In Polen wird fest mit einem Ja zum Beitritt

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In Polen wird fest mit einem Ja zum Beitritt
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POLEN
Mittwoch, 2. 4. 2003 / Nr. 65
HANDELSBLATT – Seite A 7
Das bevorstehende EU-Referendum ist ein dominierendes Thema in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion
In Polen wird fest mit einem Ja zum Beitritt gerechnet
die Teuerungsquote in Polen zurzeit unter 1 %. Die größten wirtschaftlichen Probleme Polens bleiben das hohe Haushaltsdefizit
(siehe Beitrag nächste Seite) sowie
die Arbeitslosigkeit. Sie beträgt in
Polen 18 %, und wenig deutet darauf hin, dass die Regierung das Problem in den kommenden Jahren in
den Griff bekommen wird. Das
könnte zu wachsenden sozialen
Spannungen führen.
Am 8. Juni stimmen die Polen
darüber ab, ob ihr Land der EU
beitreten soll. Die Mehrheit
scheint dafür zu sein, aber
50 % der Wahlberechtigten
müssen abstimmen, damit das
Votum gültig wird.
DORIS HEIMANN
HANDELSBLATT, 2.4.2003
WARSCHAU. Von den großen Plakaten lacht die sympathische junge
Schauspielerin Anna Przybylska.
„Ja, ich bin Europäerin“ steht in
schwungvoller blauer Schrift darüber, mit einem deutlichen Kreuzchen bei dem „Ja“. An fast jeder Straßenkreuzung in Warschau wirbt
der beliebte Serienstar für ein positives Votum beim EU-Referendum.
Doch auch die andere Seite macht
mobil: Auf dem Schlossplatz in der
Warschauer Altstadt verteilen Anhänger der national-konservativen
Partei „Liga polnischer Familien“
blaue Luftballons. Unter gelben
Europa-Sternchen prangt darauf der
Slogan: „Lass Dich von der EU nicht
zum Ballon machen“ – was auf polnisch soviel heißt wie: sich betrügen lassen.
Die größten Probleme
bleiben das hohe
Haushaltsdefizit und die
Arbeitslosigkeit.
Am 8. Juni sollen die Bürger des
größten EU-Kandidatenlandes darüber abstimmen, ob Polen künftig
Mitglied der Europäischen Union
sein wird. Schon jetzt ist das Referendum – neben dem Irak-Krieg –
ein dominierendes Thema in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion. Aus den Meinungsumfragen mehrerer Institute ergibt sich
ein eindeutiges Bild: Mehr als 70 %
derjenigen Polen, die sich an der Abstimmung beteiligen wollen, würden derzeit mit „Ja“ stimmen. Nur
20 % sind für ein dezidiertes „Nein“.
Sicher ist der Ausgang des Volksentscheids allerdings noch nicht: Mindestens 50 % der Wahlberechtigten
müssen ihre Stimme abgeben, damit das Votum gültig ist. Und besonders auf dem Land schwankt die
Stimmung noch.
Läuft alles nach Plan, soll Polen
im Mai 2004 in die EU aufgenommen werden. Damit wäre das Land
am Ziel seiner langjährigen politischen Bestrebungen. Denn schon
1991 gehörte Polen mit Ungarn zu
den ersten ehemaligen Ostblockstaaten, die ein Assoziierungsab-
Foto: Reporter/Eastway.de
In zähen Verhandlungen
hat Warschau für
bestmögliche Bedingungen
für die Bauern gekämpft.
„Ja, ich bin Europäerin“. Mit einem deutlichen Kreuzchen bei „Ja“ wirbt die populäre Schauspielerin Anna Przybylska für ein positives Votum beim EU-Referendum.
kommen mit der EU abschlossen.
Und es waren die Polen, die in den
zähen Verhandlungsjahren immer
wieder drängten, die EU solle den
Kandidaten endlich ein konkretes
Beitrittsdatum nennen.
Mit dem Beitritt zur EU erfüllt
sich auch das wichtigste strategische Ziel der sozialdemokratischen
Regierung von Premier Leszek Miller. Bis zur letzten Minute hatte sie
bei dem EU-Erweiterungsgipfel in
Kopenhagen gekämpft, um die bestmöglichen Bedingungen für Polens
Bauern herauszuholen. Mit einem
pragmatischen Kurswechsel hatte
Miller in den Monaten zuvor das
Land aus der Verhandlungssackgasse geführt, in die es seine konser-
Langsamer Aufholprozess
Bruttoinlandsprodukt
Inflation
Veränderungen zum Vorjahr in Prozent
4
Rate in Prozent
10
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Haushaltsdefizit
Arbeitslosenquote
in Prozent zum BIP
0
in Prozent
18
-1
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-4
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2001 2002 2003*
1999
2000
2001 2002 2003*
*Prognose; Quelle: Deutsche Bank Research
Foto: Reporter/Eastway.de
HANDELSBLATT-GRAFIK
Bei einem positiven EU-Votum ist Premierminister Leszek Miller am Ziel seiner langen und zähen Verhandlungen.
vativen Vorgänger hineingetrieben
hatten.
