Das Prinzip Bart Simpson Fotografisches Um

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Das Prinzip Bart Simpson Fotografisches Um
Jens Ertelt
Das Prinzip Bart Simpson
Fotografisches Um- und
Weiterdenken von Idolen
im Kunstunterricht
Jonathan Monk
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Jens Ertelt / Jonathan Monk
Von höheren Wesen
und Genies
Zur Konstruktion von
neuen Denkfiguren bei
Jonathan Monk
Mit seiner Arbeit Höhere Wesen befahlen: rechte obere Ecke schwarz
malen! (1969) [B1] kommentiert Sigmar Polke seine eigene künstlerische
Existenz und seine Motivation, zu malen. Er definiert sich selbst, den
Künstler, als Medium, der die notwendigen Antennen hat, um die Befehle
der höheren Wesen entgegenzunehmen und ihnen eine entsprechende
Form zu geben. Eine mögliche Lesart (als eine Art Flucht nach vorn): Die
höheren Wesen haben das so entschieden, ich kann nichts dagegen tun:
Lieber Betrachter, der Rest ist deine Aufgabe.
Jonathan Monk gibt sich in seiner Werkreihe Untitled (Höhere Wesen befahlen...) (2007) [B2] mit der von Polke angebotenen Ablösung des
künstlerischen Schaffens von der Autonomie des Künstlers jedoch nicht
zufrieden und färbt die rechten oberen Ecken der Leinwände kurzerhand rot, blau, grün, gelb etc. Hier geht es um ein Problem, welches nicht
allein die Herstellung von Kunst im engeren Sinn betrifft, sondern es
geht auf einer grundsätzlichen Ebene um die Frage der Selbstbestimmung,
darum, wie sich ein junger Künstler, aber auch wie sich Menschen
überhaupt gegenüber den Monolithen der eigenen Kultur verhalten. Es
scheint zunächst durchaus möglich, die höheren Wesen zu ignorieren,
jedoch bleibt Monks Arbeit in der Negation des Befehls sowohl auf die
höheren Wesen als auch auf Polke bezogen.
Dies impliziert die Behauptung, dass Monks künstlerisches Genie in der
Lage ist, die Befehle der ›Obrigkeit‹ zu ignorieren und gezielt in deren
Struktur einzugreifen. Monk nimmt präzise Eingriffe an Orten der Kunst
vor, an denen etwas ungesagt blieb bzw. latent ausgesprochen wurde.
Er thematisiert dabei nicht nur die kulturelle Bedeutung der Arbeit Polkes
für nachfolgende (Künstler-)Generationen, sondern diskutiert zugleich
seine eigene Rolle als ›künstlerisches Genie‹ – er formuliert fortwährend
eine komplexe, konsequente und präzise Haltung zur eigenen Person.
»When I had a show at London’s ICA in 2006, I was unable to be
there for a specific press opening, so I proposed an alternative ...
I asked the ICA to search London for alternative Jonathan Monks.
During the launch 20 Jonathan Monks were present, each of
them introducing themselves to the gathered crowd with – ›Hello
my name is Jonathan Monk.‹«1
Auch andere Künstler wie On Kawara, Sol LeWittt oder Bruce Nauman
stehen Pate für Monks ›Eingriffe‹, für sein Spiel mit neuen Denkfiguren.
Monk kommentiert dabei sensibel die »wesentlichen Entwicklungslinien
der Kunst des 20. Jahrhunderts.«2
Jens Ertelt im Gespräch mit Jonathan Monk
»Reproduktion und Replikation stehen in der Tat im
Zentrum meiner Arbeit, aber ich probiere Dinge aus
und wende sie hin und her, bis sie nicht mehr so
offensichtlich sind.« 3 Monks konzeptuelle Eingriffe
präsentieren sich sehr elaboriert und subtil – er
gibt seinen Gedanken eine Form, er benennt, transformiert sie und integriert sie in neue Kontexte.
Auf Basis einer profunden Kenntnis seiner eigenen
kulturellen Herkunft bedient sich Monk bereits
vorgefundener Formen, Medien und Strategien –
und erschließt sich damit neue Möglichkeits- und
Handlungsräume.
Jonathan Monks Werk und
Fragen der Vermittlung im
Kunstunterricht
Die Thematisierung von Jonathan Monks Position in
der achten Jahrgangsstufe ist eine Herausforderung.
Seine konzeptuelle Vorgehensweise ist jedoch im Hinblick auf die in dieser Altersstufe offenkundig werdende Kluft bzw. Diskrepanz zwischen ›Können‹ und
›Wollen‹ äußerst relevant. Zudem fördert die Auseinandersetzung mit dieser im Kunstunterricht anonsten
nur selten vorkommenden Position die Offenheit und
das Interesse der Schülerinnen gegenüber einer zeitgenössischen, konzeptuellen und prozesshaften Kunst.
In einem ersten Schritt vergegenwärtigte ich mir die
Denk- und Arbeitsweise von Jonathan Monk. In
gemeinsamen Gesprächen erörterten wir seine künstlerischen Strategien der Wiederholung und Umdeutung kultureller Vorbilder. Von dort aus sollte ein
Lernangebot für die Schülerinnen entworfen werden,
welches ihre Lebenswelt mit der von Jonathan Monk
verknüpft. Während Monk sich an seiner »künstlerischen Familie«4 orientiert, definieren sich Schülerinnen oftmals über Stars und mediale Vorbilder;
diese Analogie diente als Leitfaden für das Projekt.
»Wer in eine Kultur hineinwächst,
braucht Idole.«5
Bei der Konzeption des Projektes konzentrierte ich mich auf die ästhetischen
Aspekte der Imageproduktion über die Herstellung von Körperbildern.
Ein Star, dessen Image kontinuierlich reproduziert werden soll, ist mit der
Notwendigkeit konfrontiert, sein äußeres Erscheinungsbild, seinen Körper
– mithin ein Körperbild – zu inszenieren. Der Körper als direkt ›lesbares‹
und leicht zugängliches ›Material‹ war der Bezugspunkt für die Jugendlichen während des Unterrichtsprojektes.
Mein(e) Held(in) und ich:
Identitätsaushandlungen
Die Verortung und Untersuchung unseres Selbstbildes anhand von äußerlichen Kriterien ist ein notwendiger Schritt in der Entdeckung von
›Persönlichkeit‹ im weitesten Sinne. Der Wunsch, in eine andere Haut zu
schlüpfen und Idole zu haben, also die mimetische und performative
Aneignung von populären Vorbildern, ist ein notwendiger Prozess in der
Ich-Findung: »Insofern Mimesis eine Erfahrung der eigenen Person im
Zuge der Anähnlichung an reale oder imaginierte andere Personen ist,
ist sie auch stets mit Identitätsaushandlungen verknüpft.« 6
Kategorien ›Erfolg‹, ›Image‹ und ›Kontinuität‹ an.8
Besonders die beiden letztgenannten Begriffe eröffneten aufgrund ihres weiten Bedeutungsspektrums
ein Handlungspotenzial für eine ästhetische Untersuchung des Starphänomens im Kunstunterricht.9
Woraus aber speist sich ein Image? Wie wird es
hergestellt und gepflegt? Die medialen Lebenswelten
und Praktiken der Jugendlichen sollten auf diese
Fragen hin untersucht und reflektiert werden. ›Körper‹
wurde dabei verstanden als Fokus für Selbstinszenierung und Perfektionsfantasien, als konstantes
Experimentierfeld, welches nicht nur für medial
präsente Personen, sondern vor allem für die Jugendlichen selbst relevant ist.
