Endlich ist es so weit: Einkaufen auf dem Wochenmarkt, inklusive
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Endlich ist es so weit: Einkaufen auf dem Wochenmarkt, inklusive
OSTERN, 3./4./5. APRIL 2010 14 2010 Unterwegs: Hamburgs Flohmärkte › Stadtgespräch: „Zeit“-Macher Giovanni di Lorenzo › Titel-Thema: Besuch auf 24 Wochenmärkten Ausgehen: Osterbrunch › Rätsel: Super-Sudoku › Gestern & Heute: 50 Jahre Ostermärsche › Handgemacht: Eine besondere Bäckerei Pfundweise Glück Endlich ist es so weit: Einkaufen auf dem Wochenmarkt, inklusive Klönschnack und Sonnenschein. JENS MEYER-ODEWALD bringt Sie auf den allerneuesten Stand. B itte eine Curry aus ’ner Thüringer ohne. Und eine Coca ohne mit.“ Herr Müller versteht. Er stellt die Grillwurst auf den Tresen, mit schön viel Sauce und einem satten Häufchen Gewürzpulver. Dafür ohne Brötchen. Plus eine Cola light. Mit Strohhalm. So hat der junge Tag wahrhaftig Gold im Mund! Die Frau mit dem Kinderwagen ordert vier Domwürstchen „mit wenig“ (Senf ). Und einen Pott bitteschön. Kaffee dampft. Der Gemüsehöker von nebenan konzentriert seine Bestellung auf zwei Worte: „Wie immer!“ Herr Müller zaubert „Pommes Schranke“ auf den Pappteller, mit Ketchup und Majo, rotweiß also. Dazu gibt’s einen Becher Kakao. Der Schuss Rumverschnitt kommt aus dem Flachmann in der Jackentasche. Ölt die Stimme. Alles im grünen Bereich auf dem Wochenmarkt in Ottensen. Die Gäste vor „Müller’s Imbiss“ kommen und gehen, die Themen bleiben bestehen: Ostereinkäufe, HSV, Wetter, Schlaglöcher, die Neue vom Fischmann. Man kennt sich. Und die Schnacks ebenso. Die Seniorin mit dem rollenden Einkaufswagen, im Volksmund „Hackenporsche“ genannt, entpuppt sich als wandelndes Lexikon: Wer, wo, was, wann – sie weiß Bescheid. Insiderkenntnisse über das Leben werden garniert mit bäuerlichen Wetterregeln, Aktuelles von Kachelmann, Tipps für die Trabrennen am Volkspark, Prognosen für Ruuds Trefferqualitäten, Weissagungen zum finalen Staatsbankrott. Nicht unbedingt in puncto Qualität, jedoch in Sachen Vielfalt passend zum Angebot auf dem Markt. Die Gute weiß auch, dass beim Schlachter gegenüber schon früh die Kasse klingelt. Weil der Mann clever ist und von seinem Holsteiner Katenschinken reelle Portionen abschneidet und an die Passanten verteilt. Viele langen hin. Und wollen mehr. Dann aber zahlen, bitteschön. Läuft immer noch gut, die alte Masche. Dafür wirft der Konkurrent gleich nebenan zwei Verkäuferinnen von allerfeinster Optik in die Waagschale. „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Auch das funktioniert nach wie vor. Willkommen, April! Ab sofort darf’s überall auf den Hamburger Wochenmärkten wieder ein bisschen mehr sein. Die Händler sind aus dem Winterschlaf erwacht: Hausse steht ins Haus. Frische Blumen, Gemüse und Obst aus lokalem Anbau runden die Palette ab. Es macht wieder Laune, zwischen den Ständen zu schlendern und die Sinne auf Empfang zu stellen. Zu gucken gibt’s alle Male. Hier ist nicht allein, wer einkauft. Rund eine Million Hanseaten nutzen Woche für Woche die 90 Märkte in der Stadt zum Einkauf. Keine andere europäische Metropole kann da mithalten. Auch Paris nicht. Etwa 3000 Höker, zu 90 Prozent Familienbetriebe, hoffen auf den Frühling – auch im Portemonnaie. Im Jahr 962 wurde den Hamburgern das erste Marktrecht Norddeutschlands verliehen. Die freie Welt der Händler hat Tradition und einen guten Ruf. Auch weil nach dem Krieg nur so die Versorgung halbwegs aufrecht zu erhalten war. Vor allem die Älteren haben das nicht vergessen ... Aber auch die jüngere Generation weiß die Melange aus frischen Produkten aus der Region, persönlicher Beratung vom Erzeuger, nachbarschaftlicher Nähe, Papptütchen und bodenständiger Kommunikation zu schätzen. Da können Lidl, Schlecker & Co. zehnmal mit Dumpingpreisen, Parkplätzen und klimatisierten Verkaufsräumen ködern – der Besuch auf dem Wochenmarkt hat Lebensart. Gerade als Kontrast zu einem Dasein von der Stange, entseelt von Kantinen, Burgerbuden, abgepackten Plastikprodukten vom Fließband und Convenience Food allerorten. Da darf’s lieber ein bisschen mehr sein. Oder ein bisschen anders. Oder ein bisschen teurer. Zumal daheim das gute Gefühl mitisst. Denn nicht nur Hobbyköchen oder Ökojüngern schmeckt’s natürlich besser, wenn die Herkunft der erstandenen Produkte bekannt ist und praktisch vor der Tür liegt. Selbst wenn garantiert nicht jede Marktware von heimischer Scholle oder aus ökologischem Anbau stammt. Instinktiv spürt man, dass mancher Höker ein Schlawiner ist. Doch fällt Augenzudrücken auf dem Markt irgendwie leichter. Und klappern gehört, nach Pfeffersacks Prinzip, zum Geschäft. Wo werden sonst schon selbst gepresster Fliederbeersaft, Muttis Quittengelee oder hausgemachtes Sauerfleisch offeriert? Mancherorts werden auch handgefertigte Pralinen, Champignonbürsten, gestrickte Socken, geheimnisvolle Putzpolituren, Gartenzwerge und Gemüsehobel aus der guten alten Wirtschaftswunderzeit feilgeboten. Garniert mit dem passenden Spruch – alles im Preis inbegriffen. Wer seinen Stadtteil verlässt und in anderen Bezirken auf die Pirsch geht, registriert die verschiedenen Nuancen in Sortiment, Kundenkreis und Flair: Jeder Markt hat sein eigenes Gesicht. Geprägt von individuellem Erlebniswert. Am Goldbekufer geht’s familiär zu, in Blankenese bohem, in der Isestraße originell, in Volksdorf gemütlich und auf dem Spritzenplatz in jeder Beziehung bunt. Aus gutem Grund haben Hamburgs 90 Wochenmärkte einen hohen Integrationsfaktor für die gesamte Nachbarschaft. Ganz gleich welcher Nationalität. Dominieren im Alltag oft genug Ellenbogen, anonymer Zeitgeist oder sprachloser Egoismus, funktionieren auf Wochenmärkten soziale Bindeglieder und zwischenmenschlicher, kollegialer Zusammenhalt. Dem früh aufstehenden und emsig malochenden Standchef wird sein Obolus gegönnt, auch weil dieser nicht in irgendeiner Konzernkasse verschwindet ... Wem der Sinn nach Klönschnack steht, kommt gut klar. Ideale Treffpunkte sind Imbissbuden und kleine Kaffeeklappen. Die Stände der Metzger, Bäcker, Gemüsebauern oder Obsthändler, meist „immer schon“ am angestammten Platz, dienen ebenso als Kommunikationszentralen und Informationsbörsen. „Auf dem Markt lernt man die Leute besser kennen als in einem Tempel“, sagt ein deutsches Sprichwort. Die Franzosen ahnen: „Auf dem Markt werden mehr Heringe als Seezungen verkauft.“ Und eine chinesische Weisheit lautet: „Lieber bleib zu Hause müßig, nur geh nicht ohne Geld zu Markte.“ Tatsächlich wissen die Profis mit den grünen oder roten Schürzen von jeher, ihre Produkte ins rechte Licht zu setzen und effektiv anzupreisen. Mancher Politiker könnte bei diesen Königen der Sprücheklopfer in die Lehre gegangen sein. Ein besonders begnadeter Fall ist der Geflügelfredi auf dem Spritzenplatz. Wer sich dort nach dem Schlachtzeitpunkt der Flugenten erkundigt, der kann minutenlang voller Inbrunst lauschen – als werde das Federvieh just zu neuem Leben erweckt. Das schafft noch nicht mal der Schinkenschnacker neben „Müller’s Imbiss“. Und das will wirklich etwas heißen ... Kommt in die Tüte! Auf dem Markt stammen die Produkte vom Händler des Vertrauens – Rezepte, Tratsch und Nachbarschaftsgefühle gibt es gratis. FOTO: PLAINPICTURE/JOSEPHINE WARFELMANN S. 4/5 – Wochenmarkt-Kalender: Für jeden Tag und fast jede Uhrzeit, der Stundenplan mit 24 Märkten. II › WOCHENENDE Ostern, 3. / 4. / 5. April 2010 in Hamburg KARTE: GRAFIKANSTALT Eine Messe, die unter die Haut geht: die Tattoo Convention. Stephen Blackburne 17 2 FOTO: PR FOTO: ISTOCKPHOTO 3 Der gebürtige Engländer Stephen Blackburne, Generaldirektor im Park Hyatt, lebt seit 1993 in Hamburg. 10 9 11 7 6 12 14 16 Mein perfekter Sonntag 1 18 5 8 4 13 7.30 Uhr Auch wenn heute FLOHMÄRKTE im Hotel sehr viel los ist, hat mich meine Frau Sylvie netterweise eine Extrastunde länger schlafen lassen, bevor wir mit unseren Söhnen Liam und Owen ausgiebig frühstücken. 18-mal Stöbern und Feilschen 8.30 Uhr Bevor es ins Hotel geht, überprüfe ich noch einmal, ob ich meinen iPod eingesteckt habe. Denn für mich ist es mein kleiner ganz persönlicher Luxus, auf dem Weg zum Hotel BBC zu hören – so bin ich für ein paar Minuten mental zu Hause in England. 9 Uhr Im Hotel mache ich einen schnellen Rundgang, um mir einen Überblick zu verschaffen und die Gäste und Mitarbeiter zu begrüßen. Die Atmosphäre im Restaurant ist entspannt und es bereitet mir immer wieder große Freude, die überraschten Gesichter der Gäste zu sehen, wenn Sie am Nebentisch einen Schauspieler oder Musiker erkennen. 12 Uhr Gegen Mittag checken die meisten Gäste aus. Sobald ich den Eindruck habe, dass alles problemlos läuft, begebe ich mich auf den Heimweg. 12.30 Uhr Ich freue mich, den Business-Anzug gegen Freizeitkleidung zu tauschen, und auf das Mittagessen mit der gesamten Familie. 14 Uhr Meine Söhne können es kaum erwarten, mit meiner Frau und mir ins Schwimmbad „Festland“ in der Holstenstraße zu fahren. Das ist ein riesiger Wasserspielplatz mit Dinosauriern. Meine Söhne lieben Dinosaurier und Wasser. 16 Uhr Erschöpft fahren wir nach Hause und freuen uns auf eine Tasse Tee zur Entspannung – daran haben auch 18 Jahre in Hamburg nichts geändert. Mein älterer Sohn Owen gibt eine Kostprobe auf seiner Gitarre. Sein Bruder Liam begleitet ihn. Wenn ich ganz großes Glück habe, spielt jetzt noch mein Lieblingsverein FC Liverpool live auf Sky. 18 Uhr Zum Abendessen ins Block House oder Vapiano. Meine Kinder lieben es hier, und auch ich genieße nach sieben Tagen Luxushotel die ungezwungene Atmosphäre. 19.30 Uhr Zeit für die Kinder, ins Bett zu gehen. Sonntage sind besonders, da ich am Abend zu Hause bin und meinen Kindern die Gute-NachtGeschichte vorlesen kann. 20.15 Uhr Meine Frau und ich lassen den Tag ausklingen, indem wir uns einen netten Film ansehen. Das ist auch für uns etwas ganz Besonderes, da hierfür meist nur am Wochenende Zeit ist. 830000 Bäume sind in Hamburg registriert. Es werden mehr gefällt als nachgepflanzt: Zwischen Anfang 2008 und Ende April 2009 verschwanden 2500 Bäume aus dem Stadtbild. Der volkswirtschaftliche Wert eines 100-jährigen Baumes beträgt bis zu 255 650 Euro. 15 Am Wochenende ausschlafen? Nein, für Schnäppchenjäger hat die Winterruhe ein Ende, denn die neue Trödelsaison ist eröffnet. Wer ein gutes Stück erwischen will, muss früh aufstehen. Aber auch wer später eintrifft, kommt zwischen Omas Kaffeeservice, Barbie-Puppen, Fahrrädern, Schmuck, modischen Verirrungen und Volltreffern auf seine Kosten – und ist mit ein wenig Verhandlungsgeschick um etwas reicher, von dem man vorher gar nicht wusste, dass man es unbedingt braucht. Ganz früh aufstehen muss, wer seine Preziosen vom Dachboden losschlagen will: Händler sollten rechtzeitig einen Standplatz reservieren und einen großen (Tapezier-)Tisch besorgen. STADTLEBEN Das große Stechen 1 FLOHSCHANZE – DER REGELMÄSSIGE Jeden Sonnabend ab acht Uhr zieht es Schnäppchenjäger zur „Flohschanze“ am Schlachthof. Draussen gibt es Kitsch, Krimskrams und Kuriositäten, in der alten Rinderschlachthalle verkaufen Möbelhändler schicke Designerstücke aus den 60er- und 70er-Jahren. Nicht nur das Warenangebot, auch das buntgemischte Publikum lädt zum Hingucken ein – den besten Überblick hat man von den Holzstufen zwischen Halle und Karostar. Neuer Kamp 30, St.Pauli/Karoviertel, jeden Sonnabend 8–16 Uhr. Bei der 12. Internationalen Hamburger Tattoo Convention in der Markthalle warten zahlreiche Top-Tätowierer, Punkbands und Designer auf mutige Kundschaft. Und Sonntagabend wird die Hautkunst live präsentiert: bei der Aftershow-Party im Knust. A TEXT: VERA ALTROCK uf der Chanel-Modenschau in Paris sah man sie jüngst: filigrane Tattoos in Form von Kettchen um Oberschenkel und Arme. Allerdings waren es bloß Abziehbildchen. In Hamburg treffen sich dieses Wochenende Menschen, die es ernst meinen mit dem Körperschmuck. Und bereit sind, dafür Schmerzen zu ertragen. Auf der 12. Internationalen Tattoo Convention werden Träume gestochen scharf auf und unter die Haut gebracht, es wird gepierct, gerockt und gefachsimpelt. Passenderweise heißt der Veranstalter „Endless Pain“ (endloser Schmerz). Frank Krabbenhöft ist Inhaber des Tattoo & Piercing-Shops in der Erichstraße – auf St. Pauli, wo das Tätowieren eine lange Tradition hat. Eben deshalb machte sich Krabbenhöft auf und kredenzte Hamburg ein kultiges Event, das schnell über die Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Ostern 1993 fand die erste Convention in der Markthalle statt. Schnell knüpfte man Kontakt zu internationalen Studios, namhafte Haut-Künstler wie Claus und Sabine Fuhrmann, Theo Jack und Sabine Gaffron besuchten die „Anker-Metropole“. Die Messe etablierte sich zur gleichen Zeit, als die „Haut Couture“ wieder in Mode kam: Rapper, Fußballer und Filmstars gaben sich so den gewissen ver- ruchten Touch – Tätowierungen sind häufig Zeichen unter Knackis und Gangstern. Heute funkeln Sterne auf Schultern, lugen Salamander vom Hals und prunken Liebesbekundungen auf Oberarmen. Auch sogenannte Tribals, chinesische Schriftzeichen und aufwendige Kunstwerke werden mittels Nadel und Farbe verewigt. Die Auswahl an Motiven ist schier grenzenlos, aber auch bei der Messe gelten die rechtlichen Altersbegrenzungen. So dürfen 14- bis 16-Jährige sich lediglich in Anwesenheit eines Erziehungsberechtigten tätowieren lassen, 16- bis 18-Jährige brauchen das schriftliche Einverständnis sowie den Ausweis eines Erziehungsberechtigten. Erst mit der Volljährigkeit ist diese „freiwillige Körperverletzung“ erlaubt. In den USA wird bereits mehr Geld für das Weglasern von Arschgeweih und Co. ausgegeben als für das Stechen – aber es ist unwahrscheinlich, dass Besucher der Tattoo Convention sich je von ihren Verzierungen trennen: Zahlreiche Punk- und Rockbands, darunter The Knockouts, Poolstar und Lord of the Lost, ein Tattoo-Contest sowie eine Messe für Schmuck und Modedsign aus Japan, Südamerika und Neuseeland runden die dreitägige Convention ab, die von Nele Sehrt und Stumpen von Knorkator moderiert wird. Aber der Höhepunkt ist am Sonntagabend im Knust: Bei der Aftershow-Party können sich Gäste gegenseitig ihre Körperkunst zeigen, hautnah. STRASSENFESTE MIT FLOHMARKT Feiern und feilschen – das passt: Straßenfeste locken die Anwohner aus den Häusern und Besucher an, der Flohmarkt sorgt für eine relaxte Atmosphäre zwischen Schlendern, Feilschen und Klönen. Und weil es sich bei den meisten Verkäufern nicht um Trödel-Profis handelt, sind die Preise zivil. 2 BARMBEK Straßenfest mit Flohmarkt, Fuhlsbüttler Straße, 15./16. Mai, 9–16 Uhr. 3 EPPENDORFER LANDSTRASSENFEST Eppendorfer Landstraße, 5./6. Juni, Sa 10–23, So 10–22 Uhr. 4 FLOHMARKT DER ALTONALE 12 zwischen Altonaer Rathaus, Platz der Republik und Museumsstraße, 19./20. Juni, 9–18 Uhr. Service » 12. Internationale Hamburger Tattoo Convention, 3. – 5.4., Markthalle, Klosterwall 9 – 11, Sa / So 12 – 24, Mo 12 – 20 Uhr, Eintritt: Sa / So jeweils 17, Mo 15 Euro, drei Tage 40 Euro. Aftershow-Party im Knust, So 21 Uhr, Eintritt: 23,90 Euro, Tel. 33 94 91, www.endlesspain.com DER GRÜNE PUNKT „Ostern im Bunthaus“ für die ganze Familie: 5.4. ab 11.30 Uhr kann man sich im ElbeTideauenzentrum an der Bunthäuser Spitze, Moorwerder Hauptdeich 33, an frühlingshaften Basteleien versuchen und um 16 Uhr an einer Mini-Exkursion auf den Deich und zum Leuchtturm teilnehmen. KULTUR ERLEBEN Klassik trifft Avantgarde beim OstertöneFestival: Ein Geiger zelebriert Brahms und Schlagzeuger umzingeln das Publikum. A DIE NACHBARSCHAFTS-FLOHMÄRKTE: Viele der Verkäufer sind Anwohner, gehandelt wird mit allem, was der Dachboden hergibt – und das zu fairen Preisen. Manchmal gibt es sogar ein explizites Neuwarenverbot: „Ohne Socken und Sonderposten“ heißt es zum Beispiel in Barmbek. Die Stände sind oft äußerst begehrt, Händler sollten sich rechtzeitig anmelden! 9 ANTIKMARKT KAMPNAGEL Jarrestr. 20, 4. April, 10–17 Uhr, www.marktundkultur.de/kampnagel.html 10 KULTURFLOHMARKT MUSEUM DER ARBEIT Wiesendamm 3, Zinnschmelze, 5. April, 30. Mai, 26. Juni, 31. Juli, 29. August, 18. September, jeweils 9–17 Uhr. 11 FLOHMARKT ELSE-RAUCH-PLATZ Else-Rauch-Platz, 25. April, 30. Mai, 27. Juni, 25. Juli, 29. August, 26. September, www.else-rauch-platz.de 12 FLOHMARKT AM GOLDBEKHAUS Moorfuhrtweg 9, Tel. 278 70 20, Sa 8. Mai, Sa 22. Mai, So 6. Juni, Sa 19.Juni, So 4. Juli, Sa 17. Juli, 10–16 Uhr. 13 GROSSNEUMARKT Großneumarkt, 16. Mai, 11. Juli, 8. August, 10–17 Uhr, www.marktundkultur.de/grossneumarkt.html KINDER-FLOHMÄRKTE Wer hier einmal in Kaufrausch geraten ist und für wenige Euro den Nachwuchs von Kopf bis Fuß neu eingekleidet hat, ist selbst für die Preise von H&M verdorben. Man kauft zwar „very last season“ – aber in der Kindermode sind die Trends langlebiger. Die Kleidungsstücke sind es meistens auch, denn sie haben den Praxis-Test und diverse Umdrehungen in der Waschmaschine bereits hinter sich. 14 28. ETV-KINDERFLOHMARKT Sportanlage ETV, Bundesstraße 96, 11. April, 10–14 Uhr, über 80 Stände in zwei großen Sporthallen und 15 Kinderplätze (nur Spielzeug) in einem Gymnastikraum. 