15 Jahre Deutsches Geflügelmuseum

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15 Jahre Deutsches Geflügelmuseum
15 Jahre
Deutsches Geflügelmuseum Viernau
1995–2010
Neu im Deutschen Geflügelmuseum in Viernau:
Ölgemälde mit Sebright von Carl Witzmann
Ölgemälde mit Federfüßigen Zwerghühnern von Rudolf Hoffmann
Perlhuhn aus der Manufaktur Rosenthal
Polnisches Mövchen von Dieter Fliedner
aus Ilmenau
Pfau aus der Manufaktur Gräfenthal
15 Jahre Deutsches Geflügelmuseum in Viernau
Die Zeit ist nicht aufzuhalten, es sind schon 15 Jahre Vergangen seit der
Gründung des Geflügel-Museums in Viernau. Viele, die bei der Gründung noch dabei waren, leben nicht mehr, auch an die sollte man an so
einem Tag denken. Die Feier zum 10jähringen Jubiläum liegt mir noch
vor Augen, wie wenn es erst vor Kurzem gewesen wäre.
Aber in den fünf Jahren ist viel geschehen. Es wurde ein neuer Raum
angebaut, es wurde ein ganzer Teil Vitrinen neu angeschafft und natürlich auch viele Figuren und andere Gegenstände, um die Vitrinen geschmackvoll zu gestalten. Viele Bilder kamen neu dazu. Es ist schon
wieder alles voll und es müsste eigentlich schon wieder neuer Platz geschaffen werden.
Um eine Anhäufung von Kunstgegenständen, zu der der Normalzüchter
keinen Bezug hat, geht es hier nicht. Wir wollen den Besuchern des
Geflügel-Museums und das sind zum größten Teil Rassegeflügelzüchter,
die Wirklichkeit zeigen.
Traditionspflege ist auch, an die zu denken und zu danken an die, die vor
uns waren und uns das in die Hand gaben, was wir heute weiter führen.
Dazu gehört auch das Emil Schachtzabel Denkmal das der Landesverband
Thüringer Rassegeflügelzüchter anlässlich der Wiederkehr seines 150sten
Geburtstages, am 15. März 2000 aufstellte.
Günter Schneider
An dieser Stelle soll aber auch einmal Danke gesagt werden, an alle
die dazu beigetragen haben, auch an die Freunde, die sich bereit erklärten an dieser Festschrift mitzuarbeiten und ihre Beiträge kostenlos
zu Verfügung stellten. Das Geflügel-Museum ist zur Begegnungsstätte
der Geflügelzüchter geworden, viele Vereine haben ein Ziel ihres Vereinsausfluges. Sondervereine treffen sich gerne hier, aber auch Kinder,
Jugendliche und vor allem Schulklassen haben hier einen Anlaufpunkt.
Es wird alles gesammelt und ausgestellt, was Bezug zur Rassegeflügelzucht hat, es ist Traditionspflege der Deutschen Rassegeflügelzucht.
Es gab sehr schöne und auch wertvolle Preise in der Zeit von 1933 bis
Kriegsanfang, aber auch die Staatsehrenpreise in verschiedenen Formen der ehemaligen DDR sollen nicht vergessen werden, das ist Geschichte und in der heutigen Zeit nicht mehr machbar.
Titelbild:
Schnitzereien von Manfred Bellinger – Unteralba (Frau mit Geflügel)
Alfred Simon – Dermbach (Thüringer Barthahn)
Sigmar Gattung – Empfertshausen (Sebright)
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Wolfgang Krebs: Ein Leben für die deutsche Rassegeflügelzucht
Wenn bei einem Menschen Berufung und Beruf identisch sind, so ist
das zweifellos eine wesentliche Voraussetzung zum glücklich sein. Bei
Wolfgang Krebs erfüllte sich dieses Zusammentreffen. Aber glücklich
konnte er durch die von ihm unverschuldeten Brüche in seiner Biografie
über einige Zeiträume hinweg wahrlich nicht sein. Sein Hobby, die Rassegeflügelzucht, half ihm diese Brüche zu bewältigen. Das kann ich als
ein ihm nahe stehender, von ihm so genannter „Jugendfreund“ ruhigen
Gewissens publik machen. Er hat mir vertraut und manches anvertraut,
was er gemeinhin für sich behielt. In unseren Briefen war er der „olle“
Wolfgang. Doch darüber im Folgenden mehr.
Wolfgang wurde am 14. Dezember 1907 in die bürgerliche Familie von
Carl Richard Krebs in Forst/Lausitz geboren und fühlte sich in dieser
Familie Zeit seines Lebens wohl, was aus Briefen, die er an seine Eltern
schrieb, zu ersehen ist.
Geflügelzuchttradition
gab es in dieser Familie
meines Wissens nicht.
Wolfgang tritt 1926 als
Züchter in den traditionsreichen
Forster
Geflügelzuchtverein
von gestreiften ZwergWyandotten ein. Dieser
Rasse hält er bis Ende
Wolfgang Krebs links, rechts Adelbert Kohlmann,
der vierziger Jahre die
in der Mitte Kurt Rother
Treue. Er war stolz da-
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rauf, dass seine Zucht im Wettbewerb „Leistung und Schönheit“ der
Reichsfachgruppe Ausstellungsgeflügelzüchter, die er ab 1937 unter anderem hauptamtlich betreute, die Registriernummer 5.000 erhielt. Dieser
Wettbewerb war eine echte Leistungsprüfung mit Führung von Legeheften und Fallnestkontrolle sowie Zuchthahnenschauen und Stammbaumzucht. Ein Vergleich der Kunstbruttauglichkeit fand noch statt. Der Aufzuchtvergleich wurde ein Opfer des Zweiten Weltkrieges. Viele Züchter
konnten allein schon aus Zeitgründen am Wettbewerb nicht teilnehmen.
Das gilt auch für die analoge so genannte Nutzprobe bei Tauben.
Im Jahr 1937 beginnt Wolfgang Krebs mit Zweitwohnung in Wilmersdorf
seinen Dienst als Sachbearbeiter bei der Reichsfachgruppe am Hafenplatz 5 in Berlin, zieht mit dieser 1938 nach Berlin W 50 in die Neue Ansbacherstr. 5, ein fünfgeschossiges Haus, in dem alle Reichsfachgruppen
untergebracht sind, um. Er „bewacht“ mit Alma Just das Vorzimmer des
Vorsitzenden der Ausstellungsgeflügelzüchter, Sturmbandführer Arthur
Riedel. Nach der Zerbombung des Hauses am 22. November 1943 arbeitete er ab Dezember im Ausweichquartier Cottbus und ab 22. Februar 1944 dann bei der Farm von Präsident Riedel in dessen Heimatort
Groß-Kölzig. Während die Damen im Gasthof logieren, fährt Wolfgang
bis Kriegsende jeden Tag von Forst aus zur Arbeit. War er bis dahin
vor allem für den Wettbewerb „Leistung und Schönheit“, die Hühnerleistungsprüfungen, die für die Zwerg-Hühner von Adalbert Kohlmann mit
betreut wurden, und die Bewertung der Zuchthahnenschauen, die im
gesamten Reichsgebiet noch bis 1944 durchgeführt wurden, zuständig,
so kamen nun Rundschreiben zur Eierablieferung, Futterberechtigungsscheine und Fußringverteilung dazu. Die ehemals Leipziger Fußringstelle
Wolfgang Krebs beim Füttern
seiner Tiere
war auch ein Bombenopfer und wurde in die Schule noch Groß-Kölzig
verlagert. Noch eine weitere Aufgabe für ihn stand damit an.
