Smart Audio Alliance

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Smart Audio Alliance
DOSSIER
SMART
AUDIO
#
9-10
2014
INHALTSVERZEICHNIS
MUSIKHÖREN HEUTE
// Frank-Oliver Grün
SMART AUDIO: GRUNDLAGEN
• Unerhört vielseitig. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: APPLE
• Zum Anbeissen: Musik von Apple. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: BLUETOOTH
• Drahtlos anbandeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: MUSIKSERVER
• Digitale Schallplattensammlung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: TONFORMATE
• Von Codecs und Containern. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: HIGH-RESOLUTION AUDIO
• HDTV für die Ohren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: PC-MUSIK
• Hifi-Sound aus dem Computer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: STREAMING-DIENSTE
• Die Flatrate für Vielhörer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: PRAXIS
• 10 Tipps für mehr Hörgenuss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
SMART AUDIO: MULTIROOM-SYSTEME
• Musik im ganzen Haus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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LEXIKON: Begriffe, Abkürzungen, Adressen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
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Smart Audio [ GRUNDLAGEN ]
UNERHÖRT
VIELSEITIG
Hören Sie doch, wo und was Sie wollen: Vernetzte Geräte machen den Musikgenuss
so einfach wie nie zuvor. Ein Ausflug in die fast grenzenlose Welt von Smart Audio.
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Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Gestern: Der Apple iPod
macht MP3-Player zum
Massen­phänomen. Das
erste ­Modell von 2001 hat
nur eine 5-GB-Festplatte.
Heute: Drahtlose Streaming-Lautsprecher wie der Fidelio Soundsphere von
Philips (1400 Franken) ersetzen in vielen
Haushalten die Stereoanlage. Sie spielen
Musik vom PC, Smartphone oder aus dem
Internet.
S
martphone, Smarthome, Smart-TV
und nun also Smart Audio – es war
nur eine Frage der Zeit, bis auch das
Musikhören die nächste Stufe digitaler Evolution erklimmen würde. Die Bezeichnung „smart“ steht bekanntlich für klug,
­tüchtig und schick. Mit anderen Worten: für
intelligente Technik. Im Zusammenhang mit
dem Telefonieren, Wohnen oder Fernsehen
hat der Begriff aber noch eine andere Bedeutung bekommen: vernetzt. Alle smarten Produkte sind irgendwie verbunden. Sie nehmen
drahtlos oder per Kabel Kontakt zu anderen
Geräten auf. Sie holen sich Informationen aus
dem Internet und übertragen ihre Daten selbst
dorthin – in die Cloud.
Das macht neue Anwendungen möglich,
für die eine klassische Hifi-Anlage so wenig
geeignet wäre wie Schweizer Armbanduhren
zum Kalorienzählen und Messen der Puls­
frequenz. Tausende von Webradiostationen
stehen plötzlich auf Abruf bereit: Jazz aus New
York, portugiesischer Fado oder aktuelle
Dance-Charts, die Welt der Musik ist nur einen
Fingertipp oder Mausklick entfernt.
Hinzu kommen kostenpflichtige StreamingDienste und Download-Shops mit Millionen
von Songs. Eine Smartphone-App wie Shazam
oder Soundhound erkennt Titel an der Melodie und bietet gleich den passenden InternetLink dazu an – das zeitgemässe Pendant zur
freundlichen Schallplattenverkäuferin, der
man früher seinen Ohrwurm noch selbst vorHome Electronics 9-10
DOSSIER2014
singen musste. Mit oft zweifelhaftem Erfolg.
Die gefundenen Stücke lassen sich anschlies­
send drahtlos auf Blue­
tooth-Lautsprecher
streamen – dank ausdauernder Akkutechnik
sogar im Freien (Bild links) – oder zur weiteren
Verwendung im heimischen Netzwerk speichern (siehe Seite 28).
Das war nicht immer so. Alarmiert durch
den Erfolg des MP3-Formats Mitte der 1990erJahre, versuchte die Musikindustrie zunächst,
mit Kopiersperren und digitalem Rechtema­na­
gement (DRM) die Verbreitung ihrer Inhalte
zu stoppen. Ergebnis: Viele Audio-CDs liefen
im PC-Laufwerk gar nicht mehr, so wurde das
­Ü berspielen auf die Festplatte („Rippen“) verhindert. Gekaufte Downloads waren nur auf
einer Handvoll Geräten abspielbar.
Doch mittlerweile ist die Lage entspannt.
Die Anbieter verzichten fast durchgängig auf
Kopiersperren, was vor allem legalen Download-Angeboten wie Amazon oder iTunes zu
verdanken ist. Sie machten den Musikkonsum
so einfach, dass sich Raubkopien kaum noch
lohnen. Der Kunde erwirbt beim Kauf von
Downloads zwar keine physikalische Datei,
aber eine „dauerhafte Nutzungslizenz“, wie es
Apple nennt. Das heisst: Er darf die Musik
nicht weiterverkaufen – wohl aber ohne technische Beschränkungen des Rechte-Inhabers
auf seinen Geräten nutzen.
Streaming-Dienste wie Deezer oder Spotify
(Seite 40) unterliegen mehr Restriktionen. Ihr
Monatsabo funktioniert zum Beispiel nur auf
bestimmten Geräten. Endet der Vertrag, ist
auch die Musik weg. Aber sie helfen Musikfans, neue Künstler und Alben zu entdecken.
Mit Hit­
listen, Rezensionen, Genre-Kanälen
und Empfehlungen anderer Nutzer präsentieren sie einen stetigen Strom – pardon, Stream
– neuer Musik. Was gefällt, kann der Nutzer ja
immer noch als Download kaufen, um es dauerhaft auf all seinen Geräten zu hören.
Die Voraussetzungen dafür haben viele
Schweizer bereits zu Hause: einen Computer
mit Internetanschluss und ein Smartphone
oder Tablet. Im einfachsten Fall werden beide
per USB-Kabel verbunden und die gespeicherten Musik-Downloads oder gerippten CDs
zwischen den Geräten hin und her kopiert.
Das ist allerdings noch nicht sehr smart.
Zusätzliche Player, die dem Duo beitreten,
erweitern die Möglichkeiten – zum Beispiel
drahtlose Lautsprecher, die für akustisches
Notebook-Feeling auf dem Balkon oder im
Garten sorgen. Verkabelte Boxen sind dort so
hinderlich wie ein Internet-PC, der seinen
Besitzer zum Surfen an den Schreibtisch
zwingt. Ausser für die Wiedergabe per Bluetooth (Seite 26) ist dabei fast immer ein Router
nötig. Als heimische Datendrehscheibe stellt er
das Netzwerk zur Verfügung, über das die
übrigen Teilnehmer ihre Daten austauschen.
Für mehr Komfort empfiehlt sich ausserdem eine zentrale Musikbibliothek, in der
alle Familienmitglieder ihre Titel speichern.
Sie kann sich auf einem Computer oder, ��
Seite 19
Smart Audio [ GRUNDLAGEN ]
�� besser, auf einem Medienserver im Netzwerk
befinden (siehe Seite 28). Dann entfällt das lästige Kopieren: Die Titel bleiben auf dem
Medienspeicher liegen und werden – ähnlich
wie ein Internetradioprogramm – als Stream
abgespielt.
Drahtlose
Multiroom-Systeme
(Seite 44) versorgen so eine ganze Wohnung
mit Musik, ohne dass ein einziges Kabel verlegt
werden müsste. Der Stromanschluss genügt.
Vorhandene Hifi-Geräte bekommen über
Verbindungsboxen, die sogenannten Stream­
player, An­schluss an das neue Medienzeitalter.
Damit kann die Stereoanlage in der Regel
keine Musik an andere Geräte senden, aber
Programme aus dem Netzwerk und dem Internet empfangen. Der Spass beginnt bei weniger
als 100 Franken für ein WD-TV live oder
Apple-TV. Nach oben gibt es keine Preisgrenzen. Denn vor dem Digital-Analog-Wandler
sind zwar alle Daten gleich, es kommt aber
da­rauf an, was die Elektronik daraus macht.
Die letzten Klangdetails aus Bits und Bytes
herauszukitzeln, kann oft überproportional
viel Geld kosten – daran hat sich auch im Zeitalter von Smart Audio nichts geändert. �|
Mehrere Räume: Multiroom-­
Systeme wie das von Sonos
versorgen die ganze Wohnung
mit Musik – bequem gesteuert
von einer App am Smartphone
oder Tablet (Bild).
Millionen Songs: Spotify (Bild) und
andere Streaming-Dienste halten
einen umfangreichen Musikkatalog
auf Abruf bereit.
Wie alles begann …
Das Audioformat MP3 hat die digitale Musikrevolution erst ermöglicht. Ohne ein
Verfahren, das Musikdaten in guter Klangqualität komprimiert, gäbe es kein Internetradio, keine Download-Shops und keine tragbaren Player mit vielen ­Stunden
Spielzeit. Der MP3-Codec (siehe auch Seite 32) erreicht dieses Ziel mit psychoakustischen Tricks. Ähnlich wie das menschliche Auge von zu viel Helligkeit
geblendet wird, kann auch das Gehör leise Töne nicht wahrnehmen, wenn sie von
lauten Schallereignissen verdeckt werden. Es vermag meist keine ­Ton­höhen zu
unterscheiden, die sehr eng beeinanderliegen, und Frequenzen oberhalb der Hörgrenze (20 000 Hz bei ­Kindern, 10 000 Hz bei alten Menschen) blendet es ebenfalls aus. Die Aufgabe des Codecs besteht darin, nur solche Informationen zu speichern, die der Mensch bewusst wahrnimmt, und alles andere wegzulassen – eine
Kunst, die MP3 ziemlich gut beherrscht.
Dabei war der Standard „MPEG-1 Audio Layer III“, wie MP3 ausgeschrieben heisst,
eigentlich ein Nebenprodukt. Er wurde 1991 von der Normungsgruppe „Moving
­Picture Experts Group" als Teil des Videoformats MPEG-1 ­verabschiedet – für die
Tonspur in bewegten Bildern. Allerdings stellte sich früh heraus, dass es noch
­weitere Anwendungsgebiete geben würde. Um die Möglichkeiten zu demonstrieren, hatte das massgeblich an der Entwicklung beteiligte Team am FraunhoferInstitut für Integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen ein Programm entwickelt. Es
war in der Lage, MP3-Dateien am PC zu schreiben, und lediglich für den internen
Gebrauch bestimmt. Doch irgendwie bekamen es Hacker in die Hände. Ab 1993
Seite 20
tauchten auf verschiedenen Internetseiten kostenlose Versionen des MP3-Encoders auf und verbreiteten sich rasend schnell. Musikfans in aller Welt begannen, ihre Audio-CDs zu „rippen“ und MP3-Versionen der
Titel ins Netz zu stellen. Programme wie Musicmatch oder
Winamp halfen ihnen dabei. Letzteres benötigte nach seiner
Veröffentlichung im Juni 1997 nur ein Jahr, um drei Millionen Mal heruntergeladen
zu werden. Tauschbörsen wie MP3.com oder Napster sprangen auf den Zug auf
und boten Links zum kostenlosen Download der komprimierten Audiodateien an.
Der Boom war nicht mehr aufzuhalten: 1998 verdrängte „MP3“ was Wort „Sex“ als
Suchbegriff Nummer eins im Internet. Zeitgleich kamen die ersten Abspielgeräte
auf den Markt. Der MP3-Player Rio PMP300 von Diamond für 200 US-Dollar (Bild
oben) rief die Anwälte amerikanischer Plattenfirmen auf den Plan. Sie versuchten
den Verkauf per Gerichtsbeschluss verbieten zu lassen. Ohne Erfolg: Im Weihnachtsgeschäft 1998 war der Rio schnell vergriffen. Der Rest ist Geschichte.
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Magazin
Smart
Audio
[ NEUES
[ APPLE
] ]
ZUM ANBEISSEN:
MUSIK VON APPLE
Der amerikanische Elektronik-Konzern ist nicht nur der grösste Anbieter von Audio-Downloads weltweit,
er macht auch sonst das Musikhören einfach: Auf Geräten von Apple und solchen, die das Unternehmen
zertifiziert hat, spielt das Wunschprogramm fast wie von selbst. Segen und Fluch.
K
ein Firmenname ist mit dem Thema
Smart Audio so eng verknüpft wie
Apple. Zwar haben längst auch
andere Unternehmen vernetzte
Produkte für ein geräteübergreifendes Hörvergnügen im Programm. Doch dem iPod-Erfinder
gebührt die Ehre, die digitale Musik­revolution
angeführt zu haben. Sein tragbarer Festplattenplayer und die zugehörige Musikverwaltung iTunes legten 2001 den Grundstein.
Seit Jahren liefert sich das Unternehmen
nun schon einen Wettkampf mit Google um
den Spitzenplatz in der Hitliste „Best Global
Brands“ – und häufig ging der Sieg an Apple.