15 KINDERKLAMOTTENFLOHMARKT IM BRAKULA Bramfelder Chaussee 265, 11. April, 12–15 Uhr, www.brakula.de 16 KINDERFLOHMARKT FABRIK Barnerstr. 36, 8. Mai, 10–14 Uhr. Neue Töne & alte Meister DIE SPEZIALISTEN: 17 ADFC-FAHRRADFLOHMARKT Hier werden nicht nur Drahtesel, Zubehör oder Fahrradanhänger gehandelt, auch andere umweltfreundliche Verkehrsmittel wurden hier schon gesehen, wie Bobby-Cars, Strandsegler, Einräder, Roller, Inlineskates, Gokarts oder Skateboards. Da keine Standgebühr verlangt wird, ist der Markt auch für Verkäufer interessant, die nur ein einziges Fahrrad anzubieten haben. Autostellplätze gibt es keine. Umweltzentrum Karlshöhe, Karlshöhe 60d (Farmsen), 17. April, 10–12 Uhr. TEXT: MARCUS STÄBLER m Osterwochenende zieht es viele Hamburger traditionell zum Osterfeuer an die Elbe, zum Familienspaziergang in den Duvenstedter Brook, oder auch gern zum Nordseeschnuppern nach Sylt. Alles sehr verlockend, keine Frage. Aber in den letzten Jahren gibt es dazu eine spannende innerstädtische Alternative, die dem Natur- einen hochkarätigen Kulturgenuss entgegensetzt: Schon seit 2006 macht das Musikfestival „Ostertöne“, von der Künstlerischen Leiterin Simone Young unter dem Motto „Brahms und die Moderne“ initiiert, die Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz für mehrere Tage zum lebendigen Anziehungspunkt eines bunt gemischten Publikums. Wie so ein typisches „Ostertöne“-Programm aussehen kann, zeigt zum Beispiel das Abschlusskonzert am Ostermontag (20 Uhr) mit dem SWR Sinfonieorchester und dem Experimentalstudio des SWR unter Sylvain Cambreling: Dort erklingt zunächst das Violinkonzert von Brahms mit dem großen Geiger Christian Tetzlaff – und nach der Pause gibt’s die Hamburger Erstaufführung des Werks „... auf ...“ I–III von Mark Andre, das schon beim Neue-Musik-Festival in Donaueschingen für Furore sorgte. Indem er Schlagzeuger um das Publikum herum gruppierte und dank der Verwendung elektronischer Sounds, öffnete er mit seinem Stück neue Klangräume: Ein DIE EDLEN Tafelsilber und Kristallgläser funkeln in der Sonne. Pelzkragen, Lederhandschuhe und Kaschmirpullis – in Hamburgs teureren Vierteln wird auf hohem Niveau getrödelt, und das zu Preisen von geradezu hanseatischem Understatement. 5 FLOHMARKT IMMENHOF Immenhof (U-Bahn Mundsburg), 11. April, 16. Mai, 29. August und 26. September, jeweils 09–16 Uhr. 6 FLOHMARKT TURMWEG Turmweg, 8. Mai, 10–18 Uhr. 7 FLOHMARKT LEHMWEG (oder: Antik & Trödelmarkt Hoheluft) Lehmweg 10, 23. Mai, 7–16 Uhr, 20. Juni, 6–16 Uhr. 8 DER ÄLTESTE: FLOHDOM ST. PAULI Die „Mutter aller privat veranstalteten Flohmärkte in Norddeutschland“ gibt es seit 1979. Dem Schmuddelwetter kann man hier leicht trotzen, die Standflächen liegen größtenteils im Parkhaus des Real-Marktes und sind mit PKWs bis zu einer Höhe von zwei Metern befahrbar. Verkäufer können direkt hinter ihrem Stand parken. Die Waren sind meistens günstig, die Besucher international. St. Pauli Neuer Kamp 31, U-Bahn Feldstr., nächster Termin: Pfingstflohmarkt 23./24. Mai, 8–16 Uhr. Der hat den Bogen raus: Christian Tetzlaff ist mit Brahms’ Violinkonzert einer der Stars bei den Hamburger „Ostertönen“. FOTO: ALEXANDRA-VOSDING.DE Markenzeichen des 1964 geborenen Franzosen Mark Andre, dessen Kompositionen bei den „Ostertönen“ mehrfach zu erleben sind – unter anderem in einem kammermusikalischen Porträt des Ensemble Recherche am Montag (17 Uhr) oder beim Filmkonzert mit Ingmar Bergmans Klassiker „Das siebente Siegel“ am Sonnabend in St. Katharinen (21 Uhr). Neben dem Wahl-Berliner Andre kommt aber auch der Hamburger Brahms nicht zu kurz. Er tritt diesmal vor allem als Vokalkomponist in Erscheinung, etwa beim Liederabend der Sopranistin Anja Harteros am Sonntag (19 Uhr). Am Sonntagnachmittag gibt’s außerdem musikalische Entdeckungsreisen für Kinder (14 und 16 Uhr), und das BrahmsFoyer der Laeiszhalle wird wieder für drei Tage zum Café umgewandelt. Die „Ostertöne“ sind also durchaus familientauglich – und so terminiert, dass für den Spaziergang trotzdem noch ausreichend Zeit bleibt. Nur Sylt könnte knapp werden. 18 KUCHENPLATTE – INDOORFLOHMARKT FÜR MUSIK & STYLE Rares Vinyl, bunte Kunst, schicke Klamotten: Beim gemütlichen Indoorflohmarkt für Musik und Style bieten namhafte DJs, begeisterte Plattensammler und -händler der Region handverlesene Vinylschätze aus ihrer Sammlung an, außerdem gibt es brandneue Mode wie auch Second-Hand-Kleidung von privaten Verkäufern und jungen Hamburger Labels. Bei Kaffee, Kuchen und frischen Waffeln darf in Ruhe gehandelt, getauscht und gefachsimpelt werden. Kulturhaus 73, Schulterblatt 73, 10. April, 13 Uhr, www.kuchenplatte-hamburg.de Eine echte Fundgrube: die Antikmärkte an der Alster. FOTOS: ISTOCKPHOTO (2) Service » Hamburger Ostertöne, bis 5.4., Laeiszhalle, Tickets an den bekannten Vorverkaufsstellen und unter Tel. 35 76 66 66, www.ostertoene.de III Ostern, 3./4./5. April 2010 › STADTGESPRÄCH Joachim Mischke trifft Giovanni di Lorenzo So viel Zeit muss sein Trotz Redaktionsschluss plaudert Giovanni di Lorenzo, Chef der „Zeit“ und „3 nach 9“-Moderator, relaxt über Phobien, Erfolgsdruck und Musik, die ihn zu Tränen rührt. D FOTO: THOMAS LEIDIG as Chefredakteurs-Büro im 6. Stock des Hamburger Pressehauses am Speersort ist dekorativ mit Büchern zugeschaufelt. Bildbände, Belletristik, Politisches, Zeitgeschichtliches. Was man so braucht fürs Leben in dieser Position, weit oben im deutschen Journalismus. Die Seitenwand des Raums ist mit Mini-Titelbildern der „Zeit“ tapeziert, auf dem Couchtisch liegen Entwürfe für die nächste. An den soeben gefeierten Geburtstag erinnern noch einige Blumensträuße. Es ist Montag, ein Tag vor Redaktionsschluss der Wochenzeitung. Viele der Redakteurstüren sind geschlossen, damit man nicht auf der Zielgeraden beim Textfeilen gestört wird. Giovanni di Lorenzos Tür steht offen, und das wahrscheinlich nicht nur zufällig. Der Mann ist so, der war schon immer so. Seinen vorherigen Gast hat er höchstpersönlich zum Fahrstuhl geleitet. Als wir zwischen zwei eng getakteten Chefredakteurs-Terminen auf das Thema Frauen und Männer und ganz besonders George Clooney kommen, erzählt di Lorenzo, dass er neben dem schon mal in der Maske eines TV-Senders gesessen hat und sich ständig fragte, woher ihm dieser freundliche Mann nur so bekannt vorkommt. Erkannt hat er ihn nicht. Öffentlich unerkannt zu bleiben, das dürfte dem leidenschaftlichen PrintJournalisten hierzulande kaum noch gelingen: Nach mehr als zwei Jahrzehnten als Talkshow-Moderator bei „3 nach 9“ gehört er – insbesondere bei Frauen – zu den populärsten TV-Gesichtern des Landes. Und im Gegensatz zu dem Ruf, der ihm mitunter vorauseilt, ist er bei diesem Gespräch alles andere als zurückhaltend, obwohl es auch um Privates jenseits des Professionellen geht. MAGAZIN: Was kann Sie mit 51 noch aufregen? DI LORENZO: Schon die Frage hat für mich etwas Erschreckendes. Wenn man sich mit knapp über 50 nicht mehr aufregen kann, sollte man nicht mehr als Journalist arbeiten. MAGAZIN: Was regt Sie mit 51 nicht mehr auf ? DI LORENZO: Gewisse rituelle Formen der Schmähung. Die gehören dazu, die darf man nicht persönlich nehmen. Das jüngste Beispiel ist Miriam Meckel, die ein wirklich berührendes, gutes und mutiges Buch geschrieben hat. Und sofort wird ihr vorgehalten, wenn man einen Burnout hat, darf man damit nicht an die Öffentlichkeit. Genau das Gegenteil ist richtig. MAGAZIN: Sind Sie bei der Lektüre auch in eigener Sache ins Grübeln gekommen? DI LORENZO: Wenn Sie so etwas lesen, dann schauen Sie schon mit der Angst in den Spiegel: Kann mir das auch passieren? MAGAZIN: Für einen Katholiken sollen Sie geradezu protestantisch fleißig sein. DI LORENZO: Ob das protestantisch ist, weiß ich nicht. Aber ich kann nicht verleugnen, dass durch meine Adern Preußenblut fließt. Meine Mutter und ihre Vorfahren haben da größeren Einfluss gehabt als meine permissivere italienische Verwandtschaft. MAGAZIN: Wie war das mit den Schulaufgaben? DI LORENZO: Ganz gut, bis ich in die Pubertät kam. Dann war es schlecht. Ich war ein enorm schwieriger Schüler. MAGAZIN: Und der Abitur-Schnitt? DI LORENZO: Der war dann ganz okay. MAGAZIN: Ein Streber. DI LORENZO: Das würde ich nicht sagen. Ich habe relativ wenig dafür tun müssen, und zwischendurch bin ich eben auch mal aus der Rolle gefallen. Meiner armen Mutter habe ich da nichts erspart. MAGAZIN: Über Ihre Jugend haben Sie gesagt: „Ein Fernseher kam uns nicht ins Haus. Die Sonntage gehörten Proust, russischen Pianisten oder so.“ Haben sich Ihre Eltern mit Ihrer Berufswahl abgefunden? Sie hätten ja auch etwas Ordentliches lernen können. DI LORENZO: Stimmt. Ich weiß noch, wie ich als 23-Jähriger ganz stolz meine Mutter in Mailand anrief, um ihr zu sagen, dass ein Text von mir als „Zeit“-Dossier erschienen ist. Sie trieb in Mailand ein Exemplar auf, rief mich zurück, gratulierte mir und fragte: Ist das jetzt nur ein Mal so? Ich war derart frustriert, das können Sie sich überhaupt nicht vorstellen! Heute verfolgen meine Eltern sehr aufmerksam, was ich so mache. Mein Vater sieht in Rom über Satellit „3 nach 9“. Und, was noch rührender ist: Er bemüht sich, meine Artikel zu lesen. Für jemanden, der kein Deutsch kann, ist das schon ein großer Liebesbeweis. MAGAZIN: Es heißt, ein Italiener, der bei Opern nicht weint, muss erst noch geboren werden. Welche Musik rührt Ihr Herz? DI LORENZO: Oper, ganz klar. Aber auch das „Agnus Dei“ aus Mozarts Messe in C-Dur, gesungen von Edda Moser, finde ich unglaublich. MAGAZIN: Sie sollen unglaublich gut kochen können. DI LORENZO: Nicht unglaublich gut. Passabel. Kochen hat wahnsinnig viel mit Übung zu tun, und zum Üben bin ich in den letzten Jahren oft nicht gekommen. MAGAZIN: Welches Ihrer Rezepte hat den Zustand karajanscher Virtuosität erreicht? DI LORENZO: Kein einziges. Aber ich mache manchmal Fleisch, das bei sehr niedriger Garhitze nach drei Stunden im Ofen mit Rosmarin-Olivenöl begossen wird. Das kommt ganz gut an. MAGAZIN: Ich hatte gedacht, Sie hätten noch eine seit Generationen überlieferte Pasta-Sauce als Trumpf. DI LORENZO: Dann schon eher ostpreußische Kartoffelkeilchen. Die würde ich gern so kochen können wie meine Oma und meine Tante Grete. MAGAZIN: Legendär ist Ihre angebliche Furcht vor Keimen, Krankheiten, Hotelzimmern und Bettwäsche. DI LORENZO: Da habe ich mich ganz stark gebessert. Aber das hängt mir nach. Ich habe diesen Ruf übrigens Amelie Fried zu verdanken: In ihrem ersten Buch „Traumfrau mit Nebenwirkungen“ beschreibt sie die Angst eines Mannes vor den Keimen im Hotel. Dieser Mann war ich, das war nicht schwer zu entschlüsseln. Inzwischen habe ich sogar todesmutig in libyschen Betten geschlafen, die eine Herausforderung waren, und mir auf Sri Lanka mit Wanzen einen nächtlichen Wettkampf geliefert: Schlafe ich, oder bleibe ich wach, um sie im Auge zu behalten? MAGAZIN: Ihr Leben wurde von Kulturschocks begleitet: Als Sie zehn waren, zog Ihre Familie von Rom nach Hannover, später ging es vom schnieken München ins ruppige Berlin, von dort nach Hamburg, Hauptstadt der Goldknöpfe. Sind Sie mit der Stadt warm geworden – oder ist es schon mehr als eine Arbeitsbeziehung? DI LORENZO: Viel mehr als eine Arbeitsbeziehung! Aber ich habe Zeit gebraucht, um mir die Vorzüge Hamburgs zu erschließen. Dafür ist der positive Eindruck jetzt umso nachhaltiger. Dem Zweireiher mit Goldknöpfen werde ich mich aber wohl ewig verweigern. MAGAZIN: Sie haben erst seit 2003 einen deutschen Pass. Was war der Grund dafür? DI LORENZO: Es fehlte etwas, solange ich nur den italienischen Pass hatte. Selten fühlte ich mich so in Übereinstimmung mit mir wie an dem Tag, an dem ich den deutschen Pass bekam. Es sollte für mich auch eine Geste der Dankbarkeit sein gegenüber diesem Land, das mir viel ermöglicht hat. So viele Terminkalender müssen sein: Giovanni di Lorenzo in seinem Büro am Speersort. MAGAZIN: Ich hab ein Zitat dabei: „Karrieren sind oft nur Kompensation. Erfolg entsteht meistens aus dem Versuch, die eigenen Schwächen zu überwinden.“ DI LORENZO: Zu dem Satz stehe ich. MAGAZIN: Der ist nicht von Ihnen, sondern von dem Journalisten Georg Stefan Troller. DI LORENZO: Er entspricht aber meiner Lebenserfahrung: Karrieren entstehen oft aus einer Erfahrung von Ohnmacht, wenn nicht sogar von Demütigung. Wer in sich ruht und mit sich in Frieden lebt, den zieht der berufliche Erfolg nicht so an. Der findet Erfüllung in anderen Dingen, die mindestens genauso wichtig sind. MAGAZIN: Dann sind wir alle Therapiefälle? DI LORENZO: Ein Therapiefall ist man wohl erst, wenn man für sich selbst und für andere Menschen unerträglich ist. Beruflicher Erfolg wärmt nicht. Das muss sich jeder immer wieder vor Augen führen. Wichtig ist auch die Fähigkeit, eines Tages loslassen zu können. Ich weiß nicht, ob mir das gelingt, aber ich weiß, dass ich es besser machen möchte als der eine oder andere, den ich jetzt beobachte. MAGAZIN: Und noch ein Zitat: „Ich stelle Fragen, damit man mir keine Fragen stellt.“ DI LORENZO: Hab ich nicht gesagt. MAGAZIN: Stimmt. Das war auch Troller. Würden Sie das auch so sehen? DI LORENZO: Nein, Sie sehen ja, ich antworte Ihnen sehr bereitwillig. MAGAZIN: Gerade läuft die Vorentscheidung, wer zukünftig bei „3 nach 9“ neben Ihnen Platz nimmt. Bis es soweit ist, wechseln sich sechs Frauen damit ab. Wenn es mit keiner hinhaut, holen Sie dann Helmut Schmidt als Publikumsjoker aus der Kulisse? DI LORENZO: Das würde ich ihm nie antun wollen. MAGAZIN: Sie arbeiten gerade an einem Buchprojekt. Worum geht’s, und wie liegen Sie im Zeitplan? DI LORENZO: Das ist wirklich ein Irrsinn! Eigentlich hatte ich mir ja geschworen, erst nach meiner Pensionierung ein Buch zu schreiben. Aber dann sagte ich unvorsichtigerweise zu einem Freund: Wenn ich einen Co-Autor wie dich hätte, würde ich das Buch auch jetzt sofort machen. Ich fühlte mich total sicher, weil dieser Freund sich normalerweise nur sehr schwer für Projekte entscheiden kann. Aber er sagte für mich völlig überraschend: Frag mich doch mal. Na ja, und jetzt schreiben wir eben. Der Co-Autor ist Axel Hacke, und wir wollen Ende Mai fertig sein. Es wird ein ernstes Buch. Karrieren entstehen oft aus einer Erfahrung von Ohnmacht. Wer in sich ruht, den zieht der berufliche Erfolg nicht so an. MAGAZIN: Wie wichtig kann man sich als Journalist nehmen, wenn man aus sicherer Entfernung sieht, wie es einem Autor wie Roberto Saviano ergeht, der ständig vor der Rache der Mafia auf der Flucht ist? DI LORENZO: Wenn man jemanden als Helden bezeichnen kann, dann ihn. Er riskiert alles, weil er eine Haltung einnimmt. Wenn man sieht, wie Saviano, ein junger Mann von 30 Jahren, leben muss, dann ist es beschämend, über welche Wehwehchen wir klagen. MAGAZIN: Die Gretchenfrage, die man sich sofort stellt: Was hätte ich gemacht? DI LORENZO: Ich weiß es nicht. Was Saviano macht, ist in unseren Breiten ohne Beispiel. Verglichen damit ist alles, war wir tun, nur eine Selbstverständlichkeit. MAGAZIN: Für den fließenden Übergang in den Aggregatzustand „elder statesman“ fehlen Ihnen noch die grauen Haare. Behandelt Sie Ihre Redaktion zu gut dafür? DI LORENZO: Sie haben Vorstellungen ... Mit den grauen Haaren kann ich mir doch noch ein bisschen Zeit lassen. Sie wissen ja, bei unserer Zeitung laufen die wahren „elder statesmen“ erst ab 70 zur Höchstform auf. MAGAZIN: Das letzte Troller-Zitat: „Es gibt keine langweiligen Menschen. Es gibt nur langweilige Fragen.“ DI LORENZO: Das ist ein Fehler, den Print-Kollegen oft machen: Sie glauben, das Wichtigste am Interview sei die Frage. Totaler Quatsch! Man muss sein Gegenüber dazu bekommen, etwas zu sagen. MAGAZIN: War das jetzt ein Lob? DI LORENZO: Das müssen Sie Ihre Leser fragen. Kurz-Biografie » Giovanni di Lorenzo wurde am 9. März 1959 in Stockholm geboren. Er wuchs in Deutschland und Italien auf und machte 1979 in Hannover sein Abitur. In München studierte er Kommunikations- und Politikwissenschaft sowie Neuere Geschichte. Das Thema seiner Abschlussarbeit war die Entwicklung des italienischen Privatfernsehens am Beispiel Berlusconis. 