Am 16. April 1945 war Schluss in Groß-Kölzig. Riedel, der in den letzten
Tagen durch Schusswechsel ein Bein verloren hatte, ging mit Sack und
Pack, und das sei nicht weinig gewesen, wie Alma Just in einem Brief an
Wolfgang schrieb. Der saß inzwischen als „Volksstürmer“ im Schützengraben am Brückenkopf Forst.
Er wurde nach Kriegsende zunächst arbeitslos und schlägt sich mit so
genannten Sonderaufgaben durch. Alma Just schreibt dazu in einem
Brief am 13.9.1946: „Armes Krebs´chen! Sie sind nun immer noch im
Sondereinsatz, wie tuen Sie mir leid! Ausgerechnet Sie unpolitischer
Knabe!“ In diesem Brief teilt sie ihm auch mit, dass er sich an Herrn Hintermeyer wenden soll, um seine 1942 erworbene Preisrichterzulassung
wieder zu erhalten.
Bis in die letzten Tage des Krieges hatte er noch im gesamten Reichsgebiet Zuchthahnenschauen bewertet.
Eine schwere Zeit steht danach vor Wolfgang Krebs und seiner Familie.
Man musste sich irgendwie durchschlagen.
Er wird zu einem der Pioniere bei der Entwicklung der New Hampshire
in der DDR, züchtet die Rasse selbst und wird ihr Spezialzuchtrichter.
Wolfgang betreibt neben dem Geflügel seine Angora-Kaninchen-Zucht
weiter. Sein ehemaliger Tätowiermeister und Freund Erwin Strittmatter
aus Bohsdorf wird später einer der bekanntesten und erfolgreichsten
Schriftsteller der DDR. Auch mit dessen Bruder Heinrich, der den Laden
der Familie Strittmatter mit Bäckerei in Bohsdorf betreibt und mit dem
gleichnamigen Titel dreier Bücher von Erwin in die Literatur und Film-
geschichte eingeht, verbindet
Wolfgang eine lange Freundschaft.
Wolfgang hat sich riesig darüber gefreut, dass ihm Erwin
Strittmatter ein Exemplar des
Ladens mit Widmung schenkt.
Mit Heinrich, im Buch Heinjack genannt, teilt Wolfgang
das Kakteen-Hobby. Sie sind
zusammen in der Kulturbundgruppe „Kakteen und Sukkulenten“ in Cottbus organisiert.
Das war aber nicht sein einziges Hobby. Er trat auch als Zauberkünstler
auf und sammelte Münzen. Dabei konnte ich ihm zu einem Erfolgserlebnis verhelfen, was er mir hoch angerechnet hat. Er hatte eine große
Zahl von Kleinmünzen, deren Herkunft er akribisch ermittelt hatte. Diese
wollte er gern einmal ausstellen und suchte dafür ein Thema. Ich schaute mir die Sache an und hatte dabei die spontane Eingebung für das
passende Thema: „Münzfreund entlang der Hohen Straße“. Wolfgang
erhielt für sein Exponat den ersten Preis. Die Hohe Straße war ein alter
Handelsweg, der aus Sachsen über Böhmen nach Prag führte.
Im Jahr 1957 beginnt für Wolfgang Krebs ein neuer Lebensabschnitt.
Adelbert Kohlmann, holt ihn als Hauptsachbearbeiter der damaligen
Zentralen Zuchtkommission Rassegeflügelzüchter nach Berlin. Er wird
nun Untermieter in Altglienicke und hat die Gebiete Spezialzuchtgemeinschaften, Anerkannte Zuchten, Hühnerleistungsprüfung zu bearbeiten.
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„Unser RasseGeflügel“
von Wolfgang Krebs
und Horst Marks
Kleine Züchterfibel für
Geflügelzüchter
von Wolfgang Krebs
Als Fachmann war er zudem „Mädchen für alles“. Nun hat seine zweite
Zeit für die Organisation der Rassegeflügelzüchter begonnen, die bis zur
Berentung währt. Danach arbeitet er weiter von zuhause aus auf Honorarbasis bei der Betreuung der Anerkannten Zuchten und der Dokumentation der Hühnerleistungsprüfungen sowie der Zuchttierbestandserfassung. Das erledigt er mit der ihm eigenen Akribie und Zuverlässigkeit
„bis zur letzten Henne“. Als man in Berlin die Ergebnisse der HLP nicht
mehr veröffentlichte, ärgerte ihn das sehr. Er übergab dann seine Unterlagen an Dr. Carlheinrich Engelmann, mit dem er befreundet war. Dieser
hat weitere Auswertungen betrieben und zum Teil auch publiziert. Leider
sind diese wertvollen Fakten, von denen Wolfgang besonders die überragenden Leistungen der Zwerg-Hühner am Herzen lagen, wenig beachtet worden und wohl bei der Auflösung des VKSK verloren gegangen.
Gleich nach Dienstantritt hatte 1958, wie er mir schreibt, „sich vermault“,
weil die Leipziger Behörden den traditionsreichen Namen Lipsia verbo-
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ten. Er wurde dort vorgeladen, erreicht zunächst nichts und freute sich
zwei Jahre später über die Verleihung der Goldenen Nadel des Leipziger
Vereins sehr. Sein erstes „Vermaulen“ war aber schon 1939, als er gegen
die Aberkennung von angeblich leistungsuntüchtigen Rassen eintrat.
Zum 125-jährigen Jubiläum der Görlitzer Gründung hatte er als der Tradition der deutschen Rassegeflügelzucht zutiefst Verbundener eine große Veranstaltung geplant, die der VKSK nicht genehmigte, weil Görlitz
eine bürgerliche Gründung sei. Er erreicht wiederum nichts, gab aber
nicht auf, plante die Sitzung der Zentralen Zuchtkommission in Görlitz
und bat mich, vor diesem Kreis und den Görlitzer Freunden unter Leitung von Werner Zwicker, der alles perfekt organisiert hatte, eine Festrede zu halten. Das war meine erste hühnerologische Rede, inzwischen
sind es sechs geworden. Es hat uns damals keiner verzinkt. Mutig war
der Wolfgang auch.
Diese Würdigung wäre unvollständig, wenn nicht sein fachschriftstellerisches Wirken beleuchtet würde. Die große Zahl der Fachbeiträge in
Zeitungen und Jahrbüchern habe ich nicht gezählt. Sie reichen von historischen Themen über Laienfotografie des Geflügels über Rasse- und
Leistungsfragen bis zu Schauberichten. Wahrlich ein breites Spektrum!
Viele Vorträge und Tierbesprechungen kamen dazu. Kurz belichtet seien
wenigstens seine Beiträge in Monografien.
