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INTERIORS COTTAGE AM MEER DER LONDONER INNENARCHITEKT PHILIP WAGNER VERLIEBTE SICH IN EINEN EHEMALIGEN KUHSTALL IN SUSSEX - UNO GESTALTETE HN ZU EINEM MARITIMEN WOCHENENDHAUS UM Wer einmal in London gelebt hat, weifè, wie schnell man als Mieter einer win/igen Wohnung zu maximalen Preisen Sehnsucht nach dem Landleben versplirt, nach stundenlangen Spaziergàngen ani Meer, kuscheligen Schlafzimmern fiir Freunde und Stauraum fiir die stetig wachsenden Biicherstapel. Den Traum eines Wochenendhauses haben sich in den vergangenen 30 Jahren viele Londoner erfullt — und so sind tausende von ehemaligen Bauernhòfen, Fischerhùtten und Manor Houses der umliegenden Grafschaften in idyllische Riickzugsorte verwandelt worden. Mit dem Ergebnis, dass die Immobilienpreise auf dem Land àhnlich horrend sind wie die in der Hauptstadt. Strohhiite, alte Paddel, Regenschirme und ein alter Picknickkorb schaffen schon in der Halle Ferienstimmung. INTERIORS Auch der britische Architekt Philip Wagner und scine zu investieren — sei es auch noch so klein. Philip schwedische Frau Lisskulla fuhren jahrelang nach machte sich irn Internet auf die Suche und zog dann einer hektischen Arbeitswoche iiber das Wochen- sechs Objekte in die engere "Wahl. Prompt verliebte ende an die Siidkuste des Landes und iibernachteten er sich in das unscheinbarste Haus von allen - in mangels einer eigenen Bleibe in Hotels. Schlieislich einen ehemaligen Kuhstall in East Sussex aus den beschlossen sie vor zwei Jahren, in ein eigenes Haus 1930er Jahren, unweit der See, inmitten von Feldern. 1NTERIORS Philip und seine schwedische Frau Lisskulla genieBen lange Spaziergànge am nahe gelegenen Meer und das Idyll ihres kleinen Gartens. Philip hat sofort nach dem Erwerb des reetgedeckten Hauses weìBe Rosen gepflanzt - seine Lieblingsblumen. Alte Taue, Fisch- und Hummerkorbe schmiicken den Eingang. Es war ein typischer Fall far das, was die Briten so gutem Zustancl, und ich musste zum Gliick nicht erst unnachahmlich mit dem Ausdruck ,,hidden charms" Wassedeitungen legen oder ahnlich aufwandige beschreiben, Arbeiten organisieren", erzàhlt der Architela. Als Profì erkannte er sofort das Potenziai cles idyllischen ,,Der Stali war bereits 1990 in ein Wohnhaus um- Hauschens uncl liefè sich auch nicht ciavon abschre- gebaut worden, deshalb befand sich das Reetdach in cken, dass das Interieur nur wenig Charme besa13. INTERIORS 22 INTERIORS Der Lieblingsraum von Philip und Lisskulla ist der Salon. Mit seiner hohen Decke, dem Ventilator und den groBen Terrassentiiren ist er auch im Sommar angenehm luftig. Die Regale wurden von einem ortlichen Tischler nach Mal* eingebaut und bieten endlich den vielen Biichern des Paares Platz, die mangels Stauraum zehn Jahre in Kartons untergebracht waren. Ein ehemaliger Wàschekorb wird heute als Beistelltisch benutzt. Das Sofà und der Sisalteppich stammen von Ikea, die beiden Sessel von einem Pariser Flohmarkt. INTERIORS Philip Hebt kleine Tische, auf denen er Lampen und Trouvaillen vom Flohmarkt arrangiert. So IteB er einen ehemaligen Schlachtertisch bemalen und kombinierte ìhn mit eìnem Spiegel und einer Lampe aus Paris. Die Mini-Wendeltreppe aus Bronze entdeckte er auf eìnem englischen Antìquitàtenmarkt. INTERIORS Prunkstuck des hellen Esszimmers ist ein FlaschenregaI aus einem Pariser Restaurant, das als Anrichte benutzt wird. Der Rettungsring erinnert an die Nàhe des Meeres und kontrastiert mit dem fìligranen Kronleuchter. In der Ecke griiBt ein britìscher Holzboy. Auch tur diesen Raum wurden Ikea-Stùhle von Sarah Patey patiniert. 