Die Wasserwirtschaft in Peru und Bolivien

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Die Wasserwirtschaft in Peru und Bolivien
Die Wasserwirtschaft
in Peru und Bolivien
Inhaltsverzeichnis
1.
Peru ................................................................................................................................. 5
1.1
Aktuelle wirtschaftliche Situation ............................................................................................ 7
1.2
Auβenhandel ........................................................................................................................... 9
Exporte ........................................................................................................................ 9
1.2.2
Importe ........................................................................................................................ 9
1.2.3
Handel zwischen Peru und Deutschland ......................................................................11
1.3
Perspektiven ...........................................................................................................................12
1.4
Wasser und Abwasserversorgung in Peru ................................................................................13
1.5
1.6
2.
1.2.1
1.4.1
Allgemeines zur Situation ...........................................................................................13
1.4.2
Rechtlicher Rahmen ....................................................................................................14
Situation der Wasser- und Abwasserversorgung ......................................................................15
1.5.1
Abdeckung der Trinkwasserversorgung .......................................................................15
1.5.2
Abdeckung der Abwasserversorgung...........................................................................15
1.5.3
Wasserqualität.............................................................................................................16
1.5.4
Andere Indikatoren und zeitliche Verfügbarkeit der Trinkwasserversorgung ................16
Unternehmerische Aktivität ....................................................................................................17
1.6.1
Deutsche Beteiligung ..................................................................................................17
1.6.2
Wichtige Links von Peru .............................................................................................18
Bolivien .......................................................................................................................... 19
2.1
Politische Situation .................................................................................................................19
2.2
Die bolivianische Wirtschaft ...................................................................................................19
2.3
2.2.1
Das Bruttoinlandsprodukt ............................................................................................19
2.2.2
Staatlicher Haushaltsüberschuss ..................................................................................20
2.2.3
Inflation ......................................................................................................................20
2.2.4
Außenhandel ...............................................................................................................21
2.2.5
Ökonomische Aussichten für das Jahr 2012 .................................................................22
Die Wasserressourcen Boliviens .............................................................................................22
2.3.1
Wasserressourcen in Bolivien nach Regionen ..............................................................22
2.3.2
Gefahren für die Wasserressourcen durch den Klimawandel nach Regionen ................23
2.4
Die Verwendung von Wasser in Bolivien ................................................................................24
2.5
Die Wasserversorgung in Bolivien Status quo .........................................................................25
2.6
2.5.1
Verantwortlich für die Wasserversorgung- EPSA ........................................................25
2.5.2
Ungleiche Verteilung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung .......................25
2.5.3
Fakten über die Wasserversorgung ..............................................................................28
2.5.4
Investitionen ...............................................................................................................30
Politische Aktivitäten..............................................................................................................32
2.6.1
Der nationale Entwicklungsplan ..................................................................................32
2.6.2
Plan Nacional de Saneamiento Básico (PNSB) ............................................................33
2.7
Probleme bei der Umsetzung ..................................................................................................33
2.8
Organisationen und Regierungsstellen ....................................................................................35
2.8.1
Außenhandels- und Marktinformationen .....................................................................35
2.8.2
Länderberichte und Marktinformationen zu Bolivien ...................................................36
2.8.3
Bolivianische Behörden ..............................................................................................36
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Makroökonomische Daten Perus, Quelle: BCRP ...................................................................... 8
Tabelle 2 Exporte Peru-Welt 2011 in US$ Mrd. Quelle: Aduanas ...........................................................10
Tabelle 3 Importe Peru-Welt 2011 in US$ Mrd. CIF Quelle: Aduanas ....................................................10
Tabelle 4 Handelsaustausch Peru- Deutschland 2011 in US$ Mrd. Quelle: Aduanas ...............................11
Tabelle 5 Verfügbarkeit der Wasserversorgung in Peru, Quelle: EPS .....................................................16
Tabelle 6 Verteilung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Bolivien.................................26
Tabelle 7 Regionale Investitionen in Millionen USD in Bolivien (2002-2007) ........................................31
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Peruanische Exporte nach Detuschland 2011 Quelle: Sunat / Comex ..................................12
Abbildung 2 Peruanische Importe aus Deutschland 2011 Quelle: Sunat / Comex ....................................12
Abbildung 3 Wirtschaftswachstum Bolivien (%) 2004-2011 (2011 vorlaeufige Angaben) ......................20
Abbildung 4 Verwendung von Wasser in Bolivien (%) ..........................................................................24
Abbildung 5 Wasserversorgung in % nach Region in Bolivien ...............................................................27
Abbildung 6 Abwasserversorgung in % nach Regionen in Bolivien ........................................................27
Abbildung 7 Wasserversorgung nach Regionen im Vergleich: 2001 und 2007 in Bolivien ......................28
Abbildung 8 Abwasserentsorgung nach Regionen im Vergleich: 2001 und 2007 in Bolivien ..................28
Abbildung 9 Kosten und Preise der Wasserversorgung in Bolivien .........................................................29
Abbildung 10 Wasserversorgung pro Einwohner in Bolivien ..................................................................29
Abbildung 11 unbezahltes Wasser in Bolivien (%) ...............................................................................30
Abbildung 12 Investitionen in das Wasser- und Abwassernetz in Bolivien .............................................30
Abkürzungen
ANA
DNS
EPS
PAPT
SUNASS
Autoridad Nacional del Agua
Dirección Nacional de Saneamiento
Empresa de Prestación de Servicios
Programa Agua para Todos
Superintendencia Nacional de Servicios de Saneamiento
1. Peru
Mit einer Fläche von knapp 1.300 000 km2 ist Peru der drittgrößte Staat in Südamerika und dreieinhalb
mal größer als die Bundesrepublik Deutschland. Die nördlichen Nachbarländer sind Ecuador und
Kolumbien, im Osten grenzen Bolivien und Brasilien sowie im Süden Chile an Peru, während sich der
Pazifische Ozean entlang der Westküste erstreckt. In den Tropen befindet sich der nördlichste Punkt nur
wenige Kilometer unterhalb des Äquators und der südlichste Punkt auf 18˚ südlicher Breite.
Als eines der wenigen Länder Lateinamerikas besitzt Peru alle drei klassischen Landschaftsformen des
Subkontinents: die Küste (la costa), das Gebirge (la sierra) und den Urwald (la selva). Dagegen werden
nicht vier, sondern nur zwei Jahreszeiten unterschieden: eine trockene und eine feuchte, je nach
geographischer Region.
Die Küste nimmt ca. 10% der Landesfläche ein und verläuft am Fuße der Anden als schmaler
Wüstenstreifen von 2.500 km Länge, der im Süden in die Atacama- Wüste übergeht. Mit weniger als
50mm/m2 Niederschlag pro Jahr gehört der Wüstenstreifen zu den trockensten Regionen der Erde. In den
fruchtbaren Flusstälern können heute 40 Oasen gezählt werden, in denen man Baumwolle, Obst, Reis und
Zuckerrohr anbaut. Dabei spielt die Bewässerung eine essentielle Rolle, um das landwirtschaftliche
Produktionspotential der Küste zu erhöhen. Im nördlichen Küstenbereich gibt es reiche Erdöl- und
Schwefelvorkommen, im Süden Eisenerz. Auf dem Küstenstreifen befinden sich die Hauptstadt Lima und
die Panamericana, die beste und fast komplett asphaltierte Autobahn des Landes. In dieser Region ist es
zwischen Dezember und März heiß und schwül mit Temperaturen bis zu 30°C, von Mai bis November ist
es zumindest vormittags trist und die Temperaturen können bis auf 12°C zurückgehen. Trotz hoher
Luftfeuchtigkeit regnet es hier fast nie.
Parallel zur Küste verläuft ein bis zu 8000 m tiefer Meeresgraben, an dem die pazifische Nazca-Platte
unter die südamerikanische Kontinentalplatte gleitet. Deshalb gibt es entlang dieser vulkanreichen Zone
in regelmäßigen Abständen Erdbeben.
Ein alle vier bis sieben Jahre auftretendes Phänomen ist „El Niño“. Der warme Ableger eines
Äquatorialstroms stößt dabei weiter als üblich nach Süden vor und lässt viele Meerestiere durch die hohen
Wassertemperaturen nicht überleben. Das gesamte Klima der peruanischen Küste gerät durch diesen
Ableger aus dem Gleichgewicht: Es kommt zu Regenfällen an Orten, an denen vorher kein Niederschlag
zu beobachten war.
Das Andengebirge, die Sierra, erhebt sich östlich der Küste und verläuft von Venezuela bis Patagonien als
zweitlängste Gebirgskette der Welt nach dem Himalaya-Gebirge. Schon 100 km im Landesinneren
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werden Höhen von bis zu 6.000 m erreicht. Um das Land für den landwirtschaftlichen Anbau zu nutzen,
wurden stufenartige Terrassen an den Berghängen errichtet. Obwohl das Andengebiet reich an
Bodenschätzen wie Gold, Zink, Kupfer und Silber ist, gilt die Region als eine der ärmsten und
rückständigsten des Landes. Im Gegensatz zur Costa ist die Regenzeit von Oktober bis Mai, wobei es
meist erst ab Januar zu hohen Niederschlägen kommt. Generell kann das Wetter in den Bergen als
unberechenbar beschrieben werden.
Als Selva bezeichnet man das Amazonas-Tiefland. Es erstreckt sich auf 60% der nationalen Fläche und
beherbergt weniger als ein Zehntel der Bevölkerung. Die fast alle in den Amazonas mündenden Flüsse
sind wichtige Transportwege für die Holz- und Forstwirtschaft sowie für die Erdölförderung und
Agrarindustrie. Straßen gibt es dagegen nur wenige in dem noch zum größten Teil unerschlossenen
Gebiet. Das feucht- tropische Klima mit jährlich bis zu 200 Regentagen und Temperaturen zwischen 20°
C und 30° C lässt Kaffee, Kakao und Koka bestens gedeihen. Dabei fällt insbesondere an den Osthängen
der Anden viel Regen.
Fast die Hälfte der heute knapp 29,5 Mio. Peruaner (INEI 2010) konzentriert sich auf die Städte entlang
der Küste, wovon geschätzte 10 Mio. im Ballungsraum Lima leben. Jahr für Jahr ziehen 100.000
Menschen in die Hauptstadt und sorgen damit für eine rasante Ausdehnung der Stadt. Weitere wichtige
Städte Perus sind Arequipa mit etwa 750.000, Trujillo mit 680.000, Chiclayo mit 520.000, Iquitos mit
370.000 und Cusco mit 350.000 Einwohnern.
