VÖLT NACHRICHTEN
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VÖLT NACHRICHTEN
Verein österreichischer Ledertechniker VÖLT NACHRICHTEN Dezember 2007 Ausgabe 22 In dieser Ausgabe: In eigener Sache Personalia 2 Betriebsbesichtigung 3 Jaspowa 4 Frühjahrsclubabend 4 Herbsttagung 2007 5 Auszeichnungen 7 Dokumentation 12 Lehrlingsausbildung 13 Termine Themen in dieser Ausgabe: BETRIEBSBESICHTIGUNGEN JASPOWA FFRÜHJAHRSCLUBABEND 2007 HERBSTTAGUNG FA. MEINDL LEHRLINGSAUSBILDUNG 14 Das Jahr 2007, das sich mit atemberaubender Geschwindigkeit dem Ende zu neigt, ist für mich – ohne lange nachdenken zu müssen – von parteipolitischen Skandalen geprägt: Eurofigther- und BankenUntersuchungsausschuss, BAWAG-Verhandlung, Uneinigkeiten in der Regierungskoalition in nahezu allen Themenbereichen. Zum Glück fallen mir aber zum ablaufenden Kalenderjahr auch sehr positive Dinge ein, die vor allem den VÖLT betreffen. Dank des großen Engagements unserer „jungen― Vorstandsmitglieder war die Herbsttagung und Generalversammlung des VÖLT, die gemeinsam mit der Gerberinnung ausgerichtet wurde, rundum ein voller Erfolg. Ein Wermutstropfen ist die rückläufige Situation bei den Gerberlehrlingen in Österreich. Nachdem in den letzten Jahren die Zahl der Gerberlehrlinge langsam aber stetig gestiegen war – im vergangenen Jahr betrug deren Zahl in allen drei Lehrjahren 14 – ist für das Schuljahr 2007/2008 – nachdem lediglich 1 Lehrling für das 1. Lehrjahr gemeldet wurde - mit einer Gesamtzahl von 8 Lehrlingen zu rechnen! Vielleicht geschieht ein Weihnachtswunder und es werden doch noch Gerberlehrlinge nachgemeldet! In diesem Sinne wünsche ich ihnen Allen viel Vergnügen bei der Lektüre der vorliegenden Ausgabe der VÖLT - Nachrichten, die als Jahresrückblick verstanden werden soll aber durchaus auch Anregungen für Besinnlichkeit und Nachdenklichkeit enthält. Gleichzeitig erlaube ich mir namens des VÖLT Ihnen und Ihren Angehörigen ein Ge- segnetes, beschauliches Weihnachtsfest sowie Gesundheit, Glück, Erfolg und Zufriedenheit für das kommende Jahr zu wünschen. Seite 2 VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Personalia Der VÖLT freut sich außerordentlich Herrn Hubert PLIHAL als neues Mitglied begrüßen zu dürfen. Herr Plihal, der viele Jahre bei der Lederfabrik Vogl in Mattighofen als Ledertechniker und Leiter der Zurichtung tätig war, ist den meisten VÖLT-Mitgliedern bestens bekannt, zumal er bereits an fast allen VÖLT-Veranstaltungen teilgenommen hat. Umso mehr freut es uns, dass er nunmehr den Entschluss gefasst hat, sich per 1.01.2007 als VÖLT-Mitglied zu deklarieren. Seit Juni 2007 darf der VÖLT mit großer Freude Herrn Christoph MURRER als weiteren Neuzugang verbuchen. Christoph Murrer, Jahrgang 1984, der zur Zeit in Eigenregie die Ausbildung zum Ledertechniker in Reutlingen absolviert, hat in den Jahren 2000 bis 2003 in der Lederfabrik Boxmark „Gerber― gelernt und war im Anschluss daran im Finishing – Center tätig. Nathalie DONNRER, Fa: Wollsdorf Leder, Franziska HOFER und Roland RAUCH, beide Fa. Vogl/ Mattighofen wurden am 29. Juni 2007 – nach bestandener Lehrabschlussprüfung - als neue VÖLT-Mitglieder aufgenommen. Der VÖLT hofft, dass sie der Branche lange erhalten bleiben mögen! Geburtstage Der VÖLT wünscht auch – soweit uns bekannt – allen jenen Mitgliedern, die im Jahr 2007 „runde“ bzw. „halbrunde“ Geburtstage begangen haben, alles Gute und weiterhin Gesundheit und glückliche Jahre: Hubert PLIHAL, Ledertechniker und ehemaliger Leiter der Zurichtung bei der Lederfabrik Vogl, Mattighofen (70 Jahre) Michael DORNER, BASF Ludwigshafen, Absolvent der Gerberschule Wien (50 Jahre) Gerhard WACHT Prof. Dipl. Ing. Dr., Schriftführer des VÖLT, Professor an der HBLVA Rosensteingasse Todesfälle Der VÖLT entbietet allen Familienangehörigen das tiefste Mitgefühl. Am 2. Juli 2007 verunglückte der Unternehmer Gerhard LINDENAU in seinem Betrieb beim Versuch einen Mitarbeiter, der bei der routinemäßigen Wartung einer Filteranlage in einem Schacht offenbar durch Einatmen von Schwefelwasserstoffgas das Bewusstsein verloren hatte. Gerhard Lindenau hatte die Pelzgerberei in Feldbach von seinem Vater Baldur Lindenau, der im Jahr davor verstorben war, übernommen und weiter geführt. Bei diesem tragischen Unfall fanden insgesamt 3 Personen den Tod. VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Betriebsbesichtigungen Am Montag, 25. Juni 2007 ermöglichte die Lederfabrik Boxmark einer Gruppe von 9 SchülerInnen des 4. Jahrganges der Abteilung „Leder- & Naturstofftechnologie―, Rosensteingasse, sowie 2 Studenten der Technischen Universität Wien, Studienrichtung Technische Chemie― und Prof. Dipl. Ing. Dr. Gerhard Wacht, Schriftführer des VÖLT und langjähriger Lehrer an der HBLVA Rosensteingasse an der Lederabteilung in Zukunft „Technologie des Leders― und „Naturstofftechnologie― unterrichten wird, einen Einblick in die industrielle Lederfabrikation an den Standorten Jennersdorf und Feldbach. Bereits eine Woche zuvor durften sich 13 Studenten und Studentinnen des 4. Semesters der Fachschule Tulln, Ausbildungsschwerpunkt „Biotechnologie“ im