Wir haben unsere eigenen Spielregeln…

Transcription

Wir haben unsere eigenen Spielregeln…
Vorwort
Frauen haben ihre eigenen Spielregeln und eine Vielzahl von Rollen in ihrem Leben einzunehmen.
Wen verwundert es, dass Frauengruppen gerne Inhalte durch Anspiele oder Sketche vermitteln. Ein
„Wir haben unsere
eigenen Spielregeln…“
Sketch kann ein guter Impuls zu einem regen Gespräch und Austausch geben. Und ein gemeinsames
Lachen beflügelt oft eine ernste Diskussion im Anschluss.
So ist es auch in den Frauenhilfen eine gute Tradition,
Anspiele und Sketche zu schreiben und zu spielen.
Einige davon haben wir in diesem Materialheft zusammengestellt. Zehn Stücke wurden uns dankenswerter Weise für die Jubiläumsfeier 2006 in Dortmund
zugeschickt. Allen Beteiligten danken wir recht herzlich. Leider konnten wir aus Zeitgründen nicht alle aufführen lassen.
Sie finden in diesem Heft 17 Stücke zu Themen wie
Gentechnik, Ehrenamt, Frauenhilfe, Beziehungen,
Nachbarschaft und Alltagsleben.
Wir wünschen Ihnen beim Nachspielen viel Vergnügen!
Ihre
Manuela Schunk
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Inhaltsverzeichnis
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Inhaltsverzeichnis
Die alte Bank
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Die alte Bank
Moderne Sachen
Alles Soja oder was?
Wenn die Luise mit dem Willi…
Die lieben Nachbarinnen…
Starke Frauen
Auguste Viktoria - Geschichte
Szene im Krankenhaus
Dem Leben Raum geben – Frauen schaffen Lebensräume
Eine Reporterin interviewt unsere Frauenhilfe!
Vom Himmel hoch, da komm ich her
Für Gottes Lohn und Ehre…
Dringender Fall
Fernsehabend
Garderobe
Gespräch im Zug
Die Rechenaufgabe
IMPRESSUM
Herausgeberin:
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Postfach 13 61, 59473 Soest
Telefon: 02921/371-0
Fax: 02921/4026
www.frauenhilfe-westfalen.de
e-Mail:
beckheier@frauenhilfe-westfalen.de
metzig@frauenhilfe-westfalen.de
Zusammenstellung, Bearbeitung:
Manuela Schunk
Redaktionelle Arbeit und Druck:
Manuela Beckheier
Anna Metzig
Stand:
02/2006
Preis:
Preis:
3,00 Euro
4,00 Euro
zzgl. Porto und Verpackung
zzgl. Porto und Verpackung
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Nicht-Mitglieder
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Opa: Josef
Oma: Threschen
Oma und Opa gehen im Kurgarten spazieren und entdecken ihre
alte Bank, an der sie sich vor 50 Jahren zum ersten Mal getroffen
haben. Oma muss sehr temperamentvoll spielen und Opa schüchtern.
Threschen:
Josef, sieh einmal, dort steht unsere Bank, unsere
alte Bank. Ja, natürlich, da ist sie. Oh, Josef,
weißt du noch, als wir uns hier das erste Mal getroffen haben? Josef überleg doch mal!
Josef:
Ja, Threschen, ja, jetzt dämmert es bei mir. Sicher
weiß ich das noch. So etwas vergisst man doch
nicht. Aber wie lange ist das schon her. –
Ich glaube, Threschen, bald 50 Jahre oder noch
länger. Eine lange Zeit.
Threschen:
Weißt du noch damals, Josef, als wir uns hier trafen? Der Mond schien so schön, das Wasser im
Bach plätscherte so dahin, die Luft war so schön
mild. Josef, weißt du noch, was wir da zum ersten
Mal getan haben? Hier auf dieser Bank?
Josef:
Aber Threschen, natürlich weiß ich das noch. So
etwas vergisst man doch nicht.
Threschen:
Josef, mir wird ganz anders, wenn ich daran denke. War das schön. ---
Josef:
Ja, Threschen, ja – schön war es.
(Die beiden setzen sich und halten ihre Hände.)
Threschen:
Josef, weißt du was? O, Josef, einmal möchte ich
das noch mal tun, einmal noch! Josef komm!
Josef:
Aber Threschen, das schickt sich doch für uns alte
Leute nicht mehr, und dann hier draußen auf der
Bank! O nein, Threschen. Nein!
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Threschen:
Josef, für so etwas ist man doch nie zu alt. Erst
neulich habe ich irgendwo gelesen, dass so etwas
im Alter erst richtig schön sein soll.
Josef:
Aber Threschen, wo hast du das denn schon wieder gelesen. Doch nicht in „Frau und Mutter“ oder
im Wochenblatt?
Threschen:
Josef, so etwas steht doch nicht in „Frau und Mutter“ oder im Wochenblatt. Ich glaube, ich habe das
in der Bild-Zeitung gelesen oder so.
Josef:
Was du nicht alles liest!
Threschen:
Und weißt du, da stand auch noch, dass man im
Alter so richtig entspannt und gelockert dabei ist,
und schließlich, was haben wir denn sonst noch
auf unsere alten Tage.
Josef:
Threschen, du bist doch von allen guten Geistern
verlassen! In unserem Alter noch so etwas zu tun!
Wenn uns einer sieht!? Guck mal, dahinten sitzt
………. (Name aus dem Publikum), was soll die
denken.
Threschen:
Na und, meinst du, ………. (Name aus dem Publikum), gönnt uns nicht die kleine Entspannung?
Josef:
Aber wir sind nicht mehr jung Threschen und
………. (Name aus dem Publikum) hier hat so etwas Kindisches bestimmt nicht getan.
Threschen:
Aber Josef, du lebst wirklich auf dem Mond.
Meinst du, ………. (Name aus dem Publikum) hat
so ohne Freude dahingelebt? Das glaube ich
nicht. Außerdem - das bisschen Freude sollten wir
uns wirklich noch mal gönnen.
Josef:
Threschen, nein und noch mal nein! Mach keinen
Narren aus mir!
Threschen:
Josef, fühl mal! Mein Herz schlägt ganz wild. Ich
halte es nicht mehr aus.
Josef:
Threschen, wild warst du früher schon und das
hat sich bis heute noch nicht geändert.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Threschen:
Beleidige mich nicht Josef! Immerhin haben wir
vier Kinder, und wenn ich immer so lahm und trottelig gewesen wäre, wären wir nicht so weit gekommen. Also Josef, sei kein Spielverderber –
und nun komm her!
Josef:
Ich möchte ja auch Threschen, aber die Leute. Ich
weiß nicht. Mir kribbelt es schon richtig in den
Händen. Aber ich tu’s nicht, lass es uns zu Hause
machen!
Threschen:
Zu Hause ist es nicht so romantisch. Aber wenn
du dich weiterhin so anstellst, hol ich mir ……….
(Name aus dem Publikum), dahinten sitzt er. Der
freut sich, wenn er in seinem Alter mit so einer
charmanten jungen Alten noch mal spielen darf.
Josef:
Meinst du, Threschen, er tut das auch noch? Im
Leben nicht!
Threschen:
Natürlich, den kleinen Spaß darf man sich im Alter
noch gönnen.
Josef:
Also Threschen, wenn du meinst, ich kann dir
nicht widerstehen. Du hast mich und mein Innenleben ganz durcheinander gebracht. Komm, Threschen, tun wir’s noch einmal.
Threschen:
O, Josef, du machst mich zur glücklichsten Frau
von
(Threschen will ihren Mantel ausziehen und Josef hält sie zurück
und sagt:)
Josef:
Aber nicht doch Threschen, du brauchst dich doch
nicht auszuziehen.
Threschen:
Ich fühle mich dann freier. Na, wenn du willst, behalte ich den Mantel an. Also komm Josef, lass
mich nicht warten!
Lakritzrolle auseinander ziehen und essen.
eingeschickt von:
aufgeführt beim:
Hanna Meyer zu Vilsendorf, Werther
Jubiläum der Evangelischen Frauenhilfe Halle-Langenheide
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Moderne Sachen
Spielort:
Buchhändlerin:
(überlegt)
Theologie? – Tja, da käme wohl ein theologisches
Fachbuch in Frage. Da haben wir gerade den
neuen Bestseller bekommen: „Die Kirche ist anders“ von -
Alte Dame:
(hält sich beide Ohren zu)
Nein, nein, bloß das nicht. In diesen modernen
Theologiebüchern, da stehen oft Sachen, die gar
nicht fromm sind, wissen Sie. So etwas soll mein
Neffe nicht lesen.
Buchhändlerin:
(seufzend)
Wie Sie meinen. – Dann also einen Roman.
Alte Dame:
(stemmt empört die Hände in die Seiten)
Na, hören Sie mal! Sie wollen wohl meinen Neffen
auf die schiefe Bahn bringen, was? Ich habe Ihnen doch erzählt, dass er Theologie studiert! Da
hat er keine Romane zu lesen!
Buchhändlerin:
(kann sich das Lachen kaum verbeißen)
Tja, dann bleibt nur noch die Bibel übrig.
Alte Dame:
(hochbefriedigt)
Ja, sehen Sie, jetzt werden Sie vernünftig. Das
hätten Sie mir gleich empfehlen sollen. Die Bibel,
das ist doch das einzig Richtige für einen angehenden Theologen.
Buchhändlerin:
Tja, aber da ist wieder ein Haken dabei. Die billige, broschierte Ausgabe können Sie als Geschenk wohl nicht nehmen?
Alte Dame:
Nein, auf keinen Fall. Das sähe zu ärmlich aus.
Buchhändlerin:
Die besseren Ausgaben aber sind alle ziemlich
teuer, Ledereinband, Goldschnitt und so weiter.
Eine Buchhandlung. Eine alte Dame kommt herein, schaut sich ratlos um, die Buchhändlerin eilt
auf sie zu.
Buchhändlerin:
Guten Tag. Kann ich etwas für Sie tun?
Alte Dame:
Guten Tag. Ja, Sie können mir einen Rat geben.
Buchhändlerin:
Aber gern. Worum geht es denn?
Alte Dame:
Ich möchte ein Buch kaufen. Wozu käme ich wohl
sonst in eine Buchhandlung!
Buchhändlerin:
Ich meinte, was für ein Buch es denn sein soll?
Alte Dame:
Ja, gerade das sollen Sie mir doch raten!
Buchhändlerin:
Dazu müsste ich aber wissen, für welchen Zweck
Sie das Buch haben möchten. Wollen Sie es
selbst lesen?
Alte Dame:
(fast entrüstet)
Nein! Sehe ich denn so aus? - Es soll ein Geschenk für meinen Neffen sein.
Buchhändlerin:
Ja, da kann ich Ihnen einen Kunstband empfehlen. Wir haben gerade einen Neuen, sehr Preiswerten hereinbekommen. Sie können ja mal hineinschauen.
Alte Dame:
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
(wehrt mit beiden Händen ab)
Nein, nein, bloß nicht. Ein Kunstband kommt nicht
in Frage. Da sind meistens so anstößige Bilder
drin, nackte Frauenpersonen und so. Das geht
nicht. Mein Neffe studiert nämlich Theologie.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Alte Dame:
Da haben Sie recht. Allzu viel kann ich wirklich
nicht ausgeben. Ich bin Rentnerin, wissen Sie.
Was machen wir denn bloß?
Buchhändlerin:
Es gibt da eine Bibelausgabe in zwei Bänden, das
Alte und das Neue Testament einzeln. Welches
wollen Sie denn nehmen? Ich empfehle Ihnen,
das Alte Testament zu nehmen. Das Neue können Sie ihm ja später einmal schenken.
Alte Dame:
eingeschickt von:
(wehrt entschieden ab)
Nein, nein, ich nehme lieber das Neue Testament.
Wissen Sie, die heutige Jugend liest doch nur die
modernen Sachen.
Hanna Meyer zu Vilsendorf, Werther
Evangelische Frauenhilfe Halle-Langenheide
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Alles Soja oder was?
Lieselotte:
Oh, hallo, dich haben wir ja lange nicht gesehen.
Margret:
Warst du einkaufen?
Gisela:
Ja, ich habe eingekauft, muss ja auch mal sein:
Ich freue mich euch zu sehen.
Margret:
Guck mal, was Gisela eingekauft hat: Fertiggerichte und Schokoriegel.
Gisela:
Ja, aber auch etwas für die Gesundheit. Hier Sojabratlinge.
Lieselotte:
Aus Sojamehl – magst du Soja?
Gisela:
Weiß ich noch nicht, es ist ein Versuch. Fertiggerichte ist auch ein Versuch, ich koche nicht jeden
Tag für mich. In einem Einpersonenhaushalt ist
das so.
Margret:
Sprich es ruhig aus – du hast einen SingleHaushalt.
Lieselotte:
Aber Soja – habe ich noch nie gegessen. Man soll
bei Soja, Mais oder auch Rüben vorsichtig sein,
die sind doch schon genmanipuliert.
Gisela:
Deshalb habe ich ja auch extra Soja aus Bioanbau gekauft. Bei Maismehl achte ich auch darauf,
und Rüben esse ich nicht.