Mehr als 25 Milliarden Musik-Downloads sind
Seite 22
mittlerweile in 155 Ländern über den iTunesStore verkauft worden. Hinzu kommen noch
einmal mehr als 75 Milliarden Apps im Wert
von rund 26 Milliarden Schweizer Franken.
Google gibt bis heute keine Verkaufszahlen zu
seinem PlayStore bekannt.
Dabei konnte der Suchmaschinen-Gigant
den Einflussbereich auf Smartphones und Tablets deutlich ausweiten: Sein Betriebssystem
Android hat iOS von Apple weltweit überholt.
Im Rahmen der diesjährigen Entwicklerkonferenz musste Google allerdings zugeben, dass
iOS-Programme fast dreimal so viel Umsatz
generieren wie die hauseigene AndroidLösung. Das führt dazu, dass Entwickler be­­
sonders gerne Apps für iPhone, iPad & Co.
programmieren. Selbst Rivalen wie Samsung
oder Sony kommen um eine Unterstützung
der Apple-Geräte nicht herum: Viele Käufer
eines vernetzten Fernsehers, AV-Receivers
oder Blu-ray-Players erwarten schlicht und
einfach passende iOS-Apps.
So bietet der Apfel-Konzern seinen Kunden
ein Rundum-sorglos-Paket: Für den Einkauf
digitaler Musik und die Verwaltung aller Titel
am Computer ist iTunes zuständig. Das kostenlose Programm aus dem Web (www.apple.ch)
rippt auch Audio-CDs auf die Festplatte und
versieht sie mit Cover, Titel- oder Album­
namen. Danach gelangt die Musik ohne lästige
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Einkaufen leicht gemacht:
Der iTunes-Store hat auf allen
Apple-Geräten geöffnet.
iPhone-Dock und AirPlay machen
Musikanlagen wie die Pioneer X-SMC55
(600 Franken) zum Spielpartner
für Apple-Geräte.
Konfiguration auf andere (Apple-)Geräte –
eine USB- oder Netzwerkverbindung genügt.
abonniert (siehe Box auf Seite 24), braucht nie
wieder Musik zwischen Geräten hin und her
zu kopieren. Er streamt gekaufte und selbst
GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT
hochgeladene Titel direkt aus dem Internet
Die damit verbundenen Einschränkungen oder lädt sie zum Offline-Hören unterwegs auf
bemerken viele Kunden erst, nachdem sie vom iPhone, iPod Touch oder iPad herunter.
Apfel genascht haben. Denn Segen und Fluch
Das gibt es so ähnlich zwar auch von Amades Erfolgsmodells ist das geschlossene Öko- zon oder Google, aber nur am Computer und
system von Apple – eine Art digitales Paradies, mithilfe zusätzlicher Apps am Smartphone oder
in dem sich Musikfans sorglos tummeln kön- Tablet. Anschlussboxen wie Apple-TV (99
nen, ohne Gedanken an Audio-Formate, Trei- Franken), die das Programm per Audioausgang
ber-Installationen oder Geräteverbindungen auf eine Stereoanlage bringen, fehlen bei den
verschwenden zu müssen. iTunes am Mac oder Mitbewerbern. Das Amazon-Pendant Fire-TV
Windows-PC, iPhone, iPad oder die Settop- ist ausserhalb der USA noch nicht erhältlich,
Box Apple-TV spielen quasi „ab Werk“ zusam- der Google-Empfänger Chromecast (45 Franmen. Wer es schafft, sie mit Strom zu versor- ken) funktioniert nur am HDMI-Anschluss
gen und mit dem heimischen Netzwerk zu eines Smart-TV. Die Cloud-Dienste der Konkurverbinden, für den sind auch das Audio-­ renz auf eine Stufe mit iTunes Match zu stellen,
Streaming und die geräteübergreifende Ver- hiesse also, Birnen mit Äpfeln zu vergleichen.
waltung von Playlisten kein Problem.
Verzwickt wird es erst, wenn die Wünsche
Der Onlinespeicher iCloud synchronisiert des Nutzers mit der von Apple propagierten
dabei die Musikbibliothek über alle Produkte Vorgehensweise kollidieren – etwa weil dieser
der Marke hinweg. Wer für 35 Franken im Jahr statt der von iTunes unterstützten Audio-Fordie kostenpflichtige Option iTunes Match mate (AAC, AIFF, ALAC, MP3, WAV) den
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Free Lossless Audio Codec (FLAC) verwenden möchte (siehe Seite 32). Weil er hochauflösende Musik abspielen (Seite 34), ein anderes
Verwaltungsprogramm als iTunes nutzen oder
kein Apple-TV als Netzwerkplayer verwenden
möchte. Dann sind zusätzliche Hard- oder
Software-Installationen fällig, zum Beispiel ein
DLNA-Server (siehe Seite 28).
Zumindest einen Teil dieser Wünsche erfüllt
Apple aber auch mit einer eigenen Lösung: der
Streaming-Technologie AirPlay. Sie verbindet
nicht nur iTunes, iPod Touch, iPhone und iPad
mit einem Apple-TV, sie ist auch in Produkten
anderer Hersteller zu finden. Wie beim DockAnschluss für Lautsprecher und Musiksysteme
sorgt Apple mit einem strengen Zertifizierungsprogramm dafür, dass seine Technik
funktioniert: Die Hersteller müssen funktionsfähige Muster ihrer Geräte einsenden, die auf
ihre Kompatibilität hin überprüft werden. Erst
nach bestandenem Test darf das Produkt ein
offizielles AirPlay-Logo tragen.
Die zertifizierten Geräte verhalten sich alle
gleich: Egal ob Funklautsprecher, Mini- ��
Seite 23
Magazin [ NEUES
Smart-Audio
[ APPLE
] ]
Klar zum Andocken: AV-Receiver wie der Yamaha RX-A840
(1250 Fr.) haben einen USBAnschluss für Apple-Geräte.
�� Anlage oder Surround-Receiver – sie tau-
chen von selbst im AirPlay-Menü am Computer oder mobilen Apple-Gerät auf. Dort lassen
sie sich als externer Lautsprecher wählen und
spielen danach jedes Programm, das der Nutzer am Bildschirm auswählt. AirPlay-Geräte
mit Display zeigen während der Wiedergabe
sogar den laufenden Titel und den Interpretennamen an – bis hin zu Coverbildern, wenn der
AV-Receiver an einem Fernseher hängt.
Wer ältere Hifi-Verstärker und Aktivboxen
für das Apple-Streaming fit machen möchte,
kann die kompakte WLAN-Station AirPortExpress (109 Franken) dafür verwenden. Sie
arbeitet nebenbei als AirPlay-Empfänger und
reicht Musik über ihren Miniklinken-Tonausgang analog oder digital an Audio-Geräte weiter. Das scheint in Zeiten fortschreitender Vernetzung, in denen immer mehr Geräte einen
WLAN- oder Ethernet-Anschluss und DLNA-
Funktionen haben (siehe Seite 31), vielleicht
etwas anachronistisch. Es hat aber seine
Berechtigung. Denn AirPlay ist von allen
Strea­
ming-Technologien am Markt die einfachste und zuverlässigste. Probleme mit unterbrechungsfreier Wiedergabe (gapless), dem
Vor- und Zurückspulen in Songs oder der
Cover-Anzeige gibt es zwischen AirPlay-Geräten nicht. Bei Apple ist Smart Audio eben häufig noch ein wenig smarter. �|
Eine Musikbibliothek auf allen Geräten
Im iTunes-Store gekaufte Musik-Downloads überträgt Apple auf bis zu
zehn verschiedene Geräte eines Nutzers – Computer, iPhones, iPads
oder iPods. Voraussetzung: Sie müssen alle mit demselben Kundenkonto, der sogenannten Apple-ID, beim Online-Dienst iCloud angemeldet sein. Das kostenpflichtige Angebot „iTunes Match“ für 35 Schweizer
Franken im Jahr geht aber noch w
­ eiter: Es stellt auch Songs, die nicht von
Apple stammen, auf registrierten Geräten zur Verfügung.
Dazu scannt iTunes am PC oder Mac zunächst sämliche AAC-, MP3-,
ALAC- oder WAV-Dateien der Musikbibliothek und erstellt digitale Fingerabdrucke der Titel. Das sind kleine Dateien mit Informationen
zum Song, anhand deren sich ein Musikstück iden­
tifizieren lässt.
Anschliessend werden die Fingerabdrucke mit dem Katalog des iTunesStores verglichen, der laut Apple inzwischen mehr als 37 Millionen Titel
enthält. Songs, die Apple selbst anbietet, fügt iTunes Match automatisch der Musikbibliothek des Abonnenten hinzu. Dabei verwendet das
System grundsätzlich die Shop-Version im AAC-Format mit einer
­
Datenrate von 256 Kilobit pro Sekunde, auch wenn das O
­ riginal auf der
Festplatte eine geringere Qualität hat –
zum Beispiel als stark komprimierte MP3Datei mit 64 oder 128 kbit/s. Nicht gefundene Titel werden als AAC-Version mit
256 kbit/s in den Cloud-Speicher hoch-
Seite 24
geladen. Die Originalversion der Datei auf dem Rechner bleibt
dabei unverändert. Bis zu 25 000 Titel lassen sich auf diese Weise
in die Datenwolke verfrachten. Songs, die der Nutzer mit seiner
Apple-ID im iTunes-Store gekauft hat, zählen nicht mit.
Nach dem Abgleich erscheinen die Titel mit einem Wolkensymbol im Abspielprogramm (Bild links). Die Auswahl eines Song­
namens, Albums oder einer Playliste startet die Wiedergabe als
Audiostream. Ein Mausklick oder Fingertipp auf das Wölkchen
lädt die Dateien herunter. Das Symbol verschwindet dann, und die
Musik kann offline ohne Internetverbindung gehört werden. Einzige Ausnahme im Apple-Sortiment: Der Netzwerk-Player AppleTV bietet nur die Möglichkeit zum Streaming. Um Speicherplatz
auf den Geräten freizugeben, lassen sich die Titel auch wieder
löschen. Heruntergeladene Dateien darf der Nutzer selbst dann
behalten, wenn er sein Abo nicht verlängert. Das macht iTunes
Match zur praktischen Lösung für Musiksammler, die eine betagte
MP3-Bibliothek klanglich aufpolieren wollen. Bedenkenlos weitergeben sollte man die Downloads
aber nicht: In den Metadaten ist die
Apple-ID des Nutzers enthalten. Sie
lässt sich nur durch klangverschlechterndes Umcodieren entfernen.
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Smart-Audio [ BLUETOOTH ]
DRAHTLOS
ANBANDELN
Bluetooth-Lautsprecher werden immer beliebter. Aus gutem Grund: Der Kurzstreckenfunk
stellt schnell und einfach eine Verbindung zum Smartphone her.
V
om Kabelersatz für PC-Mäuse,
Tastaturen und Telefon-Headsets
hin zur universellen StreamingLösung: Die Funktechnologie
Bluetooth hat eine beispiellose Karriere hinter
sich. Fast alle Notebooks, Smartphones oder
Tablets und zahllose Computer sind heute
damit ausgestattet. Rund 12 Milliarden Geräte
wurden bis Ende 2013 verkauft, schätzt die
normierende Bluetooth Special Interest Group
(BSIG) – eine Interessengemeinschaft, in der
sich mehr als 8000 Unternehmen aus aller
Welt zusammengefunden haben.
Seite 26
Besonders beliebt sind Lautsprecher, die ihre
Musik per Bluetooth empfangen. Die Auswahl
ist gross und umfasst kleine und leichte Akkumodelle für 50 Franken genauso wie strom­
betriebene Hifi-Boxen zum Zehnfachen dieses
Preises. Der Erfolg kommt nicht von ungefähr,
denn ähnlich wie WLAN setzt sich auch Bluetooth über alle Herstellergrenzen hinweg.
Ein standardisierter Paarungsprozess (Pairing) verheiratet beliebige Geräte miteinander
und sorgt dafür, dass die Partner einander verstehen – besser als in mancher Ehe. Zum drahtlosen Anbandeln reicht meist ein Tastendruck.
Nur selten ist zusätzlich die Eingabe eines vierstelligen Zifferncodes am Bildschirm nötig.
Beim ersten Verbindungsaufbau tauschen
die Teilnehmer Informationen darüber aus, um
welche Art Geräte es sich handelt und welche
Funktionen sie unterstützen. Wenn ein
bekannter Bluetooth-Lautsprecher in seine
Nähe kommt, erkennt ihn das Smartphone und
kann die Audioausgabe auf den Partner umleiten. Die Funkbox wiederum vermag Funktionen des Smartphones zu übernehmen: Ein
Mikrofon im Gehäuse macht sie zur Freisprech­
einrichtung für drahtlose Telefongespräche.
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Auf Empfang: Der Denon-Receiver
AVR-X3100W für 1290 Franken hat
Bluetooth serienmässig eingebaut.