Etwa 45% der Bevölkerung, zumeist Indigene und Mestizen, leben im zentralen Hochland der Anden. Die
sogenannten Campesinos sind Kleinbauern und betreiben Ackerbau und Viehzucht unter schwierigsten
Bedingungen auf dem Niveau der Subsistenzwirtschaft. Die ärmlichen Lebensverhältnisse sind oft ein
Grund für Landflucht und Bevölkerungszulauf der Großstädte. Der Anteil der städtischen Bevölkerung an
der Gesamtbevölkerung betrug im Jahr 2010 ungefähr 77% (CIA Worldfactbook) und die jährliche
Urbanisierungswachstumsrate liegt zwischen 2010 und 2015 bei rund 1.6% (CIA Worldfactbook).
Die nationale Säuglingssterblichkeitsrate liegt momentan bei ungefähr 2,2% (CIA Worldfactbook). Die
größte Bevölkerungsgruppe sind die Indigenen (45%), gefolgt von Mestizen (37%), Menschen
europäischer
Abstammung
Bevölkerungsgruppen
(3%)
(15%),
(CIA
afrikanischer
Worldfactbook).
und
asiatischer
Weiterhin
Herkunft
existiert
eine
sowie
sonstigen
sehr
ungleiche
Einkommensverteilung: 10% der Bevölkerung verfügen über die Hälfte des gesamten Einkommens.
Seit 1973 besteht völlige Glaubensfreiheit in Peru. Im Jahr 1980 wurde die Trennung von Kirche und
Staat in die Verfassung aufgenommen und der Religionsunterricht an Schulen eingeschränkt. Wie in den
meisten südamerikanischen Ländern ist der römisch- katholische Glaube mit 81% dominierend, die
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übrigen Glaubensrichtungen sind überwiegend Protestanten (12%), Juden und Muslime (CIA
Worldfactbook, 2007 Consensus)
Das peruanische Spanisch (Castellano) dominiert in städtischen Gebieten und wird von etwa 84% der
Bevölkerung gesprochen. Im Jahr 1975 wurde Quechua zur zweiten Amtssprache erhoben. Die alte
Indianer- und Inkasprache wird von ca. 13% der Peruaner gesprochen, wobei 80% ebenfalls Spanisch als
zweite Sprache beherrschen (CIA Worldfactbook, 2007 Consensus). In der Gegend um den Titicaca-See
wird zudem noch die alte indigene Sprache Aymara gesprochen.
1.1 Aktuelle wirtschaftliche Situation
Nachdem die peruanische Wirtschaft in Folge der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr
2009 durchschnittlich nur 0,9% wuchs, wurde im Jahr 2010 schnell wieder das Rekordwachstum der
vorherigen Jahre von ungefähr 8,5% erreicht. Im Jahr 2011 erreichte die peruanische Wirtschaft ein
durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 6,9%. Obwohl, dieser Wert geringer als der des Vorjahres
ist, übertrifft er die Schätzung des Internationalen Währungs Fonds (IWF) von 5,5% (Casa AlemanáPerú). Dank der andauernden positiven wirtschaftlichen Entwicklung und stabiler makroökonomischer
Schlüsselfaktoren, wird Peru von den führenden internationalen Ratingagenturen (Fitch und Standard &
Poor’s) auf Investmentgrade gestuft. Im Jahr 2011, hob die internationale Ratingagentur Fitch ihr Rating
von BBB- auf BBB an (Proinversión Peru).
Die Inflation belief sich im Gesamtjahr 2009 auf durchschnittlich 0,25% und wies damit den niedrigsten
Inflationswert aller lateinamerikanischen Staaten auf. Der von der peruanischen Zentralbank für 2010
errechnete durchschnittliche Inflationswert lag zwischen 2,0% bis 3,0%. Die Zielinflationsrate im Jahr
2010 wurde mit 2,1% nicht überschritten. Im darauffolgenden Jahr, jedoch, stieg die durchschnittliche
Inflationsrate auf 4,7%.
Die interne Nachfrage, die 2009 zurückgegangen ist, wuchs im Jahr 2010 um 13,1%. Auch wenn nicht
genauso stark wie im Jahr 2010, war das Wachstum auch im Jahr 2011 positiv und lag bei 7,2%.
Gleichzeitig stiegen auch in beiden Jahren private Investitionen während öffentliche Investitionen im Jahr
2011 um fast 18% fielen. Bezüglich des privaten sowie öffentlichen Konsums, konnten positive
Wachstumsraten in beiden Jahren beobachtet werden.
Die Arbeitslosigkeit lag im Jahresdurchschnitt 2009 bei 8,4%. Im Jahr 2010 fiel die Arbeitslosenrate
jedoch auf 7,9% (Worldbank). Diese Reduzierung kann auf den wirtschaftlichen Aufschwung
zurückgeführt werden. Generell kann jedoch für die vergangenen Jahre seid 2005 festgestellt werden,
dass die Arbeitslosenrate kontinuierlich sinkt.
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Das peruanische Wirtschaftswachstum wurde im Jahr 2010 auch weiterhin stark von dem Bausektor
getragen. Der Bausektor wuchs im Jahr 2010 um ungefähr 17,5% und damit stärker als im Jahr 2008. Die
Wachstumsraten im Jahr 2008 konnten auf den „Immobilienboom“ zurückgeführt werden. Die
Landwirtschaft konnte ihr Ergebnis ebenfalls um 4,3% verbessern. Während im Jahr 2009 die
verarbeitende Industrie und der Handel noch Einbußen hinnehmen mussten, wuchsen diese Sektoren im
Jahr 2010 um 13,6% und 9,7%. Einbußen musste dagegen weiterhin der Fischereisektor (-16,4%)
hinnehmen. Der Bergbau als zentrale Säule der peruanischen Industrie nahm um 0,1% ab. Für das Jahr
2011
können
im
Bereich der
Landwirtschaft,
des
Bergbaus
und
des
Handels
ähnliche
Wachstumstendenzen festgestellt werden. Unterschiede sind vor Allem im Bereich der Fischerei zu
finden. Während die Fischerei noch starke Einbußen in den Jahren 2009 und 2010 hinnehmen musste,
wuchs sie im Jahr 2011 um 30%. Obwohl die Wachstumsraten in der verarbeitenden Industrie und in dem
Bausektor noch positiv sind, sind diese doch geringer und liegen bei 5,6% und bei 3,4%. (BCRP).
Die stetig wachsende Zahl der abegeschlossenen Freihandelsabkommen mit wichtigen Handelspartnern
weltweit weist auf deutliche Zunahmen der ausländischen Investitionen in Peru hin. Außerdem, ist im
Februar des Jahres 2010 ein Freihandelsvertrag Perus mit der Volksrepublik China in Kraft getreten, der
im Jahr 2009 ausgehandelt wurde. Verstärkte wirtschaftliche Aktivitäten chinesischer Unternehmen
konnten kurz nach Abschluss des Vertrages beobachtet werden und haben in den Folgemonaten
zugenommen. Auf Grund der noch unklaren Folgen für die peruanische Wirtschaft, insbesondere für den
Textilsektor, ist der Freihandelsvertrag in Peru umstritten. Im Mai 2010 wurde ebenfalls ein
Freihandelsvertrag mit der Europäischen Union unterzeichnet. Das In-Kraft-Treten des Vertrages ist für
Anfang 2013 geplant (Tabelle 1).
2010
2011
Inflation (Var %)
Wechselkurs (S/. X US$)*
2,1
2,83
4,7
2,75
BIP (Var %)
Interne Nachfrage (Var %)
Privat Konsum (Var %)
Öffentlicher Konsum (Var %)
8,8
13,1
6,0
10,0
6,9
7,2
6,4
4,8
Private Investition (Var %)
Öffentliche Investition (Var %)
22,1
27,3
11,7
-17,8
Tabelle 1 Makroökonomische Daten Perus, Quelle: BCRP
*Durchschnittlicher Wechselkurs
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1.2 Auβenhandel
Im Laufe des Jahres 2011 belief sich der Wert des Handelsaustausches zwischen Peru und dem Rest der
Welt auf US$ 83,58 Mrd. Dieser Wert entspricht einem Anstieg von 26,53 % im Vergleich zum Vorjahr.
Sowohl Importe als auch Exporte verzeichneten mit Wachstumsraten von jeweils ungefähr 25% eine
deutliche Ausweitung. Obowhl die Wachstumsraten ähnlich verlaufen wuchsen Exporte um fast 2%
mehr. Der Handelsbilanzüberschuss nahm deswegen deutlich zu und lag 2011 bei mehr als US$ 7,67
Milliarden. Die in den letzten Monaten des Jahres 2009 beobachteten verstärkten außenwirtschaftlichen
Aktivitäten nach der internationalen Finanzkrise festigten sich in den Jahren 2010 und 2011.
1.2.1 Exporte
Im Jahr 2010 erzielte Peru einen Exportwert von US$ 35,81 Mrd. Dieser wuchs im darauffolgenden Jahr
2011 um 28,47% und erreichte somit einen Wert von US$ 46,00 Mrd. Ungefähr 77,00% aller Exporte in
den Jahren 2010 und 2011 sind aus dem primären Sektor. Der Bergbausektor ist dabei mit einem Anteil
von knapp 60% an den Gesamtexporten nach wie vor der wichtigste Exportbereich Perus.
Dagegen beträgt der Anteil der verarbeiteten Produkte am peruanischen Gesamtexport des Jahres 2010
lediglich 21,53%. Im Jahr 2011 stieg dieser Anteil auf 22,15%. In dieser Kategorie sind die
Landwirtschaft und Viehzucht sowie die Textilindustrie als wichtigste Sektoren zu nennen. Zusammen
machen sie etwa die Hälfte aller Exporte in dieser Kategorie aus (Tabelle 2).
1.2.2 Importe
Auch die Importe nahmen im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr um 25,92% zu und erreichten im Jahr
2011 einen Wert von etwa US$ 37,73 Milliarden. Insbesondere stark waren das Wachstum der
Importwerte von Zwischenprodukten (27,46%) sowie von Kapitalgütern (27,26%). Im Vergleich dazu
stieg der Import von Konsumgütern lediglich um 19,26%. Mit einem Betrag von US$ 9,29 Mrd. Im Jahr
2010 und einem Betrag von US$ 11,35 Mrd. im Jahr 2011 registrierten die Rohstoffe für die Industrie in
beiden Jahren den höchsten Importwert.
Im Hinblick auf die Jahre 2010 und 2011 können generell keine negativen Veränderung festgestellt
werden, jedoch, weisen langlebige Konsumgüter mit einer Wachstumsrate von 16,04% das geringste
Wachstum auf (Tabelle 3).