Zwei große Stolpersteine räumte
das Team um Europaministerin Danuta Hübner und EU-Unterhändler
Jan Truszczynski aus dem Weg:
Zum einen ließ Polen seine Forderung fallen, für den Erwerb von
Grund und Boden durch Ausländer
müsse eine Übergangsfrist von 18
Jahren gelten. In Ostpolen wird die
Frist jetzt drei Jahre betragen, im
Westen des Landes sieben. Zum anderen akzeptierte Polen, dass sich
EU-Mitgliedstaaten wie Deutschland und Österreich mit einer Übergangsfrist von zwei plus fünf Jahren
vor einem möglichen Ansturm von
Arbeitnehmern aus den neuen Mitgliedstaaten schützen wollen.
Bei dem bis zuletzt strittigen
Thema der Agrardirektbeihilfen einigte man sich schließlich, dass Polens Bauern aus verschiedenen EUund landeseigenen Töpfen bis zu
55 % der Hilfen bekommen, auf die
die Bauern in den alten Mitgliedsländern zählen können. Kein anderes Kandidatenland hat derart gute
Bedingungen ausgehandelt wie Polen für seine zwei Millionen Landwirte. Viele von ihnen wirtschaften
noch traditionell. Nach Ansicht von
Bundeslandwirtschaftsministerin
Renate Künast könnte das auch Vorteile bringen: „Es gibt einen Markt
für Produkte, die nach ökologischem Standard hergestellt sind,
und da hat Polen Chancen.“
Wie in anderen Ländern in Mittel- und Osteuropa vollzieht sich
auch in Polen parallel zur Annäherung an die EU weiterhin ein kontinuierlicher wirtschaftlicher Aufholprozess. Dieser hat sich zwar auch
auf Grund der konjunkturellen
Schwäche in Westeuropa verlangsamt. Das polnische BIP-Wachstum
lag 2002 bei 1,2 %. Für 2003 prognostiziert die Deutsche Bank Research
ein Wachstum von 2,5 – das ist doppelt so viel wie das voraussichtliche
Wachstum in Euroland. Allerdings
bleibt der Nachholbedarf weiterhin
hoch: Der Bruttomonatslohn liegt
mit 530 Euro noch weit unter dem
EU-Durchschnitt.
Konjunkturmotor in Polen ist
der Exportsektor. Er legte im vergangenen Jahr um rund 9 % zu – und
das, obwohl 70 % der polnischen Exporte nach Westeuropa gehen, das
derzeit ein Konjunkturtief durchmacht. Polnische Exportprodukte,
besonders Möbel und Automobilteile, können sich also gut behaupten. Positiv vermerken Ökonomen
auch, dass sich der Lohn- und Preisanstieg in Richtung auf Stabilität bewegen. Nach zweistelligen Inflationsraten Mitte der 90er-Jahre liegt
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Mit dem EU-Beitritt eröffnet sich
für Polen eine neue Dimension.
„Die Möglichkeit, bei zukünftigen
Entscheidungen in Europa dabei zu
sein, ist wichtiger als alle wirtschaftlich quantifizierbaren Vorteile“,
sagt Heinrich Machowski vom
Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Und für
Barbara Böttcher, Europa-Expertin
bei der Deutschen Bank Research,
ist die EU-Mitgliedschaft Polens ein
logischer Schritt: „Die Einbindung
in den großen Binnenmarkt ist für
die Entwicklung Polens essenziell,
weil sein Handel jetzt schon auf die
Länder der Europäischen Union orientiert ist.“
Die EU-Länder seien der Absatzmarkt für polnische Produkte – und
demnächst auch für polnische
Dienstleistungen. Zudem gewinne
Polen mit dem EU-Beitritt für Investoren an Attraktivität. „Nach den Erfahrungen, die wir mit Spanien und
Portugal nach dem Beitritt gemacht
haben, rechnen wir mit einem
Schub an Direktinvestitionen“, so
Böttcher.
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POLEN
Seite A 8 – HANDELSBLATT
Mittwoch, 2. 4. 2003 – Nr. 65
Bis der Euro kommt, sind noch viele Hürden zu überwinden
Die bevorstehende EU-Mitgliedschaft schafft Vertrauen
Der Finanzminister warnt vor zu großer Eile
Der Bondmarkt hat die
Feuerprobe bestanden
Die Polen trauen ihrem Zloty
nicht so recht. Größere
Geldmengen werden noch in
Devisen gehortet. Deshalb
sehen sie den Euro positiv.