1
2
3
4
5
6
Die Begriffe ›Idol‹ und ›Star‹ lösen eine Fülle zumeist unklarer Assoziationen
aus: »Will man universelle Qualitäten von Stars definieren, landet man
schnell bei schwammigen und diffizilen Begriffen wie ›Ausstrahlung‹,
›Präsenz‹, ›Charisma‹, ›Star-Qualität‹ und ›Persönlichkeit‹.« 7 Ebenso
vielfältig sind die Ansätze, die die genuinen Qualitäten des Stars zu definieren und zu erklären versuchen.
7
8
Um die Komplexität des Themas und das damit verbundene Potenzial für
den Kunstunterricht nutzbar zu machen, bot sich eine Auseinandersetzung
mit den in der medienwissenschaftlichen Fachliteratur beschriebenen
9
Gespräch mit Jonathan Monk in dessen Atelier am
2.5.2009.
Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe, Roland:
»Vorwort«, in: Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe,
Roland (Hg.): Jonathan Monk. yesterday, today,
tomorrow, Frankfurt a.M. 2006, S. 7.
Fogle, Douglas; Monk, Jonathan: »Interview Piece«, in:
Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe, Roland (Hg.):
Jonathan Monk. yesterday, today, tomorrow, a.a.O., S. 94.
Gespräch mit Jonathan Monk am 2.5.2009.
Bosse, Dorit; Messner, Rudolf: Idole in der Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen, 2002, S. 1, s. unter:
http://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/handle/urn:nbn:de:
hebis:34-2007070618870.
Fritzsche, Bettina: »Performative Annäherungen an
Identität in der Fan-Kultur«, in: Hengst, Heinz; Kelle,
Helga (Hg.): Kinder – Körper – Identitäten. Theoretische
und empirische Annäherungen an kulturelle Praxis und
sozialen Wandel, München 2003, S. 209.
Lowry, Stephen: Stars und Images. Theoretische
Perspektiven auf Filmstars, 1997, S. 10, s. unter: www.
montage-av.de.
Vgl. Faulstich, Werner, et al.: »›Kontinuität‹ – zur Imagefundierung des Film- und Fernsehstars«, in: Faulstich,
Werner; Korte, Helmut (Hg.): Der Star. Geschichte,
Rezeption und Bedeutung, München 1997, S. 11–28.
Vgl. ebd., S. 11f.
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Jens Ertelt / Jonathan Monk
Welchen Weg sind wir
gegangen?
Die sechs Schritte des
Unterrichtsprojektes
Zweiter Schritt
Erprobung der Fotografie als Medium
für die Behauptung von Realität
Schülerinnen der Offenen Schule Waldau im
Unterricht von Jens Ertelt
Erster Schritt
Benennen und diskutieren von Körperlichkeit:
der Körper als Medium in der Kunst
Als Einstieg wählte ich einige Arbeiten aus der frühen Phase der Konzeptkunst, die sich mit der Bedeutung des Körpers befassten.10 Der erste Schritt
war wiederum in zwei Experimente unterteilt.
Das erste Experiment [M1] bestand aus einer einfachen Übung zur Körperwahrnehmung, in welcher zeichnerische Mittel zur Formulierung und
Benennung von körperlichen Sinneseindrücken erprobt wurden. Diese
sollten in späteren Phasen als ergänzende Diskussionsgrundlage bei
der Erforschung der Körpersprache von Stars dienen. Skizzen sollten die
Formulierung und Präzisierung der gemachten Erfahrungen ermöglichen:
Erfahrungen blieben nicht immateriell, sondern wurden in sichtbare Spuren
und Ergebnisse übersetzt und waren mit konkreten Fragestellungen und
Problemen – hier mit der Frage nach der Zeichnung von Körperwahrnehmungen – verbunden.11 Es war wichtig, zu erörtern, was eine Zeichnung
in diesem Zusammenhang leisten kann und soll. Es ging nicht um eine
exakte Darstellung des Körpers, sondern um eine möglichst spontane
Formulierung. Nicht die Gegenstands-, sondern die
Ausdrucksform sollte visualisiert werden. Viele Teilnehmerinnen hatten bereits aus dem Kunstunterricht an der Offenen Schule Waldau Erfahrungen
mit dieser Form der Zeichnung. In der Praxis
setzte ich Zeichenkohle und Bleistifte ein und gab
einfache Anweisungen (schnelles, spontanes Erfassen von Sinneseindrücken, Radieren verboten! etc.).
Im zweiten Experiment [M2] bedienten wir uns einer
Schlüsselstrategie Jonathan Monks: Wir nutzten
künstlerische Positionen zur Diskussion eigener Fragestellungen. In diesem Zusammenhang erprobten
die Schülerinnen zwei Körperperformances von Bruce
Nauman: Body Pressure (1974) und Untitled (Performance Project for Leverkusen) (1969). Die Performances standen den Gruppen als schriftliche, jedoch
gekürzte und übersetzte Handlungsanweisungen zur
Verfügung. Die Schülerinnen hatten die Aufgabe,
ihre eigenen körperlichen Eindrücke während der
Durchführung der Performances, ähnlich wie im
ersten Experiment, zeichnerisch festzuhalten.
In einem zweiten Schritt sollte das ›Täuschungspotenzial‹ von Fotografie
genauer untersucht werden. Welche Möglichkeiten der Selbstinszenierung
bietet uns das Medium? Die Auseinandersetzung mit medialen Inszenierungen von Stars im Vorfeld des Projektes hatte den Befund ergeben, dass
ein Großteil des vorgefundenen Materials fotografischer Natur ist. Seien
es bewusste Inszenierungen (produzierte Wirklichkeiten), scheinbar ›zufällige‹ Schnappschüsse (vorgefundene Wirklichkeiten) oder kompromittierende Aufnahmen.12 Das Medium Fotografie bot für die praktische
Erprobung dieser Themen im Unterrichtsprojekt sowohl experimentellen
Freiraum als auch Halt: Sie gab uns Gelegenheit, (Zwischen-) Resultate
gemeinsam zu diskutieren.
Zunächst untersuchten wir die Fotografie im Hinblick auf den Anspruch,
die so genannte Realität im weitesten Sinne abzubilden. Die zentrale Frage,
die uns im weiteren Verlauf dieses Schrittes leitete, war: Was muss ein
Foto leisten, damit wir ihm glauben?
»Die Fotografie ist der Ort, den ein Sender und Produzent, ein
Fotograf und Macher benutzt, um sich selbst, einem Anderen,
einer Zielgruppe oder Masse – als Empfänger etwas mitzuteilen.
Der Sender hat mit seiner Botschaft dem Empfänger gegenüber
immer eine bestimmte Intention, die seine Mitteilung jeweils
einfärbt. Die fotografische Botschaft erfüllt mit ihrer Aussage,
Wirkung und Bedeutung eine Funktion.«13
Vor dem Hintergrund dieser gemeinsam diskutierten Gedanken wurde ein
drittes Experiment [M3] durchgeführt, in welchem die Schülerinnen
aufgefordert waren, ›Beweisfotos‹ von verschiedenen Situationen, die sich
an Naumans ›mentalen Übungen‹ orientierten, zu erstellen. Wir machten
uns in der Gruppe Gedanken über die fotografischen Möglichkeiten, die
uns die Kamera bietet. Die Tendenz zur inflationären Produktion von
digitalem Bildmaterial sollte in diesem Experiment eingedämmt werden.