Im Collignon: „Moderne Nutzgeflügelzucht“ bearbeitete er schon vor
1945 die Zucht- und Rassefragen. Gemeinsam mit Horst Marks verfasste er die Monografie „Unser Rassegeflügel“. Dazu schrieb er mir
am 16.7. 1984 rückblickend: „Und die für 1975 geplante neue Auflage
von „Unser Rassegeflügel“ mit Zwergen erscheint aus undurchsichtigen
Gründen nicht!“ Dafür erschien von Horst Marks „Das Haushuhn“ mit
den Zwerg-Hühnern ohne den Autor Krebs, der für die geplante Auflage
schon eine komplette Auswertung der Leistungsprüfungen bei ZwergHühnern vorbereitet hatte. Die Zwerg-Hühner lagen ihm zeitlebens besonders am Herzen. So erfüllt er prompt meine bitte, in der Lehrheftreihe de VKSK die Rassekunde „Verzwergte Hühnerrassen“ als Autor
zu übernehmen und fügte hinzu: „Hoffentlich erlebe ich das Erscheinen
noch bei den derzeitigen Druckgenehmigungs- und Papierverhältnissen
und dem Liegenbleiben in Berlin beim Verband usw., usw.!“ Er konnte
es bald erleben. Für das Lehrheft „Die Rassegeflügelzucht im VKSK“
bilanziert Wolfgang die Zwerg-Huhnzucht und die Anerkannten Rassen.
Ein weiterer Blütentraum des traditionsbewussten Wolfgang Krebs reifte leider nicht. Ab Mitte der achtziger Jahre bemühten wir beide uns
still und heimlich um eine Chronik der Rassegeflügelzucht, reichten das
Manuskript mit vielen Bildern ein, bekamen aber dafür keine Druckgenehmigung von VKSK, weil unsere Darstellungen zu bürgerlich seien.
Die Staats- und Parteiführung der DDR hatte in dieser Hinsicht längst
einen Jähe Wendung gemacht, aber der VKSK wollte die Geschichte
der Rassegeflügelzucht immer noch als Teil der Arbeiterbewegung und
des antifaschistischen Widerstandes dargestellt haben. Und da gaben
wir zwangsläufig auf, weil sie das nicht sein konnte! Die von Paul Doll
verfasste Chronik kannten wir damals nicht.
Der körperlich kleine Wolfgang Krebs hat Großes für die Rassegeflügelzucht in Deutschland geleistet. Kleinen Leuten sagt man nach, sie
drängten sich in den Vordergrund, seien Giftzwerge usw. Diesem Klischee entsprach Wolfgang überhaupt nicht. Charakterliche Lauterkeit,
zuhören könne. Bescheidenheit und Sachlichkeit, aber auch ein beharrliches Dranbleiben und Fadenziehen in der Deckung, Humor und Anteilnahme waren liebenswürdige Charaktereigenschaften, die er in allen
Situationen bewies.
Um seine Gesundheit war es schon sei 1946 nicht zum Besten bestellt.
Viele Stürze und Knochenbrüche hatte er zu überstehen. Dazu kamen
dann die Plagen des Alters. In seinen Briefen an mich, bedauert er immer wieder, dass er nicht mehr Richten gehen kann. Er schreibt: „Womit
habe ich das verdient, ich habe doch immer gesund gelebt. Du kennst
ja meine Umdichtung von Wilhelm Busch: Rotwein ist für alte Knaben,
die nichts mehr zu hoffen haben. Mehr als zwei Gläser habe ich nie genossen. Anders war das bei Fritze Joppich. Und der konnte bis zum 90.
Richten gehen.“
Auf einer Dienstreise im Auftrag der EU in Irland erfuhr ich von seinem
Ableben am 18. Januar 1994, sodass ich ihm leider nicht die letzte
Ehre erweisen konnte. Zuchtfreunde aus dem Nahraum und Dietmar
Kleditsch erwiesen ihm diese Ehre. Seine haupt- und ehrenamtlichen
Weggefährten aus Berlin fehlten bei der Trauerfeier. Undank ist der Welt
Lohn!
Diesen Beitrag will ich als Dankeschön posthum an den wunderbaren
Menschen und Zuchtfreund verstanden wissen, der bisher mit rund zwei
Jahrzehnten am längsten hauptamtlich für die deutsche Rassegeflügelzucht gearbeitet und wie kein zweiter ihre Geschichte gekannt hat.
Prof. Dr. Joachim Schille
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Diplom-Landwirt Horst Marks – ein begnadeter Fachschriftsteller und Organisator
Horst Marks wurde am 14. Februar 1925 in Berlin geboren. In seiner
Kindheit kam er schon mit dem Geflügel in Berührung, da sein Vater eine
größere Geflügelzucht mit weißen Wyandotten und Emdener Gänsen
betrieb. Infolge der Kriegswirren musste er seinen Wunsch, eine eigene
Taubenzucht zu haben, zurückstellen.
Mit 17 Jahren wurde er in die Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende verbüßte Horst Marks drei Jahre Gefangenschaft in Russland. Die
gesundheitlichen Schäden, die er während der Zwangsarbeit in den
russischen Kohlegruben davon trug, konnten ihn aber nicht von der
Rassegeflügelzucht abhalten. Im Jahr 1950 legte er seine Prüfung als
Geflügelzuchtgehilfe erfolgreich ab. An der Humboldt-Universität in
Berlin studierte er Landwirtschaft. In Merbitz legte Horst Marks seine
Prüfung als Geflügelzuchtmeister ab. Das Studium der Landwirtschaft
schloss er erfolgreich mit dem Titel Diplom-Landwirt ab.
Wohl ausgerüstet mit praktischen und theoretischen Erfahrungen und
Erkenntnissen begann er 1956 seine Tätigkeit bei der „Deutschen Geflügelzeitung“ als Redakteur, später dann als verantwortlicher Redakteur.
In dieser Zeit begann er auch mit der Rassetier-Fotografie. Seine Artikel in der „DGZ“ sprachen die Geflügelzüchter aller sozialen Schichten
an. Die Artikel, die Horst Marks schrieb, waren gründlich recherchiert,
mit züchterischem Wissen und verallgemeinerten Erfahrungen anderer
Züchter angereichert und sehr verständlich geschrieben.
In seiner Bescheidenheit wollte er nie über den Züchtern stehen, sondern
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als einer von ihnen in ihrer Mitte „mit Bodenhaftung“ sein. Die Pflege der
zwischenmenschlichen Beziehungen innerhalb der Züchterscharen, sei
es auf den Geflügelausstellungen, bei Vorträgen oder bei Züchterbesuchen war sein Credo. Hier konnte Horst Marks die Züchter motivieren
und bestärken, aber auch sehr viel von ihnen lernen, insbesondere die
kleinen Kniffe, die so wichtig für das Züchten sind.
Er war selbst Mitglied und später Vorsitzender des Kleintierzuchtvereins
Mühlenbeck bei Berlin. Seine Zuchtanlage bevölkerten Diepholzer Gänse, Deutsche Legegänse, Lockengänse, weiße Zwerg-Wyandotten, Antwerpener Bartzwerge, Märkische Elstern und Griwuner Tümmler.
1965 legte er die Preisrichterprüfung ab. Seit dieser Zeit war Horst Marks
stets ein gefragter Preisrichter, da seine Urteile korrekt und richtungweisend waren. Als Obmann der SZG Wassergeflügel förderte er die Gänse- und Entenzucht durch sachliche Beratung, durch wertvolle Aufsätze,
beispielhaften Rassebildern und durch die Erstellung von Dia-Serien.
Unter seiner Leitung stieg die Mitgliederzahl der SZG auf fast 700 an.