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SEKTOR
GESAMT
PRIMÄR
Bergbau
Fischerei
Erdöl und Erdgas
Landwirtschaft
VERARBEITETE PRODUKTE
Landwirtschaft und Viehzucht
2010
35,81
27,85
21,90
1,88
3,09
0,98
7,71
2,20
2011
46,00
35,52
27,03
2,10
4,71
1,68
10,19
2,84
Ver. %
28,47
27,52
23,39
11,42
52,36
72,67
32,14
29,15
Textil
Fischerei
1,56
0,65
1,99
1,05
27,58
61,61
Chemie
1,23
1,65
34,55
Metallverarbeitung
Eisen und Stahl
Nicht-metallischer Bergbau
Kunsthandwerk
Hölzer und Papier
Häute und Leder
0,40
0,88
0,25
0,0006
0,36
0,023
0,48
1,05
0,49
0,005
0,40
0,033
19,97
19,87
95,3
673,44
11,14
43,78
Verschiedenes (inkl. Schmuck)
0,16
0,19
20,64
2010
2011
Ver. %
29,97
5,71
2,91
2,80
14,49
4,22
0,98
37,73
6,81
3,56
3,25
18,46
5,93
1,19
25,92
19,26
22,37
16,04
27,46
40,50
21,70
9,29
9,77
1,24
0,085
5,91
2,53
0,004
11,35
12,43
1,61
0,12
7,71
2,99
0,03
22,14
27,26
29,83
36,57
30,57
17,97
622,04
Tabelle 2 Exporte Peru-Welt 2011 in US$ Mrd. Quelle: Aduanas
SEKTOR
GESAMT
KONSUMGÜTER
Nicht-langlebige Konsumgüter
Langlebige Konsumgüter
ZWISCHENPRODUKTE
Brennstoffe
Rohstoffe für die Landwirtschaft
Rohstoffe für die Industrie
KAPITALGÜTER
Konstruktionsmaterial
Kapitalgüter für die Landwirtschaft
Kapitalgüter für die Industrie
Transportgeräte
VERSCHIEDENE
Tabelle 3 Importe Peru-Welt 2011 in US$ Mrd. CIF Quelle: Aduanas
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1.2.3 Handel zwischen Peru und Deutschland
Der Handelsaustausch zwischen Peru und Deutschland stieg im Jahr 2011 im Vergleich zum Vorjahr
2010 um 25,15%. Im Jahr 2010 betrug das Handelsvolumen US$ 2,42 Mrd. wobei es im Jahr 2011 auf
US$ 3,03 Mrd. angestiegen ist. Der weltweite Handel Perus erreichte im Jahr 2010 ein Handelsvolumen
von US$ 66,05 Mrd. Dieses Handelsvolumen wuchs um 26,53% und erreichte somit im Jahr 2011 einen
Wert von US$ 83,58 Mrd. Im Vergleich zum weltweiten Handel Perus wuchs das Handelsvolumen mit
der Bundesrepublik Deutschland ähnlich.
Für die Jahre 2010 und 2011 erwirtschaftete Peru im bilateralen Handel mit der Bundesrepublik
Deutschland jeweils Bilanzüberschüsse von US$ 0,62 Mrd. Und US$ 0,78 Mrd. Exporte sowie Importe
im Bezug auf den Handelsaustausch mit der Bundesrepublik Deutschland wuchsen zwischen den Jahren
2010 und 2011 um jeweils ungefähr 25%. Der Exportwert im Jahr 2010 lag bei US$ 1,52 Mrd. und im
Jahr 2011 bei US$ 1,9 Mrd. Der Importwert, hingegen, lag im Jahr 2010 bei US$ 0,9 Mrd. und im Jahr
2011 bei US$ 1,13 Mrd. Damit war die Importwachstumsrate ungefähr 0,36% größer als die der Exporte.
Die positiven Wachstumsraten konnten auch verstärkt für das erste Trimester des Jahres 2012 vermerkt
werden.
Im Jahr 2011 repräsentieren die Ausfuhren aus dem Bergbaubereich 57,9% der gesamten Exporte von
Peru nach Deutschland, während die Fischerei 8,4%, die Landwirtschaft 24,3% und der Textilsektor 2,1%
der Exporte ausmachten. Mit Exporten in Höhe von US$ 888,19 Mio. waren Kupfermineralien und konzentrate auch im Jahr 2011 die peruanischen Hauptexportprodukte nach Deutschland. Mit US$ 461,94
Mio. folgen Kaffee an zweiter und Fischmehl mit US$ 158,64 Mio. an dritter Stelle. Bei den Importen
stellen Kapitalgüter mit 58,4% den Hauptanteil der peruanischen Einfuhren aus Deutschland dar. Der
Konsumgüteranteil liegt bei 13,9% und der Anteil der Zwischenprodukte bei 27,5%. Insbesondere
Kapitalgüter für die Industrie sowie Rohstoffe für die Industrie nehmen dabei eine exponierte Stellung
ein. Zu den meist importierten Einzelprodukten zählen Fahrzeuge, Kompressoren, Gasturbinen,
Medikamente und sonstige Maschinen und technologisches Zubehör (Tabelle 4).
2010
2011
Veränderung %
Exporte
1,52
1,90
25,02%
Importe
0,90
1,13
25,38%
Handelsbilanz
0,62
0,78
-
Handelsaustausch
2,42
3,03
25,15%
Tabelle 4 Handelsaustausch Peru- Deutschland 2011 in US$ Mrd. Quelle: Aduanas
Seite 11 von 37
2,09 % 7,26 %
Bergbau
24,31 %
Fischerei
57,92 %
Landwirtschaft
Textil
Andere
8,42 %
Abbildung 1 Peruanische Exporte nach Detuschland 2011 Quelle: Sunat / Comex
0,17%
13,94%
Verbrauchsgüter
58,36%
27,53%
Vorleistungsgüter
Investitionsgüter
Andere
Abbildung 2 Peruanische Importe aus Deutschland 2011 Quelle: Sunat / Comex
1.3 Perspektiven
Im Jahr 2011 wuchs die peruanische Wirtschaft im Durchschnitt 6.9%. Und auch im laufenden Jahr zeigt
sich der positive Trend der peruanischen Wirtschaft. Das Wirschaftswachstum für die Jahre 2012 und
2013 auf 6% wird jährlich projektiert. und somit liegt Peru an der Spitze der lateinamerikanischen
Staaten. Kolumbien mit einem projektierten Wrischaftswachstum von 4,8% steht an zweiter Stelle und
Chile mit einem Wert von 4,7% an Dritter. Am Ende des Jahres 2011 erreichte das BIP einen Wert von
US$ 176,728 Millionen. Die peruanische Wirtschaft wuchs damit konsekutiv 10 Jahre mit Raten, die die
durchschnittlichen Wachstumsraten der anderen Länder in der Region Lateinamerika überschreiten.
Darüberhinaus, soll Peru in den Jahren 2011 bis 2014 auch weiterhin die durchschnittlich niedrigsten
Inflationswerte in der Region Lateinamerika aufweisen. Die durchschnittliche Inflationsrate für den
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Zeitraum von 2011 bis 2012 wird von dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen auf 2,5% geschätzt
(ProInversión , MEF, Memoria Sectoral 2006-20011)
Für die folgenden Jahre kann erneut mit einem deutlichen Wachstum der peruanischen Wirtschaft in fast
allen Bereichen gerechnet werden. Im Jahr 2011 realisierten private Investitionen einen Anstieg von
11,7% und erreichten einen Wert von ungefähr US $ 35,000 Millionen Euro. Dieser Anstieg wird auch
für die folgenden Jahre erwartet. Die positiven Finanzströme werden durch das wachsende Vertrauen der
Anleger in die peruanische Wirtschaft gestärkt. Das Ministerium für Wirtschaft und Finanzen erklärt, dass
das mittelfristige Wachstum von privaten Investitionen angeführt wird, da bereits vielzählige
Großprojekte, vor Allem im Bereich des Bergbaus, angekündigt worden sind. Durch die
Freihandelsabkommen mit den USA , China und der Europäischen Union sowie den bevorstehenden
Abschlüssen von Freihandelsverträgen mit weiteren Ländern rechnet man zudem damit, dass sich die
peruanischen Exporte in diese Länder in Zukunft erhöhen werden und weitere ausländische Investitionen
in Peru anziehen werden. (MEF, Memoria Sectoral 2006-2011 y ProInversión)
1.4 Wasser und Abwasserversorgung in Peru
1.4.1 Allgemeines zur Situation
Eine große Herausforderung für den Staat ist es der gesamten Bevölkerung Zugang zur Wasser- und
Abwasserversorgung zu gewährleisten gerade vor dem Hintergrund der enormen Bedeutung des Zugangs
zur Wasser- und Abwasserversorgung für die Gesundheit, die Armutsbekämpfung, die Menschenwürde,
die wirtschaftliche Entwicklung und den Umweltschutz. Um diese Herausforderung anzugehen wurde in
Peru, wie in vielen anderen lateinamerikanischen Ländern, eine radikale Reform der Wasser- und
Abwasserversorgungseinrichtungen angegangen. Diese Reform stand im Kontext einer nationalen
wirtschaftlichen und sozialen Krise Ende der 1980-er Anfang der 1990-er Jahre und wurde durch das
gleichzeitige Auftreten einer Cholera-Epidemie verschärft, welche aufgrund der schlechten Bedingungen
der Wasser- und Abwasserversorgung vor allem in ländlichen und stadtnahen Gebieten auftrat.
Gerade die Infrastruktur im Wasser- und Abwasserbereich weist in Peru noch groβe Defizite auf.
Landesweit beträgt die Abdeckung mit Trinkwasserversorgung nur 85,6%, die Abdeckung mit
Abwasserentsorgung sogar nur 77,2%. Um die Defizite zu beheben, werden Investitionen von mehr als
US$ 4 Milliarden benötigt und es zeichnet sich ab, dass diese Investitionen auch in naher Zukunft getätigt
werden sollen.
Peru hat einen groβen Bedarf an Lösungen im Wasserbereich: Da sich 97% der peruanischen
Wasserreserven östlich der Anden befinden, der Groβteil (ca. 80%) der Bevölkerung jedoch an der Küste
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westlich der Anden lebt, herrscht in vielen Gegenden ausgeprägter Wassermangel. Dazu kommt, dass
sich Peru unter den Top 5 der am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder befindet.
