Ernährung weltweit: Eine Einführung

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Ernährung weltweit: Eine Einführung
Ernährung weltweit: Eine Einführung
Unterrichtseinheit begleitend zum Kalender „Essen ist fertig“
Gundula Büker, Programm „Bildung trifft Entwicklung“, Mai
2012
Ziele:
Die Schüler_innen bekommen einen Einblick in grundlegende Aspekte
der weltweiten Ernährungssituation und die damit verbundenen
Probleme. Sie lernen Handlungsmöglichkeiten kennen, um diesen
Problemen auf persönlicher Ebene zu begegnen.
Kurzbeschreibung: Nach einem kurzen Einstieg zur individuellen Einstimmung auf das
Thema wird die weltweite Verknüpfung der Nahrungsmittelproduktion
anhand eines beispielhaften Produktes verdeutlicht, um dann den
Fokus auf das Thema „Hunger und Unterernährung“ und auf die Lage
in den Ländern des Südens zu lenken. Hierzu hören die Schüler_innen
Zitate aus der ganzen Welt und bearbeiten danach in Kleingruppen
kurze Texte zum Thema „Ernährung in der Krise“. Den Rahmen für alle
Aktivitäten bildet eine große, auf dem Boden gelegte Weltkarte, auf der
das jeweils Gelernte verortet wird. Zum Abschluss reflektieren die
Schülerinnen und Schüler über ihre eigenen Handlungsmöglichkeiten,
mit denen sie bei sich vor Ort weltweiten Problematiken begegnen
können.
Material:
6 verschiedenfarbige Wollfäden à 10m, Plakatpapier, vorbereitete
Materialien aus Anhang 1, 2 und 3, Kärtchen, Kalender „Essen ist
fertig!“
Zeit:
90 Minuten (Doppelstunde)
Gemeinsame Vorbereitung: Weltkarte legen (10 Min.)
Den Rahmen für die gesamte Unterrichtseinheit bildet eine große, auf dem Boden
ausgelegte Weltkarte, die die Schüler_innen zu Anfang der Unterrichtseinheit mit
verschiedenfarbiger Wolle gemeinsam auf dem Boden auslegen. Dabei hat jeder
Kontinent (Nordamerika, Südamerika, Afrika, Ozeanien, Asien, Europa) eine andere
Farbe. Eine kleinere Weltkarte wird als Referenz aufgehängt, so dass die
Schüler_innen im weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit jederzeit die Möglichkeit
haben, Form und Lage der Kontinente und auch die Lage einzelner Länder
nachzuschauen.
Einstieg: Was wir heute schon gegessen/getrunken haben (10 Min.)
Die Schüler_innen überlegen jede/r für sich, was sie an diesem Tag schon gegessen
oder getrunken haben und suchen hieraus ein Produkt bzw. eine Zutat aus. Dann
überlegen sie, woher das von ihnen gewählte Produkt wohl kommen könnte (z.B.
Orange: Spanien, Kakao: Lateinamerika/Afrika, Milch: Deutschland) und stellen sich
dementsprechend auf der Weltkarte auf. Haben sich alle aufgestellt, fragt die Lehrkraft
nach den jeweiligen Produkten und dem vermuteten Herkunftsort und die Klasse stellt
weitere Vermutungen darüber an, wie das Produkt wohl nach Deutschland gekommen
ist: Wer hat es geerntet/hergestellt? Wie wurde es transportiert? Welchen Weg hat es
genommen? Gibt es weitere Produkte aus anderen Teilen der Welt, die die
Schüler_innen heute bereits konsumiert haben? Welche?
1
Wo kommt die Schokolade her? (10 Min.)