IM NAHBEREICH
Hersteller wie LG, Nokia, Philips, Samsung
oder Sony kombinieren Bluetooth auch mit
Near Field Communication (NFC). Das automatisiert die Kontaktaufnahme: NFC-Chips in
den Geräten tauschen von selbst alle nötigen
Daten aus, sobald sich die Gehäuse auf wenige
Millimeter nähern. So braucht ein Smartphone
die Funkbox nur kurz zu berühren, um eine
drahtlose Verbindung herzustellen.
Bluetooth-Lautsprecher mit NFC-Funktion
sind noch selten. Smartphones gibt es dagegen
in reicher Auswahl: Alle grossen Hersteller
ausser Apple haben mindestens ein Modell im
Programm. Das nützt allerdings wenig, weil
beide Partner NFC unterstützen müssen, sonst
bleibt das Anstupsen ohne Wirkung. Eine Verbindung können die Geräte aber in jedem Fall
herstellen – mit konventionellem Pairing.
Tragbar: Lautsprecher wie der
Addon T10 von Audiopro für 5000
Franken bringen Musik überallhin.
Wichtigstes Kriterium für gute Musikwiedergabe ist natürlich der Klang. Und der hängt bei
Bluetooth von der Art der Übertragung ab. Es
gibt mehrere sogenannte Bluetooth-Profile für
verschiedene Anwendungen, die im Standard
festgelegt sind. Das Hands Free Profile (HFP)
regelt zum Beispiel die Freisprechtelefonie im
Auto. Das Headset Profile (HSP) ist für Kopfhörer mit Mikrofon gedacht.
Audiowiedergabe in guter Stereoqualität
erlaubt aber nur das Advanced Audio Distribution Profile (A2DP), weshalb der Musikempfänger unbedingt dieses Profil unterstützen
sollte. Darüber hinaus kommt es noch auf den
verwendeten Audio-Codec an, weil A2DP nur
Mindestvoraussetzungen definiert, die an-­
spruchsvollen Hörern kaum genügen dürften
(siehe Box unten). Es lohnt sich also, beim
Kauf genau hinzuschauen.
Übertragung in Hifi-Qualität
Moderne Bluetooth-Geräte benutzen das Advanced Audio
­Distribution ­Profile (A2DP) zur Musikübertragung. Es ermöglicht das Streaming von zwei Stereokanälen in guter Qualität.
Allerdings stellt A2DP nur den Transport sicher, es ist quasi der
Güterzug, auf dem die Musik vom Sender zum Empfänger reist. Digitale Töne werden für den Transport aber grundsätzlich in einen Container verpackt, den sogenannten Audio-Codec. Er entscheidet massgeblich darüber, wie viel von der
ursprünglichen Klangqualität am Ende erhalten bleibt. Im Bluetooth-Standard ist
für A2DP nur der ­einfache Codec SBC festgelegt. Andere wie AAC, MPEG-2 oder
Atrac können verwendet werden, allerdings müssen die Hersteller dann an dem
jeweiligen Lizenzgeber Gebühren zahlen. Viele Anbieter nutzten darum zunächst
den kostenlosen SBC-Codec, was auf Kosten des Klangs ging: Zur Übertragung
musste Musik, die typischerweise in ACC oder MP3 gespeichert ist, sogar entpackt
und dann ins SBC-­Format codiert werden. Inzwischen achten Käufer und Hersteller jedoch stärker auf Qualität. Das machte den Codec Apt-X populär. Er erlaubt
eine praktisch verlustfreie Übertragung und ist in immer mehr Smartphones,
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Neben Funklautsprechern bieten viele Hersteller Verstärker, AV-Receiver und Soundbars
mit Bluetooth-Empfang an. Über einen externen Bluetooth-Audio-Adapter von Firmen wie
Logitech, Harman oder Philips (ab etwa 50
Franken) lässt sich die Technik bei älteren
Geräten auch nachrüsten. Die Hifi-Anlage
spielt dann per Funk das Musikprogramm vom
Smartphone, Tablet oder Computer ab.
Einfache Handhabung und grosse Verbreitung empfehlen die Technik für spontane Einsätze, zu Hause wie unterwegs. Ein Ersatz für
die Vernetzung per WLAN oder Ethernet ist
der Kurzstreckenfunk nicht. Er reicht in Räumen selten weiter als zehn Meter und kann
immer nur zwei Geräte direkt verbinden. Ein
Party-Betrieb, bei dem mehrere Lautsprecher
denselben Song spielen, ist nur mit MultiroomSystemen möglich – siehe Seite 44. �|
Kopfhörern und Funklautsprechern zu finden. Eine Übersicht
gibt die Herstellerseite www.aptx.com.
Wichtig für den Nutzer: Sender und Empfänger müssen beide
Apt-X unterstützen. Beherrscht einer den Codec nicht, verständigen sich die Geräte auf den kleinsten gemeinsamen Nenner,
was oft die klanglich schlechtere Lösung SBC bedeutet. Für
Besitzer eines mobilen Apple-Geräts bleibt Apt-X ohne
Bedeutung. iPhone, iPad & Co. nutzen
stattdessen das AAC-Format, um
Musik ohne Neucodierung zu
übertragen. Auch dabei müssen
allerdings beide Seiten den
Codec beherrschen. Wer für alle
Fälle gerüstet sein will, sollte beim
Kauf also auf Lautsprecher wie
den Denon Envaya achten (Bild
rechts, 270 Franken), die sowohl
Apt-X als auch AAC unterstützen.
Seite 27
Smart Audio [ MUSIK-SERVER ]
DIGITALE
SCHALLPLATTENSAMMLUNG
Tausende von Songs immer griffbereit: Ein Musik-Server machts möglich –
und versorgt auf Wunsch gleich mehrere Netzwerkplayer im Haus mit Programm.
Wer braucht da noch CDs und andere Tonträger?
Das Audiosystem BeoSound Essence für
995 Franken spielt Programme von beliebigen
Musik-Servern. Sichtbar ist nur die Fernbedienung (Bild), der eigentliche Streamplayer kann
irgendwo versteckt eingebaut sein.
Seite 28
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Der Audio-Server Joy S37 von Revox
(ab 3300 Franken) rippt mit seinem
Laufwerk auch Audio-CDs auf die
500-GB-Festplatte.
F
ast überall auf der Welt gehen die
CD-Verkäufe zurück. Die Schweiz
macht da keine Ausnahme: Allein im
letzten Jahr büsste die Branche hierzulande 20 Prozent ihres Umsatzes mit den
­Silberscheiben ein (Quelle: IFPI). Statt meterweise Tonträger im Regal sammeln Musikfans
heute lieber Audiotracks auf der Festplatte.
Viele Titel haben noch nie das Laserlicht eines
klassischen CD-Spielers erblickt. Sie wurden
gleich als Datei aus dem Internet geladen –
oder im Computer als solche „gerippt“.
Damit die musikalischen Schätze nicht das
Schicksal zahlloser Digitalfotos teilen, die vergessen in einem Ordner auf der Festplatte
schlummern, gibt es Musik-Server. Ihre Aufgabe: die Song-Bibliothek verwalten und einfach zugänglich machen. Mit der Suche nach
Titel, Künstler- oder Albumname finden sie
das Wunschprogramm schneller als jeder
Sammler vor dem CD-Regal. Bunte CoverFotos geben den Songs teilweise ihre optischen Reize zurück, die bei der Trennung von
einem physischen Tonträger verloren gehen.
Dabei muss der Musik-Server gar kein eigenes Gerät sein, es kann sich auch um ein PCProgramm wie iTunes oder den Windows
Media Player handeln. Dann übernimmt der
Computer die Aufgaben des Bibliothekars,
muss zum Musikhören aber eingeschaltet sein
– keine optimale Lösung, wenn der Rechner
nur langsam hochfährt, viel Energie verbraucht oder im Betrieb durch lautes Lüfterrauschen auf sich aufmerksam macht.
Die Alternative: eine Netzwerkfestplatte
mit eigenem Serverprogramm, auch NAS-­
System genannt (Network Attached Storage).
Vor allem Speicherspezialisten wie Buffalo,
Netgear, Qnap, Synology oder Western Digital
bieten solche Lösungen an. Modelle mit einer
einzelnen Platte gibt es schon für weniger als
150 Franken. Ein sogenanntes Raid-System mit
zwei oder mehr Harddisks (HDDs) hat allerHome Electronics 9-10
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dings den Vorteil, dass bei einem FestplattenAusfall nicht gleich alle Daten verloren gehen.
MASSGESCHNEIDERT
Oft bieten Händler auch Leergehäuse an, die
der Kunde selbst mit Speichermedien seiner
Wahl bestückt. Dann lässt sich der Server
massschneidern – mit unhörbaren Flash-Speicherplatten (SSDs), besonders vielen Terabyte
für hochauflösende Audiodateien (siehe Seite
34) oder mit einem kompakten, lüfterlosen
Gehäuse, das im Hifi-Regal auf die Anlage
passt. Qnap etwa hat extra für diesen Zweck
einen 41 Millimeter flachen WohnzimmerNAS konstruiert: HS-210, um 300 Franken.
Wer mit Computern und Festplatten nichts
am Hut hat, bekommt Musik-Server aber auch
fix und fertig als Stand-alone-Gerät. Hersteller
wie Cocktail-Audio, Digibit, Naim, HFX und
Revox haben diese Gerätegattung perfektioniert. Ihre Modelle enthalten häufig ein CDLaufwerk, das vorhandene Sammlungen auf
die Festplatte überträgt. Die Preise beginnen
bei etwa 1000 Franken, können für HighendModelle aber auch das Drei- bis Vierfache
betragen. Weil so ein Server nach Definition
der Urheberrechtsgesellschaft SUISA ein
Audioaufnahmegerät ist, werden beim Kauf in
der Schweiz ausserdem Gebühren von 30 Rappen pro Gigabyte fällig. So erhöht sich zum
Beispiel der Preis des Revox Joy (Bild oben)
um 150 Franken.
Wie viel Musik der Server fasst, hängt von
der Festplattenkapazität und den verwendeten
Audio-Codecs ab (siehe Seite 32). 500 Gigabyte reichen für etwa 650 Audio-CDs im
unkomprimierten WAV-Format. Codiert als
platz­sparende MP3-Dateien mit einer Datenrate von 320 Kilobit pro Sekunde passen auf
dieselbe Platte aber schon 3000 CDs. Mit
192 kbit/s sind es rund 5000, in noch geringerer Qualität (128 kbit/s) sogar 7500 Alben. Da
Speicherkapazität immer billiger wird und ��
Seite 29
Smart Audio [ MUSIK-SERVER ]
Fernbedienungs-Apps zeigen die
Musikauswahl auf dem Server an
– so wie die iPad-App für StreamPlayer von Audionext.
Der Musik-Server Aria bietet
komfortable Suchfunktionen und
Möglichkeiten, die Metadaten zu
bearbeiten. Die Version mit 4-TBFestplatte kostet 4990 Franken.
�� viele Festplatten heute ein Terabyte (1000 GB)
oder mehr fassen, können Musikfans ihrer Sammelleidenschaft freien Lauf lassen.
Dabei zeigt sich schnell, wie intelligent der
Bibliothekar zu Werke geht. Denn gängige
Server-Software kann Musikstücke nicht wie
ein Mensch an der Melodie oder am Rhythmus
erkennen. Sie benutzt dafür Schlagworte und
Suchbegriffe, die sogenannten Metadaten.
NACHARBEIT
Titelname, Interpret, Genre, Album-Art und
andere Informationen stammen meist von
einer Datenbank im Internet. Sie werden schon
beim Rippen der CD geladen und zusammen
mit den Audiodateien gespeichert. Download-
Shops wie iTunes liefern sämtliche Metadaten
gleich mit. Eine Möglichkeit zum Nachbearbeiten schadet aber trotzdem nicht – vor allem bei
selbst gerippten Discs –, weil es vorkommen
kann, dass Alben falsch erkannt oder Klassikplatten unglücklich nach Dirigent und Interpret verschlagwortet werden. Ohne korrigierte Metadaten muss der Nutzer dann selbst
wissen, wer die gesuchte Aufnahme von Beethovens Fünfter Sinfonie eingespielt hat.
Ob der Titelzugriff auf Dauer Spass macht,
hängt also massgeblich von den Suchfunktionen und der Präsentation der Ergebnisse ab.
Manche Stand-alone-Server bringen dafür ein
Farbdisplay am Gerät mit. Normalerweise dienen aber Smartphone oder Tablet als Fernbe-
dienung. Auf ihrem Touchscreen lässt sich
bequem im digitalen Musikarchiv stöbern: Ein
Fingertipp auf das gewünschte Stück in der
App – schon ­startet die Wiedergabe.
Für den guten Ton ist die ­Stereoanlage zuständig. Sie erhält ihr Musiksignal im einfachsten Fall über ein Audiokabel direkt vom Server. Allerdings bieten nicht alle Geräte einen
analogen Tonausgang in guter Qualität. Vor
allem am Computer lässt der Klang häufig zu
wünschen übrig (siehe Seite 38).
