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herausgegeben vom Deutschen Naturschutzring (DNR) e.V. EU-RUNDSCHREIBEN 10.02 herausgegeben vom Deutschen Naturschutzring (DNR) e.V. EU-RUNDSCHREIBEN Impressum T EU-Rundschreiben Umweltpolitik auf europäischer und internationaler Ebene Jahrgang 11 (2002), Heft 10 Erscheinungstag: 25. Oktober 2002 Herausgeber Deutscher Naturschutzring, Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände (DNR) e.V. Redaktion DNR Geschäftsstelle Berlin/ EU-Koordination und Internationales Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin Nika Greger, Britta Steffenhagen, Tinka Lutz, Daniel Unsöld, Heike Aghte, Dorothee Dick, Matthias Bauer Mitarbeit: Thomas Frischmuth, Marion Busch, Tobias Querner Tel. 030 / 44 33 91-85, -86, Fax -80 eMail: nika.greger@dnr.de Internet: www.dnr.de/publikationen/eur DNR Geschäftsstelle Bonn Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn Tel. 0228 / 35 90-05, Fax -96 eMail: info@dnr.de, Internet: www.dnr.de Abonnement-Verwaltung Thomas Kreutzberg, Geschäftsstelle Bonn eMail: thomas.kreutzberg@dnr.de Preise: siehe 3. Umschlagseite Bezüglich vergünstigter Abonnements bitte bei der Redaktion nachfragen. Technik Design: Florian Braun/terralisto, Berlin Layout: Matthias Bauer, DNR Berlin Druck: Druckerei Eberwein, Bonn Internet: Holger Klitzke/describe it, Berlin Gastartikel Artikel aus Verbänden und Forschung sind willkommen. Die Redaktion muss sich Kürzung und redaktionelle Bearbeitung von Beiträgen vorbehalten. Beiträge per eMail erleichtern die Arbeit. Redaktionsschluss ist jeweils der 15. des Monats. Mit Namen gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion bzw. des Herausgebers wieder. Copyright, Weitergabe Die Urheberrechte liegen beim Herausgeber. Einzelne Artikel können nachgedruckt werden, wenn die Quelle angegeben wird. Die Redaktion freut sich über ein Belegexemplar. Eine regelmäßige freie Weitergabe des Heftes ist in keiner Form zulässig. 2 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Editorial Kontakt T Zustimmung im zweiten Anlauf Liebe Leserinnen und Leser, beim zweiten Mal hat es nun endlich geklappt, auch wenn böse Zungen behaupten, in Irland werde so lange abgestimmt, bis das Volk die der Regierung gemäße Entscheidung treffe. Nicht wenige Politiker/innen (nicht nur auf EU-Ebene) dürften die Form des Plebiszites - gerade zu solch zukunftsweisenden Entscheidungen - verflucht haben. Doch birgt nicht gerade eine Volksabstimmung über europäische Verträge die Möglichkeit, mehr Transparenz und Bürger/innennähe der europäischen Prozesse zu erreichen? Also genau das, was die Europäische Union nicht müde wird als wichtigstes Element zu betonen? Zweifellos kann eine Volksabstimmung dazu führen, dass sich die/der Einzelne mit der Zukunft der EU auseinandersetzt, und sei es auch nur auf einer oberflächlichen Ebene: Das irische Volk war gezwungen, sich und seinen politischen Vertreter/innen zu zeigen, ob es die vertraglich formulierte Zukunft der EU billigt, und musste sich mit der Bedeutung des Vertrags für Irland beschäftigen. Die Politik auf der anderen Seite musste zusätzlich den Nizza-Prozess der EUErweiterung transparenter gestalten, um ihn wählbar zu machen. Einen äußerst positiven Effekt von Plebisziten kann sicherlich die verstärkte Einbindung der Menschen in die europäischen Prozesse bedeuten. Staatstheoretiker weisen jedoch nicht unberechtigt auf die Gefahren von Volksabstimmungen hin: Sie verlangsamen politische Prozesse und können diese sogar ganz zum Kippen bringen. Im irischen Beispiel beruhte das erste "Nein" zum Vertrag im letzten Jahr sicher auch auf innenpolitischen Schwierigkeiten; das Volk war mit der Regierung nicht zufrieden und wollte Premier Bertie Ahern mit der Ablehnung abstrafen. Zudem grassiert die Befürchtung, dass Volksabstimmungen populistischen Agitatoren Tür und Tor öffnen. ` Auf der anderen Seite eröffnet ein Plebiszit den außerparlamentarischen Akteuren vielfältige Möglichkeiten, das "souveräne" Volk außerhalb der politischen Institutionen zu beeinflussen und damit de facto entscheidend in den politischen Prozess einzugreifen. Dass Bürgerrechte in Gefahr geraten, durch wirtschaftliche Eigeninteressen benutzt zu werden, liegt auf der Hand, aber auch Nichtregierungsorganisationen können diese Möglichkeiten nutzen, um Entscheidungen zu ihren Gunsten zu beeinflussen. Dennoch weist die Volksabstimmung in Irland auf eines der größten Defizite der Europäischen Union hin: Die mangelnde Transparenz und die ungenügende Bürger/innenbeteilgung an europäischen Prozessen. T Sollten die Staats- und Regierungschefs die endgültige Entscheidung über die Finanzierung der Osterweiterung und Umstrukturierung der EU weiter nach hinten verschieben, muss man sich allmählich wirklich fragen, ob vielleicht nicht die Kandidatenländer schlecht auf die Erweiterung vorbereitet sind, sondern die EU selbst. Viel Spaß beim Lesen wünscht Nika Greger DNR, Leiterin EU-Koordination und Internationales Bitte beachten Sie auch unseren separaten Sonderteil zum Thema "Die Zukunft der Umweltpolitik: Reformdebatten in der EU". Die mehrfache Abstimmung auf der grünen Insel weist aber auch auf ein ganz anderes Defizit hin, das die Staats- und Regierungschefs nicht außer Acht lassen sollten: dass nämlich auf europäischer Ebene kein Verfahren existiert, wie mit der Möglichkeit einer nicht einstimmigen Entscheidung umgegangen werden kann. Bedauerlicherweise ist der Nizza-Vertrag zu einem Synonym für eine europäische Einigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner geworden. Kritiker/innen weisen darauf hin, dass das einzig Konkrete des Nizza-Vertrages die Einleitung des Konvents-Prozesses ist, denn alle für die Zukunft der EU wichtigen Entscheidungen stehen prinzipiell noch aus. Neben dem nicht mehr zeitgemäßen einstimmigen Abstimmungsprozess ist die Frage der Verbindlichkeit der Mitgliedschaft in der Europäischen Union von besonderer Brisanz. Können Mitgliedsländer vorübergehend aus der EU ausscheren, bzw. kann und soll es einen erweiterten Sanktionsmechanismus geben, nach dem die EU Mitgliedländer temporär ausgeschlossen werden können? Zudem ist die Frage nach einem geregelten Austrittsverfahren aus der Union offen, wenn Staaten einen solchen Wunsch äußern. All das sind Fragen, für die in naher Zukunft, z.B. im Rahmen des EU-Konvents, schnell eine sinnvolle Lösung gefunden werden muss. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 3 Inhalt T 2 Impressum 16 Energie, Klima • Klimaschutz durch Technik? • Klimaschutz durch Verursacherprinzip • Strom- und Gasmarkt-Liberalisierung uneinheitlich • Welt-Saatgut-Banken in höchster Gefahr Beihilfen für deutschen Steinkohlenbergbau • Grüne gegen grauen Strom Globale Öffentliche Güter • Test-Zertifikatehandel für Erneuerbare Energien 3 Editorial • Zustimmung im zweiten Anlauf 5 Global • • Europaweite Ozonstudie • Erstes Europäisches Sozialforum Öffentliche Aufträge: Umweltkriterien zulässig • EU-Kommission: Biopatente bringen Wettbewerbsvorteile 20 Gentechnik • Erweiterung: Bundesländer kämpfen um Strukturfonds 4 28 Service • Gentechnik-Pflanzen durch die Hintertür Veröffentlichungen, Infodienste, Termine, TV 30 Wegweiser 22 Verkehr, Tourismus • Tourismuspolitik: Nachhaltigkeit nicht in Sicht? • Flugzeugabgase beeinflussen das Klima • Goldman-Umweltpreis an polnische Ökotourismus-Aktivistin 12 Agrarpolitik, Tierschutz Tierschutz soll nicht länger vom Markt dominiert werden Europäische Müllprobleme • Neue Freisetzungs-Richtlinie für Gentechnik-Organismen • • Mittelmeer: Mehr Smog, weniger Regen • Debatte um Agrarreform geht weiter 26 Verschiedenes • Die Alpen-Konvention kommt nach Deutschland • "Sie wollen wissen, wozu man die EU braucht" Solarstrom mit spektakulären Wachstumsraten • EU-Osterweiterung nach Maß • • EU-Gipfel in Luxemburg beriet über Osterweiterung • Wirtschaftsunion braucht auch gemeinsame soziale Standards EU betreibt einseitige Liberalisierungspolitik • • • • Umweltministerrat einig über Verpackung und Seveso II Umwelthaftungsrecht: Auseinandersetzung dauert an Ökologie als "transzendentales" Verfassungsziel EU-Bank wegen Finanzierung von AKW-Neubauten kritisiert • • • • 6 EU-Politik • 23 Konvent • Informationen, Adressen, Rechtsgrundlagen Sonderteil: Zukunft der EU-Umweltpolitik (20 Seiten, separate Heftung) • Klima • Agrarreform in Russland • Verkehr • Endlich Ökofisch auf dem Tisch? • Chemikalien • Kabeljau: "EU verantwortlich für Bestandszusammenbruch" • Finanzierung • Agrarstandards: Global, sozial und ökologisch DNR EU-Rundschreiben 10.02 Global T Kontakt Welt-Saatgut-Banken in höchster Gefahr Globale Öffentliche Güter Die Welt-Gen-Banken sind nach Aussagen internationaler Wissenschaftler in höchster Gefahr. In vielen Ländern fehle das Geld, die Samenbanken der wichtigen Nutzpflanzen am Leben zu erhalten, berichtete das Wissenschaftsmagazin New Scientist im Oktober. Mit der Schaffung eines "Global Conservation Trust" soll das Problem nun international gelöst werden. 260 Mio. Dollar wurden dafür veranschlagt. "Viele Weltsaatgutbanken sind in einem extrem schlechten Zustand", wird Geoff Hawtin, Direktor des Internationalen Insitituts für Pflanzengenetische Ressourcen in Rom, zitiert. Das Institut wird von der Weltbank mitfinanziert. Insbesondere in Ländern der Dritten Welt müssten mehr als die Hälfte der Samen der Banken "regeneriert" werden: Um eine Saatgutbank zu erhalten, müssen die Samen alle paar Jahre zur Aussaat gebracht werden, um sie dann erneut ernten zu können. Meist passiert das nicht, weil Regierungen die nötigen finanziellen Mittel nicht aufbringen, berichten Forscher des Imperial College aus London. Im November 2001 wurde eine der wichtigsten Samenbanken des Südpazifik in Fidschi völlig zerstört. Durch einen Ausfall der uralten Kühlgeräte gingen über 200 unwiederbringliche Wildreis-Sorten verloren. Jede dieser Sorten hätte nach Ansicht der Wissenschaftler zur Schaffung neuer Kreuzungen und dadurch im Kampf gegen Hunger eingesetzt werden können. Das Konzept der Globalen Öffentlichen Güter (Global Public Goods - GPG) hat sich nach Angaben der Nichtregierungsorganisation WEED innerhalb weniger Jahre zu einem neuen Referenzrahmen für die Auseinandersetzung über globale Umweltund Entwicklungspolitik entwickelt. Die internationale Diskussion habe im Zuge des Johannesburg-Gipfels an politischer Dynamik gewonnen. Auf Initiative der Regierungen von Frankreich und Schweden wurde eine internationale "Task Force" geschaffen, die sich mit dem Konzept und der Finanzierung von GPGs befassen soll. Jens Martens, Vorstandsmitglied von WEED, begrüßte die Einrichtung eines solchen Forums. "Wir erwarten, dass sich die Task Force vor allem kritisch mit den gegenwärtigen Trends der Privatisierung öffentlicher Güter befasst", sagte Martens. Gerade globale Gemeinschaftsgüter wie das Wasser dürften nicht als Ware "an die Meistbietenden verscherbelt" werden. Leidtragende seien die Millionen von Armen weltweit. Martens: "Auf nationaler Ebene werden öffentliche Güter durch die 'öffentliche Hand' und nicht durch die 'unsichtbare Hand' des Marktes bereitgestellt. Dies muss auch auf globaler Ebene gelten." z T • Welt-Saatgut-Banken in höchster Gefahr Brot für die Welt, Stafflenbergstr. 76, 70184 Stuttgart Tel. 0711 / 2159-0, Fax -368 eMail: bfdwprojektinfo@brot-fuer-die-welt.org Internet: www.brot-fuer-die-welt.de • Globale Öffentliche Güter WEED, Jens Martens, Bertha-vonSuttner-Platz 13, 53111 Bonn Tel. 0228-766130, Fax -696470 eMail: weed@weedbonn.org Internet: www.weedbonn.org Literatur: Martens/Roland: Globale Öffentliche Güter - Zukunftskonzept für die internationale Zusammenarbeit? Heinrich Böll-Stiftung/WEED, Bonn/Berlin 2002, 40 S. Wenn die wertvollen Samen nicht geschützt würden, sei es "nur eine Frage von wenigen Jahrzehnten, bis herkömmliche Sorten durch Schädlinge und Krankheiten dezimiert werden", so MS Swaminathan, Spezialist für Pflanzenzucht und Leiter der Swaminathan Foundation im indischen Madras. Zahlreiche Wissenschaftler haben kritisiert, dass die Forschung an Samen beim Johannesburg-Gipfel keine große Rolle spielte. Die Debatten hätten sich mehr oder weniger um Zahlungen von Agrarsubventionen für Bauern in den reichen Ländern gedreht. (tq) weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 5 EU-Politik T Umweltministerrat einig über Verpackung und Seveso II Weitere Themen am 17. Oktober: GVO-, Emissions- und Elfenbeinhandel Am 17. Oktober trafen sich die EU-Umweltminister in Luxemburg unter dem Vorsitz des dänischen Umweltministers Schmidt. Im Mittelpunkt standen die Vorschläge für die Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle sowie die Seveso-II-Richtlinie über schwere Unfälle mit Gefahrenstoffen. Eine Einigung wurde außerdem für die EU-Gesetzgebung zum Cartagena-Protokoll über biologische Sicherheit in Bezug auf grenzübergreifende Bewegungen und den Einsatz von genetisch veränderten Organismen erzielt. Verbringung von genetisch veränderten Organismen Die Umweltminister erzielten bei Stimmenthaltung der deutschen und der italienischen Delegation eine politische Einigung über den Vorschlag für eine Verordnung über die grenzüberschreitende Verbringung genetisch veränderter Organismen (GVO). Nach Überarbeitung des Textes soll auf einer der nächsten Tagungen ein gemeinsamer Standpunkt festgelegt werden. Dieser würde sodann dem Europäischen Parlament zur zweiten Lesung im Rahmen des Mitentscheidungsverfahrens übermittelt werden. Damit soll die gezielte Beobachtung möglicher Auswirkungen von GVO und GVOErzeugnissen, die Kontrolle und Überprüfung der Aussagen von Etiketten sowie der Rückruf von Produkten erleichtert werden, falls ein unvorhergesehenes Risiko für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt festgestellt wird. Es sind Etikettierungsanforderungen vorgesehen, die eine Ergänzung zur Richtlinie 2001/ 18/EG über die absichtliche Freisetzung von GVO in die Umwelt und dem Entwurf einer Verordnung über genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel bilden. Einigung über Verpackungsrichtlinie Der Umweltministerrat erzielte mit qualifizierter Mehrheit eine politische Einigung über die Änderung der Richtlinie 94/62/ EG über Verpackungen und Verpackungsabfälle (EUR 09.02, S. 32). Belgien und die Niederlande schlossen sich der Einigung nicht an. Nach Überarbeitung des Textes soll erst auf einer der nächsten Tagungen ein gemeinsamer Standpunkt festgelegt und dem EU-Parlament zur zweiten Lesung im Rahmen des Mitentscheidungsverfahrens übermittelt werden. Mit dem Vorschlag sollen Zielvorgaben für die Verwertung von Verpackungsabfällen und deren stoffliche Verwertung festgelegt und die Definitionen von Verpackungen und verschiedenen Formen der stofflichen Verwertung verbessert werden. Die Vorschläge sollen ein gemeinsames Anmelde- und Informationssystem für die grenzüberschreitende Verbringung einführen. Dabei ist die ausdrückliche Zustimmung des Importeurs notwendig. Die Ausfuhr ist ausschließlich für zugelassene GVO erlaubt. Der Vorschlag sieht einen Stichtag am 31. Dezember 2008 vor, zu dem diese Zielvorgaben erfüllt sein müssen. Griechenland, Irland und Portugal wird eine zusätzliche Frist von vier Jahren eingeräumt. Für die stoffliche Verwertung von Verpackungsabfällen wird die Zielvorgabe auf höchstens 80% festgelegt, während für die Verwertung keine Höchstzielvorgabe besteht. Für die stoffliche Verwertung der in den Verpackungsabfällen enthaltenen Materialien gelten die folgenden Mindestzielvorgaben: 60% für Glas; 60% für Papier und Karton; 50% für Metalle; 22,5% für Kunststoffe (wobei nur Material berücksichtigt wird, das wieder Kunststoffen zugeführt wird), 15% für Holz. Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von Gen-Organismen Auf dem Umweltministerrat gab es eine Orientierungsaussprache über den Vorschlag für eine Verordnung über die Rückverfolgbarkeit und Kennzeichnung von GVO und von daraus hergestellten Lebensmitteln und Futtermitteln. ` Ein interessanter neuer Ansatz war die Aufforderung der Minister an die Kommission, Möglichkeiten zu überdenken die einer Regulierung folgen könnten - etwa ein Umweltindikator für Verpackungen, ein Abfallvermeidungsplan, Anreize zur Wiederverwertung und ein Verzicht auf Schwermetalle in Verpackungen. ` Der Vorschlag dient der Umsetzung des Protokolls von Cartagena in der EU, dessen Abschluss der Umweltministerrat im Namen der Gemeinschaft auf seiner Tagung vom 25. Juni beschlossen hatte. Damit das Protokoll in Kraft treten kann müssen es 50 Staaten ratifiziert haben. Bisher sind ihm weniger als 40 Vertragsparteien beigetreten. 