Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter.
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Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter.
Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter. Katja Hennig, Katharina Wenk, Luzi Beyer Zusammenfassung In einer randomisierten Befragung mit 53 Frauen wurde der Einfluss des Körperbaus und finanzielle Status eines Mannes auf die weibliche Partnerwahl hin untersucht. Mittels Fragebogen bewerteten die Probandinnen einerseits die äußere Attraktivität von sechs dargestellten Männerkörpern und gaben andererseits ihre Präferenz hinsichtlich des zusätzlichen Kriteriums „Einkommen“ ab. Die Untersuchungsergebnisse zeigten deutlich, dass befragte Frauen maskuline Männer eher als potenzielle Partner bevorzugen als Männer ohne erkennbare Muskeln. Besonders markant war, dass der finanzielle Status eines Mannes diesen keineswegs attraktiver erscheinen lässt, es sei denn, der Mann wurde bereits als äußerst attraktiv empfunden. Die finanzielle Potenz eines Mannes ist für die Frauen dieser Studie somit tendenziell unerheblich. Gefragt sind Vitalität und Kraft und damit die ausschlaggebendsten Attraktivitätsmerkmale für die Frau. Schlüsselwörter Attraktivität, Maskulinität, Partnerwahl, finanzieller Status, weibliche Partnerpräferenz Abstract In a randomized survey of 53 women, the influence of body composition and financial status of a man on female mate choice are examined. Using a questionnaire, on the one hand the volunteers rated the physical attractiveness of six depicted male bodies. On the other hand they gave their preference concerning the additional criterion of “income”. The survey results clearly show that the women surveyed prefer masculine men as potential partners rather than men with no apparent muscles. Particularly striking was that the financial status of a man does not appear attractive, unless the man was already considered highly attractive. Thus, in this study, the financial power of a man tends to be negligible for women. Vitality and strength are the most crucial features for attractiveness. Keywords attractiveness, masculinity, mate selection, financial status, female partner preference Heft 1/2012 Seite 47 Hennig, Wenk, Beyer Attraktivität und Partnerwahl aus evolutionspsychologischer Sicht In Sekundenbruchteilen treffen wir unsere Entscheidung, ob wir jemand attraktiv finden oder nicht (Johnston & Oliver-Rodriguez, 1997; Oliver-Rodriguez, Guan & Johnston, 1999). „Schönheit mag zwar in den Augen des Betrachters liegen, doch Augen und das Bewusstsein, das hinter diesen Augen wohnt, haben sich in Millionen von Jahren menschlicher Evolution herausgebildet“ (Hassebrauck, 2010, S. 23). Männer und Frauen nutzen jedoch unterschiedliche Beurteilungskriterien von Schönheit und Attraktivität – insbesondere bei der Partnerwahl. Die vorliegende Studie soll aus evolutionspsychologischer Perspektive die Partnerpräferenzen der Frau betrachten und dabei untersuchen, welche Rolle das äußere Erscheinungsbild eines Mannes und dessen finanzieller Status spielen. Während der stammesgeschichtlichen Entwicklung des Menschen bestimmte, neben der Suche nach Nahrung, maßgeblich die Wahl eines geeigneten Fortpflanzungspartners über das Überleben unserer Vorfahren. Basierend auf der sexuellen Selektionstheorie von Darwin entstanden durch die Selektion und Zugang zu unterschiedlichen Geschlechtspartnern im Laufe der Evolution differenzierte Anpassungsstrategien, die den Reproduktionserfolg verbesserten und damit einen Überlebensvorteil darstellten (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2003). „Attraktiv sind nach dieser (darwinistischen) Sichtweise diejenigen Personen, die ein Maximum an Fortpflanzungserfolg in ihrer äußeren Erscheinung erkennen lassen,“ konstatiert Buss (1997, S. 89). Da eine erfolgreiche Fortpflanzung die beiden Geschlechter vor unterschiedliche Herausforderungen stellt, verfolgen nach Trivers Seite 48 (1972) Männer und Frauen bei der Partnerwahl unterschiedliche Strategien. Entscheidend dabei ist, dass die elterliche Investition der Frau in die Nachkommenschaft erheblich höher ist als die des Mannes. Frauen sind durch die Bereitstellung einer befruchtungsfähigen Eizelle, Schwangerschaft und Stillzeit erheblich mehr gefordert, während die männliche Investition zur Fortpflanzung in Form von Spermien vergleichsweise gering eingeschätzt werden kann (Stroebe, Jonas & Hewstone, 2003). Aus Sicht der Frau geht es vorrangig darum, potenzielle Partner zu identifizieren, die über eine gute genetische Qualität verfügen und gleichzeitig signalisieren, dass der Mann die notwendigen Investitionen in den Nachwuchs erbringen kann (Buss & Barnes, 1986; Buss 1989). Partnerwahl unterliegt nach der Theorie der sexuellen Strategien von Buss und Schmitt (1993) psychologischen Mechanismen, die sich im Laufe der Evolution bewährt haben, um den Fortpflanzungswert anhand von leicht identifizierbaren Merkmalen zu erschließen und zur Herausbildung von Partnerpräferenzen geführt haben. Frauen haben bei der Beurteilung eines potenziellen Partners eine Präferenz für körperliche Merkmale herausgebildet, die auf Gesundheit hinweisen und damit als genetische Fitnessindikatoren gewertet werden. Dazu zählen unter anderem Maskulinität und physische Stärke