gleichnamiger 20er Renner beim Rest Center unbeschadet in der Rambeck-Werft gefunden wurde. 125 Die meisten Boote, die dem Brand entgangen waren, befanden sich in einem desolaten Zustand. Langwierige Auseinandersetzungen der Eigner wie z. B. auch Heinrich Wehrles Kampf um seinen Nationalen Kreuzer P 80 »Urschi« mit verschiedenen zuständigen Stellen des »Rest Centers« der US Armee zeugten davon. Ab Anfang 1946 konnten die Bootseigner ihre Ansprüche auf Entschädigung der beschlagnahmten Boote und alle Schadensmeldungen an das Amt für Requisition im Landratsamt Starnberg stellen. Bei Verlust war ihnen zumeist an einem gleichwertigen Ersatz ihrer Boote gelegen. Dagegen stellten sich die Militärregierung und die deutschen Stellen des Finanzministeriums gleichermaßen. Deshalb verliefen Verhandlungen mit dem Besatzungskostenamt in Starnberg zumeist zäh und erfuhren obendrein eine Verzögerung durch die Währungsreform 1948. Denn künftig sollte die Schadens- und Verlustbemessung auf 10:1 abgewertet werden, was sich die Eigner nicht ohne weiteres gefallen ließen und ihrerseits nun einen Anwalt einschalteten. Liste der verlorenen Boote 126 Finanzierung Ein erhebliches Problem stellten in dieser Zeit die Zahlungen der laufenden Verbindlichkeiten für den MYC dar. Bis zur Neugründung des Vereins auf der ersten Mitgliederversammlung am 16.6.1947 galt der Club gemäß Kontrollratsbeschluss Nr. 23 vom 17.12.1945 als aufgelöst. Damit einher ging für das bisher vorhandene Vermögen per Gesetz Nr. 8 der Militär-Regierung vom 5.12.1946 eine Vermögenssperre. Ferner trat am 25. 5.1947 eine Vermögenskontrolle durch einen Treuhänder in Kraft, der das Vermögen des vor 1945 bestandenen, jetzt verbotenen und aufgelösten Vereins auf den Nachfolgeverein übertragen sollte, sobald dieser lizenziert war. Trotz der so sehnlich erwarteten Lizenzierung des Clubs im Oktober 1947 blieb der ganze Besitz von den Amerikanern vorerst weiter beschlagnahmt. So hatte der Club in dieser Zeit zwar weiterhin laufende finanzielle Belastungen aber keinerlei Einnahmen. Wegen der Vermögenskontrolle sah sich der Vorstand zudem außerstande, die regelmäßig anfallenden Abgaben an die Staatliche Seenverwaltung zu leisten. Aus Sicht des ersten Vorsitzenden Heinrich Wehrle und Emil Bickel sollten deshalb alle ständigen Kosten sowie die Bedienung der Hypothekenzinsen so lange von den Besatzungskräften übernommen werden, wie diese das Clubgelände nutzten. Folglich richteten sie ein Gesuch an das Amt für Requisition im Landratsamt, um die Amerikaner zur Übernahme der Zahlungen zu veranlassen. Diese erklärten sich jedoch für nicht zuständig. Das brachte den Club in arge finanzielle Bedrängnis, denn die Vermögensfreigabe erfolgte erst am 18.8.1948. Zusicherung von Mieteinnahmen vom Starnberger Besatzungskostenamt, gefaltet und mit Papierstreifen verschlossen (linke Seite oben) – statt im Umschlag 127 Kooperationsangebot an die Amerikaner Unermüdlich versuchte Emil Bickel mit den jeweils zuständigen amerikanischen Offizieren im MYC und den Chefs der US-Truppe in Tutzing, Neubiberg und Starnberg zu verhandeln. Ihm war klar, dass ohne erhebliche Zugeständnisse weiterer Schaden für die Mitglieder und den Club nicht abzuwenden war. Um den Segelbetrieb im MYC möglichst bald wieder aufnehmen zu können, musste es gelingen, den Abzug der Amerikaner und die Freigabe des Clubs zu erreichen. Mit dem Argument, der zunehmenden Verwahrlosung des Clubanwesens entgegen wirken zu wollen, ging es ihm anfänglich erst einmal darum, überhaupt wieder Zugang zum Gelände sowie zu den Gebäuden zu bekommen. Deshalb beantragte Emil Bickel bei dem zuständigen Offizier LT. Mineau, Hauptquartier der 9. Inf. Div. Rest Center Tutzing, am 7.6.1946 einen Passierschein für sich und seine Frau. Auch die Mitglieder sollten nach Möglichkeit wieder berechtigt werden, den Club zu betreten. Als Kompromiss bot er an, den Segelsport im MYC gemeinsam mit den Amerikanern zu betreiben. Die Amerikaner empfanden die Vorschläge der Deutschen jedoch als Ansinnen und wiesen sie brüsk zurück, nicht zuletzt auch darum, weil den US-Besatzungskräften nicht der MYC sondern der BYC für alle seglerischen Aktivitäten zugewiesen worden war. Diese Tatsache erschwerte in den Folgejahren alle weiteren Bemühungen, die Freigabe des MYC als Segelclub zu beschleunigen. Gastrecht im BYC Nachdem abzusehen war, dass der MYC auch in der Segelsaison 1948 sein Clubgelände nicht benutzen durfte, es aber immer schwieriger wurde, die Mitglieder zusammenzuhalten, 128 richtete Emil Bickel, parallel zu den Bemühungen um den eigenen Club, am 28.5.1948 an den BYC die Bitte, den MYC vorübergehend als korporatives Mitglied aufzunehmen. Der BYC lehnte zwar anfänglich aus Sorge um die Einhaltung des eigenen Vertrags mit der Munich Military Post ab, weil darin ausschließlich ein Benützungsrecht von Hafen und Bootshallen für die Mitglieder des beschlagnahmten BYC vereinbart war. Aber wenig später stimmten die Amerikaner zu, so dass der Vorstand des BYC den Mitgliedern des MYC anbieten konnte, sich ohne Formalitäten im BYC aufzuhalten und das Gastrecht in Anspruch zu nehmen. So hatte der MYC das große Glück, dass ihm der BYC großzügig Freundschaft und Aufnahme gewährte. Zu dieser Zeit fand das Clubleben für die Mitglieder beider Clubs in einer Baracke des BYC statt, die hinter der Bootshalle stand. Der Jugend des MYC standen zwei Piratenjollen (»Willi Beil 3« und »Bickus Beil 166«) zur Verfügung. Diese zwei Boote waren in der Bootswerft Rambeck untergestellt. In den ersten Jahren nach dem Krieg herrschte nicht selten Willkür. Insbesondere der von den Amerikanern bevollmächtigte Civilian Manager der 9. Inf. Div. Rest Center Udo Frank, der vor dem Krieg auch im MYC Mitglied gewesen war, spielte in seiner neuen Aufgabe eine undurchsichtige Rolle am See. Wie in den anderen Segelclubs brachte er auch viele Eigner des MYC gegen sich auf, weil er immer wieder über berechtigte Ansprüche der Bootseigner wie z. B. Reparaturen oder Mietzahlungen für die Beschlagnahmung ihrer Boote hinwegging. Insgesamt konnten im Mai 1947 31 »fortgenommene« und durch Udo Frank für die »Bickus Beil«, einer der beiden Jugend-Piraten mit der »Lizenz zum Segeln« 129 130 9. Div. beschlagnahmte Boote des MYC erfasst werden. Für alle Boote, die sich in der RambeckWerft befanden, wurden trotz mehrfachen Anmahnens keine Requisitionsscheine ausgestellt. Das erregte den besonderen Unmut der Bootseigentümer, denn ohne diese konnten sie später keine Schadens- oder Verlustmeldungen machen und Entschädigungsforderungen einklagen. Man wollte sich auch nicht damit abfinden, dass für das »Rest Center« nur ein kleiner Prozentsatz an Yachten nötig war, und trotzdem durften die Segler nicht zu ihren Schiffen, um sie zu pflegen und in Stand setzen zu lassen. Helle Empörung löste schließlich das Verhalten Franks aus, der die teuren Holzschiffe wider besseres Wissen unsachgemäß lagern ließ, so dass diese der Witterung ausgesetzt und vorsätzlich der Zerstörung preisgegeben waren. Kampf um die Lizensierung des Clubs Voraussetzung für alle erfolgreichen Verhandlungen um eine Freigabe des MYC war die Lizenzierung des Vereins durch die Militärbehörde. Erst als der See im Frühjahr 1947 für den Sport offiziell wieder freigegeben wurde, hatten entsprechende Gesuche überhaupt Aussicht auf Erfolg. Einen ersten Schritt in Formelle Genehmigung des Segelsports für die Jugend des MYC diese Richtung erhoffte sich die Vorstandschaft von der Lizenzierung ihrer Jugendabteilungen. Als hilfreich erwies sich, dass laut einer Anordnung General Mc Narneys vom 12.7.1946 Jugendabteilungen der Sportvereine ganz besonderen Schutz und Förderung seitens der Militärregierung genossen. Am 5.5.1947 schien es dann so weit zu sein. Die Militärregierung Starnberg verfügte endlich die Zulassung der Jugendabteilung. Damit wurde formell die Ausübung des Segelsports für die Jugend des MYC genehmigt. Trotzdem konnte der Segelbetrieb nicht im MYC stattfinden, weil das Clubhaus, alle Anlagen sowie das Bootsmaterial weiterhin für das Rest Center beschlagnahmt blieben. So war der nächste Schritt im Kampf um die Wiedereröffnung des MYC ein Antrag vom 14.6.1947 auf Teilfreigabe des Clubanwesen für die Jugendabteilung. Mit Hilfe des Bayerischen Segler Ausschusses gelang es dann schließlich, das Holzbootshaus mit dem Jollenhafen – beide waren immer noch völlig ungenutzt und ohne ein einziges Boot – für die Jugend frei zu bekommen. Deshalb erhoffte sich Emil Bickel, dass außer den clubeigenen Piratenjollen auch ein Teil der Segelboote, die vor 1945 im Besitz ehemaliger NS-Institutionen wie der ehemaligen nationalsozialistischen Erziehungsanstalt in Feldafing und der Segelschule Starnberg sowie des Hochsee-Sportverbandes Hansa gewesen waren und nun unter Property Control in Starnberg standen, auch an die Jugendgruppe des MYC verteilt würde. Denn ohne diese Boote war ein Wiederaufbau der Jugendarbeit im Segelsport nur schwer möglich. Der MYC erhielt die so lang erwartete Lizenz am 20.10.1947 mit der Nr. C 1307. 131 German Youth Activity Center (GYA) Trotzdem sollte alles ganz anders kommen. Entgegen aller Bemühungen der Deutschen beabsichtigten die US-Streitkräfte seit 1946 sowohl eine Freizeiteinrichtung am See für die Jugend der Jungenschule (boystown) Buchhof/ Percha einzurichten als auch gleichzeitig ein Hilfsprogramm für Starnberger Jungen unter Leitung von Mstr. Cottingham aufzubauen. In Starnberg wurde deshalb im Juni 1947 ein German Youth Activity Center (GYA) gegründet. Die Dienststelle des GYA Offiziers in Neubiberg Air Force Base beschlagnahmte dafür am 1. Mai 1947 offiziell das Anwesen in der Possenhofener Str. 35, – den MYC. Zu diesem Zeitpunkt ging der Vorstand des Clubs davon aus, dass auch die eigene Jugend in Zukunft berechtigt sein würde, die Clubanlagen für den Segelsport zu nutzen. Um sich kooperativ zu zeigen, signalisierte Emil Bickel, dass eine deutsch-amerikanische Zusammenarbeit im Bereich der Jugend durchaus vorstellbar war. Aber das Jugend-Programm der GYA richtete sich nicht an die jungen Segler des MYC. Die Amerikaner wollten vielmehr im Rahmen ihrer Umerziehungs-Programme für die 12- bis 16jährigen Buben in Buchhof und Starnberg ein »schönes und frohes Gemeinschaftsleben« bieten, wodurch diese »von der Straße« geholt wurden. Reichlich Essen, Bücher, Musikunterricht und Schallplatten mit amerikanischer Musik z. B. von Glenn Miller, verschiedenste Ballsportarten, wie Basket- und Fußball, Spiele, Basteln und Malen sowie Englisch-Sprachkurse sollten die jungen Deutschen für die Demokratie und Werte Amerikas öffnen. Vorrangig stand die Anlage den Jugendlichen von der Jungenschule in Buchhof / Percha in ihrer Freizeit für Sport und Spiel zur Verfügung. Unter der Leitung von Angehörigen der Truppe wurde der MYC aber 132 ebenso zu einem starken Anziehungspunkt für heranwachsende Starnberger. Insgesamt etwa 30-40 Jungen nahmen regelmäßig am Nachmittag die Angebote der GYA in Anspruch. Dafür war die untere Wiese zum Sportplatz umfunktioniert worden. Während ihnen im Clubhaus vornehmlich das Parterre zur Verfügung stand, waren im Bootshaus verschiedene »Labore« eingerichtet. Dort konnten die Jungen z. B. in einer Dunkelkammer lernen, Filme zu entwickeln oder in einem Radio-Labor Detektoren basteln, mit denen Rundfunksender zu hören waren. Auch eine Schülerband wurde gegründet und Tanzveranstaltungen abgehalten. Wie die ehemalige Dolmetscherin und Sekretärin Lilo v. Beck berichtet, war der GYA-Club nur tagsüber geöffnet. Akribisch musste sie im dortigen Büro für den zuständigen amerikanischen Captain Anwesenheitslisten über die deutschen Jugendlichen und ihre Aktivitäten führen. Inzwischen war auch ein amerikanischer Sergeant Leutnant Dell’Masso, ein begeisterter Boxer, für den GYA im Club tätig. Er gab den Buben Boxunterricht und veranstaltete Golden Gloves Wettkämpfe. Auch fanden Schwimmkurse statt. Anschließend organisierten die verantwortlichen Soldaten vorm Clubgelände Stadtschwimm-Meisterschaften im Brustschwimmen, bei denen die Jungen 50 m bis zu einer Wendemarke in den See hinausschwimmen mussten, um dann so schnell wie möglich zur Hafenmole zurückzukommen. Für die GYA standen im Bootshaus einige gelbe Schlauchboote zum Paddeln bereit, die bei der Jugend heiß begehrt waren. Am 12.8.1948 jedoch musste Heinrich Wehrle Emil Bickel über einen sehr tragischen Unfall in Kenntnis setzen: Zwei Starnberger Buben waren mit einem dieser Schlauchboote gekentert und ertrunken. Dokument der offiziellen Beschlagnahme des Clubgeländes als German Youth Activity Center 133 134 Zwar lag die Lizenz für den MYC seit über einem Jahr vor, trotzdem blieb das gesamte Eigentum weiterhin beschlagnahmt. Solange die GYA zur Nutzung des Clubgeländes befugt war, hatten weder die erwachsenen Clubmitglieder noch die Clubjugend Zutrittsrecht. Aber Emil Bickel und Heinrich Wehrle gaben nicht auf. Hartnäckig und unablässig betrieben sie in den Jahren 1946 bis 1950 die Freigabe des Clubs. Schon im Juni 1946 hatte Emil Bickel in Vertretung des Vorstands im Amt für Requisition in Starnberg Entschädigung für die entstandenen Inventarschäden am clubeigenen und privaten Besitz während der Besatzung beantragt. Aber trotz wiederholter Reklamationen bei Captain Roberts vom Rest Center fühlte sich niemand zuständig. Am 16.6.1948 stellten sie beim GYA Coordination Office München einen Antrag auf Rückgabe des MYC. Zum einen brachten sie vor, dass die mittlerweile sehr große eigene Jugendabteilung der sportlichen Ausbildung im eigenen Clubgelände dringend bedürfe. Aber auch die inzwischen nicht mehr zu verantwortenden Sicherheitsmängel wurden angeführt. Denn das Bootshaus war nahezu lebensgefährlich verwahrlost und das Clubhaus vollkommen heruntergewirtschaftet. Da die Terrasse einzustürzen drohte, konnte ein gefahrloser Aufenthalt der Kinder der GYA in den darunter liegenden Räumen nicht mehr garantiert werden. Um so nachdrücklicher – aber letztendlich ohne nachhaltigen Erfolg – mahnte Emil Bickel zusammen mit dem Vorstand immer wieder die baldige Großreparatur beider Häuser durch die Besatzungskräfte an. Kinder- und Jugendfest der GYA im Münchner Yacht-Club nach 1947 (links) 135 Einladung zum Wiederaufbau 136 … mit Spendenaufruf Segeln bis zur endgültigen Freigabe Um den Mitgliedern des MYC nach so langen Jahren eine Möglichkeit zum Segeln mit ihren eigenen Booten zu bieten, setzte sich das Gründungs- und Clubmitglied Anton Dreher zu Beginn der Saison im Mai 1949 dafür ein, dass die Boote des MYC in seiner Werft Liegeplätze bekamen. Das wurde vom Vorstand dankbar angenommen. Im Juli 1949 kam es endlich zu ersten Gesprächen zwischen der GYA und dem MYC. Am 3. August 1949 schließlich nannte Captain Frey, der Vertreter der GYA Air Base Neubiberg, seine Bedingungen hinsichtlich einer gemeinsamen Nutzung des MYC. Die Amerikaner sagten zu, den Gebrauch bestimmter Räume im Bootshaus und Teile des Hafens zu erleichtern, sowie Geräte, die zur Ausübung des Segelsports notwendig waren, zu gewähren. Dafür sollte sich der MYC verpflichten, die Jugend des GYA zu unterstützen und ihr Segelunterricht zu geben. Den Amerikanern war es sehr wichtig, festzustellen, dass die Mitglieder des MYC im Fall einer Freigabe Gäste des GYA im Segelclub waren und die Deutschen deshalb die GYA zuvorkommend zu behandeln hätten. 137 Für Ende des Jahres 1949 war die Freigabe des Clubs durch die GYA vorgesehen. Aber diese Hoffnung zerschlug sich erneut. Stattdessen belegte die Jugend der GYA auch ein Jahr später noch die gesamte Anlage. Deshalb blieb die Gastfreundschaft des BYC für die regattaaktive MYC-Jugend auch in der Saison 1951 weiterhin wichtig. Ebenso mußten die Frühjahrs- und Sommerregatten, wie in den vergangenen Jahren schon, vom BYC aus gestartet werden. Dank der intensiven Bemühungen des Vorstandes und insbesondere des Ehrenpräsidenten Fredl Bauch erfolgte endlich am 12. Juli 1951 die teilweise Freigabe des MYC durch die Amerikaner. Allerdings war ein ungehinderter Zutritt nur zum Bootshaus einschließlich des kleinen Hafens und der Molen sowie zum Liste der sportlichen Erfolge im ersten Jahr nach der Besatzung 138 ganzen Ufergelände am See bzw. zum Blockhaus möglich. Die Enttäuschung nach der Übergabe war groß: Die Segelschränke waren herausgerissen und verheizt, der größte Teil der Kleiderschränke fehlte fast völlig, der Balkon war abgerissen, durch das Hauptdach regnete es herein. Nach einer ersten notdürftigen Instandsetzung des Bootshauses wurde die Freigabe mit einem Fest ausgelassenen gefeiert. Starnberger Land- und Seebote vom 31. Juli 1951 Das Münchner Kindl kommt zur »Wiedergeburtsfeier« in den MYC Im September 1951 dann wurde die erste Wettfahrt vor dem eigenen Anwesen gestartet. Nach sechs langen Jahren der erzwungenen Untätigkeit war es am 23. Oktober 1951 endlich so weit: Auch die Beschlagnahmung des Haupthauses wurde aufgehoben. Bei der offiziellen Übergabe des ganzen Anwesens waren als Bevollmächtigte des Münchner Yacht-Clubs die Herren Fritz Dietzel, Rudolf Eschenbach, Ernst Frey und Willi Weißhäupl anwesend. 139 Karl (Burschi) Beck im Gespräch mit Bettina RennerSchneider 1945 in einen Segelclub einzutreten, wie war das damals? Der MYC war ja nach dem Krieg besetzt vom GYA. Das war damals eine Jugendorganisation, die unter der Führung der Amerikaner stand. Die wenigen Mitglieder des MYC, die noch im Münchner waren, hatten Gastrecht im Bayerischen. Dazu gehörte mein Vater, der war schon seit 1922 Mitglied. Er kannte die alten Gründungsmitglieder alle persönlich. Leider gehen meine Erinnerungen erst ab 1950 los. Wir sind auch Regatten mit den Amerikanern gesegelt. Dabei blieb mir in Erinnerung, dass die Amerikaner, wenn es ein Bojenmanöver gab, wo es hart auf hart ging, eher mal zur Pistole gegriffen haben, und dann zumindest den Anschein erweckt haben, dass sie ihrem Unmut mittels Faustfeuerwaffe Luft machten ... es wurde aber niemand erschossen. daher ein, zwei Jahre sehr wenig da gewesen. Ich war zwar Mitglied, aber da hab’ ich studiert und bin nicht gesegelt in den Jahren. Mein Vater war ja bereits tot. Er ist 1950 verstorben. Als erstes Schiff hatte ich eine O-Jolle und danach ein Finn-Dinghy. Ja, ich bin dann ab 1954 relativ bald als Baumensch in den Vorstand gekommen. Ich war mit Unterbrechungen bis in die 70er Jahre Hausverwalter – und hatte dann auch eine Wie hat man denn damals Segeln gelernt? »Learning by doing« gab’s damals auch schon. Ich bin zwar mein Leben lang Regatta gesegelt und habe auch alle Scheine, aber ich habe nie in meinem Leben einen Segelkurs gemacht. Die Scheine hab ich durch Verbindungen zu Prüfungsleuten aus dem Club bekommen. Da hat man mir die Dinger gegeben. Die haben gesagt, wenn du in Kiel und wo auch immer Regatta segelst, dann ist das Prüfung genug. Es war natürlich vor 50 oder vor 40 Jahren nicht so streng geregelt, wie das heute ist. Heute wäre das undenkbar. Aber damals haben eigentlich die wenigsten Regattasegler, die aus dem Krieg zurückgekommen sind, eine Prüfung gemacht. Welche Schiffe segelte man denn? Ich erinnere mich, dass wir damals mit einem 35er Schärenkreuzer Regatten gesegelt sind. Aber ob das Schiff aus dem Münchner oder Bayerischen, ob da auch Mitglieder aus dem Bayerischen dabei waren, das kann ich nicht sagen. In meiner Erinnerung war das ein 4Mann-Boot. Mein Vater hatte vor dem Krieg immer eine 20er Rennjolle gehabt. Wie ging es weiter, nachdem die Amerikaner den Club 1951 / 52 verlassen haben? Damals stand ich in der Ausbildung und bin 140 Bindung zum Club. Deshalb bekam ich dann auch ein Zimmer und zum Schluss, die letzten zehn Jahre hatte ich hinten einen Bungalow. Als Bauunternehmer haben Sie sich im Club beim Wiederaufbau sehr engagiert, könnten Sie darüber etwas erzählen? Ich habe mit meiner Firma die Stützmauer, die hinten verläuft gebaut. Beim Hafenumbau war ich z. B. bei der ersten Holzmole mit engagiert. Die Jahreszahl weiß ich nicht mehr. Da war es notwendig, den Seegrund zu sondieren. Ich hab’ mir dann in der TH ein Sondierungsgerät aus- geliehen und hab’ die Sondierungen gemacht, damit man weiß, ob man Holzpfähle schlagen kann. Das war so der erste Hafenbau in der jetzigen Größe. Die immer wieder anfallenden Reparatur- oder Sanierungsmaßnahmen im Haus und im Bootshaus habe ich natürlich auch gemacht. An welche besonderen Vorfälle oder sportlichen Aktivitäten erinnern Sie sich noch? Es wurde eine Starbootflotte gegründet und zwar durch Harry Stanner, Hans Braun, dem Vater vom Hannes Braun, vom Fritz Schroepfer und von mir. Vorher war vom Bayerischen die Starnberger Seeflotte gegründet worden – immer Starboot – und sehr schnell haben wir vom Münchner uns dann mit den Herren zusammengetan und die »Zugspitzflotte of Wurmsee« gegründet. Damals musste man das ja alles über New York über die ISQIERA machen. Sie hieß eigentlich nur Zugspitzflotte – wobei die Amis noch den Zusatz »of Wurmsee«, nicht »Würmsee« brauchten. Denn die Amerikaner haben ja kein »ü«. Daraufhin habe ich mir dann auch ein Starboot zugelegt. Die O-Jollen- und Finn-Dinghy-Zeit war für mich nun beendet. Eine große Jagd gab es mal auf einen Einbrecher, der ist ja als Kapitän hier herumgelaufen. Daran kann ich mich gut erinnern. Ich weiß noch, dass er an einem Sonntag im Sommer unterwegs war. Der Vorfall war vielleicht vor 20, 25 Jahren. Dieser Räuber, der ist während einer Regatta in ein Zimmer eingedrungen, wurde dann gestellt und hat gesagt er sei der Kapitän. Er wurde von uns dann gefangen und der Polizei übergeben. Im Winter gab es damals ja mehrmals Probleme mit Einbrechern, die dann ein paar Tage entweder im Bungalow oder im Haus gewohnt haben. Aber dieser hier mitten im Sommer, das war schon dreist. Denn bei den Regatten ist ja hier sehr viel los. Der hat einen weißen Hut gehabt, da fällt er nicht auf. Das war eigentlich mehr oder weniger Zufall, dass ihn einer aus dem Haus rausgehen sah. Aber die Polizei hat ihn dann wieder auslassen. Wie war denn die Bewirtung aus ihrer Sicht – Sie haben ja da eine Menge Wirte erlebt? Die meisten Segler haben eigentlich im Zimmer gefrühstückt, die wenigsten haben damals beim Wirt gegessen. Wir hatten ja damals ziemliche Wirtsprobleme. Bei manchen war es undenkbar, ein Frühstück zu kriegen. Da musstest du, wenn du mittags einen Schweinsbraten wolltest, den schon einen Tag vorher anmelden, und dann hast ihn vielleicht gekriegt. Aber es war schon üblich, wenn ein Wirt hier war, dass man sich nach den Regatten auf der Terrasse zusammengesetzt hat und was gegessen hat. Die Perioden der völlig unbrauchbaren Wirte waren eigentlich immer nur kurz. Da ist man dann woanders hingegangen, entweder, weil es keinen Wirt gab, oder, was ja auch manchmal passierte, man diesen boykottiert hat. Auf welche Weise sind denn die Bungalows im Club entstanden? Diese Bungalows wurden vor ungefähr 45 Jahren – die Zahlen sind unverbindlich – gebaut. Später kam dann der Jugendbungalow noch dazu. Natürlich, die Bungalows waren immer Anlass zum Ärger. Denn es ist klar, die drei Personen, die den Bungalow bewohnen, haben irgendwo den Hauch eines Privilegs. Hätten Sie noch eine Anekdote zum Schluss? In den Jahren 1939 - 1940, als es noch Clubleben gab, durften ja Kinder nicht hier sein, und man hat mich mit der Kinderschwester am Wochenende immer irgendwo nach Possenhofen geschickt. Die durfte mich dann einmal am Sonntag bringen. Wir sollten aber nicht durch den Club kommen, sondern wir mussten am Rand außen an der Hecke entlang gehen. Meine Eltern und ihre Freunde waren unten an der damaligen Mole. Da wurde ich eine Zeitlang hergezeigt und dann musste ich wieder am Rande der Hecke zurückgehen – das hab’ ich jedoch nicht selbst in Erinnerung – das hat man mir so erzählt. Es müsste eigentlich ein Bild da sein, wo ich fotografiert wurde, als ich in den Hafen pinkelte als ganz kleiner Bua. 141 142 Entwicklung 143 Endlich darf wieder im eigenen Club gesegelt werden Gerhard Stephan und Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Wiedereröffnung Die erste Clubhausbesichtigung der Mitglieder nach der endgültigen Freigabe im Oktober 1951 machte das ganze Ausmaß der trostlosen Verfassung des Haupt- und Nebenhauses deutlich. Die Schäden an den Gebäuden und das Fehlen des gesamten Inventars – selbst der gemauerte Küchenherd war verschwunden – lösten einhellige Empörung aus. Sofort wurde unter großem gemeinschaftlichem Einsatz mit der Instandsetzung und Wiedereinrichtung des Clubhauses begonnen. Besonders die Terrasse musste wegen Wasserschäden völlig erneuert werden. Das Clublokal brauchte einen neuen Plafond und wie schon im Bootshaus wurde auch hier die ganze elektrische Leitung ersetzt. So konnte der Vorsitzende Carl Schmucker am 11. Mai 1952 in einigermaßen wieder hergestellten Clubräumen die Eröffnung mit einem großen Fest feiern, zu dem er Vertreter der Stadt München und Stadt Starnberg, den Landrat und Abordnungen bayerischer Segelclubs begrüßte. Die Damen des Clubs sorgten für die Bewirtung, indem sie in der damaligen Werkstatt des Bootshauses Getränke und einfache Speisen anboten. Damit meldete sich der MYC als Segelclub am Starnberger See zurück. Nach sieben wechselvollen Jahren der »Entfremdung« durch die »Besatzungsmacht«, in denen kein Segeln vom Clubgelände aus möglich war, konnte der MYC endlich wieder in geordnete Bahnen gelenkt werden, wenngleich Emil Bickel, der sich in diesen schwierigen Jahren so sehr für den Club eingesetzt hatte, den Neuanfang nicht mehr miterleben durfte. Die anfängliche Sorge, ob die Mitglieder wohl nach so langer Unterbrechung wieder in den MYC zurückkehren würden, war zum Glück unbegründet. Schon seit 144 1949 hatte sich das Interesse an einer Mitgliedschaft im MYC belebt. Auf der Grundlage der Aufnahmekriterien der neuen Satzung vom Juni 1947 stieg ihre Zahl sprunghaft. So zählte der Club am Tag der Wiedereröffnung bereits 89 ordentliche und 25 außerordentliche Mitglieder, drei Studenten und zehn Jugendliche. Finanzierung Der durch die Beschlagnahmung in den sieben zurückliegenden Jahren entstandene Schaden belief sich auf ca. 145 000,- DM. Der finanzielle Rahmen für die vielen Reparaturen an Haus und Bootstenne war mehr als eng gesteckt, so dass größere Investitionen, wie der seit den 30er Jahren geplante Hafenausbau weiterhin zurückstehen mussten. Große Hoffnung setzte man deswegen in die vom Besatzungskostenamt angekündigte Vergütung von Ansprüchen für Sach- und Mobiliarschäden. Im März 1953 wurde dann endlich eine Entschädigungssumme von rund 50 000,- DM gezahlt. Damit und mit ansehnlichen Spenden von Seiten verschiedener Clubmitglieder konnte nun die Renovierung des Clubhauses und der gesamten Anlage angegangen werden. Auch der Umbau der Vorderfassade des Clubhauses und des Aufenthaltsraumes sowie die Modernisierung der Inneneinrichtung waren jetzt leichter zu realisieren. Die Regattaerfolge von 1952 hatten obendrein gezeigt, dass dringend ein clubeigenes Beiboot gebraucht wurde, um den Übersetzverkehr von und zu den Yachten an den Bojen vor dem Kleinen Hafen zu ermöglichen; denn einen Hafen für tiefgehende Kielboote gab es noch nicht. Auch ein Arbeitsboot wurde gleichermaßen benötigt. 1953 genehmigte der Vorstand endlich dessen Beschaffung. Neuanfang 1952 Jugend Aufgrund der schrecklichen Verluste im Krieg machte sich das Fehlen an segelsportlichem Nachwuchs mittleren Alters zwischen 20 und 40 Jahren sehr bemerkbar. Um so mehr legte der Vorstand deshalb sein Hauptaugenmerk auf die Förderung der Junioren und Jugendmitglieder. Im Laufe des Jahres 1952 fanden sich bereits 33 Jugendliche ein, die sich mit großer Begeisterung dem Segel- und Regattasport auf dem Piraten verschrieben. Dazu zählten u. a. Stephan Dietz, Volker Mader, Hannsjörg Mössbauer sowie die Brüder Eberhard und Gerhard Stephan. Bereits ein Jahr nach Eröffnung des Segelbetriebs konnte der Juniorenleiter Ludwig (Gigi) Senft schon wieder von ersten beachtlichen Regattaerfolgen – auch auf auswärtigen Revieren – berichten, die nur möglich waren, weil die Bootseigner die Jugend als »Vorschiffleute« fleißig zum Segeln mitnahmen und schulten. Außerdem standen der Jugend als Clubboote weiterhin jederzeit kostenlos die zwei Piraten »Willy« und »Bickus« zur Verfügung. 1953 entschloss sich der Vorstand, dem Kauf einer Club-Yacht zur Juniorenschulung und für Mitglieder ohne eigenes Boot zuzustimmen. Dafür holte man die DG 11 aus Bremen, die aber sehr restaurierungsbedürftig war und damit als Clubschiff zu teuer. Deshalb wurde dann Mitte der 50er Jahre für die Jugend die schon ein wenig altersschwache Sonderklasse S 56 »Hallodri« (Bj. 1912) erworben. Damals bestanden die Segel noch aus Baumwolle und das Tauwerk aus Naturfasern (Fallen aus Sisal, Schoten aus Baumwolle). Man musste damit sehr vorsichtig umgehen. Nach jedem Nasswerden musste alles sorgfältig getrocknet werden. Neue Baumwollsegel mussten bei mäßigem Wind erst »eingesegelt« werden, d. h. das Profil wurde durch den Wind erst vorsichtig eingeformt. Da die Segel der Jugendboote recht betagt und brüchig waren, war die Jugend ein guter Kunde beim Segelmacher Schmitzikus, der seine Werkstatt auf dem Gelände der RambeckWerft hatte. Die Fallen durften nie straff gespannt werden, Automatisiertes »Einsegeln« der Baumwollsegel (im Vordergrund Pirat »Cato« von Wolfi Rappel) 145 da sie sich bei Regen verkürzten und so die Gefahr bestand, dass die Belegklampen ausgerissen wurden. Um die Reparatur und Pflege der Clubschiffe hatte sich der Jugendwart zu kümmern. Nach Dr. Kurt Kallhardt und Ludwig Senft wurde dieses Amt von 1954 bis 1964 dem jungen Gerhard Stephan übertragen. Dieser organisierte Arbeitseinsätze für die Jugend, die im Frühjahr die hölzernen Boote selber herrichtete. Mit ihrer Beteiligung an den Überholungsarbeiten erwarben die Einzelnen anschließend die Berechtigung, die Boote die Saison über zu benutzen. Damals gab es noch nicht die Hilfsmittel von heute: Keinen Kran, keinen Traktor und keinen Transportwagen. Die Jugendlichen hievten mit viel Muskeleinsatz die knapp 200 kg schweren Piraten aus dem Wasser. Bis dahin war es nicht üblich, dass man zum Erlernen des Segelns Segelkurse besuchte. Vielmehr wurde man zum Segler nach der Devise: learning by doing. So war Hannsjörg Mössbauer z. B. schon als 12-jähriger Vorschoter bei Berni Bauch und Gerhard Stephan bei Hans Mössbauer auf deren Drachen. Erst seit 1951 forderte der DSV dann aber von jedem Regattasegler einen Segelbootführerschein. Darum wurde im BYC unter Leitung von Manfred Blessinger der erste Jugendsegelkurs organisiert. Das erregte in Seglerkreisen große Aufmerksamkeit und ab 1952 gehörte der Segellehrgang jedes Mal zum Höhepunkt des Sommers. 1954 fanden diese Kurse unter Assistenz von Gerhard Stephan auch im MYC statt. Pro Kurs nahmen ca. 40 Jugendliche aus allen am See beheimateten Clubs teil und wurden zehn Tage lang im Clubheim kostengünstig verpflegt und unter gebracht. Diese Kurse wechselten jährlich über 10 Jahre zwischen dem MYC, BYC und dem SCW, der schließlich die Lehrgänge auf Dauer fortführte. Knotenschule im Rahmen eines MYC Segelkurses 146 Segeln Zum Wiederbeginn 1951 war der Kleine Hafen fast ohne Schiffe, da die Yachten und Boote vielfach noch in den Häfen der Rambeck-Werft oder des BYC lagen. Aber die erste Segelsaison 1952 wurde bereits mit einem Bootsbestand von 21 Segelbooten abgeschlossen, von denen 9 Boote ziemlich regelmäßig an Regatten teilgenommen hatten. Die Hauptfelder in den Regatten stellten die 15qm H-Jollen, die Piraten und Drachen. Auch die sportlichen Ergebnisse konnten sich bereits schon wieder sehen lassen. So konnten sich Ehrenpräsident Alfred Bauch und sein Bruder Bernhard mit einem 2. Punktsieg unter 23 in der »Starnberger See Woche« gestarteten Piraten auszeichnen. Diese Entwicklung entsprach ganz der Zielsetzung des Vorstands, den angestammten Rang im DSV wieder einzunehmen. Takelmeister Werner Keidel formulierte die Devise für die nächsten Jahre: »Wenn wir ein Yacht-Club sein wollen, dann müssen wir Segelsport – ich betone: Sport – betreiben«. Wenn es nach dem Vorstand ging, waren weitgehend nur Klassenboote und Regattasegler willkommen. 1958 – 50 Jahre MYC Der MYC mit seinem langjährigen Präsidenten Carl Schmucker konnte 1958 stolz auf ein halbes Jahrhundert Clubgeschichte zurückblicken. Aus Anlass des Gründungsjubiläums hatte der Vorstand unterstützt durch das Ehrenmitglied Hans Gruß alle Mitglieder, Freunde und Ehrengäste zu einem Festbankett ins See-Restaurant Undosa geladen. In Fortsetzung der Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen richtete der MYC zum Auftakt der »Starnberger Seewoche« die erste Wettfahrt vor dem eigenen Yachtclub aus. Kurt Linnebach mit seinem Drachen »Carola III«, Hans W. Braun mit seinem Star »Ajo« und Franzl Grosser, der den Piraten »Hedy« segelte, erreichten vordere Plätze. Seit der Wiedereröffnung 1952 hatte sich die Mitgliederzahl auf 200 fast verdoppelt und die Anzahl der Jugendlichen konnte sich Dank der intensiven Jugendarbeit fast verfünffachen. Von dem kriegsbedingten Mitgliederrückgang hatte Der neue Hafen und das Clubhaus (oben) im Jubiläumsjahr 1958 147 Starnberger Land- und Seebote vom 22. Juli 1958 148 Bootsmann »Stelle« (linke Seite) war Zimmerer, sprach niederbayerisch und baute u. a. die Lackierhalle (März 1960) Taufe der drei Korsare »Bibi II«, »El Magnifico« und »Edi III« sich der Club erholt und zählte nun so viele Mitglieder wie nie zuvor. Die Schäden der Besatzungszeit waren behoben. Das schon vor dem Krieg seit langem geplante Projekt eines neuen Hafens konnte rechtzeitig zum Jubiläumsjahr endlich fertiggestellt werden. Nun boten der alte Kleine Hafen sowie der neue Große Hafen zusammen genügend Liegeplätze für 60 Yachten und Jollen. Im Gegensatz zu den Zeiten vor dem Krieg gab es kaum noch Yachten der Sonderklasse und Schärenkreuzer, dafür waren jetzt die Piraten, Drachen, Stare und FDs die stärksten Klassen. Als Clubschiffe taten nach wie vor die alte S 56, sowie die Piratenjollen Bickus 166 und Willy 3 ihren Dienst. Die Nachkriegsjahre waren endlich überwunden und der MYC segelte nun in eine weitgehend konsolidierte Zukunft. 149 »… richtig daheim fühl’ ich mich immer noch im Münchner« »Annie, die Schwester vom Burschi Beck, war nicht nur die beste Vorschoterin …« 150 Wolfi Rappel Ein Blick in Herz und Alben »Das Motorboot von der Mutter im Kleinen Hafen« 151 Günther Pfaller im Gespräch mit Bettina RennerSchneider Wie sind Sie zum Segeln gekommen? Während des Krieges – ich war etwa 14 Jahre alt – war ich mit meinen Eltern sehr häufig am Chiemsee. Bei einem Segelausflug mit einem Leihboot schätzte mein Vater trotz meiner Warnungen die Gewittersituation falsch ein. Wir gerieten zuerst in eine Flaute und dann bei Dämmerung in einen Gewittersturm. Es wurde plötzlich Nacht und wir kenterten zwischen Herreninsel und Festland. Am Boot hängend trieben wir gut zwei Stunden im See. Nach Gewitterabzug bemerkte uns aber ein Ruderer, der auf der Herreninsel vor dem Gewitter Zuflucht gefunden hatte. Er brachte uns auf die Insel. Dort übernachteten wir im Schloßhotel und fanden am nächsten Tag das treibende Boot. Dieses Abenteuer hat jedoch meine Begeisterung fürs Segeln nicht geschmälert. Waren ihre Eltern damals schon im Club? Nein, ich war mit Stanner Harry (†, Eintritt 1942) befreundet, der schon im MYC Mitglied war. Der hat mich aufgefordert, in die Juniorenabteilung einzutreten. Gesegelt sind wir natürlich nur am Wochenende. Damals, 1944, war ja nur der kleine Hafen da, die großen Schiffe lagen an der Boje. Jugendwart in der Zeit war Dr. Kallhardt. Immer samstags sind wir gleich nach der Schule mit dem Zug zum Club rausgefahren. Als erstes ging es darum, im Bootshaus einen günstigen Schlafplatz zu finden. Das hat dann meistens auch geklappt. Dann mußte man sich beim Kallhardt melden, um eingeteilt zu werden. Eigentlich war das schon etwas militärisch damals. Also, die eine Gruppe musste Hafendienst machen. Das hieß, sie mussten für die Senioren, die auf ihr Boot wollten, die Beiboote rausholen und sie rüberbringen auf ihre Schiffe. Dann stand diese Gruppe immer bereit, um sie nach dem Segeln wieder abzuholen und an Land zu bringen. In der Wartezeit wurde Knotenmachen geübt. Das hat sich bis in den späten Abend hineingezogen. Die Senioren wurden von uns hochgeschätzt, da hatte man ja einen Riesenrespekt, wenn jemand ein so schönes Schiff hatte. Der andere Teil der Gruppe konnte dann segeln. Da gab es vom Bibi Birkner so ein betakeltes kleines Beiboot, welches er der Jugend zur Verfügung gestellt hatte. Mit diesem Boot bin ich dann meistens gesegelt. Am nächsten Tag war es dann umgekehrt, Hafendienst die einen und Segeln die anderen. Ah ja, der Sonntag fing immer mit Frühsport an: Antreten, Flaggen hissen, dann Dauerlaufen. Es gab bei den Junioren kein einziges Mädchen, da waren nur Buben dabei. Die Senioren haben dann bei den Regatten unter der Jugend ausgesucht, wer mitsegeln durfte. Das war dann schon ein Ereignis, wenn man da ausgewählt wurde. Dabei habe ich mir auch meine ersten Kenntnisse beim Regattasegeln erworben. Wie ging Ihr Segelleben nach dem Krieg weiter? Ich habe dann Abitur gemacht und dafür von den Eltern eine Olympia-Jolle bekommen. Aber damals war der Club ja noch von den Amerikanern belegt, daher habe ich beim Rambeck einen Liegeplatz gemietet. Da bin ich als Student nicht etwa mit dem Auto, sondern mit dem Fahrrad von München zum Segeln rausgefahren. Also, der Tag war weg und manche Vorlesungen habe ich mir dann auch geschenkt, weil die Begeisterung fürs Segeln so groß war. Ab wann konnten Sie ihre Jolle wieder in den MYC legen? Der MYC hat dann 1952 wieder aufgemacht. Werner Keidel, damals Hafenmeister, hat mich am Hafen empfangen. Ich habe mich vorgestellt und auch gleich einen Liegeplatz bekommen. Die Jahre im MYC nach dem Krieg, wie haben Sie die in Erinnerung? Alles hat eigentlich auf einer freundschaftlichen und familiären Basis funktioniert, getragen von den Familien Beck, Braun, Fach, Künzler, Lindenmayr, Mössbauer, Senft, Seyffer. 