2011 an! - Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
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2011 an! - Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion
rz Mä 1 1 0 2 Grün packt an! tik i l o np e rau F e ün 4 r G eite all b S ß Ab fu en u ng a 0 u r 1 d F eite Bil S b rkt & A a m en u its a 4 r e 1 F eite b Ar S & Ab ng n u e r u 6 ä FraSeite 1 Erkl Ab rer a im 8 We te 1 Ab Sei RÜN G : l ofi 11 pr rz 20 n– , r ü tion g a d un bin a l m Li Ko kt! ac ne ei s p e e di ä M S.3 l ia E te K na Re S.4 k it ne oliti räch m ü Gr enp Gesp u im Fra Grün pe l: chop ofi or Pr aud S lv r e t i l Wa nv be st g a Ta r h üna r i e t W te K gu a na n e i e R am ist anor e np ut He agne p m Ka all b fuß S.10 n ue 1 a r F 201 th Ro WuM a i d Cla l rner fi o r n Dö 2011 wird das Jahr der Frauen. 100 Jahre Internationaler Frauentag und 25 Jahre Quote bei uns Grünen sind ein doppelter Grund zum Feiern. Und ein Ansporn für einen neuen Aufbruch in der Gleichstellungspolitik. Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, führt an der Quote kein Weg mehr vorbei. Für einen Durchbruch in der Frauenpolitik müssen wir die gesellschaftlichen Kräfte bündeln. Dazu steuern wir in diesem Jubiläumsjahr unter dem Motto „Heute ist ein guter Tag“ eine größer angelegte Informationskampagne bei. Wir zeigen, was Frauen leisten und wofür es zu kämpfen gilt. P i nd u e tfr er n or Sp Dör a j t Ka Im or ast t i d ün Liebe LEserin, Lieber Leser, 2 S.1 ps i l ch S.14 S e Di ieredung rr il ba n & B ue z Fra a Hin k is Pr .16 n i S e ad am“arkt „M enh eitsm g rb Dauen & Ahmer t ä l Fra tte Po k i ig Er 18 Br r are S. m i 1 We 201n ng t a ru n pack ü nd S.24 Gr u ne nen i r m io Te likatk b lic PuÜberb r De 2011 – das Jahr der Frauen! 2011 kann auch das Jahr des Aufbruchs in der Bundespolitik werden. Im Superwahljahr stehen die Chancen gut, das Ende von Schwarz-Gelb einzuleiten. Die Menschen spüren, dass die unsoziale und unökologische Klientelpolitik dieser Koalition an ihren Wünschen und Bedürfnissen vorbeigeht. Stattdessen erleben sie leere Versprechungen wie die Steuersenkungsphantasien von CSU und FDP, unwürdiges Gezerre wie bei der Neuregelung der Hartz IV-Sätze und die Zurücknahme erreichter Fortschritte wie in der Energiepolitik. Wir Grüne haben zu Beginn dieses Jahres in Weimar unser Konzept für eine nachhaltige und soziale Zukunft geschärft – Grün packt an! Unsere Weimarer Erklärung finden Sie ab Seite 18. Zukunft gestalten, das verlangt Investi tionen in Bildung, Klimaschutz und Gerechtigkeit. Mit einer klugen Haushalts- und Finanzpolitik schaffen wir dafür den nötigen Spielraum. Wir wollen die Energiepolitik wieder auf Kurs bringen und den Atomspuk beenden. Impressum Hüber, Ute Köhler, Sibylle Kraut-Eppich, Herta Die Bürgerinnen und Bürger haben im vergangenen Jahr Bewegung in die politische Landschaft gebracht, sie fordern echte demokratische Beteiligung ein. Die Politik kann es sich im 21. Jahrhundert nicht mehr erlauben, über ihre Köpfe hinweg zu regieren. Gemeinsam können wir Lösungen erarbeiten, die wirklich tragen – wir sind dabei. Wesselmann Herzlich, Ihre Herausgeberin: Bündnis 90/Die Grünen Bun- destagsfraktion, 11011 Berlin, T. 030/227 56789, F. 030/227 56552, info@gruene-bundestag.de V.i.S.d.P.: Nina Lösche Redaktion: Gisela Parchent Gestaltung: Stefan Kaminski, Jakina Titelbild: The Bridgeman Art Library Druck: Frank Druck GmbH & Co. KG Auflage: 77.000, erscheint auch als Anzeige im „schrägstrich“ Redaktionsschluss: 23.02.2011 Papier: 90 g Recymago profil:GRÜN erscheint viermal im Jahr, das Abo kostet 7,50 Euro. 2 Renate Künast MdB, Fraktionsvorsitzende 3 Gespräch Foto: picture-alliance / dpa Waltraud Schoppe, geboren am 27. Juni 1942 in Bremen, war Mitbegründerin der Grünen. Ab 1983 gehörte sie der ersten grünen Bundestagsfraktion an und wurde 1984 in das „Feminat“, den ersten und einzigen rein weiblichen Vorstand der Bundestagsfraktion gewählt. Sie war mehrfach Abgeordnete im Bundestag, aus dem sie 1998 aus schied. Von 1990 bis 1994 war sie Frauenministerin in Niedersachsen. Für großes Aufsehen sorgte sie gleich bei ihrem Start als Bundestagsabgeordnete 1983, als sie mit einem „feministischen Manifest“ den Bundestag auf mischte. Waltraud Schoppe lebt zurzeit in Südfrankreich. Profil:GRÜN hat mit ihr gesprochen. Frau Schoppe, welche Reaktionen löste Ihre erste Rede damals aus? Einige grüne Männer verließen das Plenum, weil sie die Rede so furchtbar fanden, dass sie nicht dabei sein wollten. Das Ganze war ihnen zu provokativ und weg waren sie. Männer aus anderen Fraktionen klopften sich grölend auf die Schenkel. Ich habe damals zum Beispiel über „alltäglichen Sexismus“ gesprochen. Die Herren verwechselten das wohl mit „alltäglichem Sex“ und lachten wie verrückt. Die anwesenden Frauen – auch aus anderen Fraktionen und von außerhalb – fanden meinen Auftritt wohl eher gut. Sehr viele Briefe und Anrufe zeigten mir, dass sie den Sinn und Zweck dieser Provokation verstanden hatten. Was denken Sie heute darüber? Ich habe die Rede vor fünf Jahren zuletzt gelesen und mir gedacht: Meine Güte, warum gab es denn darum so viel Aufregung? Aus jetziger Sicht fand ich sie gar nicht mehr so provokativ. Heute würde ich sicher eine andere Form wählen. Die Zeiten haben sich geändert, die Gesellschaft hat sich verändert und ich mich auch. Auszug aus der ersten Bundestagsrede von Waltraud Schoppe Vollständige Rede unter: www.bundestag.de » Plenarprotokoll 10/5 vom 5. Mai 1983, Seite 248 ff. 4 Wenn Sie die Situation von Frauen damals und heute betrachten – welche Unterschiede fallen Ihnen auf? Heute steht die soziale Frage im Vordergrund – Arbeitslosigkeit, prekäre Verhältnisse, davon sind besonders häufig Frauen betroffen. Vor allem als Alleinerziehende ohne entsprechende Kinderbetreuung stehen sie viel schlechter da als die Männer. Auch die vielen Frauen, die aus anderen Kulturen zu uns kommen, brauchen mit ihren ganz spezifischen Problemen starke Unterstützung. Das sind schon entscheidende Veränderungen im Vergleich zu früher. Um die Frauenbewegung an sich ist es ja still geworden. Wenn ich jetzt aber zurückblicke auf die Generation meiner Mutter, auf meine Generation und das Leben von Frauen heute damit vergleiche, dann hat sich doch viel getan. Mittlerweile ist es selbstverständlich, dass Frauen überall auftauchen und sich einmischen. Die jungen Mädchen, die ich so sehe, sind ungleich selbstbewusster als wir damals. Von Stagnation kann also keine Rede sein. Allerdings fehlt uns – damals wie heute – ein überzeugender Gesellschaftsentwurf für die Frage: Wie kriegt man das Leben mit Kindern und den Beruf unter einen Hut? Auch hier sehe ich aber Bewegung, denn es trauen sich doch mehr Männer, einen Teil dieser schönen Aufgabe zu übernehmen. Zurzeit dreht sich der frauenpolitische Diskurs um die Quote und spaltet selbst die Regierungskoalition. Wirft uns die jüngste Absage an die Quote von ganz oben nicht um Jahre zurück? Ja, ich finde das „hasenfüßig“ bis zum Gehtnichtmehr. Anstatt endlich zu sagen: Lasst die Frauen ran, her mit der Quote. Jetzt versucht man wieder, Qualifikation gegen Chancengleichheit auszuspielen. Dabei kann man doch nicht im Ernst behaupten, dass sich immer Qualität durchgesetzt hätte, wenn man manche Männer anschaut, die an der Spitze stehen. Ich bin für die Quote – ohne jedes Wenn und Aber. Frauen machen nicht alles besser, aber sie setzen andere Akzente und das kann der Gesellschaft im Ganzen nur guttun. Da, wo Frauen sich durchsetzen konnten, gibt es schon viele sehr positive Beispiele und davon wollen wir mehr. Das Gespräch führte Agnes Steinbauer. 