1.4.2 Rechtlicher Rahmen
Die “Autoridad Nacional del Agua” (ANA) ist laut Gesetz (DS Nº 034-2008-PCM) dem
Landwirtschaftsministerium unterstellt und hat als technisch spezialisierte Behörde die oberste technische
und normative Autorität auf nationaler Ebene bezüglich des Managements der peruanischen
Wasserressourcen inne und gehört zum nationalen Umweltschutzsystem. Die öffentliche Einrichtung ist
nicht nur die oberste Aufsicht über Management der Wasserressourcen und der zugehörigen Infrastruktur
sondern auch aktiv an der Gestaltung von Normen und Gesetzen beteiligt. Die neuesten erarbeiteten
Vorschriften sehen beispielsweise vor, dass die Firmen ihr Abwasser noch vor Einleitung in die
Kanalisation und erst recht vor der Einleitung in Flüsse und Seen aufbereiten müssen.
Einige der wichtigsten Vorschriften/Normen/Gesetze sind:

Nationale Umweltstandards für die Wasserqualität
(Decreto Supremo Nº 002‐2008‐MINAM ‐ Aprobación de los Estándares Nacionales de Calidad
Ambiental para Agua, publicada el 31 de Julio de 2008)

Nationale Standards und Grenzwerte für die Wasserqualität
(Resolución Ministerial Nº 121‐2009‐MINAM ‐ Aprobación del Plan de Estándares de Calidad
Ambiental y Límites Máximos Permisibles para el Año Fiscal 2009, publicada el 07 de Junio de
2009)

Nationale Standards und Grenzwerte für Abwasser aus Kläranlagen
(Decreto Supremo Nº 003‐2010‐MINAM – Aprobación Límites Máximos Permisibles para los
efluentes de Plantas de Tratamiento de Aguas Residuales Domesticas o Municipalidades,
publicada el 17 de marzo de 2010.

Umweltstandards und Grenzwerte
(Resolución Ministerial Nº 225‐2010‐ Aprobación del Plan de Estándares de Calidad Ambiental
(ECA) y Límites Máximos Permisibles (LMP), publicada el 16 de noviembre de 2010).
Seite 14 von 37
1.5 Situation der Wasser- und Abwasserversorgung
1.5.1 Abdeckung der Trinkwasserversorgung
In Peru versorgen 50 unterschiedliche Unternmehmen, sog. EPS (Empresas Prestadoras de Servicio
reguladas) 15 626 747 Einwohner mit Trinkwasser. Der Rest wird von Lokalregierungen oder
Kommunen gedeckt. Insgesamt liegt die Abdeckung landesweit bei 85% (SUNASS 2012). Laut
PROAGUA verfügen 24% der Bevölkerung über keinen Trinkwasseranschluss in angemessener Qualität.
1.5.2 Abdeckung der Abwasserversorgung
Das Hauptproblem der peruanischen Wasser- und Abwasserversorgung ist die geringe Nachhaltigkeit.
Auch die Abdeckung ist ein kritischer Aspekt. Landesweit werden nur 29% des Abwasservolumens
aufbereitet oder gereinigt. Laut PROAGUA sind 44% der Bevölkerung nicht an die Kanalisation
angeschlossen und 78% der Abwässer werden ungeklärt direkt in Flüsse oder ins Meer geleitet (Proagua).
Laut einer 2012 von CEPAL durchgeführten Studie zur Wasser- und Abwasserversorgung bieten 25 der
50 EPS keine Abwasseraufbereitung bzw. -klärung an. Die anderen 25 verfügen zusammengenommen
über insgesamt 143 Kläranlagen. Wobei Stabilisierungsbecken mit 92% die am häufigsten verwendete
Technolgie ist.
Das Abwassersystem im Stadtgebiet Limas besteht aus 8.000 km Abwasserleitungen, die 18.000 Liter
Abwasser pro Sekunde aufnehmen und durch 8 Sammelleitungen in den Pazifik leiten. Dazu kommen
noch die Mengen, die über die Flüsse Rimac und Lurín eingeleitet werden. Laut einem Bericht von
SEDAPAL (staatliches Unternehmen, für die Trink- und Abwasserversorgung in Lima) führen die
eingeleiteten Abwässer bereits zu Gesundheitsgefährdungen an einigen Stränden der Küste vor Lima und
benachbarten Gebieten. Die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (Organización Panamericana de
la Salud - OPS) hat ebenfalls wegen der fehlenenden Abwasserreinigung in Lima und anderen
Küstenstädten Perus Alarm geschlagen. (Tierramércia, Medio Ambiente y Desarrollo)
Das Ausmaß der Verschmutzung der Süß- und Meerwasserressourcen führen zu großen Problemen, die
nicht nur die Umwelt belasten, sondern auch die Entwicklung einiger wichtiger Wirtschaftszweige
behindern, wie z.B. Fischerei, Landwirtschaft und Tourismus. Außerdem wird so die Menge an sauberem
zur Verfügnung stehenden Trinkwasser an der Küste Perus verringert, wo die Wasserknappheit ein immer
größeres Problem darstellt.
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1.5.3 Wasserqualität
Um eine für den menschlichen Verbraucher angemessenn Wasserqualität zu garantieren existiert in Peru
ein Überwachungs- und Kontrollsystem, das folgende Institutionen einbezieht:
SUNASS: Die Qualitätskontrolle liegt in der Verantwortung des Wasserversorgers. Alles EPS, die über
SUNASS reguliert sind, verfügen über ein Programm zur Qualitätskontrolle, das nach den Vorgaben der
Regulierunsgbehörde erarbeitet wurde. Die EPS müssen die Kontrollen gemäß der Norm durchführen und
SUNASS über die Ergebnisse unterrichten.
Direktion
für
Abwasser
des
Gesundheitsministeriums
(Ministerio
de
Salud
-
MINSA):
Diese Behörde hat eine Überwachungsfunktion, zu welcher auch die Veröffentlichung von national
gültigen Normen für die Wasserqualität und die Definition der Kontrollparameter und der jeweiligen
Grenzwerte zählen. Außerdem werden die Vorschriften, die die Einhaltung der Normen garantieren sollen
erarbeitet. Insgesamt muss man allerdings sagen, dass noch einiges zu tun ist, bis die EPS den
Verbrauchern garantieren können, dass das Trinkwasser „sicher“ ist.
1.5.4 Andere Indikatoren und zeitliche Verfügbarkeit der Trinkwasserversorgung
Ein wichtiger Indikator sind die volumetrischen Verluste im Wassernetz, die natürlich auch in der
Abrechnung fehlen. Zur Zeit liegt die Verlustquote bei ca. 35 – 40% also von 100m3 gehen bis zu 40m3
verloren bevor sie den Endvervraucher erreichen (SUNASS 2012). Um dem zu begegnen wurden
verstärkt Wasseruhren beim Endverbraucher installiert, dies was in Peru früher nicht der Fall. Zum ersten
Quartal 2011 konnten die EPS so erreichen, dass ca. 62% der Endverbraucheranschlüsse mit Wasseruhren
ausgestattet sind.
Indikator
Anschlüsse an die Trinkwasserversorgung
(in Mio. )
Anschlüsse an die Abwasserversorgung
(in Mio. )
2008
2009
2010
2011*
2,891
3,006
3,093
3,131
2,490
2,696
2,782
2,817
Anschlüsse mit Wasseruhr (in %)
53,3
54,6
56
62,43
Aktive Anschlüsse (%)
Beanstandungsquote
(Beanstandungen pro 1000 Anschlüsse)
88,7
89
89,7
90,18
162
138,5
114,5
86,6
Nicht abgerechnetes Wasser (in %)
42,10
42,10
41,50
39,82
Tabelle 5 Verfügbarkeit der Wasserversorgung in Peru, Quelle: EPS
*Daten bis Q1/ 2011, Quelle SUNASS
Seite 16 von 37
1.6 Unternehmerische Aktivität
In den vergangenen Jahren wurden bereits Konzessionen für verschiedene Projekte erteilt, z.B. im
Bereich neuer Wasserleitungen und Wassertransportsysteme. Speziell im Bereich Abwasserbehandlung
und Abwasserbehandlungsanlagen sowie beim Ausbau des Trinkwassersystems konnten bei
Ausschreibungen in jüngerer Vergangenheit mehrere Lizenzen an ausländische Unternehmen vergeben
werden.
In den nächsten Monaten sollen von staatlicher Seite mehr als US$ 900 Millionen in mehr als 470
Projekte im Sanitärbereich investiert werden (v.a. im Rahmen des Programmes „Wasser für alle“).
Auch bei der angestrebten Diversifizierung der Produktion sowie bei der Gründung von öffentlichprivaten Partnerschaften (PPP oder public private partnerships) ist der Wasserverbrauch ein kritisches
Thema. So kündigte Staatspräsident Humala Ende Juli die zweite Phase des Bewässerungsprojekts Pasto
Grande (Kostenvoranschlag: 240 Mio. US$) an. Bereits gestartet wurden in den zurückliegenden zwölf
Monaten ähnliche Vorhaben, darunter Olmos (US$ 220 Mio.), Chinecas (US$ 520 Mio.) sowie die dritte
Etappe von Chavimochic (US$ 910 Mio.). Noch strittig ist die Durchführung von Majes-Siguas II, wobei
sich seit einiger Zeit die Departamentos Cuzco und Arequipa über die Verwendung vorhandener
Wasservorkommen streiten. (Germany Trade & Invest, „Wasser Management wird zum Motor für
peruanischem Wirtschaft, Aug. 2012)
1.6.1 Deutsche Beteiligung
Als Schwerpunktland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit bieten sich in Peru zahlreiche
attraktive Kooperationsmöglichkeiten wie PPP-Projekte im Wasser- und Abwasserbereich, die in der
Vergangenheit bereits von einigen deutschen Firmen wahrgenommen wurden.
Proagua/GIZ: PROAGUA bedeutet Programa de Agua Potable y Alcantarillado und ist ein Projekt der
GIZ in Peru, das bereits 1996 begonnen wurde. PROAGUA arbeitet im Aufrtrag des BMZ und hat in
Peru das Referat des Bauministeriums „Viceministerio de Construcción y Saneamiento del Perú“ als
Gegenpart.