TOMASZ BALAMUT, DMITRY SHISHKIN
HANDELSBLATT, 2.4.2003
DORIS HEIMANN
HANDELSBLATT, 2.4.2003
WARSCHAU. Die Frau an der Kasse
wirft einen neugierigen Blick ins
Portemonnaie der ausländischen
Kundin: „Oh, diese Euromünzen
sehe ich zum ersten Mal“, sagt
Alicja Lagowska. Aber eines weiß
die Inhaberin des kleinen Krämerladens im Warschauer Stadtteil Kabaty jetzt schon: „Damit werden wir
ja auch bald bezahlen.“ Der Euro ist
beliebt in Polen: Zwei Drittel der Bevölkerung sind nach einer Umfrage
der Nationalbank dafür, dass der
Euro den Zloty ablöst. Und selbst
von denjenigen, die sich als EU-Gegner outen, hätte jeder Zweite gerne
das Westgeld in der Tasche.
Das ist wenig verwunderlich.
Denn auch 13 Jahre nach der
Wende ist das Vertrauen der Polen
zum „Goldstück“, wie der Zloty
übersetzt heißt, nicht sehr hoch. Dabei ist die Inflation in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen,
und auch die Kursschwankungen
halten sich in Grenzen. Trotzdem:
Die Mehrzahl der Polen hortet größere Geldmengen immer noch auf
Devisensparbüchern. Hausbesitzer
berechnen die Wohnungsmiete in
Dollar, Reisebüros offerieren ihre
Pauschalangebote in Euro, Autohändler inserieren Nobelmarken
nur in Westdevisen.
Weil das Bezahlen in Fremdwährung offiziell verboten ist, wird dem
Kunden der Preis zum Tageskurs in
Zloty berechnet. Wer ein Devisenkonto hat, lässt den Betrag von dort
auf sein Zlotykonto umbuchen und
zahlt dann. Häufig werden die ersparten Devisen aber auch in bar in
einer der vielen Wechselstuben umgetauscht. Ein umständliches Prozedere, das jede größere Anschaffung
begleitet.
Schon deshalb also wäre der Euro
in Polen hoch willkommen. Doch
bis das Land den Übergang wirklich
vollzieht, kann es noch ein paar Jahre dauern. Im Mai 2004 will Polen
der EU beitreten, aber zur Eurozone
Foto: dpa
In einer Testperiode von
zwei Jahren muss Polen
beweisen, dass das Land fit
für den Euro ist.
Die Aussicht auf den Euro und das Ende der typisch postsozialistischen Wechselstuben ist auch ein Motiv, beim EU-Referendum mit „Ja“ zu stimmen.
wird es frühestens Anfang 2007 dazustoßen. Und Finanzminister Grzegorz Kolodko hat bereits betont, es
wäre nicht tragisch, wenn der Beitritt später erfolgt.
Grundsätzlich ist die Teilnahme
an der Währungsunion für die
EU-Neumitglieder Pflicht. Sie haben dieses Ziel mit den Beitrittsverträgen akzeptiert. Allerdings müssen sie dafür erst die Konvergenzkriterien von Maastricht erfüllen.
Nach dem Beitritt zur EU soll Polen
wie die übrigen Neumitglieder deshalb in den so genannten Wechselkursmechanismus II einsteigen.
Zwei Jahre lang, also voraussichtlich vom 1. Mai 2004 bis zum 1. Mai
2006, wird diese Testperiode laufen.
In dieser Zeit muss Polen beweisen, dass seine Volkswirtschaft fit ist
für die Teilnahme an der Währungsunion. Die Inflation darf 3 % nicht
übersteigen, das Haushaltsdefizit
muss auf maximal 3 % des BIP gedrosselt werden, und die Staatsverschuldung darf nicht über 60 % des
BIP liegen. Zudem darf der Wechselkurs des Zlotys in der gesamten Zeit
nicht um mehr oder weniger als
15 % von dem vereinbarten Referenzwert zum Euro abweichen. Und
die langfristigen Zinsen dürfen
nicht um mehr als zwei Prozentpunkte über denen der preisstabilsten Länder der Eurozone liegen.
Ist dieser „Konvergenztest“ bestanden, könnte der Euro zum Anfang des Jahres 2007 in Polen eingeführt werden. Die polnische Nationalbank ist dafür, die Gemeinschaftswährung so früh wie möglich zu übernehmen. Finanzminister Kolodko dagegen hat schon gewarnt, wegen noch anstehender fiskalischer
Umstrukturierung
könnte dieser Termin nicht zu halten sein. Mit einigen Kriterien steht
Polen jetzt schon gut da: Die Inflation lag 2002 mit 1,9 % unter dem
Referenzwert. Auch die Staatsverschuldung hält sich mit 48 % des
BIP in Grenzen. Größtes Problem ist
das Haushaltsdefizit: Im laufenden
Jahr soll es 4,1 % vom BIP betragen.