Diese Übung soll einerseits die weltweite Vernetzung unserer Nahrungsmittelproduktion aufzeigen, andererseits hinführen zum „Blick in den Süden“, um den es im
weiteren Verlauf der Unterrichtseinheit verstärkt gehen soll. In dem unten stehenden
Kasten sind die Zutaten einer Tafel Milchschokolade und ihre mögliche Herkunft
exemplarisch aufgeführt:
Schokolade: Zutatenliste
Kakao
Zucker
Milch- und Sahnepulver
Emulgator (Hilfsstoff, um
die Zutaten miteinander
zu vermischen)
Vanille
Afrika, Asien, Ozeanien, Mittel- und Südamerika
entweder Rübenzucker aus Europa (Deutschland)
oder Rohrzucker aus Brasilien, Indien, China,
Thailand, Pakistan oder Mexiko
(Hauptanbauländer)
Europa (Deutschland)
meistens Lecithin aus Sojabohnen hauptsächlich
aus den USA, Brasilien und Argentinien
Madagaskar, Tahiti, Mexiko, Indonesien
Die Lehrkraft hat Kärtchen vorbereitet: Hierauf stehen jeweils die Zutat und ein
genanntes Land, aus dem die Zutat kommt. Die Karten werden unter den
Schüler_innen verteilt und diese stellen sich auf der Weltkarte auf, so dass deutlich
wird, woher die Zutaten kommen. Es wird kurz über unsere Abhängigkeit von
Nahrungsmitteln aus anderen Teilen der Welt nachgedacht. Was sind weitere für
uns alltägliche Lebensmittel, die oft von weit her importiert werden müssen?
(Beispiel hierfür sind z.B. Kaffee, Bananen, Ananas, Zimt, Reis…)
Weltspiel: Ernährung und Hunger (10 Min.)
1. Um den Fokus weiter auf das Thema Ernährung und Hunger zu lenken, wird nun auf
der Weltkarte dargestellt, wie die Zahlen der Hungernden auf die Kontinente verteilt
sind. Dazu werden die Zahlen aus der Statistik „Verteilung der Zahl der Hungernden“
aus dem Kalendertext „Ernährung weltweit“ auf der Weltkarte veranschaulicht. Zu
beachten gilt, dass hier zunächst geklärt werden muss, wo die in der Statistik
genannten Gebiete (Naher Osten und Nordafrika, Lateinamerika und Karibik, Afrika
südlich der Sahara, Asien und Pazifik, Industrieländer) zu verorten sind, da sie nicht
eins zu eins mit den Kontinenten übereinstimmen. Eventuell können hierfür mit einem
weiteren Wollfaden oder Kreide die Gebiete auf der Karte abgegrenzt werden.
2. Die Lehrkraft erklärt, dass es weltweit 925 Millionen Hungernde gibt und lässt die
Klasse sich zunächst den eigenen Vermutungen folgend auf der Weltkarte aufstellen:
Wo gibt es ihrer Meinung nach die meisten hungernden und unterernährten
Menschen auf der Welt?
3. Nach der Aufstellung der Schüler_innen wird nun von der Lehrkraft die korrekte
proportionale Aufstellung angeleitet:
Proportionale Aufteilung:
Gruppengröße
Naher Osten und Nordafrika (37 Mio., 2%)
Lateinamerika und Karibik (53 Mio., 62%)
Afrika südlich der Sahara (238 Mio., 26%)
Asien und Pazifik
(578 Mio., 6%)
Industrieländer
(19 Mio., 4%)
15 Pers. 20Pers.
1
1
1
1
4
5
9
13
0
0
2
25 Pers.
1
1
6
16
1
30 Pers.
1
2
8
18
1
4. Die Gruppe diskutiert gemeinsam folgende Fragen:
– War für die Schüler etwas überraschend?
– Was sind für Fragen entstanden im Hinblick auf weltweiten Hunger und
Unterernährung?
– Ist etwas besonders auffällig?
Bei der Reflexion sollte darauf hingewiesen werden, dass in Asien auch der größte
Anteil der Weltbevölkerung lebt, so dass die hohen Zahlen von Hungernden auch
hierdurch verursacht werden.
Vertiefung: Ernährung - Stimmen aus aller Welt (15 Min.)
Die Texte aus Anhang 1 (S. 4) beinhalten beispielhaft Stimmen aus aller Welt zur
Ernährungssituation.
1. Die Texte werden einzeln an die Schüler_innen verteilt. Ein_e Schüler_in beginnt
nun, sich dort auf der Weltkarte zu positionieren, wo ihr Zitat herkommt, nennt kurz
die Personenangaben zu ihrem Zitat und beginnt nun, den Text vorzulesen. Dann
kommt das nächste Zitat an die Reihe, mit dem genauso verfahren wird und so
weiter, bis alle Texte vorgelesen wurden.
