Rundflug über die Bahamas WGT 2015 Bahamas
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Rundflug über die Bahamas WGT 2015 Bahamas
Rundflug über die Bahamas WGT 2015 Bahamas FOTO 10_Flugzeug Flugkapitän: Guten Tag meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Flugkapitän. Herzlich Willkommen auf dem Flug von Freeport über Nassau nach Matthew Town auf der Insel Inagua. Wir werden in fünf Minuten starten. Ich bitte die Teilnehmer der Studienreise bei den Zwischenstopps sitzen zu bleiben. Die anderen Fluggäste verlassen bitte zügig an ihrem Ankunftsort das Flugzeug. Die Außentemperatur beträgt 24° C, die Sicht ist klar. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Flug. Reiseleiterin: Bevor wir gleich starten, möchte ich Ihnen schon einmal etwas aus der Geschichte der Bahamas erzählen. FOTO 05_oder Folie Columbus Am 12. Oktober 1492 betrat Christoph Kolumbus auf der bahamaischen Insel San Salvador erstmalig den Boden der sogenannten Neuen Welt. Er taufte wegen der niedrigen Gewässer den Archipel auf Spanisch „baja mar“, was „seichtes Gewässer“ bedeutet. Daraus wurde später die Bezeichnung Bahamas. Da die Spanier hier keine Bodenschätze fanden, zogen sie weiter. Allerdings nicht ohne die friedliebende indigene Bevölkerung des Landes, die Lukkucairi, zum Goldabbau nach Hispaniola zu verschleppen und dort auszurotten. Erst 130 Jahre später ließen sich englischstämmige Siedler auf den menschenleeren Inseln New Providence und Eleuthera nieder und brachten versklavte Arbeitskräfte aus Westafrika mit. Nach der Unabhängigkeit der USA wanderten von dort zusätzlich die englandtreuen Loyalisten auf die Bahamas aus und ließen ihre Sklaven auf den neu errichteten Baumwollplantagen arbeiten. Innerhalb von 10 Jahren kam die Plantagenwirtschaft zum Erliegen. Die Sklaven wurden sich selbst überlassen. Heute haben 90 % der Bevölkerung afrikanische Wurzeln. FOTO 23_Kreuzfahrtriesen Flugkapitän: Sehr verehrte Fluggäste. Unter uns sehen sie jetzt die Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Freeport liegen. Folie Tourismus Der Tourismus ist unsere wichtigste Einnahmequelle. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist von ihm abhängig. Über 6 Mio. Touristen besuchen uns jährlich, fast 5 Mio. davon sind Tagesbesucher, sie kommen mit einem der Kreuzfahrtschiffe. FOTO 01_Luftansicht_Inselstaat Sehen Sie auf der linken Seite wie unsere Inseln von oben aussehen. Insgesamt sind es rund 700, von denen 30 bewohnt sind. Zwar sind 16 Inseln touristisch erschlossen, doch fast 1 Mio. der Übernachtungsgäste bleiben in Nassau, knapp 100.000 auf Grand Bahamas. Die restlichen 200.000 Mehrtagesbesucher verteilen sich auf die Out Islands genannten anderen Inseln. Oh, rechts fliegen gerade einige Flamingos in die Luft. FOTO 06_Flamingos ♫ LIED: This we Bahamian WGT-Ordnung S. 4 FOLIE Unterwasserwelt Frau 1 (Verkehrsanbindung, Senioren): Der Kapitän hat gar nicht erwähnt, dass es hier auch noch über 2000 Korallenriffe gibt. Deshalb kommen ja die vielen Tauchbegeisterten zu uns, denn da gibt es viel zu entdecken. Ich habe nur Angst, dass mit der Klimaerwärmung irgendwann alle unsere Inseln unter Wasser stehen. FOTO 16_Postboot Ah, sehen Sie da unten das Postboot. Normalerweise bin ich immer mit diesem