Margret:
Aus Rüben wird aber Zucker gemacht. Und Zucker ist in allen Lebensmitteln außer Seife und
Waschpulver. Das sagte die Ernährungsberaterin,
die wir letztens in der Frauenhilfe hatten.
Lieselotte:
Ich glaube in Deutschland werden noch keine
Gen-Rüben angebaut.
Margret:
Liest man ja schon mal in der Zeitung von den
Versuchen.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Haben im letzten Jahr nicht Bauern ein Versuchsfeld vernichtet? Ich glaube, ich habe das in den
Nachrichten gehört.
Lieselotte:
Was so alles gezüchtet und versucht wird, man
soll es nicht glauben. Ihr kennt doch die Sendung
Entenjagd in Radio Niedersachsen! Da wird jetzt
eine Katze gezüchtet, die keine Allergien auslösen
soll. Ich dachte, das ist eine Ente, aber nein.
Margret:
Gisela:
Ein wirksames Mittel gegen Schnupfen gibt es
immer noch nicht.
Ich sah diese Tage einen Bericht über Bioanbau
in Brasilien. Die Landwirte bauten Soja an. Ich
wusste gar nicht wie Soja aussieht, wenn es geerntet wird. So wie Erbsen sah das aus. Die Ernte
wurde geprüft und wieder geprüft, dann nach
Deutschland gebracht und wieder geprüft und
dann weiter verarbeitet in solche Sojabratlinge
zum Beispiel.
Lieselotte:
Gut, dass ich kein Soja esse. Ich halte mich an
unsere Lebensmittel.
Margret:
Weißt du denn, wo überall Soja reinkommt? Und
wenn du Fleisch isst, weißt du wie die Schweine
gefüttert worden sind? Du hast doch Fertiggerichte gekauft, weißt du, was da alles drin ist?
Gisela:
Nein, aber das können wir ja nachlesen. Habt ihr
Zeit für eine Tasse Kaffee?
Lieselotte:
Aber Soja-Bratlinge – Bio Anbau – ich bin ja gespannt wie dir das schmecken wird?
Margret:
Hier deine Schokoriegel, ihr werdet es nicht glauben, da ist Soja drin.
Lieselotte:
Und die Kekse – auch Soja drin und besser: ein
Teil aus Soja – Soja lecith steht hier.
Margret:
Ob dieser Soja aus Bio-Anbau ist, das steht hier
nicht.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Also die USA, die bauen auch Soja an, auch genverändertes.
Lieselotte:
In dem Sauerbratengericht ist kein Soja, aber hier
Zutaten (Packung Spagetti: Zutaten vorlesen)
Margret:
In der Suppe ist kein Soja drin, aber was ist Guakernmehl?
Gisela:
Das haben wir gleich – ich habe ein Lexikon. Lexikon Seite 260.
Lieselotte:
Man sollte doch auch das Kleingedruckte auf den
Packungen lesen.
Margret:
Habt ihr schon die Einladung zu den Landfrauentagen bekommen? Da geht es ja auch um GenTechnik.
Lieselotte:
Ich bin ja gespannt, was die uns da erzählen.
Gisela:
Warten wir es ab. Und bis dahin kochen wir wieder selbst, mit Zutaten aus unserem Garten.
eingeschickt von:
aufgeführt bei:
Gisela Gräber, Espelkamp
Evangelische Frauenhilfe Lübbecke-Alswede
den Landfrauentagen 2002
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Wenn die Luise mit dem Willi…
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Morgen Wilma! Wenn man sich nicht mal beim
Einkaufen treffen würde, sähe man sich den ganzen Winter nicht.
Morgen Gerda, wie recht du hast.
Geht’s euch gut?
Ja, sonst hättet ihr das schon gehört! Wenn man
von anderen Leuten was hört, dann sind sie krank
und liegen im Krankenhaus.
Da hast du Recht. Hast du denn schon gehört,
dass Luise in Urlaub gefahren ist?
Meier’s Luise? Die ist doch noch nie in Urlaub
gefahren.
Ja, jetzt macht sie Urlaub. Sie ist mit Sandmöller
nach Italien und stell dir vor - zusammen mit Möller’s Willi.
Nein, wie kommt sie denn dazu! Noch nie in Urlaub gewesen und dann jetzt gleich zu zweit.
Ich glaube, sie ist doch schon mal in Urlaub gewesen. Als ihr Heinrich noch lebte, da sind sie mal
zusammen mit dem Ortsverein mitgefahren. Drei
Tage in die neuen Bundesländer.
Ja, ich erinnere mich, da waren wir auch mit. Sie
waren aber nur einmal mit. Heinrich hielt ja nicht
viel vom Verreisen. Und als Heinrich dann nicht
konnte, da sind die jungen Leute mitgefahren.
Luise hat dann die Kinder und Haus und Hof versorgt.
Stimmt, die jungen Leute sind jedes Jahr mitgefahren.
Und jetzt ist Luise in Italien.
Ja und mit Möller’s Willi!
Auf dem Winterfest saßen die beiden an einem
Tisch und haben auch einen getanzt.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Margret:
Lieselotte:
Gisela:
Lieselotte:
Margret:
Gisela:
Lieselotte:
Margret:
eingeschickt von:
aufgeführt bei:
Stimmt, aber da saß die ganze Nachbarschaft an
einem Tisch, da habe ich mir nichts bei gedacht.
Und jetzt sind die beiden zusammen nach Italien
gefahren.
Da kommt Meier’s Helga, wir wollen sie fragen,
was ihre Mutter sich dabei gedacht hat.
Hallo Helga! Ich habe gerade gehört, dass eure
Mutter in Urlaub ist.
Zusammen mit Möller’s Willi.
Morgen ihr beiden! Ja, die beiden sind nach Italien
gefahren und lassen sich die 14 Tage das Essen
vorsetzen. Meine Mutter hat gesagt, sie will mal
was tun, was ihr Freude macht. Italien war immer
schon ihr Wunsch. Willi und sie verstehen sich
gut, und alleine wollte sie nicht fahren.
So allein mit fremden Leuten ist ja auch nicht
schön.
Ja. Ja, würde mir auch nicht gefallen.
Zu zweit kommen sie im Ausland auch besser
zurecht. Mutter hat immer nur Arbeit gekannt und
musste sich immer nach anderen richten. Sie hat
jung geheiratet, hat drei Kinder großgezogen, ihre
Schwiegereltern gepflegt, und unseren Vater als
er krank wurde. Ob Alltag oder Sonntag, die Kühe
mussten immer gemolken werden. Für ihre Enkelkinder war sie auch immer da. Mutter hat gesagt,
jetzt wird es Zeit sich die geheimen Wünsche zu
erfüllen. Wer weiß, wie lange sie es noch kann.
Und warum sollten zwei Menschen, die alleine
sind, sich nicht zusammen tun? Zu zweit ist immer
besser, als allein zu sein. Nun gönnt ihr das mal.
Natürlich.
Sicher tun wir das…
Gisela Gräber, Espelkamp
Evangelische Frauenhilfe Lübbecke-Alswede
den Landfrauentagen 2003
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Die lieben Nachbarninnen…
Gisela:
Morgen, na ein bisschen Frühsport?
Lieselotte:
Ja, wenn es schneit, ist das nötig.
Margret:
Ich will den Schnee nicht im Haus haben. Du bist
ja schon fertig, bist wohl zeitig aufgestanden?
Gisela:
Nein, das hat Johann schon gemacht.
Lieselotte:
Einer von Dycks Jungens?
Gisela:
Ja, das ist ein netter Junge, der mäht im Sommer
den Rasen und im Winter fegt er den Schnee
weg. Der ist froh, dass er sich etwas Taschengeld
verdienen kann. Er ist eine große Hilfe, mein Rücken macht das einfach nicht mehr.
Margret:
Kennst du die Familie näher?
Gisela:
Nein, ich habe sie einmal eingeladen, zu unserem
Nachbarschaftsfest, da sind sie aber nicht gekommen. Sie mussten zu ihrem Gemeindegebet.
Lieselotte:
Margret:
Ich weiß auch nicht, der Kontakt ist schwierig.
Johanns Mutter putzt im Edeka-Markt, aber sie
spricht da nie mit den anderen.
Was die sich wohl ärgern über ihre Nachbarn, da
war gestern die Polizei, der Junge hatte schon
wieder eine Schlägerei.
Lieselotte:
Was, habe ich gar nicht mitgekriegt. Aber bei so
vielen Kindern ist ja immer einer dabei, der aus
der Art schlägt.
Gisela:
Es ist bei denen wie bei allen anderen: es gibt
solche und solche.
Margret:
Gestern Abend rief Sophie an, sie ist wieder zu
Hause.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Lieselotte:
Wie hat es ihr denn bei den Kindern gefallen?
Margret:
Es war ganz schön. Weihnachten allein ist ja
nichts. Aber sie ist jetzt froh, dass sie wieder zu
Hause ist und ihre Ruhe hat.
Gisela:
Da müssen wir jetzt ja wieder aufpassen, ob die
Rollladen hochgezogen sind.
Margret:
Es wird mit ihr auch nicht besser. Gott sei dank ist
ihr Kopf noch klar, aber ihre Beweglichkeit lässt
doch nach. Ich gehe immer hin, wenn sie baden
will. Sie hat Angst, dass sie nicht mehr aus der
Wanne kommt.
Lieselotte:
Ja, wir werden nicht jünger.
Gisela:
Da, da, jetzt guckt euch das an…
Margret:
Es darf doch nicht wahr sein, nichts als Blödsinn
haben die Blagen im Kopf.
Lieselotte:
Der Schneeball war wohl etwas zu fest, da ist ein
neues Fenster fällig.
Margret:
Wer war denn das?
Gisela:
Alle habe ich auch nicht erkannt.
Lieselotte:
War das der eine nicht, der vom Pastor?
Margret:
Auch Pastorenkinder machen Blödsinn. Gut, das
morgen die Schule wieder anfängt.
Gisela:
Was für ein Glück! Meine Kinder haben solchen
Unsinn nicht gemacht.
Lieselotte:
Na, da sei man vorsichtig. Erinnerst du dich noch
an die Hühner?
Margret:
Mein Willi dachte schon, er müsste sie alle
schlachten.
Gisela:
Was war mit den Hühnern?
Lieselotte:
Du hast doch bald Geburtstag, da kommen doch
deine Jungs. Da lass dir das mal erzählen.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Nein, jetzt bin ich aber neugierig.
Lieselotte:
Die Kinder wollten wohl Max und Moritz spielen.
Nicht nur deine, unsere waren auch dabei.
Margret:
Ich glaube, das hatten sie aus dem Fernsehen.
Erinnert ihr euch noch an die Kinder von Büllerbü
und an Michel von Lönneberga?
Lieselotte:
Du machst doch immer diesen leckeren Aufgesetzten. Die Früchte kamen auf den Komposthaufen.
Margret:
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Margret:
Das Ordnungsamt hat ihnen auch mitgeteilt, dass
sie für ihre Hunde verantwortlich sind.
Gisela:
Na deswegen der neue Zaun. Die Leute vom
Ordnungsamt haben sich sicher gefreut, mal wieder was von Meiers zu hören.
Lieselotte:
Ja, da hast du Recht. Die kennen Meiers schon.
Als letzten Herbst nach dem vielen Regen das
Wasser auf der Straße stand, haben sie auch bei
der Stadt angerufen, der Gulli liefe nicht ab.
Und diese Früchte haben die Kinder dann an unsere Hühner verfüttert.
Margret:
Das war doch hier auch. Wir haben die Gullis hier
selbst sauber gemacht.
Lieselotte:
Ich habe sie dann erwischt, wie sie hinter der Hecke saßen und über die besoffenen Hühner gelacht haben.
Gisela:
Wie gesagt, es gibt solche und solche! Erinnert ihr
euch noch an die türkische Familie, die mal in
Schulzen kleinem Haus gewohnt haben?
Gisela:
Warum habt ihr denn nichts gesagt? Die hätten
aber den Hintern voll gekriegt.
Lieselotte:
Ja, eine der Töchter war so alt wie unsere Marion.
Margret:
Ja, das waren zwei hübsche Mädchen.
Margret:
Unsere waren ja auch dabei, und solche Streiche
gleichen sich in der Nachbarschaft aus.
Gisela:
Lieselotte:
Die Hühner haben sich ja auch wieder erholt. Den
Eiern merkte man es auch nicht an.
Gisela:
Gut, dass man nicht immer so weiß, was die Kinder alles so machen. Das sagte schon meine Mutter über uns.
Ich dachte immer, die haben sich gut eingelebt.
Die Mädchen trugen Jeans, wie alle anderen
auch. Vor ein paar Jahren habe ich gesehen, wie
sie mal einen Liebesroman in Laden kaufte. Ich
dachte wirklich, die haben Anatolien weit hinter
sich gelassen.
Margret:
Wie kommst du da jetzt drauf?
Gisela:
Ich habe eine der Töchter diese Tage in Espelkamp gesehen. Ich habe zweimal hingesehen,
aber sie war es. Mit diesem langen Mantel und
Kopftuch so bis ins Gesicht. Mit drei kleinen Kindern.