2. Die Schüler_innen, die gelesen haben, verlassen die Weltkarte und in Tandems
(und optional anschließend im Plenum) werden folgende Leitfragen diskutiert:
– Welche Aussagen haben Dich besonders beeindruckt?
– Was haben die Texte für einen Bezug zu unserer Lebenswelt hier?
– Welche Ungerechtigkeiten kamen in den Texten zum Ausdruck?
– Welche Gründe für Unterernährung und Hunger wurden genannt?
– Wurden Lösungen zu den Problemen angesprochen? Welche?
„Ernährung in der Krise“ (20 Min.)
Nachdem die Klasse sich anhand der Stimmen aus aller Welt Gedanken zu fragen wie
Hunger, Unterernährung und Verteilungsgerechtigkeit gestellt hat, wird nun noch
einmal etwas genauer auf einzelne Aspekte zum Thema Ernährung eingegangen.
Dazu werden in 8 Kleingruppen die kurzen Texte aus Anhang 2 (S.6) bearbeitet.
1. Jede Gruppe bekommt einen Text und schreibt die wichtigsten Punkte aus ihrem
Text auf ein Blatt Papier oder auf Kärtchen.
2. Die Ergebnisse werden so zusammengetragen, dass ein Schaubild zum Thema
„Ernährung in der Krise“ entsteht. Hierzu werden die Ergebnisse aus den Gruppen
präsentiert und die Kärtchen/das Blatt Papier auf ein großes Plakat oder eine
Tafel/eine Stellwand platziert, auf dem in der Mitte der Titel „Ernährung in der Krise“
geschrieben steht.
Auch du kannst was tun! (15 Min.)
Aufbauend auf der Darstellung der Probleme aus der vorangegangenen Übung wird
zum Abschluss der Unterrichtseinheit über konkrete Handlungsmöglichkeiten jeder/s
Einzelnen nachgedacht.
1. Hierzu bereitet die Lehrkraft Zettel vor, auf denen verschiedene Handlungsmöglichkeiten stehen (siehe Anhang 3, S. 9).
2. Die schüler sitzen im Stuhlkreis. Es zieht ein_e Schüler_in jeweils einen Zettel, liest
den Vorschlag zum Handeln vor und entscheidet für sich, ob sie meint, dieser
Vorschlag sei für die vorstellbar. sei eine für sie machbare Möglichkeit zu handeln
oder nicht. Danach legt sie den Zettel gut sichtbar in die Mitte des Kreises.
3. Auch die anderen überlegen sich, ob sie sich vorstellen können, diesem Vorschlag
zu handeln zu folgen oder eher nicht.
4. Sind alle Zettel gelesen, wird gemeinsam über weitere Handlungsmöglichkeiten und
evtl. Ideen für Aktionen nachgedacht.
5. Bei mehr Zeit kann man die Schüler_innen aus den zusammengetragenen
Handlungsmöglichkeiten und Aktionsideen ein buntes, schön gestaltetes Plakat für
den Klassenraum oder einen anderen Platz in der Schule entwerfen lassen,
welches über einen längeren Zeitraum als „Erinnerungshilfe“ dort hängt.
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ANHANG 1: STIMMEN ZUM THEMA „ERNÄHRUNG“
Soondi, 13 Jahre, aus Pakistan:
In den letzten Jahren hat sich für mich viel verändert. Die Preise für Lebensmittel haben sich
verzehnfacht. Mein Vater muss viel mehr Brot backen und verkaufen, um dasselbe zu
verdienen wie früher. Deshalb helfe ich ihm jeden Tag und es bleibt wenig Zeit zum spielen.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Peter Ekwom, 30 Jahre, aus Lodwar/Kenia:
Wir sind sechs Personen: Meine vier Kinder, meine Frau und ich. Mit Handwerksarbeiten
verdiene ich etwas Geld, doch es reicht nicht aus, um die Familie zu ernähren. Lebensmittel
werden immer teurer und wir können uns inzwischen nur noch zwei statt drei Mahlzeiten am
Tag leisten.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Mavila Paisic, 38 Jahre, aus Peru:
In unserem Garten baue ich Chilischoten an, aber das reicht kaum für die Familie und schon
gar nicht für den Verkauf auf dem Markt. Gemeinsam mit einigen unserer fünf Kinder helfe
ich meinem Mann in der Keramikfabrik. Aber weil die Lebensmittelpreise steigen, reicht das
Einkommen oft trotzdem nicht aus, um alle satt zu kriegen.. Deshalb haben wir an manchen
Tagen nur zwei Mahlzeiten.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------Daniel Lokori, 27 Jahre, aus Lodwar/Kenia:
Ich stehe jeden Morgen um sechs Uhr auf. Nach dem gemeinsamen frühstück mit meiner
Frau und unseren drei Kindern gehe ich auf den Markt, wo ich Fußmatten verkaufe. Alles auf
dem Markt ist teurer geworden. Deswegen musste ich auch die Preise für meine Matten
erhöhen, doch jetzt verkaufe ich viel weniger als vorher.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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Maguette, 16 Jahre, Ngor/Senegal:
Mit zwölf war mir klar, dass ich einmal Fischer werde, so wie mein Vater Makike und Onkel
Adama. Doch wie die Zukunft als Fischer aussieht, ist schwer zu sagen. Wir müssen immer
weiter und immer Länder aufs Meer Hinausfahren, um unsere Familien Ernähren zu können.