Rahmen der Lehrveran- staltung „Technologien tierischer Produkte― einen Eindruck von den Produktionsabläufen bei der Lederfabrik Boxmark verschaffen. Frau Heike Schmidt – die Gattin von Mag. Christian Schmidt – führte an beiden Terminen die interessierten Besucher in Jennersdorf durch alle Bereiche der Lederfertigung – von der Rohhaut bis zum fertigen Leder, einschließlich Abwasserreinigung und Maschinenleimlederverwert ung – und hinterließ auch durch ihre engagierte Art der Informationsvermittlung bei den Besuchern einen ungemein positiven Eindruck. Nach der Einladung zum Mittagessen in der Werkskantine während dem Frau Schmidt den ExkursionsteilnehmerInnen jeweils für Diskussionen zur Verfügung stand – wobei in Anbetracht der brandaktuellen Situation auch das Thema Schaumbildung auf der Raab offen angesprochen wurde, ging die Fahrt nach Feldbach weiter, wo die Besucher einen Einblick in die Forschungs- & Entwicklungsabteilung sowie in die vielfältigen Bereiche des Designs, der Lederprüfung und der Qualitätskontrolle gewinnen konnten. Die positive Resonanz der Exkursionsteilnehmer war überwältigend. Als Leiter beider Exkursionen möchte ich auch namens aller Teilnehmer der Geschäftsführung der Fa. Boxmark und insbesondere Frau Heike Schmidt für ihr Engagement nochmals herzlichst danken, zumal ich der Meinung bin, dass die StudentInnen und SchülerInnen als Multiplikatoren fungieren und den positiven Eindruck den sie gewonnen haben weiter erzählen werden. Seite 3 Seite 4 VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Jaspowa In Österreich werden jedes Jahr cirka 60.000 Füchse erlegt und davon mindestens 50.000 eingegraben, weggeworfen usw. Aus diesem Grund hatten die Gerber, Kürschner und Tierpräparatoren, organisiert durch die Bundesinnung, gemeinsam auf der Jagdmesse „Jaspowa― in Wien einen Messestand. Ziel dieses gemeinsamen Auftritts war eine Aufklärungsarbeit zu leisten, was aus dieser Rohware alles gemacht werden kann. Aus demselben Grund wurde ein Modewettbewerb veranstaltet, bei dem junge, österreichische Kürschner diverse modi- sche Kleidungsstücke aus Rotfuchsfellen präsentieren konnten. VÖLT- Frühjahrs - Clubabend 2007 Der diesjährige VÖLT Frühjahrsclubabend fand Freitag, 23. März – etwa 2 Wochen später als im Vorjahr - im Sporthotel Royer in Schladming statt. Der verspätete Termin, der nicht im Ermessen des VÖLT lag sondern ausschließlich mit der starken Auslastung des Sporthotels zu tun hatte, bescherte dieser Veranstaltung auch ein echtes Schi- und Winterwochenende in diesem ansonsten schneearmen Winter. In einer kurzfristig einberufenen VÖLTVorstandssitzung im Vorfeld des Clubabends wurden Details zum Programmablauf der Herbsttagung 2007 abgeklärt sowie auch aktuelle Themen wie etwa der Entwurf eines neuen Lehrplanes für einen einheitlichen Lehrberuf Gerber, ohne Schwerpunktsetzung in Rot- und Weiß- & Sämischgerber. Ebenso wurde auch über die Auswirkungen der REACH-Verordnung auf ledererzeugende Betriebe diskutiert. Nachdem unser Vorstandsmitglied Anton Stöger in einem Schreiben ersucht VÖLT NACHRI CHTEN hat aus zeitlichen Gründen sein Mandat zurücklegen zu wollen, wurde mit einstimmigen Beschluss Herr Prof. Peter Berghuber, Lehrer und Werkstättenleiter an der Lederabteilung in der HTL Rosensteingasse als neues Vorstandsmitglied kooptiert. Ausgabe 22 Mehr als 30 Personen waren der VÖLT-Einladung gefolgt und genossen sichtlich die Gelegenheit den Abend in lockerer Atmosphäre zu verbringen. Der überwiegende Teil der Clubgäste nutzte – dank des späten Wintereinbruchs - die Gelegenheit zum Im Anschluss an die Vor- Schifahren am Wochenenstandssitzung fand das ge- de auf sowie rund um die meinsame, aus mehreren Planai. Gängen zusammengesetzte Zu Beginn des Clubabends Abendessen im Hotel statt. begrüßte der VÖLT- Präsident Mag. Peter Kovacs die Gäste mit herzlichen Worten und gab einige interessante Informationen über aktuelle Ereignisse. Besonders bedankte er sich beim neuen Berufsgruppenobmann der gewerblichen Gerber, Herrn Martin Trenkwalder, für dessen Engagement für die Branche und den VÖLT. Herbsttagung / Generalversammlung 2007 Die diesjährige Herbsttagung sowie die Generalversammlung des VÖLT fand diesmal - wiederum in bewährter Weise gemeinsam mit dem Gerbertreffen – am 14. September 2007 in Salzburg im Renaissance Hotel statt. Den Auftakt der Veranstaltung bildete die Besichtigung der Firma Meindl in Kirchanschöring in Bayern. Dank des außerordentlichen Engagements und des Organisationstalentes unseres Präsidenten Peter Kovacs und unserer Vorstandsmitglieder Daniela Matyk, Herbert Ernekl und ganz besonders des Bundesberufsgruppenobmanns Ing. Martin Trenkwalder war der Veranstaltung ein großer Erfolg beschieden. Über 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sowie Begleitpersonen waren der Einladung des VÖLT und der Innung der Gerber nach Kirchanschöring gefolgt. Der Empfang seitens der Geschäftsführer Lars und Lukas Meindl war von außerordentlicher Herzlichkeit geprägt, was auch in der Begrüßungsrede, die Herr Lukas Meindl hielt, Seite 5 Seite 6 VÖLT NACHRI CHTEN