1989 wurde er Moderator der Talkshow „3 nach 9“. Fünf Jahre später übernahm er die Leitung des „Seite 3“-Ressorts bei der „Süddeutschen Zeitung“. 1999 wurde er Chefredakteur beim Berliner „Tagesspiegel“, weitere fünf Jahre später wechselte er nach Hamburg, um die Leitung der „Zeit“ zu übernehmen. IV › THEMA DER WOCHE Ostern, 3. / 4. / 5. April 2010 Wochenmarktkalender Montag Dienstag Mittwoch Neorenaissance und Gemüse: Shoppen am Harburger Rathaus. Wochenmärkte REDAKTION: PETRA NICKISCH Allermöhe Sa 8–13 Uhr, Fleetplatz An jedem Tag und zu fast jeder Uhrzeit kann man in Hamburg unter freiem Himmel shoppen, staunen und probieren. Ein Stundenplan mit 24 Wochenmärkten, die man nicht schwänzen sollte. Alsterdorf Fr 10–18 Uhr, Alsterdorfer Markt; Di 12–18 Uhr, Heubergredder Altona-Altstadt Mi/Sa 8–14 Uhr, Neue Große Bergstraße Barmbek-Nord Di/Do/Sa 8.30–13 Uhr, Hartzloh Donnerstag Freitag Sonnabend Barmbek-Süd Fr 12–18 Uhr, Vogelweide Sonntag Bergedorf Do 8–13 Uhr, Friedrich-Frank-Bogen; Do 12–19 Uhr, Alte Holstenstraße; Mi 14–18 Uhr, Grachtenplatz Brot und Spiele: der Nachtmarkt auf dem Spielbudenplatz. Billstedt Di 9–13, Fr 9–18 Uhr, Möllner Landstraße; Sa 8–13 Uhr, Kandinskyallee Bramfeld Di/Fr 8–13 Uhr, Herthastraße Dulsberg Mi 8.30–13, Fr 14–18 Uhr, Straßburger Straße Duvenstedt Sa 8–13 Uhr, Duvenstedter Damm/Lohe Harburg „Hier guck mal, wir haben eine Banane geschenkt bekommen“, sagt Doreen Becker und beugt sich vor Gehrkes Gemüsewagen zu ihrem kleinen Sohn Tristan (19 Monate) hinunter. Flugs ist die Frucht ausgepackt, Tristan mampft selig und Mama kann in Ruhe ihre Einkäufe im Beutel der Kinderkarre verstauen: Weintrauben (die mag Tristan auch gern), Orangen und eine Gurke. Doreen Becker kommt oft auf den Wochenmarkt mit seinen über 40 Verkaufsständen und geht auch gern zum Würstchenwagen von Ruth Glander. Anfang März jedoch mussten alle Marktbeschicker aufgrund von Sanierungsarbeiten 200 Meter weiter ziehen. Schöner ist die Übergangsmarktfläche vor dem Harburger Rathaus mit seiner Neorenaissance-Fassade schon, finden viele Kunden. Aber die meisten Händler freuen sich doch, wenn es voraussichtlich Mitte April wieder zurück auf den gewohnten Platz am Sand geht. Bis dahin arbeitet Marktmeister Jörg Jacobsen weiter vor der historischen Rathaus-Kulisse. Sechs Tage die Woche vergibt er die Standplätze, stellt den Zugang zu Strom und Wasser bereit, kassiert Standgeld und überwacht zum Marktende die Reinigung der Fläche, wenn GeflügelSchönecke, das Café Marktlounge und alle anderen längst schon wieder abgebaut haben. » Mo–Sa 8–13, Mi 15–18.30 Uhr (öko), Sand (vorübergehend: Harburger Rathausplatz) Snack: Bisonwurst (3 Euro) und Pommes frites (1,50 Euro) vom Imbiss Ruth Glander. Wandsbek Montags gleicht der tägliche Wochenmarkt in Wandsbek eher einem kleinen Blumenmarkt. Neben zwei Obst- und Gemüseständen haben fünf Blumenhändler ihre Tische hinter dem Einkaufszentrum Quarree aufgebaut. Die pinken Primeln, violetten Stiefmütterchen und Vierländer Tulpen setzen Farbpunkte auf den eher tristen Platz. „Sie haben ja gut zu tun“, sagt eine junge Frau zu Jörg von Hacht, der mit Blumen aus eigenem Anbau, Erde und Dünger mitten im Geschehen steht. „Ich hab ja auch lange genug drauf gewartet, nach diesem langen Winter“, grinst er und reicht ihr einen frühlingshaften Strauß noch geschlossener Narzissen, die sich zwischen schlanken Weidenzweigen recken. Forsythien- oder Sauerkirschzweige für 1,50 Euro das Bund hätten auch gut gepasst. Oder Birkenzweige, aber die hat Jörg von Hacht nicht, er ist allergisch dagegen. » Mo–Sa 8–13 Uhr, Quarree Snack: Apfel „Red Prince“ vom Obst- und Gemüsehändler Reinhard Graeser (0,30 Euro). Eimsbüttel Seit 30 Jahren steht Ruth Fock mit ihren Wurst- und Käsespezialitäten auf dem Wochenmarkt neben dem U-Bahnhof Schlump. „Früher ging er noch bis zur Bundesstraße runter“, erinnert sie sich. Heute fällt er mit seinen zehn Verkaufsständen deutlich kürzer aus als damals, und auch einige von Ruth Focks Würsten haben inzwischen kundenfreundliches Mini-Format angenommen: Die Puten-Zwiebelmettwurst gibt es in klein, die Teewurst auch. Die Kalbsleberwurst ist höchstens so groß wie eine Mandarine und heißt „Kalbskugel“, perfekt für Singlehaushalte. Bei „Evis Pflanzkiste“ wiederum stehen Blumen in Übergrößen. „XXL sagen wir gern“, grinst Händlerin Evelyn Schümann, deren Bellis so groß wie ein Schokoladen-Ei sind. Gleich hat sie Feierabend auf dem Markt und beginnt flink, die Preis- und Namensschilder aus ihren Kräutertöpfen zu ziehen. Waldmeister, hängender Rosmarin, Marokminze. „Nach Ostern geht es übrigens wieder los“, sagt sie, „dann haben wir bis zu 15 Minzsorten.“ Schweizer Minze gibt es dann, Bunte Ananasminze, Schoko-, Basilikum- und Orangenminze. Sorgsam packt sie alle Pflanzen ein, damit ihr Mann Reinhard Kühl morgen damit zum Isemarkt fahren kann. Auch bei Helmut Buhr und Martina von Dratel verschwinden die Obst- und Gemüsekisten nach und nach auf der Ladefläche ihres Lkws. Die spanischen Erdbeeren und der deutsche Rhabarber stehen noch draußen. Wer schnell zugreift, kann noch eine Torte zum Nachmittagskaffee damit backen. » Mo/Do 8.30–14 Uhr, Gustav-Falke-Straße Snack: Mini-Geflügelfrikadelle beim Aufschnitt-Spezialitäten-Stand von Ruth Fock (0,70 Euro). Der Duft von Bonbons und Blumen: Flaniermeile am Turmweg. Bergedorf Volksdorf Direkt an den idyllischen Schlossgarten schmiegen sich rund 50 Marktstände, darunter auch der von Fleischermeister Peter Pape. Rouladen vom Galloway-Rind und Koteletts vom Salzwiesenlamm zählen zu seinen Spezialitäten. Gegenüber steht Annemarie Koalick im Bäckerwagen von Sohn Carsten. Sie verkauft hier schon seit 1966 Brot, Kuchen und Kekse, die in Schönberg im Steinofen gebacken werden. Zitronenpuffer, Knusperkissen, Cranberry-Eierlikörkuchen – da kann auch Herr Schulze nicht widerstehen, der seit über 40 Jahren bei Koalicks Kunde ist. „Das ist noch eine echte Hausbäckerei“, schwärmt er und kauft Bratapfelkuchen. Ein paar Schritte weiter bietet die Gärtnerei Elberling Tulpen in allen Farben an (zehn Stück vier Euro), während am Marktausgang die Heringe schillern: Mit Wieckhorst, Gebert und Kalinowski reiht sich hier ein Fischwagen an den nächsten. Verschachtelte, schmale Gassen haben die Händler mit ihren 120 Ständen geschaffen. Imker Roman Pientka sitzt unter seinem roten Planendach und bastelt an Honigraumrähmchen – so nutzt er fleißig die Pausen, wenn gerade keiner nach Honig aus Mecklenburg verlangt. Farideh Mirakhori („im Iran geboren, in Deutschland gereift“) hat kaum Leerlauf. Die Inhaberin von „Au Marché de France“ verbreitet mit ihren Delikatessen Urlaubsfeeling: Chorizo-Aufschnitt, Toskanacreme, Comté. Die beste Gewürzauswahl bietet Philip Daniels „Natürlicher Aromagarten“. Und das nussigste Dattelkonfekt. „Von meiner Frau erfunden“, sagt er stolz. » Di/Fr 8–13 Uhr, Chrysanderstraße, » Mi/Sa 8–13 Uhr, Kattjahren/Halenreie Snack: Fischfrikadelle von Poorthuis Fischfeinkost (1 Euro) und als Dessert Haselnuss-Joghurt von Kruses Hofmilch (250 g, 0,95 Euro). Altstadt Mit grünen, weißen und rosa Plastiktüten spazieren die Marktbesucher über den asphaltierten Platz vor dem Chilehaus (anders als in Bergedorf, wo fast jede Dame ihre Stofftasche dabei hat), die Gespräche drehen sich um Zahlen und Geschäftstermine – wir sind in der Innenstadt. Richtig belebt ist der Markt im Kontorhausviertel erst zur Mittagszeit, wenn die Angestellten aus den umliegenden Büros bei einen leichten Lunch vom „Vegetarier“ oder einer Bauernpfanne mit Hackfleisch (3,50 Euro) vom Bio-Snack-Stand Pause machen. Neben den klassischen Obst-, Käse- und Fischwagen stehen auch kleinere Händler mit Tupperware, Holzbrettchen oder Parfüm. Beim „Dithmarscher“ gibt es rund 80 Salate aus eigener Herstellung und bei der Bäckerei Bahde zum Rosinenbrötchen sogar frisch gepressten Saft. Blankenese Acht Uhr, auf dem runden, 2000 Quadratmeter großen Platz am Blankeneser Bahnhof beginnt der Markttag. Frau Lu zieht noch die weiße Tischdecke glatt, auf der sie gleich ihre Ketten aus Süßwasserperlen und Natursteinen ausbreiten wird. Die meisten anderen sind schon fertig mit dem Aufbau. Petra Scholz ist um vier Uhr aufgestanden, damit ihre Tartes, die sie frisch im Tarteort-Wagen backt, pünktlich fertig sind. Süß und pikant liegen sie zwischen Lasagne und Kartoffelgratins hinter Glas. Verführerisch. „Das Bircher Müsli ist der Renner“, sagt sie. „Dafür stehen die Leute Schlange.“ Am anderen Ende des Marktes lässt sich ein älterer Herr Lammpansen einpacken, für seinen Hund. Mathias Offen von der „Blankeneser Futterkrippe“ kann auch mit Blättermägen, Pute und gekochten Rinderherzen dienen – alles frisch. Eingelegt dagegen sind die sauren Gurken von Daniel Erhorn, der vor dem großen Ansturm zur Mittagszeit noch in Ruhe mit seiner Nachbarin vom Sockenstand klönt. » Di 8–14, Mi 8–13 (öko), Fr 8–18, Sa 8–13 Uhr, Blankeneser Bahnhofstraße Snack: Spinat-Tarte von Tarteort (3,20 Euro). Großneumarkt Neustadt Was für ein Schlemmerparadies. Die Turmuhr am Michel zeigt halb eins und die Teller füllen sich im Minutentakt – unter den 40 Anbietern auf dem gepflasterten Platz findet jeder etwas: Landschaftsarchitekt Andreas Bunk hat sich „Bei Manuel“ für Rindfleischeintopf (3,50 Euro) entschieden. „Der ist nicht so fettig wie Fritten.“ Seit zehn Jahren kommt er mittags auf den 4000 Quadratmeter großen Markt und liebt auch den heißen Burgunderbraten im Brötchen (2 Euro). Andere Besucher ziehen gebratene Asia-Nudeln vor. Oder eine Tüte Gummifrösche vom Haribo-Stand. » Mi/Sa 8.30–13.30 Uhr, Großneumarkt Snack: Indisches Chicken Bangalore Curry bei Tai Asia (5 Euro). Hammerbrook Wattwürmer nennt der „Ostfriesen-Spezi“ seine dünnen, geräucherten Schweinewürstchen (3 Stück für 2 Euro), aber auch sein Tilsiter mit Kümmel oder die Aalrauchmettwurst sind besonders. Marktbummler Oliver Kunz greift lieber zum Obst („Gegen die Erkältung!“). Der Produktmanager macht in der Nähe einen Computerkurs und schlendert jeden Mittwoch über das kleine Karree mit höchstens 20 Ständen an der S-Bahn Hammerbrook. Etwas frische Luft, ein paar Dips mit Knoblauch, dann geht es zurück an den PC. Ab 12. April soll der Markt in der City Süd auch montags stattfinden. Isemarkt Harvestehude » Mi 10–14.30 Uhr, Sachsenfeld Europas längster Freiluftmarkt erstreckt sich auf 970 Metern direkt unter der Hochbahntrasse der U3 – und jeder Schritt wird belohnt. Blau und buttergelb leuchten die Kartoffeln von Heinrich Grethen, denn drei seiner zehn Sorten aus eigenem Anbau sind violett: Vitelotte, Highland Burgundy Red und Blauer Schwede. Rot wie die Feuerwehr ist der Wagen von Urte Pantzek. Ihre „Käsekiste“ ist auf Bergkäse spezialisiert, begehrt sind aber auch die 150-Gramm-Becher Frischkäse für nur einen Euro. Vor „Wendlandt’s Holsteiner Katenschinken“ steht um kurz nach zehn schon eine Schlange. „Oh, der zergeht ja“, ruft eine Rentnerin und meint den saftigen Schinken, den ihr eine Verkäuferin zum Naschen über den Tresen gereicht hat. Ob Bücher, Bio-Eier, belgische Waffeln – auf dem Isemarkt findet seit über 60 Jahren jeder sein Glück. Snack: Falafel-Sandwich von Nazari (2,60 Euro). » Di/Fr 8.30–14 Uhr, Isestraße Snack: Michel-Pralinen von Stolle-Pralinen (Vierer-Schachtel 4,50 Euro, inkl. Spende zur Restaurierung der Hauptkirche St. Michaelis). Ottensen (Öko) Am Mittwoch ist die Kinderwagendichte auf dem Spritzenplatz noch gering. Eine Mama samt Baby steht vorm Suppenstand „Suppedito“, eine zweite vorm Vollkornbäcker Effenberger. Anders als samstags, wenn hier der größte Ökomarkt Hamburgs stattfindet, ist es heute mit sechs Ständen geradezu gemütlich. In Ruhe sucht sich ein schwules Paar bei Käse Kober den besten Rohmilchkäse aus und schlendert danach zur Bioland-Fleischerei Fricke. Beim Obsthof Mählmann darf probiert werden. In Schnitzen liegen Bio-Äpfel aus dem Alten Land bereit und finden schnell vernaschte Freunde. » Di 8–13, Mi 15–18.30 (Öko), Fr 8–18.30, Sa 9.30–15 Uhr (Öko), » Do 7–14 Uhr, Burchardplatz Snack: ½ Hähnchen bei Hanse-Hähnchen (3,20 Euro). » Di/Fr 8–13 Uhr, Rolfinckstraße Hopfenmarkt Altstadt Mitten auf dem Hopfenmarkt knien zwei asiatische Touristinnen und halten ihre Handys in den Himmel. Ein Klick, und die Nikolaikirche ist gespeichert. An Blumen, Birnen oder Bratwürsten sind sie nicht interessiert, ebensowenig am Pfefferbraten mit Bohnen und Bratkartoffeln vom Imbissstand Moritz – gut für die anderen Besucher, die mittags hungrig aus ihren Büros auf den kleinen Altstadtmarkt mit seinen fünf Ständen strömen. Möglich ist das aber nur noch bis Ende April. Dann sollen die Händler vom Hopfenmarkt dienstags zum Katharinenkirchhof umziehen. Der Donnerstagshopfenmarkt bleibt wie gewohnt erhalten. » Di/Do 10–14.30 Uhr, Hopfenmarkt Snack: Pfannen-Champignons, Imbiss von Olaf Staats (3,20 Euro). Rotherbaum Ein zuckersüßer Duft strömt aus dem Wagen von BonbonPingel. Links und rechts des Turmwegs reihen sich 57 Händler aneinander, aber hier muss man einfach stehenbleiben und die knapp 200 Bonbon-, Keks-, und Schokoladensorten bestaunen, die zu 90 Prozent aus eigener Produktion sind. Himbeer-Bonbons, die schmecken wie früher, Sahne-KakaoMandeln und riesige Schaumküsse (40 Cent). Wer kann da schon vorbeiziehen? Am Schweizer Spezialitätenstand von Monika Elber-Maggi geht es süß weiter. Linzer Törtchen, Toggenburger mit Pflaumenmus, aber auch Salziges wie die Käse-Speck-Wähe (4,90 Euro), die daheim noch 20 Minuten aufgebacken werden soll. Christian Kaser muss an diesem warmen Donnerstag seine Rote Bete, Pastinaken und Steckrüben (endlich) gegen die Sonne schützen. Mit seiner orangefarbenen Markise klappt das sehr gut. Nachtmarkt St. Pauli Die Sonne ist untergegangen, die Neonreklame wird immer greller. Esso-Tankstelle, Schmidt-Theater, Herzblut. Dazwischen auf dem Spielbudenplatz rund 15 Händler mit Waffeln, Fisch und Obst. „Theaterbesucher nehmen den Spargel sogar mit in die Vorstellung“, weiß Gemüsehändlerin Svenia Ehnert. „Dinkelmeister“ Eckhard Konetzki schätzt, dass seine Kunden zu je einem Drittel aus Kiezgängern, Anwohnern und Theaterfans bestehen. „Komm ma’ lecker bei mich bei“ wirbt der Nachtmarkt auf Plakaten. Yes, we come! » Mi 16–23 Uhr, Spielbudenplatz Snack: Dinkelkeks „Kieztaler“ mit einem Totenkopf aus Kakao vom „Dinkelmeister“ (1 Euro). Snack: Dinkel-Laugencroissant (1,20 Euro) und Maya-Biokaffee (1 Euro pro Becher) von der Hofbäckerei Wittmack aus Bargteheide. Nienstedten (Öko) Schon angegrillt? Auf dem ersten Ökowochenmarkt Hamburgs, vor 20 Jahren gegründet, gibt es alles, was man für ein vollkommenes Grillfest braucht: Schinkenwürstchen, Thüringer und Nürnberger aus eigener Herstellung bei der Fleischerei Fricke, Bio-Kartoffeln für den Salat, Oliven-Ciabatta und Auberginen beim Demeter-Hof Wörme. Sogar auf Ketchup muss man nicht verzichten: „Jähncke Naturkost“ ist der „Tante-Emma-Laden“ auf dem kleinen gepflasterten Platz mit dem Baum, um den sich die fünf Stände scharen. Jochen Jähnke hat fast alles, von Müsli bis zu Rotkohl, im Glas. Und gleich neben dem Markt gibt es auch noch Parkplätze. Praktischer geht’s wirklich nicht. » Fr 9–12.30 Uhr (Öko), Nienstedtener Marktplatz Snack: Zwiebelpizza am Stand „Vegetarische Spezialitäten“ von Michael Althaus und Sabine Kunze (2,50 Euro). Snack: Milchreis mit Marmelade von Jähncke Naturkost (2,20 Euro). St. Georg (Öko) Altona „Mann, bist du spät heute, ich hab so auf dich gewartet“, scherzt Nicole Weber vom Würstchenstand mit Stammgast Guido. Der Kurierfahrer kommt jeden Donnerstag an ihren Imbiss und mag am liebsten die Frikadellen. Manchmal bestellt er auch etwas anderes, wie Currywurst oder Erbsensuppe. „Das wär mir sonst zu langweilig“, sagt er. Nebenan steht Gemüsehändler Matthias Klinck. Er hat den schönsten Ausblick auf dem Minimarkt, der seit Frühjahr 2008 aus nur vier bis fünf Ständen besteht. Über Tomaten, Spargel und Becher mit geschälter Ananas hinweg schaut er direkt auf die Elbe und Dock 11 von Blohm + Voss. Und auf BlumenGitte, mit der die kleine Runde fast schon komplett ist. Zauberhaft lächelnd verkauft sie Orchideen, Strelitzien und gefüllte englische Rosen, die sie nachts vom Großmarkt holt. » Do 9–15 Uhr, Große Elbstraße/Fischmarkt Snack: Hausgemachte Frikadelle von Nicole Weber (Wagen „Urda’s Imbiss“, 2 Euro). St. Pauli (Öko) Vormittags ist er noch auf dem Rahlstedter Markt, doch ab 14.30 Uhr parkt Peter Bruno vom Ökohof Bruno seinen Wagen vor der Roten Flora in der Schanze. Bio-Frischfleisch wie Lammnacken und Kalbsgulasch