Das Ziel von PROAGUA ist es, bei den Akteueren im Wasser- und Abwassersektor aufzubauen, Wissen
zum effizienten Umgang mit des Ressourcen und der nachhaltige Entwicklung der Trink- und
Abwasserversorgung aufzubauen. Die Beratungsleistung von PROAGUA hat einen integralen Ansatz und
möchte zur nachhaltigen Entwicklung der Trink- und Abwasserversorgung beitragen (Proagua 2012)
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1.6.2 Wichtige Links von Peru

Nationale Aufsichtsbehörde für die Wassermanagement:
Autoridad Nacional del Agua (ANA)
www.ana.gob.pe

Projekt der deutschen EZ:
Programa de Agua Potable y Alcantarillado (PROAGUA)
www.proagua.org.pe

Umweltministerium: Ministerio del Ambiente (MINAM)
www.minam.gob.pe

Gesundheitsministerium: Misterio de Salud (MINSA)
www.minsa.gob.pe

Nationale Aufsichtsbehörde für die Abwasserwirtschaft:
Superintendencia Nacional de Servicios de Saneamiento (SUNASS)
www.Sunass.gob.pe
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2. Bolivien
2.1 Politische Situation
Seit der Wahl von Evo Morales zum neuen Präsidenten Boliviens (2006, 54% Zustimmung; 2009, 64%
Zustimmung) vollzieht der Staat langsam eine Abkehr vom wirtschaftsliberalen Kurs der vorherigen 20
Jahre. Zugleich setzt sich aber die junge demokratische Tradition fort, was zu begrüßen ist.
Mit der neuen Verfassung vom 25. Januar 2009 erhält die indigene Bevölkerungsmehrheit (rund 55% der
Einwohner und weitere 30% Mestizen) deutlich mehr Rechte und ihr wird nun die vollständige Teilhabe
am politischen, wirtschaftlichen und sozialen Leben garantiert. Symbolisch wurde zugleich der Name des
Landes in “Estado Plurinacional de Bolivia” (Plurinationaler Staat Bolivien) geändert um so der
Diversität Ausdruck zu verleihen.
Die in Südamerika weit verbreitete starke Position des Präsidenten wurde jedoch ebenso beibehalten wie
die zentralistische Ausrichtung des Staates. Präsident Evo Morales ist zugleich Vorsitzender der
Regierungspartei Movimiento al Socialismo – MAS, der Bewegung zum Sozialismus. Die Partei ging aus
der Bewegung der Koka-Bauern hervor und steht heute vor allem für Gleichheit, die indigenen Rechte,
Landreformen und die Verstaatlichung von Schlüsselindustrien.
Aktuell leben in Bolivien noch 59% der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze, mehr als 33% gelten
als extrem arm, dabei wird das Land auf Rang 108 (von insgesamt 187) des UN Human Development
Index geführt. Bolivien ist weiterhin als klassisches Entwicklungsland einzustufen, könnte aber in kurzer
Zeit vor allem dank seiner ausgedehnten Rohstoffvorkommen den Sprung in die Gruppe der “middle
income countries” schaffen.
2.2 Die bolivianische Wirtschaft
2.2.1 Das Bruttoinlandsprodukt
2011 erreichte die bolivianische Wirtschaft ein Wachstum von rund 5%, was einem nominalen Zuwachs
des Bruttoinlandsproduktes auf 23,9 Mrd. US-$ entspricht. Als einer der ärmsten Staaten Südamerikas
erreicht das BIP pro Kopf knapp 2.246 US-$, wobei der Mindestlohn bei 91,5 US-$ pro Monat liegt.
Hauptwirtschaftsgüter sind die Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft sowie der Bergbau und die
Gewinnung von Erdgas. Ergänzt werden diese Tätigkeiten im primären Sektor durch das verarbeitende
Gewerbe, hier vor allem die Textilproduktion sowie die Herstellung von Milchprodukten sowie Speiseöl.
Die Beiträge des primären und sekundären Sektors zum BIP liegen bei 12,85% bzw. bei 37,29%. Hinzu
Seite 19 von 37
kommen die Banken- und Telekommunikationsbranche, die den Anteil des tertiären Sektors am BIP auf
49,85% treiben.
Das durchschnittliche Wachstum
des BIP der letzten Jahre lag bei 4,7%, wobei durchgängig ein
Wirtschaftswachstum %
Haushaltsüberschuss erwirtschaftet wurde.
6,1
8
4,2
6
4,4
4,8
5
4,6
4,1
3,4
4
2
0
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010 2011(p)
Jahr
Abbildung 3 Wirtschaftswachstum Bolivien (%) 2004-2011 (2011 vorlaeufige Angaben)
Die offizielle Arbeitslosenquote liegt bei 7,6%, allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass ein
großer Teil der arbeitsfähigen Bevölkerung auf dem Land selbstständig tätig ist oder sich im informellen
Sektor verdingt. Dadurch ist kaum eine Aussage über das Problem der Unterbeschäftigung möglich.
2.2.2 Staatlicher Haushaltsüberschuss
In der Hauptbilanz wurde im Jahr 2011 im sechsten Jahr in Folge ein Haushaltsüberschuss von einem
Prozent verzeichnet, was einen Rekord in den makroökonomischen Zahlen des Landes, markiert. Und
das, obwohl sogar der seit dem Jahr 2008 herrschenden Krise getrotzt werden musste. Das
Haushalsbudget 2011 stieg um 4,2% an. Trotzdem wies die Staatskasse ein Defizit von -0,5% auf. Den
Informationen des Wirtschaftsministeriums zufolge, registrierte man 2006 einen Überschuss von 4,5%
des Bruttoinlandsprodukts; 2007 von 1,7%; 2008 von 3,2%; 2009 von 0,1% und 2010 von 2%.
2.2.3 Inflation
Die bolivianische Wirtschaft beendete das Geschäftsjahr 2011 mit einer akkumulierten Inflationsrate von
6,9%, und damit leicht über dem angestrebten Wert der bolivianischen Zentralbank (BCB) von 6%. Aber
Wirtschaftsexperten und Gewerkschaftsführern zufolge spiegelt die offizielle Inflation nicht die
Wirklichkeit wider, da das Staatliche Statistische Institut (INE) im Warenkorb nur zu 37% die Preise von
Nahrungsmitteln und Getränken bewertet, welches die Produkte sind, deren Preise im Jahresverlauf den
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größten Preisanstieg zu verzeichnen hatten. Dabei wird aber geschätzt, dass bolivianische Familien
mindestens 50% ihres Einkommens für den Kauf von Nahrungsmittel ausgeben müssen. Das Jahr 2011
wurde durch die weltweit gestiegenen Preise für Nahrungsmittel charakterisiert. Im Fall von Getreide
wurde ein Anstieg von 35% im Vergleich zum Jahr 2010 verzeichnet, während der Fleischpreis um 16%
stieg. Die Produkte, die in Bolivien im Jahresverlauf für die Erhöhung der Inflation verantwortlich waren,
waren Nahrungsmittel, vor allem Kartoffeln, Karotten und Bohnen, und nicht-alkoholische Getränke,
außerdem Dienstleistungen wie Transport, Restaurants und Hotels. Die reale Inflationsrate dürfte bei
Einbezug aller Faktoren eher bei 11% liegen. Von diesem Wert geht auch die Weltbank aus.
2.2.4 Außenhandel
Daten des Staatlichen Statistischen Bundesamts (INE) zufolge, verzeichneten die bolivianischen Exporte
als Folge des „Preiseffekts“ der Rohstoffe einen neuen Rekord von 8,3 Mrd. US-$ (Zunahme von 31,8%),
wobei das weltweite Außenhandelsvolumen im letzten Jahr nicht einmal um 4% gewachsen ist. Der
Anstieg des Absatzes im Ausland in den ersten 11 Monaten des Jahres wurde durch die traditionellen
Exporte wie Kohlenwasserstoffe (diese stiegen um 3,3 Mrd. US-$) und Mineralien, die bereits 2,9 Mrd.
US-$ zählen, angetrieben. Der Verkauf von Gas nach Brasilien und Argentinien erhöhte sich zwischen
Januar und Oktober um 35,83% und erreichte einen Wert von 3,2 Mrd. US-$. Wie schon erwähnt erklären
die hohen Preise für Rohstoffe die Steigerung des exportierten Wertes. Bis Oktober fielen die
nichttraditionellen
(landwirtschaftlichen,
agroindustriellen,
forstwirtschaftlichen,
verarbeitenden,
handwerklichen) Exporte um 4% im Wert und um 26% im Volumen (um mehr als eine halbe Millionen
Tonnen) im Vergleich zu dem, was im gleichen Zeitraum 2010 verkauft wurde. Der Verkauf von
Kohlenwasserstoffen machte 43,8% des gesamten Exportes aus, gefolgt von Mineralien mit 24,7% und
der Landwirtschaft, Viehzucht, Jagd, Forstwirtschaft und Fischerei mit 3,72%. Der Anteil der
nichttraditionellen Exporte am gesamten Export betrug 17%, was vor allem auf einen Prozess
zurückzuführen ist. Unter Evo Morales soll die Volkswirtschaft wieder auf die Produktion von
Rohstoffen konzentriert werden und zum alten Modell des Weltexporteurs von Rohstoffen, wie in den
80er Jahren des letzten Jahrhunderts, zurückkehren.
Die bolivianischen Importe summierten sich im Jahr 2011 auf 6,9 Mrd. US-$, was einen Anstieg von
43,3% im Vergleich zu 2010, ausmacht. Die Gruppe der Nahrungsmittel und Getränke schlug den
Einfuhrrekord mit 563,79 Mio. US-$, da sich in 2010 diese Käufe nur der Marke von 400 Mio. US-$
näherten. Der Import von Kraftstoff und Schmieröl bedeutete einen historischen Rekord: 1025,02 Mio.
US-$ im Vergleich zu 615,20 Mio. US-$ im Jahr 2010. Bis September erreichte der Einkauf von Diesel
540 Mio. US-$ im Gegensatz zu 415 Mio. US-$ im Vorjahr. Der Import von Benzin summierte sich bis
Seite 21 von 37
zum September schon auf 172 Mio. US-$, im Gegensatz zu 140 Mio. US-$ im gesamten Vorjahr.
Bolivien importierte auch Flüssiggas für 37 Mio. US-$, was in vorherigen Jahren normalerweise nicht
notwendig war. Der Posten Kraftwagenteile kennzeichnete mit 1,3 Mrd. US-$ im Vergleich zu 716,42
Mio. US-$ im Jahr 2010 ebenfalls einen neuen Rekord.
Der Außenhandelsbeitrag von Bolivien erzielte im Geschäftsjahr 2011 einen Überschuss von 1,4 Mrd.
US-$ und fiel damit knapp 5% geringer aus als im Vorjahreszeitraum.