zum Ausdruck kam. Zunächst gab er einen Überblick über die eindrucksvolle Entwicklung des bayrischen Familienunternehmens (siehe auch den folgenden Artikel), das in einem Zeitraum von 324 Jahren von einem handwerklichen Schuhmacherbetrieb in 11 Generationen zu einem führenden Hersteller von Berg- und Trekkingschuhen sowie exquisiter Trachtenbekleidung aus Leder, Loden und Leinen mutierte. Installierte Homepage der österreichischen Gerberinnung: www.pelzleder.at Die Firma Meindl ermöglichte es dankenswerterweise den Besuchern beide, geographisch etwa 2 km auseinander liegenden Produktionsstätten, der Bekleidungsbereich im alten Stammhaus in Kirchanschöring und die Schuhproduktion und das Schuhmuseum im Gewerbegebiet der Stadt – in Anbetracht der Teilnehmerzahl in zwei Gruppen zu besichtigen. Zum Ausklang der Betriebsbesichtigung lud die Firma Meindl zu Weißwurst und alkoholfreien Getränken ein. Zusammenfassend muss festgestellt werden, dass die ungemein interessante Betriebsbesichtigung bei allen Ausgabe 22 Besuchern – nicht zuletzt auch auf Grund der Herzlichkeit der Gastgeber einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Im Renaissance Hotel in Salzburg fand dann die gemeinsame Tagung der Gerber und des VÖLT ihre Fortsetzung. Bundesberufsgruppenobmann Ing. Martin Trenkwalder leitete das Gerbertreffen ein und gab einen Bericht über die Aktivitäten der Innung im Jahr 2007, wie z.B. das Projekt „Red Fox Austria“, in dessen Rahmen sich die Gerber am Stand der Bundesinnung „JASPOWA 2007― beteiligt hatten (siehe Artikel). Weiters ist ein einheitliches Berufsbild für den Lehrberuf „Gerber― erarbeitet worden, der bereits vom Bundesberufsausbildungsbeirat beschlossen wurde. Der nächste Programmpunkt war die Vorstellung der für die Gerberlehrlinge zuständige ZentralBerufsschule Wien, durch deren langjährigen Leiter Direktor Paul Skop, der mit Ende des Schuljahres 2007 in den Ruhestand gewechselt hat sowie dessen Nachfolger Direktor Karl Martner. An dieser Stelle ist es mir ein Anliegen den beiden Direktoren dafür zu danken, dass sie die Einladung nach Salzburg angenommen haben sowie für ihr Engagement für die Gerberausbildung. Dem scheidenden Direktor Paul Skop möchte ich in Anbetracht der langjährigen Freundschaft die uns verbindet, das allerbeste für seinen Ruhestand wünschen und für seine stetige Kooperationsbereitschaft mit unsrer Schule danken. Weitere Programmpunkte waren ein spannender und positiv besetzter Vortrag von Professor Dr. Michael Stoll, Leiter des FILK in Freiberg bei Dresden mit dem Titel „Leder – ein emotionaler Werkstoff mit Zukunft― in dem er das Freiberger Institut vorstellte und auch ein überzeugendes Bekenntnis zum Leder gab. Den Abschluss stellte ein interessanter Vortrag zum aktuellen Thema „REACH – Betroffenheit für die Lederhersteller― vom Geschäftsführer der Fa. Bussetti, Herrn Ing. Robert Schlechta dar (siehe Artikel) der als Experte und Betroffener über den Umsetzungsstand dieser Verordnung referierte und durch seine fachliche Kompetenz überzeugte. VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Auszeichnungen In einem Festakt im Ministerium für Umwelt und Gesundheit in München zeichnete der Bayrische Staatsminister Dr. Werner Schnappauf die beiden Geschäftsführer des in Kirchanschöring ansässigen Familienunternehmens Lars und Lukas Meindl für das Engagement der Lukas Meindl GmbH & Co. KG mit der „Bayrischen Medaille für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz“ aus. In der Laudatio lobte Minister Schnappauf die Verbindung von „qualitativ hochwertigen und innovativen Produkten mit Naturschutz und vorbildlicher Unternehmensökologie―. Er bedankte sich für das Engagement der Firma Meindl hinsichtlich des alpinen Nationalparks Berchtesgarden, wo Meindl seit Jahren eine nachhaltige Verantwortung übernimmt. Insbesondere mit dem Namen des im vergangenen Jahr verstorbenen Seniorchefs des Unternehmens, Alfons Meindl, ist dieses Engagement entstanden und gewachsen. Alfons Meindl der selbst ein begeisteter Bergwanderer und Jäger war, empfand den Nationalpark Berchtesgarden als seine „alpine Heimat―. Als ein wichtiger Mäzen machte Alfons Meindl auf die Wertigkeit dieses einzigen deutschen alpinen Nationalparks aufmerksam, in dem er immer wieder Besucher zu Kundenauktionen und Pressewanderun- gen in die herrliche Bergwelt brachte und so für den Erhalt dieses einmaligen Stückes Natur warb. Darüber hinaus rüstet das Familienunternehmen die Mitarbeiter des Nationalparks, die hauptsächlich im Außendienst tätig sind, seit vielen Jahren großzügig mit Bergschuhen aus. Umweltbewusst zeigt sich die Firma auch durch ihre bereits seit zehn Jahren andauernde Sponsortätigkeit gegenüber der Bayrischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege. Hierbei werden wichtige Forschungsvorhaben zum Thema „Sport und Naturschutz― ermöglicht. Meindl—So hat es begonnen ... 1686 Die Meindl'sche Schuhmachertradition in Kirchanschöring gibt es schon seit vielen Generationen. Urkundlich ist PetrusMeindl als erster Schuhmacher bereits 1683 erwähnt. 