5 Wir haben viel vor. von Renate Künast Wenn Frauen gemeinsam kämpfen, können sie viel erreichen. Als Waltraud Schoppe 1983 ihre erste Rede vor dem deutschen Bundestag hielt, sprach sie vom „alltäglichen Sexismus im Parlament“. Damals war sie dem politischen und gesellschaftlichen Diskurs weit voraus und mit ihrer Position noch ziemlich allein. Sie ächtete in dieser Rede Gewalt gegen Frauen und forderte die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe. Dabei sah sie sich einem Parlament gegenüber, das zu über 90 Prozent aus Männern bestand, die sie verlachten und verhöhnten. Es war das Engagement der grünen Frauen, das 1997 in einer Sternstunde des Parlaments gipfelte: Frauen aller Fraktionen setzten in einer gemeinsamen Initiative die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe durch. Im Jubiläumsjahr des 100. Frauentags ist die Zeit reif für eine weitere Sternstunde des Parlamentarismus: Wir wollen interfraktionell die Kräfte zu einer gemeinsamen Initiative bündeln. Das Ziel ist die Quotierung von Aufsichtsräten, um die Monokultur in Deutschlands Chefetagen zu durchbrechen. Denn trotz vieler Erfolge sind wir auch 60 Jahre nach Verabschiedung des Grundgesetzes und dem Postulat „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ weit davon entfernt, seine Forderungen zu erfüllen. So schreibt der Artikel 3 Absatz 2 GG vor: „Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin“. Das Fazit ist klar: Auftrag nicht erfüllt! Deshalb gibt es keine guten Noten für die Gleichstellungspolitik der Bundesregierung. Foto: St. Kaminski Nach wie vor sieht die gesellschaftliche Realität so aus: Frauen verdienen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer, sie machen im Deutschen Bundestag lediglich knapp ein Drittel aller Abgeordneten aus und sie sind auf Lehrstühlen deutscher Universitäten klar in der Unterzahl. Ganz zu schweigen von den Vorständen und Aufsichtsräten in der deutschen Wirtschaft. Dort gibt es noch immer eine fast hundertprozentige Männerquote. Deshalb haben wir einen entsprechenden Gesetzentwurf vorgelegt. Er schreibt ab 2017 vor, die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen und Unternehmen mit Arbeitnehmermitbestimmung zu mindestens 40 Prozent mit Frauen zu besetzen. Wird der Mindestanteil nicht erreicht, droht die Nichtigkeit der Hauptversammlungsbeschlüsse zur Aufsichtsratswahl und die Nichtigkeit von Beschlüssen eines quotenwidrig zusammengesetzten Aufsichtsrats. Übrigens gilt die Geschlechterquote für Frauen und Männer. Befürchtungen, Männer 6 könnten massenhaft von Frauen verdrängt werden, sind also unbegründet. Unser Gesetzentwurf wurde im Dezember 2010 im Bundestag in erster Lesung beraten. Die Ministerinnen Schröder und von der Leyen gingen der Auseinandersetzung aus dem Weg, sie verließen kurz vor Beginn der Debatte den Saal. Als sich die ehemalige Frauenministerin Ursula von der Leyen mit einigen Jahren Verspätung in diesem Januar für die Quote aussprach, wurde ihr Vorstoß von der Kanzlerin schnell wieder einkassiert. Frau Merkel scheint es zu reichen, dass Deutschland eine Bundeskanzlerin hat. Doch damit wird sie nicht durchkommen. Denn das Bündnis für eine Quote gewinnt immer mehr Zustimmung, nicht nur bei uns Grünen. Deutschland ist zudem umgeben von Ländern, die der Wirtschaft für mehr Vielfalt in Führungspositionen verbindliche Zielvorgaben machen. Auch von der EU-Kommission kommt Druck, den Frauenanteil nachhaltig zu erhöhen. Frauenministerin Schröder zeigt für Gleichstellungspolitik wenig Interesse. Den ersten Gleichstellungsbericht, den 2008 ihre Vorgängerin von der Leyen in Auftrag gegeben hatte, nahm sie nicht persönlich entgegen. Dabei zeigt ein Blick auf den Frauenanteil der Koalition, wie bitter nötig Schwarz-Gelb die Auseinandersetzung mit Gleichstellungsfragen hätte. In der Unionsfraktion liegt der Frauenanteil bei 20,1 Prozent, bei den FDP-Abgeordneten mit 24,7 Prozent nur knapp darüber. In unserer Bundestagsfraktion dagegen sind die Frauen mit 54,4 Prozent in der Mehrheit. 30 Jahre grüne Frauenpolitik zahlen sich eben doch aus! Unser „Feminismus für die neue Zeit“ stellt das gemeinsame Ziel in den Mittelpunkt: echte Gleichstellung von Männern und Frauen. Eine Quotierung von Aufsichtsräten ist der erste Schritt. Eine vergleichbare Lösung wollen wir für Vorstände durchsetzen. Als dritten Schritt werden wir ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft vorlegen, damit Frauen endlich verdienen, was ihnen zusteht. Und damit Diskriminierung keine Chance hat. www.gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Frauen Renate Künast MdB ist Fraktionsvorsitzende 7 (10) (7) (2) (3) (9) … um ein Zeichen für Demokratie und gegen Rechtextremismus zu setzen. (3) Denn rechtsextreme Frauengruppen mobilisieren im Harz. Der Harz aber ist nicht braun. Der Harz ist bunt. Dafür engagieren sich Viola von Cramon aus Niedersachsen, Undine Kurth aus SachsenAnhalt und Monika Lazar aus Sachsen. Im Januar trafen sie sich in der KZ Gedenkstätte Mittelbau-Dora in Nordhausen und berieten mit engagierten BürgerInnen Strategien gegen Rechts. (4) (1) Heute ist ein guter Tag, um 100 Jahre Frauentag zu feiern! 1911 kämpften Frauen in Europa und den USA für ihr Wahlrecht, gerech tere Löhne und bessere Arbeitsbe dingungen. Und wofür kämpfen sie 2011? Wir haben uns umge schaut, wie und wo Frauen heute präsent sind, sich engagieren und Frauenpolitik machen. 4 (11) … um sich für Lohngleichheit stark zu machen. (1) Denn in Deutschland verdienen Frauen nach wie vor 23 Prozent weniger als Männer, obwohl es Vorgaben zur geschlechtsneutralen Entlohnung gibt. Wir wollen nicht weitere 100 Jahre warten! Die Lohngleichheit muss endlich her! Das meinen auch Beate Müller-Gemmeke, Monika Lazar und Dr. Karin Tondorf, Expertin für Entgeltgleichheit. … für bessere Geburtshilfe. (4) Hebammen bringen die Kinder zur Welt und werden von der Politik ignoriert. Bislang. Dank einer Initiative von Biggi Bender hat das Gesundheitsministerium nun verkündet, sich Klarheit über die Einkommenssituation von Hebammen verschaffen zu wollen. Ein erster Schritt, der ohne grünen Druck nicht zustande gekommen wäre und dem hoffentlich weitere folgen werden. … um politisch aktiv zu werden. (2) Wie frau heutzutage Politikerin werden kann und über ihren eigenen Weg in die Politik diskutierte die Bundestagsvize präsidentin Katrin Göring-Eckardt mit Frauen aller Altersgruppen im Jenaer Café Grünowski bei Milchkaffee und frischen Brötchen. … um Susanne Baer einen guten Start zu wünschen. (5) Krista Sager stattete der neuen Verfassungsrichterin einen Besuch ab. Baers Wahl war auf Vorschlag der Grünen zustande gekommen und ist damit eine kleine Revolution in der Geschichte des höchsten deutschen Gerichts. Gut für Karlsruhe, das nicht nur eine exzellente . Juristin, sondern auch eine ausgewiesene Gender-Expertin gewinnt. … um weltweit gegen Diskriminie rung zu kämpfen. (6) Frauen und Mädchen werden weltweit benachteiligt, diskriminiert, und sie sind Gewalt oft schutzlos ausgeliefert. Dagegen kämpfen die Frauen vom Weltladen und von der UNICEF-Gruppe Ulm, die Ekin Deligöz besuchte. Sie verkaufen fair gehandelte Waren aus Nah und Fern, informieren hierüber und über die Lebensbedingungen der Produzentinnen und deren Kultur. … um sogenannte Männerberufe zu ergreifen. (7) Ekin Deligöz besuchte Ulrike Hegele (2. v. r.), die einzige Meisterin inmitten von Meistern. Denn sie ist selbstständige Ofensetzermeisterin und in diesem sowieso schon seltenen Beruf als Frau eine echte Exotin. Einen Vorteil hat diese Sonderstellung, sagt sie: „Meine Kunden, Lieferanten und Kollegen erinnern sich immer an mich. Ach ja, sie sind ja die Frau Ofensetzermeisterin“. … um mit Migrantinnen zu reden. (8) Zum Beispiel über Gesundheit, Prävention und Rente. Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Prävention und Patientenrechte, traf sich dazu zum Frühstück mit den Frauen vom Arbeitskreis International in Münster. (6) 8 (8) … für einen Frauen-Spaziergang in Weimar. (9) Anna Amalia, Charlotte von Stein, Johanna Schopenhauer, Marianne Brandt, Natalie von Milde u. v. a. – die Klassikerstadt Weimar zeigt an vielen Ecken, wo Frauen sich über die Jahrhunderte engagierten. Auf ihren Spuren wandelten am Rande der Fraktionsklausur grüne Frauen und Männer. ... um junge Frauen zu fördern. (10) Brave Mädchen kommen in den Himmel – und wer kommt auf den Chefsessel? Beim Generationengipfel in Berlin machte sich Christine Scheel für Frauen stark. Unterstützt von Dirk Binding (Bundesgeschäftsführer der Wirtschaftsjunioren) diskutierte sie darüber, mit welchen Maßnahmen mehr Frauen in die Führungsetagen gelangen können. ... für die Quote. (11) Deswegen haben wir den Gesetzentwurf für eine Frauenquote geschrieben. Denn wir wollen, dass bis 2015 mindestens 30 Prozent und bis 2017 mindestens 40 Prozent Frauen in den deutschen Aufsichtsräten sitzen. Auch bei der Weihnachtsmann GmbH. Agnes Krumwiede verteil te mit ihren Kolleginnen anlässlich der Einbringung des Gesetzes im Dezember dafür schon mal grüne Weihnachtsfrauen. Alle Aktionen unserer Frauenkampagne: www.gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Frauentag 100 (5) 9 Wer in Kabul am Zaun des Platzes, auf dem die afghanische Frauenfußballnationalmannschaft trainiert, die Poster von Birgit Prinz und Steffi Jones sieht, dem gehen wahrlich die Augen auf. Birgit, die noch aktiv ist, und Steffi, die jetzt das Organisationskomitee der Frauen-WM leitet, werden von den Spielerinnen in Afghanistan – und nicht nur dort – fast wie Popstars verehrt. Genauso wie Marta aus Brasilien oder die legendäre Mia Hamm, die dazu beitrug, Fußball zu einer der populärsten Sportarten für Frauen in den USA zu machen. Frauenfußball wird heute fast überall auf der Welt gespielt. Dabei hat er eine wechselhafte Geschichte, mit Verboten und Behinderungen. Die Begründungen dafür klingen heute reichlich skurril, zum Beispiel, dass Frauen aufgrund der „schwächeren Natur“ eine halbjährige Winterpause einzuhalten hätten. An solchen Regeln erkennt man den langen Weg, den der Frauenfußball zurücklegen musste. Dass er noch nicht zu Ende ist, zeigt sehr anschaulich der Film „Football under Cover“, der die Begegnung von Kreuzberger Fußballerinnen mit ihren iranischen Kolleginnen dokumentiert. Ich bin sehr froh, dass der Deutsche Fußballbund zu den Verbänden gehört, die den Frauenfußball in besonderer Weise unterstützen. von Claudia Roth 25.11.2010: Länderspiel in der Leverkusener BayArena: Deutschland - Nigeria 8:0; Fatmire Bajramaj (rechts), Onome Ebi 10 Foto: U. Kraft Fotografie Frauenfußball-WM 2011 DFB-Präsident Theo Zwanziger ist bekennender Fan und unermüdlicher Förderer – und natürlich ein weitblickender Verbandsstratege. Er weiß, dass im Frauenfußball ein ganz großes Entwicklungspotenzial liegt, das die Sportwelt in den nächs ten Jahren und Jahrzehnten mit prägen wird. Vor wenigen Jahren wäre es noch undenkbar gewesen, ein großes Stadion zu füllen. Bei der Partie Deutschland gegen Brasilien waren es fast 45.000 Fans – bisheriger Europarekord für ein Frauenspiel. Aber auch der ist eigentlich schon geknackt: mit dem Vorverkauf für das WM-Eröffnungsspiel am 26. Juni in Berlin. Wer dabei sein möchte, muss sich beeilen, um eine der 74.000 Karten zu bekommen. Auch wir Grüne engagieren uns stark für den Frauenfußball und die WM. Inhaltlich können wir uns dabei unter anderem auf einen Antrag stützen, den wir in dieser Legislaturpe riode eingebracht haben. Er hebt besonders die integrationspolitische Bedeutung des Sports für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund hervor. Detailliert haben wir uns im Sportausschuss mit den Frauen-WMPlanungen beschäftigt und ein sehr produktives Gespräch mit Steffi Jones geführt. In Kürze wird Theo Zwanziger in den Ausschuss kommen, um den Stand vor Anpfiff der WM darzustellen. Als Vorsitzende des DFB-Umweltkuratoriums zur Frauen-WM darf ich – auch mit ein bisschen Stolz – auf das Umweltprogramm „Green Goal 2011“ hinweisen. Der DFB hat es in Zusammenarbeit mit dem Öko-Ins titut und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt vorgelegt. Übergeordnetes Ziel ist eine klimafaire Frauen-WM. Hierfür wurde das Umweltmanagementsystem Ökoprofit in allen WM-Stadien eingeführt. Es umfasst die Bereiche Energie, Was- ser, Abfall, Mobilität und Catering – mit vielfältigen Maßnahmen: dem Bezug von grünem Strom, der Kompensation der CO2-Emissionen, Sprit-Spar-Training, wassersparen den Armaturen, einheitlicher Abfalltrennung, papierarmer Presse arbeit und vielem mehr. Bei all diesen Maßnahmen geht es ausdrücklich auch um die Sensibilisierung der Öffentlichkeit, der ZuschauerInnen, Spielerinnen und aller Verantwortlichen für die Umweltund Klimarelevanz von Sportgroßveranstaltungen. Der DFB hat eigens eine dauerhafte Nachhaltigkeitskommission eingerichtet, in der ich den Bereich Umwelt verantwortlich vertreten darf. Die Chancen stehen gut, dass wir ein Frauenfußball-Sommermärchen 2011 erleben. Es dürfte die erfolgreichste Frauensportveranstaltung werden, die es jemals gab. Und das Kulturprogramm zur WM – unter anderem mit einer nationalen PoetrySlam-Tournee der besten Slam-Poetinnen Deutschlands – wird da ein i-Tüpfelchen setzen. Ich bin mir sicher, dass wir in diesem Sommer den Aufstieg des Frauenfußballs in die Spielklasse sehen werden, die ihm längst zusteht – mit Signale auch in Länder, deren Teams sich zwar nicht qualifiziert haben, wo die Fans aber mitfiebern werden, wenn der WM-Ball endlich rollt. Claudia Roth MdB ist Sprecherin für Auswärtige Kulturpolitik 11 Foto: St. Kaminski Katja Dörner tritt im Bundestag für Kinder und Familien an. Sportfreundin Dörner e: fi a en gr rün von Nina-Anika Klotz Zuhause ist Katja Dörner die Nummer zwei – aber nur beim Kickerturnier mit ihrem Mann. In sitzungsfreien Wochen kommt das immerhin ein bis zwei Mal täglich vor. „Mein Mann ist besser, aber sicher nur, weil er schon als kleiner Junge geübt hat“, gesteht die leidenschaftliche Kickerin lachend. Da sähe man mal, dass Mädchen auch Jungenspiele ausprobieren müssten, geschlechtersensible Erziehung eben. Gleiche Chancen, gleiche Rechte – das trieb Katja Dörner schon als schulpolitische Sprecherin der Bonner Ratsfraktion um. Dort absolvierte sie von 2002 bis 2009 ihre politische Lehrzeit. „Ich möchte, dass Kinder unabhängig von Herkunft und familiärem Hintergrund, gleiche Förderung und Schutz bekommen. Aber viele Gesetze, die man dafür ändern muss, sind Sache des Bundes.“ Katja Dörner musste also nach Berlin. Bei ihrer Kandidatur für den Deutschen Bundestag trat sie 2009 in Bonn gegen eine reine Herrenriege an. Besonders harte Nuss oder Vorteil? „Vorteil – und der Wahlkampf hat besonders viel Spaß gemacht!