25 INTERIORS ,,Die Aufteilung der Ràume war einfach ideai und ich wusste, dass die historische Substanz nur darauf wartete, in Szene gesetzt zu werden." Philip Wagner kam zugute, dass er als studierter Architekt technische Problema schnell lòsen, und mithilfe von Freunden aus der Branche auch mit einem beschrànkten Budget Lòsungen nach Mafé fur eìn ganz individuelles Wochenendhaus umsetzen konnte. Der neue Hausherr legte die ursprùnglichen hohen Decken frei, sodass der Blick beute auf die bis dahin schamhaft versteckten Eisentràger fallt; der Salon wurde mit Holz verschalt und diesem dann ein kunstvoll verwitterter Look gegeben. Philip liefè auch eine FuEbodenheizung verlegen und zusàtzliche Fenster einbauen, um das Haus heller zu machen. ,,Die Kùche musste ich zwar neu strukturieren, um clen Platz optimal zu nutzen, aber die bereits vorhandenen Kùchenschranke habe ich behalten und bemalen lassen", verràt er. Die einzige grolSere Investition in der Kùche war ein neuer Landhausherd - allerdings in Edelstahl, der dem kleinen Raum einen glamouròsen, modernen Touch gibt. Nach diesen grundlegenden Arbeiten an der Struktur des Hauses kam die schònste Phase fur den professionellen Inneneinrichter: Die Gestaltung der vier Schlafzirnmer, des Salons und cles Esszimmers, INTERIORS INTERIORS Dieses Gàstezimmer wurde sparsam, afoer dekorativ eingerichtet. Auf einem ehemaligen Trockenregal fiir Àpfel hat Philip ein Segelboot, Biicher und Fundstiicke vom Flohmarkt dekoriert. Die romantische Bettwàsche stanimi von Ikea. Philip ging in Frankreich und England auf die Suche nach Tischen, Stiihlen und ungewòhnlichen Objekten, um dem Haus eine Atmosphàre zwischen Shabby Chic und Modern Country zu geben. ,,Ich wollte fiir dieses bescheidene Cottage keine pompòse Dekoration inszenieren, sondern mit Elementen des franzòsischen und schwedischen Landhausstils ein entspanntes Gefuhl wie in NeuEnglancì schaffen." ,,Auf manchen Flohrnàrkten bin ich geradezu in einen Kaufrausch geraten, als ich nach Sachen fur das Cottage suchte." Besonders auf der gròfèten Antiquitatenmesse Sùdenglands, in Ardingly, fand er viele Objekte, die dem Haus beute seinen ganz besoncleren Charme geben. Abgesehen von diesen romantischen Shoppingtrips auf beiden Seiten des Àrmelkanals kaufte er viele Mòbel da, wo auch Normalsterbliche heute ihre Einrichtung aussuchen: bei Ikea. Um clen schwedischen Massenmòbeln eine individuelle Erscheinung zu geben, lìeJS Philip Wagner sie von der befreundeten Dekorationsrnalerin Sarah Patey patirneren. Nach dieser Behandlung fugten sie sich harmonisch in die Sammlung ungewòhnlicher Konsolen, Kòrbe und Lampen mit geschwungenen Fufèen ein, die Philip auf Antiquitatenmarkten oder so genannten Garage Sales gefunden hatte. . • '.••-.:-. INTKR1OHS BfRDS 30 Der Architekt war sich der Gefahr bewusst, dass Hau- letzte Deta.il bewusst durchdacht. HAlle diese Meeres- ser mit einer groJSen Sammlung von alten Objekten objekte sollen lediglieli daran erinnern, dass dies hier ani Ende wie ein Trodelladen aussehen kònnen, und ein Ferienhaus ist - denn benutzt werden sie nicht hielt sich an eine thematische Leitlinie: den Bezug mehr", sagt der Hausherr. Besonders Stolz ist er auf zum Meer. So schmucken Bootspaddel, Holzschiffe, ein verwitteites Tau, das er bei einem Spaziergang arn Rettungsringe und Fischerkórbe Wànde und Regale Strand fand und vor der Hausfassade zu einem orga- der gemùtlichen Zimmer - und das Haus wirkt bis ins nischen Kunstwerk zum Nulltarif umfunktioniert hat. INTERIORS Das Londoner Paar hat sich cten Garten mit gìtnstigen Korbstiihlen, einem alten Tisch aus Frankreich und einem grofien Sonnenschirm als Sommersalon eingerichtet. In der Mitte steht Philips Traumstiick - ein Ruhebett, das er in einem StraBenverkauf fand. Heute ist Philips Cottage zu einem beliebten Und wenn im Sommer die Sonne ùber dem Meer Treffpunkt seiner Freunde geworclen, die stunden- aufgeht, Lisskulla im Garten die Kissen auf den lang in der Kùche sitzen, gemeinsam Beeren Korbsesseln verteilt und ein Freund den tradi- verlesen tionellen HUnsere und neue Fischrezepte ausprobieren. Besucher spùren, dass das Cottage mein liebster Platz auf der ganzen Welt ist. Jeder, der hier Stapel Sonntagszeitungen vorbeìbringt, vergessen alle Caste, dass das Londoner Groféstadtleben nur ein paar Autostunden entfernt ist. die Tur aufmacht, fuhlt sich sofort in den Ferien." 31