6 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Diese Vorschläge sollen dem Parlament entgegen kommen, das entsprechende Maßnahmen schon seit langem fordert. Bisher befürwortet nur Belgien die Linie des Parlaments, das unter anderem auch eine Abfallhöchstgrenze von 150 Kilogramm pro Person und Jahr fordert. Zusammen mit den Niederlanden schloss sich Belgien den Änderungsvorschlägen nicht an. Die Niederlande fordern die Unterstützung der Vorschläge aus dem Parlament in Bezug auf feste RecyclingZiele und Stichtage durch den Ministerrat. Neufassung der Seveso-II-Richtlinie über Industrieunfälle Die Umweltminister haben sich auf eine Novellierung der sogenannten "Seveso-IIRichtlinie" geeinigt. Diese Richtlinie dient der Verhinderung schwerer Industrieunfälle bzw. der Begrenzung ihrer Folgen. Die neue Richtlinie definiert nun Anforderungen an Industrieunternehmen, von denen schwere Unfälle ausgehen könnten, und regelt deren Überwachung durch die Behörden. Bereits im Juni diesen Jahres hatte der Umweltministerrat eine gemeinsame politische Willenserklärung beschlossen, die jetzt um weitere Änderungsvorschläge des Europäischen Parlaments angereichert wurde. Um Katastrophen wie vor zwei Jahren in Baia Mare (Rumänien) künftig zu verhindern, sollen etwa erstmals die Aufbereitung von Mineralien im Bergbau sowie der Betrieb von bestimmten Abfalldeponien, insbesondere von Absetzbecken, den sicherheitstechnischen Anforderungen der Richtlinie unterstellt werden. Der Umgang mit explosiven Stoffen wie Feuerwerkskörpern oder Ammoniumnitrat wird strenger geregelt, um Unglücke wie in Enschede (2000) und Toulouse (2001) zukünftig zu vermeiden. Die Mengenschwellen für umweltgefährliche Substanzen sollen gesenkt, die Liste der krebserregenden Stoffe erweitert werden. Dadurch werden bedeutend mehr Unternehmen von der Richtlinie erfasst. Als Konsequenz der schweren Industrieunglücke seit dem Jahr 2000 hatte die EU-Kommission im Dezember vergangenen Jahres einen Vorschlag zur Novellierung der Seveso-II-Richtlinie vorgelegt. Der jetzt verabschiedete "gemeinsame Standpunkt" ist die Vorstufe des endgültigen Novellierungs-Beschlusses, der noch der Zustimmung des Parlaments bedarf. ` Kontakt Diskussion zum TreibhausgasEmissionshandel Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war der Richtlinienvorschlag zum Handel mit Treibhausgasemissionsberechtigungen. Dazu gab es eine Orientierungsaussprache, eine Einigung wird im Dezember erwartet. Ziel der Aussprache war unter anderem die Prüfung noch offener Kernfragen, die für die meisten Delegationen von Interesse sind, wie der befristete Ausschluss bestimmter Anlagen, die einseitige Einbeziehung zusätzlicher Tätigkeiten und Gase, die Zuteilungsmethode und die Verknüpfung mit den projektbezogenen Mechanismen des Klimaprotokolls von Kioto. Die Delegationen konnten sich nicht einigen, bestimmte Anlagen während der ersten drei Jahre vom bindenden Emissionshandel auszunehmen. Ein Konsens über die Vergabe von Zertifikaten ist ebenfalls noch nicht in Sicht. Die Tendenz geht in die Richtung, dass in den ersten drei Jahren keine Versteigerung von Lizenzen stattfinden wird. Als Debattenvorlage diente unter anderen der jüngst vom Europäischen Parlament in erster Lesung eingebrachte Vorschlag über ein effektives europäisches Emissionshandelssystem. Das Parlament schlägt vor, zusätzlich zu den Unternehmen aus dem Energiesektor, der Stahlindustrie, dem Bergbau und der Papierindustrie auch Aluminium- und Chemische Industrie in den sogenannten Annex I aufzunehmen und damit zu verpflichten, am Emissionshandel teilzunehmen. Das Parlament hatte außerdem den vorherigen Kompromissvorschlag dahingehend verändert, dass er eine absolute Obergrenze für den Ausstoß von Treibhausgasen vorsieht. Auch möchte das Parlament verhindern, dass Vorhaben außerhalb der EU nach den flexiblen Kioto-Mechanismen "clean development mechanism" (CDM) und "joint implementation" (JI) (EUR 07.02, S. 39) zumindest während der ersten Periode bis 2008 angerechnet werden können. Auch Verrechnungen mit Projekten, die als "Kohlendioxid-Senken" schädliche Treibhausgase aufnehmen und abbauen könnten, sollen ausgeschlossen werden; ebenso die Atomenergie. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt Bei der Zuteilung von Zertifikaten sollen 15% der Lizenzen versteigert werden. Damit soll frühes Handeln zur Verminderung von Treibhausgasen belohnt und eine Benachteiligung derjenigen Unternehmen verhindert werden, die bereits ihre Emissionen reduziert haben. Artenschutzübereinkommen: Neuer Elfenbeinhandel abgelehnt Außerdem sprachen sich die Umweltminister gegen eine Lockerung der Regeln für den Handel mit Elfenbein aus. Sie beschlossen bei Stimmenthaltung der deutschen und französischen Delegation, eine Verhandlungsposition der EU und der Mitgliedstaaten für die 12. CITES-Folgekonferenz über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten im November in Santiago de Chile. Eine weitere Freigabe des Handels würde nach Ansicht von Tierschützern den Anreiz zur Wilderei, die in den letzten Jahren ohnehin wieder zugenommen hat, weiter verstärken. Ein Schwerpunkt dieser 12. Vertragsstaatenkonferenz zum Washingtoner Artenschutzübereinkommen wird die erneute Diskussion um die Freigabe eines begrenzten Handels mit Elfenbein und Elefantenprodukten sein. Botswana, Namibia, Sambia, Simbabwe und Südafrika haben erneut beantragt, den Verkauf von mehreren Tonnen Rohelfenbein aus Regierungsbeständen freizugeben. Dem gegenüber fordern Kenia und Indien die Wiederherstellung des absoluten Handelsverbots für alle Elefantenpopulationen. Aus Gründen des Vorsorgeprinzips, der auch beim Washingtoner Artenschutzübereinkommen gilt, finden es die EU-Umweltminister unverantwortlich, eine auch nur teilweise Freigabe des Handels mit Rohelfenbein zu unterstützen. T • Umweltministerrat einig über Verpackung und Seveso II Informationsdienst Environment Daily: Internet: www.environmentdaily.com/ articles/index.cfm?action=article&ref= 12441 Zur Seveso-II-Richtlinie im Internet: europa.eu.int/rapid/start/cgi/ guesten.ksh?p_action.gettxt=gt&doc =IP/02/1514|0|RAPID&lg=EN Zum Cartagena-Protokoll im Internet: www.environmentdaily.com/docs/ cartagena2.doc www.environmentdaily.com/articles/ index.cfm?action=article&ref=12782 EU-Ministerrat, 175, Rue de la Loi, B-1048 Bruxelles Tel. 0032 2 / 85-6211, Fax -7381 Internet: www.consilium.eu.int ue.eu.int/newsroom/newmain.asp? lang=4 Weitere Themen waren die Strategie der EU für eine nachhaltige Entwicklung und die auf dem Weltgipfel in Johannesburg eingegangenen Umwelt-Verpflichtungen. Der Umweltministerrat einigte sich auf eine EU-Verhandlungsposition für die achte Folgekonferenz (COP 8) der UNKlimarahmenkonvention (UNFCCC), die vom 23. Oktober bis zum 1. November 2002 in Neu-Delhi stattfindet (siehe Rubrik "Global"). (tl) z DNR EU-Rundschreiben 10.02 7 EU-Politik T EU-Gipfel in Luxemburg beriet über Osterweiterung Wichtige Entscheidungen am 25. Oktober Nachdem Irland nun doch - im zweiten Durchgang - dem EU-Erweiterungsvertrag von Nizza zugestimmt hat, sollten die Staats- und Regierungschefs auf ihrem Gipfeltreffen in Luxemburg am 25. Oktober (nach Redaktionsschluss) Nägel mit Köpfen machen. Nicht weniger als die umfangreichste Erweiterung der Union seit ihrer Gründung stand wieder einmal auf dem Programm - und damit die entsprechenden institutionellen Reformen bzw. die Frage nach geeigneten Finanzierungskonzepten. Auf dem Rat sollten die Fortschritte in den Beitrittsländern gewürdigt und der Weg der Erweiterung der EU zum angepeilten Datum 2004 bekräftigt werden. Erwartet wurde eine Empfehlungder EU für ein vereinigtes Zypern, in deren Rahmen auch Vorschläge für diplomatische Modalitäten einer möglichen Einigung gemacht werden. Die Lage in Bulgarien und Rumänen stand als gesonderter Punkt auf der Tagesordnung. Hier sollte insbesondere über Maßnahmen gesprochen werden, um in diesen Ländern bis zum Beitritt noch die notwendigen Entwicklungen zu erreichen, die sie für eine Mitgliedschaft qualifizieren. Auch die Türkei wurde für ihre Erfolge gelobt - die Beitrittsverhandlungen seien dadurch beschleunigt worden, hörte man bereits im Vorfeld des Gipfels. Vor dem Erweiterungsgipfel im Dezemer in Kopenhagen sollte der Rat über die nächsten Schritte im Annäherungsprozess Türkei-EU entscheiden. Des weiteren lag den Staatsoberhäuptern ein spezieller Bericht über eine Überwachung (Monitoring) der Einhaltung der wirtschaftlichen und legislativen Bedingungen nach der Erweiterung zur Diskussion vor. Dazu passt der Vorschlag der EU-Kommission, eine Absicherungsklausel in den Verträgen einzufügen. Die Klausel soll verhindern, dass Beitrittsländer sich nach erfolgtem Beitritt nicht mehr um die Erfüllung ihrer Verpflichtungen kümmern. Der Rat sollte zudem über die Einrichtung einer speziellen Behörde für den Aufbau institutioneller Kapazitäten in den Beitrittsländern entscheiden. ` Am schwierigste dürfte die Festlegung eines gemeinsamen Standpunkts der Union zu den Fragen der Finanzierung der EU-Osterweiterung gewesen sein, der bis Ende November abgestimmt sein soll. Die Kosten dürfen die auf dem Rat in Berlin gesetzten Budgetgrenzen nicht überschreiten. In diesem Rahmen musste sich der Rat in Luxemburg über das Niveau der Ausgaben für Landwirtschaft im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP; siehe auch Rubrik "Agrarpolitik"), für Strukturfonds (siehe "Erweiterung"), Innenpolitik, das Zypern-Programm, das Europäische Entwicklungsprogramm und die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) wie auch über das Gesamtbudget einigen. Vor allem im Bereich Agrarpolitik waren Streitigkeit schon vorprogrammiert. Eine Reihe von Nichtregierungsorganisationen fordert schon seit längerem den Abbau von Export- und wettbewerbsverzerrenden Agrarsubventionen. Frankreichs Ministerpräsident Chirac hört solche Forderungen mit Blick auf die heimische hochsubventionierte Bauernschaft aber nur sehr ungern. Generell soll die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik die nachhaltige Entwicklung der Landwirtschaft in Europa vorantreiben, was Befürworter der Intensivlandwirtschaft ebenfalls nicht gern diskutieren. Ein Subventionssystem zu finden, das weder die Intensivlandwirtschaft bevorteilt noch gegen WTO-Regeln verstößt oder den EU-Beitrittsstaaten die Fehler der Union der Vergangenheit aufbürdet - das gleicht einer Quadratur des Kreises. Im Rahmen des Rates sollten schließlich verschiedene institutionelle Übergangsmaßnahmen für die Zeit des Beitritts ab 2004 beschlossen werden, die vom Rat für Allgemeine Angelegenheiten und Außenpolitik vorgeschlagen wurden - darunter so wichtige Themen wie Verteilung und Gewichtung der Sitze im Rat und im Europäischen Parlament. Debattiert werden sollte auch der Modus für die Rotation der Präsidentschaft. (du, ng) Die Alpen-Konvention kommt nach Deutschland Herausforderung für die neue Bundesregierung "Unsere Politik setzt klar auf (...) die Vertiefung der europäischen Integration." Und: "Wir stärken Deutschlands Ansehen in der Welt und bleiben ein verlässlicher Partner." - Diese Worte aus der Präambel des neuen Koalitionsvertrages kann die Bundesregierung schon bald unter Beweis stellen: wenn nämlich Deutschland im November für zwei Jahre den Vorsitz der Alpen-Konvention übernimmt. Das "Übereinkommen zum Schutz der Alpen (Alpen-Konvention)" ist ein völkerrechtlich verbindlicher Vertrag zwischen allen Alpenstaaten und der EU. Das Spezielle daran: zum ersten Mal wird in der EU anerkannt, dass eine besondere, ökologisch sensible Region auch Anspruch auf besondere Regelungen hat. Dadurch gilt die Konvention als Modell und Hoffnungsträger für andere Regionen. Die offizielle Übergabe des Vorsitzes von Italien an Deutschland soll auf der Vertragsstaatenkonferenz am 20. November in Meran erfolgen. Dort soll auch über den Sitz des zukünftigen Ständigen Sekretariats entschieden werden, dessen Fehlen das Projekt bisher stark behindert hatte. Oft war deshalb die Frage aufgeworfen worden, ob denn der schöne Vertrag überhaupt so ernst genommen werde. Vielleicht bricht dann wirklich eine neue Ära in der nachhaltigen Entwicklung des Alpenbogens an, denn ein weiterer Umstand könnte die Arbeit im Rahmen des deutschen Vorsitzes ebenfalls beflügeln: Nach jahrelangen zähen Verhandlungen wurden in diesem Jahr die Protokolle zur Umsetzung der Konvention endlich von drei Vertragsstaaten ratifiziert, auch Deutschland ist dabei. Die notwendige Mindestzahl von Unterschriften ist damit erreicht, und am 18. Dezember tritt der gesamte Vertragstext endlich in Kraft. Dann wird sich erweisen, welche Kraft das ganze Projekt entfalten kann, weil es anschließend an die Umsetzung geht. Und da warten schon eine Reihe von Haken, etwa bei der Umsetzung des Verkehrsprotokolls mit seiner vorgesehenen deutlichen Reduktion der Verkehrsbelastungen. z Autorin: Heike Aghte, DNR 8 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Kontakt Öffentliche Aufträge: Umweltkriterien zulässig Umwelthaftungsrecht: Auseinandersetzung dauert an Europäischer Gerichtshof: Kommune kann gutes Umweltkonzept verlangen Kommunen können Umweltkriterien zur Bedingung für die Vergabe von öffentlichen Aufträgen machen. Zu diesem Schluss ist der Europäische Gerichtshof (EuGH) in einem Mitte September veröffentlichten Urteil gekommen. Hintergrund ist die Ausschreibung des Stadtrates von Helsinki für den Betrieb eines städtischen Busverkehrsdienstes. Der Zuschlag sollte unter anderem vom Umweltkonzept der Bewerber abhängig gemacht werden. Der Wirtschaftsausschuss der finnischen Hauptstadt hatte sich nach den Angaben für einen Anbieter ausgesprochen, dessen Fuhrpark aus mit Erdgas betrieben Bussen besteht, deren Schadstoffausstoß und Lärmpegel bestimmte Grenzwerte unterschreiten. Ein Mitbewerber hielt diese Auswahl für unangemessen und diskriminierend, weil nur der Gewinner der Ausschreibung über solche Busse verfüge. Er klagte deshalb gegen die Entscheidung. Streit im Umweltministerrat auch über Versicherung gegen Umweltschäden Nachdem der von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf für ein Umwelthaftungsrecht bereits auf Druck der Industrie verwässert worden war (EUR 04.02, S. 22), hat sich nun auch der Umweltministerrat mit dem Papier befasst und zwei zentrale Punkte diskutiert. Zum einen ging es darum, ob der Abschluss einer Versicherung gegen Umweltschäden durch die Unternehmen freiwillig oder obligatorisch sein soll. Wie wichtig die Einführung eines verbindlichen Systems zur finanziellen Absicherung im Schadensfall ist, liegt aus Umweltsicht auf der Hand. Vertreter des Europäischen Umweltbüros (EEB) hatten sich gegenüber dem Umweltministerrat auch energisch für eine verbindliche Regelung bei der Deckungsvorsorge eingesetzt. Die Luxemburger Richter gelangten jedoch zu dem Urteil, dass die Stadt durchaus berechtigt sei, "ökologische Erwägungen in Bezug auf den angebotenen Fuhrpark zu berücksichtigen". Der Grundsatz der Gleichbehandlung werde nicht dadurch verletzt, dass nur eine beschränkte Zahl von Unternehmen diese Kriterien erfüllen könnten. Bei der Ausschreibung solcher Aufträge müsse zwangsläufig nicht nur die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund stehen. Zusätzliche Kriterien seien grundsätzlich zulässig, wenn einige Bedingungen eingehalten werden. So muss aus dem Text der Ausschreibung für die Bieter genau erkennbar sein, welche Kriterien der Auftraggeber zusätzlich verlangt. Diese Aspekte müssen sich auf den Gegenstand des Vergabeverfahrens beziehen, d.h. es dürfen keine allgemeinen politisch erwünschten Vorgaben gemacht werden. Schließlich darf das Verfahren nicht dazu führen, dass EU-ausländische Unternehmen benachteiligt oder dem Auftraggeber uneingeschränkte Entscheidungsbefugnisse in die Hand gegeben werden. (tl, mb) z weiterlesen Textende siehe Kontakt T • Die Alpen-Konvention kommt nach Deutschland Heike Aghte, DNR-Projekt "Jahr der Berge", Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin Tel. 030 / 443391-87, Fax -80 eMail: heike.aghte@dnr.de Internet: www.dnr.de • Öffentliche Aufträge: Umweltkriterien zulässig Aktenzeichen: EuGH C-513/99 Ko-Autor: Wolf Albin (Gastautor) • Umwelthaftungsrecht: Auseinandersetzung dauert DNR, Helmut Röscheisen, Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn Tel. 0228 / 3590-05, Fax -96 eMail: helmut.roescheisen@dnr.de Internet: www.dnr.de Verbände müssen jetzt für wirksame Umwelthaftung kämpfen Der zweite heftig umstrittene Bereich ist die vorgesehene Ausnahmeregelung von der verschuldensunabhängigen Haftung für Schäden. Würde das von der Kommission vorgehene bloße Einhalten von Umweltvorschriften tatsächlich ausreichen, um sich einer Haftung zu entziehen, müssten