1813 Im Steuerkataster Nr. 14228 der Gemeinde aus dem Jahre 1813 lesen wir: "Haus Nr. XV beim Schuster: Besitzerin Maria Meindlin, genannt Schusterhäusl mit der Schuhmachergerechtigkeit" 1918 Der 1. Weltkrieg ist zu ende. Meindl übernim mt Lukas die Schuhmachertradition von seinen Eltern und machte sich selbständig. (siehe Bild links). 1934 In der Familienchronik lesen wir: "Mit eisernem Fleiß und Glück in seinem Unternehmen kaufte Lukas Meindl im Jahre 1934 eine gebrauchte Näh- maschine im Wert von 30 Mark und begann die erste Herstellung von Lederbekleidung. Damals arbeiteten zwei Gesellen in der Firma. 1945 Nach dem Kriege gab es Schuhe nur auf "Bezugsschein". Die aus dem rar gewordenen Leder handgemachten MeindlSchuhe und Lederhosen waren bereits damals über die Gemeindegrenzen hin- Seite 7 Seite 8 VÖLT NACHRI CHTEN aus bekannt und begehrt. huhe und Lederhosen wa 1948 Bald nach dem Krieg stieg einer der sieben Meindl-Nachkömmlinge, Alfons Meindl, in den elterlichen Betrieb mit damals ca. 10 Beschäftigen ein. Er erweiterte mit Hilfe der Meindl-Familie das Produktions-Programm Bekleidung und Schuhe. Messen werden besucht, Vertreter besuchen den aufkommenden Fachhandel. Innovationen der Produkte zur rechten Zeit qualitativ hochwertig umgesetzt machen MEINDL allmählich zur „Marke“. Skischuhe mit vulkanisierter und Wanderschuhe mit angespannter Sohle mit eigene Sohlenprofil werden entwickelt. 1949 Aufbruch/ Aufschwung 1949 besuchte Alfons Meindl die erste "Messe" in München mit MeindlSchuhen (siehe Bild links). 1955 Der jüngere Bruder Hannes Meindl wird ebenfalls im elterlichen Betrieb tätig. Und lernt das Schuhmacherhandwerk. Er übernimmt später vorwiegend den Bereich Lederbekleidung. 1964 Die Entwicklung von Meindl geht pausenlos nach oben. Ständige Auftragssteigerungen machten verschiedene Erweiterungs- Ausgabe 22 bauten im "Stammhaus" Kirchanschöring notwendig. 1971 Ein größerer Erweiterungsbau für die Schuhproduktion wird notwendig. Mehr Leute werden eingestellt. Schon damals arbeitete man gern bei Meindl. 1974 Nach dem Ableben des Firmengründers Lukas Meindl übernehmen die Brüder Alfons (Bereich Schuhe) und Hannes Meindl (Bereich Bekleidung) das Unternehmen. 1976 Fundierte Berufsausbildung wird im Hause Meindl großgeschrieben z.B. Franz Ikerna - heute Meister in der Schuhproduktion - wird 1. Bundessieger der "Schuhmacher". 1978 MEINDL sponstert erste Expeditionen z. B. Everest-Lhotse-Expedition: Hubert Hillmaier besteigt mit Meindl-Schuhen das Dach der Welt. Die Firma Meindl beginnt als erster Bergschuhhersteller mit der Einteilung der Schuhe in Kategorien. 1980 Ein Jubiläum im Hause Meindl: die 50-Jahr-Feier der Firma Lukas Meindl. Mittlerweile arbeiten in Kirchanschöring 250 Mitar- beiter und fast 100 Heimarbeiterinnen. 1981 Die Trekking-Welle kommt. Auf der ISPO in München werden wieder Meindl-Neuheiten vorgestellt. Ministerpräsident F.J. Strauß besuchte den Meindl -Stand und zeigte sich beeindruckt von der Produktpalette und Qualität. Meindl leistet Pionierarbeit bei der Verarbeitung mit Gore-Tex als Nässeschutz. Eine Tradition lebt fort - echt zwiegenähte Schuhe. Die neue "Perfekt"-Serie aus Siljuchtenleder und wird produziert. 1982 Meindl produziert erstmals Bergschuhe mit Gore-Tex-Socken. Eine Neuheit im Programm: "Apres-Stiefel" 1983 Meindl und unterzeichnet einen LanglaufLizenz-Vertrag mit der Fa. Salomon. 1984 Die ersten LanglaufSchuhe mit SNS-System (Salomon) werden im Hause Meindl produziert. Inzwischen verkauft Meindl weltweit über 1/2 Million Paar Berg-, Wander-, Trekking- und Langlaufschuhe. Wieder ein Ausbildungserfolg: Der Bayerische Landessieger und 3. Bundessieger des Schuhmacherhand- VÖLT NACHRI CHTEN werks kommt aus dem Hause Meindl - Albert Maier wurde ausgezeichnet. 1986 Die Firma Meindl lädt erstmals Journalisten zu einer Pressewanderung ein. Das Gespräch und das gemeinsame Erleben der Natur mit den Vertretern der Presse wurde zu einer festen Einrichtung. 1987 Im Gewerbegebiet baute die Firma Meindl eine neue Lagerhalle. Auf 2500 qm werden die Meindl-Produkte gelagert, verpackt und in alle Welt verschickt. Der Umsatz im Bereich Sportschuhe lag bei 400000 Paar. Ein neuer Paragliding-Schuh wurde vorgestellt. So erzielte man z.B. in der Schweiz 90% Marktanteil. Die WalkingWelle rollt. 1989 Alfons Meindl feierte auf der ISPO in München seinen 60. Geburtstag. 1990 Hannes Meindl feierte seinen 50. Geburtstag. Eine neue Meindl-Generation im Unternehmen: Lukas Meindl - nach alter Tradition in der 11. Generation gelernter Schuhtechniker wird im Unternehmen tätig. Er übernimmt den Bereich Produktion und Entwicklung. 1991 Neu im Programm: Langlaufschuhe mit GORE -TEX-TECHNOLOGY. UMWELTSCHUTZ -bei MEINDL schon lange ein Thema, wird jetzt noch vordringlicher, ein eigener Ausgabe 22 Umweltausschuß wird gegründet. Verpackungen sind ausschließlich aus dem Recycling-Bereich, die verarbeiteten Leder garantiert PCP-frei. Die noch bessere Müllsortierung bringt eine Reduzierung des Müllaufkommens von über 30 %. Frühjahr 1991: Arved Fuchs startet mit seinem Segelkutter "Dagmar Aaen" und einer internationalen Crew die IcesailExpedition (erste Umsegelung des Nordpols). Ausgerüstet mit MEINDLGORE-TEX-TREKKING -Modell "Island", in seinem Buch "Abenteuer Russische Arktis" schreibt er, Zitat: "Wir danken der Fa. Meindl für die ausgezeichneten Bergstiefel, die wir bei Wind und Wetter auch an Bord getragen haben. Ich kenne keine besseren!" 