Schuld sind die riesigen Fangschiffe aus Asien und Russland, die hier vor der Küste
kreuzen. Das sind schwimmende Fischfabriken, die wochenlang unterwegs sind, alles
wegfangen und die Laichgründe der fische zerstören. Wenn das nicht verboten wird, haben
wir Fischer aus Ngor bald keine Chance mehr.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
4
Schwester Katharina Kraus, Hadeni/Tansania:
Die Trockenperioden hier in Tansania werden immer länger, und die Weiseflächen und
Wasserreserven nehmen ständig ab. Immer weiter müssen die Massai mit ihren Herden
wandern, um für die Tiere Wasser und Futter zu finden. Viele Menschen im nördlichen
Tansania, in Kenia, Somalia und Äthiopien sind bereits gestorben. Auch in unserem Gebiet
herrscht Hunger. Lebensmittel sind nur schwer zu beschaffen
.(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Yorn Rin, 43 Jahre, Battambang, Kambodscha:
Mein Mann ist krank, und deswegen muss ich unsere Familie alleine ernähren. Auf dem
Markt verkaufe ich Wasserlilien und Wasserspinat, die ich in einem nahe gelegenen See
ernte. Damit verdiene ich etwas 8.000 Riels (ca. 1,50 €) am Tag. Doch mein Einkommen
reicht nicht aus, um täglich drei Mahlzeiten für die sechsköpfige Familie zuzubereiten.
Manchmal müssen wir auch hungern.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Gloria, 11 Jahre, Ghana:
Gloria lebt in einem kleinen Dorf, zwei Autostunden entfernt von der Hauptstadt Accra. Ihre
Eltern sind Kleinbauern mit ca. fünf Hektar Land und die Familie lebt von der Landwirtschaft
und ganz besonders von der Kakaobohnenernte.
Leider ist der Kakaopreis auf dem Weltmarkt auf einem sehr tiefen Niveau und das Geld, das
die Familie für die Ernte bekommt, reicht nicht aus, um die entstehenden Produktionskosten
zu decken.
Daher müssen auch Gloria und ihre beiden älteren Geschwister oft beim Anbau und der
Ernte mithelfen, damit mehr Kakao produziert und somit genügend Geld zum Überleben
verdient werden kann.
Die Arbeit auf dem Feld ist hart: Ständig muss neues Wasser herbeigeschafft werden,
Chemikalien müssen versprüht und die Früchte sorgfältig mit scharfen Macheten vom
Stamm entfernt werden.
Viel lieber würde Gloria – anstatt auf dem Feld zu helfen – wieder zur Schule gehen, wie sie
es früher gemacht hat. Doch dafür reicht die Zeit nicht aus.
(Text gekürzt. Quelle: Brot für die Welt, Unterrichtsmaterial der Ernährungskampagne „Niemand isst
für sich allein“ für die Sekundarstufe 1)
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Thomas, Wuppertal, Deutschland:
Bei mir zu Hause gibt es jeden Tag genug zu essen. Meine Mutter kann toll kochen. Ich bin
selten krank, weil unser Speiseplan abwechslungsreich und gesund ist. Manchmal esse ich
auch Pommes und Chips. Die schmecken eben lecker, auch wenn sie nichts so gesund sind.