Mit einem ehrgeizigen Reformplan
will Kolodko die öffentlichen Finanzen sanieren und das Defizit bis
zum Jahre 2006 auf 2,9 % drücken.
Ob es der Minderheitsregierung gelingt, den Sparplan durchs Parlament zu bringen, ist fraglich. Auch
Wirtschafts- und Sozialminister
Jerzy Hausner ist skeptisch: Er befürchtet soziale Härten und ist dafür, den Euro lieber erst später einzuführen, statt dem Haushalt eine
Tour de force zuzumuten.
Vor den Folgen eines überstürzten Übergangs in die Eurozone warnen auch Ökonomen – aus anderen
Gründen. „Polen darf die Wechselkurspolitik nicht zu früh aus der
Hand geben“, sagt Heinrich Machowski vom Deutschen Institut
für Wirtschaftsforschung, „denn
die Exportindustrie ist noch nicht
vollends wettbewerbsfähig und auf
den Wechselkurs-Vorteil angewiesen.“ Eine längere Übergangsphase
zum Euro böte den Exporteuren die
Chance, zunächst ihre Rentabilität
zu verbessern. „Wenn wir den gegenwärtigen freien Wechselkurs gegen einen festen Referenzwert eintauschen, verlieren wir die Flexibilität, die wir für strukturelle Veränderung brauchen“, gibt auch Chefökonom Janusz Jankowiak von der BRE
Bank in Warschau zu bedenken.
Trotzdem ist er dafür, den Euro
schon im Jahre 2007 einzuführen.
Seiner Ansicht nach überwiegen die
Vorteile: „Das Wechselkurs-Risiko
für Investoren entfällt“, so Jankowiak, „und außerdem sparen die Unternehmen enorme Kosten bei allen
finanziellen Transaktionen.“
Doch zunächst müssen die polnischen Wähler über den wichtigsten
Schritt entscheiden: Am 8. Juni stimmen sie über Polens EU-Beitritt ab.
Und vielleicht ist die Aussicht auf
die Gemeinschaftswährung und
das Ende der typisch postsozialistischen Wechselstuben auch ein Motiv, beim Volksentscheid mit „Ja“ zu
stimmen.
WARSCHAU. In den letzten Jahren
ist der polnische Bondmarkt rapide
gewachsen, da sich das Finanzministerium bewusst um eine Vertiefung
der inländischen Finanzmärkte bemüht hat. Die Feuerprobe wurde
während der Russlandkrise 1998 bestanden. Damals erwiesen sich die
Befürchtungen, dass die noch in den
Kinderschuhen steckenden Finanzmärkte in Mitteleuropa durch den
„großen russischen Bruder“ mit in
die Tiefe gerissen werden könnten,
als unbegründet. Inzwischen hat
sich der polnische Markt etabliert,
was die folgenden Beispiele belegen:
– Die Liquidität hat sich deutlich erhöht. Das tägliche Transaktionsvolumen beläuft sich auf rund
5 Mrd. Zloty (1,2 Mrd. Euro), und der
Bid-Offer-Spread der liquiden 5-jährigen Emissionen liegt bei 2 bis 3 Bp.
Aufträge bis zu einer Höhe von 300
Mill. Zloty haben normalerweise
keine Marktbewegungen zur Folge.
Ein wichtiger Faktor bei der weiteren Entwicklung des Bondmarktes
wird die Schaffung von großen liquiden Benchmark-Anleihen mit einem Volumen von 4 bis 5 Mrd. Euro
sein.
– Der Primärmarkt basiert auf monatlichen Auktionen, wobei 2-jährige Papiere mit Nullkupons sowie
5-, 10- und 20-jährige Festzinsanleihen angeboten werden. Das Volumen der 2- und 5-jährigen Neuemissionen liegt üblicherweise bei 2 bis 3
Mrd. Zloty, das der 10-jährigen Papiere bei 1 bis 2 Mrd. Zloty. Die
durchschnittliche Laufzeit der Inlandsanleihen hat sich von 2,5 Jahren in 2001 auf 3,3 Jahre in 2003 erhöht. Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Duration von 1,75 Jahren auf etwa 2,5 bis 2,7 Jahre.
– Die Entwicklung des Marktes
wurde positiv von der Reform des
Rentensystems und der damit verbundenen Einrichtung von privaten
offenen Pensionsfonds beeinflusst.
Das zunehmende Engagement ausländischer Investoren ist ein weiterer positiver Faktor. Nach den jüngsten Daten werden 32 % der marktfähigen Inlandsanleihen vom Banksektor und 49 % von Nicht-Banken
gehalten. Die restlichen 16 % befinden sich in den Händen von ausländischen Investoren.
Die erfolgreiche Entwicklung des
Bondmarktes in Polen steht in direktem Zusammenhang mit den Verhandlungen zur EU-Mitgliedschaft
des Landes. Das „Ja“ der Iren zu dem
Vertrag von Nizza und der Erfolg des
Gipfels in Kopenhagen im Dezember 2002 haben die letzten Hindernisse auf dem Weg zu einem EU-Beitritt Polens aus dem Weg geräumt.