1992 ASU-Preis für vorbildliche Ökologie im Unternehmen - Meindl Schuhe sind „ökologic produced®― - weniger Aball langlebige Produkte Verpackung aus nahezu 100 % Recyclingmaterial. Juni - Stiftung Warentest testet 3 MEINDL Trekkingschuh-Modelle auf Herz und Nieren: 3 MEINDL und 3 "GUT" für Modell ISLAND, ISLAND-LADY und COLORADO. (H. 6/92) Zitat zum Modell ISLANDLADY: "Einer der besten Stiefel im Test!" ACTIVELEATHER heißt die neupräsentierte.STREETTRE KKER-KOLLEKTION von MEINDL. Recycling und soziale Verantwortung - MEINDL nimmt getragene Schuhe zusammen mit der DGW zurück, zur Wiederverwendung bzw. Entsorgung. Ende 1992 625.000 Paar Schuhe wurden weltweit verkauft erstmals kamen Aufträge aus Südamerika, Venezuela, Korea, Fernost und sogar Libanon. Olympiade Barcelona - AHG-Schießschuhe "made by MEINDL" - die Träger erringen 2 Gold und 2 Silber. Ludger Beerbaum, Olympiasieger, Welt- und Europameister im Springreiten, trägt ein lederne Reithose von MEINDL. Gründung eines Zweitbetriebes in Ungarn (im September). 1993 "Allseason-Trekker" neu bei MEINDL, mit Thinsulate - gut gerüstet für jede Jahreszeit. MEINDL-Schuhe schneiden in allen führenden europäischen Ländern bei Tragetests hervorragend ab. Neu sind die handgenähten Mokassins. 1994 Die ersten Lightwalker-Modelle werden produziert. Innovationspreis für Variofix®- Fersenfixierung an der Trekkingwiege in England (COLATrekkingmesse) für Meindl Bergell. Neue Produkte für 1995 sind Borneo mit neuer Fixierung DiGAfix® für optimalen Gehkomfort, neue Lightwalker & Freizeitstars „Columbia― und „Orlando“. Spatenstich für neue Produktionsstätte in Kirchanschöring (Bayern). (700.000 Paar Sport- und Trekkingschuhe ausgeliefert -> 1993). Seite 9 Seite 10 VÖLT NACHRI CHTEN 1995 Einweihung von neuer Produktionsstätte (3000 qm) und Widmung der neuen Lukas-Meindl-Straße, Bezug der Produktion im August und November. Präsentation des 1. Schuhs mit GORE-TEXDURATHERM (Trekking und Langlauf). Erstmalig über 750.000 Paar Schuhe produziert und verkauft (-> 1994). „Stiftung Warentest“ Bestnote GUT für Modelle DAKAR 2000 und NEVADA (Heft 8/95). 10 Jahre MEINDL-Multigriffsohle. 1996 Lars Meindl tritt in das Unternehmen ein. Er übernimmt die kaufmännische Leitung — besonders nimmt er den Ausbau Export-Anteils an. Bezug des neuen Verwaltungsgebäudes „Lukas-Meindl-Straße 5 -9―. Einführung der neuen CENTERFIX®Generation, APS® (anatomic paßform system); weiterer Ausbau der Lightwalker®& Citywalker®Schuhgruppe; Es scheint die erste „INGO―Bekleidungscollektion: urban & lifestyle by MEINDL. Neue Anwendungsbereichsanhänger in der Schnürung bei Trekkingschuhen. In Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen entstand eine neue Lauf- und Zwischensohle mit optimierten Abrollverhalten, ferner eine neue BrandsohlenKonstruktion. OUTDOOR - Die Marke MEINDL ist erstmalig international in den wichtigsten Absatzmärkten geschützt. Der ISLAND wird „europäisches Outdoorprodukt des Jahres’96― und Ausgabe 22 erhält den Award―. „Outdoor- 1997 Ganz im Trend des Jahres: MTHÒ - MultiTerrain-Hiker – der Schuh für Hike & Bike und jeden Tag. Comfort-FitÒ -die neue Fußbettkonzeption bringt mehr Komfort. Mountain Crack & Mt. Crack Lady als neue Spezialisten im steigeisenfesten aber dennoch comfortorientierten Bereich. Die Burma-Legende lebt neu auf – mit DiGAfixÒ und GORE-TEXÒ. Meindl jetzt auch im Internet — http://www.Meindl.de. Zehn Jahre Pressewanderung - ständiger Erfahrungsaustausch mit den Spezialisten der Alpin- u. Sportfachpresse in Cooperation mit Bergsportausrüstern DEUTER, LEKI und SUNRISE. 1998 Schulen, schulen, schulen―, so lautet das Motto in diesem Jahr: mehrere dutzende Fachhändler und Fachberater besuchen MEINDL in Kirchanschöring am Standort „EuRegio“ und sehen, wie aufwendig die Schuhproduktion ist. Ferner werden sie von Alfons und Lukas Meindl geschult. 1999 Wieder ein guter Testerfolg bei der Stiftung Warentest (Zypern und Trinidad mit Qualitätsurteil „gut“). Erstmals auch 3 Produkte eines Herstellers in der englischen Leserwahl in „Trail― ganz vorn dabei: Burma, Mountain Crack und Nepal Pro („Winner―). Der „Terminator― in Kirch- anschöring: Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger Fan von Meindl- Leder und Schuh besucht die Produktionsstätte. Alfons Meindl feiert mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft und seinen Mitarbeitern seinen 70. Geburtstag. Er ist noch immer im Unternehmen aktiv. Meindl bringt das Kundenmagazin „Movements“ mit Tipps und Infos rund um Outdoor und Trekking auf den Markt. Die Garant– Schuheinkaufsgemeinschaft Österreich verleiht den „Goldenen Schuh“ an Meindl. 