günstigen Transportmittel unterwegs. Es ist zwar langsam, aber wer es nicht eilig hat, muss ja nicht eine teurere Fähre nehmen. Und man kommt damit überall hin. Mit dem Flugzeug geht es natürlich noch viel schneller. Ich möchte heute Abend meine alte Mutter überraschen. Sie wird 70 Jahre und lebt bei meiner Schwester. Seit meine Mutter schwer an Diabetes erkrankt ist, kümmert sich glücklicherweise meine Schwester um sie und pflegt sie. Es gibt ja nur wenige Altenheime oder Tagespflegestationen. Ich hätte leider gar keine Zeit für solch eine lebenslange Pflege, da ich zusehen muss, wie ich meine Familie ernähre. Mein Mann ist da keine große Hilfe! Frau 2 (Teenagerschwangerschaft, HIV): Ich bin ja jetzt auch schon Ur-Oma, denn meine älteste Enkelin Monique hat mit ihren 14 Jahren eine kleine Tochter bekommen. Sie ist eine ganz Süße. Wollen Sie mal sehen? FOTO 50_Teenager_Muetter oder die Folie Ich passe gerne auf die Kleine auf, damit Monique weiter in die Schule gehen kann und einen guten Abschluss bekommt. Ich hoffe bloß, dass sowas nicht auch mit ihrer jüngeren Schwester, die gerade zwölf geworden ist, passiert. Denn Monique wurde von einem Jungen bei ihrer ersten Verabredung vergewaltigt. Leider sind Teenagerschwangerschaften bei uns keine Seltenheit. Knapp jede vierte Mutter ist unter 18 Jahre alt. Meinen Enkeln habe ich schon gesagt, dass ich von ihnen ein anderes Verhalten erwarte. Nicht dieses Macho-Gehabe mit der Vorstellung, dass jedes Mädchen grundsätzlich zu haben und bereit sei. FOTO 52_Direktorin_BCC Ich habe sie in das Bahamas Crisis Centre, das auch vom deutschen WGT-Komitee unterstützt wird, geschickt, damit sie dort lernen, dass sexuelle Gewalt Unrecht ist und Mädchen und Jungen respektvoll miteinander umgehen müssen. Meine Schwiegersöhne sehen das leider etwas anders. Einer von ihnen hat ständig neue Geliebte. Und ich fürchte, er lässt die Finger auch nicht von jungen Mädchen. Sugar Daddies heißen solche Männer bei uns. Besonders schlimm ist, dass sie dabei nicht selten Aids übertragen, denn mehr als 3 % der Erwachsenen sind HIV-positiv. Ich bete immer dafür, dass es meine Tochter nicht trifft. Frau 3 (Brustkrebs): Immerhin gibt es für alle staatlich Versicherten ein freies HIV-Screening. Die medizinische Grundversorgung ist bei uns ja gewährleistet. Die Lebenserwartung steigt kontinuierlich. Jedoch haben wir Frauen weltweit ein erhöhtes Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Eine von 25 ist im Laufe ihres Lebens von dieser Krankheit betroffen. Vermehrt trifft es auch schon unter 40-jährige Frauen. Warum das so ist, wissen wir nicht. Meine beste Freundin hat letzten Sommer zwei Knoten in ihrer Brust entdeckt. Die Behandlungskosten sind immens hoch und werden nur zum Teil von der staatlichen Versicherung übernommen. Wir haben für sie zusammengelegt. Allerdings werden wir wohl nicht genug Geld zusammenbekommen, damit sie sich in den USA behandeln lassen kann. FOTO 57_Brustkrebs_Fundraising Außerdem bin ich der Organisation Sister-Sister beigetreten, die über Brustkrebs informiert und Spenden für Medikamente und die Betreuung von Betroffenen sammelt. Außerdem ermutigen wir die Frauen, zur kostenfreien Mammographie zu gehen. FOTO 11_Hauptstadt_Nassau Flugkapitän: Sehr verehrte