die Mitgliedstaaten und damit letztlich die Steuerzahler für die Beseitigung der Schäden aufkommen - ein völlig untragbarer Zustand für die Umweltverbände. Sie müssen in der jetzt anstehenden Debatte dafür sorgen, dass möglichst viele Mitgliedstaaten sich für ein Umwelthaftungsrecht einsetzen, das seinem Namen auch gerecht wird. Nur so kann die vorsorgende Umweltpolitik einen großen Schritt vorankommen und der Nachhaltigkeitsgedanke gerade im Bereich der Wirtschaft verankert werden. z Autor: Helmut Röscheisen, DNR DNR EU-Rundschreiben 10.02 9 EU-Politik T Erweiterung: Bundesländer kämpfen um Strukturfonds Osterweiterung bedingt Neuregelung, aber keiner will schlechter dastehen Die Europaminister der deutschen Bundesländer haben auf ihrer Fachkonferenz am 25. und 26. September in Essen den Bedarf insbesondere der ostdeutschen Länder an finanziellen Zuwendungen aus den EU-Strukturfonds auch nach 2006 bekräftigt. Strukturfonds auch für Umweltschutz Die Strukturfonds dienen dazu, benachteiligte Regionen innerhalb der EU zu fördern. Dieser Ressourcentransfer von Arm zu Reich nennt sich in der EU "Kohäsionsprinzip". Mittel aus den Strukturfonds sind auch für den Natur- und Umweltschutz von Bedeutung. Durch sie werden beispielsweise im Bereich der ländlichen Entwicklung großflächig Agrar-Umweltmaßnahmen (z.B. Extensivierung) finanziert. Die Rolle der Europaministerkonferenz Die Europaministerkonferenz (EMK) konstituierte sich im Herbst 1992, um der wachsenden Bedeutung der Europäischen Union für die Bundesländer Rechnung zu tragen. Die EMK hat im Prozess der europäischen Integration die Koordinierung der Zusammenarbeit der Länder übernommen. Ihr Wirkungskreis ist wie folgt bestimmt: - Teilhabe an der Interessenvertretung der Länder in Europaangelegenheiten gegenüber den Organen des Bundes und der EU - Abstimmung der europapolitischen Aktivitäten der Länder Derzeitige Vorsitzende der EMK bis Mitte 2003 ist Hannelore Kraft (NordrheinWestfalen). Fördertöpfe wandern nach Osten Allerdings konnte die EMK die Interessengegensätze zwischen neuen und alten Ländern bisher nicht überwinden. Wollen die alten Länder als "Nettoeinzahler" eine Erhöhung der Ausgaben für die EUStrukturpolitik im Hinblick auf die bevorstehende EU-Osterweiterung vermeiden, so sind die neuen Bundesländer daran interessiert, die Beihilfen in gleicher Höhe beizubehalten und eine Verringerung der Fördergelder zu verhindern. ` 10 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Da die Anteile an den Strukturfondsmitteln aber "relativ" berechnet werden - Schallgrenzen für die Förderung liegen bei 75% ("Ziel 1") oder 90% des durchschnittlichen Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukts (BIP) in der EU -, würde die Osterweiterung bei einer Beibehaltung der bisherigen Regelung zu einer drastischen Mittelverkürzung für ärmere Regionen in der bisherigen EU führen. Neben Portugal würden auch die ostdeutschen Bundesländer unter diesem Verschiebungseffekt leiden. Die Länder haben zwar akzeptiert, dass die Mittel stärker auf die ärmsten Regionen konzentriert werden müssen, doch wollen weder die neuen Länder auf dem Trockenen sitzen bleiben noch die alten Länder mehr zahlen als bisher. Die entscheidende Frage lautet: Wie kann eine für alle befriedigende Regelung gefunden werden? Von der EMK wurden zwei Alternativen in die Verhandlungen mit Bund und EU eingebracht: Weiter wie bisher, aber mit weitreichenden Abpolsterungen - oder ein Systemwechsel hin zu einem mitgliedstaatlichen Ansatz, in der die Renationalisierung zum Ziele einer Verringerung der Kosten anvisiert wird. a) Förderkonzept beibehalten Für den Fall der Fortsetzung der bisherigen EU-Strukturpolitik in reformierter Form sei das "Ziel 1" beizubehalten. Für die jetzigen Ziel-1-Regionen, die am Ende der laufenden Förderperiode aufgrund ihrer positiven Entwicklung die 75%Schwelle überschritten haben, sollen entsprechende Übergangsregelungen ("phasing out") vorgesehen werden. Die künftige Förderung solle in der kommenden Förderperiode der jetzigen Förderung im Ziel-1-Bereich einschließlich des entsprechenden Beihilferegimes entsprechen. Auch künftig sollte das Abgrenzungskriterium für die Ziel-1-Regionen (75% vom EU-Durchschnitts-BIP pro Kopf in Kaufkraftstandards auf regionaler Ebene) erhalten bleiben. Mitgliedstaaten mit einem BIP pro Einwohner in Kaufkraftstandards unter 90% des EU-Durchschnitts ("Kohäsionsländer") sollen einen aus Kohäsionsfonds und Strukturfonds kombinierten Förderbetrag erhalten. Daraus sollen vorrangig Umwelt- und Infrastrukturmaßnahmen gefördert werden. ` b) Renationalisierung Die grundlegende Reform der EU-Strukturpolitik hin zu einer ausschließlichen Förderung schwächerer Mitgliedstaaten würde eine zusätzliche finanzielle Belastung Deutschlands begrenzen. Voraussetzung für eine Zustimmung der Länder zu einem Systemwechsel ist für die EMK eine frühzeitige und rechtsverbindliche Zusage durch den Bund, die den Ländern dadurch entgehenden EU-Mittel angemessen und zweckbestimmt zu kompensieren und sie nicht schlechter zu stellen als bei einer Fortsetzung der EU-Förderung. Es müsse auch sichergestellt sein, dass die mit einer Ausweitung der Bundesförderung verbundenen beihilferechtlichen Probleme vorab gelöst werden. Länderinteressen in der EU Das gesamte Gebiet der EU ist in Regionen eingeteilt. Diese Einteilung dient verwaltungstechnischen Zwecken und stimmt in Deutschland mit den Ländergrenzen überein. Die Regionen sind innerhalb der EU-Struktur auch im "Ausschuss der Regionen" repräsentiert. Es ist eine Besonderheit der Bundesrepublik, dass die Länder in der föderalen Struktur gegenüber dem Bund weitgehende eigenständige politische Gestaltungsspielräume haben. Sie versuchen diese über eigene Lobbyarbeit in Brüssel in die EU-Politik einzubringen. Durch den europäischen Einigungsprozess sind Kompetenzen nach Brüssel verlagert worden, die vorher bei Bund oder Ländern angesiedelt waren. Manchen Bundesländern ist es ein Dorn im Auge, dass auf EU-Ebene durch Gesetze oder durch die Vergabe von Geldmitteln für Umweltzwecke wirtschaftliche Interessen der Landesregierungen vereitelt oder zumindest tangiert werden. Besonders im Rahmen der Verfassungsdebatte im Europäischen Konvent setzen sich die Länder dafür ein, dass Kompetenzen von der EU auf die Regionalebene zurück verlagert werden. z Autor: Daniel Unsöld, DNR Kontakt T EU-Osterweiterung nach Maß • Erweiterung: Bundesländer kämpfen um Strukturfonds EU-Kommission legt "knappen, aber realistischen Zeitplan" vor Die Europäische Kommission will bis Ende des Jahres die Verhandlungen mit denjenigen Kandidatenländern abschließen, die auf den Beitritt "ausreichend vorbereitet" sind. Dies teilte die Kommission Ende September mit. Die Länder sollen als Mitglieder an der Europawahl 2004 teilnehmen können. EMK-Vorsitz, Ministerin Hannelore Kraft, Düsseldorf (NRW) Tel. 0211 / 837-1514, Fax -1506 eMail: hannelore.kraft@stk.nrw.de Informationen über Strukturfonds im Internet: http://europa.eu.int/ scadplus/leg/de/lvb/l60014.htm Den Weg zum Erweiterungs-Gipfel in Kopenhagen im Dezember sieht der zuständige EU-Kommissar Günter Verheugen in drei Etappen. Nach dem ersten Schritt im Oktober, bei dem die Kommission ihre Fortschrittsberichte und das Strategiepapier mit den Beitrittsempfehlungen vorlegte, hatte der Europäische Rat in Brüssel am 24. und 25. Oktober (nach Redaktionsschluss) zu entscheiden, mit welchen Ländern die Gemeinschaft in Kopenhagen die Verhandlungen abschließen wolle. Dies könnten bis zu zehn Länder sein, sagte Verheugen. Darüber hinaus erwarte er bis Ende Oktober eine Einigung über die letzten innerhalb der EU noch strittigen Punkte, insbesondere zum Finanzpaket. Hier gehe es vor allem um die AgrarDirektzahlungen sowie um die Aufteilung der Mittel insgesamt. Nach sehr intensiven Verhandlungen mit den Kandidaten auf allen Ebenen im November und Dezember werde die EU in Kopenhagen dann in einem dritten Schritt die Verhandlungen abschließen. Der Zeitplan dafür sei knapp, aber realistisch, so Verheugen. In Bulgarien und Rumänien gibt es offenbar große Sorgen, im Erweiterungsprozess "abgehängt" zu werden. Diese Befürchtungen versuchte die Kommission zu zerstreuen. In der Zypern-Frage hoffe die EU weiterhin auf eine umfassende politische Lösung, betonte Kommissar Verheugen. Er sehe hier bis Dezember durchaus noch eine Chance. Eine einvernehmliche Lösung wäre für beide Seiten, und insbesondere für die türkische, ein erheblicher Gewinn für die künftige Entwicklung. (du) weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 11 Agrarpolitik, Tierschutz T Debatte um Agrarreform geht weiter Unabhängige Studie über Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik "Agrarumweltmaßnahmen sollten in den Mittelpunkt der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) gerückt werden und nicht länger nur flankierende Maßnahmen sein", heißt es in einer unabhängigen Studie über die "Integration von Umweltbelangen und die GAP", die Mitte Oktober veröffentlicht wurde. Hauptvoraussetzung ist der Studie zufolge "eine beträchtliche Aufstockung der Haushaltsmittel für den zweiten Pfeiler (ländliche Entwicklung)". Die Studie wurde von der Generaldirektion Landwirtschaft bei dem auf Umweltpolitik-Bewertung spezialisierten unabhängigen "Institute for European Environmental Policy" in London in Auftrag gegeben und im November 2000 begonnen. Sie soll einen Überblick über die derzeitige Debatte über die Integration von Umweltbelangen in die Agrarpolitik bieten. Streit um Beihilfen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik Doch die Umsetzung der Agrarreform nach dem Willen der Kommission scheint im Moment nicht sehr wahrscheinlich. Nach der EU-Erweiterung 2004 würde die Zahlung der Agrarhilfen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach bisher in der EU üblichem Muster in den Beitrittsstaaten Milliardenkosten verursachen. Die Neumitglieder sollen diese Hilfen daher nicht in voller Höhe erhalten. Deutschland ist als Nettozahler allerdings an einer Verringerung oder zumindest an einer Stagnation der Kosten für die GAP interessiert (EUR 06.02, S. 18). Eigentlich wollte EU-Kommissar Franz Fischler schon ab dem kommenden Jahr die Agrarsubventionen umschichten: Künftig sollte nicht nur die produzierte Menge für die Höhe der Subventionen maßgeblich sein, sondern auch die Art der Bewirtschaftung - ob z.B. umweltschonend, ob mit hoher Wertschöpfung und mit vielen Arbeitsplätzen in den ländlichen Regionen. Die deutsche Agrarministerin Renate Künast und ihre nordeuropäischen Kollegen wollten Fischler überwiegend dabei unterstützen. Frankreich, Belgien und Südeuropa sind überwiegend gegen eine Reform, da sie den Verlust erheblicher finanzieller Pfründe befürchten. Der laufende Subventionsplan, die Agenda 2000, gilt bis 2006. ` 12 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Agrarreform verschieben? Im Rahmen der Diskussion um den GAPModus nach 2006 debattierten die französische mit der deutschen Regierung auch darüber, ob die Agrarreform nicht bis nach 2006 verschoben werden könnte. Dies wäre aber ein negatives Signal in Richtung der neuen Mitgliedsländer. Denn Agrarkommissar Fischler hatte seine Erneuerungspläne unter anderem mit Blick auf die Erweiterungsrunde 2004 begründet. Er befürchtet, dass nur jetzt wirkungsvoll in eine qualitätsbezogene Produktion eingelenkt werden könnte, ansonsten würden im Osten "neue Agrarfabriken herangezüchtet" (EUR 07.02, S. 35). Blockierung der GAP-Reform als Verzögerungsstrategie Da die Verhandlungen über die Weiterentwicklung der GAP für den EU-Erweiterungsprozess von erheblicher Bedeutung sind, hat Fischler schon zu Beginn versucht diese beiden Themen voneinander zu trennen. Dass sie im Rahmen der politischen Ränkespiele so benutzt werden, hat sich nun gezeigt. Bevor im Bereich der Agrarsubventionen keine Einigung gefunden wird, kann auch der Europäische Einigungsprozess nicht fortschreiten. EU-Eingreiftruppe statt ländlicher Entwicklung? Der agrarpolitische Sprecher der Grünen im Europaparlament, Graefe zu Baringdorf, kritisierte in diesem Sinne deutschfranzösische Gedankenspiele, mögliche Einsparungen bei den Produktionssubventionen nicht für die Entwicklung des ländlichen Raums einzusetzen, sondern in andere Haushaltstitel - zum Beispiel den Aufbau einer europäischen Eingreiftruppe - umzulenken. "Das torpediert die Reform", sagte Graefe gegenüber der "tageszeitung". Es sei "eine sehr gefährliche Entwicklung, den Agrarhaushalt als Steinbruch zu benutzen". Reformbereitschaft wird geschwächt Zu befürchten sei dadurch auch eine Schwächung der Reformbereitschaft in der osteuropäischen Landwirtschaft. Bei einer Pressekonferenz in Brüssel Anfang Oktober sagte die polnische Landwirtschaftsministerin Danuta Hübner, ihre Regierung denke darüber nach, EU-Gelder für ländliche Entwicklung in Direktbeihilfen umzuwandeln, damit polnische Bauern gegenüber ihren westlichen Kollegen weniger benachteiligt seien. ` "Agrarumweltmaßnahmen in den Mittelpunkt der GAP rücken" Ohne sich um aktuelle Probleme der politischen Umsetzung zu kümmern, kommt die kürzlich von der Europäischen Kommission veröffentlichte Studie zu dem Schluss, dass die weitere Entkoppelung (der Agrarsubventionen von der Erzeugung) aus ökologischer Sicht angebracht sei. Die Studie weist auf die Bedeutung der GAP-Reform hin und befürwortet nachdrücklich die mit den Kommissionsvorschlägen zur Halbzeitbewertung (EUR 07.02, S. 31) eingeschlagene Richtung. Studie fordert "Integrationsstrategie" Da bei der Umsetzung vieler umweltpolitischer Maßnahmen in der Landwirtschaft schwerwiegende Mängel festgestellt wurden, solle eine Integrationsstrategie "Wege aufzeigen, wie im Rahmen der GAP Politiken zur Verwirklichung der festgesetzten Ziele erarbeitet und umgesetzt werden". Diese Strategie sollte die Umsetzung der Umweltpolitik sinnvoll unterstützen und ergänzen. Gezieltere politische Interventionen seien notwendig, um eine angemessene landwirtschaftliche Betriebsführung auf der Ebene der Einzelbetriebe zu erreichen. Die Studie empfiehlt Agrarumweltzahlungen, die den Landwirten einen Anreiz bieten sollen, über die "gute landwirtschaftliche Praxis" hinauszugehen, sowie eine wirksamere Anwendung anderer Maßnahmen der "zweiten Säule" (Direktbeihilfen), insbesondere in den benachteiligten Gebieten. Kopenhagener Erweiterungsgipfel soll entscheiden Die Einigung über die GAP-Reform soll beim EU-Gipfel in Kopenhagen erreicht werden, bei dem am 12. und 13. Dezember die Aufnahme von zehn neuen Staaten in die EU beschlossen werden soll. (du) z Kontakt Tierschutz soll nicht länger vom Markt dominiert werden Deutsches "Bündnis Tierschutz" erstellt EU-weiten Forderungskatalog In einer Erklärung vom 26. September stellte das bundesdeutsche "Bündnis Tierschutz" tierschutzpolitische Forderungen an die neue Bundesregierung unter anderem für die EU-Ebene auf. Im dem Bündnis arbeiten die drei großen seriösen Tierschutzverbände in Deutschland zusammen, die auch alle Mitglied des DNR sind. Das Bündnis Tierschutz fordert nachdrücklich ein Verbandsklagerecht auf Bundesebene. Auf internationaler Ebene wird die Bundesregierung aufgefordert, die EU-weite Umsetzung national gültiger Tierschutzbestimmungen voranzutreiben. Vordinglich sei, dass in der Europäischen Union Tierschutzregelungen nicht länger aus den Bestimmungen zur Regelung des gemeinsamen Marktes abgeleitet würden, wodurch Tiere de facto mit beliebigen Industrie- oder Landwirtschaftsprodukten gleichgestellt seien. Die Regelungskompetenz für den Tierschutz müsse jenseits der Marktpolitik neu geordnet werden. In den Unionsverträgen sollen eigenständige Politikziele für den Tierschutz formuliert werden. Für die einzelnen Tierschutzbereiche stellte das Bündnis folgende EU-relevanten Forderungen auf: Landwirtschaft - Strukturwandel in der europäischen Tierhaltungsindustrie. Insbesondere die art- und verhaltensgerechte, flächengebundene Tierhaltung sei stärker zu fördern als bisher. - Ausstieg aus der Käfighaltung von Legehennen auf EU-Ebene im Gleichklang mit Deutschland; Verschärfung der Haltungsbestimmungen für landwirtschaftlich genutzte Tiere, etwa Schweine. - Neuverhandlung der EU-Transportrichtlinie; tierartspezifische, tierschutzgerechte Begrenzung der Transportzeit für Schlachttiere im internationalen Verkehr auf maximal acht Stunden Gesamtdauer. - Verankerung einer konsequenten Abwägung von Tierschutzaspekten bei der Tierseuchenbekämpfung und dem Qualitätsmanagement. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt Tierversuche - EU-weites Tierversuchsverbot in der Kosmetik; Vermarktungsverbot für (importierte) Kosmetikprodukte, die mit Hilfe von Tierversuchen entwickelt und erprobt wurden. - Überarbeitung der EU-VersuchtierRichtlinie mit Reglementierung gentechnischer Tierversuche und Verbot von Primatenversuchen. - Änderung der EU-Chemikalienpolitik: Chemikalien, die seit vielen Jahren auf dem Markt sind und über die längst ausreichendes Datenmaterial vorliegt, sollen nicht erneut im Tierversuch getestet werden; hier (wie auch anderswo) sollen die ausreichend zur Verfügung stehenden tierversuchsfreien Prüfverfahren eingesetzt werden. T • Debatte um Agrarreform geht weiter Die vollständige Studie über die Agrarreform unter: http://europa.eu.int/comm/agriculture/ envir/report/ieep_en.htm • Tierschutz soll nicht länger vom Markt dominiert werden Bündnis Tierschutz (Deutscher Tierschutzbund, Bundesverband Tierschutz, Bund gegen Mißbrauch der Tiere), c/o Deutscher Tierschutzbund, Baumschulallee 15, 53115 Bonn Tel. 0228 / 60496-24, Fax -41 eMail: presse@tierschutzbund.de Internet: www.tierschutzbund.de Heimtiere - Die EU soll ihre Zuständigkeit für die Regelung der Heimtierhaltung und insbesondere des Heimtiermarktes anerkennen und entsprechend Schutzbestimmungen für Heimtiere in ganz Europa erlassen. Zoos und Zirkusse - Die EU soll verbindliche Regelungen für Zoo- und Zirkusbetriebe einführen, die einen effektiven Schutz der Tiere garantieren. Agrarminister für Begrenzung der Tiertransportzeiten Die EU-Agrarminister haben sich bei ihrem Treffen am 23. September in Brüssel mehrheitlich für eine zeitliche Obergrenze bei Schlachttiertransporten ausgesprochen. Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, sagte dazu, diese Forderungen müssten nun im Verfahren zur Änderung der EU-Tiertransport-Richtlinie auch konkret umgesetzt werden. Als weiteres wichtiges Tierschutzziel nannte Apel die Streichung aller Subventionen für die Ausfuhr lebender Schlachttiere. Entscheidend sei auch, dass die Europäische Union bei der nächsten WTO-Runde eine starke Tierschutzposition vertrete, damit die Agrarwende in Deutschland und Europa nicht durch ein "Tierschutzdumping" auf dem Weltmarkt unterlaufen werden könne. (du) z DNR EU-Rundschreiben 10.02 13 Agrarpolitik, Tierschutz T Agrarreform in Russland Tagung zur Transformation der russischen Landwirtschaft Das Institut für Agrarentwicklung in Mittelund Osteuropa (IAMO) in Halle/Saale veranstaltete vom 22. bis zum 24. September gemeinsam mit dem Bonner Zentrum für Entwicklungsforschung und dem Leipziger Institut für Länderkunde eine wissenschaftliche Tagung zum Thema "Erfolg und Misserfolg der Transformation - die russische Landwirtschaft zwischen Niedergang und Wiederaufstieg". An der Tagung beteiligten sich führende Wissenschaftler aus Russland, den USA, Israel, Japan, den Niederlanden und Deutschland sowie der Food Agricultural Organisation (FAO) der UN mit Sitz in Rom. Gekommen war auch der Vizepräsident der Russischen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Prof. Dr. Uschatschow. Ökologischer Aspekt blieb unbeachtet Ökologische Gesichtspunkte wurden während der Tagung allerdings kaum betrachtet, wirtschaftliche Themen standen stark im Vordergrund. Das IAMO ist der Ansicht, dass die russische Landwirtschaft trotz nach wie vor schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen für viele Landwirtschaftsbetriebe die Talsohle durchschritten hat. Vor allem müsse nun der Ausbau der marktwirtschaftlichen Institutionen intensiv fortgesetzt werden. Forderungen westlicher Wissenschaftler, stärker kleinbetriebliche Strukturen zu fördern, wurden von den russischen Fachkollegen unter Hinweis auf die bestehende Infrastruktur in den ländlichen Regionen und die technische Ausstattung zurückgewiesen. Im Agrarsektor sollten mehr gemeinsame Forschungsarbeiten zwischen deutschen und russischen Wissenschaftlern angestrebt werden, da es gerade auch an Konzepten mangele, wie sich die russische Landwirtschaft "nachhaltig weiterentwickeln" könne. Ob damit auch eine Ökologisierung gemeint war, telten die Veranstalter nicht mit. (du) z Endlich Ökofisch auf dem Tisch? Franz Fischlers neue Strategie für "nachhaltige Aquafarmen" Die Zukunft der europäischen Fischerei liegt nach dem Willen der EU-Kommission in Aquafarmen. Um die gestiegene Nachfrage nach Fisch weiterhin zu befriedigen, die natürlichen Gewässer zu schonen und zugleich den Verlust an Arbeitsplätzen in der "traditionellen" Fischerei aufzufangen, sollen Fische in eigens dafür geschaffenen Aquakulturen gezüchtet werden. Und zwar in einer "nachhaltigen", ökologisch verträglichen Weise. Aquafarmen: Umweltzerstörung pur Der Ruf der "Aquafarmen" ist denkbar schlecht. Die meisten haben verheerende Folgen für die Umwelt: Um krankheitsanfällige Monokulturen in den Griff zu bekommen, werden in den Farmen Antibiotika, Fungizide, Algizide und Pestizide eingesetzt. Die Folge: Überdüngung, Antibiotika-, Herbizid- und Pestizidverseuchung der Zuchtbecken und der übrigen Gewässer. Die Besatzdichte pro Gehege steigt ständig. Lebten zum Beispiel vor einigen Jahren noch 10.000 Crevetten pro Hektar in einer Aquakultur, so sind es heute 300.000. Diese extensive Beschaffungsart hat dazu geführt, dass den Aquakulturen immer mehr küstennahe Mangrovenwälder zum Opfer fallen. Denn nach zwei, drei Jahren sind die Zuchtbecken so mit Nitraten vergiftet, dass neue Becken angelegt werden müssen. Und: Für jedes Kilogramm Fisch aus Aquakultur werden schätzungsweise zwei bis fünf Kilogramm Futterfisch benötigt. Die große Nachfrage nach Futter für Fleischfresser wie Lachs, Thunfisch und Garnelen gefährdet somit die natürlichen Fischbestände. Aquafarmen stehen bisher eher für eine weitere Ausbeutung der Natur als für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Dieser ausbeuterischen Praxis will Fischler mit seiner im September vorgelegten "Strategie für eine nachhaltige Entwicklung der Fischfarmen" einen Riegel vorschieben. Ziel der Strategie ist eine umweltschonende und artgerechte Zucht, die zugleich Arbeitsplätze schafft. Die nachhaltige Produktionsweise soll durch mehrere Maßnahmen erreicht werden: ` Fördermittel, Bildung, Transparenz Die europäischen Subventionsprogramme sollen ausgeweitet werden. Die Mitgliedsstaaten erhalten die Möglichkeit, zum nächsten Zwischenbericht über die europäischen Strukturprogramme 2003-2004 Strukturhilfen für Fischfarmen zu beantragen. Zusätzlich wird es Trainingsangebote für eine artgerechte Bewirtschaftung sowie ein EU-Label für ökoverträgliche Fischzucht geben. Außerdem wird erwogen, die Richtlinie über integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung auf die Fischindustrie auszuweiten. Ob Aquafarmen überhaupt eine nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung im offenen Meer zulassen, ist allerdings umstritten. Auf der Anhörung des Europäischen Parlaments zu Aquakulturen, reichten die Empfehlungen von einem grundsätzlichen Verbot der Aquafarmen bis zur Einführung von Umweltverträglichkeitsprüfungen, mit denen eine umweltgerechte Bewirtschaftung erreicht werden könnte. Vorbild mit Schönheitsfehlern Im Weltvergleich vorbildlich ist die Züchtung in Norwegen. 1987 führte die Regierung ein Programm zur "nachhaltigen Nutzung der marinen Ressourcen" (LENKA) ein, das in nur drei Jahren umgesetzt wurde. Die Zuchtbedingungen für norwegische Lachse gelten heute als ähnlich artgerecht wie jene für die Biolachse aus Irland und Schottland. Das wurde durch drei Faktoren erreicht: Die Besatzungsdichte der Gehege wurde reduziert, der Einsatz von Antibiotika beschränkt und die Gehege dem natürlichen Lebensraum der Fische angeglichen. Doch auch in Norwegen muss Industriefischmehl gefüttert werden, um dem Futterbedarf nachzukommen. Das hat zur Folge, dass "natürliche" Bestände abgefischt werden, um Fischmehl für die Farmen zu produzieren. Das norwegische Beispiel zeigt deutlich: Wenn lediglich die Produktionsbedingungen ökologisch orientiert sind, ist das noch kein Ausweg aus der Zerstörung des Ökosystems Ozean. Diese liegt in dem rasanten Wachstum der Industriefischerei begründet. Das ressourcensprengende Wachstum um den Faktor 300 in 50 Jahren ist auch durch "nachhaltige" Aquafarmen nicht auszugleichen. Deshalb gilt weiterhin: Weniger Fisch essen! z Autorin: Dorothee Dick, DNR 14 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Kontakt Kabeljau: "EU verantwortlich für Bestandszusammenbruch" Agrarstandards: Global, sozial und ökologisch WWF fordert Ende des jährlichen Kuhhandels um Höchstfangquoten Seit zwei Jahren warnen Wissenschaftler und Umweltorganisationen vor dem bevorstehenden Zusammenbruch des Kabeljaubestandes in der Nordsee - jetzt ist es tatsächlich passiert. Der Wissenschaftliche Rat zur Erforschung der Meere (ICES) hat am 24. Oktober der EU eine komplette Schließung der Kabeljaufischerei in der Nordsee angeraten. Auch eine Einstellung der Fischerei auf Wittling und Schellfisch wurde empfohlen, da in diesen Fischereien viel Kabeljau mitgefangen wird. Deutscher Bauernverband warnt vor Konzentration im Weltagrarmarkt Zum Welternährungstag am 16. Oktober stellte der Deutsche Bauernverband (DBV) seine Sicht auf die Rahmenbedingungen des globalen Agrarmarktes dar. Der Zusammenbruch des Bestandes ist das direkte Ergebnis von 20 Jahren politischen Fehlentscheidungen im Fischereimanagement. Selbst als der Kabeljaubestand kurz vor dem Zusammenbruch war, waren die EU-Fischereiminister nicht in der Lage, sich auf einen Wiederaufbauplan zu einigen. Der alle Jahre stattfindende Kuhhandel um die jährlichen Höchstfangmengen, die Unfähigkeit der Mitgliedsländer, konkrete Maßnahmen zu beschließen, um den überfischten Kabeljaubestand zu schützen, haben den Nordseekabeljau und die davon abhängigen Fischer an den Rand des Ruins getrieben. Dänische und Schottische Fischer stehen vor dem Aus. Dieser Zusammenbruch muss eine Warnung für die Mitgliedsländer sein, die eine effektive Reform der derzeitigen Fischereipolitik blockieren. Die unsinnige Praxis, jedes Jahr aufs neue Quoten zu verhandeln, muss ein Ende haben. Für die Umwelt und die Fischer ist eine langfristige und nachhaltige Planung unerlässlich. Die von der EU-Kommission vorgesehenen mehrjährigen Bewirtschaftungspläne sind der richtige Weg aus der Europäischen Fischereimisere. z Als Schlüsselfaktoren für eine produktive Landwirtschaft gelten dem DBV weltweit vor allem das Recht der Bauern auf Eigentum, funktionierende Märkte für Boden und Kapital, ein Schutz- und Regelungsrahmen für die nationalen und internationalen Agrarmärkte, die Förderung von Bildung und Infrastruktur im ländlichen Raum und die Verbesserung der sozialen Sicherungssysteme. Daneben sieht der DBV im Aufbau von "unabhängigen Bauernverbänden und genossenschaftlichen Selbsthilfeeinrichtungen in einer demokratischen Gesellschaft" wichtige Voraussetzungen für eine produktive und sozial gerechte Landwirtschaft. Bauern wollen globale Tier- und Umweltschutz-Standards Vor dem Hintergrund anhaltender Konzentrationsprozesse im internationalen Agrarhandel und der Erfahrungen mit der zunehmenden Dominanz von Großkonzernen werde sich sich die auch hier fortschreitende Globalisierung hauptsächlich in weiterem Preisdruck für landwirtschaftliche Produkte niederschlagen, teilte der DBV mit. Sollte in der laufenden WTOHandelsrunde keine Absicherung auch nicht-handelsbezogener Standards wie Tier- und Umweltschutz erreicht werden, werde die Liberalisierung weltweit zu Lasten der Bauern ausgetragen werden. Der Preisdruck werde dann vor allem in den Entwicklungsländern zu einem Raubbau an den Ressourcen Boden und Wasser führen. (du) z T • Agrarreform in Russland Alternative Informationen: Foundation for Agrarian Development Research, Building 1, Moscow State University Science Park, Vorobyovy Gory, Moscow 119899, Russia Internet: www.fadr.msu.ru/fadr_e/index_e.html • Endlich Ökofisch auf dem Tisch? Strategie im Internet: www.europa.eu.int/comm/fisheries/ reform/proposals_aquaculture_en.htm Anhörung des EU-Parlaments im Internet: www.europarl.eu.int/ commitees/pech_home.htm • Kabeljau: EU verantwortlich für Bestandszusammenbruch WWF Deutschland, Fischereireferentin Heike Vesper Tel. 0421 / 65846-23, Fax -12 Internet: www.wwf.de/presse/ pressearchiv/artikel/00625/index.html • Agrarstandards: Global, sozial und ökologisch Deutscher Bauernverband, Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn Tel. 0228 / 8198-238, Fax -231 eMail: presse@bauernverband.de Internet: www.bauernverband.de Gastautorin: Heike Vesper, WWF weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 15 Energie, Klima T Klimaschutz durch Technik? Neue Technologien sollen CO2 sparen, Nebenwirkungen sind aber unbekannt Mit der Entwicklung neuer Technologien versuchen seit einiger Zeit Wissenschaftler das Problem der Treibhausgase in den Griff zu bekommen. Seitdem fest steht, dass bis zum Jahr 2008 ein weltweiter Handel mit schädlichen Emissionen entstehen soll, wird die Klimatechnologie zum lohnenden Geschäft. Unternehmen stehen dann vor der Wahl, Treibhausgase entweder zu reduzieren oder Emissionsrechte zu kaufen. Verfahren, so die Hoffnung, die die dauerhafte Einlagerung von Kohlendioxid versprechen, könnten eine dringend gesuchte Ausweichlösung bringen. CO2-Einlagerung Unter den zahlreichen Ansätzen zur Einlagerung von CO2 sind hauptsächlich vier Gegenstand verstärkter Forschung: Da ist zunächst der Versuch, das Kohlendioxid in unterirdischen Hohlräumen einzusperren. Die norwegische Ölgesellschaft Norsk Hydro verwendet dieses Verfahren bereits an. Der Ölkonzern TotalFinaElf will für die Weiterentwicklung in Kürze mehrere Millionen Euro bereitstellen. Die Einlagerung von CO2 dient hier jedoch nicht dem Klimaschutz, sondern soll durch einen möglichst hohen Druck im Bohrloch die Ausbeute fossiler Energien maximieren. Einbindung in der Tiefsee Die zweite Möglichkeit, Kohlendioxid aus der Welt zu schaffen, wird in der Einbindung von CO2 in der Tiefsee gesehen. Dabei soll das Gas vom Entstehungsort über Pipelines in bis zu 3000 Meter Tiefe gepumpt werden, wo es sich unter hohen Wasserdruck verflüssigen soll. Allerdings gibt es keine Sicherheit, dass das Flüssiggas am Meeresboden stabil und am Ort bleibt. Forscher des Wuppertal Instituts zeigen sich besorgt darüber, welche anderen Reaktionen noch ausgelöst werden könnten. Derzeit befassen sich die Universität Berkeley und das Lawrence Livermore National Laboratory im Auftrag des US-Energieministeriums damit, dies zu erkunden. Düngung der Meere Der dritte Forschungsansatz beschäftigt sich mit der Absorption von Kohlendioxid durch Pflanzen. Angestrebt wird eine Steigerung der Gesamtkapazität durch großflächige Aufforstung, ein Ansatz, der auf dem Marrakesch-Gipfel breite Zustimmung fand. ` 16 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Die Idee verspricht sowohl lukrativ als auch imagefördernd zu sein. Toyota arbeitet an genetisch veränderten Baumsorten, die ein Höchstmaß an CO2 absorbieren. Das japanische Research Institute of Innovative Technology for the Earth (RITE) arbeitet an genetisch veränderten Pflanzen für den Einsatz in der Wüste, die sowohl gegen Wassermangel als auch extreme Klimaverhältnisse resistent sind. Besonders umstritten ist die Technik der sogenannten Eisenfertilisation. In manchen Meeresregionen setzt der geringe Ammoniak- und Eisengehalt dem Algenwachstum enge Grenzen. So kam man auf die Idee das Oberflächenwasser mit Eisen anzureichern, wodurch sich die Algen in der Tat vermehren. Diese Technik findet besonders in der Fischproduktion Beachtung; so plant die Universität Sydney, die chilenischen Küstengewässer mit Ammoniak zu fertilisieren, um die Kohlendioxidabsorption und die Fischproduktion zu steigern. Die amerikanische Firma Greensea Venture plant in Kürze einen Großversuch auf 10 000 Quadratkilometern. Nach Ansicht des Unternehmens würde es genügen, 150 000 Quadratkilometer Meeresfläche regelmäßig mit 250 000 Tonnen Eisen anzureichern, um die gesamte Kohlenstoffmenge zu binden, die die USA durch die Verbrennung fossiler Energieträger erzeugen. Im Rahmen des Marktes für Emissionsrechte will das Unernehmen der Industrie einen Abnahmepreis von zwei Dollar je Tonne CO2 anbieten, weit weniger als den geschätzten Marktpreis von acht Dollar je Tonne. Bisher liegen jedoch keine Beweise dafür vor, dass die Einlagerung von Kohlendioxid im Plankton stabil ist. Zudem seien die Folgen absolut nicht absehbar geschweige denn kontrollierbar, warnt Greenpeace. Auch kleine Experimente könnten im Endeffekt großen Schaden anrichten und müssten genaustens kontrolliert werden. Das größte Hindernis diese Versuche zu kontrollieren stellt die 200-Meilen-Grenze dar. Kein Staat besitzt die rechtliche Handhabe solche Experimente zu verbieten. Sonnenfilter