Die erwartete Konvergenz der polnischen Zinssätze in Richtung EU-Zinsniveau (siehe Tabelle) haben zu einer Bond-Rallye geführt.
Der nächste Schritt, sprich: Der
Beitritt zur Europäischen Währungsunion dürfte in vier bis sechs Jahren
erfolgen. Wie üblich sind die Märkte
der tatsächlichen Entwicklung vorangeeilt, und bereits in 2001 wurde
bei den polnischen Bonds eine deutliche Rallye verzeichnet.
Die polnischen Anleiherenditen
sind viel schneller in Richtung
Bunds konvergiert, als dies bei den
Anleihen Ungarns sowie einigen der
EWU-Beitrittsländer der ersten
Welle in den 90er-Jahren der Fall
war. Da die polnischen Bonds derzeit
ein sehr positives Szenario für einen
EWU-Beitritt einpreisen, können
zwischenzeitliche
Korrekturen
nicht ausgeschlossen werden. Allerdings bieten die polnischen Papiere
langfristig immer noch einen Rendite-Pick-up von rund 200 Bp gegenüber Bundesanleihen. Die letztendliche
Zloty-Euro-Konversionsrate
dürfte sich im Bereich des derzeitigen Marktniveaus bewegen, wodurch sich solide Erträge für Euro-Investoren ergeben sollten.
Kurzfristig dürfte ein positives Ergebnis des EU-Volksentscheids im
Juni der Regierung Auftrieb verleihen und das Vertrauen der Investoren in das Land stärken. Allerdings
dürfte die Währung eine stärkere
Rallye zeigen als die Bonds, da die
Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen bis Juni als minimal eingeschätzt wird.
Tomasz Balamut, Dmitry Shishkin,
WestLB Global Financial Markets Research
GESAMTERTRAG EINES FÜNFJÄHRIGEN POLNISCHEN BONDS
Veränderung in Prozent pro Jahr
In lokaler Währung
In Euro
2000
2001
2002
2003 bis dato
5,2
24,0
23,3
0,8
13,6
35,6
8,2
– 2,5
Quelle: WestLB Research
Behörden nehmen ausländische Investoren besonders genau unter die Lupe
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Neue Chancen durch EU-Beitritt
PETER SCHRICK-HILDEBRANDT
HANDELSBLATT, 2.4.2003
DÜSSELDORF. Polen steht vor dem
Beitritt in die EU. Dieser Schritt – darin sind sich die Experten einig – wird
Deutschlands östlichem Nachbarland auch in wirtschaftlicher Hinsicht einen neuen Schub geben. Profitieren werden davon aber nicht nur
die einheimische Wirtschaft, sondern auch deutsche Unternehmen,
die in Polen bereits seit langem in großer Zahl präsent sind.
Das Hauptmotiv für solche Investitionen waren dabei lange Zeit die
Lohnkostenvorteile auf dem polnischen Arbeitsmarkt, die deutschen
Firmen aus dem verarbeitenden Gewerbe eine kostengünstige Produktion erlaubten. Für zukunftsorientierte Unternehmen stand aber schon
früh die Erschließung des größten
mittelosteuropäischen Absatzmarktes im Vordergrund ihrer Aktivitäten
– sei es durch eine Produktion vor Ort
oder durch den Handel von Deutschland aus.
Mit einem ausländischen Investitionsbestand von 46 Mrd. US-$ führt Polen mittlerweile die Rangliste aller
osteuropäischen Länder deutlich an.
Deutsche Unternehmen dürften daran mit rund 20 % beteiligt sein. Zugleich liegt Polen an der zehnten
Stelle unter den wichtigsten deutschen Ausfuhrländern, wobei vor allem traditionelle Branchen wie der
Maschinenbau, die Elektrotechnik
und die Kfz-Industrie dominieren.
Allerdings zeigte sich die polnische Wirtschaft in den letzten beiden
Jahren ausgesprochen wachstumsschwach, so dass auch der Außenhandel nicht mehr die zweistelligen Zuwachsraten der Vorjahre erreichen
konnte. Mittlerweile sind allerdings
die Grundlagen für eine Überwindung dieser Schwächephase gelegt.
Die Inflation sank im Jahr 2002 mit
knapp 2 % auf ein sehr niedriges Niveau. Zugleich wurde der Notenbankleitzins von über 20 % auf zuletzt
4,25 % zurückgenommen.
Dennoch gibt es derzeit auch noch
einige wachstumsbremsende Effekte,
seien es die Überkapazitäten in der Industrie, eine Arbeitslosigkeit auf hohem Niveau oder auch das Defizit im
Staatshaushalt, das angesichts des
EU-Beitritts und der Euro-Perspektive
dringend einer Rückführung bedarf.