10 Vgl. Fritzsche, Bettina: »Performative Annäherungen an
Identität in der Fan-Kultur«, a.a.O., S. 208f.
11 Vgl. Pazzini, Karl-Josef: »Kunst existiert nicht. Es sei denn
als angewandte«, in: Thesis. Tatort Kunsterziehung, Nr. 2,
2000, S. 8–17.
12 Vgl. hierzu Balkenhol, Bernhard: Fotografie und
Wirklichkeit. Unveröffentlichtes Seminarskript,
1990/2009, S. 1–4.
13 Ebd., S. 2.
Steckbrief Schule
Schule
Hessen, Offene Schule Waldau,
Integrierte Gesamtschule der Sekundarstufe I
Größe der Schule
875 Schülerinnen und Schüler
Klassenstufe
8. Jahrgangsstufe
Besonderheiten der Schule
Versuchsschule des Landes Hessen
Steckbrief Unterrichtseinheit
Zeitlicher Rahmen
Projektwoche Medien vom 22.–26. Juni 2009
Gruppengröße
12 Mädchen
Thema
Nutzung des Mediums Fotografie zur Diskussion
von Idolen und Stars
Orte
Schule & Schulgelände
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Jens Ertelt / Jonathan Monk
Schülerinnen der 8. Klasse
bei fotografischen Erprobungen
Dritter Schritt
››Öffentliche Kunstfiguren‹‹ und
die Frage nach der Körperlichkeit.14
Die Teilnehmerinnen waren aufgefordert, ihre Fotos sehr präzise zu planen
und im Vorfeld zu überlegen, welchen Effekt ein bestimmter Bildausschnitt, das Motiv oder die Haltung der fotografierten Person produziert
– dann erst sollte das Foto entstehen.
Die Ergebnisse diskutierten wir am Ende des Tages gemeinsam. Vor allem
der Bildinhalt und die auf der Ebene der Komposition getroffenen Entscheidungen waren für die Schülerinnen ausschlaggebend: Die Einbindung
von Gegenständen, aber auch die Wahl des Bildausschnittes waren den
Schülerinnen im Vorfeld bekannt, sie identifizierten konkrete Situationen
und bezogen sich in ihrer körperlichen Haltung darauf. Die ›realen‹ Eigenschaften der Gegenstände und räumlichen Gegebenheiten wurden dabei
›überwunden‹. Ergänzend untersuchten wir am Ende des Tages zwei
weitere Performances von Bruce Nauman, welche als Filme verfügbar sind:
Walking in an Exaggerated Manner Around the Perimeter of a Square
(1968/1969) [V1] verdeutlichte noch einmal den Einsatz des Körpers als
Ausdrucksmedium. Bouncing in the Corner No. 2 (1969) [V2] ermöglichte
uns die Diskussion darüber, wie über ein Medium, welchem häufig die
Eigenschaft zugeschrieben wird, Realität per se abzubilden, ›Unmögliches‹
behauptet werden kann. Im Falle von Naumans Film reicht bereits der
denkbar einfachste Eingriff, das Drehen der Kamera um 180° in der Vertikalen, aus, um den Körper des Künstlers ›von der Decke baumeln zu
lassen‹. Nauman setzt den Körper bewusst für eine Täuschung ein, er
vermisst und erprobt ihn, was schließlich zum Kern des Unterrichtsprojektes überleitete.
René Magrittes La Trahison des images (Ceci n’est
pas une pipe) von 1929 [B3] darf als frühe Version
des Bildverständnisses aktueller Medienpädagogik
gelten.15 Die Pfeife selbst ist eigentlich ein Stellvertreter für Realität. Sie ist gewissermaßen der Prototyp
einer Pfeife, die derart generalisiert und typisiert
dargestellt ist, dass sie als Zeichen allgemeine Gültigkeit besitzt. Magritte enthüllt seine Täuschung,
indem er uns darauf hinweist, dass wir einer vom
Künstler durch das Bild generierten Wirklichkeitskonstruktion erliegen. Wir sollten uns – so Magrittes
Lehre – des Täuschungspotenzials von Bildern bewusst sein.
Die zuvor erkundeten Umgangsweisen mit dem
Medium Fotografie ermöglichten uns eine vertiefende
Diskussion des Täuschungspotenzials der bildlichen
Darstellung von Stars. Stars und Idole leben von
ihrem Körper, sie präsentieren sich »i m virtuellen
Als-ob [...] und nach den Gesetzen des Konsums.«16
Der modellhafte, idealisierte und generalisierte
Charakter der Inszenierung des Körpers und die damit
einhergehende Konstruktion eines Images hat ihren
Ursprung in genau dem Phänomen, welches uns
Magritte bereits 1929 vor Augen führte. Der Star und
sein Image werden selbst zu Zeichen, zu generalisierten Figuren, deren Image sich in ständig wiederkehrenden ›Posen‹17 manifestiert. »De r Star, mit
dem die Zuschauer und Fans interagieren, ist immer ein Konstrukt, das auf
den in den Medien verbreiteten Informationen und Zeichen aufbaut.
Insofern kann man bei der Untersuchung von Stars Fragen nach der wirklichen Person vernachlässigen bzw. das Konstrukt ›wirkliche Person‹ als
Teil der Imagebildung betrachten.«18
Die Schülerinnen erprobten diesen Schritt in einer reproduktiven Form.
Sie erhielten Fotografien aus dem Internet, die verschiedene Personen
aus verschiedenen Sparten des öffentlichen Lebens (Schauspieler, Musiker,
Models, Politiker etc.) darstellten. Diese wurden nach verschiedenen
Kriterien ausgewählt: die Konsistenz des im Bildmaterial offenkundig werdenden Images, die Deutlichkeit und die Unterschiedlichkeit der jeweiligen Selbstinszenierungen, die unterschiedlichen Ziele der Bildrhetorik
und die Art der Fotografie. Zwar wurden aus der Internet-Suchmaschine
Google Bilder zufällig und abhängig von den durch die Suchmaschine
generierten Resultaten ausgewählt, es war jedoch ein recht konsistentes
Image der jeweiligen Person erkennbar.
Ein Beispiel: Der britische Musiker Pete Doherty ist eines der derzeit bekanntesten Pop-Phänomene [B4]. Sein Ruhm speist sich zwar zum einen
aus seiner Musik, jedoch ist Doherty medial vor allem aufgrund seines
exzessiven Privatlebens präsent (Drogen, Gesetzeskonflikte). Er tritt zumeist
in schwarzem Anzug mit Krawatte und Hut auf, zeigt sich allerdings recht
ungepflegt und verroht. Dieses ambivalente äußerliche Auftreten kann
als sein Markenzeichen verstanden werden, welches sich konsequent
durch die von ihm verfügbaren Fotografien zieht. Wir untersuchten bei der
Zuordnung und Interpretation der in den Fotografien vorhandenen
Zeichen unterschiedliche Wirklichkeitsebenen: Wo hat der Star selbst sein
Image inszeniert beziehungsweise wo wurde er ›zufällig‹ fotografiert?
Die grundlegende These, welche sich in unseren gemeinsamen Diskussionen ergab, war jedoch, dass sich der Star fortwährend inszeniert. Er
nutzt seine ›Posen‹, um sein Image in der Öffentlichkeit möglichst wiederholt und deutlich zu präsentieren.