Ein Netzwerk-Client, auch Streamplayer
genannt, ist dann die bessere Alternative. Er
empfängt die Musik als Audiostream vom Server und bringt sie sogar in andere Räume der
Wohnung. Voraussetzung ist lediglich ein
Verständigung im Heimnetzwerk
Auch wenn viele Musik-Server und Streamplayer nicht so aussehen: Im Kern sind es Computerprodukte, die Daten mit derselben Technik übertragen wie ein Windows-PC. Nur
möchten Musikfans ihre Zeit lieber mit Hören
verbringen statt mit Netzwerk-Konfiguration.
Deshalb gibt es den internationalen Standard U
­ niversal Plug and Play (UPnP). Er
regelt die automatische Anmeldung von Geräten im heimischen Netzwerk: Neue
Teilnehmer geben sich den anderen von selbst zu erkennen und bieten ihre
Dienste an. So taucht ein Server automatisch im Menü des Players auf. Songs
können per App auf ein Gerät geschickt werden, ohne dass weitere Informationen eingegeben werden müssen.
Sind Audio- und Videodateien im Spiel, kommt meist der erweiterte Standard
UPnP AV zum Einsatz. Er ist seit Windows XP SP2 ins Microsoft-Betriebssystem
integriert, hat sich aber auch sonst als Streaming-Norm etabliert. Praktisch alle
grossen Hersteller, mit Ausnahme von Apple, nutzen UPnP AV. Das heisst jedoch
nicht, dass ihre Produkte zu hundert Prozent kompatibel sind. Über Erfolg oder
Misserfolg entscheidet auch die Art der Übertragung. Bietet etwa der Server
Musik in einem Format an, das vom Wiedergabegerät nicht verstanden wird,
bleibt die Anlage stumm. Auch zu hohe Datenraten oder spezielle Codec-Einstellungen führten in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen.
Darum hat der Herstellerverband DLNA (Digital Living Network Alliance) die
UPnP-Richtlinien ergänzt und erweitert. Mehr als 250 Firmen aus 20 Ländern
arbeiten darin zusammen, um das Streaming zu perfektionieren. Die DLNA definiert Mindeststandards, die ein Gerät erfüllen muss, und zertifiziert Produkte.
drahtloses (WLAN) oder kabelgebundenes
Netzwerk (LAN).
Ausserdem müssen beide dieselbe Sprache
sprechen. Die meisten Hersteller verwenden
den Standard UPnP/DLNA (siehe Box oben).
Er hat sich als Lingua franca in der Strea­mingWelt etabliert und wird trotz einiger Dialekte
gut verstanden. Lediglich Apple-Nutzer brauchen einen Übersetzer: Wer iTunes als Serverprogramm verwendet, kann damit keine Musik
auf UPnP-Geräte streamen. Von Haus aus dürfen nur iTunes-Computer, iPhone & Co. sowie
Apple TV auf eine freigegebene iTunesMediathek zugreifen.
Apple kann seine Kunden allerdings nicht
daran hindern, ein zusätzliches Serverprogramm auf dem Computer zu installieren. Mit
Programmen wie Twonky (20 Franken) und
Asset­U PnP (26 US-Dollar) wird der Mac oder
Windows-PC zum DLNA-Server. Das Programm analysiert den iTunes-Medienordner
und baut – zusätzlich zur Apple-Mediathek –
einen eigenen Musikkatalog auf. Fremde Netzwerkplayer sehen dann die DLNA-Auswahl,
Apple-Geräte weiterhin die iTunes-Bibliothek.
Dasselbe funktioniert übrigens auch umgekehrt mit Apps am iPhone und iPad: Ein iOSProgramm wie media:connect (7 Franken)
oder PlugPlayer (5 Franken) bringt tragbaren
Apple-Geräten das DLNA-Streaming bei. �|
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Das offizielle DLNA-Logo (Bild links) auf
der Verpackung oder in der Bedienungsanleitung zeigt, dass ein Gerät diese Tests
be­standen hat. Der DLNA-Standard unterscheidet dabei mehrere Betriebsarten: den
Digital Media Server (DMS) als Speicher im
Netzwerk; den Digital Media Renderer (DMR), der Musik vom Server wiedergibt, und den Digital Media Controller (DMC) als Steuerkonsole oder Fernbedienung. Ein Gerät kann R
­ enderer und Controller zugleich sein oder sogar alle
drei Aufgaben übernehmen. Auch ein Wechsel der Rollen im laufenden Betrieb
ist möglich. So lassen sich manche Netzwerk-Player per Display am Gerät
bedienen und alternativ mit einer Controller-App am Smartphone und Tablet.
Trotz Standardisierung sind UPnP AV und DLNA aber immer für Überraschungen gut. Zum Beispiel erlauben manche Gerätekombinationen kein Vorspulen
im laufenden Song oder beginnen einen Track nach jeder Wiedergabeunterbrechung von vorn. Das stört Hörbuch-Fans, die ein angefangenes Kapitel zu
Ende hören möchten. Liebhaber von Live-Aufnahmen und Freunde durchgängiger Club-Mixe stolpern über Pausen zwischen den Tracks: Eine unterbrechungsfreie Wiedergabe, im Fachjargon „gapless“ genannt, war im UPnP-AVStandard ursprünglich nicht vorgesehen. Hersteller wie Linn haben sie in ihre
Player trotzdem hineinprogrammiert. Der Streaming-Spezialist aus dem schottischen Glasgow schafft sogar Airplay (Seite 23) und synchrone Musikwiedergabe in mehreren Räumen – zu stolzen Preisen ab etwa 1800 Franken pro
Gerät. Dafür erhalten anspruchsvolle Käufer dann aber auch einen Streamplayer der Sonderklasse.
Das Cantata Music Center
(7000 CHF) spielt Musik von
UPnP-Servern, vom eingebauten
CD-Laufwerk und per USB auch
direkt vom PC.
Seite 31
Smart Audio [ TONFORMATE ]
VON CODECS
UND CONTAINERN
Audio-Formate wie AAC, MP3 oder FLAC sind die Grundlage digitaler Musikübertragung. Allerdings sorgt ihre
Vielfalt oft für Verwirrung. Und nicht immer ist der Inhalt einer Datei an ihrer Bezeichnung zu erkennen.
D
igitale Musik besteht aus einer
Aneinanderreihung von Nullen
und Einsen, den sogenannten
Bits. Auf welche Weise diese
Binärzahlen gespeichert sind, kann sich von
Datei zu Datei unterscheiden, denn im Laufe
der Zeit wurden Dutzende Verfahren entwickelt, um Musiksignale digital zu konservieren.
Eine Schlüsselrolle spielen dabei die AudioCodecs. Ein Codec (siehe auch Lexikon auf
Seite 48) ist quasi die Anleitung, wie sich Daten
für die Speicherung und den Transport platzsparend verpacken (codieren) und am Zielort
wieder auspacken (decodieren) lassen. Das
Ausgangsmaterial dafür bildet in der Regel
eine Studioaufnahme, die im digitalen
PCM-Verfahren (Pulse Code Modulation)
entstanden ist. Ein Codec speichert die Musikdaten nun so, dass sie weniger Platz auf der
Festplatte beanspruchen und leichter über
Netzwerke oder das Internet zu übertragen
sind. Dafür gibt es zwei Methoden: die verlustbehaftete Datenreduktion und die verlustfreie
Datenkompression.
Verlustbehaftete Codecs wie AAC, MP3
oder WMA sind in etwa mit dem JPEG-Format
für digitale Bilder vergleichbar. Sie lassen
Details weg, die der Algorithmus für entbehrlich hält – weil sie über den hörbaren Frequenzbereich hinausgehen oder von anderen
Klängen überdeckt werden (siehe Seite 20). Je
radikaler die Schrumpfkur, desto gröber und
unsauberer wird das Ergebnis. Deshalb klingen MP3-Dateien mit einer Bitrate von
Seite 32
64 kbit/s schlechter also solche mit 128 oder
192 kbit/s. Wie gut das Ergebnis ist, hängt
auch vom Codec selbst ab. AAC und Ogg Vorbis liefern zum Beispiel bei gleicher Bitrate besseren Klang als MP3. Ab ungefähr 256 kbit/s
sind die Verfahren für ungeübte Hörer vom
Original kaum noch zu unterscheiden.
BESSER OHNE VERLUSTE
Anspruchsvolle Musiksammler bevorzugen
trotzdem verlustfreie Codecs wie FLAC (Free
Lossless Audio Codec) oder das Apple-Pendant
ALAC. Diese komprimieren die Musik ähnlich
wie ein ZIP-Archiv am PC: Nach dem Entpacken sind die Originaldaten Bit für Bit wieder
da. Dafür ist der Platzbedarf grösser: Statt 70
bis 90 Prozent Speicherkapazität sparen die
Lossless-Verfahren nur ungefähr die Hälfte an
Daten. Der Inhalt einer durchschnittlichen
Audio-CD schrumpft so auf rund 350 Megabyte. Wer auf Nummer sicher gehen will,
speichert CDs völlig unkomprimiert im PCMFormat, so wie es auf der Disc gespeichert ist.
Entsprechende Dateien sind an der Endung
wav (PC) oder aif/aiff (Mac) zu erkennen.
Oft gibt die Dateierweiterung auch gleichzeitig Auskunft über den verwendeten Codec.
Bezeichnungen wie mp3, aac, oder flac sprechen für sich. Das Kürzel hinter dem Punkt
lässt aber nicht zwangsläufig Rückschlüsse zu.
Oft bezeichnet es nur einen Datencontainer,
der verschiedene Codecs enthalten kann. So
verwendet Apple die Dateierweiterung m4a
sowohl für datenreduzierte AAC-Dateien aus
dem iTunes-Store als auch für den verlustfreien
Apple Lossless Audio Codec (ALAC). Im
WMA-Container von Microsoft können sich
ebenfalls unterschiedliche Windows-MediaFormate bis hin zur Lossless-Datei verbergen.
Für die Wiedergabe ist entscheidend, ob das
Abspielgerät den jeweiligen Codec unterstützt.
Zum Beispiel konnten früher viele MP3-Player
keine AAC-Dateien wiedergeben. Erst der
Erfolg des iTunes-Stores und die wachsende
Verbreitung von M4A-Dateien hat dies geändert. Apple-Produkte spielen dafür bis heute
kein FLAC ab, und iTunes lässt sich nur am
Mac mit zusätzlicher Software dazu überreden. Für den Windows Media Player gilt Ähnliches: Wer FLAC-Musik hören möchte, muss
den Codec aus dem Internet nachinstallieren
oder ein anderes Abspielprogramm benutzen.
Bleiben die Lautsprecher dann immer noch
stumm, ist eventuell eine alte, kopiergeschützte
Datei im Spiel. Bis etwa 2009 waren die MusikDownloads der meisten Anbieter mit einem
digitalen Rechtemanagement (DRM) belegt,
das die Wiedergabe stark einschränkte. Im
iTunes-Ordner sind solche Dateien an der
Endung m4p zu erkennen. Wahrscheinlicher ist
allerdings der Einsatz hochauflösender Aufnahmetechnik (Seite 34). Denn FLAC und
ALAC speichern bei Bedarf Musik in besserer
Qualität als eine CD. Dann genügt es nicht,
wenn das Abspielgerät den Codec versteht,
seine Digital-Analog-Wandler müssen auch mit
24 Bit Auflösung und einer Samplingrate von
96 kHz oder mehr zurechtkommen. �|
Home Electronics 9-10
DOSSIER
2014
Damit jeder Tag mit einem guten Morgen
digitalSTROM:
Dasfürausgezeichnete
beginnt.
digitalSTROM
Ausgeschlafene.
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Sie sehen aus wie Lüsterklemmen, sind aber Mikrocomputer. Sie sind Schalter, Dimmer,
Motorsteuerung, Rechner, Datenspeicher und Netzwerkadapter in einem. Und ein Teil
des revolutionären Smart Home-Systems von digitalSTROM. digitalSTROM vernetzt alle
elektrischen Geräte, Leuchten und Taster im Haus über die bestehenden Stromleitungen
unsichtbar zu einem intelligenten Miteinander. Jedes elektrische Gerät bekommt eine
der cleveren Klemmen. Jede Klemme speichert ihre eigenen Einstellungen und ruft
konfigurierte Szenen ab. Gesteuert wird dann alles per Lichtschalter, Smartphone oder
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Smart Audio [ HIGH-RESOLUTION-AUDIO ]
HOHE AUFLÖSUNG
FÜR DIE OHREN
MP3-Player und Download-Shops haben das Musikhören einfacher gemacht, aber nicht unbedingt klangschöner. Jetzt bringt High-Resolution-Audio den Hifi-Klang zurück – in höherer Qualität als je zuvor.
M
usik ist heute allgegenwärtig.
MP3-Player, Smartphones oder
Tablets spielen überall das
Wunschprogramm. Dank digitaler Aufnahmetechnik rauscht und knistert
auch nichts mehr. Insgesamt hat die Klang­
qualität seit Einführung der CD Anfang der
1980er-Jahre aber eher abgenommen.