gibt es dann bei ihm, aber auch Eiersalat und Ziegenbrie. Wenn die Sonne aus dem Schulterblatt ein wuseliges Pflaster macht, profitieren davon nicht nur die Cafés wie das Bedford oder das Transmontana, sondern auch die sechs bis neun Händler, die direkt vor den Cappucino-Trinkern auf der Piazza ihre Geschäfte machen. Lukas Pilarski von „Neptuns Fischreich“ verkauft mehr Fischfrikadellen, der Demeter-Hof Wörme mehr Wurzeln und bei der Nudelei schrumpfen die Gnocchiberge. » Do 13.30–18.30 Uhr, Schulterblatt Snack: Löwenzahn-Frischkäse von der Nudelei (100 Gramm, 1,89 Euro), dazu ein Sonnenblumenbrötchen von der Effenberger Vollkornbäckerei (0,60 Euro). „Kiek mal wedder in“ steht auf dem Kassenbon von Ute & Wolfgang Backhus, die mit ihrem Fisch-Feinkost-Wagen im Finksweg auf dem 1300 Quadratmeter großen Markt stehen, den sie sich mit 20 Kollegen teilen. Unweit der Landungsbrücke Finkenwerder haben sie eine große Auswahl Geräuchertes im Angebot. Forelle, Heilbutt, Aal, Lachs, Makrele, sogar geräucherter Rollmops. Da schaut die Kundschaft gerne wieder rein. Kerstin Marckwardt handelt mit Geflügel. Ganze Suppenhühner, Hähnchen und Roaster (besonders fleischige Hühner) gehen über ihren Tresen und landen in Finkenwerders Kochtöpfen – zusammen mit Gemüse vom Hof Göbel, deren gefärbte Freilandeier (25 Cent pro Stück) aber eher für den Osterbrunch bestimmt sind. Wer dazu auch den Kuchen von Michael Jungclaus aus Stade servieren möchte, muss früh aufstehen: Kurz nach 10 Uhr sind an diesem Sonnabend viele seiner Bleche schon leer. Butterkuchen ist aus, Rosenkuchen, Sahneschnitten und Kirsch-Sahne-Butterkuchen auch. Drei Stück Rhabarber-Rahm-Kuchen (Stück 1,30 Euro) sind noch da. Aber bestimmt nicht mehr lange. Erst am Nachmittag sind die letzten Händler auf dem ganztägigen Ökomarkt in der Langen Reihe angekommen. Mit den Öffnungszeiten des Ökosupermarkts „Bio Company“ genau gegenüber können die Marktstände zwar nicht konkurrieren, aber sehr wohl mit Qualität und Warenangebot. Gurken und Radieschen kommen jetzt frisch aus der Region. „Söths Bioland“ verkauft die ersten Kräutertöpfe wie Koriander oder Petersilie aus Nordfriesland, am Demeter-Stand von Peter Bielefeldt sind Feldsalat, Löwenzahn und Agano-Salat aus den Vierlanden begehrt. Auch für Brot, Fleisch, Fisch und Käse ist gesorgt: Obwohl der quirlige Markt nur zehn Stände hat, deckt er das ganze klassische Spektrum ab. » Do 9–13.30, Fr 9–18.30 Uhr (Öko), Carl-von-Ossietzky-Platz/ Lange Reihe Snack: ½ Mettwurst-Brötchen (1 Euro) und eine Capri-Sonne (0,50 Euro) an der Wurstbude Vossberg und Schilling. Goldbekmarkt Winterhude Im Vorbeigehen streift der Blick genüsslich über die Delikatessen von „Délices de France“: Croissants, Morbier, Mousse de Canard und – zack! – steht Fuß auf Fuß. Ein gemurmeltes „’tschuldigung“ reicht aber völlig aus, denn kleine Zusammenstöße sind auf dem Goldbekmarkt völlig normal. In der engen Gasse und mit Blick auf den idyllischen Goldbekkanal kommt es leicht zu Staus – besonders am Sonnabend, wenn jeder fürs Wochenende an 81 Ständen die leckersten Happen ergattern will. Portugiesische Törtchen, Scampi-Schlemmereien, Kräuteroliven wohin man schaut. Die große gelbe Saftpresse am Obst- und Gemüse-Stand von „Bernd & Angela“ ist mittendrin ein Anziehungspunkt für eine kurze Pause. Nach einem Becher Orangensaft (1 Euro) geht es erfrischt weiter. Aber wahrscheinlich nur bis zu „Käse, Wein und mehr“, um am auffälligen 30 Jahre alten Marktwagen von Uwe Quentmeier die warmen Panini mit Fenchelsalami (3,80 Euro) zu probieren. Je wärmer es draußen wird, desto weiter breitet sich das bunte Treiben auch auf den Goldbekplatz aus. Im Sommer quellen die Menschen aus dem Marktschlauch heraus wie Sahne aus einem Blätterteighörnchen und scheinen zur Stärkung unbedingt einen Milchkaffee im gegenüberliegenden Marktkaffee zu brauchen. Ihre Kinder vergnügen sich derweil auf dem angrenzenden Spielplatz, der zurzeit generalüberholt wird. » Di/Do/Sa 8.30–13 Uhr, Goldbekufer Snack: Himbeer-und-weißeSchokolade-Muffin von Meckmans Muffins (1,20 Euro). Snack: Mandelhörnchen von Naturkost Fuchs (1,75 Euro). Eppendorf (Öko) Barmbek-Nord „Herr Direktor, was ist das?“ Die alte Dame mit der kecken Ballonmütze zeigt in die 13 Meter lange Auslage der Fleischerei Willibert Rex. „Das sind gewürzte Hähnchenflügel“, antwortet Junior Marco Rex. „Zwei“, sagt sie nur und hebt Zeige- und Mittelfinger. Eine zielsichere Wahl. Um die Ecke, vor Obsthof Benecke, toben zwei Kinder. Dass Maik Benecke aus Moorende übers Jahr 32 Sorten Äpfel anbietet, interessiert sie nicht die Bohne. Zurzeit hat er 15 Sorten am Stand, erst Ende Juli kommen die frischen Sommeräpfel, wie Jamba und Astramel. Aber noch ist Frühling, Plüschküken und Stoffhäschen bevölkern die gebundenen Sträuße bei „Bärbels Blumen“. Tulpen gehen gut und Osterglocken. Hübsch sind auch die blauen Perlhyazinthen, mit ihren eiförmigen Zwiebeln, die intensiv duften, wenn sie erblühen. Ein lebendiger Nachmittagsmarkt ist das hier mit den 22 Ständen auf dem Parkplatz-Karree zwischen U-Bahnhof Barmbek und Museum der Arbeit. Der Mix aus Jung und Alt stimmt. » Di 8.30–13, Fr 14–18 Uhr, Wiesendamm/Bert-Kaempfert-Platz Snack: 100 Gramm Krabbensalat vom Krabbenhandel Kerstin Thaden (2 Euro), ein Brötchen von Jörg Kases Brot- & Kuchenstand (0,80 Euro). Feiner Nieselregen fällt auf den Strohballen und die darauf aufgetürmten Hokkaidokürbisse am Amalur-Bioland-Stand, aber die paar Tropfen halten die Eppendorfer nicht von ihrem Samstagseinkauf ab. Fast überall kann man sich unterstellen und am „Friesische Feinkost“-Wagen von Agnes und Dirk Eggers sogar probieren. Backensholzer „Friesisch Blue“, den würzig-cremigen Blauschimmelkäse zum Beispiel. Appetitlich schauen auch die Ziegenfrischkäse-Pralinen und der Möhrensalat mit Kürbis-, Sonnenblumen- und Pinienkernen (100 Gramm 1,29 Euro) aus. Aber nicht jeder ist nur wegen der frischen Lebensmittel hier. Am kleinen Stand von Anna Barnstorf, der „Blumenmanufaktur“, lassen sich ausgesuchte Pflanzenschönheiten entdecken: maigrüne Muschelblumen, lila-weiß-karierte Schachbrettblumen und zartblaue Vergissmeinnicht. Die freuen sich bestimmt über den Regen, der immer stärker wird und die Kunden unter dem gelben Dach der Metzgerei Dreymann enger zusammenrücken lässt. Snack: Die Bio-Currywurst von der Demeter-Metzgerei Dreymann (2,50 Euro). Farmsen-Berne Di/Do 14–18 Uhr, Berner Heerweg Fischmarkt Altona Fuhlsbüttel Mi/Fr 8.30–13 Uhr, Ratsmühlendamm Sonntag. Kurz nach sieben. Die Sonne scheint. Während sich die meisten Hamburger noch im Bett räkeln, ist auf dem Fischmarkt bereits ordentlich Betrieb: Mit Stadtplänen bewaffnet bestaunen Touristen die Hamburger Attraktion, neben ihnen junge Leute, die direkt von den Tanztempeln des Kiez hergewandert sind, zum Katerfrühstück mit Fisch und Bratkartoffeln. Der Geräuschpegel hat jedenfalls ClubQualität: Hähne krähen in ihren Käfigen, Marktschreier verkünden die Erdbeersaison, und in der altehrwürden Fischauktionshalle wird getanzt, gefuttert, geküsst und natürlich auch viel geknipst – denn ihr Fischmarkterlebnis wollen die meisten Besucher im Bild festhalten. Es ist ja auch ein Erlebnis. Birte Schütt ist dafür mit ihren Mädels eigens um 5 Uhr früh in Stade gestartet. „Noch 20 Tage alleine rocken“ hat sie auf ihre Jeansweste genäht – sie feiert ihren Junggesellinnenabschied, ist gut gelaunt und „will gucken, was der Tag so bringt“. „Hier komm her!“, ruft Bananen-Fred in einer Tour. Dabei hat sich vor seinem offenen Wagen bereits eine riesige Menschentraube versammelt und wundert sich, wie viel Gemüse und Obst ein Mensch in eine kleine Basttasche stopfen kann. Melonen, Ananas, Erdbeeren, Zwiebeln – schwupps, da schmeißt er auch noch eine Banane in die Menge. „Bitte kaufen Sie jetzt“, bellt Bananen-Fred mit heiseren Stimmbändern, aber viele der Marktbesucher wollen einfach nur gucken – und flanieren weiter zu Aal-Kai. Dort kostet jedes Fischpaket nur 20 Euro. Einen Fisch nach dem anderen klatscht Kai geräuschvoll auf einen Bogen Einschlagpapier. Zwei Aale, einen Heilbutt, eine Schillerlocke. Und Bücklingsfilet. „Das schmeckt zwar nicht, aber muss ja auch mal weg.“ Die Menge quittiert es mit einem Lachen. Seit dem Jahr 1703 geht es hier jeden Sonntag so lautstark zu. Damals wurde auf dem Markt nur mit Fisch gehandelt, und damit Hamburgs Bürger die leicht verderbliche Ware noch vor dem Kirchgang um 10 Uhr einkaufen und wieder nach Hause bringen konnten, hat man ihnen die außergewöhnlichen Marktöffnungszeiten am frühen Sonntagmorgen gewährt. Heute erinnern zwei Bronzeskulpturen mit Fischverkäufern an die goldenen Zeiten, als allein mit den Flossentieren aus Nordsee und Elbe noch das große Geschäft zu machen war. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auf dem Hamburger Fischmarkt auch Gemüse, Obst und Pflanzen angepriesen. Zwar eröffnete 1876 noch der „Schellfischtunnel“ – so hieß im Volksmund die unterirdische Schienenverbindung zwischen Altonaer Bahnhof und Fischereihafen, die später auf die Länge von einem Kilometer ausgebaut wurde. Aber der Bau der Fischauktionshalle im Jahr 1896 war für die Elbfischer vor allem Wirtschaftshilfe: Hier konnten sie – auch gegen die Konkurrenz großer Dampfer und Flotten – noch angemessene Preise für ihren Fang erzielen. Mit der Errichtung großer Kühlhäuser und Fabriken zu Beginn des 19. Jahrhunderts war jedoch auch die Fischauktionshalle überflüssig. Heute wird Fisch längst nicht mehr direkt vom Wasser angelandet, sondern per Lkw angefahren, aber dafür ist die Halle zum beliebten Fotomotiv für Touristen und zum Veranstaltungsort mit Lokalkolorit geworden – Ole von Beusts CDU feiert hier gerne rauschende Wahlpartys. Eine bunte Sammeltüte für jeden Geschmack. Nach dem Prinzip „Gemischtwarensammlung“ wird zwischen Stilwerkbrücke und Hafentreppe oft gearbeitet. Nicht nur Aal-Kai, auch Nudel-Olli, Käse-Tommi und Der Holländische Schokoladekönig verkaufen ihre Produkte in der Sammeltüte. Meistens für zehn Euro, Showschreien inklusive. Man möchte ihnen ein Salbeibonbon für den Hals zuwerfen, aber dann kommt der eigene Hunger durch. Ein Crêpe mit Kinderschokolade (2,50 Euro) bei Bade-Zerbe ist da gerade recht. Oder vielleicht doch lieber eine Portion Bratkartoffeln mit Spiegelei in der Fischauktionshalle? Dort ist es warm, und um 8.30 Uhr wird immer noch getanzt. Groß Borstel Do 11–19 Uhr, Borsteler Chaussee Groß Flottbek Mi/Sa 8-13 Uhr, Osdorfer Landstraße Hamm-Nord Di 9–13, Fr 12.30–18 Uhr, Bei der Vogelstange Horn Do 9–13 Uhr, Meurerweg Hummelsbüttel Do 9–14 Uhr, Norbert-Schmid-Platz Jenfeld Mi 14–18, Fr 14–18.30 Uhr, Bei den Höfen Kirchsteinbek Do 10-15 Uhr, Steinbeker Marktstraße 1 Langenhorn Do 8.30–13 Uhr, Schmuggelstieg; Di 13.30–18, Sa 8.30–13 Uhr, Langenhorner Markt Lohbrügge Mi/Sa 8–13 Uhr, Lohbrügger Markt Lokstedt Mi 8.30–13 Uhr, Grelckstraße Lurup Do 8–13 Uhr, Eckhoffplatz; Di/Do 14–19 Uhr, Elbgaustraße 120 Neugraben-Fischbek Di/Do/Sa 7–13 Uhr, Neugrabener Markt/Marktpassage Niendorf Fr 8–12 Uhr, Quedlinburger Weg; Do/Sa 08.30–13, Fr 9–12.30 Uhr (öko), Tibarg Poppenbüttel Fr 13–18.30 Uhr, Moorhof Rahlstedt Mi/Sa 8–13, Do 9–13 Uhr (Öko), Rahlstedter Bahnhofstraße; Di 8.30–13, Fr 9–18 Uhr, Hermann-Balk-Straße Rissen Di/Sa 7–14 Uhr, Wedeler Landstraße vor Nr. 30 Rothenburgsort Mi/Sa 8–13 Uhr, Rothenburgsorter Marktplatz Rotherbaum Sa 8–14 Uhr, Rothenbaumchaussee vor Nr. 64 (Museum für Völkerkunde) Sasel Do/Sa 8–13 Uhr, Saseler Markt Schnelsen Di/Fr 08.30–13 Uhr, Wählingsallee Steilshoop Di/Fr 14–18.30 Uhr, Schreyerring Uhlenhorst Di 14–18, Fr 8.30–13 Uhr, Immenhof Wandsbek Sa 8–13 Uhr, Rauschener Ring 2 » So 5–9.30 Uhr, Fischmarkt Snack: Räucherlachs-Brötchen vom Hamburger Fischimbiss Marx und Sohn (3 Euro), dazu ein Apfel-Karotten-Saft vom Saftladen Gebrüder Peters (2 Euro). » Do 11–18.30 (öko), Sa 10–15 Uhr (öko), Marie-Jonas-Platz (Eppendorfer Landstraße / Kümmellstraße) Eimsbüttel Mi/Sa 8.30–13 Uhr, Lappenbergsallee/Bei der Apostelkirche Ein Klassiker seit 1703: der Fischmarkt an der Elbe. Finkenwerder » Di/Sa 7–12 Uhr, Finksweg » Do 8.30–14 Uhr, Turmweg Spritzenplatz Snack: Kartoffelsuppe mit Kraut u. Wurst von Suppedito (4,50 Euro). Wellingsbüttel Feldsalat, Rauke, Postelein und der Asiasalat-Mix (zwischen 1,59 und 1,99 Euro pro 100 Gramm) sind das Grün der Saison bei der Gärtnerei Gut Wulksfelde aus Tangstedt. „Der regionale Anbau ist den Kunden sehr wichtig“, sagt Maria Rothe, die seit vier Jahren Bio-Obst und -Gemüse verkauft – unter anderem auch auf dem 1400-Qadratmeter-Platz in Wellingsbüttel, den sie sich mit 27 weiteren Ständen teilt. Und was ist mit den acht Kilo Bananen, die gerade an eine Kindergartenköchin über den Tisch gehen? „Die kommen aus Peru.“ Aus der Schweiz kommt der Alpkäse am „Bio Delikatessen“Wagen von Michael Paulitsch, der auch Schinken aus Umbrien anbietet. Woher genau ihr eigener Markteinkauf bei „Blumen Timpe“ stammt, die Zweige mit echten schwarzen Oliven und roséfarbene Rosen, das hat Maria Rothe nicht gefragt. Sie war schlicht von ihrer Schönheit verzückt. Höhe Bergedorfer Schlossgarten Snack: Blätterteigkranz von Bäckerei Koalick aus Schönberg (1,20 Euro). Klein, aber fein und kunterbunt: der Bio-Markt in St. Georg. Eidelstedt Mi/Sa 8.30–13, Fr 8.30–18 Uhr, Alte Elbgaustraße Wein und Käse im Oldtimer: Delikatessen am Goldbekufer. INTERNET-Service www.hamburger-wochenmaerkte.de www.oeko-wochenmarkt.de FOTOS: PETRA NICKISCH (12), JÜRGEN JOOST, PR Kräuter und Blühendes am Schlossgarten: der Markt in Bergedorf. Wilhelmsburg Mi/Sa 7–13 Uhr, Stübenplatz; Di 8–13, Fr 8.30–17.30 Uhr, Berta-Kröger-Platz; Do 14–18 Uhr, Karl-Arnold-Ring/Kirchdorfer Damm Winterhude Mi 10–16 Uhr, Dakarweg; Mi 11–18, Fr 14.30–18.30 (Öko), Sa 8–13 Uhr, Winterhuder Marktplatz Wohldorf-Ohlstedt Di/Fr 8–13 Uhr, Brunskrogweg V IV › THEMA DER WOCHE Ostern, 3. / 4. / 5. April 2010 Wochenmarktkalender Montag Dienstag Mittwoch Neorenaissance und Gemüse: Shoppen am Harburger Rathaus. Wochenmärkte REDAKTION: PETRA NICKISCH Allermöhe Sa 8–13 Uhr, Fleetplatz An jedem Tag und zu fast jeder Uhrzeit kann man in Hamburg unter freiem Himmel shoppen, staunen und probieren. Ein Stundenplan mit 24 Wochenmärkten, die man nicht schwänzen sollte. Alsterdorf Fr 10–18 Uhr, Alsterdorfer Markt; Di 12–18 Uhr, Heubergredder Altona-Altstadt Mi/Sa 8–14 Uhr, Neue Große Bergstraße Barmbek-Nord Di/Do/Sa 8.30–13 Uhr, Hartzloh Donnerstag Freitag Sonnabend Barmbek-Süd Fr 12–18 Uhr, Vogelweide Sonntag Bergedorf Do 8–13 Uhr, Friedrich-Frank-Bogen; Do 12–19 Uhr, Alte Holstenstraße; Mi 14–18 Uhr, Grachtenplatz Brot und Spiele: der Nachtmarkt auf dem Spielbudenplatz. Billstedt Di 9–13, Fr 9–18 Uhr, Möllner Landstraße; Sa 8–13 Uhr, Kandinskyallee Bramfeld Di/Fr 8–13 Uhr, Herthastraße Dulsberg Mi 8.30–13, Fr 14–18 Uhr, Straßburger Straße Duvenstedt Sa 8–13 Uhr, Duvenstedter Damm/Lohe Harburg „Hier guck mal, wir haben eine Banane geschenkt bekommen“, sagt Doreen Becker und beugt sich vor Gehrkes Gemüsewagen zu ihrem kleinen Sohn Tristan (19 Monate) hinunter. Flugs ist die Frucht ausgepackt, Tristan mampft selig und Mama kann in Ruhe ihre Einkäufe im Beutel der Kinderkarre verstauen: Weintrauben (die mag Tristan auch gern), Orangen und eine Gurke. Doreen Becker kommt oft auf den Wochenmarkt mit seinen über 40 Verkaufsständen und geht auch gern zum Würstchenwagen von Ruth Glander. Anfang März jedoch mussten alle Marktbeschicker aufgrund von Sanierungsarbeiten 200 Meter weiter ziehen. Schöner ist die Übergangsmarktfläche vor dem Harburger Rathaus mit seiner Neorenaissance-Fassade schon, finden viele Kunden. Aber die meisten Händler freuen sich doch, wenn es voraussichtlich Mitte April wieder zurück auf den gewohnten Platz am Sand geht. Bis dahin arbeitet Marktmeister Jörg Jacobsen weiter vor der historischen Rathaus-Kulisse. Sechs Tage die Woche vergibt er die Standplätze, stellt den Zugang zu Strom und Wasser bereit, kassiert Standgeld und überwacht zum Marktende die Reinigung der Fläche, wenn GeflügelSchönecke, das Café Marktlounge und alle anderen längst schon wieder abgebaut haben. » Mo–Sa 8–13, Mi 15–18.30 Uhr (öko), Sand (vorübergehend: Harburger Rathausplatz) Snack: Bisonwurst (3 Euro) und Pommes frites (1,50 Euro) vom Imbiss Ruth Glander. Wandsbek Montags gleicht der tägliche Wochenmarkt in Wandsbek eher einem kleinen Blumenmarkt. Neben zwei Obst- und Gemüseständen haben fünf Blumenhändler ihre Tische hinter dem Einkaufszentrum Quarree aufgebaut. Die pinken Primeln, violetten Stiefmütterchen und Vierländer Tulpen setzen Farbpunkte auf den eher tristen Platz. „Sie haben ja gut zu tun“, sagt eine junge Frau zu Jörg von Hacht, der mit Blumen aus eigenem Anbau, Erde und Dünger mitten im Geschehen steht. „Ich hab ja auch lange genug drauf gewartet, nach diesem langen Winter“, grinst er und reicht ihr einen frühlingshaften Strauß noch geschlossener Narzissen, die sich zwischen schlanken Weidenzweigen recken. Forsythien- oder Sauerkirschzweige für 1,50 Euro das Bund hätten auch gut gepasst. Oder Birkenzweige, aber die hat Jörg von Hacht nicht, er ist allergisch dagegen. » Mo–Sa 8–13 Uhr, Quarree Snack: Apfel „Red Prince“ vom Obst- und Gemüsehändler Reinhard Graeser (0,30 Euro). Eimsbüttel Seit 30 Jahren steht Ruth Fock mit ihren Wurst- und Käsespezialitäten auf dem Wochenmarkt neben dem U-Bahnhof Schlump. „Früher ging er noch bis zur Bundesstraße runter“, erinnert sie sich. Heute fällt er mit seinen zehn Verkaufsständen deutlich kürzer aus als damals, und auch einige von Ruth Focks Würsten haben inzwischen kundenfreundliches Mini-Format angenommen: Die Puten-Zwiebelmettwurst gibt es in klein, die Teewurst auch. Die Kalbsleberwurst ist höchstens so groß wie eine Mandarine und heißt „Kalbskugel“, perfekt für Singlehaushalte. Bei „Evis Pflanzkiste“ wiederum stehen Blumen in Übergrößen. „XXL sagen wir gern“, grinst Händlerin Evelyn Schümann, deren Bellis so groß wie ein Schokoladen-Ei sind. Gleich hat sie Feierabend auf dem Markt und beginnt flink, die Preis- und Namensschilder aus ihren Kräutertöpfen zu ziehen. Waldmeister, hängender Rosmarin, Marokminze. „Nach Ostern geht es übrigens wieder los“, sagt sie, „dann haben wir bis zu 15 Minzsorten.