durch Muskelmasse (Gangestad et al., 2007). Gleichzeitig sollte der Partner aber über Fähigkeit und Bereitschaft verfügen, ausreichend Ressourcen für die Frau und die gemeinsame Nachkommenschaft zur Verfügung zu stellen (Buss & Schmitt, 1993; Buss 1991). Während evolutionsgeschichtlich unter Ressourcen vor allem das Vorhandensein ausreichender Nahrung und Schutz für den Nachwuchs zu verstehen war, spielt heutzutage die sozioökonomische Basis des potenziellen Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Partners und damit sein Einkommen, Einkommensfähigkeit, Ausbildung und sozialer Status eine Rolle (Buss 1997). Gangestad und Simpson (2000) gehen davon aus, dass es aber aus der weiblichen Perspektive schwierig erscheint, einen potenziellen Partner zu finden, der eine hohe physische Attraktivität und gleichzeitig ausreichende Ressourcen für die Nachkommenschaft aufweist und demzufolge Frauen bei der Partnerwahl eine Kompromisslösung zwischen Fitness- und Ressourcenindikatoren eines Mannes wählen. Zusammenfassend kann Attraktivität daher als Relikt der Evolutionsgeschichte verstanden werden. Die ihr zugrundeliegenden Beurteilungsmechanismen wirken bis in die heutige Zeit, wenngleich die Auswahl eines Partners nicht ausschließlich auf die Fortpflanzung ausgerichtet ist. Weibliche Partnerpräferenz für Muskeln Aus evolutionspsychologischer Perspektive bewertet Barber (1995) einen muskulösen Körperbau als Zeichen von Maskulinität, Stärke und Durchsetzungskraft. Die Vorzüge einer stärkeren Muskulatur zeigten sich für unsere Vorfahren vor allem beim Jagen und Schutz vor Angriffen (Höhnekopp et al., 2006). Studien über weibliche Partnerpräferenzen ergaben, dass maskuline Männergesichter von Frauen attraktiver (Grammer & Thorndill, 1994; Johnston et al., 2001) und auch sozial dominanter eingeschätzt wurden (Mazur, Mazur & Keating, 1994). Insbesondere wird aber ein muskulöser Körperbau mit hoher Attraktivität und genetischer Fitness eines Mannes in Verbindung gebracht (Höhnekopp et al., 2006). Dies bestätigen auch kulturübergreifende Studien (Fan et al, 2005). Frauen bevorzugen bei der Partnerwahl einen physische Stärke signalisierenden, normalgewichtigen Körperbau, der durch eine Heft 1/2012 schmale Taille und breite Schultern einem „V“ ähnelt (Maisey et al. 1999). Der Anstieg des Geschlechtshormons Testosteron in der Pubertät (Zervos-Kopp, 2007) bildet die Grundlage zur Herausbildung eines ausgeprägten Torsos, d. h. breitere Schultern, stärkere obere Körpermuskulatur und Bizeps im männlichen Körper. Forschungen von Bahsin, Woodhouse & Storer (2001) belegen dies. Auch die Maskulinität des Gesichtes wird durch die Testosteronproduktion beeinflusst (Pound, Penton-Voak & Surridge 2008). Der Testosteronspiegel gibt außerdem einen reliablen Hinweis auf die Immunkompetenz des Mannes (Buss, 2005). Nach Folstad und Karter (1992) schränkt die Testosteronproduktion die Funktionsfähigkeit des Immunsystems ein, wodurch die Anfälligkeit gegenüber Krankheiten in der Adoleszenz erhöht wird. Buss (2005) ist der Ansicht, dass Jugendliche, die nicht über gute genetische Fitness verfügen, in dieser Entwicklungsphase die Testosteronmenge herunterregulieren, um die aufkommende Belastung des Immunsystems zu verkraften. Im Gegensatz dazu können Männer mit adäquatem gesundheitlichem Zustand die testosteronbedingten Einschränkungen überwinden und maskuline Körpermerkmale ausbilden. Maskulinität symbolisiert somit eine genetische Fitnessqualität, die an den Nachwuchs weitergegeben werden kann und wird dadurch bei der Partnerwahl präferiert. Darüber hinaus zeigten McIntyre et al. 2006, dass ein hoher Testosteronwert es Männern erleichtert, sich bei der Partnersuche gegen andere Konkurrenten durchzusetzten. Jedoch weisen Studien darauf hin, dass Testosteron auch mit negativen Eigenschaften, wie höherer Risikobereitschaft, Aggressivität und Dominanz in Verbindung gebracht wird, die eine Bedrohung für die Frau und deren Nachkommenschaft darstellen können (Booth, Johnson & Granger, 1999; Rooney et al., Seite 49 Hennig, Wenk, Beyer 2006; Boothroyd et al., 2007). Forschungen von Johnston et al. (2001) zeigten, dass zu maskulin wirkende Männergesichter von Frauen als dominanter, impulsiver und egoistischer eingeschätzt werden. Auch ein zu muskulöser Körperbau wird von Frauen mit höherer physischer Dominanz, Volatilität und weniger mit Bindungsbereitschaft assoziiert (Frederick & Haselton, 2007). Frederick & Haselton (2007) konnten außerdem in ihrer Studie belegen, dass Frauen muskulöse Männer attraktiver als Männer ohne erkennbare Muskeln einschätzen. Neben zu wenigen Muskeln wird aber auch ein zu muskulöser, männlicher Körperbau mit geringer Attraktivität bewertet. Dies entspricht der Vermutung von Gangestad & Simpson (2000), dass Frauen eine Kompromisslösung in der Partnerwahl wählen und Partner bevorzugen, die einerseits genetische Fitnessindikatoren aufweisen und gleichzeitig auch genug Bindungsbereitschaft für die Frau und den gemeinsamen Nachwuchs signalisieren. Diese Partnerpräferenz konnte auch in verschiedenen Kulturen bestätigt werden (Dixson et al., 2003). Weibliche Partnerpräferenz für finanziellen Status Im Gegensatz zu vielen Arten in der Tierwelt wendet der Mensch seit jeher viel Energie und Ressourcen auf, um die eigene Nachkommenschaft