Fluggäste. Wir fliegen jetzt die Hauptstadt Nassau an. Denjenigen, die das Flugzeug jetzt verlassen, wünsche ich noch einen angenehmen Tag. Kopilot (allgemeine Informationen): Sehr geehrte Teilnehmerinnen der Studienreise. Diesen Zwischenstopp wollen wir nutzen, um bei einem Bahama Mama noch einiges über das Land zu erfahren. Cocktail Bahama Mama servieren Die Bahamas haben 372.000 Einwohner, das sind etwas mehr als die Hälfte der Stadt Frankfurt bei Ihnen in Deutschland. Die Landfläche ist etwa so groß wie die Hälfte von Rheinland-Pfalz, das gesamte Staatsgebiet einschl. Meer entspricht 2/3 der Fläche von Deutschland. Und wie Sie gehören wir zu den hochentwickelten Staaten der Erde. 40 % unserer Bevölkerung ist jünger als 25 Jahre und nur 7 % über 60 Jahre. Bei Ihnen sieht das meines Wissens ganz anders aus. In unserer Hauptstadt Nassau leben 70 % der Gesamtbevölkerung, weitere 15 % leben in den anderen Städten, vor allem in Freeport, dem zweiten Ballungszentrum. Die restlichen 15 % verteilen sich auf die einzelnen Inseln. Cat Islands zum Beispiel, wo ich herkomme, hat nur 1.500 Inselbewohner. Vor 10 Jahren waren es noch 10 % mehr, denn immer mehr Menschen, vor allem die jungen, versuchen ihr Glück auf den Hauptinseln. Leider ist die Kriminalitätsrate, gerade hier in Nassau, sehr hoch. Drogenhandel und internationale Geldwäsche sind keine Kavaliersdelikte! Die Arbeitslosenquote liegt bei 14 %. Und im ganzen Land ist ein Anstieg der Gewaltbereitschaft zu verzeichnen. Aber ich möchte Sie nicht beunruhigen. Touristen haben in aller Regel nichts zu befürchten und sind gerne gesehen. FOTO 14_Blue Holes Flugkapitän: Sehr verehrte Fluggäste. Unter uns sehen Sie jetzt die geheimnisvollen Blue Holes auf der Insel Andros, ein weltbekanntes Naturphänomen. Diese Blauen Löcher sind mit Wasser gefüllte Trichter, die sich zu einem riesigen Höhlensystem unter Wasser öffnen. Sie sind vermutlich während der letzten Eiszeit entstanden und aufgrund ihrer Artenvielfalt ein Paradies für Taucher. Frau 4 (Frauenpower): FOLIE Frauen Wie der Kopilot wohne ich ja auch auf Cat Island. Unsere Insel ist noch nicht touristisch erschlossen. Wir bekommen auch keine staatlichen Gelder, um daran etwas zu ändern. Seit vor zwei Jahren ein Wirbelsturm viele Gebäude beschädigt hat, sieht alles noch trostloser aus. Viele der Familien sind arm. Doch wir Frauen lassen uns nicht unterkriegen. Viele von uns arbeiten im Kunst-Handwerksbereich. Unsere Flechtarbeiten bieten wir in den Hochburgen des Tourismus zum Verkauf an. FOTO 72_Verkauf Kunsthandwerk Ich habe eine Vision. Zusammen mit meinen Nachbarn und Freunden möchte ich die Menschen in meinem Ort davon überzeugen, an unserem wunderschönen Strand ein kleines Zentrum zu errichten. FOLIE Armut Wenn wir die etwas baufälligen Buden am Strand renovieren, könnten darin Handwerksgeschäfte, Bar und Cafe, ein Strandliegenverleih und eine Surfschule untergebracht werden. Ich hoffe, dann kommen auch zu uns einige Touristen – Tagesausflügler vielleicht. Immerhin haben wir auf Cat Island auch noch die höchste Erhebung, den 63 m hohen Mount Alvernia. Wenn das klappt, fällt uns sicher noch mehr ein. Ich bin guter Dinge, so etwas aktiv gegen das Weggehen der jungen Menschen unternehmen zu können, bzw. einigen