14 Lowry, Stephen: Stars und Images, a.a.O., S. 14.
15 Meyer, Torsten: Interfaces, Medien, Bildung: Paradigmen
einer pädagogischen Medientheorie, Bielefeld 2002, S.
150.
16 Bosse, Dorit; Messner, Rudolf: Idole in der Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen, a.a.O., S. 1.
17 Der Begriff ›Pose‹ wurde hier im Sinne von Positur oder
Haltung für die öffentliche Präsentation und
Formulierung von Image verwendet.
18 Lowry, Stephen: Stars und Images, a.a.O., S. 16.
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Jens Ertelt / Jonathan Monk
»Alles passiert aus Versehen, im Vorbeigehen.
Kein genaues Image, wandelbar. Ernster Gesichtsausdruck, gelangweilt«
Überlegungen von Schülerinnen zu Fotografien
von Kate Moss
»Der sieht total fertig aus«
Statement von Schülerinnen zu Fotografien von
Pete Doherty
›Sich ins Bild stellen‹
Die praktische Untersuchung der Starposen fand anhand der vorliegenden
Fotos statt. Jede Gruppe erhielt acht Fotografien mit unterschiedlichem,
teilweise ›offensichtlich inszeniertem‹, teilweise ›spontan‹ entstandenem
Bildmaterial, beispielsweise Paparazzi-Fotos. Die Schülerinnen sollten
die Posen und daraus resultierende Images beschreiben und fotografisch
nachstellen. Hierbei erhielten die Gruppenmitglieder von mir mittels eines
Arbeitsblattes [M4] unterschiedliche Rollen: ›Regisseure‹ dirigierten die
›Stars‹ ausgehend von einer Fotografie, deren Inhalt den ›Stars‹ vorerst
verborgen blieb. Ziel dieses Abschnittes war die vertiefende Erkundung der
Pose selbst sowie die Untersuchung der fotografischen Komposition
und der Botschaft der Fotografie. Wir führten also in diesem Schritt die
beiden zuvor erarbeiteten Aspekte zusammen: die Ausdrucksfähigkeit
der Körpersprache zu benennen und zu charakterisieren und mittels einer
Fotografie möglichst glaubhaft und genau nachzustellen. Der Blick in
den (Kamera-)Sp iegel als Auseinandersetzung mit dem fiktiven, konstruierten Körper und der eigenen physischen Präsenz verwies unmittelbar
auf den performativen Charakter des ›Star-Seins‹. Durch die Berührung,
Nachahmung und das Erleben des unmittelbaren ›Rollentauschs‹ mit
dem jeweiligen Star wurde die reflexive Aneignung von und die Auseinandersetzung mit Haltungen und Posen verstärkt.19 Dabei wurde weitgehend auf Requisiten verzichtet, denn die Stars sollten ausschließlich
anhand ihrer Posen erfasst werden, wodurch die Aufgabe einen höheren
Schwierigkeitsgrad aufwies. Die Schülerinnen arbeiteten in diesem Schritt
sehr kooperativ20 und erschlossen sich selbstständig über die genaue
Analyse der Posen ›ihrer‹ Stars die Besonderheiten und Erkennungsmerkmale sowohl auf der Ebene der Kunstfigur ›Star‹ selbst als auch auf der
Ebene der Komposition ihrer Fotografien. Das ›Lesen-Lernen‹, also der
kompetente Umgang mit der Fotografie, war dabei die Hauptvoraussetzung für eine konkrete Analyse des Bildmaterials.21
Vierter Schritt
Die Begegnung mit
Jonathan Monk
Zur Vergegenwärtigung der sich immer intensiver
aufdrängenden inhaltlichen Konsequenzen unserer
bisher medial orientierten Herangehensweise schien
ein Treffen mit dem Künstler zur Mitte der Unterrichtseinheit sinnvoll. Das Gespräch mit Jonathan Monk
kombinierte ich dabei mit dem Besuch der Ausstellung The Making of Art in der Schirn Kunsthalle
Frankfurt, wo wir die Gelegenheit hatten, Monks
Werkreihe Untitled (Höhere Wesen befahlen...)
(2007) aus nächster Nähe zu erfahren und mit ihm
gemeinsam zu diskutieren. [M5]
In der ersten Phase der Auseinandersetzung mit
Monks Arbeiten wurde deutlich, dass nur ein minimaler Eingriff an einer sehr sensiblen Stelle der
Arbeit, also bei Polke an der Ecke rechts oben, ihre
Aussage komplett verändert. Wir hatten Polkes
Arbeit am Tag zuvor besprochen und die Schülerinnen
erkannten Monks Referenz spontan wieder. Die
Fragen, welche sich aus der gemeinsamen Diskussion
vor Ort ergaben, spitzten sich darauf zu, was
Jonathan Monk als Künstler dazu motiviert, sein ›VorBild‹ zu kommentieren und worin er eine Notwendigkeit zur Handlung sieht.
Monk erläuterte im Gespräch, wie er in seiner Position das reflektiert,
was ihn unmittelbar umgibt, und wie er seine künstlerischen Eingriffe
strategisch plant und umsetzt. An der Arbeitsweise von Monk wurde den
Schülerinnen verständlich, dass eine intensive Auseinandersetzung mit
dem künstlerischen Handlungspotenzial eines Vorbildes notwendig ist
und die Arbeit in ihrer inhaltlichen Qualität beeinflusst.
Fünfter Schritt
Anwendung des ›Prinzips Bart Simpson‹
Eine weitere Reminiszenz auf ein bekanntes popkulturelles Phänomen
sollte uns die Überleitung zur Erarbeitung eines ästhetisch-künstlerischen
Produktes ermöglichen. Konkret fasst die Kunstfigur Bart Simpson,
welche Jonathan Monk in unseren Gesprächen in seinem Atelier häufiger
ansprach, die Aspekte zusammen, die wir bislang zum Thema ›Posen‹,
›Image‹ und ›Star-Verhalten‹ erarbeitet hatten; sie diente so als pointiertes
Sinnbild für den Abschluss des Projektes. Die Schülerinnen erhielten den
Auftrag, ein eigenes Image zu entwerfen und fotografisch zu inszenieren,
wofür der gesamte Schultag genutzt wurde. Hierfür erhielten sie noch
einmal die gesammelten Arbeitsergebnisse zu den Themen ›Image‹ und
›Fotografie‹. [M6, M7] Das Erzählen stand dabei im Vordergrund; die
Schülerinnen nutzten die bisher erarbeiteten Aspekte der künstlerischen
Strategie, der Präzision und Haltung Monks, um ihre medialen Vorbilder
zu kommentieren, zu zitieren, zu ironisieren oder sich von ihnen abzugrenzen. 22 Die Teilnehmerinnen führten Diskussionen, legten Skizzen an
und suchten sich Orte innerhalb des Schulgeländes, an denen sie ihre
entwickelten Stars optimal in Szene setzen konnten.
Die meisten Schülerinnen konzentrierten sich darauf, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen ›inszeniertem‹ und ›vorgefundenem‹ Bildmaterial herzustellen, was teilweise darin gipfelte, dass neben
den Fotografien auch Autogramme, WikipediaArtikel und Werbematerial entwickelt wurden. Die
Überlegungen der Schülerinnen betrafen also
auch die mit der Körperinszenierung verbundene
Produktorientierung.