“ Schweizer Minze gibt es dann, Bunte Ananasminze, Schoko-, Basilikum- und Orangenminze. Sorgsam packt sie alle Pflanzen ein, damit ihr Mann Reinhard Kühl morgen damit zum Isemarkt fahren kann. Auch bei Helmut Buhr und Martina von Dratel verschwinden die Obst- und Gemüsekisten nach und nach auf der Ladefläche ihres Lkws. Die spanischen Erdbeeren und der deutsche Rhabarber stehen noch draußen. Wer schnell zugreift, kann noch eine Torte zum Nachmittagskaffee damit backen. » Mo/Do 8.30–14 Uhr, Gustav-Falke-Straße Snack: Mini-Geflügelfrikadelle beim Aufschnitt-Spezialitäten-Stand von Ruth Fock (0,70 Euro). Der Duft von Bonbons und Blumen: Flaniermeile am Turmweg. Bergedorf Volksdorf Direkt an den idyllischen Schlossgarten schmiegen sich rund 50 Marktstände, darunter auch der von Fleischermeister Peter Pape. Rouladen vom Galloway-Rind und Koteletts vom Salzwiesenlamm zählen zu seinen Spezialitäten. Gegenüber steht Annemarie Koalick im Bäckerwagen von Sohn Carsten. Sie verkauft hier schon seit 1966 Brot, Kuchen und Kekse, die in Schönberg im Steinofen gebacken werden. Zitronenpuffer, Knusperkissen, Cranberry-Eierlikörkuchen – da kann auch Herr Schulze nicht widerstehen, der seit über 40 Jahren bei Koalicks Kunde ist. „Das ist noch eine echte Hausbäckerei“, schwärmt er und kauft Bratapfelkuchen. Ein paar Schritte weiter bietet die Gärtnerei Elberling Tulpen in allen Farben an (zehn Stück vier Euro), während am Marktausgang die Heringe schillern: Mit Wieckhorst, Gebert und Kalinowski reiht sich hier ein Fischwagen an den nächsten. Verschachtelte, schmale Gassen haben die Händler mit ihren 120 Ständen geschaffen. Imker Roman Pientka sitzt unter seinem roten Planendach und bastelt an Honigraumrähmchen – so nutzt er fleißig die Pausen, wenn gerade keiner nach Honig aus Mecklenburg verlangt. Farideh Mirakhori („im Iran geboren, in Deutschland gereift“) hat kaum Leerlauf. Die Inhaberin von „Au Marché de France“ verbreitet mit ihren Delikatessen Urlaubsfeeling: Chorizo-Aufschnitt, Toskanacreme, Comté. Die beste Gewürzauswahl bietet Philip Daniels „Natürlicher Aromagarten“. Und das nussigste Dattelkonfekt. „Von meiner Frau erfunden“, sagt er stolz. » Di/Fr 8–13 Uhr, Chrysanderstraße, » Mi/Sa 8–13 Uhr, Kattjahren/Halenreie Snack: Fischfrikadelle von Poorthuis Fischfeinkost (1 Euro) und als Dessert Haselnuss-Joghurt von Kruses Hofmilch (250 g, 0,95 Euro). Altstadt Mit grünen, weißen und rosa Plastiktüten spazieren die Marktbesucher über den asphaltierten Platz vor dem Chilehaus (anders als in Bergedorf, wo fast jede Dame ihre Stofftasche dabei hat), die Gespräche drehen sich um Zahlen und Geschäftstermine – wir sind in der Innenstadt. Richtig belebt ist der Markt im Kontorhausviertel erst zur Mittagszeit, wenn die Angestellten aus den umliegenden Büros bei einen leichten Lunch vom „Vegetarier“ oder einer Bauernpfanne mit Hackfleisch (3,50 Euro) vom Bio-Snack-Stand Pause machen. Neben den klassischen Obst-, Käse- und Fischwagen stehen auch kleinere Händler mit Tupperware, Holzbrettchen oder Parfüm. Beim „Dithmarscher“ gibt es rund 80 Salate aus eigener Herstellung und bei der Bäckerei Bahde zum Rosinenbrötchen sogar frisch gepressten Saft. Blankenese Acht Uhr, auf dem runden, 2000 Quadratmeter großen Platz am Blankeneser Bahnhof beginnt der Markttag. Frau Lu zieht noch die weiße Tischdecke glatt, auf der sie gleich ihre Ketten aus Süßwasserperlen und Natursteinen ausbreiten wird. Die meisten anderen sind schon fertig mit dem Aufbau. Petra Scholz ist um vier Uhr aufgestanden, damit ihre Tartes, die sie frisch im Tarteort-Wagen backt, pünktlich fertig sind. Süß und pikant liegen sie zwischen Lasagne und Kartoffelgratins hinter Glas. Verführerisch. „Das Bircher Müsli ist der Renner“, sagt sie. „Dafür stehen die Leute Schlange.“ Am anderen Ende des Marktes lässt sich ein älterer Herr Lammpansen einpacken, für seinen Hund. Mathias Offen von der „Blankeneser Futterkrippe“ kann auch mit Blättermägen, Pute und gekochten Rinderherzen dienen – alles frisch. Eingelegt dagegen sind die sauren Gurken von Daniel Erhorn, der vor dem großen Ansturm zur Mittagszeit noch in Ruhe mit seiner Nachbarin vom Sockenstand klönt. » Di 8–14, Mi 8–13 (öko), Fr 8–18, Sa 8–13 Uhr, Blankeneser Bahnhofstraße Snack: Spinat-Tarte von Tarteort (3,20 Euro). Großneumarkt Neustadt Was für ein Schlemmerparadies. Die Turmuhr am Michel zeigt halb eins und die Teller füllen sich im Minutentakt – unter den 40 Anbietern auf dem gepflasterten Platz findet jeder etwas: Landschaftsarchitekt Andreas Bunk hat sich „Bei Manuel“ für Rindfleischeintopf (3,50 Euro) entschieden. „Der ist nicht so fettig wie Fritten.“ Seit zehn Jahren kommt er mittags auf den 4000 Quadratmeter großen Markt und liebt auch den heißen Burgunderbraten im Brötchen (2 Euro). Andere Besucher ziehen gebratene Asia-Nudeln vor. Oder eine Tüte Gummifrösche vom Haribo-Stand. » Mi/Sa 8.30–13.30 Uhr, Großneumarkt Snack: Indisches Chicken Bangalore Curry bei Tai Asia (5 Euro). Hammerbrook Wattwürmer nennt der „Ostfriesen-Spezi“ seine dünnen, geräucherten Schweinewürstchen (3 Stück für 2 Euro), aber auch sein Tilsiter mit Kümmel oder die Aalrauchmettwurst sind besonders. Marktbummler Oliver Kunz greift lieber zum Obst („Gegen die Erkältung!“). Der Produktmanager macht in der Nähe einen Computerkurs und schlendert jeden Mittwoch über das kleine Karree mit höchstens 20 Ständen an der S-Bahn Hammerbrook. Etwas frische Luft, ein paar Dips mit Knoblauch, dann geht es zurück an den PC. Ab 12. April soll der Markt in der City Süd auch montags stattfinden. Isemarkt Harvestehude » Mi 10–14.30 Uhr, Sachsenfeld Europas längster Freiluftmarkt erstreckt sich auf 970 Metern direkt unter der Hochbahntrasse der U3 – und jeder Schritt wird belohnt. Blau und buttergelb leuchten die Kartoffeln von Heinrich Grethen, denn drei seiner zehn Sorten aus eigenem Anbau sind violett: Vitelotte, Highland Burgundy Red und Blauer Schwede. Rot wie die Feuerwehr ist der Wagen von Urte Pantzek. Ihre „Käsekiste“ ist auf Bergkäse spezialisiert, begehrt sind aber auch die 150-Gramm-Becher Frischkäse für nur einen Euro. Vor „Wendlandt’s Holsteiner Katenschinken“ steht um kurz nach zehn schon eine Schlange. „Oh, der zergeht ja“, ruft eine Rentnerin und meint den saftigen Schinken, den ihr eine Verkäuferin zum Naschen über den Tresen gereicht hat. Ob Bücher, Bio-Eier, belgische Waffeln – auf dem Isemarkt findet seit über 60 Jahren jeder sein Glück. Snack: Falafel-Sandwich von Nazari (2,60 Euro). » Di/Fr 8.30–14 Uhr, Isestraße Snack: Michel-Pralinen von Stolle-Pralinen (Vierer-Schachtel 4,50 Euro, inkl. Spende zur Restaurierung der Hauptkirche St. Michaelis). Ottensen (Öko) Am Mittwoch ist die Kinderwagendichte auf dem Spritzenplatz noch gering. Eine Mama samt Baby steht vorm Suppenstand „Suppedito“, eine zweite vorm Vollkornbäcker Effenberger. Anders als samstags, wenn hier der größte Ökomarkt Hamburgs stattfindet, ist es heute mit sechs Ständen geradezu gemütlich. In Ruhe sucht sich ein schwules Paar bei Käse Kober den besten Rohmilchkäse aus und schlendert danach zur Bioland-Fleischerei Fricke. Beim Obsthof Mählmann darf probiert werden. In Schnitzen liegen Bio-Äpfel aus dem Alten Land bereit und finden schnell vernaschte Freunde. » Di 8–13, Mi 15–18.30 (Öko), Fr 8–18.30, Sa 9.30–15 Uhr (Öko), » Do 7–14 Uhr, Burchardplatz Snack: ½ Hähnchen bei Hanse-Hähnchen (3,20 Euro). » Di/Fr 8–13 Uhr, Rolfinckstraße Hopfenmarkt Altstadt Mitten auf dem Hopfenmarkt knien zwei asiatische Touristinnen und halten ihre Handys in den Himmel. Ein Klick, und die Nikolaikirche ist gespeichert. An Blumen, Birnen oder Bratwürsten sind sie nicht interessiert, ebensowenig am Pfefferbraten mit Bohnen und Bratkartoffeln vom Imbissstand Moritz – gut für die anderen Besucher, die mittags hungrig aus ihren Büros auf den kleinen Altstadtmarkt mit seinen fünf Ständen strömen. Möglich ist das aber nur noch bis Ende April. Dann sollen die Händler vom Hopfenmarkt dienstags zum Katharinenkirchhof umziehen. Der Donnerstagshopfenmarkt bleibt wie gewohnt erhalten. » Di/Do 10–14.30 Uhr, Hopfenmarkt Snack: Pfannen-Champignons, Imbiss von Olaf Staats (3,20 Euro). Rotherbaum Ein zuckersüßer Duft strömt aus dem Wagen von BonbonPingel. Links und rechts des Turmwegs reihen sich 57 Händler aneinander, aber hier muss man einfach stehenbleiben und die knapp 200 Bonbon-, Keks-, und Schokoladensorten bestaunen, die zu 90 Prozent aus eigener Produktion sind. Himbeer-Bonbons, die schmecken wie früher, Sahne-KakaoMandeln und riesige Schaumküsse (40 Cent). Wer kann da schon vorbeiziehen? Am Schweizer Spezialitätenstand von Monika Elber-Maggi geht es süß weiter. Linzer Törtchen, Toggenburger mit Pflaumenmus, aber auch Salziges wie die Käse-Speck-Wähe (4,90 Euro), die daheim noch 20 Minuten aufgebacken werden soll. Christian Kaser muss an diesem warmen Donnerstag seine Rote Bete, Pastinaken und Steckrüben (endlich) gegen die Sonne schützen. Mit seiner orangefarbenen Markise klappt das sehr gut. Nachtmarkt St. Pauli Die Sonne ist untergegangen, die Neonreklame wird immer greller. Esso-Tankstelle, Schmidt-Theater, Herzblut. Dazwischen auf dem Spielbudenplatz rund 15 Händler mit Waffeln, Fisch und Obst. „Theaterbesucher nehmen den Spargel sogar mit in die Vorstellung“, weiß Gemüsehändlerin Svenia Ehnert. „Dinkelmeister“ Eckhard Konetzki schätzt, dass seine Kunden zu je einem Drittel aus Kiezgängern, Anwohnern und Theaterfans bestehen. „Komm ma’ lecker bei mich bei“ wirbt der Nachtmarkt auf Plakaten. Yes, we come! » Mi 16–23 Uhr, Spielbudenplatz Snack: Dinkelkeks „Kieztaler“ mit einem Totenkopf aus Kakao vom „Dinkelmeister“ (1 Euro). Snack: Dinkel-Laugencroissant (1,20 Euro) und Maya-Biokaffee (1 Euro pro Becher) von der Hofbäckerei Wittmack aus Bargteheide. Nienstedten (Öko) Schon angegrillt? Auf dem ersten Ökowochenmarkt Hamburgs, vor 20 Jahren gegründet, gibt es alles, was man für ein vollkommenes Grillfest braucht: Schinkenwürstchen, Thüringer und Nürnberger aus eigener Herstellung bei der Fleischerei Fricke, Bio-Kartoffeln für den Salat, Oliven-Ciabatta und Auberginen beim Demeter-Hof Wörme. Sogar auf Ketchup muss man nicht verzichten: „Jähncke Naturkost“ ist der „Tante-Emma-Laden“ auf dem kleinen gepflasterten Platz mit dem Baum, um den sich die fünf Stände scharen. Jochen Jähnke hat fast alles, von Müsli bis zu Rotkohl, im Glas. Und gleich neben dem Markt gibt es auch noch Parkplätze. Praktischer geht’s wirklich nicht. » Fr 9–12.30 Uhr (Öko), Nienstedtener Marktplatz Snack: Zwiebelpizza am Stand „Vegetarische Spezialitäten“ von Michael Althaus und Sabine Kunze (2,50 Euro). Snack: Milchreis mit Marmelade von Jähncke Naturkost (2,20 Euro). St. Georg (Öko) Altona „Mann, bist du spät heute, ich hab so auf dich gewartet“, scherzt Nicole Weber vom Würstchenstand mit Stammgast Guido. Der Kurierfahrer kommt jeden Donnerstag an ihren Imbiss und mag am liebsten die Frikadellen. Manchmal bestellt er auch etwas anderes, wie Currywurst oder Erbsensuppe. „Das wär mir sonst zu langweilig“, sagt er. Nebenan steht Gemüsehändler Matthias Klinck. Er hat den schönsten Ausblick auf dem Minimarkt, der seit Frühjahr 2008 aus nur vier bis fünf Ständen besteht. Über Tomaten, Spargel und Becher mit geschälter Ananas hinweg schaut er direkt auf die Elbe und Dock 11 von Blohm + Voss. Und auf BlumenGitte, mit der die kleine Runde fast schon komplett ist. Zauberhaft lächelnd verkauft sie Orchideen, Strelitzien und gefüllte englische Rosen, die sie nachts vom Großmarkt holt. » Do 9–15 Uhr, Große Elbstraße/Fischmarkt Snack: Hausgemachte Frikadelle von Nicole Weber (Wagen „Urda’s Imbiss“, 2 Euro). St. Pauli (Öko) Vormittags ist er noch auf dem Rahlstedter Markt, doch ab 14.30 Uhr parkt Peter Bruno vom Ökohof Bruno seinen Wagen vor der Roten Flora in der Schanze. Bio-Frischfleisch wie Lammnacken und Kalbsgulasch gibt es dann bei ihm, aber auch Eiersalat und Ziegenbrie. Wenn die Sonne aus dem Schulterblatt ein wuseliges Pflaster macht, profitieren davon nicht nur die Cafés wie das Bedford oder das Transmontana, sondern auch die sechs bis neun Händler, die direkt vor den Cappucino-Trinkern auf der Piazza ihre Geschäfte machen. Lukas Pilarski von „Neptuns Fischreich“ verkauft mehr Fischfrikadellen, der Demeter-Hof Wörme mehr Wurzeln und bei der Nudelei schrumpfen die Gnocchiberge. » Do 13.30–18.30 Uhr, Schulterblatt Snack: Löwenzahn-Frischkäse von der Nudelei (100 Gramm, 1,89 Euro), dazu ein Sonnenblumenbrötchen von der Effenberger Vollkornbäckerei (0,60 Euro). „Kiek mal wedder in“ steht auf dem Kassenbon von Ute & Wolfgang Backhus, die mit ihrem Fisch-Feinkost-Wagen im Finksweg auf dem 1300 Quadratmeter großen Markt stehen, den sie sich mit 20 Kollegen teilen. Unweit der Landungsbrücke Finkenwerder haben sie eine große Auswahl Geräuchertes im Angebot. Forelle, Heilbutt, Aal, Lachs, Makrele, sogar geräucherter Rollmops. Da schaut die Kundschaft gerne wieder rein. Kerstin Marckwardt handelt mit Geflügel. Ganze Suppenhühner, Hähnchen und Roaster (besonders fleischige Hühner) gehen über ihren Tresen und landen in Finkenwerders Kochtöpfen – zusammen mit Gemüse vom Hof Göbel, deren gefärbte Freilandeier (25 Cent pro Stück) aber eher für den Osterbrunch bestimmt sind. Wer dazu auch den Kuchen von Michael Jungclaus aus Stade servieren möchte, muss früh aufstehen: Kurz nach 10 Uhr sind an diesem Sonnabend viele seiner Bleche schon leer. Butterkuchen ist aus, Rosenkuchen, Sahneschnitten und Kirsch-Sahne-Butterkuchen auch. Drei Stück Rhabarber-Rahm-Kuchen (Stück 1,30 Euro) sind noch da. Aber bestimmt nicht mehr lange. Erst am Nachmittag sind die letzten Händler auf dem ganztägigen Ökomarkt in der Langen Reihe angekommen. Mit den Öffnungszeiten des Ökosupermarkts „Bio Company“ genau gegenüber können die Marktstände zwar nicht konkurrieren, aber sehr wohl mit Qualität und Warenangebot. Gurken und Radieschen kommen jetzt frisch aus der Region. „Söths Bioland“ verkauft die ersten Kräutertöpfe wie Koriander oder Petersilie aus Nordfriesland, am Demeter-Stand von Peter Bielefeldt sind Feldsalat, Löwenzahn und Agano-Salat aus den Vierlanden begehrt. Auch für Brot, Fleisch, Fisch und Käse ist gesorgt: Obwohl der quirlige Markt nur zehn Stände hat, deckt er das ganze klassische Spektrum ab. » Do 9–13.30, Fr 9–18.30 Uhr (Öko), Carl-von-Ossietzky-Platz/ Lange Reihe Snack: ½ Mettwurst-Brötchen (1 Euro) und eine Capri-Sonne (0,50 Euro) an der Wurstbude Vossberg und Schilling. Goldbekmarkt Winterhude Im Vorbeigehen streift der Blick genüsslich über die Delikatessen von „Délices de France“: Croissants, Morbier, Mousse de Canard und – zack! – steht Fuß auf Fuß. Ein gemurmeltes „’tschuldigung“ reicht aber völlig aus, denn kleine Zusammenstöße sind auf dem Goldbekmarkt völlig normal. In der engen Gasse und mit Blick auf den idyllischen Goldbekkanal kommt es leicht zu Staus – besonders am Sonnabend, wenn jeder fürs Wochenende an 81 Ständen die leckersten Happen ergattern will. Portugiesische Törtchen, Scampi-Schlemmereien, Kräuteroliven wohin man schaut. Die große gelbe Saftpresse am Obst- und Gemüse-Stand von „Bernd & Angela“ ist mittendrin ein Anziehungspunkt für eine kurze Pause. Nach einem Becher Orangensaft (1 Euro) geht es erfrischt weiter. Aber wahrscheinlich nur bis zu „Käse, Wein und mehr“, um am auffälligen 30 Jahre alten Marktwagen von Uwe Quentmeier die warmen Panini mit Fenchelsalami (3,80 Euro) zu probieren. Je wärmer es draußen wird, desto weiter breitet sich das bunte Treiben auch auf den Goldbekplatz aus. Im Sommer quellen die Menschen aus dem Marktschlauch heraus wie Sahne aus einem Blätterteighörnchen und scheinen zur Stärkung unbedingt einen Milchkaffee im gegenüberliegenden Marktkaffee zu brauchen. Ihre Kinder vergnügen sich derweil auf dem angrenzenden Spielplatz, der zurzeit generalüberholt wird. » Di/Do/Sa 8.30–13 Uhr, Goldbekufer Snack: Himbeer-und-weißeSchokolade-Muffin von Meckmans Muffins (1,20 Euro). Snack: Mandelhörnchen von Naturkost Fuchs (1,75 Euro). Eppendorf (Öko) Barmbek-Nord „Herr Direktor, was ist das?