2000 Wir sind erfolgreich ins neue Jahrtausend gestartet. Das neue revolutionären Schuhkonzept „AIR REVOLUTION®― wird auf Anhieb mit dem ISPO Innovationspreis „Outdoor“ in der Kategorie Schuh ausgezeichnet. Meindl präsentiert die ersten Trekkingschuhe mit Leder– und Gore-Tex®Futter kombiniert — produziert nach dem SkinTecVerfahren. MTH® Magic Line die ersten MeindlSchuhe aus Fernost — produziert nach strengen Vorgaben unter Leitung eines Meindl-Technikers. BSE und MKS stürzen die Lederindustrie in eine schwere Krise. Die Lederpreise steigen massiv. Das Modell ISLAND, der Bestseller, wird über 500.000 mal verkauft. Meindl geht mit dem VDBS (Verband deutscher Berg– und Skiführer) eine enge Kooperation ein. 2001 Das im letzen Jahr erfolgreich eingeführte VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Schuhkonzept „AIR REVOLUTION®― schneidet bei nationalen und internationalen Test hervorragend ab. Auf der OutDoor wird „AIR REVOLUTION®“ mit dem „European Outdoor Award als product of the year 2001/2002― ausgezeichnet. Der ISLAND wird von den Lesern der Zeitschrift „outdoor― zum besten Outdoor-Produkt des Jahres 2001 gekürt. Meindl entwickelt zusammen mit dem Mediziner Dr. Oliver Schröer eine neue Leisten/ Sohlenkombination speziell für breite Füße — das „Relaxed Fit System®“. Erweiterungsbauten an den eigenen Steppereien in Ungarn. 2002 Erweiterung der Produktion am Stammsitz in Kirchanschöring um ca. 30%. In Zusammenarbeit mit einem renommierten deutschen Stricker entwickelt Meindl eigene Funktionssocken. Vorstellung der ersten MTH Magic LineModelle mit GORE-TEX. Der Partnerschaftsspiegel Straßenschuhe des deutschen Fachblattes „Markt Intern― kürt Meindl zum „Liebling des Fachhandels―. Auf der IWA wird das erste Air RevolutionModell speziell für die Jagd präsentiert. Auf der Sommer-ISPO feiern Meindl und GORE die nunmehr 20-jährige erfolgreiche Zusammenarbeit. 2003 Entwicklung des Meindl MFS® - Systems (Memory Foam System) ein speziell entwickelter Schaum zur Polsterung des Schaftes, die Passform der Schuhe wird somit nochmals optimiert. Ausbau der erfolgreichen Air Revolution® und MTH Magic Kollektionen. Auf der Sommer -ISPO werden spezielle Nordic Walking—Modelle präsentiert. Die Leser der Zeitschrift „outdoor― wählen in der Katagorie Trekkingschueh den AIR REVOLUTION 5.0 und in der Kategorie Hikingschuhe den MAGIC MEN 2.0 XCR jeweils auf Platz 1. 2004 Die Nordic Walking—Welle rollt. Meindl schult seine Fachhändler auf regionalen Aktivseminaren. In enger Zusammenabreit mit den Verbänden der deutschen und österreichischen Bergführern baut Meindl die ALPINKollektion aus. Auf der Sommer ISPO 2004 erhält Meindl den begehrten ISPO Innovations Award – eine Auszeichnung, für die neu entwickelte XO-Serie. Ein Preis der in der Branche hoch angesehen ist. In der Stifung Warentestausgabe 8/04 wird unteranderem der 6.0 Magic Mid GTX getestet und mit Testurteil „GUT― ausgezeichnet. Viele Auszeichnungen von verschiedenen Seite 11 Zeitschriften, wie im Magazin „Outdoor― der im „DAV Panorama“, Auflage 480.00 Stück, in den Kategorien bester Wander– Trekking– und Bergschuh. 2005 Meindl baut ein neues „Logistikzentrum“ in Kirchanschöring. Da der Berg– und Trekkingschuhhersteller aus allen Nähten platz, baut Meindl eine ca. 1.600 qm große Lagerfläche. Meindl setzt stark auf den Standort Deutschland. In der Stiftung Warentestausgabe 8/05 wird das Modell Taifoon von Meindl getestet und mit den Testurteil „GUT― ausgezeichnet. September, ÖKOTEST „sehr gut― für die Meindl Revolution Socke. Gear of the Year 2005 für die Modelle „ISLAND PRO MFS―, „Air Revolution 3.1― und „Master XO― von der Zeitschrift OUTDOOR. Meindlhändler „bauen“ ihre Schuhe selbst, bei Aktivseminaren in Kirchanschöring. 2006 Entwicklung und Präsentation der neuen Produktgruppen MFS® Vakuum und Light-Hiker. Ausbau der erfolgreichen Magic-Linie. September, Herr Alfons Meindl stirbt im Alter von 77 Jahren. Seine Söhne Lars und Lukas übernehmen die Geschäftsleitung. Verteilung von über 1.8 Mio. Kundenmagazinen „Movements― in ganz Europa. Seite 12 VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Dokumentationen Freispruch nach 16 Jahren Umweltprozess Im Juni 1990 wanderte die Neumarkter Lederfabrikantenfamilie Wurm wegen Verdachts des Betruges und Umweltgefährdung in Untersuchungshaft. Erst Ende Jänner 2007 wurden die beiden letzten lebenden Beschuldigten freigesprochen. Es war einer der spektakulärsten mutmaßlichen Umweltkrimis der Geschichte Oberösterreichs: Über Kläranlagen sollen die Betreiber im großen Stil giftige Abwässer in die Dürre Aschach gepumpt und zudem die Luft mit Schwefelwasserstoff verpestet haben., lautete der Vorwurf der Bezirkshauptmannschaft Grieskirchen, den dann auch die Staatsanwaltschaft erhob. Freispruch nach 16 Jahren! Von Lebensgefahr für Anrainer war die Rede. Zudem wurde der Betrugsvorwurf laut: die Betreiber hätten Kunden durch Manipulation an der Ledermessmaschine um damals sieben Millionen Schilling geprellt. Ein Verfahren gegen Seniorchef Dkfm. Gustav Wurm, seinen Sohn Christian, Cousin Walther und einen technischen Lei- ter kam in Gang. Gustav saß sechs Monate, sein Sohn drei Monate wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft. Ein Gutachten jagte das nächste. Der seit 1990 teilweise geschlossene Betrieb ging 1994 in Konkurs. 