Lieselotte:
Wahrscheinlich wurde sie mit einem Mann verheiratet, der nichts von modernen Frauen hält.
Margret:
Da fällt mir gerade ein – hatten Meiers und Möllers nicht schon mal einen Krach?
Lieselotte:
Das stimmt, hat nicht der alte Meier Möllers mal
angezeigt wegen Schwarzschlachten?
Lieselotte:
Wie ist es denn jetzt bei Meiers? Haben die immer
noch Streit mit Möllers?
Margret:
Ja, das wird wohl bis zum Gericht gehen.
Gisela:
Ich verstehe Möllers auch nicht. Können die auf
ihre Hunde nicht aufpassen?
Lieselotte:
Der neue Zaun hat auch nicht viel gebracht. Der
kleine Hund gräbt sich immer unten durch und
macht dann seinen Haufen in Meiers Garten. Mich
würde das auch ärgern.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Meine Güte, das ist mehr als 50 Jahre her.
Margret:
Da kannst du mal sehen. Die Streithähne von damals sind längst tot. Aber der Streit besteht immer
noch.
Lieselotte:
Das ist nicht gerade christlich. Wie sagt man
doch: Auge um Auge.
Gisela:
Ich will euch was sagen, mir wird langsam kalt.
Kommt mit rein, wir können auch bei einer Tasse
Kaffee weiter reden.
Margret:
Das ist wahr und bis zur Straße haben wir ja gefegt.
Lieselotte:
Geht schon rein, ich hole uns ein Stück Kuchen,
ich habe gestern gebacken.
eingeschickt von:
aufgeführt bei:
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Starke Frauen
Lieselotte:
Starke Frauen – was soll das? Ich finde alle Frauen stark.
Margret:
Bleibt ihnen ja nicht anderes übrig.
Gisela:
Ja, muss ich auch sagen: Wer mit Haushalt, Arbeit und der Familie fertig wird: das ist eine starke
Frau.
Lieselotte:
Von wegen Arbeit – wenn sie eine hat. Erinnert ihr
euch noch an die Veranstaltung über die Bluse?
Wie viel Arbeitsplätze in der Textilindustrie verloren gegangen sind?
Gisela:
Meine Schwiegertochter ist jetzt auch arbeitslos.
Sie hatte nach dem Mutterschutz wieder bei Hucke angefangen. Jetzt wurde die Näherei ganz
geschlossen und das Ergebnis - wieder sind Frauen arbeitslos.
Margret:
In den Kirchengemeinden wird ja jetzt auch gespart. Die ersten, die entlassen werden, sind die
Frauen. Im Sonntagsblatt stand vor ein paar Wochen ein Artikel. Der letzte Satz hieß: „Ehrenämter
für die Frauen - die Entscheidungen treffen die
Männer.“ Das ist doch keine Gleichberechtigung!
Lieselotte:
Gleichberechtigung steht zwar im Grundgesetz, ist
aber noch immer nicht Wirklichkeit. Deshalb sind
Frauen stark, weil sie immer um ihr Recht kämpfen müssen.
Margret:
Wer steckt denn zurück, wenn es um Erfolg und
Beruf geht? Die Frau! Kennt ihr einen Mann der
Elternurlaub genommen hat – wenn ein Kind geboren worden ist? Ich nicht!
Gisela Gräber, Espelkamp
Evangelische Frauenhilfe Lübbecke-Alswede
den Landfrauentagen 2004
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Lieselotte:
Margret:
Doch, ich kenne einen. Herr Heinrich, der Mann
von Sabine. Der hat Erziehungsurlaub genommen
und kümmert sich um die Kinder. Habt ihr schon
gehört, der Nachwuchs ist da. Sie heißt Elisa.
Eine Ausnahme - meistens sind es die Frauen,
und dann können sie in ihren Beruf nicht zurück
und bekommen eine weniger bezahlte Stellung.
Ja und dann sind die Frauen zu Hause, machen
den Haushalt, kümmern sich um die Kinder, pflegen alte Leute, arbeiten ehrenamtlich… Ist das ein
erfülltes Leben?
Gisela:
Da fällt mir gerade was ein - heute heißen starke
Frauen Powerfrauen. Bei den Espelkamper Frauenkulturtagen geht es immer um Powerfrauen.
Lieselotte:
Dass Frauen viel zu tun haben, das war schon
immer so. Das Gehirn von Frauen hat sich im
Laufe der Erdgeschichte darauf eingestellt.
Margret:
Wie kommst du denn darauf?
Lieselotte:
Das ist einer der kleinen Unterschiede zwischen
Mann und Frau. Das Gehirn von Frauen ist vernetzt, das heißt, es gibt Verbindungen zwischen
der rechten und der linken Gehirnhälfte. Darum
können Frauen auch mehrere Dinge gleichzeitig
machen.
Margret:
Ja, Männer sind überfordert, wenn sie zwei Sachen auf einmal machen sollen.
Gisela:
Mein Mann sollte mal die Schulaufgaben beaufsichtigen - einer musste Diktat üben, einer Rechenaufgaben lösen - das ging nur nacheinander.
Lieselotte:
Kennt ihr den Schlager „Hinter jedem starken
Mann steht eine starke Frau“?
Margret:
Nein, aber richtig ist das schon. Da heißt es doch
immer: „Seine Frau hält ihm den Rücken frei“,
oder „Ohne seine Frau könnte er das gar nicht“.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Gisela:
Schöne Sprüche find ich. Stark darf eine Frau
eben nur hinter ihrem Mann sein.
Lieselotte:
Wenn sie für sich selber stark ist, - dann ist sie
eine Emanze oder wie man früher sagte: ein Blaustrumpf.
Margret:
Starke Frauen haben es nicht leicht im Leben.
Lieselotte:
Ist euch auch schon aufgefallen: starke Frauen
sind meist allein stehend.
Gisela:
Meine Oma war für mich immer eine starke Frau.
Meine Oma ist 1891 geboren, hat 1912 geheiratet
und war 1923 Witwe mit zwei kleinen Kindern. Sie
musste stark sein, die Kinder wollten ernährt werden. Sie hat dann die Spar- und Darlehenskasse
geleitet. Sie war die erste und einzige Frau im
Kreis Lübbecke, die das je gemacht hat. Das Leben war für sie sicher nicht einfach. Wenn ich
heute Fotos von ihr betrachte, sieht sie immer
traurig aus. Ich habe kein Foto gefunden, auf dem
sie mal lacht. Wer sich an sie erinnert, sagt aber
noch heute, dass sie eine sehr nette, liebe Frau
war. Ihre Schwiegermutter dagegen war ein Drache, haben mir auch die Leute erzählt.
Margret:
Ich muss auch sagen: Kriegerwitwen sind alles
starke Frauen! Jedenfalls die, die ich kenne.
Lieselotte:
Diese Tage war ein Bericht im Fernsehen über
Flüchtlingstrecks. Alles Frauen mit Kindern und alten Leuten. Wie die das alle geschafft haben?
Gisela:
Ja, es gibt viele starke Frauen. Trotzdem werden
immer mehr Frauen krank. Viele Frauen leiden
heute unter Depressionen oder nehmen Beruhigungsmittel. Ich rauche immer noch, obwohl ich
aufhören müsste.
Margret:
Ja, Frauen bekommen immer öfter einen Herzinfarkt, Krebs bei Frauen nimmt zu. Jede kann
krank werden.
- 22 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Lieselotte:
Du hast gesagt, deine Oma war ein Vorbild für
dich. Ich habe die ganze Zeit überlegt – habe ich
ein Vorbild? Meine Mutter vielleicht. Als Tochter
will man ja so sein wie die Mutter.
Gisela:
Oder die Lehrerin? Ich weiß nicht, wollte ich so
sein wie meine Lehrerin?
Margret:
Hatten wir Poster an den Wänden von Schauspielerinnen oder Musikerinnen?
Lieselotte:
Erinnert euch mal an Twiggy. Plötzlich wollten alle
so dünn sein.
Gisela:
Ich erinnere mich noch gut. Ich war nie so dünn.
Und dann gab es plötzlich eine neue Krankheit:
Magersucht – gab es doch vorher nicht.
Margret:
Gisela:
Schlank sein wollen doch alle. Such doch mal ein
Kleid in Größe 50. Da hat man aber Schwierigkeiten.
Schlank ja, aber kein Knochengerüst. Gott sei
Dank sind wir jetzt in einem Alter, wo das nicht
mehr so wichtig ist. Ich strenge mich nicht mehr
an, um in Größe 38 zu passen.
Lieselotte:
Also, meine Tochter hat sich richtig angestrengt,
um nach der Geburt ihres Kindes wieder abzunehmen.
Margret:
Deine Tochter ist auch noch jünger. Ich mache
heute keine Diät mehr. Ich richte mich auch nicht
mehr nach Modevorschriften.
Gisela:
Ich bin froh, dass ich heute genug Selbstbewusstsein habe, um meinem eigenen Geschmack zu
folgen. Aber man muss auch Kompromisse machen. Mir steht kein braun. Und, was trage ich –
braun. Im Winterschlussverkauf habe ich mir zwei
Hosen gekauft – braun. Sonst gab es nur noch kariert.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Margret:
Also, vor 20 Jahren habe ich Schuhe gekauft, in
denen ich nicht laufen konnte, aber die Zeiten sind
vorbei.
Gisela:
Stellt euch nur mal vor, wir würden wieder Minirock tragen und bauchfrei.
Lieselotte:
Das ist was für junge Mädchen. Aber wie meine
Mutter ziehe ich mich ja heute auch nicht an.
Margret:
Jede sollte das anziehen, was ihr steht und worin
sie sich wohl fühlt.
Gisela:
Wie kamen wir denn jetzt auf Mode?
Lieselotte:
Na Vorbilder.
Margret:
Sicher, wir haben überlegt, wie Vorbilder unser
Leben und Handeln beeinflussen.
Gisela:
Ich glaube, die Frauen in unserer Umgebung beeinflussen uns mehr als Vorbilder. Stellt euch mal
vor: Ihr geht zu einer Feier, habt ein neues Kleid
an und eine Nachbarin sagt: „Das steht dir aber
nicht.“ Da würdet ihr doch sicher sauer reagieren.
Lieselotte:
Ich habe eine Cousine, die erzählt mir jedes Mal,
wenn sie mit ihrer Familie zu Besuch kommt, dass
ich die Suppe besser so gekocht hätte oder der
Kuchen mit Pfirsichen viel besser schmeckt.
Margret:
Und, wenn die Nachbarin dir sagt: Du musst die
Mülltonne anders rum an die Straße stellen, dann
machst du das beim 10. Mal, damit sie endlich
Ruhe gibt.
Gisela:
Ja, so kann man noch viele Beispiele aufzählen.
Die kennen wir alle.
Alle:
Aber wir sind starke Frauen, wir halten das aus.
eingeschickt von:
Lieselotte:
Ich muss auch sagen, bequeme Schuhe sind etwas Feines.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
aufgeführt bei:
Gisela Gräber, Espelkamp
Evangelische Frauenhilfe Lübbecke-Alswede
den Landfrauentageb 2005
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Auguste Viktoria - Geschichte
So bedurfte es einer größeren Organisation, um umfassende Hilfe
zu schaffen. Frauen sollten Frauen helfen. Haben Sie schon einmal
einen Blick in die Berliner Hinterhöfe und Hinterhäuser getan? Zu
Tausenden haben die Familien damals zusammengepfercht gelebt.
Die staatliche Hilfe war erst in ihren Anfängen. Die Mutterhäuser
hatten Diakonissen zur Verfügung gestellt. Doch sie konnten das
Liebeswerk alleine nicht tun. Sie brauchten ehrenamtliche Helferinnen. Ehrenamtliche Hilfe ist auch heute noch angesagt. Die Frauenhilfe stützt und fördert das Ehrenamt bis heute.
Kaiserin Auguste Viktoria: (erscheint)
Meine Damen und Herren,
ja auch Herren sehe ich in dieser erlauchten Frauenversammlung.
Wie ich hörte, feiern Sie heute ein Fest. Wer ich bin, fragen Sie?
Erkennen Sie mich nicht? Muss ich mich wirklich noch vorstellen?
Meine Kleidung und mein Hut verraten mich. Ich bin Auguste Viktoria
von Preußen, die letzte deutsche Kaiserin. Die Frauenhilfe war mein
Lebenswerk. Ich habe sie gegründet und bis zu meinem Tode ihre
Entwicklung verfolgt. Als ich die Gründungsurkunde unterschrieb,
sprachen wir noch von der „Frauenhülfe“. Sie kennen doch das alte
Gebäude im Feldmühlenweg, das Ursprungshaus der Westfälischen
Frauenhilfe. Noch heute lesen Sie dort das Wort „Frauenhülfe“. Als
das Haus 1911 eingeweiht wurde, war ich zwar nicht persönlich anwesend. Ich wurde aber durch die damalige Provinzialvorsitzende
Gräfin von Plettenberg-Heeren, meiner Cousine, würdig vertreten.
Damals stiftete ich eine Standuhr, die Sie heute noch im Museum
der Frauenhilfe in Soest bewundern können.