Er verstand es, die Tagungen der SZG Wassergeflügel hervorragend zu
organisieren und die Züchter mit Hilfe seiner menschlichen Wärme und
Herzlichkeit zusammenzuführen und sie für die Vorträge und Gespräche
zu öffnen. Laut Züchteraussagen kann man sagen, dass sich die Züchter in seiner Nähe persönlich angesprochen und geborgen fühlten. Mir
selbst ging es ähnlich, als ich Horst Marks auf einem Jungzüchterforum
anlässlich der DDR-Junggeflügelausstellung in Erfurt 1965 persönlich
kennenlernte. Seine präzisen und lebhaften Worte bei der Darstellung
der Hühner- und Zwerghuhnrassen beeindruckten mich sehr. Seit diesem Zeitpunkt wurde die Rassegeflügelzucht für mich eine Lebensaufgabe.
Ein halbes Jahrhundert war Horst Marks aufgrund seiner immensen Arbeit als Fachschriftsteller der Lehrmeister für die Rassegeflügelzüchter
der DDR und nach der Wende für ganz Deutschland.
Seine Tätigkeit als verantwortlicher Redakteur der „Deutschen Geflügelzeitung“ prägte diese Zeitschrift wesentlich. Die DGZ diente als Sprachrohr für unsere Züchter.
Sie vermittelte uns in verständlicher Form Wissen und Anleitungen zum
praktischen Handeln für unsere Zuchten. Die Zeitung war ein begehrtes Blatt, das infolge von Papierknappheit während der DDR-Zeit, nicht
ausreichend gedruckt werden konnte. Horst Marks als Chefredakteur
der „DGZ“ resignierte aber nicht. Er organisierte Leserversammlungen
in verschiedenen Bezirken der DDR, um den Züchtern nahe zu sein.
Hierbei wurden die Züchter aufgefordert, an der weiteren Entwicklung
der „Deutschen Geflügelzeitung“ durch geeignete Vorschläge und Veröffentlichung von Zuchterfahrungen regen Anteil zu nehmen. Die Zeitung sollte zum Mittler aller Rassegeflügelzüchter werden. 1962 gelang
es ihm als Redakteur, die Zeitung mit farbigen Titel- und Rückblatt neu
auszustatten. Es herrschte Jubel und Begeisterung unter den Züchtern.
Leider nur für kurze Zeit, denn die staatliche Führung hatte nur ökonomische Ziele im Sinn.
Das Buch „Unser Rassegeflügel“,
das 1966 von Horst Marks und
Wolfgang Krebs erschien, wurde
ein Lebenswerk beider Autoren.
Es wurde mit seinem wertvollen
Inhalt, seiner Verständlichkeit und
seinem sehr guten Bildmaterial
zum Standardwerk der Rassegeflügelzucht. Es begleitet nun
schon mehrere Züchtergenerationen und ist heute von Sammlern
noch sehr begehrt.
Horst Marks anlässlich der Gründung
der LV-Thüringen Rassegeflügelzüchter
01.04.1990 in Arnstadt.
Seit den 60-ziger Jahren des letzten Jahrhunderts war Horst Marks als
freier Schriftsteller tätig. Ab dieser Zeit hat er für wenig Honorar Großes
für die Rassegeflügelzucht geleistet. Er verfasste Lehrbriefe im Rahmen
des VKSK (Verband der Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter) für
die Züchter und für Züchterschulungen, die gern genutzt wurden. In der
Neuen Brehm-Bücherei des Ziemsen Verlages, Wittenberg erschien eine
mehrteilige Bücherserie über Rassetauben von ihm. Die Bescheidenheit
des Verfassers kommt in den ehrlichen Quellenangaben bei der Abfassung der Bücher zum Ausdruck. Die gesammelten Züchtererfahrungen
bei seinen Züchterbesuchen und sein großer Fundus des eigenen Archivs machten die Bücher interessant und lesenswert. Sein Buch „Das
Haushuhn“ (1985 erschienen) wurde ebenfalls zum Klassiker und Ratgeber der Hühnerzüchter. Auch bei den Jahrbüchern der Rassegeflügelzüchter war er stets federführend beteiligt.
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Horst Marks machte in der Deutschen Bauernzeitung durch die Veröffentlichung mehrerer Artikelserien über die Vielfalt des Rassegeflügels
die Arbeit der Züchter vielen Lesern transparent.
sche und journalistische Arbeit. Er schrieb für jedermann verständlich.
Bei all seinen Arbeiten wurde er von seiner Ehefrau Marga liebevoll umsorgt und unterstützt.
Nach Thüringen kam Horst Marks gern,
da hier seine Hinweise und Anregungen
auf fruchtbaren Boden fielen. So entstanden z.B. ansprechende Zuchtanlagen in
Thüringen und anderen Gebieten. Mit
unserem Ehrenvorsitzenden des Thüringer Landesverbandes verband er eine
45-jährige Freundschaft. Für sein Engagement bezüglich unseres Landesverbandes wurde Horst Marks zum Ehrenmitglied des Thüringer LV und des RGZV
Arnstadt ernannt. Viele hohe Auszeichnungen wie Bundesehrenmeister u.a.
wurden ihm zuerkannt. Trotz dieser vie„Das Haushuhn“
len Auszeichnungen kann sein LebensBuch von Horst Marks
werk nicht genug gewürdigt werden. Für
uns Züchter bleibt die Erinnerung und die
Vergegenwärtigung beim Lesen seiner Bücher. Hierbei verstand er es
besonders, die Geflügelzucht mit anderen Bereichen des Lebens zu verbinden, z.B. zitierte er Auszüge von Büchern der Schriftsteller, wie Erwin
Strittmatter, Wilhelm Busch u.a., die Bezüge zur Geflügelzucht beinhalteten. Horst Marks leistete eine beispielhafte züchterische, organisatori-
Leider verstarb er viel zu früh am 8. Januar 2004. Durch seine Werke
und die Begegnungen mit ihm bleibt er uns in bester Erinnerung. In die
Geschichte der Rassegeflügelzucht wird Horst Marks als eine große
Persönlichkeit eingehen.
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Dipl.-Päd. H.-Joachim Güntherodt
Schriftreihen über Rassetauben
von Horst Marks
Christian Scheidig
Vom Los, welches die Künstler in unserer Geschichte häufig erlitten haben, dass der Wert ihres Schaffens erst nach ihrem Tode erst richtig
anerkannt wird, war Christian Scheiding als Künstler in der Zwerghuhnzucht nicht betroffen. Niemand anderes als der heute weltweit bekannte
Tierforscher und Zoologe, Professor Grzimek, schreibt in der „Geflügel-Börse
Nr. 83“ vom 15. Oktober 1929 unter „Hannoversche Köpfe“ über ihn u. a.:
„Früher brauchte man deutsche Monatsnamen anstatt des Lateinischen. Damals hieß der März Lenzing und der September Scheiding.
Christian Scheiding hat etwas vom September, von seinen überblauen,
windstillen Tagen, seiner gütigen Überfülle der Früchte des Obstes, seiner Abgeklärtheit, aber auch von seinen Stürmen… Das leicht angegraute, zurückgekämmte Haupthaar, die
hohe Stirn, die schmalen Goldränder
seiner Brille, die große und fein gebogene Nase, sie geben dem Kopf
Scheidings etwas literatenhaftes, und
schließlich ist er ja auch nicht der
Schlechtesten unter den Federfuchsern unseres Faches…“
Am 29. März 1882 wurde Christian
Scheiding als Sohn eines Kürschnermeisters in Diepholz, Niedersachsen,
geboren. Die Liebe zum Tier war ihm
gewissermaßen in die Wiege gelegt.