Zudem besteht die Gefahr, dass sich
infolge des Bruchs in der Regierungskoalition ein wirtschaftspolitischer
Reformstau ergibt. Trotzdem dürfte
die Konjunkturschwäche im Laufe
des Jahres dank eines robusten Konsums und einer wieder anziehenden
Industrieproduktion überwunden
werden.
Der EU-Beitritt ist dabei durchaus
als Chance zu sehen, den Staatshaushalt und die Wirtschaftspolitik zu disziplinieren und auf diese Weise die
Rahmenbedingungen für Handel
und Investitionen in Polen weiter zu
verbessern. Denn vor allem als Absatz-
Deutsche
Direktinvestitionen
Zunahme pro Jahr in Mrd. Euro
2,4
2,2
2,0
1,8
1,6
1,4
1,2
1,0
0,8
0,6
1999
2000
2001
2002
Quelle: Deutsche Bundesbank
FARBE: Composite - Sendetermin: 01.04.03 20:37
HANDELSBLATT-GRAFIK
markt bleibt dieses Land für den deutschen Mittelstand attraktiv.
All dies eröffnet deutschen Unternehmen weitere Absatzchancen. Hier
sind in nächster Zeit insbesondere die
Bereiche Kfz-Industrie sowie Lebensmittel-, Elektronik- und Möbelindustrie interessant. Gerade die deutschen
Unternehmen, die dem Konsumsektor angehören, werden sich vermehrt
vor der Entscheidung sehen, Direktinvestitionen in Polen vorzunehmen.
Neue Attraktivität durch den EU-Beitritt gewinnen dabei vor allem die ostpolnischen Regionen, die durch die
neue EU-Außengrenze ein idealer Brückenkopf für Geschäfte in Russland,
in der Ukraine oder auch in den baltischen Staaten sind. Profitieren können deutsche Unternehmen aber
auch von Infrastrukturmaßnahmen
in den Bereichen Verkehr, Energie
und Umwelttechniken, die durch vermehrt fließende EU-Gelder beschleunigt in Angriff genommen werden.
Dass sich deutsche Firmen bei all
ihren Geschäftsaktivitäten in Polen
häufig auch bürokratischen Hindernissen gegenübersehen, dürfte kaum
überraschen. So berichten unsere
Kunden, dass Finanzämter und auch
Umweltbehörden bei ausländischen
Unternehmen besonders kritisch
sind. Hinzu kommen – trotz aller Fortschritte – immer wieder auch Klagen
zur Arbeitsweise im Bankensystem.
Sicherlich werden diese Probleme
mit dem EU-Beitritt kleiner werden.
Trotzdem sollten deutsche Mittelständler, die in Polen investieren, sich
hier möglichst den Rücken frei halten, einerseits durch einen verlässlichen Finanzierungspartner, andererseits durch eine kompetente Begleitung auf der rechtlichen Ebene.
Peter Schrick-Hildebrandt, Volkswirtschaft und Research, IKB Deutsche Industriebank AG
HANDELSBLATT: HB - XBEILAGE1 - 9 - 65 - 02.04.03 < 13 > - FARBE: Composite - Sendetermin: 01.04.03 20:37
POLEN
Mittwoch, 2. 4. 2003 – Nr. 65
HANDELSBLATT – Seite A 9
Dieseits und jenseits der Grenze müssen noch viele Vorurteile abgebaut werden
Gute Aussichten für die Auto-Branche
Polens Mittelstand blickt nach Westen
Pkw-Verkauf in Zukunft
auch an Ausländer
ANGELIKA BASDORF
HANDELSBLATT, 2.4.2003
DÜSSELDORF. „Solange die Welt besteht, war der Deutsche den Polen niemals ein Bruder.“ Diese alte polnische
Redewendung hat zumindest, was
die wirtschaftlichen Beziehungen betrifft, an Wahrheit eingebüßt.
Deutschland ist Polens Handelspartner Nr. 1 sowohl im Export als auch
im Import. Und besonders der polnische Mittelstand zeigt ein starkes Interesse an Geschäftspartnern im westlichen Nachbarland.
Zwar wird in bilateralen Treffen
von beiden Seiten die Offenheit der
Kontakte betont, in Einzelgesprächen treten aber hüben wie drüben
Ängste zu Tage, die es noch auszuräumen gilt. Besonders in den neuen Bundesländern fürchten die Betriebe auf
Grund des erheblich geringeren Lohnniveaus billige Konkurrenten aus Polen. Polnische Firmen dagegen haben
Angst, dass die Deutschen den polnischen Markt mit besserer Qualität
überfluten.
