JederTagisteingeschenkterTag

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JederTagisteingeschenkterTag
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Region Thun
Mittwoch
18. September 2013
Jeder Tag ist ein geschenkter Tag
UETENDORF Es war schweizweit die zweite Nierentransplantation, die 1980 im Berner Inselspital zwischen zwei lebenden
Geschwistern durchgeführt wurde. Seither lebt Alfred von
Gunten aus Uetendorf mit der Niere seines älteren Bruders. Sein
Gesundheitszustand ist stabil.
Schon als Kleinkind litt Alfred
von Gunten an einer chronischen
Nierenbeckenentzündung, als
33-Jährigen zwang ihn das Nierenleiden zur Dialyse. Unterstützt von seiner Ehefrau Rosmarie, führte Alfred von Gunten
dreimal wöchentlich in seinem
Heim in Uetendorf die für ihn
lebensnotwendigen Dialysebehandlungen durch. Drei Jahre
später bot ihm sein älterer Bruder Peter freiwillig eine seiner
Nieren an. «Gewissensbisse hielten mich zuerst davon ab, das
selbstlose Angebot anzunehmen», erinnert sich von Gunten,
der als Verdingbub in Lützelflüh
aufwuchs.
DerArztvermochteihnschliesslich zu überzeugen, und so wurde
ihm 1980 die neue Niere eingesetzt. Es war damals erst die zweite
Nierentransplantation zwischen
zwei lebenden Geschwistern, die
von einem zwölfköpfigen Ärzteteam im Berner Inselspital durchgeführt wurde. Der Eingriff war
erfolgreich, die beiden Brüder
konntendasSpitalnachknappdrei
Wochen verlassen.
Es folgte nach ein paar Jahren
eine Herzoperation
Für Alfred von Gunten, Vater
von drei Kindern, begann ein
neues Leben. Eines, das noch 8
bis 10 Jahre dauern sollte, wie
man ihm nach der Nierentransplantation erklärte. Heute, 33
Jahre später, lebt von Gunten
immer noch mit der Niere seines
Bruders. «Es waren nicht nur
einfache Jahre», blickt der gelernte Steinhauer zurück und
präzisiert: «Zu Beginn lebte ich
ganz normal, und ich durfte auch
alles essen.» Dann aber zeigten
sich erste Abnützungserscheinungen. Das Herz machte dem
mittlerweile 40-Jährigen zu
schaffen. So sehr, dass er sich im
Anschluss an einen stummen
Herzinfarkt einer HerzbypassOperation unterziehen musste.
«Grund war nicht die fremde
Niere», versichert von Gunten.
Vielmehr waren es Ablagerungen in den Gefässen, verursacht
durch ungenügende Nierenfunktion vor und während der
Dialysezeit, so vermuteten die
Ärzte.
lfred von Gunten musste seine
Arbeit als Verkaufsleiter aufgeben, was ihm psychisch ziemlich
zusetzte. Er zog vorübergehend
ins Wallis, wo er auf tagelangen
Wanderungen mit seiner Hündin Debby versuchte, wieder
Fuss zu fassen. Gesundheitliche
Probleme trieben den Ruhelosen jedoch nach Hause zurück.
Dort fand er bald darauf eine
neue Aufgabe. «Als freiwilliger
Fahrer für das Schweizerische
Rote Kreuz führte ich mehr als
1500
Krankentransporte
durch.» Von Gunten war stolz,
endlich wieder etwas Sinnvolles
leisten zu können. Es war überhaupt eine positive Zeit für den
Uetendorfer: «Zweimal reiste
ich mit der Familie sogar in die
USA.»
«Das Leben ging einfach
weiter»
Aus 10 Jahren seien längst 20 geworden, doch das Leben sei einfach weitergegangen, erzählt von
Gunten, dem fortan jeder Tag wie
ein Geschenk vorkam. «Allerdings», räumt er ein, habe sich
sein Gesundheitszustand in den
letzten Jahren verschlechtert.