Schuld daran ist das MP3-Format: Um
ganze Alben durchs Internet schicken zu
können, wurde die Informationsmenge pro
Musikstück stark verringert, der Fachmann
sagt: datenreduziert (siehe Seite 32). Andere
verlustbehaftete Audio-Codecs wie AAC,
Dolby Pulse, OGG Vorbis oder WMA gehen
Seite 34
nach demselben Prinzip vor: Sie lassen Informationen weg, die dem menschlichen Ohr
nicht sofort auffallen. Dabei reichte schon die
Qualität der Audio-CD vielen Experten nicht
aus. Sie attestierten ihr einen kalten, sterilen
Klang. Manche Hifi-Fans schwören bis heute
auf die Vinyl-Schallplatte – weil sie Töne in
analoger Wellenform speichert.
ZERLEGT UND ZUSAMMENGEFÜGT
Das PCM-Verfahren (Pulse Code Modulation), mit dem auch die CD arbeitet, zerlegt
Musik stattdessen in ein Stakkato sogenannter Samples. Das sind Zahlenwerte, die wie
Punkte in einem Kurvendiagramm den Ver-
lauf des Tonsignals nachzeichnen. Bei der
Aufnahme wird quasi nur die Tabelle des
Diagramms gespeichert. Aus ihr kann ein
Abspielgerät den ursprünglichen Kurvenverlauf rekonstruieren, indem es die einzelnen
Punkte wieder zu einer Linie verbindet.
Ebendieses Verfahren birgt denn auch
Potenzial für Qualitätsverbesserungen. Denn
genau wie digitale Fotos oder Videos lassen
sich Tonsignale in unterschiedlicher Auflösung speichern. Je mehr Information die einzelne Datei enthält, desto besser ist der Klang.
Zusätzliche Punkte auf dem Diagramm
machen die Kurve genauer, das Tonsignal
bleibt näher am Original. Vergleicht man
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Magazin [ NEUES ]
Linn aus Schottland gehört mit seinen
DS-Playern zu den Pionieren hochauflösender Musikwiedergabe. Das erste
Modell kam 2007 auf den Markt.
PCM-Ton mit einem Film, dann entspricht die
Anzahl der Samples den ­Bildern pro Sekunde.
Der Informationsgehalt je Sample kommt
etwa der Pixelmenge in den Einzelbildern
gleich. Eine Audio-CD enthält 44 100 Samples pro Sekunde mit einer Auflösung von
16 Bit (44,1 kHz/16 Bit).
Erhöht man die Auflösung auf 24 Bit –
spendiert dem Klang also mehr Megapixel –
und steigert obendrein die Zahl der Samples,
entsteht eine Art UHD fürs Ohr (siehe auch
Seite 10). Im Fach­jargon heissen solche Aufnahmen High-Reso­lution-Audio und arbeiten
mit 88,2 oder 96 kHz oder noch höheren Samplingraten. Viele Studioaufnahmen werden
bereits in 192 kHz/24 Bit gemacht, für die Veröffentlichung auf CD aber heruntergerechnet.
Der Grund: Es konnte sich am Markt kein Trägermedium für hochauflösende Musik durch­
setzen – jedenfalls nicht auf breiter Front.
Allerdings braucht heutzutage niemand
mehr eine Disc, um Musik zu übertragen. Das
Heimnetzwerk macht physische Datenträger
überflüssig. Hochauflösende Audiodateien
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
werden online gekauft, aus dem Internet heruntergeladen und per Streaming abgespielt.
So erlebt zum Beispiel das DSD-Format der
Super-Audio-CD gerade ein Comeback in
Musik-Downloads (siehe Seite 36).
PLATZ UND PREIS
Auch hochwertige PCM-Aufnahmen mit bis
zu 352,8 kHz kommen von Internet-An­
bietern wie hdtracks.com highresaudio.com,
2l.no oder linnrecords.co.uk. Das Repertoire
wächst kontinuierlich, ist in der Regel aber so
anspruchsvoll wie die Klientel, an die es sich
richtet. Jazz- und Klassikhörer werden in den
Shops eher fündig als Hitjäger mit Vorliebe
für aktuelle Pop- oder Dance-Tracks.
High-Resolution-Musik beansprucht mehr
Platz auf der Festplatte als normale Downloads. Ein Song von vier Minuten Dauer ist im
iTunes-Format AAC (256 kbit/s) etwa
9 Megabyte gross, als FLAC-Datei mit 192
kHz erreicht er leicht 170 Megabyte. Ein komplettes Album wie „Come Fly with Me“ von
Norah Jones schlägt mit knapp 2 Gigabyte zu
Buche. Weniger gross ist der Aufschlag bei
den Preisen: Alben in hoher Auflösung gibt
es umgerechnet ab etwa 20 Franken. Allerdings verkaufen viele Shops wegen komplizierter Verhandlungen mit den Rechte-Inhabern nur einen Teil ihres Repertoires in der
Schweiz – wenn sie es überhaupt dürfen. Und
Tests haben gezeigt, dass manche High-Resolution-Downloads gar keine sind: Die Tracks
wurden erst nach der Aufnahme im Studio
auf höhere Samplingraten umgerechnet. HiRes-Audio aus Deutschland verspricht deshalb, das angelieferte Material der Plattenfirmen besonders gründlich zu kontrollieren
Die Ergebnisse rechtfertigen den höheren
Aufwand in jedem Fall, denn gutes Material
klingt unerreicht sauber, stressfrei und natürlich. Wohl auch deshalb, weil audiophile
Labels wie 2L, ECM, Linn oder Naim sich
mehr Mühe bei der Abmischung ihrer Platten geben als die Anbieter von Stangenware.
Lady Gaga & Co. sollen schliesslich über
iPod-Kopfhörer und im fahrenden Auto
genauso gut klingen wie zu Hause auf der ��
Seite 35
Smart Audio [ HIGH-RESOLUTION-AUDIO ]
Sony hat mehrere High-Resolution-Geräte im Programm –
darunter den Festplatten-Player HAP-S1 für 1110 Franken.
Highresaudio.com bietet hochauflösende
Musik in verschiedenen Formaten zum
Download an.
�� Stereoanlage. Das geht nur, wenn man auf
Totgesagte spielen länger: Das Digitalverfahren
DSD, ursprünglich für das Überspielen alter Analogtonbänder und dann für SACD-Player wie den
Yamaha CD-S 31000 (unten) entwickelt, erlebt
gerade sein Revival. Einige Download-Shops bieten neben normalen High-Resolution-Dateien
auch solche im DSD-Format an. Unterschied zu
den mit PCM-Verfahren codierten Aufnahmen:
Direct Stream Digital speichert nicht Tausende
Male pro Sekunde, wie hoch der Signalpegel
gerade ist, sondern lediglich Schritt für Schritt, um
wie viel das Signal lauter oder leiser wird. Das
geschieht, je nach Einstellung des Wandlers, mit
2,8 oder 5,6 Megahertz, was der 64- oder
128-fachen Samplingfrequenz einer Audio-CD
entspricht (DSD 64, DSD 128). So lässt sich mit nur
1 Bit Auflösung eine viel exaktere Wiedergabe
erreichen als mit PCM 16 Bit. Allerdings verlieren
sich die Vorteile, wenn auch bei PCM höhere Samplingraten zum Einsatz kommen. Manche Experten halten Aufnahmen ab 96 kHz / 24 Bit den DSDDateien zumindest für ebenbürtig. Die Diskussion
ist eher akademischer Natur, weil solche Unterschiede nur mit exzellentem Equipment zu hören
sind. Wer DSD-Downloads wiedergeben möchte,
sollte aber darauf
achten, dass seine
DA-Wandler ­dieses
­Format verstehen.
Seite 36
klangliche Feinheiten zugunsten eines konstant hohen Schallpegels verzichtet.
Die besondere akustische Qualität kommt
sowieso nur beim Hörer an, wenn auch die
Hifi-Anlage mitspielt. Gegen dröhnende
Lautsprecher und leistungsschwache Elek­
tronik vermag die schönste Aufnahme nichts
auszurichten. Um das hochauflösend gespeicherte Signal lesen und zurückverwandeln
zu können, ist zudem Elektronik nötig, die
24-Bit-Auflösung und die hohen Samplingfrequenzen unterstützt. Das kann ein StreamPlayer sein (siehe Seite 31) oder ein DigitalAnalog-Converter am PC (Seite 39). Beide
werden mit der Hifi-Anlage verbunden und
ersetzen den CD-Spieler.
LUXUS UND ERLEBNIS
Britische Hersteller wie Linn und Naim
gehörten zu den ersten Marken, die solche
Geräte anboten. Mittlerweile geniessen die
Stream-Player aus England unter Hifi-Enthusiasten ähnliches Ansehen wie die Luxuskarossen von Bentley oder Rolls Royce bei
Automobil-Fans. Allerdings blieben auch
hier die Briten nicht lange unter sich: Von
Audionet über Resolution Audio (Cantata)
bis T&A hat inzwischen jedes Highend-
Unternehmen, das etwas auf sich hält, Produkte mit hoher Auflösung im Programm.
Ein akustisches wie optisches Erlebnis bieten
die Stream-Player und Musik-Server von
Olive aus Kanada. Ihr pultförmiges Metallgehäuse, zum Teil mit Touchscreen, inszeniert
Album­
a rt so gekonnt, dass niemand mehr
ein gedrucktes Booklet vermisst.
In die Kategorie Klangskulptur gehört
auch das Server/Client-System BeoSound 5
von Bang & Olufsen (ab 3400 Franken). Der
gläserne Bildschirm mit seinem Karussell aus
Plattencovern und die geschmeidig drehenden Bedienringe aus Aluminium machen
Streaming-Musik buchstäblich begreifbar.
Sie holen Audiotitel aus der Versenkung des
Festplattenspeichers und rücken sie ins Rampenlicht des Flüssigkristall-Displays.
Für den Einsatz unterwegs mit Kopfhörer
gibt es mobile Abspielgeräte wie die Modelle
von Astell & Kern. Die zum koreanischen
Hersteller iRiver gehörende Marke bietet
mehrere Player zwischen 750 und 3000 Franken an. Sony setzt den Walkman NWZ-ZX1
für etwa 800 Franken dagegen und hat damit
gleichzeitig eine Waffe gegen den Rivalen
Apple in der Hand. Denn iPod, iPhone und
iPad spielen keine High-Resolution-Formate
ab. iTunes braucht zusätzliche Hard- und
Software-Unterstützung – siehe Seite 39.
Wer seinen Ohren HD-Qualität gönnen
möchte, setzt also am besten auf Produkte
mit offenen Standards wie UPnP oder FLAC
und achtet darauf, dass alle Geräte bis hin zur
Multiroom-Anlage (Seite 44) die High-Resolution-Wiedergabe beherrschen. Dann kann
er seine Downloads überall abspielen, ohne
die Dateien vorher in ein anderes Format
konvertieren zu müssen. �|
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Magazin [ NEUES ]
The one.
„Die neueste, schlanke Schönheit von Dynaudio ist
ein richtig großer Schritt voran im Lautsprecherbau.“
Uwe Kirbach, Chefredakteur der image hifi, Ausgabe 2/2013
Als Audiophiler träumen Sie Ihr Leben lang vom einzig perfekten Lautsprecher – vom wirklich wahren Schallwandler, der unerhörte Höhen, abgrundtiefen Bass und Signalspitzen von tausenden Watt ohne Verzerrung oder
Kompression bewältigt, auf einer Bühne von hier bis zur Ewigkeit, der den Raum zum Verschwinden bringt mit
DDC – Dynaudio Directivity Control, der Körper und Seele Teil werden lässt der mächtigsten und subtilsten
Wunder der Musik. Sie dürfen aufhören zu träumen und ein wenig vor Glück weinen. Die neue Evidence Platinum.
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Weitere Informationen: platinum@dynaudio.com, www.dynaudio.ch oder direkt bei Ihrem Fachhändler:
ACR Fuchs Hanimann & Cie, Carouge 1227 I Fischer Hifi AG, Altwies 6286 I Dietiker & Humbel AG, Winterthur 8400 I Audio Insider,
Zürich 8006
Home Electronics
9-10 I Zihlman Electronics AG, Basel 4055
DOSSIER2014
Seite 37
Smart Audio [ PC-MUSIK ]
HIFI-SOUND AUS
DEM COMPUTER
Der PC oder Mac hat in vielen Haushalten die Stereoanlage ersetzt.
Höchste Zeit, sich ein paar Gedanken über die Klangqualität zu machen.
A
m Computer finden alle zusammen: Musik-Downloads aus dem
Internet genauso wie selbstgerippte CDs oder Audio-Streams
von Abo-Diensten. Da liegt es nahe, den
Rechenknecht auch gleich für die Wiedergabe zu verwenden. Den nötigen Audioausgang hat heute schliesslich jeder PC oder Mac.