19 Bosse, Dorit; Messner, Rudolf: Idole in der Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen, a.a.O., ebd.
20 Die Unterrichtseinheit wurde in einer kooperativen Form im
Sinne von Johnson/Johnson durchgeführt. Das Motto für
die einzelnen Ergebnisse lautete sprichwörtlich »sink and
swim together«, denn mit dem unterstützenden und
produktiven Klima in den einzelnen Gruppen stand und fiel
das Projekt. Vgl. Johnson, David W.; Johnson, Roger T.:
Learning Together and Alone. Cooperative, Competitive
and Individualistic Learning, Needham Heights 1999, S. 75.
21 Vgl. hierzu Glas, Alexander: »Bildkompetenz im Medienzeitalter«, in: Billmayer, Franz (Hg.): Angeboten. Was die
Kunstpädagogik leisten kann, München 2008, S. 63.
22 Kirschenmann, Johannes: Medienbildung in der
Kunstpädagogik. Zu einer Didaktik der Komplementarität
und Revalidierung, Weimar 2003, S. 64 und S. 70.
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Jens Ertelt / Jonathan Monk
Der diagnostische Blick
Wachsamkeit und Präzision
Sechster Schritt
Präsentation und Diskussion der Ergebnisse
Schülerinnen beim Aufbau der Präsentation
Schülerinnen bei der Sichtung
ihrer Ergebnisse
Eine Fotografie [M8] kann exemplarisch verdeutlichen, wie die Schülerinnen die medialen Aspekte der Fotografie und die an Monk orientierte
Strategie der Wiederholung und Umdeutung eingesetzt haben.
In erster Linie untersuchten die Schülerinnen in einer freien Entwicklungsphase die Aufnahmen ›ihrer‹ Stars hinsichtlich der Referenzen aus dem
ihnen bekannten Repertoire an Gesten und Posen. Dieses Vorgehen
beinhaltete die Wandlung und Vereinnahmung der erkennbaren Vorbilder. Es wurden generelle Posen erarbeitet, die in sich als Kommentar
und Dekonstruktion der gängigen Präsentationsformen lesbar werden.
Die Schülerinnen mussten Orte (er-)f inden, an denen sie ihre Imageinszenierungen wirksam entwickeln konnten. Im hier besprochenen Beispiel
wurde aus einer Treppe an der Mensa ein Club-Eingang. In weitere Fotografien wurde der angereiste »kiss«-Fotograf als Paparazzo eingebaut.
Mit aufmerksamem Blick wurden Posen und Klischees nicht nur präzise
erfasst und benannt, sondern in der Formensprache auch kommentiert.
Hier fand eine Ironisierung und Distanzierung von der Bildwelt statt,
die die Schülerinnen tagtäglich umgibt.23
Im letzten Schritt wurden die Schülerinnen mit der Aufgabe der Präsentation ihrer Ergebnisse betraut. [M9] Im Rahmen der Projektwoche
Medien stellten alle Projektgruppen im Jahrgang Acht der OSW ihre
Ergebnisse vor; dabei waren auch lokale und überregionale Medienvertreter anwesend. Anstatt uns in die ›offizielle‹ Projektpräsentation einzugliedern, zeigten wir die Resultate in Form einer Ausstellung. 24 Wir
diskutierten die Konzeption und die Form der Ausstellung; bei der Erörterung der Kriterien für eine gelungene Ausstellung bezogen wir unsere
Erinnerungen an den Besuch der Frankfurter Schirn mit ein. 25 Bei der
Umsetzung einer thematisch kohärenten Ergebnispräsentation ging es
unter anderem darum, welche Arbeiten ausgewählt und wie sie miteinander kombiniert werden sollten. Die Schülerinnen stellten sich der
Aufgabe, ihre Position und die Botschaft ihrer Arbeit präzise zu formulieren.
23 Bosse, Dorit; Messner, Rudolf: Idole in der Entwicklung
von Kindern und Jugendlichen, a.a.O., S. 1–4.
24 Die Projektpräsentation fand im Jahrgangsgebäude der
Schule statt. Mittels Beamer stellten die verschiedenen
Gruppen ihre Ergebnisse vor, die größtenteils aus filmischen
Arbeiten bestanden. Unsere Gruppe entschied sich jedoch
bewusst gegen eine Vorführung der einzelnen Bilder, da
sich die Ergebnisse stark über ihre Kontextualisierung,
also ihre Gegenüberstellung, erschlossen.
25 Die Ausstellung The Making of Art (Schirn Kunsthalle
Frankfurt, 29.5.–30.8.2009, Kuratorin: Dr. Martina
Weinhart) hatte explizit zum Ziel, den Kunstbetrieb als
solchen zu untersuchen und auch die Praxis der
Ausstellungskuration zu hinterfragen. Dadurch wurden
die Schülerinnen angeregt, ihre eigene Ausstellung
konstruktiv unter die Lupe zu nehmen.
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Jens Ertelt / Unterrichtsmaterialien
Jonathan Monk
Literatur
Literatur
Überblick
1969
Balkenhol, Bernhard
Fotografie und Wirklichkeit
Unveröffentliches Seminarskript, 1990/2009
Kirschenmann, Johannes
Medienbildung in der Kunstpädagogik. Zu einer Didaktik der Komplementarität und Revalidierung
Weimar 2003
22.6. Erprobung von Körperperformances, zeichnerisches Beschreiben von körperlichen Eindrücken anhand von Handlungsanweisungen
Bruce Naumans. Erste Annäherung an das
Medium Fotografie durch das Herstellen von
›unmöglichen‹ Situationen / Schulgelände
23.6. Konzentration auf Fotografie als übergreifendes Medium zur Erkundung von Posen und
Images von Stars. Reproduktives Benennen
und Erfahren von Posen und Übungen zur
kompetenten Verwendung von Fotografie /
Schulgelände
24.6. Treffen mit Jonathan Monk in der Schirn Kunsthalle Frankfurt zur Ausstellung The Making
of Art. Diskussion von Monks Vorgehen und der
weiteren inhaltlichen Implikationen für die
Arbeiten der Schülerinnen
25.6. Ausarbeitung eines ästhetisch-praktischen
Projektes ausgehend von der an Monk orientierten Strategie der Intervention, angewandt
an eigenen Vorbildern
26.6. Präsentation der Ergebnisse in einer Ausstellung
im Schulgebäude
Geboren in Leicester, Großbritannien
Künstlerische Ausbildung
1988
Leicester Polytechnic, Leicester
1991
Glasgow School of Art, Glasgow
Lebt und arbeitet in Berlin und Glasgow
Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe, Roland
Vorwort
In: Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe, Roland
(Hg.): Jonathan Monk. yesterday, today, tomorrow,
etc., Frankfurt a.M. 2006
Einzelausstellungen
2006
2007
2008
2009
Gallery Hours, Musée d’art contemporain du Val-de-Marne
MAC/Val, Vitry-sur-Seine
Yesterday today tomorrow etc., Haus am Waldsee, Berlin
Kunsthalle Nürnberg, Kunstverein St. Gallen Kunstmuseum
Kunstverein Hannover
Twodo-Project 2007, Neuer Aachener Kunstverein, Aachen
Something no less Important than Nothing/Nothing no less
Important than Something, Tramway, Glasgow
Jonathan Monk & David Shrigley, Corroborative Paintings,
Galeria Estrany De La Mota, Barcelona
Jonathan Monk, The Deflated Inflated, Lisson Gallery, London
Gruppenausstellungen
2001
2004
2005
2006
2007
2008
Sol LeWitt, Jonathan Monk, Galerie Yvon Lambert, Paris
Formalismus. Moderne Kunst, heute, Kunstverein in Hamburg
Archive in Motion, 50 Jahre Documenta, Kunsthalle Fridericianum, Kassel
Today Is Just A Copy Of Yesterday, Galerie Jan Mot, Brüssel
The Show Will Be Open When The Show Will Be Closed,
STORE gallery, London
Made in Germany, Sprengel Museum Hannover / Kunstverein
Hannover / kestnergesellschaft, Hannover
Arte Povera Now and Then: Perspectives for a New Guerrilla
Art, Esso Gallery and Books, New York
Heavy Metal, Kunsthalle zu Kiel
Bosse, Dorit; Messner, Rudolf (2002)
Idole in der Entwicklung von Kindern und
Jugendlichen
S. unter: http://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/
handle/urn:nbn:de:hebis:34-2007070618870, S.