“ Mit gerade mal 33 Jahren gelingt Dörner der Einstieg in die Bundespolitik. In der grünen Bundestagsfraktion übernimmt sie gleich Verantwortung als kinder- und familienpolitische Sprecherin und Obfrau im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Genau: jener Ausschuss, den Gerhard Schröder einst uncharmant mit „Frauen, Kinder und Gedöns“ umschrieb. „Dem hätte ich erzählt, dass er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat“, sagt Dörner. „Wie können die Generationen gut zusammenleben? Wie kommen wir endlich zu echter Gleichstellung? Welche Rahmenbedingungen muss der Staat ändern, um auf sich wandelnde familiäre Strukturen zu reagieren? Wir befassen uns hier mit den wichtigsten gesellschafts politischen Zukunftsthemen!“ Für dieses Jahr hat Dörner vor allem zwei Punkte auf der Agenda: Den Rechtsanspruch auf einen – wichtig: guten! – Kitaplatz bis 2013 durchzusetzen und den Kampf gegen Kinderarmut voranzutreiben. Das „unwürdige Geschachere“ um die 12 Erhöhung der Hartz IV-Sätze hat sie sehr geärgert. Als Mitglied der Kinderkommission des Bundestages ist es ihr wichtig, die Kinderrechte zu stärken. „Leider macht die Bundesregierung hier rein gar nichts“. Aber wie ist das eigentlich: Eine junge kinderlose Fachfrau für Kinder- und Familienpolitik – wird die akzeptiert? „Meist schon. Politik macht man ja nicht nur auf Basis der eigenen Erfahrungen. Das fände ich sogar falsch und gefährlich“, so Dörner selbstbewusst. Wichtig ist ihr der Austausch mit Menschen, die unterschiedliche Perspektiven auf ein Problem mitbringen. Außerdem ist sie immerhin ihr halbes Leben lang politisch aktiv. „Ich komme aus einer politisch interessierten Familie, die damals allerdings noch eher konservativ tickte. Ich habe aber schnell gemerkt, dass ich mit der Jungen Union nichts anfangen kann. Als Anfang der Neunzigerjahre Asylbewerberheime brannten, während CDU und SPD das Asylrecht einschränkten, war mir klar, dass ich mich einmischen muss.“ Ihr Cousin nahm sie zu einer Veranstaltung der Grünen mit. „Ich fand gleich, ich passe gut zu dieser Partei und ihren Werten.“ In Bonn studierte Dörner Politik, Rechts- und Literaturwissenschaft, Aufenthalte in York und Edinburgh folgten. „England ist eine Art zweite Heimat. Mir ist schon klar, dass man einen speziellen Geschmack haben muss, um dieses Land zu lieben. Aber ich mag ja auch schlechtes Wetter.“ Vielleicht ist es die wertvolle Fähigkeit, sich auch von Dauernieselregen nicht die Laune verderben zu lassen oder gar Gefallen daran zu finden, die Katja Dörner heute viel nützt. Ja, doch, sie habe einiges Durchhaltevermögen, sagt sie. Das brauche man als Politikerin: „Man muss Marathonsitzungen durchstehen, Gegenwind aushalten und Frusterlebnisse wegstecken können.“ Das muss sie auch als glühender Fan des SV Werder Bremen, der aktuell nur auf einem hinteren Tabellenplatz rangiert. „Aber ich halte meinem Verein die Treue. Das ist doch Ehrensache.“ li Po t o ie G Bi /D e 0 rh is 9 eite c n W d d is ün / un B ule nis 90 bei h c S nd ür tg n f on Bü Mi i t 8 9 ren kti 19 efe gsfra er R seit nd 09 ndta i 0 r -2 r La W che 02 pre 20 g de n NR S e W sch dun n i NR liti bil rüne d o p n l eG sta chu Di vor 9 s nn es s 0 e 0 d nd o 2 a n B b a r L on 02 sve 20 rakti d im ezirk e f i s l t B tg Ra des Mi 6 n i 0 r 20 che ges seit pre sta S e d 7 0 un 20 n es B seit lrhei d ied tte tgl i Mi M 09 20 t i se lied 13 Nach der Schule: die Schlipsbarriere? Foto: St. Kaminski von Priska Hinz Bei der Bildung haben Frauen die Nase vorn. Nirgend wo konnten sie in den letzten 40 Jahren mehr aufholen. Heute ziehen die Mädchen in der Schule an den Jungen vorbei. Doch der berufliche Erfolg bleibt aus. ter eben auch eine nette junge Frau vor. So landen sie nach „Schema F“ weiter in den typischen Sozial- und Büroberufen. Die geringen Verdienst- und Aufstiegsmöglichkeiten sind vorprogrammiert. Der Nationale Bildungsbericht 2010 schreibt den Trend der letzten Jahre fort: Danach erreichen junge Frauen im Durchschnitt höhere und bessere Schulabschlüsse als junge Männer. 55 Prozent der Abiturienten sind weiblich, 51 Prozent der Hochschulabsolventen sind Frauen. Mittlerweile gelten die Jungen schon als Sorgenkinder und Bildungsverlierer, Konzepte zur gezielten Jungenförderung müssen her. Während es vielen Jungen schwerfällt, in der Schule mitzuhalten, kommt für die Mädchen das dicke Ende aber erst hinterher: Vielen gut ausgebildeten jungen Frauen gelingt es nicht, ihre Bildungserfolge in berufliche Erfolge umzumünzen. Was also tun? Entscheidend ist, die Mädchen selbst so früh wie möglich zu stärken, um dieser eingleisigen Entwicklung vorzugreifen. Eine gendersensible Pädagogik in den Schulen kann den jungen Frauen helfen, ihr Potenzial möglichst breit auszuschöpfen, auch Interesse an naturwissenschaftlichen und technischen Berufen zu finden. Frühere und bessere Information über mögliche Ausbildungs- und Studienwege ist wichtig. Ein Girls‘ Day pro Jahr reicht dazu nicht aus. Schon während der Schulzeit sollten mehrere Praktika möglich sein, um eigene Vorstellungen zu überprüfen und neue Erfahrungen zu sammeln. Schaut man sich an, wie junge Frauen bei der Berufswahl vorgehen, dann kommt man der Misere auf die Spur. In der dualen Berufsausbildung finden sich deutlich weniger Frauen als Männer. Im Jahr 2009 lag der Anteil der Frauen mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag bei knapp 43 Prozent, der der Männer hingegen bei 57 Prozent. Das bedeutet: Weniger junge Frauen steuern überhaupt einen Ausbildungsberuf an. Die jungen Frauen aber, die eine Ausbildung oder ein Studium anstreben, schränken sich in ihrer Berufswahl zu sehr ein. Zum einen konzentrieren sie sich auf „typisch weibliche“ Berufsfelder, wählen Sozial- und Dienstleis tungsberufe und kultur- oder sprachwissenschaftliche Fächer, die häufig geringer bewertet und bezahlt werden. Zum anderen nehmen sie aus dem großen Spektrum der Berufe nur einen Bruchteil in die engere Wahl. Dies gilt besonders für Migrantinnen: 2009 fanden sich 75,8 Prozent aller Ausbildungsanfängerinnen in nur 25 Berufen wieder. Besonders beliebt und zugleich besonders schlecht bezahlt sind die Spitzenreiter: Verkäuferin, Arzthelferin, Friseurin und Bürokauffrau. Auch im Erwerbsleben stellen sich Gerechtigkeit und Chancengleichheit nicht von alleine ein. Für bestimmte Berufe oder Positionen geben Personalchefs Männern den Vorzug, statt sich für eine gleich oder sogar besser qualifizierte Frau zu entscheiden. In den Führungspositionen ist das offenkundig, hier sind Frauen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert. Das ist nicht nur ungerecht für jede einzelne Frau, sondern auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht ein Fehler: Angesichts des demografischen Wandels und des bevorstehenden Fachkräftemangels ist die Wirtschaft mehr denn je auf gut ausgebildete Frauen angewiesen. Deshalb ist die Quote für Frauen in Führungspositionen unumgänglich. Im Bereich der Weiterbildung müssen mehr Angebote für Frauen geschaffen werden, die sie auf spätere Führungsaufgaben vorbereiten. Mit unserem grünen Konzept eines Erwachsenen-BAFöG wollen wir mehr Weiterbildungsangebote in Teilzeit ermöglichen und flexible Kurszeiten schaffen. Wir sind sicher: Wenn Familie und Beruf vereinbar sind, werden mehr Frauen diese Qualifizierungschancen nutzen. Frauen sind keineswegs das schwache Geschlecht, sie sind stark. Vor allem bei der Bildung stellen sie es unter Beweis. Das sollte sich endlich für sie auszahlen. Warum sind diese altbekannten Phänomene nur so beharrlich? Nicht zu unterschätzen ist der Einfluss des nächsten Umfeldes, also der Familie. Ein Korrektiv, um den Horizont zu öffnen und neue Optionen ins Spiel zu bringen, kann und sollte daher die Berufsorientierung und -beratung sein. Doch die Beratenden orientieren sich offenbar selbst immer noch zu stark an traditionellen Geschlechterrollen. Und die meisten Personalchefs stellen sich als Sekretärin oder Krankenschwes www.gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Bildung Priska Hinz MdB ist Sprecherin für Bildungspolitik 15 „Made in Dagenham“ Wer dieser Tage ins Kinoprogramm guckt, kommt an „We Want Sex“ kaum vorbei. Der Film mit dem Originaltitel „Made in Dagenham“ adap tiert humorvoll die Geschichte der Näherinnen eines englischen Autowerks aus dem Jahr 1968. Um für gleiche Bezahlung zu streiten, legten sie die Arbeit nieder. Der Erfolg war bahnbrechend. Mit ihrem Streik schufen die Frauen die Voraussetzung für den 1970 erlassenen „Equal Pay Act“ in Großbritannien. Gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit von Frauen und Männern – das war eine wirkliche Revolution zwischen Werkshalle, sozialem Wohnungsbau und Hot Pants. 