152 Fast alle Nachkommen dieser Familien sind heute noch Mitglieder im MYC. Schmucker war Präsident. Anfangs fanden nicht so viele Regattaveranstaltungen statt, weil wir so wenige Boote hatten. Da war ja immer noch der kleine Hafen mit den Bojenbooten. Außer Segeln war Feiern und Lachen angesagt. Wir fühlten uns wie eine große Familie. Ich war einer der Jüngsten. Insgesamt gab es ein großes Aufatmen nach dem Krieg. Immer sind wir am Freitagabend raus gefahren an den See und am Montag früh wieder rein in die Stadt. Der Club hat jetzt ja viel mehr Mitglieder als damals. Früher war es da unkomplizierter. Wenn was gefehlt hat, dann hat man halt gesammelt. Meine Frau Annemarie hat das oft gemacht, für eine Musikanlage oder ähnliches. Wie sah das Clubhaus beim Neubeginn aus? Das war in einem miserablen Zustand und es hat an vielem Wesentlichen gefehlt, zum Beispiel an Geschirr für die Wirtschaft. Die Leute mit den Zimmern haben sich bemüht, die Schäden selber auszubessern. Die Ansprüche waren natürlich nicht so hoch wie heute. Die Amerikaner haben halt da ein bisschen gehaust. Es soll einen Sportplatz auf der Wiese vor dem Haus gegeben haben, wissen Sie da noch etwas davon? Die Terrasse war damals noch wesentlich kleiner und die Wiese vor dem Hafen dadurch größer. Da haben die Amerikaner schon Sport getrieben, daran kann ich mich erinnern. Damals bin ich mit meiner O-Jolle ab und zu mal vorbeigesegelt, um zu schauen, ob der Club noch belegt ist oder schon wieder zugänglich. Ich erinnere mich noch, dass die Amis mit ihren requirierten Motorbooten immer mit einem Höllenlärm auf dem See herumgefahren sind, ohne Rücksicht auf die Segler – also, da waren schon mal haarsträubende, gefährliche Situationen dabei. Wie sind Sie dann überhaupt zum sportlichen Regattasegeln gekommen? Etwa 1957 / 58 habe ich meine O-Jolle verkauft. Da hat mich der Flying Dutchman – die neue Olympiaklasse – fasziniert. Ich habe von einem MYC-Mitglied den FD 9 gekauft. Die Klasse wurde da gerade am Starnberger See stärker – aber vom MYC war ich der einzige, der FD gesegelt ist. Doch dieses Boot war zum erfolgreichen Regattasegeln nicht geeignet. Bei der Bootswerft Vötterl – die gibt’s nimmer – habe ich mir dann einen ganz neuen FD bauen lassen – die Nummer 102. Damit ging für mich das Regattasegeln richtig los. Ich segelte an allen bayerischen Seen, in Österreich, am Gardasee 153 Günther Pfaller beobachtet mit Frau und Kind aus dem Dachzimmerfenster einen Regattastart vom Bootshaus aus (Zeichnung von Günther Schwarz) 154 und am Plattensee in Ungarn. Den Bootsanhänger habe ich mir aus alten Teilen eines Opel P4 zusammengebaut. In den 60er Jahren bin ich mit dem neuen FD schon relativ erfolgreich gesegelt und mein Ansehen bei den Senioren und den Vorstandsmitgliedern im Club stieg. Es hieß, du segelst so viel, du müsstest eigentlich ein Zimmer bekommen. Das war natürlich toll, denn die Kinder waren klein. Im Bootshaus oben nach vorne raus, also oberhalb des Balkons, da gab es eine bessere Abstellkammer. Die durfte ich mir dann selber ausbauen – an Pfingsten 1957 war sie fertig. Zu dieser Zeit gab es im MYC auch eine kleine »Fangemeinde«, meist Senioren mit ihren Frauen, die zu Regattaveranstaltungen fuhren, um die Segler des MYC zu unterstützen. Was können Sie aus Ihrer Zeit als Sportwart erzählen? 1962 / 63 war ich dann im Vorstand als Sportwart, insgesamt vier Jahre lang. Zu der Zeit brauchten wir ein neues Arbeitsboot, es durfte damals auch nicht viel kosten. Bei Anton Dreher, dem Inhaber der Bootswerft Rambeck und Mitglied im MYC habe ich dann die Schale einer Barkasse aus dem Krieg günstig besorgen können. Diese wurde von der Rambeck-Werft ausgebaut und im Club auf den Namen »Anton Dreher« getauft. Erst vor ungefähr 15 Jahren ist das Boot nach etwa 30 Jahren Einsatz außer Dienst gestellt worden. Ein anderes Problem war folgendes: es gab damals noch keinen Spezialanhänger, um die Kielboote in die Winterliegeplätze zu befördern. Die betroffenen Bootseigner haben von mir ein Schreiben bekommen, wieviel jeder einzelne Bootseigner spenden muss zur Beschaffung dieses Anhängers. Die Spenden gingen ein und der Kauf konnte erfolgen. Bis heute ist dieser Hänger im Einsatz. Auch um sportliche Dinge habe ich mich gekümmert. Zu der Zeit kam die neue Bootsklasse des Korsars auf. Da habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir als Clubboot auch einen Korsar bekommen - finanziert aus Spenden der Mitglieder. Getauft wurde das Boot auf den Namen »Fritzl Hannamann«, nach einem der ersten Vorstände des MYC. Wie eine Taufe ablief, zeigt die Zeichnung (s. S. 252) des leider zu früh verstorbenen Mitglieds Günther Schwarz, genannt »Vinzenz«. Die Regattaleitung und Organisation lag damals zum großen Teil in den Händen der Senioren. Gestartet wurde vom Bootshaus aus. »Vinzenz« Schwarz hat dies herrlich dargestellt. Der neue Korsar stand besonders begabten Junioren für Regatten zur Verfügung. Hier fallen mir die Namen Stefan Dietz, Wolfi Rappel, Franzl Grosser und Mario Stock ein. Der Korsar wurde eine beliebte Klasse im Club. Die Mitglieder Biegert, Feit, Finckh sen. und jun. sowie Geissler segelten damit erfolgreich. Hätten Sie noch eine kleine Anekdote zum Schluß? Ja, da gab es ein Segelmanöver im Club, das hieß »Ackermann«. Ein Senior gleichen Namens machte einmal beim Raussegeln aus dem großen Hafen bei starkem Ostwind ein falsches Manöver und segelte in seiner Not mit seinem Star unter »Vollzeug« in den kleinen Hafen, wo er glücklicherweise auf Grund lief und steckenblieb. Ähnliche Manöver wurden seitdem »echter Ackermann« genannt. Dann gab es noch den »Pfaller-Wind«: diese Bezeichnung bekam ein Nord-Ost-Wind mit Stärke 4 bis 5, bei dem ich mehrmals in einer Woche jeweils dreimal täglich nach Seeshaupt hin und zurück gesegelt bin. 155 Die 60er Jahre einen 75er mit Namen »Carola« und gewann für den MYC auf Regatten viele Preise. 1958 wurde Konsul Kurt Linnebach nach zwei Jahren im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden für eine lange Periode von 1960 bis 1969 zum 8. Präsidenten des MYC gewählt. Gerda Glückert Otto Geissler Irmi Geissler Friedl Mössbauer Kurt Linnebach Annerl Bauch Ernst Frey Hertha Frey Kurt Linnebach war 1924 zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Reinhard in den MYC eingetreten. Damit gehört die Familie Linnebach heute zu den längsten Mitgliedern im Club. Als 16-jähriger Junior zählte er in der Jollen-Klasse schon bald zu den Erfolgreichen. Sein Vater, Professor Adolf Linnebach, international berühmt für seine Bühnentechnik und Technischer Direktor am Bayerischen Staatstheater, segelte Fredl Bauch In den 60er Jahren hatten sich die allgemeinen Verhältnisse weitgehend normalisiert. Das Nachholbedürfnis war dagegen groß. Der Fernseher und andere Aktivitäten spielten noch nicht so eine große Rolle, man war glücklich und hoch zufrieden, wenn man sich am Wochenende im Club traf. Insbesondere die Vorstandsmitglieder und die Familien, die im Clubhaus ein Zimmer hatten, waren zum Teil schon seit den 20er Jahren miteinander freundschaftlich verbunden. Zusammen mit den beiden Familien Pfaller und Künzler, die im Bootshaus wohnten, entwickelte sich ein unbeschwertes Clubleben mit einem guten Zusammenhalt. Es wurde auf dem von Hubert Biegert gestifteten damals noch braunen Klavier Musik gemacht, dazu gesungen und 15.10.1960 156 Öffnung zum Familienclub Liselotte Linnebach und Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Toni Meier (MRSV) Christian Denecke Große Aufmerksamkeit erregten gemeinsame Bootstaufen, weil es immer noch etwas Besonderes war, wenn wieder ein neues Schiff in den Club kam. Unaufhörlich wuchs die Segelflotte. Denn diese Zeit war auch geprägt von allgemein großer Segelbegeisterung, in der ein reges Regattaleben gepflegt wurde. Die Hansajolle erfreute sich großer Beliebtheit und der Stefan Dietz (hinten) Hannsjörg Mössbauer Franzl Grosser (hinten) Norbert Koch (Mitte) Bübi Henlein (vorne) Norbert Geissler Moni Rasp (m. Rücken) ca. 1964 Ute Sieber Hans Mössbauer War der MYC vor dem Krieg eher ein Herrenclub von Seglern gewesen, so öffnete er sich nun allmählich zu einem großen, aber nach wie vor überschaubaren Familienclub. Im Gegensatz zu den Zeiten vor dem Krieg wurden die Frauen und Kinder auf dem Clubgelände mehr mit einbezogen. Selbst Hunde durften, wenn sie an der Leine gehalten wurden, mitgebracht werden. Hilfsbereitschaft wurde großgeschrieben und echte Kameradschaft und Freundschaft verband alsbald viele Mitglieder und ihre Familien. Auswärtige Segler, die im Club an Regatten teilnahmen, waren nicht selten beeindruckt von dem herzlichen Empfang. Peter Koppany (Mitte) Udo Graf Lambsdotff heftig getanzt. Unvergesslich bleiben wunderschöne Feiern im Casino und herrliche Sommerfeste, die bis in die frühen Morgenstunden dauerten und von den CasinoMitarbeitern inklusive der Hilfe der Junioren getragen wurden. Nicht unerwähnt soll hier bleiben, dass sich auch die Ehefrauen wie z. B. Liesl Senft und Annemarie Pfaller mit großem Einsatz um die Vorbereitung und die gelungene Dekoration kümmerten. Immer dann, wenn Spenden dringend benötigt wurden, sammelten sie unter den Mitgliedern. Sie taten das oftmals so erfolgreich, dass nicht selten ganz erhebliche Beträge zusammenkamen. 157 Hannsjörg Mössbauer beim Olympiatraining vor Helgoland 1963 Ausdruck der allgemeinen Regattabegeisterung war auch die »Feuerzangenbowle«, die Teamregatta der Korsare und FDs, die den MYC überregional bekannt machte. Allein 15 Drachen lagen im Hafen. Den D 315 »Windspiel« von Hans Mössbauer segelte ab 1965 die Crew Hannsjörg Mössbauer, Rudolf Brand und Norbert Geissler. Als engagierter Regattasegler auf verschiedenen Drachen (alle von Abeking & Rasmussen gebaut), die, wie bei seinem Vater schon, immer den Namen Carola trugen, gewannen Mitglieder wie Kurt Linnebach sowohl im In- als auch im Ausland die Korsar wurde von der Jugend als neues Regattaboot entdeckt. Der Vorstand reagierte großzügig und schaffte zwei dieser Jugendboote an. Auch der Flying Dutchman (FD) wurde mit großem Einsatz gesegelt. Hier tat sich besonders erfolgreich Hannsjörg Mössbauer auf seinem FD G475 »Cäpt’n Flint« hervor. Als bestes westdeutsches Team kam er mit Vorschoter Ingo v. Bredow (NRV) 1964 bis in die Olympia-Ausscheidung. 158 »Die grauen Eminenzen« Max Fach, »Onkel Bibi« und Lieserl Senft (von links nach rechts) begrüßen Heinz Ocker im Oktober 1978 Bootsmann Erich Gareis (links) am 4. Mai 1962 im grauen Bojenleger begehrtesten Preise. Zusammen mit seiner langjährigen Regattamannschaft Gerda & Gerhard Stephan auf Carola II (DG 108) und Carola III (DG 288), die sich auf einer dieser Wettfahrten kennen und lieben gelernt hat, sah man ihn nicht nur am Starnberger See, sondern auch am Ammersee, in der Kieler Förde, bei der Schweizer Meisterschaft am Thuner See, in Triest und zweimal bei der ungarischen Meisterschaft am Plattensee. sowie die große Lagerhalle mit dem 3t-Laufkran auf dem bahnseitigen Grundstück gebaut werden – ein gemeinsames Werk, das für alle mehr Platz bot und gleichzeitig neue Mitglieder anzog. Ein weiteres Anliegen während seiner Amtszeit war Kurt Linnebach die Unterstützung der Jugendarbeit durch großzügige Spenden. So kam 1970 der 45er Nationale Kreuzer »Aika« als Jugendboot in den Club und die Junioren erhielten eine intensive seglerische Ausbildung. Als Präsident des MYC war Kurt Linnebach ein großer Befürworter des Hafenausbaus, für den er seinerzeit DM 50.000,- stiftete. Auch andere Mitglieder unterstützten großzügig dieses Vorhaben. Anlass war die Zerstörung des bisherigen Hafens durch das Hochwasser im Juni 1965. So konnte 1966 ein schöner neuer Hafen in seiner jetzigen rechteckigen Form (ohne Mittelsteg) Als Anerkennung für seine Verdienste übertrug ihm der Club anschließend die lebenslange Ehrenmitgliedschaft. Am meisten aber freute er sich über die Plakette und die große Clubfeier des MYC 1974 anlässlich seiner 50-jährigen Mitgliedschaft. Bereits ein Jahr später verstarb er viel zu früh im 66. Lebensjahr. 159 Werner Keidel unser ältestes Mitglied (*1911) gewürdigt von Günther Pfaller Werner Keidel – heute fast so alt wie der MYC – war vor dem letzten Krieg, nach Abitur und Studium der Ingenieur-Wissenschaften zuerst Sportflieger und dann Testflieger bei einer Jagdstaffel der Me 109 in Fürstenfeldbruck. Als Diplom-Ingenieur kam er zur Entwicklung von Flugzeugteilen in die Forschung zu BMW nach München und wurde deshalb im Zweiten Weltkrieg vom Kriegsdienst freigestellt. Bei BMW lernte er Heinz Beer, ein Mitglied des MYC kennen, der ihn für den Segelsport begeisterte. Im Jahr 1942, unter der Präsidentschaft von Emil Bickel, dem Vater des Europameisters in der O-Jolle, wurde er Mitglied im MYC. Er segelte als Vorschotmann auf der erfolgreichen 20er Rennjolle »Luftikus«. Nach dem Abzug der Amerikaner aus dem Club stellte er sich 1951 für eine Wahlperiode als Hafenmeister zur Verfügung. In dieser Zeit kaufte er sich den Piraten »Hano« und bewährte sich als erfolgreicher Regattasegler. Dem Piraten »entwachsen« stieg er auf den Drachen DG 254 um. Als A&R-Bau ist diese Yacht heute ein »Oldtimer«, der nach wie vor im MYC beheimatet ist. Dr. Ernst Gerstetter hat sie übernommen und pflegt sie weiterhin liebevoll. Oft betätigte sich Werner Keidel als Regattaleiter und Schiedsrichter. Stets war er aktiv am Clubleben beteiligt und wurde 1968 Vizepräsident. Das führte dazu, dass er noch heute im Freundeskreis »Vize« genannt wird. Stets um Ausgleich bemüht, kümmerte er sich zwanzig Jahre lang bis 1993 u. a. auch im Ehrenrat mit Ruhe und Sachlichkeit um die Belange des Clubs. Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft erfolgte auf Wunsch sämtlicher Mitglieder des MYC. Im hohen Alter von 97 Jahren kann er auf eine Clubmitgliedschaft von 66 Jahren zurückblicken. Wir freuen uns mit ihm. 160 Familie Senft Dr. Carlo Kremer Drei Generationen vom Club geprägt, aber auch den Club prägend Lieserl, wie wir sie aus all den Jahren kannten … Als ich 1978 in den Münchner Yacht-Club eintrat, fiel mir gleich auf der Clubterrasse eine sehr gepflegte Dame auf, deren wohl geformte Frisur selbst Starkwinden stand hielt. Wie ich bald erfahren durfte, behielt nicht nur die stets vollendete Frisur, sondern vor allem das »Lieserl« – so wurde die gepflegte Dame nämlich von allen genannt – in jeder Situation stets die Fasson. Kein neues Mitglied kam an Lieserl Senft vorbei. Sie kümmerte sich um die neuen genauso wie um die langjährigen Mitglieder, war Integrationsfigur schlechthin. Die Kinder im Club scharten sich um sie, junge Eltern konnten beruhigt segeln gehen, denn sie wussten ihre Sprösslinge beim Lieserl auf der Terrasse in besten Händen. Ihr verstorbener Mann – Gigi Senft – war bereits in den 20er Jahren in den Club eingetreten und galt auch in schwierigen Zeiten als ein für den Club stets um Ausgleich bemühter Mann. In den 50er Jahren segelte er wohl auf einem der ersten Starboote am Starnberger See, zunächst noch als Vorschoter bei Hansi Braun, später als Steuermann von anderen Schiffen, u. a. auch des Drachens von Hans Huber (damals Möbel im Tal). Es blieb nicht aus, dass diese Segelleidenschaft auch auf die drei Kinder – Traudi, Lissy und Franzi – überging. Alle drei segelten als Kinder einen Lugger, den etwas größeren Vorgänger des heutigen Optimisten, und später dann Pirat. Dem Piraten entwachsen, stiegen Franzi mit Hansi Künzler und Traudi mit Franzl Grosser auf den Korsar um. Später wechselten Hansi Künzler und Franzi auf den Drachen und danach – bevor sie glaubten, zu alt dafür zu werden – nochmal auf einen FD. Heute segeln sie gemeinsam Hansis 30er Schärenkreuzer. Alle drei Kinder haben Club-Ehen geschlossen. Traudi mit dem damaligen Jugend-Mitglied Bernd Stretz. Als Ehepaar segelten sie jahrelang mit Hubert Biegert dessen Drachen und im Jahre 2001 gewannen sie sogar mit ihrer Sunbeam die Kustermann-Regatta. Lissy heiratete ebenfalls ein damaliges Jugend-Mitglied, Udo Graf Lambsdorff. Die langjährigen Mitglieder erinnern sich noch gut daran, welch meisterlicher Organisator von Festen und Veranstaltungen Udo war. Unvergessen ist auch die berühmte »BognerGondel«, die jahrelang bei großen Regatten als Treffpunt im Hafengelände belagert wurde. Franzi hat seine Susi auch schon sehr früh im Club kennen gelernt. Traudi hatte sie als ihre Jugendfreundin mit in den MYC gebracht. Auch diese Ehe gilt heute noch als typische MYC-Ehe. Sie sind sich wohl bei einem während seiner Zeit als Jugendwart von ihm geleiteten JugendSegelkurs näher gekommen, der damals noch abwechselnd vom BYC, MYC und SCW durchgeführt wurde. Demnächst wird mit Christian Stretz bereits die dritte Generation dieser Familie dem Alter eines Jugend-Mitglieds im Münchner Yacht-Club entwachsen sein. Ehrenmitglied Ludwig Senft (†) mit Familie im Jahre 1955 161 75 Jahre MYC Die Zeit von Ulrich Lietz Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Blicken wir auf die mittlerweile zahlreichen Jubiläumsfeiern des MYC zurück, so haben die meisten von uns am ehesten eigene Erinnerungen an das letzte große Jubiläum vor 25 Jahren: die 75-Jahr-Feier im Mai 1983. Wir tun uns auch deswegen leichter, als uns zu diesem Anlass eine sehr schöne Festschrift vorliegt, geschrieben von dem damaligen 1. Vorsitzenden Ulrich Lietz (Mitglied seit 1957). Schon im Vorwort fasst er mit drei Leitlinien seine dreizehnjährige Clubleitung zusammen. »Bewahrung des sportlich-familiären Charakters des MYC« Als Ulrich Lietz nach einem Jahr Vakanz, in dem er als stellvertretender Vorsitzender die Geschicke des Clubs faktisch geleitet hatte, 1974 den Vorsitz übernahm, wurde die neue Hafenordnung zur Regelung der Zuweisung von Liegeplätzen lebhaft diskutiert. Regattasegler wie Norbert Geissler und Franzl Grosser sowie Nicht-Regattasegler suchten nach einer gemeinsamen Lösung. In Zusammenarbeit mit seinem Vorstand, vor allem mit seinen Stellvertretern Karl-Heinz Thielo und Franzl Grosser, gelang es Ulrich Lietz, unter Berücksichtigung der sportlichen Entwicklung einen nachhaltigen Kompromiss zu finden und damit die Club-Harmonie wieder herzustellen. »Besondere Unterstützung der Jugend« Wie schon seinen Vorgängern war es auch ihm ein besonderes Anliegen, die Jugend zu fördern. So wurden für gute, junge Regattasegler in diesem Jahr gleich zwei 470er als Club-Regattaboote angeschafft. 1974 waren Satzungsänderungen notwendig geworden, da die Jugend, unterstützt vom DSV eine eigene Jugendabteilung haben wollte, um selbständiger 162 auftreten zu können. Dieser Aufgabe nahm sich der Vorstand und eine extra dafür eingerichtete »Jugendsatzungskommission« an. Die Mitglieder stimmten den Vorschlägen 1975 zu. 1985 dann bekam die Jugend zum ersten Mal in der Geschichte des Clubs einen eigenen Jugendraum in einem der Bungalows. Inzwischen war die Zahl der Junioren und Jugendlichen erfreulicherweise von 82 auf 106 gestiegen. »Ausbau der Clubanlage« Die Jahre von 1974 bis 1986 waren eine Zeit kontinuierlichen, langsamen Wachstums, in der es Ulrich Lietz und seinem Vorstand vor allem um die laufende Anpassung an den Bestand ging. Die Zahl der ordentlichen Mitglieder erhöhte sich bis 1988 um 13% auf 199. Die Bootsliste von anfänglich 110 Schiffen umfasste nun 185 Boote. Damit war der Club mit seinen Stellplätzen wieder einmal an den Grenzen seiner Kapazität angelangt. Das veranlasste den Vorstand, Umbau- und Baumaßnahmen auf dem Clubanwesen in die Wege zu leiten. Das stete Anwachsen des Clubs machte insbesondere einen Ausbau der beiden Häfen und die Renovierung des Bootshauses nötig. Neben den alljährlichen Regattaveranstaltungen für Korsare, Dyas, Drachen, H-Boote, Stare und Optis wurden die Mitglieder immer wieder auch zur Teilnahme an Geschwaderfahrten und internen Gaudi-Regatten aufgefordert. Eine Sternfahrt und eine Abschiedsfahrt am Ende der Saison zur Votivkapelle von König Ludwig gehörten dazu. Anlässlich des Jubiläumsjahres 1983 fand nach langen Jahren mal wieder eine »Fuchsjagd« statt. Unterstützt wurden die Bootseigner dabei von Hans Rehdes, dem Bootsmann in den Jahren 1974 bis 1990. Auch das Feiern kam nicht zu kurz. Meistens fand im Anschluss an das Ansegeln im Mai zur Casino-Eröffnung ein Fischessen statt, die Saison endete mit dem sogenannten Absegeln und einem anschließenden Kirchweih-Gansessen. Alljährliche Sommerfeste und traditionelle Bierfeste erfreuten sich anhaltend großer Beliebtheit, – auch Faschingsfeste gehörten dazu. Der Höhepunkt der Jahre 1973 bis 1986 war jedoch das Jubiläumsjahr 1983. Mit Saisonbeginn konnte die Nordmole eingeweiht und das neue Startschiff auf den Namen »Münchner Kindl« getauft werden. Am 28. Mai, dem ehemaligen Gründungstag, fand unter großer Beteiligung der Mitglieder das feierliche Jubiläumsfest traditionell im Seerestaurant »Undosa« statt. Die Organisation der Jubiläumsspende übernahm Liesl Senft. Sie konnte bei 99 Damen stolze 10 740.- DM sammeln. Viel gelobt wurde die Deutsche Drachenmeisterschaft im September, die anlässlich der 75-JahrFeier zum ersten Mal vom MYC ausgerichtet wurde. Fazit: zum Jubiläum 1983 stand der Club gut da, die wichtigsten anstehenden Probleme waren gelöst. Dank der versöhnlichen Art insbesondere des Vorsitzenden Ulrich Lietz herrschte ein entspanntes Klima im Club und ein harmonisches Miteinander unter den Mitgliedern. Gleichzeitig war es Ulrich Lietz zusammen mit seinem Vorstand weitgehend gelungen, den Bestand auf hohem Niveau an die Bedürfnisse der damaligen Zeit anzupassen. Sie leiteten eine Konsolidierung in allen Bereichen ein, die den Club für die nächsten Jahrzehnte zukunftsfähig machte. Aus Dankbarkeit für seine langjährigen Verdienste um den Club wurde Ulrich Lietz 1986 zum Ehrenmitglied ernannt. Bärbel und Dr. Neck Sachs (†) mit Christa und Heinz Ocker (von links) während der 75-Jahr-Feier im Festsaal des Undosa 1983 163 Familie Grosser Alles begann auf einem Piraten Christopher Nordhoff Im MYC gibt es nur wenige Familien, die so herausragende Leistungen im und für den Segelsport vorweisen können, wie der leider viel zu früh verstorbene Franzl Grosser mit seiner Frau Andrea und ihren Kindern Carolin und Florian. Die Anfänge In den 50er-Jahren segelt Franzl Grosser mit Vorschoter Bernd Kosliky aus Leoni einen eigenen Piraten mit der Segelnummer 873. Zunächst ist er Mitglied im SCW. Per Bahnverladung befördern die beiden eifrigen Segler das Boot über weite Strecken, sogar bis nach Ratzeburg und Travemünde. Im Jahr 1958 wechselt Franzl in den Münchner Yacht-Club und steigt schon bald auf den moderneren Korsar um – eine der vielen Bootsklassen, in denen er noch Jahrzehnte später – dann als Wettfahrtleiter – aktiv sein wird. Ursel Edenhofer (verheiratete Frankowski), MYC-Mitglied seit 1954, wird seine Vorschoterin. Auf dem Flying Dutchman fährt Franzl – für ihn ungewöhnlich – später nicht als Steuermann mit, dafür nimmt er als »Schotte« an der Weltmeisterschaft in Tutzing teil – an der Pinne ein Schwede. Auf der Trias von Udo Graf Lambsdorff steuert Franzl vier Jahre lang zu vielen Erfolgen, darunter ein 1. Platz bei der Kieler Woche 1969 – damals mit an Bord: Uli Finckh und Christian Denecke. In der Saison 1970 segelt er einen DSV-Kader-Soling und nimmt mit Sebald Obermaier und Bernd Kosliky auf Hankö/ Norwegen an der Weltmeisterschaft teil. 164 Die Siebziger – die Familie wächst Anfang der 70er Jahre – inzwischen verheiratet – schwimmt Franzl Grosser zusammen mit seiner Frau Andrea auf der in Bayern neu entwickelten Dyas auf vielen Revieren weiterhin auf Erfolgskurs. Im März 1975 kommt Tochter Carolin auf die Welt. Bereits im August werden ihre glücklichen Eltern Dritte bei der ersten Deutschen Meisterschaft der Dyas-Klasse in ihrem Heimatclub MYC und im Folgejahr 1976 Deutsche Meister in der Dyas. Nach weiterem Talent-Zuwachs – im Mai 1978 wird Sohn Florian geboren – bekommen die Grossers von Fredy Portier aus Zürich einen Mini-Tonner und nehmen an mehreren Weltmeisterschaften teil, unter anderem mit Charly Haaga und Udo Graf Lambsdorff in Estardit / Spanien. Später folgt eine eigene Sprinta Sport. Mit dieser erreichen Andrea und Franzl gute Platzierungen und einige Siege. So werden sie zum Beispiel mit Ursel Edenhofer in Medemblijk Vize-Europameister. In dieser Zeit engagiert sich Franzl Grosser auch aktiv im MYC und übt verschiedene Ämter im Vorstand aus, unter anderem als 2. Vorsitzender neben Uli Lietz. Mehr als 15 Jahre lang kümmert er sich mit um die Geschicke des Clubs. In den 80er Jahren orientieren sich die Grossers neu und steigen auf’s H-Boot um. Mit dem Neuerwerb geht die ganze Familie bei vielen Regatten auf allen möglichen Revieren in ganz Europa erfolgreich an den Start. So zum Beispiel mit Tochter Caro bei der Weltmeisterschaft 1994 auf dem Ijsselmeer vor Medemblijk. Zu seinem 50. Geburtstag kauft Franzl sich im Jahr 1991 sein drittes H-Boot – es sollte sein letztes Cockpit werden. Schicksalsjahr 1999 Das Jahr vor der Jahrtausendwende beginnt gut: Auf dem Laser wird Flo Grosser an Pfingsten Bayerischer Jugendmeister. Und bei der Starboot-EM belegt er wenig später mit nur 21 Jahren einen hervorragenden 6. Platz. Die Stadt Starnberg verleiht ihm dafür den Ehrenbrief. Seine Schwester Caro, 1983 noch eine der jüngsten Opti-Seglerinnen, wechselt über den 420er in den olympischen 470er und kämpft sich im DSV vom D- zum AKader vor. Mit Steffi Trübel (NRV) belegt sie den 2. Platz bei der Europameisterschaft in der Türkei, anschließend den 6. Platz bei der Weltmeisterschaft. Damit landen sie auch in der Weltrangliste auf einem 6. Platz. Der Weg in den Olympia-Kader ist frei – die Teilnahme an den olympischen Rennen in Sydney zum Greifen nah. Doch Freud und Leid liegen auf tragische Weise dicht beieinander: Zuhause in Starnberg steht ihr Vater als Wettfahrtleiter bei der Europameisterschaft der Joker-Klasse im September 1999 auf dem MYC-Startschiff. Nur zehn Tage später am 6. Oktober, im Alter von nur 58 Jahren stirbt er in Pöcking völlig unerwartet an Schlaf-Apnoe. Familie und Freunde sind geschockt, die Anteilnahme der Mitgliedschaft ist groß. Noch heute ist Franzl Grosser für viele unvergessen. Man fragt sich nicht selten, sei es nun an der Pinne eines H-Boots oder bei kontroversen Diskussionen im Verein, was »unser« Franzl wohl dazu gemeint hätte. Sportliches Erbe Andrea und ihre beiden Kinder führen das segelsportliche Erbe nun weiter: Andrea zeigt der Konkurrenz ab und zu noch immer den Spiegel der GER 1258 – und das bis zum Zieleinlauf – und Carolin ist aktiv als Streamline-Seglerin sowie verantwortlich für das Marketing beim Norddeutschen Regatta-Verein. Und Florian? Der gehört in der »Königsklasse« Drachen als Crew zur Weltspitze, meist zusammen mit Oliver Davies und Skipper Philipp Ocker. Und ich bin sicher: Franzl würde sich »riesig« freuen. 165 Hans Rehdes Bootsmann von 1974 bis 1990 erzählt Bettina RennerSchneider Wie sah das Hafengelände am Anfang – also 1974 – aus? Das war ganz anders als jetzt. Es gab Tiefwasserplätze an der Mole entlang, da stand die ganze Drachenarmada. Der hintere Bereich – die jetzige Außenmole mit der Bank – das waren ausschließlich Flachwasserplätze, auch der kleine Hafen war flach. Entsprechend hatten wir zunächst nur Drachen, erste Dyas, eine Trias war da, dann Hansajollen, Neptun 22 und Kielzugvögel. Das Bootshaus war ja anfangs noch ‘ne richtige Werkstatt. Erst nachher kamen die Umbaumaßnahmen mit den Feuchtzellen und da wurden dann die Räume verkleinert durch die Herrentoilette. In Ihrer Zeit arbeiteten Sie mit dem Clubschiff »Anton Dreher«, das aus der gleichnamigen Werft stammte. Was hatte es damit auf sich? Das war ein Schiff aus dem letzten Krieg. Das hatte die Marine als Beiboot, darum war da Heißgeschirr installiert zum Runterlassen von kleinen Booten. Unser Schiff hatte, als ich hierher kam, schon ein so großes Loch, dass der Bootsbauer Müller Planken ersetzen musste. Der hat dann natürlich mit Kupfernieten repariert, wie sich das gehört. Der Rest bestand ja leider aus verzinkten Stahlnieten, die rosten doch mit der Zeit durch. Auch der Bayerische Yachtclub hatte so ein Schiff, ebenfalls mit Stahlnieten. Unseres haben wir so lange erhalten, wie es ging. Es war eine fürchterliche Arbeit. Man liegt da unterm Schiff, muss dieses schwarze Zeug, das Inertol abkratzen, abschleifen und was Neues auftragen. Die großen Spalten zwischen den Planken werden dann mit Wolle zugemacht, die mit Teer getränkt ist, so dass alles im Wasser aufquillt. Immer musste man sehen, dass das Schiff wieder dicht war, denn im Mai war die erste Regatta. Welche außergewöhnlichen Erlebnisse fallen Ihnen spontan ein? Schlimm war es, als der 20er Jollenkreuzer des Herrn Dr. Schubert oben in der Halle vom Kran runtergefallen ist. Wir haben den Jollenkreuzer hochgefahren, um ihn dann in das Gerüst ‘reinzubekommen. Man konnte nicht sehen, wie weit er mit dem Haken von der Winde weg ist. 166 Also hat man sich auf den Anschlagausschalter verlassen, der hat aber versagt. Der Kran hatte sich selber den Haken abgerissen und ist weitergefahren. Da hing dann der Jollenkreuzer dran mit seiner Traverse drüber und ist uns vor die Füße geknallt. Ich war ganz blass. Gott sei Dank ist nichts Schlimmes passiert. Man hat mit den Sachen gearbeitet, das war ein alter Ratgeberzug, der hätte natürlich regelmäßig durch den TÜV gehört. Dann gab es noch den Traktorunfall: Der Trecker war ein Anreiz für die Jugend, besonders für Eberhard Stephan junior, den Sohn – der hat mal den alten Hatz im kleinen Hafen versenkt. Da hab’ ich am Takelmast gearbeitet und sehe gerade noch, wie er den Traktor in den kleinen Hafen reinfährt: die Räder sind über die Kante und schon war er drin. Ich rannte, so schnell ich konnte und wollte gerade Münchner Merkur Nr. 22 / 1974 reinspringen, da kommt er rausgekrabbelt aus dem Wasser. Da war ich aber froh. Der Vater hat dann sofort veranlasst, dass der Trecker mit einem Kran rausgeholt wird und gleich in die Werkstatt kommt. Er fährt hier ja heute immer noch. Ein ganz besonderes Erlebnis war der Einbrecher. Der Club ist ja stillgelegt im Winter. Damals hat man deshalb die Fenster im Winter mit Holzplatten vernagelt. Auch das Bootshaus hatte so halbmondförmige Platten. Der Fremde hatte sich bei Familie Stephan eingenistet, als die ganz oben ihr Zimmer zur Bahn raus hatten – das war fürchterlich! Ich hab’ das sofort der Polizei gemeldet. Geschnappt hat ihn dann der Albert Lindner, ein DLRG-Kamerad. Der war erst oben, hat aber nichts gesehen. Trotzdem hatte er so ein Gefühl, als wenn jemand da ist – und er hat die Bettdecke und das Laken hoch genommen und da lag er! Der hatte sich so reinplatziert, dass man nichts hat sehen können. Das war schon ein Ereignis der besonderen Art. Können Sie etwas zu den Versuchsfahrten der Firma BMW sagen, die hier im MYC neue Marine-Motoren getestet hat? Mit ihrem eigenen ZF-Antrieb hat die Firma BMW 1977 / 78 angefangen. Am See wurden im Winter hier Versuche gefahren. Wir hatten eine Extranummer vom Landratsamt für diese Fahrten, das waren Benzinmotoren 4- und 6Zylinder. Hier haben sich von der Firma BMW die Verkaufsleiter getroffen. Es wurden Vorführfahrten gemacht, denn das war hier der Wasserstützpunkt für die Marine GmbH, so hieß die Firma. Im Winter 1978 / 79 durfte ich dann deswegen nach Venedig fahren. Zu der Zeit hat BMW schnellere und leichtere Antriebe gebaut und grad’ die Italiener hat das sehr interessiert. Vor allen Dingen die Schmuggler, die waren ganz scharf auf den 6er-Benziner und den 3,5 Liter Motor. Der war ungeheuer stark, aber selber ganz leicht. An welche schönen Segelereignisse oder Feste erinnern Sie sich besonders? Da gab es einen Flottenbesuch bei Sylvester Huber in Ammerland. Ich fuhr die Anton Dreher für den Schlepp. Da wurden frisch geräucherte Brachse serviert, und dann Bier vom Fass – das war sehr lustig. Ich hab’ dann die ganze Armada heimgefahren, das war ein schönes rundes Fest der Segler so 1974 / 75. Dann gab es noch ein schönes Fest von Herbert Schneider, der Bootszubehör verkauft hat, – Österreicher war er. Er hat von einem Weingut Heurigen, Burgenländer Wein, große Blut- und Leberwürste und Käse anfahren lassen – das war auch so ein unvergessliches Fest. Aber es gab jedes Jahr immer viele Feste, mit improvisiertem Zelt, da haben alle mit angefasst, auch die Jugend. Wenn ich gefragt habe, könnt ihr mir mal helfen, waren sie schon da. Besonders Yves Kessler, der hat sogar gefragt, als er noch Schüler war. Aber vielen Jugendlichen habe ich auch geholfen. Die wollten mich dann sogar ehren mit dem Hans-Rehdes-Pokal. Der ist dann ausgeschrieben worden für die 14-Foot-Dinghy – das sind so ganz schnelle Jollenboote so wie der Korsar. Aber da ist dann doch nichts daraus geworden. Schön war auch – man hat mich immer teilhaben lassen an den Veranstaltungen. Sogar am Jahresabschlussball wurde ich mit einbezogen, der war mal im Deutschen Museum und auch im Hofbräuhaus mit langen Kleidern. Nach so vielen Jahren fühlten Sie sich also selbst fast schon wie ein Mitglied – warum haben Sie sich dann verabschiedet? Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich auch nicht jünger werde. Da hat sich dann die Gelegenheit ergeben, zum Abfallzweckverband zu geh’n. Ich hab’ lange Nächte nicht geschlafen, denn man ist ja verwachsen mit dem Club. Man kennt jeden an der Stimme und am Gang. Auch im Dunkeln habe ich die Leute erkannt. Dann hab’ ich erfahren, dass sie einen Neuen haben, diesen Kadersegler vom Müggelsee. Da habe ich gleich gesagt, der soll mal herkommen, den weise ich ein. Meine Arbeit hat mir immer Spaß gemacht, und jetzt plötzlich da aufhören, das war schon hart. Aber ich hab’ mir gedacht, ich muss vernünftig sein. 167 1983 bis 2008 Der Club ist gewachsen Dr. Iris v. Hoyningen-Huene Die unter dem Vorsitz von Ulrich Lietz und seinem Vorstand bis 1986 geschaffene allgemein solide Grundlage des Clubs ermöglichte in den darauffolgenden ca. 15 Jahren eine weiterhin friedvolle Zeit, eine Periode ohne große Auseinandersetzungen, in welcher der Club zur allseitigen Zufriedenheit von den jeweiligen Vorsitzenden und ihren Vorständen verwaltet wurde. Segelsport und Clubleben konnten gleichermaßen genossen werden. Im letzten Vierteljahrhundert bis zum 100jährigen MYC-Jubiläum 2008 setzten sich die Präsidenten Ulrich Lietz (1974 - 1985), Dieter Grass (1986 - 1987), Gerhard Bergmann (1988 1989), Dr. Carlo Kremer (1990 - 1999 sowie seit 2007) und Dr. Bernd Schaible (2000 - 2005) jeder auf seine Weise dafür ein, Traditionen und gewachsene Strukturen nicht nur zu pflegen und zu bewahren, sondern diese auch kontinuierlich den Erfordernissen der jeweiligen Zeit anzupassen und, wo nötig, weiterzuentwickeln. Mitgliederentwicklung Von etwa 1958 bis 1988 waren sich die Präsidenten in dem Ziel einig gewesen, ein »relativ kleiner Club« bleiben zu wollen, was wesentlicher Bestandteil des Selbstverständnisses war, das sich der Club bis dahin gegeben hatte. So entwickelte sich der MYC in der Zahl seiner Mitglieder Jahrzehnte lang sehr langsam, nur ein leichtes Wachstum war erwünscht. Im Zeitraum von 30 Jahren stieg die Gesamtzahl moderat von 116 auf 199 ordentliche Mitglieder, pro Jahr im Schnitt nie mehr als 2 bis 3 Neuaufnahmen (Zuwächse und Abgänge saldiert). Dadurch konnten sich im überschaubaren Rahmen weitgehend ungestört langjährige familiäre Bindungen entwickeln, die von vielen Mitgliedern sehr geschätzt wurden. In den 90er Jahren dann setzte ein Umdenken in der Mitgliederpolitik ein. Denn in einer Marketingstudie zum zeitgenössischen Freizeitverhalten unterschiedlicher Zielgruppen wurde festgestellt, dass Segler mittlerweile sichtlich mehr zusätzliche Freizeitaktivitäten unternahmen als noch 20 und mehr Jahre zuvor. Wollte man also die von früher gewohnte Frequenz in der Nutzung der Clubanlagen und des Casinos sicherstellen, brauchte der MYC konsequenterweise mehr Mitglieder. So wurde unter dem Vorsitz von Dr. Carlo Kremer und seinem Vorstand der Zielwert auf 250 ordentliche Mitglieder erhöht und auch verteilt über mehrere Jahre umgesetzt (1988: 199 bis etwa 1998: 244 ordentliche Mitglieder). Diese Entscheidung hatte bei den ordentlichen Mitgliedern in 10 Jahren 45 Zahl der Mitglieder in den Jahren 1908 bis 2008 168 Neuaufnahmen (also durchschnittlich 4 bis 5 pro Jahr, saldiert) zur Folge. Gleichzeitig gelang es, die Zahl der jungen Erwachsenen und Jugendlichen deutlich zu erhöhen. Dadurch verjüngte sich die Mitgliedschaft ganz erheblich. Die stärkste Gruppe im MYC war nun zwischen 19 und 40 Jahre alt, was die sportliche Ausrichtung des Segelclubs sehr unterstützte. Nach einem Jahrzehnt der Vergrößerung des Mitgliederbestandes und dem damit verbundenen Erreichen des Zielwertes von 250 ordentlichen Mitgliedern wurde die Politik der Neuaufnahmen nach der Jahrtausendwende bis 2008 nicht mehr in dem Maße weiterverfolgt. Vielmehr hielt der Vorstand unter Dr. Bernd Schaible (2000 - 2005) die Zahl der ordentlichen Mitglieder mit 250 weitgehend konstant. Dadurch verteilten sich schon bald die Altersgruppen gleichmäßiger, der Anteil der über Vierzigjährigen stieg aber entsprechend der allgemeinen demographischen Entwicklung im MYC mit 34% deutlich an. Vor allem die Zahl der über Sechzigjährigen erhöhte sich von ca. 60 im Jahr 1998 auf fast das Doppelte 2008. Um die Mitgliederstruktur langfristig ausgewogen zu halten, ist der Vorstand nun verstärkt bemüht, Jugendmitgliedschaften zu fördern und diese durch attraktive Sportmöglichkeiten an den Club zu binden. Zählte der Club 1983 noch insgesamt 289 Mitglieder, vergrößerte er sich bis zu seinem 100. Jubiläumsjahr auf 437 Mitglieder – ein Anstieg um 148 bzw. 51%. Durch diese Entwicklung der letzten 25 Jahre wurde der Club in seiner Zusammensetzung heterogener, bisher langgepflegte und liebgewonnene Strukturen veränderten sich. So manche langjährigen Mitglieder mussten sich darin neu zurecht finden, um bestehende Freundschaften in gleicher Weise zu pflegen und zu leben wie früher. Denn in Relation zur Mitgliederzahl stehen nun alte gewachsene familiäre Bindungen nicht mehr so im Vordergrund, sind nicht mehr alleine der Kern des Clubs, gehören aber erfreulicherweise immer noch dazu. Weiterhin bleibt der MYC der Idee des Familienclubs treu, indem er bei Neuaufnahmen vorrangig junge Familien möglichst mit Kindern sowie junge Regattasegler in die Clubgemeinschaft integrieren möchte. Der MYC öffnet sich nicht nur neuen Mitgliedern und deren Familien, sondern auch zusehends einem größeren Einzugsbereich. Dennoch bleibt der MYC ein Münchner Club, der dort seit nunmehr 100 Jahren im Vereinsregister geführt wird und dies auch in seinem Namen dokumentiert. Altersstruktur der Mitglieder in den Jahren 1971 bis 2008 169 Ein Segelclub von Münchnern für Münchner – so versteht sich der »Münchner« immer noch. Und doch hat sich gemessen am Wohnort seiner Mitglieder bis heute eine deutliche Verschiebung ergeben. In den ersten 50 Jahren seines Bestehens blieben die Münchner in ihrem Segelclub überwiegend unter sich. Hielt sich ihre Anzahl mit ca. 130 im Zeitraum von 1968 bis 1988 weitgehend konstant, so stieg mit zunehmender Mitgliederzahl gleichzeitig der Anteil der in Starnberg und auswärts wohnenden kontinuierlich an. Seit Mitte der 70er Jahre nun, waren die Münchner nicht mehr in der Mehrzahl, was wohl zu einem guten Maß auch daran lag, dass sich durch die allgemeine Mobilität und die Nähe zu München für viele Münchner Segler ähnlich wie heute ein Wohnen in Starnberg geradezu anbot. Investitionen Die Vergrößerung der Mitgliederzahl in den letzten 25 Jahren unterstützte die im gleichen Zeitraum erforderlich gewordenen großen Investitionen. 1986 wurde der Jugend ein Bungalow zur Verfügung gestellt und vom damaligen Vorsitzenden Dieter Grass eingeweiht. Noch in der Präsidentschaft von Gerhard Bergmann beschlossen die Mitglieder die Finanzierung der ersten großen Teilsanierung und Neugestaltung des Clubhauses, die 1991 vom nachfolgenden Vorsitzenden Dr. Carlo Kremer und seinem Vorstand durchgeführt und fertiggestellt wurde. Weil seinerzeit die Mehrheit der Mitglieder noch keine Vergrößerung der Clubräume wollte, stellte sich mit Beginn des zweiten Jahrtausends erneuter Sanierungs- und Renovierungsbedarf ein, der diesmal mit einer Erweiterung verbunden sein sollte. Einzugsbereich der Mitglieder in den Jahren 1908 bis 2008 Vor allem die Küche war zu klein geworden und obendrein veraltet. Unter der Präsidentschaft von Dr. Bernd Schaible wurden erste Pläne zu umfangreichen Baumaßnahmen im Casino entwickelt. In einem langwierigen und mühevollen Entscheidungsprozess fand schließlich die heute realisierte bauliche Lösung des Bauausschusses Zustimmung beim Vorstand und bei der großen Mehrheit der Mitglieder. 170 Als Dr. Carlo Kremer in einer zweiten Amtsperiode 2007 die Nachfolge von Dr. Bernd Schaible antrat, kam auf ihn und seine Vorstandskollegen erneut die Realisierung eines bereits beschlossenen Umbaus zu. Jedoch lag diese Aufgabe bereits in den kompetenten Händen des Bauausschusses bestehend aus den Vorstandsmitgliedern Niko Stoll und Otto Hartmann. Die Finanzierung wurde übrigens – was beachtlich ist – im Interimsjahr 2006 / 2007, in dem der Club keinen Präsidenten hatte, von den beiden stellvertretenden Vorsitzenden Prof. Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene und Niko Stoll detailliert ausgearbeitet, zur Entscheidungsreife gebracht und die erforderlichen Beschlüsse der Mitglieder herbeigeführt. Die Entscheidung, zahlenmäßig zu expandieren, wirkte sich auch auf die Liegeplätze im Hafen aus. Dadurch, dass Ende der 90er Jahre auf Vorschlag vom damaligen Hafenmeister Hansi Künzler der bestehende nord-südliche Steg – der legendäre Mittelsteg – im Großen Hafen abgerissen und durch zwei west-östlich verlaufende Stege ersetzt wurde, konnten zusätzlich 15 tiefgehende Hafen-Liegeplätze gewonnen werden. Gleichzeitig wurden im Kleinen Hafen durch Ausbaggerung weitere vier Liegeplätze für Kiel-Yachten geschaffen. So belegen derzeit 208 Yachten und Segelboote das Hafengelände. Auch verschiedene Neubauten ergänzen bis heute das Ensemble des Segelclubs. Musste das mit dem Kauf des Anwesens 1919 übernommene Gärtner- oder Pförtnerhaus wegen Baufälligkeit 1996 abgerissen und durch ein Neues ersetzt werden, so wurde rechtzeitig zum Jubiläumsjahr ein zweites Bootshaus gebaut, das nun den gestiegenen sanitären Bedürfnissen entspricht und zugleich mehr Raum schafft für Bootsreparaturen und Lagerung sowie für die Werkstatt. Seitdem trägt die Treppe als Treffpunkt zwischen Terrasse und Hafen wesentlich zur Kommunikation der Mitglieder untereinander bei und hat auf diese Weise integrierende Wirkung. Segelsport Die vielfältigen Festschrift-Beiträge zum Segelund Regattasport der einzelnen Bootsklassen während der letzten Jahrzehnte weisen den MYC gleichermaßen als Traditions- und aktiven Segelsport-Club aus. Seit 1990 ist Michael Zachries als Bootsmann für den Hafen und seine Schiffe zuständig. Die Vorliebe der Mitglieder für bestimmte Bootsklassen hat sich mit den Jahren immer wieder gewandelt. Klassen kamen und gingen. Insbesondere zur Förderung der Jugend und des Regattasports haben die Vorstände zu allen Zeiten darauf reagiert, indem sie offen waren für moderne neue Schiffsklassen und solche dann als Clubboote in den Hafen holten. Letzter Ausdruck dieser Politik ist die Förderung des Joker und der Streamline. Trotzdem bleiben traditionelle Klassen wie Drachen oder später dann H-Boote die wichtigsten Bootsklassen im MYC. Mit 49 Schiffen stellen die H-Boote die stärkste Klasse im MYC dar – gefolgt von mittlerweile 33 Drachen. Die seit etwa 35 Jahren gezielte Klassen-Förderung durch die Einführung einer Hafenordnung 1974, die die Vergabe von Liegeplätzen zwischen Regatta- und Freizeitseglern regelte, machte eine kontinuierliche Entwicklung möglich, die sich in den Erfolgen der MYC-Segler bei Regatten im In- und Ausland alljährlich eindrucksvoll belegen lässt. Klassische Rennyachten haben eine lange Tradition im MYC. Aber in den 50er Jahren ging Auch die Wiederherstellung der großen Außentreppe, die seit 1921 jahrzehntelang die Terrasse mit dem Hafenniveau verbunden hatte und die in den 60er Jahren einer Neugestaltung der Außenanlagen weichen musste, vervollständigt seit 2004 wieder das historische Erscheinungsbild. 171 dieser Schwerpunkt des Segelsports für längere Zeit stark zurück. Seit 1990 etwa ist es dem Vorstand ein großes Anliegen, wieder daran anzuknüpfen und gepflegte Traditions-Yachten in die Flotte des Clubs zu bekommen. Von Anfang an bestand eine freundschaftliche Zusammenarbeit mit der Traditionsklassen-Flotte am Starnberger See. Darüber hinaus präsentierte sich der Club für Eigner von Traditionsyachten, die eine Bleibe am Starnberger See suchten. Im Laufe der Zeit haben auch einige unserer Mitglieder ihr Herz für schöne alte Yachten wiederentdeckt und den – vielleicht schon länger gehegten – Wunsch danach in die Tat umgesetzt. Diese Offenheit für klassische Oldtimer zeichnet den MYC heute wieder besonders aus. Der 2001 begründete Bernbacher Cup für Schärenkreuzer und Lacustre gehört mittlerweile zu den anerkannten Traditionsregatten hier am See. Erholung Der MYC sieht sich vorrangig als Segel- und Regattasport-Club, der seinen Mitgliedern aber auch vielfältige Möglichkeiten zur Entspannung und Erholung bieten will. Ausdruck dessen ist die durch die Initiative des Clubmitglieds Hubert Biegert 1999 neugestaltete »Hubertuswiese« auf der Nordmole, wo sich im Sommer Jung und Alt zum Baden und Sonnen treffen. Wie schon in den ersten Jahrzehnten des Clubs wird nach wie vor an der Tradition festgehalten, Segelsport immer auch zu verbinden mit gesellig-gesellschaftlichen Veranstaltungen. 172 So sind seit Jahrzehnten Sommer- und Winterfeste wesentlicher Bestandteil des Clublebens. Einer der Höhepunkte im Sommer ist seit 2003 das Hafenfest, das bei clubeigener Live-Musik und kulinarischen Genüssen gute Gelegenheit zu vielfältigen Gesprächen unter Clubmitgliedern und ihren Gästen bietet. Das Gelingen solcher Clubfeste und privater Feiern sowie zahlreicher Regattaveranstaltungen ist ganz wesentlich von Neben Bootsmann Zachries sind es Irmhild Lippitsch (unten) und Thomas Ortner (links), für die der MYC kein Ort reiner Erholung ist einer zuverlässigen und ansprechenden Bewirtung abhängig. Der MYC kann sich seit mehreren Jahren glücklich schätzen, Thomas Ortner und sein Team für diese wichtige und an Regattatagen oftmals auch stressige Aufgabe gefunden zu haben. Und an dieser Stelle sei auch »unsere« Frau Lippitsch gelobt, die seit vielen Jahren das Sekretariat des MYC »schmeißt« und in dieser Funktion oft den nicht immer dankbaren Puffer bildet zwischen notwendiger Bürokratie einerseits und hohen Freizeitansprüchen der Mitglieder andererseits. 2008 Seit 2007 hat Dr. Carlo Kremer das Amt übernommen, den Club im Rahmen einer weiteren Präsidentschaft in sein zweites Jahrhundert hinein zu führen – oder seemännisch gesagt – hinein zu manövrieren. Durch seine Fähigkeit, divergierende Meinungen und Interessen unter den Mitgliedern auszugleichen, ist der Club nach den Anstrengungen der langjährigen Baumaßnahmen nun auf dem Weg in eine konsolidierte und zugleich harmonische Zukunft. Nach fünf schwierigen Jahren hat man wieder zusammengefunden und ist in der Lage, gemeinsam das »100-jährige« zu feiern. BdV = Beauftragter des Vorstands (Stand 1. Mai 2008) 173 Michael Zachries seit 1990 Bootsmann im MYC antwortet Bettina RennerSchneider Wie kamen Sie zu diesem Stellenangebot als Bootsmann für den MYC? Das Leben ist von Zufällen geprägt, und das war auch einer. Ich habe nach der Wiedervereinigung beim H-Boot-Segeln den Yacht-Ausrüster Sepp Resch vom Chiemsee kennen gelernt. Er gab mir die Möglichkeit, bei der Messe Caravan & Boot seinen Messestand auf- bzw. abzubauen und zu betreuen. Ilja Wolf, ein Freund aus meinem Berliner Segelclub hatte zu dieser Zeit eine Anstellung im BYC. Er wusste von der freien Stelle im MYC und ich war gleich interessiert. Mit Werner Biebl gab es dann den ersten Kontakt zum MYC. Haben Sie immer hier auf dem Gelände gewohnt? Das alte »Pächterhaus« war ein reiner Sommerbau. Den Winter habe ich in Berlin verbracht. Nach Fertigstellung des Neubaus 1996 beschloss ich, meine Berliner Wohnung aufzugeben und komplett umzuziehen. Ein Clubgelände, das auch im Winter bewohnt wird, ist doch besser unter Kontrolle. Gibt es Aufgabengebiete besonderer Art, etwas, das Ihnen am Herzen liegt? Das ist natürlich die Arbeit auf dem Wasser und der Umgang mit der Jugend. Die Stütze eines Vereins ist ja die Jugend, die muss man fördern und damit auch interessieren und binden. Denn die Jugend ist ja sowieso nicht ihr ganzes Leben lang hier, auch wenn sie vielleicht weiterhin Mitglied bleibt. Bei meinem Verein am Müggelsee, wo mein Sportlehrer nach der Schule die ganze Klasse mitgenommen und gesagt hat, probiert doch mal – einfach so als außerschulischen Sport – da war ich der einzige, der übrig geblieben ist. Weil mir das Spaß gemacht hat. Seit 1957 bin ich als Regattasegler in einem Segelverein. Ich habe im MYC das Segeln von der organisatorischen Seite kennen gelernt. Bei einer Regatta werden von mir die Bojen gelegt. Wenn Wettfahrtleitung und Segler zufrieden sind, dann bin ich es auch. Da können sich auch die Wettfahrtleiter drauf verlassen, dass das funktioniert, was ich mache. Bleibt während einer Regatta Zeit zur Beobachtung, dann nutze ich das. Erfolgreiches Segeln ist kein Zufall. Wer die Regeln der Segelliteratur berücksichtigt, liegt meistens auf der Sonnenseite der Ergebnisse. Sie haben ja zu DDR-Zeiten bereits Erfolge im Segeln gehabt, wie sah denn Ihr Leben vor dem MYC aus? Ich bin die Bootsklassen Pirat, FD, Drachen und Soling gesegelt. Höhepunkte waren die Teilnahmen an drei olympischen Spielen – Kiel 1972, 174 Montreal 1976, und Moskau 1980. Mein Training war so: im Mai mit dem Boot nach Warnemünde und im Oktober wieder zurück, höchstens Wochenendbesuch zu Hause kurz – und sonst war das rund um die Uhr nur segeln, segeln, segeln. Ich hatte eine Freistellung von meinem Beruf für sportliche Betätigung – wie hieß das so schön: Diplomat im Trainingsanzug. Danach habe ich in meinem Club als Segelmacher gearbeitet. Schwerpunkt der Arbeit war die Entwicklung von Solingsegeln. Eine enge Zusammenarbeit mit den Seglern war dabei die Basis vieler Erfolge. Kannten Sie auch westliche Segler? Nur zum Teil. Von gemeinsamen Regattatagen kannte ich z. B. Gernoth Schreiber und Peter Möckl vom MYC. Aber vor der Wende hat es keine Möglichkeit gegeben, den Starnberger See zu besuchen. Um so mehr freute ich mich dann, hier viele bekannte Segler anzutreffen wie z. B. Landestrainer Albin Molnar, die North-Vertreter Erich Hirt, Eckard und Norbert Wagner, Horst Nebel, Wolfi Rappel, die Soling-Segler Burschi Haist, Jörg Mössnang und Michi Obermeier. Der Kontakt zu diesen bekannten Seglern hat mir den Start in Bayern erleichtert. Noch ein Abschlusswort … Wiederschaun. 175 Hafenfest Eine Idee wird Tradition Stefan Ramstetter Man stelle sich vor: Ein lauer Frühabend eines wunderbaren Segeltages. Dezente, beschwingte Musik weht über den Hafen und hinaus über den See. Noch laufen Boote in den Hafen ein, machen fest und die Segler und ihre Freunde genießen den Duft traditioneller und exotischer Spezialitäten aus der im Freien aufgebauten Küche. Eine Vielzahl gut gelaunter Menschen, bekannte und noch nicht bekannte, haben sich bereits an den aufgebauten »Zapfstellen« und Tischen versammelt und viele weitere streben hangabwärts dem gleichen Ziel zu: dem MYCHafenfest. Es war 2003, als sich der frisch gewählte Hafenmeister mit dem Gedanken an seine Kollegen im Vorstand wandte, den gerade renovierten Hafen und die neue Hafentreppe, die nun wieder – wie in den 30er Jahren schon einmal – von der Terrasse direkt in den Hafenbereich führt, zum Anlass für ein großes Hafenfest zu nehmen. Dabei war nicht an eine Konkurrenz zu den ohnehin etablierten Segler- und Traditionsfesten des MYC gedacht, die seit den 20er Jahren in allen Epochen und in vielfältiger Form Magnet für die Mitglieder des MYC waren. Vielmehr stellte man sich ein zusätzliches stimmungsvolles Sommerereignis unmittelbar im Hafenbereich vor, mit dem der Club gleich mehrere Ziele verbinden konnte: Das neue Hafenfest sollte »halböffentlich« auch für alle Segler unserer Nachbarvereine sowie für Freunde und Gäste unserer Mitglieder offen sein, um sich einfach in diesem einmaligen Ambiente verabreden zu können. Ohne die sonst übliche Club-Kleiderordnung durfte statt Tanz das ungezwungene Gespräch aller Gäste im Vordergrund stehen. Daneben musste das Fest für den MYC budgetneutral sein, sollte aber gleichzeitig ohne vorherige Anmeldung und ohne Eintrittsgeld ein 176 Erfolg werden. Mitglieder und Gäste sollten allein durch die Verlockungen des Angebots zum Kommen und Verweilen animiert werden. Der Kreativität des Casinopächters Thomas Ortner waren keinerlei Grenzen gesetzt. Und schließlich sollte womöglich ein gelungenes erstes Hafenfest ein Auftakt für weitere sein … Nun, der gesamte Vorstand war leicht für das Vorhaben zu gewinnen, zumal das gezeichnete Stimmungsbild für Erleuchtung und die beantwortete Budgetfrage für Entlastung gesorgt haben. Die weiteren Schritte waren dann vorgezeichnet: Der Casinopächter nutzte freudig die gebotene unternehmerische Gelegenheit, das Hafenfest federführend zu organisieren. Vereinbart wurde auch freie Hand in Sachen Angebot, Preisgestaltung, Hafendekoration und Überraschungen. Viele Mitglieder boten bei Bekanntwerden des Vorhabens spontan ihre Unterstützung an. Vor allem die Jugend- und Juniorenabteilung kümmerte sich helfend um logistische Themen. Und von Anfang an war es beschlossene Sache, dass ein fast »clubeigenes« Jazz-Ensemble den musikalischen Teil des Festes bestreitet. Einen schöneren Anlass hätte unser erster Vorsitzender, Dr. Bernd Schaible (2000 - 2005), nicht finden können, um die neue Hafentreppe zusammen mit Hauswart Volker Mader im Fackelschein an die Mitglieder zu übergeben. Manch einer hörte auch noch nach dem viel zu frühen Ende der schönen Musik ein Singen und ließ sich von den anfänglichen Schlangen am Getränkestand nicht abhalten, die Mittsommernacht im Hafen des MYC so richtig zu genießen. Wir hoffen sehr, dass dies der Auftakt zu einer Vielzahl ebenso wunderbarer Hafenfeste ist … Besucherzahl: über 600 Personen Anzahl ausgegebener Essen: ca. 460 ausgefüllte Bestellzettel: ca. 1.840 ausgeschenkte Cocktails: ca. 320 gespülte Gläser: über 2.500 …« So war es für’s erste also geschafft. Aber wie immer, der Erfolg einer ersten Veranstaltung setzt den Maßstab für die nachfolgenden Ereignisse. Und so kam es, dass das Hafenfest im MYC seither zu einem traditionellen Viele Sachspenden, wie das von Sammlern mittlerweile begehrte Hafenfestplakat oder die professionelle ton- und beleuchtungsmeisterliche Betreuung des Abends von und durch unsere Mitglieder, taten daneben ihr Übriges, um das erste Hafenfest zu einem vollen Erfolg werden zu lassen. Die Club-Information vom Juli 2003 wusste zu berichten: »An einem lauen Sommerabend, pünktlich zum Sonnenuntergang der Mittsommernacht begann das erste Hafenfest des MYC. Begleitet von kulinarischen Genüssen und umrahmt von beinahe konzertanter Atmosphäre nahm ein perfekter Abend seinen Lauf. Bestandteil unseres Clublebens und der Festlandschaft am ganzen See geworden ist. 177 MYC mit neuem Bootshaus am 4. Mai 2008 (Dieses Foto ist eine Spende von Theo Geither.) 180 Jugend 181 Aufwachsen im Münchner Yacht-Club Prägung fürs Leben Philipp Ocker und Anderl Denecke Wenn man als Kind eines aktiven Mitgliedes in den MYC geboren wird, beginnt das Zusammenwachsen mit dem Verein bereits sehr früh. Jeder weiß, wer man ist und Wachstumsfortschritte werden in der Clubgemeinschaft nicht nur verfolgt, sondern auch kommentiert (» … Du bist aber schon wieder groß geworden …«). Der Club bietet für alle Heranwachsenden ein riesiges Abenteuerland, das es in allen Winkeln zu erforschen gilt. Der Vorteil ist (aus Elternsicht), dass man auf seinen »Expeditionen« niemals verloren gehen kann, da Erwachsene einen immer im Auge behalten, auch wenn man sich aus dem Blickfeld der eigenen Eltern entfernt. So entstehen in jeder neuen Generation schon frühzeitig Freund- und Seilschaften, die ohne Altersgrenzen womöglich ein Leben lang halten. 182 Später dann treffen sich Freundesgruppen an Wochenenden im Club. In den Schulferien ist es üblich, im Club zu wohnen (im Zimmer, Bootshaus oder Boot). Während die Eltern abends auf der Terrasse sitzen und sich unterhalten, erwacht im Dunklen dann regelmäßig der jugendliche Forschergeist und beginnt das Gelände und dessen Gebäude (inklusive Hafen) genau zu untersuchen. An dieser Stelle wollen wir nicht weiter ins Detail gehen und schon gar keine Namen nennen, aber eines sei angedeutet: Einige von uns kennen den MYC sehr genau. Und die Liebe zu Lagerfeuer, Staudämmen, Röhren, zum Nachtangeln, dem Feuerwerk im Undosa und nicht zuletzt zum Umfunktionieren und Bepflanzen von Jollen wie Beibooten wurde geweckt und sorgte mit weiterem Unfug für viele gute Geschichten. Und noch etwas gehört zu den schönen Kindheitserinnerungen im Club: Oft spendierten uns freundliche Mitglieder Eis (einige haben noch heute Jahrzehnte alte Gutscheinzettel) und wenn das gerade mal nicht der Fall war, überredeten wir halt den Wirt dazu, uns eins zu geben …! – oder gerade weil – ein Opti aus dieser Zeit eher einem Panzerkreuzer ähnelte als einem Regattaboot. Irgendwann entstand dann auf Initiative von Uli Finckh das regelmäßige Optitraining und eine Optiwoche in den Sommerferien. Uli, Günther Dehler und Michael Zachries machten sich damit nicht nur unsterblich, sondern sorgten auch dafür, dass manche von uns es ihnen heute gleich tun. Damals, als Optis noch dazu benutzt wurden, um den Hafen und dessen Umgebung mit Paddeln zu erforschen, war das »Segelnlernen« eher eine Begleiterscheinung. Einige von uns haben es aber dennoch ganz passabel erlernt, obwohl 183 Mit der Optiwoche geht’s los Verlauf einer typischen MYC-Seglerkarriere Marc Anschütz »Bleibst du stets bei deinem Boot, überlebst du auch in größter Not! Schwimmst du weg von deinem Boot, bist du schon nach Stunden tot …!« Es sind jene signifikanten Sprüchlein von Uli Finckh, die mir in die Wiege des Segelns gelegt worden sind. Besser gesagt: bei meiner ersten Optiwoche im Jahre 1997. Bei der Optiwoche, die eigentlich den Anfang einer MYC-Seglerkarriere ausmacht, geht es darum, den Jüngsten das Segeln schmackhaft zu machen und eventuell, sofern ein Wille da ist, den Jüngstenseglerschein zu machen. Genau wie damals, opfern auch heute noch die Älteren der Clubjugend ihre erste Sommerferienwoche, um den Kleinen die Grundlagen des Segelns beizubringen. Dabei steht natürlich der Spaß im Vordergrund. Bei etlichen Kenterübungen, Wasserschlachten und Knotenmeisterschaften soll den Kindern die Angst genommen werden. Auch wenn in dieser Woche der Ausnahmezustand im Münchner Yacht-Club herrscht, denke ich, dass die Optiwoche eine nicht mehr wegzudenkende Institution für unseren Club ist. Für diejenigen Seebären, die ihre Segelkarriere danach immer noch nicht an den Nagel gehängt haben, geht es darum, erste Regattaerfahrungen zu sammeln. Sie nehmen dann in der Regel an der Opti-Liga teil, einer Wettfahrtserie, die an mehreren Sonntagen in unterschiedlichen Clubs am Starnberger See stattfindet. Nach diesen ersten Erfahrungen können sich die Kinder auch an größeren Regatten beteiligen, um genügend Punkte für »Opti A« zu sammeln, d. h., dass man dann auch an deutschen Meisterschaften und Qualifikationen für EM / WM teilnehmen darf. Die Altersgrenze beim Optimisten liegt bei 15 Jahren, wobei die Meisten aufgrund einer raschen Gewichtszunahme gezwungen sind, schon früher in eine andere Bootsklasse umzusteigen. Nun entscheidet sich, ob man Einzelkämpfer bleibt oder »im Team spielen« möchte. Die meisten entscheiden sich dann für den 420er, eine kleinere Version des olympischen 470er, welche international sehr stark vertreten ist. Natürlich gibt es auch andere attraktive Bootsklassen wie z. B. den 29er oder den Laser. Es ist dann eine rechte Umstellung im Team zu segeln, weshalb schon so mancher Vorschoter zum Hafen zurück schwimmen musste … 184 Marc Anschütz Andreas Leicher Christian Stoll Sabrina Fröschl Max Adami Manuel Zwinz Bastian Henning Das Interesse an diesem Training ist so groß, dass die MYC-Jugend jeweils in den Oster- und Herbstferien ein ganzes Hotel für sich beanspruchen muss. Angeboten werden Einsteiger- und Fortgeschrittenentrainings, die durch die Zusammenarbeit mit anderen hiesigen Clubs deutlich verbessert werden konnten. Denn sobald sich eine Trainingsgruppe quantitativ sowie qualitativ verstärkt, kommt das Training einer Regattasimulation wesentlich näher. Wenn dann genug trainiert worden ist und die ersten Erfolge verzeichnet werden, geht es darum, den Münchner Yacht-Club deutschlandweit, europaweit oder sogar weltweit zu vertreten …. Viele von uns haben bereits auf hochangesehenen internationalen Regatten, wie der Kieler Woche, Internationalen Deutschen Meisterschaften oder sogar Weltmeisterschaften Erfahrungen sammeln können. Um den Einstieg in den Segelsport zu ermöglichen, stellt der Club sechs Optimisten, drei 420er, zwei Streamlines und zwei motorisierte Schlauchboote zur Verfügung. Die Nachfrage ist regelmäßig so groß, dass alle Clubschiffe ausgelastet sind. Aber mal abgesehen vom Segeln gibt der Club uns, der Jugend noch weit mehr. Hier lernt man wahre Freunde fürs Leben kennen. Denn es ist das Segeln, das uns alle verbindet und auf das niemand verzichten möchte. Ich hoffe, dass unser Club auch in den nächsten 100 Jahren seine familiäre Atmosphäre beibehält und gleichzeitig möchte ich das zurückgeben können, was mir dieser Club bedeutet. Bevor es bei Regatten richtig losgehen kann, empfiehlt sich ein Training am Gardasee, bei dem man wortwörtlich ins kalte Wasser geschmissen wird. 185 Nun – Opti-Mutter, das ist mehr. So viel weiß ich nach all den Jahrzehnten im MYC. Da nämlich wird der kindliche Drang zum Wasser in das verwandelt, was man SegelLeidenschaft nennt, eine lebenslängliche Prüfung für Kinder und Eltern. Kaum sind die Kinder aus den Windeln, da beginnt das Leiden schon und das ist erst der Anfang. Mit dem Heranwachsen folgen dann gar ausgereifte Sportgeräte, die natürlich immer schneller und kippeliger werden. In diesem Opti aber fängt das wohl seit über 40 Jahren an. Kaum ein erfolgreicher Segler im MYC hat nicht schon in frühester Jugend darin Platz genommen. Ein Opti, das ist diese kantige Nussschale, in der meine Kinder bis heute vom Wind und von den Trainern über den See getrieben werden. Man nennt das Training und wer schwimmen kann, der kann auch OptiSegeln, heißt es. Jedenfalls ist festzustellen, dass das »Jüngsten-Segeln« den mütterlichen Sorgeinstinkten grundsätzlich entgegenwirkt. Ein gehöriges Maß am Pflichtvergessenheit gehört jedenfalls dazu, wenn man seine Kinder alleine in einem winzigen Boot auf den unberechenbaren See schickt. Das innere Zweifeln beginnt schon bei der Wahl passender Kleidung. In den Zeiten vor Erfindung von Neopren- und Trockenanzügen habe ich meine Kinder jedenfalls oft genug tropfnass wieder in Empfang nehmen dürfen. Geschadet hat es ihnen aber nichts. Es begann im Jahre 1919 mit drei Schülern, die sich auf das erwählte Gelände des MYC verirrten. Diese frühen Abkömmlinge der Gründergeneration wurden zu den ersten Juniorenmitgliedern gemacht. Man segelte verschiedene kleine Jollen, auch Anfertigungen Anton Drehers von 1919. Mädchen durften sich damals noch nicht von der Nähstube aufs Wasser wagen. Das änderte sich erst 1940, als acht Amazonen mit 24 Blauäugigen auf den See losgelassen wurden. Heute ist daraus die Jugendabteilung mit derzeit 121 Mitgliedern geworden. Tatsächlich, ein Viertel der Mitgliedschaft darf sich zu den Jugendlichen zählen, man glaubt es kaum. Und die Jugend hat etwas zu sagen. Das ist der Stolz des MYC. Doch es war nicht immer so. Jahrzehnte lang hatten meine Kinder es nicht leicht, in der angestammten Mitgliedschaft Beachtung zu finden und an Förderung war erst recht nicht zu denken. Das änderte sich mit Einführung der Jugendabteilung und 1974 wurde unter großer Beteiligung die erste Jugendversammlung abgehalten. Seither werden die Belange meiner Kinder auch an höchster Stelle in der Vorstandschaft vertreten – welch ein Glück. Dieser Aufstieg ist dem Einsatz unzähliger Eltern und Trainer zu verdanken, von denen hier nur einige genannt werden können. So erinnert man sich an das unermüdliche Engagement der Jugendbetreuer Uli Finckh, Franz Grosser und Carl-Egon Heintz in den Jahren um 1985. Diese Mitglieder haben den Begriff »Training« erstmals Segel-Lehrplan 1 Jüngstensegeln, Übungsteil 426a Abs. 3 »Verhalten nach Schiffbruch« (oben) Ein »Krokodil« wird überwältigt (rechts) 186 »Diese Jugend« Wir Opti-Mütter haben’s auch nicht leicht Michaela T. eingeführt. Durch den Seglerverband wurde Uli Finckh die erste offizielle Qualifikation als Segeltrainer am Starnberger See zugesprochen. Seit dieser Zeit sind all meine Kinder im MYC zu regelmäßigem Segel-Training unter angemessen straffer Leitung angehalten. Mit wie viel Sorgfalt und Hingabe die Jugendarbeit gestaltet wurde, ist dem Programm vom 14.6.1983 zu ersehen. Da unternehmen unsere Optis den mutigen Versuch, auf eigenem Schwert zur Regatta nach Ammerland zu reisen. Damals hatte man noch Zeit oder es muss einfach mehr Wind gewesen sein. Inzwischen hat die unverbesserliche SegelJugend schon Generationen von mehr oder weniger kenntnisreichen Trainern in den Wahnsinn getrieben. Zu nennen wären hier auch Niko Stoll und Anderl Denecke, die sich bis heute um die Jugend sehr verdient machen. Anfänglich kam man über zehn Trainingstage in der Saison kaum hinaus. Die sportlichen Erfolge blieben dennoch nicht aus. Inzwischen ist das wöchentliche Jugend-Training ein fester Bestandteil des Clublebens. Zweck der ständig wiederkehrenden Wasserübungen ist eine möglichst gute Platzierung auf einer Jugend-Regatta, die mit den Jahren immer zahlreicher wurden. Schon seit vielen Jahren richtet der MYC mindestens zwei dieser Wettkämpfe aus. Hinzu kommt die Jugendwoche, eine Meisterschaft, die auch auf Betreiben von Uli Finckh zurückgeht und wohl in den 1970er Jahren ihre berüchtigten Anfänge nahm. Im Olympiajahr 1972 richtete der MYC eine Regatta zu Ehren der Opti-Jugend aus, die natürlich nicht olympisch war. Über das Ergebnis ist heute nichts mehr bekannt. Höhere Weihen waren 1982 zur Jugend-Europa-Meisterschaft der 420er versprochen. Von den vielen guten Leistungen sei hier herausgegriffen: im Jahre 1983, dem 75-jährigen Jubiläum unseres Vereins, belegte die 420erJugend des MYC bei einer Regatta des Feldafinger Segelvereins nicht nur den ersten Platz sondern auch die Plätze 2 und 3 unter 45 Booten. Natürlich geht es auch miteinander. So kooperiert der MYC zur Ausrichtung einer Opti-Regatta seit mindestens 1977 mit dem Nachbarclub MRSV. Aus diesen Anfängen ist heute ein guter Austausch und ein regelmäßiges gemeinsames Training der Optis geworden. Mit vereinten Kräften wird die jährliche Opti-Woche gestaltet und natürlich fährt man auch gemeinsam zum auswärtigen Training. 187 Ob von Uli Finckh (unten) oder Michael Zachries (rechts), – elementarer Bestandteil eines jeden Trainingstages war und ist die »Bergpredigt« 188 Nur im geschützten Bootshaus hat ein einziger Holz-Opti bis heute überlebt. Ausschließlich als Beiboot genutzt, bleibt er meist ohne sein altes Baumwoll-Segel, das aber auch noch vorhanden sein soll. Ohne die Bereitstellung von Mitteln zur Anschaffung clubeigener Boote wären solche Ergebnisse nicht möglich gewesen. Anfangs griff man auf den inzwischen bewährten 470er als Jugendboot zurück. Später wurde diese etwas schwere Konstruktion vom schnellen 420er abgelöst, ein bis heute gängiges JugendSportgerät im MYC. Über lange Zeit segelten meine Kinder auch den Laser mit Begeisterung. Andere Klassen hatten es nicht ganz so leicht. Der Teeny war sicher gut gemeint, konnte sich aber auf Dauer nicht durchsetzten. Der Opti dagegen entwickelte eine glänzende Karriere. Im Nebel der MYC-Geschichte ist der allererste Opti heute nicht mehr auszumachen. Aus Holz muss er aber noch gewesen sein. Vermutlich deswegen sind die Überreste auf dem Gelände inzwischen restlos verwest. Dem Zeitgeist der 80er Jahre folgend stolperte man damals auch über eine beachtliche Zahl von Surfbrettern. Deren Reste wurden erst wenige Tage vor unserem 100-jährigen Jubiläum hastig entsorgt. Diese Zeit scheint vorbei zu sein. Segeln ist segeln und Surfen ist baden. Doch immerhin hat man wohl den Surfern eine Entdeckung zu verdanken. Am heimischen Gewässer ließ der Wind nach, der zum Surfen noch dringender benötigt wird als zum Segeln. Die jugendlichen Heißsporne des MYC wurden aber zusehends anspruchsvoller. Der Not gehorchend machten sich die Trainer also auf und suchten nach einem angemessenen Trainingsrevier für den Segelnachwuchs. Das war bald gefunden und so fuhr man etwa seit 1980 erstmals mit Sack und Brett an den schönen Gardasee. Die Laser waren auch dabei. 