1–4
Faulstich, Werner, et al.
»Kontinuität« – zur Imagefundierung des Filmund Fernsehstars
In: Faulstich, Werner; Korte, Helmut (Hg.):
Der Star. Geschichte, Rezeption und Bedeutung,
München 1997, S. 11–28
Fogle, Douglas; Monk, Jonathan
Interview Piece
In: Berg, Stephan; Seifermann, Ellen; Wäspe, Roland
(Hg.): Jonathan Monk. yesterday, today, tomorrow,
etc., Frankfurt a.M. 2006, S. 94
Fritzsche, Bettina
Performative Annäherungen an Identität in der
Fan-Kultur
In: Hengst, Heinz; Kelle, Helga (Hg.): Kinder – Körper
– Identitäten. Theoretische und empirische Annäherungen an kulturelle Praxis und sozialen Wandel,
München 2003, S. 205–224
Glas, Alexander
Bildkompetenz im Medienzeitalter
In: Billmayer, Franz (Hg.): Angeboten. Was die
Kunstpädagogik leisten kann, München 2008, S.
61–67
Johnson, David W.; Johnson, Roger T.
Learning Together and Alone. Cooperative,
Competitive and Individualistic Learning
Needham Heights 1999
Material als pdf zum Download verfügbar:
www.siemens-stiftung.org/de/kunst-und-kultur/kultur-und-wissen.html
www.bdk-online.info/kiss
Lowry, Stephen
Stars und Images. Theoretische Perspektiven auf Filmstars
S. unter: www.montage-av.de
Meyer, Torsten
Interfaces, Medien, Bildung: Paradigmen einer pädagogischen
Medientheorie
Bielefeld 2002
Pazzini, Karl-Josef
Kunst exisitiert nicht. Es sei denn als angewandte
In: Thesis. Tatort Kunsterziehung, Nr. 2/2000, S. 8–17
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Jens Ertelt / Unterrichtsmaterialien
Bildbeispiele
B1
Sigmar Polke
Höhere Wesen befahlen:
rechte obere Ecke schwarz malen!, 1969
Materialien
B3
René Magritte
La trahison des images oder:
Ceci n’est pas une pipe, 1929
M1
Experiment 1
Der Körper hat ein Gewicht!
Dies ist eine Übung zur Körperwahrnehmung, in der es darum geht, dass
ihr eine zeichnerische Form für eure körperlichen Sinneseindrücke findet.
Es macht Sinn, wenn ihr die Aufgaben und die Übungen gemeinsam
diskutiert und erst einmal in Worte fasst, was ihr später in Zeichnungen
darstellen sollt.
Lehnt euch gegen die Wand! Dabei haltet euer Gewicht mit ...
a ... einem Finger
b ... der ganzen Hand
c ... dem Kopf (seitlich, mit der Stirn, mit dem Hinterkopf)
d ... dem Rücken
1 Was stellt ihr fest?
Wie fühlt sich euer Gewicht an?
Welche Muskeln werden beansprucht?
County Museum, Los Angeles, USA.
© René Magritte Estate/Artists Rights Society (ARS),
New York/ADAGP, Paris
B4
B2
Jonathan Monk
Untitled (Höhere Wesen befahlen ...), 2007
Die Ecken in Monks Arbeiten sind jeweils Blau und Pink eingefärbt.
Galleri Nicolai Wallner, Kopenhagen
Abbildungen von Pete Doherty lassen sich im Netz finden,
z.B. unter http://www.spiegel.de/fotostrecke/fotostrecke49313.html
2 Macht schnelle Skizzen von den verschiedenen Haltungen und findet
Wörter, die beschreiben, wie ihr euch gefühlt habt!
3 Zeichnet mit Kohle ein, welche Muskeln besonders aktiv waren,
wo es besonders anstrengend war, wo es wehgetan hat.
M2
Experiment 2
Der Körper will durch die Wand und durch den Boden
In diesem Schritt habt ihr zwei Performances vor euch, die der amerikanische Konzeptkünstler Bruce Nauman in den 1960er-Jahren entwickelt
hat. Hier erkunden wir eure Vorstellungskraft. Es geht darum, dass ihr
euch sehr stark auf ein bestimmtes Bild in eurer Vorstellung konzentriert
und diese Vorstellung mit eurem Körper »umsetzt«.
Aufgaben
a Diskutiert die Texte! Was fällt euch auf? Wo könnte es Probleme für
euch geben?
b Führt die Performances aus! Was passiert? Haben sich eure vorher erarbeiteten Gedanken bestätigt?
c Zeichnet auch hier auf, was ihr erlebt habt.
· Welche Grenzen habt ihr festgestellt?
· Was konntet ihr durchführen, was nicht? Warum?
· Was war angenehm/unangenehm?
· Was fiel euch leicht/schwer?
· Wie hat sich eure Gruppe verhalten? Habt ihr euch unterstützt
oder wart ihr eher belustigt?
· Haben die Übungen funktioniert? Wie? Warum vielleicht nicht?
d Fertigt Zeichnungen an, wie ihr es geschafft habt, im Boden zu versinken und durch die Wand zu gehen. Versucht die Bilder, die ihr im Kopf
hattet, während ihr die Performances gemacht habt, zu zeichnen!
Sucht euch dabei das am besten geeignete Werkzeug aus! (Kohle, Bleistift, Tusche)
1. Instruktionen für eine mentale Übung
A Legt euch auf den Bauch auf den Boden und versinkt langsam im Boden mit geöffneten Augen.
B Legt euch mit geöffneten Augen auf den Rücken
auf den Boden und lasst den Boden sich langsam
um euch herum erheben.
Dies sind mentale Übungen. Zuerst wird eure Konzentration immer wieder gestört werden und eure
Gedanken werden abschweifen. Das Problem ist,
die Übung ungestört durchzuführen. Bei Übung A
hilft es, wenn ihr euch vorstellt, ihr würdet unter
die Ecken des Raumes sinken. Bei Übung B vergesst
ihr am besten die Raumecken. Stellt euch vor, dass
sich die Raummitte um euch herum erhebt.
Original
Untitled
(Performance Project for Leverkusen) 1969 performance
Courtesy Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf
Alternative Title: Instructions for a Mental Exercise
Notes
Nauman’s text is as follows:
A. LIE DOWN ON THE FLOOR NEAR THE CENTER OF
THE SPACE, FACE DOWN, AND SLOWLY ALLOW
YOURSELF TO SINK DOWN INTO FLOOR EYES OPEN.
B. LIE ON YOUR BACK ON THE FLOOR NEAR THE
CENTER OF THE SPACE AND SLOWLY ALLOW THE
FLOOR TO RISE UP AROUND YOU, EYES OPEN. / This
is a mental exercise. Practice each day for one hour.