40 Jahre später könnte man meinen, das seien Probleme von gestern. Mitnichten! oder Warum gleiche Bezahlung alles andere als von gestern ist von Brigitte Pothmer Szene aus dem Film „Made in Dagenham“, der seit Februar in den deutschen Kinos unter dem Titel „We Want Sex“ läuft. 1968 versammeln sich im Ford-Autohaus Dagenham, Großbritannien, die 187 angestellten Näherinnen, um für gleichen Lohn zu streiken. Foto: Fotograf/Kobal Collection In Deutschland verdienen Frauen heute im Schnitt 23 Prozent weniger als Männer, das ist eine europäische Minus-Marke. 16 Tätigkeiten, die überwiegend Frauen ausüben, werden grundsätzlich schlechter entlohnt. Doch selbst wenn Ausbildung, Alter und Beruf übereinstimmen, verdient der weibliche Teil der Belegschaft im Schnitt zwölf Prozent weniger. Bei den Niedriglohnjobs sind die Frauen mit zwei Dritteln in der Mehrzahl, oft werden sie mit weniger als fünf oder sechs Euro Stundenlohn abgespeist. Auch die Teilzeitarbeit ist noch immer eine Frauendomäne und Minijobs sind die weibliche Erwerbs-Sackgasse Nummer eins. Die Benachteiligung von Frauen im Erwerbsleben hat viele Gesichter, aber sie folgt einem System: Weibliche Arbeit ist weniger wert. Und trotzdem, die Zukunft der Arbeit ist weiblich. Aus einem einfachen Grund – der gerade veröffentlichte Gleichstellungsbericht der Bundesregierung bringt es auf den Punkt. Dort heißt es: Die Kosten der NichtGleichstellung übersteigen die der Gleichstellung bei Weitem. Wir können uns diese Ungleichbehandlung schlicht nicht mehr leisten. Auch immer mehr Personalverantwortlichen dämmert es, dass mit einer männerdominierten Arbeitswelt in Zukunft kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist. Die Herren der Schöpfung werden den steigenden Fachkräftebedarf nicht alleine decken können. Eine weitere Erkenntnis überzeugt auch Skeptiker alten Schlages: dass nämlich Unternehmen mit hohem Frauenanteil im Top-Management eine höhere Produktivität und Motivation aufweisen als die, die auf Frauen verzichten. So steigt das Interesse der Wirtschaft an den Frauen, die ihren männlichen Konkurrenten vielfach mit überdurchschnittlich guten Schul- und Hochschulabschlüssen voraus sind. Wenn das Potenzial an weiblichen Arbeitskräften analog zu den skandinavischen Gesellschaften ausgeschöpft würde, könnte das zu einer erheblichen Erhöhung der Wertschöpfung führen und unsere Gesellschaft als Ganzes würde davon enorm profitieren. Ein lohnendes Ziel, aber kein Selbstläufer! Dazu bedarf es noch einer Menge revolutionärer Energie. Beispielsweise um die Berufswahl von Mädchen und Jungen über das bisher sehr beschränkte Spektrum zu erweitern. Auch das Erwerbsleben, nach wie vor männlich geprägt und organisiert, muss sich verändern. Die Familienarbeit, Männermonate hin oder her, schultern nach wie vor größtenteils die Frauen – zulasten ihrer Erwerbsperspektiven. Wenn sich diese Rollenteilung ändern soll, muss das Ideal des Rund-um-dieUhr-Beschäftigten mit eher sporadischen Kontakten zu Familie und Alltagswelt auf den Prüfstand. Es reicht nicht, wenn sich 78 Prozent der männlichen Spitzenkräfte für die Möglichkeit interessieren, flexibel zu arbeiten. Sie müssen sich auch trauen, solche Angebote tatsächlich in Anspruch zu nehmen. Aber die Richtung stimmt. Nicht nur Frauen, zunehmend auch Männer wollen die einseitige Ausrichtung auf die Arbeitswelt nicht mehr leben. Hätten sie die Wahl, dann würde sich der Umfang ihrer Arbeitszeit deutlich annähern. Das zeigt, dass der frauenpolitische Diskurs in der Mitte der Gesellschaft ankommt. Mit unseren grünen Ideen können wir ihn befeuern: Mit Mindestlohn und Equal Pay über die Quote für Aufsichtsräte bis zum Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft treiben wir eine gerechtere Gesellschaft voran. „Wir müssen endlich eine Bezahlung bekommen, die sich nicht danach richtet, ob man einen Schwanz hat oder nicht“, ruft die Hauptfigur Rita in „We Want Sex“ ihren Kolleginnen zu. Bezahlung lässt sich auch durch Welt, Job, Chancen, faire Arbeitsteilung ersetzen. Richtig bleibt die Aussage immer, und darum ist Dagenham alles andere als von gestern. www.gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Arbeit Brigitte Pothmer MdB ist Sprecherin für Arbeitsmarktpolitik 17 Weimarer Erklärung Grün packt an! Fraktionsbeschluss Neujahrsklausur 14. Januar 2011 Das Jahr 2010 war ein verlorenes Jahr für Deutschland. Es begann mit der steuerlichen Entlastung von Hotelkonzernen und anderen Großunternehmen und endete mit einem 100-Milliarden-Euro-Geschenk an die vier Energiekonzerne durch die Laufzeitverlängerung für Altreaktoren. Zum Jahresanfang gingen die ärmsten Kinder beim Kindergeld leer aus, zum Jahresende strichen Merkel und Co. Langzeitarbeitslosen das Elterngeld und den Rentenzuschuss. Statt „mehr Netto vom Brutto“ gibt es massive Beitragserhöhungen für die Krankenkassenbeiträge. Trotz Wirtschaftsaufschwung ist die Lage vieler Kommunen so dramatisch wie nie. Die Bundesregierung verweigerte sich einer tatkräftigen Bekämpfung der Finanz- und Eurokrise und Deutschland verlor so seine gestaltende Rolle in Europa. Außen- und Sicherheitspolitik findet als Schaulaufen bei Kerner statt – mit dem Hindukusch im Hintergrund. Von einer Strategie ist nichts zu erkennen. Wir Grüne wollen das Jahr 2011 nutzen, um die Handlungsspielräume der Regierungskoalition im Bund für ihre unsoziale und unökologische Politik deutlich zu beschneiden. Wir werden in den Ländern dieser Politik unsere Alternativen entgegensetzen. Die Landtagswahlen 2011 werden wir zu einem Signal für einen politischen Wechsel in Deutschland machen. 