189 Aus diesem kleinen Ausflug ist in den Jahren ein festes Trainingsprogramm für alle Optis und die 420er geworden. Und bis heute gilt: Wer nicht am Gardasee war, ist nicht dabei gewesen. Für manchen aber ist dieses heimtückische Gewässer eine harte Prüfung. Und so kämpfen sich die Krümel bei Schneetreiben und Hagelschlag bis heute durch die stürmische Bucht vor Torbole. Inzwischen ist kein Tropfen Wasser mehr im Gardasee, der nicht schon von mindestens einem Nachwuchssegler des MYC geschluckt worden wäre. Zur abendlichen Belohnung winkt die fürsorgliche Aufnahme im Hotel Centrale, dessen Entdeckung wohl unserem Bootsmann Michael Zachries zu danken ist. Hier lässt die legendäre Pizza der Signora Bertolini jede Anstrengung des jungen Seglerlebens immer wieder schnell vergessen. Bis vor einigen Jahren wurde das Training noch mit dem Bojenleger oder anderen Arbeitsgeräten begleitet. An deren unnachgiebiger Außenhaut endete so manch missglücktes Anlegemanöver unserer Jugend. Bis auf die Terrasse soll das zu hören gewesen sein. Heute dagegen werden meine Kinder an zwei leistungsstarken Schlauchbooten geradezu luxuriös abgefendert. Einsatzbesprechung am Ufer des Gardasees im Herbst 2007 (oben) 190 Optiwoche 2007 mit dem ganz normalen Tumult vor dem Hafen des MYC Das ist aber nicht die Sorge aller Eltern, die sich während des Trainings nun wöchentlich zu einer Notgemeinschaft auf der Terrasse einfinden. Ein kräftiger Schluck hat dort schon über lange Zeit so manche Seele beruhigt und die Zunge gelockert. Dann werden frisch aufgeschnappte Fachbegriffe lässig ins Gespräch geworfen und stets wechselnde Ansichten über den richtigen Aufbau des Übungsgeräts vehement verteidigt. Nun geht es aber nicht nur um die Suche nach Abenteuern auf dem Wasser – auch für die Jugend nicht. An Land warten noch ganz andere Herausforderungen. Damit die nicht unentdeckt bleiben, wurde bereits in der ersten Jugendordnung eine mehr oder weniger freiwillige Verpflichtung zur Mitwirkung festgeschrieben. So ging man 1986 gemeinsam daran und richtete mit vereinten Kräften bei sparsamen Mitteln einen schummrigen Jugendraum ein. Nun hatte der Nachwuchs endlich ein weitgehend uneinsehbares Refugium. Etwas abseits und unter dichtem Bewuchs versteckt, konnte man sich den neugierigen und teils auch wehmütigen Blicken der alternden Mitgliedschaft entziehen. Das Bollwerk hat gehalten und bis heute weiß kaum einer der Honoratioren, was sich dort eigentlich genau zuträgt. Und viel mehr soll auch hier nicht bekannt gemacht werden. Nur gelegentlich dringt der schmerzhafte Lärm zeitgenössischer Musikdarbietungen bis auf die ehrbare Terrasse. Dann feiern meine Kinder und dann ist wohl alles in Ordnung. Zum Feiern gab es stets genügend Anlässe und bis heute mussten unzählige Stück Zuchtvieh auf den Grillrosten der MYC-Jugend ihr Leben lassen. Zum Schrecken aller Eltern werden schon die Jüngsten in diese Vorhölle eingeführt. Unter fachkundiger Leitung von Uli Finckh zog 1981 das erste Trainingslager mit unglaublichen 63 meiner segelnden Sprösslinge über das sorgsam gepflegte Clubgelände hinweg. Seither bietet man der Jugend jährlich Gelegenheit, eine ganze Woche lang erworbene Fertigkeiten dem fachkundigen Terrassenpublikum vorzuführen. Man nennt das heute Opti-Woche und auch diese Tradition ist unauflöslicher Bestandteil des Jugend-Trainings geworden. Spätestens in diesen Tagen und teils noch längeren Nächten werden die Frischlinge von der eingesessenen Seglerjugend unrettbar vereinnahmt und dürfen von nun an auch ungefragt am heimischen Lagerfeuer vor dem Jugendraum Platz nehmen. Integration nennt man das. So schnell geht das mit dem Erwachsenwerden. Und die Opti-Mutter ist ihre Kinder plötzlich los und hat doch so viele Freunde hinzugewonnen. 191 Ansegeln des Münchner Segler-Clubs »Die Yacht«, Nr. 20 vom 15. Mai 1914 192 Segeln 193 Klassische Rennyachten und der Münchner Yacht-Club Dr. Hanns-Georg Klein und Erwin Söllner-Fleischmann Die Entwicklung des Regattasports Der Segelsport beginnt in Deutschland mit der ersten Kieler Woche 1882 und der Gründung des DSV 1888 durch mehrere norddeutsche und Berliner Yacht-Clubs. Segeln ist zu dieser Zeit ein Sport des Adels, der Maler und Schriftsteller sowie der betuchten Unternehmer. Bereits 1900 wird Segeln olympische Disziplin. Etwa gleichzeitig erfolgt die Entwicklung von Konstruktions(z. B. Sonderklassen 1900, Meter-Klassen 1906, Schärenkreuzer 1908) und Einheitsklassen (z. B. Starboot 1911, Drachen 1929). Vor dem Zweiten Weltkrieg sind die schweren »Sechser« (6mR) und »Achter« (8mR) die verbreitetsten olympisch gesegelten Rennyachten, danach setzen sich kleinere und leichtere Boote durch (5,5mR, Drachen, Finn, Star). Als im Jahre 1908 die »Vereinigung Münchner Segler« (später MYC) gegründet wird, ist der Yachtsport am Starnberger See bereits etabliert. Schon 1887 hatte die erste offizielle »locale Amateur-Segelregatta« am See stattgefunden. 1895 übernahmen die beiden bereits bestehenden Wassersportclubs, der »Münchner Ruderclub von 1880« am Starnberger See und der 1888 gegründete, erste echte »Wettsegelclub«, der »Seglerverein Würmsee« (später Königlich Bayerischer Yacht-Club) sowohl das Entwicklung der Sonderklassenyachten Tilly I, III, VII, X, XIV und XV (von oben nach unten) 1900 - 1912 194 Messverfahren als auch die Wettsegelbestimmungen des DSV. Ab 1907 setzt dann eine rege Regattatätigkeit zwischen dem »Segler-Verein Würmsee« und »auswärtigen« Booten vom Akademischen Segler-Verein in München am Ammersee ein. Aus der Kooperation dieser beiden Segelclubs im »Münchner Wassersport Kartell« und bei der Durchführung von Sommerregatten geht wenig später die »Münchner Woche« hervor, die 1908 erstmals ausgesegelt wird. Nach Beitritt zum DSV im Frühjahr 1909 übernimmt der nunmehr in »Münchner Segler-Club« umbenannte Segelverein 1910 zum ersten Mal zusammen mit dem »Seglerverein Würmsee« die Aufgabe des Gastgebers der »Münchner Woche« und macht sich so einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Mit zeitweise bis zu 200 teilnehmenden Booten entwickelt sich die »Münchner Woche« in jenen Jahren zu einer der meistbesuchten Segelveranstaltungen Deutschlands. Alle damals gesegelten Klassen, insbesondere auch Jollen sind am Start. In diesen 14 Tagen im Juli ist Starnberg eine »Centrale des Wassersports«, wie der Schriftleiter des Starnberger »Land- und Seeboten« und Mitbegründer des MYC Georg Queri feststellt. Auch das Bayerische Königshaus, das selbst an den Wettfahrten teilnimmt, begrüßt die »Münchner Woche« als ein wichtiges gesellschaftliches Ereignis für München und den Starnberger See. Der Regattasport im MYC selbst entwickelt sich auf verschiedenen Ebenen. Die sogenannten »Beiboot-Regatten« beginnen im MYC ab 1911, nachdem die Rambeck-Werft mit dem Bau dieser Klasse begonnen hat. Es handelt sich um nicht eingedeckte Schwertboote, deren Wettfahrten am See immer ein Höhepunkt des Regattageschehens sind. Sie werden auch noch nach Ende des Ersten Weltkriegs, etwa bis 1921 / 22 gesegelt. Bedingt durch die zahlreichen Neukonstruktionen verliert man in den anderen Clubs vorübergehend das Interesse an dieser Klasse, im MYC jedoch verbleibt ein größerer Bestand dieses Jollen-Typs. Es sind Alfred Bauch und das Gründungsmitglied Emil Bickel, die für diese Klasse ab 1924 wieder eine Renaissance einleiten. Diese Wiederbelebung wird auch von den übrigen am See beheimateten Clubs sehr unterstützt. »Klassische« Rennyachten im MYC Die Sonderklasse »Erlkönig« des MYC-Mitbegründers Albert Zisch ist zwischen 1912 und 1914 mit 67 ersten Plätzen am Starnberger See, Ammersee und Bodensee die erfolgreichste Rennyacht des noch jungen MYC. Die »Falke« von MYC-Mitbegründer Otto Saumweber und die »Yurmungander« von Toni Huber – beides mehrfach umgebaute Nationale Klassen – sind ebenfalls sehr erfolgreich und gehören zusammen mit der Yawl »Flevo« zum ersten Bestand an größeren Rennyachten im MYC. Um 1913 verfügt der MYC zusammen mit den 6m-RYachten, den 7m-R-Yachten und einer 7 S.L.Yacht über 18 »Klassiker«. Die »Flevo«, ein Rambeck-Bau von 1905, die zu gleichen Teilen Hans Gruss und Hans Tremmel gehört, ist anfangs mit 12,90 Meter LüA und über 100 qm Segelfläche die größte Rennyacht im MYC. Bei der Bodensee-Woche 1925 ist die »Flevo«, die keine Ausgleichsyacht ist, bei sechs Starts sechsmal siegreich. Am Bodensee werden zu dieser Zeit etwa fünf Yachten der gleichen Bauart gesegelt. Durch die überragenden Erfolge der »Flevo« und die internationale Beteiligung an der Bodensee-Woche (Deutschland, Schweiz, Österreich) gewinnt der MYC erstmals auch über die Landesgrenzen hinaus Beachtung. Zu den Klassen, die vor dem Zweiten Weltkrieg vorwiegend im MYC gesegelt werden – und dies in recht ansehnlicher Flottenstärke – gehören die Einheitszehner, die 15er und 20er Rennjollen sowie die 22er Nationalen Kreuzer. Im Hinblick auf die angestrebte Klassenpolitik wird die 35 qm Nationale T-Klasse im MYC besonders gefördert. C. Andersen bringt seine 1922 erbaute »Maharani IX« (T-66) und die Brüder W. und K. Berninghaus die »Schwarz-Weiss-Rot« (T-63) in den MYC. Es folgt 1923 die T-78 »Fifi« (Baujahr 1923) von A. Dreher, die im gleichen Jahr an den Clubkameraden G. Haug verkauft und in »Eos« umgetauft wird. 1924 bringt F. Schiffmann die »Emmy II« (keine U-Nummer) und Franz Hopfner die »Racker V« (T-95) in den MYC-Hafen. Die »Racker V« wird 1926 an den Ammersee verlegt. Später folgen die L-Yachten sowie 35er und 45er Klassen. Fredl Bauch, Hans Gruss und Franz Förg sind im MYC die ersten Eigner eines 40er Schärenkreuzers (R49 »Fritzl II«, R11 »Seehund IV«). Zu den größeren Rennyachten im MYC gehören Innerhalb der Konstruktionsformel war es möglich, die Schiffe hinsichtlich ihrer Segeleigenschaften für den Rennsport zu optimieren. Die Tilly XV, an deren Ruder Prinz Heinrich von Preußen noch im Baujahr 1912 den Samoapokal bei der Kieler Woche gewann, ist seit 1993 wieder am Starnberger See (DTYC) beheimatet und wurde 2001 Gesamtsiegerin der Münchner Woche. 195 Teilnehmer am Deutschen Seglertag in München 1925 als Gäste der drei am Starnberger See beheimateten Verbände vor dem Zweiten Weltkrieg sechs 40qmSchärenkreuzer, vier R-Yachten, sieben Sonderklassen und die aus der Zusammenstellung von 1924 (s. u.) ersichtlichen übrigen Klassen. Klassenpolitik im Münchner Yacht-Club Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg unterstützt der MYC in jeder Form die von Konsul Hugo Kustermann (BYC) angestrebte Klassenpolitik, da der Segelsport in dieser Zeit durch zahlreiche Neukonstruktionen sehr unübersichtlich zu werden droht und die sportlichen Leistungen nur schwer vergleichbar sind. 1925 findet zum ersten Mal seit Bestehen des DSV ein Seglertag nicht in Berlin oder Hamburg, sondern in München statt. Dieser »Seglertag« vom 1. - 6. Oktober wird zu einem großen Erfolg für die drei Clubs am Starnberger See und zu einem Forum für die Vertreter einer modernen Klassenpolitik. 196 Zu den treibenden Kräften der modernen Klassenpolitik, d. h. der Etablierung größerer Flotten von »Klassenbooten« mit einheitlichen Rissen, einheitlicher Vermessung und einheitlicher Segelfläche, um faire und vergleichbare Wettbewerbsbedingungen zu erreichen, gehörten im MYC die Gründungsmitglieder Anton Dreher sen., Albert Zisch und Emil Bickel sowie Hans Gruss, einem der hartnäckigsten Wortführer gegenüber dem DSV. Die vorherrschende Meinung »weg vom Boots- und Yachten-Durcheinander hin zu einer modernen Klassenpolitik« wird damals in allen Deutschen Clubs deutlich, im MYC jedoch bereits sehr früh als Trend erkannt. Auch die damaligen »MYCJungaktiven« um Dr. Kurt Kallhardt, Dr. Manfred Curry und Ferdinand Birkner gehören nicht zuletzt wegen ihrer zahlreichen Regattateilnahmen zu den wichtigsten Sendboten der »Klassenidee« und damit einer neuen »Klassenpolitik«. Zum gleichen Zeitpunkt setzt man sich beim MYC dafür ein, dass endlich eine vorgeschriebene Mannschaftsbegrenzung erfolgt. Bis dahin war die Anzahl von Crew-Mitgliedern auf Rennyachten nicht reglementiert. Es sind die oben genannten Aktiven des MYC, die – unterstützt von den Aktiven des BYC – zu den »Geburtshelfern« der modernen Klassenpolitik werden. Der DSV übernimmt die Anregungen des MYC und BYC hierbei nahezu vollständig. Hans Gruss wird bald darauf Mitglied im DSVGremium. Bayerischen Seen besonders propagiert wird. Durch die Siege von Curry mit »Aero« und Birkner mit »Bibi IV« – ebenfalls in der RambeckWerft gebaut – wird auch die Z-Rennjollen-Klasse zu einer Art Schwerpunkt im MYC. Bei dem vom MYC veranstalteten »Dr. Manfred Curry-Preis für die Z-Jollen« sind 1931 zwölf Jollen am Start. Curry dreht bei dieser Wettfahrtserie einen 35mm-Film mit dem Titel »Weiße Flügel«. Dieser herrliche Film, der auch im Ausland starke Beachtung findet, stellt bis 1940 den MYC ebenfalls sehr in den Mittelpunkt des Interesses der Seglergemeinschaft. Der absolute Durchbruch für den MYC hinsichtlich der modernen Klassen ist die von dem aus Berlin stammenden und seit 1926 in Starnberg ansässigen Konstrukteur Carl Martens – der eine Zweitmitgliedschaft im MYC hielt – für die Olympiade 1936 konstruierte »O-Jolle«, mit der Ernst Bickel vom MYC 1938 und 1939 Europameister wird. Diese Erfolge bringen für den MYC erneute international Beachtung, von der auch die Rambeck-Werft, welche diesen Bootstyp baut, durchaus profitiert. Die O-Jolle wird auch nach dem Zweiten Weltkrieg im MYC sehr gefördert, gewinnt ebenso in anderen süddeutschen Clubs sowie in norddeutschen Seglervereinen zunehmend an Bedeutung und ist bis etwa 1970 stark vertreten. Im Rahmen des 100-jährigen Clubjubiläums darf durchaus der Hinweis erlaubt sein, dass die Verbreitung und Internationalisierung des O-Jollensegelns im MYC seinen Ursprung hatte. Ähnliches gilt für die 20qm-Rennjollenklasse oder »Z-Rennjollen«, die vom Ersten Vorsitzenden des MYC, Fritz Hannamann (Vorsitz 1924 - 1928) und Ferdinand Birkner (Mitglied seit 1925) gefördert und von Dr. Kurt Kallhardt und Dr. Manfred Curry auf den Renaissance der Traditionsklassen Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 80er Jahre hinein spielen »klassische Yachten« im MYC zahlenmäßig kaum noch eine Rolle. Für das Verschwinden der eleganten »Klassiker« in der traditionellen Holzbauweise mögen verschiedene Faktoren ursächlich gewesen sein. Manche vor und kurz nach dem Ersten Weltkrieg gebauten Rennyachten werden, bedingt durch die nachfolgenden Wirtschaftskrisen in der Weimarer Zeit, an Fischer mit Verleih-Konzession als »Mietboote« veräußert. 1929 brennt die RambeckWerft zum ersten Mal ab. Viele der dort eingelagerten Yachten – auch aus dem MYC – werden vernichtet. In der Zeit nach 1945 kommt es zu Beschlagnahmungen durch die Amerikaner, der Bestand an »klassischen Yachten« verschwindet großteils oder wird zerstört. Ein zweiter Brand in der Rambeck-Werft vernichtet weitere alte Yachten. Die inzwischen nur noch kleine Anzahl wird weiter dezimiert, als ein Brand in der Bootswerft Glas in Possenhofen großen Schaden anrichtet. Der Regattasport lebt allerdings immer auch von technischen Innovationen hinsichtlich der eingesetzten Materialien sowie von der 197 Weiterentwicklung der Konstruktionen. So ist zu erklären, dass vor allem mit Aufkommen der Kunststoffe das Interesse an den aufwändig zu pflegenden, alten Holzbauten generell nachlässt. In Europa und vor allem in den Mittelmeerländern Frankreich, Italien und Spanien, aber auch in den USA kommt es seit Anfang der 1980er Jahre zu einem wiedererwachenden Interesse an »klassischen Yachten« und der Ausrichtung von Wettfahrten. Das Comité International de la Méditerranée (C.I.M.), bereits 1926 in Cannes gegründet, beginnt mit der Ausrichtung von »Classic-Regatten« nach speziellen Yardstick-Regeln, wodurch die Erhaltung des Originalzustands der Yachten gefördert wird. Mit dem Einsetzen der Rückbesinnung auf »Vintage-Yachten« und der Gründung der »Bayerischen Traditionsklassenflotte« im Jahr 1989 erfährt das Traditionsklassen-Segeln auch am Starnberger See eine Renaissance. In diesem Zusammenhang wird die »Münchner Woche«, deren Mitveranstalter der MYC ist, wiederbelebt und kann im Jahr 2005 mehr als 70 Meldungen verzeichnen. Der MYC veranstaltet seit mehreren Jahren im September den »Bernbacher Cup« für die 40er und 30er Schärenkreuzer sowie Lacustre. Er zählt inzwischen zu den etablierten »ClassicRegatten« und kann sich über Teilnehmer vom Ammersee bis hin zum Bodensee freuen. Auf die Frage, was »Oldtimer« so attraktiv mache, antworten viele Traditionsklassensegler, dass gerade in Zeiten enorm beschleunigten Technologiefortschritts im Alltag und Berufsleben sowie im heutigen Profi-Yachtsport die »klassischen Rennyachten« etwas von zeitloser Eleganz und wohltuender Beständigkeit ausstrahlten. 198 Der MYC verfügt derzeit mit insgesamt 14 klassischen Rennyachten (sechs 30er, ein 40er, ein 15er und ein 95er Schärenkreuzer, eine 8mR, ein 35er Nationalen Kreuzer, zwei Lacustre und ein Hai-Boot/Requin) fast wieder über die alte Flottenstärke der ersten Jahre und damit über eine der umfangreichsten Flotten an »VintageYachten« an den oberbayerischen Seen. Auch einige Boote der umfangreichen Drachen-Flotte im MYC (s. eigenen Beitrag) sind echte und liebevoll gepflegte »Oldtimer«, wodurch die Pflege der Tradition im Club unterstrichen wird. Yachtregister des MYC im Jahrbuch von 1924 Derzeit im MYC liegende klassische Rennyachten in Holzbauweise Baujahr / Riss vor 1940 Girl (95 qm SK, S 19, Löfholmsvarfvet 1911) Gezeichnet wurde »Girl« von Albert Anderson, der erste Eigner war Max Wibom. Die Yacht sollte zuerst ein 120 qm SK werden, wurde aber dann auf 95 qm reduziert. Teilnahme an der Olympiade 1912. Von 1934 - 1972 befand sich »Girl« im Besitz der Schwedischen Marine. In einem Film über Andreas Zorn (berühmter schwedischer Maler) spielte sie eine »Hauptrolle«. Die originale Jugendstileinrichtung wirkt mit ihren geschliffenen Spiegeln und den alten lackierten Mahagoniflächen äußerst gemütlich und maritim. Die Yacht ist derzeit der einzige unter deutscher Flagge laufende 95er von weltweit noch 14 Exemplaren. Eigner: Hans Künzler, Reiner Willmann, Raimund Fischer Eos (35qm Nationaler Kreuzer, T-57, Berlin 1922) Die »Eos« wurde als T57 im Jahr 1922 in Berlin nach einem Riss von Paul Franke gebaut und erhielt ihren Namen »Eos«, Göttin der Morgenröte, vom Eigner Gustav Alex (YC Müggelsee). Sie war auch nach 1933 (Erklärung zur Alterklasse) ein erfolgreiches Regattaboot auf Binnenseen. 1942 wurde Gustav Alex für 8 Siege in der Saison mit der »Eos« vom DSV geehrt (Yacht, 1942). Nach dem II. Weltkrieg versank das Boot und wurde erst nach drei Jahren 1949 vom Grund gehoben (Yacht, 1949). Gustav Alex meldete das Boot 1951 beim DSV als ersten 35er Nationalen Kreuzer wieder an, vermessen als 8,9 KR. In dieser Zeit liegen wichtige Regattaerfolge in der Ostsee wie der Gewinn des Pokals rund um Fehmarn auf der Travemünder Woche 1951 (Yacht, 1951). Nach 40 Jahren an der Ostsee wurde das Boot von Familie Lüth nach Berlin geholt und dort restauriert. Nach einer erfolgreichen Regattasaison 2005 und dem Preis der »Havel Classic« für das schönste Holzboot in Berlin hat die »Eos« 2006 beim MYC eine neue Heimat in bayerischen Gewässern gefunden. Dort wurde die »Eos« mit dem Vidi-Grand-PrixWanderpreis 2006 ausgezeichnet. Eigner: Prof. Dr. Tim Lüth 199 Wiking (40qm SK, R44, Berlin 1924) »Wiking«, von Dr. Harmsen konstruiert und in der Berliner Bootsbau GmbH gebaut, ist einer der letzten, noch unrestaurierten 40er Schärenkreuzer, die 2005 von dem Bootsbaumeister Dietmar Cenkier und Dr. Hanns-Georg Klein in Dortmund von dem Schiffsbauingenieur Hans Wittenberg erworben wurde. Die Yacht stand jahrzehntelang in der Nähe von St. Petersburg unter einem Vordach im Freien, wurde dort von italienischen Oldtimerfans entdeckt und nach Italien in die Nähe von Rom überführt. Die Restaurierung erschien dort als offenbar undurchführbar, so dass die »Wiking« in den Besitz von Hans Wittenberg gelangte, der konkrete Pläne für eine Komplettrestaurierung entwickelte. Doch auch in Dortmund waren die Voraussetzungen nicht optimal, so dass erst durch die gemeinsame Initiative der beiden neuen Eigner und mit der Unterstützung durch Anton Dreher das Projekt im Herbst 2005 in der Rambeck-Werft begonnen werden konnte. Die Fertigstellung der »Wiking« ist für die Segelsaison 2009 geplant. Eigner: Dietmar Cenkier und Dr. Hanns-Georg Klein Shamrock (30qm SK, G 44, Strengnäs-Batvarf 1926) Die »Shamrock« wurde nach einem Riss von Gustav Estlander 1926 in Strengnäs (ca. 60 km östlich von Stockholm am großen Mälaren-See gelegen) bei der E. Eriksson-Werft gebaut, welche bis in die 60er Jahre bestand. Schon 1927 wurde die ursprünglich »Bibi« getaufte Yacht von Stockholm nach Dänemark verkauft und hieß fortan »Fortuna«. Wohl in den 50er Jahren kam sie nach Berlin und tauchte schließlich 1963 am Starnberger See auf. U. a. kurz im Besitz des legendären Charly Maier (»Charly M.«), erwarb Horst Janson das Schiff im Jahr 1973 als ziemliches Wrack und restaurierte es zusammen mit Freunden aufwändig. Seit über 30 Jahren und in seit langem bestehender Eignergemeinschaft mit Michael F. Quast wird das nicht verleimte Boot von den beiden Eignern in jährlicher Handarbeit liebevoll in Schuss gehalten. Die »Shamrock« liegt seit 1992 als einer der ältesten 30er Schärenkreuzer am Starnberger See im MYC. Eine überraschende historische Bedeutung bekommt die »Shamrock« durch eine im letzten Jahr erfolgte Besichtigung durch schwedische Schärenkreuzer-Experten. Sie bestätigten die lange still gehegte Vermutung, daß es sich bei der »Shamrock« um jene »Bibi« aus dem Stockholmer Yachtclub Brunnsviken handelt, die 1926 mit der Bau-Nummer 1 als erstes Schiff nach der reformierten Regel von 1925, der im wesentlichen bis heute geltenden Schärenkreuzervermessung, gebaut wurde. Eigner: Mike Quast, Horst Janson 200 Pan Mir (30qm SK, G21, Lemwerder 1927) In den 1920er Jahren beauftragte der begeisterte Hamburger Großreeder und Regattasegler E.-F. Laeisz die Werft Abeking & Rasmussen mit dem Bau eines 30er Schärenkreuzer. Herr Laeisz verfügte damals über eine Flotte von über 65 Großseglern, die sogenannten »Flying-P-Liner«. Als Hommage an seine Frau, deren Spitznamen »Pudel« war, begannen die Namen aller Schiffe mit dem Buchstaben P. 1927 lieferte A & R den 30er Schärenkreuzer »Pan« mit der Baunummer 2242 und der Segelnummer X21 aus, der einige Jahre sehr erfolgreich regattierte. In den 1930er Jahren kaufte ein Gemüsegroßhändler aus München, die »Pan« und holte sie als Regattaschiff an den Würmsee. Nach einem 10-jährigen Gastspiel am Chiemsee kam die »Pan«, die zu dieser Zeit »Pao Pao« hieß, in den 1970er Jahren wieder an den Starnberger See. 1993 erwarb Martin Wibbels die Yacht. Während eines Sturms am 28.01.1995 wurde der Bug abgerissen und die »Pan« sank in der Bucht vor Percha. Die ursprünglichen Pläne waren bei A & R noch vorhanden, so dass eine originalgetreue Komplettrestaurierung möglich war. 1997 konnten die Arbeiten abgeschlossen werden, und die Yacht wurde auf den Namen »Pan Mir« mit der Segelnummer G 21 getauft. Bisherige Regattaergebnisse: 1. Preis des »Louis Vuitton de la meilleure restauration«, Ralley de la Gironde 1997; 2. Platz »Prada Challenge for Classic Yachts« 1999; 2. Platz bei der »Trophee L. Leroy« sowie weitere hervorragende Ergebnisse am Bodensee und am Starnberger See. Eigner: Martin Wibbels Josephine (30qm SK, G 86, Lemwerder 1920er Jahre) Leider keine gesicherten Unterlagen, wahrscheinlich aber Gustav Estlander-Riss, welcher in den 1920er Jahren bei Abeking & Rasmussen gebaut wurde. Im II. Weltkrieg fand der Blei-Kiel der Yacht für scheinbar Wichtigeres Verwendung. Nach dem Krieg kam »Josephine« mit einem Beton-Kiel an den Deutschen Bodensee. Die Yacht segelte auch einige Jahre unter Schweizer Flagge, um dann 1988 wieder in den Lindauer Segler-Club zu gelangen. Dort wurde das Schiff über mehrere Jahre aufwändig restauriert und erhielt wieder seinen alten Kiel. Schließlich fand »Josephine« im Jahre 1999 zurück an den Starnberger See in den MYC. Dort ist sie aktiv bei Regatten der Traditionsklassen beteiligt, 2005 konnte sie als ausgesprochenes Leichtwetterschiff den Bernbacher-Cup gewinnen. Eigner: Reiner Willmann 201 Glückauf IV (30qm SK, G 73, Lemwerder 1931) Hanns Stinnes kaufte zwischen 1928 und 1931 vier 30er Schärenkreuzer bei Abeking & Rasmussen. Die Glückauf I wurde auf eigene Kosten 1929 nach Amerika gebracht und segelte dort in Marblehead erfolgreich mit zwei anderen deutschen Yachten um den Hoover Cup, welchen Deutschland gewann. Glückauf IV (Baunummer 2661) ersegelte in der Kieler Woche 1931 zwei erste und einen vierten Platz. Während der Bodenseewoche 1938 segelte die Yacht unter dem Namen Glückauf (damaliger Eigner: W. Kurz, Konstanz) und blieb am Bodensee bis April 2000. Von 1953 - 1959 wurde das Schiff unter dem Namen »Irmgard« vom damaligen Präsident der Schärenkreuzer-Vereinigung Dr. Kissl sehr erfolgreich gesegelt. Im April 2000 erwarb Raimund Fischer die Glückauf, die seitdem am Starnberger See liegt. Bisherige Regattaergebnisse: 2. Platz Prinz-Ludwig-Preis für 30er Schärenkreuzer 2001; 3. Platz PrinzLudwig-Preis für 30er Schärenkreuzer 2002; Aloha IV (30qm SK, G95, Meilen 1937) Knud Reimers-Design, gebaut in der PortierWerft am Zürichsee. Die »Aloha IV« war der erste 30qm SK-Bau der Werft und gehört zu den am längsten noch erhaltenen 30qm Schärenkreuzer aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg. In der Portier-Werft wurden noch 12 weitere 30qm SK gebaut. Die Aloha ist bereits seit 1995 im MYC und nimmt regelmäßig an Regatten am See und internationalen Wettfahrten teil. Eigner: Hans Künzler 202 2. Platz Prinz-Ludwig-Preis für 30er Schärenkreuzer 2003; 2. Platz Paul-Senkblei-Regatta Possenhofen 2004; 3. Platz Weitseepokal für 30er Schärenkreuzer 2005; 2. Platz Klassiker Regatta Laboe, 2007. Eigner: Raimund Fischer MaCa III (15 qm SK, S 62, Göteborg 1938) 1937 konstruiert von Harry Becker und 1938 in der Mutola-Werft als Verlosungsschiff für den Club Aeolus, Göteborg gebaut. Das Schiff wurde zunächst nur als Tourenschiff ausgestattet und gesegelt. Der Originalriss wurde dem Eigner vom Sohn des Konstrukteurs Jan Becker übergeben. MaCa III kam vom jetzigen Eigner 1994 an den Starnberger See, wurde 1999 bis 2000 komplett restauriert und liegt seit 2001 im MYC. Im Oktober 2002 wurde MaCa III von Olle Madebrink, Klassificeringschef des SSKF im MYC nach den schwedischen SK Rulings vermessen und zertifiziert sowie im SSKF-Matrikel registriert. Seit 2001 wird MaCa III vom Eigner mit wechselnder Crew auf zahlreichen Regatten von Traditionsschiffen am Starnberger See (u. a. Münchner Woche, Chronoswiss) gesegelt. 2005 nahm das Schiff in Schweden an den Jubiläumsveranstaltungen und -regatten anlässlich der 100-Jahr-Feiern SSS und 175 Jahre KSSS teil (Eigner als Skipper mit RA Dr. W. Wenzel, ASViM, Herrsching). Nachdem sich der 15er SK in Schweden auf der offenen Ostsee bestens bewährt hatte, segelten beide auch die Classic Week 2006 (Flensburg über Sonderburg, DK bis Kiel). 2008 wird MaCa III wieder nach Schweden transportiert, um die Jubiläumsveranstaltungen (u. a. Langstrecke Karlskrona - Saltsjöbaden) sowie die Regatten in Saltsjöbaden und Sandham anlässlich der 100-Jahr-Feier »Square Metre Rule Jubilee 2008« mitzusegeln. Eigner: Prof. Dr. H. E. Mattausch Lawrence of Arabia (30qm SK, G 83, Angelholm 1938) Der vormals unter dem Namen »Zarah« bekannte 30er Schärenkreuzer wurde nach einem Riss von Gustav Estlander in der Aalson-Werft (Schweden) gebaut und ist seit 2003 im MYC. Der Vorbesitzer Christoph Reinhard ließ »Zarah« Ende der 1990er Jahre am Balaton (Picula-Werft) restaurieren, zuvor lag die Yacht am Chiemsee und am Bodensee. Obwohl »Lawrence of Arabia« zu den kürzeren Vertretern seiner Klasse zählt, konnten nach Optimierung von Rigg und Beschlägen durch die Rambeck-Werft bislang sehr gute Regattaergebnisse erzielt werden: Münchner Woche: 2. (2003), 1. (2004) und 5. Platz (2005) Sonderwertung Original; Regattes Royale (2004): 1. Platz Epoque Marconi C; Les Voiles de Saint Tropez (2004): 1. Platz Epoque Marconi C ; Prinz-Ludwig-Pokal (2005): 3. Platz Classic-Wertung; Les Voiles de Saint Tropez (2005): 2. Platz Epoque Marconi C; Europa-Cup (2006): 2. Platz Classic-Wertung. Siehe auch Artikel in Voiles et Voiliers 12/2005. Eigner: Dr. Hanns-Georg Klein 203 Anne Sophie (8mR, G 15, Fredrikstad 1938) Erster Eigner der von Bjarne Aas gezeichneten Rennyacht war der Norweger Nordahl Wallem, Silbermedaillengewinner der Olympiade 1936 in der 8mR-Klasse. Die Yacht hieß zwischenzeitlich »Lakmé V« und »Ellida II«, seit 1969 wieder »Anne Sophie« und war über 30 Jahre in Besitz verschiedener Eignergemeinschaften aus Schweden. Seit ‘06 segelt »Anne Sophie« unter dem Stander des MYC und wird in der Rambeck-Werft für Regattateilnahmen optimiert. Bisherige Ergebnisse: 1. Platz Voiles de St. Tropez 2006, 3. Platz 8mR World Cup (Neptune Trophy) Schottland 2007, Preis für das schönste Boot, Münchner Woche 2007. Eigner: Dr. Hanns-Georg Klein Bettina (Hai-Boot / Requin, F 286, La Rochelle 1964) Das Hai-Boot (franz.: Requin) wurde 1930 von dem Finnen Gunnar L. Stenbäck (Helsinki) als Antwort auf den »Drachen« des Norwegers Johan Anker konstruiert. Aufgrund seiner robusten und seetauglichen Bauweise wurde die Bootsklasse in einigen Ländern von der Marine als Schulschiff eingesetzt. Die »Bettina« wurde 1964 in Pouvreau-Werft nach den Originalbauplänen in Vollholz gebaut. 1989 erwarb Andreas Winkler die Yacht von der französischen Marine (Club Nautique de la Marine Nationale Francaise) in Brest und hat sie aufwändig restauriert. Die Yacht lag von 1990 - 1995 im SCE am Traunsee und ist seit 1996 im MYC. Seither regelmäßige Teilnahme an der Münchner Woche. Eigner: Andreas Winkler 204 Languste (Lacustre, GER 216, Radolfzell 1987) Um in der damals prestigeträchtigsten Regatta »Bol d’Or« am Genfer-See zu siegen, entwickelte der Schweizer Mathematik-Professor und Olympia-Segler Henri Copponex 1938 ein schnelles, speziell für den steilen Seegang offener Binnenreviere geeignetes Regattaschiff – den Lacustre. Zuerst nur in traditioneller Holzbauweise, ab 1968 auch formverleimt und ab 1973 sogar mit Kunststoffrumpf war und ist der Lacustre eine strenge Einheitsklasse, so dass sich auch heute noch 50 Jahre alte Schiffe auf Regatten miteinander messen können. Bis 2008 wurden insgesamt 265 Schiffe gebaut. Die »Languste« 216 ist eine formverleimte Holzrennyacht, von der Martin-Werft in Radolfszell am Bodensee nach alten Rissen 1987 gebaut. Seit 1999 ist das Schiff im MYC beheimatet und segelt auf dem Starnberger See, auf dem Bodensee, dem Genfer See und auch auf dem Lago Maggiore. Weil der Lacustre ein originalgetreuer Oldtimer-Nachbau ist, nimmt die »Languste« ebenfalls an TraditionsRegatten teil. Eigner: Dr. Bernd Schaible 205 Fuchsjagd seit den 20er Jahren 206 207 Dingi-Sonderwettfahrten »Die Yacht«, Nr. 39 / 1930 209 Feuerzangenbowle Norbert Geissler Vielen Club-Mitgliedern ist die legendäre »Feuerzangenbowle« der 60er und 70er Jahre auch heute noch in unvergesslicher Erinnerung. Alles begann 1963 mit der Durchführung einer internen MYC-Team-Regatta. Ein Team bestand aus drei Booten, einem FD und zwei Korsaren. Das Team mit den wenigsten Punkten gewann. Zweimal wurde der Team-Preis ausgesegelt, dann ging der Wettbewerb in die Feuerzangenbowle für Korsare über. Die hatte bald einen sagenhaften Ruf. Der Zulauf an Booten war enorm. Aus dem MYC kamen immer sehr gute Korsar-Segler und die Wettfahrtleitung gab zu wenig Kritik Anlass. MYC und Korsar-Klasse waren eine Einheit. Die »Zange«, wie sie von allen liebevoll genannt wurde, wies über viele Jahre ein paar Besonderheiten auf, die den Erfolg beflügelten. Wie immer hieß der MYC alle Teilnehmer besonders herzlich willkommen. Die Erinnerungspreise für diese Regatta waren handbemalte, feuerfeste (Schott)-Gläser. Das Bemalen der Gläser wurde von vielen Clubmitgliedern organisiert. Dabei entstanden in meist feuchtfröhlicher Runde sehr individuelle, oft auf die einzelnen Segler zugeschnittene Kunstwerke. So erinnert sich Haide Lambertz (Crome): »Schon in den Sommermonaten wurden an dem runden Tisch im Club-Casino große »Malgeschichten« angefertigt. Es musste das Jahr darauf stehen, der MYC und ›Feuerzangenbowle‹. Jeder, der was konnte, musste malen. Da gab es natürlich Experten – dabei sind dann die verschiedensten Motive entstanden.« Für den Abend wurde der Clubraum ausgeräumt und ein Fest der Extraklasse begann, bei dem aber neben den Korsar-Seglern auch alle Jungen und jung Gebliebenen mitfeierten. Von Hand bemalte Gläser – Unikate für jeden Teilnehmer 210 Jeder Teilnehmer an der Regatta bekam dann beim Programmabholen ein Glas. Das bedeutete, wer früh kam – denn jedes Schiff durfte sich zwei Gläser aussuchen – kriegte die schönsten Gläser. Und abends gab es dann die begehrte und berüchtigte Feuerzangenbowle. Die gab es »satt« und sie wurde nur in diese Gläser ausgeschenkt. Die Regatta war lange keine Ranglistenregatta. Es war eine Gaudiregatta. Dabei ging es nur um den Spaß und den konnte man im MYC genießen wie nirgends sonst. Jedes Jahr wieder war die Stimmung hervorragend. Samstagmittag wurden immer riesige Schweinshaxen auf die ersegelten Plätze verlost und Erste urkundliche Erwähnung im Gästebuch des Münchner Yacht-Clubs bei strahlender Herbstsonne auf der Terrasse genossen. Warum der Spender Willy Böck immer sieben Schweinshaxen und nicht acht stiftet, konnte nie geklärt werden. Erstaunlicherweise ließ der Wind fast jedes Jahr diese Prozedur mit Vormittagswettfahrt, Mittagspause und Nachmittagswettfahrt zu. Ich hatte die Ehre und die Freude über viele Jahre, Wettfahrtleiter zu sein. Von der Flaute bis zum Sturm, vom herrlichen morgendlichen Südwind (Start um 08.00 Uhr – nach dem Feuerzangenabend …!) bis zum »Verlust« eines 30 kg schweren Startprahm-Ankers kann man da viel erzählen. Haide Lambertz (Crome) war immer dabei und erinnert sich gerade an dies Erlebnis auf dem Regattaboot, als sei es gestern gewesen: »Das war eine dolle Geschichte. Wir lagen irgendwo mit den ganzen Korsaren um uns herum mit dem Startschiff ›Anton Dreher‹ und haben auf den Wind gewartet. Irgendwann waren wir’s dann leid und Norbert (Geissler) hielt eine Ansprache. ›Heute kriegen wir keine Wettfahrt mehr zusammen. Ihr wisst, dass das bedeutet, morgen früh um sieben oder acht Uhr raus.‹ Das ist dann beschossen worden. Die Regattateilnehmer sind dann alle ziemlich schnell heimgepaddelt. Wir wollten auch den Anker ziehen, aber dieser war futsch. Norbert meinte: ›Nichts sagen, wir besorgen einen bis morgen.‹ Abends dann, nach reichlich Feuerzangenbowle kamen zwei ‘rein mit den Worten ›wir hätten eine Fundsache abzugeben‹. Das war dann der Anker, der der Wettfahrtleitung unter großem Hallo aller Teilnehmer zurückgegeben wurde. Erst da wurde uns klar: Die haben den Anker hochgeholt und haben ihn uns schlicht und einfach geklaut. Also, das war’n Ding!