Ja, es ist erfreulich, dass die Frauenhilfe in Deutschland, jetzt wieder
aus Ost und West vereint, und besonders die Evangelische Frauenhilfe in Westfalen mein Andenken bewahrt haben. Als ich die Reichsfrauenhilfe am 01. Januar 1899 gründete, hat sie sich zunächst nur
auf preußischem Boden ausgeweitet. Erst später kamen auch die
anderen Gebiete des Reiches hinzu. Auch die Westfalen waren sehr
zögerlich. Was kann aus Berlin schon Gutes kommen? So fragten
diejenigen, die keine Anordnungen von oben wollten. Dann waren es
gerade die Westfalen, die den Verein Frauenhilfe besonders förderten. Bis heute haben sie das Werk der Frauenhilfe durch alle politischen Veränderungen hindurch getragen und den Namen bewahrt.
Ich weiß, dass es schon vor meiner Zeit evangelische Frauenvereine
gab. Doch die Not in Deutschland, vor allem in der Hauptstadt Berlin,
war so groß, dass ein einzelner kleiner Verein sie nicht lindern konnte.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Ich möchte meiner Freude Ausdruck geben, dass an diesem Tag
sich so viele Frauen versammelt haben, die von der Frauenhilfe Ermutigung erfahren, aber auch zum Helfen bereit sind.
von:
Pastorin Mechthild Jaeger, Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
29. Mai 2001, Soest
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Szene im Krankenhaus
(Es klopft, Frau Quasselig stürzt auf Frau Freundlich zu, redet wie
ein Wasserfall.)
Frau Schwernot:
Frau Freundlich:
ewig nörgelnd
die jeden Menschen nimmt und schätzt, wie
er ist
Frau Quasselig:
die redet ohne Luft zu holen
Pastor Friedhof:
mit seinem Sohn Hosea
(Das 3. Kind unseres jungen Pfarrers war
gerade erst geboren.)
Frau Klatschko:
das wandelnde Gemeindeblättchen
Frau Eifrig:
die in ihrem Einsatz ständig bis an ihre
Grenzen geht
Kleine Lernschwester: (ohne Text)
(Frau Schwernot und Frau Freundlich liegen auf einem Zimmer.)
Frau Schwernot: (nippt an ihrem Tee) Schon wieder kalt! Warum
kann der Tee nicht einmal heiß sein, wenn er gebracht wird?
Frau Freundlich: (probiert ihren Tee) Ich finde, er ist genau richtig.
Nicht so heiß, dass man sich verbrüht, aber auch
nicht so kalt, dass er nicht mehr schmeckt.
Frau Schwernot: Ach, Sie wollen ja nur die kleine Lernschwester
wieder in Schutz nehmen! Dabei müssen Sie doch
auch zugeben, dass man der Mal den Marsch
blasen sollte, so lahm, wie die ist. Schauen Sie
sich doch nur an, wie die morgens die Betten
macht. Ein Wunder, dass die überhaupt fertig
wird! Also, wenn ich hier Oberschwester wäre...!
Frau Freundlich: Aber Sie sind hier nicht Oberschwester und ich
auch nicht. Also geht uns die Langsamkeit der
Kleinen auch nichts an. Im Übrigen finde ich sie
sehr nett. Sie strahlt so viel Freundlichkeit und
Wärme aus, dass ich mich jedes Mal freue, wenn
sie hereinkommt.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Frau Quasselig:
Hallo, Frau Freundlich. Sie machen ja Geschichten! Also, ich habe mich ja gewundert, als gestern
in der Frauenhilfe der Platz neben mir leer blieb.
Und dann erzählt doch Ihre Nachbarin - Sie wissen schon, den Namen vergesse ich immer, aber
die sitzt doch immer dahinten am Fenster - also,
die erzählt uns, dass Sie vorgestern mit Tatütata
ins Krankenhaus gekommen sind. Da hab ich mir
gleich gesagt: Morgen, da musst du unbedingt die
Frau Freundlich besuchen. Ja, dann hab ich heute
Morgen schnell die Betten bezogen. Die Bettwäsche hängt schon schön draußen auf der Leine.
Ist ja so tolles Wetter heute! Darum hab ich auch
noch rasch die Fenster geputzt und dann nix wie
nach ALDI. Mein Mann isst doch das Rosinenbrot
so gern! Die in der Frauenhilfe, die nehmen immer
das von Müller. Aber das von ALDI schmeckt genauso gut und ist doch viel billiger. Ja, und dann
hab ich Mittag gemacht, Reibepfannekuchen mit
Apfelmus. Danach hab ich noch schnell das Geschirr abgewaschen, war ja nicht viel. Mein Mann
hatte sich schon auf die Couch gelegt und sein
Mittagsschläfchen gehalten. Dann hab ich mein
Fahrrad aus dem Keller geholt und bin flott nach
hier zum Marienhospital gefahren. Aber jetzt muss
ich auch schon wieder weg. Ich hab nämlich noch
was vor. Mein Enkel hat seinen ersten Lohn gekriegt, und da hat er mich zum Eisessen eingeladen. Ich freu mich ja so! Na ja, mein Mann, der
hat ja sein Rosinenbrot. Ach, übrigens, ich hab Ihnen noch ein paar Pralinen mitgebracht, die, die
Sie so gerne mögen. Tschüss, Frau Freundlich
und gute Besserung! (ab)
Frau Freundlich: Auf Wiedersehen, Frau Quasselig, und vielen
Dank für Ihren Besuch!
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau Schwernot: Wer war das denn?
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Pastor Friedhof:
Frau Freundlich: Das war Frau Quasselig. Neben der sitze ich immer in der Frauenhilfsstunde.
Frau Schwernot: Das ist ja schrecklich! Die redet ja ununterbrochen. Dabei hat sie Sie nicht einmal gefragt, wie
es Ihnen geht.
Frau Freundlich: Danke, Herr Pastor, es geht mir schon wieder
ganz gut.
Pastor Friedhof:
Frau Freundlich: Na, sie hat doch gesehen, dass es mir ganz gut
geht.
Frau Schwernot: Also, neben so einer Quasselstrippe möchte ich
nicht sitzen!
Frau Freundlich: Ich schon. Wissen Sie, ich bin doch schon alt. Ich
erlebe nicht mehr so viel. Da finde ich es schön,
wenn ich auf diese Weise ein wenig am Leben
anderer teilhaben kann. Und das Eine kann ich
Ihnen sagen: Wenn Not am Mann ist, wenn jemand Hilfe braucht, dann fragt die Frau Quasselig
nicht lange, dann packt die zu.
(Pastor kommt mit Riesenpuppenbaby im Tragetuch.)
Pastor Friedhof:
Guten Tag, Frau Freundlich. Ich wollte doch
schnell mal nach Ihnen sehen.
Frau Freundlich: Guten Tag, Herr Pastor Friedhof. Wie schön, dass
Sie mich besuchen! Und Sie haben Ihren kleinen
Hosea mitgebracht. Hallo, mein Kleiner!
Pastor Friedhof:
Nun möchte ich aber auch eben Ihre Bettnachbarin begrüßen. (wendet sich ihr zu) Guten Tag. Ich
bin Pastor Friedhof. Sollte ich Sie kennen?
Frau Schwernot: Aber sicher sollten Sie mich kennen! Ich gehöre
schon 20 Jahre zu Ihrer Gemeinde. Ich bin Frau
Schwernot.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Tut mir Leid, dass wir uns noch nicht begegnet
sind. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. (wendet sich wieder Frau Freundlich zu) Nun, Frau
Freundlich, wie fühlen Sie sich denn?
Das freut mich, Frau Freundlich. Dann darf ich
Ihnen beiden noch gute Besserung wünschen. Ich
komme in den nächsten Tagen noch einmal vorbei, wenn meine Frau den Kleinen hat. Dann habe
ich mehr Zeit. Jetzt möchte ich doch lieber zu
Hause sein, ehe der Kleine Hunger kriegt und
womöglich das ganze Krankenhaus zusammen
schreit. Also, auf Wiedersehen! (winkt den beiden
im Weggehen noch zu)
Frau Schwernot: Das ist mal wieder typisch! Sie liegen gerade einen Tag im Krankenhaus, und schon steht der
Pastor auf der Matte. Und mich kennt er noch
nicht einmal!
Frau Freundlich: Ja, Frau Schwernot, woher sollte er Sie denn
kennen? Sie sieht man doch an keiner Stelle in
unserer Gemeinde. Wir kannten uns doch auch
nicht. Und ich muss sagen: Ich kenne viele Leute.
Frau Schwernot: Aber ein Pastor sollte doch wohl seine Schäfchen
besuchen, wenn sie im Krankenhaus liegen.
Frau Freundlich: Na, dann muss aber jemand da sein, der ihm
sagt, dass eins seiner Schäfchen im Krankenhaus
liegt. Da Sie in keiner Weise am Gemeindeleben
teilnehmen, können Sie auch nicht erwarten, dass
Menschen aus der Gemeinde wissen, dass Sie im
Krankenhaus sind. Und außerdem gibt es hier einen Krankenhausseelsorger. Der besucht einen
auch, wenn man es möchte.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau Schwernot: Und dann schleppt der auch noch seinen Sohn
mit sich rum. Dafür sollte doch wohl seine Frau
zuständig sein. Ach, die jungen Leute heute stellen die ganze Weltordnung auf den Kopf!
Frau Freundlich: Das kann ich mir vorstellen. Ach, wie wird die
Frau Niemand froh sein über ihre ersten Enkelkinder.
Frau Klatschko:
Frau Freundlich: So würde ich es nicht sehen. Die Zeiten haben
sich eben geändert. Warum sollen denn nur die
Männer das Vorrecht haben, ihren Beruf ausüben
zu dürfen? Warum soll ausgerechnet die Frau,
wenn einmal Kinder da sind, ihre Arbeit aufgeben? Es ist doch toll, wenn ihr Mann seinen Beitrag dazu leistet, dass sie ihren Beruf weiter ausüben kann, indem er sie zu Hause tatkräftig unterstützt.
Frau Schwernot: Ach, mit Ihnen kann man ja nicht diskutieren!
(Es klopft, Frau Klatschko kommt zu Frau Freundlich.)
Frau Klatschko:
Guten Tag, Frau Freundlich.
Frau Freundlich: Ach, Frau Klatschko, wie nett, dass Sie mich besuchen! Haben Sie auch in der Frauenhilfe von
meinem Zusammenbruch erfahren?
Frau Klatschko:
Ja sicher, das war ein großer Schock für uns alle,
als wir erfuhren, dass Sie zusammengeklappt
sind. Da habe ich mir gedacht: Klatschko, hab ich
gedacht, nun gehst du aber gleich morgen, die
Frau Freundlich besuchen und erzählst ihr alle
Neuigkeiten, damit es ihr nicht so langweilig wird
im Krankenhaus. Also, haben Sie gehört, dass die
Tochter von der Frau Niemand Zwillinge hat? Sieben Pfund wog der Junge und acht das Mädchen.
Die Frau muss aber auch in den letzten Wochen
gerollt sein wie eine Tonne. Das muss man sich
mal vorstellen, 15 Pfund Lebendgewicht im
Bauch. Aber alles ist glatt gegangen. Und nun
sind alle glücklich.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Und stellen Sie sich vor: die kleine dicke Frau
Kobold, ihr Mann ist doch vor drei Jahren gestorben, die hat einen neuen Lebenspartner. Der ist
bestimmt 2 Meter lang und spindeldürr. Ein ulkiges Pärchen! Ja ja, ich sag's ja immer: Wo die
Liebe hinfällt...! Aber ich gönne es der Frau Kobold. Die war ja wirklich so traurig, als ihr Mann
starb. Ach, und das muss ich ihnen noch erzählen. Sie werden es nicht glauben: Der Sohn von
der Frau Saftig, der hat mit 1,8 Promille einen Unfall gebaut. Menschen sind nicht zu Schaden gekommen. Aber sein Auto und das, gegen das er
gefahren ist, sind total Schrott. Ja, und er ist nicht
ausreichend versichert. Ach, der Junge tut mir ja
so Leid. Er hatte Krach mit seiner Freundin, und
da hat er sich dann betrunken.
Frau Freundlich: Ja, der arme Junge und die arme Frau Saftig!
Frau Klatschko:
So, Frau Freundlich, nun haben Sie die neuesten
Nachrichten aus der Region. Ich wünsche Ihnen
gute Besserung. Bis bald! Ich halte Sie auf dem
Laufenden. (ab)
Frau Schwernot: Nein, was Sie aber auch für Leute kennen! Diese
Frau scheint ja das neueste Tageblättchen zu
sein.
Frau Freundlich: Das ist sie auch. Frau Klatschko weiß über alle
Leute Bescheid. Aber Sie haben doch sicher auch
bemerkt, dass sie nicht böse über die Menschen
redet, sondern an ihrem Schicksal Anteil nimmt.