zu beschützen (Buss & Schmitt, 1993). Bereits bei unseren Vorfahren war es für Frauen von Vorteil, wenn sie Partner auswählten, die über Ressourcen verfügten und damit die Überlebensfähigkeit der Frau und des Nachwuchses sicherstellten (Heath & Hadley, 1998). Ausgehend von der Bedeutung in einer urzeitlichen Jäger- und Sammlergesellschaft prägt das Vorhandensein von Ressourcen noch heute die Wahl eines geeigneten Partners Seite 50 (Hassebrauck, 2010). Zahlreiche Forschungsergebnisse mit mehr als 10.000 Probanden in über 33 Ländern und aus verschiedenen Kulturen sowie Generationen konnten belegen, dass dieses Auswahlkriterium noch heute Einfluss auf die weibliche Partnerwahl hat und Frauen eine Präferenz für Männer zeigen, die ihnen das Vorhandensein von finanziellen Ressourcen signalisieren (Buss, 1991). Wie Studien mit männlichen Gesichtern (Jankowiak, Hill & Donovan, 1991; Towsend & Levy, 1990), Ganzkörperstudien (Hill, Nocks & Gardner, 1987) oder Befragungen (Jackson, 1992; Ellis, 1992; Waynforth, 2001) konstatierten, nutzen Frauen bei der Beurteilung eines potenziellen, männlichen Partners sowohl deren physische Attraktivität als auch deren finanziellen Status. Jedoch werden physische Attraktivität und finanzieller Status dabei nicht gleichgewichtet. Während Männer mehr Wert auf die physische Attraktivität ihrer Partnerin legen, hat das Einkommen des Mannes einen hohen Stellenwert für die Frau (Buss & Barnes, 1986). „Ein hoher finanzieller Status kann die Akzeptanz für einen weniger attraktiven Mann erhöhen,“ stellt Ellis (1992) fest. Werden Frauen nach ihrem Wunschpartner befragt, gleichen sie eine geringe Attraktivität durch finanzielle Ressourcen aus (Waynforth, 2001). Die Präferenz für einen hohen sozioökonomischen Status anstelle von physischer Attraktivität bestätigten auch Towsend, (1989); Towsend & Wassermann (1997) und Greitemeyer (2006). Zur Bestimmung des soziökonomischen Status eines potenziellen Partners nutzen Frauen hauptsächlich das gegenwärtige Einkommen eines Mannes, wie Forschungsergebnisse von Pawlowski & Dunbar (1999) belegen. Frauen suchen nicht zwangsläufig großen Reichtum, sondern wollen eher Armut verhindern. Nach Kenrick et al. (2001) steigt die Attraktivität Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter eines Mannes bei der Partnerwahl mit zunehmenden Jahreseinkommen bis 50.000 US-$ stark, erhöht sich dann aber über 100.000 US-$ nur gering. Insbesondere bei der Wahl eines Langzeitpartners legen Frauen Wert auf finanzielle Sicherheiten (Li et al., 2002; Li & Kendrick, 2006; Greitemeyer, 2006). Darüber hinaus werden Eigenschaften eines potenziellen Partners wie Ehrgeiz, Fleiß und Einsatzbereitschaft bevorzugt, die zur Erreichung eines adäquaten finanziellen Status beitragen können (Buss, 1989). Entsprechend den Forschungsergebnissen zur Partnerwahlpräferenz ergab die Auswertung von Kontaktanzeigen, dass Frauen häufiger auf der Suche nach einem Mann mit finanziellen Ressourcen sind und Männer dies auch eher als Frauen in einer Anzeige anbieten (Waynforth & Dunbar, 1995). Unter Berücksichtigung alters- und kontextbezogener Merkmale der Frauen zeigt sich ein differenziertes Bild. Der finanzielle Status eines potenziellen Partners hat für Frauen im Alter bis Ende 30 einen besonderen Stellenwert, mit zunehmendem Alter der Frauen verlieren die Einkommensverhältnisse an Bedeutung (ibid.). Ebenso tauschen beispielsweise besonders alleinerziehende Mütter im Alter zwischen 20 bis 49 Jahren bei der Partnersuche Attraktivität gegen sozioökonomischen Status ein (ibid.). Gleichzeitig sind Männer, die erkennbar finanzielle Ressourcen für die Frau signalisieren, bei der Partnersuche erfolgreicher. Eine besonders hohe Korrelation von Status und Anzahl der Partnerinnen konnte bei Männern im Alter zwischen 30 und 39 Jahren gezeigt werden. (Perusse, 1994). Auch beim Online-Dating erhielten Männer mit höherem Einkommen mehr Antwortmails von potenziellen Partnerinnen (Eastwick & Finkel, 2008). Die gleiche Präferenz war auch bei Speed-Dates erkennbar, wobei bei Heft 1/2012 Frauen die Zustimmung oder Ablehnung eines Speed-Dating-Partners eher von den Einkommensperspektiven abhingen, als dies bei Männern der Fall war (Eastwick & Finkel, 2008). Des Weiteren weisen Towsend & Wassermann (1997) darauf hin, dass die Kombination von hoher Attraktivität und zusätzlich hoher Ressourcenallokation eines potenziellen Partners von Frauen besonders bevorzugt werden. Bei Befragungen, bei denen Frauen Männerkörper, die mit unterschiedlichen Einkommensverhältnissen gekoppelt waren, als geeigneten Lebenspartner einschätzen sollten, wurden die höchsten Bewertungen an die Männer vergeben, deren physische Attraktivität einerseits hoch war und anderseits gleichzeitig über ein hohes Gehalt verfügten (Towsend & Levy, 1990). Hypothesen der Studie Wir gehen davon aus, dass Frauen evolutionsbedingt einen muskulösen Körperbau als genetischen Fitnessindikator bewerten und dadurch Männer mit Muskeln bei der Partnerwahl präferieren. Da Studien bereits gezeigt haben, dass übermäßig ausgeprägte Muskulatur mit höherer Dominanz und Volatilität in Verbindung gebracht wurden, vermuten wir, dass ein zu muskulöser Körperbau als weniger attraktiv eingeschätzt wird. Wir stellen daher folgende Hypothesen auf: H1: Frauen bewerten