in der Atmosphäre Die vierte Technologie zielt auf die Verringerung der Sonneneinstrahlung, durch das Versprühen von feinsten Fest- oder Flüssigpartikeln - Aerosole genannt, die die Erde vor ungewünschten Strahlen abschirmt. Dabei sollen normale Linienflugzeuge zum Einsatz kommen. (tl) Klimaschutz durch Verursacherprinzip Verursacher sollen gemäß ihrem Treibhausgas-Ausstoß in Fonds zahlen Die Entwicklungsorganisation Germanwatch fordert einen europäischen KlimaSchadens-Fonds, der nach dem Verursacherprinzip gespeist wird. Damit sollen "diejenigen in die Pflicht genommen und zur Kasse gebeten werden, die den globalen Klimawandel zu verantworten haben". Germanwatch nennt als Beispiel Unternehmen, die "Jahrzehnte lang Rekordgewinne mit fossilen Energieträgern eingefahren haben". Die Initiative plädiert auch dafür, dass die von Wetterkatastrophen besonders betroffenen Staaten sich an diejenigen Regierungen wenden sollen, die "trotz extrem hoher pro-Kopf-Emissionen nicht einmal das Kioto-Protokoll ratifiziert haben", vor allem die USA und Australien. Auch auf globaler und nationaler Ebene fordert Germanwatch, dass die Staaten und Einzelverursacher je nach ihrem Treibhausgas-Ausstoß in einen Klimaschadensfonds einzahlen. "Es kann nicht sein, dass der gegenüber dem Klimawandel besonders verletzliche Süden die Konsequenzen vorrangig ausbadet, obwohl er am wenigsten dazu beigetragen hat", so die Begründung. "BASF blockiert Emissionshandel in Europa" Der deutsche Chemiekonzern BASF ist von Germanwatch zum "Klimasünder des Monats September" ernannt worden. Seit August dieses Jahres werden mit dem Titel Unternehmen, Länder oder Einzelpersonen ausgezeichnet, die den Klimaschutz in Europa maßgeblich blockieren. Die BASF habe den Widerstand der deutschen Industrie gegen den europaweiten Emissionshandel "fast im Alleingang organisiert", begründete Christoph Bals, Leiter der Klimaschutz-Abteilung bei Germanwatch, die Wahl. Ohne ein europaweites Emissionshandelsregime werde es Europa schwer haben, die im Kioto-Protokoll vereinbarten Klimaschutzziele umzusetzen. Wenn statt des Emissionshandels die jetzige Selbstverpflichtung der Branche zum Klimaschutz in Kraft bleibe, würden dadurch weiterhin "Trittbrettfahrer belohnt und nicht die Vorreiter im Klimaschutz". (tl) z Kontakt Strom- und GasmarktLiberalisierung uneinheitlich Bericht der EU-Kommission sieht Kleinabnehmer benachteiligt Die Fortschritte bei der Öffnung der europäischen Energiemärkte scheinen bisher eher ungleichmäßig zu sein. Kleine Unternehmen und Privathaushalte blieben in den meisten Ländern von den Vorteilen einer freien Wahl des Elektrizitäts- und Gasversorgers ausgeschlossen. Zu dieser Bilanz kommt der zweite "BenchmarkingBericht" über die Öffnung des europäischen Gas- and Elektrizitätsmarktes, den die Europäische Kommission Anfang Oktober veröffentlichte. Trotz stetiger Fortschritte in Richtung auf eine weitere Öffnung der europäischen Energiemärkte seien neue Maßnahmen zur Marktöffnung notwendig. Schlechte Netzzugangschancen in Deutschland bemängelt In ihrem Bericht listet die Kommission daher zahlreiche Mängel bei der Öffnung der Strom- und Gasmärkte in den einzelnen Mitgliedsstaaten auf. Die uneinheitliche Situation hinsichtlich des Grades der Marktöffnung führe in den einzelnen Mitgliedstaaten zu Wettbewerbsverzerrungen. Im Falle Deutschlands kritisiert die Kommission, dass die Entgelte und Bedingungen für den Zugang Dritter zu den Netzen in manchen Fällen nicht akzeptabel seien. Die Entflechtung auf den Märkten lasse noch zu wünschen übrig, zudem hätten die unabhängigen Regulierungsbehörden keine ausreichenden Befugnisse, um einen fairen Zugang zu den Netzen zu gewährleisten. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt Vor allem Großunternehmen profitieren Die teilweise Öffnung des Marktes für Großverbraucher aufgrund der bestehenden Richtlinien zeige vor allem im Elektrizitätssektor Wirkung. Die meisten zugelassenen Unternehmen hätten den Markt getestet, entweder durch Wechsel des Versorgers oder durch Ausschreibungsverfahren. Schleppend seien die Fortschritte jedoch bisher in Belgien, Griechenland und Portugal gewesen, wo weniger als zehn Prozent der Unternehmen den Versorger gewechselt und weniger als die Hälfte auch nur die Möglichkeit geprüft hätten. Im Gassektor waren die Aktivitäten der Kunden insgesamt schwächer. Vor allem in Deutschland bestünden Probleme, während von der Anwendung eines neuen Gasgesetzes in Österreich im kommenden Jahr eine Verbesserung der Situation erwartet wird. T • Klimaschutz durch Verursacherprinzip Germanwatch, Ziegelstr. 30, 10117 Berlin Tel. 030 / 288 8356-0, Fax -1 eMail: germanwatch@germanwatch.org Internet: www.germanwatch.org • Strom- und GasmarktLiberalisierung uneinheitlich Benchmarking-Bericht der EUKommission im Internet: http://europa.eu.int/comm/energy/en/ gas_single_market/index_en.html http://europa.eu.int/comm/energy/en/ elec_single_market/index_en.html Wettbewerb senkt Preise Insgesamt ließe sich in den Mitgliedstaaten mit dem höchsten Maß an Wettbewerb der größte preisliche Nutzen für den Kunden feststellen. In Österreich seien die Elektrizitätsrechnungen im letzten Jahr stark gesunken, seit der Markt zu 100 Prozent für den Wettbewerb geöffnet worden sei. Das Gleiche gelte für den Gassektor, wobei in Großbritannien, das über den einzig voll funktionierenden offenen Gasmarkt verfügt, der Schutz vor schwankenden Großhandelsgaspreisen am stärksten sei. (tl) z DNR EU-Rundschreiben 10.02 17 Energie, Klima T Beihilfen für deutschen Steinkohlenbergbau EU-Kommission genehmigt erneut Milliardenhilfe Die EU-Kommission hat am 2. Oktober auf Vorschlag von Energiekommissarin Loyola de Palacio die von Deutschland für den Zeitraum vom 24. Juli bis zum 31. Dezember 2002 angemeldeten Finanzmaßnahmen genehmigt. Der deutsche Steinkohlenbergbau erhält damit für diesen Zeitraum staatliche Beihilfen in Höhe von fast 1,5 Milliarden Euro. Zu den angemeldeten Beihilfezahlungen gehören eine Betriebsbeihilfe in Höhe von 702 Millionen Euro, eine Beihilfe zur Rücknahme der Fördertätigkeit von 292 Millionen Euro, eine Beihilfe zur Erhaltung der Untertagebelegschaft ("Bergmannsprämie") in Höhe von 12 Millionen Euro und eine Beihilfe zur Deckung außergewöhnlicher Belastungen von 478 Millionen Euro. Die Kommission hatte bereits genau ein Jahr zuvor deutsche Beihilfen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 23. Juli 2002 genehmigt. So belaufen sich die im Jahre 2002 für den deutschen Steinkohlenbergbau gewährten Beihilfen auf insgesamt mehr als 3,5 Milliarden Euro. Bei der Genehmigung der Beihilfen habe sie, so die EU-Kommission, insbesondere der Notwendigkeit Rechnung getragen, die sozialen und regionalen Folgen der Umstrukturierung und der Rücknahme der Fördertätigkeit zu mildern. Während der Kohlekompromiss von 1997 eine Kohleförderung in Deutschland von 37 Millionen Tonnen im Jahre 2002 vorsah, hätten die Maßnahmen zur Rücknahme der Fördertätigkeit der letzten Jahre zur Folge, dass die Produktion im Jahre 2002 auf weniger als 29 Millionen Tonnen zurückgehe. (tl) z 18 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Grüne gegen grauen Strom Kampagne zur Kennzeichnung von Elektrizität Die Grünen im Europaparlament wollen für jede in der Europäischen Union verkaufte Kilowattstunde Strom einen verbindlichen Herkunftsnachweis. Die Käufer von Elektrizität hätten das Recht, über Herkunft und Umweltauswirkungen von Strom informiert zu werden. Die Kosten für die Einführung einer solchen Kennzeichnung seien sehr gering, so die Grünen. Weltweit seien bereits zahlreiche Staaten Labels für Elektrizität vergeben, allen voran in den USA. Österreich sei zwar bisher das einzige Land in der EU, das eine Kennzeichnung eingeführt habe, jedoch hätten auch die Niederlande und Belgien fortgeschrittene Pläne für eine baldige Einführung. Besonders wichtig sei es, das System europaweit zu harmonisieren, um einen Erfolg sicherzustellen. Europaweit harmonisieren Die Grünen stellen klare Anforderungen an die Direktive über den Zugang Erneuerbarer Energien zu den Stromnetzen. Nötig sei ein übersichtliches System, das ein Mindestmaß an Informationen für die Konsumenten biete. Es seien Transparenz-Prinzipien einzuführen, die ein Maximum an Informationen böten und einen strengen Zeitablauf für die Umsetzung festlegten. Der Richtlinienvorschlag sieht bisher nur eine Kennzeichnung für Strom aus erneuerbaren Energiequellen vor. Nach Ansicht der Grünen sind aber nur wenige Änderungen erforderlich, um die Kennzeichnung auf alle Energiequellen auszuweiten. (tl) z Test-Zertifikatehandel für Erneuerbare Energien Unternehmen wollen Harmonisierung, deutsche Verbände verteidigen EEG Ein unabhängiges System zur Zertifizierung von Erneuerbaren Energien (renewable energy certification system, RECS) hat seine Testphase beendet. Es war von Unternehmen initiiert und aus dem fünften EU-Forschungsstrukturprogramm finanziert worden. Während der anderthalbjährigen Laufzeit wurden im Rahmen des Zertifizierungssystems insgesamt 1.500 Gigawattstunden international gehandelt. RECS soll nun den Weg für einen europäischen Markt für Erneuerbare Energien öffnen. Nach Ansicht der Initiatoren hat das System seine Kosteneffizienz, Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit hinreichend unter Beweis gestellt. Wenn es schon nötig sei, grünen Strom zu zertifizieren, solle man die Zertifizierung auch EU-weit harmonisieren und so den Weg zu einen internationalen Markt für den Handel mit Emissionsrechten frei machen. Gemeinsamer Markt für grüne Zertifikate Einen EU-weiten gemeinsamen Markt für grüne Zertifikate sieht die Richtlinie zum Netzzugang von Erneuerbaren Energien nicht ausdrücklich vor. Im Zuge des kommenden CO2-Emissionshandels auf europäischen und vor allem auf internationalem Niveau wird es jedoch nach Ansicht der RECS-Verfechter immer schwieriger, nationale Systeme zur Förderung von Erneuerbaren Energien aufrecht zu erhalten, insbesondere weil die beiden Märkte sich immer weiter vernetzten. Insbesondere die deutschen Verbände zur Förderung von Erneuerbaren Energien hatten sich gegen ein einheitliches europäisches System gewehrt, da die deutsche Einspeiseregelung zur Zeit wesentlich günstigere Voraussetzungen biete als ein "Zertifikatehandel auf Basis des kleinsten gemeinsamen Nenners in der Europäischen Union". (tl) Kontakt EU-Bank wegen Finanzierung von AKW-Neubauten kritisiert Solarstrom mit spektakulären Wachstumsraten Finanzierung von Kernkraftprojekten soll zurückgezogen werden Die Nichtregierungsorganisation CEE Bankwatch Network hat Mitte Oktober eine Aktion gegen die geplante Finanzierung zweier Atomprojekte in der Ukraine durch die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) durchgeführt. Umweltaktivisten forderten die EBRD in Kiew auf, ihr Finanzierungsangebot für den Bau zweier umstrittener AKW-Blöcke zurückzuziehen. Das Wachstum im Photovoltaik-Sektor übertrifft nach Aussagen des EurObserv’ER-Dienstes selbst optimistische Erwartungen. Die in der EU installierte Solarstrom-Kapazität stieg von 188 MWp im Jahr 2000 auf 282 MWp Ende 2001. Dabei konnte Deutschland mit einem Wachstum von 114 auf 189 seine Spitzenposition ausbauen. Weit abgeschlagen folgen Italien und die Niederlande mit 24 bzw. 21 im Jahr 2001. Schlusslichter sind Dänemark, Portugal, Griechenland und Belgien mit jeweils weniger als 2 MWp. Unter Berücksichtigung heutiger und künftiger Programme rechnet EurObserv’ER mit einer installierten Kapazität von 1.800 MWp für 2010 und einem durchschnittlichen Jahreswachstum von 20% ab 2003. (tl) Bei den kritisierten Projekten handelt es sich um die Komplettierung der Reaktoreinheiten Chmelnitski-2 und Rivne-4 ("K2/R4"). Sie seien aus ökonomischen, ökologischen und sicherheitstechnischen Gründen nicht verantwortbar. Eigentlich sollte über die Finanzierung schon im November 2001 entschieden worden sein, die Verhandlungen waren aber aufgrund von Unstimmigkeiten mit der ukrainischen Regierung eingestellt worden. T • Beihilfen für deutschen Steinkohlenbergbau EU-Kommission Internet: http://europa.eu.int/rapid/ start/cgi/guesten.ksh?p_action.gettxt =gt&doc=IP/02/1417|0|RAPID • Grüne gegen grauen Strom Die Grünen, Europabüro, Friedrichstr. 95, 10117 Berlin Tel. 030 / 209613-43, Fax -50 eMail: hruehle@europarl.eu.int Internet: www.eurogruene.de • EU-Bank wegen Finanzierung von AKWNeubauten kritisiert National Ecological Centre of Ukraine/ CEE Bankwatch Network, Juri Urbanski, Tel. (+380) 44 238 6260 eMail: urbik@bankwatch.org Alternativen sind vorhanden K2/R4 bleibt trotzdem auf der Förderliste der EBRD. CEE Bankwatch hat die Bank nun aufgefordert, ihr Finanzierungsangebot endgültig zu beenden. Juri Urbanski, Vorsitzender von CEE Bankwatch sandte einen offenen Brief an EBRD-Präsident Jean Lemierre. In dem Brief weisen 17 ukrainische Nichtregierungsorganisationen darauf hin, dass diese Investition "nicht zu verantworten ist". Lemierre wird aufgefordert, sich statt dessen für Investitionen in ökologisch und sozial sinnvollere Projekte einzusetzen - etwa im Starobeschevo-Kraftwerk, aber auch bei der Erneuerung des Stromnetzes, für mehr Energieeffizienz und bei erneuerbaren Energien. Diese seien bis jetzt in der Investitionsstrategie der EBRD vernachlässigt worden. (du) z weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 19 Gentechnik T Neue Freisetzungs-Richtlinie für Gentechnik-Organismen Kontroverse Debatte geht weiter, Neues aus England, Spanien, USA Die rechtliche und wirtschaftliche Entwicklung im Bereich Gentechnik und Landwirtschaft steht in Europa mehr oder weniger still, seitdem die Europäische Union 1998 ein Moratorium verhängt hat. Fünf Länder - Dänemark, Griechenland, Italien, Frankreich, Luxemburg - blockieren seither die Genehmigung neuer Genpflanzen. Österreich ist der Gruppe beigesprungen, auch Belgien und Deutschland zeigen sich reserviert. Mittlerweile steht die EU jedoch kurz davor, neue Richtlinien für die Freisetzung und die Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) zu erlassen. Dann könnte auch das Moratorium für die Zulassung neuer transgener Sorten fallen. USA übt über WTO Druck auf die europäische Politik aus Jetzt keime Hoffnung bei internationalen Konzernen wie Monsanto, kommentierte "Die Zeit" am 12. Oktober. Schon weil die USA in Brüssel enormen Druck entfalteten: Sie forderten, die Europäer müssten ihr Moratorium beenden, und drohten dazu mit der Welthandelsorganisation (WTO). Dem könne man keine gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse über mögliche Gesundheitsgefahren entgegenstellen, meint Verbraucherkommissar David Byrne in der "Zeit". "Wir können dieses Moratorium nicht ewig halten", wird Byrne zitiert. Es sei "Zeit, sich zu bewegen." Auch EUUmweltkommissarin Margot Wallström fürchtet laut "Zeit" mögliche Klagen der Industrie und sagte, das Moratorium sei "illegal und ungerechtfertigt". EU-Freisetzungsrichtlinie und künftige Sicherheitsbehörde Bereits im November soll in der EU eine neue Freisetzungsrichtlinie in Kraft treten. Seit einem Jahr werden Verordnungsvorschläge der Kommission verhandelt, die eine strenge Kennzeichnungspflicht vorsehen und die Rückverfolgbarkeit genmanipulierter Produkte garantieren sollen. Neue Genprodukte soll künftig eine europäische Lebensmittelbehörde absegnen. ` 20 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Umstrittene Grenzwerte für GVO-Material in normalem Saatgut Besonders heftig wird in Brüssel darüber gestritten, wie hoch der Gentechnikanteil in normalem Saatgut und in Nahrungsmitteln sein darf. Verunreinigungen sind in Europa, wo Landwirtschaft in sehr kleinen Einheiten betrieben wird und Öko- und Gensaaten eng aneinander rücken, ein besonders heikles Thema (DRB 05.02, S. 12; EUR 07.02, S. 43). Die EU-Kommission schlägt für die zufällige, nicht erwünschte GVO-Beimischung einen "Schwellenwert" von maximal 1 Prozent für Lebens- und Futtermittel vor. Das EUParlament will diesen Wert auf 0,5 Prozent senken. Bei Saatgut soll, je nach Pflanzenart, ein Grenzwert von 0,3 bis 0,7 Prozent gelten. Biobauern befürchten Glaubwürdigkeitsverluste Dagegen laufen vor allem Biobauern Sturm. Denn auch ein zulässiger GVOAnteil von einem halben Prozent hieße: Wirklich Gentechnik-freie Landwirtschaft gäbe es nicht mehr. Daher verlangen die Biolandwirte, die um ihre Existenz fürchten, einen Schwellenwert an der technischen Nachweisgrenze: 0,1 Prozent. Das Joint Research Center der EU hat dies für die Kommission durchgerechnet. Ergebnis: Beim Mais ist ein Wert von 0,1 rein technisch nicht möglich; beim Raps wäre er nur mit erheblich höherem Aufwand und bis zu 40 Prozent Mehrkosten zu