« Bis heute ist es das Geheimnis der Berliner Mannschaft um Mike Guntsch geblieben, wie sie den schweren Anker unbemerkt nach oben brachte, losband und in ihrem Korsar an Land transportierte. Schade ist es, dass die große Liebe zwischen MYC und Korsar-Klasse im Laufe der 80er Jahre kontinuierlich abnahm. Es soll ja Leute geben, die behaupten, wenn die »Zange« schließlich nicht doch Ranglistenregatta geworden wäre, gäbe es sie heute noch. Auf jeden Fall ist und war die Feuerzangenbowle ein stolzes Stück MYC-Sportgeschichte. »Onkel Bibi«, Uli Finckh und Uli Lietz (von links nach rechts) 211 Wintervergnügen Eisstockschießen oder Modellsegeln Stefan Dietz Bis vor noch nicht gar so langer Zeit konnten wir hier in unserer oberbayerischen Heimat im Winter mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Starnberger See zumindest an seinen Rändern regelmäßig zufriert. Spätestens im Dezember bildete sich bei günstigen Witterungsverhältnissen – anhaltender Frost und weder Wind noch Schneefall – sehr zur Freude der Eisstockbegeisterten im Kleinen Hafen des MYC eine tragfeste, spiegelglatte Eisfläche, durch die man wie durch Glas bis auf den Grund des Sees schauen konnte. Das sind beste Voraussetzungen für das Eisstockschießen. Jahr für Jahr trafen sich dann Könner wie auch Anfänger unter den Clubmitgliedern auf dem zugefrorenen Kleinen Hafen zum gemeinsamen sportlichen Wettkampf. Aber die allgemein fortschreitende Klimaveränderung scheint auch hier ein Umdenken zu erzwingen. Denn mittlerweile gibt es Winter wie z. B. den von 2006 / 2007 und auch 2007 / 2008, in denen die Clubmitglieder gar nicht mehr zu ihrem Wintervergnügen 212 kommen, weil die Temperaturen die Nullgradmarke kaum noch unterschreiten. Parallel zu der sich erwärmenden allgemeinen Wetterlage suchte man sich seit etwa 1999 Ersatz für die immer seltener werdenden Gelegenheiten des Eisstockschießens und fand eine neue Freizeitliebe: das Modellsegeln. Trafen sich zu Anfang Günter Dehler, Brachim Davis und Michael Zachries mit einem Boot vom Typ MC und vier Booten vom Typ Robbe »Smaragd«, so warten inzwischen 24 Boote auf ihren Saisoneinsatz. Diese 12 kg schweren Kunststoffboote mit einer Länge von 1,38 m und einer Gesamthöhe von 2,2 m sind als Bausatz im Fachhandel erhältlich und müssen von ihren Besitzern mit etwas Verständnis für technische und nautische Zusammenhänge zusammengefügt werden. Bis zum endgültigen Stapellauf sind dann noch eine ganze Reihe handwerklicher Hürden zu überwinden. Die farbigen 0,8 qm großen Regattasegel sind individuelle Sonderanfertigungen und entstehen in der Segelmacherei unseres Bootsmannes Michael Zachries. Häufig an Wintertagen, aber auch zu jeder anderen Jahreszeit, verabredet man sich auf dem Steg. Je nach Wetterlage finden sich unterschiedlich viele Modellsegler ein, wobei manchmal Glühwein und heiße Suppe die Motivation fördern. Meist sonntags um die Mittagszeit, kann man die bunten Schiffchen bewundern, wie sie mit den Wellen kämpfen. Das wissen zunehmend auch schaulustige Clubmitglieder, die sich regelmäßig auf dem Steg einfinden, schweigend die verschworene Herrenrunde beobachten und diese wohl auch ein bisschen um den Spaß beneiden, den sie ganz offensichtlich mit ihren eleganten Rennern haben. Denn nur so ist es zu erklären, warum die Lust am Modellsegeln in unserem Club immer mehr um sich greift. Der See ist offen, kein Eisgang kann den empfindlichen kleinen Booten schaden. Bei guten Windverhältnissen dürfen sich die Minisegelboote auf den See hinauswagen. Ein oftmals zwar kalter, aber beständig wehender Ostwind treibt sie um den 60 m-RegattaDreieckskurs. Als Wendemarken werden entweder verankerte Fender oder die großen Anlegebojen genommen. Dann stehen ihre Besitzer wie dunkle Schatten entlang der Stegkante aufgereiht, dem See zugewandt und freuen sich am Spiel der ferngesteuerten Yachten mit ihren farbigen Segeln auf dem glitzernden Wasser. Auch schlechtes Wetter hält Unentwegte nicht davon ab, bei Schneetreiben zu segeln. Wie mit unsichtbarer Hand lenkend, wachen dann vermummte Gestalten aufmerksam darüber, dass jedes Boot mit Hilfe der 2-Kanal Fernsteueranlage für Segelführung und Ruder, die sie mit langen Antennen vor dem Bauch bedienen, den Weg zurück in den Hafen findet – möglichst natürlich als erstes – wie im wirklichen Regattaleben. Sind die Modellsegelboote sicher wieder an Land, dann wird gefachsimpelt und sofort die eine oder andere Korrektur z. B. an der Selbstwendefock oder am Trimm der Segel vorgenommen, um die Fahrtüchtigkeit für die nächste Ausfahrt zu verbessern. Anschließend wärmt man sich bei obligatorischer »Protestverhandlung« wieder auf – bisher meist im benachbarten Münchner Ruder- und Segelverein und zukünftig wohl im eigenen renovierten Clubheim. 213 DN Schon in den 30er Jahren gab es Eissegeln im MYC, ließ doch ein Berliner Mitglied seine 15qm Eisyacht unter unserem Stander fahren. Nach dem Krieg bis heute ist das Eissegeln im MYC vor allem mit zwei Namen verbunden: Conrad Gloeden und Gerhard Stephan. Sie fuhren in den 50er und 60er Jahren nicht nur mit ihren Eissegelschlitten über die zugefrorenen bayerischen Seen, sondern sie waren auch maßgeblich an der Konstruktion leichter Eisyachten beteiligt. Nach dem Krieg, Ende der 50er Jahre wurde am Starnberger See das Eissegeln sporadisch mit selbst gebauten Konstruktionen betrieben, in die man Mast und Segel von einer vorhandenen Jolle stellte. Solche Schlitten waren schwer und damit umständlich zu transportieren. Auch in anderen Ländern, wo Eissegelsport betrieben wurde, hatte man dieses Problem erkannt. Aus diesem Grund schrieb die amerikanische Zeitung »Detroit News« im Jahre 1937 einen Konstruktionswettbewerb mit der Vorgabe aus, dass der Eissegelschlitten leicht, billig und auf dem Autodach transportabel sein muss. Diesen Wettbewerb gewann eine Konstruktion, die nach den Anfangsbuchstaben der ausschreibenden Zeitung »DN 60« genannt wurde. Die 60 stand für die Segelfläche von 60 sq ft, das sind etwa 5,8 m2. Die 60 ließ man als Typenbezeichnung schon bald fallen, so dass nur noch »DN« als Klassenbezeichnung übrig blieb. Erst 1961 fasste der DN in Europa Fuß, nämlich in Holland. In Deutschland tauchte der DN erstmals am Steinhuder Meer auf. 1964 ließen sich Konrad Gloeden (von 1953 bis zu seinem Tod 2005 Mitglied im MYC) und Fritz Jahn vom MRSV aus Amerika die Konstruktionspläne für Maisinger Weiher (links) Starnberger See (Mitte) Wörthsee (rechts) 214 DN-Schlitten Eissegeln im MYC Gerhard Stephan den DN schicken und im selben Jahr entstanden die zwei ersten DNs in Bayern. Konrad Gloeden hatte das Eissegeln in seiner Jugend kennengelernt. Denn er war im Winter mit seinen Eltern immer an die zugefrorene Ostsee gereist. Dort war es üblich, wegen der oft tief verschneiten Wege die bequemere Strecke über das Eis der Ostsee per Segelschlitten zu nehmen. Im Jahr 1965 folgten mit zwei weiteren DNNeubauten Gerhard Stephan vom MYC und German Kurz vom MRSV. In der folgenden Zeit setzte in Bayern eine emsige Bautätigkeit für die DNs ein. Gesegelt wurde am Maisinger Weiher, am Wörthsee und im nördlichen Teil des Starnberger Sees, dort wo er flach ist und deshalb gern zufriert. Bedingung war natürlich eine ausreichende Eisdecke (ca.10 cm), möglichst wenig Schnee und der entsprechende Wind. Oft konnte man es kaum erwarten, dass das Eis dick genug war. Wenn es noch nicht reichte, erfuhr man das spätestens mit einem eisigen Bad. Bei idealen Bedingungen konnten durchaus Geschwindigkeiten von bis zu 100 km/h erreicht werden. Konrad Gloeden fuhr 1966 zur Europameisterschaft am Neusiedlersee in Österreich. Dort erreichte er einen sensationellen 2. Platz. Heute wird das Eissegeln in Deutschland u. a. auf folgenden Revieren betrieben: Müggelsee, Steinhuder Meer und Wörthsee. Der Starnberger See ist in den letzten Jahren leider nur noch kurz und allenfalls teilweise zugefroren, so dass er sich zum Eissegeln immer weniger eignet. So muss man heute zum Eissegeln weite Fahrten auf sich nehmen. 215 Der Bernbacher Cup und die Schärenkreuzer Reiner Willmann 2001 stand’s im MYC-Jahresbericht: »Zu einer ganz neuen Veranstaltung konnte auf Initiative unseres Vorstandsmitglieds Reiner Willmann eingeladen werden. Erstmals wurde der Bernbacher Cup für 30er Schärenkreuzer und Lacustre am 1. / 2.9. ausgesegelt. Mit zwei anspruchsvollen Langstreckenwettfahrten und einem besonders ansprechenden Rahmenprogramm gelang es auf Anhieb, diese Regatta bei uns zu etablieren.« trotz seiner Eleganz und äußerst soliden Segeleigenschaften vorübergehend nahezu vollständig. Mit Horst Janson (G 44, Shamrock) und Hans Künzler (G 95, Aloha) konnte in den 90er Jahren jedoch das Interesse für die 30er Schärenkreuzer neu geweckt und gleichzeitig eine generelle Renaissance alter Schiffe eingeleitet werden. Der Hafenumbau im MYC von 1998 ermöglichte es weiteren Schärenkreuzern, Das war der Anfang einer der bedeutenden Regatten klassischer Konstruktionen am Starnberger See. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Idee zum Bernbacher-Cup gerade im MYC »geboren« wurde. Denn die Tradition der ursprünglich aus Schweden stammenden Schärenkreuzer-Typen ist im Münchner YachtClub seit Mitte der 20er Jahre fest verankert. In den 50er Jahren verschwand dieser Schiffstyp sich hier anzusiedeln, so auch 1999 der »Josephine« (G 86) von Reiner Willmann. 216 Schon bald entstand der Wunsch, die Schiffsgeschwindigkeiten dieser herrlichen, alten Segelyachten auf der Regattabahn auszuloten. Zur ersten Regatta 2001 stiftete die Münchner Firma Bernbacher Wanderpreise von zu Pokalen umgebauten Nudelmatrizen und lobte die jeweiligen Klassensieger mit einer Nudelmenge entsprechend dem Gewicht des Steuermannes aus. Zusammen mit der Klasse der Lacustre konnten schon bald ansehnliche Felder mit Teilnehmern von fast allen bayerischen Seen, aber auch aus Österreich und der Schweiz gewonnen werden. 2003 kamen die 40er Schärenkreuzer der Starnberger-See-Flotte hinzu. Die Ergebnislisten zeigen hochrangigen Regatta-Sport und sind Ausdruck der Vielfalt unterschiedlicher Konstruktionen. 40 Schiffen gerechnet, was nur noch mehr die Bedeutung der mittlerweile schon traditionellen Clubregatta unterstreicht. Im Jubiläumsjahr 2008 gehört dem MYC eine Schärenkreuzer-Flotte von 13 Schiffen an – bei vier unterschiedlichen Größenklassen. Neben den bereits erwähnten 30er Schärenkreuzern sind heute vier weitere Schiffe vertreten: So wie seit 2001 schon, findet im Jubiläumsjahr 2008 im September der inzwischen achte Bernbacher-Cup statt. Erstmals nimmt mit den in Süddeutschland stark vertretenen L-Booten ein weiterer Bootstyp klassischen Ursprungs teil. Insgesamt wird mit einem Feld von etwa Pan Mir, (G 21, M. Wibbels), Glückauf IV (G 73, R. Fischer), Laurence of Arabia (G 83, Dr. H.-G. Klein) und Gerd III (S 40, J. Ruoff). Der Bernbacher Cup: eine ausgediente Nudelmatrize als Pokal (oben) Eine besonders erfreuliche Entwicklung zeigen zum Jubiläumsjahr die 40er Schärenkreuzer im MYC. Nach dreijähriger Restauration bringt Dr. Hanns-Georg Klein die »Wiking« (G 44) ins Wasser. Bernbacher Cup 2005 (unten): schon geringste Naturkräfte erfordern höchste Konzentration 217 Auch wird uns Jochen Rueff seine »Modesty Blaise« (S 94) neu überholt präsentieren. Der jüngste Zuwachs ist der bekannte A&R 40er »Windsbraut« (G 28) von Christian Kieslinger. 218 Mit den 15er Schärenkreuzern von Prof. Dr. H. E. Mattausch (S 62, MaCa III) und (S 9, Robin Hood) von Dr. Ulrich Dörries liegen zwei seltene Schiffe dieser Klasse bei uns im Club. Ebenfalls unter dem Stander des Münchner Yacht-Clubs läuft der 95 m2 Schärenkreuzer »Girl« (S 19) der Eignergemeinschaft Künzler, Fischer, Willmann, welcher anlässlich des 100-jährigen Clubjubiläums vom Bodensee kommend den Starnberger See besucht. Anschließend wird »Girl« zusammen mit weiteren Schärenkreuzern aus dem MYC die Reise in Richtung Schweden antreten. Denn bei Stockholm feiern die Schweden mit Seglern aus ganz Europa und Übersee ebenfalls 100sten Geburtstag – den der Schärenkreuzer-Klasse. Die Ästhetik dieser Schiffe, die gebotenen Regatta-Möglichkeiten auf dem Starnberger See und die Offenheit des Münchner Yacht-Clubs für klassische Oldtimer führten dazu, dass heute im MYC die weltweit umfangreichste und an Konstruktionen vielfältigste SchärenkreuzerFlotte beheimatet ist. Dr. Bernd Schaible, Elfriede Stenger und Niko Stoll – die Gewinner des ersten Bernbacher Cups 2001 mit Wettfahrtleiter Dr. H.-P. Müller (von rechts nach links) 219 Wolf Dietz Vom Opti-Mini zum Maxi-Racer Christopher Nordhoff Sein Büro ist 26 Meter lang und – so die Münchner »Abendzeitung« – sieht aus, wie eine »riesige Erbsenschote aus Carbon«. Sein bevorzugter Arbeitsplatz hat keine Schreibtischlampe und die Winschen sind so groß wie Bürostühle. Seine Kollegen sind einige der besten Segler Europas, einige sogar der Welt. Und er selbst? Bleibt bei allem bescheiden, steht gar nicht so gerne im Rampenlicht. Ab 1993 ist er Mitglied im Daimler Benz AeroSail-Projekt mit Jochen Schümann. Das Fastnet Race, Newport-Bermuda und die Gotland Rund auf Yachten zwischen 50 und 160 Fuß Länge werden später zu den ersten Highlights auf seiner Liste. Im Jahr 2003, mittlerweile mit dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen ausgerüstet, Kaum ein berühmtes Revier auf der uns bekannten Welt, das der America’s-Cup-Teilnehmer Wolf Dietz, Jahrgang 1973, noch nicht gesehen hat. Doch sein seglerischer Lebenslauf beschränkt sich nicht auf die Regatten vor Valencia und die lange Vorbereitungsphase für das erste deutsche Boot in über 150 Jahren CupGeschichte, er umfasst inzwischen die Namen vieler klangvoller Regatten auf allen Meeren – von Nord nach Süd und West bis Ost. Aber angefangen hatte alles im MYC: Dort war er seit 1981 aktiv Optimist, später 420er gesegelt und hatte »mit Gleichaltrigen trainiert und viel Spaß gehabt«, erinnert er sich im April auf den British Virgin Islands mit einem verschmitzten Lächeln. Bereits während seiner Banklehre, von 1992 bis 1994 in München, beginnt Wolf Dietz, erste Erfahrungen als Blauwasser-Segler zu sammeln: Ein Vorteil häufiger Abwesenheit: Alle (hier Anne Pasemann, links, und seine Schwester Petzi) freuen sich, wenn er mal wieder da ist (wie z. B. beim Hafenfest 2007) 220 Blick vom Zuschauerboot (links) sowie vom Dach des Deutschen Hauses (rechts) in Valencia 2007 bekommt Dietz einen neuen Team-Chef: SAP-Mitbegründer Hasso Plattner holt ihn auf seinen neuen 80-Fuß langen MaxiRacer, die »Morning Glory«. Auf 22 Tonnen Boot rauschen sie von Kapstadt über den Süd-Atlantik nach Rio de Janeiro. Der Überführungstörn führt den Bayern schließlich bis nach Antigua. Im April 2003 ist er bei der Überführung der riesigen 147 Fuß-Yacht »Visione« von Göteborg nach Elba dabei, gefolgt von den Vorbereitungen für und seiner Teilnahme an der Daimler-Chrysler Challenge von Newport R.I. nach Hamburg. Nach Tests und Wettfahrten auf einer Farr 40 vor San Francisco / USA kann er sich im Frühjahr 2004 gleich über zwei Siege auf der neuen »Morning Glory« freuen: Schnellste Yacht bei der Heineken-Regatta und bei der Antigua Race Week. Darauf engagiert ihn Hasso Plattner als »Boat Captain« auf seiner 18 Tonnen »leichten« »Loftfari«, einer Baltic 70 Rennyacht. Im Winter 04 / 05 folgen eine Teilnahme am berühmten Sydney-Hobart-Rennen und die Farr 40-Weltmeisterschaften in Sydney / Australien – wieder für und mit Plattner. Im Mai 2005 wird Wolf Dietz als Berater und Crew-Mitglied des United Internet Team Germany aufgenommen. Beim Training und mehreren Wettfahrten vor Valencia ist er als »Floater« mit verschiedenen Funktionen an Bord. Hinter den Kulissen vertritt er das Team bei wichtigen Entscheidungen und den Sitzungen der Challenger Kommission als kompetenter Repräsentant. Doch seine Rolle im internationalen Segelsport ist damit noch längst nicht zu Ende: Noch im Jahr 2007 segelt Wolf mehrere große Wettbewerbe, vor allem auf dem westlichen Mittelmeer. Für seinen Anteil am 3. Platz der Yacht »Vineta« beim stürmischen Rolex Middle Sea Race erhält er den begehrten »German Offshore Award«. 221 Erfolge und Siege Dr. Bernd Schaible Von Beginn an drängte es die Mitglieder des MYC, sich seglerisch zu messen, Ideen zum schnellen Segeln in Form von Wettkämpfen zu realisieren und diese möglichst auch in Regattasiege umzusetzen. So wurde bereits am 8. August 1909 die erste interne Regatta der »Vereinigung Münchner Segler« mit 6 Schiffen gestartet. Sieger wurde Albert Zisch mit »Erlkönig«. 1927 war der MYC auf Grund seiner Regattaaktivitäten gemeinsam mit dem Kaiserlichen Yacht Club Kiel mit 25 Wettfahrt-Stimmen an 5. Stelle innerhalb des DSV vertreten und lag damit an der Spitze aller süddeutschen Vereine. 1927 wurden die 35 qm Rennyacht mit Franz Förg und A. Baumann sowie das 15 qm Rennboot mit Toni Huber jeweils zu Süddeutschlands erfolgreichstem Boot gewählt. Für die 30er Jahre war Ernst Bickel ein seglerischer Ausnahmesportler des MYC. Nach zweimaligem Sieg in der Europameisterschaft der O-Jollen gewann er 1939 auch die Ausscheidung für die Olympiade 1940, an der er jedoch nicht mehr teilnehmen konnte. Erwähnenswert ist auch die erste vereinsübergreifende Frauen-Regatta 1939 auf dem Starnberger See mit Olympiajollen. Siegerin wurde unser Clubmitglied Frau Maja Huber. Die seglerischen Leistungen der ersten 50 Jahre in der Geschichte des MYC sind nur vor dem Hintergrund der jeweiligen Zeit richtig zu verstehen. Heute ist kaum noch nachzuvollziehen, welcher Aufwand und welche Anstrengungen eine Teilnahme zum Beispiel an der Bodensee- 222 woche 1925 durch Hans Gruß mit seiner Yawl »Flevo« begleiteten, da die Möglichkeiten und Hilfsmittel der heutigen Zeit nicht zur Verfügung standen. Bis in die 60er Jahre hinein konnten die Boote üblicherweise nur per Bahn oder per LKW befördert werden. Für den Bahntransport gab es am Starnberger Bahnhof eine Slipanlage mit einem Portalkran über dem Gleis. Mit dieser Anlage wurden die Boote vom Bahnwaggon ins Wasser gelassen und umgekehrt. Erst mit dem Aufkommen von privaten PKW-Trailern in den 50er Jahren wurde der Transport der Schiffe zu den überregionalen Regatten für die Crews leichter. Die folgende Aufstellung beschränkt sich auf die Vielzahl von Siegen bei besonders herausragenden Regatten wie z. B. der Kieler Woche, den Deutschen, Österreichischen, Schweizer, Europa- und Welt-Meisterschaften sowie den Olympiaqualifikationen. Trotz Sichtung unseres Clubarchivs, persönlicher Unterlagen von Club-Mitgliedern sowie der »Yacht«- und DSV-Aufzeichnungen konnte keine vollständige Übersicht über die ersten Plätze und die dazugehörigen Crewmitglieder sichergestellt werden. Darüber hinaus ist es wert, daran zu erinnern, dass auch die vielen 2. und 3. sowie alle weiteren Platzierungen insbesondere bei internationalen Regatten bemerkenswerte seglerische Leistungen unserer Club-Mitglieder waren und bis heute sind. Dazu gehören insbesondere Erfolge wie z. B. die Teilnahme an der FD-Olympiaausscheidung 1964 von Hannsjörg Mössbauer, der 2. Platz von Klaus Wende bei der FD-Weltmeisterschaft 1986 in Rio de Janeiro, die Olympiateilnahme von Peter Möckl 1972 in Kiel bei den Staren, der 2. Platz von Philipp Ocker bei der Studenten-Weltmeisterschaft 2001 in Brest auf einer Mumm 36, sowie der 6. Platz von Carolin Grosser bei der 470er Weltmeisterschaft in Tel Aviv und der 2. Platz beim Shiseido Cup in Sajima in Japan ebenfalls im 470er. So konnten die Mitglieder des Münchner YachtClubs über ein Jahrhundert viele regionale, nationale und internationale Erfolge »nach Hause segeln«. Jahr Regatta-Sieg Schiff 1924 1925 1935 1936 Jubiläumspreis des Berliner Yacht-Clubs 40er Schäre Bodenseewoche Yawl (Flevo) Deutsche Verbandsmeisterschaft 10 m2 E.Z. Klasse Senatspreis Hamburg (Kieler Woche) Olympia-Jolle Olympia-Erinnerungspreis Olympia-Jolle Europameisterschaft am Attersee Olympia-Jolle Europameisterschaft am Zürichsee 22 m2 Rennklasse Deutsche Meisterschaft in Berlin 22 m2 Rennklasse Deutsche Meisterschaft in Berlin Olympia-Jolle Europameisterschaft im MYC Olympia-Jolle Int. Grand Prix von Belgien in Lüttich Olympia-Jolle Ausscheidung für Olympia 1940 in Kiel Olympia-Jolle Deutsche Meisterschaft am Steinhuder Meer 15 m2 H-Jolle 1937 1938 1939 1952 1969 Deutsche Meisterschaft Ungarische Meisterschaftswoche Korsar Drachen Kieler Woche 1970 Schweizer Meisterschaft in Vevey la Tour 1971 Europameisterschaft Österreichische Staatsmeisterschaft Trias Trias Korsar Korsar Deutsche Meisterschaft 1972 Deutsche Meisterschaft 1973 Europameisterschaft Deutsche Meisterschaft Soling Soling Soling Soling Steuermann (Crew) Hans Gruß Hans Gruß Michael Huber Ernst Bickel Ernst Bickel Ernst Bickel Piper Dr. C. Böss Dr. C. Böss Ernst Bickel Ernst Bickel Ernst Bickel Julius Böhler (Hans-Georg Link) Wilfried Krusche Fritz Kleis (Volker Mader, Norbert Geissler) Franz Grosser Franz Grosser Wilfried Krusche Uli Finckh (Mario Stock) Peter Möckl Peter Möckl Peter Möckl Peter Möckl 223 Jahr Schiff Steuermann (Crew) 1974 Europameisterschaft 1974 Europameisterschaft Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV 1976 Deutsche Meisterschaft am Möhnesee Star Drachen 12 m R-Yacht (Anita) Dyas Deutsche Meisterschaft am Dümmersee Kieler Woche Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV 1978 Nordsee-Woche 1980 Europameisterschaft Deutsche Meisterschaft Barcolana vor Triest Korsar 2-Tonner 12 m R-Yacht (Anita) 3/4 Tonner Korsar H-Boot Solaris 47 Centomiglia am Gardasee Blaues Band vom Bodensee 1984 Weltmeisterschaft in La Rochelle Österreichische Staatsmeisterschaft Sprinta Sport IOR V FD Dyas Peter Möckl (Dr. Adami) Walter Brand Franz Grosser (Andrea Grosser) Manuel Menzel (Peter Möckl) Walter Brand Harald Fischer Werner Billing Werner Tripp Franz Grosser (Rudolf Hofmeister, Uli Finckh, Norber Geissler, Volker Mader, Helmut Hochholzer, Peter Möckl) Franz Grosser Steffen Pöhlmann (Klaus Wende) Volker Mader (Dr. Tim Busse) Walter Brand Walter Brand Kay Niederfahrenhorst Peter Möckl Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) Walter Brand Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) (Norbert Geissler) Christian-R. Stoll (Ute Köllnberger) (Carolin Grosser) (Carolin Grosser) 1986 1988 1990 1991 Regatta-Sieg Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV Kieler Woche Int. Österreichische Staatsmeisterschaft Int. Schweizer Meisterschaft 12 m R-Yacht (Anita) 12 m R-Yacht (Anita) 420er Star Korsar Int. Deutsche Meisterschaft Korsar 1992 Goldene Plakette Fahrten-Segeln des DSV 1993 Europa Cup Int. Schweizer Meisterschaft am Bodensee Kieler Woche 1994 Deutsche Meisterschaft Junioren Europameisterschaft 224 12 m R-Yacht (Anita) Korsar H-Boot Hobie Cat 16 H-Boot Korsar Jahr Regatta-Sieg 1995 Kieler Woche Schiff Steuermann (Crew) Hobie Cat 16 Christian-R. Stoll (Ines Roßley) Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) Klaus Holl Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) Sandy Künzler Christian-R. Stoll (Frederike Paulick) Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) (Angela Stenger, Wolfgang Dietz) Dr. Jens Grass (Birgit Schwab) Volker Mader (Monika Steidl) Philipp Ocker (Christopher Sachs, Florian Grosser) (Anderl Denecke) Dr. Hanns-Georg Klein Dr. Hanns-Georg Klein Dr. Bernd Schaible/ Reiner Willmann (Helmut Felber, Dr. Gerd Hofmann, Mike Quast) Dr. Hanns-Georg Klein Hubert Frenzer Philipp Ocker (Julia Scholz, Oliver Davies) Int. Deutsche Meisterschaft Korsar 1996 Int. Schweizer Meisterschaft 1996 Int. Österreichische Meisterschaft Joker Korsar 1997 Weltmeisterschaft Damen, Newport USA 1998 Kieler Woche 420er Hobie Cat 16 1999 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft Korsar Europa Cup Joker 2000 Europa Cup am Achensee Korsar 2001 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft Dyas 2003 Int. Österreichische Staatsmeisterschaft Drachen Europa Pokal am Ammersee 2004 Regatte Royale, Epoque Marconi, Cannes Voiles de St. Tropez Balearen Cup und Blaues Band vor Palma de Mallorca I-Jolle 30er Schäre 30er Schäre Bavaria 49 2006 Voiles de St. Tropez in Cannes 2007 Europameisterschaft Int. Deutsche Meisterschaft am Ammersee 8 m Rennyacht Joker Drachen 225 Regatten im Jahr 2008 April 27. Alle Klassen Ansegeln Mai 31. - 1.Juni 420er, 505er Münchner Kindl Pokal Juni 14. - 15. Opti B+C Opti Hit 20. - 22. Traditionsklassen 100 Jahre Münchner Woche 28. - 29. Drachen Sommerpokal 13. Trad. Klassen Vidi Grand Prix 19. - 20. Alle Klassen Club Pokal 1. - 3. J 80 BMW Sailing Cup 24. - 28. H-Boot Int. Deutsche Meisterschaft 17. - 21. Drachen Int. Deutsche Meisterschaft 2. - 4. Opti, Teeny Bayerische Jugendwoche 13. - 14. Streamline, J22 Casio Cup 20. - 21. Lacustre, L95, 30er, 45er Bernbacher Cup 3. Alle Klassen Absegeln Juli August September Oktober 226 Boote 227 Clubschiffe Eine stolze Vergangenheit Dr. Max Medrisch Versuchte man zu ergründen, aus welchen Elementen sich das Gemeinschaftsgefühl in einem Yacht-Club zusammensetzt, so käme man sicher zu der wenig überraschenden Einsicht, dass geselliges Segeln zu den wichtigsten gehört. Ob man beherzt Regatten bestritten und dem Club Ehre gemacht, bei Fetzenwind über den See geflogen und sich des Lebens gefreut oder bei Flaute Weinvorräte vernichtet, gar Kombinationen aus all diesem erlebt hat – dies ist der Stoff, der einen Segelverein zusammenhält. Fast alle Segelclubs unterhalten Boote für Schulungen, für die Jugend oder auch um bootslosen Mitgliedern das Segeln zu ermöglichen, aber ganz wenige unterhalten monumentale Schiffe von meist außerordentlicher Schönheit und außerordentlicher Größe, die vielen gleichzeitig das Segeln erlauben, die jedermann am See kennt und ihre Besitzer mit Stolz erfüllt. In der Geschichte des MYC fallen einige Beispiele besonders auf. Die Clubyacht »Aika«, ein Nationaler 45er, haben viele noch erlebt und es lässt sich somit relativ genau über sie berichten. Geheimrat Kustermann hatte 1928 bei Rasmussen in Bremen eine Nationale 45qm Kreuzer-Yacht bauen lassen und auf dem Starnberger See als »Rakete VIII« in Betrieb genommen. Später gelangte diese in den Besitz des Prinzen Franz von Bayern und musste »Hengest II« heißen, was immerhin nicht mehr ganz so imperativ nach Hochgeschwindigkeit klang und ihrer Bauweise etwas eher gerecht wurde, denn bei nur wenig Wind war sie schnell, bei 4 Bft. musste man bereits reffen, was natürlich dem Raketengefühl eher abträglich sein musste. Später kaufte Dr. Günther Dietrich vom MYC den Nationalen 45er und taufte ihn »Aika«. 228 Am 17.11.1970 ging die »Aika«, die ca. 20 Jahre lang im Besitz der Familie Dr. Dietrich gewesen war, in den Besitz des MYC über. Dieser Erwerb war möglich, weil einige Mitglieder, wie z. B. Kurt Linnebach, dafür erhebliche Geldsummen gespendet hatten. Um das kostbare Schiff in gutem Zustand zu erhalten, fanden jedes Frühjahr unter Anleitung von Jugendwart Gerhard Stephan gemeinsame Überholungsarbeiten statt. Das Unterwasserschiff und die lackierte Außenhaut wurden geschliffen und bekamen einen neuen Anstrich. Durch diese Arbeiten erwarben sich die Jugendlichen das Anrecht, das Boot während der Saison zu gemeinschaftlichen Fahrten zu benutzen. Dem Bordbuch ist im weiteren Verlauf zu entnehmen, dass sich viele die »Aika« nutzende Vereinsmitglieder der gemeinsamen Aufgabe des Erhalts dieses Kleinods verpflichtet fühlten. Dies war auch notwendig, denn die im Bordbuch befindliche Spalte »Während der Fahrt aufgetretene Schäden« und »Verlorenes Zubehör« »Aika« P 162 (oben) Überholungsarbeit im Frühjahr für Segelrecht im Sommer wies durchaus eine Vielzahl von Eintragungen aus, die jedoch saldiert werden konnte mit der Spalte »Spenden für die Werterhaltung der Aika«. Letztere erfolgten durchaus nicht immer in pekuniärer Form, viele Eintragungen zeugen von Sachspenden – »Tank erneuert, Stander ersetzt, Matratzen gespendet« – und Dienstleistungen – »Motor repariert, Pumpe gereinigt«. »Widmung« Kurt Linnebachs auf der ersten Seite im Bordbuch der »Aika« Allerdings geben die Annalen auch Auskunft darüber, dass das Boot nicht nach allen Fahrten so zurückgelassen worden ist, wie man sich das gewünscht hätte – ein ebenso wohlbekanntes wie weitverbreitetes Problem bei gemeinsamer Nutzung einer Sache. Die sorgsam ausgearbeiteten Anweisungen wurden immer wieder nicht befolgt und wie so häufig in Gemeinschaften war es auch hier so, dass die Anstrengungen der einen die Nachlässigkeiten der anderen kompensieren mussten. So prächtig die 10,5 m lange »Aika« auch gewesen war, das eingangs erwähnte Monumentale ging ihr insofern etwas ab, als auch Ihre Schwestern recht zahlreich am See beheimatet waren. 1930 jedoch war vom MYC, mit finanzieller Unterstützung des Justizrats Laturner, das »schönste Schulschiff in Bayern«, die »Flevo« erworben und alsdann »Kommodore« getauft worden. Bootsmann Hans Rehdes, Ende der 80er Jahre mit »Aika« auf dem Weg zum Kran 229 »Schönstes Schulschiff Bayerns«, 1930 der ganze Stolz des MYC: die Yawl »Kommodore« 230 Auch wenn man geneigt ist, einem solchen Superlativ zunächst zu misstrauen, so ist man beim Anblick der Bilder sofort anderer Meinung: eine 12,9 m lange Yawl, somit der Ketsch ähnlich, aber mit einem Besanmasten, der außerhalb der Wasserlinie stand und ca. die Hälfte der Höhe des Großmastes aufwies. 100,6 qm Besegelung! 1905 hatte die klassenlose Yacht das Licht der Welt bei der Bootswerft Rambeck erblickt und war von ihren Eignern, den MYC-Mitgliedern Hans Gruß und Hans Tremmel mit jeweils 5 Mann Besatzung auch bei vielen Regatten gesegelt worden, z. B. 1925 am Bodensee, wohin sie per Bahn befördert worden war. (6 Siege bei 6 Starts dürften für die Mühen des Transport entschädigt haben.) Im Bericht des Segelmeisters des MYC von 1930 wird sie lapidar als »1 Seekreuzer« (DSV Nr. 1210, Standerscheinnr. 354) zusammen mit weiteren 109 Booten und »1 Eisyacht« aufgelistet. 1931 hatte sich die wirtschaftliche Not weiter verschärft: 12,2% registrierte Arbeitslose in München, wenigstens derselbe Anteil an verdeckter Arbeitslosigkeit bei insgesamt kaum staatlicher Unterstützung, vielen ermangelte es nicht nur der elementarsten Dinge für ein würdiges Leben – es gab in weiten Bevölkerungsschichten nicht genug zu essen. Das gesellschaftliche Leben kam weitestgehend zum Erliegen, Vergnügungen aller Art wurden, wie vielfach dokumentiert, auch der seelischen Depression und des Verantwortungsgefühls wegen zurückgestellt. Verfügung, dennoch im Club verblieb. Renovierungsbedürftigkeit dürfte für die Transaktion auch eine Rolle gespielt haben, denn Uher ersetzte die komplette Takelung und die Innenausstattung. Gleichzeitig wechselte der neue Eigentümer ihren Namen und Ex-Flevo hieß fürderhin »Hungaria«. Noch weniger monumental dimensioniert als die »Aika«, aber in ihrer Zeit von monumentaler Bedeutung waren die beiden Piraten »Bickus«, Nr. 166 und »Willi« mit der Segelnummer 3. Bis 1951 war das Clubhaus des MYC von den amerikanischen Besatzungstruppen beschlagnahmt, so dass, wie Gerhard Stephan zu berichten weiß, besagte Piraten zunächst bei der Rambeck-Werft untergebracht wurden. Unendliche Arbeitsstunden flossen in die Wiederherstellung der Boote, andauernd mussten die brüchigen Baumwollsegel geflickt werden und wir können uns heute nur schwerlich vorstellen, was es damals bedeutete, überhaupt wieder segeln zu dürfen. Stefan Dietz, damals voll jugendlichen Übermuts, wurde dennoch beauftragt, ein dem MYC zugehöriges Ehepaar auf einem Piraten spazieren zu segeln und er kam der Aufgabe, maximalen Eindruck schindend, so nach, dass er bei viel Wind so viel Lage als möglich schob, was die durchnässten Herrschaften zu einer Beschwerde veranlasste. Dies ging auch am MYC nicht spurlos vorüber und die »Kommodore« wurde an das Mitglied Edmund Uher verkauft, so dass sie, wiewohl nicht mehr als Schulschiff zur allgemeinen »Bickus« voll besetzt und trotzdem schnell 231 Mitte der 50er Jahre erwarb der MYC die 1912 erbaute Sonderklasse S 56 »Hallodri« und nutzte die schnelle, gaffelgetakelte Yacht als JugendAusbildungsboot. Diese Sonderklasse hatte schon ein recht modernes Unterwasserschiff: einen kurzen Kiel und ein weit hinten aufgehängtes Spatenruder. Damit konnte das Boot fast auf dem Teller drehen. Spektakulär sahen immer die Manöver aus, wenn bei östlichen Winden die Sonderklasse mit rauschender Fahrt in den Hafen brauste und nach einer kurzen 180°-Drehung am Molenkopf zum Stehen kam. Mit der Sonderklasse wurden viele Fahrten mit sechs bis sieben Jugendlichen an Bord in den südlichen Seeteil unternommen. Bei diesen Fahrten musste immer ein Mann die Pütz bedienen, denn bei Druck auf den Mast öffnete sich ein Spalt von ca. 4 mm zwischen den Planken. S 56 »Hallodri« schoss gerne mit viel Fahrt in den Hafen, … … um dann nach kurzer 180°-Drehung am Molenkopf zu stehen (hier wohl dem Fotografen zuliebe bei Flaute nachgestellt) 232 Wasser kam bei »Hallodri« gelegentlich nicht nur über den Süllbord … Das Boot wurde mit den Jahren immer reparaturbedürftiger, so dass es schließlich an das damalige Clubmitglied Peter Möckl verkauft wurde. Dieser ließ die Sonderklasse mit viel Enthusiasmus und großem finanziellen Engagement total restaurieren. Das Boot lebt heute noch, ist zwischenzeitlich am Traunsee stationiert und fährt alle Oldtimerregatten mit. Wenn man sich einige Zeit mit dieser vergangenen Pracht befasst hat, kann man kaum umhin, den Wunsch zu äußern, dass der Club sich wieder ein großes Schiff anschaffen möge. Eines, das das gemeinsame Segeln, auch das Unterrichten einer Gruppe ermöglicht, ein Stück seglerische Gemeinsamkeit unmittelbar erleben lässt, – so eine Art »Gorch Fock« des MYC. Dies mag angesichts der Größe des Unterfangens noch ein der Realität fern erscheinender Traum sein, aber ein solcher Traum steht ja bekanntermaßen immer vor der Verwirklichung. … sondern auch zwischen den Planken ins Boot 233 Drachen Sail and Dance Dr. H.-P. Müller Der Drachen, 1929 von dem norwegischen Konstrukteur Johan Anker ursprünglich als kostengünstiges, sicheres und einfach zu segelndes Boot für junge, ambitionierte Seglerfamilien entworfen, reifte durch ständige Weiterentwicklung zu einem Segelboot mit hervorragenden Segeleigenschaften. Bis dahin war diese noch recht junge Bootsklasse am Starnberger See kaum verbreitet. DG 60 »Neptun« (1952) und am Ende der ersten Segelsaison umfasste die Bootsliste der Drachenklasse bereits vier Schiffe: DG 14 »Schmalznudel« von Ch. Aechter, DG 43 »Friedl« von H. Mössbauer, DG 60 »Neptun« von Herbert Frey und DG 106 »Carola« von Kurt Linnebach. Schon im ersten Sommer konnten sie gute Regattaerfolge verbuchen und bei der Drachen- Drachenregatta am Starnberger See (1953) Nach der Wiedereröffnung des MYC 1952 wurde zunächst überwiegend mit Jollen gesegelt. Auch die Herren Hans Braun sen. und Werner Keidel (später sehr aktive und erfolgreiche Starbootund Drachensegler) konnte man bei Regatten im Piraten sehen. Aber schon 1952 / 53 fanden erste Exemplare der eleganten Drachen, die den Krieg überstanden hatten, einen Platz im Münchner Yacht-Club. Es folgten weitere dieser Kielboote regatta des MYC 1953 starteten bis zu elf Boote auf dem Starnberger See, was ein imposantes Bild abgab. Diese Drachen waren ausschließlich aus Vollholz gebaut und die Masten gab es auch nur aus Holz. Die Segel waren aus Baumwolle, die Verstagung bestand aus verzinktem Stahldraht mit Augspleißen an den Enden. Das Tauwerk Im Zwiegespräch mit DG 11 234 D bestand aus Naturfasern, Fallen waren aus Sisal, die Schoten aus Baumwolle. Gesegelt wurde überwiegend auf dem heimischen Gewässer, da ein Transport fast nur mit einem aufwändigen Bahntransport möglich war. Das hinderte Kurt Linnebach aber nicht, mit seinem Drachen in Kiel und in Genua an Regatten teilzunehmen. Norbert Geissler ist seit 1956 im Club und erinnert sich noch gut an einige Holzdrachen aus der Nachkriegszeit. Die legendäre DG 11 »Kreuzweis« von Jürgen Franke und Konrad Gloeden gehört dazu. Wrack zum »Kielpreis« von 700 DM übernahmen. Neun Monate wechselten sie viele Planken und Spanten aus und bearbeiteten die Rumpfform, bis beim Stapellauf ein stolzer Drachen bewundert werden konnte. Maschinen und beheizte Bootshallen standen nicht zur Verfügung. Alles wurde in Handarbeit mit einfachsten Werkzeugen von den tüchtigen Eignern bewerkstelligt. Dieser Drachen wurde Die Geschichte des Wiederaufbaus dieses Schiffes ist Beleg dafür, was mit unermüdlichem persönlichem Engagement in der damaligen Zeit möglich war, wenn man segeln wollte: Eigentlich als Clubschiff 1953 von Bremen nach Starnberg geholt, wurde der restaurierungsbedürftige aus norwegischer Kiefer bestehende Drachen 1954 an Max Glückert weiter verkauft, bis Jürgen Franke und Konrad Gloeden das Jürgen Franke und Konrad Gloeden (oben) machen so manche Pause, bis es endlich zum Stapellauf kommt (unten) 235 1953 – nur einen Sommer – als Clubschiff gesegelt, dann bis 1960 von Franke / Gloeden zum Regattasegeln eingesetzt und schließlich an die Familie Maffei weiter verkauft. Allmählich kamen Drachenneubauten hinzu, die hauptsächlich von der renommierten Bremer Werft Abeking & Rasmussen gebaut worden waren. Nun muss man wissen, dass A&RDrachen damals als handwerklich perfekt, geschwindigkeitsmässig aber als zweite Wahl galten. Der grundsolide Holzmast von A&R war einfach zu schwer und zu steif. Trotzdem wurden bis Mitte der 60er Jahre einige solcher Boote für Mitglieder des MYC gebaut: Die G 308 »Neuni« von Hans Braun (heute im Besitz von Mario Stock) und die G 315 der Familie Mössbauer gehörten dazu. Bekannte Drachensegler des MYC in den 60er Jahren waren Werner Künzler, Werner Keidel, Konsul Kurt Linnebach, Erhardt Dahlke, Walter Brand und Karl Glückert. war weiß und schnell. Fritz Kleis hatte nie Mannschaftsprobleme, weil es Spaß machte auf diesem schnellen Schiff zu segeln und das nicht nur auf dem Starnberger See. Legendär sind die »Ausflüge« bis Mallorca – auf den 7,5 Tonner LKW passten auch noch die zwei schweren BMW Motorräder vom Eigner und der Crew (Karl-Heinz Feit, Tim Busse) für entsprechende Landexkursionen der »Dos Alemanos«. DG 117 »Windspiel« von Hans Mössbauer 1958 im neuen Hafen des MYC Neuartiger Transport auf einem Opel-Blitz mit der Möglichkeit, das ganze Gestell mit vier Schrauben vom Chassis zu lösen Norbert Geissler erinnert sich, dass unser Mitglied Fritz Kleis als Erster erkannte, dass international die Drachen aus den dänischen Werften Pedersen und Thuesen sowie Børresen schneller segelten. Mit der Bestellung eines solchen Bootes aus der Werft von Børge Børresen brachte er die erste »Rennziege« in unseren Hafen, die DG 406. Sie kam 1968, DG 106 »Carola II« von Kurt Linnebach 1956 (rechts) 236 Der Umbau wurde von den Familien Ocker und Sachs bei der Opel-Vertretung in Eggenfelden realisiert. Damit hatten die Drachensegler im MYC den ersten modernen Transporter zur Verfügung und Bernd Stretz, Hubert Biegert, wie auch die anderen Drachensegler nutzten den »Blitz« für Regatten am Chiemsee, Ammersee, Attersee oder Gardasee, bevor dann später die heutigen Aluhänger gebaut wurden. Im Jahr 1963 fuhr Kurt Linnebach erstmalig mit einem von der Fa. Kufer gebauten PKWTrailer zur Schweizer Meisterschaft auf dem Thunersee. Damals verzeichnete die offizielle Bootsliste des MYC vom Oktober 1964 bereits fünf Drachen. »Zille« – Neuzugang im März 1993 (oben) 1965 nahm Kurt Linnebach an der Ungarischen Meisterschaft am Plattensee (Balaton) teil. Bei der Ein- und Ausreise waren zu dieser Zeit an der österreichisch-ungarischen Grenze noch umständliche und langwierige Kontrollen erforderlich. Die Ungarn verfügten über noch recht betagtes Bootsmaterial und fotografierten deshalb von den »westlichen« Drachen jeden Beschlag. Volker Mader und Norbert Geissler hatten die Ehre, vier Jahre später, im August 1969, auf dem Balaton als Crew von Fritz Kleis zu segeln und mit der DG 406 locker und souverän die Ungarische Meisterschaftswoche zu gewinnen. Anfang der 70er Jahre tauchten dann die ersten Drachen aus Glasfieber von der dänischen Bootswerft Børge Børresen auf. Fritz Kleis kaufte sich die DG 476 und verkaufte die DG 406. Diesen Holzdrachen erwarb 1973 sein Clubkamerad Robert Kremer. Dieser ließ es sich nicht nehmen, die wunderschöne Holzmaserung des weißen Bootes wieder an die Oberfläche zu zaubern. Die DG 406 war jetzt wieder Natur und hieß »Gitan«. 