Ich bin froh, dass es mir so gut geht und fände es klasse, wenn es allen Kindern so ginge.
(Text gekürzt, Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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Harshal, Asien:
Namasté! Das ist ein Gruß aus Asien. Dort lebe ich. Wir essen viel Reis. Aber die Reiskörner
auf meinem Teller sind nicht irgendwelche Reiskörner. Nein, die stammen aus dem Fairen
Handel. Und Fairer Handel hilft auch den Hunger zu bekämpfen. Wir bekommen einen
gerechten Preis für unseren Reis und können mit diesem einkommen gut leben. Das ist
leider nicht immer so.
(Text gekürzt und leicht verändert, Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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ANHANG 2: Texte zu „Ernährung in der Krise“
Weltweit steigende Nahrungsmittelpreise
Unaufhaltsam sind die Preise für Lebensmittel in die Höhe geschossen. So hat sich der Preis
für Weizen in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Mais ist im gleichen Zeitraum dreimal, Reis
sogar viermal teurer geworden. Die Gründe für solche Preisexplosionen sind vielfältig: Mit
der wachsenden Weltbevölkerung ist auch die Nachfrage nach Lebensmitteln stetig
gestiegen.
Drastische Verteuerung der Grundnahrungsmittel
Auch das schnelle Wirtschaftswachstum in so genannten Schwellenländern wie China und
Indien steigert die Kaufkraft der Menschen und erhöht so die Nachfrage nach Lebensmitteln.
Mit dieser Entwicklung steigen auch die Preise. Auch die stark angestiegenen Energiepreise
und die immer größere Nachfrage nach Biotreibstoffen haben zur drastischen Verteuerung
der Grundnahrungsmittel beigetragen. Bedroht sind von dieser Entwicklung vor allem die
Armen. Wenn Nahrungsmittel immer teurer werden, essen die Menschen nicht nur weniger,
sondern auch einseitiger. Hunger und Fehlernährungen sind die Folge.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
Biosprit verursacht Hunger
Anfangs stieß die Idee auf große Begeisterung: Aus Mais, Raps und anderen Pflanzen sollte
„Biotreibstoff“ gewonnen werden, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Inzwischen
steht jedoch fest: Auch der so genannte Biosprit verursacht Hunger. Steigende Ölpreise und
staatliche Subventionen waren für viele Bauern ein Anreiz, Mais und andere Rohstoffe zur
Energiegewinnung anzubauen.
Weltweit wird immer mehr Getreide benötigt
Nach Schätzungen von Greenpeace werden derzeit rund 23 Millionen Hektar Land zur
Produktion der Agrotreibstoffe genutzt – eine Fläche, auf der Getreide für 400 Millionen
Menschen angebaut werden könnte. So wird weltweit immer mehr Getreide benötigt.
Gleichzeitig steigen die Preise. Leidtragende sind auch hier vor allem die Menschen in den
Ländern des Südens. Sie können sich die teuren Preise für Getreide und andere
Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten und hungern.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
Klimawandel und schwindende Anbauflächen
Während die Hauptverursacher des Klimawandels vor allem in den Industrienationen zu
finden sind, leiden unter den Folgen vor allem die Menschen in Entwicklungsländern. Ein
Großteil der Bevölkerung dort ist von der Landwirtschaft abhängig. Von Dürren,
Überschwemmungen und anderen Naturkatastrophen sind sie am stärksten betroffen.
Erosion, Versalzung und Austrocknung
Durch Erosion, Versalzung oder Austrocknung werden jährlich fünf bis sieben Millionen
Hektar Land für die Landwirtschaft unnutzbar. In den vergangenen 20 Jahren wurden so
mindestens eine Million Quadratkilometer zerstört – eine Fläche, so groß wie Deutschland,
Frankreich, die Benelux-Staaten, Österreich und die Schweiz zusammen. Neue
Anbauflächen werden oft durch Brandrodung und andere gravierende Eingriffe ins
Ökosystem nutzbar gemacht. So gewonnene Böden sind jedoch schnell ausgelaugt.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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Piratenfischer leeren die Meere
Sie kommen nachts und haben es vor allem auf wertvolle Arten abgesehen: Thunfische,
Tintenfische oder Garnelen. Unter falscher Flagge fischen so genannte Piratenfischer vor
den Küsten Afrikas mit riesigen, feinmaschigen Schleppnetzen das Meer leer. Bis zu sieben
Milliarden Euro erwirtschaften die Fischräuber laut der UN Welternährungsorganisation
(FAO) jährlich mit ihrem illegalen Geschäft.