2011 stehen sich zwei Konzepte gegenüber: das schwarze und das grüne. Bündnis 90/Die Grünen wollen diesem Land einen sozialen und ökologischen Kurs geben. Grün packt an und 18 stellt den Gegenentwurf zur schwarz-gelben Klientelpolitik in Bund, Ländern und Kommunen. Union und FDP bedienen die Ellenbogenträger, Grün setzt auf Solidarität und auf all jene, die Verantwortung für unser Gemeinwesen tragen und übernehmen wollen. Die Politik von Schwarz-Gelb ist auch ein Schlag gegen die breite Mittelschicht unserer Gesellschaft. Grün steht für die Finanzierung einer öffentlichen Infrastruktur, einen aktiven Klimaschutz und ein zukunftsweisendes Konzept, das soziale Gerechtigkeit, Wirtschaft, Arbeit und Umwelt in Deutschland verbindet. Bundeskanzlerin Merkel hat die Landtagswahl in Baden-Württemberg zur Abstimmung über „Stuttgart 21“ ausgerufen. Die soll sie haben. Abgestimmt über ihre Politik wird nicht nur dort, auch in Hamburg, in SachsenAnhalt, in Rheinland-Pfalz, in Bremen, in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern. Frau Merkel hat keine gesellschaftliche Mehrheit für ihre Politik. Ihre unsoziale und zukunftsvergessene Politik hat die Menschen wachgerüttelt und mobilisiert. Merkel und Westerwelle werden die Bürgerinnen und Bürger nicht noch einmal einlullen und einschläfern können. Sie werden nicht noch einmal durch Demobilisierung Wahlen gewinnen können. Die Alternative zur schwarz-gelben Politik ist Grün. Bündnis 90/Die Grünen sind die gestaltende, gesellschaftsverändernde Kraft der linken Mitte. Wir nehmen die Verantwortung an. Soziale und ökologische Schwerpunkte in Zeiten der Haushalts konsolidierung Wir Grüne zeigen, dass man auch in Zeiten knapper Kassen soziale und ökologische Schwerpunkte setzen kann, ohne auf Kosten kommender Generationen unverantwortlich Schulden anzuhäufen. Staatliche Aufgaben müssen solide finanziert werden – und dafür müssen starke Schultern mehr tragen als schwache. Aber gerade in schwierigen Zeiten ist weder Platz für Steuersenkungen für Besserverdienende noch für Verschwendung, etwa durch ökologisch schädliche Subventionen. Hier muss gespart werden. CSU und FDP leben auch 2011 weiter in ihrer ganz eigenen Parallelwelt und träumen, von der Realität gänzlich unberührt, weiter ihren Traum von massiven Steuererleichterungen für Besserverdienende. Dieser Realitätsverweigerung erteilen wir eine klare Absage. Angesichts von Rekordschulden 2010 und einer erneut massiven Neuverschuldung 2011 von über 50 Milliarden Euro alleine im Bund gibt es keinerlei Spielraum für Steuersenkungen. Bereits jetzt hat jedes 2011 geborene Kind 22.000 Euro Staatsschulden. Wir Grüne wollen damit Schluss machen! Wir setzen auf eine solide Haushaltsund Finanzpolitik. Durch eine kluge Finanzpolitik schaffen wir dennoch die notwendigen Spielräume für Investitionen in Bildung, Klima und Gerechtigkeit. Der Bildungserfolg hängt in Deutschland weiterhin von der sozialen Herkunft ab. Das darf nicht sein. Alle müssen die gleichen Chancen haben, um eine gute Ausbildung oder Abitur zu machen oder einen Uni-Abschluss zu erwerben, IngenieurIn oder ProfessorIn zu werden – unabhängig von ihrer Herkunft. Uns ist klar: Schülerinnen und Schüler aus einem schwierigen sozialen Umfeld brauchen Unterstützung und das schon von Anfang an. Deshalb fordern wir mehr Kitaplätze schon für Einjährige und Investitionen in die Qualität. Wir wollen das Ganztagsschulprogramm wieder auflegen und Tausende weitere Ganztagsschulen schaffen, damit alle Kinder von individueller Förderung und längerer Lernzeit profitieren können. Daneben wollen wir erheblich mehr Studienplätze schaffen und eine soziale Öffnung der Hochschulen. Der Bund muss die Länder dabei unterstützen, deshalb wollen wir das Kooperationsverbot abschaffen. Der Rösler´schen Zwei-Klassen-Medizin setzen wir unser durchgerechnetes Modell der Bürgerversicherung entgegen. Das Rezept gegen Altersarmut lautet: mehr und bessere Beschäftigung, ein gesetzlicher Mindestlohn und die Einführung einer Garantierente. Noch sind die Folgen der Finanzkrise nicht überstanden. Einen ersten Baustein zur notwendigen Bewältigung ihrer Folgen legen wir jetzt mit unserem Konzept einer einmaligen, zeitlich befristeten Vermögensabgabe für sehr Reiche in Deutschland vor. Soziale Gerechtigkeit fördern: Hartz IV reformieren und Integration am Arbeitsmarkt voranbringen. Ursula von der Leyen breitet herzlich die Arme aus und verkündet kalt lächelnd, den Regelsatz um fünf Euro zu erhöhen. Das ist schlicht zu kurz gesprungen. Die Regierung hat einen Regelsatz nach Kassenlage errechnet. Das lehnen wir ab. In den laufenden Verhandlungen im Vermittlungsausschuss werden wir genau aufzeigen, an welchen Stellen sich die Regierung den Regelsatz billig gerechnet hat. Das Ziel, die Kinder besser zu fördern, teilen wir. Aber der Weg dahin führt nicht über bürokratische Gutscheinsysteme, sondern über regionale Bildungspartnerschaften, die die Zusammenarbeit von Schulen, Jugendämtern und Vereinen verbessern und mehr Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an die Schulen und in die Kommunen bringen. Wir wollen die Spirale nach unten durchbrechen. Wenn sich der Regelsatz an immer geringeren Löhnen orientiert und am Ende niemand mehr davon leben kann, ist keinem geholfen. Das wollen wir beenden. Mit einem gesetzlichen Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro wollen wir Grüne eine Untergrenze einziehen, damit wieder mehr Menschen von ihrer Arbeit leben können. Parallel dazu brauchen wir spezifische Mindestlöhne in der Leiharbeit und in der Weiterbildungsbranche. Die Zeit drängt. Spätes tens im Mai droht uns ein Lohndumping durch Leiharbeitskräfte aus Osteuropa, die zu dort üblichen, sehr geringen Mindestlöhnen beschäftigt sind. Die FDP muss endlich aufhören, aus dogmatischen Gründen sinnlose Blockaden zu errichten. Davon haben die ArbeitnehmerInnen weder hier noch dort etwas. Leiharbeiterinnen und Leiharbeitern gebührt der gleiche Lohn wie ihren festangestellten Kolleginnen und Kollegen – und zwar ab dem ersten Tag, nicht erst nach zwölf Monaten. Die Menschen sollen und wollen immer länger arbeiten. Doch damit sie es auch können, muss sich auf dem Arbeitsmarkt noch viel verändern. Die Anzahl der älteren Erwerbstätigen ist in den letzten Jahren zwar rapide ge19 Weimarer Erklärung Grün packt an! stiegen, er liegt aber immer noch deutlich unter dem Durchschnitt aller Beschäftigten. Während SchwarzGelb sich auf der konjunkturellen Erholung ausruht und den notwendigen Wandel der Arbeitswelt verschläft, wollen wir die Veränderungen anpacken. Wir brauchen eine wertschätzende Kultur der Altersarbeit für motivierte ältere Menschen. Wir setzen uns für Weiterbildung, Qualifizierung und gute Arbeitsbedingungen ein, damit die Menschen motiviert und qualifiziert auch mit „60plus“ noch arbeiten wollen und können. Wir müssen den Schutz vor Stress und psychischer Belastung am Arbeitsplatz verbessern, den Arbeitsschutz und die betriebliche Gesundheitsförderung ausbauen und dafür sorgen, dass auch Erwerbslosen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung offenstehen. Das ist auch ein wichtiger Beitrag für die Verminderung von Altersarmut. Eine altersgerechte Arbeitsgestaltung ist Voraussetzung für Ältere wie auch für Jüngere, um eine langjährige Erwerbsfähigkeit sicherzustellen. Schwarz-Gelb spielt nur auf Zeit und riskiert damit zunehmende Altersarmut. Wir wollen die Voraussetzungen schaffen, damit Menschen tatsächlich länger arbeiten können. Politik für eine Energieversorgung ohne Atom Die im Auftrag von RWE, E.ON und Co. gegen die Mehrheit in unserem Land vorgenommene Rolle rückwärts in der Energiepolitik wird keinen Bestand haben. Wir bekämpfen diesen Putsch gegen Vernunft und die Sicherheit der Bevölkerung mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und insbesondere mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Unmittelbar nach einem Regierungswechsel werden wir Grüne die Rückkehr Deutschlands zu einer verantwortungsvollen Energieversorgung anpacken. Wir stehen für eine Energie politik, die dem Klimaschutz und der Schaffung neuer Arbeitsplätze dient. Aber der schwarz-gelbe Angriff auf eine klimafreundliche und atommüllfreie Energiezukunft ist mit der Lauf20 zeitverlängerung