1981 erwarben Rudi Hofmeister mit Norbert Geissler zusammen das Schiff und segelten es erfolgreich in ganz Europa. Dann übernahm Norbert das Boot alleine und verkaufte es 1985 an Dr. Georg (Schorschi) Haindl vom Augsburger Segler-Club e. V.. 237 Schorschi begann damit eine Drachenkarriere und behielt das Boot bis in die 90er Jahre – mit Alumast (ab 1972) bis zuletzt voll konkurrenzfähig und eine wahre Schönheit. Für die beachtlich lange Zeit von 22 Jahren bis 2003 stellte der Münchner Yacht-Club in der Person von Norbert Geissler den Kommodore des Deutschen Drachengeschwaders. Durch sein Wirken ist die deutsche Flotte weltweit zu hohem Ansehen, sowohl in der IDA als auch in den anderen DrachenNationen gekommen. Bis heute ist er Ehrenkommodore des Deutschen Drachengeschwaders. In all den Jahren wächst die Drachenflotte kontinuierlich. Diverse Schiffstaufen allein im Münchner Yacht-Club zeugen davon. Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Hafenplan des MYC für das Jahr 2004, dem 75-jährigen Jubiläum des Drachen, bereits die stattliche Zahl von 29 Schiffen auswies. Im Jahr 2008 liegen nun schon 33 Drachen im Hafen des MYC und damit sind sie nach den H-Booten die zweitstärkste Bootsklasse. 1983, zum 75. Jubiläum des MYC, wurde die erste Internationale Deutsche Drachenmeister- 238 schaft von uns ausgerichtet. Nach dem Motto: Zu gutem, fairen Sport auf dem Wasser und hochkarätigen gesellschaftlichen Veranstaltungen in unserem Casino gehört bei allen Drachenregatten immer auch Livemusik. »Sail and Dance« prägt so bis heute den Stil der Drachensegler im Münchner Yacht-Club. Wie in der zurückliegenden Geschichte dokumentiert, wurde der Drachen maßvoll Feierliche Taufe von drei Drachen im Sommer 1993 weiterentwickelt. Ab 1979 nahmen die Werften Markus Glas GmbH am Starnberger See, 1988 die Werft Petticrows Ltd. in England und 1990 Doomernik Dragons, Niederlande, die Produktion von Kunststoffdrachen auf. 1996 gab es kurzzeitig eine Wiederbelebung des Holzbaus in formverleimter Ausführung. Heutzutage ist jedoch ein solcher Drachen wegen des hohen Preises eine Angelegenheit für Liebhaber, da der ursprüngliche Geschwindigkeitsvorteil durch die Fortschritte im Glasfiberbau wieder wettgemacht wurde. diese Drachen beeindruckende Zeitzeugen des Bootsbaus. Mit ihnen wurde der Münchner Yacht-Club durch teils eindrückliche Regattaergebnisse immer wieder würdig vertreten. Internationale Deutsche Meister in der Drachenklasse 2007 »Ocker / Scholz / Davies gewinnen erstmals Meisterschaft in der Drachen-Klasse 59 Mannschaften segelten sechs Wettfahrten auf dem Ammersee Stellvertretend für die vielen Triumpfe, von denen etliche Pokale im Casino Zeugnis ablegen, sei hier der jüngste, vom August 2007 durch folgende Pressemeldung genannt: Mit einer neuen Sieger-Crew endete am späten Samstagabend (18. August) die Internationale Deutsche Meisterschaft der Drachen-Klasse beim Augsburger Segler-Club auf dem Ammersee. Philipp Ocker (28 Jahre), Julia Scholz (26) und Oliver Davies (24) vom Münchner Yacht-Club gewannen nach sechs Wettfahrten mit 59 Booten bei durchwegs sowohl leichten wie auch schwierigen Windbedingungen mit neun Punkten Vorsprung«. (Volker Göbner, ASC / Utting, 19.8.2007) von links nach rechts: Oliver Davies, Julia Scholz und Philipp Ocker Alle Entwicklungsstufen des Drachen können wir heute in unserem Hafen offenen Auges nachvollziehen: vom DG 108 der Familie Pasemann, bis zum jüngsten Schiff der Drachenflotte, des DGER 1035 von Philipp Ocker, sind Wie außerordentlich gut der Münchner YachtClub heute im Deutschen Drachengeschwader vertreten wird, belegt die Tatsache, dass mit den Mannschaften um Peter Fröschl und Hannes Braun zwei weitere Drachen unter den ersten zehn der Rangliste 2007 sind. Ausgehend vom gleichermaßen eleganten wie zukunftweisenden Entwurf des Johan Anker aus dem Jahr 1929 wurde der Drachen die zahlenmäßig größte One-Design-Kielbootklasse der Welt, deren speziellem Charme sich die 239 Mitglieder des MYC – seien sie nun Wettkampfoder Genusssegler – hoffentlich auch in Zukunft nicht entziehen können. Die weiterhin zunehmende Anzahl der Drachen im Hafen unseres Clubs, sowie die jeden Sommer mit viel Herzblut und Engagement ausgerichtete Regatta um den Sommerpokal, bezeugt die besondere Liebe der Mitglieder zu den Linien und den hervorragenden Segeleigenschaften dieser Yacht. 240 Im August 2008 hat der MYC in seinem Jubiläumsjahr die Ehre, die Internationale Deutsche Meisterschaft der Drachen zum dritten Mal ausrichten und gleichzeitig sogar den Titel verteidigen zu dürfen. Hoffentlich herrschen Wetterbedingungen, die Bilder ermöglichen, wie diese vom Sommerpokal 2004. »Zille« im Ziel 241 Norbert Geissler Ehrenkommodore der Drachenklasse Dr. Iris v. Hoyningen Huene Norbert Geissler kam als Zwölfjähriger mit seinem Vater Otto in den MYC und ist seit 1958 Mitglied. Der Club und das Segeln prägten seitdem seinen Lebensweg in besonderer Weise. Körperlich und seglerisch »herangewachsen« entwickelte er sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem sehr aktiven Regattasegler. Anfänglich stellte er sein Können mit dem Korsar unter Beweis, später aber gehörte seine ganze Begeisterung der Drachenklasse. In den 70er Jahren engagierte er sich über mehrere Jahre im Vorstand des MYC als Sportwart und Beisitzer. Zunehmend aber sah er seine Aufgabe darin, nicht nur dem MYC, sondern auch dem Segelsport in Bayern, Deutschland und der Welt in besonderem Maße zu dienen. Sein Sachverstand führte schon in sehr jungen Jahren zur Berufung in den Wettsegelausschuss des DSV. Bereits 1973, im Alter von 29 Jahren übernahm er das Amt des Reviersprechers Starnberger See beim BSV, das er bis heute, also seit 35 Jahren ausübt. Norbert Geissler pflegt seine guten Kontakte zu allen wichtigen Stellen am und um den See. Er war maßgeblich an so wichtigen Entscheidungen beteiligt wie der Einführung der Sicherungsboote für Regatten. Um einem drohenden Befahrungsverbot zuvorzukommen, konnte er mit dem Bayerischen Umweltministerium eine freiwillige Vereinbarung zur Nichtbefahrung des Sees in den Wintermonaten aushandeln. Von 1981 bis 2003 war Norbert Geissler Kommodore des Deutschen Drachengeschwaders und von 1989 bis 1993 auch Chairman der Int. Dragon Association. Insider wissen, dass der nachhaltige, weltweite Aufstieg und Erfolg der Drachenklasse auch auf seine Arbeit in den 22 Jahren seines Engagements für dieses Boot zurückzuführen ist. 2003 wurde Norbert Geissler zum EhrenKommodore ernannt. Nicht zuletzt auch für sein ehrenamtliches Wirken im Sport verlieh ihm Bundespräsident Johannes Rau 2004 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Norbert Geissler mit seiner Frau Bärbel 242 Robert (Bob) von Linde (1901 - 1996) Dr. Joachim von Linde Während seiner Studienjahre in Berlin kam Robert von Linde über den »Akademischen Verein Hütte« schon früh zum Segelsport. 1931 nahm er an der, für die damalige Zeit noch ungewöhnlichen Überführung der Segelyacht »Etsi« aus dem Mittelmeer nach Holland teil, was seine Liebe zum Hochseesegeln weckte. 1936 aus beruflichen Gründen nach München umgesiedelt, schloss er sich der DHH Segelgruppe »Starnberger Segelverein« an, die 1948 mit dem »Münchner Ruderverein Bayern« zum »MRSV« fusionierte. Als er sich in den späten 50er Jahren in Dänemark seinen ersten gebrauchten Drachen kaufte und der MRSV keinen geeigneten Liegeplatz bieten konnte, zog er mit dem Drachen in den MYC um. Im Jahr 1963 wurde er dort zum stellvertretenden Vorstand gewählt. Dieses Amt übte er erst mit Wilhelm Thalheimer und später bis 1971 zusammen mit Werner Keidel aus. Neben seiner aktiven Zeit im Drachen ist Dipl.-Ing. Robert von Linde vielen Mitgliedern des MYC sicher als begeisterter Anhänger und Förderer des Hochseesegelns in Erinnerung geblieben. Die Ende der 60er Jahre von ihm im MYC mit initiierten und aktiv unterstützten Winterlehrgänge zum DSV B- und CSchein (Küstenund Hochseeschifffahrt) waren beliebt, die anschließenden Prüfungen notwendig, aber weniger beliebt. Dadurch wuchs im Laufe der Zeit unter den Clubmitgliedern die Törnbegeisterung. Auf einem guten Dutzend Hochseetörns unter seiner Schiffsführung mit der 12mR-Yacht »Anita« der »Segelkameradschaft Ostsee« auf Nord- und Ostsee hat sich so mancher Segler des MYC die ersten Seebeine wachsen lassen. Bis zu seinem Tod segelte er intensiv und oft Einhand mit seinem von A&R für ihn im Jahr 1964 erbauten Drachen »Elf«. Die »Elf« liegt noch heute im MYC und erträgt geduldig bereits die dritte Generation seiner Familie. Die Urenkel als Mitsegler allerdings nur, soweit sie bei ihren Optikursen abkömmlich sind. 243 Hochseeleistungssegeln Der Weg ist das Ziel Walter Brand und Gerhard Stephan Immer schon hatte der MYC eine besondere Affinität zum Fahrtensegeln. Bereits 1908 wurde in der offiziellen Gründungsmitteilung der Zeitschrift »Die Yacht« extra darauf hingewiesen, dass die »Vereinigung Münchner Segler« neben dem Regattasegeln »insbesondere das Tourensegeln« weiter pflegen möchte. Anfang der 30er Jahre zog es den vorerst einzigen »Seefahrer« im Club, Emil Eitner-Poncherry mit seinem Seefahrtkreuzer »Veritas« immer wieder nach Norden. In den Jahren darauf wuchs das Interesse weiterer Clubmitglieder an ausgedehnten Seetörns auf der Ostsee. Nach entbehrungsreichen Kriegsjahren kam dann mehr und mehr der Wunsch auf, im Ausland den Horizont zu erweitern, nach dem Motto: weg von der Pfütze – raus aufs Meer. Der MYC wurde so durch seine vielen aktiven Segler auf den Weltmeeren nach und nach weit über den Starnberger See hinaus bekannt. Das Hochseesegeln im MYC ist seit den 60er Jahren ganz eng mit den Namen von drei langjährigen Clubmitgliedern verbunden: Bob v. Linde, Gerhard Stephan und Walter Brand. Mitte der 60er Jahre machte unser damaliger Vizepräsident, Dipl.-Ing. Robert v. Linde beim DHH seinen C-Schein. Dort lernte er segelbegeisterte Rheinländer kennen, die sich in eine rassige Rennyacht verliebt hatten. Diese Yacht, eine 12m R-Yacht, wurde 1938 für den MargarineKönig und Besitzer einer Walfangflotte, Walter Rau, bei Abeking & Rasmussen gebaut und nach seiner Frau Anita benannt. Die »Anita« hat eine Länge von 21,57 m, eine Breite von 3,60 m, einen Tiefgang von 2,73 m und eine Verdrängung von 26 t, davon 16 t Blei im Kiel, Yawl-Takelung mit 156 m2 Segelfläche sowie einer Masthöhe über Wasser von 23,60 m. Das Schiff ist mit 10 festen Kojen in drei Kabinen ausgerüstet. Die »Anita« hat keinen Motor. Diese Rheinländer kauften das Schiff und um es zu betreiben, gründeten sie die »Segelkameradschaft Ostsee« (SKO). Robert v. Linde wurde bald Mitglied der SKO und charterte die »Anita« für Reisen in der Ost- und Nordsee, wobei für die Bemannung immer mehr Segler vom MYC 244 und von anderen Clubs am Starnberger See mit auf Törn gingen. Als begeisterter Förderer des Hochseesegelns begann Bob v. Linde alsbald zusammen mit Dipl.-Ing. Gerhard Stephan im Münchner Raum Winter-Navigationskurse zum Erwerb von B- und C-Scheinen abzuhalten. Zu dieser Kernmannschaft gesellte sich bald Walter Brand, der mit Ehrenmitglieder Bob v. Linde (links) und Walter Brand Gerhard Stephan (links) Der Goldene Kompass (rechts) der Anita als Schiffsführer spektakuläre Reisen unternahm und viele Preise gewann. Walter Brand wurde bei der SKO Präsident und ist heute deren Ehrenmitglied. 2007 hat ihn auch der MYC zu seinem Ehrenmitglied ernannt. Walter Brand war Mitglied des DSV-Ausschuss für Führerscheine und Ausbildung. Der Münchner Prüfungsausschuss mit 112 Prüfern unterstand ihm. Die Reisen auf der Anita waren meist keine Lustreisen sondern Hochleistungssport. Sie verliefen überwiegend mit Tag- und Nachtwachen, die Hafenmanöver konnten nur unter Segel vollzogen werden, da ja ein unterstützender Motor fehlte. Auf See mussten häufig Stürme mit kleinster Besegelung abgewettert werden. Es war keine Kreuzfahrt, wenn zehn Personen drei Wochen Tag und Nacht zusammen auf einem 21m-Schiff lebten, denn es wurde zum Teil harte Seemannschaft gefordert. Trotzdem oder auch gerade deswegen zählten im Laufe der Zeit über 50 Clubmitglieder zu den »Anitaseglern«. Die diversen Reisen führten zu vielen Zielen in der Ostsee wie: Kopenhagen, Oslo, Insel Anholt, Marstrand, Bornholm, Gotland, Helsinki, St. Petersburg. Aber auch spektakuläre Fahrten, viele unter Leitung von Walter Brand, waren dabei: New York zum Kolumbusjahr 1992 über die Azoren und Bermudas, Boston, Neufundland, Island, Faröer, Jan Mayen, Nordkap, Spitzbergen, rund England und Irland, Schottland, Azoren, Shetlands, Orkneys. Bei allen Fahrten ging es nicht nur um die Anzahl der Seemeilen, also das »Meilenfressen«, sondern die Sicherheit von Mannschaft und Boot war stets oberstes Gebot. Immer galt: der Weg ist das Ziel. Bei Wettbewerben wurden deshalb besonders Planung, Seemannschaft, Sicherheit, Ausrüstung, Navigation und Verhalten in schwieriger Lage bewertet. So wurde einmal ein riesiger Leistungstörn bei härtestem Wetter nach den Orkneys ausgezeichnet, obwohl Walter Brand kurz vor dem Ziel abdrehen musste, um Schiff und Mannschaft nicht zu ruinieren. Für besondere seglerische Leistungen konnten viele Preise gewonnen werden: Plaketten im Rahmen des Fahrtenwettbewerbs der DSVKreuzerabteilung: 4 x Bronze, 5 x Silber und 5 x Gold. Davon gewann Walter Brand zwischen 1964 und 1999 2 x Bronze, 2 x Silber und 5 x Gold. (Ehrenmedaille in Silber der Stadt München 1975 und 1977) Außerdem errang er für herausragende Fahrten den Goldenen Kompass der Segelkameradschaft »Das Wappen von Bremen« und den Kronenkompass vom Kieler Yacht Club. Auch wenn Walter Brand als Schiffsführer aus gesundheitlichen Gründen leider ausfällt, so ist bei vielen Mitgliedern der Drang nach einem Törn in anderen nationalen Gewässern und auf fremden Meeren ungebrochen. Deshalb hat der eine oder andere unserer Segler neben einem Boot im MYC auch noch eine hochseetaugliche Yacht in internationalen Häfen. Manche ziehen es dagegen eher vor, ein Boot für zwei bis drei Wochen in den verschiedensten Revieren zu chartern. Unabhängig davon wäre es wünschenswert, wenn junge, am sportlichen Hochseesegeln begeisterte Segler vom MYC die Nachfolge von Robert v. Linde und Walter Brand antreten. Der Link zur Internet-Homepage der Segelkameradschaft Ostsee (SKO) ist www.skostsee.org. 245 Hansajolle segeln – lieben – bewahren Burgi Gloeden An einem wunderschönen Sommertag im Jahre 1959 segelten zwei junge Männer, Konrad Gloeden und Jürgen Franke, mit ihrem Drachen (G11) durch die Starnberger Bucht und entdeckten an einer Boje vor dem MRSV ein kleines, sehr elegant geschnittenes Holzboot, einen »Drachenverschnitt«. Der Kleinkreuzer war auf Spanten mit wunderschönem Mahagoniholz beplankt. Ihnen gefiel dieses Boot, sie informierten sich und fanden heraus, dass Abeking & Rasmussen in Lemwerder bei Bremen dieses familienfreundliche Schiff baut. Es handelte sich um eine Hansajolle. Es dauerte nicht lange – und die ersten Hansajollen tauchten im MYC auf. Sie vermehrten sich zusehends, so dass es zeitweise bis zu 15 Boote im Club gab. Unter den ersten Eignern im MYC waren Werner Künzler, Wilhelm Thalheimer, Theodor Baarfuss und Otto Ramstetter, mit dessen Boot dann seine Tochter Micky (verheiratete Thielo) viel gesegelt ist. Schon bald organisierten die Clubmitglieder kleine interne Regatten. Man verbrachte Wochenenden und Ferien auf dem Boot und legendäre Geburtstagsfeiern sowie ausgedehnte Sommerfeste an der Roseninsel sind in die Geschichte eingegangen. Haide Lambertz und Tessi Lewandowski beim (oben) und nach dem Segeln (rechts) 246 … und immer wieder Feste an der Roseninsel Im Abendlicht auf dem Heimweg im »alten« Großen Hafen lag 1963 eine ganze Armada von Hansajollen Nachdem die Hansajolle 1961 als Nationale Klasse des DSV anerkannt wurde, segelten die MYC-Crews zunehmend Wettfahrten mit den Hansajollen der anderen Clubs am See (MRSV, SCW, DTYC). Dann wollte man sich auch mit den Hansajollen am Ammersee, Chiemsee und Baldeneysee messen. Hänger mussten angeschafft werden, und man besuchte sich gegenseitig an den verschiedenen Austragungsorten. 1992 mischte sogar eine reine Damencrew aus dem MYC bei den Wettfahrten mit, bestehend aus Haide Lambertz (Crome) und Tessi Lewandowski. Etwa 10 Jahre hielt die Begeisterung an, dann tauchten neue Klassen auf und die große Zeit der Hansajolle im MYC ging allmählich zu Ende. Ein paar Unentwegte sind jedoch geblieben: Jürgen und Marlies Franke, Burgi Gloeden, Dr. Klaus Köster, Peter Löhr, Hans Marshall, Heinz und Claudius Nolte sowie Axel Ruhe. Sie sind heute noch glücklich und zufrieden und genießen die Bequemlichkeit ihrer Hansajolle. 247 Haide Lambertz (Crome) erinnert sich Bettina RennerSchneider Wie sind Sie in den MYC gekommen? In jungen Jahren war ich Krankenschwester in der Zimmermann-Klinik in Starnberg. Ein damaliger Patient, Jürgen Franke, hat mich 1964 zum Segeln eingeladen und ich war gleich begeistert. Ich hatte keinerlei Segelerfahrung und wurde im Club sehr nett aufgenommen. Meine Segelkenntnisse begnügten sich mit dem Wissen, dass der Bruder meiner Mutter ein sehr guter Segler im Segelclub »Rhe« in Königsberg war. Dies hat sich schnell geändert, denn 1969 bin ich dann in den Club eingetreten. Ich durfte am Anfang oft mit Konrad Gloeden auf der Hansajolle Regatten mitfahren und hatte dadurch einen sehr guten Lehrer. Wie konnten Sie das Segeln mit Ihrem Beruf vereinbaren? Sehr oft habe ich bei Regatten auf dem Startschiff geholfen. Als OP-Schwester musste ich immer aufpassen, dass diese Termine frei waren, denn ich hatte jedes 2. Wochenende Bereitschaftsdienst. Für Meisterschaften habe ich natürlich immer Urlaub genommen. Ich habe mit dem Segeln eigentlich meine ganze Freizeit verbracht – und wie mein Bruder so schön sagte, »im Winter, wenn sie nicht segelt, klebt sie Bilder ein«. Andererseits gibt es auch noch das Hochseesegeln … Ja, durch Bob von Linde bin ich früh zur Törnsegelei gekommen und habe so auch – nachdem ich stolze A-Schein Besitzerin war – den BR- und den BK-Schein gemacht. Seemeilen für den BKSchein hatte ich 1972 bei einer Atlantik-Überquerung, als erste aus unserem Club, ausreichend gesammelt. Es ging von Nassau nach Malaga. Auf die Frage des Lehrers Walter Brand 248 nach den genügenden Seemeilen nannte ich ihm die Zahl 4600 und den Törn. Da sagte er nur noch »Du Schwein, Du!« und erblasste vor Neid. Besaßen Sie auch selber mal ein Boot? Mein erstes eigenes Schiff war eine Kunststoff O-Jolle, gelbgrün (»Spinat mit Ei«). Eines Tages war der Lehrer Heidinger mal da, aus Pöcking. Der hatte eine Holz-O-Jolle und war begeistert von meinem Kunststoffschiff. »Das braucht ja gar keine Pflege, und bei mir segeln nur die Kinder«. Mit rasch aufgesetztem Kaufvertrag durch Franzl Grosser wurden die Schiffe unmittelbar getauscht. Viele gute Ratschläge von lieben MYC Mitgliedern halfen mir, das Schifflein wieder sehr schön herzurichten; ich habe viel Freude mit ihm gehabt. Es war damals ganz ungewöhnlich, so ein altes, unpraktisches Schiff wieder aufzumöbeln. Später hatten Sie doch noch eine Hansajolle? 1990 habe ich von Micky Thielo die Hansajolle 128 übernommen. Das Boot wurde 1961 von Abeking & Rasmussen gebaut. Ab da bin ich mit Tessi Lewandowski die Traditionsklassenregatten und die Clubwettfahrten gesegelt. Bei starkem Wind mussten wir oft richtig kämpfen, aber wir hatten immer viel Spaß. Die Gemeinschaft in der Bayerischen Traditionsklasse war toll. Wie sah das Rahmenprogramm bei Regatten aus? Es wurde insgesamt viel gefeiert. Zum Beispiel die »Feuerzangenbowle« für die Korsare, da waren oft Meldungen mit über 100 Booten. Jeder Teilnehmer erhielt ein bemaltes Glas und nur mit diesem konnte er endlos Feuerzangenbowle »tanken«. Einmal besuchte uns sogar die »Iberl-Bühne«. Udo Graf Lambsdorff hat als Werbechef von Bogner sehr viel für uns organisiert. Zwei ausgediente CorvatschSkigondeln dienten uns als Wettfahrtbüro auf der Terrasse und im Hafen als »Samma wieda guat Bar« – na, da war ein Gedrängel bis in die frühen Morgenstunden. Diese Gondeln hatten wir bei vielen Meisterschaften. Udo half uns aber auch z. B. beim Kranservice, wenn die ersten Boote nach der letzten Wettfahrt hereinkamen. Dankbar hat er Trinkgelder für unsere Jugend angenommen. Die gute Strassenbeschilderung zum Club quer durch Starnberg hätte ich jetzt fast vergessen zu erwähnen. Aufgrund Ihrer langjährigen Regattaerfahrung sind Sie in den 80er Jahren in den Vorstand gewählt worden. Welches Amt übernahmen Sie? Ich habe es als große Ehre empfunden als erste und bis heute einzige Frau in den Vorstand gewählt worden zu sein. Als Sportwart hatte mich Norbert Geißler für seine Nachfolge empfohlen und unser damaliger Vorstandsvorsitzender Uli Lietz hat mich sehr unterstützt. Wir hatten keinen Computer und mussten z. B. bei Regatten alle Ergebnislisten von Matrizen abziehen. Damit war viel Arbeit und Zeit verbunden. Es war schon ein großer Fortschritt, als wir 1982 einen gebrauchten Kopierer geschenkt bekamen. Segeln Sie heute noch aktiv? Nach 15 schönen Jahren musste ich mich 2005 schweren Herzens aus gesundheitlichen Gründen von meinem letzten Schiff trennen. Ich freue mich aber um so mehr, dass unser Clubmitglied Dr. Klaus Köster die Hansajolle original erhält und sie bis heute im Club geblieben ist. 249 Korsar Hier schrieb der Münchner Yacht-Club Geschichte Uli Finckh und Dr. Jens-Peter Grass Die Jugendlichen der fünfziger Jahre im Münchner Yacht-Club nahmen den Korsar, der nunmehr seit 1958 gebaut wird, sofort begeistert an und innerhalb kürzester Zeit hatte diese Klasse im Münchner Yacht-Club eine ihrer Hochburgen. Denn zum damaligen Zeitpunkt war der Korsar eine moderne Konstruktion mit Trapez und Spinnaker und deshalb für die Jugend sportlich wesentlich interessanter als der schwere Pirat, der weder Spinnaker noch Trapez hatte. Da er mit seinerzeit ca. 1000 DM wesentlich preiswerter war als sein großer Bruder, der FD, konnte man ihn sich auch eher leisten. Die nahen Bootsbauer, wie Vötterl in Percha und Mader in Waging stiegen sofort in den Bau ein, was schnell zu guten Regattafeldern führte. Schon bald schaffte der Club, vertreten durch seinen Jugendwart Günther Pfaller, als Jugendboote neben den bereits vorhandenen Piraten noch zwei Korsare (»Fritz Hannamann« und »Bibi«) an. Einen steuerte Stefan Dietz, der wegen des in den Clubfarben gehaltenen schwarz gelben Spinnakers schnell den Namen Kartoffelkäfer bekam. 250 Bei der ersten Deutschen Meisterschaft 1962 am Waginger See war der Münchner Yacht-Club bereits mit sechs Mannschaften vertreten. Die fleißigsten und in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz erfolgreichsten waren Norbert Geissler mit Eberhard Herrmann, Franz Grosser mit Tim Busse und Stefan Dietz mit Volker Mader. Ein großer Förderer der damals »jungen Wilden« war Onkel Bibi. Wenn die Korsare zum Uli Finckh mit Jogi Gistel während der Feuerzangenbowle 1976 mit G 2709, dem Schwesterschiff von … Transport aufgeladen wurden, kam er von der Terrasse herunter, fragte, wo man hinfuhr und steckte einem dann einen Hunderter als Fahrtkostenzuschuss zu, ohne vom Kassenwart dafür eine Spendenquittung zu verlangen. Die Korsarsegler des MYC kreierten auch bald ihre eigenen Regatten: die Feuerzangenbowle als Saisonabschluss. 1963 zunächst als MYC- Wilfried Krusches Korsar (rechtes Bild), der hier gerade als Sieger die Ziellinie überquert interne Team-Regatta mit jeweils zwei Korsaren und einem FD ins Leben gerufen, wurde sie sehr bald von den Korsaren übernommen und mit bis zu 130 Meldungen die größte Klassenregatta damaliger Zeit, obwohl oder gerade weil sie lange nicht für die Rangliste zählte. Die Erfolge der MYC-Korsare sind natürlich an Namen geknüpft: Wilfried Krusche wurde mit Sebald Obermaier (SCW) 1969 und mit Manfred Gebauer (ESC) 1971 Deutscher Meister sowie 1970 mit Uli Finckh Dritter der Europameisterschaft. Uli Finckh wurde mit Mario Stock 1971 Österreichischer Staatsmeister und mit Jogi Gistel 1974 VizeDeutscher- und VizeEuropameister. Manuel Menzel wurde mit Stephan Weigl 1976 Deutscher Meister und Zweiter der Europameisterschaft. Steffen Pöhlmann wurde mit Marco Götz 1977 VizeJugendeuropameister und im Folgejahr mit Niko Rank Dritter. Werner Billing gewann 1980 mit Thomas Dressendörfer die »Euro«. Der MYC trug neben der Feuerzangenbowle drei Deutsche sowie eine Jugendeuropameisterschaft aus. 251 Uli Finckh mit Axel Fincke (BYC) beim endgültigen Gewinn des Seeshaupter Korsarenschwerts 1977 Taufe von »Fritz Hannamann«, dem ersten Clubkorsaren Anfang der 60er (Grafik von Günther Schwarz) Startschiff »Anton Dreher« mit Uli Finckh als Wettfahrtleiter und Haide Lambertz als zuverlässige Schreibkraft 252 Pöhlmann / Götz auf dem Steinhuder Meer 1977 Einige Zeit nach dem Start der Deutschen Meisterschaft 1983 (oben) Kurz vor dem Start zur Deutschen Meisterschaft 1983 anlässlich des 75sten Clubjubiläums 253 Dann kam die Zeit von Jens-Peter Grass und Birgit Schwab (geb. Niederfahrenhorst), die1987 den dritten Platz bei der Europameisterschaft errangen. In den Jahren 1990 - 2000 konnten die beiden zweimal die Deutsche Meisterschaft, zweimal die Österreichische Meisterschaft und einmal die Schweizer Meisterschaft gewinnen. 1993 und 2000 wurden sie Euro-Cup-Sieger. 254 Durch zahlreiche gewonnene Regatten sowie hervorragendes Abschneiden bei internationalen Wettbewerben in der Korsarklasse tragen die beiden trotz mittlerweile stark gewachsener beruflicher Anforderungen auch heute noch den Ruf des Münchner Yacht-Clubs weit über die Grenzen des Starnberger Sees hinaus – so zuletzt mit einem 7. Platz bei der Europameisterschaft 2007 in Frankreich. Somit ist der Korsar also seit über 40 Jahren im Club etabliert und eine ganze Reihe unserer Mitglieder stellten und stellen immer noch auf dem internationalen Regatta-Parcours absolute Spitzenmannschaften auf. Nach wie vor gelingt es ihnen, das ohnehin hohe seglerische Niveau in dieser Klasse maßgeblich mitzubestimmen. Auch wenn der MYC keine eigenen Regatten in dieser Klasse mehr austrägt, so ist der Korsar in unserem Club doch weiterhin präsent und wird dies auch in Zukunft bleiben. Im Gegensatz zu so manch anderer Bootsklasse zeigten sich die Korsarsegler und Korsarseglerinnen in den letzten Jahren völlig immun gegen Abwanderung in andere Klassen. So sind die Regattafelder nach wie vor auf hohem Niveau »meldezahlstabil«. Diese Tatsache sowie die äußerst imponierende Tradition in unserem Club sollten Grund genug sein, diese Klasse weiter zu pflegen und zu unterstützen. Dr. Jens-Peter Grass und Birgit Schwab nach dem Sieg der Europameisterschaft 1993 am Attersee (oben), kurz vorher ebenda (ganz links), am Alpsee 2000 (links) und in Berlin 2003 (rechts) 255 H-Boot 40 aufregende Jahre Kay Niederfahrenhorst Seit vielen Jahren schon ist das ursprünglich in Finnland konstruierte H-Boot mit Abstand die größte Kielbootklasse in Europa. Als »Wunderschiff« feierte es in den Nachbarländern seit 1967 riesige Erfolge, in Deutschland hingegen tat man sich anfangs etwas schwer. Erste Hochburgen vor allem in Berlin und am Bodensee in den 70er Jahren wurden seit 1991 durch die Entstehung der größten Deutschen Regionalflotte in Bayern abgelöst. Was sind die Gründe für die besondere Akzeptanz des H-Boots vor allem am Starnberger See und da hauptsächlich im MYC? Der Erfolg liegt mit Sicherheit in der Einführung sogenannter geförderter Bootsklassen. Sportwarte der größten Seglervereine, so auch im MYC, vereinbarten, Liegeplätze und Zutritte zu fördern (Punktesystem), wenn Segler in diese Klassen einstiegen. Das waren neben den olympischen Bootsklassen eben auch H-Boot, Drachen und Dyas. Dieses einfache aber wirkungsvolle Konzept trägt heute die Früchte, dass auf jeder H-Boot Regatta am Starnberger See zwischen 30-60 Schiffe teilnehmen. Eine Homogenität, die dem Regattasport sehr gut getan hat. Das H-Boot vereint in sehr eindrucksvoller Weise die Möglichkeit von attraktivem Regattasport sowie komfortablem Freizeitsegeln. Aufgrund seiner gutmütigen Segeleigenschaften, sowie der geräumigen Kajüte, ist dieses Kunststoffboot für junge Familien mit Kindern höchst interessant. Hierdurch sind viele junge Leute in diese Kielbootklasse eingestiegen und sichern hohe Kontinuität in der H-Boot Szene, was sie wiederum als sehr familiär erscheinen lässt. Diese Entwicklung wird im MYC gern gesehen, da sich der MYC als besonders familienfreundlicher Segelclub versteht. Im MYC liegen 49 H-Boote (Stand 2008). Damit stellt der MYC eine der größten Flotten am Starnberger See. Seit Jahren schon steht auf den lokalen Regatten fast immer ein Boot des MYC auf dem »Stockerl«. Aufgrund der sehr aktiven H-Boot Segler vom Starnberger See konnte zur 100-Jahr Feier des MYC 2008 die Austragung der Deutschen Meisterschaft in den MYC geholt werden. Otto Hartmann auf dem besten aller Wege 256 Die aktivsten H-Boot Segler des MYC in alphabetischer Reihenfolge: Ulrich Finckh Seit 1968 Mitglied im MYC, übergetreten vom SCW. Gesegelt in den Bootsklassen Korsar, Dyas, H-Boot, FD, Tornado, Trias, Drachen, meist im eigenen Boot und viele Regatten mit Helmut Hochholzer auf dessen H-Boot. Uli steht auf Dieter Henning fast alleine in Luv jeder großen Ragatta im Süddeutschen Raum mit mindestens einem Anrecht auf den Wanderpreis und hat damit den MYC über viele Jahre sehr erfolgreich repräsentiert. Franz Grosser (†) Seit 1958 Mitglied im MYC. Franzls erstes Boot war ein Pirat mit Vorschoter Bernd Kosliky, Nach Korsar und FD Regatten an der Vorschot steuerte er sehr erfolgreich die Trias von Udo Graf Lambsdorff. Später folgten Soling, Dyas, Minitonner, Spinta Sport, bis er 1984 ins H-Boot stieg: erst GER 658, dann folgten GER 958 und GER 1258. Gleich zum Einstieg ins H-Boot konnte Franzl mit seiner Mannschaft einen zehnten Platz bei der Kieler Woche erzielen. In der Region Bayern gibt es wohl kaum einen Wanderpreis, auf dem Franzl nicht als Sieger eingraviert ist. Uwe Heyer-Krug Ton in Ton 257 Robert Kremer und Thomas Hopf Otto Hartmann Seit 2000 Mitglied im MYC, als QuerEinsteiger in die H-Boot Klasse gekommen, trotz mühevollen Herantastens an die etablierten H-Boot Cracks, bestens aufgenommen sowohl im Club als auch bei den H-Boot Seglern. Die Teilnahme an durchschnittlich zwölf Ranglistenregatten pro Jahr sprechen für sich. Seine treuesten »Schotten«: Ines Hartmann (MYC), Bärbel Holder (SCW), Christine Kunze (SCStS), Michl Hiebinger (MYC), Franz Heidinger (SCW) und Andi Kunze (SCStS). Dieter Henning Seit 2002 Mitglied im MYC, segelte früher im 20er Jollenkreuzer als Vorschoter. Aktiv als H-Boot Steuermann seit 2002. Teilnehmer an der WM 2005 und 2007 sowie IDM 2005, 2006, 2007. Vorschoter mit viel Geduld und Klasse: Berni Maier (MYC), Niko Stoll (MYC), Stephanie Fanselau (SCW) und Peter Fröschl (MYC). Thomas Hopf, Chris Junker, Anne Kremer und Ines Roßley (alle MYC). Michael »Micki« Liebl Seit 2000 Mitglied im MYC. Einstieg in den Segelsport über Optimist, Laser, Korsar, Kielzugvogel, seit 2000 mit eigenem H-Boot GER 1455. Top-Ten-Ranglistenplatz 2000 und 2003, Flottenmeister Starnberger See 2005, Bayerischer Roby Kremer Seit 1973 Mitglied im MYC. Bis 1977 Vorschoter auf Drachen G 406. Von 1980 bis 1997 Steuermann auf eigenem H-Boot LX 2, später LX 3. 69 gesegelte H-Boot Regatten für den MYC. Diverse Siege mit starken Vorschotern: Andrea Grosser, Eberhard Herrmann, Dieter Hopf, Micki mit Petzi und Kurt (von rechts nach links) 258 Kay Niederfahrenhorst Uwe Heyer-Krug Seit 1977 in der WSV-Ammerland bei Vestl Huber, auf Empfehlung von Andrea Grosser. Seit 1978 aktiv als Dyas-Regatta-Segler (G 859 SURI I) mit Karin, seiner Frau, als Stammvorschoterin. 1984 Aufnahme in den MYC auf Empfehlung von Franzl Grosser und Rainer Schmidt. 