Frau Schwernot: Sie nehmen wohl auch alle Menschen in Schutz.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau Freundlich: O sagen Sie das nicht! Auch ich kann recht zornig
werden und zwar immer dann, wenn Menschen
anderen Böses zufügen. Aber bei den kleinen
menschlichen Schwächen, da halte ich es mit
dem alten Sprichwort: Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Schwächen machen ihn liebenswert.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau Eifrig:
Frau Freundlich: Frau Eifrig, Frau Eifrig, Sie sollten ruhig auch einmal an sich denken. Es ist keinem damit gedient,
wenn Sie eines Tages zusammenklappen.
Frau Eifrig:
(Die Bezirksfrau Frau Eifrig kommt zu Frau Freundlich.)
Frau Eifrig:
Guten Tag, Frau Freundlich, wie fühlen Sie sich
denn?
Frau Freundlich: Ach danke, Frau Eifrig, ich denke, ich bin bald
wieder auf dem Damm. Übrigens, da nebenan im
Nachbarbett, das ist Frau Schwernot. Sie wohnt
auch in unserer Gemeinde.
Frau Eifrig:
Guten Tag, Frau Schwernot.
Frau Freundlich: Sie sehen heute aber gar nicht gut aus, Frau Eifrig. Fehlt Ihnen etwas?
Frau Eifrig:
Ach wissen Sie, im Augenblick wird mir alles ein
bisschen viel. Erst galt es die Frauenhilfsbeiträge
zu kassieren. Jetzt laufen die Vorbereitungen für
das Jahresfest auf Hochtouren. Dann hatte ich in
meinem Bezirk in diesem Monat schon drei Geburtstags- und vier Krankenbesuche zu machen.
Und dann die Sorge um meinen Mann, dem geht
es ja schon seit langem nicht so gut. Ja, irgendwann spürt man dann, dass man an seine Grenzen kommt.
Frau Freundlich: Aber Frau Eifrig, dann hätten Sie sich heute
Nachmittag doch besser einmal ausgeruht, anstatt
zu mir ins Krankenhaus zu kommen. Ich wäre Ihnen bestimmt nicht böse gewesen.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Das weiß ich, Frau Freundlich. Aber dann hätte
mich das schlechte Gewissen geplagt.
Ach lassen Sie mal, Frau Freundlich. Ich war nur
ein bisschen müde, jetzt geht es schon wieder.
Jetzt mal was ganz anderes: Wir hatten doch gestern in der Frauenhilfe Leute von Roten Kreuz mit
den Kostproben für Essen auf Rädern. Das hat
uns allen prima geschmeckt. Ich hab da gleich an
Sie denken müssen. Ich könnte mir vorstellen,
dass Essen auf Rädern für Sie ganz angebracht
wäre. Denken Sie mal in Ruhe darüber nach. Und
wenn Sie interessiert sind, wenden Sie sich an
mich. Ich helfe Ihnen gerne, alles in die Wege zu
leiten.
Frau Freundlich: Das ist lieb von Ihnen. Ich sehe mal zu, wie es mir
geht, wenn ich entlassen werde. Aber so gern ich
Sie auch hier habe, Sie sollten sich jetzt doch lieber auf den Heimweg machen. Sie sehen immer
noch sehr angegriffen aus.
Frau Eifrig:
Ja, ich gehe. Ich fühle mich wirklich nicht gut. Auf
Wiedersehen, Frau Freundlich, auf Wiedersehen,
Frau Schwernot. Gute Besserung Ihnen beiden!
Frau Freundlich und
Frau Schwernot:
Danke gleichfalls. Auf Wiedersehen!
Frau Eifrig:
Ach, ehe ich es vergesse. Schöne Grüße auch
von unserer Leiterin, Frau Herzlich. Sie kommt
morgen vorbei.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau Schwernot: Das war also Ihre Bezirksfrau. Also, so ganz tickt
die ja auch nicht. Da geht es ihr so schlecht, und
trotzdem macht sie sich auf den Weg, Sie zu besuchen.
Dem Leben Raum geben
– Frauen schaffen Lebensräume
Frau Freundlich: Ja, Frau Schwernot, so ist sie nun mal. Ich glaube, wenn sie nicht gekommen wäre, fühlte sie sich
jetzt noch elender.
Frau Schwernot: Sie scheinen mir schon ein komischer Verein zu
sein, Sie und Ihre Frauenhilfe! Aber wenn ich es
mir recht überlege, dann ist es vielleicht doch
schöner, Gemeinschaft mit all diesen ein wenig
verrückten Menschen zu haben, als immer allein
zu sein wie ich.
Frau Freundlich: Ja, Frau Schwernot, wir wissen, dass eine jede
von uns ihre Macken hat. Und darum bleibt uns,
wenn wir fröhlich miteinander leben wollen, nichts
anderes übrig, als uns gegenseitig so anzunehmen, wie wir sind. Und ich kann Ihnen versichern
(steht auf, geht zu Frau Schwernot, nimmt sie in
den Arm): Für jemanden mit der Macke Schwerenot ist auch noch Platz in unserer Mitte.
eingeschickt von:
aufgeführt beim:
Brunhilde Schneider, Bottrop
Jahresfest 2003 der Evangelischen Frauenhilfe Bottrop-Eigen
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
3 Szenen zum Thema
Szene 1 – Lebensraum Frauenhilfe Berge
2 - 3 Frauen sitzen an einem gedeckten Tisch. 1 Stuhl ist noch frei.
Die Frauen unterhalten sich.
Frau 1:
Oh, der Stuhl ist ja noch frei. Wo bleibt denn die
M. bloß? Normal ist sie doch schon viel früher da.
Frau 2:
Sie wird doch wohl nicht krank sein.
Frau 3:
Na, bei dem Wetter hat man sich ja mal schnell
eine Erkältung geholt.
Die Tür geht auf und Frau M. kommt herein.
Sie macht einen sehr abgehetzten und erschöpften Eindruck.
Frau 1:
Ach, da kommst du ja doch noch. Wir haben uns
schon gefragt, wo du nur bleibst.
Frau 2:
Wir dachten schon, du wärst krank.
Frau 3:
Du siehst ja sehr abgehetzt und müde aus.
Komm, setz dich erst einmal.
Frau M.:
Och, tut das gut. Endlich sitzen! Ich musste heute
Morgen zum Doktor. Stellt euch vor: Das Wartezimmer war proppe voll und kein Stuhl mehr frei.
Ich musste lange warten bis ein Stuhl frei wurde
und ich endlich zum Doktor hereingerufen wurde.
Dann zurück mit dem Bus. Was glaubt ihr? Bis auf
den letzten Platz besetzt. Selbst der Gang war
voll. Was bin ich froh, dass hier wenigstens ein
Stuhl für mich frei ist.
Frau 1:
Kein Wunder, dass du so müde bist. Aber schön,
dass du trotzdem noch gekommen bist.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Die Tür geht auf und eine weitere Frau betritt den Raum. Sie ist neu
und schaut sich nach einem Platz um.
Frau 2:
Da kommt ja Frau... (zu den anderen) Ich habe sie
letzte Woche getroffen und in die Frauenhilfe eingeladen. Schön, dass sie gekommen ist!
Frau 3:
Ja, geh doch mal und bitte sie an unseren Tisch.
Ich hol schon mal einen Stuhl, den stellen wir dazwischen. Platz ist ja genug.
Frau 2 geht und holt die Neue. Frau 3 holt einen Stuhl. Die Neue
kommt an den Tisch. Frau 2 stellt die Neue vor.
Frau 2:
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau 2:
Das kann ich mir denken... Was ist eigentlich aus
dem Waisenhaus am Nordenwall geworden? Hatten die nicht auch ein Haus in Schmehausen?
Dahin haben wir doch mal einen Ausflug gemacht
- vor vielen Jahren.
Frau 1:
Die Häuser gehören nicht mehr zum FriedrichWilhelm Stift, Auch das Haus in der LudwigTelecki-Straße nicht. Das gehört jetzt zu Perthes.
Frau 2:
Und wo wohnen die Waisenkinder jetzt?
Frau 1:
Die leben jetzt in kleineren Häusern in Wohngruppen. Da sind dann immer 7 - 8 Kinder wie in einer
Familie zusammen. In einem Haus mit über 100
Kindern kann man ja auch nicht dem einzelnen
Kind gerecht werden.
Frau 2:
Na ja, das kann man sich vorstellen. Aber sammeln die denn heute auch noch Strümpfe und
Kleidung?
Frau 1:
Nein. Jedes Kind hat seine eigene Kleidung. Die
dürfen sie sich selbst aussuchen. Heute achten
die Kinder in der Schule ja auch viel mehr auf die
Kleidung der anderen. Es muss ja nicht gleich auffallen, welches Kind nicht in einer Familie lebt.
Frau 2:
Ja, ja. Das kann man ja nur unterstützen. Apropos
unterstützen? Nehmen die denn auch Spenden?
Frau 1:
Klar. Das Friedrich-Wilhelm Stift ist ja eine Stiftung. Viele Unkosten werden zwar von den Jugendämtern übernommen, aber wenn die Wohngruppe mal was besonders bieten will, brauchen
sie natürlich auch zusätzliches Geld. Deshalb unterstützen wir ja auch weiterhin von der Frauenhilfe aus diese Arbeit.
Frau 2:
Das finde ich gut. Und dass du so auf dem neuesten Stand bist, was das Friedrich-Wilhelm Stift angeht: alle Achtung.
Ich freue mich, dass du gekommen bist. Komm
setz Dich zu uns.
Szene 2 – Lebensraum Friedrich-Wilhelm Stift
Frau 1 sitzt am Tisch und strickt einen Strumpf:
Frau 2 kommt hinzu uns setzt sich.
Frau 2:
Strickst du immer noch Strümpfe? Ich kann das
nicht mehr - wegen meiner Augen. Es ist zu anstrengend. Für wen strickst du?
Frau 1:
Für meine Enkelin. Die Kinder ziehen heute wieder gerne selbst gestrickte Strümpfe an. Besonders im Winter. Die halten ja auch schön warm.
Und was es heute für bunte Wolle gibt! Da macht
das Stricken richtig Spaß.
Frau 2:
Weißt du noch, wie wir früher Strümpfe für die
Waisenkinder vom Friedrich-Wilhelm Stift gestrickt
haben? Und Unterwäsche und andere Kleidung
haben wir gestiftet.
Frau 1:
Ja, früher. Aber da hat sich ja auch vieles verändert. Im September war ein Herr Öhlmann vom
Friedrich-Wilhelm Stift bei uns in der Frauenhilfe.
Das war ein sehr interessanter Nachmittag.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Szene 3 – Rumänien
Zwei Frauen sitzen bei einem Glas Wein und Gebäck am Tisch und
unterhalten sich.
Eine dritte Frau betritt den Raum und geht auf den Tisch zu.
Frau 1:
Komm, setz dich und trink ein Gläschen mit uns.
Frau 2:
Ja, dann brauchen wir zwei die Flasche nicht allein leer zu trinken.
Frau 3:
Da sag ich nicht nein. Was habt ihr denn da für
einen Tropfen? (Nimmt die Flasche in die Hand
und schaut aufs Etikett.)
Frau 1:
Einen schönen Rotwein aus Rumänien.
Frau 3:
War der bei Famila im Angebot?
Frau 1:
Nein, den habe ich aus der Frauenhilfe.
Frau 3:
(erstaunt) Aus der Frauenhilfe?
Frau 2:
Vom Weltgebetstag genauer gesagt.
Frau 1:
Der kam doch vor einigen Jahren aus Rumänien.
Und da wurden verschiedene Spezialitäten von da
angeboten. Unter anderem auch der Wein.
Frau 2:
Und auch noch so schöne, handbemalte Eier. Ich
hab mir gleich 3 Stück gekauft.
Frau 1:
Die sind wirklich schön. Und außerdem unterstützt
man mit dem Kauf auch noch ein Frauenprojekt.
Aber probier doch erst mal, (Sie schenkt Frau 3
ein Glas ein.)
Frau 3:
(kostet) Oh, der schmeckt aber gut. Was denn für
ein Frauenprojekt?
Frau 1:
Da gibt es ganz verschiedene. Frauen versuchen
eben in der sehr schwierigen Zeit zu überleben
und haben sich deshalb zu kleinen Genossenschaften zusammengeschlossen, wo sie ihre Produkte dann gemeinsam verkaufen können.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau 3:
Aus Rumänien sieht man ja manchmal auch etwas im Fernsehen. Was es da für arme Menschen
gibt.
Frau 2:
Aber auch mutige Menschen. Ich empfinde jedes
Mal den Weltgebetstag wie ein Fenster zur Welt.
Man erfährt doch eine Menge über andere Länder
und Menschen.
Frau 1:
Und man fühlt sich irgendwie mit diesen Frauen
verbunden. Deshalb verpasse ich auch nicht die
Vorbereitungstreffen. Das gibt einem jedes Mal
etwas.
Frau 3:
(hebt das Glas) Na denn, auf den Weltgebetstag
und die Frauen aus Rumänien und aus den andern Ländern – und auf uns.
eingeschickt von:
Evangelische Frauenhilfe Berge, Bezirksverband Hamm, 2002
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Wir befassen uns mit aktuellen Themen,
schrecken nicht zurück vor Problemen,
und immer Neues wir erfahren
bei Studientagen und Seminaren.
Wir haben einen Bastelkreis,
da wird geschafft mit großem Fleiß.