muskulöse Männerkörper als attraktiver. H2: Zu stark muskulöse Männerkörper werden als weniger attraktiv eingeschätzt. Wir erwarten außerdem, dass die Verfügbarkeit von Ressourcen ein weiteres Kriterium ist, Seite 51 Hennig, Wenk, Beyer welches die weibliche Partnerwahl – ebenfalls als Rudiment der Evolutionsgeschichte – beeinflusst. Während Ressourcen in Form von Nahrung und Schutz sowie zur Sicherung der Überlebenschancen des Nachwuchses für unsere Vorfahren ausschlaggebend waren, ist heute der sozioökonomische Status und insbesondere die Einkommensverhältnisse eines Partners ausschlaggebend. Wir gehen davon aus, dass Frauen bei der Partnerwahl dem finanziellen Status eines Mannes besondere Aufmerksamkeit schenken und durch ein hohes Einkommen die Attraktivität eines Mannes bei der weiblichen Partnerwahl steigt. Wir stellen daher eine dritte These auf: H3: Frauen bewerten Männer mit höherem finanziellem Status als attraktiver als Männer mit geringerem finanziellem Status. Methode Versuchspersonenbeschreibung Alle Probanden waren weiblichen Geschlechts im Alter von 12 bis 76 Jahren. In die Zufallsstichprobe gingen insgesamt 53 Teilnehmerinnen ein. Durchführung Das Experiment wurde an eineinhalb Tagen als Papier-Bleistift-Version an öffentlichen Plätzen der Stadt Berlin durchgeführt. Die Probandinnen wurden von den Versuchsleitern per Zufall ausgewählt und gebeten, sich an einer Studie zur weiblichen Partnerwahl zu beteiligen. Nach Zustimmung der Frauen, an dieser Studie teilzunehmen, wurde ihnen ein Fragebogen überreicht, welcher von diesen anschließend bearbeitet wurde. Eine Bearbeitungszeit des Fragebogens wurde nicht Seite 52 vorgegeben. Abschließend wurde das Alter der Probandinnen erfragt. Die Teilnahme erfolgte auf rein freiwilliger Basis und wurde nicht entlohnt. Beschreibung des Stimulusmaterials Der Fragebogen umfasst 13 Seiten, die gleichzeitig die 13 Items enthalten. Die Items bestehen aus Bildern von Männerkörpern, wobei das Gesicht des Mannes nicht ersichtlich war. Die Bilder wurden der Studie „Why is Muscularity sexy? Tests of the Fitness Indicator Hypothesis” (Frederick & Haselton, 2007) entnommen. Item 1 erfasst die Attraktivität von Männerkörpern. Die sechs dargestellten Männerkörper unterscheiden sich lediglich anhand ihrer Muskelmasse und ihrer Gewichtsklasse. Das heißt, dass die Körper A, B und C keine ausgeprägten Muskeln besitzen, wohingegen die Körper D, E und F deutliche Muskeln aufweisen. Die Körper A und D weisen ein geringes Gewicht (68 kg) auf, B und E ein mittleres (86 kg) und C/F ein hohes (104 kg). Die Körpergröße wurde bei allen Körpern mit 1,83 m konstant gehalten (Frederick & Haselton, 2007). Daraus wurden die Kategorien in Tabelle 1 entwickelt. Die Probandinnen wurden über die oben aufgeführte Details nicht in Kenntnis gesetzt, sondern bewerteten die Attraktivität der Männerkörper anhand von Bildern. Die Probandinnen wurden aufgefordert, die Männerkörper in Form eines Ratings in eine sechsstufige Rangreihenfolge einzuordnen. Dabei wurde die Abstufung „überhaupt nicht attraktiv“ mit nur einem Punkt (1) bemessen, dagegen erhielt die Abstufung „äußerst attraktiv“ die höchste Punktzahl, also 6. Die Versuchsanweisung wurde wie folgt formuliert: Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Tabelle 1 Kategorisierung der Männerkörper Körper Kategorie A wenig Muskeln B wenig Muskeln C wenig Muskeln D ausgeprägte Muskeln E ausgeprägte Muskeln F ausgeprägte Muskeln „Bewerten Sie die Männer bitte anhand eines Ratings von 1 „Überhaupt nicht attraktiv“ bis 6 „Äußerst attraktiv“. „Vergeben Sie dabei bitte ihre Ratingwerte nur jeweils einmal.“ Nachdem die Probandinnen ihr neutrales Urteil über die Attraktivität der Männerkörper gefällt hatten, wurde ihnen in den folgenden Items 2 bis 13 ein zusätzlicher Stimulusfaktor dargeboten. Die gleichen sechs Männerkörper wurden jeweils einmal mit hohem und einmal mit niedrigem Einkommen gekoppelt. In der Gegenüberstellung des Ratings eines Männerkörpers aus Item 1 und des Ratings des gleichen Männerkörpers mit hohem oder niedrigem Einkommen sollte untersucht werden, inwieweit sich die Gewicht schlank normal massig schlank normal massig Kurzbezeichnung „dünn“ „durchschnittlich“ „beleibt“ „athletisch“ „muskulös“ „sehr muskulös“ Attraktivitätseinschätzung der Frauen veränderte. Zusätzlich sollte herausgefunden werden, ob es Altersunterschiede bei den Probandinnen hinsichtlich des Ratings gibt. Eine Übersicht zum Faktor „Einkommen“ wird in Tabelle 2 dargestellt. Den nachfolgenden Abbildungen, die stellvertretend für die Items 2 bis 13 stehen, kann die genaue Versuchsanweisung entnommen werden. Datenauswertung Alle Probandinnen hatten die Fragebögen vollständig ausgefüllt, daher konnten dementsprechend 53 Datensätze in die Analyse einbezogen werden. Abbildung 1. Stimulusmaterial zur Bewertung der Attraktivität von Männerkörpern – Item 1. Anmerkung. Bezeichnung der Männerkörper von links nach rechts = A bis F Heft 1/2012 Seite 53 Hennig, Wenk, Beyer Tabelle 2 Auflistung der Berufsgruppen und deren Einkommen Körper Kategorie Beruf* A niedriges Gehalt Gebäudereiniger A hohes Gehalt Landtagsabgeordneter niedriges Gehalt B Lagerarbeiter B Pilot hohes Gehalt niedriges Gehalt C Busfahrer C Geschäftsführer hohes Gehalt niedriges Gehalt D Gärtner D Rechtsanwalt