1992 Klassenwechsel zum H-Boot (Almhütte) GER 1255 SURI II. Seine »geduldigsten« Vorschoter: Rudi Hofmeister mit den Damen Elfriede Holzmann und Elfriede Stenger. Meister 2003 (Vize: 2004 / 2005 / 2006), Teilnahme an sechs Kieler Wochen, sechs Internationalen Deutschen Meisterschaften, vier Weltmeisterschaften, Stamm-Vorschoter: Petra »Petzi« Dietz (MYC). Weitere Vorschoter: Kurt Selzer (YCaT), Anderl Denecke (MYC), Martin Wieser (MYC), Franz Heidinger (SCW), Michael Hiebinger (MYC), Otto Hartmann (MYC), Sigwart v. Sonnenburg (MYC) und Christoph v. Sonnenburg (MYC). Trainer C Lizenz BSV / DSV / SBF Binnen / SBF See / SKS / SRC. Helmut Hochholzer Mitglied im MYC seit 1971. Helmut hat neben seiner sehr aktiven Regattatätigkeit (ca. 170 Regatten) in den verschiedensten Bootsklassen auch mehr als 13.000 Seemeilen als Skipper im Mittelmeer zurück gelegt. Seine größten Erfolge in 19 Jahren auf dem H-Boot: Platz 2, 3 und 5 bei deutschen Meisterschaften. Volker Mader Von 1954-1959 Vorschoter im Piraten bei Franz Grosser und Stefan Dietz. Ab 1959 Mitglied im MYC und im MYC-Korsar Vorschoter bei Stefan Dietz. Danach in verschiedenen Klassen aktiv (Korsar, Finn, 470, Drachen und Dyas). Dabei gute bis hervorragende internationale Platzierungen. Seit 2004 bei durchschnittlich 12-14 Schwerpunktregatten pro Jahr im H-Boot erfolgreich. Kay Niederfahrenhorst Seit 1980 Mitglied im MYC, eingestiegen über die typischen Jugendbootklassen Opti, 420er, 470er, 49er und zu Beginn auch bei Regatten auf dem H-Boot seines Vaters (GER 746 und später GER 1420). Die größten Erfolge von 1994 bis heute: Flottenmeister 2002, Bayerischer Meister 2006, Rangliste 2007 Platz 5, WM Platzierungen: 10, 6, 15, 7. Seine erfolgreichsten Vorschoter: Flo Wider (MYC), Birgit Schwab (MYC), Fritz Niederfahrenhorst (MYC), Kai Mardeis (BSCF) und Philipp Ocker (MYC). … wieder einmal Volker Mader 259 Dyas Eine lange Hoch-Zeit im MYC Uwe Heyer-Krug 1970 - 2001 – die große Zeit der Dyas-Klasse Dyas-Regattasegler wissen sehr zu schätzen, dass dieses Kielboot nach einem »Schuss in die Sonne« oder einer missglückten Schifte bei 6 Bft unsinkbar, selbstaufrichtend und selbstlenzend ist. Durch diese besonderen Vorzüge sowie den günstigen Preis, die leichte Trailerbarkeit, die Eignung zum Freizeitsegeln mit Freundin oder Familie, vor allem aber als Regattaboot mit Spi »Zweimann-Kielbootklasse« starten musste. Schon bald steht für alle Mitglieder das Clubschiff G 142 zur Verfügung. Entscheidende Impulse sowohl für den Regattasport als auch für die Anfänge der Dyas-Klassenvereinigung gehen in dieser Zeit von den bayerischen Dyas-Seglern aus. In den folgenden Jahren gelingt es ihnen, eine sehr aktive Ehepaar Heyer-Krug in Berlin 1986 Ehepaar Grosser (rechte Seite) und Trapez gewinnt die Dyas nach 1970 schnell viele Fans, so auch im MYC. Der anschließend rasante Aufschwung der Dyas-Klasse ist besonders mit den Namen zweier Crews aus unserem Club verbunden: Franzl Grosser mit Andrea und Stefan Dietz mit Gisela. Durch ihre sehr erfolgreiche Regattateilnahme begeistern sich immer mehr MYC-Mitglieder für die Dyas, die damals noch mit größengleichen anderen Booten in der 260 Klassenpolitik zu betreiben, neue Spitzensegler heranzuziehen und die Dyas-Klasse als geförderte Klasse im MYC zu etablieren. Dyas-Segeln im MYC von 1970 bis in die 90er Jahre hinein ist die Geschichte vieler sportlicher Höhepunkte. Während Franzl Grosser, bis dato erfolgreich in Korsar und Soling, seine Erfahrungen beim Bau der Dyas einbringen kann, steht Andrea Grosser schon bald an der Spitze der Dyas-Klassen- vereinigung. Bei den Neuwahlen des KVVorstands 1972 wird sie Klassensekretärin, Stefan Dietz Stellvertreter und Jürg Thomass Schatzmeister. Andrea amtiert trotz vierköpfiger Familie bis 1976. In dieser Zeit kommt richtig Schwung in die Klasse. Andrea Grosser gelingt es, beim DSV-Seglertag in Hamburg im November 1973 trotz erheblicher Widerstände die Anerkennung der Dyas als eigenständige nationale Klasse durchzusetzen. Auch ihrem Antrag, die Dyas zur Leistungspass-Klasse zu machen, wird 1974 stattgegeben. Das Feld der Dyas im Hafen des MYC wird von Jahr zu Jahr größer. Eine rege Regattatätigkeit auf den bekannten Revieren zwischen Travemünde, dem Boden- und dem Wolfgangsee beginnt. Überall sind die Dyas-Segler vom Starnberger See – vor allem die vom MYC – zahlreich anzutreffen. Ab 1974 werden die beiden bisherigen »Zweimann-Kielboot« Regatten des MYC als Schwerpunktregatten der Dyas-Klasse gewertet. Die »Mai-Regatta« mit 24 Meldungen (vom MYC allein sechs Boote), gewinnt F. Huber vom Chiemsee vor V. Huber WSV-Ammerland und dem Ehepaar Grosser. Bei der »Sommerregatta« mit 42 Dyas am Start, davon vom MYC nun schon zehn Boote, nimmt zum ersten Mal eine »Steuerfrau« teil, Ursel Frankowski (Marquard). Ursel gelingt mit Platz 15 ein beachtlicher Einstand, dem im Laufe der Jahre noch einige Platzierungen unter den Top Ten folgen. Die »Podestplätze« gehen an den MYC: 1. Franz und Andrea Grosser, 2. Stefan und Gisela Dietz, 3. Volker Mader mit Klaus Röpper. Bei der Ammerlander Regatta mit 40 Booten gibt dann eine weitere Steuerfrau vom MYC ihren Einstand: Heidi Szilagi mit Platz 11. Mit dem Sieg beim Mai-Auftakt 1983 und Platz 11 beim Sommerpokal des MYC mit jeweils 60 Booten krönt und beendet Heidi ihre Karriere im Regattasport. Die erste Dyas Rangliste 1974 nach DSVStatuten umfasst bereits 42 Mannschaften, darunter nunmehr acht Crews vom MYC, angeführt von Franz und Andrea Grosser. Auf Platz 4 folgen Stefan und Gisela Dietz. 1975 richtet der MYC die erste Internationale Deutsche Meisterschaft der Dyas-Klasse aus. 46 Mannschaften aus dem damaligen Bundesgebiet, West-Berlin, Österreich und der Schweiz sind am Start. Vom MYC konnten sich neun Crews für die IDM qualifizieren, darunter als Favoriten Franzl mit Andrea Grosser und Stefan mit Gisela Dietz. Aber den ersten Meister-Titel der Dyas-Klasse können überraschend Udo Henneberg und Evelyn Koch vom Edersee gewinnen. Platz 3 geht an Franz und Andrea Grosser. Auf Platz 9 folgen Stefan und Gisela Dietz, Platz 10 belegten Helmut Hochholzer / Carlo Hoffmeister, Platz 13 Volker Mader / Klaus Röpper und Platz 15 Christian Denecke / R. Gienke. Der MYC mit Norbert Geissler (Gesamtleitung), Haide Lambertz 261 (Crome) im Wettfahrtbüro und auf dem Startschiff, Uli Finckh als Wettfahrtleiter und Walter Brand als Schiedsrichterobmann setzt mit der Durchführung dieser Meisterschaft, sportlich, Elfi Stenger und Ursel Marquard auf der Terrasse im MYC (links) und auf der Dyas beim Gardasee Riva-Cup organisatorisch und gesellschaftlich hohe Maßstäbe und verhilft damit auch der Dyas zum Durchbruch als Regatta-Klasse. Ebenso trägt die Berichterstattung in den Medien über die erste Dyas-IDM zum Erfolg der neuen Bootsklasse bei: Qer BR stellt in einer ausführlichen Fernsehpräsentation die Dyas als neue Bootsklasse aus Bayern vor. Die anhaltend positive Entwicklung der Dyas-Klasse belegen die steigenden Teilnehmerzahlen bei den Regatten, darunter viele bekannte Segler aus anderen Klassen u. a. vom MYC Norbert Geissler. In der Rangliste 1975 werden nun schon 56 Steuerfrauen und -männer geführt, darunter zehn MYC-Mitglieder. Vier von ihnen konnten einen Platz unter den Top Ten erzielen: Platz 4: Franz Grosser, Platz 5: Stefan Dietz, Platz 7: Volker Mader, Platz 8: Karl Beck. 1976. Bezeichnend für die Dyas-Klasse ist von Beginn an die hohe Zahl von Vorschoterinnen, obwohl den Damen bei den damaligen DreiecksKursen raumschots im Trapez mit dem Spi von 24 qm neben viel Gefühl auch voller körperlicher Einsatz abverlangt wird. Für den MYC ist vor allem die reine DamenCrew Ursel Frankowski (Marquard) und Elfi Stenger hervorzuheben. Seit dem Sommerpokal 1976 segeln Ursel und Elfi rund 20 Jahre gemeinsam in einem Boot. Sie sind bei fast allen Dyas-Regatten und bei Meisterschaften am Start, auch in Berlin. Sie lassen sich nicht abhalten: ob’s stürmt, wie beim Riva-Cup am Gardasee, oder schneit, wie des öfteren noch beim Mai-Auftakt des MYC. Die zweite Deutsche Meisterschaft der Dyas-Klasse findet am Möhnesee statt. Bei dieser Meisterschaft kommt es dann zur Revanche der Crews aus Bayern bzw. vom MYC. Deutsche Meister werden diesmal Franz und Andrea Grosser (MYC), Vizemeister Stefan und Gisela Dietz (MYC) vor Vestl Huber/ Hoffmann (WSVA). 1977 – Sommerpokal beim MYC. Diesmal am Start: 70 Dyas, davon 13 vom MYC. Trotz der weiten und damals politisch bedingt schwierigen Anreise über die »Interzonen-Autobahn« zählen 262 Gisela und Stefan Dietz die Berliner, vor allem vom SC-Gothia mit der stattlichen Dyas-Flotte von 14 Booten bald zu den Stammgästen im MYC. Die ersten Plätze belegen: 1. Budzyn / Lindemann (SC-Gothia Rainer Schmidt und Jürg Thomass 1977 in Travemünde Franzl Grosser, Peter Möckl und Vestl Huber (von links nach rechts) Berlin), 2. W. Biebl / Tripp (MYC), 3. Nebel / Schiller (DTYC), 4. Franz und Andrea Grosser (MYC / WSVA). IDM Travemünde: Bei 46 Dyas am Start geht der Titel dieser Meisterschaft wieder nach Bayern. Die vier Crews vom MYC behaupten sich erfolgreich: 1. Horst Nebel / Peter Seibert (DTYC), 2. Franz Grosser / Peter Möckl (MYC), 3. Werner Biebl / Werner Tripp (MYC), 5. Helmut Hochholzer / Hannes Braun (MYC), 23. Rainer Schmidt / Jürg Thomass (MYC). Stefan Dietz geht beruflich für einige Jahre nach Japan – nach seiner Rückkehr 1981 segelt er mit Gisela zunächst im Drachen, ab 1994 wieder erfolgreich in der Dyas. 1978 ist die IDM in Berlin beim Segel-Club Gothia. Aus Verbundenheit zu den Berliner Dyas-Seglern treten 6 MYC-Crews die beschwerliche Reise nach Berlin an. Zu den Favoriten zählen drei Crews vom MYC / WSVA: Uli Finckh / Helmut Hochholzer, Werner Biebl / Werner Tripp und Vestl Huber, dem »Kieler Woche Sieger« 1978. Bei schwierigen Verhältnissen mit Windstärken von 2 - 6 Bft können die Berliner jedoch ihren Heimvorteil nutzen: Deutsche Meister werden Budzyn / Lindemann (SCG). Uli Finckh / Helmut Hochholzer aus dem MYC werden Vierte. Franzl und Andrea Grosser wechseln zur Sprinta-Sport, danach zum H-Boot. Beide bleiben der Dyas aber weiterhin verbunden, Franz als Wettfahrtleiter, Andrea bei Vestl Huber als Vorschoterin. 263 Trotz sehr wechselhafter Witterungsverhältnisse können unter der Wettfahrtleitung von Uli Finckh sechs Wettfahrten gesegelt werden, davon eine in dichtem Nebel zwischen Ammerland und Tutzing mit Vorgabe des Kompass-Kurses am Startschiff für die erste Kreuz. Deutsche Meister werden nach dem Gewinn des Euro-Cups 84 in Riva: Sepp Haag vom Schliersee und Peter Fröschl (seit 1993 dann Mitglied im MYC). Vom 1981 wird Vestl Huber (WSVA) bei der IDM in Friedrichshafen / Bodensee trotz vorherrschend leichter Winde Deutscher Meister, Volker Mader und Hannes Braun belegen Platz 4. 1984 ist die IDM wieder im MYC. Über 70 Meldungen gehen ein. Da die Zahl der Boote auf 65 limitiert ist, muss wegen fehlender Ranglistenpunkte einigen Crews eine Absage erteilt Peter Fröschl und Sepp Haag beim Euro-Cup in Riva 1984 Hannes Braun und Volker Mader 1981 Uli Lietz, Haide Crome und Udo Graf Lambsdorff (v. l. n. r.) bei der IDM-Siegerehrung 1984 werden. Vom MYC konnten sich aber sieben Crews qualifizieren. Mit Unterstützung vieler Clubmitglieder u. a. dem Verfasser als neuem Mitglied im MYC, lässt die bewährte RegattaCrew mit Haide Lambertz (Crome), und den beiden auch in der Dyas erfolgreichen Seglern Norbert Geissler und Uli Finckh diese Meisterschaft wieder zum absoluten Highlight in der Dyas-Geschichte werden. MYC landet als Bester Volker Mader mit Angela Stenger auf Platz 10. 1985 heiratet Ursel Marquard den Dyas-Segler Knut Frankowski vom SC-Gothia, Berlin. Knut wird im gleichen Jahr Mitglied im MYC. Die bewährte und erfolgreiche Damen-Crew Ursel Frankowski / Elfi Stenger bleibt trotzdem bestehen. 264 1986, nach sechs Jahren Vorstandsarbeit für die Dyas-KV tritt der Verfasser bei der IDM in Berlin zu den anstehenden KV-Wahlen nicht mehr an. Auf Vorschlag wird Manfred Heeg vom Laacher See sein Nachfolger, Knut Frankowski übernimmt das Amt des stellvertretenden Klassensekretärs bis 1990. Seine schwierige Aufgabe gilt der Überarbeitung der Dyas-Bauvorschriften, da Fritzmeier die Produktion der Dyas im Depotschaum eingestellt hat. 1990 ist die Dyas-IDM ein weiteres Mal im MYC: Trotz allgemein rückläufiger Teilnehmerzahlen bei Regatten gehen 61 Dyas an den Start, davon vier Boote vom MYC. Aufgrund seiner Verdienste um die Dyas und der bekannt perfekten Organisation von Meisterschaften wird der MYC anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Dyas-KV mit der Durchführung dieser Meisterschaft betraut. Norbert Geissler übernimmt die Wettfahrtleitung, unterstützt von Haide Lambertz und Walter Brand als Schiedsrichter-Obmann. Norbert ist durch den Start und die Wettfahrtleitung bei Dyas-Regatten mit der Leistungsfähigkeit von Booten und Crews bestens vertraut. Bei den ersten Wettfahrten mit Windstärke 6 - 7 Bft müssen gleich einige Crews die »Segel streichen«. Wie schon in Travemünde gewinnen Wig Kellner (HSC) / Klaus Holl (YCSS – seit 1995 im MYC) auch diese Meisterschaft. Vizemeister wird Horst Nebel (DTYC) mit Helmut Hochholzer (MYC). Aus beruflichen Gründen hat der Verfasser mit der »Wende« den Segelsport vorübergehend an den berühmten Nagel hängen müssen. Aus »Altersgründen« erfolgt 1991 der Wechsel in die H-Boot-Klasse – mit der Beschränkung auf die sieben Ranglistenregatten und Meisterschaften am Starnberger See. bisher vom MYC gewohnt war, – aber auch Dank einiger Sponsoren: Zwölf gestiftete »Genion« Spis werden unter den Teilnehmern verlost – vorausgesetzt, dass diese bei der Meisterschaft auch gesegelt werden, da der BR einen Kamera-Termin angekündigt hatte. Deshalb entscheiden sich die Teilnehmer mit der Wettfahrtleitung für Dreieckskurse, um mit der Dyas raumschots unter Spi segeln zu können und nicht nur platt vorm Wind bei Up and Down Kursen. In den ersten beiden Wettfahrten bei 6 Bft (in Böen 7) und Hagelschauern müssen einige Teilnehmer auf aussichtsreicher Position aufgrund von Schäden an Segeln aufgeben, darunter leider auch Volker Mader (MYC). Nach dem stürmischen ersten Tag können bei sommerlichen Temperaturen und leichtem Wind bis zum Ende der Meisterschaft nur noch drei Wettfahrten gesegelt werden. Deutsche Meister werden Christian Kellner und Alexander v. Merten (HSC). Volker Mader / Martin Mehnert belegen – trotz der Aufgabe in der zweiten Wettfahrt – noch Platz 6. Stefan und Gisela Dietz erreichen Platz 13 nach anfänglichen Problemen beim Setzen des gestifteten neuen Spis. Noch im gleichen Jahr beendet Stefan Dietz seine langjährige und erfolgreiche Zeit in der Dyas. 2003 beendet auch Volker Mader als inzwischen Letzter des MYC seine Dyas-Karriere: zahlreiche Siege bei Ranglistenregatten, 2x Deutscher Vizemeister (1985 in Kiel mit Udo Graf Lambsdorff, 2001 in Travemünde mit Helmut Hochholzer), 2x Internationaler Österreichischer Meister (1994 am Mondsee mit Tim Busse, 2001 am Wolfgangsee mit Monika Steidl). Die Dyas verliert damit auch den Status einer geförderten Klasse im MYC. Aktuelles zur Dyas – leider ohne MYC – findet man unter www.segel.de/dyas Bei der IDM 2001 sind nur noch 34 Dyas am Start, davon drei Crews vom MYC. Die Dyas-Ära im MYC geht allmählich zu Ende. Den beiden Sportwarten Peter Biebl, Dr. Hans-Peter Müller, dem Wettfahrtleiter Knut Frankowski und dem Verfasser gelingt es, trotz knapp bemessenen Etats noch einmal eine Meisterschaft durchzuführen, so wie man es 265 Internationales 14 Fuß Dingi Außenseiter Steffen Pöhlmann Mitte der 70er Jahre verbrachte mich mein Vater in den Münchner Yacht-Club. Ich kann nicht völlig ausschließen, dass ich ihm damals – in Folge eines A-Schein-Kurses – auf seinem gemütlichen Kajütboot als Besserwisser zunehmend auf die Nerven ging. Außerdem mag eine Rolle gespielt haben, was ich inzwischen selbst als Vater durchaus auch zu schätzen weiß: »Der Junge kommt buchstäblich von der Straße weg.« Angeblich verdanke ich dabei meine Mitgliedschaft ausgerechnet im Münchner Yacht-Club nicht nur dem damaligen Präsidenten des nächstliegenden Herrschinger Segelclubs, der seinerzeit jegliche Jugendarbeit für verzichtbar hielt, sondern auch dem überaus vertrauenswürdigen ersten Eindruck der Herren Geissler, Finckh und Möckl auf meinen sich natürlich auch um mein Seelenheil sorgenden Vater. klamotten auf der Schulter, den Aufstieg ab dem MRSV unter den Füßen und ein Clubgelände vor mir, auf dem ich niemanden kannte. Der damalige Bootsmann Hans Rehdes, selbst gerade neu und heftig unter dem Erwartungsdruck leidend, den sein Vorgänger hinterlassen hatte, erbarmte sich schließlich unser (Yves Kessler war der andere diesbezüglich Leid mittragende) und gab uns mit kleinen Hilfsdiensten nicht nur zu tun, sondern auch das Gefühl, gebraucht zu werden. Später half er uns dann, einen der beiden Club-Korsare wieder flott zu machen (G 1071, wenn ich recht erinnere). Dabei kam es dann zu ersten intensiveren Begegnungen mit gleichaltrigen Jugendmitgliedern: »Was tut Ihr Euch denn da an? – Damit habt Ihr doch eh keine Chance.« Davon ließen wir uns jedoch weder den Stolz auf unseren Reparatur- Und dann kam er, der gleichermaßen ersehnte wie befürchtete Samstag im Sommer 1974, an dem ich mit meinen 15 Jahren das erste Mal alleine mit der S-Bahn nach Starnberg fuhr – einfach so zum Segeln. Ob es tatsächlich so grausam war, weiß ich gar nicht mehr genau, aber es fühlte sich ungut an: Allein, den unförmigen Seesack mit dem niemals ganz dichten HenryLloyd und den Wechsel12 Fuß Dingis an der Nordmole – etwa 61 cm kürzer als der 14er, aber Einheitsklasse und daher nur in den 30er Jahren weit verbreitet 266 Auch heute noch zögere ich nicht, laut zu verkünden, wie sehr mir jeder Verein unheimlich und jede Vereinsmeierei zuwider ist. Inzwischen würde ich jedoch leise hinzufügen, dies bei einem Club, der mich so lang ertrug, nicht mehr ganz so eng zu seh’n. erfolg noch die Freude schmälern, schon bald mit »unserem« Boot aufs Wasser zu gehen, – wie all die anderen Jugendlichen – zumindest in meiner Wahrnehmung durchweg Segel-Cracks und Sprösslinge im Club höchst etablierter Eltern – mit ihren nagelneuen Regattabooten. An der Vorschot von Uli Finckh bekam ich dann einige Male die Chance, zumindest gegenüber allen, die nicht mit an Bord waren, den Eindruck von seglerischer Kompetenz zu hinterlassen und gewann fortan nicht nur das daraus langsam wachsende Basiswissen, sondern auch ein gewisses Ansehen. Das tat gut. Ich durfte Gläser für die Feuerzangenbowle bemalen, so viele ich wollte und habe auch das sehr genossen. Schon im dritten Jahr meiner Mitgliedschaft verhalf mir dann das nicht gehaltene Versprechen eines Korsaren-Eigners, sein Schiff steuern zu dürfen und sich fortan neben mir an der Vorschot zu verdingen, sowie eines dieser Zwischenhochs im Geschäftsklima der väterlichen Firma zu einem eigenen Schiff. Meine Mutter soll seinerzeit meinem Vater mit den Worten »… wann, wenn nicht jetzt?« in den Ohren gelegen haben. – Ich glaube heute, wo ich mich mit einer entsprechenden Fürsprecherin meiner Kinder umgebe, dass genau letzteres den Ausschlag gab. 1976 war ich dann der glücklichste Mensch im MYC: Ich besaß den tollsten Korsar, den besten Vorschoter (Marco Götz, ohne jeden Zweifel durch diese »Schule« erst zum späteren Bau des Clubhauses im BYC inspiriert), noch etwas Zeit bis zum Abitur, eine Menge Ehrgeiz und ungebrochene Begeisterung fürs Regattasegeln. Der Rest kam wie von selbst: erste Erfolge, Aufmerksamkeit, Bekanntschaften, lehrreiche Mitsegelgelegenheiten und Anerkennung. – Anlass genug, sich endlich integriert zu fühlen. Aber ich war mir dessen damals schon nicht immer ganz sicher, denn mit dem Imponieren ist das ja so eine Sache: man vergisst dabei gerne, dass die, die man beeindrucken will, genau davor dann etwas zurückweichen. »Manchmal muss man zu viert als Einziger aufs Wasser« und gelegentlich haben Bilder auch nur mittelbar etwas mit dem Text zu tun 267 Nach einigen Saisons in zwei Korsaren und einem 470er (dem Club sei Dank für seine Unterstützung beim Kauf des letzteren) folgten offenbar notwendige Schritte der Mannwerdung und die damit verbundenen Widrigkeiten wie diverse Berufsausbildungsversuche, Trennungen von Beinahe-Ehepartnern und ausgiebige Testreihen zur Belastbarkeit alter Autos. Trotz dieser Ablenkungen fuhr ich als Vorschoter auf Schweizer Korsaren und FDs sowie den unterschiedlichsten Dickschiffen. Die Gelegenheiten dazu erwuchsen zum großen Teil aus meiner immerhin zweijährigen Tätigkeit als Segelmacher im Windschatten einer bekannten Starnberger Dirndlschneiderei – eine wunderbare Zeit, in der ich mittags und nach der Arbeit oft das Gefühl hatte, meinen MYC ganz für mich alleine zu haben. An Wochenenden war er mir dann eher wieder fremd. heute) vom Ruder eines Dreivierteltonners aus zur körperlichen Ertüchtigung zu animieren. Folgeaufträge auf diesem dann ebenfalls immer älter werdenden Schiff ließen mich den sog. Königspokal bei Rückenwind aus der Bucht von Palma fliegend erleben und mich bitter bereuen, vor Antritt der Langstrecke nicht gelernt zu haben, was »kappt sofort den Spinnaker!« auf Spanisch heißt. Zunehmend gefühlte Inkompatibilität zu Vorschotleuten generell und abnehmende Zeitfreischaufel-Bereitschaft im Speziellen führten schließlich zur Anschaffung eines Contenders. Das war die nautische Manifestation von purem Außenseitertum in doppeltem Wortsinn. Und obwohl das einzig Belastbare an diesem bereits sehr gebrauchten Sportpaket der neue Trapezgurt war, hatte ich eine Menge Spaß damit. Anfang der Achtziger begann ich schließlich (meine Eltern meinten: endlich) ein Psychologiestudium. Ob dieses Ursache oder Folge eventueller Auffälligkeiten war, weiß ich bis heute nicht. Ich ließ mich nämlich zum Beispiel von Blauen Bändern an den Bodensee locken, um dort die zermürbende Melange aus Flaute, Nebel und Mücken zu durchleiden und ein paar ältere Herren (etwa so alt wie ich Das Internationale 14 Fuß Dingi, die weltweit erste vom Weltsegelverband anerkannte internationale Klasse, … 268 I4 Irgendwann fand ich dann die (bis heute einzig) richtige Frau für mich. Von meinem Contender war sie wenig begeistert. Nicht, weil er als Einmanntrapezjolle zum Sonnenbaden besonders ungeeignet war, sondern einfach deshalb, weil sie mit dem Segeln nichts am Hut hatte. Ich beschloss, das Thema strategisch anzugehen. Ich durfte keinesfalls Druck ausüben und um Gottes Willen nicht versuchen, ihr selbst das Segeln beizubringen. Es gelang mir, sie – natürlich nur zum Schnuppern – in einem Wochenendkurs am Ammersee anzumelden. Einige gemeinsame Bekannte nahmen ebenfalls daran teil und die, so spekulierte ich, würden ihr das spätestens schmackhaft machen. Alles war eingefädelt, nur das Wetter nicht. Die vier Wochenenden zeichneten sich durch verlässlich anhaltenden Schnürlregen und äußerst zurückhaltende Winde aus. Damit – so war ich mir sicher – sei das Thema gelaufen. Ich würde meine Leidenschaft genauso ungeteilt für mich behalten wie meine Jolle. Den endgültigen Garaus glaubte ich dann später bei einem kurzen FD-Ausflug an der Küste von Sardinien provoziert zu haben, weil schon nach nur einer Stunde in praller Sonne und lässigen Badesachen ein plötzliches Gewitter beinahe zur gemeinsamen Kenterung in der Fahrrinne einer Fähre geführt hätte. Aber wir hatten Glück. Noch mehr Glück brachte dann ein gemeinsamer Kinobesuch: »Wind«, eine sehr amerikanische Liebesgeschichte von Francis Ford Coppola vor der Kulisse einer America’s Cup Herausforderung in den 80er Jahren, enthielt einige Szenen des jungen Pärchens in einem 14 Fuß Dingi. Wilde Regattaszenen bei hoher Geschwindigkeit in gleißendem Sonnenlicht hinterließen – wie wohl auch das Happy End – einen so positiven Eindruck, dass meine dann unmittelbar folgende Suche nach einem in Deutschland käuflichen 14er, von meiner lieben Frau wohlwollend geduldet wurde. An der Kieler Förde fündig geworden, drohte mir der dortige Verkäufer dann doch noch alles zu verderben: »Ihr werdet wohl die ersten Wochen im Wasser verbringen …« war bei uns nie wirklich weit verbreitet, aber als Konstruktionsklasse seit 1928 immer »zuständig« für technische Weiterentwicklung 269 Damals kannte ich meine künftige Mitseglerin noch schlecht. Heute weiß ich, dass diese Worte ihren Ehrgeiz nur noch steigerten. Mit diesem Boot war meine Außenseiterrolle zementiert. International 14 Foot Dinghys wurden und werden wohl auch nie jemals im Münchner YachtClub gefördert werden. Wir leben seither mit schmunzelnden Zuschauern beim alljährlichen Auftakeln, skeptischem Mustern unserer körperlichen Ausstattung, ungläubigem Kopfschütteln beim Blick in das Innere des Bootes sowie – da bin ich mir sicher – ungebremstem Gelächter auf der Terrasse beim Anblick unserer nicht immer erfolgreichen Versuche, den 14er beim Wassern daran zu hindern, noch vor dem Einsteigen im Hafenbecken zu kentern. Aber unserer Freude am Herumstolpern auf diesem Ding war dies alles nicht abträglich und erst einige Jahre später sollte die Mitteilung meiner raumschots zwischen mir und dem Gennaker (im Trapez) hängenden Frau, sie hätte da eine Überraschung für mich (im Bauch), eine längere Pause des Zusammen-Segelns einleiten. Inzwischen durfte ich den Verursacher dieser Mitteilung schon die ersten Male an Stelle seiner Mutter ins Trapez stellen – und war mächtig stolz. Und hier schließt sich nun ein erster Kreis: Meine beiden Kinder lieben »ihren Münchner« 270 und werden so selbstverständlich zwischen Molenkopf, Badewiese, Tenne und der Eistruhe im Casino groß, wie ich mir das für mich immer gewünscht hätte. So, nun mag sich so mancher geduldige Leser fragen, was diese Geschichte denn eigentlich mit dem Anlass für das vorliegende Buch, dem 100sten Jubiläum des Münchner Yacht-Clubs, zu tun hat. Ganz einfach. Ich war genau ein Drittel dieser 100 Jahre Mitglied, habe mich einige Male als Außenseiter oder zumindest Randfigur empfunden und durfte doch immer wieder mit Freude erleben, dass dies den Verein überhaupt nicht stört. Und da ich ohnehin glaube, dass sich eine menschliche Vereinigung über ihre Ränder nicht nur definiert sondern auch stabilisiert, plädiere ich an dieser Stelle dafür, all jenen Mitgliedern, die wir gelegentlich als zentrifugal oder sogar querulatorisch empfinden, mit zentripetaler Akzeptanz und großherziger Offenheit zu begegnen. Dabei werbe ich nicht für eine »Lenor-Spülung in der Kommunikation«, sondern für solide Streitkultur. Denn gerade in der Auseinandersetzung beweist ein starker Verein Stärke. In einer der Redaktionssitzungen zu dieser Festschrift wurde ich übrigens gebeten, mich beim Thema Außenseiter auf Bootsklassen zu beschränken. – Schön, dass auch menschliches Außenseitertum hier seinen Platz findet. Dem »Münchner« sei Dank. Zeugnisse des (letztlich gescheiterten) Versuchs, den 14er zu etablieren – im Starnberger Merkur vom 1.10.1996 (rechts) und vom 1.10.1997 (beide links) 271 Star mit festem Platz im MYC Niko Stoll Das Starbootsegeln im MYC begann in der Nachkriegszeit. Hans W. Braun brachte 1951 mit dem naturfarbenen Holz-Star 3001»Ajo« (A&R, Bj. 1950) das erste Starboot an den See. Zusammen mit Burschi Beck, Harry Stanner und Friedrich Krieger zählte er zu den Männern der ersten Stunde, welche den bereits 1911 konstruierten Star, der zunächst mit einer Gaffeltakelung versehen war und 1921 ein flexibles Rigg erhielt, im MYC etablierten. Schon bald gründete Harry Stanner gemeinsam mit Klaus Zistl (DTYC) in den Jahren 1955 / 1956 die sogenannte »Zugspitzflotte« (ZuW: Zugspitz am Würmsee). Dort waren die Starboote aus den drei Clubs MYC, DTYC und SCLW (Segelclub Walchensee) fortan vertreten. Die Starbootsegler engagieren sich bis heute in der Zugspitzflotte und der Klassenvereinigung. Derzeit sind insgesamt acht Starbootsegler in der Flotte beheimatet: fünf aus dem MYC, zwei vom Walchensee und einer vom Deutschen Touring Yachtclub. Starsegler waren die ersten, die nach dem Krieg ihre Schiffe auf Trailer stellten, um mit ihnen auf Regatten zu reisen. Ende der 50er Jahre fuhren Burschi Beck, Hans W. Braun, Kurt Siebert, Harry Stanner und Friedrich Krieger alljährlich auf internationale Regatten und segelten untereinander Qualifikationen zur Teilnahme an Distrikt-, Europa- und Weltmeisterschaften aus. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten waren die genannten Segler stets aktiv und erfolgreich. Unvergessen bleiben die zahlreichen nationalen und internationalen Erfolge unseres damaligen Mitglieds Peter Möckl als Vorschoter von Eckart Wagner und auch als Steuermann. 1972 nahm Peter Möckl an der Olympiade teil. Werner Schrepfer, Hubert Biegert, Frank Thurner, Florian Burschi Beck mit dem Heck voran unterwegs (links oben) und mit Friedrich Krieger bei einer wohl verdienten Zigarette (oben) 272 von Linde, Philipp Ocker und Niko Stoll haben bis heute den MYC auf einer Vielzahl von Regatten mit weiteren guten Ergebnissen vertreten. Hannes Braun und Anne Pasemann feierten als Vorschoter wiederholt Erfolge. engagierter und fähiger Regattaclub zu sein, bei dem das Ein- und Auskranen immer problemlos funktionierte, sondern auch eine gute Wettfahrtleitung zu garantieren und – was mindestens so Unvergessen bleibt auch unser bereits verstorbener Max Ackermann (Mitglied seit 1966), der trotz großer körperlicher Behinderung bis ins wichtig war – ein attraktives Rahmenprogramm organisieren zu können. hohe Alter auf dem Star segelte und mit seiner Vorschoterin Lisa Kolberg (Mitglied seit 1970), mit legendären Hafenmanövern den Begriff des »Ackermanns« geprägt hat, der in einem Fall sogar zum Mastbruch führte. Manche der älteren Mitglieder werden sich hieran noch gut erinnern. Außergewöhnliche Hafenmanöver werden noch heute im MYC mit diesem Fachausdruck bedacht. Der MYC war ein stets beliebter Veranstalter für große Regatten der olympischen Klasse. Denn alles musste zusammenpassen und so ging dem MYC lange Zeit der Ruf voraus, nicht nur ein Seit mehr als 25 Jahren schon gehört der »Frühjahrsauftakt« der Stare Mitte Juni zum alljährlichen Regattaangebot. 2000 wurde erstmalig der »Marinepool-Super-Cup« ausgetragen, eine Gesamtwertung der beiden Einzelregattaserien des »Harry Stanner Cup« vom DTYC und des MYC »Frühjahrsauftakts«. Ziel war es, wieder eine bedeutende Starbootregatta innerhalb der ZuW zu organisieren. 2002 wurde dieser Cup vom MYC unter der Wettfahrtleitung von Knut Frankowski ausgerichtet. 32 Mannschaften segelten insgesamt 6 Wettfahrten. Sieger des »Harry StannerPreises« wurde die Mannschaft Werner Biebl / Volker Göbner (MYC), Niko Stoll kam mit Brachem Davies auf Platz vier. Stare bei einer Regatta in den 50er Jahren (oben) und kurz nach dem Start zur IDM 2005 (rechts oben) 273 Außerdem fanden 1997 und 2006 jeweils Junioren-Europameisterschaften im MYC statt. Wettfahrtleiter war jedes Mal Burschi Beck. 1997 erzielte Philipp Ocker gemeinsam mit Oliver Davies hierbei den 3. Platz und feierte damit einen seiner ersten internationalen Erfolge. Christian Stoll belegte 2006 gemeinsam mit Marc Anschütz – bei seinem ersten Auftritt im Star – den 8. Platz. Internationale Deutsche Meisterschaften wurden im MYC in den Jahren 1993 und 2005 ausgesegelt. Besonders an die 32. Deutsche Meisterschaft 1993, die vom MYC zusammen mit der ZuW ausgerichtet wurde, erinnern sich die Teilnehmer immer noch gern. Mit 64 angetretenen Mannschaften war es das größte Feld der vergangenen 30 Jahre. Als Wettfahrtleiter fungierte Uli Finckh. Der MYC war hierbei mit den Mannschaften Thomas Hopf / Florian Wahl, Frank Thurner / Michael Beham, Burschi Beck / Brychan Davies und Werner Biebl / Peter Biebl vertreten. Mit kräftiger Unterstützung von Burschi Beck und Werner Biebl fand besonders das Rahmenprogramm, Grill-Party mit Fassbier nach der Eröffnungsfeier, rustikaler Festabend mit bayerischer Musik, gespielt von den Jetzendorfer Hinterhofmusikanten im Anschluss an die 274 zweite Wettfahrt und am Samstag-Abend als krönender Abschluss ein »Candle-Light-Dinner« vor allem unter den norddeutschen Gästen, großen Anklang. 2005 lag die Wettfahrtleitung der Deutschen Meisterschaft in den Händen von Dr. Gernot Schreiber. Zum Feld der 44 Stare zählten die Mannschaften Nikolaus Stoll / Brychan Davies, Friedrich Krieger (Vermesser), Werner Biebl und damaliger Sportwart Hans Löhr (von links nach rechts) Start zur Youth Championship 1988 im MYC Zugspitzflotte am Würmsee Frank Thurner / Florian Warken (DSC) und Dr. Florian von Linde / Michael Ziller (MRSV). men sowie die Segelwettbewerbe für die Olympiade in Tallin 1980 mit vorbereitet. Unser langjähriges Mitglied Friedrich Krieger ist bei allen internationalen Meisterschaften zu einer Institution als Vermesser geworden. Er übt diese Tätigkeit seit 1956 für die internationale Starbootklassenvereinigung aus und hat in dieser Eigenschaft an der Olympiade 1972 teilgenom- Frank Thurner und Anne Pasemann leiten als Flottenkapitän und Flottensekretärin die Flotte. In der Deutschen Starboot Rangliste von 2007 stehen Frank Thurner an einem ehrenvollen 15. und Dr. Florian von Linde an 18. Stelle von 136. Obwohl nahezu genau so alt wie der MYC hat Star 7625 von Niko Stoll der Star, als eine der geförderten Klassen im MYC, bis heute nichts von seiner Attraktivität eingebüßt. Er stellt als reines Regattaschiff im Hinblick auf seine Übertakelung an seine Besatzung hohe Ansprüche in segeltechnischer und -taktischer Hinsicht. Hiervon geht eine einzigartige Faszination aus, die immer wieder neue Segler anzieht, so dass die Klasse auch in Zukunft einen festen Platz im MYC haben wird. Anderl Denecke und Anne Pasemann bei einer Tombola anlässlich der Internationalen Deutschen Starboot Meisterschaft 2005 275 Gestartet ist der Joker bereits 1991 am Lago d’Iseo nahe Brescia in Italien mit einer ersten Europameisterschaft. Entworfen wurde er von Ettore Santarelli, dem genialen Architekten und Designer vom Südende des Gardasees. Die Verwandtschaft mit Asso 99, Ufo oder einer Reihe von Rennmaschinen für die traditionellen Langstreckenregatten Trofeo Gorla und Centomiglia kommt nicht von ungefähr: sie alle sind Entwürfe dieses Konstrukteurs. Seit den Anfängen erfreut sich das sportliche VierMann- (und oft Frau)-Kielboot mit nur 800 kg segelfertiger Verdrängung, 8,10 m Länge, 2,70 m Breite – deshalb der Transport auf Kipptrailern – und 38 qm Segelfläche am Wind steigender Beliebtheit bei ambitionierten Seglern, die die Agilität einer Jolle, das feinsinnige Taktieren großer Kielyachten, eine ausgewogene Balance an Schot und Pinne in Kombination mit dem Beherrschen einer anspruchsvollen Takelage in sportivem Wettbewerb auf attraktiven Revieren im Alpenraum suchen. Der Joker kam im Jahr 1996 in den MYC. Engagierte Junioren um Anderl Denecke, Michi Beham und Philipp Ocker wurden auf die sportive Konstruktion aufmerksam. Sie motivierten die Vorstandschaft zunächst zum Kauf eines gebrauchten Bootes für die JJA: die »Young MYC« (GER 36) wurde erstanden und mit großem Engagement gesegelt. Die Jugend tingelte damit zu einer ganzen Reihe von Regatten in Süddeutschland, nach 276 Italien und in die Schweiz, darunter zur European Open im Oktober 1996 im Zürcher Segel Club. Im Jahr darauf sollte es dann – dem BYC folgend – ein werftneues Boot sein: die ITA 089 wurde in Auftrag gegeben und zu Beginn der darauf folgenden Saison im Club getauft, diesmal auf den Namen »Linus«. Verdiente »Raushänger« des Clubs waren und sind unsere RegattaAmazonen Petra Dietz und Ines Rossley, Angela Stenger genau wie Flo Wider. Große Verdienste um die Entwicklung der Bootsklasse und der Klassenvereinigung haben unsere Clubmitglieder Klaus Holl, lange Zeit schon erfolgreich in der Dyas unterwegs, als Technischer Obmann und Klaus Wende, ehemaliger FD-Weltmeister, als langjähriger Vorsitzender der International Joker Class Association erworben. Beide tauchten mit ihrer »AleAli« (GER 041) und diversen Steuerleuten wie Weigelt und Kellner über viele Jahre an der Spitze der hochkarätig besetzten JokerFelder auf. Dort sah man an der Pinne schon Segelgrößen wie Hösch, Fritz, Plettner, Kunze sowie Celon und Felci am Gardasee, die Hagaras vom Attersee oder gar Jochen Schümann. Weitere großartige Eigner und Steuerleute im MYC waren oder sind Christof Junker, Frank Thurner, Ingo Dietrich und Hubert Frenzer. Letzterer konnte in der vergangenen Saison die Campionato Europeo am Comer See mit seiner Crew Hans Kagerer (ESC), Berni Mayer (MYC) und Christian Huber (BYC) gewinnen. Wir haben also zu Beginn dieses Jubiläumsjahres amtierende Europameister in unseren Reihen. Das Regattasegeln allein halten sicher viele Clubmitglieder schon für ziemlich aufwendig und anspruchsvoll. Und das Jokern erst recht. Ja, es gehört schon eine gehörige Portion Enthusiasmus dazu, das Boot reisefertig zu verpacken, Mannschaft, Quartier und Anreise zu organisieren und das Ganze dann an ein anderes, oft weit entferntes Revier wie Gardasee, Comer See, Attersee, Joker Das dynamische Sportboot – im MYC seit zwölf Jahren voll dabei Hubert Frenzer Traunsee, Chiemsee, Bodensee, Neuenburger oder Züricher See zu zerren. Für die European Open ging es auch schon mal bis an die Ostsee oder zum Kräftemessen nach Hyères ans Mittelmeer. Perfekt eingespielte Sportskameraden z. B. der »Enthusiasmo« (Peter Kehrer, ZSC), des »North Express« (Kicker Schäfer, BYC / Kristin Wagner, DTYC / Mucki Binder, BYC) oder der »Geht’s Spatzl« (Hubert Frenzer, MYC) zeigen, wo’s langgeht in der attraktiven Bootsklasse. Was wirklich zählt im Joker, sind Teamgeist und Zusammenhalt, eine ausgefeilte Bootsbeherrschung und das Hineindenken in nicht unerhebliche Kräfte des Materials. Das soziale Umfeld ist von diesem gesunden Sportsgeist geprägt, wobei es beizeiten auch legendäre Joker-Partys zu feiern gibt. Der zeitliche und finanzielle Aufwand z. B. gemessen in Kosten pro Saison bleiben im Rahmen und sind für die meisten erschwinglich. Das kann man ja nicht von allen Regattaklassen behaupten. Bei den Mittwochsregatten ist die Klasse immer wieder Favorit für vorderste Plätze und bei den Mitstreitern in Asso, Melges oder Streamline nicht nur respektiert. Im Jubiläumsjahr sind die Joker zwar nicht am Start, aber mit den Sportwarten steht man in engem Kontakt und so wird es weiterhin attraktive Serien vom MYC geben. Ja sogar als »Badeplattform« für die gute Bordfrau, für Kind und Kegel hat sich der Joker bestens bewährt, der schon an Land so schön dasteht wie ein Flugzeug. Einer soll schon mit Badeleiter gesichtet worden sein … Der MYC war dem Joker über all die Jahre eng verbunden und führte zahlreiche hochrangige Serien durch, mit der herausragenden Euro im Jahr 2000 unter der souveränen Regattaleitung von Christian Denecke und vor allem unter karibischen Verhältnissen südlich der Roseninsel. Auch die Idee des Match-Racings wurde im Club mit dem Joker aufgegriffen und zwischen 1998 und 2003 der Linus-Pokal ausgerichtet. Dabei präsentierten vom MYC ausgewählte Regattasegler aus dem bayerischen Raum in gemischten Fleetund Match- Races in absolut attraktivem und professionell organisiertem Ambiente – direkt vor den Augen zahlreicher Zuschauer auf unseren Stegen – echte Regattakunst. Ohne den engagierten Einsatz des MYC mit seinen Bootseignern und den Jugendlichen als Bootsmänner an Bord wären die tollen Serien nicht denkbar gewesen. Die Konkurrenz für den Joker ist und bleibt allerdings recht groß: der Markt für sportliche Kielboote gilt als überbesetzt und immer neue Entwürfe kannibalisieren sich gegenseitig. Viele Binnenhäfen im Alpenraum sind voll von diesen Widersprüchen, doch die weiterhin dynamische Entwicklung wird getrieben durch den Unternehmergeist so manch industrieller Bootswerft und ist anscheinend nicht aufzuhalten. Dazu kommt, dass das Regattasegeln allgemein in den letzten Jahren durch die harte Konkurrenz in Form von Freizeitbeschäftigungen und sportlichen Wettbewerben aller Art bei den Jugendlichen nicht wirklich Konjunktur hat. Dennoch ist die Joker-Klasse mit über 90 Mitgliedern in Deutschland und 48 gelisteten Booten in der Rangliste (MYC-Boote belegen augenblicklich die Plätze 2 und 3) von etwa 110 gebauten Einheiten seit Jahren ganz vorn dabei, – also auf bestem Wege und wahrlich anspruchsvollem Niveau. 