Faszination Tanz - Stadttheater Minden
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Faszination Tanz - Stadttheater Minden
121 Faszination Tanz von Niels Gamm Der Tanz ist ein Gedicht und jede seiner Bewegungen ist ein Wort. (Mata Hari) RIOULT Dance – New York des Künstlerischen Leiters und Choreographen Pascal Rioult ist eine Rarität im deutschen Sprachraum. Dabei kann man als Zuschauer kaum woanders die Entwicklung des American Modern Dance so genussvoll verfolgen wie bei dieser Company. Exemplarisch möchten wir den Choreographen, das Ensemble, und seine Technik an einer Choreographie näher bringen. Pascal Rioult zählt als einziger Franzose zum legendären Ensemble um die Protagonistin des Modern Dance: Martha Graham. Pascal Rioult ist tief in der Graham-Technik verwurzelt und jedoch mischt er auch viel Neoklassik in seine Arbeiten. In den Arbeiten „Wien“ zu „Valses nobles et sentimentales“, komponiert von Maurice Ravel, ist Pascal Rioult dem Morbiden in Ravels Musik auf der Spur. In „Wien“ schafft Pascal Rioult eine so dichte Atmosphäre der treibenden und dekadenten Lust der Jahrhundertwende, dass man den Atem anhalten möchte: Eine gedrängte Gruppe hastet über die Bühne, trägt die gute Laune wie ein Schild vor sich her. Der Lauf zieht sich zu einem engen Kreis und anstatt einen entspannten Walzer entsteht ein schwindelerregender Kreisel. Hände flattern in der Magengegend, Knie erzittern immer wieder, die Luft zum Walzer im Ballraum scheint zu vibrieren. Rioults Kreisel ist am Kippen. Die eine Kreishälfte ist bodennah, die andere hingegen ist nach oben gerichtet und schleudert im Sprung die Tänzer nacheinander für einen kurzen Moment hinaus. Eine choreographische Meisterleistung, eine Kür für Ensembleleistung. Wenn die Grahamschen Kontraktionen im rasanten Fluss des drängenden Dreivierteltaktes mitgerissen werden, sind sie nur schmerzhafte Akzente der sich in leichte Freuden (weg)werfenden Generation. Freitag, 16. November 2012 – 20.00 Uhr Foto: Nina Alovert CCDC Silver Rain – City Contemporary Dance Company aus Hong Kong Die Tänzer bewegen sich mühelos zwischen Reminiszenzen an das klassische Ballett, den Modern Dance und suchen darüber hinaus die Verbindung zum chinesischen Bühnentanz mit seinen differenziert festgelegten Ausdrucksbewegungen und zum chinesischen Volkstanz. Dennoch scheuen sie auch nicht vor dem patriotischen Ballett der Revolutionszeit zurück. Ein Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne. Eine Suche nach der Balance zwischen Ost und West. Die Choreographie „China Wind – China Fire“ des Choreographen Willy Tsao ist als Handlungsballett angelegt. Hier werden die Konflikte gestaltet, die entstanden, als die traditionellen, östlichen Normen in China mit modernen, westlichen Ideen konfrontiert wurden. Willy Tsao zeigt, dass die alten Normen, symbolisiert durch lange weiße Gewänder und durch die Musik der Peking-Oper, durch neuen Ideen, wie Fast Food und Rock ’n’ Roll, nicht verloren gegangen, sondern zu einer neuen Kultur verschmolzen sind. Auch wenn die Tänzer ihre traditionellen Roben ablegen und sich so optisch der Moderne nähern, bleibt ihre Tanzsprache ebenso fernöstlich anmutend wie uns die chinesische Rockmusik fremd erscheint. Tempo und Ruhe – China im Wandel. Denn Chinas Moderne ist ohne seine Vergangenheit nicht vorstellbar. Es ist sicher das Besondere an Hong Kong, dass man die Synthese finden muss und will. Der Choreograph Willy Tsao beherrscht die Meisterschaft der Anordnung der Figuren im Raum, die immer wieder in harmonischen Bildern münden. Dienstag, 15. Januar 2013 – 20.00 Uhr