erreichen. Genmais setzt sich in Spanien durch Viele Landwirte in Spanien blicken der Aufhebung des Moratoriums dagegen mit Hoffnung entgegen. "Unsere Gesellschafter wollen heute schon mehr Genmais anbauen, als wir ihnen Saatgut geben können. Wir wollen mehr verdienen, aber die neue Technik mit aller Vorsicht einsetzen", sagt José Victor Nogués Barraguer, Präsident der Agrarkooperative "Los Monegros" in Sariñera. Mit dem Verkauf ihrer Genmais-Ernte haben die Bauern nach eigenen Angaben bislang keine Probleme. Zwar weigert sich die spanische Stärke-Industrie, den Genmais zu verarbeiten, weil auch in Spanien die Verbraucher gentechnisch veränderten Lebensmitteln sehr skeptisch gegenüberstehen. Doch Futtermittelhersteller nähmen den Mais gerne an, da der Genmais deutlich weniger mit Pilzgiften belastet sei, sagte Ricardo Miguelañez vom spanischen Verband der Futtermittelhersteller. ` Branchenvertreter sehen "keine ökologischen Nachteile" bei Gen-Mais Auch aus ökologischer Sicht zeige der spanische Mais, entgegen der Befürchtungen von Umweltschutzverbänden, bislang keine Nachteile. Für die Sorge, der Maiszünsler könnte gegen das Bt-Gift resistent und damit zu einem noch gefährlicheren Schädling werden, habe sich im Feld bisher kein Nachweis gefunden. Graham Brookes von der britischen Gentechnik-Beratungsagentur Brookes West zitiert sogar Berichte von Bauern über "positive Umweltauswirkungen" von BtMais. Beim Einsatz herkömmlicher Spritzmittel würden nicht nur Maiszünsler, sondern auch viele Nützlinge vernichtet. Das führe dazu, dass der Mais stärker von Spinnmilben befallen werde, die die Bauern dann mit weiteren Giften bekämpfen müssten. Durch den Anbau des Bt-Maises könnten diese Belastungen für die Umwelt vermieden werden. GVO-Kontamination und Resistenz in den USA und Großbritannien Im Gegensatz zu diesen eher positiven Berichten ist nach einer Meldung der Agrar-Nachrichtenagentur Farmpress auf vielen Gentechnik-Feldern der Tannenwedel gegen das Unkrautvernichtungsmittel "Roundup Ready" resistent geworden. Er könne nur noch schwer bekämpft werden. (Über 60% aller Gentechnik-Pflanzen sind gegen das Herbizid Roundup resistent gemacht worden. Sie ertragen Roundup; die Wildkräuter gehen ein.) Dies bestätigt die Befürchtung vieler Experten, dass sich Gensequenzen gentechnisch veränderter Organismen in die "Wildnis" übertragen und so langfristig zu großen Schädigungen führen können. Die Londoner Times veröffentlichte die Ergebnisse einer neuen Testreihe, nach denen Honig Pollen von GentechnikPflanzen enthielt, die drei Kilometer vom Bienenstock entfernt waren. Die Ergebnisse dieser Studie könnten Auswirkungen auf bisherige Kalkulationen über das Risiko des Anbaus gentechnisch veränderter Pflanzen haben. (du) z Kontakt EU-Kommission: Biopatente bringen Wettbewerbsvorteile Gentechnik-Pflanzen durch die Hintertür Industriefreundliche Anwendung der Richtlinie gefordert In einem Bericht zur Umsetzung der EUBiopatentrichtlinie fordert die Europäische Kommission, dass alle Mitgliedstaaten die Richtlinie über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen aus dem Jahr 1998 "richtig anwenden" müssten. Hungerhilfe enthält genmanipulierte Körner, ihre Aussaat wäre fatal Obwohl der weltweite Anbau genmanipulierter Nutzpflanzen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen ist, hat die Gentechnik-Industrie nach wie vor Probleme, ihre Produkte zu verkaufen. Dies berichtet das Gen-ethische Netzwerk. Seien es in den letzten Jahren vor allem einige EU-Staaten gewesen, die mit einem De-facto-Moratorium für Gentech-Pflanzen den endgültigen Durchbruch der grünen Gentechnologie verhinderten, wehrten sich jetzt auch immer mehr Länder der Dritten Welt gegen die neuen Nutzpflanzen. Wirtschaftliche Interessen der EU im Vordergrund Anderenfalls würde Europa hinter die Konkurrenz zurückfallen und damit sein Ziel verpassen, zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu werden, so die Kommission. Hintergrund der "nicht richtigen Anwendung" der Richtlinie ist die Weigerung einiger Mitgliedstaaten wie zum Beispiel in Frankreich, die Richtlinie "eins zu eins" in nationales Recht umzusetzen. Diese Weigerungen gründen sich auf ethischen und juristischen Zweifeln (EUR 05.02, S. 18; EUR 06.02, S. 36). Einrichtung einer Expertenkommission In den Schlussfolgerungen des Kommissionsberichts werden zwei Bereiche genannt, die für eine umfassendere Analyse von besonderem Interesse sind: - Schutzumfang von Patenten auf aus dem menschlichen Körper stammende isolierte Gensequenzen oder Teilsequenzen. - Patentierbarkeit menschlicher Stammzellen und daraus hergestellter Zelllinien. Diese beiden Fragenkomplexe sollen ab November 2002 von einer Gruppe unabhängiger Sachverständiger aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und Naturwissenschaften untersucht und analysiert werden. Die Gruppe soll kontroverse Fragen im Zusammenhang mit biotechnologischen Patenten prüfen und die EU-Kommission bei der Erarbeitung künftiger Jahresberichte unterstützen. Die Schlussfolgerungen werden der Kommission zur Erstellung des Fortschrittsberichts 2003 vorgelegt. (du) z Vorläufiger Höhepunkt ist die Auseinandersetzung um die Hilfslieferungen des UN-Welternährungsprogrammes (WFP) zur Bekämpfung der Hungersnot im südlichen Afrika. Weil die zum größten Teil aus den USA kommende Nahrungsmittelhilfe nicht frei von gentechnisch verändertem Getreide ist, weigerten sich anfänglich mehrere der betroffenen Staaten die Lieferungen ins Land zu lassen. Die Regierungen von Mosambik und Simbabwe gaben erst auf massiven Druck der UN nach. Nur Sambia verweigerte Mitte Oktober noch die Annahme. Die Regierungen befürchten vor allem, dass eine Teil der Hilfslieferungen von den Bauern als Saatgut verwendet wird und damit eine gentechnische Kontaminierung der unbehandelten Pflanzen nicht mehr zu verhindern ist. Exporte in die EU würden damit künftig nicht mehr möglich sein, da dort genmanipulierte Pflanzen nahezu unverkäuflich sind. T • Neue Freisetzungs-Richtlinie für Gentechnik-Organismen Gen-Lex-News, Florianne Koechlin, Blauenstr. 15, CH-4142 Münchenstein eMail: fkoechlin@blauen-institut.ch Internet: www.blauen-institut.ch Die Zeit, 12.10.2002 • EU-Kommission: BiopatentRichtlinie durchsetzen EU-Biopatentrichtlinie: RL 98/44/EG, MEMO/00/39 Kommissionsbericht im Internet: www.europa.eu.int/comm/internal_ market/de/indprop/invent/index.htm • Gentechnik-Pflanzen durch die Hintertür Gen-ethisches Netzwerk e.V., Brunnenstr. 4, 10119 Berlin Tel. 030 / 685707 Fax -31183 eMail: liste@gen-ethischesnetzwerk.de Internet: www.gen-ethischesnetzwerk.de Dies ist nicht das erste Mal, dass in Hilfslieferungen unter der Hand GentechnikProdukte exportiert werden. So berichtet die Umweltorganisation Friends of the Earth, dass die amerikanische Hilfsorganisation USAID im vergangenen Jahr gentechnisch verunreinigte Soja und Mais nach Bolivien geliefert habe. Unter anderem sei in den Lebensmitteln der in den USA nur als Viehfutter zugelassene StarLink-Mais nachgewiesen worden. Die internationale Entwicklungsorganisation Oxfam forderte im Oktober ein Moratorium für gentechnisch veränderte Organismen und den Aufbau eines Monitoringsystems, um deren Verbreitung durch Lebensmittelhilfen zu stoppen. (tq) z weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR EU-Rundschreiben 10.02 21 Verkehr, Tourismus T Tourismuspolitik: Nachhaltigkeit nicht in Sicht? Ende November findet das das 5. Salzburger Tourismusforum statt Der Tourismus gehört zu den bedeutendsten Wirtschaftsbranchen - in Europa und weltweit. Jedes Jahr steigen die Umsätze, nimmt die Zahl der Reisenden zu. Allein von 1990 bis 2000 stieg die Zahl der Touristenankünfte von 458 auf 670 Millionen, und die Tourismuseinnahmen stiegen von 267 auf rund 460 Milliarden USDollar, wenn auch ungleich verteilt. Erst der 11. September 2001 führte zu einer Abschwächung des Trends, in manchen Regionen auch zu drastischen Rückgängen. Der Aufschwung der "weißen Industrie" hat dazu geführt, dass auch viele Entwicklungsländer darin einen Hoffnungsmarkt zur Sanierung ihrer maroden Nationalökonomien sehen und den Auf- bzw. Ausbau der Tourismusinfrastruktur forcieren. Auf einem Auge blind? Tourismus ist jedoch nicht nur ein Wirtschaftsfaktor. Seine Auswirkungen sind vielfältiger, sie betreffen ebenso gesellschaftliche, kulturelle und Umweltwirkungen. Zu Recht standen die schädigenden Auswirkungen übertriebener touristischer Entwicklungen oft im Vordergrund kritischer Debatten. Noch beschränken sich Deutschland und die EU bei ihrer Politik weitestgehend auf die wirtschaftliche Sichtweise des Tourismus - eine fatale Verkürzung. Erst dann wird man adäquat auf die gesamte Realität reagieren können, wenn die ganzheitliche Sichtweise der Nachhaltigkeit die Richtung der Tourismuspolitik vorgibt. Ferntourismus - wohin? "Der globale Tourismus erobert den Horizont" - so lautete der Titel des diesjährigen Salzburger Tourismusforums. Damit wird der Tatsache Rechnung getragen, dass Ferntourismus und die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern ein Knackpunkt bei der Entwicklung zur Nachhaltigkeit (oder gegen sie!) sind. Europa hat dabei eine doppelte Verantwortung: einmal als Geldgeber für (Tourismus-) Entwicklungsprojekte, und dann, weil die zahlreichen europäischen Gäste einen starken kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Einfluss ausüben. ` 22 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Wie die hochkarätig besetzte Tagung in Salzburg zeigen soll, gibt es erfreulicherweise gerade für den Tourismus in der Entwicklungszusammenarbeit vielfältige positive Entwicklungen. Dort bringt Nachhaltigkeit oder "Sustainability" bereits eine neue Dimension in die Diskussion ein: Der langfristige wirtschaftliche Nutzen für möglichst viele wird angestrebt, aber unter größtmöglicher Bedachtnahme auf die sozialen, kulturellen und ökologischen Voraussetzungen einer Region sowie deren zukünftige Entwicklung. Ob natur- und menschenschonender Tourismus, "pro-poor tourism" oder "community based tourism" - diese Formen passen sich den Gegebenheiten an, schaffen viele kleine zusätzliche Einkommen und die Menschen in den Dörfern bestimmen selbst die Geschwindigkeit der Entwicklung. Diese Prozesse behutsam zu begleiten, zu helfen, dass anderswo gemachte Fehler vermieden werden, und sicherzustellen, dass der Löwenanteil des Ertrages tatsächlich in den Dörfern bleibt, ist Aufgabe von Entwicklungsprojekten, auch im touristischen Bereich. z Autorin: Heike Aghte, DNR Flugzeugabgase beeinflussen das Klima Nachdem der Ausstoß von Flugzeugabgasen schon länger im Verdacht stand, das Wetter zu beeinflussen, wurden die Auswirkungen der Kondensstreifen auf die Temperatur jetzt erstmals genau vermessen. Als nach den Anschlägen vom 11. September 2002 für drei Tage jeder zivile Luftverkehr über den USA untersagt war, verglichen Wissenschaftler der Universität von Wisconsin-Whitewater die Messwerte von 4.000 Wetterstationen mit den Werten der gleichen Zeit in vergangenen Jahrzehnten. Das im Wissenschaftsmagazin Nature veröffentlichte Ergebnis lautet: Ohne die Flugzeugabgase war der Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht gut ein Grad höher. Die Forscher vermuten, dass die Kondensstreifen in der Atmosphäre am Tag Sonnenlicht reflektieren und außerdem Tageswärme speichern und nachts wieder abgeben. Nach ihrer Ansicht haben damit die Abgase in Regionen mit dichtem Flugverkehr Auswirkungen auf das Wetter in einer ähnlichen Größenordnung wie Treibhausgase. (tq) Goldman-Umweltpreis 2002 Polnische Ökotourismus-Aktivistin erhielt Ehrung für Europa Zu den acht Empfängern des GoldmanUmweltpreises, der jährlich in San Francisco verliehen wird, gehören in diesem Jahr drei indianische Stammesälteste Nordamerikas, die arktische Schutzgebiete gegen Ölbohrungen verteidigen, und eine Muslimin, die das kriegszerrüttete Somalia vor Rodungen der Holzkohleindustrie bewahrte. Aus Europa wurde die polnische Umweltschützerin Jadwiga Lopata geehrt, die den Ökotourismus für den Schutz und Erhalt von Polens traditionellen Familienbauernhöfen nutzt. Diese sind n Polen, wo es kaum geschützte offene Landflächen gibt, ein seltener Lebensraum mit reicher Artenvielfalt. Lopata baute ein Ökotourismus-Programm auf, um für die Vorteile von nachhaltiger Landwirtschaft für Umwelt, Wirtschaft und Gesundheit zu werben. Während sich Polen auf den EU-Beitritt vorbereitet, will sie erreichen, dass die polnische Regierung das EU-System für teure Zuschüsse zur Pflege großangelegter industrieller Viehzuchtbetriebe ablehnt. Der GoldmanUmweltpreis wird jährlich an je einen Basis-Umweltaktivisten aus jedem Kontinent sowie von Inselstaaten verliehen. Der mit 125.000 Dollar dotierte, von Erben des Jeansherstellers Levi Strauss gestiftete Preis wird auch "Umwelt-Nobelpreis” genannt. (mb) z Konvent T Kontakt Ökologie - "transzendentales" Verfassungsziel Vorschläge zum Thema "Umwelt und europäische Verfassung" 1. Ökologische Nachhaltigkeit Ohne Zweifel war es ein Schritt voran, dass der EG-Vertrag seit Amsterdam Umweltschutz und Nachhaltigkeit als Ziele verankert hat. Der Vertrag greift aber noch immer zu kurz, was die Wirkung der von Menschen induzierten ökologischen Veränderungen auf der Erde angeht. Nach dem jetzt geltenden Vertragsstand muss es immer eine Abwägung zwischen prinzipiell gleichwertigen Zielen geben. So dürfen umweltpolitisch gebotene Maßnahmen nicht "ein beständiges, nichtinflationäres Wachstum" oder "die Hebung des Lebenshaltung und der Lebensqualität" gefährden - im Regelfall unterlässt daher die europäische Politik diese Maßnahmen bzw. unterbindet ökologisch negative Vorhaben nicht. Sie verhält sich damit durchaus vertragskonform. Im günstigeren Fall erlaubt der jetzige Vertrag eine Abwägung, bei der im Konfliktfall bei gleichwertig formulierten Vertragsziele alle zurückstecken müssen. Demokratiepolitisch ist das zwar eine goldene Regel, jedoch nicht, soweit es um die Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Gesellschafen geht. Die anhaltende und weltweit steigende Übernutzung der Umweltressourcen stellt die Überlebensfähigkeit der jetzt existierenden Gesellschaften, mithin auch die EU als transnationale Gemeinschaft binnen weniger Jahrzehnte schlicht in Frage. Als neben den USA größter Wirtschaftsraum der Erde trägt die EU besonders zur Verschärfung dieses Problems bei. In eine EU-Verfassung am Eingang des 21. Jahrhunderts sollte daher als deutliche Vorgabe eingehen, dass ein "Zustand" der ökologischen Nachhaltigkeit innerhalb der nächsten Jahrzehnte erreicht werden muss, allein, um alle anderen Ziele der EU überhaupt erreichbar zu machen. Zumindest sollte das entschieden und deutlich gefordert werden. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt T Die Aufgabe einer Senkung des Umweltverbrauchs auf ein ökologisch nachhaltiges Maß sollte als quasi "transzendentales" Ziel in der EU-Verfassung verankert werden. "Transzendental" heißt nicht, dass diesem Ziel ein höherer Wert zugeschrieben, sondern in der Wechselwirkung der Ziele eine andere Position hat: Zielerfüllung in "der Ökologie" ermöglicht erst das Erreichen der wichtigen gesellschaftlichen Ziele, die der Vertrag formuliert. Es muss in der Verfassung klargestellt werden, dass die ökologische Nachhaltigkeit in der Abwägung von Zielkonflikten nicht weggewogen werden kann. Nicht weil sie als Ziel wichtiger, wohl aber Bedingung für Zukunftsfähigkeit und damit das Erreichen der gesellschaftlichen Ziele ist. • Tourismuspolitik: Nachhaltigkeit nicht in Sicht 2. Energie Aus rechtssystematischen Gründen ist es nicht geboten, die Verpflichtung zu einer europäischen Energiesteuer, die die EU erhebt, in einer Verfassung zu verankern. In die Verfassung gehört, dass die Einführung von Steuern nicht dem Einstimmigkeitsprinzip folgen sollte, und ggf., dass es auch Steuern auf EU-Ebene gibt/geben kann. Stattdessen sollten wir für die Verfassung bzw. den Vertrag fordern: • Ökologie "transzendentales" Verfassungsziel 5. Salzburger Tourismusforum, 28./29. November 2002, Institut für Interdisziplinäre Tourismusforschung, Reinhard Starka, Universität Salzburg, Rudolfskai 42, A-5020 Salzburg Tel. 0043 662 8044-4162, -4172 eMail: reinhard.starka@sbg.ac.at Internet: www.sbg.ac.at/init • Goldman-Umweltpreise 2002 Goldman Prize, 1 Lombard Street, Suite 303, San Francisco, CA 94111, USA Tel. 001 415 788-9090, Fax -7890 eMail: info@goldmanprize.org Internet: www.goldmanprize.org Hartwig Berger, Weimarer Str. 31, 10625 Berlin Tel. 030 / 31800406 eMail: hartwig.berger@t-online.de - Die Verbindlichkeit von Klimaschutz, wodurch die in der EU vereinbarten Klimaschutzziele eine höhere Verbindlichkeit erhalten. - Die Beendigung der Nutzung von Atomenergie aufgrund der mit ihr verbundenen extremen Risiken und der Unlösbarbeit der Entsorgungsfrage. Die Durchsetzung dieses Ziels ist zwar nicht sehr realistisch, aber wer sonst sollte es zum Thema machen? - Die volle Umstellung auf Solarenergie (im weiten Sinn auch von Wind, Wasser, Biomasse) - vom fossilen und nuklearen zum solaren Europa. z Gastautor: Hartwig Berger DNR EU-Rundschreiben 10.02 23 Konvent T Wirtschaftsunion braucht auch gemeinsame soziale Standards Doch kaum ein Regierungsvertreter will im Konvent darüber diskutieren Die Einrichtung einer Arbeitsgruppe "Soziales Europa" soll am 7. und 8. November in Brüssel diskutiert werde. Eine solche Arbeitsgruppe wäre vom immenser Wichtigkeit auch für die Arbeit von Umweltverbänden. Der DNR setzt sich verstärkt für die Einrichtung dieser Arbeitsgruppe ein. Die Gastbeiträge auf diesen Seiten sollen dafür als Hintergrund dienen. (bs) Mehr als nur ein Binnenmarkt Im Konvent zur EU-Reform sitzen Berufspolitiker - und ein paar Berufspolitikerinnen. Eigentlich müsste es aber einen zusätzlichen Platz geben mit dem Namensschild "Eurobarometer". Denn der Bürgerwille in seiner von Meinungsforschern in Prozentzahlen gegossenen Form sitzt immer mit am Tisch. Eurobarometer hat gezeigt, dass die Bürger eine außenpolitisch starke Union wollen. Umfragen belegen, dass die Bürger eine Grundrechtecharta befürworten. Auch die Erwartung, die EU solle für mehr soziale Gerechtigkeit sorgen, lässt sich statistisch messen. In den Umfrageergebnissen von Eurobarometer und - viel objektiver - in der Arbeitslosenstatistik. "Arbeitslosenquote der Eurozone unverändert bei 8,3 Prozent", titelte Eurostat in seiner letzten Ausgabe. Um die "soziale Frage" kann sich der Konvent also nicht drücken. Das mächtige Präsidium hat zwar alle Taschenspielertricks aufgeboten, um diese Diskussion zu verhindern. Denn ein konsensfähiges Endprodukt kommt nur zu Stande, wenn die Vertreter der Regierungen mit von der Partie sind. Diese aber wollen in ihrer Mehrheit verhindern, dass der Konvent ein starkes Bekenntnis zum Sozialstaat abgibt, Vollbeschäftigung als Politikziel in die Verträge schreibt oder gar fordert, die Sozialstandards in den Mitgliedsstaaten auf höchstem Niveau anzugleichen. Die Blockade geht quer durch die Parteien. Die New-Labour-Chefs Schröder und Blair wollen sich genauso wenig in die Pflicht nehmen lassen wie der spanische Konservative Aznar oder die skandinavischen Regierungen. ` Mehrere Europaparlamentarier im Konvent haben vergangene Woche einen Vorstoß gestartet, die soziale Frage in einer Konventssitzung zu debattieren und eine Arbeitsgruppe dazu einzurichten. Auf der Unterstützerliste finden sich nur Vertreter von vier Regierungen: der belgischen, der französischen, der bulgarischen und der rumänischen. Der deutsche Regierungsvertreter Peter Glotz, dessen Name zunächst auch auf der Liste gestanden hatte, dementierte später, die Initiative zu unterstützen. Das sei "nicht die Position der Bundesregierung". Tatsächlich hat Deutschland schon zu Kohl-Zeiten französische Initiativen blockiert, auf EU-Ebene für mehr soziale Gerechtigkeit zu sorgen. Dahinter steckt die Furcht des Nettozahlerlandes, künftig auf dem Umweg übers Brüsseler Budget defizitäre Sozialversicherungen in ärmeren EU-Ländern mitzufinanzieren. Die Briten wiederum wollen sich - ähnlich wie Spanier und Italiener - nicht in ihre hausgemachte Sozialpolitik hineinreden lassen. Wenn - wie zum Beispiel die PDSEuropaabgeordnete Sylvia-Yvonne Kaufmann fordert - künftig die besten nationalen Beispiele zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und der Finanzierung sozialer Sicherung Modellcharakter für die anderen EU-Länder bekommen sollen, wäre das britische Gesundheitssystem ein Auslaufmodell. Auch die Arbeitsgruppe "Ordnungspolitik", die - vom sozialdemokratischen Europaabgeordneten Klaus Hänsch geleitet - das soziale Thema am Rande mit abhandeln sollte, steckt inzwischen an dieser Grundfrage fest. In ihrem Arbeitsschwerpunkt zielt diese Gruppe deutlich auf die Frage, wie die Wirtschaftskraft Europas weiter gestärkt, die finanzpolitischen Instrumente aufeinander abgestimmt, die Steuerpolitik harmonisiert werden kann. Eine Einheitswährung, so die Grunderkenntnis, braucht auch die zugehörige abgestimmte Politik. Eine starke Minderheit in der Gruppe teilt aber nicht die Überzeugung, dass die EU nur ein boomender Binnenmarkt mit starkem Euro werden muss, damit wieder alle Arbeit finden. Sie wollen eine "wirtschaftspolitische Koordinierung", die Sozial- und Beschäftigungspolitik einbezieht. Möglicherweise setzt sich nach den Erfahrungen in Hänschs Arbeitsgruppe auch im Präsidium des Konvents die Erkenntnis durch, dass die soziale Frage sich nicht als Randnotiz abhandeln lässt. In der Sitzung Anfang November wird es wahrscheinlich eine Plenardebatte dazu geben. Sollte zusätzlich eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, könnte die HänschGruppe das Thema beiseite lassen. Artikel zwei des EU-Vertrags nennt in seiner heutigen Form "Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts und eines hohen Beschäftigungsniveaus und nachhaltige Entwicklung" als Unionsziel. Der Weg dorthin führt - laut Vertrag über einen starken Binnenmarkt mit starker Einheitswährung. Eigentlich - so sollte man meinen - müsste die starke sozialistische Politikfamilie im Konvent sicherstellen, dass die soziale Frage nicht unter die Räder kommt. Ein Drittel der Konventsmitglieder gehört sozialistischen Parteien an, wie ein gestern vorgelegtes Grundsatzpapier stolz vermerkt. Der Inhalt allerdings gibt wenig Anlass zu Optimismus. Auf vier dürren Seiten werden die bekannten frommen Wünsche - Transparenz, Nachhaltigkeit, sozialer Zusammenhalt - in allgemeinster Form ein weiteres Mal zusammengefasst. Diesen marktwirtschaftlichen Blickwinkel halten die 45 Unterzeichner, die eine Arbeitsgruppe "Soziales Europa" wollen, für zu eng. "An die Stelle kurzfristiger Renditeorientierung muss die soziale und ökologische Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Entwicklung treten", schreibt Kaufmann in ihrem Konventspapier "Ein Verfassungsvertrag für ein soziales Europa". Und ihr grüner EP-Kollege Johannes Voggenhuber betont, dass Europa eine Wertegemeinschaft sei, nicht bloß ein florierender Binnenmarkt. ` Weitere Verbündete dürfen die 45 Befürworter einer Arbeitsgruppe "Soziales Europa" also nicht bei den Sozialisten suchen. Dafür sind viele Konservative mit von der Partie - vor allem die Unterstützung der neuen französischen Regierung hat erhebliches Gewicht. Und dann - das zählt vielleicht am meisten - sitzt ja noch das Konventsmitglied Eurostat in der Runde. Die nächste niederschmetternde Arbeitsmarktstatistik kommt Anfang November, gerade rechtzeitig zur Konventssitzung. z Gastautorin: Daniela Weingärtner, taz 24 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Kontakt "Sie wollen wissen, wozu man die EU braucht" Die Probleme der Zusammenarbeit von Zivilgesellschaft und Konvent Interview mit Simon Wilson vom NGODachverband "Social Platform" Konventspräsident Giscard dEstaing hat das Ende der "Phase des Zuhörens" verkündet. Hat der Konvent denn der Zivilgesellschaft zugehört? Es lief langsam an, bis wir die richtigen Kontakte hatten und Gelegenheit zu Treffen bekamen. Aber bei dem Hearing im Europaparlament im Juni kam ein Dialog mit Konventsmitgliedern zu Stande. Das heißt aber noch lange nicht, dass unsere Anliegen auch wirklich im Konvent aufgegriffen werden. Die Laekener Erklärung, die die Staatsund Regierungschefs im Dezember 2001 verabschiedeten, hat einen gewaltigen Dialog initiiert - tausende von Organisationen diskutieren jetzt im Internet über die Zukunft Europas. Ist das ein vielversprechendes Konzept? Die Erklärung war von dem Ehrgeiz getragen, Europa seinen Bürgern wieder näher zu bringen. Die Realität ist aber enttäuschend - zum Beispiel das Bürgerforum, das fast nur im Internet stattfindet. Viele unserer Mitgliedsorganisationen in den Ländern wissen bis heute nicht, worum es bei dieser Debatte geht. Das verlangt Aufklärungsarbeit von uns - aber es kann auch dem Konvent nicht gleichgültig sein. Aber wenn Sie bedenken, wie viele Organisationen sich an dieser Diskussion beteiligen - wie könnte sie anders geführt werden als im Internet? Die Website ist sehr wichtig - für diejenigen, die schon ungefähr wissen, worüber diskutiert wird. Wir müssen aber den engen Expertenrahmen von Brüssel verlassen und in den nächsten Monaten mit nationalen Organisationen, mit Gewerkschaften und interessierten Bürgern ins Gespräch kommen. ` weiterlesen Textende siehe Kontakt Ist in Ihren Augen das wichtigste Ziel des Konvents, dass dieses Gespräch zwischen Brüssel und den EU-Bürgern in Gang kommt, oder dass ein reformierter, lesbarer Verfassungsvertrag erarbeitet wird? Die Regierungschefs haben in Laeken viele Fragen zur Architektur des Hauses Europa gestellt, zur künftigen Arbeitsweise der Institutionen. Aber wir müssen realistisch sein: Die Leute interessiert viel mehr, welche Vorteile die EU ihnen bringt als wie sie konstruiert ist. Sie wollen nicht wissen, wie man das Haus neu aufbaut, sondern wofür es überhaupt gebraucht wird. Der neue Vertrag muss ein deutliches Bekenntnis zum sozialen Europa enthalten. Natürlich brauchen wir gleichzeitig auch durchschaubarere politische Prozesse - beides muss Hand in Hand gehen. T • Wirtschaftsunion braucht auch gemeinsame soziale Standards DNR, Britta Steffenhagen, DNR EUoordination, Prenzlauer allee 230, 10405 Berlin Tel. 030 / 443391-86, Fax -80 eMail: britta.steffenhagen@dnr.de Internet: www.dnr.de Artikel und Interview mit freundlicher Genehmigung aus: taz, 4.10.2002 • "Sie wollen wissen, wozu man die EU braucht" Platform of European Social NGOs, Avenue des Arts 43, B-1040 Bruxelles Tel. 0032 2 511-37 14, Fax -1909 E-mail: platform@socialplatform.org Internet: www.socialplatform.org Sie haben in einem offenen Brief an Giscard dEstaing gefordert, dass die "Kontaktgruppe Zivilgesellschaft" regelmäßig mit dem Konventspräsidium zusammentreffen kann. Wie hat der Präsident reagiert? Wir treffen regelmäßig mit Vizepräsident Dehaene zusammen, der im Präsidium den Dialog mit der Zivilgesellschaft koordiniert. Jetzt, wo die Phase des gegenseitigen Zuhörens beendet ist, beginnen wir mit der konkreten Arbeit. Letzte Woche haben wir mit dem deutschen Präsidiumsmitglied Klaus Hänsch gesprochen. Dabei ging es genau darum, wie im neuen Verfassungsvertrag die Balance zwischen wirtschaftlichen und sozialen Elementen hergestellt werden kann. z Interview: Daniela Weingärtner, taz DNR EU-Rundschreiben 10.02 25 Verschiedenes T Europäische Müllprobleme Studie: Biomüll europaweit trennen Bald müssen sich Deutsche nicht mehr von Südeuropäern als "typisch deutsch" belächeln lassen, wenn sie ihre Eierschalen fein säuberlich vom Milchkarton trennen. Nach einer Studie der EU-Kommission sollte die Trennung von kompostierbarem Abfall europaweit eingeführt werden. Die Studie wurde in Auftrag gegeben, um der Kommission Informationen für eine Biomüll-Richtlinie zu liefern, die sie bis Ende 2004 ausarbeiten will. Die Studie untersucht die ökonomischen Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Verwertungswege von kommunalem kompostierbaren Abfall. Auf der Grundlage des bestehenden und prognostizierten künftigen Umgangs mit Biomüll und unter Voraussetzung einer vollständigen Umsetzung der DeponieRichtlinie, kommt die Studie zu dem Schluss, dass die Kompostierung oder die anaerobe Zersetzung von Biomüll im Vergleich zur Deponierung oder Verbrennung aus umweltpolitischer Sicht vorzuziehen ist. Dabei sei die anaerobe Zersetzung zwar umweltfreundlicher, aber teurer, so dass die Kompostierung insgesamt die beste Beseitigungsoption darstelle. Dabei erfordert die Kompostierung wie auch anaerobe Zersetzung eine strikte Mülltrennung. Die Studie wägt die Kosten und Vorteile einer verpflichtenden Mülltrennung ab, wobei private Kosten als grundsätzlich negativ, externe Vorteile als grundsätzlich positiv angesehen werden. Sie kommt zu dem Schluss, dass eine Politik der Mülltrennung nur dann funktioniert, wenn die Kosten der Trennung, der Sammlung und der Kompostierung optimiert werden. Dabei wird davon ausgegangen, dass sich die Waagschale der Müllbeseitigungskosten in Zukunft noch zu Gunsten der Trennung verschieben wird, da die Kosten für die Deponierung und die Verbrennung steigen, während die externen Vorteile der Kompostierung wie zum Beispiel die Nutzung des Komposts als Düngemittel noch nicht voll ausgeschöpft seien. ` 26 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Die Studie weist darauf hin, dass eine obligatorische Mülltrennung kaum Auswirkung auf Länder wie Deutschland, die Niederlande und Dänemark hat, da dort schon eine vergleichbare Mülltrennung praktiziert wird. Eine solche Verpflichtung werde jedoch Kontroversen in anderen europäischen Hauptstädten auslösen und auf Widerstand der europäischen Abfallindustrie stoßen. Wallström kritisiert Vollzugsdefizite EU-Umweltkommissarin Margot Wallström hat sieben Mitgliedsstaaten für ihr mangelhaftes Deponiemanagement kritisiert. "Spitzenreiter" in dieser Gruppe sind Griechenland und Spanien, die in jeweils zehn Fällen von der EU-Kommission vor dem Europäischen Grichtshof (EuGH) verklagt wurden. Italien muss sich in acht Fällen, Irland in fünf, Deutschland, Frankreich und Großbritannien in jeweils einem Fall vor dem EuGH verantworten. Wallström drängte die Mitgliedstaaten zugleich, endlich die Richtlinie über Abfalldeponien von 1999 in nationales Recht umzusetzen. Entgegengehalten wurde ihr von den Mitgliedsstaaten die fehlende Ausführung der Details der Richtlinie, ohne die eine vollständige Umsetzung nicht möglich sei. Der Vorsitzende des Umweltausschusses des Europäischen Parlaments forderte die Mitgliedstaaten inzwischen auf, ehrlich Auskunft darüber zu geben, wie lange sie für die Umsetzung der Richtlinie bräuchten. Es sei besser die Richtlinie später umzusetzen, wenn dies zur Folge habe, dies vollständig und gut zu tun. Autorin: Dorothee Dick, DNR EU betreibt einseitige Liberalisierungspolitik Geheimpapiere über GATSHandelsabkommen veröffentlicht Geheime EU-Papiere zur Liberalisierung des Welthandels hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac im September ins Internet gestellt. Hintergrund sind die seit mehr als einem Jahr in der Welthandelsorganisation (WTO) laufenden Verhandlungen über das Dienstleistungs-Handelsabkommen GATS. Derzeit formulieren die Industriestaaten ihre Liberalisierungsforderungen („Drittlandsforderungen“) gegenüber den Ländern, bei denen sie Marktöffnungen durchsetzen möchten. Die EU hatte sie im März vorgelegt. Sie waren laut Attac jeweils mit dem Vermerk versehen, dass die Empfänger die Dokumente nicht veröffentlichen sollten. Während die EU darin insbesondere von Entwicklungsund Schwellenländern eine Öffnung der dortigen Märkte für Trinkwasser, Telekommunikation, Immobilien, Transport und andere Dienstleistungen fordere, solle der EU-Binnenmarkt geschützt werden. Mangelnde parlamentarische Kontrolle über EU-Außenhandelsausschuss Nach einer Konsultation über die GATSVerhandlungen Mitte Juni im zuständigen Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatten NGO-Vertreter berichtet, bei den Verhandlungsvorbereitungen durch das BMWi gebe es offenbar keine Kontrolle durch den Bundestag. Details seien nicht in Erfahrung zu bringen gewesen, da die im EU-Außenhandelsausschuss protokollierten deutschen Forderungen nicht veröffentlicht würden. Interessierte Dienstleistungsunternehmen hätten jedoch Einblick erhalten, und das BMWi habe die Ausschussvorlagen "zuvor mit ausgewählten Wirtschaftsverbänden abgestimmt". 