277 Internationale Spitzensegler wie Karol Jablonski (POL / GER, Nr.1 der Matchrace-Weltrangliste) sind sich einig: »Die Streamline ist ein einzigartiges Boot mit hervorragenden Eigenschaften. Es ist so schnell – und das bei wenig oder viel Wind –, dass es sich sogar ausgezeichnet zum Matchrace eignet und hat tolle Möglichkeiten zum Trimm. Ich bin mir sicher, die Klasse hat eine große Zukunft.« Ausnahmslos bekommt dieses nach neuesten Gesichtspunkten gebaute offene DreiMann-Kielboot, das Kenner an die Dinghi erinnert, hervorragende Kritiken. Reichlich Segelfläche verleiht den Schiffen schon bei Flaute guten Speed. Ab 10 kn Wind segeln beide Vorschoter im Trapez. Ein perfektes Boot, das alle Generationen im Segelsport begeistert. Davon wurden auch die Regattasegler des MYC angesteckt. Das war 2004. Damals saßen die Sportwarte aller großen Yachtclubs am Starnberger See zusammen und diskutierten über weiterführende Konzepte des Segelsports. Um festzustellen, welche Bootsklasse für die Segler am attraktivsten ist, wurden Testwochenenden initiiert. In allen großen Segelvereinen wurden aktuelle, moderne Kielbootklassen zur Verfügung gestellt unter anderen Streamline, Joker, Melges und Star. Jeder Segler musste Feedbackbögen mit seiner Erfahrung ausfüllen und diese wurden später ausgewertet. Das Ergebnis fiel mehr als eindeutig zu Gunsten der Streamline aus. Dies brachte ihr den Status einer geförderten Bootsklasse am Starnberger See ein. Der Grundstein war gelegt. Als sich Kay Niederfahrenhorst Anfang 2005 als erster Segler privat eine Streamline kaufte und seitdem aktiv in dieser für den MYC jüngsten Klasse segelt (1. der Rangliste 2006), hatte dies Signalwirkung für andere junge Sportler. Denn nach vielen Jahren im aktiven Regattatraining für Jugendliche hatte er sich eine gewisse »Vorreiterrolle« in Bezug auf attraktive Bootsklassen erworben, der es nun zu verdanken war, dass Bootstaufe der ersten Streamline im MYC (rechts) 278 Streamline Eine neue Segelsport-Ära im MYC? Kay Niederfahrenhorst sich diese Klasse seitdem hervorragend weiterentwickelt. Mittlerweile verfügt der MYC über sechs Schiffe, zwei private und vier geliehene. Denn die Firma Nautik GmbH und die Liechtensteiner LGT Bank stellen den Mitgliedern des Münchner Yacht-Clubs drei Jahre lang vier Streamline-Regatta-Boote zur Verfügung. Der zu erbringende »Preis« dafür ist die Teilnahme jedes dieser Schiffe an mindestens fünf Ranglistenregatten pro Jahr. Auch wenn drei dieser »Eigentümer«-Verpflichtungen formell bereits von Mitgliedern übernommen wurden, stehen die Boote de facto doch allen zur Verfügung – und das nicht nur zum Regattasegeln. Endlich also ein sportliches und sicheres Kielboot auch für Mitglieder, die kein solches selbst besitzen. – Und das alles ohne finanzielles Risiko. Trotz sehr sportlicher Außenwirkung kombiniert die Streamline schnelles und anspruchsvolles Regattasegeln mit einer im Freizeitbereich bei allen Segelbedingungen für jung und alt einfachst zu segelnden Bootsklasse. Die Streamline wird deshalb von vielen Seglern gerne genutzt. Ob Drachen-, Star- oder H-BootSegler, ob direkt aus den Jollen wie 420er, Korsar, 470er, – es finden sich Segler, die gerne auf gutem Niveau Regattasegeln möchten. Auch für Damen und junge Umsteiger ist das Boot geeignet. Durch die Einfachheit der Bedienung ist ein Einstieg für einen Ausflug ebenso problemlos möglich. Auch im DTYC stehen seit 2006 sechs Schiffe zur Verfügung, so dass sich alleine am Starnberger See eine Flotte von mittlerweile 15 Booten trifft, die sehr aktiv und regelmäßig gesegelt werden. Obendrein ist jetzt die erste reine Damenmannschaft entstanden (Crewgewicht ca. 150 Kilo und im Alter alle unter 25 Jahren), die bereits mit beachtlichem Erfolg in der Klasse von sich reden machte. Von Beginn an ist der Münchner Yacht-Club Ausrichter einer Ranglistenregatta für diese Klasse, die sich aufgrund unseres tollen MYC Gesamtangebotes höchster Beliebtheit erfreut. Es finden zur Zeit acht Regatten pro Jahr statt: am Starnberger See, Ammersee, Berlin, Warnemünde, Gardasee, wobei vier dieser Regatten zu einem Deutschland-Cup zusammengefasst werden. Die MYC Regatta gehört ebenfalls zu diesem Deutschland-Cup und wir erwarten in unserem Jubiläumsjahr über 25 Meldungen. Kay Niederfahrenhorst, Philipp Ocker, Dominik Mössbauer, Markus Brather, Martin Wieser, Max Adami und Marc Anschütz gehören bisher zu unseren aktivsten Steuerleuten. 279 Hobie Cat 16 und andere Katamarane Christian-R. Stoll Traditionell spielten Katamarane im MYC bis Anfang der 90er keine große Rolle. Lediglich Uli Finckh machte da mit seinem olympischen Tornado eine Ausnahme. Dann folgte Yves Kessler mit einem Hobie Cat 16, der weltweit meistverbreiteten Kat-Klasse. Yves war es, der den damaligen amtierenden deutschen Meister im Hobie Cat 16, Christian Stoll in den Club »lockte«. Regelmässige gemeinsame Regattateilnahmen folgten und die Jugend schielte bereits damals mit einem Auge auf die auch bei wenig Wind sehr schnellen Zweirümpfer. Die kleine Catszene wechselte stetig: Uli Finckh verlagerte seine Aktivitäten in‘s H-Boot und den Drachen, Michael Beham erweiterte den MYC Mehrrumpf-Bootspark um einen wunderschönen »Oldtimer« – einen Holz-Tornado. Christian Stoll holte zum 2. Mal für den MYC den Deutschen Meistertitel im Hobie Cat 16 und siegte mit Ines Rossley an der Vorschot im Jahr 1995 zum 2. Mal nach 1993 bei der Kieler Woche. Hobie 16 (oben und ganz oben) mit asymmetrischen Rümpfen, aber ohne Schwerter Hobie Tiger (rechts) – etwas größer, noch schneller und mit Schwertern in symmetrischen Rümpfen 280 Die ca. 65 kg seines A-Cats mussten an Land daher mit einem Schraubanker gegen das Wegfliegen gesichert werden. Auch Christian Stoll rüstete auf – ein Hobie Tiger mit viel mehr PS (in Form eines asymmetrischen Genackers) macht seither den Vorwindkurs zum beliebtesten Windwinkel. Mit Klaus Kuner an der Vorschot bestreitet das Team erfolgreich Hobie Cat und Formula 18 - Regatten. Klaus Kuner war fortan von der Mehrrumpf-Szene nicht mehr fernzuhalten und ist mit Sohn Kilian kaum noch vom See zu bekommen. Auch ihr Hobie 16 ist mittlerweile mit Gennaker aufgerüstet. Die Zeit der High-Performance Katamarane brach an: geringes Gewicht durch Verwendung modernster Carbonfasern und bedingungslosen Leichtbau war das Gebot der Stunde. Im Jahr 2007 erweiterte sich die MehrrumpfAbteilung gleich um zwei Hobie 16: die Jugendmitglieder Louis Rickmann-Stoll und Fabian Wunderle fanden sich zu einem hoffnungsvollen Nachwuchs-Team zusammen und das neue Mitglied Hansjörg Herbold passte sich durch Tausch seines Hobie 17 gegen einen Hobie 16 der MYC-Katszene an. Yves Kessler stieg in die A-Cat Szene ein. Sein frisch vom Europameister erstandener EinmannKat repräsentierte das Leichtbauextrem (war das Boot nicht sogar leichter als der Slipwagen?). 281 Anhang 282 Ehren-Kommodore, Ehrenpräsident und Ehrenmitglieder 1908 - 2008 in der Reihenfolge ihrer Ernennung Ehren-Kommodore Admiral Scheer Admiral Ehrhard Schmidt Ehrenpräsident Alfred Bauch Ehrenmitglieder Dr. h.c. Karl Scharnagl Admiral Ehrhard Schmidt Admiral Waldemar Vollerthun Hans Gruß Dr. Karl Ritter von Halt Anton Dreher sen. Guido Band Ferdinand Birkner Dr. Fritz Hirschberger Franz Schönborn Generalkonsul Kurt Linnebach Hans Edenhofer Robert von Linde Ludwig Senft Max Seyffer Dr. Kurt Kallhardt Ulrich Lietz Helmut E. Hofmann Werner Keidel Hans Mössbauer Otto Geissler Heinrich Hartl Dr. Franz Wehrle Walter Brand 283 Vorstandschaft des Münchner Yacht-Clubs in den Jahren 1908 bis 2008 Vorsitzende 1908 - 1922 1923 1924 - 1928 1929 - 1946 1947 - 1948 1949 - 1951 1952 - 1959 1960 - 1968 1969 - 1970 1971 - 1973 1973 1974 - 1985 1986 - 1987 1988 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2005 2006 ab 2007 Albert Zisch Dr. Fritz Auernheimer Fritz Hannamann Emil Bickel Heinrich Wehrle Dr. Carl Schmid Carl Schmucker Kurt Linnebach Erhardt Dahlke Wilhelm Thalheimer ab Juli nicht besetzt Ulrich Lietz Dieter Grass Gerhard Bergmann Dr. Carlo Kremer Dr. Bernd Schaible nicht besetzt Dr. Carlo Kremer Stellvertretende Vorsitzende 1908 - 1910 Heinrich Löb 1911 Karl Burger 1912 - 1914 Emil Bickel 1918 - 1920 Dr. Fritz Auernheimer 1921 - 1922 Fritz Hannamann 1923 - 1924 Albert Münzer 1925 - 1926 Heinz Becker 1927 - 1937 Elhard Müller 1938 - 1939 Eugen Niedermayr 1940 - 1941 Dr. Hans Martin 1943 Fritz Hannamann 1947 Karl Beck 1950 - 1951 Ferdinand Birkner 1952 - 1959 Kurt Linnebach Max Seyffer 1960 - 1964 Wilhelm Thalheimer Robert v. Linde 1965 - 1971 Robert v. Linde Werner Keidel 1972 - 1973 Karl-Heinz Thielo Ulrich Lietz 1974 - 1979 Karl-Heinz Thielo Franz Grosser 1980 - 1988 Carl-Egon Heintz Franz Grosser 1989 - 1994 Franz Senft Ulrich Finckh 284 Zisch Dr. Auernheimer Hannamann Bickel Wehrle Dr. Schmid Schmucker Linnebach Dahlke Thalheimer Lietz Grass Bergmann Dr. Schaible Dr. Kremer 1995 - 1997 1998 - 2000 2001 - 2003 ab 2001 Fritz Niederfahrenhorst Ulrich Finckh Fritz Niederfahrenhorst Nikolaus Stoll Nikolaus Stoll Franz Senft Nikolaus Stoll Prof. Dr. Gerrick v. Hoyningen-Huene Schatzmeister 1908 - 1909 1919 1924 - 1927 1928 - 1942 1943 - 1946 1947 1948 - 1953 1958 - 1964 1967 - 1968 1969 - 1990 ab 1991 Otto Saumweber Gaigl Carl Ritter v. Gruny Carl Schloeder Paul Koemm Georg Schreiber Rudolf Eschenbach Ferdinand Birkner Toni Krammel Helmut Hofmann Hannsjörg Mössbauer Schriftführer 1908 - 1914 1921 1924 1925 - 1930 1931 - 1932 1933 - 1937 1938 - 1939 1940 1947 - 1951 1952 - 1966 1967 - 1968 1969 - 1972 1973 1974 - 1979 1980 - 1983 1984 - 1989 1990 - 1999 2000 - 2006 ab 2007 Heinrich Löb Fritz Auernheimer Otto Ludwig Eugen Niedermayr Dr. Heinrich Kreisel Eugen Niedermayr Hans Mössbauer Eugen Walletshauser Karl Haist Willy Weishäupl Fritz Schrepfer Toni Krammel Franz Grosser Carl-Egon Heintz Helmut Hochholzer Bernd Stretz Niko Stoll Johannes Wieser Eberhard Stephan Takelmeister / Hafenmeister 1909 J. Ruder 1919 Müller 1924 Heinz Becker 1925 - 1930 Carl Eschenbach 1931 Leo Kainradl 1932 - 1934 Fritz Krautheim 1935 Leo Kainradl 1936 Wilhelm Buß 1937 - 1938 Dr. Kurt Kallhardt 1939 - 1950 Max Fach 1951 - 1952 Werner Keidel 1953 - 1957 Theo Lindner 1958 - 1964 Friedrich Krieger, Wilhelm Thalheimer, Günter Schwarz 1965 - 1970 Werner Künzler, Fritz Kleis 1971 - 1972 Fritz Kleis 1973 - 1984 Günther Belling 1985 - 1990 Eberhard Stephan 1991 - 2002 Hans Künzler ab 2003 Stefan Ramstetter Hausverwalter 1919 1924 1925 - 1929 1930 - 1931 1932 - 1934 1935 - 1936 1937 - 1939 1940 - 1942 1943 1947 1950 1951 1953 1958 - 1972 1973 - 1974 1975 - 1977 1978 1979 - 1984 1985 - 1994 1995 - 2004 2005 ab 2006 Hans Gruß Carl Schilbers Viktor Mann Felix Hensel Carl Fr. Dietz Franz Brutscher Paul Koemm Fritz Neumann Ferdinand Birkner Georg Schreiber Dir. Fr. Neumann Ferdinand Birkner Hans Edenhofer Karl Beck Dr. Rolf Zenneck Helmut Hochholzer Udo Graf Lambsdorff Karl Beck Werner Biebl Volker Mader Werner Petereit Otto Hartmann 285 Casinowart 1921 1936 - 1937 1938 - 1940 1958 - 1969 1970 - 1977 1978 - 1981 1982 - 1985 1986 - 1999 2000 - 2003 2004 - 2006 ab 2007 Jugendwart 1919 - 1924 1925 - 1927 1928 - 1930 1931 1932 1933 - 1935 1936 - 1939 1940 1943 - 1950 1951 1952 1953 1954 - 1964 1968 - 1969 1970 - 1971 1972 1973 - 1975 1976 - 1979 1980 - 1983 1984 - 1986 1987 - 1990 1992 - 1997 1998 - 1999 2000 - 2004 ab 2005 Punder Gesellschaftsausschuss Hans Münzinger Carl Hammer Hans Edenhofer Otto Geissler Heinz Ocker Rudolf Hofmeister Helmut Felber Reiner Willmann Michael Beham Dr. Ernst Gerstetter Rudolf Dix Fritz Zotzmann Carl Rothenheim E. M. Müller Heinrich Wehrle Dr. Josef Stöckl Hans Edenhofer Leo Kainradl Dr. Kurt Kallhardt Kurt Zechbauer Dr. Kurt Kallhardt Ludwig Senft Gerhard Stephan Christian Denecke Franz Senft Karl-Heinz Feit Peter Möckl Ulrich Finckh Hans Baumeister Niko Stoll Birgit Niederfahrenhorst Anderl Denecke Ines Roßley Philipp Ocker Markus Brather 1950 - 1966 1967 1968 - 1972 1973 - 1978 1979 - 1980 1981 - 1986 1987 - 1995 1996 - 2002 ab 2003 Sportwart 1921 1959 - 1960 1961 - 1963 1964 - 1966 1967 - 1968 1969 - 1970 1971 - 1972 1973 - 1975 1976 - 1979 1980 - 1984 1986 - 1995 1996 - 1997 1998 - 2001 ab 2002 Beisitzer 1924 1925 1927 1926 1928 1930 1931 Vertreter der Bootseigner 1924 Rolf Cornet 1925 - 1929 Hans Gruss 1930 Ed. Martin Müller 1931 August Baumann 1932 Ed. Martin Müller 1933 - 1940 Karl Beck 286 1932 1933 - 1934 Ernst Frey Helmut E. Hofmann Fritz Schrepfer Hans Mössbauer Günther Pfaller Heinz Thannheiser Heinz Ocker Patricio Anschütz Holger Schmidt Burger (Wettfahrtausschuss) Günther Pfaller Harry Stanner Heinz Thannheiser Carl Egon Heintz Stephan Dietz Karl-Heinz Feit Norbert Geissler Werner Biebl Norbert Geissler Haide Crome Hans Löhr Anderl Denecke Peter Biebl Peter Fröschl Hans Gruß Elhard Müller Elhard Müller Dr. F. Auernheimer Karl Schilbers Dr. F. Auernheimer Elhard Müller Dr. F. Auernheimer Karl Schilbers Rudolf Laturner Viktor Mann Rudolf Laturner Carl Hammer Fritz Müller Carl Hammer Fritz Müller Felix Hensel Carl Hammer Felix Hensel Ferdinand Birkner 1935 - 1936 1937 - 1938 1939 1943 1950 1953 1958 Ehrenrat 1936 - 1937 1938 - 1939 1943 1953 1958 1964 1972 1977 - 1978 1978 - 1984 1985 - 1992 1993 - 1994 1995 - 1998 1999 - 2002 2003 - 2004 2005 - 2006 ab 2007 Carl Hammer Ferdinand Birkner Carl Hammer Ferdinand Birkner Kurt Zechbauer Kurt Zechbauer Rudi Eschenbach Ferdinand Birkner Carl Beck Carl Hammer F. Neumann Kurt Zechbauer Otto Ludwig Otto Ludwig Ferdinand Birkner Hans Wilhelm Braun Ludwig Senft 1964 1965 1968 1969 - 1972 1973 - 1975 1976 - 1979 1980 1981 - 1983 1984 - 1986 1987 - 1988 1989 - 1990 ab 1991 Ludwig Senft Max Seyffer Ludwig Senft Max Seyffer Max Seyffer Erhard Dahlke Max Seyffer Günther Pfaller Willy Böck Herbert Schneider Willy Böck Norbert Geissler Rudolf Hofmeister Bernd Stretz Dieter Grass Gerhart Bergmann Dr. Carlo Kremer Hannes Braun Emil Bickel, Fritz Hannamann, Elhard Müller, Carl Schloeder Emil Bickel, Carl Dietz, Fritz Hannamann, Carl Schloeder Emil Bickel, A. Dreher, Fritz Hannamann, Carl Schloeder Rudolf Eschenbach, Dr. Kurt Kallhardt, Carl Schmucker, Max Seyffer, Willi Weishäupl Ferdinand Birkner, Dr. Kurt Kallhardt, Carl Schmucker, Max Seyffer, Willy Weishäupl Alfred Bauch, Willy Böck, Hanns W. Braun, Hans Huber sen., Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel Alfred Bauch, Willy Böck, Hanns W. Braun, Gminder, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Hans Mössbauer, Ramstetter sen. Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Robert v. Linde, Günther Pfaller Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Werner Künzler, Robert v. Linde, Hans Mössbauer Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Werner Künzler, Robert v. Linde, Hans Mössbauer Karl Beck, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Werner Keidel, Dr. Alfred Schubert, Dr. Hans Ubrig Gerhard Bergmann, Karl Beck, Ulrich Lietz, Werner Kalckhoff, Dr. Kurt Kallhardt, Dr. Hans Ubrig Karl Beck, Gerhard Bergmann, Werner Biebl, Ulrich Lietz, Günther Pfaller, Dr. Hans Ubrig Karl Beck, Werner Biebl, Jürgen Franke, Ulrich Lietz, Günther Pfaller, Dr. Hans Ubrig Karl Beck, Jürgen Franke, Fritz Niederfahrenhorst, Ulrich Lietz, Günther Pfaller, Dr. Hans Ubrig Robert Kremer, Heinz Ocker, Günther Pfaller, Franz Senft, Gerhard Stephan, Dr. Hans Ubrig 287 Mitgliederverzeichnis zum 1. Mai 2008 Ehrenmitglieder Keidel, Werner Lietz, Ulrich Brand, Walter seit 1989 1987 2007 ordentliche Mitglieder Abele, Peter Adami, Dr. Rainer Aicher, Florian F. Aicher, Dr. Hans-Peter Alt, Peter Anschütz, Patricio Balling, Alexander Barnbrock, Dr. Jörn Baumeister, Hans Beck, Karl Becker, Hartmut Beham, Dr. Michael Benze, Hans-Jürgen Bergmann, Hannelore Bergold, Dr. Stefan Bickel, Dr. Georg Biegert, Hubert Bielefeld, Dr. Franz Blum, Dr. Helmut Böck, Johannes Boer, Dr. Enno de Boettcher, Dirk Bohrer, Dr. Michael Brand, Thomas Brand, Uta Brather, Peter Braun, Hannes Braun, Isolde Braunhofer, Dr. Peter Brenninkmeyer, Eva-Veronika Büge, Martin Burger, Dr. Claus Busse, Marc Busse, Dr. Timm Clement, Dr. Cornelia Davies, Eva Dehler, Günther Denecke, Andreas Denecke, Christian Dietrich, Hellmut Dietz, Petra Dietz, Stefan Dreher, Anton Drobik, Dr. Christian Färber, Martin Färber, Thilo 288 Eintritt 1942 1957 1974 1986 1973 1987 1983 1992 1970 1985 2001 1974 1945 2004 1991 1995 2002 2004 1965 1958 2005 1964 2003 1998 2003 1997 1985 1965 1960 1968 2008 1986 2004 2004 2001 1991 1963 1983 1969 1981 1985 1959 1980 1990 1952 1959 2005 1985 1976 Fahrnholz, Hans 1905 Fastl, Josef 1960 Feit, Karl Heinz 1967 Felber, Helmut 1975 Fendt, Werner Hubert 1991 Finckh, Ulrich 1970 Fink, Dr. Andreas 1997 Fischer, Raimund 2002 Franke, Jürgen 1954 Frankowski, Knut 1985 Frankowski, Ursula 1954 Franz, Anton 2004 Frenzer, Hubert 1999 Freymadl-Kupfer, Ursula 2001 Fröschl, Peter 1993 Gauwerky, Prof. Dr. Johannes 1999 Geissler, Florian 1976 Geissler, Michael 1985 Geissler, Norbert 1958 Geither, Theo 1969 Gerstetter, Dr. Ernst 1962 Gerstetter, Thomas 1989 Gloeden, Burga 2005 Gminder, Jost 2000 Grass, Dr. Jens-Peter 1978 Grass, Hanna 1994 Gribl, Dr. Peter 1981 Groh, Dr. Andreas C. 1973 Gross, Prof. Dr. Dr. Manfred 2003 Grosser, Florian 1989 Grosser, Andrea 2000 Haberland, Karl Reinhold 2005 Hartmann, Otto 2000 Haselmeier, Dr. Hans 1970 Heintz, Carl Egon 1964 Henning, Dieter 2002 Herrmann, Dr. Achim 1993 Heyer-Krug, Uwe 1984 Hochholzer, Helmut 1971 Hochholzer, Dr. Michael 1979 Hofmann, Dr. Gerd 1960 Hofmeister, Rudolf 1973 Hohmann, Jörg 1974 Holl, Klaus 1995 Hopf, Dietrich 1981 Hornstein, Florian Frhr. von 1975 Hoyningen-Huene, Prof. Dr. Gerrick Frhr. v.1971 Hudde, Jan-Patrick 1998 Ionescu, Dr. Gruia 1993 Janson, Horst 1991 Jaroslawsky, Nikolaus 2001 Jensch, Ingolf 2005 Junker, Paul Kalckhoff, Stefan Kessler, Yves Klein, Dr. Hanns-Georg Klumm, Desiree Suz. Knaus, Gernot Koch, Jens Koch, Norbert Koch, Wilhelm Koemm, Dr. Stephan Kolbinger, Moritz Korbinian Kolling, Dr. Peter Koniordos, Dr. Thomas Köppen, Kai Köster, Dr. Klaus Kremer, Dr. Carlo Kremer, Robert Kreuzer, Dr. Ulrich Krieger, Friedrich Kuhlmann, Dr. Werner Kuner, Nikolaus Kunze, Andreas Künzler, Hans Kurze, Jan Lambertz, Haide Lang, Ernst Lehmann, Prof. Dr. Michael Leicher, Christoph Lewandowski, Manfred Liebhafsky, Dr. Ernst Liebl, Michael Linde, Dr. Florian von Linde, Dr. Joachim von Linde, Matthias von Lindenmayr, Klaus Löhr, Hans Löhr, Hans-Christian Löhr, Peter Mader, Volker Marshall, Hans Mattausch, Prof. Dr. H. E. Mayer, Bernhard Medrisch, Dr. Max Mendoca, Nuno de Menzel, Dr. Manuel Mössbauer, Hannsjörg Müller, Hans Georg Müller, Dr. Helmut-Peter Nevrly, Sandra Niederfahrenhorst, Fritz Niederfahrenhorst, Kay Niklas, Helmut Nolte, Claudius Nolte, Heinz Nordhoff, Christopher Ocker, Heinz Ocker, Philipp Pasemann, Anne Pasemann, Renate 1974 1977 1974 2003 1979 2008 1977 1959 1969 1971 2005 1994 1991 1999 1992 1978 1973 1991 1954 1980 1992 2008 1959 2008 1969 1962 1975 1992 1957 1997 2000 1983 1963 1983 1956 1979 1984 1986 1959 2003 2001 2000 2003 2002 1973 1950 1961 1990 1990 1983 1981 1957 1969 1957 1984 1969 1990 1989 1966 Pawlik, Dr. Jürgen Pfaller, Günther Pfaller, Dr. Marius Pöhlmann, Steffen Presser-Velder, Gion-Otto Putsch, Dr. Karl-Wilhelm Quast, Michael F. Ramstetter, Rudolf Ramstetter, Stefan Rank, Dr. Nikolaus Peter Rank, Wolfgang E. Rapp, Rasso Reize, Stefan Riedl, Martin Roßley, Ines Ruhe, Michael Ruoff, Jochen Sachs, Christopher Sachs, Marion Sachs, Barbara Schäfer, Edith Schaible, Dr. Bernd Schastok, Bernd Schmidt, Holger Schmidt, Rainer Schmitt, Roman Schneider, Carl-Erik Scholz, Celina Scholz, Gebhart Schönfels, Falk v. Schroeteler, Dr. Paul Schulz, Dr. med. Hermann Schwaighofer, Andrea Seidel, Werner Seidel, Markus Senft, Franz Sepp, Dr. Hermann Simon, Andreas Sonnenburg, Siegwart v. Sonnenburg-Grill, Brigitte v. Sprengard, Dr. Alfred Sprengard, Dr. Bettina Stark, Günter Steib, Hans Steib, Sven Steiner, Markus Stenger, Angela Stenger, Elfriede Stephan, Alexander Stephan, Gerhard Stephan, Dr. Michael Stephan, Dr. Thomas Stephan, Eberhard Stock, Dr. Mario Stoll, Christian-Reinhold Stoll, Nikolaus Stretz, Bernd Szeterlak, Nikola Szilagyi, Heidemarie 1991 1944 1969 1974 2002 1968 1998 1952 1963 1973 1972 2008 1998 2003 1991 1982 2005 1984 1984 2004 2002 1993 1991 1990 1969 2004 2005 1992 1990 1990 1969 2004 1985 1992 2003 1961 2001 2001 1979 1985 1977 1977 2002 1956 1986 1984 1979 1992 1979 1951 1976 1981 1976 1966 1992 1972 1964 1974 1970 289 Tallmann, Beate Thannheiser, Heinz Thielo, Ida (Micky) Thurner, Frank Timmermann, Michael Titze, Klaus Ubrig, Andreas Ubrig, Dr. Hans Ubrig, Hans Manfred Ulbricht, Peter Wacker, Dieter Weidl, Waltraud Wende, Klaus Wernthaler, Hanns Michael Wernthaler, Rainer Wibbels, Martin Wieland, Klaus Wieser, Johannes Willmann, Reiner Willmann, Tobias Winkler, Andreas Wollin, Klaus Zenneck, Stephan Zündt, Ralph v. 1971 1963 1963 1986 2001 1995 1976 1952 1973 1998 1965 2002 1976 1980 1963 2002 1979 1964 1992 1993 1995 1996 1978 1987 außerordentliche Mitglieder Blasius, Dr. Stefan Deinhard, Christoph Dörries, Dr. H. Ulrich Falk, Franziska Fanselau, Stephanie Feicht, Markus Grumme, Dr. Katrin Herrbold, Hansjörg Heumann, Dr. Hans-Dieter Hieber, Dr. Saskia Kißlinger, Christian Labek, Andreas Lüth, Prof. Dr. Tim Rupp, Christian Weiß, Dr. Moritz 2006 2006 2006 2007 2008 2007 2006 2007 2007 2007 2008 2006 2006 2007 2007 passives Mitglied Blum, Sebastian Bössner, Dr. Otto Josef Dietrich, Peter Dietrich, Ingo Dietz, Wolfgang Fischer, Harald Flach, Nicola Franke, Ulrich Gerstetter, Dr. Sabine Grass, Oliver Gröne, Maximilian Grosser, Carolin Hiebinger, Michael Holzmann, Elfriede Kugler, Dr. Karlheinz Lambsdorff, Udo Graf 1990 1981 1952 1999 1985 1983 1980 1988 1989 1978 1986 1987 2002 2003 1992 1954 290 Lewandowski, Philipp Lindenmayr, Christoph Ortmann, Dominik Ramstetter, Britta Rank, Dr. Stephan Hubert Reimers, Ingrid Röpper, Marion Ruhe, Axel Schippel, Christoph Schlang, Volker Schubert, Manuela Sienel, Dr. Wulf Günter Sonnenburg, Christoph v. Szilagyi, Nikola Wirz, Gisela Zähring, Anne 1993 1992 1993 1993 1972 1993 1970 1982 1978 1990 1969 1989 1981 1995 1994 1982 Ehegattenmitglieder Anschütz, Ruth Boer, Uta Elisabeth de Braams, Andrea Davies, Huw Brychan Hartmann, Ines Hochholzer, Eva Jaross-Müller, Ingeborg Medrisch, Carmen Rosener, Barbara Schaible, Doris Schmidt, Nicola Smuda-Fröschl, Sigrid Stock, Isabella Stoll, Birgit Stretz, Gertrud Völker, Susanne Willmann, Gabriele 2003 1998 2006 2001 2006 2005 2002 2006 2006 2001 2004 2006 2005 2007 2006 2007 2005 Gastmitglieder Berk, Claus Blasius, Rudolf Dobroschke, Sebastian Dornier-Schlörb, Delia Feister, Alexander Johannsen, Katrin Marzahn, Monika Northoff, Heike Schumacher, Uwe Villiez, Trudi Frfr. v. Wiegartner, Hermann Wunderle, Artur 2008 2006 2005 2005 2006 2008 2004 2005 2003 2005 2003 2004 Fördermitglied Kugler, Dr. Karlheinz 2001 Juniorenmitglieder Adami, Maximilian Anschütz, Andreas Anschütz, Marc Barth, Carolina Becker, Saskia 1998 1997 1997 2004 2003 Becker, Giulia Becker, Jannis Bickel, Hanna Bohrer, Maximilian Brather, Markus Brenninkmeyer, Johannes Brenninkmeyer, Frederik Davies, Melari Davies, Oliver Dobroschke, Lucas Ernhofer, Rupert Fabarius, David Finckh, Wolfgang Franke, Barbara Fröschl, Sabrina Gauwerky, Katharina Hartmann, Mara Hartmann, Odine Henning, Annika Henning, Bastian Holder, Alexander Hornstein, Carina Frfr. v. Hoyningen-Huene, Constantin Frhr. v. Hoyningen-Huene, Louisa Freiin v. Kalina, Thomas Kessler, Nepomuk Kessler, Leopold Kessler, Barbara Krauspe, Tao Lehmann, Marcus Leicher, Andreas Leicher, Johannes Leicher, Barbara Lill, Lilith Lindenmayr, Karla Lindenmayr, Bernd Menzel, Carolin Menzel, Marc Mössbauer, Karina Mössbauer, Dominik Mössbauer, Maximilian Northoff, Kilian Obermaier, Amelie Obermaier, Sophie Ott-Petereit, Maximilian Pfaller, Moritz Ramstetter, Simon Rank, Simon Rank, Korbinian Rank, Martin Rickmann, Louis Sasse, Laura Schaff, Fiona Schlörb, Leonhard Schneider, Lea Scholz, Julia Schulz, Arthur Schulz, Victoria Spanke, Moritz 2003 2004 2006 1998 1994 2002 2002 1995 1995 2002 2005 2004 1994 1993 1996 2003 2006 2008 2002 2002 2007 2002 1997 1998 2004 1998 1998 2000 1994 1997 1997 1997 2003 2007 1993 1997 1996 1998 1994 1994 1997 2003 2005 2005 1999 1997 1993 1998 2000 2001 2001 2004 2004 2002 2002 2007 2007 2007 1992 Spanke, Felix Stock, Sophia Stoll, Christian Stoll, Antonia Stretz, Christian Szeterlak, Nina Villiez, Florian Frhr. v. Wiegartner, Julia Wieser, Andrea Wieser, Martin Wunderle, Fabian Ziegelmayer, Katharina Ziegelmayer, Sebastian Zwinz, Manuel 2002 2001 1997 1997 1994 1997 2000 2002 1994 1994 2002 2000 2005 2003 Jugendmitglieder Bohrer, Alexander Braun, Maximilian Braun, Louisa Czermak, Cora Dobroschke, Jonas Donitzky, Elena Drobik, Leonie Finckenstein, Darian Graf Finck v. Finckenstein, Leander Graf Finck v. Frenzer, Sebastian Greiner-Hepp, Ariana Hobratschk, Paulina Holder, Stefanie Hotzen, Christian Hoyningen-Huene, Tassilo Frhr. v. Jensch, Isabel Knaus, Isabella Knaus, Valerie Koch, Alexander Köppen, Nicolas Köster, Leonie Köster, Thiemo Kuner, Kilian Leberfinger, Konstantin Liebl, Mona Northoff, Benedikt Ortner, Sarah Pawlik, Phoebe Pöhlmann, Jannik Pöhlmann, Leonie Schaible, Maximilian Schneider, Viktor Sprengard, Tanja Stock, Alexander Szeterlak, Natalie Thomin, Elisabeth Treuberg, Christoph v. Villiez, Maximilian Frhr. v. Villiez, Anne-Christine Freiin v. Wieland, Alexandra Wieland, Felix Wunderle, Manuel Ziegelmayer, Maria 2002 2002 2007 2004 2004 2007 2005 2007 2007 2007 2001 2007 2007 2006 2005 2005 2002 2004 2007 2007 2004 2004 2001 2007 2002 2005 2006 2004 2005 2007 2003 2005 2006 2005 2001 2004 2007 2005 2006 2004 2007 2007 2004 291 Nachweise Archive Archiv Volker Buchner, GVo-Verlag, Starnberg Archiv Norbert Geissler, Pöcking Archiv Landratsamt Starnberg Archiv Galerie Peter Schwarzmann, Starnberg Archiv Undosa-Seerestaurant, Starnberg Bayerische Staatsbibliothek, München Münchner Stadtarchiv Münchner Yacht-Club Archiv Nautische Fachbibliothek des DTYC, Tutzing Staatsarchiv München Staatliches Vermessungsamt Starnberg Starnberger Stadtarchiv Yachtsportarchiv Lexika Beringer, Josef August, Trübner. Des Meisters Gemälde in 450 Abbildungen, in: Klassiker der Kunst, Bd. XXVI, Stuttgart und Berlin 1917 Bruckmanns Lexikon der Münchner Kunst, Münchner Maler im 19. / 20. Jahrhundert, (6 Bde.), 1981 Sol Knight, Lucia, del, MacNaughton, Daniel Bruce (Eds.): The Encyclopedia of Yacht Designers. W. W. Norton & Company, New York 2006 Thieme / Becker, Allgemeines Lexikon der bildende Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 1 - 37, Leipzig 1950 / 1992 Vollmer, Hans (Hrsg.), Allgemeines Lexikon der bildende Künstler des 20. Jahrhunderts, Bd. 1-6, Leipzig 1992 Meyers Lexikon. Bibliographisches Institut, 7. Aufl., Leipzig 1924 292 Festschriften und Jahrbücher Bayerischer Yacht-Club e. V.(Hrsg.), Jahrbuch 1938, Starnberg 1938 Bayerischer Yacht-Club e. V. (Hrsg.), 75 Jahre Bayerischer Yacht-Club. 1888 - 1963, Starnberg 1963 Bayerischer Yacht-Club e. V. (Hrsg.), Bayerischen Yacht-Clubs 1888 - 1988, Eine Chronik, 1988 Buchner, Volker, Malerei am Starnberger See, GVo-Verlag, Starnberg, in Vorbereitung 2008 / 2009 Dreher, Anton (Hrsg.): 1883 - 1983. Einhundert Jahre Bootswerft Rambeck – eine Werft macht Geschichte, Starnberg 1983 Heimatbuch Stadt Starnberg, Starnberg 1972 MYC Festschrift 1928, 1933, 1938, 1952 / 53, 1958 und 1983 MYC-Jahrbücher 1924, 1929 / 30 - 1939/40, 1964 Regattakalender und Jahrbücher der Klassenvereinigungen Vorstandschaft (Hrsg.): Königlich Bayerischer Yacht-Club 1913, Starnberg 1913 Weiterführende Literatur Ausstellungskatalog W. Trübner, Jörn Bahns (Hrsg.), Kurpfälz. Museum, Heidelberg 1995 Ausstellung Initiative Villa Jauss e. V., Oberstdorf 2005 Brosch, Miriam, Starnberg in der Stunde »Null« – Kapitulation, unveröffentl. Facharbeit im Leistungskurs Geschichte am Gymnasium Starnberg, Schuljahr 2005 / 06 Curry, Manfred, Regatta-Segeln, 1994 Denk, Roland (Hrsg.): Handbuch Segeln, Bielefeld 2004 Gebhardt, Heinz, »Königlich bayerische Photographie«, Laterna Magica, 1978 Heißerer, Dirk, Wellen, Wind und Dorfbanditen, München 1995 Hiltl, Doris, Das Undosa und die Ära Gruß, in: Starnberger Merkur v. 22. / 23. März 2003 Kramer, Klaus (Hrsg.): Segeln für den Kaiser, Die Internationale Sonderklasse, Bielefeld 2003 Mann, Viktor: Wir waren fünf, Konstanz 1949 Ostini, Fritz v., Der Maler Edward Cucuel, Zürich 1924 Reichert, Rüdiger, v., Als die Amis kamen, München 2004 Schmid, Elmar D., F. W. Pfeiffer, Dachau 1988 Schober, Gerhard (Hrsg.), A. Link, Der Starnberger See und seine Umgebung vom Würmtal bis zum Alpenrand, FaksimileNeuaufl. 1879 / 80, 1994 Schober, Gerhard, Petzet, Michael, Denkmäler in Bayern, Landkreis Starnberg, Denkmaltopographie der Bundesrepublik …, Bd.1 / 21, München / Zürich 1991 Schober, Gerhard: Frühe Villen und Landhäuser am Starnberger See – Zur Erinnerung an eine Kulturlandschaft, 1998 Stark, Rudolf, Die Jagdstaffel unserer Heimat. Ein Fliegertagebuch aus dem Kriegsjahr, Leipzig 1932 Stephan, Michael (Hrsg.), Georg Queri 1879 - 1919, Journalist, Schriftsteller und Volkskundler aus Oberbayern. Ein Lesebuch, München 2002 Westendorf, Susanne, Lang, Hans, Das Starnberger See Buch, München 1995 Zeitungen, Zeitschriften Die Yacht, 1907 - 1940 Münchner Merkur, 1947 - 1990 Münchner Neueste Nachrichten, 1908 Starnberger Land- und Seebote, 1907 - 1985 Starnberger Merkur, 1980 - 2008 Süddeutsche Zeitung, 1980 - 2008 Velhagen & Klasings Monatshefte, 1928 / 29 Weltkunst, 13 / 1994 Internet www.40qmSchaerenkreuzer.de Internet Lexikon: Wikipedia Internet Lexikon : Sub-Bavaria Internet Lexikon: Westerländer Künstlerlexikon www.yachtsportarchiv.de 293 Bildnachweise Ziffer: Seitenzahl; u: unten; o: oben; M: Mitte; re: rechts; li: links 294 Anschütz, Marc: 184, 185 268, 269 Aschenbrenner, Michael: Ausstellungskatalog W. Trübner: 99 - 101 Beck, Karl: 272 li Beck, Lilo, v.: 134 Bergmann: 284 Biebl, Peter: 274 li Biebl, Werner: 274 re Brand, Walter: 156 o, 244 u, 245 Braun, Hannes: 76, 77, 78/79 Buchner, Volker (GVo): 59 o, 94 o+M, 95, 103, 104 Denecke, Christian: 157 Dietz, Stefan: 213 M + u Dreher, Anton, Rambeck, 1983, S. 28: 18 u Fach, Hans: 93 Faltlhauser, Dr. Kurt: 9 Familie Senft: 161 u Finckh, Uli: 211, 252 o+u Fischer, Raimund: 202 o Franke, Jürgen: 44, 52, 53 u, 75 u, 156 u, 177 u, 186, 187, 188 re, 189, 246 o, 247 M, 235, 45 (3)u Frenzer, Hubert: 276 u, 277 u Galerie Peter Schwarzmann, Starnberg: 94 u, 105 Grass, Dr. Jens-Peter: 284 Grass / Niederfahrenhorst: 254, 255 Grosser, Andrea: 38, 39, 117, 164, 165, 174, 175, 190 u, 212, 213 o, 216 - 219 li, 244 M re, 261, 273 r, 275 re Heyer- Krug, Uwe: 260, 262-265 Hoermann, Joerg v.: 12 Hoyningen-Huene, v.: 7, 182 li, 183 li u, 183 re u Janson, Horst/Quast, Mike: 200 u Klein, Dr. Hanns-Georg: 194, 200 o, 203, 204 o Koemm, Dr. Stephan: 88 o li, o re Kremer, Dr. Carlo: 8 Krieger, Friedrich: 272 re, 273 Künzler, Hans: 202 u Lambertz, Haide: 210 u, 246 u, 247 o, 249 o Landratsamt Starnberg: 29 M u, 33 o re Larass-Greger, Stefan M.: 36, 37 o Linde, Bob v.: 244 o Link, A. / Schober, G.: 290 Linnebach, Liselotte: 284 Lueth, Dr. Tim: 199 u Luftbildverlag H. Bertram GmbH: 178/179 Medrisch, Dr. Max: 228 u, 229 Mössbauer, Hannsjörg: 71 re, 158 li Müller, Dr. H.-P.: 234, 236 u, 237 - 241 MYC-Archiv: 14 / 15 u, 16 / 17 o 17 u, 18 o, 19, 20, 23, 24, 30 / 31, 32, 33 o,u, 34, 40 o+u, 41 li o, 41 re o, 42 / 43, 44 M o, 45(2+4), 46 o, 48, 52, 53 u, 68, 70, 74 li, 74 re, 81 - 83, 85 re, 86 / 87, 88 u, 89, 90, 92, 110, 113, 115, 116, 119, 122 - 124, 126, 127, 130, 133, 136 - 138, 139 u, 140, 147 - 149, 154, 158 re, 162, 163 o, 167, 172, 188 o, 196, 206, 207, 210 / 211 o, 230, 243, 248, 252 M, 284 Niederfahrenhorst, Kay: 258 o, 259 o, 278, 279 u Nordhoff, Christopher: 35, 37 u, 54, 55, 176, 177 M, 182 re, 220 u, 242 o, 249 u, 253 M+u, 256, 257, 258 u, 259 u, 267, 270, 276 o, 277 o, 279 o Ocker, Heinz: 159, 161 o, 163 u, 182 o Pfaffinger, Ferdinand: 11 Pfaller, Günther: 153 Pöhlmann, Steffen: 183 M re, 190 li o, 191, 220 o, 221, 250, 251, 253 o Ramstetter, Stefan: 47 u, 177 o Rappel, Wolfi: 91, 145, 150, 151 Rehdes, Hans: 141,166 Roth, Karl: 10 Sachs, Bärbel: 53 o, 75 o, 242 u, 259 M Schaible, Dr. Bernd : 205, 219 r, 284 M u Schlösser- u. Seenverwaltung: 28 Schwarzmann, Galerie: 94 u, 105 Sebald, Matthias: 65 u Staatl. Vermessungsamt Starnberg: 16 u, 40 M Staatsarchiv München: 21, 22 Stephan, Gerhard: 41 u, 45 o, 46 M, 46 u, 47, 48 / 49 u, 129, 146, 214, 215, 231 - 233 244 M li, 247 u Stoll, Christian-R.: 280, 281 Stoll, Niko: 275 li Stretz, Traudi: 160 Thompson, Evelyn: 58, 59 u, 60 - 64, 65 o Wagner, Hannelore: 284 Willmann, Rainer: 199 o, 201 u Winkler, Andreas: 204 u BYC, Festschrift 1888 - 1988: 121 Die Yacht: 72 / 73, 111, 208 / 209 Die Yacht 37/1932: 266 Münchner Neueste Nachrichten: 15 Münchner Yacht-Club Jahrbücher / Festschriften: 80, 84, 85 li, 110, 198 Münchner Yacht-Club Internet: 50 / 51 Starnberger Land- und Seebote: 139 o, 148 Starnberger Merkur: 271 Velhagen & Klasings Monatshefte: 106 - 108, 109 »Weltkunst«, 13 / 1994: 96 / 97 Yachtsportarchiv (Internet): 17 M, 18 295 Dank Mein großer Dank richtet sich an alle Mitglieder des MYC, die als Zeitzeugen, Autoren und Fotografen zur Entstehung dieser Festschrift beigetragen haben. Für die Fotos verantwortlich gezeigt haben sich u. a.: Jürgen Franke (MYC Fotoarchiv), Theo Geither, Andrea Grosser; Christopher Nordhoff; Manuela und Michael Schubert; Gerhard Stephan. Folgenden Gesprächspartnern aus dem Umfeld des Clubs bin ich für Ihre Hinweise und Unterstützung besonders dankbar: Erwin SöllnerFleischmann (Mitautor); Evelyn Thompson (Fotos: Familie Schloeder); Bernhard Babic (München); Lilo v. Beck (Berg); Ulf Braunhold (München); Volker Buchner (GVo-Verlag, Starnberg); Jürgen Decker (Starnberg); Dr. Stefan Frauendorfer (Tutzing); Manfred Grimm (Tutzing); Joachim Hildebrandt (München); Holger Knigge (Starnberg); Götz Leiser (München); Dr. Hans Schmidt (Naut. Bibliothek DTYC); Matthias Sebald (Ambach); Hannelore Wagner (Starnberg). 296