Ein Paar Computer-Lautsprecher macht ihn
da schnell zur Stereoanlage, oder? Schnell
durchaus, aber nicht unbedingt gut. Denn
Seite 38
was die analogen Kopfhörerbuchsen oder
Line-Ausgänge von sich geben, hat mit Hifi
häufig wenig zu tun. Wer keine hochwertige
Soundkarte von Anbietern wie Asus oder
M-Audio sein Eigen nennt (ab etwa 100 Franken), beschneidet den Hifi-Klang oft schon im
­Computer, weil die Digital-Analog-Converter
(DAC) vor dem Ausgang nur einfachen
Ansprüchen genügen. Rekonstruieren sie aus
den Daten kein optimales Signal, können die
nachgeschalteten Geräte noch so gut sein.
Digitales Streaming per UPnP (siehe Seite 28)
oder Airplay verlagert das Problem. Der
Player auf Empfängerseite ist dann für eine
korrekte DA-Wandlung zuständig. Doch was,
wenn zum Musikhören gar kein Netzwerk
bemüht werden soll? Wenn der Computer im
Wohnzimmer auch gleichzeitig als Abspielgerät seinen Dienst tun soll? Dann kommt der
USB-Anschluss ins Spiel. Die standardisierte
PC-Buchse für Drucker, Brenner oder Tastatur gibt auch Digitalton von sich und kann
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Komplett-Paket: Der Stream-Player Marantz
NA8005 (1490 Franken) spielt als USB-DAC auch
Musik vom PC ab.
Music-Box: Der USB-DAC von Denon (DA-300USB,
550 Franken) liefert PC-Musik auch an Kopfhörer.
Software-Upgrade: Das Programm Audirvana Plus
(87 Franken) bringt Hi-Res-Audio auf den Mac.
damit hochwertige USB-Aktivlautsprecher
versorgen. Hersteller wie Adam Audio, Bose,
Bowers & Wilkins oder KEF bieten solche
Produkte an. Die KEF X300A für rund 1000
Franken pro Paar ist ein echter Hifi-Laut­
sprecher, der High-Resolution-Signale bis
96 kHz/24 Bit (siehe Seite 34) verarbeiten
kann.
ARBEIT AUSLAGERN
Wer vorhandene Aktivboxen ohne USB-Eingang oder die Stereoanlage verwenden will,
schliesst einen externen USB-DAC (Box
rechts) an den Computer an. Der übersetzt
den Datenstrom in Tonsignale und leitet sie
über Audiobuchsen weiter. Es gibt ihn als
selbständige Einheit oder integriert in andere
Komponenten. So lässt sich das exklusive
Cantata Music Center (siehe Seite 31) mit seinem USB-Anschluss auch direkt am Computer betreiben. Hersteller wie Denon oder
Marantz bauen die DAC-Funktion in SACDSpieler, Netzwerkplayer und Desktop-Musikanlagen ein. Beliebt sind auch Kopfhörer-Verstärker, etwa von Beyer­
dynamic, Meridian,
Oppo oder Sennheiser (ab 350 Franken), die
aus dem PC eine Highend-Musikabspielstation machen. Der Anschluss ist einfach: Das
DAC-Gerät wird lediglich per USB-Kabel mit
dem Windows-PC oder Mac-Computer verbunden und anschliessend in den Sound-Einstellungen des Betriebssystems als neues
Audioausgabegerät gewählt. Fortan laufen
alle Tonsignale über den externen DA-­
Wandler. Etwas aufwendiger gestaltet sich
die Wiedergabe von High-Resolution-Musik.
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Zwar sind praktisch alle modernen Computer
technisch in der Lage, die hochauflösenden
Dateien abzuspielen, sie müssen teilweise
aber zu ihrem Glück gezwungen werden.
Auf Rechnern mit Windows XP sollte
unbedingt ein sogenannter ASIO-Treiber installiert sein, damit das Betriebssystem die
Audiodateien nicht ungefragt auf eine niedrigere Auflösung herunterskaliert. Ausserdem
ist für Abtastraten jenseits von 96 kHz (176,4,
192 und 384 kHz) auch auf neueren Windows-PCs eine Software des DAC-Herstellers nötig, weil die systemeigenen USB-­
Treiber so hohe Sampling-Frequenzen nicht
unterstützen.
Mac OS X kann High-Resolution-Musik bitgenau übertragen, konvertiert die Daten jedoch,
wenn ihre Samplingrate nicht mit den Einstellungen im System übereinstimmt. Wer
unterschied­
liche Auflösungen verwendet,
müsste jedes Mal von Hand umstellen. Ein Programm wie Amarra (ab etwa 48 Franken) oder
Audirvana Plus (87 Franken) automatisiert diesen Prozess. Ausserdem bringt es iTunes und
dem Mac die fehlenden Formate FLAC und
DSD bei – Voraussetzung für die Wiedergabe
der meisten Hi-Res-Downloads.
Windows-Nutzer können die Freeware
­Foobar2000 dafür verwenden. Komfortabler
ist ein Server-Programm wie das JRiver Media
Center (um 45 Franken), das die Musiksammlung im iTunes-Stil mit Covern darstellt. Über
die App JRemote (10 Franken) lässt sich die
Wiedergabe dabei per iPhone oder iPad
fernsteuern. Am Mac erfüllt die Remote
­
App von Apple denselben Zweck, weil sich
Audirvana Plus und Amarra komplett in
iTunes integrieren. �|
Was ist ein USB-DAC?
Digital-Analog-Converter – auch DA-Wandler genannt – sind in fast allen modernen Audiogeräten zu finden.
Sie machen aus digitalen Musikdaten wieder ein Tonsignal und entscheiden massgeblich darüber, wie gut der
CD-­Spieler, Streamplayer oder auch die Soundkarte im Computer klingt. Für den Einsatz am PC oder Mac gibt
es ausserdem externe DA-Wandler, die per USB angeschlossen werden. Sie übernehmen die Aufgaben der
integrierten Soundkarte und ermöglichen die Wiedergabe hochauflösender Audiodateien. Die kleinsten USBDACs sind kompakt wie ein Speicherstick (Bild, um 270 Franken) und haben lediglich eine Miniklinkenbuchse
(3,5 mm) als Tonausgang. Grössere Gehäuse bieten Platz für aufwendigere Elektronik, einen Kopfhörer­
anschluss, symmetrische Stereobuchsen (XLR) und
Digitalausgänge im S/PDIF-Standard. Über
ihre Audioausgänge geben sie das gewandelte Ton­signal an einen Hifi-Verstärker,
die Stereoanlage oder Aktivboxen weiter.
Seite 39
Smart Audio [ STREAMING-DIENSTE ]
DIE FLATRATE
FÜR VIELHÖRER
Streaming-Dienste wie Deezer, Rdio, Simfy oder Spotify halten Millionen von Songs auf Abruf bereit.
„Mieten statt kaufen“ lautet die Devise – die Monatsgebühr beträgt dabei weniger als eine Audio-CD.
E
in Leben lang Musik hören, ohne
zweimal denselben Song spielen zu
müssen: Das geht mit Spotify & Co.
ohne Probleme. Die internationalen
Streaming-Dienste werben mit 30 Millionen
Tracks in ihrem Katalog. Bei einer durchschnittlichen Laufzeit von vier Minuten pro
Titel würde das für gut 228 Jahre reichen.
Allerdings wären in dieser Zeit auch rund
35 000 Schweizer Franken an Gebühren fällig.
Denn die Anbieter lassen sich ihre Dienste wie
Seite 40
eine Internet-Flatrate pauschal vergüten. Zwischen 6.50 und 26 Franken im Monat kostet
das Abo – je nachdem, über welchen Anbieter
und mit welchen Geräten gehört werden soll
– siehe www.home-electronics.ch/streamtest.
Die Musik ist dabei so lange verfügbar, wie der
monatlich kündbare Vertrag läuft.
Üblich sind zwei Pakete: ein preiswertes für
den Musikabruf am PC und ein PremiumAbonnement, das auch Smartphone und Tablet sowie stationäre Geräte wie Smart-TV, AV-
Receiver oder Multiroom-Systeme (siehe Seite
44) miteinbezieht. Deezer, Simfy und Spotify
bieten zusätzlich ein werbefinanziertes GratisAbo. Das dient zum Hineinschnuppern ins
Angebot, funktioniert aber ausschliesslich am
Computer beziehungsweise erlaubt in der
Smartphone-App nur Zufallswiedergabe und
voreingestellte Radioprogramme (Spotify).
Rdio gibt Familienrabatt: Das zweite Mitglied bezahlt 20 Prozent weniger, ab dem dritten Abo sind nur noch 50 Prozent des NormalHome Electronics 9-10
DOSSIER2014
Musik-Abodienste sind mit der passenden App auf vielen Geräten zu empfangen. Das Programm von Rdio aus den USA gibt es
zum Beispiel am Computer, auf Android- und Apple-Playern und sogar auf Smartphones mit Blackberry oder Windows-Betriebssystem.
preises fällig. So kommen preiswert bis zu fünf
Personen in den Genuss des Musik-Angebots.
Ein Teilen des Zugangs ist nämlich in der Regel
nicht möglich: Pro Abo kann sich nur ein
Hörer auf den Streaming-Servern einloggen,
benutzt ein zweiter dieselben Zugangsdaten,
bricht die Wiedergabe am ersten Gerät ab.
MEHR KLANG FÜR GELD
Zahlende Kunden kommen ausserdem in den
Genuss einer besseren Wiedergabequalität.
Sie können in den Einstellungen höhere
Datenraten wählen – auf die Gefahr hin, dass
der Audiostream beim Musikhören unterwegs
ihr Mobilfunk-Datenvolumen am Smartphone
binnen weniger Stunden aufbraucht. Bis zu
320 Kilobit pro Sekunde sorgen für einen
Klang auf iTunes-Niveau. Zur Übertragung
nutzen die Anbieter schliesslich dieselben Formate wie Download-Shops: AAC, MP3, OGG
Vorbis und WMA. Nur Qobuz aus Frankreich
geht darüber hinaus und bietet in seinem HifiAbo ab 20 Franken volle CD-Qualität im verlustfreien FLAC-Codec mit 700 kbit/s.
Komplette Titel werden auch hier nicht
übertragen. Der flüchtige Audiostream hinterlässt keine Daten auf dem Abspielgerät, die
dupliziert und an Freunde weitergegeben werden könnten. Selbst sogenannte Offline-Titel
und -Playlisten, die Abonnenten zum Hören
ohne Internetverbindung auf ihr Gerät herunHome Electronics 9-10
DOSSIER2014
terladen dürfen, bleiben in der App unter Verschluss. Die Mietmusik verlässt das Smartphone oder den Computer also nur auf
demselben Weg, auf dem sie auch hineingekommen ist – als Audiostream.
Sehr einfach geht das auf Apple-Geräten
mit Airplay (siehe Seite 23). Die StreamingTechnologie leitet jede Musik vom iPhone oder
iPad auf zertifizierte Airplay-Empfänger weiter. Bluetooth-Lautsprecher erfüllen denselben
Zweck und funktionieren auch am Computer
oder mit Android-Playern (Seite 26).
Manche Geräte können die Musik auch
ohne Umweg über Smartphone und PC direkt
empfangen. So gibt es Apps von Deezer und
Spotify für viele Smart-TV-Modelle von LG,
Panasonic, Philips und Samsung. Das AmazonTablet Kindle Fire lässt sich auf dieselbe Weise
für den Empfang fit machen.
Spotify-Nutzer, die eine Neuanschaffung
planen, können nach Geräten mit der Funktion
Spotify Connect Ausschau halten. Sie ist in
immer mehr Funklautsprechern, SurroundReceivern oder Musikanlagen zu finden. Am
Smartphone oder Tablet ausgewählte Songs
lassen sich damit auf andere Player in der
Wohnung übergeben. Die Stereoanlage im
Wohnzimmer oder ein WLAN-Lautsprecher
im Bad spielen lückenlos dort weiter, wo das
Mobilgerät aufgehört hat – gesteuert von der
Spotify-App am Smartphone. �|
Streaming selbst gemacht
Mit Cloud-Speichern lässt sich die
private Musiksammlung auch
unterwegs als Audiostream hören.
So können etwa Amazon-Kunden
gratis 250 MP3- oder AAC-Dateien ins Internet
hochladen, um sie danach mit der Amazon-MusikApp für Android oder iOS abzuspielen. Gegen eine
Gebühr von etwa 30 Franken pro Jahr steigt das
Kontingent auf 250 000 Titel. Bei Amazon gekaufte
Songs werden nicht mitgezählt. Ähnlich wie i­ Tunes
Match (siehe Seite 24) vergleicht Amazon die
Upload-Titel mit seinem Musikkatalog, um sie
gegebenenfalls durch eigene MP3-Versionen mit
256 kbit/s zu ersetzen
Google Play Music beschränkt den
Speicher auf 20 000 Songs, ist dafür
aber kostenlos. Wie bei Amazon
gibt es Apps für Android- und
Apple-Geräte, die neben der Wiedergabe am PC
den Einsatz unterwegs ermöglichen. Sie speichern
auf Wunsch sogar Songs und Playlisten – zum Offline-Hören ohne Internetverbindung. Wichtigster
Unterschied zu Amazon: Google bietet mit „All
inclusive“ einen Abo-Dienst im Stil von Deezer
oder Spotify an (12 Franken/Monat). Das macht
Play Music zur Komplettlösung für abonnierte und
private Audiostreams. Deezer speichert zwar auch
einzelne MP3-Dateien des Nutzers in der Cloud,
aber umständlich und ohne Suchfunktion.