2.2.5 Ökonomische Aussichten für das Jahr 2012
Der Weltbank zufolge zeigt sich für die wirtschaftliche Aussicht Lateinamerikas die allgemeine Tendenz
eines Abfalls im Wachstum des Bruttoinlandsprodukts; im Fall von Bolivien wird das Wachstum auf
4,1% im Jahr 2012 sinken. Bolivien wird vom steigenden Wert, den man für Rohstoffe erzielt, profitieren,
jedoch ist der Staat dadurch auch stark abhängig von der weltwirtschaftlichen Lage. Die
Entwicklungsländer müssen sich auf die Risiken einer wirtschaftlichen Verlangsamung vorbereiten, da
die Schuldenkrise der Eurozone und das schwache Wirtschaftswachstum diverser Schwellenländer die
allgemeinen Aussichten verdüstern. Gerade die Strategie, Bolivien wieder zu einem der führenden
Rohstoffexporteure zu machen, ist hierbei riskant, da dies die Volkswirtschaft noch stärker den
Schwankungen der Weltkonjunktur aussetzt.
2.3 Die Wasserressourcen Boliviens
2.3.1 Wasserressourcen in Bolivien nach Regionen
Drei große Wasserbecken teilen Bolivien: der Amazonas, welcher 66% des Landes bedeckt und durch
den Fluss Madera 95% des Wasserbedarfs des Landes liefert; die Plata, welche 21% ausmacht und die
Endorreica im Altiplano welche sich auf 13% des Landes erstreckt und durch den Titicacasee und
Pooposee und die Nebenflüsse sowohl Bolivien als auch Peru speist. Die wichtigsten Zonen sind das
Altiplano, die Täler zwischen den Anden und das Flachland. Das Altiplano und die Täler machen ein
Drittel der Gesamtoberfläche des Landes aus (1,098.581 Km2) und stellen den Lebensraum von ca. 3-4
Millionen der 10 Millionen Bolivianern. Diese Gebiete weißen zudem die größten Einschränkungen im
Zugang zu Wasser auf (Rechte, Nutzung), temporärere Verfügbarkeit (3-4 Monate Regenzeit), Knappheit
(250-400mm Regen) und Nachfrage (Bewässerung, Trinkwasser, Industrie).
Das Altiplano wird zudem in das sogenannte TDPS System eingeteilt, das bis nach Peru hineinreicht. Es
umfasst die Region des Titicacasees, den Fluss Desaguadero, den See Poopó und den Salzsee Coipasa.
Die größte Menge an Grundwasser, die in das System eingespeist wird, stammt aus peruanischem Gebiet
Seite 22 von 37
und aus einem Streifen, der sich vom Titicacasee bis nach Oruro erstreckt. Aus dieser Quelle werden die
Städte El Alto und Oruro mit Trinkwasser versorgt. Weiter Richtung Süden nehmen die Regenmengen
allerdings stark ab und die Verdunstung zu, sodass der Salzgehalt im Wasser ansteigt und es zur Bildung
von Salzseen kommt.
Das TDPS System ist äußerst fragil und reagiert empfindlich auf Veränderungen der äußeren
Bedingungen. Rund um Desaguadero kommt es regelmäßig zu Überschwemmungen und im gesamten
Gebiet kommt es zu Verunreinigungen des Wassers aufgrund von unsachgemäßer Abfallentsorgung und
Bergbau. Besonders betroffen ist hiervon die Region um Oruro, insbesondere der Uru Uru See, wo man
eine hohe Konzentration von Schwermetallen im Wasser findet.
2.3.2 Gefahren für die Wasserressourcen durch den Klimawandel nach Regionen
Im Altiplano ist eine Reduktion der Gletscher zu beobachten welche zu atmosphärischen Phänomenen
wie Frost, Gewitter, Hochwasser und Hagel führt und die Niederschläge konzentrieren sich auf wenige
Tage was zu größeren Problemen sowohl bei der Wasserversorgung als auch bei der Stromerzeugung
führen wird. Diese Phänomene werden schwerwiegende Folgen für die Landwirtschaft haben und zudem
im Altiplano und den westlichen und östlichen Gebirgsketten zu Desertifikation führen.
In den Tälern wird es zu ähnlichen Phänomen kommen. Die Regenschauer werden sich intensivieren und
auf wenige Tage beschränken, zu dem werden die Gewitter und Hagelfälle drastisch zunehmen.
Vergleichbar mit der Situation im Altiplano ist mit einem Kampf um Trink- und Bewässerungswasser zu
rechnen, sowie mit Problemen bei der Energiegewinnung. Zu der Gefahr der Desertifikation ist außerdem
mit Bodenerosion und Erdrutsche zu rechnen. Es ist auch zu befürchten, dass das Grundwasser aufgrund
der reduzierten Neubildungsrate in Gefahr gerät. Dieses Phänomen führt bereits heute zu niedrigeren
Fördermengen.
Im Chaco sowie in den vorgelagerten Regionen gehen die Regierungsexperten davon aus, dass der Kampf
um Wasser sich verschärfen wird. Dürreperioden aufgrund von Hitzewellen während des Sommers
schädigen die Biodiversität, führen zu Erosion und Wüstenbildung und zudem zu einer verstärkten
Verschmutzung der Wasserquellen.
Im Flachland und am Amazonas ist vermehrt mit Überschwemmungen zu rechnen mit ihren
schwerwiegenden menschlichen, sozialen, landwirtschaftlichen und infrastrukturellen Folgen. Der
Anstieg der Wassermenge durch Regenfälle wird den Wintergetreideanbau schädigen. Die Bewölkung
wird steigen und die Rinderherden werden aufgrund von Wassermangel sterben. Mit erhöhter
Feuchtigkeit ist im Sommer zu rechen sowie mit starken Dürreperioden und im Winter von einer
verstärkten Ausbreitung von Seuchen und Krankheiten.
Seite 23 von 37
Exkurs: Die Besonderheit der Gletscher in den Anden
Vergleicht man die Gletscher der Anden mit den Gletschern der Alpen so stellt man fest, dass sie eine
unterschiedliche Funktionsweise aufweisen. Während die Gletscher der Alpen sich im Winter durch den
Schneefall von neuem Eindecken und im Sommer das Eis in Form von Wasser abgeben, ist die Regenzeit
in den Anden im Sommer. Das bedeutet, dass die einzige Zeit in denen die Gletscher der Anden an Masse
gewinnen können, die zugleich wärmste Zeit ist und dadurch ihre Schneemaßen schnell an Umfang
verlieren.
Die Anden weißen 2.500 km2 an Gletschern auf. Das Besorgniserregende daran ist, dass sie seit Anfang
der siebziger Jahre zwischen 20% und 30% an Masse verloren haben. Die Gletscher der Vulkane
Chacaltaya1 und Zongo und das Flussbett des Tuni Condoriri waren am schwerwiegendsten von einer
zehnmal so schnellen Reduktion in den vergangenen Jahrzehnten betroffen. Das hat Auswirkungen auf
die Wasserversorgung der Städte La Paz und El Alto.
2.4 Die Verwendung von Wasser in Bolivien
Zwischen 80 und 85% des Wassers in Bolivien wird für die Bewässerung verwendet (CEPAL, 1998; Van
Damme, 2002). Aus diesem Sektor heraus resultieren auch die meisten Konflikte innerhalb und zwischen
den Sektoren. Insbesondere an Orten an welchen Wasserknappheit und unzureichende Wasserversorgung
an der Tagesordnung stehen. An den gleichen Orten werden die Anstrengungen verstärkt für ein
integriertes Wassermanagement welches die Nachhaltigkeit und gerechtere und ausgewogenere
Versorgung gewährleistet.
15 %
Bewaesserung
85 %
Sonstiges
Abbildung 4 Verwendung von Wasser in Bolivien (%)
1
Durchschnittlicher jährlicher Verlust: 1963-1983 0,6m2 und 1983-2003 1,2m2
Seite 24 von 37
2.5 Die Wasserversorgung in Bolivien Status quo
2.5.1 Verantwortlich für die Wasserversorgung- EPSA
Verantwortlich für die Versorgung der Haushalte mit einem Wasser- und Abwasseranschluss sind in
Bolivien die sogenannten EPSA (Entidades Prestadoras de Servicios de Agua Potable y Alcantarillado
Sanitario). Sie haben den Auftrag diesen Service für möglichst alle Bolivianer bereitzustellen und zwar in
einer angemessenen Menge und Qualität. Es wird geschätzt, dass etwa 5.000 dieser Unternehmen in
Bolivien existieren. Diese beliefern rund 76 Prozent der Bevölkerung mit Trinkwasser, auf dem Land sind
es allerdings nur etwa 52 Prozent. Zugang zu Abwasserentsorgung hat knapp die Hälfte der Bevölkerung.
Allerdings wird geschätzt, dass ungefähr 80 Prozent dieser zurzeit benutzten Anlagen zumindest eines der
folgenden Probleme aufweist:
a) sie sind bereits lange Zeit in Betrieb und müssen erneuert werden
b) sie können die Nachfrage der Anwohner nicht abdecken und müssen erweitert werden
c) die Wasserquellen für die Systeme sind unzureichend
d) der Service der Betreiberfirma ist unzureichend, das heißt es wird nicht zeitnah auf Probleme
reagiert.
Auch die Unternehmensführung der EPSA weist Schwächen auf. Staatliche Stellen schätzen, dass in
vielen Landesteilen mehr als 35 Prozent des gelieferten Wassers nicht in Rechnung gestellt wird. Dies
kann zum einen an undichten Stellen in den Wasserleitungen oder Anschlüssen liegen, wie auch an
unerlaubtem Zugriff oder der zu niedrigen Messung der Durchlaufmenge. Die Brüchigkeit der Leitungen
ist hoch, sodass auf diese Weise in der Regel mindestens ein Sechstel des Wassers verlorengeht.
Qualitätsmessungen finden selten statt und der Anschluss funktioniert in vielen Städten weniger als 20
Stunden am Tag, mit vielen Unterbrechungen. Etliche Regionen, die in großer Höhe liegen oder weit
entfernt sind vom Ort der Einspeisung, haben Zugang zu Leitungswasser nur etwa während zwei bis vier
Stunden am Tag oder in manchen Fällen in der Woche.
2.5.2 Ungleiche Verteilung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung
Arme, Ureinwohner und die Landbevölkerung haben schlechteren Zugang zu der Wasserversorgung und
Abwasserentsorgung. Mehr als zweieinhalb Millionen Personen haben keinen Zugang zu Trinkwasser
und mehr als fünf Millionen haben keine Abwasserentsorgun. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass ein
extremes Ungleichgewicht zwischen der Stadt- und Landbevölkerung besteht. Während 87,5% der
Stadtbevölkerung Zugang zu Trinkwasser hat, hat auf dem Land nur etwa die Hälfte (50.3%) dieses
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Privileg. Die Abwasserentsorgung ist sowohl in der Stadt (53,7%) als auch auf dem Land (36,5%)
unterentwickelt. Die Zielsetzung bis 2015 ist eine Versorgung mit Wasser und Abwasserentsorgung für
die Landbevölkerung von 80% und für die Stadtbevölkerung von 95% Wasser und 79% Abwasser.