Sein Großvater hielt schon um 1860
Christian Scheidig
die damals in Deutschland noch recht
seltenen großen Cochin auf dem Hofe. Mit neun Jahren erhielt er die
Erlaubnis, eine Spitzhündin zu kaufen, die viele Jahre seine treue Begleiterin blieb. Sein Vater hatte aber kein Verständnis für den immer wieder
vorgebrachten Wunsch seines Jungen, Geflügel zu züchten. Mit Hilfe
seiner Mutter brachte er es aber dann doch mal zu einem Paar Lachtauben. Mit der Umsiedlung nach Hannover gegen Ende der 90er Jahre
wurden aber alle Träume wurden aber alle Träume über das Züchten von
Geflügel zerstört. Nach erfolgter Eheschließung im Jahre 1907 gab es
1908 eine Wohnung mit Garten, und die ersten Hühner in Gestalt von
Landhühnern, die aber bald gegen die ihm aus seiner Diepholzer Heimat bekannten Gold-Wyandotten ausgewechselt wurden, hielten ihren
Einzug.
Im Jahre 1910 wurde er Mitglied im Hannoverschen Geflügelzüchterverein, und es gab wieder eine andere Wohnung mit viel Brachland; ein
Kindheitstraum konnte somit Wirklichkeit werden. Gold-, Silber- und
schwarze Wyandotten, rebhuhnfarbige Italiener, schwarze Orpington,
Ramelsioher, schwarze Rheinländer und gesperberte La Fleche gaben
sich hier neben Bronzeputen, Diepholzer Gänsen und Aylesburyenten
neben- oder nacheinander ein Stelldichein. Den Dachboden bevölkerten
Deutsche Mövchen und Schautauben. Rottweiler, Dobermänner und zuletzt ein prachtvoller Schäferhund übernahmen die treue Wacht.
Aber mitten im Ersten Weltkrieg, 1916, zerstörte ein Besitzerwechsel
wieder alle Hoffnungen und Pläne, und es erfolgte der Umzug zum Bauweg 38 in Hannover-Linden. Der kleine Garten am Haus legte Zwänge
auf, die Christian Scheiding veranlassten, ganz zur Zwerghuhnzucht
über zu gehen. Diese Adresse wurde für 35 Jahre der Inbegriff der deut-
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Christian Scheidig, ein Portrait von
Kurt Zander aus dem Jahre 1926
schen Zwerghuhnzucht. Den ersten Silber-Sebright folgten 1921 rote
Zwerg-Langschan, mit denen er sich bis 1943 befasste. Er selbst betrachtete diese Zeit im Nachhinein als verloren, weil sie nicht das wurde,
was er sich erhofft hatte, obwohl er schon recht früh „v“ Blaues Band auf
eine Henne durch Arthur Wulf erringen konnte. Auf Drängen seines großen Freundeskreises begann er 1935 mit der Zucht der Butschi-Chabo.
Um ihn für die „Kleinen Grotesken“ zu gewinnen, hatten Kammersänger
Moran eine Henne und A. G. Walford einen Hahn aus englischer Zucht
gestiftet.
Nachdem er bereit bald nach dem Ersten Weltkrieg 2. Schriftführer im
Hannoverschen Verein geworden war, rückte er 1922 zum 1. Schriftführer auf. Im SV der Zwerg-Langschan-Züchter wurde er 1921 zweiter
und 1925 erster Vorsitzender. Als 1925 unter der Regie von Kammersänger Moran der Club der Chabo-Züchter gegründet wurde, übernahm
Herr Moran das Amt des 1. Vorsitzenden wegen seines hohen Alters
nur für ein Jahr unter der Bedingung, das Christian Scheiding ihn nach
Jahresfrist ablösen sollte. Um diese Zeit wollte Emil Schachtzabel ihn
schon gern zu Preisrichter machen, er musste aber ablehnen, weil ihn
sein Beruf voll in Anspruch nahm, und zum anderen füllte die ehrenamtliche Tätigkeit als Schriftführer des Hannoverschen Geflügelzüchtervereins ihn reichlich aus, besonders die Vorbereitung und Durchführung der
Junggeflügelschau. Etwa 10 Jahre später wurde er es aber doch unter
Zwang, und zwar auf Betreiben der Reichsfachgruppe: Im Gegensatz
zur RFG stand er auf dem Standpunkt, das gerade der Vorsitzende eines
Sondervereins in Streitfragen um die Bewertung neutral sein sollte.
Hatte ihm der Umzug zum Bauweg die Flügel für züchterische Arbeit in
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großem Rahmen stark beschnitten, so
wurde nun Zeit für die volle Entfaltung
seiner schriftstellerischen Begabung
frei. Kaum jemand anderes verstand
es wie er, künstlerische Fähigkeiten
in der Wiedergabe seines liebvoll zusammengetragenen Gedankengutes
in Wort, Bild und Schrift für die so geliebte Zwerghuhnzucht einzusetzen.
Als Autor etlicher Broschüren und einer Vielzahl von Abhandlungen in der
Fachpresse wurde er sozusagen zur
Lokomotive eines Triumphzuges der
deutschen Zwerghuhnzucht in dem
unermüdlichen Bestreben, Die Gesellschaftsfähigkeit unserer Freizeitbeschäftigung zu festigen und anzuheben.
Das feinsinnige Kunstverständnis war ihm wohl auch mit in die Wiege
gelegt worden, denn der Verwaltungsbeamte des gehobenen Dienstes
Christian Scheiding hatte als junger Mann das Konservatorium besucht
und spielt über 10 Musikinstrumente darunter Geige, Schlagzeug, Trompete und Xylophon. Mit 18 Jahren hat er im Kappelsaal der Stadthalle
in Hannover ein Xylophon-Solo in einer 45-Mann-Kapelle gespielt. Im
Jahre 1905 war er Schlagzeuger im Königlichen Kurorchester auf Norderney. Während des Ersten Weltkrieges wurde er zeitweilig vom Militärdienst beurlaubt, um als Schlagzeuger im Orchester der Hannoverschen
Staatsoper an über 100 Opernaufführungen mitzuwirken.
Zwei aufgelegte Bände, des
Autors Christian Scheidig,
über die „Chabos“
In der Begabung zum Malen und Illustrieren lag seine besondere Stärke
im Kopieren alter flämischer Meister wie Breughel, van Gogh, Rubens,
aber auch andere Künstler wie Cenzanne, Liebermann, Leibl, Franz
Marc, Corinth, Monet, Degas, Velàzquez u. v. m. wurden von ihm vornehmlich im Auftrag großer Museen kopiert.
Die Wirren des Zweiten Weltkrieges und der folgende totale Zusammenbruch legten das gesamte Ausstellungswesen lahm, zerstörten wertvolle
Zuchten und ließen die Zucht auf ein Minimum zusammenschrumpfen.
Auch in der Familie Scheiding musste man sich nach dem Krieg zeitweilig das Futter für die Lieblinge – die Butschi-Chabo – vom Munde absparen. Aber nach der Währungsreform ging es wieder aufwärts. Christian
Scheiding löste Heinrich Trage im Amt des 1. Vorsitzenden des Hannoverschen Geflügelzüchtervereins ab und leitete damit eine neue Ära der
Deutschen Junggeflügelschauen auf dem Messegelände ein, in deren
immer glanzvoller Gestaltung er seine Lebensaufgabe sah. Als Vorsitzender des Verbandes der Zwerghuhnzüchtervereine lagen die Geschicke der deutschen Zwerghuhnzucht bei ihm in guten Händen. Als Krönung aller vergebenen Auszeichnungen wurde ihm am 18.Oktober 1952
der Titel „ Ehrenmeister der Deutschen Rassegeflügelzucht“ verliehen.