nicht beendet. Unübersehbar mehren sich die Zeichen, dass die erneuerbaren Energien durch ein Aufweichen ihres Einspeisevorrangs noch weiter unterminiert werden sollen. Dies läuft auf einen Generalangriff auf eine der erfolgreichsten Zukunftsbranchen der vergangenen Jahre mit 340.000 Arbeitsplätzen hin aus. Gleichzeitig werden alle Maßnahmen zur Stärkung der Energieeffizienz und zur Elektromobilität massiv unterlaufen. Unser Energiekonzept, das wir im Herbst 2010 vorgelegt haben, zeigt, dass Deutschland bis 2050 seinen Strom-, seinen Wärme- und Mobilitätsbedarf zu 100 Prozent erneuerbar decken kann. Dafür braucht es eine moderne, intelligente Infrastruktur. Der Umbau und der Ausbau von Strom-, Schienen- und Breitbandnetzen wird aber nur mit den Bürgerinnen und Bürgern gelingen. Die Menschen haben die Basta-Politik satt, die sie vor fertige Tatsachen und selbstgemachte Sachzwänge stellt. Infrastrukturausbau beschleunigen, Bürgerbeteiligung ausbauen: Strukturen für die Zukunft Herausforderungen wie die Bekämpfung des Klimawandels, die wachsenden und sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse einer Gesellschaft im demografischen Wandel und in einer globalisierten Welt erfordern bessere und teils neue Infrastrukturen. Der Ausbau der bestehenden und der Neubau von Infrastrukturen ist ein zentrales Ziel grüner Politik. Denn der Ausbau der Infrastruktur bei Energienetzen, Schiene und Breitband, das ist die Basisstruktur für unsere Zukunft. Bürgerinnen und Bürger fordern gerade bei Infrastruktur- und Planungsvorhaben eine echte Mitsprache und Beteiligung ein. Sie geben sich nicht mehr damit zufrieden, Projekte abzunicken oder an ihnen herumzubasteln. Der Nutzen der Projekte muss sich erschließen und die Kosten dürfen nicht ins Unermessliche steigen. Stuttgart 21 ist hier nur ein herausragendes und symbolhaftes Beispiel. Mehr echte demokratische Beteiligung und mehr Effizienz bei Infrastrukturvorhaben schließen sich nicht aus. Im Gegenteil: Eine frühestmögliche Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in Zielbestimmungen, Planungsprozesse und die ehrliche Diskussion über Alternativen, das ist unsere Vorstellung von Demokratie im 21. Jahrhundert und dies erzeugt auch wieder Vertrauen in die Politik. Und das ist auch eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Wirtschaft. Dringend notwendig dafür ist es, die Fragestellungen von Anfang an transparent zu gestalten und den Bürgerinnen und Bürgern Einsicht in die Pläne und Kostenaufstellungen zu gewähren. Wir Grüne stehen für einen neuen, bürgerfreundlichen, partizipativen Politikstil. Wir arbeiten an neuen demokratischen Beteiligungsformen und ziehen die Konsequenzen aus den Bürgerprotesten des Jahres 2010. Wir werden konkrete Vorschläge machen, wie wir künftig mehr Transparenz in Planungs- und Entscheidungsvorgänge bringen und wie mit Einbeziehung der Betroffenen, mit Moderation und Runden Tischen Planungsvorgänge effizienter und demokratischer gemacht werden können: Stromnetze für die Energiewende, Verkehrsnetze für nachhaltige Mobilität und ein leistungsfähiges Internet für alle. Wir wollen die Infrastruktur und wir wollen mehr Demokratie. Den Angriff des Bundesinnenministers de Maizière auf die Beteiligung der Bürger im Planungsverfahren lehnen wir deshalb ab. Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus, sagt das Grundgesetz. » Für den raschen Ausbau der erneuerbaren Energien brauchen wir bessere und auch neue, leistungsfähige Netze. Derzeit kommt der Ausbau der Netze nur schleppend voran – die Netzbetreiber verzögern, gleichzeitig blockiert die Bundesregierung die vorhandenen Netze durch die Verlängerung von Laufzeiten und den Neubau unflexibler Kohlekraftwerke. Die bisherigen Planungsvorgaben provozieren geradezu Proteste und Einsprüche. Das verlangsamt oftmals Entscheidungen und dringend benötigte Investitionen. Wir setzen deshalb auf einen Ausbau, der mit mehr Transparenz und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger einher und schneller geht. Dazu gehört auch, die breiter akzeptierte Alternative der Erdverkabelung ernsthaft in Erwägung zu ziehen und voranzutreiben. Die Bevölkerung vor Ort muss Einfluss darauf bekommen, die besten Lösungen zu finden. » Deutschland besitzt eine vergleichsweise gute Verkehrsinfrastruktur, dennoch gibt es eine strukturelle Überlastung. Um dieser zu begegnen, setzt die Bundesregierung falsche Prioritäten. Im Straßenund Autobahnbau dominieren genau wie beim Ausbau des Schienennetzes Prestigeobjekte gegenüber wirtschaftlicher Vernunft und der Bedienung des tatsächlichen Bedarfs. Bisherige Projekte sind nicht von den Nutzern her gedacht. Wir wollen eine Verkehrsin- frastruktur, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, den demografischen Wandel und den Klimawandel berücksichtigt und die Zuständigkeit für Infrastruktur auf die Länder- oder Regionalebene überführt, wo dies möglich und sinnvoll ist. Die Regierung hat die Deutsche Bahn AG in einen auszehrenden Börsenwahn getrieben. Statt die Infrastruktur von Schiene bis Zug zu modernisieren, lässt sie die Verschleißausfälle und nicht die Bedürfnisse der Fahrgäste den Fahrplan diktieren. Das S-Bahn Chaos in Berlin und das Winterchaos bei der DB AG sind die schlimmen Folgen einer falschen Ausrichtung des DB-Konzerns auf Rendite pur und internationale Expansion. Sie sind aber auch Ergebnis einer ignoranten und verfehlten Schienenpolitik, die seit Jahren Substanzerhalt und Modernisierung des Schienenverkehrs in Deutschland zugunsten von megateuren Prestigeprojekten vernachlässigt. » Der Breitbandanschluss fürs Internet ist heute eine Voraussetzung für Partizipation – ob im Berufsleben, in der Schule, für Bewerbungen, für den Austausch mit Freunden, für die Nutzung der öffentlichen Verwaltung, für die Teilnahme an Internet-Protesten, für den Betrieb eines Online-Shops oder den Einkauf in diesem. Noch immer sind die Breitbandlücken in Deutschland groß. Gerade im ländlichen Raum ist oft zwar Internet verfügbar, es ist aber so langsam, dass es für die oben genannten Aktivitäten nicht geeignet ist. Insbesondere innovative und große Unternehmen sind auf High Speed Internet angewiesen. Die bisher genutzten Förderinstrumente haben ihr Ziel nicht erreicht. Integrierte Ressourcenpolitik Für die Zukunft unseres Wirtschaftens, eine gerechte Außen- und Handelspolitik und den Übergang in eine grüne Industrie, ist ein anderer Umgang mit Rohstoffen zentral. Nicht die reine Versorgung mit Rohstoffen darf im Mittelpunkt der Politik stehen, sondern vielmehr der sparsame Einsatz und die Substitution von endlichen Rohstoffen sichern die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen und der Arbeitsplätze. Schwarz-Gelb hat sowohl wirtschafts- und umweltpolitisch als auch außen- und entwicklungspolitisch einen verengten und nationalen Blickwinkel auf Rohstoffe. Dem setzen wir Grüne eine strategische Wirtschafts-, Friedens- und Entwicklungspolitik entgegen sowie eine faire Handelspolitik, die die Rohstofffrage integriert betrachtet. Ausgerechnet der angeblich liberale Wirtschaftsminister hat eine wirtschaftsnationalistische Rohstoffstrate21 Weimarer erklärung Grün packt an! gie vorgelegt, in der uns eine solistische und national bornierte Interessenspolitik schnurstracks in die Rohstoffkonflikte von morgen führt. Sekundiert wurde die Idee eines nationalen Rohstoffkartells von einem Verteidigungsminister, der in skandalöser Weise den Einsatz der Bundeswehr zur Sicherung