hohes Gehalt niedriges Gehalt E Fliesenleger E Unternehmensberater hohes Gehalt F niedriges Gehalt Möbelpacker F hohes Gehalt Lehrer Einkommenshöhe [€]* 1.863 5.824 2.226 6.927 2.493 6.103 2.005 5.506 2.557 5.250 2.146 4.959 Anmerkung. *zit. n. Stern Infografik (o. A., 2011) Da die von uns formulierten Thesen gerichtet waren, wurde zur Testung ein Signifikanzniveau von p ≤ .10 gewählt. Als weitere Voraussetzung zur Auswertung der Befragungsergebnisse wurde unterstellt, dass das von uns genutzte ordinale Skalenniveau auch als quasimetrisch betrachtet werden kann. Nach Cleff (2008) kann bei einer relativ differenzierten Skala angenommen werden, dass die Abstände etwa äquidistant sind und daher die Variablen als quasimetrisch behandelt werden. Da wir bei unserer sechsstufigen Abbildung 2. Itembeispiel – geringes Gehalt Seite 54 Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Ratingskala von einer ausreichenden Differenzierung ausgehen, haben wir zur Analyse der Befragungsergebnisse auch Auswertungsverfahren wie das Allgemeine Lineare Modell genutzt, die nur für metrische Variablen geeignet sind. Um die Attraktivitätsbewertungen in Abhängigkeit vom Alter der Frauen zu untersuchen, wurde eine Aufteilung in drei Altersgruppen vorgenommen: Probandinnen bis 24 Jahre, Probandinnen im Alter von 25 bis 39 und Probandinnen über 40 Jahre. Etwaige Tendenzen innerhalb derAltersgruppen oder über die gesamte Altersspanne hinweg sollten durch eine zusätzliche SignifikanzAnalyse aufgezeigt werden. Hierbei diente wiederum das Signifikanz-Niveau p ≤ .10 als Maßstab. Ergebnisse Attraktivitätseinschätzung nach Körperbau Mittelwerte von 1.77 bis 4.91. Die Standardabweichung wies eine Spannbreite von 1.12 bis 1.42 auf. Die Ergebnisse sind in Tabelle 3 dargestellt. Entsprechend der Rangreihenfolge der Männerkörperbewertungen (siehe Tabelle 3 und Abbildung 4) wurde erkennbar, dass muskulöse Körper am attraktivsten eingeschätzt wurden. Innerhalb der Kategorie „Männerköper mit Muskeln“ sank die Attraktivität mit zunehmender Muskulatur. Von den 6 Männerkörpern wurden nur Körper D („athletisch“) und E („muskulös“) als eher bis sehr attraktiv bewertet. Am attraktivsten wurde Körper D („athletisch“) mit M = 4.91 eingeschätzt. Aus der Rangreihenfolge wurde außerdem ersichtlich, dass ein geringeres Gewicht mit einer höheren Attraktivitätseinschätzung einherging. Körper C („massig“), der ein hohes Gewicht ohne erkennbare Muskulatur aufwies, erhielt dementsprechend die geringste Attraktivitätsbewertung mit M = 1.77. Die Deskriptive Analyse der Attraktivitätsbewertungen ergab eine Streuung der Abbildung 3. Itembeispiel – hohes Gehalt Heft 1/2012 Seite 55 Hennig, Wenk, Beyer Tabelle 3 Deskriptive Statistik der Bewertungen Körper M A 3.26 B 2.98 1.77 C D 4.91 E 4.43 F 3.43 Rangplatz 4 5 6 1 2 3 SD 1.42 1.14 1.14 1.24 1.12 1.20 Anmerkungen. N = 53; M = Mittelwert der Attraktivitätsbewertungen (min = 1, max = 6); Rangplatz = Rangreihenfolge nach Mittelwert, wobei 1 für höchste Rangbewertung steht; SD = Standardabweichung. Bewertungsunterschiede festgestellt (F(5;48) = 25.62; p ≤ .001). Nach Auswertung des partiellen ETA² konnten 73% der Varianz der Attraktivitätseinschätzung durch die Variation des Körperbaus erklärt werden. Zusätzlich wurden die Attraktivitätsbewertungen in Abhängigkeit vom Alter der Probandinnen untersucht und die Mittelwertunterschiede in drei Altersgruppen analysiert: Probandinnen bis 24 Jahre (N = 18), Probandinnen im Alter von 25 bis 39 Jahren (N = 18) und Probandinnen über 40 Jahre (N = 17). Die Ergebnisse innerhalb der Altersgruppen sind in den Abbildungen 5 bis 7 veranschaulicht. Die Rangreihenfolgen innerhalb der Altersgruppen zeigten ebenfalls, dass muskulöse Körper die höchsten Attraktivitätswerte aufwiesen. Über alle Altersgruppen hinweg wurde Körper D („athletisch“) am attraktivsten eingeschätzt. Bei den Probandinnen bis 24 Jahren erzielte Körper D („athletisch“) die höchste Bewertung mit M = 5.44. Abbildung 4. Attraktivitätsbewertung aller Probandinnen Die aufgetretenen Verteilungsunterschiede wurden nach Friedmans einfaktorieller Varianzanalyse nach Rang bei verbundenen Stichproben getestet und fielen mit p ≤ .001 signifikant aus. Mithilfe des Allgemeinen Linearen Modells bei Messwiederholung wurde der Test zusätzlich auf quasimetrischem Skalenniveau wiederholt und dabei die Innersubjektvariable „Körper“ mit sechs Ausprägungen berücksichtigt. Auch bei dieser Testung wurde eine Signifikanz der Seite 56 Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Gleichzeitig wurde ein geringes Gewicht gegenüber normalem oder hohem Gewicht präferiert. Lediglich die Probandinnen im Alter von über 40 Jahren bewerteten innerhalb der Kategorie „Körperbau mit wenig Muskeln“ ein normalgewichtiges Erscheinungsbild leicht positiver als einen schlanken Körper. Der Test auf Kovarianz des Alters der Probandinnen im Rahmen des allgemeinen Linearen Modells mit Messwiederholung war jedoch nicht signifikant (F(5;47) = 0.93; p = .47). Zusammenfassend bestätigen die vorliegenden Testergebnisse die von uns formulierte Hypothese H1, dass Frauen muskulöse Männer bei der Partnerwahl attraktiver einschätzen als Männer ohne erkennbare Muskeln. Weniger Körperfett und mehr Muskulatur erhöhen demnach die Attraktivität des Mannes. Jedoch verringern