Christian Scheiding blieb seinem sich selbst für unsere Zwerghuhnzucht
gestellten Leitspruch „Immer weitergehen – nicht stehen bleiben“, treu.
Er vertrat die Meinung, dass man Fachbuchautor und Preisrichter nur
dann mitreden kann, wenn man eine Rasse selbst erlebt hat. So zog
er neben seinen Chabos jedes Jahr eine andere Zwerghuhnrasse auf.
Die Tiere wurden im Herbst dann verschenkt oder dem Bruteierlieferanten zurückgegeben. Bis zur Vollendung seines Lebensweges am 18.
Die beiden Bücher
„Unsere Zwerghühner“ und
„Die Zwerghühner“
stammen aus der Feder von
Christian Scheidig
September 1960 stand er souverän über den Dingen, auch als er sich
nicht mehr verstanden fühlte. Sein schriftstellerischer Nachlass aber
wird weiterleben und auch noch, wenn ein neues Jahrtausend unserer
Zeitrechnung anbricht, für die dann lebende Generation manchmal ein
Wegweiser und somit begehrtes Antiquariat sein.
Willi Köster
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Richard Grebner – Thüringer Geflügelzüchter und Maler
Richard Grebner wurde 1934 in Roßdorf/
Rhön geboren. Bereits in der Grundschule
wurde sein Talent als Maler erkannt. Ab 1950
erlernte er dann auch diesen Beruf, den er
sein gesamtes Berufsleben ausübte. Bereits da nutzte er seine Freizeit um Bilder zu
malen. Seit seinem beruflichen Ruhestand
ist das Malen von Rassegeflügelbildern, Figuren und Landschaftsbilder in den Vordergrund getreten.Dabei nutzt ihm seine starke
Bindung zur Rassegeflügelzucht. 1952 wurde er Mitglied im örtlichen RassegeflügelRichard Grebner
zuchtverein und begann mit der Zucht von
Zwerg-Langschan. Im Jahre 1960 begeisterten ZF Grebner Wyandotten
in silber-schwarzgesäumt. Zunächst züchtete er diesen Farbenschlag
in der Zwergform und später wechselte er zu den großen Wyandotten.
Bereits 1962 wurde er Mitglied in der Sonderzuchtgemeinschaft des
ehemaligen VKSK und ist heute im Sonderverein der gesäumten Wyandotten organisiert. Auf Bundes-, Landes- und Sonderschauen errang er
mit seinen Tieren viele hohe Auszeichnungen. Auch als Funktionär war
ZF Grebner 10 Jahre als 1. Vorsitzender und 6 Jahre als 2. Vorsitzender
im Geflügelzuchtverein Roßdorf tätig.
Seine Leistungen im Verband wurden mit der Ehrenmitgliedschaft im
Sonderverein, der Bundesehrennadel in Gold, der Ehrenspange in Gold
und dem Kulturpreis des Landesverbandes Thüringer Rassegeflügelzüchter geehrt.
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Neben einer Vielzahl von Rassebildern für Vereine und Zuchtfreunde hat
ZF Grebner 18 Bilder und 15 Figuren für das Deutsch Geflügelmuseum gemalt und somit sein Wirken den Besuchern des Museums auch
zugängig gemacht. Aber auch eine langjährige Freundschaft verbindet
Günter Schneider und Richard Grebner.
Wir wünschen unserem Zuchtfreund Richard weiterhin alles Gute und
noch viele schöne Bilder und Figuren von unserem Rassegeflügel.
Hubertus Rothamel
Thüringer Porzellan bemalt von Richard Grebner
Bild mit silber-schwarzgesäumten Wyandotten gemalt von Richard Grebner
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Maler Boris Reimer
Tauben sind oft seit Kindheitstagen Wegbegleiter vieler Menschen. Das
Elternhaus oder des Nachbars Tauben auf dem Dach waren der Stein
des Anstoßes. Die Liebe zu diesen Lebewesen ist die Voraussetzung
sich mit Tauben zu beschäftigen. In meinen vierundfünfzig Jahren der
Haltung und Zucht von Tauben, lernte ich viele Liebhaber kennen. Es
entstanden sehr enge Züchterfreundschaften. Uns Züchter eint die
Freunde und Schönheit dieser Tiere, die Selektion und Zucht angestrebter Ideale. Dass diese Freizeitarbeit, die wir mit Beständigkeit, Zielstrebigkeit und manchmal mit Besessenheit betreiben, langwierig ist, weiß
wohl jeder. Wie von einem Virus befallen, kommt man nicht mehr davon
weg. Unser Hobby tut uns einfach gut.
Einer meiner an Freundschaftsjahren jüngsten Freunde ist Boris Reimer,
ein Kunstmaler und Pfautaubenzüchter. Im Jahre 2003 lernte ich ihn
auf einer Ausstellung
kennen. Er wurde am
14.07.1954 in einer
deutschen Siedlung
im Kulundakreis, einem Steppengebiet
Sibiriens
geboren.
Seine Großeltern, als
Wolgadeutsch
bekannt, wohnten einst
an der Wolga in der
Nähe von EkaterinMaler Boris Reimer an seinem Stand anlässlich einer burg. 1912 folgten sie
LV Schau in Erfurt
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einem Aufruf der zaristischen Regierung Russlands, als freie Landarbeiter eigenes Land zu erwerben und zu bewirtschaften. Die unbesiedelten
weiten Gebiete Sibiriens boten alle Möglichkeiten dazu. In den folgenden Jahren siedelten Plattdeutsche, Schwaben, Ukrainer, Letten und
Weißrussen freiwillig um. Weit hinter dem Ural in der Kulundasteppe im
grenznahen Gebiet zu Kasachstan wurde die Familie Reimer ansässig.
Die nächst größere Stadt war Nowosibirsk. Aus ehemaligen Landarbeitern entwickelten sich Kolchosbauern. Während des 2. Weltkrieges
wurden die entstandenen Siedlungsdörfer nochmals umstrukturiert. Nun
wurden alle an den Wolgagebieten lebenden Deutschen zwangsumgesiedelt. Man sah in den dort lebenden Deutschen eine Verbindung zur
deutschen Wehrmacht und somit könnte eine neue Front von hinten
entstehen. Alle Deutschen wurden in einem Dorf oder mehreren Dörfern
zu wohnen gezwungen. So konnten die Russen eine bessere Kontrolle
über sie ausüben. Von nun an war auch die deutsche Sprache streng
verboten.
Boris Reimer wuchs in den fünfziger Jahren mit mehreren Geschwistern in einer Großfamilie auf. Sein Vater war Schmied in einem Landwirtschaftsbetrieb und seine Mutter in der Landwirtschaft tätig. Bereits als
Kind malte Boris gerne.
Auch die Tauben hatten es ihm sehr frühzeitig angetan. Von einem Onkel, jüngster Bruder seines Vaters, bekam er die ersten Wolgatümmler
und Pfautauben. Tauben waren in Russland sehr beliebt, aber auch
selten. Wenn mal was zum Verkauf angeboten wurde, erhielt erst Boris
diese Nachricht.
Nach der Schulzeit absolvierte er einen zweijährigen Wehrdienst in der
Roten Armee. Ein fünfjähriges Fernstudium folgte an der Volksuniversität
für bildende Kunst bei Professor Jesutow in Moskau. Durch ein Studium
garantierte der Sowjetstaat einen Arbeitsplatz. Als Kunstmaler und Designer für dekorative Malerei beendete Boris sein Studium.