Vor allem auch wird Gottes Wort
verkündet, wie an jedem Ort.
Eine Reporterin interviewt unsere Frauenhilfe!
Reporterin:
Warum feiert ihr, Frauenhilfe Südwest,
hier und heute das Jahresfest?
Vorsitzende:
Immer, wenn vom Jahr nur ein Rest,
feiern wir unser Jahresfest,
weil vor vielen Jahren in der Adventszeit
unsere Urgroßmütter waren bereit,
zu gründen einen solchen Verein
zu Nutz und Frommen des Nächsten allein.
Sie haben gekocht, gestrickt und genäht,
damit es den Armen besser geht.
Aus vielen Vereinen im ganzen Land
wurde dann schließlich ein großer Verband.
In Herten wurden aus einer Gruppe drei,
und immer war ein Pastor dabei.
Reporterin:
Doch heute - hört man –
würdet nur Kaffee ihr trinken,
wie konntet ihr denn so tief sinken?
Vorsitzende:
O nein, das ist nur ein schlimmes Gerücht!
Nur Kaffee trinken, das gibt es nicht!
Auch heute gilt, so wie vor Zeiten,
anderen Freude zu bereiten.
Unsere Beiträge, unsere Spenden
helfen manches Elend wenden.
Sie gehen an Heime und Institutionen,
wo Kranke und Behinderte wohnen,
und helfen, Licht in ihr Leben zu bringen.
Daneben wir auch recht viel singen!
Alte sowie neue Lieder
erklingen bei uns immer wieder.
Reporterin:
Das ist ja alles sehr interessant,
und müsste sein jeder Frau bekannt. –
Doch sagen Sie noch, liebe Frau Kreft,
wann und wie häufig ihr euch trefft!
Vorsitzende:
Am Mittwoch, alle 14 Tage.
Reporterin:
Dann hab' ich weiter keine Frage.
Ich sage Dank und Auf Wiedersehn –
und wünsch', die Feier wird recht schön!
eingeschickt von:
aufgeführt beim:
- 41 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Helga Kreft
Evangelische Frauenhilfe Herten - Süd-West
Jahresfest, 06.12.1995
- 42 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Luther:
(nimmt die unruhige Wanderung wieder auf) Zwölf
Uhr - und immer noch nicht fertig. (Seufzt.) Wie
schwer fällt es mir in diesem Jahr, meine Weihnachtspredigt vorzubereiten. Bin ich überarbeitet?
Überlastet? Die Übertragung der Bibel ins Deutsche in diesem Sommer 1534 bereitete mir viel
Mühe, und gewiss haben die vergangenen Jahre
der religiösen Unruhe und der politischen Verfolgung ihre Spuren hinterlassen. Wie hätte ich sie
durchgestanden, o mein Gott, wenn nicht mit deiner Hilfe?
(Von nebenan ertönt leises Kinderweinen.)
Du hast mich getröstet, Herr. Du hast mir eine
Familie geschenkt, und erst vor sechs Tagen gebar mir meine Frau Katharina die kleine Margarete. Wie still ist die Nacht. Ich höre die Stunden
durch das All rauschen, dir zu Ehre, du Schöpfer
der Welt.
(Er setzt sich, nimmt nach einem Augenblick des
Zögerns den Federkiel und beginnt zu schreiben.
Dabei spricht er halblaut:)
Gibt es einen größeren Trost, meine Schwestern
und Brüder, als den, zu wissen, dass Gott Mensch
geworden ist und als Kind in unsere Mitte kommt?
Dieses Geheimnis wird ewig das größte aller Zeiten bleiben: Gott ist das Kind, so klein und winzig
wie ein hilfloser, neugeborener Säugling, aber
ausgestattet mit dem Königtum des Himmels und
des Kreuzes, das uns Erlösung bringt von aller
Schuld...
(Von nebenan ertönt wiederum das Kinderweinen.
Die Tür geht auf, und Katharina erscheint, im Arm
- als Puppe - die kleine Margarete. Luther geht ihnen entgegen.)
Katharina:
Du bist noch auf, Martin? Du bringst dich um allen
Schlaf. Die Nacht ist vorgerückt. Geh zu Bett, lieber Mann. Die morgige Nacht, die heilige, erfordert alle deine Kraft, wenn die Menschen von Wittenberg deine Weihnachtspredigt hören.
Vom Himmel hoch, da komm ich her
Personen:
Martin Luther
Katharina, seine Frau
Eva, die Magd
Auf der Bühne befindet sich seitlich, vom Publikum gut sichtbar, ein
(Schreib-)Tisch, bedeckt mit Büchern, Papieren, Federkiel usw.. Außerdem steht auf ihm ein Teller. Auf der anderen Bühnenseite ist ein
Spiegel angebracht. Martin Luther geht unruhig auf und ab. Eva, die
Magd, erscheint.
Eva:
Ihr habt ja wieder nichts gegessen, Herr.
Luther:
Ich war nicht hungrig, Eva.
Eva:
(kopfschüttelnd) Wie soll das weitergehen, Herr
Martin Luther? Immer seltener rührt Ihr meine
Speisen an. Koch’ ich Euch nicht mehr gut genug?
Luther:
Das hat nichts mit Eurer Kunst zu tun, gute Eva.
Ihr seid meiner Frau und mir eine treue Magd.
Gott lohn’ es Euch.
Eva:
Ein leer gegessener Teller würde mich mehr belohnen.
(Es schlägt zwölf.)
Luther:
Schon zwölf. Nun aber husch ins Bett, Eva. Der
neue Tag schaut bald durchs Fenster.
(Eva nimmt kopfschüttelnd den Teller und geht
ab.)
- 43 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
- 44 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Luther:
Das ist es ja, was mich schlaflos macht, liebe Katharina - die Weihnachtspredigt. Sie will mir in diesem Jahr nicht gelingen.
Katharina:
(lächelnd)
Der deine wird recht böse mit dir sein, wenn er
Nacht für Nacht an deiner Seite wachen muss.
Katharina:
Du überforderst dich, Martin Luther. Du meinst,
jedes deiner neuen Werke müsse besser als das
letzte sein, jede neue Predigt noch treffender als
die zurückliegende. Wohin soll das führen? Der
Mensch ist kein Windrad, das unentwegt angetrieben werden kann.
Luther:
(lacht)
Du siehst so klar, wo ich noch zweifelnd bin.
Katharina:
Schaut es nicht aus wie ein Christuskind, unser
Margaretchen? Ist es nicht ein Geschenk zur Heiligen Nacht? Komm nun, lieber Mann, es ist
höchste Zeit zur Ruhe.
Luther:
Lass, Käthe, nur einen Augenblick noch bitte ich
um Geduld. Was du da eben sagtest, bringt mich
auf die Idee zu einem Lied. Ich muss es rasch
aufschreiben, bevor die Eingebung verflogen ist.
Geschenk zur Heiligen Nacht ...
Katharina:
(verlässt kopfschüttelnd den Raum, während Luther an den Schreibtisch zurückkehrt)
Luther:
(schreibend und deutlich das Lied rhythmisch
sprechend:)
Luther:
Katharina:
Luther:
Katharina:
Luther:
Ich darf die Menschen nicht enttäuschen. Ich habe
zu viel Unruhe in die Welt gebracht, liebe Käthe.
Gewiss, mein Leben war ein Protest gegen eingefahrene Gepflogenheiten, gegen religiöse Unbeweglichkeit, gegen Irrtümer der Kirche. Ich habe
vielen Menschen ihre Weltordnung erschüttert,
wenn du begreifst, was das heißt, und die Folgen
sind nicht abzusehen. Ich darf mir keine Schwäche leisten.
In Mainz, in Bamberg, in Straßburg und Basel, in
Nürnberg und Köln wird deine neue Bibelübersetzung gedruckt, lieber Martin. Ist das keine Leistung, mit der du zufrieden sein darfst?
Das ist es ja gerade. Aller Augen sind auf mich
gerichtet, und ich armer Mensch, ich fühle mich so
schwach, so leer gebrannt. Nicht einmal eine Predigt bekomme ich zustande.
Eine Weihnachtspredigt, Martin, ist keine normale
Ansprache. Aber du bist nicht schwach. Du bist
nur müde. Hast du kein Recht dazu - müde zu
sein? Der Schlaf ist da, sich zu erholen. Geh zu
Bett, Martin, morgen ist wieder ein Tag - du wirst
sehen, er stattet dich mit neuen Kräften aus ...
(beugt sich zu dem Kind in Katharinas Arm)
Du hast es gut. Du schläfst in den Armen eines
Engels.
- 45 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Vom Himmel hoch, da komm ich her,
ich bring euch gute neue Mär;
der guten Mär bring ich so viel,
davon ich sing´n und sagen will.
(Luther beginnt zu singen, das Publikum fällt ein.
Der Text ist vervielfältigt ausgeteilt.)
Euch ist ein Kindlein heut geborn
von einer Jungfrau auserkorn,
ein Kindelein, so zart und fein,
das soll eur Freud und Wonne sein.
Es ist der Herr Christ, unser Gott,
der will euch führn aus aller Not,
er will eur Heiland selber sein,
von allen Sünden machen rein.
- 46 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
So merket nun das Zeichen recht:
die Krippe, Windelein so schlecht,
da findet ihr das Kind gelegt,
das alle Welt erhält und trägt.
Für Gottes Lohn und Ehre…
Personen:
Des lasst uns alle fröhlich sein
und mit den Hirten gehn hinein,
zu sehn, was Gott uns hat beschert,
mit seinem lieben Sohn verehrt.
Hermann Multhaupt
V
F
J
PF
PJ
PM
V
aus:
„Engel haben Konjunktur – nur ein Phänomen unserer Zeit?“
Adventsmappe 2001
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
- 47 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
=
=
=
=
=
=
Vorsitzende(r) des Presbyteriums
Finanzkirchmeister
Jugendpresbyter
Presbyterin, im Vorstand der Frauenhilfe
Presbyterin, jung und engagiert
Presbyter, mittelalt
Nächster Tagesordnungspunkt „Anträge". Es liegen drei
Anträge vor. Am Besten gehen wir der Reihenfolge des
Eingangs vor.
1. Ein Jugendmitarbeiter, Herr Stolz, bittet um Übernahme der Kosten für eine Fortbildung. Es handelt
sich um eine Mitarbeiterschulung für die Leitung von
Jugendgruppen.
F
Wie hoch werden die Kosten sein? Und ist dies eine einmalige Schulung?
V
Die Schulung besteht aus drei Bausteinen und erstreckt
sich über ein Jahr. D.h. 3 x 1 Wochenende. Die Kosten
sind mit jeweils 150,00 Euro angegeben zuzüglich der
Fahrtkosten.
F
Lohnt sich das denn? Bleibt er der Jugendarbeit erhalten.
Nicht, dass er im nächsten Jahr zum Studium weggeht.
J
Haben wir das Geld denn zur Verfügung?
F
Wir haben in dem Etat einen Posten Jugendarbeit und da
ist die Fortbildung natürlich mit berücksichtigt.
PM
Jugendarbeit ist wichtig. Sie ist die Zukunft der Kirche. Ich
denke, hier müssen wir zustimmen.
(Allgemeines Nicken)
V
Kommen wir zur Abstimmung. Wer ist dafür? (Alle Finger
gehen hoch.) Keine Gegenstimmen. Beschluss einstimmig.
- 48 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
PJ
Herr Stolz wird bleiben. Er macht zur Zeit seine Ausbildung
zum Bankkaufmann und will auch anschließend in der Region bleiben. Das weiß ich von ihm persönlich, er ist ein
Freund meines Sohnes.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
V
Dann vertagen wir diesen Antrag auf die nächste Sitzung.
V
Kommen wir zum letzten Antrag. Er kommt vom Vorstand
der Frauenhilfe. Vielleicht können Sie, Frau... , als Mitglied
des Vorstandes etwas dazu sagen.
PF
Es betrifft unsere langjährige Leiterin, Frau Vogels, und
deren Nachfolgerin, Frau Bertram. Frau Vogels hat nach 22
Jahren ihr Amt abgegeben. Und Frau Bertram wurde als ihre Nachfolgerin gewählt. Wir wünschen uns, dass im Rahmen eines Gottesdienstes Frau Vogels verabschiedet und
Frau Bertram eingeführt wird.
V
2. Antrag: Frau Winter, die Leiterin unseres Frauentreffs
und allein erziehende Mutter. Sie braucht für die Abende
der Gruppenstunden eine bezahlte Betreuung ihres Kindes
und bittet um Übernahme der Kosten.
F
Wer ist denn das? Den Namen habe ich noch nie gehört.
F
PJ
Frau Winter ist eine engagierte junge Frau, die den Frauentreff seit eineinhalb Jahren leitet. Während dieser Zeit sind
viele junge Frauen dazugekommen.
Das haben wir noch nie gemacht. Und außerdem: Frauenhilfe, was haben wir denn damit zu tun?
PF
Also, Herr..., wenn Sie beim Gemeindefest unseren Kuchen essen, haben Sie auch noch nie danach gefragt.
PM
Anderthalb Jahre macht sie das schon. Warum meldet sie
sich erst jetzt?