Einheimische Fischer gehen leer aus
Die einheimischen Fischer gehen leer aus, denn sie können sich meist nicht gegen die
Piratenfischer wehren. Sie verlieren ihre Arbeit und haben oft nicht einmal genug Fisch, um
ihre Familien zu ernähren. Zahlreiche internationale Abkommen sollten in den vergangenen
Jahren den Fischraub zwar stoppen, bis heute kontrollieren die Behörden jedoch nur
mangelhaft.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
Schleuderpreise verdrängen einheimische Bauern
Auf den ersten Blick eine gute Idee: Reiche Länder verkaufen Lebensmittel billig an arme
Länder. Auf den zweiten Blick wird jedoch klar: Die künstlich verbilligten Lebensmittel
zerstören die Lebensgrundlage der Bauern in den Entwicklungsländern.
Tomatenmark zu Schleuderpreisen
Ein Beispiel sind die Tomatenpflanzer in Ghana: Südeuropäische Konzerne exportieren
Tomatenmark-Dosen in das westafrikanische Land und verkaufen sie dort für 29 Cent.
Ghanaische Hersteller dagegen müssen die Dose für 35 Cent anbieten, wenn sie von dem
Geschäft leben wollen. Weil sie teurer verkaufen als die Europäer, werden sie vom Markt
verdrängt. Eigentlich müssten auch die EU-Bauern einen höheren Preis verlangen, doch
dank der EU-Subventionen können sie Tomatenmark zu Schleuderpreisen verkaufen.
Ein weiteres Beispiel ist der Geflügelhandel: Seit einigen Jahren essen die Europäer mit
Vorliebe Hähnchenbrust. Was vom Huhn übrig bleibt, verkaufen die Produzenten billig nach
Afrika. In Kamerun führte das dazu, dass Importgeflügel im vergangenen Jahr für 1,44 Euro
je Kilo angeboten wurde. Das heimische Huhn dagegen kostete 2,40 Euro pro Kilo.
Tausende Arbeitsplätze sind laut dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED) so verloren
gegangen.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
Volle Tröge, leere Teller
284 Millionen Tonnen Fleisch werden weltweit jährlich gegessen. Das ist vier mal soviel wie
noch vor 50 Jahren, und man schätzt, dass sich diese Zahl bis zum Jahr 2050 noch einmal
verdoppelt. Mit steigendem Fleischkonsum nimmt auch der Bedarf an Soja und
Futtergetreide wie Mais, Gerste, Hafer und Weizen zu. Getreide, das in den Futtertrögen der
Tiere statt auf den Tellern der Menschen landet. Dabei würde das verfütterte Getreide weit
mehr Menschen satt machen als das Fleisch der Tiere: Für nur ein Kilogramm Fleisch
werden rund sieben Kilogramm Getreide verfüttert. Die Nachfrage nach Futterpflanzen treibt
nicht nur den Getreidepreis in die Höhe: beim Konkurrenzkampf um Anbauflächen werden
auch Reis und andere Nutzpflanzen verdrängt.
(Quelle: Kindermissionswerk „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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Fairer Handel
Egal auf welchem Kontinent oder in welchem Land: Menschen wollen mit ihrer Arbeit
mindestens so viel verdienen, dass sie davon leben können.
Wenn ein Bauer trotz harter körperlicher Arbeit seine Familie nicht ernähren kann, dann liegt
das zum Teil auch an ungerechten Welthandelsstrukturen. Im Fairen Handel sind die
Strukturen anders: Die Produkte werden zu fairen Bedingungen hergestellt und importiert. Im
Mittelpunkt stehen die Produzentinnen und Produzenten, denn: Der Faire Handel ist mehr
als Import und Vertrieb von Produkten. Er gibt den Menschen hinter den Produkten ein
Gesicht. Ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern, ist das Ziel des Fairen
Handels. Die Arbeiter werden gerecht behandelt und bezahlt und können z.B. ihre Kinder zur
Schule schicken. Deshalb kosten Kaffee, Kakao, Orangensaft oder Schokolade aus fairem
Handel meist ein bisschen mehr.