“ Die alte Dame mit der kecken Ballonmütze zeigt in die 13 Meter lange Auslage der Fleischerei Willibert Rex. „Das sind gewürzte Hähnchenflügel“, antwortet Junior Marco Rex. „Zwei“, sagt sie nur und hebt Zeige- und Mittelfinger. Eine zielsichere Wahl. Um die Ecke, vor Obsthof Benecke, toben zwei Kinder. Dass Maik Benecke aus Moorende übers Jahr 32 Sorten Äpfel anbietet, interessiert sie nicht die Bohne. Zurzeit hat er 15 Sorten am Stand, erst Ende Juli kommen die frischen Sommeräpfel, wie Jamba und Astramel. Aber noch ist Frühling, Plüschküken und Stoffhäschen bevölkern die gebundenen Sträuße bei „Bärbels Blumen“. Tulpen gehen gut und Osterglocken. Hübsch sind auch die blauen Perlhyazinthen, mit ihren eiförmigen Zwiebeln, die intensiv duften, wenn sie erblühen. Ein lebendiger Nachmittagsmarkt ist das hier mit den 22 Ständen auf dem Parkplatz-Karree zwischen U-Bahnhof Barmbek und Museum der Arbeit. Der Mix aus Jung und Alt stimmt. » Di 8.30–13, Fr 14–18 Uhr, Wiesendamm/Bert-Kaempfert-Platz Snack: 100 Gramm Krabbensalat vom Krabbenhandel Kerstin Thaden (2 Euro), ein Brötchen von Jörg Kases Brot- & Kuchenstand (0,80 Euro). Feiner Nieselregen fällt auf den Strohballen und die darauf aufgetürmten Hokkaidokürbisse am Amalur-Bioland-Stand, aber die paar Tropfen halten die Eppendorfer nicht von ihrem Samstagseinkauf ab. Fast überall kann man sich unterstellen und am „Friesische Feinkost“-Wagen von Agnes und Dirk Eggers sogar probieren. Backensholzer „Friesisch Blue“, den würzig-cremigen Blauschimmelkäse zum Beispiel. Appetitlich schauen auch die Ziegenfrischkäse-Pralinen und der Möhrensalat mit Kürbis-, Sonnenblumen- und Pinienkernen (100 Gramm 1,29 Euro) aus. Aber nicht jeder ist nur wegen der frischen Lebensmittel hier. Am kleinen Stand von Anna Barnstorf, der „Blumenmanufaktur“, lassen sich ausgesuchte Pflanzenschönheiten entdecken: maigrüne Muschelblumen, lila-weiß-karierte Schachbrettblumen und zartblaue Vergissmeinnicht. Die freuen sich bestimmt über den Regen, der immer stärker wird und die Kunden unter dem gelben Dach der Metzgerei Dreymann enger zusammenrücken lässt. Snack: Die Bio-Currywurst von der Demeter-Metzgerei Dreymann (2,50 Euro). Farmsen-Berne Di/Do 14–18 Uhr, Berner Heerweg Fischmarkt Altona Fuhlsbüttel Mi/Fr 8.30–13 Uhr, Ratsmühlendamm Sonntag. Kurz nach sieben. Die Sonne scheint. Während sich die meisten Hamburger noch im Bett räkeln, ist auf dem Fischmarkt bereits ordentlich Betrieb: Mit Stadtplänen bewaffnet bestaunen Touristen die Hamburger Attraktion, neben ihnen junge Leute, die direkt von den Tanztempeln des Kiez hergewandert sind, zum Katerfrühstück mit Fisch und Bratkartoffeln. Der Geräuschpegel hat jedenfalls ClubQualität: Hähne krähen in ihren Käfigen, Marktschreier verkünden die Erdbeersaison, und in der altehrwürden Fischauktionshalle wird getanzt, gefuttert, geküsst und natürlich auch viel geknipst – denn ihr Fischmarkterlebnis wollen die meisten Besucher im Bild festhalten. Es ist ja auch ein Erlebnis. Birte Schütt ist dafür mit ihren Mädels eigens um 5 Uhr früh in Stade gestartet. „Noch 20 Tage alleine rocken“ hat sie auf ihre Jeansweste genäht – sie feiert ihren Junggesellinnenabschied, ist gut gelaunt und „will gucken, was der Tag so bringt“. „Hier komm her!“, ruft Bananen-Fred in einer Tour. Dabei hat sich vor seinem offenen Wagen bereits eine riesige Menschentraube versammelt und wundert sich, wie viel Gemüse und Obst ein Mensch in eine kleine Basttasche stopfen kann. Melonen, Ananas, Erdbeeren, Zwiebeln – schwupps, da schmeißt er auch noch eine Banane in die Menge. „Bitte kaufen Sie jetzt“, bellt Bananen-Fred mit heiseren Stimmbändern, aber viele der Marktbesucher wollen einfach nur gucken – und flanieren weiter zu Aal-Kai. Dort kostet jedes Fischpaket nur 20 Euro. Einen Fisch nach dem anderen klatscht Kai geräuschvoll auf einen Bogen Einschlagpapier. Zwei Aale, einen Heilbutt, eine Schillerlocke. Und Bücklingsfilet. „Das schmeckt zwar nicht, aber muss ja auch mal weg.“ Die Menge quittiert es mit einem Lachen. Seit dem Jahr 1703 geht es hier jeden Sonntag so lautstark zu. Damals wurde auf dem Markt nur mit Fisch gehandelt, und damit Hamburgs Bürger die leicht verderbliche Ware noch vor dem Kirchgang um 10 Uhr einkaufen und wieder nach Hause bringen konnten, hat man ihnen die außergewöhnlichen Marktöffnungszeiten am frühen Sonntagmorgen gewährt. Heute erinnern zwei Bronzeskulpturen mit Fischverkäufern an die goldenen Zeiten, als allein mit den Flossentieren aus Nordsee und Elbe noch das große Geschäft zu machen war. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts wurden auf dem Hamburger Fischmarkt auch Gemüse, Obst und Pflanzen angepriesen. Zwar eröffnete 1876 noch der „Schellfischtunnel“ – so hieß im Volksmund die unterirdische Schienenverbindung zwischen Altonaer Bahnhof und Fischereihafen, die später auf die Länge von einem Kilometer ausgebaut wurde. Aber der Bau der Fischauktionshalle im Jahr 1896 war für die Elbfischer vor allem Wirtschaftshilfe: Hier konnten sie – auch gegen die Konkurrenz großer Dampfer und Flotten – noch angemessene Preise für ihren Fang erzielen. Mit der Errichtung großer Kühlhäuser und Fabriken zu Beginn des 19. Jahrhunderts war jedoch auch die Fischauktionshalle überflüssig. Heute wird Fisch längst nicht mehr direkt vom Wasser angelandet, sondern per Lkw angefahren, aber dafür ist die Halle zum beliebten Fotomotiv für Touristen und zum Veranstaltungsort mit Lokalkolorit geworden – Ole von Beusts CDU feiert hier gerne rauschende Wahlpartys. Eine bunte Sammeltüte für jeden Geschmack. Nach dem Prinzip „Gemischtwarensammlung“ wird zwischen Stilwerkbrücke und Hafentreppe oft gearbeitet. Nicht nur Aal-Kai, auch Nudel-Olli, Käse-Tommi und Der Holländische Schokoladekönig verkaufen ihre Produkte in der Sammeltüte. Meistens für zehn Euro, Showschreien inklusive. Man möchte ihnen ein Salbeibonbon für den Hals zuwerfen, aber dann kommt der eigene Hunger durch. Ein Crêpe mit Kinderschokolade (2,50 Euro) bei Bade-Zerbe ist da gerade recht. Oder vielleicht doch lieber eine Portion Bratkartoffeln mit Spiegelei in der Fischauktionshalle? Dort ist es warm, und um 8.30 Uhr wird immer noch getanzt. Groß Borstel Do 11–19 Uhr, Borsteler Chaussee Groß Flottbek Mi/Sa 8-13 Uhr, Osdorfer Landstraße Hamm-Nord Di 9–13, Fr 12.30–18 Uhr, Bei der Vogelstange Horn Do 9–13 Uhr, Meurerweg Hummelsbüttel Do 9–14 Uhr, Norbert-Schmid-Platz Jenfeld Mi 14–18, Fr 14–18.30 Uhr, Bei den Höfen Kirchsteinbek Do 10-15 Uhr, Steinbeker Marktstraße 1 Langenhorn Do 8.30–13 Uhr, Schmuggelstieg; Di 13.30–18, Sa 8.30–13 Uhr, Langenhorner Markt Lohbrügge Mi/Sa 8–13 Uhr, Lohbrügger Markt Lokstedt Mi 8.30–13 Uhr, Grelckstraße Lurup Do 8–13 Uhr, Eckhoffplatz; Di/Do 14–19 Uhr, Elbgaustraße 120 Neugraben-Fischbek Di/Do/Sa 7–13 Uhr, Neugrabener Markt/Marktpassage Niendorf Fr 8–12 Uhr, Quedlinburger Weg; Do/Sa 08.30–13, Fr 9–12.30 Uhr (öko), Tibarg Poppenbüttel Fr 13–18.30 Uhr, Moorhof Rahlstedt Mi/Sa 8–13, Do 9–13 Uhr (Öko), Rahlstedter Bahnhofstraße; Di 8.30–13, Fr 9–18 Uhr, Hermann-Balk-Straße Rissen Di/Sa 7–14 Uhr, Wedeler Landstraße vor Nr. 30 Rothenburgsort Mi/Sa 8–13 Uhr, Rothenburgsorter Marktplatz Rotherbaum Sa 8–14 Uhr, Rothenbaumchaussee vor Nr. 64 (Museum für Völkerkunde) Sasel Do/Sa 8–13 Uhr, Saseler Markt Schnelsen Di/Fr 08.30–13 Uhr, Wählingsallee Steilshoop Di/Fr 14–18.30 Uhr, Schreyerring Uhlenhorst Di 14–18, Fr 8.30–13 Uhr, Immenhof Wandsbek Sa 8–13 Uhr, Rauschener Ring 2 » So 5–9.30 Uhr, Fischmarkt Snack: Räucherlachs-Brötchen vom Hamburger Fischimbiss Marx und Sohn (3 Euro), dazu ein Apfel-Karotten-Saft vom Saftladen Gebrüder Peters (2 Euro). » Do 11–18.30 (öko), Sa 10–15 Uhr (öko), Marie-Jonas-Platz (Eppendorfer Landstraße / Kümmellstraße) Eimsbüttel Mi/Sa 8.30–13 Uhr, Lappenbergsallee/Bei der Apostelkirche Ein Klassiker seit 1703: der Fischmarkt an der Elbe. Finkenwerder » Di/Sa 7–12 Uhr, Finksweg » Do 8.30–14 Uhr, Turmweg Spritzenplatz Snack: Kartoffelsuppe mit Kraut u. Wurst von Suppedito (4,50 Euro). Wellingsbüttel Feldsalat, Rauke, Postelein und der Asiasalat-Mix (zwischen 1,59 und 1,99 Euro pro 100 Gramm) sind das Grün der Saison bei der Gärtnerei Gut Wulksfelde aus Tangstedt. „Der regionale Anbau ist den Kunden sehr wichtig“, sagt Maria Rothe, die seit vier Jahren Bio-Obst und -Gemüse verkauft – unter anderem auch auf dem 1400-Qadratmeter-Platz in Wellingsbüttel, den sie sich mit 27 weiteren Ständen teilt. Und was ist mit den acht Kilo Bananen, die gerade an eine Kindergartenköchin über den Tisch gehen? „Die kommen aus Peru.“ Aus der Schweiz kommt der Alpkäse am „Bio Delikatessen“Wagen von Michael Paulitsch, der auch Schinken aus Umbrien anbietet. Woher genau ihr eigener Markteinkauf bei „Blumen Timpe“ stammt, die Zweige mit echten schwarzen Oliven und roséfarbene Rosen, das hat Maria Rothe nicht gefragt. Sie war schlicht von ihrer Schönheit verzückt. Höhe Bergedorfer Schlossgarten Snack: Blätterteigkranz von Bäckerei Koalick aus Schönberg (1,20 Euro). Klein, aber fein und kunterbunt: der Bio-Markt in St. Georg. Eidelstedt Mi/Sa 8.30–13, Fr 8.30–18 Uhr, Alte Elbgaustraße Wein und Käse im Oldtimer: Delikatessen am Goldbekufer. INTERNET-Service www.hamburger-wochenmaerkte.de www.oeko-wochenmarkt.de FOTOS: PETRA NICKISCH (12), JÜRGEN JOOST, PR Kräuter und Blühendes am Schlossgarten: der Markt in Bergedorf. Wilhelmsburg Mi/Sa 7–13 Uhr, Stübenplatz; Di 8–13, Fr 8.30–17.30 Uhr, Berta-Kröger-Platz; Do 14–18 Uhr, Karl-Arnold-Ring/Kirchdorfer Damm Winterhude Mi 10–16 Uhr, Dakarweg; Mi 11–18, Fr 14.30–18.30 (Öko), Sa 8–13 Uhr, Winterhuder Marktplatz Wohldorf-Ohlstedt Di/Fr 8–13 Uhr, Brunskrogweg V VI › BROT & SPIELE Ostern, 3./4./5. April 2010 Samurai-Sudoku 3 1 2 5 4 2 9 4 8 5 2 8 1 5 8 3 5 7 3 6 5 4 1 8 6 8 1 2 9 2 3 5 3 8 5 9 5 3 9 7 1 FOTO: GRAFIKANSTALT 21 22 23 25 35 36 15 42 40 47 50 Senkrecht 1 Endloses Gebet der Muslime. 2 Donnerwetter, hier raucht sogar schon die Schwefelsäure. 3 Er sorgt dafür, dass es beim Ottomotor gerecht zugeht. 4 Der büßt, weil er Hera begehrte, in der Unterwelt. 5 Im Wasser schwimmende Abkürzung einer Winkelfunktion. 6 Den Platz im Dorfe kennen Sie für Menschen und für’s Federvieh. 7 Hier kurt man in Rheinland-Pfalz. 8 Einer, der so ist, rührt keinen Finger. 9 „Was ist der langen Rede kurzer …?“ (Schiller „Wallenstein“) 10 Ehemaliger Fußballbundesliga-Stadtteil von Krefeld. 11 Lateinischer vor-Name. 12 Böse Zungen behaupten, ihretwegen seien Pferderennen erfunden worden. 13 Aufgabe für Orden. 14 Damit ködert der Jäger. 15 Bringt die Moldau der Elbe neues Wasser, ist das von ihr längst drin. 24 Auf fremdem ... steht die Saat gut. 25 Auch Opern gibt es von dem, der auszog, das Fürchten zu lernen. 27 Zeitiger Auftakt erfolgversprechender engl. Bettgeschichte. 28 Brotaufstrich für Obstliebhaber. 30 Mit diesem Schiff ist es vorbei. 32 Grafschaft im Weserland - ist als Ausflugsziel bekannt. 33 Die römische Göttin Viktoria in Griechenland. 34 Ist in Aktenordnern richtungweisend. 36 „... Ahnung“ sagt der Berliner. 38 Vornämlicher Teil Puccinis. 39 Teil einer Tierzehe. 40 Hier ein Muss: Leeds durchfließender Fluss. Auflösungen: 5 1 4 7 6 9 2 8 3 7 3 8 1 4 2 6 9 5 6 9 2 5 8 3 4 1 7 2 8 7 4 9 5 1 3 6 9 5 6 3 1 8 7 4 2 1 4 3 6 2 7 8 5 9 2 1 5 3 8 6 7 9 4 4 7 9 2 1 5 3 6 8 6 3 8 9 4 7 5 2 1 5 4 7 8 9 3 2 1 6 3 9 6 7 2 1 4 8 5 1 8 2 6 5 4 9 7 3 IMPRESSUM Chefredaktion: Claus Strunz (V.i.S.d.P.) Redaktion: Anika Riegert (verantwortlich) Art Direction: Julia Wagner Mitarbeiter dieser Ausgabe: Vera Altrock, Thomas Andre, Albrecht Barke, Jörg Block, Oliver vom Hofe, Irene Jung, Heike Kamolz, Thomas Leidig, Karin Lübbe, Peter Maus, Julia Marten, Jens MeyerOdewald, Joachim Mischke, Petra Nickisch, Norman Raap, Kirsten Rick, Maike Schiller, Claudia Sewig, Marcus Stäbler, Josephine Warfelmann Konzeption & Realisation: mar10 media GmbH Geschäftsführer: Nikolas Marten Anzeigen (verantwortlich): Dirk Seidel, Tel. 040/34 72 25 56 Verlag & Druck: Axel Springer AG, Axel-Springer-Platz 1, 20350 Hamburg 52 7 8 5 2 4 3 1 6 9 Waagerecht 1 Die bekommen Sie nur brandneu. 9 Ist in tansanischen Amtsstuben zu vernehmen. 16 Alias ElIskandariya. 17 Wer schreit so schaurig bei Nacht und Wind? (Mz.). 18 Kulinarisches Schaumschlägerprodukt. 19 So reden wir kurz über die Angestelltenrente. 20 Eine Gruppe gleicher Tiere wird hier kopflos. 21 Erbfaktor eines Verkehrmittels. 22 Kann mancher beim Reden nicht finden. 23 Ob eine Straßen- oder Hausdecke; es kommt nur auf den Standpunkt an. 24 Was nicht nur frommen Jasagern noch so über die Lippen kommt. 25 Ludwig war Lehrer und sammelte deutsche Volkslieder. 26 Wer die erste spielt, der ist Bester im Orchester. 29 Hinter dem Kurzen steht das gesamte Nordrhein-Westfalen. 31 Wird es verabreicht, kratzt das Fieber die Kurve. 35 Fluss durch Orel fließt zur Wolga schnell. 37 Hier ein Muss: rechter Oberrheinnebenfluss. 41 Hier wurden von Daun die Preußen verhau’n. 42 Servierende Spielkarte. 43 Bekleckerte ein Römer sich nicht gerade mit Ruhm, fehlte sie ihm. 44 Wofür Deutsche das Auge haben, haben Engländer dies. 45 Die Sensenmänner des alten Griechenlands. 46 Er erlebte 1865 bei Appomattox sein Waterloo. 47 Kunstfreunde finden seine Werke einfach (oder mehrfach) tierisch. 48 Obwohl es selten ist, kommt es in Terrarien dauernd vor. 49 Mit einem „H“ davor kann man dieses Kfz-Z. überziehen. 50 Als Hochverräter endete Michel, der Herzog von Elchingen. 51 Das war den Griechen neu. 52 Hiermit zahlt man in Albanien. 51 4 9 3 6 1 8 5 2 7 49 39 2 1 6 9 7 5 8 4 3 48 46 8 3 1 4 9 6 5 7 2 45 38 30 43 5 6 7 2 3 1 9 8 4 44 29 37 4 9 2 7 5 8 3 1 6 41 34 28 6 4 8 5 1 7 2 9 3 33 27 1 2 9 8 6 3 4 5 7 32 26 7 5 3 9 4 2 8 6 1 24 8 5 1 4 7 9 6 3 2 8 5 1 9 7 4 6 2 5 1 3 8 FOTO: PR 20 9 6 4 1 3 2 8 5 7 3 9 4 2 1 6 3 8 9 7 4 5 Fischmarkt 5, Tel. 68 87 30 34, 4.4., 12 Uhr, www.sichtbar-im-elbrausch.de, 5 Euro plus Verzehr. 19 7 2 3 5 6 8 1 4 9 7 2 6 3 8 5 1 7 4 6 2 9 » SICHTBAR IM ELBRAUSCH, 18 31 14 17 4 2 1 9 3 6 5 7 8 1 6 9 4 3 2 7 5 8 1 9 6 » HOTEL ATLANTIC, An der Alster 72–79, 4.4., 12 Uhr, 54 Euro (Kinder bis 6 J. frei, bis 12 J. 27 Euro), Anmeldung unter Tel. 288 88 11, www.atlantic.de SCHIFFFAHRTSLINIE, Bergedorfer Hafen, 4./5.4., 10 Uhr, 26 Euro, Anmeldung unter Tel. 73 67 56 90. 16 13 3 6 5 8 7 4 9 2 1 4 3 7 6 5 8 9 4 1 7 3 2 » BARKASSE DER BERGEDORFER 12 8 7 9 2 5 1 3 6 4 5 8 2 7 9 1 2 6 3 4 5 8 So edel wie im Atlantic geht es in der gemütlichen Café-Bar am Fischmarkt am Ostersonntag nicht zu. Dafür kommt Nina Hagen und liest, während die Gäste exzellenten Kaffee und frische Bagels genießen, aus ihrem Buch „Bekenntnisse“. Danach singt sie mit Mighty Howard Gospels. Durchdringend, melodiös und eindrucksvoll – festtagsgemäß. 11 2 8 5 6 3 7 9 4 1 Empfangen werden die Gäste des Osterbrunchs in der Lobby – stilvoll mit einem Glas Champagner. Dann geht’s in den Alstersalon. Warme und kalte Speisen, Kaffee, Tee und Pianomusik sind im Preis inbegriffen und obendrein Entspannung für Eltern. Denn die Kinder suchen im Atrium Ostereier, sobald sie nichts mehr an den Tischen hält. 10 9 4 7 1 2 5 6 8 3 Am Sonntag und Montag startet die Barkasse der Bergedorfer Schifffahrtslinie zum dreistündigen Osterbrunch in die Marschlande, auf der Dove-Elbe vorbei an der Reitbrooker Mühle bis zur Tatenberger Bucht – mit kulinarischen Köstlichkeiten für die Seefahrer an Bord: stilechte Fischgerichte, Fleisch, Aufschnitt, Käsespezialitäten und Salate. 