½ hour for A, then a sufficient break to clear the
mind and body, then ½ hour practice B. / At first, as
concentration and continuity are broken or allowed
to stray every few seconds or minutes, simply start
over and continue to repeat the exercise until the ½
hour is used. / The problem is to try to make the
exercise continuous and uniterrupted for the full ½
hour. That is, to take the full ½ hour to A. sink under
the floor, or B. to allow the floor to rise completely
over you. / In exercise A it helps to become aware of
peripheral vision – use it to emphasize the space at
the edges of the room and begin to sink below the
edges and finally under the floor. / In B. begin to deemphasize peripheral vision – so that the edges of
the space begin to fall away and the center rises up
around you. / In each case use caution in releasing
yourself at the end of the period of exercise.
Simon, Joan; et al (Hg.): Bruce Nauman,
Minneapolis 1994, S. 239
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Jens Ertelt / Unterrichtsmaterialien
Materialien
2. Körperdruck
Körperdruck / Drücke so viel von deiner vorderen Körperoberfläche an die
Wand wie möglich (Handflächen innen oder außen, rechte oder linke
Wange) / Drücke sehr stark und konzentriere dich / Stell dir vor, dass du
auf der anderen Seite der Wand gleichzeitig sehr stark gegen die Wand
drückst / Drücke sehr stark und konzentriere dich auf die Vorstellung, sehr
stark zu drücken / Fang an, die Dicke der Wand zu ignorieren (Verschiebe
die Wand) / Denke an verschiedene Körperteile, die gegen die Wand drücken,
welche Körperteile berühren die Wand, welche nicht? / Denk an die Teile
deines Rückens, die gegen die Wand drücken; drücke sehr stark und lass
die Vorder- und Rückseite deines Körpers gemeinsam drücken / Konzentriere dich auf die Spannung deiner Muskeln / Wo fühlt es sich schmerzhaft an? / Wo verändert sich dein Körper unter dem Druck? / Welche
Gerüche nimmst du wahr?
Original:
Body Pressure 1974
wallboard, textbeginnwall: dimensions variable;
poster: 25 3/16 x 16 ½ inch (64 x 42 cm)
Collection of the artist
Notes
In his 1974 exhibition Yellow Body at the Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf
[...], Nauman constructed a false wall of dimensions nearly identical to an
existing gallery wall behind it. On an adjacent wall to the left, a pink
poster with black typeface presented the following text (in German, followed by English for each stanza):
Body Pressure / Press as much of the front surface of / your body (palm in
or out, left or right cheek) / against the wall as possible. / Press very hard
and concentrate. / Form an image of yourself (suppose you / had just stepped forward) on the / opposite side of the wall pressing / back against the
wall very hard. / Press very hard and concentrate on the image pressing
very hard. / (the image of pressing very hard) / Press your front surface and
back surface / toward each other and begin to ignore or / block the thickness
of the wall. (remove / the wall) / Think how various parts of your body /
press against the wall; press hard and / feel how the front and back of your /
body press together. / Concentrate on tension in the muscles, / pain
where bones meet, fleshy deformations / that occur under pressure; consider / body hair, perspiration, odors (smells).
Exhibitions: Solo: Galerie Konrad Fischer, Düsseldorf 1974.
Simon, Joan; et al (Hg.): Bruce Nauman, Minneapolis 1994, S. 262.
Materialien
M3
Experiment 3
Der Körper hinterlässt Spuren
Hier geht es darum, die Grenzen und Möglichkeiten
des Körpers zu erforschen. Außerdem hat dieses
Experiment zum Ziel, dass ihr lernt, mit dem Medium
Fotografie umzugehen. Ihr müsst euch für eure
»Beweisfotos« folgende Fragen stellen:
· Warum glauben wir einem Foto?
· Was muss ein Foto leisten, damit wir ihm glauben?
Denkt dabei über folgende Eigenschaften des Körpers nach:
a Er hat ein Gewicht
(die Hände, Füße, Beine, Arme, der Kopf etc. wiegen etwas).
b Er hat Längen und Größen
(die Füße, die Hände, der Kopf etc. haben eine bestimmte Größe).
c Der Körper überbrückt Distanzen
(beim Laufen (Weite), Springen (Höhe)).
d Der Körper ist an die Schwerkraft gebunden
(beim Laufen und Springen).
e Der Körper wird von Muskeln angetrieben.
f Was fällt euch noch ein?
Diskutiert die Fragen in der Gruppe und schreibt
eure Gedanken auf!
Ihr müsst euch außerdem fragen, WIE ihr das Foto
machen wollt:
· Welchen Bildausschnitt wähle ich?
· Gehe ich nah an das Motiv heran
oder fotografiere ich von weitem?
· Drehe ich die Kamera?
· Bewege ich mich beim Fotografieren?
· ...
M4
Untersucht die Posen der Stars!
Sucht euch einen Star aus ...
a ... und diskutiert die Fotos. Schreibt die wichtigsten Merkmale/
Verhaltenscodes für die Posen auf! Was ist besonders, interessant,
typisch, lächerlich etc.
Gedanken zur Pose
· Selbstdarstellung
· Selbstinszenierung
· Äußeres Erscheinungsbild
· Der Körper soll etwas aussagen, soll auf etwas
hinweisen.
· Es gibt verschiedene Eindrücke, die man mit
seinen Posen vermitteln möchte:
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
·
Sieg und Erfolg
Angeberei
Reichtum
Coolness
Intelligenz
Überheblichkeit
Seriosität
Ernsthaftigkeit
Volksnähe
Lustigkeit
Bescheidenheit
Überlegenheit
Posen werden wiederholt, um ein Image zu
formen.
b ... und stellt die Posen, die ihr auf den Fotos seht, nach!
Aufgaben
Ihr solltet für jede Aufgabe ein »Beweisfoto« herstellen. Wenn ihr mehrere Ideen pro Aufgabe
habt, setzt diese ruhig auch um. Dokumentiert die
einzelnen Fotos (mit der Fotokamera oder mit
Zeichnungen), indem ihr zeigt, wie ihr auf die Idee
gekommen seid und wie ihr die Idee umgesetzt
habt. Nehmt euch für die Planung der Fotos genug
Zeit, denn es ist wichtig, dass ihr eure Fotos gut
durchdacht habt.
a Macht euch Gedanken über Möglichkeiten und
Unmöglichkeiten des Körpers!
b Wie hinterlässt der Körper in seiner Umwelt
Spuren? Wo?
1 Macht ein Foto, auf dem ihr an der Decke oder
der Wand entlanggeht, bzw. auf dem dokumentiert
ist, dass ihr an der Decke oder der Wand entlanggegangen seid!
2 Macht ein Foto, auf dem ihr durch die Wand
geht!
3 Macht ein Foto, auf dem ihr im Boden versinkt!
4 Hinterlasst auf dem Schulgelände eine weitere, von
euch erfundene Spur. Die Spur sollte eigentlich
unmöglich sein, jedoch sollt ihr sie so hinterlassen,
dass man euch gerade noch so glauben kann,
dass ihr sie tatsächlich hinterlassen habt.
Arbeitet dabei in eurer Dreiergruppe:
· ... Einer ist Regisseur, die anderen beiden sind die Stars. Der Regisseur
sucht sich ein Bild aus und gibt den Stars Anweisungen. Die Stars
können das Bild nicht sehen und müssen sich so bewegen, wie es der
Regisseur vorgibt. Fotografiert die Ergebnisse!