der jungen Männer, die jetzt nur rumlungern und auf dumme Gedanken kommen, zu einer Arbeit zu verhelfen. Wenn wir gemeinsam anpacken, sollten wir das mit Gottes Hilfe schaffen. Frau 5 (Glaube): Wir werden am Sonntag in unserem Gottesdienst für euer Projekt beten. Gelobt sei der Herr. Folie mit Kirchen oder FOTO 73_Kirche Saint Columba Unsere Gottesdienste sind uns wichtig, sie sind Kraftquelle für den Alltag. Den Sonntag halten wir Frauen uns für Gott frei. Wir machen uns extra schick dafür - ein schönes Kleid, Make-up, die Haare gestylt und ein keckes Hütchen auf. In der Kirche sind wir Frauen zwar meist unter uns, aber zum christlichen Glauben bekennen sich 96 % unserer Bevölkerung. Der Pfarrer ist eine Respektsperson. Er leitet die bis zu dreistündigen Gottesdienste, weiß uns zu begeistern. Durch Zwischenrufe wie „Halleluja“ und unseren inbrünstigen Gesang unterstützen wir ihn bei der Predigt. Wir gehen dann gestärkt wieder in unseren Alltag, wo wir Gottes Gegenwart überall spüren. Bei wichtigen Ereignissen, wie zum Beispiel großen Umweltkatastrophen, finden reihum in den protestantischen und katholischen Kirchen gemeinsame Gebete statt. FOTO 38_Mahnwache Haitianischer Flüchtling: Ich komme aus Haiti und lebe schon länger auf den Bahamas. Mit dem Schiff waren wir unterwegs, wollten eigentlich in die USA und strandeten dann auf den Bahamas. Ich hatte Glück, konnte unerkannt fliehen; andere wurden festgenommen – Frauen, Männer und Kinder. Sie sind sicher schon bald abgeschoben worden. Es ist schwer, sich über Wasser zu halten, wenn du illegal bist. Du darfst nicht auffallen. Wenn du krank bist, kannst du nicht zum Arzt gehen. Wie es für mich weitergeht, ich weiß es nicht! Frau 5: Ja, die Regierung hat große Angst vor Überfremdung. Das ist auch der Grund dafür, dass die Staatsbürgerschaft nur vom Vater auf die Kinder übergeht. Die Kinder von Müttern, die nicht nachweisen können, dass der Vater ihres Kindes Bahamaer ist, sind staatenlos und haben somit keine Rechte. Das ist eine Schande! FOTO 03_Leuchtturm_Inagua Flugkapitän: Sehr verehrte Fluggäste. Vor uns sehen Sie schon den Leuchtturm auf der Insel Inagua. Er ist einer von vier Leuchttürmen auf den Bahamas, die mit Kerosin betrieben werden. Beim Landeanflug auf Matthew Town werden Sie außerdem noch die großen Bagger sehen, mit denen auf der Insel Salz abgebaut wird. Hier hat der weltweit operierende USamerikanische Konzern Morton Salt Company eine seiner wichtigsten Salzabbaustätten. FOTO 15_Salzabbau_Inagua Es ist ein Beispiel dafür wie stark die Wirtschaft der Bahamas von den USA abhängig ist, nicht nur im Tourismus. Neben Tourismus und Finanzdienstleistungen gibt es hier kaum Industrie. Auf einigen Inseln werden Bäume gerodet, um sie an die Papierfabriken in den USA zu verkaufen. FOTO 37_Händlerinnen Ansonsten werden noch Ananas und Tomaten exportiert. Die eigene Bevölkerung lebt von Meeresfrüchten und Fischen und baut verschiedene Gemüsesorten an. Lassen Sie sich auf Inagua von der Bahamaischen Küche verwöhnen. Folie Früchte Ich hoffe, Sie haben den Flug genossen und ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt auf den Bahamas. Lehnen Sie sich noch einen Moment zurück und genießen einige weitere wunderschöne Aufnahmen unserer Inseln.