160 Mitarbeiterverloren ihren Arbeitsplatz. Erst neun Jahre nach den ersten Anzeigen wurden die Familienmitglieder – wegen Betruges – zu zwölf bis vierundzwanzig Monaten Haft bedingt verurteilt. Für den damals 68-jährigen Senior, durch die Strapazen schwer angeschlagen, ist das zuviel. Er bricht zusammen. „Ich warnte den Senior― sagt sein Verteidiger Walter Rinner. „Sie werden den Prozess gewinnen aber nicht überleben―. Der Anwalt sollte tragischerweise recht behalten: Dkfm. Gustav Wurm stirbt 2004 während des laufenden Verfahrens 73-jährig an einem Herzinfarkt. Was der Senior aber noch erleben durfte: 2000 hob der Oberste Gerichtshof die Betrugsurteile auf. Das Umweltstrafverfahren lief aber weiter und zwar bis Jänner 2007. „Walther und ich wurden nun rechtskräftig von der Umweltanklage freigesprochen―, sagt Christian Wurm. Es habe nie Gefahr für Mensch und Umwelt bestanden. „Es stellte sich heraus, dass der Amtssachverständige der BH Grieskirchen bei den Schadstoffwerten Mikrogramm mit Milligramm verwechselt hat―, sagt der Freigesprochene. Ein Fehler, den sogar die gerichtlichen Sachverständigen übernommen hätten, ergänzt Wurms Anwalt Clemens Krabatsch. Der vor allem mit Umweltgutachten geführte Strafprozess habe insgesamt zwei Millionen Euro gekostet, schätzen die Rechtsanwälte der Familie Wurm, Walter Rinner und Clemens Krabatsch. Geld, das nach dem Freispruch den Steuerzahlern zur Last fällt. Der wegen Umweltgefährdung mitangeklagte technische Leiter war bereits 2005 freigesprochen worden. Das Urteil ist rechtskräftig. Einen etwaigen Schadenersatzprozess behält sich Christian Wurm vor. VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Lehrlingsausbildung Auch im Schuljahr 2006/07 fand wiederum ein Berufsschulkurs für Gerberlehrlinge aller drei Lehrjahre aus ganz Österreich statt. Der geblockte Unterricht fand – unterbrochen durch die Osterferien - in der Zeit vom 12. Februar bis 13. April (für das 3. Lehrjahr) bzw. 27. April 2007 für das 1. und 2. Lehrjahr statt. Die gesamte Teilnehmerzahl für alle 3 Lehrjahre betrug 14 (im 1. Lehrjahr 6, im 2. Lehrjahr 3, im 3. Lehrjahr 5) davon insgesamt 4 Mädchen. Gegenüber dem Vorjahr – 12 Lehrlinge - hat sich erfreulicherweise der Trend in Richtung steigender Lehrlingszahlen fortgesetzt. Von der Fa. Schmidt & Co GesmbH, Wollsdorf kamen 5 Lehrlinge (im 1. Lehrjahr 0, im 2. Lehrjahr 2, im 3. Lehrjahr 3) von der Fa. Vogl GesmbH & CoKG, Mattighofen 5 (im 1. Lehrjahr 2, im 2. Lehrjahr 1, im 3. Lehrjahr 2 ), von der Fa. Vogl GesmbH & CoKG, Hopfgarten 3 (alle im 1. Lehrjahr) sowie 1 Lehrling von der Gerberei Tschurtschenthaler, St. Stefan, im 1. Lehrjahr. In Absprache mit der Berufsschule Wien von der die Lehrlinge einberufen werden, fand der Unterricht in den allgemein bildenden Gegenständen in der Berufsschule Längenfeldgasse statt, der fachtheoretische (Fachkunde) und fachpraktische Unterricht (Lederwerkstätte) sowie der Gegenstand „Chemisches Laboratorium― wurde in den Räumen der Höheren Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt in der Rosensteingasseabgehalten. Die Gegenstände „Werkstätte― und „Fachkunde― unterrichtete auch in diesem Jahr wiederum in bewährter Weise Prof. Peter Berghuber von der Rosensteingasse, wobei er im Werkstättenunterricht von Fachlehrer Neubauer von der Berufsschule unterstützt wurde. Den Gegenstand „Laboratoriumsübungen“, in dessen Rahmen den Lehrlingen praktische Grundlagen der Glasbearbeitung, physikalische und chemische Lederprüfungen, Fettbestimmung im Leder, Chromfällung aus Gerbrestflotten, das Be- Lehrlingszahlen, fand am Donnerstag, 28. 06. 2007 ein von Martin Trenkwalder initiertes Gespräch in der Berufsschule Wien statt, an dem neben dem noch amtierenden, langjährigen Direktor Paul Skop – er geht ab September 2007 in den wohlverdienten Ruhestand – sein designierten Nachfolger Karl Martner sowie Fachlehrer Neubauer auch Peter Berghuber und Hans Andres teilnahmen. Anlass für dieses sehr konstruktiv verlaufene Gespräch war einmal die offizielle Vorstellung des Berufsgruppensprechers Ing. Martin Trenkwalder und das Vorbringen von zweifellos berechtigten Wünschen der Branche im Sin- rechnen und protokollieren von Analysenergebnissen u.ä. vermittelt wird, unterrichtete wiederum Hans Andres von der Rosensteingasse. ne einer effizienteren Berufsschulausbildung für unsere Gerberlehrlinge, wie z.B. die Einstellung eines erfahrenen Gerbers oder Ledertechnikers zur Unterstützung von Peter Berghuber im Werkstätten- bzw. Fachkundeunterricht. Ein In Anbetracht der erfreulichen Entwicklung der Seite 13 Seite 14 VÖLT NACHRI CHTEN weiteres Anliegen war die Bewilligung zur Gruppenteilung im Gegenstand „Laborübungen“ um das Arbeitsprogramm entsprechend dem Ausbildungsjahr inhaltlich anspruchsvoller und attraktiver gestalten zu können. Für diese beiden Vordringlichen Anliegen wurden seitens der Berufsschulleitung Verständnis und grundsätzlich positive Zusagen signalisiert – vorbehaltlich einer zumindest nicht abnehmenden Lehrlingszahl im kommenden Schuljahr. 