PJ
PJ
Bislang hat die Betreuung unentgeltlich eine Nachbarin
übernommen, die es jetzt aus gesundheitlichen Gründen
nicht mehr kann.
Frauenhilfe nimmt in der Gemeinde viele Aufgaben wahr.
Wenn ich an die Frau denke, die regelmäßig meine Mutter
besucht ...
PM
Ich kenne Frau Vogels schon lange als Sammlerin für die
Diakonie.
F
Wieso kommt sie denn auf die Idee, dass wir das bezahlen? Dann muss eine andere Leiterin her.
F
Ich kann mir nicht denken, dass die Frauen das überhaupt
wollen.
PF
Die ist so leicht nicht zu finden. Frau Winter hat die Fähigkeiten dazu. Die Arbeit macht sie gern. Sie wird von den
Frauen akzeptiert.
J
Warum denn nicht?
PF
Wir haben dies mit den beiden Frauen besprochen und sie
waren damit einverstanden.
PJ
Ich könnte mir gut vorstellen, dass eine Einführung und
Verabschiedung im Gottesdienst nicht nur Pfarrern oder
uns Presbytern vorbehalten sein sollte. Sondern grundsätzlich für alle Leitungspersonen unserer Gemeindegruppen
gelten sollte.
Ich verweise noch einmal auf das Heft. Auf Seite 11/12
finden sich entsprechende Hinweise.
V
Sie hat mit mir gesprochen. Sie haben dieses Heft (hält es
hoch) „Ehrenamtliche Arbeit in der Landeskirche" in der
letzten Sitzung bekommen. Vielleicht haben sie schon hineingesehen. Unter „Grundsätze" Abschnitt 4 auf Seite 14
steht dazu folgendes. (Sie liest es vor.)
(Gegenseitiges Ansehen der Mitglieder, Schulterzucken.)
PF
Ich denke, wir sollten in diesem Fall zustimmen.
V
J
Ich muss das Heft erst einmal lesen und mich informieren.
(Die anderen nicken. Vereinzelte Rufe: Uns geht es genauso...)
(Ende)
- 49 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
Anspiel zum Presbytertag 2001 in Dortmund, Thema Ehrenamt
Manuela Schunk, Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
- 50 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Dringender Fall
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Frau:
Sebald. Karla Sebald.
Beamtin:
Wo wohnen Sie?
Frau:
In der Karlstraße 9.
Personen:
Eine Beamtin
Eine Frau
Beamtin:
Geboren?
Dauer:
ca. 10 Minuten
Frau:
Ja!
Material:
Ein Schreibtisch
Schreibunterlagen
Armbanduhr
Etwas zum Frühstücken
Schrank mit Schubfächern
Beamtin:
Ihre Geburt?
Frau:
War ’ne Katastrophe?
Beamtin:
Ja, das kann ich mir vorstellen. Das Datum dieser
Katastrophe will ich wissen?
Frau:
Am ...19... (Geburtstag je nach Alter der Spielerin
einsetzen.)
Beamtin:
Und wo ist diese Katastrophe passiert?
Frau:
In Krotzenburg.
Beamtin:
Schön. Nun warten Sie mal! (Sie steht auf und
geht zu dem Karteischrank.) Sind Sie hier amtsbekannt?
Frau:
(stottert und tritt von einem Fuß auf den anderen)
Ja - nein. Ich war schon mal hier. Aber nur kurz.
Jetzt - ich wollte…
Beamtin:
Ruhe doch! Wie soll ich denn da etwas finden
können? (Sie sucht in der Kartei und dreht sich
verblüfft um.) Sie gibt es überhaupt nicht!
Frau:
Ich bin doch aber hier!
Beamtin:
Aber nicht da! (Deutet auf die Kartei.) Das werden
wir gleich haben…
Frau:
Könnten Sie mir denn nicht, also, ich wollte nur…
Beamtin:
(hat eine Karteikarte zum Schreibtisch mitgenommen und setzt sich nun wieder) Name?
Frau:
Hören Sie!
Die Szene spielt in einer Amtsstube. Die Beamtin sitzt hinter ihrem
Schreibtisch und frühstückt. Im Hintergrund ein Schrank mit Schubfächern, in denen Karteikarten sind. Es klopft mehrmals, aber die
Beamtin lässt sich nicht stören. Im Gegenteil: Sie schaut auf ihre
Uhr, dann nimmt sie eine Zeitung vor und liest, während sie ihr Brot
langsam verzehrt. Plötzlich öffnet sich die Tür. Die Frau kommt herein und bleibt an der Tür stehen. Sie räuspert sich, aber die Beamtin
reagiert nicht:
Frau:
Bitte, entschuldigen Sie, ich…
Beamtin:
(schaut kurz auf) In einer Minute, meine Dame.
Wir sind hier äußerst genau.
Frau:
Aber ich…
Beamtin:
Können Sie denn nicht wenigstens noch 50 Sekunden warten? Ich kann ja Ihretwegen schließlich nicht noch schneller kauen!
Frau:
Aber es ist dringend!
Beamtin:
Nun passen Sie mal auf, ja? - Alles, was ich bearbeite, ist dringend. (Sie packt den Rest ihres Brotes wieder ein und schiebt das Päckchen unter
den Schreibtisch.) Dringend, sage ich! (Sie schaut
auf die Uhr, dann stößt sie plötzlich hervor): Name?
- 51 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Beamtin:
Name?
Frau:
Sebald. Karla Sebald, wohnhaft Karlstraße 9, geboren am…
Beamtin:
(notiert) Beruf?
Frau:
Hausmeisterin.
Beamtin:
Wo?
Frau:
In der Goetheschule.
Beamtin:
(hat alles notiert und schaute die Frau an) Sehen
Sie? Nun haben wir's schon. Merken Sie sich
eins, Frau Sebald. Sie kommen immer sofort dran,
wenn Sie hier amtsbekannter sind. Passen Sie
mal auf!
Frau:
Aber ich wollte doch…
Beamtin:
(steht wieder auf und legt die Karteikarte zu den
übrigen, dann setzt sie sich und sagt) Sie wünschen? Sind Sie hier amtsbekannt?
Frau:
Aber das wissen Sie doch!
Beamtin:
Name?
Frau:
Sebald. Karla Sebald, geboren am…
Beamtin:
Halt! Und nun passen Sie auf! (Sie sucht nach der
Karteikarte, findet sie, nimmt sie mit zum Schreibtisch, setzt sich und liest sie durch.) Sebald, Karla,
aha, da haben wir's. Karlstraße 9. Stimmt's?
Frau:
Natürlich stimmt's!
Beamtin:
Dann sind Sie hier amtsbekannt! - Bitte sehr, worum handelt es sich?
Frau:
Hören Sie! Ich brauche dringend den Schlüssel für
die Toilette!
Licht aus!
nach: Stefan Neubert, 2002. www.stefan-neubert.de
- 53 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Fernsehabend
Personen:
Material:
Ein Ehepaar: Mann und Frau
Andeutung eines Wohnzimmers mit einem Fernsehapparat
Frau:
„Wieso geht der Fernseher denn gerade heute
kaputt?"
Mann:
„Die bauen die Geräte absichtlich so, dass sie
schnell kaputt gehen."
Frau:
„Ich muss nicht unbedingt Fernsehen."
Mann:
„Ich auch nicht. Nicht nur, weil heute der Apparat
kaputt ist, ich meine sowieso, ich sehe sowieso
nicht gerne Fernsehen."
Frau:
„Es ist ja auch wirklich NICHTS im Fernsehen,
was man gern sehen möchte."
Mann:
„Heute brauchen wir, Gott sein Dank, überhaupt
nicht erst in den blöden Kasten zu gucken."
Frau:
„Nee, es sieht aber so aus, als ob du hinguckst."
Mann:
„Ich?"
Frau:
„Ja."
Mann:
„Nein, ich sehe nur ganz allgemein in diese Richtung. Aber du guckst hin. Du guckst da immer
hin."
Frau:
„Ich? Ich gucke dahin? Wie kommst du denn darauf?"
Mann:
„Es sieht so aus."
Frau:
„Das kann gar nicht so aussehen, ich gucke nämlich vorbei. Ich gucke absichtlich vorbei. Und wenn
du ein kleines bisschen mehr auf mich achten
würdest, hättest du bemerkt, dass ich absichtlich
vorbei gucke. Aber du interessierst dich ja überhaupt nicht für mich."
- 54 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Mann:
„Jajajaja."
Frau:
„Wir können doch einfach mal ganz woanders
hingucken."
Mann:
„Woanders? Wohin denn?"
Frau:
„Zur Seite, oder nach hinten.“
Mann:
„Nach hinten? Ich soll nach hinten sehen? Nur
weil der Fernseher kaputt ist, soll ich nach hinten
sehen? Ich lass mir doch von einem Fernsehgerät
nicht vorschreiben, wo ich hinsehen soll."
Frau:
„Was wäre denn heute für ein Programm gewesen?"
Mann:
„Eine Unterhaltungssendung."
Frau:
„Ach."
Mann:
„Es ist schon eine Unverschämtheit, was einem so
Abend für Abend im Fernsehen geboten wird. Ich
weiß gar nicht, warum man sich das überhaupt
noch ansieht. Lesen könnte man stattdessen, Karten spielen oder ins Kino gehen oder ins Theater.
Stattdessen sitzt man da und glotzt auf dieses
blöde Fernsehprogramm."
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Garderobe
Personen:
Material:
Ein Ehepaar: Mann und Frau
Vor dem Schlafzimmer
Frau:
„Wie findest du mein Kleid?"
Mann:
„Welches?"
Frau:
„Das ich anhabe."
Mann:
„Besonders hübsch."
Frau:
„Oder findest du das Grüne schöner?"
Mann:
„Das grüne?"
Frau:
„Das Halblange mit dem spitzen Ausschnitt."
Mann:
„Nein."
Frau:
„Was 'nein'?"
Mann:
„Ich finde es nicht schöner als das, was du anhast."
Frau:
„Du hast gesagt, es stünde mir so gut."
Frau:
„Heute ist der Apparat ja nun kaputt."
Mann:
„Ja. Es steht dir gut."
Mann:
„Gott sei Dank."
Frau:
„Warum findest du es dann nicht schöner?"
Frau:
„Ja."
Mann:
Mann:
„Da kann man sich wenigstens mal unterhalten."
„Ich finde das, was du anhast, sehr schön, und
das andere steht dir auch gut."
Frau:
„Oder früh ins Bett gehen."
Frau:
„Ach. Dies hier steht mir also nicht so gut?"
Mann:
„Ich gehe nach den Spätnachrichten der Tagesschau ins Bett."
Mann:
„Doch. Auch."
Frau:
„Dann zieh ich das lange Blaue mit den Schößchen noch mal über."
Mann:
„Ahja."
Frau:
„Oder gefällt dir das nicht?"
Mann:
„Doch."
Frau:
„Ich denke, es ist dein Lieblingskleid?"
Frau:
„Aber der Fernseher ist doch kaputt."
Mann:
„Ich lasse mir von einem kaputten Fernseher nicht
vorschreiben, wann ich ins Bett zu gehen habe."
aus:
www.unterhaltungsspiele.com
Stefan Neubert, 2002. www.stefan-neubert.de
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Mann:
„Ja."
Frau:
„Dann gefällt es dir doch besser als, das was ich
anhabe und das halblange Grüne mit dem spitzen
Ausschnitt."
Mann:
„Ich finde, du siehst toll aus in dem, was du anhast"
Reisende 1:
Wo wollen Sie denn hin?
Reisende 2:
Nach Weimar.
Frau:
„Komplimente helfen mir im Moment überhaupt
nicht."
Reisende 1
Was wollen sie denn nachts in Weimar?
Reisende 2:
Ich will zum Antiquitätenhändler Schaller.
Mann:
„Gut, dann zieh das lange Blaue mit den Schößchen an."
Reisende 1
Ach, zum Schaller.
Frau:
„Du findest also gar nicht so toll, was ich anhabe!"
Reisende 2:
Kennen sie den Schaller?
Mann:
„Doch, aber es gefällt dir ja scheinbar nicht."
Reisende 1:
Leider nein. Aber was wollen Sie denn vom Schaller?
Frau:
„Es gefällt mir nicht? Es ist das Schönste, was ich
habe."
Reisende 2:
Dort ist aus dem Nachlass von Schiller ein
Schreibtisch zu ersteigern.
Mann:
„Dann behalt es doch an."
Reisende 1:
Ach, ist der tot?
Frau:
„Eben hast du gesagt, ich soll das lange Blaue mit
den Schößchen anziehen."
Reisende 2:
Wer?
Mann:
„Du kannst das Blaue mit den Schößchen anziehen oder das Grüne mit dem spitzen Ausschnitt
oder das, was du anhast."
Reisende 1:
Na, der Schiller. Sie sprechen doch von einem
Nachlass; da muss er ja gestorben sein.
Reisende 2:
Wissen Sie nicht, dass Schiller tot ist?
Gespräch im Zug
Frau:
„Aha, es ist dir also völlig Wurst, was ich anhabe."
Reisende 1:
Leider nein. Ich lese keine Zeitung.