zu stark ausgeprägte Muskeln die Attraktivitätsbewertung, wodurch auch H2 als bestätigt erachtet werden kann. Die Analyseresultate unterstützen außerdem die Annahme, dass diese Partnerpräferenzen Abbildung 5. Attraktivitätsbewertung der Probandinnen weitgehend altersunabhängig im Alter bis 24 Jahre auftreten. Attraktivitätseinschätzung nach Körperbau und finanziellem Status Abbildung 6. Attraktivitätsbewertung der Probandinnen im Alter von 25 bis 39 Jahren Heft 1/2012 Auch durch das zusätzlich in die Attraktivitätsbewertung einfließende Merkmal „finanzieller Status“ blieb die Rangreihenfolge der Männerkörper weitestgehend konstant, wie Tabelle 4 veranschaulicht. Beim Vergleich der Rangplätze der einzelnen Männerkörper – einerseits nur nach Körperbau und andererseits in der Kombination Seite 57 Hennig, Wenk, Beyer von Einkommen und Körperbau – wurde ersichtlich, dass sich die Reihenfolge der Attraktivitätsbewertung nur bei Körper E („muskulös“) und D („athletisch“) änderte. Körper E („muskulös“) wurde nach Körperbau und finanziellem Status am attraktivsten eingeschätzt, während dieser – nur nach dem äußeren Erscheinungsbild beurteilt – lediglich die zweithöchste Attraktivitätsbewertung erhielt. Die Mittelwerte für die einzelnen Körper A bis F sind Abbildung 7. Attraktivitätsbewertung der Probandinnen aufgrund der unterschiedlichen im Alter über 40 Jahre Bewertungssystematik betragsmäßig nicht miteinander vergleichbar. Die Probandinnen wurden bei der Befragung nur nach Körperbau aufgefordert, die Männerkörper zu rangreihen, d. h. die Ratingwerte 1 bis 6 nur jeweils einmal zu vergeben. Andererseits waren die Probandinnen bei der Bewertung der Körper in Verbindung mit den Gehaltskriterien nicht an eine Rangreihung gebunden und konnten bei jedem der 12 Items frei einen Ratingwert zuordnen. Durch die zusätzliche Berücksichtigung des Merkmals „finanzieller Status“ sollte im zweiten Teil der Studie eruiert werden, inwieweit sich die Bewertung optisch identischer Männerkörper ändert, wenn diese jeweils mit niedrigem bzw. hohem Einkommen den Probandinnen dargeboten wurden. Tabelle 4 Mittelwertunterschiede der Attraktivitätsbeurteilung Körper A B C D E F M1 – Körperbau 3.26 2.98 1.77 4.91 4.43 3.43 Rangplatz M1 4 5 6 1 2 3 M2 – Körperbau und Gehalt 2.95 2.85 2.07 4.09 4.26 3.34 Rangplatz M2 4 5 6 2 1 3 Anmerkungen. N = 53; M = Mittelwert der Attraktivitätsbewertungen nach Körperbau (M1) oder nach Körperbau und Gehalt (M2); Rangplatz = Rangreihenfolge nach Mittelwert, wobei 1 für höchste Rangbewertung steht Seite 58 Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Die Auswertung der Attraktivitätseinschätzungen auf Basis des zusätzlichen Merkmals „Einkommen“ zeigte eine Tendenz, dass Männer mit höherem Einkommen als attraktiver bewertet wurden als Männer mit niedrigem Einkommen. Tabelle 5 zeigt die Mittelwertunterschiede der Attraktivitätsbeurteilung der Männerkörper nach Gehaltsstufen. Körper D („athletisch“) wies in der Bewertung dabei die höchste Differenz zwischen hohem und niedrigem Einkommen auf. Die Unterschiede derAttraktivitätsbewertungen wurden auf quasimetrischem Skalenniveau hinsichtlich ihrer Signifikanz überprüft. Unter Berücksichtigung der Innersubjektvariablen „Körper“ mit sechs Ausprägungen und „Gehalt“ mit zwei Ausprägungen erfolgte die Berechnung mittels des Allgemeinen Linearen Modells mit Messwiederholung. Dabei wurde deutlich, dass die Attraktivitätsbewertungen nur auf Basis der unterschiedlichen Körperformen signifikant waren (F(5;48) = 43.62; p ≤ .001). Nach Auswertung des partiellen ETA² konnten 82% der Varianz der Attraktivitätsbewertung durch den Körperbau und lediglich 3% der Varianz durch das Merkmal „Gehalt“ erklärt werden. Die Analyse der Testergebnisse auf nach Bonferroni adjustierte Wechselwirkungseffekte zwischen den Innersubjektvariablen „Gehalt“ und „Körper“ wurde nur bei Körper D („athletisch“) (F(1;52) = 15.61; p ≤ .001) signifikant (siehe Tabelle 5). Die Überprüfung der Signifikanz der Bewertungsdifferenzen erfolgte zusätzlich auf ordinalem Skalenniveau durch den Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben. Diese Analyse bestätigte das Resultat des Allgemeinen Linearen Modells und wies nur für Körper D („athletisch“) ein signifikantes Ergebnis p ≤ .001 aus. Körper D („athletisch“) erhielt bereits, nur nach dem äußeren Erscheinungsbild betrachtet, eine hohe Attraktivitätsbewertung. Da die Mittelwertunterschiede nur bei dieser Körperform signifikant (p ≤ .001) waren, könnte dies als Hinweis gedeutet werden, dass die Attraktivität durch hohen finanziellen Status besonders bei denjenigen Männern ansteigt, die bereits aufgrund ihres Körperbaus von Frauen als attraktiver Partner eingeschätzt werden. Dieses Ergebnis bekräftigt damit die Forschungsergebnisse von Towsend & Wassermann (1997) sowie Towsend & Levy (1990), dass die Kombination von hoher Attraktivität und zusätzlich hohem Tabelle 5 Mittelwertunterschiede der Attraktivitätsbeurteilung Körper A B C D E F M3 – niedriges Gehalt 2.87 2.77 2.11 3.77 4.34 3.32 M4 – hohes Gehalt 3.04 2.92 2.02 4.40 4.17 3.36 Mittlere Differenz M1-M4 + .17 + .15 - .09 + .62 - .17 + .04 Sig.a .30 .48 .30 ≤ .001** .25 .83 Anmerkungen. N = 53; M = Mittelwert der Attraktivitätsbewertungen bei niedrigem Gehalt (M3) und hohem Gehalt (M4); Sig.a = Signifikanz der mittleren Differenz (Anpassung der Mehrfachvergleiche nach Bonferroni); ** signifikant (p ≤ .001). Heft 1/2012 Seite 59 Hennig, Wenk, Beyer finanziellem Status eines potenziellen Partners von Frauen präferiert wird. Außerdem wird dadurch auch die Theorie von Buss & Barnes (1986) und Buss (1989) gestützt, dass es aus Sicht der Frau bei der Partnerwahl darauf ankommt, Männer zu identifizieren, die über eine gute genetische Qualität verfügen und gleichzeitig signalisieren, dass sie die notwendigen Investitionen in den Nachwuchs erbringen können. Des Weiteren wurden auch hier die Attraktivitätsbewertungen in Abhängigkeit vom Alter der Probandinnen untersucht. Die Abbildungen 8 bis 13 zeigen die Bewertung der einzelnen Männerkörper jeweils in drei Altersgruppen: Bei der Auswertung der Testergebnisse nach Altersgruppen konnte festgestellt werden, dass es unterschiedliche Attraktivitätsbeurteilungen gab. Über alle Altersgruppen hinweg bewerteten die Probandinnen die Körper A („dünn“) und D („athletisch“) bei höherem Gehalt als attraktiver. Die Präferenz für ein hohes Einkommen war bei Körper A mit einer mittleren Differenz der Mittelwerte von maximal .22 nur marginal ausgeprägt. Bei Körper D wurde ein deutlich größerer Mittelwertunterschied von maximal .67 ausgewiesen. Des Weiteren schätzten die Probandinnen der Altersgruppe 25 bis 39 Jahre die Männerkörper B Seite 60 Abbildung 8. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper A – „dünn“ Abbildung 9. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper B – „durchschnittlich“ Abbildung 10. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper C – „massig“ Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Abbildung 11. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper D – „athletisch“ Abbildung 12. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper E – „muskulös“ Abbildung 10. Attraktivitätsbewertung nach Altersgruppe Körper F – „sehr muskulös“ Heft 1/2012 „durchschnittlich“, C „massig“, E „muskulös“, F „sehr muskulös“ entgegengesetzt unserer Erwartungen und damit attraktiver, wenn die Körper mit einem niedrigen finanziellen Status gekoppelt waren. Auch innerhalb der Altersgruppe ab 40 Jahre wurden die Attraktivität des Körpers C („massig“) mit geringem Einkommen höher bewertet als die des gleichen Körpers mit hohem Gehalt. Die unterschiedlichen Attraktivitätsbewertungen innerhalb der Altersgruppen wurden durch den Wilcoxon-Test auf Signifikanz geprüft. Die Resultate sind in Tabelle 6 dargestellt und zeigen, dass keines der Ergebnisse signifikant (p ≤ .10) ausfiel. In der Altersgruppe unter 24 Jahren war der Testwert bei Körper D („athletisch“) (p = .020) annähernd signifikant. Die größte Annäherung an das Signifikanzniveau zeigten die Ergebnisse ebenfalls für Körper D („athletisch“) in der Altersgruppe 25 bis 39 Jahre mit p = .014 und damit für einen Körperbau, der als eher attraktiv eingeschätzt wurde. Wie die altersspezifischen Resultate vermuten lassen, sind vor allem jüngere Frauen auf der Suche nach potenziellen Partnern, die attraktiv und gleichzeitig über gutes Einkommen verfügen. Evolutionstheoretisch lässt sich daher vermuten, dass Frauen besonders hohe Ansprüche an ihren Partner Seite 61 Hennig, Wenk, Beyer Tabelle 6 Ergebnisse des Signifikanztests der Bewertungsunterschiede nach Einkommen Körper Sig. Gr. ≤ 24 J. (n = 18) Sig. Gr. 25–39 J. (n = 18) Sig. Gr. ≥ 40 J. (n = 17) A .606 .799 .366 B .427 .169 .190 .025 C .132 .059 D .014 .177 .020 E .871 .046 .792 F .719 .751 .317 Anmerkungen. Wilcoxon-Test bei verbundenen Stichproben, ob Median der Differenzen zwischen den Männerkörpern mit hohem und niedrigem Einkommen gleich Null ist. aDie einzelnen Männerkörper wurden jeweils einmal mit hohem und niedrigem Einkommen hinsichtlich ihrer Attraktivität bewertet; Sig. = Signifikanz der Mittelwertunterschiede; Gr. = Gruppe; N = 53.. stellen, wenn ihr Reproduktionserfolg am höchsten ist. Der Reproduktionserfolg ist abhängig von der weiblichen Fertilität (Empfängniswahrscheinlichkeit) und hat ihre höchste Ausprägung im Alter von Anfang bis Mitte 20 (Buss, 1989). Forschungsergebnisse von Waynforth & Dunbar (1995) stimmen mit den Erkenntnissen unserer Studie überein und belegen, dass Frauen im Alter von 20 bis 39 Jahren besonders anspruchsvoll bei der Partnerwahl sind und sowohl Attraktivität als auch ausreichende Ressourcen wichtig sind. Auch eine Befragung von Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren hinsichtlich ihrer Präferenzen für einen zukünftigen Partner ergab, dass bereits in dieser Altersgruppe ein gutes Aussehen in Verknüpfung mit gutem Einkommen bevorzugt wird (Ha, Overbeck & Engels, 2010). Resultierend aus den genannten Testergebnissen kann festgehalten werden, dass sich die Hypothese „Frauen bewerten Männer mit höherem Einkommen als attraktiver“ im Rahmen dieser Studie nicht bestätigt werden konnte. Es wurden jedoch Hinweise darauf gefunden, dass die Attraktivität von Männern, die bereits aufgrund ihres äußeren Erscheinungsbildes als attraktiv eingeschätzt Seite 62 wurden, durch einen hohen finanziellen Status weiter erhöht wird. Diskussion 1953 fragte sich Marilyn Monroe: „Wie angelt man sich einen Millionär?