5 Gerberlehrlinge (2 Mädchen) aus österreichischen Betrieben traten zur Lehrabschlussprüfung an. Am Freitag, 29. Juni 2007 sollten 5 Gerberlehrlinge (davon 2 Mädchen) aus österreichischen Betrieben zur Lehrabschlussprüfung in der Wiener Gerberschule, Rosensteingasse antreten. Während 3 Kandidaten und Kandidatinnen sich pünktlich am Prüfungsort einfanden, blieben 2 Kandidaten auf mysteriöse Weise verschollen. Die Prüfungskommission setzte sich – wie bereits im Vorjahr - aus den Herren Ausgabe 22 Martin Trenkwalder in seiner Funktion als Berufsgruppensprecher der Gerber Österreichs, Gerhard Berger und Gregor Kölblinger zusammen; als Prüfer für den praktischen Teil der Lehrabschlussprüfung fungierte Prof. Peter Berghuber. Fachlehrer Neubauer von der Berufsschule Wien beobachtete als Gast den Prüfungsverlauf. Unter der bewährten Organisation von Frau Ing. Fleischhacker (Wirtschaftskammer Wien) verliefen die Prüfungen reibungslos und die angetretenen Kandidaten und Kandidatinnen überzeugten durch Wissen und Fachkompetenz. So konnten die zur Prüfung angetretenen Kandidaten und Kandidatinnen – Nathalie DONNERER (Wollsdorf Leder), Franziska HOFER und Roland RAUCH (beide Vogl, Mattighofen) am Ende des Prüfungstages ihre Gesellenbriefe in Empfang nehmen. Das erfreuliche aber auch verdiente Gesamtkalkül: alle KandidatInnen haben „bestanden“, 1 eine mit „gutem“ Erfolg. Der VÖLT gratuliert allen frisch gebackenen Gerbergesellen, mit den besten Wünschen für ihr weiteres Berufsleben und dem Wunsch, dass sie der Branche erhalten bleiben mögen. Wie bereits in den letzten Vorstandssitzungen ausführlich behandelt und am Ende des vorjährigen Lehrlingskurses erstmalig erfolgreich praktiziert, sollen alle „frisch gebackenen― Gerbergesellen und – gesellinnen des Abschlussjahrganges 2006/07 - vorbehaltlich der Zustimmung des Lehrbetriebes – wiederum in den Genuss einer vom VÖLT organisierten „Weiterbildungswoche“ bei den Firmen Stahl/Waalwijk bzw. BASF/Ludwigshafen kommen. VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 Seite 15 VÖLT - CLUBABEND / FRÜHJAHR 2008 Der VÖLT erlaubt sich, Sie zum traditionellen VÖLT - Clubabend / Frühjahr 2008 einzuladen: TERMIN: ► 28. – 29. (30.) März 2008 TAGUNGSORT: SPORTHOTEL ROYER, Europaplatz 583, 8970 Schladming / Steiermark (Details bezüglich der Zimmerreservierung entnehmen Sie bitte der Beilage) PROGRAMM: ► Freitag, 28.3. 2008 / 19 Uhr Abendessen Begrüßung des Präsidenten Allgemeine Information (u. a. „REACH“) Manöverkritik der Herbstveranstaltung 2007 Information über die Herbstveranstaltung 2008 ► Samstag, 29.3. 2008 - individuelle Rückreise SPORTHOTEL ROYER Herr Andreas Mayrhofer Über Ihre engagierte Teilnahme freut sich der VÖLT – Vorstand! Tel.+43/(0)3687/200- 418 Fax:+43/(0)3687/200- 94 ZIMMERRESERVIERUNGEN veranstaltungen@royer.at Bei Bedarf bitte Zimmerreservierungen, unter Hinweis auf "VÖLT - Clubabend", bis spätestens 25. Februar 2008 persönlich vornehmen. "Sonderpreise pro Person und Tag im Doppelzimmer": ► inkl. Buffetfrühstück € 70 ► inkl. Halbpension € 87 ► Einzelzimmer-Zuschlag € 14 Die angeführten Nächtigungspreise beinhalten alle Steuern u. Abgaben, ein reichhaltiges Buffetfrühstück, bei Halbpension ein 5-gängiges Abendessen mit Menüwahl inkl. Salatbuffet, die freie Benützung des Hallen-/Dampfbades, Sauna, Fitnessraum etc. http://www.royer.at Seite 16 VÖLT NACHRI CHTEN Ausgabe 22 VÖLT / Österreichische Gerber - Herbsttagung 2008 Vorschau: Im Rahmen der letzten VÖLT -Vorstandssitzung am 22.11.2007 wurden nach einer ausführlichen Diskussion über die nächste Herbstveranstaltung und deren Verlauf einige Alternativen geprüft und folgende Vorgangsweise vereinbart: Namens des VÖLT wünsche ich allen unseren Mitgliedern sowie deren Angehörigen ein gesegnetes, friedvolles Weihnachtsfest und für das kommende Jahr Gesundheit, Erfolg, Glück und Zufriedenheit! ► Titel: VÖLT / Österreichische Gerber – Herbsttagung 2008 ► Termin: 12./13.9.2008 ► Tagungsort: Revita Hotel Kocher (St. Agatha, Oberösterreich) ► Programm – vorläufige Eckdaten: 1. Freitag, 12.9.2008: 14.00 Uhr: Besuch der Firma Lecapell / Peuerbach 16.00 Uhr: Österreichische Gerberversammlung / VÖLT-Herbsttagung 2008 16.30 – 18.00 Uhr: Vortrag von Dr. Germann / Lederinstitut - Gerberschule Reutlingen (Vortragstitel wird noch abgestimmt) mit anschließender Diskussion 19.00 Uhr: Abendessen im Revita Hotel Kocher; Herr Ernekl wird sich bezüglich des Sponsoring des Abendessens (Buffet) mit potenziellen Sponsorfirmen in Verbindung setzen. 2.Samstag, 13.9.2008: Individuelle Abreise Die endgültige Abstimmung der Herbstveranstaltung 2008 erfolgt in der nächsten Vorstandssitzung. Mitgliedsbeitrag 2008 Die Höhe des Mitgliedsbeitrages für das kommende Jahr bleibt – wie in den letzten Jahren – unverändert und beträgt: VÖLT Verein österreichischer Ledertechniker Firmenmitglieder EUR 72,70 Ordentliche Mitglieder EUR 32,70 Schüler u. Pensionisten EUR 7,30 Spenden werden dankend entgegengenommen! Für die Überweisung liegt ein Zahlschein bei. Rosensteingasse 79 1170 Wien (VÖLT - Bankverbindung: CA BA BLZ 12000, Kontonummer: 0045 172 15)