Ölgemälde, Bleistiftskizzen, Porträts, Blumen und Landschaften waren
seine Spezialgebiete.
Nach der politischen Wende in Europa und der Sowjetunion erhielt die
Familie Reimer 1990 das Ausreisevisum nach Deutschland. Sie wohnen in Hamm/Westfalen. In einer Gartenanlage baute Boris einen kleinen Taubenschlag. Ihn faszinierte wieder die Pfautaubenzucht. Dabei
lernte er seine ersten deutschen Freunde Werner Kerßebaum und Ottfried Schmidt kennen, welche ihn auch mit Pfautauben unterstützten.
1992 trat er dem Geflügelzuchtverein in Hamm bei. 1998 kaufte Boris
ein Grundstück, baute ein Haus und errichtete eine Zuchtanlage für
Pfautauben. Nun konnte er sich auch wieder als freischaffender Künstler seiner Malerei widmen. Seine Malerei beherrscht er vorzüglich. Die
Pfautauben animierten ihn auch Tauben zu malen. 2003 trat Boris in
den Zentralen Pfautauben-Club von Amerika (CFC) Gruppe Europa
ein. Etwa zwei Jahre später in den Sonderverein der Pfautaubenzüchter Deutschlands. Schnell wurde Boris Reimer unter Züchtern bekannt,
seine Bilder hoch geschätzt. Für viele Zuchtfreunde malte er besonders
gern Pfautaubenbilder, aber auch Porträts von Familienangehörigen und
Freunden, Landschaftsbilder, Blumenbilder und vieles mehr. Eine sehr
weit gefächerte Kunstpalette. Den Kontakt zu russischen Taubenfreunden pflegte er auch weiter. Durch ihn wurden viele Tauben nach Russland
vermittelt. Selbst ein alter Freund von Boris, der ehemalige Gouverneur
Ölgemälde von Boris Reimer aus dem Deutschen Geflügelmuseum
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Ölgemälde von Boris Reimer aus dem
Deutschen Geflügelmuseums
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von Sibirien profitierte von
seinen Tauben und Bildern.
Seine Bemühungen um die
weißschwänzigen Pfautauben
der seltenen Farbenschläge
rot, gelb, blaufahl, milky und
andalusier, verhalfen ihm unter viel Zeit und Geduld zu
respektablem Erfolg. Seine
Malerei ist von immer neuen Ideen geprägt. So konnte
auch das Deutsche Geflügelmuseum in Viernau/Thüringen
seine Kunstsammlung mit vielen Bildern vom Künstler Boris
Reimer erweitern. Besonders
beeindruckend ist eine Kopfstudienserie von Hähnen. Ein
Bild mit grünen Pfautauben
in allen Zeichnungsvarianten
soll züchterische Anregung
bieten. Vielleicht gelingt es
eines Tages genetisch grüne
Tauben zu züchten. Die Natur
gibt uns das Machbare vor.
Ein Porträt vom Museums-
gründer Günter Schneider gilt als gelungenes Kunstwerk. Zu jedem
Gemälde gehört eine Geschichte mit künstlerischem Hintergrund. Sein
Namen und seine Bilder bilden einen festen Bestandteil im Museum in
Viernau. Der Ideenreichtum scheint unersättlich und seiner Phantasie
lässt Boris oft freien Lauf. Diese Art von Kunst ist nicht immer für jeden
verständlich. Jedes Jahr im Januar zur großen CFC-Show stiftet er ein
Bild als Kreativ-Preis von einer besonders schönen Pfautaube in Farbe
oder Zeichnung. 2004 hatte ich das Glück, einen Kreativ-Preis zu gewinnen. So mancher erfreut sich an so einem Preis. Selbst besitze ich zwei
Blumenbilder, sechs Pfautaubenbilder und ein eigenes sehr natürliches
Porträt.
Möge dem Künstler und Pfautaubenfreund Boris Reimer noch recht lange seine Gesundheit Wegbegleiter sein. Mit geschultem Auge und ruhiger Hand muss er noch vielen Freunden und Interessenten die schönste
Bilder malen.
In seinem Atelier im Dachgeschoss seines Hauses schlummern noch
viele Zeichnungen, angefangene und vollendete Bilder.
Die Bedingungen zum Malen sind nicht immer optimal. Im Sommer zu
warm und im Winter zu kalt. Einige Bilder werden nur in der Gruppe zu
einem Ensemble wirksam. Für Herbst 2011 bereitet Boris schon jetzt
eine eigene Ausstellung seiner Kunst in Hamm vor.
Zu diesem Höhepunkt wünsche ich alles Gute, eine glückliche Hand und
recht viel Gesundheit.
Rüdiger Elzer
Malerin Jitka Janska
Die Malerin Jitka Janska stammt aus
Westböhmen aus der Stadt Pilsen, wo
sie heute ihr Rentenalter genießt. Schon
von Kindheit an malte sie gerne. Die Lehre absolvierte sich im Betrieb Skoda in
Pilsen, als Literatmalerin. Zugleich besuchte sie die Volksschule der Kunst als
interessante Tätigkeit.
Nach der Ausbildung arbeitete sie in der
Möbelindustrie. Später als Beschreiberin von Lokomotiven. Nach dem Mutterschaftsurlaub war sie im Betrieb-Le-
bensmittel Pilsen tätig, wo ihr Arbeitsinhalt die Bildung der Reklame und
die Literatmalereien waren. Diese Arbeit machte sie auch nach der politischen Wendung im Jahr 1989. Jedoch arbeitete sie selbstständig-privat
bis zu ihrer Altersrente. Neben ihrer hauptberuflichen Tätigkeit malte sie
auch gerne. Auch heute malt sie noch im weiten thematischen Darstellungsfeld. Sie malte besonders gern Motive wie die Landschaft, Natur,
Pferde und kleine wirtschaftliche Tiere.
Im Geflügel-Museum in Viernau sind 75 Bilder von Jitka Janska zu sehen.
Ing. Frantisek Slepicka
Jitka Janska
Viele Ölgemälde von Jitka
Janska zieren die Wände
im Deutschen Geflügelmuseum in Viernau, wie z.B.
Ruhlaer Zwerg-Kaulhühner
Brünner Kröpfer und
Thüringer Goldkäfertaube
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Das Schnitzen in der Thüringer Rhön
Das Klima der Rhön bietet für die Landwirtschaft keine günstige Voraussetzung. Reiche Niederschläge, vor allem im Sommer und zahlreiche
Rhönnebel, zeitige Fröste und früher Schneefall, in den höheren Lagen
meist schon im Oktober bis in den Mai hinein, lassen dem Bauern in der
Hohen Rhön im allgemeinen nur fünf Monate schnee- und frostfreie Zeit
für Aussaat, Wachstum, Reife und Ernte. Auch der Boden selbst ist in
der Rhön für den Ackerbau ungünstig.
Die Rhön erwarb sich ihren Ruf als Schnitzerland vor allem durch die
Herstellung von Gebrauchsgegenständen aus Holz und kleinen geschnitzten Figuren. Diese für die Rhön charakteristische Schnitzerei beruht auf dem einstigen Holzreichtum der Landschaft. Wirtschaftliche Not
zwang die Bewohner, eine aus Neigung zu volkkünstlerischen Schaffen
erwachsene Handfertigkeit zur Erwerbsbeschäftigung zu machen. Gebäck- und Blaudruckmodel zeugen von der Formsicherheit, mit der die
Schnitzer im ausgehenden 18. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Holzegative und Druckstöcke zumeist aus Birnbaumholz
schnitten.