Mann:
„Dann nimm das Grüne, das wunderhübsche Grüne mit dem spitzen Ausschnitt."
Reisende 2:
Aber das ist doch schon fast 200 Jahre her.
Reisende 1:
Frau:
„Erst soll ich das hier anbehalten, dann soll ich
das Blaue anziehen und jetzt auf einmal das Grüne?"
So lange schon? Und heute ist erst die Versteigerung?
Reisende 2:
Nein! Schaller hat den Schiller gar nicht gekannt.
Reisende 1:
Wieso konnte Schiller dem Schaller einen
Schreibtisch vermachen, wenn er ihn gar nicht
gekannt hat?
Reisende 2:
Aber Schiller hat dem Schaller gar keinen
Schreibtisch vermacht.
Reisende 1:
Wieso? Sie sagten doch, der Schaller hätte…
Reisende 2:
Jetzt hören Sie endlich mit dem Schaller auf!
Mann:
„Liebling du kannst doch..."
Frau:
„Ich kann mit dir über Atommüll reden, über Ölkrise, Wahlkampf und Umweltverschmutzung, aber
über nichts Wichtiges!"
aus:
www.unterhaltungsspiele.com
Stefan Neubert, 2002. www.stefan-neubert.de
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Reisende 1:
Wieso? Sie haben ja damit begonnen. Glauben
Sie, mich interessiert ein Schreibtisch von – hm –
irgendeinem Schiller?
Reisende 2:
Wissen Sie denn nicht, wer Schiller war?
Reisende 1:
Weiß ich nicht. Also: - wer war das?
Reisende 2:
Schiller war ein Dichter.
Reisende 1:
Was Sie nicht alles wissen! Was hat er denn gedichtet?
Reisende 2:
Zum Beispiel: Die Jungfrau von Orleans.
Reisende 1:
War die undicht?
Reisende 2:
Die Jungfrau von Orleans war eine Heldin, eine
einmalige Erscheinung.
Reisende 1:
Da haben Sie recht. Eine Jungfrau ist immer eine
einmalige Erscheinung. War Sie die Freundin von
Schiller?
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Reisende 1:
Hatten die zwei etwas miteinander?
Reisende 2:
Nein! Hören Sie einmal: Tell war ein Schweizer.
Er war ein Freiheitsheld! Er hat auf Obst geschossen.
Reisende 1:
Der war wohl nicht ganz dicht! Oder war er beim
Zirkus? Warum hat er denn auf Obst geschossen?
Reisende 2:
Jetzt hören Sie mal: Der Wilhelm Tell musste seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen, weil er
den Hut auf der Stange nicht gegrüßt hatte.
Reisende 1:
Wollen Sie mich für blöd halten? Welch ein vernünftiger Mensch schießt auf Obst, wenn er einen
Hut auf der Stange nicht grüßt?
Reisende 2:
Kennen Sie denn nicht das berühmte Zitat?
Reisende 1:
Welch ein Zitat?
Reisende 2:
Durch diese hohle Gasse wird er kommen…
Reisende 2:
Nein !!!
Reisende 1:
Wer hat das gesagt mit der hohlen Gasse?
Reisende 1:
Ach, vom Schaller?
Reisende 2:
Reisende 2:
Nein !!!
Wilhelm Tell! Und dann hat er sich hinter einen
Busch gesetzt.
Reisende 1:
Schreien Sie nicht so! Ich kann nichts dafür, dass
Schiller eine Jungfrau gedichtet hat. Hat er Ihr
auch einen Schreibtisch vermacht?
Reisende 1:
Hinter einen Busch?? Sie sollen sich etwas schämen! Sie scheinen ja einen feinen Bekanntenkreis
zu haben, das muss man schon sagen.
Reisende 2:
Schiller hat die Jungfrau gar nicht gekannt.
Reisende 2:
Kennen Sie denn wenigstens „Die Räuber“?
Reisende 1:
Ach, die hat er auch nicht gekannt? Da kann er ja
leicht behaupten, dass sie eine Jungfrau war.
Reisende 1:
Meinen Sie die Herren vom Finanzamt?
Reisende 2:
Nein, von Schiller?
Reisende 2:
Ich kann nicht begreifen, dass man nichts von
Schiller wissen kann.
Reisende 1:
Reisende 1:
Ich weiß leider gar nichts.
Den Schiller hat man bestohlen? Das wird der
Schaller gewesen sein. Dem hat der Schreibtisch
nicht genügt!
Reisende 2:
Kennen Sie denn wenigstens Wilhelm Tell?
Reisende 2:
Reisende 1:
Hat der gesagt, er kennt mich?
Der Schreibtisch hat für mich antiken Wert. Auf
dem Schreibtisch hat Schiller die „Maria Stuart“
bearbeitet.
Reisende 2:
Nein. Wilhelm Tell war doch ein Held.
Reisende 1:
Reisende 1:
Ach, wie die Jungfrau von Orleans?
Das muss ja ein feiner Herr gewesen sein, dieser
Herr Schiller!
Reisende 2:
Ja !!!
Reisende 2:
Das war ein Trauerspiel.
- 59 -
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Reisende 1:
Das kann ich mir vorstellen. Und deswegen wollen
Sie sich den Schreibtisch kaufen?
Reisende 2:
Jetzt…, och, eine letzte Frage.
Reisende 1:
Aber die letzte, die allerletzte!
Reisende 2:
Die Allerletzte. Kennen Sie die „Braut von Messina“?
Reisende 1:
Ich kenn’ ja noch nicht einmal den Messina persönlich, wie soll ich denn da die Braut kennen?
Reisende 2:
Aber - Messina ist doch eine Stadt in Italien und
kein Mann!
Reisende 1:
Ach, von der Stadt war die Dame? Die Braut von
der ganzen Stadt? Ach, ´ne feine Dame, die passt
zum Wilhelm Tell hinter’m Busch. Dann hab’ ich
jetzt genug!
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Die Rechenaufgabe
Personen:
Vater Hermann
Mutter Elke
Sohn der Familie Redlich
Wir befinden uns im Wohnzimmer der Familie Redlich. Vater Redlich
sitzt gemütlich in seinem Fernsehsessel und buchstabiert im milden
Schein der Leselampe seine geliebte Bildzeitung. Mutter Redlich
poliert ihren geliebten Gummibaum. Der Sohn sitzt über seinen
Hausaufgaben. Er versucht es zumindest...
Sohn:
Papa!
Vater:
abwesend Ja?
Reisende 2:
Nein !!!
Nein !!! Sie haben genug? Ich habe
genug, sie dusselige Kuh!
Sohn:
Ich hab hier 'ne Rechenaufgabe.
Reisende 1:
War das im Spaß oder im Ernst?
Vater:
Reisende 2:
Im Ernst!
Meinetwegen. Aber komm nicht so spät nach
Hause!
Reisende 1:
Da haben Sie aber Glück. Ich verstehe nämlich
keinen Spaß! Aber jetzt muss ich wieder aussteigen.
Sohn:
Ich hab hier 'ne Rechenaufgabe, die krieg ich
nicht raus!
Vater:
bei der Suche Was? Die kriegst du nicht raus?
Zeig mal her.
Sohn:
Hier. 28 durch 7.
Vater:
28 durch 7? Und das kriegst du nicht raus? Elke!!
Dein Sohn kriegt 28 durch 7 nicht raus!
Mutti:
Dann hilf ihm doch!
Sohn:
Was heißt denn 28 durch 7, Papa? Wofür brauch
ich das denn?
Vater:
Wofür? Wofür? Alle naslang brauchst du das! Stell
dir vor, du hast 28 Äpfel, ihr seid sieben Buben
und wollt die Äpfel untereinander aufteilen!
Sohn:
Wir sind aber immer nur vier! Der Hops, der Kurt,
sein Bruder und ich!
Ende!
nach: Stefan Neubert, 2002. www.stefan-neubert.de
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
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Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V.
„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Vater:
Dann nehmt ihr halt noch den Erwin, den Gerd
und den Henner dazu, dann seid ihr...
Sohn:
Der Henner ist blöd. Der kriegt keinen Apfel.
Vater:
Na, dann musst du halt sehen, wen du sonst noch
auf der Straße triffst.
Mutti:
Der Junge geht mir nicht auf die Straße! Der
macht jetzt seine Schulaufgaben!
Vater:
Jetzt misch dich nicht auch noch ein! Oder weißt
du eine bessere Erklärung dafür, wie 28 durch 7
geht?
Mutti:
Jedenfalls geht der Junge nicht auf die Straße!
Vater:
Gut! Er bleibt hier! Wir haben also keine sieben
Buben, sondern 28 Äpfel und die teilen wir jetzt
durch sieben Birnen, das macht...
Mutti:
Aber Hermann! Das geht doch gar nicht!
Vater:
Jaja, 's war falsch... Nun macht doch nicht alles so
kompliziert! Ihr seid also keine sieben Birnen...
äh... Buben... ihr seid sieben... sieben... na! Sieben Zwerge! Jawohl, ihr seid sieben Zwerge.
Sohn:
Und?
Vater:
Und die haben zusammen eine 28-ZimmerWohnung!
Mutti:
Hermann, es gibt doch in der ganzen Stadt keine
28-Zimmer-Wohnung!
Vater:
Natürlich nicht! Es gibt ja auch in der ganzen
Stadt keine sieben Zwerge. Wenn ich deine unqualifizierten Bemerkungen schon höre!
Mutti:
Unqualifiziert! Aha! Und was machen deine sieben
Zwerge in ihrer 28-Zimmer-Wohnung?
Vater:
Wohnen! Was denn sonst? 28 Zimmer durch sieben Zwerge!
Mutti:
Soso! Die geh'n da durch. Hintereinander - wie?
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„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Sohn:
Und was macht das Schneewittchen, Papa?
Vater:
Die? Die soll bleiben, wo sie ist, die dumme Nuss!
Mutti:
Aber Hermann!
Vater:
Na gut. Nehmen wir halt was anderes! Die sieben
Geißlein zum Beispiel. Die mit den Wölfen. Also:
Sieben Geißlein durch 28 Wölfe. Wie viel Wölfe
frisst jedes Geißlein?
Mutti:
Ach Hermann!
Vater:
Ach Hermann! Geißlein! Wölflein! Lasst mich doch
endlich mit dem Mist zufrieden!
Sohn:
Was ist denn nun 28 durch 7?!
Vater:
Du hast Recht mein Junge, man muss die Nerven
behalten! Also, wer frisst denn da immer die Wölfe? Elke?
Mutti:
Was weiß denn ich? Rotkäppchen vielleicht?
Vater:
Na gut! Sieben Rotkäppchen fressen 28 Geißlein... oder anders: Die Wälder! Die Wälder! 28
Rotkäppchen rennen durch 28 Wälder...
Mutti:
... und 28 Großmütter fressen sieben Wölfe...
Vater:
schreiend ... und sieben Geißlein kaufen sich 28
Wackersteine...
Sohn:
schreit: Schreit doch nicht so! Das geht mir auf
den Wecker!
Vater:
Wecker! Sehr gut! Du hast 28 Wecker, und du
musst um sieben raus. Wie viel...
Mutti:
Seit wann muss der Junge denn um sieben raus?!
Der muss um halb sieben raus, so wie der immer
rumtrödelt!
Vater:
Gut! Gut!
Mutti:
Und wenn du schon mit Beispielen kommst, dann
denk dir doch eins aus, unter dem sich der Junge
auch etwas vorstellen kann!
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„Wir haben unsere eigenen Spielregeln…“
Vater:
Ist recht! Ist recht! 28 durch 7. Das muss man
teilen... Verstehst du? Wie einen Kuchen! Du hast
eine Torte und die teilst du in der Mitte durch. Und
dann ist sie geteilt, klar?
Sohn:
Ja. Und dann?
Vater:
Und bei deiner Aufgabe musst du eben 28 Torten
durch 7 teilen, jawohl! 28 Torten. Laut Elke! Ich
bin's leid. Kauf jetzt 28 Torten!
Mutti:
Für wen denn?
Vater:
Für uns sieben!
Mutti:
Wir sind aber doch nur drei!
Vater:
Dann werden eben noch vier dazu geladen! Die
Gierigs. Die alte Raffke! Und der gefräßige Herr
Mertens! Kauf die Torten!
Mutti:
28 Torten?! Aber das ist ja viel zu teuer, Herrmann!
Vater:
Für die Bildung meines Sohnes ist mir nichts zu
teuer! Was der Staat mit seiner verhunzten Bildungspolitik nicht schafft, das muss die Familie
eben ausgleichen! Jetzt kaufst du die 28 Torten!
Sohn:
Aber das ist doch Wahnsinn! Da muss ja jeder
von uns vier Torten essen!
Vater:
Das werden wir ja sehen, ob wir das schaffen!
Wenn ich schon dran denke - an das süße Zeug.
Mutti:
Ja, dann könnten wir doch...
Vater:
Nein! Die Aufgabe wird jetzt gelöst! Kauf die Torten!
Mutti:
im Rausgehen ... 28 Torten! Vier Torten für jeden!
Das schaffen wir doch nie...
aus:
www.unterhaltungsspiele.com
Stefan Neubert, 2002. www.stefan-neubert.de
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