Seite 41
Smart Audio [ TIPPS & TRICKS ]
2
PRIVATFREIGABE
AKTIVIEREN
1
DAS RICHTIGE
SERVER-PROGRAMM
Wer für die Medienverwaltung am Computer nicht
iTunes verwenden möchte, hat die Auswahl unter
vielen UPnP/DLNA-Serverprogrammen. Etliche
davon bieten nur eingeschränkte Wiedergabemöglichkeiten, weil sie zum Beispiel kein Vor- und
Zurückspringen im laufenden Song erlauben oder
die Ordnerstruktur der Server-Festplatte am
Stream­player nicht anzeigen. Bewährt haben sich
AssetUPnP (www.dbpoweramp.com, 26 US-Dollar)
und Twonky (twonky.com, 20 Dollar) .­
Damit Computer mit iTunes ihre Musik
im Netzwerk leichter ­freigeben können,
hat Apple die Privatfreigabe eingeführt.
Sie wird im iTunes-Menü Ablage (OS X)
oder Datei (Windows) aktiviert. Dabei
gibt der Nutzer seinen Benutzernamen
für den iTunes-Store (Apple-ID) und
sein Kennwort ein. Danach erscheint
die Bibliothek auf bis zu fünf Computern, sofern diese mit derselben AppleID angemeldet sind. Zwischen den
Geräten lässt sich Musik übers Netzwerk sogar hin und her kopieren. iOSGeräte bekommen per Privatfreigabe
(in der Musik-App) ebenfalls Zugriff.
3
FEHLERFREI
RIPPEN
Zum Rippen von CDs ist ­iTunes keine
ideale Lösung. Die Fehlerkorrektur
arbeitet nicht zuverlässig und kann
bei zerkratzten oder verschmutzten
Discs Aussetzer produzieren. Besser
ist das Gratis-Programm Exact Audio
Copy (www.exactaudiocopy.de)
oder ein Grabber wie dBpoweramp
(www.dbpoweramp.com, 39 USDollar) mit AccurateRip. Sie gleichen
Fehler, die beim ­Einlesen der Disc
entstehen, weitestgehend aus.
TIPPS & TRICKS
Schneller übertragen, sicherer rippen, besser ordnen: Mit diesen Tipps
holen Sie das Maximum aus Ihrer digitalen Musiksammlung heraus.
4
Seite 42
LOSSLESS
FÜR GAPLESS
Die unterbrechungsfreie (gapless)
Wiedergabe ineinander übergehender Musikstücke stellt für viele
­Streaming-Anlagen immer noch eine
Herausforderung dar. Tipp: Versuchen Sie es mal mit Dateien in einem
Lossless Codec wie FLAC oder ALAC
– sofern das Abspielgerät ihn unterstützt. Das funktioniert oft ­besser
als mit datenreduzierten ­Formaten
wie AAC und MP3.
WLAN MIT
2,4 ODER 5 GHZ?
Dualband-Router wie das ­Centro Grande
der Swisscom (Bild), bieten die Möglichkeit,
auf zwei WLAN-Frequenzen gleichzeitig zu
funken – 2,4 oder 5 GHz – und dabei jedem
dieser beiden Funknetze einen eigenen
Namen zu geben. Das kann Vorteile haben,
weil das 5-GHz-Band zwar weniger Reichweite besitzt, aber störfester ist und auf
kurze Distanzen eine bessere Leistung bringt.
Beim Streaming sollten Sie dann aber darauf
achten, dass alle Geräte mit demselben
WLAN-Netz verbunden sind. Sonst findet
eventuell das Smartphone den Streamplayer
nicht und kann ihn nicht fernsteuern.
6
5
EIGENER ORDNER
FÜR COMPILATIONS
In sogenannten Compilations stammen
die einzelnen Songs meist von verschiedenen Künstlern. Damit ein Musik-Server die
Tracks gemeinsam als Album anzeigt, sollten solche CDs in einem eigenen Ordner
innerhalb der Sammlung zusammengefasst werden. Den Namen des Ordners
geben Sie dann in den Einstellungen des
Servers als Speicherort für Compilations
an – und schon klappt die Anzeige.
7
VERLUSTFREI
SPEICHERN
Um die Qualität nicht von vornherein zu beschränken, empfiehlt es
sich, CDs in einem verlustfreien
Codec, wie FLAC, auf die Festplatte
zu rippen. Daraus lassen sich später
jederzeit datenreduzierte AAC- oder
MP3-Dateien erzeugen. Das unkomprimierte WAV-Format ist zum
Archivieren eher ungeeignet, weil es
keine standardisierten Titelinformationen (Metadaten) speichern kann.
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
8
MUSIK ÜBER DAS
STROMNETZ
Das Streaming grosser Datenmengen – etwa für hochauflösende
Audiowiedergabe – kann WLAN-Netze an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen. Wer dann keine Netzwerkkabel verlegen
möchte, überbrückt die Entfernung zwischen zwei Räumen am besten mit Powerline. Ein Paar Steckdosen-Adapter mit neuester Technik, das die Streamingsignale übers ­häusliche Stromnetz schickt, gibt
es ab etwa 160 Franken (Bild: Devolo dLAN 650+ Starterkit).
9
METADATEN
NACHBEARBEITEN
Die meisten Rip-Programme für Audio-CDs holen sich Metadaten
wie Titel- und Künstlernamen von Datenbanken aus dem Internet.
Allerdings sind diese Quellen (FreeDB, Gracenote) oft unzureichend. Vor allem Klassikhörer müssen nacharbeiten und Daten
ergänzen. Zum Bearbeiten der sogenannten ID3-Tags am PC gibt es
Programme wie Tag & Rename (www.softpointer.com, 30 Dollar).
Sie helfen dabei, Klassik-Titel so zu verschlagworten, dass sie gut zu
finden sind. Dazu braucht jeder Track neben dem Künstler, der das
Stück spielt („Artist“), ein Feld für das Orchester („Album Artist“),
den Dirigenten („Conductor“) und den Komponisten („Composer“). In das vorhandene Feld „Album“ kommen der Name des
Werks und die wichtigsten Eckdaten, wie zum Beispiel „Beethoven:
Violinkonzert in D, Op. 61 (Mutter/Karajan)“. Wichtig dabei: auf
einheitliche Schreibweisen achten.
10
VINYLPLATTEN
DIGITALISIEREN
Viele analoge Schallplatten-Schätze gibt es weder auf CD noch zum
Download. Mit einem Programm wie Audacity
(http://audacity.sourceforge.net, gratis) oder VinylStudio
(www.alpinesoft.co.uk, 30 US-Dollar) lassen sich Vinylscheiben aber
gut selbst auf den Computer übertragen. Dazu wird der Plattenspieler
am besten mit einem USB-Phono-Vorverstärker, etwa von NAD, Dynavox oder ProJect (ab 120 Franken), an den PC angeschlossen. USB-Plattenspieler aus dem Online-Versand sind keine so gute Lösung: Sie ruinieren mit ihren groben Tonabnehmer-Nadeln leicht die Schallplatte.
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Seite 43
Smart Audio [ MULTIROOM-SYSTEME ]
MUSIK
IM GANZEN
HAUS
Drahtlose Multiroom-Systeme verteilen Musik vom Computer oder
aus dem Internet in der Wohnung. Mit Funklautsprechern und Anschlussboxen
für die Stereoanlage bringen Sie das Wunschprogramm fast überallhin.
Seite 44
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Programmierbar: Das SoundTouchSystem von Bose ab 500 Franken
lässt sich auch ohne App mit Tasten
am Gerät bedienen.
E
in Sound, der durch Wände geht.
Das bedeutete früher: Jemand in
der Wohnung hat die Stereoanlage
zu laut aufgedreht. Wenn heute die
Musik aus dem Wohnzimmer auch im Bad, auf
dem Balkon oder in der Küche erklingt, ist
meist ein Multiroom-System im Spiel. So
heissen Streaming-Anlagen, die ein zentral
­
gespeichertes Programm, etwa vom Computer, in verschiedenen Räumen wiedergeben.
Mit teuren Einbaulösungen fürs Eigenheim geht das schon lange. Anbieter wie
Bang & Olufsen oder Crestron sind darauf
spezialisiert. Die zunehmende Vernetzung
in der Unterhaltungselektronik macht Multiroom-Lösungen inzwischen aber auch für
Mieter e­r­schwinglich – und kinderleicht nachrüstbar.
Im Prinzip reichen schon ein MusikServer und mehrere Streamplayer (siehe
Seite 28), um das Programm überall zu hören.
Allerdings ist der gängige Streaming-Standard UPnP AV (Seite 31) für den Party-Betrieb
völlig ungeeignet: Weil die Player sich nicht
miteinander synchronisieren, gibt es einen
unschönen Kanon, wenn mehrere Geräte zeitgleich dasselbe Lied spielen sollen. Hersteller
wie Linn begegnen diesen Laufzeitunterschieden mit eigener Technik, doch müssen
dazu alle Player im Haus vom selben Anbieter
stammen.
Apple Airplay (siehe Seite 22) erlaubt einen
synchronen Multiroom-Betrieb auch mit
Geräten unterschiedlicher Marken: Das
Musikverwaltungsprogramm iTunes kann
Titel auf mehrere Empfänger gleichzeitig schiHome Electronics 9-10
DOSSIER2014
Vielseitig: Die Jongo-Player von Pure
(ab etwa 150 Franken) empfangen
ausser M
­ ultiroom-Programmen auch
Bluetooth-Musik vom Smartphone.
cken – allerdings immer nur ein Programm,
verschiedene Songs in den Räumen sind damit
nicht möglich. Und: iPhone oder iPad bieten
diese Funktion bislang überhaupt nicht.
SCHRITTWEISE AUSBAUEN
Wer Multiroom-Komfort sucht, investiert deshalb am besten in eine Anlage, die dafür konstruiert wurde. Sie muss gar nicht teuer sein:
Für den Anfang genügen ein Funk­lautsprecher
zwischen etwa 250 und 900 Franken und ein
Smartphone oder Tablet zur Fernbedienung.
Das Startpaket lässt sich dann schrittweise mit
weiteren Lautsprechern ausbauen. Auch
An­schlussboxen für die Stereoanlage, die das
Multiroom-Signal empfangen und per Tonausgang an den Verstärker weiterleiten, ge­hören
zum Sortiment vieler Hersteller.
Am Anfang steht die Systementscheidung,
denn mit dem ersten Gerät legt man sich in aller
Regel auf einen Anbieter fest. Produkte fremder
Hersteller lassen sich nur selten per UPnP einbinden und bieten dann aus den genannten
Gründen wenig Komfort.
Woher, wohin? Manche Systeme wie Bluesound oder Sonos unterstützen keine MedienServer. Sie holen ihr Programm übers Netzwerk
aus freigegebenen Ordnern vom Computer
oder NAS-System. Der Player liest die Ordner­
inhalte und baut seine eigene Musikbibliothek
daraus auf. So umgehen die Hersteller Einschränkungen des UPnP- und DLNA-Standards. Andere Marken wie Bose und Raumfeld
bieten beide Möglichkeiten. Wieder andere
Hersteller – darunter Pure, Philips und Samsung
– greifen im Netzwerk nur auf UPnP-Server zu.
Es kommt also darauf an, wie und wo die
Dateien gespeichert sind. Unterschiede gibt
auch es in der Musikauswahl aus dem Internet.
Webradio spielt auf praktisch allen Systemen,
doch das Angebot an Streaming-Diensten
(siehe Seite 40) variiert von Hersteller zu Hersteller. Darauf sollten Käufer achten, die ein
Abo bei Deezer, Simfy, Spotify & Co. abgeschlossen haben. Sonst können sie sich mit
ihren Zugangsdaten auf der Anlage nicht
anmelden. Echten Multiroom-Betrieb mit
Musik­
abos ermöglicht ohnehin nur Sonos.
Beim Streaming-Pionier lassen sich verschiedene Titel auf die einzelnen Player schicken.
Üblich ist sonst nur ein Stream: Wählt man zum
Beispiel bei Spotify für ein zweites Gerät ein
anderes Programm, bricht die Wiedergabe im
ersten Raum ab.
Und noch ein Punkt unterscheidet Sonos
von den meisten Konkurrenten: Der Hersteller
baut mit seinen Playern ein eigenes drahtloses
Netzwerk in der Wohnung auf. Die Geräte verstärken sich gegenseitig und vergrössern so
ihre Reichweite. Für den Anschluss ans Internet und ans heimische Netzwerk sorgt eine
Sonos-Basisstation namens Bridge (um
80 Franken), die per Kabel mit dem Router verbunden ist. Das hat neben der recht störsicheren Übertragung auch einen praktischen Vorteil: Zur Installation weiterer Player genügt ein
Tastendruck am neuen Gerät und an der
­
Bridge. Die Eingabe von WLAN-Passwörtern
oder anderen Zugangsdaten entfällt. Die fast
schon legendär einfache Sonos-Konfiguration
hat mittlerweile Nachahmer ge­
funden:
Samsung setzt bei seinen drahtlosen ��
Seite 45
Smart Audio [ MULTIROOM-SYSTEME ]
Plattenschrank: Der Bluesound Vault
(1280 Franken) ist Player und Server in
einem. Mit einem schlitzförmigen Laufwerk
rippt er CDs auf seine eingebaute Festplatte.