(Quelle: http://www.fairtrade.de und Kindermissionswerk „Sternsinger spezial: Welt ohne Hunger“)
Überernährung
Neben der Unterernährung ist eine andere Seite der Fehlernährung die Überernährung.
Davon sind fast gleichviel Menschen betroffen wie vom Hunger. Es sind Menschen aller
Altersgruppen und sozialer Schichten. Übergewicht ist nicht nur ein Problem der
Industrieländer. Auch in Entwicklungs- und Schwellenländern wird durch den Wandel von
Ernährungsgewohnheiten Übergewicht immer mehr zum Problem, das gleichzeitig neben der
Unterernährung existiert. Eine Ernährung mit stark verarbeiteten Lebensmitteln (z.B.
Fertigprodukten) mit einem hohen Fett- und Zuckergehalt verdrängt die traditionelle
Ernährung mit reichhaltigen, frisch zubereiteten Mahlzeiten. Außerdem steigt der Anteil an
tierischen Lebensmitteln (z.B. Fleisch). Auch Armut und schlechte Ernährungsgewohnheiten
von Säuglingen und Kleinkindern führen dazu, das Übergewicht ein immer größeres Problem
wird.
(Quelle: Deutsche Welthungerhilfe e.V. (Hrsg.): Handbuch Welternährung
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AHNAHG 3: AUCH DU KANNST WAS TUN!
Weniger Klimawandel
Abgase von Autos, Lastwagen, Flugzeugen etc. belasten die Umwelt und tragen
erheblich zu den Klimaveränderungen bei. Autos zu fahren, die erheblich weniger
CO2 ausstoßen, wäre eine Möglichkeit, zur Umweltentlastung beizutragen. Eine
alternative wäre, so viele Wege wie möglich mit dem Fahrrad zurückzulegen.
Ich kann mir gut vorstellen, generell alle Wege unter 5 km mit dem Fahrrad zu
fahren.
Weniger Umweltbelastung
Erdbeeren im Winter. Tomaten aus dem Treibhaus?! Waren werden mit LKW quer
durch Europa transportiert. Gemüse und Obst werden vielfach mit Pestiziden
behandelt. Lebensmittel aus der Dose und aus dem Tiefkühlregal verbrauchen
wesentlich mehr CO2 bei der Herstellung als frische Produkte.
Ich wäre bereit, beim Einkauf auf die Stichworte: Bio, saisonal und lokal zu achten.
Weniger Überfischung
Unsere Weltmeere sind fast leer gefischt. Viele Arten sind vom Aussterben bedroht.
Mit riesigen Schleppnetzen wird alles gefangen, was sich im Wasser bewegt. Nur ein
Teil wird verarbeitet, der Rest (Beifang) landet als Abfall auf dem Müll. Fischer, die
die für den eigenen Bedarf Fische fangen möchten, gehen immer öfter leer aus.
Ich esse nur noch Fische, die nicht bedroht sind und achte auf ein entsprechendes
Siegel beim Einkauf
Weniger Fleisch
Tiere fressen viel Getreide, das für den Menschen somit nicht mehr zur Verfügung
steht. Getreide, das 11 Menschen ernähren könnte. Würde nach der Verfütterung an
Tiere nur noch 3-4 Menschen ernähren.
Ich wäre bereit, weniger Fleisch zu essen.
Weniger Ausbeutung
Kaffee, Kakao, Tee oder Bananen sind typische Produkte, die wir aus anderen
Ländern einführen. Billig sind sie in unseren Supermärkten zu kaufen. Billig für uns
und teuer für andere. Viele Kleinbauern in Afrika, Asien und Lateinamerika können
von dem Verkauf ihrer Waren nicht leben, weil sie keinen gerechten Preis erhalten.
Im fairen Handel ist das anders. Durch höhere Preise bei dem Verkauf hier bei uns
erhalten auch die Bauern vor Ort einen höheren, fairen Preis für ihre Produkte. Die
Familien haben ein Einkommen, das ihr Leben sichert.
Ich wäre bereit, Produkte aus fairem Handel zu kaufen.
(Quelle: Kindermissionswerk, „grenzenlos“, Heft 1/2009)
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