9 3 1 6 8 9 4 5 2 7 Gospel-Brunch 8 1 2 4 5 8 6 3 7 9 Familien-Brunch 7 8 6 3 4 7 9 2 1 5 Barkassen-Osterbrunch 6 5 7 9 3 1 2 8 6 4 CAFÉ-BAR 5 I S E R W R A C K HOTEL 4 L U D E R A I R E SCHIFF 3 E H R E N K R A L Essen und ausgehen 2 H U E T E C O M O 1 Ingwer schälen, in dünne Scheiben schneiden. Koriandersamen in einer Pfanne rösten, dann zerstoßen. Zitronengras in kleine Stücke schneiden. Ingwer, Zitronengras, Koriander und Zitronensaft in den Joghurt rühren, mit Salz und Zucker abschmecken. 2 Den Tafelspitz grob vom Fett befreien und mit dem Joghurt 48 Stunden marinieren. 3 Den Tafelspitz mit der Marinade bei 160 °C ca. 90 Minuten im vorgeheizten Ofen schmoren. Dabei einen Behälter mit Wasser in den Ofen stellen. 4 Topinambur schälen, in kleine Würfel schneiden und blanchieren. Anschließend in Butter langsam braten. Mit Salz, Pfeffer und Zitrone abschmecken. 5 Mit Mehl, Schalotten und Butter eine helle Mehlschwitze bereiten, Kalbsfond und Sahne einrühren, etwas einköcheln. Anschließend mit Wasabipulver, Salz und Zucker abschmecken und durch ein feines Sieb passieren. Mit der Crème fraîche verfeinern. 1 A N T E G E L E E 600 g Topinambur 500 ml Kalbsfond 50 ml Sahne 50 g Crème fraîche Wasabipulver 20 g gehackte Schalotten 20 g Butter, 20 g Mehl Für scharfe Denker U E R D I N G E N Für 4 Personen: 800 g Kalbstafelspitz 300 g Joghurt 2 Stangen Zimt 30 g frischer Ingwer 20 g Koriandersamen Saft von 1 Zitrone, 1 Limone 3 Stangen Zitronengras 2 Weder Orientierung noch Trost bietet das Schwarz des Mahnmals, das Sol LeWitt 1987 für die Stadt Münster konzipiert hatte. Die Politiker dort lehnten den späteren Ankauf des Monuments ab, deshalb schenkte der Künstler 1989 „das wichtigste Stück, das ich je gemacht habe“ der Stadt Hamburg. Er spendete sein Honorar, wählte einen Platz vor einem repräsentativen Gebäude und errichtete aus Gasbetonsteinen einen Block von fünfeinhalb Metern Länge, zwei Metern Höhe und zwei Metern Tiefe, der „den fehlenden Juden“ gewidmet ist. S I N N E A R L Y Asiatisch gebeizter Kalbstafelspitz mit Topinambur und Wasabisauce 4 5 9 7 6 Irgendwo in Hamburg. Nur wo? T R A E G K E N E REZEPT VON SEBASTIAN KUNST 5 3 9 1 5 1 bis 9 aufzufüllen. Dabei darf jede Zahl in jeder Zeile und jeder Spalte sowie in jedem 3 x 3 Feld nur einmal vorkommen. Lösung: siehe unten … E D E N K O B E N Tel. 43 41 23, Mo–Sa ab 18 Uhr (Küche bis 23 Uhr), Mittagstisch, Mo–Fr 12–15 Uhr, Sonntag Ruhetag, www.mess.de 2 1 3 8 einen Block mit dem ZentralSudoku teilt! Dabei gelten für jedes der 5 Sudoku-Diagramme die klassischen Spielregeln: Alle Diagramme sind mit den Zahlen 6 2 7 1 5 A N G E R N O R D » Mess, Gastronomie und Weinhandel GmbH, Turnerstraße 9, 6 4 1 3 T A N G E I N E M Tobias Strauch, 41, aufgewachsen in Poppenbüttel, ist Geschäftsführer des Mess. In einem Hotel machte der Sohn einer Deutschen und eines Marokkaners eine Ausbildung zum Koch, arbeitete dann in Frankfurt, am Chiemsee und in der Schweiz. Zurück in Hamburg, absolvierte Strauch die Hotelfachschule als staatlich geprüfter Betriebswirt. Er betreibt neben dem Mess noch das Marblau am Brahmsplatz, die Cocktailbar im St. Pauli Theater und einen Weinladen. 7 5 I X I O N N I K E Kurz-Biografie 1 6 9 V E R T E I L E R W ir sitzen in der „Raucherlounge“, die wir aber nur zum Scherz so nennen. Oder aus Gewohnheit. Es sieht hier eher aus wie im Verköstigungsraum eines, sagen wir, französischen Weinguts. Der stabile Tisch steht fest auf einem Steinfußboden, in Einlassungen an der Wand sind die edlen und guten Tropfen aufgereiht. Früher lag hier mal Teppich, aber den hat Tobias Strauch irgendwann rausgerissen, als wieder mal jemand Buttersäure durch das zerborstene Glas seines Restaurantfensters gespritzt hatte. 1994 eröffnete Strauch das Mess, mit 26. Ein enthusiastischer junger Mann, den es ins von Trödelund Secondhandläden geprägte Karoviertel zog, um seinen Traum vom stilvollen Restaurant mit großer Weinauswahl wahr werden zu lassen. „Ich hatte aber die politische Dimension dieses Ortes unterschätzt“, sagt Strauch. Und erinnert sich: an die Vermummten aus den besetzten Häusern, die nachts durch das Viertel zogen und seinem angeblichen Yuppie-Unternehmen den Garaus bereiten wollten. Mehrfach flogen Pflastersteine. Strauch war zäh, und irgendwann ließen die Gegner von ihrem Vorhaben ab. Gut so: Das Mess ist ein wunderbarer Ort, um die schöne Kultur des Gut-Essens und Gut-Trinkens zu pflegen. Wir wählen Lammcarpaccio und Feldsalat, Dorade und das gute, alte Wiener Schnitzel. Alles Klassiker, alles Gerichte, bei denen man viel falsch machen kann. Strauchs Team macht alles richtig. Die Bratkartoffeln sind der Hit, und dazu passt natürlich ein her- ber Gerstensaft. Zum Leidwesen des Chefs, denn Strauch, der gerne den Sommelier gibt, ist einigermaßen stolz auf seine Weine. 300 Sorten bietet er in seinem Lokal an, in seinem Weinhandel, der direkt gegenüber liegt, sind es sogar noch mehr. Strauch kocht schon länger nicht mehr selbst und hat mit Sebastian Kunst einen Küchenchef, der die Vorlieben Strauchs teilt: Zutaten kommen nur dann in den Topf, wenn sie allen Qualitätsprüfungen standhalten. Und dann werden die Ingredienzen zu kreativen Schöpfungen verarbeitet, die dann „Thunfisch-Mangostapel mit Quitten-Zitronengraschutney, Pak Choi und Jasminreis“ oder „Kalbsleber in Trüffeljus mit geschmortem Chicorée und Birne dazu Kartoffelpüree“ heißen. Drüben, im Weinladen, ist der umtriebige Strauch genauso in seinem Element. Früher hat er die Weinkisten unter den Bänken seines Restaurants gelagert und lächelt bei der Erinnerung daran: „Wir wollen nicht nur teure Weine verkaufen, sondern vor allem: gute. Und die können auch mal preiswerter sein“. Eine Kaffeemaschine, eine von den modernen, schicken, hat er auch im Weinladen, und deswegen kommen die Kreativen aus den Fotolabors und Werbeagenturen auch einfach mal auf einen Latte Macchiato vorbei. Und wenn ihr Blick dann durchs Fenster fällt und Strauchs Lokal findet, dann wissen sie vielleicht auch schon, warum sie später, nach der Arbeit, noch einmal in die Turnerstraße kommen. 6 4 1 4 9 Man nehme Klassiker wie das Wiener Schnitzel, dazu Kreativküche und 300 Weine: So setzt das „Mess“ Standards. TEXT: THOMAS ANDRE • FOTOS: THOMAS LEIDIG 4 8 8 1 4 5 3 4 7 5 4 9 8 1 5 2 2 4 1 6 3 3 1 4 5 9 8 1 4 8 Lösungsweg: Beim Samurai-Sudoku sind vier Eck-Sudokus so um ein ZentralSudoku angeordnet, dass jedes der vier Eck-Sudokus sich je 5 O L E U M H O Y A Alles isst gut 6 4 2 6 7 4 2 9 1 6 5 8 6 7 6 5 N A M A A C K E R LOKAL-TERMIN 6 7 2 Irgendwo in Hamburg: Sol LeWitt: „Black Form … Dedicated to the Missing Jews“, Platz der Republik vor dem Altonaer Rathaus. Einfach gut: Cooles Interieur, beste Zutaten – im Mess steht dem Genuss nichts im Wege. 1 VII Ostern, 3. / 4. / 5. April 2010 › GESTERN & HEUTE D er Himmel über Hamburg war grau. Was im April niemanden verwunderte. Aber musste es schütten wie aus Kübeln? Ein Fähnlein von etwa 120 Menschen hatte sich am Karfreitag 1960 um neun Uhr am Harburger Bahnhof versammelt, um mit einem langen Sternmarsch nach Bergen-Hohne gegen die atomare Bewaffnung zu demonstrieren. Lektion Nummer eins: Es gibt ein Feiertagsgesetz. „Losziehen durften wir deshalb erst um elf“, erinnert sich Konrad Tempel, der den Marsch zusammen mit seiner Frau Helga initiiert hatte. Im Dezember 1959 war bekannt geworden, dass auf dem Bundeswehr-Truppenübungsplatz in Bergen-Hohne so genannte „Honest John“-Raketen stationiert werden sollten, die kleinsten mit Kernwaffen bestückbaren Boden-Boden-Raketen der US-Armee. 1958 hatte der Bundestag gegen den heftigen Widerstand der SPD-Opposition zudem beschlossen, die erst junge Bundeswehr mit nuklearfähigen Trägersystemen auszustatten. Diese taktischen Waffen seien „nichts als eine Weiterentwicklung der Artillerie“, hatte Bundeskanzler Konrad Adenauer beschwichtigt. „Selbstverständlich“ müssten „unsere Truppen auch in der normalen Bewaffnung die neueste Entwicklung mitmachen“. Viele Deutsche sahen das etwas anders. Denn zur gleichen Zeit hatte die von SPD und DGB ins Leben gerufene Kampagne „Kampf dem Atomtod“ bundesweit mehr als 350000 Menschen mobilisiert. Allein in Hamburg kamen zu einer Kundgebung im April 1958 vor dem Rathaus 150000 Menschen zusammen. Die fünfziger Jahre waren nicht nur die Zeit der Nierentische, selbstgehäkelten Eierwärmer und Kofferradios. Die Erinnerungen an den Krieg waren noch wach. Und nun entschied sich die Adenauer-Regierung, das Konzept der atomaren Abschreckung mitzutragen. Die Honest-John-Raketen würden den Einsatz von Atomwaffen von deutschem Boden aus ermöglichen. Damit machte sich Deutschland theoretisch auch zum Ziel eines Gegenschlags. Schon wurden erste Atombunker geplant. Im schlimmsten Fall, schrieb der Hamburger Physikprofessor und CDU-Bundestagsabgeordnete Pascual Jordan, werde sich die Menschheit „daran gewöhnen müssen, für Jahrzehnte unter der Erde zu leben“. „Die haben uns damals Sand in die Augen gestreut“, sagt Helga Tempel. „Wir Lehrer sollten un- Start der Friedensbewegung: 120 Pazifisten wandern am 15. April 1960 zum Truppenübungsplatz Bergen-Hohne. FOTOS: ULLSTEINBILD/DPA, ANDREAS LAIBLE (6) Aus Detlef Ekes Fotoalbum: eine Aufnahme vom Ostermarsch ’61. 50 JAHRE OSTERMÄRSCHE Links zwo drei Detlef Eke, 68, Gewerbelehrer im Ruhestand. vier… Ich war 17, machte eine Ausbildung als Klempnerinstallateur und habe mit meiner Ahrensburger DGB-Jugendgruppe am Marsch nach Bergen-Hohne teilgenommen. Wir hatten schon oft Fahrradtouren in die Heide gemacht, also nahmen wir Schlafsäcke und Räder mit. Ich war eigentlich nicht Pazifist, aber für Gewaltfreiheit. Mein Vater war im Krieg gefallen. Wir haben mitgemacht, weil wir politisiert waren, vielleicht war auch Abenteuerlust dabei. Es herrschte der Kalte Krieg, aber die Gefährlichkeit der Nuklearwaffen war uns klar. Wir waren überzeugt, dass wir in Deutschland diese Waffen nicht brauchten und dass sie vor allem der Eskalation dienen würden. Am Karfreitag 1960 trafen wir uns Harald Krüger, 69, Busunternehmer. Ich war Kfz-Schlosser, Kriegsdienstverweigerer und aktiver Atomwaffengegner. Es gab einen Aufruf zum Ostermarsch nach Bergen-Hohne, und im Schwimmverein hat mich ein Sportsfreund gefragt: Willst du mit? Warum das Marschieren den Soldaten überlassen? Am Karfreitag 1960 begann in Hamburg der erste Ostermarsch. IRENE JUNG über den Tag, der die Republik veränderte. FOTO: IRENE JUNG Äußerst knifflig war für die jungen Initiatoren vor seren Schülern sagen: Wenn ein Atom-Alarm kommt, allem eins: Der Marsch sollte von niemandem poligeht ihr alle in den Keller und haltet notfalls eine tisch instrumentalisiert werden können. Die politiAktentasche über euren Kopf. Solche Einlull-Parolen sche Situation war aufgeheizt. Herbert Wehner, der wurden damals ausgegeben.“ 1959 hatte das Lehrereinflussreiche SPD-Fraktionschef, war überzeugt, ehepaar Tempel in Großbritannien an einem Dreidass die SPD niemals an die Macht gelangen würde, Tage-Protestmarsch der Anti-Atom-Bewegung CND wenn sie sich der Adenauer’schen Politik der Ab(Campaign for Nuclear Disarmament) teilgenomschreckung widersetzte. Aus diesem Grunde hatten men, der zehntausend Menschen auf die Beine brachsich die Sozialdemokraten zwischenzeitlich abrupt te. CND-Präsident und Symbolfigur war der britische aus der „Kampf dem Atomtod“-Bewegung zurückMathematiker und Literaturnobelpreisträger Lord gezogen. SPD- und DGB-Mitglieder sollten also keiBertrand Russell, der 1955 in einem Manifest zusamnesfalls an den „obskuren“ Ostermärschen teilnehmen mit Albert Schweitzer vor einem möglichen numen, womöglich noch neben irgendwelchen Komklearen Holocaust gewarnt hatte. Unter norddeutmunisten. Auch der DGB-Vorstand wollte nicht zuschen Kriegsdienstverweigerer-Verbänden warben lassen, „dass sich unsere Kolledie Tempels dafür, nun einen entgen an Aktionen beteiligen, die sprechenden Protestmarsch nach nicht von Idealisten, sondern von Bergen-Hohne zu starten. So etpolitisch undurchsichtigen Kräfwas war „im Deutschland des Jahten und Hintermännern im Inres 1960 alles andere als ein Zuteresse gegnerischer politischer ckerschlecken“, erinnert sich der Ziele gesteuert werden.“ Politikwissenschaftler Andreas Die Tempels gehören der christBuro, der am ersten Ostermarsch lichen Gemeinschaft der Quäker mit 24 Mitmarschierenden von an. „Wir kommen aus einer TradiBraunschweig aus teilnahm. Bei tion von Menschen, die sehr oft derherrschendenOst-West-Feindetwas als erste getan haben: keine schaft „wollte es schon etwas heiSklaven mehr halten, Irrenhäuser ßen, wenn normale Menschen es „Unser Nein zur auflösen, Schulen für alle bauen. wagten, gegen Atomwaffen in Ost Atombombe ist ein Ja Deshalb hatten wir 1960 auch keiund West zu protestieren.“ zur Demokratie.“ ne Angst, mit den Ostermärschen Der Hamburger Aktionskreis zu beginnen“, sagt Tempel. „Wir für Gewaltlosigkeit hatte alles vorKonrad & Helga Tempel, Initiatoren waren überzeugt, dass alle Verdes ersten Ostermarschs 1960. bereitet. In Tageszeitungen, auch nünftigen einen ersten Schritt dem Abendblatt, waren Treffpunkt machen müssen.“ und Zeit vermeldet worden. „Wir Die Organisatoren wollten sich mit dem Marsch sind vorher die gesamte Strecke abgefahren. In Soltau ganz klar gegen Atomwaffen in West und Ost wenden. sollte in einer Turnhalle, in Sprötze im Jugendheim Die Frage war, ob andere nur gegen US-Atomwaffen und in Schneverdingen in einer Scheune übernachtet oder nur gegen UdSSR-Atomwaffen eintreten wollwerden“, sagt Konrad Tempel. Geplant waren drei ten. „Wir verstanden nicht, warum jemand freundlich Etappen von je 25 bis 30 Kilometern, meist auf Bunzur DDR eingestellt sein konnte. Umgekehrt waren desstraßen. Später gab es über die Route immer wiewir als Pazifisten den linken Gruppen unverständlich. der Ärger mit der Polizei. Diesmal klappte es nicht Es waren zwei Welten. Aber wir haben gelernt, mitmit der Verpflegung: 150 bestellte Essensportionen einander klarzukommen“, sagt Helga Tempel. standen in einem Lokal plötzlich nicht zur Verfügung. Als die immer größer gewordene Gruppe aus Hamburg Bergen-Hohne erreichte, traf sie auf die Marschsäulen aus Bremen, Hannover/Göttingen und Braunschweig; alle waren überrascht, dass insgesamt mehr als tausend Menschen dort zusammengekommen waren. Die Reden der Abschlusskundgebung am Ostermontag wurden vom Dach eines kleinen Lastwagens aus gehalten. Selbst die mitgeführten Slogans hatte der Aktionskreis sicherheitshalber vorher entworfen, damit kein falscher Zungenschlag hinein käme: „Widerstand gegen Atomwaffen jeder Nation“. Besonders Helga Tempel wurde mit den Jahren zur SloganErfinderin: „Unser Nein zur Atombombe ist ein Ja zur Demokratie“ zum Beispiel. Oder: „Der wahre Mut zeigt sich im Mut zu neuen Wegen“. I n den folgenden Jahren entwickelte sich ein breites Ostermarsch-Bündnis aus unterschiedlichen Milieus und politischen Lagern, von Naturfreunden über Christen bis zu Linken. Aber es blieb bei dem Grundsatz: Organisationen bleiben im Hintergrund, die gemeinsame Sache steht im Vordergrund. Die Aktionen finanzierten sich selbst und fanden prominente Unterstützer – vom Zukunftsforscher Robert Jungk über den Verleger Ernst Rowohlt bis zum Theologen Helmuth Gollwitzer. Auch die Teilnehmerzahlen stiegen rasant: 1963 waren es bereits 50 000, 1967 rund 150 000 und 1968 über 300 000 Menschen. Damit waren die Ostermärsche die erste der neuen sozialen Bewegungen, die organisch wuchsen und die „nicht von Parteien bzw. Organisationen vereinnahmt“ wurden, sondern unabhängig und überparteilich blieben, schreibt der Politologe Christoph Butterwegge. Ab 1968 ging die Bewegung in andere Aktionsformen über – die Studentenbewegung begann. Die Tempels konzentrierten sich ab 1965 für einige Zeit auf ihre Familie mit drei Kindern, bauten ein Haus und engagierten sich im Beruf. Er habe mit den Ostermärschen gelernt, „auch den Friedenswillen von Menschen ernst zu nehmen, die anders denken“, sagt Konrad Tempel. Seit vielen Jahren setzt sich das Paar für den „Zivilen Friedensdienst“ und die internationale „Nonviolent Peaceforce“ ein. um 9 Uhr am Bahnhof Harburg. Einige kamen aus der pazifistischen, andere aus der Arbeiterbewegung. Es gab Reibereien, aber die haben sich auf dem Marsch verflüchtigt. Allerdings hatten wir laufend Theater mit der Polizei, auf welcher Route wir nun laufen durften. Die Leute in der Heide waren vor uns gewarnt worden: Da kämen lauter Kommunisten. Wir wurden zwar nicht beschimpft, aber freundlich begrüßt wurden wir auch nicht. In den späteren Jahren hat sich das geändert. Wollte ich. Da jemand gesucht wurde, der einen Lkw fahren konnte, hab ich mich gemeldet und auf diesem Lkw das Gepäck von Marschteilnehmern hingefahren: Zelte, Rucksäcke, sogar ein paar Fahrräder. Ich erinnere mich noch, dass wir in der Nähe der Bundesstraße 3 bei einem Bauern in der Scheune übernachten sollten. Aber in der Scheune hatten nicht alle Platz, also habe ich mich im Schlafsack unter den Lkw gelegt. Es war ja sehr regnerisch. Horst Warncke, 51, Ingenieur. Der Wedeler nimmt jedes Jahr mit Ehefrau und zwei Söhnen am Ostermarsch teil. In meiner Kindheit war Ostermarsch ein fester Termin wie Ostern und Weihnachten. Ab 1961 haben mich meine Eltern in der Kinderkarre mitgenommen, später bin ich an der Hand gegangen. Meine Mutter hatte fast alle Angehörigen im Krieg verloren, darunter einige bei den Bombenangriffen auf Hamburg. Mein Vater wurde an die Ostfront geschickt, aus seiner Schulklasse hat außer ihm nur einer überlebt. Ich bin gegen Waffenexport, man darf keine bewaffneten Gruppen unterstützen und Gewalt nicht zum Mittel der Politik machen, das erzeugt immer Gegengewalt. Nach 1980 haben in Schleswig-Holstein vor allem Jugendliche die Ostermärsche wiederbelebt. Wir waren dagegen, dass in Deutschland Cruise Missiles und PershingRaketen stationiert werden. Die Friedensmärsche fanden eine breite Unterstützung, auf den Kundgebungen haben Gitte, Peter Maffay, Howard Carpendale, Klaus Lage und TERMINE » Ostermarsch in Wedel, Sa, 3.4., Auftaktkundgebung um 10 Uhr vorm Rathaus Wedel, danach Demozug zum Theaterschiff Batavia. Dort um 12 Uhr Friedensfest und Musik. » Ostermarsch in Hamburg, Mo, 5.4., 11.30 Uhr, Friedensandacht in der Friedenskirche. Auftakt (12 Uhr) vor der Kirche, danach Demo durch die Stadt. 