“ – 2011 angelt Frau sich keinen Millionär, sondern einen Adonis von Mann. Geld spielt heute eine untergeordnete Rolle. Das typische Klischee „Geld macht sexy“ kann mit dieser Studie nicht untermauert werden. Vergleicht man über alle Altersgruppen der Probandinnen hinweg die Ergebnisse der neutralen Attraktivitätsbewertung der sechs vorgestellten Männerkörper mit den Ergebnissen der Attraktivitätsbewertung gekoppelt an das Einkommen, ist festzustellen, dass schlanke bzw. durchschnittlich gebaute Männer mit Muskeln am positivsten eingeschätzt werden. Werden die Ergebnisse der Attraktivitätsbewertung nach Einkommen betrachtet, ist zwar eine Tendenz erkennbar, dass Männer mit hohem Gehalt bevorzugt werden, lediglich der athletische Körper („schlank mit Zeitschrift für Gesundheit und Sport Geld macht nicht sexy – nur attraktive Männer noch begehrenswerter Muskeln“) zeigt eine Signifikanz dafür, dass das Geld den Mann attraktiver erscheinen lässt. Auffallend ist, dass über alle Altersstufen hinweg der athletische Körper bereits bei der neutralen Attraktivitätsbewertung die höchsten Werte erzielt. Dies offenbart, dass für die befragten Frauen die körperliche Attraktivität eines Mannes wichtiger ist als dessen Einkommen. Nur wenn der Mann ohnehin schon als attraktiv bewertet wird, steigert ein höheres Einkommen dessen Attraktivität. Verfügt der Mann über ausreichende Fitnessindikatoren, ist es bei der Bewertung unerheblich, ob er über ein niedriges oder ein hohes Einkommen verfügt. Durch das Accessoire „Einkommen“ wird ein attraktiver Mann als noch attraktiver wahrgenommen. Unattraktive Männer kommen bei der Partnerwahl nicht in die engere Auswahl, obwohl sie durch ihr gesteigertes Einkommen zumindest als potenzielle Versorger einer Familie in Frage kommen würden. Markanterweise präferierte die Altersgruppe der 25- bis 39-jährigen die Männerkörper B, C, E und F mit niedrigerem Gehalt als potenzielle Partner. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass einige Teilnehmerinnen sich negativ über den Berufsstand des „Geschäftsführers“ äußerten und „schlechte Erfahrungen“ als Ursache ihrer Präferenz angaben. Im Rahmen von künftigen Studien ist darüber hinaus zu berücksichtigen, inwieweit Berufe wie z. B. Politiker bereits mit einem negativen Image verbunden sind und sie damit die Entscheidungsfindung beeinflussen (IfD – Institut für Demoskopie Allensbach, 2011). Sicherlich können bei der Testdurchführung äußere Einflüsse, wie die Gegenwart anderer Personen am Durchführungsort oder Lärm und Hektik, die Konzentration und damit die Verständnis- und Entscheidungskompetenzen der Probandinnen negativ beeinflusst haben. Auffallend jedoch war, dass Heft 1/2012 einige Frauen generelle Probleme bei der Entscheidungsfindung hatten, was aber eher auf deren Persönlichkeit zurückzuführen ist. Zusätzlich muss erwähnt werden, dass zwei von 53 Probandinnen ein Alter von 12 Jahren aufwiesen (äußeres Erscheinungsbild entsprach nicht ihrem Alter), weshalb aus entwicklungspsychologischer Sicht ihr Urteil für unsere Studie in Frage zu stellen ist. Die Gefahr der subjektiven Verfälschung ist immer einzukalkulieren, jedoch könnten zusätzliche Fehlerquellen wie z. B. ein unangemessenes Alter der Probandinnen in zukünftigen Testverfahren vermieden werden. Für die Signifikanz der gewünschten Testergebnisse ist eine ausreichend große Stichprobe notwendig. Allerdings darf die Stichprobe den Umfang einer Studie nicht sprengen. Mit 53 Probandinnen wurde ein für diese Studie angemessener Kompromiss erzielt, der jedoch nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass viele Testergebnisse keine ausreichende Signifikanz erzielten. Zusammenfassend kann resümiert werden, dass die Hypothesen H1 und H2 durch die vorliegenden Testergebnisse bestätigt wurden. Im hohen Maße überraschend war jedoch die Erkenntnis, dass die Hypothese H3 nicht bestätigt werden konnte. Es wurde stattdessen eine Tendenz der weiblichen Partnerwahl hin zum Kriterium der Maskulinität und weg vom Kriterium des Versorgers beobachtet. Für eine weiterführende Betrachtung der weiblichen Partnerpräferenz könnten in zukünftigen Studien Probandinnen ausgewählt werden, die gleichen (Grund-)Kriterien genügen. Interessant wäre eine Beschränkung auf Single-Frauen, da von uns angenommen wird, dass Single-Frauen ein objektiveres Ergebnis erwarten lassen. Hier liegen nämlich Theorie und Praxis in idealer Weise sehr nah beieinander, da die Single-Frauen vermutlich gerade auf Partnersuche sind. Seite 63 Hennig, Wenk, Beyer Literatur Barber, N. (1995). The evolutionary psychology of physical attractiveness: Sexual selection and human morphology. Ethology and Sociobology, 16, S. 395–424. Bhasin, S., Woodhouse, I., & Storer, T. (2001). Hormones and sport: proof of the effect of testosterone on skeletal muscle. Journal of Endocrinology, 170, S. 27–38. Booth, A., Johnson, D., & Granger, D. (1999). Testosterone and men’s health. Journal of Behavioral Medicine, 22-1, S. 1–19. Boothroyd, L., Jones, B., & Burt, M. (2007). Partner characteristics associated with masculinity, health and maturity in male faces. Personality and Individual Differences, 43, S. 1161–1173. Buss, D. (1989). Sex differences in human mate preferences: Evolutionary hypotheses tested in 37 cultures. Behavioral and Brain Sciences, 12-1, S. 1–14. Buss, D. (1997). 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