Vergleicht man die Zahlen mit der Versorgung 2001, stellt man eine klare Verbesserung der Situation
fest. Zieht man den Zeitraum von sieben Jahren allerdings in Betracht, in dem sich diese Entwicklung
ergeben hat, wird deutlich, dass die Bemühungen unzureichend sind. Kritisiert wird vor allem, dass die
Investitionen nicht weitreichend genug und ineffizient sind. Außerdem fehlt die institutionelle Kapazität
bei der Verwaltung, Betreibung und Instandhaltung der Systeme.
Kategorie
Bevölkerung mit Zugang zu
Bevölkerung mit Zugang zu
Grunddienstleistungen 2001
Grunddienstleistungen 2007
Plan bis 2015
Wasser
%
Abwas- ser
% Ab-
Wasser
%
Abwas- ser
% Ab-
%
%
(Be-
Was-
(Be-
wasser
(Be-
Was-
(Be-
wasser
Was-
Ab-
wohn.)
ser
wohn.)
wohn.)
ser
wohn.)
ser
wasser
830.450
85,8
537.161
55,5
1.055.671
88,5
819.220
68,7
317.211
87,4
108.652
29,9
340.627
83,4
193.134
47,3
355.034
84,7
82.846
19,9
415.311
78,4
194.656
36,8
Hauptstadt
3.034.485
88.6
1.679.967
49,10
3.772.924
88,7
2.222.562
52,3
95
79
Stadtbevöl-
4.537.180
87,7
2.408.625
46,6
5.584.533
87,5
3.429.572
53,7
1.445.851
46,7
1.036.233
33,3
1.731.834
50,3
1.257.260
36,5
80
80
5.983.031
72,4
3.444.858
41,6
7.316.367
74,5
4.686.832
47,7
90
80
Ältere
Personen
Mittleres
Alter
Minderjährige
kerung
Landbevölkerung
Insgesamt
Tabelle 6 Verteilung der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Bolivien
Die nachfolgende Abbildung zeigt zudem ein weiteres Problem der Wasserversorgung in Bolivien auf:
Die Ungleiche Versorgung nach Regionen. Während Tarija überdurchschnittlicher Spitzenreiter mit einer
Wasserversorgung von 90,29% aufweist, hat die Region Beni mit einer 59.7% Versorgung das
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Nachsehen. Bei der Abwasserentsorgung die klafft Schere ebenso auseinander. Ein Unterschied zwischen
Wasserversorgung
dem Spitzenreiter Tarija (62,68%) und Beni (33,08%) von knappen 30% ist zu verzeichnen.
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
78%
72%
57%
1992
2001
2007
Region
Abwasserversorgung
Abbildung 5 Wasserversorgung in % nach Region in Bolivien
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
48%
44%
28%
1992
2001
2007
Region
Abbildung 6 Abwasserversorgung in % nach Regionen in Bolivien
Seite 27 von 37
Abbildung 7 Wasserversorgung nach Regionen im Vergleich: 2001 und 2007 in Bolivien
Abbildung 8 Abwasserentsorgung nach Regionen im Vergleich: 2001 und 2007 in Bolivien
2.5.3 Fakten über die Wasserversorgung
Die Kosten der Wasserversorgung sind je nach Anbieter unterschiedlich hoch. Waehrend Tarija mit 0.56
US$ pro Kubikmeter der guenstigste Anbieter darstellt, ist Cochabamba mit 0,72 US$ pro Kubikmeter an
der Preisspitze. Der Verkaufspreis deckt die Kosten des Anbieters nur in Tarija, Santa Cruz, Oruro, La
Paz und Trinidad.
Seite 28 von 37
COSAALT, Tarija
AAPOS, Potosí
0SAGUAPAC, Santa Cruz
Stadt
SELA, Oruro
Mittlerer Tarif fuer die
Verbraucher in US$/m3
COSMOL, Montero
EPSAS, La Paz/ El Alto
Mittlere Kosten fuer den
Anbieter in US$/m3
COATRI, Trinidad
ELAPAS, Sucre
SEMAPA Cochabamba
0
0,2
0,4
0,6
0,8
1
US$
Abbildung 9 Kosten und Preise der Wasserversorgung in Bolivien
Die Versorgung der Einwohner mit Wasser variiert von Anbieter zu Anbieter stark. Tarija stellt mit 261
Liter pro Einwohner und Tag mehr als doppelt so viel Wasser bereit als Montero mit 95,3 Liter pro
Einwohner und Tag. Der Landesdurchschnitt liegt bei 144 Litern pro Tag und Einwohner.
COSMOL, Montero
95,3
114
119,4
128
138
144
148,6
154,8
Stadt
EPSAS, La Paz/ El Alto
AAPOS, Potosí
SEMAPA, Cochabamba
COSAALT, Tarija
261
0
50
100
150
200
250
300
Liter/Tag
Abbildung 10 Wasserversorgung pro Einwohner in Bolivien
Im Landesdurchschnitt werden 31,6% des Wassers nicht bezahlt. In Trinidad kommt sogar über die
Hälfte des Wassers nicht beim Abnehmer an. Deshalb steigt der Energieaufwand für die Verteilung des
Wassers erheblich und die Bereitstellung von Wasser wird schlechter. Häufig fällt die Wasserversorgung
Seite 29 von 37
in ganzen Bezirken aufgrund des niedrigen Drucks aus. Aufgrund der schlechten technischen Ausrüstung,
%
sind die Zuständigen Behörden nicht in der Lage Daten zu erfassen, geschweige denn zu analysieren.
60
50
40
30
20
10
0
50,7
46,4
42,7
33
29,4
25,7
20,5
20,2
16,3
Stadt
Abbildung 11 unbezahltes Wasser in Bolivien (%)
2.5.4 Investitionen
Die Investitionen in das Wasser- und Abwassernetz weissen grosse Regionale Unterschiede auf. Zudem
wird deutlich, dass der Ausbau des Netzes in der Stadt priorisiert wird.
Oruro
Tarija
Stadt
Chuquisaca
Potosí
Pando
Stadt
Beni
Land
Cochabamba
La Paz
Santa Cruz
0%
20%
40%
60%
Abbildung 12 Investitionen in das Wasser- und Abwassernetz in Bolivien
Seite 30 von 37
80%
100%
Abkommen
Geldgeber
Betrag in tsd. Us$
Rechtskraeftige
BANDES
5.500,00
Banco Inteamericano de Desarrollo
5.000,00
Banco Mundial
10.0000,00
CAF
20.880,00
Kanada
970,00
Niederlande
2.000,00
Agencia de Cooperación Técnica del
11.014,00
Betrag in tsd. €
Abkommen
Gobierno del Japón
KfW- Cooperación Financiera Alemana
Schweden, Niderlande und Kanada
11.000,00
EU
50.000,00
Italien
25.000,00
AECID
82,09
ENDE
31.200,00
Prefectura de Cochabamba
31.200,00
TOTAL
In Verhandlung
23.879,25
107.946,09
Banco Interamicano de Desarrollo
21.000,00
Banco Interamicano de Desarrollo- Otros
150.000,00
Banco Mundial
15.000,00
CAF
2.600,00
Niederlande
3.000,00
Agencia de Cooperación Técnica del
75.810,81
98.879,25
Gobierno del Japón
KfW- Cooperación Financiera Alemana
TOTAL
Vollendete
47.488,00
267.410,81
CAF
25.200,00
Agencia de Cooperación Técnica del
78.150,00
47.488,00
Abkommen
Gobierno del Japón
TOTAL
103.350,00
Gesamtsumme
478.706,90
Tabelle 7 Regionale Investitionen in Millionen USD in Bolivien (2002-2007)
Seite 31 von 37
146.367.25
2.6 Politische Aktivitäten
Exkurs: Guerra del Agua
Im Jahr 2000 kam es in Bolivien zum sogenannten „Guerra del Agua“, einer massiven Protestbewegung
mit Ursprung in Cochabamba gegen die Privatisierung der Wasserversorgung in der Stadt. Im September
1999 wurde die Wasserversorgung von Cochabamba auf Druck der Weltbank an den internationalen
Konzern Bechtel verkauft und ein Unternehmen namens Aguas del Tunari mit der Bereitstellung dieses
Service beauftragt. In der Folge stiegen die Preise für die Wasserversorgung um 50 Prozent an, was viele
Einwohner in ihrer Existenz zu gefährden drohte. Die Regierung verhängte angesichts der Proteste den
Ausnahmezustand und ging immer stärker gegen die Demonstranten vor. Nachdem im Laufe der Proteste
ein 17-jähriger Jugendlicher von bewaffneten Polizeikräften erschossen wurde, erklärte sich die
Regierung schließlich bereit die Privatisierung rückgängig zu machen.
Damit wurden jedoch die schwerwiegenden Probleme und der Renovierungsbedarf der Wasserversorgung
in Cochabamba nicht gelöst und eine Modernisierung steht bis heute größtenteils aus. Seit diesem
Ereignis wird von sozialen Organisationen regelmäßig vor einem zweiten Guerra del Agua gewarnt, sollte
die Regierung nicht die Prioritäten auf eine angemessene Trinkwasserversorgung der Bevölkerung
richten. Rund um die Stadt Oruro zum Beispiel ist die Bergbauindustrie der am weiten größte
Verbraucher von Wasser und es gibt bisher kein Gesetz der Regierung Morales oder einer
Vorgängerregierung, das einen Vorrang für die Nutzung des Wassers festlegt. Bis heute gibt es zudem
noch keine gesicherten Zahlen über den tatsächlichen Verbrauch der Industrie. Erst im Januar dieses
Jahres kam es erneut zu Protesten, angesichts der Tatsache, dass auf der einen Seite die Wichtigkeit des
Wasser für den Schutz des Lebens von Evo Morales auf internationaler Ebene strikt vertreten wird, die
Wirklichkeit in Bolivien dies aber oft nicht zu erkennen gibt. Nicht zu Unrecht hat der Vizepräsident der
Weltbank vor einiger Zeit darauf hingewiesen, dass „wenn die Kriege des 20. Jahrhundert für Öl geführt
wurden, dann werden die Kriege des 21. Jahrhunderts für Trinkwasser geführt.“
2.6.1 Der nationale Entwicklungsplan
Im Jahr 2006 definierte die Regierung Morales im Plan Nacional de Desarrollo (PND) eine „neue Politik
des Staates“, die Prioritäten festlegt bei der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung des Landes. Es
wurde im Zuge dieses Plans die Gründung des Wasserministeriums beschlossen, das seit 2008 seine
Arbeit aufgenommen hat. Das Ministerium formulierte einen nationalen Plan für grundlegende
Abwasserentsorgung (Plan Nacional de Saneamiento Básico, PNSB), verabschiedete Anweisungen und
Vorschriften für den Bau und die Installation von sanitären Einrichtungen (DESCOM, desarrollo
Seite 32 von 37
comunitario), verkündete einen Plan für Investitionen im Wassersektor (Mecanismo de Inversión para
Coberturas en el Sector de Agua y Saneamiento, MICSA) und gründete die Organisation für
Nachhaltigkeit im Wassersektor SENASBA (Servicio Nacional para la Sostenibilidad de Servicios en
Saneamiento Básico) sowie die Ausführungsorganisation EMAGUA (Entidad Ejecutora de Medio
Ambiente y Agua). Eine wichtige Aufgabe des Ministeriums ist es außerdem finanzielle Mittel aus der
internationalen Zusammenarbeit für den Sektor einzutreiben, was bereits sehr positiv verlaufen ist.