Viele mögen mit dieser Einschätzung richtig liegen, weil sie den hohen europäischen Standard nicht erreichen, aber es gibt auch Firmen, die
Weltqualität produzieren. Von den
3 000 Mitgliedsbetrieben der Handwerkskammer Danzig zum Beispiel
sind 82 nach der ISO-Norm 9000 zertifiziert. „Polnische Firmen müssen
durch die Zertifizierung beweisen,
dass sie internationalen Anforderungen genügen“, sagt Kammerpräsident
Wieslaw Szajda. „Dabei arbeiten sie
ständig gegen den schlechten Ruf an,
der ihnen im Nachbarland anhaftet.“
Szajda selbst stellt hydromechanische Bauteile, etwa für Transportund Baumaschinen, her. Seine Firma
mit insgesamt 80 Mitarbeitern ist
weltweit tätig. Auf dem deutschen
Markt ist sie seit 13 Jahren vertreten
und hat hier zum Teil erhebliche finanzielle Verluste durch zahlungsunfähige Kunden erlitten.
Für die Firmengruppe Klimaserw
sind deutsche Firmen die wichtigsten
Adressen. Firmenchef Stanislaw Menegon hat zwar schon in den 80er-Jahren erste Kontakte mit einer deutschen Firma geknüpft, der Durchbruch gelang aber erst 1995, als
Klimaserw-Abgasarme
auf
der
A+A-Messe in Düsseldorf Anklang
fanden. „Bis 1999 lief es gut“, sagt Menegon, „aber durch die Rezession ist
DEUTSCHLAND IST POLENS GRÖSSTER HANDELSPARTNER
Polen hat im vergangenen Jahr nach vorläufigen Berechnungen ein
Handelsbilanzdefizit von 14,1 Mrd. $ verzeichnet nach einem Passivum
von 14,18 Mrd. $ im Jahr 2001. Die Exporte seien um 13,6 % auf 41,01
Mrd. $ gestiegen, teilte die Statistikbehörde GUS mit. Die Importe
nahmen um 9,6 % auf 55,11 Mrd. $ zu.
Die Ausfuhren in die Länder der Europäischen Union beliefen sich den
Angaben zufolge 2002 auf 28,18 Mrd. $ und lagen damit um 12,8 % über
dem Vorjahresniveau. Die Einfuhren aus der EU legten um 10,2 % auf 34
Mrd. $ zu.
Die Exporte nach Deutschland, Polens wichtigstem Handelspartner,
nahmen um 6,7 % auf 13,25 Mrd. $ zu und die Importe aus Deutschland
um 11,3 % auf 13,40 Mrd. $ zu.
vwd
mein Umsatz auf 15 % des früheren
Niveaus gesunken.“ Auch das Anbahnen neuer Geschäftskontakte sei
schwieriger geworden, so dass die
Überlegungen, in Deutschland einen
eigenen Firmenstützpunkt zu errichten, zunächst wieder auf Eis gelegt
worden sind.
Keine Einbrüche hat Baumeister
Robert Kernozek erlebt. Die skeptische und zum Teil spöttische Haltung seiner Konkurrenten ist inzwischen in Neid umgeschlagen. Denn
Kernozek witterte bereits Ende der
70er-Jahre in Deutschland eine Marktlücke. Im Fernsehen hatte er damals
einen Bericht über Reetdächer in der
Bundesrepublik gesehen und war daraufhin kurzerhand nach Hamburg
gefahren, um deutschen Dachdeckern sein Know-how auf diesem Gebiet anzubieten. Seitdem hat er viel investiert (etwa 230 000 Euro für Maschinen), aber die Anstrengungen haben sich gelohnt. Zu den acht festen
Mitarbeitern kommen in der Erntesaison des Schilfrohres 50 hinzu, und
der Chef fährt jede zweite Woche
nach Deutschland, um die Arbeiten
auf den Baustellen zu überwachen.
Dagegen schafft es die Goldschmiedin Dorota Haluszczuk aus Danzig
nicht, ihren Schmuck aus Silber und
Bernstein auf dem deutschen Markt
zu platzieren. Ihr Familienbetrieb mit
sechs festen und sechs freien Mitarbeitern setzt auf Qualität und reagiert
flexibel auf Modetrends. 95 % der Kollektionen gehen in den Export. In den
USA, Japan, Kanada, Schweden, Großbritannien und im Mittelmeerraum
werden die Kreationen geschätzt, allein der deutsche Markt scheint hermetisch abgeriegelt. Für ihre Messeauftritte hat bis jetzt das polnische
Wirtschaftsministerium 40 % der
Kosten übernommen, aber Haluszczuks Engagement hat sich nicht
bezahlt gemacht. „Wahrscheinlich
werde ich aufgeben, wenn die
nächste „inhorgenta“ 2004 in München keinen Durchbruch bringt“, resigniert die Unternehmerin.
HANDELSBLATT, 2.4.2003
Foto: Caro/Hechtenberg
Besonders die neuen Bundesländer fürchten die billigere
Konkurrenz aus Polen; die Polen haben Angst, dass die
Deutschen ihren Markt mit besserer Qualität überfluten. Es gibt
aber zahlreiche mittelständische polnische Betriebe, die in
Deutschland Fuß fassen konnten – aber auch negative Beispiele.