Im Gegensatz zu anderen Gebieten, in denen das schnitzen als Existenzgrundlage auf eine mehrhundertjährige Überlieferung zurückgeht
und mit dem Leben dieser Menschen fest verbunden ist, sind die Bindungen der Rhönbewohner an ihre Schnitzerei von jeher viel loser gewesen.
Als Anfang des 19. Jahrhunderts die Hausweberei nicht mehr lohnte und
die Not der Weber sich ständig steigerte, gingen viele von ihnen zur
Holzschnitzerei über, die zunächst ertragreicher zu sein schien.
Auch von der Feierabendschitzerei des Erzgebirges unterscheidet sich
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die Art der Rhönschnitzerei. Während in den erzgebirgischen Bergbaugebieten wirtschaftliche Gesichtspunkte nicht so stark in den Vordergrund traten und der freien schöpferischen Gestaltung mehr Raum
gegeben war, standen die Rhönschnitzer von jeher unter dem Zwang
zu produzieren und mit ihrer Schnitzerarbeit den Lebensunterhalt zu sichern.
Im auslaufenden 18. Jahrhundert erkannten Pfeifenfabrikanten und geschäftstüchtige Verleger das große Angebot billiger Arbeitskräfte in der
Rhön und nutzten es zu Herstellung von Pfeifenköpfen. Diese wurden
anfangs glatt und schmucklos hergestellt, seit Beginn des 19. Jahrhunderts mit verschiedenen Reliefschnitzereien versehen. Jagdmotive und
bis zur Gegenwart typisch für die Bauernpfeifen aus der Rhön.
Der Vertrieb der in Hausindustrie und Werkstätten hergestellten Schnitzereien geschah, wie in der Zeit von 1850 auch noch in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts, zum größten Teil durch Hausierer, die die
Artikel in der „Kötze“ oder im Schubkarren nach den umliegenden Orten brachten und sie dort in Gasthäusern und auf Märkten verkauften.
Die Bedeutung des Hausierers darf für den Absatz der Rhönschnitzerei
nicht unterschätzt werden. Noch in den Jahren nach dem ersten Weltkrieg – vereinzelt sogar bis um 1950 – suchte man Absatzschwierigkeiten durch Hausierhandel zu überwinden. Die 1878 in Empfertshausen
gegründete Schnitzschule trug angfangs dazu bei, die Schnitzer in ihrem
wirtschaftlichen Existenzkampf zu unterstützen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts förderte die Schule durch systematische Unterrichtsstudnen
im Zeichnen, Modellieren und schnitzen die volkskünstlerische Gestaltung und trug zeitweise zur Veringerung der Kitschproduktion bei. Im
Kampf um Absatz und gute Gestaltung wurde die Schnitzschule Mitte
der 30er Jahre erneut ins Leben gerufen, um den Lehrlingen und älteren
Schnitzern eine gründlichere handewerkliche Ausbildung zu vermitteln.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde von einigen fortschrittlichen Menschen die
erneut einsetzende Kitschproduktion bekämpft und man zeigte den Weg
auf zum gestalterischen Kunsthandwerk.
Mit der Neugründung der Staatlichen Schnitzschule in Empfertshausen,
die 1952 als Fachgrundschule für angewandte Kunst weitergeführte
wurde, begann erstmals in der Rhön eine systematische Ausbildung
junger Menschen für den Beruf des Holzgestalters.
Unter diesen Bedingungen ist eine Generation herangewachsen, die
nicht mehr um geringen Verdienst billigen Vorlagen gewinnsüchtiger
Großhändler kopieren muss, sondern als Facharbeiter, Bildhauer oder
Industrieformgestalter neue Formen des Kunsthandwerks für die Bedürfnisse der Menschen schafft. Im Jahre 1973 wurde infolge einer Zentralisierung der Berufsausbildung die gesamte Holzbildhauerausbildung und
die Erwachsenenqualifizierung der DDR nach Empfertshausen verlegt.
Damit begann eine beachtliche Erweiterung des Lehrbetriebs. Die Zahl
der Lehrlinge nahm um das Dreifache zu. Auch Meisterprüfungen wurden nun wieder durchgeführt. In den folgenden Jahren bis 1990 konnte
die Ausbildung in Empfertshausen ungestört verlaufen. Als sich jedoch
im Frühjahr 1990 die Auflösung des VEB Rhön-Kunst abzeichente, war
das Überleben der Einrichtung in Gefahr. Durch die Beharrlichkeit der
Lehrkräfte und einiger anderer verantwortlichen denkender Personen
wurde die Berufsausbildung für Holzbildhauer im Empfertshausen fort
gesetzt. Aus der Empfertshäuser Ausbildungsstätte ist seit ihrem Beste-
hen eine Vielzahl von Facharbeitern, Bildhauern, Pädagogen und Restauratoren hervorgegangen. Sie haben in verschiedenen künstlerischen
Arbeitsbereichen auf nationaler und internationalen Ebene gewirkt.
Die Schnitzer in der Thüringer Rhön wurden früher etwas belächelt. Heute hat man dort hervorragende Facharbeiter, Meister ja Künstler. Wie in
jedem Beruf gibt es auch in der Rhön Kunsthandwerker die ihrem Beruf
alle Ehre machen. Bei mir im Geflügel-Museum sind viele solche Kunsthandwerke aus der Rhön zu sehen. Auch die Abbildungen in diesem
Heft zeigen einen Teil davon.
Günter Schneider
Geschnitztes Wandbild mit Hamburger Hühnern in Silberlack von Arno Stichling
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Rassegeflügelzüchter und Hobbyschnitzer Arno Stichling
Arno Stichling, Wechmar Kreis Gotha geb.
am 21.12.1909 gestorben am 06.07.1989
Züchter von Laufenten, Rhodeländer,
Amrocks, Zwerg Sussex bunt, Thüringer
Kröpfer.
Arno Stichling hatte sich in Abendlehrgängen als Freizeitbeschäftigung das Schnitzen erlernt. Unter seinen geschickten
Händen entstanden viele Geflügelfiguren.
Vor allen Kröpfer in allen Varianten hat
er geschnitzt. Aber auch Ehrenpreise für
Arno Stichling
Geschnitze und bemalte Kunstwerke von Arno Stichling
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viele Vereine, Teller und Wandbilder kamen aus seiner Hobbywerkstatt.
Noch heute sind seine Stücke bei Sammler und Züchter gesuchte Artikel. In vielen Thüringer Vereinsheimen sind seine Nachlässe zu bewundern. Er war einer von uns und soll nicht vergessen werden.
Günter Schneider
Zuchtfreunde und Förderer die beim Aufbau und der Ausgestaltung des Deutschen Geflügelmuseums
Vorbildliches geleistet haben.
Bodo Fahr
Brieselang
Dietmar Fennel
Radevormwald
Kurt Fork
Bad Salzungen
Hans-Jörg Hausemann
Zella-Mehlis
Achim Heller
Fambach
Manfred Langenhan
Zella-Mehlis
Peter Müller
Hamburg
Helmut Wolfermann
Frankfurt am Main
Blick in den Museumshof des Deutschen Geflügelmuseums in Viernau mit dem Emil Schachtzabel-Denkmal