14 Uhr Fest mit Musik auf dem Großneumarkt. www.hamburger-forum.org BAP gesungen. Musik gab es schon beim allerersten Ostermarsch. Da aber Schalmeienkapellen oder Kirchenlieder als Symbole bestimmter Bewegungen unerwünscht waren, stießen Liedermacher und Skifflegruppen in dieses Vakuum. Die „Oma-KörnerBand“, die ich 1994 in Wedel mitgegründet habe, ist seitdem fast jedes Jahr in Wedel beim Ostermarsch dabei und spielt auch bei der diesjährigen Abschlusskundgebung am Theaterschiff Batavia. DemoVeteran: Horst Warncke heute und beim Ostermarsch 1964 – hinter seiner Mutter im weißen Mantel. VIII › STIL & LEBEN Ostern, 3. / 4. / 5. April 2010 HANDGEMACHT Knetende Hände: Mit der Teigwaage werden die Laibe abgewogen, so haben alle die gleiche Garzeit. FOTOS: ISTOCKPHOTO, PRIVAT Mit Laib und Seele Vor fast 25 Jahren öffnete Thomas Effenberger Hamburgs erste Vollkorn-Bäckerei. Die Formel seines Erfolges: Sorgfalt, Geduld und Tradition. Z HEIKE KAMOLZ, 42, Repräsentantin der Hamburg Tourismus GmbH für die Arabischen Golfstaaten, lebt mit Mann und Sohn (8 Monate) in Riad. Während zu Hause noch die letzten Ausläufer des harten Winters zu spüren sind, steigen die Temperaturen in Riad auf fast 40 Grad Celsius. Ich wollte Berufserfahrung im Ausland sammeln, und seit November vergangenen Jahres lebe ich nun hier mit meinem Mann, einem Hamburger, den ich 2004 in Dubai kennenlernte. Wie die meisten Ausländer wohnen wir in einem Compound, einer eingemauerten und von Soldaten bewachten Wohnanlage, der vom Supermarkt über Friseur, Reinigung, Bibliothek und Kindergarten bis hin zum Fitness-Center, Swimming-Pool und Restaurant alles bietet. Innerhalb dieses goldenen Käfigs kann man sich völlig frei bewegen. TEXT: CLAUDIA SEWIG • FOTOS: THOMAS LEIDIG ur Eröffnung am 10. Februar 1986 backte Thomas Effenberger 150 Brote. „Gleich am ersten Tag verkauften wir 50“, sagt er. Heute sind es 10 000 Laibe, die jede Woche die Bäckerei in der Rutschbahn verlassen. Vom Berliner Landbrot bis zum Essener-Vita-plus-x2, dazu Baumkuchen, Bienenstich, Franzbrötchen, Müslistangen – und alles in Vollkorn-Qualität. Nischenprodukte für Ökos? Schon lange nicht mehr. Effenberger setzte Maßstäbe, bevor die Ökowelle „in“ wurde. Aus Überzeugung. Ein Traktor fährt vor. Die Steppkes vom Kindergarten nebenan laufen zusammen, rufen, freuen sich über das Gefährt. Dabei ist ihnen das Spektakel nicht unbekannt: Landwirte aus der Region liefern hier regelmäßig Getreide an. „Wir mahlen erst direkt vor der Verarbeitung“, erklärt Effenberger, und zeigt auf die fünf großen Mühlen. Fast noch wichtiger ist dem gebürtigen Bremer, dass trotz des Selbermahlens der Energieverbrauch zwei Drittel niedriger liegt als bei vergleichbaren Betrieben. Die Nutzung von Abluft, das Wissen um die richtige Belüftung im traditionellen Kühlkeller – Thomas Effenberger denkt ganzheitlich. „Ich habe einen Freund, der ist Bäcker“ heißt das PixieBuch, das im Laden auf der Theke liegt. „Ich habe einen Vater, der ist Bäcker“, könnte Thomas Effenberger seine Biografie betiteln, denn tatsächlich wurde dem 53-Jährigen das Handwerk in die Wiege gelegt. 1971 fing er im elterlichen Betrieb an, der größten Marzipan-Brennerei Bremens. Mit 16 Jahren war er bereits Geselle, überlegte, den Betrieb zu übernehmen und machte 1979 seinen Bäckermeister. „Dann habe ich allerdings einen Naturkostladen gegründet, mein Abitur in der Abendschule nachgeholt und angefangen, Landwirtschaft zu studieren“, erinnert er sich. Einen Hof wollte er kaufen und bewirtschaften, „doch ich habe gemerkt, wie schwer das ist.“ So kam er stattdessen 1985 nach Hamburg und öffnete Anfang 1986 seine Bäckerei. Anfang der 70er-Jahre, sagt Effenberger, habe es eine Vollkorn-Bewegung gegeben, „und heute ist der Markt dafür wieder bereit.“ Das erkennt er auch daran, wie viele Wie- Ein Mann, ein Brot: Weil Thomas Effenberger, 53, bestimmte Sorten besonders langsam backt, öffnen einige Filialen erst um 11 Uhr. derverkäufer seine Produkte in ihr Sortiment aufnehmen wollen. Doch auch da hat Effenberger klare Prinzipien: „Keiner der Wiederverkäufer bekommt mehr als zehn Prozent unserer Produktion. Ich habe mich schließlich selbstständig gemacht, um selbstständig zu sein.“ In zwei großen Plastikwannen an einer Wand der Bäckerei keimt Roggen. „Für das Essener-Brot verwenden wir 50 Prozent verkeimten Roggen“, sagt der Bäckermeister, „das ist ein Brot für echte Feinschmecker.“ Die Prozedur geht auf die Essener zurück, eine jüdische Volksgruppe, und ist 2000 Jahre alt. Durch das Keimen wird der Vitamingehalt des Getreides um ein Vielfaches gesteigert. „Allerdings haben die damals 100 Prozent verkeimt und das Brot dann auf einem Stein getrocknet – das wäre dann doch vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig“, sagt Effenberger und lacht. Wer bei ihm kauft, weiß, was ihn oder sie erwartet: Mit Honig statt mit Zucker gesüßte, reine Vollkorn-Produkte, alle sorgfältig zubereitet und immer frisch verkauft. „Wir frieren nichts ein, und das Ansetzen eines Sauerteiges dau- ert eben seine Zeit“, sagt Effenberger. Und da er strikt dagegen ist, Menschen arbeiten zu lassen, wenn sie in der Tiefschlafphase sein sollten, machen seine Läden zum Teil auch erst um 11 Uhr auf. Wenn das Brot, dessen Entstehungsprozess am Vortag um 7.45 Uhr begonnen hat, fertig ist. Natürlich kann man ein Brot auch schneller backen, wie die meiste Industrieware, und man kann Sonnenblumenund Kürbiskerne auch aus China beziehen. Doch für Thomas Effenberger ist das nichts. „Ökologischer Landbau ist das einzige, was es in Zukunft noch geben wird“, sagt er. Und die Rückbesinnung auf regionale Produkte – sowie eine gewissenhafte Zubereitung. „In Frankreich und Italien hat Essen eine viel größere Bedeutung als bei uns, da verwenden die Menschen auch ganz selbstverständlich mehr Geld und Zeit darauf. Nirgends sind Lebensmittel so billig wie bei uns, und viele stopfen das Essen einfach nur in sich hinein.“ Sagt der Mann, der selten frühstückt. Wenn, dann aber mit selbst eingeweichtem Müsli. Oder einer guten Scheibe Brot. Aber die isst er auch zu jeder anderen Tageszeit gerne. Kontakt » Effenberger Vollkorn-Bäckerei, Stammladen Rutschbahn 18, Mo – Fr 9 – 18 Uhr, Sa 9 – 13 Uhr; Erste Dinkel-Vollkornbäckerei Deutschlands im Dammtorbahnhof, Mo – So 8 – 20 Uhr. Tel. 45 54 45 (Büro); alle weiteren Läden und Stände auf ÖkoWochenmärkten im Internet: www. effenberger-vollkornbaeckerei.de MEIN STYLE-TRIO SCHILLERS STADTGEFLÜSTER „Black“ statt bunt Was machen Sie im Frühling am liebsten? Am liebsten fahre ich Motorrad, wenn die Sonne den Asphalt wärmt. Jetzt sind die Temperaturen perfekt, es ist nicht zu heiß für die Bikerkluft, aber warm genug, um sich den Wind um die Nase pfeifen zu lassen. Und – ich gehe gern klettern, verbinde so optimal Fitness und Meditation. Schwarzes Hemd von Hugo (Hugo Boss), Elisha, Slim Fit, gesehen bei Wormland, Europapassage, um 90 Euro. Die Wochenvorschau MONTAG KINDER: Instrumente aus aller Welt warten im Klingenden Museum darauf, ausprobiert zu werden! Beim Osterspecial unter dem Motto „Alle Vögel sind schon da“ können Familien mit Kindern (6–12 Jahre) Saiten- und Perkussionsinstrumente erleben und gemeinsam ein Musikstück gestalten. Laeiszhalle, 14 und 16 Uhr, Kinder 4, Erwachsene 7 Euro, Anmeldung Tel. 35 75 23 43. DIENSTAG MUSIK: Klassik und Pop fusionieren, wenn The Ten Tenors (von Kennern kurz TTT genannt) ihre starken Solo-Stimmen zu einem aufregenden Klangerlebnis verschmelzen lassen. CCH, 20 Uhr. HÖRSPIEL: „Der Malteser Falke wird unter Sternen gejagt“. Das NDR-Hörspiel des düsteren Detektiv-Klassikers von Dashiell Hammett läuft im Planetarium, 19.30 Uhr. die Hamburger Anthologie „Sex ist eigentlich nicht so mein Ding“, wenig später „Schlechter Sex 2“ und schließlich – man war offenkundig auf eine Marktlücke gestoßen – „Schlechter Sex 3“. Eine komplette Trilogie voller Beischlaf-Desaster! Diese Recherche kann nicht vergnügungssteuerpflichtig gewesen sein. Einmal sind wir mit der Redaktion umgezogen, was im Kulturressort heißt: Bücher ausmisten. Der versammelte schlechte Sex fiel – neben diversen daVinci-Bildbänden, klugen Essays und Hochkarätigem vom ein oder anderen Nobelpreisträger – auf den „Bitte mitnehmen“-Stapel. Für die kulturell unterversorgten Kollegen aus Lokalteil, Wirtschaft und Sport. Was soll man sagen? „Schlechter Sex“ war als erstes weg. Alle Bände. Arme Kollegen. Ich habe jetzt wieder ein Buch geschickt bekommen. „Sex is fun“. Liebe Verlage: Aha. Liebe Kollegen: Ich lege es in den Flur. Als Antiserum. Aber nicht vergessen: Alleine lesen gilt noch nicht als Kultur. Und die Vergnügungssteuer geht an mich. ILLUSTRATION: JOSEPHINE WARFELMANN Gesichtscreme Clinique, „skin supplies for men M lotion“, gesehen bei Douglas, Europapassage, um 34 Euro. FOTOS: PR FOTO: SAT.1/BERND JAWOREK Sie sind viel für Shootings unterwegs, stehen jetzt auch vor der Kamera. Was tun Sie dafür, immer blendend auszusehen? Das Leben in vollen Zügen zu genießen ist für mich die beste Medizin, um gut auszusehen. Wenn man sich gut fühlt, strahlt das auch von innen aus. Und von „außen“ kommt dann noch eine Clinique-Creme drauf … E Motorradstiefel Roadstar GTX von Daytona, gesehen bei Polo, Kieler Str. 157 – 161, um 250 Euro. in Sex-Kino ist keine Kultureinrichtung“, meldeten Agenturen kürzlich. Wir hatten das schon geahnt. Die Begründung aber ist das Spannende: Ein belgischer Pornokinobetreiber wollte gern den für Kinos ermäßigten Mehrwertsteuersatz bezahlen und durfte nicht, weil seine Filme nicht gemeinsam, sondern in Einzelkabinen betrachtet würden. In Deutschland ist da sogar Vergnügungssteuer fällig. Als berufsbedingt Feuilletongeschädigter fragt man sich da, ob es also schon als Kultur gilt, wenn man sich z.B. zu dritt in eine solche Kabine zwängt und warum Kultur eigentlich von der Vergnügungssteuer ausgeschlossen ist. Schließlich wird man als Kulturarbeiter einer Zeitung von fürsorglichen Verlagen regelmäßig mit Gedrucktem versorgt. Da landen die kuriosesten Dinge auf dem Schreibtisch. Gestern zum Beispiel der Band „Tolstoi auf’m Klo – Russlands Kultur durch die Toilettenbrille betrachtet“. Am Tag davor „Nackt am Grill – Ein Mann geht an seine Grenzen“ und „Auf die Größe kommt es an“. Wenn nicht gelegentlich ein Werk wie „Die Geburt des radikalen Islamismus aus dem Hüftspeck des deutschen Schlagers“ darunter wäre, geriete man fast ins Grübeln, nach welchen Kategorien die Verlage wohl ihre Rezensionsexemplare verteilen. Vor einiger Zeit kam zuerst das erhellende Werk „Schlechter Sex“, dann Außerhalb der Mauern ist das Leben sehr eingeschränkt. Als Frau darf ich nicht selbst Auto fahren, bin immer auf einen Chauffeur angewiesen. Es gibt keine öffentlichen Kinos, Theater oder ähnliches, so dass man auf das kulturelle Angebot der Botschaften zählen muss. Außerdem muss man als Frau eine Abaya tragen. Der Kopfschal ist zwar keine Pflicht, aber die Religionspolizei ist überall und mahnt auch schon mal an, ihn umzulegen. Eine große Herausforderung sind die fünf Gebetszeiten, die man genau kennen sollte, denn einfach alles – Geschäfte, Büros, Restaurants – wird dann für eine halbe Stunde geschlossen. Hinzu kommt eine Mittagspause von drei Stunden, weshalb man sich genau überlegen muss, wann man welche Besorgungen macht. Doch all das habe ich schon nach nur kurzer Zeit als völlig normal empfunden, es gehört hier eben dazu. Riad ist eine riesige Wüstenstadt, die nicht sehr viel zu bieten hat, unzählige Shopping Malls und Fast-Food-Restaurants prägen das Bild, aber dafür hat die Wüste ihre Reize. Der Zusammenhalt unter den Ausländern ist extrem gut, und so haben wir innerhalb kürzester Zeit einen großen multikulturellen Freundeskreis gefunden, was ich so bisher noch nicht kannte. Für unseren Sohn Paul ist das Leben hier geradezu ideal, denn es gibt reichlich Babys und Kinder. Und durch die Kita direkt vor der Tür genießt er von klein auf das Herumtollen und Spielen inmitten vieler Menschen. Kein Vergnügen Eugen Bauder, 24, Model und Schauspieler („Eine wie keine“, Sat.1), liegt leger auf der Couch oder gibt Gas auf dem Motorrad. Als Model sind Sie immer stylish und trendy gekleidet. Was tragen Sie privat am liebsten? Ich mag es leger und casual. Am liebsten trage ich eine lässige Jeans und ’ne coole Lederjacke, obwohl ich mich auch in einem schicken Sakko und passendem Hemd sehr wohl fühle. Am Wochenende, wenn ich nicht vor der Kamera stehe und so rumlaufen kann, wie es mir gefällt, relaxe ich gern auf der Couch. Da gibt es nichts Passenderes als eine ausgeleierte Jogginghose und irgendein T-Shirt. Riad MADE IN HAMBURG Kolumne » An dieser Stelle schreiben im wöchentlichen Wechsel die Abendblatt-Redakteure Maike Schiller und Joachim Mischke. Das frisch gekochte Osterei sicher und warmgehalten im Bauch des 13 cm großen und handbemalten „Hamburger Wasserträgers“, der – stets lächelnd – in seinem Zylinder sogar noch einen Salzstreuer versteckt hält. Eierbecher mit Salzstreuer, gesehen bei Compagnie Coloniale, Mönckebergstr. 7, um 10 Euro. 5.–11. APRIL MITTWOCH DONNERSTAG SCHLAGER: „Stark“ fühlt sich Howard Carpendale. Längst vergessen, dass er sich vor ein paar Jahren von der Bühne verabschiedet hat – „Howie“ lässt es sich nicht nehmen, seine neueste CD live zu präsentieren. CCH, 20 Uhr. SHOW: „Star Wars in Concert“. Bombast-Show der Sci-Fi-Saga mit Highlights aller sechs Teile, LiveMusik des Royal Philharmonic Concert Orchestra & Chor und C-3PODarsteller Anthony Daniels als Erzähler. Color Line Arena, 20 Uhr. FUSSBALL: Die deutsche U-20 Nationalelf spielt am Millerntor ab 18.15 Uhr gegen Italiens Jungkicker. LESUNG: Senta Berger und C. Bernd Sucher stellen den Erzähler und Aphoristiker Alfred Polgar vor, St. Pauli Theater, 20 Uhr. FREITAG KUNST: „20 Jahre Art Store St. Pauli.“ Mit einer Ausstellung mit Bildern von SAM über DM-Bob bis Silky sowie drei Bands feiert die feine kleine Cheap-Art-Galerie im Fundbureau Geburtstag. 21 Uhr. MESSE: „Nord Antique“ 70 Aussteller bieten Schätze von Schmuck bis Möbeln an. Messehalle Schnelsen. Fr 14 – 19, Sa / So 11 – 19 Uhr. SONNABEND KONZERT: „Der Mann am Klavier – Paul Kuhn“ – beim Konzert in der Hamburger Klangkirche (Harburg, Neue Str. 44) wird die 82-jährige Swing-Legende u.a. von Ex-Passport-Drummer Willy Ketzer begleitet. 15 – 35 Euro, 20 Uhr. GALA: „Die Stiftung zur Förderung der Staatsoper“ feiert ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Ballett- und Opernabend, ab 18 Uhr. SONNTAG GESPRÄCH: „Gib die Dinge der Jugend mit Grazie auf – Mein Leben“ heißt die Biografie von Volker Lechtenbrink, die er mit Hubertus Meyer-Burckhardt vorstellt. Ernst-Deutsch-Theater, 11 Uhr. DESSOUS: Rockabilly-Pin-upGirl Bernie Dexter präsentiert die Korsett-Kollektion von „Revanche de la Femme“ und gibt Autogramme. Boutique Bizarre, 16 – 20 Uhr.