Die Schmerzen in den Gelenken
seien ohne Medikamente fast
nicht auszuhalten, klagt der 68Jährige. Das Auto musste er
durch ein Elektromobil ersetzen.
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1
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nen Rollator. Viermal war von
Gunten vergangenes Jahr im Spital. «Aber nie wegen der Niere»,
stellt er klar und denkt dabei an
seinen Bruder. «Peter hatte nach
der Transplantation keine gesundheitlichen Probleme. Trotzdem starb er vor ein paar Jahren
an einer Lungenembolie.»
Rosmarie von Gunten bringt
ihren Ehemann regelmässig ins
Dialysezentrum Thun zur Kontrolle. Dort wird er von der leitenden Ärztin, Dr. Brigitte
Landtwing Lüscher, betreut. Alfred von Gunten sei ein Ausnahmepatient, auch wenn die Überlebenszeit einer Niere heute bei
durchschnittlich 15 bis 20 Jahren liege. Was sind die Gründe
für seine Widerstandsfähigkeit? Dr. Brigitte Landtwing Lüscher: «Die nahe Verwandtschaft zwischen Spender und
Empfänger war ein grosser Vorteil. Denn eine rund fünfzigprozentige genetische Übereinstimmung hat zur Folge, dass
weniger Medikamente gebraucht werden, damit eine Abstossung der fremden Niere
verhindert werden kann.»
Jeder Tag könnte der letzte
sein – oder auch nicht
Bei heutigen Nierentransplantationen würden freiwillige Lebendspender zuerst bei den Angehörigen gesucht, sagt Dr. Landtwing Lüscher. Auch die Medikamente seien besser als früher. Alfred von Gunten profitiert allerdings nicht davon. «Mein Patient
hat sich an die alten Medikamente gewöhnt», erklärt die Ärztin.
Kein Grund also, sie zu ersetzen.
Wichtig sei aber, dass er sie nach
wie vor regelmässig einnehme.
Laut Dr. Landtwing Lüscher ist
der Gesundheitszustand ihres
Patienten stabil. Eine Diagnose,
die Alfred von Gunten immer
wieder anspornt, trotz Beschwerden am Leben Freude zu haben.
Und: Jeden Tag anzunehmen als
das, was er ist – ein geschenkter
Tag.
Sylvia Kälin
Der 68-jährige Alfred von Gunten lebt seit 33 Jahren mit der Niere seines Bruders Peter. Sein Auto
hat er inzwischen gegen ein Elektromobil getauscht.
Sylvia Kälin
Führt ab 2014 eine AG
die Elektrizitätsanlage?
Selbsthilfezentren
schliessen
OBERHOFEN Am Wochenende befinden die Stimmbürger an
der Urne über die Zukunft der Elektrizitätsanlage Oberhofen
(EAO). Sie soll ab 2014 von der neuen Energie Oberhofen AG
geführt werden.
SPARKURS Als Folge der
kantonalen Sparmassnahmen
werden die Selbsthilfezentren
Thun und Burgdorf per
1.Oktober 2014 geschlossen.
Für 7,4 Millionen Franken hätte
die Elektrizitätsanlage Oberhofen (EAO) den Besitzer wechseln
sollen. Hätte. Denn so weit liessen es die Oberhofner Stimmbürger im Juni 2012 nicht kommen.
Sie lehnten den Verkauf an die
Energie Thun AG mit 498 zu 391
Stimmen ab. Der Nein-StimmenAnteil lag bei rund 56 Prozent,
der Ja-Anteil entsprechend bei
knapp 44 Prozent. Die Stimmbeteiligung betrug rund 51 Prozent
(wir berichteten).