�� Multiroom-Lautsprechern ebenfalls auf eine
Basisstation, das Denon-System HEOS verstärkt heimische WLAN-Netze mit einem
eigenen Funkmodul namens HEOS Extend.
Die meisten Hersteller nutzen aber in der
Wohnung vorhandene Netzwerk-Infrastruktur, sprich WLAN oder Ethernet-Kabel zum
Router. Soll die Verbindung drahtlos sein,
kann ein System mit dem schnellen WLANStandard 802.11n nicht schaden – vor allem
wenn in hoher Auflösung gestreamt wird
(Seite 34). Denn mit den Samplingraten
schwellen die Datenmengen im Netzwerk
gewaltig an. Benötigen MP3- und AACDateien nur wenige Hundert Kilobit pro
Sekunde, sind es mit 96 kHz im FLAC-Format
schon 2500 bis 3000 kbit/s, mit 192 kHz sogar
das Doppelte.
Nur wenige Anbieter, wie Bluesound oder
Raumfeld, unterstützen so hohe Auflösungen.
Hörbar sind die Unterschiede auf kompakten
Funklautsprechern ohnehin nicht. Den Klangvorteil spielen High-Resolution-Formate vor
allem bei der Wiedergabe über Streamplayer an
der Hifi-Anlage aus. Trotzdem kann die Funktion für Musiksammler kaufentscheidend sein:
Sie gibt hochauflösende Dateien genau so wie-
Seite 46
der, wie der Download-Shop sie verkauft. Wer
möchte von den Schätzen schon Kopien in
einem anderen Format erzeugen, nur um sie
über Multiroom-Systeme abspielen zu können?
ANGELPUNKT APP
Der Durchschnittshörer wird allerdings auf
andere Kriterien achten – zum Beispiel auf den
Preis und die Auswahl an Playern, auf mobile
Akkulautsprecher für den Balkon (Bose, Pure,
ab 250 Franken) oder einen drahtlosen Subwoofer (Sonos Sub, 750 Franken). Samsung und
Sonos bieten ausserdem die Möglichkeit, Surround-Sound drahtlos zu übertragen: Ein balkenförmiger Multiroom-Lautsprecher am Fernseher, der sogenannte Soundbar, entschlüsselt
5.1-Signale vom TV, DVD- oder Blu-ray-Player
und weist die Tonkanäle anderen Funkboxen
im Wohnzimmer zu. Welche das sind, lässt sich
ganz einfach in der App festlegen.
Apropos App: Das kostenlose Steuerprogramm für Smartphone oder Tablet ist der
Dreh- und Angelpunkt eines jeden MultiroomSystems. Der Nutzer lädt es normalerweise
noch vor dem Auspacken von Googles Play­
store oder Apples Appstore herunter und lässt
sich davon Schritt für Schritt durch die Instal-
lation leiten. Nur wenigen Herstellern gelingt
das so narrensicher wie Sonos, doch wer
Smartphone-Apps gewohnt ist, findet sich in
allen Programmen schnell zurecht.
Im Alltag kommt es dann auf flüssige Bedienung und eine klare Struktur an. Das Funktionsprinzip ist immer gleich: Eine Seite der App
listet die verfügbaren Quellen auf, zum Beispiel die Musikbibliothek am PC, UPnP-Server
im Netzwerk, Internet-Radiostationen oder
Streaming-Dienste. In einem zweiten Menü
warten die Wiedergabegeräte auf ihren Einsatz, also Funk­lautsprecher und Streamplayer.
Jeder davon steht für einen Raum in der Wohnung, sofern nicht mehrere zu einem drahtlosen Stereopaar oder Surround-Set gruppiert
wurden (siehe Box rechts oben).
Der Nutzer wählt ein Album, einen Titel
oder eine Playliste aus dem Quellen-Menü und
tippt den gewünschten Raum an. Die Musik
beginnt zu spielen. Soll anderswo im Haus derselbe Song erklingen, lassen sich weitere
Räume hinzu- und auch wieder abwählen. So
kommt Party-Stimmung auf. Das alles geht so
einfach, dass viele Besitzer eines MultiroomSystems sich fragen, wie sie jemals anders
Musik hören konnten. �|
Home Electronics 9-10
DOSSIER2014
Stereoklang aus zwei Lautsprechern
Die meisten Multiroom-Lautsprecher sind One-Box-Systeme. Das heisst: Sie
­geben Stereomusik über mehrere Hoch-, Mittel- oder Tieftöner in einem gemeinsamen Gehäuse ­wieder. Für eine deutliche akustische Trennung von rechtem und
linkem Tonkanal reicht der Abstand zwischen den Lautsprecher-Membranen
dabei nicht aus. Es entsteht kein echtes Stereopanorama, und die Abbildung von
Instrumenten lässt zu wünschen übrig. Deshalb bieten Multiroom-Systeme von
Firmen wie Bluesound, Pure, Samsung oder Sonos die Möglichkeit, zwei bau­gleiche Funk­boxen zu einem drahtlosen
Stereopaar zu verbinden. Welche das sind, lässt sich in der
Fernbedienungs-App am Smartphone oder Tablet auswählen (siehe Bild rechts unten). Der eine Lautsprecher
gibt danach den rechten Kanal, der andere das Signal für
den linken Kanal wieder. In der Aufstellung sind sie
­flexibel, weil jede Box zwar einen Strom­anschluss
benötigt, das sonst übliche Lautsprecherkabel aber
entfällt. Technisch gesehen ist diese drahtlose Koppelung alles andere als trivial. Weil das menschliche Gehör bei zwei Schallquellen im selben Raum
besonders empfindlich reagiert, müssen beide Lautsprecher
absolut synchron spielen. Schon Laufzeitunterschiede von wenigen Millisekunden
nimmt das Ohr als verwaschenes Klangbild wahr. Stimmen und Instrumente lassen
sich dann nicht mehr sauber orten, die Vorteile einer breit gefächerten Stereoaufnahme sind dahin. Je genauer die Multiroom-Anlage ihre Player also synchronisiert,
desto besser ist auch der Klang im drahtlosen Stereobetrieb. Gute Systeme erreichen Werte von 40 Mikrosekunden (0,4 Millisekunden) und darunter. Pure wirbt für
sein System Jongo mit einer ­Verzögerung von maximal 25 Mikrosekunden. Solch
gute Werte sind nur mit speziellen Technologien möglich, bei denen ein Player im
System den Takt vorgibt, an dem sich die übrigen Geräte orientieren. Im UPnP-/
DLNA-Standard ist diese Fähigkeit nicht vorgesehen, weshalb die Hersteller eigene Lösungen entwickeln mussten.
Bei Pure heisst das Verfahren zum Beispiel Caskeid, Linn
nennt seine Synchronisierung Songcast. Allerdings gibt es
auch noch eine andere Lösung, um zwei Stereoboxen im
Einklang spielen zu lassen. Systeme wie Fidelio Wireless Hifi
von Philips oder Raumfeld von Teufel packen die komplette Streaming-Technik in einen der beiden Lautsprecher.
Der empfängt das Audiosignal per UPnP, teilt es in rechts
und links auf und verstärkt beide Kanäle mit einer Stereoendstufe. Einen davon gibt er selbst wieder, den anderen
schickt er über ein normales Lautsprecherkabel zur Nachbarbox. Das ist zwar nicht ganz so drahtlos wie ein Funkpärchen, dafür aber immer zu 100 Prozent synchron.
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Smart Audio [ LEXIKON ]
BEGRIFFE & ABKÜRZUNGEN
ADRESSEN
AUFLÖSUNG
Mass für die Detailgenauigkeit digitaler
Informationen. Im Zusammenhang mit Musik
beschreibt die Auflösung in Bit, wie viele
Abstufungen für die Nachbildung des
analogen Tonsignals zur Verfügung stehen.
Üblich sind 16 Bit, was 65 536 Stufen
entspricht. Hochauflösende Dateien speichern bis zu 24 Bit oder 16 777 216 Stufen.
ALLGEMEIN
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BITRATE
Wert für die übertragene Datenmenge pro
Zeit, etwa in einer Audiodatei. Die Bitrate
hängt von Faktoren wie Auflösung und
Codec ab. Sie wird in Kilobit pro Sekunde
angegeben (kbit/s). Eine Download-Datei
von iTunes hat zum Beispiel 256 kbit/s,
eine Audio-CD rund 1411 kbit/s.
CLOUD
Speicher im Internet, der für Dokumente,
aber auch für Audiodateien genutzt werden
kann. Die Musik ist dann überall abrufbar,
wo eine Internet-Verbindung besteht.
CODEC
Sammelbegriff für Verfahren, die analoge
Signale in digitale Daten oder umgekehrt
verwandeln. Der Name kommt von den
englischen Wörtern COder und DECoder.
DRM
Digitales Rechtemanagement, mit dem die
Anbieter von Musik-Downloads kontrollieren können, wo und wie oft eine Datei
abgespielt oder kopiert werden darf. Kam
früher bei allen Online-Shops zum Einsatz,
ist für Musik aber weitgehend abgeschafft.
GAPLESS
Unterbrechungsfreie Wiedergabe von
Audiodateien, etwa beim Streaming.
Wichtig vor allem für durchgängige
Konzertmitschnitte oder Dance-Mixe,
bei denen ein Stück ins nächste übergeht.
LOSSLESS
Verlustfreie Speicherung. Lossless-Codecs
wie FLAC oder ALAC können die Datenmenge in einer Audiodatei komprimieren,
Seite 48
ohne dass Informationen verloren gehen.
Nach der Digital-Analog-Wandlung sind alle
Inhalte des Originalsignals wieder da.
Verlustbehaftete („lossy“) Codecs wie MP3
oder AAC liefern kleinere Dateien, allerdings
auf Kosten der Klangqualität.
METADATEN
Informationen zu Titel, Künstler, Album, Jahr
der Aufnahme, Genre und mehr, die in der
Audiodatei gespeichert sein können. Über das
Internet verbreitete Musik enthält in der
Regel bereits Metadaten. Für am PC selbst
gerippte Titel müssen die Daten von Hand
erfasst oder aus einer Internet-Datenbank wie
FreeDB oder Gracenote geladen werden.
PLAYLISTE
Wiedergabeliste mit einer Abfolge bestimmter Titel. In Playlisten lässt sich das persönliche Wunschprogramm vom Computer, von
Musik-Servern im Netzwerk oder von
Streaming-Diensten zusammenstellen.
RIPPEN
Begriff für das Kopieren von Musik oder
Videos – in der Regel von einem Datenträger
wie der Audio-CD – auf die Festplatte. Meist
lädt das Rip-Programm auch gleichzeitig die
passenden Metadaten aus dem Internet und
erzeugt auf Wunsch datenreduzierte MP3oder AAC-Versionen der CD-Titel.
SAMPLINGRATE
Die Häufigkeit, mit der das Tonsignal beim
Digitalisieren erfasst und abgetastet wird. Im
Falle der CD geschieht das 44 100 Mal pro
Sekunde (44,1 kHz), bei hochauflösenden
Aufnahmen bis zu 352 800 Mal (352,8 kHz).
www.home-electronics.ch
PFLICHT-TERMIN
Auf der HIGH END SWISS vom
17. bis zum 19. Oktober im Hotel
Mövenpick, Zürich-Regensdorf,
gibt es hochwertige Musik-Server
und Streamplayer zu sehen.
www.highendsociety.de
ALLES, WAS RECHT IST
Die Schweizerische Genossenschaft für Urheberrechte an
audiovisuellen Werken erklärt,
welche Kopien für den Privatgebrauch zulässig sind.
www.suissimage.ch
WEBRADIO
Grosses Internetportal mit mehr
als 100 000 Radiosendern aus aller
Welt und eigener Sektion für die
Schweiz – auch am Smartphone
mit der TuneIn-App nutzbar.
www.tunein.com
RICHTIG RIPPEN
Eine Art Schweizer Taschenmesser zum Speichern von AudioCDs: Das Windows-Programm
dBpoweramp (39 US-Dollar)
rippt in besserer Qualität als
iTunes.
www.dbpoweramp.com
STREAMING
Wiedergabeverfahren, bei dem keine
kompletten Audiodateien auf dem Player
landen, sondern die Musik während der
Übertragung gleich abgespielt wird. Eine
typische Anwendung ist Internetradio, aber
auch Musik-Abodienste wie Spotify oder
Musik-Server und Streamplayer im heimischen Netzwerk nutzen das Verfahren.
Home Electronics 9-10
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DOSSIER