In vielen Bereichen verfügen polnische Unternehmen über großes Know-how,
z.B. als Restaurierungsfachleute im Denkmalschutz.
Wachsender Warenaustausch
Außenhandel Deutschland-Polen, in Mill. Euro
Deutsche Ausfuhr
Saldo
Deutsche Einfuhr
15206
14512
12 339
13490
16064
14182
11939
9219
+3120
+2573
+1716
+1882
1999
2000
2001
2002
Quelle: Deutsche Bundesbank
HANDELSBLATT-GRAFIK
WARSCHAU. Nach starken Rückgängen in den Vorjahren sollen sich
2003 die Verkäufe von Neuwaren in
Polen wieder beschleunigen. Der
Anteil der importierten Pkw nahm
auf 75 % kräftig zu, was auch auf
die verstärkte Nachfrage nach
Luxus-Limousinen zurückzuführen ist. Im Jahr 2001 hatte der Importanteil noch bei 75 % gelegen.
Die Übernahme des Warschauer
Pkw-Werkes Daewoo-FSO durch
die britische MG Rover steht bevor.
Fiat und General Motors wollen in
Polen neue Modelle bauen. Die
Trennung von Handel und Service
erfolgt in Polen ab 1.2.2004, wobei
mehrere Marken bedient werden
können
Bereits im Januar 2003 legten die
Verkäufe von neuen Pkw laut dem
Marktforschungsunternehmen
Samar um 19,3 % auf rund 28 200
Stück zu. Es führte Fiat mit rund
5 700 Fahrzeugen vor Skoda mit
3 400, Renault mit 2 900 und anderen. Für das gesamte Jahr rechnet
Samar mit einem Zuwachs von ca. 5
bis 7 % auf 325 000 bis 330 000 verkaufte Neuwagen.
Stark rückläufig war in den vergangenen Jahren die inländische
Produktion bzw. dieMontage von
Pkw, die überwiegend für den Export bestimmt sind. So konnte Fiat
Auto Poland 2002 rund 120 000
Seicento-Modelle europaweit absetzen. In Kürze wird Fiat ein neues, in
Polen gebautes Modell mit dem Arbeitsnamen „New Small“ auf den
Markt bringen. Die ersten Exemplare dieses Kleinwagens liefen Anfang 2003 vom Band. Bis April soll
eine erste Serie von 300 Stück gebaut werden, so dass der Output bis
Ende 2003 einschließlich der fünftürigen Version 70 000 Stück erreichen wird. Auch GM-Opel will in
Gliwice die neue Version des Opel
Astra, Astra II, bauen.
Außerdem sollen zwei Rover-Mo-
delle in Polen montiert werden, sobald die geplante Übernahme des
Warschauer Pkw-Werkes Daewoo-FSO durch die britische MG Rover Group unter Dach und Fach ist.
Der US-Fonds American-Arabian Investment & Development Holding
Inc. beabsichtigt, in die neue Gesellschaft, die MG Rover zusammen
mit Daewoo-FSO gründen will, 250
Mill. $ zu investieren. Diese neue Gesellschaft soll die Bezeichnung
„New Small Company (NSC)“ erhalten.
Der Volkswagen-Konzern will in
seiner Produktionsstätte bei Poznan
ein neues Lieferwagenmodell
bauen. Auch in diesem Segment ergab sich 2002 ein Absatzrückgang
um 9,3 % auf rund 20 300 Stück. Bei
gut der Hälfte handelte es sich um
kleine, leichte Nutzfahrzeuge, bei
dem Rest um größere mit einem Ladevermögen von 2,8 bis 3,5 t.
Die in der EU seit dem 1.10.02 geltenden Liberalisierungen bei Verkauf und Service (Block Exemption) werden in Polen erst am 1.2.04
in Kraft treten, wie eine Regierungsverordnung vorsieht. Ab dann können auch in Polen in einem Salon
Pkw verschiedener Marken verkauft werden, wobei das Tätigkeitsfeld des Händlers auch nicht mehr
regional begrenzt ist. Autorisierte
Werkstätten dürfen dann Fahrzeuge mehrerer Hersteller reparieren und dabei Ersatzteile von unabhängigen Produzenten verwenden.
Ferner können Ausländer nach
Polens Beitritt zur EU Pkw in dem
neuen Mitgliedsland erwerben, wo
diese mindestens 10 % (mitunter
auch 30 %) billiger sind als z.B. in
Deutschland. Durch die sich voraussichtlich verringernden Margen erwarten die Händler einen Konzentrationsprozess in ihrem Bereich.
Bislang gibt es in Polen rund 1 800
autorisierte Händler und Werkstätten mit insgesamt rund 50 000 Beschäftigten.
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