· ... Wechselt die Rollen! Jede/r sollte einmal Regisseur gewesen sein!
· ... Diskutiert dann über eure Ergebnisse! War der Regisseur in der
Lage, euch »richtig« zu dirigieren? Haben die Stars die Pose »richtig«
dargestellt?
· ... Was ist an euren Fotos interessant, merkwürdig, unmöglich, lächerlich? Sucht 5–10 Adjektive (Wie-Wörter) pro Foto, um eure Ergebnisse
zu beschreiben. Stimmen eure Ergebnisse mit dem überein, was ihr
vorher über die Fotos gedacht habt (Aufgabe a)?
· ... Was fallen euch für typische Star-Posen ein? Stellt euch vor, ihr seid
ein bekannter Star! Welche Pose würdet ihr den Menschen gerne vermitteln? Woran sollen eure Fans euch wiedererkennen? Was wollt ihr
mit eurer Pose zeigen? (Denkt dabei an die verschiedenen Posen, die
wir bereits besprochen haben!)
Gedanken zum Image
· ein inszeniertes Bild von sich selbst
· von der eigenen Meinung, vom eigenen Eindruck
bestimmt
· von Verhaltenscodes und Posen gesteuerter
Eindruck
· Es geht darum, etwas schön, besonders interessant, anregend zu finden.
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Jens Ertelt / Unterrichtsmaterialien
Materialien
M5
The Making of Art
Aufgaben zur Ausstellung
1 Wie stellt ihr euch eine Kunstausstellung vor? Wie muss eine Kunstausstellung eurer Meinung nach sein?
2 Überlegt euch Fragen, die ihr schon immer an einen Künstler richten
wolltet! (z.B. Wie arbeitet Jonathan Monk? Was ist sein Anspruch an
die Kunst? Wie funktioniert der Beruf »Künstler«? Wie funktioniert die
Kunstszene? ...
M6
Erprobt das Prinzip der Wiederholung!
In diesem Abschnitt geht es darum, dass ihr ein künstlerisches Projekt
umsetzt. Wir haben uns in den letzten Tagen mit den Posen und dem
Image von Stars befasst. Jetzt seid ihr dran: Entwerft euren Star!
Crashkurs
Wie mache ich einen Star?
Wendet das »Prinzip Bart Simpson« an!
Was ist das »Prinzip Bart Simpson«? Es geht um das »Wiederholen von
Image«. Was tut euer Star also, um wiedererkannt zu werden? Was sind
seine auffälligsten Merkmale, die er oder sie immer wieder zur Schau
stellt? Das Ziel ist es also, eine Geschichte zu erzählen, dem Star etwas
anzudichten und seine »Story« an die Öffentlichkeit zu tragen!
Also: Für welche sich wiederholenden Aktionen ist der Star berühmt/
berüchtigt? Ist er oder sie ein versteckter Superheld? Ist er oder sie ständig
im Knast? Bringt seine oder ihre Geschichte an die Öffentlichkeit!
Wie könnt ihr vorgehen, wenn ihr euren Star entwickelt? Ihr könnt ...
· ... dem Herrn oder der Dame natürlich einen (Künstler-)Namen geben
· ... ein Image herstellen
· ... für den Star typische Posen erfinden
· ... Zeitungsmeldungen erfinden und am PC designen
· ... eine Biografie für den Star erfinden: Was sind seine besonderen
»Verdienste«; was sind die wichtigsten Ereignisse im Leben eures
Stars?
· ... verschiedene Konversationen erfinden (zwischen Star und Manager,
zwischen Star und Autogrammjäger, zwischen Star und Paparazzi,
zwischen zwei Fans etc.)
· ... ein Autogramm erfinden
· ... das Haus, das Auto, den oder die Lebenspartner/in, das Haustier etc.
erfinden
· Wichtig ist, dass ihr das Prinzip der Wiederholung aufgreift und Dinge
erfindet, die euer Star von sich auch öffentlich repräsentiert haben
möchte! Was sollen seine Fans ständig sehen, damit sie sich weiterhin
für den Star interessieren?
Materialien
Erprobt das Prinzip der Wiederholung!
Das Projekt soll im Medium Fotografie umgesetzt
werden. Dabei ist es wieder wichtig, dass ihr euch
genau überlegt, wie ihr die Fotos gestalten wollt!
· Konzipiert eine Fotoserie, die euren Star zum
Thema hat.
· Dabei könnt ihr auf die Wiederholung von Posen,
von Images und von Handlungen eingehen.
Eure Fotoserie kann dabei ganz unterschiedliche
Ziele haben: Modefotos, Zeitungsbilder, Paparazzibilder, Dokumentation etc.
M7
Fragen an den Fotografen/die Fotografin
Grundsätzliche Gedanken zur Fotografie
· Ist Fotografie »real«?
· Wie stark verändere ich die »Realität«?
· Wer ist der Autor der Fotografie (Ich, die Kamera,
der Zufall ...)?
· Was ist die Aufgabe des Betrachters? (Soll er
informiert, verwirrt, verschaukelt werden?)
Was ist auf der Fotografie zu sehen?
· Welches Motiv wähle ich?
· Welchen Bildausschnitt wähle ich?
· Bin ich nah am Motiv dran oder bin ich weit weg?
· Fotografiere ich von oben, von unten oder auf
Augenhöhe? Was passiert mit dem Bild?
· Was soll auf jeden Fall/auf gar keinen Fall auf
dem Bild sein?
· Wo ist mein Standpunkt? Bewege ich mich oder
stehe ich still?
· Halte ich die Kamera still?
Welches Ziel hat die Fotografie?
· Dokumentation/Information
(z.B. in einer Zeitung)
· Aufruhr (z.B. bei einem Politiker)
· Täuschung (z.B. in einer Boulevardzeitschrift)
· Entblößung (z.B. Paparazzifotos)
M8
Schüler konstruieren ein Star-Image
M9
Präsentiert eure Ergebnisse!
Eure Ausstellung –
welche Fragen solltet ihr euch stellen?
1 Was präsentiere ich?
(Auswählen, Gewichten, Bewerten)
2 Wie präsentiere ich meine Arbeit?
(Erzählform, Reihenfolge) Welchen Zweck hat
meine Präsentation? (Konzept)
3 Wo präsentiere ich meine Arbeiten?
Neben welchen Arbeiten funktionieren meine
Arbeiten? (Kontext)
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Jens Ertelt / Unterrichtsmaterialien
Schülerarbeiten 8. Klasse, Offene Schule Waldau
Videobeispiele
V1
Bruce Nauman
Walking in an Exaggerated Manner Around
the Perimeter of a Square
1967/1968. 16mm film transferred to video (black and white, silent),
10 min. Acquired through the generosity of Courtney Plummer
© 2009 Bruce Nauman/Artists Rights Society (ARS), New York
Mit freundlicher Genehmigung von: Electronic Arts Intermix (EAI),
New York
www.moma.org/collection/browse_results.php?criteria=O%3ADE%3AI%
3A41&page_number=17&template_id=1&sort_order=1
V2
Bruce Nauman
Bouncing in the Corner, No. 2: Upside Down
1969. Video (black and white, sound), 60 min. Purchase
© 2009 Bruce Nauman/Artists Rights Society (ARS), New York
Courtesy Video Data Bank
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A41|G%3AHI%3AE%3A1&page_number=32&template_id=1&sort_order=1