Das deutliche Resultat liess
keinen
Interpretationsspielraum: Die Oberhofner wollen
ihre EAO behalten. Die Argumente des Gemeinderates, welcher den Verkauf initiiert hatte,
fanden bei der Mehrheit kein Gehör. So hatte der Rat ins Feld geführt, dass es für eine Kommune
zunehmend schwieriger werde,
einen Mikrobetrieb wie die EAO
im komplexen Umfeld der
Strombranche zu führen. Nach
dem Rücktritt des langjährigen
Geschäftsführers fehle es an
Know-how. «Die Stimmbürger
haben entschieden und das akzeptiert der Gemeinderat», sagte
Gemeindepräsidentin Sonja Reichen-Geiger (FDP) nach der Abstimmung. Sie werde aber den
Eindruck nicht los, dass die Oberhofner eine grosse Chance vertan
hätten. «Manchmal braucht es
Mut für Veränderungen. Leider
hat er in diesem Geschäft gefehlt.»
Projektgruppe eingesetzt
Im Nachgang an den Urnengang
hat der Gemeinderat eine Projektgruppe damit beauftragt, alle
Optionen rund um die EAO zu
analysieren und mehrheitsfähige
Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten. In der 12-köpfigen Pro-
ABSTIMMUNG
Oberhofen
jektgruppe nahmen Vertreter des
Gemeinderates, der Parteien, des
Komitees der Verkaufsgegner
und der EAO-Geschäftsführer
Mario Polla Einsitz. Das passierte Ende letzten Jahres. Nun liegt
eine Lösung auf dem Tisch. Sagen
die Bürger am Wochenende Ja,
dann wird die EAO in die neu zu
gründende Energie Oberhofen
AG überführt. «Die Gemeinde erhält zur Wahrung ihrer Rechte
sämtliche Aktien der Energie
Oberhofen AG von nominal 1 Million Franken und ein verzinsliches Aktionärsdarlehen von 2,4
Millionen Franken», steht in der
Botschaft zur Abstimmung. Für
die Übertragung des Versorgungsrechts und die Nutzung des
öffentlichen Grund und Bodens
entrichtet die Aktiengesellschaft
eine jährliche Konzessionsabgabe. Sie beträgt 125 000 Franken.
Gegner eingebunden
Gemeindepräsidentin Reichen
ist überzeugt davon, dass die vorliegende Lösung bei der Bevölkerung ankommt. «Die Gemeinde
bleibt alleiniger Aktionär. Die
Führung der Anlage wird aber
Profis übergeben.» Damit seien
die Kernpunkte der Befürworter
und der Gegner eines Verkaufs
berücksichtigt. Es sei gut gewesen, die Gegner ins Boot zu holen.
«Damit konnten sie sich ein Bild
von der schwierigen Situation im
Strommarkt machen», sagt Sonja
Reichen-Geiger weiter. Die EAO
im bisherigen Stil oder als Genossenschaft weiterzuführen, sei
deshalb bald kein Thema mehr
Roger Probst
gewesen.
Der Verein Selbsthilfe BE hat
gemäss Leistungsvertrag mit
der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern den
Auftrag, Personen, die sich für
das Thema Selbsthilfe oder für
eine Selbsthilfegruppe interessieren, zu beraten. Zu diesem
Zweck führt die Organisation
Beratungszentren in Bern, Biel,
Thun und Burgdorf. Der Kanton
unterstützt die Organisation
heute mit rund 700 000 Franken
pro Jahr.
Als Folge der Sparmassnahmen im Sozial- und Gesundheitswesen treten nun jedoch einschneidende Änderungen ein:
Selbsthilfe BE muss aufgrund der
Kürzungen der Kantonsbeiträge
im Jahr 2014 rund 60 000 und ab
dem Jahr 2015 weitere 45 000
Franken einsparen. Der Vorstand
hat deshalb beschlossen, die
Beratungszentren in Thun und
Burgdorf per 1. Oktober 2014 zu
schliessen. Die betroffenen Mitarbeitenden werden in die
Beratungszentren Bern und Biel
pd
integriert.
Siehe auch Seite 10