nationaler wirtschaftlicher Interessen forderte, um damit den Zugang zu Rohstoffen zu sichern. Diesen Rückfall ins 19. Jahrhundert lassen wir niemandem durchgehen. Auf dem Weg zur postindustriellen Gesellschaft bleiben Rohstoffe das A und O von Produktion und Grundlage wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. Unsere Mobiltelefone laufen mit Germanium und Gallium, wir heizen immer noch mit Öl, Elektromobilität spart zwar Benzin, die Batterien aber brauchen Kobalt – genau wie unsere Computer. Unser Alltag hängt an einer sicheren Rohstoffversorgung. Die meisten Menschen machen sich kaum Gedanken darüber, wo die Ressourcen herkommen, die sie verbrauchen und unter welchen Umständen sie gewonnen werden. Das muss sich ändern. In der Ressourcenfrage bündeln sich nicht nur wirtschafts-, außen-, sicherheits-, entwicklungs- und umweltpolitische Aspekte, sie ist längst eine gesellschaftspolitische und angesichts steigender Rohstoffpreise auch eine sozialpolitische Schlüsselfrage. Wie wollen wir leben, wie wollen wir produzieren? Darüber muss sich unsere Gesellschaft klar werden und verständigen. Dies sind keine Fragen, die wir allein Industriekapitänen, Militärstrategen und Ministerien überantworten sollten. Ressourcenpolitik ist ein grünes Schlüsselthema. Denn klar ist: Der Zugang zu Rohstoffen ist nur ein Aspekt unter mehreren. Eine langfristige und erfolgreiche Sicherung der stofflichen Basis unserer Produktion wird es nur geben, wenn wir die Umwelt nicht überlasten, endliche Rohstoffe durch nachwachsende ersetzen, mehr und besser recyceln und Fortschritte in der Effizienz machen. 22 Effizienz, Konsistenz, Suffizienz – diese drei bilden für uns nach wie vor den Kompass auf dem Weg zu einer nachhaltigen und erfolgreichen Wirtschaft. Die grüne Bundestagsfraktion wird in den kommenden Monaten an einer integrierten Rohstoffstrategie für Wirtschaft und Gesellschaft arbeiten. Wir brauchen eine Strategie, die der Vielschichtigkeit des Themas gerecht wird. Ressourceneinsparung, Ressourceneffizienz, faire Handelspolitik und Recycling, und nicht das militärisch abgesicherte Windhundrennen nach knapper werdenden Rohstoffen, fördern wirtschaftliche und soziale Entwicklung – bei uns und anderen – sowie den internationalen Frieden. Dafür Grün 2011 wird der Anfang vom Ende der Regierung Merkel/ Westerwelle. 2011 darf nach 2010 nicht wieder ein verlorenes Jahr für Deutschland werden. Dazu werden wir mit aller Kraft beitragen – gerade bei den anstehenden Wahlen. 2011 wird das Jahr, in dem die Alternative zu einer unsozialen, unökologischen Politik deutlich wird. Grün gegen Schwarz. Zukunftsorientierung gegen Zukunftsvergessenheit. Einer Politik, die den Strukturkonservatismus und den Klientelismus zum Programm erhebt, setzen wir unseren „Green New Deal“ und den Aufbruch für Wirtschaft und Gesellschaft gegenüber. Wir wollen die Agrarwende vorantreiben – im Interesse der Verbraucherinnen und Verbraucher wie der Umwelt. Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern wollen wir eine moderne Infrastruktur für Energie, Verkehr und Informationen ausbauen. Wir setzen auf eine moderne Industriepolitik durch eine neue Rohstoffstrategie. Wir wollen die Lasten der Krise nicht kommenden Generationen aufladen sondern gerecht tragen – unter anderem durch eine Vermögensabgabe. 2011 darf aber auch nicht zu einem verlorenen Jahr für Europa werden. Deshalb werden wir Druck machen, dass die Bundesregierung endlich das Bremserhäuschen verlässt und sich einer europäischen Lösung der Finanzkrise wie einer europäischen Wirtschaftspolitik nicht weiter in den Weg stellt. Deutschland muss seiner internationalen Verantwortung gerecht werden. Grün ist die Alternative für Deutschland – eine konstruktive, ökologisch und sozial gestaltende, gesellschaftsverändernde Kraft. Grün packt an! Nie wieder Tschernobyl Am 26. April 2011, dem 25. Jahrestag der Tscher nobyl-Katastrophe, sind wir in Gedanken bei den Hunderttausenden von Opfern. Bei den soge nannten Liquidatoren, den Menschen, die nach dem Katastropheneinsatz vor Ort gestorben sind, bei den vielen Kindern und Erwachsenen mit Strahlenschäden, bei den Bauern mit ihrem ver strahltem Land und den Umgesiedelten ohne Heimat. Für uns Grüne ist Tschernobyl bleibender Auf trag: Weg mit der Hochrisikotechnologie Atom kraft! Auch wenn Schwarz-Gelb versucht die Energiewende zurückzudrehen, die Fakten las sen sich nicht leugnen: AKWs sind lebensgefähr lich, AKWs kosten uns ein Vermögen und Atom müll verstrahlt die Zukunft der kommenden Generationen. Die gesellschaftliche Basis gegen Atomkraft ist in den 25 Jahren nach Tschernobyl immer breiter geworden. Weil Schwarz-Gelb der Atomindustrie mit den beschlossenen Laufzeitverlängerungen von AKWs Geschenke auf Kosten der Allgemein heit macht, verstärkt sich der Widerstand erst recht. Wir werden den Atomausstieg sofort nach der nächsten Bundestagswahl forciert umsetzen. Wichtig: 12. März Anti-Atom-Menschenkette Neckarwestheim bis Stuttgart 12./13. April Tscher nobyl-Kongress der Heinrich-Böll-Stiftung Weitere Infos: www.gruene-bundestag.de » Themen A-Z » Atomausstieg 23 Termine Eine Auswahl. Mehr unter: www.gruene-bundestag.de »Termine Messe Invest Stuttgart Stand vom 18. bis 20. März 2011 Büro Dr. Gerhard Schick MdB 11011 Berlin, T. 030/227 74635 gerhard.schick@bundestag.de Menschenrecht auf Wasser Fachgespräch am 22. März 2011 Büro Tom Koenigs MdB 11011 Berlin, T. 030/227 76147 tom.koenigs.ma11@bundestag.de Zentralasien Fachgespräch am 25. März 2011 Büro Viola von Cramon MdB 11011 Berlin, T. 030/227 72280 viola.voncramon@bundestag.de Aufs grüne Gleis Bahntour am 1. April in Eschweiler und am 13. April in Berlin AK 2 Koordination, T. 030/227 59406 bahntour@gruene-bundestag.de Film-Tour: Neue Energie in Bürgerhand Premiere am 7. April 2011 in Berlin Weitere Stationen: 5. Mai Wismar, 6. Mai Neustrelitz, 17. Mai Stralsund Büro Stephan Kühn MdB 11011 Berlin, T. 030/227 71864 stephan.kuehn@bundestag.de Grüner Ärztetag am 14. Mai 2011 Referat Öffentlichkeitsarbeit 11011 Berlin, T. 030/227 51363 oea@gruene-bundestag.de Altersarmut Fachgespräch am 16. Mai 2011 Büro Katrin Göring-Eckardt MdB 11011 Berlin, T. 030/227 71338 simone.maass@bundestag.de 24 Schuldenkonferenz Publikationen am 20. Mai 2011 Büro Lisa Paus MdB 11011 Berlin, T. 030/227 72052 lisa.paus.ma01@bundestag.de Eine Auswahl. Mehr unter: www.gruene-bundestag.de » Publikationen Grüner Kita-Gipfel am 21. Mai 2011 Büro Katja Dörner MdB 11011 Berlin, T. 030/227 51066 katja.doerner@bundestag.de Verbrauchermacht im Netz Veranstaltung am 23. Mai 2011 AK 2 Koordination, T. 030/227 59406 ak2@gruene-bundestag.de Soziale Sicherung weltweit Fachgespräch am 23. Mai 2011 Büro Uwe Kekeritz MdB 11011 Berlin, T. 030/227 77346 uwe.kekeritz@bundestag.de Online Tagesaktuelle Informationen sowie politische Hintergründe auf www.gruene-bundestag.de. Neues und Wissenswertes liefern unsere Newsletter. Folgen Sie uns auf Twitter: twitter.com/GrueneBundestag Werden Sie Fan bei Facebook: www.facebook.com » Bündnis 90/ Die Grünen Bundestagsfraktion Der grüne Kanal bei YouTube: www.youtube.com/gruene Unsere Fotos bei flickr: www.flickr.com/photos/gruenebundestag Broschüre Grüne Landwirtschaftspolitik.....17/29 Postkarte Sicheres Spielzeug.........................17/20 DVD Deutschland, deine Gesundheit ..........................17/24 Bestellungen an: Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, Versand, 11011 Berlin oder per E-Mail: versand@gruene-bundestag.de