1997 waren Geheimverhandlungen innerhalb der OECD über ein "Multilaterales Investitionsschutzabkommen" (MAI) am öffentlichen Druck gescheitert. Daran will Attac nun mit einer GATS-Kampagne anknüpfen. z Gastautor: Nikolaus Geiler, BBU Kontakt Mittelmeer: Mehr Smog, weniger Regen Erstes Europäisches Sozialforum Internationale Langzeitmessung zeigt großräumige Luftverschlechterung Erste Ergebnisse der Messkampagne MINOS hat ein internationales Forscherteam in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht. Wissenschaftler aus acht Ländern haben unter Federführung des Max-Planck-Instituts für Chemie im Sommer 2001 sechs Wochen lang die Atmosphäre im Mittelmeerraum untersucht und die chemische Zusammensetzung sowie die Energiebilanz in der wetterentscheidenden Troposphäre gemessen, um den weiträumigen Transport verschmutzter Luft und ihren Einfluss auf Luftqualität und Klima der Region aufzuklären. Der Befund lautet: Bemerkenswert hohe Verschmutzungen verursachen eine großräumige Verschlechterung der Luftqualität und eine Verminderung des Niederschlags in der Mittelmeerregion. (mb) z Etwa 20.000 Aktive der globalisierungskritischen Bewegung treffen sich vom 6. bis zum 10. November zu einem ersten "Europäischen Sozialforum" in Florenz (Italien). Unter dem Motto "Ein anderes Europa für eine andere Welt" sollen in mehreren großen Themengruppen die gravierendsten Globalisierungsfolgen in ihren verschiedenen Ausdrucksformen zur Diskussion stehen. Eine "Europäische Versammlung der sozialen Bewegungen" soll abschließend die Perspektiven der europäischen Globalisierungsbewegung und die konkreten Aktionen für das Jahr 2003 beraten. Um die Hauptthemen werden sechs internationale Konferenzen, 50 Seminare und mehrere hundert kleinerer Workshops stattfinden. Ausdrücklich einbezogen und unterstützt werden sollen Teilnehmer aus Osteuropa und der Mittelmeerregion. (mb) z Europaweite Ozonstudie Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat einen Bericht über die Belastung der Luft mit Ozon veröffentlicht. Der Bericht basiert auf den Daten, die im Rahmen von statistischen Erhebungen in 27 Ländern aufgenommen wurden, und stellt die Überschreitungen der Grenzwerte im Sommer 2002 dar. Jede Überschreitung führt nach EU-Recht dazu, dass Mitgliedsländer die Öffentlichkeit informieren müssen. Der Bericht ist auf der EEA-Internetseite abrufbar. (du) z weiterlesen Textende siehe Kontakt T • EU betreibt einseitige Liberalisierungspolitik Drittlandforderungen der EU im Internet: http://attac.org/ fra/orga/doc/ue4en.htm Attac Deutschland: s.u. Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), AK Wasser, Nikolaus Geiler, Rennerstr. 10, 79106 Freiburg eMail: nik@akwasser.de Internet: www.akwasser.de • Mittelmeer: Mehr Smog, mehr Ozon, weniger Regen Max-Planck-Institut für Chemie, PF 3060, 55020 Mainz Tel.: 06131 / 305-0, Fax -388 eMail: kotowski@mpch-mainz.mpg.de Internet: www.mpch-mainz.mpg.de www.mpg.de/pri02/pri02107.htm • Europaweite Ozonstudie Studie "Air pollution by ozone in Europe in summer 2002 - Draft" (Kurzfassung), Topic report No. 6, im Internet: http://reports.eea.eu.int/ topic_report_2002_6 • Erstes Europäisches Sozialforum Attac Deutschland, Sven Giegold, Artilleriestr. 6, 27283 Verden Tel. 04231 / 957-591, Fax -594 mobil: 0163-595759 eMail: info@attac-netzwerk.de Internet: www.attac-netzwerk.de DNR EU-Rundschreiben 10.02 27 Service T Veröffentlichungen Integrierte Produktpolitik "Integrierte Produktpolitik" (IPP) will die produktbezogenen Aktivitäten von Anbietern und Nachfragern ökologisch beeinflussen. Das gleichnamige Kompendium entwickelt hierzu ein vierstufiges Umsetzungs-Modell. Dieses wird anhand der Produktpolitik in fünf EU-Ländern (Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Schweden) illustriert und empirisch unterlegt. Ergänzend werden produktpolitische Überlegungen der EU behandelt. Ausgehend vom Modell werden dann Anforderungen an eine IPP-Konzeption erarbeitet, wobei insbesondere der Marktveränderung durch Umweltinnovationen eine besondere Bedeutung beigemessen wird. An Fallbeispielen wird das Zusammenwirken zwischen Staat und anderen Akteuren nachgezeichnet. Das Buch schließt mit Empfehlungen für IPPAktivitäten und -Pilotprojekte sowie über 50 ausführlich dargelegten Maßnahmen. Es zeigt die Machbarkeit einer staatlich konzeptionierten und moderierten, aber von einer Vielzahl von Akteuren getragenen integrierten Produktpolitik. Nach der an ihre Grenzen gelangten prozessbezogenen Umweltpolitik soll damit die zweite Stufe des ökologischen Umbaus der Marktwirtschaft bewältigt werden. (mb) Frieder Rubik: Integrierte Produktpolitik, metropolis Verlag, Marburg 2002, 426 S., 32, 80 Euro LKWs fahren zu günstig Eine 162-seitige aktuelle Studie über Transportpreise und -kosten der verschiedenen Güterverkehrsträger, die die Arbeiterkammer Wien in Auftrag gegeben hat, zeigt: LKW-Spediteure sparen Kosten durch illegale Praktiken zu Lasten der Fahrer und der Verkehrssicherheit. Die Preise wären bei Einhaltung der Gesetze um mindestens 50% höher. Eine Anrechnung der externen Kosten würde den Straßenverkehr um weitere 50% verteuern. Die externen Kosten, etwa durch Unfallfolgen und Umweltschäden, sind im Straßengüterverkehr durchschnittlich 10mal so hoch wie im Schienengüterverkehr. Die Personalkosten machen im EU-Schnitt 30-50%, in den östlichen Beitrittsländern rund 15% der Gesamtkosten aus. (ha) Studie von Max Herry im Internet: www.akwien.at/1399_9019.htm 28 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Informationsdienste der Europäischen Umweltagentur Die Europäische Umweltagentur (EEA) veröffentlicht auf ihrer Internetseite wissenschaftliche Berichte zu Umweltthemen in Europa, in denen sie Ergebnisse von internationalen Expertenworkshops, aber auch regelmäßig statistische Erkenntnisse über den Zustand der Umwelt in Europa publiziert. (Zu diesem Zweck wurde die Europäische Umweltagentur ursprünglich ins Leben gerufen.) Als Informationsquelle für Forschung und politische Arbeit sind diese Quellen gut geeignet. Die Berichte sind meist auf Englisch als PDF-Dateien abrufbar. Informationsdienst EIONET Für alle, die mit dem Thema EU/Umwelt auf fachlicher Ebene beschäftigt sind, ist der ebenfalls englischsprachige EIONETInformationsdienst sehr hilfreich. Hier finden sich zu den verschiedensten Umweltthemen nützliche Links (Verweise) zu Organisationen sowie Informationen über Tagungen und Konferenzen, fachliche Entwicklungen und Vakanzen in Europa. (bs) z EU-Ministerrats-Sitzungen November 4. 5. 7. 11. 14. 14./15. 18. 18./19. 19./20. 25./26. 28./29. 29. Kultur Wirtschaft/Finanzen Gesundheit Bildung/Jugend Entwicklung Binnenmarkt/Verbraucher/ Tourismus Fischerei Allgemeine Angelegenheiten Landwirtschaft Haushalt; Industrie/Energie Justiz/Inneres Forschung Dezember 3. Wirtschaft/Finanzen; Arbeit/Soziales 5./6. Verkehr/Telekommunikation 9./10. Allgemeine Angelegenheiten; Umwelt 16./17. Fischerei 18./19. Landwirtschaft 20. Justiz/Inneres * in Luxemburg (sonst, wenn nicht anders angegeben, in Brüssel) z Plenarwochen des Europäischen Parlaments 6./7.11. 18.-21.11.* 4./5.12. 16.-19.12. * in Straßburg (sonst in Brüssel) Regelmäßige TV-Sendungen zu EU-Themen Arte Info Europäische Nachrichtensendung täglich 19.45-20.15 Uhr, Arte Europamagazin Sa 16.35-17.00 Uhr, ARD Europäisches Forum Sa 19.00-19.45 Uhr, Arte Kontakt Termine 30./31.10., Berlin Wege aus der Schuldenkrise Konferenz der Erlassjahr-Kampagne BLUE 21, Rainer Halbmann Tel. 030-6946101, Fax -6926590 rainer.halbmann@blue21.de 31.10.-1.11., Wiesbaden Die EU als Global Player Fachtagung; Kath. Akademie Rabanus Maurus, Dr. Bernhard Emunds, Eschenheimer Anlage 21, 60318 Frankfurt a.M. Tel. 069 / 15013-02, Fax -05 www.karm.de 31.10.-2.11., Leipzig Regionales Wirtschaften auf dem Weg zur Nachhaltigkeit Internationale Konferenz von ICLEI und BMBF in der EUREGIA-Ausstellung; ICLEI-ITC, Kirsten Wolfrath, Eschholzstr. 86, 79115 Freiburg Tel. 0761 / 3689-228, Fax -229 euregia.conference@iclei-europe.org www.regional-sustainability.de 6.-9.11.2002, Rimini, Italien RICICLA Fachmesse für erneuerbare Energien; Italienische Handelskammer in Deutschland Tel. 069 / 971452-22, -99 cschimpf@ccig.de 6.-10.11., Florenz, Italien Europäisches Sozialforum info@fse-esf.org www.fse-esf.org 14./15.11., Osnabrück Bilanz nach den Weltgipfeln Rio de Janeiro 1992 und Johannesburg 2002 Tagung, Aktionszentrum Dritte Welt Tel. 0541 / 2-6369, Fax -8896 aktion3welt-osnabrück@t-online.de 15.-17.11., Loccum EU-Osterweiterung - Stolperstein oder Meilenstein? Evangelische Akademie, Karin Buhr, PF 2158, 31545 Rehburg-Loccum Tel. 05766 / 81-114, Fax -900 karin.buhr@evlka.de www.loccum.de weiterlesen Textende siehe Kontakt 15.-17.11., Berlin Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit im 21. Jahrhundert Int. Konferenz; Rosa-Luxemburg-Stiftung, Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin Tel. 030 / 2978-1183, Fax -4222 endesfelder@rosaluxemburgstiftung.de www.rosalux.de 18.-26.11., Valencia, Spanien Feuchtgebiete: Wasser, Leben, Kultur Konferenz der RAMSAR-Konvention RAMSAR, Sandra Hails hails@ramsar.org 20.11, Brüssel, Belgien Sustainable Legislation 2002 Nachhaltige EU-Gesetzgebung Konferenz der EU-Wasserwirtschaftsverbände EUREAU und WATER UK; Chris Lund clund@info-learn.co.uk, www.water.org.uk/info-learn T • Informationsdienste der Europäischen Umweltagentur Europäische Umweltagentur (EEA) Internet: http://reports.eea.eu.int EIONET-Informationsdienst Internet: www.eionet.eu.int • EU-Ministerrats-Sitzungen Quelle/weitere Termine im Internet: http://ue.eu.int/cal/travaux/index.htm Hintergrund-Informationen zu allen Sitzungen: DNR EU-Koordination, Berlin Tel. 030 / 443391-85, -86 eMail: nika.greger@dnr.de britta.steffenhagen@dnr.de 4.12., Berlin Verleihung der Europäischen Solarpreise 2002 mit Bundespräsident Johannes Rau; KfW; Eurosolar, Kaiser-Friedrich-Str. 11, 53113 Bonn Tel. 0228 / 36-2373, -2375, Fax -1213 inter_office@eurosolar.org www.eurosolar.org 7.12., Frankfurt am Main Europäische Lärmschutzpolitik Seminar; VCD, Helmar Pless, Eifelstr. 2, 53119 Bonn Tel. 0228 / 98585-20, Fax -10 helmar.pless@vcd.org 10.12., Brüssel, Belgien Kyoto is Business - Mechanismen der CO2-Reduktion Kongress; Konsequenzen des KiotoProtokolls; e-mission 55, Susanne Saha Tel. 0228 / 2094-694, Fax -709 emission55@web.de www.emission55.com 12./13.12., Kopenhagen, Dänemark EU-Erweiterungsgipfel http://europa.eu.int 30./31.1., Bonn Der Landwirt als Energie- und Rohstoffwirt - Bioenergie-Potenziale Energieagentur NRW; Eurosolar, KaiserFriedrich-Str. 11, 53113 Bonn Tel 0228 / 3623-73, -75, Fax -79 inter_office@eurosolar org www.eurosolar.org DNR EU-Rundschreiben 10.02 29 Wegweiser T Weiterführende Informationen EU-Institutionen, Adressen Europäische Verträge Verweise auf frühere Ausgaben Das EU-Rundschreiben beschränkt sich auf aktuelle Informationen. Deshalb wird in einigen Artikeln auf vorausgegangene Ausgaben verwiesen. Beispiel: EUR 06.02 als Hinweis auf Heft 6 des EU-Rundschreibens aus dem Jahr 2002. Allgemeine Internet-Adresse für alle EU-Institutionen: http://europa.eu.int Europäische Gemeinschaft/en - EG Sammelbegriff für die Europäische Gemeinschaft (EG) und die Europäische Atomgemeinschaft (EAG/ Euratom). Die ursprünglichen Verträge wurden durch die Einheitliche Europäische Akte (1986/87), den Maastrichter Vertrag (1992/93) und den Amsterdamer Vertrag (1996/97) fortentwickelt. EU-Rundschreiben im Internet Im Internet finden sich unter der Adresse www.dnr.de/publikationen/eur - die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis, Editorial und vier Beiträgen - bisherige Ausgaben ab Januar 2000 als Volltext-Archiv (PDF-Dateien) - die Möglichkeit der Suche in Publikationen des DNR Gegen Rückporto können die Materialien auch zugesandt werden. Dokumente der EU-Institutionen Vorschläge der Europäischen Kommission für Richtlinien (RL) oder Verordnungen (VO) erscheinen unter Angabe des Jahrganges und einer laufenden Nummer als KOM-Dokumente. Beispiel: KOM(93)680 ist der Kommissionsvorschlag für eine Richtlinie zur ökologischen Wasserqualität, der als Vorschlag 680 des Jahres 1993 veröffentlicht wurde. Verabschiedete Richtlinien oder Verordnungen tragen eine laufende Nummer. Beispiel: EWG/85/337 ist die Richtlinie zur Umweltverträglichkeitsprüfung, die als Nr. 337 im Jahre 1985 veröffentlicht wurde. Wo bekommt man ein EU-Dokument? Bundesanzeiger Verlag, PF 10 05 34, 50445 Köln (gegen Entgelt) Tel. 0221 / 97668-0, Fax -278 eMail: vertrieb@bundesanzeiger.de Internet-Dokumentensystem EUDOR: http://europa.eu.int/eudor Weitere Informationen Die wichtigsten Kontaktadressen für weitere Informationen sind in den KontaktLeisten (rechte Spalte jeder Doppelseite) angegeben. Darüber hinaus kann es sich lohnen, direkt bei der EU-Kommission oder bei Abgeordneten des Europäischen Parlaments nachzurecherchieren (siehe nebenstehende Spalte). 30 DNR EU-Rundschreiben 10.02 Europäische Kommission Rue de la Loi 200, B-1049 Bruxelles Tel. 0032 2 / 299-1111 Generaldirektion Umwelt Ansprechpartnerin für Verbände/NGOs: Barbara Gessler, Vertretung der EU-Kommission in Deutschland (s.u.) Europäisches Parlament - EP Rue Wiertz, B-1047 Bruxelles Tel. 0032 2 / 284 2111, Fax -230 6933 (Minister-)Rat der EU/Europäischer Rat 175, Rue de la Loi, B-1048 Bruxelles Tel. 0032 2 / 85-6111, Fax -7381 (Der Ministerrat tagt als Allgemeiner Rat, Umweltrat oder sonstiger Fachministerrat. Der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs tagt viermal jährlich als "EU-Gipfel". Termine siehe Service-Seiten) Ausschuss der Regionen - AdR Rue Montoyer 92-102, B-1040 Bruxelles Tel. 0032 2 / 282-2211, Fax -2325 Wirtschafts- und Sozialausschuss Rue Ravenstein 2, B-1000 Bruxelles Tel. 0032 2 / 5469011, Fax -5134893 Europäischer Gerichtshof - EuGH Boulevard Konrad Adenauer, L-2925 Luxembourg; Informationsdienst (dt.): Tel. 00352 / 4303-3255, Fax -2500 Vertretung der EU-Kommission in Deutschland Unter den Linden 78, 10117 Berlin Tel. 030 / 22 80-2000, Fax -2222 Informationsbüro des Europäischen Parlaments in Deutschland Unter den Linden 78, 10117 Berlin Tel. 030 / 22 80-1000, Fax -1111 Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU Rue Jacques de Lalaing 19-21, B-1040 Bruxelles Tel. 0032 2 / 2381-811, Fax -978 Europäische Umweltagentur Kongens Nytorv 6, DK-1050 København Tel. 0045 3336-7100, Fax -7199 Internet: www.eea.eu.int Europäische Union - EU Durch den Maastrichter Vertrag von 1992/92 begründet und den Amsterdamer Vertrag von 1996/97 weiterentwickelt. Ergänzt die supranationale EG durch eine intergovernementale Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (GASP) und eine Polizeiliche und Justitielle Zusammenarbeit in Strafsachen. EU-Rechtsakte Verordnung - VO Europäisches Gesetz, das in all seinen Teilen unmittelbar, d.h. ohne zusätzlichen nationalen Mitwirkungsakt, in allen Mitgliedstaaten gilt. Hat Vorrang vor nationalem Recht. Richtlinie - RL Europäisches Rahmengesetz, das durch nationale Gesetzesmaßnahmen umgesetzt wird. Dabei muss der nationale Gesetzgeber die Zielrichtung der Richtlinie beachten. Entscheidungen Zur Regelung von Einzelfällen. Wie deutscher Verwaltungsakt. Gesetzgebungsverfahren 1. EU-Kommission: Vorschlag 2. Europäisches Parlament: In Umweltfragen meist Mitentscheidung, sonst Anhörung 3. Ministerrat: Mitentscheidung oder alleinige Entscheidung (meist mit qualifizierter Mehrheit, z.T. noch Einstimmigkeit) Die wichtigsten Teile des EU-Rechts (Amtsblatt der EU, konsolidierte Versionen des geltenden Rechts, wichtige Vorschläge etc.) sind veröffentlicht im Internet: http://europa.eu.int/eur-lex (mit verschiedenen Suchfunktionen) Quellen: EG-ABC; Marc-Oliver Pahl, Humboldt-Universität Berlin Interaktiv T Verweise auf frühere Ausgaben Das EU-Rundschreiben beschränkt sich in der Regel auf aktuelle Informationen. Daher wird in einigen Artikeln auf vorangegangene Ausgaben verwiesen, z.B. "EUR 04.02" als Hinweis auf Heft 4 des EU-Rundschreibens im Jahr 2002. Verweise auf den Deutschland-Rundbrief (siehe rechts) sind ähnlich gehalten, z.B. "DRB 05.02". Gastautor/innen willkommen Deutschland-Rundbrief Wir freuen uns auf Ihre Beiträge in Absprache mit der Redaktion. Beiträge von Gastautor/innen stimmen nicht in allen Fällen mit der Meinung der Redaktion überein. Die Redaktion behält sich vor, Beiträge zu kürzen und zu überarbeiten. Für ihre Beiträge zu diesem Rundschreiben dankt die Redaktion allen Beteiligten. Beiträge und Informationen zur Umweltpolitik auf nationaler Ebene finden Sie im Deutschland-Rundbrief des DNR - teils auch mit EU- und internationalem Bezug, etwa bei der Umsetzung von EU-Richtlinien oder internationalen Abkommen. Wir senden Ihnen gern ein kostenloses Probeexemplar. Probelesen im Internet: www.dnr.de/drb. EU-Rundschreiben im Internet www.dnr.de/publikationen/eur heißt die Internetseite des DNREU-Rundschreibens. Dort finden Sie - die aktuelle Ausgabe mit Inhaltsverzeichnis, Editorial und vier Beiträgen - bisherige Ausgaben ab Januar 2000 als Volltext-Archiv (PDF-Dateien) - die Möglichkeit der Suche in Publikationen des DNR EUR-Abo Abonnieren Sie das EU-Rundschreiben des Deutschen Naturschutzrings Ich bestelle das EU-Rundschreiben ab Ausgabe: als Privatperson 41 EUR pro Jahr im eMail-Versand 52 EUR pro Jahr für das gedruckte Heft* 57 EUR pro Jahr für das Heft* plus eMail für eine Organisation 82 EUR pro Jahr im eMail-Versand 103 EUR pro Jahr für das gedruckte Heft* 113 EUR pro Jahr für das Heft* plus eMail Absender/in Vorname, Name: ggf. Organisation: ggf. 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