Insgesamt muss sich noch zeigen welche Wirkungen die weitreichenden Umstrukturierungen in der
Organisation und den Verantwortlichkeiten entfalten können.
2.6.2 Plan Nacional de Saneamiento Básico (PNSB)
Die Regierung unter Evo Morales hat im Jahr 2008 einen Plan verabschiedet, abgekürzt PNSB, um den
Zugang der Bevölkerung zu sanitärer Versorgung in mittlerer Frist deutlich zu verbessern. Dieser Plan
sieht unter anderem vor das Abwassersystem in den ländlichen Gegenden in fünf Jahren mehr als doppelt
so stark auszubauen wie in den letzten 30 Jahren zusammengerechnet. Es wird davon ausgegangen, dass
im nationalen Durchschnitt ungefähr 38 Prozent des Wasserverbrauchs für die Toilette verwendet werden.
Der PNSB sieht vor die Wassermenge pro Spülung von 13,5 Litern auf unter sechs Liter zu senken ohne
dabei die Effektivität oder die Sauberkeit zu beeinträchtigen. Die erfolgreiche Umsetzung würde zu einer
Einsparung von Wasser von 21 Prozent führen und könnte eine Million Menschen zusätzlich mit Wasser
versorgen. Insgesamt sollen bis 2015 90 Prozent der Bevölkerung in der Stadt als auch auf dem Land
Zugang zu einer grundlegenden Wasser- und Abwasserversorgung haben.
2.7 Probleme bei der Umsetzung
Ein großes Problem bei der Umsetzung jeglicher Maßnahmen zur Verbesserung der Situation ist die
Frage der Nachhaltigkeit, die es unbedingt notwendig macht alle Beteiligten in den Prozess der Planung
und Durchführung von Projekten mit einzubeziehen. Für die Erzielung von dauerhaften Fortschritten
müssen nicht nur technische und ökonomische Aspekte Berücksichtigung finden sondern auch die
Interessen der Anwohner sowie die Umwelt. In dieser Hinsicht wurde unter anderem vorgeschlagen die
Beteiligung der Bevölkerung aktiv zu fördern und auch das Management der Wasser- und
Abwassersysteme einer sozialen Kontrolle zugänglich zu machen.
Die Ziele zu erreichen, die sich die Regierung ambitioniert vorgenommen hat, gestaltet sich in einem
Land wie Bolivien äußerst schwierig. Die Pr obleme, die sich stellen sind komplex und vielfältig. Die
Größe der Problemstellung unterscheidet sich nicht nur nach dem Wohnort der betroffenen Bevölkerung
Seite 33 von 37
(in der Stadt, Vorstadt, in einem kleinen Dorf oder auf dem Land verstreut), es gibt unterschiedliche
Institutionen, die für die Bereitstellung des Trinkwassers und der Abwasserentsorgung zuständig sind (die
Gemeindeverwaltung, genossenschaftlich organisierte Betriebe, Betriebe in öffentlicher Hand und
andere), die jeweils unterschiedliche Strukturen in der Verwaltung und im Entscheidungsprozess haben
und sich dazu anderen Regelwerken gegenüber sehen.
Die Anforderungen die dabei erfüllt werden sollten, hat die SENASBA folgendermaßen festgelegt: die
Infrastruktur soll effizient funktionieren, in der Größe ausreichend und zudem effizient zu verwalten sein.
Hierzu müssen der Betrieb und auch die Endnutzer entsprechend beteiligt werden. Die Bevölkerung muss
transparent über das Management ihrer Dienstleistung informiert werden und sich in den
Entscheidungsprozess auf eine demokratische, partizipative und repräsentative Weise einbringen können.
Um die effiziente Nutzung von Wasser zu gewährleisten, müssen laut SENASBA bis 2015 folgende Ziele
erreicht werden:
Es müssen eine Million Toilettenanlagen ersetzt werden. Hierzu leistet der Staat Unterstützung bei der
Finanzierung und bei der Installation.
Die Bevölkerung muss im nachhaltigen Umgang mit der Ressource Wasser ausgebildet werden.
Es muss eine Einsparung im Wasserverbrauch von 20 Prozent erreicht werden.
Insgesamt wird von staatlichen Stellen anerkannt, dass eine Verringerung im Verbrauch von Trinkwasser
notwendig ist, um sich der Herausforderung des Klimawandels stellen zu können und dass gleichzeitig
eine bessere ökonomische Effizienz angestrebt werden sollte, um eine grundlegende Versorgung in allen
Landesteilen sicherstellen zu können. Die SENASBA vertritt die Meinung, dass die genannten Ziele
erreicht werden können, wenn der Staat dabei eine bedeutende Rolle übernimmt. Dabei soll das Wasser
nicht gratis angeboten werden, die Versorgung allerdings auch nicht privatisiert werden. Es brauche die
Rolle des Staates, um einen möglichst sparsamen Umgang mit der Ressource Wasser zu gewährleisten, er
kann jedoch nicht die Kosten für nötige Investitionen und das operative Geschäft allein tragen. Die
bolivianische Regierung hat für insgesamt 63 Projekte im Bereich Wasser/Abwasser für einen Zeitraum
von 20 bis 30 Jahren Ausgaben in Höhe von 835 Millionen Bolivianos veranschlagt.
Es gibt weitere Problemfelder. In letzter Zeit wurde des Öfteren darauf Aufmerksam gemacht, dass es
Entwicklungsprojekte und wirtschaftliche Förderprogramme der Regierung gibt, die das Thema des
Schutzes des Trinkwassers hinten anstellen. Vor allem Infrastrukturprojekte wurden in dieser Hinsicht
kritisiert und betont, dass hierbei das Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser von der Regierung
ignoriert wird. Es entsteht wie häufig ein Spannungsfeld zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und
sozialer Partizipation.
Seite 34 von 37
In diesem Zusammenhang sollte erwähnt werden, dass bisher das Konzept des Menschenrechts Wasser
noch nicht klar definiert und operativ überprüfbar gemacht wurde.
2.8 Organisationen und Regierungsstellen
2.8.1 Außenhandels- und Marktinformationen
AHK (Deutsch- Bolivianische Industrie- und Handelskammer):
http://bolivien.ahk.de/
IHK (Industrie- und Handelskammern):
www.ihk.de
AHK (Auslandshandelskammern):
www.ahk.de (Auslandshandelskammern)
IHK Gesellschaft
www.ihk-gmbh.com
Bundesverband des deutschen Exporthandels
www.bdexport.de
Nachrichten für Außenhandel online
www.localglobal.de/nfa
Bolivianisches Statistikinstiut
www.ine.gov.bo
Seite 35 von 37
2.8.2 Länderberichte und Marktinformationen zu Bolivien
Weltbank Länderinfo
http://devdata.worldbank.org/
Bolivianische Botschaft in Deutschland
www.bolivia.de
Informationen über Bolivien allgemein
http://bolivien.info-centro.com
Bolivien-Portal der Regierung
www.bolivia.gov.bo
CIA World Factbook - Bolivien
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/bl.html
2.8.3 Bolivianische Behörden
AAPS (Autoridad de Fiscalización y Control Social de Agua Potable y Saneamiento Básisco):
kontrolliert, überwacht und reguliert die Leistung und Nutzung von Trinkwasser- und Abwassersystemen
und bietet Unterstützung im Bereich Bewässerung. http://www.aaps.gob.bo/
CTRL (Comité Técnico de Registros y Licencias):
eine Organisation, die auf der Ebene der Departamentos agiert, mit der Aufgabe die Registrierung und
Lizensierung im Wassersektor durchzuführen und zu regulieren. Zum Beispiel CTRL Cochabamba:
http://www.ctrlcochabamba.com/
EMAGUA (Entidad Ejecutora de Medio Ambiente y Agua):
führt Programme und Projekte aus, die vom Wasserministerium in Auftrag gegeben wurden. Gegründet
im Juni 2009. http://www.emagua.gob.bo/
EPSAS (Empresa Pública Social de Agua y Saneamiento):
Unternehmen in öffentlicher Hand, das verantwortlich ist für die Bereitstellung von Trinkwasser und der
Abwasserentsorgung in den Städten La Paz, El Alto und Umgebung. http://www.epsas.com.bo/index.php
Seite 36 von 37
FEDECOR (Federación Departamental de Regantes, Sistema de Agua Potable, Módulos Lecheros
y Productores Agropecuarios de Cochabamba):
wurde 1997 gegründet, um gegen das Vorhaben der Regierung Gonzalo Sánchez de Lozada zu
protestieren, die Wasserwirtschaft zu privatisieren.
Ministerio de Medio Ambiente y Agua (MMAYA):
Ministerium für Umwelt und Wasser. http://www.mmaya.gob.bo/
SENASBA (Servicio Nacional para la Sostenibilidad de Servicios en Saneamiento Básico):
sammelt Informationen und verbreitet Wissen über die Normen und Regeln für den Bau von sanitären
Einrichtungen für den Hausgebrauch. http://senasba.gob.bo/
Viceministerio de Agua Potable y Saneamiento Básico (VAPSB):
Vizeministerium für Trinkwasser und Abwasserentsorgung. http://www.mmaya.gob.bo/
Viceministerio de Recursos Hídricos y Riego:
Vizeministerium für die Ressource Wasser und Bewässerung. http://www.riegobolivia.org/
Deutsch-Bolivianische Industrie- und Handelskammer
Calle 15 Calacoto Nº 7791 ‫ ا‬Torre Ketal Of. 311Casilla 2722 ‫ ا‬La Paz, Bolivien
Tel.: +591-2-279-5151 ‫ ا‬Fax: +591-2-279-0477
info@deinternational.com.bo
www.deinternational.com.bo
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